Einfluß d. vorchristl. Kulte auf die Toponomastik Frankreichs. 123
ausgeschlossen, daß Mercüriu mit cöriu zusammenfallen
konnte. Man ist versucht folgende Entwicklung anzunehmen:
merkoriu > merkoire > merkuer > merkör. Die Verschieden-
beit in der Entwicklung zwischen dem Suffix - 5 r ium und
M ercöriu könnte ihren Grund haben in der beim letzteren
vor -öriu stehenden Konsonantengruppe rc, welche an dem
Schwunde des zu erwartenden -u- schuld sein kann. Der
Schwund des -ij- scheint ja nicht durchgedrungen zu sein.
Die Rundung des -e(r) wird durch das schwindende -u- (w)
bedingt sein. Wenn es somit vielleicht möglich ist, Mercoeur
und Mercoire mit Mercürius zu verbinden, so bleibt immer
noch der Enterschied zwischen Mercou und Mercoeur uner
klärt; eine Schwierigkeit, die auch durch die Annahme einer
verschiedenen Grundform (etwa Mercurii als Gen.) nicht be
hoben wird. 1
Ich erwähne hier einige ON (wieder aus Südfrankreich),
welche von Mercurius abgeleitet zu sein scheinen, obwohl
von vorneherein angezeigter ist, für dieselben einen anderen
Ursprung zu suchen.
Mercurol . . .
Mercurol . . .
Mercurol . . .
Mercurol . . .
(Aussprache
nach Mistral:
mercouiroü (-ol)
Mercuriol . . .
Dep. Puy-de-Dome.
Dep. Allier.
Dep. Haute-Loire 12.
Jahrh. Mercoirol.
Dep. Drome 1064 Cas
trum Mercuriolum,
1150 Castrum deMer-
curio.
(Le Puech de —) Dep.
Cantal.
Commune de la
Roche-Blanclie.
Commune d’Ebreuil.
Commune du
Chanteuges.
Commune de Mont-
murat.
gar nichts dies für Südfrankreich anzunehmen. Eine deutliche Bibel
reminiszenz liegt vor in folgender Strophe des Guglem de Cervera (den
Hinweis verdanke ich dem Herrn Priv.-Doz. Dr. Spitzer).
Qui dona senhoria
A foyl, obra ’naxi
Com si peyres metia
Al mon di Mercuri s. Rom XV, 35.
1 Aus Afrika und Aßien werden mehrere Mercurium als ON bei De Vit.
(IV, 478) erwähnt. Auch Ad Mercurios kommt vor.