168 tschudischen Sp rachstamme gehören. Dies ist um so mehr zu tadeln, als ein ähnliches Werk kaum einen andern wissenschaft lichen Nutzen gewähren kann, als den einer übersichtlichen Darstel lung der genera linguarum. d) Bericht des Herrn Dr. Boiler. Sprachvergleichende Arbeiten haben neben dem rein linguisti schen auch ein allgemeines, geschichtliches Interesse. Denn, da die Anschauung mit dem sie ankündenden Stammlaute (der Wurzel), die aus derselben entwickelten Begriffe mit der Art ihrer Darstellung so wie die Begriffsverhältnisse überhaupt mit ihren Exponenten in keinem unmittelbaren Zusammenhänge stehen, sondern letztere sich nur als Zeichen verhalten, so setzt ihre Übereinstimmung einen gemeinsamen Ausgangspunct voraus, und vermag über Abstammung, Wanderungen und Beziehungen der Völker, in Ermangelung anderer Geschichtsdenkmäler ein unwiderlegbares Zeugniss zu geben. Ande rerseits geht die Deutlichkeit der Anschauung und die Lebendigkeit der Einbildungskraft mit dem Reichthume der Wurzeln und ihrer Erweiterungsfähigkeit, die Menge und Bestimmtheit der Begriffe mit der Zahl und Mannigfaltigkeit der Ableitungen und grammatischen Kategorien, die Stärke und der Umfang der Schlusskraft mit der in den grammatischen Formen, in der Zusammensetzung und vor Allem im Satzbaue sich ankündenden Einheit, die Höhe der geistigen Bildung überhaupt mit der Leichtigkeit, abstracte und übersinnliche Ideen auszudrücken, Hand in Hand. Indem also ein Volk seine ge- sammte geistige Errungenschaft in der Sprache niederlegt und ausprägt, muss diese zum Spiegel des geistigen Lebens werden, und eine wohlgewählte Zusammenstellung von Bruchstücken aus den verschiedenen Sprachen die Entwickelungsgeschichte des Menschen wie in einem Panorama an uns vorüberführen. Um aber diesen doppelten geschichtlichen Zweck zu erreichen, müssen solche Zusammenstellungen einen, den Völkern auf ihren verschiedenen Bildungsstufen gemeinsamen Kreis von Vorstellungen umfassen, Originalarbeiten oder genau im Geiste der Sprache gehaltene Übersetzungen enthalten, und zugleich einen solchen Umfang haben, dass sie den Gesammtorganismus der Sprache zur Anschauung bringen. Leider fehlen für eine, von diesen Gesichts-