124 Dr. Wilhelm Weiten weher. Adalbert Lobkowic auf edle Mäcenatenweise unterstützt, die utraquistische Akademie zu Prag, um sich hier zur Zeit, als der be rühmte kaiserl. Hofmatliematicus (= Astronom) Johann Kepler die sogenannten Rudolfinischen Tafeln zu verbessern berufen war — mit gleichem Eifer auf Physik zu verlegen. Sodann wandte sich Marcus zu dem gleichzeitigen Studium der — was man schon damals ganz richtig einsah — sich wechselseitig voraussetzenden und ergänzenden Naturwissenschaften und Medicin. Wie förderlich aber diese innige Verschmelzung und Durchdringung der eben genannten Realfäelier mit der Philosophie (Pansophie jener Zeit)seiner gelehrten Bildung sowohl, als der gründlichen praktischen Befähigung gewesen, bewahrheitete sich unwiderleglich an Marci’s weiterem individuellen Lebensgange; man verstand nämlich damals unter dem Ausdrucke Philosophie die Gesammtheit der menschlichen Erkenntniss. Für einen Beweis seines angebornen Talents und ungewöhnlich ausdauernden Fleisses kann es ferner gelten, dass M. M. während seines Aufenthaltes in Prag als Student sich eine solide Kenntniss der lateinischen und griechischen, sowie später der arabischen und hebräischen Sprache, wie nicht minder unter den neueren Idiomen nebst der deutschen und böhmischen auch noch der spanischen, fran zösischen und italienischen Sprache eigen gemacht. Was die Natur wissenschaften betrifft, hatte M. insbesondere die Botanik und Heil mittellehre aus den trefflichen Schriften des damals höchst berühmten P. A. Matt hi oli, die Anatomie aber wahrscheinlich von dem über seine Zeiten hervorragenden Jessenius selbst gelernt. Binnen wenigen Jahren hatte er nicht nur den philosophischen Magistergrad erlangt, sondern wurde auch im Jahre 162S, also in seinem 30. Lebens jahre zum Doctor der Medicin (s. unten seine Inauguraldissertation) promovirt; es war dies zur selben Zeit, als der um das Schulwesen hochverdiente Amos Comenius sich bei dem edlen böhmischen Herrn Georg von Sadowa im Riesengebirge aufhielt. Nur seinem alsbald anerkannten praktisch-ärztlichen Talent und seiner ebenso vielseitigen und tiefen Gelehrsamkeit hatte es Marcus zu verdanken, dass er einerseits im allgemeinen Rufe eines der gelehr testen Physiker und Philosophen seines Vaterlandes stand, anderer seits binnen Kurzem einer der gesuchtesten, weil glücklichsten Ärzte Prags ward.