252 A. G i n d el y, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die gewann und die neutralen Cardinäle denselben Impulsen folgten, von denen die Päpste geleitet waren. So oft irgend ein Papst von demselben feurigen Eifer geleitet, wie Paul IV. (CarafFa 1555 bis 1559) erklären mochte, dass die Befreiung Italiens eine heilige Sache sei, so oft erzitterte die spanische Herrschaft in den Grund vesten. Die inneren Zwistigkeiten, welche in Frankreich unter den letzten Königen aus dem Hause Valois ausbrachen und welche zuletzt zur Herrschaft eines protestantischen Königs in der Person Heinrich’s IV. zu führen schienen, liessen mit einem Male Spanien als die einzige Stütze des Katholicismus erscheinen und schon unter dem klugen Sixtus V. begann Philipp II. in Rom einen so übermächtigen Einfluss zu gewinnen, dass er mit Recht hoffen konnte, die künftige Papstwahl nach seinem Willen zu leiten. Dies war um so nothwendiger, als er die Zwistigkeiten in Frankreich dazu ausnützte, um auf den Thron mit Hilfe der katholischen Liga seine eigene Familie zu bringen; seine Macht war jedoch nicht ausreichend hiezu, wenn nicht der Papst sich ihm mit allen geist lichen und weltlichen Waffen auf das innigste verband. Schon Sixtus V. that viel für ihn, lange aber nicht so viel, als er verlangte und als es nöthig erschien. Als Sixtus starb, hing es von der Persönlichkeit des neu zu wählenden Papstes ab, ob Frankreich in das Netz spanischer Politik werde hineingezogen werden oder ob es seine Selbstständigkeit behaupten werde. Im Cardinaiscollegium standen sich bei der Wahl nur zwei Parteien gegenüber, die spanische und die des Cardinais Montalto, des Neffen Sixtus’ V. Es ist bekannt, dass im XVI. Jahrhundert der Nepotismus im Kirchenstaat immer noch fortwucherte. Regel mässig hing die Ausspendung aller Gnaden eines Papstes von einem seiner Neffen ab, die er mit dem Purpur bekleidet hatte, namentlich war die Ernennung der Cardinäle so sehr Werk dieses Nipoten, dass bei der Sedisvacanz sich sämmtliche Cardinäle des letzten Papstes um ihn schaarten, um der folgenden Wahl einen ihren Interessen zusagenden Ausschlag zu geben. Diejenigen Cardinäle, die ihre Ernennung früheren Päpsten dankten und nicht im Solde einer der katholischen Mächte standen, bildeten die neutrale Partei, die jedoch in der Regel so klein war, dass sie nicht den Ausschlag geben konnte, wenngleich regelmässig die Päpste aus ihrer Mitte