Über römische Kaiser-Inschriften etc. 95 indem sie erst im Jahre 59 nach des Tacitus 1 ) ausdrücklicher Angabe begann, mit dem Kaiser bekannt zu werden. Wenn das an der Spitze stellende Consulatsjahr nicht im Widerspruch stünde, so würde sich die Austilgung des Namens der Augusta Poppaea sehr gut erklären lassen, da dieses Weib dem römischen Volke überaus ver hasst war. Ihre Bildsäulen wurden umgestürzt 2 ), aber später von Kaiser Olho von neuem ihr wieder errichtet 3 ). Da die Römer der Kaiserinn Octavia sehr zugethan waren, und sie an dem harten und traurigen Schicksale der vortrefflichen Frau die Nero zuletzt auf eine Insel verbannen und hatte hinrichten lassen, die lebhafteste Sympathie an den Tag legten 4 ), so wird man es gewiss auffallend finden, dass auch ihr Name, gleichwie der ihres tyrannischen Gemahls, aus den Inschriften vertilgt wurde. Die Namens tilgung der Augusta Octavia muss offenbar in einem andern Zusam menhänge stehen. Sehen wir zunächst auf den Inhalt unserer ver stümmelten Inschrift. Augustalen, d. i. Mitglieder eines Priestercol legiums von Freigelassenen in einer Coloniestadt (vielleicht zu Pu- teoli), veranstalteten am 13. und 12. Tag vor den Kalenden des März im Consulate des Q. Volusius Saturninus und P. Cornelius Sci- pio (56 n. Chr.) zu Ehren des Nero Claudius Caesar Augustus und der Augusta dem Jupiter Optimus Maximus und dem Schutzgeist der Colonie die Augustalischen Spiele und widmeten zur Erinnerung daran die Inschrift ihren Vorstehern 5 ). 1) Annul. XIII, 45. 2 ) Tacit. Annal. XIV, 61. 3 ) Tacit. Hist. I, 78. 4 ) Tacit. Ann. XIV, 60—64. 5 ) Die Augristales, ein Priestercollegium von Freigelassenen, die häufig auch Seviri genannt werden und unter einem Curator standen, bildeten in den Coloniestädten einen besondern Ordo zwischen den Decuriones und der plebs. Vergl. darüber das Nähere bei Zumpt de Augustalibus et Seviris ßerol. 1846 und in Pauly’s Realencykl. u. d. WW. Augustales und Sodalitas. Sie hielten auch die Spiele welche Augustalia hiessen, für das Heil und den Sieg des Kaisers und seiner Familie ab. Zur Erläute rung dieser Sache dient eine Puteolanische Inschrift (bei Gruter 110, 7 Mommsen I. R. N. n. 4268) aus der Zeit der Kaiser M. Aurelius Antoninus u. L. Verus: PRO • SALVTE • ET • VICTORIA • AVGVSTORVM • DEO • MAGNO GENIO • COLONIAE • PVTEOLANORVM • ET • PATRIAE • SVAE Q * AVREL1 VS • IiERMADON • SEVIR * AVG VSTALIS • ET * CVRATOR * EORVM EXTRVXIT • ET DONVM DAT