2?3 Dann liest Herr Regierungsrath Chmel den Anfang seiner „Literarischen Berichte über historische Arbeiten auf dem Felde deutscher Geschichte.” I. Meine Herren! Ich habe vor einiger Zeit Ihnen „Über die Pflege der Geschichtswissenschaft in Österreich” Bericht zu er statten begonnen. Das Vaterländische ist natürlich uns vor allem wichtig und interessant. — Aber die Wissenschaft kennt keine Grenzen, wenigstens hat sie andere als die Politik; doch subjective auch in so ferne, als der Einzelne sich beschränken muss, will er anders nicht untergehen im grossen Meere des Wissens. Meine Grenzen, die ich mir auf dem Felde der Geschichte, das wirklich unermesslich wäre, selbst gesteckt, sind die des Deut schen Vaterlandes, wie es einst gewesen, und seine Stel lung nach aussen, wie sein politisches, religiöses und literarisches Leben im Innern; das ist’s, was mich vor allem interessirt, dem widme ich meine Zeit und alle Kraft des Forschens. Drei Beziehungen insbesondere beachte ich in der deutschen Geschichte, Deutschlands Kirche (Germania sacra) und ihre Schicksale, Deutsches Reich (Imperium) und seine Verände rungen, Deutschlands Stellung gegen seine Nachbarn, seine Politik; ich verfolge mit Ernst, und in so ferne es bei den sehr beschränkten literarischen Hilfsmitteln möglich ist, die Geschichts- Literatur in dieser dreifachen Hinsicht. -— Da ich glaube, dass eine Übersicht dessen, was in dieser Hin sicht geleistet wird, für jeden Deutschen interessant sein könne, ja sein müsse, so wünschte ich, dass Sie mir gestatteten, von Zeit zu Zeit Ihnen gleichsam vorzuführen, was ich in dieser dreifachen Beziehung kennen lerne. Die Bücher, welche ich lese und excer- pire, wünsche ich auf diese Weise auch Andern bekannt zu machen, Sie mögen urtheilen, oh das förderlich sei fürs Allgemeine. — Natürlich mache ich keine Ansprüche auf Vollständigkeit, noch weniger auf systematische Einreihung, beides wäre nur möglich in Verbindung mit einer wohlversehenen gut geordneten Bibliothek, der das Neueste in der Geschichts - Literatur stets Sitz.b. d. phil.-hist. CI. I. Bd. 18