489 SITZUNG VOM IS. APRIL 18S7. Gelesen: Über die Echtheit des kleineren österreichischen Freiheits briefes. Von Hrn. Prof. Dr. Picker zu Innsbruck. Wenigen Urkunden dürfte eine gleiche Wichtigkeit für die deutsche Verfassungsgeschichte beizulegen sein als den österreichi schen Freiheitsbriefeu. Eine klare Einsicht in dieselbe war nicht möglich, ein sicherer Boden für das Vorwärtsschreiten konnte nicht gewonnen werden, so lange die Echtheit des Majus und der ver wandten Stücke nur bezweifelt, so lange nicht dieser verwirrende Factor völlig beseitigt war; bat das lange gedauert, so zeigt nichts deutlicher, wie wenig sicher noch vor kurzem unsere Kunde von den Verhältnissen des ältern deutschen Staatslebens war, während die Einmüthigkeit, mit welcher jetzt in dieser Richtung die Resultate der kritischen Forschung anerkannt sind, gewiss das sicherste Zeugniss für einen bedeutenden Fortschritt unserer Zeit auf diesem Felde des Wissens bietet. Das Majus bleibt immer ein höchst wichtiges Hilfsmittel für die Erkenntniss der Verhältnisse und Bestrebungen späterer Zeiten, und seine Wichtigkeit in dieser Richtung wird sich erst dann völlig heraus- stellen können, wenn die Resultate der Forschungen über die Zeit seiner Entstehung zu gleicher Einmüthigkeit geführt haben werden, als die über die Echtheit; für die Geschichte des zwölften Jahrhun derts hat es jede Bedeutung verloren. Für diese blieb uns das Minus als überaus werthvolles Hilfsmittel der Forschung, als urkundlicher Prüfstein für manche Ergebnisse welche sich, wenn vielleicht 32 •