Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges. 5 zu versammeln um daselbst wegen des künftigen Königs von Böhmen zu verhandeln. Matthias bemerkte ausdrücklich in dem Berufungs schreiben, dass die Wahl des Königs die einzige Angelegenheit sei, welche an diesem Landtage verhandelt werden würde. Dieser Zu satz war in der Absicht heigesetzt, damit die Protestanten die Recla- mationen wegen der Braunauer Kirche, die damals schon im vollen Gange waren, nicht am Landtage zu Sprache brächten. Zudem war noch eine andere und nahezu wichtigere Gelegenheit zu einer Beschwerde den Protestanten in die Hände gelegt worden. Als die Defensoren nämlich an den Kaiser mehrmals ihre Intervention für die Braunauer gelangen Hessen, berief dieser bei seiner Anwesenheit in Böhmen im Jahre 1616 den Grafen Thurn, Ulrich von Gersdorf und Simon Kohout von Lichtenfeld als Vertreter der übrigen Defen soren zu sich auf das Schloss Brandeis und Hess ihnen durch den obersten Kanzler sagen, er erkenne weiterhin die Klagen der Pro testanten nicht an und wünsche nicht mehr mit ihnen belästigt zu werden. Die Besetzung der Pfarreien auf allen seinen Gütern habe er übrigens in die Hände des Erzbischofs gelegt. Der Kanzler ver mochte seinen persönlichen Groll, den er gegen die Stände und ihre Invectiven vom Jahre 1609 noch fühlte, nicht, wie es sich geziemt hätte, zu bemeistern, sondern bemühte sich diese kaiserliche Antwort in einer solchen Weise zu geben, dass sie die Defensoren durch ihren höhnischen Beigeschmack noch tiefer verletzen musste. Die Übertragung der Collaturen an den Erzbischof konnte in einer ge wissen Beziehung mit dem „Majestätsbrief“ und dem „Vergleiche der katholischen und protestantischen Stände“ bestehen, dann musste aber dieses Recht vom Erzbischof innerhalb sehr enger Schranken ausgeübt werden, und jedenfalls konnte die Frage über die Art dieser Ausübung am Landtage zu den bittersten Erörterungen führen. Während die böhmischen Stände sich vorbereiteten diesem Ruf zu folgen und, wie allen wohl bekannt war, auf Erzherzog Ferdinand als den vom Kaiser zu präsentirenden Candidaten ihre Stimmen zu übertragen, fanden Verhandlungen über die Krone Böhmens zwischen dem kaiserlichen und dem spanischen Cabinete im tiefsten Geheim nisse Statt. Die spanischen Könige missbrauchten das Ansehen und die Ehrfurcht welche die jüngere Linie ihnen willig zollte, zu ver schiedenen Forderungen welche wohl nicht die Absicht hatten der