303 SITZUNG VOM 29. NOVEMBER 1848. Das correspondirende Mitglied, Herr Professor Rem eie, liest folgenden Aufsatz: Über die Identität der Magyaren und Jazyger. Seit Jahren bildet die ungrische Sprache und Literatur, sowie deren Geschichte mein Hauptstudium, und ich kann mit innerster Überzeugung sagen, dass mein Forschen nicht fruchtlos war. — Wenn wir gleich mit der Kenntniss über den Ursprung der Magyaren •— die ich jedoch vorerst nicht nach der beliebt gewordenen Manier, als ein von den Ungern verschiedenes Volk zu denken bitte — noch nicht auf dem rechten Weg zur Gewissheit zu sein scheinen, da die Forschung dahin zu gelangen, die Schwierigkeit vermehrt, statt vermindert; so steht doch in Ungern noch, wie bei allen ihrer Nationalität bewussten Nationen Leben, Sprache und Ge schichte im innigsten Verbände, und jeder Versuch der Trennung hat diesen Verband erstarkt, statt gelockert. Ein veralteter Streit unter den Gelehrten ist die Frage, ob Hunnen, Avaren und Magyaren oder Ungern einem und demselben Volke angehörten? Ausgezeichnete Gelehrte, und ebenso durchaus ehrenhafte Charaktere kamen auf dem Wege der eifrigsten For schungen zu gerade entgegengesetzten Resultaten. Und doch fühle ich mich gedrungen, bevor ich die Sprache und Schreibart der Ungern behandle, jene Völker zu nennen, die vermög gleicher Sprache einem und demselben Stamme anzugehören scheinen; dann aber die Dialekte zu nennen, die mit dem Ungrischen verwandt sind. Wenn sich rohe, ungebildete Völker, die sich früher entrückt und fremd waren, mit einmal, ohne wesentliche Aussichten auf Vor theile verbanden, so war es gewöhnlich die gemeinsame Sprache, die sie zu einander führte — Nun aber zeigt die Geschichte, dass die Jazyger, Hunnen, Avaren und Magyaren sich beim ersten Be gegnen erkannten, und — vereinten, wozu sie nur die gemeinsame Sprache führen konnte. Es ist demnach die Behauptung keineswegs zu gewagt, wenn ich aus dem innigen Anschlüsse dieser Völker anf gleiche Herkunft und Sprache schliesse.