40 Preis - Aufgaben gewählt hätten, dies uns nicht beirren dürfe; sobald wir nur überhaupt dafür halten, dass es an der Zeit sei, so sollen wir das thun, was jene versäumt haben und hätten thun sollen, in so ferne ihre Kräfte dazu hinreichten. Es werde der Wiener Akademie nicht zur Ehre gereichen, aus solchen Gründen zu unterlassen, was die Slawisten als ihren heissesten Wunsch ausgesprochen haben. Herr Historiograph Palacky fordert auf, vor allem bei dieser Controverse zwei Puncte zu erwägen und die Principe sieb klar zu machen: 1. den allgemeinen Standpunct, von dem aus akademische Preis-Aufgaben überhaupt beurtheilt werden müssen. Sollen nicht nur solche Gegenstände dazu dienen, die noch nicht wissenschaftlich ergründet und deren Erforschung doch ein Bedürfniss der Wissen schaft ist? Kann daher die blosse Popularisirung des Bekannten zu einer Aufgabe geeignet sein, deren Lösung eine neue wissen schaftliche Leistung voraussetzt? Er sei diesem Principe gemäss also nicht gegen die Wahl eines deutschen Gegenstandes, wohl aber gegen die Wahl eines solchen deutschen, der, wie der vor geschlagene, nicht die Erweiterung sondern die Popularisirung der Wissenschaft bezwecke. Was 2. den hier gegebenen historischen Standpunct betrifft, so sei die slawische Philologie eine werdende Wissenschaft, die jedoch schon respectabel dastehe; sie ist als solche eine Schöpfung des österreichischen Gesammtstaates; ausserhalb desselben gibt es nur Einen namhaften Slawisten; somit ist die Förderung der sla wischen Philologie als einer wesentlich österreichischen Schöpfung auch in dieser Hinsicht kein der Akademie unwürdiger Gegenstand ihrer ersten philologischen Preis-Aufgabe. Zugleich falle durch das hier Gesagte der Vorwurf gegen die Petersburger Akademie weg; der gegen die Prager widerlege sich ohnehin von selbst, da es dieser bekanntlich an den Mitteln fehlt, die zur Unterstützung einer solchen Aufgabe erforderlich sind. Herr Regierungsrath Chmel bemerkt dazu, da der statuten- mässigenBenennung nach: „historisch-philologische Classe” ohnehin der historische Preis zuerst genannt werden müsse, und dieser, wie er sogleich vorschlagen werde, ein vorzugsweise deutscher Gegenstand sei, so könnten sich auch die dabei beruhigen, welche dem deutschen Elemente den Vorzug eingeräumt wissen wollen,