Beiträge zur juristischen Literargeschichte des Mittelalters. 81 51. Mit dieser Stelle des Huguccio ist übrigens eine von Guido a Baisio zu c. 8. C. XU. q. 2. aufgenommene Glosse des Laurentius, eines jüngeren Zeitgenossen des Huguccio, zu vergleichen, in der sich bezüglich des Umfanges der Geltung des römischen Rechts eine wesentlich abweichende Auffassung ausspricht. Es heisst hier: „Quaelibet regio potest sibi imponere legem et ita Franci et Hispani non obligantur Romanis legibus. Rörnana ecclesia non confirmat eas, nisi circa eos, circa quos proditae sunt. Proditae autem sunt illis tantum, qui sub imperio Romano sunt, C. de infanti. expo. 1. ult. Unde non circa Gallicos vel Hispanos secundum lau“. *)■ Den Rechtsgrund der Geltung des römischen Rechts findet Laurentius wie Huguccio indem römischen Reiche; aber er gibt nicht zu, dass die Franken und Spanier zum römischen Reiche gehör ten; desshalb bestreitet er die Geltung desselben für diese. Im dreizehnten Jahrhundert verändert sich in etwas die Stellung der Kirche dem römischen Recht gegenüber. Ihren gesetzlichen Aus druck findet die modificirte kirchliche Anschauung zuerst in der bekannten Decretale Honorius 111 Super specula 3 ), entschie dener noch tritt sie in einer Decretale Innocenz IV hervor 3 ). Laurentius war ein Lehrer des Tancred 4 ), er hat daher nicht lange nach Huguccio gelehrt, scheint aber doch die Zeit Honorius 111 (1216—1227) erreicht zu haben 5 ). Von Geburt war er ein Spa nier 0 ). Ob auf die in den angegebenen Glossen ausgesprochene Ansicht seine Abstammung von Einfluss gewesen 7 ), oder ob es die im *) Ed. Venet. ap. Juutas, 1572. „L.“ 2 ) Man siehe über diese Decretale, soweit sie hieher gehört (e. 28. X. de privil. 5,33), Savigny, Bd. 3, S. 36G folg. Der Text der ganzen Decretale ist herausgegeben von Savigny in der Zeitschr. für gesch. Rechtswissensch., Bd. 8, S. 255 folg. 3 ) Savigny, Bd. 3, S. 370. 4 ) Tan e red. Ordo judic. Tit. 6. de in integr. rest. §. 5. (ed. B e rgma n n, p. 311.).— Man vergl. Sarti, I*. 1. p. 316. — Savigny, Bd. 5,- S. 118, Note g. 5 ) Ptolom. Luc. Hist. eccl. lib. XXL c. XXVI. (Bei Murator. Script. T. XL, col. 1133.) Man vgl. Sarti I. c. not. c. G ) Ptolom. Luc. 1. c. 7 ) Die in Spanien im Mittelalter herrschende Ansicht über das Verhältniss zum Reich zeigt sich sehr entschieden in einer von Gaupp: Die germanischen Ansiedelungen und Landtheilungen in den Provinzen des römischen Westreichs, 1844, aus Maria na, De rebus Hispaniae lib. IX. c. 5. mitgetheilten Stelle. Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXIV. Bd. I. Hft. 6