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I
SITZ UNGrSBERICHTE
DER
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN KLASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTSECHZIGSTER BAND.
(MIT 2 KARTEN.)
WIEN, 1909.
IN KOMMISSION BEI ALFRED IIÖLDER
K. U. K. HOF- UNI) UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER
BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
300122
Druck von Adolf Holzlmusen,
k. und k. Hof- und Universitäts-Bachdrucker in Wien.
INHALT.
I. Abhandlung. Kirste: XIII. Mitteilung der Phonogramm - Archivs-
Kommission. Die altindischen Platten.
II. Abhandlung. Loserth: Die ältesten Streitschriften Wiclifs. Studien
über die Anfänge der kirchenpolitischen Tätigkeit Wiclifs und die
Überlieferung seiner Schriften.
III. Abhandlung. Battisti: Die Nonsberger Mundart. (Lautlehre.) (Mit
zwei Karten.)
IV. Abhandlung. Mell: Bericht über die Vorarbeiten zur Herausgabe
des Ergänzungsbandes der Salzburgisclien Taidinge.
V. Abhandlung. Schorr: Altbabylonische Rechtsurkunden aus der
I. babylonischen Dynastie. (Umschrift, Übersetzung und Kommentar)
II. Heft.
VI. Abhandlung. Schönbach: Mitteilungen aus altdeutschen Hand
schriften. Zehntes Stück: Die Regensburger Klarissenregel.
VII. Abhandlung. Aptowitzer: Das Schriftwort in der rabbinischen
Literatur.
VIII. Abhandlung. Geiger: Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132 nebst
Kaiyata’s Kommentar.
I. SITZUNG VOM 2. JANUAR 1908.
Der Sekretär legt das vom Stadtvorstand von Kloster
neuburg übersandte Werk vor: ,Geschichte der landesfürstlichen
Stadt Klosterneuburg von Dr. Albert Starzer. Aus Anlaß des
600jährigen Jubelfestes der Stadt Klosterneuburg herausgegeben
von der Stadtgemeinde Klosterneuburg. Klosterneuburg 1900b
Es wird hierfür der Dank ausgesprochen.
Das Komitee für den III. Internationalen Kongreß für
Religionsgeschichte lädt zur Teilnahme an diesem im Sep
tember 1908 zu Oxford stattfindenden Kongresse ein.
. Der Sekretär legt ein zur Bewerbung um den von der
kais. Akademie zur Feier des 100jährigen Todestages Friedrich
Schillers im Jahre 1905 ausgeschriebenen Schillerpreis einge
laufenes Manuskript vor, unter der Aufschrift ,In Memoriam',
samt einem mit derselben Aufschrift versehenen versiegelten
Kuvert.
II. SITZUNG VOM 8. JANUAR 1908.
Der Sekretär legt den kürzlich erschienenen Faszikel 2
des Vol. III des Thesaurus linguae latinae, Leipzig bei Teubner
1907, vor.
Professor Dr. Konrad Schiffmann in Linz-Urfahr über
sendet einen weiteren Bericht über seine im Aufträge der
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. ICO. Bd. b
VI
Wcistümer- und Urbarkommission durchgeführte Bereisung der
Diözese Linz zur Ermittlung von Urbarien.
Das w. M. Hofrat V. Jagi6 überreicht namens der Balkan-
Kommission einen vorläufigen Bericht von Professor Dr. Milan
R. von Resetar in Wien, betitelt: ,Die serbo-kroatischen Kolo
nien Süditaliensh
III. SITZUNG VOM 15. JANUAR 1908.
Der Sekretär verliest eine Note des hohen Kuratoriums
ddo. 10. Januar 1. J., wonach Seine kais. und königl. Hoheit
der durchlauchtigste Herr Erzherzog-Kurator die Mit
teilung des Präsidiums von der nach dem 31. Dezember 1907
als dem Schlußtermine der dreijährigen Funktionsdauer der
kais. Akademie als Vorort der Internationalen Assoziation
der Akademien erfolgten Einstellung der betreffenden Geschäfte
und der Übersendung der Akten an ihre Nachfolgerin, die
Reale Accademia dei Lincei in Rom, zur Höchsten Kenntnis
genommen und dem Präsidium sowie den Mitgliedern der kais.
Akademie Höchstseine vollste Anerkennung bekanntzugeben
geruhten.
Das Kuratorium der Schwestern Frühlich-Stiftung zur
Unterstützung bedürftiger hervorragender schaffender Talente
auf dem Gebiete der Kunst, Literatur und Wissenschaft über
sendet wie alljährlich eine Kundmachung über die Verleihung
von Stipendien und Pensionen aus der bezeichneten Stiftung
pro 1908 mit der Bitte um Verlautbarung.
Aus dieser Stiftung werden verliehen:
a) Stipendien an Künstler oder Gelehrte zur Vollendung
ihrer Ausbildung oder zur Ausführung eines bestimmten Werkes,
oder zur Veröffentlichung eines solchen, oder im Falle plötzlich
eintretender Arbeitsunfähigkeit.
VII
b) Pensionen an Künstler oder Gelehrte, welche durch
Alter, Krankheit oder Unglücksfälle in Mittellosigkeit ge
raten sind.
Zur Erlangung eines Stipendiums muß der Bewerber
in seinem an das Kuratorium zu richtenden Gesuche folgende
Belege beibringen:
a) den Tauf- oder Geburtsschein,
b) Studien- oder Prüfungszeugnisse,
c) glaubwürdige Zeugnisse über seine wissenschaftlichen oder
künstlerischen Leistungen,
d) ein behördliches Zeugnis über seine Mittellosigkeit.
Mit dem Gesuche um eine Pension ist beizubringen
a) der Tauf- oder Geburtsschein,
b) eine glaubwürdige Bescheinigung Uber die Krankheit oder
den Unglücksfall, wodurch der Bewerber in Mittel
losigkeit geraten ist,
c) ein Ausweis über die Verdienste des Bewerbers um Wissen
schaft und Kunst.
Die vorschriftsmäßig belegten Gesuche samt eventuellen
Kunstproben sind bis 31. März 1908 im Präsidialbureau des
Wiener Gemeinderates I., Lichtenfelsgasse 2, I. Stock, zu über
reichen, woselbst auch die Stiftungsstatuten behoben werden
können.
Nicht entsprechend instruierte Gesuche werden nicht in
Betracht gezogen.
Die Direktion des k. u. k. Kriegsarchives in Wien über
sendet das Werk ,Krieg 1809. II. Band. (Mit 9 Beilagen und
3 Skizzen im Texte.) Italien. Nach den Feldakten und anderen
authentischen Quellen bearbeitet in der kriegsgeschichtlichen
Abteilung des k. und k. Kriegsarchives von Maximilian Ritter
von Hoen und Alois Veltze. Wien 1908h
Das statutenmäßig eingesetzte Preisgericht für die Grill
parzer-Stiftung, bestehend aus den Herren Hofrat Dr. Jakob
Minor, Hofrat Dr. Max Burckhard, Dr. Paul Schlenther,
Ludwig Hevesi in Wien und Professor Dr. Erich Schmidt
in Berlin, hat den am 15. Januar d. J. zum neunten Male zur
b *
VIII
Verteilung bestimmten, von Franz Grillparzer ,für das relativ
beste deutsche dramatische Werk, welches im Laufe des letzten
Trienniums auf einer namhaften deutschen Bühne zur Auf
führung gelangt ist und nicht schon von einer anderen Seite
durch einen Preis ausgezeichnet worden ist', gestifteten Preis
im Betrage von 5000 K dem Dichter Artur Schnitzler in
Wien für sein Drama ,Zwischenspiel' einstimmig zuerkannt.
Die philos.-kistor. Klasse der kais. Akademie der Wissen
schaften, welcher durch den Stiftbrief die Verwaltung des
Stiftungsfondes übertragen ist, hat daher die obige Summe
flüssig gemacht und dem genannten Dichter zur Verfügung
gestellt.
IV. SITZUNG VOM 22. JANUAR 1908.
Der Sekretär überreicht ein Exemplar des nunmehr er
schienenen Berichtes über die Verhandlungen bei der dritten
Generalversammlung der Internationalen Assoziation der
Akademien, welche in der Zeit vom 29. Mai bis 2. Juni 1907
unter dem Vorsitze der kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien abgehalten wurde.
Ferner überreicht der Sekretär ein Exemplar des vom
Landesausschusse des Königreiches Böhmen auf Landeskosten
herausgegebenen Werkes: ,Codex diplomaticus et epistolaris
regni Bohemiae. Sumptibus comitiorum regni Bohemiae edidit
Gustavus Friedrich. Tomi primi fasciculus alter. Pragae 1907',
übersandt vom Oberstlandmarschallamte in Prag.
Endlich legt der Sekretär eine von Jaroslaw Fe diu k-
Stiassny, stud. phil. in Wien, eingesandte Mitteilung vor:
,Uber eine besondere Art gegenseitiger psycho-physiologischer
Beeinflussung zweier Menschen'.
IX
Y. SITZUNG VOM 5. FEBRUAR 1908.
Se. kaiserliche und königliche Hoheit, der durchlauchtigste
Herr Erzherzog Ludwig Salvator, Ehrenmitglied der kais.
Akademie, hat durch Vermittlung der Buchhandlung Hein
rich Mercy Sohn in Prag ein Exemplar des von ihm heraus
gegebenen Prachtwerkes ,Parga. Druck und Verlag von Heinr.
Mercy Sohn, Prag 1907“' gespendet.
Die Akademie hat in ihrer Gesamtsitzung vom 30. Januar
1. J. beschlossen, Sr. kais. und königl. Hoheit den Dank für
diese Spende auszudrücken und das Werk der akademischen
Bibliothek einzuverleiben.
Die Comune di Bologna übersendet die Ausschreibung
für die Bewerbung um einen Preis im Betrage von 10.000 Lire
für eine ,Geschichte der Expedition der Tausend': anläßlich der
Wiederkehr des 100. Geburtstages von Giuseppe Garibaldi.
Die k. k. n.-ö. Statthalterei übermittelt den folgenden
Runderlaß betreffs der Verteilung des Friedenspreises der Nobel
stiftung pro 1907, mit dem Ersuchen um Verlautbarung:
Laut der vomKomite der Nobel-Stiftung des norwegischen
Parlamentes unterm 2. Dezember d. J. an das k. k. Ministerium
des Innern geleiteten Kundmachung sind für die Verteilung
des Friedenspreises dieser Stiftung im Jahre 1908 folgende
Bestimmungen maßgebend:
Um bei der am 10. Dezember 1908 erfolgenden Verteilung
des Friedenspreises der Nobel-Stiftung in Betracht gezogen zu
werden, müssen die Bewerber dem Nobel-Komite des norwegi
schen Parlamentes durch eine hiezu berufene Person vor dem
1. Februar 1908 in Vorschlag gebracht werden.
Zur Erstattung dieses Vorschlages sind berufen:
1. die gegenwärtigen und ehemaligen Mitglieder des
Nobel-Komitb dos norwegischen Parlamentes und die Beiräte
des norwegischen Nobel-Institutes ;
X
2. die Mitglieder der gesetzgebenden Körperschaften und
der Regierungen der verschiedenen Staaten, wie auch die Mit
glieder der interparlamentarischen Union;
3. die Mitglieder des ständigen Schiedsgerichtshofes im
Haag;
4. die Kommissionsmitglieder des ständigen internationalen
Friedensbureau;
5. die ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder des
Institutes für internationales Recht;
6. die Universitätsprofessoren für Rechtswissenschaft und
für Staatswissenschaft, für Geschichte und für Philosophie;
7. jene Personen, welche den Friedenspreis der Nobel-
Stiftung erhalten haben.
Der Friedenspreis der Nobel-Stiftung kann auch einem
Institute oder einer Gesellschaft zuerkannt werden.
Gemäß Artikel 8 des Begründungsstatutes der Nobel-
Stiftung muß jeder Vorschlag mit Gründen versehen und mit
jenen Schriften und sonstigen Dokumenten, auf welche er sich
stützt, belegt werden.
Gemäß Artikel 3 dürfen nur solche Schriften zum Wett
bewerbe zugelassen werden, welche im Drucke veröffentlicht
worden sind.
Weitere Auskünfte können von den zur Antragstellung
berufenen Personen heim Komite Nobel des norwegischen
Parlamentes, Drammensvei 19, Christiania, eingeholt werden.
Das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht über
sendet den von der lc. und k. Botschaft in Paris im Wege des
k. und k. Ministeriums des kais. und königl. Hauses und des
Äußern übermittelten IV. Band des vom französischen Mini-
stere de l’instruction publique et des beaux-arts herausgegebe
nen ,Inventaire general des Richesses d’Art de la France. Pro-
vince. Monuments religieux. Paris 1907/
Das w. M. Prof. W. Meyer-Lübke übermittelt einen
Bericht des Dr. Rudolf Trebitsch in Wien, betitelt: ,Nr. XII
der Berichte der Phonogramm-Archivs-Kommission: Phono-
XI
graphische Aufnahmen der irischen Sprache in Irland
und einiger Musikinstrumente in Irland und Wales.'
Das w. M. Prof. J. Kirste in Graz übersendet eine Ab
handlung unter dem Titel: ,Nr. XIII der Berichte der Phono-
gramm-Archivs-Kommission: Die altindischen Platten des Phono-
gramm-Archivs' und ersucht um die Aufnahme derselben in
die Sitzungsberichte.
VI. SITZUNG VOM 12. FEBRUAR 1908.
Der Sekretär des Komitees der ,Delegation pour l’adop-
tion d’une langue auxiliaire internationale' in Paris, Louis Cou-
turat, übersendet mehrere Exemplare der beiden auf die
Schaffung einer internationalen Hilfssprache bezüglichen Bro
schüren :
1. ,Comte rendu des travaux du Comite (15—24 octobre
1907). Par les secretaires L. Couturat et L. Leau. Coulom-
miers 1907.'
2. ,Conclusions du rapport sur l’etat present de la question
de la langue internationale, presente au Comite par L. Couturat
et L. Leau, secretaires du Comite. Coulommiers 1907'.
Das Istituto austriaco di studii storici in Rom übermittelt
ein Exemplar des Werkes ,L’Arte a Citth di Castello. Per
G. Magherini-Graziani. Gitta di Castello 1897.' Band I:
Text, Band II: Tafeln.
Dr. Anton Mell in Graz übersendet einen ,Bericht über
die Vorarbeiten zur Herausgabe eines Ergänzungsbandes der
Salzburger Taidinge' mit der Bitte, denselben in die Sitzungs
berichte aufzunehmen.
Dr. Moses Schon- in Lemberg übersendet eine Abhand
lung unter dem Titel: ,Altbabylonische Rechtsurkunden aus
XII
der Zeit der I. babylonischen Dynastie, (Umschrift, Über
setzung und Kommentar), II. Heft', und bittet um die Auf
nahme derselben in die Sitzungsberichte.
Das w. M. Prof. E. v. Ottenthal überreicht das Werk
,J. F. Böhmer, Regesta Imperii. I. Die Regesten des Kaiser
reichs unter den Karolingern. 751—918. Nach Johann Fried
rich Böhmer neu bearbeitet von Engelbert Mühlbacher,
2. Auflage, 1. Abteilung. Innsbruck 1899. — 2. Abteilung. Inns
bruck 1904. -— 3. Abteilung, besorgt von Johann Lechner
Innsbruck 1908/
VII. SITZUNG VOM 19. FEBRUAR 1908.
Das w. Mitglied Se. Exzellenz v. Inama-Sternegg legt
die neueste Publikation des k. M. im Auslande, Prof. Emile
Levasseur in Paris, mit einigen einleitenden Worten vor.
Die vorgelegten ,Questions ouvrieres et industrielles en France
sous la troisibme Republique. Paris 1907' bilden den letzten,
5. Teil des großen Werkes von Levasseur: ,Histoire des clas-
ses ouvrieres en France' und schließen in überaus gründ
licher und weitumfassender Art die beiweitem größte und
wichtigste Publikation einer Wirtschaftsgeschichte von Frank
reich wirksam ab.
Der Vorstand des Journalisten- und Schriftstellervereines
,Concordia‘ in Wien teilt mit, daß auch für das kommende
Triennium 1908—1910 Schriftsteller Ludwig Hevesi in Wien
zu seinem Vertreter in das Preisgericht der Grillparzer-Stiftung
gewählt worden ist.
Das k. M. Hofrat Prof. Dr. J. Loserth in Graz über
sendet eine Arbeit unter dem Titel: ,Die ältesten Streit
schriften Wiclifs. Studien über die Anfänge der kirchen-
XIII
politischen Tätigkeit Wiclifs und die Überlieferung seiner
Schriften', und bittet um die Aufnahme derselben in die Sitzungs
berichte.
Das w. M. Hofrat Dr. F. Kenner überreicht das eben
erschienene 1. Heft des zweiten Bandes der ,Mitteilungen der
Prähistorischen Kommission der Kais. Akademie der Wissen
schaften. (Mit 304 Abbildungen im Texte.) Wien 1908', ent
haltend :
1. Die Flachgräber der Hallstattzeit bei Statzendorf in
Nieder-Österreich. Von Adalbert Dungel, und
2. Die Steingeräte des französischen Altpaläolithikums.
Eine kritische Studie über ihre Stratigraphie und Evolution.
Von Dr. Hugo Obermaier.
Da w. M. Hofrat D. Id. Müller überreicht den eben er
schienenen VIII. Band der ,Schriften der südarabischen Expe
dition 1 , enthaltend: ,Der vulgärarabische Dialekt im Dofär (Zfär).
Von N. Rliodokanakis. Wien 1908.'
Das w. M. Idofrät Dr. F. Kenner überreicht namens der
antiquarischen Abteilung der Balkankommission einen Bericht
von Prof. P. Sticotti über die Ergebnisse einer Reise nach
Doclea, Juli 1907.
VIII. SITZUNG VOM 4. MÄRZ 1908.
Der Sekretär legt mehrere an die Klasse gelangte Druck
werke vor, und zwar:
1. ,Der Stadtplan. Seine Entwicklung und geographische
Bedeutung. Mit 21 Textillustrationen. Von Professor Dr. Eugen
Oberhummer. Berlin 1907' (vom Verfasser überreicht);
2. ,The Hispanic Society of America. Catalogue of
Publications.' New York o. J.;
XIV
3. Ramon Menendez Pi dal: Catälogo del Romancero
Judio-Espanol. Publicado en la Revista ,Cultura Espanola'
Madrid 1907 (vom Verfasser überreicht);
4. ,Die dritte Dimension. Eine philosophische Erörterung.
Von A. Levy (Berner Studien zur Philosophie und ihrer Ge
schichte. Band LX.) Bern 1907' (vom Verfasser überreicht);
5. Mitteleuropäische Wirtschaftsvereine in Deutsch
land, Österreich und Ungarn. Verhandlungen der Scheckkon
ferenz in Budapest, 1907.'
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse aus
gesprochen.
Die künigl. Preußische Akademie der Wissenschaften in
Berlin macht Mitteilung in Betreff der Abhaltung des heurigen
Kartelltages und ersucht um Anmeldung von Verhandlungs
gegenständen.
Das Kuratorium der Savigny-Stiftung in Berlin macht
Mitteilung, daß die Zinsenrate, welche für die Zwecke dieser
Stiftung der kais. Akademie der Wissenschaften für das Jahr
1908 zur Verfügung gestellt wird, 5000 Mark betrage.
Frau Wilhelmine Motloch in Wien überreicht eine Ab
handlung ihres verstorbenen Gemahls, k. k. Oberlandesgerichts
rates Theodor Motloch, betitelt: ,Uber Notprinzip und Treue
prinzip bei Erfüllung von Verbindlichkeiten. Ein germanistischer
Beitrag zur Geschichte der höheren Gewalt' mit der Bitte um
Aufnahme dieser Abhandlung in die Sitzungsberichte.
Das w. M. Professor Dr. W.Meyer-Lübke legt eine für die
Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung von Dr. Carlo Battisti,
Praktikanten an der k. k. Universitätsbibliothek in Wien, vor,
unter dem Titel ,Die Nonsberger Mundart, Teil I. Lautlehre.
Das w. M. Professor Meyer-Lübke erstattet den nach
stehenden Bericht der interakademischen Kommission für den
Thesaurus linguae latinae über die Zeit vom 1. Oktober
1906 bis 1. Oktober 1907.
XV
1. Die Kommission hat durch den am 14. Januar 1907
erfolgten Tod ihres Mitgliedes Wilhelm von Hartei, der das
Unternehmen mitbegründet, der Kommission von Anfang an
zugehört, seit 1896 ihre Verhandlungen geleitet, durch seine
Sachkenntnis und Autorität auch während der Jahre seiner
Ministertätigkeit das Unternehmen in hervorragender Weise
gefördert hat, einen im wahren Sinne unersetzlichen Verlust
erlitten. An seine Stelle als Delegierter der kais. Akademie zu
Wien ist Herr Professor Dr. Edmund Hauler getreten.
2. Da die Arbeit in ungestörtem Fortgang ist und dring
liche Fragen nicht Vorlagen, hat die Kommission im Jahre 1907
keine Konferenz abgehalten. Das Material für diesen Bericht
liefern die der Kommission erstatteten Berichte des General
redaktors.
In der Zeit vom 1. Oktober 1906 bis 1. Oktober 1907
sind 57 Bogen im Druck fertig geworden. Beim Abschluß
dieser Periode war Band III gesetzt bis carmen, im Manu
skript fertig bis carrarius, Band IV gesetzt bis conventus, im
Manuskript fertig bis conzus, das Eigennamen-Supplement ge
setzt bis Caesitius, im Manuskript fertig bis Caicus. Die Ord
nung des Materials für die Fortsetzung und die Rückordnung
des verwendeten Materials wird beständig fortgeführt.
Die durch die Giesecke-Stiftung erhöhten Mittel erlaubten
das Material beträchtlich zu vermehren. Weitergeführt wurden
die Inschriften-, Papyrus- und Literaturexzerpte; verzettelt
wurde Tertullian III und zur Hälfte ein Band von Ciceros
Reden (ed. Clark VI); exzerpiert Augustinus in psalmos, de
dootrina christiana u. a., Cassiodorius in psalmos, Dionysius
Exiguus, Gregorius M. moralia und Papstbriefe, Itala bei Cyprian,
Opus imperfectum in Mattliaeum, Origencs in Matthaeum,
Petrus Chrysologus, Rufinus’ Übersetzung von Schriften des
Origenes, Verecundus.
o. Das Personal bestand, Redaktoren und Sekretär ein
gerechnet, aus 14 Mitarbeitern. Die königl. Preußische Regie
rung hat Herrn Oberlehrer Dr. Hoppe vom 1. April 1907 an
auf ein Jahr zur Mitarbeit am Thesaurus beurlaubt. Der beur
laubte österreichische Gymnasiallehrer Dr. Meister trat am
13. September in den Schuldienst zurück; zum Ersatz hat das
k. k. Unterrichtsministerium Herrn Dr. Lambertz beurlaubt.
XVI
4. Die immer peinlicher empfundene Unzulänglichkeit der
Arbeitsräume des Thesaurus ist endlich durch das Entgegen
kommen der königl. Bayrischen Regierung gehoben worden.
In kurzem werden die neuen zur Verfügung gestellten Räume
bezogen werden.
5. Außer den laufenden Beiträgen der Akademien und
der Griesecke-Stiftung wurden von der Berliner und Wiener
Akademie je 1000 M. beigesteuert. Die preußische Regierung
hat wie bisher durch zwei Stipendien von je 1200 M. und die
Beurlaubung eines Oberlehrers, die österreichische gleichfalls
durch Beurlaubung eines Gymnasiallehrers, die bayrische da
durch, daß sie nach wie vor das Gehalt des Sekretärs zur
größeren Hälfte trägt, ferner die hamburgische, württembergische
und badische Regierung durch Zuschüsse von 1000, 700 und
600 M. das Unternehmen unterstützt. Die Kommission spricht
im Namen der Akademien auch diesmal den deutschen Re
gierungen für die unablässige Förderung des Unternehmens
ihren lebhaften Dank aus.
In der Gesamtsitzung vom 27. Februar 1. J. wurden aus den
Mitteln der phil.-hist. Klasse folgende Subventionen erteilt:
a) aus dem auf diese Klasse entfallenden Anteil des Er
trägnisses aus der Erbschaft Treitl folgende Dotationen für
die Spezialkommissionen der Klasse:
1. Balkankommission, ling. Abteilung 3800 K
2. „ antiqu. „ 1500
3. Sprachenkommission 1000
4. Südarabische Kommission 2500
5. Trienterkonzilskommission 2520
6. Limeskommission 9000
7. Katalogskommission 2000
8. Atlaskommission 2500
9. Ubersetzungskommission 0
10. Druckkostenbeitrag zu den Publikationen dieser
Kommissionen 5180
30000 K
b) der Phonogramm-Archivs-Kommission .... 3000 K
IX. SITZUNG VOM 11. MÄRZ 1908.
XVII
Die R. Accademia delle Scienze delP Istituto di Bologna
teilt mit, daß sie nunmehr auch eine Classe di Scienze morali
besitze, bestehend aus zwei Sektionen, nämlich di Scienze
storico-filologiche e giuridiche. Zugleich übermittelt dieselbe
die ersten Publikationen dieser neuen Sektionen, und zwar:
1. Rendiconto delle sessioni della R. Accademia delle
Scienze dell’ Istituto di Bologna. Classe di Scienze morali.
Serie prima Vol. I (1906/7. 1907/8). Fascicolo primo. Febbrajo
1908. Bologna 1908; und
2. Memorie della R. Accademia delle Scienze dell’ Istituto
di Bologna. Classe di Scienze morali. Serie I, Tomo 1 (1906/7),
Sezione di Scienze storico-filologiche. Fascicolo primo. Bologna
1908. — Sezione di Scienze giuridiche. Fascicolo primo. Bo
logna 1908.
Marshall H. Saville und George G. Heye in New York
übersenden ein Exemplar des Werkes: ,Contributions to South
American Archeology. The George G. Heye Expedition. The
Antiquities of Manabi, Ecuador. A Preliminary Report by
Marshall H. Saville, Loubat Professor of American Archeology,
Columbia University. New York 1907.'
Der Mährische Archäologische Klub in Kojetein über
sendet seine Zeitschrift: ,Prav<5k. L’äge prehistorique. Revue
d’archeologie et d’anthropologie prehistoriques des pays Tche-
ques (de la Boheme, de la Moravie et de la Silbse). IIP
annee. 1907 und 1908. No. 1.'
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse aus
gesprochen.
X. SITZUNG VOM 18. MÄRZ 1908.
Das w. M. Hofrat Johann von Kelle in Prag übermittelt
seinen Dank für die ihm zum 80. Geburtstage übersandte
Glückwunschadresse.
XVIII
Das k. k. Finanz-Ministerium dankt für die geschenk-
weise Zuwendung eines Exemplares der ersten Lieferung des
.Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer' und macht
zugleich Mitteilung bezüglich der Steuergemeindekarten.
Die Direktion des k. k. österreichischen Archäologischen
Instituts in Wien dankt für die geschenkweise Überlassung
des Werkes , Arabia Petraea. Von Alois Musil. Band I, II 1
und II 2', sowie der dazugehörigen ,Karte von Arabia Petraea'.
Desgleichen dankt die Vorstellung der k. k. Universitäts
bibliothek in Graz für die Überlassung des VIII. Bandes der
Schriften der Südarabischen Expedition.
Die königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften in Berlin
gibt bekannt, daß sie für den diesjährigen Kartelltag Samstag
den 13. Juni angesetzt habe, und teilt zugleich die Liste der
bisher angemeldeten Verhandlungsgegenstände mit, und zwar:
1. Herausgabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge;
2. Bearbeitung einer Chemie der Minerale;
3. Mitteilungen der Kommission für luftelektrische For
schungen ;
4. Herausgabe der Gesammelten Schriften L. Boltzmanns;
5. Ausgabe der Septuaginta.
Dr. Carl Patsch, Leiter des bosnisch-herzegowinischen
Institutes für Balkanforschung in Sarajevo, macht Mitteilung,
daß das k. u. k. Gemeinsame Finanzministerium als oberste
Verwaltungsbehörde für Bosnien und die Herzegowina mit Erlaß
vom 5. Januar 1908 ein ,Bosnisch-herzegowinisches Institut für
Balkanforschung' gegründet hat mit der Aufgabe, nicht nur
eigene Forschungen vorzunehmen und zu veröffentlichen, son
dern auch auswärtigen Gelehrten bei einschlägigen Arbeiten
an die Hand zu gehen.
Der Sekretär verliest einen von Professor J. Kromayer
aus Palermo, ddo. 13. März 1908, eingelangten Brief bezüglich
XiX
seiner mit Unterstützung der kais. Akademie durchgeführten
Reise zwecks Erforschung der Schlachtfelder des zweiten puni-
schen Krieges.
Das w. M. Seine Exzellenz Th. v. Inama-Sternegg legt
als Geschenk der Delegates of tlie Press, Oxford, an die Akademie
vor: „Paul Vinogradoff, English Society in the eleventh Cen
tury. Essays in English Mediaeval History. Oxford 1908‘.
XI. SITZUNG VOM 1. APRIL 1908.
Von dem am 19. März 1. J. zu Stuttgart erfolgten Ableben
des auswärtigen Ehrenmitgliedes der philosophisch-historischen
Klasse, wirklichen Geheimen Rates und Professors Dr. Eduard
Zeller, Exzellenz, wurde bereits in der Gesamtsitzung der
kais. Akademie vom 20. März 1. J. Mitteilung gemacht. Die
Mitglieder gaben ihrem Beileide durch Erheben von den Sitzen
Ausdruck.
Die königl. sächsische Gesellschaft der Wissenschaften
in Leipzig dankt für die geschenkweise Überlassung der
Schriften der Balkankommission, und zwar der Hefte IV bis
VIII von der linguistischen und der Hefte III bis V von der
antiquarischen Abteilung.
Ferner ist ein Dankschreiben eingelangt von der Direktion
des I. k. k. Staats-Obergymnasiums (mit polnischer Unterrichts
sprache) in Stanislau für die geschenkweise Zuwendung der
Sitzungsberichte der Klasse.
Die R. Accademia dei Lincei in Rom teilt mit, daß sie
die ihr in der letzten zu Wien 1907 abgehaltenen Generalver
sammlung übertragene Führung der Vorortgeschäfte der Inter
nationalen Assoziation der Akademien übernommen hat.
Das k. M. Professor Dr. Johann Kirste in Graz über
sendet den nachstehenden kurzen Bericht über die Ergebnisse
seiner mit Subvention der kais. Akademie durchgeführten An
fertigung der Kopien von zwei Handschriften der Grammatik
des Hemacandra.
Das w. M. Hofrat Anton E. Schö ubach in Graz über
sendet des X. Stück seiner Mitteilungen aus altdeutschen Hand
schriften, enthaltend ,Die Regensburger Klarissenregel', mit dem
Ersuchen um Aufnahme in die Sitzungsberichte.
Karl Leeder, k. und k. Hofkonzipist in Wien, übersendet
eine Abhandlung unter dem Titel: ,Beiträge zur Geschichte des
k. und k. Oberstjägermeisteramtes' mit der Bitte um Aufnahme
derselben in das ,Archiv für österreichische Geschichte'.
Dr. Y. Aptowitzer in Wien übersendet den II. Teil
seiner Abhandlung: ,Das Schriftwort in der rabbinisclien Lite
ratur' und bittet um Aufnahme desselben in die Sitzungsberichte.
Dr. Bernhard Geiger in Wien übersendet eine Ab
handlung unter dem Titel: ,Mahäbhäsya zu P. VI. 4. 22 und
132 nebst Kaiyatas Kommentar' mit der Bitte um Aufnahme
derselben in die Sitzungsberichte.
XII. SITZUNG VOM 8. APRIL 1908.
Se. Exzellenz, der Vorsitzende Vizepräsident von Böhm-
Bawerk gedenkt des Verlustes, den die kais. Akademie durch
das am 19. März 1. J. zu Göttingen erfolgte Ableben des aus
wärtigen korrespondierenden Mitgliedes der philosophisch-histo
rischen Klasse, Herrn Geheimen Regierungsrates und Professors
Dr. Franz Kielhorn, sowie durch das am 7. d. zu Wien er-
XXI
folgte Ableben des wirklichen Mitgliedes der mathematisch
naturwissenschaftlichen Klasse, Herrn Hofrates und Professors
a. D. Dr. Ludwig Schmarda, erlitten hat.
Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck.
Der geschäftsführende Ausschuß des Internationalen Kon
gresses für historische Wissenschaften lädt zur Teilnahme an
diesem in Berlin im August d. J. stattfindenden Kongresse
ein und übersendet das ,Programm 4 hiezu.
Das Präsidium der R. Accademia dei Lincei in Rom
macht Mitteilungen über die Zusammensetzung der in der
letzten Generalversammlung der Internationalen Assoziation zu
Wien 1907 eingesetzten ,Permanenten Bibliotheks-Kommission 4
sowie davon, daß an Stelle des vom Vorsitz der ,Kommission
für das Corpus medicorum antiquorum' zurückgetretenen Mit
gliedes Herrn Gomperz (Wien) Herr Diels (Berlin) zum Vor
sitzenden dieser Kommission gewählt worden ist.
Der Sekretär legt das vom Autor, w. M. Hofrat J. Schipper
übersendete Exemplar seiner ,Beiträge und Studien zur eng
lischen Kultur- und Literaturgeschichte, Wien und Leipzig
1908' vor.
Desgleichen überreicht derselbe eine Anzahl von Publi
kationen, die der Klasse vonseiten der Royal Geographieal
Society in London zum Geschenke gemacht worden sind,
und zwar:
1. The Lands of Cazembe. Lacerda’s Journey to Ca-
zembe in 1798. Translated and annotated by Captain R. F.
Burton, Also Journey of the Pombeiros P. J. Baptista and
Amaro Jose, across Africa from Angola to Tette on the
Zambese. Translated by B. A. Beadle; and a Resume of the
Journey of M. M. Monteiro and Gamitto. By Dr. C. T. Beke.
London 1873;
XXII
2. Notes of a Journey on the Upper Mekong, Siam. By
H. Warington Smytli. Witli Maps and Illustrations. London
1895;
3. Eastern Persian Irak. By General A. Houtum-
Schindler. Witli Map. London 1898;
4. Journey to Lhasa and Central Tibet. By Sarat
Chandra Das. Edited by the Hon. W. W. Rockhill. Lon
don 1902;
5. Surveying and Exploring in Siam. By James M c.
Carthy. Second Impression. London 1902;
6. Map of the River Coryo with Memorandum by the
Rev. George Grenfeil. 1902;
7. A Bibliography of Algeria, from the expedition of
Charles V. in 1541 to 1887. By Sir R. Lambert Playfair
(from ,Supplementary Papers of the Royal Geographical SocietyS
Vol. II, Part 2);
8. Supplement to the Bibliography of Algeria, from the
Earliest Times to 1895. By Lieut.-Colonel Sir R. Lambert
Playfair. London 1898;
9. The Battle of Plataea. By G. B. Grundy. With Maps
and Plans. London 1894;
10. Syllabuses of Instruction in Geograpliy. I. In Ele-
mentary Schools. II. In Higher Schools. London 1903;
11. The Fifty Years’ Work of the Royal Geographical
Society. By Clements R. Markham, Secretary. 1881. London.
12. Report of the Proceedings of the Society in Refe
rence to the Improvement of Geographical Education. Lon
don 1886;
13. General Index to the First Twenty Volumes of the
Geographical Journal 1893—1902. Compiled by order of the
Council. London 1906;
14. Year-Book and Record 1907. Tenth Year of Publi-
cation. London 1907;
15. Catalogue of the Library of the Royal Geographical
Society. Containing the Titles of all Works up to December
1893. Compiled by Hugh Robert Mill. London 1895.
Ferner folgende Kartenwerke:
16. Tibet and the Surrounding Regions. Compiled from
the latest Information. 1906.
XXIII
17. The Karakoram Himalayas. Sheet II. The Biafo
and Baitoro Glaciers. Surveyed in 1892 by W. Martin Conway,
and reduced from his Drawing. 1894.
Die Klasse spricht für diese wertvollen Geschenke den
Dank aus.
Das w. M. Professor W. Meyer-Lübke überreicht als
Obmann der akademischen Kirchenvater-Kommission den eben
ausgegebenen Band LI des ,Corpus scriptorum ecclesiasticorum
latinorum', welcher enthält: ,Sancti Aureli Augustini opera
(Sect. VII, Pars I). Scriptorum contra Donatistas Pars I: Psalmus
contra partem Donati, contra epistulam Parmeniani libri tres,
da baptismo libri septem recensuit M. Petschenig. Wien und
Leipzig 1908'.
Das w. M. Hofrat D. H. Müller überreicht als Obmann
der Nordarabischen Kommission den eben erschienenen III. Band
des Werkes ,Arabia Petraea von Alois Musil', enthaltend den
Ethnologischen Reisebericht (mit 62 Abbildungen im Texte).
Wien 1908'.
Das w. M. Hofrat D. H. Müller macht ferner eine kurze,
für den Anzeiger bestimmte Mitteilung ,Über die poetische
Form der Bergpredigt und anderer Reden Jesu'.
Das w. M. Hofrat Minor macht namens des Preisgerichts
für die Grillparzerstiftung Mitteilung, daß die Wahlen in das
Grillparzer-Preisgericht pro 1911, vollzogen sind. Das Preis
gericht wird aus denselben Plerren bestehen wie das pro 1908,
nämlich aus den Herren: Jakob Minor als Vertreter der kais.
Akademie, Ludwig Hevesi als Vertreter der Concordia, Paul
Schlenther als Vertreter des Burgtheaters, Max Burkhard
als Vertreter von Süddeutschland, Erich Schmidt als Vertreter
von Norddeutschland.
I. Abh.: Kirste. Die altindischen Platten.
1
I.
XIII. Mitteilung der Phonogramm-ArcMvs-Kommission.
Die altindischen Platten.
Von
J. Kirste,
korresp. Mitgliede* der kais. Akademie der Wissenschaften.
(Vorgelegt in der Sitzung am 5. Februar 1908.)
I. Die aufgcnominenen Texte.
Unter den von Herrn Dr. F. Exner aus Indien mitge
brachten Platten (s. den V. Bericht der Phonogramm-Archivs-
Kommission, Wien 1905) befinden sich 61, die mit Sanskrit
rezitationen besprochen sind. Ihr Inhalt ist folgender:
1. Sämaveda I, 6, 1, 3, 1 (Benfey, p. 52), gesungen nach dem
grämageyagäna, yaudhäjayam (Bibi. Ind. vol. II, p. 76).
PI. 443. 1
2. Sämaveda II, 1, 1, 9, 1; 2 (Benfey, p. 63) gesungen nach
dem ühagäna, yaudhäjayam (Bibi. Ind. vol. III, p. 44).
PI. 444.
3. Sämaveda, rudrasamhitä 6, äjyadoham (Bibi. Ind. vol. II,
p. 409. Ushä vol. II, fase. 2, samhitäs. p. 11). PI. 425.
4. Sämaveda, brahmayajnapätha 3, unnayam (Bibi. Ind. vol. II,
p. 517. Ushä vol. II, fase. 3, p. 4). PL 426.
5. Sämaveda, aristavarga 1—4 (Ushä vol. II, fase. 3). PI. 427,
428.
6. Sämaveda, visnusamhitä 1—4 (Ushä vol. II, fase. 2, samhitäs.
p. 15). PI. 429, 430.
7. Taittiriya-Samhitä VII, 1, 6, 8. Samhitä, Pada und Krama.
PL 450, 451.
1 Wertvolle Nachweise für diese wie für die Nummern 2, 3, 4, 5, 6 ver
danke ich der Güte A. Barths in Paris.
Sitzungsber. d. phil.-Uist. Kl. 160. IM. 1. Abh.
1
2
I. Abhandlung: Kirste.
8. Taittirlya-Saiiihitä II, 4, 10, 3 ye devä etc. Saiiihitä, Jatä
und Ghana. PI. 448, 449.
9. Taittirlya-Brähmana III, 8, 1. 1, 1 (Apte, vol. III, p. 1155f.,
yoI. II, p. 859). PI. 436.
10. Taittirlya-Brähmana III, 12, 5, 4 etair äyus etc., 5 (Apte,
vol. III, p. 1418). PI. 445.
11. Mahäbhärata. Anfang, Vers 1—10. PI. 418.
12. Bhagavadgitä X, 12—18. PI. 438.
13. Bhagavadgitä XV, 1; 2; 5—9. PI. 401.
14. Bhagavadgitä XV, 1—6. PI. 402, 467.
15. Rämäyana (Schlegel). Anfang, Vers 1—4. PI. 417.
16. Meghadüta (Stenzler) Vers 65 und VII. PI. 447.
17. Öakuntalä (Pischel). Eingangsvers. PI. 403.
18. Sakuntalä. Vers 95. PI. 412.
19. Öakuntalä. Vers 143 und 144 samt zwischenstehender
Prosa. PI. 413.
20. Vikramorvasl. Eingangsvers. PI. 403, 412.
21. Gltagovinda (Lassen) I, 1, 5. PI. 409.
22. Gltagovinda V, 11, 15. PI. 410.
23. Devlmähätmya IV, 1—4 (Poley, p. 19 f.) PI. 423, 424.
24. Bhavänyastaka 1—8 (Hoefers Leseb. p. 93 ff.) PI. 421, 422.
25. Sisupälavadha I, 1; 75. II, 1; 118. III, 1. PI. 411.
26. Äryäsaptasatl. Einleitung Vers 6. PL 416.
27. Bhäminlviläsa I, 1. PI. 412.
28. Vers zum Lobe Hanumats. PI. 405, 406, 437.
29. Sivastotra. PI. 419, 420.
30. Dodhakavrtta und Aryä. PI. 439.
31. Särdülavikridita. PI. 440.
32. Indravajrä-Verse und Prosa. PL 431.
33. Prosa und ein Vers in Indravajrä. PL 432.
34. Der Vers von PL 432 nach drei verschiedenen Weisen ge
sungen. PL 433, 434, 435.
35. Pänini. Die Regeln I, 2, 29—40. PL 408.
36. Beispiele zu Pänini VIII, 1, 16. I, 3, 2. VIII, 4, 57. PL 414.
37. Beispiele zu Pänini VIII, 4, 46—52. PL 415.
38. Sanskrit-Alphabet. PL 441, 442, 453, 454.
, 39. Konsonantenverbindungen. PL 455, 456, 457.
40. Aksaramälikä, sivastotra. Südindisches Schulalphahet zu
Ehren Sivas im Giti-Versmaß. PL 458, 459, 460, 461.
Die altindischcn Platten.
3
Schließlich bemerke ich, daß verschiedene Stellen der
angeführten Platten sowie die Platten 446, 466, 468, wenigstens
für mein Ohr, zu undeutlich sind, um einen bestimmten Text
erkennen zu lassen, den ich hätte identifizieren können.
II. Phonetische Bemerkungen.
1. Allgemeines. In Anbetracht der großen Verschieden
heit der aufgenommenen Texte und bei dem Umstande, daß
sie nicht bloß von verschiedenen Persönlichkeiten, sondern
auch an weit voneinander entfernten Orten (Bombay, Benares,
Kalkutta, Madras) rezitiert wurden, wird gewiß jeden Hörer
die Gleichmäßigkeit in der Aussprache überraschen. Man denke
dabei nur an die verschiedene Aussprache des Latein, mit
dem das Sanskrit als Gelehrtensprache immerhin in Parallele
gestellt werden kann, wie sie etwa in Kom, Paris, London und
Wien üblich ist. Diese Gleichmäßigkeit ist das Produkt einer
uralten und strengen mündlichen Tradition, deren Grundlagen
schon im ersten halben Jahrtausend vor Christi Geburt fest
gelegt waren, da wir aus dieser Zeit stammende phonetische
Lehrbücher besitzen, die, während sie in den Hauptpunkten
miteinander übereinstimmen, sich schon mit Subtilitäten der
einzelnen Schulen befassen, wie z. B., ob ein nasalierter Vokal
während seiner ganzen Dauer oder nur in seiner zweiten Hälfte
nasal auszusprechen sei. 1 Man darf dabei allerdings nicht aus
dem Auge verlieren, daß in Indien der mündliche Vortrag oder
anders gesagt das Erlernen eines Textes durch den Schüler
von den Lippen des Lehrers die einzige Methode der reli
giösen, wissenschaftlichen und volkstümlichen Überlieferung
war, und daß noch heutzutage orthodoxe Brahmanen, wenig
stens für religiöse Werke, die Schrift, die in Indien etwas
Fremdes, vom Auslande Importiertes war, als Hilfsmittel der
Konservierung perliorreszieren. Dadurch ist denn auch die
Kunst des Auswendiglernens in Indien zu einer solchen Stufe
der Vollendung ausgebildet worden wie sonst nirgends auf
1 Vgl. meinen Aufsatz ,Die alph. Einordnung von Anusvara und Visarga“
in den Sitzungsber. der phil.-hist. Klasse, Bd. CXXXIII, Wien 1895,
S. 12.
Sitzungsber. d. phil.-liist. Kl. IGO. Bd. 1. Abli.
2
4
X. Abhandlung: ICirste.
der Erde, und es wurden zur Sicherung des genauen Wort
lauts der Veden eigene Methoden ersonnen, von denen ich
einige, die auf den Platten 448—451 (s. o. unter Nr. 7 und 8)
erscheinen, kurz erläutern muß, da sonst der mit diesen Rezi
tationsarten nicht vertraute Hörer auf den Gedanken kommen
könnte, daß der Apparat an den endlosen Wiederholungen
derselben Worte die Schuld trage.
Wird ein Test mit der natürlichen Reihenfolge der Worte,
zusammenhängend, aufgesagt, so ist das die ,verbundene* Rezi
tation (samhitä ,Verbindung*). Wird nach jedem Worte eine
Pause gemacht, infolge dessen der Auslaut mancher Worte
eine lautliche Veränderung erfährt, so ist das die ,unterbrochene*
Rezitation (pada ,Wort‘). Werden immer zwei Worte zusammen
ausgesprochen, jedoch so, daß jedes Wort zweimal erscheint,
zuerst in Verbindung mit dem vorangehenden und dann mit
dem nachfolgenden, wobei die Wortpaare durch eine kleine
Pause voneinander getrennt wurden, also eine Vereinigung des
ersten und zweiten Modus entsteht, so nennt man das die
,schrittweise* Rezitation (ltrama ,Schritt*). Wird jedes ,Schritt
glied* dreimal aufgeführt und zwar das zweite Mal mit um
gekehrter Wortfolge, so heißt das die ,verflochtene* Rezitation
(Jatä ,Haarflechte*). Wird jedes Schrittglied zuerst mit rich
tiger, dann mit umgekehrter Wortfolge rezitiert, dann wieder
in richtiger, wobei aber das nächste Wort angehängt wird,
darauf dieses Worttrio wieder mit umgekehrter und richtiger
Wortfolge gegeben, so erhalten wir die ,keulenartige* Rezitation
(ghana ,Keule*). 1 Die Sache dürfte durch ein deutsches Beispiel
klar werden. Deklamieren wir, wie wir es gewohnt sind:
,Festgemauert in der Erden steht die Form aus Lehm
gebrannt,
so ist das die erste Methode. Machen wir nach jedem Worte
einen Absatz, also:
,Festgemauert — in — der — Erden — steht — die —
Form* usw.
so erhalten wir die zweite. Die dritte Methode sieht so aus:
1 Auf Details kann ich mich natürlich nicht einlassen.
Die altindischen Platten.
5
,Festgemauert in — in der — der Erden — Erden stellt
steht die — die Form' usw.
Die vierte:
,Festgemauert in, in festgemauert, festgemauert in — in
der, der in, in der — der Erden, Erden der, der Erden —
Erden steht, steht Erden, Erden steht — steht die, die steht,
steht die — die Form, Form die, die Form' usw.
Die fünfte:
,Festgemauert in, in festgemauert, festgemauert in der,
der in festgemauert, festgemauert in der — in der, der in, in
der Erden, Erden der in, in der Erden — der Erden, Erden
der, der Erden steht, stellt Erden der, der Erden steht —
Erden steht, steht Erden, Erden steht die, die steht Erden,
Erden steht die — steht die, die steht, steht die Form, Form
die steht, steht die Form — die Form, Form die, die Form
aus, aus die Form, die Form aus' usw.
Selbstverständlich gelingt es bei einiger Übung, diese
mechanischen Wiederholungen sehr schnell herunterzuleiern,
und ich glaube, daß jeder, der die Platte 448, die die zuletzt
genannte Methode wiedergibt, abhört, nur bei großer Aufmerk
samkeit die einzelnen Worte der ,Keulen' auseinanderzuhalten
imstande sein wird. Nur gegen den Schluß des Ganzen ver
langsamt der Sprecher das Tempo und erhöht die Stimme, so
daß die letzten Worte — das letzte Wort wird der Vorschrift
gemäß wiederholt — beinahe wie ein feierliches Rezitativ
klingen.
2. Vokale. Einem deutschen Hörer dürfte vor allem der
große Unterschied in der Quantität der kurzen und langen
Vokale auffallen, wobei ich davon absehe, daß derselbe in der
Rezitation des Sanskrit-Alphabets (Nr. 38) wohl absichtlich be
sonders markiert wurde, ein Unterschied, der besonders beim
a gegenüber ä deutlich hervortritt. Über die absolute Dauer
der Vokale enthalten die phonetischen Lehrbücher die Mit
teilung, daß ein kurzer Vokal so lange dauert wie der Schrei
des Nußhähers, ein langer so lange wie der Ruf der Krähe,
ein überlanger, d. h. ein solcher, der der Definition nach drei
Kürzen enthält, der aber übrigens nur zu bestimmten rhetori
schen Zwecken Verwendung findet, so lange wie der Schrei des
2*
6
I. Abhandlung: Kirstc.
Pfaus. (Rigveda-Prätisäkhya XIII, 20. Pan. Siksä 49.Sarvas. S. 41.
Das letztere Lehrbuch kennt sogar einen viermorigen Vokal, 49.)
Diese Länge des ä fällt besonders ins Ohr, wenn darauf ein
h, der sogenannte Visarga folgt (über dessen Aussprache ich
meinen Aufsatz in den Sitzungsberichten, phil.-hist. Klasse,
Bd. CXXI, Wien 1890, zu vergleichen bitte), z. B. pravälüli,
Icämäh (PL 401, 402, 467, Vers 2 u. 5), prasthitäh (PL 413,
letztes Wort), prthivyäh, deväli (PL 425). Die Silbe äh wird
sogar auf zwei Noten gesungen, klingt also wie ähä, am Ende
eines Absatzes in den oben erwähnten künstlichen Veda-Rezi-
tationcn, so in bhägäh, lokäh, abhlstäh, deväli (PL 448, 449)
oder vor der Pause in tasyäli, deväli (PL 450, 451). Übrigens
scheuen sich die Rezitatoren auch nicht, einen kurzen Vokal
vor dem Visarga zu verlängern, um nur ja den letzteren recht
deutlich zu Gehör bringen zu können. Auf diese Weise wird
alcsarah wie alcsaräha, vah wie väh® (PL 403, 412, Vikr.) prä-
navantah wie pränavantäh® (PL 403, Sak.) ausgesprochen. So
erklärt sich denn auch, wieso in dem südindischen Schul
alphabete (PL 459, Vers 16) die Kinder statt des h die Silben
äliä von ähära lernen.
Etwas Ähnliches geschieht dort mit dem nasalierten Vokal,
dem Anusvära, der dem rein gesprochenen angehängt wird
(siehe meine oben zitierte Abhandlung aus dem Jahre 1895,
S. 5): er wird (Vers 15) durch die Silbe am von ambara er
setzt. Es konnte dies übrigens umso leichter geschehen, als
der wirkliche Anusvära nur vor Zischlauten ausgesprochen
wird, z. B. in chandämsi (PL 401, 402, 467, Vers 1) enäfri sa-
mardhayati (PL 450, Samhitä), in anderer Stellung aber durch
m ersetzt wird, z. B. asvatthavi prähur (PL 401, 402, 467,
Vers 1) ehapurusam vyäpya sthitavi rodasi (PL 403, 412 Vikr.)
sihliaram patir (PL 412, Öak.) pändityavi pra (P. 412, Bhäm.)
atulavi bhagavän (PL 423, 424, Vers 3) param brahma param
dhäma pavitram paramavi bhavän, purusam säsvatam divyavi
(PL 438, Vers 12), wobei diese Aussprache sich vor folgendem
Labial natürlich leicht von selbst einstellt.
Sehr interessant wäre es, wenn die Beobachtung, die ich
beim Abhüren zweier Platten gemacht habe, auch von anderer
Seite Bestätigung fände, nämlich daß ein schließendes a nasa
liert wird. Der Phonograph hat freilich immer eine etwas
Die altinclischen Platten.
7
näselnde Aussprache, aber in Indien wird eine solche Aus
sprache, die ja in gewisser Beziehung an das griechische v e^sX-
•/.ocvr/.cv erinnert, schon von den ältesten Lehrbüchern erwähnt
(Rv. Prät. I, 26. II, 32. Taitt. Prät. XV, 6. Pän. VIII, 4, 57),
wenn auch in den Manuskripten nicht geschrieben, was als
Beweis dafür angesehen werden kann, daß die Nasalität sehr
schwach war. Eine solche Aussprache scheint mir nun deutlich
vorzuliegen bei dem Schlußvokal von IceSava (PI. 438, Vers 14)
und &iva (PI. 460, Vers 34, 38, 44), beides Vokative.
Der Vokal r wird deutlich wie ri ausgesprochen in
kudrstih (PI. 422, Vers 5).
Statt r wird im Schulalphabet (PI. 458, Vers 8) rü
von rüpa eingesetzt und statt l die Silbe li von linga im
nächsten Vers.
Das e von budhyante wird im Padatext (PI. 450) und
das von ide, rante, priye am Ende eines Kramagliodes (PI. 451)
zerdehnt, d. h. auf zwei Noten gesungen, cd klingt in rüpaili
(PI. 450, Pada) wie ei, dagegen wird es im Alphabet (PI. 455)
sehr deutlich wie ä -j- i artikuliert, ebenso wie au als ä + u,
also nicht wie die deutschen Diphthonge, bei denen der zweite
Bestandteil in seiner Sonorität reduziert ist.
Schließlich wäre noch zu bemerken, daß in den Alpha
beten der Platten 441, 453, 459 auf das au der Anusvära und
der Visarga folgen, also diejenige Buchstabenfolgo eingehalten
wird, die ich (Verhdlg. d. 12. Or. Kongr. I, p. 31 ff.) als sowohl
der uralten indischen Tradition, als dem praktischen Bedürfnisse
am besten entsprechend zur allgemeinen Annahme empfohlen
habe und die außerdem mit der physiologischen Beschaffenheit
der beiden Phoneme, wie ich sie festgestellt habe, in voll
kommenem Einklänge steht.
3. Konsonanten. Die Verdopplung der Verschlußlaute
wird sehr deutlich zu Gehör gebracht, z. B. in aSvattham (PI.
401, 402, 467, Vers 1) und sampanna (PI. 432), also wie in
italienisch fatto und capanna, oder was den Nasal betrifft bei
nahe so wie russisches nn in Kopommü u. ä. Die indischen
Phonetiker haben sich bekanntlich große Mühe gegeben, genau
die Fälle zu registrieren, in denen eine solche Verdopplung
oder besser gesagt das Hörbarmachen der Implosion eintritt
und das zuerst angeführte Wort ist diesbezüglich sogar Gegen-
8
I. Abhandlung: Kirste.
stand einer eigenen Regel geworden. (Yäj. Prät. IV, 96. Vgl.
Uber diese ganze Frage meine ,Etudes sur les Prätisfikhyas 4 ,
in den Memoires de la Societe de Linguistique. Paris 1884,
p. 81 ff.)- Dagegen wird eine etymologisch berechtigte dentale
Implosiva unterdrückt in der Gruppe ttv, dieselbe also wie tv
ausgesprochen in chittvä (PI. 402, 467, Vers 3) dattvä (PL 431,
Vers 3). Auch diese Aussprache ist schon uralt, wie schon
öfter bemerkt worden ist. (Böhtlingk, Pänini. Bonn 1840, Bd. II,
p. 397. Benfey, Sämaveda, Einl. p. XLVII. Schef'telowitz, W.
Z. K. M. 1907, p. 93.)
Noch einer anderen Eigentümlichkeit der alten vedisclien
Aussprache begegnen wir auf unseren Platten, nämlich dem
sogenannten sphotanci, über das ich in meinen ,Etudes‘ (p. 100)
sowie in einem in der Revue scientifique (1883, Nr. 12, p. 373)
publizierten Aufsatz gehandelt habe. Steht nämlich ein Ver
schlußlaut in der Pause, so wird ihm, damit er deutlich ins
Gehör fällt, ein kurzer unbestimmter Vokal, das französische e
muet, das ja auch nur in der poetischen Rezitation zum Vor
schein kommt, nachgeschlagen. So wird ausgesprochen äSayät,
etwa durch -td wiederzugeben (PI. 401, Vers 8), udlrayet
(PI. 418, Vers 1), sädhyät (PI. 447, Vers VII), japet, brütät
(PL 450, Pada, 451), vedavid, tad (PL 401, 402, 467, Vers 1 u. 5),
diese letzteren beiden mit tönendem d, wie in englisch liad,
franz. laide, obgleich die Texte t zeigen. 1
Besonders stark tritt der tönende Charakter der Media g
hervor in dem Worte gatis, das in dem Refrain gatis tvam
,Du meine Zuflucht 4 des Liedes der Platten 421, 422 erscheint.
Der Blählaut ist so emphasiert, daß man beinahe ngatis zu
hören glaubt, eine hübsche Illustration zu der Bezeichnung der
Mediae durch Nasal + Tenuis im Neugriechischen (Brücke,
Grundzüge der Sprachphys., p. 8).
Statt des palatalen n wird im Schulalphabet (PL 459,
Vers 26) jn von jncina gelehrt, eine in den Volksdialekten sehr
häufige Ersetzung (siehe Pischel, Gramm, der Prakrit-Sprachen,
§ 276), die deshalb sehr leicht eintrat, weil einerseits das j
1 Übrigens waren die einheimischen Grammatiker nicht einig darüber, ob
in der Pause Tenuis oder Media zu sprechen sei. Siehe Whitney zu
Ath. Prät. I, 8.
Die altindischen Platten.
9
sehr dünn, ungefähr wie serbisches mouilliertes j (siehe meinen
Aufsatz im Archiv für slav. Philol. V, 1882, p. 381) klingt,
andererseits j mit n durch den sogenannten Yama (siehe meine
,Etudes' p. 81) verbunden war, was bedeutet, daß seine Ex
plosion durch die Nase erfolgte und deshalb leicht ganz un
hörbar wurde. 1
Ebenso beruht es auf einer Nachlässigkeit der volkstüm
lichen Aussprache, wenn im Schulalphabet (PI. 459, 460, Vers 31,
derselbe erscheint auf beiden Platten) statt des zerebralen n
das dentale von nalina eintritt.
Bezüglich des letzteren ist noch zu bemerken, daß es in
pränavantah (PI. 403, Sak.) vor dem t äusserst sonor klingt,
viel stärker als im deutschen Worte ,wandte', eher wie im
italienischen ,stupendo'. Es hängt dies damit zusammen, daß
nur im Deutschen der einem Nasal vorangehende Vokal nasa
liert wird, während er im Sanskrit wie im Italienischen und
Französischen 2 (bezüglich des letzteren vergl. meinen Aufsatz
in der Revue scientifique, p. 374) keine Affektion erfährt.
Besonders fällt diese starke Nasalität beim m auf, wenn
es in der Pause steht, wo man es durch mm bezeichnen könnte;
so in adhahsäkham aSvatthcim, avyayam (PI. 401, 402, 467,
Vers 1), vidhihutam, visvam (PL 403, Sak.), balavantam (PI.
405, 406, 437), ramaniyam, hrdayam (PI. 410), äspadam, muram
(PL 411, Vers I, 75. II, 1), samäptam (Pl. 420, letztes Wort,
mit starker Betonung der letzten Silbe, die sogar etwas höher
klingt als die vorhergehenden), gatis tvam (PL 421), yogam
(PL 438, Vers 18), ankitam (PL 440), yävatpadam und in dem
öfter vor der Pause stehenden hotäram (PL 445), in ajinam
am Ende einer .Flechte' oder ,Keule' (PL 448, 449) und in
sam am Ende des ,Schrittes' (PL 451).
Das finale m wird sogar direkt auf zwei Noten gesungen
in sukrtam (PL 450, Padatext, 451) und in karncim (PL 451).
Die merkwürdigste Verstärkung erhält jedoch dieser Kon
sonant bei der Rezitation des Sämaveda (PL 425) in dem Worte
1 Auf derselben Entwicklung beruht vlyoe gegenüber -pafyoc, Svöipoc und
die Aussprache des englischen ,knight‘.
Es handelt sich hier selbstverständlich um Fälle, in denen wirklich ein
n oder m gesprochen wird, nicht um den Nasalvokal.
10
I. Abhandlung: Kirste.
äjyadoham, das hier achtmal wiederholt wird. Hierbei wird
nämlich das m nicht bloß verdoppelt, sondern die Explosion
desselben wird fast noch deutlicher zu Gehör gebracht als
etwa bei dem französischen Worte femme, wenn es im Verse
vor einem Konsonanten steht. Am nächsten entspricht der indi
schen Aussprache die Wiener Dialektform des hochdeutschen
haben wir, die man etwa durch hamm® wiedergeben könnte,
in dem das erste a zum Unterschied von der Aussprache des
Wortes Hammer nicht nasaliert ist, da die Implosion des m,
die dabei etwas schärfer hervorgehoben wird, das alte b reprä
sentiert. Etwas weniger lang ausgehalten, dagegen mit deut
lichem e muet ausgesprochen werden die m in den auf der
selben Platte vorkommenden Worten vaiSvänaram, agnim, janä-
näm sowie in enäm (PI. 451 am Ende des ,Schrittes“').
Eine prakritische Assimilierung des y an einen vorher
gehenden Nasal (vgl. Pischel, Gramm, der Prakrit-Spraehen,
§ 282) liegt in aranne und Savanne (PI. 422, Vers 6 u. 7) für
aranye und Saranye vor. Auch saktyä (PI. 423, 424, Vers 2)
klingt wie saktä, doch ist dies vielleicht Zufall, da das in dem
selben Verse stehende bhaktyä deutlich mit y artikuliert wird.
Dagegen sind die Zischlaute in den Konsonantengruppen
ksya, ksva, ksnia, ksiia, tsya (PI. 455), tsna, psa (PL 456) durch
einen ganz leisen Hauch ersetzt, infolge dessen ksa (PI. 442,
455) geradezu wie kha klingt, bekanntlich ebenfalls eine Eigen
tümlichkeit der Volkssprachen (Pischel, 1. c. § 317), und so
erklärt sich denn auch, wieso in dem Schulalphabet (PI. 460,
Vers 33), das, wie wir schon einige Male bemerkt haben, ge
rade kein Muster von Genauigkeit ist, an Stelle des th das
sth von sthävara angeführt wird (Pischel, § 307). Schließlich
wäre noch zu bemerken, daß ks als letzter Buchstabe des
Alphabets angeführt wird (PI. 442, 461, Vers 51). Was das
Alphabet der Platte 454 betrifft, so bin ich diesbezüglich nicht
ganz sicher, da hier vielleicht der Jihvämüliya und der Upa-
dhmäniya den Schluß bilden, was ich nicht heraushören kann.
4. Akzent. Bei der großen Unsicherheit, die über die
Natur der altindischen Betonung herrscht — das Verhältnis
des Tonakzents der vedischen Sprache zu dem Druckakzent
der Volksdialekte ist noch ganz ungeklärt — begnüge ich mich
hier zunächst die Worte zu registrieren, bei deren Aussprache
Die altindischen Platten.
11
ein deutlicher Druckakzent zu hören ist, den ich mit einem
Akut bezeichne. Prakatlkurmdh, prärthayämdh (PL 431), va-
candm, vaydm, bhavatdm, trividhdm, präcinam, pänisaroru-
häbhyam, ätanotü (PL 432), tathä, devalö (Pl. 438, Vers 13),
mayä (ib. Vers 17), amrtdm (ib. Vers 18), sivd (PL 458—461,
am Schlüsse der Verse).
Ferner ist zu bemerken, daß die letzte Silbe in folgenden
Worten mit derselben Tonhöhe wie die vorausgehenden — in
einigen Fällen scheint sie mir sogar höher zu sein — ausge
sprochen wird: natantam (PL 405, 406, 437, letztes Wort)
samäptam (PL 420, letztes Wort) dadhätu (Pl. 436, letztes
Wort), tisthasi (PL 438, Vers 16, letztes Wort), bhavanti
(PL 445, letztes Wort), iti, krsnäjinam, dhünoti, eva, bhavanti
als letztes Wort einer ,Keule' auf PL 448. Das nach iti ange
führte Wort, das ein Kompositum aus krsna und ajinam ist,
wird außerdem, entsprechend den Gesetzen der Rezitation, noch
zweimal am Schlüsse einer ,Keule' besonders aufgeführt, das
erste Mal als Komposition, das zweite Mal in seine Bestand
teile aufgelöst, wie wenn wir in dem oben verwendeten deut
schen Beispiel sagen würden ,festgemauert', das heißt ,fest‘ —
,gemauert', und bei dieser letzten Repetition wird die Silbe ji
auf der Quart und die Silbe nam auf der Quinte des Tones
der Anfangssilbe a gesungen. Daß die Silbe äh der Worte
bhugäh, lokäh und abliistäh etc. auf zwei Tönen, von denen
der zweite häufig etwas höher als der erste ist, gesungen
wird, wurde schon oben bemerkt; ich bin aber mit diesen
Beobachtungen schon auf das Feld der indischen Musik ge
raten, auf dem eigentlich noch alles zu tun ist, und ich hoffe,
daß ein Berufenerer als ich die musikalischen Momente der
altindischen Platten behandeln wird. Liier will ich nur bemerken,
daß die Platten 409 und 410 Proben eines Singspiels geben,
daß das Lied der Platten 419 und 420 sehr hübsch von einem
zwölfjährigen Ivnaben gesungen wurde, daß die Platten 433
bis 435 denselben Vers nach drei verschiedenen W'eisen wieder
geben und daß die Platten 443, 444 von zwei Personen, dem
Lehrer und dem Schüler, unisono besungen wurden.
II. Abh.: Loserth. Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
1
II.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
Studien über die Anfänge der kirchenpolitisclien Tätigkeit
Wiclifs und die Überlieferung seiner Schriften.
Von
J. Loserth,
korresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
(Vorgelegt in der Sitzung am 19. Februar 1908.-0
Vorbemerkungen über die älteren literarischen
Widersacher Wiclifs.
Zu den schwierigsten Aufgaben der Wiclifforschung gehört
die genaue Feststellung der frühesten Gegnerschaften Wiclifs.
Wenn man die maßgebenden Schriften unserer Zeit über das
Leben und Wirken dieses Mannes überblickt, möchte man
glauben, daß er jäh und unerwartet aus tiefer Verborgenheit
hervorgetreten und mit einem Schlage einer der tonangebenden
Männer seines Landes geworden sei. Daß dem nicht so ist, daß
vielmehr seinem bedeutungsvollen Auftreten in den Tagen des
guten Parlamentes literarische Plänkeleien und schwere Gefechte
vorausgegangen sind, in denen er sich an der Universität seinen
großen Ruf als Dialektiker, 1 in weiteren Kreisen den eines er
fahrenen Kirchenpolitikers begründete, haben zum Teil schon
frühere Ausführungen über die Genesis seiner Summa Tlieo-
logiae erwiesen. 3 Diese älteren Kämpfe haben sich unserer
Kenntnis entziehen können, weil die einschlägigen Schriften
Wiclifs, die sich hierüber verbreiten, ungedruckt waren und
1 Es darf an dieser Stelle auch heute noch auf die Worte Walter Wad
dington Shirleys in seiner Ausgabe von Thomas Netter of Waldens
Easciculi Zizanniorum, S. XLVII hingewiesen werden, die sich über die
Tatsache und die Gründe von Wiclifs überragender Stellung in Oxford
verbreiten.
2 Studien zur englischen Kirchenpolitik im 14. Jhdt., II. Teil, S. 22 ff. 29 ff.
Sitznngsler d phil.-liist. Kl. 160. Bd. 2. Abh. 1
2
II. Abhandlung: Loserth.
mehr noch, weil die Bedeutung dieser Schriften nicht so offen
zu Tage lag, daß die Zeitgenossen davon Notiz genommen
hatten. Die gleichzeitige Geschichtsschreibung hat uns nicht
einen einzigen Namen der älteren Gegner Wiclifs übermittelt,
geschweige denn etwas von ihren Werken mitgeteilt, und so läßt
sich denn auch über den Gegenstand dieser älteren Kämpfe
oder die hiebei angewendete Methode nicht viel mehr sagen, als
man aus Wiclifs Werken selbst gewinnen kann. Seine Gegner,
von denen man bisher schon Kunde hatte, gehören wie Thomas
Netter von Waiden einer viel späteren Zeit an, oder wenn
sie noch Zeitgenossen Wiclifs waren wie William Wadford, so
stammen doch ihre Werke aus einer verhältnismäßig jüngeren
Zeit und sind Sfchon durch den böhmischen Wiclifismus mehr
oder minder stark beeinflußt. Man kennt ja auch den Grund,
weshalb Wiclifs Wirken erst so spät eine sachkundige Gegner
schaft auf den Kampfplatz rief. 1 Thomas Netter von Waiden,
in dessen voluminösem Doktrinale man noch am ehesten volle
Angaben über die Gegner Wiclifs vermuten könnte, hat darüber
nichts vermerkt. Etwas reichhaltiger sind seine Angaben in
den Fasciculi Zizanniorum. Aber auch hier ist es eigentlich nur
der Karmeliter Kynyngham, der -zu seinem Rechte kommt. 2 Der
Streit geht von philosophischen Themen allmählich auf kirchen
politische Fragen, wie die bürgerliche Herrschaft oder die Aus
stattung der Kirche mit weltlichem Gute über. Die übrigen
Widersacher, die Thomas Netter noch nennt, kämpfen mit
Wiclif bereits über die Abendmahlslehre, ein Streit, dessen An
fänge in das Jahr 1379 zu setzen sind, 3 also schon in die letzten
Jahre Wiclifs. Von diesen Gegnern werden genannt: der Minorit
Johannes Tyssington, 4 der Augustiner Thomas Wyntirton, 5 der
1 Fasciculi Zizanniorum, S. 1: Numerosa seges hseresum Wycclyff, statim
cum iacta est in terram bonam, apparere non potuit, noc statim cum
pullulare coepit, fuit impia herba per Salvatoris familiam, quse secum
coucrevit ut triticum, eradicanda . . .
2 Seine Schriften s. in den Fase. Ziz. 4—103. Studien zur Kirchenpolitik
Englands II, S. 29.
3 Matthew, The Date of "VVyclif ’s attack on Transubstantiation, Engl. Hist.
Review April 1890.
4 Incipit Confessio magistri Iohannis Tyssyngton de ordine Minorum, Fase.
Ziz. 133—180.
5 Ebenda S. 181.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
3
ausdrücklich noch als Zeitgenosse Wiclifs bezeichnet wird (quon-
dam sui contemporanei), dann ein Mönch des Benediktiner
klosters Ramsey, genannt Wellys, dessen Polemik aber bereits
den Streit um die Orden betrifft, 1 dann folgen zwei Mönche,
deren Namen Waiden nicht nennt. 2 Alle diese Gegnerschaften
haben mit den Anfängen der reformatorischen Tätigkeit Wiclifs
nichts zu tun, und man darf sich wahrhaftig nicht wundern,
daß ein um die Reinhaltung der kirchlichen Lehre so besorgter
Papst, wie es Gregor XI. war, der Universität Oxford die heftig
sten Vorwürfe macht, daß sie nicht schon längst gegen den
Rektor von Lutterworth eingeschritten sei, sondern ruhig zusehe,
wie das Unkraut 3 unter dem reinen Weizen wachse. Von den
älteren Streitigkeiten in Oxford und namentlich von jenen, die
in Rom das unliebsamste Aufsehen machten, weil sie in einem
Augenblicke, wo man des englischen Geldes so dringend be
durfte, die Sekularisierung der ungeheuren englischen Kirchen
güter zur Diskussion stellten, wird in den Fasciculi Zizanniorum
fast nichts erwähnt; ja es werden hier Persönlichkeiten ange
führt, die, wie wir aus anderer Quelle wissen, gegen Wiclif
geschrieben haben, über diese Polemik wird aber nichts erwähnt;
was noch weiter behandelt wird, betrifft den Kampf gegen
Wiclifs Schüler. Nach alledem stünde es schlecht um unsere
Kenntnis der ältesten Widersacher Wiclifs, wenn wir nicht aus
den Berichten eines späteren Schriftstellers etwas Näheres hier
über erfahren würden. Es sind die des Nicholas Harpesfield.
Nicholas Harpesfield, der. bekannte römisch-katholische
Zeitgenosse Foxes, demnach ein späterer Kirchenhistoriker, der
aber, weil ihm ausgezeichnete Quellen aus bischöflichen Archi
ven zur Verfügung standen, nicht übersehen werden darf und
dessen Angaben sorgsamer Nachprüfung standhalten, hat uns
im 15. Kapitel seiner Historia Wicleffiana ein Verzeichnis jener
Persönlichkeiten mitgeteilt, 4 die literarisch gegen Wiclif auf-
1 Ebenda S. 239.
2 Item alius monachus de Durham valde excellenter determinavit contra
Wycclyff. Item alius monachus de Sancto Albano egregie determinavit
contra Iohannem Wycclyff. Fase. Ziz. 241.
3 Nicht weniger als dreimal unmittelbar nacheinander kommt das Wort
Lollium in der Bulle des Papstes vor; Fase. Ziz. 242.
4 P. 716: De iis, qui libros contra Wicleffum et eius hereses ediderunt.
1*
4
II. Abhandlung: Loserth.
getreten sind. Er teilt die Autoren in solche, die noch zu
Lebzeiten Wiclifs diesen bekämpften, und solche, die sich nach
seinem Tode als Bekämpfer des Wiclifismus hervorgetan haben.
Bei der Umsicht, mit der Harpesfield sein Studium betrieb,
hätte man erwarten dürfen, daß das von ihm angeführte Namens
verzeichnis auf Vollständigkeit Anspruch erheben kann. Das
ist indes nicht der Fall. Auch ist mancher Name arg verball
hornt. Daß sich an dem Streit gegen Wiclif in hervorragender
Weise Mönche beteiligt haben, wird uns bei der Stellung, die er
seit 1379 zu den Mönchsorden einnimmt, nicht wundernehmen.
Harpesfield nennt in der ersten Gruppe den Dominikaner Jo
hannes Bromiard, den Franziskaner Johannes Tissington, den
Karmeliter Richard Lavenham, die Augustiner Thomas Ashburn
und Thomas Winterton, die Benediktiner Utredus Boltonius und
Nikolaus Radcliffe, den Kanzler der Universität Oxford Wilhelm
Berton und Radulph Strode aus dem Merton-College daselbst.
Aber, sagt er, Fahnenträger all dieser Männer war Wilhelm
Binham, ein Mönch von Norfolk. 1 Unter jenen Männern, die
nach Wiclifs Tod dessen Lehre bekämpften, nennt er namentlich
William Wadeford, eine Angabe, die insofern nicht richtig ist,
als dieser Mann schon zu Lebzeiten Wiclifs einer seiner Haupt
gegner gewesen ist. Unter den späteren Widersachern des
Wiclifismus nennt er Thomas Waiden, einen Schüler Wilhelm
Wadfords. 2
Von den beiden Listen kann uns für unsere Zwecke nur
die erste interessieren, da sie uns mit einigen Gegnern Wiclifs
1 Fuere vero non pauci, qui eo iam mortuo impiam illius et discipulorum
ipsius doctrinam scriptis suis egregie everterunt. E quibus prseter Tho-
mam Wolwardum et Guilelmum Wodefordum Franciscanos, Ricliardum
Maidston, Petrum Stockes, Thomam Lombe, Gualterum Disse, Joannem
Marrey, Thomam Waldenum Carmelitas, Ioannem Bury Augustinum,
Rogerum Dimmocke Dominicanum fuere: loannes Snaffianus et Stephanus
Patringtonius Menevenses episcopi, Robertus Waldebie Eboracensis
episcopus. His adjungere possumus Nicolaum Pontium Martonensem
Oxonii alumnum et Oxoniensis academiae cancellarium Robertum Aling-
tonium ....
2 Sed ex iis, qui nostram aetatem antevertere . . . ceteris Thomas Wai
denus et quem praeceptorum ille suum appellat, Guilelmus Wodfordius
palmam sibi proripiunt. Quorum ego singulärem diligentiam . . . non
potui satis admirari.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs. ö
aus seiner ersten informatorischen Tätigkeit bekannt macht.
Einige von ihnen kennen wir aus den Aufzeichnungen des
Thomas Waiden. Es muß aber wundernehmen, wenn wir in
der Liste von Harpesfield den Johannes Kynyngham oder den
Mönch aus dem Kloster Ramseye vermissen. Von den von ihm
genannten zeitgenössischen Widersachern Wiclifs hat John Bro
myard eine Sammlung von Geschichten, die nach gewissen
Kategorien zusammengestellt, alphabetisch geordnet und zum
Gebrauch der Prediger bestimmt waren, angelegt. 1 Von seiner
besonderen Schrift gegen Wiclif ist nichts Näheres bekannt; da
dieser aber in seinen Predigten über die Predigtmanier seiner
Zeit, der auch das Buch Bromyards huldigte, den Stab bricht,
wird die Gegnerschaft auch schon aus diesem Grunde erklärlich.
Harpesfield nennt ferner als Gegner Wiclifs, die litera
risch tätig waren, den Karmeliter Richard Lavenham, den wir
sonst nur als jenen Mann kennen, der die Ketzereien und Irr-
tümer des Lollarden Purvey gesammelt hat; 2 dann den Augu
stiner Thomas Ashburn, von dem wir sonst nichts wissen, als
daß er bei einer Synode, in der über Sätze Wiclifs verhandelt
wurde, anwesend war, 3 ebenso Nicholas Radcliffe, den wir gleich
falls nur in solcher Weise kennen lernen 4 und wenn er später
noch genannt wird, nicht mehr in der Sache Wiclifs, sondern
Johann Astons tätig ist, 5 endlich Radulfus Strode, von dem
Waiden nichts zu sagen weiß, obwohl wir einen Traktat Wiclifs
besitzen, der wider diesen Autor gerichtet ist. 6 Ohne auf den
Inhalt dieses Traktates einzugehen, über den wir in einem
anderen Zusammenhänge zu sprechen gedenken, darf hier nur
gesagt werden, daß man es bei dieser Persönlichkeit eher mit
einem Freunde als mit einem Gegner Wiclifs zu tun hat und,
wie es den Anschein hat, mit einem ehemaligen Schüler des
Reformators. 7 Wenn Harpesfield in seinem Verzeichnisse noch
1 Ich entnehme diese Angaben Lechler, Joh. u. Wiclif I, 396. Bromyards
Werk führt den Titel Summa praedicantium.
2 Fase. Ziz. 349. 8 Ebenda S. 286, 499.
4 S. 289. 8 S. 332.
6 Johannis Wiclif Eesponsiones ad 18 argumenta Radulphi Strode.
7 Homo quem novistis in scholis. Der Text der Responsiones liegt in vier
Handschriften vor: Cod. Pal. Vindob. 1338, 3229, 4527 und Cod. univ.
Prag. III, G. 11.
6
II. Abhandlung: Loserth.
zwei Männer nennt: den Benediktiner Utredus Boltonius und
den Mönch Guilelmus Binhamus, so liegt fürs erste in den
Namen eine Verballhornung vor, fürs zweite sind es aber wirklich
jene Männer, die als die frühesten Antagonisten Wiclifs genannt
werden müssen. Bevor wir auf sie näher eingehen, mag noch
bemerkt werden, daß auch Wood einzelne jener Männer an
führt, 1 wobei man es als unsicher hinstellen muß, ob er ihre
Namen aus Harpesfield kennt, oder ob er in ihre Werke selbst
Einsicht genommen hat. Wood erwähnt, ohne leider seine
Quellen anzuführen, daß es im Jahre 1360 an der Universität
heftige Streitigkeiten über die Frage De Paupertate Christi
gegeben habe, an denen sich Wiclif, John Toresby und Utredus
Boltonius beteiligt haben. 2 Wenn dem so wäre, würde dieser
Streit in einer viel späteren Zeit als in Deutschland und Italien,
noch in England die Gemüter erhitzt haben. Unmöglich ist
angesichts der Beziehungen Englands zur Kurie die Sache
übrigens nicht. Ob die Streitigkeiten zwischen der Weltgeist
lichkeit und den Mendikanten, worüber Thomas Walsingham
an einer Stelle Bericht erstattet, gerade diese Angelegenheit
betrafen, ist doch nicht ganz sicher. Die übrigen zeitgenössi
schen Geschichtsschreiber melden hierüber nichts. Von son
stigen Gegnern Wiclifs zählt Wood noch einen Karmelitermönch
Nikolaus von Durham auf, dann den Binhamus des Harpesfield
— er nennt ihn aber Bynghamus — vor allem aber Remington,
über den er freilich so wenig Sicheres zu sagen weiß wie über
die meisten obgenannten Persönlichkeiten. Leider fügt er auch
hier keine Quellen an, aus denen er seine Angaben geschöpft
1 Historia et Antiquitates universitatis Oxoniensis, p. 65 a .
2 p. 181: Sub haee vero precipue disputationura materia erat paupertas
Christi, quam Rogerus Conwayus Minorita in contione London nuper
habita talem fuisse contendebat, nt neque ipse Apostolorum aliquis quic-
quam sibi suo nomine vindicavit, verum omnia illi communi quodam
iure contendebant. Daß Wiclif schon in den Anfängen seiner reforma-
torischen Tätigkeit das Armutsideal außerordentlich liochhielt, mag
man aus seiner Wertschätzung von Fitz-Ralphs (Richardus Armackanus)
De Pauperii Salvatoris ebensowohl entnehmen, wie aus den zahlreichen
Schriften, in denen er sich unmittelbar darüber ausspricht (s. [wenn man
nur die frühesten Werke zitiert] De Dom. Civ. III, 108 ff., 120 ff. usw.
III, 114 liest man: Pertinaeiter defendere, quod Christus non fuit pau-
perrimus, est heresis . . .)
Die ältesten Streitschriften Wielifs.
7
hat. Da er endlich den Utredus Boltonius zu Wielifs Anhängern
rechnet, darf man bezweifeln, daß unter diesem Namen jener
John Owtred zu verstehen ist, mit dem sich die nächsten Aus
führungen zu beschäftigen haben.
1. Jolm Owtred von Durliain und Wiclif.
Über die Persönlichkeit Owtreds von Durham ist wenig
überliefert. Wir kennen ihn bisher nur aus einer der Gesandt
schaften des englischen Königs an den Papst, bei der er in
gleicher Weise wie nach ihm Wiclif tätig war, als es sich für
England darum handelte, zu einem annehmbaren Frieden mit
Frankreich zu gelangen. Eduard III. hegte noch außerdem
den Wunsch, daß den Beschwerden des englischen Klerus über
die Bedrückungen durch die römische Kurie endlich abgeholfen
werde. Es war das die Zeit, in der der Papst in seinem
Streite gegen die Florentiner sich an den englischen König um
eine Geldhilfe wandte. England sollte sie aus doppeltem
Grunde zahlen: erstens weil der Papst als Stellvertreter Christi
und geistliches Oberhaupt auch Herr über alle Temporalien
sei, und zweitens kraft des Lehensverbandes, in welchem sich
England seit den Tagen König Johanns zum päpstlichen Stuhle
befand. Man kennt die schöne, gewiß sehr bedeutungsvolle
Szene, die uns von einem gut unterrichteten englischen Chro
nisten überliefert ist, die nach Pfingsten 1374 in der West-
minsterabtei stattfand, 1 und die eine große Ähnlichkeit mit
jener anderen Versammlung hat, die acht Jahre früher abge
halten wurde 2 und einen ähnlichen Zweck verfolgte; denn auch
1366 handelte es sich um die Frage des Lehensverbandes
zwischen England und dem heil. Stuhle, nur daß, wie es den
Anschein hat, bei der ersten Versammlung mehr die Herren
aus dem Laienstande, bei der zweiten des Jahres 1374 aus-
1 S. die ausführliche Schilderung im Eulogium Historiarum III, 337—339
und darnach in meinen Studien zur englischen Kirchenpolitik im 14. Jhdt.
I, S. 43.
2 S. vorläufig den Traktat bei Lewis, The History of the Life and Suffer-
ings of John Wicliff, p. 363 ff. Wir teilen ihn unten erstens vollständig
und zweitens korrekter mit.
8
II. Abhandlung: Loserth.
schließlich Geistliche zu Worte kamen. In vielen Einzelnheiten
der zweiten Versammlung wird man so sehr an die erste ge
mahnt, daß man sie für ein und dieselbe zu halten geneigt
wäre, würde nicht einerseits in den Parlamentsbeschltissen aus
drücklich auf das Jahr 1366 verwiesen und würde in dem
Berichte des Eulogium Historiarum nicht ausdrücklich auf die
Bedrängnis der Kurie im Kampfe gegen die Florentiner hin
gewiesen. 1 Man darf annehmen, daß Eduard III. nicht so sehr
über die eindringliche Art der Geldforderung des Papstes an
sich, vielleicht auch nicht über die Ansprüche, welche dieser
als Vikar Christi auf alle Temporalien erhob, in Aufregung
kam, als weil das Papsttum in so kurzer Zeit schon zum
zweiten Male an seine Stellung zum englischen Vasallenstaate er
innerte. Daß der König nicht gesonnen war, dieses Motiv des
Papstes 2 anzuerkennen, deutet schon der Umstand an, daß bei
der Beratung über diese Angelegenheit einem Minoriten, dem
Magister der Theologie Johannes Mardisle, eine wichtige Rolle
zugeteilt war. Unter den Männern, die an dieser Pfingstberatung
Anteil nahmen, finden wir nun auch Johannes Owtred aus
Durham. 2 Während, wie zu erwarten war, der Minorit das
Armutsprinzip der Kirche in den kräftigsten Worten zur Gel
tung brachte, verteidigte Owtred die Sache der Kurie. Die
Stellung der beiden Männer zu einander wird ganz charakte
ristisch durch die Bibelworte gezeichnet, die sie zum Thema
ihrer Ausführungen nahmen. Owtred antwortet in Form einer
Predigt, deren Thema die Worte bildeten: Ecce duo gladii hic,
indem er hiedurch, wie das Eulogium sagt, andeuten wollte,
daß St. Petrus und somit auch die Päpste alle Gewalten, die
geistliche und die weltliche, besitzen. 3 Schlagfertig erwiderte
Mardisle mit einer Rede über das Thema: Mitte gladium tuum
in vaginam. Christus habe keine weltliche Herrschaft besessen,
1 Die betreffende Stelle lautet: Rex levari faciat tallagium in subsidium
contra sibi rebelles Florentinos et alios et illud sibi mittere non postponat.
2 Et coram principe (sedebant) quatuor magistri in theologia in una
forma: scilicet Provincialis Fratrum Praedicatorum, Johannes Owtred
monachus de Durham, qui ibidem esse in concilio procuravit, frater Io-
hannes Mardisle, frater Thomas Ashburne Augustinensis . . . dann auch
Doktoren des kanonischen und römischen Rechtes.
3 Volens per hoc ostendere, Petrum habuisse temporalium et spiritualium
potestates.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
9
sie den Aposteln nicht hinterlassen und nirgends gelehrt, daß
sie eine solche begründen sollen. Er führte dies Thema an der
Hand der Bibel, der Kirchenlehrer und der kirchlichen Dekrete
durch und erwies, daß ein Papst eingestanden habe, er be
sitze keine weltliche Herrschaft. Er brachte auch den Fall
Bonifaz’ VIII. und die Abwehr seiner Ansprüche durch Frank
reich und England vor. Wir betonen diese Rede des Minoriten
deswegen, weil sie klar und deutlich beweist, daß die Ten
denzen, von denen Wiclifs Opposition gegen die Hierarchie in
den Jahren 1376 und 1377 getragen war, in England längst
von vielen Seiten geteilt wurden. 1 Man entnimmt dieser Dar
stellung, wie grundverschieden die Stellung der beiden Mönche
zu der aufgeworfenen Frage war. Auch Owtred ließ sich be
kehren, denn als am folgenden Tage die übrigen Geistlichen
ihre Ansicht dahin abgaben, daß der Papst nicht Herr über
England sei, schloß er sich gleichfalls dieser Meinung an, hatte
freilich den Spott des Königs zu tragen, der ihn ironischer
weise fragte: Und wo bleiben denn jetzt Deine beiden Schwerter?
Ich hin jetzt eben, erwiderte er, mit besserer Einsicht gewaffnet.
Die Antwort der weltlichen Herren erinnert ganz und gar an
die Antwort, welche die weltlichen Herren in der analogen
Sache acht Jahre früher erteilten: 3 Johanns Schenkung sei an
sich null und nichtig, denn sie sei ohne Zustimmung des Reiches
und der Barone erfolgt. Es wurden also, sagt der Chronist
weiter, Boten an den Papst gesandt, die ihm diese Antwort
überbrachten. Es muß überraschen, daß in den vatikanischen
Akten von der Forderung des Papstes in diesem Jahre nicht
die Rede ist: es wäre ja wohl möglich, daß die Forderung, die
1 Mardisle schloß mit den Worten: Et quod Christas tradidit Petro vi-
cariatum spiritualis regiminis, non terrenae dominationis. Nam dixit
quod in dominatione terrena papa non succedit Petro sed Constantino
secundum beatum Thomam.
2 Rotuli Pari. II, 290 a : Queux Prelatz, Ducs, Countes, Barons et Communes,
eu sur ce plein deliberation responderent et disoient d’une accorde, que
le dit Roi ne nul autre purra mettre lui ne son Roialme ne son Poeple
en tiele subjection saunz Assenz de eux et come piert per plusours
Evidences, que si se feust fait, 90 feust fait saunz lour Assent et econtre
son secrement en sa Coronation. Eulogium: Johannes rex dedit re-
gnum Curiae Romanae sine consensu regni et baronum, quod legitime
facere non potuit etc. . . .
10
II. Abhandlung: Loserth.
schon wegen der Erwähnung der Florentiner viele Wahrschein
lichkeit für sich hat, durch den Nuntius gestellt wurde oder
daß der Chronist wenigstens die Motivierung mit dem Lehens
zins den Verhandlungen des Jahres 1366 entlehnt hat. Wie
schon früher angedeutet wurde, war der Zweck der Berufung
geistlicher und weltlicher Großen zu Pfingsten 1374 nicht so
sehr der, um über Geldforderungen des Papstes zu beraten,
sondern um Instruktionen für die englischen Gesandten, die zu
dem Friedenskongreß nach Brügge gehen sollten, auszuarbeiten.
Nicht unmöglich ist es schließlich, daß bei diesen Beratungen
auch der Anspruch des Papstes auf den Lehenszins zur Sprache
gekommen ist. 1 Die Punkte, über die hier beraten wurde, be
trafen den alten Streit über die Freiheit der kirchlichen Wahlen
und die Patronatsrechte des Königs. Die zu den Verhand
lungen an die Kurie gesandten Boten waren der Bischof von
Bangor, dann der Kitter William Burton, der Doktor der
Theologie Owtred und der Jurist Magister Johannes Schepeye. 2
Ihre Aufgabe war eine fest umschriebene 3 und die Antwort,
die sie erhielten, eine ziemlich befriedigende. Bei der nächsten
Gesandtschaft, die nun zu dem in Brügge tagenden Friedens
kongreß abgesandt wurde und welche die Verhandlungen auf
den von der früheren Gesandtschaft festgelegten Grundlagen
weiter zu führen hatte, trat an Owtreds Stelle Johann v. Wiclif.
Schon aus dem Gesagten erhellt, daß beide jetzt nicht Gegner
gewesen. Da Wiclif ganz im Sinne seines Vorgängers zu han
deln beauftragt war, mußte er wohl bis dahin auch in kirchen
politischen Fragen im allgemeinen ihm nahegestanden haben.
Man weiß, daß die Verhandlungen in Brügge nicht glatt ab
liefen. Welchen Eindruck der Aufenthalt und Verkehr daselbst
auf ihn machte, darüber ist in seinen Schriften auch nicht ein
mal eine Andeutung zu finden. Man hätte es in neueren Ar
beiten über Wiclif daher unterlassen können, den Aufenthalt
1 Studien zur engl. Kirchenpolitik I, S. 44.
2 Higden Polychronicon VIII, 379. Nur stimmt das dort vermerkte Datum
,circa Ad vincula Sancti Petri 4 nicht, denn in diese Zeit fällt bereits die
Sendung, bei der Wiclif Owtreds Stelle vertrat.
3 Ad supplicandum sibi (pape), ut supersederet de reservacionibus bene-
ficiorum in Anglia in curia sua ... et precipue, ut electi de eleccionibus
gaudere permitteret.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
11
in Brügge für seine künftige Entwicklung so hoch anzuschlagen.
Wenn man ihn mit dem Aufenthalt Luthers in Rom in eine
Parallele stellt, hat man ja nach einer Seite hin — freilich nicht
nach der beabsichtigten — Recht: auch Luthers Aufenthalt in
Rom ist bekanntlich für seine spätere Entwicklung viel zu hoch
eingeschätzt worden. Immerhin kann als sicher angenommen
werden, daß sich Wiclif in jenen Zeiten viel mit kirchenpolitischen
Fragen befaßte. Und es ist ja gewiß von außerordentlichem Inter
esse festzustellen, daß gerade diese beiden Männer, die bei den
diplomatischen Missionen an die Kurie in einem und demselben
Jahre tätig waren und innerhalb der Gesandtschaft die gleiche
Stelle als sachverständige Räte einnahmen, unmittelbar darauf in
eine akademische Disputation miteinander verwickelt wurden.
Es war Owtred, der, man weiß nicht, oh auf Veranlassung
Wiclifs oder auf eigene Initiative hin einige Thesen aufstellte,
die Wiclif in einem Traktate, der bisher noch nicht veröffent
licht ist, bekämpfte. Er führt den Titel ,Contra Magistrum
Owtredum de Omesima monachunff 1 und hat den Zweck, Owtreds
Thesen auf ihren wahren Wert zurückzuführen. Sollten die
Thesen etwa eine nachträgliche Rechtfertigung der Haltung Ow
treds hei der Pfingstversammlung des Jahres 1374 enthalten?
Oder war Wiclifs Entgegnung bestimmt, sein Verhalten beim
Friedenskongresse in Brügge zu rechtfertigen? Aus Wiclifs Ent
gegnung läßt sich nicht das mindeste darüber abnehmen und der
Traktat Owtreds, auf den hier so viel ankommt, ist leider nicht
erhalten. Man wird aber kaum irregehen, wenn man in Owtreds
Angriff und Wiclifs Abwehr nicht das erste Zusammentreffen der
beiden Männer erblickt; allerdings wird man sich hei dem Mangel
bezüglicher Nachrichten in den Schriften der Zeitgenossen vor
unzeitigen Vermutungen und Schlüssen hüten müssen.
Was ist der Inhalt des Traktates Owtreds? Der alte Streit
über den Vorzug der geistlichen vor der weltlichen Gewalt,
1 Walter Waddington Shirley, A Catalogue of the Original Works of
John Wyclif, p. 20, Nr. 54. Der Traktat befindet sich in der (unten
näher vermerkten) Handschrift M. S. Lat. 3184, Fol. 46—48 der National
bibliothek von Paris und wird daraus unten in den Beilagen unter Nr. 1
mitgeteilt. Ich will nicht unterlassen zu bemerken, daß ich den Namen
(Ortsnamen?) de Omesima ebensowenig zu deuten weiß, als dies seiner
zeit Shirley vermocht hat.
12
II. Abhandlung: Loserth.
die Beziehungen beider zu einander. In allen Verhältnissen ist
die Herrschaft der Priester dem Laienregiment vorzuziehen, ist
ungefähr der Wortlaut der ersten These. Nirgends steht es der
weltlichen Gewalt zu, über das Priestertum zu Gericht zu sitzen,
lautet die zweite, und die dritte betont, daß jener Mensch, der
weltliche Herren anreizt, den Klerus, auch jenen, der in Sünden
fällt, seiner Temporalien zu berauben, auf ihr Verderben hin
arbeitet und ihre Seelen in Gefahr bringt.
Es ist, wie man sieht nichts Neues, was vorgebracht wird.
Die beiden ersten Thesen nehmen sich aus, als wären sie den
Briefen Innocenz’ III. entnommen; Uber alle gab es in den
kirchlichen Kreisen wohl kaum noch einen Streit. Leider liegt
uns Owtreds Beweismaterial zu der ersten und zweiten Frage
gar nicht, zur dritten in einer schlecht überlieferten Fassung
vor, die manches nur erraten läßt. Da die Sätze, die Owtred
aufwirft, allüberall als so korrekt galten, daß kaum eine Oppo
sition dagegen laut werden konnte, vermochte auch Wiclif
diesem Sachverhalt sich nicht zu entziehen: diesen Thesen,
sagt er, kann ein jeder, der gut katholisch ist, seine
Zustimmung geben. Aber indem er dies sagt, fügt er doch
hinzu, daß man ihnen Korrolare an die Seite stellen müsse,
und diese Korrelativen sind so bedeutsam, daß sie wenigstens
bei der zweiten und dritten These deren Bedeutung wesentlich
ändern und zeigen, daß man es hier mit den Vorläufern jener
Thesen zu tun hat, die sich im ersten Buche seines Werkes
De Civili Dominio finden und dann von der Kurie zensuriert
worden sind, worauf sie mit und ohne erklärenden Text in
lateinischer und, wie man vermuten darf, auch in englischer
Sprache in Umlauf kamen und so die große Bewegung eröffnen,
die mit Wiclifs Namen verknüpft ist. Bevor wir auf die ein
zelnen Thesen näher eingehen, mag bemerkt werden, daß der
von ihnen behandelte Gegenstand nicht zum ersten Male zur
Sache eines akademischen Streites gewählt wurde. Wir erfahren
aus dem allerdings stark verderbten Text der einleitenden Worte,
daß mindestens Wiclif sich schon früher mit dem Gegenstand
abgegeben habe. 1
1 Tres conclusiones catholicas tangentes materiam quam ostendi alias
quam inculcavit. Daß das Wort quam ein alter Lesefehler ist, steht
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
13
Hat Owtred in der ersten These das Sacerdotium hoch
über jede weltliche Gewalt gestellt, so tritt Wiclif ihr nicht
gerade entgegen, aber er hebt kräftig die schwere Verpflichtung
hervor, die infolge dessen der Priester gegen Gott habe.
Sowie das Sacerdotium die weltliche Herrschaft überragt, so
ist die Apostasie des Priesters, d. h. sein Abfall vom Gesetze
des Herrn, ein viel schrecklicheres Verbrechen als die Tyrannei
eines weltlichen Herrn, der Priester in solchem Falle sonach
ein ärgerer Sünder als jener. Priester waren es, die, von Hab
sucht getrieben, zum Tode Christi konspirierten. Noch zieht
Wiclif aus diesem Korrolarium seine Schlußfolgerungen nicht.
Man kann sie aber doch zwischen den Zeilen lesen. Und wie
er diesen seinen erläuternden Satz aufgefaßt haben will, ent
nimmt man dem dritten Buche von De Dominio Civili, wo er
bereits die Folgerung zieht: der Priesterstand steht nur dann
über der Laienwelt, dummodo servaverit statum et dignitatem
ordinis clericalis. Ja wenn man den vorliegenden mit dem
Texte in De Civili Dominio vergleicht, wird man viel Über
einstimmendes finden; die ersten Worte dieses Textes scheinen
geradezu auf den vorliegenden Traktat hinzuweisen 1 und von
hier bis zu dem Satze: tSacerdos malus non est sacerdos 2 ist
nur ein Schritt. Hier ist der Schritt nicht gemacht worden
und das Korrolarium Wiclifs konnte auch von Owtred zu
stimmend angenommen werden.
Die zweite These Owtreds lautet: Pro nulla via hominis
versus suum terminum naturalem competeret seculari potestati
ex sola sua auctoritate sacerdocium iudicare. Man wird beachten,
fest, wahrscheinlich sind einige Worte ausgefallen. Eine sachgemäße
Änderung ist nicht leicht vorzunehmen.
1 De Civ. Dom. III, 375: In ista materia sepe dixi quod saeerdotes Christi
sunt superiores dominis civilibus tarn in temporalibus quam in spiritua-
libusj et sic liabent a Christo iurisdiceionem in utrisque et potenciam
coactivam sicut naturale dominium quod tarnen proeedit ex maiori
gracia quam dominium laicorum .... et sic utrimque sunt superiores
laicis, dummodo servaverint statum et dignitatem ordinis clericalis.
Auch dieser letzte Satzteil wird noch erläutert: si servando paupertatem
evangelicam non aspirant ad civile dominium.
2 De Ecclesia p. 251. Pretendentes se esse saeerdotes vel clericos et non
facientes, quod incumbit illi officio, talso nomine, mendacio et ypocrisi
decipiunt plebem Dei.
14
II. Abhandlung-: Loserth.
daß Wiclif auch hier nur bedingungsweise die These Owtreds
unterschreibt. Wohl darf, 'sagt ex-, 'ein Laie den Priester nicht,
in der Absicht ihn zu sti’afen, vor Gericht ziehen, aber er fügt
hei: dum manet in dignitate ordinis clericalis, so lange er also
die Würde des geistlichen Standes aufrecht hält. Aus der Praxis
der englischen Justiz, aus dem Corpus iuris canonici und den
Schriften des alten Bundes ei’weist er, daß xxnd ixnter welchen
Umständen ein Kleriker von einem Laien gei’ichtet werden
dai’f. Es ist zu wundern, daß Wiclif da noch von einer Uber-
einstimmung mit der These Owtreds spricht: aber er wird
später erläutern, wie die Worte ex sola sua auctoritate zu
deuten sind. Und so kommt er auch in De Civili Dominio
auf diese These zurück 1 und erläutert sie durch ein gleiches
Beispiel wie hier. Man sieht sonach, wie aus diesen Erörte
rungen allmählich die achtzehnte These 3 Wiclifs herausgewachsen
ist, die unter Umständen das weltliche Gericht selbst gegen
den Papst in die Schranken ruft. 2
Zum Teil gilt auch von der di’itten These Wiclifs das
von der zweiten Gesagte. Er nimmt sie als gut katholische
an und doch finden wir, wenn wir sie etwa seiner letzten der
achtzehn Thesen gegenüberstellen, einen starken Widerspruch,
der einer Aufklärung bedarf. Man vergleiche :
These Owtreds:
Quicunque instruens vel in-
ducens i-eges, pxüncipes et do-
minos temporales, ut ipsi aucto-
l'itate sua sola spolient ecclesias
decimis vel oblacionibus, eciamsi
ipsi delinquant, agit ad destruc-
cionem regis . . .
Die These (Nr. XVII) Wiclifs bei
Walsingham I, 362:
Sive domini temporales sive
quicunque alii dotaverint eccle-
siam temporalibus, licet eis in
casu auferre temporalia medici-
naliter ad cavenda peccata, non
obstante excommunicacione ...
Wie Owtred nicht zulassen kann, daß die weltliche Ge
walt kraft eigener Autorität den Geistlichen, auch denen,
1 1,291: Si ergo episcopi et ceteri eeclesiastici desunt notabiliter, ... ad
reges pertinet cum discreta moderacione ipsos corrigere.
2 Fase. Ziz. 256: Ecclesiasticus, immo Romanus pontifex, potest legitime a
subiectis corripi et ad utilitatem ecclesie tarn a clericis quam a laicis
accusari.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
15
die in Sünde verfallen, den weltlichen Besitz nimmt, verdammt
Wiclif jenen Klerus, der den Papst — noch nennt er ihn vica-
rius Christi — zu dem Glauben verleitet, daß er, gleichfalls
kraft eigener Autorität, von Sünden lossprechen, verdammen,
ohne Einhaltung rechtlicher Formen über die Güter der Kirche
verfügen könne.
Wiclif wird hier seinem Gegner eher zu folgen imstande
sein als umgekehrt und in der Tat hat er nicht bloß in dem
vorliegenden Texte, sondern auch in der sechsten seiner acht
zehn Thesen den Gegenstand aufgenommen 1 und erläuternd
angefügt, daß der weltliche Arm das nur tun dürfe erstens
unter der Autorität der Kirche, zweitens wenn der geistliche
Vorsteher versagt, und drittens wenn der zu strafende Kle
riker vom Glauben abfällt. Man wird aus einer Gegenüber
stellung der Texte sehen, wie auch in diesem Punkte der vor
liegende Traktat nur eine Vorarbeit zu De Civili Dominio und
zu den achtzehn Thesen bildet.
S. unten:
Unde ne darem scandalum
secularibus, clero vel regno .. .
specificavi... quod domini tem
porales non debent hoc facere
nisi auctoritate ecclesie, in de-
fectu spiritualis prepositi et in
casu quo sacerdos fuerit a fide
devius.
Fasciculi Zizanniorum, p. 249:
Dixi tarnen, quod hoc non licet
facere nisi auctoritate ecclesie,
in defectu spiritualis prepositi
et in casu quo ecclesiasticus
corripiendus fuerit a fide de
vius.
Und auch die ersten hier angeführten Worte bringt er in
einer anderen Redaktion seiner Thesen, die sich bei Walsingham
(I, 362) findet, vor: Äbsit quod per illa veria detur occasio
dominis temporalibus ad auferendum bona fortune in detri-
mentum ecclesie . . . Und so spricht er auch in dem vorliegenden
Traktate davon, daß den Königen ebenso wie den Bischöfen
die Autorität der allgemeinen Kirche zur Seite stehen muß. 3
Keine der beiden Teile darf kraft eigener Autorität vorgehen. 8
1 Si Deus est, domini temporales possunt legitime ac meritorie auferre
bona fortune ab ecclesia delinquente.
2 Nec reges nec episcopi debent ex sua sola auctoritate hoc facere
sed auctoritate universalis ecclesie.
:j Ideo valde notandus est iste terminus sola.
16
II. Abhandlung: Loserth.
Aus den Motiven und aus den Beispielen, die er beibringt, vor
nehmlich aus zwei Stellen im Register Gregors des Großen
wird ersichtlich, daß er ein Zusammenwirken beider Gewalten
für notwendig hält, um eine Besserung im sittlichen Verhalten
des Klerus zu erzielen. 1 Dem Beispiele dieses Heiligen folgend
müsse man auch jetzt Vorgehen. Pflicht der Könige ist es, den
Klerus wegen seiner Vergehungen zu strafen, da sie sich sonst
zu ihren Mitschuldigen machen. 2 Aber freilich, fügt er hinzu,
weder die Könige noch auch die Bischöfe dürfen dies aus ihrer
Machtvollkommenheit allein tun, sondern auf die Autorität der
gesamten Kirche hin und folgerichtig daher auf die des Heilands. 3
Solchergestalt meint Wiclif, den Thesen Owtreds zustimmen zu
können.
In einem etwas unklaren Anschluß 4, geht er auf Owtreds
Argumentierung ein: Wegen eines von dem Herrn nicht ge
billigten Verbrechens eines Sklaven — und dem Herrn, d. h. der
Kirche gegenüber ist der Geistliche ein Sklave — darf doch
der Herr nicht gestraft werden, wie ja auch einem Wohltäter
der Kirche, der in Sünden fällt, deren Gnadenmittel nicht ent
zogen werden. 5 Wiclif, der nun schon die Strafgewalt des
Königs als etwas Erwiesenes ansieht, gibt das Argument zu:
Wie könnte jemand die Kirche, bezw. Gott strafen? Aber ist
das eine Strafe der Kirche und nicht vielmehr ein Vorteil, den
sie einheimst, wenn man diesen reißenden Wölfen das Gut
entzieht, das sie mißbrauchen und es den Mitgliedern der Kirche
zuweist, denen es bestimmt ist: den Armen, Klerikern sowohl
1 Ecce, quam plane iste papa sanctissimus voluit seculares cum epi-
scopis compunire crimina clericorum.
2 Ideo dicit, quod debeamus ad hoc punienda ardenter consurgere. Nec
est alienum a regibus emendare clericos, cum secundum istum sanctum
seculares ex permissione seelerum clericorum constituunt se participes
delictorum.
3 Verum tarnen nec reges nec episcopi debent ex sola auctoritate hoc fa-
cere sed auctoritate universalis ecclesie et per consequens auctoritate
Christi domini Dei nostri.
4 Nacli den Worten: Ideo restat respondere ad tria argumenta scheint schon
der wörtlich zitierte Text Owtreds zu folgen: Ex quibus sequitur . . .
5 Der folgende Satz: 0 quam gratum etc. gehört zweifellos nicht mehr
zum Texte Owtreds.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
17
als Laien. 1 Wenn man so vorgeht, so heißt das nicht die
Kirche bestrafen, sondern in ihre alten Rechte wieder einsetzen:
denn der Mensch, der in eine Todsünde fällt, verliert
das Recht auf wahre Herrschaft; und so auch der Prälat,
der das Kirchengut mißbraucht. Mit diesem Motiv stoßen wir
zuerst an einen der Hauptsätze in Wiclifs erstem Buch von
De Civili Dominio, der in diesem Buche in verschiedenen
Wendungen wieder kehrt 3 und in anderer Gestaltung wieder
unter den achtzehn Thesen erscheint: Quilibet existens in gratia
gratificante finaliter nedum habet ius ad rem, sed pro suo tem
pore ius in re super omnia bona Dei . . .
An Owtreds Worten lobt Wiclif vor allem, daß er frei
mütig erkläre, daß die Prälaten nur Diener sind und Verwalter
des Kirchengutes und daß sie auf keinen Fall eine bürgerliche
Herrschaft ausüben dürfen. Hier hat man sonach schon deut
lich die ersten Ansätze seiner Lehren von der Notwendigkeit
der Einziehung des Kirchengutes, bezw. der Gemeinschädlich
keit der Dotation der Kirche vor sich. Schon spricht er seine
Gedanken über die Sekularisierung des Kirchengutes offen aus:
,Ein Patron einer Kirche oder sein Erbe, auch ein solcher, der
im Stande der Todsünde sich befindet, nützt der Kirche, indem
er ihr in dem obigen Sinne die Güter entzieht und ihr die
wahren Güter Christi zurückgibt. Auf welchen Grund hin
werden doch die Stiftungen gemacht? Und für wen? Doch nur
für taugliche Diener der Kirche. Daraus folgt, daß sie dem
Untauglichen entzogen werden müssen/ 3 Allerdings macht
Wiclif hier noch die schon oben erwähnte Einschränkung, unter
welchen Voraussetzungen diese Gütereinziehung stattfinden dürfe.
Noch ein Moment ist hier herauszuheben. Wann begann Wiclif
1 Sic enim odiunt sancti ecclesiam malignancium et auferentes ab ecclesia
conferunt sponse Christi . . .
Intendo . . . ostendere duas veritates, quibus utar tamqriara principiis ad
dicenda: prima, quod nemo, ut est in peccato mortali, habet
iusticiam simpliciter ad donum Dei ... De Civ. Dom. I, 1 oder
p. 8: Nullum (fundamentum dominii) est pertinens, si non iusticia do-
minantis . . .
3 Non enim dat fundator ecclesie isti persone vel isti, nisi de quanto re-
manserit ydoneus servus Christi. Si igitur quis ab ista condicione de-
fuex-it (defecerit?), quid ad illum de bonis ecclesie, cum racione Casus
a gracia decidit eeiam a pura atque elemosina perpetua.
Sitzungsber. d. pbil.-hist. Kl. 100. Bd. 2. Abh. 2
18
II. Abhandlung: Loserth.
sich mit diesen Fragen zu beschäftigen? Hier sagt er deutlich,
daß er schon oft in Erwägung gezogen habe, warum man
denn zu diesem Mittel nicht greife, um die Kirche zu bessern. 1
Darnach hat sicher nicht erst diese oder eine ähnliche Dispu
tation in diesem Augenblick den Anlaß gegeben, die Frage zu
behandeln. Und er fügt eine kräftige Versicherung hinzu, daß
es ihm allein um das Wohl der von weltlichen Tyrannen einer-,
der Habsucht der Prälaten andererseits bedrängten Christenheit
zu tun ist: 2 die Armen — Laien und Priester — geraten jetzt
förmlich zwischen Hammer und Amboß oder zwischen zwei
Mühlsteine und so muß die Christenheit schließlich erliegen.
Aber die Hauptsache kommt, wie die Heiligen sagen, von der
Priesterschaft her. 8
Das zweite Argument Owtreds lautet: Wer mit einem
deichgestellten oder einem Höheren getauscht hat, kann das
Vertauschte nicht zurückverlangen ohne Ersatz dessen, was
er empfangen hat. Wer aber für ein geistliches Gut ein Opfer
gebracht hat, darf dieses — also auch das irdische Gut —•
nicht zurückbegehren. Wiclif antwortet auf dies Argument
mit Motiven, die er später gleichfalls ausführlicher in seinem
Buche De Civili Dominio erörtert hat. 4 Zwischen Kauf und
Kauf sei zu unterscheiden, ob es sich um geistliche Dinge
handelt oder nicht; von Gott sagt die Bibel: Vendens regnum
celorum, damit gibt er seine Herrschaft nicht dahin und so ist
es auch, wenn Stifter und die Kirche Güter tauschen; jeder
bleibt Besitzer, so lange er sich im Zustand der Gnade be
findet. Abei’, selbst wenn man auf den Gedanken Owtreds
eingehe, stimme die Sache nicht. Man muß den Zweck ins
Auge fassen, um dessentwillen solche Schenkungen erfolgen.
Wird er nicht erreicht, nimmt Gott einem solchen Geistlichen
die Herrschaft weg. Allerdings muß seitens der Oberen eine
1 Et frequenter revolvi, quare non notant istam conclusionem, sed taeendo
videntur innuere, quod ista sentencia non sit necessaria ad correccionem
huiusmodi seeularium dominorum . . . allerdings paßt das Wort secu-
larium weder ganz zu dem Vorhergehenden noch zu dem Nachfolgenden.
2 Testis est mihi Deus — non ad tendendum muscipulas diaboli sed ex-
cludendum preambulas versucias Antichristi.
8 Quod periculum secundum sanctos a saeerdocio cepit originem . . .
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
19
dreifache Mahnung vorhergehen; hat sie keinen Erfolg und ver
säumt der Vorgesetzte seine Pflicht, dann kann der Stifter ein-
greifen. So wie also ein weltlicher Herr, der eine geistliche
Stiftung macht, sich verpflichtet, den Pakt in der Form ein
zuhalten, wie er abgeschlossen ist, so ist auch der Geist
liche gehalten, dies zu tun, widrigenfalls ihm die Stiftung ent
zogen wird. 1
Das dritte Argument Owtreds lautet: Die Ordnung in der
Natur verlangt ein Vorwärtsschreiten von dem Minder- zum
Mehl-vollkommenen. Güter, die der Kirche gegeben werden, sind
anfänglich minder vollkommene, denn sie sind zeitliche und
körperliche Güter und werden dann in ihrer Art ewige und
geistliche und dürfen sonach niemals wieder in Laienhände
kommen. Das, sagt Wiclif, ist ein Argument, dem die Folge
richtigkeit abzusprechen ist. Was sind kirchliche Dinge? Nur
solche, die zu geheiligtem Dienst bestimmt sind. Im weitesten
Sinne können alle Güter der Welt hierunter verstanden werden,
im vorliegenden Falle nur solche, die man Temporalien nennt,
um die man nicht in weltlicher Weise Geschäfte treiben darf.
Geschieht dies, so wenden sich die Geistlichen der Welt zu
und ihre Güter sind weltliche, die der weltliche Herr einziehen
darf. 2 Und dazu geben die Bestimmungen des Kirchenrechtes
die Handhabe. — Man darf auch nicht zweifeln, daß eine solche
Strafe des Klerus, wie die Einziehung der Güter, am ehesten
dem Könige zukommt, denn er ist der oberste Herr dieser
1 Man beachte, daß Wiclif in gleicher Weise auch in De Givili Dominio
vorgeht. Lib. I, p. 311: Sicut per se causa, quare solvende oblaciones
sunt vel decirae, cuicunque preposito est, ut exinde Deus in caritate co-
latur et ecclesie debite serviatur. Sed ista causa tollitur presidente tali
(malo) preposito: ergo medium est racionabiliter auferendum. Quando-
cunque enim per se finis tollitur, tollenda sunt media ad hunc finem;
aliter enim forent media per se frustra, quod perficere non est licitum
ehristiano. Maior patet ex hoc quod generaliter graeia liuius donantur
quecunque habet ecclesia; non enim potest Deus nisi graeia huius do-
nare quidquam ecclesie. Minor autem ex hoc evidet, quod ex habun-
dancia bonorum tales prepositi in suis lasciviis nutriuntur, bona pau-
perum in abusus illicitos consumuntur et suhditi a spirituali ministerio
excluduntur.
2 Ex quo patet, quod religiosi possessionati pervertuntur ad statum secu-
larem abutendo seculariter dietis bonis. Tune sunt bona dyabolica ab
ecclesia apostata que dominus temporalis debet. faeere temporalia.
2*
20
II. Abhandlung: Loserth.
Güter. Seine Pflicht ist es, alle Temporalien seines Reiches zu
schützen und die der wahren Herrschaft entfremdet sind, an
diese wieder zurückzubringen. 1
Daß diese akademische Streitschrift mit den achtzehn
Thesen in unmittelbarem Zusammenhang steht, ersieht man
daraus, daß sich dieselben Motive wie hier in der zehnten
These angewendet finden, nur stehen sie dort in umgekehrter
Aufeinanderfolge. Im übrigen wird man bemerken, daß die
Übereinstimmung dieses Teiles der Streitschrift mit dem Mo-
tivenbericht zur sechzehnten These auch abgesehen von den
Zitaten und dem bürgerlichen und kanonischen Recht dieselben
sind. Man vergleiche:
Wiclifs Determinatio:
Nec credo fingibile, ad quid
hoc regi denuncietur, nisi ut
ipse correccionem adhibeat. Nec
dubium quin correccio regi per-
tinencior atque salubrior in hac
parte est bonorum, quorum ipse
est capitalis dominus, subtraccio
proporcionaliter ad delictum.
XVI. These Fase. Ziz. p. 255:
Nec credo illud fingibile, ad
quid regi denuncient, nisi ut
ipse correctionem adhibeat. Nec
dubium quin correctio regi per-
tinencior atque salubrior in hac
parte foret bonorum, quorum ipse
est capitalis dominus, subtraccio
proporcionaliter ad delictum.
Sogar die Abweichungen vom richtigen Text der De-
kretale sind in beiden Darstellungen dieselben. Man wird an
nehmen dürfen, daß die Abfassung beider nicht allzuweit aus
einander liegt.
Es wird weiter unten zu untersuchen sein, in welche Zeit
die Abfassung dieses Traktates zu setzen ist. Wir wollen hier
schon darauf hinweisen, daß das dritte Buch von De Civili
Dominio in manchen Punkten mit unserem Texte fast wort
getreu übereinstimmt, die Abfassung beider zeitlich sonach
kaum weit auseinander liegen dürfte. In dem unten folgenden
Traktate erklärt er, daß besitzende Geistliche so sehr ver
weltlicht werden und ihre Güter in weltlichem Sinne miß
brauchen, daß der weltliche Herr gar nichts anderes tun kann,
als solches Gut wieder an sich zu ziehen. Fast mit den gleichen
Worten läßt sich Wiclif im Beginne des 22. Kapitels des dritten
1 Ad regem quidem pertinet omnia temporalia sui regni defendere et
abalienata a vero dominio confiscari.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
21
Buches von De Civili Dominio vernehmen, und vor allem ist
das Beweismaterial, das er für seine Ansicht dort und hier
vorbringt, das gleiche (De Capitulis Corradi = Feudorum libri
2. 40, XVI, q. VII, Filiis usw.).
Ob mit dieser Polemik die literarischen und akademischen
Kämpfe zwischen Wiclif und Owtred beendet waren, darüber
ist nichts Sicheres zu sagen. In den Schriften Thomas Netters
von Waiden heißt es zwar: Item alius monachus (vordem wird
von einem monachus de Ramseye gesprochen) de Durham valde
excellenter determinavit contra Wycclyff, 1 damit könnte aber
ebenso gut jene determinatio gemeint sein, auf die Wiclif hier
antwortet. Wenn Waiden ihr das Epitheton excellenter beilegt
und wir das aus den paar Sätzen, die Wiclif zitiert, nicht an
erkennen wollten, so ist zu bedenken, daß ja die ganze Arbeit
Owtreds nicht vorliegt und als Ganzes vielleicht einen ausge
zeichneten Eindruck machen konnte. Wiclif hat sonst noch mit
Benediktinern als Gegnern zu tun: da ist jener canis niger de
ordine sancti Benedicti, den er im dritten Bande seiner Pre
digten 2 vornimmt und dessen auch Waiden gedenkt; das ist
jener Mönch von Ramsey, der den Beinamen Wellys führt; 3
dann haben wir noch einen anderen Benediktiner, von dem
noch weiter unten die Rede sein wird. Mit einem Benediktiner
geriet er in der Zeit, die zwischen der Abfassungszeit des ersten
und zweiten Buches von De Civili Dominio liegt, in einen
schweren Streit, dem wir es zum großen Teile verdanken, daß
das erste Buch von De Civili Dominio überhaupt eine Fort
setzung gefunden hat. Wiclif hatte nämlich im ersten Buche
sich an geneigte Leser, bezw. Zuhörer, nicht an Zwischen
träger gewendet 4 und gemeint, daß dieser schwierige Gegen
stand nicht auf der Straße, sondern im Auditorium zur Ver
handlung kommen möge. Dieser sein Wunsch ging nicht in
Erfüllung. Vielmehr sprach sein Gegner auf offener Kanzel
über dies schwierige Thema; es geschah dies in der Marienkirche
zu Oxford. Da der dort behandelte Gegenstand mit dem Obigen
1 Faso. Ziz. p. 241.
2 p. 188/9.
3 Fase. Ziz. 239.
4 De Civ. Dom. I, 267: Obsecro ergo benivolos auditores, non sinistros
reportatores ....
22
II. Abhandlung: Loserth.
in innigem Zusammenhang steht, 1 so könnte man immerhin
denken, der Gegner Wiclifs sei Owtred gewesen. Besonders
die zweite und dritte 2 These stimmt mit den Thesen jenes Geg
ners ziemlich wort- und sinngetreu überein. Und so wird man
sich auch nicht wundern dürfen, wenn diese Determinatio
Wiclifs hie und da ganz wörtlich mit den Ausführungen in
seinem Buche vom bürgerlichen Regimente übereinstimmt. Man
vergleiche:
Determinacio Joannis Wiclif:
Wiclif, De Ciyili Dominio II,
Kap. VIII, p. 69:
Unde ne darem scandalum
secularibus, clero vel regno et
specialiter saluti animarum, spe-
cificavi tarn verbis multiplicibus
quam scripturis, quod domini
temporales non debent hoc fa-
cere nisi auctoritate ecclesie in
defectu spiritualis prepositi et
in casu quo sacerdos fuerit a
fide devius.
Ex supradictis patenter col-
ligitur, quod nullus sacerdos
Christi vel clericus debet per
coactam ablacionem bonorum
corripi per brachium seculare,
nisi auctoritate ecclesie in de
fectu spiritualis prepositi et casu,
quo fuerit a fide devius.
Es ist das, wie man sieht, die schon oben erörterte Stelle,
die Wiclif immer aufs neue vorbringt und die in Verbindung
mit den anderen Momenten es nahelegen muß, den im zweiten
Buch von De Civili Dominio angeführten Widersacher Wiclifs
und den Magister Owtred als identische Persönlichkeiten an-
1 Man beachte, was Wiclif De Civ. Dom. II, p. 1 sagt: Sed miror qua
fronte frater meus ausus est deduccionem tarn frivolam fingere, spe-
cialiter coram tarn sciolo et venerabili auditorio in ecclesia beate Vir
ginia Oxonie: Sacerdotes debent corrigi per se ipsos vel suos episcopos:
ergo in nullo casu debent corrigi per dominos seculares. Man vergleiche
damit die zweite Conclusio Owtreds: Pro nulla via hominis versus suum
terminum naturalem competeret seculari potestati ex sola sua auctoritate
sacerdoeium iudicare . . . Man wird zugeben, daß das in anderen Worten
dasselbe ist. Oder noch besser p. 11: Reges temporales contra libertates
ecclesie preter voluntatem sui capitis non debent se intromittere eccle-
siasticos puniendo . . .
2 Der Satz: Quilibet tenetur ex consilio Christi . . . facere amicos de
mammona iniquitatis, ergo domini temporales non tenentur ab eccle-
siasticis temporalia diripere sed augere . . . liegt in der dritten These
mit inbegriffen.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
23
zusehen. Noch ein anderes Moment wird diese Annahme zu
stützen imstande sein. Wir wissen, daß Owtred Benediktiner
war, daß er, weil er einer kgl. Gesandtschaft vordem als sach
kundiger Beirat mitgegeben war, an der Universität ein großes
Ansehen genossen und dementsprechend zu den an der Uni
versität maßgebenden Persönlichkeiten gehört haben mußte.
Das alles trifft bei dem im zweiten Buch erwähnten Wider
sacher zu: er ist Benediktiner (socius de ordine sancti Bene-
dicti), er zählt unter die maßgebenden Persönlichkeiten Oxfords
(inter omnes valentes Oxonie) und dieser letztere Umstand tritt
ja schon dadurch in Erscheinung, daß Wiclif diesem Wider
sacher, eben weil er so bedeutend ist, fast das ganze Buch De
Civili Dominio gewidmet hat. Dann würde schließlich auch
der obige Satz Waldens: Item, alius monachus de Durham valde
excellenter determinavit contra Wycclyff erklärt. Wird es durch
alle die genannten Momente wahrscheinlich, daß wir es in beiden
Fällen mit einer und derselben Person zu tun haben, so spricht
doch ein Satz in De Civili Dominio gegen diesen Sachverhalt;
Owtred gehört dem Benediktinerkloster in Durham an; in De
Civili Dominio (p. 33) wird aber ein Kloster Irlands als sein
Kloster, also als das Kloster bezeichnet, in welchem der in
diesem Buch erwähnte Gegner Wiclifs zu Hause ist. 1 Man
wird daher nur annehmen dürfen, was ja wegen der in dem
Streit behandelten Angelegenheit begreiflich ist, daß sich wider
diese die besitzenden Orden betreffenden Reformvorschläge
Wiclifs vor allem die Benediktiner zur Wehre setzten und so
nach nicht einer, sondern viele zum Worte gelangten, unter
denen eben Owtred einer der ersten war.
2. Der Benediktiner William Wineham (sic) nnd
Johann von Wiclif.
Die Wiclifliteratur kennt einen Tractat Wiclifs, der unter
allen, selbst unter den größten und sachlich bedeutendsten
Werken dieses Reformators die eigenartigste Geschichte hat.
1 Unde si ista racio movere debeat fratrem meum, nunquam a tanto de-
seruisset claustrum suum Ybernie, vagando, non dico, contra professionem,
per patrias, ut ad gradura perveniat alciorem . . . das scheint auf Owtred
nicht zu passen.
24
II. Abhandlung: Loserth.
Er ist bereits im 18. Jahrhundert von John Lewis aus den
Manuskripten Seldens mitgeteilt worden 1 und hat, weil man
ihn weder als Ganzes kennen lernte, noch auch seine Abfassungs
zeit festzustellen wußte, in der Geschichte Wiclifs eine große
Verwirrung angerichtet. Zunächst war der Abdruck ein sehr
fehlerhafter. 2 Der Herausgeber konnte manche Worte der Hand
schrift nicht entziffern und auch sonst finden sich mehrfach
Lese- und andere Fehler im Texte; was freilich noch wichtiger
ist, es fehlte an einem sachlichen Kommentar, der den Inhalt
der Schrift erst verständlich gemacht hätte. Gleich die ersten
zwei Worte des Druckes weisen darauf hin, daß ihr noch ein
Stück vorangegangen sein muß. 3 Die nächsten drei Worte lassen
uns die Frage nach der Persönlichkeit jenes Doktors aufwerfen,
mit dem Wiclif in eine Kontroverse verflochten ist. 4 Da es
sich in dem Stücke vornehmlich um eine Zurückweisung der
päpstlichen Forderung des englischen Lehenszinses handelt, im
Jahre 1366 tatsächlich eine solche Forderung seitens der Kurie
gestellt, vom Parlament aber abgelehnt wurde, 5 so hat man die
Abfassung dieses Traktates auf dieses Jahr verlegt. Wenn
Wiclif gegen die Bezahlung des päpstlichen Lehenszinses da
mals öffentlich protestiert hat, so muß er eben schon damals
1 The History of the Life and Sufferings of . . . John Wieliffe, London
1720. Mitgeteilt unter den Beilagen (A Collection of Papers referred to
in the Supplement to Dr. Wiclif’s Life) p. 363 —371.
2 So z. B. p. 366, 367, 368 usw.
3 Inter alia doctor meus reverendus intromittit se de iure regni Angliae
. . . Hätte man die Worte Inter alia mehr beachtet, so hätte man wohl
darauf kommen müssen, daß der Traktat nicht ausschließlich und auch
nicht einmal vornehmlich das jus Angliae behandelt haben kann.
4 Lewis sagt bloß: One of the monks had, it seems, the Hardiness to de-
fend this Claim of the Poper’s.
5 Rotuli Pari. II, 290“: En ce present Parlement tenuz a Westm(inster)
lundy preschein apres la Invention de la Seint Croice, Pan du Regne
le Roy Edward 40 me , tant sur l’estat de Seint Esglise, quant des droits
de son Roialme et de sa Corone meintenir, entre autres choses
estoient monstrez, Coment ad este parlee et dit, que le Pape per force
d’une fait quele il dit, que le Roi Johan jadys Roi d’Engleterre fesoit
au Pape a perpetuite de lui faire Homage . . . et . . . lui rendre un
annuel eens, ad este en volunte de faire Proces devers le Roi pur les
ditz Services et Cens recoverir . . . die Schreiben Urbans V. s. in meinen
Studien zur englischen Kirchenpolitik, S.-Ber. der Wiener Akademie
CXXXVI, 118/9.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
25
ein größeres Ansehen erlangt und eine hervorragende Rolle als
Patriot und Reformer gespielt haben. Der Beginn seiner infor
matorischen Wirksamkeit fällt dann in die Mitte der sechziger
Jahre des 14. Jahrhunderts. Die ältere und neuere englische und
deutsche Wiclifforschung von Lewis bis auf Lechler-Lorimer herab
hat diese Ansicht geteilt. 1 Diese Annahme stützt sich einzig und
allein auf den Lewisschen Traktat. Man übersah, daß da manches
in den Kauf genommen werden mußte, was nicht recht einleuch
tend war, zunächst schon das, daß Wiclif, nachdem er eine so
bedeutsame Rolle im Jahre 1366 gespielt hat,wie in eine Ver
senkung verschwindet, aus der er erst beim Friedenskongreß
in Brügge wieder auftaucht, um dann bei den Verhandlungen
des guten Parlaments eine wichtige Rolle zu spielen. Man
übersieht, daß es gar nicht möglich gewesen wäre, Wiclif als
sachkundigen Beirat einer Gesandtschaft zum Friedenskongreß
nach Brügge zu schicken, wenn er sich schon acht Jahre zuvor
in so entschiedener Weise gegen den päpstlichen Lehenszins
ausgesprochen hätte. Hatte doch die Gesandtschaft nicht den
Zweck, die Sachlage zu verschärfen, sondern den Frieden her
zustellen. Man übersah weiter, daß sich in dem von Lewis
gedruckten Traktate Stellen finden, die es ersichtlich machen,
daß der Zeitunterschied zwischen den im Traktate erzählten
Parlamentsverhandlungen und der Abfassung des Traktates ein
größerer sein muß, als man bisher annahm. 2 Verglich man
1 S. zu diesem Punkte meine Ausführungen über den päpstlichen Lehens
zins und das angebliche Auftreten Wiclifs als Kirchenpolitiker in den
Jahren 1365 und 1366 in meinen Studien zur englischen Kirchenpolitik
im 14. Jhdt. 1, S. 30 ff. Die Auffindung der vollständigen Handschrift
des Lewisschen Traktates bringt es mit sich, daß man heute in der Lage
ist, den dort geführten Beweis mit noch viel stärkeren Motiven zu ver
sehen. Von dem Traktate sagt Lechler zunächst (Joh. u. Wiclif I, 322):
,daß dieser Aufsatz sehr bald nach dem Maiparlament 1366 und viel
leicht eher noch im Jahre 1366 als 1367 geschrieben sein dürfte, ist
der Eindruck, den ich ebenso stark als die Herausgeber der Wiclif-
Bibel, Porshall, Madden und Shirley, Pasc. Ziz. erhalten haben. S. die
neue Ausgabe der engl. Übersetzung des Buches von Lechler S. 123 Note.
2 In diesem liest man: Si autem ego talia assererem contra regnum no-
strum, olim fuissent in parlamento dominorum Anglie ventilate; sed
opiniones sunt diffamate, ut sunt inter homines vituperate, ununi tarnen
scio, quod periculosius est in hac parte ho die impugnare consuetndines
et iura regnorum . . . Das Wort olim ,vor Zeiten* deutet doch weder
26
II. Abhandlung: Loserth.
aber dessen Inhalt mit den späteren Schriften Wiclifs, so fand
man, daß er im engsten Zusammenhang mit jenen steht, die
auf die Vorgänge der Jahre 1376 und 1377 Bezug nehmen.
Wir können im Hinblick auf die schon an anderer Stelle hier
über gemachten Feststellungen 1 uns begnügen, zu betonen, daß
die Vergleichung all dieser Schriften Wiclifs den Beweis er
bracht hat, daß auch der von Lewis gedruckte Traktat erst
den Jahren 1376 und 1377 angehört, sonach alle Schlußfol
gerungen, die man aus der angeblich so frühen kirchenpolitischen
Tätigkeit Wiclifs gezogen hat, abzulehnen sind.
Wir sind jetzt in der Lage, auch äußere Beweise für die
vor einem Jahrzehnt gewonnenen Feststellungen beizubringen.
Es ist uns gelungen, eine Handschrift aufzufinden, die den
Traktat von Lewis vollständig und weitaus korrekter enthält.
Es ist der Kodex Lat. 3184 der Pariser Nationalbibliothek. Ein
schöner Pergamenthand in klein Folio, befand er sich einstens
in den Händen des Laurentius Burelli aus Dijon, Doktors der
Theologie der Pariser Universität und Beichtvaters des Königs
Ludwig XII. 2 Von Wiclifschriften finden sich in der Hand
schrift noch die dreiunddreißig Konklusionen Wiclifs oder wie
sie auch heißen De Paupertate Christi; sie stehen vor diesem
und dem Traktate gegen Owtred. Die Handschrift stammt laut
einer Einzeichnung aus dem Jahre 1396. 3 Wie man sieht, hat
man es, was den Traktat gegen Owtred einer-, die Konklusionen
andererseits anbelangt, denen man noch die bekannte, an die
Universität Oxford gerichtete Bulle Gregors XI. zuzurechnen
auf ein jetzt 1 , nocli auf ein jüngstes 1 , ,neulich 1 usw., und steht hier in
diesem nicht ganz klaren Zusammenhang zweifellos in einem beabsich
tigten Gegensatz zu dem unten folgenden ,hodie‘ heutzutage.
1 Studien zur englischen Kirchenpolitik a. a. O. S. 32 ff.
2 Man liest fol. l b : Orate pro fratre Laurentio Burelli Divionensi theo-
logo doctori Parisiensi christianissimi Francorum regis Ludovici XII
confessore, qui hoc volumen et multa alia religari fecit. Unterschrift:
Ita est. Burelli provincialis Narbonensis. Am Beginn der Konklusionen
hat der Schreiber seinen streng kirchlichen Standpunkt bezeichnet: Hic
incipiunt conclusiones sapientes heresim magistri Johannis Vicleph
Anglici. Und ebenso liest man wieder am Schluß des Traktates gegen
Vyneham: Expliciunt conclusiones magistri Johannis Wiclif, quibus
nullam adhiboam fidein.
3 Fol. 125 b : Anno domini 1396 hoc opus finitum est in festo beati Martini.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
27
hat, mit Schriften ans der Zeit von 1376 bis 1377 zu tun, und
so dürfte schon aus diesem Grunde anzunehmen sein, daß
dieser Traktat aus den gleichen Jahren stammt. Daß der
zweite Traktat in die unmittelbarste Verbindung mit dem gegen
Owtred zu setzen ist und von ihm streng genommen gar nicht
geschieden werden kann, wird man gleich dem ersten Satze
entnehmen, der folgendermaßen lautet: Secundus doctor meus
. . . arguit contra eandem conclusionem ... Es handelt sich
sonach um eine fortlaufende Polemik gegen Wiclif, an der die
Autoren teilnehmen, gegen die sich Wiclif in der genannten
Reihenfolge wendet. Was zunächst in Betracht kommt ist
der Umstand, daß der Name des Autors in der Handschrift
genannt wird: Incipit alia determinatio Wiclif, in qua re-
spondet ad argumenta Wilelmi Vyrinham. Und entsprechend
in der ersten Zeile Doctor meus reverendus Wilelmus Wiham
(sic) und mit einer nochmaligen Variante seines Namens an
der Spitze des Traktates gegen Owtred . . . Wilelmi Vyrnham
monachi de Sancto Albano ... an letzterer Stelle wird noch
sehr bezeichnender Weise hinzugefügt: qui singulis annis deter-
minabat contra eum replicans semper eadem argumenta. Was
wohl so zu verstehen ist, daß er von nun an an der Uni
versität stetig gegen die Konklusionen Wiclifs mit den gleichen
Argumenten kämpfte. In jedem Fall läßt die Glosse erkennen,
daß der Mönch von S. Alban ein langjähriger Gegner Wiclifs
gewesen ist. In einem alten Verzeichnis von Wiclifschriften
(Wiener Katalog Nr. 1 bei Shirley, A Catalogue S. 59) wird
der Traktat betitelt: De Responsione, er enthält dort aber
nur so viel als der Text bei Lewis. Und so auch der zweite
Wiener Katalog (Shirley S. 66). In Bischof Bales Verzeichnis
bei Lewis (p. 168) lesen wir Contra Byhamum monachum. 1
Das Verzeichnis Vaughan’s 2 kennt nur die Redaktion Seiden,
1 Lewis bemerkt dazu: This William Binliam was a Mouk, but of wliat
Order is uncertain. He was very Observant of the Rites and Ceremonies
then in use, and therefore resented D. Wieliffe’s Attempt to reform them.
But lie was no means a Match for Wicliffe, who was bis Superior in
Learning and more than his Equal in the Subtilty and Quickness of
Disputation and in the Force of his Language. However this Monk’s
Opposition gave D. Wicliffe an Occasion to shew his Learning and
Abilities. Tum vero apparuit, quid Whitoclivius possit in literis praestare.
2 Life and Opinious of John de Wycliffe II, p. 419.
28
II. Abhandlung: Loserth.
bezw. den Druck von Lewis, und Shirley zitiert einen Katalog,
in welchem der Name Wilhelmus Rynnan lautet. Bei Shirley
gelten der Traktat, wie er in der Pariser Handschrift vor
liegt, und der des Lewisschen Druckes als zwei ganz ver
schiedene Arbeiten Wiclifs und werden daher von ihm unter
zwei verschiedenen Nummern 1 angeführt. Man würde über
den Gegner Wiclifs, dessen Name sonach nicht einmal fest
steht, gern mehr erfahren. Die Notiz bei Harpesfield, auf
die schon oben hingewiesen wurde, ist fast das einzige, was
wir über ihn wissen, daß er der Vorkämpfer aller Gegner
Wiclifs gewesen; eine Notiz, die vielleicht auf den Titel in der
Pariser Handschrift zurückführt, in welchem von dem lang
jährigen Streit dieses Mannes gegen Wiclif gesprochen wird.
Wenn wir die maßgebenden Chronisten Englands in jener Zeit
durchforschen, keiner nennt den Namen, der vielleicht auf
Wymundliam zu deuten ist. 2 Doch wie dem auch sei: wenn
man immer gemeint hat, aus diesem Traktate die früheste Zeit
von Wiclifs kirchenpolitischer Tätigkeit und damit auch seiner
reformatorischen Wirksamkeit zu gewinnen, so bietet dieser
Traktat in der Tat Anhaltspunkte, die Zeit seiner Abfassung
zu bestimmen. Aber nicht in den Teilen, die schon aus dem
Druck bei Lewis bekannt sind, wohl aber aus jenen, mit denen
uns jetzt die Pariser Handschrift bekannt macht. Bevor wir
auf diesen Punkt des näheren eingehen, ist über den Inhalt
des ganzen Traktates einiges zu bemerken. Daß er inhaltlich an
den Traktat gegen Owtred anschließt, wurde bereits bemerkt,
und man kann noch anfügen, daß Wiclif sich auch in dem vor
liegenden Traktat mit den Worten: ut dicit prior dompnus
magister vieus reverendus noch einmal an Owtred wendet.
Wiclif erwähnt zunächst, daß man ihm etwas ganz Falsches
in den Mund lege, wenn man behaupte, er habe gesagt: quod
domini temporales possunt sola auctoritate propria repetere bona
collata ecclesie post abusum. Diese Behauptung sei eine Lüge.
In der Tat haben wir gesehen, daß Wiclif zu einem ganz an
deren Schluß gekommen ist, daß nämlich die weltlichen Herren
dies nur unter der Bedingung tun dürfen, wenn der geistliche
1 Nr. 55 und 56.
2 S. Chronicon Angliae, auctore monacho quodam Sancti Albani p. 258.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
29
Vorstand versagt und der Priester vom Glauben abtrünnig wird.
Man wird auch aus dieser einleitenden Bemerkung Wiclifs den
engen Zusammenhang beider Traktate entnehmen können. Er
erwähnt noch zweier anderer lügenhafter Behauptungen seiner
Gegner und geht dann auf die Thesen seines Gegners ein. Die
erste lautet: Es ist den besitzenden Mönchen gestattet, kraft der
Zivilgesetze ihnen widerrechtlich entzogene Güter zurückzu
nehmen, bezw. zurückzufordern: daher ist es ihnen auch in
diesem Stande erlaubt, eine weltliche Herrschaft auszuüben. 1
Wiclif beruft sich auf die Antwort, die er schon das Jahr zuvor
einem Gegner, auf den wir unten noch zurückkommen, gegeben
habe. Er fügt jetzt hinzu, um die Meinung seines Widersachers
zu widerlegen: auch ein bürgerlicher Sklave fordert nach mensch
lichem Recht Güter zurück, die ihm widerrechtlich entzogen
sind, und kann doch keine bürgerliche Herrschaft ausüben. In
ähnlicher Lage sind die genannten Mönche: Sie sind Verwalter
des Armengutes und sie dürfen die Sorge der Verwaltung auf
sich nehmen, die Güter aber gegebenenfalls nicht deswegen
zurückverlangen, um eine bürgerliche Herrschaft auszuüben,
sondern um sie zum Nutzen der Kirche zu gebrauchen und
den Überrest an die Armen zu geben. 2
In gleicher Weise könnten, sagt Wiclif, falls die Meinung
des Gegners die richtige wäre, auch die Minoriten eine bürger
liche Herrschaft ausiiben, denn auch ihnen muß Gerechtigkeit
werden, falls ihnen Unrecht zugefügt wurde; das bürgerliche
Recht ist ja nicht bloß für die Herren, sondern auch für die
Diener da. Wäre der Satz seines Gegners richtig, so würde
eine völlige Vertauschung der Stände stattfinden, es würden, was
gegen das kanonische Recht verstößt, Geistliche gleich welt
lichen Herren leben und die Laien ein geistliches Leben führen.
1 Licet l'eligiosis possessionatis repetere bona sua secunrlnm iura civilia:
ergo licet eis in eodem statu civiliter dominari . . .
2 Die Stelle ist schwer mit der wünschenswerten Deutlichkeit zu über
tragen: Religiosi possessionati . . . possunt tamquam infirmiores et eon-
temptibiliores ecclesie habere illam sollicitudinem pro pauperibus rfe-
creandis, licet non evangclizent nec perficiant actus perfecciores ecclesie.
Et multo magis non convenit procuratores huiusmodi civiliter dominari;
non autem repetunt ut civiliter dominentur, sed ut sint partim usurarii
ad profeetum ecclesie et residuum fideliter dispensandum egentibus.
30
II. Abhandlung’: Loserth.
Man wird bemerken, daß Wiclif noch in einem ziemlich
angemessenen, fast ruhigen Ton selbst von den besitzenden
Mönchen spricht; von der Notwendigkeit einer Sekularisierung
des englischen Kirchengutes ist hier noch nicht die Rede; wohl
aber tritt der Wunsch zutage: da dies Kirchengut Armen
gut ist, möge es hiezu auch verwendet werden; denn die Mönche
haben es nicht erhalten, um irgendeine bürgerliche Herrschaft
auszuüben, sondern als arme Leute, die von den Almosen der
Stifter leben; wenn sie aber diese Armut nicht bewahren, dann
sind sie nicht Mönche nach der Regel des heil. Benedikt, son
dern Abtrünnige gefährlicher Art und Schüler des Antichrist.
Wollte jemand sagen, zwischen Herrschaft und Nutzgenuß be
stehe kein Unterschied, wie Johann XXII. anzunehmen scheint,
so ist das ein Motiv, das kein Fundament besitzt. Auch der
Einwand, daß dann die Urkunden der Stifter überflüssig wären,
hilft nichts: diese Urkunden sagen doch nicht, daß die Mönche
irgendeine bürgerliche Herrschaft ausüben sollen, sondern daß
sie arme Leute sind, die wie Bettler von den Almosen der
Stifter leben. Wollte man einwenden, daß sie die ihnen von
weltlichen Herren geschenkten Güter mit den bürgerlichen
Rechten (cum sua civilitate), wie sie diese gehabt, besitzen, so
ist dagegen zu erinnern, daß sie, entsprechend dem Wortlaut
der Urkunden, nichts als den Nutzgenuß reiner Almosen haben; 1
die bürgerliche Herrschaft behalten die Könige, ihnen dagegen
verbleibt wie den Menschen im einstigen Stande der Unschuld
die Herrschaft der christlichen Nächstenliebe. Wie hier, findet
man in der ganzen Abhandlung längere und kürzere Stellen,
die mit der Darstellung im Buch von der Kirche übereinstimmen
oder doch Beziehungen dazu enthalten. So stellt er dort dem
Einwand, den man ihm machen könnte: Wo denn in der Bibel
der Geistlichkeit untersagt werde, ein bürgerliches Regiment
auszuüben, den anderen entgegen: Wo sich denn in der Bibel
eine Begründung dieser Herrschaft findet. 2 Ein genauer Ver-
1 Man vergleiche dazu die Stelle in De Ecclesia p. 275: Et ne equivocetur in
termino, supponatur quod liumana elemosina perpetua sit elemosina cor-
poralis, data ab homine simpliciter sub nomine elemosine perpetue,
sicut in cartis regum Anglie sepe fit mencio.
2 S. 316: Et si queratur, ubi scriptura prohibet clerum civiliter dominari,
interrogo sic querentem unam alium questionem: Cum omne privilegium
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
31
gleich beider Darstellungen ergibt, daß die Tendenz in beiden
Darstellungen die gleiche, die Abfassungszeit beider in unmittel
barer zeitlicher Nähe von einander liegen muß — ein Resultat,
zu welchem uns später noch andere Erwägungen führen müssen.
Auf das Beweismaterial: die Stellen aus Augustin und dem
Dekret usw. und die historischen Verweisungen auf ältere und
jüngere Einziehung von Kirchengut in Frankreich und England
sind beiderseits dieselben. Aus dem göttlichen sowohl als auch
aus dem Kirchenrecht bringt er den Beweis, daß auch eine
geistliche Person dahin wirken kann, Kirchengut an die ur
sprünglichen Besitzer wieder zurückzugeben: es würde damit
aus der Kirche nur getan, was sie vergiftet. Er geht auf die
Motive ein, um derentwillen die Dotation der Kirche mit irdi
schem Gut nicht nur nicht zu wünschen, sondern unter Um
ständen sündhaft sei: nicht bloß für die Empfänger, die von
sündhafter Gier nach weltlichem Gut erfüllt sind, sondern auch
für die Stifter, die eitler Ruhm ihrer alten und vornehmen
Geschlechter zu solchen Stiftungen verführt. Und so schließt er:
Weltliche Herren dürfen mit Recht der auf Abwege geratenen
Kirche weltliche Güter entziehen und schwer sündigen jene,
die diese These verdammen wollen. Haben wir hier nicht einen
deutlichen Hinweis auf die sechste seiner achtzehn Thesen:
Domini temporales possunt legitime ac meritorie auferre bona
fortune ab ecclesia delinquente ? Man wird aber beachten dürfen,
daß Wiclif hier sagt: Graviter peccant peccato heresis, qui
procurant, quod ista conclusio sit dampnata . . . Man entnimmt
daraus, daß zur Zeit, als er dieses schrieb, die Arbeit seiner
Gegner schon dahin ging, daß diese These verurteilt werde. 1
Zum Schluß sammelt Wiclif eine Anzahl von Stellen aus
den Aussprüchen und über die Handlungen des heil. Augustin,
die erweisen sollen, daß die Kleriker nicht um irdische Güter
streiten, Prälaten keine bürgerliche Jurisdiktion in Anspruch
nehmen sollten. Auch dürfen sie nicht zu viel auf den Wort-
ecclesie sit fundabile in scriptura, ubi in scriptura fundatur clero pote-
stas vel utilitas taliter dominandi. Wiclif kommt dann mit seinen be
kannten Ironien nach Lucae XXII, 25, 26: Reges gencium dominantur
eorum, vos autem non sic . . .
1 Man beachte nur z. B. die Ausführungen auf S. 326, die mit jenen im
Traktat gegen Owtred und den obigen Zusammentreffen.
32
II. Abhandlung: Loserth.
laut ihrer Privilegien pochen: eine Zivilgewalt des Klerus oder
seine weltliche Herrschaft läßt sich aus ihnen in keinem Fall
erzwingen, was durch einige drastische Antithesen bewiesen
wird. Da Wiclifs Widersacher sich auch auf das englische
Recht einließ, kommt Wiclif auch auf dieses zu sprechen; und
diese seine Erörterungen sind es, die schon früher durch den
Druck von Lewis bekannt gewesen sind. Da mein Gegner,
sagt er, sich auf das Recht Englands bezieht, es verfälscht, ich
aber ein Geistlicher bin, der zugleich ein Lehensmann der
Krone ist, so will ich deren Rechte verteidigen und behaupte,
daß der König gesetzmäßig Herrscher über England bleibt,
auch wenn er dem Papste den Tribut entzieht, und daß die
Irrtümer, die man dem Reiche beimißt, falsch und weder durch
die Vernunft noch durch das Recht begründet sind.
Erst jetzt gewinnt demnach der bisher nur fragmentarisch
überlieferte Traktat Wiclifs seine wahre Bedeutung. Man wird
jetzt entnehmen, daß man ihn bisher in seiner Bedeutung stark
überschätzt hat. Denn es kann sich für den Autor nicht darum
handeln, in einer Versammlung von Staatsmännern das Recht
des englischen Königtums zu verteidigen: das Ganze ist ein
ziemlich unfruchtbar gebliebener Streit mit einem Mönche. Er
verlangt von diesem, daß er den Beweis dafür erbringe, daß
es falsch sei, daß die weltlichen Herren den Geistlichen gege
benen Falles die Temporalien entziehen dürfen. Bisher hat der
König es getan kraft der Gesetze des Landes und auf Grund
der Beschlüsse des Kronrates. So wird es denn auch in Zu
kunft sein dürfen, falls man nicht die Gesetze des Staates als
illegitim erklären wollte.
Die zweite These, die Wiclifs Widersacher zur Sprache
bringt, lautet: In keinem Falle dürfen Geistliche vor das welt
liche Gericht gezogen werden. Wie Wiclif diese These bekämpft,
so auch die dritte: Jede Entziehung geistlichen Gutes von der
Kirche ist ungerecht. Wiclif sagt aber: Wenn er von der Ent
ziehung der Temporalien spreche, gelte es nur von den unrecht
mäßigen. Solche Entziehungen gab es in England oft und
hiefür seien die Motive in England bekannt genug. Sie seien
schon einstens im Parlament besprochen worden; man habe
sie damals getadelt und auch heute sei es gefährlich, sich
ihrer zu bedienen.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
33
Damit geht er auf clie Äußerungen seines Widersachers
in der Weise ein, wie uns das schon aus dem Druck hei Lewis
bekannt ist. Wir waren schon vor mehr als einem Jahrzehent
in der Lage, den Nachweis zu führen, daß dieser Traktat ab
gefaßt wurde, nachdem Wiclif sein erstes Buch von der bürger
lichen Herrschaft bereits geschrieben hatte. Wir können die
damaligen Ausführungen jetzt noch ergänzen:
Wiclif erzählt, mit seinem Gegner übereingekommen zu
sein ohne Ausflüchte und überflüssigen Wortschwall das Thema
zu besprechen, über das gestritten wird. 1 Statt dessen wirft er
eine Frage herein, die mit ihrem Streit nicht unmittelbar in
Zusammenhang steht. Während die dritte These des Gegners
ursprünglich lautete: Omnis ablacio rerum ab ecclesia est in-
iusta, in tantum, quod non est possibile regem auferre ab eccle-
siastico vel ecclesiasticis communia bona cuiuscunque ecclesie,
nisi sic auf er endo peccat mortaliter und Wiclif dagegen be
hauptete : talia temporalia possunt iuste ac meritovie auferri
ab ecclesia quantumcunque humanis legibus fuerint confirmata,
dringt der Gegner jetzt mit Ungestüm auf die Beantwortung
der These in einer anderen Form, 2 in einer solchen, in der das
Recht des Papstes gegen den des Königs in der Lehenszins
frage ausgespielt wird; wiewohl gerade diese Materie mit ihm
und seinen Motiven nichts zu tun hat, dem wahren Theologen
und Legisten fernliegt, sondern, das meint wohl Wiclif, den
praktischen Politiker angeht. 3 Die These des Gegners lautet
jetzt folgendermaßen: Irgendeine Herrschaft, die unter gewissen
Bedingungen geschenkt wird, hört zugleich mit der Bedingung
auf. Der Papst hat dem König England gegen die Bedingung
der Zahlung eines Jahreszinses geschenkt. Der Zins ist seit
Jahren nicht gezahlt worden; daher hat der König und zwar
schon seit Jahren kein Recht auf die Herrschaft über England.
1 l’cpigimus, quod, non querendo diverticulas alienaque peripsimata . . .
fruetus procedat ad improbandum conclusionem quam principaliter pe-
pigit impugnare . . .
2 Requirit autem doctor meus cum suis fratribus vehementi instantia cum
ebullicione spirituum et tumore, quod respondeam ad formas argumen-
torum suorum et specialiter ad formam et materiam argumenti, quod
fecit pro papa contra ius domini nostri regis . . .
8 Expetunt tractatum, cum tantum sit mihi et racionibus meis indifferens
sicut cuicunque speculativo theologo vel legiste . . .
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. ICO. Bd. 2. Abh. 3
34
II. Abhandlung: Loserth.
Wie man sieht, ist jetzt, nachdem der vollständige Traktat
aus der Pariser Handschrift vorliegt, seine Bedeutung eine ganz
andere als früher. Es handelt sich hier nicht um eine irgend
wie aktuelle Frage der Zahlung des Lehenszinses, sondern
Wiclifs Gegner hat diese Frage statt einer anderen auf den
Kampfplatz geworfen. Während die erste Frage ruhig und
leidenschaftslos erörtert werden kann, ist das bei der zweiten
nicht mehr der Fall. Entweder ergreift Wiclif die Partei des
Papstes, beziehungsweise, er gibt seinem Gegner Recht, dann
tut er seiner Überzeugung Gewalt an, oder er ergreift die
Partei des Königs, dann verdirbt er sich’s mit der Kurie: und
eben das ist es, was sein Gegner will. 1 Sein Gegner will,
daß Wiclifs Person hei der Kurie angeschwärzt werde, daß
gegen ihn in verschärftem Maße Zensuren erlassen und ihm
schließlich seine Pfründen entzogen werden. 2 Dagegen will
sein Widersacher die Gunst der Kurie erringen und erreichen,
daß noch mehr englisches Gut an die Kirche komme. Seine
Gegner sollen die Hauptbeute davontragen. Die Streitfrage
war angeregt worden, um die Kurie zu erbittern. Das ist auch
begreiflich. Die achtzehn Thesen Wiclifs waren — und man
weiß demnach jetzt erst von wem —• dahin zur Zensurierung
abgesandt worden, diese aber im Augenblick noch nicht erfolgt.
Die Kurie mußte aber im hohen Grade erbittert werden, wenn
derartige Äußerungen, wie sie von Wiclif zu erwarten waren,
1 Wer nichts als den Traktat bei Lewis vor sich hat, der kann mit dem
dortigen Texte nicht viel anfangen; und daher sagt Lechler (Johann u.
Wiclif 1, 323) mit Recht: ,Wie kommt es, daß gerade Wiclif der Fehde
handschuh hingeworfen wurde? Er selbst verwundert sich in seiner
Antwort über die leidenschaftliche Erregtheit, womit die Aufforderung
zur Beantwortung der gegnerischen Beweisgründe gerade an seine
Adresse gerichtet wurde. Diejenige Lösung des Rätsels, welche Wiclif
als ihm selbst von anderen an die Hand gegeben erwähnt, ist für uns
noch keineswegs befriedigend.“ In der Tat, wenn man den Gegenstand
nicht unter dem Gesichtswinkel des Thesenstreites und des damit in
Zusammenhang stehenden Prozesses der Kurie gegen Wiclif betrachten
will, wird man überhaupt keinen Sinn in die Sache bringen können.
2 Sed tres cause sunt miclii dicte cur hoc facit: primo ut persona inea
sit apud Romanam curiam diffamata et aggravatis eensuris ab ecclesiasticis
beneficiis sit privata. Secundo ut exliine sibi et suis sit benevolencia
Romane curie reportata; et tercio ut dominante domino papa regno
Anglie liberius et copiosius . . . sint . . . civilia domina cumulata.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
35
an sie berichtet wurden. Die Zensurierung der Thesen war
nicht nur noch nicht erfolgt, Wiclifs Stellung zur Kurie war
auch noch nicht eine so feindselige wie nach der Zensurierung.
Und so sind auch die Worte aufzufassen, die er, bevor er auf
die Erörterung der vorliegenden Frage eingeht, ausspricht:
Ego autem tamquam humilis obediencicilis ßlius Romane
ecclesie protestans, me nichil veile asserere quod sonaret in-
iuriam dicte ecclesie vel racionabiliter offenderet pias aures . . 1
Zur Erörterung der von seinem Gegner hereingeworfenen These
will er selbst auch nichts beitragen, sondern er greift die Lö
sung dieser These auf, wie sie einmal bei einer Beratung 2 von
weltlichen Herren gegeben worden sei. Es ist das die be
kannte Szene, in der sieben Lords über die Lehenszinsfrage
ihre Meinung abgeben. Wiclif konnte damit seinen Gegner be
kämpfen, ohne selbst hierüber mit der Kurie in einen Streit
zu kommen. Wenn die einzelnen Herren bei dieser Beratung
sich auch dem Sinne nach in der von Wiclif vorgetragenen
Weise geäußert haben mögen, sicher ist es, daß er ihre Reden
in jene Sprache umgegossen hat, wie er sie seit dem Jahre
1376 führte. Und nun sind wir auch imstande, einen direkten
Beweis dafür zu erbringen, daß diese Determinatio Wiclifs
zweifellos in diesem Jahre entstanden ist. Unter den Gegnern
1 Vgl. zu dieser Stelle meine Studien zur englischen Kirchenpolitik im
14. Jhdt. 1 S. 41. Dort ist der Nachweis geführt, daß diese Stelle nur
in der Zeit der Abfassung des zweiten Buches von De Civili Dominio
geschrieben sein kann. Lechler, der den obigen Zusammenhang mit der
Anklage Wiclifs von der Kurie seitens seiner mönchischen Gegner nicht
kennt, vermag die Bedeutung dieser Stelle nicht zu würdigen. Sie ist
zwar oberflächlich betrachtet eine jener Protestationen, wie sie fast in
keinem seiner Werke fehlen, aber unmittelbar vor seiner Zensurierung
kommt ihr zweifellos noch eine besondere Bedeutung zu.
2 In quodam concilio; wäre der Traktat in derselben Zeit geschrieben
worden, in der die Äußerungen der sieben Lords gefallen sind, so würde
wohl nicht in quodam concilio dastehen, sondern etwa nuperrime in
concilio oder ein ähnliches. Wir dürfen hier Lechler zustimmen, der
davon spricht, daß unter dem concilium das Parlament gemeint sei;
denn in der Tat, auch die Parlamentsberichte lassen noch einiges aus
dieser Debatte durchscheinen; freilich daran ist nicht zu denken, daß
etwa die Reden der Lords wortgetreu wiedergegeben seien. Das gelehrte
Beiwerk wird ganz zweifellos auf Wiclifs Rechnung zu setzen sein;
noch mehr natürlich der biblische oder juristische Apparat, der mitfolgt.
3*
36
II. Abhandlung: Loserth.
Wiclifs spielt einer eine große Rolle, dessen Namen in den
verschiedenen Quellen, in denen er genannt wird, verschieden
geschrieben wird: es ist jener Minorit Wilhelmus Widefordus,
der ein großes Werk gegen die Artikel Wiclifs geschrieben
hat 1 und von dem noch andere Schriften wie die Septuaginta
duo quaestiones de sacramento Eucharistiae ungedruckt sind. 2
In De Civili Dominio 3 „ nennt er ihn Willelmus Wadford, in
unserer Determinatio Willelmus Weideforde. Wir wollen bei
der ersteren statt der von Shirley eingeführten und von Lechler
übernommenen Schreibung bleiben.
Indem nun Wiclif in der vorliegenden Schrift den Satz
seines Gegners aus dem Benediktinerorden bekämpft: licet reli-
giosis possessionatis repetere bona sua secundum iura civilia,
ergo licet eis in eodem statu civiliter dominari, sagt er: Was
diesen Punkt betrifft, habe ich schon vor einem Jahre auf
die Argumente meines ehnvürdigen Mitbruders Wilhelm Wad
ford geantwortet, daß der Satz offenkundig falsch ist. Nun liegt
uns Wiclifs Polemik mit Wadford im dritten Buche von De
Civili Dominio noch vor. Wir erfahren, daß sich die Opposition
Wadfords gegen Wiclifs Ausführungen im zweiten Buche dieses
Werkes gerichtet hatte, in denen er den Geistlichen die Berech
tigung zur bürgerlichen Herrschaft abspricht. 1 Wir entnehmen
dieser Stelle, daß seine Beziehungen zu Wadford bisher die
freundlichsten waren, daß er ihn in förmlicher Weise als seinen
Lehrmeister begrüßt und bekennt, daß er gerade von ihm viel
gelernt habe, wie er auch dessen bescheidene Art rühmt, der
er es danke, daß er mit so vielen bemerkenswerten Wahrheiten
bekannt wurde. 6 Wir sind eben noch in der Zeit, da seine Be-
1 Gedruckt in dem Fasciculus rerum expetendarum et fugiendarum von
Orthuinus Gratius, Köln 1535.
2 S. Shirley, Fasciculi Zizanniorum fol. XV. Lecbler, Johann u. Wiclif I, 586.
3 III, p. 351 (s. die folgende Note).
4 Secundo incidentaliter patet solucio argumentorum que doctor meus
reverendus magister Willelmus Wadford multipliciter (es scheint also
mehr als eine Schrift Wadfords in Frage zu stehen) contra conelu-
sionem in secundo liuius positam de negacione civilis dominii cleri-
corum infert.
6 Et revera obligor eo amplius huic doctori meo, quo in diversis gradibus
ac actibus scolasticis didici ex eius exercitacione modesta multas micln
notabiles veritates.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
37
Ziehungen zu den Mendikanten, die sich erst seit 1379 ver
schlechterten, ungetrübt waren. Die Argumente Wadfords
machten zweifellos auf Wiclif großen Eindruck. Man entnimmt
dies der besonderen Sorgfalt, mit der er ihn Punkt für Punkt
vornimmt.
Die Abfassungszeit der Streitschrift des sogenannten Wine-
ham und der Entgegnung Wiclifs darauf ist demnach un
zweifelhaft in eine weitaus spätere Zeit zu setzen, als man bis
in die neueste Zeit angenommen hat. Die Motive, die wir schon
vor einem Jahrzehnt hiefür durch eine Vergleichung Wiclifscher
Texte zu gewinnen vermochten und die sich jetzt noch bedeutend
vermehren ließen, sind nun durch neue direkte Beweismomente
bedeutend verstärkt worden und ermöglichen eine genauere
Einsicht in den Entwicklungsgang Wiclifs in seiner entschei
dendsten Periode.
I. Wiclifs Traktat gegen John Owtred.
Incipit quedam determinacio ipsius (sc. Wiclif), in qua re-
spondet ad argumenta magistrorum Outredi de Omesima
monachi et Wilelmi Vyrnham monachi de Sancto Albano,
qui singulis annis determinabat contra eum, replicans semper 5
eadem argumenta.
Doctor meus reverendus et magister specialis dominus
Outredus inter alias pulcras veritates, quas ex scriptura eli-
cuit et more suo ad informacionem scole Oxoniensis semi-
navit, tres conclusiones catholicas tangentes materiam quam 10
ostendi alias inculcavit.
Prima conclusio fuit talis: In quolibet hominis progressu
versus suum terminum naturalem, sive in statu innocencie sive
m statu lapsus, excellencius foret sacerdocium quam hominis
dominium pro eodem. 15
4 Cod.: Vynham. 11 Cod.: alias quam\ das letzte Wort ist entschieden
fehlerhaft; es ist aber auch möglich, daß mehrere Worte ausgefallen sind;
etwa tarn racionibus quam scriptura. Man stoße sich nicht daran, daß die
selbe Wendung einige Zeilen weiter unten nochmals vorkommt. Solche
Dinge wird man bei Wiclif in der ersten Periode öfter finden.
1 Über die beiden Gegner Wiclifs s. oben S. 7, 23. 12 Vgl. De
Civili Dominio III, 375.
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II. Abhandlung: Loserth,
Secunda conclusio: Pro nulla via hominis versus suum
terminum naturalem competeret seculari potestati ex sola sua
auctoritate sacerdocium iudicare.
Tercia conclusio: Quicunque instruens vel inducens reges,
5 principes et dominos temporales, ut ipsi auctoritate sua sola
spolient ecclesias decimis vel oblacionibus, eciamsi ipsi delin-
quant, agit ad destruccionem regis et tendit laqueos ad per-
dicionem animarum secularium dominorum.
Istas conclusiones pulcre declaravit tarn racionibus quam
10 scriptura et, ut alias ostendi, istis conclusionibus debet quilibet
catholicus consentire. Unde videtur miclii, quod istis addende
sunt tres alie correlarie:
Prima: Sicut sacerdocium excellit seculare dominium, sic
apostasia sacerdotis est sceleracior quam tyrannides domini se
lb cularis. Patet ex hoc, quod, ubi obligacio serviendi Deo est
maior, apostasia commissa est gravior. Sed sacerdos magis
obligatur servire Deo in uberiori gracia quam dominus secularis,
ideo, si uterque illorum apostataret, plus obligatus et cadens a
maiori gracia magis peccat. Confirmatur ex hoc, quod novissima
20 hominis peccata sunt peiora prioribus, ex hoc quod sacerdotes
avaricia ducti conspirarunt in mortem Christi, ut patet Matth. XII
in parabola Salvatoris de generacione pessima.
Secunda correlaria: Licet sacerdotes Christi non sint a
secularibus ad penam auctentice iudicandi, dum manent in
25 dignitate ordinis clericalis, tarnen sunt ab eis iudicandi staute
illa dignitate tamquam indigni eorum elemosinis et auctentice
ad penam., supposito quod aposta(ta)verint a pristina dignitate.
Prima pars patet ex eo, quod nullus innocens est ad penam
auctoritate mundana, dum manet liuiusmodi, iudicandus. Cum
30 igitur dignitas ordinis clericalis includit talem innocenciam, se-
quitur prima pars correlarie. Et secunda pars patet ex eo,
quod domini seculares nunquam meritorie sic dotassent eccle-
siam, nisi secrete iudicassent eos dignos ad tales elemosinas
accipiendum. Et tercia pars patet per illud Matth. VII, 15, 16:
35 Attendite a falsis prophetis, qui veniunt ad vos in vestimentis
25 stante\ es wird wohl cessante heißen sollen.
13 Vgl. De Civili Dorainio III, 375. 19 Matth. XXVII, 64,
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ovium. Et sequitur: A fructibus eorum cognoscelis eos. Ista
autem pars patet ex lege triplici:
Primo ex lege Anglie, que iudicat tales clericos proditores
ad mortein in casu lese regie maiestatis.
Secundo patet ex lege ecclesiastica secundo Decretalium
De Iudiciis: Cum non ab homine. A nobis, inquit papa, quesitum
est, utrum liceat regi vel alicui seculari persone iudicare cle
ricos cuiuscunque ordinis, sive in furto sive in homicidio vel
periurio seu alio crimine fuerit deprehensus. Consultacioni tue
taliter respondemus, quod si clericus in quocunque ordine con-
stitutus, in furto, homicidio, periurio seu alio crimine fuerit
deprehensus, legitime atque convictus, ab ecclesiastico iudice est
deponendus. Qui si depositus incorrigibilis fuerit inventus, ex-
communicari debet, demum malicia crescente anathematis mu-
crone feriri, postmodum vero, si in profundo malorum veniens
contempserit, cum ecclesia non habeat, quid faciat, ne possit
esse ultra perdicio plurimorum per secularem est conprimendus
potestatem, ita quod si deputetur exilium vel alia pena legit-
tima, inferatur. Ecce quomodo post ternam monicionem in
defectu iudicii spiritualis pi'epositi tradendus est clericus sic
sceleratus occidendus vel condempnandus iudicio seculari.
Tercia lex est vetus testamentum practizatum per sapien-
tem Salomonem III Reg. cap. II, 26, ubi Salomon deponens
Abiathar summum pontificem sic effatur: Vade, inquit, in agrum
tuum in Anathoth, quia vir mortis es. Et sequitur: Eiecit igitur
Salomon Abiathar, ut, non esset sacerdos Domini, supple: summus.
Possunt igitur seculares non solum sua auctoritate sola sed
Dei auctoritate in talia iudicia, quando desunt subsidia sacer-
dotum.
Tercia correlaria: Si aliquis Christi sacerdos instruat
pertinaciter vel iudicat Christi vicarium, quod liceat sibi ab-
solvere, excommunicare, cum irregularitate subditis dispensare
bona ecclesie vel sacramenta alia ministrare ex sua auctoritate
sola, hic disponit, ad Antichristum, dissimulando heretice re-
gnum Christi. Patet (ex) hoc, quod non potest licere alicui
10 Cod.: in quoque. 17 Cod.: perdicio malorum. — persecutor est
comprimendus est potestate illa. 25 Cod.: Fecit igitur.
G Decret. Gregor. Hb. II, tit. I, cap. X.
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II. Abhandlung: Loserth.
membro corporis Christi hoc facere, nisi auctoritate Christi ac
suc ecclesie et per consequens ex nullius membri ecclesie sola
auctoritate, cum requiritur auctoritas superiorum quia Christi,
et supra auctoritatem Christi auctoritas capitis sui Dei. Si
5 igitur quisquam christianus sic faciat, hic pessimus hereticus
est et magnus Antichristus, quia tamquam Christi maximus
adversarius tolleret ipsi preemiuenciam capitalem. Christus enim
non potest secundum humanitatem sic facere et per consequens
aut faciens destrueret regnum Christi; unde Apostolus propheti-
10 zans istam usurpacionem Antichristi de excellencia potestatis
II ad Thess. II, 3: Adversator ecclesie, homo peccati, filiits per-
dicionis, qui extollitur supra Deum, veniet ad finale iudicium,
ita quod in templo Dei sedeat ostendens se, tamquam ipse sit
Deus. Cavendum est igitur prelato ecclesie ab usurpacione
15 divine potestatis, cum hoc sit proprium Antichristo. Ideo valde
notandus est iste terminus sola propter cavendum periculum,
cum domini temporales debent esse valde solliciti ad corrigen-
dum sacerdotes, ne eorum facinus minetur ruinam regnorum et
principum ex malicia potestatum, ut notat beatus Gregorius
20 libro secundo Registri sui capitulo-XXX, ubi alloquitur regem
Francie sub liiis verbis: Quidquid ad Dei nostri cultum, quid-
quid ad ecclesiarum reverenciam, quidquid ad honorem perti-
nere cognoscitis sacerdotum et studiose statui curetis et velitis
in omnibus custodiri. Unde iterum vos pulsamus, ut congregari
25 synodum iubeatis et sicut dudum scripsimus, corporalia in
sacerdotibus vicia et symoniace hereseos pravitatem omnium
episcoporum diffinicione dampnari atque a regni vestri ampu-
tari finibus faciatis, nec plus illic pecuniam obtinere quam
precepta dominica permittatis. Scivit enim iste sanctus quod
30 rex debet auctoritate sua sive ecclesie facere, quando oportet,
synodum congregari et auctoritate Christi et apostolorum corri-
gere et ad hoc leges statuere, unde capitulo anteproximo regine
Francie ita scribit: Cum scriptum sit: Iusticia elevat gentes,
9 aut faciens; richtiger sic faciens. 11 Die Stelle lautet richtiger:
et revelatus fuerit homo peccati, filius perditionis, qui adversatur et extollitur
supra omne quod dicitur Deus ... 2S Cod.: nec prius.
20 Reg. lib. IX, cap. LIX. Cf. De Civili Dom. II, 245/6. 33 Reg.
lib. XI, cap. LXIX.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
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miseros autem facit populos peccatum, tune regnurn stabilire
creditur, cum culpa, que cognoscitur, cicius emendatur; ideo
cum causa ruine populi sint sacerdotes mali, quis enim pro
peccatis populi intercessor se obiciat, si sacerdos qui exorare
debuerat, graviora committat ac in vestris partibus sacerdotes
impudice et nequiter conversantur. Ad hec ulciscenda debemus
ardenter consurgere, ne paucorum facinus sit multorum per-
dicio. Et sequitur: Personam si precipis, cum nostre auctoritcitis
assensu transmittimus, que una cum aliis sacerdotibus hoc
eciam subtiliter querere et debeat emendare. Nec sunt dissimu-
landa que diximus, quia qui emendare potest et negligit, par-
ticipem se procul dubio delicti constituit. Providete igitur
anime vestre, providete nepotibus, quos cupitis regnare feliciter,
providete provinciis et priusquam creator noster manum suam
ad feriendum excuciat de correccione huius sceleris studiosissime
cogitate. Ecce quam plane iste papa sanctissimus voluit secu-
lares cum episcopis compunire crimina clericorum. Ideo dicit,
quod debeamus ad hoc punienda ardenter consurgere. Nec est
alienum a regibus emendare clericos, cum secundum istum
sanctum seculares ex permissione scelerum clericorum consti-
tuunt se participes delictorum. Verum tarnen nec reges nec
episcopi debent ex sua sola auctoritate hoc facere sed aucto-
ritate universalis ecclesie et per consequens auctoritate Christi
domini Dei nostri. Et patet concordancia ex supplemento triurn
eonclusionum doctoris mei reverendi cum liumili supportacione
sui et omnium pie volencium emendare.
Ideo restat respondere ad tria argumenta: Ex quibus se-
quitur quod nulli domini temporales debent emendare clericos
per subtraccionem temporalium, que est pena mitissima, nam
propter delictum servi, quod dominus eius non approbat, do
minus nullatenus debet puniri, sed Deus sive ecclesia est do
minus bonorum ecclesie collatorum et prelati sunt servi, ergo
8 Cod.: principis . . . assensum. 29 Die Worte: que est pena mi
tissima scheint eine Glosse Wiclifs zum Argument Owtreds zu sein. Auch
die vorhergehenden Worte Ex quibus sequitur scheinen (unverständlich wie sie
hier stehen) noch zu Owtreds Text zu gehören. 31 Cod.: ea nullatenus.
27 Gemeint sind hier zweifellos die Argumente Owtreds, auf die
geantwortet wird.
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II. Abhandlung: Loserth.
propter prelatorum delicta non debet Deus nec eeclesia puniri.
Confirmatur: Si benefactor ecclesie vel illius her es peccet, non
ideo eeclesia subtrahit suffragia sua ab eo, igitur nec e contrario.
0 quam gratum esset comnmnicare cum homine, qui vellet
5 sic subtiliter et seriöse procedere, dimissis ambagibus et diffi-
cilibus argumentis mendicare manifesta mendacia. Tuuc enim
dilucidaretur utrobique materia et non seminarentur inutiliter
verba utriusque scandalosa.
Supposito igitur, quod domini temporales possunt et de-
10 bent in casu valde possibili auferre a clericis bona Dei delin-
quentibus, respondetur cum reverencia ad argumentum, et
supposita rectitudine eius quoad logicam dicitur ad materiam,
quod conclusio est ad sensum pertinentem valde catholica. Nain
divinitas non debet puniri nec potest. Universalis autem eeclesia,
15 que dominatur istis bonis non debet dampnificari vel puniri
per subtraccionem huiusmodi sed commodum l’eportare, dum
a lupis rapacibus in vestimentis ovium abutentibus bonis ecclesie
ipsa bona provide subtrahuntur et membris ecclesie utpote
pauperibus clericis vel laicis ministrantur. Sic enim odiunt sancti
20 ecclesiam malignancium et auferentes ab eeclesia conferunt
sponse Christi. Et patet quod eeclesia exinde non dampnifi-
catur sed ad ius suum restituitur per hoc quod ab inimicis
ecclesie bona, que spoliant, auferuntur et vero domiuo confe-
runtur. Nam homo dum est in mortali deficit a quo-
25 cunque vero dominio, et per consequens prelatus abutens
habitualiter bonis huiusmodi iniuriatur ecclesiis, dum abutitur
bonis suis. Yere igitur et signanter dicitur in minori quod
prelati sunt servi et ministri bonorum ecclesie et nullo modo
dominantes civiliter; sic nec Christus nec primo eeclesia sponsa
30 sua, ymmo unum membrum ecclesie, dum incidit in mortale;
semper autem manet dominium naturale ex titulo gracie in illo
spirituali coniugio, cum utrumque illorum coniugum oportet
semper esse in gracia.
1 Cod.: prelatorum delicti. 5 procedere; Cod.: protegere. 18 Cod.:
membrum.
24 Cf. De Civili Dominio I, 3. 8. 45. II, 105: Omnis homo pro tem
pore, quo est in mortali peccato, non dominatur iuste simpliciter, quia deficit
sibi titulus iusticie.
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Acl confirmacionem patet ex dictis quod conclusio est con-
cedenda, nam sicut eeclesia iuvat patronum vel suum heredem,
dum fuerit in mortali, vel merendo sibi graciam resurgendi vel
mitigando suum demeritum atque penam, sic patronus vel lieres
suus, eciam dum fuerit in mortali, prodest ecclesie, dum vel
auffert illi ecclesie malignancium bona, que sibi non contulit
vel ecclesie Christi bona sibi collata stabilit. Non enim dat
fundator ecclesie isti persone vel isti, nisi de quanto reman-
serit ydoneus servus Christi. Si igitur quis ab ista condicione
defuerit, quid ad illum de bonis ecclesie, cum racione Casus a
gracia decidit eciam a pura atque elemosina perpetua. Ideo
dicit beatus Augustinus super Ioliannem Omelia XVI de con-
querentibus de ablacione bonorum ecclesie: Quid vultis? eciam
illas habet eeclesia, scilicet que est una columba sponsi. Unde
ne darem scandalum secularibus, clero vel regno et specialiter
saluti animarum specificavi tarn verbis multiplicibus quam scrip-
turis, quod domini temporales non debent hoc facere nisi aucto-
ritate ecclesie in defectu spiritualis prepositi et in casu quo
sacerdos fuerit a fide devius. Et frequenter revolvi quare non
notant istam conclusionem, sed tacendo videntur innuere, quod
ista sentencia non sit necessaria ad correccionem hiriusmodi
secularium dominorum. Testis itaque sit mihi Deus non ad
tendendum muscipulas diaboli sed excludendum preambulas
versucias Antichristi. Supposito quod tyranni ex uno latere et
prelati ex alio contempnentes Christi pauperiem et avaricia
inebriati aspirarent inordinate ad mundi divicias et fallacem
seculi dignitatem, tune enim periculum pateret in ianuis, ut
pauperes oves Christi, vulgus et pauperes Christi clerici ex-
accionibus, predacionibus et oppressionibus scoperentur et quasi
inter malleum et incudem vel duos magnos molares tenerentur
et per consequens Christi religio undique deperiret; quod peri
culum secundum sanctos a sacerdocio capit orig'inem. Et ideo
necesse est contra malos invehere.
Secundo ad idem arguitur sic: Commutans cum pari vel
superiori non potest commutatum repetere sine restitutione ac-
13 Die Stelle ist nicht wörtlich zitiert. S. De Civili Dom. III, 226,
wo sich das richtige Zitat findet: Columba est eeclesia, quid clamas? Non
devoramus villas. Columba illas habet. 22 8. Sap. XIV, 11.
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cepti; sed quilibet offerens Deo pro spiritualibus, que spiritualia
restituere non potest sine ojfensa, ergo nec terrena repetere.
Quantum ad istud argumentum, patet quod in empcione
et vendicione spirituali remanet uterque negocians dominus
communicati, ut Deus, vendens regnum celorum, non ex hinc
decidit ab eius dominio sed habet dominium multiplicius quam
perante, sicut emens a Deo pro opere meritorio remanet do
minus illius meriti verius quam perante; ideo talis non alienacio
vocatur ymmo non commutacio Ysa. LV, 1: Venite, inquit, et
emite absque ulla commutacione vinum et lac, id est visionem
et fruicionem beatificam; sed eciam loquendo de commutacione
fundatorum atque ecclesie remanet uterque commutans possessor
tarn empti quam precii, dum manet in gracia. Et sic ut alias
ostendi, idem homo emit et vendit res, que vere antea erant
sua. Sed plus accedendo ad propositum: Supposito modo huius-
modi sensibili, in quo modo est commutacio huiusmodi inter
petronum et particularem ecclesiam recipientem suam elemo-
sinam, dicitur quod assumptum ad pertinentem sensum capit
calumpniam, ut si depetendo usum boni mei pro tempore quo
expedit utrique nostrum atque ecclesie, quod habeat illud bonum
et non aliter, tune posito quod in principio sit par mei vel in
dignitate ac bonitate superior et post vero consumat bona sua
ad dampnum utriusque nostrum atque ecclesie, tune debes
racionabiliter bona mea repetere ad utilitatem mei atque ecclesie.
Cum igitur nemo potest donare temporalia ecclesie nisi sub
condicione huiusmodi taciter vel expressa, eo quod si donat
legitime, tune donat ad finem laudabilem, qui condicionem talem
includeret, patet quod, si deficit condicio ex parte elemosinarii,
deesse debet elemosina, quod eo ipso. Deus aufert a clerico
tale dominium; verumptamen secularis expectare debet triplicem
correccionem suis elemosinis abutentis et deficiente spirituali
preposito debet sua repetere, cum residet penes fundatorem ius
gubernandi et rectificandi propriam elemosinam. In elemosi-
nario vero remanet ususfructus. Et patet quomodo commutans
sub condicione vel ad tempus potest sua repetere legitime ac
meritorie sine restitucione primo accepti; ad propositum autem
10 emite; Cod.: ecce. 11 Cod.: de communicacio. 12 Cod.:
communicans. 19 depetendo; Cod.: depet 0 .
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
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sicut dominus secularis dotans ecclesiam obligatur continue ad
observandum pactum secundum formam quam recte pepigit,
sic ecclesiasticus eius elemosinarius obligatur, ut tribuat recom-
pensam, quia aliter decidit a pura elemosina; ideo ex lege pure
obligacionis mutue reciproce obligantur, ymmo uterque reddidit
reliqua bona spiritualia, cum faciens elemosinam debet ex mise-
ricordia et per consequeus ex caritate succurrere indigenti et
sic dare sibi spirituale suflragium quod debet esse continuum
in utroque; et illa radix declarat conclusionem meam.
Tercio arguitur sic ad idem: Ordo nature sive progressus
est a minus perfecto ad magis perfectum; sed res ecclesie col-
late sunt primo minus perfecte, quia temporales et corporales,
postea vero spirituales modo suo et eterne, ergo istas vel huius-
modi non licet deferre denuo ad manus laicorum. In isto ar-
gumento licet subtili oportet negare consequenciam.
Pro cuius materia notandum, quod res ecclesie non dicuntur
spirituales vel sacre nisi propter spiritualem vel sacrum usum
earum, ad quem sensum extense loquendo omnia bona mundi
possunt dici sacra; sed ad propositum nostrum dicuntur tempo-
ralia dedicata ecclesie, cum quibus non licet mercari nec con-
versari seculariter, bona spiritualia et mortificata propter eorum
quietem ac strepitum commutacionis mundane. Ex quo patet
quod religiosi possessionati pervertuntur ad statum secularem
abutendo seculariter dictis bonis, tune sunt bona dyabolica ab
eeclesia apostata, que dominus temporalis debet facere tempo-
ralia primo modo. Unde XVI q. VII sic habetur: Filiis vel
nepotibus ac honestioribus propinquis eius, qui construxit et
ditavit ecclesiam, licitum sit hanc habere s oller dam y ut, si
sacerdotem aliquid ex collatis rebus defraudare previderint,
aut honesta convencione compescant aut episcopo vel iudici
corrigenda denuncient. Quod si episcopus fuerit negligens, di-
catur metropolitano et tercio in eorum negligencia ut dicit canon,
debet regis auribus intimari. Nec credo fingibile, ad quid hoc
13 Cod.: ut huiusmodi. 26 Cod.: Unde XV, q. VII. — Cod.:
Filius ac nepotibus honestioribus. 28 Cod.: dictavit. 29 Cod.: ali-
quem. 32 Cod.: eorum fehlt. Ergänzt nach Fasciculi Zizanniorum p. 254.
Ebenda: ut fehlt.
16 Vgl. dazu De Civili Dom. II, 27. 26 Decreti Secunda Pars,
quaest. VII, cap. XXXI. Die Dekretale ist nicht wortgetreu angeführt.
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regi (lenuncietur, nisi ut ipse correccionem adhibeat. Nec
dubium quin correccio regi pertinencior atque salubrior in liae
parte est bonorum, quorum ipse est capitalis dominus, subtraccio
proporcionaliter ad delictum. Ad regem quidem pertinet omnia
5 temporalia sui regni defendere, et abalienata a vero dominio
confiscari. Et sic intelligi debet lex civilis de lege Corradi
Collacione XX a : Si clericus, inquit lex, veluti episcopus vel
abbas habens beneficium a rege datum non solummodo persone
sed ecclesie ipsum propter culpam suam perdat, eo vivente ad
10 regem pertineat, post mortem vero clerici ad successorem rever-
tatur. Ad quid ergo valeret lex huiusmodi, si non liceat in
casu domino seculari auferre temporalia a clerico delinquente.
Unde quia istius legis execucio est tarn necessaria pro stati-
bus regnorum ad regimen regum pertinencium, ut patet supra
lö per beatum Gregorium, ideo dicit Archidiaconus super lege
predicta filiis, quod fundatores ecclesiarum hoc faciant expensis
ecclesie; sed ecclesia debet communi modo suo progrediendo
proficere, videtur quod non licet facere talia temporalia de
spiritualibus corporalia, sed restituere debet ad perfeecionem
20 pristinam, .hoc dicendo, quod in casibus quibus domini tempo
rales debent aufferre temporalia ab ecclesia facinorosa sacerdotum
commutancium ipsa a spiritualibus anticliristiana originaliter
sunt in culpa. Et ideo cum natura successive progreditur
odiendo mutaciones subitas, debent bona fortune sic abusa re-
25 stitui ab extremo dispositivo ad Antichristum maxime viciosum
per medium mediocriter bonum, quod est dominacio secularis ad
aliud extremum, quod est dominacio pure ex gracia, sicut volens
rectificare virgam curvam debet transire per medium; verump-
tamen videtur mihi quod non esset standum in isto medio fina-
30 liter, sed progrediendo ad dominium pure caritativum, quod est
dominacione civili perfeccius, et sic constituendi forent, si ad-
essent ydonei clerici sed longe competencius laici, qui subducta
civilitate haberent curam et administracionem temporalium cle-
ricis intendentibus superiori officio spirituali. Sic enim consti-
35 tuerunt apostoli dyaconos ad tale officium et ad conquirendum
8 persone; Co(l.: per se. 30 Cod.: ad dominum.
6 Feudorum libri, Üb. II, tit. XL (Corp. iur. civil, ed. Osenbriiggen
III, 80G) De Capitulis Conradi. S. Fase. Ziz. 255.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
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mundum a securitate ad statum evangelicum instructi sunt
discipuli Christi et apostoli, et inter alios sancti monachi qui
pauperes erant Jerusalem, ut sepe innuit Apostolus et notat
beatus Bernardus in quadam epistola De Vita Monachorum,
dicens quod idem est oi'do monachorum et illorum sanctorum
pauperum quos tarn sepe recordatur Apostolus. Quod si viri
ecclesiastici clerici vel monachi plus affidantur et siciunt tem-
poralia contra adventum Antichristi et tune non conquirunt
septem naciones gencium terminos promissionis sed excandescere
faciunt animos secularium igne cupiditatis temporalium et refri-
gescere caritate. Et hoc foret seminarium licium et bellorum.
Talibus autem deficit ius bonorum ecclesie, cum fideles laici
debent ab eis subtrahere. Cum ergo possibile sit tarn ex pro-
pliecia quam experiencia talem casum contingere, patet quod
ablacio legitima temporalium, ut dicit conclusio, potest esse.
Quantum ad alia argumenta de percussione . . ., de non cor-
poralis in spiritualem cum sibi similibus dixi alias diffuse. Et
tantum pronunc dixerim doctori meo reverendo ac conclusiones
et subtilia argumenta.
II. Wiclifs Streitschrift gegen William Wineham.
Fol. 49"\ Incipit alia determinacio Wiclif, in qua respondet
ad argumenta Wilelmi Vyrinham.
Secundus doctor meus reverendus Wilelmus Wiham arguit
contra eandem conclusionem, addendo (ut audivi) me dixisse,
quod domini temporales possunt sola autoritate propria repe-
tere bona collata ecclesie post abusum• sed nec illud mendacium
nec secundum scilicet quod civiliter non est terminus iuris nec
tercium quod doctorem legere et determinare in Oxonia post
festum sancti Thome sit contra iuramentum suum de obser-
vando consuetudinem universitatis laudabilem: ista tria (in quan-
tum sibi similibus) non decorant sed viciant factum suum, cum
melius esset mendicare de bullis etc., tercio (sic) inter argumenta
16 percussione; folgt eine Lücke. 22 Cod.: Wildmij Vynh a m.
23 Wiham; ita cod. 25 Cod.: secundum quod. .s. 30 Cod.: lauda-
bilis. — Cod.: in quantum sibi; sic. cod. 32 Hier ist der Text zweifellos
gänzlich korrupt.
3 Cf. De Civili Dom. II, 56. 24 S. De Civili Dom. IV, 425: Quid
est civiliter dominant.
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II. Abhandlung: Losertli.
ex terminis peripsimalibus quam pro defectu argumentorum
mendicare mendacia. Sed stante conclusione in suo robore
immaculate rogo Deum meum in istis sibi remittere.
Pretermittendo autem dicta extraordinaria tria argumenta
5 reportata sunt michi a sociis, que possunt movere infirmos
contra veritatem catholicam inculcatam, primum licet religiosis
possessionatis repetere bona sua secundum iura civilia, ergo licet
eis in eodem statu, civiliter dominari; consequenciam non tenet
per medium necessarium, que iura, que subveniunt ad usum
10 rei vel ad eius dominium.
Quantum ad istud, declaravi proximo anno respondendo
ad argumenta doctoris mei reverendi fratris Wilelmi Weide
forde, quomodo patenter deficit. Nam servus civilis repetit se
cundum iura humana bona iniuste ablata ab eo, licet non liceat
lö sibi civiliter dominari, sicut religiosi possessionati, qui debent
esse ministri, procuratores ac defensores bonorum pauperum,
ut dicit prior dompnus magister meus reverendus, possunt tam-
quam infirmiores et contemptibiliores ecclesie habere istam
sollicitudinem pro pauperibus recreandis, licet non evangelizent
20 nec perficiant actus perfecciores ecclesie; et multo magis non
convenit procuratores huiusmodi civiliter dominari; non autem
repetunt, ut civiliter dominentur, sed ut sint partim usurarii
ad profectum ecclesie et residuum fideliter dispensent egentibus.
Item, si illud argumentum procederet, tune per idem
25 fratres manentes Minores dominarentur civiliter, cum possunt
habere de iure civili contra iniurias iusticie complementum. Iura
quidem civilia non solum rectificant civiles dominos sed servos
ac elemosinarios dominorum civilium.
Item, si illud argumentum moveret ad concludendum, quod
30 licet eis vivere seculariter, cum leges seculares eis sub . . ., et
per consequens contra papam Nicholaum III Decretalium, uhi
sic scribitur: Relatum est nobis quod monachi de H. seculariter
vivunt et alios exemplo suo corrumpunt; ideoque mandamus,
quatenus eos ad observanciam regule apostolice redire compellas
35 vel si restiterint ausu temerario eis eiectis fratres alterius
1 Cod.: pie defectu. 30 Im Codex folgt auf sub . . . eine Lücke.
12 De Civ. Dom. III, 351 ff. 32 Decret. Greg. Lib. III, Tit. L,
eap. VII.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
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ordinis, si non potest prescriptum monasterium in suo ordine re-
formari, in illud inducas, ut labores impiorum iusti edant.
Item, si illud argumentum moveret, coniugati et omnes
seculares vivereut clericaliter, cum conversio eorum reguletur
secundum iura canonica. Non ergo est evidens, quod monachi 5
possunt et debent in casu bona ecclesie secundum iura civilia
repetere, ergo debent civiliter dominari. Quod si dicatur non
esse distinccionem inter usuni rei et eius dominium, sicut vi-
detur sentire Johannes papa XXII, patet quod ista radix est
impossibilis nusquam probata. 10
Si secundo dicatur, quod tune carte religiosorum posses-
sionatornm superfluerent, patet possibilitas, quamvis non se-
quatur: Carte quidem eorum testantur, quod sicut elemosinarii
regum et secularium dominorum ut vel sic recordentur non
dominari civiliter in clero, sed quod sunt pauperes et mendici ir>
viventes de elemosina fundatorum. Unde si quis monachus non
servat mendicitatem et paupertatem professionis primarie, audeo
dicere, quod non est monachus de regula sancti Benedicti, sed
ipsam abiciens tit periculosus apostata, discipulus Anticbristi.
Et si tercio obiciatur, quod monachi habent collata eis 20
dominia cum sua civilitate a dominis secularibus eis concessa,
dicitur quod falsum est propter eorum incapacitatem civilitatis;
sed habent usum simplicem elemosinavum purarum, ut dicunt
carte regum, a procuracione et administracione ut servi pau-
perum ecclesie, residente civili dominacione apud reges vel alios 25
fundatores; vel aliter, omni extincta dominacione civili, rema
nente, ut in statu innocencie ponitur, dominio caritatis.
Et si quarto obiciatur, quod dominus papa est dominus
bonorum fratrum Minorum et per consequens ipse caput cleri
civiliter dominatur, patet quod nimis sinistre arguitur a supe- 30
l'iori ad suum inferius. Sic enim papa foret ballivus inferior
fratribus et in ministerio abiecto eis suppositus. Est ergo papa
dominus bonorum fratrum Minorum ex titulo caritatis, et super
hoc sumpsit sibi principale regimen et defensionem evangelicam
dictorum bonorum sine hoc quod oporteat aliquem eis civiliter 35
dominari. Quantum ad tales raciones dixi diffuse alias, quod
15 dominari; a,dde: debent. 26 Cod.: aliter omnia. 36 quod;
cod. immo.
Sitzungsber. d. phil.-liist.'Kl- 160. Bd., 2. Abli.
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II. Abhandlung: Loserth.
melius esset orare quam tales argucias inutiliter ac nugatorie
replicare; sicut enim veilem quod omnes, quicunque voluerint,
arguerint efficaeiter, quantum sciverint, contra conclusionem
predictam, sic nollem quod alii semper in eodem et eque de
5 tanto et inutiliter replicarent.
Secundo reportatum est michi quod doctor meus arguit
per unam pulcram cronicam ; qua dicitur, quod unus olim
episcopus assistens sancto Thome Cantuariensi consuluit sibi
conferre regi unum archiepiscopatus manerium pro redimenda
10 pace ecclesie. Cui sic respondit quod per hoc non saciaretur
cupiditas, ideo voluit certare pro iure ecclesie. Ergo per locum
a facto exemplari est modo consimiliter faciendum.
Constat quod narracio est possibilis; unde admissa illa de
inesse concedi debet conclusio, scilicet quod quandocunque eccle-
15 siasticus positus fuerit in casu omnino consimili, est sibi simi-
liter faciendum, ut, posito quod videat seculares ex cupiditate
infectos clericis sancte et Ordinate viventibus et sic irradiatus
divino lumine ad resistendum bracbio seculari volenti clerum
regulärem opprimere vel prelatum ab excommunicacione officii
20 ecclesiastici prepedire, debet usque ad mortem resistere. Quod
si econtra prelatus videret clericum cum temporalibus fatigari,
ut dimittendo divinum officium scilicet incorrigibiliter secularibus
negociis se implicari, illuminatus ad hoc celesti radio debet
procurare alleviare oppressionem ecclesie per ablacionem tein-
25 poralium annexorum. Patet per unam aliam cronicam plus
famosam; nam beatus Possidonius sic scribit de magistro suo
Augustino: Pauperum, inquit, semper memor erat hiisque inde
erogabat. Unde et sibi suisque similibus secum habitantibus,
hoc est vel ex oblacionibus fidelium; et dum forte ut assolet ex
30 possessionibus ipsis invidia clericis fieret, alloquebatur pleben
Dei mallens ex collacionibus plebis Dei vivere quam illarum
possessionum curam vel gubernacionem pati et paratum se esse
illis cedere, ut sic eo modo omnes servi Dei et ministri viverent,
quo in testamento veteri leguntur altari deservientes. Ecce cro-
35 nica docens cum sacra scriptura quod clerici debent in casu
14 scilicet; cod.: si pro: s. = scilicet. 28 Der richtige Text
lautet: Vita Augustini auctore Possidio, Migne, Patrol. Ser. Lat. XXXII, 1, 52
(Cap. XXIII): vel ex redditibus possessionum ecclesie vel eciam ex oblacionibus
fidelium.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs. öl
gratis cedere dotacioni ecclesie. Unde ipsemet Augustinus in
Sermone De Vita Clericorum, et ponitur in decretis XVII q. ul
tima: Quicunque, inquit, exhereditato filio heredem facit eccle-
siam, querat alterum qui suscipiat, non Augustinum, ymmo Deo
■propicio neminem invenietis. Et post dicit quod quidem epis-
eopus scilicet beatus Aurelius accipiens hereditatem cuiusdam
secularis desperantis ex herede post natum heredem reddidit
sibi hereditatem, sicut debuit iure poli,
Ex isto iure canonico et divino patet, quod clericus potest
licite ac meritorie alienare a manu mortua ad possessionem secu-
larem bona ecclesie, quia maximum quod sequeretur foret red-
ditus ecclesie ad statum primevum redire propriorum, contempta,
que secundum Apostolum ad Tim. VI. radicaliter venenat ec-
clesiam.
Tercio adducitur dictum Augustini in Sermone Secundo
De Vita clericorum, et ponitur in canone XIII q. II Si quis,
ubi Augustinus notat, quomodo episcopus debet pacificare patrem
iratum filio, non privare ipsum patrimonio. Quomodo, inquit,
,volo ut cum filio suo habeat pacem, cuius appeto hereditatem 1 .
Ex istis verisimiliter credi potest, quod multi dotantes
ecclesiam in dotacione huiusmodi peccaverunt mortaliter, sicut
et dotate ex cupiditate temporalium contra legem Christi. Ideo
dicit venerabilis Beda in epistola ad Egbertum episcopum, quod
multe dotaciones tales erant stultissime. Distrahunt enim dotantes
ad inanem gloriam de antiquitate ac nobilitate sui generis. Ex
quibus patet quod seculares possunt auferre bona meritorie ab
ecclesia delinquente, et per consequens peccant graviter peccato
lieresis, qui procurant, quod ista conclusio sit dampnata, ymmo
si non fallor ut sic dampnificant se temporalibus spoliari. Nam
omnia regna christianitatis practizarunt istam conclusionem se-
pius sine sensibili recompensa, ut patet de Templäriis in Francia
et econtra. Et revera hereticare tot regna fore(t) heretici christia-
8 Die Stelle lautet: In potestate habebat episcopus non reddere, sed
iure fori, non iure poli. 22 dotate; der Sinn (denn einige Worte sind
ausgefallen) ergibt sich aus dem unten folgenden Brief. 30 Cod.: practi-
zarent. 32 et econtra; rectius: etc.
2 Decreti Sec. Pars, Causa XVII, q. IV, cap. XLIII. 16 cap. VIII.
23 Das Zitat ist nicht wörtlich, s. Bedae Ep. sec. ad Eggbertum. Migne,
tom. XCIV, 656. Cf. De Civ. Dom. IV, 646. 31 Cf. De Civ. Dom. II, 113.
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II. Abhandlung: Loserth.
nismum dividere. Ex quo patet quod tales non sunt legei
homines regni nostri, nec debent reportare grates nec stipendia
pro tali instituto sed proscribi. Si enim licet expellere seculares
insolentes indutos claustralibus, sicut patet per quotlibet cronicas
5 in Anglia fuisse factum legitime, quare non illis perversis de pos-
sibili ad maiora facinora licet eos expellere et inducere Christi
discipulos.
Iterum, si regnum expellit alienigenas auferendo ab eis
temporalia, eo quod non sunt elegei homines regni talis, ut
10 patet de Anglia et Francia, multo magis proscriberentur pro-
curantes implicite quod rex et regnum reputentur maculati he-
retica pravitate. Si enim hereticum est, quod possunt auferre
talia a clericis, liereticum est quod hoc faciant. Et cum notum
est quod faciunt, exigendo tributum, expellendo secundum leges
15 suas comitatum et illud patenter defendunt, patet quod forent,
supposita heresi liuius sentencie, manifesti heretici. Et revera
si sic, tune videtur rnichi, quod obligati eis tantum sunt in
vecordia dampnabili, quod nolunt eos fraterne corripere, si sciunt
eos sic obviare fidei Christiane.
20 Tercio si sic arguebat, ut reportatum est michi a sociis,
per dictum beati Augustini in libro De Operibus Monachorum
XXI. cap., ubi sic scribitur: Sapientes, qui in lege consistebant,
fideles et sanetos, non qui hac et Mac propter evangelium. dis-
currebant, talium negociorum examinatores esse voluit; licet
25 Christus et apostoli sui non fuerunt circa talia occupati, non
video ad quem finem illud allegari debuit, nisi quod licet in casu
prelatis iudicare negocia secularia ad sedandum brigas ecclesie.
Sed primo notandum est, quod illud officium est inferius
quam evangelizacio vel contemplacio, ideo contemptibilibus de-
30 putantur. Unde Augustinus ibidem sic scribit: Testern invoco
Deum super animam meam } quoniam quantumcunque attinet ad
meum commodum, multo mallem per singulos dies certis horis
quantum in bene ordinatis monasteriis constitutum est aliquid
manibus operari et certas horas habere ad legendum et orandum
3 Cod.: seculare. 4 Cod.: indutis. 15 Cod.: comitum. 22 Recte:
qui in locis.
3 Beispiele s. De Civili Dom. II, 47 ff. 22 Sti. Augustini Opp. toro*
VI. pag. 409 (cap. XXIX). 30 ib. cap. XXIX.
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et aliquid de divinis bonis agendum quam tumultuosas perplexi-
tates causarum alienarum pati de negociis secularibus vel iu-
dicando dirimendis vel interveniendo preci(dendis). Ex istis
patet, quantum iste sanctus abhorruit sedere in iudiciis fori ec-
elesiastici, cum mailet manibus laborare quam quantumcunque 5
magnum lucrum ex iudicio tali sibi accresceret. Et forte si
prelati ecclesie non plus animarent hodie subditos contendere
propter questum, cessarent lites ecclesie. Unde eciam sic scribit
Augustinus: Videt qui probat corda nostra. Mallemus hoc agere,
que ut agamus hortamur, quod e contrario que nos agere cogimur. 10
Secundo est notandum, quod omnes huiusmodi contenciones
causidice oriuntur a malo peccati contendencium, cum pocius
deberent pati iniurias, ut ostendit Augustinus Encli.: Sipotest,
inquit ; putari habere iudicium adversus alterum non esse pec-
catum sed tantummodo illud esse ecclesiam veile iudicari, nisi 15
secutus adiungeret, iain quidem omnino delictum est, quia
iudicia habetis vobiscum et ne quisquam hec excusaret et diceret
mstum se habere negocium, se in iniquitate pati quam vellet a
se iudicium sentencia removeri continuo talibus cogitacionibus
occurrit dicens, quare non magis iniquitatem patimini, ut illud 20
diffuse declarat super id Psalm. CXVIII, 115: Declinati a me
maligni etc. Quando enim incepit negocium tale in ecclesia
pertractari tarn sedule, cessavit Studium Christi.
Ex istis plane colligitur quod ex dictis et factis Augustini
non sequitur, quod clerici debent pro bonis fortune contendere 25
vel quod prelati debent ad iurisdiccionem huiusmodi aspirare,
cum vix sufficiat alterum istorum cum nudo veniali peccato ex-
cusari. Sed posito quod utrumque istorum fiat in clero, valde
alienum est ad inferendum dominacionem civilem ei debere com-
petere. Nec movet tenor cartarum, quo dicitur doniinos seculares 30
concedere talibus religiosis possessionatis datum dominium cum
Omnibus iuribus et pertinenciis, sed ius civiliter dominandi est
aliquod ius fundatum in tali dominio ; ergo religiosi possessionati
dotantur illo iure; vel ergo falsificare oportet cartas vel concedere
religiosos civiliter dominari.
3 preci . . . ita cod. 9 Recte: ut agatis hortamur, quam ea que nos
agere cogimur. 19 continuo; Cod.: conti.
13 Opp. tom. V, 448. Cf. De Civili Dom. 111, 526.
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II. Abhandlung: Loserth.
Hic dicitur quod, si ista callida sophisticacio procederet,
sequeretur domos religiosas .... regis Anglie, quia rex concedit
eis talem baroniam cum Omnibus iuribus suis; sed ius legale
vel capitalis dominii est aliquod ius fundatum in tali dominio
6 dicto, ergo rex concedit eis illud capitale dominium.
Item, si illud argumentum procederet, tune ius personale,
quod est in dotante ecclesiam, foret idem in numero ad ele-
mosinarium derivatum. Et sic de omni pertinencia sue libertatis.
Item, quecunque ecclesia sic dotata foret excepta a patrono,
10 cum non remanet penes eum aliquod ius, cum interesset ad
rectiiicandum suam elemosinam, ymmo possessionati non plus
subessent secundum tale dominium potestati episcopi quam do-
mini temporales, et per consequens dominus papa excluderetur
a primis fructibus, cum stante omni iure fundatorum non plus
15 posset repetere quam stante redditu in manibus domini secularis.
Ideo carte tales debent intelligi ad sanum sensum condentis, ut
propterea elemosyna intelligatur prodita et in universalibus bat
distribucio accomoda, ut omnia iura ac pertinencia religiosis
possessionatis utilia concedantur, dominacio autem secularis non
20 foret eis utilis sicut nec regalia, ideo non includitur in universali
huiusmodi. Unde propter incapacitatem humilium ecclesiarum
non oportuit illud in cartis exponere, sicut ius domini capitalis
de servicio iure debito et consueto oportet excipere. Et ista
sentencia patet per Hugonem De Sacramentis libro II, parte
25 II, cap. VII. Vide originale.
Inter alia doctor meus reverendus intromittit se de iure
regni Anglie, viciando ius illud, ut videtur multis modis, impli-
cite et explicite vel expresse. Ego autem cum sim peculiaris
regis clericus, talis qualis volo libenter induere habitum re-
30 sponsalem defendendo et suadendo quod rex potest iuste dominari
regno Anglie, negando tributum Romano pontibei et quod errores
regno impositi sunt falsi et sine evidencia racionis vel legis
sibi impositi: sub condicione hoc assero, quod doctor induat
2 domos religiosas, hier sind zweifellos einige Worte ansgefallen; viel
leicht: haltere dominium capitale ... 9 quecunque; Cod.: queque.
32. 33 Cod. Paris.: sunt falsi—impositi deest. 33 Lewis: sed sub.
24Hugonis de St.Victore Opp. (ed. Migne, Ser.Lat. CLXX VI p. 419)ParsII
De Sacramentis: quomodo ecclesia terrena possideat. 26 Lewis, The Ilistory of
the Life and Sufferings of the Reverend and Learned John Wicliffe p. 363—373.
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habituxn responsalis vel argutoris se obiciens ex adverso quod
sit falsum et pseudoevangelicum ; quod domini temporales
possunt in aliquo casu legitime auferre ab ecclesiasticis bona
sua. Et cum rex Auglie frequenter sic abstulit secundum leges
et Consilium Anglicanum, nunc potuit sic facere: si eniin possit,
videtur ex opinione sua sequi quod rex non possit legitime sic
facere; et sic leges Anglicane et consuetudines et practice forent
illegitime vel pseudoevangelice in hac parte. Et revera, si
doctor, ut fingit, sie crederet, videtur quod de lege correccionis
fraterne et professione legis evangelice foret, si se pro defensione
huius veritatis et destruccione etc. gratanter se (sic) exponeret;
tune enim cessarent amerciamenta, forisfacture et assessine,
quibus rex pellit monachos et clericos, cum delinquunt.
Secundo asserit doctor, ut scola testatur, quod in nullo
casu licet viros ecclesiasticos coram seculari iudice conveniri.
Et allegat ad lioc, Archidiaconum in Rosario etmultas alias leges; et
per consequens, cum iura et consuetudines regni Anglie affirmant
licere iudicibus secularibus in causa civili, in causa prodicionis,
furti, homicidii et similibus eciam convenire religiosos in curia do
mini regis, videtur impugnare iura et consuetudines regni nostri.
Cum igitur credit, assumptum suum esse iusticiam et ego ex
adverso assumptum meum esse iusticiam sibi oppositam, videat
si velit suam defendere opinionem seu sentenciam, et ego libenter
volo me exponere ex adverso tenendo quod iura Anglie in hac
parte sunt nullo modo iura contraria et quod omnia dicta
doctorum et legum, que videntur sonare in oppositum, intelli-
genda sunt quod non licet tradere clericum ad tale examen
nisi iuris casu et ordine reservatis vel observatis. Sic enim
videbitur, si doctor loquitur ex corde volens defendere iusticiam,
ego non dubito quin iura excipiunt consuetudines et Casus alios.
5—7 Cod. Paris.: si enim—facere deest. 5 Lewis: nec •potuit. 1 prac
tice; Lewis: pacticate. 9 Cod. Par. sic deest. 9 Lewis: concepcionis . . .
professionis. 10 Cod. Paris.: foret si se deest. 11 Lewis: etc. deest.
12—13 Lewis: assesme, quibus rex potent .. . punire. 14 Lewis: idem doctor.
19 Lewis: eciam deest. 19 Lewis: domini deest. 20 Lewis: nostri deest.
21 assumptum; Lewis: assensum. 21 Cod. Paris.: et ego—iusticiam deest.
Lewis: assensum. 22 oppositum. Cod. Paris.: omnium. 23 Cod. Paris.:
opinionem seu sentenciam deest. 25 Lewis: iuri contraria. 26 Lewis: so
nare istius modi. 30 Cod. Paris.: quia ego.
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II. Abhandlung: Loserth.
Unde hucusque non audebat ecclesia Romana dirumpere leges
secularium dominorum generales factas et rectificatas, antequam
sic fuerat dotata de layco feodo, de iure patronatus et sibi
similibus. Nec audebat negare sequelam, quin si iuxta legem
5 cuiuscunque regni nulli sacre scripture contrariam temporales
domini ita possunt, tune legitime ita possunt. Lex enini civilis
non est distrahens, nisi forte fuerit lex iniqua, quod doctor pre-
sumptuose asserit auctoritate inemorata.
Tercio asserit quod omnis ablacio rerum ab ecclesia est
10 iniusta, in tantum, ut di eit, quod non est possibile regem auferre
ab ecclesiastico vel ecclesiasticis communia bona cuiuscumque
ecclesie, nisi sic auferendo peccat mortaliter. Ideo, ut dicit
glossa mea, que dicit, quod bulle, leges et consuetudines pro-
hibentes ablacionem temporalium ab ecclesia, intelligende sunt
15 de ablacionibus iniustis est nimis superflue. Et sic innuit quod
quandocunque rex abstulit vel auferret temporalia clericorum
vel religiosorum ab eis, iniuste sic fecit vel faciet. Ego autem
ex adverso offero me ad sustinendum vel suadendum quod talia
temporalia possunt iuste ac meritorie auferri ab ecclesia quan-
20 tumeunque humanis legibus fuerint confirmata. Si autem ego
talia assererem contra regnum nostrum, olim fuissent in par-
lamento dominorum Anglie ventilata; sed opiniones sunt diffa-
mate, ut sunt inter homines vituperate, unum tarnen scio, quod
periculosius est in hac parte ho die impugnare consuetudines
25 et iura regnorum tarn diu a sanctis patribus approbata quam
propalare aliquam veritatem quam ego puto.
Requirit autem doctor meus cum suis fratribus vehementi
instancia cum ebullicione spirituum et tumore quod respondeam
ad formas argumentorum suorum et specialiter ad formam et
30 materiam argumenti quod fecit pro papa contra ius domini nostri
2 factas. Lewis: sancitas. 3 Lewis: iure personatm. 7 Lewis:
non distruit. 8 Lewis: asserit de lege Anglie memorata. 9 Lewis: Item
tercio. 10 Lewis: interdum ut dicit. 11 Lewis: omnia bona. 16 Le
wis: quicunque . . . auferat. 18 Cod. Paris.: offero deest. 18. 19 Lewis:
talia et temporalia. 20 Cod. Paris.: fuerit* 21 Lewis: contra regem meum-
Aucli hier scheint eia Satzteil zu fehlen. 23 vituperata; Lewis: amitate.
25 Lewis: sanctis primoribus. 26 Lewis: ego publico. 27 Lewis: cum
nimis vehementi. 28 Lewis: spirituali. 30 Lewis: materiam quam fecit.
Lewis: nostri deest.
Dip. ältesten Streitschriften Wiclifs.
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regis: Omne, inquit, dominium donatum sub condicione ad con-
dicionis destruccionem dissolvitur, sed dominus papa dona-
verat regi nostro regnum Anglie sub condicione, quod Anglia
700 marchas solveret curie annuatim; que condicio per tempus
et tempora est subtracta: ergo rex Anglie olim decidit a vero 5
dominio Anglie. Ista est racio, cuius solucionem cum
magna instancia expetunt et tractatum huius materie, et
specialiter cum tantum sit ipse michi et racionibus meis in-
differens sicut cuicumque speculativo theologo vel legiste. Et
pepigimus quod, non querendo diverticulas alienaque peripsimata 10
fructus que colimus vel ambages, procedat directe ad impro-
bandum conclusionem quam principaliter pepigit impugnare.
Sed tres cause dicte sunt michi, cur hoc facit: primo ut
persona mea sit apud Romanam curiam diffamata et aggravatis
censuris ab ecclesiasticis beneficiis sit privata. Secundo ut ex- 15
hinc sibi et suis sit benevolentia Romane curie reportata. Et
tercio ut dominante domino papa regno Anglie liberius et
copiosius et voluptuosius sine freno correccionis fraterne sint
abundancius civilia dominia cumulata. Exhinc quidem dicitur
quod ad regni iniuriam exempciones impetrant thesauri regni sub- 20
dole exhaustivas. Ego autem tamquam humilis obediencia-
lis filius Romane ecclesie, protestans me nichil veile asserere
quod sonaret iniuriam dicte ecclesie vel racionabiliter offenderet
pias aures, transmitto doctorem meum reverendum ad solucionem
huius argumenti quam audivi in quodam consilio a dominis 25
secularibus esse datam:
Primus autem dominus in armis plus strenuus fertur taliter
respondisse: Regnum, inquit, Anglie per gladium suorum pro-
cerum abolim exactum quesitum est et contra hostes invadentes
2 Cod. Paris.: dissolvit. 4 Cod. Paris.: 7000. 5 olim deest. 6. Le
wis: Anglie. Et miror quam plurimum quod cum tanta instancia. 7 Lewis:
istius. 9 Cod. Paris.: indijferens deest. ib .sicut; Lewis: sed. 10 Lewis:
alienas pipsimat. Cod. Paris.: fructus—procedat deest. 12 Lewis: questionem.
Cod. Paris.: expugnare. 13 Cod. Paris : michi deest. 14 sit; Lewis: sic.
17 Lewis: tercio tarn. Lewis: liberius, copiosius. 18 Lewis: correpcionis
■ ■ ■ abbathiis. 20 Lewis: excepciones. Cod. Paris.: et exempciones. ib. Cod.
Paris.; subdoli; Lewis: deest. 22 Cod. Paris.: me deest. 24 Cod. Paris.:
transmitto tarnen ad solucionem huius argumenti illud quod audivi . . . datum.
Lewis: primo transmitto. 29 Lewis: exactum deest.
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II. Abhandlung: Loserth.
eodem glaclio defensatnm. Sic enim tributum violenter exactum
a Julio Cesare fortificato regno racionabiliter est subtractum,
quia secnndum principia Aristotelis nullum violentum eternum.
Cum ergo sit idem iudicium de dicto redditu Romane curie,
sane consulo, quod negetur, nisi papa manu valida ipsum poterit
extorquere. Quod si temptaverit, nostrum erit, pro iure nostro
resistere.
Secundus dominus: Nullis, inquit, debet concedi tributum
vel redditus nisi subiectis capacibus. Sed papa non est capax
huiusmodi nec ligat racio; supposita facta convencione debet sibi
talis exactio denegari. Debet enim papa esse precipuus sequax
Christi. Sed ipse noluit esse proprietarius civilis dominii nec
per consequens papa debet. Nam Matth. VIII, 20 quando avarus
secularia dominia senciens promiserat sequi Christum, sic re-
spondit ad mentem sponte: Vulpes, inquit, foveas habent volu-
cresque celi nidos, filius autem hominis non habet, ubi caput
suum reclinet; quasi diceret: Noli putare quod docebo te facere
miracula sanitatum, ut ex eorum questu acquiras civile dominium,
quia nec ego nec mei discipuli volumus esse proprietarii hic iu
via. Cum ergo debeamus papam ad observanciam religionis sue
astringere, patet quod tenemur in exaccione huius condicionis
civilis resistere sibi.
Tercius dominus: Videtur mihi quod racio facta et eius
fundamentum retorqueri poterit in Romanum pontificem. Nam
cum papa sit servus servorum Dei, patet quod non reciperet
vectigal de Anglia nisi propter ministerium persolvendum. Cum
ergo non edificat regnum nostrum nec spiritualiter nec corpo-
raliter, sed defalcando temporalia per se et suos confortat pe-
cunia, favore et consilio inimicos, videtur quod debemus provide
premissum peticionem subtrahere. Subtracta enim causa per se
1 Lewis: violente. 3 Lewis: quod. Lewis: principia Aq 1 . ib. Le-
wis: eternum sive perpetuum. 8 Lewis: dominus arguit sic. Nullis inquam.
10 Lewis: huius vectigalis. Lewis: ideo supposita fraterna. ib. Cod. Paris.:
sed sibi. 12 Lewis: ipse Christus. 13 Lewis: quum avarus. 15 Le
wis: sponte respondentis. Cod. Paris.: mentem sop te (sic). Cod. Paris.: foveas
habent etc. usque reclinet. 17 Lewis: dixisset. 19 Lewis: quum nec.
19 Cod. Paris.: hic deest. 20 Lewis: Cum ergo debemus. 21 Cod. Paris.:
in deest. 23 Lewis: dominus arguit sic. 29 Cod. Paris.: et favore. ib. ini
micos. Cod. Paris.: nuncionis (sic) vel debemus. Cod. Paris.: inprovide pr°'
miss am.
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Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
59
subtrahi debet medium ad eandem. Et quoad assumptum satis
experimur defectum pape et cardinalium tarn in eorporali quam
in spirituali suffragio.
Quartus dominus: Yidetur michi, quod de iure regis, cui
sumus astricti, debemus pape resistere in hac parte. Nam iuxta
principia pape ipse est eapitalis dominus cunctorum bonorum
datorum yel mortificatorum ecclesie; cum ergo circa terciam regni
partem vel amplius sit mortificatum ecclesie, videtur quod papa
sit dominus illorum omnium. In cuius signum post vacacionem
particularis ecclesie per mortem prepositi exigit tamquam illo
rum bonorum dominus primos fructus. Cum ergo in civili do-
minio non possunt esse duo dominantes ex equo, sed oportet quod
unus sit eapitalis dominus et alter subdominans, videtur quod
oportet vel concedere pro tempore vacationis papam esse tenen-
tem regis Anglie vel econtra. Regem autom nostrum nolumus
in hac parte sibi subicere, crim sibi velimus reservare capitale
dominium. Ideo relinquitur, quod papa debet pro isto tempore
esse regis subditus vel vassallus. Cum ergo continue defecit ab
eius homagio atque servicio, videtur quod olim negligens fore-
fecit. Nec sunt tales condiciones iniuncte quoad tempus et
precium parvipendende, cum talia parva tracta in consequenciam
ex processu temporis adolentur in maiora. Sic enim ex latente
vel repente mortificacione dominiorum regni Anglie vendicat
papa esse utilior dominus quam rex Anglie quantum pertinet
ad coronam.
Quintus dominus: Movet me plurimum utrum illa con-
dicio sit adiecta propter beneficium absolucionis vel relaxacionem
interdieti vel exheredacionem, qua papa regi Johanni reddidit
regnum nostrum, quia certus sum quod non pure gratanter in
1 Lewis: methodum ad eandem. Cotl. Paris.: quoad sensum. 7 Le
wis: in ecclesia. Cod. Paris.: circa tcrcium regni vel minus. 11 Cod. Paris.
dominus deest. 14 Cod. Paris.: pape esse tenentem legis. 16 Cod. Paris.:
m hac parte deest ib. Lewis: cum donans quisque sibi reservat capitale do
minium. 18 Lewis: regni vel regis. 20 Lewis: condiciones minute. Cod.
Paris.: et precium deest; ib. parvipendente. 22 Cod. Paris.; abolentur. ib.
Lewis: Cum enim. ib. Cod. Paris.: ex latentis subrepente mortificacione. 23 Le
wis: dominorum. 24 Lewis: ipsum pertinens. 26 Lewis: monet. 27 Le
wis: fuil addita. 28 exheredacionem; sic Lewis. Cod. Paris, lnulto peius:
ex redeacione quapropter . . . regnum moveret, quod. 29 Levis: pure graviter.
60
II. Abhandlung: Loserth.
perpctuam elemosynam concessit curie tantum dominium. Si
primo modo vel secundo, dico: Tune debet condicio ex in-
honestate symoniaca interrumpi; non enim licet dare spirituale
beneficium interveniente tarn signanti pacto propter redditum
6 temporalium reddendorum; quia Matth. X scribitur: Gratis acce-
pistis, gratis date. Ymmo videtur, quod rex et regnum exciderent
in curia a regis dominio, si non cum illis paribus resisterent
condicioni huiusmodi inhoneste. Si enim in partem penitencie et
penam peccati papa regi nostro iniunxerat ; videtur quod pauperi
10 ecelesie Angiie, cui rex iniuriatus est, in partem restitucionis et
non sibi conferenti absolucionis beneficium assignaret elemosynam
huiusmodi. Non enim sapit religionem Christi: Absolvam te
sub condicione, quod in perpetuum des michi annuatim tantam
pecuniam. Videtur quod frangenti sic fidem Christo licet pactum
15 inhonestum refringere. Ymmo videtur racionabile quod pena
redundans in peccantem et non in communitatem immunem infligi
debeat. Cum ergo redditus talis annualis solummodo non in penam
peccantis regis redundat sed vulgi pauperis et immunis, videtur
quod plus sapit avariciam quam penitenciam salutarem. Si tercio
20 modo, papa foret capitalis dominus regni ad quem ex peccato
regis Johannis foret regni dominium devolutum; quo dato sequi-
tur quod papa posset quandocumque voluerit ex ficta forisfactura
exheredare regem Anglie et suum quem elegerit advocatum
preficere. Non simus igitur segnes obstantes istis principiis.
25 Sextus dominus: Videtur mihi quod factum pape ; ut invenit
tercius dominus, in caput proprium retorqueri potest. Nam si
papa donavit regi nostro regnum Anglie, ut pretendit verbaliter,
et donavit dominium, cuius non erat dominus, quia aliter fuit
2 Cod. Paris.: dici tune debet; Lewis: dico quod tune. 4 Lewis sic
gravati pacto. 5 Lewis cum Matth. X; Cod. Paris. Matth. XI. ib. Lewis:
scribitur deest. 7 Lewis: regni domino ib. Lewis: illis partibus. 8 Le
wis: modi deest. 9 Lewis: iniunxit. 11 Cod. Paris.: elemosynam huius
modi deest; Lewis: elemosynam huius. 15 Lewis: infringere. 16 Cod.
Paris.: peccatum vel in peccantem. ib. Lewis: et non iniquitatem immunem.
Cod. Paris.: et non in communitentem. 18 Lewis: pauperculi. 19 Lewis:
penam salutarem. 20 Lewis: ex pacto. 22 Cod. Paris.: quod papa posset
quandoque elegerit ad votum preficere. Lewis: quumcunque voluerit. . • •
24 Lewis: ergo si quei (sic). 25. 26 Cod. Paris.: Non invexit plus quam se-
cundus dominus qui dicit in caput proprium pape retorqueri. 28 Lewis:
et non donavit.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
61
donacio nimis sophistica, tune fuit dominus regis nostri. Et cum
non licet alienare bona ecclesie sine racionabili recompensa,
yidetur michi quod non lieuit pape alienare regnum tarn fertile
pro tarn pauco redditu annuali. Per idem enim posset omnia
alia regna alienare et dominia adiacencia Romane curie et ec- 5
clesie pro redditu nimis stricto. Quod foret inconveniens apud
eos. Ideo si consentimus suis principiis, videtur quod potest
lingendo fraudem ecclesie ultra quartam partem veri valoris
regnum nostrum ad votum repetere. Ideo oportet, ut dicit quintus
dominus, obstare principiis, ymmo cum Christus sit dominus ca- 10
pitalis et papa peccabilis, qui dum fuerit in mortali peccato,
secundum theologos caret dominio et per consequens non
derivat Anglicis ius ad regnum, videtur quod sufficit nobis ad
verum regni dominium reservare nos a mortali et communicare
bona nostra virtuose pauperibus et sic tenere regnum nostrum 15
ut olim immediate de Christo, cum sit capitalis dominus per se
sufficientissime cuilibet creature dominium auctorizans.
Septimus dominus: Miror quam plurimum quare non tan-
gitis regis inprudenciam et ius regni. Constat ibidem quod
improvida regis paccio ex peccato suo ingruens non debet vigere 20
sine consensu regni legittimo ad perpetuum eius detrimentum.
Sed dicitur quod rex Johannes ex eius peccatis gravibus percussus
stulticia, cum secundum pliilosophus omnis malus ignorans il
legitime sine communi consensu regni obligavit se curie, ut
notatur. Ideo non est conveniens quod regnum tarn diu portet 25
penaliter onus suum; licet tantum fingatur obligacio sub sigillo
regis aureo et paucis sigillis dominorum seductorum appositis,
quod regnum Auglie persolveret perpetuo curie tantum aurum,
tarnen cum alii domini, qui nunquam consenserant proposito,
tarnen ad suum dominium habeant interesse, videtur quod non :J0
fuit consensus regni legitimus. Aliter enim iniuriaretur illis
1 Lewisi^regni nostri. 2 Lewis: liceat. 5 Lewis: curie et deest.
7 Lewis: Et si. 9 Lewis: dixit. 10 Cod. Paris.: secundus dominus.
13 Cod. Paris.: Anglicum ius ad. 14 Lewis: ad unum regni Dominum.
Cod. Paris.: nos deest. 17 Lewis: quod licet creature. 19 Lewis: qui
stat. 20 Levis: vergere. 23 Lewis: secundum politicos. 25 Lewis: est
equum. 26 Cod. Paris.: penalitatis 29 Lewis: consenserunt proporcionato.
30 Lewis: habent. 31 Cod. Paris.: regis. ib. Cod. Paris.: iniuriatur.
62
II. Abhandlung 1 : Loserth.
dominis defendentibus, cum päcatum tributum ipsi et sui sine
causa contribuerent. Oportet igitur iuxta cousuetudinem regni
ad tale commune pedagium quamlibet persouam regni in se
yel suo capitaneo consentire. Non ergo dat carta cum sigillis
5 quibuslibet appositis fidem regno, ut debeat annuatim tributum
dictum persolvere, tum quia illa omnia possent a falsariis privatis
fieri tum quia, licet esset regis et paucorum subditorum seduc-
torum consensus plenarius, deficit tarnen illis regni auctoritas et
consenciencium plenitudo.
10 Istis ex prudencia dominorum suppositis videtur mihi facile
respondere ad formam et materiam argumenti. Quoad formam
patet quod deficit, cum sit fallacia consequentis, ac si sic argue-
retur: Ex dissolucione condicionis consequentis ad naturam rei
vel alterius racionabilis perditur dominium condicionaliter devo-
15 tum, ergo per idem ex dissolucione condicionis quantumcunque
inhoneste: ideo patet quod nisi doctor probaverit mihi contra
racionem dominorum Anglie racionabilitatem huius condicionis
exposite, racio illa non militat contra iudicium domini regis
nostri, sed si non fallor, ante diem in quo cessabit omnis exaccio
20 non rectificabit quod bec condicio fuerit racionabilis et honesta.
Exkurse.
1. Zur Überlieferung der Wiclifliandscliriften.
a) Zu Shirleys Catalogue of the Original Works of John
Wyclif.
Es ist nun mehr als vier Jahrzehnte, seit Shirley mit der
Veröffentlichung dieses Katalogs seine bahnbrechenden Arbeiten
Uber Wiclif begonnen hat. Wie es kaum anders sein konnte,
hafteten dieser Arbeit schon vom Anfang an gewisse Mängel
1 Cod. Paris.; descendentibus cum paccato tributo; Lewis: peccatum tri
butum. 5 Cod. Paris.: oppositis. 6 Lewis: tantum quia. Lewis: pri
vatim. 7 Lewis: tantum quia. ib. Lewis: licet fuerit. Cod. Paris.:
seductorum deest. 8 Lewis: defuit. 12 Lewis: defuit. 13 Lewis: ma
teriam rei. 14 perditur. Cod. Paris.: predicti; ib. Cod. Paris.: dominium
condicionalitatis, ergo per idem. Lewis: donum condicionaliter devotum•
17 Lewis: illius. 20 Cod. Paris.: honesta etc. Non plus hic de ista materia.
In cod. sequitur bulla Gregorii XI., missa Oxoniensi Studio.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
63
an: es fanden sich in einzelnen von Shirley durchforschten
Bibliotheken von ihm übersehene Wiclifhandschriften oder es
wurden Wiclifschriften in Handschriften angeführt, in denen
sie sich in Wirklichkeit nicht vorfinden. Die meisten Irrtümer
lassen sich heute mit Hilfe der verdienstlichen Arbeit von
Truhlar, Catalogus codicum manuscriptorum Latinorum etc. 1
richtigstellen, denn die meisten Irrtümer Shirleys betreffen Prager
Handschriften. Aber auch der neue Katalog enthält manche
Irrtümer und Verstöße. Es dürfte daher im Interesse der
Wiclifforschung geboten sein, hier einen Nachtrag zu der Arbeit
Shirleys zu geben, und zwar wird es sich am zweckmäßigsten
erweisen, nach den Nummern dieses Katalogs vorzugehen. Selbst
verständlich können hier nur die lateinischen Schriften Wiclifs in
Betracht kommen.
Shirley Nr. 5. De Compositione Hominis. Nicht benützt in der
Ausgabe von Beer ist Cod, IV Id. 9 (jetzt 773) der Prager
Universitätsbibliothek. (Bei Beer findet sich überdies ein
Druckfehler, der von ihm angeführte zweite Kodex heißt
nicht VIII 9, 6, sondern VIII Gr 6.)
Shirley Nr. 7. De Materia; dieser Traktat wird von Truhlar
Huß zugeschrieben (I, 312, 589), aber M. H. Dziewicki
hat ihn mit Recht unter die echten Werke Wiclifs auf
genommen.
Shirley Nr. 8, 5. De Universalibus findet sich auch im Cod.
univ. bibl. Prag. X dl. 9. fol. l a —68k
De Trinitate s. Cod. univ. Prag. VIII G. 32.
Shirley Nr. 13. De Fide Catholica. Zu den dort verzeichneten
Handschriften kommt nunmehr noch Cod. univ. Prag.
V F. 9, der den Traktat ganz, und IV H. 7, der den
2. Teil enthält.
Shirley Nr. 15, 1. De Mandatis divinis (Decalogus) steht auch
in Cod. univ. Prag. V A. 3 und XIV C. 26.
Shirley Nr. 15, 2. De Statu Innocentiae findet sich, was außer
Shirley auch Truhlar übersehen hat (der den Traktat mit
dem kleinen Wiclifschen Traktate De Incarcerandis fide-
libus zusammenfließen läßt), auch im Cod. univ. Prag.
III Gf. 11, fol. 72 a —85 b .
1 Prag 1905, 2 Bde.
64
II. Abhandlung: Loserth.
Shirley Nr. 15, 3 — 5. De Dominio Civili; der Cod. univ.
Prag. IY H. 27 enthält das 15. Kapitel des 2. Buches.
Einzelne Stellen aus dem 3. Buch stehen auch in Cod. X
E. 6 univ. Prag.
Shirley Nr. 15, 6. De Veritate Sacre Scripture findet sich auch
in Cod. univ. Prag. III B. 5, und VIII C. 3.
Shirley Nr. 15, 7. De Ecclesia. Daß dieser Traktat auch im
Cod. univ. Prag. X D. 11, vorliegt, habe ich bereits in
meiner Ausgabe angemerkt.
Shirley Nr. 15, 8. De Officio Regis liegt vor in Cod. univ.
Prag. X D. 11.
Shirley Nr. 15, 9. De Potestate Pape. Nach Shirleys Angaben
finden sich Auszüge aus diesem Traktate in den Codd.
III Gr. 16 und 2 E. 3 der Prager Universitätsbibliothek.
Laut einer mir am 13. Februar 1905 zugesandten Zuschrift
der Direktion dieser Bibliothek sind die Fragmente in
diesen beiden Handschriften nicht vorhanden und dürften
die Signaturen einer anderen Bibliothek (Domkapitel?)
angehören.
Shirley Nr. 18. De Eucharistia tractatus major findet sich auch
in Cod. univ. Prag. VIII Gr. 32.
Shirley Nr. 19. De Eucharistia Confessio in Cod. univ. Prag.
XI E. 3.
Shirley Nr. 22. Quaestio ad Fratres de Sacramento Altaris findet
sich nicht in Cod. univ. Prag. 3 G. 2, sondern 3 G. 11,
ist aber kein Wiclifstück, sondern ein Exzerpt Hussens
aus Wiclif.
Shirley Nr. 23. De Eucharistia et Penitentia findet sich auch in
Cod. univ. Prag. IV II. 7.
Shirley Nr. 24. De Prophetia s. auch in Cod. univ. Prag. III
F. 11; bei Shirley ist III G. 2 in III G. 11 zu bessern.
Shirley Nr. 26. De Imaginibus. Rührt nicht von Wiclif her,
wie man schon aus den ersten Worten entnimmt: Senten-
ciam, quam venerabilis doctor evangelicus usque ad suum
felicem exitum docuit et defendit, movet quidam ruralis
simplex discipulus dicti doctoris pro declaracione decem
veritatum . . .
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
65
Shirley Nr. 34. Sermones Part. II s. Cod. pal. Vindob. 3928 fol.
1—128\ Zu den Sermones s. nun auch Cod. univ. Prag.
III B. 19.
Shirley Nr. 40. De sex iugis findet sich auch in Cod. pal.
Vindob. 4522 fol. 139 b und 4343 fol. 270.
Shirley Nr. 42. Opus Evangelicum. Truhlaf verzeichnet unter
diesem Titel vier Prager Handschriften Codd. univ. 523
(= HI F. 20), 536 (= III G. 11), 594 (= IV A. 18)
und 771 (IV H. 7); aber nur IV A. 18 enthält das Opus.
Cod. III F. 20 scheint nicht von Wiclif herzurühren.
IH G. 11 enthält nichts von Opus Ev. und ebensowenig
IV H. 7.
Shirley Nr. 43. Expositio S. Matthaei cap. XXIII sive De Vae
Octuplici findet sich auch im Cod. univ. Prag. IV H. 7.
Shirley Nr. 44. Exposicio S. Matthaei cap. XXIV sive de Anti
christo ist auch in den beiden Prager Codd. IV H. 7
und III G. 11.
Shirley Nr. 46. De Officio Pastorali findet sich auch in den Codd.
univ. Prag. V F. 9, X C. 23, X H. 17 und XIII F. 21.
Shirley Nr. 49. De Triplici Vinculo Amoris steht auch im Cod.
univ. Prag. IV H. 7.
Shirley Nr. 50. Ad parliamentum regis befindet sich nicht in
Cod. II E. 3 (der als solcher nicht existiert), sondern
XI E. 3. Bei Truhlaf fehlt die Angabe im Index; denn
unter Protestationes darf sie nicht, um kein Mißverständnis
mit den wirklichen Protestationes hervorzurufen, angeführt
werden.
Shirley Nr. 52. De Condemnatione XIX Conclusionum findet
sich auch in den Codd. univ. Prag. III B. 5 und IV H. 7.
Shirley Nr. 57. Responsiones ad Radulfum Strode ist mit Nr. 60
Responsiones ad decem questiones zusammenzuhalten. Letz
tere finden sich in den Prag. Codd. III G. 16 und V G. 19.
Was für ein Bewandtnis es mit der Epistola ad con-
sortcm suum Radlinum (Radulfum) hat, den Truhlaf II,
p. 100 nennt, ist nicht zu ersehen, da bei Truhlaf das
Incipit und Explicit fehlt.
Shirley Nr. 58. Responsiones ad argumenta cuiusdam emuli
veritatis findet sich auch im Cod. univ. Prag. V F. 9.
Sitznngsber. d. phil.-hist. Kl. IGO. P.d. 2. Abll. 5
TI. Abhandlung: Losertli.
66
Shirley Nr. 61. Epistolae octo. a) Acl Urbanum Papam findet
sich auch in den Codd. Pal. Vindob. 4937 und 4316. b) ad
archiepiscopum Cantuariensem im Cod. pal. Vind. 4937.
c) ad simplices sacerdotes im Cod. univ. Prag. X H. 17
und X C. 23. d) De Peccato in Spiritum Sanctum Cod.
univ. Prag. V F. 17. Truhlaf hat das Stück unter dem
Titel Dubium contra cavillantes. e) Ad quendam Socium
im cod. univ. Prag. X G. 11.
Shirley Nr. 62. Dialogus findet sich auch im Cod. univ. Prag.
X C. 23.
Shirley Nr. 64. De Paupertate Christi sive XXXIII Con-
clusiones findet sich im Cod. X D. 10 nicht einmal
sondern zweimal; das zweitemal als Fragment von Con-
clusio XXYII—XXXIII. Dann vollständig im Cod. univ,
Prag. Y F. 17.
Shirley Nr. 67. Speculum seeularium dominorum findet sich
auch im Cod. univ. Prag. V F. 17 (jetzt 939), was der
Index bei Truhlaf nicht notirt.
Shirley Nr. 69. De Officio Regis Conclusio findet sich auch in
den Codd. univ. Prag. X C. 23 und X H. 17.
Shirley Nr. 72. De Citacionibus frivolis findet sich auch im
Cod. univ. Prag. V F. 9.
Shirley Nr. 73. De Daemonio Meridiano im Cod. univ. Prag.
X C. 23.
Shirley Nr. 75. Cruciata: Cod. univ. Prag. V F. 9.
Shirley Nr. 76. De Christo et suo adversario Antichristo: Codd.
univ. Prag. V F. 9 und X C. 23.
Shirley Nr. 78. De Perfectione Statuum: Codd. univ. Prag.
IV H. 7 und V F. 9.
Shirley Nr. 80. De Religionibus Vanis Monachorum: V F. 17,
X C. 23, X H. 13.
Shirley Nr. 85. De Quatuor Sectis Novellis IV H. 7, X E. 3.
Shirley Nr. 86. De Detectione Perfidiae Antichristi Cod. univ.
Prag. III G. U.
Shirley Nr. 87. De Novis Ordinibus: Cod. univ. Prag. XI E. 3,
V F. 9.
Shirley Nr. 89. De Mendaciis Fratrum: Cod. X C. 23.
Shirley Nr. 90. De Fratribus ad Scholares: Cod. univ. Prag.
X D. 10.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
67
Shirley Nr. 91. De Fundatione Sectarum: Cod. univ. Prag.
V F. 9.
Shirley Nr. 93. De Quatuor Imprecationibus: Cod. univ. Prag.
X C. 23, X H. 17
Shirley Nr. 94. De Graduationibus ist ein Teil von Nr. 43
und sind die dort verzeiclmeten Handschriften heranzu
ziehen.
Shirley Nr. 98. De Gradibus Cleri. Der Katalog von Truhlaf
hat die Nummern 536 (III G. 11), 931 (V F. 9) und
1910 (X E. 9). Man muß unterscheiden zwischen De
Gradibus Cleri III G. 11 und X E. 9 und De Gradibus
Ecclesie = V F. 9.
Zu den verlorenen Schriften zählt Shirley p. 15, Nr. 16 die
Schrift De Necessitate Futurorum, die nicht verloren, sondern
im Cod. univ. Prag. V F. 9 erhalten ist, aber, wie eine Unter
suchung ergab, nicht von Wiclif herrührt.
Zum Katalog von Truhlaf wäre vorläufig noch zu bemerken:
De ablatione temporalium ist nicht von Wiclif. Die drei
Traktate im Cod. X E. 24 Tractatus De Deo, De Potentia Dei,
De Creancia erheischen eine genauere Untersuchung.
Die Fragmenta operum Johannis Wiclif wären besser unter
der Rcsponsio ad argumenta Strode eingereiht worden Nr. 962
(= V G. 10).
Zu dem Traktate De Ordine in peccato hat Truhlaf beim
Autornamen Wiclif mit Recht ein Fragezeichen angefügt. Cod.
1776 = XC. 23.
Nr. 1010 (V II. 33) ist nach den Anfangsworten die Con-
tinuatio Logicae = Shirley Nr. 2. Nr. 414 De Quaestione pro
thesauris retinendis ist = Shirley Nr. 65 Ad quaesita regis et
concilii und gedruckt Fase. 717 p. 258.
b) Ein alter bisher unbekannter Katalog von Wiclif-
handschriften.
Die alten Kataloge von Wiclifschriften, die Shirley aus zwei
Handschriften der Wiener Hofbibliothek publiziert hat, geben
uns eine Übersicht über die in Böhmen im 14. und 15. Jahr
hundert vorhandene Wiclifliteratur. Manche Angabe in diesen
Katalogen ist allerdings ungenau und es kommt vor, daß die
68
II. Abhandlung 1 : Loserth.
Kataloge Wiclif Werke zuschreiben, die erweislich nicht von
ihm herrühren.
Man hätte außer diesen alten Handschriftenkatalogen jene
Handschrift nicht übersehen sollen, in welcher sich eine Über
sicht der in den Werken Wiclifs enthaltenen Bibelstellen vor-
iindet. Es ist dies der Cod. 4522 der Wiener Hofbibliothek,
der von fol. 24 a —108 b einen ,Index locorum S. Scripturae, qui
in operibus Johannis Wicleli occurrunt' enthält. Für manche
Bibelstellen werden 6 und mehr (bis zu 12) Werke Wiclifs an
geführt; z. B.:
Si vis perfectus
esse
De Dominio Civ. lib. III, 5°M. 6 Ü D. 21° P.
De Dominio Civ. lib. I, 41 Ü D.
De Dominio Civ. lib. II, 13 N.
De Verdate Sacre Scripture 28 M.
De triginta tribus conclusionibus 18 °E. 3°B.
De Potestate Pape 11 R.
Von Wiclifs Werken werden zitiert: De Amore, Apostasia,
Blasphemia, De Concordia (sic) Fratrum, De Conclusionibus
triginta tribus, De Confessione, Decalogus, Dialogus, De Dominio
Civ., De Dominio divino, De Ecclesia, Epistola missa pape,
Epistola missa archiepiscopo Cantuar., De Fide Catholica, De
Fundatione Sectarum, De Gradibus Cleri, De Incarnacione, De
Incarceracione Fidelium, De Ko vis Ordinibus, De Officio Pa-
storali, De Officio Regis, De Ordine Christiano, De Perfectione
Status (sic), De Potestate Pape, De Nova Praevaricantia, De
Responsionibus ad argucias monachales, De Sex Iugis, Sermones
De Sanctis, Sermones Dominicales, Simonia, De Specido Secu-
larium Dominorum, De Tempore, Trialogus, Supplementum
Trialogi, De Triplici Vinculo Amoris.
2. Die angebliche Wiclifs ehr ift De Necessitate
Futuroriun.
Zu den verlorengegangenen Schriften Wiclifs, die Shirley
in seinem Kataloge aufzählt, 1 gehört angeblich der Traktat De
Necessitate Futurorum. Shirley gibt die noch erhaltenen An-
1 A G'atalogue of the Original Works of Jolm Wyelif p. 50, Nr. 16.
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
69
fangsworte des Traktates an: Impugnante quodam ingenioso . . .
Er hat die Angabe aus dem Verzeichnis der Werke Wiclifs in
einer Wiener Handschrift genommen, 1 die noch das Explicit
dieses Traktates mit den AYorten anmerkt: in verdate poterit
defensare. Und so vermerkt noch ein zweiter Katalog einer
Wiener Handschrift den gleichen Traktat mit demselben Incipit
und Explicit. 2
Dieser Traktat, den die Wiener Wiclifkataloge meinen, ist
nicht verloren, sondern liegt in der Handschrift V F. 9 der
Prager Universitätsbibliothek vor, 3 die nun die Nummer 931 hat.
Er steht dort auf fol. 68 b —75 b und hat dieselben Anfangs- und
Schlußworte, so daß also ein Zweifel darüber, was in den Angaben
der Wiener Kataloge gemeint sein kann, ausgeschlossen ist.
Es fragt sich nur, ob die Sache sich in der Tat so verhält
und wir in dem Traktate der Prager Universitätsbibliothek in
der Tat ein für verloren gehaltenes, nun glücklich wieder auf
gefundenes Werk Wiclifs begrüßen dürfen. Da ist zunächst zu
sagen, daß der Traktat unmittelbar an Wiclifs Cruciata anschließt,
aber schon der ihm folgende ist keine Wiclifschrift. Der Trak
tat selbst hat keinen Titel: an der Seite finden sich dieAYorte:
De eventu. In der Mitte liest man: U(t) omnia de necessitate
eveniant futura. Autorname ist keiner vermerkt. Aber schon die
Lektüre des ersten Satzes ergibt, daß man es hier mit keinem
Originalwerke Wiclifs zu tun hat: Inpungnante (sic) quodam
ingenioso magistro proposicionem venerabilis Doctoris Evangelici,
quam in sua sancta senectute fideliter asseruit, quod omnia, que
evenient de necessitate evenient, 4 movetur quidam ruralis simplex
discipulus dicti doctoris pro defensione dicte proposicionis raciones
quasdam facere et contrarias argucias solvere si valuerit quovis
modo. Et primo sic . . . Hier ist es also nicht AViclif, der zu
Worte kommt, sondern irgendein begeisterter Anhänger des
Reformators, von dessen geheiligtem Alter er spricht, sich einen
einfachen Landpriester nennt und als seinen Schüler bezeichnet.
Er tritt für die Lehrmeinung seines Meisters ein, mit Argu-
1 A Catalogue of the Original Works of John Wyclif S. 58.
2 S. 65.
3 Truhlar, Catalogus CJodicum manuscriptorum Latinorum I, p. 383.
4 Ein bei Wiclif oft vorkommender Satz.
70
II. Abhandlung: Losei th.
menten, von denen er meint, sie seien zwar recht bäuerliche,
könnten aber gelehrten Leuten den Anlaß zu tieferer Forschung
geben: Premissis istis racionibus ruralibus, que possunt, si Deus
voluerit, motiva sapiencioribus ad arguendum pro dicta propo-
sicione katholica plus profunde. Da dieser Landgeistliche Zitate
aus Aristoteles verwendet, wird man das, was er über seine
mangelnde Fähigkeit, in diesen Dingen mitzureden, sagt, eben
nicht wörtlich zu nehmen haben.
Der Traktat schließt mit den Worten: Ex quibus omnibus
patet studioso,quod dicta proposicio venerabilisDoctorisEvangelici
de absoluta necessitate eventuum a dicta impugnacione magistri
tarn in logica quam in veritate poterit defensari. Laus Christo.
Man ersieht, daß es nicht der Traktat Wiclifs ist, mit dem
man es hier zu tun hat, und daß man demnach die betreffenden
Angaben aus den Wiener Wiclifkatalogen wie auch die daraus
genommene Notiz Sliirleys streichen muß.
Es gibt und gab keinen Traktat Wiclifs, der mit den oben
genannten Worten anhebt und schließt, wohl aber kennen wir
Wiclifs Lehre über den Gegenstand, die er in verschiedenen
seiner Bücher vorträgt, ganz genau, auch daß es eine Positio
oder Propositio quod omnia de necessitate eveniunt aus der
Feder Wiclifs gegeben hat, ist nicht zu bezweifeln, da diese
Positio ihre Gegner und, wie man aus obigem Beispiel sieht, ihre
Verteidiger fand, aber der Traktat, der in der Prager Hand
schrift V F. 9 vorliegt, ist diese Positio nicht.
3. Über das angebliche Werk Wiclifs Super Cantica
Canticoruui.
Der Handschriftenkatalog der Wiener Hofbibliothek 1 ver
zeichnet unter Nr. 11635 eine Schrift Wiclifs Super Cantica
Canticorum. Als ich im Jahre 1903 anderer Studien halber
das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien aufsuchte, erhielt ich
die fragliche Handschrift aus der k. k. Hofbibliothek zur Be
nützung an diesen Ort zugesendet. Schon die Lektüre der ersten
Seiten ergab, daß das Werk unmöglich von Wiclif herrühren
könne, da es von Wiclifs Arts zu schreiben gänzlich abweicht.
1 Bd. VII, S. 23.
■
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
71
In der Tat wird man nach einer eingehenden Stilvergleichung
sagen dürfen, daß diese — wie sie sich selbst nennt — Epistola
super expositionem Cantica Canticoruni Salomonis von Wiclif
nicht herrührt. Wir lassen einige Belege unten folgen. Es fehlt
aber auch an jeder äußeren Beglaubigung für die Autorschaft
Wiclifs. Die böhmischen Jünger Wiclifs haben schon im 15. Jahr
hundert — wenn nicht noch früher — Verzeichnisse aller ihnen
bekannt gewordenen Schriften Wiclifs angelegt und sie nicht
nur aufs Genaueste mit ihren Titeln benannt, sondern, damit
kein Zweifel übrig ist, auch das Incipit und Explicit einer jeden
Schrift angemerkt. Shirley hat in seinem Katalog der originalen
Werke Wiclifs aus Wiener Handschriften zwei solcher Kataloge
mitgeteilt. Wenn man bedenkt, daß so hervorragende Wiclif-
kenner, wie es der bekannte Engländer Peter Payne war, der
in den Tagen der Verfolgung in England eine neue Heimat in
Böhmen gefunden hat, sich mit der Abfassung solcher Kataloge
beschäftigten / so darf man erwarten, daß ihnen kaum eine
irgendwie, wenn auch nur durch ihren größeren Umfang, wie
dies der Fall ist, bedeutendere Schrift Wiclifs entgangen sein
wird. Nun denn, diese Kataloge weisen die Epistola super
expositionem Cantica Canticoruni nicht aus und das dürfte wohl
auch der Grund sein, weswegen sie Shirley nicht beachtet hat.
Merkwürdigerweise fehlt sie selbst unter den Opera spuria, die
Shirley sonst vermerkt. Während Wiclif in den einzelnen seiner
größeren Werke es niemals an Hinweisungen auf andere seiner
Schriften fehlen läßt, wird diese in keiner auch nur mit einem
Worte erwähnt. Ja die Sermones, wo man am ehesten noch
eine Andeutung zu finden hofft, nennen den Namen Getro oder
Jetro, der in der Einleitung eine so große Rolle spielt, gar nicht. 2
1 Cod. bibl. univ. Prag. 1012. Registra operum Johannis Wiclif, quae se-
quuntur magnam partem a M. Petro Payne Anglico composita et ordine
alpbabetico digesta, s. Truhlaf, Catalogus codicum manuscriptorum II, 75.
2 Eine einzige Stelle finde ich in Wiclifs Schriften, die man der Einlei
tung zur Epistola, soweit Jetro in Betracht kommt, an die Seite stellen
kann, De Civili Dominio: Nec timeret quisquam prudenter eorripere
Romanum pontificem, cum Moyses correptus fuerit a Jetro (De Civili
Dominio I, 393), aber gerade dieses Zitat steht inhaltlich sogar im Gegen
satz zu dem der Epistola, woselbst er es als unpassend bezeichnet,
wenn ein Schüler dem Meister, ein Untergebener seinem Vorgesetzten
Vorschriften gibt.
72
II. Abhandlung: Loserth.
Wichtiger sind die inneren Beweismomente. Von den acht
Briefen, richtiger Sendschreiben Wiclifs, die uns überliefert sind,
hat kein einziger eine Adresse, die so lauten würde wie hier.
Daß er seine Genossen und damit sich selbst (amicis caris-
simis ceterisque sanctis omnibus) als Heilige bezeichnet, ist ge
radezu abgeschmackt und steht in schneidendem Widerspruch
zu hunderten von Stellen, in denen er gerade jene, die sich
für heilig halten, davor warnt, denn, sagt er, diese Leute er
liegen aus eitler Ruhmsucht dem Satan. 1 Nirgends nennt er
sich in diesen Briefen beim Namen wie hier, und wenn einer
seiner Briefe seine Unterschrift trägt, wie z. B. Nr. 7 (Vester
servus et socius in labore Jo. W. curatus de Lutterworth), darf
man sicher sein, daß es spätere Zutat eines dritten ist, wie
denn einer der besten Handschriften diese Unterschrift fehlt.
Man wird bemerken, daß der Ausdruck discretio vestra nicht
gut zu der Adresse: dilectis et prudentibus viris, fratribus et
amicis carissimis usw. paßt. Ebensowenig wird man irgendwo
eine Andeutung finden, daß er etwa die Aufgabe habe, eine
Partie der heil. Schrift ,cantionibus . . . laudibus et diversis
sentenciarum floribus perornare 1 — eine Redewendung, wie sie
Wiclif keineswegs liebt. Am entscheidendsten ist aber der
Inhalt, wie dies schon angedeutet ist. Wenn es notwendig ist,
hält es Wiclif im Gegensatz zu der hier vorkommenden Zurück
haltung und Bescheidenheit für seine heiligste Pflicht, furchtlos
auch seine Vorgesetzten, selbst die Päpste zur Verantwortung
zu ziehen. So sagt schon die achtzehnte seiner von der Kurie
im Jahre 1377 zensurierten Thesen: Ecclesiasticus, immo Ro
manus pontifex, potest legitime a subiectis corripi et ad utili-
tatem ecclesie tarn a clericis quam a laicis accusari. 2 Hier liest
man ganz im Gegensatz: Si decens esset, ut discipulus magistro
scriberet doctrinam et subditus prepositis sapienciam ostendat...
Er vergleicht das dem Monde, wenn dieser sein Licht an die
Sonne abgeben würde . . . Und dann, er soll ein Buch, das
verloren gegangen, erneuern: ut librum Expositionum Canticorum
Salomonis olim amissum vobis studeam renovare; ist das ein
1 Wir lieben nur eine Stelle heraus: Multi qui se reputant esse sanctos
succumbunt, diabolo per peceatum inanis glorie Opus Ev. I, 112.
2 Fase. 717, p. 250.
5
10
15
20
Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
73
Buch Wiclifs? Das ist kaum möglich, weil sonst der folgende
Satz sinnlos wäre. Denn wenn er dieses Buch schon einmal
früher niedergeschrieben hätte, was bedürfte es dieser weit
läufigen Entschuldigung, da er sich nun ein zweitesmal an die
Sache machen soll. Man wird aus dem Gesagten zur Genüge
entnehmen, daß die Autorschaft Wiclifs sowohl aus äußeren
als auch aus inneren Gründen, aus sachlichen und formellen in
gleicher Weise abzulehnen ist. Wir begnügen uns unter diesen
Umständen damit, den einleitenden Teil als Probe mitzuteilen.
Epistola super expositionem Cantica Canticorum
Salomonis.
(E cod. pal. Vindob. 11635, fol. 1 ff.)
Dilectis et prudentibus viris, fratribus et amicis carissimis
caeterisque sanctis omnibus Johannes Christi servus salutem
dicit et pacem in Domino sempiternam.
Postulavit discretio vestra, ut librum Expositionum Canti
corum Salomonis olim amissum vobis studeam renovare. Sed
ecce: In hac vestra peticione occurrit mihi labor. Dicebam enim
inter me: Si decens esset, ut discipulus magistro scriberet doc-
trinam et subditus prepositis sapienciam ostendat, et si(c) luna
soli communicare debeat lumen suum. Hoc autem ideo dixi,
quod videbam secundum intellectum mihi datum et secundum
id, quod illi scripturae convenit, oportebat me Cantica Salomonis
cantionibus et inprimis et laudibus et diversis sentenciarum
floribus perornare. Dum autem hoc mente volverem, occurrit
mihi consolacio quaedam. Nam ea, quae alioquin legeram,
mente retinens inveni viros magnificos et praeclaros a suis mi-
noribus audisse sapienciam et futura: Moysis enim sexcentorum
millium peditum rector erat et cum ipso loquebatur Deus facie
ad faciem, sicut solet loqui homo ad amicum suum. Et cum
idem Moyses a cognato suo Getro audivit et didicit, qualiter
populum Domini regere debeat et fortiter arguit Getro Moysen,
eo quod solus sedebat ad iudicandum populum et seniores populi,
19 Exodi XIX, 37: Profeetique sunt filii Israel de Ramesse in So-
cotli, sexcenta fere millia peditum virorum absque parvulis ... 23 Exodi
XVIII, 9, 10. 23. 24 Exodi XVIII, 1H, 14: Altera autem die sedit Moyses,
ut iudicaret populum . . .
Sitzungsber. a. pUil.-hist. Kl. ICO. Bd. 2. Abh.
6
<4 II. Abhandlung: Loserth. Die ältesten Streitschriften Wiclifs.
ad iudicandum secum non vocabat. Docuit ille Moysen sus-
cepitque Moyses Consilium eius et quaecumque docuit, hec omnia
Moyses adimple(vi)t et non solum Consilium Getro Moyses sibi
retinuit sed et scriptum dimisit, ut usque in finem seculi posteris
5 servaretur. Notate carissimi misterium: Hunc sapienciam ab-
scondit Deus a Moyse, qui spiritu Domini plenus erat; et re-
velavit eam Getro; qui de terra Mandina et ex populo gentilium
venerat ad Moysem in desertum. Omnis res e(s)t plen(a)
misteriis: Moyses, qui in tantum amicus Dei erat; qui spiritu
10 sapientiae per Getro hominem gentilem et modicum transivit
ad Moysen. Suscepit Moyses humiliter, fecit, quaeque ille
docuit, et non sprevit sed laudavit, non tradidit oblivioni sed
omnibus rectoribus ecclesiae hec materia scripta (sic) dimisit . ..
7 Recte: de terra Madian.
III. Abli.: Battisti. Die Nonsberger Mundart.
1
in.
Die Nonsberger Mundart.
(Lautlehre.)
Yon
Carlo Battisti.
(Mit zwei Karten.)
(Yorgelegt in der Sitzung am 4. März 1908.)
"Wenn ich im folgenden versuche eine Darstellung des
Nonsbergischen nach den Arbeiten Ascolis und Ettmayers zu
geben, so ist es mir vor allem bewußt, daß ich mich darauf
beschränken muß, die Tendenzen und Lautregeln, die meine
Vorgänger auf diesem Forschungsgebiet bereits in großen Um
rissen nachgewiesen haben, durch Heranziehung eines größeren
Sprachmaterials im einzelnen auszuarbeiten, beziehungsweise zu
berichtigen oder zu vervollständigen. Denn nur in dieser Rich
tung kann man nach meiner Überzeugung über die nonsbergische
Lautlehre noch weiter arbeiten, wenn man auf dem Wege der
sicheren Forschung eine sachliche Darstellung der lautlichen Tat
sachen zu geben sucht. Eine zweite Aufgabe besteht darin,
durch sprachphilosophische Untersuchungen die geschichtliche
Entwicklung und das historische Verhältnis dieser Mundart zu
einer größeren Gruppe zu verfolgen.
Deshalb versuche ich in der folgenden Arbeit den ganzen
nur bekannten und zugänglichen hochnonsbergischen Sprach
schatz voll auszunützen: leider war es mir durch verschiedene
Umstände unmöglich, im gleichen Umfange die Sprache aller
mittel-und südnonsbergischen Dörfer zu untersuchen. Wenn ich
aber besonderes Gewicht auf eine möglichst genaue Erforschung
des Hochnonsbergischen legte, so geschah das nicht so sehr
aus Bequemlichkeitsrücksichten, weil ich selbst diesen Dialekt
vollkommen spreche, sondern weil hei einer Übergangsmundart
jener Typus eine ganz besondere Berücksichtigung verdient,
welcher der Grundgestalt am nächsten steht.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. ICO. Bd. S. Abh
1
2
III. Abhandlung: Battisti.
Meine älteren Verwandten, die in Fondo und Romeno
leben, und meine in Obernonsberg aufgewachsenen Alters
genossen waren in den meisten Fällen die erste Quelle; dieses
gewonnene Sprachmaterial habe ich besonders in den zwei
letzten Ferien an Ort und Stelle möglichst genau durchgeprüft.
Einen besonderen Dank bin ich dem Herrn Schullehrer Enrico
Marches schuldig, welcher mit mir monatelang unermüdlich den
gesammelten Wortschatz musterte und ergänzte.
Experimentalphonetische Untersuchungen anzustellen war
mir leider beinahe ganz unmöglich; nur in Fondo und in gerin
gerem Umfang in Vigo konnte ich bei einem dort aufgewachsenen
zwanzigjährigen Bauernburschen den künstlichen Gaumen mit
gutem Erfolge anwenden.
Orts- und Flurnamen, von denen ich über 600 gesammelt
habe, führe ich in der folgenden Untersuchung nur in den
Fällen an, in welchen die etymologische Ableitung mit Sicher
heit festgestellt werden konnte. Geschriebene Quellen, vor allem
die ersten vier von Boehmer (Rom. Studien, Heft X) heraus
gegebenen nonsbergischen Texte, drei CleBianer Sonette von 1766,
welche ich im Archiv des Kastell Valer des Herrn Grafen Tiiunn
fand, so wie zwei in der Vita trentina, 1907, von Prof. J. Zucali
herausgegebene Gedichte aus Romeno und die reizenden
Ottaverime von Dr. Bortolo Sicher, Dali’ isola ’t Sardi, Bol
zano, 1874 habe ich nur soweit angeführt, als durch deren
Benützung entweder ein älterer mundartlicher Zustand nach
weisbar ist oder besonders wichtige Beispiele gesichert werden.
Honsberg, früher auch Nonstal, — italienisch Val di Non,
einheimisch väl dt nqn — ist ein breites, schüsselförmiges Tal,
welches von Norden nach Süden durch 40 Kilometer mit dem
Etschtal von Bozen bis Mezolombardo parallel lauft. Durch den
tiefen Novella- und Noceeinschnitt wird es in zwei beinahe
gleiche Teile geteilt. 1 Die Bevölkerung, ungefähr 46.000 Seelen,
1 Geographisch genommen reicht Nonsberg einerseits bis zu Ponte
di Mostizzölo, wo Val di Sole (Sulzberg) anfängt, andererseits bis
Ändalo (nördlich vom Molvenosee); mein Untersuchungsgebiet um
faßt aber auch Val di Bresimo und Val di Bumo, welche mit Nons-
Die Nonsberger Mundart.
3
welche heute bis zum nördlichen Winkel italienisch ist, 1 war
ursprünglich rätisch, 2 später gallisch, wurde aber bereits ein
Jahrhundert v. Chr. romanisiert und noch vor dem rätischen
Kriege dem Municipium tridentinum unterstellt; das 46 n. Chr.
von Kaiser Klaudius den Nonsbergern zuerkannte römische
Bürgerrecht zeigt, daß schon zu dieser Zeit sich die Bevölkerung
ganz römisch fühlte. Von der rätischen Sprache ist vielleicht
bis auf den Volksnamen Anauni, 8 woraus die Landesbenennung
Anaunia stammt, nichts geblieben; viel stärker hat dagegen das
keltische Element sprachlich gewirkt, da es in zahlreichen Orts
namen deutliche Spuren hinterlassen hat.
Alle Sprachforscher, welche sich mit der heutigen Nons
berger Mundart befaßten (Ascoli, Gärtner, Ettmaybr) haben
ihre Zugehörigkeit zur lombardisch-venezianisch-ladinischen
berg zur Bezirksliauptmannschaft Cles gehören und sprachlich
zwischen der Sulzberger und Nonsberger Mundart stehen. Über
die Geographie Nonsbergs vergleiche man besonders Dr. Cesare
Battisti, II Trentino, Trento, 189B, und Guida di Mezolombardo
edintorni, Trento, 1905, sowie den schönen Führer von O.Brentari,
II Trentino, Bassano, 1890—95.
1 Deutsch sind nur Proves in Val di Sumo, ein kleines abwärts
gelegenes Dorf, dessen noch nicht ganz vollzogene Germanisierung
ungefähr in der Mitte des vorigen Jahrhunderts ihren Anfang nahm,
und S. Felice-Senale am Gampenjoch. Die älteren Leute von Proves
sprechen ungefähr die Mundart von Tergiovo, sie neigen also mehr
zum nord- oder hochnonsbergischen Typus als zu jenem des näher
liegenden Lanza in Val di Eumo. Trett südlich von S. Felice ist
ganz romanisch.
Uber die verwickelte Frage der vorromanischen Bewohner von
Nonsberg vergleiche man V. Inama, Storia delle valli di Non e
di Sole dalle origini fino al secolo XVI, Trento, 1905. Dort gibt
der kompetente Verfasser gewissenhaft alle klassischen Belege für
das Vorhandensein dieser Urbevölkerungen und für ihr Verhältnis
zu den Körnern, außerdem eine sehr ausgedehnte Bibliographie.
Darauf gehen die Namen ngn, ngngs, sowie vielleicht nos und
novela zurück; diese Entsprechungen verlangen eine frühzeitige
Zusammenziehung des ursprünglichen Diphthonges, welcher in der
Tabula Clesiana 46 n. Chr. (C. J. L. V Nr. 6050) in der Form
Anaunorum belegt ist. Der italienisierte Flufiname Noce für
nsbg. nös (m.) ist eine analogische Bildung nach dem Muster
nsbg. ausl. s = ital. ce, und dürfte ganz modern sein; die alte
schriftsprachliche Benennung ist Nosio.
1*
4
III. Abhandlung: Battisti.
Dialektgruppe mit vollem Reckte anerkannt. Wie jede Übergangs
mundart, zeigt auch das Nonsbergische eine durch die verschie
denen Abgrenzungen der einzelnen Spracherscheinungen be
dingte reiche Fülle von Untermundarten, welche vom nördlichen,
mehr ladinischen zum südlichen, mehr italienischen (trientini-
schen) Typus führen.
Auf dem Gebiete des betonten Vokalismus ist in manchen
Fällen schwer zu entscheiden, was als ladinisch und was als
norditalienisch zu fassen ist, denn eine Reihe der für den
ladinischen Lautwandel charakteristischen Züge ist auf dem
ganzen Übergangsgebiet bis tief in die Ebene hinein vorge
drungen. Nicht stattgefunden hat der speziell ladinische Wan
del von a > e, der sich erst im späteren Mittelalter vollzog
und auch in den mit unserem Gebiete in gleicher Breite lie
genden übrigen Tälern unterblieb. Auch von einer in frühere
Zeit fallenden Diphthongierung des e ei und o ou ist heute
keine Spur mehr nachzuweisen; doch steht theoretisch der An
nahme einer autochthonen Monophthongierung alter ei und ou-
Diphthonge nichts im Wege, ja es sprechen sogar für eine
ehemalige Diphthongierung die allerdings spärlichen, im 13. und
14. Jahrhundert belegten Ortsnamen aus dem benachbarten,
jetzt deutschen Etschtal und insbesondere vom Kalternplateau.
Daneben aber fällt die hochnonsbergische Pseudodiphthon
gierung des 8 und ö in freier Silbe, sowohl bei folgenden
palatalen wie velaren Lauten gegenüber der eingetretenen
Monophthongierung der lombardisch, bezw. venetianisch-ladi
nischen Umgebung auf. Diese Bewahrung der Diphthon
gierung von o und e im Nonsbergischen, unter denselben
Bedingungen wie auf dem übrigen rätoromanischen Sprach
gebiet ist echt ladinisch; dem hochnonsbergischen ie — man
denke an die Stufe id (ita) < e, (ö) in Cagnb! — entspricht ß/c im
Oberengadinischen, w im Grödnerischen und in Buchenstein, ig
in Fassa; dem hochnonsbergischen ß vor r, s-Kons. < 8 ein ff
bezw. p im Oberengadinischen, bezw. p in Grödental und in
Buchenstein, e in Fassa. Der Parallelismus zeigt sich besonders
deutlich in der Behandlung von e vor r Kons., da fg nur auf
dem fe-Gebiete, p aber in den ig-Gegenden vorkommt. Letzteres
p ist jedoch das Ergebnis einer verhältnismäßig jungen Kon
traktion; dies lehren uns die alten ladinischen Namen vom
Die Nonsberger Mundart.
5
Kalternplateau, in denen vom 14. Jahrhundert an e in freier
Silbe und vor pal., bezw. vel. Lauten sich über ie zu i ent
wickelte, während e + r Kons, sich erst später über ff zu fa
entfaltete; auch vereinzelte Formen im Pejotal (Sulzberg), wo
sich in dem Wandel von 8 zu w unter gewissen Bedingungen
die ehemalige nonsbergische Diphthongierung fragmentarisch er
halten hat, legen dies klar. Nichts vermag ich dagegen mit dem
hochnonsbergischen ü anzufangen, welches im 13. und 14. Jahr
hundert auf dem Kaltern-Eppanerplateau noch u lautete. Hier
scheint ein ursprünglicher mundartlicher Zug zugrunde zu liegen,
da das Venezianische aus historischen Gründen erst gegen Ende
des 15. Jahrhunderts in Erwägung gezogen werden kann. Heute
ist dieses ü beinahe im ganzen Tal von dem lombardischen ü
verdrängt worden. Übrigens zeigen sich heutzutage auf weitem
ladinischen Gebiete für altes u ganz andere Resultate, als man
nach den alten Ortsnamen erwarten sollte, so daß man die
Ergebnisse des u bei der Feststellung mundartlicher Verwandt
schaft kaum verwerten kann.
Auf dem Gebiete des unbetonten Vokalismus ist es noch
schwerer, ladinische und lombardische Züge auseinanderzuhalten;
denn beide Gruppen zeigen, wenn auch in ungleichem Umfange,
die gleiche Tendenz, vortonige und nachtonige Vokale zu unter
drücken. Ettmayers 1 Scharfsinne ist es gelungen, es wahr
scheinlich zu machen, daß im Lombardischen die unbetonten
Vokale in den meisten Lautkombinationen ursprünglich gefallen
sind, trotzdem sie gegenwärtig vielfach wiederhergestellt wurden.
Auch sind trotz der eifrigsten Studien die ladinischen und die
alpenlombardischen Mundarten in dieser Beziehung zu -wenig
bekannt, als daß man den Umfang und infolgedessen den Unter
schied in der Vokalunterdrückung auf diesen zwei Gebieten
genau bestimmen könnte. Wenn man aber den nonsbergischen
Dialekt mit jenem der benachbarten, mehr lombardischen Dia
lekte vergleicht und das gemeinsam Vorkommende als zum
Lombardischen gehörig absondert, so wird man das Übrige,
das man in reineren oder ganz reinen ladinischen Mundarten
findet, mit einem gewissen Recht als ladinischen Zug aner
kennen dürfen. Die in Betracht kommenden Fälle sind:
1 Berg. Alpenmund. 34.
6
III. Abhandlung: Battisti.
a) die Entwicklung eines epenthetisclien Vokals in den Ver
bindungen -p’lu, -b’lu, -c’lic, -g’lu zu pal, -bei, -%pl, -gj?l, die
im Ladinischen im allgemeinen gleiche Resultate zeigen (für
-yßl, -gjal kommt selbstverständlich nur das zentralladiniscke
Gebiet in Betracht); ß) die Unterdrückung des nachtonigen
Vokals zwischen m-t (amita, semita; Gärtner, Brom. Gram.
§ 68) und des vortonigen zwischen c, sc und t (*de excitare,
*miscitare) sowie zwischen m und s (*demissoriu) und
n-Kons. und c (*fanticella). Dagegen ist die Unterdrückung
des nachtonigen Vokals vor c + a (*cutica, pertica, masticat
u. ä.) zwar in den benachbarten Mundarten nicht mehr direkt,
wohl aber indirekt durch die Erhaltung des Dentals im ersten
Beispiele bezeugt und durch das altbergamaskische Glossar für
das nordostlombardische des 13.—14. Jahrhunderts belegt.
Einfacher gestaltet sich die Absonderung des Ladinischen
und des Lombardischen beim Konsonantismus, obwohl die
historische Grundlage für beide Gruppen beinahe die gleiche
gewesen ist. Anerkannt ladinisch ist die Erhaltung des l
nach Konsonanten, welcher in Norditalien eine Mouillierung
gegenübersteht; dieselbe Erscheinung zeigen im Anlaut auch
andere lombardisch-ladinische Mundarten, ebenso die ganze
Addagruppe 1 wie die bergamaskischen und, in sehr bescheidenem
Umfange, die brescianischen Alpenmundarten, 2 Val Camonica
und Mittelsulzberg. Beachtenswert ist dagegen die Bewahrung
des l in der inlautenden Verbindung kl. Durch die über
lieferten Ortsnamen des 15. Jahrhunderts auf dem Kaltemplateau,
im Etschtal und Vintschgau mit der entsprechenden Behandlung
im Zentralladinischen verbunden, stellt dies eine ältere Stufe
gegenüber dem Friaulischen und Graubündnerischen, in wel
chen die Mouillierung eingetreten ist, dar. Diese Behandlung
des kl betrachte ich als das wichtigste Zeugnis für den ladi
nischen Grundstock der Nonsberger Mundart. — Ein zweiter,
ebenfalls wichtiger ladinischer Zug läßt sich in der Unter
drückung des «-Elementes in qu erkennen; hier geht das Nons-
bergische mit dem Oberengadinischen und dem Zentralladinischen
zusammen, während das Graubündnerische und Friaulische das
1 Salvioni, R. r. I. L., S. II, vol. XL, 726 ff.
2 Ascoli, Archivio Glott. i, 304 ff.
Die Nonsberger Mundart.
7
u bewahren; die deutschtirolisch-altladinischen Ortsnamen be
stätigen den Schwund des unsillabischen u auf dem benach
barten Gebiete im 14. Jahrhundert. Die Grenzmundarten des
Nonsbergischen sind, wie alle lombardisch-ladinischen Dialekte,
bei hu geblieben. — Ladinisch ist weiter die sehr wichtige
Palatalisierung des rj zu j, die heute im kleinen Umfange im
nördlichen Winkel des Tales nachweisbar ist, welche aber, nach
zahlreichen Flurnamen zu urteilen, einst im ganzen Tale vor
handen war, und deren Zusammenhang mit der gleichen Ent
wicklung im Zentralladinischen die romanischen Flurnamen des
oberen Etschtales des 13. Jahrhunderts bezeugen. Ein dritter
echt ladinischer Zug, dessen Bedeutung man aber nicht über
schätzen darf, ist die Palatalisierung des Je und g (vor a und
teilweise auch vor ö und u), wodurch sich das Nonsbergische
wiederum von allen benachbarten Mundarten unterscheidet. Wie
die Erhaltung des l nach Kons, im Anlaut, so ist auch diese
Palatalisierung zahlreichen lombardisch-ladinischen 1 und vene-
zianisch-ladinischen 2 Dialekten eigen. — Ladinisch und lombar-
disch-ladinisch mehr als modernlombardisch sind dann weiter
die bekannte Auflösung des l Kons, in u Kons., die mindestens
im Keime in allen ladinisch-trientiniscken Mundarten nachweis
bar ist, die Beibehaltung des Reibelautes in anlautendem ce,
gi > g, die Erhaltung des auslautenden s in der Konjugation,
sowie die beinahe völlig verdrängte, tief velare Aussprache des
auslautenden und in einigen Fällen vorkonsonantischen n. —
Wieder ausgesprochener ladinisch ist die Behandlung einzelner
Konsonantenverbindungen: des m-t und mb-t zu nd, des m-s,
n-s über nts zu ng, sowie der heutzutage im Obernonsberg schon
schwer belegbare Übergang von nd zu n und mb zu m, der
vom Oberinntal bis Ampezzo bald in größerem, bald in gerin
gerem Umfang nachweisbar ist. — Aus der Formenlehre kann
ich als den einzigen, interessanten ladinischen Überrest von ego,
tu die selteneren io und tü (v. a.) in Lanza di Rumo, Bevia
in Bresimotal und Castelfondo (hier beinahe ganz verdrängte
iäj tu) anführen. 8
1 Salvioni, Studjfil. rom. VIII, 1 ff.
Cadore, Agordo centrale.
3 Gärtner, Brom. Mund. I 2 631.
8
III. Abhandlung: Battisti.
Beim Wortschatz ist es heutzutage wegen des Mangels an
lexikalischen Arbeiten noch unmöglich, zu bestimmen, inwieferne
das nonsbergische Wörterbuch mehr zum reinladinischen als
zum lombardischen und venezianischen neigt, und wieviel von
echten, bodenständigen Wörtern allein zum ladinischen Sprach-
gute gehören; indessen zeigt schon ein Blick in das beigefügte
Wortregister, daß man auch in dieser Richtung auf ladinische
und lombardisch-ladinische Elemente stößt. Man denke an
Fälle wie: ämblanä < albulana weißes Rebhuhn, ärmentä
Kuh, arjdikla Riegel, ämq auch, bäzelgjä Kapelle, biecä <<
bestia Schaf, binär sammeln, dorjqöi < * demissoriu Nagel
des Querbalkens am Vorderwagen, ginä <[ * aginea Quer
balken, folim <C. fuligine, fapcglä <[ *fanticella Dienerin,
dezvedriö Satteldruck, glavä Rührlöffel, pabh papulae
Schuppe, plömä Haufe, [sondä, Schnitte], re&där recitare
laut beten, väsgl < vascellu Bienenkorb, vilä Dorf. Eine ge
naue Untersuchung in dieser Richtung, welche solche lexikalische
Verhältnisse, die für die Kenntnis des Ladinischen überaus
wichtig sind, entsprechend beleuchtet, dürfte manche interes
sante Ergebnisse bieten.
Diese hier angegebenen Berührungspunkte mit dem La
dinischen sind Resultate sehr alter Lautgesetze, die den ur
sprünglichen Kern dieser Mundart bilden; alle neueren Laut
wandlungen stehen dagegen im Banne der nord italienischen
Dialekte, nämlich des Lombardischen und Venezianischen, die
sich in diesem an der Grenze beider Dialektgruppen befind
lichen Gebiet gekreuzt haben. Aber trotz der nicht sehr zahl
reichen Anhaltspunkte kann man es wagen dieses ,altnons-
bergisch-ladinische' in eine bestimmte rätoromanische Gruppe
einzureihen. Es gehören nämlich zu den ladinischen Ele
menten im Nonsbergischen einige Lautregeln, die nicht mehr
für das ganze rätoromanische Gebiet gelten, sondern sich nur in
etlichen, dem Nonsberg geographisch naheliegenden Mundarten
nachweisen lassen; ich meine, um nur bei sicheren lautlichen
Erscheinungen zu bleiben, die Behandlung des inlautenden kl,
die Unterdrückung des «-Elementes in ku, die Palatalisierung
des rj in j und die Assimilation der Verbindungen mb und nd,
die nur im Zentralladinischen und in geringerem Umfang teil
weise auch im Oberengadinischen nachgewiesen werden können.
Die Nonsberger Mundart.
9
Das jetzt deutsche Oberetschtal weist, soweit das spärliche Ma
terial der alten Orts- und Flurnamen reicht, die gleichen Gesetze
auf, während sich die Grenze derselben in den meisten Fällen
im 14. und 15. Jahrhundert, nach dem heute zugänglichen Sprach-
stoffe zu urteilen, im Yintschgau feststellen läßt. Ebenso ge
langt man beim Durchblättern des Wortregisters zur Über
zeugung, daß die größte Verwandtschaft zwischen dem nons-
bergischen und grödnerisch-fassanischen Wortschatz vorliegt.
Ein Eindringen ausgesprochen lombardischer Lautgesetze
und ein positives Einwirken derselben auf die Gestaltung der
Nonsberger Mundart ist schwer belegbar. Die Wirkung des
Lombardischen (und Venezianischen) ist mehr eine negative, eine
Bremse des ladinischen Elementes gewesen. Ich bin auch
weiter überzeugt, daß das Lombardische hier meistens — wir
werden aber gleich auf eine Erscheinung kommen, die echt
lombardisch ist und auf anderem Wege eingedrungen ist —
der geographischen Lage und dem historischen Verhältnis nach
über Trient eingedrungen ist. In den Urkunden dieser Stadt
aus dem 14. Jahrhundert findet man das lombardische und das
venetianische Element mit Überwiegung des letzteren ver
schmolzen. In allen Abstufungen der nonsberger Ladinität
bekunden sich trientinische Erscheinungen: so findet die Ent
wicklung des ü )> üj ö > ö, e )> e, ferner die südnonsbergische
Abneigung gegen weitgehende Unterdrückung auslautender, vor-
und nachtoniger Vokale, auf dem ganzen Piano del Noce und
Etschtal bis unter Trient ihre Fortsetzung. Ich kenne nur
eine einzige lombardische Tendenz, die sicher auf dem Wege
des Sulzbergschen, wo sie noch heute belegbar ist, in Nons-
berg einmal eingedrungen war, später aber gründlich verdrängt
wurde: das ist die fern. Endung des Plurals i, die in einigen
Flurnamen kümmerliche Spuren hinterlassen hat. Sonst aber
fehlen die gleichen wichtigen lombardischen Gesetze in Nonsberg
wie in Trient: die Unterdrückung des auslautenden -r, die bis
zu Val Bona reicht, die Auflösung des n in sekundärem Auslaut
und vor Konsonanten, die soweit wie das r )> o-Gebiet reicht, und
die Bildung der 1. Pers. plur. mit vorangesetztem am (bergam.
nqter am pyrta). Das Venezianisch-trientinische, das sich durch
das Ausbleiben des Umlautes von e und ö, Bewahrung der
Tenuis in der Palatalisierung des intervokalen /c£)>c und Er-
10
III. Abhandlung: Battisti.
haltung des intervokalischen t als d kennzeichnet, hat diese
drei charakteristischen Züge dem Nonsbergischen verliehen;
langsam aber siegreich ist dann das Eindringen des auslautenden
m statt n unter trientinischen Bedingungen, das jedes Jahr
neuen Boden gewinnt. Venezianisch-trientinisch (hier geht letz
tere Mundart mit dem Reinvenezianischen Hand in Hand) sind
ferner in Nonsberg die Palatalisierung des intervokalischen und
vorkonsonantischen s, deren Grenze weit westlich von Trient
liegt und ein großes nicht mehr venezianisches Gebiet umfaßt,
die Entwicklung von ct zu i, das Fehlen der Nasalierung, sowie
die ganze moderne Deklination, welche keine Unterdrückung
des Plurals-e kennt, die neugeprägten Partizipien auf -gst bei
Verben der ere- und ire-Klassen und das Zusammenfallen der
3. Pers. singulär und plural in der Konjugation. Was den Wort
schatz betrifft, so habe ich für Unternonsberg einen beiläufigen
Vergleich mit dem trientinischen Wörterbuch von V. Ricci vor
genommen, bei dem sich zirka 85 °/ 0 des Wortschatzes als
gemeinsam herausstellte. — Das Vordringen des Trientinischen
noch mehr als die autochtlione Weiterentwicklung bodenständiger
sprachlicher Zustände hat in Nonsberg eine Fülle von Unter
mundarten hervorgebracht, die dadurch entstanden sind, daß
die Grenzen der einzelnen lautlichen Eigentümlichkeiten sich
weder im Vokalismus noch im Konsonantismus decken; so ist
es auch unmöglich, ohne maßgebende Charakteristika heraus
zugreifen, somit ohne subjektives Ermessen eine Einteilung des
Nonsbergischen in Untermundarten zu geben. Immerhin lassen
sich folgende Typen aufstellen:
I. Hochnonsbergische Gruppe mit folgenden gemeinsamen
Elementen: 1. Pseudodiphthongierung des e und ö, 2. Re
duktion des i + ö zu ie, 3. reinere «-Aussprache, 4. tief
gehende Unterdrückung der unbetonten Vokale vor und
nach dem Tone, 5. teilweise Beibehaltung explosiven Ele
mentes in der Wiedergabe von c e ’ *, g e >cj ; gj, c a , g a -
a) Fondokessel mit Castelfondo, Dovena und Trett: 1. Unter
scheidung zwischen ci und a, 2. stärkere Velarisierung
des a vor u, 3. Entwicklung von ol pal. zu g pal.,
4. Assimilation des mb und nd zu m und n, 5. Velare
Aussprache des rj im Auslaut und vor gewissen Konso-
Die Nonsberger Mundart.
11
nanten, 6. Entwicklung s c a zu zgj a und n -f- s zu ng,
7. Palatalisierung des rj zu j.
1. Charakteristisch für die Mundart von Castelfondo-Dovena,
Trett ist weiter: 8. Reduktion des auslautenden rn in r,
9. Entwickelung von l zu l bei folgendem und voran
gehendem i.
2. Castelfondo und Dovena zeigen dann sämtliche der fol
genden Untergruppe zukommenden Charakteristika.
ß) Westhochnonsbergische Untergruppe von Brez bis
ungefähr Revb: 1. Entwicklung des e vor r, s, m, n vor
Konsonanten zu e, 2. des -ellu zu -Bl, 3. der offenen e und
g zu Pseudodiphthongen mit geschlossenem Endvokal.
1. Charakteristisch für Cloz und Romallo ist die Reduktion
des Ö + u in eij,, für Cloz allein die Zurückziehung des
Akzentes in id, tid.
f) Corredoplateau 1. Entwicklung von 6 zu u§, 2. Reduk
tion o + u in gu, 3. und des ü, g in g, z.
1. Speziell in Tres und Sfruz kommt die Entwicklung der
palatalen Laute zu f, v (w) vor, während in Tres die
südnonsbergische Erhaltung des labialen Elementes in
kw <iqu noch zu belegen ist.
II. Mittelnonsbergische G-ruppe bis südlich Terres-Vervö:
1. Entwicklung von -gllu >• gl, 2. Schließung des aus
lautenden g^> ö, 3. gemeinsam mit der südlichen Gruppe
ist die Monophthongierung der alten Pseudodiphthongen
ie und ue zu p, ö, sowie die Trübung des u in ü.
«) Rumo-Bresimo mit: 1. Palatalisierung des 1c vor Ö und
m zu kjö, kjü, 2. Trübung des o bei folgendem, sekun
därem u zu öm, 3. Schließung des e vor r-Kons. zu pr-Kons.
1. Charakteristisch für die Mundart von Rumo ist der
sulzbergische Wandel von auslautendem a zu ö.
2. Charakteristisch für Bresimo ist 1. die Erhaltung des
labialen Elementes in qu ^> lcu, wobei das k nicht pala-
talisiert wird, 2. die Reduktion von Z-Kons. zu o-Kons.
und 3. des sekundär in Auslaut tretenden u zu o.
ß) Clesplat eau: 1. Reduktion des i + Ö zu ie, 2. Mangel an
Parallelismus in der Behandlung von c*’ und </'•
1. Speziell in Rallo und Tassullo kommt die Aussprache
der palatalen Reibelaute mit breiter Rille vor.
12
III. Abhandlung: Battisti.
Y) Taio zeigt als Charaktei’istikon: 1. die Entwicklung von
ö )> g gegen S e sowie 2. teilweise den Übergang von
vortonigem a zu e.
III. Südnonsbergisehe Gruppe bis Cavedago, Fai, Mezolom-
bardo und Mezocorona mit folgenden gemeinsamen Ent
wicklungen: 1. des g, g, ü zu ß, ö, ü wie in der vorigen
Gruppe, 2. des g vor gedeckter Nasalis zu ß und 3. des
oZ-pal. zu ö-pal., 4. des c e ’ * zu $ und g* zu d sowie
Erkaltung des w in 7cu> <( qu.
a) Siidostnonsberg (links vom Noce): 1. a bei nasaler Um
gebung zu g, d; die Erscheinung streckt sich teilweise
westlich der siidostnonsbergisclien Grenze bis Denno,
2. Velarisierung des a vor Z-kons.)>äw-Kons., 3. geschlossene
Aussprache des S in -gZZw O ßZ, 4. Entwicklung des d zu d.
ß) Südwestnonsberg (rechts vom Noce) mit folgenden cha
rakteristischen Zügen: 1. Unterscheidung zwischen«unda,
2. geschlossene Aussprache des g im Auslaut, 3. Reduk
tion des i + o zu iß und des ö + u zu cm, 4. Erweichung
des intervokalischen 7c, g vor a zu j, 5. Bewahrung des
Nachtonvokals bei folgendem c(a), ga.
1. Nur in Andalo und Cavedago kommen vor: 1. Palata
lisierung des c vor ö, ü zu cö, cm, 2. Entwicklung von
m’n zu mbl, 3. Schließung des ö vor Nasalen.
2. Nur im Tieftale und Mezolombardo zeigt sich die Pala
talisierung des kl, gl zu c, cj.
Y) Dercolo-Flavon-Anhöhe mit: 1. Z-kons. zu o-kons. und
sek. auslautendem u zu o sowie 2. Wiedergabe der pala
talen Laute durch postdentale Spiranten, womit sich diese
Untergruppe mit Tassullo-Rallo verbindet.
Diese Verteilung der sprachlichen Zustände über Nonsberg
ist gewiß nicht alt. Die alten Clesianer Texte der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts zeigen die heute nur im obersten Winkel
des Tales nachweisbaren ladinischen Züge in ziemlich gutem
Zustande, während der heutige Mittelnonsberg seit den ersten
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts davon nichts weiß. Im
Jahre 1852 konstatierte A. Perini im 2. Bande seiner Statistica
del Trentino, S. 209 einen großen Unterschied zwischen den
Mundarten des Hochtales, speziell des Kessels um Fondo und
jenen des Tieftales. Prof. G. de Manlncor bemerkt in einem
Die Nonsberger Mundart.
13
der Accademia degli Agiati in Rovereto 1882 vorgelegten Gut-
acliten über den Nonsberger Dialekt, daß in dem Zeiträume
der letzten 50 Jahre die Mundart eine beachtenswerte Wendung
zur Vollkommenheit — darunter versteht er die trientinische
Geschäftssprache — durchgemacht habe. 1 — Daneben aber stimmt
die Aufzeichnung Ascolis im 1. Bande des Archivio Glottologico,
1873 bis auf Kleinigkeiten mit jener Gärtners, Ettmayers und
der meinigen überein. Dieser Umstand besagt aber nicht, daß
das Eindringen des Trientinischen im letzten halben Jahrhundert
keine Fortschritte gemacht habe, denn es werden nunmehr in
Hülle und Fülle trientinische Wörter im ganzen Tal, besonders
aber in Südnonsberg und in den größeren, an der Landstraße
gelegenen Dörfern (Cles, Tuenno, Taio, Fondo, Revö) ohne
weitere Assimilation hinübergenommen, wobei durch die Fülle
der neueingeführten Beispiele die alten einheimischen Wörter
und mit ihnen die entsprechenden Lautgesetze verdrängt werden.
Diese letzte radikale Einwirkung der trientinischen Geschäfts
sprache, die mit der Erweiterung des Straßennetzes, mit den
gesteigerten Handelsbeziehungen immer mehr verstärkt, sowie
durch den mächtigen Einfluß der italienischen Schule und der
Auswanderung und durch den Militärdienst stark unterstützt
wird, ist für die Ladinität Ilochnonsbergs viel gefährlicher als
die frühere langsame, lautliche Umbildung. Die Nonsberger
Jugend vermag sich nicht allein in der trientinischen Geschäfts-
1 Boehmer, welcher den Unterschied zwischen der Mundart der alten
Clesianer Texte und des modernen Dialektes von Cles kannte, nahm
an, daß die von ihm veröffentlichten Texte in der Mundart des
nächstliegenden hochnonshergischen Dorfes, Revö, geschrieben
wären. Aber man sieht den Grund nicht recht ein, welcher die Ver
fasser gezwungen hätte, in einer fremden Mundart zu dichten, und
es wäre sonderbar genug, wenn L. Ricci, ein Clesianer Krämer,
Dr. Siel, Advokat in Cles, sowie der unbekannte Verfasser einiger
Sonetten zu gleicher Zeit eine bestimmte fremde Mundart fehlerlos
und konsequent verwendet hätten. Auch sind lautliche und noch
mehr flexioneile Erscheinungen, die in allen diesen Texten Vor
kommen, mit dem Revö-Typus unvereinbar, während nichts im
Wege steht, diese Sprache als die Vorstufe der modernen Clesianer
Mundart anzusehen. Wir werden im Laufe dieser Arbeit Gelegen
heit genug haben, an der Hand von Flur- und Ortsnamen wichtige,
tiefgreifende Unterschiede zwischen der älteren und neueren Mund
art Mittelnonsbergs festzustellen.
14
III. Abhandlung: Battisti.
spräche gewandt auszudrücken, sie gibt sich den Anschein, die
alte Mundart zu belächeln, und, was besonders wichtig ist,
kennt sie •—• mindestens im nördlichen Winkel des Tales —
sehr viele der noch vor etlichen Jahrzehnten gebräuchlichen
echt nonsbergischen Wörter nicht mehr, deren Hüter die alt
werdende Generation ist. Ein wichtiges Zeichen des Unter
ganges der ursprünglichen Mundart ist die Tatsache, daß im
ganzen Tale nur trientinisch gesungen wird. Dieser Dialekt,
der durch die geographische Lage und politische Verhältnisse
berufen ist, als Geschäftssprache auf dem ganzen trientinischen
Gebiete zu gelten, wird die sichere, wenn auch vielleicht lang
same, vollständige Italianisierung des Hochnonsberg durch
setzen.
Verzeichnis der Abkürzungen. 1
I. Werke.
Alton, J. Die ladinischen Idiome in Ladinien, Groden, Fassa,
Buchenstein, Ampezzo, Innsbruck 1879 == lad. Id.
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S. A. aus: Arch. Trent. XIX—XXI = Catinia.
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S. A. aus: ,Archivio per 1’ Alto Adige' I—II = voc. a.
Boehmer, E. Nonsbergisches. S. A. aus: ,Romanische Studien'
III. Bd., Straßburg 1878 = Nonsb., öfters nur Boehmer.
Bruckner, W. Charakteristik der germanischen Elemente im
Italienischen. Gymnasialprogramm, Basel 1898/9 =
germ. Eiern.
„ Die Sprache der Langobarden. In ,Quellen und
Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der
german. Völker', herausgeg. von A. Brandl, E. Martin,
E. Schmidt, Band 75 = Sprache Langob.
1 Bei der Angabe der folgenden Werke wird im Text der Name des
Autors vollständig geschrieben, für den Titel aber die hier an
gegebene Abkürzung verwendet.
Die Nonsberger Mundart.
15
Candrian, J. P. Der Dialekt, von Bivio-Stalla. Zürich. Diss.
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1 Sehr lehrreich ist die Rezension des Herrn Prof. Gärtner in der
Zft. XXVII, 23G ff.
16
III. Abhandlung: Battisti.
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1899. In ,Rendiconti d. R. Istituto lombardo', Serie II,
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Schneller, Ch. Die romanischen Volksmundarten in Südtirol,
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[Vian, J. A.] Groden, der Grödner und seine Sprache, Bozen, 1864 ==
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Die Nonsberger Mundart.
17
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versitets ArsskrifP N. f. Afd 1. Bd. 1, Nr. 5 = Celerina.
II. Zeitschriften.
Arch. Glott. = Arcliivio glottologico italiano diretto da G. Ascoli,
yoI. I—XVI.
Arch. I. Lex. = Archiv für lateinische Lexikographie und Gram
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Arch. Trent. — Archivio trentino, vol. I—XXII.
Jahresb. — Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der
romanischen Philologie, herausgeg. von K. Vollmöller,
1890 ff.
R. r. I. L. = Rendiconti del R. Istituto lombardo di scienze e
lettere, Milano, Serie II.
Rom. Forsch. — Romanische Forschungen, herausgegeben von
K. Vollmöller, Erlangen 1883 ff.
St. fil. rom. = Studj di filologia romanza, pubblicati da E. Monaci
e C. de Lollis, Torino, 1885 —1903, vol. I—IX.
Stud. rom. = Studj romanzi, editi a cura di E. Monaci, Roma,
1903 ff.'
W. Stud. = Wiener Studien, Wien, vol. Iff.
Zft. = Zeitschrift für romanische Philologie, herausgegeben von
G. Gröber, Halle, 1877 ff.
Zft. f ö. Gymn. = Zeitschrift für österreichische Gymnasien,
Wien, 1891. 1
III. Texte.
[Bergamo, Valentino], La cianzon dal lou del Toni Perolin
(um 1828). Nach der Veröffentlichung von J. Zucali
in ,Vita Trentina { , Trento 1907, V, fase. 17 = Glanz,
dal lou.
Greif, Gioele, La cianzon del prim d’otober del 1862 en Val
de Non. Nach der Ausgabe von J. Zucali in ,Vita
trentina 4 Trento 1907, fase. XIX—XX — Greif.
Dieser Jahrgang enthält die umfangreiche, sehr bedeutende Be
sprechung des lat.-rom. Wörterbuches Körtings von Herrn Prof.
W. Meyer-Lübke.
Sitzungsber. i. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 3. Abh.
2
18
III. Abhandlung: Battisti.
[Manincor, Giov. de], Par le nozze de Angelini — Candelpergiier,
cianticia en lenga nonesa. Olinda da Caldes, Rovereto,
1868 = Manincor, Olinda.
„ Memorie storiche sopra la valle di Non. Realscliul-
programm, Rovereto, 1856 = Mem.
„ Del dialetto della valle di Non. In ,Atti della I. R.
Accademia Elis. degli Agiatk, Rovereto 1891. [Ent
hält die Dialektprobe: La musicia dei giatti —
Musicia] —Valle di Non.
[Pinamonti, Giuseppe], Le strada e i ponti de la Val de Non.
Comedia d’ un sol atto e d’ una sola scena. Trento,
1835 = Pinamonti, Strade.
„ El peuver balos. Istoriella nonesa, Trento, 1839 =
Pinamonti, Balos.
[Ricci, Leonardo], In ogghiasion che va al possess del pren-
zipat de Trent ... so Autezza reverendissima Bonsior
Pieder Mighiel Vegili Giambattista Vettor dei Conti et
ChiastelThonn, Pamfoleghia en lengua nonesa, Trento,
1776 (abgedruckt mit einigen Fehlern in Boehmer,
S. 11—19) = Riccio.
[Scaramuzza, P.], El nones zivilizzk, Trento, 1862 = Scaramuzza,
Nones.
„ San Silvester del sessanta. In Boehmer S. 44—46.
[Sicher, Bartolo], Dali isola ’t Sardi en mez al mar, lontana
m&z di da ciasa del Diaol mandi sta snonesada all’
amigo Don Beppo da Sfruz. In ,Nozze de Eccher-
Reicld [Trento 1884] = Sicher, Sardi.
[Sicher, Giuseppe], En viaz attorn la Val de Non nel 1876. In
Boehmer 46—-61 = Sicher, Viaz.
[Siel da Cles], Per esser deventk vescou e prencip ed Trent e
Marchies de Chiastellara & c. el Sior Cont Chialonegb
Pero de Thunn, Chiantada sclett per nones dedichia-
da ai Conti ed Thunn i Siori suei Fradei [Trento,
1776] [abgedruckt mit einigen Fehlern in Boehmer,
S. 19— 24] = Siel I.
„ Per le nozze del sior cont Matteo ed chiastel Thunn
colla Siora contessa Marianna ed Zinzendorff. None-
sada Dedichiada al Sur Cont Vegili ed Thunn. A Trent,
1777 [nach Boehmer, S. 25 — 32] = Siel II.
Die Nonsberger Mundart.
19
[Tommazolli, Bartolommeo], Versi en 1’ ocghiasion che b torna
el nos vescof Emmanuel Tonner [nach Boehmer,
S. 33—40; aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jahr
hunderts; einige Irrtümer in der Abschrift machen
leider den Text stellenweise unverständlich] —
Tommazzolli.
Zur Lautlbezeicimung.
Die Bezeichnung solcher phonetischer Nuancen, welche
für den Sprachforscher nur einen geringen Belang haben, wurde
unterlassen: in besonderen Fällen wird im Laufe der Arbeit
über derartige Lautunterschiede berichtet. Bei der phonetischen
Darstellung ist das analphabetische Zeichensystem Jespersens
(Phonetische Grundfragen, Kap. III) verwendet worden, da das
selbe ermöglicht, in einer Art Formel die Organstellung jedes
Lautelementes ziemlich genau anzugeben. Zum Wert der ein
zelnen diakritisch bezeichneten Laute vergleiche man folgende
Stellen (die Zahlzeichen beziehen sich auf die §§):
? 11 und Anm. 1; a 2; q 2 a und o 2 i Anm. 1; «47; a 47.
£ offen; g geschlossen 14; e halbgeschlossen 14; 9 reduziertes e.
* 21 Anm. 1, j 21 Anm. 1.
2 offen 31; o geschlossen 35; o halbgeschlossen 35; ö und ö
26, Anm. 1.
w; m 43, ü 43.
I 83; | 83; T 83.
r 90.
n 95, 103; n 95; nj 95; ij velares n.
m 107, 107 ß.
P im Auslaut 115; f iv in Sfruz und Vervo <fq,& 144, Anm. 1.
1 im Auslaut 115; t 121, Anm.; ct 121, Anm. 2.
§, ? 151.
gj, c, g, d•, d 131, Anm. 1.
2*
20
III. Abhandlung: Battisti.
Betonte Totale.
a.
§ 1. vl. a. 1 ergibt hnsbg. a (ßf, Y6 j ):
1. in freier Silbe und vor Doppelkonsonant: kjgr, autär
<^altare, pgr Sparet, mar, vqra (Bresimo) Giebelbalken,
lqres<i larice, spgres <( asp ar agu (Meyer-Lübke, Rom. Gram.
II, 71) ferner in pars, mgrs <^patre, matre und in den Bei
spielen -ariu )> är : sautär <( *saltuariu Feldhüter (Salvioni,
Post. 19), gjäggr Waldhüter (gja6 gahagiu vgl. Bruckner,
Die Sprache der Langobarden 205), pomär, pgr, dimpdr <( * p ar iu
(Salvioni, Arch. Glott. XVI, 231 ff., Walberg, Celerina, 9) glarä,
nogjarä Nußbaum usw., konträm widrig, vetrinari Tierarzt usw.
(vgl. § 162); kql, sql, mal (unbetont mcil z. B. mal fgt), vgl <
valet, sitäl <[ * sagittale Blasrohr, bägkjdl <^b ancale C. Gl. L.
Y, 624,14 Fensterbrett (Meyer-Lübke, W. Stud.'X'KV,92), figäl <
officiale Hirtenknabe (nicht aus *affictiale wie Schneller)
Rom. Volksm. I, 235 annahm), dedäl, fäigl Riegel, päggjdl <
* panicale Hirsestengel, kjqlem Pfropfreis, kjgles Kelch, skjalä,
zgjqlä <^secäle Roggen (vgl. aber Meyer-Lübke, Einf. §81), qlä,
cigjalä (ital. cicala) Baumgrille — vgl <( volle (unbetont in Orts
namen är: är plänä, är sqI usw. vgl. § 89) kjäväl, gjgl, gjglä <C
galla; väs, ras, mgs <( mansu Bauernstelle, ngs und die Verbal
formen 2. Pers. sing.: gjgs (unbetont äs: ä? fgt) fas, das, vgs, stgs]
slcazi <( quasi, kjazä, gras crassu, skgs dev. <( slcäsär <C
quassare, sgmqs Backsteinfußboden, Dreschtenne (Gärtner, Zfi.
XVI, 346 n., Salvioni, Arch. Glott. XVI, 325) und bei s<^ps,
x, ssj (in Fondo, Trett, Dambel): Icjasä, tgs Eibenbaum, Dachs,
1 Im mnsbg. ist kein vorderes a vorhanden, nur in Tassullo und
Nano fand ich einen dem hn. q entsprechenden Laut mit ß fg, Y^ k i
flachem Zungenrücken und geringer Lippenöffnung; auf dem übri
gen Gebiete konnte ich nur einen a-Laut wahrnehmen, für welchen
die phonetische Darstellung Ettmayers (lomb.-lad. 339) gut paßt.
Eine sekundäre, von der vokalischen Länge und der konsonantischen
Umgebung bedingte Differenzierung von a und a kommt allerdings
bei langsamem Sprechen als individuelle Aussprache auch hier wie
im snbg. vor. Durchgeführt wie im hnbg. ist der Unterschied
zwischen a und q wieder im südlichsten Winkel (Cavedago und
Andalo). Über die a-q Grenze vgl. Taf. 1 Grz. a.
Die Nonsberger Mundart.
21
sq$<)saxu und sasa (Corredo) Steingerölle ([la sassa Gr. Sicher,
Viaz 57, ]96 ), -grqsä <C* crassia] aygonadä (zu acu) eingefädelter
Faden, yglomadä Verstopfung, bugjadä •< ahd. *bühhen (Mackel,
Germ. Elem. 19, Salvioni, Arch. Glott. XVI, 292 n. aber
Nigra, Arch. Glott. XV, 102—104) kjqunqdä caminata
Rauchfang, kjäzlqdä <[ * castellata, Mostfaß, salvqd<yy, ärbqde%
)> * herb aticu Kräuter (v. a.) rqdg% <G erraticu Streit
(Schneller, Bom. Volksm. I, 168, Mussafia, Beitr. 92), skürlqder
Töpfer, märSqdgr Krämer, cqder <G * texator Weber, fqdä <)
fata, ärtqda (Bresimo) Tor, stänada (ebendort) Zinngefäß,
kjäder <^*cädere nötig sein, portqt 2. Pers. pl. imp.; bagjä ■<
baca, grbqgjä •< lauribaca Lorbeere, frqgjä, pagjä; gjabel ■<
capulu, stabil stabulu (Salvioni, Post. 275 [21]), pqbgl <i
pabulu, sqbet Samstag; bavä (Nigra, Romania XXXI), ravä,
kjavä Steinbruch, gravä Steinhaufen (Meyer-Lübke, Einf. §37)
spqvi <G pavidu scheu, laver-, klapä Hufeisen (Kö 2 5282 und
Walberg, Celerina § 7), kjqpä <) cappa, flap <) schlaff (nach
Ascoli, Arch. Glott. I, 514 n. 1 und Flechia Arch. Glott. II, 344 n.
aus *flavi[d]u, nach Ettmayer, lomb.-lad. 405 besser aus
Kontamination zwischen flaccu und ahd. schlapp; vgl. auch
Walberg, Celerina, § 229); biisakjä <G * bissaccu Tasche, süy,
PQX> pgkjd Hieb, makjä dev. < smäkjqr Zerquetschung.
2. bei folgendem palatalen Laute: gqzer << *jacSre; rqzgjd
d\. <£) räzgjär <^resecare (Salvioni, Posch. 12); acä Knäuel,
kjarnäS<^ * catenaceu Pflugkette, lqS,kjagä captia C. Grl.L.
II, 521, S4 Tiegel, (Meyer-Lübke, Wiener Stud. XXV, 96) und als
dev. von *captiare — Jagd, spinäU (Bresimo) Sauerampfer, pan-
täc<^ pantice + aceu Magen, drqc dev. extractiare Lumpen,
glqi, mqS<^ maju, ragä generatio (Salvioni, Arch. Glott.
XVI313,314 und Romania XXXI); ärgjdfi <öpY<xviov Werkzeug
(Morosi, Arch. Glott. XII 93), kjävqn cavaneu Korb, müzgjän
<7 musaraneu, montahä, ämpqgem * impqgine Wabe (Sal
vioni, Rom. XXVIII, 92).
3. bei *n + voc. : ämblqna <[ * albulana weißes Reb
huhn, bätjanä <)bajana (Salvioni, Nuove Post.) Bohnenhülse,
upgiqnä Enzian, päqgjanä <iponticana (Stier, Zft. f. vergl.
Sprachf. XI, 131), gjqnä (Lucchini cyana ,caverna ed anclie
fessura d’una rupe‘ in Boehmer 61 n. 7) ■< tir. gan (Schneller,
Rom. Volksmund, I, 236, 7, Michel, Poschiavo § 67) Steinmuhr,
■ ■I—III —Willi II I I» ■ IIP Hl —MWMl'M—1MWMBM
22 III. Abhandlung: Battisti.
gjidanä Handpresse; panä pannu, kjqnä <fca n n a; hiezu
gesellt sich vqn<fvannu Futterschwinge.
4. bei r -|- Kons.: kjqr (und kjqrn) <( carne, lqr%, sarkjel,
lart [und Iqr Trett, Dovena] <( lardu, art Gerätschaften (pl. tant.)
skjqrpen Hainbuche, marden <f germ. martu (Braune, Zft.
XXI, 215 aber Meyer-Lübke, Wiener Stud. XXV, 102), kjargjä,
marmol, marc <f marcidu, spargol flacher Teller, part <f parte
und partu, var% Klafter, skjars *excarpsu knapp, tqrpä%
(Kö 2 9395).
5. bei ct : lat, fqt, mqt (Ulrich, Zft. XXI, 236) pqt, ati
(pl. tant.) dummer Streich, tratä Vogelherd, fr ata <f cppay.vf, Acker
streifen auf dem Abhang, bratolä (Schneller, Bom. Volksm. 224)
Tannenreisig; mit diesen Beispielen fällt djat (a ist hier meistens
nicht gedehnt!) zusammen.
§ 2. vl. a ergibt hnsbg. a (= « 6 l , ß g f, y 6 k ■>; •— Trett,
Dovena, Castelfondo, Cagno q—a 7 b [oder 7 ba !], ßgf, y 6 k Ü
die mehr velare Klangfarbe hängt ausschließlich von der Lippen
artikulation ab):
1. bei folgendem i (aus Dissimilation; man vgl. § 1, 2):
ai, tat, mal <fmalleu, paiä; gjai <fliabeo ego, say,
dnseraiä Wagenbremse, kaiä Wachtel, ärnaiä Zange, zbai
Gewinsel (Salvioni, Arch. Glott. XVI, 287), baila <f bajula, aidä
Hilfe dv. aus äidcir <f *adjutare und 3. Pers. präs. = er hilft,
digä 3. Pers. präs. von äigär hetzen (Kö 2 208), mdiro (dtsch.
Penegal) Bergname bei der Mendel — daneben in Fondo für
den nämlichen Berg mgnmqr <f *monte maior. Germ, ai zeigt
gleiche Entwicklung: raiä, Icrai Kreide, rdines (daneben rqnes)
Rheingulden, raisä Riß, paisä Lockspeise (Ettmayer, lomb.-
lad. 386), bait Hütte (Schneller, Bom. Volksm. I, 109, Ettmayer,
lomb.-lad. 386 aber Schuchardt, Zft. XV) raidä tir. rdidn
Bug (Gärtner, Gredn. Mund. 12) staif, traigr (Schneller, Bom.
Volksm. 1,207, Gärtner, Gredn. Mund. 11), trdiber, gjdidä <f
long. gaida (Bruckner, d. Sprache d. Lang. 205, Niöra, Arch.
Glott. XV, 288) Schoß, tärtaifel ,der Teufel* (Ettmayer, Berg.
Alpenm. 6), zgjaitä (fqr Id- = ausspionieren), snaider, paitd
(va. in Castelfondo und Trett) <( long. paita Hosentürlein,
baig (va.) ohne Geld (Schneller, rom. Volksm. I, 110), laitä
F. N. in Rufi’re.
Die Nonsberger Mundart.
23
2. bei folgendem s + kons. von CIoz bis Castelfondo
(vgl. § 1J: asp, hast (Gröber, Arch. I. lex. I, 248, Friedländer,
CenaTrimalchionis 246), braskjä aus graspä (Kö 2 7794),flaskjä,
past, lasträ<i*'plastru(?) Platte, fiaster Stiefsohn, märaskjä <
*amarasca Sauerkirsche, paskä, äsper, gjäsper (P.N.), mpläster,
suff. -astru (> äst er.
3. bei folgendem k, g aus lew.: akä, ägolä.
4. bei folgender Nasalis: 1 a) ausl. n: pan, man, san, plan,
doman, gran, Suff.-emw > an, nicht aber bei ursprünglichem nn
(vgl. van § 1 3 ) oder n + d: span er verschüttet, gran (.grän)
und in sgn <( sanctu (auch san in syntaktischer Tonlosigkeit:
san pero neben sgn pero; vgl. unten bei 48).
ß) ausl. m: fam, ram, stram, saläm, sildm Dachtraufe,
ägrdm <( gramen Quecken.
Y) n -f- Kons, mit Ausnahme von n -)- d (> n in Auslaut
und sgn, §ant <( sanctu, frantä <( *francta Maismehl, wo das
ct (> *%t der Nasalis ein rein postdentales Gepräge verlieh.
— plant ist dagegen von plagger beeinflußt (Walberg, Celerina
§10a): [vjoiant <( *ab-ante (§ 117) tant, kant, indnt, rügjdnt
Schwein vgl. rügjär, it. frugare, desfdntolä (*flatula) Drüse,
plantä, ngnantä, karantä, rdntegjä dv. rantegjar (Salvioni, Arch.
Glott. XVI, 430); apkjä, arjkolä <( anculu, bragkol <( branca
1 Nach dem Muster Boeiimers, Gärtners, Ettmayers u. a. unter
lasse ich es, in der phonetischen Transkription den leisen nasalen
Abglitt, der vor nas. Kons, eintritt, auszudrücken, weil dies durch
kein praktisches Interesse erheischt wird (Jespersen, Lehrbuch
§ 1GB). In Vigo, Denno, Masi und Sporo beeinflußt jede vorher
gehende und folgende Nasalis den Vokal; a wird dabei zu einem
schwach nasalierten g (a 7 ba ß gf y 57j k o 2) in Vigo, zu ä (a S
ßgf Y 67 lr i §2) in Masi, Sporo, Denno: ’cgnwä Keller, pgn, grgnt,
bgne, dumgn morgen; gn annu, sgnt <( sanctu; mgndrä
Herde, pgnggnä, $qlgm, fgm, cgn (vgl. Gärtner, Erom. Gram.
§ 200 gegen Ettmayer, lomb.-lad. 367); ngldo Arnaldo, ngs <(
nasu, mg$, ngtä Geschwulst; mgn Mutter, mgl; Ignä, dgnä
Eelsenriß. — Nicht bestätigen kann ich die Angabe Ettmayers, daß
Revo, Cagnö, Cles, Tassullo einen Unterschied in der Aussprache
von man in sing, und plur. (man sing., mgn plur.) machen (lomb.-
lad. 367 Parad. 41 und 42). — Die Anfangs- bezw. Endnasalierung
in Vigo habe ich auf experimentalphonetischem Wege feststellen
können. Nicht bezeichnet ist sie bei Ettmayer und Gärtner,
welche nur rein nasale Vokale (8 3) diakritisch ausdrücken.
24
III. Abhandlung: Battisti.
Zinke (Nigra, Arch. Glott. XV, 100—-101), bat]/, palai]/<'
palanga, jflat]/, narjkjä = it. ne anche, kjarfkjen <( canchalu,
rarjä < rancidu, slagcä * exlanceat, äifgol <( angelu,
maggjen <{ manganu, sarjgol (Bresimo) Hundsbeerstrauch; mdn-
dorlä <( *amandola (Gröber, Arcli. I. lex. 1,240) kjälandrjä,
dnselä Taugenichts <C hans-, dl spant äkä, grant äsnon zu asinu.
Bei den sekundären «-Verbindungen schwankt die Aussprache
zwischen g und a, lugjar\gjä und lugjaggjä <( lucanica, mgggjä
und maggjä, 1 wo mane/ eingewirkt haben kann. Ferner andä
<{amita und andä •< ambitu Paßgang.
5) m -f- Kons, bampä, Dürre (Parodi, Rom. XXVII, 205),
kjambrä eiserne Klammer, stamp, lampä, mi skjampi ich fliehe,
kjamp, lamp, gjarnbä, strambi närrisch (it. strambo), slcjambi
zu cambiare, anstatt (a. nsbg. sciambit).
5. bei folgendem l -|- kons : albt <[ alveu (Mussapia, Bei
trag, 25 — va. Ilumo, Bresimo und Castelfondo) Freßtrog,
malgjä <( ml. malica Sennhütte (Schneller, Rom. Volksm.
I, 154, Ettmayer, lomb.-lad. 403 wo der Bedeutungswandel
Obstgarten-Sennhütte mir sehr bedenklich erscheint), älbera
<{albaris {Arch. I. lex. XIII, 50) Silberpappel, malvjä <C
*malvea, salvjä, palmä Handfläche, palpä er streichelt, kjalter
<{ calatliu (Salvioni N. Post., Rom. XXXI, 283, Ettmayer,
lomb.-lad. 403), zbalg dv. (Rück)prall, salzt <( salices (plur.,
Rumo); algjä.
6. bei folgendem u: 2 a) aus auslautender labialis: trau,
nau, klau, fau Wespennest, au, kjau Anfang, -atis vos [>
au : portau, mafidu.
1 Im hnsbg. dürfte jedoch die a-Aussprache bei diesen vereinzelten
Beispielen die gebräuchlichere sein, besonders auf dem linken
Novella-Ufer, wenn auch Ruffrd, Trett, Malosco und Castelfondo nur
a-, bezw. «-Formen kennen. Auf dem snsbg. Gebiete, wo der
Zwischentonvokal bleibt, hat man selbstverständlich nur a: z. B.
Cavedago maiida und lüjana.
2 Mit Ausnahme von Mezolombardo, wo das autochthone alt gut
durch neueres trientinisches alt beinahe vollkommen verdrängt
wurde, hat man auf dem ganzen Gebiet die Auflösung von l Kons,
in u, q, o, o Kons. (vgl. § 88). Auch diese zwei letzten Vokale
bedingen die velarere Färbung des a. Am velarsten ist das q von
Castelfondo bis Romallo und in Vigo: niemals bin ich aber auch
hier auf gw-Lautungen gestoßen (vgl. dagegen Ettmayers parad. 31
Die Nonsberger Mundart.
25
ß) aus l -f-Kons.: kjaut, kjaudä Erhitzung, saiit, faudä<f
germ. falda, aiiter, mautä <fmaltlia, pautd (it. pantano),
brägjaiit Pilz (Ettmayer, lomb.-lad. 401 leitet das Wort vom
spätlat. paragauda ,Borte' ab, was auf semasiologische
Schwierigkeit stößt: die Gleichstellung des Wortes mit grödn.
larout Wurst ist jedenfalls abzulehnen), saus Schärfe, smaug
< Schmalz, skjauc. Kolben, augi plur. tant. Bodenerhebung,
faus, fauc.
Y) aus lab -f- r: kjaurä, laur? (plur.), fauri (Farn.-Name).
8) aus sekundärer Verbindung mit u in Proparoxytonis:
kjaunä <^ cannabe und canipa (Mussafia, Beitrg. 42) grqulä
(Castelfondo, Trett, va. Fondo) Krähe <1 gravulu (Meyer-
Lübke, Zft. X, 172, Wiener Stud. XXV, 100) kjänqulä (Brez,
Castelfondo, va. Trett und Fondo, sonst kjändgolä) Stamm-
abmesser (Nigra, Rom. XXVIII, 96, Zft. XXVII, 129—130),
taulä, fatilä (va.) <ffabula (Cloz, Castelfondo fäulä).
e) in germanischen Lehnwörtern und in Buchworten: krauti
(plur. tant.), kauza; auch aus hd. eu : fraulä (va.), raut Gestrüpp,
rqutar (zu ,Reute, reuten'?).
Q in romanischem Auslaut aus -atu: 1 pra, fla, märkjd <f
mercatu, künd<f cognatu, drgjd<f laricatu (Battisti, voc.a.
92) segra <f sacratu Kirchhof, skjäla <f * scalatu (snsbg.
säälär <f* scalariu] schialari, Siel II, 68) Wagenraufe, liola
u. a. 9, S. 360 — die Form t%OUt <f caldu in Cles ist mir als schon
ganz veraltet angegeben worden) und ich kann daher die von Ett
mayer nach Parad. 26 n. 31, 34 (vgl- hiezu noch Anm. 31 3j ö , S. 360)
angegebene Gleichheit der Resultate von altu, aliru, calidu,
falce und clavu (vgl. zu diesem letzteren § 6 2 ) weder in Castel
fondo, noch in Cloz, noch in Vigo bestätigen.
1 In Bresimo, Cis, Livo und Preghena ergibt -ati ebenfalls a bezw. a
wie im sb. — Eine andere Entwicklung des -atuf> gu scheinen
die Ortsnamen nigu = Revö, cingu Cagnö, vervgu Vervo darzu
stellen, deren mittelalterliche Schreibungen -ado, -ao auf -atu
schließen lassen können. Diese Erklärung und die scharfsinnige
Beobachtung Ettmayers (lomb.-lad. 397) sind sehr verlockend
und ich hatte sie früher (Catinia) angenommen. Da aber diese
wenigen Beispiele allein dastehen und das d der zwei Belege Ca-
gnado, Revado 1190 entweder eine gelehrte Wiederherstellung sein
kann oder sich als hiatustilgender Einschub betrachten läßt, so
könnte man auch von -acw-Urformen ausgehen, wo -acu die
gleiche Entwicklung wiefagu (vgl. § 6 4 ) zeigt.
26
III. Abhandlung 1 : Battisti.
abgetropftes Fett, Talg, bräskjd (vgl. § 2, 2 ) Most, part. -atu
a, na gegangen, dann in äsd <C_ adsatis und in den Ein
silbern: nla weg, ka<^ecc,uhac, dogä <( de-jam schon, da
imp. und praes., va, fa, gja <C. *hat.
§ 3. vl. au ergibt: 1. o 1 in qr, tqr, rqbä, gqder, Iqdolä, grd
<C.aura (und aures in dar qrä Gehör schenken), Iqdä <( laudat
gklqster ^> encaustu Tinte (Ascoli, Arch. Glott. III, 399 Anm.),
rq/ raucu, qkjä <( auca, plqtä <[ plautu Steinplatte (Sal-
vioni, Boll. stör. Sviz. it. XIX, 161, 162) lobjä (0. N.). 2. ue in
puqr und puey (vgl. über die Sonderstellung dieser zwei Bei
spiele u. a. Battisti, voc. a § 21 und S. 110) und uq im Kon
ditional : porteruqu.
§ 4. dem oberbair. & entspricht bei den jüngeren tirolischen
Lehnwörtern q: bqgerh Handkarren, slqpä Lappen, Kappe,
balgen Walzer, klqmper, krqnc Schieß preis, krqsnqbol Krumm
schnabel (Schneller, rom. Volksm. 1,136), fjeterkos ,Futterkasten',
nqterin Näherin, Iqkjä Lacke, mqsä Maß, spqrer und spqrqr
Sparherd, rqm Türschwelle, tqm Damm, snql Klinke, stqnt
Schießstand, trqgjerd Trägerin.
§ 5. Unregelmäßige Entwicklung des a |> e zeigen:
1. die bekannten romanischen Beispiele (vgl. Meyer-Lübke,
Eirif. § 103): ceresea (zu cerasu vgl. Cornu, Rom. XIII,
286, 3) cäriezä und kjäriqzä (vgl. § 144; Schuchardt, Vok.
Vulg. lat. I, 192); kjästqnä (Parodi, Studi it. di fil. dass I,
395, 2), dljegjer, griqu die alle ein Ö als Grundlage voraussetzen;
2. kjegjä <( cacat verdankt das e den dissimilierten endungs-
betonten Formen kjqgjqr (Michel, Posch. § 1 2 ) oder ist (nach
1 Es fehlen aber nicht Spuren, die auf eine ehemalige Entwicklung des
au^>qu hindeuten: die meisten Beispiele stammen wieder aus
Cagnö, wo OM- und g-Beispiele gegenüberstehen: tqur <^tauru,
rqubä, qukjd, rquy, pglquster. Weiter habe ich qukjä und rquy
in Bomallo und Jtevö, loudolä, rouy in Castelfondo, rquy Fondo,
rqubä Corredo. Keine Beispiele weist dagegen das Gebiet, wo al-
Dent. zu ap-Dent. wird, weil hier eine Zusammenziehung der zwei
Vokale eintreten mußte, man vgl. fagu )>> fqu von Romallo bis
Fondo und Corredo sonst fq, und juvene )> goun in Cagnö, üoun
Corredo, sonst gön. — Mit den hier besprochenen Fällen stimmen
bis zu einem gewissen Grade die Ergebnisse der Entwicklung einiger
weniger Beispiele, die im Lateinischen al aufweisen und § 6 be
handelt werden, überein.
Die Nonsberger Mundart.
27
Ettmayer, lomb.-lad. 394) ein Beispiel bewußter Wortdifferen
zierung; 3. bestä va. (Flavon, Taio, Sicher, Viaz 45 3 ) ist nach
bestär aus bastär entstanden: 4. bggjä Streit ist mit ahd. baga laut
lich unvereinbar (Ettmayer, lomb.-lad. 394, Salvioni, Litteratur-
blatt 1900, S. 384), man wird es daher aus got. bega (Bruckner,
Charakteristik d. germ. Elem. 10) ableiten; 5. gjgrp unreif kann
unmöglich direkt aus garawa (Braune, Zft. XVIII, 525) ent
standen sein, wie Ettmayer (lomb.-lad. 392) annimmt, sondern
geht mit dem ven., lomb., posch. (Salvioni, Arch. Glott. XVI,
436, Michel, posch. § 1 2 ) auf eine Form mit g zurück (bair.
Umlaut), vgl. gärwel, gärbe, gärben in Schmeller, bair. Wörter
buch 2,64 und Grimm, dtsch. Wörterbuch IV, 1335—7; — de
Gregorio, Studi glott. it. I, 31-—33 und Salvioni, Posch. 9
nehmen Bildungen von acerbu an: letzterer über acerbare </
acarbare); G. zberlä Ohrfeige zeigt ebenfalls e im lomb., bresc.,
berg. und braucht weder mit bära in direktem Zusammenhang
zu stehen noch auf Kontamination mit ferla zu beruhen (Ett
mayer, lomb.-lad. 393): mir scheint das SciiNELi.ERSche Etymon
(rom. Volksm. I, 174) mhd. bern ,schlagen, klopfen/ lautlich und
begrifflich annehmbar; 7. sem </ examen, Bienenschwarm, dürfte
aus wortgeographischen Gründen nicht als französische Ent
lehnung (Ettmayer, lomb.-lad. 372 n. 1) zu betrachten sein,
sondern wird das e dem Verbum seumär <T examinare ver-
c • o r> • ^
danken, wo das e dem verwandten geumär <C. seminar e ent
nommen wurde [Huonder, Vocalismus 22, 23 {Rom. Forsch.
XI, 448), Walberg, Celerina § 8; Ettmayer loc. eit,, nimmt
Kreuzung von examinare + *semare an; eine physiologische
Erklärung für aberg. sem gibt Lorck (Altberg. Sprachd. 6)];
8. litigrä, sintigr, volintiera, testieret Kopfgestell, Rückwand
des Bettes, stampaljgr Skapulier, civierä Tragbahre, stadierä,
furestigr, Icjändelj^r u. a. zeigen die regelmäßige Entwicklung
von -*er[i]u, sind aber kaum auf eine lat. Form -er[i]u
zurückzufUhren, sondern als italienische Entlehnung auch im
Nonsbergischen zu betrachten (Huonder, Vocalismus S. 19,
Walberg, Celerina 10, dagegen Ettmayer, lomb.-lad. 378 — 380).
Hie Verbreitung dieses Suffixes kann durch gomier </ vomereu,
misi^r u. a. begünstigt worden sein; 9. laurjgnt arbeitsam,
skotignt sehr heiß, splendient, luzifoit, usw. sind Analogiebil
dungen nach dem Muster boignt und sind von den Superlativ-
28
III. Abhandlung: Battisti.
bildungen auf ient wie verdient, solvent u. a. (vgl. § 13), da
auch bei den erwähnten Partizipialformen die Steigerungsbedeu-
tung vorherrscht, wahrscheinlich unterstützt worden. Gleich
geartet sind gesteigerte' adverbiale Bildungen wie dalbonient[ä]
wahrhaftig, bonorientä frühzeitig, tahkaliqnt ganz gleich, soliqnt
ganz allein, mczient, on dimientä ganz am Rande, sübiticntä usw.,
die hier des Zusammenhangs halber angeführt werden und auf
-erat-Bildungen (vgl. Meyer-Lübke, Rom. Gram. II. § 516, Sal-
vioni, Studißl. rom. VII, 232, Ar oh. Glott. XVI, 285 n 2) zurück
gehen. (Vgl. darüber auch Ettmayer, lomb.-lad. 540.)
§ 6. Unorganischer Wandel von a in o. 1. plqnä Hobel
verdankt das q einer Kreuzung zwischen plana und *plola
(Salvioni, Posch.). — Ettmayers lautphysiologische Erklärung des
q (lomb.-lad. 407) scheint mir ebensowenig haltbar als jene
Mussafias (Beitrag 88); Meyer-Lübkes Annahme, das Wort
sei eine rätisclie Entlehnung {Rom. Gram. I, § 274, It. Gram.
§ 51) ist von Ettmayer (a. z. 0.) mit guten Gründen widerlegt
worden. 2. klqut stammt aus der Kreuzung clavu-\- claudere
(Meyer-Lübke, It. Gram. § 51) ist also nicht direkt wie Ett
mayer annimmt {lomb.-lad. parad.26, S. 394,399, 402) aus *claudu
(dazu ohne Sternchen!) abzuleiten. 3. heu (Trett, Dovena, Ter-
giovo) Schütte Stroh und mi nuqdi ich schwimme setzen vl. ö
voraus (Meyer-Lübke, Einf. § 143). 4. fqu und fq aus fagu zeigt,
wenn dieses einzelne Beispiel keine trientinische Entlehnung ist
(O.N. fai, Flurnamen fax, faß), die von Ascoli angenommene
w-Prolepsis *fauiou, dessen au sich wie primäres au entwickelte.
5. Falsch zu den -aw-Beispielen wurde von Ettmayer lomb.-lad.
396) bisabuqjä, bisabo(u)a bezogen, das nicht von bauga, bouga
(Bruckner, Zft. XXVI, 396) sondern von bova (Nigra, Arch.
Glott. XV, 279 — 280) stammt. 6. grql Rabe (Fondo) verdankt
das q dem Einfluß von corbu (vgl. §2 ö). 7. In vereinzelten
Fällen zeigt a -f- l (a -)- u) eine abweichende Entwicklung zu
qu: cousa (Riccio 391, Siel Sonett 14 bei Böhmer S. 24, II, 128)
heute kqnsci, loudar (Riccio 261, Siel II, 101 3 ) el Loudo, Siel
I, 62 — bei Böhmer S. 24 verdruckt Londo — II, 17 4 , 135 J,
mi loudo (Sicher, Viaz 244 2 ), pqus Rast, gqutd die Wangen und
rqubä Corredo. Diese Beispiele zeigen auch auf dem angren
zenden Gebiete merkwürdige Ausnahmen; im trient. bezw.
atrient. findet man hqnso, kqnsa, lolddr, gqlte, ponsdr, polsar.
Die Nonsberger Mundart.
29
In den zwei letzten Formen darf man an Kontamination von
pausare-\-ponere denken und pous könnte neben pausä Trett,
Rumo<(paMsa eine deverbale Bildung sein. In causa, *gauta
(vgl. rtr. gaulta (Carigiet), amail. gölte, mod. golta usw. Zauner,
Rom. Forsch. XIV, 404, 405 und Salvioni, dial. Milano § 63 ß)
und laudare, welche auch im Norditalienischen wegen der Auf
lösung von au in ol sich nicht als ganz bodenständig erweisen
(Meyer-Lübke, It. Gram. § 100), sehe ich spätere norditalienische
Entleimungen, rgubä ganz vereinzelt in Corredo ist vielleicht
dem besprochenen hgusä angeglichen worden (man vgl. aber
§ 3 Anm.).
e
§ 7. vl. e ergibt hnsbg. je (bezw. je und io 1 ), mnsbg. und
snsbg. ß: 2
1 je ist im hn. auf dem linken Novellaufer allgemein. Auf dem rechten
zeigen Dovena, Castelfondo, Haina, Brez und Arsio ie (dem entspre
chend Q ij,e nicht y,e); Cloz steht mit Zurückziehung des Akzentes %d
allein da, während Revo, Romallo undTergiovo wieder ie aufweisen.
2 Die ie-Grenze ist am rechten Ufer von der LinieRomallo — Cagnö —
Noceeinschnitt, am linken von der Tres-Sfruz-Anhöhe gegeben: auf
der Landstraße zieht sich diese bis Sanzeno zurück; darüber ver
gleiche man Karte 1, Grenze 4. Die Verbreitung der ig-Zone scheint
aber vor einem Jahrhundert viel größer gewesen zu sein, denn die
ältesten Denkmäler aus Cles (um 1776) zeigen noch sehr oft ie ge
gen wenigen e-Schreibungen. In Riccio finde ich miedghi 358, fiera
219, 295, dria 188, 322, endria 183, alliegri 299, miei 321, 493,
remiedi 437, fieudi 585, piegg 593, Chiastiel (plur.!) 586, prieghi
603, fradiei 648, in Siel dies I, 16, 2, dria I, 43, 4, de ria I, 51, 1,
11,80,1, raliegret 1,69, 1, mainera I, 58, 4 daneben aber e-\-i^> ei
nie iei; fradei 1,33,4, pangei II, 80, 4 , aucei II, 64, ,, varnei II, 152, 4 ,
mei II, 141, 2 und leuri II, 67, x wo offenbar das erste i infolge von
Dissimilation verschwand (vgl. die moderne Aussprache -ei und
siehe hier S. 31, Anm. 1. In zwei Clesianer Sonetten vom Jahre 1776
kommt die 2. pers. sing. präs. von gser immer mit je vor: daspropi
a veder che ’t ciarvel ies senza v. 4, ma ti che ’n hotegia semper
les usä v. 9, parche da so citara t’ ies abbusä v. 13. Wenn man
sich auf den Reim: San Romedi: remiedi Riccio 436—7 verlassen
könnte, würde man für Cles eine Aussprache je fordern; indessen
ist Riccio in seinen Reimen viel zu frei, als daß man sich auf diesen
einzigen Beleg stützend, einen Schluß ziehen könnte. Alle übrigen
nonsbg. Texte vom Anfang des 19. Jahrhunderts an kennen keine
■Je-Diphthongierung mehr und die heutigen Flurnamen spiegeln die
moderne ß-Aussprache ausnahmslos wieder. (Nur aus Dres bei Cles
30
III. Abhandlung: Battisti.
cc) in freier Silbe: digl, fiel, migl, gigl (daneben gel nach
cjdar), lievi <[ levo, brigu <fbreve Amulett, grigu <^ * grSve
und pljeu <f plebe, vgl. Ascoli Arch. Glott. I, ärlieu junges
Kalb, sier <( seru Molke, eierd (afrz. chiere-, vgl. aber Ascoli,
Arch. Glott. IV, 119, Anm. 2) misier Schwiegervater (Tappolet,
Die vornan. Verwandtschaftsnamen 123), priedä <( petra, migdey
medicu (v. a. Trett, Castelfondo, Dovena und in miedeymaister
Heiligbitter in Sarnonico, Dambel, Trett) pigdgjä <fpedica Fuß
stapfe, siegjä <[ secat und dev. zu segjar, siggjgr Säge, Jcjädriegjä
* cathSdra + quadriga, priegjä < precat, dl s-ärnjegjä
er ertrinkt, giezü! <fjSsu (Ausruf) dies <fdecem und diesmä <(
decimae Zehnsteuer, digs<fdecet Fondo, Trett, Castelfondo
(vgl. Salvioni, Arch. Glott. XII, 401, Gröber, Sitzungsberichte
der bayr. AJcad. d. Wiss., phil.-hist. Kl., Jahrg. 1907, S. 78,
Planta, Arch. lat. Lex. XV), ries zu resex Stürzei, Rebe (Sicher,
Sardi: resi 28 6 ) lieö<flegit und liegen.
ß) bei folgendem u aus v in sekundärer Verbindung und
vor trf> dr wie im Ladinischen (vgl. Walberg, Celerina § 13):
ligver-liguri, figver-fieurä (Dambel) -ficuro (plur. tant.) Kind
bettfieber, prieut <f *prebite, pigder <f Petru (Castelfondo;
F.N.in Kev6; piqdri Fam.N. in Brez)püljgd$r<^*poletru,vigdQr
habe ich ~F.~A. foljer Walker, wo die ursprüngliche Diphthongierung
deutliche Spuren hinterlassen hat.) Die heute nur im hnsbg. zu be
legende Pseudodiphthongierung war im deutschtirolerAltladinischen
im Vintschgau und auf dem Kalternplateau vorhanden, und fand
einerseits im Zentralladinischen und anderseits — ursprünglich —
im Engadinischen ganz entsprechende Entwicklungen. Im sbrg., wo
gegenwärtig im großen ganzen dem v. 1. g ein geschlossenes ß ent
spricht, zeigen die sporadischen 7e-Belege, welche Ettmayer (zer
streut in den Paradigmen und S. B13) bringt, sowie die zahlreichen
Beispiele aus der Peio-Mundart des 16. Jahrhunderts, die in der von
Prof. Rosati in Rivista tridentina hsggb. Carta di regola Vor
kommen,daß das modern e e auf älterem iß beruht. — Zur Beurteilung
der Diphthongierung beachte man: 1. daß das aus e entstandene e
(vgl. § 17) ebenfalls zu ie wird, 2. daß der Übergang gf> ig jünger
als die ältesten deutschen Entlehnungen, aber älter als die Vokali-
sierung des l vor dent. und die Unterdrückung des Mittelvokals ist
(vgl. stigura, figut gegen peuter, zvgut), 3. daß die Pseudodiphthon
gierung von jedem vokalischen Umlaut unabhängig ist und vor et,
s-Kons., r-Kons., im Gegensatz zur allgemeinen rätoromanischen
Entwicklung und speziell zum osbg. und Deutschtirol-Altladini-
scben, unterbleibt.
Die Nonsberger Mundart.
31
<^vetere in vigdermaister Heiligbitter (Fondo) und in F.N.
wie gjaövigder inBrez. Hieher gehören weiter äljggjer <( alec.ru
plur. äljqgri (vgl. § 5 x ) und äntr^x <C integru, falls in diesem
letzten Beispiel die Umstellung des g nicht in eine ältere Zeit fällt.
y) 1. bei folgendem palatalen oder i-haltigen Laut: gligziä
<^ecclesia — man vgl./c%.s = Cles 0. N., falls es von ecclesiae
stammt — kjärigzä < *ceresea (vgl. § 5j), pigc, pigiji <^peius,
gri^it. greggio, Brachfeld (D’Ovidio Rom. XXV, 295, Kö 2 374
und 4345 — auch F.N. Sarnonico grigiji), tiege F.N., Trett ■<
attegia (Schuchardt, Zft. IV, 126, Meyer-Lübke, Betonung im
Gallischen), biecä <^bestia Schaf, äljeri gestern, gomigr <^vo-
mereu, manierä (ansbg. mainera), matigriä, mistier <^mi-
nisteriu, fjgziä <^fessel (Schneller, rom. Volksmund. 234,
auch ansbg.) romigdi <^remediu Pers. N. Romedio, (Trett,
Fondo = Arzneimittel in der Nebenform remi^di). Hiezu kommen
die § 5 besprochenen -jgr-Beispiele: pensigr, volintip’ä u. ä.
2. bei folgendem sekundären i: siei<C_sex, piei <(pedes,
meliu <^miei neben dem selteneren analogischen miec, -elli
iei 1 : auci^i, vediei, pütigi usw.
§ 8. g im Hiatus gibt verschiedene Resultate. 1. c + u
(oder o) entwickelt sich über ieu'p> * ie zu hnsbg. iä (mnsbg.
und snsbg. tritt wieder die Monophthongierung ein): matiä <
Mattaeu, bärtglamiä <( Bartolomaeu, dv riä <^reu (adv.)
schlecht, pärdiä; driä <V deretro] trampiä Dreifuß, stampiä
Laufkorb, daneben me •< meu, wo das Ausbleiben der Diphthon
gierung vielleicht auf analogischer Umbildung nach -ellu^> %l
1 Die Gleichung snsbg. undmnsbg. e == hnsbg. ie findet auf dem größten
Teile des Gebietes eine Ausnahme in der oben besprochenen Behand
lung von -ellj ^> ei, wo der Triphthong mittels Unterdrückung des
ersten Elementes reduziert wurde: einen ähnlichen Fall findet man
vielleicht unter sulzbergischem Einfluß in peit neben let. inBresimo.
Mit -elli stimmt meliu überein (Ettmayer, lomb.-lad., Para
digmen 112 u. 138). Wo dagegen -elli die regelmäßige Entwicklung
über iei zu ei zeigt, hat das geschlossene e des Plurals auf dem Vokal
des Sing, eingewirkt und dieses c zu ß gebracht (Ettmayer, Para-
digmen 136,137): diese Erscheinung kommt in Cis, Preghena, Livo,
Bresimo (hier mit starken Schwankungen), Sumo, Tassullo, Nano,
Plavon, Vigo, Andalo und Mezolombardo (mit Schwankungen) dann
auf dem hnsbg. ie und fß-Gebiet vor und läßt sich bei den 0. N. und
l’.lSr. immer in Einklang mit der modernen Aussprache nachweisen.
32
III. Abhandlung: Battisti.
plur. igj oder pg pede plur. pigi = miei beruht. 2. e-f-a
(vgl. Meyer-Lübke, Einf. § 100) wird auf dem ganzen Gebiete
zu iä : mea )> miä, taeda )> tiä.
§9. e 1 vor cf und cl, cs bleibt erhalten: pgt<^pectu
(hnsbg. in der Redensart wir, gser äpet, Zusammensein, Zusammen
kommen) in Vigo in der Bedeutung Magen, let und färlgt Bett,
Streu, pgten Kamm, rat pgtm ich kämme, h petng die Granne,
spgtä <( exspectat, let part. < lectu, lgtä<^electa Auslese
(Trett, Fondo, Malosco) ete% (Brez, Romeno x) OexTi/dg schwind
süchtig, brustsehwach; vgkjel- tesgr <^texere, gl tgs •< texit.
§ 10 g 2 vor r-Kons. und s-Kons. (ce-Kons.) bleibt eben
falls unverändert: vgrs, tgrg, sfgrs ungestüm, gl dauere er öffnet,
lco(v)erhjel O * coperclu, ngrf, per der, scrp, sngrg, Spannriegel,
sterlä <C_ sterile, cert, merdä, nfgrn, nvern, vgrm, bermä Seiten
damm, spgrlä<( spaerula Lichtstrahl, Luftloch (Schneller,
Rom. Volksmund., 192, Arch. Glott. XII, 363), pergjä <ipertica
Pflugsterz, spcrggl Weihkessel (MussafiA, Beitr. 109), gerlä tgrmen
Ackergrenze, mgrkol Mittwoch, ferkol Tragbahre, spgrt <^exp er tu
erfahren, erbä; tcrä, ggrä, ?grä; festä, ggst, rgst, färgst, testä, tgst<'
*t&stu (Salvioni, Post. 22) Eisenplatte, tompgstä, bgsp[j]ä, sest,
dgster, Geschick, mit dem analogischen sängster subst. = Be
schwerlichkeit, Verzerrung, bgspar, fesng Masern, dezmgste%* <C
1 Nur in Bresimo finde ich farltt, lg pgtne, etgli und gl tes= er
webt (und zwar in den Gemeindeunterabteilungen Barne und Bevia),
während in Baselga das übliche g wieder erscheint. Man beachte,
daß öct auch in Bresimo wie im hslhg. nur gf ergibt.
2 Wie es aus Ettmayers lomb.-lad. Farad. 122—125 ersichtlich ist
(man vergleiche auch die Anmerkungen zu Parad. 118,119), taucht
vereinzelt in den Dörfern, wo die Mundart am reinsten erhalten ist,
die e- oder e-Aussprache auf: sie ist aber meistens im Absterhen. Da
durch erkläre ich mir, daß die Aufnahmen Ettmayers in einzelnen
Fällen von den meinigen abweichen. In Bresimo (Barne und Bevia)
habe ich ganz inkonsequent e und e gehört, in Lanza, Tergiovo,
Castelfondo, Arsio, Traversara, Oloz und Damhel habe ich e bis e bei
nahe ausnahmslos bei er-Kons. und vereinzelt bei es-Kons., in Vigo
neben überwiegendem er-Kons. doch häufiger gr-Kons. und immer es-
Kons. bemerkt. Da ö -f- r-Kons. oder s-Kons. unverändert bleibt und
das Westhochnonsbergische e nicht ie zeigt, glaube ich, daß dieses
e nicht demselben ursprünglichen Pseudodiphthong, wie in den
§§ 7 und 8 behandelten Fällen, sondern einfach dem assimilatori
schen Einfluß des r und s — vielleicht über ie — zu verdanken sei.
Die Nonsberger Mundart.
33
de-ex-(do)mest,icu abseits liegende Örtlichkeit, mgsklä euphe
mistisch für mgrdä (Huonder, Disentis 38).
§ 11. e 1 bleibt bei einfacher und gedeckter Nasalis un
verändert: 1. bgn, vgn, ten-, tender O teneru, ijender <[ generu-,
vender <[ veneris [dies], tgndgr <] tender e; spender exp eii-
dere, märgndä <[ merenda, vgnder <( vendere (vgl. § 20 3 ),
tender, vent, dent, parent, kontent, gorgnt <[ currente Dachlatte
[krignt (Salvionj, Arch. Glott. XVI, 174) Kehricht, Aussiebsei ist
der Form nach ein jüngeres Lehnwort], dregent, polgntä, cgnt, talent
Lust, Geschmack, spavent, noggnt<[Iniio cent e, nasgngci, prezengci,
prüdgngä etc.; bgnä <[ benna Wagenkorb; i]ggn, vent, teni, krgme%
zu cremare fiebernd, nsgmä <] insemel; trgmbel (va. Trett,
Sarnonico) <] tremulu-, sgmper, setgmber, diggmber, temp, tgmprä.
§ 12. g bleibt endlich bei Doppelkonsonanz und in ge
deckter Stellung: büzglä (Tregiovo, Castelfondo und Dovena)
zu buccella, cglä, kjqumela (Brez därmglä) <] calamellu,
kjärndä <] canthü? oder ■x.ccv9r]faos? + ellu Dielenträger, krivgl
< cribellu, sddel <[ sitella Milchkanne, Bresimo, täsgl, wenn
aus *tessella (Pieri, Zft. XXX, 305, vgl. aber § 20), kärglä <<
quaerella, seid, quägl Vogel, 2 bgl,pgl, zvgut, änselm <^Anselmus
und änsglmi Farn.-Namen (Brez), pglter; ses <[*sessu Bresimo
(Gröber, Arch. I. Lex. V, 467) Gesäß, sgt <] septem, ärügt <[
receptu Empfang; pegä (Kö 2 7106) Fleck, mgg <[mediu, nggä
<^neptia, Nichte; bgi<[beccu Schnabel.
§ 13. Unregelmäßige Behandlung von e zeigen einige
Beispiele, in welchen die zu erwartende Diphthongierung unter-
1 Bei folgender freier Nasalis zeigen (vgl. Ettmayer, Farad. 126—13B)
Dovena, Castelfondo, Brez, Arsio, teilweise (individuell?) Cloz, Bo-
mallo, Bevo und Vigo e bezw. ß; vor n-Kons. zeigen das gleiche
hnsbg.-G-ebiet nach Ettmayer (auch Plavon und Mezolombardo)
und bei m-Kons. dasselbe Gebiet (mit Ausnahme von Cavareno und
Corredo! vgl. Ettmayer, lomb.-lad. B03) und das Südnonsb. bis
Cavedago mit geringen Schwankungen denselben ß-Laut. Zur Aus-
breitung des e, e vgl. Karte 1, Grenze 6.
flag ellu lautet figr in Tondo und Umgebung, fixer in Brez und
Castelfondo, fixer Cagnö, fixer Bevö. Die Diphthongierung ist hier
sekundär aus *fiai-gr entstanden: in figr hat sogar das j eine
Palatalisierung des l über Ij i hervorgerufen. Die Zurückziehung
des Akzentes auf dem «a-Gebiet ist analogisch nach den zahlreichen
W-Beispielen entstanden. Wegen der Verbindung j -)- g hat dieses
Wort auch anderwärts eine besondere Entwicklung gehabt.
Sitzungsber. d. phil.-hist Kl. 160. Bd. 3. Abh. 3
34 III. Abhandlung: Battisti.
bleibt. 1. Auf era, eri, £S, g (aber ansbg. ies) kann gsgr gewirkt
haben. 2. In vei, komm, wird die erste Person veiii den Vokal
unberührt erhalten haben. 3. slgf<^*leff statt leffur ist
vielleicht später aufgenommen worden — im Zentralladini-
sclien kommen nur Formen ohne Pseudodiphthongierung vor,
dagegen engad. lekf (Gärtner, Brom. Gram. 18; Kluge 0 unter
,Lefse‘, Zauner, Die vom. Namen 19, [Rom. Forsch. XIV, 386],
Salvioni, Arch. Glott. XVI, 174). 4. gjgbä Nebel (Ettmayer,
lomb.-lad. 513) aus früherem *gebia <[ * webjan und Met <C.
got. slaiht haben ursprünglich gedeckte Stellung und zeigen auf
großem Gebiete e statt ie bezw. e, i. 5. kre/p ist dv. zu krepär
— man beachte das erhaltene p\ — und kann das e den endungs
betonten Formen verdanken. 6. stefen Pers. Nam. und bezbfßep
zeigen auch sonst nicht volkstümliche Entwicklung. 7. Schwer
erklärlich ist bcgjä, (vgl. § 5 4 ) aus got. bega, welches meines
Wissens überall e zeigt: man vergleiche dazu Meyer-Lübke, Ein
führung § 45. 8. spiegjfl, aber von Romeno an bis Taio spegel
(Sicher, Viaz, spegel 101 4 ), zeigt auch in der Behandlung von cl
eine besondere Entwicklung; Ettmayer (lomb.-lad. 541, Berg.
Alpenm. 19, Anm. 3) nimmt mit Recht Einwirkung von dtscli. Spie
gel an. Wegen dtsch. ie > nsbg. i$ vgl. nsbg. sigseri (ijügjär äi
sies$ry, grd. trg tl sies, Gärtner, Grd. Mund. 148) zu schießen,
siebel Vorschieber, riggjel Holzriegel. In allen diesen Wörtern
entspricht ebenfalls dem hnsbg. ig mnsbg. und snsbg. e. 9. Eine
andere, ältere Tendenz in der Behandlung von & )> ie spiegelt sich
in kjäzlir ,Walburg 1 (O.N.) Malosco, Sarnonico, tastlir Malgolo
,castelliere‘ ab, wo dem ie eine sonst im nsbg. nicht zu belegende
Monophthongierung zu % folgte. Dazu vergleiche man Castlir 1288,
Castelir 1420 bei Bozen und dieselben Formen aus dem 15. Jahr
hundert auf dem Kalternplateau. 10. tepidu nsbg. tebi, fern. t(bjä
zeigt auf dem ganzen von Ettmayer untersuchten Gebiet {lomb.-lad.
Parad. 139) mit Ausnahmen von wenigen Ortschaften, in welchen
uns offenkundig ein Buchwort vorliegt, dann auf dem trientinischen,
fassanischen, venezianischen, friulanischen, lombardischen, lornb.-
ladinischen und piemontesischen Boden unregelmäßige Entwick
lung, deren Endresultat sich beinahe ausnahmslos mit jenem aus f
deckt. Diese Sonderstellung dürfte man am besten mit der An
nahme, daß es sich hier um ein älteres Buchwort handelt, erklären.
11. Uber -ient bei den Partizipien und Adverbien vgl. § 5 9 .
Die Nonsberger Mundart.
35
e
§ 14. e bleibt abgesehen von den § 17 besprochenen Fällen
als geschlossenes e in freier wie in gedeckter Stellung erhalten.
Abstufungen von e (a6 b , ß e, f 5® h ) zu e (a6 l , ß e, f 6s h ) sind
von der lautlichen Umgebung abhängig: fe, se, re, de <[ digitu,
pari, äzi<^acetu, [te<^te, se<^se, me<^me], vendi<k* nendete,
parke und parke <k * per quid, ke <k quid, tre <( tres in der
Proklise, dann -etu^>& in den 0. N. und F. N.: larzi <^lari-
cetu Fondo, löri <^lauretu Eumo, röri <^roboretu Trett,
pini <( pinetu Dambel, darkgi <C_laricetu Bresimo, qnB <(
*alnetu Bresimo, barne(?) Bresimo, fae<^fagetu Dres, bedole
<i*betulletu Tuenno, Sarme -< * calametu Tuenno usw., de
<^öiliu ,Felsenrand' Malosco und Tuenno; kredä, gjälgdä altes
Getreidemaß (Meyer-Lübke, Wiener Stud. XXV, 103, Candrea-
Hecht, Rom.XXXI, 311), sedä, sedglä <C saetula, monedä, s$des
<C sedecim, trpdes <^tredecim, ceder <( cedere, ved$s <^vitice
Wasserweide (Salvioni, Post 24), me,da Heuhaufen (auch F. N.
valmedi Bresimo), rpdä <( *hereda, fedä <^feta ,Schaf* als F.N.
in Bresimo (vgl. Ettmayer, lomb.-lad. Par. 108); te,lä, stylet, kjan-
delä, vel, peil-, bot$gjä <( apotheca, tegjä <( theca (va. Castel-
fondo, Rumo, Bresimo) Bohnenhülse, fregja <^fricat, pegol Sten
gel, pegolä <^picula Pech, negjer <[ nigru, pegjer •< pigru
(vgl. § 18), äreener recipere, orev$s <( aurifice, pärteves
participe, pever, mi evi ich hatte, vplevit <( videbat, npu )> nive,
??U<lsebu, spärzqu <k p r a e s Ep e (Rumo, Bresimo, Preghena, Cis),
an%M er erhält, 6pw<( bibit, eu — habetis -f- vos, seu—sitis-\-
vos [seo, heg, eo usw. aber nef, sef in Bresimo]; ref Zwirn (Ascoli,
Arch. Glott. X, 6) und <( reff (Kluge 6 ) Bremse (vgl. gard. reffla,
Alton, Die lad. Idiome, 306 und Salvioni, Arch. Glott. XVI, 234,
235), t$s,pQs<^pensu und pisce, m$s, märkjes Menstrualblut, cezci
<C caesa Zaun, spezä, prezä, fiezä Agnese, krezmä <( chrisma
oder über it. cresima (vgl. §25), kärezmä it. quaresima.
§ 15. In gedeckter Stellung: spes, mes <( missu; tet, tetä
<C germ. titta Zitze, met<^mittit, pet<Ipeditu, fryt <(
*frig du, fletä *fettula (Meyer-Lübke, Zft. XXIV, 141,
Salvioni, Arch. Glott. XVI, 443; Pieri, Arch. Glott. XV, 465, n.l)
vetu (Corredo avetäj <( vitta Riemen am Dreschflegel, cüetä
it. civetta; öp,p <( gippu-, zbre% zu brachen, se% <( siccu, stekjä
3*
36
III. Abhandlung. Battisti.
<'stek] mgx <^miliu, famei<^familiu, tei < tiliu, avei<ä,
aqutliu (Nigra, Rom. XXNI, 123) in Castelfondo, Rumo und
Tergiovo, kgi <( eccu -)- illi, müräveä <^mirabilia, cirbeä <(
ervilia; len, sen, pen, ordert, mpeiiä er hängt auf, nsena er lehrt;
seJclä <( situla, reklä <( auricula, veglä dv. <( veglär <^vigi-
lare Nachtwache, neblä dv. neblqr Schattenlage (Darnbel); $$lvä
und bäzelgjci <^basilica Kapelle (auch häufig als 0. N.), fgls
<ä_filice (ebenfalls als F. N. oft zu belegen); slgrgä <C.lerz
Schmutz, vergold <ä_ virgula Dreschflegelstiel, erger, erb <
evigit, erpg% dv. <( herpicare (vgl. § 147,2), vert <( viride,
cgrkjgl circulw, fyspg% <( cespite Büschel, leskjä <^esca
Feuerschwamm, Igsnä gevm. alesna Ahle, trag, ke.st, prgst,
mgzdd <( miscitat.
§ 16. Vor einfachem und gedecktem Nasallaute haben wir
ebenfalls p, bezw. e vor /), vgl. S. 39, Anm.; (auf dem hnsbg. en ]>
gn, en Gebiet — Dovena, Castelfondo, Brez und Arsio — decken
sich die Ergebnisse von e und e vor Nasal): sären <( sSrenu,
mgn minus, vären venenu, fen <^fenu, trgn <( terrenu,
frgn frenu Schleifzeug, venä <i vena und avena, kjädgnä
fynci, penä <^poena, arjzgnä (mnsbg. mgzgna) Speckseite (Meyer-
Lübke, Rom. Gram. II, § 451), molqna (snsbg.) energieloser
Mann (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, §451), meng% < Domi
nien, sgng% (Salvioni, Arch. Glott. XIV, 214), not veden usw.,
dann suff. -en 1 in den 0. N. und F. N.; vgl. Huonder, Vokalis
mus 56) öävaren (Cavareno), ti^en (Tuenno), preygnä (Preghena)
märbgnä (Rumo) drsddrgnä (Fondo; ar = val), ärzgn Malosco
<( laric-, solgnä Banco, poggnä Darnbel <C,puteu, valgnä Dam-
bel, vallena 1786 Don, volenä Tassullo, nonen Sarnonico, foskjgna
Brez, prädgnä Brez, vaiaren Tavon, platsen Rumo, plavgna Rumo,
savgnä Tuenno, orbgnä Seio; tgm <( timet [dgmä dv. <1 dt;,mär <1
domare Beugung], tgmä Furcht, semolä <^simila Kleie, temol <C
1 Es ist hier nicht die richtige Stelle um zu beurteilen ob Suff, -enu
in 0. N. gallischen oder italischen Ursprunges sei (vgl. Meyer-
Lübke, Etymol. in Mise. Ascoli 416—18); zur Beliebtheit dieses
Suff, in Nonsberg beachte man aber die gallische Benennung Ro
menus der ersten römischen Befestigung auf der Mendelstraße.
(Inama, Storia delle valli di Non e di Sole, Trento 1905, S. 48.9. —
Prof. Inama erklärte Romeno aus *Romaini, was aus lautgesetz
lichen Rücksichten unmöglich ist.)
Die Nonsberger Mundart.
37
thyminu Forelle, semgt F. N. Malgolo <[ semita) agöeygla dv.
arjtierjgldr <^* incingul ar e Spannseil am Wagen (über e vgl. § 19,
n.l), terjkjä <[ tincä, leggä, nferjd<d infingit, verjcgr, sperjtjgr', sfgn-
der, spärfen<C. *perfindit, gntgr, streit <* strictu mit epent. n
nach dem praes.), armgnta Kuh, öent <( cinctu Gurt; skomeygä
(nach skomeygär <C. cuminitiare), domeggjä<ddomivica; ?gndä
F. N. Fondo <i semita, dgndgr <( einere; tembgl sorbus aucu-
paria <( tr&mulu -|- timet (Nigra, Arch. Glott. XV, 124—127),
lempä <(mhd. lerne Schläfrigkeit (Schneller, Rom. Volksm. 238).
§ 17. vl. ß + sek. i aus ursprünglicher Jotverbindung ent
wickelt sich dissimilatorisch über ei zu i(.i )> ie: figrä <^feriä
Markttag, vigrä<^viriä Ehering, i dien (plur. tant.) <( cereu
Kirchenlichter, pävigr<^*papyriu Docht (va. Castelfondo, Trett,
Fondo, Dambel, Seio; — Pieri, Arch. Glott. XV, 459), vigdgr <(
vitreu, blastiemä <( blasphemia und blasphemiat, hj urige
,carreggio 1 Kalkwagen, vcinjegä Furchenrain (Salvioni, Arch.
Glott. XVI, 490), märmoliegci zu marmor ein Kraut, silene
inflata, batiegä er tauft<^baptizare (Meyer-Lübke, Rom.Gram.
II, § 583). Hieher gehören die Beispiele der stammbetonten
Formen der Verba auf -idiare: dl zblagkiegä, älpiggä (Rumo ==
Vieh auf die Alp schicken, dl rghlieijä, dl gostiegä das Wetter
zieht sich zusammen, dl toniegä es donnert, dl soliggä u. ä.;
ansbg. Riccio recleiggi (wohl verschrieben für reclieggi) 123 und
vanieggi 124 in Reim auf pieggi 125. Dagegen lautet die Ver
bindung -iciu (-itiu) -cd, eg: peö <^piceu, äveg<^ *abeteu, sälec
Bruchweide, leö *eliceu Bewässerungskanal (zu elice, Sal
vioni, post. 9; ansbg. alez, allez; vgl., aber nicht für die Ety
mologie, Schneller, Rom. Vollcsm.. 152), kjäretä <( *caricea
Riedgras, dreöä <^*trichea Flechte, rodeö Rumo, Tergiovo,
Castelfondo (Bresimo) Quirl, seg<^setiu F. N. == ,das letzte
Grundstück' Malgolo, ßqrnälec <( cornaliceu ,Herlitzenau £ Brez,
felti > *fi
liceu ,Farrenkrautweide' Banco.
§ 18. In einigen Beispielen tritt unregelmäßiges ig an
Stelle des zu erwartenden e: 1. sigzlä Plippe zeigt nach Gärtner
(Zft. XVI, 343) Kontamination von stelle -j- secare, strigglä
(Romeno; vgl. Fondo: striglä) von *strigula -(- Striegel,
^ Higjä (daneben ligjä nach ligjär), pliggjä, dl strj.ggjä sind
analogisch nach s&cat, necat, prücat gebildet: dem Verbum
PH$gjä folgt das vs. doplicgja Einschlag, Einfassung (Romeno
38
III. Abhandlung: Battisti.
doplega), dem striggjä dagegen folgen striegjä striga Hexe
und das Homonyme striegjä Streif; mi spieri Riccio 689 (hnsb.
mi speri) ist entweder ein Buchwort (vgl. Meyer-Lübke, It. Gram.
§54) oder verdankt sein ig den e-Verba wie [ferio], quaero
u. a.; an einen i-Umlaut zu denken verbietet die Vereinzelung
dieser Erscheinung, 3. äigl-cieli Augenbrauen, ist von Ettmayer
aus ciliu über *ceiluj> *cieilj> *ciel erklärt worden (lomb.-
lad. 446). Aber der Übergang *elju j> *eil ist sonst nicht nach
weisbar und ce (Fondo, Sarnonico, Tassullo, Andalo) F. N.
,Felsenrand', ceje Ricci 175, tciq Cles (über i vgl. siq, tiq, Icrlq)
beweisen, daß Hielt nicht lautgesetzlich zu rechtfertigen ist.
Möglicherweise liegt eine Kontamination mit caelu ,Oberteil'
(z. B. dl cigl dälä stüä) vor, die um so annehmbarer ist als sich
ciliu hier wie manchenorts (darunter auch im trient.!) als
nicht bodenständig erweist (Zauner, die Namen § 15, Salvioni,
Arch. Glott. 296 n. und 373). 1 4. ginjgv^r zeigt auf großem
Gebiete die Entwicklung von e (vgl. Meyer-Lübke, Rom. Gram.
I, 119, Ascoli, Arch. Glott. I, 327, Pieri, Arch. Glott. XV, 460),
das von Meyer-Lübke (It. Gram. 54) auf Kontamination mit
genesta zurückgeführt wurde. 5. ln piggjqr pigru (Revö, Ro-
mallo, CIoz, Tergiovo, Brez — hier neben pegdr) sieht Ettmayer
(lomb.-lad. 474) einen ,velaren Umlaut'; da aber in denselben
Ortschaften nigru nur monophthongische Formen aufweist, so
wird man in piggj?r eher analogische Einwirkung von äljggjer
erblicken müssen. Das schon von Ettmayer (lomb.-lad. 473 n.)
angezweifelte hnsb. ?ierä für S(,rä kommt nirgends vor.
§ 19. Einen Übergang von e zu i findet man unter dem Ein
flüsse vorhergehender Palatalis in pais Riccio I, 669, mistro
Riccio 58, SielI, 630, mister Siel II, 41 44 ; in der heutigen Mund
art habe ich gefunden säitä in Trett, Amblar, Castelfondo und
Tergiovo, mdist$r (auch mdister Riccio 719), wo die Betonung an
einen Einfluß des deutschen Wortes denken läßt, neben mäistyr
Dovena, Marcena und Mione im Rumotal, Amblar und Dambel(?),
mister Castelfondo (vgl. Gärtner, Rrom. Gram., § 20, S. 25), pais
Marcena, Mione, Tergiovo, Trett (va.), Amblar, Caltron-Dres
(va., neu paes), Termoncello und Andalo. Die üblicheren mäeströ
1 Die Einwirkung der zahlreichen Wörter auf -el bekundet sich am
besten im pl. ciei Brez, Castelfondo, cidi Cloz.
Die Norisberger Mundart.
39
und päe? (hnsbg. paes) sind offenbar jüngere Entlehnungen aus
dem Trientinischen. 1
§ 20. Störungen in der Behandlung von e sind selten: 1.fol
gende Bildungen auf -gl, ela sind Anlehnungen an suff. -ellu, -Ulla:
bärbüstgl <( *vespertillu (Forsyth-Maior, Zft. XVII, Ind.),
tasgl <^taxillu (vgl. aber § 12), maselä maxilla, stelä <
astilla Splitter, pestgl <f*pistillu, süggl <f sigillu (Italianis-
mus, Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 500), pavgl <fpapiliu
Schmetterling (mnshg. und snsbg. nur Falter des Seidenwurmes),
ävgl neben ävei <f aguiliu (Revö bis Fondo-Corredo, Terres,
Flavon. Die Angabe Ettmayers, lomb.-lad. 44G avel in Revo ist
nur insoferne richtig, als dort in individueller Sprache ellu eben
falls el lautet; die eZ-Formen auf dem § 7, Anrn. 3 besprochenen
-ellu )> el-Gebiet sind jedoch nicht direkt aus ellu sondern
aus el-el entstanden; vgl. die plur. auf iei): 2. legignt, temient,
und die wenigen anderen, übrigens wenig gebrauchten Gerundiv-
und Partizipialbildungen der Verba auf -ere sind analogische
Bildungen nach den zahlreicheren der Ö-Verba: plovient, pläzient,
splendient und der t-Verba; über das ig vgl. man §§ 5 g und 13 u .
3. vender (vgl. 2. Pers. dl vendd neben spärfen, aber mnsbg. vender)
ist ein Italianismus (Meyer-Lübke, It. Gram. 38), ebenso sind
es primavgrä (aber mnsbg. primavgrä — vgl. ladinisch. *exüta,
Schuchardt, Zft. XI, 120, Merlo, I nomi, 53) und süzembgr <
sisymbriu, welches auch im Trient, offenes e zeigt. 4. über
adgs vgl. Zft. XXII, 473. 5. brecjjä Brett (nur hnsbg.; vgl. Mus-
safia, Beitrag ,bregida‘ 37, Schneller, rom.Volksm. 177, Gärtner,
Gredn. Mund. 114 und Rrom.Gram. §19, Meyer-Lübke, Zft.f.frz.
Sprache, XXXIII, 51) zeigt offenes e, welches wahrscheinlich dem
Einfluß von zbregjgr zu verdanken ist, in welchem das e statt
« analogisch nach den endungsbetonten Formen von necare,
secare, precare entstanden sein kann. 6. trentä ist hier wie auf
1 Eine Art kombinatorischer Vokalwandel, der sich aber erst in der
Entwicklung befindet, zeigt sich in der Einwirkung eines m und 1)
auf das vorhergehende e, das im ersten Falle im snsbg. (Campo, Denno,
Termoncello, Lover, Sporminore, Spormaggiore, Andalo, Cavedago
und Fai), im zweiten auf dem ganzen hochnonsbg. Gebiet und Vigo
zu einem mehr rückwärts artikulierten e'-Laut (mit v5 h [Fondo]
oder 6 hl Cavedago) gebracht wird. Im ersten Falle bildet das nsbg.
ö-Gebiet einen schönen Übergang zum judikarischen enin ombl.
40
III. Abhandlung: Battisti.
großem Teile des retorom. und des ital. Sprachgebietes aus der
italienischen Schriftsprache importiert worden (vgl. bei Gärtner,
Rrom. Gram. § 200 die Paradigmen 30 und 100 und andrerseits
nsiz. trenta an Stelle von asiz. trinta). 7. fgrm in Castelfondo,
Trett, Brez, Cloz, Tergiovo (neben fermo!) Tres und Vervö (vgl.
Ettmayer, lomb.-lad. Paradigm. 88) ist, wie die mnsbg. und snsbg.
Formen mit auslautendem o: fermö klar dartun, ein importiertes
Wort, bei welchem das e zu g unter dem Einflüsse der zahl
reichen Wörter auf-gr?i, -grm umgewandelt wurde (Michael, Posch.
§ 7). 8. verging mit dessen Umbildungen grgogjd, grgigjä, smsä
ascensa oder ascensio, Icredit, debit, vgndikjä <(vendicat,
magstro (vgl. § 19) sind Kirchen- oder Schulwörter, ebenso einige
7-Beispiele: vigi, brigjä,frigit erschlafft (auch Riccio 1,575), tipnlol,
literä, konsili und die anderen -elj ]> iZt-Beispiele: pontih, it.
puntiglio, bäzili Basilio, vegili Vigilio, ebenso Über, desipol <
discipulu unruhiges Kind, defigil, familiä, tynt Bruchband (Sal-
vioni, Posch. 11). 9. mingsträ ist schon wegen des vortonigen i
nicht lautgesetzlich und hnsbg. gjävgster < capistru verbietet in
e)> g von mingsträ einen Fall von kombinatorischem Vokalwandel
zu erblicken [sangster ist analogisch nach dester (vgl. § 10)].
10. frigol Kleinigkeit hat das i vom sinnähnlichen migol (Salvioni,
Posch. 10); 11. vinti wird neben plur. kesh, kgi kaum als boden
ständiges Umlautsbeispiel gelten (wie es Ettmayer annimmt, lomb.-
lad. 445) sondern wird auch in Nonsberg wie in manchen retorom.
Mundarten aus Norditalien durch den Handel eingewandert sein
(vgl. Gärtner, Rrom. Gram. § 200 parad. 20); 12. mi somit ist
nach somiär; 13. die bekannten panäriö\ it. panereccio Nagel-
gesehwür <[ rcaQiüvvyga, novid<' *novitiu derVerlobte (Gärtner,
Jud. Mund. § 42) beruhen auf Suffix tausch mit -iceu, räzfn <C
racemu mit Suff, -inu] 14. tamis (neben tames Fondo, Trett, Castel
fondo, Dovena, Brez <( tarnisiu) zeigt die analogische nordit.
Form im Kampfe mit der regelmäßigen und bodenständigen (reto
rom. tgmns)-, 15. pizol Schläfchen ist auch im ital. eine Ausnahme,
für welche allerdings die für das tosk. treffliche Erklärung Meyer-
Lübkes (Grundr. I s 657J nicht paßt. Das Wort ist aber auch
sonst, vgl. das Verbum pizolär, nicht lautgesetzlich; 16. Ipides
<(indice Nestei (lindes Riccio 114 in Reim auf chindes), ind?s
Cagnö, Preghena, Rumo, Terres (vgl. Gärtner, Rrom. Gram.
§ 92) ist schon wegen des verwachsenen l und noch mehr
Die Nonsberger Mundart.
41
wegen des erhaltenen nd im hnsbg. verdächtig: das i findet
man in allen trient. Mundarten, ebenso im fass., buchenstein,
und grödn., es könnte unter dem Einflüsse des Präfixes in ent
standen sein. 17. bizi (plur. tant.) <fpisu nicht plsu (vgl. Meyer-
Lübke, Einfuhr. § 98) ist gegenüber pigugl und ärbeci wohl als
venezianisches Lehnwort zu betrachten: das i im venez. ist
durch Umlaut entstanden.
i
§ 21. vl. I entspricht hnsbg. i in freier und gedeckter
Stellung, i vor einfacher und gedeckter Nasalis und im Aus
laut. 1 In freier Silbe: i in sekundärem Hiat mit ä: ombria <
*umbriva, fiä <ffilia neben häufigerem fielet <^filiöla, piä
(Rumo, Haufe) <" *pilea zu pila (Ettmayer, lomb.-lad. 436),
pifaniä Dreikönigstag: das Endresultat dieser Entwickelung
dürfte nur zufällig mit -iä aus sekundärem ici <( ea zusammen
fallen (Meyer-Lübke, Einführung § 100); rivä, vivä<fviva
und vivat, skrivä scribat, älsivä (Fondo, Brez, Castelfondo,
Dovena, Trett) sonst Ipsivä <( * lixiva (Gröber, Arch. I. Lex.
III, 514) Lauge, sortivä Quelle, gagflivä < gingiva, pqutivä
Brei zu pautä (vgl. § 2, 6 b), olädivä <f volativa Funke;
mirci <fmirat und dv. von mirär, girä girat, tirä, -iref>
1 Der phonetische Unterschied zwischen i und j ist schwer zu
bestimmen, da der Artikulationsabstand zwischen diesen zwei
Lauten individuell veränderlich ist. Auch ist \ bei folgender Na
salis und im Auslaut, vom nasalen Abglitt abgesehen, doch nicht
immer identisch. In Fondo, Castelfondo, Trett, Sarnonico und Ca-
vareno ist i -f- nas. ein hoher Vorderzungenvokal, der sich mehr in
der Artikulationsstelle y = 35 eh {i— y 3(6) E ') als in der Artikula
tionsbreite von i unterscheidet, während das ausl. j in der nor
malen Aussprache ein breiter Vokal ist y — i e . Im ersten Falle
scheint also nicht eine durch Abschwächung der Artikulation hervor
gerufene Nebenform zu i, sondern eine durch den Einfluß der Na
salis bedingte Verlegung der Artikulationsbasis eingetreten zu sein.
Hiemit steht der Umstand in Einklang, daß Auslauts-^’ mehr oder
weniger in ganz Nonsberg (man könnte sagen auf dem ganzen von
Ettmayer untersuchten Gebiet; vgl. parad. 51) zu belegen ist,
während jn, jm nur im hnsbg. von Cagnö bis Corredo als regel
mäßige Aussprache auftritt. — Die akustische Differenz der Inter
valle zwischen i-j (ausl.) dürfte drei halbe Töne, zwischen if (nas.)
etwas mehr betragen.
42
III. Abhandlung-: Battisti.
ir\ gjidä zu witan, vidä <( vite Schraube, [vjidoh (plur. tant.)
<( *vivulae (Kö 2 10270) Speicheldrüse des Pferdes, -ita j>idä,
-ite f> %[t] \ bigjä ahd. Garben häufe; spigjä, migjä
Kleinigkeit, nichts, rigjä, formigjä, fadigjä, bigol < * umbili-
culu (Zauner, Die vom. Namen d. Körperteile 69, Salvioni, Arch.
Glott. XVI, 377), brigol dv. brigolar Käsemade (Salvioni, Arch.
Glott. XVI, 369), sigolä sibilat, pigolä pipilat (Meyer-
Lübke, Grnd. I 2 , 649; grll<^glire Haselmaus, bädil, s$tü •<
subtile, fil, gil (Salvioni, Arch. Glott. XII, 411, Ettmayer,
lomb.-lad. 435), -ilef>-il, mil$x Dickmilch, quril <f aprile,
sll * axile Kadachse, pilä; cl% dv. bigjär <f cicare Geschrei,
fiX^ficu, spix<fspicu Lavendel, vlx<^vicu (auch 0. N.:
Vigo), ämix, kjästix dv. kjästigjär, ntrix dv. ntrigjgr <f intri-
care, rni digji <fdico\ dis <f dicit, dänis cinice Aschen
blättchen, [äjris <fradice, kornis Kranzleiste (Meyer-Lübke,
Zft.f. ö. Gymn. 1891, 768), pernis it. pernice; ris risu, vis
<j visu, delis elisu (Salvioni, Post. 9), riu <( rivu (Dambel,
Banco), niu<fnidu, viu <f vivu, diu <( * ditis -f- vos, skriu <C.
scribet, iu<fibi, käliu <V_* eccu Ule ibi jener, -ivuf>iu
z. B. kjätiu < captivu böse, gregiu zu griec Brachfeld, pradiu
<fprativu u. ö.
§ 22. In gedeckter Silbe: lic. < liciu, tarlic <( * triliciu,
mi& <f *mitiu teigig, ndrlS dv. * derictiare Richtung, mbric
dv. mbrizär meridiare Mittagsschatten, panic paniceu,
plicä <f * pelllcea, -iceu ic, gqrdilia <f craticea Fleehtwerk
(Bresimo), kjamizä <] * camisea, gris * griseu, Vis *liseu
(De Gregorio, Studi I, 115 n. 324 oder *lisi Diez II, 194),
strizä, it. striscia, strqmig <ftr emitio (Salvioni, Arch. Glott.
XVI, 332): vina <f vinea, grifiä er lacht von gringr grinjan,
pinä <f pinea Butterfaß, ginä <f* aginea Querstange (*agina
hei Kö 2 365 ist falsch: vgl. Salvioni, Arch. Glott. XVI, 219),
madrinä <( *matrigna (Meyer-Lübke, Wiener St. XXV, 102);
trist, vist, vistä Ansicht, Gesicht, listä, cispä, vislclä <f *viscula
Rute, iskla Binsicht, Au (vgl. Huonder, Vokalismus 492); pirlä
*pirülat er dreht, pirlo *pirulu (Walberg, Celerina
§46) Quirl, spirt (Trett, Fondo, sonst spirit) <f spiritu-, dlt <C
dictu, skrit, fit <ffictu Mietgeld, fritolä (ital.) <( *frictula
mit l von *frictu Griehe, zgjlt skitan Kot (Schneller, rom.
Volksm. 184), slitä <( ahd. slitä, romit eremita-, fiblq; tripä
Die Nonsberger Mundart.
48
(Zauner, Die vom. Namen 159, 180), pipä, slipjä dv. slipjär
zu ahd. lippa Leckermäulchen; mil-i, aygilä, vilä Unterabteilung
eines Dorfes; fastidi Ekel; lirä<flibra, kitlä tir. kitl
Weiberrock.
§23. Vor Nasal: lj.ii, vjn, fjn Grenze, pjn, tjn, auzjn
*vecinu, kjämjn caminu, spfn, kom'n <[ cuminu (Meyer-
Lübke, Zft. f. ö. Gym. 1891, 768) und <( Giacomino, to[v]jn
< typ hu (Salvioni, post. 23) Schwüle, suff. -inu jn ■ prjm,
lfm <j limu Bachsand und va. •< Urnen Türschwelle; kjndes
kjndol Geschenk für eine Wöchnerin, vfndol, bjndä Hebewinde,
grjnta<fgrimmita Schnauze, Sjn/ *cinque. Dagegen bleibt
als in™“- unverändert: zu dieser aus der Silbentren
nung zu erklärenden Erscheinung vgl. man §§ 1, 3 und 2, 4 :
gjälinä,fasinä, matinä, binä, bandirn (plur. tant.) Backenbärtchen,
färinä, spinä, poinä * püppina Molkenkäse (Nigra, Ar eh.
Glott. XIV, 288/9) und auch F. N. zur Benennung rundlicher
Hügel in Brez und Dambel; limä, cimä cymä, rimä Spalte
und als plur. tant. Fußgicht, stimä, Ulmes cimice. 1
§ 24. Im Auslaut: mj, käkjj hier, üj ja, ngj so, kjj <f qui,
marj <f maritu, part. -itu j : scirvj, fenj, senti usw., dj diem.
§ 25. Unorganische Entwicklung von i ist selten zu belegen:
L *frigidu nach rigidu(?) wird schon von Meyer-
Lübke in der It. Gram. § 52 besprochen (die Einführung bringt
eine andere Erklärung S. 109; vielleicht ist das i aber auf den
Einfluß eines sinnverwandten Wortes zu führen). 2. krgzmä ist
vonErTMAYEit (lomb.-lad. 436) aus der analogischen "Wirkung von
batgzem erklärt worden (dabei wäre die Einwirkung von ka-
rgzmä auch in Erwägung zu ziehen; vgl. D’Ovidio, Grndr. I, 564);
3. boter <f ßovTvqov stammt (Meyer-Lübke, It. Gram. § 16) wahr
scheinlich aus den bergam.-judik. Mundarten wo Ir f> er regel
mäßig eintritt; 4. doyzgnä geht auf * dodicena mit dem Suff, -enu
der Numeralbildung (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 561) zu
rück, ist also mit dem § 16 besprochenen jBeispielen unter einem
1 Individuell scheint besonders in Bresimo und Rumo statt -inä auch
-jna einzutreten; da diese Erscheinung nur bei -inä, nicht bei -imä
vorkommt, so erblicke ich darin einen Fall analogischer Wirkung
des Suff. •inu bei den Adjektiven. Diese Vermutung bestätigt die
Behandlung von -ini, welches in diesem Falle ebenso -jni ergibt.
44
III. Abhandlung: Battisti.
zu betrachten, wenn es nicht frz. douzaine genauer wiedergibt als
der ebenfalls von douzaine stammende dozzina. 5. krönet kann
unmöglich direkt aus crine entstanden sein: entweder muß man
annehmen, daß hier ein Lehnwort aus dem in ^> en-Gebiet vor
liegt (Vidossich, Dial. di Trieste § 13 — dagegen Salvioni, Arch.
Glott. XVI, 316 und Post. 7 — und neuerdings Walberg, Cele-
rina 32 und Anm. 2), oder man wird das g mit Ettmayer, Berg.
Alpenm. 10, Anm. 1 dem Einfluß des kelt. *grenna zuschreiben.
2
§ 26. vl. ö ergibt in freier Silbe hnsbg. ug (bezw. ue und
uo), mnsbg. und snsbg. ö (bezw. ö) und g: 1 paiugl <( *pariolu
1 Die Entwicklung und die geographische Verteilung der Ergebnisse
von o laufen mit jener des S (vgl. § 7) nur im allgemeinen parallel.
Während die hnshg. ie-Zone auf dem linken Novella-Ufer als äußerste
Grenze Tres erreicht, findet man bei ö ein Übergangsgebiet, welches
das ganze Hochplateau von Corredo umfaßt (Corredo, S. Pietro,
Smarano, Sfruz, Tres) mit Mg, das dann in Taio und Segno sich in
g auflöst. Rechts von der Novellaschlucht entspricht dem ie ein
ue in Dovena, Castelfondo, Raina, Brez und Arsio, dem id in Cloz
ebenfalls uo (hier aber erscheint bei folgendem z, uo: lcUdr, jfüdr,
müdr). Auf dem ig-Gehiet findet man schließlich ue statt des zu
erwartenden *ue in Cavareno und Dambel. — Die Sonderstellung
Taios mit g ist geeignet als charakteristisches Merkmal aufgefaßt
zu werden; G. Sicher sagt in seinem geistreichen Viaz: (Strophe43.)
Ci da ’nzun pu no se sente \ Tuei o tuoi e fuec o fuoc
Ma zivil pu 5 d l’autra zente, | Ca ci toi i dis e foc. Auf
dem übrigen Gebiete ist es schwer, eine Grenze zwischen ö und ö
zu ziehen: nach meiner Beobachtung ist die Lippenrundung bei
beiden Lauten ungefähr identisch (a = 5 b “ oder 7 b "), so daß der
akustische Unterschied lediglich aus der mehr oder weniger velaren
Artikulation des Zungenrückens, die im ersten Grade von der laut
lichen Umgebung abhängig ist, erklärt werden muß. Deshalb ist
ö besonders bei folgendem % (£) (z. B. fö6, löc, &Ö6) und ö, / (z. B.
moo, -nöf, plöo) oder bei folgendem oder vorhergehendem i {egköi
bezw. dneöl, fiöl) zu belegen. Die alten Texte bezeugen auch hier
eine ehemalige größere Ausdehnung des we-Gebietes, indem ue bei
Ricci und Siel, desgleichen bei Cristani aus Rallo (1828) die bei
nahe ausschließliche Entsprechung für heutiges mnsbg. ö, (6) ist.
Riccio: vuei B, 7, 21, 31, 81 usw., puel 257, 712, vuel 711, tues 537,
tuet 630 und als part. *töltu 307, cueu <( cubat 511, puech 259,
581, luech 261, fuech 262, i vuevi plur. <( ovu 112, mi puessi 333,
Die Nonsberger Mundart.
45
Kochkessel, fäfyel <f phaseolu Bohne, hpgugl <f linteolu
Leintuch, patugl <f lang, paita (vgl. § 2 x ), matugl <f * mattu
poggiuel 23ß, fuer 77,84,91,9B, fuera 85,117,220, suei 660 rampuei
549 und die Konditionale sarueu 90, arueu 13, pasrueu 476,
farueu 477, aruei 311 nebenbei 547 und fuora 39; sarou 455,524,
douroi 487, gioghroi 627. Siel puel I, 3 2 , 13 s , II 58 2 , II, 120 4 ,
suei II, 35, vael I, 3 2 , 22 4 , II, 110 2 , puedi II, 129 4 , puessi I, 1 8 ,
fuer I, 4 2 , 16 2 ,18 x , 20 2 , 21 8 , II, 27 2 , 34 8 , c2 4 , euer I, 9 2 , 28 4 , 56 x ,
II, 27 4 , 60 1 , 117 j, tuer I, 18 j, 10 8 , II, 34 2 , 72 4 , lueghia < locat
1,7 x , Son. 11, II, 20 x , 25 2 , lueghi (sost.) II, 99 3 ,1, 43 3 , giueghi 1,19 8
fueghi I, 43 4 , tueghia II, 12 4 , muevi I, 20 4 , pluevia I, 37 s vuebbia
I, 41 3 , 51 2 , puech II, 17 4 , 62 j, tuei II, 45, 19 2 , suei I, 27 4 , 53 8 ,
59 3 , II, 6 3 ,115 1 , 120 1( auzuei II, 67, mueie II, 136j, orzuei II,70 4 ,
vueidi II, 70 3 , prueve 1,18 s , vuest I, 57 2 , ruese II, 31 v 92 x , 104 x ,
tueta II, 40 2 ; elbrüe 66 2 und die Konditionale: vorrueu 1,3 2 , II, 13 2 ,
17 2 , 134 x , sarueu II, 17 4 , 20 4 , crezeruei II, 26, neben dem Kond.:
dorou 1,13 2 , arou II, 65 2 , farou I, 31 v porou I, 34 4 , serou I, 41 4
und farovei I, 35 4 . Christani fuer I, 7 4 , 10 2 , 10 6 , tuet 4 2 , 8 4
fiuei 9 2 , ancuei 21 4 . Ebenso kennen ue die mnsbg. Quarela
(Boehmer, Rom. Stud. X.Heft, S.32 —33. — Anfang des 19. Jalirh.):
nueu 4 3 , fuer 3 2 und noch der Clesianer Scaramuzza (Boehmer,
a. z. O. S. 44 — 46) anquei 1 4 , tuei 2 2 , pueora 3 4 , puessi 5 5 , puestu
5 G , vorrueu 6 8 , fuer 12 G , faruesso 15 G , während diese drei letzten
Texte schon keinen Beleg für e f> ie mehr bieten. G. Sicher (Cor-
redo) verwendet in seinem Viaz (1876) unterschiedslos ug und die
modernen wg-Formen, die ausnahmslos von B. Sicher in Doll’ isola
’t Sardi gebraucht werden: fuer 7 4 , 14 4 , 40 x , 198 v puec 4 8 , 16 4 ,
23 2, 29 4 , puecetin 222 4 , vuel 131 4 , 234 2 , tuet 206 4 , tuei 92 x , 93 3
ancuei 95 4 . — Zur Aussprache des alt. Clesianer ue beachte man
den Reim poggiuel 236: el <f 111 e welcher als Seitenstück zu § 7,
Anm. 1 besprochenem San Romedi : remiedi 436 nicht ohne Be
deutung ist. Der Übergang von altem ue zu ö auf dem Plateau
Tuenno-Tassullo südlich von Cles ist in den Versi von Bartolom-
meo Tommazzolli (Boehmer, a. z. O. S. 33 —40) durch die Graphie
ueu neben uo belegt: pueuri II, 16 j, vueubbiaIII, 85 4 , fueur I 3 ,
tueur II, 12 2 , tuorse II, 11 4 , vuoi II, 11 8 . G. Pinamonti aus Rallo
(dichtete in der ersten Hälfte des 19. Jahrh.) hat dagegen in seinen
zahlreichen Schriften schon ausnahmslos ö (geschrieben eu — vgl.:
e cosi e francese il dittongo eu in peucc, feucc, fieul, veul
in Pinamontis Idiotismi, HS. der Stadtbibliothek in Trient 2031,
N. S. 472 —) durchgeführt. — Alle diese Belege beweisen, daß der
Wandel uef> ö (offenbar über uö) sich etwas später als der gleich
geartete ie e vollzog, was mit der von G. Manincor 1856 ge
machten Bemerkung, daß ein Viertel Jahrhundert vorher mnsbg. ue
noch dyphthongiscli lautete, vollkommen übereinstimmt (Program-
46
III. Abhandlung: Battisti.
toller Kerl, büriuel Zicklein Meyer-Lübke, Rom. Gram. II,
§ 431, S. 474, kjänuel <( * cariolu Holzwurm, gläiuel * gla-
reolu Kieselstein, tärguel * tertiolu oder * triclieolu (drei-
fädiger) Strick (Gärtner, Grdn. Mund. 155), tgtugl Dambel
<C * tSctu + olu, Cloz tuttidl, Glockenturmdach; väiueld plur.
tant. <( *variolae Blattern, suelä Sohle, muelä<jmola Mühl
stein, skuelä, spuelä<^ahä. spuola, dugl<fdölet, sugl sölet,
vuel <fvolet, pugl anal, nach volet er kann, kjäcjuglä Elster,
dann -olu in 0. N. und F. N., z. B.: Fondo: vimclä via-,
ärbamflä <j Örbu- Malosco, ärguela <( valle-, Ronzone glizuelä
<fecclesia- } Rumo mariöla, Tuenno äaz'öl <f*caseolu (= Senn
hütte), Vigo pöggajöla Straßensteile; kuer cor,fugr <fforis,
mugr <f* morit, pugr vgl. § 3 2 ; niLerä <j * nöru nach söcra
(Meyer-Lübke, Einführung 143), suera <f soror (Fondo,
Trett, Castelfondo va.), fugrä <' foris -f- ad ferner in hier
< * tolljere, kuer Castelfondo (kjor Rumo) <( * colljere
ernten, digugr, ägugr zweite Heumahd <( chordu -+- * colljere
(Ettmayer, lomb.-lad. 379 vgl. noch Meyer-Lübke, Rom. Gram.
II, 573 und Salvioni, Post. 6, Zft. XXII, 470 und Arch. Glott.
XVI, 223); ruedä, nue.da •< nofa-Grenzzeichen und Brand
mal (Walberg, Celerina 33, § 47), nugt<fnodw, mugvgr-, ugu
< ovu, nueu novu und novem, pl[u]eu pluvet und
*plövu Pflugschar, kueu * cövu (Meulo, Note lessicali e
etimologiche in Atti R. Accad. Torino XLII, Disp. I, 82 — 85),
mugu<jmovet, bisabuevä, bisabueiä (und bisabgvä; bei Riccio
bisabova in Reim auf dova also mit o im mnsbg. und snsbg.
scheint nur bisabgvä bekannt zu sein) Wirbelwind aus böva
(Nigra, Arch. Glott. XV, 279; vgl. § 6 5 ), rugvä F.N. ,abschüssiger
Abhang* bei Trett <f*rova, Rueu Castelfondo, Rde Tuenno
(vgl. Gärtner, Grdn. Mund. 145 rga = Steingerölle, Huondbr,
Disentis 74 (500) und deutsch-tirol. riiep Erdbruch); fuc%, liigf,
Besitz, Weingarten (dann noncun lug% — nirgends) gufy •< iocu,
tug% <Vöc? (Pieri, Arch. Glott. XV, 202) Bruchstück, cug% <C
ma delV I. R. Scuola Reale in Rovereto alla fine delV anno
scolastico 1856. Trento, Marietti, 1856 p. 25, 20). — Zum
heutigen Sulzberger ö beachte man das wichtige de fuera de la
Borchola 1646 in der von Prof. Rosati herausgegebenen Carta di
regola del comune di Peio in Rivista tridentina IV, 181.
Die Nonsberger Mundart.
47
mhd. schok? (Diez 100 ciocco), 1 pugx (vgl. § 3 2 ); kuegjä<I* cöca
Köchin, dl hicgjä <^locat, iu lucgjä<^ibi löco -j- adv. a auf
der Stelle, vjucgjci (va. Fondo) <( mhd. vuoge, Hobel (Gärtner,
Grdn. Mund. 9; für die Bedeutung vgl. Grimm, Dtsch. Wörter
buch IV, 1, 1, 382), 2 mi-m sfiiegji ,ich tobe mich aus* <[
sfuggjär < * exfocare und das dv. sfueggl Königskerze; nugzgr
< *nucSre, 3. Pers. nugs, kugzer-kugs <1 cocet, ' bugzem it. boz-
zima < änö^spa, Weberschlichte, ruezä, rueslä Nelke, und
die analogischen Bildungen vugs <1* vös 2. Pers. * volere, pues
2. Pers. *potere, t.ugs, muesnä Steinhaufe [auch zentralladinisch;
die Ableitung Salvionis aus machinare, machina (Nuove
Postille) ist nach meiner Meinung unhaltbar, vgl. Disentis musno
Huonder 511 und 564 (138)], pueslä ,Backenmus* und in der
Verbindung * ogggr Id puesla = schlagen, Fondo, Trett, Brez,
Castelfondo < tir. püos (Schneller, vom. Volksm. I. 245, Gärtner,
Grdn. Mundart 143). — Zu diesen Beispielen gesellen sich
die Fälle, wo die Pseudodiphthongierung bei folgendem Kons.
+ J eintrat: mugö <[ modiu, trugt W kelt. trog (Zimmer, Kuhns
Zft. XXXII, 232, Gärtner, Zft. XVI, 352 n, Salvioni, Kirne
di Cavassico II, 398, Walberg, Celerina 41) über *trögiu
Fußweg (im Walde), auch als F. N. häufig belegbar (vgl. zur
Verbreitung des Wortes Gärtner, Grdn. Mundart 156, Schöpf,
Tir. Idiot. 754, 758, 761, Schneller, rom. Volksm. I, 208, 257);
trämuegä <1 trimodia Mühltrichter (Meyer-Lübke, Grndr.
I 2 , 666), mäguggd Mohnkopf zu ahd. mcigo (vgl. grdn. ma-
güdza bei Gärtner, Grdn. Mundart 132); ?fyet Wfoliu, fueiä,
%£? <1 loliu Trespe, desmugi dv. d^muejgr <( *molliare
Ätzlauge, dugiä <^ * dolia Lungenentzündung und ducid plur.
tant. Geburtswehen, vueiä Lust und vuno plur. tant. Gelüste
der Schwangerschaft, träfuei <[ trifoliu, tugi <) *tollje, agkiiei
<^hanc hodie, ?tueja. < störea und mit sek. g buegjd plur.
tant. <[ boiae (Hand)fessel (Mussafia, Beitrag 34, Meyer-
Lübke, Grndr. I 2 667, Anm. 2); brueilo <I*brogilo umzäunter
1 Wenn tug% und cug% keine Proportionalbildungen nach trient. o
hnsbg. ug sind: man beachte das inlautende kj im Plural: turkjl,
2 Gffkji (vgl. Cavareno, Romeno tqc, cg%).
Dieses und die wenigen anderen Beispiele für ue tir. UO sind als
Beweis einer früheren Stufe uo nach meiner Meinung nicht un
wichtig.
48
III. Abhandlung: Battistl.
Besitz (Meyer-Lübke, Einf. § 36, S. 38, 39), [vjuqit <^*vocitu
und plur. tant. i [vjucidi Nieren (Salvioni, Arch.Glott.XYI, 377);
guebjä <[* jovia [dies] und ebenfalls in der vortonigen Silbe
des davon abgeleiteten guqbjana Schwätzerin, plugvjci <( *plovia,
wo die Diphthongierung aus den Verbalformen eingedrungen
sein könnte.
§ 27. u im Hiat mit u, o, i ergibt yä über uqu (uei da
gegen bleibt unverändert): bniä <[ *brödu aus ahd. brot
Suppe, [byä Weh zu it. oib'O?]; bugi sing, und plur. bos, tuet,
suqi *töi, *soi und im fern, aus töas über *töi, tun Anrede-
form 2. Pers. tu -f- hic (vgl. trient. tqi).
§ 28. Im direkten romanischen Auslaut ist dagegen b un
verändert geblieben (auf dem ganzen rechten Noceufer bis
Andalo, Cavedago und Fai, wo das o den Übergang zum ju-
dikarisch-rendensischen p, y (vgl. Taf. 1, Grenze 9) bildet: pq<i
*pos <[post, mg <[modo, daspb nachher (Siel I, 53 s ) mod.
mnsbg. ddpg, chillb <i * eccu illo loco dort (Riccio 149, 269),
hnsbg. (va.) kjjbf, stärker als iu<^ibi, pgrg doch (Sicher,
Viaz 217 s , 220 1 ). Möglicherweise ist das Ausbleiben der Diph
thongierung hier durch die syntaktische Tonlosigkeit der in
Betracht kommenden Beispiele bedingt. Für das letzte Wort
ist übrigens ursprünglich gedecktes o: hocc anzusetzen (vgl.
Meyer-Lübke, Grndr. I 2 , 667, § 44).
§ 29. Vor ct, cl, cs bleibt ö unverändert: ngt, gt, kgt,
siegt dv. skqtgr Abbrühung zeigen gleiches g wie tröt dv. trgtdr
< germ. *trottdn, bqt Stoß, tqt Kind (Patenkind) < mhd.fotte
(vgl. Schneller, Rom. Volksm. I, 256) und Suff.-ötfw gt, stalöt,
matslöt, blgt und balgt, zlambröt schlechte Brühe, müklöt (usw.) oder
grgt halbgelehrt aus aegrotu = wer eine Krankheit herumträgt;
gkjgl-gkli, pjgkjgl ■< *pedgclu, flqkjgl <^flocculu, gmgkjel<i
*jenoclu, fngkjgl •< *fengclu Fenchel, batghjel Glocken
schwengel (über das analogische g der letzten Beispiele vgl. § 44).
§ 30. Ebenfalls unverändert bleibt b bei folgendem ?’-Kons.
und s-Kons.: kgrdä, pqrtg% (Meyer-Lübke, Grndr. I 2 ,667), mgrd^r,
ärkgrdä <^recordat, katgrdgs <1 quattordecim,mgrt,$tgrt,qrt,
sort (fern.) verloster Grund, fgrt, pgrtä, §pgrtä Korb, tgrt, tgrkj?l
< torculu Presse, pqr% (selten gebraucht), pgrlcjä, grko, grgjen,
grgjenä er schreit (v. Esel) skgrba <^scortea Rinde, dl ?-ärkgr£ er
bemerkt, grb <^hordeu, tgre <[ torcet, morg, fgrbg? <[forfiee;
Die Nonsberger Mundart. 49
respqqta, it. risposta, kq?tä, (rq?tä <f ahd. röst Sperrung, Damm,
vgl.§41), qst, pre[v]qst<fpraepositu- tqqey<^toxicu und eben
so mg#, «g# <fnostru, *vostru, g#, dg#, grqs, fqs <ifossu, /g#d.
§ 31. ö bleibt endlich vor freiem und gedecktem Nasal 1
und in geschlossener Silbe unverändert. Im ersteren Falle sind
die belanglosen phonetischen Abänderungen des g durch den
Übergang zur n-Zungenstellung bedingt: sie kommen nicht so
sehr bei folgendem einfachen Nasal als bei folgendem p (in pk,
px) zum Vorschein, wobei der normale Zungenabstand (7) un
verändert bleibt, während die Zungenstellung von nach
Y7 k J zurückgezogen wird. 2 bqn, tqn, #gn, non <fnonnu Groß
vater, 3 #gn <( somnu, 4 madqn (Castelfondo, Trett, Tergiovo und
va. Fondo) Schwiegervater, trqn eine alte venezianische Münze;
qona <f sonat, tqnä es donnert, bqnä, madqnä Schwiegermutter,
frqnä steiler Abhang, Rain aus tir. roani (mhd. rein) -\-frana
(vgl. grödn. rqnd Gärtner, Grdn. Mund. 145), ?pqnä <f sponda
Bettlehne; dqney F. N. (Fondo, Bresimo) <( *dqm’nicu [vgl.
campus pradonegi bei Cles in Schneller, Tirol. Namenforschungen
24 Anm. und Huonder, Disentis 78 (504)]; qm, glom, nom-, qlqmä
und snqmä <f * exnom[in]at zubenennen; [stqmey stomachu
Magen, Brust], kqmqt Abtritt; lqpy<flongu, tlqpgjä <f* de
longo-fad weiter, kjälqpgjä <[ canonica Pfarrhaus, spqpgjä
< aicdyyog (Ascoli, Arch. Glott. I, 526 n), domqpgql demin. Bil
dung aus daemoniu, lebhaftes Kind, und das halbgelehrte
gqmit-fvomitu; [pqnt Brücke, Auffahrt]; va. qmm (Castelfondo,
Trett, Romeno) <( homines; sqn<fsomniu, kjärqnä, kqüä er
muß (Mussafia, Beitr. 99—101, Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, 27 6).
1 Man beachte, daß im Gegensatz zu den Ergebnissen von e -f- n
gegen e -|- n, hier ö -|-n und ö -p n in qn zusammenfallen, während
im Sulzbergischen umgekehrt S-f-Ji = e -p n = qn, aber ö n
Q n > o + M > qn ergeben.
" Die Beispiele mit g aus bajuv. ä -p Nas. zeigen gleichen Vokal:
krgtjg, stqnt, rqm, tqm (vgl. § 4): in Vigo fallen a -(- Nas. und o -p
Nas in g zusammen.
Daneben nonn: das Wort macht den Eindruck einer jüngeren Ent
lehnung.
4 Das Eem. drückt den Begriff Schläfrigkeit aus, das Mask. bedeutet
die Tätigkeit des Schlafens, Schläfchen, ebenso im Zentralladinischen
(zum Grödn. vgl. man Gärtner, Grdn. Mund. 153) und Disentis
(Huonder, Disentis 78 (505), Anm. 1).
Sitzungsber. d. phil.-kist. Kl. 160. Bd. 3. AMi. 4
50
III. Abhandlung: Battisti.
§ 32. In gedeckter Stellung: sdqp Jagdgewehr, copä (venez.-
trient. Lehnwort) <( * clqpa cöpula Brötchen; dl flqkjä es
schneit, klqkjä <f cölchu Herbstzeitlose, brqltja it.brocca kleiner
Krug, <( kelt. brocc Sprosse, kqkjä <( *cocca Fruchthülse
(vgl. Meyer-Lübke, Grndr. I 2 , 666, Anm. 10), figx, klqx (zu Kö 2
2265) Schlag, 7cgs <( cossw; kolä <^colla, pglgs <fpollice, kql<f
collu, mql <fmolle, fqd<f falle (Trett, Dovena) Blasebalg;
*birotiu (Asconr, Arch. Glott. VII, 410), skjärgög zwei-
rädiger Handwagen, krqg <^ * corroteu Felsen (Salvioni, Arch.
Glott. XVI, 234 n.), rqg<f*roteu Zaunring, nqcd <f * noptiae
(Meyer-Lübke, Einf, 143); fiqc<f *filioceu, lamqcä <f * limo-
ceu Sumpf, skjärtöd Maisblätter; klqcä (zu Kö 2 2265) Henne
(vgl. Meyer-Lübke, Grndr. I 2 , 666, Anm. 5); sqldö <f solidu,
kolkjä (selten gebraucht) <( collocat.
§ 33. In Betracht kommen noch zwei Fälle von kombi
natorischem Lautwandel:
a) Reduktion des ursprünglichen Triphthonges iue in ifc
vielä viola, [plgn neben plugu <^* plovu], figl filiolu,
figlä, miglä <fmedullaf> * medölla (nach Merlo, Mise. Dax
tempi antichi ai moderni 36 durch den Einfluß von molle, nach
Salviohi, Posch. 70 besser durch die Analogie von Suff, -olu,
vgl. § 36) Krumme, Mark, väigld, vlgh neben § 26 angeführtem
häufigerem väiugh, während in glaiuql (aber Dovena glieV) und
kjämgl (Dovena, Castelfondo kjiel) das ue den -weZ-Beispielen
zu verdanken ist. Das jwg-fe-Gebiet umfaßt Arsio, Brez, Castel
fondo, Dovena (Trett mit Schwankungen) und mit geringen
Ausnahmen die ganzen ue und wg-Zonen auf dem linken Novella-
ufer. Diese Reduktion 1 ist älter als die mnsbg. Monophtkon-
gierung des ue, da auf dem ganzen Cles-Tassullo-Plateau und
im südlichsten Winkel (Andalo, Cavedago und Fai) in diesem
Falle ig bezw. ie statt iö und iö eintritt. Ein Analogon dazu
bildet die Reduktion von inlautendem sekundären ueu zu eu
in Cloz (Tergiovo?), Arsio, Brez (mit Schwankungen), und
sporadisch auf dem linken Novellaufer in (Seio?), Dambel,
Banco, Tavon und dann in der wg-Gegend mit -gw. S. Zeno
auf dem ö-Gebiete scheint mir ebenfalls gu zu geben und
1 Es geht ihr aber zeitlich die Zurückziehung des Akzentes in ud in
Cloz voran; man vgl. ebendort viüdlä, fiüdlä usw.
Die Nonsberger Mundart.
51
gleiches Ergebnis weisen Andalo, Cavedago und Fai auf. Die
in Betracht kommenden Beispiele sind ovu, novu, novem,
*plovit, movet und die Konditionalendungen der 3. Pers.;
hei dieser läßt sich in Corredo und Brez (uqu bezw. neu) die
analogische Wirkung der anderen Konditional-Endungen nach-
weisen. Wie bripi beweist, kann diese Vereinfachung nur
nach der Wirkung der vokalischen Auslautsgesetze einge
treten sein.
ß) Ein sekundäres, dem ö folgendes u bedingt die Pseudo
diphthongierung von ö zu ue in gleicher Weise wie die von e zu
ie in priqut, fim.ru, stieurä, fieut (vgl. § 7): duqurä<' adoperat;
die Brechung des Vokals fand bei ö wie bei e (vgl. zvqut, peutqr
§ 7, Anm. 2): vqut, vqutä, tqut (Castelfondo, Dovena, Trett,
Dambel) •< *toltu zu einer Zeit statt, in welcher l vor Dent.
noch nicht zu u vorgerückt war.
§ 34. In einigen Fällen unterbleibt die zu erwartende
Entwicklung von ö:
1. Ö statt *ue zeigen einige nicht volkstümliche Beispiele:
stolä, kqlqr <^ * colyru (vgl. Hüonder, Disentis 70 [496]) strqle%
Spaßvogel, rostfiöl, k[j]änöl Federspule (aus dem Trient.), kjävriöl
Gemse, mqdö, krqdä<^ * corrotat (Meyer-Lübke, Grndr. I 2 , 666,
Anm. 11), wo das q vielleicht aus der Analogie der q + dop.
Kons. Verba, die am Infinitiv ebenfalls o_h (’krodar) aufweisen,
zu erklären ist (und ebenso mula, föra forat), prqpi (ansbg.
propit), prqvä, wo der Grund der fehlenden Diphthongierung
nicht im vorhergehenden r (wie im tosk.) gesucht werden muß,
pqpol, limosnä, oio (vgl. Gärtner, Rrom. Gram. 49), trqui Mutter
schwein, zbqcjä Schloß (aus dem trient. zbqza') <^*boculu für
buculu (Parodi, Rom. XXVII, 229, Salvioni, Bol. stör. Sv. it.
1897, 13) mit einem o das die nordital. Formen (gesammelt von
Salvioni, Arch. Glott. XVI, 292) verlangen, skqpolä mit gegen
seitiger Umstellung aus colaphu, spqdq% <[ despoticu herrisch,
P’2% Bede, mqboi plur.tant. Hausgeräte, fqpä <^fovea Schlamm
(vgl. guqbjä), wo die Entwicklung vj > p an lombardische Ent
lehnung denken läßt [vgl. Hüonder, Disentis 68 (494)], sqli <[
solidu dürr, welches gleicher Herkunft wie das vorhergehende
Beispiel sein kann (vgl. Walberg, Celerina § 49 a, S. 35), mqzd
< ahd. muos Mus, das auch im trient. q aufweist (aber Rumo
und Bresimo möza), nqtä und nqti ,ich schreibe auf' gegenüber
4*
52
III. Abhandlung;: Battisti.
nuedä, dpsrä Handwerker, Schlüsselbart neben diieurä <V ado
pt er at.
2. o statt * Mg oder g zeigen: a) zgolä <^*exvolat, skorgjä
<*excorticat, vielleicht und konta cömputat, wo das o
auch in Nonsberg aus den endungsbetonten Verbalformen stammt;
ß) Fälle, in welchen, wie im ital. (Meyer-Lübke, Grndr. I 2 667,
§ 45, schon vorromanisch?) o statt g eintritt: mönQx, moygjä,
goylclä Topf (va.) <( conchula, kont<C_computu und comite
(in ersterer Bedeutung könnte man das o aus kontar erklären),
kolp (auch wegen skqpolä, das auch nicht bodenständig ist, als
Italianismus zu fassen ?)
3. Mg statt g kommt analogisch in der Verbalflexion vor:
a) in den starken Partizipien tugt, auf dem ö-Gebiet: tot, das
nicht direkt aus * toltu stammt (vgl. tgut, § 33 ß), ku%t (Ca-
vareno, Seio, Dambel): ß) in der 1.—3. Pers. sing, des Kon
junktivs Präs, durch Analogie der stammbetonten Formen des
Präs, ind.: piigl puqsiä, vugl-vugjbä, tfuggji-guegjä. Unklar ist
mir die Diphthongierung in fuedra (grdn. födra), welche auch
im Lombardischen und Westladinischen zu belegen ist.
5
§ 35. o bleibt, abgesehen von den §§ 39, 40 angeführten
Fällen, in freier und gedeckter Stellung unverändert. Wie bei
ß, aber in größerem Umfange, kommen auch bei p durch die
lautliche Umgebung bedingte verschiedene Abstufungen vor,
die vor einem sekundären y, aus l sogar bis zu einer breiten
g-Artikulation ausarten. Eine Mittelstufe zwischen p und g mit
Y = 6i bis 6.81 kommt im hnsbg. in Castelfondo und mehr
oder weniger ausgesprochen auf dem ganzen linken Novella-
ufei’, auf dem Cles-Tasullo-Plateau. in Vigo, Spormaggiore, An-
dalo und Fai in romanischem Auslaut vor: interessant ist in
diesem Falle das im hnsbg. (Brez, Castelfondo, Fondo) vor
kommende Hinabgleiten der Lippenartikulation von der a-5
Stellung zu a-7 ta , welches sich durch die Länge des Vokales
ei-klären läßt. Auf diese Artikulationsveränderungen, die indi
viduell in ganz verschiedenem Umfange auftreten, führe ich
die Schwankungen im akustischen Werte des Vokales zurück,
die schon Ettmayeu (lomb.-lad. Parad. 163, 164, Anm. 1, S. 556)
beobachtete: autrö <( * alter -j- ubi, tjö, ndö, wgö, dö m , koa
Die Nonsberger Mundart.
53
< * cöda, skoä <^scöpa, doä <( * doga, ärkoä (Kö 2 542), ?lcrpa
<scrofa; ebenso in primärem Hiat: tpä, spä- ködpx<^*cüticu
Humus, kodgja <( * cütica (Flechia, Arch. Glott. III, 135 n,
Zauner, Die rom. Namen, Nr. 8) Schweinsschwarte; blpde%
schmutzig <( blutig, blöt bloß <[ tir. blnt (Schneller, Die vom.
Volksmund., S. 117), koda<^cote (Bresimo und F. N. Rumo,
köt F. N. Dres) Wetzstein, dödps\ kpvel <( * cubulu Wildlager,
rpvpr <( röbore (rpr als F. N. Cloz und Tassullo), söver <^suber
(Meyer-Lübke, Zft. f. öst. Gymn., 1891, S. 776), tövpl 0. N.
<* tobolu ,Schlucht', govä jüvat, sklön, <( mhd. kloben
Holzsplitter und gön djüvene, in welchen die Dehnung des
Vokales sowie der rein dentale Charakter der Nasalis eine Vor
stufe mit o -)- u aus ovn postulieren; söl <[ sole und solu, gplä,
kpl dv. kpldr Milchsieb; ligör <[ rigore (in nir ä ligpr die Kugel
gut werfen — beim Kugelspiel), flör, 1 sapr, pdör, laör, ör
(häufig, besonders im PI. aus F.N. Rumo, Fondo, Dambel^
Nanno, Vigo), suff. -oref>ör, lprä<^löra, börpr <^burjan
Wild aufjagen (Meyer-Lübke, Zft. XX, 529), borä Baumstamm,
(Richter, bur(d) 56), morä möru Maulbeere, mipr <me-
liore, prä <^hora, ärmprä <( * valle majore F. N. Fondo
(mor Castelfondo, fontanä maorä Tasullo, Tuenno, Dres), sörps
<C sürice; 6s <[ voce, nps niice, krös <( crüce, kos <( cucit,
spps, spozä, tpzä, suff. -ÖS« > 6s, morps, spärnös zu * spara-
njan, gälös <i*zelosu, räbjös und in der Ortsnamenbildung:
prados <^pratu oder petra Nanno, champos Dambel 1786,
brämös Vigo (<( ahd. brama Rotdorn oder bruma Reif?)
kjärgäs Fondo (zu carice Riedgras?); pogja <( soka (Flechia,
Arch. Glott. III, 143); tou <^tübu Öse, Öffnung für den Stiel
und <^*töbu (Meyer-Lübke, Zft. f. ö. Gymn., 1891, S. 777)
Erdrinne, ijou jugu, lou <^lüpu, zgroii <j grob roh (Sicher,
Viaz 1843 zese . . . no migia fatte sgrove).
§36. In gedeckter Stellung: stpl <C stolle, bol, bald, ay-
golä^medulla Pflanzenmark, lcglpä, spl% <C. sülcu, bplp <
vulpe, pplpd, pplvpr, olern <i ulmu, kplem <( culmu Hahn
und dv. kolmär mit Umstellung aus (Seio, Dambel, Romeno,
Mask. in der Bedeutung ,Blume 1 , fern, in jener ,Auswahl 1 , z. B. la
flpr dlä farinä, la flör da lat, letzteres zu trennen von lä florä
Milchgefäß, aus flprar.
54
III. Abhandlung: Battisti.
Corredo) cum’larej köp, kgpa, gröp, tgpä ahd. *tuppa,
stopä stüppa, döpol duplu-, r]göt<^ne gutta gar nichts,
sarjglgt singultu, söt <( subtus, rgt<^ruptu, kgtgr Dach
<C dtsch. kotter (vgl. Schneller, Die rom. Mund. S. 135); tör <f
turre, kör<^currit, cimör Pferdekrankheit; koblä <[ copula
Strick, dgsköbgl dv. deskoblär schlecht gepaart; rgbi <( *ruidu
über *ruvidu rauher Stein, kglobjä<fcolluvie Schweinefutter,
bgbjä <( *upüpea Wiedehopf, marobi <( marrübiu Andorn, ko-
drobi guadrüviu (auch F.N. in Romeno); mgd<f * w u rceu
Rotz, gög<f*gutteu (dv.), kjämöc, log <] lüteu (va.; Sal-
vioni, Post. 13), gorggg <f* gurguten Futterrohr, pög <( puteu-
bokjä; ros <^russu, bös dv. bo?ar, Siel posmanina <( tir. bussen
(Schneller, Die rom. Mund. I, 225); rgsy <^ broscu? (Nigra,
Zft. XXVIII, 5), fosy<ifuscu (figjd fosy Trett, Castelfondo,
Dovena; vgl. Battisti, La vocale a tonica, S. 91, No. 2), bgsy
Wald, Gebüsch, losy<f* lüscu schielend, moskjä, kgsp<f* cuspu
(vgl. Mussapia, Beitr. 47), most, mostgr, ä[g]ost, froslcjä (Sal-
vioni, Rendiconti R. Ist. Lomb., ser. III, vol. 35, S. 968 und 39,
S. 613); kongser <^cognoscere, strarjgosä <( * extra angustiat;
torbgl <( * turbulu (Walberg, Celerina, S. 40), borsä <[ * bürsa
und partizipiale Bildung nach bgrer — bors = das Aufspüren —
grs, kors, tgrt und tgrdo <Itürdu, kort corte, sgrt <C.sürdu,
sgry ■< sürgu, tors < tursu, morkja < amurca Butterschaum,
fgrlcjä Mistgabel, gorgjä guvga Strudel, i)gory Verstopfung
-ggrgji F.N. (Trett) — sors < surpsu, orbgt, orden, forma,
Icgtgrn <f* coturnu Steinfeldhuhn, dintorn ringsum, forn, ornu
O ürna Wanne, tornä O tornat, fgrmä <fformat.
§37. Vor einfacher Nasalis: 1 aiiton, dön, padn, palmön
<Ipulmone, timdn <f* timone, ärSön<^* arcione Gestell aus
gekrümmten Reifen, magdn Kropf, hj ästrän <) Castro ne (Sto-
wasser, Wiener Studien,X.'KlV, 197, 8), ornön <f *renione, kon-
don<f * cumbitone Gelenk, sablän Sand, rai]gon <( * runcone
3 Man beachte den Unterschied zwischen one on einerseits, gön,
sklgn uni gn com - t om eon ’- andrerseits. — on kommt in Fondo und Um
gebung, inBresimo, dann mit Schwankungen inEumo, Cles-Tassullo
und Vigo vor. — gön erweist sich als spätere sekundäre o -f- ll Ver
bindung, aus einer Zeit, in welcher ön schon on lautete. Ein lehr
reiches Analogon ist fön, fonä <^fundu, ärgön <( rotundu, sggön
<Lsecundu, respgn<frespondit inBrez, Castelfondo,Trett,Fondo.
Die Nonsberger Mundart.
55
Hippe silön -< *axilone(?) Sensenstiel, sklefon zu klaff
(Kö 2 5282) Ohrfeige; son sum-, pom, sansdm ,su in sommo'
<( summu aber: palrngna Lungenwurst, krgnä Kranzleiste,
mgutonä unfruchtbares Schaf.
§ 38. Vor gedeckter Nasalis: 1 ärgönft], <frotundu auch
als F. N. dgsärgont (Trett), mgnt, fgnt, front, [gndgs], mondä
<^mündat, rondolci <( liiründula, sondä Schnitt (Etymon?
Schneller, Die vom. Volksmund. I, 252 und Mussapia, Beitrag,
108); ont, sorjgä <f axungia, ogcä •< uncia, ggggr, mgrjggr
mungere, spggggr <( pungere, rorjgjä rumicat, rorjcsgjä
3. pers. zu ahd. rünazön, strogc strundiu (Meyer-Lübke,
W. Stud. XXV, 90), rogx <C runcu, mgpx Stummel, fggx, ggglä
ungula, i zgonfli (plur. tant. zu zggnfel aus conflare )> zgon-
flgr) Blähsucht; kogggmblä <( * conjungla Jochriemen (vgl.
grdn. zontlä bei Gärtner, Die grdn. Mund., S. 165), gggglä
(Rumo, Castelfondo) <^jungla Halfter (Meyer-Lübke, W. Stud.
XXV, 101), kgmbel <( cüm(u)lu und dv. aus * cu.mlare <(
eulmare, gmbgl und gmbol <f*lumbulu Ziemer, gmbrä <[
umbra und numerat, plomp, kglombä, plomä Heuhaufen,
kgmprä neben kramp ä <( comparat, snsb. romper, stombel
<C_*stumulu Stummel (Schuciiardt, Vokalismus III, 237, Mus
sapia, Beitrag 58 Anm. und Meyer-Lübke, Gram., §76; über
ansbg. stornbi aus Scaiiamuzza, Nones, S. 27 vgl. Schneller, Die
rom. Mund. I, 254.)
§ 39. Kombinatorischen Vokalwandel von o zu 5 finde ich:
a) Bei folgendem sekundären u aus Z: 2 sgii% sulcu,
skgutä <( ascultat, dgicö <fdulce, guträ ultra, bgusi plur.
tant. (Pieri, in Miscell. Ascoli, S. 427, Salvioni, Arch. Glott. XVI,
374) Schläfe, bgus dämpfig (Diez, Wb. ,bolso‘), dgskguc <
* disculceu, skgumär <f* exculmare die Furchen aufwerfen,
1 In Dambel, Revi, Cloz undTergiovo wird p vor n dmt - und m lab ■ zu 0,
während og Q ult - P al - bleibt. Der Vokalunterschied beruht auf der
verschiedenen Artikulation der Nasalis.
2 Auf dem mnsbg. Gebiete entspricht dem hnsbg. gu in Cles-Tassullo
(Cagno?), Bresimo und (indiv.) auch im snsbg. ol bis gl: da hnsbg.
PW aus p -)- v bleibt (§ 3B), wird man den Übergang 0 f> g im
hnsbg. in eine Periode verlegen, in welcher das l noch erhalten war.
glt und glt haben sich also — ohne dafä eine Analogie nach den
wenigen ö-Beispielen anzunehmen wäre — in glt vereinigt.
56
III. Abhandlung: Battisti.
foux <C *f ulk (Bruckner, Charakteristik d. germ. Elem. im It.,
S. 9), kqut <f cultu (auch F. N. Dambel, Fondo) angebautes Land,
smqut von emungere (Castelfondo, Trett; va. Fondo; vgl. Sal-
vioni, Nuove Postille und Pieri, Zft. XXX, 303).
ß) Bei folgendem n: kqn<fcuneu, vargqhä<fverecundia,
kjarqnä <( * caronea Aas, rqna <( * rönea (Gröber, Arch.lex.
V, 339), kodqn <( cytoneu, sampqn <( * sympöniu Viehschelle
(Walberg, Celerina, S. 77, §114c), faqn favoniu F. X.
[Huonder, Disentis, S. 78 (504)], zgrqh dv. und zgrqTia <( * grun-
niat Schlag, polonä Apollonia.
§ 40. Unter der Einwirkung eines folgenden i hat sich
•üria über uoiä zu uqiä entwickelt: sal[a]muqiä (Romeno, Revö
salamrielä mit sekundärem Hiatus tilgendem l) <( salamuria,
[s]fueid (Trett, Castelfondo; Fondo (va.) fuegjä — man vgl.
zum gj: biiegjä <( boiae) <fforia Durchfall. — oriu ergibt da
gegen auf dem Gebiete, wo rj i wird, öi: pärsöi <j pres-
soriu Wiesbaum, doggä} (mnsbg. donsör — grdn. temesöi =
Querholz an den Schleifen. — Gärtner, Grdn. Mund., 155)
Eisennadel des Wagenquerholzes, pisadöi (auch F. N. Trett)
Wasserfall, Jcjegjädöi Abort, färsöl <J frixoriu (Meyer-Lübice,
Zft. f. ö. Gymn., 1891, S. 770) Röstpfanne, värsöi versoriu
(Castelfondo; Fondo vqrsöi) Pflugschar (Schneller, Die rom.
Volksm., 218, Mussafia, Beitrag, 120).
§ 41. q an Stelle von o findet man: a) in gelehrten
und jüngeren oder importierten Wörtern: ävqri<febureu, dqtä,
Iqtä, nqbql neben nqbilq, divöt, tqrjgjä <ftünica, mqliol <fmüccu,
bosol <( *büxida, stqfagjä <f süffocat -f- stuppa und adjekt.
stqfvx schwül (Mussafia, Beitrag, 111), tqm <( antoniu, pur-
gjätqri, sqstä dv. aus sostär <( substare (wenn das Wort nicht
aus einem Gebiete stammt, wo o + stj>g-|-st wird: vgl. Sal-
vioni, Kr it. Jahresbericht I, 123), gqtö <( guttu neben göc, mqtö
(in der Redensart no dir mqtö <( muttu, snsbg. älö% aluccu
Steinkauz; ß) als Entsprechung für griech. v (wie im tosk.) in
gqp, va. (Dambel), neben gqbö, welches auf Entlehnung aus
it. gqbbo weist, grqtä, kjdlqtd (Kirchenwort) und für u) in pitö%,
offenbar ein Italianismus; 7) in ucluy> Öclu, wo analogische
Wirkung von oculu vorliegt (vgl. § 29), falls man darin die
von Meyer-Lübke, Grnd. I, 2 663 zögernd angenommene Wirkung
der cZ-Verbindung nicht zugibt; 8) in rqkjä <( ahd. rocho,
Die Nonsberger Mundart.
57
tose, rocca (vgl. Salvioni, Posch., 71) entspricht dem ahd. o ein
offenes ö, ebenso in bqt, bqtä < urgerm. *botan, kqta <
germ. kottä (Kö 2 5309), tolä Dohle, tqt, mqta Haufen
(Brückner, Charakteristik, S. 9), (va.) klqcä Pinienzapfen, cqf
<(mlid. zoph, rqlä tir. roln Tabakrolle, rosta in Anklang mit
dem ladinischen o; e) kqrjdä < * cömptiat, inf. korftär, verdankt
das q der Analogie der o L: p-Verba: vielleicht ist auch der offene
Vokal in tqs <( tüsse ebenfalls aus der analogischen Konjunktiv
form kdl tqsiä zu erklären.
§ 42. ü an Stelle von o kommt nur bei gelehrten und
halbgelehrten Wörtern vor: nümer gegen ornbrä <C.numerat,
dübi, sübit, dqlüvi, ultpra: schwer erklärlich ist das sehr ver
breitete u von büs (Kö 2 1517 und Salvioni, Arch. Glott. XVI,
291 und 292).
ü
§ 43. vl. ü wird in freier Silbe und bei folgendem Palatal
zu einem vorgeschobenen ü-Laut, welcher im linsbg. unter
speziellen Bedingungen von einem reinen u akustisch unwesent
lich abweicht, im mnsbg. und snsbg. zu einem reinen Mittel
zungen-, in einigen Fällen sogar zu einem gerundeten Vorder
zungenvokal gebracht wird. Die Grenze zwischen hnsbg. ü und
mnsbg. u, bezw. ü, fällt mit Pseudodiphthongierungsgrenze (ie,
uo) ungefähr zusammen: sie läuft also von Revö (mit Anschluß
Tergiovos) über die Novellaschlucht nach Dermullo, Taio (wo
die Pseudodiphthongierung heutzutage nicht mehr zu belegen
ist) und über Corredo, Tres nach Sfruz und Vervö, wo das
snsbg. ü sich bereits in individueller Sprache bemerkbar macht.
Zwischen der w-Aussprache des südlichen Nonsberges und der
,rein toskanischen' des u in freier Silbe im Talkessel von Fondo
(wie Ettmayer, lomb.-lad., 566 annimmt) 1 ist kein Artikulations-
1 Des Herrn Professors Behauptung hat einen nur teilweise richtigen
Hintergrund, denn das Toskanische besitzt, wie die tiefgehende
Untersuchung von Freemansk Josselyn, Etüde sur la phonetique
italienne, Paris 1900, Taf. I, Abbild. 9 und 18, beweist, ebenfalls
zwei akustisch sehr nahestehende zt-Lautungen, die ziemlich ver
schiedenen Artikulationen entspringen. Mit dem falschen Gaumen
erhielt ich in Fondo für freies u ein dem von Josselyn bezeichneten
u wesentlich ähnliches Diagramm. Auch bei der Aussprache des
u ist die lautliche Umgebung von Belang. In direktem Auslaut
58
III. Abhandlung: Battisti.
unterschied, sondern nur eine partielle Verschiebung der
Artikulationsstelle vorhanden, denn das hnsbg. u der freien
Silbe ist « 3.5* (oder 3 a ) ßfg y 3 h (eventuell 5 h oder sogar 4 h s)
und verdankt seinen akustischen «-Wert einfach dem durch
die Lippenstellung vergrößerten Resonanzraum des vorderen
Teils des Mundes. 1 Inwieferne bei individuell ziemlich ver
schiedener Lippenöffnung eine Kompensation durch engeren
Verschluß zustande kommt (H. Helmholtz, Die Lehre von den
Tonempfindungen, Braunschweig, 1877 4 , S. 171) konnte ich in
folge des Mangels an geeigneten experimentalphonetischen
Apparaten nicht bestimmen. Das u der gedeckten Silbe ist
dagegen ein reiner Hinterzungenvokal mit y 31 oder 4h
a) palü, pü <^plus, stt, lü, nü (Part, von nir <C_ venire
krü <h crudu, rü Bach (Kö 2 8172), mdnü O minütu dünn,
stärnü < sternutu Nieser, mordü und die anderen Part, auf
-utu. Auch das mnsbg. und snsbg. mit Ausnahme von Nanno,
und in Hiat mit u (z. b. stüä, üä, lerüä, flüa) rückt das ü mit Aus
nahme von Vigo — für ü in Auslaut vgl. § 43 a — nicht zu Ü vor,
es erscheint sogar in manchen Dörfern, besonders auf dem rechten
Novellaufer für ü bei jüngeren Leuten u. Vigo spiegelt hier keine
altertümlichen Verhältnisse wieder, indem es das ü auch in diesem
Falle zu ü bringt: es handelt sich vielmehr um eine radiophonische
Erscheinung, da Vigo ü auch vor Nasalen zeigt. Was die mehr
palatale Färbung des ü in den Untermundarten betrifft, so zeigt
sich dieselbe besonders inEumo, Cles,Flavon, Vigo und dem rechten
Noceufer von Denno abwärts in größerem Maße. Quattroville
hat dagegen einen dem hnsbg. ü und dem ü a sehr nahestehen
den u-Laut bewahrt. Pinamonti beschrieb das mnsbg. ü (1829) in
seiner La Naunia descritta al viaggiatore, Milano, S.89: ,un vero
u francese simigliante all’ ue ovvero ü tedesco ed all’ i italiano 1 .
Diese Neigung des hnsbg., einen dem inneren Wesen nach gemischten
Vokal zu entrunden, sobald der entsprechende ungerundete Vokal
ihm akustisch nahe kommt, hat sich bei der doppelten Aussprache
des a ebenfalls erwiesen und entspricht einem sprachhistorisch
sehr wichtigen Zug dieser Mundart, sich ganz der gemischten
Vokalreihe zu entledigen. Dem uq Corredos entspricht ein beinahe
,reines 1 u aus früherem ü, was die Entwicklung des ue und uq aus
früherem üö postuliert, und aus einer gleichen Stufe hat sich viel
leicht das mnsbg. und snsbg. ö entwickelt. — Auf diesem letzten
Gebiete sind die ganz jungen Versuche, das ö zu q und das ü zu M
zu bringen, durch die Sprache des Cetocivile und den Einfluß
der Schule mächtig unterstützt.
Die Nonsberger Mundart.
59
Vigo, Fai, Andalo und Cavedago zeigen in Hiat mit ä und im
direkten Auslaut meistens ü oder u, nicht ü, welches manchen
orts in den Partizipien durch Analogie von üda, -üdd, -üdi
entstand, ß) stüä, rüä (arriva), üä, flüä <( früg es, krüä
<^cruda\ f) mäl, kill, päles, bülä,pidä (Meyer-Lübke, It. Gram.,
§163); müdä, ogüdä <( *vidjuta Blick, spädex (zu spüdgjar
speien), dozbüdä (Wort)streit, salüdä <( salut af; pa/irä, m^zürä,
pastürä, kgutürä, lcl$zürä, centürä, figürci, kiirä <( cura und
curat reinigt, skäir, mär, pär, segiir <( securu bestimmt,
madür <( maturu, dür, fäl ahd. vül morsch (Schneller,
Rom. Volksm. I, 236), mäs, skäs verkürztes Part, von sküzcir
befreit, fäs, äs usu, Icondäs <( conducit, lüs<^luce und
lucet, skuzä <^excusat, äküzä <^accusat, rügjä <^eruca und
ruga, nüggl <( nubilu, dügö <( * düca (wie im trientinischen
ist das Wort eine venezianische Entlehnung — Merlo, Note in
Atti R. Accademie di Torino XLII, Disp. I, 87—89), sügjä <^ex-
sucat und sudat, stärlügjä <( lucare blitzen (Schneller, Die
rom. Volksm. I, 265, Mussafia, Beitrag, S. 75, Ascoli, Arch.
Glott. VII, 551); stärlüx Blitz, sa% und sambü% <( sabucu,
bärüx <^barr-uccu (Kö 2 1245), mäx ,pinus mugus‘ (Salvioni,
Poschiavo, S.71), §ä% <( sucu Saft, aiät<^adjutu, nät<^nudu,
krüt <( crudu.
§44. Bei palataler Umgebung: a) läc<^luceu, skjäüd
dv. skjgucär <( * capütiare Halfter, £äc verküztes Part, von
cü£är <) suctiare anstoßend (beim Kegelspiel), patüc •< * pac.t-
uceu Kehricht, Fruchthülse, pqdüc, Baumstamm, gücä <C_* acu-
tiat, kjalägem <( caligine mit Einwirkung des Suff, -ugine
(vgl, Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 439),flantü§em<^*franct-
ugine Blitzstrahl, bärläc/em (vgl. Parodi, Arch. Glott. XVI, 143)
Blitz, nfladütjem Anschwellung, rägem <( aerugine, bügorä
(Mussafia, Beitrag, 39, 40) Schnitzer; pän, grün; ß) $ äh, [gägjä-
mit dem u der endungsbetonten Formen] ■—, cüträ zu dtschtir.
sutter, suttern (Schöpf, Tirol. Idiotikon, 731, 769; mhd. sutte)
Holzflasche, cäf Stirnhaar (Salvioni, Arch. Glott. XVI, 374)
neben dgy Büschel (§ 41), wo die vorhergehende Palatalis den
«-Laut bedingte.
§45. u bleibt: 1. vor Nasalen: gäzun <) * jejunu, geun
<i*ne ecce unu, vergiin <( alicunu, komün, füm<Ifune,
fum<^fumu, stärnüm <( * sternume Streu, grum<Igrumu
60
III. Abhandlung: Battisti.
Haufen, skotüm (Casez) Spitzname <^costume (Salvioni, Arch.
Glott. XVI, 477), lodrüm <C_* nutrumen Lämmchen. Daneben
aber künä, lünä, lüni<^lunae [dies], fortünä, nümfr, fümä
fumat und dv. (wenig gebräuchlich) Pfeife, spüma Schaum,
plüma, brümä, konsüma (vgl. Meyer-Lübke, Grndr. I 2 , 661,
Anm. 4). Auf dem w-Ä-Gebiet, wo überhaupt kein reines u
auch in gedeckter Silbe zu belegen ist, findet man bei u -j-
nas. eine weiter rückwärts erzeugte f(-ü-Artikulation als die ge
wöhnliche. Sie kommt am besten auf dem ü-Gebiete zur
Geltung, da hier dem ü der freien Silbe ein -un neben -üna
entspricht (so in Bresimo, Kümo, Nanno, Masi di Vigo, Campo
Denno, Lover und Mezolombardo, während in Vigo, Cunevo,
Fai, Andalo, Cavedago und im ganzen Bumotal -ün mehr oder
weniger konsequent nach -üna umgebildet wurde). 2. In ge
schlossener Silbe: süt exsuctu, dqstrüt <[ destructu, püt, früt,
[rüt], tut, (in Cavareno und Bambel, vielleicht auch in Revo,
hat man ü nach brüt, müt, nüt, krüt, aiüt), sublä <C_ subula
Ahle, nsüb$l Weberbaum, purgjä dv. und 3. pers. von pur gare,
urld 3. pers. und dv. von ululare Kreisel, kurt <[ curtu, urt
Stoß, muskjel <^*musculu Moos, usmä dv. zu usmdr (usmar
Ricci 23) <) mhd. hussen? nachlaufen, wittern, ruste%, lustqr,
kruskjä, bruslcjä Stäbchen, gast. Bei den st, s/c-Beispielen wirkt
das s im ganzen Rumo- und Bresimotal als palataler Laut und
bedingt die palatalere Aussprache des Vokals; ebenso bedingt
das rvon Cavareno abwärts ü, im Gegensätze zu dem
üblichen ur cons ■ des Talkessels von Fondo.
§ 46. Unregelmäßige Entwicklung von ü zeigen: ont und
pont nach ogg$r, sporjger mit ü (Meyer-Lübke, Grndr. I 2 , 661)
roi]gjä <^rumigat- ond$s <^* ündecim richtet sich nach dödej.
Die unbetonten Voltale.
I. Im Auslaut.
§ 47. Auslauts-« bleibt im nsbg. als ä (mit schlaffer
Lippen-Artikulation und leiser Annäherung an dem e-Typus;
die Mundenge y = 5 oder 6 k [in Fondo] ist größer als die
jenige, welche dem betonten a entspricht und kann mit einem
falschen Gaumen aufgenommen werden), im Bresimo als a, mit
Die Nonsberger Mundart.
61
v = 6J k ; akustisch kommt dieser Laut dem p-Klang nahe) in
Rumotal von Livo-Cis (hier mit Schwankungen) bis Lanza als
g (wie im sbrg.) erhalten: kjazä, benä, ltrqdä, rue.dä, mqzä
usw. In Rumo ist der Übergang von ausl. a zu g an gewisse
Bedingungen geknüpft: a) das a bleibt als a oder direkt als
ä hei vorhergehendem Palatal: bocä, va£ä, toca, milziSä, bqcä,
klqcä, zbrqcä, drqca, tacä <^ * tas-ca, gleziä (letzteres neben
glqziq)} ß) Es bleibt ebenfalls aus satzphonetischen Gründen bei
den proklytischen Einsilben, z. B. na-vesto, la-Saurq, da-ka-man,
sta belq rgbg (vgl. (Ascoli, Arch. Glott. I, 324).
§ 48. Neu hinzugekommen ist ausl. a:
I. In der Deklination der weiblichen Substantiva und
Adjektiva durch Ausdehnung der a-e-Klasse: glacä und facä
(Prokowskij, Zur lateinischen Stammbildungslehre, 368—370);
vimllä <^vimina über virnla, brentä, pärentä Verwandte,
krqnä, kodä Wetzstein, dgtä, sensä (Nominativbildung; Mussapia,
Beitrag, 104), snqpä (nach grapä: Vidossich, Zft. XXX, 203),
iiezä Agnese, fiqurä <^febre, grqdä, some.ntä, mqzä, rqdä <(
herede, pestä, litä, sqrtä, palüdq, (Rumo), früä <^fruge
(Ettmayer, lomb.-lad., 579, Lorck, Ältbergam. Sprachdenkm., 172,
Walberg, Celerina, 89, Anm. 4), kjänqlä <( canale Freßtrog
(Dambel, Seio va.), glanä <( glande Eichapfel, silä<^axilä
(Dambel, Seio, Fondo, hier neben überwiegendem sll, Trett)
sqrtä (Meyer-Lübke, It. Gramm., 188), arjkqnä (Meyer-Lübke,
1. c.). Hiezu kommen dann die bekannten neuitalienischen Bei
spiele, wie pagcä, vestä, frondä u. a.; — grqvä (aber Trett kjqr-
greu Mattigkeit), dqucä, fürqstä scheu, find, tristä, mqutonä,
m[a]orä, mqrdentä, (strqdä m. = steiler, schwer gangbarer Weg)
sowie die femininen Bildungen zu mask. -ent. Von der lateini
schen Neutraldeklination = -um -a hat sich als fern. sing, nur
1 Bei der 3. pers. sing, -at wird in Bresimo das gewöhnliche q auf
die Fälle übertragen, wo der Stamm auf Palatal ausgeht: cacq<^
captiat,pagq<^pacat, äargq <^carricat usw. und von diesen
auf die gleichlautenden Substantiva: damit ist ein Ansatz zur all
gemeinen Durchführung des -q gegeben. In Livo, Cis, besonders
Preghena und Varolo werden q und o nebeneinander und ganz will
kürlich gesprochen: dies heutige Durcheinander rührt vom starken
Drucke des nsbg.-a her, welches hier, wie in so manchen Ortschaften
Sulzbergs, große Vorschritte macht.
62
III. Abhandlung: Battisti.
l$iiä in Kollektivbedeutung ,Brennholz' gerettet. Das -a des plur.
ursprünglicher Neutra, welches im lombardischen noch immer eine
Rolle spielt, kann ich nicht belegen (Salvioni, Milano, § 89b).
II. In großem Umfange bei der Adverbialbildung: dogkä
schon vl. * dunqua (Meyer-Lübke, It. Gram., § 107), sota
nach sorä<(suprä (Meyer-Lübke, Rom.Gram.il, § 620); fnitu,
nfinä (Brez, Dambel, Romeno), ädünä, nsgmä, quträ, fuerä ver
danken ihr a dem präpositionellen Gebrauche, und diesen Bei
spielen schließen sich weiter iuluegja <fibi *illoque auf der
Stelle, ve,rä, agkja- neben der Kurzform ai]-, tloggjä, belä, pürä,
vol{ntjffrd sowie die Bildungen auf -iqntä: dalbonientä, snbitiqntä,
bonorientä an. Somit bleiben nebst den Bildungen auf -ment
(aber dar da mqntä Gehör schenken) ohne ausl. ä nur äd$s,
udös, Inn, voidnt <f abante (aber mnsbg. tnandä), domdn, mal,
komo, iu. Neben sota, $ntä, sorä, fuerä, värgotä, ggotä <f
necgütta kommen auf dem ganzen Gebiete mehr oder wenig
Formen ohne ä vor: söt, sör, enter, fuqr, värgöt, ggöt. Erstere
Beispiele sind in präpositionellem Gebrauche (sot-man, sgr-
viä oder in Verbindungen wie gnt-fw, ent-ä-lcjqzä, fuer-iu ent
standen; die zwei letzten haben das Geschlecht von gcün an
genommen.
§ 49. Verlust des a trat nur aus nicht lautlichen Gründen
in der Flexion in folgenden Fällen ein: 1. in den fern, me, tq,
s (=sq) in proklytischer Verwendung (me kjäzq aber lcjazä miä),
die also gleich wie die männlichen Formen lauten; entweder
handelt es sich hier um analogische Bildungen nach dem Mask.
(Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, §§ 88, 89) oder um eine sehr
fragliche Fortsetzung der von Virgilius Maro (Epitome VI, De
pronomine) angegebenen Kurzformen mae (Obi. sing. — Nom-
plur.) tae; 2. In der 1. Pers. des imperf. indic. nqvi, krezqvi,
sqntivi, welche im nsbg. gleich der 1. präs. indic. auf i (aus
ego) ausgeht; hier handelt es sich um Übertragung aus dieser
letzteren (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 256); 3. In der
3. präs. der «-Konjugation bei folgendem enldytischen Pro
nomen (dl pqrtä, aber in der Frageform ko pqrtql), für welchen
Fall verschiedene Erklärungen möglich sind: pqrt-ql oder Ein
wirkung der 2. pers. pqrtqst.
§ 50. Im Auslaut fielen u, ü, S, e, o, i ab, außer wo sie
im Hiat zu stehen kamen: <f quinque, destqr, ferm,
Die Nonsberger Mundart.
63
negjgr, sgmpgr, dqrm, plomp, zgonfgl, primt usw., nau <fnave
Mail, au, kjau <( capu (heute nur in der Bedeutung oberster
Teil, Ende, snsbg. auch Kopf — Riccio, 430), fau, trau Balken,
briqu, arliqu, griqu, spärzgu <fpraesepe, ngu, s$u<fsebu und
sitis-{-vos, bgu <^bibit, vedgu <f videtis vos, skriu <f
scribit, riu<frivu, kjätiu, niiqu, iigu <fovu, raueu <^movet,
tou, lou<^lupu u. ä. Daneben fagu f>foii, jugu^> goii, nidu
> niu. In den zwei ersten Beispielen bandelt es sieb um
eine dem gv über v entsprechende Behandlung, im letzteren
Worte ist dagegen das u analogisch nach dem plur. nivi mit
hiatustilgendem v entstanden, man vgl. brqa <( brod, ämö<f*ad-
modo und § 128 I. Der Schwund des auslautenden Vokals scheint
also älter zu sein als die Unterdrückung des d. — Im mnsbg. und
snsbg. tritt statt u, o ein: kelio, skrio, gr$o, cao-, die Grenze läuft
über Bresimo, Livo, Cagnö auf dem rechten Noceufer bis Segno,
steigt dann aber wieder nach Norden über Vion und Tres bis
Corredo (Taf. II, Grenze 1). — In Cunevo, Terres und snsbg.
wird das -p der 2. pers. plur. in unbetonter Silbe mit dem voran
gehenden g unter o zusammengezogen: füsö, gsö, diz$?ö, krgzgvö
u. ä. — Der Auslautsvokal bleibt in unvolkstümlich entwickelten
Wörtern: qiö neben ai, tax, mai, miei, tgi, ävqi, sfun, smuqi
usw., furbö, qrbö, mgrlö, zgjqrlö neben kqrp, kqrf, sqrp, nerf,
körgl Kegel, pirgl neben pirlö Quirl, biäö, dügö, dragö, sügö
(in sqngä sügö') aber su% Saft usw. In einigen Fällen bleibt der
Auslautsvokal in von der Schriftsprache beeinflußten Verbin
dungen: kqro-lü neben tuqi kjäröt, molto-pü neben mqut, wo
das den Auslautsvokal behaltende Wort sich als direkte italieni
sche Entlehnung verrät. Schwer zu erklären ist das ausl. a in
pars, man, wofür pgdgr und mgder zu erwarten wären
(vgl. pader, Riccio, 430 und mgder santä\ neben madnsqntäl
s - § 93 ß, 56). Die Sonderstellung ist durch syntaktische Ab
kürzung nur teilweise verständlich (vgl. Tappolet, Die rovi.
Verwandtschaftsnamen, S. 29ff.), denn man dürfte eher *par
und *mar erwarten. Das 9 könnte sich als Stützvokal bei
der ursprünglichen Verbindung dr )> dn in der Proklyse ent
wickelt haben, z. B. pqdgr aber padn-tqni, wovon dann mit syn
taktischer Abschwächung pgn-tqni und durch Verallgemeine-
l'Ung pqrs entstand, oder wir haben es mit nicht alten Ent
lehnungen zu tun (vgl. die Entgegenstellung der modernen pari,
64
III. Abhandlung: Battisti.
man zu den alten pader, mader im Judikarischen — Battisti,
Catinia, S. 21, Anm. I.) 1
§ 51. Das i der gelehrten Wörter auf -ium und einiger
Proparoxytona (vgl. §. 128, I) wird als Auslautsvokal gleich wie
das aus rj oder Ij entstandene i beibehalten: matrimqni, var\-
geli, tqm, dübi, misten, cimiten (nur snsbg.), batistign, salari,
konträr i, prezepi <ß praesepiu, vigi, särvizi, ävqn usw., ah
(Fai, Mezolombardo) <( aridu, t$bi <( tepidu, lampt <ßlim-
pidu, mqrbi, spavi, robi <( * ruidu.
§ 52. Auslautendes i (bezw. i) ist als i geblieben: 1. in
allen <1 heri (man beachte daß in herl und quasi )> skazi das
Auslauts-i im Latein kurz ist; für die Erklärung vgl. man Ett-
mayer, Zft. XXX, 651.), und im analogischen *hodii<^ar)kuqi,
ferner in mili, das nach IIuonder, Disentis, S. 93 (519) auf
Vermischung von mille und milia beruht, und in 2. aus
nahmslos im plur. der Mask. der 2. und 3. Deklination 2 (vgl.
aber ansbg. chatter mur bei Riccio 11 ); 3. in der 2. pers. sing, des
Imperativs der Verba auf -Ire und 'Sre (lcrgzi) und in den ein
silbigen Präs, dai, stai, fai, trat; 4. in den aus dem Dativ ent
standenen Formen der Personalpronomina mi, ti (betont), gjt <
eccu-\-illi (unbetont); 5. (1) heutzutage beinahe ausnahmslos 3
bei der ersten Person ind. präs. und imperf. aus dem angehängten
Pronomen ego 4 (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 134): mandt,
vqdi, krqzi, senti, fanist. In diesem Falle zeigen uns die alt-
nonsberger Texte Fälle ohne i und zwar nicht allein bei den
1 Zur Bestimmung des Alters dieses Auslautsgesetzes beachte man,
daß der Schwund des Auslautsvokals in einer Periode eintrat,
1. in welcher der in direkten Auslaut tretende gutturale Ver
schlußlaut palatalisiert wurde, 2. in welcher das aus _Lidu ent
standene i (§ 51) nach lab. Kons, nicht mehr unterdrückt werden
konnte.
2 In der 3. Deklination dürfte das i nicht direkt aus lat. -es herrühren,
sondern unter dem Drucke der 2. Deklination entstanden sein, da
auf dem Umlautsgebiet auch die Subst. der 3. Dekl. dem Umlaut
unterworfen sind (Meyer-Lübke, It. Gram. § 349).
3 Nur die sich nach son gebildete 1. Pers. der einsilbigen Präs: don,
von, fon, tron, ston entziehen sich dieser Strömung.
4 Auch ist das schwerwiegende ai *haio (und mit ihm vugi)
als Zentrum einer analogischen -i-Bildung nicht außer acht zu
lassen.
Die Nonsberger Mundart.
65
einsilbigen Präs. z. B. dich, Riccio 31, 300, sondern auch sonst
z. B.fich, Riccio 376, dmand Riccio 336, 6), in der ersten Per
son der Kurzform des Perf. von fqv.fei (auch Riccio fei 139) 1
und des Kondition, -ue-i <fhahui.
§ 53. Die Auslautsvokale sind von einem folgenden s in
der Konjugation und in der Deklination verschieden beeinflußt
worden. In der 2. Person sind -as und -es, -is unter gs zusammen
gefallen pgrtgs, vgdgs, kredgs, sentes, koisgs (im Gegensatz zu
den einsilbigen Präs.: gjas, fas, stas, das, trqs)-, in der Deklina
tion ist in neuerer Zeit aus der venetianischen Ebene über
Trient die fern. plur. Endung 9, die trotz der Auslautsgesetze
immer bleibt, importiert worden (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II,
§ 30). 2 Daneben lauten die fern. plur. des poss. pron. im obersten
Nonsberg (Fondo, Castelfondo, Brez, Trett, Arsio, Dovena, Sar-
nonico, Cavareno, Dambel, dann in Vigo und mit Schwankungen
auch in Corredo-Sfruz, Flavon und Quattroville) migi, tugi, sugi.
Ferner in Bresimo, wo die fern. plur. heute ausnahmslos auf 9
ausgehen, findet man 7-plur. in der Toponomastik: molzini
(*moslini <f *mosnini zu mözna), val-dä-mal/ii <( mlat. malica
Sennhütte (Schneller, Rom. Volksm. I, 154), val-medi <fmeta
Haufe, Kam hnsbg. gjanä (vgl. § 1 3 ), ri-dä-pgdri, tö-dä-klqpi
neben moderneren Bildungen wie pögd, tö-dä-hgeg, malhqcd, fra-
tged, fralng, isklg, noJiqrg; ebenso habe ich aus den F. N. bei
Marcena-Mocenigo in Rumotal: [plagt neben plagg für die gleiche
Örtlichkeit], x kodi neben kods, i vai, förä-vih, in Nonsberg
selbst alli Nugiari Don 1786 mit der interessanten Umbildung
des sing. Nugiar, Pratvilli und Traini um 1780 Seio, i Vouti
neben Vouta Don 1786, im jetzt deutschen Senale gort (vgl.
Nigra, Arch. Glott. XIV, 112), endlich das durch ganz Nons-
1 Ist die einzige lebende Perfektform, die mir bekannt ist; sonst ist
dieses Tempus auch im nsbg. abhanden gekommen.
Vom ansbg. -i der fern, zu -e führt keine lautgesetzliche Brücke, da
ausl. -i zwar bis i mit schlaffer Artikulation, nicht aber bis 9 gebracht
wird. Dann zeigt das Pehlen der Mouillierung der (y-Stämme gegen
über vai P. N. und der sonst auf dem f-Gebiet eingetretenen Mouil
lierung (vgl. Ettmayer, Berg. Alpenmund. §. 43, S. 40—44), daß
man die feminine Endung e nur mit Gärtners ,Überentäußerung 1
erklären kann. Zusammengefallen ist das i der Mask. und Pem.
unter 9, bezw. i, nur im sulzbergischen.
Sitzungsber. d. phil-liist. Kl. 160. Bd. 3. Afch.
6
66
III. Abhandlung: Battisti.
berg verbreitete F. IST. vili, woraus vil. Das Beispiel von Senate
beweist ein verhältnismäßig hohes Alter des i und darauf
weist die Diphthongierung in migi, tuei, suei [Scaramuzza (bei
Böhmer) alle tuei baie 2 4 ; le tuei schiarpe Siel II, 19 2 , que
suei Legrezze II, 5 3 ] hin; man vergleiche hiemit bugi <^bos. y
II. Nach dem Tone.
§ 54. Die nachtonigen Vokale sind mit Ausnahme von a
abgefallen; wenn kein auslautender Vokal die dadurch sekun
där entstandene Konsonantengruppen stützt, schiebt sich in be
stimmten Fällen g (bezw. 9 und a) als epenthetischer Vokal ein:
andä << amita, s$ndä <( semita (auch F. N. Fondo, Tuenno),
grintä •< grimmifia, pergjd (auch F. N. 1783, Dambel) <Cper-
tica, bazqlgjä <^basilica, i pülzi (Dambel, Revö, Tuenno
püzli <ü_pulices, skodgjä <( *cutica, mai]gjä <( manica,
blodgä (Flavon blolgä, Vigo bloga) schmutzig, domeggjä, moqgjä
über *monica <( monacha (Walberg, Celerina 52), betoi]gjä
<C,vettonica, lügjaiggjä <( lucanica, roggjä <( rumigat er
kaut; kjargjä dv. von kjärgjar, i migdgji va., plur. zu mi$dQ%
(miedghi, Riccio 357), olqdgjä * volatica, salvqdgjä <( silva-
tica (Flavon salvalga, Vigo salvadjä, salvadghi Siel II, 63 s ,
II, 82 2 ), piedgjä <(pedica-, kjabli plur. <( capulu, stabil plur.
<( stabulu (auch F.N. Fondo), ärdqbli plur. <^rutabulu (auch
F.N. Vigo); ggrlä, sterlä <( sterile, sperla<^ sphaerula, merlä
<imerula, ämp^rli (plur. tant.) Weißdorn zu beere; fesnä
Masern, muesnä, asnä asina (asni, Qarella 10 4 bei Boeh-
mer 32), kärpzmä, kr$zmä, mazrä <( macerat und dv., rueslä,
l$snä (\t.lesina) > büsnä <( * bucinat, m$zdä <( * miscitat, masnä
<^machina, ampazmi plur. <(impagine, spazmco (it. spasima)',
kjauna )> cana ba (chiauna Siel II, 20 4 ), kjaumi, plur. <( calamu
über *calemu, öeuri plur. zu Sev^r (Kö 2 10464), ficurd plur. <C
febre, lieiirä fern, zu ligv$r <^lepore, prigudi <^*prebiten,
qumi plur. <^homines, fiunä <^femina } s^unä seminat
1 Man beachte auch, daß der Wandel von as )> i in eine Zeit fiel,
in welcher l -f-1 noch wie Ij palatalisiert werden konnte. — Von
der Entwicklung des s zu j, das die Voraussetzung für den Laut
wandel as^>i ist (wenn auch wahrscheinlich dazwischen die Stufe
es liegt), wird später die Rede sein.
Die Nonsberger Mundart.
67
aber lama vl. <( lavn na (und daneben F. N. s-ä-lamnä Tuenno),
viumplur. <jvimina (Fondo, Dambel,Cloz, vymbhßevö, Corredo,
Tuenno), ombrä <j numerat, kombrä (F. N. Fondo zu cumulu);
dueurä, pgtnä <jpectinat (pgnng Rumo) und petna plur. tant.
dv. von pptnär Spreu. — Im südlichsten Winkel von Nons-
berg, wo g -f- « nicht bei cja bleibt sondern bis zu ja fort
schreitet (Spor, Campo Denno, Andalo, Cavedago und Fai), ent
spricht dem hnsbg. gjä, mnsbg. tjä aus -Lica in den oben an
geführten Beispielen — pia in Fai, Andalo und Spor neben Ata
in Cavedago. Die Entwicklung dürfte über A ptja j> pja, nicht
über -Kons, -)- tja j> Kons, -{-ja j> Kons, -f- ejä vor sich gegan
gen sein; das i Cavedagos vermag nicht den vorhergehenden
Konsonant zu affizieren: domenjä, lüianjä. 1 Zum Alter der
Synkope beachte man: 1. daß in -atica, pertica beide stimm
lose Verschlußlaute vor der Synkope stimmhaft wurden, ebenso
das k in A7c«, das d in machina, bücinat, das p in .Lpula,
das t in amita, semita, 2. daß in Asina, l^dica die Unter
drückung des nachtonigen Vokals und die dadurch entstandene
Positionsbildung für den betonten Vokal erst nach der Wirkung
der Pseudodiphthongierungsgesetze eintrat: man vergleiche hin
zu viijdqr <( vetere, äliggjer <j alecru, rniedpx <j medicu,
'ßnievip-, sieslä Hippe, bugzem, rugslä, 3. daß l vor s nicht
mehr den Wandel zu u mitmachen konnte: i pülzi, i felzi,
? ebenso in bazelgjä gegen dquc, sou% usw.
§ 55. 2 Epenthetisches g trat als Stützvokal nach der Syn
kope des Nachtonvokals in folgenden Fällen ein:
1 Man beachte in Casez, Malgolo, Satter, Tavon, Sanzeno und Banco,
dann im mnsbg,'ncaj>'nga und rt’caj> rtjä gegen sköddä,
pi$diä-, ebenso füzelt und füziar, ti rpzips und roziar, mozips
und mpziär, daneben aber salvggä, blogä.
" In der Behandlung der nachtonigen Vokale geht Nonsberg andere
Wege als das Rendenatal und Sulzberg: die nonsbergischen Entwick
lungen haben aber gegen Sulzberg die Grenze überschritten und
die ursprünglichen sbrg. Lautungen in verschiedenem Umfange
verdrängt. So reicht die Unterdrückung der unbetonten Vokale bei
«-Auslaut in den Verbindungen -nie-, -vag-, -tic-, -lic-, -cer bis
Croviana-Bollentina und umfaßt das ganze Rabbital, und die Grenze
der Unterdrückung des Auslautsvokals und der Einschiebung eines
Swarabhaktivokals schwankt in einzelnen Fällen zwischen Dimaro
Pelizzano, während dagegen das ganze Peiotal noch immer als Ent
sprechung für -gru nur tjär kennt, das sich über das Coronajoch
5*
68
III. Abhandlung: Battisti.
1. bei auslautender Liquida: [döpgl], gjabgl •< capulu,
kgrnbgl <( cumulu und c.ulmu, dgskgbgl, stabil, tcibgl, tgmbgl,
stombgl, [zgonfyl], iSgjgl <^ebulu, pübgl (Dambel, Revö, Tergiovo,
Cloz), kjävlkjgl < * claviculu, qkjgl, koerkjql, vqkjql, dqrvlkjgl
F.N. (Cloz) < *inter viculu; viqdqr < vetere, autqr, [aspgr],
bespqr <^vesperu, scmpgr [pgdqr, müder, peder, küder], mcircgdgr,
sküdlgder, cgdgr <( * texator, kater, cevqr, liqvgr, storgqr und
die anderen Infinitive auf 'ere, tqndqr < teneru, öqndqr <C.
einere, vandqr <^vannere (Mussafia, Beitrag 117, Lorck,
Äberg. 10), gendqr <^generu.
2. bei auslautender Nasalis: pqten, üzen; batezem, apklügem,
flantügem, rügem, ämpücjem, kjärücjem.
3. vor s (aus c): pülgs, sgles, felgs, poles, larqs, sqrgs, vertgs,
vedgs <( vitice, katqrdqs, dqdgs (man beachte das erhaltene d!),
lj,ndgs <[ indice.
4. vor k in der Silbe -icu : tose/ <( toxieu, stqmg/<6.
* stomicu (man vergleiche stopgösl Walberg, Celerina § 85)
miqdg/ (va.), nülvx <C milch, sprqlg/ (sprglgjär, halbgelelirt)
grpg/ <( * hirpicu nach hirpicare (vgl. Ettmayer, Berg. Alpen
mund. S. 15, Walberg, Celerina S. 52, Anm. 4), rizq/ (riigjgr),
krqng/<^ krank, blöde/, qtg/, mang/, döng/ <C.*domnicu (F.N.
Bresimo, prqdöng/ Cloz, strä-dqngi Dambel), mene/, stetig/,
(stei]gjar), sälvgde/, poigde/ (F. N. Bresimo, ebendort eine
Pluralform poiadgi). 1
nach Piazzola di Rabbi und von hier über die Bordolana als (jä
nach Bresimo fortpflanzt.
1 Der Klang des Swarabhaktivokals wechselt zwischen e, 9 (redu
zierter Vokal mit dumpfen Klang in Corredo, Taio, Nanno, Elavon,
Segno) und ä in Bresimo, Denno, Termon und (indiv.?) Vigo, letz
teres im snsbg. nur bei folgendem r. In Bresimo ist dieses r so
stark reduziert, daß es nunmehr beinahe allein aus einer leisen gut
turalen Hebung des Zungenrückens besteht und in einen a-Laut
vergeht; diese Behandlung des -r über är zu a scheint die moderne
übliche Aussprache von Barne (Bresimotal) zu sein: also gvan,
petän, azän, aber kölä (mitunter kqlali in indiv. Aussprache)
päsä, levä, äzä <6, colyru, aceru, passere, lepore doch
kqldri, pasdri. Ebenso lautet der Infinitif —ere )> 'ä: tendä,
vqndä. In Rumotal ist die üblichere Aussprache von Lanza an J-9n,
—96, —9S, während statt er ein vokalisches r gesprochen wird.
Einen a-ä-Klang hat ebenfalls der epenthetisclie Vokal in Denno,
Termon, Campo Denno und Lover.
Die Nonsberger Mundart.
69
§ 56. Keine Synkope trat dagegen bei der Verbindung
_Lidu, in welcher die Dentalis vor der Unterdrückung des
nachtonigen Vokals schwand (vgl. § 128, I): mqrS, rar)#, mo6
<C_muccidu-, te,bi, mgrbi, spavi, soll, alt aridu. — agit ist
gelehrt: in nitidu > net ist entweder das zweite d sehr früh
zeitig durch Dissimilation auf der Stufe *nedidu geschwunden
und dann ist das fern, netä eine analogische Bildung, oder das
Wort ist wie das italienische netto zu beurteilen (Meyer-Lübke,
It. Gram. § 120, S. 69); frgt hat sich bekanntlich über frejdu
entwickelt und ist mit de, wo der d-Abfall ebenfalls auf Dissi
milation beruht, unter einem zu betrachten. Gegenüber der
idu )> -w-Reihe hat man -itu^> ($)t, spirt <( spiritu, vueit <(
vocitu, mgrt <^meritu [= spgrt <( expertu],
§ 57. In einigen nicht ganz regelmäßig entwickelten Bei
spielen ist das ü der Verbindung Ruin, Rula als o geblieben: 1
regolä (auch oft F. N. in der Bedeutung ,Alpenwiesen 4 ), pegolä,
?edolä, rgpkolä, rondolä (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, S. 472),
lydolä (neben hnsbg. gddld), pldntolä Sensenamboß, petolä,
kjdrkolä <( * calcula Fußbrett am Webstuhl (vgl. Jcjärklier in
beinahe gleicher Bedeutung), aijlcplä, brdtolä Tannenreisig, qzolä
<bansula, bdgplä, fritolä, vergold Dreschflegelstiel, dpsfantolä
Drüse, smgrsolä, spgrtolä, skjdndolä Schindel <( scandula
(vgl. skjärlär <( * scandulariu va. Seio, Dambel), braijkol,
ombpl, frigol, snsbg. zgjiratpl (hnsbg. zgirlgt), mnsbg. paslcol
(Ettmayer, lomb.-lad., Parad. 9), pq.hol (aber Castelfondo, Ter-
giovo, Trett pghel plur. pqbli), sgkol, diavpl, pgpol, ggkol, prigol
(und pgrikol) ggrgol (neben fyrkjgl) Fondo-Trett und auch als
l.N. (Fondo), antigol <^lenticulu? F. N. Malosco.
§58. Nachtoniges a ist als e geblieben: -dbamus^> qven,
* %ramus > gren : fyndgx, §obet, kjangu -< cannabu, cyggjen
und cyjgjsnä, gjasper, qrgjen und 3. Pers. sing, grgjonä, stgfen,
kjatjkjen * canchalu plur. kjar)kj?ni, trqpen und 3. Pers. sing.
trqpanä. — möngx <( * monicu und stömpx stomicu sind
§65 besprochen worden: man vgl. auch Salvioni, Arch. Glott.
IX, 220).
1 Im snsbg. tritt dafür y, in Vigo, Masi, Andalo und Cavedago mit
Molveno auf, wo es eine ununterbrochene Fortsetzung im judika-
rischen u findet.
70
III. Abhandlung: Battisti.
III. Vor dem Tone.
§ 59. In zwischentoniger Stellung bleibt a erhalten: mä-
rävgä <^mirabilia, santarugl Weihkessel (Salvioni, Poschiavo
721) und mit Dissimilation des zweiten a in Revö kasentjn,
nßadügem, kjälamär <( calcimariu, portadorä Einfassung,
rädürä Umackerung, konfalön <( ahd. gundfano Standarte
neben konfolön mit progressiver Assimilation, korädqlä, sgrädürä,
korämglä Riemen, kjäzalyn häuslich, bozmäruglä zu bugzem
Breitiegel, gränäruelä (Malgolo) Quecken (?), pikjänuelä Burzel-
baum, klqudäruglä zu klqut Nagel, Nagelbüchse, Hgjänuglä
Zugwinde, pärkjäcqr * procaptiare, ostäriä, masäriä, Haus
rat, balarjgfn Klippschwengel; ebenso in der Konjugation:
-asäi, -ärugi, -asän <( *-assdmus, -asdu <( *-assatis (statt
-assemus, -assetis vgl. Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 303)
und -ärsan, -ärsau (mit Einwirkung des Infinitivs in Romallo,
Cloz, Revö, Tergiovo, Dambel) neben -grsdn, -ersqu in Castel-
fondo und Brez, wo das e der Dissimilation zu verdanken ist.
— Vor einem i aus rj wird das ä über e (diese Stufe kommt
vereinzelt in Trett und Seio vor) zu i: nigjlglä (Castelfondo) in
F. N. < *nucari-ola (nigjäiiielä Brez), poggjoielä <( *ponti-
cariola ,steiler Weg' F. N. Seio, pontäiqdä <( *pontari-acea
ebenfalls ,steiler Weg' Trett: diese Erscheinung ist mit der § 66
besprochenen identisch. — Ausnahmen sind selten: krompär
und seurar (Castelfondo, Trett, Rumo) aus comparare und
separare sind auf großem Gebiete zu belegen (Walberg,
Celerina § 86), kalmigr ist eine neue Entlehnung von cal-
miere, aunglä Bodenraum, Cloz und Romallo (Sicher, Viaz 199 3 )
wird kaum von altana, das weder in Nonsberg noch in
Sulzberg belegbar ist, herrühren, sondern wird eine Ableitung
aus beunä sein (man vgl. quzyn <( vecinu).
§ 60. Die anderen zwischentonigen Vokale werden in der
Regel auf dem ganzen Gebiete, wenn auch nicht überall aus
nahmslos, unterdrückt:
a) nach Liquida: 1. lärgja und ärgjd <( * laricatu Lärchen
harz, [IJärzen zu larice F. N. Malosco, kjärgjdr <( carricare,
bärggla (Fai, Cavedago)<C*biroteu Handkarren, smärijgl <
naricellu Nasenschleim, därvgl <ß cerebellu, värgqnä, värgiln
zu alicunu, värgot.[a] <j * vero -f- gutta, kjärmqlä <( * cala-
Die Nonsberger Mundart.
71
mella Stoppelbund, kormgl <( columella Dachpfeiler, Brunnen
pfeiler (Schneller, Rom. Volksmund. I, 135; das Wort habe ich
aus Rumo, Tergiovo, Brez, Dovena, Dambel; Revo kQlpmbgl),
ansbg. mardarse heiraten (Riccio 509, 629). Aus der Formen
lehre gehören vielleicht liieher die § 59 erwähnten -ärsdn, -ärsäu,
die durch farsau (Riccio 625) und vortarsau (Siel II, 100 4 ) für
die alte clesianer Mundart belegt werden. — 2. kjälgjar (Fondo,
Castelfondo, Seio, Dambel) <( caligariu, salgjär ■< salicariu,
sglza (mnsbg. sal$za) Straßenpflaster und filzgl Gespinnst aus
Seidenabfällen — man beachte die Erhaltung des l gegen mguzfii
<[mollicinu weich (Tuenno moslin, Sicher, Viaz, molsinota
100 3 ) und mqutürä <[ * molitura Mahllohn (vgl. § 89). — beltd
ist italienische Entlehnung. — 3. ämblanä (Castelfondo-Dovena)
<* alb ul an a weißes Rebhuhn (Merlo, Note in Atti R. Accad.
Torino XLII, 80 ff.).
ß) nach Nasalis: fugzgl ■< *funicellu, pai^g^l, mnsbg.
pagzgl (ansbg. Siel, pangel II, 80 4 ; Krit. Jahresber. IV, I, 171),
kjqunelä (Romeno, Revo, Tassullo canvglä ■—• Corredo canvdr =
Hanffeld —) <( * cannabella Hanf (über * cannebella), man-
del[ä] Strohbund (über das d vgl. Salvioni, Arch. Glott. XVI, 303,
4. Anim), desfo^gjar va. Trett <[* de + exfundicare durch
stöbern, paggjanä <ü ponticana Ratte; roggjgr <[ rumigare,
ombrär <^nümerare (aber Terres, Tassullo lümerdr), kjaunadco
<.eaminata (auch F. N. Dres; von Malgolo an öämtnada),
qungtl zu liomine (Riccio 54 3 omnon), feunatä <[femina, s$unär
< Seminare, ansbg. lumnagion, Riccio 261, kjärnylä (snsbg.
cantm$lä), digdgnt <( quinque centu.
y) bei folgender Nasalis: krezmär (cresmär, Feste 2 4 ), blaz-
mär, smanä < septimana (Castelfondo-Dovena, sommano Rumo,
Cloz, Brez, Terres, Tassullo, setmanci auf dem linken Novella-
ufer, d(,smestex<C * de [ex] domesticu weitgelegener Ort, flan-
tüzmär blitzen, päsnqgjä <( pastinaca, büsnär <( bucinare
(auch Sicher, Viaz, busnar 191 4 ) und büsngl Gesumme, masn{n,
masnadä, disncir, ä sträsnön zu * traxinare = in schleppender
Weise, äifönarsd (Castelfondo < * se advecinare, lüsngl Blend
werk, mnsbg. Johanniswürmchen (im ,gaim‘ — Auge 1 ), lüsnär
1 Aus diesem in Nonsberg und in stärkerem Maße in Sulzberg ge
sprochenen Rotwelsch, welches, wie der Name gaim beweist, von
der romanischen Schweiz stammt (Salvioni, Poschiavo 64), sind
72
III. Abhandlung: Battisti.
Bresimo (Mussafia, Beitrag 75), blitzen, reqnär <i *rationariu
(ansbg. reznar, plur. raznari, Schneller, Rom. Volksmund. 1,246)
Alpenaufseber, retnel zu retina Zaum, petnqr (pqnnqr) <(pec-
tinare, kjärnqd <[ catenaceu, kjärnela (Castelfondo) sonst
kjantinqlä Dachlatte, falnel < *faginellu über *faen$l >
falengl, färnigi plur. tant. Wegetritt, Queckgras zu farina
Trett, Castelfondo, aunqc[ä] <( avena.
S) bei folgender Liquida: kjäsljn, kjäslet Schober, reslqr
*rastellare harken (Brez resklgr, mnsbg. restldr), mäslqr
<^maxillare Backenzahn, kjäsladä <( castellu Fass auch
Öles, Revö, Tuenno (mnsbg. castlada, Riccio 94 Chiastellada)
büslaia ,Buchswald' zu *buxulu (F. N.), [grbäjnoslinä (Bresi-
mo) = Jior di cuculo 1 Milchdistel (?), güslinä Nadel (Romallo,
Tei'giovo, auf dem übrigen Gebiete güzglä), kjaslir ,castelliere‘
F. N. Malosco, Malgolo, kjäsläc Tuenno, äslaäi Farn. N. in Fondo
(zu dnselä Hans); foglgr Herd (Cavedago und Sporo mit früh
zeitiger Umstellung des l: flojqr), vgglqr <C.vigilare, rgglär
(Rumo) kappen, kjärlcljqr Trittbretter des Webstuhles zu kjqr-
kolä, prqtlär zu prqdql Vorspannen, skütlqdqr und skürlqdqr
Töpfer, skrotlqr (Dambel, Casez, Seio) < * corrotu lare (Ma-
nincor, Musica S. 14 scrodolas), trotlqr herumhüpfen (Brez,
Castelfondo); Scaramuzza, S. Silvester bei Boehmer S. 44), korläc
(Fondo kortlqc) zu *cultellu, stablgi F. N. Rumo <( *stabul-
ellu, sdanlari zu scandula F. N. Rumo.
e) bei folgendem Dental: rqidqr <( recitare (Salvioni,
Rom. XXXI, 287, Ascoli, Arch. Glott. VII, 543), rezdgl *reti-
cellu, snsbg. redazgl Fetthaut, bre&dgl (Salvioni, Arch. Glott.
XVI, 303/4, Anm.; Casez, Tuenno bragedel neben azdqlä, mqi-
g$tol, roigär u. ä.), lärdelä (va. Tergiovo, latdglä Fondo, laddelä
Dambel) zu germ. latta kleine Stange, mezdär <( miscitare,
dezdär < * dexcitare (va.), kozdürä <( * consutura Nat (Wal
berg, Celerina § 86 a), prästgl zu pratu mit gegenseitiger Um
stellung [prastel Sicher, Sardi XIV, 2), qid.gr <( adiutare,
snsbg. ubdir (auch Riccio 406).
0 nach Labial: kjqudgl <[ capitellu (Salvioni, Postille 6,
Arch. Glott. XVI, 303/4, Anm., Walberg, Celerina § 86 a) Brust-
einzelne Worte ins nsbg. Wörterbuch übergegangen. Zu diesem
Jargon vgl. man den reichhaltigen Aufsatz von Dr. Cesare Battisti
in l'ridentum, 1906.
Die Nonsberger Mundart.
73
warze (Fonclo, Seio, Brez), nquslinä <( * navicell-ina (Trett,
Sarnonico, Fondo, Seio), nquzglä (Salter) < * navicella Weber
schiffchen, zbeuklgr kneipen, beurgr tränken, driurgr (Siel 1,19 3
dourava), seurgr (vgl. § 59), peuradä zn pever < piper gepfefferte
Fleischbrühe, spleuzingr nieseln (snsbg., mnsbg. splquzinär).
7]) bei folgender Guttural: beigolär <^*bissiculare stam
meln, sfodgjgr neben sfygjär <^fodicare, blodgjgr und blögjär
beschmutzen, zu blödex, biigjur (Nigra, Romania XXXI, 521),
rokgjgr <[ rosicare, moigjgr <' morsicare, to&gjgr *toxi-
care, §tro&gjgr schleppen (Scaramuzza 3 4 in Boehmer S. 44).
In diesem letzten Falle und in den dieser Klasse angehörenden
Beispielen die unter a) und ß) gebracht wurden, zeigen — wie
in nachtoniger Stellung — Spor, Andalo und Fai ej-L, Cave-
dago *_L.: rotyjär, mo&gjär, bi&ejär, pantejdna usw. Eine ähn
liche Entwicklung ist in diesem Falle in Terres (z. B. roziär,
strogiär, fü&iär), Tuenno, Campodenno, Casez sowie in ver
schiedenem Umfange auf dem rechten Noceufer belegbar. Zur
Beurteilung des Zeitalters der Synkopierungsgesetze beachte
man, daß der Schwund des vortonigen und nachtonigen Vokals
zu einer Zeit eintrat, in welcher die stimmlosen Konsonanten
bereits stimmhaft waren. Dagegen war zu dieser Zeit das c
noch nicht zu s vereinfacht worden, da neben fugzgl wichtigere
Beispiele wie martjqlä, pai)ggl, arjtjivä, faggdä (man vgl.
§145,4), sowie re&dgr, dgidär u. ä. stehen. Umgekehrt war der
Vokalisierungsprozeß des l con ‘• zu u schon auf dem Wege, denn
die sekundären £-]-Kons.-Verbindungen haben diese Entwicklung
nicht mehr mitmachen können. Lehrreich sind Fälle wie auzinär
und aunacu gegen ogjarä <[ v’caria, ogüdä *vidj-uta
Blick und oidnt, voidnt <[ Vante <[ ab ante, welche alle eine
Lokalisierung des in sekundärer Verbindung sich befindenden v,
das erstemal aber zu u (man vgl. quslinä zu ahd. * aluza) das
zweitemal - in direktem Anlaut — zu o zeigen. — Die manch
mal tiefgehenden konsonantischen Assimilationen und Aus
stoßungen gehören, wie schon die unsichere Behandlung der
gleichen Konsonantengruppen in einzelnen Fällen beweist, einer
jüngeren, vielleicht noch nicht völlig überstandenen Periode au.
§ 61. Die Störungen in der Durchführung der Synkope
i Uhren entweder von assimilatorischen Strömungen (a) oder von
der unvolksmäßigen Entwicklung einzelner Worte (ß) her:
74
III. Abhandlung: Battisti.
a) 1. In der Konjugation unter dem Drucke der stamm
betonten Formen: stärnüdar, mgzürär, salüdär, dgzbüdär, stär-
lügjgr, madürgr, mastegjgr, blastemär, vandemär, montggär Vieh
auf die Alpe treiben, maneggr und die übrigen Verba auf -idjare
(Brez, Sarnonico haben hier sogar den Diphthong ie über
nommen), hqutivgr, kjastigjär, märidgr, lamentar, zlavantar zu
clava Corredo, mit progressiver Assimilation (zglaventgr Ruffre
vgl. Salvioni, Zft. XXII, 468/9 und Arch. Glott. XVI, 324/5),
marendar <f* merendare, kontgntär * contentare, skovertdr,
komandgr, sträsinar. Hier bildete die Klasse der Verba mit
vortonig-anlautendem Vokal wie cigjär, tremär, fjddr, portär
usw., wo der Vokal immer bewahrt bleibt, das Muster für die
Erhaltung des Vokals aus den stammbetonten Formen (vgl. dazu
Huonder, Disentis § 65). 2. In der Futur- und Konditional
bildung der Verba auf ere, ire, wo die Gestalt des Infinitivs
nach dem Muster der are-Verba, unberührt bleibt: florird, sgn-
tirum, vgderdi (vgl. zu der ausgesprochenen Abneigung gegen
die Synkope in der Konjugation Salvioni, Aggiunte alla ,rom.
Formenlehre' in Studifil. rom. VII, 212, Vidossich, dial. triestino
115, Anm. 3), ebenso in den Endungen der 1. und 2. plur. des
romanischen imperf. Konjunktivi -gsdn, -gsau und -isdn, -isdu
nach -cisän, -asdu (vgl. zu einer ähnlichen Erscheinung im
Zentralladinischen Meyer-Lübke, Rom, Gram. II, § 305). 3. In
der Wortbildung (bei jüngeren Ableitungen) unter Einwirkung
des Stammwortes z. B. botggjyn zu botegja, polgntön, pavärfyi,
Schmetterling, maridög (Salvioni, Studi fil. rom. VII, 223),
vedgldm Kälber, skjärpglfn (neben ?kjarpglyn) Steinmetz, pene-
ladä Pfahlzaum zu pinna, pälmonarä (Corredo permonarä)
Lungenwurst, pqrtggjat schmales Vorhaus, i färiniei Queck-
gras, neben färnigi linsbg. (vgl. §. 60y), fasmgtä kleines Reisig
bündel, cärezär und kjärezär (Trett), formentön, kjämizugl
Leibchen, gümglöt neben cjomblyn Zwilling, korteladä, älsivgc
Lungenbrühe, molinär usw. In diese Klassen gehören die Ab
teilungen aus Verben: kresiment, trädiment, kondiment-, ärdi-
ment, bgviruelä, batiruglä, ridäruelä sowie Fälle, wie zbegjglar
schreien nach bggjel u. ä.
§ 62. ß) In gelehrten und unvolkstümlich entwickelten
Wörtern: füneral, cjgnergl, mineral und mit Vokalassimilation:
kjäväggl Feuerbock, kjävägarä Rain, tciramgt Erdbeben, natürdl,
Die Nonsberger Mundart.
75
äbitär, temporal, difergnt, mpgrtinent, obedir, benedir, maledir,
batistieri, ddikjät, kjqqSidrgl Eimer, vgritd, libgrta, sanitd usw.
Im Anlaut.
§ 63. In direktem Anlaut ist a beinahe überall als ä ge
blieben (vgl. §47), mit Ausnahme der Verbindungen qu und auf
einem großen Teile des Gebietes ag, in welchen ein reduziertes,
kurzes, aber mehr velares a gesprochen wird. In Corredo, Tres,
Vervö, Molaro, Vigo und Masi, also auf dem linken Noeeufer,
erscheint ein dem betonten a- ,Mittel a‘ nahekommender Laut,
der aber bei folgendem Palatal und vor r zu a wird. Beispiele:
1. ämqr, artjent, ämi%, ämör, ängl, cindrön, änti%, ägost <(
*agustu und ägorqr •< * agurare (agorar in Qarella 9 4 bei
Boehmer, S. 32); ärqdä (Bresimo) <^aratru. Ebenso hat man
ä in ar- und al in den Beispielen, in welchen sich d sekundär
aus der ,vokalischen‘ Liquida entwickelte: ärcgl, arnir, älddm
usw. 2. Dagegen agkuei (auf dem linken Noeeufer von Taio,
Tres, Vervö abwärts ist dieses Wort in die Analogie der in-
Beispiele gezogen worden: egköi), aggilä, aggQsä, aggonia, arj-
gj$r Schürhacken, ebenso arjgolä < medulla und in dem arj
<C fn-Beispiele. 3. qucgl, qutön, qutär, qugqr, quzugl Zicklein
(Salvioni, Poschiavo 59), quslino plur. tant. <( * aluza Sauer
ampfer, quzfn * vecinu über vcinu, qunglä zu he und
(vgl. § 59).
§ 64. Bei den Femininen ist die Aphärese des a, die
sich aus der syntaktischen Verbindung dieser Subst. erklärt —
ausgenommen bei folgender Nasalis — die Regel, welcher sich
nur wenige Hauptwörter entziehen: suntä (P. N.), nungiqtä
(P.N.), rqdä zu ärär Umackerung und rädiu <( arativu,
märaskjä, zdglä neben äzdrlä, [mandgrlä], vatä (Nigra, Zft.,
XXVIII, 645), Igsnä, morkjä, sll < axile. giiia < * aginea,
viadä Bienenstich (veada, Sicher, Viaz 1B2 S ), venä, güzelä
Nadel, soggä, legrici, gostgzä <[ * agustense, nümglä (trient.
animela) Lampendille, relä, rgdelä, trient. aredela Flechtwerk,
bondanzia, Sicher, Sardi, XXIV 4 . In anderen Fällen ist die
Aphärese durch Dissimilation entstanden: Cal Stahl, smqdg%<^
asthmati cu neben dizmqde//, vaggär, bigd$x, sasingr, (Michael
Poschiavo, § 20), mqr neben ämqr, ran spürei. — rqär neben
76
III. Abhandlung: Battisti.
ärgar <[ adripare ankommen, aufhören ist auch zentralladi-
nisch, ebenso dqurar adoperare.
§ 65. In nicht direktem Anlaut bleibt a, außer wenn
eine Palatalis (Jcj, gj) oder r voran gehen oder folgen, in welchem
Falle ä eintritt, das in Trett, Ruffre, Seio, Dambel und Castel-
fondo, 1 allerdings nur bei palataler Umgebung, zu einem kurzen
ä gebracht wird (Trett gjälinä, gjäjqfä, kjästron Hammel,
kjävel usw., [civel, ciströn, glofa], aber kjaukjdü, kjqukjqrä,
kjaunadä, kjqurgr): kjämöö, kjävql, kjädfn, kjäloggjä, kjä-
cädör, gjäbdn, gjäldn, gjänasä Kinnbacken, gjärgjd Schild
knorpel, gjärgufl Gebinde — graZiM, palü, sa[v]ön, salgjär,
badil, särir behacken, bataiä, ladyn geschwind, lavqr, madiir,
valer usw. — märidä, ?&rklgr, märqskjä, gränglä, bärdelä, bar-
zelä, färlgt, fär[i]niei, [IJ&rgjd, märmotä, märt gl, pärlqr, fräzelä,
fr&dgl, prästql, prädiu, trahikuql Fallklappe, travers, bräskjd
Most, bragjaudarq Menge von Pilzen.
§ 66. a im Hiat mit einem palatalen Vokal scheint über
e geschwunden zu sein: fligr, flgr, flgl <^flagellu, sitql <(
*sagittale Spritze (Terres, Flavon sitdn), sitqr <) *sagittcire,
sitelä Wasserrohre (Terres = schmaler, langer Streif), hnsbg.
siton Libelle (Salvioni, Arch. Glott., XVI, 325), kjlgl <( * cariolu
(snsbg. darol) in Castelfondo, Dovena, Trett und (va.) Fondo,
vleh <( * variolae (Trett), gllgl (Dovena < * glariolu, svü%
(va. Trett, Brez, Fondo, Dambel) Heuschrecke (Nigra, Arch.
Glott., XV, 123, Salvioni, Poschiavo, 14), miste,r (Castelfondo),
ansbg. mistro (Siel, II, 14, Riccio 58; miste,r, mistri ist Familien
name in Pavill bei Tassullo) <^magistru, ris (auch Terres,
Cunevo, aber Romeno, Revö äris <( radic.e), wenn der Schwund
des Vokals hier nicht, wie es äris annehmen läßt, nach der
1 In Traversara, in individueller Sprache in Trett, dann in Romallo
und Cloz und Tergiovo — hier mit starken Schwankungen — er
scheint in diesem Falle i (z. b. cistgl, ciströn, glofä). Auch in Fondo
soll man bis vor wenigen Jahrzehnten kjeströn, gjgiqjä gesprochen
haben. Eine Spur davon finde ich in dem F. N. gjenqtg, offenbar zu
gjanä und JcjistalfQn = Castelfondo. Diese Erscheinung ist mit dem
Wandel von zwischentonigem P al a‘P al 'g> e, i (vgl. §59) identisch.
Aus Cavedago habe ich brlaiidi, Trett bregjaudi, sölaröl, Trett
skjeÄäigl kleiner Hobel u. ä. Vereinzelte Beispiele für diesen
Lautwandel sind in Terres und Cunevo belegbar.
Die Nonsberger Mundart.
77
Metathese, also in direktem Anlaut stattfand. — a im Hiat
mit velarem Vokal wird auf dem Gebiete bewahrt, mit Aus
nahme des hnsbg. von Cagnö bis Fondo, wo das a sich dem
folgenden Vokal assimiliert: * majora <f morä (zgjalä morä
zweite Roggenernte).
§ 67. Unregelmäßige Behandlung des anlautenden a
findet man:
1. a 'g> e\ «) Durch Dissimilation in segrä Friedhof, kjegjar
(dazu kjegja <[ cacat), tekjgr (Fondo, tedgr Salter, Amblar,
Cavareno) < *tagicare, sqlari Lohn (Fondo, Brez, Gloz, Ter-
giovo, Rumo; Salvioni, Milano, 94), nedgl (in der Verbindung
da-nedal) <fnatale (Ruffrfe, Sarnonico bis Malgolo; Ettmayer,
Bergam. Alpenmund. 23), selärugl sale Salzbüchse: ß) durch
Assimilation: restql, rem,er)% (wo das Präfix re mitgewirkt haben
kann), trevers, neben häufigerem trävgrs, sggrestici, mnsbg. sa-
grystiä (vgl. aber Parodi, Studj liguri in Arcli. Glott., XVI, 136,
§8); f) durch Kontamination in brezdgl <(bracciatello -f-
Bretzen (Kluge 0 unter Bretzen; 8) in rgzon (snsbg; mnsbg.
und hnsbg. räzön) sehe ich eine Entlehnung aus dem lombardi
schen oder venezianischen Sprachgebiet (Salvioni, Milano,
§ 86 a, Vidossich, Studi, § 38), ebenso eine aus dem trientini-
schen sdefön (schiaffo -+- ceffo) im snsbg. sklefön Ohrfeige,
hnsbg. slclafön), obwohl man liier das g durch Dissimilation
aus sklgfgr erklären könnte; e) in bgrgöt, bergün —jemand,
etwas, ein Wort, das mir auch wegen des Konsonantismus un
klar ist (neben häufigerem värgün, värgot[ä]).
2. af>i in zgjiSar <( kl altj an, das wie die Behandlung
von kl zeigt, eine lombardische Entlehnung ist (Ettmayer,
Berg am. Alpenmund. 23, § 26) und in brygkjar, wo sich *bran-
ctxre und springan vermengt haben.
3. a>o durch Assimilation in kodrobi <( quadruviu,
durch Dissimilation in chiarobina, Riccio 349, aus plonä in
plongr; stroigjär ,strascicare‘ verdankt sein o einer Konta
mination mit dtsch. tir. strützen, Gärtner. Grödn. Mund. 152)
(Schöpf, Tir. Id. 722: vgl. grdn. trga strotq schleifen.)
4. a > ü in lüzfyrp <flacertu mit zweifacher Kontamina-
tion von luce (Ettmayer, lomb.-lad. 586—587 und bergam.-
Alpenmund. 23, § 26) und serpe. — Beachtenswert ist güccir
coactiare gegen karqlä, kgstiön.
78
III. Abhandlung: Battisti.
§ 68. i, e und e sind bis aus wenigen durch Flexions
zwang bedingten Ausnahmen, so weit sie nicht unterdrückt
wurden, unter a zusammengefallen. In direktem Anlaut ist die
Apokope Regel: sem, rüyem, valif\ rtc, ram, zbqrnä, rügja
glieziä, romit, veskof, rondolä (diese Fälle, analog dem tos
kanischen: vgl. Meyer-Lübke, It. Gram., § 144 und Grundr.
I 2 , 673), Zec<*eliciu grqtol, vqri (Salvioni, Milano, §94), Iqtä
(Salvioni, Post. 9), rad^x (Mussapia, Beitrag 92), morqida <
liaemorrhoide, rninelä <( hemina, nqri (Schuciiardt, Rom.
Etym., I, 12), mäganarso, myndar, lis (Salvioni, Post. 9), roykjgr
ausjäten (Meyer-Lübke, Zft.f. äst. Gymn. 1897, S. 769, Michael,
Poschiavo, § 23), miljö Emilio, taljdn, val-di, val-ngt beim Tag
(Nacht) werden <( aequale, und ngi-vgl (Fondo, Corredo),
si-vgl (Vigo, Rumo) gleichzeitig, rentar <^haerentare (Wal
berg, Gelerina, § 101). Ebenso wird ex zu s, z gebracht, wo
bei nur istd und ynstd nach invern — aber stadelä da sttn
märtyn Altweibersommer — und istes neben instes in Nonsberg
wie auf großem Gebiete eine Ausnahme machen.
II. in, im haben sich über än, am, — diese Stufe bleibt
meistens, wenn die folgende Silbe betont ist 1 — zu n, i« ent
wickelt: &mpagem<^impagine, ämpgrli plur tant. und ämpgrlä
(sing, tant.) Weißdorn, ämpdm (snsbg. ämpbmolä Himbeere), äm-
bric dv. zu mbrizär <( meridiare, ärnben; aygolä <b medulla,
ayzenä <[ * medj-ina, agzani (plur. tant.) <( * medj-anu, än-
dibjä, änfil dv. zu nfilär, änsorä <( in -f- supra, ändriö dv.
ndrigär, änsqn, zu nsongr, änsqnjd <( insomniu Schlaflosig
keit (Mussapia, Beitrag 115), ändormjä Schlaftrunk, änserä dv.
zu nserdr bremsen (Cloz, Brez, Dambel; änsraiä Fondo, Castel-
fondo) Hemmzeug, änsübgl < insubulu, änsenä (auch ansbg.
Siel, II, 78 s ), äntrig%<^integru, aykqnträ, aygot(ä) <^negutta
(Ettmayer, Berg am. Alpenmund., § 30; ansbg. angott, Siel II, 21,)
ayceriglä dv. yceygar, arjgivä Besenginsterhaufen, aygor% dv.
1 Das mnsbg. und snsbg. schwanken zwischen an, am (ampag,
anklüzem, andiviä), yn (jndrig, j.mbrig, (nsgü, jn&qstrQ; diese
Entwicklung scheint durch Assimilation an den betonten Vokal i
hervorgerufen zu werden und sonst nur in gelehrten Wörtern vorzu
kommen) und n: ntreö, nsübgl, ngöt. Die Schwankungen zwischen
an und n sind sekundär und durch Einwirkungen und Ausgleichun
gen stammgleicher Wörter bedingt.
Die Nonsberger Mundart.
79
ijgQrgjär, agklügem (Trett layklütjem) Amboß (Kö 2 4865);
ansbg. ansü, Siel, II, 93,, anfuer, Siel, II, 45,. Anderseits
aber haben wir nfladügem, nglomqdä Verstopfung, ngrecjadä
Halskrankheit der Ochsen, nmorbqdä Vergiftung, pkjäslgr <
*incastellare aufhäufen, -rjkükjdr verstopfen, nglotir, ntivgr
Fondo nty.gr) treffen usw., mbrägjgr den Baum mit Stroh
umhüllen, mpqutgr, mplerär usw. Von den endungsbetonten
Formen aus wird auch in den stammbetonten das ä unter
drückt, also rfkükjä, mbrqgjä und schließlich dehnt sich die
Apokope auf die Verbalsubstantiva aus: ndrig, ycegglä, rnbrig
(von Cloz, Oavareno abwärts). Die einzelnen Untermundarten
gehen auf diesem Wege ungleichmäßig weiter. — Zu a wird
ebenfalls anlautendes e vor r cons - in ärbgä <( dervilia.
§ 69. I. In nicht direktem Anlaut ist der Wandel e, i
>a sehr häufig: bargtä, burtdd^l <( vertebellu Fischreuse,
balarjgä, kjärigzä, [färsöi <( *frixoriu (Meyer-Lübke, It.Gram.,
§139 und Zft. f. öst. Gymn. 1897, S. 770, vgl. auch hier § 75)];
kärelä <( quaerella, gjärnic (Corredo gränig) Ofenschwärze
(Salvioni, Arch. Glott., XVI, 435), kjärdengä Speiseschrank,
kjärsön crescione Kresse, märkjd, märdgder (Sicher, mar-
zarij V'iaz 86 3 ), gaygivä <[ gingiva, fcilec <( *filiceu, dabot
sogleich (snsbg. dgböt), gaggiqnd <( gentiana (vermengt mit tir.
angidn? vgl. Fondo ängiana), pcirsemol <(petroselinon (Mus-
sapia, Beitrag 87), mänesträ (manestra in Qarella 9 2 bei
Boehmer, S. 32), malagkoliä, pärmgs permissu, däspö <( de
ad post (auch ansbg. Riccio 195), prädaiä <^petraria, pär-
donär <iperdonare, pur <(per (pär-kel, pär-l-plgg di-pär-di)
särmon, $agür Castelfondo, särvizi <( servitiu (Riccio 603 sar-
visi) ; sagglöt <^singultu, stärnüm zu stgrngr Streue, (Salvioni,
Milano, § 99a), zbalepx, spärfgnder, spärzeu (Bresimo), <^prae-
se pe, ansbg. marddrs = meritereste, Riccio 509, sären, täramüt,
tarlii <[ * triliciu, tärüugl <( * triche-olu, bärdelä zu brett
Klapper, trdmuggd <( trimodiu, grämjäl (Bresimo) Schürze,
varen (nicht ganz regelmäßig entwickelt, man sollte eher *vren
erwarten), landradd Lauge (Cunevo, Denno), tärfugi <( trif oliu,
tarlüyt dv. von tärlügjär blitzen, tärlainä Spinnweben, vandgmä
Alvindemia mit Anlehnung an vendere, värggüä, vadrgtä <[
v itrlttu Gletscher. Hiezu kommen weiters: salvgdg%<^sil-
vaticu -)- salvu mit einem bereits vorromanischen a, salvangl
80 III. Abhandlung: Battlsti.
auch aus silvanu Wiederschein, das weit verbreitete sälzd zu
silice (vgl. Vidossich, Studj, § 46), bärbüstgl vespertilio
und bärbasx<C verlasen mit Einwirkung von barba (Nigra,
Arch. Glott., XV, 119). In snsbg. und mnsbg., besonders in
Lover, Campodenno, Terres, Cunevo, Vigo scheint diese Ent
wicklung zu unterbleiben, wenn ein anderes e folgt: blestgmär,
remmdel, spgrfgnder, teremöt, tglerainu u. ä. Vor r scheint da
neben hier e, e die Regel zu bilden: bergta, pgrdonär, tergöl,
sterlüg u. ä.
II. e bleibt infolge analogischer Wirkungen: a) in der
Konjugation: sgrär, rgstqr, pgtnqr, fgrmqr, plggjqr, sggjgr, rgstar,
derkjar, tgtär, vendevä, lcrgzgva, pendgvä. Ich kenne kein Bei
spiel für den zu erwartenden Ablaut (e- al. ') und vermute, daß
die Angleichung der endungsbetonten an die stammbetonten
Formen auch im snsbg., wo ich wenige Beispiele für die Unter
suchung sammelte, ausnahmslos durchgeführt ist. — ß) In Ab
leitungen: fgunqtä, tystgl, fgnil } sglqdgr (neben slüder), bg-
vandä u. a.
§ 70. I. Bei labialer Umgebung wird das vortonige e,
so weit es nicht geschwunden ist, zu o: domdn<ide mane
die Morgenstunden, Morgen, domangr, ndo[v]inqr, somiär, romit,
rQvgrs, romiedi remediu, dorjgöi <( * demissoriu Nagel des
Querbalkens am Vorder wagen (grnd. temdsoi), romaner (ansbg.
Siel 5 s romagnuda), domä <^de magis, dopgnder, dofendgr
(auch Siel, II, 16 4 ), dezdommtdgjär, sforginä Peitschenschmitze,
zu it. sferza, botongjä <^vettonica, prgendä, Qrftön renione,
gromial neben dem oben besprochenen grämiql (auch ansbg. in
der von Boehmer, S. 34, herausgegebenen Chianzon 1 2 ), plodn
<iplebanu Pfarrer (auch Siel I, 54, ploan). — Wie bereits
gesehen, entwickelt sich das sekundär sillabisch gewordene r
auch zu o: ogjarä, öidnt, oflüdä.
II. Bei palataler Umgebung und im Hiat entwickelt sich
das sekundäre o aus g zu ü: gümel, gümblfn gemellu (aber
1 Schwer zu entscheiden ist wegen Mangels an geeigneten Beispielen,
ob vort. e-f- sek.M regelmäßig erhalten bleibt: ich habe nur feMTüT
<C.febrariunu&pgurädq, denn feuronä zufebre kann durch
figurä beeinflußt sein. Ist aber das Verbleiben von e -j- sek. u als
gw regelmäßig, dann ist es klar, daß die Entwickelung e a später
als der Wandel von br, pr ur eintrat.
Die Nonaberger Mundart. 81
mnsbg. iamblyn <)* g emellinu schwachsinnig (Salvioni, Milano,
§ 101), jjüngkjel (auf dem rechten Novellaufer; va. in Romallo
Tergiovo, Brez und Castelfondo neben ginqkjgl, auch amnsbg.
Riccio 169 giunoccli, während heute auf dem mnsbg. und snsbg.
Gebiet ähnliche Formen nicht mehr belegbar sind; vgl. Ett-
hayer, lomb.-lad., parad. 205), büzqn, ebenfalls ansbg. (Siel 24
und noch bei Pinamonti, Strade 21, Balos 3, 19), üzgngiä <(
licentia Trett, Dambel, Dovena, auch bei Siel zu finden;
cuetä Eule, truglä <( terebellu Bohrer. — ü an Stelle des zu
erwartenden o (vgl. ansbg. ogjqrä = oghiara in der Qarella 5 2
in Boeumer, S. 32) zeigt ansbg. ulevi Riccio 24, 227 — volebam.
§ 71. e hat sich zu i entwickelt:
a) Im Hiat: kriatürä, miör, briöt (Romallo, Revb) Ska-
pulier zu brieu <] brSve, siör, miacä <k * miliacea Maiskuchen
(Sicher, Viaz, miazza 177, 4), tiär tiliariu, piqkjel <k pe-
duclu, pigjdii über *piän aus pedaneu Notbrücke. Vielleicht
gehört hieher auch gigglä (Rumo gigolä), wenn dieses Wort keine
direkte italienische Entlehnung ist; ß) in der sekundären Ver
bindung e -f- i in: mitd <^medietate (Lorck, Ab erg. AG), rltär
<)liereditare, trlsgt Kartenspiel (auch Sicher, Viaz 178 4 ). Zu
dieser Klasse gehören auch die Fälle, in welchen einem betonten
i e t ein i in vortoniger Stellung entspricht: idelmaistgr Sfruz,
sonst hnsbg. * vjgdermaister zu * vigder <^vetere, dgzdöt, disnueu
zu dies <( decem. Die 7-Formen beschränken sich auf das
hnsbg. Gebiet; das mnsbg. und snsbg. geben in diesem Falle p.
Nicht identisch, aber nahe verwandt ist die Entwicklung von
« + pal. Vokal zu i (vgl. § 66). f) Bei folgendem betonten ig:
die wenigen mir bekannten Beispiele (nur hnsbg.) sind Ab
leitungen mit dem Suff, -igr: litierä, civierä (auch Terres hat
hier i: givgra), livigrä, mi$tigr, sintigr, ligigr, pinsigr (Dambel,
Trett — sonst pensigr nach pensär). Zu diesen Beispielen ge
sellt sich auch misigr Schwiegervater. — tgstierä gegen tistierä
(Casteltondo, Dovena, Brez) ist eine offenkundige Anlehnung
an tgstä.
§ 72. I. Synkope des anlautenden Vokals findet statt
(man vgl. auch § 80):
°0 Bei folgendem r und l: frai <^ferrariu (auch Cloz-
Dambel frär, sonst fdrär nach/p), brqg < biroteu, trgn und
einheimisch, kridar )> quirltare, brgtä (Brez, Romallo),
Sitaungsbür. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 3. Abh. 6
82
III. Abhandlung: Battisti.
prigol (va. Fondo), trqr <^ tirare, trän Ruck, drlt, truelä,
ansbg. sra (Siel, Riccio 489; heute sind dagegen särai, särugi
mit analogischem ä allgemein); slqd$r Sattler, tlai <^telariu
(Brez, Castelfondo, Trett, Fondo; mnsbg. tlür neben talär),
plicä, ansbg. plucchi Haare (Riccio 179).
ß) Bei vorangehendem oder folgendem Nasal: tmandqr
(Sejo, Dambel, Tergiovo; Siel II 2 336), ärnaiä <^tenacla
Zange (hnsbg. tnaiä, mnsbg. tanaia), cirniidolä <( * minutula
Ackerwinde, snsbg. mmüdolä, apgolä<^medulla, arjzam, aiy
zena zu mediu (vgl. § 63), ar\got[ä], arjgric (mnsbg. nagrig und
gränic) Ruß, mbrizär * meridiar e.
Y) Bei vorangehendem oder folgendem s: smanä, zdrql,
zgjqlä <^secale, zgosta (snsbg. sagostä) Feuerkette, s-kqfi man
muß (Siel, scogn II, 114, 1) z-dugurä u. ä.; äqder <^ * texator
über t'sqdgr-, dsenteria, Riccio 143.
S) Bei vorangehendem r, in welchem Falle sich aus dem
syllabisch gewordenen r ein ä im Anlaut entwickelt (Meyer-
Lübke, It. Gram., § 146), ebenso bei einem sekundären r (är-
naiä, cirniidolä — vgl. oben ad ß) und bei syllabischem n: är-
gont <( * roduntu mit gegenseitiger Umstellung aus rotundu
(va. Fondo und ebendort F. N. -dgs ärgönt), ärbasdr, ärbütär,
ärlcorger, ärägs, ärflar (Siel I, 57 x ), ärnir, ärzjär O *re +
asiare herrichten, ärsanär beschneiden, ärbandonqr, ärggrjgcr
ärligu dv. ärleväv, — ansbg. arlevä, Riccio 529, arnovada 529,
arcorri 635, arnovella 700, arlonglii, Siel II, 130 4 , aruar Sicher,
Sardi XXII, 2, arsana heilt, ebendort XLI r
e) Bei vorangehendem p, v: auz(n (ausini, Siel II, 24 2 ,
aber davazpn Cavedago, Sporo, Andalo), qunacä, ogjarä, ogüdä,
ärdivä (Brez) und äddivä (Fondo)<^pituita mit gegenseitiger
Umstellung.
Auch hier hat die Synkope erst, nachdem die Tenues
schon Mediae geworden waren, stattgefunden. Konjugation und
Analogie des Grundwortes haben bei jüngeren Ableitungen auf
die Erhaltung des Vokals gewirkt: tenir, vgder (aber va. in
Castelfondo — die Form habe ich nur aus dem Munde eines
Achtzigjährigen, sie ist mir sonst nicht bestätigt worden —■
qder-, derselbe sprach aber konsequent qritq <^veritate und
y,del <^vitellu, wie ijdyvi volebam, q,lj,ntierä), segjär, selqr,
(aber slqdgr Sattler), bggjär, sgkjar, netqr, Igvär, belöt ■— doch
Die Nonsberger Mundart.
83
blot in Trett und Seio — fenil, mgdgl zu mgdä kleiner Haufe,
mengl — aber ämngl Darnbel —, perqr (aber Dovena prai),
ngvadä Schneefall, pgsqt Fischlein, teniS zähe. Der Vokal der
anlautenden Silbe scheint erhalten zu bleiben, wenn jener der
zwischentonigen unterdrückt wurde: man vgl. mit der är <C_ re-
Reihe folgende Beispiele: rgtngl, reidel, re&dqr, regndr, reglär,
reunarsd (pgmnarsd), rggjdr (Castelfondo, sonst ärpggjär) u. ä.
Die Unterdrückung des Vokals in anlautender und vortoniger
Stellung scheint also ziemlich gleich alt zu sein. — Es braucht
schließlich kaum erwähnt zu werden, daß das anlautende e in
nicht volkstümlich entwickelten Wörtern erhalten bleibt: fgdel,
pengl, bgdql, bekjqßä Waldschnepfe, degjdn, dgfigil, dglikjqt, de-
lüvi, dgmqrjgol Teufel, Igkjqr, mezürä, memoria, medaiä (neben
madaia), reden Ohrring, sggrqt, vedgl. —- Das mnsbg. und snsbg.
stimmen mit dem hnsbg. nur im allgemeinen überein, da von
Romeno-Cloz abwärts in den Fällen ß und 7 das g erhalten
bleibt: sglar, telcir, mezgnä, rngzani, tgnqjä, (aber mbri(n)zdr all
gemein nsbg-!), sggostä, secjala usw.
II. Eng verwandt mit der Synkope des e in der Anlauts
silbe ist die ,freie Vokalstellung' (Ettmayer, bergam. Alpenmund.,
S. 47) der enklytischen Wörter. In Betracht kommen dS, me,
tö, ve, ne, sS, gjS, die am Satzanfang und nach auf Liquida
oder Vokal auslautendem Worte zu dt, dm, gu, ds [d%], bezw.
t(d), m, n, s (im mnsbg. scheint eu unbekannt zu sein) werden:
st kd hierseits, brqg dt fen ein Wagen voll Heu, dt vugl für (Ca-
vareno olt vugl) er will dir tun, am fogün, kgl kom pqr, dt
pqrtä, sie tragen dir (dich), nan n-täl qrt wir gehen in den
Garten, fugr dt kjazä, sgs kqn man muß, as vicgl man will, as
gjata man findet, Igs Icrügiä sie ärgern sich, eu pricgji ich
bitte euch, gu tokjä es ist eure Sache (Teures; vq toSä, vd
prgijw)-, dann mit Übergang des abgeschwächten a zu i (aus
e + 7, man vgl. §71a: in Terres, wo man metq trifft, hat man
nen, tSn, nen, ven gegen sin nach st = se): dl sj,n va, spm, plqs,
m i n (tyn) davä, no vyn ven, nol fn fa dagggt er braucht es nicht.
Hie alten Texte kennen diese Erscheinung in größerem Um
fange als die moderne Mundart, welche, so weit ich sehe, bei
Shb die freie Vokalstellung meistens vermeidet: 1 es sentiva,
Nur im Dambel und Seio fand ich ggj, welches nach Angabe
alter Leute bis vor wenigen Jahrzehnten in Brez, Clez und Fondo
6*
84
III. Abhandlung: Battisti.
Riccio 134, eu chiastran, Riccio 507, nou mardas, Riccio 566,
629, mistro ’d chiasa, Riccio 632, Es sente, Riccio 216, 134,
che toch ed baver, Siel II, 39, la scogn esser, Siel II, 35 3
ednanda (vor <f*de-(- in -)- ante) Siel II, 103 3 , und tnanda,
Sicher, Sardi XX, 3, per us ed chiasa, Siel II, 93 3 , Chiaccia-
dora Ed selvadghi, Siel II, 82j, che no u spong, Siel II, 32 3 ,
I\g toderd via, Siel II, 65 s , tut a cont es scouterä, Siel II, i v
tuei la vesta ad petolotii, Siel II, 11 nimm dein Seidenkleid,
na meda edfausitä, Siel II, 9la vaneggia ed ledam, Qarella 7 4 ,
ed nand, Qarella 14 2 , i u magna, Qarella 15 g usw., aber
auch egh conti, Riccio 127, egli fei 139, egh dis 214, 215, ech
dmand 336, egh sia sta, Siel I, 38 1; igh le ä date sie haben
sie ihm gegeben, I, 18 8 , eg vorrueu I, 3 2 , egh plases II, 17j,
ig todeva via II, 65 3 sie nahmen ihm, cheg vegn dria II, 80 1;
eg gionteräll, 103 4 , seg le puel tut numerar II, 120 4 , el mior
eg manchierä, Qarella 10 1; cheg hat la testa 14 4 , En ca zitä
3 « sentiu slargiar el cuor, Sicher, Sardi XXXVI, 7.
§ 73. Unregelmäßigkeiten in der Entwicklung des aus
lautenden e, i sind selten: disnar geht auf *disenare mit
Umstellung aus desinare zurück (Meyer-Rübke, Rom. Gram.
I, 280), liggugl hat das i von llnu, timön verlangt ein vor
romanisches timone (Meyer-Lübke, Einf., § 139 und Parodi,
Studj in Arch. Glott. XVI, 145), fingsträ neben hnsbg. fangsträ
und fanestra, Qarella 3 (bei Boehmer 32) ist gegenüber
bärkdn wahrscheinlich nicht bodenständig; p\nd<)lgr herunter
hängen verdankt das i, welches auf großem Gebiete erscheint,
dem synonimen pilcolär, zeigt aber auch in der Erhaltung des
zwischentonigen Vokals eine bedenkliche Unregelmäßigkeit; fn-
golöti (plur. tant.), Mehlkügelchen, hat das gleiche i wie fi'igol
und könnte überdies noch von frlger beeinflußt sein; über pigjan
vgl. § 71a; — in hüsgkjä Tasche liegt Kreuzung von hissaccu
mit büs vor.
§ 74. Anlautendes % ist nicht mit i zusammengefallen,
sondern meistens als i geblieben: mirär, filar, figäl Hirtenknabe
<1 * officiale (Schneller, Rom. Volksmund. I, 235), cipgr <C d is ~
sipare, tripglgrtrippeln (Schneller, Rom.Volksmund.l, 207),
vorhanden war. Prof. Ettmayer gibt e%-gje ohne weiteres als nsbg-
an {Berg. Alpenmund., § 46, S. 48).
Die Nonsberger Mundart.
85
dindn <( *tine -(- one Milchfaß, pistön <( *pistone, pirön <f
nsiQOWLOv (Flechia, Arch. Glott. II, 316), sildn <f*axil-one,
stival, linöt zu limu Schlamm, figjä<fficatu, zgjirlät zu glire,
aber in Terres, vielleicht wegen der vorhergehenden Palatalis
oder infolge Anlehnung an zgerlo, zgerlät Eichhorn, brizul (zu
*brizä Kö 2 1576) ein wenig Schnee (Cavedago), dann selbstver
ständlich in Hiat: fiqc, figl, stion zu stiva.
§ 75. In einigen Fällen tritt i an die Stelle von i\ vecinu
f>quzfn, ndovinä * devinat (Meyer-Lübke, Einführung,
§112), * feniref-fenir (Meyer - Lübke , Rom. Gram. I, 285),
*mirabilia^>märavgä, *vendemia (vindemia ist schon lat.
zu vindemia geworden, vgl. Lindsay II, § 147) )> vandemä sind
schon vorromanische i f> e-Beispiele; durch Dissimilation erklärt
sich das nicht bodenständige redikol, dessen e auf anderen Sprach
gebieten erscheint (Ettmayer, Bergam. Alpenmund., § 27); fyn-
türci hat das e, vom Präsensstamm Ging--, in märtel *myrtellu
wird man kaum mit Michael (Poschiavo, § 22) einen Fall von
Volksetymologie (nach martellu?) erblicken, sondern man
wird den unbetonten Vokal aus *mürtellu erklären (Kö 2 6392);
in färsöi <ffrixoriu (vgl. Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, § 350
und It. Gram., § 139) und fortaiä <( *frlctalia kann sich
*frictare eingemischt haben; das Kirchenwort krestidn (snsbg.
kristjan) ist nicht vom franz. chretien zu trennen (Waldberg,
Celerina, § 906), in delobi <fdiluviu (Bresimo) Ungewitter, hat
Anlehnung an die de < cfts-Beispiele stattgefunden. — In wenigen
Beispielen kommt u statt i vor: der Wandel läßt sich durch
die Annahme von Wortkreuzungen oder Einwirkung labialer
Umgebung rechtfertigen: nümqlä (trient. animela) Lampendille
ist * animell a ]-f-lumen, bügjät Seiden wurm <(* bo m] b y ca tu
[+6 rucu (Flechia, Arch. Glott. II, 41 n), pünatä (Cavedago)
pignatta [-)-pugno, frütaiä Eierkuchen, (Sarnonico)
"frlctalia -j- früctu.
§ 76. o, au und ü sind unter o zusammengefallen. In
direktem Anlaut herrscht Aphärese, welcher aber in der Kon
jugation und in den Suffixableitungen die Analogie der stamm-
betonten Formen, bezw. des Grundwortes entgegentritt: vqtä<f
*ovata (Kö 2 6761), figäl, rgklä, brigol •< * umbiliculu, skür
<1obscuru, spedäl, kjäzdn, rgvgs <f aurifice, pinön<^opi-
nione, rglqi <^horologiu, vQx <fopacu (F. N. Fondo, Seio und
86
III. Abhandlung: Batlisti.
Tergiovo ,nach Norden gelegen' — Fleciiia, Arch. Glott. II,
2—5, Salvioni, Milano, § 125) aber gi)glch, qungd (omngS),
gtöbgr nach qt, ombriu, oklqdä, qnün, ontüm, grgjsngr schreien.
Ebenso bleibt das sekundäre, in den direkten Anlaut getretene o:
ogjarä, ggüdä (vgl. § 70), oladgjä volatica Spreu, ombrär
<( numerare, wo das p eine Stütze in den stammbetonten
Formen hatte, olevgs du wolltest, glj,nti^rä (ansbg. trat in
diesem Falle u ein: ulevi Riccio 24, 228, ulintera Pinamonti,
Strade 5). In odör, gnör wird das betonte o zur Erhaltung
des Auslautsvolsals beigetragen haben, qrtigjä bat sich an
qrt <[ hortu gelehnt.
§ 77. In nicht direktem Anlaut findet man o (meistens p)
mit Ausnahme der §78 besprochenen Fälle: gomiqr <fvomereu,
kombjd <f commeatu, Ttondön<^*cumbit- one, koggäl zu congiu
Butte, kornfn, domerjgjä, torment, moment, fozina, glotidör Schlund
zu *gluttire (Kö 4284), kgrdm Leder, foglar, polmtä, bolgtä,
molfn, skolöbjd (plur.) <^colluvie, nogjarä <[ *nucaria Nuß
baum, novidä, kormql, forn^l, stor\gjös, formigjä, kgrnis, mgrös,
bokön, formal, nonantä neben nqnantä, mgngdä usw. Im Gegen
satz zur Entwicklung des anlautenden e zu i im Hiat bleibt g
vor Vokalen unverändert; boiacä bovacea Ochsenmist, kgfn,
boanä Morast (zu bull io), proanä Fechser, kqär, mgier, pginä
(auch F. N. in Brez: dqs pginä ein halbkugelartiger Hügel,
vgl. ixaarog), ebenso in kongser, rgnon (aus renione), kgzina,
kgzfn, also bei (folgendem) Palatal und i der betonten Silbe. 1
§ 78. o]>e, a ist zu belegen: 1. bei vorhergehender oder
folgender Liquida(?) spärfgn <profundu, spärkjäcgr <f *pro-
captiare, (ansbg. parchiaggiant, Riccio 195), pärpör neben
neuerem prgpör, parkürä, pärmeter <f promittere (Salvioni,
Milano, § 128), wo man an Präfixtausch denken könnte, märtfl
< *mürtellu (vgl. §75), palmonä Lungenwurst (wäre auch mit
Dissimilation zu erklären •—• Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, 286;
Corredo permönqrä und pglmoni)-, 2. wegen Dissimilation o-o
e (a)-ö in ärgQn, ram.gr (Rumo, Tergiovo, Cloz-Sarnonico
und Dambel; Cavareno-Corredo rgmör), skjärpjön<^scorpione,
rar\gdn zu runcu, skasorä<f* excussoria (Cavedago), pantön
1 Vor einem sekundären u ist auch vortoniges 0 offen oder halboffen
mquzfn, vjqutär, skqutär, kqutürä, dqurär ebenso in pqusär.
Die Nonsberger Mundart.
87
<[ *pontone (Walberg, Celerina, § 98, nur in Rumo, Brez,
Seio), sabpir < * subbullire (Asooli, Arch. Glott. I, 506) sich
erhitzen, ?aluster halbklares Wetter, halbster <( colostru (Revö,
Tergiovo, Cloz, Dambel; Rumo Idpster), kalor ]> colo re (Trett,
Ruffre, Castelfondo, Fondo, Bresimo), marin (Fai, Andalo,
Spor), känöser (Bresimo, Amblar, Don), [latön, it. ottone (vgl.
aber Ascoli, Arch. Glott. I, 506, Anm. 1 und Gärtner, Rrom.
Gram., § 11)], känqklä Rocken (vielleicht unter Einwirkung
von canna: vgl. Guarnerio, Mise. Ascoli 14), sapontär ab
streifen; 1 3. wegen Assimilation in: patjgjqnä <1 ponticana,
äljander Rosenlorbeer (Salvioni, Milano, § 124), tamäc, Maus-
falle zu ahd. toman, tavaiä (Sarnonico, Dambel, Banco), wo
tqolä eingewirkt haben kann (Ascoli, Arch. Glott. I, 506, Anm. 1),
kambjcj, Urlaub commeatu (Corredo, auch Sicher, Viaz 257 4 ).
§ 79. In einigen Beispielen tritt auch hier, wie auf
großem Gebiete, unregelmäßig ü an Stelle des zu erwartenden
o: shüdgla (Bresimo sbüdgla) mit Anlehnung an scutu (Meyer-
Lübke, It.Gram., §139, Ltbl. f. germ. u. vom. Phil., 1892, S. 71,
Einf., § 142), kücär, welches eine Entlehnung aus dem Nord
italienischen ist, wo sich das u regelmäßig entwickelte (Salvioni,
Milano 135, aber Meyer-Lübke, It. Gram., 83), künd (Bresimo
cüfuj,- vgl. Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, § 353); hünpl (Andalo,
Cavedago düngl) wird kaum bodenständig sein [Kaninchen
zucht wird nur schwach betrieben; man vgl. dazu den Flur
namen i kanikli ,Bergstollen £ bei Traversara (Brez) 2 — D’Ovidio,
Arch. Glott. XIII, 430, Anm.] ; in jjügjär <1 iocare und zgüddr
*exvocitare wird das ü als Reduktion des betonten ug zu
erklären sein (man vgl. dazu das seltenere (gübjand neben
Üliftjqnä Hexe zu guebja). Die Palatalisierung des k vor diesem
m zeugt von dem verhältnismäßig hohen Alter desselben. —
Durch Wirkung des folgenden ic läßt sich das u in gustierä
zu costa (F. N.) Brez erklären, man vgl. § 71y.
§ 80. Synkope des anlautenden o läßt sich auch hier
zwischen k und r nachweisen Icrügiär <( * corruptiare, kronä
1 Diese Entwicklung ist jünger als die Palatalisierung des k vor a;
skjärpjon neben skärpjon unterliegt dem Einflüsse von skjqrpä.
Man vgl. dazu die lehrreiche Erörterung über cuniculu in den
französischen Mundarten von Karl Jaberg, Sprachgeographie,
Aarau, 1908, S. 12.
< corona Kranzleiste, krodlär neben häufigerem krridär <[
* cor rotul are, krog <^* corroteu Felsen (Salvioni, Arch.Glott.
XVI, 234, Anm. 2 und 297, Anm. 1), krignt Abgang beim Sieben
<[ * crodente (Salvioni, Arch. Glott. XVI, 298).
§ 81. au ist im allgemeinen mit 5, w zusammengefallen:
bokjdl, goder, sorär <C_* exaurare (Mussafia, Beitrag, 108),
robgr, pokjet, poret, toriSci <( * tauricea unfruchtbare Kuh;
daneben aber qudgl (Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, § 354), qutdn
(Ettmayer, lomb.-lad., 400), wo das au wie das sekundäre au
in cjutär, fqu$dr, quril, quslinä <[ * aluza, quzugl nicht mehr
den Weg zur Monophthongierung einschlagen konnte. — ägorär,
ägod, skqutär sind bekannte Beispiele einer vorromanischen
Dissimilation au-ü )> a-u (Meyer-Lübke, Einf'., § 113).
§ 82. Anlautendes ü ist dem betonten u entsprechend zu
ü, bezw. ü, gebracht worden: sügjär, spüdqr, lügjgpgjä, üzaijgä,
kürät, lüzör, süzinä, müzgjän <^mus araneu, müdär, düdär,
bügjqdu, küriös, gügär <[ * acutiare, sküzdr, skurtgr <(* excür-
tare, pütanä, [Imnela]. Daneben, wegen syntaktischer Ab
schwächung, an, nä<^unu, una und sü -f- a su[sum -f- ad
= g«. — lodrüm, nodriim gehen auf * nütrumen, ebenso for-
ment auf *fürmentu (Walberg, Celerina, § 93) zurück; stro-
nient, komonagjäv, porgatön sind gelehrte Entlehnungen nach
dem Schema lat. u — nsbg. o; in brolcon zu kelt. brüc (Ett
mayer, Berg. Alpenmund. 9, Anm. 1) Heidekraut, ist das p viel
leicht der Assimilation zu verdanken, man vgl. Bresimo brütfini, 1
ebenso in lcoriös (auch trient.) neben JcüriQs; remör hat sich
über * rumore mit einer auf großem Gebiete verbreiteten
Dissimilation entwickelt (Ascoli, Arch. Glott. I, 47, Meyer-Lübke,
Rom. Gram. I, §§ 351 und 358); ämör hiimore, das einzige
Wort mit anlautendem Um hat sich den zahlreichen (an-) am-
Beispielen (§ 68) angeschlossen [Salvioni, Arch. Glott. XVI, 286,
man vgl. ämpg (= un poco)]; in rgggjär (mnsbg. romagär) wäre
man geneigt, einen Einfluß von stqmg% anzunehmen.
1 Der Unterschied zwischen den norditalienischen und ladinischen
Formen, welche ein o als Grundlage verlangen, und den franzö
sischen, die von einem u ausgehen, könnte vielleicht auf regionelle
Unterschiede des gallischen Wortes zurückzuführen sein. (Meyer-
Lübke.)
Die Nonsberger Mundart.
89
Konsonantismus.
Die Liquiden Z und r.
§ 83. Z bleibt im Anlaut meistens stimmlos erhalten:
lac, lamocä, lana, las Felsenriß, lastä, lavgl, laver, la%, lenden
<^lendine (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 16), lempä Mattig
keit (Schneller, Rom. Volksmund. I, 238), Igpä, lou, Im, lüz$r
usw. Vor einem i wird das l palataler als sonst (ß I e , sonst ß I f )
ausgesprochen, 1 auch läßt sich (in Fondo, Trett bis Romallo,
Tergiovo, Bresimo und Spor bis Fai, Lover, Campodenno, Flavon
bisTerres —■ nicht aber in Cunevo, Denno und Crescino) in diesem
Falle eine stärkere Artikulation feststellen: der Zungenrücken
liegt nicht mehr flach, sondern wölbt sich, wenn auch wenig
und individuell mit Schwankungen, gegen den Hochgaumen.
Von dieser Tätigkeit der Zungenfläche hängt der merkwürdige
Klang des Lautes ab, welcher dem palatalen l' ziemlich ähn
lich ist (besonders in Bumo, Bresimo, Castelfondo und Trett:
limä, li§tä, Us, Hn, librä- in Bresimo auch vor ü: lüzä, lü?tä,
lüna). Zu einem wahren palatalen l wird l-\-i gebracht: Ijgver,
lj$vä, Ijegjä, Ijeuri und in Cavedago Ijär, Ijam (neben liam).
Da auf dem heutigen S)>e-Gebiet keine Spur von einer Mouil
lierung durch die ehemalige Diphthongierung zu finden ist,
wird der Übergang l )> K jüngeren Datums sein.
§ 84. Unorganischen Zutritt, infolge falscher Artikel
trennung zeigen: linde?, ansbg. lindes, Riccio, 114, 115, aber
mnsbg. und snsbg. ß'ncfo.j) Nestei, liprä, snsbg. Ivnonä (Tres
Umblä) vimina (oder ist das l dem sinnverwandten ligare
zu verdanken?), lai]gj^r Feuerhakenstange (Schneller, Rom.
Volksmund. I, 151), lekö Widerhall (Salvioni, Milano, 176),
la?ä<^ascia Beilpinne (Vervö), le?kjci, llver Euter (auch
1 Ich betrachte es als notwendig, einige Winke über die phonetische
Beschaffenheit der Z-Laute, soweit ich sie feststellen konnte, zu
geben, da auf unserem Gebiete, in welchem das Ladinische mit dem
Lombardischen und Venetianischen kämpft, solche Details von
sprachhistorischem Interesse sind. Man vgl. z. B. unser Z mit dem
westladinischen Ij (Ascoli, Arch. Glott. I, 51—52, Walberg, Cele-
rina, §§ 104 c, 144).
90
III. Abhandlung: Battisti.
westladinisch, Nigra, Arch. Glott. XV, 118), lastä (Cavedago:
liegt eine Kontamination astä-\-latä vor?) Stiel, lärqdä (Bevia
in Bresimo neben arqddr in Baselga, lmsbg. liiatä zu uvä
Mistel. Der umgekehrte Vorgang zeigt sich in ombol (Dissi
milation?), ärgjd <( laricatu, gddlci <( alaudula (Fondo,
Trett), Qrbagjä (Mussapia, Beitrag, 84 und Salvioni, Post., 12),
orgl zu lorä (Vigo, Vervö, Smarano), qvar<^labru (Baselga
di Bresimo), ävgl <^labellu (Dambel, Banco) neben häu
figerem lav^l Steingefäß, ämbroskjä (hnsbg.) < lambrusca
(Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, § 119, Schneller, Rom. Volks
mund. I, 65), melä (la-mella, Ettmayer, Berg. Älpenm., 63) in
Cloz, Brez, Castelfondo, Trett, ävec statt des allgemeineren
lavec in Dambel (und Revo?), ändikh (va., plur. tant.) O
*lenticulae Sommersprossen in Trett und Dovena (Gärtner,
Grdn. Mund. 53, 111, Schneller, Rom. Volksmund. I, 28),
ägjqr (meistens in der Imperativform qgjimd) lassen in Fondo,
Sarnonico, Trett, Brez, cirdeh <C.lardu Speckschnitte (Fondo,
Castelfondo, Brez, Rumo), [ümsgjqr, (Trett hpggjfyr) <( * lumi-
care statt luminare? glühen].
§ 85. Inlautend bleibt Z erhalten, doch ist die Artikulation
wesentlich schwächer als im Anlaut. In Fondo berührt die
Zungenspitze leise den Vordergaumen knapp hinter dem Zahn
fortsatz, die Zungenplatte bildet vorne eine kleine Höhlung,
rückwärts ist sie beinahe flach. Bei vorhergehendem i wird
auf dem in § 83 bezeichneten Gebiet eine Art Z gesprochen,
in welchem der Zungenrücken nach einer kleinen Einbuchtung,
welche der Hebung der Zungenspitze (in diesem Falle ß I fo )
unmittelbar folgt, sich gegen den rückwärtigen Teil des
Vordergaumens etwas hebt (y 4 s 11 oder 5 s h ). Im Auslaut
wird in diesem Falle die Stellung der Zungenspitze und der
Zungenränder früher gelöst als die Enge des Zungenrückens,
wodurch ein Verklingen des Z-Lautes, während der Vokal
weiter tönt, entsteht; dadurch geschieht es, daß in der indi
viduellen Sprache, besonders im südlichsten Winkel von Nons-
berg das Z im Auslaut nur leise und undeutlich wahrgenommen
wird: Trett kolör, kjälör, volir, moljn, stglä, kjändelä, tgla,
palä, miLelä, aber bilä, ?9tilä, pilä, filä, milgc, ebenso badil,
bqril, auril, gril glire, sil. Daneben auf dem ganzen
Gebiet »wgZ, cigl, figl, pel, mal, sql, kctl, vugl, pugl, tugl,
Die Nonsberger Mundart.
91
lyggugl, zgöl; bei ü habe ich mül, dül in Cavedago, mül, cül
in Rumo und Bresimo.
§ 86. Übergang des l zu einem anderen Sonorlaut ge
schieht immer nur durch Assimilation oder Dissimilation:
1. I- l^>r-l: rqkjelä <C.loguela (Salvioni, Arch.Glott. XVI, 373)
Zäpfchen (unter dem Einflüsse von raucu > rq/?), rosinugl
<^lusciniola (von rös <( russu beeinflußt? vgl. Parodi, Arch.
Glott. XVI, 337), skjärpgl, kortgl, kormgl, snsbg. brigol <[ * um-
biliculu, pirolä (letztere zwei Beispiele sind gelehrte Wörter);
2. l-l )> n-l: ny)]güdl (Cloz, n[gcbl Cagnö: vielleicht ist das
erste l infolge von Dissimilation oder eher infolge falscher Wort
trennung abgefallen und das n des unbestimmten Artikels auf
genommen worden), nivgl (Fondo-Dambel, Brez, Cloz: vgl. Sal
vioni, Milano, 194). — In anderen Fällen ist das r statt l der
Einwirkung sinnverwandter Worte zu verdanken: spuerä Weber
schiflehen (Sarnonico, Seio, Dambel, Salter) hat das r von dem
der Form nach ähnlichen ?puqr, spiqerä <( sporo — Haken zum
Festschnüren von Heubürden (Schneller, Rom. Volksmund. I,
253), pargta (Bresimo) Schaufel zeigt Einwirkung von ferru,
kjärügem Roß von rügem Rost.
§ 87. II wird gleich wie l behandelt: bgl-belä, -ellu,
ella^> gl, -ela, gjäledä <^galleta, vql, föl, hol, mol, köl, kjä-
val, dglä, köl, pgl, olä (vgl. aber vl., ola, aula), bgdöl, pqlgs,
PQldm, gjälinä, skolöbjg < colluvie, ebenso in Bresimo h vlh,
mlh, grll < grillu. Für Nonsberg wird man stela statt stella
voraussetzen müssen (vgl. Ettmayer, Zft. XXX, 526).
§ 88. l^ons. w j r( j j n der Regel zu u cons - gebracht. Eine
Ausnahme machen dabei die Verbindungen l + Labialen, wo
l bleibt: aut, autgr, squtär <^saltare und * saltuariu, fauda,
brägjaut, kjaut, mautä, paiitä, pqutivä, skqutä, mquträ, kqu-
türä, [gqutä, vgl. atrient. golta~\, pqusqr, mqut, pgutgr, moutonä
unfruchtbares Schaf, quträ, ä zvgut; faus, bqus\ kjauc., fauc,
kjquHnarä, kjqudidrql Eimer zu xaP/.oc;, augi plur. taut., dv. von
cwtgdr, zbqugqr, kjaugä, dquc (neben döc), deskquc, squ%<^sulcu
(neben häufigerem söl%)\ rqutolqr aus * roltolare mit epente-
thischem l, 1 qundr Schwarzerle, kjqümelä Pfropfreis. Daneben
aber albi, dlbgrä, malvä, salbiä, talpä, salvqdesalvanql, palpä,
1 Das l kann auch von * voltulare )> voiUglär herrühren.
92
III. Abhandlung: Battisti.
selvä, kolp, solfer, polpa, polver, bolp. Ebenso scheint mir l com -
nach i zu bleiben: filgä, rnilcä, filter. Die Auflösung des l com -
in einen velaren Vokal ist allgemein nonsbergisch: erst in Mezo-
lombardo tritt uns das trientinische l cons entgegen, welches das
einheimische u cons - beinahe völlig verdrängt hat. Was den Klang
des aus l entstandenen Vokals betrifft, so findet man auf dem
Gebiete, wo auslautendes sekundäres u in Hiat als o bleibt
(ape <^ao), also in Bresimo und im mnsbg. auf dem ganzen
rechten Noceufer bis Andalo und Cavedago, ebenfalls o nach a
und seltener e (aqtqr; zvqot, peyter). Nach einem velaren Vokal
tritt in Brez, Castelfondo, Trett, Seio und teilweise in Fondo,
dann in Vigo und (neben plP aL ) in Denno, Spor, Andalo, Cave
dago, Fai (bei o]l paL , nicht o]l dent •) eine Zusammenziehung des
o -(- u in p (Vigo ö) ein (döc, dgskög), während bei folgendem
Dental eine Dissimilation des ou in qu, ou gelegentlich ver-
schiedenorts auftaucht. 1 Eine dritte Tendenz, die jüngsten
Datums ist, welche aber unter dem Einflüsse der Schule, des sulz-
bergischen und trientinischen Jargons und der Beispiele
sich rasch verbreitet, setzt auch bei ol dcnt -, olv al - das l an Stelle
des älteren u wieder ein. Die alten Texte kennen nicht allein
au, eu, sondern auch ou: Riccio: faussi 685, sauta 702, 268,
sbauzza 263, 702, auza 430, Siel: sveuta II, 23 2 , aber auch
outra 498, 499, loudarli 260 Siel; vouta I, 5 X , voutarsau II, 100 4 ,
1 In. Terres, Flavon, Cunevo, Campodenno wird beinahe jedes g + l
und o -|- l zu p, o; goto, pösdr, döc, deskög: die Entwicklung ist
hier auf dem o Z cons , «-Gebiete selbstverständlich nicht über ol
ou ]> 00 ö, sondern direkt über ol oo ö vor sich ge
gangen, man vgl. &ön, rön u. ä. mit caorä. — Viel wichtiger ist
dagegen die jüngere Entwicklung (in Bresimo sprechen noch die
Alten ou!), die sich in Bresimo undBumo zeigt — Taf.II, Grenze!
— und jedes 0 -f- u zu öu, individuell äu bringt. Man trifft hier
also nicht nur desköug, döuc, pöusür u. ä., sondern auch klöid für
nsbg. klqut Nagel. Auf diese wichtige Erscheinung hat Ascoli,
Arch. Glott. 324 für Rumo aufmerksam gemacht. Ich möchte aber
nicht diesen Wandel von ou öu mit dem alten von p ö für
verwandt halten, denn die zeitlichen Umstände und die Tatsache,
daß auch o den gleichen Weg einschlägt, deuten auf ganz andere
Entwicklung hin. Diese Tendenz scheint im Begriffe zu sein, sich
auszudehnen, denn sie zeigt sich in individueller Sprache bereits in
Cis, Livo und Tergiovo.
Die Nonsberger Mundart.
93
pousar II, 84, scoutar II, 71 4 , scoutia II, 12 3 , cont II, 7 4 und
sogar dougg Riccio 469 (heute in Clez und Umgebung dold-).
Ebenso kennt Manincor aus Casez noch pousa, mout, duucc in
der Olinda, vout, Musicia 20 3 scouta 31 1; outra 35 4 , während
heutzutage in Casez nur döö und neben seltenerem -out-
häufigeres olt gesprochen wird.
§ 89. In sekundärer Konsonantenverbindung bleibt l er
halten: kjälgjgr, valzet zu valle (auch F. N. Corredo), salgjgr,
salzd, filzgl, baz$lgjä (öfters 0. N.), pülzi, felzi Farnkraut, salzi
(F. N.), malgjä. — mqutürä und mgwzjn zeigen dagegen einen
Wandel des l zu u wie in den primären Verbindungen. Letzteres
ist wegen des z gewiß nicht älter als die anderen Beispiele,
ersteres ist aber wegen des erhaltenen t kaum dem alten Wort-
schatz angehörig. Der Wandel ist also sekundär durch den ve
laren Vokal bedingt worden, oder die zwei Beispiele, die übrigens
nur hnsbg. sind, sind den zahlreichen qu™™- = trient. ol cons - an
geglichen worden (Überentäußerung). — Vor einem k, g dauert
die Abneigung gegen l fort, man denke an die nicht ganz regel
mäßigen bärkön und ärkoä an är <( valle in zahlreichen Flur
namen und an värgun, värgQt, [kjarklj^r], — Auf ursprüngliches
l, das infolge von Dissimilation zu r gebracht wurde, gehen
kormgl und kjärmelä (vgl. § 54) zurück.
§ 90. Nach Konsonanten bleibt das l als apikales,
vorpalatales l erhalten: die Artikulation der Zungenspitze
gegen den Zahnfortsatz oder Vordergaumen ist nachlässig, der
Zungenrücken bleibt bei vorhergehendem Labial ziemlich flach,
während nach Gutturalen eine kleine Hebung der Zungen-
fläche gegen den Hochgaumen und eine entsprechende Sen
kung der Vorderzunge entstehen. Die Artikulationsstelle der
Zungenspitze liegt bei kl demgemäß etwas mehr rückwärts als
hei pZ.i
Die Behandlung von Kons. +1 im nsbg.ist also von jener desZentral-
ladinischen, wo kl, gl )> tl, dl wegen des vorderen l (die Zungen
spitze liegt in postdentaler oder interdentaler Stellung) gebracht
werden, wesentlich verschieden. Andererseits zeigt die wenig vor
geschrittene Anpassung des l an vorhergehendes k, daß ein Kom
promiß zwischen k-l im Sinne des westlad. Ij oder friul. I nicht dem
■^uge der Mundart entspricht.
94
III. Abhandlung: Battisti.
1. Im Anlaut: 1
a) pl: plan, plantä, pldntolä, plantqnä, plagjä, plag, plomci,
plggjqr, plgn, plieu, pluever, plodn, plonä, plgtä, plümä
usw. — piat, neben seltenerem plqt (Castelfondo, Tergiovo),
piviäl <f* pluviale (mnsbg. peviäl, aber Castelfondo und
Fondo (va.) plgviql — Kö 2 7273), piirqr plürare
(Spor) gegen plürqr (Tergiovo, Dambel, Seio, Fondo)
krächzen (Schneller, Eom. Volksmund. I, 167) sind trien-
tinische Entlehnungen; pü<^plus (vgl. Gärtner, Eom.
Gram., § 200) zeigt auf großem Gebiete Verlust des l
(Walberg, Celerina, § 104 a).
bl: bladä, blag%, blagkjdr, blastiemä, blazmqr, blgzi (P. N.),
blot (Bruckner, Charakteristik, 17), llont (Bruckner, 1. c.,7),
blestä Schorf, Schmutzkruste, (mlat. blesta, D. C. I, 702.
— trient. biestä, vgl., aber nicht wegen der Etymologie,
Schneller, Eom. Volksmund. I, 117, 118), blöd$%.
fl: fld, flegol, flama, flap, flasy, flör (Ettmayer, lomb.-lad.,
Paradigma, 156), flö%, flaiw, fletä <f*fettula (Salvioni,
Arch. Glott. XVI, 443 — Michael, Poschiavo 27 und
Walberg, Celerina, § 261 nehmen ein epenthetisches l an).
Neben flgr <fflagellu kommen frgl und figr vor. (Vgl. S.33,
Anm. 2.) Übergang von fl in fr ist in den bekannten n. it.
Beispielen (Salvioni, Milano, § 202 c, ß): frakjqr << *flac-
care und frigä, it. freccia <( mhd. flitz zu belegen,
ß) kl: ldapä, klamär, klard, ldqut, klezürä, klqdä, klau, sJclgfön,
sklgt (Meyer-Lübke, Eom. Gram. I, 40), sklqp (Siel:
1 Eine bestimmte Grenze für die Erhaltung des l nach Konsonanten
läßt sich nicht gehen, denn in Südnonsberg ist die trientinische
Palatalisierung in verschiedenem Umfange eingetreten. In Mezolom-
bardo herrschen nunmehr bereits trientinische Zustände, abgesehen
von einigen vereinzelten Fällen von pl und bl, die im Begriffe sind
ganz zu verschwinden. Das «, f/-Gebiet reicht bis Denno, umfaßt
aber noch nicht Andalo und Cavedago: wie aber in Cunevo d-Bei-
spiele Vorkommen, so sind in Campo Denno und Denno in indivi
dueller Sprache spärliche Belege für kl, gl zu verzeichnen. Nach
Labialen ist dagegen das l beinahe auf dem ganzen Gebiete bis
Mezolombardo erhalten. Diese starke trientinische Einwirkung ist
jüngsten Datums: die alten Texte zeigen bis auf die oben angeführ
ten Ausnahmen, die teilweise auch in Hochnonsberg Vorkommen,
immer Bewahrung des l (man vgl. dazu die Sammlung der Belege
bei Boehher, S. 71).
Die Nonsberger Mundart.
95
sclap 54, Pinamonti, Strade: sclap [Vorwort], aber Balos:
sciapp, S. 16, seiet Son. 8). Daneben kommen einige
Italianismen vor: sfyp Gewehr, scopar platzen, scarirsd
hell werden, deä <^*cleta (Salvioni, Zft. XXII, 467), gas
<C.*classu Lärm (Riccio: ggiäss 86, dgiäs 676), capär
<^Jclapare <icapulare (Riccio : giappa 1,2, Scaramuzza
ciapar in Boehmer, 45; Vidossich, Studi, § 80) und das
seit neuester Zeit eingeführte £ao <^sclavu, Begrüßungs
formel. Infolge von Dissimilation ist das l in claviela
kjävilclä, hjämkjgl in Verlust geraten, kl '> gl findet
man in den zwei bekannten Beispielen glgvä Rührlöffel
(;glavgl, Terres glavangl Stock) und gligziä (Ettmayer,
bergam. Alpenmund., § 74; Sicher, Viaz: zesa 183, 184,
diese Form ist heute nur in S. Zeno üblich, während
Corredo glgziä, neben seltenerem £gzä kennt).
gl: glandä mit Nebenform glanä, glac, glotidör, glgm,
glarä.
2. Im Inlaut, in intervokalischer Stellung, wird wie
überall pl <; bl, während in kl die Tenuis erhalten bleibt. Auf
diese Sonderstellung der Verbindung kl, welche die Grundlage
für das brescianisch-trientinisch-venezianische c bildet, hat Ett
mayer aufmerksam gemacht (berg. Alpenmund., § 75) und für
die nicht eingetretene Erweichung des k scharfsinnig eine Vor
stufe *kyl postuliert, wofür er eine Bestätigung in -klu^> lcjel
findet. Demgemäß wäre das nsbg. kl eine Rückbildung aus
1 { %1, also keine direkte Fortsetzung eines vorromaniseben kl.
Aber das kj in kjel ist nicht beweiskräftig, und in der heutigen
Aussprache des kl dürfte kaum eine Spur älteres ky enthalten
sein. Weiters scheint mir die Annahme, daß im Lombardischen
der Wandel von intervokalischem Jcl zu * kyl (j) nach, im Bre
scianischen vor der Erweichung der nachtonigen Tenuis fallen
müßte, ziemlich bedenklich, und schließlich vermag die An
nahme einer Vorstufe kyl nicht zu erklären, wieso sich aus
einem zu erwartenden pyl nur bl, nicht pl entwickelt bat. Ob
wohl die Beantwortung dieser sehr interessanten Frage sich
nicht in dem enggezogenen Rahmen einer Mundartdarstellung
geben läßt, möchte ich auf eine andere Lösung der Frage hin
deuten, auf die Möglichkeit, daß in unserem kl das k ,eine
schwache Tenuis“ darstellte, die sich von einem g nur durch
96
III. Abhandlung: Battisti.
eine gewisse Stimmlosigkeit unterscheidet. 1 Aus einem ursprüng
lichen gl, wo beide Konsonanten stimmhaft sind und die Auf
hebung des Mundverschlusses nicht durch Sprengung, sondern
durch Lösung geschieht (Sievers, Grundzüge, 4, 340ff., Paul,
Grundriß 1 I, 280), ist der Übergang von der Lenis zur Fortis
durch den Unterschied der Intensität der Explosion in den zwei
unmittelbar folgenden Lauten gegeben. Daß sicli der Übergang
von Lenis zu Fortis bei bl <ß *pl nicht wiederholt, erklärt sich un
schwer aus der Beschaffenheit der labialen Artikulation, welche
die feinen Unterschiede in der Abstufbarkeit der palatalen und
gutturalen Verschlüsse meistens nicht wiedergeben kann. 2 — In
direktem Auslaut schiebt sich zwischen Tel, p’l und VI ein se
kundäres e, vor welchem statt Je ein palataler Reibelaut entsteht.
Derselbe wechselt von Ort zu Ort gleichmäßig mit k-\-a und
c -|- i, e (vgl. § 131) von einer mittelpalatalen (Jcja, -kjß) zu einer
postdentalen Artikulation (td-a-d-e: Rallo, Tasullo, Flavon, Cu-
nevo), steht aber zu intervokalischem kj, td- beinahe ausnahms
los im Verhältnis der Lenis zur Fortis. — Nach Konsonanten
werden kl, pl selbstverständlich ebenso behandelt wie im Anlaut.
a) kl: I. gleli, s$klä, vßclä, maklä, kjäviklä <ß * c(l)avicula,
r$klä, pigkli, ändiklä <( *anaticula Riegel, niJclä <[ *ni-
diculat (Niura, Arch. Glott. XV, 119), üklön, müklär, s^klär,
1 Es ist bekanntlich sehr schwer, auch auf experimentalphonetischem
Wege eine derartige ,schwache Tenuis 1 von der reinen Tenuis zu
unterscheiden; die Schwierigkeit wird im nsbg. noch erhöht, da
hier überhaupt aus der gutturalen Reihe keine reine Tenuis diesem
k entgegenzustellen ist. Sicher ist die Muskelspannung beim Mund
schluß geringer als bei k, z. B. in akä: die Mitwirkung der Stimm
bänder (Muster- oder Hauchstellung?) konnte ich aber leider nicht
feststellen. Akustisch ist dieses k (g) vom Je in aJcä wie vom it. Je
verschieden; es klingt vielmehr wie ein Mittellaut zwischen Je und g,
der individuellen Veränderungen unterworfen ist, nicht aber so, daß
ein geübtes Ohr denselben einem normalen k oder g gleich oder
identisch vernähme.
2 Die alten Texte, welche für intervokalische und anlautende k] nur
cgh oder gJl schreiben, bezeichnen die Verbindung c l regelmäßig
mit cJil oder cl, wodurch die Stimmlosigkeit des k in dieser Ver
bindung zum Ausdruck gebracht wird. Das einzige ingloster Siel,
II, 134 1 , beweist nichts, denn das Wort zeigt sich auch heute m
manchen Dörfern von Nonsberg (Fondo aber ar\klqster) als $nglgstQr,
$nzqstpr (Ettmayer, lomb.-lad., 395).
Die Nonsberger Mundart.
97
skorniklär, oldan (plur. tant.), r$kl%h (plur. tant.) Ohrlappen,
zbeuklar kneipen usw.; — ärnctiä, tsnaiä <( tenacula,
r<?c[n, recifigl Ohrgehänge sind italienische Entlehnungen;
fQglär Herd ist sekundär über *fogolär entstanden.
II. okj$l, vekjel, mükjel, ltjävikjd, snsbg. batödel, krgzlkjel
Straßenkreuzung, ginökjel, piökj(d. — spiggjd (Siel, III, 913 :
spegli) verdankt das gj dem deutschen Spiegel.
III. sarlcli, fyrkli, kg(v)grkli, visklä, fisklä <^fistulat, isklä,
mesklar (snsbg. <( misculare).
IV. scirkjd, fyrkjd, ko(v)erkjd, tgrkjd, maskjd-
ß) gl: I. vpglä <( vigilat und dv. wachen (Siel I, 4j desveglet,
Riccio 117 svegla), strigglä Striegel, braglär (Rumo) <<
* bragulare zetern; daneben stehen italienische Entleh
nungen: Jcai •< coagulu, briä < ahd. bridil, snsbg. v$är
<^vigilare, tegä <^tegula.
II. ogglä, sagglöt mit Umstellung aus singultu, 6'egglä,
arjcerjglä <( * injcingulat und dv. — In ganz Nonsberg hat
man daneben koggomblä <[ * conjungula Halfter, Horn
band des Zugviehes, ein Wort das einen sonst auf unserem
Gebiete nicht zu belegenden Übergang von ngd^> mbl zeigt
(auch trient. konzombja und Jconzobja), welches aber eine Ent
sprechung in der Behandlung von ungula im Zentral-
ladinischen findet (ombla, ombjo Buchenstein und Fassa;
vgl. Schneller, Rom. Volksmund. I, 70, Gärtner, Rrom.
Gram. § 52).
III, IV. für -g'lu im Auslaut habe ich nur tVggjd F. N. aus
Castelfondo, sonst kein Beispiel aus der lebendigen Mundart.
V pl: I. ligblä, gjqbli < capulu (plur.), pqbh (plur. tant.) <
papula Schuppe (Parodi, Romania XVII, 71; —pablade
Pinamonti, Strade 7), stgblä -< siupula (Malgolo); döpel,
doplä zeigt auch in Nonsberg in der unregelmäßigen Be
handlung von pl eine jüngere Entwicklung.
5 ) bl: I. fiblä, süblä, Pfriemen, nqblä, stabil, ardqbli; sablön,
niblär; — in tabgl Revb ist das erste l infolge von Dis
similation gefallen, vgl. ansbg. tablott (Riccio 7).
II. torblär, st.ombh.
III. tgbe.l, stäbel, pabel, nsfibyl Weberbaum (Nigra, Arch. Glott.
XIV, 381)!
IV. tgrbfl, stQmbpl-
Sitzungeber. d. phil.-hist. Kl. IGO. Bd. 3. Al)h.
7
98
III. Abhandlung: Battisti.
e) II. sgflär sufflare, ronflär <( re + inflare, zgonjli
Trommelsucht.
IV. zgonfel (auch ansbg. sgonfel-, CIesl771).
§ 90. r bleibt als gutturales r, meistens ohne Zäpfchen
schnurren erhalten: ranä, rqbjä, ram, reklä, rqqr, roc,rqkjä; bqrä,
pqrä <(parat, sprä, fucrä, kjär£l<C.xo!QOvFe\c\)tümme\,pvskjäd()r,
särtör, klier, mugr, ör, ör Rand, pev, -are, -ere, -ire >> -Ar,-er, -tr.
Ebenso bleibt rr bezw. r com ■ erhalten: t%rä, kjqr, fer, sgrädürä,
kör <( currit, merlä, merdä, ferlä, por%, kqrp, ors, erbä, ärbfä,
barbä, mqrden, kurt, marc, cirkqrgqr, daverger, storger. Zum aus
lautenden r nach unbetontem Vokal in Bresimo, wo r sich zu
einem gutturalen Reibelaut entwickelt, welcher bei nachlässigem
Sprechen unterdrückt wird, vgl. § 55 Anm.; diesen Übergang er
kläre ich mir aus der Schwächung der Artikulation des Zäpfchens,
wodurch dieser Laut mit dem auch durch q 2j ,: hervorgebrachten
Reibelaut li und, durch weitere Abschwächung der gutturalen
Enge zu -(7,61 k , mit dem vorangehenden ä zusammenfallen mußte. 1
§ 91, I. r ;> l: a) Durch Dissimilation in den bekannten
Beispielen: arbol, prqhgjä it. proroga, tgfol aus kristofol Cristo-
foro, malgjäritä, merkol, gjälbqr (Sarnonico, Seio, Bruckner,
germ. Elem. 321) Gerber, aiserd, marrnol, alkordarsd <C * se
recordare (Brez, Dambel).
ß) in flüa Getreide, Bresimo und mnsb. (auch sbrg. flüjä
Ettmayer, lomb.-lad. 579, und engad. Walberg, Celerina 143,
aber sonst nsbg. friiä) ist die Verbindung/?’ durch die häufigere
fl ersetzt worden. Vielleicht hat flör eingewirkt, da das Verbum
*fruare (statt *fruere vgl. Salvioni, Arch. Glott. XVI, 471 in
Bresimo früär lautet. Unklar ist mir das seltene all <[ aridu,
welches nicht allein im Trientinischen und Venezianischen, son
dern auch im Toskanischen l aufweist (dlido, dligo).
II. rfl>n: osmanfn (vgl. unten) durch Dissimilation, mqrden
<^marder durch Dissimilation; in arjgivä neben seltenerem
ärgiva <^recidiva Grummethaufen, liegt Präfixtausch vor.
III. Abfall durch Dissimilation: osmanjn neben gosmanin
<irosmarinu (Ettmayer, berg. Alpenmund. § 59), grä(v)ön /
1 Es war mir leider unmöglich zu ermitteln, oh in diesem aus r ent
standenen li die Luftausströmung mehr auf der Mittellinie des
Mundes als an den Seiten oder umgekehrt erfolgt: die Beobachtung
hätte gewiß einen phonetischen Wert (Jespersen, Lehrbuch, §49)-
Die Nonsberger Mundart.
99
crabrone (Vigo), Hummel, ä revedes, Grußformel (auch snsbg.
bei Boehmer 63: a revedess, Trinele, ste ben!).
§92. Metathese des r ist sehr häufig: forrnent <ifru-
mentu, kärdeygä Speiseschrank, rjgjärtiär (neben rjgjäfdr) <[
*incratiare zerraufen, slcorlgr, skrodlgr <( * excorrotulare,
zgärfiön Kratzwunde und zgärfiär kratzen, gärmigl (Sarnonico),
spqrzeö (Bresimo), gärnic (mit syllabischer Umstellung aus nigru),
tärlainä, stärvigi, it. stravizio (Schneller, Rom. Volksmund.
1,77) pärsöi <ipressoriu, tärgugl Strick, kärsön it. crescione,
tärlüj, tärlügjär, stärlezd (Corredo, plur. tant.), grqungr <[
carminare, korguel F. N. Romeno zu krög, pärfön<^profundu
und pur- = pro- (vgl. § 78); stränüddr, dgzdromegggr auf
wecken, trös (Cavedago) < *torsu Strunck (vgl. Gärtner, Jud.
Mundart, § 234), fräbikjä, drgnt (snsbg.) <^*de inter, $tropjür
it. storpiare (? Kö 2 3511), kjädriegjä, krompär, drovur <[
ajdoperare (snsbg.), prigdä, prestfn <( pistrinu (Cloz, Ter-
giovo: Salvioni, Milano 197), ntrjg%integru, trendöt (selten
Dovena, Fondo, Trett), zgjirlät < glire und kölgr <C_ corylu.
§ 93. Bei den Verbindungen Verschlußlaut -j- r bleibt das
f stets unverändert: der Verschlußlaut wird in intervokalischer
Stellung stimmhaft, wobei b und p ]> b zu tt gebracht werden.
Im Anlaut erscheint auch nsbg. oft gr an Stelle des zu er
wartenden kr.
«) Anlaut: 1. kr: kriä, krezgr, [a] krgtä <] creditu (Salvioni,
Post. 7), Jcrivgl, krapd Gehirnschale (Lork, Aberg. 167,
Salvioni, Arch. Glott. XVI, 372), krü, kruskjä, krös,
kröne-/., krgmg%, krenä (mnsbg.) und in sekundärer Ver
bindung: kridgr, krient, krodgr, Icronä, krög; daneben:
gremär (va. Bresimo), grqungr (Castelfondo) <( carminare,
gramblä Breche (vgl. § 94), grädär richten, grgdä (Fai),
grevä<^crepatu hnsbg. mit einem Bruch behaftet (von
Tieren; vgl. Salvioni, Post. 7), grgnä (hnsbg.), grcidic, grä-
von, graspfn, grestä, gruskjä (Dambel, Seio, Romeno, Salter,
Tavon), grostä, gras, wo vielleicht an Einfluß von grös
zu denken ist (vgl. Meyer-Lübke, It. Gram. § 162), dann,
als Entsprechung zu germ. kr, in grep <( mhd. kleb, klep,
Kleister, grgp (Kö 2 5334), granf <( krampf, zgurfigr,
wenn aus krapho (Kö 2 5319), grätär <[ *kratton gegen
krai Kreide, Icragli <C.krachse Gestell, krgsngbol Kreuz-
7*
100
III. Abhandlung: Battisti.
Schnabel, krumpä Federbusch, krqi]g (hnsbg.), welche
neuere tirolische Entlehnungen sind. Es ist schwer, den
physiologischen Grund für den partiellen Übergang von
lat. lcr zu gr anzugeben, da in der heutigen Mundart
beide Lautungen in gleicher phonetischer Umgebung
stehen: durchgeführt scheint gr nur dort zu sein, wo die
anlautende Silbe in s (-f-folg. Kons.) ausgeht: in diesem
Falle würde es sich wahrscheinlich um Dissimilation der
stimmlosen Verschlußlaute handeln. Da das aus &V ent
standene kr immer erhalten bleibt, kann man die Zeit
des Schwankens zwischen kr und gr vor der Zeit der
Unterdrückung des anlautenden Vokals datieren. Daneben
wurde die deutsche Tenuis als Media übernommen.
2. gr: grqs, grls^gris, gryntä, grüzä <( ahd. gruzi Schürf
(Schneller, Rom. Volksmund. I, 150), grieu, grifö<C. ahd.
grioz unbebauter Boden, grqvä, gram, gran, gräpgugl
zweites Kleienmehl, gromiql, grum. Abfall des g in gr findet
man in den bekannten Beispielen grunniare^> rünqr und
(mit sekundärem gr aus germ. kr ? vgl. Kö 2 5314) rämandfl
it. grimaldello Dietrich (vgl. Ascoli, Arch. Glolt. I, 526).
Ebenso schwindet das r in ngr )> rjg im hnsbg.: Tjgjätiqr,
snsbg. rjgjärtiär (vgl. § 92), qgjäpolqr (snsbg. und trient. mit
umgekehrtem Vorgang nrapgldr) zu grappolo zerdrücken,
pgjegqdä (Trett, Fondo, Castelfondo) zu * greve Ausrenkung. 1
3. pr: prd, prigudi, prost, prggjär, prgmer, pr{m, pro(v)qnä,
prqpi, provär, sek. in prigdä. Sehr beliebt ist diese Ver
bindung nicht, denn die Mundart versucht durch Umstel
lung des r sich ihrer zu.entledigen (vgl. §§ 78, 92). pr>
br ist selten und die einzelnen Beispiele haben meistens
in der Wortkreuzung eine Erklärung: brünä, bründr <
*pruneu -f- brün (Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, 354)
brgvilegi <( privilegiu -(- breve (Salvioni, Arch. Glott.
XVI, 410, 433), brüzdr <( *perusiare brennen (Pierj,
Arch. Glott. XVI, 172, Salvioni, Arch. Glott. XVI, 599;
vgl. dagegen Nigra, Rom. XXXI, 512, 517), brügina
gefrorener Tau (dazu auch zbrüginadä <( pruina +
1 ngrumär, rfgropär, pgrandir sind von grum, grop und graut
beeinflußt.
Die Nonsberger Mundart.
101
brusche (= das Brausen) oder bisd. — bror\gä Glut
(Fondo bis Darabel, auch zentralladinisch Gärtner, Grdn.
Mund. 115, nordit., friaul. und istrianiscb Müssapia, Beitr.37)
scheint weder aus prunja (Ascoli, Zft. f. vgl. Sprach-
forsch. XVII, 269) noch aus *prunice (Strom, Romania
V, 173) zu stammen.
4. br: bragjä, brggjä, brgkon, brua, brdmboh (plur. tant.)
brüsqlä zu ralid. broz (Kö 2 1588), brueil usw.
5. fr: frqgjä, frädgl, fräsen, fregjgr, fret, fräzär, frigol, frut.
Ähnlich wie bei pr ist auch hier bei anlautend unbetonter
Silbe durch Metathese des r die ursprüngliche Verbindung
gesprengt worden: färsöl, fqrment. Auf Wortkreuzungen
beruht das fr in fräzclä <ffacella frangere, bruger
brausen <( *rugere + mhd. bruschen, frqnä, steiler Ab
hang <( it. frana tir. von. Abfall des f zeigen viel
leicht die unsicheren rügjant Schwein, wenn aus *furcare
f> *frugare (man beachte trient. rugdr wühlen, Bicci, Voc.
trent. 380) und ro.?% wenn aus dem ahd. frosk (Nigra,
Ar eh. Glott. XV, 111).
6. fr: trau, trqtä, trätöi (va.) Schleuder, trama, trämpiä,
träfuei, trgdes, tremiir, trüge, tro(v)glä usw. Umstellung des
r zeigen tärmuegä neben trämuegä <[ * trimodiu, tärlic,
tärfuqi, tärtöi (Dovena). tr dr kommt im bekannten
drecä •< *trichea vor (vgl. Müssapia, Beitrag 52 und Vi-
dossich, Studi, § 96). — str bleibt in strqdä, striä, ströp,
strent, strerjggr, strq% (Nigra, Arch. Glott. XV, 107), sträng,
stram, sträveut (nqr ä- = taumeln) strädügä Dachboden
(Corredo, Sfruz und Smarano; vgl. Boehmer, Nonsb. S. 57,
Anm. 199) striza Streif, strqu dunkel (Mussapia, Beitrag 113),
strükjar <( * struccare (Ascoli, Arch. Glott. XIV, 338,
Nigra, Arch. Glott. XV, 282), strozgjdr, it. strascicare-,
daneben aber: zdrgc, zdräcär extractiare (Dissimilation
der stimmlosen Verschlußlaute?), zdrgp, zdräpär (va.),
hnsbg.; -zdr statt str kommt hier auch in Poschiavo vor (vgl.
Michael, Poschiavo, § 21, it. strappare), zdrämqdzu stram
Matratze (auch trient. zdramäg unter dem Einfluß von
zdrävär (trient. zdravacar), zdreglä (snsbg., Vigo), Striegel
(vgl. trient. zdrega, jud. zdögla, Gärtner, Jud. Mund. § 142
— Assimilation?), zdrgc Haarsieb, sdrägür Siebmacher,
102
III. Abhandlung: Battisti.
wo Kreuzung von setaceu dreschen vorliegt, zdrüsiär
darben, wo sich wahrscheinlich * strucciare (Salvioni,
Arch.Glott. XVI, 376) und ahd. drucchen vermengt haben
(aber Terres strilsjar). Wie germ. kr als gr übernommen
wurde, so finden wir auch zdr als Entsprechung für germ.
str: zdram <( mhd. stram Regenguß, zdramgr heftig
regnen (Dovena, Castelfondo, va. Brez, Fondo, Seio,
Dambel; vgl. Schneller, Rom. Volksmund. 1,249 f., Gärtner,
Grdn. Mund. 163), zdrävarsd << ahd. stravjan (sich) nieder
strecken und zdrävär schütten (Ruffre, Trett, Dovena;
Schneller, Rom. Volksmund. I, 250).
7. dr: drgp •< drappu\ sek. drit, dromir (snsbg.).
ß) Inlaut: 1. kr^>gr: a) sagrä Kirchtag, magrä, lägremä,
äljggrä: — sakr^stici, sakrämentö, sakrifigi, sekret neben
segrgt, sggrgstiä. — ß) äliegjer, mclgjgr, ägjgr.
2. gr )> gr: a) nggrä, pe.grä; ß) negjer, pygjer. — integru
hat sich über '* intregu^> ntrify entwickelt.
3, 4. pr, br^> (a)ur: quril, kjaurä, pguradä, dqurar, fiinieury,
fauri, fgurgr, fieurä, Ijeuri, bgiirar, lauri: Igbrös <C.
* leprosu ist gelehrt, ävrir und kovAr, die selten gebraucht
werden, verdanken ihr v den üblicheren äverger, kovercjer.
Nach labialem Vokal wird das aus b, p entstandene u
unterdrückt (man vgl. dazu ggn über *cjoun <( ijovn, körn
(Dambel aus *koVm): rör-rori (im Singular sollte man
eher ro(v)$r erwarten, eine Form, die besonders snsbg.
häufig zu belegen ist), sorä < suprä, wo der Schwund
des u auf großem Gebiete vorkommt, sür-süri, pgr <C
pauperu, eine syntaktisch abgeschwächte Form und das
Dem. poret, welches wahrscheinlich pugr (mnsbg. pöver)
beeinflußt hat, dorär (Castelfondo, Brez, Cloz, Dambel,
Banco, Seio), während das oben angeführte dourär das u
aus den stammbetonten Formen wie duc.un erhalten hat.
non ,
(Ebenso bleibt das u in dem angeglichenen Infinitiv dugurgr
Trett, Sarnonico, Malosco, Ronzone.) — lirä ■< libra
scheint lombardische Entlehnung zu sein (Salvioni, Milano,
§ 426). — ärai, ärugi, särcii, särugi zu saver sind ana
logische Formen nach stärai, darai, portaray, arai kann
auch als Kurzform aufgefaßt werden (Meyer-Lübke, Rom.
Gram. II, § 313).
Die Nonsberger Mundart.
103
ß) ver\ figver, ligvcr, laver, lw$r <[ über, ginigv(,r.
Y) nach Kons, pr, per : asp$r; asprä, komprär neben krompär.
5, 6. tr, dr f> dr: a) lodrüm, nodrüm <[ *nutrumen, padryn,
madrinä, madracä, qnddrä, kjädriggjä mit Umstellung des
r, viedri Gläser, v$drä (in F. N., in Bresimo und Tuenno)
<ivetera, dyzvedric dv. zu d^zvedrigjär, linsbg. <f*de ex
verticare lähmen, Iqdrär, mit Erde bewerfen; Icodrobi
<d quadruviu, skqdrä, kqdri (plur.), vedrgs <C 2. sing. fut.
Neben pricdä, hier ist die Umstellung des r schon sehr alt,
stehen pqra und kompgrd, mgrd und komgrd, wo eine syn
taktische Abkürzung* auf sehr weitem Gebiete erscheint
(Meyer-Lübke, It. Gram., § 146, Tappolet, vom. Verwandt
schaftsnamen S. 29 f.; vgl. §50). — kär$zmä, kärantä,
kärantdn eine alte Münze, gehen nicht auf quadraginta,
sondern auf * quarresima, quarranta zurück (Meyer-
Lübke, Einführung § 156); über ndriq <[ in de retro
vgl. S. 122.'
ß) > d$r : mad^r, peder, fimgder zu fum <f fune, Seiler,
&idgr, [Inder va.?J, vigder <f vitreu und vetere, püligder.
'{) nach Konsonant tr > tr, bezw. -tpr; enter, äntrify (vgl. ß2)
venter (selten), peut^r, feuter, kqnträ, auträ, kjästrdr,
gQsträr, lusträr, sanestrü, desträ (mask. sanester, dester).
Daneben sind nqs, vqs, fern, nqsä, vqsa Kurzformen (Meyer-
Lübke, Rom. Gram. II, § 92); mösär, zeigen, wird schwer
lich direkt aus monstrare herrühren (man vgl. engad.
3. pers. mussal): das Wort ist mit s im Westladinischen
(Ascoli, Arch. Glott. I, 64, 407, Walberg, Celerina § 202),
in tessinischen Mundarten (Salvioni, Arch. Glott. IX, 213,
Michael, Posch. § 76) und in Trient (Schneller, rom. Volks
mund. § 63), belegt und scheint sich nirgends mit der
regelmäßigen Entwicklung von str zu vertragen.
§ 94. In den sekundären Verbindungen von Nasal und
Liquida schiebt sich d nach n, h nach m ein 1 (Meyer-Lübke,
-ßom. Gram. I, §§ 527, 528); auslautendes mbl und ndr werden
zu -mb$l, -nd$r\ I. cender, vender <d veneris [dies, tgndvr, cjgnder,
m ?ndfr minor in zusammengesetzten Flurnamen: z. B. ggc-
1 Zum phonetischen Grunde dieses Einschubes vgl. man Jespersen,
Lehrbuch der Phonetik, § 61.
104
III. Abhandlung: Battisti.
mgndgr (Seio), tandröt Deminutivbildung aus Upide.r, tyndril
Aschengrube. Die wenigen Verba auf JLnere: z. B. ponere
und auf l.mere: z. B. fremere, premere, [redimere, gemere]
synkopieren infolge flexioneller Analogie das e nicht, nehmen
also kein d, bezw. b an. Eine einzige Ausnahme macht vannere
]> vandgr (Meyer-Lübke, Zft. f. Gymn., 1891, S. 777); honorare
und *pignorare, engad. undrer und pandrer fehlen im Nons-
bergischen wie im Zentralladinischen. II. kombgl < cumulu
und komblgr (hnsbg.) <[ cumulare, tgrnbel, wilde Eberesche,
vymbld <^vimina über * vimla (vgl. trient. bimbja, Schneller,
Rom. Volksmund. 94), trpmblär (Casez, Banco, Dambel), brumbd
(Castelfondo, Fondo, Seio) neben sonstigem brümol Kartoffel
augen, gramblä (va. Dambel) Brotbreche zu * gramblär car-
minare, kolombel Dorfviertel (Castelfondo) und kglombfn, F. N.,
Brez <C * kolomblel, *kolombl[n mit Verlust des l wegen Dissi
milation, ombrar <V numerare. Daneben sind fgmblä in Fai
(selten in Cavedago) <^femina, qmbli homines in Cavedago
und Andalo (aber omni in Fai offenbar nach qmen Ehegatte)
die letzten Ausläufer der judikarischen-rendenesischen Entwick
lung von m’n. ■— Nicht hieher gehören koiombgl und kowmber
Tropf (nach Schneller, Rom. Volksmund. I, § 88 sollen die
gleichen Formen und das Verb kojomberär verspotten, bäurisch-
trientinisch sein), welche eine euphemistische Bildung aus
coleone sind.
Die Nasalen m und n.
§ 95. Im Anlaut bleibt n vor a, e, o als postdentaler Ver
schlußlaut (ßo eb ) erhalten: nas, ngser, net, negjer, np'f, nespol,
ngdär, ngm, non, ngs, ngt, ngs. Während sich in diesem Falle
der Zungenrücken vollkommen teilnahmslos verhält, zeigt sich
bei folgendem i eine mehr palatale, bei folgendem u eine mehr
velare Hebung desselben; die Zungenspitzenartikulation ist da
gegen, mindestens im hnsbg., weniger ausgesprochen als bei
n -\- a, e, o und findet knapp nach dem Zahnfortsatz statt. Ein
solches n ist einem schwach mouillierten nj ähnlicher (mir scheint
es, daß als individuelle Lautung besonders in Bresimo, Castel
fondo und Fondo statt n eben nj eintreten kann) als einem n
(z. B. üdn — ne an che)-, ich möchte diese phonetische Beschaffen-
Die Nonsberger Mundart.
105
heit als eine Entsprechung der Behandlung des l (§ 83) be
trachten und als nicht unwichtiges Beispiel einer vorgreifenden
Zungenassimilation (Jespersen, Lehrbuch § 174) hervorheben:
niu <C.nidu (Siel II, 92 s schreibt sgnivada und Son. 14 gnio)
und 2. Pers. plur. präs. aus nvr < vejnire, niblär, ninär wiegen,
sniklär, snigär, gräniu geizig; nü •< *ve]nutu und nudu, nümer,
nügol. Ob vor sekundärem u aus ug •< ö ebenfalls das gleiche
n eintritt, kann ich mit Bestimmtheit nicht angeben, obwohl
ich in Fondo z. B. sehr oft nugu, nuet mit einem Zungenrücken-n
gehört zu haben glaube.
§ 96. n statt n kommt in bekannten Beispielen vor: ?lg%,
Kloß (Salvioni, Milano § 173 b, Meyer-Lübke, Rom. Gram.
I, 344) ist italienische Entlehnung (vgl. Walberg, Celerina
§ 104 e) ebenfalls iiükjä (Zauner, Körperteile, Rom. Forsch. 424;
ansbg. gnughia bei Riccio 174, 246) Nacken aus dem lonub.-
trientinischen, wo man das n aus *nuc^la erklären könnte
(Schuchardt, Rom. Etym. II, 29 nimmt Kreuzung von *nucula
mit knochen an, was für die Erklärung des n überflüssig sein
dürfte); — sTiafär, snaßdrär (Terres snüflerär) gierig essen,
durch die Nase atmen <( schnappen, snapä Branntwein, snefä
spitzmaulig <( ahd. snepha (Schneller, Rom. Volksmund. 1,185),
germ. nif Fratze (Salvioni, Milano 173b, Walberg,
Celerina 70, Braune, Zft. XXI, 222), snaug <L schnauze (Fondo)
Schnauzbart, s]ng% (Terres zlgi) schlapp (Schneller, Rom. Volks
mund. I, 149) zeigen, daß deutsches n in Nonsberg wie im
Trientinischen im Gegensatz zum Zentralladinischen als n ge
faßt und wiedergegeben wurde.
§ 97. a) Unorganischer Zutritt: närägg, [n]{nfgr[n], naskgrggr
neben ärkgrcjgr (Salvioni, Milano § 260), nacä Wollkratze (va.
Kai, Mezzolombardo).
ß) Abfall infolge von Dissimilation: hnsbg. ombrär <^nu-
merare neben snsbg. nombrär.
f) 71 )> l ■ slomgr (Nebenform sngmär) beschimpfen, lodriim
neben nodrüm.
§ 98. Intervokalisches n ist als dentales n mit schlafferer
Artikulation als im Auslaut geblieben: fontqna, lana, donä.
krona, tonä, spinä, gjälinä, lavinä, plgna, lüna, venä, gunaca,
kgnä, mangsträ, fgngkjgl, gängkjgl, mongdä, minüt. In romani
schem Auslaut ist das n (mindestens in Hochnonsberg und Vigo)
106
III. Abhandlung: Battisti.
nicht mehr rein dental: die Zungenspitze ist gegen den hinteren
Teil des Zahnfortsatzes gehoben (ß 1, 2 f s), während der Vorder
zungenrücken beim Hochgaumen (70 h , bei vorhergehendem i
70 einen Verschluß bildet. Die Hebung der Zungenspitze,
die an eine dentale Artikulation glauben lassen könnte, betrachte
ich als sekundäre Erscheinung, die durch die Stellung des
Zungenrückens bedingt wird. In Castelfondo habe ich direkt
gutturales g mit 70 ih und gesunkener Zungenspitze ßf gehört:
vyt], bqg, tqg, quzyi], kjäströg, mag usw. — In Mezolombardo,
Castelletto, Crescino, Dercolo, Lover, Campodenno bis Termon
zeigt sich nach trientinischem Muster die Neigung, bei den
offenen Vokalen a, e, g in romanischem Auslaut das n in m
umzuwandeln, also pqm, bem, bom. Daneben scheinen die
«-Formen nicht völlig verdrängt zu sein. 1
§ 99. a) Allgemein nonsbergisch ist dagegen der Wandel
von '-cj’n in Agem: nfladügem, ßantügem, barlügem, rüijem,
kjärütjem cimpaijem, agküijem, aber aqhüsnelä, flantüzmär, Jcjä-
rüzmär, ämpazmt. Da qrgjen, mnsb. qrijen das n bewahrt, wird
es sich im Suffix -ugine um Einwirkung des betonten labialen
Vokals handeln.
ß) Ebenfalls über ganz Nonsberg verbreitet ist das m statt«
in fum <ffune, wo der Konsonantenwechsel auf dem gleichen
Grunde beruht (vgl. über die Verbreitung des m in diesem
Beispiele, Gärtner, Erom. Gram. § 70).
§ 100. n in direktem lateinischen Auslaut ist abgefallen:
nqm, s$m semen, sqm <f ex amen, stram <f stramen, älddm
laetamen, kordm. — termen gebt nicht auf < termen sondern
auf terminu zurück (Meyer-Lübice, Rom. Gram. II, § 16). Auch
das proklitische non hat das auslautende n eingebüßt.
§ 101. Unorganisches n ist durch verschiedene Umstände
hervorgerufen: in aggoniä (aber mnsbg. äggniä) liegt bekannt
lich Kreuzung von agonia -j- angoscia (Parodi, Arch. Glott.
XVI, 354) vor, in sieggär (hnsbg.) schmelzen von liqitare-{-
lingua, in cänvqster (mnsbg.) von capistru -j- cannabella
(gänvqlä), in donfertä (Castelfondo, Fondo, Donn — auch zentral-
1 Scaramuzza schreibt im Nbnes zivilizzä oft genug m statt ausl.
n, was der Clesianer Mundart immer fern lag, wohl nur um die
trientinische Mundart nachzuahmen; in seinem bei Boeiimer ab
gedruckten San Silvester (S. 44—46) schreibt er nur n.
Die Nonsberger Mundart.
107
ladiniseh und graubündnerisch) von donum-\-offerta, mdot]-
zynä vielleicht ebenfalls von donu -f- * dodicena (vgl. aber Sal-
vioni, Milano 267 und zur Verbreitung des n: Walbbeg, Cele-
rina 144 und Anm. 6) und in gyndanä (Dovena; vgl. Salvioni,
Milano § 263c) von gidanä -f- g\ndol windel-, in inver[n],
djynstd, instes (hnsbg.), nsir (va. Bresimo) ausgehen, djfygäl
(snshg.), arjgonadä eingefädelter Faden (Terres ägonadä) hat
man Einwirkung von in- in fjnfarli (meistens pl. tant., ebenso
trientinisch) cantharellus cibarius hat man mit Prolepse des n
vom ahd. phiferlinc zu tun.
§ 101. I statt n kommt in intervokalischer Stellung vor
in kjälqygjä und moliment (durch Dissimilation des n-n ]> l-n)-
im letzteren Worte, in welchem das l schon lat. belegt und
romanisch sehr verbreitet ist (vgl. Püscariu, Etym. Wb. der
mm. Spr. 1109), könnte es sich um Kreuzung von möle und
monumentu handeln (vgl. Meyer-Lübke, Einf. § 197); slq%
statt sngx i n Terres beruht auf Kontamination mit dem gleich
bedeutenden t(d)l%%.
§ 102. n n wird zu dentalem n: van, pan, nqn, rjgjan, an,
spanä, kjanä, qnä <[ Anna, ggän Johanne, pena, nqnä. In
vandijr <^vannere (Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, § 542) hat
sich das d kaum aus nn sondern aus n r ndr entwickelt
(vgl. § 94). Auffällig ist spandä mnsbg. und msbg. neben spanä,
welches mit nd auch in Poschiavo vorkommt (Michael, Poschiavo,
§ 46); die Unsicherheit der Behandlung des nn dürfte auf die
mnsbg. Schwankungen in der Durchführung lat. nd )> nn ^> n,
und daneben nd, zurückzuführen sein.
§ 103. n bewahrt vor dentaler Konsonanz seine dentale
Artikulation, ebenso bei der primären Verbindung net. In nd
tritt dagegen in echt volkstümlichen Wörtern eine progressive
Assimilation zu nn n vor, welche heute durch das trientinische
n d im mnsbg. und snsbg. bereits vollständig wieder verdrängt
wurde:
®) nt: pqnt, mont, kontent, vinti, montgnä, sqnti, ärejent,
dpit, rnynt, vqnt, indnt <( * inabante, ärgqn[t] (va. und auch
T-N.) in Fondo mit gegenseitiger Umstellung aus rotundu <(
* i'oduntu.
ß) net: fentä<^* find a, strqnt, ont, pont, yont <( * junetu,
?PQnt <; *pünctu, sqn[t], cqntürä, pqnt (selten).
108
III. Abhandlung: Battisti.
Y) nd )> ?i: 1 glanä <( gl an de (vgl. Ascoli, Arch. Glott.
I, 332) Eichapfel (dieses Beispiel und sponä sind allgemein
nonsbergisch), spantr -< * exp andire sich entfalten, ein Wort
das auf großem Gebiete n statt nd zeigt (Ascoli, Arch. Glott.
1,520) und vielleicht aus der Kreuzung expandere + *eva-
nire stammt (Marchesini, Stud. fil. rom. II, 9, Kö 2 3432), also
kaum hieher gehört, spqnä^spönda Bettgestell, yfiön, fand <(
fündu (hnsbg.; auch ansbg. in Riccio fon: Thonn (adeliger
Familiennamen) 317/8, spanqr (Castelfondo, Dovena </ expan
dere ausgießen), mqn <; mundu (auf dem gleichen Gebiete und
in Fondo, Trett) wie spanqr. Reste des nd n sehe ich dann
weiter in sfen, van, respön in Fondo-Trett, Castelfondo, Dovena,
da auslautendes d nach Konsonant zu t gebracht wird, während
die Formen mit inlautendem nd diese Verbindung vielleicht
unter italienischem Einflüsse wiederhergestellt haben. Dahin
deutet das g von vender und sfendqr, letzteres allerdings neben
sfender. Oder aber es hat sich in älterem * sfen(e)r das d se
kundär aus nr entwickelt wie in vannere )> vandqr und sich
aus dem Infinitiv analogisch in die endungsbetonten Formen
und in den Konjunktiv weiterverpflanzt: spanqr in Castelfondo
wäre in diesem Falle eine Neubildung nach der 3. Pers. sing.
— ondä dürfte kaum echt sein, -dnt, (i)ent, auch in gerundialer
Bestimmung, wird man kaum mit -ando usw. direkt in Ver
bindung bringen.
§ 104. Vor palatalem und gutturalem Konsonant tritt »j
auf, im zweiten Falle beinahe auf dem ganzen linken Novella-
ufer von Cavareno abwärts, während dagegen im mnsbg. und
snsbg. vor palatalen das § 98 beschriebene ,palatale* n üblich
ist. In Fondo, Revö und Cloz stehen und nr aL unterschieds-
1 Der phonetische G-rund dieser Assimilation und jener des mb in m
liegt darin, daß die unmittelbar aufeinanderfolgenden Laute bis auf
die Gaumenartikulation identisch sind:
| m = «0 & /?:y:<j2el'l , ( n — a : ß 0 4 y : 4 2 e 1 1
\ b = a 0<> ß : y : 3 0 6 1 J \ d = a : ß 0 6 y : ö 0 s 1 i
Es verschiebt sich aber der Augenblick, in welchem das Gaumen
segel zur geschlossenen Stellung gehoben wird, wodurch die Dauer
des wi-, bezw. «-Klanges auf Kosten des folgenden Lautes so lange
ausgedehnt wird, bis die Artikulation der Lippen (bezw. der Zungen
spitze) und das Schwingen der Stimmbänder aufgegeben werden.
BZSM
BBwem—aa
rssr-s
Die Nonsberger Mundart. 109
los einander gegenüber. Zum Alter des g beachte man das
Vorkommen desselben in der sekundären Verbindung nca. 1
1. n-f-fc: paläg%, rog%, gogx, mog%, blag%, bat}-/, agkjä,
magkjä, magkjär-, — n-\-g\ loitx, dinlgggjä, staggjä, spqggjä
<C.*spönga (Ascoli, Arch. Glott. I, 525, Anm. 5, Wal
berg, Celerina 124 und Anm. 2); maggjängl Knebel ■< * man-
ganellu, domeggjct, lügjqggja usw.; n-\-gw: leggä, sagggnär
<( sanguinare, cigk, daneben san<^sangue, wo der Verlust
des zu erwartenden k aus Verbindungen wie säg-kors Blut
bläschen, säg-rös, säg-grös zu erklären ist. Ebenso bleibt g in
aggoniä, ogglä, strigglär usw.
2. nc e '‘: ggcä, lagcä, balagcä; rage <( rancidu, vage,
vegeer.
n-\-tj: ägciqnä, vaggär, lyggugl, skomeggä, üzaggä.
n-\mggc-mggggr, spggc-spggger, plagggr, soggä <[
axungia, spegger, gägijivä, agijgl.
§ 105. a) primäres (vl.) mn gibt über nn einfaches n,
welches wie lat. nn und n aus nd mindestens im hnsbg. und
Bresimo seinen dentalen Charakter immer erhalten hat: dein,
autön, {kglqnä), letzteres kaum volksmäßig entwickelt, sqn (vgl.
Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, § 410), dgnä. lamä ist auch hier
Ausnahme (Meyer-Lübke, Rom. Gram. I, § 486, Ettmayer, berg.
Alpenmund. 62), vgl. aber den F. N. s-ä-lqmnä Tuenno: jeden
falls ist dieses Wort mit den Beispielen für primäres mn nicht
unter einem zu betrachten.
ß) sekundäres m’n ist bis in die jüngste Zeit erhalten
geblieben und wird auch heute von den älteren Generationen
nn gesprochen (Ettmayer, lomb.-lad. parad. femina 65 und
homines 212 verzeichnet mn für ganz Nonsberg). Die jüngeren
Leute sprechen aber meistens un (Fondo, Trett, Castelfondo,
Banibel, Romeno, Banco, Brez, Cloz, Revö) oder mit weiterer
Assimilation des n: um Cavareno (hier noch neben mm), Seio,
Amblar. In Corredo, Salter, Tavon, S. Zeno ist mn zu be
rgen und ebenso in Bevia, Preghena und Rumo, mm in Sfruz,
biuarano überwiegend und ausnahmslos in Cavedago, Andalo
u ud Fai dagegen mbl: hier im südlichsten Winkel verbindet
1 Auch für n cons schreibt Scaramuzza in Nbnes zivilizzä beinahe
regelmäßig m cons - man vgl. die Beispiele und die Erklärung Sciinel-
leus in Rom. Volksmund. I, 71.
110
III. Abhandlung: Battisti.
sich die neuere nonsbergische Entwicklung mit der bekannten
judikarischen (Gärtner, Jud. Mund. § 156): feunä, oum, kjqu-
nqda <f* caminata, seunqr, grqunär (linsbg.) <f carminare,
nounqr (Castelfondo). Die ansbg. Texte schreiben immer mn,
Riccio, femna 510 und femna <f *feminat 511 heiraten, omnön
543, ebenso Siel, femna II, lb 1} omnoni II, 116 r
§ 106, I. Konsonant -j- n kommt als primäre Verbindung
nur in rn 1 vor, welches inlautend bewahrt bleibt: ornä, tornqr,
fqrnir, skorniklär, in romanischem Auslaut aber, wenigstens in
Dovena, Castelfondo, Trett [FondoJ, zu r vereinfacht wird.
Dovena: kjqr (das Wort erscheint in ähnlicher Form auch im
mnsbg.; vgl. nach Ettmayer, lornb. lad. paradigma 22 Gfyar neben
t&%arn in Tassullo, eine Form die Ettmayer falsch aus dem
Nominativ caro ableitet) \nv%r, {nfer (Trett), dintör, for (va. Trett,
Fondo) neben forn, stör (Fondo) betäubt (Braune, Zft. XXII, 205),
während die Plurale dazu überall inverni, form, Storni lauten.
Unter dem zweifachen Drucke des italienischen rn und des
Plurals ist beinahe auf dem ganzen Gebiete das auslautende rn
durchgeführt {fnvern und infern scheinen auch aus anderen
Gründen nicht ganz volksmäßig zu sein), während das r aus
rn von kjqr sich wegen Mangel des Plurals länger halten konnte.
Die phonetische Erklärung dieser bis jetzt wenig beachteten
Erscheinung, welche im Zentralladinischen (auch im Fassatal
und Colle), Erto und im Friaulischen in noch größerem Maße
zu belegen ist, liegt wahrscheinlich darin, daß der gutturale
Verschluß des (l° lh ) nach der Mundenge des r (y'C 1 ) infolge
von progressiver Assimilation unterbleibt.
II. Bei den sekundären Verbindungen mit n bleibt das «
unberührt: büsnä <fbucinat, masnä machinat, dqusnarsn
<^ *se vecinare, bäsnelä <f* bacinella; fgsna, rnugsnä, qsnä,
lesna, päsnagjä <[ pastinaca, mäsnqdä, disnqr, lüsnqr. Schwer
zu bestimmen ist es, wie weit dent. + n )> rn ergibt: kjärnqc
■< * catenaceu ist das einzige Beispiel, welches sich über ganz
Nonsberg erstreckt und kann wegen des Vorkommens von r
statt d auf weiterem Gebiete nicht zur Beweisführung heran
gezogen werden (Salvioni, Romania XXVIII, 96 denkt mit Recht
1 ln kann ich nur in alnu -j- ariuf> qunqr finden, wo das l wie
vor jeder Konsonanz zu U wurde.
Die Nonsberger Mundart.
111
an Kreuzung mit cardine; Walberg, Celerina § 159, Lorck,
Altbergam. Sprachdenkm. S. 187, Ettmayer, Bergam. Alpen
mund. 66), skürlyn <( * scutellinu habe ich nur in Tergiovo
[und Traversara?] gehört, dersgt ist in Trett und Seio veraltet,
ärnaiä <^*tenac’la sagt man in Cloz, Brez, Castelfondo, Do-
vena, Trett. Fondo, Seio und (va.) in Dambel, ist aber wegen
des kl^>i nicht ganz regelmäßig, pärlfn soll in Brez und
Castelfondo gesprochen werden, ich habe aber dortselbst nur
patlpi gehört. Die Erklärung dieses Lautwandels liegt wohl
im spirantischen Charakter der nsbg. Dentale wie es schon
Lorck (Bergam. Alpenmund. 187) für das bergamaskische richtig
gesehen hat. 1 Beachtenswert ist aber, daß vielleicht auch mn in
Anlaut rn ergibt: ärnudolä <j minutulci, snsbg. monüdolä Korn
winde: das Wort hat aber keine echt mundartliche Entwicklung
durchgemacht, da der Nachtonvokal nicht unterdrückt wurde.
§ 107. a) Anlautendes m bleibt: magjer, ma^kjä, maö,
mai, mal, mandrön (snsbg.) Alpenstall (auch F. N.), maör, mq-
n%l, mied, migja, muqlä, mül usw. — In mipgjgts neben snsbg.
bijjvnätd <( tir. gebnacht Neujahrsgeschenk ist das m durch
Assimilation an folgendes n bedingt. (Uber bigqnätg vgl. Schnel
ler, Rom. Volksmund. 113 f.). Ausnahme macht dann das be
kannte nqspol (Meyer-Lübke, It. Gram. § 167).
ß) Ebenso bleibt das intervokalische m: limä, fümä, spümä,
temäj plümä, slomgr, klamar, famtyi, stqme%, kjämizä, ämi% usw. 2
'() Im romanischen Auslaut tritt statt m mit ß„ y„, ein Laut
ein, der auch akustisch dem gewöhnlichen m nur nahe kommt
nnd an dessen Artikulation sich die Zunge mit einer palato-
velaren Hebung beteiligt (also aO 11 , ßfg, yO 1 ); 3 dieses m, das
ich aus typographischen Gründen nicht diakritisch bezeichne,
kommt auch statt auslautendem n in den § 99 a und ß an
gegebenen Fällen vor: fam, lum, kor dm, stram, nqm, lendm usw.
1 In petnär <' pectinare, pqtnüd.hat kaum die Stimmlosigkeit des
t den Wandel zur r gehindert (man vgl. ärnaui), sondern es wird
o Pfi n } auch plur. von pqten zum Bewahren des t beigetragen haben.
Das vereinzelt stehende kjäpinar gehen beruht selbstverständlich
auf Kreuzung von caminar e und capitare.
Ein so beschaffenes velares m kommt in gleicher Stellung z. B. im
Eassanischen vor. In meiner Untersuchung über das betonte a im
Zentralladinischen habe ich diesen Laut mit ft bezeichnet.
112
III. Abhandlung: Battisti.
§ 108. n an Stelle des zu erwartenden m findet man in
der Konjugation. Die 1. sing, von gsp? - : son (Sarnonico spn) —
man vgl. sont-9 — (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 209) hat
einerseits mit don die analogischen Bildungen von, ston, fon
hervorgerufen, andererseits die 1. plur. spn umgebildet, woraus
zunächst p?i <jhabemus und die Einsilber fan (fon mnsbg.
und snsbg.), dan-dyn, stan-st$n, nan-n$n dann -dmus, -emus,
-imus j> an, en, {n und *-dbamus, *-assimus (vor oder nach
der Zurückziehung des Akzentes?) > -aven, -äsen entstanden
sind. Der ganze Vorgang beruht also auf analogischer Ent
wicklung.
§ 109. m + Kons.
a) Vor Dental wird das m in sekundärer Verbindung
zu dentalem n: andä amita, s^ndä <( semita, [spitier <C
* semiteriu], gryntä <( grimmipa (Bruckner, Charaht. 13,
vgl. aber § 122, Ila) kondön * cumit.one (it. gomito —
Salvioni, Studi di fil. rom. VII, 226, Zauner, Die vom. Namen
§ 42), ändöi •< * ambidui. Zu dieser Gruppe gehört auch
dopcöi (mnbg. und snsbg. donsör <( demissorius.
ß) Vor Guttural dagegen zu p: roggjär <jrumigare,
stopgjös (Castelfondo, Trett, Fondo) apgola <j m.edulla (vgl. zur
Beurteilung des westlomb. nidolla Ettmayer, Berg. Alpenmund.61,
Anm. 3).
Y) Vor Labial zu dem § 107 y beschriebenen m: 1 temp,
sgmp$r, sempi, lampä. — Schwieriger gestaltet sich die Untersu
chung der Ergebnisse von mb, wo man der Entwicklung nd^>n
entsprechend m zu erwarten hätte. Ich kenne nur hnsbg. plöm
<plumbu neben plgmp und plomä (beinahe va., nur noch in
Castelfondo, Fondo und Trett gebräuchlich, Corredo plomba)
Haufen, Holzstoß (auch F. N. Trett, — vgl. Ascoli, Arch. Glott.
I, 349, Gärtner, Grdn. Mund. 142, und Schneller, Rom. Volks
mund. 1,244, wo das romanische Wort irrtümlich aus den deutsch-
ladinischen Entlehnungen — tir. plumme aus Eisack, blumm
im Vinstgau — abgeleitet wird). Daneben aber steht skjambi und
skjämbjdr. Ich möchte beides für nicht bodenständig halten, denn
häufiger als skjämbjdr wird müdgr verwendet und das Adverb
1 Man vgl. zu einem ähnlichen Laut im Triestinischen ViDOSSlCH,
Studi, § 104.
Die Nonsberger Mundart.
113
zeigt andere schwere Unregelmäßigkeiten und ist nicht ladinisch
(Gärtner in Grnd. I 2 , 618, Anm. 1). Wäre aber auch skjäm-
bjdr echt nonsbergisch, so zeigt doch kgmbjd <[ commeatu,
daß es in diesem Falle eine andere Möglichkeit für die Er
klärung des mbj gibt. Eine schwerwiegende Ausnahme ist
aber xafircrj )> gjambä, ein Wort das auf dem ladinischen Ge
biet, in welchem mb ^> mm wird, sonst immer regelmäßige
Entwicklung zeigt.
§ 110. Die einzelnen Fälle, in welchen sich vor Kon
sonant ein unorganisches m entwickelt, haben verschiedene
Ursachen; niemals handelt es sich aber um lautlichen Vorgang
(Meyer-Lübice , Rom. Gram. § I, 587). In gombpt hat man
Kreuzung von cubitu und accumbere (Meyer-Lübke, 1. c.)
oder Einwirkung von gamba (Michael, Poschiavo, § 44a, wo
der Hinweis auf die 1t. Gram., § 587 falsch ist), in zgjcimbgl
liegt scabellu-\- scamnu oder gamba (Salvioni, Poschiavo 24,
§44a) vor, strambi ist eine neuere ital. Entstehung (vgl. übrigens
Gröber, Arch. I. lex.V, 480 vl. * strambiö), in (e)mbrid/ ist
das m dem Einflüsse des Präfixes in zu verdanken. Man be
achte, daß alle diese Fälle entweder gemeinromanisch sind
oder mindestens im Norditalienischen wiederkehren.
§ 111. I. Nach Konsonant bleibt m in der primären Ver
bindung rm inlautend erhalten: formigjä, trrm$n, im Auslaut
scheint es auf dem rn r - Gebiet (§ 106 I) gefallen zu sein.
Ich notierte in Castelfondo, [Brez?], Trett und Fondo vgr (cla lä
plmjä) Kegenwurm, neben dem unvolksmäßig entwickelten
ferm (fermQ — vgl. § 20,. 7).
II. In sekundärer Verbindung: krezmär, bläzmar, äm-
pgzmi. Nicht uninteressant ist sommqnä, smanä (vgl. § 60) gegen
über setmanä auf dem linken Novellaufer, auf welchem set ein
gewirkt haben kann. I scheint vor hu zu r zu werden: 1 kormgl,
kjärmdu (vgl. §§ 60, 89). — Für nm zu rm finde ich nur
marmaiä, ein Wort, das bestimmt aus dem Italienischen stammt;
da ich keine anderen Beispiele besitze (anima synkopiert
nicht), vermag ich über die Möglichkeit einer solchen Ent
wicklung innerhalb der Mundart kein Urteil auszusprechen.
Oder sind die zwei Beispiele aus der Dissimilation l-l )> r-l besser
zu erklären?
Sitzungsber. d. phil.-hisfc. Kl. 1G0. Bd. 3. Abli.
8
114
III. Abhandlung: Battisti.
Die Verschlußlaute.
«) Labiale Reihe.
§ 112. p a). Im Anlaut bleibt p erhalten: plir, pes, pqnt,
purgja, pucr usw. Ausnahme: p j> b in den bekannten Bei
spielen : bülä (7t. Gram., §163), bqusi (plur. tant.) <^pulsu
Schläfen (vgl. Pieri, Appunti etimol. in Miscellanea G. Ascoli, 427,
N. 5, Salvioni, Arch. Glott. XVI, 374): sp )> zb in zburär
(Salvioni, Krit. Jahresbericht., 1890, S. 125). — Dem tirolischen
p aus ahd. b entspricht ebenfalls p: püsol Strohbund <C tir.
pusn (Siel II, 31 2 pusli im Singular: wegen des i vgl. krqgli
O kraksel), püä Bube, pyntgr, paisä <j päisn, pqur va. Castel-
fondo Opäudr, pugsh, prjggjgs va. <( bring’ ich es Toast
(Schneller, Rom. Volksmund. I, 93, auch ansbg. pringliies bei
Riccio 139), pest, Schießprämie, pös Kuß, dazu ansbg. poss-
manina, Handkuß, Siel I, 30 4 .
ß) Im Inlaut wird p 'J>v, woraus sich in [äjrgÄr <jadri-
pare mit Unterdrückung des Vortonvokals aus v ein u ent
wickelt; das v schwindet wie das primäre v nur in der Nähe
von velarem Vokal: ravä, rävicä, saver, gjävgster, (ä)vetä,pärteves
mit Umstellung aus participe, pavgl, ävert, grgvd <( crepatu,
kjävel aber saon, saör, äon Hummel, skoä, neö, koert, koerkjel,
proanä. Ausnahme bilden: 1. sabü 1 (Fondo, Brez, Cloz, Castel-
fondo, Trett, Sarnonico) nach bü, äbü, wobei letzteres ebenfalls
analogisch dem Konjunktiv gjabjä ist; 2.pipä neben pivä, krgpqr
O crepare (nicht nach Walberg, Celerina 84, unter dem Ein
fluß von krep, Stein, da die Form über ganz Norditalien bis
nach Piemont und in die Emilia verbreitet ist, wo man krep
nicht kennt) neben grgvd zeigen gelehrte Entwicklung, wie z. B.
vapör, opinjon u. a. 3. gigolä (vgl. Salvioni, Milano 240 und
Walbbrg, Celerina, §218) zeigt ähnliches g wie aggolä <«ic-
dulla, nügol <jnubilu, sigolä <C_ sibilat: in diesen wenigen
Beispielen scheint sich vor -ol entweder hiatustilgend oder über
v>wj>gw ein g entwickelt zu haben. 2
1 Die allgemeine nsbg. Form ist sonst savü neben savcst: das V in
savü ist der Analogie der «-Formen zu verdanken.
2 Das i von gigolä weist auf eine Vorstufe * giolä zurück, ebenso
die Zurückziehung des Akzentes: sigolä und nügol sind nicht regel-
■Biggfayroe
Die Nonsberger Mundart. 115
y) In rom. Auslaut wird p zu u (mnsbg. und snsbg. o).
Bresimo scheint mit p^>v^>f eine direkte Fortsetzung des
sbrg. p)>/zu bieten, die heutzutage von der nsbg.
abweicht: äf, löf, liöf^>jugu, aber fpärzgö praesepe. Das
snsbg. von Denno abwärts, aber nur auf dem rechten Noceufer,
zeigt v < ^ o nach a und palatalen Vokalen, f nach labialen. —
Ilnsbg. au, lou, spärzm, kjau, äpruqu (va. — nordit. apruovo). 1
§ 113. pp wird inlautend und auslautend zu p: gröp <[
*krupp (Kö 5334), flap <^flaccu-\- schlapp (Ettmayer lornb.-
lad. 405, Walberg, Celerina 129 gegen Ascoli, Arch. Glott. I,
514, Anm. 1 und II, 344, Anm.) drap, cep, köp, lcopä<^* cuppa
(Meyer-Lübke, Wiener Stud. XXV, 97), klapä Flufeisen (Kö 2 5282),
pgpä dv. von pappare^> papqr, ngpä Nasenschleim <( hnapp,
stopä, ströp •< stvbppu, slcpä usw. Eine Ausnahme macht
auch hier das bekannte poinä <[ *pöppina, wo das zweite p
aus Dissimilation abfallen konnte.
§ 114 p vor Konsonant: 1. Vor dentalem Verschlußlaut
und s.
a) In primärer Verbindung werden pt (und bi) tt^> t
und ps )> ss )> s: gjätdr <( captare finden, sgt <( septem, rot
<^ruptu, woraus roter brechen, skfit <( scriptu, batezem <(
baptismu, s$tantä<^* septanta, setembgr, [sotil, söt <^sübtus,
sgtrdr]; — stes <C_istu ipsu, kjqsä<^capsa, [skür <^obscuru,
u stenirsd <^* abstenere s e].
ß) In sekundärer Verbindung wird p't über vd zu ud:
kjqüdgl <( capitellu Brustwarze, caiidüd (0. N.) Cavedago,
kjäugaiä (Castelfondo) *capitiaria Art Rain, kjaugäl (Trett,
Seio) Feuerbock.
2. Vor l in primärer und sekundärer Verbindung wird
P^>b ; während b bleibt (vgl. § 89 y, 3).
mäßig, da man * giblär und * nübgl erwarten sollte, gigolä (man
vgl. vl. ci nsbgA>c.i!) ist aus sachlichen Gründen nicht bodenständig
und so wird man erwägen, ob *vol'^> gol nicht vielleicht aus dem
lombardischen stamme.
Die alten Clesianer Texte zeigen — im Gegensatz zur modernen
Aussprache, welche nach allen Vokalen o verlangt — immer u nach
«, o: chiau Riccio 107, 430, trau 150, brau 238, nau 146, mardau
629, dau 630, farou, Siel, I, 31, porou I, 31 3 , aber o neben u nach
e > i: viardeo, Riccio 565, dideo, Siel II, i7 v fadeo II, 97 4 , voleo
II, 125 4 gegen voreu, Siel II, 125 4 , gnio, Son. 14, 10, Siel II, 48 4 .
8*
116
III. Abhandlung: Battisti.
3. Vor r werden p und l in primärer und sekundärer
Verbindung zu u, vgl. § 93 ß 3, 4.
4. Vor den übrigen Konsonanten in sekundärer Verbin
dung werden p und b ebenfalls durch v^>u: prieudi <( *prS-
biti, nquslinä < *navicellina und naueelä Weberschiffchen,
splguzmär rieseln, zbquklär, kjqunelä <j * cannabella über
kjänvela, kjaunä <j canaba über kjanvä (vgl. üamvglä, camvä
in Terres), kjqunal (Vigo comväl) Wiesenstreif (Salvioni, Posch. 66),
kjqunär Hanffeld, paungl (va.) Dambel, (mnsbg. pamvgl) <( *pa-
vanel über *pavenel Leuchtwurm.
§ 115. Nach Konsonant bleiben die Labialen wie im An
laut bewahrt (man vgl. §§ 88, 109 f); im Auslaut bleibt p,
während b^>p, v^>f werden. Man beachte inlautend das Ver
bleiben der Verbindung rb im Gegensatz zum engadinischen
rv (Walberg, Celerina, § 186): crbä, ärb^ä, (nach erbä vgl.
Parodi, Romania XXVII, 235), Qrbar, bqrbä, daneben aber das
ziemlich schwerwiegende korvclä aus corbe Obstbrecher. Das
primäre und sekundäre p im Auslaut ist eine ausgesprochene
Fortis, wie alle in solcher Stellung sich befindenden Verschluß
laute; dazu kommt aber, und das gilt auch für f, der Umstand,
daß der Verschluß der Stimmbänder länger als jener der Mund
artikulation andauert, wodurch der Konsonant einen dumpferen
Klang erhält und leise ,gehaucht' endet: bei p also j“ Jy 7 i}
bei t {“ o ’ f jl } 1; k( P'P> k j am P> k 0lp — M r f, n P’f> tyf-
1 Eine gleiche Aussprache des auslautenden Konsonanten findet man
ebenfalls im Zentralladinischen, wo ich auch eine parzielle Ab
weichung der hier angegebenen Artikulation j j( ^ J- bemerkte.
Dazu vgl. man meine Untersuchung über a, 17. — Nach dem oben
gesagten kann der Schlußkonsonant, sei es daß er sich aus lat. stimm
losem Verschlußlaut entwickelt habe, sei es daß er einen lat. stimm
haften Konsonant darstelle, nur stimmlos sein, und der Übergang
z. B. vom lat. )> rp läßt die gleiche Beschaffenheit des modernen
Lautes für eine dem Gesetze des Vokalschwundes im Auslaut voran
gehende Zeit annehmen. Aber der Grund der absoluten Stimmlosig
keit ist nicht im Laute selbst, sondern vielmehr in der Konsonanten
verbindung gelegen. Wäre es nicht so, so würde man aus apa~^> a ve
nicht aw )> au, sondern af bekommen, während im nsbg. wie im
Zentrallad. eben die Stimmhaftigkeit des in den rom. Auslaut getre
tenen v (s 1) dieses v (sei es daß es von jeher a 1, 3 ab gehabt oder erst
sekundär und später erhalten habe) zu dem naheliegenden U trieb.
Die Nonsberger Mundart.
117
b, v, § 116a. Anlautend sind b und v meistens geschieden:
lala, bqrbä, bgl, bon, big&i, büs, anderseits vakjä, vandyr, vqra
(Bresimo, Dachbalken), vptä <^vectis (Nigra, Arch. Glott. X.V,
299), vary, vVgla <( * variolae, veglär, dezv^drigjär, vierä, vilä,
vj.n, vizäl Stirnriemen. Vor velarem Vokal, besonders vor u,
schwindet das v: upia Gelüste, ugit, ugidi die Nieren, tiei,
u§s, neben vuei, vugs 1. und 2. Pers. präs. von vjglir, ucuna,
neben vugunä Bretterboden (dazu die Deminutivbildung in
Revö äunelä — bei Sicher, Viaz aunelle 199, B) aus dem
Vinstgauer veun (== Bühne — vgl. zur Verbreitung und zu den
Nebenformen dieses Wortes Schneller, Rom. Mund. I, 258, 9,
Boehmer, Nonsberg. 57, Anm. zu 199), gutär drehen, ös<Woce,
(ansbg. os, lliccio 85), olqdgjä <( *volatica, oler <^volere, gs
< * rosfrtt neben vgs (Brez, Fondo, Sarnonico); ebenso schwindet
das v, welches sich in sekundärer Konsonantenverbindung zu
w entwickelt hatte, in ogjqra v'icaria )> * vcaria Gemeinde-
herde (snsbg. oghiara, Qar 5 2 ), oidnt abante über *odnt
<i’vant und ogüdä <( *vidi-uta Blick. Schwund des anlauten
den v vor anderen Vokalen ist selten: ich kenne nur l-iprä <<
vipera, ein Wort, das auch sonst auffällig ist, und ergagja!
ertä! erty! grganä! <jvirgine, virtus als Ausruf— man vgl.
er lä märizä! er gjios! (gr=pgr), aygö da diö! (= saygö) u. ä.
ß) In einigen Fällen kommt b statt anlaut. v vor; es handelt
sich um bekannte Beispiele (Parodi, Romania XXVII, 222—-
234): bägilär (halbgelehrt) <( vacillare (Parodi, Arch. Glott.
XVI, 346, bagolqr (der Entwicklung nach unvolkstümlich)
<jvagulare (Vidossich, Studi, § 93), zbi&gjdr * exvisicare ?
(Vidossich, a. z. 0. ■— aber Sohuciiardt, Rom. Etym. II, 136,
Nigra, Romania XXXI, 3 und Salvioni, Arch. Glott. XVI, 599),
zbaziä *basia für vüsia (Parodi, Romania XXVII, 214),
?<C.vulsu (Pieri, Mise. Ascoli 427), besper (Ettmayer, Berg.
Alpenmund. 69, Anm), büy (meistens nur in nos bügjä = ein
gehutzelte Nuß: vgl. Salvioni, Arch. Glott. XVI, 291) <j*bocuu
statt *vocuu (Parodi, Romania XXVII, 229), bampä it. vampa
(Parodi, Romania XXVII, 205), bolp, bgt, bgtu mal (Ettmayer,
lomb.-lad., S. 641, 642, Anm. und Parad. 210, Anm. 1), dann
Anlehnung an barba: bärbustgl und bärbdsy. Während in
diesen Fällen entweder der Wandel schon in vorromanischer
Zeit eintrat oder die betreffenden Worte aus dem Norditalienischen
118
III. Abhandlung: Battisti.
entlehnt wurden, wird das tirolische v regelmäßig mit b wieder
gegeben: bqtgen, boggrh, bgrkjel, zbnggggjä Zwanziger, byndä,
byndgl Kopf binde (?).
Y) g statt v in Anlaut in zgolär (Ascoli, Arch. Glott. I, 61),
gomigr, ggmit.
§ 117. I. Inlautendes intervokalisches v, b werden gleich
wie sekundäres v aus p behandelt: a) kjäval, lavgl, lievdr,
stivgl, civierä, paviment, skrivdn, evä < habebat, favä, apcjivä
< *recidiva, salivä, oreves, llver <^uber. Aber ansbg. ist staa,
Riccio 30, und nach i scheint die Tendenz, besonders in Rumo,
zu bestehen, das v zu unterdrücken: Rumo stial, ärziä <f * re
cidiva, zigziä < gingiva, lisiä *lixiva u. ä. ß) kogr <V cu-
bare, nogl, Brachfeld, noicä <)* novitia Braut (Castelfondo,
Tergiovo, Rumo, sonst hnsbg. novicä, ploest part. pass, zu
plugver regnen, plodn plebanu Pfarrer, progr, goernär
gubernare füttern (in Fondo, Sai'nonico, Seio, Cavareno ist
dieses einheimische Wort durch die ältere deutsch-tirolische Ent
lehnung fjetgrgr verdrängt), rogl Wiesenrand, paön, laör, taoläc
(dreisilbig neben tauige), broent <) brüzar-\- rubente (ein Verb
brogr ist wenig gebräuchlich), saüy sabucu] ijön <fjuvene,
i rüi, F.N. Trett, stüä < stuba, üä.
II. Im romanischen Auslaut: b, v f> u: Mail, nau, trau,
brieu, ngu, heu <^bibit, seu <fsebu, viu, tärdiu, valiu aequa-
livu, ueu, nugu<^novu, nove, tou, skriu <fscribit, grieu, pl[u]gu
<^*plovu Pflugschar, -au, -gu, -iu<f-ati(s) + vos, -eti(s) +vos,
-iti(s) + vos; •—- Vigo dö < avu (schon veraltet). Umgekehrt
schiebt sich im mnsbg. ein sekundäres v in govey dürrer Zweig
<[ ahd. zuik ein, während auf dem of>ug, wg-Gebiet dieses
primäre ue mit den Ergebnissen von freiem ö zusammenfiel: cufy
Fondo, cüdy Cagnö, ciiöy Corredo.
IIP Uber b, v^>g in iggjgl <febulu, flggol, nügol, kjänq-
gglä (Nigka, Zft. XXVII, 129), burlegol, manggol vgl. § 112 ß 3.
§ 118. Störungen in der Entwicklung der Labialen durch
Assimilation und Dissimilation sind selten: ich kenne nur: ta-
vglä Geschwätz < fab ella und smamir <[ * exvanire. — In
bizgrt liegt Kontamination von bis und lacertu vor.
§ 119. f bleibt anlautend erhalten: fgdä, fgcci, fgn, fil,
fugy, fön, füs, fum usw. Inlautend: im Silbenanlaut nach Kon
sonant infern, dann in den Kirchenworten: tofgniä epi-
Die Nonsberger Mundart.
119
phania, stufen, schließlich in zusammengesetzten Wörtern: do-
fipulnr, spärfender, ärfüdär u. ä.
§ 120. w gibt verschiedene Resultate:
a) Regelmäßig scheint w^>v geworden zu sein: värdar,
vadänär, vidäc, värnel, tricvä, verä, trivgr (hnsbg. neben trigär),
värir, vardä (häufiger F. N.), [vastdr ?], vpidol, värnir, vidä,
zdrävär. Der Beschaffenheit des nbg. v nach, welches, wie der
AVandel von auslaut. v )> v, dartut, einmal bilabial gewesen
sein muß (Ettmayer, Berg. Alpenmund. 69) und wegen valiu <(
* egwalivu, sddiväl, dgsivql wird diese Entwicklung die boden
ständige sein.
ß) In einigen Fällen kommt io > g vor: zgägär, zgaitä [?gy>]g]
und zgjirjg {de- = knapp; vgl. Kö 10375?) [gebä] und gjebä,
wenn zum Stamme web an wie Schneller, Rom. Volksmund. 146
und nach ihm Ettmayer, lomb.-lad. 512) annimmt, zgarar und
zgjarär, gant. Da diese Beispiele der trientinischen Phonetik
entsprechen, wird man sie wahrscheinlich mit Recht als dem
usbg. mehr oder weniger angepaßte Entlehnungen betrachten. 1
ß) Dentale Reihe.
§ 121. a) t 1 bleibt im Anl.: tqbgl, tql, tanä, telclä, tender,
test, tei, tpi, tqrd, tou, tiig%, tugi, tut; t^>d in dinön <[ * tineone
1 Die alten Texte aus Cles schwanken liier stark, stimmen jedoch
immer mit dem heutigen Clesianer Dialekt überein: neben v in
varnei (guarnelli) Siel, II, 152 4 , vardar Riccio, G89, Siel,
I, 32, II, 52 3 haben wir gere (verschrieben für gliere) Siel, II, 138,
(mod. Cles. ggrä). Ascon (Arch. Glott. I, 329) bringt in den An
merkungen, nach dem zu urteilen, was der Meister uns S. 322 sagt,
aus modernen Texten: gerrier, gjadagn, giari (guarite) und
gjuai (guai): wenn alle diese Belege aus einem Texte entnommen
sind, so lehrt uns giuai, daß das gi der vorangehenden Beispiele
nicht als g zu lesen ist.
2 Im Gegensatz zu Ascoli und Ettmayer, welche die nsbg. Dental
laute den entsprechenden italienischen gleichstellen, halte ich die
Dentalreihe des Nsbg. als ziemlich verschieden von der toskanischen.
Als eigentümlich wird die nsbg. t-, d-Aussprache in Trient angesehen
und die Schullehrer suchen meist vergeblich dem jungen Nonsberger
eine reinere dentale Artikulation beizubringen. Noch mehr: in
Castelfondo-Dovena, Vigo-Masi und — mindestens individuell — in
Tassullo-Denno wird für intervokalisches d ein Laut hervorgebracht,
120
III. Abhandlung: Battisti.
und in sdernqr niederschleudern zu sternere (auch Scara-
muzza 17 in Boeiimer, S. 44. — Abgefallen in roiä (vgl. Michael,
Poschiavo 42) Mutterschwein.
ß) Durch Abfall des vortonigen Vokals kommt anlaut. t in
Verbindung mit verschiedenen Konsonanten und bleibt meistens
unverändert: tr$n, trigr, tron. Beachtenswert ist der Wandel
von t’l in kl in klar, klar <( * telariu Castelfondo, Trett, (va.)
Fondo (va.), Seio, wo die ungewöhnliche Verbindung tl in kl aus
gebildet wurde (ebenso im engad. — Walberg, Celerina, § 104b)
sowie jener von t’s in c, cadyr (Fondo, Corredo, Banco, Dambel),
tcqde,r (Brez — Trett), wo der Abfall des Vokals ziemlich alt ist.
Y) Über tr vgl. § 93 a b, ß 5, 6.
§ 122. I. Intervokalisches t wird zu d vor und nach
dem Tone:
a) Vor dem Tone: kjädfn, nqdql, korädflä, podinu Reb
messer, fadigjä, spüdgr, oladivä, kodön, l^ddm, bärdelä Klapper,
der dem allgemeinen nsbg. dem Wesen nach gleich steht, aber auf
dem Gebiete, wo g zu einer postdentalen Spirans wird, akustisch
dem d von dender <( generu, dyioyivl <( genuclu sehr nahe
kommt. Meine eigene Aussprache ist die eines palatalisierten
t bzw. d, indem sich der Zungenrücken an der Artikulation mit
einer der 7-Stellung entsprechenden Wölbung beteiligt. In der Ver
bindung ti oder di verharrt deshalb der Rücken der Zunge ununter
brochen in der gleichen 3 B -Lage. Die selbe Artikulation, min
destens bei intervokalisclien t und d, ich weiß nicht ob auch vor
und nach Kons., denn es fehlten mir die zur Aufnahme geeigneten
phonetischen Apparate um in fraglichen Fällen die Aussprache ge
nau zu untersuchen, haben auch meine Gewährsmänner von Fondo,
Castelfondo, Brez, Bresimo, Rumo, Vigo, Andalo und Terres. Aku
stisch ist diese palatale Enge am deutlichsten bei d, weil hier der
Druck der dentalen Artikulation geringer ist; von der größeren
oder kleineren Hebung des Zungenrückens mag dann vielleicht der
Umstand abhängig sein, daß, während nach einigen Konsonanten
gruppen st, zd, nt, ut, ud der dentale Verschluß, knapp hinter den
Zähnen stattfindet, bei den intervokalisclien Dentalen dasselbe erst
beim Zahnfortsatz geschieht. Nach meiner Überzeugung kommt
jedoch eine palatale (die Stelle hängt von den Nachbarlauten ab)
Hebung, wenn auch in verschiedenem Grade, immer vor. Ich bringe
diese Erscheinung mit der Mitwirkung des Zungenrückens an der
Aussprache der anderen dentalen Laute n und l, die wir bereits
untersucht haben (§§ 83, 95) in direkten Zusammenhang und halte
sie für ganz verschieden von den ,Palatalisierungen 1 der gutturalen
Reihe k > lcj, c, 0, g > gj, g, d.
Die Nonsberger Mundart.
121
wenn zu ahcl. bret [vgl. aber Richter, Wortsippe, bur(d) 56],
rodqnä, padelä, ärädel (Bresimo), krgddr, ssdel <( sitella,
hjadgna, grädic, grudelä, kridqr, stadierä, badil, stärnüddr,
badär batare (Meyer-Lübke, W. Stud. XXV, 92), badarlär
schwätzen <( blaterare, bädcl, ladyn, madaiä, padir ausleeren,
äidär <( *adjutare, äddivä mit gegenseitiger Umstellung aus
pituita (snsbg. pedivä), prädiu, rg&dgl <i* reticellu Fetthaut,
refüdär<irefutare abweisen, madür, bgdöl, vedgl, skodir <C^ex-
cutere, -adör <^-atore: manädorä, kjädädör; — edel <( -itellu
(vgl. Salvioni, Arcli. Glott. XVI, 804, Anm.).
ß) Nach dem Tone: sedä, krgdci, ruedä, spqdä, grqdä,
gjidu, oijiidä, nugdä, koda (Bresimo), dpzbüdä, bärbüdä Maske,
gjälfdä <^galleta (CGIL V, 564 48 ), rngdä, müdä, fqdä schlechtes
Weib, jorigdä, bügjqdä, kjäsladä, pradi, monedä, strqdä, vidct,
<^vite, ansbg. partades Partei < * partaticu? (Riccio 310),
vigdyr <^vetere, prigudi, vgdgs <( vitice (Bresimo), rqdg%, köde%
spildex, ?alvQd$x, ata, ita, eta, uta~d> qdä, idä, üdä.
II. «) In sekundären Verbindungen und vor r (vgl.
§ 93 ß 5, 6) wird das t zu d: mgzd'är, rezdgl, dg&där, rezdär,
brqzdgl, kozdüra, präzdgl, palüzdglä (§ 60), skrotlär <^ * ex-
corrotulare; ebenso ergibt Gca über dgjä^> gjä, wodurch
die Endresultate von pedica^> pigdgjä und piggjä mit cutica
skodgjä, skogjä und -atica^> qdgjä, qgjä zusammenfallen; andä,
s$ndä (F. N.);< amita, semita, andä(ya.) hnsbg. <( ambitu Paß
gang. — gr[ntä wird entweder aus dem mhd. grint stammen
oder aus dem Italienischen entlehnt sein. — äntqnä neben
qutqnä ,passata‘, Mahd von * ambitana, Zft. XXIX, 518—9
(IIorning) und XXX, 422 (Meyer-Lübke) zeigt den Einfluß
von altu.
ß) Vor n in sekundärer Verbindung scheint t'n über dn
zu rn zu werden (§ 60, 106, II): kjärnqd, skürlfn, fkürlqder,
ärnaiä, [pärlyii],
III. Nach steigendem Diphthong bleibt das t: quton, baitä,
paita, ebenso in qutär, pautä, sauti, mltd <( medietate über
' mejetade )> * meitad, ritqbql hereditabile^>* hereitabile
ansteckend.
IV. Ebenso bleibt das t in gelehrten und halbgelehrten
Wörtern oder Entlehnungen: vitä, dgtä, üt.gl, mütä, mask. müt
<imutu, [brutä, mask. brüt<^brutu (Meyer-Lübke, Rom.
122
III. Abhandlung: Battisti.
Gram. I, 458)], romit(a), salatä, matigriä, natura, Icriatiirä,
kotön, botegjä, etd, metal, boter, desgleichen in den tirolisclion
Entlehnungen niöte%, motdgjär zu motn glimmen, totani Hoden,
ngterin Näherin.
V. In den Proparoxytonis ist t j> d geworden * djutat<^
aida, vocitu^> *vojidu vjueit plur. vjugidi, digitu^>* dejdu
]> de plur. d$di, und zu dieser Behandlung passen die oben
angeführten andä, s&ndä vorzüglich. — ggmrf, gombet ■—• man
vgl. Iconddn — und tremit sind nicht volkstümlich entwickelt.
§ 43. Im romanischen Auslaut schwindet das lat. t: re,
äzE, pure, $e, driä <j derelro über * dereto, — -etum^>e in
den F. N. (vgl. § 14), pista, manü, valü, fla, pra, mär\, figjd,
(ebenso im lat. Auslaut in äsa <^adsat) atu, -itu, -utu^>
-d, -U. In Proparoxytonis scheint das t zu bleiben: sähet
<isabbatu, das aber als altes Kirchenwort nicht sehr beweis
kräftig ist, [vjgeit gegen de, wo vielleicht eine Proportions
bildung nach -ati~d> adi at^>a vorliegt; 1 auch d kann in
diesem Falle zu t gebracht werden: fret — fr$di. In der Kon
jugation scheinen die 2. plur. -au, -m, -iu auf at,i[-\-vos, eti[-{-
vos, iti[-\- vos (vgl. Meyer-Lübke, Rom. Gram. II, § 133, S. 165)
zurückzugehen, woraus sich ate, ete, ite über at, et, it regel
mäßig zu -d, -e, -i, [~\-11 entwickelten. Die Endungen des Im
perativs auf -d, -e, -i stimmen hiemit vollkommen überein. Bei
den Einsilbern tritt dagegen im Imperativ Analogie nach di-
cite^> * dijide^> dlt: stgt, fat, dat, nat, nit ein, während die
2. plur. indic. keine Unregelmäßigkeit aufweist. — Bei den
Partizipien richtet sich dat nach factu^>fgt, dictu^> dlt,
scriptu ]> skrlt.
§ 124. a) d-t (t-d) wird intervok. und auslaut. zu t: pet-
rqpQtär peditu, kr$tä <j credita, net- n$tä <^nitidu, sfeta
<j * foetida, pütanä <[ putidana, rltar hereditäre.
ß) tt gibt ebenfalls t: hat er, gjat, bärat, Jcntä (Kö 2 5309),
i] göt, bate,r, bataiä, Jcöt$r Dach, lata <^latte, mi}tQr, foter (fotar)
1 Anders erklärt de Ettmayer, lomb.-lad. 441 nämlich über * de-
gi(d)o * dejio, was, davon abgesehen, daß nichts den Schwund
der Dentalis rechtfertigt, schon deshalb unwahrscheinlich ist, weil
auf dem oberitalienischen Gebiet, neben * dejo auch (altlomb. be
legt bei Ugucjon!) deido-Formen mit erhaltenem Dental voraus
zusetzen sind.
Die Nonsberger Mundart.
123
yglotir, ygotä, saitä, liträ <^littera-, -attu, -ettu, -ottu )> -qt,
-5t, -et. — bärdgkjgl Klöpfel zu battere verdankt das d dem
Einfluß von bärdglä. — snsbg. batqcgl.
Y) pt, bt^> tt^> t vgl. § 114 a.
3) ct )> t vgl. § 137 ß.
s) nt^>nt vgl. § 103a. — Assimilation liegt vor in tnandä
<( *de -j- in -f- ante + ad, woraus nnanda neben indnt.
§ 124. a) In sekundären Konsonantenverbindungen, deren
erster Bestandteil Konsonant + t ist, wird das t unterdrückt:
kjäsladä <( * castellata, kjäslfn <( * castellinu, reslär <( ra-
stellare, (aber Brez regklgr), kjäslir ,castelliere‘, mäslinä
(Tergiovo, Castelfondo, Fondo) Kübel, vgl. it. mastello, pa$-
iiggjä <^pastinaca, Icorlgö zu kortgl, parjgjanä ponticana
Ratte, porjgjdielä ponticariola steiler Wege, kjärnelä zu
canthu Leiste, Dachbalken, pergjä<^pertica. Ebenso schwindet
das d in dezmeste% <( * de exdomesticu seitwärts gelegener Ort.
ß) pt m gibt neben tm auf dem linken Novellaufer
mm: septimana )> smanä, ssmmanä und sgtmqnä (vgl. § 59),
somdn (Castelfondo, Dambel) an (unter) der Hand neben sot-
man. Gleichgeartet ist die regressive Assimilation des tn aus
cdn zu nn: penngr <^pectinare.
§ 125. a) d bleibt im Anlaut erhalten: dar, dazu, de,
dgbol, digsmd <[ decimae, ddmgr, dezmeste%, dgzvedric, dester,
dir, dgä, dopliegjä, dür, dübi usw.
ß) Über dr — vgl. § 93 a, 7.
Y) Vor stimmlosem Konsonant in sekundärer Verbindung
wird das d stimmlos: tmdn (Dovena; ddmdn Castelfondo, Trett)
tmandgr, tsentariä it. dissenteria (wenn das Wort echt wäre,
würde man *Sgntriä erwarten — man vgl.£gdar<^ *texator) tmgr
IDovena, Trett, sonst dem.gr), tlgi]%, tlgggjä <(* de longu -f- ad.
§ 126. I. d fällt im Inlaut ab:
«) Vor dem Tone: [äjris, räts <(radice, gügjär <^sudare,
siigor sudore, aggivä, ärgivci <( recidivu Grummethaufe
(Meyer-Lübke, Zft. f. öst. Gymn. 1891, S. 774, Schneller, Rom.
Volksm. I, 108 f., Salvioni, Gloss. d’Arbedo ,redesi‘), piqkjgl <(pe-
duculu, aygolä <( medulla, snihlgr <' nidiculare, ärgon[t] <(
rotundu mit gegenseitiger Umstellung *redontu (man vgl. prci-
gvn neben prädgn F. N. Castelfondo), pigjän <( pedaneu ('Sal
vioni, Post. 16) Notbrücke, gentär <( sedentäre, pärävi$ (auch
124
III. Abhandlung: Battisti.
Grein. Gärtner, Grdn. Mund. 57, welches nicht vom frz. parvis
zu trennen ist: vgl. Arch. Glott. XV, 350, Salvioni, Arch. Glott.
XVI, 215, Ettmayer, Bergam. Alpenmund. 70, Anm. 1), üirent
<( radente (Meyer-Lübke, Rom. Gram. III, 464, Salvioni, Zft.
XXIII, 528, Ascoli, Arch. Glott. XVI, 179, Anm., Vidossich,
Studi 67), bgneti <^benedicti F. N. in Fonclo, ritgb$l<C_here-
ditabile, § 122, III.
ß) Nach dem Tone: tiä <^taeda, kgd <^coda, krüä <
cruda, pigi <( pedes, sügjä <( sudat.
II. In einigen Beispielen erscheint unregelmäßig inter-
vokalisches d; in tredgs, dödgs, sede$ ist leicht die Wirkung von
dies zu bemerken, in trädir jene von dir- fgdtd ist ein Kirchen
wort, fidär, krüdel, güdigi, mgdezinä sind gelehrte Wörter;
vedgr und vpder, [vgden, vedevä] neben vegji, ves <C.vides, vö <
videt und Castelfondo, Fondo (imp. conj.) vesau, Brez versau,
vegjiä (präs. conj.) und va. ogiidä zeigt in seiner Flexion mehr
fache Anlehnungen und dürfte das d der angeführten Formen
vielleicht dem Einflüsse von poder, poden, podevä verdanken;
über &d\s vgl. man Ettmayer, Barg. Alpenmund. 70; in vadän,
vadängr bleibt das d wie in allen deutschen Beispielen; modo
(dafür öfters vgrs) und nüt-nüdä sind ital. Entlehnungen wie im
engacl. (Walberg, Celerina 89) und zentralladinischen: unvolks
mäßig und wahrscheinlich importiert ist endlich mäl kjädü,
wofür man *mäl kjaü% Fallsucht erwarten sollte.
§ 127. d bleibt nach steigendem Diphthonge oder nach
aus einem solchen hervorgegangenen Monophthong: braidä,
raidä (vgl. § 2 x ), gjaidä, öddld << alaudula, lodä (ansbg. louda,
-«?•), ggdgr, 3. pers. gyt <C.gaudet, [frgdä <C.fraude (gelehrt?)].
§ 128. d verschwindet als ,schließender' Konsonant
(Meyer Lübke, Rom. Gram. I, 443) in den Proparoxytonis: marc
<^marcidu, ragä <( rancidu, möü <( * muccidu, gbg<i v 'su-
cidu, flge <C.flaccidu, mgrbi <[ morbidu, torbi <( turbidu,
lampi <^limpidu, spavi <ipavidu, gravid <( gravida, tebi
<^tepidu, ümol <^humidu. —fi'igit verhext (ansbg. bei Rxccio
576: seu fors frigit malficiä?) ist selbstverständlich gelehrt.
II. Als ,vorangehender' Konsonant bleibt das primäre
d gleich wie das sekundäre: piedgjä pedica, daneben mit
späterer Vereinfachung piegjä, miedgjä <^medicat, migdgj}
plur. zu migd?x, sfoägjär <^* exfodicare (man vgl. blQdgjär).
Die Nonsberger Mundart.
125
§ 129. I. d 1 im romanischen Auslaut schwindet: fe<C
fide, pe <ip ede, «mg <f* admodo, bruä<C.brod, hrii<fcrudu,
niu <C_nidio [über nid^>ni (nj Salter, Banco, Dainbel, Seio),
nicht über nidu ^> niu: das u hat sich analogisch nach dem
epent. (hiatustilgenden) v des plur. sekundär entwickelt], ve <(
viclet, de <( cedit (Fondo, Brez), 7cre <( credit neben kreg.
Daneben aber nüt (vgl. § 126 II) und hnsbg. kjqt << cadit (np
kjät-fdr man braucht nicht zu machen), welches ganz vereinzelt
dasteht und die Dentalis der Verschmelzung mit de (c. de
facere) verdankt.
II. d schwindet in rom. Auslaut oft auch nach einem Kon
sonant: nach n (auch inlaut.), vgl. § 103-f); nach r in Castelfondo,
Dovena, Trett und (va.) in Fondo: mqr <f mordet, pgr <iperdit
bleibt aber immer in art <fardet, lart <flardu, bastqrt — ba-
stardo, gj[ä]uirt. Ebenfalls bleibt das d als t nach u: kjaut.
§ 130. Unorganisches d kommt vor:
a) Als hiatustilgender Konsonant in: rgdatgl Zaunkönig,
i'idi plur. zu ri(u) (Schneller, Rom. Volksmund. I, 81), rgdi <(
reges (Ascoli, Arch. Glott. I, 330).
ß) Analogisch in der Verbalflexion: ansbg.: bei Siel to-
deva II, 65, 2 dideo II, 47,, fadeo I, 97, 4 dodess I, 14, 3 Riccio
dides 500, modern: allgem. nsbg. nides neben ms, niden, niden
(besonders mnsbg.) neben npn, niu, todes, toden, todeu, (hnsbg.
tuen, tugu, teu), fades neben hnsbg. fes, trädes (Brez). Alle diese
Formen sind analogisch nach poden, podeu, podes (vgl. § 126 II).
7) Über d in n r )> ndr vgl. § 94.
1 Das primäre und sekundäre in den rom. Auslaut tretende d t. ebenso
das sekundäre in tmanddr u. ä. (§ 12B 7) ist von dem ausl. t aus tt,
z. B. in gjat, rjgQt, verschieden. Im ersteren Falle handelt es sich
um eine stimmlose Lenis, die sich nur durch das Fehlen der
Stimmbänderschwingungen von einem d unterscheidet, im zweiten
um eine stimmlose Fortis. In beiden Fällen dauert aber auch
hier der Verschluß der Stimmbänder länger, als der dentale 7 jj|
— vgl. § 115 und Anm. 1. — Die alten Texte unterscheiden die Fortis
(geschr. t, tt) und die Lenis (geschr. meistens d) und lassen keine
Heime zwischen Wörtern, die den beiden Klassen angehören, zu:
dmand, Kiccio 328, dsenteria 412, chiad, Siel I, 11, 2 II, 12, s ved
I) 28, , stad II, 95, 4 ednanda II, 102, 8 ednand II, 150,, nad II, 101,,
edci II, 125; — matt, Kiccio 350, sclett, Siel, Son. 8, angott II, 21,,
ditt II, 129,2 seWff II, 129 4 u. a.
126
III. Abhandlung: Battisti.
y) Guttural-palatale Reihe.
§ 131. Die guttural-palatalen Verschlußlaute sind bei fol
gendem nicht velarem Vokal (a, ö, ü, e, i, nicht aber bei o,
u) zu guttural-palatalen Reibelauten geworden. Das Wesen der
Erscheinung liegt nicht so sehr in einer Vorrückung der Arti
kulationsstelle, welche vielmehr in einigen Fällen unbedeutend
und jedenfalls nur sekundär ist, sondern in der Auflösung des
Mundverschlusses in Mundenge. Da dieser Vorgang nur auf
der Bildung einer spaltenförmigen Öffnung zwischen Zunge und
Gaumen beruht, so kann selbstverständlich kein folgender Vokal
die Ursache dieser Erscheinung sein: wir finden ja k^>% im
Auslaut, wo eine solche Bedingung nicht eintritt. Wenn folg
lich dieser Ersatz der Verschlußlaute durch Reibelaute nur bei
palataleren Vokalen, nicht bei velaren, vorkommt, so liegt die
Ursache nur darin, daß die Rinnenbildung mit dem rück
wärtigen Teile der Zunge durch die Beschaffenheit der Zungen
muskulatur unmöglich oder sehr schwer ist. 1
1 Im nsbg. sind diese pal. Reibelaute keine assibilierten Konso
nanten, die aus einer tenuis, bezw. media + Reibelaut bestehen,
z. B. ^ j ji f j^ 2 f g So, E 31, wie wahrscheinlich die ent
sprechenden zentralladinischen, aus &+a, gf + a hervorgegangenen
Lautungen (vgl. darüber Battisti, Vocale a 18); sie sind vielmehr
ihrem Wesen nach ganz einfache Laute, obwohl sie akustisch den
Eindruck eines assibilierten Lautes machen. Dies kommt davon, daß
sie meistens kräftig artikuliert werden, so daß die Rinnenbildung
am Beginne der Artikulation gering ist, während die Luftrinne sich
im Verlaufe der Aussprache immer mehr erweitert: eine ganze
Okklusion durch vollkommenen Mundverschluß habe ich aber
nirgends gefunden. Trotzdem habe ich das diakritische Zeichen
kj — es wäre besser gewesen kj ■—, bezw. gj neben % und J ver
wendet, weil das Verhältnis des kj zu nicht jenes einer gewöhn
lichen Fortis gegenüber einer Lenis ist, sondern bei ersterem Laute
im Rahmen einer und derselben Artikulation eine progessive Ab
schwächung eintritt, die heim zweiten (j() nicht vorkommt. Eni
solcher Laut ist natürlicherweise geneigt, durch die verschieden
sten Abstufungen in der Energie der Artikulation, durch die ver
schiedensten Größen und Gestaltungen der Rinne und durch die
verschiedensten Artikulationsstellen akustisch, stark abweichende
Variantenhervorzurufen. Am interessantesten für den Sprachforscher
ist die palatale Verschiebung der Artikulationsstelle (abgesehen
von jener, die von der lautlichen Umgehung abhängt), die z. B. in
Die Nonsberger Mundart.
127
Das Verhalten der einzelnen Vokale ist auf dem nsbg.
Gebiet verschieden. Allgemein nsbg. ist das Eintreten der
Reibelaute bei folgendem a und, so weit das nachgewiesen
werden kann, vor e, i; bei ü, ö ist dagegen die Erscheinung
sehr begrenzt, denn sie taucht nur in Bresimo und Eumo, wo
sie im Absterben ist und, seltsam genug, wieder im südlichsten
Winkel in Andalo und Cavedago auf. Die alten mnsbg. Texte,
welche vor ci nur cghi, chi und ghi kennen, wissen von einem
c</c vor den anderen Vokalen nichts. Ich bin deshalb gegen
Ascolis Angabe (Arch. Glott. I, 326), daß in Tassullo g vor ö
(nicht aber vor ö, ü\) und r gesprochen werde (1871) z. B.
come, gon, goi, compassion, gomengä, gommand, engontra, col,
bazordi• zran, zramusava 1 noch skeptischer als Ettmayer
Tassullo (vgl. Ettmayer, lomb.-lad. 349, Anm. 126) und Campo-
denno, dann auf dem ganzen unteren linken Noceufer von Tres ab
wärts bis Masi di Vigo ausgesprochen postdental ist. Von indivi
duellen Lautungen abgesehen, finden wir diesbezüglich drei scharf
getrennte Zonen (vgl. Tafel II, Grenze 11): eine hnsbg. von Cloz bis
Cavareno mit kj, gj, bezw. %,j, eine mnsbg. c, ij (fortis und lenis) und
eine südostnsbg. $■, d (fortis und lenis). Beachtenswert ist die Aus
sprache in Bresimo mit breiter, flacher Rinnenbildung, die ich mit
li transkribiere, jene in Tassullo, wo uns nebst der dentalen Artiku
lation, die schon bekannte Zungenrückenhebung der dentalen Laute
entgegentritt, wie bereits Prof. Ettmayer (a. a. O.) richtig erkannte,
(vgl. § 121, Anm.) und jene in Sfruz, Smarano und Revo, bei deren
Zungenspitzenartikulation eine breite, spaltförmige Öffnung ge
bildet wird. Was die Vergrößerung der Rinnenbildung im Laufe
der Aussprache betrifft, so kommt sie nur im hnsbg. kj und in
Bresimo vor und ist in der Individualsprache verschieden: das ener
gische Einsetzen der Zungenartikulation ist nach meiner Beobach
tung in direktem Anlaut stärker als nach Konsonant. ■— Eine aus
führliche Darstellung der nsbg. Varianten in der Aussprache des
kj, gj mit Berücksichtigung und Kritik der Schreibarten der Nons
berger Texte hat Boehmer in Nonsb. 64—70 gegeben. Sehr wichtig
scheint mir der Umstand, daß, während die Clesianer Texte nur
Gigi, chi, ghi schreiben, das hnsbg. Gedicht Feste sopratofiane
neben chia einige Male kja schreibt: markiä 4, 7 Kiaviaren 1, 3
i 16,4 kampane 2, 5 Kiastel 8, 3 19, 2 kiasa 6 6 .
AscoLihat keine Sprachproben in Tassullo persönlich aufgenommen;
seine Kenntnis dieser Mundart stützte sich lediglich {Arcli. Glott.
I, 322) auf eine ihm handschriftlich vorliegende Version der Parabel
des verlorenen Sohnes von einem nicht genannten Autor; daraus
stammen die oben angeführten Beispiele.
128
III. Abhandlung: Battisti.
(lomb.-lad. I, 568, Anm.), da Pinamonti aus Tassullo um 1840
nur eia, gia, nie aber * cio, * cieu, * zr (sondern immer co,
cheu, gr, er) schreibt, und ebenso die in dieser Mundart ge
schriebene Qarella (Boehmer, S. 32 — Anfang des XVIII. Jahrh.)
nur cul 6, 4 16 2 commun 13, 4 corona 8, 4 col 9, s cogniereu 11, 4
agorera 9 4 und gran 12 n gromial 1, 2 crompa 13j kennt. Ferner
sind mir in der Toponomastik keinerlei Spuren für diese ehe
malige Aussprache aufgestoßen und mein beinahe achtzigjähriger
Gewährsmann stritt mir entschieden ab, daß man in Tassullo vor
einem halben Jahrhundert go, &r gesprochen habe.
§ 132. a) k im Anlaut: I. kjabjä<^cavea, kjqder, kjdd{n,
Jcjqii, kjql <[ callu, kjaspä, kjauc, kjalem, skjambit, kjqunqdä,
kjämgl (Jtjiel Castelfondo) <( * cariolu, lcjaunä, kjäpinqr, kjä-
driggju usw. — Bei folgenden ö, ü in Bresimo: kjör, kjQo
(neben kjöf) Garbe, kjöliä <i * cocere, kjül <f culu, kjiina,
kjünä <' cognatu, skjiidela (§ 79), Icjürär.
II. kugr, korp, kort, kolör, kuqzgr, Jeül, künci, kürqr usw.
ß) Es tritt der tönende, statt des tonlosen Konsonanten ein
in: gjat, gjärdön (Castelfondo, Tergiovo) < cardone (Gärtner,
Grdn. Mund. 119), gjätqr < captare, gjärdelfn, gjävqr (Trett)
neben sonst nsbg. kjavdr, gjqbolä, pgjabolqdä (Kö 5247), gjälön
<^*cal- (Salvioni, Arch. Glott. XVI, 375), gjqbel <( capulu
(Bresimo), gjärcuel <[ cratiolu Strähne, [gjävql Radviertel <f
canw?], gja(r)tiär zerraufen <f cratiare, gjävqster <( capistru,
garg (Flavon) Reis cardeu?, gjävqn cavaneu, gücär <C
* coactiare drücken und güäpl (fqr gitcol sich niederlegen),
dann nach s in zgjämbql (Anlehnung an gjamba), in görer (sekundär
abgeleitet aus dggörgr ?), man vgl. dazu gorent Dachbalken,
gostigijär (auf den Bergen regnen), wenn zu costa, wie der
F. N. gustierä Brez glauben läßt, goir (Trett) auflesen, golanä
(Salvioni, Milano, 230; — steht unter dem Einfluß von gula)>
zgqnfgl, gombgt (letzteres neben kondön ist offenbar ein Italia-
nismus); in zgjirlqt, wenn, wie ich bezweifle, aus * seuiru und
nicht mit Umstellung aus gliru, zgqrg <[ scorteu Rindseite
eines Brettes, zgji&r <' oxl^slv (vgl. aber Salvioni, Arch. Glott.
IX, 257, Anm. 1), zgjitär <^skitan.
§ 133. Intervokalisches kj, 1c werden zu gj, g:
I. pagjä <^pacat, bagjä<^baca, lagja laß, plagjä
placat, brqgjä, qrbqgjä, destrigjä <^* de extricat, abfertigen,
Die Nonsberger Mundart.
129
Jcjggjä < cacat, siegjä <jsecat, priegjä <jprecat, botegja,
t?gjä Bohnenhülse, fregja <^fricat, vesigjä << * vessica, for-
migjä, spigjä, ortigjä, fadigjä, migjä, luegjä <^locat, iu luegja
<^*ibi loco -)- ad, sfuggjä <j* exfocat, gügjä <jiocat, sogjä
<j*soca, sügjä <j sucat, rüg ja < eruca, [nps] bügjä (Sal-
vioni, Arch. Glott. XVI, 291, 2), nogjqrä <j*nucaria, bügjadä
Lauge, fuegjgv Schmiedeherd, lügjqggjä, dygjän, figjarä Pferde
apfel, cigjar <' cicare, zgjqlä.
II. bigol, bqgolä, bagolär, pigolär, migol u. ä. sind nicht
ganz volkstümlich, ygl. aber: güzelä Nadel, segont, ärgordarsd <j
*se recordare (va. Seio, Dambel), drägdn, ägorqr, sagür, agu^r
(vgl. § 26).
§ 134. Im rom. Auslaut wird k zu y : lg-/, spq%, gufy, fufy,
lufy, ?qii% ; süx, ämix, fty, ntrix dv. von ntrigjgr <[ i n t r i care,
splx, vlx, stärlüx, müx, brlx (von got. brikan), pufy- blarjx,
paldgx, rorjx, magx, ?°h, PV'X, w i r X> VX, frm, M&X, Im, fl a ?X,
fosx (hnsbg.), fond^x, mönex, erp?X, ?PWX> rustex, k r g m ?X, &?X,
üz$x, stijm$x, tqsex, m X$dQX, ?P v Ql$X, blödex, mgnQx, -citicu
> qd$x (vgl. § 55, 4 ) und -lilu > kjql (vgl. § 90, 2, a II).
§ 135. a) Nach steigendem Diphthong bleibt das kj er
halten: qkja, rgx, fern, rgkjä <[ raucu, bokjäl <jbaucale und
sogar in pugx-pugkjä, polcjet <dpaucu.
ß) Nach Konsonanten in primärer Verbindung: arjkjä,
magkjä, blarjkjär eine Pflanze, ropkjgr <jruncare (vgl. § 104);
barkja, forkjä, morkjä, porkjet und daraus kjet-, freskjä, loskjär,
flaskjä, moslcjä, Ipshjä, kjqukjän, sökjär (Trett [va.], sonst fyukjär
und solkjdr) u. ä. — skiir.
T) kkj> kj: sq x , %, m, flQX, plur. sqkji, b^kji, (btfcjär),
flqkjy, pqkjd <j peccatu, tokjär <jtukkön, vqkjä, bokjä,
Icokjä <g * cöcca Hülse, pikjaiu <j *piccalia Gescheide, smg-
kjär<^* ex-muccare, l$kjgr <jlekk6n, rqkjä<jahd. rocclio —
ccare j> -kjär (vgl. darüber Salvioni, Arch. Glott. XIV, 337, 8,
XV, 107—8 und Romania XXVIII, 98): fikjär, fräkjär, tykjar
(Salvioni, Mise. Ascoli 93).
§ 136. In den sekundären Verbindungen wird k j> gj,
bezw. g: [IJärgja <[ laricatu, $Jclf.rgjä <j * clerica (Schneller,
Rom. Volksmund. I, 91), värgün <j*vero -|- alicunu, kjärgjär
' carricare, rqzgjqr <j * rosicave, mo&gjdr <j morsicare,
Wgjdr <i *toxicare, $trQ&gjgr, bi&gjdr (über die snsbg. Formen
Stamgsber. d. pbil-hist. Kl. 160. Bd. 8. Abh. 9
130
III. Abhandlung: Battisti.
vgl. § 61), desfoijgjär <C* de ex fundicare, papgjqnä, ropgjqr
<^rumigare, domepgjä, mapgja, lügjaggjä, moi)gjä, kjälgpgjä,
skodgjä, blodgjqr (blögjqr) sfodgjqr (ßfögjqr), -aticaf> adgjä,
pergjä, piedgjä, miedgjä <fmedicat, dqzmezgjä <( domestica
(Tergiovo, Brez, Castelfondo, Trett, Fonclo), mazgjär <( ma-
sticare (nur hnsbg. und va. in Trett und Fondo).
§137. k + Konsonant.
a) k ~\-l vgl. § 89, 2 a.
ß) k -f- t ist, wahrscheinlich über kj -f-1 f> * yt, 1 zu t ge
worden: fqt, lat [mqt], pqt, ati, tratä, frqtä, brqtolä (vgl. § 1, 5 ),
pgt, let, färlgt, pgten, petno, spgtd, letä, gtey (vgl. § 9), dlt,
drit, fit, fritolä, ngt, gt, legt, skgtä, trütä, früt, siit <( * suctu,
otöb$r, trätöi <f *tractoriu.
7) k -\-1 (sekundär): vocitu )> vjueit zeigt andere Ent
wicklung, da hier der Tonvokal wie in offener Silbe behandelt
wurde und zwischen ihm und dem t sich ein i befindet: das
femin. vjueidä beweist, daß hier die Entwicklung vocitu>
* vojitu f> * voit vorliegt, man vgl. * ajitare ^> * ajidare <' äidär.
S) k-\-s: masela <fmaxilla, spsantä <f * sexanta, koset zu
coxa, säs <f saxu,flüs <^fluxu, tqs<^ *tachs, tgser <' texere,
sorjgjä <[ axungia, sein examen, fräsen fraxinu, älsivä
O *lixiva, sql <' *axale, sil < * axile. — Uber §iei -< sex
[ü> sgs ?] mit Brechung des e, die auf offene Silbe weist, 2 vgl.
Meyer-Lübke (Rom. Gram. I, §553): ähnliche Entwicklung zeigt
vielleicht magis über * may zu mai. Doch kann das i in mai aus
syntaktischer Tonlosigkeit erklärt werden, dann wäre auch das i
von sigi analogisch nach doi, Im. 3 In sekundärer Verbindung:
maslqr <^maxillare, büslaia Buchswald, dgst$r <( dexteru,
cqd$r über tsqder<C.*texator,fräsnB <f *fraxinetu F.N. (Tavon),
prozmarse <f se proximare (Tergiovo), to&gjqr <ft,oxicare.
1 Die Stufe yt wird gefordert durch slbrg. it, welches auch an der
Grenze unseres Gebietes, in Bresimo, in peit belegt wird. Über die
^-Entwicklung vgl. die lehrreiche Anmerkung Ettmayers, lomb.-
lad. 444, Anm. — Die Einwirkung des c vor t macht sich in der
Verbindung ctj 6 gegen ptj c bemerkbar.
2 Ich halte Ettmayers Versuche (lomb.-lad. B13), in sigi die Brechung
aus seys zu erklären, für unwahrscheinlich, da ect und ecs immer e
aufweisen.
3 Letztere Erklärung wird durch die Tatsache gestützt, daß im Judi-
karischen sex als sßs bleibt.
Die Nonsberger Mundart.
131
§ 138. g im Anlaut: «) gjgt <f * gattu, gjgl, gjälinä,
gjqnä<fgan (vgl. § 1 s ) 7 gjasper, gjalä <f galla, gjambä (Meyer-
Lübke, Rom. Gram. I, § 427), gjäigfä (Schuchardt, Zft. XXIX,
327, Baist, Zft. XXXII, 35f.), gjäbanä, it. gabbano, gjäiqrt
und gjldrt Trett (Kö 2 4118), gjänqsä (Meyer-Lübke, Einf., § 80)
gjai<gahagiu, gjqgä, gjärbär Gärber; gjerp, gjebä.
ß) gglä, gor% und gorgjä Wasserwirbel, mnsbg. gormiäl <f
*gremiale, goernär, gög, gust, gqutd und götd Wangen; — mit
sek. g: golaclivä, gomitär, gomigr, gosmanfn.
y) Es tritt der tonlose Laut an Stelle des tönenden in
wenigen Beispielen. In konfolön liegt Einfluß von kon <fcum
vor, in kükjdr <' gucken hat Assimilation stattgefunden, die
übrigens in manchen dschtir. Mundarten schon vorhanden ist,
für Jcjämöc dürfte man mit Salvioni (Poschiavo, S. 606, 612)
nicht direkt ahd. gamuz, sondern * camoceu als Etymon an
setzen.
§ 139. Intervokalisches g gibt unsichere Ergebnisse. Vor
wegzunehmen sind vor allem striä (Salvioni, Litblatt. XXI, 384)
und früä, die sich über fruge 1 und strige-f-fern. Endung
« entwickelt haben und auf großem Gebiete g-lose Formen
zeigen. Ferner ist doä vielleicht nicht direkt aus doga abzu
leiten (Ettmayer, Berg. Älpenm. 74 — vgl. mail. dova). —
a) Vortonig scheint g verschwunden zu sein, doch ist der
Schwund nicht gut nachweisbar: äöst hnshg. neben mnsbg. und
snsbg. ägost unter trientiner Einfluß, fraulärf>*fragulariu,
ein Wort, das nicht ganz regelmäßig ist, tidm <f* tegamen, wenn
nicht von tgtjä, lidm <[ legamen. Dagegen haben wir magön
(Ettmayer, Berg. Alpenmund., § 66), dessen g sekundär sein
könnte oder als germ. g geblieben ist (vgl. das allerdings für
das Nonsbergisclie nicht viel beweisende bggjd mit einem g auf
Gebieten, in welchen sonst prim, g schwindet); regjäl neben regal,
fyürä,
nggggi sind halbgelehrt.
ß) Sicher schwindet das g im romanischen Auslaut: fa.gu
fgu, mnsbg., snsbg. fö (vgl. Ettmayer, lomb.-lad. parad. 30)
Walberg (Celerina 89, Anm. 4) weist mit Recht auf die Unrichtig
keit der von Ettmayer (lomb.-lad. 579) aufgestellten Entwicklung
aus "jrugja nach fructa hin, denn gi hätte andere Resultate
ergeben und schließt sich Lorck, Abergam. Sprachdenkm., S. 172
au, der fvua aus *fruare, statt frui erklärt.
132
III. Abhandlung: Battisti.
plur. fovi und jügu (> <jou (Dem. govät Bergname in Obernons-
berg); von '* mügu stammt müac (F. N.) in Fondo. Aber
utryix <( integru, wo die Umstellung des r durch die Brechung
des Vokals als ziemlich alt gesichert wird.
y) Dagegen scheint g in intervokalischer, nachtoniger
Stellung zu bleiben: striegjä Streif, fragjä, plagjä, nj^gjä, rügjä,
kjästigjä, ligjä, dessen i aber verdächtig ist, kjädriegja ca
thedra -|- quadriga, fügjä, [bggjä, rigjä <( ahd. riga, daneben
rizd mit Vermengung von strizä]. Im südlichsten Winkel von
Nonsberg, Andalo, Cavedago, Fai, Sporo wird primäres und
sekundäres g zu y, die Folge davon ist, daß -ica, -iga über ija
zu -iä werden: also Cavedago pam, fraiä, plaxa (ebenso natürlich
bray, laiä, baiä, orbaiä — liä, castlä und qrtw, mlä, spiä).
§ 140. I. Nach Konsonant,
a) ng vgl. §. 104 2
ß) In sekundärer Verbindung roggjar <( *rümigare, Icjäl-
gjgr <( caligar iu.
II. Vor Konsonant:
a ) <J l vgl. §§ 89 v ß.
ß) gr vgl. § 92 a 2 und ß 2 und 89, 2 ß.
§ 241. qu wird zu k, welches die weitere Entwicklung
zu kj nicht mitmacht. Der Übergang von qu in k scheint
ziemlich modern zu sein, da derselbe in Bresimo, dann auf
dem linken Noceuf'er von Tres — Vervö ■— Priö 1 abwärts und
auf dem rechten von Lover-Crecino bis Andalo, Cavedago, Fai,
wo das judikarische ku beginnt, fehlt: ka<^ecc,u hac. kal,
kad$r, lcat^r, kart, kartä, ein Maß, kärantä, kant, kan <C
quando, karezmu, zgasär <( exquassare, skqzi, haiä <C qua-
tala und kai<^coagulu (daneben hnsbg. nkjäiqrsa sich ver
dicken; letztere zwei Beispiele sind nital. Entlehnungen), kodrobi
<^quadruviu, kest, kel, k^liu, kärgla, kjndes, kpita (joqrt) ein
Fünftel. Daneben stehen kj[, Romeno, Tuenno, Corredo ci <C q m
(ci Pinamontis Balos 6, 11 und G. Sicher, Viaz, Prefaz., 36, 203,
1 G-. Sicher aus Corredo hebt diese Eigentümlichkeit seiner Nach
barn in Tres und Vervö hervor:
(Viaz 135) I Vervodi come i Tresi
Se i cognos benon da chel
Che se sent en chi paesi
Quater, quan o quest e quel.
Die Nonsberger Mundart.
133
241), kje Romeno (seltener) cp, die auf breitem Gebiete (Sal-
vioni, Milano, § 346, Walberg, Celerina, § 109, Gärtner, Rrom.
Gram., § 126) ähnliche Behandlung zeigen. Neben dogkä steht
auch dogkjä, wo arjkjä eingewirkt hat (ansbg. bei Riccio, don-
cliia 13). Endlich (Romeno <%c), in welchem Assimilation
den Wandel k > ö, kj hervorgerufen hat. Die alten Texte
schreiben für qu ch, welches, da ö=chi, nur k gelesen
werden darf: z. B. Riccio chatter 11, chel 15, doncha 11, chä 32,
chalitä 48, chante 61, ehest 167, el chit e l chant 196, chant
quando 209, chillb 261, seghita 378, rechiava 384, chader 491.
Ascoli führt aus literarischen Quellen für das hnsbg. (Ar eh.
Glott. I, 30, Anm. 179) neben ei, cioncia (chiunque — das Wort
scheint heutzutage nicht mehr vorzukommen!) ce, qirce auch
cianto (man beachte das auslautende o), cianti (quanto-i) seciasi
*s-quasi, cialciiim (wo also auch k -f- u zu cu wird) und cia-
loncia neben caloncia an, (mit einem sonst unbekannten o <( ii),
scheint aber mit Recht solchen Quellen nicht zu glauben. 1
§ 142. a) Inlautendes kw: aquila^>dgolä,— ist der Schwund
des lab. Elementes (qu(> %g) jünger als die Unterdrückung des
nachtonigen Vokals? — *aquana ,wildes Weiblein' (Schneller,
Märchen undSagen ausWälschtirol, S.215) agganänber aiigana
(P. N. äug qm Trett), daneben aber das rätselhafte aqua^>akä
(aber Bresimo F. N. valagwäl und Fondo [goj-qgäl'), das ich als
eine neuere Bildung aus trient. akua fassen möchte und rekjä
<(requiem, dem als Kirchenwort keine Bedeutung zukommt.
ß) kiu zu v (gleiche Entwicklung wie germ. io ?) zeigt
sich in *aeuileu O ävei und equale in valiu und sodiväl,
zwei Beispiele, die auch im Zentralladinischen, wo kw zu ig
wird, die spätere Entwicklung zu gw )> v durchmachen.
1 Man vgl., was Ascoli, besonders in bezug auf die Behandlung des
qu^> £ in diesen Texten, die .scritture affatto moderne“ sind, S. 322,
sagt. — Weder Boehmer noch mir gelang es diese Quellen zu finden:
Manincor scheint, nach dem wenig Gedruckten, das wir besitzen,
nicht zu diesen zu gehören, auch wissen die Übersetzungen Bo-
Caccios aus Fondo (Don S. Lorenzoni) und Revö (E. Panizza-Scari)
bei Papantis, I parlari italiani a Certaldo, Livorno 1875 nichts
von diesem Lautwandel. Nur G. Sicher bei Papanti schreibt neben
qant, cante, qel, chel auch cianti <( quanti und ebenso ciosa =
cosa. Auf die Inkonsequenzen und Unzuverlässigkeit dieser Quelle
bat schon Boehmer, Nonsh., S. 64, Anm. aufmerksam gemacht.
134
III. Abhandlung: Batt.isti.
§ 143. hw, gw nach Konsonant: 1. vgl. § 141.
2. arjgilä, leijgä; über sän vgl. § 104, 1.
§ 144. k, g vor e, i haben sich anlautend hnsbg. zu ä,
g, snsbg. zu g, &, bezw. d-, d, entwickelt. 1 Zur Entwicklung
dieses Lautes beachte man hnsbg. cqdgr aus tsqdgr. Deutsches
und italienisches c haben ebenfalls c ergeben: äever Zuhei’,
cqtä <( ahd. zatd, Pfote, eil neben gil Leitstrick bei Zugtieren
in fär stqr ä eil im Zaume halten ahd. silo, tirol. sil (Schnel
ler, Rom. Volksmund. I, 260), eipolgr zipfelen (Gärtner, Grödn.
Mund. 9), c(ijgjen Zigeuner. — cgnä, cierä, cegglä, eggglär, cgnis
O* cinisia, öglä, cert, cgndgr, cent, egstä, cesqr zurückweichen,
cespe%, egrnir, cigl, cierä, ciei Augenbrauen, cima, cimgs, ägzcindfl
<^ * cicindellu, einänelä (neben cigjaftugla) zu cicare Roller
1 Auch dieser Reibelaut zeigt sehr viele Abstufungen wie die Re
sultate von ka, ga. Von individuellen Lautungen abgesehen, lassen
sich folgende Zonen bemerken: 1. eine hnsbg. mit tc, dg, die sich
von Cagnö bis Dambel—Malgolo—Salter streckt: Rondo aber zeigt
eine schlaffere Form c, (j, obwohl einige Alte noch immer tö, dg
aussprechen, während Cavareno und teilweise Romeno in den letzten
Jahrzehnten die Artikulation tg, dz angenommen haben; 2. eine
mnsbg. (Bresimo, Rumo — diese zwei Dörfer haben auch g — Cagnö,
Cles, Sanzeno, Tuenno, Nanno, Corredo — hier kommt auch g vor
— Smarano, Sfruz) mit c, aber & (Bresimo mit der flachen Rinnen
bildung die §131, Anm. beschrieben wurde); 3. eine snsbg. mit post
dentaler Artikulation 19’, d, welche schon in Tres und Tassullo be
ginnt und sich bis Molveno—Mezolombardo ausbreitet, wo das
judikarische c und das tri entmische g entgegentreten. Da die snsbg.
Aussprache &, Ö mehr postdental ist und mit ganzer Hebung der
Zungenränder gebildet wird, so fallen die Resultate von k vor a
und e, i nur in Mittelnonsberg (Cagnö, Cles, Dermullo, Taio, Cor
redo, Tavon, S. Zeno, Banco und (indiv.) Revö) zusammen. — Eine
interessante Entartung des postdentalen Spirans, von welcher As-
COLi (Arch. Glott. I, 331) berichtet ,finalmente fra i villici f=S>
v = z; quindi pdfe =page (pace dei borghigiani) e vio = &io‘ habe
ich, aber nur als individuelle Lautung, in Sfruz undVervö gehört:
die Lippen sind dabei vollkommen teilnahmslos und die Zungenspitze
liegt ganz flach hinter dem Oberrand der Zähne mit einem geringen
Abstand: dadurch wird eine ähnliche Luftrinne erzeugt, wie sonst
zwischen den Lippen bei der labialen Spirans, wodurch der so er
zeugte Laut, besonders bei stärkerer Artikulation, eine gewiß aus
gesprochene akustische Ähnlichkeit mit f, w erhält. — Über das
nsbg. c unterrichtet Boehmer (Nonsbergisches 70 ff.) mit peinlich
genauer Berücksichtigung individueller Lautungen.
Die Nonsberger Mundart,.
135
6im.gr, cimä, cimpr, fyi]x, cj/gkantä, öizpra plur. tant. (Meyer-
Lübkb, Zft. f. öst. Gym. 1891, S. 168), civierä, cügtä, cälgstgr,
öärvgl. Daneben kommt in neueren Entlehnungen aus dem
trient. g (in einigen Fällen neben 2) vor: cerüdgy (Salvioni,
Arch. Glott. XVI, 296, Anm.), ggvil, gglön Nußschale, gezä
Zaun, neben scgzä, cezön Gebüsch und moräcezä Brombeere,
gly, gigjar neben diy, dinanglä, cidiös jähzornig, gigolä, gikgriä,
cirkä, citd, ciigjar <[ * cisicare zerschnippseln. Ebenfalls aus
dem trientinischen stammen seggö <( cingulu (Flavon), snsbg.
serdö. Man beachte kjarieza <[ *ceresia in Dovena, Trett,
Malosco, Sarnonico und (ind.) Fondo, wo das seltene cd dem
häufigeren kjä assimiliert wurde.
§ 145. c bleibt inlautend:
1. Nach Konsonant in primärer Verbindung: fauc, fau-
cgtä, döc neben doud, kjaud, kjqudinqrä, kjaucidrgl Eimer, porcgl,
fordelä und nach au in quc^l, veyfyr, vagciei <^ *vinc-elli,
marjäfn linkshändig. Daneben sind prgggipt, merggdd ganz junge
Entlehnungen, während das g in stgrggr auf Analogie nach
den Verba auf -tigere beruht.
2. In doicgnt, treident, sgicgnt, die nach katgrcgnt, cj/gcent
aus cent rückgebildet wurden, in decgmbgr (Merlo, Nomi 172).
Andere, nicht volksmäßig entwickelte Wörter gelehrten Ur
sprunges zeigen g: regipd, ddfigild, fdgih, qgit, msdiginci letz
teres neben medezinä, mäggl, noggnt<^{P. N.) Innocente.
3. Aus de: r\cun<^*ne ecce unu, bäc{n <i* b accinu,
ransbg. picanfn (hnsbg. in Seio, Cavareno, Brez pignyn) <^*pic-
cinu inu.
4. Eine besondere Rolle spielt das c in sekundärer Kon
sonantenverbindung nach r, n, in welcher g eintritt: margelä
<C * naricella, pagggl <( pannicellu, ärgivä <( recidiva
(vgl. § 126 1a), farjgelä injfanticella (hnsbg. Cloz, Arsio,
Castelfondo). Daneben könnte hnsbg. fugzgl eine Proportions
bildung aus dem trient. funezgl sein. Wenn dagegen l'-\-6^>lz
ergibt: pülzi, salzt, felzi — larzi, sorzi, so zeigt schon das er
haltene l, daß hier eine Einwirkung des Singulars vorliegt
(püles, felgs, sglgs, largs, spres: das z ist also in diesen Bei
spielen sekundär als Entsprechung für das auslautende s ent
standen. In valzet ist die sekundäre Konsonantenverbindung,
wie die Erhaltung des l zeigt, ebenfalls nicht alt. Nicht beweis-
136
III. Abhandlung: Battisti.
kräftig gegen nc ng ist die Entwicklung des c in sekundärer
Verbindung vor Konsonant in masnä, büsnä, mazrä, d^zmqd^r
(va. hnsbg.) << decimcitor Zehntsammler, palustelä neben
paluzdelä, prästfi, laüstgl, da hier die Unterdrückung des un
betonten Vokals erst später, nachdem intervok. c sich schon zu
z entwickelt hatte, eintrat: man vgl. dagegen rekdgr, brekdfi,
rekdgl, wo sich das c über g (bedingt durch die folgende Den
talis) zu & in ganz ähnlicher Weise entfaltete.
§ 146. Intervokalisch entwickelte sich e zu z und zwar zu
einer Zeit, in welcher das in den romanischen Auslaut getretene
c über z zu dem entsprechenden stimmlosen s gebracht werden
konnte: auzfn <f* vecinu, lüzifnt <flucente, Icozinä <^* cocina,
räzpi, lüzet.olä (Corredo) Pupille, fozina <( *focinci, äzB<^acetu,
nozglä <( nucella, fräzqlä <^facella frangere, krozgrä zu
lirös <^cruce, spleuzinär tröpfeln (Meyer-Lübke, Rom. Gram. II,
§ 585), cezandgl<C.* cicindellu, gäzil <f*j adle-, plqzp-, tqzp-,
gqzp-, lüzer, kurzer, niigzer, kgzp\ Daneben dir, fqr mit dpi,
diu, divä, dis (dides) hnsbg., Bresimo, (diva Sicher, Viaz 172 4 )
gegen mnsbg., snsbg. dizen, dizeö, dizeg^n, dizegö, dizes und
fen, feu, f$vä (Bresimo fgva), fes (fades), ersteres nach den
-ire-Verba, letzteres nach stare. — Ganz besondere Wege geht
*vocitu, wo das c sehr frühzeitig zu g gebracht wurde, so daß
es sich gleich wie digiti, *ajutat über vojitu zu vjueit ent
wickelte (vgl. § 122, V). Noch schwerer gestaltet sich die Frage
über die Entwicklung von faitgr ,die Speisen fett machen durch
Schmalz, Ol usw. -— als sm. jede Art von Fett' (Schneller,
Rom. Volksmund. I, 140). Wegen des i kann man nicht an
*factare denken, es bleibt somit nur *fcicitare (Salvioni,
Arch. Glott. XVI, 442), es macht aber hier die Erhaltung des
t Schwierigkeit, placitu-are hat allgemein ladinisch plait-plide
gegeben und der Fam.-Nam. Pledoni (hnsbg.) könnnte mit diesem
Worte in Zusammenhang stehen; dadurch und durch «ocifM>
[vjugit, vjugidi scheint das d <( t mindestens nachtonig gesichert.
Es bliebe somit, wenn faitär wirklich bodenständig ist, 1 keine
andere Erklärung, als daß vortonig das § aus d sich dem fol-
1 Es scheint mir sogar sehr wahrscheinlich, daß es sich hier um eine
französische Entlehnung handle; zu den Bedeutungen des afrz.
afaitier vgl. Godefroy 1,127 f.
Die Nonsberger Mundart.
137
genden i so früh assimiliert habe, daß die stimmlose Dentalis
nach steigendem Diphthong' erhalten blieb — man vgl. patügl
zu paitä § 2j).
§ 14-7, 1. Im romanischen Auslaut wird das intervokalische
z < 8 zu s: nös, digs <' decet, krös, [vjos, fglis <[ Felice (P. N.),
kgrnig <( cornice, dris, pgrnis, plqs <[ placet, nugs <i nocet,
kugs <^ cocet, digs <( decem, pqs <^pace, fornas <(fornace,
d]s<^dicit, tas < tacet, lüs<^lucet, luce, tdrlis <^trilice
[dgnis (Mni§) < * c i « i c e ?], naris <( narice-, vedgs <( vitice
(Bresimo) pglgs, pülgs, säles, largs, sörgs, ojrevgs <( aurifice,
pärtevgs<^partecipe mit gegenseitiger Umstellung, kj,ndgs, sedgs,
Ipidgs indice-, [Iqures <[ *laurice F. N. Fondo (Loeck,
Altberg. Sprachdenkm. 209) ?], däres <( * carice F. N. (Corredo).
2. Nicht hieher gehören grpgx, mnsbg. grpec, und mastgx,
nmsbg. mastgc die nicht auf hirpice, mastice, sondern auf
*hirpicu (vgl. lat. hirpica, Meyer-Lübke, Grndr. I 2 48 b, § 63)
nach hirp i care und masticu (Salvioni, Postille 13) zurückgehen.
3. Die Proparoxytona auf Peidu haben sich Uber -ciu
entwickelt, vgl. § 128 I.
§ 148 sc e <' entwickelt sich zu s, das auch in intervoka-
lischer Stellung bleibt:
«) Inlaut: vasgl Bienenkorb (Trett: Totenbahre), kärsön
Kresse, fasinä Bündel; kresgr, ngsgr, kariöser.
ß) Auslaut: pgs <( pisce, fgs<^fasce, kres <[ crescit,
<[pascit, Jcänäs < cognoscit.
T) In sekundärer Verbindung wird s<^sc e ’‘ vor tönender
Dentalis stimmhaft: dgzdgtr (hnsbg.) <( * de excitare, mgzdär
miscitare.
§ 149. g*’ 1 im Anlaut = $: gel <) gelu, gglä < gglat,
jjombljn <; * gemellinu, ggmbgl <^* gemulu (hnsbg.) doppelt,
gern (hnsbg.) )> gemit, fjendgr <( generu, gent, gpii <( Eugenio,
pnokjgl <^genuculu, gerlä<igerula, g%st, gäggiva<C. gingiva,
(l a ? u n<^*jejuniu, ginigvgr <^junip eru über * geneperu, girär,
gina <; * ajgmea. Hnsbg. scheint neben gingkjel auch dinqcgl,
tastelfondo, Trett, Brez, Seio, Cavareno: es handelt sich um
Dissimilation der zwei Reibelaute (vgl. Meyer-Lübke, It. Gramm.,
b. 164). Interessant ist es, daß die nach dem ke^>öe zu er
wartende Entwicklung von g*e )> ge in mnsbg. versagt, da Cor-
led °, Taio, Nanno, Cles, Sanzeno, Banco, Cagno, Revö — hier
138
III. Abhandlung-: Battist.i.
kommt allerdings schon s an Stelle von c — Malgolo z zeigen
(Taf. II, Grenze 18). Die gleiche Erscheinung zeigt sich nach
den Paradigmen cena, caelu, genu § 200 der Urom. Gram.
auf großem ladinischen Gebiete und rührt von der einer Lenis
eigenen Nachlässigkeit der Artikulation her. 1 Dagegen erscheint
die zu erwartende Entwicklung g nach Konsonanten auch auf
diesem Gebiete : plarjger, fegggr, sperjggr spogggr, gggijer, mogggr,
stregggr, ar\$ol, grger und anal, koerfjer, davgrggr, gängivä, vgrijim,
während argentu zwar hnsbg. ärgent mnsbg. aber öfters ärzpit,
aröent lautet (Ettmayer, lomb.-lad. Parad. 134) und somit als
Kulturwort zu betrachten ist. Ebenso weisen einige Fälle von
auf nicht regelmäßige Entwicklung: tyrgö, &gs, ierant Storch
schnabel, &ei — giglio, kgmä. Die selten, meist in individueller
Sprache auftauchenden ^-Formen dieser letzten Beispiele in
Hochnonsberg sind analogische Anpassungen nach dem Schema
trient. z = nsbg. cj.
§ 150. a) Intervokalisch schwindet das tj über j in pcies,
säitä, sltdl <C_ * sagittale, mai^tgr, liendä (Salvioni, Milano 252
— auch ansbg. bei Siel I, 2 3 ), rainä, fler <iflagellu, sigl,
< sigillu • —proqnä <^propagine, borqnä <' boragine,
falnel <^*faginellu Hänfling über *faenellu'p>*falenellu
mit hiatustilgendem l-, — fret <^frigidu, dedi < digiti, dßdäl
digitale.
ß) In einigen Beispielen tritt g für intervokaiisches g e ' 1
ein; die Fälle sind verschieden zu erklären: 1. in föggr, bruggr,
koreijgr, prQteggr, letjqr ist das g durch das gj des Konjunktivs
praes. (lefjjä usw.) und durch auslautendes, analogisches c in
fü&, brije, ligc, korec, protec sekundär nach dem Muster er<]gr —
pre, spgrjggr — sporje hervorgebracht worden, 2. in ämpagem,
ägJdüljem, -ugin e ]> ügem kann das g nicht als in intervoka-
1 G. Pinamonti sagt in .degli idiotismi 1 (Boehmer, Nonsb. S. 7).
,Abbiamo in piü luoglii nella pronuncia . . il suono del c (sic. fran-
cese) innanzi ad e, i, dicendosi siel cielo e similmente del g come
sent gente ed anche in quelle del i duque suro, surar, giuro,
giurar, francese jure, jurer. 1 Er faßt also & als stimmhafte Ent
sprechung von g. was für Rallo, Tassullo und das snsbg., dann bis
zu einem gewissen Grade für Corredo ungefähr paßt (c — $■,<] = <?)■
Die alten Texte schreiben für g immer g, beide Sicher aber, die
g durch z ausdrücken, bedienen sich für z desselben Zeichens Z.
Die Nonsberger Mundart.
139
lischer Stellung gelten, man vgl. die Pluralia ämpazmi, ärjkltisni
(demin. är\klü§nela) • -ijgm hat sich also entweder sekundär aus
der Verbindung z -f- m (sn) entwickelt oder aber in gm ist
das (j durch das syllabische m erhalten worden, während es in
jj’mi dem unmittelbar folgenden Labial assimiliert wurde.
Die s- und z-Laute.
§ 151. s und z sind zu einem mittelpalatalen Reibelaut
geworden, welcher sich vom tirol. s, z durch die Bildung einer
breiteren, weniger tiefen Luftrinne unterscheidet. Dadurch,
daß die rückwärtige Höhlung nicht so löffelförmig, sondern
flacher als beim tir. s, z ist, und daß die Lippen, welche sich
ruhig verhalten, die Gestalt des vorderen Resonanzraumes nicht
beeinträchtigen, bekommt dieser Laut einen zwischen s und s,
bezw. z-z liegenden Klang, der jenem des venez. s, z vor Kons,
ungefähr gleichkommt. Diese Palatalisierung des s scheint nicht
zu alt zu sein, denn der aus den ersten Jahrzehnten des
XVI. Jahrh. stammende Codex clesianus sowie andere latei
nische Urkunden aus dem XV. Jahrh., die ich leider nur teil
weise und flüchtig durch blättern konnte, schreiben in den vul
gären 0. N. an Stelle von s oft zs und cs. — Zwischen s vor
Vokal und s vor Konsonant fand ich bis auf sekundäre Ver
schiebungen der Artikulationsstelle keinen nennenswerten Unter
schied. — Deutsches sch wird ebenfalls zu s (bezw. z): smaug,
$j/j slapär, sngl^ siiaug, siiapä, spe% u. a.
®) I. s im Anlaut: saön, saver, sablon, sqbgt, segrd, sedä,
sedps, se, saita, sälmugja, sampön <( * symphoniu, salyn Stufe,
sidrgr < * siclerare (va.) erstarren, se <[ si, salvqr, sciren, sggQn,
sugür, siei, sendä, sgu%, sondä, söt, sgr <j surdu, sü, sügjär,
somäs, süt.
ß) Ausnahmen: durch Assimilation cücär <( *suctiare (As-
cou, Arch. Glott. I, 106, Salvioni, Milano 221), cengä neben
sgnga und diSgtol (snsbg.) Griebe (zu isiciu); cipär <i sipare
zerdrücken, verderben (Schneller, Rom. Volksmund. I, 215) und
gäpär werden sich schwer vom it. scipare und zappa
trennen lassen.
II. s vor Kons.: «) skjqlä, skjaiä, skjaudär, skjambi,
?hjdndglä } skogr, skärpion, skosöi excussoriu Feuerstahl,
140
III. Abhandlung: Batlisti.
skqrcä, skuela, ?pü%, spgrlä, spiggjgl, spigjä, spinä, spuerä, sponä,
sfuegol, sfris Schmarre, stabil, stgii, stqlä, staggjä, stombed,
sklopdr (va. Castelfondo, Trett), sklcirir, sklgt. Beachtenswert
ist, daß s vor den Liquiden und Nasalen wie im Engadinischen
(Walberg, Celerina § 116) stimmlos bleibt: 1 slitä, slgf, slapdr,
slandron, slöger Schlosser (dann mit s aus ex, dis: slärgjgr, slisgr,
slar;d, slavdr, slgrgä, sliggä, slgpä, slomgry, smakjgr, smärijelä,
smatdr, smamir; snivär, snergär, snazar u. ä. — s V: slüder Sattler;
s’m: smanä Woche. 1
ß) s vor stimmhaften Konsonanten in primärer und se
kundärer Verbindung: 1. zdgrngr niederstrecken, hinstreuen zu
* sternare (Scaramuzza, S. Silvester- I 7 bei Boehmer 44 sderna),
zdrämgg, zdrävgr; zbalg Sprung, zbadgrlgr und zblaterar, zbrisgr
ausgleiten, zbüzgr durchlöchern; zgräfgr, zgrifä Kralle, zgjipg,
zggggdr, zgjärdr, zgjitdr, zgoladiva. 2. zgjqlä secale, zgostä
Feuerkette.
Y) s + r ]> zdr (vgl. Ascoli, Arc/i. Glott. VII, 516, Anm.,
Walberg, Celerina 78) dürfte nicht bodenständig sein; ich finde
nur zdrdm.gr entlauben, welches kaum auf exramare sondern
auf * deramare ■— Nebenform zu * disramare, man vgl.
afrz. desramer gegen it. diramare, rum. deräm, span, derra-
mar — mit prothetischem s <( ex zurückgeht, und zdräiar-sd
<( *disradiare, welches ein offenkundiger Italianismus ist.
Dagegen entspricht dem deutschen s Z auch hier .?kl in
sklgt, sklatä neben dem venetianischen slandronä, umher
streifende Dirne, und dem lomb. slambrotär (Kö 3 8803). Ich
wage über die Möglichkeit der Entwicklung des sl (sl) zu skl
innerhalb der Mundart nicht zu urteilen (vgl. aber Meyer-Lübke,
Bom. Gram. I, 40), weil sklgt und sklatä angepaßte italienische
Entlehnungen sein können: wenn aber zu einer bestimmten
Zeit s + l skl ergab, erkläre ich mir das bodenständige sklgnä
1 Daneben erscheint besonders bei folgendem l statt s ein z meistens
auf dem linken Noceufer (Corredo, Vigo), dann in Bresimo, Bumo
und Bevö. — Das l nach Konsonant ist in Nonsberg am Beginn
der Aussprache stimmlos, während die zweite Hälfte des Lautes
bei folgendem Vokal stimmhaft wird (wie das deutsche l in Atlas
— Jespersen, Lehrbuch § 83): in den angegebenen Ortschaften
und mehr oder weniger überall dringt die Stimmhaftigkeit durch
und afflziert den vorangehenden Konsonanten.
Die Nonsberger Mundart.
141
— ich kenne nur die Form des Fern, in der Bedeutung vakjä
sklenä — alte, abgemagerte, verknöcherte Kuh — aus <j * ex
ligneu (vgl. Mussafia, Beitrag 74, Monti, Vocab. di Como,
slegn, slegna).
S) In einigen Fällen ist die dem s (z) folgende Tenuis
zur Media gebracht worden: zbärär (vgl. § 112), zdräggr (Sicher,
Corsica XIV, 8: sdrazä), zdrämäg, zdrävär, zdrgp, zdrgglä,
zdrüsigr (vgl. § 93 a 6).
e) Sehr häufig kommt die Prothese eines intensiven oder
pejorativen s, z vor auch in Fällen, in welchen eine direkte
Wortbildung mit ex- ausgeschlossen ist: es handelt sich meistens
um Einwirkung des betreffenden Verbums, welches mit ex-
regelmäßig gebildet wird: zbqvä <f zbavqr, zbry% <f zbrggjqr,
skjambi skjämbjär oder aus dem it. scambio, zbaug
zbalgär, zbai <f zbaiär, i zgonfli (plur. tant.) <f zgonflär, zbrls <j
zbrisär, slls slisqr, stigön <f stigar, skodgjä <( skodgjqr, vgl.
sfue.gol < sfuggjär, sfogjär usw.
In einigen Beispielen ist auch, trotzdem eine Einwirkung
vonseiten des Verbums nicht vorliegen kann, ein vorgeschlagenes
s (z) vorhanden: skazi, zbaziä, sprgngx (sprgZgjj), ? m 9 r ?> <f
türsu snsbg. [auch judik. stru§ (Gärtner, Judik. Mund. 12)],
spärzeu<^praesepe, skjärtöc, strou dunkel (Mussafia, Beitr. 113
,struovo‘); diese Beispiele scheinen aber unter dem Einflüsse
der norditalienischen s- haltigen Entsprechungen zu stehen
(man vgl. dazu Salvioni, Milano § 310); in zwei germanischen
Lehnwörtern: zgrou und slgrgä stehen den a-Formen Dubletten
ohne z, s (grou, Igrgä) gegenüber. — slgf erscheint mit prothe-
tischem ? auch auf dem ganzen Zentralladinisehen Gebiete und
in Disentis (Gärtner, Brom. Gram. § 16).
0 Aus Dissimilation ist das anlautende s in päzmär,
mpazmär <[ * spasmare abgefallen (Salvioni, Milano § 306).
§ 152, I. Intervokalisches s ist z geworden, so daß in-
und auslautend die Resultate von c e ’ ; , s und sj zusammen
gefallen sind: spärzgu <^praesepe, pizqnä Schläfchen (vgl. it.
appisolare), cizörd plur. tant. * cisoria, klezürä clusura,
n^,zurä <^mensura, tozär <^*tonsare, styzön Zaun, Gebüsch,
dezütel * disutile, prezentär, üzär } [äjküzdr, dezgrt; bizi
pisi, kjgzä, pgzä, ruezä, spozä — osa^>ozä, qzen, prgzöi
Käselab.
142
III. Abhandlung: Battisti.
II. Im romanischen Auslaut wird s<[z; füs, nqs, mes, tes,
vl?, ras, pes, rls, morös <[ amorosu, osm)>-ös; klqmes, ved?s,
äräs, portqs??, gs (i§s), das, vqs usw. — Abfall von im lateini
schen Auslaut bestehendem s haben wir in sü, go (Meyer-
Lübke, Rom. Gram. I, 522, Gärtner in Grndr. I 2 624, Anm. 2),
pq <( *pos, söt, ent (Gärtner in Grndr. I 2 618, Anm. 1) durch
syntaktische Abschwächung; in tr?i liegt Angleichung an doi
vor, bei den Neutra in -us ist ausnahmslos -um statt -us ein
getreten (Walberg, Celerina 142).
§ 153 s ist tonlos geblieben:
I. nach steigendem Diphthong: kqiisa, kgnsä, pousär, da
neben s )> z im gelehrten hjauzä.
II. in ss: ros — rosät, grqsä, v[?]sigjä <(* vessica, bqsä,
pasqr, pärsöi <(pressoriu, prpsä, Jcqs cossu.
III. vor tonlosen Konsonanten: a) in primären Verbindun
gen raspä, gjasper, asper, bqsp[j]ä, tyspe/, visp, cispu, kosp.
hast, past, lasträ, fjast$r, mplaster, tqst, testä, fürfet, fqstä, rest,
kest, prest, respqstä, rqstä, qst, pre[v]qst, most, äost, losx, ruste%,
lustfr, gust, flas%, märaskjä, braskja, paskä, mqsklä (vgl. § 10),
l?skj&, misklä, visklä, isklä, ros%, nioskjä, froskjä, losx, bosx,
kruskjä, bruskjä. ß) in sekundären Verbindungen: asna, fcsns
(plur. tant.), Iqsnä, rueslä, disnär, masnadä, päsnqgjä, güslinä,
quslinä <( * aluza, reslär, kjäsladä. 1
IV. vor tönenden Konsonanten ist s in sekundärer Ver
bindung zu z geworden: kozdürä <(*consutura (man vgl.
reidql, rezdqr, -mezdär) und sogar äzdelä zu asse, bezg[o]l(ir
<' * bissiculare.
V. s <C_ s nach Konsonant:
Is : ms: faus, bqusar; rs )> rs pqrs, pers?x-
1 Man beachte, daß sogar in solchen sekundären Verbindungen, wo
das s ursprünglich stimmlos sein mußte (st -f- l und in ss + d
<C. t), die Stimmhaftigkeit nur von dem Charakter des folgenden
Konsonanten abhängig ist. Auf dem nsbg. Gebiete, wo m, n, t
nach Kons, stimmhältig sind, hat man also guzlinä, rezlär, &tz-
ladä u. ä. wie äzdelä. Diese Assimilation des zweiten Bestand-
teiles einer Konsonantenverhindung scheint im Gegensatz zum
Engadinischen (Walberg, Celerina § 201) und im allgemeinen zum
Zentralladmischen ein besonderes Merkmal des Nonsbergischen zu
sein.
Die Nonsberger Mundart.
143
§ 154. a) Beachtenswert ist der Umstand, daß s vor gj
in sekundärer Verbindung zu & bezw. g wird. Da das engadi-
nische (Walberg, Celerina § 198) im ersteren Falle auch eine
partielle Assimilation des s^> dz zeigt (radzdger, rudzdger) wird
man in g, z keine direkte Fortsetzung des ehemaligen rein
dentalen Lautes sehen, sondern eine sekundäre durch die pa
latale Umgebung bedingte Veränderung des s, z anerkennen
(man vgl. tokgjär <^* toxicare)' räzgjqr <( resecare, rozgjär
<i_rosicare, mo&gjär <^mo[r]sicare, be&golqr <( bissiculare
(Horning, Zft. XXI, 450), giigjär zerschneiden <( *in]cisicare\
fükgjär <^fusticare und mü&gjän mit den Nebenformen müigran
(Sejo, Dambel, Cagnö) und müigjgrän (mnsbg. und snsbg.) Spitz
maus <( musaraneu mit einem g-Einschub, welcher mit dem
von lc in s -)-1 (§ 151 f) zu vergleichen ist. 1 Ansbg. sind rizghiante
(Siel 1,4 4 ) und strozgiant (Scarahuzza 3 4 in Böbhmer S. 44) belegt.
ß) Eine ähnliche Entwicklung, deren Grenze sich mit
jener von s’c )> zgj deckt, liegt in m, n -f- s ng in doggöi <'
demissoriu Nagel des Querbalkens am Vorderwagen und in
^91 i« + sic so und gcorä <^in supra vor: ich möchte sie
mit der ladinischen Entwicklung von rCs nts (vgl. z. B.
Walberg, Celerina § 204) vergleichen, denn der Verlust des
Explosivelementes in ts findet in rezdär, rekdgl u. ä. eine treff
liche Parallele.
Die y Verbindungen.
§ 155. lab. + j. Die Labialen bleiben vor j erhalten, es
tritt aber an Stelle des v der stimmhafte Verschlußlaut b.
L pj O pi: sapjä-, daneben stellt [ä/viadä Bienenstich
unter dem Einfluß von ape.
2. bj bi: gjqbjä, qbjä Corredo, Revb, rqbjä, lobjä (F. N.)
<( * laubia (und sälobi Weiler Uber Castelfondo aus s-q-lobi?),
murobi marrubiu. Analogisch nach gjabjä sind vjuebjä
londo, öbja Bresimo, ugbiä Corredo, vöbiä mnsbg. (Sicher, Viaz
v ola 45 3 , vuoba 241 4 ) und sebja Bresimo neben seltenerem sga.
3- vj bi: lijabjä, gucbjä <( *jovia und daraus guebjanä,
kolobiä <; colluvie Spülicht, delobi * dilüviu, Bresimo,
Zu dem Verlust des r in muggjän vgl. man rjgjäpolär neben
fjgrapolqr, r\gjätjär neben ngjartjar (durch * ijgrätjär).
144
III. Abhandlung 1 : Battisti.
Regenguß, albi <jalveu, salbjä, Fondo, Trett, neben mnsbg.
und snsbg. salvjä (Kulturpflanze?), kodrobi <j quadruviu.
Analogisch nach plugver ist plugvjä <j *plovia und *ploviat.
Fovea j> fopä Straßenkot, dazu nfopqrsd in einen Sumpf ge
raten, bei Scaramuzza 13 8 in Boehmer 45 ’nßoparse mit einem
unetymologischen l ist westlombardische Entlehnung (Salvioni,
Milano § 171, Ettmayer, Bergam. Alpenmund., § 67); fqgä und
ligi^r sind Italianismen.
§ 156. dent. -f-j. Die Dentalen werden vor^' palatalisiert;
die Resultate dieser Entwicklung decken sich aber auf dem
k e ’* ]> e-Gebiet nicht mit jenen von kj mit Ausnahme der Ver
bindung ctj und stj die zum Unterschied von ptj j> c hnsbg. £
ergeben. Diese spezielle Entwicklung ist dem der tj-Verbin
dung vorausgehenden Laute zu verdanken und könnte vielleicht
bis zu einem gewissen Grade als indirekter Beweis für die Be
handlung des c vor t herangezogen werden. Daß s eine gleiche
Wirkung wie c ausübt, wird uns nach dem im § 154 unter
suchten Falle nicht mehr befremden.
1. tj: a) nach dem Tone in der Regel c: kjävegä <j*ca-
pitea, plag, göc, Stic und danach stigqr, brög < biroteu, gorgög
< * gurguten (?) Futterrohr, s]lög <j luteu (va.) schmutzig,
gügä— gügär <j acutiare, kogäl, kogar <j* cotiariu Schleif
steinbehälter zu einem nicht mehr vorhandenen * kög <j * cotiu
(Horning, Zft. XVII, 233). Daneben aber stehen lavg£, wohl aus
it. laveggio, das mit reinem, tönenden gg auf lapideu weist (Guar-
nerio, Rom. XX, 67; die Ableitung aus lebetiu [Kö 2 5496]
ist mehr als fraglich) und die zwei -is-Beispiele barbis — (plur.)
b&rbizi, valis — (plur.) vallza die in den italienischen barbigio,
valigia eine Entsprechung finden (Puscauiu, Lat. tj und kj
im Rumänischen, Italienischen und Sardinischen, Leipzig, 1904,
S. 29), schließlich die zu einer späteren Entwicklung gehörenden
gragiä- pregi, despregi und pagiepga. Obwohl strgmig (hnsbg. va.
stärmig), zggg <j* aquatio (Salvioni, Ärch. Glott. XVI, 332)
in der Behandlung des ti von den regelmäßigen Resultaten nicht
abweichen, werden sie wohl kaum von den etwas mehr gelehrt
ausschauenden prefagi, negqci u. ä. zu trennen sein.
ß) ebenfalls werden die Verbindungen ttj, ptj j> tts und
tj nach Lig. bezw. Nasal )> g: maga mattea und mägär]
nöcd <] * noptiae, negd<jneptia, kjagä <jcaptia\ qugär, zbau-
Die Nonsberger Mundart.
145
gar, skjqugär lockern, untergraben, tärgugl <( * tertiolu, marg
<' *martiu, tgrg <( tertiu, skgrgä <^scortea, fyrgä fortia,
$morgdr <( * mortiare auslöschen, skomerjcdr <( * cuminitiare,
vatjggr <( abanteare, Ijrjgugl <^linteolu, ltjdpgön, sengä, brepg
<* brenteu, — antia^> -arjgä. Daneben ist aggiqnä nicht
aus gentiana, sondern aus dem deutschen Enzian abzuleiten;
nuggiär, nurjgiatä, krugiär * corruptiare, uzgpgiä <( licen-
tia u. ä. sind gelehrt. In kjädqr (aber spärkjägär <( *procap-
tiare), kggcqr hat man die gleiche Sonderstellung zu bemerken,
die auf großem romanischen Gebiete auftritt.
f) ctj entwickelt sich dagegen zu c: cücär <( *suctiare,
träcqr <( * tractiare, zdräSär <[ * extractiare, zdrqS, mpciöär
<C*inpactiare, daneben drigär <j * derictiare, mit dem
V. S- ndric und ndricär.
3) stj ]> c in dem einzigen wirklich zuverlässigen Beispiel
bestia ^> biecä Schaf (vgl. Ettmayer, lomb.-lad. § 108) und in
mpc <] miisteu (Schuchardt, Roman. Etymol. I, 57). — üs und
straygosär sind norditalienische Entlehnungen, bastidn <( Se-
bastianu, bestia, kristidn, kgstidn sind gelehrt.
s) Vortonig scheint tj z zu ergeben: ich habe nur
ratione O re.zön, das aber nicht als sicheres Beispiel gelten
darf. Wie Walberg (Celerina § 231) richtig erkannte, ist stägön
eine jüngere italienische Entlehnung.
2. a) Intervokaliscli dj^>i\ rag [z wird im Auslaut zu g)
<^radiu plur. eazi, veil <f video ; kr eil <f * eredeo, miieg
(selten) <( m Ö diu, quiugl, buiugl'<^* haediolu, meg<^mediu
meiu <( media Getreidemaß, trcimueiä * trimodia. Daneben
agkun und ijö <( *deosum und die Verba auf -idiar e~k> ggär
(§ 17 aber meridiare )> mbriiär mit dem V.S. mbrtg) sowie
oijudä zu video; eine gleiche, besondere Behandlung dieser
letzten Fälle wiederholt sich auf angrenzenden Gebieten sowie
im Engadinischen (Walberg, Celerina § 235). Gelehrt sind:
nvidiä, rgm.ie.di <( remediu, stüdi u. ä.
ß) nach Konsonant grg <( hordeu dem. qrzät, vgriä <( vi-
ridiä, gjqrg cardeu, dem. gjäriu^l, ftrorjg strundiu, kgrjiäl
congiale Butte, fror\iä <( * fron di a.
§ 157. pal. -\-j (vel. + _/).
1. cj^>6: a) intervok. und im Auslaut: dal <( *aciale
lahm (Mussapia, Beitr. 125)]; peö <^piceu, lüd<^luciu,
Sitzungsber. d. phü.-hist. Kl. 160. Bd. 3. Abh. 10
146
III. Abhandlung: Battisti.
rid < ericiu, brqc <^brachiu, Iqc <i*laceu, M < liciu,
tärlic <( * triliciu, kjapüS< * cappuceu, glqd<^glacie, zdrqt
Sieb, vgl. § 93, «, 6, kj.ämQö Gemse, salec <( saliceu, — aceu
> qc. (z. B. loväc, blodgjäc — plümäd, botqc, pantqd, kjäslqc,
spingc, formgntqc), limöc, pänic, raviS, kjäretä < * caricea
Riedgras, facä << *facea, fügjacä <ffocacea, bogcä ■< *bo-
vacea, glacä (häufig im Hnsbg. in der Nebenform glM),
drecä < *trichea, klgcä < *clocea Henne, vetä <fvicea
Wicke, acä < acia Strähne —. ngzglä geht nicht direkt auf
*nuceola zurück, sondern ist eine spätere Bildung aus nös
(vgl. kros —■ krozetä) ebenso nkrozär durchkreuzen aus krös;
spggiql, ijüdigi sind gelehrt; bärböc, skjärgög, skjärtög sind nach
§ 420 der Rom. Gram. II zu beurteilen. päri?iielä zu paru
Meise wird wahrscheinlich aus dem lomb. paras'öla oder aus
dem venez. parusola (Boerio) stammen (vgl. Salvioni, Post. 16,
Meyer-Lübke, Zft. f. öst. Gymn. 1891, Nr. 5901 und besonders
Vidossich, Studj § 108). Über bombäs <( * bambaciu vgl.
Püscariu, Lat. tj und kj S. 33. — ccj >• c vielleicht in möc. <
mucceu Rotz und köd* cocceu (in der Redeart sot kgc
verstohlen; vgl. dazu it. soppiatto).
ß) nach Konsonant: dgskguc *disculceu, kjaiicä <C.
* calcea (Castelfondo), sonst hjaugä, orcugl f> *orciolu, Zinn
gefäß, ärcon Wiegenbogen, larjdä, slagdqr <( * exlanceare,
balarjöä <^bilancea (hnsbg., sonst bälaygä —■ aus dem trien-
tinischen?), oi]cä <C_uncea. —• scj ergibt s in fasci <C.f ascia,
fasär, lasä < ascia Beilpinne. — pesät wird dagegen eine
Bildung aus pes <^pisce sein.
2. gj )> g in tetjä <[ tegia (F. N.; Meyer-Lübke, Einf. 39),
i plagx (sehr häufig als F. N. ,abschüssige Stelle 1 ) <^plagiu,
korgdgä corrigia, bäcjanä bajana, bägildn <( * bajulone,
Tragstange für Wassereimer (Schneller, Rom. Vollcsm. I, 112),
säcjgr * exagiare- auslautend wird tj ö: kjärigd ,carreggio ,
plqö<^ p lagiu, trüge <( * trogiu, gjqc <( gahagiu.
§ 158. sj^>z 1.: brüzär<^*perusiare,mazdn<Cimansione
Hühner haus, fäzucl <( phaseolu, frozon <( fr isone Kernbeißer,
rozadä Tau; kjämizä <d carnisia, rgzä <L rasea, bizä<C' , 'bi-
sia, kjärigzä <^ * caeresea, sfrizä 3. Pers. sfrizär (Kö 2 3994),
brazä. Auslautend tritt s ein: grjs <( *grisiu, sfrls Schmarre,
ggs Kropf, tomäs <^Tomasiu, tamis <ftamisiu. — 1S ^
Die Nonsberger Mundart.
147
als Kirchenwort nicht ganz regelmäßig, ebenso hat sich zbaziä
nicht volksmäßig entwickelt.
2. Nach Konsonant wird sj <' s: lcjqsä wenn aus * capsia
(Walberg-, Celerina, § 245) dann scj )> s: grasä, kärson <(
*chressione (Walberg, Celerina, §244).
§ 159. nj <( n: orndn <( renione, dinon <( * tineone;
kompun, gün<^juniu, bqn, kgn, yggii, kjäväii <( * cavaneu,
kjaukjän, kjästenä, kjqiiä, kjärgnä, kjäimpqnä, müzgjan <( mw-
saraneu, tefiä, pinä, spärüär <( * sparanjan, mägjanä, venä
<Cveniat, teiiä teneat, orden, ärgjän, büzön, grinqr <^gri-
njan, brünä, kodöii, ?ampön <( symphoniu, pigjqn pedaneu,
rgn <( * araneu, länarsd <V se laniare jammern, ywla <(
*aginea, ro[v]qn (snsbg. •— zu rovina ?) Felsenabsturz, kotier,
müssen, m'nd<^vinea % , nay <( «e + anche, nmt <( ne[e] + ente.
Gleiche Resultate ergibt g?i: püii, len, pen, s$n, stan, den, änel,
kaftöser, künd. Gelehrt sind * strqni <( extraneu Heimweh,
tanid <^lytaniae, testimgm; schwer zu entscheiden ist es da
gegen ob skrin <( scriniu seine Sonderstellung einer späteren
Entwicklung verdankt, oder ob das n nicht auf lautlichem
Wege des vorhergehenden i halber aus n entstanden sei
(vgl. § 95); pinä, gina können als Gegenbeweis wegen der syl-
labischen Trennung nicht gelten.
ß) mnj n in sonär, dagegen insoni Traum; skjqii wird
nicht aus scamnu zu erklären sein, da inn über nn nur n
ergibt (vgl. § 105 a): entweder ist dieses Wort eine westlom
bardische Entlehnung (vgl. Salvioni, Milano, § 173 a) oder muß
man eine Vorstufe *scamniu ansetzen. — kalüniä.
rnj O rfi in zbornä <( * ebronea (Ascoli, Arcli. Glott.
111,442); nnj~p>n in rünqr grünniare -f- rugire.
Y) n dj > n in värggnä verecundia, mäfigr <( *man-
diare, zgroüär <( gründiare (daraus zgrgn Hieb).
§ 160. mj wird wie alle Labialen nicht palatalisiert; das
1 ist, nachdem es den Tonvokal beeinflußt hat, verschwunden:
blastipmä (vgl. aber Vidossich, Studj 74, Anm. 6), vändqma
(Trett, Castelfondo vändiemä): simiä ist selbstverständlich
italienische Entlehnung. Daneben aber kornbiä, karnbid <d_
comnieatu und grQmbidl neben gromiül (vgl. Meyer-Lübke,
Gram. I, § 505).
10*
148
III. Abhandlung: Battisti.
§ 161. Ij j> i: «) fi$l <j filiolu, päiglä << paliola, miör
<C.meliore, tiar <j* tiliariu, miar <^ * miliariu, fiaster,
mojer <jmuliere, koiön <j coleone-, fugjä, v]u%iä, ärbeä <j
ervilia, taia <j taliat, dugiä <( dolea, doleat, maravQa
<^mirubilia, skjaiä <jskalja, frütaiä *frictalia Eier
kuchen, stropaiä Dornenhecke, Mia (Ive, Dial. Istr. 149, Sal-
vioni, Arch. Glott. XVI, 312), [märmaiä < minimalia], paiä,
pikjaici Gescheide, mei<jmlliu, tyi <j tiliu, ai aliu, bä-
taiä <j* battalia ausgedroschenes Stroh, lüi<j*luliu, lugi
<^loliu, tai <^taliu, tärfugi <jtrifoliu, konspi <( consiliu,
&]vei <j * aquiliu, famei <jfamiliu. Daneben itqliä, deüiliä,
gilt, vai]geli u. ä. — tyegja Konj. von tugr kommt natürlich nicht
aus tolleat, sondern ist eine Neubildung (man vgl. tyegji l.Pers.
praes. ind.) nach dem Muster digji-digjä; ebenso ist das oben
§ 155, 2) besprochene vjuebjä nach gjqbjä gebildet. — Man
beachte, daß das i <j Ij nach palatalem Vokal verschwindet.
ß) llj j> i mai <jmalleu, böi dv. boier mit i aus boia
<jbulleat, bedöi <j * betulliu, gjäiqfä (und gfigfa), pom <
*pullea, madam <j metallea.
§ 162. rj ergibt in echt volkstümlichen Beispielen von Cagnö
bis Fondo mehr oder weniger i, auf dem übrigen Gebiete r: frai <C
*ferrariu, salgjai <( *salioariu, büslaiä Buchswald, brägjäu-
daiä Menge von Pilzen, nogjaiä <j* nucaria Nußbaum, pon-
täiacä <j *pontarea -|- aceu steiler Weg, pmjgjäielä, neben
poijgjielä <i*ponticaria-{-iola, päigl <j *pariolu (Trett,
Castelfondo) Kochkessel, moraiä Fußstrick, gläiel (Brez) <C *gla-
reolu, ’vielä neben väielä<j *variola Blattern, orblelä <j *or-
baria -f- iola Schwindel, kjlel neben kjäiel <j* cari-iolu Holz
wurm, boiön zu *bürea (vgl. afr. buire, berg. böra — Richter,
Wortsippe bur(d) S. 24, Sitzber. W. Ak. Wiss., phil.-hist. Klasse,
156. Band), trätQi va., pärsöi <j* pressoriu, pisadöi Wasser
fall, prezöi <j *prehensoriu Käselab, salmueiu<jsalamuria,
stueiä <jstorea Matte; vielleicht gehört hieher auch (Castelfondo)
sfiiegjä Durchfall der Schweine, eine Form die man kaum von
förea trennen wird, dessen gj aber entweder nur hiatustilgend
ist (vgl. buggja <jböiae) oder auf Kontamination mit sfuegjär be
ruht. Diese Behandlung des rj ist in Fondo im Absterben, da
an Stelle von -ariuj> -di, -oriuj> öi die trientinischen Ent
sprechungen eindringen: am stärksten halten sich die boden-
Die Nonsberger Mundart.
149
ständigen Entwicklungen in alten Ableitungen auf ariu -f- iolu
> igl. Daß einmal rj j> i auf dem ganzen Gebiete die regel
mäßige, autochthone Entwicklung war, gebt aus den Flurnamen
hervor, welche auf dem heutigen rj > r-Boden deutliche Spuren
von rj i> i zeigen. 1 Beispiele für rj j> r in Fondo wären: panarä
Backtrog, h gqutgra Mumps, cjenar, feurär, päradä <j *pare-
ata Bretterwand, manäröt kleine Axt, kjaunär Hanffeld,
kjqucinärä Kälberseuche, favär fab ariu, lamär zu läma,
sumpfige Stelle, ogjqrä neben seltenerem ogjaiä u. ä. In anderen
Beispielen wie vigrä, fi$rä, gomier hat das j den Tonvokal be
einflußt, das r ist aber geblieben. Gelehrt sind ierigla Mariä
Reinigung, pürgjatqri, mgrtqri, batistieri, memoria, kontrari,
gloriös, ägüri u. ä. — prgpi ist lombardische Entlehnung (Sal-
vioni, Milano, § 208, Walberg, Celerina, § 239).
1 Also nicht allein Brez nigjäigla zu *nucaria, m&lgjäi, rabiglä
(Bachname), Castelfondo vernaiä, ruäi, märmoräi und Trett
pimgi *plnarioli, poäi, sondern auch Bresimo i Jiazdi,
val lioraia, Eumo predaiä, maiöfo, val zlavagaiä, Casez
poniaiä, licäi, bolpaiä, Dambel (1537) lovaia, breghaudaia-
Bon nügjtti, val formdiä und 1786 Pozzac.hiaulaia, Solai, For
maja, Nughiai, Ilonzone (um 1810) Prendolai, Chauazzaie;
Romeno dys moräi-, Tuenno ärndiä <j arenaria- Dres
maidn-, Revo bpskfn; Nanno segrai sacrariu, valbrogaiä-
Tassullo älbardia-, Vigo gücäja.
Register.
-d Seite 26.
äbitär 75.
abü 114.
-äc 146.
acä 21, 146.
agit 69.
äddivä 82, 121.
ädgs 62.
ädös 62.
ädünä 62.
äf 115.
qgjgr 102.
dgolä 23, 133.
äggnadä 107.
ägoniä 106.
ägorär 75, 88, 129.
äfgjost 75, 88.
ägrdm 23.
ägugr 46, 129.
ägüri 149.
[rn't] ai 64 Anm. 4.
ai ' 22, 63, 148 <
aliu.
ai 43.
aigä 22.
äigär 22.
tudä 22, 122.
äidär 22, 72, 121,
130.
59.
akä 23, 133.
älcüzä 59.
alä 20.
albäraiä 149.
dlbgra 24.
albi 24, 144.
älcldm 75, 106.
alez 37.
64, 69, 98.
älJcordar?9 98.
älpiegä 37.
äl$grä 98.
älsivä 41, 130.
äl?iväc 74.
äljggjer 26, 31, 67.
102.
äljegri 30 Anm., 31.
äljen 31, 64.
alliegri 30 Anm.
ämar 75.
amben 33, 78.
ämblanä 8, 21, 71.
ämbric 78.
ämt% 42, 75, 111,
129.
ämö 8, 63, 125.
ämtr 75, 88.
ampüg 78 Anm.
ämpagem 21, 68, 78,
106, 138.
ämpazmi 66, 106,
113.
ämpgrlä 78.
ämperli 66, 78.
ämpö 88.
ämpöm 78.
ämpomolä 78.
qn 107.
-an 23, Sufi.
qnä 107.
ancuei 45 Anm.
andä 24, 66, 112,
121,122<C.amita.
andä 24, 121 •< am-
bitu.
ändibjä 78.
ändiklä 8, 90, 96.
ändiviä 78 Anm.
ändöi 112.
ändgrmjä 75.
andric 78.
ändrön 75.
ansdrä 103.
ängl 75.
änfll 78.
anfuer 79.
angott 78.
anquei 45 Anm.
dnsglä 24, 72.
änselm 33.
änselmi 33.
änsgfia 78.
änserä 78.
äns[e]rai& 22.
änsqnjä 78.
änsöü 78.
än§or& 78.
änsram 78.
ewiSM 79.
änsübgl 78.
äntqnä 121.
äntigol 69, F. N.
Die Nonsberger Mundart.
151
äntix 75.
äntrify 31, 78, 103.
arj 62.
agcegglä 37, 97.
ai]c,ei]glär 37.
aggianä 21,109,145.
agganä 133.
aggilä 43, 75, 134.
arjgö 117.
aggolä 53, 75, 78,
82, 112, 123.
aggonadä 21, 101.
aggoniä 75, 106.
arjggsä 75.
aggö't 78, 82.
arjtjivä 73, 78, 98,
118, 123.
24, 109, 138.
aggjgr 75.
aifklqßtgr 96 Amn. 2
agklugem 68, 79,
106, 138.
dgkolä 23, 69.
arjkonä 61.
arjkgnträ 78.
a gkun 47, 75.
atfküsnglä 106.
agkjä 23, 62, 109,
129, 133.
agZani 78, 82.
agzenä 36, 78, 82.
aön 114,
aost 54, 142.
äprUpti 115.
är 20?
ärada 75,
ärädel 121.
ärqdgr 90.
[ti] äräs 142.
ärbgdex 21.
ärbandongr 82.
ärlasär 82.
arlfä 36, 41, 79, 98.
116, 148.
arbol 98.
ärhütär 82.
ärcada 21.
ärögs 82.
ärägt 33, 75.
ärcgu 35.
ärcevgr 35.
ärdön 54, 146.
äröudä 46, P.N.
ärdqbli 66, 97.
ärdgld 90.
ärdiment 74.
ärdivä 82.
ärent 124.
ärflär 82.
ärfüdär 119.
ärqön 54 Anm., 82,
107, 123.
ärggn[t] 55, 82.
argordqrsd 129.
ärtjgnt 33, 75, 138.
argivä 98, 123, 135.
argorjfar 82.
ärgjd 25, 70, 90,129.
ärgjan 21.
[äjris 42, 76, 123.
ärkoä 53, 93.
ärkqrc 48.
ärkqrdä 48.
ärkqröer 82, 98.
ärlevqr 82.
ärligu 30, 63, 82.
arlonghi 82.
ärmqntä 8, 37.
armorä 53,F.N.
arnaia 22, 82, 97,
111, 121.
ärndrä 149 Anm.,
F. N.
ärniegjä 30.
ärnir 75. 82.
ärnovdr 82.
[el] arnovella 82.
ärni'tdolä 82, 111.
arou 45 Anm.
arsanar 82.
arsgdrgnä 36, F. N.
art 22.
ar% 129.
ärzen 36, 70, F. N.
arient 138.
ärziä 118.
ärzjär 82.
ärq&r 76.
aruar 82.
äruei 45 Anm.
äsa 122.
äslaci 72, P.N.
äs 20.
äsa 26.
asnä 66. 110, 142.
a?p 23.
asper 23, 68, 103.
-astgr 23, Suff.
ati 130, plur. tant.
all 24, 63, 115.
qucdr 75.
aiigi 25.
aucei 29 Anm.
quägl 33,75,88,135.
quciqi 31.
aunaöä 72, 73, 82.
o r, ^
qiinar 110.
aunglä 70, 75.
auril 42, 88, 102.
cf/aslmä 73, 75, 88,
"" 142.
äusnarsd 71.
aut 25.
qutanä 121.
qutdr 20, 75, 88.
auter 25, 68.
qutdn 54,75,88,121.
qutrö 52.
quzyn 43, 70, 75, 82,
""85, 136.
quzyn 706.
quzinär 73.
auzugl 75, 88.
auzuei 45 Anm.
äveg 37, 90.
ävgi 36, 39, 134.
ävgl 39, 90.
ävar 90.
ävgtä 35, 114.
[äjvqri 56, 64.
äzä 68 Anm.
152
azän 68 Anm.
äzdglä 72, 142.
äzS 85, 122, 136.
azen 68, 141.
gzgld 69.
bäcyn 135.
badär 121.
badarlär 121.
bädil 42, 76, 121.
bägilgr 117.
bägildn 146.
bagjä 21, 128.
bägqnd 21, 146.
bagolä 69, 129.
bagolär 117, 129.
bald 132.
baig 22.
bait[d] 22, 121.
bald 117.
balaggä 79, 109,
146.
bampä 24, 117.
bandind 43.
bärjkjäl 20.
bagx 24.
bqn 147.
bard 98.
bargt 122.
bar'bä 80, 98, 117.
bdrbäs% 80, 117.
bärbög 146.
bärbüdä 121.
bärbüstgl 39,80,117.
bärcelä 70.
bdrdgld 76, 79, 120,
123.
bärdgkjel 123.
bäretä 79.
bärkön 93.
bärltigem 106.
bärne 35, P. N.
bärtadgl 79.
bärtig 59.
bärzglä 76.
basnelä 110.
hast 23, 142.
III. Abhandlung: Battisti
bastür 27.
bastqrt 125.
bastidn 145.
bataiä 76, 122.
bgtgr 122.
batezem 43, 68.
[al] bdtigcjä 37.
batiruelä 74.
• r\ ij
batistigri 64, 149.
batgcgl 48, 97, 123.
bavä 21.
bdzglgjd 8, 36, 66,
67, 93.
bäzili 40.
bgcd 65, F. N.
bgdöi 148.
bgdöl 91, 121.
bgdoli 35, P. N.
begja 27, 131.
bggjgr 82.
bggjd 74.
bgkjgr 129.
bei 33, 91, 117.
bela 62.
balöt 48, 82.
bgm 106.
ben 33.
bgnd 33, 61.
benedir 75.
bgneti 124.
beö 35.
ber^tä 80.
bergöt 77.
bgrgün 77.
bgrkjql 118.
besper 32, 68, 117.
bgsp[j]ä 142.
bgstä 27.
bestär 27.
bgstiä 145.
betgggjd 66.
beu 35, 63, 118.
beunä 70, 75.
beurar 73.
beviruglä 74.
bg X 33, 129.
bezbgtgx 34.
bczgolär 72,142,143.
bigdex 75.
bigtä 8,31,117,145.
bigol 42, 129.
bigengta 111.
bigjd 42.
bind 43.
binar 8.
bindä 118.
byndgl 118.
bisabglv]d 28.
bisabiigjä 28, 46.
bisabugvä 46.
b{zejär 73.
bizert 118.
bizgjär 73, 129.
bizi 41, 141, plur.
blarjkjär 94, 129.
blat]y; 94, 109, 129.
blastymär 74.
blastiemä 37, 97.
blazmär 113.
blestä 94.
blgstemär 80.
blö'dgx 53,68,73,97,
129.
blodgjä 66, 130.
blQdgjäd 146.
blodgjär 73, 130.
blogä 66, 67 Anm.
blögjär 73, 130.
blolgd 66.
blot 53, 97.
blgt 48, 83.
boanu 86.
bobjä 54.
bocä 61.
bqcä 61.
bqggrla 26, 118.
bqi 148.
boiacä 86, 146.
boient 27.
boiön 148.
bokdn 86.
bokjä 54, 129.
bokjäl 88, 129.
böl 53, 91.
bolä 53.
balgen 118.
bolp 53, 92, 117.
bolpaiä 149 Anm.
F.N.
bgm 106.
bombäs 146.
bgn 49, 106, 117.
bqnä 49.
bönc 23 Anm.
bondagqia 75.
bgnorigntä 27, 62.
borä 53.
boranä 138.
börgr 53, 54.
bors 54.
borsä 54.
bös 54.
bosgr 54.
bosköi 149 Anm. F.N.
bgsgl 56.
bos% 54.
bgt 48, 57, 117.
bgtä 57, 117.
bytäc 146.
bgtegjä 35, 74, 129.
botogjpa 74.
boter 43.
botgiigjä 80.
bgus 55, 91, 117.
bgusi 114.
bgzmaruela 70.
brqö 14*6.
bragedel 72.
brägjäudaiä 148.
brdgjqudarä 76.
brägjaut 91.
brqgjg 128.
braglär 97.
brap 132.
braidä 124.
brämös 53, F.N.
brar\kgl 23, 69.
braskjä 23, 76, 142.
bräskjd 26, 76.
brqtQlä 22, 69, 130.
brau 115 Anm.
Die Nonsberger Mundart.
brqzä 147.
bregjä 39, 101.
bregjaudl 76 Anm.
Breghiaudaia 149
Anm. F. N.
brgntä 61.
brgrjg 145.
bretä 81.
brevilggi 100.
brgbdgl72, 77, 121,
136.
briä 97.
briaudi 7 6 Anm.
brigu 30, 63, 81, 118.
brigjä 40.
brigol 42, 91.
bririkjär 7 7.
briöt 81.
bri% 129.
brizä 85.
brizol 85.
bröent 118.
brög 50, 81.
[val] brogdiä 149
Anm. F. N.
brokön 88, 101.
brorjgä 101.
bruä 63, 101.
brueil[o] 47, 101.
briyä 48, 63, 125.
[dl] bräc 138.
brue 45 Anm.
brüggr 138.
brüginä 100.
brücjim 88.
brümä 60.
brümol 104.
brüfiä 100, 147.
brüselä 101.
bruskjä 60, 142.
brüt 60.
brüt 121.
brüzdr 100, 146.
hu 114.
bipx, 48.
büded 121.
buggjd 47, 56, 148.
153
biigi 48, 66.
bugzem 47, 67, 70.
bilijdrä 59.
nös] bügjä 117, 129.
bügjqda 21, 121,
129.
bügjqt 85.
bidä 59, 114.
bülo 63.
burlegol 118.
büs 57, 78.
büsakjä 21, 84.
büsiaiä 72,130,148,
F.N.
büsnä 66, 110, 136.
büsnar 71.
büsngl 71.
bü% 117.
büzelä 33.
büzön 81, 147.
büiugl 46.
cfflco 61 Anm.
cqdgr 21, 68, 103,
120,123,130, 134.
cql 146.
cälgstgr 135.
camvä 116.
camvglä 116.
cänis 42.
dantmelä 71.
Sanvar 61.
canvglä 71, 106.
danvggtgr 106.
Saö 95.
gapär 139.
6äpär 95.
cäris 137, F.N.
cqrgo 61 Anm.
cqrme 35, F.N.
öärmglä 33.
därnäleö 37, F.N.
carul 76.
cärvgl 70, 135.
das 95.
dastlada 72.
Sästlir 34.
154
catä 134.
caurö 61.
cävären 36, P. N.
cazol 46, P.N.
ce 35, 38, P.N.
ce 125.
ceder 35.
ceje 38.
Sela 33, 91, 135.
gglön 135.
Send 135.
gengä 139.
Sendgr 37, 68, 135.
cgndrtl 104.
cenis 135.
Sgnt 33.
Sgnt 37.
cgntürä 107.
ceygjel 97.
Seyglci 97, 135.
cep 35, 115.
cerf 116.
ggrgol 69.
cer'kjgl 36, 69, 97.
cgrkli (plur.) 97.
Sernir 135.
gprüdg% 135.
Sesär 135.
cespe% 36, 135.
cestci 135.
cgver 66, 68, 134.
ggvil 135.
ceun 66.
Sgzä 35, 135.
Sezandgl 135, 136.
ci 133.
ciSgtol 139.
gidigs 135.
cigl 30, 38, 135, <(
caelu.
cigl38,13b,<^ciliu.
Sigli 38.
Sierä 30, 37, 135.
Sign 37.
gigolä 81, 114 Amu.,
135.
Sigjalä 20.
III. Abhandlung 1 : Battisti.
cigjar 74.
cigjaüuglä 70.
gikgriä 135.
eil 134.
gil 134.
Sima 43, 135.
cimar 135.
Simas 43, 135.
Simiteri 64.
Simör 54, 135.
Synt 40.
cyrjSgnt 71, 135.
Syggjen 69, 135.
cygkantä 135.
Sirjx 43,62, 133, 135.
Sinänelä 135.
cinou 25 Anm. 0. N.
cipar 84, 139.
Sipolar 135.
girkä 135.
SispSi 42.
Siströn 76.
gitd 135.
civel 76.
givgrä 81.
civierä 27, 81, 118,
135.
gizgjgr 135, 143.
cizörd 135 plur. tant.
Si'x 42, 135.
Somväl 116.
cona 23 Anm.
gqkol 69.
cgnwä 23 Anm
Sqn 23 Anm.
Sgpa 50.
Sg t 146.
govgx 118.
SüS 59.
güSajd 149 Anm.P.N.
cüSar 139, 145.
Sügta 35, 81, 135.
eugx 46> 118.
cül 91.
cüngl 87.
CMg/^118.
Süträ 59.
cyana 21.
Cagnado 25 Anm.
Chauazzaie 14 9 Anm.
P.N.
Chiastiei 29 Anm.
Castelir 34.
Castlir 34.
chillb 48.
cousa 28.
cresmar 71.
crezerueu 45 Anm.
euer 45 Anm.
cueu 44 Anm.
da 26.
daböt 79.
dai 64.
dalbonignt[ä] 28, 62.
damgntä 62.
[not] dan 112.
däpö 48.
dar 123.
därgS 35, P.N.
das 20.
daspo 48.
dat 122.
d,au 114 Anm.
[d]qu§nqrs9 71.
davorS 32.
dazii 123.
di' 35, 122, 123.
dgbit 40.
dgböt 79.
dgdäl 20, 138.
P] dedi 122, 138.
dgfigil 40.
dogd 26.
dggjdn 129.
dglts 42.
dglqbi 85, 143.
dglüvi 57.
domär 123.
ddmgygol 49.
[noi] dgn 112.
dgnt 33, 107.
d&rsgt 111.
dervikjgl 68, P.N.
desfantolä 23, 69.
desforigjär 71, 129.
dpsköbel 54, 66.
desköc 92 Anm.
desköug 92 Anm.
dfäkquS 55.
dgsipol 40.
destgr 32, 40, 62,103,
"l23, 130.
dgstrigjä 128.
dgstrUt 60.
dezhüdä 59, 121.
dezbüdär 74.
dezddr 73, 121, 137.
dgzdomentdgjär 80.
dezdöt 81.
dezmadgr 126.
dezmezgiä 130.
dezmqstex 32,71,123.
de,zmun 47.
dgzutel 141.
dgzvfdric 8,103,123.
dgzvedrigjar 103,
117.
d{ 43.
diavol 69.
digpmber 33.
dich 65.
dideo 115 Anm., 136.
dies 29 Anm.
<% 30, 124, 137 <
decem
% 30, 137 < de-
cet
digzm? 30, 123.
digugr 46.
digji 42.
dympdr 20.
noi dyn 136.
dinlqqgjä 109.
dindn 85, 119.
dir 123.
[?}] dis42, 136, 137.
disnär 71, 84, 110.
disnueu 81.
122, 130.
[ vo l7 diu 42, 136.
Die Nonsberger Mundart.
dmand 65.
dl divä 136.
divöt 56.
dizdöt 81.
[noiJ dizegen
[noi] dizen 136.
[dl] dizes 136.
dizgvö 63.
dö 52.
doä 53, 123.
döc 92.
dödgs 53, 68, 124.
döuS 92 Anm.
dofendgr 80, 119.
doicent 135.
domd 80.
doman 23, 62, 80.
domanär 86.
domgnjä 67.
domepgjä 66,86,109,
129.
don 54 < donu.
[mi] dgn 64.
dgna 109.
döne% 49, 68, P. N.
donfertä 106.
donsör 56, 112.
dor\qö18, 56,80,112,
143.
doi]h& 62, 133.
dogkjä 133.
dog&gna 43, 107.
döpel 54, 68.
dopgnder 80.
doplegä 38.
doplieg ja 123.
dip'/m] 63.
dörar 102.
dös 49.
dgta 56, 61, 121.
dquö 55.
dgutä 61.
dqurar 73, 76, 102.
douroi 45 Anm.
dragö 63.
drägön 129.
drap 102, 115.
155
dre,cä 61, 101.
driä 29 Anm., 31,
122.
drit 102, 130.
drgmir 102.
diibi 57, 64, 123.
dueiä 47, 148.
dugl 46.
dueurä 51, 52, 67.
dügö 59, 63.
dümon 23 Anm.
dür 59, 123.
t 34.
ddmdn 123.
endria 29.
ent 62.
entä 62.
enter 37, 62, 103.
en&gster 96 Anm. 2.
eö 35.
§r 117.
ep'ä 34.
qrbä 32, 116.
grc 36.
qrjogjd 40.
ergenä 117.
gr]gr 36.
ergigjä 40.
eri 34.
grpex 36, 68, 137.
grtä 117.
ertu 117.
gs 34.
gser 34.
gtdli 32 Anm.
gtex 32, 68,129,130.
etix 32.
eu 35.
evä 118.
fa 26.
facä 118, 146.
fäcgl 20.
fdgilo 135.
fadä 21, 118, 121.
fadeo 115 Anm.
M—Hl*iii«niliii ■ "l'H l ■
156
fades 125.
fädiqjä 42,120,129.
fae 35, F. N.
faitär 136.
falec 79.
falngl 72, 138.
fam 23, 111.
fampi 36, 111.
familiä 40.
fanesträ 84.
farjgglä 8, 73, 135.
faön 56.
färinä 43.
fänniei 74.
färltß 32, 76, 130.
farlet 32 Anm.
färniqi 72, 74.
farou 45 Anm., 115
Anm.
farovei 45 Anm.
[voi] farsau 71.
färsöl 56,79,85,101.
farueu 45 Anm.
fqs 20, 137.
fasina 43, 137.
fasmqtä 74.
fastidi 43.
fqt 22, 122, 130 <
factu
fqt 122 imperat.
fau 24, 63.
faut 25, 135.
fautetä 135.
fauda 25.
faulä 25.
fauri 25 Fam.N.
faus 25, 142.
fava 118.
favär 149.
f&zuql 45, 146.
/e35, 125.
fedä 35.
fedel 83, 124.
fegürä 59.
fei 65.
feiet 37, F.N.
fefes 68, 136.
III. Abhandlung: Bat.tisti.
felis 137, P.N.
fels 36.
femna 110. [nat
femna 110 -< *fe m i-
fen 34, 118.
[not] fen 136.
fen{ 43.
fenil 83.
fenir 85.
fentä 107.
feijijqr 138.
/f, 81-
farär 81.
ferköl 32.
ferlä 98.
ferm 40, 62, 113.
fermo 40, 113.
fes 125, 136.
fesnv 32, 66, 110.
festä 32, 142.
[voi] feu 136.
feumä 66.
feunä 110.
feunqtä 71, 80.
feurär 80 Anm., 102,
"l49.
feutgr 103.
[dl] ferä 136.
fiä 41.
fiastpr 23, 142, 148.
fiblä 42, 97.
ficül 20, 84, 85.
fich 65.
fidär 124.
fiel 45 Anm.
fiel 30, 50, 85, 148.
fiqlä 41, 50.
fiqr 33 Anm.
fier 33 Anm.
fiera 29 Anm.
fierä 37.
fjetqrär 118.
fjqterkös 26.
feudi 29 Anm.
fieul 45 Anm.
ffeurä 30, 51, 61,66,
80 Anm., 102.
fieut 30 Anm., 51.
figvqr 30, 80 Anm.,
' "l03.
fiezia 31.
figjd 85.
figjqrä 129.
fikjär 129.
fll 42, 118.
fildr 84.
filgä 92.
filtgr 92.
filzel 71.
fen A3,
find 61.
finqsträ 84.
fj, nferli 107.
fiöt 50, 85.
fiöl 44 Anm.
fit 42, 130.
fiuei 45 Anm.
fiuel 45 Anm.
fiX 42, 129.
fla 25, 94, 122.
fqt 124.
flantüfjembS, 68,106.
flagx 24, 94.
flqp 21, 115.
flaslcjä 23, 129.
flasx 94, 129, 142.
flegql 94, 115.
fei 76.
flqr 76, 94, 138.
fletä 35, 94.
fier 33 Anm.
fliqr 33 Anm., 76.
flojär 72.
oll flokjä 50.
flökjel 48.
flör 53 u. Anm., 98.
fqx 129.
flüä 58 Anm., 59, 98.
flüjä 98.
füs 130.
fnqkjel 48.
föc 44 Anm.
förä-vili 65, F.N.
fq 26, 132.
foglär 72, 86, 97.
fqgä 144.
M, 50 •
folym. 8.
foljer 30Anm.,F. N.
fom 23 Anm.
fon 108.
fön 54, 108, 118.
fondeyi 69, 129.
font 55.
55.
fqpä 51, 114.
fgr 110.
forbgs 48.
forgä 145.
forcglä 135.
forkjä 54, 129.
forma 54.
formal 86.
[val] formaiä 149
Anm., F. N.
forment 88, 99.
formentqc 146.
formentön 74.
formigjä 42, 113,
129.
forfn] 54, 110.
fornq? 137.
form HO, plur.
fornir 110.
fort 48.
fortaui 85.
fortünä 60.
fos 49.
fosä 49.
foskjenä 36, F.N.
fon 54, 129.
fotgr 122.
fotär 122.
fW 26, 63, 132.
foVtX 56.
fol] fqva 136.
fori 132, plur.
fozinä 86, 136.
frqbikjä 99.
fradeA 29 Anm.
frädql 76, 101.
Die Nonsberger Mundart.
fradiei 29 Anm.
fragjä 21, 101, 132.
frai 148.
fraiä 132.
frains 65.
fräkjdr 94, 129.
frantä 23.
frar 81.
fräsen 101, 130.
fräsne 130.
frqta 22, 130.
fraulä 25.
fraular 131.
fräzar 101.
fräzelä 76,101,136.
fredi 122.
[dl] frggjä 35, 129.
fron 36.
frgsx 129.
fret 35,43, 122,138.
frigä 94.
friggr 84.
frigit 40, 124.
frigol 40,69,84,101.
fritolä 42, 69, 130.
frgdä 124.
frqnä 49, 101.
frondä 61.
front 55.
froskjä 54, 142.
frozön 146.
früä 61,98,131 Anm.
früdr 98.
früt 60, 101, 130.
fiditaiä 85, 148.
fuech 44 Anm.
fuedrä 52.
fuegjä 56.
fuegjar 129.
fueghi 45 Anm.
fugiä 47, 148.
fuer 45 Anm.
füdr 44 Anm.
fuer 46, 62.
fugrä 62, 98.
fuera 45 Anm.
fueur 45 Anm.
157
fugx 46, 129.
[dl] füg ja 132.
fügjacä 146.
függr 138.
fül 59.
fum 59, 118 <f fu-
mu.
fum 59, 106, 110 <
fune.
fümä 60, 111.
fämqder 103.
füngrdl 74.
furjzgl 71, 73, 135.
fuora 45 Anm.
furbo 63.
fürest 32, 142.
fürqsta 61.
furestiqr 27.
fäs öd, 118, 142.
füsö 63.
fü&gjär 73, 143.
füziär 73.
ga[m 71 Anm.
galiu 76.
gärdiö 121.
gardilia 42.
gärmiql 99.
gär nie 99.
ggrä 32.
gfidanä 107.
glqc '21, 95, 146.
glqää 146.
gläiel 148.
gläiu^l 48.
glqnä 61, 95, 108.
glandä 95.
glqrä 20, 95.
glava 8, 95.
glavgl 95.
glgzig 61.
glieziä 31,78,95,147.
qlizuelä 46, F. N.
glqm 49, 95.
glotidör 86, 95.
gnio 115 Anm.
ggg 54, 131, 144.
—-—jy-
158
III. Abhandlung: Battlsti.
miifüii
goder 26.
goder 88.
qoernär 118, 131.
goir 128.
golä 131.
goladivä 131.
golanä 128.
gombet 113,122,128.
qomier 27, 31, 86,
’ 118, 131, 149.
ggmit 118, 122, 131.
görgr 128.
gorent 33, 128.
gorgöc 54, 144.
gorgjä 54, 131.
gori 65, F. N.
gormiäl 131.
gori 131.
gosmanyn 98, 131.
gostgzä 75.
gostiegär 128.
ggt 124.
ggutard 149.
gguta 28, 131.
grqdä 61, 121.
grädar 99.
grädelä 121.
grädic. 99.
gram 100.
gramblä 99, 104.
grämblär 104.
grämiäl 79, 80.
gran 23, 100.
grqn 23
“ !! ]< grande
gran 23 J ^
granf 99.
gränäruelä 70.
gräniu 105.
grärjgugl 100.
grqpä 61.
gras 99.
qrasä 21, 147.
grätär 99.
graulä 25.
grqunqr 99, 110.
gravä 21, 100.
grävdn 99.
gredä 99.
grggiy 42.
grgmqr 99.
grgnä 99.
grep 99.
grespfo 99.
grgstä 99.
grgvä 61.
grgvä 99, 114.
gried 31, 42, 99.
grigtji 31, F. N.
grigu 30, 63, 99,118.
gril 42.
grjntä 43. 66, 100,
112, 121.
grinä 42, 147.
grls 42, 100, 147.
gröl 28.
grombiql 148.
gromiql 80,100,148.
gront 23 Anm.
grop 54, 99, 114.
grgs 49, 99, 100.
grgstä 99.
grgtol 78.
grum 59, 100.
grusle,ja 99.
gruzä 100.
gügä 59, 144.
giicar 77, 128.
güdol 128.
güslinä 72.
gust 130.
gustigrä 128, F. N.
güzdä 72, 75, 123.
gja 26.
gjabdn 76, 131.
gjabel 21, 68, 128.
gjqbli 97 (plur.).
gjqbjä 114 <] ha-
beat.
gjgbolä 128.
gjhc 20, 130, 146,
gjäiqrt 130.
gjäjefä 76,131,148.
gjälinä 76.
gjqgä 131.
gjägqr 20.
gjai 22.
gjaidä 124.
gjd 20, 131.
gjalä 20, 131.
gjälbär 98.
gjälgdä 91, 121.
gjälinä 43, 91, 128,
130.
gjäldn 76.
gjambä 24,113,131.
gjanä 21, 76 Anm.,
130.
gjänasä 76, 131.
gjärbär 131.
gjqrg 145.
gjärdelyn 128.
gjärdon 128.
’gjärgjd 76.
gjäriugl 128, 145.
gjqs 20.
gjaspgr 23, 69, 130.
gjat 22, 128, 130.
gjätgr 115, 128.
gjäväii 128, 147.
gjävar 128.
gjävgl 128.
gjävester 40,114,128.
gjebä 34, 131.
gjengtd 76 Anm., F.N.
gjgrp 27, 131.
gjldrt 131.
gji'dä 42, 121.
gjidqnä 22.
gjlgfä 148.
gqc 103.
gälös 53.
gaqgianä 79.
<jai]givä 41, 79, 109,
137, 138.
jqzgr 21.
gäzil 136.
gäzün 59, 137.
(jel 30, 137.
<jglär 30, 137.
[dl] jjgm 137.
jernbel 137.
jj$när 149.
ggn'der 33, 68, 103,
137.
foneral 74.
ggm 137.
gent 137.
ggrlä 32, 66, 137.
fast 32, 137.
gigl 30.
(tiezü 30.
gll 42.
ginigver 38, 67, 103,
105, 137.
ijinqkjel 48, 81, 97,
137.
ginä 8, 42, 75, 137,
147.
gigfä 76 Anm.
girä 41, 137.
gioghroi 45 Anm.
giunoccli 81 (plur.).
gö 52.
(jodn 107.
gomblyn 76, 137.
göt126 Anm., 53, 118.
(mger 138.
jjogklä 52.
109.
(jostrar 103.
gou 63, 132.
(joun 26 Anm.
[vl] govä 53.
govät 132, 0. N.
(jnbjqnä 87.
(jiidigi 124.
gügjä 59.
(juebjä 48.
hfijqnä 48,87,143.
ijnegjä 52.
mx 46.
[*1] f]ügjä 87, 129.
(jürngl 80.
gumelqt 74.
{jungkjel 81.
§Un 59, 147.
Die Nonsberger Mundart.
idglmaister 81.
iggjel 68, 118.
ies 29 Anm., 34,142.
yrnbrig 78 Anm.
indnt 23.
inde$ 40.
indrig 78 Anm.
infgr 110.
infern 118.
insön 78 Anm.
instd 78, 107.
inßt, es 107.
invern 78 Anm.
[d]irjgäl 107.
isklä 42, 97, 142.
iskld 65, F.N.
istd 78.
iu 62.
iuluggja 62.
Ica 26, 132.
kqder 68, 103, 132.
kai 97, 132.
kaiä 22, 132.
kakji 43.
kql 20, 132.
käliu 42.
kalmigr 70.
kalör 87.
kalostgr 87.
kambiq, 87.
kqn 132.
kanikli 87.
kanqklä 87.
kanöl 51.
o
kant 23.
kaüösgr 87, 147.
kärantä 23, 103.
kärantdn 103.
kärdeggä 99.
kärelä 33, 77, 79,
133.
karezma 35, 43, 66,
103, 132.
kqrö 63.
karsön 99, 137, 147.
kart 132.
159
kartä 132.
kasentfn 70.
kqtgr 68, 122, 132.
katqrdes 48, 68.
kauzä 25.
ke 35.
kgi 36, 40.
kil 133.
kgliö 63.
keliu 133.
kgst 36, 133, 142.
kgsti 40.
kgstidn 77, 145.
keu 28.
kyndes 43, 133, 137.
kindol 43.
kyntä [pari] 133.
kitlä 43.
klamar 94, 111.
[ti] Jclames 142.
klapä 21, 94, 115.
[tö da] klapi 65,
F. N.
klai 120.
klar 120.
klaii 24, 63, 94.
klgzürä 59, 94.
Icligs 31, F. N.
klg&ä 50, 57, 61, 94,
146.
klöut 92 Anm.
klokjä 50.
klomper 26.
klgudärugla 70.
klqut 28, 70, 92 Anm.,
94.
klqx 50.
koä 52, 124.
koqr 86, 118.
ko'blä 54, 97.
kgc 146.
kogäl 144.
koda 53, 61, 121.
ködex 53, 121.
kodi 65, F.N.
leg dg ja 53.
kodön 56, 120, 147.
160
III. Abhandlung: Battisti.
kodrobi 54, 77, 103,
132,’144.
koerkjßl 66, 97,114.
koe.rt 114.
kopi 86.
koiomber 104.
koiön 148.
[ti] koisgs 65.
kgkjä 50, 129.
köl 53.
kql 50.
kqlä 50.
kqlä 68 Anm.
kold 25.
kölali 68 Anm.
kölem 53.
kqlgr 51, 99.
kolkjä 50.
kolm.gr 53.
kolobjä 54, 86, 91,
143.
kolombä 55.
kolgmbgl 71, 104.
kolp 92, 116.
kolpä 53.
komandär 74.
komqro 103.
kgmbgl 55, 68, 104.
kombjd 81,113,148.
kombrä 67, F. N.
kqmßt 49.
kompn 43, 86.
kgmondgjär 88.
kompgn 147.
Jcomün 59.
kompgrd 103.
komprä 55.
komprär 103.
kondiment 74.
Icondön 54, 86, 112,
122.
kondtis 59.
konfoiön 70, 131.
kqnsä 28, 142.
konsgi 147.
konsili 40.
kon?ö 28.
konsümä 60.
kontent 33.
kontentär 74.
kqntra 103.
konträri 20, 64, 149.
kqrjcä 57.
koi]£gr 145.
koi]cjäl 86, 146.
kor\gomblä 55, 97.
kqn 56.
konä 49.
kqngr 147.
koilösgr 54, 86, 137.
köp 54, 115.
kopä 54, 115.
kör 54, 98.
korädelä 70, 120.
korämqlä 70.
korguql 99, F. N.
kqrf 63, 116.
korläc 123.
kormgl 71, 86, 93,
98, 113.
kornis 42, 137.
kqrp 63, 98, 116.
kors 54.
kort 54.
kortgl 91, 123.
kgrtelqdä 74.
korvqlä 116.
kqs 50, 142.
kös 53.
kqsä 130.
kosp 54.
kqsta 49.
kqt 48, 130.
kqtä 56, 122.
kötgr 54, 122.
kgtön 122.
kotör[n] 54.
kqusä 142.
kqut 56.
kqutivgr 74.
koutürä 59.
kgvel 53.
ko[v]erkjel 32.
kgzdürä 72,121,142.
közgr 136.
kozina 136.
kraglt 99.
krai 22, 99.
krapä 99.
krauti 25.
[dl] icre 125.
[dl] kreg 125.
krgdä 121.
[ti] kredgs 65.
krqdit 40.
krqmg% 33, 99, 129.
krgnä 44, 61, 99.
krgp 34, 114.
krepär 34, 114.
kresgr 137.
krgsiment 74.
kretä 99, 122.
kreigr 99.
[voi] krqkqvö 63.
[mi] krgzi 64, 145.
krgzmä 35, 43, 66.
krgzm&r 71, 113.
kria 99.
kriatürä 81, 122.
kridär 81, 99, 121.
krient 33, 88, 99.
kristidn 145.
krivgl 33, 99.
krqg 50, 88, 99.
krqdä 51.
krgdar 51, 99, 121.
krgdlär 88.
krompä 55, 60, 99.
krompär 103.
kronä 55, 99, 105.
krqne/i 68, 99.
Icrqqg 26,49Anm., 99-
krös 53, 99,136,137,
145.
krgsnqbgl 26, 99-
kroznrä 136.
krozikjgl 97.
kruskjä 60, 142.
krü 58, 99, 125.
krüä 58 Anm., 59,
124.
Die Nonsberger Mundart.
161
kriigjär 87, 145.
krüdel 124.
krumpä 99.
kruskjä 99.
krüt 59, 60.
hudr 44 Anm.
kugr 46 <jcolligere
kugr ±6,98<^corde.
[dl] kugs 137.
kugt 52.
kueu 46.
kurzer 136.
kükjgr 131.
Ml 59.
künä 60, 87.
küngl 87.
künd 25, 87, 147.
kürä 59.
kürat 88.
küriös 88.
kurt 60, 98.
kjabjä 128.
kjabli 66.
kjqgä 21, 144.
kjqcä 145.
kjäcädör 76, 121,
145.
kjädgnä 36, 121.
kjqdgr 21, 128.
kjädfn 76, 128.
kjädriegjä 30, 103,
128, 132.
kjädü 124.
kjäströn 76.
kjävel 76.
tyäguelä 46.
k ,jän4l 46, 50, 128.
kjql 128.
kjälamdr 70.
kjälandrjä 24.
kjqlem 20, 128.
k M?s 20.
tyalgjäm, 93, 132.
k j & loiigjä 49,76,107,
130.
hjälgtä 56.
kjaltgr 24.
Sitznngsber. d. phil.-hist. Kl.
kjäliigem 59.
kjambrä 24.
kjämfcn 43.
kjämizäi2, 111,147.
kjämizugl 74.
kjamöc 54, 76, 131,
146.
kjamp 24, 116.
kjämpanä 147.
lcjanä 22, 107.
kjändgolä 25, 118.
kjänalä 61.
kjanaulä 25.
kjändgljir 27.
kjqneu 69.
kjäntinelä 72.
kjanvä 116.
kjapgdn 145.
kjapkjen 24, 69.
kjg.il 128, 147.
kjapä 21.
kjäpinqr 128.
kjäpüd 146.
kjqr 20.
kjqr 22,110 <jcarne
kjärdgijgä 79.
kjärgcä 37, 146.
kjärclä 98.
kjärgzqr 74.
Icjargjä 22, 66.
kjärgjqr 70, 129.
kjäriei 37, 146.
kjäriezä 26, 31, 79,
135,' 147.
kjärklier 72, 93.
kjarkolä 69, 72.
kjärmelä 70, 93,113.
kjar[n] 22.
kjarnuä 21, 72,110,
121.
kjärnglä 33, 71,123.
kjarqnä 49, 66,147.
hjärfyt 63.
kjärsdn 79.
kjartigem 68,91,106.
kjärüzmär 106.
kjasä 115, 147.
IGO. Bd. 3. Abi.
kjäsläi 72, 146.
kjäsladä 72,121.12o,
142.
kjäslet 72.
kjäsl[n 72, 123.
kjäslir 34, 72, 123.
kjaspä 128.
kjästgnä 26, 147.
kjästigjär 74, 132.
kj ästix 42.
kjästrär 103.
kjä?trön 54, 106.
kjastror) 106.
kjätiu 42, 63.
kjau 24, 63, 115.
kjauä 128, 135.
kjaugo-iä 115.
kjqugfl 115.
kjqucidrgl 7 5, »i,
135.
kjq/ucinara 101, loö,
149.
kjaudä 24.
kjaudgl 72, 115.
kjqukjqn 76, 129,
147.
kjqukjqrä 76.
kjaumelä 33, 91.
kjaumi 66.
kjaunä 25, 116 <
canaba
kjaunä2b,66<C can "
nabe
kjaunadä 21,71, 76,
110,' 128.
kjaunäl 116.
kjqunhr 116, 149.
kjqunglä 71, 117.
kjaurä 25.
kjqurär 76.
lcjaut 25.
kjqcä 21.
kjäväcgl 74.
kjävägqrä 74.
kjäväi 76, 118.
kjävggä 144.
kjävlkjgl 68, 93, 97.
li
162
kjävriöl 51.
Icjäväl 20.
kjävän 21.
kjazu 20.
kjäzalyn 70.
kjäzladä 21.
hjßgjü 26, 129.
kjqgjädrn 56.
kjtgjär 26, 77.
fcy'i 43, 133.
fy'leZ 50,76,128,148.
ÄyiZp 48.
kjistalfqn 76 Anm.
F. N.
Äyor 46.
kjöf 128.
hj'öüä 128.
kjöö 128.
kj'ör 128.
kjül 128.
kjüna 128.
kjünü 128.
kjürär 128.
lq£ 21, 89 ; 146.
laddqlä 72.
Zatfjn 76, 121.
lagrqmä 102.
Zaitd 22, F. N.
Iqmä 67.
lamar 149.
lamentqr 74.
s-u]-lamnä 67, F. N.
lamqcä 89.
Zamp 24.
Icimpä 24, 112.
lampi 64, 124.
Zand 89.
ZÖ?]dd 109, 145.
Za?;g/gr 89.
Zap)’ 53, 118.
larädä 90.
lärdqlä 72.
Zares 20, 68, 136.
ßjärgjd 70, 76, 129.
lart 22.
Zdr«S 35, F. N.
III. Abhandlung: Battisti.
Icirzen 70, F. N.
larzi 135, plur.
lqr% 22.
Zasd 89, 146.
lastä 89, 90.
lasträ 23.
Iqt 22, 130.
Z«<d 122.
latdqlä 72.
Iqures 137, F. N.
laitn 25, 102.
lauriqnt 27.
laustß 136.
lavqr 76.
Zawed 144.
lavql 89, 90, 118.
Zavßr 21, 103.
lq% 89, 129.
Iqbrös 102.
Zg<5 37, 78.
leAdm 120.
Iqdrär 103.
legignt 39.
Iqgriä 75.
lekjdr 129.
lempä 37, 89.
landen 89.
lerjgä 37, 109, 134.
Ich 36.
Iqnqdä 111.
leskjä 36, 89, 129.
Ipsnä 36, 66, 75,110.
Zgf 32, 130.
Iqt 32, part.
Zgid 32, 78, 130.
leuri 29 Anm.
levä 68.
lidm 131.
Ijam 89.
Ijqr 89.
liber 40.
Il6 42, 146.
W 30 -
Ijgfar 30.
ijegjä 37.
Ijcurä 66.
Ijquri 30, 89, 102.
Ijevär 118.
IjgVQr 30, 66, 68, 89,
"103.
Ijqvi 30, 89.
ligigr 144.
ligjä 37.
ligjär 37.
ligör 53.
lym, 43 < Urnen
lim 43 <^limu.
lima 111.
limblä 89.
Umanä 89.
limöd 146.
(j
limqsnä 51.
lindes 40, 68, 89.
linöt 85.
%cuql 45, 84, 91,
109, 145.
liprä 117.
lirä 43, 102.
lis 42, 78.
lisiä 118.
listä 42.
lit[e]rä 40.
litierä 27, 81.
liträ 123.
llvqr 89, 103, 118.
livierä 81.
Iqbjä 26, 143, 0. N.
Iqdä 26.
Iqdolä 26, 69.
lodrum 60, 103.
löf 115.
Iqkjä 26.
Iqnä 23 Anm.
loijx 49, 109.
lopa 89.
lorä 53.
lörs 35, F. N.
Zos/ 54, 129.
Iqtä 56.
lou 53, 63, 89, H 5 -
Igudglci 26 Anm.
iQväd 146.
lovaialiQ Anm.,F. N.
lü 58.
Die Nonsberger Mundart.
163
lüatä 90.
lüc 59, 146.
luech 44 Anm.
lueghi 45 Anm.
lueghia 45 Anm.
[dl] tyegjä 129 <
locat.
[iii] lue.gjd 47, 129
< ibi loco + ad.
lugi 47.
lufy 46, 129.
lügjag gjä 24,66,129,
130.'
tyjwgjü 24, 109,
129.
lüi 89.
lüjanjä 24 Anm., 67.
lurn 111.
lürrierür 71.
lumnagön 71.
lünä 60.
lüni 60.
lüs 59.
liisnqr 71, 110.
lüsngl 71.
luster 60, 142.
lustrar 103.
lüzer 89, 136.
lüzfrp 77.
lüzetolä 136.
lüzignt 27, 136.
librä 89.
]mä 89.
Ifn 89.
lis 89.
listä 89.
lüna 89.
lüstä 89.
lUzä 89.
mgc 21, lll.
maggl 135.
madaia 121, 148.
nader 103.
nadon 49.
madqnä 49.
madracä 103.
madrinä 42, 103.
madär 59, 76, 121.
magströ 38, 40.
mägdnarsd 78.
m&gjanä 147.
magjer 102, 111.
macjön 54, 131.
magrä 102.
maguglja 47.
mal 22, 63,111,129,
148.
maidn 149 Anm.,
P.N.
mainera 29 Anm., 31.
maiöh 149 Anm.,
F. N.
mdirö 22, 0. N.
mdister 38.
mäister 38.
malcjä 21.
maklä 96.
mal 20, 90.
mal 20.
malagkoliä 79.
malgjä 24.
malgjäritä 98.
malliqfy 65, F. N.
[vql da] mallii 65,
F. N.
vialvjä 24, 91.
man 23 u. Anm.
man 23 Anm.
L '
manäröt 149.
mandglä 71.
mi] mandi 64.
mdndorlä 24.
mandrön 111.
mandä 24.
manetjar 74.
mangsträ 79, 105.
mqnQx 68, 129.
manigrä 31.
maggjä 24, 66, 130.
maggjd 24.
maggjängl 109.
maggjgn 24.
magkjä 129.
magkjqr 109.
magx 129.
mänqr 147.
maör 111.
mar 20.
märaskjä 23, 75, 76,
142.
mcirävgä 36, 70, 79,
85, 148.
mqrc 22, 69, 98,124.
marg 145.
märcqdgr 21, 79.
mar dar s 79.
mar den 22, 98.
man 20, 63.
märenda 33.
märendär 74.
märcjelä 135.
marj, 43, 122.
märidär 74, 76.
maridög 74.
mariöla 46, F. N.
märkjd 25, 79.
märkjes 35.
marmaiä 148.
mqrmol 22, 98.
märmoligjjä 37.
märmoräl 149 Anm.,
F.N.
märmgtä 76.
märoli 54, 143.
märtgl 76, 86.
mqs 20.
masäriä 70.
ma§glä 39, 129.
maskjgl 97.
maslqr 72, 130.
maslinä 123.
[dl] masnä 66, 110,
136.
masnqdä 71, 110,
142.
masnfn 71.
mastggjär 74.
mastex 137.
mqt 22, 129.
matdlgt 48.
11*
164
matiä 31.
matieriä 31, 122.
matinä 43.
matrimgni 64.
matuel 45 Anm.
mautä 25, 91.
maigjar 129.
mazön 146.
mqzrä 66, 136.
mbrägjqr 79.
nibriqx 113.
mbric 42, 145.
mbriiär 42, 82, 145.
mg 31.
me 35.
mgg 33, 145.
mgdä 35, 83, 121.
mgdgl 83.
mgdgzinä 124, 135.
[vql] mgdi 65, F. N.
mei 36. 148.
mei 29 Anm.
melä 90.
memoria 83, 149.
men 36.
mendqr 78.
mendgr 103.
mengt 83, 111.
mene% 36, 68, 119.
ment 107.
manu 58, 122.
manüdolä 111.
mgrdä 32, 98.
merlcol 32, 98.
merlä 66, 98.
mgrt 68.
mes 3 5,142 <[mense
mes 35 < missu.
mgsklä 33, 142.
mesklär 97.
met 35.
nigt.ql 122.
metgr 122.
meZä 145.
c
mg&ani 83.
[dl] mgzdä 66.
mgzdqr 72, 137, 142.
III. Abhandlung: Battisti.
mgZgnä 36, 83.
mgzürä 59, 83.
mgzürar 74.
mj 43.
miä 32.
mlä 132.
miaäa 81.
miar 148.
mlö 42.
migö 31.
migdfx 30, 66, 68,
124, 129.
migdexmaistgr 30.
miedghi 29 Anm.
[al]miqdgjäl2i,l2'ä.
[mi] miedgjiQG, 124.
miei 29 Anm.
miei 66 < meas.
miei 31,63 <]meliu.
migl 30, 111.
miglä 50.
migol 40, 129.
migjä 42, 111, 129.
mllgx 42, 68.
mili 33, 64.
mili 91.
miljö 78.
minglä 78.
mingräl 74.
mingsträ 40.
mfygjqtd 110.
miör 81, 148.
niiorä 53.
mirä 41.
misigr 27, 30, 81.
[al] misklä 142.
mister 38, 76.
migtgri 64.
mistigr 31, 81.
mistri 76, F. N.
mistro 38, 76.
mltd 81, 121.
möf 44 Anm.
mg 48.
mgboi 51.
möc 54, 69, 124,
146.
mgdö 51.
moier 148.
moinä 86.
mgl 23, 91.
molend 36.
molinär 74.
molzini 65.
molzinota 71.
moment 86.
mön 108.
[al] mnrjö 109.
mondä 55.
mgndrä 23 Anm.
monedä 35, 86, 121.
möne% 52, 68, 129
moqggr 109.
morjgjä 130.
monrnqr 22 0. N.
mont 55, 107.
mgntqnä 21, 107.
monteijär 74.
mojjgjä 52, 66.
moqggr 55.
mcn]x 55, 109.
mör 125.
morä 53, 76 ma-
iore.
morä 53 <^moru.
moral 149 Anm., F.
’n.’
moraiä 148.
mgrbi 64, 68, 124.
mgrdgr 48.
mordü 58.
mgra 23 Anm.
morkjä 54, 75, 129-
morgidä 78.
morös 86, 142.
mgrs 48.
mgrt 48.
mortgri 149.
mos Ar 103.
moskjäbi, 129,142.
moslgn 71.
most 54, 142.
mostgr 54.
mgtä 57.
Die Nonsberger Mundart.
165
motdgjär 122.
möte x 122.
mqwt 91.
mqutgnä 55, 61, 91.
mquträ 91.
mqutürä 71.
mouzfn 71.
mqzä 51, 61.
moigiär 73.
mgigjdr 73,129,143.
niQ&ggtol 72.
mozigr 67.
mqzi 23 Anm.
möza 51.
mpäzmar 141.
mpqut.gr 79.
mpgnä 36.
mpertinqnt 75.
mplaster 142.
mplgnir 79.
mügt 132, P. N.
müdä 59, 121.
mueie 45 Anm.
muglä 90, 111.
mÜ9r 44 Anm.
mugr 46, 98.
mugsnä 66, 110.
mugu 46, 63.
mugvgr 46.
mwew 45 Anm.
mfikjgl 97.
mülclgr 96.
müldöt 48.
mül 59, lll.
mül 91.
mflr 59.
müs 59.
muskjql 60.
nfit 60, 121.
mutä 121.
m h 59, 129, 132.
müigjän 27, 143,
147.
müigjsrän 143.
mt« igrdft 143.
muziiä 61.
na 26.
natä 105.
[noi] nau 112.
narjkjä 24.
nqpä 115.
närdgg 105.
näris 137.
nqs 20, 104, 142.
nasgrjgä 33.
ngser 104.
naskqrggr 105.
natura 122.
nau 63, 155 Anm.,
118.
nauslinä 73, 116.
nauzelä 73, 116.
[mi] navi 62.
ndö 52.
ndovinä 85.
ndric 42, 145.
ndriggr 145.
npblä 36, 97.
nggci 33, 144.
ngdgl 77, 120.
ngf 35.
negjgr 35, 63, 104.
[u.qi] nen 112.
ngö 52.
np/32, 63,104,116.
ngspol 104, 111.
net 69, 104, 122.
ngta 69, 122.
ngu 35, 63, 118.
nfeige 37.
nfgrn 32.
nf{n 62.
nfinä 62.
nßadügem 70, 79,
106!
nj, 125.
niblgr 105.
niden 125.
M/ njggjä 132.
niqjäielä 149 Anm.,
P. N.
nigjäiuglä 70.
nigjielä 70, P. N.
nikldr 96.
ningr 105.
npijgüal 91.
nir 105.
[9I] ms 125.
m'wl05,125 <jiidu.
nw 125 <fvenitis +
vos
nivgl 91.
nla 26.
nmorbadä 79.
nög» 144.
nö/ 44 Anm.
nöö 44 Anm.
nodl 118.
noggnt 33.
nodär 104.
nodrüm 88, 105.
Nogiar 6 5, P. N.
nogjaiä 148.
nogjqrä 20, 179.
Nugiari 65, F. N.
noliärd 65, P. N.
noicä 118.
nqldö 23 Anm.
nqm. 49, 104.
nombrär 105.
ngn 49, 104.
nönn 49 Anm.
nqnantä 23.
nonen 36, F. N.
nös 53, 104, 137.
nqs 23 Anm., 49, 103,
104.
noslinä 72.
nqt 48, 104, 130.
nqtä 23 Anm.
ntftsrjn 26, 122.
nqunär 110.
nqviS 40.
novicä 118.
nozglä 136.
nrapolär 100.
n?gmä 33, 62.
nsgfiä 36.
nsübel 60, 78 Anm.,
' 97.
166
ntivar 78.
ntrec, 78 Anm.
ntrigjär 129.
ntrigx 99, 132.
ntrlyi 42, 129.
ntyar 79.
nü 58.
nugdd 46, 52, 121.
[mi] nugdi 28.
nugrd 46.
[dl] nugs 47, 137.
nugt 46, 105.
MMgM46, 64, 105,118
<[ novem
nueii 46,118 <ji ovu.
nutzer 47, 136.
nüggl 59, 105, 118.
nugjqi 149 Anm.,
F.N.
nümelä 75, 85.
nümer 57, 60, 105.
nui]giqtä 75, 145,
P. N.
nüt 59, 60, 125.
nvern 32.
rjgi 43, 143.
rjgorä 143.
i]cun 59, 62.
33 ;
^gjäfolqr 100.
rjgjärtiär 99, 100.
r\gjdtär 99, 100.
rigjggadä 100.
i]ggl 133, F. N.
fglomqdä 21, 79.
:gglotir 128.
rjglguster 26 Anm.
fjgQrgjar 79.
rjggrx 54.
rjggt 54, 62, 78 Anm.
i]ggtä 62.
ggrggqdd 79.
rjklgstgr 26.
i]kükjär 79.
gkjäslqr 79.
ngzä 35, 61.
filf 105.
III. Abhandlung: Battisti.
fi.gr i 78.
ngX 105.
nükjä 105.
gddlä 69.
odör 53.
ogjarä 73, 80, 81, 82,
86, 117, 149.
ogüdä 59, 73, 80, 82,
86, 117, 121, 145.
oidnt 23, 73, 80.
giö 51.
gkjd 26, 129.
gkjgl 48, 64 Anm. 1,
68, 97.
gkladd 86.
oklqn 97.
gkll 48, 64 Anm. 1,
96.
old 91.
oladgjä 66, 86, 117.
olädivä 41, 86.
glern 53.
[vjoler 86, 117.
gm 49.
gmbgl 55.
gmbli (plur.) 104.
ombol 55, 69.
gmbrä 55, 67 <( nu-
merat
ombra 55 <]umbra.
ombrqr 71, 104.
gmbrid 41, 86.
gmen 104.
omnäd 86.
gmni 49, 104.
omni 110.
omnon 71.
Zn 23 Anm.
gndgs 55, 60.
önB 35, F. N.
ont 55, 60.
ontüm 86.
oi]cä 55, 109, 146.
ggglä 55, 97.
Q’gglgh 86.
gi](jgr 55.
gporä 52.
gr 53, 98.
gr 26, 98.
grd 53.
grd 26 <( aura.
grd 26<^aure.
grbagjä 21.
grbäiugld 46, F. N.
grbgnä 36, F. N.
grbet 54.
orbleid 148.
orciuel 45 Anm.
grd 48.
orden 54.
ordefi 36.
grevgs 35, 118.
grgjen 48, 69.
grgjend 48, 69.
orgjenär 86.
grkö 48.
ornä 54, 110.
grfidn 54.
ors 98.
grt 48.
grtiqjä 129.
gr&git 145.
gs 53, 117, 137.
gs 49 <( ossu.
[v]gs 117 <[vostru.
osmanjm 98.
gst 49.
gstäriä 70.
gt 48, 130.
gtobgr 130.
gukjä 26 Anm.
gukjä 26 Anm.
gumi 66.
guncib 71, 86.
gunx 110.
guträ 55, 62.
pübgl 21, 68, 69,
' 97.
pablada 97.
fable 8, 97 (plur.
tant.).
pabgl 69.
Die Nonsberger Mundart.
167
pabli 69.
paginjgä 144.
padglä 121.
[padgr] 68.
padir 121.
padrfcn 103.
paes 38.
pdfe 134 Anm.
pqgjä 21.
paw 22, 132, 148.
päigl 148.
päiglä 148.
paitä 22, 121, 137.
päis 38.
paisä 22, 114.
päiu^l 44.
pakjä 21.
palch]% 24, 109,129.
palmä 24.
palmön 54.
palmonä 55, 86.
palniQnarä 74.
palpä 24.
palü 58, 76.
palüdo 61.
palüzdglä 121.
pamvgl 115.
pan 23.
pqn 107.
panarä 149.
panaric 40.
pangei 29 Anm.
pangel 71.
pängqnä 23 Anm.
paggjqnä 71.
parjcjel 71, 135.
pagigl 71.
panit 42, 146.
pantac 21, 146.
pantejanä 73.
paijdä 61.
pärjgjal 20.
parjgjqnä 21, 123,
129.
paggel 73.
paön 54, 118.
Pqpä 115.
pqr 20,114 <^paret.
pqr 20 < *pariu.
par 79 <C per.
parä 98.
päradä 149.
pärävis 123.
pardid 31.
pärdovar 79.
pqrd 20, 63, 103.
pärS 35, 122.
pärent 33.
pcirgntä 61.
päretä 91.
par fön 99.
pärisugla 146.
parke 35.
pärkürä 86.
pärkjäcqr 70.
pärlqr 76.
pärl[n 111, 121.
pärmes 79.
pärmgtgr 86.
pärpgst 86.
pärsgmol 79.
pärsöi 56, 99, 142,
148.
pqrt 22.
pärtqdgs 121.
pärtgvgs 35, 114,
137.’
pqs 137.
[di] pqs 137.
päsä 68 Anm.
pasär 142.
paskä 23, 142.
paskol 69.
pasnqgjä 71, 110,
123, 142.
pasrueu 45 Anm.
past 23, 142.
pa.purä 59.
pqt 129.
pailpn 111.
paf.tiö 59.
patugl 45, 137.
pquvgl 116.
paürä 59.
pauiä 25, 91.
pqutivä 41, 91.
pqusä 28.
pautä 121.
paväryn 74.
pavgl 39, 114.
pävigr 37.
paviment 118.
päzmar 141.
pdx ^ 1 •
pe 32, 125.
pec 37, 146.
pedgr 68, 103.
pedri 65, F. N.
pgdüd 59.
pggdr 88.
pegjgr 35, 38.
pegol 35.
pegolä 35, 69.
peit 130 Anm.
pgkjd 129.
pel 33, 91.
pgl 35.
pelmom 86.
pelter 33.
penä 36, 107.
pgnglqdä 74.
pgnnär 71.
penng 67.
pensar 81.
pensigr 31, 81.
pent 107.
peü 37.
pgpter 92.
per 98.
pgr 123 < perdit.
per der 32.
pgrdonär 80.
pgrgjä 32, 66, 123,
‘'129.
pgrmgnqrä 74, 86.
pernis 42, 137.
pgrg 48.
persgx 142.
pes 35 pensu.
pe's 35,114, 137, 146
<fpisce.
168
pesät 146.
pgskjädör 98.
pg$t 114.
pgstgl 39.
pqt 32, 130.
pet 35, 122.
peten 32, 68, 129.
petna 67.
pgtnqr 72, 80, 111.
[h] petm 32, 129.
petne 32 Anm.
pgtni 32.
pgtnüc 111.
petolä 69.
peucc 45 Anm.
peuradä 73.
peuter 30 Anm., 51,
91, 103.
pgvgr 35, 73.
pgviäl 94.
piä 41.
pian 81.
piat 94.
picenyn 135.
picnfn 135.
pigufi 41.
n¥ 31 -
pied.gr 30.
piedgjä 30, 66, 121,
124, 129.
piedjä 6 7.
piedn 30, F. N.
piegg 29, Anm.
pieggi 37.
piegi 31.
piegjä 121, 124.
piegjgr 38, 102.
Piß 31, 32, 124.
pifaniä 41.
pigolä 42, 129.
pigjän 81, 84, 123.
pikjaiä 129, 148.
pikjänuglä 70.
pilä 42.
pin 43.
pyndolär 84.
pinB 35, F. N.
III. Abhandlung: Battisti.
piniei 149 Anm., F. N.
pinä 42.
pifidn 85.
pinsigr 81.
pyntgr 114.
piqkjgl 97, 123.
pipa 43.
plrgl 63.
pirlä 42.
pirlq 42, 63.
pirolä 91.
pirdn 85.
pisadöi 56, 148.
pistdn 85.
pitd% 56.
pivigl 94.
pizanä 141.
pizol 40.
pizolär 40.
pjqkjel 48, 81.
plac 146, F.N.
plag 94, 144.
plqgä 144.
placd 65, F.N.
plagi 65, F.N.
platji 146, F.N.
plagjä 94, 132.
plaiä 132.
plan 23, 94.
plant 23.
plantä 23, 94.
plantanä 94.
pldntolä 69, 94.
plagggr 23, 109,138.
[dl] plqs 137.
platsen 36, F.N.
plavgna 36, F.N.
plqzgr 136.
pläzient 39.
plggjqr 80.
plgn 94.
plgu 46, 94 <[ plo-
vet.
plgii 50, 118 <]plo-
vu.
pleviäl 94.
pliSä 42, 82.
pliggjä 37.
pligu 30.
pl'öf 44 Anm.
plodn 80, 94, 118.
ploqst 118.
plöm 112.
p£oma28,55,94,112.
plqrnba 112.
plomp 55, 63.
plqnä 28, 94, 105.
plqtä 26, 94.
plovient 39.
plucchi (plur.) 82.
pl[u]eu 46 plo-
vet.
pl[u]eu 46, 118 <[
*plovu.
pluevqr 94, 118,144.
pluevia 45 Anm.
plugvjä 48, 144.
plüma 60, 94.
plümäc 146.
po 48.
poai 149 Anm., F.N.
pög 54.
pögd 65.
poqqna 36, F.N.
pqden 124, 125.
podinä 120.
pöusär 92 Anm.
poggiuel 45 Anm.
poiadgx 68, F.N.
poiadgi 68, F.N.
poinä 43, 86, 115.
pokjet 88, 129.
poldm 91.
polmtä 33, 86.
polenton 74.
pqlgs 68, 91, 137.
polpä 53, 92.
pqlsgr 28.
polvgr 53, 92.
pom 55.
poniar 20.
pqn 23 Anm.
ponsqr 28.
pqnt 107.
Die Nonsberger Mundart.
169
pqnt 49, 107, 114.
pontaiä 149 Anm.
pgntäiacä 70, 148.
poyjjajölä 46, 148.
popgjsiglä 70, 123,
F.'K
poggjlelä 148.
pgpol 51, 69.
portql 135.
poret 88.
porgatqri 88.
porou 45 Anm., 115
Anm.
portat 21.
portau 24.
PW'tvgjat 74.
protgrucu 26.
ti] portes 65.
pqrtex 48.
P2 r X 48, 98, 129.
pgrkjä 48.
porkjet 129.
pös 114.
pösar 92 Anm.
posmanina 54, 114.
pgur 114.
pqiis 28, 29.
PQusär 91, 142.
pousar 93.
Pozzachiaulaia 149
Anm., F. N.
pra 25, 100, 122.
prädaiä 79.
prädpiä 36, F. N.
prädiii 42, 76, 123.
pradö$ 53, F. N.
prägön 123, F. N.
prastgl 72, 76, 136.
Pratvilli 65, F. N.
präzdgl 121.
prggi "144.
predaiä 149 Anm.,
F. N.
predgl 72.
pred$n? x 68.
prgfagi 144.
prggenä 36, O.N.
prggjär 100.
prgmgr 100.
Prendolai 149 Anm.,
F.N.
prgrjgipi 135.
prgqst 49.
presä 142.
prgst 36, 100, 142.
prestyn 99.
prgtlar 71.
prg[v]qst 49, 142.
prgzä 35.
prgzentqr 141.
prgzepgä 33.
prgzgpi 64.
prezöi 141, 148.
prigdä 30, 99, 100,
103, 121.
prieghi 29 Anm.
[dl] priegjä 30, 129.
prigudi 66,100,116,
121.’
prigut 30, 51, 63.
prigol 69, 82.
prym 43, 100.
primavgrä 39.
pryggjvs 114.
proanä 86, 100,114,
138.
proär 118.
progndä 80.
prqhgjä 98.
prqle,% 51.
prqpi 51, 100, 149.
propit 51.
propör 86.
prqvä 51.
pro[v]anci 100.
prozmarsd 129.
prüdgrjgä 33
prueve 45 Anm.
pü 58, 94.
püä 114.
puec 45 Anm.
puecetin 45 Anm.
puech 44 Anm., 45
Anm.
puedi 45 Anm.
puel 44 Anm., 45
Anm.
pugl 46, 52.
pueora 45 Anm.
pugr 26, 46, 114.
puesiä 52.
puggla 47, 114.
puessi 45 Anm.
puestu 45 Anm.
pueuri 45 Anm.
pugx 26, 46, 129.
pülä 59.
pülgs 59, 68, 136,
137.
pulzi 66, 93, 135.
pün 59.
pünä 18, 85.
purgjä 60, 114.
pürgjäton 56, 149.
pusli 114.
püsol 114
put 60.
pütanä 88, 122.
pütiei 31.
püzli 66.
rabjä 98, 143.
rabielä 149 Anm.,
f.’n.
räbjös 53.
rac 145.
ragä 21.
rgdä 75.
radg% 21, 78.
rädiu 75.
raia 22.
raidä 22.
raißä 22.
raliegret 29 Anm.
ram 23, 78, 98.
rämandgl 100.
raings 22.
rämör 86.
ranä 98.
rantggjä 23.
rantegjär 23.
rage 24, 69,109,124.
raggön 64, 86.
rang? 22.
ras 20, 142.
raspä 142.
raut 25.
rautar 25.
ravä 21, 114.
ravicä 114, 146.
razä 147.
rgkgja 21.
räzgjär 21, 143.
räzyu 40, 136.
raznari 72.
re 35, 122.
rgcpi 83.
recingl 9 7.
rggnär 71, 83.
rfdä 35.
rgdglä 75.
redgzgl 72.
recfo 125.
ref 35.
rgfüdar 121.
reglär 72.
regolä 69.
rgkjä 133.
re&Za 36, 85, 97.
reklgld 97 plur.
[dl] rekliggä 37.
reZä 75.
rgmerjx 71.
remiedi 29 Anm., 31.
rempr 88.
rentar 78,
repgtar 122.
resklgr 72, 123.
rgslar 72, 123, 142.
rgspön 54, 108.
rggpgstä 49.
restf 142.
rgstar 80.
77.
retngl 72.
remnarsd 83.
Revado 25 Anm.,
0. N.
revedgs 99.
revedess 99.
rewes 85.
rgk'dgr 8, 72, 73, 83,
121,136,142, 143.
rgkdgl 72, 83, 121,
136, 142, 143.
rezndr 72.
rezön 77, 145.
[de] riä 29 Anm., 31.
rlü, 78, 146.
ridi 125.
riggjel 34.
rigs 30.
rigjä 42, 132.
rimä 43.
ms 42, 76 <[radice.
ris 42, 142 <( risu.
rltabel 121, 124.
rltar 122.
riu 42.
rivä 41.
nzg% 68.
rikgjgr 68.
rizghiante 143.
roal 118.
rgbä 26.
robgr 88.
robi 54, 64.
rodanä 121.
rgS 97.
rodec 37.
Rde 46, F.FT.
roiä 120.
rgkjä 56, 97, 129.
rokjelä 91.
rglä 57.
rqm 26, 49 Anm.
romagnuda 80.
romaner 80.
Romedi 29 Anm.,
P. IST.
romdtjär 88.
romiedi 31, 80, 145.
romit 42, 78, 122.
rompgr 55.
rondolä 55, 69, 78.
ronflär 98.
rogcggjä 55.
roggjä 55, 60, 66.
roggjär 71, 88, 112,
' 129, 132.
rogkolä 69.
rogkjär 78, 129.
rog% 55, 109, 129.
rgüä 56.
roüön 86.
rör 53, 102, F. N.
rare 35, F. N.
rori (plur.) 102.
rös 54, 91, 142.
rosat 142.
rosiüugl 91.
rostä 49, 57, 142.
rosv 54, 142.
rot 115.
rötgr 115.
rövgr 53.
rgubci 26 Anm., 28.
rgutolgr 91.
rguft 26 Anm.
rovgrs 80.
m 26, 91, 129.
rozgdä 147.
rokgjär 73.
rokgjar 72, 73, 129,
143.
roziar 67.
rti 58.
rüä 59.
ruäi 149 Anm., F.N.
myär 76, 97.
rugdä 46, 121.
rugslä 47, 66, 67,
" 142.
Rueu 46, F. N.
rugvä 46, F. N.
rugzä 47, 141.
rügem 59, 68, 78.
rügjä 59, 78, 129,
132.
rügjdnt 23, 101.
rügjgr 23, 101.
[i] rin 118, F. 17.
Die Nonsberger Mundart.
171
riifiär 100, 147.
rugu 25 Anm., 0. N.
rustQ% 60, 129, 142.
rüt 60.
21,69,122,139.
sablön 54, 97, 134.
saboir 87.
gabü 114.
sagru 102.
sagrgstiä 77.
sagür 79, 129, 139.
sai 22.
säitä 38, 123, 138.
sakrämgntö 102.
sakrgstiä 102.
sal 129 axale.
sül 20 sale.
sdldm 23.
salamuelci 56.
salqri 64.
salatä 122.
■lalbjä 91, 144.
sale£ 37, 146.
salgs 68, 136.
salgjdr 71, 76, 93,
148.
sal{n 139.
salivä 118.
salmugiä 56, 148.
safo&?,°143, F. N.
sqlgm 23 Anm.
salüdä 59.
salüdär 74.
salust.gr 87.
salvqdgx 21, 68, 79,
91, 121.
salvqdja 66.
salvalgä 66.
salvangl 79, 91.
salvär 139.
salvjä 24, 144.
salzä 71, 80.
salzi 24, 93 pl ur.
sambüx 59.
sampöfi 56, 147.
23, 109.
san 23, 107, 134.
sän 23 < sanctu.
sanegter 40, 103.
ganitd 75.
sansdm 55.
santarugl 70.
sarjglöt 54, 79, 97.
saggol 24.
sapgonqr 109.
sadn 76, 114, 139.
saör 53, 114.
[mi] sapiä 143.
sapontqr 87.
sären 36, 79, 139.
särir 76.
särkldr 76.
sarkjgl 97.
sarmön 79.
saroil 45 Anm.
sarueu 45 Anm.
särvi 43.
särvizi 64, 79.
sqs 20, 120.
sasa 21.
sasinär 75.
sassa 21.
saut 25, 121.
sautar 20, 91.
saug 25.
saü% 59, 118, 129.
savgnä 36, F. N.
saver 111, 139.
sa[v]on 76.
sqx 21, 129.
schialari 25.
scälär 25.
sSanlari 72, F. N.
scärirsd 95.
sSezdn 141.
sciaröl 76 Anm.
sdgp 50, 95.
scopür 95.
se 34 -< siti.
se 34 < se.
se 13 9 <[ s i.
/mi] se.a 143.
[mi] sebia 143.
sgg 37.
sedä 35, 121, 139.
sadel 33, 121.
sgdgs 35, 124, 139.
sddivgl 119, 133.
sedolä 35, 69.
sgf 35.
sdgostä 82.
segür 59.
sggjgr 30, 80, 82.
sego n [t] 129, 139.
sggrd 25, 77, 139.
sggrai 149 Anm.,F.N.
segrgstiä 77.
segrgt 102.
sgkjqr 82.
sglclä 36, 96.
sgklär 96.
sgkgl 69.
s$kret 102.
sglä 33.
sgladgr 80, 82.
selan 77.
sgläriifl 76.
sglvä 36, 12.
sgm 27, 78, 106,129.
serngt 36, F. N.
Sdmmqnä 71, 113.
semolä 36.
ggmper 33, 64, 68,
" 112.
sgmpi 112.
[noi] sgn 112.
sgridä 37, 66, 112,
121,122,139, F.N.
senex 36.
sensä 40, 61.
ggntdr 123.
ti] sentgs 65.
[mi] sgnti 64.
senil 43.
ggpgä 145.
gepgö 135.
sgii 36, 147.
seg 35.
sgrä 32.
serä 38, 97.
172
serädürä 70, 97.
sgrär 80.
sqtcö 135.
serou 45 Anm.
serp 32, 63.
ses 33.
sesanta 129.
sest 32.
sgt 33, 115.
setantä 115.
sgtgmber 33, 115.
setil 42.
setmqnä 71.
?gu 35, 63, 118 <
sebu.
seu 35 < sitis +
vos.
seumä 66.
seumqr 27 <[exami-
nare.
sgumqr 27, 71 <[ Se
minare,
sgunar 110.
seurqr 69, 73.
s$% 35, 129.
sfen 108.
sfgnder 37.
sfqrs 32.
sfgtä 122.
sfodgjär 73, 124,
130.’
?f99jW r 73, 130.
sforginä 80.
sfrls 140, 147.
sfrizär 147.
sfrorjiä 145.
b l ) sfuggjä 129,
148.
[mi-ml sfueqji 47.
sfuegol 47, 140, 141.
sfueqjär 141.
sfuei 47, 63.
sfueiä 56.
sgnivada 105.
sqonfel 98.
slä 38.
sidrär 139.
III. Abhandlung: Battisti.
sigbgl 34.
sieg ja 30, 129.
sieg] Ar 30.
sigi 31, 129, 134.
sigl 138.
si\r 30.
sigrä 38.
siesgn 34.
sieslä 37, 67.
sigolä 42, 114.
sil 42, 61, 75, 129.
silä 61.
sildm 23.
silon 55, 85.
simiä 147.
syntigr 27, 81, 112.
sigr 81.
fi'tql 20, 76, 138.
sitdr 76.
siton 76.
sitl% 76.
skqdrä 103.
skarpjon 81, 139.
skqs 20.
skäsqr 20.
skasorä 86.
skazi 20, 64, 132,
141.
sklärir 140.
sklqp 94.
sclap 95.
sklatä 140.
sklefär 77.
sklgfon 55, 77, 94.
sklgnä 140.
sklergä 129.
seiet 95.
sklet 34, 94, 140.
sklön 53.
sklopar 140.
skgä 52, 114.
skoqr 139.
skodgjä 66,121,130,
141.
skodgjär 141.
skodir 121.
skogjä 121.
[dl] skomerjgä 37,
109.
skqpqlä 51, 52.
sleorga 48, 140, 145.
skqrgja 52.
skorldr 99.
skorniklär 97, 110.
skosc/i 139.
siegt 48.
[dl] skqtu 130.
slcotient 27.
skotum 60.
skqumar 55.
skqutä 55, 88.
skovgrtär 74.
skrin 147.
skr io 63.
skrit 115.
skriu 42, 63, 118.
skrivä 41.
skrivdn 118.
skroa 52.
scrodolar 72.
skrotldr 72, 90, 121.
sküdelä 87.
skuglä 46, 146.
’skür 59, 85,115,129.
skürlqdgr 21,72,121-
skürlfn 111, 121.
skurtqr 88.
sküs 59.
skütlqdgr 68, 72.
sküzä 59, 88.
skjaiä 139.
skjqlä 20, 139.
skjäld 25.
s kjämbjär 112, 113,
141.
skjambi 24,112,139,
141.'
skjampi 24.
skjandolä 69, 139.
skjqü 147.
skjärgög 50, 146.
skjärlqr 69.
skjqrpä 87.
skjarpgl 91.
skjärpglfn 74.
skjärpolyn 74.
skjqrpgn 22.
skjärpjon 87 Anm.
skjqrs 22.
skjärtöö 50, 141.
skjauö 25.
skjaüc 59.
skjqucar 59.
skjq/qdgr 139.
skjeiäigl 76.
skjüdela 87, 128.
slqdgr 80, 82, 140.
slambröt 48.
slambrotqr 140.
slandrön 140.
slagc 140.
[dl] slagSä 24, 146.
slapdr 139, 140.
slärgjdr 140.
slavantar 74.
slavgr 140.
?l$f 34,139,140,141.
sieggär 106.
slepä 115.
skrijä 36, 140, 141.
sliggä 140.
slipä 43.
slipgr 43.
slls 141.
slisär 141.
slitä 42, 140.
slögvr 140.
slijmä 49.
slomär 105, 111,140.
slgpa 26, 140.
mqdgyi 75.
smäkjär 21, 140.
smamir 118, 140.
smqnä 71, 82, 113,
123, 140.
smärggl 70, 140.
snatqr 140.
snaug 25, 139.
smokjdr 130.
snQrggr 14 5.
smgrs 141.
Die Nonsberg-er Mundart.
smqrsolä 69.
smgut 56.
smugt 60.
snaider 22.
snäzär 140.
snerg 32.
sngrgär 140.
snicdr 105.
sniklär 105, 123.
snivär 140.
sngl 26, 139.
sngmä 49.
snomar 105.
snäfar 105.
s näflerar 105.
snqpä 61, 105, 139.
sfiaug 105, 139.
sFigfä 105.
sngx 105.
[sjriif 105.
soä 52.
soflär 98.
sogjä 53, 129.
sökjär 129.
söZ 53.
Solai 149 Anm., F.N.
sqldö 50.
solgnä 36, E. N.
solfgr 92.
sgli 51.
[dl] soliecjä 37.
solient 28.
solkjar 129.
sol% 53, 129.
somdn 123.
somäs 20, 139.
somentä 61.
somiar 40.
somit 40.
[mij son 55, 64,112.
sgn 49, 109 •< som-
nu.
sgn 49 <[ sonu.
?gnä 49.
sondä 8, 56, 139.
sgnt 23 Anm.
SQllt-9 112.
173
soggä 55, 75, 129.
sgn 49.
sofigr 147.
sör 62, 102.
sorä 62, 102.
sorär 88.
sörgs 53, 68, 136.
sors 54.
sort 54.
sgrt 48.
sgrtä 61.
sortivä 41.
so?'/ 54.
sgstä 56.
söt 54, 62, 115, 139.
sytä 62.
sotil 115.
sotrar 115.
sgukjär 129.
sgu% 55, 91, 139.
söver 53.
spqdci 121.
span 23.
spqnä 107.
spandä 107.
spqngr 108.
spanir 108.
spqres 20, 76.
spärfen 31, 39.
sp&rfgndgr 79, 119.
spargol 22.
spärkjägqr 145.
spärngr 147.
sparnös 53.
sparzgu 35, 63, 79,
99', 115, 141.
spavent 33.
spavi 21, 64, 69,
124.
spqx 129, 140.
spazmä 66.
spgdgl 85.
spegel 34.
spgndgr 33.
spegger 37, 109,138.
spgrfgndgr 80.
spgrgol 32.
174
speri 38.
spqr'lä 32, 66, 140.
spqrt 69.
spes 35.
[dl] spqtä 32, 130.
spex 139.
spezä 35.
spiä 132.
spicex 129.
spi^gjel 34, 97, 140.
spigri 38.
spigjä 42, 129, 140.
spyn 43, 140.
spinäc 146.
spirit 42.
spirt 42, 69.
spl% 42, 129.
splendiqnt 27, 39.
spleuzinqr 73, 113,
136.
spode% 51.
spqnä 49, 108, 140.
spont 107.
[el] sporjc 109.
?poi]gqr 55, 60, 138.
spqpgjä 109.
spqrer 26.
spqrqr 26.
spqrtä 48.
spqrtolä 69.
spös 53.
spozä 53, 141.
sprqlex 68, 129, 141.
sprolgjar 68.
spüdär 88.
spüde% 59, 121.
spüdgjqr 59.
spiielä 46.
spuqr 91.
spuqrä 91, 140.
spümä 60.
stqbgl 21,68,97,140.
stablqi 72, P. N.
stabil 66, 97.
stadelä 78.
stadiqrä 27, 121.
st-ai 64.
III. Abhandlung: Battisti.
staif 22.
stalä 140.
stalöt 48.
stamp 24.
stampaljqr 27.
[noi] stan 112.
stapgjä 109, 140.
stqii 140, 147.
stanada 21.
stärlezd 99.
stärlüg ja 59.
stärlügjqr 74.
stärlux 59, 129.
stärnü 58.
stärnüdär 74, 121.
starnüm 59, 79.
stärvici 99.
stas 20.
stqfen 34, 69, 119.
stekjä 35.
stqlä 39.
stelä 35.
[noi] stqn 112.
steriqx 68.
sterjgjär 68.
stqr'lä 32, 66.
stqrlüg 80.
stgs 115.
stiül 118.
stlg 144.
sticär 141, 144.
sticön 141, 144.
stieurä 30 Anm.
• nt n
stimä 43.
stiön 85.
stivql 85, 118.
stobla 97.
stffogjä 56.
stqfox 56.
stol 53.
stqlä 51.
stombel 55, 68, 140.
stombi 55.
stömqx 49, 68, 69, 88,
’ "llO, 129.
[mi] ston 64 Anm. 3,
i 12.'
stqnt 26, 49 Anm.
storjijös 68, 112.
stopä 54, 115.
stör 110.
stqrggr 68, 97.
?tqrt 48.
stradä 101, 121.
strädqpgi 68.
strädügjä 101.
stram 101, 106,111.
strambi 24.
strqni 147.
stränüdar 74, 99.
strapgqsä 54, 145.
sträsinär 74.
[ä] sträsnön 71.
sträveut 101.
strqx 101.
strgmig 42, 144.
strei]cjqr 101, 138.
§trgnt 37, 101, 107.
striä 131.
striqgjä 38, 132.
striegj ä88<C.striga.
stueiä 148.
• /i on
striqglä 97.
sirll 42.
strygglar 109.
strizä 42, 101.
strqlex 51.
stroment 88.
strorjc 55, 101, 145.
strqp 101, 115.
strqpiar 99.
[sjtrös 141.
strqu 101, 141.
stroigjqr 73, 7 7,101,
129.’
strozghiant 143.
striikjgr 101.
stüä 38, 58 Anm., 59,
118.
stueiä 47.
sü 58, 139.
sülnt 57.
subitiqntä 28, 62.
sublä 60, 97.
suei 45 Anm.
sugi 48, 66.
sugl 46.
suglä 46.
suerä 46.
$ügjä 59 <[exsucat.
§ügjä 59, 124, 129 <
sudat.
§ägjär 123, 139.
sügel 39.
sügör 123.
sügjär 88.
siigö 63.
suntä 75.
süt 62, 130, 139.
sfix 59, 63, 119.
QÜzgmbgr 39.
süzinä 88.
svegla 97.
sveuta 92 Anm.
talel 68, 97, 119.
tabgl 97.
tablott 97.
tacä 61.
tat 22, 148.
[dl] taiä 148.
tgl ii9.
talgkalignt 28.
talint 33.
tarnes 40.
tamis 40, 147.
tanä 118.
tanaiä, 82.
tandröt 104.
tdnid 147.
tant 23.
taoläc H8.
täramöt 74, 79.
tärgugl 46, 79, 99,
145.
tärdui 118.
tärfuei 101, 148.
tärlainä 79, 99.
tärlic 42, 79, 101,
146.
tärlis 137.
Die Nonsberger Mundart.
tärlügjär 79, 99.
tärlu% 79, 99.
tärmuaijä 101.
tarpci 22.
tärtaifgl 22.
tärtöi 101.
[dl] tg? 137<]tacet.
tffls20,130< *taxu.
täsgl 33, 39.
taulä 25.
tauläS 118.
tavelä 118.
tazgr 136.
tciq, 38.
te 35.
tgbi 64, 69, 124.
tgödr 7 7.
tegjco 35, 97, 129.
tecjä 97, 146.
tgi 36, 63, 119.
tgkjär 77, 129.
tglä 35.
tglerainä 80.
tgm 36.
temä 36.
tgmbel 37, 68, 104.
temignt 39.
tgmol 36.
temp 33.
tgmprä 33.
tan 33.
tdnaiä 97.
tgndä 33.
tgndä 68 Anm.
tgndgr 33 <[ tan
der e.
tcndgr 33, 68, 103,
104 ■< teneru.
terfkju 37.
taMä 147.
[dl] tenä 147.
teüi 33.
tgrä 32.
tgrg 32, 145.
tgrgul 80.
tgremöt 80.
tgrmen 32, 106, 113.
175
täs 35,142 <^tensu.
[dl] tgs 32 < texit.
tgsgr 32, 130.
test 32, 142.
tgstä 32, 142.
testimqni 147.
testigrä 27, 81.
tu "35.
tgtä 35.
tetär 80.
tgtugl 46.
ti 64.
tiä 32, 38, 124.
tidm 131.
tiär 81, 148.
tiggd 31, F.N.
tjmbgl 40.
timön 54.
tyn 43, 119.
tistigrä 81.
tlai 82.
tlgr 82.
tlqggjä 49, 62, 123.
tman 123.
tmandär 123.
tmgr 123.
tnaiä 82.
tnandä 123.
toä 53.
tqc, 47.
toßä 61.
tofaniä 118.
tqfol 98.
tokjär 129.
tqlä 57.
tqm 26.
tompgstä 32.
tqn 49, 106.
tqnä 49.
tqni 64.
toniggä 37.
tqggjä 56.
tppä 54.
tör 54.
tqr 26.
torbel 54, 97.
torbi 124.
BtäKÜMIffüBSSäiK
5*31
176
torblär 97.
tqrS 48, 119.
tordö 54.
torkjgl 48, 97.
torment 86.
tornä 54, 110.
tors 54.
tgrt 54.
tqrt 48.
toj 57.
tqse% 4 9> 68, 129.
tqt 48, 57.
tqtdni 122.
tou 53, 118, 119 <
*tobu.
tou 53 < tubu.
töur 26 Anm.
tqut 51, 52.
tövgl 53.
to[v]in 43.
tozä 53.
tozgjar 73, 129, 143.
tot '52.
trabikuql 76.
trätär 145.
trädiment 74.
trädir 124.
trafy.fr 47, 101.
trat 64.
traibgr 22.
traigr 22.
Traini 65.
trgmä 101.
trämpiä 31, 101.
tramiiggu 47,79,101,
145.'
trgpen 68.
trgr 82.
tratä 22, 101.
trätöi 101, 130.
trau 24, 63,101,118.
travers 76, 77.
tre 35.
tredgs 35, 101, 124.
trat 142.
trqmar 74, 101.
trqmbgl 33.
III. Abhandlung: Battisti.
tremblqr 104.
trqmit 122.
trän 36, 120.
trentä 39.
trgvqrs 7 7.
tripr 120.
tripä 42.
tripqldr 84.
trlsfr 81.
tristä 61.
troqlä 101.
trqgjera 26.
[mij tron 64 Anm. 3.
tron 82, 120.
trqn 49.
trgs 99.
trqt 48.
trotlär 72.
trQvelä 101.
trufr 47, 101, 146.
truqlä 81.
tsentariä 123.
fr] ty$gj ä 148 -
tueghia 45 Anm.
tuet 45 Anm.
tu fr 48, 119.
tufr 66 -< *toas.
tuel 44 Anm.
tuqn 36, O.N.
tuer 45 Anm.
tuer 46, 148.
tues 44 Anm.
tufr 47.
tuet 45 Anm.
tufr 52.
tuq% 46, 47 Anm.,
119.
tut 60, 119.
tutüal 46.
t%oiU 25 Anm.
iiä 59, 119.
ubdir 72.
udel 82.
udttr 82.
[mi] uebjä 143.
i 47 -
[rin] ufr 117.
Ufrdt 48, 117, 122.
Ufrt 117, 122.
[ti] ufr 117.
ueu 63.
uqunä 117.
ulevi 81, 82.
ulyntigrä 82.
ultim 57.
urlä 60.
«7s 59, 145.
usmä 60.
üzgrjgiä 81.
üzqx 129.
va&ä 61.
vadäl 149 Anm., F. N.
vaddn 124.
vadängr 119, 124.
vadretä 79.
vai 65 Anm.
vaiaren 36, F. N.
väifra 50.
väiufra 46, 50.
vakjä 117, 129.
vgl 20 <C valet.
vgl 20 < valle.
val 78 <[ aequale,
valagwäl 133, F. N.
valenä 36, F. N.
valiu 78, 118, 119.
134.
vulmedi 35, F. N.
valzet 136.
van 22, 101.
vandemä 79, 85,147.
vandemar 74.
vandgr 68, 104, 107,
117.
vänjqcjä 37.
varjggr 75, 145.
vaqciei 135.
vag]eli 64.
vqra 20, 117.
varda 119.
vardgr 119.
vären 36, 79.
Die Nonsberger Mundart.
177
värgoflä 56, 70, 79,
147.
värgöt 62, 70, 93.
värgotä 62, 70.
värgün 70, 93, 129.
varir 119.
varnei 29 Anm.
värngl 119.
värnir 119.
värsöi 56.
mr'x 22, 117, 129.
vcis 20 < vasu.
vns 20, verb.
väsgl 8.
vastär 119.
85, P.N.
ve 124, 125.
veada 75.
vedr 97.
vedil 121.
[ngi] veden 36, 124.
[tij vede? 65, 142 <
vides.
vedf.s 35, 68, 121,
137,142 <joitice.
[vqi] vedeii 63.
[uni] vedfvä 35, 124.
[mi] vgdi 64.
Vidiei 31.
vedrä 103, F. N.
vfdrigjdr 117.
veglä"36, 97.
vtglär 36, 72, 117.
vvijili 40.
vei 34.
v[kjil 32, 68, 97.
velclä 96.
vel 35.
ven 108.
vgn 33.
v?nä 36 <[ avena.
vfnä 36 vena.
vende 35.
vender .33, 39 <vän
dere.
vrnd?r 33,103 < ve-
neris [dies],
Sitzungsber. d. phil-hist. Kl.
v$nd$r 39.
vgndikjä 40.
vent 33, 107.
vertier 37, 135.
[dl] veüä 147.
vgfti 33, 34.
v$rä 62.
verä 119.
verdient 27.
vergold 36, 69.
v$rgün 59.
verging 40.
verm 32.
vernaiä 149 Anm.,
F.N.
vgrs 32.
vgrsöi 56.
v$rt 36.
vgrte? 68.
vervgu 25 Anm.
ver&ä 145.
ves 124.
vesigjä 129.
v^skof 78.
veiä 35.
vetrinari 20.
veill 45 Anm.
viadä 75, 143.
vigi 40, 64.
vidä 42, 119, 121.
vidäc 119.
[v]Idols 42.
vigder 30, 37, 67, 68,
""103, 121.
nieder 31.
viedermaister 31.
viflä 50.
vjgld 50, 117.
vierä 37, 117, 149.
viiuglä 46.
vll 65, F. N.
vilä 8, 43, 117.
vild 91.
vili 66, F. N.
vimblä 61, 67, 104.
v[n 43, 117.
vym 106.
ICO. Bd. 3. Abh.
vindol 43, 119.
vifiä 42, 147.
vis 42, 142.
visklä 42, 97, 142.
visp 142.
vist 42.
vistä 42.
vitä 121.
viu 42.
viund 67.
vivä 41.
vif, 42.
vizal 117.
voba 143.
[v]oidnt 23, 62, 73.
volenä 36, F. N.
voleo 115 Anm.
volyntierä 27, 31, 62.
[mi] von 64.
vqri 78.
[voi] vortarsau 71.
[v]os 137.
vgs 49, 103.
vgut 51.
vouta 65, F. N.
vqutä 51.
Vouti 65, F.N.
vugbiä 52.
MwJ ä 41 -
[mi] vugi 64, 117.
[vjueiä 47, 148.
[v]ueidti8,in ,122,
136. '
[v]ueit 48, 69, 117,
122, 136.
VUel 44 Anm.
vugl 46, 52.
vuge 117.
vueubia 45 Anm.
vugunä 117.
[1] vuevi 44 Anm.
£ambl\n 81.
zbaderlär 140.
zbai 22, 141.
zbalg 24, 140.
zbalgär 141.
12
178 III. Abhandlung: Battisti.
zbalegx 79.
zbava 141.
zbaziä 117.
zbggjglär 74.
zberlä 27.
zbeuklgr 73, 9 7.
zbizgjär 117.
[el] zblagkiggä 37.
zblaterär 140.
zbogä 51.
zbogcaqjä 118.
’zbqrnä 78. 147.
zbrex 35, 141.
zbisar 140.
zbrgcä 61.
zbüzär 140.
zdgla 75.
zdgrnär 120, 140.
zdrac 21, 82, 101,
145.
zdräcär 101,141,145.
zdragär 101.
zdram 102.
zdrämäc 101, 140,
141.'
zdrämqr 102, 140.
zdrqp 101, 141.
zdräpqr 101.
zdrävär 101, 102,
140, 141.
zdregla 101, 141.
zdrü$idr 102, 141.
~6ei 138.
iemci 138.
zerani 138.
6ergö 138.
zgs 138
zesa 95.
zgägär 118, 144.
zgaitä 118.
zgarär 118.
zgärfär 99.
zgärfiön 99.
?gm ns-
zglaventar 74.
zgol 91.
zgolä 52, 118.
zgoladivä 140.
zgonfel 55, 63, 68,
98, 128.
zgonfli plur. tant. 98,
141.
zgostä 82.
zgräfjctr 140.
zgrifä 140.
zgronar 147.
zgrgn 56.
zgroii 53, 141.
zgjaitä 22.
zgjalä 20, 82, 140.
zgjambil 113.
zgjärär 140.
zgjerlö 63.
zgjii.gr 128, 145.
zgjigc 118, 140.
zgjirätol 69.
zgjirlät 69, 99, 128.
zgjit 42.
zgjitär 128, 140.
zg>]&iä 118.
[val] zlavagam 149
Anm., F. N.
£öc 44 Anm.
&oun 26 Anm.
zveut 30 Anm., 51.
J
Die Nonsberger Mundart.
179
Uruckfelilerbericlitigung.
22,13 gjqt statt djat
25.9 lauri „ laurf
25, n canaba
29,2 pous .
29,24 neben.
30,2G andrerseits
36 , 20 ai]£gnä (mezenä)
43,31 doi]£ena .
45, l fazugl
46.10 ärbämglä
46,21 nugt <^it. ngdo (Grndr. I 2 66
52,17 vugbjä
59,38 fum .
60,33 an den
62,9 iu luggjä<C.ibi+illoc +ad
65 , 29 endlich der ....
67, 30 blogä
69,5 in.. net ist entweder das erste d aus t.. statt: in net ist entweder
das zweite d
„ campa
» 2W*
„ gegen
„ anderseits
„ ai]z$nä (mgzenä) 1
„ doi]zenä
„ fäizucl
„ ärbaiuela
5) „ nugt nodu
vuejba
füm
au dem
iuluegjä <' ibi + * illo-
que
endlich das
blogä
69,31 stefen
71.27 cygcent
74,34 Ableitunge
75,15 ärcgt .
77 , 33 strozgjar
79, iS ervilia
80.27 botqggjä
82, n mbriigr
85, so püfiatä
88, io cj,u£ugl
103,o dezvedrigj
104 , 27 (ßo e ss).
107,35 in ante
109, H üzarjgä
117.20 erijdgjd!
125,2 ämü .
o
130.4 dgzmgzgjä
130.5 maigjür
136,4 laustel
138,8 strerfger
138.20 suel .
statt stefen
„ ciplSgnt
„ Abteilungen
„ ärcel
„ strQ&gjgr
„ dervilia
„ botongjä
„ mbrizär
„ pünatä
dgzvgdrigjdr
(ß° eb )
inabante
üzarjgä
ergagjdl
amg
dezmgzgjä
mazgjär
laüstgl
strerjger
Sljfl
1 Ebenso Seite 78 24, 82 io, 83 n.
5
Erklärung zu Tafel I.
1. a >• n] 2. a bei nasaler Umgebung zu g, o, ä; 3. a + l' knL
> äu: 4. P ' P’ * 9 ’ , ] und«>M; 5. -eZlu >■ eZ; 6. -ijn com
lo >• wr, we, i.o, uoj ]
gw co,, ®- ; -Jm“”- $n co ’ ,s j 7. Sr cona - er C07! *; 8. ö 9. -ö im
Auslaut 1> ö; 10. Reduktionsgebiet des i + o ie, 7g; 11. ö +
einf. n >• on; 12. Reduktionsgebiet des e + « in e« bezw. gw.
I
Taf. I.
BATTISTI. Die Nonsberger Mundart. (Lautlehre.)
Sitzungsb. d. kais. Akad d. Wissen sch., phil.-hisfc. Klasse, 160. Bd., 8. Abh.
Erklärung zu Tafel II
1. Grenze der Erhaltung des l cm
sekund. u zu o; 3. ol^ al - > öP aL -, 4. o -{- sek. u > öu, 'du-, 5. Zi>
li und il^> ilj 6. kl, gl ^> c, g-, 7. mn «i&Z; 8 wd > v, mb
m; 9. ausl. rn > r; 10. d^> <$• 11. & vor a zu kj; 12. fc vor
a zu 13. lcö^>cö, kü^>£ü\ 14. interv. 7c, g vor a zu J;
15. qu>kio-, 16. c e , cj, tj >/; g‘, gj, dj>v, 17. rj >j;
18. c e > c aber g e ^> 19. s + >• igj, n -f- s > r)Q.
-
+ *
BATTISTI. Die Nonsberger Mundart. (Lautlehre.)
Taf. II.
+**
.■M
15
Üöbreno
At. •diXobmu)
Sitzungsb. d kais. Akad. d. Wissenscb., phil.-hist. Klasse, 160. Bd., 3. Abh.
IY. Abh.: Mell. Ber. über die Vorarb. der Salzburg-. Taidinge.
1
IV.
Bericht über die Vorarbeiten zur Herausgabe des
Ergänzungsbandes der Salzburgisclien Taidinge.
Erstattet von
Anton Mell.
(Vorgelegt in der Sitzung am 12. Februar 1908.)
Mit Schreiben vom 22. Oktober 1905 wurde der Ver
fasser von der akademischen Weistümer- und Urbar-Kom
mission ersucht, einen Bericht über den Stand der von weil.
Br. R. Schuster in Salzburg bereits eingeleiteten Vorarbeiten
zu erstatten und Vorschläge über den Umfang und die erfor
derliche Arbeitszeit zu machen. In einem weiteren Schreiben
der Kommission vom 28. Februar 1906 wurde er beauftragt,
;die Herausgabe des Nachtragsbandes zu den Salz
burger Tai dingen in die Wege zu leiten, sich zu diesem Be-
lmfe zunächst mit Herrn Regierungsrat Friedrich Pirckmayer
in Salzburg ins Einvernehmen zu setzen und sodann über
den Stand der Angelegenheit, besonders über die vorhandenen
und noch zu gewärtigenden Stücke, zu berichten'.
Die Arbeiten an der Herausgabe des Ergänzungsbandes
der Steirischen Taidinge, mit dessen Drucklegung demnächst
begonnen werden soll, ferner die zunächst erforderlichen Nach
forschungen nach dem Verbleib einer bereits vorhandenen ab
schriftlichen Sammlung von Salzburger Weistümern verzögerten
die gewünschte Berichterstattung. Weiters lag es in dem Be
streben des Verfassers, der Weistümer-Kommission nicht einen
uur allgemein gehaltenen Bericht über den gegenwärtigen Stand
der Salzburger Weistümer zu unterbreiten, sondern der
selben, ähnlich wie dies gelegentlich des von ihm erstatteten
Sitaungsber. d. phil.-List. Kl. 160. Bd. 4. Abh. 1
2
IV. Abhandlung: Mell.
Berichtes über den Stand der Vorarbeiten zur Herausgabe eines
Ergänzungsbandes der Steirischen Taidinge (Sitzungsberichte,
Band CLIV) geschah, auch über jene Stücke nach Form und
Inhalt zu berichten, welche der Gefertigte als geeignet für die
Aufnahme in den geplanten Ergänzungsband hält.
Daß es dem Verfasser in verhältnismäßig kurzer Zeit
gelungen ist, sich über die seit dem Erscheinen des I. Bandes
der österreichischen Weistümer (1870) neu aufgefundenen
Salzburger Taidinge (ganze und Bruchstücke, Notizen
über Taidinge) zu informieren und diese zum Großteile auch
einzusehen, zu kopieren, beziehungsweise mit schon ge
druckten Taidingen zu vergleichen, verdankt er vor allem
dem so außerordentlich liebenswürdigen Entgegenkommen des
Herrn Regierungsrates und Archivdirektors Friedrich Pirck-
mayer in Salzburg, welcher ihm die seit dem Jahre 1903
zwischen der Weistümer-Kommission, beziehungsweise zwischen
Hofrat Eduard Richter und der Gesellschaft für Landes
kunde von Salzburg geführten schriftlichen Verhandlungen
in Sachen der Herausgabe eines Ergänzungsbandes der Salz
burger Taidinge, und zwar im Einvernehmen mit dem Aus
schüsse der erwähnten Gesellschaft, zur Verfügung stellte. Re
gierungsrat Fr. Pirckmayer, der beste Kenner salzburgischer
Archivsverhältnisse und der einstige verdienstvolle Leiter des
Regierungsarchives zu Salzburg, übergab ferner dem Ver
fasser das von ihm im Jahre 1904 verfaßte ,Verzeichnis
der im Archive der k. k. Landesregierung in Salzburg
und zum Teil auch an anderen Orten ermittelten salz
burgischen Weistümer* und taidinglichen Aufzeich
nungen (mit Vermerken über 161 Stücke). Die Landesre
gierung in Salzburg genehmigte das Ansuchen des Verfassers
um partienweise Entlehnung der Taidingliandschriften an das
steiermärkische Landesarchiv, und der Leiter des Regierungs
archives in Salzburg, Herr Dr. A. Mudrich, hatte die Güte,
den öfteren Entlehnungswünschen des Verfassers in denkbar
zuvorkommendster Weise gerecht zu werden. Es erscheint als
ein Gebot der Pflicht, schon heute der genannten Archiv
stelle, vor allem aber den Plerren Fr. Pirckmayer und A.
Mudrich, für ihr Entgegenkommen und ihre Mühewaltung den
Dank der Weistümer-Kommission auszusprechen.
'S
s.
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge. 3
Die Sammlung der seit 1870 neu aufgefundenen Taidinge,
wie sie jetzt vorliegt, ist größtenteils durch die Bemühungen
Fr. Pirckmayers zustande gekommen. Bevor noch der Druck
des I. Bandes der Österreichischen Weistümer vollendet 'vvar,
konnte P. im Wege der Landesregierung die Akademie der
Wissenschaften von der Auffindung von 7 neuen Weistümern
verständigen, und bereits bei dieser Gelegenheit wurde die Her
ausgabe eines Ergänzungsbandes ins Auge gefaßt. Uber die
weitere Sammeltätigkeit P.s in Sachen der Salzburger Taidinge
liegen dessen Archivberichte (1873,12. III.—1875, 24. III.—1876
25.1.—1878, 19. XII) vor, während über dessen Sammeltätigkeit
nach 1878 die Verständigung an die Weistümer-Kommission
unterblieb. Von ganz besonderem praktischen Werte war es,
daß F. Pirckmayer die von ihm aufgesammelten Taidingab-
schriften in 2—3 Faszikel im Landesregierungs-Archive zu Salz
burg vereinigte, und es ist nur zu bedauern, daß die Sammlung
späterhin, als weitere Anregungen zur Herausgabe eines Ergän
zungsbandes nicht erfolgten, aus archivistischen Gründen aufge
löst wurde und die einzelnen Stücke an den Ort ihrer ursprüng
lichen archivalischen Aufbewahrung zurückgebracht wurden.
Da in der Fortführung der Herausgabe der österreichischen
Weistümer eine Stockung eintrat, beabsichtigte die Gesellschaft
für
Landeskunde von Salzburg eine selbständige Heraus
gabe der neu aufgefundenen Salzburger Weistümer, von welcher
durch die Verhältnisse begründeten Absicht infolge der zwischen
der Weistümer-Kommission und der Gesellschaft im Jahre 1903
gepflogenen Verhandlungen abgegangen wurde. Der Kommission
wurde die Sammlung nachträglich (1870—1903) ermittelter Tai
dinge zur Verfügung gestellt und betreffs deren Einsichtnahme
dieselbe an die k. k. Landesregierung in Salzburg gewiesen.
Soweit mir durch seinerzeitige Mitteilungen Ed. Richters
bekannt wurde, betraute die Kommission den inzwischen verstor
benen Direktor des Regierungsarchives in Salzburg Dr. Richard
Schuster mit der Herausgabe des Ergänzungsbandes der
Salzburger Taidinge. Der Verfasser konnte gelegentlich einer
Besprechung in Sachen des Historischen Atlasses der Öster-
ieichischen Alpenländer in eine ziemlich umfangreiche Sammlung
v °n Salzburger Taidingsabschriften, Vormerken über
das Vorhandensein von Handschriften usw. Einsicht nehmen.
l*
& Sät MKSi
4 IV. Abhandlung: Mell.
Trotz aller Bemühungen gelang es dem Verfasser nicht, diese
Sammlung, welche den Grundstock für die vorzubereitende Publi
kation abgegeben hätte, im literarischen Nachlasse Ed. Richters,
noch auch in jenem Dr. Rieh. Schusters ausfindig zu machen.
Ebenso blieben Anfragen an weiteren Orten völlig erfolglos und
es mußte daher an der Hand des von Fr. Pirckmayer ab
gefaßten Verzeichnisses die Beschreibung der einzelnen Stücke,
die Abschriftnahme der für den Abdruck bestimmten Taidinge
und der Vergleich mit den bereits im I. Bande der ,Weistümer'
abgedruckten Stücken von dem Verfasser selbst besorgt werden.
In dieser Arbeit unterstützte ihn Herr Professor Dr. Ferdinand
Khull, indem er die Kopierung von 7 Taidingen besorgte.
Ein Stück wurde von einem Kopisten abgeschrieben und die
Abschrift mit der Handschrift verglichen.
Der erste Band der Österreichischen Weistümer enthält
41 Stücke.
Die Einleitung vermerkt außerdem eine Reihe von Tai
dingen, über deren Provenienz die Herausgeber zwar unterrichtet
waren, deren Auffindung damals jedoch nicht zustande kam.
Als solche ,vermißte‘ Stücke wurden angegeben:
1. Mattsee, Pfleg- und Landgericht.
2. Mühldorf, Stadt- und Landgericht.
3. Neuhaus [Gnigl], Pfleg- und Landgericht.
4. Salzburg, Stadt- und Urbargericht.
5. Stauffeneck und Glann, Pfleg- und Landgerichte.
6. Tettlliaim, Pfleggericht.
7. Abtenau, Landgericht.
8. Hopfgarten [Ytter], Pfleg- und Urbargericht.
9. Gastein, Landgericht.
10. Liechtenberg-Saalfelden, Pfleg- und Urbargericht.
11. Radstadt, Pfleg- und Landgericht.
12. Wagrain, Landgericht und Hofmark.
13. Zell im Pinzgau [Kaprun], Pfleg- und Landgericht.
Von diesen Stücken wurden dank den Bemühungen
Fr. Pirckmayers die Nrn. 1, 2, 3, 4, 5 [Glann], 9, 10 und 12
[Hofmark] in vollem Wortlaute, die Nrn. 5 [Stauffeneck-Plain],
7, 11 und 12 [Landgericht] in Bruchstücken aufgefunden. Die
Taidinge für Tettlliaim und Zell konnten bis jetzt nicht auffindig
gemacht werden.
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge. 5
Außer diesen Stücken gelang es Fr. Pirckmayer, noch über
50 zur Zeit der Drucklegung des I. Bandes weder genannte
noch überhaupt bekannte Weistümer oder Rechtsaufzeichnungen
taidinglichen Charakters beizubringen; dazu kommt eine weitere
Reihe von Auszügen oder Notizen aus Taidingen und über die
Abhaltung solcher, so daß sich die Zahl der von Pirckmayer
beigebrachten Stücke auf 161 beläuft.
Zunächst muß bemerkt werden, daß der Verfasser bei
der Auswahl der zum Abdruck zu bestimmenden Stücke in
Anbetracht des vorliegenden reichlichen Materials an wirk
lichen Weistümern und der im ganzen Lande gepflogenen tai-
dinglichen Übung den in den Sitzungsberichten Bd. CLIV für
Steiermark eingenommenen Standpunkt auch für Salzburg ein
zuhalten nicht bemlissigt war. Wie der Verfasser dem seiner-
zeitigen Vorschläge Eduard Richters, auch die vom Erzstifte Salz
burg mit anderen Territorien abgeschlossenen Verträge u. dgl.
in die Sammlung aufzunehmen, nicht beistimmen kann, und
zwar mit Rücksicht auf den einheitlichen Charakter der Weis-
ttimerausgabe, ebensowenig kann er für die Aufnahme von
reinen Gemarkungsbeschreibungen, wenn auch diese bei den
Taidingen verlesen wurden, eintreten. Desgleichen ist von vorne-
herein von der Aufnahme der Stadt- und Marktprivilegien 1 in
den Ergänzungsband abzusehen, wie überhaupt der Auswahl
der einzelnen zum Abdrucke zu bestimmenden Stücke größere
Sorgfalt zugewendet werden muß, als dies im I. Bande der
Weistümer der Fall war.
Die Stücke, welche der Unterzeichnete als zur Aufnahme
in den Ergänzungsband der Salzburger Taidinge geeignet findet, 2
smd in dem nachstehenden Verzeichnisse mit einem Kreuze be
zeichnet. Inwieweit jene Taidinge, welche bereits im I. Bande
veröffentlicht wurden, von denen sich aber (seit 1870) weitere
Handschriften auffanden, abermals abzudrucken sein werden,
darüber kann erst nach Vornahme genauerer Vergleichung ent
schieden werden.
1 Herr Regierungsrat Fr. Pirckmayer verfügt über eine Sammlung von mehr
als 700 Stück solcher Privilegien aus ungefähr 80 verschiedenen Orten.
Die Entscheidung über die Aufnahme behält sich die akademische Weis
tümer- und Urbarkommission vor. Der Obmann: v. Inama.
6
IV. Abhandlung: Mell.
Von den in dem Verzeichnisse beigebrachten 104 Weis
tum ern und Notizen aus solchen und über solche werden somit
43 Stücke zum Abdruck in einem Ergänzungsband der Salz
burger Taidinge vorgeschlagen. Dieser Ergänzungsband dürfte
einschließlich der Einleitung, des Glossars und der Orts-, Per
sonen- und Sachenregister etwa 25 bis 30 Druckbogen umfassen.
Der Zeit ihrer Anlage oder Abfassung nach gehören
7 Stücke dem 15.,
14 „ „ 16.,
16 „ „ 17. und
6 „ „ 18. Jahrhunderte an.
Von den 43 ausgewählten Stücken liegen 21 Weistümer
in kollationierten Abschriften vor, welche von dem Verfasser
unter gütiger Beihilfe des Herrn Prof. Khull besorgt wurden.
1. Abtemui, Pfleggericht.
j-j-j -f- a) Pap.-Hds., Folio, 2 Bll., 1725. Regierungsarchiv zu
Salzburg. Sign.: Hofkammer, Abtenau 1725, H. Extract aus
dem Lantrecht des hoch fürstlichen Salzbur gerischen pflöggericht
Abbtenau etc.
[2] b) Pap.-Hds., Folio, 2 Bll., 17. Jahrh., Regierungsarchiv
zu Salzburg. Sign.: Hofkammer, Radstatt [1722, M] bei 1775. D.
Extract aus der pflog Abbtenauerischen uralten beschribenen
gerichtsriegung. Die Beschreibung des ,gemerlc zu dem gericht
in der Abtnau 1 ebendort., Sign. B. Urb. 2, Bl. 25.
[3] c) Pap.-Hds., Quart, 4 Bll., Abschrift aus dem Anfang
des 17. Jahrh., mit dem Rubrikalvermerk: Abschrift fürstlichen
receß zwischen des lantrichters in der Abbtenau und eines prae-
laten zu st. Peter. Anno 1533., im Regierungsarchive zu Salz
burg, Gesammelte Taidinge. Bl. l a Zu wissen als sich ain zeit
her zwischen unsers . . herrn erzbischoven zu Salzburg etc. land-
richter in der Abbtenau Wilhalbmen Fränckinger an ainem und
dem . . . herrn Khilianen abte zu sand Petter hie zu Salzburg
anders tails, von ivegen allerlai obriglcait so ain ihail dem an
deren nit gestehen wollen spen und irrung zuegetragen u. be
geben haben, derhalben dann beede parthei für . . unseres ■ ■
herrn verordnet räthe zu verhör- und handlung gewachsen sein,
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
7
das nach verhörung beder partheien notturft auch allerlai ge
habter kuntschaft durch gedacht . . . verordnet räthe solche speen
u. irrung vertragen, auch beden tailen mas und Ordnung geben
ist, wie sich ieder thail von lantfürstlicher obrigkait auch von
gruntherrschaft wegen hinfüran halten soll, nemblichen wie her
nach volgt. — Bl. 4 a Beschehen zu Salzburg am freitag vor
st. Matheustag des heiligen evangelisten nach Cristi gepurt
fünfzehenhundert und im drei und dreissigisten jare.
2. Altenthan, Landrecht des Pfleggerichtes.
f Pap.-Hds., Folio, 16 Bll., 1437. Regierungsarchiv zu [4]
Salzburg, dem gräflich Überackerschen Archive zu Sighardstein
entnommen und wahrscheinlich aus dem Pfleggerichte Alt-
Liechtenthann stammend. Bl. 1“ Vermerkt di lantsrechts des
gsloss und herliglcait Alltenthann, di man dann in der lant-
schrannen zu Seelchirchen und Nidern Heundorf, di zu dem
bemelten gsloss gehört, alle jar bei der eehaften tciding öjfent
und uustregt und sint also von alter herkomen. anno domini
im 1437 tcn . — Bl. l 13 Beschreibungen der Heudorfer, Dyshai
bacher, Marschalcher und Maticher rueget. — Von Bl. 3 a
[Landrecht].
Am Schlüsse der Handschrift 2 Bll. Pap., Folio, aus dem
Ende des 15. Jahrh. eingelegt. Artikl zu vermerken, an welchem
ort sich das landgericht Alltenthann erhebt, auch in was gericht
daselb stützt und gränitz, ivie hernach beschriben.
Vgl. den Abdruck des Altenthan er Landrechtes nach
einer Pap.-Hds. von 1625, W.-T. I, S. 13 ff.
3. Berchtesgaden. [5]
Pap.-Hds., Folio, 987 Seiten, aus dem Anfang des 18. Jahr
hunderts. Alte Sign.: Collectaneum Vol. I, Rep. II, Ruhr. 77 Nr.,
hn Regierungsarchive zu Salzburg, Sign.: Reg. Berchtesgaden,
Akten Nr. 132, S. 11—18. Ehehaftrecht zu Berchtesgaden. Zu
vermerken was massen das ehehaftrecht alhie zu Berchtesgaden
gehalten wird etc. [Ehehaftrecht in 12 Artikeln, Landgebot in -j-
3 Artikeln.] — S. 24—41 Berchtesgadischer landleüt kaufbrief,
SS^SK3&BH9ߣ&H
8 IV. Abhandlung: Mell.
den sie ihren landbrief nennen. 1877. — S. 47—74 Der pochen
Ordnung im land Berchtesgaden so weillent probst Balthasar im
1496. jar hat aufrichten lassen. — S. 79—84 Volgen die gräniz-
örter, deren man sich lange jahr bei dem stuft bis iezige
stund gehalten und in wissentlicher possession. — S. 89—104
[Schneider - Handwerks - Ordnung von 1511]. — S. 107 —176
Anfang des waldbuechs de dato 1529. — S. 176—200 Anfang
der waldordnung. — S. 207—228 TräxlerOrdnung. 1535. —
S. 233—246 Schuechmacherordnung. 1540. — S. 251—283
Pfeifenmacher Ordnung. 1581. — S. 287—309 Resolution auf
der burgerschaft beschwerspuncta. 1596. — S. 313—316 Gaiss-
verbot. 1606. — S. 319—322 Verbot der gaiss und pixen oder
röhr. 1610. — S. 327—373 Markt- und burgerordnung alhie
-J- zu Berchtesgaden. 1618 [57 Art.]. — S. 377—382 Ordnung der
löffelmacher. 1622. — S. 387—432 Waldbschaurevision. 1619.
S. 437—454 Holzhandwerchs - gadlmacher - Ordnung. 1629. —
S. 457—459 Recefi der steurOrdnung. 1629. — S. 463—512
-j- Fürstlich Bercholtsgadische landpolicei-, gerichts- und andere
Ordnung [47 Art. und besondere Abschnitte über canzleitax und
einstand (14 Art.) 1629, I, 31, Berchtesgaden]. — S. 523—539
Ordnung auf die haimb- und gmainhölzer im land Berchtes
gaden. 1615. — S. 540—545 Siglpergordnung aus der aufge-
richten burgerordnung anno 1618. — S. 547—556 Vermörkt die
articul so der wald halben fürgenommen sein und darob Georg
Stöckhl als obrister waidmeister halten soll. — S. 569 — 582
Handwerchsordnung der portenmacher zu Schöllenberg. 1653. —
S. 585—598 Feursordnung. — S. 603—648 Vaßpinderordnung.
1659. — S. 653 — 764 Waldprotokoll. 1659. — S. 785 — 802
Ordnung des schnizerhandwerchs. 1655. — S. 804—884. Recefi
über die taxbeschwerden. 1682. — S. 888—906 Vergleich über
das waldwesen. 1682. — S. 912—927 Neu corrigierter wald-
ordnungs-extract. 1599.
4. Bisehofshofeil, Chiemsee’sche Freiheit.
[6] a) Pap.-Hds., Quart, 2 Bll., 1562. Regierungsarchiv Salz
burg. Sign.: Hofkammer, Werfen, 1562, B. Bl. l a Zu merken
die anleg der rinder zu Widersperg als von alter herkomen ist.
-j- — Bll. l b —2" Vermerkt meins gnedigen herrn von Khiemsee
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
9
freihait zu Bischof hoffen. — Bl. 2 b [Vermerk von anderer
Hand] Ain verzaichnung des bischof von Kiemsee riegung in
Bischof hof, auch anleg der rinder in die albm im Widersperg. 1
b) Pap.-Hds., Folio, 4 Bll., aus dem Anfang des 17. Jahr- [7]
hunderts. Ebendort. Sign.: Arch. Ruhr. XVIII, Nr. 48/5, b.
Rubrikalvermerk: Bischof hof'erische freihaiten und eintrag von
der brobst.ei Werfen. — Mutis mutandis gleichlautend mit 4/a,
mit wesentlichen Erweiterungen auf Bl. 1\ •— Bl. 2“ Verzaichnus
etlicher einträg welche hievor wider aines herrn bischoven zu
Chiembsee willen bei dem ambt Bischoflioven sich begeben. [Be
trifft die Todfallsaufnahme und Inventur bei den Untertanen
durch die landgerichtliche Obrigkeit, die Vogtei des Landge
richtes auf den Kirchengütern und das Setzen von Gerhaben
durch die Propstei Werfen.]
c) Pap.-Hds., Quart, 48 Bll. Cod. germ. 6162 der k. b. [s]
Haus- und Staatsbibliothek zu München. 16. Jahrhundert, Ende.
Bl. l a —3 b [leer]. — Bl. 4 a Des . . . fürsten und herrn ... -t-
Paridi erzbischoven zu Salzburg . . . alten herkomen und gebrauch
nach hat ein jeder landspjleger zu Werfen durch seinen nach-
gesezten richter zu Bischofhoven oder andern hierzue geordnen
alle jar am mandag nach st. Veitstag seine freie land- und
ehehaft tätting zu Bischofhoven besessen und an offnen rechten
umb all hernach beschriben frag und urthail ergehen lassen
was recht ist [folgt das Landrecht in 24 Fragen und Urteilen].
— Bl. 34 a Zu vermerken das ain jeder landrichter auf heutigen
tag zu offnen landsrechten schuldig ist zu melden unsers . .
herrn von Salzburg . . . all frei auch gemain und grünt, all
funt und die schwarzwcilt, die fron auf allen perkwerchen, den
,falken ivie der stehet und andere federspill als reißgejaid, visch
u nd wildprät von alter herkomen ist. — Bl. 34 b Mer ist zu
merken die züll und march der fünf gerichtsstäb in Pongau. —
1 Ein vom Propste Erasm. von Kliienburg an den Salzburgischen Proto-
notar Dr. Sigm. Hofinger gerichtetes Schreiben von 15ß3, VI, 4 (eben
dort) besagt: nachdem das landtäding tcelches man bisheer järlich zu
Bischof ho/en . . . in brauch gehabt, darzue dann aus allen meinen gerichts-
stäben ain grosse menig volle zusamen kumbt, auf 21. diz monats gehalten
werden soll, wie dann dasselb schon zu zwaien mallen attweg zu 14 tagen
berueft worden und noch zum dritten mall bemeft soll werden, fragt Kh.
an, ob das Landrecht zu Bischofshofen gehalten soll werden oder nicht.
10 IY. Abhandlung: Mell.
Bl. 35 4 Register der fragstück des rechten wo man ainen jeden
articul nach der züffer suechen und fänden solle. — Bl. 39“
Zu vermerken die freien und offnen auffört so die von Bischof
hoven an die freien und gemainen perg, holzsach und bluemb-
gesuecli haben. — Bl. 39 b [Dorfordnung von Bischofshofen].
[9] d) In Hds. 3/c, Bl. 39“ ff. [von anderer Hand aus dem
■j- 17. Jahrhundert]. Ain Ordnung des dorfs zu Bischofhoven. Der-
nach verzaichent etliche articul und gebreich so von alter her-
komen ist und alhie bei dem dorf für und für gehandlet worden
ist. damit aber solcher lang hergebrachter gebrauch nit ab oder
in vergessenhait körnen, so sein die anjezo auf ain neues in
gesclirüften gestelt und darnach durch ain gmain angenomen
und willkürlichen zuegesagt war und stät zu halten und sein
das die articul ivie hernach volgt.
5. Dürnberg bei Hallein, Salzbergamt.
10]
+
11]
a) In Bund 2 der Salinenpfleg Hallein-Akten, Registratur
D, Litt. B, Tit. III aus dem 16. Jahrhundert, im Regierungsarchive
zu Salzburg findet sich eine Abschrift des Dürrenberger Tai-
dings. Ehaft täding aufm Dürmperg des rechtens zu fragen
so järlichen am sambstag nach der kürchweich st. Petri im
wiertshaus umb 2 uhr nach mittag gehalten. [4 Art.]. — Die
ruegung im ehaft täding und freihait aufm Dürnperg [7 Art.].
— Landmarchen. Zu vermerken die Landmarchen darinnen der
Dürperg zue dem statgericht Hällein beschlossen ist.
b) Pap.-Hds., Folio, 112 Seiten, vorne fehlen S Seiten.
16. Jahrhundert, Ende. Von der Salinenverwaltung Hallein 1874
dem Regierungsarchive in Salzburg abgetreten. S. 9 Wann man
der aignen arbaiter nit bedürfe, wie es darmit gehalten solle
werden. — S. 11 Auf den vier sieden, darunter 6 perg. — S. 23
1586. Nun volgen die siben perg so man die mitsieder nennen
thuet. — S. 45 Nun volgen die extraordinari löhn und inslet
so den pergambtleüten von wegen irer ämbter oder dienst auf
unser wolgefallen und widerruefen gegeben wirtt. — S. 50 Perg-
anlaiten auf die fürstliche hofmaisterei geen Salzburg. — S. 51
Raichgelt in die pfleg Hällein. — S. 57 Wie und zu was der
perg gearbait soll werden. — S. 58 Perkschreiber belangent. ■—
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
11
S. 60 Die Sulzen belangent. — S. 63 Wasserknechtambt. —
S. 65 Niemant one der pfleg bewilligung in die salzperg einfaren
zu lassen. — S. 66 Kaine aigne arbaiten noch angeschafte
schichten außerhalb der pfleg bewilligung anzulegen. — S. 67 Die
schichten-zedlen zu unterschreiben, lohntag und abmessen, ab-
raitiung und auszalung belangent. — S. 68 Perginsiet, malzeit-
gerechtigkaiten am Dürrenperg. — S. 70 Straf die aignen oder
belehnten pergarbaiter belangent, wann si ire arbaiter verabsäumen.
—- S. 72 Was ain jeder arbaiter . . . vermüg der Ordnung . . .
die unser rath und jeziger pfleger zum Hällein den 15. Sep-
tembris 1584 aufgericht hat, für ain schiebt arbaiten und ver
richten . . . soll. — S. 76 Was gedachte unsers pflegers neuen
Ordnung nach im Johann-Jacobperg sovil das eisenwerch betrifft,
hinfüron auch bezalt soll werden. — S. 101 Uhralte ehehafts -J-
täding und riegung am Dürrenperg so järlich durch gedachten
unsern statrichter zum Hällein in beisein des Stattschreibers und
aines gerichtsdieners in unserm fürstlichen hof haus an bemeltem
Dürrenperg am sambstag nach st. Peters Icirchwei (welcher ge-
mainklich auf dem . . . fallen thuet) umb 2 uhr nach mittag
öffentlich gehalten und durch den stattschreiber verlesen wirt.
und werden zu beisizern oder rechtspröehern etliche unsere perk-
maister desselben Salzpergs wie auch etliche andere daselbs
angesessne erbare mannspersonen genomen und gebraucht. [Vgl.
Nr. 5/a.] — S. 108 Lantmark. Zu vermerken die lantmark
darin der Dürrenperg zu dem statgericht Hällein beschlossen ist.
6. Fischorn, b. Chiemsee’sche Hofmark. [12]
Pap.-Hds., Folio, 2 beschriebene Bll., Abschrift aus dem
J- 1672, mit dem Rubrikalvermerk: Öffnung. Collationiert in
commissione und gleichlautent befunden den 1. Aprilis 1672.
Im Regierungsarchive zu Salzburg, Hofk.-Handlung 1784 C.
Pb l a Anno domini 74. Vermerkt die Öffnung in Täxenpacher -j-
gericht des von Chiembsee, purgfrid und andere gerechtigkeiten
und herkommen zu Vischorn. Die von Friedr. Pirckmayer in seinen
Archivberichten ohne Angabe der Quelle erwähnte ,Öffnung der
burgfrieds- und anderer gerechtigkaiten des bistumbs von Chiem
see im Taxenbacher gericht 1 sowie die in den Hofrat-Relationen
12
IV. Abhandlung: Mell.
1721, Bl. 458 —462 erwähnte Hofmarköffnung ist mit jener im
I. Bande der Weistümer, S. 279—288, abgedruckten aus dem
Jahre 1497 nicht identisch. Hofmarksöffnungen von Fischorn
aus späterer Zeit finden sich nach dem Jahresberichte 1857 Uber
das städtische Museum zu Salzburg daselbst, und zwar: Chiem-
seer Hofmarksöffnung von 1672, Ch. Freiheiten von 1663 und
1703, und Ch. Jurisdiktion von 1674. Meine Anfrage nach
diesen Stücken bei der Leitung des Museums wurde dahin beant
wortet, daß gegenwärtig das Musealarchiv wegen Bauarbeiten
verpackt ist. Die im fürsterzbischöflichen Archive zu Salzburg
bewahrte Pap.-Hds. von 1674 wurde zum Vergleich bei der
Herausgabe der Öffnung im I. Bande der Weistümer a. a. 0.
herangezogen. Die Hofratsrelation von 1721, Bl. 457—462, be
treffend die Einmarchung des Schildbaches zwischen der Bürger
schaft zu Zell im Pinzgau und den Chiemseeschen Hofmarks
untertanen zu Fischorn beruft sich auf die von Erzbischof Wolf
Dietrich ,verliehene freihait und gerechtigkeitsbrief 1 . (Im Re
gierungsarchive zu Salzburg.)
7. Fritz-Hasthof, Admontische Propstei.
[13] Pap.-Hds., Folio, 13 beschriebene Bll., in Pap.-Umschlag
mit der Aufschrift: Urbar der brobstei Fritz etc., im Regierungs
archive zu Salzburg, Hofkammer Radstadt, 1560 K. Bl. l a Nota
das sind die frag die ain brobst in der Fritz in der stift an
dem rechten fragen soll. Mutis mutandis gleichlautend mit den
13 Fragen des in Weist. Bd. VI, S. 1, Nr. 1 abgedruckten
Stiftsrechtes, Pap.-Hds., Quart, 8 Bll. in Pap.-Umschlag [Her
nach sein volgent frag und urtail in der stuft zu Gasthof,
anno domini 76], ebendort, Hofkammer Radstadt, 1649 A.
8. Glastein, Landgericht und Tal.
[14] a ) Pap.-Hds., Folio, 30 Bll., das erste fehlende Blatt in
späterer Abschrift beigefügt, 15. Jahrhundert, Mitte. Aus den
Gasteiner Pfleggerichtsakten, 1873 vom Bezirksgerichte Gastein
dem Regierungsarchive in Salzburg abgetreten. Dabei moderne
■f Abschrift. Ehehaft oder landtätung wie solche im hochfürst-
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
13
liehen Salzburgischen lantgericht und thal Gastein fürdershin
gehalten und verlosen werden solle [5 Fragen uncl Antworten].
— Volgen die gränizen des lantgerichts Gastein. — Hierauf
volgt die fürstliche freihait die ain jeder herr und landsfürst
in disem landgericht Gastein hat. — Zu vermerchen hernach -f-
volgunde articul die vermiig ausgangner fürstlichen mandaten
und leveichen den samentlichen unterthanen . . . fürzuhalten
anbevolchen und zu wissen notturftig darob alle fürstlichen
obrigkaiten irer pflicht und habenden bestallung nach ernst
lich zu halten schuldig sein und gegen den verprechern mit
straf zu verfahrn, darüber sich die unwissenhait niemant zu
entschuldigen hab und selbst vor schaden zu Meten ivissen
[59 Artikel],
b) Pap.-Hds., Folio, 50 Bll. 1792. 1873 aus dem Bezirks- [15]
gerichtsarchive Gastein für das Regierungsarchiv in Salzburg
behoben. Bl. 2" Landrecht des hoch fürstlichen Salzburg: land- -[-
und berggericht Gastein zusammengetragen im jahr 1792. —
Bl. 3“ Vorrede. Nicht alle aus den anwesenden, ob sie gleich
jährlich beim landrecht zugegen, haben vielleicht den ächten
begrif warum von uralten Zeiten her das land- oder ehehaft-
täting so feierlich abgehalten wurde [folgt die Erklärung der
Wichtigkeit der landesfürstlichen Verordnungen]. Heute ist der
tag, an welchem auch im namen unsers gnädigsten landesfürsten
der Inbegriff aller dieser heilsamen Verordnungen vorgelesen
wird, der gegenständ ist wichtig: merkt auf und setzt euch. —
Bl. 5" Allgemeines landrecht gezogen aus den Verordnungen und
generallen des hochen erzstifts Salzburg, rechtssachen. — Bl. 12"
G'irninalsachen. — Bl. 13" Polizei-verordnungen. feuerordnung.
— Bl. 14’ 1 SaliterOrdnung. — Bl. 15' 1 Poenalordnung. — Bl. 20 a
Hochzeitordnung. — Bl. 25 b Mühlordnung. — Bl. 28" Andere
polizei-gesetze [Bettler, Beherbergen gefährlicher und verdäch-
hger Leute, Wetterläuten, Dienstboten, ausländische Lotterien
oder Sammlungen, Heiratsbewilligungen, Mautmühlen, falsches
Gewicht und Maß u. a. betreffend]. — Bl. 33" Karneralgegen-
stände. Waldordnung. — Bl. 39" Jägereisachen. — Bl. 42"
d’ischereisachen. — Bl. 43" Verordnungen in landschafts- und
s °ldaten-sachen. — Bl. 44" Besonderes landrecht für das Ga- -j-
stemer gericht. grämen. — Bl. 45" Nun folgen die rechte des
lundsfürsten in disem gericht.— Bl. 46“ Andere Gasteinerische -]-
m
—i
14 IV. Abhandlung: Mell.
landrechts-satzungen. — Bl. 50 a Ordnung toegen der gmeinalpe
im Naaßfeld. 1
9. St. Georgen l»ei Eching.
[16] Die von Friedr. Pirckmayer notierten ,Freiheiten' waren
im Regierungsarchive zu Salzburg weder unter den Hofkammer
akten Laufen, noch in dem Repertorium Wiener Akten, A. 86,
auffindbar.
10. Glan, Hofurbar und Landgericht.
[17] Pap.-Hds., Quart, 16 beschriebene Bll. aus der Wende
des 17. zum 18. Jahrhundert, mit der Aufschrift: ehehaft-büechel
des alten lierkommens freiheit und gerechtigkeit des hof- und
Urbargerichts Glann btr. Im Regierungsarchive zu Salzburg
ohne nähere Signatur, aus den Skartakten des k. k. Haupt
steueramtes gerettet. Nach einem handschriftlichen Vermerk
Richters ist diese Rügung mit der im Archive unter Hofkammer
i 1759/1761 D enthaltenen Hds. identisch. Vermerkt die riegung
alten herkomens freiheit und gerechtigkeit des hofurbar und
landgerichts Glann, welches ein freies gericht ist und gehört
ohne mitl unsern . . . herrn von Salzburg . . in seiner hoch
fürstlichen gnedigen cammer und iveme sein hochfürstliche
gnaden das verläßt. Nach vier Fragen und Antworten folgen
die Artikel über: gastrecht — umb morgengab — umb verlezung
der ehrn — lidlohn — rumor lediger gesellen — forderung
lediger gesöllen — gefenknus der jungen gesöllen — porgschaft
lediger gesöllen — Verlust an vich — pfendung des vichs —
vichtrib — kirchtag — freiung des kirchivegs — ein jede ur-
sach soll ain cläger haben — handlung mit auslendern —
mistfahrt — summer- und Wintersaat — pfelzung der paum
— panzeün — felber stimblen — zaunrecht — wändl — iniph-
händl — einsträen — ezen und tretten — behilzen — schaf-
waiden — wie es mit dienstboten gehaltn werden soll. Am
Schlüsse: vermerkt die pidmarch des hofurbar und landgericht
Glann. — Ein gleichlautendes Landrecht bewahrt das k. Kreis
in die
1 Die mit einem f bezeichneten Abschnitte der Handschrift wären
Sammlung aufzunehmen.
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
15
archiv München, Sign. A. R., Fasz. 404 ex Nr. 101, Pap.-Hds.,
Folio, 12 Bll., 17. Jahrh.
11. Glanegg, Pfleg- und Landgericht. [18]
In den Verhandlungen mit der Propstei Berchtesgaden,
betreffend den Ausbruch des Mühlwassers zwischen St. Leon
hard und Niederalm und die Verpflichtung der beiden Urbars-
müller zur Wiedereinleitung und Verwerkung, ist in dem
Schreiben des Joh. Paul Waßner an den Statthalter und die
Hofräte, 1684, Nov. 25, Hellbrunn, ein ,uraltes land- und
ehehaftrecht‘ erwähnt. (Regierungsarchiv zu Salzburg, Hofrat
Glanegg 398.) — Ebendort, Hofkammer Glanegg, 1553 f. findet
sich ein Verbot, die ansprachen der unterthanen über holzmais
und blumbesuch an der schranne zu beantworten, ferner Hof.
Glanegg, 1678, O. Vermerke über die zehrung bei der ehehaft-
haltung, ebd. Hofk. Glanegg, 1685, F. die Beschreibung des
Landgerichtes. Die recognicio de metis castri G. von 1439,
enthalten in den Salzburgischen Kammerbüchern IV, 749, in
Abschrift bei der Studienbibliothek in Salzburg.
12. Goltleckerliof, Schloß.
2 Bll., Pap., moderne kollationierte Abschrift aus Jos. [igj
Fellners handschriftlichen biograph.-, topogr.-statistischen Notizen,
LXXV [ohne Angabe der Quelle] im Regierungsarchive zu
Salzburg. Vermerkt die gerechtikait und altes herkomen der \
herschaft des geslos Goldekkerhof. Schlußvermerk: Darauf bitten
Kür den . . . herrn von Salzburg etc.. . . . uns bei solhen frei-
haiten, gnaden und altn herkomen als die vordem herrn die
des hofs gewaltig gewesn sein, gehalten und beieiben haben
lassen, halten das stett uns armen leuten . . .
13. Golling', Pfleggericht. [20]
Der im Regierungsarchive zu Salzburg unter Hofrat
Golling 2 [ex 396 alt] bewahrte Extrakt aus dem land- und
dhehafttaiding-büechl des hoch fürstlichen pfleggerichts Golling,
16
IV. Abhandlung: Mell.
Pap.-Hds., Folio, 3 Bll., 17. Jahrhundert, betrifft die zihl und
pittmarch des landgerichts Gotting und ist eine Ergänzung zu
dem in Weistümer I, 143 abgedruckten Taiding des Land
gerichtes G., welchem die Grenzbeschreibung fehlt. — Grenz-
besclireibung gegen die anstoßenden Gerichte und Beschreibung
der Jurisdiktionsrechte gegenüber Hallein und Werfen ebenda,
in den Gollinger Pfleggerichtsakten, Hofr.: Jurisd. I, Nr. 1 u. 2,
IV, Nr. 15 und IX, Nr. 78.
[21] 14. Holling, Stiftrecht des Klosters Nonnberg.
Von Friedr. Pirckmayer in seinem 7. Archivbericht als
aus den Gollinger Pfleggerichtsakten stammend, konnte man
gels einer näheren Signatur im Salzburger Begierungsarchive
nicht aufgefunden werden.
[22] 15- Hallein.
1575, Juni 15. Hallein. Martin Rotmair, Stadtrichter zu
H., übersendet dem Willibald von und zu Haunsperg, Salz
burgischen Pfleger und Urbarammann zu Golling, derselben
Hällingerischen rüegung, ivie dieselb jerlich auf den Dürnperg
geriiegt und verlesen wirt, in Abschrift, um welche Rügung
W. v. H., 1575, Juni 13, Golling ersucht hatte, da die Gerichts
untertanen seiner Verwaltung an offendlichem jungst gehaltnem
landstäding zu Khuchl . . . lauter furgebracht, namblichen das
die pimarch nit alle . . . gelesen und gerüegt worden. In den
Pfleggerichtsakten Golling, Jurisd. I, 12 des Regierungsarchives
zu Salzburg. Mit Beilage: Zu vermerken die landmarch darinnen
der Türrnperg zu dem statgericht Hüllein beschlossen ist.
16. Haunsberg, Pfleggericht.
Die nach den Salzburger Kammerbüchern IV, 322 ge
nommene und in der Studienbibliothek zu Salzburg hinter
liegende ,recognicio Wilhelmi Pettinger judicis in H. juriutn
(et) dominii castri ibidem. 1435‘ ist mit der Einigung über
die Rechte des Lg. H. gegenüber dem Stift Michaelbeuern vom
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Tai dinge.
17
Jahre 1435 (aus Kammerbüchern IV, 242—244, S. 475—478)
gedr. Weistümer I, 51 ff. zu vergleichen. Im Regierungsarchive
zu Salzburg unter ,Archiv' XXIV 1/a Seetaler—Laufen findet
sich eine Notiz über die Reihenfolge der Rechtsprechung beim
Ehehafttaiding. Vgl. Weistümer I, S. 53 ff.
17. Heuberg, Urbaramt. [24]
Im Archivsberichte 7 erwähnt Fr. Pirckmayer eine Rügung
dieses Amtes mit dem Vermerk: ,von der Finanzprokuratur
übernommen'. Dieses Stück dürfte mit der Hds., welche
E. Richter in seinem 1903 angelegten Verzeichnis als ,Riegung
des gemerclis Heyperger Urbargerichts. 1547- 1552‘ erwähnt,
identisch sein.
18. Höclifeltl, Schranne. [25]
Pap.-Hds., Folio, 17 Bll., Abschrift des 18. Jahrhunderts,
im Regierungsarchive zu Salzburg, Archiv XIII, 22. 1605,
Juni 3. David Essing, Salzburgischer Pfleger und Kästner der
Herrschaft Mattsee und des Marktes Straßwalchen, fertigt über
Bitten der Gerichts- und Lehensuntertanen des Höchfelder Amtes
eine neuerliche Abschrift des Landrechtes aus. — Von Bl. 2 a
— 15 b Vermerkt die landsrecht und alten herkommen der herr- -j*
schaft Mattsee so man jährlich in dem eehaft täding austrägt
[und] rüegt in der lantschronnen zu Straßwalchen gehörund in
das Ilöchveld. Ist mit dem in Weistümer I, S. 9, Nr. 3 abge
druckten Land- oder Ehehaftrecht der Schranne Höchfeld aus dem
U. Jahrhundert nicht identisch.
19. St. Johann im Pongau. [26]
Ehehaft und landtätung von 1675, im Regierungsarchive
z u Salzburg, Hofkammer, St. Johann 1675, D. Die Identität
dem ehehaft oder landtaiding der 5 Stäbe im Pongau, aus
dem 17. Jahrhundert, abgedr. Weistümer I, S. 181 ff., ist leider
Illc ht festzustellen, da diese Handschrift laut Mitteilung der
Archivsleitung nicht auffindbar ist.
18
IV. Abhandlung: Mell.
[27] 20. IützMcliel.
Reste eines nach gütiger Mitteilung Dr. Mudrichs nur
wenige Zeilen enthaltenden ehehafttading, im Regierungsarclhr
Salzburg. Hofrat, Hopfgarten 3.
21. Kropfsberg', Herrschaft und Propstei im Zillertal.
[28] a) Landrechtsbrief im Museum Francisco - Carolinum in
Linz, 5/d. Vgl. Salzburger Intelligenzblatt 1845. Identisch mit
Nr. 30 der Weistümer I, S. 317.
[29] b) Ehehaftrecht oder täting. 17. Jahrhundert. Im Re
gierungsarchiv zu Salzburg, Sign.: Wiener Akten, ß. 87.
[30] c) Beschreibung wie die ehehafttading im pfleggericht
Kropfsberg gehalten wirdet 1 , 2 Bll. Pap., aus dem 18. Jahr
hundert, ebendort, Domkapitel 11/68, Nr. 1.
[31] 22. Lannersbacli, Hofmark im Zillertal.
Die von Fr. Pirckmayer angeführte riegate konnte laut
Berichtes der Salzburger Archivdirektion in den 3 Bänden der
,Wiener Akten' B/87 nicht aufgefunden werden.
[32] 23. Laufen, Schiffrecht.
In den ,Wiener Akten' B. 28 [F. XXVIII, ad 23], Ab
schrift des 18. Jahrhunderts im Regierungsarchiv zu Salzburg.
-[ Notandum de juribus in Laujfen. Das seind die recht, darnach
man arbaiten soll das salz von dem Hcillein auf dem zoasser
die ausfergen und die fertiger. Anfang: Es ist recht und auch
alte gewohnheit, daß auf dem wasser soll niemand salz führen
von dem Hällein oder von dem stadl. Ende: und soll der aus-
ferg das salz mit dem maß empfallen als es von alter herkomen
ist und an wem die vorgenanten beniigt, damit ist der burger
und der stösser gemainiglich entbrochen etc. Auszug aus den
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgisclien Taidinge.
19
Schiffrechten von L., offenbar auf Grund der jndiciones et sta
tuta navium in Lauffen anno domini 1426 annotatain Kammer-
buch III, Bl. 349—352 et 666—673, abgedr. in Weistümer I,
S. 85 ff., Nr. 12.
24. Liechtentliann, Landgericht.
a) Pap.-Hds., Quart, 25Bll., 1 BI. unfoliiert. Ina Regierungs- [33]
archive zu Salzburg, aus dem gräflich Uberackerschen Archive
zu Sighartstein. Bl. l a Vermerkt di lantzrecht des gschloss und
der lierligkait Liechten Thann die man dann in der landschrannen
zu Kessendarff, di zu dem pemelten gsclioß gehört, alle jar pei
den ehaften tciding offent und austregt. und sind also von alter
herkomen anno domini etc. vierzehenhundert und XXXVII. jar.
— Bl. 1 b Vermerkt das gericht march [mit Varianten, aber ohne
Änderung des Sinnes gleichlautend mit Weistümer I, S. 31—32]
— Bl. 2 a landrecht.
b) Pap.-Hds., Folio, 38 Bll., aus dem Anfang des 16. Jahr- [34]
lranderts. Im Regierungsarchive zu Salzburg, aus dem gräflich
Uberackerschen Archive zu Sighartstein, und wahrscheinlich
aus dem Pfleggerichtsarchive Alt - Liechtentliann herrührend.
Bl. l a Vermerkt die lantzrecht des gsloss und der lierligkait
Liechtenthan anno domini etc. vierzehenhundert und im
silen und dreissigisten jare. —- Bl. 2“ [Landrecht] [gleichlautend
mit Nr. 24/a]. — Bl. 16“. Artigl zu vermerken an welchem ort
sich das landgricht Liechtenthan erhebt, auch in was gricht
daselb stötz und gränitz wie hernach beschriben. — Bl. 17 a —
h [leer]. — Bl. 20 a Vermerkt den vogthabern und huener zu
den sloss Liechtentann gehör ent. — Bl. 28 b Zu vermerken die
hernach benanten gerichts- und urbarleut die zu dem gesloss
Liechtenthan schuldig sein zu witten und auf weihen guettern
das Ugt. — Bl. 30 a Zu vermerken die gerichts- und urbarsleut
die das prennholz gein Liechtenthan zu dem sloss dasselb schuldig
sein zu fueren. — Bl. 35 a Die Ordnung von wegen des tannen-
und hochwalts wie oder was müssen sich ain jeder gericht- und
Ur bersman daran halten soll [13 Artikel]. — Bl. 36 a Die
wl ltpretholz so in Liechtenthanner gericht ligen hierinn begriffen.
Bl. 36 11 Die vischwasser. — Bl. 37 a —38 [leer].
2*
20
IV. Abhandlung 1 : Mell.
[35] 25. Lofer und Saalfel (len, Pfleggericht.
Öffnung im gericht Lofer, Pap.-Hds., Folio, 6 B1L, aus der
2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, mit dem Rubrikalvermerk: lands-
üffnung im gericht Lofer, in Hofrat 362/3, Aktenreste, des
Regierungsarchives zu Salzburg. Identisch mit den Artikeln im
Landrecht und ehehaft Taiding zu Lofer und Unken, im I. Band
der Weistümer, S. 242, Nr. 28, und zwar S. 243, Z. 14, S. 244,
Z. 1—34 und Z. 39—47, S. 245, Z. 1-48, S. 246, Z. 1—18.
Darauf folgen in der Hds., Bl. 5 a ff. die Grenzen der Öffnung
im Maurach und des herrn brobst von sant Zeen Öffnung.
26. Lungau.
[3 G] a) Perg.-Hds., 12 Bll., 16. Jahrhundert. Im Regierungs
archive zu Salzburg, aus dem Mooshamer Archive zu Tamsweg,
vom Steueramte Tamsweg 1874 dem Regierungsarchive über
geben. Bl. l a Vermerkt die landesrechten als man fragt in dem
lantäding und was man auf jede frag urtailt auf den aid.
[Mit sprachlichen Varianten identisch mit dem Landrecht in
Weistümer I, S. 233 ff.] -— Bl. IO 1 * Musterzetl. Tämbsweger
sehr an. Pruggdorffer sehr an. —Bl. 11“ Sant Michaeler sehr an.
— Bl. 11 b Auszogner articul aus den kaiserischen und Salz
burgischen zu Wien aufgerichten recess die grenizen Kärnten
und Stift Salzburg belangend. Anf.: Demnach ist zu Verhütung
kunftigs irrthumbs und erhaltung. Ende: auch die wassersaig
von einander schaid und tailt und der augenschein geben ivierdet.
[37] b) Landesordnung von 1520, August 27 (Freitag vor s.
Egidientag). Im Kopialbuch I, Bl. 288“ff. des Regierungsarchives
in Salzburg und moderne Abschrift von 1907. Zu vgl. mit dem
Landrecht im Lungau von 1673, Weistümer I, Nr. 26, S. 233ff.
[38] c) Pap.-Hds., Folio, 2 Bll., aus dem Ausgang des 16. Jahr
hunderts. Am Rubrum: Dise abschrift ist den f: herrn com-
missarien in abschrift übergeben worden den 28. Juni a° etc.
1593 zu Ramingstein. Im Regierungsarchive zu Salzburg, Hofk.
Tamsweg, 1791 K. Bl. l a Verzaichnus aines hochwürdigen tumb-
capitels des erzstifts zu Salzburg etc. fünf befreiten winkln im
Lungau darinnen ire genaden alles ausser malefitz von alter
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
21
abzehandlen haben. [Mit den Grenzbeschreibungen der Burgfriede
Mauttendorff, Tweng oder Wenng, Weispriach, Göriach und
Muerr.] Mit Beilage von 14 Bll., aus dem 17./18. Jahrhundert,
enthaltend ausführlichere Grenzbeschreibungen als die obigen
und diese somit ergänzend.
27. Mattsee, Kollegiatstift.
-j- a) Im Liber traditionum, S. 104 —105 im Archive des [39]
Stiftes Die sprüch von des gerichts wegen zu Matzee. Item ob
ainer zu Matze gevangen wurd. kam ain ambtman hinein, geben
si in darüber ausz, so hilten si meinen herren [herzog Heinrichen
die XXXII 'U vervallen zu in. war aber das er ain rechter
dieb war, so muess man in heraus antwurten bis gein Nidern-
drurn und wan der geantwurt ivirt, so sol der richter oder obrist
ambtman reiten in das wasser zu dem schief bis an den satel
und den zu iren henten nemen und dan zu Astät bei der schrann
über in gericht werden nach seinem verdienen, item ob ain
todslag in dem gericht zu Matzee beschiecht, kumbt meins gene-
digen herren dem selben ee nach dan der amptman zu Matzee,
so gehört das gut alles und der handel heraus. Kam aber der
ambtman zu Matzee dem todslag pölder nach, so gehört das hinein
und der wandel dannoch heraus, item icas der von Salzburg
arm leut oder urbar hat, darauf hat mein her das höchst gericht
und was die korherrn von Matze urbar und leut haben auf
den selben, hat mein her alles gericht. item wan ain todslag
zu Matze geschiecht in dem gericht, so sol man das gewant(!)
Matzee zwier berechten und das drit recht sol hie vor der schran
zu Astat und da selbs in pan und acht gerecht werden, urtail
so bei der schran Ästat gesprochen wirt alle jar. es sei wol
an zeit und an weil, das der richter sitze und rieht, es sei umb
grünt und umb podm, umb geltschult und frevel Unzucht, nichtz
ausgenomen als dan das von alter herkomen ist; dan ausge-
nomen ivas grünt und podem berurt, das urbar auf den leasten
gen Matzee ist, das hat der kastner für sich aufzeheben zu ver
suchen, ob er di Sachen mit einander verainen muge. mocht er
des nicht getun, so sollen di selben ursacher der rechten mutt(!)
der schran Astat wider nachkömen. Anno MCCCC. LXXXX.
22
IV. Abhandlung: Mell.
[Angezeigt in den Mitteil, der III. (Archivs-)Sektion der k. k.
Zentralkommission VI/2, S. 368.]
Im gleichen Traditionsbuch, S. 107—109, findet sich eine
Aufzeichnung über die Rechte und Pflichten eines Vogtes zu M.,
welche mit dem ,Vogtrechte zu Mattsee' aus dem Jahre 1782,
abgedr. Weitümer I, Nr. 40, S. 339 zu vergleichen wäre.
[40] b) Orig. Urk., Pgt., 1605, Juni 13. David Sprinzer, Salz-
burgischer Pfleger und Kästner der Herrschaft Mattsee und des
Marktes Straßwalchen, beurkundet, daß er über genannte Unter
tanen wegen aines altes pergamenenes libell . . . darinen die
landrecht und altes kerlcommen obberürtes markt Strasswalchen
gehörig begriffen nnd geschriben gewesen, welches sie unter ihnen
in der gemein die landzötl genant haben . . ., welches jedoch
beim Brande in Verlust geraten ist, den Untertanen eine Ab
schrift von der beim Gerichte zu Mattsee bewahrten Kopie aus-
•f- gefertigt habe. Folgt das Landrecht: Vermerkt die landsrecht
und altes herkommen der herrscliaft Mattsee so man järlich
in dem eehaft täding austrägt, rüegt in der landschronnen zu
Strasswalchen gehörund in das Höchveld. — Abschrift des Land
rechtes im Salzburger Regierungsarchive Sign. ,Archiv' VIII, 22.
[41] c) Im Regierungsarchive zu Salzburg, vom Stifte St. Flo
rian 1875 erworben. Matseer landrecht. 1705. das landrecht
würd sonst allzeit gehalten am erchtag nach st. Georgitag und
das nachrecht den 14. Mai. Am Schlüsse: nachrecht bei der
schronen Mattsee. Ist mit dem von Dom. Müller in den Mitteil,
der III. (Archiv-)Sektion der k. k. Zentralkommission, VI/3,
S. 368 angezeigten Landrecht oder Ehehaft der Herrschaft Matt
see aus dem 18. Jahrhundert [im Archive des Stiftes M.] zu
vergleichen. Ebendort S. 368 sind: ,Hofmarkgerechtigkeiten,
eine Salzburger Handschrift des 17. Jahrhunderts' erwähnt.
[42] d) Regierungsarchiv zu Salzburg, Urk. Kop. Buch IX und
Lehen III, 53 und 54, Regierung LX, 34, Hofk. Mattsee 1622,
Lit. A. Transsumpt oder vidimus zwaier brief des capitels
ze Matsee freihait antreffend. 1355. Abt Benedikt des Klosters
Michelbeuern bestätigt und inseriert über Bitte der Chorherren
des St. Michael-Gottshauses zu Mattsee Bernhard Schreksind und
Leonhard Schaufler die den Chorherren von Mattsee von Bischof
Albrecht von Passau (1371, des freitags vor sand Sebastianstag)
verliehenen Freiheiten: 1481, Dezember 17.
Bericht über <lie Vorarbeiten der Salzburgisclien Taidinge.
23
e) 1690, Februar 3, Stadt Salzburg, bestätigt Erzbischof [43]
Johann Ernst von Salzburg der Propstei zu Mattsee deren Frei
heiten zu Vermeidung künftiger Weitläufigkeit [12 Artikel].
28. Mauterndorf, Markt. [44]
Orig.-Pgt., in Libellform, Quart, 8 Bll. in Pgt.-Umschlag,
angehängtes Siegel fehlt, Regierung LX, 17, und Pap.-Hds.,
Quart, 50 Bll., 17. Jahrhundert, Anfang, in Pgt.-Unischlag mit
der Aufschrift: 1628 Marktordnung, im Regierungsarchive zu -J-
Salzburg, Archiv XVI, 68. Bl. l a Das Salzburger Domkapitel
beurkundet die Aufrichtung einer Ordnung für den Markt
Mauterndorf. — Bl. 15 a Beschechen zu Salzburg am montag
nach der hlg. Dreifaltigkait den 18. monatstag Juni als man
zeit ... im aintausend fünfhundert und in dem sechs und
sibenzigisten jahr. — Bl. 16 a Verzaichnus eines hochwürdigen
tumbcapitls des erzstifts zu Salzburg etc. fünf befreiten winckeln
im Lungau ire genaden alles ausser malefiz von alter abzehandlen
haben. Ist identisch mit dem ebendort Hofk. Tamsweg 1791 K.
(siehe Lungau) enthaltenen Taiding. — Bl. 19 a Zechent-register
des arnbts Khendlpruckh. — Bl. 22 a Extract aus der neuen
capitulation [1614, Nov. 28, Salzburg]. — Bl. 25 a Extract aus
der hochf. Salzburgischen hofgerichtsordnung die malefütz- und
andere haubtmans-händl betr. — Bl. 31 a Volgen die zechent-
mandat [1611, August 26. — 1563, Juli 31. — 1566, März 29],
— Bl. 41 b 1594. Resolvierung des schweren und geringen ge-
traids, ivie sich dasselb bei den ämbtern im erzstift Salzburg
der mässerei halber jedes orts vergleicht.
29. Maxglan, Landschranne. [45]
Die Landschranne von M. [nächst dem Einfang des Mayr
am Hasengut] nach Mitteilung Fr. Pirckmayers in 0. W. M.
Salzburg, Verifik. I. Band 1702—1706 erwähnt.
30. St. Michael, Pfleggericht. [46]
a) Pap.-Hds., 12 Bll., Folio, 17. Jahrhundert, aus den Akten
des Pfleggerichtes St. Michael, dem Regierungsarchive zu Salz-
24
IV. Abhandlung: Mell.
bürg 1874 abgetreten. Vermörkt die landesrechten als man fragt
in dem landtätung und ivas man auf jede frag verurteilt auf
den aid. Gleichlautend mit Nr. 26 der Österreichischen Weis-
tümer, I. Band, S. 233 ff. —- Eine Abschrift dieses Landrechtes
aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts, Pap., Folio, 10 Bll., eben
dort. Bl. 9 a Ausgezogner articul aus dem Jcais: und Salzburg:
zu Wien aufgerichten recess die gränizen Khärnten und Stift
Salzburg belangent.
[47] b) Pap.-Hds., Folio, 68 beschriebene Seiten in Pgt.-Um
schlag. Aus dem Bezirksgerichte St. Michael ins Regierungs-
f archiv Salzburg gezogen. Anweisung was bei den jährlichen ab
zuhaltenden landtädungen zu beobachten und den unterthanen
etc. zur genauesten nachachtung zu eröffnen ist. — S. 1 Erstlich
hat der amtman das friedensbot auszuruffen. dann fragt die
hochfürstliche pfleggericlits-obrigkeit den schronnenprokurator.
[Johann Wenzel von Helmreich zu Brunfeld durchstrichen und
Kajetan von Auer am Rande nachgetragen.] — S. 3 Wonach
die landöfnung oder gränzriegung abgelesen wird [Bruggdorfer
und Michaeler Schranne],
[48] 31. Micliaelbeuerii, Benediktinerstift.
a) Die von Friedr. Pirckmayer erwähnte Pap.-Hds., im
Regierungsarchive zu Salzburg, Sign.: Hofk.: Laufen 1562, J.
ist bloß im Repertorium genannt, aber nicht vorhanden und
dürfte wahrscheinlich mit anderen Akten nach München ex
tradiert worden sein. Vielleicht gleichlautend mit Nr. 7 im
I. Bande derWeisttimer S. 46—51, Pap.-Hds. des 17. Jahrh. des
Museums Francisco-Carolinum in Linz.
[49] b) 2 Bll. Pap., Folio, Abschrift des 16. Jahrhunderts, mit
der Aufschrift ,Sequitur reversus privilegii archiepiscopi Saltz-
burgensis super jurisdictionem Päuris. Im Regierungsarchive
zu Salzburg, Archiv II, 63 a, Bl. 129 f. Erbischof Johann von
Salzburg schlichtet die zwaiung so ivir von unsers lantgericht
Haunsperg ains und der . . . graf Johans graf zu Schaunberg
von der stifte des gotzhaus zu Päuern und der vogtei wegen, die
er und sein erben auf dem selben gotzhaus und sein leuten und
guettern habent. Geben . . . ze Gmunden an mitichen vor sand
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
25
Johannistag zu Sunnivenden im vierzechenhundert und fünf und
dreissigisten jareJ
32. Mosshaim, Pfleg- und Landgericht. [50]
Perg.-Hds., Quart, 15. Jahrhundert, im Regierungsarchive
zu Salzburg. Sign.: Mooshaim-Tamsweger Pfleggerichtsakten.
Vermerkt die landesrechten als man fragt in dem landtäding
und was man auf jede frag urtailt auf den aid. Identisch
mit dem nach einer Pap.-Hds. vom Jahre 1673 im Regierungs-
archive zu Salzburg abgedruckten Landrecht im Lungau, Weis-
tümer, I. Band, Nr. 26, S. 233—239. — Koniins- und Juris.
diktionsrechte des Pfleggerichtes Mosshaim gegen Katschberg,
Sachsenburg und Veldsperg, ebendort, Mosshaim-St. Michael er
Pfleggerichtsakten, Ruhr. XXVII.
33. Neuhaus, Pfleg- und Landgericht. [51]
Pap.-Hds., Quart, vom Jahre 1778, 1875 von der k. k.
Finanz-Landes-Direktion in Salzburg dem Regierungsarchive
abgetreten. Sign.: Gesammelte Taidinge. Bl. l a Landrechte des -J-
hochfitrstlich Salzbur gischen pfleg- und landgerichts Neuhaus.
1778. — Bl. 2 a Vortrag so an der landschrann von den pfleger
oder richter vor ablesung der landrechten und gnädigsten be
fehlen gemacht wirdet. [33 Artikel, eine Zusammenfassung der
älteren Landrechtsbüch ein der Schrannen Ilalming, Pergham,
Eugendorf und Heuberg, mit diesen aber nicht völlig überein
stimmend.] — Bl. 16 a Verzeichnuss des hienergelds und gerichts
futter so jährlich zu denen landrechten in herbst bei denen 3
schrannen von einen gut oder haus für ein henn 3 xr und an
haber ungefehr erleget und gereichet wirdet. Nota. Von disen
habern ist vermög älteren landrechtsbüchein ieden amtmann zu
Neuhauß und Eugenbach ein halbes schaff abzugeben. [Die
Schrannen sind die Halminger sehr., Perghammer sehr., und
Eugendorff er gerichts-schr.] — Bl. 152 a Heyberger gerichts-
1 In Cateniclil priv. tempore Evnesti 1540/54 des Regierungsarchives zu
Salzburg fiudet sich der gleiche ,Beversus privilegii archiepiscojn S. supra
jurisdlctionem Päwrn 1 .
26
IV. Abhandlung: Mell.
schrannen. dieses landrecht loirdet järlich aber nit ordinari
wie die andern, sondern auf einen dem herrn pfieger gelegenen
tag zu Farnleithen oder in würtshaus an der Kendl gemeiniglich
den ersten tag Maii gehalten, iveilen auch die maisten unterthanen
urharsleit sind, so wirdet nach verlesenen landrechten sodann
die stiift abgenom.men. — Grenzbeschreibung des Landgerichtes
N. ebendort, Hofk.: Neuhaus 1804 2/d, auch 1719 G.
34. Noimberg, Frauenkloster.
[52] a) S. Nr. 60: Unterwölbling.
[53] b) Pap.-Lids., Folio, 3 Bll., Abschrift aus dem Beginn
des 17. Jahrhunderts, im Regierungsarchive zu Salzburg, Golling
Pfleg. Jurisd. I, 1. 25. Vermerkt meiner genedigen frauen der
abtissin auf dem Nunberg in Salzburg und ires gotsliaus da-
Selbsten stiftrecht, die alle jar mit recht austragen werden, als-
dan von alter herkomen ist. Gleichlautend mit dem in Weis-
tünier I, S. 110, Nr. 16 abgedruckten Stiftrecht aus dem Jahre
1405; der 15. Artikel fehlt jedoch.
[54] c) Pap.-Hds., Quart, 286 Seiten, 17./18. Jahrhundert.
Urbarsgebrauch des Klosters N., im Besitze des Herrn Hof
rates A. v. Luschin-Ebengreuth in Graz. S. 280—281 Extract
ivas gestalt die . . . fr. u. abt des würdigen gotteshaus Nun
berg im Salzburgischen mit ihren zu berierten gotteshaus Nun
berg grünt und zum schloß Lüncz gehörigen vogtunderthanen w
volgenden ihren clagten articln von dem kaiserlichen herrn
commissario verglichen worden, den 17. Nov. a° 1697.
[55] d) Pap.-Hds., Folio, 196 Seiten Text und Register, 17. Jahr
hundert, im Regierungsarchive zu Salzburg. Sign.: Rubr. XIH>
Nr. 40. Closter Nonnbergischer urbars-gebrauch oder summarischer
bericht von erbrecht, lechen, leibgeding, zuestand, freistift und
bstandnussen, was deren natur und aigenschaft sein, wie sie
sollen und mügen verstift, veralieniert und verworcht werden,
item von grundherrschaftlichem aigentum, von verleich- und ver
las sung der gilter und stilisirung darüber aufgerichten brief
lichen urkunden, sodann von des closters jurisdiction und nidei
gerichtsbarkeit gegen seinen grundholden in genere und von
sonderbahren gebrauchen eines jeden urbaramts in specie mit
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidingc.
27
angehengtem register. Zusamengetragen durch obermelt adeli-
chen closters urhars- und hofrichter Oswalden Hegi. J. U. C. im
monat Martii a° 1641. — S. 3 Austheilung und Intention dises
urbars-berichts. — S. 7 [1. Teil, 1. Kap.] Vom erbrecht, dessen
eigenschaft und unterschiedlichen namen, item von verstiftung,
alienation oder Veränderung, veranlaitung und verworchung der
selben [5 Art.]. —- S. 88 [2. Kap.] Von lehen [5 Art.] — S. 99
[3. Kap.] Von leibgedingen und zuestanden [6 Art.]. — S. 124
[4. Kap.] Von freistiften, so man auch herrngunst oder herrn-
gnad, baurecht und baumannsgerechtigkeit nennen thut [2 Art.]
- S. 131 [5. Kap.] Von bständen [1 Art.]. — S. 136 [2. Teil, 1.
u. 2. Kap.] Von verlassung der guter, von brieflichen urkunden
[3 Art.]. — S. 162 [3. Kap.] Vom grundherrschaftlichen aigen-
thum und dessen nuzbarkeiten. — S. 165 [3. Teil, 1. Kap.]. Von
jurisdiction und alten klösterlichen stiftrechtn insgemain. —
S. 166—172 Hie seind beschriben meiner gnädigen frauen der
abtissin auf dem Nunnberg zu Salzburg und ihres gottshaus
daselbsten stiftrecht, die alle jahr mit recht austragen werden,
alsdann von alter herkommen ist [14 Art.; aus dem Urbar von
1451, Bl. 108, 109 und 110, vgl. Nr. 34/b) dieses Verzeichnisses.
S. 177 [2. Kap.] Von jurisdiction oder nidergerichtbarkeil in
Sonderheit [3 Art]. — S. 196 [4. und letzter Teil, nur Über
schrift] Von gebrauch aines jeden urbarambts in sonderhait.
35. Pongau, 5 Gerichtsstäbe im —.
Pap.-Hds., Quart, 18 beschriebene Bll., 17. Jahrhundert.
,Ehaft und landtadung der fünf stäb im Bangeij etc. 1646‘,
gefertigt von David Hölzl im Regierungsarchive zu Salzburg,
Sign.: Archiv XVIII, 48/25b. Identisch mit Varianten mit Nr. 23
der Weistiimer I, S. 181—193. Diese Hds. ist auf ihr Verhältnis
z u jener zu prüfen, welche als W mit dem Abdruck a. a. 0.
verglichen wurde.
36. Radstadt, Pfleg- und Landgericht.
Pap.-Hds., Folio, 2 Bll., aus dem Anfang des 18. Jahr
hunderts, im Regierungsarchive zu Salzburg, Sign.: Hofkammer
28
IV. Abhandlung: Mell.
Radstadt 1775, D. Extract aus dem ehehaft und landtädungs-
recht des hoch fürstlichen Salzburgischen pfleg-, statt- und land-
gerichts Radstatt, gräniz gegen der Äbbtenau. — Ein Auszug
aus dem R. Landrechte Pap., 4 Bll., 17. Jahrhundert, findet
sich ebendort, Waldmeister-Akten XII, Radstadt, 14, Nr. 10;
weiters ein ,.Extract aus der statt Radstatterischen policeiordnung
de a° 1630‘, Pap.-Hds., Folio, 4 Bll., Abschrift aus dem 18. Jahr
hundert, ebendort: Gfesamttaidinge. [Die Artikel betreffen: vich-
trib, holz- et reithschlagen, burgermoss, Schwein, prünn waschen,
holzmaister], — Nach Mitteilung Friedr. Pirckmayers war eine
Notiz über das zu R. abgehaltene Landrecht noch im Jahre
1804 in der Regierungsregistratur vorhanden.
[58] 37. Rasclienhcrg, Pfleggericht.
Pap.-Hds., Folio, 70 Bll. von 1672, in Ledereinband mit
der Aufschrift: Landrecht oder ehehafthätung sarnbt der Jcugl-
ivaid- und gränizbeschreibung von der hochfürstlichen pfleg
Raschenberg. 1672. Landrecht und ehehafttätung, im Regierungs-
archive zu Salzburg. Sign.: , Archiv ‘ XVIII, Nr. 48 / 28“.
Abschrift von Nr. 14 der Weistümer I, S. 92 ff. und wahr
scheinlich mit jener Abschrift des ,landpuechs‘ gleichfalls aus
dem Jahre 1671, welche sich [nach Weistümer I, S. 92, Quellen
vermerk zu Nr. 41] im k. bayr. Reichsarchiv zu München be
findet. — Die ebendort , Archiv ( XVIII, 48/28“ befindliche
,Kuglwaid- und gränizbeschreibung £ (Pap.-Hds. des 17. Jahr
hunderts) abgedr. Weistümer I, S. 100 ff., und in der obigen
Hds., Bl. 62“—66 b und ebenda Bl. 67“—70 b ; die ersten 36 Ar
tikel der ,sonderbahre Vermahnungen und verboth 1 , abgedruckt
ebenda S. 104 108.
38. Itauris, Landgericht in der —.
Pap.-Hds., Folio, 91 Bll. aus dem Ende des 16. Jahr
hunderts, im Besitze des Herrn Hofrates A. v. Luschin-Eben-
greuth in Graz und mir gütigst zur Verfügung gestellt. Land
gerichtsordnung in der Rauriß. I. Von erst ze halten eehafl
der landtaiding mit 7 articln. II. Des richter(s) vorred und
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge. 29
eingang mit 5 articl. III. Gemainer gerichtsleit meldung mit
15 articl. IV. Des richters meldung oder Öffnung etlicher ge
mainer notturft nach alten herlcommen mit 4 articl. V. Vom
spül und gottschelten mit ainem articl. VI. Wucherei soll sich
niemants gebraucht mit 1 artikl. VII. Bestand und ivas man
in bstantsweis verläßt mit 1 artikl. VIII. Umh Verpfandung
mit 2 articl. IX. Umh arrestation, verbot und verleg mit 3 ar-
ticlen. X. Umb bürgschaft mit 13 artikl. XI. Umb entwerung
mit 4 artikl. XII. Umb paumansrecht oder paurecht mit 4 ar-
tiklen. XIII. Umb heirat und heiratvermacht mit 2 artikl.
XIV. Umb landleüfig Ordnung als gemaine erbföll mit 1 artikl.
XV. Umb geschäft und testament mit 2 artikl. XVI. Umb Vor
mund- und gerhabschaft mit 1 artikl. XVII. Von leibaigen
leütten mit 2 artiklen. XVIII. Hernach volgen gemain järlich auch
täglich iebung und handlung mit 13 artiklen. XIX. Der haim-
berg halben mit 1 artikl. XX. Von wegen der alben mit 1 artikl.
XXI. Umb reütter mit 1 artikl. XXII. Von gemain landleüf
mit 3 artikl. XXIII. Weg und steg mit 2 artikl. XXIV. Ver
hütten artikel mit 12 articl. XXV. Umb todschlag mit 4 articl.
XXVI. Umb ander gemain landsgewonhait. XXVII. Entscliid
der richter mit 1 artikl. XXVIII. Umb güetlich vertrag mit
1 artikl. XXIX. Umb reclitfertigung mit 6 artikl. XXX. Auf
ungehorsamb mit 2 artikl. XXXI. Umb appelation mit 2 artikl.
XXXII. Hernach volgen straf ivas die umb jeden vaal im
landsprauch sein soll. Zu vgl. mit Nr. 25 in Weistümer I,
S. 203 ff.
39. Saalfelden, Pfleg- und Landgericht.
Pap.-Hds., Qu art, 12 Bll. ,landöffenzetl gemainer land-
schaft zu Salfelden', aus dem 16. Jahrhundert, im Regierungs-
archive zu Salzburg. Sign.: ,Archiv' Ruhr. XVIII, Nr. 48/29.
Gleichlautende ,abgeschrift‘, Pap.-Hds., Quart, 8 Bll. aus dem
Ende des 16. Jahrhunderts, ebendort, ,Regierung' Rubr. 60,
Nr. 23 [B], Vermerkt die Öffnung und meines genedigisten herrn
von Saltzburg etc. recht, so man jerlichen öffentlich im gemainen
landtäding zu Salfelden etc. — Vermerkt etlich hernach volgent
wtigl die etlich jare in gemainem landtading zu Salfelden
ni t recht urtl gewierdigt und von notturft wegen gemains nutz
30
IV. Abhandlung: Mell.
und gemainer landschaft mit recht und urtl zu creften, auch
die also zu halten erkannt sein. — In B. folgt eine kurze Notiz
über das Einfangen eines Grundstückes.
Ein nach Mitteilung Friedr. Pirckmayers im Museum
Francisco - Carolinum zu Linz bewahrter ,landesöffenzettel ge-
mainer landschaft zu >S.‘ ist abgedr. im Intelligenzblatt, 1845.
40. Salzburg, Stadt.
[61] a) Pap.-Hds., Folio, 18 Bll., davon die 4 letzten unbe
schrieben, ohne Umschlag, im Archive der Stadtgemeinde-Vor
stellung zu Salzburg. Von Friedr. Pirckmayer angefertigte und
verglichene Kopie im Regierungsarchive zu Salzburg. Enthält
das Stadtrecht von Salzburg. Das puch sagt von den rechten
und ern der purgär und der stat zu Saltzhurg und die von
alter her chomen sind mit der säligen fürsten gunst und rat
und hilf, die ir gnad darzu getan habent.' das recht puch der
christenhait sagt, das gaistleichen fürsten plileger sein der war-
hait und des frides und des gelauben und des amptes der
christenleichen heilichait etc. und gueter iverch ein pildär.
[124 Art.] Anno domini M° CCC im0 Ixviii 0 . Darauf folgt das
Verzeichnis der Gülten und des Urbars des Bürgerspitals [von
1368 und 1399] von Salzburg.
[62] b) 2 Bll., Pap., Folio, 17. Jahrhundert, im Regierungs
archive zu Salzburg, Ober Waldm. Salzburg I, 2. Extract aus
dem urbargerichts ehehaft biechl beim hochfürstl. Stattgericht
Salzburg [betrifft das Weiden der Schafe auf der Tratten].
[63] 41. Salzburg, Erzbistum.
Von dem im I. Band der Weistümer als Nr. 1, S. 1—4 aus
dem Bürgerbuch von Zell am See, Pap.-IIds., 17. Jahrhundert,
abgedruckten und mit den Artikeln ,aus dem Saltzburgischen ui -
barbuch mit fleiss gezogen 1547, 4. Febr.‘ in Hds. 1705 der Mün
chener Hof- und Staatsbibliothek verglichenen Stiftrecht der
erzbischöflichen Urbarämter, fanden sich weitere Handschriften
im Regierungsarchive zu Salzburg unter der Sign.: ,Urbare
o. 5, neu 9, Bl. 171 (14./15. Jahrh.). Vermerkt die frag und
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
31
Öffnung der artikel der stiftrecht . . . und oh dreuhundert jaren
gehalten ist worden 1 , und. in den ; Wiener Akten' B. 140 (Pap.-
Hds., Folio, 4 Bll., 16. Jahrh.) welche mit dem Abdruck mutis
mutandis identisch sind. Ferner Auszüge aus dem fand- und
ehehaft taiding biechel 1 , ebendort, Obrist. Waldmeister-Akten,
Salzburg I. Bd., Nr. 2, und eine Notiz über den Standort der
Schranne zu Maxglan, ebendort, VI. Bd., Nr. 10. Von allge
meiner Bedeutung ist der ,Extract aus underschidlichen hoch
fürstlichen generalien wie auch andere gehott und verbotten,
welche bei denen land- oder ehehaftrechten zu verlesen', Pap.-
Hds., Folio, 8 Bll., 17. Jahrhundert, Ende, ebendort, Gesammelte
Taidinge.
42. Salzburg, Domkapitel. [64]
Als weitere Hdss. von dem in Weistümer I, Nr. 2,
abgedruckten Stiftrecht des Domkapitels im Erzstift Salzburg
führt Friedr. Pirckmayer in seinem Verzeichnis als im Re
gierungsarchiv zu Salzburg bewahrt an unter den Sign.: ,Archiv'
Ruhr. XVI, Nr. 17/36, vom Jahre 1522 [der Extrakt von 1605
in Domkapitel-Akten II/7], und ,Urbaria' Nr. 203, vom Jahre
1502, S. 214—219. — Das ebendoi’t ,Archiv' XXII, 11, be
wahrte jStilftrecht nach welchen sich die unterthanen halten
und darwider bei nachgesezt unnachlässiger strafe nicht handlen
sollen 1 , Pap.-Hds., Folio, 5 Bll., aus dem Beginn des 18. Jahr
hunderts, ist gleichfalls eine Abschrift des in Weistümer I ab
gedruckten Stiftrechtes.
43. Sigliartstein, Schloß und Hofmark. [65]
1754, Mai 25, Salzburg. Erzbischof Sigmund von Salzburg
verleiht dem Grafen Wolf Anton von Überacker Freiherrn zu
Sighartstein etc. gewisse Rechte auf das diesem gehörige Schloß
Sigliartstein [1. Erhebung des Schlosses S. samt dem Dörflein
Sehalkham zu einer Hofmark. — 2. Kompetenz der Hofmark
gegenüber den Insassen. — 3. Niedere Gerichtsbarkeit gegen
über dem Landgericht Alt- und Liechtenthann. — 4. Besorgung
der Polizei. — 5. Landrepartition der Steuern. — 6. Gebot
der Übung guter Gerichtsbarkeit. — 7. Verbot, die Hofmarks-
32
IV. Abhandlung: Mell.
leute mit Scharwerken zu beschweren]. Insert in Privilegiums-
bestätigung durch Dompropst Virgilius M a Grafen und Herrn
zu Firmian und das Domkapitel zu Salzburg, 1754, Mai 29,
Salzburg. Kollationierte Abschi’ift von 1809, Jänner 31, Salzburg,
Pap., Folio, 6 beschriebene Bll., im Regierungsarehive zu Salz
burg, Sign.: Regierung Ruhr. LX, Nr. 35.
[66] 44. Staufeneck, Herrschaft und Pfleggericht.
Pap.-Hds., 2 Bll., Folio, aus dem 17. Jahrhundert, im
Regierungsarchive zu Salzburg, Sign.: Hofk. Staufeneck 1672/a.
-j- Duppl. Rubrikalvermerk: Extract aus der pauern und nach-
barschaft der Herrschaft Stauffenegg landrecht und gebrauch etc,,
de anno 1592 tn . — Bl. l il Hernach volgt die Kuglwaid und
landsriegung alter gränizen am gericht Stauffenegg, wie die von
einander abgethailt werden, so alwegen nach dem ehehaft täting
jährlich verlesen wirtt. — Ebendort, Regierung, Rubr. LXI/8
findet sich eine Notiz über die Abhaltung der jährlichen 4 Land
rechte vor und nach der Aushebung der Pflege St., ferner
eine weitere über die Einrichtung der Schranne zu Mauthausen.
45. Straß vvalelien.
[67] a) Monumenta boica, XXXVI/2, S. 53—54. Daz ist deu
gult und deu reht dev da gehörent ze Wildenek und von Maennse
(14. Jahrhundert, Ende).
[68] b) Pap.-Hds., Folio, 9Bll., am Ende mank, 17. Jahrhundert,
Beilage in den Akten betreffend den Streit des Marktes mit Matt
see in Sachen der Jurisdiktion und Freiung des Marktes, nn
Regierungsarchive zu Salzburg, Hofkammer: Strasswalchen
1440/1615, Lit. J., Nr. 2. Bl. 2 a Markt und burgfrid Strass
walchen. Was juristiction die phleg Mathsee alda zu Stas-
ivalchen(!) hat. Einkomens der mallevizischen per sonnen wegen.
— Bl. Wo mit den mallevizischen peinlich gehandelt, die
verreckt und gericht werden. — Wo das Hochgericht. Freiung
zu Strasswalchen in das phleg gericht gehörig. — Bl. 3 a Alle
sambstag die fräfl zum phleggericht Mathsee geheren. Ain markt
richter dem phleggericht die vänknus darzue leichen. — Bl. 0
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
33
Alter gebrauch durch die Höchvelderischen underthonen gelebte
rumorn zu Strasswalchen.
46. Tacliensee bei Waging. [69]
Pap.-Hds., Quart, 19 Bll., 16. Jahrhundert. Fischerrecht -j-
zu T., im Regierungsarchive zu Salzburg, Sign.: ,Archiv' XXII,
36 mit dem Rubrikalvermerk: Ordnung beim Tähensee sambt
der vischer freihait recht und alt herkommen. Bl. l a Vermerkt
ain Ordnung bei dem Tachensee durch den hochivirdigisten fürsten
und herrn Matheusen . . . erzbischoven zu Salzburg etc. fur-
genomen, wie es furan bei demselben Tähensee gehalten werden
solle sambt der vischer deren freihait, recht und alt her
kommen. Als egedachtem unserm gemelten herrn . . . erzbischofen
zu Salzburg etc. zu mermalen angezaigt und gruntlich bericht
worden, daz etwovil Unordnung bei gedachtem Tachensee ain zeit
lang her gewesen, derhalben dann sein fiirstl. genad auch ander
prelaien und vom adl, so darauf gerechtigkait haben, desselben
gar wenig genossen, demselben aber furzekommen auch darmit
derselb see nit gar verödt werde und sein fiirstl. genad und
ander desselben mit der zeit ains merern und fruchtperlichen
gemessen mocht, so hat sein fiirstl. gnaden mit zeitigen rat dise
Ordnung furgenommen und aufgericht wie hernach volget. Er
wähnt auch in dem von Ed. Richter angelegten Verzeichnis,
als in Kammerbücher, Triendlsche Abschrift V, Nr. 131 vor-
findlich.
47. Tann, Urbaramt. [70]
Die von Friedr. Pirckmayer verzeichnete Hds., ,Vermerkt
leas ein hofmaister oder urbarmann zu strafen und zu handeln
hat 1 [aus dem gräflich Überackerschen, in das Regierungsarchiv
übernommenen Archive] ist im Regierungsarchive zu Salzburg
gegenwärtig nicht auffindbar.
48. Taxenbaeli, Pfleggericht. [71]
Pap.-Hds., Folio, 21 Bll., aus der Wende vom 17. zum
18. Jahrhundert, mit dem Rubrikalvermerk: lanthätung des
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. ICO. Bd. 4 Abli. 3
l - - ■ — ;&*w*m*HffiSi
34 IV. Abhandlung: Mell.
hochfürstlich, gerichts Taxenbach vom jahr 1665, im Regierungs-
arcliive zu Salzburg: Gesamttaidinge. Bl. 1“ Eehaft der land-
täting wie solliches im hoch fürstlichen pfleggericht Texenpach
fürderhin gehalten und verlesen werden solle. Offenbar als Kopist
zeichnet sich auf Bl. 1“ Jörg Fux. Gleichlautend mit dem nach
einer Pap.-Hds., 18. Jahrhundert, im Besitze des k. k. Bezirks
amtes Taxenbach in Weistiimer Band I, S. 266, Nr. 29 ab
gedruckten Taiding.
[72] 49. Tetellieiin und Halbmberg, Pfleggerichte.
Im Amtsinventar von 1674, im Regierungsarchiv zu Salz
burg, Sign.: ,Archiv' XVIII/49, Tetlheim 5, ist eine in grün.
Pei’g. gebundene Hds. vermerkt, die ,alle unterthanen beeder
gerichte sammt den eehaftstätingen 1 aus dem Jahre 1593 enthält.
[73] 50. Thurn, Herrschaft.
\ Pap.-Hds., Folio, 3 Bll., moderne Abschrift aus dem Ur-
barium der Herrschaft Thurn von 1561 [Platz’sches Archiv III,
50], im Regierungsarchive zu Salzburg. Vermerkt der herrn
von Thurn freihait und riegung. [12 Art.]
[74] 51. Ursprung, Hofmark.
Eine Notiz über die Freiheiten der Hofmark U. findet sich
nach Friedr. Pirckmayer in den Akten Hofk.: Neuhaus 1671, G.,
auch im Hof. Caten. 1682, Bl. 36 und ,Regierung' XL, 35, des
Regierungsarchives zu Salzburg. Vgl. auch das Amtsinventar
in ,Archiv' XVIII, 49.
[75] 52. Waging, Pfleggericht.
1766, April 29, Salzburg. Erzbischof Siegmund von Salzburg
bestätigt die Privilegien des Marktes und der Hofmark Waging;
unter Einschaltung der dem Markte von den Erzbischöfen Jakob
Ernst, Leopold, Franz Anton, Maximilian Gandolph, Paris, Marx
Sittich, Wolf Dittrich, Ernst, Matthias und Pilgrim i. d. Jahren
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
35
1746, 1733, 1715, 1660, 1657, 1624, 1616, 1541, 1520 und 1385
erteilten Freiheiten. Pap.-Hds., Folio, 24 beschriebene Bll., aus
der Mitte des 18. Jahrhunderts, im Regierungsarchive zu Salz
burg. Sign.: Regierung, Rubr. LX, 46. — Eine Abschrift des
Privilegs des Erzbischofs Ernst von 1541, am pfinztag nach s.
Thomastag des h. zwelfpoten, Salzburg, mit Inserierung jenes
von Erzbischof Pilgrim, 1385, am samhstag vor s. Mathie tag,
Salzburg, und 1520, am pfinztag vor s. Gregorientag, Salzburg,
Pap.-Hds., Folio, 4 Bll., aus dem Ende des 16. Jahrhunderts,
ebendort, in ,Archiv' II, 63/a. Vgl. auch Caten. priv. Ernesti,
1540—44, S. 69—74, ebendort.
53. Wagrain, Hofmark.
a) Pap.-Hds., Quart, 7 beschriebene Bll., 16. Jahrhundert, im [76]
Regierungsarchive zu Salzburg, Hofkammer: Wagrain, 1579, CI.
Bl. 1" Vermerkt das hofmarchtading zu Wagrain als von alter -j-
herkomen ist und die freihait so die Goldeckher und Freundt-
perger zu Wagrain gehabt haben. [15 Art.] — Bl. 5 11 Vermerkt -]-
was ain hofmarchrichter zu Wagrain zu richten hat. [12 Art.]
b) Pap.-Hds., Quart, 10 beschriebene Bll., Abschrift aus [77]
dem 16. Jahrhundert, ebendort, Hofkammer: Wagrain, 1589, J.
Bl, l 11 Hierin ist verzaichnet das hofmarch- und ehaft täting -[-
des markts Wagrain mit sambt den gerechtiglcaiten und frei-
haiten so die burger zu Wagrain haben wie volgt. — Bl. 2“
Vermörkt das hofmarch-täting zu Wagrain als von alter her-
kumen ist und die freihait so die Goldegger und Drennsperger
zu Wagrain gehabt haben. [Gleichlautend mit obiger Hds.
Bl. 1“—4 lj ] — Bl. 7 b Vermerkt was ain hofmarchrichter zu
Wagrain zu richten hat [enthält gegen obige Hds. 14 Art.]. —
Bl. 10 b Befindt sich gegen dem originali gleichlautend.
c) 2 Bll. Pap., moderne kollationierte Abschrift aus Josef [78]
Fellners handschriftlichen biograph.-topogr.-statistischen Notizen
bXX V, im Regierungsarchive zu Salzburg. [Die Quelle gibt
l'ellner nicht an.] Hie sind vermerkt meines herrn von Freunts-
V er g zil und marich und seine recht, wie er und sein vordem
die von alter in seiner hofmarch zu Wagrain herpracht habent.
Sitziingsber. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 4. AMi.
4
T-r-raBHHHB
mm r.
36 IV. Abhandlung: Mell.
54. Wartenfels, Pfleggericht.
Das von Fellner, Biogr.-top.-statist. Notizen LXXX1V er
wähnte Landrecht und Urbarrecht von W. ist identisch mit
Nr. 20 der Weistümer I, S. 150 ff.
55. Windisclnnatrei, Pfleggericht.
Pap.-Hds., Folio, 16 Bll., aus dem 18. Jahrhundert, im
Museum Francisco-Carolinum zu Linz ex Fasz. Salzburg, Band II.
Auf der Rückseite der Vermerk: Abschrift des Vertrags zwischen
Tyrol und Salzburg de a° 1533 sambt ainer instruction und
waldordnung de dato 17. Aug. anno 1593. König Ferdinand und
Erzbischof Matheus von Salzburg beurkunden den Vertrag und
die Schlichtung der spen und irrung so sich der lierrschaft
Lienz und Windischmatterey halb von wegen Überantwortung der
malefizigen personen, pergwerch, walden, wasserfluss, fischereien,
Steuer von vogtlcuten und gränizen gehalten. — Vgl. Weistümer I,
S. 301, Anm. *).
56. Zillertal, Propstei und Pfleggericht Kropfsberg.
[S. auch Kropfsberg.]
Pap.-Hds., Folio, 32 Bll., aus dem Ende des 17. Jahr
hunderts, in Pgt.-Umsclilag mit der Aufschrift: lantbrief. Nr. o
des Sammelbandes I, Wiener Akten lit. B, 87, des Regierungs-
archives zu Salzburg. 1487, am sonntag Cantate, Salzburg.
Erzbischof Johann von Salzburg bestätigt die Rechte und Frei
heiten ,unser getreu landleut gemainclich im Zillertal 1 auf Grund
einer vorgelegten , alten schrift auf pergamen 1 [mit 47 Art.].
Zwar identisch mit Weistümer I, Nr. 36, S. 317 ff., jedoch mit
so wichtigen und zahlreichen Nachträgen, daß der Abdruck
dieses Landrechtes im Ergänzungsbande nicht zu umgehen sem
dürfte. — Die im gleichen Bande unter Nr. 26 enthaltene Ab
schrift der ,Statuta et ordinationes vallis ZillerstaV ist vollkommen
gleichlautend mit dem im 1. Bande der Weistümer, S. 317 ff. unter
Nr. 36 abgedruckten Landrecht im Zillertal; es fehlen nur die
ebendort S. 325—326 abgedruckten Urkunden von 1354. —■
Eine Abschrift der ,Zillerthallerischen perlcwerchs-ordnung 1 von
1537 ebendort, Wiener Akten, B, 87, I. Buch.
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgisehen Taidinge.
37
Außersalzburgische Weistümer.
A. In Niederösterreich.
57. Arnsdorf, Pflege und Hofmeisteramt. [82]
Im Caten. privil. 1561—1573, S. 100 des Salzburger Re-
gierungsarchives. Wurde nach Mitteilung der Leitung dieses
Archives von Hofrat Winter bereits kopiert.
58. Lailgegg 1 , Venusberg und Heureut, Herrschaft. [83]
Pap.-Hds., Polio, 4 Bll., moderne Abschrift aus Hofk.-Rat, -[
1669, S. 166—169 des Regierungsarchives zu Salzburg. Bl. l a Ver-
mörkt das pandäting und recht der unterthonen am Venussperg,
Neureüth und aller deren so zum hof Langegg dienstperig sein.
Anfang: Erstlichen melden wür unserer herrschaft zu T^angegg
all jahr ain pandciting albeg zn Georgi oder Michaeli zu
halten... Ende: Vorbeschriben pandciting und freih aiten haben
der edl gestreng herr Matheus Häring zu Langegg etc. auch die
edl gestreng und tugentreich frau Maria Häringin zu Langegg
geborne Mägerlin etc. als stüfter aller der unterthonen zu Langegg
gehörig des torfs Venusperg, Strass und Neureutt etc. solchen
untersässen und holden gruntherrschaft wegen mit ihren insigl
und pettschaft becreftiget si darbei zu erhalten, gebieten dem
nach unserm Verwalter und, richter, wemb si mir undertlienig
machen, si dabei hand zu haben und kainen clarwider zu be
schwären bei unserer hochen straf, doch behalten wür uns und
unsern nachkomen bevor, solche freiliaiten jederzeit nach gestalt
der zeit und wie es die notturft erfordert zu mehren oder zu
mindern, geben zu Langegg den 25. August a°. 1602.
59. Oberwölbling, Markt und Herrschaft. [84]
a) Das im PIofr.-Katenichl, 1590—1596 des Salzburger
kegierungsarchives enthaltene ,gemaines marktes 0. pantäding-
puechl 1 wurde nach Mitteilung der Archivsleitung von Herrn
Hofrat Winter bereits kopiert.
4*
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38 IV. Abhandlung: Mell.
[85] b) Pap.-Hds., Folio, 15 beschriebene Bll., kollat. Abschrift
aus dem 17. Jahrhundert, im Regierungsarchive zu Salzburg,
Archiv XVIII, Nr. 48/24. Gleichlautend (nach Mitteilung der
Archivsleitung) mit Archiv XVIII, Nr. 27. Bl. I 1 * Erzbischof
Paris von Salzburg bestätigt der Bürgerschaft des Marktes 0.
ihre pontäding und freiheiten auf Grund der ihr von Erzbischof
f Marx Sitticus gegebenen Konfirmation. — Bl. l b Vermerkt unsers
genedigisten fürsten und Herren von Salzburg und seiner
fürstlichen gnaden leüt gerechtigkait zu Oberwölbling [48 Artikel].
— Bl. 10“ Hernach werden vermelt unsers . . . Herrn von Salz
burg march und rain geringsweis umb Welbling, geliilz, wälden
und derselbigen zuegehörigen d'örfer und höf so dem erzbistumb zu
Salzburg unterworfen sein, wie hernach volgt. — Bl. 15 a Geben...
in unser statt Salzburg den zwen und zwainzigisten monatstag
Octobris . . . im aintausent sechshundert und ain und zwain
zigisten jare.
60. Unterwölbling, Rechte des Klosters Nonnberg.
[86] Pap.-Hds., Folio, 4 Bll., moderne Abschrift aus dem
-f Nonnberger Urbar von 1451, Bl. 152 b —156 k Hie ist vermerkt
meiner genadigen frauen der abtessin und ires gotzhaus auf
dem Nunburg gerechtigkait zu Nidern Welbing und irer arm
läut daselben.
Abschrift nach einer von Prof. Willibald Hauthaler seiner
zeit mitgeteilten Handschrift des Konsistorialrates und Archivars
Adam Doppler (Pap., Folio, 4 Bll.) im Regierungsarchive zu
Salzburg, ohne Signatur.
[87] 61. Traismauer, salzburgisches Pfleggericht.
Das in Hofr.-Kateniehl 1561—1573, 121 enthaltene pan-
tädingbuech dieses Pfleggerichtes wurde laut Mitteilung der
Archivsleitung vom Herrn Hofrat Winter bereits kopiert. Zu
vgl. wäre Kateniehl 1694, Bl. 144 des Salzburger Regierungs-
archives.
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge.
39
B. Oberösterreich.
62. Mondsee.
a) Ein von Fr. Pirckmayer erwähntes ,ehehafttäting und [88]
urbarrecht 1 , aus dem Hofrats-Skartakten des Regierungsarchives
zu Salzburg ist nach Mitteilung der Archivsleitung nicht auf
findbar.
b) 1 Bl. Pap., Folio, 17. Jahrhundert im Regierungsarchive [89]
zu Salzburg, Archiv XVIII/48. Extract aus der ehehaft däting
und urbarrecht des urbarambts Monnsee ivie die alda daselbsten
järlich am mitwoch nach st. Michaelitag an der schronnen geriegt
und ausgetragen werden. Fünfte frag. art. 6 t0 . Es soll auch
kain urbarsperson ohne willen und vorwissen aines urbarrichters
vor hainer andern obrigkeit klagen oder antworten, sondern solches
amem Urbarrichter alliier als seiner nachgesezten obrigkeit zuvor
anzaigen, damit dem urbar seine händl und wändl nit entzogen
und haimblich ohne vonvissen und willen abgetättiget werden,
ulles wie vor alter Herkommen und ieblich ist.
c) 2 Bll., Pap., Folio, 17. Jahrhundert, ebendort. Extract [90]
aus dem alljährlichen urbarrechtsvorhalt und alten Herkommen.
Anfang: Wie es alleseits im hochlöblichen laut, ob der Eni iss
gebreuchig und herkomblich soivohl craft der a° 1677 aus
gefertigten landgericlitsordnung. Ende: und die gebreuchige
stöllung zu laisten, allermassen es die landgericlitsordnung mit
sich bringt. Betrifft das Kompetenzverhältnis zum Landgericht
Wildenegg.
63. Wildeneck, Herrschaft.
a) Pap.-Hds., Folio, 16 Bll., 17. Jahrhundert, im Regierungs- [91]
archive zu Salzburg, Wiener Akten, B. 12, Nr. 10. Bl. l a Alte -j-
landsrechten oder ehehafttäding in der Herrschaft Wildenegg auf
den Aschermittwoch und zwaier nachrechten, aines 14 tag nach
den landsrechten nach Mänseer kirchweich, das andere 14 tag
n ach den landrechten nach st. Michaelistag im hörbst im markt
Mannsee, st. Wolfgang und landgericht zu halten [5 Fragen
u >id Antworten], — Bl. 5 U Frag der landsrechten des negsten -j-
•mm
mm
m
40 iy. Abhandlung: Mell.
montags nach Männseer kirchweich und am montag nach Michaeli
jedes jahr zu halten [9 Fragen und Antworten]. — Bl. Id 11 Der
herrschaft Wildenegg ruegung eingeschlossen st. Wolfgangsländl.
■— Bl. 15 a Biegung in st. Wolfgangsländl. — Bl. 15 h Ist gegen
dev hei dev Rom: Jcai: maj: alten N. 0. cammerregistratur vor
handenen alten vüegung gehalten, collationirt und von wort zu
wort allerdings gleichlautent befunden worden, actum Wien
den 7 tm Octohris 1678. jahrs.
[92] b) Eine ruegung der herrschaft Wildenneckh, 1. Bl. Pap.,
Folio, 16. Jahrhundert, ebendort, ex Hofrat: Hüttenstein Nr. 1
[359 alt], ferner Pap.-Hds., Folio, 3 Bll., 16. Jahrhundert, ,Ver
merkt die gränitzen icie die herrschaft Wildenegkh an die land-
gericht Liechtenthan und Mathsee anstesst 1 ebendort, Hofkammer:
Straßwalchen ex 1440/A.
C. Kärnten.
[93] 64. (xmüild.
Die Salzburgischen Rechte in Gmünd sollen nach dem
Verzeichnis Fr. Pirckmayers im Kateniehl: Österreich - Steier
des Regierungsarchives zu Salzburg enthalten sein. Diese
Kateniehl wurden nach Mitteilung der Archivsleitung Blatt für
Blatt untersucht, doch konnte die Rechtsaufzeichnung nicht
aufgefunden werden. Vgl. Weistümer VI, S. 465, Nr. 6.
[94] 65. Iliittenberg, Bergwerk.
Pap.-Hds., Folio, 8 Bll., Abschrift des 16. Jahrhunderts,
im Regierungsarchive zu Salzburg, Wiener Akten B. 151. Erz-
-J- bischof Matheus von Salzburg stellt . . nachdem unser und
unsers stifts eisenperkioerch Huetemberg, Lebing und Mosintz
nun ob etlich hundert jarn her allain nach gewonhait und
alten gebrauch gearbait und kain besonder Statut, Ordnung
noch gesatz bis auf dise zeit daselbs erfunden noch gehalten
worden ist, eine Ordnung [in 51 Art.] auf. Geben . . . Saltzburg
am sambstag nach dem neuen jarstag nach Cristi gebürt fünf
zehenhundert und im vier und zwainzigisten jar.
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgisclien Taidinge.
41
66. Krems bei Gmünd, Bergwerk. [95]
Pap.-Ilds., Folio, 2 Bll., 18. Jahrhundert, im Regierungs
archive zu Salzburg, Hofkammer, Bergwesen: Lungau, 1560—
1579, Nr. 4. Erzbischof Gregor von Salzburg gibt den Erz
knappen und Arbeitern des ,eisenärzt in der Krems bei Gmunden 1 -j-
eine neue Bergordnung. Geben . . . ze Salzburg an st. Florian
tag nach Kristi gepurde vierzechenhundert jar und darnach in
dem ersten jare.
D. Tirol.
67. Leng'berg 1 , Pfleggericht.
Pap.-Ilds., Folio, 41 beschriebene Bl., in Perg.-Umschlag [96]
mit der Aufschrift: ,Abschrift Lembergeriscli liaubturbari abge-
schriben anno 1627‘, im Regierungsarchive zu Salzburg, Urb. 08:
Lengberg, und Pap.-Ilds., Folio, 5 Bll., 17. Jahrhundert, eben
dort, Ilofk.: Lengberg, 1654/68. — [Extrack aus ainern bei
der hochfürstlichen pfleg Lemberg verbanden mit Nr. 7 gezaich-
netem haubt-urbario]. Bl. l b Zuvor aber volgen die gränizen
und pidmarch zwischen dem gericht L,emberg u. der herrscliaft
Lüenz als entgegen stehet. — Bl. 2 a Vermörkt die gränizen oder
pidmarch des schloss Lemberg zwischen der herrschaft Ibienz
und des gericht Lemberg. ■—- Von Bl. 30° an Weistum in 28 Ar
tikeln. Eine Yermarchung der Gerichtsgrenzen zwischen Lienz
und L. aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, 2 Bll., Pap., eben
dort, Archiv IV, 8.
68. Zoll, Landgericht. [97]
Pap.-Ilds., Folio, 7 Bll., in Pap.-Umschlag mit der Auf
schrift: Verzaichnus des landgerichts Zoll. 1539. herrn Sig
munden etc. zu uberantwurten, im Regierungsarchive zu Salz
burg, Archiv Ruhr. XVIII, 48. Bl. 2 a ; Zu vermerken die confin
und Örter ivie weit und verr das landgericht zu Zoll mit seinen
pulmerken allenthalben anstoßt, auch was für purkfrid, frei-
haiten und wasserfluß sein und dardurch rinnen etc. wie hernach
volgt. — Bl. 3 1 '. Die purkfrid und freihaiten so im lantgericht
42
IV. Abhandlung: Mell.
sein. — Bl. 5 b . Die wasser die durch das landgericht rinnen
und frei sein. — Bl. 6 ft . Was ainem landrichter im Saal be
sonder zuegehörig etc.
[98] 69. Hopfgarten, Pfleggericht.
Pap.-Hds., Folio, 2 Bll., von 1726, im Regieriingsarchive
zu Salzburg, Domkapitel 11/68, Nr. 1. Den 24. Jenner 1726.
■f Beschreibung was gestalten das land- oder ehehaft täding alle
jahr am montag von heiligen pfingsten im würthshaus im dorf zu
Hof als fast mitten in dem pfleggericht gehalten und ioas der
zeit noch observiert und abgelösen wierdet. Nachgehents werden die
hernach geschriben Sachen verlosen [betreffen die Polizei, Wald
ordnung und die Freiheiten der Bürgerschaft]. Die Bestätigung
der Freiheiten des Marktes Hopfgarten von 1541, an mittichen
von Unser lieben frauentag irer emplienknuss, Salzburg, und
von 1541, am mittichen nach sand Niclastag, in Abschrift des
16. Jahrhunderts, ebendort, ex Kat. Ernesti, Archiv II, 63/a,
Fol. 53—57.
E. Bayern.
[99] 70. Adelstetten, Sitz.
Erzbischof Michael von Salzburg bestätigt dem Bernhard
Trauner die Freiheiten des siz Adlstetten, 1559, Februar 17,
Salzburg; Insert in Bestätigung dieser Freiheiten für Hans
Joachim Weclcherlin, 1667, April 5, Salzburg. Im Regierungs-
arcliive zu Salzburg, Hofrats-Katenichl 1666, Stück 74.
[100] 71. Högelwerd, reguliertes Chorherrenstift.
Pap.-PIds., Folio, 7 Bll., Abschrift aus dem Jahre 163/,
.]. im Regierungsarchive zu Salzburg. Hofrat: Teisendorf 5. Stift-
rechtbüechl der freihaiten des würdigen gottshaus und closters
Heglwerth ivie dasselbe jarlichen alten löblichem gebrauch nach
an offnem gesessnen rechten gehalten wirdet, ivie hierinen lautier
ordenlich beschriben und anzaigt wirdet. aus einem alten exem-
plar so anno 1526 geschriben gleichlautend von wort zu wort
hierinn verleibt und a° 1592 abgeschriben worden [62 Fragen]-
. -- «will
Bericht über die Vorarbeiten der Salzburgischen Taidinge. 43
72. Marzoll. [101]
Nach dem Weistümer-Verzeichnis E. Richters aus dem
Jahre 1903 hat sich von dem Weistum von M. aus dem Jahre
1494 eine Abschrift aus dem 18. Jahrhundert im Regierungs
archive zu Salzburg unter den ,uneingeteilten Hofratsakten 115‘
befunden, ist jedoch derzeit laut gütiger Mitteilung der Archivs
leitung nicht auffindbar.
73. Mühldorf, Propstei und Vogtgericht.
a) In der Beschreibung des salpuechs über das Salz- [102]
burgerisch voitgericht 1 , Pap.-Hds., Folio, 263 Bll., aus dem Jahre
1527, im Regierungsarchive zu Salzburg, Urbar 127: Mühldorf
und Mattsee. Bl. 261 1) ff.: Hernach volgen die artikl so zu den
eehafttädingen im voitgericht gelesn werden sollen [9 Artikel],
Vorher, Bl. 255 a ff. Der ,voitgerichireceß zu Ardning, Lude,
1527‘ zwischen Erzbischof Matthias von Salzburg und den
Herzogen Wilhelm und Ludwig von Bayern [15 Art.].
b) Pap.-Hds., Folio, 26 Bll., kollationierte Abschrift von [103]
1664, Juni 28, Salzburg, ebendort. Wiener Akten, A. 11. 1662,
September 13. Erzbischof Guidobald von Salzburg und Herzog
Ferdinand Maria von Bayern setzen die Rechte und Gewohn
heiten des bei Mildorf gelegnen brobst- und voitgerichtes fest -J-
[39 Art.]. Darauf: volgt die weitere beschreibung des burgfrid
zu Mildorff gegen dem gericht Neumarlcht und volgen die ar-
ticuln so bei der ehehaft tätigung dem brobst- und voitgerichts-
underthonen jährlichen zwaimall zu verlosen [14 Art.]. —
Weitere Verträge zwischen Salzburg und Bayern [1376—1604]
iu dem Lande ,fürstliche vertrag zwischen Ba'ijrn imd Salzburg
uufgericht 1 , ebendort, Wiener Akten, B. 4.
c) Die von Fried. Pirckmayer angeführte fBekanntgebung [104]
der 18 artikel, welche bei den ehehaftrechten der voitunterthanen
vorzulesen und über welche selbe zu befragen sind 1 im Re
gierungsarchive zu Salzburg, Hofkaimner: Hallein, ist gegen
wärtig nach Mitteilung der Archivsleitung nicht auffindbar.
V. Abhandlung: Schon'. Altbabylonische Rechtsurkunden. II. 1
V.
Altbabylonische Rechtsurkunden
aus der Zeit der I. babylonischen Dynastie.
(Umschrift, Übersetzung und Kommentar.)
II. Heft.
Von
Dr. Moses Sehorr.
(Vorgelegt in der Sitzung am 12. Februar 1908.)
Vorwort.
Seit der Entdeckung und Veröffentlichung des Gesetz
buches Hammurabis hat sich das Interesse für die altbabyloni-
sclien Rechtsurkunden in besonderem Maße gesteigert. Während
vorher die vier Bände der Cuneiform Texts (II, IV, VI, VIII)
mit ihren fast 300 Rechtsdokumenten allerlei Art für die Wissen
schaft fast brach lagen, wurde ihnen seit einigen Jahren erneute
Aufmerksamkeit zugewendet. Die Erklärung der Urkunden selbst
empfing vom Kodex Hammurabi neues, ungeahntes Licht; noch
nicht publizierte Urkunden dieser Epoche wurden gesammelt
und ediert (Scheil, Friedrich), ganz besonders aber war und ist
es noch das eminent rechtshistorische Problem : das Verhältnis
der Theorie des Gesetzes zur zeitgenössischen Rechtspraxis, wel
ches im Mittelpunkte der Forschungen über die altbabylonische
Rechtsliteratur steht. Für dieses Problem ist es auch von großer
Wichtigkeit, womöglich alles vorhandene Material der Wissen
schaft, nicht bloß der assyriologischen, sondern noch viel mehr
der juristischen, zugänglich zu machen; durch Edition, Über
setzung und eingehende Bearbeitung noch nicht bekannter Reclits-
fiuellen aus dieser Zeit die Forschung im einzelnen zu be
gründen und zu vertiefen. Jede neue Sammlung von Urkunden
WlI 'd daher mit Dankbarkeit begrüßt werden müssen. Solche
aufrichtige Dankbarkeit gebührt auch der dieser Abhandlung
Sitaongsber. 0. phil.-hist. Kl. IGO. Bd. 5. Abli. 1
2
V. Abhandlung: Schon-,
zugrundegelegten Sammlung. Die rühmlichst bekannte Univer-
sity of Pennsylvania hat unlängst als VI. Band der unter der Lei
tung H. V. Hilprechts erscheinenden Urkundenserie ,The
Babylonian Expedition' 119 neue Rechts- und Geschäfts
urkunden aus der Zeit der I. babylonischen Dynastie publiziert.“
In der lehrreichen Einleitung gibt der Herausgeber, Her
mann Ranke, nachdem er über die Herkunft der Tafeln, 1
über die chronologischen Fragen gehandelt, eine summarische
Übersicht des Inhaltes der Urkunden nach Gruppen, wobei er in
den Noten überall auf die analogen Verträge in den Cuneiform
Texts hinweist.
Von den 119 in vortrefflichen Autographien gebotenen
Originalen hat Ranke 19 ausgewählte Urkunden umschrieben,
übersetzt, zum Teil auch erklärt.
Wenn aber die Forschung ergiebigen Nutzen aus der Publi
kation ziehen soll, müssen auch die übrigen Urkunden zugäng
lich gemacht werden. An anderer Stelle“ habe ich einige
Verträge (Nr. 59, 95, 101, 115), die durch ihren Inhalt von be
sonderer Wichtigkeit sind, übersetzt und ausführlich kommen
tiert. Hier sollen nun im folgenden 41 weitere Urkunden dieser
Sammlung umschrieben, übersetzt und, wo es notwendig ist,
erklärt werden.
Ihrem Inhalte nach zerfallen sie in folgende Gruppen, die
ich hier in alphabetischer Reihenfolge vorführe:
1. Darlehen: R 27; 45; 75; 86; 87; 98; 111.
2. Erbteilung: R 50; 62.
3. Feldkauf: R 1; 2; 14.
11 Hermann Ranke: Babylonian Legal and business doo.uments from the
time of the first Dynasty of Babylon chiefly from Sippar (The Babylonian
Expedition of the University of Pennsylvania. Series A: Cuneiform Texts,
edited by H. V. Hilprecht. Yol. VI. Part I). Vgl. meine Besprechung
WZ KM XXL S. 406 ff.
h Ranke weist nach, daß die Tafeln, die aus verschiedenen Sammlungen
herrühren, größtenteils aus Sippar, gleich den meisten früher publi
zierten, stammen.
c Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau (pliil.-hist. Klasse),
Juni-Juli 1007 (S. 87—103). Vgl. auch meine polnische Abhandlung: Kodeks
Hammurabiego a öwczesna praktyka prawna (Abhandlungen der Akademie
d. Wiss. in Krakau B. 50 [phil. hist. Kl.]).
Altbabylonisehe Rechtsurkunden. II.
3
4. Feldpacht: R 39; 42»; 53“; 74; 77; 83 b ; 89; 94.
5. Gartenpacht: R 23.
6. Gerichtsausgleich: R 6; 15.
7. Gerichtsprotokoll: R 26; 103.
8. Hausmiete: R 30; 34; 47; 49; 51; 78.
9. Hauskauf: R 8; 13; 76; 88.
10. Kommenda: R 97 (?).
11. Prozeß: R 7; 10; 58.
12. Schenkung (eheliche): R 116.
13. Tausch: R 65.
Man wird kaum einwenden dürfen, daß manche dieser
Urkunden unser Wissen nicht bereichern, da sie ohnehin schon
Bekanntes mit unerheblichen Varianten enthalten.
Je mehr Material vorhanden ist, je mehr man Uber ein
zelne Daten, wie z. B. betreffend den Kauf- oder Mietpreis ver
fügt, desto gesicherter ist dann die Synthese, desto begründeter
sind dann die allgemeinen Schlüsse. Bedenkt man die Ferne
der Epoche, in der sich die hier behandelten Rechts vertrage
abspielen, wird man keine noch so geringfügige Urkunde un
beachtet lassen dürfen. Was als Einzelerscheinung geringfügig
sein mag, gewinnt im Zusammenhang als Glied in der Beweis
kette oft entscheidende Wichtigkeit. Von diesem Gesichtspunkte
dürfte die folgende Bearbeitung der von Ranke nicht behan
delten Urkunden willkommen erscheinen.
In der Numerierung derselben halte ich mich, abgesehen
Ton der fortlaufenden eigenen Numerierung, an die Reihenfolge
bei Ranke, die ja auch chronologisch geordnet ist. In der Um
schrift“ wird stets, gleichwie in meinen früheren , Altbabylonischen
Rechtsurkunden' d auf das formale Schema besonders Rücksicht
genommen.
Bemerkungen folgen nur dort, wo sie dringend geboten
erscheinen. Im übrigen darf ich auf den Kommentar in AR I
überhaupt verweisen, wo die wesentlichen Fragen des Urkunden
wesens dieser Zeit ausführlich erörtert wurden.
* Teilpacht. b Pachtkompagnie.
c Die geläufigen Ideogramme umschreibe ich ohneweiters semitisch, wie sie
auch schon von den Schreibern der Urkunden gelesen wurden.
d Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien (phil.-
hist. Klasse. 155. Band, 2. Abhandlung, 210 S.), zitiert: AR I.
1*
4 Y. Abhandlung-: Schon-.
Schließlich sei mir gestattet, an dieser Stelle eine tief
empfundene Herzenspflicht zu erfüllen. Mein hochverehrter
Lehrer, Hofrat Prof. D. H. Müller, der bereits meine AR I —
wie im Vorwort daselbst hervorgehoben wurde — so wesentlich
gefördert hatte, erwies mir die Güte, auch diese Arbeit im
Manuskripte zu lesen. Daß diese sachkundige Prüfung zur
Vervollkommnung der Arbeit beigetragen hat, muß nicht erst
betont werden. Dies wird auch an den betreffenden Stellen, wo
die sprachlichen und sachlichen Bemerkungen Müllers in dessen
Namen erwähnt werden, ersichtlich sein. Ganz besonders aber
möchte ich schon hier auf R 103 (Nr. 39) verweisen, deren
sachliches Verständnis einzig und allein Müller erschlossen hat.
Für die freundliche Durchsicht der Arbeit im ganzen aber
spreche ich meinem verehrten Lehrer meinen innigsten Dank aus.
1. R 1. Iluma-ila.
Feldkauf.
1 6 / lg GAN eklim 2 i-na A-
ra-ri-im 3 ita Na-hi-lu-um i itti
As-ki-du-um 6 Bi-ir-bi-ru-um
6 Ja-aS-ku-ür-iluvi 7 Ai-du-um-
a-bi 8 Ru-ba-tum 9 ix Na-hu-la-
tum 10 Me-ia-mu-ta ll i-sd-am
bukänum 12 sü-tu-uk 18 a-ud-
zu ga-am-ra-at
u m§ il SamaS ü Ilu-ma-i-la
15 itmü.
10 pän E-tel-bi- n Ellil mär Ilum-i
MU 19 pän Nu-ür-ilum mär Bur-' l Ellil
22 mär Ia-alc-ba-ru-um 23 pän Ha-li-lu-v
ni pän Su-hi-lu-um 20 mär Ia-ah-du-n
1 6 / 18 GAN Feld in Ara
rum (?) a neben Nabilum hat von
Aäkudum, 5 Birbirrum, Jaskur-
ilum, Asdum - abi, Rubatum
und Nakulatum 10 Mejaniuta
gekauft.
Der Stab wurde hinüberge
führt. Sein Vertrag ist perfekt.
Bei Samas und Iluma-ila
15 haben sie geschworen.
8 Zeugen.
a-ni 17 pän Ja-as-ma-ah-l-el 18 mär
-°pän A-hi-ma-ra-as 21 pän Sa-ri-ku-uin
n 24 mär Warad-E-a 26 pän a Eltil-i$-me-
.-um.
Z. 9. Das« schließt die Aufzählung der Verkäufer. Folglich
sind sechs Verkäufer und ein Käufer.
a Oder: im Trockenlande.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
5
2. K, 2. Iluma-ila.
Feldkauf.
1 ... [i-S]a-am
a-na si-im [eklim] 2 [ga]-
am-ri-im kaspam li-ba-Sii tu-ub
3 bukänum sütuk 4 avdzu
gamrat
5 varkät ümi avelum ana
avelim 0 ul iragam.
7 nis a &ama§ ü Ilu-ma-l-la
8 it-mu-ü Sä a-na a-väti 9 i-tu-ru
10 a-na ba-gar eklim ü ru-
gu-mu eklim 11 Na-bi- a Ellil i-
za-az(as).
1 .. . hat er gekauft.
Wegen des ganzen Preises
[des Feldes], in Bezug auf das
Geld ist sein Herz befriedigt.
Der — Stab wurde hinüber-
gefiihrt. Sein Vertrag ist perfekt.
5 In Zukunft wird einer ge
gen den anderen nicht klagen.
Bei Samas und Iluma-ila
haben sie geschworen, ob sie
den Vertrag anfechten werden.
10 Wegen Reklamation des
Feldes und wegen Klage betreffs
des Feldes wird Nabi-Ellil auf-
kommen.
3 Zeugen.
12 pän Bi-la-ah- ü Ellil mär Mu-na-ni-im 18 pän u Sin-rabi (GAL) mär
Hu-ba 14 pän Ili-i-din-n[am] mär Avel (?) -ilim.
Die Urkunde enthält einen Kaufvertrag über ein Feld.
Die Anfangszeilen fehlen.
Z. 10—11. Diese Klausel über Reklamation, die sich
meines Wissens nur hier findet, ist deshalb wichtig, weil sie be
weist, daß der § 279 nicht nur auf Sklavenkauf sondern auch
auf unbewegliche Güter Anwendung findet.
Wir haben also hier eine willkommene Ergänzung zum
Gesetzbuch. Vergleiche dazu Zeitschrift der Savigny-Stiftung
füi’ Rechtsgeschichte (Roman. Abteilung) B. XXVII S. 404,
wo die Behauptung des Referenten betreffs der Haftung bei
Verkauf für Mängel im Recht dem Vorangehenden entspre-
c hend zu berichtigen ist.
' ' =rgass3MBiw^*ag
!9B
6 V. Abhandlung: Schorr.
3. R, 6. Bunutahtun-ila.
Ausgleich im Proceß.
1 [Den X] und Sin-... haben
von Gimil-Da-[mu?J Arkala...
5 und der Hierodule Harubtum
seiner Tochter, Sinnia und Um-
mi-täbat gekauft. Für den vollen
Kaufpreis haben sie das Geld
bezahlt.
Nun sind sie zurückgetreten.
Nachdem sie Klage erhoben,
10 in den Tempel des Samas
zum Richter gekommen, sich
verglichen haben, haben sie von
neuem bei Samas 16 und Bunu
tahtun-ila geschworen.
In Zukunft werden sie nicht
klagen.
6 Zeugen.
19 pän Ni-i/c (?) - ri-ha-id(t) 20 pän “ Sin-en-nam män Ma-ma-nu-uiU
21 pän lm-gur- a Sin 22 mär Sa-ka-nu-um 23 pän Be-el-sü-n[u] mär Du-lu-
[kum (?)_/ 24 pän E-tel-li(?)-ia 25 mär A-.. . 26 pän I- 27
28 Bu-nu-tah-tu-un-i-la LU- [Im Jahre], in welchemBunu-
GAL.E. tahtun-ila König geworden ist.
Die Urkunde enthält eine Anfechtungsklage in Sachen von
Sklavenkauf. Das Motiv der Anfechtung ist nicht angegeben.
Vielleicht waren die Sklaven krank. Vgl. CH §278. Die Parteien
vergleichen sich, worauf sie von neuem die Einhaltung des
Vertrages beschwören.
Z. 1—5. Da Z. 2 mit ü beginnt, muß in der ersten Zeile
ein Eigenname gestanden haben. Das Schema der Kauf- und
Mietsurkunden über Sklaven erfordert es auch hier, Z. 1—2
als Kaufobjekt zu fassen. Z. 6—7 enthalten dann die Namen
der Käufer. Vgl. AR I S. 32.
* NU.BAR. ” AMA.DUG.GA.
° So sind wohl die zwei verstümmelten Zeichen zu lesen.
d Das -ma am Ende der nächsten Zeile gehört hieher.
1 [X] 2 ü il Sin 3 ... itti Gi-
mil- il Da-[mu?] 4 1 Ar-ka-al-a-
ve(?) . . . i ii Na-ru-ub-tum zer-
masitum 11 mdri-Sü ‘’J a Sin-ni-ia
7 ü Ummi-tdbat b i-Sä-mu 8 ana
simisu aamrim kaspam iüku-
m 3 ■
ü i-tu-ru ir-gu-mu-ma 10 a-na
Mt [ a SamaH] a-na e daianim
11 ik-Sü-du-ma 12 i-ta-arn-ga-ru-
ma A 13 es-si-ta-am u ni-i$ il Sa-
maS ... 15 ü Bu-nu-tah-tu-un-
i-la 16 itmü
u a-na vä-ar-ki-it ümi mi
18 la-a i-raga-mu.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
7
1 GAN eklim 2 sä
na-gu-um 3 sä Ha-an-batum (?)
4 E-ri-ba-am mar War ad-Sin
iil $amaS' ellat-ma (?) 6 Sin-i-din-
nam ü Na-bi-i-li-sü 1 il-la i-za-
ba-at
3 Ha-an-ba-tum 9 ki-ma na-
di-tim 10 di-id(])-dam i-la-ak{?)
11 ms il Warnas il Aja 12,l Mar-
duk 13 ü Su-mu-la-ilum u it-ma.
Wegen 1 GAN Feld Insel
land, Eigentum der Hanbatum,
wird Eribam, Sohn der Warad-
Sin, 5 Samas-ellat-ma(?), Sin-
idinnam und Nabi-ilisu nicht
vor Gericht zitierend
Hanbatum wird gemäß dem
Schatze (?)...
Bei Samas, Aja Marduk und
Sumu-la-ilum hat er geschworen.
8 Zeugen.
4. It 7. Sumu-la-ilum.
Gerichtsurteil.
i
n pän Jfa-li-lu-um 16 pän Da-mi-ik-tum 17 märat (?) ffu-na-bu-um 18 pän
Ja-aji-m-uk( r !)-ilum 19 mär Li-bi-it-Utar 20 pän Be-li-zu-nu 21 märat Wavacl-
Sin 22 pän il Istar-ummi b dupSarrim.
Einige Personen verpflichten sich das Eigentumsrecht des
Hanbatum an ein Feld nicht anzufechten. Ob es sich um eine
freiwillige Verpflichtung oder um ein Gerichtsurteil handelt, geht
aus dem Inhalt nicht hervor.
Z. 7. Zur Bedeutung sabätu ,vor Gericht zitieren' vgl.
weiter S. 18, Anm. zu Z. 3.
Z. 8—10. Die Bedeutung dieser zwei Zeilen ist dunkel.
Z. 18. Der Name Jahzuk a ilum == bitptn' — falls meine
Lesung richtig ist — ,Gott ist stark', böte einen neuen Beleg
für die Frage des kananäischen Volkselements in Babylonien
um diese Zeit. Das Wort jahzuk zeigt formell und etymologisch
kananäisches Gepräge.
5. R 8. Sumu-la-ilum.
Hauskauf.
1 [* GAN] bit-um epsum 2 ... 1 [x GAN] gebautes Haus...
daläte i 3 . . . iz-za-zu 4 . . . Ga-
da-a-nu-um 6 ü Te(?)-hi-at(?)
Türen . .. [welches] . . . Avel-
(?)-NIN.SAH gekauft hatte,
“ Wörtl.: ,packen, haftbar machen“ (ac. die Eigentümerin). b DAMA.MU.
0 Das vierte Zeichen ist viell. uk, sicher nicht um, wie Ranke vermutet.
" QiSig.sun.
8
V. Abhandlung: Schon - .
märat il Samas-sd-du-ni 3 ... a-
na bit bu (?)-ha-zi-im 7 . . . 8 .. .
[Avel?]- a NIN.i§AH i-sa-mu
0 itti a Sin-e-ri-ba-am 10 mär Nu-
tir- il i§amas 11 J il Sin-i-ki-Sa-am
12 1 il Sin-i-din-nam 13 il Mu-na-
vi - ir - tum zermasitum :l mdrü
Nu-tir- il $amas 14 ü Mu-sa-li-ma-
tim 15 um-mi-su-nu 16 J Avel-
il NIN. SAH 17 mär Wa
rnas 18 is-tu sarrum Su-mu-la-
ilum 19 mi-Sa-ra-am is-ku-nu
20 bi-tam a-na game-ir-tim 21 i-
Sd-am
a-na si-mi-Su 22 ga-am-ri-im
kaspam is-ku-ul
23 bukänum sütuk 24 aväzu
gamrat ana varkit umi avelum
ana avelim 25 ul iragam.
2(1 ms il Samas a Marduh 27 ü
Su-mu-la-ilum it-mu-ü
28 kaspam ga - am -ra-a- am
29 si-im bi-ti-sü-nu so li-ba-sü-
n[u] tu-ub.
hat von Sin-eribam 10 dem Solme
des Nür-Samas, Sin-ildsam, Sin-
idinnam und der Hierodule
Munavirtum ; den Kindern des
Nür-Samas und von Musalima-
tum, 16 ihrer Mutter Avel-NIN.
SAH, Sohn des Gimil-Samas,
nachdem der König Sumula-
ilum einen Gnadenakt (?) er
lassen hatte, 20 das Haus in
Gänze gekauft.
Für seinen vollen Kaufpreis
hat er das Geld bezahlt.
Der Stab wurde hinüberge
führt. Sein Vertrag ist perfekt.
Niemals wird einer gegen
den anderen 25 klagen.
Bei Samas, Marduk und Su-
mu-la-ilum haben sie geschworen.
In bezug auf das ganze Geld,
den Preis ihres Hauses ist 30 ilu'
Herz befriedigt.
12 Zeugen.
82 pän A-vi-lu-ina mär Bur-’'Sin
pän Bur-ri-ia mär Ja-ap-kii-di-im
[pän] . . . i! Sin . . . mär n SamaS-la-sä-
38-4° jfur einzelne Zeichen er-
31 pän ü Sin-a-bu-Su m[är] Di-nam-ili
33 pän Nu-tir-ili-sü mär I-ku-pi-§d 84
35 [pän] . . . -Nu-nu mär . . . -lu-lu
na-an 87 . . . -mi-. . . mär IS-me-E-[a]
halten.
Die Urkunde handelt vom Kauf eines erbauten Hauses.
Dem Kaufe scheinen nach Z. 18—19 gewisse rechtliche Hinder
nisse im Wege gestanden zu sein, die zuerst durch ein königliches
(Gnaden?-)Dekret behoben wurden. Näheres kann nicht ver
mutet werden, zumal Z. 1—7, wo der Tatbestand vielleicht
angegeben war, ganz verstümmelt sind.
NU.BAR.
Altbabylonisclie Rechtsurkunden. II.
9
Z. 1—3. Zur Ergänzung dieser Zeilen dürfte man R 9,
Z. 1—3 heranziehen, doch bleibt der Sinn immerhin dunkel.
Z. 18—19. Zur Bedeutung von misäram sakänu vgl. weiter
Nr. 38 (ß 103) Anm. zu Z. 7 (nach D. H. Müller).
6. R 10.
?-Pr
1 A-n[a] . . . 2 i-ku(?). im ki
3 J “Nannar■ UR.AZAG.[G]A.
i mdr Awel- il MAR .TU 5 a - na
Ea-ab-di-ilim ü ü Ja-ah-za-ar-i-
il 7 märü Ja-di-[hu-um]
8 dajan sar-ri-[im] 9 i-di-
nu-§u-[nu-ti-ni(i] 10 i-na §ü-ri-
ni-[im sä il Samai] 11 nis 'Wa
rnas il M[arduk] 12 ü Za-bi-[um]
[itmü ?].
n a-na vä-[ar-ki-it ümi mi ]
14 J il Nannar - [UR. AZ AG. GA]
l6 a-na Ab-[di-ilirn] 115 ü Ja-[ah-
za-ar-i-il] 17 la i-ra-g[a-am].
18 pän Sin-tab-ba-vh-di 19 mär
25 zerstört 26 pän . . [. mär] Sin-7
29 märi Abu-um-fäbum 80 p[än
[mär?] lb-ni- ü Ellil pän Warad- ll $am
v U [MU]US.SA BÄD Kar-
a Samas M Za-bu-um LUG AL
3j .ba-lum akil bänt(?) da-
jänum.
Zabium.
zeß.
1 In Sachen (Objekt) des
Nannar-UR.AZAG.GA, Sohnes
des Awel - MAR .TU 5 gegen
Habdi-ilim und Jahzar-il, Söhne
des Jadi-[hum].
Nachdem die Richter des
Königs ihnen den Prozeß eröff
net haben, haben sie 8 10 am Pa
nier (?) [des Samas] bei Öamas,
Marduk und Zabium [geschwo
ren].
In Zu[kunft] wird Nannar-
[UR.AZAG.GA] 15 gegen Abdi-
[ilim] und Ja[[izar-il] nicht kla
gen.
x Zeugen.
Sin-[i]-din-ncim 20 pän Sin- . . . -im
•i-me-ni 27 . . . 28 [pän] Ma-zi-a-am-ili
1 . . . 81 [mär?] Nu-ür-[i]Li-su 82 . . .
aS mär Sin-a-bu-Sü.
34 Iin nächsten Jahre, nach
dem der König Zabum die
Mauer von Kär-Samas [errichtet
hatte],
. . . -ba-lum Sekretär der
Baumeister (?), Richter.
Der Gegenstand des Prozesses ist wegen der zerstörten
Zeilen 1—4 nicht bekannt. Z. 1—7 bilden das Rubrum, indem
TJI.KUD. i> Seil, die Angeklagten.
■IHHIHBflnHSÜLIi
10
V. Abhandlung: Schon - .
die Klageformel abgekürzt ist. Nachdem die Angeklagten ge
schworen haben, wird der Kläger abgewiesen.
Z. 5. Interessant ist die Schreibung Habdi-ilim gegenüber
Äbdi-ilim Z. 15. Der Name ist natürlich westsemitisch = bs nay.
Vgl. Ranke PN S. 28.
Z. 35. Das Datum gehört jedenfalls in die Lücke zwischen
dem dritten und achten Jahre.
7. K, 13. Zabium.
Hauskauf.
1 2 SAR 10 GIN bitum ep-
sum 2 i-na Sippar ,ci -A[m-na-
nim] 3 ita su-ki-im sd il Sin-
ellat-[zu ?] i ü ita Mt ma-hi-
ri-irn 5 sd Ilu-su-ba-ni ii ahisu 11
6 muri A-ve-lum-ma 1 püzu b ri-
bi-turn 8 vä-ar-ka-zu-ma Mt zi-
bi-im a sa märi A-vi-luvi-ma
10 2 (?) [bit?] ma-hi-ra-tum
11 mu-zu-si-na a-na ri-bi-tim
uz-zi
12 itti Illu - [Su-] ba - ni J il
Rammän-i-din-nam 13 ü Na-bi-
ili-sti märi A-vi-l[um-ma] 14 J Be-
ta-tum aSSat(?) a $amas 15 märat
Avil- a NIN.S[AH] 16 i-na s[d]-
vi-ri-s[d] 17 bitam i[Sam] c
18 [ana] Simisu gamrim
ia kaspam iS[kul] ä ' 20 bukänum
s ü[tuk/ c 21 aväza gam [rat] f
22 libbasa täb 23 kaspam Si-im
1 Zwei SAR 10 GIN gebautes
Haus, in Sippar-Amnanum ne
ben der Gasse des Sin-ellatzu(?)
und neben dem Geschäftshause
5 des Iluäu-bani und seines Bru
ders, der Kinder des Avelum-ma;
seine Front ist die Straße, seine
Rückseite aber das Schlacht
haus (?) der Söhne des Avilum-
ma; 10 2(?) Geschäftswohnun-
gen, deren Ausgang auf die
Straße führt,
hat von Ilusu-bäni, Rammän-
idinnam und Nabi -ilisu, den
Kindern des Avilum-ma, die Sa-
maspriesterin Betatum, ^Toch
ter des Avil-NIN. ÖAH für ihr
Privatvermögen (?) g als Wohn
haus gekauft.
Für den vollen Preis hat sie
das Geld bezahlt. 20 Der Stab
wurde hinüber geführt. Ihr Ver
trag ist perfekt. Ihr Herz ist
" SES.A.NI. » SAG.BI. ' IN.[SI.IN.g]ÄM.
d IN.NA.fLALJ. ■= IB.TA.fBALJ. t AL.[TIL].
ff So nach Meissners Vermutung AS III 63.
I
Altbabylonisehe Rechtsurkunden. II.
11
Uti-sü-nu 24 li-ib-ba-su-nu tu-
ub (?)
25 a-na vä-ar-ki-at üm-mi-
im 26 la i-tu-ru-ma la e-ra-ga-
mu
37 ni§ il i§amaS ll Marduk Za
hl-um 28 [ii] al (?) Sippar ki
itmü (pl.).
29 pän Amat-’ 1 liammän a$6at (?)
1 ’Kab-ta ummißaj* 31 pän Na-ra-am-,
mär ... 33 pän Nu-ür- il $amaä mär . .
a Sin 36 pän Na-ra-am-ilt-Su 36 mär
“NIN.S 4 II- ba-ni pän AvU-“Nannar 3i
89 pän Samnä-idimiam mär I-din-Sin
befriedigt. Inbezug auf das Geld,
den Preis ihres Hauses sind sie
(sc. die Verkäufer) befriedigt.
26 I n d e m sie künftighin
[den Vertrag] nicht anfechten,
werden sie nicht klagen.
Bei Öamas, Marduk, Zabium
[und] der Stadt Sippar haben
sie geschworen.
“SamaS märat A-vi ... 30 pän §ä-cit-
m-H mär“ ... 32 pän I-hi-“NIN.SAIJ
. 84 pän Nu-ur-ia mär Ma-nu-um-[hi]~
A-di-du-um 37 pän Jci-ar-bi-ilum pän
1 pän Na-bi-üi-8u mär il Sama§-idinnam h
iupSarrum.
8. R 14. Zabium.
Feldkauf.
13 / 18 GAN eklim i-na e-bi-
ir-tim 2 i-na ta-vi-ir-tim 3 sä
ali Gu-la° i i-ta ekil Ilum-ra-bi
0 i-ta ekil il l§ama§-ki-nam-i-di
6 [i-ta ?_/ Ki-bi-[i]li (?) 7 u i-ta
ekil Sü-hu-um (?) 8 itti Im-gur-
ü Nannar 9 il Na - ra - am - ü Sin
10 märt Awät- a Nannar 11 J A-
wel (7)-NIN. $AH- ka 12 iSäm
13 ana äimiSu gamrim u kas-
pam iskul 15 bukänum sütuk
16 ana warkit ümi awelum ana
awelim 17 ul iragam
nis “Warnas 19 a Marduk Za-
bi-um 19 ii al Sippar ki it-mu-u
13 / 18 GAN Feld am jensei
tigen Ufer, im Flurgebiet der
Stadt Gula neben dem Felde
des Ilum-rabi, 5 neben dem
Felde des Samas - kinam - idi,
neben Kibi-ili(?) und neben dem
Felde des Suhum hat von Imgur-
Nannar und Naräm-Sin, 10 den
Söhnen das Awät-Nannar Awel-
NIN.ÖAII gekauft.
Für den vollen Kaufpreis
hat er das Geld bezahlt. 15 Der
—- Stab wurde hinübergeführt.
In Zukunft wird einer gegen
den anderen nicht klagen.
Bei Samas, Marduk, Zabium
und Sippar haben sie geschwo
ren.
a OAMAL.[A.NIJ. » MA.AN.SUM.
c Vgl. über diese Stadt meine AR I S. 149 Anm. zu Z. 3.
12 V. Abhandlung: Schon 1 .
20 3 / 8 GAN eklim pa-la-ka- 20 s / lg GAN abzugrenzen ob-
am 21 e-li-s[u]-nu i-sü. j liegt ihnen (den Verkäufern).
10 Zeugen.
22 pän Be-U-ia mär Nu-ür-... 23 <l Sama$-lci-nam-i-di mär Ga-,..
24 pän l-bi-ik- a Bammän mär Da-mi-kum 25 pän Ib-ni <l Ellil mär Ma-na-nim
20 [pän] Pi- i! Samas mär Sin-en-nam 27 pän Bu-la-lum mär KA-Sä- ,l §amai
28 pän A-hu-ni mär Ma-ta (?)-tim 29 pän a Sama8-na-$ir mär Sa-ni-ku (?)
80 [pä]n I-di-da (?) [mär] En-ne(?)-en-Sin 31 pän I-din-ja dupüarrum.
Beachtenswert ist in diesem Kaufvertrag der Vermerk in
Z. 20, wonach den Verkäufern die Abgrenzung des Feldes,
welches ringsum von Nachbarfeldern umgeben ist, obliegt.
9. R 15. Zabium.
Sozietätsauflösung (?).
1 . . . a-na ... 2 ü-te-bi-ra (?)
bu-... 3 ma-ha-ar il Samas a-hu-
[um libba a-hi-im?] 4 u-ti-[ib ?]
5 ü-ul i-tu-ru-[ma] 6 iS-tu
bi e a-di huräsim 1 a-hu-um a-na
a-hi-im 8 [ü]-ul e-ra-ga-am
9 ni-is a Hamas il Marduk u
Za-bi-um 10 itmu-ü 11 mi-im-ma
sum-su a-hu-um a-na a-hi-im
12 ü-ul e-ra-ga-am 13 iS-tu üm-
mi-im an-ni-im 14 a-vi-lum a-na
ki-si-lü-ma 15 ü-ka-ds-sd
16 ku-nu-kum an-nu-um a-
sar te-bi-ib-tim 17 i-na bit ‘Wa
rnas da-ia-nu-sü-nu iü-tu-ru.
1 . . . hat X an Y rücker
stattet ... vor öamas hat einer
das Herz des anderen be
friedigt.
6 Indem sie den Vertrag nicht
anfechten, wird vom Munde bis
zum Golde einer gegen den
anderen nicht klagen.
Bei Samaii, Marduk und Za
bium 10 haben sie geschworen.
Wegen was immer wird
einer gegen den anderen nicht
klagen. Von diesem Tage an
wird jeder seinem eigenen Geld
beutel^) 18 folgen (?).
Dies die Urkunde, welche
sie am Orte der Reinigung (des
Schwures) im Tempel des Sa-
maä, ihres Richters, geschrieben.
8 Zeugen.
18 pän il SamaS-i-in-ma-tini mär A-bi-ia 19 pän Im-gur-ru-um mär Nu-w
,l Sin 20 pän A-ta-na-ah-ili pän il Sin-i-di 21 Inmkare awele Kis ,n ... 22 pän Girdl
‘‘SamaS mär I. . .
Altbabylonische Rechtsnrkunden. II.
13
123 pän <l Sm-i-ki-$d-am . .. u pän a SamaS-na-sir mär . .. 25 pän A-ni(Ti)-liat(pa)-
‘‘SamaS mär Sin . . . 26 pän il Samu5-en-nam mär Na-b[ij- ... 27 . . .
Schon das Außere der Urkunde macht es ersichtlich,
daß der Anfang derselben weggebrochen ist, und daß mit a-na
nicht die erste Zeile beginnt, wie Ranke abteilt. Platz ist
vorher für zwei Zeilen. Nimmt man an, daß es sich um
Sozietätsauflösung handelt, was durch den folgenden Inhalt
(besonders Z. 13—15) nahegelegt wird, dann wird man vei - -
muten dürfen, daß in den Anfangszeilen das Objekt des Kom
pagniegeschäftes und die Namen der Parteien genannt waren.
X stattet an seinen Kompagnon Y seine Einlage zurück.
Z. 13—15. ki-si-su-ma. — Das Wort kisu kommt noch
R 26, 2 vor und bedeutet ,Geldbeutel', vgl. Prov. rrir tnx d'3
ubab, oder besser ,Kassa'. Vgl. talm. ptoj bti ca B. Kama 113\
Schwierig ist u-ka-as-id. Der Stamm kann nur kasü sein, der
auch belegt ist (vgl. HWB 2 s. v.), doch kommt man mit der
dort angeführten Bedeutung nicht aus. Vermutungsweise möchte
ich das arab. ,folgen, verfolgen' dazustellen. Die Fassung:
Von heute an wird ein jeder seiner eigenen (mal der Be
tonung) Kassa folgen — gibt einen ganz guten Sinn.
Z. 16—17. Da kunuktim als Nominativ nicht Verbalobjekt
sein kann, so muß das Folgende als Relativsatz ohne Relativ
partikel gefaßt werden.
Z. 17. da-ja-nu sü-nu. Ich fasse es als Apposition zu
ü 8amaS auf. Vielleicht ist dann nu für ni verschrieben. Wohl
findet der Ausgleich vor den Richtern statt, doch stellen die
Parteien sicherlich selbst die Urkunden gegenseitig aus. Selbst
bei Prozessen stellt der Verurteilte ein duppi Id ragämi zu
Händen der Gegenpartei aus. Vgl. AR I S. 38.
10. R, 23 (Case). Hammurabi, Jahr IV. (?).
Gartenpacht.
1 ,J kiräm ma-la ba-zu-ü 2 ina
ä-ah-hi Puratti a 3 itti Sd-lu-ur-
tum 4 märat ll I-Sum-ba-ni 5 | U-
zi-bi-tum, 6 mär Bür- n Rammän
1 Einen Garten soviel vor
handen ist, am Ufer des Euphrat,
hat von Salurtum, der Tochter
des Isum-bani, B Uzi-bitum, Sohn
1 Mr Sippar M .
14
V. Abhandlung: Schon*.
■m
7 '’kirdm a-na Sd-ki-nu-tim 8 ii-
Se-zi
9 '-kirdm i-ra-bi-ik 10 a-ra-
am zi-na-tum 11 i-na-sa-ar 12 a-
na bi-ha^-at* '-kirim 13 i-za-az a
[ u ma-na-ah-ti '-'kirim 15 i-
ma-ru-ma 16 i-pa-al-M] * u -ri-
ib-ga-ti 15 i-ma-ru 16 eklam ki-
ma eklim 17 i-lca-al.
18 pän Bel-ti- il Aja 19 mdrat ü
21 pän I-na-libbi c -ni-H-it.
22 varali D ür- il R a mm an 3 um
42 lcam 23 sattum Dur MA.ER U .
cles Bur-Rammän als Garten zur
Instandsetzung gepachtet.
Er wird den Garten umgra
ben (behacken), 10 die Palmen-
bltiten und die Zweige (?) wird
er bewachen. Wegen der Um
zäunung des Gartens ist er
verantwortlich.
[Sobald er 1 ' die Pflegekosten
des G arten 15 geprüft haben wird,
wird er [sie] ihm rückerstatten].
[Die Umgrabung 15 wird er be
aufsichtigen, Feld für Feld wird
er genießen.] — 3 Zeugen.
arduk-ga-mil 20 pän <l §ainax-' l bU-üi
Am 24. Dür-Rammän des
Jahres der Mauer von MA.ER.
Die Urkunde repräsentiert das einzige mir bekannte Bei
spiel aus der Rechtspraxis über Gartenpacht.
Z. 9. i-ra-bi-ik. Vgl. aram. kbhib p'sn ,einen Garten um
graben' (Levy Neuhebr. Wörterbuch s. v.). Vgl. Z. 14 rvpkäti.
Z. 10. zi-na-tum. — Dem Zusammenhang nach muß das
Wort einen Baumteil bezeichnen. Jedenfalls ist es kein Eigen
name, wie Ranke irrtümlich registriert. Vgl. HWB 2 s. v. zinü 3,
wovon PI. zinätum oder sing, zinitum (f.) pl. zinätum.
Z. 12. Der Pächter bürgt für die Integrität der Umzäunung
— eine Bestimmung, welche im CH in der Gruppe über Garten
pacht fehlt (§§ 60—64).
Z. 14—16. Der Pächter hat die Rechnung über die ge
machten Auslagen bei der Gartenpflege dem Eigentümer vor
zulegen, der sie ihm nach genauer Prüfung vergütet. Diese
Stipulation fehlt ebenfalls im CH., hat aber in der Rechtspraxis
ihre Analogien auch bei Feldpacht. Vgl. AR I, S. 152.
a Nur im Tabl.
b Seil, der Eigentümer des Gartens.
° SÄ. * Nur im Case.
Altbabylonische Rechtsnrkunden. II.
15
Z. 14—17. — Der Sinn dieser Zeilen ist vielleicht der:
Solange der Pächter den Garten bearbeitet, darf er vom Felde
des Eigentümers genießen.
Z. 23. Zum Datum vgl. King Letters III S. 230 n. 46.
11. R 26. Hammurabi, Jahr (?).
Reklamation sprozeß.
Be-el-ta-ni assat Warad-
Ku bi 2 J Za-si-ia a-na ki-si-im
ki mu-ti-S[d] 3 is-sa-[ba]-at-ma
daiänü Bäbili ki 4 daian Sippar ki
fl. b di-nam i-di-nu-sü-nu-ti-ma
G J Za-si-ia i-na bit il Marduk
7 | Be-el-ta-ni ü-bi-ir üü-nia
s mi-im-ma mu-ti-Sd 9 sd Warad-
Ku-bi ü-ul ib-ba-H
10 ana varkäte avelum ana
avelim 11 ul iragam
ni$ ü Mardult 12 Ha-am-mu-
ra-li ü ü &amiii si - il Adad. Z. 13
—24 Zeugennamen (zumeist
verwischt)
u si-bu an-nu[tu-un] 25 Sd
mah. r {.-nu [Be-el-ta-ni]
26 1 Za-si-ia i-na Mt il Marduk
27 ti-sa-az[a§]ki-ru.
u Jattum ER. KI.IA(?)NIN.
Bl E. GAL. IM. DI. 29 varali
'febitum,' 1
1 Nachdem Beltäni, die
Frau desWarad-Kubi den Zasija
wegen des Vermögens ihres
Mannes gepackt; 1 ’ die Richter
von Babylon, die Richter von
Sippar 6 den Rechtsstreit ihnen
gerichtet, 0
hat Zasija im Tempel des
Marduk der Beltäni [durch
Schwur] erklärt, er selbst: Ir
gend etwas, was ihrem Manne,
Warad-Kubi, gehört, ist nicht
vorhanden.
10 In Zukunft wird einer
gegen den anderen nicht klagen.
Bei Marduk, Hammurabi
und Samsi-Adad [haben sie ge
schworen]. ... (Namen der Zeu
gen).
25 Dies sind die Zeugen, vor
welchen Beltäni den Zasija im
Tempel des Marduk hat schwö
ren lassen.
Im Jahre . . . im Monate
Tebitum.
Diese Urkunde bedarf einer ausführlichen Erörterung. Sie
'st nämlich unlängst in einem Aufsatz, ,Zum Prozeßwesen der
a AB.PA.E.A. & D. h. vor Gericht zitiert.
Oder: den Prozeß ihnen eröffnet.
16
V. Abhandlung: Schon - .
alten Babylonier (a betitelt, zum Gegenstände einer besonderen
Betrachtung von P eis er gemacht worden und diese Interpre
tation Peisers eben ist es, welche die folgende sachliche Aus
einandersetzung fordert.
Nach Peisers Ansicht verdient unsere Urkunde besondere
Beachtung wegen des allgemeineren juristischen Interesses, welches
sie bietet. Aus deren Inhalt geht niihmlich nach P. hervor, daß
es noch zur Zeit Hammurabis, aus welcher unsere Urkunde
datiert, ein partikulares Stadtrecht von Sippar gab, nach
welchem nicht nur in Sippar selbst, sondern sogar in Babylon
bisweilen, wenn eine der Parteien — wie in unserer Urkunde —
aus Sippar stammte, Recht gesprochen wurde.
Da es kaum anzunehmen ist, daß nach Proklamation des
großen Gesetzbuches, in der Residenz selbst nach dem Stadt
recht von Sippar geurteilt worden wäre, schließt dann weiter
P. folgerichtig, daß unsere Urkunde, deren genaues Datum
sich nicht feststellen läßt, wahrscheinlich in die Zeit vor der
Promulgierung des Kodex durch Hammurabi zu setzen ist.
Es soll nun im Folgenden der Nachweis geführt werden,
daß diese These von einem sipparensischen Stadtrecht zur Zeit
Hammurabis nicht die geringste Stütze in unserer Urkunde hat.
Die Interpretation Peisers ist im einzelnen wie
im ganzen verfehlt. Sie beruht zum Teil auf unrichtiger
Lesung des Textes, zum Teil auf mißverständlicher Deutung.
Es ist aber der Übersicht halber notwendig, bevor wir in die
Erörterung eingehen, hier die Umschrift und Übersetzung Peisers
folgen zu lassen, denn auf diesen beiden basieren seine theo
retischen Folgerungen, und auf sie müssen auch wir im weiteren
öfter verweisen.
R 26 (nach Peiser).
1 Be-el-ta-ni ahat Arad-ku-
bi 2 Za-si-ia a-na ki-si-im Sa
mu-ti-Sa 3 iz(s)-za-ad (t, t)-ma
DI.-TAR-MES Babili ‘ DI-
TAR Sippar (MBS) 6 di-nam
1 Die Beltani, die Schwester
des Arad-kubi, 2 hat der Zasia
für den Beutel (?) ihres Mannes
3 in Anspruch genommen. D ie
Richter von Babylon 4 das Recht
Orientalische Literaturzeitung X (1907) Nr. IX.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
17
i-di-nu-su-nu-ti-ma 0 Za-si-ia i-
na Mti (ilu)Marduk 7 Be-el-ta-ni
u-bi-ir-Su-ma 8 mi-im-ma mu-ti-
sa 9 Ha Arad-ku-bi u-ul ib-ba-Hi
19 U-KUR-ßU MULU-MULU-RA
11 QU- NU- MAL - MAL - A MU
(ilu) Marduk 12 Ha-am-mu-ra-
bi u (ilu) SamaS H((?) an(?)
m(?) 13 — 24 Zeugennamen 26 Ha
mah-ri-su-nu ... 26 Za-si-ia
i-na Kt (ilu) Marduk 27 u-Sa-
as-ti-ra 28 ~ 29 Datum.
der Sipparenser 6 als Recht ent
schieden für sie. G Den Zasia
im Haus des Marduk 7 hat Bel-
tani verklagt: 8 Was immer
ihres Mannes war, 9 soll dem
Arad-kübi nicht gehören. 10 Daß
für spätere Zeiten einer den an
deren 11 nicht verklage, [haben
sie] mit Anrufung Marduks,
Ilammurabis und Samas’s . . .’s
[gesprochen]. Die Zeugen, 25 vor
denen das . . . Zasia hat schrei
ben lassen.
Im Jahre ... im Monat Te-
bitum.
Schon die äußere Form der Umschrift und Übersetzung
zeigt, daß Peiser das formale Schema der Urkunde trotz der
Kenntnis meiner AR I, wo zuerst der Typus für die verschie
denen Urkundengattungen festgestellt und dessen Wichtigkeit
für das Verständnis des juristischen Inhaltes nachgewiesen
wurde, völlig unbeachtet gelassen hat. Es wird sich zeigen,
daß dies mit ein Hauptgrund war, daß er den Sinn unseres
Dokumentes völlig mißverstanden hat.
Und nun soll die Urkunde im einzelnen analysiert werden.
Z. 1. Die unrichtige Lesung des zweiten Wortes hat den
ganzen Inhalt bei Peiser in ein falsches Licht gerückt. Die
hier vorliegende Variante für DAM — assatum kommt in den
Urkunden dieser Zeit sehr oft vor und ist sowohl hei Delitzsch
AL IV Schrifttafel S. 134 Nr. 310, wie auch in Ungnads
Urkundenedition * S. 46 Nr. 140 registriert.
Die Lesung N1N = ahätum ist, wiewohl graphisch mög
lich (wenn auch selten), doch dem Zusammenhänge nach ganz
a usgeschlossen, wie weiter zu ersehen ist.
Z. 2. a-na ki-si-im. — Vgl. zur Bedeutung von kisu
Anmerk. zu R 15, 13—14 (oben S. 13). Hier wird es wohl am
L Ungnad: Seleoted babylonian business and legal documents of the
hammurabi period. (Semitic Study Series ed. by H. Gottbeil and M. Jastrow,
Nr. IX).
'■ d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 5. Abh.
2
18
V. Abhandlung: Schorr.
besten mit ,Vermögen' übersetzt werden und — wie Peiser
vermutet — das Mobiliarvermögen im Gegensatz zum Land
besitz bedeuten.
Z. 3. is-sa-[ba]-at = istabat I 2 mit aktiver Bedeutung.
Es kommt in den Urkunden dieser Zeit nicht selten vor, daß
der Schreiber aus Versehen eine Silbe mitten im Worte ans
gelassen hat. Vgl. z. B. AR I 47, 6; CT VI47, 6: la ra-[ga]-am
u. ö. Damit erledigt sich Peisers Konstruktion eines Verbums
8adädu-isdad(l) -izzad(\) ,in Anspruch nehmen' — eine Be
deutung, die sonst nirgends in den Rechtsquellen für sadädn
vorkommt.
Nun ist es wichtig die technische Bedeutung von sah atu
wörtlich ,packen, festnehmen' in dessen juristischer Anwendung
genau zu präzisieren. Die verschiedenen Ausdrücke für ,klagen'
in den Urkunden dieser Zeit sind AR I S. 67 registriert. Es
ist beachtenswert, daß in den ziemlich zahlreichen Prozeßur
kunden kein einziges Mal in der einleitenden Klageformel ,X
hat gegen Y Klage erhoben' sabätu gebraucht wird.
In Wirklichkeit bedeutet auch dieses Wort nicht ,klagen',
sondern ,vor Gericht laden', und zwar um den Tatbestand
festzustellen. Koschaker hat in seiner lehrreichen Rezen
sion über AR I“ diese prägnante Bedeutung in Hinblick auf
Nr. 78 daselbst zuerst erkannt und mit Recht an die römische
in ius vocatio erinnert. Unabhängig von Koschaker hat nun
Müller in unserer Urkunde ebenfalls diese Bedeutung er
schlossen. 1 '
Die Urkunde repräsentiert also keinen förmlichen Klage
akt, sondern eine Privatladung vor Richter und Zeugen. Dies
beweist ganz besonders die reziproke Anfechtungsformel in
Z. 10—11, die meines Wissens in keiner einzigen Prozeßurkunde
vorkommt. Vielmehr wird in diesen durchwegs die Verpflichtung'
nicht wieder zu klagen nur dem Verurteilten auferlegt. Daraus
folgt dann weiter, daß der Rechtsstreit nach der Deklaration
a Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart, B. XXXV,
S. 393.
b Er bemerkt in den Glossen zu meinem Manuskript: t sabdtu schein! au
bedeuten „fassen und vor Gericht stellen“, um den Tatbestand festzustellen.
Daher kann die Klage nicht abgewiesen werden, weil es keine Klage w<u-
Altbabylonische Kechtsurkunden. II.
19
des Vorgeladenen gütlich ausgeglichen wurde. Die Richter
hatten es also nicht nötig ein Urteil zu fällen.
Z. 4. DI.TAR. — Dieses Ideogramm bedeutet meines
Wissens überall in den Rechtsurkunden nur dajdnum ,Richter'.
Für dinu wird sowohl in Delitzsch’ wie auch in Muss-
Arnolts Wörterbüchern nur das Ideogramm DI registriert,
ebenso bei Brünnow. Damit fällt die These von einem sippa-
rensischen Stadtrecht von selbst zusammen.
Es ist zu übersetzen: ,Die Richter von Sippar,' indem
der Schreiber das Pluralzeichen ans Ende der beiden eng ver
bundenen Worte setzte oder — was weniger wahrscheinlich ist —
,der Richter der Sipparenser'. Allenfalls spielt der Prozeß vor
einem kombinierten Kollegialgericht, an dem babylonische und
sipparensische Richter teilnehmen.
Nur zwei analoge Fälle sind mir bekannt: Meißner BAP
Nr. 40; CT VIII 6 b (= AS III 28—29). Weshalb diese drei
Prozesse vor einem kombinierten Gericht verhandelt werden,
kann vorläufig nicht erklärt werden. 11 Jedenfalls repräsentiert
keine dieser drei Urkunden etwa einen Appellationsprozeß, wie
Meißner BAP S. 6 vermutet hat.
Z. 5. Zur Redensart dmarn dann , einen Rechtsstreit richten,
v g'l' CH Kol. VI 7, dort ebenfalls mit Akkusativ der Person
wie hier. Vgl. auch Rhodokanakis WZKM XXII S. 113.
Z. 6—7. Diese zwei Zeilen sind schwierig, hauptsächlich
wegen des Wortes ubbir in Z. 7. Peiser übersetzt ,hat verklagt'.
Diese Bedeutung ist aber hier unmöglich, weil es sich nach
obigen Ausführungen nicht um eine Klage handelt. Auch war
schon Z. 3 von der Vorladung die Rede und Z. 3—5 von der
Verhandlung der Richter, ubburu bedeutet hier ,deklarieren',
ebenso wie CH Kol. V 11 , 19, ferner BAP 105, 8. b Der Text
Pißt dann syntaktisch eine doppelte Fassung zu: Entweder
nimmt man für ubburu kausative Bedeutung an, dann muß es
beißen:
“ Möglicherweise erklärt sich — nach Prof. Müllers Vermutung — das
gemischte Gericht dadurch, daß der Verstorbene aus Babel, der Geklagte
dagegen aus Sippar war, oder umgekehrt.
b Zur Etymologie 1KS vgl. WZKM XVIII, 226, Anm. 1. Vgl. auch Aß I,
S. 164.
2*
20
V. Abhandlung: Schorr.
,Nachdem den Zasia im Tempel des Marduk Beltäni hat
deklarieren lassen' oder es ist ü-bi-ir sti-ma (getrennt) zu lesen,
Beltäni als Objektakkusativ zu fassen, dann müßte es heißen:
,Zasia hat im Tempel des Marduk der Beltäni (eidlich)
erklärt, er selbst.' Letztere Fassung scheint mir dem Sinne und
dem Schema nach richtiger.
Z. 8 — 9. Diese zwei Zeilen enthalten den Inhalt der
Deklaration, die, wie Z. 27 beweist, eidlich abgegeben wurde.
So aufgefaßt, verbinden sie sich logisch mit dem Vorangehenden,
Zasia erklärt, daß von der Habe des verstorbenen Varad-kubi
bei ihm nichts vorhanden ist. Daraus würde folgen, daß der
vor Gericht Zitierte vielleicht ein Kompagnon oder ein Agent
(Samallü) des Verstorbenen gewesen ist. Die Witwe ladet ersteren
vor Gericht behufs Feststellung des Tatbestandes in Sachen
etwaiger ungeregelt gebliebener Rechnungen ihres Mannes. Eine
ähnliche Situation liegt auch in AR I Nr. 21 vor, wo aber eine
förmliche Klage erhoben wird. Dort schwört der Angeklagte,
daß vom Vermögen des Verstorbenen ,bei mir nichts vorhanden
ist', worauf die Klage abgewiesen wird.
Die Auffassung Peisers, daß in diesen zwei Zeilen das
Urteil enthalten sein sollte, ist ganz unmöglich und braucht
wohl nach dem Vorangegangenen keine Widerlegung.
Z. 27. u-Sd-as-ki-ru. So steht ziemlich deutlich auch in der
photographischen Kopie. Es ist natürlich Safel von zakärn
,sprechen', dann prägnant ,schwören'. Vgl. Jes. 48, 1: D'jntMTi
tvst' Smi» 1 ’nbxai n dbd, ferner Ex. 23,13, Jos. 23,7. 1 Vgl. ARl
Nr. 72*, 9. 13. Zur Schreibung uSaskir = uSazkir vgl. schon
Jensen KB II 154 Anm. 9. Es scheint, daß in unserer Epoche
der Lautwert von (äs) auch as s war, ebenso von ( MÄ ')
auch us. Vgl. Ranke Nr. 2. 11: i-za-as; AR Nr. 6, 21 = CT
VIII 28 c : i-zu-us -j/üt; VI 47 b , 14: na-as-hu = nashtt.
Z. 28. Das Datum 1 ’ läßt sich auch nach den neuesten Er
gänzungen der Datenlisten nicht feststellen. King vermutet m
seinem neuesten chronologischen Werke 0 mit guten Gründen, daß
11 Auf diese Parallele machte mich Prof. Müller aufmerksam.
b ßanke wird wohl seine ursprüngliche Lesung der vier letzten Zeichen
jetzt nach seiner eigenen Kopie aufgegeben haben.
0 L. W. King: Chronicles coneerning early babylonian Kings. Vol. I,
Anm. 1.
■
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
21
die Urkunde in eines der letzten Regierungsjahre Hammurabis,
die in den Datenlisten bislang noch fehlen, einzureihen ist. Es
kommen in Betracht die Jahre: 36, 37, 39, 40, 41. Jedenfalls
geht aus dem Datum hervor, daß die Urkunde aus der Zeit
nach der Promulgierung des Kodex stammt, nämlich aus
einem der letzten acht Jahre. 11
Es bleibt nun noch übrig auf den Namen in Z. 12 zurück
zukommen, der, weil in der Schwurformel erwähnt, von histo
rischer Wichtigkeit ist.
Daß die Lesung Rankes: u Sam5i si -Adad berechtigt ist,
beweist vor allem die photographische Kopie. Wer mag nun diese
Persönlichkeit sein, auf deren Namen neben dem Hammurabis
die Parteien den Schwur leisten? Peisers Vermutung, daß es
der Statthalter von Sippar gewesen sei, ist von vornherein
abzuweisen; schon aus dem Grunde, weil in den Hunderten von
Urkunden dieser Zeit, die aus Sippar herrühren, kein einziges
Mal auf den Namen des Statthalters von Sippar geschworen wird.
Nun hat Ranke schon in seinem Buche ,Early Babylonian
personal names' (S. X) hervorgehoben, daß der Name Samsi-
Adad unter den vielen genuin babylonischen Namen kein
einziges Mal vorkommt, und hat deshalb schon dort in bezug
auf diesen Namen in unserer Urkunde die Vermutung aus
gesprochen, es sei der Name eines mit Hammurabi gleichzeitig
regierenden assyrischen Patesi. Diese Vermutung war auch
deshalb ansprechend, weil der Name in der Schwurformel vor
kommt, und der Schwur in den Urkunden dieser Epoche aus
nahmslos nur bei den Göttern und dem König geleistet wird.
Eine schöne Bestätigung hat diese Vermutung durch die
chronologischen Data erfahren, welche in jüngster Zeit durch
die deutschen Ausgrabungen in Shergät bekannt geworden sind.
In einer daselbst gefundenen Inschrift Salmanassars I. heißt es,
daß 159 Jahre nach Irisum b der Tempel in Assur von Samsi-
11 Da in der Einleitung in das Gesetzbuch die Eroberung von U r und
Larsa bereits erwähnt wird, so kann das Gesetzbuch nicht vor dem
31. Jahre, in welchem nach den Datenlisten diese Städte im Kampfe
gegen Rim-Sin erobert wurden, proklamiert worden sein. Vgl. King 1. c.,
h 167, Anm. 1.
^ir wissen anderweitig, daß sein Vater ein Zeitgenosse des Sumuabum
gewesen ist, des Gründers der I. babylonischen Dynastie.
22
V. Abhandlung: Schorr.
Ad ad restauriert worden sei. King führt nun in seinem früher
genannten Werke (S. 121 ff.) den Nachweis, 'daß dieser assyri
sche Herrscher ein Zeitgenosse von Hammurabi gewesen ist.
Er beruft sich auch auf unsere Urkunde, in der er mit Recht
eine dokumentarische Bestätigung seiner auf kritischem Wege
erlangten Ansetzung erblickt.
Zu diesen Argumenten tritt nun noch ein weiteres hinzu,
welches die Auffassung Rankes und Kings über allen Zweifel
sicherstellt.
Nur noch ein einziges Mal — außer unserer Stelle —
wird in der Schwurformel neben dem Namen des Königs noch
eine andere Persönlichkeit genannt. Es ist dies Ranke Nr. 18,
Z. 13—16: nis il Marduk ü u Sin-mu-ba-li-it ins il Be-el-ta-bi ü
hi-ri-tim-su itmü, ,bei Marduk und Sin-muballit, bei Bel-täbi
und seinen Frauen(?) haben sie geschworen'. Auch bei diesem
letzteren Namen betont Ranke, daß er niemals unter den
babylonischen Eigennamen vorkommt, somit auf einen assyri
schen Würdenträger hinweist. Wir haben also in den Ranke
schen Urkunden Nr. 18 und 26 zwei assyrische Herrscher
(Könige oder patäsis) genannt, von denen der erste Bel-täbi als
Zeitgenosse Sin-muballi{s, der zweite Öamsi-Adad als Zeitge
nosse Hammurabis, des Nachfolgers Sin-muballits angeführt ist.
Hält man mit diesen urkundlich belegten Herrschernamen
die Notiz bei Assarhadden in der Inschrift von Shergat, die
einen Parallelbericht zu dem früher erwähnten von Salmanassar I
bietet, a und in welcher der Vater des Samsi-Adad Bel-kabi
genannt wird, so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß
letzterer Name in der spätassyrischen Inschrift irgendwie für
Bel-täbi entstellt ist, und daß dieser also — was aus R 18
allein nicht zu erschließen wäre -— der Vater des Samäi-Adad
gewesen ist. b
“ Vgl. King 1. c., S. 122.
b Die Identität des Bel-ta-bi in R 18 mit dem im neugefundenen Berliner
Asarhaddon-Prisma genannten B e i-K a b i dem Vater Samsi-Adads vermutet
neuerdings auch Bezold (Zeitschrift für Assyriologie XXI, S. 252—253),
indem er annimmt, daß der erstere Name ideographisch geschrieben
Bel-DA bi , Bel-]jabi bi zu lesen ist. Er stützt sich hiebei auf die Bilinguis
CT XVII, 26, 53, wo KA = lfibü mit DA wechselt. Damit würde also
auch die Hauptschwierigkeit schwinden.
9
i
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
23
Und so bieten denn unsere zwei Urkunden eine sehr will
kommene Stütze für Kings synchronistische Konstruktion be
treffend die Könige der ersten babylonischen Dynastie und die
ältesten assyrischen Herrscher.
Ich fasse nun die Resultate obiger Untersuchung zu
sammen :
1. Die Urkunde enthält einen gerichtlichen Vergleich in
einem zivilen Rechtsstreit. Die Witwe nach Warad-kubi zitiert
den Zasia, den früheren Kompagnon oder Agenten ihres Mannes
vor Gericht, um in Sachen ungeregelter Rechnungen ihres
Mannes den Tatbestand feststellen zu lassen. Zasia deklariert
vor Zeugen, daß von der Habe des Verstorbenen bei ihm nichts
vorhanden ist, worauf die Streitangelegenheit sofort durch Ver
gleich beendigt wird.
2. Sowohl sachlich wie auch dem Schema nach sind ana
loge Urkunden aus dieser Zeit vorhanden.
3. Die Interpretation Peisers ist im Einzelnen wie im
Ganzen unrichtig. Sie beruht zum Teil auf irrtümlicher Lesung,
zum Teil auf Nichtbeachtung des Schemas.
4. Die Urkunde bietet keinen Anhalt für die Annahme
eines partikularen Stadtrechtes zur Zeit Hammurabis, nach
welchem in Babylon geurteilt worden wäre. Vielmehr besagen
die fraglichen Zeilen, daß der Prozeß vor einem kombinierten
Richterkollegium, an welchem babylonische und sipparensische
Richter teilnehmen, sich abspielt.
5. Bestimmte Indizien weisen darauf hin, daß die Urkunde
aus einem der letzten acht Jahre Hammurabis stammen muß,
also für alle Fälle nach der Proklamierung des Gesetzbuches,
die nach Kings überzeugender Feststellung nicht vor dem
31. Regierungsjahre erfolgt sein kann.
6. Der in der Schwurformel genannte Öamsi-Adad ist
ein assyrischer Patesi und Sohn des R 18 Z. 14 genannten
Bel-DA t)i — kabi eines Zeitgenossen des Sin-muballit.
12. R 27. Hanimurabi. XV. Jahr.
Gelddarlehen.
1 5 Hkil kaspuvi za-ar-pu 1 5 Sekel geläutertes Silber,
2 ripat ü $amas ü-sa-ap 3 itti — nach dem Zinsfuß des Samas-
24
awBaaawBgaiaMKa: ■ wnaiwe
V. Abhandlung: Schorr.
Amat- il Sama& SAL.ME' 1 HamaS,
märat il Sin-i-din-nam 4 J ü Sa-
mas-mu-ba-U-it 5 mär U-ul-lu-ü
6 ilteki
ina um ebürim a 7 i-na Sa-
cm-du-tim s Jcaspam ü sipä-zu b
9 isalcal
[tempels] wird er Zinsen zahlen,
— hat von Amat-Samas, der Sa-
maäjungfrau, der Tochter des
Sin - idinnam Samas - mubälit,
5 Sohn des Ullü geborgt.
Zur Zeit der Ernte, im Mo
nate Sandütum, wird er das
Geld und dessen Zinsen zahlen.
4 Zeugen.
10 pän A-ha-am-ar-U 11 mär Avät c -il-tum 12 pän il &amas-ra-bi mär Li-
bi-it-Sin 13 pän Sin-ri-me-ni 14 pän Ilu-Sü-ba-ni 15 pän Ma-aA-ku-um mä[ri pl.y ...
16 sattum ALAM (?) VII-
[NAJ.
Im Jahre des Bildes der
,Sieben'.
13. R 30 (Case). Hammurabi. XXXVIII. Jahr.
Hausmiete.
1 Bit Ri - ba - tum SAL.ME
il Samas 2 märat Ib-ga-tum s itti
Ri-ha- tum SAL.ME il Warnas
4 märat Ib-ga-tum 5 J il Sin-i-
din-nam 6 mar Nu-ür-ili-Sü 7 bi-
tarn a-na lcisrim i a-na sattim
I lcam -su (?) 8 ü-se-zi 9 kisir d sat
tim 1 * am -M 10 5 Silcil Icaspim
II isalcal.
12 3 isinni il Hamas 13 1 Se-
rum eta 10 KA sikarim tat u i-pa-
1 Das Haus der Ribatum,
der Samaäjungfrau, der Toch
ter des Ibgatum, hat von Ri
batum, der Samasj ungfrau, der
Tochter des Ibgatum, 5 Sin-idin-
nam, Sohn des Nür-ilisu als
Haus gegen Mietzins für ein
Jahr gemietet. Als Mietzins für
ein Jahr wird er 10 5 Silber
sekel zahlen.
An drei Samasfesten wird
er ein Fleischstück, 10 KA
Wein(?) für sie liefern.
3 Zeugen.
17 pän Na-bi-ili-Su (?)
20 mär Sin - ki (!) -nam -i-di.
21 Am 26.Tebitum, im Jahre,
in welchem Esnunna durch eine
Wasserflut zerstört wurde.
c KA.
s AB. E.A.
ki-zi.
16 pän Na-hi-' l Samas 16 mär ü &ama3-daiänuni
13 mär Sin-i-din-nam 19 pän Nu-ur-^Samas
21 varah Tebitwm, s MTO 26 kam
22 sattum EH.NÜN.NA. A.GAL.
GAL.LA. MÜ.UN.GÜL (?).
» ÜE.EBÜR.KU.
d KA.SAB.
b SIPTU.BI.
UZU. 4 Bl.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
25
Interessant ist die Klausel in Z. 13—14. Ebenso wie bei
Feldpacht“ war es also auch bei Hausmiete Sitte, daß der Mieter
an den Hauseigentümer gewisse Sportelabgaben zu leisten hatte.
Ygl. auch ß 34, Z. 10 (Nr. 14).
14. R 34 (Oase). Hammurabi. Jahr? (1. VI).
Haus
1 Bit Ri-ba-tum SAL.ME' 1 Wa
rnas 2 itti Ri-ba-tum SAL.ME
il Sama§ a belti bitim h 4 | il iSa-
mas-ha-zi-ir 5 ana kisrim°
6 kisri sattim l kam 7 3 Sikil
kaspim isakal 8 libba la 1 sikil
kaspim 9 J Ri-ba-tum ma-ah-
r[a-at] 10 3 Ser sahim 0 11 30 KA
Silcarim 12 3 isinni f a SamaS «
13 i-pa-ki-id
14 i-na varah. ElülumA ü-
mum l kam 15 a-na bitim i-ru-ub'
10 pän E-lil-p%- il Na-bi-tim 17 mär
19 mär Il-pi- il Aja 20 pän Ib-ga-lum m
22 mär Zi-ia-tum.
Liete.
1 Das Haus der Samasjung-
frau Ribatum, hat von der
Samasjungfrau Ribatum, der
Eigentümerin des Hauses Sa-
mas-häsir 5 gegen Mietzins ge
mietet.
Als Miete für ein Jahr wird
er 3 Sekel Silber zahlen. Davon
hat Ribatum 1 Sekel Silber er
halten. 10 3 Stück Schweine
fleisch, 30 KA Wein wird er
an drei Samasfesten liefern.
Am 1. Elülum ist er 15 in
das Haus eingezogen.
4 Zeugen.
,! Nannar-ka... ls pän u Sama$-tapp{i k -ü«
äv U-[h]a-al-lu-u 21 pän Nu-ur-ili-hi
28 varah Elülum umum l kam j Am 1. Elülum, im Jahre der
24 sattum il Tai-me-tum ... ! Göttin Tasmetum . . .
Die Samaspriesterin Ribatum tritt in nicht weniger als
9 Hausmietsverträgen als Hauseigentümerin auf. Ygl. Ranke
1. c., Einteilung S. 18.
“ Vgl. AR I S. 90.
11 NIN.EA.K1T. ° NAM.KA.SAR.SU.
d IB.TA.AN. ° So nach Ungnad OLZ XI S. 535. f SAR.
B Statt dessen im Tahlet: bi-lci-it-tam i-pa-ki-id.
h KIN. AN Istar.
' Z. 14—15 fehlen im Tablet.
k TAB.BA.
26
V. Abhandlung: Schon-,
15. K, 39 (Tablet). Hammurabi. Jahr?
Feldpacht.
1 1 GAN eklim 2 ina bi-ri-it
ndrim 3 i-ta dimtirn 1 4 ü i-ta
ejf.il il I-ium-ba-ni h 5 itti Na-ra-
am-tum z mdrat il Samas-ellat-zu
G J Avät- il Nannar NI.GI 7 mär
Ilu-Sü-i-bi-sü 8 a-na biltivi u-
Se-zi
9 15 SE.GUR bilat eklim
10 ina bäb Ga-gi-im 11 imaddad.
12 3 varhum isinni il Warnas,
13 1 serum i 10 [IfA] kemum e .
14 pän ‘‘Sarnas-ta-ia-ar 16 pä
17 pän Zi-ia-tum 18 pän ü Pi-ir-ellat-ti
20 Sattum BÄD.IGI.(T). RA.
AN Sin. 21 MU. ÜN.[BA. RU] f
1 Ein Gr AN Feld innerhalb
eines Kanals neben der Zinne (?)
und neben dem Felde des Isum-
bani 6 hat von Naramtum, der
Tochter des Samas-ellazu Avät-
Nannar ..Sohn des Ilusu-ibi-
su gegen Pachtzins gepachtet.
15 GUR Getreide wird er als
Pachtzins für das Feld 10 im
Tore von Gagum abmessen.
In drei Monaten wird er
am Samasfeste 1 Fleischstück,
10 KA Mehl [liefern].
5 Zeugen.
Li-bu-ra-am 16 pän Li - bi - it - il I§tar
19 dupSarrum.
20 Jahr, in welchem dieMauer
,fn-Sin(?) erbaut wurde.
Z. 20. Vielleicht ist das Datum in das 24. Jahr Hammurabis
zu setzen.
16. R 42
Feld-Te
1 Vs + 3 /is N eklim ugar s
MAR.TU 2 itti Ri-ba-tum h SAL.
ME a Warnas 3 mdrat Ib-ga-tum
4 J il Samas -pi - di - e - ma 5 mär
ü Samas-na-sir 6 a-na IGI.I1I.
GAL' 7 u§esi k
a AN.ZA.GAR. b Der Name ii
c Case Z. 5 folgt SAL.ME ü Samas.
0 KU DA. Z. 9—13 nur im Tablet
* A[T).KAR. 11 Tabl. tim.
i. Hammurabi.
ilpacht.
1 V2 Gl AN Feld im Gefilde
des Gottes MAR.TU (Ämur-
rum?) hat von Ribatum, der
Jungfrau des Samas, der Toch
ter des Ibgatum, Samas-pide-
ma, 5 Sohn des Samas -nasir
gegen ein Dritteil gepachtet.
it im Case besser erhalten (Z. 4).
a UZU.
erhalten. 1 Im Tablet erhalten.
■ Tabl. ia-lu-uS. k Tabl. [vJ-Se-zi.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
27
8 IGI. III. GAL a - Sü 3 i-na
GhS.BAR il Warnas 10 Seam
imadad
11 3 isinni a SamaS 12 30 KA
kemum 3 Serum(?) 13 i-pa-Jci-id
U 1 GUR (?) Seuvi li-ik-ta-tuni.
15 pän A-hi-wa-du-um 16 mär L
18 mär I-di-is- il Sin 19 pän A-bu-ü-a-a
n varahElülum i iimlO(?y cam
22 sattum BAD Kär- il SamaS.
Sein Dritteil wird er nach
dem Maße des Samas[tempels]
10 in Getreide abmessen.
An drei Samasfesten wird
er 30 KA Mehl, drei Fleisch-
stiicke liefern ...
3 Zeugen.
l.RA— tulcuUV‘ 17 pän Na-bi- n Sama$
20 mär Awät- il Nannar banüm (?) c
Am 10(?) Elülum im Jahre
der Mauer von Kar-Samas.
Z. 1. Unter ugar MAR.TU ist wohl das Tempelgefilde des
Gottes MAR.TU zu verstehen. So wird auch das Tempelgefilde
des Gottes Öamas öfter erwähnt. Auch in den Nprr. wird
MAR.TU stets ohne Gottes determinativ geschrieben. Vgl. Ranke:
Personal Nantes s. v. Wäre hier MAR.TU = Amurrum eine
Stadt, wie Ranke S. 61 registriert, müßte man doch das Orts
determinativ erwarten. Daß es eine Stadt Amurrum in Babylonien
gab, beweist allerdings Meissner BAP Nr. 42, 1: eklum ugar
A-mu-ur-ri u . Dann wird wohl auch Amurrum der Kultsitz des
Gottes MAR.TU gewesen sein.
Und auch CT II 50, 21 (= AR I Nr. 8) wird meine Auf
fassung von märe Amurrum als ,Bürger der Stadt Amurrum'
durch obige Stellen ihre Bestätigung finden.
17. R 45. Samsu-iluna. I. Jahr (IX).
Gelddarlehen.
1 2 sikil lcaspim 2 a-na sim
Seim 3 itti Ilu-ni- . . . i mär
ü Savias-ba-ni 5 J il Sin-ilum
6 mär Ili-ba-ni 7 ilteki
8 ana um ebürim 9 varah
a Tabl. sä-lu-ui-ta-Sn.
d KIN «mar.
1 Zwei Sekel Silber zum
Ankauf von Getreide hat von
Uuni..., dem Sohne des Samas-
bani 6 Sin-ilum, Sohn deslli-bani
geborgt.
Zur Zeit der Ernte, im
b Tabl. A-bu-ia.
MMO—
28 V. Abhandlung: Schorr.
Sa-an-du-tim 10 kaspam ü si- Monat Sandütum wird er das
päzu a 11 i&alyal. Geld und dessen Zinsen be
zahlen.
3 Zeugen.
12 pän Ma-an-na-m 13 mär il Samas-ba-ni 14 pän ‘Sin-ba-ni 15 mär
Ili-i-din-nam 16 pän A-di-ma-l-ti-ilum 17 dupäarrum mär . . .
18 varah Kislimum 7 ' 19 sat- j Im Monate Kislimum, im
tum Sa-am-su-[i-lu-na] 20 LU- Jahre, in welchem Samsu-iluna
GAL.E. : König geworden ist.
18. IL 47 (Case). Samsu-iluna. I. Jahr.
Hausmiete.
1 Bit e-da-kum" ma-la ba-
zu-ü 2 itti Ri-ba-tum SAL.ME
il Samas 3 märatlb-ga-tum 4 J TH-
ma-a-bi 5 mär Warad-Ku-bi 0 bi-
tam a-na ki-if r i 7 a-na Sattim
l lcam -sü 8 ü-se-zu-ü i
9 ki-is-ri sattim l lcam -su 10 B / 6
SiJcil kaspim iSakal
11 ri-es-ti (!) ki-is-ri 121 / 3 sik-
lum 15 SE kaspim ma-hi-ir.
13 varah Kislimum e üm l ,cam
14 i-ru-ub
15 pän Nam-ra-sä-ru-ur mär
Ga-mi-tum { 17 pän Su-mu-um-li-ib-H
19 sattum Sa-am-su-i-lu-na
LUG AL.
1 Ein kleines Haus, soviel
vorhanden ist, hat von Ribatum,
der Jungfrau des Öamas, der
Tochter des Ibgatum Ili-ma-abi,
5 Sohn des Warad-Kubi als
Wohnhaus gegen Mietzins für
ein Jahr gemietet.
Als Miete für ein Jahr 10 wird
er 5 / e Sekel Silber zahlen.
Als Anzahlung für die Miete
wurde 4 / 3 Sekel 15 SE Silber
empfangen.
Am ersten des Monates
Kislimum ist er eingezogen.
3 Zeugen.
Li-bi-il-lHar 16 pän uSin-ma-gir mär
18 mär Nu-ür- a Kab-ta.
Im Jahre, da Samsu-iluna
j '
i König geworden ist.
“ SIT TU (?) BI. >> GAN.GAN.NA.
0 Tabl. e-ta-lcum. d Tabl. ü-Se-zi.
o GAN.GAN.E.A.
f Tabl. Ga-mi-tim.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
29
19. R 49 (Case). SamsU'
Haus:
1 Bit e-da-fyuvi ma-la ba-
zu-u 3 2 itti Ri-ba-tum SAL. il l§a-
viats 3 märat Ib-ga-tum 4 | Ili-
ma-a-bi 5 mär Varad-Ku-bi 6 a-
na ki-is-ri a-na üattim l kam -Su
7 u-Se-zi
8 ki-is-ri sattim l kam -hi
92 / 3 sikil kaspim 10 iSakal [ n ri-
iij-ti Ici-is-ri-Sii 12 1 / g sikil kas
pim ma-hi-ir] h n varah Varah-
samna c ümum 1 kam
12 pän A-ha-am-ar-H 13 mär S:
15 mär Ki-U-tum 10 pän Ibik-' 1 Nu-ni-t
18 varah Varah-samna ü-
mum l kam 19 Sattum DAGAL.
AR.GL KI.EN.KI. 20 URDU.
Z. 11. Da Z. 18 das Da1
gäbe in dieser Zeile sich nur a
Das Schema ist gekürzt.
iluna. II. Jahr (1. VIII).
miete.
'Ein kleines Haus, soviel vor
handen ist, hat von der Samas-
jungfrau Ribatum, der Tochter
des Ibgatum, Ilima-abi, 5 Sohn
des Varad-Kubi gegen Mietzins
für 1 Jahr gemietet.
Als Miete für 1 Jahr wird
er 2 / 3 Sekel Silber 10 zahlen.
[Als Anzahlung seines Mietzinses
ist 1 / 3 Sekel Silber empfangen
worden]. Am 1. Varahsamna
[ist er eingezogen].
8 Zeugen.
i-mu-um-li-[ib] d -Si 14 pän Ma-an-na-hi
um 17 mär I-bi-ik- ü NIN. GAL.
Am l.Varahsamua, im Jahre,
in welchem ... im Lande Sumer
und Akkad.
;um genannt ist, kann die An-
uf den Einzugstermin beziehen.
20. R 50 (Tablet). Samsu-iluna. II. Jahr.
Erbteilung.
1 */„ GAN eklim i-na [ugar
Gi-za-nu] e 2 i-ta ekil U(u)-pi-
[ a SamasJ e 3 ü i-ta ekil Bür-
,l Sin 4 püzu i l kam när- il Na-bi-
um püzu f 2 kam elfil kurma-
tim s p § a Gi-za-nu-um] 0 6 pu-
1 6 / 18 GAN Feld im Gefilde
von Gizanum, neben dem Felde
des Il-pi-Öamas und neben dem
Felde des Bnr-Sin, dessen eine
Front der Nabium-Kanal, 5 des
sen zweite Front Speise(?)-
n So im Tablet. b Nur im Tablet. * PIN. GAB.A.
11 Vom Schreiber irrtümlich weggelassen. ° Nur im Case.
f SAG.BI. s SUK SUN .
30
Y. Abhandlung: Schorr.
uh 4 /]s GAN eklim sä libbi
[eklim busü I-bi- il SamaS ?_/ a 7 Si
ma-at Ru-ut-tum um-m[i-su]
8 Sa itti Silli 11 a SamaS mu-ti-
[sä] a i-Sd-mu 10 ü 1 Si-Di-rum ,J
11 mi-im-ma an-ni-im 12 zitti
Ru-ut-tum um-mi-Su 13 Sa I-bi-
n Samas itti ah-hi-Sü u il-lcu-ü
ah-hu-Su 15 u-ul i-ra-ga-mu-
su[m]
10 a-tab-bu-um Sa bi-ri-Su-
nu-ma.
17 niS il Samas il Marduk Sa-
am-su-ilu-na f 18 ii al a . . .] 18 it-
mu-ü.
19 pän Ilu-Su-ha-ni pän Sin-ri-'t
[Ri]-i§- il Sama$ mär Im-gur- Uh ki 22
[mätim?] 28 pän I-bi-[k]i-nu-um 24 '
26 sattum DAM AL. AR.GL \
Feld von Gizanum [bildet], —
als Tausch für 4 / 18 GAN Feld
aus der Mitte des Feldes, Eigen
tums des Ibi-Samas (?), Kauf
besitz der Ruttum, seiner Mut
ter, welches sie von Silli-Samas,
ihrem Gemahl, gekauft hatte —
10 und ein Stab
All das ist der (hinterlassene)
Anteil seiner Mutter Ruttum,
welchen Ibi-Samaä von seinen
Brüdern genommen hat.
Seine Brüder werden 15 gegen
ihn nicht klagen.
Der Kanal gehört allen ge
meinsam.
Bei Samas, Mardulr, Samsu-
iluna [und der Stadt .] . . haben
sie geschworen.
7 Zeugen.
:-»« 20 märt I-M- U NIN.SAII 21 pän
ln A-bu-um-va-kar mär ü Sama§-nu-ur-
\n Nu-ür-ili-h't 25 pän Ilu-M-ba-ni
Im Jahre . . .
21. R 51 (Case). Samsu-iluna. III. Jahr. (20. V).
Geschäftshausmiete.
1 Bit ma-hi-ri-im 2 itti Ri-
ba-tum SAL.ME il i§amas 3 märat
Ib-ga-tum 4 J A-di-du-um 5 a-na
lei - [is] (ri) -ri a 6 a-na s attim
l kam -Sü 7 u-se-zi
8 ki -is- ri Sattim 1 kam Su
a l Siklam IGI VI. GAL leaspim
10 isakal.
1 Ein Geschäftshaus hat von
Ribatum, der Öamasjungfrau,
der Tochter des Ibgatum Ati-
dum 5 gegen Mietzins für ein
Jahr gemietet.
Als Mietzins für ein Jahr
wird er 1 x / 6 Sekel Silber 10 zahlen.
Case.
b Case: H-bi-ir-ru-[um].
c Tabl. ki(\)-is-ri.
Altbabylonisehe Rechtsurkunden. II.
31
11 i-na e-ri-bi-Su 12 ba-ab-at
kaspi-su 13 iüakal a
14 varah Abum h um 20 kam
i-ru-ub. a
15 pän Ibik-il-tum 10 pän lli-i.
Bei seinem Einziehen wird
er den ausstehenden Betrag sei
nes Geldes bezahlen.
Am 20. Abum wird er ein
ziehen.
2 Zeugen.
-a-bi.
17 varah Abum h ümum 20 kan
18 Satturn ID (?) Sa-am-si-i-la-
na LUGAL.E. 19 Na-ga-ab-nu(\)-
uh-H 20 MU.BA.AL.«
17 Am 20. Abum des Jahres,
in welchem der Kanal des Kö
nigs Samsi-ila(!)na [genannt]
Nagab - nuhäi gegraben wurde.
Z. 12. Die Lesung ist vermutlich richtig trotz der eigen
tümlichen Schreibung ba-ab-at. Zu bäbtu ,ausstehender Betrag'
vgl. AR I, Nr. 35, Z. 6, 11.
Z. 14. i-ru-ub = irvub ,wird er einziehen' in Hinblick auf
Z. 11 (Müller).
22. R 53 (Case). Samsu-iluna. IV. Jahr (II).
Feld-T
1 7 /a + 11iS GAN eklim 2 itti
,l Eammdn-na-sir 3 J Ib-ga-tum
4 mär U-hal-li-im 8 a-na Sa-lu-
uS° G u-se-zi
7 sa-lu-u§-ta-5io 8 i-zu(\)-
zu(l)-u$.
9 pän Ta-ri-bu-um 10 mär Ka-'l
“Samaj-baläti e 13 pän Ib-ni-' l lSamaS c
14 varah Aiarum h 15 Sattum
na, 'Sa-am-su-i-lu-na-fiegaUum.
ilpacht.
17 / 18 GAN Feld hat vonRarn-
män-näsir Ibgatum, Sohn des
Uhallum 5 gegen ein Dritteil ge
pachtet.
Sein Dritteil wird er für sich
abteilen.
3 Zeugen.
i-lum f 11 pän Ilu-Su-a-bu-Su 12 mär
vpSarrum.
Im Monat Aiarum, 15 im
Jahre des Kanals ,Samsu-iluna-
hegallum'.
n T. 11—13: ba-am-ta(?)-am i-na c-ri-bi-su i-Sä-ga-al.
|J NE.NE.QAR. ■= T. fehlt Z. 14. a Z. 18—20 nur im Case.
“ Tabl. IG1. III. GAL. <’Nur im Case. s TI. LA“. h GUD.SI.DI.
32
V. Abhandlung: Schorr.
23. R, 58. Samsu-iluna. XI. Jahr (6. III).
Adoptionsprozeß (?).
1 A-na Si-li-ib-ri-im 2 sa itti
Zi-kir (?)-tum ummisu “ 3 ti Mär-
al Ba-ia mär Sin-ri-me-ni 4, | Bür-
u Rammän mär Sin-ri-me-ni 5 il-
Icu-ii
6 vä-ar-ki Zi-kir-tum a-na
si-ma - ti - sd 7 il-ku-ma Mär-
al Ba-ia 8 a-na T n [Bür- a Ram-
män] ir^-gu-u[m]-qna 3 [da-
ia-nu-]u a-vä-ti-su-nu 10 [%]-
mu-ru-ü-ma 11 [dup-pa-Jam Sa
i - na iSi-li- ib - rum 12 il -lcu-u
13 Bür - a Rammän ub - lam - ma
14 . . . . 15 . . . . 1G na-da-nam
17 [iJfJ-bu-Svm
18 [ü-ul i-]ta-ar-ma 19 f [Mär-
a, B]a-ia a-na &i-li-ib-[ri] G -im
20 [a-na Bür- il Rammän ü-ul] i-
ra-ga-am
21 niS il &ama!i il Marduk Sa-
am-su-i-lu-na 22 il al Sippar u it-
mu-i'i.
23 pän IbJcu 7cu -Sin mär Sarrum
lli-di-im-ti 26 pän Ibik-Istar mär Sir
I-ki-iS-Sin 27 pän Ilu-hi-ba-ni dupSarr
28 varali Sivänum 0 ümum j
ßkam i-attum BÄD.URU ki (?)
1 In Sachen des Silibrum,
den von Zikirtum (?), seiner
Mutter und von Mär-Baia, dem
Sohne des Sin-rimeni, Bür-Ram-
män, der Sohn des Sin-rimeni
[adoptionsweise ?] 6 übernom
men hatte.
Nachdem Zikirtum ihren
Schicksalsweg gegangen b war;
Mär-Baia gegen [Bur-Rammän]
geklagt hatte; [die Richter] ihre
Angelegenheit 10 geprüft; Bür-
Rammän [die Adoptions-Ur
kunde ?], welche er wegen Sili-
brum empfangen hatte, über
bracht hatte, [haben 16 die Rich
ter . . .] zu übergeben ihm 0 be
fohlen.
Indem er das Urteil [nicht]
anficht, wird [Mar-Ba]ia wegen
des Silibrum 20 [gegen Bür-Ram-
män nicht] klagen.
Bei Samas, Marduk, Samsu-
iluna und der Stadt Sippar ha
ben sie geschworen.
5 Zeugen.
'Warnas 24 pän u HSama&-mu-ba-ti-it mär
i-i-din-nam 20 pän Na-hi- d &amaJ mär
um.
28 Am sechsten Sivänum des
Jahres der Mauer von UR.
DAMAL.A.NI-Sü (?). b D. h. gestorben. 8 Seil, dem Kläger.
Vom Schreiber ausgelassen. 8 LIB1T.A.
Altbabylonische Rechtsurkünden. II.
33
Inhalt: Bftr-Rammän hatte seinen Bruderssohn Silibrum
adoptiert. Nach dem Tode der Mutter des adoptierten Kindes
fordert der Vater, Bruder des Angeklagten, das Kind zurück.
Die Richter lassen sich die Adoptions -Urkunde vorlegen
und weisen den Kläger ah. Die Abweisung erfolgte vielleicht
auf Grund des § 185, nach welchem ein adoptiertes Kind, nach
dem es vom Adoptivvater großgezogen wurde, von den leib
lichen Eltern nicht mehr reklamiert werden kann.
24. R 62. Samsu-iluna. XXVI (?) Jahr (11. VII).
Erbte
1 . . . ? /ig GAN eklim i-na
ebirti närim a ugar na-gu-um
2 [i]-ta ekil Gimil h - a Gu-la 3 ü
i-ta ekil Ri-is- il Samas mär Be-
el-ta-ni i 1 / 3 GAN eklim i-nci
ebirti närim 11 ugar na-gu-um
3 bäb dimäte e 0 i-ta ekil Awel-
ü Nannar bärim i 7 il i-ta ekil
Ri-iS- ü Sarnas [mär] Be-el-ta-ni
8 1 SAR bitum epsum i-na Sip-
par-rabüm 0 9 ita bit I-te-ib-li-
ib-bi- a i§ama$ 10 ü ita Mt Ri-iS-
ü Samai mär Be-el-ta-ni 11 1 SAR
bit dimtim f il . . . ka-ar 12 ita
bit Ibik- nar ili-na 13 ü ita bit
Ri-is- il SamaS mär [Be]-el-ta-ni
14 g sag wa rdum Be-li-e-bi-ib (?)
15 1 SAa amtum il Ma-mu- . . .
10 1 SAa amtum Amat- a Sin (?)
17 1 SAff amtum Kab-ta-at- . . .
18 JO ? Icaspim ni-ip-la-at ka(?)-
... 19 [s]d Ri-i§- il Warnas ip(?)-
pu-lu-Si 20 6 ... 21 4 mäne um-
ilung.
1 . . . f /i8 DAN Feld am jen
seitigen Ufer, Inselland, neben
dem Feld des Gimil-Gula und
neben dem Felde des Ris-Öamas,
Sohnes der Beltani, 1 / 3 GAN
Feld am jenseitigen Ufer, Insel
land, 5 am (?) Säulentore (?) ne
ben dem Felde des Awel-Nan-
nar, des Sehers und neben dem
Felde des Ris-Öamas, Sohnes
der Beltani, 1 SAR gebautes
Haus in Groß-Sippar neben dem
Hause desItib-libbi-Öamas, 10 und
neben dem Hause dcsRis Samas,
Sohnes der Beltani, 1 SAR Säu
lenhaus und . . . neben dem
Hause des Ibik-ilina und neben
dem Hause des Ris-Samas, Soh
nes der Beltani, 1 Sklave Beli-
hbib (?), 15 1 Sklavin Mamu ...,
1 Sklavin Amat-Sin, 1 Sklavin
Kabtat- . . ., 10 . . . Silber als
Tauschwert für ..., welche Ris-
‘ BI.BAL. « KA + SÄ.
c KA.AN.ZA.aAR.MEg. d äU.BU.BU.
e GAL. t AN.ZA.GAB.
Sitzungsber. d. phil.-bist. Kl. 160. Bd. 5. Abli.
3
34
V. Abhandlung: Schorr.
ma-nu ki(?)-rm 22 1 alan HAR.
Sti.GU.
23 Se-am ü ba-Si-ta-am 24 rai-
it-ha-ri-iS i-zu-zu
25 zitti Amat-da-an-ni SAL.-
ME a [Hamas ?/ 26 märat llu-
Su-ba-ni 27 §d itti Ri-i$- a i§amaS
mär Be-el-ta-ni ... 28 i-zu-zu
zi-zu ga-am-ru 29 li-ib(?)-
[ba]-Sü-nu täb ah
30 UKUR.SU MULU.MULU.
RA ü-ul i-ra-gu-um
31 nis a Samas n Marduk il
Sa-am-su-i-lu-na 32 it-mu-ü.
33 [pän] a Sin-e-ri-ba-am mär Lu
nam mär il Sin-i-din-nam 35 [pän] .. . -na
Sangüm Sin 37 pän 11 Adad-sar-rum mär
Ü NIN.TU. pän a S(n-ma-gir mär Ü A
i-din-nam 41 pän Be-la-nu-um dupsarn
42 war ah TaSritum a um ll kam
43 sattum Sa-am-su-i-lu-na LU-
GAL.E 44 HAR.HAG.GAL
MAR.TÜ. “
Warnas mit ihr eingetauscht hat,
20 6 . . ., 4 Minen, bares (?) Ka
pital, 1 Edelstein HAR-SÜ.GU
— Getreide und Vorhande
nes (Mobiliar ?) haben sie ge
meinsam geteilt —
25 ist der Anteil der [Sa-
mas ?] - j ungfrau, Tochter des
Ilusu-bani, welchen sie von Ri§-
Samas, Sohn der Beltani, als
Anteil erhalten hat.
Sie haben geteilt. Sie sind
fertig. Ihr Herz ist befriedigt.
30 In Zukunft wird einer
gegen den anderen nicht klagen.
Bei Hamas, Marduk und
Samsu-iluna haben sie geschwo
ren.
9 Zeugen.
-uS-ta-mar-Sin 34 [pän] ü Nannar-i-din-
,-sir mär Gimil-Sin 36 pän Nu-[ur]-iU~Su
Dci-di-ia pän TJ-si-bi-tum mär Gimil-
dad-ub-lam 40 pän I-bi- il Sinmär ü Sin-
im.
Am 11. Tesritum, im Jahre,
da der König Samsu-iluna die
Berge von MAB .TU. . .
Die Urkunde weist den gewöhnlichen Typus der Erb
schaftsverträge auf und man wäre geneigt, die Kontrahenten
Amat-Danni und Riä-Samas als Geschwister anzusehen. Warum
aber wird letzterer konsequent mit dem Namen der Mutter, er-
stere aber mit dem Namen des Vaters angeführt? Es wäre zu
prüfen, oh nicht in bestimmten Fällen der Name der Mutter
statt des Vaters genannt wird. Ranke äußert sich leider nicht
in der Einleitung zu seinem Babyl. Personal Names über diese
Frage.
D UL.AZ.AG.
Altbabylonische Rechtsnrkunden. II.
35
Möglich ist aber auch, daß die Erben in einem weiteren
Verwandtschaftsverhältnis zueinander stehen.
Z. 1. RI.BAL. — BAL.RI — ebirti närim. Vgl. HWB 1
s. v. Die Umstellung der Ideogramme kommt auch sonst vor“
und beweist, daß das Sumerische damals nicht mehr im Sprach-,
sondern bloß im Schriftgebrauch war und daß die ideographisch
geschriebenen Wörter semitisch gelesen wurden. Vgl. auch An
merk. zu R 65 (Nr. 25), 4.
Z. 2. Über das erste Element dieses
Namens wurden schon mehrere Vermutungen geäußert. Vgl.
Ranke BPN S. 235 Anm. 9.
Ich habe nach dem Vorgänge Daiclies’ und Rankes in
AR I überall, wo ein mit diesem Zeichen komponierter Eigen
name vorkommt, KA-sa . . . umschrieben. Inzwischen hat mich
Thureau-Dangin freundlich darauf aufmerksam gemacht, daß
diese Lesung kaum richtig ist, weil in den Texten vorsargo-
nischer Zeit beide Zeichen ein Ideogramm bilden. b Wir hätten
also hier ein zusammengesetztes Ideogramm, dessen sumerische
und semitische Lesung noch aussteht.
Ich glaube der semitischen Lesung auf der Spur zu
sein. In Z. 38 kommt der Name vor: U-si-bi-tum mär Gimil-
(ßlJ'j- il NIN-1 ’U. Nun lesen wir in einer datierten Urkunde, eben
falls aus der Zeit Samsu-ilunas, c deren Datum aber bis jetzt in die
Datenliste noch nicht eingereiht werden konnte, unter den Zeugen
den Namen (Z. 17): U-zi-bi-tum mär KA-SA-NINTU. Da noch
ein zweiter Zeuge in beiden Urkunden identisch ist, nämlich
hier Z. 40: I-bi- a Sm mär il -Sin-i-din-nam — CT IV 18 a , 20, so
wird wohl die Gleichung nicht abzuweisen sein:
KÄ + SA-NIN.TU= Gimil- il NIN-TU.
Daraus folgt unmittelbar, daß das komponierte Ideogramm KÄ
+ SÄ überall, wo es als erstes Element eines Eigennamens vor
kommt, semitisch gimil(luvi) zu lesen ist.
a Vgl. die Schreibung BIL.GI neben GI.BIL (CT IV 34% 10) für den
Gottesnamen Girru.
b Er verweist auf eine unedierte Tafel aus der Zeit Uru-ka-gi-nas (nach
der Koll. von Allotte de la Füye), ferner auf den ,akkadischen Text“
CT V, 22506 Col. V, 3. Vgl. ferner Thureau-Dangin : Inscriptions de
Sumer et d’Aklcad S. 252 n. 4 und S. 333, n. 10.
0 CT IV 18“ (Bu. 88-5-12, 274).
3*
v.l ■> AmmmsimsaBMBsws
36 V. Abhandlung: Schon'.
Aus der Identität dieser zwei Personennamen folgt weiter,
daß die beiden Urkunden einander zeitlich nahestehen. Dadurch
wird es möglich, auch CT IV 18 a genauer zu datieren. Unsere
Urkunde stammt fast sicher aus dem XXVI. Jahre Samsu-ilunas,
weil in der Datenliste, die jetzt fast vollständig ist, nur dieses
Jahr mit HAR.SAG beginnt. Das Datum in CT IV 18 a , Z. 22
— 23 lautet: MU Sa-am-sü a -i-lu-na LUGAL.MU.UiS.SA. III
ALAM. ? ,im Jahre des Königs Samsu-iluna, im nächsten Jahre,
nachdem 3 Bilder . . /. Nachdem jetzt mit Hilfe der neuen von
King publizierten Datenliste b von den 38 Jahren Samsu-ilunas
alle leicht festzustellen sind, nur das 27. ganz weggelöscht ist,
so dünkt es mir auf Grund obiger Indizien als sehr wahrschein
lich, daß das Datum in CT IV 18 a in das 27. Jahr einzustellen
ist und daß letztere Urkunde als ein US-SA-Jahr aus dem
28. Jahr (aus dem Monat Tebitum), da es noch keine beson
dere Bezeichnung führte, stammt.
Wir hätten hier also wiederum 0 eine Illustration dafür,
daß die Datierung eines Jahres auch auf das nächste Jahr
übertragen wurde, bis nicht ein wichtiges Ereignis letzterem
einen eigenen Namen gab.
Ein dreifaches Resultat ergibt sich daher aus der obigen
Auseinandersetzung:
1. Das Zeichen KA + ÄA ist als erstes Element von Per
sonennamen semitisch gimil - d . . . zu lesen.
2. Das 27. Jahr Samsu-ilunas lautete: MU III ALAM...
und ist so in der Datenliste zu ergänzen.
3. Die Urkunde CT IV 18 a stammt aus dem 28. Jahre
Samsu-ilunas.
Z. 18. ni-ip-la-at. — Das Wort kommt im CH § 41 (Z. 54,
60) vor: ni-ip-la-tim, wo es sicher ,Tauschwert, Gegenwert'
bedeutet. Unsere Stelle bestätigt diese Bedeutung. Der Singu
lar dürfte niplu oder nipiltu aus *napiltu pl. nipläte gelautet
haben.
a Geschr. KA. Vgl. Brünnow: List of Ideograms N. 515.
b King: Chronicles concerning early babyl. Kings II, S. 97 ff.
c Auf ein solches Beispiel hat Ranke BLBD Einleitung S. 13, Anm. 1 hin
gewiesen.
d Vielleicht ist daher bei Thureau-Dangin 1. c. S. 333, Z. 37 der Tempel
name: Giinil mtl -Da-gdn-na zu lesen.
Altbabylonische Rechtsurkundeu. II.
37
Z. 21. Der Ausdruck ummänu kenn ist mir sonst aus den
Urkunden nicht bekannt. Die Fassung ,bares Kapital/ paßt im
Zusammenhang sehr gut. Die Redensart wird wohl als tech
nischer Ausdruck im Gebrauch des Handelsverkehrs gewesen
sein, wie siptu kenn ,fester, normaler Zinsfuß'. Ygl. AR I S. 43
(ad Z. 2).
Z. 23. Unter basitum wird wohl das Mobiliar zu verstehen
sein, im Gegensatz zu Feld, Haus, Sklaven.
Z. 37. Derselbe Zeuge kommt auch in zwei anderen Ur
kunden aus dem 22. Jahre Samsu-ilunas vor. Vgl. CT IV 7 b , 26;
VIII 15“, 24.
25. R 65. Samsu-iluna (undatiert).
Häusertausch.
1 1 SAR 2 GIN bitim ita
bit I-la-lum 2 ü ita bit a Nan-
nar-tum 3 püzu a sükam imnamÄ
wa$i c 4 ivarka d - zu a Nergal-gd-
rnil 0 5 Mt E-ri-ba-am- a Girru
mär . . . 6 a-na pu-ha-ti-su
1 li-ba ? libbasu utib e 8 sä
eli 11 (?) bitam bitam 1 2 dup-pa-
at i-s[d-ka]-nu 9 i-na ga-ti-sü-
nu-ma
a-hu-um 10 a-na pu(?)-ha(?)-
ti a-hi-im u-[ul i-ra-ga-am],
u nis il Warnas il Aja il Mar-
duk 12 ü Sa-amsu-i-lu-na Sar-
rim it-mu-ü.
“ SAG.BI. '> SIL.ZAG.
< Ü BIL.GI. es SÄG.GA.A.
1 1 SAR 2 GAN Haus ne
ben dem Hause des Ilalum, und
neben dem Hause des Namar-
tum, seine Front geht zur rech
ten Straße hinaus, seine Rück
seite [stößt] an Nergal-gamil
6 ist das Haus des Eribam-Girru,
Sohnes des ... als sein Tausch
wert.
Ein Herz hat das andere (?)
befriedigt. Uber jedes Haus
werden sie 2 Urkunden hinter
legen. Sie verbleiben in ihren
Händen.
Einer wird 10 wegen des Tau
sches (?) des anderen nicht kla
gen.
Bei Samas, Aja, Marduk und
Samsu-iluna, dem König, haben
sie geschworen.
6 Zeugen.
E. 11 EGIB. s KÄ + SÄ.
„EUG. ^ MUIlip) i RE.
38
V. Abhandlung: Schorr.
13 pän A-na-tum mär Er-ba 14 pän A-hu-H-na mär Sin-lu-ud-lu-ul
15 pän Warad-za mär Sin-i-ki-Sä-am 16 pän U-bar- tl & U.B U.LA 17 mär Ma-nu-
um-lci-ma-be-lum (?) 18 pän Su-mw-um-li-ib-U mär... 19 pän Li-zi (l)-ib-ba-la-tum.
So kurz die Urkunde ist, so schwierig ist sie inhaltlich.
Dem Schema nach erweist sie sich auf den ersten Blick als
ein Tauschvertrag. Allein es fällt auf, daß nur ein Kontrahent
genannt ist, während der Person, mit der der Tausch ein
gegangen wurde, keine Erwähnung geschieht. Schwierig ist
auch der Sinn von Z. 8—9.“
Z. 4. EGIR -zu. Diese Schreibung beweist wiederum, daß
das Wort semitisch gelesen wurde, weil sonst das sumerische
Pronominal-Suffix BI folgen müßte.
il Nergal-gamil(.KA-&A). Zur Lesung des zweiten Elements
vgl. Anm. zu Nr. 24, Z. 2. Das Ideogramm KÄ-SA wurde also
sowohl substantivisch wie verbal für den Stamm gamälu ge
braucht. Namen mit dem Permansiv gamil im zweiten Element
kommen öfter vor. Vgl. Ranke BPN S. 227 s. v.
Z. 6. Vgl. zum Ausdruck AR I Nr. 48, 5.
Z. 7. Auch zur Lesung und Deutung dieser Zeilen ist die
vorher erwähnte Urkunde Z. 19 zu vergleichen. An beiden
Stellen steht als drittes Zeichen in der Zeile ein scheinbar deut
liches «, mit dem ich aber nichts anzufangen weiß.
Jedenfalls enthält die Zeile den Vermerk über die gegen
seitige Befriedigung. Vgl. auch Meissner: BAP Nr. 101, Z. 10.
Z. 8—9. Die Lesung und Erklärung der beiden Zeilen
ist zweifelhaft.
26. R 74. Abi-esuh. Jahr ? (7. II).
Feldpacht.
1 1 ls + ®/18 GAN eklim ugar
na-gu(?)-tum 2 itti Be-li-tum
SAL.ME a Samas 3 mdrat Ilu-su-
1 V, GAN Feld, Inselland,
hat von Belitum, der Samas-
jungfrau, der Tochter des Ilusu-
a Es wird ja ausdrücklich gesagt, daß je zwei Dokumente für jedes Haus
hinterlegt wurden. Das eine war in der Hand des einen, das andere in
der des zweiten Kontrahenten. In jedem Dokument stand der Name des
einen Kontrahenten, der das Haus als Tausch bekommen hatte. Damit
sind alle Schwierigkeiten beseitigt. (Müller.)
Altbabylonische Kechtsurkuiiden. II.
39
ib-ni-su 4 be-el-ti eJclim 5 | Ib-
ni Gl&amaS 6 mär Ilum-[n]a-
si-ir 7 eklam a-na ir-ri-m-tim
8 a-na biltim a 9 ü-se-si
10 ana um ebürim 11 11 4 §E.
GUR GIS.BAR ll Warnas 12 i-na
kär a Sippar u Am-na-nim 13 i-
maddad.
H 17 D re i Zeugennamen y
1& varah Aiarum i ümum 7 kam
10 sattum A-bi-e-su-uh LUG AL.
E. . .
ibnisu, der Herrin des Feldes,
5 Ibni-Samaä, Sohn des Ilum-
nasir, als Feld zur Bebauung
gegen Pachtzins gepachtet.
10 Zur Zeit der Ernte wird
er 4 GUR Getreide, nach dem
Maße des Samas[tempels] in der
Mauer von Sippar - Amnanum
abmessen.
3 Zeugen.
l-wischt.
Am 7. Aiarum, im Jahre,
in welchem der König Abi-
esuti . . .
27. R 75. Abi-esuh. Jahr ? (20. IV).
Getreide dariehen.
H &E.GUR GlS.BAR »Wa
rnas 2 itti Be-li-tum SAL.ME
ü &ama$ 3 märat tl Marduk-mu-
Sa-lim 4 | ü Marduk-mu-ba-U-it
5 ilteki 0
a-na üm 10 Uam 7 a-na na$-
pak f il-ku-ü s u-ta-ar.
9 [varahJ Düzums tinum 20 lam
10 üattum A-bi-e-su-uh LUGAL.
E . . . "gES.A.NLNAM 12 . . .
1 Ein GUR Getreide, nach
dem Maße des Sama§[tempels]
hat von Belitum, der Samas-
jungfrau, der Tochter des Mar-
duk - musälim, Marduk - mubälit
5 geborgt.
Nach zehn Tagen wird er
es an den Speicher, woher er
es genommen, zurückerstatten.
Am 20. Düzum, 10 im Jahre,
in welchem der König Abi-
esulj . . .
28. R 76. Abi-esuh.
Hauskauf.
’ 1 SAR bitim bi-i elat h 1 1 SAR Haus am Eingang
a-lim im 2 ina bäh a MA.NUN. oberhalb der Stadt, im Tore des
a GUN. » UD.EBUB.KU. ° KAR. a GUDfSI.DIJ.
0 SU.BA.AN.TI. f [K.JNI.DUB. s SÜ.KUL.A. h PA.
40 V. Abhandlung: Schon-.
GAL 3 ita Mt Ibni- ü Girru mär
il SamaS - Sar - ili 4 sä itti märt
Ma-an(?)-ni- il SamaS i-Sä-mu
5 ü ita Mt Be-el-ta-ni SAL.ME
il SamaS märat Lu-us-ta-mar-
il Samas 6 püzu l kam -ma rebit a
bäb Gu-la 7 püzu 2 Uam -ma Mt
A-ab-ba(?)-ti 8 Sd i-na ap-lu-ut
L-bi- a Samas mär il Samas-e-ri-
ba-am 9 | E-til-pi- il Na-bi-um
mär Is-me- il Sin il-ku-ü
10 itti E- til-pi - il Na - bi - um
mär Is-me- il Sin 11 1 Ib-ni- il Girru
12 mär a Warnas -sar -ili 13 iS am 1 '
ana limiSu gamrim c 14 10
sikil kaspim iSkul ä -Sü lb bit I-
bi- a SamaS mär il Samas-e-ri-ba-
am a-na bi-tim (?)
10 ü 4 / 2 sikil kaspim SI.BI
is-ku-un.
17 aväzu gamrat 0 18 libbasu
täb f 19 ana warkit üme aivelum
ana awelim ul iragarn s.
20 nis a Sama§ a Aja il Marduk
21 ü A-bi-e-Hü-uh sarrim itmiV'
Gottes MA.NUN.GAL neben
dem Hause des Ib-ni-Girru, Soh
nes des Samas-sar-ili, welches 1
er von den Söhnen des Manni-
Samas gekauft hat, 5 und neben
dem Hause der Beltani, der
Samaspriesterin, der Tochter
des Lustamar - Samas; dessen
eine Front an den Hauptplatz
des Tores der (Göttin) Gula,
dessen zweite Front an das
Haus des Abbati stößt, welches
als Erbteil von Ibi-Samas, dem
Sohne des Samas-eribam Etil-
pi-Nabium, Sohn des Isme-Sin,
erhalten hat,
10 hat von Etil-pi-Nabium, dem
Sohne des Isme-Sin Ibni-Girru,
Sohn des Samas-sar-ili gekauft.
Für seinen vollen Kaufpreis
hat er ihm 10 Sekel Silber be
zahlt — 15 das Haus des Ibi-
Samas, Sohnes des Samas-eri-
bam, als Haus . . .
auch hat er */ 2 Sekel Silber
als Uberschuß erlegt.
SeinYertrag ist perfekt. Sein
Herz ist befriedigt. Niemals wird
einer gegen den anderen klagen.
20 Bei Samas, Aja, Marduk
und Abi-esuh, dem Könige, ha
ben sie geschworen.
18 Zeugen.
22 pän Ilu-pi- il Aja Safngü] il SamaS 23 pän il Marduk-mu-$ä-lim Sangü
ü Aja [mär] a Sln-e-ri-ba,-am 24 pän Ib-ni- ü Sm PA.PA mär IbiJc(?)-ir-fi-tim
a SIL.DAG AL. b IN.SI.IN.SAM. <= SAM TIL.LA.BI.SÜ.
3 IN.NA.AN.LAL. « GU.B1AL.TIL. 1 SÄ.GA.A.NIAL.DUG.
* UKVR.SÜ MULU.MULU.RA INIM.NU.MAL.MAL.
b IN.PA.NS.MES. * Seil, letzteres Haus.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
41
25 pän il Sin-na-di-in-5ü-mi dajänum mär A-wi-[il- il Warnas] 26 pän Ilu-Su-ib-ni
dajänmn mär ... 27 pän Ilu-Su-ba-ni mär ... 28 pän Ta - ri - hu - um päsfis
aps-uuj a 29 pän il Sin-is-me-a-ni päHsum b [mär a Si]n-i-mi-[ti] 80 pän Ib-ni-
a Eammän päSis ajjsim a mär Im-gur- il Samas 31 pän Be-el-iti-nu päsiS apsim
mär il llarnmän-Sar-rum 82 pän il Nergal-ni-&ä päHS apsim mär Jbku(T) - ü Nu-ni-
tum 33 pän a Marduk-na-si-ir päiiS apsim mär Su-mu-um-U^l)-ib-H 34 pän
ü Sin-ma-gir e-ri-ib bitim mär il 8amaS-na-$i-ir 35 pän I-bi J, SamaS e-ri-ib bitim
mär Ib-bi- ... 36 pän Mär-(im-20 !cam e-ri-ib bitim mär ü Bu ... 37 pän a Sln-
iS-me-a ni mär U-me- a Sin 38 pän Warad-lcu-bi mär Ib-ba-tum 39 pän Ib-ni-
a Samas sadimmum c mär n Sin-a-?-lum.
40 ivarah Warah-samna d um
10 kam 41 lattum A-hi-e-hü-uli
LUGAL.E. 42 . . .
Am 10. Warah-samna des
Jahres, in welchem König Abt-
esuh . . .
Inhalt: Ibni-GHrru kauft ein Stück Baugrund, anstoßend
an sein Haus (Z. 3) von Etil-pi-Nabium, der den Baugrund erb
licherweise von Ibi-Samas erhalten hat.
Z. 1. Zu PA — elat vgl. Brünnow: List of Ideograms
Nr. 5572 und Meissner SAI Nr. 3905. Vgl. auch HWB 1 s. v.
elänu, z. B. elänu Sippar.
Z. 8. aplütu ,Sohnesanteil'', dann ,Erbschaft', ebenso wie
aplu ,Sohn', ,Erbe'.
Z. 14. INNA. AN.LAL-sii e . Das semitische Pronominal
suffix beweist wiederum, daß die sumerischen Worte semitisch
gelesen wurden, also hier: iSkul-Su (oder -ma). Vgl. Nr. 23 b , Z. 4.
Z. 15. Der Sinn dieser Zeile ist nicht klar. Sie unter
bricht auch den Zusammenhang von Z. 14 und 16, die offen
bar eng zueinander gehören (Preis und Preis-Überschuß). Vgl.
z. B. den Kaufvertrag CT VIII 27 a , 11—13: 1 J / 3 meine 4 .. .
kaspim iskul il 1 sikil Icaspim SI.BI is-ku-un. Vgl. auch weiter
Nr. 34, Z. 15-16.
Ich vermute daher, so selten es sonst bei Urkunden Vor
kommen mag, daß Z. 15 unmittelbar nach Z. 12 gehört und
nur vom Schreiber, der vielleicht eine Vorlage hatte, aus Ver
sehen zwei Zeilen hinterher gesetzt wurde. Es wäre also Z. 10
— 13 zu übersetzen: ,. . . hat von Etil-pi-Nabium . . . Ibni-Girru
15 das Haus des Ibi-Samas ... als Haus f gekauft.'
“ UHMEfZU.ABJ. >■ UH.ME. ° AZAG.DIM. 8 PIN.GAB.A.
" Es könnte auch -ma sein, was aber an der Sache nichts ändert.
* D. h. das Grundstück darf nur für einen Hausbau gebraucht werden.
Vgl. elflam ,als Feld 1 Nr. 24, 7; 27, 18; bilam ,als Haus“ Nr. 18, 6. Auf
42
V. Abhandlung: Schon*.
Die Wiederholung des Kauf-, resp. Pachtobjektes nach Nen
nung der Kontrahenten kommt öfter in Kauf- und Pachtver
trägen vor. Vgl. z. B. oben Nr. 7, 17. Auffallend ist nur, daß
hier der ursprüngliche Besitzer, von dem der Verkäufer es ge
erbt hat, nochmals zur Wahrung des Eigentumsrechts genannt ist.
Z. 39. Ibni-Öamas ist Goldschmied, was im Verzeichnis
der Eigennamen bei Ranke nachzutragen ist.
29. R 77. Abi-esuh. Jahr ? 2. III (?).
Feldpacht.
1 3 I 1S GAN ek[lim] ugar
Ta (?)- ... 2 §ä ... ugar ? ha-
za-nu-um (?) 3 itti A-bu-um-wä-
kar [mär] ... -wi-ra (?) i '\G[i]-
mil- il Gu-la [mär I]bik- il Aja
5 eklam* a-na ir - [ri-Sü] -tim
6 a-na biltivi u-se-[si]
7 ana üm ebürim 8 bilat ek-
[lim] 97 / ls GAN 4 SE.[GUR]
10 i-na kär Sippar u 11 imad-
dad h
12 pän u Sin-im-gur-ra-an-ni 13
mu-Sä-lim 15 mär Ib-ni- u Mardulc.
16 varah Simänum c (?) um
2 lam 17 sattum A-bi-e-su-uh LU-
GAL 18 SAG. NI.NI . . . a Mar-
duk ... 19 GA (?)... E.
13 / 18 GAN Feld im Gefilde
des . . ., welches [angrenzt ? an]
das Gefilde des . . . Stadtvor
stehers hat von Abum-wakar,
Sohn des ... - wi-ra (?) Gimil-
Gula, Sohn des Ibik-Aja, 5 als
Feld zur Bebauung gegen Pacht
zins gepachtet.
Am Tage der Ernte wird er
als Pachtzins für das Feld von
V 18 GAN 4 GUR Getreide 10 im
Wall von Sippar abmessen.
2 Zeugen.
mär il Sin-e-ri-ba-am 14 pän il Mardulc-
Am 2. Simänum (?), im Jahre,
in welchem König Abi-esuh ...
Z. 2. Wahrscheinlich war hier die nähere Grenzbestim
mung des Feldes angegeben.
Z. 10. käru gehört nicht zum Npr. der Stadt, wie phone
tische Schreibungen zeigen. Vgl. HWB 1 S. 350\
diese exkludierende Bedeutung der Wiederholung des Objektes macht
mich Prof. Müller aufmerksam.
* A.[S]A am . k NI.BÄM.K « LIBIT.(?)A.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
43
30. R. 78. Abi-es
Haus
1 Bit Varad- il Sin mär a Sin-
i-din-n[am] 2 si-ma-a-at Gi-mil-
lum 3 sa sar-rum a-na E-ti-
rurn 4 J Si-na-tum ii Me-lu-la-
tum SALME il Samas 6 märe Va-
ad- il Sin 6 u-te-ir-ru 711-2 it[ti]
. . . SALME il Samas (?) T • • •
10 mär. . . 11 a-na [vä-sa-bi-im?J
12 a-na varhum 6 kam 13 u-se-si.
u kisri b varah 6 kam 15 3 Hlf.il
kaspim ma-hi-ir.
w pän Be-el-ki-nu mär Qimil- il i
Sar-rum 18 pän I-din- il NIN.SAH 19 i
napiSti-idinnam c dupüarrum.
21 varah Aiarum i ilmum
10 Sam m §attum A-bi-e - Su-uh
LUGAL.E 23 “ 25
h. Jahr ? (10. H).
liete.
1 Das Haus des Varad-Sin,
Sohnes des Sin-idinnam, Kauf
besitz des Gimillum, welches
der König an Etirum, Sinatum,
und Melulatum, die Öamasjung-
frau, “Kinder des Varad-Sin,
rückerstattet hat, hat von [Me-
lulatum] der Samaäjungfrau
[Tochter des Varad-Sin ?] X...
10 Sohn des Y. . . zum [Bewoh
nen?] für 6 Monate gemietet.
Als Mietzins für 6 Monate
sind 15 3 Sekel Silber empfan
gen worden.
4 Zeugen.
i 17 pän A-ta-na-dh-ilx mär ü Rammän-
\r il Marduk-na-si-ir 20 pän il Rammän-
Am 10. Aiarum, im Jahre,
in welchem der König Abi-
esuh . . .
Z. 2—6. Der Vermerk soll das unbestrittene, durch Ent
scheidung des Königs bekräftigte Besitzrecht der Vermieter fest
stellen.
31. R 83. Ammi-ditana, 31. Jahr (30. II).
Fel dp acht-Kompagnie.
1 Eklum ma-la ba-zu-ü ugar
A-su(?ykum 2 i-na bi-i när-Za-
bi-um 3 eklum ma-la ba-zu-ü
ugar A-su-kum i i-na E.BAB-
1 Feld soviel vorhanden, im
Gefilde von Asukum, an der
Mündung des Zabium-Kanals,
F. s. v., e Gefilde von Asukum,
n Nach den Spuren in Z. 7: it[ti Me-hi-la-tjum aSSat il [SamaSj.
b KA.SAli. <= ZI.MU. d GUD.SI.DI.
e Hier und weiter kürze ich: F. s. v. = Feld soviel vorhanden.
44
V. Abhandlung: Schon-,
BAR sa il Aja 5 eklum ma-la ba-
zu-ü ü-sal när sä 6 i-na ... il Na-
bi-um 7 eklum ma-la ba-zu-ü
ugar Pa-ni-is-lam 8 ekil E-ri-
is-ti- a Samas SAL.ME il 8amas
märat(?) Llu-sü-ib(?)-ni 9 eklum
ma-la ba-zu-ü ugar Pa-ni-is-
lam 10 ekil Ilu- su-ba-ni mär
a Sin-e-ri-ba-am 11 eklum ma-la
ba-zu-ü ugar Pa-ni-sa-[lam]
12 ekil E-ti-rum m[är . . .] 13-17
verwischt 18 elflam a-na [e-
ri-sü-tim] 19 a-na biltim a a[-na
sattim ?_/ 20 ü-se-zu-ü
21 ina üm ebürim b eklam
i-sa-ad-da-d[u-ni(l / 22 ki-ma i-
mi-it-tim ü sü-me-lim 23 se-am
bilat 0 eklim im imaddadiA.
24 sä ib-ba-äs-Sii-ü mi-it-ha-
ri-is i-z[u-zu]
26 ma-na-[ajh-ti is-ku-nu sä
um-mi-a-nim-m[a].
20 pän ü Warnas-na -si-ir mär
Ib-ni- il Marduk 28 pän u Sin-na-di-in-si
u Sa-la mär u Enlil-i-ki-sa-am.
30 varah Aiarum 0 üm 30* am
31 sattum Am - mi - di -[ta] s -na
LUGAL.E 32 il NlN.IB 33 AM.
SAG . . .
in . . . der Göttin Aja, 5 F. s. v.
am Ufer des . . . Kanals in . . .
Nabium, F. s. v. im Gefilde des
Pani-islam (?), Feld der Eristi-
Samas, Tochter des Ilusu-ibni,
F. s. v. im Gefilde des Pani
islam (?), 10 Feld des Ilusu-bani,
Sohnes des Sin-eribam, F. s. v.
im Gefilde des Pani-is[lam] (?),
Feld des Etirurn, Sohnes des
.. . haben X ... Y... als Feld
[zur Bebauung] gegen Pacht
zins für [ein Jahr?] 20 gepachtet.
Zur Zeit der Ernte werden
sie, nachdem sie das Feld ge
eggt haben werden, entspre
chend der rechten und der lin
ken Seite, das Getreide, den
Pachtzins des Feldes, ahmessen.
Was vorhanden sein wird,
werden sie gemeinsam teilen.
25 Die Kosten B , welche sie
ausgelegt haben, gehen aus
schließlich auf Konto des
Einlagekapitals.
4 Zeugen.
Su-ib-ni 27 pän ü Maräuk-na-si-ir mär
-mi mär Ku-ub-bu-rum 29 pän Ib-ku-
30 Am 30. Aiarum, im Jahre,
in Avelchem der König Ammi
ditana für Ninib, den Helden
» GUN. >' XJD.EBUR.KU.
c Das erste Element des Zeichens GUN ist vom zweiten etwas entfernt.
d NI.RAME. pl. e GUD.SI.DI. f Vom Schreiber ausgelassen,
s Zur Bedeutung vgl. meine Ausführungen in AKA 1907 S. 101.
la
m
Altbabylonisclie Rechtsurkunden. II.
45
32. R 86. Ammi-ditana. XXXVII. Jahr (23. IX).
Getreidedarlehen.
1 10 SE.GUR GlS.BAR il j§a-
mas 2 e-zu-ub ka-ni-lti-su Sa
3 tilfil kaspim 3 libba (?) sim
ekallim 4 Sa käti a U-tul-lStar
[t.up] sarrim 1 5 Sa I-din- il E[-a
mär Ib-ni- a i§amaS im]-hu-ru
6 itti I-din- il [E-a mär] Ib-ni-
il SamaS 1 SAL Amat-[ il Ma-] mu
mär[at] A-vi-il- il Rammän 8 ü
Nu-?-ia-nu 9 iltekü' :
10 um ebürim a-na na-as ka-
ni-ki-su-nu 11 Seam imaddadü.
1 Zehn GUR Getreide nach
dem Maße des Samas[tempels]
— abgesehen von seiner [Dar-
lehens]urkunde auf drei Sekel,
gemäß (?) dem Kurse des Hofes
— unterstellt dem Utul-Iätar,
dem Schreiber, 5 welche Idin-
Ea [Sohn des Ibni-Öamas] emp
fangen hatte, haben von Idin-
[Ea, dem Sohne] des Ibni-Samas
Amat-[Ma]mu, die Tochter des
Avel-Rammän und Nu ... ianu
geborgt.
10 Zur Zeit der Ernte werden
sie dem Überbringer ihrer Dar
lehensquittung das Getreide ab
messen.
4 Zeugen.
12 pän Varad- ü Sin mär il JSin(?)-i-din-nam 13 pän il Sin-na (\)-di-in mär
,l MarduJc-na-si-ir 14 pän Mär- il A-am-ma mär I-din- il Na-bi-um 16 pän J-ui(!)-
il(\y il Sin mär GIS.DUB.BA.
16 varab. Kislimu um 23 kan
17 Sattum Am-mi-di-ta-na L U-
GAL.E 18 BAD EZEN ki . . .
Am 23. Kislimu, im Jahre,
in welchem König Ammi-di
tana die Mauer von Isin . . .
29. R 87. Ammi-ditana. XXXVI. Jahr (13. II).
Gelddarlehen.
1 4 Siklum IGI. 4. [GAL
kaspim] 2 libba Sim ? Sa e[kal-
lim] 3 Sa käti d U-tul-IStar [dup-
1 4*/ 4 Sekel, nach (?) dem
Kurse des Hofes, unterstellt
dem Utul-Istar, [dem Schrei-
"■ SÜ. i• [TüPJ.SAR.
° S Ü.BA.AN[T]I.
ll Aus einer analogen Urkunde CT VI 35 c , ö könnte man schließen, daß
das Idgr. SA.SU — Sa pihät (geschr. bi-ha-at) zu lesen ist, im Sinne
,Departement“.
46
V. Abhandlung: Schorr.
sarrim] 4 sd I-din- il E-a m[är
Ib-ni- il ]Sama§ 6 im-hu-ru 6 itti
I-din- il [E-a mär Ib-ni]- il Sama§
. . 8 ü Ib-na-t[um] 9 mär il $a-
mas-Sippar u . . . 10 iltekü
11 a-na üm 60 (?) kan 12 a-na
na-ds-si ka-ni-ki-sü-nu 13 Jcas-
pam isakal, a
14 pän Gimil b -bi-Sa Sangü 0 il Gu-
10 varah Aiarum ümum 13 lcan
17 sattum Am-mi-di-ta-na [LE
GAL] JE MOBIL EGIR 13 BAD.
Am - mi- di - ta - na u ... 20 GO.
ID ME.EN(?) LIL.
ber], welche I-din-[Ea, Sohn
des Ibni] - Samas 5 empfangen
hatte, haben von Idin-[Ea, Sohn
des Ibni]-Samas X und Ibna-
tum, Sohn des Samas-Sippar...
10 geborgt.
Nach 60(?) Tagen werden
sie das Geld dem Überbringer
ihrer Darlehensquittung be
zahlen.
2 Zeugen.
15 pän U-tul-lHar sangiL iStar.
Am 13. Aiarum, im neuen
Jahre, nachdem König Ammi
ditana Dür-Ammi-ditana am
Ufer des Kanals Me-Enlil [er
richtet hatte].
34. R 88. Ammi-ditana. XIX. (?) Jahr (6. I).
Hauskauf.
1 ’ls SAR bitum epsum libbi
1 J I S SAR intim epsim 2 i-na
Sippar-am-na-nim 3 ita Mt III-
e-ri-ba-am a-hi-su 4 ü ita Mt
Uu - Su -ib-ni- Su a-hi- su - ma
5 püzu d 1 kam -ma rebit 0 Belit-he-
gallum i 6 püzu 2 kam -ma Mt Sar-
rum- il Rammän sadirnmu s
7 zitti h Ib-ni- il Rammän mär
il Rammän-na-si([)-ir 3 sä itti
* LAL.E. b SU. ' EID.
f HE.GAL. « TAK(?).DIM.
1 Ein Drittel SAR gebautes
Haus, aus der Mitte von 1 */ 3
SAR gebautenHauses in Sippar-
Amnanum, neben dem Hause
seines Bruders Ili-eribam und
neben dem Hause des Iluiu-
ibni.su, desgleichen seines Bru
ders, 5 dessen eine Front die
Hauptstraße Belit - begallum,
dessen zweite Front das Haus
des Goldschmiedes, Öarrum-
Rammän, bildet,
Anteil des Ibni - Rarnmän,
Sohnes des Rammän-näsir, Avel-
4 SAG.BI.
>■ HA.LA.
SlL.DAMAL.LA.
Altbabylonisclie Rechtsurkunden. II.
47
IU-e-ri-ba-am J Ilu-su-ib-ni-su
9 J Be(V)-el-su-nu ah-hi-Sv, man
a Rammän-na-si-ir 10 ü SAL I-la-
zi-na um-mi-su-nu n i-zu-zu
12 itti Ib-ni- il Rammdn mär
il Rammdn-na-si-ir 13 J IU-e-ri-
ba-am mär a Rammän-na- si-ir
14 isäm a
ana Sirnisu gamrim b 15 3 1 j 3
Hikil kaspim iikul c 10 ü SuSSam d
Sl-BI is-ku-un
17 libbasunu tab 18 aväzunu
gamrat 19 ana mätema avilum
ana avilim 20 avätam ul iSakan.
21 [ms] il Warnas a Marduk il
Am-mi-di-ta-na sarrim 22 itmü. e
eben er von Ili-eribam, Uusu-
ibnisu, Beläunu, seinen Briidern ;
den Kindern des Rammän-nasir,
10 und von seiner Mutter Ilazina
als Anteil erhalten hatte,
hat von Ibni-Rammän, dem
Sohne des Rammän-näsir, Ili-
eribam, Sohn des Ramman-nä-
sir, gekauft.
Als seinen vollen Kaufpreis
15 hat er 3 1 / 3 Sekel Silber be
zahlt. Auch 1 / G als Uberschuß
hat er erlegt.
Sie sind befriedigt. Ihre Sa
che ist erledigt. Niemals wird
einer gegen den anderen "pro
zessieren.
8 Zeugen.
23 pdn ü Sin-se-mi daianum mär lli-i-din-nam 24 pdn vSm-iS-me-a-ni
25 pdn Ibni- il Warnas märt A-vi-li-ia 20 pdn il Sin-iS-me-a-ni mär Ib-ni- ü Marduk
27 pdn Gi-mil- il Marduk mär Silli f - ü JR[ammdn] 28 pdn A-bu-um-vä-kar mär
ü Sin-i-din-nam 29 pdn . .. ibty-tum sadimmum s 30 [pdn il .. . na-]si-ir dupSarrum.
31 varali Nisannum h ümum
ßkam 82 /-§ a n um Am-mi-di-ta-na
LUGAL.E 33 ...DA GÄL.E 34 ...
A AN.SAR. SARA 35 . .. NI.
KU 86 . . . LAH.GA.
81 Am 6. Nisannu, im Jahre,
in welchem König Animi - di-
tana . . .
Inhalt: Vier Brüder teilen die Erbschaft nach ihrem Vater
untereinander. Einer der Brüder kauft nun den Anteil eines
zweiten ab.
Z. 16. SI.BI — watru ,Uberschuß'. Vgl. schon Meissner
BAP S. 96, Daiches AR S. 91 (Anm. zu Z. 13). Vgl. auch
Langdon: Lectures on Babylonia and Palestine S. 57.
Z. 31—36. Zur Möglichkeit der Einordnung des Datums
in das XIX. Jahr vgl. Ungnad: Die Chronologie der Regierung
Ammi-ditanas und Ammi-zadugas (BA VI S. 22, Z. 7 ff.).
* IN.SI.IN.SÄM. " 8AM.TIL.LA.BI.su. « 1N.NA.AN.LAL.
*101. 6. GAL. ‘[IN].BÄ. *' Ml u . s TAK.(?)DIM(\). h BAR.ZAG.GAR.
W£. • SfiSSftKBeK*
48
Y. Abhandlung: Schon*.
35. R 89. Amnü-ditana. XIX. Jahr (12. VIII).
Feldpacht.
ls l 18 GAN eklim ugarum ra-
büm a 2 itti Amat- il $amas SAL.
ME a Samas 3 märat il Marduk-
mu-sd-lim 4 J Ib-ga-tum mär
Var ad - a Nannar 5 eklam a-na
ir-ri- su - tim 6 a-na biltim b
ü-se-zi
7 ana üm ebürim c bilat ek
lim 8 1 GAN.E 6 SE.GUR 9 GlS.
BAR il SamaS 10 i-na bäbMalkä i
imaddad.
1 2 / 18 GAN Feld, großes
Gefilde, hat von Amat-Öamas,
der Sama§priesterin, der Toch
ter des Marduk-musalim, Ibga-
tum, Sohn des Yarad-Nannar,
5 als Feld zur Bebauung gegen
Pachtzins gepachtet.
Zur Zeit der Ernte wird
er als Pachtzins für das Feld
von je 1 GAN 6 GUR Getreide
nach dem Maße des Samas-
[tempels] 10 im Tore von Malkä
abmessen.
2 Zeugen.
11 pän Ilu-Su-ba-ni mär il Sin-e-vi-ba 12 pän il Sin-ma-Sa-lim dupSarrim.
13 varah Varah-samna e üm
12 1:m 14 sattum Am-mi-di-ta-na
LÜG AL. E 15 i?. KAL (!) GüS-
KIN.TA 16 ME.TE KI BAD
GUB.
Am 12. Varahsamna, im
Jahre, in welchem König Ammi
ditana einen Palast aus Gold ...
Z. 14 —16. Zur Datierung vgl. Ungnad 1. c. S. 10 und
S. 22 Z. 5.
36. R 94. Ammi-zaduga. III. Jahr (5 ?).
Feldpacht.
1 j /s+ 4 /j« GAN eklum ap-
ienum t 2 s lis GAN elpil nidü-
tim s 3 3 /g GAN eklum ugar ha-
za-ri-im Hibba na-gu-um ebirti h
närim 6 ekil Amat il Aja (?)*
SAL.ME il Sama5 6 J il Nannar-
15 / 9 GAN Ahrenfeld, V 9 GAN
Ödland, zusammen 2 / s GAN
Feld, grünes (?) Gefilde, inmitten
des Insellandes, jenseits des Ka
nals, 5 das Feld der Amat-Aja,
der Samaäjungfrau, des Nannar-
» GAL. i* GUN. c UV.EBUR.SU.
11 MAL. Gl. A**. « PIN.GAB.A. f AB.SIN.
s KI.KAL. >' BAL.RI. • SE(KU).NIR.DA
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
49
idinnam a daianim 7 ü ah-hi-sd
märe Ibik- il Aja
8 itti Amat- a Aja SAL.ME
a Hamas a-ha-z[u-nu] “J il Sin-
na-si-ir mär Ibik- u Nu - ni-tum
10 '« Be-li-i mär Bäbili h n eklam
a-na ir-ri-Sü-tim a-na biltim
12 a-na tappütim c a-na SE.E
il ka[spim] 13 a-na Sattim 2 kam
ü-se-zu-ii
14 ana üm ebürim Vo [elflam]
i-Sa-ad-da-du-mci 10 [libba ?]-
ni >l, 8 GAN. 1 E. 17 . . . -ab-ni
imaddadü i ls [libba?]-a BTJR.
GAN. 1 E 19 8 BE.GUR GlS.
BAR xl §amas bilat eklim 20 i-
na bäb Malkä e irnaddadü.
21 a-di 2 j 18 [GAN ekil] nidü-
tim i-bi-[su] 221 I 3 +^ 1s [GAN
ekil apienim i-ik-ka-lu ?] 2S i-
11a [sa-nu-u-tim sattim eklurri]
24 [a-na biltim i-ir-ru-ub ?]
25 . . . 20 . . . [üm] ö kam
27 [Sattum Am-mi-za-d]u-ga
LUGAL.E. 2S -[B]IL EGIR.SIB
BAL.NA 23 AN d EN.LIL BI.
da.aS.
idinnam, des Richters und ihrer
Brüder, der Kinder des Ibik-
Aja,
haben von Amat-Aja, der
Öamasjungfrau, ihrer Schwe
ster, Sin-näsir, Sohn des Ibik
Nunitum 10 und Bell aus Baby
lon, als Feld zur Bebauung
gegen Pachtzins in Kompagnie
gegen Getreide und Geld für
zwei Jahre gepachtet.
Zur Zeit der Ernte werden
sie, 16 nachdem sie das Feld
geeggt haben werden, [von 1 / a
GAN Ödland], von je 4 / 18 GAN
. . . abmessen; [von 6 / 9 GAN
Ährenfeld] von je 1 GAN 8 GUR
Getreide nach dem Maße des
>^amas[tempels] als Pachtzins
für das Feld 20 im Tore von
Malkä abmessen.
Solange sie die 1 / 9 GAN Öd
land bearbeiten werden, [werden
sie] von den 6 / 9 [GAN Ähren
feld genießen?], im [zweiten
Jahr wird das Feld zinspflich
tig werden].
26 . . . am 5. Tage .... im
Jahre des Königs Ammi-zadu-
ga, im nächsten Jahre nach
[dem Jahre, in] dem er als
Hirte . . . Anu und Enlil . . .
Trotzdem die Urkunde in den Schlußzeilen beschädigt ist,
läßt sie sich doch nach dem Schema analoger Feldpachturkunden
gut ergänzen. Ygl. z. B. AR I Nr. 64.
Z. 27—29. Zum Datum vgl. Ungnad 1. c. S. 30 Z. 19.
a MA.AN.SUM. » KA (sic). DINQIR.ltAM. « TAB.DA.
" NI.RÄM.E. [pl.] • MAL.GLA.
Sitzungsber. d. pliil.-hist. IC1. 1(10. Bd. 5. Abb.
4
50
V. Abhandlung: Schon-.
37. R. 97. Ammi-zaduga
Komment
I 5 Sikil kaspim aban il 8a-
mas 2 sd Samni a parakki b ü Sa-
mas Sim 5 silcil kaspim 3 10
iik.il kaspim aban il 8ama$ i a-na
Um GüSKIN SÜD(?).A
ß itti Nu-ür- ü Kab-ta mär
Ilu - sä - ib - ni 15 J Ar - du mär
il Sin-na-si-ir 7 y ,l Sin- im-gur-
an-ni mär il Sin-ri-me-ni 8 ü Be-
ia-a mär il Samas-na-si-ir 9 a-na
tappätim e lu ilkü i
II a-na war ah l kam n um-mi-
a-an-Su-nu ip-pa-lu-)iia 13 ne(?)-
me-lam ib-ba-ds-üu-[ü] 14 [mi-it-
ha-ri-is i-zu-uz-z]u(?) 15 ... 16 sa
Ar-du il Sin-im-gur-an-ni-ma
17 ba-ab Silcil 5 aban [ il Sa-
mas] Ar-du il il S(n-im-gur-an-
ni-ma 18 u-ka-a-al-lu
19 a-ta-ap-pu-ul um-mi-a-ni
20 Sd Ar-du ü il Sin-im-gur-an-
ni-ma
21 pän <l Sin-is-me-a-ni e-ri-ib hit
2 . 3 varah Elülum um 16 kam
24 Sattum Am-mi-za-du-ga LU-
GAL.E 25 AB.Kl LEGAL GUB.
IB.DIRIG. GA 23 METE BLL
SAG.GÄ.KU.
Jahr XVII + a. (16. VI).
avertrag.
1 5 Sekel Silber, Gewicht des
Samas[tempels] für [Ankauf
von] 01 für das Götter gemach
des Samas im Werte von 5 Se
kel Silber, 10 Sekel Silber, Ge
wicht des Samas[tempels] zum
Ankauf eines Goldringes (?)
5 haben von Nür-kabta, dem
Sohne des Ilusu-ibni Ardu, Sohn
des Sin-näsir; Sin-imguranni,
Sohn des Sin-rimeni und BejA,
Sohn des Samas-näsir in Kom
pagnie 10 genommen (geborgt).
Nach einem Monat werden
sie, nachdem sie ihr Kapital
rückerstattet haben werden, den
Gewinn, der vorhanden sein
wird, [gemeinsam teilen]. 10 . . .
obliegt dem Ardu und Sin-im
guranni.
Den Verlust (?) von 5 Sekel,
Gewicht [des Samastempels]
werden auch Ardu und Sin-
imguranni tragen.
Die Verantwortung für das
Kapital 20 lastet ebenfalls auf
Ardu und Sin-imguranni.
2 Zeugen.
m 22 pän Varad-ili-su mär Sin-ma-gir.
Am 16. Elülum, im Jahre,
in welchem König Ammi-zadu-
ga 26 . . . als König hintrat. . .
um die Furcht . . .
NI. GIS.
PA.AN (GARZA). ° TAB.BA.
11 SÜ.BA.AN.T1 ME ' S -
Altbabyloniscbe Rechtsurkunden. TI.
51
Inhalt: Drei Leute, Ardu, Sinimguranni und Bejä borgen
in Kompagnie von Nür-Kabta 15 Sekel Silber zum Ankauf von
Ol und Gold[schmuck ?] für den Samastempel.
Nach einem Monate sollen sie das (zinsenfreie) Darlehen rlick-
erstatten und den Gewinn, den sie beim Handel herausschlagen,
gemeinsam teilen. Für etwaigen Verlust, wie auch für die Rück
stellung des Kapitals kommen die ersten zwei Schuldner auf.
Man darf annehmen, daß der Gläubiger, da er keine Zinsen
bekommt, an dem Gewinn partizipiert. 1 Vielleicht ist dann die
Urkunde als ein Kommissions-(Kommenda-) Geschäft aufzufassen,
und wir hätten dann eine Illustration zu dem von Müller scharf
sinnig rekonstruierten § 100 b und § 102, ebenso wie R 115 den
ebenfalls von Müller ergänzten § 98 des CH illustriert. 0
Nür-Kabta, Lieferant des Samastempels, wäre dann der
damkaru, die drei Schuldner wären die Samallü.
Sie bekommen Geld zinsenfrei (ana tadmiktim ,aus Ge
fälligkeit' § 102, Z. 18) und bürgen daher nach demselben Para
graphen nur für das Kapital. Auf dieses Rechtsverhältnis scheinen
mir auch die Termini ummdnu und nemelum hinzuweisen. Letz
terer wird im selben Sinne § 101 (Z. 9—10): ne-me ■lam i la
i-ta-mar gebraucht, für ummdnu dagegen das synonyme kakkad
kaspim (§ 102, Z. 22). e
11 Das stand vielleicht in den Zeilen 14 “—15. Vgl. jedoch Note °.
11 Vgl. D. H. Müller: Die Gesetze Hammurabis S. 103 (unten).
c Vgl. meinen Aufsatz im Anzeiger der Krakauer Akademie 1907, S. 89.
d Das Wort nemelum bedeutet ,Gewinn, Vorteil* (so richtig Scheil, Peiser),
nicht ,Geschäftsgelegenheit‘, wie Müller und Windeier übersetzen.
0 Mir scheint hier ein komplizierter Rechtsfall vorzuliegen: Die drei Leute,
Ardu, Sinimguranni und Bejä borgen für ein Kompagniegeschäft
(nicht: in Kompagnie!) von Nür-Kabta 5 + 10 Sekel Silber zum Ankauf
von Öl und Goldschmuck für den §amastempel. Sie bekommen das Geld,
wie Dr. Schorr richtig bemerkt, zinsenfrei (ana tadmiktim als Gefällig
keitsdarlehen).
Der Gläubiger bekommt aber keinen Anteil am Gewinn, weil er
dann nach § 101 und nicht nach § 102 zu beurteilen wäre. Er be
kommt nur sein Kapital (ohne Rücksicht darauf, ob es Gewinn oder
Verlust bringt) zurück, was auch Z. 11 gesagt wird. In den Gewinn
teilen sich die drei Kompagnons, mit Ausschluß des Gläubigers, von dem
hier nicht die Rede ist. Wie ist nun aas Verhältnis der drei Kompagnons
zu einander? — Das wird nicht ausdrücklich gesagt, wir können es aber
erschließen, indem wir feststellen, wer für den Verlust, bezw. für das
4*
52 V. Abhandlung: Schorr.
Z. 1. aban n Samas. Vgl. AR I S. 98.
Z. 4. d na Sim GUSKIN. SUD J l A. Nach Brünn ow 7635
bedeutet SIJD.A— te-bi-tum, und zwar kommt das Wort nur mit
dem Determinativ GIS.MA — elippu, weshalb es bei Muss-
Arnolt ,Dictionary' S. 353 mit ,Taucherschiff' wiedergegeben
wird. Nun kommt es ja nicht selten vor, daß zwei semitische
Homonyma im Sumerischen durch dasselbe Ideogramm wieder
gegeben werden, was allerdings nur aus einer Zeit stammen
kann, wo das Sumerische nicht mehr lebendige Sprache ge
wesen ist. Das wird in unserer Epoche bereits der Fall gewesen
sein. Ich glaube daher, daß dasselbe Ideogramm, mit dem elippu
tebitum ,ein sinkendes Schiff' sixmerisch bezeichnet wurde, auch
für tebitum = ritfnta ,Ring' verwendet wurde und daß GU&KIN.
SUD.A = tebitum sa huräsim ist, d. h. ,ein Ring aus Gold',
,Goldring'. Das würde jedenfalls hier gut passen.
Z. 12. So undeutlich die Zeichen sind, so glaube ich doch,
daß meine Lesung richtig ist. me steht deutlich da, auch lam
als letztes Zeichen ist graphisch gut möglich.
Z. 17—18. Die beiden Zeichen sind schwierig, weil die
Lesung der ersten Hälfte von Z. 17 zweifelhaft ist. Das dritte
Zeichen ist sicher GIN — Hhlum. Vgl. Z. 1,3. Was soll nun
ba-ab GIN 5 aban bedeuten? Zunächst muß nach aban [ ,l Sa-
Kapital verantwortlich gemacht wird. Meines Erachtens hat Z. 15 ge
lautet: ba-ab Weil 10 aban il-SamaS, d. h. ,[Der Verlust der 10 Sekel
Silber im Gewichte des Samastempels] liegt den beiden ersten Schuldnern
ob‘. Desgleichen sind sie für den Verlust der 5 Sekel verantwortlich.
Nicht minder lastet auf ihnen (beiden) die Verantwortung für das Kapital.
Das heißt mit andern Worten: Von den drei Kompagnons sind nur die
zwei ersten für das Kapital und für den Verlust verantwortlich, wogegen
der Dritte für das Kapital und den Verlust nicht verantwortlich gemacht
werden kann, aber an dem sich ergebenden Gewinn gleichen Anteil wie
die andern nimmt.
Das Verhältnis des dritten Kompagnons zu den beiden ersten er
klärt sich vielleicht daraus, daß der Geldgeber ein besonderes Interesse
daran hatte, ihn an dem Geschäfte zu beteiligen, ohne ihn der Gefahr
des Verlustes auszusetzen, für den die beiden andern auf kommen mußten.
Daraus erklärt sich das Gefälligkeitsdarlehen, das allerdings für die
beiden ersten Gesellschafter keine Gefälligkeit mehr war. (D. H. Müller.)
a Ich glaube, daß die Lesung SUD sicher richtig ist und graphisch ge
rechtfertigt. Jedenfalls kann das Zeichen nicht IM sein, das in derselben
Urkunde im Namen Im-guranni (Z. 7. 16. 17. 20) ganz anders aussieht.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
53
mns] ausgefallen sein. Mit bäbu ,Tor' kann itnser ba-ab (stat.
eonstr.) nichts zu tun haben. Nun kennen wir aus den Ur
kunden' 1, und aus dem CH b das Wort bäbtu ,Schaden, Verlust'.
Wäre es nicht möglich, daß im selben Sinne auch bäbu im
Maskulin gebraucht wurde? 0 bäbam hälu ,den Verlust tragen'
gäbe jedenfalls einen guten Sinn.
Ardu und Sin-imgurauni sind also sowohl für etwaigen Ver
lust, den sie ersetzen müssen, auch für den dritten Schuldner, wie
auch für die Rückerstattung des ganzen Kapitals verantwortlich.
Z. 19. a-ta-ap-pu-ul. — Inf. I 2 ,Verantwortung', ,Bürg
schaft'. Vgl. Nr. 34 (R 103), Z. 43, im prozessualen Sinne.
Z. 24—26. Zum Datum vgl. Ungnad 1. c. S. 14 und 34.
Die Urkunde stammt nach Ungnads Bezeichnung (17 + a) aus
einem der Jahre zwischen dem XVII. und XXIII. der Regie
rungsjahre Ammi-zadugas.
38. R 98. Ammi-zaduga. Jahr XVII + a (11. VII).
Gelddarlehen.
1 1 sikil kaspim 2 a-na Um
seim i 3 itti Na-bi- il Sin mär I-
din- il Sin 4 | A-U-ta-la-mi 5 mär
Varad-IStar 6 ilteki
7 ana um ebürim 8 mahirum 0
ib-ba-su-ü 9 a-na na-si ka-ni-ki-
sil 10 se-am GliS.BAR il Warnas
11 imaddacl
1 1 Sekel Silber zum An
kauf von Getreide, hat von
Nabi-Sin, dem Sohne des Idin-
Sin, Ali-talami, 5 Sohn des Va-
rad-Istar geborgt.
Zur Zeit der Ernte wird er,
gemäß dem Preise, der [dann]
sein wird, dem Überbringer
seiner Darlehensquittung 10 das
Getreide nach dem Maße des
Sama§ [tempels] abmessen.
2 Zeugen.
12 pän il Sin-i-din-nam mär Avel- il . . . 13 pän Varad- il Bu-ne-ne 14 mär
Varad-Ku-bi.
a Vgl. AR I Glossar s. v. b Kol. V" 13. 17. 23 u. ü.
c Uber die verschiedenen Bedeutungen von bäbu und bäbtu vgl. jetzt
Streck in ,Babyloniaca’ II, S. 169 uud Anm. 3 ibid.
d SE.jE. « KI.LAM.
54
V. Abhandlung: Schon-.
15 rar ah, Tasritum ümum 15 Am 11. Tasritum, im
16gattum Am-mi-za-du-ga. Jahre, in welchem König Am-
LUGAL.E . . 17 AB.KI LUG[AL] \ mi-zaduga ... als König hintrat
GUß 18 IB.DfRIG.GA. \ . . .
Z. 16—18. Zum Datum vgl. Anm. zu Nr. 67, Z. 24—26.
39. R 103. Ammi-zaduga. Jahr XVII + c (3. X).
G-erichtsprotokoll.
1 As-sum 60 gurri Seim 2 xd
Gi-mil-lum zu-ha-rum Sa il Mar-
r r
duk-mu-sd-lim 3 mär U-tul-Istar
4 a-na ga-bi-e I-lu-ni mär Si-iz-
za-tuin 6 J Varad- il Sin mär E-ti-
rum 6 a-na M-ip-tim il-ku-ii
7 ü sar-rum mi-Sd-ra-am is-
ku-nu-ma 8 J Gi-mil-lum zu-
ha-rum Sd il Mar duk-mu-sd-lim
9 il I-lu-ni mär Si-iz-za-tum 10 il-
li-lcu-nim-ma 11 a-na Varad-
il Sm mär E-ti-rum ki-a-am ik-
bu-ü 12 um-ma sü-nu-ma
13 Se-um sd ni-id-di-na-alc-
1mm 14 ri-Sd-am li-ki-il 15 an-
ni-tam ik-bu-ü- nia 16 um-ma
Varad- il Sin-ma se-am ta-ad-di-
na 17 ü-ul a-ku-ul a-na ki-ip-
tim ad-di-im-ma 18 sar-rum
mi-Sd-ra-am is-ta-ka-an 19 a-na
e-mu-ki (l)-im ü-te-ir-ru-Sü
1 Wegen 60 GUR Getreide,
welches Gimillum, Agent (?) des
Marduk-musalim, Sohnes des
Utul-Istar, im Aufträge des
Iluni, Sohnes des Sizzatum
6 für (?) Varad-Sin, den Sohn
des Etirum zum Verborgen" ge
nommen hatte.
Nachdem auch der König
einen Gnadenakt b erlassen, ha
ben Gimillum, Agent (?) des
Marduk - musälim und Iluni,
Sohn des Sizzatum, nachdem
sie 10 gekommen waren," gegen
über Varad-Sin, dem Sohne des
Etirum also ausgesagt, also sie
seihst:
Für das Getreide, welches
wir dir gegeben haben, bist
du(?) verantwortlich. 15 Nach
dem sie dies gesagt, [sprach]
also Varad-Sin: das Getreide,
das ihr mir gegeben, habe ich
nicht verzehrt; nachdem ich
es zum Verborgen gegeben
habe, hat der König einen
Gnadenakt erlassen. Nach Kräf-
So (verbal) nach Müller.
Seil, zu den Richtern.
So nach Müller.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
55
20 Se-am Sa mu-us-ki-ne-tim
21 Sa i-na bit Varad- il Sin n Sd-
ap-ku im-Sü-hu
23 y Varad- il Sin a-na Bäbi-
li ki 24 [H]- H-ik- ma 25 dub(?)-
b[i ?] [daiani] pl. Bdbili ki 20 a-
na daiani pl. Sippar M il-ki-a-am-
ma 27 um-ma I-lu-ni-ma Se-am
ü-ul a-na-ku 28 [am]-sü-uh J Gi-
mil-lum zu-ha-rum 29 [Sa] il Mar-
duk-mu-sa-lim im-Su-uh
30 [daijanü pl. a-vä-ti-Sü-nu
i-mu-ru-ma 31 [J] I-lu-ni Sii-a-ti
[dinam] i-na Sii-hu-zi 32 e-ma
Sä i im ... ana (?) il Surinni b
Sa u $amaS 38 [a-wa]
Malkd(?) ur(?)-du-ma ti-te-Se-
ir-Su
34 i-[na] mi - it - gu - ur - tim
35 16 (?) SE.GUR I-lu -ni a-na
Varad- il Sin sß ma-da-da-am ü-
ki(J)-in
37 i-na-an-na um-ma Su-ma
30 &E.GUR 38 a-na il Marduk-
mu-Sd-lim mar U-tul-IStar 39 am-
ta-da-ad Se-am ü-ul a-na-ad-di-
na-kum
M ka-ni-i[k] 60 SE.GUR sa
Varad- il Sin mar E-ti-rum 41 i-na
pisanni c a [Marduk]-mu-Sd-lim
42 mär U-tul- IStar i-[li -a-J am
hi-bi
ten (oder: nach Möglichkeit)
werde ich a es ersetzen.
20 Das Getreide, gehörig den
Freigelassenen, welches im Hau
se des Varad-Sin aufgeschüttet
war, haben sie gemessen.
Nachdem Varad-Sin nach
Babylon gekommen war, . . . .
26 den Bescheid(?) der Richter Ba
bylons zu den Richtern von Sip-
par gebracht hatte, sprachIIuni
selbst also: Das Getreide habe
nicht ich gemessen; Gimillum,
der Agent des Marduk-musälim
hat gemessen.
30 Nachdem die Richter
ihre Sache geprüft, haben sie,
indem sie diesem Iluni [den
Prozeß] eröffnet haben, ....
am Panier des Samas .... hat
er sich gerechtfertigt (?).
Nach Übereinkommen hat
Iluni zusagenderweise bestätigt,
35 16(?) Gur Getreide an Varad-
Sin abzumessen.
Jetzt [sprach] er also, er
selbst: 30 GUR Getreide habe
ich dem Marduk-musälim, dem
Sohne des Utul-Istar abgemes
sen; Getreide werde ich dir
nicht geben.
40 Wenn die Empfangsbe
stätigung des Varad-Sin, Sohnes
des Etirum, über 60 GUR im
Urkundenbehältnis des Marduk-
musälim, Sohnes des Utul-Istar
Oder: werden sie, d. i. die Schuldner.
SU^-NIR
<■ Ol. MAL.
56
V. Abhandlung: Schon*.
43 a-ta-ap-pu-lu sä I-lu-ni
mär Si-iz-za-tum.
44 pan . . .
48 varah Tebitwn a um 3 kam
46 sattum Am-mi-za-du-ga LU-
GAL.E 47 d EN.LIL NAM.EN.
NA.AN.NI 48 NE.JB.GU.LA.
auftauchen sollte, soll sie ver
nichtet werden.
43 Rechtfertigung des Iluni,
Sohnes des Sizzatum.
Vor . . .
45 Am 8. Tebitum, im Jahre
des Königs Ammi-zaduga, in
welchem Enlil seine Herrschaft
erhöhte.
Obgleich diese Urkunde fast vollständig gut erhalten ist,
bietet sie doch der Erklärung erhebliche Schwierigkeiten.
Daß sie ein zusammenfassendes Protokoll über mehrfache
Aussagen der Parteien, wie auch über ein früheres königliches
Dekret 1 ’ enthält, ist jedenfalls bald ersichtlich. Trotzdem sind
die Einzelheiten des Tatbestandes und der Zusammenhang im
Ganzen nicht leicht festzustellen.
Die Urkunde zerfällt allenfalls in drei Teile:
1. Z. 1—19. Varad-Sin wird von Gimillum, dem Agenten
des Marduk-musälim und von Iluni wegen 60(?) GUR Getreide,
das ihm kreditweise übergeben wurde, gerichtlich zur Rede ge
stellt. Er erklärt, das empfangene Getreide weiter auf Kredit
abgegeben zu haben und beruft sich auf ein Dekret des Königs
in dieser Sache.
2. Z. 20—86. Varad-Sin klagt seinen Gegner Iluni vor
den Richtern aus Babylon und Sippar an, daß er — wohl eigen
mächtigerweise — in seinem Hause das dort aufbewahrte Ge
treide der muslcenü ,gemessen* hatte. Die Richter prüfen die
Angelegenheit. Es kommt jedenfalls zu einem Ausgleich, wonach
Iluni an Varad-Sin 16 (?) GUR Getreide zu liefern sich ver
pflichtet.
3. Z. ß 1 ?—43. Jetzt (inannal) weigert sich Iluni das Ge
treide zu liefern, indem er sich darauf beruft, daß er 30 GUR
Getreide bereits an Marduk-musälim geliefert habe. Wenn daher
die Quittung über 60 GUR bei Marduk-musälim auftauchen
sollte, sei sie ungültig.
Das ist das äußere Skelett des Inhaltes dieser Urkunde,
womit aber das Verständnis des Ganzen wenig gefördert wird.
a AB.E. b Nach Müllers Erklärung S. 59.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
57
Dieses innere Verständnis verdanke ich Prof. Müller, der, nach
dem er die Bedeutung von misaram iskunu erkannt hat, fol
gende scharfsinnige und vollkommen einleuchtende Interpretation
vorschlägt.
I. Gimillum, der Agent des Marduk-musälim nimmt vom
Getreide seines Chefs als Agent (Prokurist) desselben, aber auch
als Bevollmächtigter des Iluni 60 GUR Getreide und gibt sie
dem Varad-Sin zum Verborgen. Verborgt wurde dieses Getreide
an notleidende Pächter. Nun scheint der König einen Gnadenakt
erlassen (oder eine Art Moratorium angeordnet) zu haben, daß das
Getreide überhaupt nicht zurückerstattet werde oder erst in spä
terer Zeit. 11 Ein solches Moratorium darf nicht verwundern, da ja
auch das Gesetzbuch (§ 48) im Falle einer Mißernte oder sonst
einer Katastrophe am Felde den Schuldner von der Zahlungs
pflicht in diesem Jahre enthebt. Diese Sistierung der Schuld
verpflichtungen ist in unserem Falle durch einen königlichen
Erlaß erfolgt.
Die Getreidegeber (Iluni und Gimillum) klagen den Varad-
Sin auf Rückerstattung des Getreides. Er aber antwortet: Ich
habe ja das Getreide zum Verborgen bekommen und habe es
verborgt. Der König hat ein Moratorium angeordnet — er wird
es also ersetzen. b
II. Nun hatte Varad-Sin in seinem Speicher Getreide der
muikenü und die Gläubiger messen sich Getreide eigenmächtig
zu. Varad-Sin eilt nach Babel und bringt ein Dekret, daß das
Getreide nicht ihm gehöre, worauf Iluni vor Gericht gestellt
wird. Er schiebt aber die Eigenmächtigkeit der Exekution auf
den Agenten des Marduk-musälim. Die Richter prüfen die Sache,
Iluni rechtfertigt sich, schließlich kommt ein Ausgleich zustande.
III. Iluni sagt nun: Getreide kann ich nicht geben;
ich mußte nämlich die Hälfte, 30 GUR, an Marduk-musälim
bezahlen, weil ich ja die Vollmacht dazu gegeben habe. Ich
kann also für das Getreide, das ich dir zu liefern habe, mein
Recht auf die Schuld konzedieren. Wenn daher einmal Marduk-
muialim mit der Empfangsbestätigung des Varad-Sin über die
entlehnten 60 GUR auftritt und sie von ihm zurückfordert, so
a Letzteres dünkt mir wahrscheinlicher.
b Vgl. jedoch meine Übersetzung der Z. 19.
58
V. Abhandlung: Schon*.
ist diese Forderung ungültig, weil icli ja schon 30 GUR er
stattet habe.
Wie man sieht, gibt diese Beleuchtung des Zusammen
hanges der einzelnen Tatsachen durch Prof. Müller einen vor
züglichen Sinn. Nun lasse ich die Einzelanalyse folgen.
Z. 1—6. Diese Zeilen bieten syntaktische Schwierigkeiten.
Man wäre zunächst geneigt il-hu-u (Z. 6) als Plural zu fassen,
und als Subjekt dazu Gimillum und Varad-Sin anzusehen. Indes
geht aus Zeile 13 hervor, daß Varad-Sin das Getreide nicht
unmittelbar aus dem Magazin des Marduk - muSälim, sondern
aus der Hand des Gimillum und Iluni, denen gegenüber er als
Schuldner verpflichtet war, in Empfang genommen hat, um es
weiter zu verborgen (Z. 6, 17). Ich habe deshalb Z. 5 ,für
Varad-Sin' übersetzt, in der Annahme, daß entweder ana aus
gefallen ist oder daß J hier — ana ist, wiewohl dieses Zeichen
in den altbabylonischen Urkunden meines Wissens sonst nicht
gebraucht wird. Schwierig bleibt dann allerdings, daß Varad-
Sin selbst eine Empfangsbestätigung über 60 GUR bei Marduk-
musällim hinterlegt (Z. 40), es sei denn, daß er diese dem
Gimillum übergeben hat, der sie im Schuldenportefeuille seines
Chefs aufbewahrte.
Z. 1. J = 60. Der weitere Inhalt erfordert hier diesen
Zifferwert. Vgl. Z. 35, 37.
Z. 2. zu-ha-rum. Das Wort kommt sonst nicht vor: es liegt
fi ,r
nahe dasselbe vom St. nno abzuleiten, als Form wie kurddu,
und mit ,Agent' oder besser ,Prokurist', ,Sachwalter' (Müller)
wiederzugeben, was auch der Inhalt erfordert.
Z. 6. a-na ki-ip-tim. — Das Wort kommt einmal im CII
§111 (Z. 47) vor, wo entgegen allen Herausgebern des Gesetz
buches sicher ki-ip-tim zu lesen ist, im Sinne ,Borg, Kredit'.
Vgl. WZ KM XVIII S. 225. — Hier aber ist nach Prof. Müllers
richtigem Vorschlag das Wort verbal zu fassen ,zum Verborgen',
da ja Varad-Sin das Getreide weiter an Pächter verborgt.
Z. 7. Die Redensart miSaram sakänu bedeutet wörtlich
,Rechtschaffenheit üben', ,Gerechtigkeit schaffen'. In diesem
Sinne begegnet sie CH Kol. V 20—23: kittam ü misaram ina
pi mdtim askun. Doch was soll diese allgemeine Phrase hier
und weiter Z. 18 im Zusammenhänge besagen? Es kann sich
doch nur, wie Prof. Müller betont, um einen konkreten könig-
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
59
liehen Erlaß handeln, auf den sieh der Verklagte zu seiner
Rechtfertigung beruft. Ich schließe mich daher vollkommen
dessen Vorschläge an, hier eine prägnante Bedeutung für die
RA anzusetzen: ,eine Billigkeitsverordnung erlassen', und zwar,
wie der Kontext erfordert und wie schon oben nach Prof. Müllers
scharfsinniger Vermutung ausgeführt wurde, handelt es sich um
einen Moratoriumserlaß für herabgekommene Pächter, die wegen
Mißernte ihren Schuldverpflichtungen nicht nachkommen konnten.
— Es wird zu erwägen sein, ob nicht auch CT VI 42 a , Z.13 —17:
daiänü ina Mt il Samas arnam imudüSunüti rugumesünu isuhü-
ma varlti Sa-mu-la-ilum misaram iSkunü a die letzten Worte zu
übersetzen wären: ,gemäß Samula-ilum haben sie Billigkeit
(Nachsicht) geübt', indem nämlich die Richter die vorher
erwähnte Mutwillensstrafe, die sie dem Kläger auferlegt haben,
gemäß einem königlichen Erlasse nachgesehen haben.
Ich möchte schließlich die Vermutung aussprechen, daß in
der Datenliste auch das II. Jahr Ilammurabis, welches sumerisch
lautet: MUNIG.SI.DI. . . oder nach Bu. 88—5—12, 13”: MTJ.
Ba-mu-ra-bi NIG.SI.DI GAR.RA, d. h. semitisch: sattum TJam-
muraoi misaram iskunu, auf irgend einen königlichen Gnadenakt
sich bezieht, etwa einen Steuererlaß, •— eine Tat, die ebenso dem
Jahre den Namen gegeben haben konnte, wie ein neugegrabener
Kanal, oder ein neuerbauter Tempel. Allenfalls kann sich die An
gabe nicht auf die Proldamierung des Gesetzbuches beziehen,
wie D. G. Lyon vermutet hat, 15 da nach Kings jüngst geführtem
Nachweise die Proklamierung nicht vor dem XXXI. Jahre erfolgt
sein kann. d Noch weniger befriedigt die von Lyon erwähnteVer-
mutung Johns, daß es sich um eine religiöse Reform handelt.
Z. 10. Es ist hinzuzudenken: ana Mt il Warnas oder ana
daiäni, d. li. sie haben den Rechtsweg betreten. Vgl. AR I,
Nr. 10, 7.
Z. 11. risam kälu kann hier nur bedeuten ,Bürgschaft
leisten, die Verantwortung tragen'. Vgl. HWB 2 s. v. kälu, ferner
11 Diese Redensart begegnet nur noch in Nr. 5 (lt 8), Z. 18—19 der vor
liegenden Sammlung. Vgl. oben S. 8.
b Vgl. King: The Letters and Inscriptions of Hammurabi, III. 229, Anm. 44.
0 Vgl. D. G. Lyon : When and where was t.he Code Hammurabi promul-
gated. (Journal of the American Oriental Society, B. XXVII, S. 125.
S. oben S. 2t Anm.
60 V. Abhandlung: Schon - .
King, Letters and Inscriptions III S. 137 Z. 13: ri-sa-am li-ki-
il-lu. Vgl. auch muMl JcakJcadisu Meissner BAP Nr. 61, Z. 9 —11.
Z. 19. u-te-ir-ru-su. Man kann übersetzen: ich werde es
erstatten oder sie werden usw., d. h. die Pächter (utirrii-su).
Letzteres ist wahrscheinlicher: Die Pächter werden das Getreide
nach Kräften zurückzahlen.
Z. 22. im-su-hu. — Was bedeutet hier maiahu, das sonst
,messen' heißt? Prof. Müller meint, Iluni und Gimillum hätten
sich das Getreide aus dem Speicher ihres Schuldners eigen
mächtig zugeinessen und der Ausdruck besage dasselbe vom
Gläubiger, der sein Darlehensgut (Getreide) beliebt, wie mci-
dudu vom Schuldner gebraucht wird. Diese geistreiche Ver
mutung scheint mir auch deshalb sehr plausibel, weil nach § 113
des Gesetzbuches eine eigenmächtige Exekution an dem Ver
mögen des Schuldners nicht nur die Ungültigkeit dieser selbst,
sondern auch den Verlust der Forderung nach sich zieht, so
daß Varad-Sin mit allem Rechte wegen dieser Selbstbefriedi
gung des Gläubigers Klage erheben dürfte. Es ist dann auch
verständlich, daß Iluni in Furcht vor der Strafe die Schuld auf
Gimillum wälzt (Z. 27—29). Die Richter prüfen die Sache —
hier sind leider Z. 33—34 verderbt —; es kommt schließlich
ein Ausgleich zustande, wonach Iluni sich verpflichtet an Varad-
Sin 16 (oder 26) GUR abzumessen, sicherlich strafweise außer
den 60 GUR, die er eigenmächtig genommen hat, und die er
selbstverständlich rückerstatten mußte, umsomehr als das Ge
treide öffentliches Gut war. ■—- Nun wendet er ein: Ich werde
nicht die ganzen 60 GUR dir ersetzen, weil ich als Vollmacht
geber schon 30 GUR an Marduk-musällim abgegeben habe.
Er konzediert ihm daher seine Schuld, wie in Z. 40—43 schon
oben beleuchtet wurde.
Z. 41. Gl.MAL — pisannum. Vgl. Meissner: Seltene assyr.
Ideogramme Nr. 1575 (S. 80). Dasselbe Ideogramm kommt auch
in Rankes Sammlung Nr. 84, Z. 17—19, wo es wohl als ,Etui'
für Schmucksachen zu fassen ist. pisannu bedeutet nach Delitzsch
HWB S. 532 1 > ein Tonbehältnis, dienend zum Aufbewahren von
Vorräten, event. zur sicheren Unterbringung von Kostbarkeiten
u. ä. Hier hat das Wort spezielle Bedeutung ,Urkunden
behältnis', modern ausgedrückt: Wechsel-Portefeuille.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
61
Z. 43. atappulu. Inf. I 2 ,Verantwortung, Rechtfertigung'.
— Es ist eine Bemerkung des protokollierenden Schreibers, wie
sie noch heute in Akten auf der Rückseite vorkommt.
Z. 46—47. Zur Datierung vgl. Ungnad 1. c. S. 14 Z. 32
und S. 35 Z. 36.
40. R 111. Samsu-ditana. Jahr ? (14. II).
Vorschuß für
1 . . . sikil kaspim 2 [a-n]a
e-si-di-im 3 itti L-bi- il Sin dup-
sarrirn 4 | Ri^^-mu-uvi mär
n -Rammän-idinnam b 6 ilteki
G ana um ebtirim 7 avelum(y)
ÜE.KIN.KUD i-il-la-ak
8 ii-ul i-il-la-ak-ma s ki-ma
si-im-da-at Sar-ri-[im]
10 pän ü Sin-mu-Sa-lim mär Li-\
mär il §ama8-nci-$i-ir.
12 varah Aiarum e um 14 kam
13 sattum Sa-um-su-di-t.a-na
LUG AL.E. 14 . . . 15 . . . 10 . . .
TA (?) AN.NE ES.A.
Erntearbeit.
1 . . . Sekel Silber für die
Ernte hat von Ibi-Sin, dem
Schreiber, Rimum (?), Sohn des
Rammäm-idinnam 5 geborgt.
Zur Zeit der Ernte wird er
als Schnitter kommen.
Wenn er nicht kommt, [ge
schieht] gemäß den Gesetzen
des Königs.
2 Zeugen.
-it- il Rammän (?) 11 pän A-vi-il- il Sama§
12 Am 14. Aiarum, im Jahre
des Königs Samsu-ditana, in
welchem . . .
41. R 116. Samsu-ditana. Jahr ? (?. XII).
Eheliche
1 1 SAa amtum AS-tu-[mu]
2 sag vardum sihrum a . . .
3 Ta - ak -la - lcu a-na- il Marduk
i l SAe wardum sihrum d b Sd-al-
li-lu-mu-ur 6 sä Ta - ri - ba - tum
akil Ma[r-tu] 7 mär Llu-Sü-ba-
chenkung.
1 1 Sklavin Astumu, 1 jun
ger Sklave Taklaku-ana-Mar-
duk, 1 junger Sklave 5 Öalli-
lümur [sind es], welche Tari-
batum, Schreiber des Gottes
MAR.TU, Sohn des Ilusu-bani
So wohl statt des hu zu lesen.
GUD.SI.DI. a TUR.ItA.
>> MfA.AJN.SUM.
62
V. Abhandlung: Scliovr.
ni 8 a-na SAL I-la-az-zu-nu as-
Ssazu a 2 id-di-nu
10 a-di SAL I-la-az-zu-nu n a$-
Sat Ta-ri-ba-tum akil MAE.TU
12 ba-al-ta-at 13 SAG amtam Äsi
tu-mu 14 ga-du Ta-ak-la-ku-a-
na-[ il Marduk] 15 ü fed-al-li-lu-
mu-ur 16 g[a]-ciz-za ü-ka-[al]
17—19
20 [ina märisa a-na sä e-]
li-Sä täbu lm 21 [i-na-di-in ah-
hu ?]-Sa ü-ul i-ba-ag-ga-ru-si
[a-na] 22 ri-ik-s[a]-ti-su an-
ni-a-at [v]-la e-ne(?)-e-[im]
23 ms il Samas il Aja a Marduk 2i ü
Sa-am-su-di-ta-na sarrim itma
seiner Ehefrau Uazzunu ge
schenkt hat.
10 Solange Ilazzunu, die Frau
des Taribatum, des Schreibers
des MAR .TU lebt, wird sie die
Sklavin Astumu, samt Takla-
ku-ana-Marduk 16 und Salli-lü-
mur eigenmächtig benützen ...
20 [Unter ihren Kindern darf
sie (die Sklaven)] dem, wem es
ihr gefällt, [schenken. Ihre Brü
der?] werden gegen sie nicht
klagen.
Diesen seinen Vertrag nicht
zu ändern hat er bei Samas,
Aja, Marduk und Samsu-dita-
na, dem König, geschworen.
6 Zeugen.
25 pän Ilum-idinnam b ra-bi zi-ig-[g] a-tum 26 pän 1-din-Istav dajänum
27 pän il Samas-ba-ni dajänim 28 pän A-vi-il- il Sama§ dajänum 29 pän Mu-ha-
ad-du-um (?) GLSü.BU ... 30 pän Al-al-lu -rum mär')
31 [varah] Addarum (?) 32 sat-
tum Sa-am-su-di-ta-na LU-
[G-AL.E] 33a $amas(?) ... 3i SA-
LAM.A.NI... A.AN 35 E. SAG.
ILA. . .
31 Am 1. Addarum des Jah
res, in Avelchem König Samsu-
ditana für Samas (?)... sein
Bild in Esagila . . .
Wiewohl ein wesentlicher Teil der Urkunde verstümmelt
ist, läßt sich doch der Inhalt näher kennzeichnen, dank dem
Schema, welches die Ergänzung mancher Lücke vermittels der
vorhandenen Spuren ermöglicht.
Die Urkunde gehört zur selben Kategorie wie CT VIII 34 b
und CT VI 38 a und bildet gleich diesen eine Illustration zum
§ 150 des Gesetzbuches.
Ich habe des Näheren über die zweierlei Arten von Ge
schenken des Mannes an die Frau nach dem Gesetze (§ 150,
* DAM.A.NI.
D1NGIE.RA (?.)-MA.AN.S UM.
Altbabylonische Keehtsurkunden. II.
63
§171 Ende), wie auch Uber die Gruppierung der hieher gehörigen
Urkunden an einer anderen Stelle gehandelt. 11
Z. 1—5. AStumu scheint dem weiteren Kontext nach (Z. 14
gadu ,samt ( ) die Mutter der beiden folgenden jungen Sklaven
gewesen zu sein.
Z. 16. Über die Bedeutung der Redensart käza ulcäl vgl.
den zitierten Anzeiger 1. c. S. 96.
Z. 21. Die Ergänzung ahhü-sa ist nicht sicher, obwohl
sie im Schlußsätze des § 150: ana ahim ul inaddin eine Stütze
fände. Doch gehen die Meinungen über die Bedeutung von
alium an letzterer Stelle stark auseinander. Möglich wäre auch
die Ergänzung [märü- pl./sa, worauf auch die graphischen
Spuren hinweisen.
Z. 24. Den Schwur leistet nur der Mann, deshalb der
Singular.
Z. 25. Zur Würde rabi zikkatum vgl. R 105, 32.
n Vgl. Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau 1907, S. 94ff.
An dieser Stelle sei mir gestattet, Herrn Hofrat Prof.
Müller meinen innigen Dank abzustatten für die freundliche
Durchsicht einer Druckkorrektur der ganzen Arbeit.
64
V. Abhandlung: Schorr.
Nachträge und Berichtigungen.
Nr. 2, 2. Prof. Müller liest kaspim und faßt es als Apposition
zu Mot, das von ana abhängt.
Nr. 4. Im Hinblick auf den Singular in Z. 7 und Z. 14 inter
pretiert Prof. Müller den Inhalt dahin, daß Hanbatum sich
verpflichtet, die in Z. 4—6 aufgezählten Personen in Sachen
ihres Feldes nicht vor Gericht zu laden. Nach Z. 3 wäre
dann [Hanbatum] ausgefallen. Da aber die Z. 8—10, auf
die es ankommt, ganz dunkel sind, so läßt sich wohl die
Frage nicht entscheiden. Erwähnt sei noch, daß Z. 10
vielleicht: ki(\)-ma aSsatim (DAilf) i-la-alc(?) zu lesen ist.
Der Sinn bleibt aber immerhin dunkel.
Nr. 9, 21. Die Lesung des letzten Zeichens verdanke ich Un-
gnad (briefliche Mitteilung), ebenso die Lesung der Z. 14
in Nr. 10 (Case).
Nr. 10, 10. Faßt man zi-na-tum als Plural von zinitum *zani-
tum auf, dann wäre zu erwägen, ob damit nicht syr. 1*-^’
,Ast, Ranke', hebr. rvV] (Jer. 11. 16; Ez. 17. 6 u. ö.) und
arab. Ä-Jb lautgesetzlich (mit Dissimilation des n zu l unter
Einfluß des Zischlautes) zusammenzustellen wäre.
Nr. 13, 1. Zur Lesung und Übersetzung von SAL.ME, das
früher gewöhnlich SAL gelesen und mit asscitum(?) wieder
gegeben wurde, vgl. Thureau-Dangin: Les Inscriptions
de Sumer et d’Akkad S. 90 Note 3, und in der deutschen
Ausgabe (Vorderasiatische Bibliothek I) S. 56 Anm. e.
Ibid. Z. 14. Sowohl hier wie in den anderen Pachtverträgen,
in denen die Klausel über gewisse Sportelabgaben vor
kommt, schlägt Prof. Müller vor, den festen Terminus
pafrädu mit ,aufbewahren' wiederzugeben, indem er als
Analogie zu dieser Sitte und zur Redensart auf I. Sam. 9, 24
verweist: nww *u>iab ,[das Fleischstück] ist für dich
für das Fest aufbewahrt.' Es scheint — meint Prof. M.
— daß zu den Samas-Festen Priester des Samas und die
Hausmieter (resp. Feldpächter) zusammenzukommen pflegten,
und jene bei der Gelegenheit ihre Fleischstücke erhielten.
In Wirklichkeit ist es merkwürdig, daß die obige Klausel
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
65
— so weit ich sehe — nur in jenen Pachtverträgen vor
kommt, in denen die Eigentümerin des Feldes resp. Hauses
eine Samaspriesterin ist.
Nr. 18, 13. Prof. Müller faßt auch hier i-ru-ub — irrub ,er
wird einziehen' oder ,er zieht ein', wie in Nr. 21, 14 und
ebenso in den übrigen Hausmietsverträgen (R 33, 15; 34, 15
[Case]; 36, 15). Mir dünkt aber die Übersetzung ,er ist
eingezogen' im Hinblick auf die konsequente Schreibung
i-ru-ub richtiger. Rechtlich wird die Vertragshandlung
schon im Moment des Vertragsabschlusses als vollzogen an
gesehen. Dort, wo ausdrücklich eine zukünftige Handlung
gemeint ist, steht deutlich i-ir-ru-ub wie AR I 55, 27; 64, 27
i-na sa-lu-us-tim Sä-at-tim eklum a-na biltim i-ir-ru-ub.
Nr. 19, 11. Ich habe übersehen, daß es im Tablet auch aus
drücklich Z. 17—18 heißt: varah Varahsamna ümurn l kam
i-ru-ub.
Nr. 20, 1. Die Ursache, warum das Feld in 18 Teile geteilt
wurde, scheint mir darin zu liegen, daß der Pächter
meistens gegen 1 / s , manchmal auch gegen 1 / 2 gearbeitet
hat. Da dem Pächter bei der Urbarmachung auch be
stimmte Teile des Feldes angewiesen zu werden pflegten,
so eignete sich die Zahl 18 am besten für die Einteilung,
weil sie durch 2, 3, 6 und 9 teilbar ist. Eine hübsche
Illustration dazu bietet Nr. 22. (D. H. Müller.)
Nr. 21, 11 (Tabl.). Das dritte Zeichen ist sicher ta zu lesen,
wie ein Vergleich mit R 36, 26 b (Case) ta-zi deutlich zeigt.
(In der Zeichenliste bei Ranke Nr. 84 fehlt diese graphische
Variante.) Folglich wird man für das zweite Zeichen
hier wenigstens auch den Lautwert ab postulieren müssen.
Eine Verschreibung ist graphisch ausgeschlossen.
Nr. 24, 2. Nach meinen Ausführungen auf S. 35 möchte ich
hypothetisch unseren KA+ ÜA- u Gu-la mit Gi-mil- il Gula
aus Nr. 29, 4 (R77) identifizieren. Letztere Urkunde stammt
aus der Zeit Abiesuhs (25 Regierungsjahre zusammen),
unsere aus dem 26. Jahre Samsu-ilunas. Die Identität
liegt also zumindest im Bereich der Möglichkeit. Leider
bietet der Personalindex keine Handhabe zur Entscheidung
der Frage.
Sifczungsber. <1. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 5. Abh. 5
I • S5«ft*r,»WH«! g
66 V. Abhandlung: Schon-.
Ibid. Z. 25—28. Zur Übersetzung von zittam zdzu ist Pick
OLZ XI Sp. 69 zu vergleichen. Auch Prof. Müller hat
unabhängig von Pick dieselbe Beobachtung gemacht. Dem
gemäß wird auch — wie M. mit Recht geltend macht —
das von mir AR I S. 63 aufgestellte Schema für Erb
verträge folgenderweise zu modifizieren sein: 1. Erbanteil
des A. 2. [Die aus dem Anteil ausgeschiedenen Gegen
stände, welche die anderen Erbteilnehmer bekommen haben,
resp. die alle Erben gemeinsam teilen.] Ein jeder Erbe
hat also eine besondere Urkunde bekommen, worin sein
Anteil an der Erbschaft verzeichnet war. Mit aller Evidenz
hat dies Pick 1. c. aus der Vergleichung der Urkunden
Nr. 103—104 bei Meißner BAP mit AR I Nr. 20 nach
gewiesen.
Nr. 28, 16. In Hinblick auf unsere Stelle verglichen mit Nr. 34,
15—16 (R 88), aus denen sich eine bestimmte Proportion
für das SI.BI (vatrum) ergibt — bei 10 Sekel Kaufpreis
wird 1 / 2 Sekel = 3 / e S. als SI.BI gezahlt, bei 3 1 / s S. Kauf
preis 1 / 6 S. — möchte Prof. Müller SI.BI als eine Art Agio
auffassen. Es ist mir leider momentan nicht möglich, alle
betreffenden Stellen auf diese Vermutung hin nachzuprüfen.
Doch vgl. Daiches AR Nr. 25, 11 —13, wo bei einem Preise
von D/j Mine 1 Sekel Silber als SI.BI gezahlt wird. Aller
dings ließe sich diese Ausnahme nach Müllers Meinung
dadurch erklären, daß bei großem Gelde (Mine!) die Ab
nützung nicht so stark gewesen sein mag; weshalb auch
das Agio ein geringeres war.
Nr. 29, 2. Nach den Zeichenspuren möchte ich jetzt die Zeile
lesen: sä libba (SÄ) bäb(?) dimtim (AN.ZA.GAR) sd ha-
za-nu-um. Vgl. Nr. 24, 5 (R 62).
Nr. 31, 33. Die Zeile ist in der Umschrift und Übersetzung
nachzutragen. Sie lautet: A.DAH.A.NI.SÜ ,für seinen
Helfer'. Vgl. Ungnad: Chronologie der Regierung Ammi-
ditanas etc. S. 12 Z. 19.
Nr. 32, 18—19. Auch hier sind zwei Zeilen des Datums nach
zutragen: 18 ....| Dam-ki-ili-Su-GE 13 NE (?).IN.RÜ.A
NE.IN.GUL.LA. ,. . . . die Damki-ilisu erbaut hatte, zer
störte.' Vgl. Ungnad 1. c. S. 13 Z. 31.
Altbabylonisclie Rechtsurkunden. II.
67
Nr. 34, 21—22. Die Übersetzung dieser beiden Zeilen ist aus
Versehen ausgefallen. Sie lautet: ,Bei Öamas, Marduk und
dem König Ammi-ditana haben sie geschworen/
Nr. 36, 3. Diese Zeile enthält die Summierung der Feldflächen
von Z. 1—2. Vgl. Pick OLZ XI Sp. 71 (unten), wo AR I
Nr. 64, 3 so richtig gedeutet wird.
Ibid. Z. 14—19. Zur Ergänzung der Lücken vgl. AR I Nr. 64,
Z. 16—22.
Nr. 38. Die Urkunde bildet ein Analogon zu Nr. 17 (R 45).
Beide enthalten Quittungen über Gelddarlehen nur mit dem
Unterschiede, daß in Nr. 17 das Darlehen in barem samt
Zinsen rückerstattet wird, während hier dasselbe in Ge
treide nach dem Kurse der Erntezeit getilgt wird.“
Nr. 39, 31—33. Diese drei schwierigen Zeilen möchte ich jetzt
also lesen und übersetzen: 31 [dinam (-DI)J I-lu-ni Sü-a-ti i-na
sü-hu-zi 32 e-ma Sa i im ana (J) il Surinni ( AN SU (?). NIR)
Sa a SamaS [ 3äa id-di-nu-Sum] 33 [a na] Gä-gi-a ur(?)-du-ma
ü-te-Se-ir-Sü ,nachdem sie (seil, die Richter) diesem Uuni
den Prozeß eröffnet hatten, haben sie ihn dort wo . . . .
am Panier des Samas [zum Schwur übergeben]. Nachdem
sie sich indes nach Gagum begeben hatten, hat er sich
gerechtfertigt (oder sich mit ihm verglichen)/ Es liegt also
ein ähnlicher Fall vor wie in AR I Nr. 16. Zur Redensart
ana surinnim nadänu vgl. ibid. S. 54. Zum möglichen Aus
fall einer ganzen Zeile vgl. AR I S. 173 Anrn. zu Z. 27—28.
Ibid. Z. 40—42. Eine ähnliche Klausel weist die Urkunde
CT VIII 19% 29—31 auf; Ica-ni-iJc 5 GAN 20 SAR eklim
i-na pisanni (Gl.MAL) Si-na-tum .... i-il-li-a-am-ma hi-bi.
Nr. 40. Zum sachlichen Verständnis dieser Urkunde, zu der
AR I Nr. 32 ein Analogon bietet, vgl. Pick OLZ XI Sp. 70;
a Ähnlich verhält es sich mit den Hofdarlehen AR I 54 (S. 129), 61 (S. 144)
und 62 (S. 145). Der Unterschied zwischen Nr. 54 und Nr. 61—62 be
steht darin, daß in beiden letzten Fällen genau der Preis der entlehnten
Wolle angegeben wird, wogegen im ersten Falle (54) kein Preis genannt
ist, nur gesagt wird, daß der Schuldner bezw. Käufer ,nach der großen
Mauer 4 , d. h. nach dem Preistarif für Getreide (nicht Zinsfuß!) auf
der großen Mauer zu zahlen haben wird; Ttima kargullim heißt ,nach
der großen Mauer 4 des Tempels, wo die öffentlichen Anschläge gemacht
worden sind. (Müller.)
68
V. Abhandlung: Schon-.
Koschaker in der Zeitschrift für das Privat- und öffent
liche Recht der Gegenwart, XXXV, S. 893 (unten); Rho do
li an akis in der Wiener Zeitschrift für die Kunde dos
Morgenlandes, XXII, S. 114—115. Nach den beiden er-
steren handelt es sich um einen ,Arbeitsvertrag mit Voraus
bezahlung des Lohnes' (Koschaker), nach letzterem um ein
Darlehen, das bei der Ernte abgearbeitet werden soll. In
der Sache kommt es auf dasselbe hinaus.
Abkürzungen.
AKA — Anzeiger der Krakauer Akademie der Wissenschaften
1907.
AR I = M. Schorr: Altbabylonische Rechtsurkunden aus der
Zeit der I. babylonischen Dynastie (Sitzungsberichte
der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien,
Bd. 155, Abh. 2). Wien 1907.
AS III == B. Meißner: Assyriologische Studien III (Mitteilun
gen der Vorderasiatischen Gesellschaft, X, S. 257—303).
BAP = B. Meißner: Beiträge zum altbabylonischen Privat
recht (Assyriol. Bibliothek, B. XI). Leipzig 1893.
BLBD = H. Ranke: Babylonian Legal and Business Docu-
ments .... from Sippar. (The Babylonian Expedition
of the University of Pennsylvania. Series A. Cuneif.
Teigs. Ed. by H. V. Hilprecht. Vol. VI. Part. I).
Philadelphia 1906.
BPN = H. Ranke: Early Babylonian Personal Narnes from
the published Tablets of the so-called Hammurabi-
Dynasty (The Babyl. Expedition of the University
of Pennsylvania Series D. Vol. III). Philadelphia 1905.
OLZ == Oricntalistische Literaturzeitung, herausgegeben von
F. E. Peiser.
RA = Redensart.
SAI = Meißner: Seltene assyrische Ideogramme (Assyriol.
Bibliothek, XX).
Altbabylonische Reehtsurkunden. II.
69
Wörterverzeichnis.“
(Die fettgedruckte Ziffer bezieht sich auf die bei R a n k e fortlaufende
Numerierung.)
X
D8 4 abum Vater, a-bi 17, 12; 59, 11; a-bi-sü 28, 9; 37, 9; a-bu-
sä 17, 11; 84, 36; 101, 16; a-bu-Sü-nu 61, 6.
1338 1 tebibtum Reinigung. aSar te-bi-ib-tim 15, 16.
ubänum Zoll (Flächenmaß), idg. Su.SI 44, 1.
“Q8 4 II 2 rückerstatten, ü-te-bi-ra 15, 2.
ebirtum jenseitiges Ufer, i-na e-bi-ir-tim 3, 10; 14, 1; idg.
RLBAL 62, 1. 4; BAL.RI 94, 4.
“138 4 agäru mieten, i-gu-ur-sü 48, 8; 107, 9; i-ig-ga-ar 68, 10.
ägirum Mieter, idg. MULU KUMAL 68, 10.
“l38 3 igarum Wand, i-ga-ar 60, 1. 8. 9; i-ga-ri-im 60, 14; i-ga-
ra-am 60, 7; idg. LIBIT 57, 3.
ugarum Flur, Getilde. idg. A.KAR 42, 1; 50, 1 (C.); 62, 1;
70,1. 7. 17. 28. 33. 36; A.KAR.GAL 89,1; A.KAR Pu-ra-
a-tum 119 Col. II. 1. 4; Col. III. 21.
IT18 4 adi a) adv. solange 94, 21; 95, 21; 96, 9; 101, 25; sobald
68, 9; b) präp. 60, 9.
edalikum klein, bit e-da-kum 47, 1 (T. e-ta-kum); 49, 1.
13H8 4 eSsitam (adv.) von neuem, es-si-ta-am 6, 13.
Ss 2 8 alurn Stadt. 76, 1; idg. ER 13, 28; 14, 3. 19 u.ö.
!YI8 3 avätum a) Vertrag, a-vä-ti 2, 8; a-vä-zu 1, 13; idg.
KA(INIM) 11, 20 (v. Supplement S. 88). b) Angelegenheit.
a-vä-ti-Ld-nu 58, 9; 103, 30.
a Das Wörterverzeichnis erstreckt sich auf alle von Ranke
edierten (119) Urkunden. Ausgeschieden wurden aber die sumerisch
geschriebenen Daten hauptsächlich wegen der Unleserlichkeit der Ideo
gramme in vielen Fällen. Den Wünschen der Rezensenten meiner AR I
Rechnung tragend, habe ich auch die ideographisch geschriebenen Wörter
aufgenommen und sie nach ihren semitischen Äquivalenten eingereiht.
Diejenigen Ideogramme, deren semitische Bedeutung noch nicht bekannt
ist, sind nach ihrem ersten wesentlichen Bestandteil und nach der Reihe
des semitischen Alphabets entsprechend eingefügt worden.
Abkürzungen: idg. = ideographisch; C. = Case; T. = Tablet;
pl. = Plural; v. = vide; Perm. = Permansiv.
Verzeichnisse der Personen-, Berufs-, Städte, Flüsse-, Götter- und
Tempelnamen bietet Ranke selbst (Indices I—V).
70
V. Abhandlung: Scliorr.
blK 4 avilum Mensch, Person, Jeder, a-vi-lum 15, 14; a-vi-lu-u
60, 4 idg. MULU. MULU.MULU.RA awilum ana avilim
11,16; 12,11; 14,16; 16,7; 20, 8; 22,13; 43,14; 57,16 u. ö.
D1X 4 ezebu scheiden, e-zi-ib-sd 59,7; e-zu-ub außer 86,2; 101,2. 3.
P*i uznum Ohr. uz-ni-sd 84, 3.
I HK, ahum Bruder, a-hu-um 15, 3; a-hu-um ana a hi-im einer
gegen den anderen 15, 11; 19, 15; 65, 9. 10; a-hi-su 88,
3. 4; a-hi-sd 70, 12; 96, 18; ah-hu-sü pl. 50, 14 (C. 15);
ah-hi-sü pl. 50, 14 (T. 13); 88, 9; a-ah-hi-sü pl. 28, 21;
ah-hi-sd pl. 94, 7; idg. $IS 93, 6.
ahdtum Schwester. a-ha-z[u-nu] 94, 8.
II nX x ahhum Ufer, a-ah-hi 23, 2.
triSj III 1 sühuzu dinam einen Prozeß eröffnen, i-na su-hu-zi
103, 3L
akitum Neujahrsfest, sük a-ki-tim 82, 18.
I bä«! ak&lu genießen, i-ka-al 23, 17 (C); [i?]-ka-al 95, 26;
a-ku-ul 103, 17.
mäkaltum (hehr. n^SNtt) großes Messer, Schlachtmesser (?). idg.
0IS LIS.GAL 101, 11 vgl. Meißner SAI Nr. 5738.
II aklum Sekretär, idg. PA. 61, 21; 104, 15; 105, 31; PA.
DIM 10, 35; PA MAR.TU 99, 3. 4; 116, 6. 11; PA SU.GU
21, 4.
ekallum Palast, Hof. 40, 10; 61, 6. 9. 20.
I ilum Gott, i-lu-sd 96, 13; 101, 29.
II S«! ul, ula nicht, a) prohibitiv ü-ul 15, 5. 12; 17, 12. 22;
19, 15; 36, 27 (C.); 50, 15 (T.); 59, 11; 60, 15; 62, 30;
65, 10; 101, 31; 111, 8. b) in Aussagen mit Impf. 26, 9;
103, 17; u-la 7, 7.
r6s* 4 elü a) auftauchen (von der Urkunde), i-li-a-am 28, 22;
i-[lPa-]am 103, 42; b) I 3 enthoben werden, verlustig gehen
i-t[e]-li 35, 25; 107, 13.
eli auf, gegen, e Ti-Zit 17, 27; [ej-li-sa 116, 20; e-li-s[u]-nu 14, 21
(vide isü). idg. 65, 8; PA = elat oberhalb 76, 1.
eilt ursim eine Art Edelstein, idg. TA1 ZNA.ZAG.HI.LI.A 95, 15;
101, 6. Vgl. Meißner SAI Nr. 912.
1*. aldku kommen, gehen. [il]-li-ik-ma 103, 24; il-li-ku-nim-
ma 103, 10; i-la-ak 7, 10; i-il-la-alc 111, 7. 8; il-ku ma
(— illiku-ma) ana simäteZa den Schicksalsweg gehen, sterben
58, 7; i-ta-la-ak 17, 25 (v. ramänu)-, ina a-la-ki-ka 32, 5.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II. 71
ilkurn Lehensabgabe, kasap il-ki-im 71, 2; 73, 2.
SSx»(?) II 1 freilassen. [ü]-ul-li-il-H 96, 7; el-li-it 96, 14.
il-la-tim 56, 7 (?).
I r\b* 1 alpum Stier, idg. GUD 84, 10; GUD SÜN &AG.GA 68, 4.
II elippum Schiff, iclg. MÄ 110, 15.
ema am Orte, e-ma 103, 32.
1ÖS 4 nemittum Auflage, Abgabe, ne-mi-it-ti 80, 4.
DX 3 emu Schwiegervater, e-mi-sd 84, 42.
nemelum Gewinn. ne(?)-me-lam 97, 13.
ÖÖ»! ummum Mutter, um-ma-su 17, 4; um-m[i-Su] 50, 7; um-
mi-su 50, 12 (T.); um-ma-sd 96, 3. 9. 12; 101, 17.25. 28;
um-mi-su-nu 8, 15; 88, 10; idg. AMA 58, 2.
ummänum Grundkapital, Einlage, um-ma-nu 63, 21; um-mi-a-ni
97, 19; um-mi-ci-nim-ma 83, 25; um-mi-an-Sü-nu 97, 12.
umrna also, um-ma 59, 9; 103, 12. 16. 27. 37.
ammatum Elle (Flächenmaß), idg. U 44, 1; 60, 6.
pÜX 4 emükum Kraft, Möglichkeit, a-na e-mu-ki(!) -im 103, 19.
“1ÖS*! amärti a) prüfen, [i]-mu-ru-ü-ma 58, 10; i-mu-ru-ma
60, 5; 103, 30; i-ma-ru-ma 33, 15 (T.); b) beaufsichtigen
i-ma-ru 33, 15 (C.).
immerum Lamm, Schaf, idg. LU.ARAD 79, 2.
ana Präp. passim, a) kausal wegen: 3, 10. 8; 36, 24, 26 (C.);
58, 1; 59, 14; 60, 1; b) modal: ana kisri 33, 6; 35, 6;
51, 5; a-na tappütim 94, 12; a-na kaspim 17, 16; a-na
märütim 17, 6; a-na emükim 103, 19; c) temporal 6,17;
10, 13; 75, 6; 87, 11; 97, 11; 113, 12; d) final (mit Inf.)
45, 2; 85, 2; 74, 7; 97, 4; 98, 2; 113, 4; e) lokal 34, 15
(C.); f) dativisch: 17,24; 36,25 6 (C.); 60, 12; 67,7;
75,7; 85,13; g) Personalobjekt (gegen): 10,5; 96,21.
aSSum wegen, äs-sum 7, 1; 60, 14; 103, 1.
ina Präp. a) lokal passim; b) von 96, 16; 107, 13; c) wäh
rend 33, 5; 51, 11 (T. 12); d) wegen(?) 58, 11.
ffi«! mänahtum Mühe, Kosten, ma-na-ah-tam 36, 27 6 (C.);
ma-na-ah-ti 33, 14 (T.); 35, 18; 36, 24 (C.); 83, 25; ma-na-ah-
ti-Sü 35, 25; ma-na-ah-ta-Su 35, 22.
andku ich. a-na-ku 59, 11; 103, 27.
1*2 annüm dieser, der. an-nu-um 15, 16; an-[ni-im] 11, 20;
an-ni-im 15, 13; 17, 30; 38, 18; 50, 12 (T. 11); an-ni-i-im
72
V. Abhandlung: Schorr.
84, 32; 95, 17; 101, 13; f. sing, an-ni-tam 103, 15; masc.
pl. an-nu-[tu-un] 26, 24; fern. pl. an-ni-a-at 116, 22.
inanna jetzt, i-na-an-na 103, 37.
unkum. Siegelring, idg. SU(?).GUR 81, 11.
assatum Ehefran. ds-sd-ti-Sü 95, 19; as-sd-az-zu 95, 21;
idg. DAM 26, 1; vielleicht auch SAL assa(t)-az-zu 95, 25.
niX-t atta du (inasc.). at-ta 59, 11.
if asüm Heilmitteletui (?). l -a-su-ü 84, 27.
JD3 isinnum a) Fest idg. EZEN 30, 12 (T. 10); 34, 12; 36, 16
(T. 13); 39, 12 (T.); 42, 11 (C.); b) Festanteil i-si-nlsu (!)
82, 10.
ba«! apälu a) rückerstatten, i-pa-al 40, 10; i-pa-al-sü 23, 16
(T.); ip-pa-lu-ma 97, 12; b) befriedigen a-na a-pa-al
ekallim 61, 20; 119, Kol. I 18; c) eintauschen [i]p-pu-
lu-si 62, 19; I 2 a) verantwortlich sein a-ta-ap-pu-ul 97,19;
b) sich rechtfertigen a-ta-ap-pu-lu 103, 43.
nipldte pl. Tauschwert, ni-ip-la-at 62, 18.
aplurn Sohn, Erbe. ap(?)-laam 17, 23; ap-lu-sa (pl.) 84, 43;
95, 24; 101, 24; ap-li-sa (pl.) 70, 13.
aplütum Erbteil, ap-lu-ut 76, 8; [ap-lu-]uz-za 95, 10.
“ISXj apd.ru anlegen (einen Kopfschmuck), ap-ra-at 101, 3.
machen, bearbeiten (ein Feld), i-pu-sü 112, 11; i-bi-[sü]
94, 21; I 2 i-te-bi-su 28, 5; III 1 ü-Se-bi-Sü 21, 10.
nepiStum Kulthandlung (vgl. Pick OLZ XI Sp. 172). ana ne-
bl-es-ti bare, 80, 2; 118, 2.
apsenum idg. AB.&IM v. eklum.
“1Ü£N 3 esedu ernten, i-is-si-du (pres.) 112, 13; ana e-si-di-im
111, 2.
issidum Schnitter, idg. mulu SE.KIN.KÜD 111, 7.
issurum Vogel, idg. HU 118, 1.
eklum Feld. idg. A.ßÄ(G) passim, elcil apsenim idg.
A.SÄG.AB.&IM Ährenfeld 94, 1. [22], elfil nidütim idg.
AMG.KI.KAL Brachland 94, 2.21; elcil SUK SUN (kur-
matim?) 50, 5.
drum Baumblüte, a-ra-am 23, 10.
2*1*5 erebu a) eintreten (in Mietsdienst) i-ru-ub 33, 14; b) ein
ziehen i-ru-ub 34, 15 (C.); 35, 15; 36, 15 (T. 12); 47, 14
(T. 13); 49, 18 (T.); 51, 14 (C.); ina e-ri-bi-su 51, 11;
Altbabylonische Rechtsurlcunden. II.
73
c) eintreten (in die Familie) i-ru-bu-ü pl. 59, 4; III 1 ii-§e-
ri-bu 84, 39; 91, 10; u-se ri-bu-Si 101, 19.
armanänum Gewürzhändler. Sa ar-ma(y)-na-nim 106, 3 ,Stadt
der Gewürzhändler' (Stadtname).
ursum v. eilt ursim.
ereSu behauen (ein Feld), ana e-ri-si-im 112, 4; ana
ir-ri-H-tim 74, 7; 77, 5; 89, 5; 94, 11.
1T“1S 4 irsum Bett. idg. aiS NÄ 95, 16; 101, 8.
“IS irtum Brust, idg. GAB. mdrat irtirn säugendes Mädchen
96, 1. 21.
Pil’S usalurn Ufer, ü-sal 46, 1. 14; 83, 5.
US.SA.DU neben, angrenzend. 46, 15. 16.
as&apum Beschwörer. SAL.ME as-M-bi 82, 17.
iSparum Weber, idg. SAL US.BAR 114, 3.
“i aSrum Ort. a-Sar 15, 16.
aSaridum erster, vorzüglich, eldum a-sa-ri-dü (?) 3,5.7.
esirtum Heiligtum, idg. E.SAK 63,2. Vgl. Meißner SAI Nr. 4448.
issakJcum Oberpriester, idg. PA.TE.SI 68, 7.
ixtu a) präp. von 60, 8; temporal 15, 13; 107, 6; b) adv.
nachdem, sobald 8, 18; 84, 40; 96, 12; 101, 20; c) lokal
von 106, 3.
iHen einer, fern, is-ti-a-at zittarn 112, 15.
HS ita angrenzend an, neben, i-ta 3, 4. 6. 8; 12, 2. 3; 14, 4.
5. 7; 28, 7; 39, 3. 4; 46, 2. 4; 50, 2. 3; 62, 2. 3. 6. 7 u. ö.
idg. DA passim, itti von. idg. KI passim.
atabbum kleiner Kanal, a-tab-bu-um 28, 2. 7; 50, 16 (T.); idg.
A.TAB 70, 11; 119 Obv. Kol. II, 15.
priS 4 III 1 hinüberführen, übergeben, sü-tu-uh 1, 12; idg. BAU.
IB.TA.BAL 2, 3; 3, 19; 5, 16; 8, 23; 9,15; 11,13; 12, 9;
13,20; 16,5; 18, 10; 20,6. IB]^.TA.fBAL] 14, 15.
3
^S 4 2 belurn Herr, Besitzer. be-e1>bitim 35, 20; 36, 24. 26 (C.).
idg. LUG AL. [LOGAL.JA.NLIR = beliSü 18, 4.
beltum Besitzerin, idg. NIN 34, 3.
I “ISjS. II 1 a) deklarieren, u-bi-ir 26, 11; b) zusprechen (im
Gericht), u-bi-ir-ru 60, 12.
II nSjD ba’äru fangen, idg. SU (?) . ana SU(?) nu-ni-e. Oder ist
ba-[ar] zu lesen?
74
V. Abhandlung: Schon-.
bairum idg. S&.HA Fischer. 93, 8; GAL.SU.HA 113, 3.
SS bäbum a) Tor idg. KÄ passim; b) Verlust(?) 97, 17;
c) bäbtum Rest, ba-ab-at 51, 12: ba-arn (sic) -ta-avi 51,
11 (T.).
fi’S bitum Haus, bi-tam 8, 20; ana bi-tim 76, 15; bi-ti-Su-nu
R 29^ idg. E passim. — E.AL 95, 1; E.BAB.BAR 83, 4;
E.BAD (vgl. hebr. nüin rra) 9, 2; E.US pl. 104, 6; E.US.
GIB.DA vielleicht bit sidclim arlcirn ein langseitiges Haus
63, 1; E.SAK vgl. esirtum 63, 2; E.KI.RA 57, 4; GlS E.GIS.
BAL bit pilakki Spindel (?) 84, 28; E.KI.GAL bit nidütim
28, 11; 63, 5; E.NUN.NA v. kummurn; E.RÜ.A bitum
epsüm passim.
pS bukanum Stab(?). idg. GlS GAN.NA. 1, 11; 2, 3; 3, 19; 5, 16;
8, 23; 9, 15; 11, 13; 12, 9; 13, 20; 14, 15; 16, 5; 18, 10;
20, 6.
töbs baldtu leben, ba-al-ta-at 95, 21; 96, 10; 101, 25; 116, 12.
,H33 bänüm Baumeister, idg. DIM 104, 2.
I n“D bdrüm Seher, Magier, idg. MA&.&U.BU.BU 62, 6; 80, 3;
84, 46; 95, 9. 18. 27. 29; 105, 7; 118, 2.
II ms birum, biritum Einschließung, Mitte, ina bi-ri-it närim
39, 2; igar bi-ri-tivi 44, 2; bi-ri-sü-nu-ma adv. 50, 16 (T.).
vorhanden sein, ib-sü-i'i 96, 19; i-ba-as-Sü-u 96, 20; ib-
ba-si 26, 9; ib-bä-äs-su-u 83, 24; 95, 28; 97, 13; ib-ba-sü-u
98, 8; ba-zu-ü (= basü) 23, 1; 47, 1; 49, 1; 83, 1. 3. 5.
7. 9. 11; 112, 1; ba-si-ta-am 62, 23; ina ba-si-tim 28, 22.
busüm Besitz, idg. SA.SU 50, 6 (C.).
pro batdku abschneiden, fliehen? (vgl. im deutschen ,Reißaus
machen') i ba-ta-ak-ma 107, 12.
3
gadu, gadum samt, ga-du 82, 23; 96, 1. 21; 105, 17; 116, 14;
ga-du-um 56, 7.
sbi galäbu das Haar abschneiden (Strafe), u-ga-la-bu-su-ma
17, 16. gallabum Barbier, idg. &U.I 72, 12; 84, 17.
“103 gamäru fertig, perfekt sein, ga-am-ra-at 1, 13; ga-am-ru
28, 21; 62, 28. idg. T1L. AL.TIL gamir, gamrat 5, 16;
8, 24; 9, 16; 11, 14; 12, 10; 13, 21; 16, 6; 20, 7; 22, 12;
57, 14; 61, 23; 63, 14; 76, 17; 88, 18; 105, 26; 108,1.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
75
gamrurn voll, fest (vom Kaufpreis, vgl. tpaa Gen. 23, 9).
kaspam ga-am-ra-am 5, 14; 8, 28; ga-am-ri-im 2, 2; 8, 22.
gamirtum perfekte Weise, a-na ga-me-ir-tim 8, 20.
I |M gannum Verlobung(?). ga-an-ni-sd 84,41; 101, 21.
II '-gannum Gürtel (?). '■ga-an-nu-um 84, 29.
GAN Flächenmaß passim.
GIN a) v. siklum bj Flächenmaß 60, 7.
i? gasum ? 'tga-siom 84, 24. 25.
GAR Flächenmaß 44, 1; 60, 6.
gar rum (karrum ?) ? GI. MAL ga-ar-ru 84, 19.
gar Samum Berufsname. ga-ar-Sa-mu 93, 7.
GlS.BAR Maß. GlS.BAR «SamaS 40, 1; 42, 9; 66, 2; 74, 11;
75, 1; 85, 2. 14; 86, 1; 94, 19; 98, 10. GlS.BAR *me-
le-kum 81, 2; GlS.BAR il Nergal 100, 1.
giidubbä Schreiber (sumer. Lehnwort?) GlS.DUB.BA.(A). Vgl.
Index Nr. 3 bei Ranke.
n
“IH durum Mauer, idg. BAD 9, 2.
p dänu richten, i-di-nu-su-nu-ti-ma 26, 5.
dinum Prozeß, di-nam 26, 5.
dajänum Richter. [da-ia-nu]-ü 58, 9; da-ia-nu-sü-nu 15, 17;
idg. DI.KUD. 10, 8. 35; 26, 4. 5; 59, 6; 76, 26; 88, 23;
91,14; 94, 6; 99, 15. 16.17; 103, 30; 104, 8; 105, 33. 34.
tt>n ddSu treten, dreschen, i-di-is-su (Präs.) 112, 14.
diküm ? di-ki-i 72, 12.
bT daltum Tür. idg. ^IG ZUN 8, 2; 9, 2.
Qtn dimtum Säule, Pfeiler, idg. AN.ZA.GAR 39, 3; 62, 5. 11;
70, 7 ; 77, 2.
pÖ'T II reinigen, freilassen, ü-da-am-mi-ku-si-ma 96, 4.
p duppum Urkunde, Vertrag, dub-bi-im 11, 20; dub-bi-sü
105, 3; dub[?)-[bi?J 103, 25; dup-pa-at 65, 8; idg. DUB
passim.
dupsarrum Schreiber, idg. DUB.SAR passim. Vgl. das Ver
zeichnis bei Ranke S. 60, Nr. 3. ai *DUB(SlD?).NUN.NA
84,23; ajS DUB(SlD?) kakkadim 84, 22; DUB(?).SlD(?).
TA.GAL 84, 12; gimal DUB.SAL(?).SAK. 84, 18.
76
V. Abhandlung: Schon*.
1
ü a) und passim, b) auch 17, 18; 76, 16; 88, 16; 103, 7.
^31 vabälu bringen, ub-lam-ma 58, 13; biltum Pachtzins, idg.
GUN 39, 9; 74, 8; 77, 6. 8; 83, 19. 23 (!); 89, 6. 7; 90, 7;
94, 11; TIK 91, 2.
vasu hinausgehen, ausziehen, austreten, uz-zi (Präs.) 13,11;
u-zi (Präs.) 48, 3; ta-zi 33, 21 (C.); 36, 26 b (C.); idg. E
9, 6; 65, 3; I 2 it-ta-zu-ü 35, 24; III 1 sü$u mieten, pach
ten. ü-se-zi 23, 8; 30, 8 (T.7); 39, 9 (T. 8); 42, 7 (T.);
47, 8 (T.); 50, 7; 53, 6; 89, 6; ü-Se-si 35, 7; 36, 6; 74, 9;
77, 6; 78, 13; u-le-zu-u 47, 8 (C.); 83, 20; 94, 13. idg.
IB.TA.kA 42, 7 (C.); IB.TA.AN[EA] 34, 5; 90, 8.
musürn Ausgang, mu-zu-si-na 13, 11.
situm Aufgang (der Sonne), idg. ÄN Samas E.A mt il Samsi 96, 8.
TU varädu hinabsteigen, sich begeben. ur(?)-du-ma 103, 33.
“P 1 varkitum, pl. varkäte Zukunft, vä-ar-ki-it 6, 17; 10, 13;
vä-ar-ki-at 13, 25; idg. U.KUR.BÖ ana varJcdt üme 5, 18;
9, 17; 11, 16; 12, 11; 14, 16; 16, 7; 20, 8; 22, 13 u. ö.
varki nachdem adv. vä-ar-ki 5S, 6; 101, 28.
varkitum Rückseite, vä-ar-ka-zu-ma 13,8; idg. EGIR-zu 65,4.
*ulueGIR 59 Rev. 9. (T. 31.)
3131 vasdbum Einwohner. va-Sd-bu-um 35, 18. 23; ana vä-sd-bi-
im 35, 20; 36, 25 b (C.); iubtum Wohnung, su-ba-at 28, 9.
“111 vatrum Überschuß (Agio? nach Müller), idg. SI.BI 76, 16;
88, 16; 105, 17. 25.
1
X 3 3i zibü schlachten. Mt zi-bi-im 13, 8.
111 zdzu teilen, als Anteil empfangen, i-zu-zu 28, 21; 62, 23. 28;
83, 24 (?); 88, 11; i-zu-uz-zu 28, 23; i-zu-zu-uS 53, 8; zi-zu
(perm.) 28, 21; 62, 28.
zittUm Anteil, zi-it-tam 112, 15. 16. idg. HA.LA 28, 19; 50, 13.
ZI(G).GA (nasähu od. nasü ? fortnehmen) 92, 11; 113, 6.
(zikütum) pl. zikdti Gesetz, ra-bi zi-ik-ka-tum Gesetzesoberster,
Hauptrichter (?) (Berufsname) 105, 32; 116, 25.
I “131 zakdru schwören. III 1 u-sa-az-(as)-ki-ru 26, 27.
II 131 zikarum Mann. idg. US. US ü SAL 96, 19.
131 zinitum pl. zinätum Zweig, Ranke zi-na-tum 23, 10.
X 4 11 zerü säen, i-za-ar-ru-ma (— izar ü-ma präs.) 112, 14.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
77
n
pH hazänum Stadtvorsteher, ha-za-nu-um 22, 25; 59 Rev. 4; 77,2.
TTI Mrtum pl. hirite Auserwählte, Ehefrau. M-ri-tim-Su 18, 15.
I hilpum Waldgrund, hi-il-bi 112, 3.
II pH nahlaptum Gewand, Überwurf, idg. Kn TIK.UD.DU 81, 8.
“IltH hasarum grün, ugar ha-za-ri-im 91, 3.
nsn hipü vernichten (von der Urkunde), i-hi-ib-bi 115, 12; hi-bi
103, 42 (perm.).
pn harränu Handelsreise, ina sanak har-ra-ni-Sü 115, 7.
■pn hurdsum Gold. idg. GUS KIN 81, 3. 4.
to
NptO tebitum Sä huräsim Goldring(?). idg. GU>§KIN.SUD(J).A.
97, 4.
H2t0 täbihum Schlächter, Scharfrichter (?). ina &a ta-bi-ha-tum
(,Stadt der Schlächter', Stadtname) 3, 11; tavirtum Sa-
tabihatum 3, 3. 11.
3110 täbum befriedigt sein, tu-ub (penn.) 5, 15; 8, 30; 13, 24;
II 1 befriedigen u-ti-[ib] 15, 4. idg. DUG ah = täb 62, 29;
DUG bu — tabu 70,1.7; 116, 20; AL.DUG täb (v.'Supplem.).
täbum adj. gut. ugarum t[a]-b[u]-u[m] 90, 1.
täbtum Salz." idg. MUN 106, I.
nnw tiliäte pl. unmittelbare Nähe, ixhat adv. hart angrenzend.
te-hi-at 8, 5; te-[hi-a]t 8, 4.
MnLU IGI.GAD.A ? 101, 1.
T iclum Lohn, i-di 107, 10; i-di-Su 107, 13.
QV umum Tag. um-mi-im 13, 25; 15, 13. id. UD passim.
p s imittum rechte Seite. Mma i-mi-it-tim 83, 22; idg. ZAG
65, 3.
II 1 u?supu Zinsen zahlen, u-za-ap 27, 2; idg, DÄH.TJE.
DAM 38, 2.
siptum Zinsen, idg. MÄS 27, 2. 8; 45, 10.
TOI 7sft sein, i.eli a) jemand obliegen; e-li-Su-nu i-Sil 14,21;
b) gegen jemand anhaben. mauiman mimma eliSii ul i-Su
17, 27.
“ity II 2 sich rechtfertigen (?) ü-te-Se-ir-Sü 103, 33 (doch vgl. pn).
misarum Gnadenerlaß. mi-Sä-ra-am 8, 19; 103, 7. 18 v. Sakänu.
78
V. Abhandlung: Schon*.
2
KA.S1.1G1 72, 2. Vielleicht Sitdtum ,Rest‘ nach Pick OLZ
XI, Sp. 317.
blC II 1 kullu umfassen, verfügen, kdza ü-ka-al eigenmächtig
benützen 95, 22; ü-ka-[al] 116, 16; ü-ka-al-lu 97, 18; resam
kullu verantwortlich sein, li-ki-il 103, 14.
CT kummu Wohnstätte, Gebäude, idg. E.NUN.NA 57, 2.
jT II 1 kunnu bestätigen, u-ki-in 103, 36. (Vielleicht ist auch
103, 33 ü-Ici-in-sü zu lesen im Sinne ,er hat ihn über
führt').
kinum haar, ummänum kinum 62, 21.
mukinnum Zeuge, mu-kin 71, 5; 72, 7; 80, 8; 91, 11; 99, 10.
muslcenum Freigelassener, sd mu-us-ki-ne-tim 103, 20.
T kima wie, entsprechend 7, 9; 17, 23 (?); 23, 16; 83, 22;
111, 9.
Iciäm also, ki-a-am 59, 9; 10.3, 11.
DUK KUM(?) 28, 17.
DT kisurn Geldbeutel, bares Vermögen, ana ki-si-Su-ma 15,
14; a-na ki-si-im 26, 2.
kalü verweigern, la ta-lca-la 32, 8 unverweigerlicli (?).
1» kanihum gesiegelte Urkunde, Quittung, Schuldschein, ka-
ni-i[k] 103, 40; 104, 7; ka-ni-ki-im 79, 3; ka-ni-ka-at
109, 1; ka-ni-ki-Su 85, 13; 86, 2; 98, 9; 115, 12; ka-ni-
ki-sil-nu 86, 10; 87, 12.
kunülcum Urkunde, hu-nu-kum 15, 16; idg. 1B.RU 82, 11.
kankum gesiegelt, gemünzt, kaspum ka-an-kum 71, 1; 72, 1;
73, 1.
S\DO kussüm Stuhl, idg. ^Gü.ZA 84, 16; 95, 16; 101, 9.
S"|DC kaspum Silber, Geld. idg. KÜ.BABBAR passim.
F|SC Jcippatu Fischnetz (?). lci-ih-ba-ti-sü-nu 110, 16.
“1JCC kisrum Mietzins, Lohn, ki-is-ri 31, 2. 9; 33, 6. 7 (C.); 35,
6. 8; 36, 5. 7. 10; 47, 6. 9. 11; 49, 6. 8; 51, 5. 8; ki-is-ri-
sü 33, 11 (C.); 49, 10 (T. 11); idg. KA.SAR 30, 7. 9 (C.);
34, 6; 78, 14; NAM.KA.SAR.SÜ 34, 5.
kasirum (kasrum ?) festgefügt (?). irsum ka-sir, kussüm ka-sir
95, 16.'
T kärum Wall, Mauer, idg. KAR 74, 12; 77, 10.
mr kirüm Garten, idg. ajS SAR 23, 1.
Altbabylonisclie Rechtsurkunden. II.
79
“UltD kaüddu a) kommen. ik-Sü-du-ma 6, 11; b) erreichen,
treffen, ik-sü-uz-zi-ma 59, 5.
kiSittum Treffen, Schlag, ki-si-it-ti ilim 59, 5.
fHW II 1 kuSsii folgen (?). ü-ka-ds-üd 15, 15.
kuttimmum Goldschmied, idg. KÜ.DIM 22, 23; 88, 6; 115, 14.
”in3 katdru einsammeln (zu den Toten), ilusa ik-te-ru-u-si
96, 13; ik-te-ru-ii-Si 101, 29. (Möglich wäre auch die Ab
leitung von spp abberufen.)
S
X 1 ? lä nicht, la 10, 17; 13, 26; la-a 6, 18; idg. NU passim.
libbum Herz. li-ba-Su (Nom.) 2, 2; li-ib-bi-sd 96, 15; li-
ba-sü-nu 5, 15; 8, 30; li-ib-ba-sii-nu 13, 24; 62, 29(?); li-
ba-sii-v, freiwillig (= ina libbisu vgl. Pick OLZ XI Sp. 172)
35, 23; idg. SAG. ÜAG.GA.A.NI. 13, 22; 22,11; 57, 14;
61, 22; 76, 18; 88, 17; 105, 26. &AG.GA.NI 16, 6; 63, 13.
libba inmitten, von. idg. &AG ta 34, 8; 86, 3 (?); 87, 2; 88, 1;
90, 11; 94, 4. 1,aLU &AG. GA ? Berufsname 68, 5. 6.
-ab labirum alt, früher, la-bi-ri-im 105, 3.
vzb labdSu sich kleiden, la-ab-sd-at 101, 2.
KU LUM ZA eine Art Gewand. 84, 8.
HSS lapdtu umrühren, einmachen (?). il-la-ap-tu 106, 5.
'■nalpatum Messer, idg. GlS LIS.TÜR 84, 26; 101, 12. Vgl.
Meißner SAI Nr. 5733.
8 3 pb lalfü nehmen, leihen, il-ki 82, 10; il-ku-ü (sing, relat.)
50, 14 (T.); 58,5.12; 75,7; 76,9; 103,6; il-hu-u-ma
61, 9; il-ki-a-am ma 103, 26; i-li(?)-ik-ku-ü (pl.) 112, 22;
I 2 il-te(?)-ku-nim-ma (pass.) 106, 4. idg. SU.TJ. SüBA.
AN.TI ilteki 27,6; 45,7; 67,4; 75,5; 85,12; 86,9;
87, 10; 97, 10; 98, 6 %
milkitum Anleihe, idg. SU.TI.A. 24, 2; 25,2; 32,'2; 52,2;
54, 4; 56, 6.
tapS (seum) liktatum gesammeltes, in Garben gelegtes Getreide.
üeum li-ik-ta-tum 42, 14 (T. 12).
Uttum Kuh. idg. ITT 84, 10;
Ö
-mä a) enld. Partikel der Betonung 95, 22; b) Konjunktion
am Ende des Verbums: nachdem, wenn (passim).
80
V. Abhandlung: Schon*.
“1X 0 J3 marum Kind, Sohn, ma-ri 51), 10; ma-ri-[nu] 17,22; ma-
ru-sa (pl.) 95, 23; ma-ri-hl-nu 17, 19; idg. DUMU passim.
vuirtum Tochter. ma-ar-ti-Sd 101, 30; idg. DUMU.SAL passim.
märätum Kindschaft, anci ma-ru-ti-sä 96, 5.
muirrum Leiter, idg. GAL.KIN.NA 79, 4; 99, 13.
"I3Ö I 2 sich ausgleichen, Übereinkommen, i-ta-am-ga-ru-ma 6, 12.
mitgurtum Übereinkunft, i-na mi-it-gu-ur-tim 103, 34.
"Hft madädu abmessen, ma-da-da-am 103, 36; ma-da-di-i[m]
68, 3; I 2 am-ta-da-ad 103, 39. idg. ÄG 42,10; 74, 13; 77,
11; 88,23; 89, 10; 90, 10; 94, 17.
S'Ü (?) maialtum Ruhelager, idg. GlS NA.ICI.NA 84, 15.
“inü mahdru empfangen, im-hu-ru (sing.) 82, 13; 86, 5; 87,5;
im-ku-ru-Su 91, 4; ma-hi-ir (perm.) 33, 12 (T.); 34, 10
(TO; 35, 12; 36, 12; 40, 9; 47, 12; 49, 12 (T.); 78, 14;
ma-ah-ra-at 31, 10; 33, 12 (C.); 34, 9; ma-ah-ru 73, 12;
110, 18; IV 1 im-mdh-ru 54, 8.
mahar vor. ma-ha-ar 15, 3; 60, 10; mah-ri-sü-nu 26, 25.
mahirum a) Geschäft. Mt ma-hi-ri-im 13, 4; 51, 1; ma-hi-ra-
tum 13, 10; b) Kaufpreis, idg. Kl.LAM 98, 8.
namhartum Besitz, Einkommen, nam-ha-ar-ti 69, 11; 91,13;
99, 12; 100, 3; 118, 7; nam-har-tim 99, 8.
mitharis in gleicher Weise, gleichmäßig, mi-it-ha-ri-is 28, 23;
44, 6; 62, 24; 83, 24.
Oö malü voll sein, ma-lu-u 84, 28; ma-li-a-at 101, 7; II 1
mullä ausstatten (vgl. hebr. p’jpn). ü-ma-lu-i[ü]-ma 17, 23.
mala soviel als. ma-la 23, 1; 47, 1; 49, 1; 83, 1. 3. 5. 7. 9. 11;
112, 1; mala libbiHa Herzenswunsch 96, 15.
ilSö maldhum Schiffer, idg. MA.LAH 110, 4.
|£) mamman irgendeiner, wer immer, ma-am-ma-an 101, 31;
ma-ma-an 17, 26.
viimmum Habe. mi-im-mu-Sä 95, 22.
mimma irgend etwas, mi-im-ma 17, 26; 26, 8; mi-im-ma Sum-Su
unter welchem Namen (Titel) immer 15, 11; mi-im-ma
annim all dieses 28, 18; 50, 12 (T. 11); 95, 17; 101, 13.
manüm Mine. idg. MA.NA passim.
NiJtÖ masü erlangen, erreichen, ma-si-a-at 96, 15.
marinum ? (irgendein Ding aus Leder). maSku ma-ri-nu-um 84, 9.
TO’ft mamhu messen (Getreide), im-sü-uh 103, 29; [am]-su-uh
103, 28; im-sü-hu 103, 22.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
81
'?mesekum geeichtes Maß(?). l >me-Ze-kum 40, 4; 81, 2; me-Ze-
ki-im 99, 9.
nü mutum Ehemann. mu-ti-Sd 20, 2. 8; 50, 7; 101, 22.
3
ndrum Fluß, Kanal, iclg. ID.DA passim.
nagürn Insellancl. na-gu-um 7, 2; 28, 3. 4; 62, 1. 4.
nagütum Inselland, na-gu-tum 74, 1; 94, 1.
I !T!3 nidütum Brachland, idg. KI.KAL 70, 17; 94, 2. 21;
KI.UD 70, 7. 10.
II i-Hl naditum Schatz (?). kima nci-di-tim 7, 9.
p3 nadänu gehen, schenken, id-di-nam 82, 8; id-di-nu (sing,
relat.) 115, 6; 116, 9; 118, 4; i-di-in-Su 17, 6; i-di-nu-Su
[-nu-ti-ma] 10,9; id-di-nu-si-im-ma 84,37; 101,17; ad-
di-im-ma 103, 17; ta-ad-di-na (Dual?) 103, 16; ni-id-di-
na-ak-kum 103, 13; Präs.: i-na-di-in 36, 27 b (C.); i-na-ad-
di-in-ma 115, 11; i-na-ad-di-in 67,8; a-na-ad-di-na-kum
103, 39; i-na-di-nu-Su 17,17; na-da-nam 58, 16; III 1 ein
Geschäft vermitteln ü-sä-ad-di-nu 91, 8; IV 1 in-na ad-nu
81, 5.
musaddinum Spediteur, Agent. mu-sd-ad-di-[nim] 69, 13; 80,
12. 13 (?).
nudunnu Mitgift, nu-du-un-ne e 84, 33; 101, 14; 119 Obv.
Kol. II, 36; Kol. III, 20. 22. 24.
rrn naviim Trift, Umgehung. Sippar ü na-vi-e-sü 72, 3.
p3 nünurn Fisch, nu-ni-e 110, 8; idg. HA 106, 2.
113 nazazu a) auftreten (vor Gericht) iz-zi-zu 60, 4; b) ein
stellen (eine Tür, einen Riegel) iz-za-zu (Präs.) 8, 3; idg.
GUB.BA 9, 3; c) aufkommen, einstehen für etwas i-za-az
(ai) 2, 11; 23, 13 (T.).
müzazum Wächter, mu-za-az abulle 59,14; idg. (?) MULU KÄ.GAL
93, 5. 9; 104, 4.
NI.GI Berufsname. 39, 7 (Tabl. 6).
1WLU NI.i§UR Berufsname. 93, 4; vgl. Meißner SAI Nr. 3677.
“Ü3 II 1 nukkuru ändern, ü-na-ka-ru 11, 21; 17, 31.
1^-3 (napiütum) pl. napsdte Nasenlöcher (? als Atmungsorgane).
1 sikil huräsim sa pa-ni na-ap-sa-ti-Sa (als Schmuck)
84, 4 (vgl. Jes. 3, 20 irs:n Ta ?).
Sitzungsber. d. phil.-liist. Kl. 160. Bd. 5. Al)h.
6
82
V. Abhandlung: Schorr.
“IltJ nasäru bewachen, i-na-sa-ar 23, 11.
“ipj nakäru abbrechen, in Abschlag bringen (Auslagen), mu-
nahtasu i-na-ga-ar 35, 22 (T. i-na-ka-[ar] 22. 24).
nasü liberbringen, ana na-a§-si (Partie.) 87, 12; na-Si
85, 13; 98, 9; na-ds 86, 10; I 3 erhalten, pflegen, it-ta-na-
as-Si-Si 96, 11; it-ta-na-ds-si-i-si 101, 27.
niSum Schwur, ni-is 6, 14; 15, 9. idg. MTJ passim.
(pisan) nusahum. ? G1MAL nu-sa-hu-um 84, 17.
NER ? (Sepum?) 24,4; 32,9; 102,4; 104,14; 106,6. (Das
Idg. scheint das sonstige mu-lcin ,Zeuge' zu vertreten.)
D
plD sühuni Straße, Gasse, su-ki-im 13, 3; idg. SIL 22, 2;
65, 3; SIL akvtim Neujahrsfeststraße 82, 18; idg. E.SIR.
NAM. E.SIR TAB.BA = sük irbitti ,die vier Straßen,
d. h. die vier Weltrichtungen'. S. auch rebitum.
"IflD suhärum Agent, Sachwalter (Prokurist), zu-ha-rum 103,
2. 8. 28.
“■QD siklcürum Türverschluß, Riegel, idg. GlS [SAK] .IWL 8, 3;
BIS SAK.KUL 9, 3.
SAL.ME il 3ama$ Jungfrau des Samas. Berufsname einer Klasse
von Priesterinnen (passim).
plD sanäku kommen, ana dajänim is-ni-ku-ma 59, 6.
sanäkum Rückkehr, Reiseabschluß, sa na-ak harränisu 115,7;
sa-an-lfum 92, 8.
£
HIE püh adv. (eingetauscht) für. pu-uli 50, 6; pühtum pl. pü-
häte Tausch, ana pu-uli-tim 64, 2; a-na pu-ha-ti-Sü 65,
6; ana pu (?)-ha 65, 10.
Mia (?) pittum Frontseite, idg. SAK passim (als Bestimmung
der Lage).
puhddum Lamm, Zicklein, idg. BJJIIAD 80, 1.
nn£ pihätum Verwaltungsabteilung, Departement, idg. &A.&U
40, 6; 85, 4; 86, 4; 87, 3. (Vgl. oben S. 45, Anm. d.)
nn£ pihatum Schaden, Beschädigung, ana bi-ha-at kirim
23^ 12.
“ItOS patdru lösen, loskaufen. Mt a-bi-Sü ip-tu-ur 37, 9.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
83
■’S pum Mund, Mündung, Eingang, bi-e 15, 6; bi-i närim 83,
2; bi-i . . . alirn 76, 1.
“[bß paldlcu abgrenzen, pa-la-ka-am 11, 20.
rUÖ pänum Front, adv. vor. pa-ni 81, 4.
pisannum Behältnis, Etui. idg. Gl.MAL 10, 5 (?); 81, 16. 17.
18. 19; 103, 41.
npö paltädu liefern, i-pa-ki-id 31, 13 (T. 14); 35, 17; 36, 17
(T. 14); 12, 13 (0.); i-padä-zi 30, 14 (T. 12)..
pikittum Versorgung, Erhaltung, bi-ki-it-tam 31, 13 (T.).
"Ipa reklamieren, klagen, i-ba-ag-ga-ru-Si 116, 21; ana ba-gar
eklirn 2, 10.
ma pirihhu Blütenbündel (?). bi-ri-ih-hu sümim 103, 1.
parakkum Göttergemach, idg. GAE ZA (PA.AN) 97, 2.
0*12 pirsum halbe Mine (Gewicht). K[I.L]AL bi-ir-si-im 109, 4.
parsigum Kopfbinde, idg. KU BAR.SL 81, 7; 101, 2.
K 3 ri2 pitü offen, idg. HAL (?). GL.MAL.HAL offenes (?) Etui,
vgl. Meißner SAI Nr. 4851.
pitüm Pförtner, idg. NI.GAB 90, 15. 16. NI.GAB KA E.GI.A
pitü bäh kalldte ,Pförtner des Harems' 90, 14.
X
JK,at senum Schaf, Kleinvieh, idgAU.LU SUN 81,11; ’U SÜN 79, 1.
"INgSt sirum Steppenland, si-ri 113,3; idg. AN NER 28,1.
l"Q5t sabätu packen, vor Gericht laden, i-sa-ba-at 7, 7; is-sa-
[baj-at-ma I 2 (Impf.) 26, 3.
sibittum Besitztum, si-bi-it 119 Obv. Kol. III, 11. 14.
subdtum Kleid, idg. KU 81, 7; als Determinativ öfter; ana
KU (?) 100, 2.
'"inst sihrum klein, jung. idg. TUE 81, 26; INR.RA 81, 29;
116, 2. 4.
(simittum) pl. simdäte Vorschrift, Gesetz, kima ?im-da-at
Sarrirn 111, 9.
sarpu geläutert, kaspum sa-ar-pu 27, 1.
. P
^i2p sprechen, sagen, ik-bi 59,9; ik-bu (sing.) 59,7; [ik]-
bu-Sum 58, 17; ik-bu-ü 103, 11. 15; i-ga-bi-ma 17, 12; iJc-
[ta-]bi 36, 26 b (C.); ik-ta-bü-ü (sing.) 35,21; ana kabi
im Aufträge, a-na ga-bi-e 61, 10; 103, 4; 110, 5.
Sitzungslier. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 5. Abli. 7
84 V. Abhandlung: Schorr.
IpHp kakkadum Haupt, idg. rikis SAK du = kakkadu 84, 24.
bip kälu blicken (?). gu-ul-li-im-ma 110, 10.
Ppp kepn zinsenfrei darleiben, ana ki-ip-tim zum Verborgen
103, 6. 17.
K,Öp Vernum Meid. idg. KU.DA 39, 13 (T.); 42, 12 (T. 11).
2“1p karäbu darbringen, ik-ri-bu 66, 4.
np(?) kätum Hand, ina ga-ti 66, 6; 79, 6; 82, 12; g[a]-az-za
116, 16; ga-az-za-ma 95, 22 (v. kälu); ina ga-ti-sü-nu-ma
65, 9.
“1
2X 3 “1 rebitum Platz, breite Straße, ri-bi-tum 13, 7. 11; idg.
SIL.DAM AL.(LA) 22, 6; 76, 6; 88, 5; 95, 5; 105, 10.
resum, restum a) Anfang, b) Angabe (des Mietzinses).
ri-is 107, 8; ri-es 31, 9; 47, 11 (C.); ri-eS-ti 35, 11; 36, 10;
ri-is-ti 49, 11 (T.); i-na ri-es-ti-sü 35, 14; 36, 14 (T. 11);
ri-is (is)-ti 33, 10 (C.). c) Haupt ri-sd-am kälu 103, 14
verantwortlich sein (wörtl. das Haupt erheben); idg. SAK.
SAK.NITAH.E = res varde bltim Hauptdiener 93, 16.
rabü groß vgl. zikäti.
pm räbisum Aufseher, Wächter, ra-bi-is eldim, 3, 9.
23“I II 1 ruggubu bedachen, bitum la ru-ug-gu-bu 105, 1.
ragämu Klage erheben (mit Acc. oder ana der Person und
ana oder assum der Sache), ir-gu-um-ma 58, 8; 60, 3;
ir-gu-mu-ma 6,9; i-ra-ga-am 10,17; 58,20; 60,14; e-ra-
ga-am 15,8. 12; i-ra-gu-um 62,30; i-ra-ga-mu (pl.) 6, 18;
i-ra-ag-ga-m[u] 96,24; e-ra-ga-mu 13,26; i-ra-ga-mu-s[um]
50, 15 (T.); i-ra-gu-um-H 101,31; i-ra-ag-gu-mu-si 95,31.
idg. INIM.MAL.MAL. INIM.NU.UM.MAL.MAL.A ul ira-
gam/ü 5, 18; 11, 17; 12, 12; 14, 17; 20, 9; 22, 14; 57, 17;
61, 24; 63, 16. I.NU.MAL.MAL.A 43, 15; 59, 16; 88, 20;
105, 28; 108, 3. rugummÜm Klage, ru-gu-mu 2, 10.
nm (?) tirhätum Kaufpreis (bei Brautwerbung), Brautgabe.
te-ir-ha-az-za 84, 40; 101, 20.
2 , “1 ribu ersetzen, i-ri-bu 68, 9 (?).
I 22“l (?) rukbum Speicher (?), Scheune (?). ru-uk-ba-am 33,1.
II 22“l i; narkabtum, Wagen, idg. aiS MAR.GID.DA 28, 16; 55,4.
D2"l rakäsu sich verpflichten, vereinbaren, ra-ak-su-ma 84, 41;
101, 21; (rikistum) pl. riksäte Verbindlichkeit, Vertrag.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
85
ri-ik-[sa]-ti-Sü 116, 22. riksum Binde, idg. SAK(?).
SAK.DU rikis kaklcadim 101, 10.
PI ramänum Selbstheit. a-na ra-ma-ni-sü italak 17, 24 er ge
hört sich selbst, ist frei von Verpflichtung; sä ra-ma-ni-Sd
si-i 96, 14.
pB*l rapäku umgraben, pflügen, kiräm i-ra-bi-ik 23, 9.
(ripiktum) pl. ripkäte Umgrabung, ri-ib-ga-ti 23, 14.
tt?
sd- a) welcher, passim, b) Genetivpartikel, gehörig jemandem,
passim, vgl. sd ramänisa 96, 14. c) lastend auf jmd. Sa
X. 97, 16. 20. d) daß (ob?) konj., damit 2, 8; 36, 25 (C.).
XU? seum Getreide, se-um 103, 13; Se-am 38, 10; 62, 23; 83,
23; 85,14; 98, 10; 103, 16. 20. 27. 39. idg. gE.PAD 113, 1.
Vgl. Meißner SAI Nr. 5495.
“IX,?!? sirum (Stück) Fleisch, idg. UZU 30, 13 (T. 11); 36, 16;
39, 13 (T. 11); 42, 12 (T. 11); Sir Saliim Schweinefleisch
UZU.SAH 21, 5; 34, 10 (T. 11).
“QU? sibirrum Stab. Si-bi-ir-rum 50, 11 (T. 10 Si-bi-rum).
“Hw’ sadädu eggen, i-sa-ad-da-du-ma 83, 21; 94, 15.
(varah) Sanddtum (*Saddütum) Erntemonat, ina sä-an-du-tim
27, 7; varah sä-an-du-tim. 45, 9.
Siddum Langseite, idg. U/S 60, 6.
li?Hl? (?) susSum ein Sechstel. Sii-Si 54, 6.
Xjlll? süma er selbst, su-ma 26, 7; 59, 9; 103. 37; pl. Su-nu-ma
103, 12; Suati dieser, Su-a-ti (acc.) 103, 31.
Dill? sümum Zwiebel, Knoblauch, idg. SUM.SAE 102, 2.
“1111? savirum, Sevirum a) Ring b) Privatvermögen. S[a]-vi-ri-S[d]
13, 16; i-na Sd-me-ri-Sd 43, 9; idg. HAR. ina HAR kas-
pisa iSäm 57,11; 61,18; 105, 21; 1IAR.SÜ 85, 5; aian HAR.
SÜ.GU 62, 22; 84, 13; 95, 14; 101, 4; “ tan HARJO.SE
84, 14; 95, 14; 101, 5.
Sahüm Schwein, idg. SAH v. sirum.
*11011? Satäru schreiben, ausfertigen, is-tu-ru 15, 17; Sa-at-ru
105, 4.
X'li? Si sie (f. sing.). Si-i 96, 14; 101, 30; pl. sinäti. Si-na-ti
110, 15.
D’H? sibum a) Zeuge. Si-bu (pl.) 26, 24; b) priesterlicher
Berufsname idg. SÜ.GI 95, 19. 21; 101, 14 vgl. Meißner
86
Y. Abhandlung: Schon-.
SAI Nr. 5122. Möglich ist auch die Lesung sugüm vgl.
Delitzsch HWB s. v.
I D'ü Simu kaufen. Impf.: i-sa-mu 6, 7; 8, 8; 37, 6; 46, 9. 24;
50, 9; 70, 16. 27. 45; 76, 4; 105, 17; 119 Obv. Kol. II,
10. 19. 47; Kol. III, 6. 27. 31; i-sd-am 1, 11; 2, 1; 8, 21;
i-Sd-a-mu 105, 8. Präs, i-se-mu-ma (= isimmu-ma) 68, 9;
idg. 3ÄM. IN.3I.3Am. 3, 15; 4, 8; 5, 10; 11, 10; 16, 4;
18, 7; 43, 10; [IN.SIJ.EN.3AM 9, 13.
simum Kaufpreis, si-irn 2, 1; 5, 13; 8, 29; si-mi-Sü 8, 21;
13, 23. idg. 3äM. SAM.TIL.LA.NI.3U ana Simisu gam-
rim 3, 16; 5, 11; 6, 8; 9, 13.
simtum Kaufbesitz. si-ma-at 50, 7; 78, 2.
II D'ü (simtum) pl. simdte Schicksal, Bestimmung, ana Si-ma-
ti-sd 58, 6.
summa gesetzt daß, wenn, sum-ma 36, 24 (C.).
“pü siklcatum Salbflaschen, idg. lcar v at 3AKAN 84, 21; 101, 7.
pü sakdnu. a) pdni §. das Antlitz richten, is-lcu-un 96, 8;
b) mänahtam s. Kosten legen, is-ku-nu 83, 25; i-Sd-ka-nu
35,19; c) ana märütim s. in Kindschaft setzen (annehmen).
is-ku~nu-§i 96, 5; d) duppam SI.BI §. eine Urkunde
erlegen, Uberschuß erlegen. SI.BI is-lcu-un 76, 16; 88,
16; duppam i-s[a-ka-]nu 65, 8; e) misaram §. einen
Gnadenakt erlassen (vom König), is-lcu-nu (sing.) 8, 18;
103, 7; is-ta-lca-an 103, 18; f) kirdm s. einen Garten in
standsetzen. a-na sd-lii-nu-tim 23, 7.
Sakkanahkum Machthaber, Statthalter, idg. NEU.ARAD 57,
24; 59, ßev. 3 (C.); 69, 4. 10; 80, 6;
•"Dty Sikarum Dattelwein. idg. BI 30, 13 (T. 11); 34, 11 (T.
12); 36, 13 (T.).
irbw salsu, Salus, salustum ein Drittel, ana Sa-lu-us 42, 6
(T.); 53, 5 (C.); sd-lu-us-ta-su 42, 8 (T.); 53, 7 (C.). idg.
IGI III GAL 42, 6. 8 (C.); 53, 5 (T.).
Dü sumum Name, sum-su 15, 11; idg. MU.BI—sumsu 93, 1;
assum (— ana sum) wegen, v. ana.
bXilüü sumelum linke Seite, kima imittim il sü-me-lim 83, 22.
samnum Öl. idg. NI.GlS 21, 3; 32, 1; 84, 20; 97, 2; 101,
7; samnum reStüm feinstes Öl. idg. ATJ.SAÄT 24,1; 25,1;
samnum tdbum gutes Öl. idg. NI.DUG.GA 84, 21.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
87
samassammum Sesam, idg. SE.GTS.NI 115 ; 3. 9.
Sangiim Priester, idg. iSlD passim.
sinnuni ? Int si-in-ni 95, 1.
HDtr sasü anrufen, appellieren, i-Sa-si 36, 27 (C.).
sipätum, Wolle 91, 2 (?); 114, 1.
Sapäku aufschütten (Getreide), §a-ap-ku (Perm.) 103, 22.
naspaltum Speicher, idg. [E?].NI.DUB 75, 7.
“lÖiy säpirum Geschäftsführer, Sekretär, sa-bi-ir Sippar 60, 11.
bptr Salcdlu wägen, zahlen, is-ku-ul 8, 22; 119, 19; i-Sd-ga-al
51, 13 (T.); lu-us-ku-la-lcu 32, 6—7; sd-ak-lu (Perm.)
114,4. idg. LAL. IN.NA.AN.LAL iskul 11, 12; 12, 8;
14, 14; 20, 5; 22, 10; 43, 11; 57, 13; 61, 21; 63, 12; 76,
14; 88, 15; 105, 24. NI.LAL.E Üakal 35, 10; 36, 9; 47,
10; 49, 10; 51, 10. 13.
lukultum Gewicht, idg. KI.LAL 84, 5. 6; 95, 13.
surinnum Panier (Ort des Schwures am Tempel), i-na su-ri-
ni-[im] 10, 10. idg. DING,n fiÜ(?). NIR 103, 32. Ygl. AR I
S. 81 (oben) il Sa-sa-rum.
“lü larrum König, sar-rum 68, 9; 78, 3; 103, 7. 18; Sar-ri-im
10, 8; 61, 10; 111, 9; idg. LUG AL passim.
§it(a)tum Restbetrag, si-ta-at 99, 5. Vgl. Pick OLZ XI Sp. 316.
mastitum ? ma-as-ti(?)-it 56, 8.
n
natbakum Speicher (v. naSpakum). na-at-ba-ak 99, 11;
104, 12.
Tin täru zurückkehren, anfechten (ein Urteil, einen Vertrag).
[i-]ta-nr-ma 58, 18; i-tu-ru 6, 9 (Impf.); (Präs.) 2, 9;
13, 26; 15, 5. idg. GL NUMUUN.GI.GL.DAMul itär 2, 6;
4, 12; 8, 25; 9, 18; 16, 8.
II 1 turru rückerstatten, u-te-ir-ru (Impf.) 78,6; u-te-ra-am
(Präs.) 55,5; u-ta-ar 75,8; u-te-ir-ru Au (Präs.) 103, 19;
tu-ur-ru (Perm.) 84, 42; 101, 23.
tavirtum Umgebung, Weichbild, i-na ta-vi-ir-tim 14, 2; i-na
ta-vi-ir-tum 3, 2.
'”lün tamii schwören, it-ma (Sing, fern.) 7, 14; 17, 29; it-ma-a
(pl. fern.) 4,14; it-mu-u (pl.) 2,8; 8,27; 14,19; 15,10;
20,13; 28,25; 37,15; 43,18; 50,18(T.); 57,19; 58,22;
88
V. Abhandlung: Schorr.
59 Rev. 2; 60,17; 62, 32; 63,18; 65, 12; idg. 1N.PÄD
IN.PAD.DE.ES itmü/d 1, 15; 3, 24; 6, 16; 9, 21; 22,16;
76, 21; 105, 30. IN.PAD.E& 5, 19; IN.PAD.DE^M
16, 10; IN.PAD.DE.E.MES 108, 6.
tamkarum Händler, Kaufmann, idg. DAM.KAR 85, 5. 8.
nsn tappütum Genossenschaft, Kompagnie, idg. TAB.BA 94,
12; 97, 9; 112, 6.
ta-pu ? 84, 24.
ad X.
Supplement.
ebürum Ernte, idg. EBUR. UD.EBUR.SU ina (and)
um ebürim 74, 10; 77. 7; 83, 21; 89, 7; 90, 9; 94, 14;
112, 12.
avätum Vertrag, idg. KA(INIM). INIM.BI avdzu 2, 4;
3. 20; 5, 16; 8, 24; 9, 16; 12, 10; 13, 21; 16, 6; 20,7;
22, 12; 57, 15; 61, 23; 76, 17; 88, 18; 105, 26; 108, 1;
INIM.BI-Sü 43, 13.
ad ".
zermasitum Berufsname einer Klasse von Priesterinnen. idg.
NU.MA& 6, 5; 8, 13; 84, 34.
ad 10.
2110 idg. AL.DUG täb 2, 4; 3, 20; 11, 14; 22, 11; 57, 14;
76, 18; NI.DUG 13, 22; 16, 6; 61, 22; 63, 13; 105, 26.
ad 2.
paHäSu salben. päHsum Berufsname einer Klasse von
Priestern, idg. UH.ME 76, 29; 112, 25; UH.ME.ZU. AB
päiis apsim 76, 28. 30. 31. 32. 33; 104, 5; 108, 7. 8;
112, 24.
ad ?y.
D 1 'iy Simu kaufen, idg. IN.iSl.IN.SÄM i§äm 12, 6; 14, 12;
20, 3; 57, 11; 61, 18; 63, 10; 76, 13; 88, 14; 105, 22.
SÄM.TIL.LA.BI.SÜ 4, 8; 11, 11; 12, 7; 13, 18; 14, 13; 16,
4; 18, 8; 20, 4; 43, 11; 57, 12; 61, 19; 63, 11; 76, 13;
88, 14; 105, 23.
sakdlu wägen, idg. IN.NA.LAL Rkul 3, 18; 4, 9; 5, 12;
9, 14; 13, 19 (?); 16, 5.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
89
Urkundenregister. 1
Nr.
1. Feidkauf (S t).
2. Feldkauf (S 2). [Reklama
tionsklausel Z. 10—11.]
3. Feldkauf'. [V 3 + 3 /is GAN.
Preis 3 l / 8 Mine.]
4. Feldkauf.
5. Feldkauf.
6. Prozeßausgleicli [Anfech
tung wegen Sklaven
kauf] (S 3).
7. Gerichtsurteil über Eigen
tumsstreit (S 4).
8. Hauskauf (S 5).
9. Hauskauf.
10. Prozeß (S 6).
11. Feldkauf.
12. Feldkauf.
13. Hauskauf (S 7).
14. Feldkauf (S 8). [Abgren
zungsklausel Z. 20—21],
15. Sozietätsauflösung ? (S 9).
16. Feldkauf (Fragment).
17. Adoption (R XII).
18. Sklavenkauf (R I).
19. Zerstört. Unbestimmbar.
20. ?-Kauf.
21. Empfangsquittung über
Getreide, Ol, Schweine
fleisch.
Nr.
22. Hauskauf. [Unbebauter
Grund 4 SAR. Preis
10(?) Sekeh]
23. Gartenpacht (S 10). [Klau
seln Uber Bewachung,
Beschädigung und Aus
lagen.]
24. Quittung über kreditweise
empfangenes Öl.
25. Quittung über kreditweise
empfangenes Öl.
26. Reklamationsprozeß
(Sil).
27. Gelddarlehen (S 12).
28. Erbteilung (R XIV).
29. Rechnung(Arbeitslöhne?).
30. Hausmiete (S 13). [Miet
zins jährlich 5 Sekeh]
31. Hausmiete. [Mietzins 2 Se-
kel jährlich.]
32. Quittung über kreditweise
empfangenes Öl.
33. Scheune (?) miete (R VIII).
[Jährlicher Mietzins 1 / 2
Sekel 15 Se.]
34. Hausmiete (S 14). [Miet
zins 3 Sekel jährlich.]
35. Hausmiete (R VII). [Miet
zins 3 Sekel jährlich.]
1 Das Register umfaßt alle 119 Urkunden nach der von Ranke ge
botenen Numerierung. Davon wurden 19 von Ranke in der Einleitung seines
Werkes, 46 von mir bearbeitet. Auf diese Bearbeitung wird an den be
treffenden Stellen in Klammern ( ) verwiesen, wobei zur besseren Übersicht
bei Ranke (= R) römische, bei Schorr (= S) arabische Ziffern angewendet
sind. Eine Gruppierung der Urkunden nach Materien bietet Ranke in der
Einleitung S. 14—15; einen chronologischen Index auf S. 65—77.
90
V. Abhandlung: Schorr.
Nr.
36. Hausmiete (SAKAS. 100).
[Mietzins 3 Sek el jährlich.
Klausel über Reparatur-
auslagen Z. 24—27.]
37. Hausloskauf [Retrakt]
(R III). [V, SAR. Preis
1 Mine.]
38. Getreidedarlehen (R X).
39. Feldpacht (S 15). [Pacht
zins 15 GUR von 1 GAN].
40. Quittung über geborgte
Tempelgeräte.
41. Rechnung.
42. Feld-Teilpacht (S 16).
43. Hauskauf.
44. Unbestimmbar (zerstört).
45. Gelddarlehen (S 17).
46. Feldkauf (2 Verträge).
47. Hausmiete (S 18). Miet
zins 6 / 6 Sekel jährlich.]
48. Sklavenmiete. [Fragment.]
49. Hausmiete (S 19). [Miet
zins 2 / 3 Sekel jährlich.)
50. Erbteilung (S 20).
51. Geschäftslokalmiete(S21).
[Mietzins l 1 / c Sekel jähr
lich.]
52. Quittung über kreditweise
empfangenes Getreide.
53. Feld-Teilpacht (S 22).
54. Quittung über kreditweise
empfangenes Getreide.
55. Quittung über geborgten
Wagen. (R XVII).
56. Rechnung (?).
57. Hauskauf. (2 SAR erbautes
Haus + 1 SAR E.NU.N
NA. Preis */ 2 Mine.]
Nr.
58. Adoptionsprozeß ? (S 23).
59. Ehescheidung und Erb
schaftsverzicht (S AKA
Seite 97).
60. Gerichtsurteil über Haus
mauerstreit (R XV).
61. Feldkauf.
62. Erbteilung (S 24).
63. Hauskauf. [Preis 10 Sekel.]
64. Getreidedarlehen (gegen
Tausch).
65. Häusertausch (S 25).
66. Quittung über Spende für
den Samastempel.
67. Gelddarlehen aus der Tem
pelkasse (R IX).
68. Unbestimmbar.
69. Quittung (?).
70. Register über drei Feld
kaufverträge.
71. Quittung über Lehensab
gabe (?).
72. Dasselbe (?)
73. Dasselbe (?).
74. Feldpacht (S 26). [Pacht
zins für x / 2 GAN 4 GUR
Getreide],
75. Getreidedarlehen (S 27).
76. Hauskauf (S 28). [1 SAR
Haus. — Preis 10 Sekel ;
x / 2 Sekel Überschuß.]
77. Feldpacht (S 29). [Pacht
zins für je 1 / 18 GAN
4 GUR Getreide.]
78. Hausmiete (S 30). [Miet
zins 3 Sekel halbjährlich.]
79. Quittung über empfangene
Opfertiere.
Altbabylonische Rechtsurkunden. II.
91
Nr.
80. Quittung über empfangene
Lämmer für Kultzere
monien.
81. Quittung über Getreide
empfang.
82. Quittung (?) über Geld
empfang.
83. Feldpacht-Kompagnie (S
31). [Klausel über Aus
lagen Z. 25.]
84. Mitgiftsvertrag (R XI).
[Klausel über Rücker
stattung des Brautpreises
und Erbrecht der Kinder
Z. 40-43.]
85. Hofdarlehen (R XYI).
[Geld.]
86. Hofdarlehen (S 32). [Ge
treide.]
87. Hofdarlehen (S 33).
[Geld.]
88. Hauskauf (S 34). [Größe
Vs SAR. Preis 3V S Se-
kel; Überschuß 1 / 6 Se-
keh]
89. Feldpacht (S 35). [Pacht
zins von 1 GAX 6 GUR
Getreide.]
90. Feldpacht (R V). [Pacht
zins wie Nr. 89.]
91. Tempelquittung über Geld
empfang für kommis
sionsweise gelieferte
Wolle.
92. Rechnung.
93. Zahlenverzeichnis betref
fend verschiedene Per
sonen (R XIX).
Nr.
94. Feldpacht (S 36). [Pacht
zins für 1 GAN Ahren
feld 8 GUR Getreide;
Klausel über Pachtnutz-
nießung und Zinspflicht
termin für Ödland Z. 21
—24.]
95. Schenkung des Gatten an
die Gattin (S AKA Seite
94).
96. Freilassung einer Sklavin
samt Brustkind gegen
Pflegepflicht (R XIII).
97. Kommendavertrag (S 37).
98. Getreidedarlehen (S 38).
99. Quittung ?.
100. Quittung ?.
101. Mitgiftsvertrag (S AKA
Seite 89).
102. Quittung über Empfang
von Knoblauch.
103. Gerichtsprotokoll in Sa
chen von Getreidedar
lehen (S 39).
104. Quittung über geliefertes
Getreide.
105. Hauskauf (R II). [Größe
1 1 / g SAR. Kaufpreis
17 Sekel. Überschuß
V. S.].
106. Quittung über Salzliefe
rung.
107. Arbeitermiete (R IV).
[Monatlicher Lohn x / 4 Se
kel. Klausel über Flucht
Z. 11—12.]
108. Fragment eines Kaufver
trages (Schlußzeilen).
92 V. Abhandlung: Schorr. Altbabylonische Kechtsurkuuden. II.
Nr.
109. Notiz über 13 Siegelzylin
der (oder Urkunden).
110. Miete (?) von Booten und
Fischnetz.
111. Lohnvorschuß für Ernte
arbeit (S 40).
112. Feldpacht-Kompagnie (R
VI).
113. Quittung (?).
114. Quittung Uber abgewogene
Wolle.
Nr.
115. Quittung über kommis
sionsweise empfangenes
Geld (S AKA Seite 89).
116. Schenkung des Gatten an
die Gattin (S 41).
117. Rechnung.
118. Quittung über empfangene
V ögel für Kultzeremonien
(R XVIII).
119. Register über einige Feld
kaufverträge.
VI. Abli.: Sehönbach. Mitteil, aus altd. Handschriften. X. 1
VI.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften.
Von
Anton E. Sehönbach,
wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Zehntes Stück:
Die Regensburger Klarissenregel.
(Vorgelegt in der Sitzung am 1. April 1908.)
Anfang Dezember 1907 überraschte mich Herr Professor
Dr. Josef Endres am kgl. Lyzeum zu Regensburg durch die
Mitteilung, es sei eine alte Handschrift der deutschen Klarissen
regel im dortigen Klarissenkloster vorhanden, und erwirkte auf
meine Bitte bei der hochwürdigen Frau Äbtissin Maria Eugenia
Nentwig die Erlaubnis, daß dieses wertvolle Pergament mir
zur bequemsten Benutzung nach Graz dargeliehen wurde;
dafür spreche ich auch auf diesem Wege meinen aufrichtigen
Dank aus.
Die seltene Überlieferung war genaueren Untersuchens
wert und es ließen sich ihr Aussagen abgewinnen, die nicht
bloß das Entstehen des Denkmales in helles Licht setzen, son
dern auch für die Geschichte der Einführung rhythmischer
Formen in die altdeutsche Prosa ein nicht unwichtiges Zeugnis
darbieten.
Die Beigabe, aus einer Handschrift der kaiserlichen Hof
bibliothek zu Wien geschöpft, wird, abgesehen davon, daß sie
ein Kapitel der Klarissenregel praktisch erläutert und uns in
die Formen eines weltfremden Gottesdienstes Einblick gewährt,
auch durch die Lautgebung ihrer groben Mundart Interesse
wecken.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 6. Abk.
1
2
VI. Abhandlung: Sehönbach.
Die Handschrift ist in einen Pergamentumsehlag eingenälit,
der aus zwei zusammengeklebten Blättern hergestellt wurde,
die aus einem Missale geschnitten waren, und zwar Stücke,
die den Gottesdienst für Karfreitag und Karsamstag enthalten,
Schrift aus dem 13. Jh. In dem Umschlag findet sich eine
Schnur befestigt, die an ihrem Ende ein messingenes Ringlein
trägt, mittels dessen sie, an ein nicht mehr vorhandenes Häk
chen gehängt, das Ganze beschließen sollte. Der Umschlag
enthält 29 Blätter, davon 25 Pergament, 4 Papier. Die Per
gamentblätter verteilen sich auf einen Senio, einen Quaternio
und einen Ternio, dessen letztes Blatt weggeschnitten ist. Von
den Papierblättern ist nur 26“ beschrieben im 16. Jh., 26 b —29 b
sind leer. Auf der Seite stehen je 21 Zeilen, für die Tinten
linien vorgezogen und durch vertikale Striche eingerahmt sind.
Die Schrift macht auf den ersten Blick den Eindruck, als oh
sie noch aus der Frühzeit des 13. Jhs. stammte, zumal sie
manche Buchstaben mit dem Duktus des 12. Jhs. aufweist;
wie sie sich dann auf den letzten Blättern entfaltet, muß sie
aber in die zweite Hälfte des 13. Jhs., ja gegen dessen Ende
hin gesetzt werden. Vor jedem Kapitel steht eine rote Über
schrift und es beginnt mit einer roten (vorgezeichneten) Initiale;
diese Arbeit hat ein anderer, dem Anscheine nach jüngerer
Schreiber besorgt, dessen Lautbezeichnung sich von der des
Textes unterscheidet. Dieser stammt von einer einzigen Hand,
die sich einer schwarzgrauen Tinte bediente. Korrekturen sind
mit brauner Tinte im 14. Jh. eingetragen worden, etliche Be
merkungen dann im 15. Jh., wie denn die ganze Handschrift
die deutlichsten Spuren sehr langen und starken Gebrauches
aufzeigt. Das 5. Blatt trägt den Rest einer Schnur, die wegen
der Anweisung zum gemeinsamen Gebet das Aufschlagen er
leichtern sollte, ebenso Blatt 22 mit Rücksicht auf die Mit'
teilungen über den Visitator und sein Amt. Die Schrift ver
wendet nur ganz wenige und die gebräuchlichsten Abkürzungen,
einige Male ist es vergessen worden, bei Vokalen Querstriche ~
= n überzusetzen. Der Anfang jedes Satzes wird dtirch einen
großen Buchstaben gekennzeichnet, der rot durchzogen ist,
dasselbe Mittel markiert Worte (Titel, Würden u. dgl.), die her-
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften X.
3
vorgehoben werden sollen. Als Interpunktionszeichen dient
sonst nur der Punkt, dieser jedoch wird mit solcher Sorgfalt
angewendet, daß ich mich zuletzt entschlossen habe, ihn ohne
Rücksicht auf die Bequemlichkeit der Leser beim Abdruck
beizubehalten: bei unserer geringen Kenntnis der mittelalter
lichen Weise, die Kola deutscher Sätze zu interpungieren, steckt
in der genauen Wiedergabe der Interpunktion guter Hand
schriften alter Prosa ein wissenschaftliches Interesse. Die Ka
pitel habe ich mit arabischen Ziffern gezählt.
(l a ) Hie hebet ane diu regel der suestern sancte
Clären Ordens.
1.
Alle die daz leben der swester sancte Clären an sich
wollent nemen. die suln dise. d. des lebenes. und der zuhte
behalten, also daz si leben in gehorsam ane eigenschaft und
in kuscheit. und ze aller zit under dem slozze.
2. (W)ie die suestern suln beliben beslozen.
Alle die professe in disem leben sint. die sint dar zu ge
bunden vesteclichen ze belibenne inrehalp dem umbegange der
mure diu da geordent ist ze dem inwendigem slozze des closters.
ez geschehe denne ein sogetan not. als des fiures oder der
viende. oder etewaz semlicher not. daz si niht stat mohten
haben, ze erwerbenne Urlaub uz ze gane. In sogetaner geschiet
mugen die swester ze einer gevelleger stat da si so ez mit
fugen meist mag geschehen, sulen beslozzen sein biz sie des
closters beraten werdent. und ane sölich offenbere not so enist
o ?
in niht müzelich (l b ) uz zegenne ze keiner zit. sie suln danne
von dem gewalt oder von dem gebot des Cardinales dem dirre
orden von dem Babest ist bevolhen. ze etelicher stat werden
gesant. da sie pflanzen den selben orden oder wider bringen
3 in Clären ist C rot durchzogen. 13 vrlavb vz auf Rasur.
14 Die letzten Zeilen der Seite waren schon früh abgeriehen, worauf eine An
zahl von Worten mit brauner Tinte nachgezogen wurden. 17 genen.
13 Die Anfangsbuchstaben von Cardinal und Babest werden in der Hs. immer
rot durchzogen.
1*
5
10
16
20
5
10
15
20
25
30
4 VI. Abhandlung: Schönbach.
etelich closter des selben lebenes. oder durch sache der meister-
schaft. oder der bezzerunge. oder durch daz. daz sie mugen
vermiden etelichen gar offenberlichen und sweren schaden, und
ob übt aller der convente durch eteliche redeliche Sache, sin
erst closter von dem gewalt. und von dem gebot des selben
Cardinales. wolte lan uf daz. daz sie sich ze einem andern
closter moliten gezihen. Auch mugen si in einem igelichem
closter eteliche frowen oder swester ze den servicialen en-
phahen doch der wenik sul sin. die selben sint gebunden, ze
allen den gesezten dises lebens. an aleine daz gebot der be-
slizzunge. Die selben mugen uz gen in dem gescheftde des
closters nach dem gebot und Urlaub (2 a ) der abbatissen. Die
sterbenden swester. und auch die servicial nah ir tode. suln
sie inwendik des closters begraben werden.
3. Wie man die suestern enphahen sol. und von ir
profession.
Alle die man ze disem leben wil enphahen. e. sie daz
gewant der werlt habent verlan. und diz leben an sich wollent
nemen den sol man diu hertin. und diü strengin. mit den man
ze got gat vor sagen, und auch diu dink diü nach disem
orden sint vesteclichen ze behalten, durch daz. daz sie sich
niht der nach entshuldigen von ir unwizzende. Ze disem
leben sol man keine enphahen. diü vor alter, oder vor sichtum
oder vor toreliter einvaltecheit. ze der behaltnisse disse lebens
niht begnügik noch nilit gevellich si. ez were danne. gnade
ze tunde doch mit etelicher under wilen. von gar redelieher
sache. von dem gewalt oder durch daz gebot des Cardinais.
wan von sulichen personen. so wirt diu kraft des Ordens, dikke
betrübet, und auch zerlan. (2 :l ) Da von uf daz. daz man sogetan
Ursache vermiden muge. so sol man mit flize gewarsam sin
in den enphahenden personen. Diü abtissin sol keine enphahen.
1 schahe I:Is. 8 etelichen Hs. — ze den servicialen ist am Rande
von den % Hand desselben Schreibers nachgetragen. 11 gesell eft de beim
Zeilenüberga/ng. Auch hier sind die untersten Zeilen stark abgerieben.
17 Von hier ab sind alle großen roten Initialen der Kapitel am Rande in
schwarzer Minuskel vor gezeichnet. 19 stregin Hs. 29 in zerlan ist
an abgerieben.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften X.
5
von ir eigenem gewalte an die verhengede allei’ ir swester oder
ze dem minsten der zweier teile, ir aller sament. Aber alle
die innerlialp dem closter sint enphangen. die suln schire mit
abgesnitem hare daz werltlicli kleit liin legen. Den selben sol
man ein meisterin geben diu sie lere. zuht und geistlich leben.
Ze dem rate des capitels suln sie niht inrehalp dem jare chumen.
So aber daz zil des jares wirt vollebraht. sint sie danne eliches
alters, so sulen sie profession tun mit disen Worten, in die hende
der abbatissen.
Wie die suester gehorsam tunt.
Ich swester. N. geheize got und unser frowen sante Marien
der ewigen meide, sant Francisco, und sant Clären, und allen
heilgen. ze lebenne under der regeln diü unserm orden gegeben
ist. von dem Babest (3 a ) Urbano dem vierdem in aller zit mines
lebens. in gehorsam, an eigenschaft. und in kuscheit. und oh
under dem slozze nach der selben regel ordenunge. — Disiu selbe
maze der profession sol oh vesteclichen ze gelicher wise behalten
werden von den servicialn die under wilen mugen mit Urlaub
uz gan. ane aleine daz gebot von dem slozze.
4. Von der suesteren kleidern.
Alle die swester. gemeinlichen. suln ir har ze gesezten
ziten schern biz uf dhi oren sinewelleclichen und ein iegelich
swester mak haben zwen rokke oder mer. als ez danne gevellet
der abtissine. an daz cilicium ob sie wil. oder staminie. und
einen mantel hinten ze samen geheft. oder genuschet. und diesiu
gewant diu sin von swachem und geistlichem tuche. beidiu an
coste and an varvve nach der gewonheit und den siten. manger
hande lande. Disiu selben gewant suln bli niht ze kurz oder
ze lank sin. merkenleich (3 11 ) also daz du gezeme erberkeit
werde behalten an der bedekunge der füze. und oh daz diü
3 enphagen Hs. 12 in Clären ist C rot durchzogen. 13 le-
benne Hs. 18 werden von derselben Hand am Rande nachgetragen.
24 staminie = ein Wollenhemd, vgl. Du Gange 7, 570, wo aus der Vita s.
Odilonis zitiert wird: Lanea vesto, quam vulgo Staminiam vocant.
26 ensin 11s., eil getilgt. — in geistlichem die beiden 11 im Zeilenübergang.
29 in merkenleich steht leich auf Rasur.
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VI. Abhandlung: Schönbach.
uberfluzze der hubeschen lenge gerlichen venniden werde. Der
oberst rok si beidiü an den ermeln und an dem müder, ge-
velleger breiti. und wite. also daz diu erbercheit des uzern
gewandes si ein geziuk des inren kleides. daz nach geistlicher
5 zuhte stat. Och suln sie haben schaprun an kugeln, von
swachem. und geistlichem tüche. oder ein staminie gevelleger
wite. und breite, als da vordert einer igelicher maze. Die
schaprun suln sie an haben so sie arbeitent. oder etewaz suliches
tunt daz si mit füge die mantel niht mugen getragen. Och
10 mugen sie ane die schaprun etewenne sin. so ez gut dunket
die abbatissen. so si in ze swere sint. ze tragen, oder liht
von grozer hizze. oder umb etelich anderiü dink. Doch vor
uzern luten suln sie tragen schaprun und auch die mentel. Die
obern rokke. und (4 a ) die schaprun und oh die mentel die
15 suln niht sin. wan gar wizer oder gar swarzer varwe. Dar
nach so sie sint professe so suln sie tragen, für ein gurtein
ein seil dar an sol dekein hubesheit sin. Mit haubtüchen und
mit anderm gebende, von gemeinem tuche gserlichen wiz. und
doch niht ze costber oder ze hubesch. suln sie ir haübt bedekken
20 einberclich und erberclich. also daz diü tinne. und diü wange.
der nak. und diü kele. sin bedeket als ez wol ir geistlichen
zuhten zimet. noch ensuln niht geturren anders erschinen vor
uzern luten. Si suln auch haben einen swarzen wil niht ze
costber noch ze hubeshe gestreket über ir haubet. der sol
2g also breit, und also lank sin. daz er iewederhalp gange biz
uf die ahseln unde hinden ein wenek über daz houbtloch des
rokkes. Die swester die novicien sint. die sulen tragen einen
wizen wil. der selben maze. und wielichi. Aber die servicialn
swester. die suln tragen ein (4 b ) wizes tuche geschafen als ein
30 twehele. über ir houbet. niht kosber noch hubesch. als lank.
und als breit, daz sie bedeken mugen ir schultern und oh ir
brust aller meist so si uz gan.
1 der vor hubeschen stand zweimal, das erste wurde getilgt, ivas ein
Handzeichen vor schrieb. — werden Hs. 3 breti Hs. 8 suchlhes Hs.
13 Die abgeriebenen Worte an der äußeren Ecke unten sind später mit brauner
Tinte nachgezogen worden. 15 sin. von gar Hs., die Vorlage: coloris
omnino albi vel nigri. 18 gserlichen Hs., hubechs am Zeilenende.
26 unde auf Rasur. 27 swestern, n radiert. 29 ein auf Rasur.
30 hubechs Hs. 31 bedenken Hs., aber korr.
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Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften X.
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5. Wie die suestern ligen suln.
Alle die gesunden swester. beidiü dift abbatissen. und oh
die andern, die suln ligen in dem gemeinen dormiter. gegurtet,
und in ir gewande. und iegelich habe ir bette besunder. Doch
der abbatissen bette si gesezzet in dem dormiter an ein solich
stat. daz si dannen, ob ez mit fugen geschehen mak. diit andern
bette des dormiters. an irresal muge gesehen. Von den ostern.
biz an die hohgezit der gebürte unser frowen. so mugen die
swestern. slafen ob si wollen nah dem imbiz unz an die none.
Die aber nilit slafen wellen, die becumbern sich, mit gebet und
mit gütlicher betrahtunge. oder mit andern vailten. und geru-
weclicher arbeit. Ein iegelich swester mak haben einen sak mit
(5“) sprüern oder mit häuwe. und ein kussin. daz sol sin von
spruwern. oder von wollen, oder von vedern. dar nach als ez
der abtissine wol gevellet. Sie mugen oh wullin deklachen
haben, oder geistlich golter. ob sie die wullin mit fügen nilit
mugen haben. Dar zu sol oh ein brinnendez liht gehabet werden
durch die naht ze aller zit in mitten in dem dormitorio.
6. Wie die suestern daz gütlich ambet begen suln.
Von dem gotlichen ampt. daz man unserm herren leisten
sol. als wol tages als nahtes. daz sol also behalten werden, daz
die suestern die kunnen singen und lesen, die suln daz gotlich
ampt begen. mit swercheit. und mit mezecheit. nach der Minren
Bruder gewonheit. Die aber niht gelert sint. die suln sprechen
vor die Metin vier und zweinzik. pater noster. und vor Laus
metin. V. vor Prime Tercie. Sexte. None, vor igelich dirre tage
zit. VII. Pater noster. vor die Vesper XII. (5 b ) vor Complete
.VII. Diese selben maze suln sie oh behalten in unser frowen
ampt. Dar zu so die gelerten swestern sprechent der seien
ampt. so suln sie sprechen vor sele vesper. VII. Pater noster
mit Requiem eternam. und vor mettin. XII. Och die gelerten
13 und ein kussin zweimal, das zweite radiert. 18 naht am Bande
nachgetragen. 22 Zwischen die und kunnen ist da von späterer Hand
übergesetzt. 27 nach XII steht Ocli die gelertin so si in redelichor Ur
sache etc. teils radiert, teils rot durchgestrichen. 29 Am Bande ist zu
gelerten durch Verweisung falsch hinzugefügt un.
8
VI. Abhandlung: Schönbach.
so sie von redelicher Ursache, etewenne ir tagezit niht mugen
an den buchen gesprechen. so ist in muzlichen. als den unge-
lerten ze sprechen Pater noster.
7. Von wellen die suestern kristenlich sacrament nemen
5 sulen.
Da die swestern ir eigen caplan hant umb den gotesdinst
ze ubenne der sie geistlih an dem leben und an dem gewande
und gutes Wortes und niht ze junclich. sunder er sol sin ziteges
und gevelleges alters. Da sie aber niht eigens caplanes hant
10 da mugen sie messe hören von einem igelichen prister. der
gutes Wortes ist und erberges lebens. Aber buze und ander
cristenlich sacrament suln sie enphahen von den. die da von
dem gewalt und von dem geböte des Cardinal als dem (6 n )
dirre orden ist bevolhen. hant den gewalt zerbiten diü selben
15 dink den swestern. ez enwere danne daz etelichiu chome in
die stunde freizsamer not. So etelich swester ze reden bat
mit dem prister von der bihte. diu tu ir bihte aleine dem prister
durh daz redevenster. und durh daz selbe venster. sol sie danne
reden von den dingen, diü zu der bihte horent. Aber von der
20 regeln suln sie allesamt ir bihte tun ze minnesten eineist in
iegelichem manode. und also mit vorgender bihte suln sie en
phahen unsern berren in den nacbkumenden hohziten. ze wihen-
nahten. ze der lihtmesse unser frowen. zc ingender vasten, ze
ostern. ze phingesten. ze der hohgezit der heilgen Apostln.
25 Petri et Pauli. Sancte Cläre. Sancti Franeisci. und an aller
Heilgen tak. Ist aber keiniu der swester begriffen mit so
grozer unkraft des libes. daz sie ze dem redevenster. gevellec-
liehen niht kumen mak. und hat sie (6 b ) notdurftik ze bihten.
oder unsern berren. oder ander sacrament ze enphahen. so sol
30 der prister dar in gan. angeleget, mit einer alben, und mit
einer stolen. und mit einem hantvan. und mit zwein erbergen.
und geistlichen gesellen, oder ze minstem mit Sinem. die suln
12 enphahen am Rcunde nacligetragen. — die da vom — vor Cardinal
ist ordens radiert, darnach ist alz dem von späterer Hand beigefugt.
14 den vor gewalt übergesetzt. 15 nach dink steht diu nach radiert.
19 in reden steht das erste e auf Rasur. 20 suln auf Rasur. — mine-
sten Hs. 22 vor hohziten steht ziten radiert. 27 vor des steht daz
getilgt. 31 ebergen r über geschrieben.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften X.
9
oh sin an geleget mit einer alben oder ze dem minnesten mit
einem korroklin. und nah der gehörten bihte. oder dem anderm
sacrament gegeben, so suln sie uz gan also ane geleit als sie
dar in giegen. noh ensuln dekeine langer twal mer da tun. Si
suln oh des hüten als lange so sie inrehalp des closters sint. 5
daz sie enkeine wis werden von ein ander gescheiden. sie
mugen alle zit vrilich ein ander gesehen, als halten sie sich oh
so sie die sele unserm herren bevelhent. Aber ze dem ampt
der begrebede. so ge der prister nilit in daz closter. sunder
er vol bringe in der capeile daz ampt daz dar zu gehöre. 10
Doch dunket ez die Abbatissen. und den convent gut. daz der
prister dar in zu (7 a ) der begrebede sul gan. so ge dar in mit
den gesellen an geleit als da vor gesagit ist. und dar nach so
diu tote swester begraben wirt so gb der prister uz. mit den
gesellen ane twal. Ist ez aber not daz eteliche dar in gen ze 15
graben, oder daz grab uf zetunen oder dar nach ze bedekken
und dunket ez denne die abtissinne. und den convent daz ez
gefuge sie. umb die krancheit der swester so si dem prister
muzelichen dar in ze gan. oder etelichem anderm der da zu
erber ist mit zweien gesellen, oder mit einem. 20
8. Von der suester ubunge und ir lere.
Sint auch under den swestern dekeine junge oder auch
grozer die gelirnik sin dunke ez danne die abbatissen gut. so
heize sie lern, und gebe in eine meisterin diü dar zu gevellik
und bescheiden sie. diu sol sie lernen daz gesank. und daz 25
gotlicli ampt. Aber die swestern und die servicial die suln
sich üben an nuzzer. und an (7 b ) erberre arbeit. dar nach als
ez danne geordent wirt. ze den ziten und an den steten, die
dar zu gesezzet sint. under sogetaner fursihtelceit. daz sie die
muzekeit. vertriben. diu da ist ein vint der sele. und doch 30
den geist heilges gebetes und andaht. iht erleschen, dem da
ander zegankcliche dinc suln dienen, wände aber aller der
gesamenten menige. under der behaltnisse disses lebens alle
dink suln gemein sin. noch enkeiner ist muzlich ze sprechen
1 d in oder auf Rasur.
4 twal am Rande nacligetragen.
12 suln Hs. 22 dekeine Hs.
2 gehorent Hs.: audita confessione.
7 sich vor oh am Rande nachgetragen.
27 eberre Hs.
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VI. Abhandlung: Schönbach.
daz ihtes iht ir si. so sol daz flizeclichen werden behütet, daz
nilit von der Ursache solieher arbeit oder lones. daz sie enphahent
umb die arbeit den swestern zu gange daz gesuhte der gitelceit
oder eigensheft dekeines dinges. oder oh der merkenlicher
5 sunderlicheit.
9. Von der suester suigen.
Emzegez swigen sol. emzklich von in allen gehalten
werden, also daz in niht muzlich ist ze reden mit ein ander
(8 a ) noh mit nieman anders an urlob. uz genumen. die swestern.
10 den meisterschaft oder etelich werk bevolhen ist. daz sie niht
mit fuge swigende mohten getün. den ist muzlich ze redenne
mit ein ander, von dem daz zu ir ampt. oder zu ir werke höret,
wa. und wenne. und wie ez gute dunket die abbatissen. Doch
die kranchen oder die siechen swestern. und och die in dienent.
15 umb ir lihterunge. und ir dinst mugen sie reden in dem sih-
huse. Aber in den zwivaltegen hohgeziten. oder in der hoh-
gezit der Apostelen. unde in andern tagen, an den ez die
abbatissen gut dunket. so mugen die swester reden von der
none. biz an die vespere, oder in einer ander gevelleger zit von
20 unserm lieben herren Jhesu Christo, oder von den gegenwartegen
hohgeziten. und von den milten Zeichen der heiligen, und von
andern muzlichen und erbern dingen, und daz suln sie tun. an
der stat. diu dar zu benennet ist. von Conplete unze Tercie
zit. so (8 b ) ensol diü abtissine. kein urlob geben, zeredenne.
25 an redeliche Sache, uz genumen die servicialen uzerhalp des
closters. Aber in andern ziten und steten, so sol diu abbatissen
sorksamclich. an denken, von welher sache. wa und wenne.
und wie sie den swestern erloube ze redenne. also daz du regel-
lich behaltnusse. diu niht wenik lcumet von swigen. daz da ist
30 ein übeunge der rehtekeit. enkeine wis. zerlazen werde.
10. Von der maze redennes.
Sie suln sich alle flizen. daz sie niezen beidiu geistlich
und erberiü Zeichen. Swenne dekeine persone. geistlich oder
1 behüte Hs. 8 ist übergesetzt. 10 meisterschat Hs.
13 vor gute steht die getilgt. 16 hoheziten Hs. 23 vn ze T. Hs.
24 so zweimal. 28 regenlich (= regularis) Hs. 30 werden Hs.
33 nach dekeine steht hab radiert.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
11
werltlich. oder swelher werdekeit sie sint. begert ze redenne.
mit etelicher von den swestern. so sol ez ze mersten der abba-
tissen gekündet werden, und ist danne daz sie irz erlaubet, so
sol sie gan zu dem redevenster. und sol zwä ander swester
mit ir haben alle zit ze dem minnesten. die ez diu abbatissen ö
heizet, die da sehen, die redenden swester. und oh (9 a ) gehören
mugen. daß da gereit wirt. Aber ze dem gateren ensuln sie
kein wis geturren reden, ez ensi danne. daz zwä ander ze
minnesten da gegenwartik sin. die dar zu diu abbatissen sunder
lichen habe gesezzet. Och suln die swester daz bewaren so si 10
mit ieman habent ze redenne. daz sie sich danne niht itellichen
uz giezen mit unnuzzen Worten, noch daz sie niht lange twal
haben an ir reden. Daz sol aber vesteclichen behalten werden
von in allen, swenne etelich swester sich wirt. daz sie inwendik
des closters muz reden mit dem prister. von ir bihte. so ensol 15
sie niht reden, ez sizzen danne zwä ander niht verre. die
beidiu die bildenden swester. und auch den bildere mugen ge
sehen. und auch daz sie von in gesehen mugen werden. Die.
e. des redens sol oh diil abbatissen selbe flizeclichen behüten,
also daz alliü did materie. der nachrede von in allen gerlich 20
genumen werde. Doch so mak diu abbatissen reden mit ir
swestern ze gevellegen ziten. und steten. (SD) als sie danne
dunket nach got daz ez nuzze si.
11. Von der suestern vasten unde ir abstinencia.
Alle die swester. und die servicial uz genumen die siechen. 25
suln ir stete vasten halten, von dem gebürt tage unser frowen
der ewegen meide, biz ostern. ane die sunnentage. und an den
gebürt tak unsers herren. Aber von ostern. biz an den gebürt
tak unser frowen. sint sie gebunden ze vastenne den vritak.
Och suln si alle zit darben, des ezzens fleishes. an die sichen 30
in der zit ir sichtumes. Mit den kranken mak diu abbatissen
dispensiern. dar nach als sie dunket daz ez fuge ir krankheit.
5 mineste Hs. 8 vor kein steht en getilgt. 10 si vor mit
übergeschrieben. 20 alse gerlich Hs., übergeschrieben Omnibus.
22 ze veilegen Hs. = competentibus. 25 vor siechen steht daz radiert.
28 tak fehlt beidemale. — den vor gebürt ist am Rande nachgetragen vom
Schreiber. 29 ze über geschrieben.
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VI. Abhandlung: Schönbach.
Si mugen oh muzlich niezen eier. kese und swaz von milche
ist. ane von dem Advent, biz ze wihennahten. und von dem
sunnentage. den man da heizet phaffen vasenaht biz ostern.
und ane die vrietage. und die vastage, die gemeinlich der
5 cristenheit gesezzet sint. Mit den servicialn. mak oh diü abba-
tissen an den vastagen erbarmherclich dispensiren. uzwendik.
dem advente. und den vrie (10“J tagen. Sie mak auch dispen
sieren. an der vor geschrieben vastenne. mit den kindishen.
und mit den kranken, und mit den veralteten, als sie dunket
io daz ez nuzze si. oder fuge ir krankheit. oder ir unkreften.
Die gesunden swester sint niht gebunden ze vastenne in der zit
irs la.zenes. daz doch ein ende sol nemen in drien tagen, uz
wendik der meren vasten, und dem vrietage. und dem advente.
und der vasten, diu gemeinlich der cristenheit ist gesezzet.
15 Diu abbatissen sol auch behüten, daz niht mer danne ze vier
malen in dem jare die swester gemeinlich lazen. ez envorder
danne ehaftik not. Noch ensuln niht enphahen daz lazen. von
keiner uzzer persone. allermeist von mannen da ez gevelleclieh
mak vermiden werden.
20 12. Von den sichen suestern.
Sorge und vil grozer vliez werde geliabit. gein den
siechen, und in sol oh gedient werden an allen dingen güt
lichen. und sorksamclichen in der hizze der minne. beidiü an
spisen. und (10 b ) an andern ir notdurften, als ez danne vor-
25 dert ir sichtum dar nach als ez mugelich wirt. und gezimet.
Die selben siechen haben auch ein eigen stat. ob ez immer
geschehen mak. da sie beliben gesclieiden von den gesunden,
daz sie niht ir ordenunge und ir ruwe mugen irren oder be
trüben.
30 13. Von dem obern tor des klosters und siner hüte.
ln einem iegelichem closter werde alleine ein tor gehabit
ze in genne. und ze uz gende. daz closter. so ez not tut. nah
3 Pfaffenfastnacht, Herrenfastnaclit = Sonntag Quinquagesima als Be
ginn des Oamisprivium sacerdotum. 10 vor unkreften steht krankheit
getilgt. 13 meren vasten = Frühjahrsfasten. 22 sol über geschrieben.
30 cor Hs.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
13
der. e. diu in dirre formen oder regel gesezzet ist von dem
ingange oder dem uzgange. In dem tor ensol kein turlin sin.
noh venster. unde diz sol werden in der hohi so ez mit fuge
meist mak werden, also daz man uzwendik ze dem tor uf ge.
mit einer liliten leiatern. Diu selbe laeiter sol von dem teile
der swester vlizeclichen mit einer isennin ketten gebunden sin.
und sol emzkliclien uf gezogen sin von dem daz man Complete
gesprichet biz ze Prime des nah volgenden tages. und ze su-
mere in der zit so die swestern slafhent und (11 a ) so man
die swester visitiert, ez vorder danne ein anderz under wilen
schinbere not oder offenber nuz. und zu der hüte des tores.
sol eteliche der swester gesezzet werden diü got furhte. und
zuhtik si an ir siten. flizik. sorksam. und bescheiden, und oh
gevelleges alters. Diü sol den einen sluzel des tores als flizec-
lichen behüten, daz daz tor enkeine wis muge werden uf
getan, siu wizze ez danne. oder ir gesellin. Den andern
sluzel. der dem erren ungelich sol sin. den sol diu abbatissin
behüten. Och sol ir ein anderiu gegeben werden ze einer ge
helfin. diu ir gelicli wirdik si. diu ir stat an allen dingen voile
bringe. so si bekumert oder beheftit wirt von redelicher Sache,
oder von notdurfteger unmuze. Sie suln oh aller flizeclicliest
behüten und bewaren. daz daz tor enkein wis immer offen
geste. wände so ez mit fuge immer minnest mak. Och sol daz
tor mit iseninen slozzen und rigeln gar vaste bevestent sin
und ane hüte sol ez niht gelazen werden (ll b ) weder offen
oder beslozzen. noh oh ze einer deinen stunde, und vesteclichen
beslozzen sin. tages mit einem sluzel. und nahtes mit zweien.
Noch ensol niht uf getan werden, ze hant allen klophenden.
si erkennen danne ane zwivel ze inersten. daz ez ein solieher
sie. dem ane allen zwivel sul werden uf getan, nach dem ge
bot daz in dirre regel stat. von den in genden. und enkeiner
swester ist muzlich da ze sprechenne wan allein der Torwar-
tinne. von den dingen diu zu ir ampt horent. Ist auch daz
dekeiner hande werk ze tunne wirt. inwendik dem closter.
3 hoehi, e ausgewischt. 4 unter meist stand zuerst minest, das
dann radiert wurde. — ge aus gange Icorr. 9 nach man stellt daz güt
lich ampt. so radiert. 29 ursprünglich daz, wovon da radiert und z zu
ze ergänzt wurde. 30 nach uf steht uz radiert. 32 sprechene Hs.
34 vor hande steht etelicher getilgt.
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VI. Abhandlung: Schönbach.
und dar umb etelich werltlich oder ander persone swie sie sint
muzen dar in gan. so sol diu abbatissen sorksamclichen be-
waren. daz al die wile. so man daz werk tut. etlich ander
vellige persone. gesezzet werde zu der hüte des tores. diu also
5 uf tu den personen. die zu dem werke geahtit sint daz sie
enkein wis ieman anders in laze. danne und ze allen ziten so
suln die swester aller fli(12 ll )zeclichest behüten so sie iemer
mit bescheidenheit meist mugen. daz sie niht gesehen werden
von werltlichen oder uzzern personen.
10 14. Von der winden und ir hüte.
Benamen wände wir aber niht wollen, daz daz vor ge
sprochen tor. werde uftan. umb anderiu dink. denne alleine
umb diü. diü anderswa oder durch die winden, niht gevel-
leclichen mugen verrihtet werden, so gebiete wir daz in einem
15 iegelichem closter in der uzzern muren des innern slozes. an
einer gevellegen stat. diu offenber si. gegen dem uzern teile,
und gerlichen offen sol gemachet werden, ein starldü winde,
gevelleger witi. und hohi. also daz durch si. enkein persone
weder in noch uz mugen gan. und daz durh die selben winden
20 gedient werden die notdurft als wol inwendik. als uzwendik.
und sol auch also geordent werden daz durh sie weder innan
noch uzan nieman muge gesehen werden. Ez sol auch werden.
(12 b ) an iewederm teile der winden ein starkes turlin. daz sol
beliben gevestent. und beslozzen. mit isenin slozzen und sluzeln.
25 beidiu nahtes und in dem sumer. in der zit so man slafet. Ze
der hüte dirre winden, und umb diu notdurftegen da ze ver-
rihtene sol diu abbatissen eine swester sezzen diü bescheiden
sie und sicher und zitilc an sitten und an dem alter, und auch
diu die erberlceit des closters minne. Der alleine, und ir ge-
30 sellin. diu ir ze einer gehelfen geahtit ist. so sie selbe mit
fuge niht enmak gegenwartik sin. ist muzlich da ze sprechen
und antwurten über diü dink diu zu ir ampt horent. Ze der
selben winden, ist niht muzlich iemanne ze redenne. das rede-
venster were danne behäft oder eitewenne von ander redelicher
4 l. geveüige = idonea? 7 flizezeclichest Hs. 12 nach tor
steht niht radiert. — getan Hs., ge radiert. 16 vor uzern steht offen
radiert. 29 allene Hs., i über geschrieben.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
15
und notdürftiger Sache, doch sol daz selbe allewege geschehen
mit der abbatissen urlobe. Daz selbe sol auch gar selten ge
schehen. und oh nah der maze des redens als da vor ge-
schriben stat.
15. (13 a ). Von dem nidern tor des klosters.
Och umb die notdurftegen dink diu eitewenne gegen-
wartik sint. die man niht gevelleclichen mak verrihten. ze der
vor gesprochen porten. noch ze der winden, so verhenge wir
daz ein ander tor muge werden an dem closter. an einer ge-
velliger stat. da mak man in lan. und uz lan. des danne not
ist. Daz selbe tor sol emzclichen mit isenin slozzen. und sluzzeln
und mit rigeln gevestent sin. und sol oh gegen dem uzerm
teil gemuret sin mit einer dürren mure also daz ez niht muge
werden uf tan. oder daz kein persone da muge gereden. Doch
mak man die mure des tores zerlegen, und daz tor uf tun.
in der zit der vor gesprochen notdurft. Noch danne werde ez
niht uf tan oder offen gelazen. wan so ez iemmer minnest mak
werden, doch under getruwer hüte. Aber nach der verrihten
notdurft sol man daz tor wider muren uzwendik und wider
vesten mit den slozzen. (13 1> ) und sluzzeln. und mit rigeln.
nach der vorgesprochen maze.
16. Von dem redevenster.
Ein gemeinez redevenster werde geordent in der Capelle,
oder an einer andern stat. des closters. da ez gevelleclicher-
und erberclicher werden mak. durch daz. ob ez in der Capelle
were. daz ez lilite betrubete den vride der betenden. Daz selbe
redevenster sol sin gevelleger micheli. von einem isennin bleche
gefuclich durch löchert. Daz selbe blech si mit starken nageln
also vaste an geslagen. daz ez keinest muge werden uf getan.
Daz selbe blech si oh uzwendik vaste gevestent mit isenin
nageln, en lange wis. für gestrekkit. über daz blech sol in-
wendik gemachet werden, ein swarz linin tuch. also daz die
7 vor gevelleclichen ixt ein Buchstabe durch Radieren unlesbar ge
macht. 14 getan Hs., ge radiert. 17 getan Hs., ge radiert.
20 nach slozzen ist die radiert. 25 vor ob stand noch einmal daz und
wurde getilgt.
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16 VI. Abhandlung: Schünbach.
swester niht hin uz gesehen mugen noch oh si hin in gesehen
werden. Ze disem redevenster so ist niht muzlich iemanne ze
redenne von Complete die man sprechen sol ze velleger zit.
biz nach prime des andern tages. und ze der zit so sie ezzent
5 oder (14 a ) slafent. in dem sumer. oder so man gotes dinst tut.
ez si danne umb als redeliche Sache, oder so notlich. die ge-
velleclichen niht mugen uf gevristit werden. Swenne so dekeiniü
oder dekeine hant ze redenne in den muzlichen ziten. so suln
si reden mit mezekeit. und mit zuhten. und suln sich schiere.
10 und kurzlichen dannan verrihten. als ez gezimet. Da ez aber
not ist umb die menige da mak man machen, ein ander rede
venster daz diesem gelich si.
17. Von deme gattern und siner hüte.
Wir wollen oh daz an der muren. diu die swester scheidet.
15 von der Cappelle werde gemachet ein isenin gater gevelleger
forme, der von emzegen. und dikken isenin nageln si ze samen
mit vlize und mit starkem werk gewirket. und sol oh uzwendik
starklich gevestent sin. mit für gestrecten isenin nageln, en
lange wis. Oder der gatter werde von einem deinen bleche
20 daz durch löchert si mit gar deinen lochelin oh mit furgestrekten
isenin nageln (14 1 ) und enmitten an dem gattern. sol werden
ein turlin. uz einem isenin bleche durch daz der kelch muge
gegeben werden, so sie unsern herren enphahent. und oh der
prister di hant dar in muge getun. so er in unsern herren git.
25 Daz turlin. sol sin alle zit beslozzen. mit isenin slozzen. und
sluzzeln. Noch en sol niemer uf getan werden, wan so man
den swestern predeget. oder unsern herren git. oder so etelicher
sin nehest nifteln von den swestern begert ze sehen, oder so
ez vordert ander notlich Sache, daz selbe sol doch vil selten
30 geschehen, und alle wege mit der abbatissen urlobc. Doch sol
diu abbatissen kein urlob dar über geben, an keiner geschit.
uz genumen die ersten zwo sacke, si suche, oder bite ze einem
igelicliem male ze mersten dar über rat. von dem convent.
Dem selben gattern. sol inwendik ein swarz linnin tucli an ge-
4 in prime ist p aus b korrigiert. 8 redennen Hs. 18 ge-
strectent Hs. — nach nageln steht und daz gate getilgt. 23 vor oh steht
auch getilgt.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X. 17
machet werden als daz nieman in noch hin uz gesehen muge
werden. Er sol oh haben, an dem teile gegen den swestern
ein (15 a ) hulzin tur mit isenin slozzen. und sluzzeln. daz sie
alle wege beslozzen belibe. und gevestent. Noch ensol nilit
werden uf getan wan so man daz gotlich ampt beget. Oder
etewenne durch die vor geschriben Sache, daz turlin werde uf
getan, nach der maze. diu da vor gesaget ist. Und nieman
sol reden anders durch den selben gattern. ez enwerde danne
lihte etelichen verlihen. doch selten, von redelicher. und von
notlicher Sache, doch alle zit mit der abbatissen ui'lob. und
danne mak man die hulzinen tur uf tun. und swenne kein
uzer persone. dar in zu in get. oder durch den gattern mit in
ze reden hat so suln sie ir antluzze dekken. und neigen als
ez ir geistlicher erberkeit gezimet.
18. Weihen und wie in müzlich si gan in daz closter.
Von dem ingange der personell, in daz closter gebite
wir vesteclichen. und strenklichen. daz dekein abbatissen oder
ir swester immer dekeine persone laze dar in gan in diu innern
sloz des closters. (15 b ) sie si geistlich oder wertlich. oder swelcher
werdecheit sie si. Ez enist oh enkeine wis. niemane muzlicli
wan alleine den. die daz urlob hant von dem Babest. oder von
dem Cardinal, dem der swester orden bevolhen ist. Von der
vor gesprochen, e. des ingennes in daz closter. werdent uz
genumen. ein arzat. von der sache vil sweres sichtumes. und
ein lazer. so ez notdurft vordert. Dise ensuln niht dar in
gefuret werden an zwen erber gesellen, von dem gesinde des
closters. noch enscheiden sich niht inner halp des closters
von ein ander, von der selben, b. werdent auch uz genumen.
die. diu notdurft vordert dar in gan. als von Ursache fiures.
oder valles oder ander freise oder kumer oder durch beschir-
munge der swester oder an den personen oder an dem closter
von vreveli. oder gewalte aller hande lute oder durch eteliclies
1 hin übergesetzt — am Rande nacligeiragen. 6 Daz Hs.
7 und Hs. 12 persone uzer Hs., durch Zeichen umgestellt. 21 dem
vor Babest übergesetzt. 25 nilit am Rande nachgetragen. 30 vor valles
steht vinde getilgt.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 6. Abh.
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VI. Abhandlung: Schönbach.
Werkes willen, daz uzerlialp dem closter niht gevelleclichen
mohte geschehen. Diese alle so si verrihtent ir ampt (16 a )
oder so si bezzernt die an stenden notdurft. so gen hin uz an
twal. Doch enkeiner uzer persone ist niht muzlich ze ezzen.
5 oder ze slafen. innerhalp des closters. Kumet oh etewenne de-
keiner von den Cardinalen von Rome, ze keime closter disse
lebens. und in daz wolle gan so sol er enphangen werden, mit
erberkeit. und mit andaht. und sol gebeten werden, daz er mit
wenik gesellen dar in wolle gan. Ez si oh muzlich dem ge-
10 neral. der Minnern Bruder, dar in ze gen. mit vier, oder mit
fünf brudern sines Ordens, so er messe singen wil. oder pre
digen. swenne so ez in dunket nuzze sin. Aber einem andern
Prelate dem lihte etewenne muzlich ist dar in ze gen. von des
Babest. oder des Cardinais urlob. dem genüge an zwein. oder
15 an drin gesellen, die erber, unde geistlich sin. Ist auch lihte.
daz etelichem Bischof etewenne wirt erloubet. da inrehalp
messe singen, nach der swester segen. oder wilunge. oder umb
eteliche ander maze. der fure dar (IG 1 ) in mit im so er
minnest inuge gesellen, und diener. die erber sin. und daz
20 selbe sol selten ieman vei-lihen werden oder verhenget. Doch
kein swester. sie si sich oder gesunt sol keine wis ze keiner
persone reden diu dar in ist gegangen, ez enhoren danne zw.
oder drie swester nach der vor geschriben maze. Daz sol oh
ze vorderst behutit und bewart werden, daz die den etewenne
25 urlob wirt gegeben, dar in ze gen. daz si niht anders dar in
werden gelazen. ez dunke danne die abbatissen. und die
swester daz ez nuzze si. wan von sulher verhanknisse oder
urlob. ensol diu abtissine noch ir swester niht betwungen
werden, ieman in ze lazen. und oh daz sie sulhe lute sin. von
30 der worte und sitten. und von der leben, und gewande mugen
gebezzert werden die si an sehent und da von niht muge uf
gestan. dekein materie. rehter ergerunge. Aber daz man an
allen zwivel si. über solich verhanknisse oder urlob des inganes
in daz closter. so (17 a ) suln gezeiget werden, des Babestes.
35 oder des Cardinais offen brieve.
6 dem Cardinalen Hs.
21 enkeine wis Th., en getilgt.
20 Doch enkein Hs., en getilgt.
23 vor oh ist sol übergesetzt.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
19
19. Wie die servicial suestern sulen uz gelazen werden.
Von den servicialn. die niht. gebunden sint alle wege ze
beliben beslozzen als die andern so wolle wir daz strenclichen
werde behalten, daz dekeiniu uz dem closter ane urlob gange,
und die man da sendet die suln erberges. und gevelleges alters
sin. und geistlicher und zuhteger anegesihte. und suln erber
gesuche tragen, beidiu si und die swester die man etewenne
umb die vor gesagenten Sache uz sendet. Uaz selbe si oh
muzlich den swestern. die da inne belibent ob sie wollent. Den
uzgenden swestern sol oh gesezzet werden, ein gewissez zil ir
widerkumens. Noch keiner werde verhenget uzwendik des
closters. an sunderlich urlob ze ezzen oder ze trinken, oder ze
slafen noh von ein ander ze scheiden, noh ze reden mit ieman
heimlich, noh ze genne (17 b ) in daz lius des Caplans des
closters. oder der converse. und tete aber dekeiniu da wider
diu solte swerklichen gepinet werden, und suln oh sorksamklioh
behüten, daz sie niht keren ze arkwenigen steten, noch enkeine.
heimlicheit haben mit den personen. die ubels liumundes sint.
noh ensagen niht den swestern. so sie wider kument werlt-
licliiü. und unnuziü dink. von den si mugen verlazen werden,
oder betrübet, und als lange sie uzen sint so vlizen sieb, daz
sie sich also halten, daz von ir erbergen wonunge mugen
gebezzert werden, die sie ane sehent. und swaz in wirt gegeben
oder geheizen durh sie oder durch der andern willen, daz
zeigen, und geben uf der abbatissen. oder einer andern, der
sie ir stat dar an hat bevolhen.
20. Wie der Caplan und die conversi leben sulen.
Der Caplan wil er sich binden ze den closter. und die
andern, die des closters converse wollent sin. und ob ez die
abbatissen. (18 a ) und den convente gut dunket. daz sie sie
enphahen. so daz jar ir probation für kumet. so suln sie
geheizen gehorsam der abbatissen. unde entheizen auch ste-
3 strecnlichen Hs. 7 geschuelxe? = calceamenta. 15 der
nach oder fehlt: conversorum. 16 swerkcliehen Hs. 22 erbergen
wandelunge? = conversatio. 27 Chapplan zuerst, dann b korrigiert,
PP in Zeilentrennung.
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VI. Abhandlung: Schönbach.
techeit der stete, und eweclichen leben ane eigenschaft und in
lsushekeit. Sie mugen haben rokke ane kugeln, von geistlichem
und swacbem tuclie. ane der coste. und an der varwe. nach
ir notdurft. der rokke ermel suln sin kurz, und enge, alleine
5 bi den henden. Die rokke suln als lanlc sin. daz sie vier
vinger breit stozen von dem enkel der fuze. Doch mak der
Caplan einen lengern rok haben, für di gurtel suln si haben,
einen erbern rimen mit einem mezzer. Sie suln oh tragen,
schaprune mit kugeln, ob den rokken. des lenge ge ein wenik
10 für diu knie, und diu wieti ge unz an den ellenbogen. Doch
wil der Caplan so mak er einen schaprun. in minner breiti
haben oder einen mautel. hinder dem nak. oder vor der brust
ze samen genuschet. Doch die obern rokke. und die langen
schaprun. und diu (IS 11 ) Cappe. und der mantel des caplans
15 suln niht sin von gar wizem. oder gar swarzem tuche. Sie
suln ligen gecleidet. noh niht niezen linnire hemde. Sie suln
oh haben gesckude. witez. und hobez. und vornan offenz mit
hosen. und tragen oh niedercleider. Sie suln oh ir har schern
sinewel. biz uf diu oren ze gesazzeten ziten. Sie begen oh
20 daz gotlich ampt als die swester. an daz die conversi niht sint
gebunden zu dem ampt unser frowen. noh der toten. Sie suln
halten vasten, als die swester. Doch si muzlich der abbatissen.
daz sie erbarmherzeclich mit in dispensire. über die regel
vasten, durch die Sache der hizze oder der verte, oder ander
25 arbeit. oder durch swaz Sache ez ist redelich und erberlich.
Der caplan. und die conversi. suln undertenik sin. der lere
und der bezzerunge. des visitators an allen dingen, dem selben
sint sie gebunden vesteclichen gehorsam ze sin an allen den
dingen, die ze dem ampt siner Visitation hören.
30 21. Von dem procuratore des klosters und sinem ampt.
(19 a ) Umb daz gut. und umb daz gelt des closters. daz
ez mit erberkeit werde verrihtit. so habe ein iegelich closter
iwers ordens. einen schapher der beidiu wise si. und auch ge-
7 di spätere Korrektur, das ältere den durchstrichen. 9. 10 ge beide-
maXe aus gange korrigiert. 12 haben aus han korrigiert — hier scheint
etwas ausgefallen, wenigstens die Übersetzung non cappa honesta.
16 l. lininre? 17 hoüez Hs. 33 vor ordens steht closters getilgt.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
21
truwe. Der werde gesezzet. unde abe gesezzet von der abba-
tissen und von dem convente. als sie danne duuket. daz ez
nuzze si. Der schapher der also gesezzet wirt. der ist gebunden
dar zu. daz er der abbatissen. und drien andern swestern. die
die da zu sunderlichen geahtit sint. von dem convente. und
dem visitatore so er wil. rechenunge. wider geben, von allen
dingen diu im bevollien sint. und diu er enphangen hat. und
verzert. Er sol oh nihtes niht. von des closters gute, ver-
caufen oder verwehsein, oder versezzen. oder dekeine wis en-
pfremden. wan mit urlob. beidiu der abbatissen und des Con
ventes. und swaz hie wider geschit. daz aliten wir itel und
ane kraft. Doch mak er von varendem gute, diu luzzel ver-
valient etelich cleiniu dink etewenne geben den andern von
muzlicher saclie mit (IO) urlob der abbatissen. Der Visitator
mak in oh abe sezzen. so ez in dunket nuzze sin.
22. Von der abbatissen unde ir ambet.
Diu wal der abbatissen gehöret vrilich ze dem convent.
aber ir bestetegunge sol geschehen, durch den Cardinal dem
dirre orden bevollien ist. oder aber von sinem gewalt. Die
swester suln sich vlizen. daz sie eine solich erwelen. diu ane
tugenden schine. und den andern vor si. an heilgen siten. fur-
baz denne ane dem ampt. und diu die gemeinde behalte an
allen dingen, also daz die swester von ir gutem bilde gereizet
werden, daz si ir mer gehorsam sin von minnen denne von
vorhten. diu oh niht enhabe. sunderliche libe. durh daz. daz
si niht mache eine ergerunge. an in allen, ob sie ein teil ze
vil minnete. Sie trost oh die truregen und si ein zufluht der
betrubeten. durch daz. daz niht der siehtum des verzwivelns
werde kreftich an den kranken, ob bie ir gebreste diu helfe,
oder diu widerbringunge des heiles. Diu diemuteclich. und
(20) minneclich visitiri und corrigiri. ir sw;ester und in niht
gebite daz wider ir sele si. und wider der regel ir profession.
Sie ensol oh niht gehe sin ze gebiten. durch daz. daz sie niht
2 Vor danne stellt ez getilgt. 5 zu am Rande nacligetragen.
8 vor von steht des getilgt. 13 etewnne Hs., e übergesetzt. 14 nach
Sache stellt und getilgt. 20 sich am Rande zugesetzt — vor solich steht
e getilgt. 23 vor ir Hs. I. ob ie.
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VI. Abhandlung: Schönbach.
von Unbescheidenheit des gebotes. lege einen strik den seien.
Alle die swester. und daz uzer gesinde des closters suln under-
tenik. und gehorsam sin flizecliclien der abbatissen. nach dem
male so sie confirmiret wirt. alle die wile. und sie belibet an
5 dem ampt. Diu abbatissen ist dar zu gebunden daz sie ze
dem minnesten einest in der woeben, ir swester. sol laden ze
Capitel. umb ir manunge. und ir ordenunge und ir wider-
bildunge. Ze dem Capitel sol gesezzet werden erbarmher-
zeclicliiu buze. nach der verjehunge. der offen, unde gemeinen
10 schulde, und versumnisse. Sie sul oh betrahten mit allen ir
swestern. von den dingen, die da begegent ze trabten, von ir
klosters nuzze und erbercheit. Wan unser herre erzeiget dikke
dem minnern. daz da bezzer ist. Sie sol oh niht machen vil
schedelicher. oder swer (20 b ) schulde wan mit dem procurator
15 und von gemeiner gebellunge. oder volge der swestern. und
daz selbe so ez vordert offenbere notdurft. Sie sol ach reche-
nunge haben zeimminsten eines ze drien manoden vor dem
convente oder ze minnesten. vor vier swestern. die dar zu sun-
derlicli von dem convente geahtit sint. von den dingen, die
20 sie enphangen hat. und von den verzerten. Sie sol auch die
swestern sezzen ze den ambeten des klosters mit rate, und
mit volge des Conventes, oder des meren teiles. Daz insigel
des conventes sol sie heizen behüten und behalten, nach der
ordenunge des selben conventes. und alle die brive die ze sen-
25 denne sint. von dem teile des conventes. die sol sie heizen
versigeln vor in allen also daz sie ze mersten in dem Capitel
vor dem convente werden gelesen, und bewert von dem meren
teil der swester. Enkeine swester sol dekeinen brif senden
oder enphahen. e. daz in diu abbatissen gelese. oder ir aber
30 werde gelesen von einer ander, die da zu gesezzet ist. Diu
abbatissen (21 a ) sol sich vlizen daz sie die swestern under
einander versune. ob dekeiniu von der andern betrübet werde
7 widerbringunde Hs., bringunde getilgt. 9 jehunge IIs., ver über
gesetzt. 10 suln, n ausgewischt. 20 ff. Zu diesem Satz (vielleicht auch
dem folgenden) ist am Rande eine verweisende Hand gezeichnet, worunter im
15. Jh. geschrieben wurde: ja wan man ainliellig were. 29 gelese Jcorr.
aus geleren. 30 nach ist stand rot: Von dem Capitel, ist aber radiert
und von der korrigierenden Hand des 14. Jhs. darüber geschrieben: Die ab
batissen. 31 die später über geschrieben.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
23
von dekeiner slahte Ursache. Aber difi swester diu mit Worten,
oder mit Zeichen der andern Ursache hat gegeben, der trubesal.
oder ergerunge. zehant. e. daz sie opher unserm herren. die
gäbe ir gebetes. so sol sie nider vallen für die swester die sie
da erzürnet hat. und sol ir venie suchen, und sol sie bieten,
daz sie unsern herren bite. daz er ir ir schulde vergebe, die
sie da hat begangen. Aber diu swester die sie alsus bittet,
diu sol gedenken unsers herren Wortes, daz er sprichet. niuwen
ir vergebent danne von iwern herzen, so vergibet iu niht der
himelisehe vater iwer schulde, und da von sol sie vrilichen
vergeben ir swester diu ir venig vor suchet, daz unreht daz
sie gein ir hat getan.
Wir manen und schunden alle die swester in unserm herren
Jhesu Christo, daz sie sich hüten vor aller hohfart itelr ere. vor
nide vor gitecheit. vor sorge vor kumernisse. (21 b ) dirre werlt
vor hinderrede, vor murmule. vor missehellunge. vor zweiunge
und vor aller untugende, von der si missevallen mohten. in
den äugen des waren gemaheln. Sünder sie suln mer sin sork-
sam vor gote ze behalten, an allen dingen, die inren. unde die
uzern lutercheit. und die alle zit haben under einander ein"
bercheit der ganzen minne diu da ist ein bant der vollekomen-
heit. also daz sie an ir gewurzelt. und gesteteget mugen in
gan mit den wisen megeden. zu der brutlaufe, des lambes un
sers herren Jhesu Christi. Amen.
23. Daz keinu der suester sol körnen zu dem romeshen
hove mit ir gegenwurti.
Uber diesiu dink alle durch daz. daz diu materie werde
underzogen der schedelichen umblaufunge. so gebieten wir
strenklichen. in der kraft der gehorsam bi dem bannen, in
den die vallent die ez ubergant, oder die dar an niht gehorsam
1 Am Rande verweist eine Hand auf den mit Aber beginnenden Satz.
8 Matth. 6, 15. 11 auf Rasur zuerst venig vor ir, dann von der Hand
des 15. Jhs. wieder venig vor übergeschrieben. 13 vor Wir verweist ein
Zeichen auf ein am unteren Rande rot geschriebenes'. Capitel — schunden ist
durchstrichen und im 15. Jh. raten darüber gesetzt. 15 ere vor nide ist
im 15. Jh. geändert zu eren vor neit. 20 f. nach einbercheit steht rot
durchstrichen also daz sie an. 23 Matth. 25, 10. 28 scheideliclien
Hs., i radiert.
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24
VI. Abhandlung: Schönbach.
sint. daz uzwendik den servicialn der kloster die an den steten
sint. da denne der Romisse hof wirt als lange und er da (22 a )
ist. daz enkein abbatissen. oder swester. oder servicial. urab
keiner slahte not. oder Sache, ze dem Babest chomen. mit
5 gegenwarti ir personen. ez si danne daz ez etelicher werde
verüben mit sunderlichem urlobe. und daz si dar über haben
des Babestes oder des Cardinales. offen brive.
24. Von dem visitator und sinem ambet.
Diu kloster diz lebens. suln gevisitiert werden, ze minne-
10 stem eines in dem jare. von den visitatoren. di den gewalt.
und die forme und maze enphahent von dem Cardinal dem
iwer orden bevolhen ist. Aber gegen solichen visitatoren so
ist daz vlizeclichen vor ze sehenne. daz ein igelich visitator.
der ze sezzenne ist eintweder ein gemeiner oder eteswenne
15 ein sunderücher. so sol man einen solichen sezzen. von des
geistlichen leben und sitten volliu kuntschaft und Sicherheit
gehabt werde. Der visitator so er kumet ze ettelichem kloster
und dar in gat so sol er sich an allen dingen, also erbieten
und erzeigen daz er si alle reize, von dem gu(22 b )ten zu dem
20 bezzern. und zu der minne gotes. und daz er alle wege under
in enbrenne. unde enzunde die ganzen minne. und so er in-
wendik des closters sloz kumet ze visitieren, so sol er mit im
furen. zwen geistliche, und gevellege gesellen. Die gesellen,
suln bi ein ander beüben. und alle die wile. so sie in dem
25 kloster sint. so suln sie enkeine wis von ein ander gescheiden
werden. Der visitator dar nach daz er die regeln gehst und
beduttet. so sol er daz insigel enphahen von der abbatissen.
und diu abbatissen ist dar zu gebunden, daz sie ez im uf gebe,
und daz sie bite vrilich. und einvalteclichen daz si der abba-
30 tissen ampt werde erlazen. Diu abbatissen. enmak sie oder
enwil sie niht gemeinez leben halten, so sol sie von dem selben
visitatore absolvirit werden von der abtei. ez were danne daz ir
beliben an dem ampt niht schedelich dem kloster were sunder
notdurftge. oder daz dar an schine offenber nuz. Sie sol oh
14 Nach eteswenne steht ettewa rot durchstrichen. 17 gehabit
Hs., i radiert. 18 erbiten Hs., das folgende und erz von später Hand
auf Rasur. 29 biete Hs.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
25
von dem selben visitatore. absolviert werden (23 a ) ob sie an
ders nilit gevellik ist. oder niht genügende wirt gesehen zu
der verrihtunge des klosters. und daz sol geschehen, nah der
forme und der maze die der visitator enphangen hat von dem
vor genantem Cardinal. Der visitator sol ervaren vlizeclichen. 5
die warheit von der ahbatissen. und der swestern leben, und
von der behaltnisse ir ordens. von in allen gemeinlich. und
von igelicher sunderlich, und da er iht vindet ze bezzern. oder
ze rihten daz sol er bezzern und rillten mit ernst der minne
und mit der libe der gerehtekeit. doch mit bescheidenheit als 10
wol an dem lioubet als an den lidern. dar nah in dunket. daz
ez nuzze si. Aber diü missetat diu eines gnulc gebezzert ist.
diu ensol enkein wis. anderweit von dem visitatore gebezzert
werden. Begegent im ihtes iht. daz er selbe niht gebezzern
mak. daz sol er bringen, zu sinem obern daz ez mit des rate 15
und gebot werde gebezzert als ez danne fuget. Diu abbatissen
sol behüten, daz diu wilichi ir klo(23 b )sters von ir noch von
ir swestern kein wis vor dem visitatore. verborgen werde, wan
daz were ein übel Zeichen, und ein missetat diu swerlich ze
pinen were. Sünder wir wellen und gebiten daz si mit vlize. 20
raten, künden und für legen, dem visitatore. diu dink. diu nach
der forme ir lebens. und der regellichen behaltnisse sint ze
sezzene. oder ze bezzern. offenlich. und heimlich, dar nah als
ez alr best wirt ze tunne. Dem visitatore sint sie gebunden,
vesteclichen gehorsam ze sinne, an allen dingen, diu zu dem 25
ampt der visitationi horent. Die aber anders teten. die solten
gepinet werden von dem visitatore. als wol diu abbatissen. als
die andern schuldegen, als ez gezimet. Alle die swestern. beidiu
diu abbatissen und die andern, suln vlizeclichen merken und
behüten, daz sie niht anders bewege, ze redenne danne diu got- 30
liehe minne. und ir swestern bezzerunge und des klosters wider-
bildunge. Der visitator sol behüten die vor (24 a ) gesprochen
maze des redens. so er eintweder mit in allen, oder mit eitwe
maniger samet redet, oder mit einer heimlich, so suln ander
zwo niht verre sizzen. in siner anegisiht also daz diu genzi 35
des guten lumedes an allen dingen behalten werde, er wolle
2 gesehende Hs. 14 vor iht steht ist getilgt. 18 vor swestern steht
kloste getilgt. 33 eitwed Hsd getilgt. 36 guten Jcorr. aus gutten.
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VI. Abhandlung: Sehünbach.
danne reden, ze dem redevenster. mit einer, oder mit meniger.
von den dingen, diu zu sinem ampt horent. Der selbe visitator
sol oh visitirin den Caplan. und die conversi. und daz uzcr
gesinde des closters. und rihte. und bezzere. an in diu dink.
diu er kennet daz sie bedürfen des ambetes. der rihtunge und
der bezzerunge. und mak sezzen solich buze daz er etewenne
etelichen scheide eweclich von dem closter. oder den professen
erlaube, ze andern klostern ze varenne. oder ze andern ordenen.
als in dunket daz ez fuge. Oder sezze in ander buze. dar
nah als ez vordert diu sweri. oder diu wielichi der schulde.
Daz aber diu kloster niht werden besweret (24 b ) an der koste,
und daz der visitator niht valle in dekeinen vlechen dekeiner
slahte arkwans. so wolle wir gerlichen. daz der visitator sich
vlize. daz er sich verrihte. von dem ampt siner visitacion. so
er mit fuge erste mak. und gange oh so er seltenst muge. ane
schaden sines ambetes. in diu inwentegen sloz des klosters.
25. Von dem Cardinal des geistlichen Lebenes.
Benamen. durch daz. daz ir niht her nach, umb den ge-
bresten gewisser meisterschefte. iüh scheidet, von der behalt-
nisse dirre gegenwertiger regel. oder geschribener forme, die
wir wollen, und gebiten. daz sie vlizeclich behalten werde,
allenthalben von iu allen, in einer forme, oder daz ir niht
under maniger hande meisterschaft vallet in misselich maze des
lebens. so bevelhe wir volleclich uwer sorge, und iwer berih-
tunge. und aller der closter uwers lebens und aller der per-
sone so in den ist der. Caplan der conversen. und des gesindes.
unserem lie(25 a )ben sun. Johanni. Sancti Nicolai, in carcere
Tulliano. diacono Cardinali. dem rihter und schirmer. und bez-
zerer des Ordens der Minner Bruder, und sezzen oh. daz ir
hin für sulnt beliben. under siner gehorsam, und sorge, und
verrihtunge. und der andern Cardinal, die danne in der zit
von dem Babeste geahtit werdent. ze der verrihtunge und
schirmunge. und der bezzerunge. der selben bruder Ordens.
10 wielichin Hs. ist radiert und gstalt im 15. Jli. darüber geschrieben.
12 vlechen ist duvchstrichen und im 15. Jh. mail darüber gesetzt. 18 nach
ir steht iu unterpunktiert und rot durchstrichen. 28 bezzere Hs.
30 hin korrigiert aus hine.
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Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften X.
27
den sit ir gebunden vesteklich gehorsam ze sin. und sie suln
tragen sorge uwer sele und suln sich vlizen. daz sie sich er-
biten. als dikke. so sie dunket daz ez nuzze si. eintweder
durch sich selben, oder ander wirdege man. daz ampt visi-
tierens. den klostern. und den personen die da wonent. den.
Caplan den conversen. dem gesinde. und rihten. unde bezzern
da als wol an dem houbet als an den gelidern. diu sie er-
kennent. daz sie bedürfen des ambetes der rihtunge. und der
bezzerunge. Sie suln sezzen. und entsezzen. ordenen (25 b )
und rihten. dar nach als sie nach gote dunket daz ez nuzze si.
26. Daz diu regel niht versumet werde, von den sWestern.
Daz ir uch aber, in dirre regel. oder forme als in einem
spigel muget ersehen, daz ir niht von vergezzenheit ihtes iht
versumet so sol sie iu ze funfzehen tagen einest gelesen werden
und swa ir vindet uch tun daz da geschriben ist. so saget
gnade, und dank got dem geber aller guten dingen. Swa aber
dekeine sihet ir iht gebresten. so klage sie von dem vergangen,
und hüte sich vor dem künftigen, und bite daz ir diu schulde
werde vergeben, und daz sie niht verleitet werde hinnan fure.
in dekeine bekorunge. AmeN.
Enkeinem menschen. genclich. si muzlich zebrechen diesen
brief unser sezzunge. verlihunge. bestategunge und erlosunge
und wider im ze tunne mit vrevelerge turstekeit. Swer aber
daz getar versuchen der erkenne sich in laufen, in die unwir-
dekeit des almächtigen gotz und seiner heiligen aposteln Petri
und Pauli.
26 a Papier, Hand des 16. Jhs.:
Ehrw. f. ags. Abbttisin: f. ags. Priorin und alle Schwestern,
es ist mein grose schuldt: das ich in meinem thun und lasen:
in wortten und wercken | in unser Regel: stattutt: und ord-
8 in rihtunge ist h übergesetzt. 9 ge. Sie suln sezzen steht auf
Rasur. 15 ist am Rande, im Text stat getilgt. 16 nach dank steht
dem getilgt. 17 den vergannen Hs. 21 genklieh Hs. — muzlich im
15. Jh. zu muglieh geändert. 22 erlosun auf Rasur von später Hand.
23 tunnen Hs. — vrevelerge im 15. Jh. korrigiert zu frevellerge.
24 von (unwirde)keit ab ergänzt durch eine Hand des 15. Jhs.
28
VI. Abhandlung: Schönbach.
nungen: und in meinem gebett | ungeflisen bin gewesen: Be-
sunder daz Stillschweigen: zu siner zeitt und ortt nitt gehaltten
hab. f Und wo ich eich und (über einer, das ausgestrichen ist)
ain jede in sunderhaitt [| betriptt | erzirntt, geergerett, und böse
exempel geben hab, mitt meinen bösen zornigen (nachgetragen),
unnuiczen, vergeblichen wortten (die drei letzten Worte noch
mals und getilgt) und wercken | das vergebentt mir umb gottes
willen | und bitt euch umb gottes willen | ir wellent Gott | auch
für mich (übergeschrieben) bitten. — —
Diese deutsche Klarissenregel stellt eine Übersetzung dar
der lateinischen, welche Papst Urban IV. am 18. Oktober 1263
bestätigt hat, im Bullarium Franciscanum ed. Sbaralea steht
sie 2, 509—521 gedruckt. Die Übersetzung muß im allgemeinen
als gut, an sich als gelungen bezeichnet werden, zumal wenn
man berücksichtigt, daß zwei Forderungen zugleich genügt
werden mußte: erstens war sachliche Genauigkeit unbedingt
erforderlich, weil das Schriftstück den Charakter einer streng
stens zu befolgenden Vorschrift trug; zweitens aber mußte
sie auch für ungebildete Ordensschwestern leicht und voll
kommen verständlich sein, Unklarheit oder Zweideutigkeit war
sorgfältigst zu vermeiden, denn Irrtümer in diesem Betrachte
hätten sofort Verfehlungen wider die Lebensordnung der Schwe
stern hervorgerufen. Aus diesem Grunde hat man auch die
Arbeit später verschiedenen Korrekturen unterzogen, die ver
alteten Worte, bei denen Mißverständnisse möglich waren,
gegen gangbare, in ihrer Bedeutung sicher stehende umgetauscht.
Wenn man die folgenden Observationen beurteilt, wird man
eben dies in Betracht ziehen müssen, daß für den Übersetzer
bei seiner Arbeit sachliche Genauigkeit und bequeme
Verständlichkeit als die wichtigsten Gesichtspunkte maß
gebend waren.
Dem Übersetzer liegt es überall zunächst daran, den Sinn
der lateinischen Vorlage richtig wiederzugeben, dabei ver
zichtet er von vorneherein darauf, auch die lateinische Kon
struktion der Worte im Deutschen nachzubilden. Ganz selten
verwendet er für die Gerundien der Vorlage deklinierte Infi
nitive, häufig zusammengesetzte Adjektiva (4 notanda : merken-
leich) oder Relativsätze (6 persolvendo), sogar Hauptsätze (2 ad-
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
29
stringendae : sint gebunden). Zwischen Singular und Plural wird
unbedenklich dem deutschen Bedürfnisse gemäß gewechselt
(Plur. z. B. gewöhnlich, wo in der Vorlage omnis gebraucht
wird), desgleichen zwischen Aktiv und Passiv (13 habeant■
werde gehabit, 11 evitare : vermiden werden) zwischen Adjektiv
und Adverb. Das Partizipium ist beibehalten 7 confessione
praemissa : mit vorgender bihte. Der lateinische Konjunktiv
wird nur ausnahmsweise durch den deutschen ausgedrückt (aus
Furcht vor Undeutlichkeit), sondern aus der Umgangssprache
dafür die gewöhnliche Umschreibung mit mugen, selten mit
ivellen entnommen. Die Verbindung mit et, wie die schwer
fälligen lateinischen Perioden sie lieben, wird häufig in einen
Relativsatz aufgelöst, der überhaupt dazu dienen muß, Ein
schiebsel, absolute Kasus u. dgl. erleichternd wiederzugeben.
Längere Satzgefüge werden oft zerschnitten, überhaupt kleine
Sätze bevorzugt. Die Stellung der Satzglieder in Perioden
wird ganz nach dem Deutschen geregelt, die lateinische Folge
der Kola daher meistens umgeordnet. Dasselbe ist der Fall
bei der Wortstellung im einzelnen, so wird z. B. das Verbum
finitum regelmäßig vom Ende des lateinischen Satzgebildes
heraufgeholt und beim ersten Hauptsatz eingestellt. Nicht
dieser Praxis gehört eine Umstellung der lateinischen Worte
an, die als eine Eigentümlichkeit dieser Übersetzung ange
sprochen werden muß: bei zweigliedrigem Ausdruck wird die
lateinische Wortfolge in der weit überwiegenden Mehrzahl von
Fällen deutsch umgekehrt, das zweite Glied an die erste Stelle
gerückt: de mandato aut auctoritate : von dem gewalt oder von
dem gebot 2. 3. 7 u. o.; 3 dissolvitur et turbatur : betrübet und
auch zerlan; 5 vestitae et cinctae : gegurtet und in ir gewande;
5 de foeno vel de palea : mit sprüem oder mit häuwe; 6 legere
et canere : singen und lesen• 3 regularibus disciplinis : zuht
und geistlich leben; sogar, wo es eigentlich zum Irrtum führt:
14 per rotam vel aliunde : anderswa oder durch die winden.
Nur bei wenigen dieser Fälle wird man annehmen dürfen, daß
der Übersetzer mit Bewußtsein aus seiner Auffassung die Aus
drücke umstellte, viel häufiger wird ein sehr einfacher psychi
scher Vorgang zur Erklärung ausreichen: daß nämlich von
den zwei Gliedern des lateinischen Ausdruckes der zuletzt vor
das Auge des Übersetzers getretene zweite zuerst als der nächste
30
VI. Abhandlung: S c h ö n b a c h.
erledigt wurde (möglicherweise ist diese Übung vom Schreiben
nach dem Gehör ausgegangen). Ähnlich verfuhr der Dichter
des Heliand, der beim Bearbeiten der Stellen des Evangelien
kommentaren sehr oft den zuletzt gelesenen Satz zuerst über
trug oder verwertete und dann das Übrige nachholte.
Dieselben lateinischen Worte werden in der Regel an
verschiedenen Stellen durch dieselben deutschen übertragen.
Wechselt der Übersetzer mit den deutschen Worten, so läßt sich
meistens ersehen, daß er es mit guter Überlegung getan hat,
nur selten sind seine Gründe unklar oder gar die Wortwahl
irrig. Und die Aufgabe war nicht ganz leicht, insoferne als
die lateinische Vorlage von verschiedenen Autoren herrührt,
im Kursus geschrieben ist, der manchmal seltene Worte und
Zusammensetzungen erforderte, überdies mit Italianismen ziem
lich durchsetzt war, die bisweilen sogar den Herausgeber
Sbaralea zu erklärenden Anmerkungen nötigten. Ganz korrekt
wird clausura = sloz 1. 14. 18 usw. unterschieden von clau-
sura — beslizzunge 2. 3; innerhalb desselben 23. Kapitels findet
sich regimen wieder gegeben durch abtei, berihtung, verrihtung,
meisterschaft (mehrmals), jedesmal zutreffend; im 4. Kapitel
werden scapulae einmal durch ahseln, einmal durch schultern
übersetzt mit merkbarer Unterscheidung; wenn 7 bonae famae
zweimal durch gutes Wortes, sonst aber durch liumunt gegeben
wird, so ist das wohl zu begreifen; 3 ist dispensandum — gnade
ze tunde, anderwärts schlechtweg = dispensieren; qualitas
findet sich 4 und 23 übertragen durch ivielichi (vgl. 6 micheli
= quantitas, 20 wieti = latitudo), wie in der ahd. Benedik
tinerregel aus St. Gallen, dasselbe übersetzt 23 Status ganz
passend, indes qualitas 3 durch maze gegeben wird, das seiner
seits 4 sowohl modus als mensura überträgt; gevellich ist 3. 6. 8
= idonea, übersetzt aber sonst auch condecens, competens und
congruens, während congruenter 5 durch mit fügen gegeben
wird, 7 commode durch gevelleclichen, wovon idoneas = erberg
7 anscheinend absteht, aber doch sinngemäß gebraucht ist;
mit sicherem Gefühl wird imbecillus und debilis durch krank,
imbecillitas durch unkraft übersetzt, indes dem infirmus siech
entspricht und morbus = daz gesuchte 8 ist; 10 uti = niezen,
sonst = brachen; occupari heißt 5 sich becumbern, occupata 13
= bekumert, occupatio ebenda = unmuze, 14 aber ist occu-
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
31
patum = behaft, sehr gut, denn es ist auf das besetzte Rede
fenster = Sprechgitter zu beziehen, wie denn ebenso genau 13
detenta durch beheftit übertragen wird; dispendium ist ge
wöhnlich schade, einmal 18 richtig kumer; dem Sinne nach
ganz zutreffend wird dreimal ab ecclesia constitutum durch
der Christenheit gesezzet übertragen, ebenso regelmäßig sedes
apostolica durch Babest; 21 ist consensus = gehellunge oder
volge, sofort darnach assensus einfach = volge. Mißgriffe be
gegnen selten, zu ihnen wird es gehören, wenn 8 lernen, statt
leren, instruere übersetzt, also wie in der österreichischen Um
gangssprache, obwohl kurz vorher sehr gut gelirnik das capacis
ingenii der Vorlage übertrug. Einigermaßen schwierig scheint
der deutsche Bearbeiter die Übersetzung der Ausdrücke für
Kleidungsstücke gefunden zu haben, woraus man vielleicht
schließen darf, daß es ihm an weiblicher Beihilfe gebrach.
Zwar hat er ganz treffend einmal 4 velum durch twehele von
seiner sonstigen Übersetzung wil = Schleier geschieden. Aber
in den Bezeichnungen für die Bedeckung des Hauptes und
des Überwurfes um die Schultern herrscht Verwirrung: ca-
putium ist gewöhnlich kugel (aus cuculla) und caparo (Du
Cange 2, 114) = schaprun, doch wird im 20. Kapitel caputium
einmal mit ellenbogen, das andere Mal mit schaprune wieder
gegeben, 4 tunicae caputium durch houbetloch des rokkes über
setzt; allerdings könnte beidemale auch der lateinische Text
in Unordnung sein. Liest man freilich bei Du Cange 3, 643
nach über die Veränderungen der cuculla während der Jahr
hunderte des Mittelalters und ihre Verschiedenheit bei den
einzelnen Ordensgemeinschaften, denen Unterschiede der Be
zeichnung entsprochen haben müssen, dann läßt sich auch das
kleine Wirrsal hier entschuldigen.
Beachtenswert scheint mir, daß in unserem Denkmal be
reits lateinische Worte mit oder ohne Änderungen ins Deutsche
aufgenommen werden, was doch in althochdeutscher Zeit und
bis herauf ins 12. Jh. nur im Falle zwingender Not möglich
gewesen wäre. Dabei berücksichtige ich Worte nicht, die
schon vor dieser Klarissenregel Aufnahme in den Sprach
gebrauch gefunden haben, wie 5 geistlich golter = culcitras
religiosas oder 22 murmuratione = murmule. 13 wird in hac
forma übertragen in dirre formen oder regel, 21 forma —
32
VI. Abhandlung: Sckönbach.
regel gewählt, jedoch 26 formula durch forme, 25 unifor-
mitate durch in einer forme gegeben. Man sieht, wie sich
forme in dieser Bedeutung = ,Regel für die Lebensführung'
durchsetzt, das dritte Mal eigentlich, nachdem lat. forma =
forme vorzugsweise in Mitteldeutschland (nicht unbestritten,
vgl. D. Wtb. 3, 1898 und Diefenbach, Gloss. 243) und altfranz.
forme — forme bei Konrad von Würzburg kurz vorher ein
gedrungen waren, dormiter — dormitorium ist am Anfang
des 5. Kapitels schon ein Versuch, das Fremdwort ins Deutsche
einzubürgern, während in dormitorio am Schlüsse nur den latei
nischen Ausdruck herübernimmt. Das Beiwort generalis wird
24 durch gemeiner (im Gegensatz zu sunderlicher — specialis)
übertragen, wenn es aber 18 in Verbindung mit minister als
Bezeichnung der Würde isoliert wird, erscheint es im Deutschen
als general schlechtweg, visitator bleibt 18 im Deutschen,
desgleichen visitatio als Visitation und 20 probatio als probation,
dagegen wird 21 procurator durch schaffen übertragen. Sonst
erscheinen visitare und visitatio 13. 21 als visitiren (24 gevi-
sitiert), corrigere als corrigiren, confirmatio als confirmiren,
24 absolvatur = absolvirit tverden (neben absolute — einval-
teclichen), 23 personaliter — mit gegenwarti ir personen. Unter
den Verdeutschungen besonders der Abstrakta treffen sich et
liche erste Belege, wie denn diese Worte in manchem Be
trachte Interesse gewähren: 5 obstaculum = irresal; 6 gravitas
= swercheit, modestia — mezecheit, 8 providentia — fursihte-
keit, occasio = Ursache, subrepat = zu gange, sunderlichkeit
= specialitas, 9 continuum = emzegez, recreatio = lihterunge,
regularis = regenlich für regellich, relaxare = zerlazen (19
dissolvi = verlazen), cultus justitiae = ubeunge der rehtekeit,
10 diffundant — uz\ giezen (zu enganschließend) 11 veralteten
= senilitate confectis, 13 evidens = schinbere, utilitas mani-
festa — offenber nuz, 15 imminentes = gegenwartik, aber 18
imminens = an stend, 16 subtiliter — gefuclich, 17 nullo casu
= an keiner geschit (vgl. 2 in quibus casibus = in so getanen
geschiet), propinquam consanguineam — sin nehest nifteln,
18 consecratio = wilunge (wofern das nicht ein Schreibfehler
für wihunge ist, wird hier aus dem feierlichen Akt der Ein
kleidung der Nonnen ein Moment, das Überwerfen des Schleiers,
herausgehoben und für den ganzen Vorgang gesetzt), generari
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
33
= uf gestern, 21. 24 reformatio — widerbildunge, hingegen 25
reformatio — rihtunge und reformando = rillten, 22 unitatem —
einbercheit (4 uniformiter = einher dich), 23 discursibus dispen-
diosis — der schedelichen umbelaufunge. Nach Analogie der
älteren Worte 2. 13 meist, 11 allermeist, 24 erste — citius
24 seltenst = rarius, 13. 15. 18 minnest, 18 vorderst und
besonders 22. 24 eines, 26 einest = semel (7 eineist) wird 16
ein sonst unerhörtes leeinest = nunquam gebildet. Weniger
Anlaß zu Bemerkungen bieten die deutschen Bezeichnungen
der concreta, obzwar die Gegenstände des klösterlichen Ge
brauches zuweilen ihre Besonderheit haben, z. B. 7 locutorium
= redevenster, manipulus — hantvan, 14 rota — winde
(Drehscheibe), 17 crates = gater, 18 minutor — lazer, 19.
20 calceamenta — geschuohe, 19 cum caligis = mit hosen, fevio-
ralia — nieder cleider. Die volkstümlichen Namen der Kirchen
feste sind dem Übersetzer geläufig, wie schon in den Anmer
kungen gezeigt wurde.
Läßt sich aus solchen Beispielen bereits entnehmen, daß
der deutsche Bearbeiter dieser Klarissenregel seine Worte mit
Bedacht wählt, so zeigen andere Fälle, daß er es nicht scheut,
sich mit seinen Ausdrücken von der Vorlage zu entfernen, wenn
er damit ihrem Sinne sich nähert. Dafür einige Belege: 2 stat
— dilatio, viende — incursus hostilis-, 3 priusguam habitum
mutent = e sie daz gewant der werlt habent verlan, diligenti
Studio et cautela — mit flize gewarsam, tractatus — rat; 4 ho-
nestas — daz nach geistlicher zuhte stat (vgl. honestati et reli-
gioni — ir geistlichen zullten), non ferantur = die suln niht
sin, aut velis = mit anderm gebende-, 6 legendo = an den
buchen; 7 ea = diu selben dink, necessitatem habuerit — hat
sie notdurftik, exibiturus — prister, in animae commendatione
durch einen Konditionalsatz, quod ad officium pertinet = daz
ampt daz dar zu gehöre; 9 dignoscitur — kumet-, 10 omnino
= all/Lu diu materie, excepto quod wird aufgelöst durch Doch
so mak —, bei gloriosae = ewegen ist aber zu virgo ein an
deres, gewöhnliches Attribut gesetzt; 13. 15. 16 cum oppor-
tunum fuerit — so ez not tut-, 13 ab illa — dem erren, ad
momentum = ze einer deinen stunde, sehr bezeichnend für das
mhd. Wort, rationabiliter = mit bescheidenheit; 16 usque ad
Primam = biz nach prime (vgl. auch 18 nach — pro, aber
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. IGO. Bd. 6. Abli. 3
34
VI. Abhandlung: Schönbach.
richtig), simili — daz disem gelich si; 17. 18 proponi verbum
Dei — predeget; 17 ostia lignea = die hulzinen tur, die sich
der Deutsche wohl nur aus einem Stück dachte; 21 modo de-
bito — mit erberkeit-, 22 ubi — ze dem capitel, polleat =
schine, exemplo — in gutem bilde, mutuae dilectionis = der
ganzen minne; 24 caeteros de familia exteriori = daz uzer
gesinde; 25 oh hinzugefügt wegen statuentes. Ganz dem Sinne
nach werden die deutschen Ausdrücke für die päpstliche Hof
haltung und ihren Ortswechsel gewählt. Die Grenze dieser
Freiheit wird jedoch überschritten und mit Absicht eine andere
Auffassung vorgetragen, wenn 4 juxta diversarum consuetudinem
religionum übersetzt wird durch nach der gewonheit und den
siten manger hande lande, darauf ist noch zurückzukommen.
An einer Reihe von Stellen weist der deutsche Text
gegen den lateinischen ein gewisses Plus auf, in verschiedenen
Abstufungen, von einzelnen Worten ah, die nur hinzugefügt
werden, um den knappen Ausdruck zu verdeutlichen, bis zu
sachlichen Zusätzen. Wie weit dabei die Kapitelüberschriften
in Betracht kommen, weiß ich nicht zu sagen. In dem Drucke
Sbaraleas fehlen sie, doch gibt es dort Randnoten, die zum
Teil mit den deutschen Überschriften dem Inhalte nach stimmen,
sich aber dann über die Abschnitte der längeren Kapitel hin
fortsetzen, was dem deutschen Texte gänzlich mangelt. Im
Folgenden verzeichne ich den Überschuß der deutschen Fassung.
1 beim Incipit heißt es lat. nur: Regula sororum sanctae
Clarae, im Deutschen ist Ordens beigefügt, vielleicht mit Absicht.
Am Schlüsse des Satzes wird ze aller zit beigefügt, was wohl
durch eine Weglassung am Beginn des zweiten Kapitels wett
gemacht wird. — 2 wird in dem Satze über eine Verlegung des
Klosters liht hinzugesetzt, wodurch die Möglichkeit beschränkt
werden soll. Zuletzt soll der Beisatz nah ir tode das lat. morientes
ergänzen. — 3 per tales = von sulichen personen deutlicher. —
4 nach geheft steht oder genuschet, wo im Lat. nichts ausge
fallen zu sein braucht. — 6 ist der Zusatz am Ende gelerten
erwünscht, weil er den Irrtum ausschließt, der leicht eintreten
konnte, wie die Lesarten ergeben. — 7 ist im zweiten Satz
den swestern verdeutlichend beigefügt. — 8 nec cuiquam licet
aliquid esse suum — noch enkeiner ist muzlich ze sprechen
daz ihtes iht ir si, wo übrigens im Lat. loqui ausgefallen sein
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X. 35
könnte. — 9 ist bei werk nicht etelich der Deutlichkeit halber
beigegeben, sondern aus dem aliquod bei dem vorhergehenden
magisterium entnommen, wo es bei meisterschefte fehlt. Der
Zusatz mit fuge bei swigende mildert die Vorschrift, unserm
lieben herren J. Chr. statt Domino J. Chr. entspricht dem
deutschen Brauch. Wird dann ac solempnitate wiedergegeben
durch von den gegenwartegen hohgeziten, so umgrenzt das Bei
wort den Gegenstand der klösterlichen Unterhaltung bestimmter.
— 11 das entsprechende für an die sichen in der zit ir sich-
tumes könnte doch im Lat. ausgefallen sein, etwa: exceptis in-
firmis tempore infirmitatis suae. — 13 ze sumere ist vielleicht
beigesetzt, weil es in Deutschland nur zur heißesten Zeit eine
Siesta nach Tisch gibt, doch kann auch dem Lat. in aestate
fehlen, das ja im 14. und 16. Kapitel richtig steht, flizik
sorksam kann beides aus diligens entnommen sein. Wo vom
Aufschließen des Tores für die Klopfenden gesprochen wird,
findet sich zem ersten zugesetzt, sachlich nötig, es wird ein
Wort im Lat. fehlen, wie denn an entsprechender Stelle des
17. Kapitels prius sich findet. —- 14 wird discretam für die
Pförtnerin übertragen durch bescheiden und sicher = zuver
lässig. — 15 gemuret mit einer dürren mure = muro muratum
wird gesagt wie mit einer trockenen Mauer (DWtb. 6, 1774),
die ohne Lehm oder Mörtel ausgeführt ist und rasch abgetragen
werden kann. — 17 slozzen und slüzzeln für clavi verdeut
lichend. — 18 soll im dritten Satz von vreveli nur den ver
brecherischen Charakter von violentia bestimmen. Der Zusatz
oder verbeuget bei verlihen soll wohl eine gelegentliche Erlaubnis
neben einer dauernden bezeichnen, vielleicht ist im Lat. vel
permittatur ausgefallen. Das verhält sich gewiß so im nächsten
Satz, wo der Vorlage fehlt, was dem Passus ez enhoren denne
zwo oder drie swester entspricht, denn sonst wäre praedicto
modo nicht zu verstehen. Dagegen ergänzt und bewart (= ver
hütet) im folgenden Satze nur behutit. — 19 ist wichtig, daß
die dienenden Schwestern, die im Kloster bleiben, der voraus
gehenden Vorschrift folgen: ob sie wollent, was dem Lat. zu
gesetzt wird. — 20 von gar wizem — albo, weil im Deutschen
wiz nicht auszureichen schien, wenn nur die weiße Farbe
darunter verstanden werden sollte. — 22 remedia sanitatum
— diu helfe oder diu ividerbringunge des heiles vielleicht aus
3*
36
VI. Abhandlung: Schönbach.
dem lat. Plur. gezogen. Bei der Betrachtung ist überflüssig bei
gefügt ze trahten. Am Schluß soll die Übersetzung von in-
juriam durch daz unreht daz sie gein ir hat getan nur ver-
verdeutlichen. Der Beisatz Amen am Ende des Kapitels soll
dessen letzten Abschnitt als Gebet kennzeichen. — 24 der Zu
satz etewenne eteliche war im Lat. bei amotis entbehrlich. —
26 wird am Ende und erlosunge auf einem Irrtum beruhen.
Die lateinische Schlußformel ist im Druck abgekürzt.
Verhältnismäßig geringer an Zahl sind die Fälle, wo das
Deutsche weniger bietet als die lateinische Vorlage. Mehrere
Stellen lassen Worte unübersetzt, die selbstverständlich und in
der Phrase bereits enthalten sind, einige Male sind Wortgruppen
mit Absicht unterdrückt worden, das ist dann sachlich wichtig.
So gleich in dem Anfang des ersten Kapitels, wo nach Alle die
der Passus (omnes quae) saeculi vanitate relicta nicht über
tragen wurde; der Anlaß dafür lag in den historischen Ver
hältnissen. — 2 fehlt bei Feuer und Feinden der Heilwunsch
quod absit! Im zweiten Satze fehlen dem deutschen Text nach
m'&zelich die Worte vel facultas extra praedictam clausuram
ulterius; damit ist nichts Sachliches verloren, ja das obener
wähnte Plus ze keiner zit tritt für den Mangel ein. Ebenda
bleibt wie noch mehrmals bei Cardinalis die Beifügung Ro-
manae Ecclesiae unübersetzt und es werden im Deutschen
Bestimmungen fortgelassen wie generaliter, forte, aliquae. Am
Schlüsse des Kapitels sind prout convenit unterdrückt, wohl als
selbstverständlich. — 3 ist der Anfang gemäß den historischen
Umständen etwas anders gehalten, deshalb bleibt auch fort
quae fuerint admittendae. Im zweiten Satz genügt für longiori
aetate die Übertragung vor alter. Gleich darauf wird nur
vigor durch diu liraft übersetzt, Status bleibt fort. Bei der
Aufnahme der Nonnen bleibt ex more weg, weil es sich im
deutschen Text um eine neue Gründung handelt. In der Ge
löbnisformel entspricht deutsch nichts den Worten et tibi Domine
Abbatissae, gewiß den lokalen Umständen angemessen. Am
Schlüsse des Kapitels werden neben den serviciales die sorores
nicht mehr besonders angeführt, weil sie in die frühere Vor
schrift bereits eingeschlossen waren, als selbstverständlich bleibt
exterius hier beim Ausgange und 7 weg, wo von dem Begräbnis
in der Kapelle die Rede ist. — 4 wird beim Mantel nach hinten
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
37
nicht übersetzt post collum. — 5 genügt bei den Betten des
Schlafsaales besunder für ab invicem separatum. — 6 wird
hei der allgemeinen Bestimmung über das Marienoffiz per omnia
nicht übertragen. — 7 ist es wichtig, daß beim Empfang der
Sakramente nach von den weggelassen wird Fratribus ordinis
Minorum dumtaxat, gleich darnach generaliter und am Ende
des Satzes nach freizsamer not der Passus: et copiarn habere
Fratrum nequiverit praedictorum; denn durch diese Tilgungen
werden die Minderbrüder aus der geistlichen Leitung des
Hauses ausgeschaltet. Am Scldussse dieses Kapitels wird nur
honesto durch erber übertragen, nicht idoneo. — 17 bleibt an
fangs bei nageln unübersetzt contortis und beim Bezug darauf
ut dictum est. Am Ende beim Verschleiern des Gesichts bleibt
cum modestia weg, vielleicht ebenso aus Höflichkeit wie 18 bei
gesellen der Beisatz et honestis nicht übersetzt wird. — 18 und
23 wird am Schlüsse kein deutscher Ausdruck für apices ge
geben, deren Begriff in den brieven schon enthalten ist. — 21
bleibt der ganze erste Satz im Deutschen weg: Ad haec; liceat
vobis in communi redditus et possessiones recipere et liabere et
ea libere retinere. Das hängt wahrscheinlich gleichfalls mit
den historischen Verhältnissen der Regensburger Gründung zu
sammen, denn Besitz und Einkünfte werden sonst den Nonnen
ausdrücklich zugestanden. —- 22 ist bei der Bitte um Ver
zeihung das humiliter wohl mit Absicht fortgelassen, damit
die Demütigung der Beleidigerin nicht zum Genuß für die
Gekränkte werde. — 23 anfangs fehlt die Übersetzung von
ipso facto vor vallent als überflüssig. — 24 sind bei der Über
gabe des Siegels die Worte absolutionem et concessionem wohl
mit Absicht nur durch erlazen übertragen, concessio ist ein
terminus technicus bei der Klostervisitation, wie aus Du Cange
2, 476 s. v. concessiator erhellt. Ebenda (24 a ) genügt hör ent
für pertinere noscantur. —• 25 wird bei geschribener forme
der Hinweis supra nicht übersetzt.
Es bleiben nun noch einige Differenzen zwischen dem
deutschen Text und seiner Vorlage übrig (abgesehen von Lese-
und Schreibfehlern, die sich bessern lassen), welche auf Ver
sehen des Übersetzers zurückzuführen sind. Freilich das man
statt der Frauen, die sich zum Orden melden, im Eingang
von 3, ist schwerlich ein Irrtum, sondern mit Absicht so an-
38
VI. Abhandlung: Schönbach.
gebracht, vgl. oben S. 36. — 4 ist in dem Satze Och mugen
das erste oder eigentlich falsch und nur zu ertragen, weil es
als Korrelat zum zweiten oder genommen werden kann. —
5 in dem Satze Die aber niht slafen icellen wird der Passus
seu aliis piis quietis laboribus übertragen durch oder mit an
dern vailten und geruweclicher arbeit. Da ist jedesfalls etwas
nicht in Ordnung, vielleicht könnte es heißen: mit andern
manecvalten wer dien und, denn vailten an sich möchte höch
stens einem Verlesen von plieis aus piis entstammen. — 13 lihte
leiter für scala levatoria entwickelt dieses Wort irrig aus levis.
In demselben Kapitel wäre vielleicht zulitik an ir siten = ma-
tura moribus in zitik zu bessern, es wird aber nach 16 und 19
maturitate durch mit zuhten übertragen. — 14 und 17 wird
intueri durch gesehen werden übersetzt, also das Deponens
nicht erkannt, was nur zufällig dem Sinne nicht schadet.
14 pro expediendis necessariis = umb diu notdurftegen da
ze verrihten, hingegen 15 necessitatibus — notdurft. — 17 ist
deinen auf bleche bezogen statt wie parvis auf foraminibus. —
19 ist erberges geschrieben, also lionestae irrig mit aetatis zu
sammengenommen.
Aber auch im lateinischen Text der Regel, wie er bei
Sbaralea gedruckt ist, lassen sich mehrere Stellen mittels des
deutschen berichtigen. 2 wird statt morientes zu schreiben sein
mortuae oder defunctae. — 4 muß es heißen cum exeant für
non e. — 5 fehlt ein ganzer Passus, der gemäß dem Deutschen
vielleicht lautete: aut plumis, quemadmodum convenit Äbba-
tissae. habent cooperimenta (7paludamentum ? coopertorium?) de
lana. Dann wäre das Auge des Schreibers von einem schlie
ßenden lana auf das andere abgeirrt. — 7 1. cooperiendum
statt coaptandum, das ein Schreib- oder Lesefehler ist. —
11 1. quam quater (ze vier malen) statt quam ter. — 12 steht
in favore charitatis = in der liizze der niinne, es ist also fer-
vore zu schreiben. Ebenda vielleicht locum statt lectum. —
14 fehlt maturam nach discretam. — 16 fehlt in alio loco =
an einer anderen stat. — 19 fehlt loqui = ze reden und später
lateinische Worte für: durli sie oder durch der anderen willen.
— Dagegen ist 24 deutsch mit allen (= cum omnibus) falsch
ergänzt, denn wenn es sich um alle handelt, ist ja keine Über
wachung nötig.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
39
Im ganzen gewährt die deutsche Klarissenregel, wie der
genauere Vergleich mit der lateinischen Vorlage lehrt, das
Bild einer Übersetzung, die geschickt, mit Überlegung, sach
kundig und sprachgewandt gearbeitet wurde.
Soweit die Überlieferung zurückreicht, hat die von mir
herausgegebene Handschrift der deutschen Klarissenregel sich
immer in dem Kloster dieses Ordens zu Regensburg befunden.
Über die Anfänge der Regensburger Klarissen sind wir ver
hältnismäßig gut unterrichtet. In Regensburg bestand schon
um 1230 eine Niederlassung der Frauen von der Buße der
h. Maria Magdalena (ein während der ersten Dezennien des
13. Jhs. aufkommender Orden, Magdalenerinnen, Büßerinnen,
weiße Frauen nach ihrer Kleidung, in alter Zeit ,Reuerinnen £
= mhd. rimcerinne genannt, über ihren [Ursprung ist wenig
ermittelt worden), die während des 13. Jhs. durch die Bürger
schaft reichlich gefördert wurden. Bereits in einer Urkunde
vom 22. Februar 1233 (Ried, Codex Chronologico-diplomaticus
episcopatus Ratisbonensis, S. 372, Nr. CCCLXXXVIII) be
kommen die Sorores penitentes ,aream ad edificandam domum
cum aliis sibi necessariis super lapidicinam juxta murum in-
terius ad occidentalem partem civitatis sine conditione qualibet
contulerunt, ut, quia penitentes Sorores ad orientem ejusdem
civitatis quasi spirituales custodes locatae sunt, ab occidente
eadem civitas laude Dei nominis et spiritali custodia non pri-
vetuF. Daraus geht hervor, daß die Reuerinnen geschätzt und
populär waren, sonst hätte man ihnen nicht in der Stadt außer
im Osten auch im Westen (es heißt bei Ried in den Urkunden
von 1180—1335: in parte civitatis occidentali Westerburch, daz
ivesten ; ubi etiam lapidicina extra urbem dicta) einen Wohnplatz
eingeräumt und sie förmlich eingeladen, diesen zu beziehen.
Über Stiftungen und Zuwachs an Gütern, vgl. Jänner, Geschichte
der Bischöfe von Regensburg 2, 375. 445. 487. Im letzten
Drittel des 13. Jhs. drängte sich den kirchlichen Autoritäten
die Notwendigkeit auf, die bisher mit einer gewissen Freiheit
ausgestatteten klösterlichen Frauengemeinschaften, vornehmlich
die Beguinen und Reuerinnen, unter eine strengere Zucht zu
40
VI. Abhandlung: Schönbach.
bringen, und das geschah, indem man sie verhielt, sich einer
der bestehenden wohlgeordneten Kongregationen anzuschließen.
So sind die Reuerinnen vom Altenberg in Nürnberg mit päpst
licher Erlaubnis 1278 Klarissen geworden, worum sie schon
seit 1274 sich bemüht hatten (Glassberger, Analecta Franciscana
2, 91; Eubel, Geschichte der oberdeutschen Minoritenprovinz,
S. 230, Anm. 133; Edmund Wauer, Entstehung und Ausbreitung
des Klarissenordens besonders in den deutschen Minoritenpro-
vinzen, Leipzig 1906, S. 119 f., dessen Darstellung nur etwas
zu sehr von seinen Vorgängern abhängt). 1254 bereits waren
die Beguinen von W ürzburg in den Klarissenorden eingetreten
(Wauer, S. 116 f.), 1284 etablierten sich Klarissen im früheren
Minoritenkloster zu St. Jacob am Anger in München (Eubel,
S. 203, Anm. 50; S. 230, Anm. 134, Wauer, S. 121), es ist
daher gar nicht zu verwundern, wenn die Reuerinnen von
Regensburg, die bisher nach der Regel Augustins gelebt hatten,
sich dieser Bewegung anschlossen. Die Tatsache wird uns
bekannt durch einen Brief des Bischofs Heinrich von Regens
burg an den Klerus seiner Diözese vom 10. August 1286 (nach
dem Original gedruckt bei Ried, S. 617 f., Nr. DCXLVII, vgl.
Gemeiners Regensburgische Chronik 1, 422), worin es heißt:
Quia dilecte in Christo et Domino devote sorores de sancta
Maria Magdalena Ratispone propter sui transitus novitatem
ad ordinem sancte Cläre metuunt, se propter mutacionem or-
dinis a vestra noticia excidisse — wendet sich der Bischof an
die Geistlichkeit mit der Bitte, sie möchten die neuen Klarissen
auch fernerhin unterstützen und begründet das: ad impendenda
siquidem eisdem sororibus vestra beneficia, duplex nos potest
et debet ratio informare: quia et voluntarie paupertati se nunc
arcius subdiderunt et approbate religionis habitum assumpserunt,
et quia fideles etiam spiritualibus erogationibus sunt ad pietatis
opera invitandi. Der Bischof wünscht daher: pro sustcntatione
dictarum jSororum, quibus proprie facultates non suppetunt,
manum porrexerint adjutricem; dafür gewährt er einen vierzig
tägigen Ablaß (wie schon früher ira Interesse der Nürnberger
Klarissen, s. Jänner 3, 3. 28—53). Es waltet somit in dem
vom Papste genehmigten Klarissenorden größere Armut und
strengere Askese als in den früheren Gemeinschaften der Re
ligiösen. Das lehrt uns die Einsicht in die Klarissenregel selbst
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
41
und mit diesen Eindrücken stimmt es überein, wenn die Schrift
aus dem Kreise der Kolmarer Dominikaner De rebus Alsa-
ticis ineuntis seculi XIII. (Mon. Germ. SS. 17, 235, schon ex
zerpiert von Eubel a. a. 0. S. 220; vgl. Lorenz, Geschqu. 3 , S. 19ff.)
ihr Erstaunen über die Härte der Lebensführung bei den Kla
rissen (diese Notizen können daher nur aus den späteren De
zennien des 13. Jhs. stammen) folgendermaßen ausspricht:
Fratres Minores de ordine suo claustra fecerunt, que et ipsa
in omnibus profecerunt. fratres isti sorores suas sic clauserunt,
quod vix vel unquam egredi potuerunt (vgl. Kap. 2 der Regel),
hominibus de claustro loquebantur, sed minime videbantur (vgl.
Kap. 13—17 der Regel), quando aliqua domina in claustrum
earum recipiebatur, per altam scalana ascendit et sic in claustrum
per hostium competens introivit (gemäß Kap. 13). abbatissam
habebant, que in religione ceteras informabat (vgl. Kap. 8. 22).
extra claustra eis cibaria coquebantur et in claustrum sororibus
mittebantur (findet in der Regel Urban IV. nicht mehr statt),
duo fratres ordinis Minorum extra vel plures pro tempore re-
sidebant, quorum unus eis in spiritualibus preerat, alter vero
temporalia regebat et nesessaria ministrabat (vgl, Kap. 7. 18.
20. 21: Kaplan und Schaffner), fratres conversos et conversas
seu beginas, servos et ancillas multas habebant, que agros et
vineas colebant et in aliis serviebant (vgl. Kap. 19. 20, dann 4
und sonst).
Von den Schicksalen des Regensburger Klarissenklosters
genügt es, Folgendes zu erwähnen: das Datum der Gründung
wird durch eine Notiz des Andreas von Regensburg (ed. Lei
dinger, S. 69) auf den 3. März (nicht 12. Februar, wie Jänner
3, 549 angibt), den Sonntag Invocavit des Jahres 1286, fest
gelegt, die Zahl der zu Klarissen gewordenen Reuerinnen
(Andreas nennt sie rewsarinn) ist nicht bekannt (woher Jänner
a. a. 0. S. 376 seine Angabe nimmt, es seien vierzig gewesen,
weiß ich nicht; vielleicht beruht sie auf Irrtum). Die erste
Abtissin (die Reuerinnen hatten eine Priorissa), deren Name
überliefert wird, findet sich 1294 erwähnt und hieß Hedwig,
sie starb 1300 und wurde bei den Minoriten begraben. Ihr
folgte eine Adelheid nach, die 1313 starb und ebenfalls bei
den Minoriten bestattet wurde (über die späteren Äbtissinnen
vgl. Jänner 2, 376f.). Es hat daher Eubel, dessen Buche S. 230
42
VI. Abhandlung: Schönbach.
ich diese Mitteilungen entnehme, mit Recht die Überlieferung
als irrig erklärt, wornach der Eintritt dieser Reuerinnen (nicht
der vom Kornbühl, vgl. Eubel, Vorrede S. VII) in den Kla
rissenorden auf die Wirkung der Büßpredigten Bertholds von
Regensburg zurückzuführen sei, denn dieser ist bekanntlich
1272 schon gestorben. Im Jahre 1329 wurde den Klarissen
gestattet, ein neues Kloster bei der alten Stadtmauer zu er
bauen (Jänner 2, 376). Die Zeit des allgemeinen Verfalles
klösterlicher Einrichtungen, vorzugsweise die zweite Hälfte des
15. Jhs. scheinen die Regensburger Klarissen ungefährdet über
standen zu haben, wenigstens werden sie bei den zahlreichen Re
formen der städtischen Klöster nicht erwähnt (Jänner 3, 547 ff.).
1486 stellte Kaiser Friedrich III. ihnen eine besondere Schutz
urkunde aus (also 200 Jahre nach der Gründung), damals
befanden sich 24 Nonnen und 6 Sorores servitiales im Hause
(Jänner 2, 376). Im Anfänge des 19. Jhs. übernahmen die
Schwestern den Unterricht an den Mädchenschulen von Regens
burg, was natürlich mit den strengen Vorschriften der alten
Regel über die Klausur nicht zu vereinen war. 1809 brannte
das Kloster ab, 1811 übersiedelten die Klarissen in das kurz
vorher säkularisierte Kapuzinerkloster in der Ostengasse (Eubel
S. 156), wo sie jetzt noch weilen. Nach der Übersiedlung hat
1812 Ried das Archiv des Klosters untersucht und für sein
Urkundenwerk ausgenutzt (Jänner 2, 376, Anm. 3). Im Jahre
1886 feierten die Regensburger Klarissen das Fest ihres 600-
jährigen Bestandes, bei welcher Gelegenheit ihre Geschichte in
einem Vortrage von Schratz behandelt wurde (vgl. die Ver
handlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regens
burg, 40. Band), das von diesem in Aussicht gestellte Werk
ist meines Wissens bisher nicht erschienen (vgl. Eubel S. 337 f.).
Zu den geschilderten Verhältnissen des Entstehens schickt
sich vortrefflich die besondere deutsche Gestalt der Regens
burger Klarissenregel. Oben S. 36 habe ich bereits aufmerksam
gemacht, daß Kap. 1 ein Passus der lateinischen Vorlage beim
Übersetzen weggelassen wird, in welchem davon die Rede ist,
daß die Schwestern aus der Welt (saeculi vanitate relicta) in
das Kloster übergetreten sind. Diese Stelle paßte eben nicht
auf die besondere Situation der Regensburger Klarissen, die ja
aus einem Orden in den anderen übergetreten und nicht aus
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
43
der Welt gekommen waren. Derselbe Umstand veranlaßte, daß
Kap. 3 die Übersetzung unterblieb von: quae fuerint admittendae.
Desgleichen erklärt sich daraus, daß am Anfang des 21. Ka
pitels die allgemeine Bestimmung über das Erwerben von Gütern
und Einkünften durch den Übersetzer fortgelassen wurde, denn
laut der bischöflichen Urkunde (oben S. 40) sollte ja beim
Übergang zu den Klarissen die Armut strikter eingehalten
werden: da die Nonnen mittellos sind, muß sich der Klerus
für sie in Bewegung setzen. Es wird somit durch die Be
schaffenheit des deutschen Textes erwiesen, was durch die
Tradition und die tatsächlichen Verhältnisse des Befundes der
Handschrift wahrscheinlich war, daß diese deutsche Klarissen
regel wirklich für die besondere historische Gelegenheit der
Aufrichtung des Regensburger Klosters hergestellt wurde. Sie
ist also um das Jahr 1286 abgefaßt und niedergeschrieben
worden, womit die Beschaffenheit der Schrift (oben S. 2)
durchaus übereinstimmt. Unter diesen Umständen gewinnt
noch eine andere Beobachtung, die der Text erlaubt, den Wert
eines historischen Zeugnisses. Kap. 7 fehlt im zweiten Satz
nach emphalien von den die Übersetzung von fratribus ordinis
Minorum, und am Schlüsse desselben Satzes der Passus et
copiam habere Fratrum nequiverint praedictorum. Daraus er
gibt sich, daß fürs nächste die Minoriten die geistliche Leitung
des Regensburger Klarissenklosters nicht übernommen haben.
Das stimmt durchaus zu dem tatsächlichen Verhalten des Ordens,
der sich vielfach weigerte, sich mit der spiritualen Überwachung
der Klarissen zu befassen, zumal wenn diese aus anderen reli
giösen Gemeinschaften wie Beguinen, Reuerinnen usw. über
getreten waren (vgl. Wauer a. a. 0. S. 117. 119 und Eubel an
verschiedenen Stellen). Offenbar hatte man üble Erfahrungen
gemacht, wie das auch den Dominikanern begegnet war, die
sich viel umfassender mit der geistlichen Leitung von Frauen
klöstern beschäftigten (vgl. meine Studien zur Geschichte der
altdeutschen Predigt 7, 18 f.).
Dieses Ergebnis steht durchaus nicht in Widerspruch mit
der Angabe des Andreas von Regensburg (oben S. 41.),wornach die
Regensburger Reuerinnen ihren Eintritt in den Klarissenorden
hortantibus Fratribus Minoribus vollzogen hätten, denn indem
die Minoriten dahin wirkten, ältere, locker verpflichtete religiöse
44 VI. Abhandlung: Schönbach.
Gemeinschaften von Frauen in strenger geschlossene von Ordens
charakter umzuwandeln, vollzogen sie nur die ausdrücklichen
Befehle der Päpste von der Mitte des 13. Jhs. ab (die Belege
im 2. Bande von Sbaraleas Bullarium und bei Eubel).
Da sich nun mit Sicherheit annehmen läßt, daß die
Minoriten bei den Anfängen der Regensburger Klarissen be
teiligt waren, wird man auch in ihren Kreisen den Übersetzer
der deutschen Regel aus dem Latein zu suchen haben, die
der neuen Organisation unentbehrlich war. Es läge nun am
nächsten, einen Regensburger Minderbruder für den Bearbeiter
der Regel zu halten, eine solche Annahme ließe sich aber mit
dem Bilde, welches die Sprache des deutschen Textes gewährt,
weder negativ noch positiv vereinen. Negativ nicht, denn die
deutschen Urkunden von 1267 ab (bei Ried Nr. 257 ff.), die
Mitteilungen Weinholds in seiner Bayrischen und Mittelhoch
deutschen Grammatik, die Dichtungen Lamprechts von Regens
burg (ed. Weinhold, S. 23f. 39 ff.), ferner die Folgerungen, die
aus den älteren Verhältnissen (über sie vgl. jetzt J. Schatz in
seiner Altbayrischen Grammatik 1907) abzuleiten sind, ver
langen für die Regensburger Mundart Kennzeichen, die der
deutschen Klarissenregel fehlen. Das Wichtigste dabei ist, daß
sich in Regensburg schon früh im 13. Jh. die neuhochdeutschen
Diphthonge vollkommen durchgesetzt haben und in engem Zu
sammenhänge damit nach Wredes Gesetz der starke Schwund
der Endsilben vokale, Synkope und Apokope. Dem gegenüber
trägt die Sprache der deutschen Klarissenregel einen ganz
anderen Charakter, ä hat den allgemeinen mhd. Stand, Schwä
chung der nach 3, wird umgelautet zu e, leistet aber dem Um
laut Widerstand vor Liquida + Muta (76 f.), also starklich,
gegenwartik, jedoch gevellekliche und regelmäßig gerlichen (vgl.
noch unten S. 46), bezeichnet wird der Umlaut gelegentlich durch
ae (77); ieman und nieman bleiben, danne normal, nur einmal
denne, dagegen steht wenne durch, weshalb wohl auch niuwen
23; in der Deklination herrscht die mhd. Regel: -Schaft, -schefte,
unkraft, unkreften 11, stete, steten 10. 11, aber stets nageln 16.
17. Einmal hehäft 15 (67. 83.) ■—- « wird umgelautet (91), vor
r hält es sich (94), auch arzdt 18, das Zeichen dafür ist e (94),
also arkwans 14, arkivenig 19, undertenilc 20, nehest 17 (94),
-ere, -here (95); eitive 24 wird nicht auf etwa, sondern auf etwie
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
45
zurückgehen. — e mhd., zu i: gelirnik 8 (98. 101). — e mhd.
(104.112). — i mhd., aber sehr reichlich in den Flexionen (255),
oftmals durch ie bezeichnet (111.112). diesiu 4. 25.26, geschrieben
11, bieten 22, was vielleicht als Dehnung anzusprechen ist. —
i bleibt (114), aus Kontraktion git 17, nur ganz wenige ei treten
auf (120. 123): sein — esse 2, merkenleich 4, abtei 22. Schrei
bung ist des öftern ie, das aber nicht auf ei abzielt (HO): vliez
12, vrietage 11. — ie wird überwiegend durch i bezeichnet (191):
gezihen 2, beslizzunge 2, sichtum 3, schire 3, igelicher 4, dinst 1,
prister 7, erbiten 1, gebite 18. 22. 24, rimen 20, libe 22. 24.
brive 22. 23 usw., vereinzelt ie z. B. 14. — ö mhd. (130. 132),
der Umlaut (133. 135) wird nur einmal durch 6 bezeichnet,
und zwar sölich 2, sonst solich 5. 8. 18. 22. 24., daneben
sulichen 3. 4 und sulher 18. — golter 5, wullin 5, wolle 5. —
6 mhd. (137. 138. 140), erhalten in manode 22, leistet Wider
stand gegen den Umlaut (141), daher immer hören 7. 9. 10 usw.
zwä 10, zw 18. — ü (144) widersteht dem Umlaut (158): über 4
und immer, hubeshen 4, gurtel 7, gegurtet 5, gebürte 5, gesuhte 8,
turlin 13 usw. — «t bleibt ausnahmslos. — Mhd. ei bleibt, nur
leiatern und laeiter 13 (172. 176). ei aus Kontraktion: gereit
= geredet 10, meide 11, gein 12. Schreibung ei für e (Weinhold,
Alem. Gramm. § 59, 2): eiteivenne 15. 16, eintweder 24. 25,
eitwe 24 neben etewenne 4. 6. 19, eteswenne 24. — Mhd. ou
wird durch ou und au nebeneinander wiedergegeben, auch
die Schreibung aü drückt die Unsicherheit aus: erloube 9,
erlaube 24, erhübet 18, erlaubet 10; froicen = frouwen 3. 6.
11, Reduktion zu o in urlob 9. 15. 17, wo sonst au 2. 3.; am
wechselvollsten sind die Bezeichnungen für ouch (183): auch,
aüch, oh und oh, dieses überwiegt bei weitem. Der Umlaut
von ou (185) wird nicht bezeichnet. — iu bleibt (186. 192),
wird aber sehr oft u geschrieben (195): kusheit 1. 3, getruwer 15.
21, spruwern 5 neben spräern 5. — uo (196) wird meistens
durch u bezeichnet: sichtum 3, betrübet 3. 12. müder 4. gut 4.
7. tuche 4. fugen 5. ruive 12. trubesal 22, desgleichen der Um
laut üe: ubenne 7. nur füre 18, müzelich 2.
Der Konsonantismus hält den mhd. Stand inne. b wird
zu p (197. 202. 205. 207), nicht bloß im Auslaute innerhalp 3.
Durchgehends heben, nicht heven. Fremdes p erscheint als b
(208) in habest. Gewöhnlich ph (210), nur enpfremden (208)
46
VI. Abhandlung: Schönbach.
21. / und v mhd. (210). — Im Anlaut c für k (234): costber,
closter usw. ch für k nur in chumen 3, chome 7. Die ch im
Inlaut sind als k + h aufzufassen (203 Anin. 1. 239): swercheit 6,
mezecheit 6, krancheit 7, krankheit 11, werdeclieit 18, erber-
cheit 22, vlechen 24, wie man aus erberkeit 14. 18. 21, meze-
keit 16, fursihtekeit 8, muzekeit 8 ersieht, ck wird teils durch
k, teils durch kk bezeichnet: bedeken, bedeket, bedelcunge 4,
gestreket 4, bedekken 4. 7, dikke 3. 17. rokkes 4. 20, dekken 17.
zergankcliche 8. Neben 31 -ik stehen 7 -ek, aber in flektierten
Formen 11 -eg- gegen 4 -ig-; einmal -ich 1 (229. 236. 240).
Ob h Dehnungszeichen ist in slafhent 13 (247)? geschiet =
geschiht, geschihede 21 f. — Die Dentale mhd. (213), ff wieder
holt (224. 249): Sitten 14, gattern 17, bittet 22, beduttet 24,
ettelichem 24; t für tt: haubtüchen 4; t tritt an: sament 2. s für
z im Auslaut (225): wizes 4, starkes 14; z für s: freizsamer 7.
uzzer 11. 13, sonst uzer. sh für sch (229): entshuldigen 3,
hubesheit 4; s für sch gesuche 19, sonst geschuhe; gotz (226.
228) 26. zz für tz: antluzze 17. — Assimilation von Liquiden:
geistlichem, 4, dagegen ist regenlich 9 wohl ein Schreibfehler,
vgl. regellich 24; linnin, linnire 20. Ausfall von Liquida:
wertlich 18, sonst werlt.
Synkopen treten reichlich auf, besonders bei be-, ge- und
-ec (249. 250. 251. Anm. 5), selten Apokopen (dirre tag zit,
gen. plur. 6), wobei die Formen mit und ohne -e nebeneinander
stehen: gewalte 5. 18, gewalt 7. 22; mit rate und gebot 24;
convent und convente dat. 22, nieman und niemane dat. 22,
urlobe 23, urlob 18. 20, liht 2. 4, lihte 16. 17. 18. Formel
haft enkein wis 13. 24, enkeine ivis 9. 13. 24, keine wis 18,
ein ivis 24, enlange wis 16. 17. Als Adverbialendung tritt zu
meist -lieh auf, aber auch -liehen, trost konj. vor oh 22. wer
in der Kegel (251). Diesen Verkürzungen tritt unorganischer
Zusatz von e gegenüber (253) und überhaupt Verlängerung der
Formen (252), besonders in der Deklination: tuche akk. 4,
von milche ist 11, präd. adj. gute 9 neben gut, notdurftge 24,
sogar muzelichen 6. 7 neben muzlich 8. ze andern ordenen 24.
Dieser Wechsel zwischen Kurzformen und Langformen macht
sich in Deklination und Konjugation sehr bemerltlich. — Cha
rakteristisch ist das reichliche Vorkommen von i in den Suffixen
(253) der Substantiva und Verba, z. B.: hertin, strengin 2,
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
47
breiti und wite 4, daneben wite und breite 4, witi 14, wieti 20,
breiti 20, hohi 13. 14, micheli 16, vreveli 18, gegenwarti 23,
genzi 24, sweri 24, wielichi 4. 24, ivielichin 24. metin aus
matutina 6 zählt nicht, desgleichen visitationi 24. Prüf, ane-
gisiht 24. — Besonders im part. prät. der schwachen Verba
begegnet i: gesagit 7, gehabit 12. 13, (<gehabt 24), behutit 18,
beheftit 13, (geheft 4, behdft 15), geahtit 13. 15. 21. 25, ge-
strelckit 16, gevristit 16, verrihtit 21. Sonst begegnet noch
volles a in den Endungen (253f.): innan noch uzan 14, dannan 16
(dannen 5), vornan 20, hinnan 26. — Bei den Substantiven
werden volle und synkopierte Formen nebeneinander gebraucht,
z. B. lebenes und lebens. Gen. Cardinales 23 neben Cardinais,
aber auch Cardinal 25 und für plur. —swester ist der nom.
plur. 2. 9. 20, gen. 13. 18. 22, akk. 10. 17; swestern nom.
plur. 6. 7. 8. 9. 13. 24, gen. 24; in einzelnen Fällen wird die
Wahl der Form vielleicht durch die Stellung beeinflußt, so
wenn Kap. 9 swester als nom. plur. vor r steht, unmittelbar da
neben sioestern vor Punkt. Durch solchen Wechsel wird der
Übertritt von der vokalischen zur konsonantischen Deklination
sehr erleichtert; so stehen kugel und kugeln akk, sing. 4 bei
sammen, gurtel und gurtein 4, winde und winden sing. 14,
regel und regeln dat. sing. 14, in der rnuren 14; dingen gen.
plur. 26, bi dem bannen = sub poena excommunicationis dat.
sing. 23. Beim Adjektivum sind die vollen Formen beliebt,
also fern. sing, -iu, gelegentlich wird die Endung gespart:
geistlich und erberiu Zeichen 10, schedelicher oder swer schulde
22, wozu vgl. vrilich und einvalteclichen 24, aber werltlichiu und
unnuziu dink 19. Gerne steht nach dem Artikel die starke
Form: einem igelichem 2. 14. 17. (n 7), dem inwendigem 2, dem
vierdem 3, dem anderm 7, etelicliem anderm 7, dem vor ge
nantem 24, einem deinem bleche 17, der merkenlicher 18. ein
hulzin tur akk. sing. 17 neben die hulzinen tur akk. sing. 17.
siu in akzentuierter Stellung 13, sonst sie und si. dirre ge
wöhnlich = diser, gen. disses lebens 8, aber disse l. 2. 18. dat.
keime 18. dekein ist beschränkt auf ullus, enkein auf nullus,
kein gilt in beiden Bedeutungen. — Beim Verbum sind zu
beachten die Unterschiede in den Formen des flektierten In
finitivs. Der dat. endet nach ze 20mal auf -en y 27mal auf
■enne, dazu ein paar -ene, und zwar unmittelbar nacheinander:
48
VI. Abhandlung: Schönbach.
19 folgen sich fünf Infinitive auf -en, der sechste schließt ze
genne; ze sin 25, ze sinne 24; zu tunne 13. 24. 26, ze tunde 3,
ze tunen 7: gen. wechselt zwischen -ens und -ennes. Die Formen
des ind. und konj. werden heim Verbum streng und korrekt
geschieden. Vor wir fällt n ab: gebiete wir 14. 18, verhenge
wir 18, bevelhe wir 25, ivolle ivir 24 (wir wollen 14. 25). Die
alemannischen Formen auf -ent als 2. pers. plur. kommen selten
vor, jedoch nur deshalb, weil direkte Ansprache bloß in den
letzten Kapiteln angewendet wird, dort findet sich auch ir ver-
gebent 22, ir sulnt 25 neben 6 -et 25. 26. Konj. sie und si
nebeneinander, desgleichen sul, suln, sulen, sol; neben den
fränkischen wollen nur einmal wellen 5. part. prät. gesagenten
19; gesezzet überwiegt, gesezten 2. 4, gesazzeden 20. — werde
uf tan 14. 15 (uf tu 13), werde(n) uf getan 16. 17. — Beim
Inf. überwiegt gan 7. 10. 13. 14. 18, in gan 22, uz gan 3. 7,
uz gen 2, ze gen 18, ze genne 2. 19, ze ganne 2, ze in genne und
ze uz gende 13, des inganes 18, des ingennes 18; von den til
genden 13, uz genden 19; ind. präs. hat d : gat 3. 24, gant 24,
gan(t) 4, nur heget 17, konj. ex ge, gen 7. 13. 18. 20, sonst
gange 4. 8. 13. 24; 3. pers. prät. ind. giegen 7: part. gegangen 18.
— stat ind. 4. 13. 14, geste konj. 12; uf gestan 18, die an stenden
notdurft 18.
Es wird keinem Leser entgangen sein, daß die hier vor
gelegten Eigenheiten der Sprache der Regensburger Klarissen
regel nicht der bayrischen Mundart angehören, also nicht so
beschaffen sind, wie sie sein müßten, wofern die Übersetzung
in Regensburg entstanden wäre: diese Beobachtungen ergänzen
also den oben S. 44 erwähnten Mangel bayrischer Merkmale.
Die Sprache des Textes ist vielmehr alemannisch, im engeren
Sinne ostschwäbisch, im engsten die der Stadt Augsburg. Bei
der Vergleichung habe ich außer Weinholds Alemannischer und
Mhd. Gramm., außer Kauffmann und Bohnenberger besonders
das Buch von Friedrich Scholz gebraucht: Geschichte der
deutschen Schriftsprache in Augsburg bis zum Jahre 1374
(= Acta Germanica V, 2, Berlin 1898) und habe bei meiner
Zusammenstellung aus der Klarissenregel die Verweise auf die
Seiten der Darstellung von Scholz in Klammern eingeschaltet.
Durch diese Belege ist der Beweis geliefert (vgl. besonders
bei Scholz die Übersicht S. 256 ff.), daß unser Denkmal aus
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
49
dem Bereiche der ,hübschen sprach' (Scholz S. 2) von Augsburg
stammt. Nur ist dabei zu beachten, daß erstens die Klarissen
regel zumeist einen älteren Sprachstand repräsentiert, als ihn
die Augsburger Urkunden bei Scholz übersehen lassen; zweitens,
daß der Wortschatz der Urkunden ungemein beschränkt ist
und sehr viele Worte der Klarissenregel dort keine Entspre
chungen finden. Diese Beschränkungen in Rücksicht gezogen,
deckt sich im übrigen das Bild der Laute und Formen der
Klarissenregel völlig mit dem der Augsburger Mundart im
letzten Drittel des 13. Jhs.
Der Text ist somit in Augsburg entstanden, ja er ist dort
noch so lang verblieben, bis die Handschrift fertig war. Schon
in der Beschreibung des Pergamentheftes oben S. 2 habe ich
aufmerksam gemacht, daß die roten Überschriften der Kapitel
von einem anderen und anscheinend jüngeren Schreiber ein
getragen wurden; jedesfalls hat die Hand, von welcher der
Text herrührt, erheblich früher schreiben gelernt als die des
Miniators. Dieser Differenz entsprechen auch Unterschiede der
Lautbezeichnung; im Titel wird w durch u gegeben also: suester,
suigen (213), im Text w geschrieben; im Titel hüte 14. 17, im
Text hüte; im Titel ambet 22. 23, im Text überwiegend ampt,
nur ambeten 22, ambetes 25; im Titel sol 3, im Text meistens
sul; im Titel 7 reellen = weihen, nirgends im Text; im Titel
keinu 23, im Text immer -nt; im Titel romeshe 23, im Text
romisse 23; im Titel überwiegt suestern, im Text swester; im
Titel 11 das Fremdwort abstinentia, im Text nicht; im Titel
10 redennes, im Text 10 redens. Trotzdem stimmen die Kenn
zeichen der Mundart zwischen Überschriften und Text überein
(z. B. i beim fern, gegemvurti 23, gegenwarti 23 im Text), so
daß also auch die Titel vom Miniator noch auf schwäbischem
Boden hergestellt sind. Verbindet man diese Tatsache damit,
daß zwar die Handschrift kein Original ist, daß aber Merk
male einer anderen Mundart aus einer etwaigen Vorlage nir
gends sichtbar werden, so erhöht sich noch die Wahrschein
lichkeit dafür, daß der deutsche Text der Klarissenregel in
Augsburg abgefaßt und niedergeschrieben wurde.
An und für sich schon darf man mit großer Bestimmtheit
vermuten, daß die Übersetzung der lateinischen Klarissenregel
ins Deutsche für eine neue Stiftung aus dem Kreise des Mi-
Sitzungsber. d. phil.-hist Kl. 160. Bd., 6. Abh. 4
50
VI. Abhandlung: Schönback.
noritenordens hervorgegangen sein wird, dem die Klarissen
zugehörten und dessen Generalminister sie vorschriftsmäßig
unterstanden. Kommt dabei die Stadt Augsburg in Betracht,
so scheint es angemessen, sich zu erinnern, daß dort in der
zweiten Hälfte des 13. Jhs., besonders aber in dessen letztem
Drittel, eine Gesellschaft von Minoriten literarisch tätig war,
denen wahrscheinlich die süddeutsche Bearbeitung des Sachsen
spiegels und die Anfänge der Minoritenmystik zu danken sind,
vermutlich haben auch die deutschen Fassungen der Predigten
Bertholds von Regensburg, zur Lektüre bestimmt, im Zu
sammenhänge damit von Augsburg ihren Ausgang genommen
(vgl. meine Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt
6, 96—102). 1 Dafür konnten dort Übereinstimmungen im Wort
schatz geltend gemacht werden, dieses Argument ist auf den
vorliegenden Fall nicht anzuwenden, weil der Stoff der Klarissen
regel mit dem des Augsburger Stadtrechtes gar nichts gemein
hat; höchstens darauf wäre zu verweisen, daß die seltenen
Bildungen mit -sal sich hier und dort einfinden. Es ist aber
noch ein Punkt besonders ins Auge zu fassen, von dem aus
das Entstehen der deutschen Klarissenregel sich weiter auf
klären läßt.
Es wird aufgefallen sein, daß unter den vorhin verzeich-
neten Formen der Deklination und Konjugation des deutschen
Textes so viele verschiedene, volle, übervolle und verkürzte
begegnen. Anfangs dachte ich daran, diese Verschiedenheit
aus der Mannigfaltigkeit der Stellungen im Satz erklären zu
können, obgleich der Mißerfolg solcher Versuche bei französi
schen Doppelformen davon abschrecken mußte, sie bei deut
schen Beispielen anzunehmen. Allein, es wies sich bald ein
1 Freilich, der Ansatz der Abfassungszeit für die deutschen Texte Bert
holds, den ich a. a. 0. S. 92—94 auf Grund der Berechnung der ,fünf
Kriege* gewagt habe, wird sich schwerlich aufrecht erhalten lassen:
O. Holder-Egger hat ihn im Neuen Archiv 32, 582 f. mit guten Gründen
bestritten und ebenso gleichzeitig Prof. Dr. Ernst Bernhardt in Erfurt
in einem inhaltreichen Schreiben an mich vom 9. April 1907, das im
übrigen meiner Auffassung Bertholds und seines Wirkens zustimmt.
Meine Aufstellungen über das Verhältnis zwischen den lateinischen und
deutschen Predigten Bertholds werden dadurch nicht gestört, daß man
die Niederschrift der deutschen Stücke als noch zu Lebzeiten Bertholds
erfolgt annimmt.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
51
anderer Weg für das Verständnis der Beobachtungen an der
Klarissenregel. Es wurde schon früher (S. BO) hervorgehoben,
daß die lateinische Vorlage unseres deutschen Textes, die von
Papst Urban IV. 1263 approbierte Regel, im Kursus abgefaßt ist,
und zwar mit starkem Vorwiegen des cursus velox 1^)
in den Satzschlüssen. Der Kursus erstreckt sich dort auch
auf die Kola der Sätze innerhalb der Perioden und ist, wie
bei allen Dictamina der päpstlichen Kanzlei im 13. Jh., mit
großer Strenge durchgeführt. Nur trifft man doch Klauseln,
die sich als Variationen der bekannten Haupttypen verstehen
lassen. So kommt öfters eine Schlußformel vor: castitdte süb
clausüra, und der cursus tardus: nimmt bisweilen
die Gestalt an d. h. akzentuierte Silbe im Ausgang.
Untersucht man die Satzschlüsse des deutschen Textes, d. h.
die Wortgruppen vor einem durch großen Buchstaben gekenn
zeichneten Satzanfang, so stellt sich folgendes Ergebnis heraus:
82 mal findet sich cursus planus (sübrepät mörbus), also mügen
getragen, 36 mal cursus velox (gaüdiä pervenirö), z. B. hende
der äbbatissen und seine Modifikationen, 31 mal die Variation
1 ^ : manger hdnde lande, 28 mal die Form L ^ ^ L ^ 1 :
geistlicher zühte stät, zuweilen (6 mal) Ivf vl. Kleinere Ab
weichungen (z. B. IvKvl) gibt es zusammen noch in sechs
Fällen, von denen einige vielleicht der Überlieferung zuzu
rechnen sind und korrigiert werden könnten. Die rhythmische
Bewegung erstreckt sich auch auf die Kola innerhalb der Satz
schlüsse, also auf die Wortgruppen vor Punkt ohne Kapital
buchstab darnach, ja es weist sich, daß die Punkte der Hand
schrift mindestens ebenso die rhythmische Gliederung markieren
als die rein syntaktische. Liest man die deutschen Sätze laut,
so fällt das Übergewicht des daktylischen Rhythmus stark ins
Ohr, ganze lange Strecken bewegen sich darin, ja es lassen
sich unschwer akzentuierte Hexameter abgrenzen. Doch ist im
einzelnen der Gebrauch der Klauseln innerhalb der Satzschlüsse
nicht so streng und wohlgeordnet wie im Latein und nicht
wie dort ließe sich die Schreibung daraufhin regulieren, was
wiederum zum Teil gewiß an der Überlieferung liegt. Es ist nun
an sich wahrscheinlich, daß der beobachtete Gebrauch bald voller
mehrsilbiger Wortformen, bald durch Synkope und Apokope
verkürzter mit dem Versuche des Übersetzers zusammenhängt,
Sitzungsber. d. pliil.-hist. Kl, 160. Bd. 6. Abh. 5
52 VI. Abhandlung: Schönbach.
den Kursus der lateinischen Vorlage nachzubilden. Sehr deutlich
wird der Sachverhalt bei der häufigen Verwendung des deut
schen Wortes für lat. abbatissa. In der Überzahl der Fälle
findet sich dafür die Abbreviatur a65 mit deutscher Endung,
was aufzulösen ist, z. B. in dbbatissen gemäß der Akzentuierung
des lateinischen Wortes, also die Klausel: dünket die dbbatissen
= cursus velox. Einige Male jedoch findet sich ohne Abbre
viatur geschrieben abtissine, das ist abtissine = ^ L und
zwar nur dann, wenn es so in den Kursus paßt, z. B. ensol
diu abtissine — L ^ ^ L ^ ^ cursus planus. In der Tat geht auf
dieses rhythmische Prinzip die Verschiedenheit der vollen, über
vollen und der Kurzformen im deutschen Text zurück und
nicht bloß darauf, daß die alemannische Mundart mit ihrem
im Vergleich zur bayrischen niedrigeren Akzente der Wurzel
silben den Endsilben ein volleres Ausklingen erlaubt (Gottfried
von Straßburg, noch mehr das Mitteldeutsche) als das Bayrische,
das bei höher stehendem Akzent der Wurzelsilbe Synkope und
Apokope in den Flexionen (Wolfram von Eschenbach) ver
langt oder zuläßt.
Man wird nicht gerade hoffen dürfen, daß die hier zum
ersten Male erwiesene Nachbildung des lateinischen Kursus in
einer deutschen Übersetzung sich besonders häufig in altdeut
scher Prosa werde antreffen lassen. Aber gelegentlicher Einfluß
des lateinischen Kursus auf die Gestaltung deutscher Texte wird
sich nicht ausschließen lassen und ich will wenigstens daran
erinnern, daß die sehr häufige Klausel L ^ ^ ^ in den deut
schen Schriften Heinrich Seuses (vgl. meine Besprechung von
Bihlmayers Angabe in der Literarischen Rundschau für das
katholische Deutschland vom 1. März 1908, S. 125) als Nach
bildung des cursus planus zu verstehen sein wird. Die Auswahl,
welche im Deutschen unter den möglichen Klauseln des lateini
schen Kursus vorgenommen wird, ist natürlich durch den vom
Latein verschiedenen Rhythmus der deutschen Sprache bedingt
und durch das dem besonderen Inhalt gemäße Wortmaterial.
Fragt man sich, wie die Auffassung des lateinischen Rhyth
mus beim Übersetzen in die deutsche Klarissenregel vorzustellen
sei, so wird man durch die Sache angewiesen, Vermittlung
durch das Gehör anzunehmen. Die vorhandene Überlieferung
des deutschen Textes stellt nicht das Original dar (vgl. S. 28 ff.),
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X. 53
wie schon die Varianten erkennen lassen, ihr liegt aber höchst
wahrscheinlich ein Stadium voraus, in welchem der deutsche
Wortlaut diktiert wurde. Neben anderen Fällen sind dafür
die Spuren von Sandhi geltend zu machen, welche der deutsche
Text aufweist, z. B. ob hie statt ob ie Kap. 22, behüte statt
behütet vor d Kap. 8, gute statt gut vor d Kap. 9 usw. Es
hat also vermutlich der deutsche Übersetzer seine Arbeit aus
dem lateinischen Texte einem Schreiber diktiert, und auf diesem
Wege (indem die lateinische Vorlage laut vorgelesen wurde)
erklärt sich auch am leichtesten die Nachbildung des latei
nischen Rhythmus im deutschen Texte. Daß die äußeren Vor
aussetzungen für eine Praxis dieser Art dann sehr gut zutreffen,
wenn man das Entstehen des Augsburger Textes der Regens
burger Klarissenregel in den auch sonst literarisch tätigen Kreis
der Minoriten zu Augsburg verlegt, bedarf keines ausdrück
lichen Beweises.
Das voi'handene Manuskript ist höchst wahrscheinlich
immer zu Regensburg bei den Klarissen verblieben und von
ihnen eifrig gebraucht worden, wie sein heutiger Zustand
schließen läßt. Die Korrekturen, welche während des 14. und
15. Jhs. im Texte angebracht wurden, nehmen natürlich auf
den Kursus keine Rücksicht, sie beziehen sich durchweg auf
die sprachliche Form, tilgen obsolete Ausdrücke und ersetzen
sie durch Worte des späteren Sprachgebrauches, dabei waltet
bayrische Lautbezeichnung. Eine Notiz zum 22. Kapitel aus
dem 15. Jh. bezeugt, daß gelegentlich Meinungsverschieden
heiten auch in dieser Stätte frommen Schweigens vorkamen.
Der im 16. Jh. auf angeheftetes Papier verzeichnete Anhang
charakterisiert gleichfalls den Wandel der Zeiten. Es ist die
Formel eines Schuldbekenntnisses und steht in Bezug zu einer
Stelle des 22. Kapitels. Dort wird verlangt, daß eine Schwester,
die gegen eine andere sich verfehlt hat, diese um Verzeihung
bitte. Es bedeutet eine wesentliche Milderung solcher Praxis
(schon der alte Text schaltet Kautelen ein) und eine Schonung
individueller Empfindlichkeit, wenn diese Bitte in eine fixe
Formel gekleidet wird, welche von der Schuldigen im Kapitel
(wie bei den älteren Mönchsorden) auszusprechen ist. Daß
auch dieses Stück bayrische Lautgebung zeigt, steht im Einklang
mit meiner Annahme, die Handschrift sei für das Haus der
6*
54
VI. Abhandlung: Schönbach.
Klarissen in Regensburg bestimmt gewesen und habe sich dort
bis zur Gegenwart aufgehalten. —
Die kaiserliche Hofbibliothek zu Wien enthält außer einer
lateinischen Klarissenregel des 15. Jhs. in Nr. 4349 noch eine
deutsche Fassung aus dem 14./15. Jh. in der Handschrift
Nr. 4724, die wahrscheinlich den Sorores poenitentiales des
Magdalenenklosters in der Rossau zu Wien gehört hat (dieses
kommt auch vor in der Translatio s. Delicianae des Gutolf von
Heiligenkreuz, Sitzber. 159, 2, S. 18). Diesem Stück scheint
die deutsche Franziskanerregel aus Reutlingen in Württemberg
nahezustehen, die Birlinger, Germania 18, 186—195 abgedruckt
hat. Ferner gibt es im British Museum als Add. 15686, perg.
15. Jh. eine Handschrift der Sibilla von Bondorff zu Nieder-
Freiburg fl478, die eine deutsche Klarissenregel enthält (R.
Priebsch, Deutsche Handschriften in England 2, 135. 141); nach
den Proben zu urteilen stimmt sie wörtlich mit der Regens
burger Fassung, nur entspricht ihre Lautbezeichnung dem so viel
späteren Entstehen der Abschrift. An sich sind handschriftliche
Exemplare von Regeln aus den Bettelorden, zumal in den
Nationalsprachen, nicht gerade häufig, teils weil sie vernutzt
wurden, teils weil sie als Hausrat selbst bei der Säkularisation der
Klöster nicht in öffentliche Bibliotheken zu gelangen brauchten.
Die lateinische Klarissenregel Papst Urban IV. bedeutet
keine Neuerung, sondern faßt nur die bisherigen Redaktionen
zusammen. Der kirchenhistorisch interessante Teil der Ent
wicklung der Klarissenregel liegt vor dem Kompromiß von 1263
und ist heute wohl hinlänglich aufgeklärt. Man verdankt das
den Arbeiten von Eduard Lempp, Zeitschrift für Kirchenge
schichte 13 (1892), S. 181—245; Leonhard Lemmens 0. F. M.,
Römische Quartalschrift 16 (1902), 93—124 (wozu Lempp,
Zeitschr. f. Kirchengesch. 23, 626ff.); Edmund Wauer in der
bereits erwähnten Schrift: Entstehung und Ausbreitung des
Klarissenordens, 1906 im ersten allgemeinen Teil (sie scheint
der Nachprüfung zu bedürfen gemäß der Rezension von F.
van Ortroy, Analecta Bollandiana 26 [1907], o66f.). Jedesfalls
ist diese Vorgeschichte für die Beurteilung der Regensburger
deutschen Klarissenregel ganz irrelevant und durfte daher bei
meiner Untersuchung außer Betracht gelassen werden.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
55
Beigabe.
Im Folgenden drucke ich den altdeutschen Text ab,
den die Handschrift der kaiserlichen Hofbibliothek zu Wien
Nr. 12.883 (Suppl. 165) enthält, die ich dank der Güte des
Herrn Hofrates Dr. Josef von Karabacek bequem habe be
nutzen dürfen. Der Kodex besteht aus 18 Blättern Perga
mentes, 12 X 15 cm, die mit vollen Zeilen, meist 19, bis
weilen 20, beschrieben sind. Sie verteilen sich auf zwei Lagen,
einen Quaternio und 11 Blätter, zuerst 6, dann 5, so daß wohl
auch die zweite Lage als ein Quaternio mit Beilagen aufzu
fassen ist. Das letzte Blatt ist leer, diente als Umschlag und
ist vom Gebrauch schmutzig, das wird auch bei dem ersten
Blatt so gewesen sein, welches weggeschnitten ist. Der Text
ist so gut wie gar nicht interpungiert, die Sonderung der
Sätze erfolgt nur durch die großen Anfangsbuchstaben, die rot
durchzogen sind. Denn nur einige der bisweilen angebrachten
Punkte dürfen als Satzzeichen angesehen werden, die übrigen
am Zeilenende dienen bloß dazu, den leeren Raum auszufüllen,
zu welchem Zweck sonst die letzten Buchstaben (gerne n) weit
hinausgezogen werden. Doch wird dadurch das Verständnis
des Textes insoferne gar nicht geschädigt, als überhaupt nur
kleine Satzgebilde einfachster Gliederung Vorkommen, über
deren Inhalt kein Zweifel herrschen kann. Daher war es mit
Rücksicht auf das oben S. 3 Gesagte nicht erforderlich, mo
derne Interpunktion einzuführen.
Das Stück ist ein Ordinarium des Klarissenordens, also
ein über ,in quo ordinatur modus dicendi et solemnizandi
divinum officium' (Du Cange 6, 57), somit eine Anweisung, wie
die Vorschriften des 6. Kapitels der Klarissenregel während
der Festzeiten des Kirchenjahres und beim täglichen Chor
gebet der Nonnen durchgeführt werden sollen. Solche Büch
lein wie dieses haben sich aus dem Mittelalter äußerst selten
erhalten, weil sie durch den fortwährenden Gebrauch vernutzt
worden sind. Das vorliegende Heft, jetzt durch sauberen
Bibliotheksband geschützt, war sehr lang in Verwendung, das
bezeugen die Randnoten zum Nachschlagen, die aus dem 16. Jh.
stammen.
56
VI. Abhandlung: Sehönbach.
Außer dem sachlichen Interesse, wozu auch die Bezeich
nungen der Kirchenfeste gehören 1 und die ganze Terminologie
des Klosterlebens, die manche Spätlinge der Schriftsprache vor-
wesrnimmt, kommt dem Stück noch ein besonderes zu mit
Rücksicht auf seine Sprachform. Wie es bei solchen liturgischen
Anweisungen in deutscher Sprache für geistliche Frauen zu
sein pflegt (vgl. die von mir herausgegebenen Breviarien aus
St. Lambrecht, Zeitsc.hr. f. deutsches Altertum 20, 129—197),
erfolgte die Aufzeichnung in der gewöhnlichen Umgangs
sprache des Tages. Daher trägt die Lautgebung unseres Stückes
die Kennzeichen der groben bayrisch-österreichischen Mundart
mit all den starken Synkopen und Apokopen, wie sie ihr ge
mäß sind. Es fehlt dabei nicht an Merkwürdigkeiten: das
Wichtigste darunter sind vielleicht die reichlichen Belege für
stien und gien, welche bisher (nach Weinhold, Bayr. Gramm.
§ 271a, 274 b) nur aus dem Ende des 15. Jhs. bezeugt sind,
die aber ohne’ Zweifel zwischen dem mhd. sten und gen und
den heutigen grobdialektischen Formen stean, ggan vermitteln
(vgl. Primus Lessiak, Die Mundart von Pernegg, Beitr. 28,
S. 70. 220). Noch anderes fällt auf: kam = mhd. lcüme (Wein
hold, Bayr. Gramm. § 40); kirzen = herzen (Weinh. § 18);
zwue = zwo (Weinh. § 108); heven (Weinh. § 134); t für d
in allen Formen des Zahlwortes: trew, triu, trey, trein molen,
treizehenten, tritten (Weinh. § 140); Ausfall von n in froleichnam,
covent (Weinh. § 166), vgl. Schmeller-Frommann 1, 1230. Ohne
ge- werden gebildet die Part. Prät. gangen, geben, geezzen, hevet,
knyet, mit kertem amjplick, vgl. Weinhold, Mhd. Gr. § 373. 405.
Der folgende Abdruck kennzeichnet die Merkworte der
Antiphonen durch Kursive, die Handschrift unterscheidet sie
nicht im Texte.
(l a ) Daz ist daz ordinarium Sand Clären Ordens (rot).
Zu allen tagzeiten zu dem ersten sol die grözzer glogge
etwo lang zu ainem zaychen geleut werden und daz ein zimlick
underschaydenhait sey beschehen in der die swester sein irr
notdurft auzgericht daz sy sich fügsamkleich in der kirchen
1 Zu ihnen vgl. den Franziskanerkalender bei Grotefend, Zeitrechnung
II, 2, S. 37—41.
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Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
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mügen gesammenn Dann so sol die selb glogge. lenger geleiit
werden Und die weis dez geleutz sol allzeit behalten werden
Auzgenomen daz in den zwiveltigen hochzeiten zu vesper und
zu metten sol trey stund oder zu trein molen geleut werden
Also daz zimleich underschayd da beschech Und an den
selben tagen zu der Tertz sol zwier geleut werden etwaz lang
zu dem andern geleut Also daz ein zimlich underschayd be-
schehen sey Nach der Tertz zu ainem mal zu der mess. Aber
(l b ) zu der Covent mess sol alle tag zit — mal geleut werden
etwaz lang zimleich ein wenig. E. dann der Introitus werd
angevangen Auch an dem suntag und halben hochzeitleichen
tagen und an zwiveltigen hochzeitleichen tagen sol di glogge
geleut werden wenn man anvahet daz Te deum laudamus
hincz auff den vers Pleni sunt celi Sünder aber an suntagen
so man daz neünt Responsorium singet so sol geleut werden,
so man singet Gloria patri oder so man daz Responsorium
wider anvahet so man. Kam Gloria patri singet Auch in
Wandlung dez wirdigen froleichnams unsers herren Jhesu
Christi so sol geleut werden mit der grozzen gloggen ein
wenig allain in der Covent mess Aber in der gesprochen messen
sol kain (2 a ) glogge geleut werden Auch zu margens ezzen
zeit und zu obent ezzen zeit sol man die klainen tisch gloggen
leuten Nach dem selben geleiit sol ein zimleich peyten be-
schehen in dem die swester gewaschen und gesament vor dem
Reventer sein So sol die Reventer glogge geleut werden mit
ainem anslag Und wenn die swester nahend gar sein ein gan
gen So sol von der selben etwo vil lenger geleut werden.
Nach dem end dez geleutz. so sol die sengerin An heven Be-
nedicite und die andern swester antworten Benedicite So sol
die sengerin den vers für sich hin sprechen mit den andern.
Wenn man aber kumpt zu dem Jube domine benedicere So sol
die leseriu pey dem nidrern tail dez Coventz her für gien in
daz mittel der (2 b ) swester und mit genaigtem liaupt sol sy
3 in Auzgenomen ist o aus u kor?'. 9 die ze?'rissene rechte Ecke des
Blattes ist in alter Zeit mit stai'lcem Papier überklebt worden, dadurch wurden
die Enden der e?'sten Zeile?? unlesbar. 11 am Rande von einer Hand des
16. Jhs.: mette . 17 am Rande: Wandlung. 20 in der aus in den
ko?'r., darauf nochmals in den und durchst?‘ichen — am Rande oben: zum
diseh. 22 tisch vom Schreiber nachgetragen.
58
VI. Abhandlung: Schönbach.
enpfahen den segen Aber zu dem end dez ezzens sol daz tisch
gloggl ein geleut werden von halbem tail. Und ze hant so
sprech die leserin Tu autem domine Und in dem auzgang der
swester so sol etwo vil lenger geleut werden und wenn daz
5 geleut ein end hat So sol die sengerin den vers anheven. Und
wen man die versiggel daz ist Dispersit dedit pcmperibus sin
get oder sprichet. so sullen die swester auffgerehen sten. und
gen ein ander gekeret hincz auf daz Retribuere dignare zu
dem sullen sich die swester naigen Wenn man aber got dan-
10 chet in dem Reventer nach dem Obent ezzen Die swester die
geezzen haben und da nit notdu(3 a )rftig sein zu dienen die
sullen mit sweigen auz gien. Auch zu der Collation die man
allzeit in dem Reventer sol tun zu dem ersten sol die grozze
glogge geleut werden zu einem zaychen Also daz ein zimleich
15 underschayd beschech So sol die klain Reventer glogge geleut
werden hincz die swester mugen alle gesament werden. Und
wenn sy alle gesament sein So sol die Leserin ze hant anheven
Jube domine benedicere und wenn sy den segen hab genomen
So sol sy an heven ze lesen Nach dem ersten vers oder dem
20 andern der leczen So sol die Leserin sprechen Benedicite Wenn
die Collacion beschehen ist und die leczen geendet ist und man
an dem end gesprochen hat (3 b ) Fratres sobrij estote etc. So
sullen die swester auz gien Sünder in dem auzgang der swester
von der Collacion sullen die swester ordenleich in die kirchen
25 gien mit sprechen den sahn Miserere mei deus on noten oder
gesanch So sol die grozze glogge geleut werden zu Conplet
Und wenn man in der kirchen hat gesprochen Adjutorium
nostrum und pater noster So sol gepeyhtet werden Daz ist daz
Confitemini deo patri und die Collacion sol allain beschehen
30 an den vasttagen An den andern tagen sullen sich die swester in
der kirchen samenn als zu andern tagzeiten Auch zu der zeit so
die swester slaffen daz ist von Ostern hincz auff die hochzeit
der gepurd unserr Frawen so sol (4 a ) die Reventer glogge ge
leut werden von der die ze tisch hat gelesen als pald sy
36 geezzen haben Nach dem geleut so sullen alle swester in frid
4 werden am Hände nachgetragen. 11 ge vor ezzen unten nach
getragen. 12 am Hände: Collation. 18 in genomen ist o aus u
Icorr. 21 am Hände: nach der collation. 32 am Hände: den schlaff
halten.
5
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20
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Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
59
nncl mit sweigen ruen und die nit geslaffen mügen noch wellen
die sullen daz sweigen die weil halten Auch zu welher zeit sy
sich in dem Capitel sullen samenn so sol die Capitel glogg geleut
werden von halbem tail etwo vil lang zu dem selben geleut stillen
die swester in dem Capitel zesamen körnen on verziehen. Wenn
die swester sein gesament zu allen tagzeiten in die Kirchen und
daz leczst geleut volpraht ist So sol die Wöchnerin ein zaichen tun
mit der liant ze slahen auff die form also daz die swester (4 11 )
nider knyen ist ez ein tag daz man kain hochzeitleichn tag heget
als mit • IX • letzen Beget man aber ainn heiligen so sullent
sy den pater noster naigent sprechen Und wenn daz ein end
hat und die selb aber ein zaichen hat gehen. So sol sy in
irem stul daz ampt an heven mit kertem amplick gen dem
altar Also daz die andern swester zu gleicher weis auch also
stien hincz auff daz Gloria patri Denn so sullen sy sich gen
ein ander leeren auff gericht Zu gleicher weis die Capitel und
oracion sullen von der selben wochnerin gesprochen werden
oder gesungen und daz an irer stat. Ez ist ze wizzen oder
mercken wenn die swester die salm sprechen siechtickleich on
noten. so sullen all swester auffgerehen sti(5 a )en On di salm
die man den toten sprichet So sullen die swester siezen Auch
zu welher zeit zwen salm oder mer werden gesprochen under
ainer antiffen so sol der chor stien in dem man die antiffen an-
vohet. On in der preym zu der Ostern und in der Conplet in
den andern allen sullen stien und siezen verändert Also wenn
ain chor ste so sol der ander siezen On in dem salm Laudate
dominum omnes gentes Laudate dominum de celis Quicunque
vult und in dem ampt der seligen junchfrawn Marie und in
iren leczen die man slehtikleich liset und zu dem Benedictus
und Magnificat und Nunc dimittis und in den ympnos in den
allen sullen sy auff gerehen stien si werden gesungen oder ge
sprochen Auch wenn die salm (5 11 ) gesprochen werden so sullen
sy merckleich slehtickleich und lang gezogenleich gesprochen
werden Also wenn auz ainem tail die vers geendet werden
daz der ander tail an heve Aller maist in dem ampt der se
ligen junchfrawen Marie und der toten wenn aber die psalmodei
3 am Rande: zum Capitel. 6 am Rande: zum gotsdienst.
18 am Rande: psalm stelm. 20 oben am Rande von späterer Hand: nit
siczzen.
60
VI. Abhandlung: Sehünbaeh.
gesunget wirt So sol nit ein langzielien auff dem pungt be-
schehen dez vers sunder ein zimleichiu paus oder peyten und
geleich Von dem geben der antiffen und die salm ze intonieren
sol die behalten werden In yetleichem chor sullen zwue sen-
5 gerin sein Ainiu auz ainem tail Die ander auz dem andern
tail Und die sullen yetleicbiu sundriu antiffen durch sunder
swester umb tailen Ein yetleichiu in irem tail (6 a ) Und die sen-
gerin die da gibt die antiffen die sol den salm intoniren und
sol auch allain die selben antiffen an heven nach dem salm
10 und sol von payden choren gesungen werden gemainkleicli
und die antiffen sol immer von zwain an hevet werden vor
dem salm Die leczen sullen mitten in dem chore gelesen werden
oder anderthalben da ez fügsamldeich mag beschehen Die
nehtickleichen Responsoria und die tegleichen sullen die swester
15 in iren stulen singen als die antiffen wo man pucher genug
hat Wo man aber ne wer ain pucb hat so sullen sy in daz
mittel dez chores gien zu singen gemainkleich wenn man kumet
zu den benediction daz ist zu den segen So sol die le(6 b )serin
piten und sprechen mit genaigtem naupt Jube domine benediceve
20 gekeret gen dem altar Die Wöchnerin sol siezen auz genumen
zu dem benediction über daz ewangelium da sol sy den segen
in mitterr stimm sprechen Die benediction die man aber hat
an den ferialtageu so man kainen heiligen hat und so man
heiligen hat daz sind die Der erst Benedictione perpetua Der
25 ander Unigenitus dei filius Der dritt Spiritus sancti gratia
Der vierd Deus pater omnipotens Der fünft Christus per-
petue Der sechst Ignem sui amoris Der sibent Wenn man
kain ewangelium list Ille nos benedicat Hat man aber ein
ewangelium so sol man sprechen Evangelica lectio Der aht
30 Divinum auxi(7 a ) lium Ist ez aber ein hochzeit ains heiligen
so sprichet man Cujus colimus festum Ist ir aber mer dann
ainer so sprich Quorum colimus festum Ist ir mer dann ain
Junchfraw oder martrerin so sprich Quarum colimus List man
zway evangelia So sprichet man Per evangelia dicta. Ist ez
35 aber daz man trew list als an der Christ naht, so sprichet
1 l. gesungen! 12 am Bande: inetten. 16 newer nachge
tragen. 18 nach segen von späterer Hand am Rande: so man spricht.
28 ein nachgetragen.
5
10
15
20
25
30
35
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
61
man zu dem tritten den Benediction Verba sancti evangelii
cloceat nos Christus filius dei vivi Die absolucion enten sich
in dem tono der Capitel die Benediccion in dem tono der
leczen Aber alle oraciones daz ist Collecten zu Preym zu Tercz.
Sext. Non. und zu Complet enndent sieb in dem tono der
Capitel Und die Wöchnerin die dy Oracion spr(7 b )ichet die
sol sprechen domine exaudi. o. und Benedicamus domino in
dem selben tono und sol geantwurt werden auffgezogenleicli
Deo gratias Aber in der vesper und in der metten sullen die
oracionen hochzeitleich gesprochen werden oder gesungen recht
als in einer mess. Aber zu der zeit eins gemainen amptes
So sullen die swester triu ampt lesen underschaydenleich oder
merckleich und slechtickleich on noten Daz ist on gesang Ez
ist auch ze mercken daz in den ferialtagen Daz ist so man
nit heiligen hat Wenn man sprichet die ersten oracion so sol von
in allen nider knyet werden liincz daz man kumet auff Per
dominum nostrum Und daz selb sol beschehen in den oracion
der seligen junchfrawen Marie und (8 a ) dez seligen sand Fran-
ciscus und doch allain wenn man iren namen benennet Auzge-
nümen in dem Preciosa in conspectu und daz selb sol auch
beschehen wenn man sprichet an dem anvang der tagzeit oder
an dem end Wenn man aber sprichet den Pater noster vor
den leczen und under dem tisch segen und in dem daneben
gotez nach dem und man geezzen hat so sol man nit knyen
zu dem pater noster Sünder in dem leezsten Pater noster nach
dem gratias und nach dem preciosa Ist daz daz man sy in
der kirchen sprichet so sullen die swester nider knyen wenn
man sprichet Credo und suffragii und preces als man da von
in dem breviario hat Aber die Wöchnerin die dy oracion oder
dy Collecten sprichet sol auff gerehen stien Ist daz si sy mit
sin(8 b )gen sprichet Aber in der mess stillen die swester nider
knyen wenn die erst Collecten gesprochen wirt wenn ir aber
mer gesprochen werden zu den sollen sy sich nit nider strecken
oder knyen Newer zu der dar zu gesprochen wirt Domine exaudi
o. m. Aber allzeit ez sey hochzeit oder nit zwischen dem
Offertorium und der Priester sprichet Orate fratres sullen die
11 gemainen pamtes Hs. 27 wenn — preces gleichzeitig nack
getragen. 30 auf dem oberen Rande: das ampt. 36 Priester fehlt Hs.
62
YI. Abhandlung: Schönbach.
swester auff gerehen stien mit kertem amplick gen dem altar
Auch sullen die swester nider knyen nach dem und der Priester
hat gesprochen Orate fratres Und wenn er sprichet Per omnia
secula So sullen sy auff stien Auch wenn man daz Sanctus
5 hat gesungen so sollen sy sich nider strecken hincz zu der
Wandlung dez wirdigen fro(9 a )leichnams christi Den so sullen
si auff stien und an peten diemutickleich und andahtickleich
und piegen iriu lcnye gegen gotezleichnam Und sullen die weil
nider knyet sein auff gereken hincz auff Per omnia secula vor
10 Fax domini Auch wenn man hat gesungen Agnus dei. so sullen
sy nider knyet sein hincz auff den Communion Aber an den
hochzeitleichen tagen, so sullen die swester nit nider knyen
noch gestrecket sein denn newer zit der Wandlung dez wirdigen
leichnams christi hincz auff per omnia secula vor dem Pater
15 noster Ez sullen auch die swester knyen so nit hochzeitleicher
tag sein wenn man die ersten Collecten sprichet Wenn aber
mer werden gesprochen So sullen (9 b ) sy zu den andern nit
nider knyen Und in der vasten so man sprichet den Tractum
Domine non secundum peccata nostra zu dem vers Adjuva
20 nos deus und zu dem Salve regina und zu dem Ave regina
celorum und allain an dem anvang Und zu dem vers 0 crux ave
spes Und daz sol beschehen an den ferialtagen Ez ist ze wizzen
wo an den ferialtagen wirt geknyet Da wirt an den hochzeit
leichen tagen genaiget On ze preym und ze Conplet in den
25 precibus daz ist in den gepeten dar inn sullen die swester
stien auff gericht gen ein ander gekeret Aber in der mess nach
dem Orate fratres hincz auff daz Sanctus sullen sy stien ge
keret gen dem altar Und (10 11 ) nach dem Sanctus ze gleicher
weis als lang sy stien auff gerehen Und gemainchleich wenn
30 man nit singet Auch wenn man sprichet Gloria patri So sol
all zeit von allen swestern genaiget werden geleich und tewff
Und wenn gesprochen oder gesungen wirt Te ergo quesumus
und homo est in Credo in unum deum und in dem Gloria in
excelsis zu dem suscipe deprecacionem nostram und an dem
35 end der ympnorum Und zu leczsten vers on ainen in dem
Benedicite omnia opera deum domino Die Invitatoria alle ver-
17 vor mer steht nit radiert. 19 de (vers) aus den Tcorr.
26 am Rande: ampt. 36 am Rande: feria.
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
63
siculi mit dem Benedicamus domino Süllen von ainer swester
allain gesprochen werden in irem stul an den ferialtagen so
man kain hochzeit hat durch daz gancz jar Auch von dem
ahten tag der (10 1> ) urstend unsers herren hincz an den auffirtag
unsers herren Aber zu der hochzeit so man IX leczen hat und 5
an dem suntag Die Invitatoria in der metten und daz leczst
Responsorium und die Alleluia in der mess süllen allzeit von
zwain gesungen werden enmitten auff dem pulpitum dez chors
Aber die versiggel und die Benedicamus die sullen gesungen
werden von ainer allain in irem still Aber in halben hochzeiten 10
daz ist in semiduplicibus so sol die Oracion von der woclinerin
zu den staffeln vor dem choraltar gesprochen und gesungen
werden zu payden vespern und in den metten Die Invitatoria
und daz leczst Responsorium und daz Graduale und daz Alle
luia sollen (11 a ) zu dem pulpitum von zwain den mitten in 15
dem chor gesungen werden Aber die kurczen Responsoria und
versiggel und benedicamus in der metten und in payden vespern
die stillen von zwain gesungen werden zu dem Staffel vor dem
altar Und ein wechsen lieht oder ein anderz lieht Wo man
daz wechsen nit gehaben mag sol auch da sein in payden 20
vespern und in der metten Aber ist daz Daz in der andern
vesper von dem Capitel vor begangen wirt von einem ainvel-
tigen festo und hochzeit so sol ez allez beschehen und gesungen
werden als in ainem ainveltigen hochzeit
Diez sind die halben hochzeit Daz hochzeit sand Nycolai 25
eins Bischoffs Die (ll b ) hochzeit der unschuldigen kindlein
Der ahtet Sand Agnes Sand Agathe der junchfrawn Sand Lucie
Virginis Payde hochzeit dez heiligen chreuczes Sand Michaelis
erscheinung Der ahtet sand Anthonii confessoris Der ahtet sand
Johannis Baptiste Daz hochzeit sand Marie Magdalene Der 30
ahte sand Laurenczen Der ahtet unserr frawen gepurd Sand
Marteins eins Bischolfs Sand Cecilie virginis Sand Katherine
virginis Sand Elizabeth vidue Sand Johannis baptiste decollacio
die enthauptung.
Ez ist ze merchen Daz ist in den zwiveltigen hochzeit- 35
leichen tagen ze hant nach dem geleut in pay(12 a )den vespern
1 von fehlt Hs. 4 herren nacligetragen. — auffirirtag Hs.
9 Bedicamus Hs. 25 D ganze rote Initiale. 27 nach ahtet ist v s
Ostern radiert. 3ö E ganze rote Initiale.
64
VI. Abhandlung: Schünbach.
und in der metten So sullen die sengerin allez daz zu iren
ampten gehöret mit ein ander an vahen Aber die salm sullen
sy nit intoniren noch die antiffen Dar über resumiren daz ist
her wider nemen denn newer zwue und zwue Also daz von
5 payden choren ainiu On auz genumen zu dem Benedictus und
Magnificat Die antiffen sol allzeit die Wöchnerin anvahen Aber
daz Benedicamus in payden vespern und in der metten Die
Invitatoria und daz aht Responsorium die sullen gesungen
werden von vieren oder von mer. Nach der ordenung der
10 sengerin Aber die andern Responsoria mit den versiggeln sullen
von zwain gesungen (12 b ) werden.
Diez sind die minnern hochzeitleichen tag Alle zwelfpoten
tag Der ahtet unserr frawen schiedung Die hochzeit der vier
Ewangelisten Die hochzeit der vier Lerer Daz hochzeit aller
15 Kirhweich Daz ist die kyrhweyh Sand Petri und Pauli ze Rom
und die Kirhweih Salvatoris und die new kirhweuh zu Por-
tiuncula Daz hochzeit Sand Benedicti eins apptez
<1 Ez ist ze merchen daz zu allen Zeiten wenn man
gemainchleich in dem choro psalm list oder singet ain clior
20 gen dem andern mit zu lcertem amplick auff gerehen werd ge
lieret Aber in den Capiteln und in den Oracion oder collecten
in den man (13 11 ) nit knyet oder naiget und in der mess wenn
man die Secret sprichet So sullen die swester stien mit kertem
amplick gekeret sein gen dem altar Auch wenn die swester
25 under der oracion sein gestrecket oder knyend Die sullen auff
stien wenn die Wöchnerin sprichet Per dominum nostrum Und
merch Daz in der mess. wenn der priester sprichet Dominus
vobiseum So sullen die swester alle stien mit leerten amplicken
gen dem Altar Hincz als lang daz sy geantwurten Et cum
30 spiritu tuo Und wenn man die ersten oracion singet So sullen
sy gen einander keret sein hincz Per dominum Auch wenn die
oracion oder die Collecten geendet ist Ez sey in der (IS 11 ) mess
oder in den tagzeiten wenn der Priester sprichet Per dominum
So sullen die swester stien mit kertem amplick gen dem altar
35 Hincz daz sy antwurten Amen. Auch wenn ein swester sprichet
oder singet daz Invitatorium oder anvahet ein antiffen Oder
12 D ganze rote Initiale,
fehlt IIs. 27 am Rande: ampt.
18 Zeichen und Initiale rot.
36 am Rande: metten.
man
Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. X.
65
wenn sy singet oder sprichet die knrczen Responsoria oder
Benedicamus domino die ste mit zu kertem amplick gegen dem
altar also daz die andern gen ein ander keret sein Auch wenn
man singet Flectamus genua Und wenn man hat gesprochen
Levate So süllen die swester stien mit kertem amplick zu dem
altar hincz auff Per dominum nostrum Auch allzeit an den
(14 a ) andern tagen allen nach der ersten oracion So man mer
dar nach liset oder singet So sullen sy stien mit kerten amplicken
gen dem altar Dez gleichen zu der oracion die man liset nach
dem Asperges me Auch allzeit wenn ez engegen lauffet in einem
hochzeit so man neun leczen hat Ist daz man sprichet ein mess
von der fery In der selben mess knye wir nider Man sol auch
allzeit an den ferialtagen so man kainen heiligen hat zway
wechseniu liehter haben Oder zwue kirczen in der Convent
gesungen mess. wo man sy fugsamkleich mag gehaben An dem
suntag und an halben hochzeitleichen tagen Sol man allain ain
wechs(14 1) )sen lieht haben in payden vespern und ze metten Aber
in den zwiveltigen hochzeiten so sullen zway lieht gehabt
werden in payden vespern und in der metten Und sollen gehabt
werden zway auff dem altar Und zway auff den kirczstalen Ez
sey denn newer ob etwer werltleichz mer opffret und wolt dem
ampt damit dienen Aber in der mess. sol man zwue wechsen
kirczen haben auff dem altar und zwue auff kirczstalen Die
dinch sullen alliu beschehen wo man daz wachs mag fügsam-
kleich gehaben.
Diez sind die zwiveltigen grözzern hochzeit Daz ist der
Christ tag Die hochzeit sand Stephans, sand Johannis ewan-
gelisten Die besneidung christi Der (15 a ) oberst dez herren Die
urstend dez herren Die zwen tag dar nach Der auffurrt tag dez
herren Der suntag der pfingsten Die zwen tag dar nach Die
hochzeit sand Anthony confessoris sand Franciscenordens Daz
hochzeit sand Johannis baptiste Daz hochzeit der wirdigen
zwelfpoten sand Petri und Pauli der erst tag allain Daz hochzeit
sand Laurenczen dez wirdigen martrers Daz hochzeit der
heiligen junchfrawn sand Clären Die vier hochzeit unserr frawn
3 am Rande: ampt. 5 kerten aus kertem korr. 9 am
Rande ampt, darunter metten. 26 D ganze rote Initiale. 28 der
Obersttag — Epipliania.
5
10
15
20
25
30
35
66
VI. Abhandlung: Schönbach.
Daz hochzeit sand Michahels und aller engel Die payd hochzeit
dez allerheiligesten vaters sand Franciscen Daz hochzeit Aller
heiligen.
Ez ist auch ze wizzen zu welher zeit man gotez leichnam
5 tregt so sul(15 b )len zwue swester mit zwain prinnenden kirczen
vor gen zu der gesungen mess in dem Convent sol der chor-
altar bereuchet werden nach dem opfer dez kelichs Auch zu
dem end aller tagzeit sol gesprochen werden Fidelium anime.
mit einem Pater noster Ez sey denn daz die mess ze hant
10 dar nach ge Wenn denn daz Benedicamus ist gesprochen so
sol daz ampt angevangen werden. Aber wenn der Pater noster
nach allen tagzeiten geendet werd und von der Wöchnerin sey
ein zaichen gegeben So sol sy sprechen Dominus det nobis suam
pacem Auz genumen in der complet in der metten und in der
15 preym und die swester antwurten Amen Ist aber daz man mer
tagzeit on underlaz (16 a ) nach ein ander singet oder sprichet
zwischen zwayer sol man sprechen fidelium und der pater
noster sol ze ainem mol gesprochen werden In den liochzeiten
so man neun • IX • leczen hat so süllen zwue swester daz Alle-
20 luia singen oder den Tractum zu seiner zeit Aber der Tractus
wenn er von zwain gesungen sol werden Ist er kurcz so sol er
gesungen werden auff dem Pulpitum mitten in dem chor Ist er
aber lenger so sol er von vieren gesungen werden oder sechsen
ye zwue mit einander und ye nach andern zwain wo ez mit fug
25 mag beschehen In halber hochzeit und an dem suntag so süllen
zwue swester den vers dez gradualz singen und anderr zwue
daz alleluia Aber in den (16 b ) zwiveltigen hochzeiten so süllen
zwue swester den vers dez gradualz singen und vier daz Alle
luia Oder mer Als ez denn der hochzeit zimet Und merch
30 wenn daz Alleluia an den ferialtagen wirt gesungen zu dem
ersten mol on die erfüllung dez gesangs sol ez gesungen werden
also daz man ez zu dem ersten anvang nit gar auz singet
Aber nach dem anvang dez vers sol ez gar gesungen werden
wenn aber zway Alleluia werden gesungen mit irem vers So
35 sol daz erst nit wider angevangen werden vor dem vers noch
4 E ganz, rote Initiale. — Am Rande: wan man ain schw(ester) im
siechhauß oder chon(vent) speist. 11 am Rande: ampt. 23 Sechen
Hs. 25 am Rande: ampt. 30 nach wenn stellt man getilgt. — dem
nachgetragen. 35 in angevangen ist ge nachgetragen.
Mitteilungeu aus altdeutschen Handschriften. X.
67
nach dem vers Aber daz ander alleluia daz sol vor dem vers
und nach dem vers wider angevangen werden Aber andriu
dinch die zu der (17 a ) mess gehören die sullen beschehen als
man in dem messpuch hat. Daz hin und her lauffen in dem
Chor, sol von den swestern fleizzickleich vermitten werden 5
Aber von dem Communiciren der swester in der convent ge
sungen 1 mess daz ist daz sacrament ze enpfahen Sol allzeit
die weis behalten werden Nach dem und die peyht gemain-
chleich von den swestern mit gepogen knyen an iren steten
ist beschehen und die absolucion von dem priester ist beschehen 10
So sullen die alle die da Communiciren wellen sprechen ze
ainem mol allain mit under gezogner stimm Domine non sum
digna ut intres sub tectum meum sed tantum (17 b ) die verbo
et sanabitur anima mea zwue swester von dem tail dez chors
Die weil heven an ye zwue und zwue gienen ordenleich für 15
und mit knyenden knyen sullen sy communiciren daz ist daz
heilig sacrament enpfahen Die aber daz sacrament enpfangen
haben die sullen zu dem kelich gien ze trincken Dar nach
sullen sy wider kumen an ir stet Den swestern sol ze funf-
zehen molen in dem jar nach den Regeln daz har abgesniten 20
werden zu dem ersten mol zu der liochzeit der gepurd christi
Zu dem andern mol zwischen der vor genanten liochzeit und
der Purificacion daz man haizzet die liehtmess Zu dem dritten
mol So sol (18 a ) daz har abgesniten werden zu der hochzeit
der liehtmess unsrer frawen Zu dem vierden mol zwischen 25
purificacion und ostern Zu dem fünften mol zu dem hochzeit
dez heiligen antlozztags in der marter wochen Zu dem sechsten
mol zwischen ostern und pfingsten Zu dem sibenten mol so
sol daz har abgesniten werden zu der hochzeit der Pfingsten
Zu dem ahten mol zwischen pfingsten und dez hochzeitz sand 30
Petri und Pauli Zu dem neunten mol zu dem hochzeit der
selben Zu dem zehenten mol zu dem hochzeit sand Marie
Magdalene Zu dem aindliften mol. zu dem hochzeit der schie-
6 am Rande: communizierung der swestern. 8 nach peyht ist
ist radiert. 12 f. Matth. 8, 8. Luc. 7, 6f. 21 der vor hochzeit nach
getragen. 22 vor jeder Zeitangabe das Zeichen CT_ 21 zu der vor
liochzeit nachgetragen. 26 zu dem vor hochzeit nachgetragen, dem steht
zweimal. 29f. har nachgetragen und dem vor ahten. 31 dem vor
neunten nachgetragen. 32 zehente Hs.
68 VI. Abh.: Schönbach, Mitteil, aus altd. Handschriften. X.
düng der wirdigen junchfrawen marie Zu dem zweliften mol.
zu dem hochzeit (18 b ) der gepurd der selben wirdigen junch-
frawn zu dem treizehenten mol zu dem hochzeit dez seligen
vaters sand Franciscen Zu dem vierzehenten mol zu dem hoch-
5 zeit aller heiligen Zu dem funfzehenten mol sol daz har der
swester abgesniten werden zu dem hochzeit sand Andree dez
heiligen zwelifpoten etc. Und zu den hochzeitleichen tagen
allen sullen sy communiciren Ez sey denn daz sy ez mit sun-
derm Urlaub on sein.
10 Qui scripsit scripta sit manus ejus benedicta
Finis adest vere scriptor petit precium habere.
4 dem vor vierzehenten und funfzehenten nachgetragen. 10 die
Subscriptio rot.
Übersicht des Inhaltes.
Beschreibung der Handschrift S. 1. — Text der Klarissenregel S. 3.
Untersuchung: Vergleich des deutschen Textes mit der lateinischen Vor
lage S. 28. — Grammatische Freiheiten S. 29. — Variation des deut
schen Ausdrucks S. 30. — Aufnahme von Fremdworten S. 31. — Freie
Bewegung S. 33. — Überschuß im Deutschen S. 34. — Minus im
Deutschen S. 36. — Fehler der Übersetzung S. 37. — Fehler in der
lateinischen Vorlage S. 38.
Entstehung des Regensburger Klarissenklosters S. 39. — Dessen spätere
Schicksale S. 41. -— Historische Schlüsse aus der Beschaffenheit der
deutschen Regel S. 42. — Die Notiz bei Andreas von Regensburg
S. 43. — Grammatik des deutschen Textes S. 44. — Es ist die Mund
art der Stadt Augsburg S. 48. — Überschriften und Text S. 49. —
Die Augsburger Minoriten S. 50. — Doppelformen im deutschen Text
S. 50. — Kursus in der lateinischen Regel S. 51. — Kursus im deut
schen Text S. 51. — Klauseln bei Heinrich Suso S. 52. — Die Über
setzung der Regel war diktiert S. 53. — Spätere Verwendung des
deutschen Textes S. 53. — Andere Exemplare der Klarissenregel und
deren Vorgeschichte S. 54.
Beigabe: Das deutsche Ordinarium St. Klarenordens in der Wiener Hand
schrift. Würdigung S. 55. — Text S. 56.
VII. Abh.: Aptowitzer. Das Schrift,wort in der rabbin. Literatur. II. 1
VII.
Das Schriftwort in der rabbinisclien Literatur.
Von
Dr. V. Aptowitzer.
II. Heft.
(Vorgelegt in der Sitzung vom 1. April 1908.)
Vor w o r t.
Uber Zweck und Methode meiner Arbeit /Das Schrift
wort in der rabbinischen Literatur' habe ich in den Prolego-
mena 1 Rechenschaft gegeben und um den Fachgelehrten Ge
legenheit zu bieten, ihre Ansichten über die von mir gewählte
Methode zu äußern, ein geordnetes Exzerpt aus der Bearbeitung
eines biblischen Buches, wichtigere Abweichungen zu Samuel I,
mitgeteilt. Da nun die berufenen Fachmänner an meiner Me
thode nichts auszusetzen gefunden, vielmehr den Wunsch nach
Veröffentlichung weiterer Teile meiner Arbeit geäußert haben,
lasse ich zunächst die Vervollständigung der Variantensammlung
zu Samuel I folgen.
Kap. I.
1. D’Siü - B'Bä. Massorah bei Ginsburg II, 516, N. 178:
*.. D'Bx Tiö’pni nattn ans« in» (1. d’bs) b’bix “|jö>di nan *a b’Bx.
Nach Mass. magna v. ax Auf. und Mass. marg. zu Num. 23, 14;
Jer. 6, 17 ist das Wort in unserer St. plene, Num. 23, 14 de
fektiv geschrieben.
3. Sabbath 55 b : ... ’jan (D’nbta ms |ns bi?) bv ’ia w an.
In Handschriften, alten edd., Jalkut und En-Jakob fehlen die
eingeklammerten Worte, die in die ed. Justinian aus IV, 4 ein
gedrungen sind. So Rabbinowicz zur St.
1 Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie, philosophisch-historische
Klasse, Band 153. Abhandlung VI (1906).
Sitzungsber. d. pbil.-hist. Kl. 160. Bd. 7. Abli. 1
2 VII. Abhandlung: Aptowitzer.
6. nttinn — nainn. Der Karäer Aron ben Josef Ha-Rofe
in Mibhar Jescharim zur St.: oma nS WS lös xai ,p n Böa mxa X''nm
(Jer. 44, 19) napxynS. Das n von na'StynS ist in den Texten und
nach der Mass. rafe. Auch Qimhi im Michlol (ed. Ven.) 2 C , 19°
hat nöjnn ohne Mappeq, das Wort wird aber Michlol 9 C unter
den <n ppBö «bl pS'ö nicht gezählt.
8. -paS yn\ Trg.: “p'S “pS urxa Höbu Das ist weder Sprach
eigentümlichkeit, noch Ubersetzungsmanier, da Deut. 15, 10 xSi
-pap y-p von den Targumim und P durch paaS (it>X3J) trxa' xSi
wiedergegeben wird, P auch hier: ’aaS ©’a hat. Trg. hat wahr
scheinlich -paS qS ym gelesen. Möglich aber, daß -pS bloß
Überrest eines irrtümlicherweise dittographierten -p’S ist.
9. nSax. Über die St. Kethuboth 65 a vgl. Norzi. Zu den
,D'i”yö < , die die St. so verstehen, daß die Talmudisten nSax ge
lesen, gehört auch der berühmte R. Meir Schiff. 1 Diese Auf
fassung wird auch durch die LA. des Jalkut zur St. gestützt:
r, S a x xbi nSax nni'ö xSx, was nur zu verstehen ist, wenn man
rlSsx spricht. Aber der Satz: öt» xöya ’Xö ,'nxi p’ay xp nun 'PDS
läßt keinen Zweifel zu, daß die Talmudisten nSax gesprochen,
wie LXX, Trg., P und Y. Tm Jal. muß nSax in Sax geändert
werden. Drei mass. Verzeichnisse bei Ginsburg, II X. 6, 2 N. 11,
5 Kol. 1 v. sx, haben nSax.
9. nino — nlniö. Tanhuma ö'ötr § 2 (ed. Buber, § 3) bei
Bahja ben Ascher Komm. (ed. Riva) 161 a , Agadath Bereschith,
Kap. 41, § 3, Qimhi zur St. 2 = LXX, P und V. Trg. hat eine
Dublette: xb'd böds biiö Sy, die erste Übersetzung = rmuö Sy, die
zweite = M T. Qimhi im Komm, und Wb. r. m kennt nur die
letztere.
11. önnan — pnBsn. Ochlah N. 1, lit. r, entsprechend Gen.
40, 14.
11. nnnji — nrui. Berachoth 31 b in edd., ms. München, Jal.
zur St. und bei Hadassi in Eschkol ha-Kofer 133 d , 134 a . Tan.
riSir § 4. Mid. Sam. II, § 7 (bis). Num. r. XYI, § 4 in edd. und
ms. Epstein. R. Josua Ibn Schoeib in mSnri xvn 226 b .
1L miöi. Nazir IX, 5 faßt R. Jose miö = xbiö (<jißoc): px
1 Di"nö nüp >wnn in der großen Wilnaer Talmudausgabe.
2 Aber Wb. r. m: ms.
i
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
3
an i»a btt’ xbx mitt, Trg.: ©3« nnöl. 1 Sie haben entweder xtö
gelesen oder miß = xna gedeutet, vgl. Jerusch. Nazir Ende und
Mid. Sam. II, § 8. Aq. übersetzt foßo?, aber so auch Idc. 18, 5.
17. pnbir nx. nx fehlt in Pes. r. 186 b , bei David ben Abra
ham in Pinskers Likute Kadmonijoth S. ibp und in manchen
Jalkutedd. 2 Esther § 1056.
17. qnbt» - pr-ibx®. Berachoth 31k 3 Mid. annx aas zu Esther
in Bubers xnnsxn nsa 35 b . Ibn-G’nali Wb. S. 42. Lekah tob Num.
27, 20. Eine Stelle aus der Erfurter Raschihandschrift in Ber
liners P’letath Soferim S. 14 (dreimal). Mid. Sam. II § 12:
a ’ n a “]nb© ,"[nbxir . , . Auch die angeführten Quellen können
inbxti' als Q’re gehabt haben. Kodd. bei de Rossi und Gins
burg haben qnbxir teils im Text, teils als Q’re.
20. niapnb — nsipnb. Das hebräisch-französische Glossaire:
as environement neipnb; so auch Halachoth Gedoloth ed.
Berlin, S. 38. 4 LXX: xm y.aipm.
23. nai — vpm. Trg., Bömberg 1518 und Lagarde: möjriB.
IR. 2, 4; 8, 20; 12, 15: rvaina. Daher nicht Ubersetzungsmanier.
24. ibir — nbir. Zebahim 118 a in mss. und edd., Jal. zur St.
§ 79 und Jal. ha-Machiri Ps. 78 § 68. Mid. Ps. 78, 18 (ed.
Buber S. 356). Mid. Sam. III § 5. Maimonides, Mischnahkomm.
zu Zeb. XIV, 6. Stichw. im Jal. Bahja b. Ascher, Komm. 252 c .
Der Karäer Aron b. Josef ha-Rofe in Sefer ha-Mibhar 5 I, 35 b
und Mibhar Jescharim zur St. Bartenorah, Mischnahkomm. zu
Zeb. 1. c.
28. eil — ci. Aboth de R. Nathan in Tausiks aibir ni3 S. 42,
Jal. zur St. aus Mid. Sam. III § 6, -rca bei Ginsburg.
1 Vgl. Frankel, Zu dem Targum der Propheten S. 4, Schon-, he-I.Taluz I,
S. 104 und Philippsohn zur St.
2 Vgl. Jalkut Reubeni v. nprx § 1.
3 Vgl. die Zeugen bei Rabbinowicz, dazu kommt noch: Scheelthoth ms.
Epstein ma», Alfasi z. St. und Menorath ha-Maor ed. pr.. ICon. 1514 (ed.
Amst. Nr. 103).
4 Auch Rösch ha-Schanah 11“, Jebamoth 42“, Niddah 38 b in den alten
edd. u. Jal. Gen. § 82 u. z. St. ist nmpn^ geschrieben, es heißt aber: BiP'D
D ’ n ® rntnpn. Daraus kann man sehen, wie man sich hüten muß, aus
der Orthographie der talmudischen Quellen auf ihren Bibeltext in
bezug auf plena und defectiva zu schließen. Vgl. Prolegomena S. 34 f.
6 "inaon idd, verf. 1294, gedr. Eupatoria 1835.
1*
4
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
28. innit”i. Gen. r. LVI, § 2: rron xbx nipsa xb nsn ?|x
<nb q» Ginrwn ,mi-ini£H. Da in innitn Hannali nicht angedeutet
ist, müßte aus dieser Stelle geschlossen werden, daß der Mid
rasch, indem er unsere Stelle auf Hannah bezieht, nnrro’i ge
lesen liat, wie P, V und Ar. 2 Aber der Inhalt der Midrasch
stelle erfordert als Beleg V. 19 n Mab nnrro'i, welche Stelle auch
ursprünglich zitiert gewesen sein muß.
Kap. II.
1. [/bp. Trg.: rppn, LXX: ’EatepswÖv;, P: ppy. Über P vgl.
Wellhausen, Text d. BB Samuelis, zur St. An pax ist gewiß nicht
zu denken, wohl aber an pny, wie Jes. 47,12: - f)pnab pban D'xa
'jmyn ’bix, 3 oder an iby, das von Trg. oft durch r. spn ausge
drückt wird. 4
4. D’nn - nnn. Trg. in Mid. Sam. V, § 10: msirx. Auch
die anderen Vertenten haben den Sing.
8. niBtrxa — msirxai. Seder Eiiah zuta Kap. 4 (ed. Friedm.,
S. 181), Jal. Num. § 767 aus Jelamdenu. = LXX, P, V, Ar
und Kodd.
8. n’ifinb — ’n'it'irib. Jal. zur St. aus Jelamdenu (bis), Mibhar
Jescharim z. St., Kodd. bei de Rossi. Vgl. Ps. 113, 8.
9. n:pbx “|b"i. Berachoth61 a , Erubin lSk-mrx 'ins rupbx "ib'i. 5
Dieses Zitat ist oft angeführt und besprochen worden. 0 Ich wenig
stens halte die Erklärung des R. S. Edles, 7 dem sich auch Hirscli-
1 Ed.Ven. 1506, Mid. Sam. III, § 7, Jal. Gen. § 100 und I S. § 80: lnntsn.
2 In LXX fehlt unsere St., Codd. bei Field: x«l TCpooEX'W?j<JEV. 6 Codd. de
Rossi haben Tinnum.
3 Vgl. noch Trg. zu Jes. 8, 12, 13.
4 Vgl. darüber Reifmann, nnniN'33 D’tnan D’ornmi ’=n (Petersburg 1891) S. 14.
6 So auch ed. Pesaro, Tossafoth Bor. v. nnyo kIk, Mid. hagadol S. 371, auch
Raschi Erubin scheint so im Talmudtext gelesen zu haben, vgl. auch
Proleg. S. 17, Anm. 1. Über andere Texte dieser Talmudstelle vgl.
Rabbinowicz.
0 Vgl. außer den Komm, des R. S.Lurja und R.Sam. Edles z. St. in Berachoth,
noch R. Jesaiah Berlins Note zu Erubin, Jad Maleachi N. 283, Asulai
in o'J'p n,-iD (in En-Jakob ed. Wilna 1877), Keneseth ha-gedolali IV, S. 172,
Hirschfeld, Halachische Exegese S. 141, Anm. 1, D'idid firtDös, Strack,
Prolegomena S. 63, Note 123 und Baer z. St.
7 Nach bekannter Auffassung der Rabbinen ist ws = in»», bs> bedeutet
zuweilen soviel wie 'an«, daher m’3 bv --- intra 'TUN,
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
5
feld anschließt, iui’ wahrscheinlich. 1 Ich will aber, was noch nicht
geschehen, auf P aufmerksam machen: imt’N ,13m mn ura bx
tn n n 3 x x 3 m m nn’ab).
17. nxn - “tkö iy. Sche’eltoth a®u (ed. Wilna 45’’) aus Joma 9 b ,
Jal. Deut. § 1052 aus Sifre (ed. Friedm. § 116).
17. ’3B n« — ’seb. Sifra Absch. Kap. 16. So in edd., in
mss. 3 fehlt das Zitat.
22. “Up# ba. Vgl. Prolegomena. Hinzu kommt noch: Sche’-
eltoth ms. Epstein aw’i und Pentateuchtossafoth in Hadar Zeke-
nim 9\
• 22. p»))' — Die in Proleg. und hier zur vorhergehen
den St. angeführten Quellen.
22. Über die Jeruschalmistelle Sotah I, 4 (16 d , 75),
Kethuboth XIII, 1 (35 c , 76) vgl. Norzi und Responsen ü'a“i d'ü
III, N. 54, 55. Die Komm. Jefe-Mareh und Korban ha-Edah,
Schon-, he-Haluz I, S. 104 und Rahmer in der Grätz-Jubel
schrift S. 322 nehmen an, daß Jerusch, wirklich die unmögliche
LA. pa'3©’ gehabt! 3 Die einzig richtige Erklärung dieser Jeru
schalmistelle hat Waldberg, D’US'trn 'S~n 26 a , N. 10 und 42 b ,
N. 225. 4 — Auf der agadischen Deutung unserer St. beruht ge
wiß auch paaiPöTi, das Bar-IIebraeus bei Field hat.
24. n'“Di?a — DTnya. Sabbath 56 b : a'ns Di'aya. Vgl.
Norzi, Asulai in D'3'y nna und die gekünstelte Erklärung Wald
bergs 25 b , N. 1. Jal. zur St. aus Mid. Sam. VII, § 5 in anderem
Zusammenhänge: mna avoya. Mid. nnm nwan in Ber
liners P’letath Soferim S. 41, N. 6: ian ' b y <:3i n “i 1 a y a. 5
ai’aya haben Soncin 1486 und Brescia 1494.
1 Vgl. Raschi und Nal.imanides zu Ex. 35, 22.
2 Ms. D’üun rna im Besitze Epsteins, ms. des Breslauer Rabbinerseminars
(Mitteilung des Herrn M. Friedmann).
3 Vgl. auch Bardo wicz, Studien zur Orthographie des Althebräischen (Frankf.
a. M. 1894), S. 68.
4 Die Stelle in Agadath Bereschith, auf welche Waldberg verweist, ent
hält in den Ausgaben einen unverständlichen Passus, der den Komm.
f]or pp und Buber zu einer unberechtigten, unmöglichen Korrektur ver-
anlaßte. Den richtigen Text hat Reschith JJochmah Kap. Bubers
Hinweis auf Sabbath 56 b beruht auf einem Mißverständnis, da dort ge
rade unser Text betont wird.
5 In ed. Wertheimer (in rnttmo ’ro I): tfsp '» ion 'n Dp onapa.
6
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
26. bin - bvm Aboth de R. N. II Ende, ed. Schechter
S. 12, Mid. Sam. VII, § 8. Mid. ha-gadol S. 407: jro airop npan
’3-nai BBPim “in ’naan bxibPi unx pnr bi “in “jbin, Mass. bei
Ginsburg I, 312, N. 224 a: bxiöP pnr jvnö'üi pD'öDi '3 bvrn “pbn
ebpi.t. Vielleicht aber meinen diese Angaben bloß den Begriff
brm “jbin — crescere, was eine andere Angabe, Ginsburg 1. c.,
N. 224b, ausdrücklich sagt: dtp’ nbnjl na’bn pro D’ro 'n
03-na nn ,aBPim ,bxiöP ,pnr). Nach dieser Auffassung bleibt es
aber unerklärt, warum N. 224a bloß drei Personen nennt.
27. nn bx - nob. Sifre Num. § 161 nach Lekah tob zu
Num. 35, 34 und Jal. Num. § 788 Ende. Sifre Deut. § 342 nach
Lekah tob Deut. 33, 1. Megillah 29 :l in edd., Men. ha-Maor
N. 117, 139 und bei Pseudo-Nahmanides zu Cant. 1, 5. Jerusch.
Ta’anith I, 1 (64 a , 16). Tan. map § 27 nach L. tob Ex. 4. 24,
Jal. Ex. § 172 und in zwei mss. der ed. Buber (§ 24). Baraitha,
der 32 Normen des R. Elieser, 1 N. 4. Ex. r. III, § 21. Num. r.
VII, § 10 in edd. und ms. Epstein. Raschi ms. Epstein zu
Ex. 4, 6. Ibn-Esra, mm 18’ 1 und Safah berurah 44 b . Der Karäer
Aron ben Eiiah Nikomediensis in Kether Thorah II, 13 b . Index
der Bibelstellen in Agadoth ha-Talmud. Ken. 94, 253.
28. -nmi - nnaxi. Jalkut Ex. § 172 a. Tan. (ed. Buber map
§ 24). = LXX, Trg., P, V, Ar.
28. [nab ’b — ’b ;nab. Tan. is in edd. und Jal. Ps. § 788,
Jal. Eccl. § 989 Ende a. Thr. rabbathi. 2
28. nibj>b. Trg.: xpDxb muß nicht, wie Norzi meint, auf
nibjjnb zurückgehen, es kann auch die Übersetzung des Qal sein,
vgl. Driver, Notes etc. zur St. LXX und P übersetzen das Qal. 3
29. aaxnanb. Trg.: pnmbDxb = nxoanb, was in unsere
St. vorzüglich paßt. Es kann aber einfach Verschreibung aus
pambaxb sein, oder Umschreibung, aus Rücksicht auf Eli. 4
1 In den Proleg. S. 39, Anm. 2 gen. Quellen, mit Ausnahme von Esehkol
ha-Kofer.
2 Wenn man diese Abweichungen als wirkliche LA. gelten läßt, so muß
man mit LXX sprechen, vgl. Ex. 29, 1, 44; 30, 30; Ez. 44, 13.
pp7 ist besser als ipoi lEpareuetv = ]nsV 'V.
3 Folgende gut bezeugte aber kuriose LA. habe ich in den Text nicht
aufgenommen: 28 ’»s übersetzt das hebräisch-französische Glossaire
durch: mes fodes, also ’B». Nicht gut möglich ist die LA. in V. 29
aDsnsniu — i a fere diner vus (i vor Vokalen = 6 = 6t).
4 Trg. sucht auch sonst Eli zu schonen. 10, 27 z. B. wird bv'bl »» durch
Das Schriftwort in der rabbiuischen Literatur. II.
7
31. Vgl. anaiD nnstra, wo aus Trg die Variante'
“|lp! = “|in] gebracht wird. Aber Lagarde, Bömberg 1518 und selbst
Warschau 1862 haben “[V“l. Schon das folgende *|13X n'3 y~n
hätte Rosenfeld belehren können, daß pmi bloß Druckfehler ist.
LXX lesen zwar “pp?, aber auch: “p3X rra jpt.
32. xbl - xb. Synhedrin 14 a in edd., Ag. ha-Talmud und
En-Jakob. Stichw. im Jal. zur St.
Kap. III.
7. ri 737. Pugio fidei S. 349 zitiert aus Qimhis Wb. r. D7ta
wie folgt: inn» amp ,a •> n b x 737 rSx r6r Baai 'n nx in’ aaa bxiatn
a ’ n b x 737 r^x nhiTO B7ipi Ti nx bxia». Die Übersetzung ist zwar
nicht ganz entsprechend, aber sie beweist doch, daß in der St.
einmal awi^x vorkommt: Samuel aaa cognosceret De um et
B7a revelaretur ei verbum Domini . . . Die Übersetzung ent
spricht der LXX.
14. jaü - pb. Rosch ha-Schanah 18 1 *. 1 Jebamoth 105 a
in edd. (auch Ven. 1521), En-Jakob und Jal. Deut. § 938. Pe-
siktha de R. K. 52 a in ed. und Jal. Deut. § 828, Ps. § 816. Pes.
rabbathi 76 a und 176 b in edd. und Jal. Ps. § 651. Tanhuma
X7X1 § 2 in edd. und Mid. Sechei tob zu Ex. 6, 6; a’taan» § 1 in
edd. und Lekah tob zu Ruth (ed. Bamberger), S. 17. Mid.
Ps. 15, 4 nach Jal. Ps. § 664 und Jal. ha-Machiri Ps. 15, § 42; 17,
§ 19. Seder Eiiah r. Kap. 18, S. 108. Ex. r.VI, §5. Lev. r. XXIII,
§ 2 in edd. und ms. Epstein. Deut. r. ms. Epst. III Anf. Jalkut
Num. 744a. Jelamdenu, Deut. § 940a. Mid. ni»a rn’DB, IlChr.,
§ 1085 a. unbekanntem Mid. Raschi ms. Epst. zu Num. 20, 12.
Jal. im Stichw. zur St. Qimhi zu Ez. 16, 8. Nahmanides zu
Gen. 21, 23. Bahja ben Ascher, Komm. 278°, 280 a . 7aaa B’aipb
mxnaaun ms. München 221 10 (Abschrift Epstein 12 a ). Index
der Bibelstellen in Ag. ha-Talmud. = P, V und Field cod. 243;
auch p xb der LXX am Ende von V. 13 spricht für pb.
übersetzt, II, 12 hingegen durch [’iaa. Auch 25, 17
by’ba [2 übersetzt Trg. sji’in 13 3, aus Rücksicht auf Kaleb, dessen Nach
komme Nabal war.
1 Textzeugen: Edd, Ibn-Giath in wrow >w (ed. Bamberger) I, S. 45,
Ascheri zur St, Jal. Deut. § 938, I S, §99, Jer. § 266, Qimhi zu Jer. 2,
22, Agadoth ha-Talmud, Sefer ha-Mussar des R. Juda Ibn-p= (Kon. 1531)
Kap. 10.
8
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
14. nnsöäi - nnj»\ Jerusch. Synhed I, 2 (18 c , 48) ; R. ha-
Schanah II, 5 (58 b , 16) und Jefeh -Marek § 3: rra pp “ibdit ax
nbsm lb “isanö bsx ib laan» px rmjai mn ,nm ai nsn ’by. Ähn
lich Bahli R. ha-Schanah 18 a , Jebamoth 105 a , wo dieselbe Aus
führung auch in bezug auf mirn. 1 rmjai haben noch: R. Moses
aus England in Sefer ha-Schoham S. 90 r. ica (bis), Gersonides
und Abarhancl zur St., R. Josua Ihn Schoeib, Predigten an
zwei Stellen (s. die Anna.), fünf Kodd. und Soncin 1486.
19. rnnx. Trg. Lagarde: an miöjnB baa. Wenn an echt ist,
so hat vielleicht Trg. ein 'X in ans aufgelöst.
20. jH’1 — ijhu. Mid. Ps. 18, 6 in den alten edd., ms. Ep
stein, Jal. I S., § 133 und Jal. ha-Machiri Ps. 18, § 12. LXX:
y.ai eyvtouav.
21. aaaa. Trg. in drei Kodd. de Rossi und Bömberg 1518:
xainsa. = V und 21 Kodd.
Kap. IV.
1. bab. In Juhasin ed. Kon. 1516, fol. 139 a berichtet R.
S. Schulam: n» b"i aa"aan D’nbxn pax nbiw auiiipa mxa»
bx bxiau» aaa aaa mp a^taeam .,. a’btn-i’ai Dana mix laai na"pnn
... bx-i©’ ba.
1. Hin - aii'a. Massorah aus Jemen bei G. III, 72, Kol. 2:
(7, 12) ia’an pi ’-pj£3 pyn ,apn.
5. toaa. Massorah bei G. I, 168, N. 87: mpaaDn a xaa
’.a rvaa pax xas . .. pnaa'Di [nnpai.
7. bianx — biana. Tossafoth Erubin 63 b v. p? ba, Penta-
teuchtossafoth in Da’ath Zekenim (Livorno 1783) zu Deut. 10, 1.
Pentateuchtoss. in Hadar Zekenim 65°, Pseudo-Ascheri ibid. 66’’.
1 Textzeugen: Die alten edd., R. J. Giath in nno» njtw I, S. 45, Mid. rAvui ^>n;
in Jellineks Betli ha-Mid. III, S. 124, Qimbi zu Jer. 2, 22 und zu Ez. 18,
8, Jal. z. St., Sohar (ed. Wilna) III, 80 1 ’, Ascheri z. St. in R. ha-Sch.,
Baljja b. Ascher in Kad ha-Kemal.i v. min, Ag. ha-Talmiul, En-Jakob (an
beiden St.), Sefer ha-Mussar Kap. 10, En-Jakob im Komm, zu Synhed. 14“,
Predigten des R. Josua Ibn Schoeib (Kon. 1512) bnpn Anf., mxy »ans®!» Ende.
Einige der Zeugen haben zwar das Zitat nnaoai, in der Ausführung aber
so auch die jüngeren edd.; das Zitat ist nach MT korrigiert
worden. Das gilt auch von Mechiltha nn’69“. Isak Aboab der Jüngere
in |1W’D -ina 75“: o-iat lrmaa lim’Di nnjai nata 'bv n’a jin (!)idi s’ cs a'nai
. . . (!) nbia’ >6 nn:si nata na-iai>.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
9
8. d'Söh - isn niPK. Sifre Num. § 88. 1 P: imn, V: qui per-
cusserunt.
12. |ö'jb — [ö-saa. Lev. r. ms. Epstein XXXII, 2 Mid. Ps.
ms. Epst. 7, 1, Prophiat Durau in Ma’asse Ephod S. 159. Trg.
und V übersetzen ebenfalls jü'jaä, kann aber auch Übersetzungs
manier sein.
12. nsirana — naiy&n ja. Mid. Ps. 7, 1 in den alten edd.
und ms. Epstein, Jal. I S. § 102 aus Mid. Sam. XI, § 1.
13. 'by mm - 'bin. Aboth de R. Nathan, II. Rezension,
Kap. 7 S. K'. 3 P: ■'bin, V: Heb sedebat.
13. pyim - Dinm. Trg. Bömberg: namnamn (Lagarde:
rnywin'Ni), wie oben V. 5 psa mnni - Nrm« nitmnirNi. Radix py:
(pya) übersetzt Trg. nie mit tw» (cai), womit nur die r. nan und
:m> wiedergegeben werden, so V. 14: npystn - Nnmat. pam -
Vgl. ferner Trg. zu I S. 7, 10; I R. 1, 41; Jer. 51, 55 u. a.
18. mmiN — rann«. Massorah aus Tschufutkale bei G-. III
223, Kol. 1: mm nan.
18. nya — by. En-Jakob Zebahim 118 b4 = Trg., P, Ar.
19. nbb - mbb. Gen. r. LXXXII, § 8 nach Jal. Gen. § 136,
I S., § 103 und Mid. ha-gadol S. 537 (fehlt in edd.), Stichw.
im Jal.
19. mut mby - mby mmt. Jal. Gen. § 126 a. Bechoroth 45%
Mid. Sam. XI, § 3, Mid. zum Dekalog in Jellineks Beth ha-
Midrasch I, 79.
20. nyai — nyai. Zu Prolegomena ist zu ergänzen: R. Jakob
Berab in nbn nua Ven. 1585, fol. 225 a (bis).
20. nab mur ttbi. Trg.: nab by nx'iiy sbi. Da Trg. abso
lutes ab a‘\p, d. h. wenn der Gegenstand der Aufmerksamkeit
nicht durch b angegeben wird, 5 durchwegs durch einfaches ntr
xab wiedergibt, 6 so ist es höchst wahrscheinlich, daß Trg. in
unserer St. nab by gelesen, und daher auch nab by na», da
1 So in edd.; Jal. Num. § 734 und Mid. Agada II, S. 99 kor.
2 In edd. fehlt die ganze Stelle.
3 I. Rezension, ed. Schlechter, S. 24 = MT.
4 Auch ed. pr. Salonichi 1511, in edd. und Ag. ha-Talmud fehlt das Zitat.
5 Wie z. B. Deut. 32, 46; II S. 18, 3; Ez. 40, 4; Job. 1, 8; 2, 3.
6 Vgl. Jes. 41, 22; Ez. 41, 5; Hag. 2, 15, 18; Ps. G2, 11; Prov. 24, 32.
10
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
absolutes zb bv n ’ ü' nicht vorkommt, roh bv haben R. Jakob
Berab in ’ibn nu» 225"/ P 2 und sechs Kodd.
21. maa ’x - 'TOB’X. Parhon.Wb. r. ’x, Ibn-Esra im kürzeren
Komm, zu Ex. 2, 10 = Trg. ; P und Ar. 3 Ygl. zu 14, 3. 4
22. D'nbxn - a’nbx. Ibn-Ghmh, Wb. S. 68, R. Jakob Berab
in 'ihn nua 225 a .
Kap. V.
4. nanaa. Fehlt in Jal. zur St. § 103 aus Mid. Sam. XI,
§ 5 5 und in Yat.: ~'o Tiptof. Al., Trg., P, V, Ar. = MT.
4. bx — bv. Ibn-G’nab, Wb. S. 595, Parhon, Wb. r. jna,
Stichw. im Jal., Gersonides zur St. Die Versionen, die bv aus-
drücken, beweisen nichts, da sie sinngemäß übersetzen und diese
Übersetzung bei ihnen Manier ist.
6. bx - by. Sifre Num. § 88, 6 Mid. Sam. X, § 4 und XI,
§ 6, En-Jakob im Komm, zu Zebabim 118 b . Die Versionen
beweisen natürlich auch hier nichts, besonders da bv von in am
begünstigt wird. Das mag auch von den rabb. Quellen gelten.
bv hat Bömberg 1518 marg.
6. onnirxn. Trg.: urrox m = in»x (’®jx, r'x). 7 LXX:
’A^wtov.
8. iao'1 — laan. Massorah aus Jemen bei G. III, 72, Kol. 2:
pnne rrby t’ds .non.
8. bxnffi 1 'nbx — trnbx. Hajug in The Weak and geminative
verbs in hebrew S. 255. Jastrow bemerkt: So mss. 8
1 Viermal, einmal in verschrieben.
2 Aber auch an einigen der genannten Stellen.
3 V: Xchabod lind hexaplarische Note in Klostermanns Analekta, S. 64:
EtyaßaiO beweisen nichts, da es Manier ist.
4 Zu Kap. IV, 19 oder 21 gehört noch folgendes. Hebräisch-französisches
Glossaire: 6 de ke niort-T\'Q V. 21 haben 7 Codd. und Soncin 1486,
1488: ma ^ki, Codd. bei Ginsburg sogar na ^si, was wohl Verschreibung
aus na ist. ma ^ni hat auch Raschi ed. Berliner zu Gen. 37, 35 (aber z. St.
sicher MT), Gersonides im Stichw.
5 Edd.: 'ui ip23 ia’2am, lassen daher nichts erkennen.
6 In edd., Jal. Num. § 734 und bei Qimhi z. St. Über Trg. vgl. Norzi.
7 tt’MN setzt nicht notwendig W’K oder voraus, da es eine häufige Er
gänzung Trg.s ist.
8 Die Übersetzung Ibn-Giljatilias in Two Treatises, S. 113 hat MT.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
11
11. nitt-naina - ri naino. nixmamm isdü D'taipb ms. München
221 10 : Tibni bw 'n bvw pjna tön 'nö"ni, (Ex. 23, 27) opn Sa nx '«am
."nam mti 1 h na in» a’nai pnxn nrnx bv laintp D'nirSa 'jno 'n bv
't naina n’nn a'nai (Zach. 14, 12) nsnan n\nn nxn 'nam nnx nan
.. . 'nam inn ,ana nan. Der Sinn ist der: Die Krönchen auf dem
n von 'nam deuten an, 'nam sei von can abzuleiten und n = mm
zu fassen, wodurch in dem Worte ein Hinweis auf zwei andere
Ereignisse, bei denen <n naina vorkommt, erkannt werden kann.
Dieser Sinn ergibt sich unzweideutig aus der Beziehung auf
Zach. 14, 12. Daneben freilich deutet das ,gekrönte' n auch
die Fünfzahl der Philisteerfürsten an. 'n naina in unseren V.
wird also auch vom Inhalt der St. vorausgesetzt.
Kap. VI.
1. '.n pnx - ri mna pnx. Seder Eiiah r. ed.Yen. 1598, Kap. 1 l, a
R. Jakob d’Illescas in Imre No’am xmi aus Mid. Sam. XXII, § 1.
3. asb jnni. Trg.: pab nnn'i = nab mm. Eine plausible
Erklärung für diese auffallende Abweichung finde ich nicht, 3
es bleibt nur die Annahme einer wirklichen LA.
6. naSi — nah. Mid. Sam. XII, § 2, 4 Seder Eliali r. ed.Yen.,
Kap. 11, R. Moses aus England in Sefer ha-Schoham S. 86 r.
naa. V: Quare.
6. bbjinn -- bbijinn. Bahja ben Ascher Komm. 89 d , hebräisch-
französisches Glossaire 5 zur St.
7. nnx — nnx. Massorah hei Qimhi, Michlol 65 a und Et.
Sofer 6 S. 25 verlangt nach jedem spn piaö spai n:nx die Vokali-
sierung nnx, mit Ausnahme von pspi pnne "i, Ex. 32, 12;
Josua 6, 15; IS. 26, 8; II S. 6, 19; IR. 3, 26; Zach. 5, 6. Nach
1 7 = 7 = mir, vgl. Prolegomena, S. 10, Anra. 2.
2 Ed. Friedmann, S. 58 = M T.
3 Die Vermutung, daß nnn’i Verschreibung sei aus nnn’i, das im rabbi
nischen Sprachgebrauchs auch ,klar werden 1 bedeutet, also = tHW
ist, scheint mir äußerst gewagt. Trg. gebraucht nie das Wort in dieser
Bedeutung.
1 In einem ms. bei Buber, Anm. 12, Jal. I S. § 103 (bis) und Prov. § 959.
5 So auch 29, 4 iWnyrm. Mass. bei G. III, 27, Nr. 641 ft'.: nun rum bbym;
muß wohl heißen abws rum, oder: nita rum bb'ynn.
6 'cid ay ed. M’kitze Nirdamim, Lyck 1864.
12
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
dieser Mass. liest man in unserer St. entweder nrw oder nnx
ohne Zakef.
7. by n^by nby xb Hrx. Trg.: lua Kill sh. Deut. 21,3
bya natra xb übersetzen beide Targumim -m rnu; xb, Num. 19, 2
by H'by nby ab Onkelos: kt; nby p'bo xb, Jon. nach der Halachah:
nsn nby p'bo xb, an beiden Stellen also eine wörtliche Übersetzung.
Es ist nun unerklärlich, warum Trg. in unserer St. bya iaa’ö ab
übersetzt, außer daß es auch so gelesen.
12. mir 1 ! — njniyni. Aboda zarah 24 b in ms. München (bis),
Midrasch zum Dekalog von ß. Moses ha-Darschan aus Nar-
bonne. 1
12. ir.n - nyjl. Ibn-G’nah Wb. S. 142, Parhon Wb. r. Hi';,
R. Josef Qirnhi in Sefer ha-Galuj, S. 79, r. y; aus Menahems
Mahbereth, 2 hebräisch-französisches Glossaire, R. Sam. Masnuth
in Ma’ajan Gannim 3 S. 23. ny;i haben acht Kodd.
14. nbwn 'sy. In einer Stelle Moed katon 25“ nach der
Erklärung des den Namen Raschis führenden 4 Kommentars —
und diese Erklärung ist die einzig richtige — wird vorausge
setzt, daß der Wagen, auf dem die Philisteer die Lade geführt,
noch zur Zeit Davids existiert hat. fi Nach dieser Voraussetzung
ist n b 3 y H in unserer St. nicht möglich, was schon von Tossa-
foth 6 und den spätem Kommentatoren hervorgehoben wird.
Ausführlich besprechen diese Stelle: R. Hirsch Hajes in seinen
Glossen 7 zur St., Geiger, Jüdische Zeitschrift 1866, S. 167.
1 In Epsteins UisutJ pyni non 'i, Wien 1891, S. 46.
2 rrcno ed. Filippowski, S. 57, Kol. 1 = MT.
3 duj |>yo, Komm, zu Job, ed. Buber, Berlin 1889.
4 Daß der in den Ausgaben gedruckte Komm, zu Moed katon nicht Raschi
gehört, hat zuerst Reifmann in MGWJ 1854, 8. 230 erkannt, die spätere
Literatur darüber s. bei Epstein in der Festschrift zum 80. Geburtstage
Steinschneiders, S. 118, Anmerkung 1. Mag nun dieser Komm. Gerschom
Meor ha-Golah selbst oder seinen Schülern gehören, jedenfalls ist er
älter als Raschi, wird er ja schon vom Aruch (verf. 1101) angeführt.
0 nb ion x’iib!? k’hdb »’üwiA mo . . . sud s’hb p'D; mn >6 . . . x:n 3ii iutei ni ’3
ni3Do DDni> |*3o 3i iss mi.v 3i ibni iruyxi mos 11133 obi i;<b kjvdj >3i sion 3i
(II Sam. 6,3) iwn liuy bx D’ibxi pix ix i3’3i’i iBxry ui»xi 1:333. Dazu
Kommentar: in ix>3l l^jy imx3i 13 D'rwbc ltni’BW iVay imx
•m vyl> 3i:’3x n>3o
6 In En-Jakob edd. pr. und Ven; fehlt in den Talmudedd.
7 n"3i (’iyn’n) hui in den Talmudausgaben Schmid, Wien 1849 und Wilna
1880 -1886.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
13
Jakob Safir in ha-Lebanon (paabn) 1865, S. 298 vermutet rich
tig, daß ßab (an, III. Sec.) in unserer St. nbirn gelesen, welche
LA. er in einem Jemenensischen Kodex gefunden. In ha-Karmel I,
S. 283 wird diese LA. auch aus einem andern Kodex (?) mit
geteilt. nbin bat Kod. Ken. 1.
18. 1B3 ß. Juda Ibn Kureisch, ßisalät ed. Barges
S. 24. = Sym. und Y. ay hat Kod. Ken. 150.
19. -p. Sotah 35 1 * in den alten edd.: aitMs tva ’iwxa “pi
D’nbx “pl ikti. Das Zitat kann nach MT korrigiert sein. P
sna xnöi.
19. p3K3 — piS (DK). Trg. Kjnx, bei Qimhi und Marginalnote
bei Lagarde: N3l“iN n\ Es ist nicht Übersetzungsmanier, da
Trg. a nsn immer wörtlich übersetzt, vgl. Jdc. 16,27; II ß. 10, 16;
Jes. 33, 15; 66, 5, 24; Jer. 29, 32; Ez. 21, 26; Ob. 12 (bis);
Michah 7, 9; Hab. 1, 5.
Kap. VII.
2. natr nva — nai»a. Zebahim 118 b in En-Jakob und Jal.
Jos. § 23.
2. pisn — ö’nbxn p*iN. J. Jos. § 23. Wenn hier nicht einfach
ein graphischer Fehler vorliegt, so ist auf V: arca Domini
und Kennicott 96: <n p-ix zu verweisen.
3. nnnwu. Baer bringt aus Mass. (auch ms.) rnntwm mit
der Note: 3Dn n'b. Die defektive Schreibung wird von
Trg. bestätigt, das xrnntipi = nintpj>ni hat, wie in V. 4. Nach
dieser Mass. muß nun das Wort in
4. rhfiteim plene geschrieben werden: rrnnwm.
10. Kinn Dl'a. Fehlt in ßaschi ms. Epstein zu Ex. 14, 24
aus der Baraitha der 32 Normen des B. Elieser, ebenso in ßaschi
zu I S. 5, 11 und Ps. 29, 5, ferner in pjnn ~ibd des ß. Elasar
ßokeah, ms. Epstein 5 b .
12. pwn — ‘iiyn. Vgl. zu 4, 1 zu demselben Stichworte.
14. jba.i nxi — [bna nyi. Mass. a. Jemen bei G. II, 72, Kol. 2
aus codex Hierosolymitanus und jicPn '“idd ; Kod. Ken. 70.
16. pbm - rrm. Traktat Kallah in Coronells D’ö'ltsjp nisisn
12 11 , 1 ßaschi Berachoth 10 b v. irro db> ’3.
In Menorath ha-Maor N. 212 = M T
14 VII. Abhandlung: Aptowitzer.
16. ba nx — ba nxi. Menorath ha-Maor, N. 212 aus Traktat
Kallah. 1 = P: xnvinx pnbabi.
Kap. VIII.
5. nspl - nat»l njpl. Ibn-Gr’nah Wb., S. 201, Predigten des
R. Nissim ed. Ven., N. 11.
7. bipa — ’-ian bipa. R. Isak Aramah in pnm nvpy Pforte 95
(zweimal).
7. nun - mn ai?n. Jal. I S. § 106 aus Mid. Sam. XIII, § 4,
prir ni'py Pforte 95, 58”.
9. asira + nx. Der Karäer Aron ben Josef ha-Rofe in ■naß
inaan II 39”, V 14”. LXX: xb 3iv-ai^a.
11. m — nn. Ibn-Kureisch in Risalät 1. a, S. 24, Mass. magna
zur St. (Zitat).
12. ©nnbi — itnnb. Vgl. Proleg., zu ergänzen ist Qimhi Wb.
ed. Yen. r. ©“in.
14. nxi (I) nx. Raschi zu II S. 9, 9. Qimhi zu I R. 21,10.
Sohar II, 192”. Aron ben Josef ha-Rofe in Mibhar Jescharim
zu II S. 9, 7.
Kap. IX.
1. im< + “inx haben Trg. Lagarde, P. und 7 Kodd.
1. bx’ax — b’irax. Mid. annx aus zu Esther in Bubers naa
xmixn 31” und Jal. Esther § 1053.
2. srn fehlt in Mid. Ps. 7, § 18 (ed. Buber 36 a ) und LXX:
y.al xoüxo) ul6?.
2. fehlt in Mid. ha-gadol, S. 699 aus unbekannter Quelle
(bxn©'a pxi) und LXX.
2. nbyai — nbyöbi. Jebamoth 76” in Agadoth ha-Talmud,
Jal. ha-Machiri Ps. 16, § 23 aus Tanhuma (nax § 6), Num. r.
ms. Paris 150, IX.
6. a’nbx - a’nbxn. Sifre Deut. § 342 in edd. und Jal. Deut.
§ 959 und I S. § 99, Qimhi zu V. 8. = LXX.
6. nabi-nabi. Ben Ascher in nnaan anaaip S. 63, 2 Ma
nuel du lecteur S. 68. 3 Daraus folgt auch, daß t£> in atp Dagesch
haben muß, vgl. Norzi.
1 In a’D’iBJip n»an 12 b = MT.
2 niiD’ Niitfn (Jer. 8, 5) aAvun 'b nAx ob n:b: (Gen. 18, 21) o:>b piA bs
nimi n: nriK mas »oi nuA ps'ijDi nvvi.
3 .. • de> nA: nnp ibs n n d : lAn nnnw ttiwn.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. IX.
15
7. anhn '3 - anhn aa (c^k). Trg.: 1 xaabb 2 ntsy pnu xinax s)x.
11. nhyba - ny»a. Pirke de R. Elieser ms. Epstein, Kap. 36.
In edd. fehlt die Stelle.
12. arn nai — hna nai. Tanhuma mp § 7 in allen alten edd.
13. aaxaa — aaxiaa. Berachoth 48 b in En-Jakob, Jal. IS. § 105
und Menorath ha-Maor N. 121. Jal. 1. c. aus Mechiltha (ed. Friedm.
19 a ). Jal. ha-Machiri Ps. 7, § 6 aus Mid. Ps. (fehlt in edd.).
10 Kodd.
13. xin ’a — XIm. Novellen des R. Nissim 3 zu Megillah 23 b :
xnan hy ans' xini nan -pb’ xini Bmn. 4
17. uya — ’ayb. Trg.: 'ay ja xnvnb ny pn. Es faßt uty im
Sinne von abwehren, zurückhalten, während die anderen Vertenten
TIS' = dominare fassen und uya lesen.
18. tipi — ir i a m. Trg.: ynyi. So attch 30, 21 in wn — “in ynyi. 6
18. hxib© nx - hxibie hx. Sifre Deut. § 17,° pren nupy
Pforte 95. = LXX, P, V, Ar. Auch Qimhi hat sicher hx ge
lesen. Während er 30, 21 die St. Dyn nx “in tM’l ausführlich be
spricht, hat er zu unserer St. keine Bemerkung; Wb. r. nx:
(Job 26,4) phb nun ’b nx (Lev. 13,49) pan nx nxnm hx aipba nx xiau
Dyn nx nin tyj’l. Unsere St. gehört also nicht zu ,nx für hxh
hx haben 4 Kodd.
18. nbxn + hixiy. Sifre Deut. § 17.
19. hixm nx - hixui hx. Sifre Deut. §17. P: hixsrh naxi xiyi. 7
hx haben 4 Kodd.
26. nihya - nihya. Mass. magna zuldc. 12,9 (Zitat), 16.Kodd.
Mass. bei Gr. II 57, N. 495 und 77, Kol. 1: -p nihya, avo nihya,
Kodd. de Rossi 604 und 737: 'p nihya.
27. nby - nby na. Trg.: typ xan- = Kod. de Rossi pr. manu.
Kap. X.
1. pan + [bü hat R. Elieser ben Tobiah in Dekali tob
zu Ruth S. 18. Vgl. Gen. 28, 18; II R. 9, 6.
1 In edd., Lag., Qinüji und Ibn-G’nab, Wb. r. "W, S. 51S.
2 Bömberg 1518 und Qimhi: JMJ'B, aus NiiBD verschrieben.
3 b"i D’d’3 ’~b ’"3B ubdb ’it’ivn, ed. Hirschensohn, Jerusalem 1884.
4 Diese Stelle ist zu Proleg., S. 44, Anm. zu ergänzen.
5 30, 21 hat Qimhi auch: in anpi, daher auch: nn.
0 Jalkut Deut. § 803 = M T.
7 Nach dem Sprachgebrauch© Ps. kann liscn auch auf na zurückgehen,
aber ns ibn’1 ist unmöglich.
16
VII. Abhandlung 1 : Aptowitzer.
1. Klbn — nxn. Lekah tob und Sechei tob zu Gen. 27, 26.=
Josephus, Archäologie ed. Niese VI, 54; eine Margilnote zweier
Fieldsclien Kodd.: opa Sri. Nach Field bloß scholium gramma-
ticum.
2. ay — by. Toseftha Sotah XI, 18 (bis) in ms. Erfurt 1
und Jal. I S. § 109 (bis). = Trg. und P.
2. n:tb:p — retbita. Massorah aus Jemen bei G. III, 72,
Kol. 2.
2. n:m — mn. Toseftha Berachoth IV, 18 in ms. Erfurt 1
und Jal. I S. § 108. In ms. Wien und edd. fehlt das Wort.
5. nya: bx. btt fehlt noch Mass. aus Jemen bei G. III, 72,
Kol. 2, in Konkor. v. snn und v. ryaa und in ca. 100 Kodd.
Vgl. Norzi, Baer und Ginsburg z. St.
5. '33t: - ’33t:. Mass. aus Jemen 1. c.: pmro p:n, ’33t: att> ntt>x
... n'3t mai kw matm.
5. '3S3 — 3'3tJ. Trg.: trtsnßa'X. = LXX (Nauiß), Sym., hexa-
plarische Note, P und V.
6. n'33nm — nx3:nni. K. Jehuda b. Barsilai im Jezirah-
komm. S. 182, pn::' m'py Einleitung (ed. Konst. 3 d , ed. Preß-
burg o“). In zwei massoretischen Verzeichnissen bei G. I 10,
N. 14 b und 14 d wird das Wort nicht unter den Wörtern ge
zählt, in denen k fehlt. Das tun aber Mass. ibid. N. 14 und
Mass. marg. zur Stelle und zu Esra 5, 1. nsaifini haben einige
Kodd.
9. mm - 'mi. Jal. ha-Machiri Jes. S. 167 aus Tanhuma, 2
Buch der Frommen ed. Berlin, S. 330, N. 1342. 3 = LXX, Trg.,
P, V, Ar., 2 Kodd.
9. iü3iy fehlt in Trg.: brab nenx na = robb imsna. Da die
Verbindung rar m:a nicht mehr vorkommt, ist eine Kontrolle
des Trg. nicht möglich.
11. mn - n\n ntrx. Trg.: mnu (Lag.: mn). = LXX und P.
12. wi - Toseftha Baba mezia III, 25 in ms. Erfurt. 4 =
P. und Ken. 150.
16. nb — 'b. Menoratli ha-Maor N. 335 aus Megillah
13’' = LXX.
1 In ms. Wien und edd. fehlt das Zitat, bei Qimlii einmal by und einmal oy.
2 In edd. fehlt die Stelle.
S. 219, N. 877 = MT.
4 In edd. und ms. Wien: ’oi.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
17
16. UH - UH. E. Josef Qiml.ii in Sefer lia-Sikkaron S. 49.
16. h3H nxi - H3H bin. Jal. Gen. § 125 und I S. § 110 aus
Megillah 13 b , Jal. im Stichw. = Trg. Auch V: de sermone
scheint bi?l auszudrücken.
19. ib - xb. prep nupj? Pforte 95 (bis), Mass. hei G. III 147
Kol. 2. = Y: Nequaquam, LXX u. P: u xb. xb lesen Konkor.
v. pba 1 u. 35 Kodd., 2 Kodd.: 'p xb, Kod. Moguntinus bei Baer:
xb X"D. Trg., 2 Ar u. 5 Kodd. lesen: xb ib.
22. 'na hij? ibx»u. + naxb haben Jal. I S. § 108 a. Toseftha
Berachotli IV, 18 u. P: naxi.
22. hu? fehlt in En-Jakob ed. pr. Zebahim 118 b . LXX:
Dlb.H IP’XH X3H. 3
22. d enx. Nach Mass. a. Jemem bei G. III 72 Kol. 2 ist
hier keine Piska vorhanden. = vielen Kodizes.
24. h»k-’3. Jal. I S. § 95 a. Mid. Sam. VIII § 2, Num. r.
ms. Paris 150 Kap. III.
24. ’H ia-13 'H. Jal. ha-Machiri Ps. 78 § 94 a. Koheleth r. III
§ 19 ; Num. r. III § 2 in mss. Epstein u. Paris 149 30 u. Jal. ha-
Machiri Ps. 65 § 9 = Trg. (Lag.: \n nu).
24. di?h. + Hin hat Tanhuma xnpn § 3 in den alten edd.
25. hbd3 3n3H. Jal. Ps. § 853 a. Pesiktha: 4 pm ithhi? matt?
’hbj? nrca nmn iH3? iau>b nun narosit? niraa uj?öw (Ps. 99, 7) iab jiu
3?n3H 3TOH HHin HBD ib 31133 [seil. 13J?Ö1£>] bxiaiT31 5 (Mal. 3, 22)
'Ui Hin hbd ib. In edd., ms. Oxford 6 und Mid. ha-g. lautet das
Zitat = M T, der Inhalt kann auch mit MT übereinstimmen,
es ist daher aus dieser St. kein sicherer Schluß zu ziehen.
26. bun. Trg.: xai? |» n ac p = Dl?H, da ja nsp gewiß bloße
Ergänzung ist.
1 V. nnsni = MT.
2 Vgl. Michaelis bei de ltossi; Geiger, Urschrift S. 25G; Schorr, he-IJaluz
III S. 101 und Rosenfeld; vgl. dagegen Qimhi z. St. und de Rossi.
3 Was die Modernen gegen ny geltend machen, hat schon ein Exeget des
XI. Jahrhunderts, Josef Kara, hervorgehoben; vgl. Parschandatlia S. 28.
4 Pesikta d. R. Kaliana 38 b , Pes. r. 64“.
5 Mid. ha-gadol ms. Epstein zu Lev. 10: miya idd ib ans:
6 S. Jieth-Talnmd V S. 205.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 7. AbU.
2
18
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
Kap. XI.
2. anbx -anb. Mid. Sam. XIY § 7 in edd. u. Jal. 1 S. § 114.
7. -inxi - nniii. Qimhi z. St., Konkor. v. nnxi, viele Kodd.,
vgl. auch Norzi.
11. pöy - pöy 'ja. Trg., LXX, P u. 4 Kodd.
12. "f?ö'- qbö' xb. Trg., LXX, P u. 3 Kodd.
13. nun - am. Raschi Joma 22 b v. a'nai, Menorath ha-Maor
des R. Israel Alnaqua. 1
Kap. XII.
2. ny — nyi. Qimhi zu Idc. 17, 6, der Karäer Eiiah Basch-
jazi in in'bx mix 183 d . = LXX, Trg. u. P und einige Kodd.
3. “Warn - Tan nxi. Tanhuma ed. Buber mp § 19.
3. 'npiry 'ö nxi — nx. Nedarim 38 a , 2 Ibn-Saruk hei Dunasch
in Criticae Yoc. Rec. 35 a , 3 Dunasch ibid., R. Tamm in seinen
Entscheidungen ibid. Ibn-G’nah Wb. S. 686. 4 Ibn-Esra zu Arnos
4, 1. Raschi u. Qimhi zu Jer. 22, 17. R. Josef Qimhi in Sefer
ha-Galuj S. 35 N. 53, S. 131 v. py, 151 v. p. Parhon Wb. r. ptry
u. r. pi. Qimhi Wb. r. ptyy. 5 Ibn-Kaspi bei Abarbanel zu Gen. 1.1.
nx haben einige Kodd. — Massorah zu Jes. 28, 9 verlangt nx n ,
was auch alle alten Verss. haben.
5. ari'bx fehlt in Sifre Deut. § 2 nach Jal. Deut. § 880; Mak-
koth 23 b ; 6 Gen. r. LXXXV § 13 in allen alten edd.; 7 Ken. 109.
5. ny -iöx'i — nöxn. Sifre Deut. § 2 8 . = LXX, Trg. Lagarde,
P, V, Ar u. 9 Kodd. u. 9 pr. manu. Unsere St. gehört zu den
12 nöX’i i’TjjD, vgl. Mass. z. St. u. bei G. I 91 N. 844 u. Qimhis
Et Sofer 9 S. 2.
1 Zitiert in Reschitli IJochmah Pforte rmyn Kap. 7.
2 In den alten edd. und Predigten des R. Josua Ibn-Sehoeib mp Anf., sonst
fehlt das Zitat.
3 In Mahbereth S. 165 b fehlt die St.
4 S. 553 u. Sefer D’ttnwn r. pwy u. r. fii: nsi.
6 r. pi: nsi.
6 In edd., Agadoth ha-Talmud u. En-Jalcob; ms. München u. Jal. I S. § 122
= MT.
7 Dieselbe St. in Koheleth r. X § 19 = MT.
“ Makkoth 23 b , Gen. r. LXXXV § 12, Koli. r. X § 16, Mid. Sam. XIV § 9
wird iöx'i bezeugt, vgl. Norzi.
9 idid ur ed. M’kitze Nirdamim, Lyek 1864.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
19
8. anata — na’Utä. R. Jakob Antoli in Malmacl ha-Talmi-
dim 146 b , Mass. finalis 1. a« v. DS'MK (Zitat); Mass. bei G. II
325 N. 41: nan^a pmaa. nanita hat Ken. 196.
10. rvnnwn n«i a’byan ns. Trg. Lagarde: «ninwbi N'byab =
nnnirybi D’byab. Daß es nicht Übersetzungsmanier ist, beweist
die Übersetzung von Idc. 2, 11; 3, 7; 10, 6. 10.
14. armi. Trg. Lag.: pmnm = oivnii(?), vielleicht bloß Ver
schreibung aus pinm. De Rossi bringt aus Trg. die LA. arrra
14. oll — DJ. Predigten des R. Joel Ibn-Schoeib 120 0 , 1 Kod.
Ken. 70.
17. xibn-mn. Predigten des R. Nissini IST. 11 (bis).
19. -pnb« - mib«. Kommentar des R. Josef Kara zu Jer.
S. 15 a , Kod. Ken. 2.
19. bsi — «bl. R. Josef Kara 1. c., einige Kodd.
23. mwni raitan - mw mia. Trg.: xrnai xipn, wie 24, 20;
die Übersetzung von M T müßte lauten KUSöm Kipm, wie I R.
8, 36. Diese LA. paßt gut zu -pna - mi«a, LXX liest M T,
aber -pm.
24. nasa-naxai D’ans. Buch der Frommen, alte Aus
gabe 2 N. 753. Vgl. Idc. 9, 19.
Kap. XIII.
2. traaaa - iraaaa. Vgl. Norzi. Trg. Lag. schreibt durch
wegs Daaa, cod. Hierosolymitanus bei Baer: nbaaa maa. 3
8. bsiap nir« - bxiair (ib) na« im Trg.: (Qimhi u. Lag.: ,mb)
iam soaib. = LXX: wq elusv. Vielleicht bloß notwendige Ergän
zung. iö« haben 9 Kodd., Kod. Frankfurt bei Baer: ,«in ja
ia rr*rp dbidi na« D’arnai u nbaa amtr mim. 4
13. rnaw xb - «bi. Seder Olam r. ms. Epstein Kap. 13.
Jakob b. Ascher, Komm, zu Gen. 49, 10. Konkor. v. matr. =
Trg. in den alten edd., V und 19 Kodd.
1 naü rAny, verf. um 1457 (v"na), gedr. Ven. 1577.
2 In ed. Berlin kommt diese St. nicht vor.
3 So auch Note bei G. I 608 Kol. 1, III 27 N. 641 ff. Vgl. auch Mena-
hoth IX, 1 u. Rabbinowicz z. St., Neubauer, Gdographie du Talmud u.
Schwarz, psri niNian s. v. dddd.
4 Perles, Analekten zur Textkritik S. 47, hat die hübsche Vermutung, daß
der ursprüngliche Text A>N1öü Dü -iüx gelautet; Dü wurde dann irrtümlich
als Kustos angesehen und weggelassen. In der Tat haben vier Kodizes
Dü -,ÜX.
2*
MIIWKWBlllBilfBBWlH——IWIIWP m I m« l
20 VII. Abhandlung: Aptowitzer.
13. mal» xb - xb ’O. Zu Proleg. ist zu ergänzen: Seder
Olam r. ed. Mantua 1514 Kap. 13, Raschi ms. Epstein zu Deut.
17, 20.
13. bx“®' bx - by. Seder Olam r. ms. Epstein Kap. 13. Nah-
manides u. Jakob ben Ascher zu Gen. 49, 10. Gersonides z. St.
Abarbanel zu Ex. 30, 22 und z. St. Die alten Verss. drücken
zwar by aus, beweisen aber nichts, da es Ubersetzungsmanier
ist. by haben einige Kodd.
14. ib ',1 typD. ib fehlt in Mid. Ps. 1, l, 1 den alten Tossa-
foth zu Joma 22’’ v. bixtr, Mid. Ps. 119, 3 2 u. pni’ rrnpy Pforte 42,
Kod. Ken. 30.
15. oyn - Dyn b d. Ibn G’nah Wb. S. 580.
18. ’j — X'J. Parhon Wb. r. yDi, der Karäer Aron ben
Josef in Mibhar Jescharim z. St., Massorah bei G. II 394 Kol. 1
(Zitat: nj).
20. vk. Vgl. Proleg. rs fehlt noch bei Ibn-Esra zu Gen.
4, 22 in der Hs. des Wiener Rabbinerseminars und bei Qimhi
Wb. r. ©ab.
20. ins nxi — ns. Aruch v. |p3p 2 , R. Josef Qimhi in Sefer
ha-Galuj S. 73 r. nx und Sefer ha-Siklcaron S. 17.
22. nanba - nanban. 3 Jal. I S. § 117 Ende a. Lev. r. XXV § 8.
22. xia: xbi - XiäJ xb. Num. r. X § l. 4 = Trg. bei Qimhi
und in den alten edd., P, V u. Ar. LXX = MT. xb haben Kodd.
Ken. 30, 150.
22. [rOT nxi — jnjm. Num. r. 1. c. V: cum Säule et Jonatlia.
23. Dia - Dia. Michlol ed. Ven. 59 a : jna iod niD’BDD pap xdi
D'ntrbs Dia (Prov. 18, 16) ib dw d*ix. R. Moses Punktator: 6 j"n
Dia . , . nmoan ’B by D'iBpn D’piDn. Mass. bei G. II 312 N. 616:
D'ntrba Dia ♦, ♦ pnja’Di piapi pD’BD pb'B m.
1 Nacli Jal. ha-Machiri Ps. 1 § 11 u. R. Josna Ihn-Schoeib in ntarn mn 3“;
edd. = M T, so auch weiter 29 § 4.
2 Mid. Ps. von Kap. 119—150 gehört nicht zum alten Midrasch, vgl. Bubers
Einleitung S. 8 f.
3 In Mid. Sam. XVII § 2, Cant. r. ed. Ven. V § 14, Lev. r. XXV § 5 in edd.
Ven. u. Salonichi, Num. r. ms. Epstein X § 1: nor6o, was leicht bloß Ver
schreibung sein kann.
4 In ed. pr. u. mss. Paris N. 150 u. Epstein.
6 S. Frensdorff, Fragmente aus Punctations- und Accentenlehre der hebräi
schen Sprache S. 10.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
21
Kap. XIV.
3. -ros ’s - tos’K. Vgl. zu 4, 21. Dazu kommt: Jalkut I S.
§ 77 a. Sabbath 55 1 ’, Kodd. bei Norzi uud Baer.
3. nbs» - ibwa. Vgl. Norzi zu Gen. 49, 10 und Baer z. St.
Mass. bei G. II 617 N. 361: p.Tjö’Di jwba nnpa ’i a’na 'n, rbti
. * . rrrtsi.
4. aitn (I) - Dir. Ibn-Esra zu Ex. 18, 4. = LXX, Trg. de
Rossi 737, P, V, Ar. und 29 Kodd.
4. njp — rtäp. Vgl. Norzi und Baer. Dazu kommt: Rikmah
S. 57, Qimhi in Et-Sofer S. 26, Manuel du Lecteur S. 40, 1 G. I
601 Kol. 2, III 27 N. 64 dd, 73 Kol. 1. LXX: Sevvd (Sevvd?)
entspricht besser Häp, da Zere gewöhnlich = yj ist. 2
5. pistü. Trg.: sonnt: = »pua. 3 Schon Qimhi bemerkt, daß
Trg. r. übersetzt. Dagegen meint Hajug in Two Treatises
S. 53: psstö inm naij n-nw naibn onna ’"m. Trg. er
klärt also. 4
10. nas’. + irbx hat Mid. ha-gadol S. 358 6 aus unbekannter
Quelle. 0 LXX: xpo? yj[mc, P: jb.
10. u’bj? - 13’bs. Raschi Hullin 95 b v. jnnm. 7 = LXX, P,
V, Ar, Konkor. v. nas 18 und 25 Kodd. Ein Kod. de Rossi hat
die Marginalnote: 12'bs K”D.
11. nnnn — D’mnn. Parhon Wb. r. mn. Wahrscheinlich Ver
wechslung mit 13, 6.
12. ij’bs - 13'br. Trg.: tcbv. Übersetzungsmanier, vgl. 7, 7
btw bs - by.
12. aai — d mn. Vgl. Norzi und Baer. Dazu kommt Mass.
bei G. II 449 N. 185, wo unser Vers einer der 17 Verse ist, die
in der Mitte eine Piska haben. Diese haben 7 Kodd. Ken.
1 nso -msa awi, b’rba bye pan ntoi • • •
2 S. Field, Einleitung S. LXXIII, vgl. jedoch z. B. Jos. 7, 24 W pB# —
Ejuxa^tüp, HD» — ätpoüS (I S. 2, 18; 14, 4) u. a.
3 Vgl. Schon-, he-IJaluz III S. 101.
4 Vgl. noch Idc. 7, 1 mion nraja — s-anoBi SfnjttJB u. dazu Two Treatises
S. 81 r. m*.
6 In einem ms., s. Scheehters Note S. 800.
6 Vgl. Proleg. S. 48 Anm. 1.
7 So auch R. Josef Karo im ICesef Mischneh zu Mischneh Thorah, ai"sj) XI, 4.
8 v. lbv = M T.
aastm> mmmmmwteBi&K mm ■ im mmBamammwaaiamm
22 VII. Abhandlung: Apt owitzer.
14. '3tnaa — ' n a. R. Jesaiah im Komm. z. St.: 1 ‘liytsa
abn 'an. 2 Trg.: nuba rvaa. P: sbios -px drückt bloß a aus;
LXX, Itala, Y und Ar bloß a. 3
15. asan - axan. Vgl. zu 13, 23 aatö. Mass. a. Jemen bei
G. III 73 Kol. 1: papa "un mmuam aaan.
15. a'.nbK nnnnb 'nm. Der Karäer Aron b. Eliah a. Niko-
medien im Pentateuchkomm. Kether Thora bemerkt zu Lev. 4, 3:
's bö au tan ,B’nbN nnnnb D'aan man© p'ann paa narsb. Der Autor
dieser Erklärung hat also in unserer St. 'nm nicht gelesen.
18. mnxb - n’nx btt. Boraitha pwan naxban Kap. 6 in edd.
ms. Epstein und Beth ha-Midrasch III S. 148. 1
19. “jm. + ns haben Mid.Ps.27, 2 in den alten edd.u.LXX.
19. “p' — *'pn\ Pesiktha r. 30 b . Jal. II S. § 142 a. Mid. Ps.
27,2. Q.imhiWb. r. pDK, Aron ben Eliah in Kether ThorahIV, 15\ 8
= LXX und 49 Kodd.
23. ps ma ns -- nu. Trg.: 6 nu. == V und einigen Kodd.
24. aun ns — aun bs. Halachoth Gedoloth ed. Berlin S. 483.
LXX: tw Aaw 7 = Bub oder auch BU.n bs, da upe? hier nicht gut
möglich ist.
24. 'napn-'napa nu- Trg.: unamm nu. = P, V, Ar und
Kodd. bei Ginsburg.
26. j'tua — a’tua. R. Aron a. Lunel in Orhoth Hajim II
S. 510. Trg.: a'nan, LXX: einoTpecpwv. 8
27. jnsvi - jnsin'i. Schebuoth 36\ 9 Balvja b. Ascher, Kad
ha-Kemah v. nuia© und Komm. 112 a a. Tanhuma affi'l § 2. Bahja
b. Ascher, Kad. ha-K. 1. c. und Komm. 112“. Predigten des R. Josua
Ibn-Schoeib mtoa Ende.
1 In der rabb. Bibel Warschau 1866.
2 Raschi u. Qimlji dagegen: "W’W "j 1 n 3 u. Bipa > i B s.
3 Vgl. Wellhausen, Text der BB. Samuelis u. Klostermann z. St.
4 Sefer twii IS. 180 u. Lelcah tob zu Ex. 37, 1 = M T.
6 ’ als Lesemutter für (•••) ist nicht sicher nachweisbar, in Fällen, wie hier,
wo durch die scriptio plena die Wortbedeutung modifiziert wird, auch
nicht wahrscheinlich, jedoch auch nicht ausgeschlossen.
6 Bei Qimlji, Lag. u. in edd., Bömberg 1518: n> IV, wo n’ Korrektur ist.
7 Idc. 7, 2: n^s — ps ijpdoio, I R. 8, 31, II Chr. G, 22: lnbünb — «pdoaoöai
(dp2o0«i) aütbv, also apdopai mit Akkusativ.
8 Vgl. Klostermann u. Driver. Rotes z. St.
9 In edd. u. mss., Halachoth Gedoloth ed. Berlin S. 483, Alfasi z. St., Asclieri
zu Moed katon III, N. 5, Menorath ha-Maor N. 43.
Das Schriftwort in der rabbinisehen Literatur. II.
23
27. vmy -- rs'y 'nts. Pirke de R. Elieser Kap. 38 in edd.
und ms. Epstein, Bahja b. Ascher in Kad ha-K. und Komm. 1. c.
28. oyn (II). + -ins hat Qimhi in Michlol ed. Ven. 36"'.
29. X3. Fehlt in Joma 38» 1 und LXX (Sy)).
30. am. Fehlt bei Hadassi in Eschkol ha-Kofer 70 c u. in V.
30. oyn nun — Din Dyn. Ibn G’nah Wb. r. lb und Sefer
D'isniyn r. «in. 2
30. Dyn. + ntn zitiert Ibn-Saruk im Mahberetli S. 29°.
33. nb. Fehlt in Num. r. ms. Epstein X § 1, bei Baschjazi
in Adereth Eliahu 115», 115 c (bis), 115 d und in Predigten des
R. Josua Ibn-Sclioeib nns‘ Ende. — Kod. Ken. 30.
33. iba - iba nDK’i. Jal. I S. z. St. a. Zebahim 120". LXX:
ym eres SaouA, ’lv/. r£0Oai[j. y.uXiWt£.
33. ayn. Fehlt bei den Karäeren Aron ben Josef ha-Rofe
in Sefer ha-Mibhar V 10", Aron b. Eiiah a. Xikomcdien in Gann
Eden 87" (viermal) und Baschjazi in Adereth Eliahu 115 b , 115°.
LXX: y.uhiWts p.oi '/.!0ov. = Kod. Ken. 96.
36. man ba — bas. Mass. bei G. II 43 N. 289: man baa
DTiaba nrm ,nnnj, (Idc. 10, 15; I S. 11, 10) pnamDi [pV'öDn.
44. n®y> na -f ’b. Pirke de R. Elieser Kap. 38. 3 Tanhuma
atf’i § 2. 4 Nahmanides zu Lev. 27, 29. Komm, des R. Jesaiah
zu V. 47. Bahja b. Ascher Komm. 189 c . Aron b. Josef in Mibhar
Jescharim z. St. Aron b. Eiiah, Gann Eden 174°. Eiiah Basch
jazi, Adereth Eliahu 213 c . = LXX, Trg., P, V und mehr als
100 Kodd. — Mass. zu I R. 2, 23 zählt ohne unserer St. 11
D'.nb« ’b. S. auch Kod. F. bei Baer.
44. spor - f]DV. Mass. bei G. I 726 N. 418 zählt mit unserer
St. 5 tipi', so lesen auch Kodd. bei Baer. 6
44. in:!’ — ;n3in\ Pirke de R. Elieser Kap. 38 in edd. und
ms. Epstein. Nahmanides in Kolbo ed. Ven. 157 b . B. b. Ascher
Komm. 112°, 189°. Jakob b. Ascher zu Lev. 27, 29. R. Aron a.
Lunel in Orhoth Hajim II S. 509. Baschjazi, Adereth Eliahu 213°.
1 In mss., den alten edd. u. Sclie’eltlioth des R. Al.iai. ms. Epstein Ende.
2 Das Zitat fehlt in Wb. r. >)!<, »«nun r. ib = M T.
3 In edd. u. ms. Epstein.
4 In ed. pr. Kons. 1522 u. bei Balija b. Ascher Kad ha-Kemah v. nt>ia» u.
Komm. 112°.
6 Baers Bemerkung: ,praeeipiente Massorah' stimmt nicht ganz, da Mass.
fin. lit. d’ v. unsere Stelle zu den 14 s|’di* zählt.
24
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
45. “iam - iittX’i. Berachoth 55 1 ’, 1 Stichw. in Jalkut z. St.
45. jrovn — jnjirrn. Trg. in Orhoth Hajim II S. 511. Bera
choth 55 b . 2 Stichw. in Jal. pna’ ni’pi? Pforte 30.
45. |n:i’ — fmiir. Berachotli 55 11 . 3 Tanhuma § 2 bei B.
b. Ascher Komm. 112°. Pirke de R. Elieser Kap. 38. 4 Mid. Sam.
XVII § 3. 5 Qimhi zu V. 43. Nahmanides zu Lev. 27, 29 (bis)
und in Kolbo ed. Ven. 157 d . Bahja b. Ascher Komm. 112“, 189“.
Jakob b. Ascher zu Lev. 27, 29. Orhoth Hajim II S. 510 (bis).
Aron b. Eiiah a. Nikomedien, Kether Thorah II 62 b , Hann Eden
173 b (dreimal), prüf nTpj> Pforte 71 Ende, Jakob ben Jehudah
aus London in a"n py “ibd in Stein.-Jubelschrift S. 204.
47. baai — bna. Jal. Ex. § 363 a. Pesiktha de R. Kahane. 6
Num. r. XI § 3. Raschi Synhed. 93 b v. a. Erubin 53“.
Auch LXX hat nicht v.a\.
47. baai - ba bs. Seder Olam r. ms. Epstein Kap. 13, Erubin
53“ in edd. und ms. München. 7 Auch die alten Verss. übersetzen
bx, vielleicht aber bloß deshalb, weil es von n;B' gefordert wird.
48. inaip — DnDW. Trg.: pnin. Vielleicht bloß sinngemäß,
wie LXX, P und V vdw, vgl. Driver. Notes z. St.
49. bar» - ba'ü. Vgl. Baer. Mass. bei Gr. II 301 N. 560, III
321 N. 16: . ♦ ♦ ba’ö ,nns piaa pbx.
Kap. XV.
1. yöü-yatrn. Gen. r. XLV § 3 in alten edd. 8
1. bipb — bipa. In Mass. bei G. II 639 N. 714 gehört un
sere St. nicht zu den 19 Verbindungen der r. patr mit bipb. 9
1 Nach Maljsor Vitry S. -19, Jal. Deut. § 933 u. I S. § 118; ms. München,
edd., Jal. ha-Machiri Ps. 30 § 13 u. Mid. ha-gadol S. 5S8 = M T.
2 In M. Vitry, Jal., Jal. ha-M. 1. c. u. bei R. Juda Ibn-Chalz in Sefer ha-
Mussar Kap. 4; Halachoth Gedoloth ed. Berlin S. 74, Mid. lia-g. 1. c. u.
edd. = MT.
3 In ms. Florenz, Maljsor Vitry S. 49, Jal. I S. § 118 u. Jal. lia-Machiri
Ps. 30 § 13.
4 In Jal. Deut. § 933 u. I S. § 117 u. ms. Epstein.
6 Bei Qimhi z. St., Jal. I S. § 118 u. Rokeah N. 209.
6 In ed. Buber 45 b einmal i>32, einmal bsai.
7 Jal. ha-Machiri Ps. 119 § 36: io in. = p.
8 Jal. Gen. § 79 = M T.
9 bipb B"> |B 33 bips i>3.
Das Schriftwort in der rabbinisclien Literatur. II.
25
Mass. ed. zu Ps. 58, 6 zählt nur 17 solcher Verbindungen, dar
unter auch unsere St. 1
3. nnp — nnyi. R. Nissim ben Jakob in Clavis Talmudica 2
36" a. Joma 22 b , 3 Pesiktha r. 181 b , Predigten des R. Joel Ibn-
Schoeib 88 c . = LXX, Trg. Bömberg 1518, V und 27 Kodd.
3. nrram - n’3m. Joma 22 b . 4 Koheleth r. VII § 33. Esther
r. xi-iirne. Pes. r. 181 b . Mid. Ps. 7, 18. Mid. Sam. XVIII § 2.
Seder Eiiah r. Kap. 31 S. 159. Pirke de R. Elieser Kap. 44 in
edd. und ms. E. Michlol 2°. prt2£’nTpy Pf. 42 (bis). Predigten
des R. Joel Ibn-Schoeib 88°. Abarbanel, Einleitung zu Kap. 14
und z. St. Mass. fin. 1. -iy und z. St. (Zitat). Mass. bei Gl. II 373
N. 93 (Zit.). — Mass. zu II R. 9, 7 und Jer. 5, 3 verlangt nrvoni. 5
3. öna-inm — rtöinm. R. Elasar b. Jehuda a. Worms in npa'
rra.® pnsr n+pp Pf. 42. = LXX, Trg., P und V. 7 nainm haben
Kodd. Ken. 56, 89.
3. — npi. Vgl. Proleg. Zu ergänzen ist: Raschi ms.
E. zu Koheleth 2, 3. R. Elasar a. Worms 1. c. Die Karäer Aron
b. Eiiah in Kether Thorali V 29“, Aron b. Josef in Sefer ha-
Mibhar IV 25“ und V 22\ pna’ ‘y Pf. 42 (bis), ’ibn m:a 196 b .
— In Mass. fin. 1. y v. np ist unser V. einer von den drei, in
denen einmal “ip und dreimal npi vorkommt.
3. “iian npi - ip. R. Josef Kara in Geigers Nite Na’ama-
nim 3". = LXX. np lesen Kodd. Ken. 2, 107.
4. nm Pesiktha r. 43“: mnab iab’tt> biNirb na« baiaw jva
tnpe'i -itexw p|bK ü’iippi D'ntta bmir vm “mn by rar jjk bw iau>
min’ ü’n D'sbN (?)'“iirpi ’bn t]bx a’ntta ö’xbtaa. Vielleicht liegt hier
bloß ein graphischer Fehler vor. 8 LXX hat nicht die Zahlen
M Ts.°
1 Die diesbezüglichen mass. Angaben sind übrigens sehr schwankend, vgl.
Jakob ben JJajim zu Mass. fin. 1. ip v. blpb njnwö.
2 nio+n +tunb nncn (Clavis Talmudica), cd. Goldenthal.
3 Fehlt in edd.
4 In edd., Jal. I S. § 120 u. Mid. ha-gadol S. 752. Clavis T. 1. c. = M T.
5 ama 'ns abn.
0 Angeführt in ’An nun des R. S. Alkabez, ed. Ven. 1585 fol. 127“.
7 Viell. ursprünglich nnnnnm wie in V. 18, und dann n in n verschrieben
oder umgekehrt.
8 'nwtn in men aufgelöst oder ’"n in n"n verschrieben.
9 Vat. u. Josephus, Archäol. VI. 134- (Niese): 400.000 -}- 30.000, Lucian
bloß: 400.000, Al.: 10.000 + 10.000.
tsxwiimmfflmwmsmmmamsammttitmssmtiBmaHmEasMmimasm
26 VII. Abhandlung: Aptowitzer.
4. min' t»’x nx. nx fehlt in Pesiktha r. 1. c. = Al. V und Ar.
5. pbay “ry vy — n a p ®. R. Nissim ben Jakob in Clavis Tal-
mudica 36" a. Joma 22 b . Das Einfachste ist ja eine Verschrei
bung anzunehmen. Ich will aber auf eine auffallende Erschei
nung, aus der ich selbst keine weiteren Schlüsse ziehen mag,
bloß hinweisen, vielleicht tun es andere. Trg. übersetzt näm
lich durchwegs '3’p durch nxab®. 1 Saul kommt aber -py ny
p b a y und fordert die Kenniten zur Auswanderung auf, folglich
war pbay -py der Wohnsitz der Kenniten oder nach Trg. Sal-
maiten (a. nab®). In den rabbinischen Quellen wird bald ’np, 2
bald aianp 3 durch x'ttb® wiedergegeben. Aber Jerusch. Kiddu-
schin I, 9 (61 a 12): n"aai n"3® (1. 'xabiy) ’xbair, also '3'p = 'xab®. 4
In dem hebräisch-persischen Wb. des Salomo ben Samuel a. Ur-
gendsch heißt es : 5 bxb bxn® 1 pa aib® n®y® ’3'p ,nxab®. 6
6. im na lab. Trg.: Bnsn’X nio b’t’X = “in nia pb 7 — LXX:
’ÄtcXOs y.oci sy.hivov.
6. 'pbay — ’pbayn. Cant. r. II § 16. = LXX.
6. nn'®y —n’®y. Berachoth 63k Tanhuma nn’ § 5. Cant,
r. II § 16. Lev. r. XXXIV § 8. 8 Ibn-Esra zu Ex. 18, 1. Qimhi
z. St. Mid. ha-gadol ms. Epstein zu Deut. 10,19. Bahja b. Ascher
1 Audi nxoW, so Onkelos, Pseudo-Jon. u. das Fragmententargum, vgl. Trg.
zu Gen. 15, 19; Kum. 24, 21, 22; Idc. 1, 16; 4, 11, 17; 5, 24; I S. 15, 6
27, 10; 30, 29; I Chr. 2, 55 (ed. Rahmer, Thorn 1866).
2 Jerusch. Scliebiith VI, 1 (36 b 53), Kidduschin I, 8 (61 d 12), Gen. r. XLIV
Ende.
8 Baba Bathra 5G a .
4 Vgl. über die Simloi Neubauer, La Gdographie du Talmud S. 429 und
Anm. 5.
6 S. Bacher, Ein hebräisch-persisches Wörterbuch aus dem vierzehnten
Jahrhundert, Budapest 1900, hebr. Teil, S. 18.
6 Diese sonderbare Deutung beruht gewiß auf der Agada in Mechiltha
nn> 57“, Sifre Num. § 78: nyn» iwtn w snp: wo S. b. S. W'W =
er hat Freunde gemacht verstanden. Vgl. andere Erklärungen in M. Fried
manns Kommentar zu Richter (hehr., Wien 1891) S. 4, und Responsen
niujn ]23ü von M. Großberg, S. 86.
7 Pluralisierung des Sing, ist Manier aller Targume, mit Ausnahme von
Onkelos, aber nicht Sing, für Plur. Vgl. Toseftha Megillah IV, 41: an;
Tn>)> ims |>J50 [’S B’iTb, B'31^ iniN [’33B VII') 3 n 3 n. So mss.,
ed. u. Halachoth Gedoloth ed. Berlin S. 226; Alfasi Megillah Ende: 3iron
o'3-i 1 ? mix p:3B |’s vn>b. Die Targume bestätigen die alte Lesart.
8 Nach Jal. Gen. § 82 und Sefer ha-Mussar Kap. 4; fehlt in edd.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
27
Komm. 106 d . Aron ben Josef in Mibhar Jescharim z. St. und
Sefer ha-Mibhar II 29 b . Aron ben Eiiah in Ketlier Thora II
48“, IV 38 b . Duran in Ma’asseh Efod S. 161. — Mass. fin. 1.
W verlangt
8. jjx — jjn. Michlol 51 b : aab “paan .ux ba nnoaii
ob» mxö (V. 8, 20, 32) pbop pba iix, (V. 32) ninya mx nna
(Num. 24, 7).
9. tjyni bix»? — b i X lö l ayn. Mid. Koheleth zuta ed. Buber
S. 114. Gut wegen V. 15.
9. D’Jttmi - ö’Jtran. Abodah zarah 24 b . = Trg. Bömberg 1518.
Trg., LXX und P. übersetzen caairnd), ob sie auch so gelesen,
ist nicht sicher, a'jatwi hat Kod. de Rossi 595, Ginsburg: x"B
caatfh’.
9. a'-ian bin — anam. Abodah zarah 24 b , Parhon Wb. r. nj».
Trg.: x'ö’BBl, P: xäaaöTi, Ar: walhirafi. = Kodd. Ken. 30, 150.
12. bix© nxnpb. Mechiltha xa ll b : npaa bxiac’ aaam. 1 P: anpi
bixisn ninixb xns2ta b'Xlüw. In der Mechiltha schließt das Zitat
mit npaa, der folgende Text daher nicht zu erkennen, vielleicht
genau wie P.
12. bixstf nxnpb — blXfb xnpb. Mechiltha ed. pr. Kons. 1522
nb»3 (ed. Friedm. 31 b ). 2 Wahrscheinlich Verschreibung. 3
12. n:m — ran. R. Josef Qimhi in Sefer ha-Sikkaron S. 48.
14. bsia© nax’i. + bixir bx. Mid. Ps. 100. = Kod. Ken. 107.
15. npam. -+- jxitn ba bpi anam aaiyan. Abodah zarah 24 b .
Aus V. 9 herübergenommen, jxsn Verschreibung für man. In
mss. und Jal. I S. § 122 fehlt dieses plus. Ken. 151: aatrani npam.
15. nai jpab — B’nai mtrpb. Pirke de R. Elieser Kap. 48.
Vgl. I R, 12, 27; II R. 10, 24.
15. nnvn nxi — nnrm. Ma’ajan Gannirn ed. Buber S. 128.
18. pnbtf’i — pnbam. Massorah a. Jemen bei G. III 73 Kol. 1:
CöbTttnma jai ,nna trr’bl ’b mbp maöi [|Xbn naa] n"a (!) baa. Diese
auffallende Vokalisation habe ich sonst nirgends erwähnt ge
funden.
18. amba + pmba. Trg.: 'r»m np. = LXX, P und Kod.
Kennicott 182.
1 Nach Jal. Jos. § 13, I S. § 121 u. Jes. § 299; Ex. § 206 = MT.
3 Nicht dieselbe St. wie N3 11 b , kann einem andern Autor geboren.
8 Bei den Typen der ed. Kons, sind b und n sehr ähnlich.
a
28
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
20. n©s (I) — n© s jy Seder Eiiah r. Kap. 31 S. 159. LXX:
Ata to azouoat p.s.
22. nb fern. Zu Proleg. ist zu ergänzen: Ibn-G’nah Wb.
5. 241 in einem ms.: ’n fsnn.
22. ya©3 - ya©a. Predigten des R. Joel Ibn-Schoeib 88 d :
yia©a aita inr n»a, mai ;yab ni n©y’© nns© a©in mn bis© ’a nsm
üj bau aits nnr u'üb naib psnaisa, nann jeisai *n bipa
'ui y i a © a mi penn nas© rm nana nana nnv nmn nya©n ’a ’ii’©a öj’s
aia nata yia© n:n. ya©a haben Kodd. Ken. 89, 380.
22. 3’©pnb aüpm. Pesiktha r. 184 a . LXX: y.a't vj eza-
y.poaot? scheint 3©pni auszudrücken, wie äy.ov) yia© wiedergibt;
für 3'©pnbl paßt xai xo e-azoietv, In der Tat bieten Kodd. bei
Field: x'o irpocs/stv.
23. nasa jy - ’a jy\ Mid. Ps. 15, 4. Gersonides zu 16, 4;
vgl. auch die folgende St. — LXX: oxt. ’a hat Kod. Ken. 191.
23. ri aal ns nasa jy\ Mid. Ps. 57 § 3: 1 jan sa’bnn ,_ i aas
bsia© sai pbaya sin “pna ©npn b© inn’w by bis© nay© ny©a, na’p
.. . 'n ’S ns nnay n©s 2 jy’ nasi©, ln’aim. Wahrscheinlich durch
V. 24 veranlaßt.
27. pinn - tns’l. Mid. Ps. ed. Buber 1. c. Die alten edd. und
Jal. ha-Machiri Ps. 57 § 5 = M T.
28. bsia© i’bs — i’bs bsia©. Seder Olam r. ed. Neubauer 3
Kap. 13. In edd. und ed. Ratner 29 :l fehlt die St.
28. njnai — mmi. Tanhuma mas § 2 in allen alten edd. LXX:
y.ai o wo et a&xijv.
29. oninb — aninnb. Sa’adja zu Koheleth 1, 10; 4 Ken. 182.
32. man na na jas. Trg.: sma nna man lyaa = man na n© ps. 5
Trg. hat entweder n© gelesen oder nD wie n© gedeutet, wie Jer.
6, 28: annia na aba — pna jimanan ba. 6 Auch die Agadah liest
1 Die St. ist nicht dieselbe wie in 15, 4.
2 Jal. ha-Machiri 57 § 5: *n ’o rx msy >5 [y . •. nDüa til>k [l>> hat noch R.
Salomo Alltabez in ubn nun 64“.
8 Anecdota Oxoniensa II S. 44.
4 rtnpb 3 "dt «wo, Frankel, Siget 1903.
6 Falsch bei Eichhorn, Einleitung II S. 71 u. a., daß To in Trg. fehlt.
6 Vgl. Qimlji z. St. in Jer. und Waldberg, D’’13'»,T ’DTT 54“ N. 444.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
29
ID und deutet n©. 1 Aron Len Josef in Mibhar Jescharim z. St.:
,,, j'Bö ©nssnai 'd aina 's, niax mioan b»ai.
35. ep’ xbi - ni> pp’ xbl. En-Jakob ed. pr. Zebahim 118 b
im Kommentar. LXX: xal ou itpoaeöexo Ixt.
Kap. XVI.
1. vnoKö - lrrnDKü. Mid. Ps. 15, 4 (ed. Buber S. iss).
1. “ibtsia - pba nun». Mid. Ps. ms. Epstein 1. c.
1. pbi - pb. Jalkut z. St. aus Mid. Sam. XIX § 2; Jal. lia-
Machiri Ps. 118, 8 aus unbekannter Quelle.
1. “|Ptb»N pbi — xia “[bi. Tanbuma ed. Buber ppa § G.
1. ’isnbn rra nsn — ’önbn ntn rra. Jal. ha-Machiri Ps. 118, 28.
2. ya©1 — j>dwi. Mid. Sam. II § 8 aus Mischnah Nazir IX, 5.
3. nata - roib. Qimhi zu V. 2. LXX: ei? xyjv Gustav, P:
xnaib, V: ad victimam, Ar: Jl-addabiliati.
4. nam - nam. Jal. z. St. aus Mid. Sam. XIX § 4, Duran
in Ma’asse Efod S. 167. = LXX, Trg., P, V, Ar. Massorah:
mam pn’DD. 2 So lesen viele Kodd.
4. oib© — abwn. Sebirin. 3 = LXX, Y, Kennicott 173.
6. oxiaa — DXiaa. Sifre Deut. § 17 nach Jal. Deut. § 803,
Jal. z. St. aus Tanbuma (fehlt in edd.). Ken. 150.
7. bxia© bx — vbx. Mid. ha-gadol S. 735 aus Pessachim 66k
7. rtas — rms. Sifre Deut. § 17 nach Jal. Deut. § 803; Pe-
saliim 66 1 '; 4 Ikkarim IV, Kap. 43; pnsp rrrpy Pforte 25.
8. imari. In einem unvollständigen massoretischen Ver
zeichnis von Wörtern, die mit n beginnen und auf in endigen, 5
heißt es: ns ja nsasi [nM'b innssjm, d. h. also, daß irrnjw nur IISam.
2, 8 vorkommt. Der Verfasser dieses Verzeichnisses hat in un
serer St. entweder napn oder IMIK nai? 1 ! gelesen, vielleicht auch
“ÖJ51. So liest LXX: y.ai ixapvjXGev, II Sam. 2, 8 dagegen: '/.cd
ävsßfßocaev aux'ov.
1 Pesiktlia de ß. Kahane 2ß a , Pes. r. 52 b , 55 b . Threni r. III § 43. Threni
r. ed. Buber S. 'V. Tanbuma sun ’: § 9 (ed. Buber § 10). Mid. Sam. XVIII
§ 6: (nno) trnwsn nuvta onsa ns pn>oo ps, man it id jdk nom (aas) Kim.
2 Qim].n in Et Sofer S. 2; G. II, S. 325 N. 41, 328 Kol. 1.
3 G. 1. citatis.
4 Nach Jal. I S. § 129, Menorath ha-Maor N. 323.
6 G. I 326 Kol. 2: ppD3 in :ii»n '»ns tnvl vi as"x.
30
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
8. 9. 'h ins xb na dj - '.n nna na xb öj. Pesahim 66 b : Bei
allen (seil. Söhnen Issais) steht: nicht diesen hat Gott gewählt...
'n nna nta xb a’na inbaa. So in edd., ms. München und En-
Jakob. 1 Pseudo-Raschi 2 zu II Chr. 11, 18. 3 LXX liest inV. 8:
Oiioe xoüxov eEsXsijaxo = nna n: xb, V. 9 — MT, ebenso V: nec
lmnc elegit, etiam hunc non elegit. P liest in V. 9: xaa xsna xb t|X
= der Lesart des Talmuds.
8. 9. \n nna xb na dj - na *n nna xb. Jal. I S. § 124 aus Tan-
huma. 4 P. xsna xaa xb = na nna xb.
12. amy na’ ay. Trg. hier und 17, 42: px 1 ’rrmy, drückt also
ay nicht aus; V: et pulcher aspectu kann auf nan, aber auch
auf na 1 ay zurückgehen.
12. ’xn — nxin. R. Josef Bechor Schor in seinem Kommen
tar zu Gen. 49, 12. Y: facie.
12. 'n — rbx ',n. Jal. ha-Machiri Ps. 40, 18 aus Ruth rab-
bah V. LXX: itpo? Sagoo^X.
12. aip - X3 aip. Jal. ha-Machiri 1. c. Raschi zu II Chr. 11,18.
13. inx - mn nx. Tr: mn n\
14. ',n mm - nnnbx mm. Seder Olam r. ms. Epstein Kap. 13.
P: xnbxn xmm.
14. nyn. Fehlt in Seder Olam 1. c.
16. ps - p. Juda ben Barsilai, Jezirahkommentar S. 183.
LXX: diaXheiv, V: psallere. Ken. 30: p.
18. amyjns — amyjn js. Mid. ha-gadol ms. zu Deut. 14, 2 aus
Synhed. 93 b (bis), Jal. zur St. (einmal = M T).
18. mn. Fehlt in Lekah tob Ruth S. 36, Mid. ha-gadol zu
Deut. 15, 7.
18. man — ty'Xi. R. Josua Ibn Schoeib, Predigten am An
fang. LXX: '/.cd b avf,p cruvex'oc.
18. man — ma:. Lekah tob Ruth S. 19 aus Synhed. 93 b (bis),
Tanhuma D'tasüs § 8, Mid. Sam. XVIII § 8, Num. r. XIII § 11
in edd. und ms. Epstein. = Ken. 1, 93.
1 Ms. München 2 , Jal. I S. § 126, Ag. ha-Tal. und Men. ha-Maor N. 323
= MT.
2 Vgl. Aptowitzer in R. E. J. 1908 S. 84 ff.
3 Die Stelle geht auf eine Agada zurück, vgl. Sifre Deut. § 17, Mid. Sam.
XIV § 3, Agadath Berescliith Kap. 69. Die St. findet sich nur in ed.
Ven. 1518, in den spätem edd. fehlt das Zitat.
1 In den Ausgaben kommt die St. nicht vor.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
31
18. umi — itm. Ba’al Ha-Turim zu Num. 7, 13 aus Synhed.
93 b , Num. r. XIII §11, nttnn nts'tt? zum Segen Jakobs in Gen.
r. ed. Wilna S. 376.
19. bixtr. Fehlt in Mibhar Jescharim des Karäers Aron ben
Josef Harofe, zu I S. 17, 55 und in Al.
Kap. XVII.
1. orra-ia nx crnirbs laoxu. Mid. Sam. XX, 1: daurba isapa
xaab daantt ns*. Gewiß Verwechslung mit 28, 1.
3. am bx — bl?. LXX, Tr, P, V, Ar. Vielleicht bloß Über
setzungsmanier. bl? hat Kod. Ken. 150.
4. n?a — naa. Massorah bei G. III 321 N. 12: ep'dxa h-inns.
4. daan ©’x - cuan ir’x aiirban. Deut. r. ms. Epstein nbx
onain Ende.
4. nunaa - mmyeö. Jeruschalmi Jebamoth IV, 2 (5° 75).
Die Deutung des Wortes macht es aber wahrscheinlich, daß
unser Vers irrtümlich angeführt ist für V. 23, wo das Q’re
niaiyaa lautet. Allerdings liest auch LXX: ex, tr t c, TOcpa-rdcjetoc
= naayaa. Vgl. zu 23. maayaa liest Ken. 650.
5. 3?3iai — yaiai. IJajug in Sefer Ha-Nikud (aipjn) ed. Dukes
S. 190 und bei Qimhi, Michlol 155 b , Et Sofer S. 19: ana min’ “n
l’üiap J?aipi £313. So auch Ibn G’nah, Rikmah S. 104. 2
5. pnipn - jvm-i. Qimhi, Wb. r. mir: jnira npaa irab’i
abinai jnirn bpwai (IR. 22, 34) jnirn pai a-pann pa (Jes. 59,17)
a'irpirp pnu?i,
6. nnauai — mnaai. Kommentar des R. Jesaiah zur St.: pj?a
nirn: btt? mxbata. = LXX, Tr, P, V, Ar.
8. bx xnp'i — bl?. Tr bei Qimhi und in edd.: mo bl?. Auch
st? der LXX und adversum scheinen bi? auszudrücken.
8. ir'x — -inx ir'X. Sotah 42 b nach Jal. I S. § 126, Jal. im
Stichworte.
9. ’nx — am. Mid. Ps. ed. Ruber 34, 1 und Jal. ha-Ma-
chiri ibid. 3
1 = piDD t]iD Nnmnsi.
2 In Sefer mp:n ed. Nutt (Two treatises S. 126) heißt es: bs> lass; p»
vdixi jjaipi nnin Dm vmam -im 9pwa bv ixd sbi pun nrniND ’W'bm man new bpvs
’V’Di ani> pai (1 rniDi). Hier wird also gesagt, daß pais, obwohl der dritte
Radikal ein Gutturale ist, im st. constr. vdid lautet.
a Ms. Epstein und Jal. I S. § 171 ’nx, was jedoch auch mi: gesprochen
werden kann.
32
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
9. vrom - l'nwi. So die Massorah, vgl. Norzi. Die Un
sicherheit Norzis wird behoben durch die ausdrückliche Angabe
hei Gr. H, 280 N. 233: 1
11. nbxn. Fehlt in Esther r. V Ende in ms. Epstein und
den alten Ausgaben. So auch in P und Kod. Ken. 60.
12. \-nax — ’msxn. Gen. r. XCI § 1 in ed. Yen. 1566 und
batsn nix, Ven. 1567.
12. Hin. Fehlt in Gen. r. 1. c. in den alten edd.; in Ex. r.
I, 21 in den alten edd.; Lev. r. II, 2; Esther r. IV Ende in edd.
Konst, und Sah Ob ,de quo supra dictum esP der Y. erklä
render Zusatz ist, oder erklärende Umschreibung von Hin,
ist schwer zu entscheiden; jedenfalls ist Hin nicht übersetzt.
12. fpi. Fehlt in Jal. I S. § 126 in den Zitaten aus Bera-
choth 58 :i und Jebamoth 7 6 b , ferner in Jal. IS. § 78 aus Mid.
Sam. II, 7. Auch in Ken. 228.
13. nanbaa - nanbab. Trg. xanpb, Al: dq Pov TOXsgov, V: ad
bellum. So 7 Kodd. Ken.
16. aati’H — M»m, Tr in edd.: anpai; Tr Lag. anpa = MT.
17. x’bpn. Trg. Lag.: xna’pn xnbna = napn ns’x. Edd.
x’bpH = MT.
20. X2£vn b’nm - ixr b'nni. Tr.: i p a 3 xanp nay mmirai.
22. aibaib — aibwa. Trg.: xabira. Das ist nicht Uber
setzungsmanier, denn Idc. 18, 15; I S. 10, 4; 17, 18; 25, 5; 30, 21;
II S. 8, 10; 11, 7; Jer. 15, 5 wird aibtpb durch xab»b wieder
gegeben. P hat durchwegs xabwa.
23. nnyaa - Q’re manyaa. Mid. Sam. XX § 4: pnr 'an nax
xhh anx ua nxa bi» nuu na i a h y n j nniana nsny 2 nanair nb’bn nmx
;
manyaa au-urbs manyaa mi aman rx nm nay nana xim a'nan xin
D'na'ba mbny nxaa. Es wird nun erklärt, daß diese Witzelei über
die Unsittlichkeit der Mutter Goliaths an das Kethib nnyaa,
das in mbiy nxa zerlegt gedacht wurde, geknüpft ist. Manche
Texte haben auch ama nnyaa und na nym. Es spricht aber
vieles dafür, daß die Wurzel aiy, mischen, vermischen ge
deutet wird, wie na lanym, das alle 3 Texte haben, deutlich zeigt.
1 ... 'oip (I S. 17, 35) mmt ’rax’i, ’nx orArA !»v dn Hon '21 sAts 'k iwrm.
2 Die Agada identifiziert no-in, II S. 21, 10—22, mit noy, der Schwieger
tochter Naamis und prAx, II S. 21, 19, mit David. Vgl. Sotah 42>*, Syn-
hed. 9ö a und Targum zu II S. 21, 19.
3 Sämtliche Midraschausgaben hier und in Ruth r. II Ende, Jal. I S. § 120
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
33
In ßutli r. II Ende lesen die alten Ausgaben: 1 , , , pna’ "V'N
D»y “Dia Nim a’naa Kin N“in ms an nsa bui (am) nny na mrn:
ba na lanynsiy crrrobB mbny nsaa a’na maayaa D’niybss nianyaa
nb’bn. Es wird also ausdrücklich als Ketliib nianyaa ange
geben ; es muß daher auch in Mid. Sam. für das zweite nianyaa,
das in diesem Zusammenhang keinen Sinn hat, niaiyaa, zu
zudenken a’na, gelesen werden. 2 a’na miyaa ist Korrektur
nach MT. Babli Sotah 42 b und Jeruschalmi Jebamoth IV, 2
(5° 75) haben in unseren Texten MT. 3
23. ninyaa — Q’re nianyaa. Sohar III 206 a (ed.Wilna): i:”,ni
ninyaa sbs nianyaa ’np’n bs D’n^ba nianyaa a’nan. Das
setzt also allem Anschein nach das Kethib nianyaa voraus, wie
Norzi und anaia nnaira annehmen. 4 Das ist aber nicht notwendig
und in Rücksicht darauf, daß Sohar nichts anderes als die
früher erwähnte Agada wiedergibt, auch nicht wahrscheinlich. 5
B’nan bedeutet, wie immer, den Text wie er gelesen wird;
gemeint ist: deute nicht das Q’re, sondern das Kethib. nianyaa
haben 12 Kodd. Ken.
23. ninyaa. Trg. bei Qimhi zur St.: Nanp n”nwaa = nunaa,
wie V. 4. = V: de castris. Al und P (mm ja = nanyaa) = Q’re.
23. n'nwba - B’niöban. Tossafoth Sotah 42 b v. nxa aus Mid.
Sam. XX § 4. = Al: twv «Xacooamv.
25. na’ "ton - Yi»ban (nN) na’ rnsx. Lev. r. ms. Epstein XXXVII
Ende (nN), Mid. Agada I S. 57 aus Gen. r. LX, 3.
26. spn ’a - epn nm Num. r. ms. VII. = P: nanan.
28. byi - by. Tanhuma maw § 7, ß Ex. r. II, 3.
28. aya - aya nN. Jal. z. St. aus Pesahim 66 b . = Al: ta [xixpd.
und Ruth § 601, Tossafoth Sotah 42 b v. nun. ns njHO kommt in manchen
Texten nur am Schlüsse vor.
1 Darunter ed. pr. Pesaro 1519, Ven. 1566.
2 Die Deutung ist dann: nnw nso, hundert Vermischungen.
3 Die ursprüngliche LA ist gewiß das allein passende mmroa gewesen;
daraus ist wegen der graphischen Ähnlichkeit zwischen 3 und 2:
nisnpoa und daraus wegen der phonetischen Ähnlichkeit von 3 und
konsonantischem l: nnyots geworden.
4 Norzi faßt irrtümlicherweise auch die angeführten Stellen aus Jerusch,
und Mid. Sam. in diesem Sinne auf.
s Für Norzi und D’idid nriDUJü fällt freilich dieses Moment weg, da bei ihnen
der Sohar als das Werk R. Simon ben Jofiais gilt.
0 In edd. und Jal. ha-Macliiri Ps. 77, 23.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 7. Abh. 3
34
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
29. Kln im Kibn - -n-iöK (t©k) sin “ist Klbn. Trg. bei Qimhi
und in edd.: (ed. Ven. 1518 rmöx) nnöKi Kin ojns xbn. Trg. Lag.
== MT.
32. dtk ab — pbßn ab. Jal. ha-Macbiri Ps. 111, 2 aus Kohe-
leth r. I, 38. Diese LA. paßt vorzüglich, vgl. LXX: tou xup(ou p.ou.
33. ’nüban bn - 'msben dj?. Trg. in edd. (Lag.: mb). Auch
Y scheint di? zu lesen. 1 di? hat Ken. 174.
33. nn — ibn. Lev. r. ed. pr. XXVI Ende.
33. idj?. Fehlt in Lev. r. 1. c.
34. nnn riKi - ann nn. Tanhuma ed. pr. tiök § 4. Trg.:
Kan «iki. 2
34. ann nKi — anm. Lev. r. XXVI Ende, Mid. Ps. 145, 1.
= LXX, P, V.
34. nKn — ’TK“ nK. Kommentar des R. Moses bar Schescheth
zu Jei’em. 33, 24; Kether Thora I, 8 b ; Ma’asse Efod S. 146.
35. 'nbütm - vnbstm. Lev. r. XXVI Ende, pnr rmpi? Pforte
15. = P und Ar und Kodd.
36. nKn nK ai — ’"ixn dj. Komm, des R. Jesaiah z. St.
36. arm dj - nnn nK dj. Sifra zu Lev. 3, 6: dj töik Kin nn
ann di? nnK manb pjö ,am nK k^k -b pK rpDi? nan ann n k d j nxn nK
-pDi? nan ann nx dj nK,n nK dj naib mabn ?nnKn dp am. 8 Der Sinn
ist, daß die Partikel nK dj jedesmal etwas einschließen, was im Text
nicht ausdrücklich gesagt wird. Der eigentliche nan liegt im nK,
das in der Bedeutung ,miP gefaßt wird. So erklären R. Abra
ham ben David aus Posquieres 4 und Aron Ibn Hajim. 5 Elieser
ben Tobiah im Lekali tob z. St. gibt den Inhalt der Sifrastelle
wie folgt wieder: 03? am ann di? nK manb ,ann nK dj nKn nK dj
nKn. Eine Schwierigkeit bietet folgende Stelle in den 32 Normen
1 ,Nbn vales resistere Philistaeo isti‘ ist keine Übersetzung, sondern eine
Umschreibung des hebr. • • • naM> fein sb; unser Text gibt aber zu einer
Umschreibung keine Veranlassung, anders das schwierige Dy robb, das
durch ,resistere 1 umschrieben werden mußte.
2 Lag, edd. und Qimbi.
3 Diesen Text haben: Jal. Lev. § 459, Abraham ben David in seinem Sifra-
kommentar z. St. (in ed. Weiß), Ahron ibn IJajim im pns pnp (Ven. 1G09).
4 man ns Dan sann [a<yn»s.
6 ann n’.n ’nsn ay» nis-fr pata ... am ’ns ntaila -h ,vm ann ns oa nsn ns na nma nasn
inis Dai ,ann sin .»nsn oy ,vn» mis dj nnw ’nsn ns oa naib mafei ,ns n’.n ann oyi
. . . nsn sin» ,ainn ny nm. In der weiteren Ausführung wird noch 3 mal
ann ns na betont.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
35
des R. Elieser: mxs ibx ,ann ns di ■nxn nx di nra ’ian “ins lama
nx oa mix xin»Di ,nun nun 'au* xnx am xb mix ’nm “j-traj? nan dhi nx
mai an im: 'ji»i nx mm nun »an nianb ann nx di nxn. 1 Es werden
also außer den zwei im Text genannten Tieren noch drei an
dere angedeutet gefunden, was bloß drei auan, 2 Da nx Da un
seres Textes, voraussetzt, während in dem zitierten Text vier
Partikel, also vier Einschließungen, Vorkommen. Zweierlei ist
möglich. Entweder wird das zweite na, weil nicht gut entbehr
lich, nicht als Einschließung betrachtet; oder — und das scheint
richtiger zu sein — der ursprüngliche Wortlaut des Zitates war,
der Deutung entsprechend, mit MT übereinstimmend und
wurde später von einem Leser oder Kopisten nach seinem
Bibelexemplar, in dem ann nx Da stand, korrigiert, ann nx na
lesen: Mechiltha 56“, 3 Mechiltha des R. Simon hen Joliai S. 84,
Baba Mezia 106“, Tanhuma max § 4, 4 Tanh. ed. Buber niax § 6,
Lev. r. ed. pr. XXVI Ende, Jal. z. St. im Stichwort, Pentateuch-
tossafoth I zu Gen. 49, 8, 5 Pentateuchtossafoth II in Hadar Ze-
kenim 23“, Ikkarim IV, 50, pnan nn’pja Pforte 15, Predigten des
R. Juda Ihn Schoeib,® Jal. z. St. aus Mid. Sam. XX § 5. 7 In
Raschis Kommentar lautet zwar das Stichwort wie MT, aber
die Deutung: unb’ 'atri an ima nun nx pan ibx nn setzt vier
Einschließungen (Duan), also vier Partikel voraus, d. h. nx Di
ann. So lesen noch: Konkordanz v. nxn, v. ann, Kodizes
und LXX.
36. ann dj - ann nxi. Mid. Sam. XX, 5: nxi nxn nx di
xm ,aun inixa nn nan pan i»b»i nmx yanx jm n o»a ’in “pay nan ann
1 So der Wortlaut bei Qimlji z. St., im Sefer ninnan des R. Simson aus
Chinon, Ilalichoth Olam des R. Josua Levita und Mid. ha-gadol S. XIX,
mit geringer Abweichung auch in den Ausgaben.
2 In dem Text der Ausgaben heißt es ausdrücklich: ns dj ura nan nn» nana
im mbn i'iD'n nuPw nn dj ns dj idis sin nn -pap nan ann ns dj nsn
• • . nwan Dt> Hier ist schon der Widerspruch zwischen Zitat und Deu
tung empfunden und das zweite ns einmal weggelassen worden. Vgl. je
doch Qimhi.
8 In edd., wds nus in Bubers snnjsn >-idd 22 b , Raschi zu Esther 5, 11, Jal.
Ex. § 260 und I S. § 127.
4 Nach Jal. ha-Macliiri Ps. 16, 23.
5 In D’jpt nn, Livorno 1743, 27».
6 Angeführt in ’iWi nun des R. Salomo Alkabez, 74».
7 Vgl. jedoch die folgende Stelle.
3*
36
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
am nxi ,am ,an mxn nx oj ,nxn nx ,nxn ,nx a'nan «in. Der Sinn
ist klar: wesentlich im Zusammenhang sind bloß die Wörter
ns und an, alles übrige, Partikel und Artikel, wird als Ein
schließendes betrachtet; hei nx sind dj, nx und der Artikel, hei
an bloß nxi und der Artikel überflüssig, daher: vier Löwen
und drei Bären. 1 Lekah tob zu Lev. 8, 16: nxn nx DJ mx pjy
. ♦. vnu uiri am ni: wi nx nianb ,pian w lannl nxi. Gemeint ist:
bei nx und an stehen je zwei Einschließungen, dj und nx bei
nx, hei an: nxi, das für sich als zwei nuan gilt. 2 annnxi
lesen: Esther r. ms. Kap. VI, Tanhuma ed. pr. USX § 4; Raschi
ms. zu Esther 2, 11 und Sechei tob I, S. 324 aus Mechiltha 56 a ;
R. Josef Qimhi in Sefer Ha-Galuj S. 135 r. cbv; Ascheri zu
Baba Mezia III N. 7. Vielleicht so auch Al: y.a'i tr]v apzov. =
2 Kodd. Ken.
36. ann m — ann Dil. Sifra zu Lev. 3, 6 in den edd.; nuö
ubn 75“ aus Mechiltha 56 a ; Raschi z. St. dji lesen 3 Kodd. Ken.
P. xan ff]xi = ann (nx) dji.
38. yaip - jjdid. Mid. Agada II S. 53, pmn nTpy Pforte 15,
Kodizes bei Qimhi z. St. = 25 Kodd. Ken.
38. raip - yaip. Vgl. zu V. 5.
40. aiphm - ißipb’ad). Tr, P (nbanna = ltoipb’a). Im Komm,
des R. Jesaiah z. St. hat auch Tr. nVanna. 3
42. oy. Wird von Trg. und V nicht-,übersetzt, vgl. zu 16,12.
43. aban. Trg.: xix w xaban = mx nm aban.
44. 'nw^sn. Fehlt in Lev. r. XXI in ed. pr. und Jal. I S.
§ 126. = V.
44. an bx - nnb. Lev. r. 1. c.
44. ’hx - ‘by. Trg. Lag. und in einigen Ausgaben: -h'j xn’x.
45. nnx — nnxi. Sotah 42 b in edd. und Jalkut I S. § 126.
45. nunai — nana. Mechiltha des R. Simon ben Johai S. 46.
45. nunai - nam. Tanhuma nbtra § 9 in den alten edd.
45. jmaai. Fehlt in Mechiltha 28 a in edd., Lekah tob zu
Ex. 15, 4 und Sechei tob ibid.
1 Buber findet in der Bibelstelle nicht das Wort 'in! er hat also die Stelle
mißverstanden; somit entfällt auch sein Versuch, Raschi zu korrigieren.
2 Vielleicht ist in diesem Sinne auch die oben im Text angeführte Raschi-
stelle zu verstehen, da Raschi dji zitiert.
3 LXX, Aq., Sym.: wpins.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
37
45. '3jni — ’jxi. Mechiltha 28% 38 a ; 1 Sotah42 b ; 2 Tanhuma
nbira § 9; 3 Raschi ms. zu Ex. 15 ; 4; Bahja ben Ascher, Kom
ment. 226°.
46. pNH ba — pKn niabea ba. Mid. Ps. 36, 1 in den meisten
Texten. 4 Vielleicht bloß Reminiszenz aus II R. 19, 19. Diese
Verbindung ist auch sonst geläufig, pxn maböö kommt 11 mal
vor; einmal pxn maböön, dreimal nunxfi niaböö.
48. rcnyöH. Trg. Lag. drückt das Wort (tf-nab) nicht aus.
= Kodd. bei Field.
49. ’rnffban nx — ’nirban. Qimhi Ps. 79, 6; 121, 2.
49. yatsm - patau. Massorah bei G. 1616 Nr. 13: 'ayataM
inaöa pxn yata'i (Jer. 37, 6) ta’taa nw ratau pn3ö , Di.
49. mjfö hx - by. Tr, LXX, Ken. 174.
51. ’nüban bx — by. Tr, P; LXX: ex aütov = r>bi>.
51. a'ntebsn — n'nübe. Agadath Esther 28 b ; Lekah tob zu
Num. 22, 7; Tossafoth Rosch ha-Schanah 3 a v. xbx.
52. DTurban nx - ’nnx. Trg. Bömberg 1518: nna. 6 = LXX.
53. inan — laitm. Ibn G’nah, Wb. S. 237.
55. nax — nax'i. Jebamoth 76 b in ed. pr. Ven. 1512, En-
Jakob und Jal. I S. § 127.
55. nyjn — abyn. Josef Qimhi in Sefer Ha-Galuj S. 135 r.
aby. Stichwort im Jal. z. St. Al: vedvioy.sc, dagegen V. 58: xatSdptov.
55. njax (I). Fehlt in Sefer Ha-Galuj 1. c., in Agadoth ha-
Talmud Jebamoth 76 b , in P und Ken. 1; 145.
55. -|bön — "iban 'jnx. Mid. ha-gadol ms. Epstein zu Deut.
23, 4 aus Jebamoth 76 b . = Ken. 89.
57. aueai - aurai. pnr n-rpy Pforte 15 und viele Kodd.
Kap. XVIII.
1. ianx'1 — Q’re inaaK'l. Das Q’re kennt nicht: Mid. Ps. ed.
Buber Kap. 59, der Gaon Samuel ben IJofni 13 und die meisten
Kodd.
1 In edd., Lekach tob und Sechei tob zu Ex. 15, 4.
2 In den alten edd., En-Jakob ed. pr. und Jal. I S. § 126.
3 Nach Jal. ha-Machiri Jes. S. 122.
4 In den alten edd., einigen Handschriften der ed. Buber und Jal. ha-Ma-
chiri Ps. 36, 1.
6 Lag. und edd.: n>.
6 In trium sectionum libri Genesis versia Arabica S. 79.
38
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
1. jnjin' ianx’i - (th*?) m nx jrisin' an«’!. Mid. Ps. ms. Kap. 59
(“in nx) und in den alten edd. (mb); Cant. r. zu 8, 6: nax3U>
i * > mb jnjin’ inanx’i.
3. man - inm Qimhi zu I S. 20, 14. = P, V.
4. Earanu - bcbu. Trg., P, Ar.
6. nsxsm — jxam. Lekah tob zu Ex. 15, 1 in zwei ms. und
Jal. Ex. § 242 aus Mechiltha 34 b .
6. a’twn — Dmn b>a. Mechiltha 1. c. in edd. und Lekah tob
1. c. = Kod. Ken. 85.
6. D’iwn + nipnmi. Mech. 1. c. in edd. Friedmann meint,
es seien hier VV. 6 und 7 zusammengezogen. Dies kann aber
bloß in bezug auf unseren Mechilthatext zutreffen, nicht auch
in bezug auf den Text in Mechiltha des ß. Simon ben Johai
S. 57, wo VV. 6 und 7 vollständig zitiert werden und trotz
dem in V. 6 mpnirön D’Wjn gelesen wird.
6. bx*w - min’. Mechiltha d. K. S. ben Johai 1. c.
6. nibnam — nibnaa. Jal. Ex. § 242 aus Mechiltha 34 b . Trg.
in edd. und bei Qimhi z. St.: x’xrc, P: xy’ana, Ar: nibnaai tüo.
mbnaai bietet Ken. 614.
6. nibnani - mbbhani. Qimhi zu Ps. 87, 7: d’imh an pbbnn
“wb> a’aan njxatm (Idc. 21, 23) ib>» nwx mbbinan ;a laa
mbbinam. Qimhi hat also in unserer St. nibbmam gelesen;
das beweisen die Parallelen, das beweist die Erklärung. Anderer
seits ergibt sich aus seiner Erklärung z. St., wo nibna als In
strument aufgefaßt wird, daß er in unserer St. MT gelesen hat.
Dieser Widerspruch kann nur durch die Annahme erklärt
werden, daß Qimhi verschiedene Kodd. benützt hat. LXX
R: cd “/opeioucai = mb>binan, LXX Al: '/.cd /opeioucai = nibbriöi,
V: chorosque ducentes = mbbhani.
7. paxni — nanaxni. Mechiltha 34 b ; J Mecliil. d. R. Simon ben
Johai S. 57; Mid. Ps. ms. zu 36, 1; Agadath Esther 28 b .
8. nmb unj - un: nmb. Raschi ms. Epstein zu Job 1, 22.
LXX: Tw AaueiS sScoxav. 2
8. niaan — maann. Raschi 1. c. in ms. und alten edd. =
LXX, P.
9. am» — au». Ibn Gr’nah, Rikmah S. 118.
1 Nach Lekah tob zu Ex. 15, 1 und Sechei tob ibid.
2 Al: HStoxav iw Aaue'18 = MT.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
39
10. bs - by. Trg., 1 Al, P.
12. ’ssbö - ’jbö. pröP ni'py Pforte 92, 6 Kocld. Ken.
12. isy? ri in ’3 — 111 üj? 7t ni. Mid. ha-gadol S. 357 aus un
bekannter Quelle.
15. iüs — 's. Mid. Ps. 32, 1 in edd. und ed. Buber; Ibn
G’nah, Wb. S. 720.
16. mim. Fehlt in Jal. Num. § 776 aus Sifre zuta.
16. in ns — mb. Jal. Ps. § 741 aus Mid. Ps. 41, 4.
17. 'na run - 'na ns. prer ni’pjt Pforte 92 (bis).
18. ’n — 'Ti. Trg.: \n, Al: •/) -cvjc myyevelag.
19. 3i'ö rts — ai'ö. Jal. I S. § 128 aus Synhed. 19 b , Komm,
des R. Jesaiah z. St.
19. bsmpb - bs’ityb. Massorah bei G. 147 Kol. 2 ver
langt hier und II S. 21, 8 bsntllb. So lesen mehrere Kodd.
20. m ns - mb. Trg. edd. mb (Lag.: m n'). mb bieten
Ken. 150, 96 pr. m.; Ken. 2 pr. m.: m bs.
22. aba - asba. Hajug in bsjtpsbs asna 2 S. 102. 3 Ibn
G’nah, Wb. S. 342 (dreimal): 4 ,asba m bs nai (tasb) ,m »IBM jöi
nnai (II Sam. 19, 5) ns ns asb f)bstff sbs (Idc. 4, 21) asba t'bs sant
bs nai iah D’bsw ’ö nai (seil, jin) min’ n i'trani nbsi mstsn '3tra
*., nsiaD in nii’ n maa psi ♦.. tss *jbi’i bs iiüiöi narns asba m
Es ist also klar, daß sowohl Ilajug, als Ibn G’nah asba ge
lesen. 8 So auch Qimhi z. St. und zahlreiche Kodd.
23. ibpsi - sn ibp3l. Ibn Esra im Sefer Zahoth 65k —
P und Ar.
23. jnnm — jninib. Eschkol Ha-Kofer 12° (bis). Trg.:
ssnin'sb. = mehreren Kodd.
27. pböb + bist». Ba’al Ha-Turim zu Gen. 26, 15.
28. nnais - inais. Mid. Ps. 59 in den alten edd., Gerso-
nides z. St.
1 16, 23 und 19, 9: mb; Lag 19, 9: b».
2 The weak and geminative verbs in hebrew, ed. Jastrow, Leyden 1897.
3 Ibn Gikatilia schreibt zwar in seiner Übersetzung (Two Treatises) S. 47
tiba, aber aus der Ausführung: * • * ,icd n« tisb ebtr pss iasi ins puAi
tsba in bi< man nst >]bn am scheint die LA tasba zu folgen.
4 In der hebr. Übersetzung r. uab, zweimal tsba und einmal tasba.
6 Wenn nun Ibn G’nah unsere Stelle in r. taib anführt und oba schreibt,
so muß man annehinen, er habe beide LA. gekannt und berücksichtigt.
*
40 VII. Abhandlung: Aptowitzer.
29. epx’i - sjd'i. Massorah bei G. III 353 N. 22: a"' tp'i
Xiab bis© . .. proa'Di (seil, bxia») xnB'oa. =' zahlreichen Kocld.
29. srpx'i — s^DV’i. prüf' m’pi? Pforte 92. = zahlreichen Kodd.
Ken.; Kodizes bei Norzi haben epn als Q’re.
30. övuebs - öTUPban. Raschi z. St. — Al und vielen Kodd.
bei Field.
Kap. XIX.
3. -p aaax. Trg.: pjpn pama ybs bbax = aito -p “iaax, wie in
V. 4. Vielleicht bloß Parallelisierung mit der genannten St.
3. Tb. Trg.: mb, bei Qimhi mpb. Beide drücken bx aus.
4. ans (II). Trg.: pipn = a'aita. Vielleicht bloß sinngemäß,
entsprechend utt?i?a. Das gilt auch in bezug auf LXX, P, V.
7. -nab - in bx. Massorah bei G. I 174 N. 169 (Zitat).
B. spim + TI?. Tossafoth Kidduschin 42 b v. xan.
9. bx - bi?. Trg. Lag., LXX, P, Ar.
13. noan bx - bl?. Mid. Sam. XXII § 4. = LXX, Trg., V
und Ken. 174.
14. xin nbn - nbrr xin. Predigten des R. Josua Ibn Schoeib,
xti. = Ar.
15. ’bx naaa - ntsaa'ba. mbnn xmi 137 b . = P: xonpa 'mb,
= V, Ar.
16. bx - bl?. Trg., LXX, V.
18. xin — TI. Vgl. Pi’oleg. Hinzu kommt: Halachotli Ge-
doloth ed. Warschau 249 a , ed. Berlin S. 614 und Kod. Ken. 650.
18. ni’aa + nana. Vgl. Proleg.
18. n'iaa - QTe nraa. Zebahim 54 b : ’ai ,nana m'iaa laam
abn? b© l’ua ppDiyi nana pattr un© xbx ,nan batx ni'ia pjj? na. D. h.
sie haben sich mit der Frage nach dem Ort des zu errichtenden
Tempels beschäftigt, wie weiter ausgeführt wird; der Talmud
faßt also mi = .113, Wohnstätte; das setzt die Lesart fl'133 vor
aus. So auch Raschi z. St. Jal. Deut. § 910 liest in der zitierten
Talmudstelle rtraa, rvns, was mit vielen Kodd. übereinstimmt.
H'P wird auch durch (N)’AuäO, NauVwö ausgedrückt.
20. kti - ixti. Trg., 1 LXX, P, V, Ar, Kod. Ken. 182.
21. t]D'i + ti?. Ihn G'nah, Wb. r. sp', ebenso im Sefer Ha-
Schoraschim.
1 In edd., Lag. Nim.
a
Das Schriftwort in der rabbinisehen Literatur. II.
41
22. Dwa —152>2. Massorah aus Jemen bei Gr. III 72 Kol. 2.
= LXX: Ssfflst, Sec!. Dem (..) entspricht in der Regel v;.
24. thjq + ns*. Massorah bei G. III 363 X. 1, Komm, des
'R. Jesaiah z. St. = LXX.
24. trx’aja — nx’aja. Massorah bei G. II 272 N. 67.
Kap. XX.
1. n’Uü — nilJia. Soferim VII, 4 wird dieses Wort zu den
pxnpi p ,, n pama gezählt. 1 mutt bieten viele Kodd. Aruch v.
'nn: liest in Sabbath 121 b TllJ und erklärt es: STO“D öipö o» BnwB
ntro nn. Vgl. auch zu 19, 18 v. nna.
1. Kan. Fehlt in Jal. Gen. § 130 aus Gen. r. LXXIV, 10
und in Kod. Ken. 90.
1. “iSK’l etc. In Pesikta de R. Kahane 116 b lautet unser
V.: ... nöi ’nxtsn nai '}bs na jroiir ’jsb iißj'i Kan. 2 Wenn
dies wirklich auf einen alten Text zurückgeht, muß man nach
jnnn’ ergänzen: naK’l. LXX: y.ai epyexat svutuov TwvaOäv zai ciitsv
= pöku jnairp nab xan. wy na fehlt in Ken. 96; my nai lesen
LXX, P, Ar und mehrere Kodizes. Es gibt also für die Les
art der Pesikta manchen Anhaltspunkt.
1. jroin' — ;mv. Gen. r. LXXIV, 10 in allen alten edd.
3. ytosa. Qimhi zitiert einen Midrasch: ’mßsnr nnx ny’Dsa
* • ♦ Tibaj vjbö. Das setzt die Lesart y»sa voraus. Diese Lesart
kommt vor in Kodd. Ken. 84 und 153 (yosa).
3. ytpaa. Ob nnx nyasa in dem angeführten Midrasch,
xnn xyö’&a Trgs 3 und ,uno tantum gradu‘ der V. bloß Erklä
rungen sind, oder auf einen Text nnx yiraa zurückgehen, ist
schwer zu entscheiden.
4. naxn — rnxn. Trg.: xnn, LXX: S7n0up,£l. 4
1 Vgl. J. Müllerz.St. Anm. 148; vgl. ferner Maljsor Vitry S. 698; Frensdorff,
Massorah S. 307; Pinsker, Einleitung in das assyrische Punktations
system S. 123. Massorah bei G. II 54 N. 480 kennt das Q're u. ICethib unseres
Textes, daher zählt sie 19, 18 und unsere St. zu den 62 Wörtern |’2TO1
nnixn Dnpin, d. h. daß ein Buchstabe, der vor einem andern steht, nach
diesem zu stehen hat. In Gen. r. LXXIV, 10: nvun, vgl. 19, 18.
2 Jal. I S. § 129 gekürzt: ’Jc^ ’jnt'D nn.
3 Edd., Lag und Qimhi-
4 Die Verbindung "jod: msn kommt 5 mal vor, "w'c: nosn nur in unserer St.
42
VII Abhandlung: Aptowitzer.
5. nna »in — ttnn “ins. Bahja ben Ascher im Komm. 92 d ,
Abarbanel zu Ex. 12, 2. Vgl. V. 18.
5. a»'. Fehlt hei Bahja und Abarbanel 1. citatis und in
einem Kod. bei Field (y.aOLac).
5. myn ny — anyn n y ny. Trg.: 1 swsn p’y ny. So nur noch
I S. 30, 17; dagegen Josua 7, 6; 10, 26; IS. 14, 24; II S. 1, 12
hat Trg. für anyn ny bloß xisan ny.
6. pnb - nabb. Trg., P. bi’öb, bixn.
6. d'ö’H nai - ovn nar. Trg.: p xav x'ttHip naaj = Dvn nai,
wie I S. 9, 12; D'ä’n nat IS. 1, 21 und II S. 19 übersetzt Trg.
mit x’nyian xnan.
8. dxi — dk. Mid. ha-gadol S. 492 aus Gen. r. LXXIV, 10. 2
= Ken. 249.
8. “pay by — ny. Sebirin, s. Norzi. = LXX, Trg., Ar, Kodd.
10. na — DK. Trg.: xab’n. LXX und P für na ik : sav und
Kabn = dk.
10. na — .na. Qimhi in Michlol ed. Ven. 18\
12. -n - n Tt. Der Karäer Aron ben Elia in Gan Eden
174°. = Ken. 560, 224 marg. Vgl. über unsere St. Wellhausen,
Text der BB. Samuelis.
12. tk Kbi - nnya Kbi. Trg.: jyaa xbi. ik übersetzt Trg.
durch pa.
13. 'n nwy na — D'hbx. Massorah bei G. I 725 N. 417 (Zitat).
= LXX (o’nbxn).
13. ’ax bK — ‘ax. R. Josef Kara im Komm, zu Jer. ed.
Schlossberg, zu 15, 1. Auch V und Ar drücken bK nicht aus;
LXX hat nicht ’3K bx und liest atp’K.
13. nynn nx. nx fehlt in Rikmah S. 171.
13. ’ax oy — ’ax nx. pnr nTpy Pforte 23.
14. ’jniy - uniy. Michlol ed. Ven. 42°.
14. nay — ’ay. pna’ nn’py Pforte 23, Kod. Ken. 226.
15. pDn nx. nx fehlt in pnr nn’py 1. c. und in LXX.
16. jnn.T + nna. Trg., V und Ken. 246 marg.
16. nn n'a oy. Trg. Bömberg 1518 nn oy 3 = nn (nx) Dy.
mn nx hat Ken. 246 marg.
1 In edd., bei Qimlji z. St. und Wb. r.
2 Die Stelle fehlt in den Ausgaben.
3 Lag. und edd. in nn oy.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
43
17. f|DVl — bjd'I. Massorah bei G. III 353 N. 22. S. zu
18, 29 v. epx'l.
19. nnn niybiyi. Trg.: ’ysnn x"Bi’ ninbnai = npsn (ö’a'.n) ntfbwai.
Genau so liest oder interpretiert P: aa rox xyana j’jitr nbnai;
P übersetzt nämlich nny'birn in V. 12 durch py® nbnb. npsn
drückt auch LXX aus: emaxitjrj]. Al bei Field: tpet? r^.ipac
avap.evEie.
20. mix ms D'snn - nwpa mix D'sn. Trg.: ntsx xntypa pm.
D'3tn = P, Theodoret bei Field und Ar; ms fehlt in LXX und P.
r. mr wird von Trg. immer durch bloßes xnir oder mrp’ 1 über
setzt, daher ist xnirpa in unserer St. nicht Ubersetzungsmanier.
25. ia©ia by — bx. Massorah bei G. III 292 N. 93: jnyb ba
2 ayaa iaana bx pban a©n nn ja na by ’awia iaana aa>ia. bx bietet
Kod. Ken. 244.
25. laüia — lairia. Qimhi in Et Sofer S. 21: nnaix miDa an
,ias?ia by, (IR. 7,16) nirm psia ax ’a (seil, im St. abs.) n n s j'x ’a
(Genesis 10, 30) aasna \nn.
25. atöia bx - by. Nach der zu nana by angeführten Mas
sorah. = LXX, Trg., Ar.
26. ’nba. Trg.: 'an xbi = 'nbai. Vielleicht aber bloß Erklä
rung, um mnts 'nba auf David zu beziehen.
26. xin nma. xm fehlt in Mid. Ps. 32, l 3 und in LXX.
Pesahim 3 a wird xin vorausgesetzt. 4
27. nnnaa — nnnaa. Parhon, Wb. r. nna: amnn nnnaa '.n’i bax
piaa i3'x wn. Trg.: \mnnan xai'a.
27. jn3in' bx - jn3in’b. Bahja ben Ascher, Kommentar 924
29. nnatra - nnamn bab. Trg.: xn'yni bab, wie in V. 6.
Vielleicht bloß Parallelisierung.
30. jniin'a + 133. Jal. z. St. aus Erachin 16h Viele Kodd.
30. jab - jaa. Jal. Ps. § 627 aus Mid. Ps. 4, 3. = P und
einigen Kodd.
31. ,nnyi - nny. Ibn G’nah, Wb. S. 47. = P: xsrn.
1 So nur II E. 19, 32; Jes. 37, 33.
2 Ebenso Massorah aus Tschufutkale, ibid. 45.
3 In drei mss. der ed. Buber.
4 Es wird gesagt: Die Schrift hat 16 Buchstaben mehr als nötig geschrieben,
um den wenig schönen Ausdruck nbü zu vermeiden, d. h. für nsb steht
nra >3 tun nna *ni>3; ohne sin wären es bloß 13 Buchstaben mehr.
44
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
34. ai?a — bj?a. Bahja ben Ascher, Komm. 92 d ; Abarbanel
z. St.; Konkor. v. ap’i. 1
34. in bx - bl?. Trg., P, V, Ar.
36. “Ii?n - “iiam. Ibn G’nah, Wb. S. 673. = LXX, Trg., 2
V, Ar und vielen Kodizes.
40. X’an — BX’an. Trg. Vielleicht bloß sinngemäß.
41. injn nx (I). - bx. Qimhi, Wb. r. pipj. 3 = LXX.
41. l’Bxb — nab. Bahja ben Ascher, Kad ha-Kemah 54 \
Kap. XXI.
3. pnbü — pnbtr. Massorah aus Jemen bei G. III 72 Kol. 2:
nnaa löbn.
4. ©' na — »n. Josef Kara in Geigers Parschandatha S. 30.
= LXX und Kod. Ken. 227.
4. b?i na - Ha na. Trg.: xa n’X xa. — Ken. 614.
4. pm nnn - pTD. Stichwort im Jal. z. St.
5. anp - unpn. Mjbhar Jescharim z. St. Kod. bei Field:
o cipioq o apio? = anpn önb(n).
5. dx - öx px. Trg.: ax D“Q. Hat Trg. wirklich so in seinem
Text gelesen, so ist es wahrscheinlich, daß er nicht
5. ntrxa px, sondern mit LXX nirxa gehabt; nnb wäre in
diesem Falle nicht ursprünglich.
6. baro - biana. Massorah bei G. II 708 N. 156 zählt un
sere St. zu den 7 biana, die plene geschrieben sind. 4 So haben
das Wort mehrere Kodd. Vgl. auch Norzi.
6. bana — biana. Jelamdenu in Jal. z. St., R. Josef Kara
in Geigers Parschandatha S. 30, Juda Hadassi in Eschkol Ha-
Kofer AB 306 (113 d ). = P, V und einigen Kodd.; Kod. Ken. 70:
bianxa.
6. vmi — wi. Jelamdenu 1. c., Hiskuni zu Gen. 27, 19.
Trg.: mm.
6. pxi — px. Menahoth 95 b in den alten edd., Raschi und
Tossafoth z. St. und Tossafoth ibid. 51 a . = Kod. Ken. 650.
1 V. |nbt»n: bjnj.
2 Lag: titj'bp = MT.
3 In r. nbx wird zwar unsere St. nicht unter den ns aiptsa bN gezählt, es
werden aber auch noch andere Stellen nicht mitgezählt.
4 auj neu dn ’3 'm'di 'bo '1 bions.
Das Seliriftwort in der rabbiniselien Literatur. II.
45
7. ©np - ©np Dnb. R. Sam. Masnuth in Ma’ajan Grannim S. 21
aus Midrasch Job. V: sanctificatum panem. LXX: -reue äp-
TOU? ifiq 'JtpoOsCSWC.
7. onb (I) — bin nnb. Hadassi in Eschkol Ha-Kofer 113 d ,
Josef Kara. 1 = Trg.: pbin anb.
7. ai'a — DVD. Menahoth 96 b nach Jal. Ex. §369, Lev. §656.
8. sinn ai'3. Fehlt in Agadath Bereschith ms. Kap. 3, 2 in
Ihn G’nahs Wb. r. inj; 3 und in Ivod. Ken. 242.
8. nuj?3 Kinn ava — Kinn an nnjii. Mid. ha-gadol ms. aus Syn-
hed. 93h
9. ’ba a:i — an. R. Josua Ihn Schoeib, nibnn kiu 123h =
Kod. Ken. 96.
10. nin - njm. Gen. r. ed. pr. LXXYIII Ende.
10. ma — ma. Massorah aus Jemen bei G. III 72 Kol. 2:
yapa n'an.
11. Kinn ai'a. Fehlt in Mid. Ps. 34, 1 in ms. Epstein, den
alten edd. und ed. Buber, in Jal. ha-Machiri Ps. ibid. und in
Jal. z. St.
12. pKn - pK,n ba. nibnn kuj 77 b aus Mid. Ps. 34, 1; 131 a .
14. ni>©n - n'an. nibnn Knu 77h
14. upi bK - bi?. Mid. Ps. 34, l; 4 Ibn G’nab, Wb. S. 678;
Raschi zu Job. 6, 6; Ibn Esra zu Lev. 15, 3; Kalonymos ben
Kalonymos, Prüfstein S. 84; 5 nibnn kiid 76 b , 78 b (bis); Konkor.
v. n’n; 6 LXX, Trg., P, V, Ar und einige Kodd.
Kap. XXII.
2. i'.Tl — ',n'i. Massorah bei G. I 105 N. 1060. = Kod.
Ken. 198.
2. Ktw ib n©K it’"K bai - K©3 ib n©K bai. Massorah bei G. II
290 X. 420, Zusätze zum Komm. Ibn Esras. 7 LXX: v.oa r.a.z
wö/pewc;. A. bei Field: xai eitaiTÖv.
1 In Geigers Parschandatha S. 30.
2 Vgl. Buber Anm. 1.
3 In einem arabischen ms. und im Sefer Ila-Schoraschim.
4 Bei Rasehi zu Prov. 13, 13.
6 jnia |3N ed. Lemberg. Kalonymos b. Kal. lebte in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts.
c V. Tun: to.
7 In T pp ed. M’kize Nirdamim, I, S. 85.
46
VII. Abhandlung; Aptowitzer.
3, 4. Tanhuma ed. Buber xti § 25: "in -|bn bixswa in hiaea
’oa n« ani'i naxny ,xax ma ibap onb nax axio bux nax nn bai
♦,. nmx lbapi '»m’an so atm "iüX’i axio pbo. 1 Vielleicht bloß
zusammenfassende Wiedergabe des Inhalts der beiden Verse.
3. th. Fehlt in Num. r. XIV, 3 in ms. Epstein und Jal.
ha-Machiri Ps. 60, 15.
3. jhk - yjx. Michlol 6 a : ynx ntyx ny loa pmop pspt ttr.
3. DHbx - a'nbxn. Num. r. ms. Paris 150, XIV, 3. LXX:
o 0£Ö?.
4. önjp - DhjP. Trg.: pj'“i»xi, vgl. Qimhi z. St. P: jux patöi,
V: et reliquit.
4. nx - bx. Num. r. ms. Epstein XIV, 3. == P: mb.
5. aifn xb — bx. Juda ben Barsilai, Jezirahkomm. S. 183.
6. o'twxi - D’boxhi. Trg., LXX, Ar.
6. btcxn - btpxn. Qimhi, Wb. r. bir>x: nnipi a>»a. So manche
Kodd., vgl. Norzi.
7. D'»’ oabab + dj. pmn nmpy Pforte 60, nibnn xti 122 b ,
Konkor. v. a'i»\
8. 'by oaba - naba 'by. Ibn G’nah, Wb. S. 277. = Kodd.
Ken. 85, 96.
8. ua maa + nna. Abraham Bedaresi in man anin 252 a .
= LXX, Trg., V.
9. Ti'xa — 'mxa mn. Mid. Ps. ed. Buber 7, 1.
9. ja nx — jab. Jal. ha-Machiri Ps. 59,4 aus Tanhuma n; § 17.
10. ann nxi - anm. Mid. Ps. 7, 1 in allen edd. und Jal. ha-
Machiri Ps. 7, 1; 31, 20.
13. anb ib. ib fehlt in Jal. I S. § 131 aus Mid. Ps. 52, 5.
13. 'bx cpb — 'by. Trg., LXX, P, Ar, mehrere Kodizes.
14. qban nx - -jban bx. Mid. Ps. 52, 5. 2 = LXX und Kod.
Ken. 90.
14. nox'i. Fehlt in Mid. Ps. 1. c. und in Kod. Ken. 84.
14. jnm - jnn. Jal. I S. § 131 aus Mid. Ps. 1. c.
14. bx nei. Trg.: by am = by nwi.® LXX: %a\ ap^tov.
15. am - Hin DVn. Mid. Ps. 52, 5 in ed. Buber und Jal. ha-
Machiri Ps. z. St.
1 So auch Jal. II Sam. § 147 und Kaschi II S. 10, 2. Der Inhalt dieser
Agada mit MT gleichem Zitat in Num. r. XIV, 3; was aber nichts beweist.
2 In ed. Buber und Jal. I S. § 131.
3 Vgl. jedoch zu 15, 32 v. ib und Trg. zu Hosea 4, 18 td- pmittbw
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
47
15. 'nbnn. Trg.: innen = ’nbnfi nm
15. bliwb - biKtrb. Massorah bei G. I 608 Kol. 1: n'nstMO
•npj bixifb naiaa.
15. n’3 baa — byi. Mid. Ps. 52, 5 in ed. Buber und Jal. ha-
Machiri Ps. z. .St. LXX und P: ba byi, Ar: babi.
15. baa — baai. Mid. Ps. 1. c. in ms. Epstein und Kodd.
15. nsi baa + *cn. nibnn tnu 123 k = V und Ar. Die letz
tem haben das folgende tan nicht.
17. ana + ns. Jerusch. Synhed. X, 2 (29 a 20) in edd. und
Jefeh Mareh N. 20; Raschi Synhed. 49 a y. ornr. = LXX.
17. D'aajn — eraSDm. Mid. Ps. 52, 5 wird gesagt, daß die
D’aas in unserer St. Abner und Amassa gewesen. 1 Da Abner
und Amassa Feldherrn und keine d’jh waren, so geht die Vor
aussetzung der Agada auf die Lesart D’aMni zurück. 2 a-aa:m
zitiert Jerusch. Synhed. X, 2 (29 11 20); Trg. bei Qimhi zu I R.
2, 32: paupT. 8
17. iax. Massorah bei G. II 58 Kol. 1 und 74 N. 523:
np las a’na ’as.
17. pban nay — pban bis» nay. Gen. r. XXXII Anf. in allen
alten edd. = Kod. Ken. 651.
17. Di’ ns — dt. Raschi Synhed. 49 a v. onw; Qimhi zu
I R. 2, 32; Jedajah IJa-Penini in seinen Erklärungen zu Mid.
Ps. 4 ed. Buber S. 35.
17. yaab. Fehlt in Jerusch. Synhed. X, 2 (29 a 20), Gen.
r. XXXII Anf., in V und Kod. Ken. 174.
17. yiab - yiabi. Raschi Synhed. 49 a v. qtw. — P.
23. matra. Trg.: tdj, wie I S. 9, 24 und II S. 23, 5:
T»y. == LXX.
Kap. XXIII.
1. nam — n:m. R. Eleasar ben Moses Ha-Darschan in D'taipb
nisnaa'jn iBDa ms. 5 Trg.: jirx xm 6 = nam, nannsni.
1 du,-na jtuA inert NBoyi tjas nr vbv o’astjn.
2 Vgl. Raschi und Qiralji z. St. und Qimhi zu I R. 2, 32.
3 Bei Lag. und in edd. = MT.
4 • • . D’bnn wtiij bv bhim, Krakau 1891.
6 Ms. München 227 10 , Abschrift im Besitze des Herrn A. Epstein, S. 271 b .
0 In edd.; Lag.: p:\xi = MT.
48
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
3. p]Ki — t]K. Jal. Gen. § 150 und I S. § 132 aus Gen. r. XCII
Ende. = Kod. Ken. 1.
3. — “i'ki. Stichwort im Jal. z. St. LXX, P.
4. ppm — t|D'i. Massorah hei G. I 727 N. 428. 1
6. ni3i -- maa. Sohar ed. Wilna, II230 b , Konkor. v. ni33, 3
manche Kodd.
6. tt. Trg.: riTiN = Tin, vgl. Qimhi z. St.
8. Tn bN - by. Trg. = Kod. Ken. 30.
12. wjD'n — Wübti. Jerusch. Joma VII, 3; Jal. Deut. § 777
aus Joma 73 a . P und V lesen ebenfalls ’jnuD’n und lassen daher
das folgende ’niN weg.
13. lDbnn’ — labnnn. Mibhar Jescharim z. St. = LXX, Ar
und einigen Kodd. Vgl. Field.
14. ntffu (II) + in. Ihn G’nah, Wb. S. 389.
17. nnxi - nnN ’3 tiyi\ pnr ni’py Pforte 8 und 23.
18. sin — N3i. Aruch v. itnn s .
19. a'fii - D'ain. Mid. Ps. 17, l; s 54, l. 4 = LXX und Ar.
20. nuon ubi - n'3D3 iOn)3Ni. Trg.: n’3'iD»j N3ii3Ni, P.: pm
Ttrsbrn.
21. D'Sia - DWa. Massorah bei G: I 194 N. 486: cpnis
ion (II S. 2, 5) m nbiri, ait biN» iüni pm3üDi inn im xba '3 '3
(Ps. 115,15) "iNi dw myy. 5
22. Nin any ony ’bN iön '3. Nin p’ssi omyi ’b piöN ns = iiön ’3
Nin N3i Dny '3 ’blN). Vielleicht bloß Exegese, iiön hat auch P;
auch die Lesart any ’3 kommt vor: in Sefer Ha-Schoham des
R. Moses aus England, S. 24, 38.
23. p33 bN — by. David ben Abraham in Pinskers Likute
Kadmonioth S. 142 Anm. 4. = Sym., Ar.
23. iyn inii - inii lyn. Jerusch. Peah VII, 2 (20 a 46). =
Al, P und Kodizes.
1 Vgl. zu 18, 29 v. «pan.
2 Daher ist n-oa in y. wi fehlerhaft.
3 Nach Jal. Ps. § 670 und Jal. ha-Machiri Ps. 17, 1.
4 Nach Jal. Ps. § 770.
6 Massorah ed. z. St. a^a 'ai ~cn 's, wobei ausdrücklich gesagt wird, daß
Ps. 115, 15 plene geschrieben ist. Eine andere Massorah bei G., I 418
N. 128, zählt D’3ia unter den 48 Wörtern, die nur einmal ohne 1 ge
schrieben sind; das stimmt mit der im Text angeführten Massorah:
aba '3, es ist aber ungewiß in welcher Stelle das Wort defektiv ist, ob
hier oder in II S. 2, 5.
Das Schriftwort in der rabbitiischen Literatur. II.
49
25. irpnb + in nx. Ibn G’nah, Wb. S. 388 und Kodd.
25. pj?ö iaia - “Dian. Trg., V. Ar und Kodizes.
26. m nn — nn. Raschi ms. Epstein zu Ex. 12, 11.
26. m bx - “in nx. Menahem Ibn Saruk in Mahbereth ll b
y. ma; 1 Sohar II 84 a ; Jal. z. St. aus Mid. Ps. 18, 2; 2 Benjamin
ben Moses aus Rom. 3
26. in bx - bi'. Trg., LXX, P.
28. =i“na - f]iia. Jemenesische Massorah bei G. III, 72,
Kol. 2. Vgl. Qimhi und Norzi z. St.
28. ixip - x^p. Mid. Ps. ms. Epstein 18, 2; Jal. Ps. § 888;
Kod. de Rossi 20.
Kap. XXIV.
I. nun + nn. Ibn G’nah, Wb. S. 389 und Sefer Ha-Scho-
raschim S. 271.
3. n’bin — a'iban. Trg.: xnn. Vgl. Qimlii z. St.
4. piin bi — bx. Jal. z. St. aus Berachoth 62 ,J , mehrere
Kodizes.
4. rbn nx vbn. Jebamoth 103 d in den alten edd., auch
in ed. pr. Trg.: 4 manat nayab. 5
5. spa nx. nx fehlt in Jal. Ps. § 637 aus Mid. Ps. 7, 2.
5. bixirb ntix b'ian spa. Trg. Lag.: bixan xb'ia epa = b’ia-epa
blXti“,
6. ab — aab. Qimlii z. St. im Stichwort.
7. in --|baa. Trg. Lag.: xabaa.
8. rtairn - iai. ampn iran xpi'a. G
8. bixtr bx - bi. Trg. edd. (Lag. mb), P.
10. naxb - anexn. Trg. edd. (Lag.: na'ab), P, V.
10. nai nx - bx. mbnn xnu 79 a .
II. nn am - am. Trg.: p xar.
11. naxi. Trg.: pjimx naxi = nax'i. Wahrscheinlich bloß Er
klärung, wofür der Zusatz pnmx spricht. Diese Erklärung hat
auch P: ’aii xnni naxi.
1 132 b V. in» = MT.
2 Fehlt in edd.
3 In Y bv pp 1899.
4 In edd., Lag., bei Qimlii und K. Jesaiah z. St.
5 Idc. 3, 24: nunix n>.
0 In Schönblums nnco nivbn 29“.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 7. Abh.
4
50
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
11. onm — Dnxi. Targumkodizes bei Qimhi z. St. = LXX,
P, Ar. 1
11. onm. Trg. bei Qimhi: ’iyai nom = 'tt>B3 Dhni. Vielleicht
bloß notwendige Ergänzung, vgl. Raschi und Qimhi z. St.
11. ':nx2 — n. Mid. Ps. 56, 1 in ed. pr., ms. Epstein und
Jal. ha-Machiri Ps. 56 § 21.*
12. '2X1 —'2X. Pesiktha de R. Kahane ms. Oxford; 8 Mid.
Ps. 7, 2 4 (3 mal): 56, l; 5 Jal. I S. § 133 aus Tanhuma npn §4;
Kod. bei Field.
12. nnxi — nnx yna. Pseudo-Raschi zu Gen. r. LXVI.
12. 'E>B3 fix — by. Trg.: by.
14. yan - a^ipn. Trg.: jwoin.
15. 'mx (II) — nnxi. Midrasch über Defektiva- und Plena-
Schreibung. In Wertheimers mania 'D2, III S. 2. = P und
Kod. Ken. 154.
15. e-|-n G — ~Tn. Der genannte Midrasch über Defektiva
und Plena: mpnn nyt»n epun ba© xba epn nnx 'a mn.’
16. *p'a - 300. Trg.: ^aa.
19. niyx nx (II) - nxi. Trg.: n'i (Lag.: n’).
20. 12'x nx — 12'X. Mibhar Jescharim z. St.
20. rnio (I) - naitan. Trg.: xnaa.
20. nin Di'n - Dvn: Trg.: p xar. = ov^epov.
23. nnsan by — bx. Vgl. Proleg. Massorali bei G. 160 Kol. 2:
(II S. 19, 1) ny»n n’by by by’i -jban tmi nn ja 22 bx rrby ji»b ba,
fordert also in unserer St.: bx. So lesen viele Kodizes.
Kap. XXV.
1. bxiaiy nä’i. Vgl. Proleg. Zu dem Nachweis, daß die Rab-
binen in unserer St. na bxiaa’i gelesen, ist folgendes hinzuzufügen.
Raschi Temurah 15 a v. aaiy “wy: n xbx bixifb D2ip na xb bixn
1 Berachoth 62 b und Jerusch. Sukkah V, 4 (55° 11) bestätigen ausdrück
lich unseren Text.
2 Die Stelle fehlt in ed. Buber.
3 Beth Talmud, V. S. 203.
4 In ed. Buber, ms. Epstein und Jal. I S. § 133.
6 In ms. Epstein, Jal. I S. § 134 und Jal. ha-Machiri Ps. z. St.
6 So die meisten Ausgaben, auch ed. Baer.
7 Massorali zu Threni 1. 6 zählt nur Josua 8, 20 und Threni 1, 6 als plena;
Raschi zu Thr. 1, 6: nti -lon mpaaw tp bs.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
51
in -iax’i n'"ina a’nai ui na bxia® 1 bxia® laaa ®msa *p® a’®-in
bix® na® -ij? iti'3K bx ib mai (27, 1) mi bix® Ta nnx av ,-ibdx nni?
(27, 7) a'®"in m D’a’ D’n®ba m®a m a®’ n®x D’an naaa vn a’nai.
Genau so Tossafoth ibid. y. a - ®b®i. Also steht vor der Flucht
Davids zu Achisch na bxiawi. Zu der Stelle aus Baba Bathra 15“
ist auf Ibn Esra zu Jes. 40, 1 zu verweisen, wo in der Tat ge
sagt wird, daß vom Anfang des Kap. 25 bis Schluß des Buches
einem andern Propheten angehört.
1. ib — vby. Trg.: ’.mby (Lag.: mb).
I. ib - mix. Menorath ha-Maor Nr. 212 aus Traktat Kallali.
3. laba - Q’re aba. Jerusch. Synhed. II, 3 (20 b 11): baj xn
in®yai pyaa ®’xi aman xm mn ♦ *. (I Chr. 2, 9 ’aiba)’ a i b a "t ja xnx
’aiba ja xnxn 'aiba xim .. . banaa. Jerusch, hat also in unserer
St. ’aiba gelesen. 1 Mid. Sam. XXIII, 8: aba b® iaa®a xnxi ’aba xim
ist Korrektur nach MT oder geht auf Trg. aba n'3~a zurück,
was aber nicht notwendig MT voraussetzt, da aba identisch ist
mit ’aiba und nur geläufiger als dieses.
7. D’jnn — anian. Kommentare zu Esther, Ruth und Threni,
ed. Jellinek, zu Ruth 2, 15.
7. auaban xb - xbi. Kommentare ... 1. c. == LXX, Trg., P
und Kodizes.
8. bx® + Xi. mbnn xtd des R. Josua Ibn Schoeib, 23 b (bis).
8. na — lixa. In einem massoretischen Verzeichnis von 51
Wörtern, in denen ein x fehlt, 2 wird unsere St. nicht gezählt;
ebenso in einem andern derartigen Verzeichnisse. 3 13X3 haben
viele Kodd.
10. naynx-bx. Mid. Sam. XXIII, 10; 1 Seder Elia zuta
Kap. I 5 (ed. Friedmann S. 170). P: mm ’miayb naxi = bx aax’i
in na». 6
II. ma ’x - pxa. Komm, des R. Simon ben Zemal.i Duran
zu Pirke Aboth, zu II, 6 (max pa 27 b ).
12. »ami - laami. Trg.: ntnn’xi, Kodd. bei Norzi.
13. lam nx (I). nx fehlt in: Synhed. 36“; 7 Jerusch, ibid.
1 Vgl. auch dhdio nncüB. 2 Bei G. I 10 N. 14 c.
3 Ibid. 14 d. Massorah ed. fordert MT, vgl. Norzi.
4 Nach Jal. I S. § 134.
5 In Jal. Gen. § 82.
6 ’nnar 1 ? allein würde nichts beweisen, da P ns immer durch b ausdrückt.
7 In mss., allen alten edd., Jal. Ex. § 352 und I S. § 134.
4*
52
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
IV, 6; Mid. Sam. XXIII, 10; Jal. z. St. im Stichw. Kontor, v.
wx, v. man und v. ann.
13. ia"in ns (II). ns fehlt in: Synhed. 1. c. in mss. und edd.,
Tossafoth Sabbath 56 a v. unb, Megillah 14 b y. -nia.
13. I3“in ns (III). ns fehlt in Raschi Synhed. 1. c. v. nurri und
Tossafoth Megillah 1. c.
17. uunx bx - bj>. Trg., P, Ar, einige Kodizes.
18. dubi — rrobBi. Tanhuma nnbin § 6 in den alten edd.
22. ib tbs bau txbx QS - bajb txbx ds. Raschi Megillah 24 a :
. , . upan *ns TJ basb iws ds. Es ist naheliegend an eine Ver
wechslung mit V. 34 zu denken, aber genau so wie Raschi
zitieren noch zwei andere Autoren, aus verschiedenen Zeiten
und Ländern, nämlich der Karäer Aron ben Eiiah aus Niko-
medien, Gan Eden 175 lj , nnd der Spanier R. Josua Ibn Schoeib
in mbnn xn: ll a . Eine Spur dieses Textes findet sich auch in
LXX: sy. tocvtwv töv toü NaßaX = b d 3 b ubx baö.
22. -pan ns ~t’j - upan ~s. Massorah bei G. III 148 Kol. 1
(Zitat); Mass. aus Jemen, ibid. 72 Kol. 2: Dna sb 'Brvai jxrna
ns naTi. Konkor. y. ns wird unsere St. nicht angeführt. 1 Das
Wort fehlt in LXX, P, V und einer großen Anzahl Kodizes.
24. ux. Eehlt bei Ibn Esra zu Ex. 4, 10 und m mbnn s — :
ll a (bis). = LXX, V und einigen Kodd.
25. S3 bx — bx. Mid. Ps. 53, 1 in den alten edd., ed. Buber
und Jal. z. St.
25. d’b 1 — db 1 . Jemenesische Mass. bei G. III 72 Kol. 2:
jn&n 1 "i 1 x d i jxrn neoa sin p.
25. lab ns — lab bx. Mid. Ps. 1. c., 2 Ochlah we-Ochlah lit. t
N. 19, mbnn sni ll b (bis), Konkor. v. uns, einige Kodizes.
25. ans bx - by. Trg., LXX, P, V, Ar.
25. birban B’X. b’X fehlt in Mid. Ps. 53, l; s ibid. in einem
anderen Zusammenhang.
25. ba3 bl? — bx. Mid. Ps. 1. c. in den alten edd. und ms.
Epstein. 4 = Trg. und einigen Kodd.
25. iöb bas — sin baa. Isak Aboab der jüngere 5 in jwb n,n3 c
1 V. pan fehlt uns. St.
2 In den s. y. « genannten Texten und in ms. Epstein.
3 In ed. pr. Ven. und Jal. ha-Machiri Ps. z. St.; fehlt in ed. Buber.
4 Fehlt in ed. Buber.
5 In Spanien, st. 1491 od. 1492. 0 Konst 153S, unpaginiert.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
58
38 b . Al: ab-zoq lern NaßoA = bs: Sin, Y: quoniam secundum nomen
suum stultus est, et stultitia est cum eo = löy nban ba: sin p lötra ’a.
26. ans. Fehlt Rikmah S. 174, Ma’asse Efod S. 154 und
Kod. Ken. 70.
27. nnpi - nny. mbnn sna ll a . = P: su>n.
28. jösj - ib pSJ. Pugio Fidei ed. Leipzig S. 518 aus So-
tah ll a ; so auch in der Übersetzung: domum fidelem ei.
28. anba ans 'n nianba - anbj sin a'nbs ’.n manbö. Mid.
Ps. 1, 1 in allen edd. Diese auffallende Lesart geht auf den
selben Text zurück, den die LXX gehabt, wiewohl der Inhalt
beider Lesarten ein so sehr verschiedener ist. LXX liest: öv.
xöXeptov y.upi’oo tj.cu b -/.ipto; xoXspisi; da aber ’o y.üptoc = jinsn, keinen
Sinn gibt, so muß man dafür 6 Kuptoc lesen, also: ans nanbö 'a
anbi Hin'. Nun wird aber m,T ans bekanntlich Q'.nbs ans ge
lesen, daher die Lesart des Mid. Ps.: a'nbs ',n = mm ans, da die
Rahbinen auch durch '.n andeuten. 1 LXX und Mid. Ps. setzen
also denselben Konsonantentext voraus, nur hat einer dieser
beiden Textzeugen ans falsch vokalisiert.
28. nini — njn. Ihn G’nah, Rikmah S. 2.
28. ssan - nsxa:. Trg.: nnanirs, vgl. Qimhi. P: nntrnm
31. mnn sbi — sb. Megilla 14 b , 2 Synhed. 11 l b , Mid. Ps. 53,1
in den alten edd. (bis). 3
31. “[Bübi — “iiatrbi. Massorah hei G. I 420 Nr. 139 zählt
unser Wort unter den Wörtern, welche mit Kamez hatuf voka
lisiert sind und ein überflüssiges isi haben. 4 Vgl. auch Norzi.
31. "ptrbi - qaffib. mbnn sna ll a , Mass. bei Norzi (Zitat).
= LXX, P, Y, einigen Kodd.
31. tan an - pj an. mbnn sna 1. c., Massorah bei G. 1. c.
und bei Norzi (Zitat), Kod. Ken. 300. LXX und Trg.: ajn ps.
Sym.: ps an.
32. brasb — blpsb. Massorah bei G. I 21 N. 64 (Zitat) und
II 96 N. 14 (Zitat).
32. n?n arm - cnn. Trg.: pn sav. = Al und Kod. Ken. 30.
1 Vgl. Proleg. S. 10 ff.
2 In edd., rass. und Jal. I S. § 134.
3 In ed. Buber und Jal. 1. c. einmal xb, einmal iA.
4 naosn m -pcitA ... '>di j’snp ('Bum ixi pw sma'ti [As.
54
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
33. pnai — pro. Megillah 14 b ; 1 Mid. Ps. 53, l. 2 P: -pa.
33. nx nanai "jöyto pinai - “|öya "pai nx nana. Seder Olam
r. ed. Neubauer Kap. 5; 3 Qimhi in Wb. ms. Jena r. öyta; Esch-
kol ha-Kofer AB 367 (142°); i mbnn «ms ll a . Theodoret bei
Field zitiert aus LXX als Anfang der Stelle: EtiXofOpivY) au =
nK nana.
33. nin am — am. Megillah 14 b in drei mss., Jal. ms. I S.
25 und Absch. apy; 6 Seder Olam r. ms. Epstein Kap. 21; Raschi
zu Ps. 119, 101; Qimhi zu Gen. 23, 6: Midresche ha-Torah 0
S. 5, LXX, Ar und Kodd. Ken. 150, 174.
33. ntn am. Fehlt in Megillah 14 1, in edd. und Agadath
Esther 25“; Predigten des R. Josua Ibn Schoeib anja; Kod.
Ken. 650.
33. yami — yswn. Massorah bei G. I 746 N. 716. Vgl.
auch Norzi.
33. ’b ’T> — ’T 'b. Mid. Ps. 18, 7 in mss. der ed. Buber.
34. ’blb - xbib. Massorah bei G. I 31 N. 193 a (Zitat);
Qimhi in Wb. r. bib: xbib '3 ,., ff|bxa paina um. Vgl. auch Norzi.
34. 'nxam — nnxam. Ibn G’nah, Rikmah S. 42: la’ain naai
'nxnpb nxam br xmn my. = Kod. Ken. 607.
34. npan — npa. Mass. bei G. III 148 Kol. 1.
35. ,tpö - fUBJs. Trg. ed. (Lag. = MT).
35. ’nyatr + ’3. Trg.: imbapn, P: nyairn.
36. bmax — b"ax. Massorah bei G. I 250 N. 65; 608 N. 207;
II 132 Kol. 2; 622 N. 406.
36. bmn - bnn ix: Trg. Lag. an ix (edd. am). = LXX. V, Ar
und einigen Kodd.
38. nntyya - nntrya. Mid. Ps. 26, 9; 7 Tanhuma mnbin § 6; 8
1 In edd., Agadath Esther 25“, Jal. Idc. § 42 und IS. § 134.
2 In alten edd., ed. Buber, ms. Epstein, Jal. IS. § 134 und Jal. ha-Machiri
Ps. 53, 1.
3 Anecdota Oxoniensa II S. 33.
4 : "]Ortä 11131 ’rh TN 13113.
5 Vgl. Dikduke Soferim z. St.; in 4 andern mss., En Jakob und Agadoth
ha-Talmud = MT.
6 mim »imiD, von En Salomo Astruc aus Barcelona (14. Jakrh.), ed. M’kize
Nirdamim (Eppenstein) Berlin 1899.
7 In den alten edd. (bis) und Jal. Ps. § 705.
8 Alte edd. (ed. pr. = MT) und Bahja b. Ascher in Komm. 42 b .
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
55
Mid. Sam. XXV, 2; 1 Predigten des R. Josua Ibn Schoeib Dpi?
und uvxn; Mahril 2 37»; Kodd. Ken. 84, 153.
38. D’D’n — D'a\ Rosch ha-Schanah 18 a in 3 mss. und Aga-
dotb ha-Talmud (bis); der Karäer Nissi ben Noah in Pinskers
Likute Kadmonijoth, o’HSD) S. 11. = LXX, P, Ar.
39. an nx - an. mbnn xmi ll a .
44. bD’a nx - ba’ß. Mid. Ps. 119, 72.
44. B’bjö — B’bihö. Toseftha Sotah XI, 15 in ms. Erfurt.
Kap. XXVI.
1. '3B bl? — bl? nrx. Trg., P, V, Ar, viele Kodd.
2. Fehlt in Qimhis Wb. ms. Jena r. nna.
5. BDto - BW’. Aruch v. “ina.
5. bii?DD - nbaj’äa. Ibn Gr’nah, Wb. S. 502.
7. ai?n bx. Fehlt in Mid. Ps. 58, 1 in den alten edd., ms.
Epstein und Jal. ha-Machiri Ps. z. St.
7. bixti’ mm - bixw. Mid. Ps. 1. c.; Qimhi, Wb. r. bui?.
8. am. Fehlt in Mid. Ps. 7, 1; 8 ibid. 58, l. 4
9. ’B’ax bx. Fehlt in Mid. Ps. 58, 1 in den alten edd. und
ms. Epstein, ferner in Jal. Lev. § 586 aus Lev. r. XXIII Anf.
10. ri n. Mid. Ps. 58, 1: air nabi ,ubi’ n dx ’a ti n an aax’i
’ a x n ’ n namn nxi na-inn bx l a a a n n d x n ’ n ib nax xbx ,n b’»i?b
n ’ n laaann axi i a a n n n x b w n ’ n nax ,n b’öi?b w aai nab) p a n n x
(Qimhi z. St.: ^mx annxis. Die Agada setzt also ein zwei
faches Schwören Davids voraus, jedesmal mit der Schwur
formel n ’n. Dies kann die Agada entweder im Text ange
deutet finden, nämlich, wie in unserem Midraschtext, in der
Erwähnung von n im Satze iasa’ ',n dx ’D, wo genügt hätte dx ’D
iasa’, oder auch deutlich im Text angegeben: durch die Wieder
holung von ‘n ’n, also: 'n ’n ',n ’n. Beide Annahmen sind gleich
möglich, jedoch spricht für die letztere eine andere Agada, in
welcher ausdrücklich von zweimal 71 ’nin unserer St. gespro
chen wird, und zwar in einem Zusammenhang, in dem es auf
1 In edd. und Jal. Ps. § 765.
2 i’W idd, Amst. 1725. Der Verfasser, R. Jakob Möln Halevi, in Deutsch
land in der II. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
3 In edd., ed. Buber und Jal. ha-Machiri Ps. z. St.
4 In den genannten Texten und ras. Epstein.
56
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
ein mehrfaches Schwören gar nicht ankommt, und daher eine
Andeutung für ein solches auch nicht gesucht worden wäre.
Tanhuma "[ribyra § 10 (ed. Buber § 19) und Num. r. XV, 12
heißt es: xatiis nnx pw ,prb DTaira o'pnn bs xbx nab tyn «bi *. *
X3' W IX 1333' 7! EX '3 71 TI 11"! IÖX'1 Dü 3'fl3 fl» 1T3 blXÜ bS3©3 7173
pru na bxiöü 'an nax ?D’ays ’n© yaiy3 nab *iai nn' nanbaa ix nai
pi “pnin nvn p'by anna rrn xb 17'3 nnx nbsj lbx ib naxi xa nr n'n
♦*n 'n a-aya 'n® yat»3i pap pa'ab xin pn mir imnb nma minn
Der Agadist, der nachweisen will, daß die Gerechten sich durch
einen Schwur gegen die Einflüsterungen des bösen Triebes
schützen, hätte doch seinen Zweck vollständig erreicht, auch
wenn er David nur einmal hätte schwören lassen; zum her
vorheben des zweimaligen Schwörens ist nicht die geringste
Veranlassung vorhanden. Wenn nun der Agadist dies trotzdem
tut, so ist es sehr wahrscheinlich, daß er dazu durch den Bibel
text Ti 'n 'n'n veranlaßt wurde. 1 Absolut sicher ist dies freilich
nicht; denn es ist immerhin möglich, daß dem Agadisten die
Voraussetzung, David habe zweimal geschworen, vielleicht
ebenfalls aus dem 71 in war Ti ax '3 geläufig war. Dagegen ist
darauf hinzuweisen, daß Tanhuma ed. Buber uaj’ ax '3 zitiert,
ohne Ti.
10. ax '3. ax fehlt in Mid. Ps. 7, 1; 2 ibid. 58, 1; Pesiktha
r. 44“; Kusari IV, 20. 3
10. nai — nittn. Josef Albo, Ikkarim IV, 21 (bis).
12. 'n na-nn — a'nbx. Mid. Ps. 58, 1.
12. nx7 pxi - j'x. Gen. r. XVII in edd. und Jal. Gen. § 23,
I S. § 139; Jal. z. St. im Stichwort.
14. 7i*i. Fehlt in Mid. Ps. ed. Ven. 58, 1.
14. -pan bx - by. Trg.: xaba ttrns, geht gewiß auf by in
der Bedeutung ,bei‘ zurück, vgl. Qimlii z. St.
15. *]'37x bx - by. Trg. = Kod. Ken. 253. LXX: nx =
Ken., und nicht, wie Klostermann meint, by.
1 Die Erklärung des Kommentars (Uins nenn, daß der Agadist das zweite
Schwören in ’b nWn in V. 11 ausgedrückt findet, ist natürlich nicht
haltbar. 1. wird ’b nb’bn niemals als Schwurformel aufgefaßt, 2. heißt es
ja ausdrücklich 7 ’n o'dvd 'n®. Einhorn (in"nn wivb in ed. Wilna) wundert
sich daher mit Recht darüber, daß die Agada von zweimal Schwören
spricht, ohne daß dies im Text begründet wäre.
2 In den alten edd. und ms. Epstein.
8 Ed. Hirschfeld S. 383; im arabischen Original = MT.
Das Schriftwort in der rabbiuischen Literatur. II.
57
15. pban (I) + bst. pnr ni’py Pforte 103. LXX: pban ns.
16. aus xb. Eine Massorah bei G. II 124 N. 80 zählt 40
nur je einmal vorkommende Verbindungen von xb mit einem
Verbum oder Adjektiv und darunter auch D'»n nnssn (?) Dato xb.
Das ist nicht einfach Verschreibung von am xb, da diese Ver
bindung außer in unserer St. noch 4 mal 1 vorkommt, nats xb
könnte verschrieben sein aus naio xb in I S. 2, 24, welcher Aus
druck in der Tat ein Hapaxlegomenon ist; dagegen spricht aber
die ausdrückliche Angabe: a’ön nnB3M, also unsere St. Ich weiß
nun nicht, wie diese Mass. zu erklären ist. In bezug auf un
seren Text gibt sie keinen Sinn. 2
16. 'x nx*i nnn — xib'X xi ixi. Raschi Synhed. 49 a v. an®.
18. n'a Röi - pxi. Trg. Lag.: rrbi (edd. nai).
19. yaiB' - rar. Sifre Deut. § 87, Konkor. v. rar. 3 V: audi.
19. x:. Fehlt in Mid. Ps. 56, 1 und in LXX (Syj).
19. pban. Fehlt in Mid. Ps. 119, 47 und Kod. Ken. 70.
19. nai? nan nx. Fehlt in Sifre Deut. § 87.
19. nar — piay. Mid. Ps. 119, 4. == V: servi tui.
19. “irren - pn'Dn. Mass. bei G. I 602 Kol. 1; Mass. aus
Jemen, ibid. III Kol. 2.
19. tnxn — aix. Sifre Deut. § 43, 4 Mid. ha-gadol ms. zu
Lev. 25, 38 aus Kethuboth 106 \ = LXX.
19. 'jisHj 'a — nrx. Mid. ha-gadol 1. c. und zu Deut. 11, 6
aus Sifre Deut. § 47. 5 = V: qui.
19. DHnx a'nbs nay pb. Trg.: xmria nbe x'aar an 6 in b’rx,
. nar mn pb. Naheliegend ist die Vermutung, daß mn Ver
schreibung ist aus nn — wohne!, das mit Rücksicht auf die
Agada vorzüglich paßt. Unser Targumtext ist aber durch zu
1 Gen. 2, 18; Iß. 19, 5; Ez. 18. 18; Neh. 5, 9.
2 Auch wenn man unter D’an nnca IE. 19, 6 verstehen wollte, bliebe die
fragliche Mass. unverständlich, da IR. 19, 5 rou ebensowenig möglich
ist, wie in uns. St. Übrigens steht ja dort aus sb, also kein Hapaxlego
menon, und in V. 6 bloß b’b nrrait.
3 Daher ist Pütt” in V. ’JYN fehlerhaft.
4 In edd., Mid. ha-gadol zu Deut. 11, 16 und Jal. Deut. § 865.
6 Korrigiert in ’5.
6 Die Paraphrase beruht auf der Agada Kethuboth 106 b , nach der der
jenige, welcher außerhalb Palästinas wohnt, gleichsam fremden Göttern
dient: o>Wt» nnaj» "Dip lb’aa ps6 mtirta na bx Das wird aus uns. Stelle be
wiesen. Vgl. auch Onk. und Jon. zu Deut. 4, 28.
*2 •„•&> wawsswmafflHWiWgafliawM
58 VII. Abhandlung: Aptowitzer.
viele Zeugen gesichert, als daß ein Kopistenfehler leicht an
nehmbar wäre. 1
20. ba’ — pam. Trg.: "Wn\ Vielleicht bloß sinngemäß nach
dem Sprachgebrauch. Dasselbe gilt von V: effundatur.
20. sopn S]Ti’ "rosa. Marginalnote zu Trg. bei Lag. S. XVIII:
ntnip rp sari “ia Bp“n saa, = snpn ns pn fp"r n©S3. 2 Vielleicht
bloß Erklärung.
20. siT]’ - *]T£. Trg.: fpman. Vgl. Qimhi. = Ar.
21. jnx sb '3 - sbi. Hajug, man nvrns ed. Dukes S. 88. Die
Verbindung sb mit ins kommt nur das eine Mal in unserer St.
vor; Jer. 26, 5: yns sbl. Unsere St. hätte also in dem Verzeich
nis der Hapaxlegomena mit sb in Gh II 124 IST. 80 gezählt werden
müssen. Da dies nicht der Fall ist, so ist es wahrscheinlich,
daß der Verfasser jenes massoretischen Verzeichnisses in unserer
St. sbl gelesen. Mass. hei Gr. II138 N. 240: ,,,'jö'Di '3 “]b ms sbl. 3
21. Ups — ins. Hajug 1. c.
23. T3 - n’3. Trg., V und Kodd. LXX und P: n’3.
Kap. XXVII.
1. 13b bs - iaba. Trg., LXX, P, V, Ar.
1. nny - ;a. Trgedd.: sobn (Lag.: jya).
1. ijiais. Fehlt in R. Sam. Masnuths Ma’ajan G-annim S. 26,
in LXX, P und V.
2. iay “®s ms - iay ms. Vgl. Proleg. -®s fehlt in Kod.
Ken. 150.
6. ibps — ibp'S. Massorah bei G. I 602 Kol. 1; III 27
X. 641 dd; III 72 Kol. 2; Kodd. hei Norzi.
6. pb — p by. Sehirin, s. Norzi. Trg. Lag.: p by. So einige
Kodizes.
7. d'ü’ + nyaiy. Randglosse in einem ms. von Ihn G’nahs
Wb. S. 285.
7. a’ö". Vgl. Proleg. d'» 1 fehlt in Kod. Ken. 90.
1 Edd., Lag., Raschi und Qimhi.
2 Klostermann meint, daß dieses Targum fpi’ it>:3 gelesen. Das ist falsch,
da Nüü’i 33 das hebr. p ist; vgl. Trg. Jon. zu Lev. 11, 17; Deut. 14, 17;
Job 39, 26; neuhebräisch p |3, vgl. Gittin 31 b , Baba Bathra 25». Für
«pi* it>;3 würde das Targum sagen <|’vn N1WU3.
3 Randmassorah: f6i im n’i>.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
59
7. nyanxi - nyanx. Vgl. Proleg. nyanx lesen einige Kodcl. Ken.
8. nim bx - by. Trg., LXX, P.
8. mum - nun byi. Trg.: 'xnn 1 byi, == P. Tun bietet Kod.
Ken. 168.
8. ntr - w. Trg. Lag.: 'an', P: xynx xan' nn pbm.
8. *pa - "jXia ja. Trg. bei Rascbi: xjbya ja. = LXX, Ar.
10. bx — ;x. Vgl. Proleg. jx bieten einige Kocld. de Kossi.
10. bx — bx. Massorah bei (1. III 27 X. 641 ff.
11. «nxi — ffi'X. Buch der Frommen N. 817. = V.
11. tt’by - irbx. Trg. Lag.: xjb (edd. xjby).
11. n©y - ntryn Nahmanides zu Ex. 15, 25 in edd. und ms.
Epstein.
Kap. XXVIII.
1. uapn - lJtapn. Trg. Lag.: nrnan’xi (edd. iiwai). = LXX.
1. urap'i - iBDX’l. Toseftha Sotah IX, 5 in den alten edd.
und ed. Zuckerm.
1. bxnana - bxnstn ny. Vgl. Proleg. bxnttn ay bietet Ken. 89.
1. bxntjna. In einem massoretischen Verzeichnis einiger
Wortverbindungen, in welchen jedes Wort mit b beginnt, kommt
auch der Satz bxnty’b anbnb vor. Wahrscheinlich ist unsere
St. gemeint, in der in irgendeinem Text aus bxmtna bxniff’b ge
worden.
2. ni»y’ — nwy. Trg.: nay.
3. na bxiatri - bxiaa» nan. Vgl. Proleg. zu 25, 1.
3. ib mann — imx. Dunasch in Criticae Voc. Rec. 10’ 1 , Kod.
Ken. 70. == LXX, V.
3. bxn«n + 'ja. Dunasch 1. c.
3. myai - mya. Vgl. Proleg. mya lesen auch V, Ar und
einige Kodd.
3. “i’BH — man. Mid. ha-gadol ms. zu Lev. 20, 27 aus Lev.
r. XXVI, 1: ja nayvn nxi nmxn nx nman pba© nytra bixw *p
pxn ja a'jyi'n nxi maixn nx nnan bixan naxs© pxn,
3. aayvn nxi - amy-rm. Trg.: man; Mass. bei G. I 608
Kol. 1: a'jjn'm niaxn.
3. pxna - pxn ja. Mid. Sam. XXIV, 1; Lev. r. XXVI, 7; 2
1 So das Q’re: '"»am.
2 In edd., Mid. ha-gadol zu Lev. 20, 27 und pns' nvpy Pforte 65.
60
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
Pirke de R. Elieser Kap. 33. 1 Trg.: xinx ja. pxn ja lesen viele
Kodizes.
4. - ibdx’1. Toseftha Sotah XI in ed. Zuckerm. und
Jal. I S. § 134. Lekah tob Deut. 31, 14 ibdxj D'nwbBi, vgl.
I Chr. 11, 13.
5. xni — xnn. Massorah bei G. I 602 Kol. 1, III27 N. 641 dd.
Ygl. auch Norzi.
6. mabm dj - dji. Bei G. I 210 N. 165 fehlt unsere St. in
dem Verzeichnis der Stellen, in denen nach Ethnah o j steht.
P: xabna f]Xi.
6. D'nxn dj. Mid. Sam. XXIV, 6: D’nobai nxa ’b nx bixtp laxu
ynp ab x"n an pnst' n aax ?D'öim onixa bxa» xb na asa (V. 15) ’ui
nnx xb lb onaix rn xb n-aim o-mxa bxir ib'x (Prov. 14, 10) i®bj ma
?D'jnan ny au nx naannir xin bixw* Also hat Saul die Urim-we-
Tumim nicht befragt, und zwar deshalb, weil man, d. h. die
Priester, ihm gesagt hätte: du bist ja Saul, der die Priester
stadt Nob zerstört hat, d. h. die Priester hätten ihm keine Ant
wort gegeben. Demnach hätte R. Isak bar Chija in unserer St.
D'mxa dj nicht gelesen, was mit V. 15 übereinstimmen würde.
In Tanhuma nax § 2 (ed. Buber § 4) und Lev. r. XXVI, 7 lautet
aber der Text dieser Agada so, daß es sich um die Frage han
delt, warum Saul gegenüber Samuel die Urim nicht erwähnt
hat: D’öini D’-nxn ib nax xb nabi und dem entsprechend lautet
auch die Erklärung: weil Samuel ihm die Zerstörung Nobs
vorgehalten hätte. Welcher Agadatext der ursprüngliche ist, ist
schwer zu entscheiden. Für den Tanhumatext spricht Bera-
choth 12.” 2
7. mayb — may bx. Tanhuma -nax § 2; 3 Tan. ed. Buber
nax § 4; Lev. r. XXVI, 7; 4 einige Kodizes.
7. 'b wpa — XJ i»pa. Lev. r. 1. c. in ms. Epstein, 'b xj wpa
hat Kod. Ken. 187.
7. mrx (I, II). Fehlt in Lev. r. 1. c.
1 In edd. und ms. Epstein.
2 rrt -iosp 16 D'oini Dniss lVxi. Das butt» im Midrasch Sam. konnte leicht
aus V'Np, der gewöhnlichen Abkürzung von irt vjNp, verschrieben worden
sein.
8 In ed. pr., Jal. IS. § 139, Bahja ben Ascher im Komm. 180 b und Mid.
Agada II S. 51.
4 Nach Mid. hagadol ms. zu Lev. 20, 27 und pmt> rrvpy Pf. 66.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
61
7. n»x - rwx. Tanhuma ed. Buber § 4 (bis); Jal. I S. § 139
aus Tan. (bis); Mid. ha-g. ms. zu Lev. 20, 27 aus Lev. r. 1. c.
8. d’imk — ress. Vgl. Proleg. S. 20 f. Das Suffix 3. pl. hat
Kod. Ken. 2: mal?.
8. -b (I). Fehlt in Mid. Ps. XXIV, 3 und in Kod. Ken. 224.
9. rbx - bixir bx. Tanbuma ed. Buber nax § 4.
9. rbx — ’;hk. Lev. r. ms. Epstein XXVI, 7.
9. ran. Fehlt in Lev. r. 1. c. und in Kod. Ken. 187.
9. mH' nnx — 'njH' i«. Lev. r. 1. c. in ed. pr. und den an
dern alten edd. = Ken. 150. LXX drückt xj (§?]) aus.
9. mt>x nx — n»x. Tanh. ed. Buber max § 4.
9. 'jyn'n — d'jjrrn. Tan. ed. Buber 1. c.; Tan. 1. c. § 2. =
LXX, P, V und einer Anzahl Kodizes.
10. 'na. Fehlt in Lev. r. ms. Epstein XXVI, 7 und in LXX.
10. raxb. Fehlt in Lev. r. 1. c.
11. ni»xn. Fehlt in Mid. Sam. XXIV, 3.
12. pyjni - pysni. Bahja ben Ascher. Komm. 259°.
12. bixitf bx. Fehlt in Tanhuma max § 2, Tan. ed. Buber § 4.
12. raxb. Vgl. Proleg. raxb fehlt in Kod. Ken. 150, 201.
13. -|ban. Fehlt in Lev. r. XXVI, 4 in allen alten edd.
13. na '3 — na. Lev. r. 1. e. in ms. Epstein. Auch LXX und
P drücken '3 nicht aus; V: quid.
14. rixn na — nai. Mid. ha-gadol ms. zu Lev. 20, 27 aus
Lev. r. 1. c.
14. nb nax'i + qban. Tanhuma max § 2 in allen alten edd.
14. nby. Vgl. Proleg. nby fehlt in Kod. Ken. 96.
14. npn — biS'i. Tanhuma 1. c. Origenes bei Field: y.ai Iiteaev.
15. mbynb - mbi’b. Threni rabbathi ed. Buber S. 134; Lev.
r. XXVI, 7 in den alten edd.; Jal. z. St. aus Chagigah 4 a . =
Kod. Ken. 84, 614. 1
15. a'.nbxi — DHbxra. Menorath ha-Maor IST. 281 aus Bera-
choth J2 b . = LXX. Kod. Ken. 187: D'nbxn.
15. Q’nbxi - Hl. Berachoth 12 b in edd. und Jal. z. St. 2 =
Kod. Ken. 168.
15. D'x’aan T3 - d'X’333. Berachoth 12 b in Raschi z. St.;
Tanhuma max § 2 in den alten edd. = Ar und Kod. Ken. 262.
1 Tfhyb ist einigemale gleichbedeutend mit so z. B. IS. 2, 28; vgl.
Driver, Notes, zu der gen. St.
2 Hi kann auch Abkürzung sein von D’nbsm, es ist aber nicht wahrscheinlich.
62 VII. Abhandlung: Aptowitzer.
16. nabi — nab. Berachoth 12 b nach Jal. z. St.; Lev. r. ms.
Epstein XXVI, 7; Mid. Agada II S. 51 aus Tan. max § 2. =
LXX, P, V und einigen Ivodd.
17. ib — pb. Vgl. Proleg. pb lesen einige Kodizes.
17. ’Ta — ’a. Lev. r. ms. XXVII.
17. 'Ta — am 'Ta. Lev. r. 1. c. in allen alten edd. — Eine
unmögliche Lesart.
17. ri (II). Fehlt in Lev. r. 1. c. in ms. Epstein und Mid.
ha-gadol ms. zu Lev. 20, 27. = P. und V.
17. pTü — p'bya. Mid. ha-g. 1. c. aus Lev. r. 1. c.; einige
Kodizes.
17. -]TK> - paa. Jal. z. St. aus Tanhuma max § 2.
18. ’n bpa — pmbx ri bpa. Lev. r. XXVI, 7 in den alten edd.
19. ri jim - ;n'i. Mid. Agada II S. 51 aus Tanhuma max
§2; Hadassi in Eschkol Ha-Kofer AB 89 (38°).
19. nx D3 — nx. Mid. ha-gadol ms. zu Lev. 20, 27 aus Lev.
r. XXVI, 7. dj fehlt auch in LXX.
19. nnai — nna. Berachoth 12 b in edd. und bei Bahja ben
Ascher in Kad Ha-Kemah v. n;©n ©Xi; 1 Eruhin 53 b ; Lev. r.
XXVI, 7 in edd.; Deut. r. ms. Epstein anann nbx Ende; Mid.
Sam. X, 2 2 und XXIII, 4 (bis); Tanhuma max § 2; 3 R. Sam.
ben Hofni Gaon bei Qimhi zum Schluß unseres Kapitels; Bahja
im Komm. 259°; pnn' nnpy Pf. 30. nna haben Origenes (bis) und
Kod. Ken. 89, 224.
19. nnai — nnab. Mid. Sam. XXIV, 6; Lev. r. ms. Epstein
XXVI, 7.
19. nx tu (II). Trg. Lag.: n’ mnb = nx (pn) px (ed. s;x =
MT), px, das in unsere St. nicht paßt, ist vielleicht aus px
entstanden.
20. mnx map xba - map xba runx. Lev. r. XXVI, 7 in ms.
Epstein.
20. xt'1 — bix© xn"i. Tanhuma max § 2 in den alten edd.;
ed. pr. = MT.
20. nxa. Fehlt in Lev. r. 1. c.
20. nana — ’jbö. Lev. r. 1. c. in den alten edd.
1 In 2 mss., Jal. z. St. und Menorath ha-Maor N. 281 = MT.
2 Nach Jal. IS. § 100.
8 In Pugio fidei ed. Leipzig S. 611.
1
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
63
20. na dj — dji. Lev. r. 1. c. = LXX, P, V, zwei Kodd. Ken.
22. blpa - bipb. Vgl. Proleg. bipb hat Ken. 225.
23. ntsan bx - by. Trg., LXX, P, V, Ar.
24. wbni — ®lbm. Josef Qimhi in Sefer Ha-Sikkaron S. 51:
’ip wbm ,»ibm.
Kap. XXIX.
1. pya — pya. Jemenesische Massorah bei G. III 72 Kol. 2:
nnaa man ,pya,
3. lb&J — ibDJ. Qimhi, Wb. r. bsj: MH Dvn “iy ibeo nra
pari pöpa.
3. lbsj + 'bx. Trg.: 'mb «nDmxn xöl'ö. Vielleicht bloß Er
klärung, aber auch LXX hat: icpo? p.e; Sym.: irpoaepupev [aoi.
4. jus'b ub - jts»b. Trg. drückt ub nicht aus. LXX: y.cd pir,
'(wsgöo) etdßouAo? TOcpsßoiSje, == nanbön JEIP n'm xbl.
4. Tf xbi - xb. Ibn G’nah, Wb. S. 296.
7. übi»a - obüb. Trg. Lag. und Bömberg 1518: sbwb. =
LXX. nbüb scheint auch Babli Berachoth 64 a , Moed Katon 29 a
zu lesen. Dort wird nämlich gesagt: Beim Abschied soll man
dem Scheidenden nicht zurufen Dibwa ~\b, sondern mbüb pb;
Moses, dem Jethro zugerufen hat Dibifb pb, hatte Erfolg,
während Absalom, dem David zugerufen hat mbi£>a pb, ein
unglückliches Ende gefunden hat. 1 Dagegen hätte aus unserer
St. eingewendet werden können, daß der Scheidegruß aibwa pb
für den Scheidenden nicht gerade verhängnisvoll werden muß;
dieser Einwand wird nicht gemacht, folglich haben die Rab-
binen in unserer St. aibitfb gelesen. Sicher ist dies allerdings
nicht, da es sich in unserer St. nicht um einen eigentlichen
Abschied handelt. 2
8. Döi — nai. Massorah bei G. I 600 Kol. 1.
9. nbjr xb - nbyn xb. Ibn G’nah, Wb. S. 296.
1 d i b » b -p n»ab ib noxu» nn> >w ,a i b v b -|b xbx o i b v a "p ib -ibn' bx ivama -iboj.-i
nbrui -|bn (II S. 15, 9) aiboa ib aibsraxb lb uax» w ,n*bxm nby (Ex. 4, 18).
2 Tanhuma a’täaiw § 19 ist nicht mehr von Abschied die Rede, sondern
davon, daß der Ausdruck aibüa immer, bei jeder Gelegenheit, bei welcher
er angewen det wird, nicht glückbringend ist: (Deut. 20,10) aib»b mbx nxipi
(IIS. 3, 21—23) uaxitf ,aib»a paaaii aibiab pxxv i’.v» , [xa a<na px aibiaa
um ibn nibiab ib nn> mb usx» nwoi ,ntn xb aibwa ana a i n a t» aibtaaxi. Hier wäre
eine Auseinandersetzung mit uns. St. unerläßlich, wenn Tanhuma aibiaa
gelesen hätte.
64
VII. Abhandlung’: Aptowitzer.
Kap. XXX.
1. 3bpü — abpx Massorah bei Gi. I 608 Kol. 1; III 27
N. 641 ff.
1. ’pbain — ö'pbain. Lev. r. XXI, 1 in edd. und Jal. ha-Ma-
chiriPs. 27 §5. = Kod. Ken. 89. Abudraham ed. Warschau 110 b :
n'pbaym.
1. ’pbatn - pbajn. Lev. r. 1. c. in ms. Epstein; Ibn G’nah,
Wb. r. bps; 1 Kod. Ken. 201. = LXX: ■/.&). ’Agal.f,x.
1. 333 hx - by. Trg.,. LXX, P, Ken. 225.
1. a33 - ajjii. Lev. r. XXI, 1 in edd. und Jal. Ps. § 706. =
LXX, Ar.
1. bxi - bin. Trg., LXX, P, Kod. Ken. 225.
1. ibpa nx ian. Fehlt in Trg. edd., 2 P und Ken. 90.
2. in'an xb — xbi. Trg. edd. = V und Kodizes.
4. om px - nm xb. Trg., LXX, P.
5. - nw. Lev. r. XXI, 1 in ms. Epstein und Jal. Ps.
§ 706 da® in 'm m® nxi).
5. n’binrn — n’bxinm. Lev. r. 1. c. Massorah bei G. I 10
N. 14° zählt nicht unsere St. zu den 51 Wörtern, in denen
ein x fehlt. 3
6. imbx 'na - vnbxa. pnr m’py Pforte 61.
8. erpnx - tpnxn. Vgl. Proleg. epnxn lesen Kodd. Ken. 30,168.
8. naxb. Fehlt in Pesiktha r. 31 a .
8. lb naxn - lb ri naxn. Joma 73 b . V: Dixitque ei Domi
nus = rnb naxn oder auch lb m naxn.
8. ib naxn. ib fehlt in Jerusch. Joma YI, 3 (44° 27) in edd.
und Jefeh Mar eh.
10. nnra.n bno nx - brm nx. Sohar IV 166 b .
11. mpn - iX'2’1. Vgl. Proleg. Kod. Ken. 174 hat ix’an mpn.
12. D'paa — ppiaa. Joma 83 b , Jerusch, ibid. VI, 3 (44 c 27).
12. min - wes. Sohar I 175“.
12. rbx + mn. Vgl. Proleg. Ebenso liest Mid. zuta Kohe-
leth ed. Buber S. 112.
13. nirbir + Dm 1 . Trg., Kodd. bei Field, P, Ar, zwei Kodd.
de Rossi.
1 Im arab. Original =MT.
2 Lag.: a^pit n> inai.
3 'tt lom [nsnl'pa pba x"J, darunter auch n'bmtn in II S. 2, 2.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
65
16. pxn ba 'je - nmttn 'de. Ibn Esra zu Num. 11, 31. ba
fehlt in Kod. Ken. 225.
16. min* — btt“iE>\ Ibn G-’nah, Wh. S. 333 in einem ms.
17. anyn nyi — ny. Lekah tob zu Ex. 16, 35; Ibn G’nah,
Wb. S. 371 in einem ms.; Trg. bei Ibn G-’nah, Sefer Ha-Scho-
raschim r. nna. 1 = LXX, V, Ar.
17. amnab — lmnöb. Pesiktha d’R. Kahana 175 b (bis); 3
Mid. Ps. 79, 1 in den alten edd. = LXX, Trg., V.
17. aböD — nnis. Gen. r. LXXVIII Ende in den alten edd.
und Jal. Gen. § 133.
17. ly:. Vgl. Proleg. nys fehlt in Kod. Ken. 252.
19. “nyj — nnyj. Massorah bei G. II 377 N. 151.
20. ayn ntt — ayn btt. Vgl. Proleg. ayn btt haben einige Kodd.
22. th ay - nn ntt. Gen. r. ed. pr. XLIII Ende. = Kodd.
Ken. 246, 614.
22. jri3 ttb - tibi. Trg. Lag. ttbl (edd. ttb). »bl haben Ken. 2,
154, 174.
23. ie»yn - jiryn. Gen. r. XLIII Ende in allen alten edd.
und Jal. Gen. § 76.
24. Tun (Q’re: -n'n) - ä'ttatvn. Lekah tob zu Gen. 14, 24
aus Gen. r. 1. c.
24. a»\n — a'a»vn. Lekah tob 1. c. Trg.: nttnwtn.
25. + nn. Vgl. Proleg. So auch Kod. Ken. 651.
25. btn©'b — bttuü'3. Vgl. Proleg. b»ne>’3 lesen mehrere Ko
dizes Ken. und de Rossi.
26. , ,, »au. Mid. Ps. 15 Ende in den alten edd. und ms.
Epstein: nana aab nan ["ml abpat b» in nbtr'i.
26. ronb - mb. Trg.: ',-namb. 3 = LXX, P, V.
27. mana-niöia. Massorah bei G. 1602 KoLLmmatra mma*
31. *]bnnn — ibn. Trg.: i’bn. Vielleicht bloß sinngemäß.
Kap. XXXI.
1. bitt» btt - by. Trg., LXX, P, mehrere Kodizes.
3. amana — anitsn ja. Hajug ed. Jastrow S. 99; 4 Massorah
bei G. I 489 N. 251.
1 Im arab. Original = MT.
2 Vgl. jedoch Pesiktha r. 31 a und Friedmann z. St.
° Vg'- jedoch zu 14, 48 v. mol».
4 In der Übersetzung Ibn Gikatilias, Tvvo Treatises S. 46, = MT.
Sitznngsber. d. pliil.-hist. IC1. 160. Bd. 7. Abli. 6
G6
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
4. ibbyrm - ibbipnm. R. Josef Kara in Geigers Parschau-
datha S. 29; Glossaire hebreu-frangais z. St.; 1 Ken. 1, 150.
4. amn nx bix© rtp'i — rnn np'1. Sotah 10 il bei Pseudo-Nah-
nianides zu Cant. ed. pr. Altona 14% in Jal. ha-Machiri Ps. 25
§13 und in m~i m'bx nein 2 Pforte n©an. bix© fehlt in Kod.
Ken. 182.
6. n©b©i — riBb©i. Tanhuma ’rm § 14 in den alten edd.
6. Sa ej - an. Qimhi z. St. Trg. Lag. und Bömberg 1518:
r]Ki. = AI, P und zahlreichen Kodizes.
8. a’bbnn nx. nx fehlt in Trg. Lag. und edd.
10. inna — inbabj. Parhon, Wb. r. bba. Gewiß Verwechslung
mit I Chr. 10, 10.
10. j© jxir. Kaftor wa-Pherah ed. Edelmann 21“; Parhon,
Wb. r. Sb: und r. ypn; Qimhi, Wb. r. ppn; mehrere Kodizes.
11. rbx — vbl?. Trg. und Kodd. bei Field.
12. bn ©'X — bn '©:x. Pirke d’ R. Elieser Kap. 38 in ms.
Epstein und Menorath ha-Maor N. 216. = V und Kod. Ken. 187.
12. mp’i - ix© 1 !. Massorah bei G. I 605 Kol. 1 aus Kodex
’bbn, V und einige Kodd.
12. |© — |x©. Kaftor wa-Pherah 21" und einige Kodizes.
A d d e n d a.
I, 1. nb matbi mnn©nb - 'n pbab nnn©nb. Sa’adia im
Komm, zu Sefer Jezirah, ed. Lambert S. 19. maibl (xai Gueiv)
fehlt in Al.
I, 10. <n bv — bx. Vgl. Proleg. Auch Machsor Vitry S. 14
liest in Beraehoth 30 b : <n bx.
II, 13. b©aa — b©aa. Zusätze zu Ibn Esras Pentateuch
komm. in n’ br pp, I S. 87. V: dum coquerentur. b©aa hat
Ken. 178.
II, 15. ©'xb. Ein massoretisches Verzeichnis bei G. I 51
N. 440 zählt 32 ©'xb ohne unsere St. Der Verfasser dieses Ver
zeichnisses hat also in unserer St. nicht ©’xb, sondern © 1 x b x
gelesen.
1 Vgl. zu 6, 6 v. Vtpra.
2 ln ntjsrt ivwjei Ende.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
67
II, 22. |333lp’. In vier massoretischen Verzeichnissen von
nur einmal vorkommenden Wörtern, die mit -ir beginnen, 1 kommt
1331»’ nicht vor, ebensowenig in vier Verzeichnissen von Wör
tern, die mit -pp beginnen und auf p oder [. endigen. 2 Die Ver
fasser dieser Verzeichnisse haben daher in unserer St. 133®? ge
lesen. i und I können ja so leicht miteinander verwechselt
werden. Mit dieser Lesart hängt die folgende Variante zusammen.
II, 22. [33® 1 — [133®'. Jemenesische Mass. bei G. III 72
Kol. 2: 'absn'3i jtcä'n nsDa ri xba p33®Sabbath 55 b , wo das
Wort wie [33®[ gedeutet wird, bestätigt die defektive Schreibung.
II, 24. ’3jx —".'SK. Halachoth Gedoloth ed. Berlin S. 606 3
aus Kidduschin 81"’.
II, 24. ri cj + nx. Sabbath 55 a in ms. München. — Kodd.
bei Field (t'ov Xa'ov) und Kod. Ken. 89.
II, 25. kiüt dk — '3. Mecliiltha zu Ex. 21,22.
II, 26. “ijjjm — “iyjn \t\ Jal. ha-Machiri Ps. 16 § 1 aus Aboth
d’ R. Nathan Kap. 2 Ende.
II, 26. 3’®3X aj? 331 — 33. Buch der Frommen N. 485 und
N. 526 (bis). = Kodd. Ken. 145, 180.
II, 27. i'bx — ib. Lekab tob zu Deut. 33, 1 aus Sifre Deut.
§ 342;* Kod. Ken. 224.
II, 27. nbiin - nbi3. Trg: nxb3nx, LXX: ’ATrov.cfAucOdc, P:
i’bsn». Eine ähnliche Stelle ist Job 20, 4 nj? '30 nj?T nxn, auch
dort ist nxn keine eigentliche Frage, und doch hat das Trg.
dort: xm, ebenso P, LXX: [j.y] xoXixa. Es ist daher sehr wahr
scheinlich, daß die alten Vertenten in unserer St. nb33 gelesen.
V übersetzt hier fragend und Job 20,4: 'nyi'nw.
II, 28. [nab ’b — [nab ’b nvnb. Mid. Zuta Koheleth ed.
Buber S. 128.
II, 30. abijl ny — B'ö'n ba. So zitiert eine Mass. bei G. I
579 Kol. 2. Vielleicht bloß Verwechslung mit VV. 32, 35.
II, 33. a’nxbi - B’xnnb. Buch der Frommen N. 607 und ed.
Berlin S. 35 N. 33.
II, 33. “|®S3 nx. nx fehlt in Raschi Baba Bathra 79“ v.
3'xnn® und in Trg. bei Qimhi z. St.
1 G. I GG7 NN. 4, 5, 6, 7.
2 lbid. NN. 9 b, 9 c, 9 d, 9 e.
8 Ed. Warschau 126 b fehlt das Zitat.
4 Fehlt in edd., Jal. Deut. § 951 und IS. § 91.
5*
89
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
II, 33. 821 - 82. Synhed. 14 a ; 1 Parhon, Wb. r. ©:k.
II, 34. *pa ij© 8« - p'32 8k. Massorah bei Gr. I 59 N. 522 b 2
in einem Verzeichnis von Verbindungen mit 8k 3 führt auch 8k
-]’ja an. Da diese Worte in keinen andern Zusammenhang passen,
so kann nur unsere St. gemeint sein.
II, 36. k:. Fehlt in Midrasch Sam. VIII 5. Auch LXX
drückt K3 (Sv)) nicht aus.
II, 36. maron + ja. Jal. ha-Machiri Ps. 51 § 21 aus Sotah 5 a .
III, 1. np' H’n. irn fehlt in Mid. Agada zu Lev. 1, 2 aus
Lev. r. II, 1; Aruch v. ept; Kod. Ken. 174.
III, 2. Kinn dtd - onn D’a’3. Trg. edd.: pa’Kn K'av3 (Lag.:
Kinn Körn = MT), P: pan Knai’3. 4
III, 2. 821’ k8 - 8l2’ k8i- Mid. ha-gadol. S. 414 aus Agadath
Bereschith Kap. 41 § 3. 6 Vielleicht bloß Verwechslung mit 4,15;
jedoch ist k8i auch durch LXX, P, V und einige Kodd. bezeugt.
III, 5. ’nKnp k8 + '33. Tanhuma ist § 13, Kodd. Ken. 30, 70
margin.
III, 12. '833 8k - 8ji. Mid. Sam. X, 1. = LXX, Trg., 6 P,
V, Ar.
III, 16. 8kiüip riK - 8k. Vgl. Proleg. Mass. bei G. III 27
N. 641 hh: 8aia© 8k k"3.
III, 18. a'nann 82 nK - n8K,n n'nann nK. Jal. z. St. aus Mak-
koth 13\ ,n8K.n haben 4 Kodd. Ken.
IV, 3. I32np2 Kia'i - p8p. Trg. Lag.: p ,-p i, P: 81 Kn. Vgl.
Ex. 34, 9 unnpa '3nK K3 p 8 ’. LXX: K3£'i ist gewiß aus K3'i oder
umgekehrt entstanden.
IV, 7. inaK '2 - naK'i. Trg. Bömberg: naKi (Lag. maK nK).
= LXX.
IV, 7. d’,“i8k K3 - 2’,n8K pnK K2. m 7 K3iiK KnK. Euphemis
mus oder Parallelisierung mit V. 6. a\n8K pnK hat Kod. Ken. 30.
1 In edd., En-Jakob und Jal. z. St.
8 So auch Mass. ed. 6 b Kol. 4 (ed. Warschau 1862).
3 ... -['ja Vk ... !>ki |in:o in rpi nsnp Pa pb’n |Pk.
4 Nach Wellhausen, Text der BB. Sam., bloß eine ,richtig deutende Über
setzung“. Viel, auch Parallelisierung mit V. 1.
5 In edd. und Reschith Choljmah Kap. oca bil’3 fehlt die Stelle.
6 IS. 24, 8 biso aipp hat Bömberg 1518: np, Lag.: bv.
1 Prophetentargum deutet DlPs immer durch 'n an, vgl. darüber Aptowitzer
in R. Ü. J. LIV (1907) S. 68.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
69
IV, 10. tp’i - ibm’1. Trg.: nanxi.
IV, 10. bsn - ibs’l. Trg. Lag.: ib'Dpnxi. — LXX (Al), P,
V und Kod. de Rossi 211.
IV, 13. -pn -p (Qre t). Trg.: xynn nmx ira’a by = "pn t by
“>y»n, wie II S. 15, 2. Gewiß Übersetzungsmanier; V. 18 und
II S. 18 ny©n t übersetzt Trg. gleichfalls mit xynn nmx !»a'3 by
Indes hat LXX einen ähnlichen Text: -pnn nssa ny©n t by.
IV, 13. mya - myb. Trg. Bömberg: xnnpb (Lag.: xnnpa).
= LXX.
IV, 15. D’ytrn + njiy. Mass. bei G. II 339 Kol. 2 (Zitat).
IV, 16. xan - xa. Trg.: n’nx (Lag.: vpnx), P: n’nx, Ar:
ana gitu.
IV, 18. D’nbxn — ri. Tanhuma ed. Buber 'tüz § 3.
IV, 20. maäjn + D’twn. Trg. und LXX. Vielleicht bloß sinn
gemäße Ergänzung.
V, 1. D’nbxn pnx - pnxn. Jal. I S. § 103 aus Mid. Sam. XI, 4.
V, 8. bxn»’ \nbx pnx - *n n’na pnx. Seder Eiiah r. Kap. 11 in
ed. pr. Ven. 1598 (ed. Friedmann S. 58 fehlt das Zitat), v 'bx\n
hat Ken. 150.
V, 10. D’nbxn pnx nx inbw'i - '.n pnx nx ia’»’i. Seder Eiiah
r. 1. c.
V, 10. ipym — lpyjpi. Seder Eiiah r. 1. c.
V, 10. ’»y nxi ’jn’anb - uay nxi un’anb. Trg.: xoay nn xsmbtspb.
Es scheint nicht Ubersetzungsmanier, da im unmittelbar fol
genden V. ’tty nxi ’nix durch ’ay n’i ’n’ ausgedrückt wird. LXX,
P, V, Ar haben beidemal den Plural, iwranb haben Ken. 99,150.
VI, 2. pnxb - pnxa. Trg. Lag.: xsnxa.
VI, 3. mbtyn bx — 13’trn. Raschi zu Jes. 53, 10.
VI, 4. abab - oabab. Trg., 1 LXX, P, V, Ar und viele Kodd.
VI, 7. by D.n’by nby xb - bya iaa>a xb. Trg.: m» xnu xbn, wie
Deut. 21,3 bya nawa xb - mja m’M xb. In Num. 19, 2 nby xb
by n’by übersetzen die Targumim wörtlich. 2 Auch in unserer
St. ist kein Grund zur Umschreibung vorhanden.
VI, 8. nbayn bx. Trg. xnbjya muß nicht nbaya ausdrücken,
da auch nbayn bx in V. 11 und II S. 6, 3 so übersetzt wird.
P. hier, V. 11 und II Chr. 13, 7 xnbjya, II S. 6, 3 xnbjy by.
1 Ed. Leiria 1494: Jinbob = MT.
2 Onk.: avj nby p'bc xb, Jon. nach der Halacha: nby pnc ab.
70
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
VI, 8. am Fehlt in Jal. Ex. § 367 und Bahja b. Ascher,
Komm. 104° aus Baba Bathra 14 a . 1
VI, 11. nbjjn bx - by. Massorah ed. zu Josua 10, 27 (Zitat).
= LXX, V, Ar. Trg. und P: xnbaya, vgl. zu V. 8 s. v. nbiyn bx.
VI, 15. pxn bx - by. Trg., LXX, P, V, Ar und Kodd.
VI, 18. bax - jax. Trg., LXX, Ar und einige Kodd.
VI, 19. ©'x ^bx a'©ön ©'X a'ya©. Vgl. Proleg. wx sibx ö'ya©
zitiert Thr. rabbathi ed. Buber S. nj. ©'X fehlt in Kod. Ken. 475,
©'X ?|bx B'©öpi fehlt in Ken. 84, 210, 418.
VII, 2. rm — \ti. Zebahim 118 b nach Jal. Jos. § 23, Seder
Olam r. Kap. 13 nach Jal. I S. § 139, Kod. Ken. 23.
VII, 2. ri'3 ba. ba fehlt in Lekah tob zu Gen. 6, 12 und
Kod. Ken. 84.
VII, 3. bxi©' rra. n'3 fehlt in Mid. Ps. 119, 145.
VII, 3. n bx + aa'nbx. Mid. Ps. 1. c. Vgl. Deut. 4, 30; 30,
2, 10; Hos. 14, 2.
VII, 9. bxiö© (I) fehlt bei Ibn Kureiseh, Risalät lit. a S. 21.
VII, 9. b'ba fehlt in Trg. Bömberg 1518. Lag.: i'ö3.
VII, 9. pym - pyr\ Vgl. Proleg. pym hat Kod. Ken. 198.
VII, 9. bxn©' nya. Fehlt in Pesikta d’ B. Kahana 156 a und
Tanliuma ed. pr. U'ixn (§ 4).
VII, 10. B'n©bs - B'fi©b&n. Gersonides zu I S. 2,10. = LXX.
VII, 10. bxn©' 'sab i&33'i - bxn©' '33 '3sb iB33fi'i. Lekah tob zu
Deut. 28, 7.
VII, 13. my ibb' xbi B'n©bBH iy33'l. Pirke d’ R. Elieser Kap. 36
wird in bezug auf Davids Siege über die Philister bemerkt:
... ny a'n©bs iba' xbi a'n©bs lyjan 3'nai. In der Ge
schichte der davidisclien Regierung, II Sam. und I Chr., kommt
weder diese, noch eine ähnliche Stelle vor; cs ist daher zweifel
los, daß der Agadist den inhaltlich passenden Satz aus un
serer Stelle borgt. 2
VII. In D. Hoffmanns 'aipb m3 'taipb S. 14: bxyö©' 7 löx
n»x3© p'X3i©3 p jnb n©iy xin -pna ©npn an'S'nb pyö©3 bxn©'© jöt bs
7 'nni nnx 3'na nöi nbxn niöipön ba nx bxn©' nx bb©i
bxiö© 'ö' ba D'n©bs3. Demnach hätte R. Ismael in seinem
Texte am Schlüsse unseres Kapitels eine Stelle gelesen, die in
1 Edd. und mss. = M T.
2 Vgl. Proleg. S. 25 ad c.
wamst • ■«;
Das Schriftwort in der rabbinisclien Literatur. II. 71
unseren Texten in V. 13 stellt. Vielleicht muß es aber für mnx
heißen ibxx, dabei.
VIII, 1. npxa — ’3. Vgl. Proleg. ’a liest der sehr alte Mi
drasch Megillah in Semitic Studies S. 173.
VIII, 2. bxv mann ua o» vm. Ruth r. zu 2, 1: Dai a viam
bxv> “iiaan a© bxiair. Wahrscheinlich Vermengung mit I Chr. 6,13;
vielleicht auch ist zu lesen: bxiött> ’333, d. h. es steht in der
Stelle von den Söhnen Samuels. 1 Das Zitat lautet demnach bloß
8x1' “iiaar? Dir, welche Lesart auch anderswoher bestätigt wird.
Da fehlt nämlich in Jal. ha-Machiri Ps. 80 § 2 aus Mid. Ps. ibid.
und in Kodd. Ken. 71, 176.
VIII, 3. na iabn xbi — iabn xb 1D31. Sabbath 56 a in allen
Ausgaben. 3 Vgl. V. 5 labn xb *]Dai.
VIII, 3. na. Fehlt in Agadath Schir Ha-Schirim ed.
Sehechter S. 15 und in Kod. Ken. 96.
VIII, 3. lau — iab’1. Mid. Agada, II S. 17 aus Tanhuma ix
§10. Sym.: «um (;.at£Z.A:vov äxobouOouvTsc geht gewiß auf ihm
iab’i zurück.
VIII, 5. nny - nnyi. Vgl. Proleg. nnm lesen 7 Kodd. Ken.
VIII, 7. bipa — bipb. Josef Kara, Hoseakommentar zu 13,1.
VIII, 7. nax’ — “iöX'. Josef Kara 1. c.
VIII, 12. aiitfbi — (?) Di©b. Massorah bei G. I 329 Kol. 1
zählt ai»bl unter den Hapaxlegomenis; dieses Wort kommt aber
auch II Sam. 7, 23 vor. An einer dieser Stellen hat die Masso
rah nicht ai»bl gelesen, sondern aiüb; vielleicht auch a'»bi.
VIII, 12. nwybi - nwb. Trg. bei Qimhi: xdöix.
VIII. 12. mwbi + ib. Mahsör Vitry S. 558.
VIII, 16. inaxbab rwi. Trg.: n'nia'j) paar ’inab = mwb
insxbö. Vielleicht bloß Parallelisierung mit V. 12.
VIII, 19. ax -a. dx fehlt in Midr’sche Ha-Torah S. 195 und
in Kodd. Ken. 30, 71.
VIII, 19. irri’ — jba 1 . Vgl. Proleg. pba- auch in Midr’sche
Ha-Torah 1. c.
VIII, 20. DDsb — wxaa. Raschi Synhed. 20v. pxn ’ay;
Bahja b. Ascher, Komm. 258\
1 Vgl. Num. r. X, 5: ’jata pawa, d. h. man machte einen Einwand
aus der Stelle von den Söhnen Samuels. Der späte Num. r. korrigiert
aber oft seine Quelle, weshalb sein Zeugnis kein vollgültiges ist,
2 Parallelstellen und Sekundärquellen = MT.
72
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
VIII, 20. un&nb» nx. nx fehlt in Predigten des R. Nissim
N. 11; Bahja, Komm. 129 b .
IX, 2. 'ja» fehlt in Mid. ha-gadol S. 699 aus unbekannter
Quelle (bxnü’a pxi) und in Kod. Ken. 130.
IX, 2. Din — D’iwxn. Midrasch Agada II S. 53 aus Tan-
huma -nett § 6. Vielleicht ist die sehr schwierige Lesart der LXX:
pxn aus falscher Auflösung von 'xn, = D'irjxn, entstanden.
IX, 3. onyina - anjHPt ja. Trg. Lag.: x'ö'bu? ja (Bömberg
1518: x'a'biya).
IX, 3. “jb - “jbl. Trg. Lag.: bvxi (Bömberg = M T). =
LXX (ab!).
IX, 4. nam — “iami. Trg. Bömberg: nain (Lag. = MT).
Vielleicht bloß Parallelisierung, wie umgekehrt LXX und V
durchweg den Plural haben, nairi haben 3 Kodd. Ken. und der
spanische Kod. de Rossi 518.
IX, 5. pxa - pxb. Trg., Al, P, V. Viell. bloß sinngemäß.
IX, 6. xj mn. X3 fehlt in Sifre Deut. § 342 in edd. und Jal.
Deut. § 959 und bei Josef Kara in Geigers Nite Na’amanim 3 a .
IX, 7. ©'xb + anbxn. Trg.: m x'asb, 1 = Kod. Ken. 182.
IX, 7. u'baa. Trg. Bömberg, edd. und bei Qimhi: X33’a, =
uaa (unxa). Gewiß Verschreibung aus x:3aa, das Lag. hat.
IX, 8. 'nnsi - CUjnJi. Trg.: jnn (Lag.: pnxi), P: bns, V:
demus. LXX: jnni ist vielleicht aus jnji entstanden, oder um
gekehrt; /.«: Shxrsi; ist aber auch — nnn.
IX, 11. nax'i — nax’i. Vgl. Proleg. naxn hat Kod. Ken. 1.
IX, 13. -run + bx. Mechiltha 19 b . Kod. Ken. 70: -rpb.
IX, 13. bax 1 — ibax’. Mechiltha 1. c.
IX, 13. natn + nx. Vgl. Proleg. Orhoth Hajim, nban N. 74:
xnan by ans' xin p'öjnnan nan nx -pa' xin '3.
IX, 16. pbx - -]S. Midrasch nnnx ö'3b in Bubers xnuxn "isd
36 b , Ken. 93.
IX, 16. inpj?3t - Dppi>3t. Trg., LXX, P, V.
IX, 18. m ’X - nrx. Sifre Deut. § 17; Raschi zu II Chr.
11,8; Qimhi zu V. 19; einige Kodizes.
IX, 21. <tsatt> - bw. Trg., LXX, P, V.
IX, 22. dX'3'1 — Dxan. Massorah bei G. I 608 Kol. 1, III 27
N. 641 ff.
1 So edd. und Lag ; bei Raschi (sui 1 ?) und Qimhi (N’2p = MT.
Das Schriftwort in der rabbinisehen Literatur. II.
73
IX, 27. *on — nan. Nahmanides zu Gen. 25, 31.
IX, 27. n’nbx — *n. Vgl. Proleg. 'n hat Ken. 71, ü\nbx *n
Ken. 70, 254.
X, 1. Vgl. Proleg. inbn: b'j fehlt in Kod. Ken. 195.
X, 2. irpab + jmx. Trg. Bömberg 1518: (1. ;n') “|iv 'ya’öb.
Vielleicht bloß Ergänzung.
X, 2. "pax. Fehlt in Toseftha Berachoth IV, 18 in edd.
und mss.
X, 2. nan - nan. Toseftha 1. c. in edd. = LXX, hexa-
plarische Note, Trg., P und 2 Kodd. Ken. V: intermissis pater
tuus asinis, drückt nan nicht aus, 1 was mit Tosefta 1. c. in ms.
Wien übereinstimmt.
X, 3. nnbxn — nnbx. Ihn G’nah, Wh. S. 368.
X, 16. un + ’2. Josef Qimhi in Sefer Ha-Sikkaron S. 49.
X, 21. Für die Proleg. S. 3 hervorgehobene Tatsache, daß
selbst ganz bedeutende Abweichungen der LXX von MT in
hebräischen Kodizes aus verhältnismäßig sehr später Zeit
ihre Parallele hatten, ist interessant, daß LXX und Kod.
Ken. 451 in unserem Verse nach naan den Zusatz haben:
anaab nuan nnatra (ns) (i)anp’i.
X, 22. abn my — my abn. Toseftha Berachoth IV, 18 nach
Jal. I S. § 108. Kodd. bei Field: eviaOOa exi.
X, 22. abn fehlt in Tanhuma ed. Buber xnpn § 4.
X, 22. B'ban bx — B’ban pa. Aboth d’R. Nathan ed. Schechter
S. 140. Trg., LXX, P, Ar: a'banpa. 30, 4 a’brn by übersetzen
diese Vertenten MT. Der Sprachgebrauch fordert 3 Kan:, vgl.
Gen. 3, 8; Jos. 10, 17; I S. 13, 6; 14, 22; II S. 17, 9; IR. 18,
4, 13; II R. 7, 12; Jes. 42, 22; 49, 2; Amos 9, 3; II Chr. 22, 9.
X, 24. an'xnn. Uber das Dagesch im n vgl. Norzi und
Baer. Nach zwei andern massoretischen Verzeichnissen bei
R. Moses Punktator 2 hat das n von an'Kin in unserer St. kein
Dagesch.
X, 24. nn’xnn. Trg. Lag.: pmn xn = an’xn n:n. V: certe
videtis; P, Ar: an'xn. Vielleicht bloß sinngemäß.
X, 24. n in nna — ‘n nna 13. Jal. I S. § 95 aus Mid. Sam.
1 Es hätte etwa heißen müssen: sublatä curä de asinis.
2 Fragmente aus der Punktations- und Akzentenlehre der hebr. Sprache,
ed. Frensdorf!', Hannover 1847, S. 23.
IBHPp mk IHMMIIiMMMI1TMI ii wlBMMMBlMBMaBHBBWBBBlBKMBMgBaMBI
<4 VII. Abhandlung: Apto witze r.
VIII, 2; Num. r. III, 2 in edel. Auch V: quem elegit Dominus
entspricht besser dem hebr. ri iro 13 iipk.
XI, 12. B'iwxn + nx. Raschi Joma 22 h v. bl?’l BTOl.
XII, 3. ’rmn •» ns - nxi. Vgl. Proleg. nxi hat Hadassi in
Eschkol ha-Kofer 42 b .
XII, 5. D33. Fehlt in Makkoth 23 M und Kod. Ken. 60.
XII, 5. nin. Vgl. Proleg. nn fehlt in Kodd. Ken. 50, 93, 95.
XII, 6. -®xi - *®x. Jerusch. Rosch Ha-Schanali II, 5 (58 b 5).
= LXX und Ken. 76, 244.
XII, 7. mpis. In drei massoretischen Verzeichnissen von
Wörtern, die nur je einmal ohne i geschrieben sind, 2 fehlt das
Wort rippst, welches Idc. 5, 11 defektiv, in unserer St. und
Michail 6, 5 plene geschrieben ist. Die Verfasser der genannten
Verzeichnisse haben also entweder in unserer St. oder in Michail
6, 5 oder auch in beiden Stellen npnst def. gehabt.
XII, 13. -®x (II) - -®xi. Michlol ed. Rittenberg 7 a . =
Kodd. bei Field, Trg. Lag., P, V und vielen Kodizes.
XII, 16. nn. Fehlt bei R. Josef Qimhi in Sefer Ha-Galuj
S. 111.
XII, 21. rnx '3. '3 fehlt in Trg., LXX, P, V und Ken. 30,
109. Das P’sik l nach '3 zeigt ebenfalls, daß das Wort an-
gefochten wurde. 3
XIII, 11. riX3 - nnxs. ILajug, Sefer npsn ed. Dukes S. 198;
Komm, des R. Jesaiah zur St.
XIII, 13. - nys®. Seder Olarn r. ed. Mantua 1514
Kap. 13, Kod. Ken. 187.
XIII, 13. -pst - ri “pst. Trg. Lag., LXX.
XIII, 14. lnwi — inisn. R. Samuel Ha-Nagid bei Qimhi,
Michlol ed. Rittenberg S. 49 b : n®i3l nJltwn “T)' 1 , wozu Qimhi: ’sxi
D’p’HÜ D'“)BD3 p 'nXStÖ xb.
XIII, 19. px — bi3J. Vgl. Proleg. bi33 haben einige Kodd.
XIII, 21. q'b m'StBn — D'BTüBn. Fastenrolle ed. Mantua 1514
Kap. 1; Kodd. Ken. 112, 150; Ken. 180: a’BtrstBn ist gewiß bloß
Verschreibung aus D'BT’SBn.
XIII, 21. ö'B — D'B. Jemenensische Massorah bei G. III 72
Kol. 2: 'S3 xsr, D'B.
1 In edd., Agadoth ha-Talmud und En Jakob.
2 G. I 418 NN. 428, 429, 430: n per: prrm n"n.
3 Vgl. Büchler, Untersuchungen zur Entstehung der hebr. Akzente S. 80 ff.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
75
XIII, 22. nönbö - nanba. Mid. Sam. XVII, 2; Cant. r. ed.
Ven. V, 14; Lev. r. edd. Ven. und Sal. XXV, 8.
XIII. 22. jn3V’ — jnjliT. Num. r. X, 1 in ed Ven. lind Sal.;
Qimhi zu V. 19.
XIII, 22. jnjvbl jnnn'bi. Num. r. 1. c., Qimlii zur St. aus
Mid. Sam. XVII, 2.
XIV, 1. asa - asa. S. zu XIII, 23 s. v.
XIV, 10. ub - '*?. Abraham Bedaresi (’ttnna) in Hotham
Tochnith 142».
XIV, 14. n»3t + npa. Trg.: pim wie, 1 == 3 Kodd.
XIV, 18. ’3ai - '33 oy. Vgl. Proleg. '33 ay hat Ken. 150.
XIV, 19. n*?'i - ibn. Trg., LXX, P.
XIV, 24. ©’xn — oyn. Sifre Deut. § 4. Wahrscheinlich bloß
graphischer Fehler, vielleicht auch durch das vorhergehende
oyn veranlaßt.
XIV, 29. pxn nx. nx fehlt in Ibn G’nahs Wb. r. nay.
XIV, 29. iran — wann. Jal. zur St. aus Joma 83V — LXX.
XIV, 30. D1\n. Fehlt in Hadassis Eschkol Ha-Kofer S. 70°,
in V und 2. Kodd.
XIV, 34. in'© - i'©. Jal. zur St. aus Zebahim 120 il ; Cant,
r. V, 14; Gersonides zu V. 35. S. auch Qimhi.
XIV, 34. nnn *?x - *?y. Eschkol Ha-Kofer 64 lj , Konkor. v.
biaxb, Trg. und Kodd.
XIV, 34. oyn *?a. Fehlt in Eschkol Ha-Kofer 1. c. und 87 d .
XIV, 34. Dyn *?a. *?a fehlt in Raschi zu Zebahim 120 a .
XIV, 34. nur ©'x (II) + r© ©'xi. Jal. zur St. aus Zebahim
120% Eschkol Ha-Kofer 87\ = Kod. Ken. 30 (in'©).
XIV, 34. Dir itsnw'i nb'bn n'a - nb'ba ian©'i. Jal. 1. c. s
Vielleicht bloß Wiedergabe des Inhaltes, 4 aber auch Iladassi
1. c. zitiert d© iDn©'i n b' b a und liest H'a nicht.
XIV, 45. jnsi'n — pinn. Vgl. s. v. pin'.n liest in Berachoth
55 11 Jakob ben Jehuda Hasan aus .London 5 in Sefer D"n p. 6
1 Aber so auch IR. 19, 19 Baisse, wo ?p? nicht paßt; daher fttil auch in
uns. St. Erklärung.
2 Edd., mss. und Halachoth Ged. S. 156 = MT.
8 So auch die alten Ausgaben.
4 Vgl. Proleg. S. 27, ad h.
6 II. Hälfte des 13. Jahrh., s. Adler in Steinschneider-Jubelschrift S. 241
6 Op. cit, S. 204.
76
VII. Abhandlung: Aptowitzer.
XIV, 45. nyw'H - nrwnn nx. nvitsnn lesen Jakob ben Je-
hudah aus London und 3 Kodd.
XIV, 45. nxin nbrai. Fehlt inBerachoth 55 b in ms. Florenz
und in P. nbnin fehlt in Trg. bei Aliron Ha-Kohen aus Lunel; 1
nxn fehlt bei Jakob ben Jelmdah aus London und in Kod.
Ken. 90.
XIV, 45. rrwö — nrwa. Berachotb 55 b nach Jal. I S.
§ 118 und Mid. ha-gadol S. 558. 2
XIV, 45. a’nbx — ',1. Mid. ha-gadol 1. c. und Kod. Ken. 93.
Ken. 240: a’itbx ti.
XIV, 47. m baa d'dd - D'aoa wk bsa. Gen. r. XCIX, 3.
Vgl. Deut. 12, 10; 25, 19; Josua 23, 1.
XV, 3. pbay nx. Pirke d’R. Elieser Kap. 44: 3 bix® pba®ai
i'pa pn»a aj? pbap nx pb nny mxas n nax na bxia® ib nax. Ge
wiß aus dem Gedächtnis zitiert und Reminiszenz an andere,
ähnliche Stellen. 4 Vielleicht auch Wiedergabe des Inhaltes, da
der Ausdruck -ppa pntsa immer dort gebraucht wird, wo es sich
um vollständige Vernichtung handelt.
XV, 6. na — lälp. Massorah bei G. II 546 N. 7 (Zitat).
XV, 6. iiD - na. Massorah aus Jemen bei G. III 73 Kol. 1:
JXhn '“©Da iwn pacn ,ne. Vgl. auch Baer.
XV, 6. m — nn. Massorah 1. c., Kod. Heidenheim bei Baer.
XV, 9. Di?m. Fehlt in Tanhuma ymsa § 1, Mahsor Vitry
S. 215 und Kodd. Ken. 70, 109.
XV, 11. prn — pya'i. Vgl. Proleg. ppmi haben Ken. 125,174.
XV, 12. bix® nxnpb npaa hat Kod. Ken. 18, npaa bxia® ddü'I
zitiert auch Mechiltha des R. Simon ben Johai ed. Hoffmann S. 52.
XV, 22. ö’nan nibya —nnsai nbij?a. Mid.Ps. ed.Buber 40 §4; 6
Ziuni zu Ex. 28, 21: nbim. Vgl. Levit. 23, 27; Jer. 14,12; 17, 26.
XVI, 15. xj ran. x: fehlt in Juda ben Barsilais Kommentar
zum Sefer Jezirah S. 183 und in Kodd. Ken. 1, 30, 70.
XVI, 15. nm fehlt in Hotham Tochnith 182h
XVI, 18. pj - psb. pnr m'pp Pforte 15, Kod. Ken. 198.
1 Orljoth IJajim II S. 511.
2 nuws in andern Sekundiirquellen und in edd. entseheidet nicht, da es
rnjwo gelesen werden kann.
3 So auch ed. pr. Konst. 1514.
4 Vgl. IS. 25, 22, 34; IR. 14, 10; 16, 13; 21, 21; IIR. 9, 8.
6 Fehlt in edd.
Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur. II.
77
XVI, 23. Vgl. Proleg. + njn haben 8 Kodd. Ken.
XVn, 20. xän + in. R. Sam. Masnuth in Ma’ajan Gan-
nim S. 50.
XVII, 36. nmys fehlt in Nnm. r. ed. pr. V.
XVII, 37. ntn. Fehlt in Jal. ha-Machiri Ps. 16 § 23 ans
Tanhuma max § 4.
XVn, 37. -py - -px. Ihn G-’nah, Wb. r. "x. 1
XVII, 47. bnpn — ayn. pnr nmpy ed. pr. Sah 1522 3 d (ed.
Preßburg 6 a ).
XVÜ, 53. na fehlt in Mid. Ps. ms. 118.
XVIII, 11. mpai mna nax — Tpa inax. Hebräisch-persisches
Wb. aus dem 14. Jahrh. ed. Bacher S. 104.
XVIII, 17. bixir (I) fehlt in Mid. Sam. XXII, 4.
XIX, 7. bixiy bx - bixtyb. Massorah bei G. I 606 N. 653,
608 Kol. 1, viele Kodizes.
XXI, 14. nya\n — man. Jedajah Ha-Penini paraphrasiert in
Behinath Olam, Kap. 13, 17: amm: ma mbn bs nnnnb. Da
Jedajah bestrebt ist, soweit sein Zweck es erlaubt, den bibli
schen Wortlaut beizubehalten, so hat er sehr wahrscheinlich in
unserer St. man gelesen.
XXn, 19. am ’ab — ama. Mid. Ps. ed. Buber 52 § 5.
XXIII, 3. pbj — nna. Der Ibn Esra zugeschriebene Pro-
verbienkomm., S. 6 ft ; Kod. Ken. 101.
XXIII, 9. pan. Fehlt in ben Barsilais Jezirahkomm. S. 183
und in 4 Kodd. Ken.
XXIII, 17. nnxi - nnx. Predigten des R. Josua Ibn
Schoeib man.
XXIII, 22. any + ’a. Sefer Ha-Schoham S. 24, 38.
XXIII, 26. *nn bx - bp. Aboth d’ R. N. II. Rez. S. 22 a : mn
atrsnb vi»3X bsi mn bs ntaiy. Jedaiah Ha-Penini paraphrasiert:
'twx bst 'bs ansaiy 2 und: airanb ’nman bs amaiyn. 3
XXIV, 4. -pnn bs -I- mrx. Vgl. Proleg. mrx hat Kod. Ken. 650.
XXIV, 6. ej» - b'yan «pa. Konkor. v. b'yan «133, P, V, Ar
und einige Kodd. LXX: lb'ya spa.
XXIV, 15. spn - «pn. Massorah bei G. I 494 X. 337: ba
«pn asb na xPa, sj n n nnx ’a nnx, 'a ja na m non nnm.
1 Im arabischen Original S. 46 = MT.
2 Beljinath Olam Kap. 16, 10. 3 Ibid. Kap. 25, 32.
78 VII. Abh.: Apt owitzer. Das Schriftwort in der rabb. Lit. II.
XXV. 34. pnix - pb. Trg.: p ■> b Ktyxaxbö. Num. 16, 15, die
einzige Stelle, wo noch r. yn mit nx vorkommt, übersetzen die
Targumim wörtlich, Onk.: in rr, Jon.: mb.
XXV, 36. -oir — -natr. Massorah hei G. II 622 N. 406:
bai bx buax Kam jvijöbi n “na».
XXVII, 1. lab bx. Fehlt in Raschi und Tossafoth Temurah
15" und in Kod. Ken. 70.
XXXI, 12. onx ibiw’i. Trg.: x'ab» by |bp“i xaa pirby lbpi.
Das scheint auf die Lesart anbiaatyi zurückzugehen; vgl. Jer.
34, 5; II Chr. 16, 14; 21, 19. In der Tat ist ans lBity'i un
gemein schwierig, da die Bibel das. Verbrennen als Leichen-
bestattung nicht kennt. Das Verbrennen der Leiche galt
vielmehr als schwere Beschimpfung und wurde als Straf
verschärfung angewendet. 1 Die Übersetzung Trg.s ist daher
keine /widersinnige 1 , wie Kirchheim 2 meint. —
Ein Zitat offenbar aus unserem Buche, das aber in unseren
Texten nicht vorkommt ist folgende Stelle. Tanhuma ed. Buber
sau § 20 führt als Beweis, daß die Söhne Benjamins a’!03ty
genannt werden I S. 9, 21 an und sagt dann: mix mx ainai
-tttxb ptt’ja ’tsaty baa bixty nbty'i. Buber korrigiert: (Idc. 20,
12) ö’iyix bxaiy’ 'tsaty inbty’i. Daß diese Korrektur nicht berechtigt
ist, beweist Bereschith Rabbathi ms. Prag, 3 wo es heißt: ainai
DH93X bxa©’ 'tsaty inbty'i, pa’sa 'bib baa bixty nbty'i mix mx
(Idc. 20, 12) i’ü'ja ’taaty baa. Also beide Stellen nebeneinander.
In Hadar Zekenim 13 “ führen Pentateuchtossafoth die Tanhuma-
stelle ohne die Belege aus der Bibel an und bemerken: mxn DXi
naaabxmty iBDa mxsty ?D’taaiy (seil, pa’ja'bty) vaa ixapaty wata p’ii
jaaa ‘taaty (!) niaipa. In unseren Texten kommt der Ausdruck
|aaa 'taaty in Samuel I nur ein einziges Mal vor, 9, 21. Ich
vermute eine Stelle, wo vielleicht jaaa ’taaty stehen konnte, die
ist 11, 7: bxity' biaa baad jaaa ’taaty baa bixty) nbty’i.
1 Vgl. darüber Bücliler in Monatsschrift 1906 S. 542 ff. — Gegen die ibid.
S. 555 Anm. 1 und S. 558 ausgesprochene Vermutung, daß die Differenz
zwischen Pharisäern und Sadduzäern in bezug auf die Todesstrafe des
Verbrennens mit dem Auferstehungsglauben und dem Negieren desselben
seitens der Sadduzäer zusammenhängt, ist auf Sa’adia, Emunoth we-Deotli
Kap. 7 zu verweisen. Vgl. auch Jakob Sclior zu Sefer Ha-Ittim S. 233
und dagegen Jakob Ifagis in Responsen ni:tap msbn N. 138.
2 Ein Kommentar zur Chronik aus dem 10. Jahrhundert, S. 51 Anm. 3.
3 Abschrift im Besitze des Herrn A. Epstein, IS“.
VIII. Abh.: Geiger: Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
1
VIII.
Mahäbhäsya zu P.VI, 4, 22 und 132
nebst Kaiyata’s Kommentar.
Übersetzt, erläutert und mit einem Anhang
von
Dr. Bernhard Geiger.
(Vorgolegt in der Sitzung am 1. April 1908.)
Vorwort.
Während eines glücklichen Studienaufenthaltes in Göt
tingen erhielt ich bei der Lektüre des Mahäbhäsya von meinem
hochverehrten Lehrer, Herrn Geheimrat Professor F. Kielhorn,
die Anregung, die Abschnitte VI, 4, 22 und 132 des Mahäbhäsya
zu bearbeiten. Sie empfahlen sich hiezu besonders deshalb,
weil sie in sich abgeschlossen sind, die Anwendung und Be
deutung einer ganzen Keihe wichtiger grammatischer Kunst
griffe und Erklärungsmethoden kennen lehren und typische
Beispiele der Vorzüge und Schwächen des Mahäbhäsya liefern.
Angesichts der großen Schwierigkeiten, die das Verständnis des
Mahäbhäsya bietet, schien mir eine solche Arbeit nur dann be
rechtigt zu sein und Nutzen zu versprechen, wenn sie imstande
wäre, auch den der Methode des Mahäbhäsya Unkundigen mit
ihr vertraut zu machen. Dieses Ziel schwebte mir bei der
Übersetzung und den Erläuterungen vor und bestimmte mich
dazu, auch den Kommentar Kaiyata’s vollständig zu über
setzen, trotz der Schwierigkeiten, der die Darstellung hier be
gegnete. Die Übersetzung des Kommentars schien mir unerläß
lich zu sein, weil Kaiyata’s Erklärungen oft viel komplizierter
und schwerer verständlich sind als das Bhäsya selbst und die
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 160. Bd. 8. Abh. 1
2
VIII. Abhandlung: Geiger.
Kenntnis anderer Stellen des Mahäbhäsya und die des Pari
bhäsendusekhara voraussetzen. Leider erwies sich mein ur
sprünglicher Plan, den vollständigen Text von Kaiyata’s Kom
mentar beizugeben, als undurchführbar. Ich habe in den meisten
Fällen nur die ersten Worte einer Anmerkung von Kaiyata
zitiert und hievon nur bei besonders schwierigen Stellen eine
Ausnahme gemacht. Auch wichtigere Parallelstellen aus anderen
Teilen des Mahäbhäsya sowie manche schwierigere Bemerkung
der Käsikä habe ich übersetzt, den Paribhäsendusekhara, dessen
Übersetzung von Kielhorn mir Vorbild war und für das Ver
ständnis von Kaiyata’s Kommentar die größten Dienste leistete,
habe ich möglichst oft herangezogen, und im Anhang gebe
ich einige, wie ich glaube, notwendige Ergänzungen und Er
läuterungen, die in den Anmerkungen nicht untergebracht
werden konnten. Die Värttikas Kätyäyana’s habe ich zumeist
unübersetzt gelassen, da Patanjali sie genau pharaphrasiert.
Für die Übersetzung des Bhäsya habe ich Kielhorns Aus
gabe [Mbh.] benützt. Kaiyata’s Kommentar war mir nur in
der gedruckten Ausgabe Benares 1887 zugänglich, die von sinn
störenden Fehlern nicht frei ist. Den Dhätupätha habe ich
nach der Ausgabe von Westergaard zitiert. An Abkürzungen
kommen zur Verwendung:
Käty. = Kätyäyana.
Kaiy. = Kaiyata.
Pat. — Patanjali.
Käk = Käsikä.
Siddh. K. = Siddhänta-Kaumudl.
Paribh. mit folgender Seitenzahl bezeichnet Nägojlbhatta’s
Paribhäsendusekhara, Text und Translation von F. Kielhorn.
Bombay Sanskrit Series. Bombay 1868—74.
Paribh. Nr. = Paribhäsä Nr. [in dem eben genannten
Werke].
Ms. K. bezeichnet ein Herrn Prof. Kielhorn gehöriges Manu
skript von Kaiyata’s Kommentar, mit dem er auf meine Bitte
einige Stellen verglichen hat, an denen ich von meinem Text
abweichende Lesungen vermutete.
Es empfiehlt sich, bei der Benützung dieser Arbeit überall
dort, wo der Paribhäsendusekhara zitiert ist, auch noch Kiel
horns Übersetzung dieses Werkes zu Bäte zu ziehen. Die
Mahabhaijya zu P. VI, 4, 22 und 132.
3
Kenntnis von Paribh. Nr. 38 setze ich voraus. Uber die in ihr
enthaltenen Termini vgl. Paribh. Transl. p. 185, n. 1.
Diese Arbeit war schon abgeschlossen und ich war eben
dabei, einige Verbesserungen und Bemerkungen, die Prof. Kiel
horn mir wenige Tage vorher gesandt hatte, zu verwerten, als
ich die erschütternde Nachricht von dem plötzlichen Tode
meines lieben, unvergeßlichen Lehrers erhielt. Nun erreicht ihn
mein Dank für seine so freundliche, teilnahmsvolle Förderung
dieser Arbeit nicht mehr! Es war sein Wunsch, daß durch die
Übersetzung und Erläuterung eines Abschnittes des Mahäbhäsya
das Verständnis der indischen Grammatiker, deren größter Kenner
er war und für deren Kenntnis er das meiste getan hatte, ge
fördert werde. Möge dies der vorliegenden Arbeit gelungen sein!
Einleitung.
Obwohl Kielhorn schon im Jahre 1876 in der grund
legenden Abhandlung ,Kätyäyana and Patanjali: their relation
to each other, and to Pänini' [Bombay 1876] das wahre Ver
hältnis der drei großen Grammatiker endgiltig aufgezeigt hat,
begegnet man noch immer einer unrichtigen Auffassung ihres
gegenseitigen Verhältnisses, besonders aber einer ungerechten
Beurteilung Pat.’s. So urteilt selbst Bühtlingk noch in der Ein
leitung [p. XVII] zu seiner Pänini-Übersetzung [Leipzig 1887]
folgendermaßen: ,Wenn Käty. solche Versehen 1 [sc. Pan.’s] rügt,
1 Bühtlingk führt folgendes Beispiel ,größerer Unachtsamkeit“ Pän.’s au:
P. III, 3, 90 lehrt die Anfügung des Suffixes naii (na) an die Wurzel
prach. Da dieses na ein riii-Suffix ist, würde sich nach VI, 1, 16 die
Substitution des Samprasäraya r für r, also prhia, ergehen. Käty. be
merkt deshalb im Värtt. 1, das Sütra müsse durch ein Verbot des Sam-
prasävana ergänzt werden. Darauf entgegnet Pat., die Form prahia
komme nipätanät zustande, d. h. dadurch, daß Pän. in III, 2, 117 das
Wort prahia erwähnt und so ein Verbot gegen die Anwendung von
VI, 1, 16 statuiert. Pat.’s Ansicht haben auch die kritische und fein
fühlige Käs. und Siddh. K. zu III, 3, 90 akzeptiert. Daß Pän. sich
eines so leicht auffallenden Versehens hätte schuldig machen können,
halte ich für völlig ausgeschlossen. Und die Anwendung eines nipätana
erscheint mir um nichts künstlicher als irgendeine andere Andeutung
oder als so manche Paribhäsä, deren Kenntnis und Anwendung — wie
1*
4
VIII. Abhandlung: Geiger.
sucht Pat. sie auf irgendeine spitzfindige Art zu bemänteln.
Wer an einer solchen Kritik des großen Grammatikers Ge
fallen findet, möge sich in das uns jetzt in musterhafter Aus
gabe vorliegende Mahäbhäsya vertiefen/ Mit dieser Behauptung
bekennt sich Böhtlingk, wenigstens soweit Pat. in Betracht
kommt, zu dem alten Standpunkt Webers, nach welchem Käty.
ein Gegner Pan.’s und Pat. dessen Verteidiger gegen die An
griffe Käty.’s sein soll. Es mag also nicht überflüssig sein,
wenn ich an einem der hier übersetzten Abschnitte, Mbh.
zu VI, 4, 22, der sich hiezu vortrefflich eignet, zeige, wie sehr
die Webersche Auffassung gegen den tatsächlichen Sachverhalt
verstößt. Wie verhält es sich nun in diesem Abschnitt zunächst
mit der Gegnerschaft Käty.’s gegen Pän.? Die zwei ersten
Värttikas enthalten Erklärungen zweier Ausdrücke des Sütra.
Die folgenden sechs Värtt. (3—8) führen Zwecke des Sütra an,
dienen also zur Verteidigung Pän.’s gegen die eventuelle Be
hauptung, daß das Sütra überflüssig sei. Dagegen konstatieren
die Värtt. 9 (welches in 10 begründet wird), 11, 13 und 14
Ausnahmen von dem Sütra. Värtt. 12 erklärt, daß die in 9
und 11 konstatierten Ausnahmen nicht bestehen, wenn in dem
Sütra das Wort samänäsraya hinzugefügt wird. Die Värtt. 15
und 16 nennen Fehler, die sich aus jeder der zwei Alternativen
,präg bhät‘ (d. i. Geltung des Sütra bis VI, 4, 129) und ,ü bhät‘
(= saha tena, d. i. Geltung bis VI, 4, 175) ergeben. Natur
gemäß kann nur eines dieser zwei Värttikas gegen Pän. ge
richtet sein. Aus Värtt. 7 ist ersichtlich, daß Käty. die zweite
Alternative annimmt. Der größere Teil der Värttikas dieses Ab
schnittes dient also zu Pän.’s Rechtfertigung.
Pat., der angebliche Verteidiger Pän.’s, betätigt hier seine
Parteinahme für Pän. zunächst in der Weise, daß er die zur
Rechtfertigung Pän.’s bestimmten Värtt. 3 — 8 zum Teil auf
spitzfindige Art widerlegt und hiebei einigen Regeln Gewalt
antut. Er verteidigt ferner die gegen das Sütra gerichtete
ich mit Goldstücker, Pänini, p. 114, glaube — Pän. vorausgesetzt haben
muß. Aber davon abgesehen, wäre der Vorwurf der Spitzfindigkeit wegen
der Annahme eines nijpätana doch auch Käty. gegenüber gerechtfertigt,
der in dem ganz analogen Falle sarvanäman [1,1, 27 Värtt. 1] und auch
sonst öfters [vgl. Ind. Ant. vol. XVI, p. 245, n. 4] zur Rechtfertigung
Pän.’s ein nijpätana annimmt.
Mahabhaaya zu P. VI, 4, 22 und 132. 5
Schlußbemerkung des Ölokavärttikakära. Das Värtt. 14 — wohl
das einzig berechtigte unter den kritikübenden Värttikas dieses
Abschnittes — lehnt Pat. nnr zur Hälfte ab, während er die
zweite Hälfte akzeptiert. Andrerseits weist Pat. die Behauptung
Käty.’s [Värtt. 12] zurück, daß die in Värtt. 9 und 11 erwähnten
Ausnahmen durch Hinzufügung von samänusraya vermieden
werden, und erklärt, daß der verlangte Zusatz schon in dem
Worte atra des Sütra zum Ausdruck komme. Mit demselben
Argument tritt Pat. auch dem Värtt. 13 entgegen. Sub Värtt. 12
widerlegt er den im Värtt. 10 angeführten Grund bahirangala-
ksanatvät. Und schließlich weist er auch die Värtt. 15 und 16
zurück. Er zeigt, daß weder die im Värtt. 15 genannten Er
gänzungen durch die Annahme der Alternative ,präg bhät‘ not
wendig werden, noch auch die im Värtt. 16 verlangte Konsta
tierung von Ausnahmen durch die Wahl der Alternative ä bhät
(= saha tena).
Schon diese Inhaltsangabe lehrt, wie unzutreffend die
Webersche Ansicht ist. Der eben erörterte Abschnitt bietet
aber auch Gelegenheit, auf eine Eigentümlichkeit des Mahä-
bliäsya hinzuweisen, die bei der Beurteilung desselben nicht
außer acht gelassen werden darf. Obwohl nämlich Pat. bei den
Värtt. 12 bis 16 — von dem zweiten Teil des Värtt. 14 abgesehen
— für Pän. einzutreten scheint, fällt es doch auf, daß er hier
eigentlich überhaupt nicht für Pän. Partei ergreift. Denn er
weist alle Värttikas, welche Zwecke des Sütra angeben, zurück,
ohne andere Zwecke namhaft zu machen. Man gewinnt infolge
dessen den Eindruck, als ob Pat. das Sütra VI, 4, 22 als gänz
lich überflüssig betrachtete. In der Tat leitet er von der Wider
legung des Värtt. 8 zu den Ölokavärttikas mittels des Satzes
über: yadi tarhy ayam yogo nürabhyate (,wenn demnach diese
Hegel nicht aufgestellt wird*). Und zwischen der letzten Be
merkung des Slokavärttikakära, die gegen die Anwendung des
Sütra gerichtet ist, und den Ausnahmen von dem Sütra, die
Käty. aufzählt, wird die Verbindung durch den Satz hergestellt:
ärabhyamäne ’py etasmin yoge (,auch wenn diese Hegel auf
gestellt wird*). Pat. begibt sich damit plötzlich auf den Stand
punkt Käty.’s, daß das Sütra notwendig sei, und kritisiert von
diesem Standpunkt aus, ohne ihn jedoch als seinen eigenen zu
bezeichnen, die folgenden Värttikas. Aus den Entgegnungen auf
8
VIII. Abhandlung: Geiger.
die Värtt. 15 und 16 ist nicht ersichtlich, welche Stellung Pat.
dem Sütra gegenüber einnimmt. Er sucht nur zu beweisen, daß
die in diesen Värttikas genannten Fehler sich aus keiner der
beiden Alternativen ergeben. Ob etwa die Annahme einer
von ihnen nach Pat.’s Ansicht andere Fehler zur Folge hat,
erfahren wir nicht. Und doch wäre das scheinbare Resultat
der Widerlegung von Värtt. 15 und 16, d. i. der Standpunkt,
daß keine der beiden Alternativen Zusätze oder Verbote not
wendig mache, daß also beide korrekt sind und gleichzeitig
zu Recht bestehen, widersinnig und ganz gewiß nicht der
Standpunkt Pat.’s.
Pat. ist hier also ebensowenig prinzipieller, unentwegter
Parteigänger Pän.’s als Katy. prinzipieller Gegner Pän.’s ist.
Es ist überhaupt verkehrt, zu glauben, daß Gegnerschaft oder
Voreingenommenheit für Pan. die Grundsätze sind, von denen
Käty. und Pat. sich leiten lassen. Käty. macht nicht nur Zusätze
und Verbesserungen; er tritt auch für Pän. ein und in zahl
reichen Fällen nimmt er eine gegen diesen gerichtete Behaup
tung durch ,na vä‘ (,oder auch nicht'), ,siddham tu 1 (,doch ist es
in Ordnung') u. a. m. zurück und lehrt, auf Grund welcher Auf
fassung (,vijnänät‘) } Bedeutung (,vivaksitatvät‘), oder mit Hilfe
welcher Paribhäsä die in vorhergehenden Värttikas genannten
Schwierigkeiten vermieden werden. Viel deutlicher zeigt sich
der Mangel jeglicher Voreingenommenheit bei Pat. Er macht
von dem Spielraum, den das so feindurchdachte System Pän.’s
seiner Findigkeit noch offen läßt, den ausgiebigsten Gebrauch
und erhebt bei jeder sich darbietenden Gelegenheit Zweifel und
Einwendungen, gleichgiltig, ob es sich um eine Regel
Pän.’s oder eine Bemerkung Käty.’s handelt, und ohne
Rücksicht darauf, ob es eine Behauptung Käty.’s für
oder gegen Pan. ist. Pat. prüft und wägt nach allen Seiten
hin ab und sucht immer noch weitere Gründe, neue Auswege,
andere Möglichkeiten der Erklärung ausfindig zu machen.
So kommt es, daß er öfters — wie z. B. für die Form sädhi
zu Värtt. 3 — für einen einzigen Fall gleichzeitig mehrere
Möglichkeiten präsentiert. Und dies berechtigt uns zu dem
Schluß, daß nicht in jeder Äußerung Pat.’s auch seine persön
liche Überzeugung zum Ausdruck kommt, und daß nicht jeder
Abschluß einer Diskussion auch eine prinzipielle Entscheidung
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
7
bedeutet. 1 Ein typisches Beispiel möge dies veranschaulichen.
Im Kapitel VI, 4, 22 [Mbh. vol. III, p. 190; s. unsere Über
setzung] behauptet der Slokavärttikakära, daß bei ahäritaräm
[aus ahäri-ta + taräm] die Elision der Endung -ta nicht als
asiddha betrachtet zu werden brauche, damit die Elision von
taräm verhindert werde. Es gelte nämlich aus einer früheren
Regel das Wort ,kniti‘ fort. Pat. verteidigt diese Ansicht. Anders
verhält sich Pat. in derselben Frage im Kapitel VI, 4, 104 [Mbh.
vol. III, p. 214]. Käty. verteidigt dort in den drei Värttikas 2
die Regel gegen die eventuelle Behauptung, es müsse in der
Regel ta hinzugefügt werden, damit nicht nach der Elision des
ta auch die von taräm erfolge. Das erste Värttika lehrt, daß
ta und taräm nicht gleichzeitig abfallen können, weil [nach I,
1, 61] luk nur für ein Suffix und nicht für eine Verbindung
von Suffixen eintritt. Värtt. 2 stellt fest, daß auch nachher,
d. i. nach erfolgtem Abfall des ta, das folgende Suffix nicht
abfallen könne, weil die Elision des ta [nach VI, 4, 22] als
asiddha zu betrachten sei. Nach Värrt. 3 wäre auch noch
1 Dies ist vielfach unverkennbar und übrigens eine natürliche Folge der
Methode des Mahäbhä^ya, d. i. seines Diskussionsstiles. Wenn Pat. irgend
eine Einwendung erhebt, so kommt darin in vielen Fällen gewiß nicht
sein eigener Standpunkt zum Ausdruck, sondern eine Auffassung, die
vielleicht möglich wäre, eine Meinung, die ein Teilnehmer an der
fingierten Diskussion äußern könnte. Und zwar sind dies oft recht weit
hergeholte Einwendungen. In manchen Fällen — wie z. B. bei upadi-
diye zu VI, 4, 22 Värtt. 14 -— werden sie sofort mit einer treffenden
Entgegnung abgetan. In anderen Fällen dagegen — wie bei babhüvatuh
zu demselben Värtt. — sind noch weitere Erwiderungen und Verteidi
gungen denkbar und die Diskussion kann bei einigem guten Willen
länger fortgeführt werden, bis sie schließlich in eine Sackgasse gerät.
So werden scheinbare Inkonsequenzen Pat.’s leicht verständlich. In dieser
Weise ist wohl auch der von Kaiy. [zu Mhb.M, 193, 1.1.] gerügte Fehler
zu beurteilen, der in der Annahme einer Form bdhuSuni (statt bahtiSvan)
besteht. In dieser Hinsicht ist die Bemerkung Kaiy.’s, zu Mbh. III, 190,
1. 10 beachtenswert.
2 DieseVärttikas, die einzigen zu VI, 4,104, beweisen schlagend die Unrichtig
keit der Behauptung Goldstüekers [Pänini, p. 120]: ,In consequence, bis
[sc. Käty.’s] remarks are attached to those Sütras alone which are open
to the censure of abstruseness or ambiguity, and the contents of which
were liable to being completed or modified: he is silent on those which
do not admit of critieism or rebuke.“ Goldstücker meint natürlich nur
die Kritik von seiten Käty.’s.
8
VIII. Abhandlung: Geiger.
ein anderer Grund möglich: das Prinzip, daß eine Handlung
(Operation) bereits vollzogen sei [und nicht ein zweites Mal
vollzogen werden soll]. Während Pat. das Värtt. 3 ablehnt,
nimmt er mit den Worten ,tasmät pürvoktäv eva parihärau 1
die zwei ersten Yärttikas ausdrücklich an, betrachtet also im
Gegensatz zu der vorher erwähnten Stelle den Abfall von ta
als asiddha. Aber unmittelbar nach dieser Feststellung fährt
Pat. fort: ,Oder aber [die Elision von ta ist nicht asiddha,
sondern] „khiti“ gilt [aus VI, 4, 98] fort*. Und er verteidigt
nun diese Ansicht in derselben Weise wie Mbh. vol. III, p. 190.
Man tut aber Pat. auch unrecht, wenn man glaubt, daß
seine Rolle sich in müßigen dialektischen Spielereien und spitz
findigen Haarspaltereien erschöpfe. Mag man auch bei so
mancher seiner Diskussionen das Gefühl haben, daß der Scharf
sinn in ihnen geradezu mißbraucht wird, so verdienen sein
Scharfblick und seine Schlagfertigkeit doch an vielen anderen
Stellen alle Anerkennung, seine Ansichten und Argumente den
Vorzug vor denen Käty.’s. Und zwar nicht nur dort, wo Käty.
für Pan. eintritt, sondern — im Widerspruch mit Böhtlingks
eingangs zitierter Behauptung — vielfach gerade in denjenigen
Fällen, in welchen Käty. Versehen Pan.’s ,rügt f . Daß der ver
allgemeinernde Vorwurf, Pat. bemäntele in spitzfindiger Weise
die von Käty. gerügten Versehen Pän.’s, der Bedeutung Pat.’s
wohl nicht gerecht wird, mögen einige Beispiele aus dem hier
übersetzten Texte zeigen, die sich leicht durch solche aus be
liebigen anderen Teilen des Mahähhäsya vermehren ließen.
Was zunächst Käty.’s und Pat.’s verschiedene Deutungen
von atra [VI, 4, 22 Värtt. 2 und Pat. zu Värtt. 12] betrifft, so
scheint zwar die Analogie von pürvaträsiddham, [VIII, 2, 1] für
die Auffassung Käty.’s im Värtt. 2 zu sprechen, wonach atra
besagt, daß eine Regel von VI, 4, 23 an ,bis hha‘ nur ebenda
selbst, d. h. nur in bezug auf eine ebendemselben Abschnitt
angehörige Regel als asiddha zu betrachten ist. Wenn man
aber erwägt, daß Pän. sich sonst in adhikäras der größten
Knappheit des Ausdruckes befleißigt, die Bestimmung der
Geltungsgrenze eines adhikära der Erklärung überläßt und in
unserem Sütra den Geltungsbereich schon durch den Zusatz
,ä hhät‘ abgrenzt, so wird man die Auffassung Pat.’s doch für
möglich halten dürfen, nach welcher das Wort atra ausdrückt,
Mahäbhäsya zu P. VI, 4, 22 und 132.
9
daß eine als asiddha betrachtete Regel dieses Abschnittes eben
darauf beruhen muß, worauf die Anwendung der andern Regel
dieses Abschnittes beruht. Dann käme der Zusatz samänäsraya,
den Käty. verlangt, schon in atra zum Ausdruck. Diese Auf
fassung Pat. ist vielleicht nicht zwingend, aber doch annehmbar
und keineswegs spitzfindig. Ihr schließen sich die Käs. und
Siddh. K. an. Dem Nachweis Pat.’s [zu Värtt. 6], daß bei gatali,
gatavän die Elision des Nasals [VI, 4, 37] nicht als asiddha
betrachtet werden muß, damit die Elision des a [VI, 4, 48]
verhindert werde, seiner Widerlegung der Värtt. 7,13, 16, seiner
Zurückweisung des von Käty. im Värtt. 10 angeführten Grundes
bahirahgalaksanatvät sub Värtt. 12, sowie der Widerlegung der
Värttikas zu VI, 4, 132 wird man ohne Vorbehalt zustimmen.
Aus all dem geht hervor, daß man das Studium des Mahä
bhäsya wohl nicht bloß demjenigen empfehlen darf, der an un
fruchtbarer spitzfindiger Kritik Gefallen findet und damit vor
lieb nimmt. Die Bedeutung des Mahäbhäsya besteht zunächst
darin, daß es die Värttikas des Käty. in vortrefflicher Weise
erläutert, vor allem aber darin, daß es das Verständnis von
Pän.’s Grammatik in hohem Maße fördert und einen Einblick
in den wahren Sinn und Zweck einer Regel vielfach erst er
möglicht. Für ein tiefer eindringendes Verständnis des Päninei-
schen Systems ist das Studium des Mahäbhäsya zweifellos un
entbehrlich. Darf ich schließlich noch einen praktischen Grund
anführen, so verweise ich darauf, daß die Käs. die zahlreichen
zutreffenden Deutungen und Entscheidungen Pat.’s aufgenommen
hat, und daß infolgedessen viele Stellen der Käs. ohne Kennt
nis des Mahäbhäsya schwer verständlich oder überhaupt un
verständlich sind.
Der erste der hier übersetzten zwei Abschnitte des Mahä
bhäsya behandelt das Sütra VI, 4, 22. Mag nun Pat.’s Erklärung
des Wortes atra [zu Värtt. 12] richtig sein oder nicht, so be
sagt dieses Sütra doch folgendes: Eine in dem Abschnitt VI,
4, 22 bis hha gelehrte, in Wirklichkeit bereits in Kraft getretene
Operation ist in bezug auf eine andere Operation desselben Ab
schnittes, die nach der Ausführung der ersten Operation ein-
treten soll oder müßte, so zu betrachten, als ob sie asiddha,
d. h. nicht in Kraft getreten wäre. Der Umstand, daß Pän.
in dieser Regel asiddhavat sagt, während es VI, 1, 86 asiddhah
10
VIII. Abhandlung: Geiger.
und VIII, 2, 1 asiddham heißt, hat die Erklärer zu Erörterungen
über die Bedeutung des vat [in asiddhavat] veranlaßt. Die ver
schiedenen Ansichten hierüber finden wir am Beginn von Kaiy.’s
Kommentar zu VI, 4, 22. Es heißt dort: 1ha Jcvacid upamäno-
pameyayor abhedam vivaksitvä sämänädhilcaranyena nirdesali
kriyate: 5 yam Brahmadatta iti. täästre ’pi: satvatukor asiddhaly,
lit kit; goto nid iti ca. Tatra sämarthyäd atidesapratipattih.
Kvacit tu pratipattiläghaväya bhedopakrame vatinä nirdesali
kriyate: Brahmadattavad ayam iti. Ihäpi: asiddhavad aträ-
bhäd iti. Anye tv ähuly sväsrayam api yathä syäd [vgl. Mbh.
vol. II, p. 66, 1. 2] ityevamartham vatkaranam; tena debhatur
ity atra sväsrayaikahalmadhyagatäsrayäv ettväbhyäsalopau bha-
vata iti. Etad apare na mrsyanti. Saty asati vä vatäv atide&esv
ätidesikäviruddhasväSrayakäryänivrttih; siddhatväsiddhatvayor
virodhät katham vatinä siddhatvasya präpanam? katharn vä
siddhatväsiddhatvayor visayavibhägo labhyate? sthänivad ityä-
dau tu vatim antarena sanijhä syäd iti vatkaranam atide&arn
gamayat sväsrayapräptyartharri [so Ms. K.; Text: °artho] vijnä-
yate. ßnasor allopa iti taparakaranät kvacit siddhatvam Sakyam
anumätum; anyathä ästäm, äsann ityädäv äto 3 siddhatväl lopä-
prasahgät leim taparatvena?,Wenn man sagen will, daß zwischen
dem, womit verglichen wird, und dem Verglichenen selbst kein
Unterschied besteht, so drückt man dies im Leben (tAa) bis
weilen durch die Gleichstellung aus, [indem man z. B. sagt]:
„Dieser ist [ein zweiter] Brahmadatta.“ [Ebenso] auch im gram
matischen Lehrbuch [z. B. VI, 1, 86]: „In bezug auf den Ein
tritt von s und in bezug auf das Augment t ist [ein ekädesa
als] asiddha [zu betrachten]“; [I, 2, 5]: „Eine Personalendung des
Perfektums ist [wie] ein /at-Suffix [zu behandeln]“; [VII, 1, 90]:
„Nach go ist [die Endung eines starken Kasus wie] ein nit-
Suffix [zu behandeln].“ In diesen Fällen erkennt man schon aus
der Sachlage, daß es sich um eine Übertragung 1 [und nicht
Identifizierung] handelt. Manchmal aber bedient man sich, um
die Wahrnehmung [der Übertragung] zu erleichtern, der Be
zeichnung durch vat, wenn man auf [die Betonung] des Unter
schiedes abzielt, [indem man z. B. sagt]: „Dieser ist wie
Brahmadatta.“ [So] auch hier [in VI. 4. 22]: „Bis bha ist [eine
1 Nämlich des fiir den einen Begriff Geltenden auf den andern.
W
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132. 11
bereits in Kraft getretene Operation in bezug auf eine andere
Operation] ebendaselbst [so zu betrachten], wie wenn sie
nicht in Kraft getreten wäre.“ — Andere dagegen sagen: „Die
Setzung von vat hat den Zweck, daß auch die aus ihm [d. i.
dem verglichenen siddha] selbst sich ergebende [Operation] ein-
treten möge; 1 auf diese Weise erfolgen bei debhatuli [aus dambh]
die Substitution des e und die Elision der Reduplikation, die
auf dem in der Mitte zwischen zwei einfachen Konsonanten
stehenden [Vokal a] beruhen, welcher eben auf ihm [sc. dem
Siddha-aem] selbst beruht.“ 2 — Dies wollen wieder andere
nicht zugeben, [welche einwenden]: „Ob nun vat dasteht oder
nicht, so wird doch bei Übertragungen [nur] diejenige aus ihm
[d. i. dem Verglichenen] selbst sich ergebende Operation nicht
aufgehoben, welche der übertragenen [Operation] nicht wider -
1 Hier wird der gewaltsame Versuch gemacht, dem vat eine ähnliche Be
deutung beizulegen, wie sie dem vat in sthänivat [I, 1, 56] eigen ist.
Wenn z. B. I, 3, 28 lehrt, daß bei han nach der Präposition ä in nicht
transitiver Bedeutung das Atmanepadam eintritt, so gilt nach I, 1, 56
dasselbe auch für das Substitut vadh [II, 4, 44], D. h. das für den sthänin
[d. i. han] Geltende wird auf das Substitut übertragen; dieses hört nicht
auf zu funktionieren, sondern bildet die Basis für die übertragene
Operation. Man erhält also außer ähata auch ävadhif(a. Das Atmane
padam ist demnach nicht nur sthänyäh-ayam, sondern auch sväSrayam,
d. i. ädeääirayam. In unserem Falle stehen die Begriffe asiddha und
siddha einander gegenüber. Das vat in asiddliavat soll auch hier an
geblich ausdriiclcen, daß das aus asiddha sich Ergebende auf siddha
übertragen werde, ohne daß dieses zu funktionieren auf hört. Hier
kann natürlich nicht — wie bei sthänivat — eine einzige Operation in
Betracht kommen, sondern außer der übertragenen, aus der Eigenschaft
asiddha sich ergebenden Operation (asiddhatväSrayam) soll auch eine
andere, auf der Eigenschaft siddha beruhende (sväSrayam, d. i. siddhatvä-
Srayam) eintreten dürfen.
2 Wenn in da-dambli-atuh nach VI, 4, 24 der Nasal elidiert worden ist,
so kommt das a der Wurzel zwischen zwei einfache Konsonanten zu
stehen und dann erfolgen gemäß VI, 4, 120 Substitution von e [für a]
und Elision der Reduplikation. So erhält man debhatuli,. Wenn jedoch —
wie es VI, 4, 22 verlangt — die Elision des Nasals von dambh [VI, 4, 24]
als asiddha betrachtet wird, so kann VI, 4, 120 nicht eintreten. Deshalb
fordert Värtt. 5 zu VI, 4, 120 einen Zusatz zu dieser Regel. Nach der
von Kaiy. erwähnten Auffassung von vat dagegen kommt debliatur da
durch zustande, daß auch sväirayam, d. i. siddhatvüArayam käryam ein
treten darf, d. h. die aus der in Kraft getretenen (siddha) Operation VI,
4, 24 sich ergebende Operation VI, 4, 120.
a
12
VIII. Abhandlung: Geiger.
spricht. Wie soll man es [hingegen bei debhatuli], da doch
Siddha- sein und Asiddha-sein einander ausschließen, mittels
vat erreichen, daß [eine Operation] siddha sei? Oder wie soll
man [wenn das aus siddha sich Ergebende auch eintreten
darf], zu einer Unterscheidung der Wirkungsbereiche des
Siddha-seins und Asiddha-seins gelangen? 1 Bei sthänivat [I,
1, 56] dagegen wäre [das Wort sthäm] ohne vat eine Bezeich
nung [des Substitutes], 2 und daraus erkennt man, daß die
Setzung des vat die Übertragung [des für den sthänin Gütigen
auf das Substitut] andeutet und den Zweck hat, daß [die für
den sthänin geltende Operation] auch in bezug auf jenes [sc. das
Substitut] selbst sich ergebe. 3 Daraus [jedoch], daß in [VI, 4,111]:
„snasor allopah“ [dem a in at] ein t nachgesetzt ist, kann man
erschließen, daß [eine Operation dieses Abschnittes trotz VI, 4, 22]
bisweilen auch siddha sein kann. Denn welchen Zweck hätte
anderenfalls das Nachfolgen des t, da doch bei ästäm, äsan
[im Augenblick der Elision des o] das Augment ä noch nicht
in Kraft getreten wäre und infolgedessen die Elision [des ü]
sich gar nicht darbieten würde?“' 4
1 D. li. wie ist es dann bei dem Gegensatz zwischen siddhatva und asiddhatva
überhaupt möglich zu unterscheiden, in welchem Falle siddhatväSvayam
käi'yam, und in welchem Falle die übertragene, aus asiddha sich er
gebende Operation eintreten soll?
2 D. h. man würde interpretieren: unter dem sthänin ist der ädeSa gemeint.
Dann entstünde aber der Fehler, daß das in I, 3, 28 gelehrte Atmane-
padam nur bei dem Substitut vadh, nicht aber bei dem sthänin han,
eintreten würde. Vgl. p. 11, Anm. 1 und Mbh. vol. I, p. 133 (Anfang).
3 Vgl. Käs. zu I, 1, 56: Vatlcavanam leim? — Stliäny ädeSasya samjnä mä
vijnäyiti sväSvayam api yathä syät. Ano yamahanah [I, 3, 28]; ähata,
ävadhisfety ätmanepadam ubhayaträpi bhavati. Hinsichtlich der Über
tragung vgl. Mbh. zu I, 1, 56 Värtt. 1: . . . Guruvad asmin guvuputve var-
titavyam iti gurau yat käi'yam, tad guvuputve *tidiSyate. Evam ihäpi sthäni-
Icäiyam ädeSe *tidiSyate.
4 Diese Bemerkung will das Zustandekommen von debhatuli, erklären und
bezieht sich auf das Slokavärtt. Mbh. vol. III, p. 219: änasov attve ta-
lcävena jnäpyate tv ettvaSäsanam. ,Da aber bei v snasov u [VI, 4, 111] at
vorliegt, so wird durch den Buchstaben t die Vorschrift angedeutet, [bei
dambh nach VI, 4, 120 gegen VI, 4, 22] e zu substituieren.* Dazu Pat.:
Anityo ’yam vidhiv iti. ,D. h. diese Regel [VI, 4, 22] ist nicht immer
gütig.* Und Kaiy. erklärt: änasov attva iti | Asiddhatvasyänityatvajnäpa-
näya talcävah krtah. Nitye tv asiddliatve äsann ityädäv äto ’siddhatväl lopo
na bhavisyatiti kirn tannivvttyavthena takävena f Tenäsiddhatväbhäväd
MahabhäRya zu P. VI, 4, 22 und 132.
13
Hinsichtlich der Bedeutung des Wortes asiddha in unserem
Sfltra verweist Käty. im Yärtt. 1 auf VI, 1, 86 Värtt. 1—5. Ich
lasse hier die Übersetzung des Bhäsya zu diesen Värttikas folgen,
da sie für das Verständnis von Käty.’s Auffassung unseres Sfltra
von Wichtigkeit sind:
P.VI, 1, 86: Satva-tukor asiddhali.
,In bezug auf den Eintritt von s [für s] und [die Anfügung]
des Augmentes f ist [ein ekädesa als] asiddha [zu betrachten]/
Zu welchem Zweck wird dies gelehrt?
Satvatukor asiddliavacanam ädesalaksanapratise-
illiärtkaiu utsargalaksanabhäYärtliam ca || Värtt. 1.
Daß in bezug auf den Eintritt von s [für s] und [die An
fügung] des Augmentes t [ein ekädeSa] asiddha sei, wird ge
lehrt, damit 1. die durch das Substitut bedingte [Operation]
verboten werde, und 2. die durch das Ursprüngliche 1 bedingte
[Text: tena si°] dambha etlvam siddhyati. ,Das t [in at] ist gesetzt, um
anzudeuten, daß das AsidcZ7ia-sein [einer Operation] nicht durchwegs gilt.
Angenommen aber, das Asiddha-sein gelte durchwegs, so wird bei [der
Bildung von] Cisan usw., da ja [zur Zeit der Anwendung von VI, 4, 111]
das Augment ä noch gar nicht vorhanden wäre [vgl. p. 24, Anm. 1],
dessen Elision nicht eintreten können; wozu wäre unter diesen Um
ständen das t nötig, welches [nach I, 1, 70] ausdriicken soll, daß dieso
[Elision des Augmentes ü] unterbleiben möge? [Asan usw. würden aber
ohne Schwierigkeit gemäß VI, 4, 22 gebildet werden, wenn Pän. in VI,
4, 111 a-lopah statt al-lopah gesagt hätte. Das t muß also noch einen an
deren Zweck haben, u. zw. anzudeuten, daß VI, 4, 22 bei debhatur nicht
gelten möge.] Auf diese Weise kommt also dadurch, daß das Asiddha-
sein [bei VI, 4, 24] nicht stattfindet, die Substitution von e [für a] zu
stande. 1
1 Utsarga bezeichnet sonst eine allgemeine Regel im Gegensatz zu apa-
väda, der Spezial- oder Ausnahmsregel. [Vgl. Mbh. vol. I, p. 6 und
Paribh., Transl. p. 321, n. 1]. An unserer Stelle dagegen dient utsarga
zur Bezeichnung des sthänin, des ursprünglichen Elementes, das durch
das Substitut aufgehoben wird. Zwischen sthänin und ädeSa besteht ja
ein ähnliches Verhältnis wie zwischen utsarga und apaväda. Vgl. Kaiy.
zu unserer Stelle: Utsarga!/. sthänl sämänyenotsrsfatvät (,{7. ist der sth.,
weil dieser als etwas Allgemeines [durch den äde$a~\ aufgehoben wird 1 );
Kaiy. zu VI, 4, 22 Värtt. 1: Utsargaiahdena sämänyavisayatvasädharmyät
sthäny abhidhlyate (,. . . weil ihm [sc. dem sthäniii] eine generelle Funk
tion zukommt 1 ); Käs., ed. Kalkutta, p. 183: Utsrjyate, ädeSena bädhyata
ity utsargah. sthäni.
14
VIII. Abhandlung: Geiger.
[Operation] stattfinde. Zunächst 1., damit die durch das Sub
stitut bedingte [Operation] verboten werde: [z. B.] ho ’sificat,
yo ’sincat. Wenn [hier nach VI, 1, 109] die Substitution des
einen Vokales [o für o + a] vollzogen ist, würde sich gemäß
[VIII, 3, 59]: ,Nach in‘ Eintritt von s [für s] ergeben. Weil
[aber VI, 1, 109] "als asiddha betrachtet wird, findet er nicht
statt; 1 2. damit die durch das Ursprüngliche bedingte [Operation]
stattfinde: [z. B.] adhltya, pretya. Wenn [hiebei nach VI, 1, 101
und 87] die Substitution des einen Vokales [t, bezw. e, für i + i,
bezw. a + i] vollzogen ist, so würde sich das Augment t, [welches
nach VI, 1, 71 nur] ,an eine Kürze' [angefügt wird], nicht er
geben. Es tritt [aber] ein, weil [VI, 1, 101 und 87] als asiddha
betrachtet werden. 2
Ist dies der Zweck [des Wortes asiddha]? — Was ist
denn dagegen einzuwenden?
Tatrotsargalaksaiiäprasiddhir utsargäbliävät||Värtt.2.
Dort, bei adhltya, pretya, kann doch die durch das Ur
sprüngliche bedingte Operation nicht zustande kommen. — Wes
halb? —• Weil das Ursprüngliche nicht mehr vorhanden ist.
[In VI, 1, 71] wird gelehrt: ,An eine Kürze [wird t angefügt'];
aber hier [in adhi-ya, pre-ya] sehen wir keine Kürze mehr.
Einwurf.
Aber es ist doch vermöge des Wortes asiddha vollstän
dig korrekt. 3
Erwiderung.
4 Asiddhavacanät siddham iti cen nanyasyasiddhava-
canäd anyasya bhfivali || Yärtt. 3.
1 Aus kas asincat wird nach VIII, 2, 66 har asincat, nach VI, 1, 113 lea +
u asincat, nach VI, 1, 87 ko asincat, nach VI, 1, 109 (eJcädeia): ko ’sincat.
Da dieses o nach VI, I, 85 auch als Anlaut des folgenden betrachtet
werden kann [,k-osincat], müßte nun nach VIII, 3, 59 s für s eintreten.
Diese durch das Substitut o bedingte Operation wird jedoch durch VI,
1, 86 verhindert.
2 In diesem Falle hat VI, 1, 86 nicht den Zweck, eine durch das Substitut
[? für i + i] bedingte Operation zu verbieten, sondern die durch den ut-
sarga [adlii + i-] bedingte Operation [VI, 1, 71] zu ermöglichen.
3 D. h.: weil das Substitut als asiddha bezeichnet wird, ist der utsarga
als vorhanden zu denken.
4 Värtt. 3—5 sind gleich I, 1, 57 Värtt. 4—6.
Mahäbhäsya zu P. VI, 4, 22 und 132. 15
Wenn jemand sagt, es sei vermöge des Wortes asiddha
vollständig korrekt, so trifft dies nicht zu. — Warum? —
Daraus, daß das eine [sc. der ekädeSai] als asiddha bezeichnet
wird, folgt nicht das Vorhandensein des andern [sc. des utsarga].
Denn dadurch, daß das eine als asiddha bezeichnet wird, kommt
nicht das andere wieder zum Vorschein. 1 Wenn nämlich auch
der Mörder des Devadatta getötet worden ist, so kehrt doch
[dadurch] Devadatta nicht in die Existenz zurück.
Tasmät sthänivadvacanam asiddkatvam ca || Värtt. 4.
Deshalb müßte [in dem Sütra] gesagt werden: es [sc. das
Substitut] verhält sich wie der sthänin und es ist asiddha.
[Und zwar] verhält es sich bei adhltya, pretya wie der sthänin,
während es bei ko 5 sificat, yo ’siücat asiddha ist. 2
Stliäiiivadvacanänartliakyam sastrasiddhatvät ||
Värtt. 5.
[Doch] ist es unnötig zu sagen ,wie der sthänin 1 . —
Warum? — Weil die Regel asiddha ist. Durch dieses [Wort
asiddha] wird nicht bewirkt, daß die Operation asiddha ist,
sondern es bewirkt, daß die Regel asiddha ist. Die den ekädesa
betreffende Regel gilt als asiddha in bezug auf die Regel über
das Augment t. 3 —
1 Kaiy.: KäryäsiddhatväSrayenedam ucyate, ädeSena sthänino nivartitatvät
saty apy ädeSasyäsiddhatve sthäninali pralyäpattyabhäuät. ,Dies wird be
hauptet von dem Standpunkt aus, daß [die bereits vollzogene] Operation
asiddha sei; denn da der sthänin durch das Substitut aufgehoben worden
ist, kann der sthänin, auch wenn das Substitut asiddha ist, doch nicht
wieder eintreten. 1
2 Kaiy.: Salve ‘siddhatvam, sthänivadbhäve tu sväSrayasyünivartanät satva-
prasangali. ,In bezug auf den Eintritt von p [für s] ist [der elcädeS«]
asiddha [und nicht ,wie der sthänin 1 zu behandeln]. Wenn er sich aber
wie der sthänin verhielte, so wäre [noch immer] der Eintritt des s
möglich, weil das aus ihm [sc. dem ekäde$a~\ selbst sich Ergebende nicht
aufgehoben wäre. 1 Vgl. die Erörterungen über vat p. 10 ff.
3 Kaiy.: Tatai ca pürvam tulcSästram pravartate, pa&cüd ekädeJaSästram
ity uldam bhavati. ,Damit ist gesagt, daß zuerst die f«fc-ltegel [VI, 1, 71]
eintritt und nachher die ekädeia-Kegel [VI, 1, 101, bezw. 87]. 1 Diese
müßte nämlich als para- und n%a-Kegel gemäß Paribh. Nr. 38 früher
eintreten als die iu/oRegel. Nach Käty.'s Ansicht dagegen wird folgender
Vorgang beobachtet: bei adlii-(-i-\-ya ergeben sich gleichzeitigVI, 1,101
\elcäde5a] und 71 \tulc\-, da nun in bezug auf diese Regel jene als asiddha
[= nicht vorhanden] zu betrachten ist, tritt trotz Paribh. No. 38 die Regel
I
16
VIII. Abhandlung: Geiger.
Da Käty. in dem Värtt. 1 zu VI, 4, 22 auf diese Värttikas
verweist, nimmt er offenbar auch für das Sütra VI, 4, 22 an,
daß nicht eine Operation, sondern eine Regel als asiddha zu
betrachten sei. Denn gegen die Auffassung, daß eine Operation
als asiddha anzusehen sei, könnte Käty. in den Fällen edhi,
sädhi [Värtt. 3], in denen das Sütra den Zweck hat, daß die
durch den utsarga bedingte Operation eintreten möge, geltend
machen, daß nach der Ausführung der Substitution ein utsarga
nicht mehr vorhanden ist. Demgemäß bemerkt Kaiy. zu Pat.’s
Frage asiddliavacanarri kimartham am Beginn dieses Abschnittes:
Iha sästrasya käryärthatvät käryasya prädhänyäd asiddliatvena
hhävyam. Tadasiddhäv api sthänino nivrttatvät tallaksanam
käryam na präpnotlty avyäptim matvä prainali. Itaro vyäpalca-
tväc chästräsiddhatvam pradesäntara eva vyavasthäpitam [so
Ms. K.; Text: evavi sthäpitam] manyamäna äha: asiddhava-
cana uktara iti. ,Weil eine Regel eine Operation zum Zwecke
hat, und infolgedessen die Operation die Hauptsache ist, muß
[die Operation] asiddha sein. Weil aber, selbst wenn diese
[Operation] asiddha ist, der sthänin [durch sie] aufgehoben
worden ist, so ergibt sich nicht mehr eine durch diesen [sthänin
oder utsarga] bedingte Operation. In der Meinung, daß aus
diesem Grunde die Definition [von asiddha, d. i. ädesalaksana-
pratisedhärtham utsargalalcsanabhävärthairi ca] zu eng sei, 1
wird die Frage [nach dem Zweck von ,asiddha 1 ] gestellt. Der
andere dagegen denkt daran, daß schon an einer anderen
Stelle festgestellt worden ist, die Regel [und nicht die Operation]
sei asiddha, weil dies vollständig [d. i, für alle Teile der
Definition von asiddha] zutrifft/ Nach Käty.’s Auffassung würde
also bei edhi, sädhi [Värtt. 3] die durch den utsarga bedingte
VI, 1, 71, also die durch den utsarga i + i bedingte Operation, zuerst
ein und dann erst nach 101 das Substitut i. In bezug auf die Verwand
lung des s in .? ist es natürlich gleichgiltig, ob man die Operation oder
die Regel asiddha sein läßt. Denn hier ergibt sich VIII, 3, 59 erst nach
der Ausführung von VI, 1, 109.
1 Asyäpti bedeutet, daß ein Merkmal in einem Teile des zu Definierenden
nicht vorhanden ist. Vgl. die Dlpilcä zu Tarkasamgraha 2: Laksyaika-
deiävrttitvam avyäpiih, yatliä goh kapilatvam. In der Definition von
asiddha trifft, wenn die Operation als asiddha betrachtet wird, dieses
Merkmal käryam (Operation) zwar für die erste Hälfte der Definition
zu, nicht aber für die zweite.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
17
Operation VI, 4, 101 früher eintreten als die sich gleichzeitig
darbietenden Regeln VI, 4, 119 und 35, weil diese in bezug auf
VI, 4, 101 als asiddha [= nicht vorhanden] zu betrübten sind.
In den Fällen dagegen, in denen der Eintritt einer durch das
Substitut bedingten Regel verhindert werden soll, tritt die Regel
über die Substitution ein, und diese Regel wird nun in bezug
auf die zu verhindernde Regel als asiddha betrachtet. In
diesen Fällen ist also der Vorgang genau so, wie wenn die
Operation selbst als asiddha angesehen würde. Wir werden
natürlich Käty.’s Besorgnis wegen des utsarga nicht teilen.
Denn wenn die Substitution, d. i. die bereits vollzogene Opera
tion, als asiddha betrachtet wird, ist eben trotz Käty. der ut
sarga als noch vorhanden zu denken.
Was den Geltungsbereich unseres Sütra betrifft, so habe
ich schon oben bemerkt, daß Käty. annimmt, es gelte ein
schließlich des Abschnittes über bha [VI, 4, 129—175], also
bis VI, 4, 175. Pat. begnügt sich damit, die Värtt. 15 und 16
zurückzuweisen und zu zeigen, daß weder aus der Annahme
der Alternative {präg bhät‘ [d. i. bis VI, 4, 129], noch auch aus
der Wahl der Alternative ,ä bhät‘ [= saha tena] die von Käty.
genannten Fehler sich ergeben. Eine bestimmte Antwort gibt
Pat. nicht. In der Diskussion zu VI, 4, 149 Värtt. 3 wird es
als offene Frage behandelt, ob ,präg bhät‘ oder ,saha tena‘ gilt.
Die Käs. zu VI, 4, 22 erklärt gleich Käty., daß das Sütra bis
zum Schluß des Adhyäya, also bis VI, 4, 175 anzuwenden sei.
Ebenso urteilt die Siddh. K. zu VI, 4, 22: ita ürdhvam ä pädapari-
samäpter äbhiyam ,[eine Regel] von hier an weiter bis zum Ab
schluß des Päda heißt eine bis bha gelehrte [Regel]/ Zu dem
eben besprochenen Abschnitt ist schließlich noch CandraY, 3, 21
[ed. Liebich, Abhandl. f. d. K. d. Morgenl. vol. 11, Nr. 4, p. 101]:
,Präg yuvor avugyug asiddliam samänä§raye‘ zu vergleichen.
Der zweite der im folgenden übersetzten Abschnitte ist Mbh.
zu VI, 4, 132. Käty. erklärt das Wort üth im Sütra für über
flüssig, weil Formen wie prasthauhah auch durch Substitution
des gewöhnlichen Samprasärana u für v zustande kommen. Dem
gegenüber erklärt Pat., üth habe den Zweck, die Paribhäsä ,asi-
ddham bahiraugalaksanam antarahgalaksane‘ anzudeuten, welche
verhindert, daß prasthauhah usw. auf die von Käty. angegebene
Weise gebildet werden. Diese Ansicht teilt auch die Käsikä.
Sitzungsber. d. phil.-kist. Kl. 160. Bd. 8. Abk. 2
18
VIII. Abhandlung: Geiger.
Übersetzung.
P. VI, 4, 22: Asiddliavad 1 aträ bliät.
Welchen Zweck hat das Wort asiddlia? 2
Asiddhavacana uktam || Värtt. 1.
[,Es ist schon dort gesagt worden, wo von asiddha die
Rede war'],
Was ist gesagt worden? — Dort [VI, 1, 86 Värtt. 1] ist
schon gesagt worden: ,Die Bezeichnung [des ekadesa] als asiddha
in bezug auf den Eintritt von s und in bezug auf [die An
fügung] des Augmentes t hat den Zweck, daß die aus dem
Substitut sich ergebende [Operation] verboten werde und die
durch das Ursprüngliche bedingte [Operation] stattfinde/ 3 Auch
hier hat das Wort asiddha den Zweck, daß 1. die durch das
Substitut bedingte [Operation] verboten werde, und 2. die durch
das Ursprüngliche bedingte [Operation] stattfinde. Zunächst
1., daß die durch das Substitut bedingte [Operation] verboten
werde, [z. B. in] ägalii, jahi; gatah, gatavän: wenn [nach
VI, 4, 37] die Elision des Nasals [von gram] 4 und [nach VI, 4, 36]
der Eintritt von ja [für han] vollzogen ist, so ergeben sich
[VI, 4, 48] ,Elision des a‘ [von ga- vor den Ardhadhätuka-
Suffixen ta und tavat] 6 und [VI, 4, 105] ,Abfall des Suffixes
hi hinter a‘ [von ga- und ja-]. Weil [aber VI, 4, 37 und 36]
als asiddha betrachtet werden, findet dies nicht statt. 2. Daß
die durch das Ursprüngliche bedingte [Operation] stattfinde,
[z. B. in] edhi, sädhi: wenn bei den Wurzeln as und säs [vor
1 Kaiy.’s Erörterungen über die Bedeutung von vat s. Einleitung, p. 10 ff.
2 Kaiy.’s Bemerkung hiezu: iha Sästrasya etc. s. in der Einleitung, p. 16.
3 Vgl. die Käs. zu VI, 4, 22.
4 Das Imperativsuffix hi ist nach III, 4, 87 nicht pit, also gemäß I, 2, 4
nit. — Kaiy. bemerkt zu äguhi, daß der Präsenscharakter a [Sap: III, 1, 68]
von gam nach II, 4, 73 abgefallen ist.
6 Kaiy.: Avayavalopinäm ato lopo nästity etatparibhäsärtham upadeiagraha-
iiänuvrttyä bhüsyalcärah, sampädayisyati ,Dies wird derVerfasser des Bhasya
[zu Värtt. 6; p. 28J durch [die Annahme] richtigstellen, daß das Wort
upade&a [aus VI, 4, 37] fortgilt, um die Paribhäsä anzudeuten: ,Bei
[Stämmen], welche [wie gam das m] einen ihrer Teile durch Elision
verlieren, findet, die Elision von a nicht statt. 1 Vgl. p. 28, Anm. 1.
Mababhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
19
hi gemäß VI, 4, 119] der Eintritt von e [für das s von ns] 1
und [nach VI, 4, 35] die Einsetzung von sä [für säs] vollzogen
ist, so ei’gibt sich nicht die [nach VI, 4, 101] durch einen Kon
sonanten (mit Ausnahme der Nasale und Halbvokale) bedingte
Substitution von dhi [für hi]. Weil [aber VI, 4, 119 und 35]
als asiddlm betrachtet werden, tritt [das durch das Ursprüng
liche, d. i. as und säs, bedingte dhi] ein. 2
Welchen Zweck hat denn aber das Wort atra? 3
Atragrakanam visayärtham 4 || Värtt. 2.
1 Das a fällt gemäß VI, 4, 11t aus, da hi Särvadhätuka und apit [III, 4, 87],
also hit [I, 2, 4] ist.
2 Kaiy.: Edhiti: paratvän nityatväc ca pürvam etlvam; Sädlnty alräpi nitya-
tvät pürvam Säbhävo; ’l-vidhitväc ca dlntve nästi sthänivadbhävah. ,Zuerst
[d. h. vor VI, 4, 101] tritt e [VI, 4, 119] ein, weil [VI, 4, 119] eine para-
und nitya-Kegel ist [d. h. vor oder nach dem Eintritt von VI, 4, 101 ein-
treten kann; und zwar auch nach dem Eintritt des dhi deshalb, weil
nach I, 1, 56 für das Substitut dhi dasselbe gilt, was für den sthänin hi
gegolten hat]. Und auch bei Sädhi tritt Sä [VI, 4, 35], weil [diese Regel]
nitya ist, zuerst ein [d. h. vor der jpara-Regel VI, 4, 101. Vgl. Paribh.
Nr. 38], Und es gilt nicht etwa hinsichtlich des Eintrittes von dhi [VI,
4, 101, die Regel I, 1, 56], daß [die Substitute e und Sä sich] wie die
sthänin’s [as und Säs verhalten], da es sich [bei 101 entgegen dem Verbot
in I, 1, 56] um eine Vorschrift handelt, welche auf Lauten [d. i. hier
den Auslauten der sthänins as und Säs] beruht. 1 Da also die Substitution
von dhi nicht nach I, 1, 56 zustande kommen kann, bedürfen wir zur
Bildung von edhi und Sädhi der Regel VI, 4, 22.
3 Kaiy.: Yatliängasyetyädayo ‘dliikärä etc. ,Wie sonst adhikäras nach Art
von ,ahgasya‘ [VI, 4, 1] u. a. m. auch ohne die besondere Hervorhebung
der [Geltungs]grenze aus ihrer Kommentierung als eine bestimmte Grenze
besitzend verstanden werden, so wird auch der adhikära ,asiddliavat‘ [in
unserem Sütra als] bis bha [geltend] verstanden. Weil [also] dort der
Ausdruck ,ä bliät' den Zweck hat, den Geltungsbereich abzugrenzen,
brauchte das Wort atra nicht gesetzt zu werden. Dies ist der Sinn [der
Frage].“
4 Kaiy.: viSisto yo visaya/i etc. ,Um den [schon durch ,ä bhät‘\ bestimmten
Geltungsbereich als charakterisiert durch [die Abhängigkeit beider Opera
tionen von] einem gemeinsamen [Element] zu bezeichnen. Infolgedessen
ist eine auf einem gemeinsamen [Element] beruhende [Operation] asi-
ddlia, hingegen eine nicht [auf einem gemeinsamen Element] beruhende
[Operation] siddha: dies ist der vom Verfasser der Värttikas angenommene
Zweck [des Wortes atra] [vgl. Värtt. 12]. Auch der Verfasser des
Bhäjya [Pat.] wird späterhin [zu Värtt. 12] eben diesen Zweck des
Wortes atra feststellen. Jetzt dagegen nimmt er [vorläufig] an, der Aus
druck ,ä bliät‘ habe den Zweck, im Interesse leichterer Erkennbarkeit die
2*
20
VIII. Abhandlung: Geiger.
[Durch atra] wird der Geltungsbereich zum Ausdruck
gebracht. Es soll eine [in dem Abschnitt] bis bha gelehrte
Regel hier [d. h.] in bezug auf eine ebenfalls [in dem Ab
schnitt] bis bha gelehrte Regel asiddha sein. [Hingegen] soll
[das Sütra] in den folgenden Fällen nicht gelten: abhäji, rägah/
up avarhanam. 2
Welches sind nun aber die Zwecke dieser Regel?
Prayojanam saittvam dhitve |J Värtt. 3.
Der Eintritt von £ä und von e ist ein Zweck hinsichtlich
des Eintrittes von dhi, [z. B. bei] edhi, Sädhi: wenn bei den
Wurzeln as und §äs der Eintritt von e [VI, 4, 119] und der
von sä [35] vollzogen sind, so ergibt sich nicht der [nach
VI, 4, 101] durch einen Konsonanten (mit Ausnahme der
Nasale und Halbvokale) bedingte Eintritt von dhi [für hi].
Weil [aber VI, 4, 119 und 35] als asiddha betrachtet werden,
tritt [dhi] ein. 3
Grenze des adhikära anzugeben, und kommentiert [nur], durch das Wort
atra werde ausgedrückt, daß der Bereich, in welchem [die eine Opera
tion des Abschnittes bis bha] als asiddha zu betrachten ist, sich nur auf
eine [ebenfalls in dem Abschnitt] bis bha [vorkommende] Regel erstrecke. 1
Was ICaiy. hier von Käty. behauptet, ist unrichtig. Denn das Wort visaya,
das Käty. gebraucht, bedeutet ,Geltungsbereich* und nichts weiter. [Vgl.
III, 1, 92 Värtt. 1: tatragralianam visayärtham.] Und dies ist ja eben der
Grund, weshalb Käty. im Värtt. 12 den Zusatz samänäh-aya verlangt.
Vgl. p. 41, Anm. 1.
1 In a-bliahj-i kann nach VI, 4, 33 der Nasal ausfallen und wir erhalten
a-bliaj-i. Da nun ä Pänultima (upadha) des Stammes ist, tritt nach VII,
2, 116 Vrddhi ein: abhäji. Dies wäre nicht möglich, wenn VI, 4, 33
asiddha wäre; denn dann wäre a nicht Pänultima. In bezug auf die
außerhalb des Abschnittes VI, 4, 22 bis bha stehende Regel VII, 2, 116
ist also eine im Abschnitt bis bha gelehrte Regel nicht asiddha. — Ähn
lich bei rägah,-. VI, 4, 27 und VII, 2,116. — ICaiy.: ,Die nach den Regeln...
[VI, 4, 33 und 27] erfolgende Elision des n gilt nicht als asiddha in bezug
auf die [Substitution von] Vrddhi, welche nach der Regel [VII, 2, 116]:
„für a, welches Pänultima ist“, vollzogen werden soll.*
2 ICaiy.: Vrhi vrddhäv ity asya vrmher acy anititi nalojpo gune siddho bhavali.
,Die Elision des n erfolgt gemäß [VI, 4, 24 Värtt. 2]: „Von der Wurzel
vrmh — d. i. derjenigen, [von welcher es im Dhätup. 17, 85 heißt]: ,vrhi
in der Bedeutung «stärken»* — vor einem Vokal, wenn er nicht das
Augment i ist“; [diese Elision] ist siddha in bezug auf [die Substitution
von] Guria [VII, 3, 86].* Denn sonst könnte VII, 3, 86 nicht eintreten,
weil keine kurze Pänultima vorhanden wäre.
3 So auch Käs. zu VI, 4, 22 und Siddh. IC. zu VI, 4, 119 und 35.
Mahäbhä^ya zu P. VI, 4, 22 und 132.
21
Einwurf.
Was zunächst den Eintritt von Sä betrifft, so macht er
[das Sütra] nicht notwendig. Ich werde folgendermaßen sagen:
Sä hau [VI, 4, 55] ist gleich säs hau. 1 Der Laut s ist [nach
(VIII, 2, 66 und) VIII, 5, 17] zu y 3 geworden. Dort [sc. bei
dem Substitut säs] erfolgt [also] hinter dem s [nach VI, 4, 101]
der Eintritt von dhi- das s aber wird gemäß [VIII, 2, 25]:
,auch vor einem [mit] dh [anlautenden Suffix]' elidiert. 3 —
Oder aber ich werde [das Sütra ändern und] sagen: ä hau.
Auch auf diese Weise ergibt sich für den Laut s [Eintritt von dhi
nach VI, 4, 101]. Es gilt [nämlich in VI, 4, 34 und 35] ,für
die Pänultima' [aus 24] fort: wenn für die Pänultima [von säs]
ä eingesetzt worden ist, 4 so erfolgt hinter dem s [nach VI, 4, 101]
Eintritt des dhi und gemäß [VIII, 2, 25]: ,auch vor einem [mit]
dh [anlautenden Suffix]' Elision des s. — Oder aber ich werde
sagen [das Sütra sollte lauten]: na hau. Nachdem dort [in
VI, 4, 35: na hau] der Eintritt von i [für das ä von säs:
VI, 4, 34] verboten worden ist, erfolgt hinter dem s der Ein
tritt des dhi und gemäß [VIII, 2, 25]: ,auch vor einem [mit]
dh [anlautenden Suffix]' Elision des s.
Was ferner den Eintritt des e [in der Wurzel as: VI, 4,119]
betrifft, so wird man ihn als Ausnahme von der [in 111
1 Kaiy.: Ihetvabädhanäya Säsir etc. ,Der Sinn ist: liier [in VI, 4, 35] wird,
um den Eintritt des [in 34 gelehrten] i zu beseitigen, ins allein als
Substitut für Säs vorgeschrieben. Da also [das Substitut] auf einen Kon
sonanten endigt, ist der Eintritt des dhi [ohne Anwendung von VI, 4, 22]
vollständig korrekt. 1 Nach dieser Interpretation verhalten sich VI, 4, 34
und 35 folgendermaßen:
VI, 4, 34: Bei Sä» tritt unter den angegebenen Bedingungen i [für ü] ein;
VI, 4, 35: vor hi dagegen tritt Sä» [ohne Übergang des ä in i] ein.
2 Welches nach VIII, 3, 19 abfällt.
3 Kaiy.: Dhi sakäre sico etc. ,Es wird [hier] nicht [Slokavärtt. zu VIII, 2, 25]
angenommen, daß „bei dem s vor einem dh Elision [nur] für das s des
Aoristes (,sic‘) [und nicht auch für das auslautende s einer Wurzel] zu
lehren sei]“. Es wird [nämlich von Pat. zu VIII, 2, 25 im Gegensatz
zum Slokavärttikakära] ausgeführt werden, daß nur calcädhi [mit Elision
des Wurzelauslautes s, und nicht calcäddlii] gebildet wird.'
4 D. h.VI, 4, 34 und 35 stehen in folgendem Verhältnis:
VI, 4, 34: für [die Pänultima] von Säs tritt i ein;
VI, 4, 35: vor hi dagegen tritt [für die Pänultima von ^äs] ä ein.
22
VIII. Abhandlung: Geiger.
gelehrten] Elision [des a von as] betrachten, und es ergibt
sich [aus 119] nicht Elision des s. 1
Hilopa uttve || Värtt. 4.
Die Elision von hi bildet eine Veranlassung [zur An
wendung von VI, 4, 22] in bezug auf den Eintritt von u: wenn
[nämlich] bei kuru [nach VI, 4, 106] die Elision des [Särvadhä-
tuka] hi erfolgt ist, so ergibt sich nicht gemäß [VI, 4, 110]:
,wenn auf [den Präsenscharakter] tt ein Särvadhätuka folgt'
Eintritt von u [für das a von kar-u]. Weil [aber VI, 4, 106]
als asiddha betrachtet wird, tritt [110] ein. 2
Einwurf.
Auch dies ist keine Veranlasung. Er wird [nämlich] dort
[zu VI, 4, 110 Värtt. 1, Schluß] sagen, das Wort särvadhätuka
[in 110] habe den Zweck, daß das u [für d] eintreten
1 Kaiy.: ßnasor allopa ity asya lopasyäpavädo etc. ,Als Ausnahme von der
in der Regel ,6nasor allopah 1 [VI, 4, 111] gelehrten Elision [des a von
as] wird [in 119] Eintritt von e an Stelle des a vorgeschrieben. Weil
diese Regel ,hiasor allopah“, welche den [allgemeinen] Bereich [der Elision
des a] ausdrücken soll, bei [119] fortgilt, so erfolgt nun durch diese
[sc. 119] innerhalb des Bereiches der Elision [von a] Eintritt von e [für
a]. Dieser Sinn ergibt sich nach seiner Behauptung.“ D. li. VI, 4, 111
lehrt allgemein Ausfall des a von as vor einem Särvadhätuka, welches
Icit oder nit ist; VI, 4, 119 aber lehrt die Ausnahme, daß vor dem
Suffix hi — das ebenfalls Särvadhätuka und nit ist — a von as nicht
elidiert wird, sondern daß dafür e eintritt. VI, 4, 119 lehrt also nicht
die Substitution von e für das s von as. Das s selbst fällt dann nach
VIII, 2, 25 ab.
2 Kaiy.: Kurv iti etc. ,Wenn [nach Anwendung von III, 1, 79 und HI, 4, 87]
kr + u + hi vorliegt, so [bieten sich gleichzeitig zwei Regeln dar:
1. VI, 4, 106: Abfall des hi und 2. VII, 3, 84: Guna des Wurzelvokals
wegen des folgenden Si-dliadhätuka (III, 4, 114) «;] weil es später gelehrt
wird \_para] als der Abfall des hi, tritt zuerst Guna ein [und wir er
halten Icar -{- u —f- hi. Nun bieten sich gleichzeitig zwei Regeln dar :
1. VI, 4, 106: Abfall des hi und 2. VI, 4, 110: Substitution von u für a
vor einem Särvadhätuka. VI, 4, 110 ist zwar para, doch] erfolgt noch
vor dem Eintritt des u der Abfall des hi, weil dieser nitya ist [d. h. vor
oder nach der Substitution des u eintreten kann]. Dann aber [sc. nach
dem Abfall des Särvadhätuka hi] ergibt sich der Eintritt des u [für a]
nicht mehr. Doch erfolgt er dadurch, daß der Abfall des hi als asiddha
betrachtet wird.“ Dies ist auch die Ansicht der Siddli. K. zu VI, 4, 110.
Mahabha?ya zu P. VI, 4, 22 und 132.
23
möge, auch wenn ein Sarvadhatuka nur eben vorher da
gewesen ist. 1
T.istil opcnyanädcsä adädvidkau || Yärtt. 5.
1. Die Elision [der Endung] ta [in der 3. sing. aor. pass.],
2. die Elision [des a] in der Wurzel as, sowie 3. die Substitution
des Halbvokales für [das i der] Wurzel i (,gehen 1 ) bieten Ver
anlassung [zur Anwendung von VI, 4, 22] in bezug auf die
Vorschrift über die [Anfügung der] Augmente a und ä:
1. [Die Elision des ta, z. B.] akäri, aihi: wenn [nach
VI, 4, 104] die Elision des ta [Substitutes für lun\ vollzogen
ist, 2 so ergeben sich nicht mehr die [nach VI, 4, 71 und 72
nur] ,vor lun‘ eintretenden Augmente a [bei kär-i] 3 und ä [bei
ih-i]. Weil [aber VI, 4, 104] als asiddha betrachtet wird,
treten sie ein.
2. Die Elision [des a] in der Wurzel as und die Substitution
des Halbvokales für [das i der] Wurzel i (,gehen 1 ) geben Ver
anlassung [zur Anwendung von VI, 4, 22], bei äsan, äyan: wenn
in den Wurzeln i und as [die Substitution des] Halbvokales
[VI, 4, 81], bezw. die Elision [des a: 111] vollzogen sind, so
ergibt sich, da [diese Wurzeln dann] nicht mehr mit einem
Vokal beginnen, nicht das Augment ä [VI, 4, 72], Weil [aber
VI, 4, 81 und 111] als asiddha betrachtet werden, tritt es ein.
1 In der Diskussion zu YI, 4, 110 Yärtt. 1 wird nämlich bewiesen, daß das
Wort ,särvadhätuke l in dieser Regel überflüssig wäre, da aus YI, 4, 106
} 2itah‘ zu ergänzen sei. Daraus schließt Pat., daß särvadhätulce im Sinne
von blmtapürve 1 pi särvadhätuke zu fassen sei. Man könnte nun sagen,
särvadhätulce sei gänzlich überflüssig, weil nach dem Abfall des hi die
Substitution von u für a gleichwohl gemäß I, 1, 62 erfolgen könne. Da
gegen wendet dort Kaiy. ein: Atra na lumatähgasyeti pratyayalaksana-
pratisedhäd uttvam na syäd iti bhütapürvagatyä särvadhätukagrahanäd
bhavati. ,Weil hier die aus dem [durch luk abgefallenen] Suffix [/«'] sich
ergebende [Operation YI, 4, 110] durch [die Regel I, 1, 63]: „nicht an
einem Stamme [bei Ausfall des Suffixes] durch luk, lup oder Hu (Inmat)“
verboten wird, würde u [für a] nicht eintreten können; also tritt dieses
kraft des Wortes särvadhätuka ein nach dem Prinzip „wenn etwas früher
dagewesen ist“. 4 Die Käs. zu YI, 4, 110 stimmt Pat. zu.
2 Diese Regel tritt vor den Augmentregeln ein, ,weil sie nitya ist 4 [Kaiy.].
3 Der Bildungsprozeß bis zur Anwendung der Augmentregeln ist: kr -f-
cli + (luh)- nach III, 1, 66 und VII, 2, 115: kär + (ein) -f ta, und nach
ta i
YI, 4, 104: käri.
24
VIII. Abhandlung: Geiger.
Einwurf.
Was zunächst die Elision [des «] in der Wurzel as
betrifft, so bietet sie keine Veranlassung [zur Anwendung
von VI, 4, 22], Das Vorgehen des Lehrers [Pan.] läßt er
kennen (jfiäpciyati), daß das Augment ä größere Kraft be
sitzt [d. h. früher eintritt] als die Elision [des o], da er ja in
[der Regel VI, 4,111]: ,snasor al-lopah‘ [dem a] ein t nach-
folgen läßt. 1
Auch die Substitution des Halbvokales für [das i der]
Wurzel i (,gehen') gibt nicht Veranlassung [zur Anwendung
von VI, 4, 22], Hinsichtlich der Substitution des Halbvokales
wird man eine Teilung der Regel [VI, 4, 82] vornehmen:
[Zunächst lehrt VI, 4, 81 allgemein]: ,Für [das i der] Wurzel i
(,gehen') tritt [vor Vokalen] der Halbvokal ein.' Hierauf [VI,
4, 82A]: ,Für das [auslautende] i [des Stammes], wenn er
mehr als einen Vokal enthält'; [d. h.] auch für [das auslautende]
i [des Stammes], welcher mehr als einen Vokal enthält, ti-itt
bei i (,gehen') der Halbvokal ein. Hierauf [VI, 4, 82 B]: ,Für
[ein t], dem nicht eine Konsonantenverbindung vorangeht,
1 D. h. Pän. hätte a-lopaly sagen können. Wenn er ausdrücklich at setzt,
so betont er [vgl. I, 1, 70], daß bei as das kurze n, nicht aber ein
langes a, elidiert wird. Er deutet dadurch an, daß die Elision des a
der Wurzel ausgeführt wird, nachdem das Augment ä eingetreten ist. —
Kaiy.: Taparalcaranasya prayojanam ästam, üsann ityädäv äti krte ,värnäd
ängam haliya* ity elcädeiam bädhitvä mä bhüd älcärasya lopa iti; yadi präg
lopah syät tato ‘najäditväd äto ’bhävät tallopanivrttaye taparatvam na kar-
tavyam syäd ity arthah. ,Der Sinn ist: die Nachsetzung des t bezweckt,
daß bei [der Bildung von] ästäm, äsan usvv. nach erfolgtem Eintritt des
Augmentes ä [also in ä + aa + täro usw.] — wobei der [Eintritt des] elcä-
deSa [für ä + a: VI, 1, 90] durch [die Paribh. Nr. 55]: „Eine den Stamm
betreffende [Operation, d. i.VI, 4, 111] hat größere Kraft als eine [die Ver
bindung von] Lauten betreffende [Operation: VI, 1, 90]“ verhindert wird
— nicht das ä [sondern das o] elidiert werde. Wenn dagegen vorher
[d. h. vor Eintritt des Augmentes ä] die Elision [des a von as] erfolgte,
dann brauchte, da [die Wurzel] nicht mehr mit einem Vokal beginnen
würde, und infolgedessen das Augment ä gar nicht eintreten
könnte, nicht noch [dem a] ein t nachgesetzt zu werden, [um aus
zudrücken], daß nicht die Elision dieses [Augmentes ä] stattfinde.“
Asan wird also ohne Anwendung von VI, 4, 22 folgendermaßen gebildet:
as + an; ä + as + an; ä + s -(- an = äsan.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
25
[erg. aus 81:] tritt der Halbvokal ein', und zwar nur 1 ,für
ein [auslautendes] i, wenn [der Stamm] mein’ als einen Vokal
[== eine Silbe] enthält.' 2
Für alle [im Värtt. 5 genannten Fälle] aber lassen sich
[Schwierigkeiten durch die Annahme] vermeiden, [aus VI, 4, 62]
gelte fort ,upadese‘ [d. i. ,bei der im grammatischen System
gebrauchten Grundform']. Unter dieser Voraussetzung treten
die Augmente a und ä [nur] ein, solange [die Wurzeln] sich
im Zustand der im grammatischen System vorliegenden Grund
form befinden. 3 — Oder aber [aus VI, 4, 46] gilt fort ,ärdha-
1 D. h.: während bei der ersten Teilregel [VI, 4, 82 A]: ,er anelcäcali' aus
81 noch ,inali' zu ergänzen ist, gilt bei der zweiten Teilregel [VI, 4, 82 B]:
,asamyogapürvasya' nicht mehr ,inah' aus 81, sondern nur noch ,er ane-
Jcäcah 4 aus 82 A. fort.
2 Die zweite Teilregel, die sich nicht mehr auf die Wurzel i (,gehen 4 ) be
zieht, gibt also den Sinn der ungeteilten Regel 82 wieder. Für die Bil
dung von äyan kommt die erste Teilregel [82A] in Betracht, die be
sagen soll, daß der Halbvokal bei der Wurzel i ferner eintritt, wenn
der Stamm mehr als einen Vokal enthält — also schon mit dem Aug
ment ä versehen ist. — Kaiy.: Atarn antarenänelcäj in na bhavatiti
purvam äd bhavatlty anumiyate; lyatur ityädau yogavibhägam antarena
yanah siddhatväd ädvidhyartham eva yogavibliägo vijnäyate; tcna nityo *pi
yanädeSo ’krta äfri na bhavati. ,Ohne das Augment ä enthält [der Stamm
von] i (,gehen 4 ) nicht mehr als einen Vokal, also tritt [gemäß 82 A]
zuerst [d. i. vor der Substitution des Halbvokales] das Augment ä ein:
so wird gefolgert. Da nun bei lyatur usw., [wo der Stamm ja auch mehr
als einen Vokal enthält], der Halbvokal [durch die allgemeine Regel 81]
ohne eine Teilung der Regel [82] zustande kommt, so ergibt sich die Auf
fassung, daß die Teilung der Regel einzig und allein im Interesse der
Regel über das Augment ä [72] vorgenommen wird. Demnach findet
die Substitution des Halbvokales, obwohl sie [in bezug auf 72] nitya ist,
nicht statt, solange das Augment ä nicht vorgesetzt worden ist. 4 Äyan
wird also gebildet: i-f-aw; ä-\-i-\- an; ä -f-2/-f- an = äyan. — Uber Yoga-
vibhäga vgl. Kielhorn, Ind. Ant. XVI, 247.
8 Kaiy.: Antarahgän api vidhin bädhilvä luncidyupadesa evädätau bhavata
üy arthah. ,Der Sinn ist: die Augmente a und ä treten [nur] vor der im
grammatischen System vorliegenden Grundform von luh usw. ein, indem
sie sogar Antaranga-Regeln verdrängen. 4 Wenn z. B. äsan gebildet werden
soll, so ist der upadeSa des Iah: as-\-lah. Hier bieten sich nun, durch Iah
veranlaßt, gleichzeitig zwei Operationen dar: 1. die Substitution der
Personalendung für Iah, 2. die Vorsetzung des Augmentes. Die erste
Operation ist antaranga, weil die Veranlassung zu ihrer Ausführung
näher liegt [s. unten zu Mbh. III, p. 223, 1. 6] als die Veranlassung zum
Vollzug der zweiten Operation, die deshalb baliirahga ist. Die Antaranga-
26
VIII. Abhandlung: Geiger.
dhätulce, [,vor einem Ardhadhätuka 1 ]. 1 — Oder aber es handelt
sich bei [der Regel VI, 4, 71]: ,lun-lan-lrnksv at‘ um eine Be-
zeichnungsweise, die [in lun, lan, Irh je] zwei l wiedergibt; 2
[die Regel besagt demnach: die Augmente a und ä treten]
bei folgendem lun usw. [ein], sofern diese [noch] mit dem Laut l
beginnen. 3
Einwurf.
Bei jeder [dieser drei Annahmen] kommen aijyata und
aupyata [3. sing. impf, pass.] nicht zustande. 4
Operation sollte nun gemäß Paribh. Nr. 50 früher eintreten. Infolge der
Ergänzung von ,upadeSe‘ aber erfolgt zuerst die Vorsetzung des Aug
mentes; denn solange noch der upade&a des lun usw. vorliegt, also die
Substitution der Personalendungen für Im'i usw. noch nicht erfolgt ist,
sollen die Augmente eintreten.
1 Kaiy.: Ardhadhätulcagrahanänuvrttisämarthyäd alcrtesu luiiädeiemi läva-
sthäyäm labdhärdhadhätulcasamjnäyäm adätau bliavata ity arthah. ,Vermöge
des Umstandes, daß das Wort ,ärdhadhätu!ca‘ fortgilt, treten die Aug
mente a und ä ein, solange die Substitutionen für lun [usw.] noch nicht
vollzogen sind, während noch der durch la [gekennzeichnete] Zustand
[vgl. III, 4, 77] vorhanden ist, dem die technische Bezeichnung ärdha-
dhätuka eigen ist [wogegen nach III, 4, 113 die substituierten Personal
endungen särvadhätulca heißen].'
2 D. h. jedes l = ll.
3 Erg.: und nicht die entsprechenden Personalendungen für sie sub
stituiert worden sind. — Dieselben drei Annahmen sowie der folgende
Einwurf auch Pat. zu VI, 4, 74.
4 Aijyata z. B. wird [nach der Käs. zu VI, 4, 72] gebildet: ,Wenn lan ein
getreten ist [: yaj + laii], so [ergeben sich] in [diesem] durch la gekenn
zeichneten Zustand [gleichzeitig 1. Substitution von ta für la und
2. Vorsetzung des Augmentes o; aber] vor dem Eintritt des Augmentes a
wird die Substitution [von ta] für la vollzogen, weil sie antarahga ist
[vgl. p. 25, Anm. 3. — Wir erhalten yaj io]. Dann [bieten sich gleich
zeitig 1. das Augment a und 2. nach III, 1, 67 das Zwischensuffix (vilca-
rana) yalc dar; doch] verdrängt der vikarana, da er nitya ist, das Aug
ment a [und wir erhalten yaj + ya ta. Mau könnte dagegen einwenden,
daß auch die Anfügung des Augmentes o nitya sei, weil sie sowohl vor
als auch nach dem Eintritt von yalc erfolgen könnte; aber] das Aug
ment a ist [nach Paribh. Nr. 43] anitya, weil sich [nach dem Eintritt von
yalc] eine andere Wortform ergeben würde. Denn nach erfolgtem [Ein
tritt von yalc] hätte jenes [Augment o] bei dem auf das Zwiscliensuffix
[i/ofc] ausgehenden Stamm einzutreten; wenn [i/a/c] hingegen nicht ein
gesetzt worden ist, [hätte das Augment a] bei der bloßen Wurzel [ein
zutreten]. Eine Kegel ist aber anitya, wenn sie sich [nach dem Eintritt
Mahabliaijya zu P. VI, 4, 22 und 132.
27
Erwiderung.
Er [Slokavärtt. zu VI, 4, 74] wird folgendes sagen: ,Bei
vokalisch anlautenden [Stämmen] kommt [aijyata usw.] mit Hilfe
des Augmentes a [und nicht ä] zustande. 1
einer zweiten gleichzeitig sich darbietenden Regel] bei einer [hiedurch]
geänderten Wortform ergäbe. — [Einwurf]: Aber gemäß [Paribli. Nr. 44]:
,Hinter einer geänderten Wortform 4 wäre doch [auch die Anfügung des]
vikarana \_yalc] anitya, [da die Wortform, hinter welcher er eintreten
würde, wenn das Augment früher eingetreten wäre, anders wäre, als
vor dem Eintritt des Augmentes]? [Die Käs. gibt keine Antwort. Man
hilft sich, indem man sagt: der vikarana ist nach Paribh. No. 46 nitya].
Nach erfolgtem [Eintritt des] vikarana findet vor [dem Eintritt des]
Augmentes a [die sich gleichzeitig darbietende Substitution des] Sam-
prasärana [i für y nach VI, 1, 15] statt, da diese eben nitya ist [und
wir erhalten ij -f- ya + ta]. Da nun ein vokalisch anlautender Stamm ent
standen ist, tritt nach VI, 4, 72 das Augment ä ein [und wir erhalten
gemäß VI, 1, 90: aijyata].‘ — Diese Bildung von aijyata usw. wäre nach
der Behauptung des Opponenten bei keiner der drei Annahmen möglich.
Vg. Kaiy.: Trisv api parihäresu usw. ,Bei allen drei Annahmen zur Ver
meidung [von Schwierigkeiten] würden die Wurzeln yaj usw., da in dem
durch la gekennzeichneten Zustand [also vor dem Eintritt des 7«£-Suffixes
yak] Samprasärana [VI, 1, 15] nicht eintritt, nicht mit Vokalen be
ginnen: infolgedessen könnte das Augment ä nicht eintreten; folglich
würde sich das Augment a ergeben. 4 Wir bekämen dann: a + yaj + Iah;
a + yaj + ta\ a + yaj -j- ya + ta und schließlich a -f- ij + ya -f- ta, was je
doch nach VI, 1, 90 nicht aijyata ergeben kann.
1 Kaiy.: AtaS ceti yat sütrarn, tad ataS ceti kriyate, acity adhikäräc ca liali
vrddhyabhävah. Katham äyann, äsann iti, yävatenastyor yanlopayoh lcrtayor
vrddhir nästi? Antarangatväd vrddhir hhavisyatliy adosah. NänäSrayatväc
ca värnäd ängarri balvya iti nästi. Krtäyäm vrddhäv äsann iti tapara-
lcaranäd äkäralopäbhävah. Ino 3 pi vrddher aikärasya yan na bliavisyatiti;
ino yan er iti yogavibhägäd ikäräntasyeno yanvidhänät tadabliäväc cäy-
ädeSe [Text: ca yäde&e (sic!)] krte äyann iti bhavisyati. ,Das Sütra ,äta$
ca ( [VI, 1, 90] wird geändert in ,ataS ca 1 [d. h. auch für das Augment
a 4- Vokal tritt Vrddhi ein], und aus dem [hier fortgeltenden] Adhikära,
,vor einem Vokal 4 [VI, 1, 77] ergibt sich, daß vor einem Konsonanten
Vrddhi nicht eintritt. — [Einwurf]: Wie kommen aber [unter dieser
Voraussetzung] äyan, äsan zustande, da sich doch bei den Wurzeln i
und as, wenn [in a -f i -J- an und a-f<zs+a?i] die Substitution des Halb
vokales [für i] und die Elision [des a von as] vollzogen sind, Vrddhi
nicht mehr ergibt? — [Erwiderung]: Es liegt kein Fehler vor, denn
[die Substitution von] Vrddhi wird [noch vor diesen Operationen] ein
treten, weil sie [als näherliegend: vgl. p. 25, Anm. 3] eine Antarahga-
Operation ist. Und weil ferner [die beiden Operationen] auf ver-
28
VIII. Abhandlung: Geiger.
Annnasikalopo liilopallopayor jabliavas ca || Vartt. 6.
Die Elision des Nasals gibt Veranlassung [zur Anwen
dung von VI, 4, 22] hinsichtlich der Elision von hi und «, so
wie ferner der Eintritt von ja [für /tan], bei ägahi; jahi;
gatah, gatavän: wenn [nach VI, 4, 37] die Elision des Nasals
und [nach 36] der Eintritt des ja vollzogen sind, so ergibt sich
gemäß [den Regeln] ,Nach a [Elision] von hi‘ [VI, 4, 105] und
,[auslautendes] a wird [vor einem Ardhadhätuka] elidiert [48],
Elision [des hi in äga-hi und ja-hi und des a in ga-tah und
ga-tavcin]. Sie findet [aber] nicht statt, weil [VI, 4, 37 und 36]
als asiddha betrachtet werden.
Einwurf.
Was zunächst die Elision des Nasals betrifft, so gibt sie
keine Veranlassung [zur Anwendung von VI, 4, 22], Bei der
Elision des a [VI, 4, 48] ist [nämlich] ,upadese‘ [aus 37] zu
ergänzen. 1
schiedenen [Elementen, die Vrddhi auf dem Augment a + folgendem
Vokal, der Halbvokal, bezw. die Elision, auf den Suffixen] beruhen, so
gilt hier nicht [die Paribh. Nr. 55]: ,Eine den Stamm betreffende [Opera
tion, hier: Substitution des Halbvokals, bezw. Elision des a] hat größere
Kraft [— tritt früher ein] als eine [die Verbindung von] Lauten be
treffende [Operation, hier: die Vrddhierung].“ [Vgl. dagegen Paribh.
Text, p. 60, 1. 9f. (Transl., p. 303): Tat tu samänanimittilcatvarüpasamä-
näh-ayatva evaiseti tan na]. ,Wenn nun Vrddhi [zuerst] eingetreten ist,
so findet bei äsan infolge der Nachsetzung des t [hinter dem a von
allopah in VI, 4, 111 nach I, 1, 70] nicht noch Elision des ä statt. Bei
der Wurzel i hinwiederum wird für die Vrddhi ai [aus « + i + an] nicht
noch der Halbvokal eintreten. Da [nämlich] durch die Teilung der
Regel in ,ino yai.i er' [VI, 4, 82 A; vgl. p. 24] die Substitution des Halb
vokales nur bei der Wurzel i, sofern sie auf i auslautet, vorgeschrieben
wird, und weil dieses [i nach der Vrddhierung in ai + an] nicht mehr
vorhanden ist, wird nach vollzogener Substitution von äy [für ai gemäß
VI, 1, 78] äyan zustande kommen.“
1 D. h. bei einem Stamme, dessen ursprüngliche Form — d. i. die im gram
matischen System gebräuchliche Form der Wurzel — auf a auslautet,
wird dieses a vor einem Ardhadhätulca elidiert. Ga- hingegen ist das
Ergebnis einer an der upadeSa-Form gam vorgenommenen Operation.
Hier kann also VI, 4, 48 überhaupt nicht angewendet werden. Vgl. p. 18>
Anm. 5.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
29
Gegeneinwurf.
Wenn ,upadese‘ zu ergänzen ist, so ergibt sich dort
[III, 1, 80] nicht dhinutah, krnutah. 1
Erwiderung.
Dies bedeutet keinen Felder. Mit dem Worte upadesa
wird nicht auf die ursprüngliche Form Bezug genommen, son
dern auf das Ärdhadhätuka wird Bezug genommen. [Gemeint
ist ein Stamm], welcher beim Antritt eines Ärdhadhätuka an
die im grammatischen Lehrsystem gebrauchte Form [der Wurzel]
auf a auslautet. 2
1 Dldnutali wird aus der upade&a-Form dhivi [Dhätup. 15, 84] = dhinv
[VII, 1,58] gebildet, indem nach III, 1, 80 an dhinv das Suffix u an
gefügt und [gleichzeitig] für das auslautende v ein a substituiert
wird. Wir erhalten dhina + u + tah. Das a wird nun wegen des folgenden
ArdhadhätukaSwfftyLQS u nach VI, 4, 48 elidiert, so daß sich dhinutah er
gibt. Wenn jedoch bei VI, 4, 48 upadeSe zu ergänzen wäre, könnte die
Elision des a nicht erfolgen, weil nicht dhina- upadeöa-Form ist, son
dern dhinv.
2 Eigentlich: in [dem Stadium] der upadesa -Form, [wie sie] beim Antritt
eines Ärdhadhätuka [erscheint]. — Kaiy.: ArdhadhätukopadeSakäle yad
akärantam ahgam,, tasyärdhadhätuke parato lopa iti süträrthah. Tatra
dhinvilcrnvyor a ceti usw. ,. . .Weil in [der Regel III, 1, 80]: „Bei dhinv
und krnv tritt [u und] auch a [für v] ein“ zugleich mit dem [.Ardha-
dhätuka-']S\if&x ?4 [die Substitution des] a vorgeschrieben wird, so lauten
dhinv und Icrnv in der upadeSa-Form, [wie sie] beim Antritt eines
Ärdhadhätuka [erscheint], auf a aus; also kommt unter jener Voraus
setzung [tatra; d. i. gemäß der Annahme } ärdliadhätukopadeSe 1 '] die Elision
des a [VI, 4, 48] zustande. Und weil dieser [lopa, welcher ein Substitut
(ädeSa) des ursprünglichen a ist], durch ein folgendes [Element, sc.
das u] bedingt ist, sich also [gemäß I, 1, 57 in bezug auf die Regel
VII, 3, 86, welche den dem sthänin vorangehenden Laut i betrifft], wie
der sthänin [sc. a] verhält, so erfolgt bei dhinutah usw. nicht [die Sub
stitution von] Guna [für das i von dhin-']. i D. h. trotz der erfolgten
Elision ist der Stamm in bezug auf VII, 3, 86 noch als auf a [dhin(a)-\-
u + tah], also auf zwei Laute ausgehend zu denken. Das i ist dann
nicht Pänultima, und VII, 3, 86 kann nicht angewendet werden. — Vgl.
Siddli. K. zu VI, 4, 48: ArdliadhätukopadeSakäle yad akäräntam tasyä-
kärasya lopah syäd ärdhadhätulce pare. Ebenso urteilt offenbar auch die
Käs., die zu VI, 4, 22 unter den Fällen, in denen diese Regel zur An
wendung kommt, zwar ägalii und jahi, nicht aber gat.ah und gatavän
erwähnt.
30
VIII. Abhandlung: Geiger.
Auch der Eintritt von ja [für hari\ gibt keine Veranlassung
[zur Anwendung von VI, 4, 22], Hinsichtlich der Elision von
hi [VI, 4, 105] wird [nämlich] eine Teilung der Regel [106]
vorgenommen werden. [Zunächst 105]: ,Nach einem a [erfolgt
Elision] von hi.‘ Hierauf [106 A.]: ,Auch nach u‘; [d. h.] auch
nach einem u findet Abfall des hi statt. Hierauf [10615.]: ,Wenn
es ein Suffix ist'; ,wenn es ein Suffix ist', ist in beiden Fällen
[sc. in 105 und 106 A.] zu ergänzen. 1 —
Einwurf.
Aber warum heißt es denn [im Värtt. 6] ,die Elision des
Nasals in bezug auf die Elision von hi und a, sowie der Ein
tritt von ja 1 , warum heißt es nicht ,die Elision des Nasals und
der Eintritt von ja in bezug auf die Elision des a und hi‘?
Erwiderung.
Damit nicht die [in I, 3, 10 gelehrte] Entsprechung [der
in gleicher Zahl einander gegenüberstehenden Glieder des Satzes]
der Zahl nach zur Anwendung komme. [Denn] die Elision des
Nasals gibt Veranlassung [zur Anwendung von VI, 4, 22 auch]
in bezug auf die Elision von hi, in: ,Mandüki tähhir ägahi 1
[VS. 17, 6]; ,rohidasva ihägahi' [VS. 11, 72]; ,marudbliir agna
ägahi 1 [RV. 1, 19, 1].*
1 Kaiy.: Samudäyäpeksayät; ,asamyogapürväd‘ ity atra tu bhedenäpeksanäd
änantaryäd uta iti sambadhyate, na tu ata iti ,[Pratyayät ist in beiden
Fällen zu ergänzen], weil es [zum Vorhergehenden] im Verhältnis der
Anreihung steht; dagegen ist hier bei ,asamyogapürvät‘, weil dessen Be
ziehung [zu dem Vorhergehenden] in einer Unterscheidung [d. i. Ein
schränkung] besteht, [nur] ,utas‘ [10GA] gemeint, da [asamyogapürvät]
unmittelbar [auf ,?<tas‘] folgt, nicht aber ,atas‘ [105].‘ D. h. pratyayät
ist auch in 105 zu ergänzen, asamyogapürvät dagegen nur in 106 A. Die
Regel 105 besagt demnach: nach a, jedoch nur wenn es Suffix ist, erfolgt
Abfall von hi. Ja-hi, bei dem dies nicht zutrifft, erfordert also nicht
die Anwendung von VI, 4, 22. l jj l 2
2 Wenn das Värttika lautete ,anunäsi!calopa-jabhäväv: allopa-liilopayov 1 , so
würde sich nach I, 3, 10, ebenso wie die Glieder 1 und I einander ent
sprechen, auch hilopa nur auf jabhäva, nicht aber auch auf anunäsilca-
lopa beziehen. Doch beweist [nach Käty.’s Ansicht] die Form ägahi [aus
uf/am-hi], daß anunäsikalopa auch in bezug auf hilopa als asiddha zu
betrachten ist. — ICaiy.: Yadyapi prayojanäkhyänaparatväd usw. ,Für
diesen Satz würde zwar die Entsprechnng der Zahl nach nicht gelten,
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
31
Samprasärauaiu avarnalope j| Yartt. 1.
[Die Substitution von] Sarriprasärana gibt Veranlassung
[zur Anwendung von VI, 4, 22] hinsichtlich der Elision des
Lautes a, [z. B.] maghonah (acc. pl.), maghonä, maghone. Wenn
[nämlich in magha + van + all gemäß VI, 4, 133 die Substitution
des] Samprasärana \_u für «] vollzogen [und nach VI, 1, 108
u für u + a eingetreten] ist, so ergibt sich gemäß [der Regel
VI, 4, 148]: ,Für i und a [vor der Femininendung i und vor
einem Taddhita] 1 Elision [des a in magha + un + ah vor dem
Taddhita un (aus van)]. 1 Weil aber [VI, 4, 133] als asiddha
betrachtet wird, tritt sie nicht ein. 2
weil er [nicht ein Sütra ist, sondern] die ausschließliche Bestimmung
hat, Zwecke [eines Sütra] anzugehen. Aber weil mau auf Grund der
Beobachtung, daß sonst eine Reihenfolge den Grund für ein proportionales
Verhältnis [ihrer Glieder: vyavastliä] bildet, dasselbe auch in unserem
Falle vermuten könnte, so ist, um dies gänzlich auzuschließen, [im
Värttika] diese Art des Ausdrucks gewählt worden.“ — Zu ägahi bemerkt
ICaiy.: Aträpi pratyayäd ity asyobhayoh iesatväd älter lugabhävah sidhyati.
,Daraus, daß ,pratyayäl l in beiden [Regeln: 105 und 106A.] zu ergänzen
ist [vgl. p. 30 nebst Anm. 1], ergibt sich, daß das hi auch hier [bei äga-hi]
nicht abfällt.“
1 Kaiv.: Maghona iti: magham asyästili cchandasivanipau ceti vartip ,[Ma-
ghaväii] bedeutet: ihm ist eine Gabe eigen [vg'l.V, 2, 94]. Es ist [nämlich
mit dem ITacZcZ/iiia-Suffix] van [gebildet], nach [dem Värtt. zu V, 2, 109]:
,Im Veda [werden] auch noch [die Suffixe] l und van [im Sinne von mat
(matup: V, 2 94) angefügt].“
2 Asiddham bahirangam antaraiiga iti paribliäsayä samprasäranasyäsiddha-
tvam nästi, — eftä hi paribhäsä väha üd ity atra jnäpitatväd äbhäcchäslriyä
— tasyärn pvavartamänäyäm akäralopasampraeäranayor asiddhatväd an-
larahgabakiraitgayor yugapad annpasthünän, nüjünantarya iti pratbjedhad
vä. ,[Die Substitution des] Samprasärana ist [nur gemäß VI, 4, 22 und]
nicht auf Grund der Paribhä?ä [Nr. 50]: „Eine Bahiranga-Jiegel ist
asiddha in bezug auf eine Antaraiiga-Regel“ als asiddha zu betrachten.
Denn wenn diese Paribhäsä — welche nämlich eine [im Abschnitt] bis
blia [VI, 4, 22—175] gelehrte [Regel] ist, weil sie in [der Regel VI, 4, 132]:
,väha iit‘ [s. Pat. hiezu] angedeutet wird — zur Anwendung gelangt, so
sind sowohl die Elision des a [d. i. die Antaraiiga-Operation], als auch
[die Substitution des] Samprasärana [d. i die Bahirahga-Operation gemäß
VI, 4, 22] als asiddha zu betrachten, und infolgedessen sind die Antaraiiga-
und die Bahirahga-Operation nicht gleichzeitig zur Stelle [vgl. näheres
pp. 42 11., nebst Anm.]; oder die Paribhäsä [Nr. 51]: „[Eine Baliiraiiga-
Operation ist] nicht [als bahirahga, also auch nicht als asiddha zu be
trachten, wenn die Antaraiiga-Operation] auf der unmittelbarenFolge eines
Vokales [beruht]“ verbietet [hier die Anwendung der Paribli. Nr. 50].“
32
VIII. Abhandlung: Geiger.
Einwurf.
Dies ist keine Veranlassung [zur Anwendung von VI, 4, 22],
Er wird [nämlich im Bhäsya zu IV, 1, 7] folgendes sagen:
Maghavan ist ein [etymologisch] nicht abgeleiteter Nominal
stamm. 1
Ilebhäva ällope || Värtt. 8.
Der Eintritt von re [für ire] gibt Veranlassung [zur An
wendung von VI, 4, 22] hinsichtlich der Elision von ü, in: ,Kim
seid garbham pratkamam dadhra äpah‘ [vgl. RV. 10, 82, 5].
Wenn [nämlich in da-dhä + ire gemäß VI, 4, 76] der Eintritt
von re [für ire] erfolgt ist, 2 so ergibt sich [in da-dhä-re] nicht
gemäß [der ßegel 64]: ,Ä wird auch vor dem [einem Ardha-
dliätulia Vorgesetzten] Augment i elidiert' Elision des ä. Weil
[aber VI, 4, 76] als asiddha betrachtet wird, tritt sie ein. 3
Einwurf.
Auch dies gibt nicht Veranlassung [zur Anwendung von
VI, 4, 22]. Der Eintritt von re [für ire] ist [nämlich] vedisch.
Und die Personalendungen des Perfektums 4 sind [nach III,4,117]
im Veda auch Särvadhätulca. Unter dieser Voraussetzung (tatra)
ergibt sich aus [der Regel I, 2, 4]: ,Ein Särvadhätulca, welches
nicht pit ist, gilt als mi-Suffix', daß [re] ein mß-Suffix ist,
und demgemäß erfolgt die Elision des ä [in da-dliä + re] nach
[der Regel VI, 4, 112]: ,Für das ä von (s)nä [dem Präsens-
1 Van ist also nicht als Suffix (pratyaya), und speziell Taddhita zu be
trachten. Jene Operationen, welche sich im Falle einer etymologischen
Herleitung des Wortes maghavan ergeben würden — hier die Elision
des a [VI, 4, 148] — sind also unmöglich, und VI, 4, 22 hat deshalb
hier keine Gelegenheit zur Anwendung. Vgl. Paribh. Nr. 22: Unädayo
'vyutpannäni prätipadilcäni. — Kaiy.: Talas ca taddhite usw. ,Und des
halb tritt die vor einem Taddhita vorgeschriebene Elision des a nicht
ein. Zumal da [VI, 4, 133] auch deshalb nicht [in bezug auf 148] asi-
ddka sein könnte, weil [die zwei Operationen] nicht [auf einem gemein
samen Element] beruhen [vgl. zu Värtt. 12], muß man die Alternative,
daß [maghavan] etymologisch nicht ableitbar ist, annehmen. 1 — Vgl.
UnädisTitras [ed. Aufrecht] I, 158.
2 Ivaiy.: Nityatvät. ,Weil [diese Operation in bezug auf VI, 4, G4] nitya
ist [und nach Paribh. 38 zuerst eintritt]. 1
3 So auch Käs. und Siddh. K. zu VI, 4, 76.
4 Die sonst nach III, 4, 115 Ardkadhätulca sind.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
33
Charakter der IX. KL] und das der reduplizierten Stämme [vor
einem Särvadhätuka, welches kit oder nit ist]. 1
Wenn demnach diese Regel [VI,4, 22] nicht aufgestellt wird:
Zwecke des Ölokavärttikakära. 2
Ut tu krnak katliaiu or vinivrttau;
,Wie soll denn aber in kr u [für a\ eintreten, nachdem
[der Präsenscharakter] u verschwunden ist
[Pat.] Wenn hier, hei kurvali, kurmah, kuryät, [gemäß
VI, 4, 108 und 109] die Elision des [Präsenscharakters] u voll
zogen ist, so ergibt sich [in har + vah usw.] nicht gemäß
[VI, 4, 110]: ,Wenn auf [den Präsenscharakter] u 3 ein Särva
dhätuka folgt', der Eintritt von u [für das a von kar-~\, i
1 Kaiy.: Särvadhätuke Sapüau dvirvacane ‘ghor iti itvanisedhäd [Text: itva-~\
äkäralopah ,Wenn [der Reihe nach] das Särvadhätuka [re] eingetreten,
die Abwertung des Präsenscharakters a (sap) [III, 1, 68 wegen des Sär
vadhätuka; II, 4, 75] und die Reduplikation [VI, 1, 10 und 8] erfolgt ist,
wird das ä [des Stammes gemäß VI, 4, 112] elidiert, da ja durch [VI, 4,
113]: ,,[Z tritt an die Stelle von ä vor einem konsonantisch anlautenden
Särvadhätuka, jedoch] nicht hei da und dhä (gliu)“ der Eintritt von i
[für ö] verboten wird.“
2 Kaiy.: ,Nachdem die vom Verfasser der Värttikas [Käty.] genannten
Zwecke [von VI, 4, 22] widerlegt worden sind, werden die vom Sloka-
värttikakära behaupteten Zwecke vorgeführt. 1
3 In VI, 4, 110 gilt nämlich aus 106 ,utah‘ fort.
4 Die genannten Formen werden folgendermaßen gebildet: kr-{-vah\ nach
III, 1, 79: lcr -[- u valj.; nach VII, 3, 84, die als jpara-Regel früher als
VI, 4, 108 und 109 eintritt: kar -f- u -j- vafi; nach VI, 4, 108 und 109:
lcar + | und kar -|- yät. Die eben erfolgte Elision des u muß als
asiddha betrachtet werden, wenn nun nach 110 kurvalj. usw. zustande
kommen sollen.
Kaiy.: Ut tu krna iti, särvadhätuke para iti. Atha usw. ,Wenn ein
Särvadhätuka [auf das Suffix ?;] folgt“: ,[Einwurf:] Aber warum er
folgt denn der Eintritt des u [für a] nicht [nach dem Wortlaut von VI,
4, 110], wenn nur ein Särvadhätuka [ohne vorangehendes Suffix «] folgt?
— [Erwiderung:] Dies ist nicht möglich. [Denn sonst] würde der
Eintritt des u [für a] nur dort erfolgen, wo die Elision [des Suffixes] u
vollzogen worden ist [wie in kurvali aus kar -)- vali\, nicht aber bei ku-
ruta usw., weil hier [das «] als Innensuffix [lcar- und Särvadhätuka tren
nend] dazwischentritt. Wenn man dagegen geltend machen wollte, daß
ja auch hei kurvah, usw. [das Suffix u] noch trennend dazwischenstehe,
Sitzungsber, d. pbil.-hist. Kl. ICO. Bel. 8. Abli. 3
34
VIII. Abhandlung: Geiger.
ner api ceti katliain vinivrttili |
,Und wie sollte denn auch ni vor it verschwinden?'
[Pat.] Und auch hier, hei kärisyate aus kärayati, ergibt
sich nicht [gemäß der Regel VI, 4, 51]: ,Für [das Suffix ni
weil [dessen Substitut lopa] sich [nach I, 1, 57] wie der sthänin [«] ver
halte, so [antworten wir]: nein! Ein derartiges [fortdauerndes] Dazwi
schenstehen [eines elidierten Vokales gemäß I, 1, 57] wird [sonst nur]
auf Grund eines [in einem Sütra darauf hinweisenden] Wortes ange
nommen. [Nach der Interpretation V särvadhätuka eva paratah“ aber ent
hält VI, 4, 110 keinen Hinweis auf das Suffix u],— [Einwurf:] Wenn
man nun aber annimmt, [daß 110 infolge Ergänzung von „utah“ aus
106 zu interpretieren sei:] „Wenn auf [das Suffix] u ein Särvadhä-
tuka folgt“, so wird ja doch sogar dann, wenn die Elision des [Suffixes]
ii als mh/a-Operation [schon vor der Substitution von Guna: VII, 3, 84]
vollzogen worden ist, der Eintritt des u [für a] dadurch erfolgen, daß
der lopa für jenes [Suffix ?<] sich [nach I, 1, 57] wie der sthänin [«] ver
hält [also: ki’ -|- u -j- val}-, VI, 4, 108: Icr -f- vah’, VII, 3,84: kar -j- vah
und VI, 4, 110 mit Hilfe von I, 1, 57 aus har [—|— tz] —vah : kurvah];
geschweige denn hier, wo zuerst [nach VII, 3, 84 die Substitution von]
Guna [für r] erfolgt, weil [VH, 3, 84] para ist, und erst nachher [also
unmittelbar vor der Anwendung von VI, 4, 110] die Elision des [Suffixes]
u [, die nicht nitya ist]; und wenn dann die Vorschrift [VI, 4, 110] für
[das Element a ausgeführt werden soll,] welches dem Vokal [d. i. dem
Suffix u] voranging, als er noch nicht durch das Substitut [sc. lopa] er
setzt war [vgl. im Anhang s. sthänivadbhäva], so verhält sich [gemäß I,
1, 57 der lopa für u] tatsächlich wie der sthänin [«]. Hingegen soll [VI,
4, 110] nicht [auf Grund von I, 1, 62] als eine durch das [elidierte]
Suffix [m] bedingte [Operation] eintreten; denn [diese Operation] beruht
[nicht ausschließlich auf u als einem Suffix, sondern] auf dem Buch
staben [« in Verbindung mit dem folgenden Särvadhätuka, also in kur
vah, aus lcar[u]-\- vah, auf u-vah; vgl. im Anhang s. pratyayalalcsai}am].
— [Erwiderung:] Also folgendermaßen: der Verfasser des Bhäijya hat
nicht angenommen, daß [die Elision des Suffixes u] sich wie der sthä
nin [h] verhalte, da er ein anderes Verfahren zur Vermeidung [der Schwie
rigkeit, u. zw. VI, 4, 22] angeben wollte. Oder aber [wir müssen, da die
Anwendung von I, 1, 57 sonst berechtigt wäre, annehmen:] zuerst erfolgt
die Elision des [Suffixes] u, weil sie nitya ist, und nachher [die Substi
tution von] Guna [für r], Wenn nämlich die Elision des u vollzogen
ist, so muß gemäß [der Regel 1, 1, 62], daß das durch das [elidierte]
Suffix Bedingte eintritt, [die Substitution von] Guna [trotz der voll
zogenen Elision des Suffixes u] erfolgen. Daraus ergibt sich, daß [die
Substitution von] Guna nicht nitya ist, und zwar gemäß [der Paribh.
Nr. 45:] „Eine Regel [, welche nitya sein sollte,] ist nicht nitya [tritt
also nicht zuerst ein], wenn sie sich [nach dem Eintritt der zweiten
Mahabhaijya zu P. VI, 4, 22 und 132.
35
[vor einem Ardhadhatuka, jedoch] ohne das Augment i‘ die
Elision des [Kausativ-Suffixes] ni (= i). 1
Ahruvatas tava yogam imaiu syäl luk ca cino nu
katham na tarasya ||
/Wenn du diese Regel nicht gelten lassen willst, wie sollte
da nach ein nicht auch der Abfall von tarci erfolgen?'
sich gleichzeitig darbietenden Regel nur noch] mit Hilfe irgendeiner an
deren Regel ergeben würde.“ [So würde sich hier Ow.ia nach vollzogener
Elision des u nur noch mit Hilfe von I, 1, 62 ergeben]. Dann aber [d. li.
wenn also Guna erst nach der Elision eintritt] ist das a [in kar-vali]
ein Element, welches erst dem durch das Substitut [sc. lopa] ersetzten
Vokal vorangeht; wenn also an einem solchen [a] die Vorschrift [sc. VI,
4, 110] ausgeführt werden soll, so kann [das Substitut lopa) nicht [nach
I, 1, 57] wie der sthänin [d. i. das Suffix u) behandelt werden. [Vgl. im
Anhang s. sthänivadbhäva. — Demnach wird VI, 4, 22 angewendet werden,
indem VI, 4, 108 und 109 als asiddha betrachtet werden]. •— [Einwurf:]
Aber es ist doch nicht möglich, daß die Elision des [Suffixes] u asiddha
sei, da sie nicht [auf einem gemeinsamen Element] beruht; denn vor
[den Buchstaben] m und v [vgl. VI, 4, 107] wird die Elision des u vor
geschrieben, vor dem [auf «] folgenden Särvadhätuka [in seiner Gänze,
d. i. vor nah, mah] wird der Eintritt des u [für a] vorgeschrieben? —
[Erwiderung:] Dies trifft nicht zu; denn [nicht vor m und«, sondern]
vor einem mit m oder v beginnenden Suffix wird die Elision des [Suf
fixes] u vorgeschrieben. Es ist also tatsächlich die Abhängigkeit [der
Elision des u) vor einem gemeinsamen [Element] vorhanden. 1 [Vgl. zu
Värtt. 12.] Die Regel VI, 4, 22 wird hier also angewendet.
1 Das Fut. pass, des Kausativums von lcr ist entweder 1. gleich der Atma-
nepada-Form kärayisyate, welche folgendermaßen gebildet wird: kr -}- ni
te-, nach VII, 2, 115: käri te\ VII, 3, 84: käre-te. Dann nach III,
1, 33, VII, 2, 70 und VIII, 3, 59: käre-(- i-sya -p te und schließlich nach
VI, 1, 78: kärayisyate. Oder aber 2. der mit dem Kausativ-Suffix ni (i)
gebildete Stamm kr -|- n.i- wird so behandelt, als ob er auf ein [d. i. das
Suffix i der 3. sing. aor. pass.] endigte, und in diesem Falle wird an
käri- gemäß VI, 4, 62 im Futurum das Suffix sya mittels des Augmentes
i angefügt. Wir erhalten käri -|- i-sya -\- te. Diese Vorsetzung des Aug
mentes i muß nun als asiddha betrachtet werden, wenn das auslautende
i (ni) des Stammes Icäri gemäß VI, 4, 51 elidiert werden soll. Vgl. Mbh.
vol. III, p. 206 das Slokavärtt.: it cäsiddhas, tena me Iwpyate nir .... —
Kaiy.: PrakrtipratyayäSrayatväd usw. ,[Die Vorsetzung des] Augmentes i
(it) und die Elision des ni sind von einem gemeinsamen [Element] ab
hängig, da sie beide auf dem ursprünglichen [d. li. nicht mit dem Aug
ment i versehenen] Suffix [aya] beruhen. 1 [Vgl. zu Värtt. 12.]
3*
36
VIII. Abhandlung: Geiger.
[Pat.] Und hier, bei akäritaräm, akäritaräm, wie sollte da
nicht [gemäß VI, 4, 104] der Abfall des auf ein [Suffix i der
3. sing. aor. pass.] folgenden tara erfolgen ? 1
Erwiderung des Ölokavärttikakära.
Cam bliagavän krtavams tu tadartliam tena bliaved
iti ner vinivrttih |
,„Ca u [,und auch'] hat der Meister [Pän.] doch nur zu
dem Zwecke gesetzt, daß dadurch vor it das Verschwinden
des ni erfolge.'
[Pat.] Hier in [der Regel VI, 4, 62]: ,Vor sya (fut. und
condit.), sic [s-aor.), siyut (precat.) und täsi (periphr. fut.) im
Impersonale und Passiv kann bei [Verbalstämmen], die in ihrer
im grammatischen System vorliegenden [einfachsten] Form
vokalisch auslauten, ferner bei han, grah und drs auch [so
verfahren werden], als ob bei ihnen ein [die Endung i der
3. sing. aor. pass.] vorläge; [dann] tritt auch noch das Augment
i ein.' Was denn sonst noch [ca]? — Und auch die Elision
des [Kausativ-Suffixes] ni. 3
Mvor api ye ca tatliäpy anuvrttau;
,Sowohl ,mvor‘ wie auch ,ye ca‘ gelten noch fort.'
[Pat.] Auch hier, bei [der Bildung von] kurvah, kurmah,
kuryät [d. i. in VI, 4, 110] wird ,vor m und v‘ [107], sowie ,und
vor y‘ [108] noch fortgelten. 8
1 AJcäri ist aus akärita entstanden, indem das auf ein (i) folgende Suffix
ta gemäß VI, 4, 104 abgefallen ist. Nach der Anfügung von taräm müßte
derselben Eegel zufolge auch das Suffix tara abfallen, wenn es nicht als
asiddha betrachtet würde. Vgl. im Anhang s. visayavisayibliäva.
2 Das ,ca‘ soll besagen, daß außer der Elision des rat, die aus VI, 4, 51
fortgilt, auch noch it eintritt. Da sich also die Elision des rat schon
aus VI, 4, 62 ergibt, bedarf es zu ihrem Eintritt nicht erst der Anwen
dung von VI, 4, 22.
3 Darnach wäre VI, 4, 110 zu interpretieren: Für a tritt « ein vor einem
SärvadhätuJca, wenn dieses mit m, v oder y beginnt. Damit ist gesagt,
daß diese Substitution vor den mit m, v und y beginnenden Endungen
ohne Rücksicht auf die Elision des Suffixes u [vgl. Kaiy. p. 33, Anm. 4,
Anfang] erfolgt. — Kaiy.: Ata ut särvadhütulce ity atra usw. ,Weil in
[der Regel VI, 4, 110]: „Für a tritt u ein, wenn ein SärvadhätuJca folgt“
,mvor‘ und ,ye ca‘ fortgelten, so wird nach der vollzogenen Elision des
Mahäbhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
37
cinluki ca kiiita eva hi luk syät ||
,Und bei dem Abfall nach ein soll nur der Abfall eines
kit- oder »ni-Suffixes gelten/
[Pat.] Auch bei dem Abfall [des Suffixes] nach ein [VI,
4, 104] gilt das vorher erwähnte Wort ,knit‘ fort. 1 — Wo ist
es erwähnt worden? — In [der Regel VI, 4, 98]: ,[Die Paenul-
tima] von gam, han, jan, ldian und ghas wird elidiert vor einem
[vokalisch anlautenden] kit- oder mf-Suffixe, ausgenommen vor
an (Aoristcharakter a).‘
Ein wurf.
Aber dieses \knit in 98] ist doch durch den Lokativ [kiiiti]
ausgedrückt, und hier [in 104] benötigt man ein durch den
Genetiv ausgedrücktes [d. i. kiiitah]. 2
Erwiderung.
Dieser Ablativ cinali [,nach ein 1 ] wird an die Stelle des
Lokativs ,kiiiti 1 den Genetiv setzen, 3 indem [die Regel I, 1, 67]
gilt: ,Wenn [im Lehrbuch] etwas durch den Ablativ ausge
drückt ist, so [erfolgt die Operation] an dem darauffolgenden
[Element]. 4 —
[Suffixes] u der Eintritt von u für a erfolgen: dies ist der Sinn. Aber
aucb‘ — wendet Kaiy. ein — ,mit Hilfe der [ergänzten] Buchstaben m
usw. [d. i. v und i/] erfolgt bei kurmal} usw. nicht der Eintritt des u,
weil durch sie das [Wort] särvadhätuka [in 110] in einer Weise näher
bestimmt wird, daß sich ein Widerspruch in der Aussage [väkyabheda,
der Regel 110] ergibt.“ D. li. durch die Ergänzung von ,mvor‘ und ,ye
ca‘ hat die Regel eine ihrem Zweck widersprechende Einschränkung
erfahren; denn die Bildung von kurutah, kurvanti, deren Endungen nicht
mit m, v oder y beginnen, wäre nun nicht mehr möglich.
1 Bei dieser Annahme kann nur die Endung ta abfallen, da sie ein nit-
Suffix ist, während tara(p) und tama(p) als £>ft-Suffixe nicht abfallen.
2 Lulc soll ja an die Stelle des kit- oder rä't-Suffixes treten. Dasjenige
aber, an dessen Stelle ein anderes Element tritt, wird in der Grammatik
nach I, 1,49 durch den Genetiv ausgedrückt; wenn etwas hingegen im
Lokativ angegeben ist, so wird nach I, 1, 66 die Operation an dem voran
gehenden Element vorgenommen. Bei der Ergänzung des Lokativs kniti
könnte also ein kit- oder Aii-Suffix nicht Gegenstand der in VI, 4, 104
vorgeschriebenen Operation sein.
3 D. h. er wird bewirken, daß der Lokativ im Sinne eines Genetivs auf
zufassen ist.
4 Vgl. die Paribh. Nr. 70: UbhayanirdeSe pancaminirdcso baliyän ,Wenn [in
38
VIII. Abhandlung: Geiger.
Selbst wenn diese Regel aufgestellt wird, 1
Siddham vasnsainprasäranam ajvitlhau |j Yärtt. 9.
muß man [als Ausnahme] konstatieren, daß [die Substitution
von] Samprasärana [als] in Kraft getreten [zu betrachten ist]
hinsichtlich einer Regel, welche einen Vokal betrifft. — Zu
welchem Zwecke denn? — Damit bei [der Bildung der] Akku-
sative pluralis papusalr, tasthusahj ninyusali, cicyusah; luluvusah,
pupuvusali, wenn [nach VI, 4, 131 die Substitution des] Sam
prasärana \_u für das u] von vas vollzogen worden ist, gemäß
[VI, 4, 64]: ,Vor einem Vokak [hier vor its] die Elision des ä
[von pä und sthä] und die übrigen [Operationen, d. i. 82 und 77]
stattfinden mögen. 2
Aber aus welchem Grunde sollten sie denn nicht zustande
kommen?
einer Regel zwei Elemente] durch beide [Kasus, das eine durch den
Ablativ, das andere durch den Lokativ] ausgedrückt ist, so besitzt das
durch den Ablativ ausgedrückte größere Kraft.“ D. h. in einem solchen
Falle gilt nicht die Kegel I, 1, 66, wonach der Ablativ als Genetiv auf
zufassen wäre, sondern I, 1, 67. Demnach besagt VI, 4, 104: Nach ein
tritt, wenn unmittelbar darauf ein kit- oder Äif-Suffix folgt, für dieses
Suffix lulc ein. [Vgl. Einleit. p. 7 f.] Die Regel VI, 4, 22 wäre also auch
in diesem Falle unnötig. — Im Text werden hier die Slokavärttikas im
Zusammenhang noch einmal vorgeführt.
1 Kaiy.: AnekaparihäräSrayeya usw. ,wenn sie zu dem Zwecke angewendet
wird, damit sich ein Verständnis nicht erst auf umständliche Weise da
durch ergebe, daß man mehr als eine Annahme zur Vermeidung [von
Schwierigkeiten] macht.“
2 Der acc. pl. part. perf. act. von pä wird gebildet: papä vas as. Da
as eine vokalisch anlautende Endung eines schwachen Kasus ist, ist
papävas- ein Wirt-Stamm, es wird also nach VI, 4, 131 Samprasärana sub
stituiert: papä -j- uas -}- as; daraus wird nach VI, 1, 108 und VIII, 3, 59
[wo Bühtlingk unrichtig übersetzt ,am Anfang eines Suffixes“, vgl. die
Käs.]: papä -|- us -|- as. Die Substitution des Samprasärana darf nun
nicht als asiddha betrachtet werden, weil das ä nach VI, 4, 64 nur vor
einem vokalisch anlautenden Ardhadhälulca elidiert wird. Ähnlich ver
hält es sich mit den zwei anderen Gruppen von Beispielen, bei denen
die Regeln 82 und 77 in Betracht kommen. — Man kann nun ein
wenden, daß dem Ardhadhälulca vas nach VII, 2, 35 das Augment i vor
gesetzt werden sollte. Die Ausführungen Kaiy.’s hierüber: ,nanu cäntaran-
gatväd itä bhävyam 1 usw. bis ,pürvam ini. na pravartate‘ gebe ich im An
hang s. ,nimittäpäye naimittikasyäpy apäyah 1 wieder.
Mahabhagya zu P. VI, 4, 22 und 132.
39
Baliirangiilaksanatvad asiddhatväc ca || Yartt. 10.
[Die Substitution des] Saniprasärana [VI, 4. 131] ist ja doch
eine Bahiranga-Regel, 1 und sie ist auch [gemäß VI, 4, 22 in
bezug auf VI, 4, 64, 82 und 77] als asiddha zu betrachten.
Ättvam yalopällopayoh paäuso na väjän cäkliäyitä
cäkhäyitnm || Yärtt. 11.
Man muß [ferner als Ausnahme] konstatieren, daß der
Eintritt von ä [als] siddha [zu betrachten] ist in bezug auf
die Elision eines y und die eines ä. — Weshalb denn? —
[Wegen] ,pasuso na väjän‘ [RV.V, 41,1], Wenn [bei der Bildung
von] pasusah der Eintritt von ä [für das n von san: VI, 4, 41]
als asiddha betrachtet wird, so ergibt sich infolgedessen nicht
gemäß [der Regel 140]: ,Für des [auslautende] ö einer Wurzel - '
die Elision des ä. 2
1 Denn ihre Ursache liegt außerhalb der Ursache der .Anto-a/iya-Regel VI,
4, 64, wie folgende Darstellung zeigt:
papa -f- vas -)- as
papä ~h iw -f- as
VI, 4, 64: Elision des a bedingt VI, 4, 131: Samprasarana u für v
durch u: antaranga bedingt durch as: bahiranga
Vgl. Paribh. Nr. 50.
2 Kaiy. erklärt zunächst die Bildung von paSusah [ - paium sanoti ,Vieh
verschaffen 1 ]: Nach III, 2, 67 tritt an die Wurzel san das 7crt-Suffix vi( (u)
[welches nach I, 2, 46 die Wurzel zum Nominalstamm macht. Nach VI,
1, 67 verschwindet es zwar wieder, doch treten auch nachher gemäß I,
1, 62 die durch dieses Suffix bedingten Operationen ein]: paiu-san -j-
(v) + as; Substitution von ä für n vor tnt nach VI, 4, 41 (und von s für
.9 nach VIII, 3, 108): pa&u-sä-\- as. Die Substitution von ä darf nun nicht
als asiddha betrachtet werden, wenn gemäß VI, 4, 140 die Elision des ä
erfolgen soll. — Kaiy. bemerkt ferner: Laksanapratipadoktaparibhäsä
tv ällope näsrlyate, avgäptiprasaiigät ,Bei der Elision des ä [VI, 4, 140]
wird jedoch die Paribhäsä [Nr. 105] über Ausdrücke, welche sowohl etwas
erst aus einer Regel sich Ergebendes bezeichnen, als auch das durch
ihren Wortlaut Gegebene, nicht angenommen. Denn sonst würde sich
ergeben, daß [die Regel 140] nicht alle Fälle umfaßt [avyäpti, vgl. p. 16,
Anm. 1].‘ D. h. wenn die Paribhäijä hier gälte, würde äl in VI, 4, 140
nur das ä der auf ä auslautenden Wurzeln bezeichnen können, nicht
aber ein sekundäres ä, welches nach 41 für n substituiert worden ist.
Auf ein solches ä würde sich 140 dann nicht erstrecken. Aber die Bil
dung von paäu?ali lehrt, daß 140 auch auf ein sekundäres ö angewendet
40
VIII. Abhandlung: Geiger.
Wenn bei [der Bildung von] cäkhäyitä, cäkhäyitum der
Eintritt von ä [für n: VI, 4, 43] als asiddha betrachtet wird, so
ergibt sich gemäß [der Regel 49]: ,Für ein auf einen Konsonanten
folgendes y [vor einem Ärdhadhätuka'] 1 die Elision des y. 1
Sam;ina5rayavacaii;it siddliain || Värtt. 12.
,Dadurch, daß man [in der Regel] hinzufügt „welche von
dem gleichen [Elemente] abhängig ist“, ist [das Sütra hinsichtlich
der erwähnten Ausnahmen] vollständig korrekt'.
[Nur eine Operation,] welche auf dem gleichen [Elemente]
beruht [wie die zweite Operation], ist asiddha. Diese [in den
Värtt. 9 und 11 genannten Regeln] aber beruhen nicht auf dem
gleichen [Elemente]. Zunächst hier, in den Akkusativen pl. pa-
pusali, tasthusah; ninyusali, cicyusah • luluvusah, pupuvusah, be
ruhen die Elision des ä und die übrigen [Operationen] auf -vas
[ms], das Samprasärana [dagegen] auf der Endung [as] des
auf -vas ausgehenden [Stammes]. — Bei paSusah [beruht] der
Eintritt des ä [für das n von sau] auf dem [Suffix] vit, die
Elision des ö dagegen auf der Endung des auf vit ausgehenden
[Stammes], •— Bei cäkhäyitä, cäkhäyitum [beruht] der Eintritt
des ä auf dem [Intensivcharakter] ya [lies: yanyättvam], die
Elision [des y hingegen] auf dem Ärdhadhätuka [i-tr] des
auf ya ausgehenden [Stammes].
Sollte dieses [Wort samänäSraya in dem Sutra] ausdrück
lich hinzugefügt werden? — Durchaus nicht! -—■ Wie soll man
es aber [aus der Regel] verstehen, wenn es nicht ausdrücklich
erwähnt wird? — Vermöge des Wortes atra.
wird, daß somit in diesem Falle die Paribli. 105 nicht gilt. Vgl. Paribh.
Transl., p. 486, n. 2.
1 Kaiy.: Khanater yani dvirvacanät paratvädye vibhäsenyättve dvirvacane ca
trj irüpam ,Wenn an die Wurzel Jchan [nach III, 1, 22] der Intensiv
charakter ya angefügt worden ist [: lchan-ya-~], [die Wurzel] auf die Redu
plikation [VI, 1, 9] folgt usw. [d. h. nach VII. 4, 85 das Augment nuk (n)
an das a der Reduplikationssilbe getreten ist: can-khan-ya-], die optio-
nelle Substitution von ä [für n zunächst an der Wurzel] und [dann] auch
an der Reduplikation [VII, 4, 83] erfolgt ist [: cä-lchä-ya-], so tritt das
mit [dem Augment] i versehene [Ärdhadhätuka] Ire (tr) an.‘ Wir erhalten
[VI, 4, 48] cäkhäyitä. Wenn aber die Substitution des ä als asiddha be
trachtet würde, also noch can-khan-y- als vorhanden zu denken wäre,
müßte nach VI, 4, 49 das auf n folgende y abfallen, und wir würden
fälschlich cäkhäitä erhalten.
Mahabhäsya zu P. VI, 4, 22 und 132.
41
Einwurf.
Aber es ist doch etwas anderes als Zweck des Wortes
atra behauptet worden? — Was ist behauptet worden? —
[VI, 4, 22 Värtt. 2:] [Das Wort atra hat den Zweck, den Gel
tungsbereich anzugeben.
Erwiderung.
Dies [sc. der Geltungsbereich] ergibt sich schon vollständig
aus dem Adhilcära [,asiddhavatQ. 1
Einwurf.
Hier bei papusali, cicyusah, luluvusah wurden [Värtt. 10]
zwei Gründe [dafür] namhaft gemacht [, daß die Elision des
ä usw. nicht zustande kommen kann, nämlich] : der Umstand,
daß [VI, 4, 131] eine Bahiranga-Regel und [außerdem gemäß
VI, 4, 22] asiddha sei. [Die Annahme,] daß sie [gemäß VI,
1 Nach Käty.’s Ansicht [Värtt. 2] gibt ,ä bhät‘ den Bereich derjenigen Regeln
an, welche asiddha sind, und ,alra l den Bereich derjenigen Regeln, in
bezug auf welche jene asiddha sein sollen. Nach Pat. dagegen ergibt
sich schon aus dem Adhilcära [vermittelst der Erklärung] der Abschnitt
VI, 4, 22 bis hlm als Bereich der als asiddha zu betrachtenden Regeln,
während ,ä hhät‘ den Bereich der Regeln angibt, in bezug auf welche
jene asiddha sind. ,Atra‘ wäre also überflüssig, wenn es nicht — wie
Pat. annimmt — den Zweck hätte, auszudrücken, daß beide Regeln von
dem gleichen Element abhängig sein müssen. Vgl. die Käs. zu VI, 4, 22:
Asiddhavad ity ayam adhikäro yad ita ürdhvam annlcramisyäma ä adhyä-
yaparisamüptes tad asiddhavad veditavyam; ä l)ll!l(l iti visayanirdesah'.
ü bhasamiabdanäd yad ucyate tatra kartavye [,wenn eine (zweite Opera
tion) dort (d. li. nach einer Regel) vollzogen werden soll, welche bis zur
Erwähnung von bha (d. i. bis VI, 4, 129 oder 175) gelehrt wird*]. Atreti
samänäSrayatvapratipattyartham: tac ced atra yatra [bhavati ist zu strei
chen!] tad ä bhäc chästnyam vidhiyate tadäh-dyam eva bhavati, vyäirayam
tu näsiddhavad bhavatity arthah ,. . . [Eine in dem Abschnitt bis bha ge
lehrte Operation ist asiddha,] wenn diese dort, wobei eine andere in dem
Abschnitt bis bha gelehrte Operation vorgeschrieben wird, und nur eben
davon abhängig ist . . .* In dem in diesem Kapitel angeführten Beispiele
handelt es sich um ein gemeinsames Element, an welchem die Opera
tion der zweiten Regel vollzogen wird; es ist zwar nicht, wie bei der
ersten Operation, Ursache, aber doch ein Element, von dem die zweite
Operation abhängig ist. Es kann aber auch Ursache der zweiten Opera
tion sein, und dann haben beide Operationen die gleiche Ursache. Vgl.
im Anhang s. samänäSraya. — Vgl. noch die Käs. zu unserem Sütra: Atra-
grahanam kirn? Papupah pasya usw.
42
VIII. Abhandlung: Geiger.
4, 22] asiddha sei, mag als an jener Stelle [Värtt. 12] beant
wortet gelten. 1 Auf [den Grund, daß VI, 4, 131] eine Bahiranga-
ßegel sei, ist aber noch nicht erwidert worden. 2
Erwiderung. 3
Dies bedeutet keinen Fehler. [Denn] eine Bahirahga- und
eine Antaranga-Operation sind zwei Begriffe, die (einander wider-
streitend) zu zweien auftreten. 4 — In welcher Weise? — Wenn
1 Kaiy.: .Durch die Annahme, daß es auf die Abhängigkeit von dem
gleichen [Element] ankomme.
2 Kaiy.: Yadyapi näjänantarya ity ayani usw. ,Obwohl hier das [in der
Paribh. Nr. 51 enthaltene] Verbot zur Anwendung kommen könnte:
„[Eine bereits ausgeführte Baliiranga-Operation ist] nicht [als asiddha
zu betrachten, wenn die Antaraiiga-OpersAioxx] auf dem unmittelbaren
Folgen eines Vokales [beruht;“ hier die Elision des ä auf dem folgenden
u von ms], so will dieser Zusatz [des Bhäsyakära] doch zu verstehen
geben, daß [hier] auch die Möglichkeit der Anwendung der Paribhäsä
[Nr. 50] nicht besteht, weil [wie im folgenden gezeigt wird] eine Ursache
[für ihre Anwendung] gar nicht vorhanden ist.*
8 Das Folgende findet sich in ähnlichem Zusammenhang bei Pat. zu VIII,
3, 15 Värtt. 2.
4 Kaiy. zu VIII, 3, 15 Värtt. 2 erklärt pratidvandvibhävinau: dvandvam yug-
mani ucyate; pratikülam parasparaviruddham dvandvam pratidvandvam,
tatra bhavatah. — Zu unserer Stelle bemerkt Kaiy.: Na hi vastvantarä-
napeksa.m antarangam usw. . . . bis padäny asminn arthe yojyante ,Es gibt
nicht irgendeine Antaranga- oder Baliiranga-Operation, die, ohne sich
auf den anderen Gegenstand [d. i. auf eine zu ihr gehörige Baliiranga-,
bezw. Antaranga-Operation] zu beziehen, nur für sich selbst zu Recht
bestünde; denn sie liegen nur dann vor, wenn sie beide sich gleich
zeitig in der Weise darbieten, daß eine von der andern abhängt, so
wie bei [der Bildung von] syona [aus si -f- ü -f- na (vgl. Paribh. Transl.
p. 222, n. 2) die Substitution des] Halbvokales [für £] und die von Ouna
für i sich gleichzeitig darbieten]. Bei papusah dagegen bieten sich nicht
[beide Operationen] gleichzeitig dar: in dem Zeitpunkt, in welchem das
Samprasärana sich darbietet [d. i. so lange -vas noch vorliegt], besteht
keine Möglichkeit für die Elision des ä und die übrigen [Operationen,
vgl. p. 38], weil eine Ursache [für ihren Eintritt, d. i. ein Vokal] nicht
vorhanden ist; und in dem Zeitpunkt, in welchem die Elision des ä
[vor einem Vokal] sich darbietet, ist [die Substitution des] Samprasäro.na
schon ausgeführt. Und deshalb ist das Samprasärana nur erst die Ursache
der Elision des ä usw.; folglich gelangt hier die Paribhäsä [Nr. 50] nicht
zur Anwendung. Dies ist der Sinn. — [Einwurf:] Wenn es sich so
verhält, so [kann man dagegen einwenden:] auch bei pacävedam [aus
pacäva idam] usw. bietet sich, so lange [die Bahirang«-Operation, d. i. die
Mahäbha§ya zu P. VI, 4, 22 und 132.
43
eine Antaranga-Operation vorhanden ist, so ist [gleichzeitig auch]
die Bahiranga-Operation da; und wenn eineBahiranga-Oper&tion
vorhanden ist, so ist [gleichzeitig auch] die Antaranga-Operation
da. 1 Hier aber [bei papusah usw.] sind die Antaranga- und
die I?a/MVa?7<7a-Operationen nicht gleichzeitig zur Stelle. 2 Wenn
Substitution von Guna nach a [für a i: VI, 1, 87] nicht vollzogen ist,
[die Antarahga-OpeYiition, d. i.] die Substitution von ai gemäß für e 4
[III, 4, 93] nicht dar; weil somit [die Bahiranga-0peration] die bedin
gende Ursache und [die Antarahga-Op er ation] das hiedurch Bedingte ist,
wäre [auch hier] die Möglichkeit der Anwendung der Paribhäsä nicht
vorhanden. [In Wirklichkeit gilt sie jedoch bei pacävedam. Vgl. Paribh.
Transl. p. 271, n. 4.] — [Erwiderung:] Nun, dann wird [p?’atidvandvi-
bhävinau] folgendermaßen anders erklärt: die Paribhäsä [Nr. 50] ,Eine
Bahiraiiga-Operation ist asiddha in bezug auf eine Antaranga-Operation 4
ist in [der Regel VI, 4, 132]: .In väh tritt ü [als Samprasärana für v]
ein 4 angedeutet [vgl. Paribh. Text p. 44, 1. 3 ff.; Transl. p. 235—37 samt
Noten], sie ist also eine in dem Abschnitt bis bha gelehrte [Regel]; oder
aber: obwohl [diese Paribhäsä im Värtt. 8] zu [der Regel I, 4, 2:] ,Bei
einem Konflikt [zweier Regeln] ist die später erwähnte zu vollziehen 4
ergänzend hinzugefügt worden ist, so wird sie [doch auch] zu einer im
Abschnitt bis bha gelehrten [Regel], weil [nach Paribh. Nr. 3] Termini
technici und Paribhä§äs sich mit jeder Operation [bei der diese Termini
Vorkommen oder diese Paribhäsäs eine Rolle spielen] zu einem Satze
vereinigen, somit auch [die Substitution des Samprasärana [VI, 4, 131]
in vas [der Paribh. Nr. 50] eine Stätte gewährt. Wenn dann die im Ab
schnitt bis bha gelehrten Operationen, nämlich die Elision des ä und
die übrigen, vollzogen werden sollen, so ist in bezug auf diese die [in
demselben Abschnitt gelehrte] Paribhäsä [gemäß VI, 4, 22] asiddha, tritt
also nicht ein. Und wenn sie nicht eintritt [d. h. das Samprasärana
nicht als bahirahga betrachtet wird, also auch nicht asiddha ist], so
finden [verursacht durch das Samprasärana] die Elision des ä und die
übrigen Operationen statt. Dies ist der Sinn der Auseinandersetzung
[des Bhäsya]. Die einzelnen Worte [derselben] werden in diesem Sinne
[d. i. in dem der zweiten Interpretation] gebraucht. 4 Vgl. im Anhang
s. antaranga und p. 31, Anm. 2.
1 Kaiy. erklärt ,sati l durch buddhyäpeksite ,sobald man mittels der Wahr
nehmung auf sie Bezug genommen hat 4 , d. h. sobald man sie im Bildungs
prozeß der Form zum ersten Male wahrgenommen hat. Vgl. Kaiy. zu
VIII, 3,15 Värtt. 2: saty antaranga iti: antarahge buddhyäpeksite tadape-
ksayä bahirahgam bhavati, bahiraiige cäpelcsite tadapelcsayäntaraiigam bha-
vaty antarangavyapade&am labhata ity arthah.
2 Nämlich im Augenblick der Anwendung des Paribhäsä. — Kaiy. zu VIII,
3, 15 Värtt. 2 erklärt yugapatsamavasthänam durch: ekasyäm buddhäv ape-
ksitap araspar am avasthänam ,ein Eintreten in der Weise, daß man schon
bei einer einmaligen Wahrnehmung jedes auf das andere bezieht 4 .
44
VIII. Abhandlung: Geiger.
[nämlich] eine Bahirahga-Operation nicht in die Erscheinung
getreten ist/ so bietet sich [auch] eine -dwtarcMiga-Operation
nicht dar. Unter diesen Umständen (tatra) ist die [angebliche]
Bahirahga-Operation nichts weiter als die Ursache der [angeb
lichen] Antarahga- Operation. 3
Hrasvayalopällopäg cäyädeSe lyapi || Yärtt. 18.
Man muß [als Ausnahmen] konstatieren, daß 1. die [Sub
stitution der] Kürze, 2. die Elision des y und 3. die Elision
des a hinsichtlich der Substitution von ay [für das Kausativ-
Suffix i) vor [dem Suffix des Gerundiums] lyap (ya) als siddha
zu betrachten sind, [in den Beispielen:] 1. prasamayya gatah,
pratamayya gatah; 2. prabebhidayya gatali, pracecchiclayya
gatah; 3. prastanayya gatah, pragadayya gatah. Wenn [nämlich]
1. die [Substitution] der Kürze [für die Länge vor ni: VI, 4,
92], 2. die Elision des y [VI, 4, 49] und 3. die Elision des
[Stammauslautes] a [VI, 4, 48] als asiddha betrachtet werden,
so ergibt sich nicht gemäß [der Regel VI, 4, 56]: ,Vor lyap
(ya) nach einem auf eine Kürze folgenden [Wurzelkonsonanten]'
die Substitution von ay [für i]. s
1 Nämlich deshalb, weil sie im Augenblick der Anwendung der Paribhäsä
gemäß VI, 4, 22 in bezug auf diese als asiddha betrachtet werden muß.
Vgl. im Anhang s. antaranga.
2 Kaiy.: Paribhäsäyä asiddkatväd apravrttäv iti bhävaJi usw. ,Damit ist ge
meint: unter der Voraussetzung, daß die Paribhä§ä nicht eintritt, da sie
asiddha ist. Und zwar ist die Paribhäsä asiddha [gemäß VI, 4, 22] in
folge der Abhängigkeit von dem gleichen [Element], indem das Sam-
prasärana allein es ist, wovon sowohl die [Anwendung der] Paribhäsä,
als auch die Elision des ä und die übrigen [Operationen] abhängen.“
Vgl. Paribh. Trans], p. 265, n. 2.
8 In allen drei Fällen handelt es sich um die Bildung des kausativen
Gerundiums. Und zwar werden mit Präpositionen zusammengesetzte
Verba gewählt, weil nach VII, 1, 37 in der Komposition lyap (ya) für
Jctvä (tvä) substituiert wird.
1. Der Kausativstamm ist pra-Sam -(- ni-, daraus nach VII, 2, 116: pra-
6äm-\-i-. Für die lange Paenultima wird nun nach VI, 4, 92 die Kürze sub
stituiert [Böhtlingk ungenau: ,bewahrt die Kürze“]: pra-Sam -f- i-. Wenn
nun [nach VII, 1, 37 statt Iva] das Suffix ya angefügt worden ist, so wird
ay für das i substituiert, und wir erhalten prasamayya. ,Wenn jedoch die
[Substitution der] Kürze [a] als asiddha betrachtet wird, so geht dem
[auslautenden Wurzelkonsonanten] m nicht eine Kürze voran, und infolge
dessen bietet sich die Substitution von ay [für i] nicht dar“ (Kaiy.). —
Maliabhasya zu P. YI, 4, 22 und 132.
45
Erwiderung.
Auch hier vermeidet man [Schwierigkeiten] in der Weise
[, daß man erklärt]: ,Es ist dadurch vollständig korrekt, daß
man sagt, [eine Operation sei asiddha,] wenn sie von dem
gleichen [Element] abhängt. [Värtt. 12.] — Wieso? — Auf dem
[Suffix] ni beruhen diese Regeln [VI, 4, 92; 49; 48], auf dem
[Suffix] lyap (ya) hinter ni [dagegen] die Substitution von ay. 1
Vugyutäv uvanyanok || Värtt. 14.
Man muß [als Ausnahmen] konstatieren, daß die [Anfügung
der] Augmente vuk (v) und yut (;y) hinsichtlich [der Substitution
von] uvaii (uv) und yan (des Halbvokales) als siddha zu be
trachten sind. 1. Babhüvatuh, babhiivuh: wenn [hier die An
fügung von] vuk (y) [in babhü -f- v -j- atuli: VI, 4, 88] als asiddha
betrachtet wird, so bietet sich infolgedessen [nach 77 die Sub
stitution von] uvan (uv) [für das ü\ dar; 2 2. upadidiye, upa-
Im Dhätup. 19, 70 erscheint Sam unter den Wurzeln mit stummem m
(mitaJ}) als ,mit‘, sofern es nicht ,darSana‘ bedeutet.
2. ,Hinter dem auf das [Intensivsuffix yan (ya) ausgehenden [Stamm]
von bhid tritt das Kausativ-Suffix nie (i) ein< (Kaiy.). Wir erhalten pra-
bebhid -|- ya + £-; nach VI, 4, 48: pra-bebhid -j- y -f- £-; nach VI, 4, 49
[Elision des y vor dem Ardhatliätuka i]: pra-bebhid -|- i-\ nach VI, 4, 56:
prabebhidayya. ,Wenn hier die Elision des y als asiddha betrachtet wird,
so folgt [in prabebhidy -)- £-] nie (i) nicht auf einen [auslautenden Wurzel
konsonanten] mit vorangehender Kürze, da ja noch das y dazwischen
steht, und die Substitution von ay [für i] bietet sich infolgedessen nicht
dar* (Kaiy.)
3. ,Unter der Überschrift „Die auf a endigenden Wurzeln“ wird [im
Dhätup. 35, 7—8] erwähnt: „stana und gada, zur Bezeichnung himm
lischer Geräusche“ (Kaiy.). — Nach der Anfügung des Kausativ-Suffixes t,
erhält man gemäß VI, 4, 48: prastan-i- und nach VI, 4, 56: prastanayya.
,Wenn hier die Elision des a [VI, 4, 48] als asiddha betrachtet wird,
ergibt sich nicht die Substitution von ay [für i: 56], da [in prastana-i-]
ein a dazwischensteht [, also das i nicht auf einen Wurzelkonsonanten
mit vorangehender Kürze folgt].“
1 So auch die Käs. zu VI, 4, 56.
8 Kaiy.: Babhüvatur iti: bhü atus vuk usw. ,[Zunächst] bhü -f atus, [dann
wird] vuk (v) [angefügt]; wenn dieses als asiddha betrachtet wird, bietet
sich [die Substitution von] uvaii (uv) dar. — [Einwurf:] Aber [die An
fügung von] vuk [VI, 4, 88], die [in bezug auf einen speziellen Fall]
vorgenommen wird, während [für diesen Spezialfall nach der allgemeinen
Kegel VI, 4, 77 auch die Substitution von] uvaii sich notwendigerweise
46
VIII. Abhandlung: Geiger.
didiyäte: wenn [liier die Anfügung von] yut (y) [in upadidi -|-
y + e: VI, 4, 63] als asiddha betrachtet wird, so bietet sich
infolgedessen [nach 82] die Substitution des Halbvokales [y
für i\ dar. 1
[gleichzeitig] ergeben würde [näpräpte], stellt doch eine Ausnahme [apa-
väda] von dieser [Substitution des uvaii] dar [und liebt diese auf]; es
gilt ja der Grundsatz [Pat. zu I, 1, 47, Värtt. 1]: ,Wenn auch [eine all
gemeine und eine Spezialregel] gleichzeitig eintreten könnten, so wird
doch [jene durch diese] aufgehoben.“ [Nach dem Eintritt der Spezialregel
VI, 4, 88 kann also die allgemeine Regel 77, d. i. die Substitution von
uvaii, nicht mehr eintreten.] — [Erwiderung:] Dies trifft [hier] nicht
zu. [Denn nur] diejenige [allgemeine Regel], welche in dem Augenblick
vorhanden ist, in welchem die sie verdrängende [Spezialregel] zur An
wendung gelangt, wird von der verdrängenden [Spezialregel] völlig auf
gehoben und gelangt nicht mehr zur Anwendung; uvaii [nach der all
gemeinen Regel] jedoch tritt nicht [gleichzeitig] in die Erscheinung, da
es [gemäß VI, 4, 22] in dem Augenblick als asiddha [= nicht vorhanden]
zu betrachten ist, in welchem vuk [nach der Spezialregel] eintritt, [und
zwar nur deshalb eintritt,] weil es [sonst, d. i. nach dem Eintritt der
allgemeinen Regel] keine Gelegenheit [zum Eintritt] hätte; [uvaii]
kann also [durch die Spezialregel] nicht [ganz] verdrängt werden; und
so tritt es denn, wenn [die Anfügung von] vuk vollzogen ist, aus dem
Grunde ein,, weil diese [gemäß VI, 4, 22 in bezug auf die Substitution
von uvaii] als asiddha [= nicht in Kraft getreten] betrachtet wird.“ Es
werden nämlich zwei Arten von Ausnahmsregeln (apaväda) unterschieden:
1. Spezialregeln, die gleichzeitig mit oder nach dem Eintritt der allge
meinen Regeln zur Anwendung kommen könnten und diese gemäß der
Maxime ,yena näpräpie yo vidhir ärahhyate, sa tasya bädhako bhavati 1
[Paribh. Text p. 65, 1. 8 f.; Transl. p. 321 f.] vollständig aufheben.
Von solchen Spezialregeln sagt man, daß sie die allgemeinen Regeln
apavädatvät aufheben; 2. Spezialregeln, die nicht gleichzeitig mit oder
nach dem Eintritt der allgemeinen Regeln zur Anwendung kommen
könnten, und die nur deshalb, weil sie sonst überhaupt nicht Gelegen
heit zur Anwendung hätten [anavalcä&atvät], die allgemeinen Regeln auf
heben. Wenn sich nach der Ausführung einer solchen Spezialregel die
allgemeine Regel noch darbietet, so gelangt sie nachher noch zur An
wendung. Vgl. Paribh. Text p. 67, 1. 5: kvacit tu sarvathänavakäSatväd
eva bädhalcatvam; 1. 8: tatra bädhake pravrtte yady utsargapräptir bluivati
tadä bhavaty eva, und speziell Paribh. Nr. 58. Unsere Regel VI, 4, 88 ist
aus den von Kaiy. genannten Gründen eine Spezialregel der zweiten
Art. Nach ihrer Ausführung bietet VI, 4, 22 der allgemeinen Regel VI,
4, 77 die Möglichkeit der Anwendung. Vgl. Paribh. Transl. p. 329, n. 4.
1 So auch Käs. und Siddh. IC. zu VI, 4, 22 und 63. Vgl. Candra V, 3, 21,
wo yuk für unser yut steht.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
47
Erwiderung.
Was zunächst vuk betrifft, so ist für dieses [eine Ausnahme]
nicht zu konstatieren. Ich werde [nämlich in VI, 4, 88] vuk
überhaupt nicht erwähnen. Ich werde folgendermaßen sagen:
„Bei bhü wird vor [den vokalisch anlautenden Personalendungen
im] Aorist und Perfektum ü für die Paenultima substituiert/ 1
Hiebei wird der Eintritt von ü an Stelle derjenigen Paenultima
erfolgen, welche vorliegt, wenn die Substitution von uvaii (uv)
[für das ü von bhü gemäß VI, 4, 77] bereits vollzogen ist. 2
Einwurf.
Aber wenn [man] auch in dieser Weise [mit VI, 4, 88 ver
fährt], woraus geht denn dies hervor, daß nämlich der Eintritt
von m für diejenige Paenultima erfolgen wird, welche vorliegt,
wenn die Substitution von uvaii (uv) bereits vollzogen ist, daß
es hingegen nicht für diejenige Paenultima eintreten möge,
welche gegenwärtig vorliegt, [d.i.] für das bli [von babhü-atuJi]?
Erwiderung.
Dies bedeutet keinen Fehler. [Denn] ,für u (u)‘ [aus
VI, 4, 83] 8 gilt [hier] noch fort. Auf diese Weise wird [der
Eintritt des ü] an Stelle des u [in babhuv-atuh] erfolgen. 4
Einwurf.
Zugegeben, daß babhüvatuh, babhüvuh [auf diese Weise]
zustande gekommen sind, 6 so kommt doch das Folgende nicht
1 D. h. außer der Streichung von vuk in 88 wird auch noch eine Teilung
der Regel (yogavibliäga) 89 vorgenommen.
2 D. i. für die Paenultima u in babliuv-atuli, so daß wir babhüvatuJi erhalten.
3 Oh ist gen. sing, von u, welches nach I, 1, 09 zur Bezeichnung von u
und ü dient.
4 Kaiy.: Uvarnasyopadhäyä üd bhavatity evam ä&rayanäd usw. ,Weil ja an
genommen wird, für den Laut w, welcher Paenultima ist, trete ü ein;
und nur wenn [die Substitution von] uvaii (uv) vollzogen ist, wird der
Laut u Paenultima. — [Der Gegner aber], welcher der Ansicht ist, die
Geltung [der Personalendungen des Perf. von bhu] als Icit gemäß [I, 2, 6]:
,nach indh und bhü 1 werde [durch die Vorschrift über vuk] zurückgewiesen
[vgl. im folgenden], sagt „bliavet siddham“. l
5 Denn die Personalendungen des Duals und Plurals sind nicht pit, also
nach I, 2, 5 A:i7-Suffixe, die gemäß I, 1, 5 weder Guna noch Vrddhi be
wirken.
48
VIII. Abhandlung: Geiger.
zustande, [nämlich] babhüva, babhüvitha. — Aus welchem
Grunde? — Denn, wenn [in babhii + iiha nach VII, 3, 84]
Guna und [in babhü a nach VII, 2, 115] Vrddhi [für das ü]
substituiert worden sind, ist der Laut u [für den ü eintreten
könnte] nicht vorhanden. 1
Erwiderung.
Hier bieten sich [die Substitutionen von] Guna und Vrddhi
gar nicht dar. — Aus welchem Grunde? — Weil [die Regel I,
1, 5:] ,Auch vor einem [Suffix] mit stummen 1c oder n‘ es ver
bietet. -—■ Wieso sind [a und tha] hi {-[Suffixe]? — Gemäß
[der Regel I, 2, 6]: ,Auch nach indh und bhü‘.
Einwurf.
Dann weisen wir eben diese [Vorschrift], daß [bei bhü
die Personalendungen des Perfektums als] kit [zu betrachten]
sind, durch [die Anfügung von] vuk (v) zurück. 2
1 Hier wird die im Folgenden erwähnte Regel I, 2, 6 ignoriert, nach
welcher alle Personalendungen des Perfektums von bhü kif-Suffixe sind,
also nach I, 1, 5 Gui}a und Vrddhi verbieten. Die Endung der 2. Sing.,
thal (tha), wird also, da sie nach III, 4, 82 für sip substituiert worden
ist, als pit betrachtet, es tritt demnach gemäß VII, 3, 84 Guna ein.
Die Endung der 3. (und 1.) Sing, ist nach III, 4, 82 i}al; nach VII, 2, 115
wird also für das auslautende ü des Stammes Vrddhi substituiert. Wenn
wir so babha/o-itha und babhäv-a erhalten haben, ist ein u, für welches
ü eintreten könnte, nicht vorhanden.
2 D. h. die Regel I, 2, 6 ist überflüssig, denn die Substitutionen von Guna
und Vrddhi werden verhindert, wenn wir vuk in der unveränderten
Regel VI, 4, 88 belassen. Wenn wir nämlich vuk angefügt und babhüv
itha, babhüv-a erhalten haben, sind die Regeln VII, 3, 84 und VII, 2, 115
nicht anwendbar, weil der Stamm nicht mehr vokalisch auslautet [vgl.
Käs.: ig-, bezw. ajantasya]. Und zwar erhält das Augment vuk den Vor
zug vor den sich gleichzeitig darbietenden Substitutionen von Guna und
Vrddhi : bhuvo vuko nityalvüd iti nyäyät ,nach dem Grundsatz: weil das
an bhü [angefügte] vuk (v) nitya ist 4 [Kaiy.]. Vgl. Mbh. zu I, 2, 6 Värtt. 1,
wo erklärt wird, daß die Regel I, 2, 6 überflüssig sei, bhuvo vuko nitya-
tvät: bliavater api nityo vuk; krte ’pi [sc. gunte] präpnoty a/crte ’pi. Dazu
ICaiy.: Oh supity ata or iti nänuvartata iti bhävah. E/cadeiavikrtasyänanyatväc
ca Sahdäntarapräptyabhavah; satyäm api vä sabdäntarapräptau krtäkrta-
prasangitväd vuko nityatvam, vuki krte gunasya präptir eva nästiti naitayos
tulyabalatvam ,Dies besagt, daß nicht aus [der Regel]: ,oh supi‘ [VI, 4, 83]
,oh‘ [,für u‘; vgl. p. 47] fortgilt. Und da ja eine Sache, welche an einer
Mababhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
49
Erwiderung.
Aber hier [in I, 2, 6] wird doch durch [die Vorschrift],
daß [die Personalendungen des Perfektums von bhü als] kit [zu
betrachten] seien, [die Vorschrift über] vuk zurückgewiesen. 1
Was ist nun aber hier maßgebend? — Das Wort vuk ist
maßgebend. Denn selbst wenn [die Personalendungen nach I,
2, 6] kit sind, müßten hier gleichwohl Guna und Vrddhi ein-
treten. — Warum? — [Denn] dies [sc. I, 1, 5] ist ein Verbot
[der Substitution] von Guna und Vrddlii, sofern sie [den pra-
tyähära\ ik betreffen. Und diese [in VII, 2, 115 gelehrte Vrddhi]
ist nicht eine Vrddhi, welche [den pratyähära] ik betrifft. 2
Stelle geändert worden ist, dadurch nicht zu einer andern Sache wird,
so würde sich [auch infolge der Substitution von Guttlo] nicht eine an
dere Wortform ergeben. [Wenn die Wortform mit Guna als von der ur
sprünglichen Wortform verschieden zu betrachten wäre, würde vuk nach
Paribh. Nr. 44 nicht nitya sein]. Oder aber, auch wenn sich [infolge
der Substitution von Guna] eine andere Wortform ergäbe, wäre vuk [nach
Paribh. Nr. 46] auch schon deshalb nitya, weil es sich sowohl nach als
auch vor dem Eintritt [von Guna] darbieten würde. Wenn [also] vuk
[zuerst] eingetreten ist, ergibt sich [die Substitution von] Guna über
haupt nicht mehr. Diese beiden [Regeln VI, 4, 88 und VII, 3, 84] haben
also nicht gleiche Kraft. 4 [Vgl. Paribh. Nr. 42.] Dasselbe gilt natürlich
auch für Vrddhi. Vgl. Siddh. K. zu VI, 4, 88: nityatväd vug gunavrddhi
bädhate.
1 Kaiy.: Khiti ceti gunavrddhinisedhäd usw. ,Weil [die Regel I, 1, 5:] „Auch
vor einem kit oder nit“ Guna und Vrddhi verbietet, und weil, wenn [nach
VI, 4, 77] uvan (uv) eingetreten ist, der Eintritt von u für den Laut u
[in VI, 4, 88 (ohne vuk) + 89 A] vorgeschrieben ist. 4 Vuk ist also über
flüssig.
2 Kaiy.: Aco nnitity atrelca ity anupasthänäd iglaksanatväbhävali ,Da in [der
Regel VII, 2, 115]: „Für [einen Laut des pratyähära] ac vor [einem Suf
fix] mit dem anubandha n oder n“ nicht „ikah“ vorliegt, ist eine Be
ziehung [der dort gelehrten Vrddhi] auf ik nicht vorhanden. 4 Acah läßt
vielmehr erkennen, daß für die in dieser Regel vorgeschriebene Vrddhi
das Verbot in I, 1, 5, welches sich nur auf ik bezieht, nicht gilt. Da
gegen bezieht sich die Guna-Regel VII, 3, 84, welche bei babhü-itha in
Betracht kommt, auf ik [vgl. die Käs.]; das in I, 1, 5 enthaltene Verbot
muß sich also tatsächlich auf VII, 3, 84 erstrecken. Deshalb ist das
Wort ,guna 4 in dem Satze des Bhäsya ,syätäm evätra gunavrddhi 1 nicht
am Platze. Hierüber bemerkt Kaiy.: Gunagrahanam prasangoccäritam;
sigunasyeglaksanatvät sidliyati hi pratisedhah ,Das Wort „guna“ ist nur
wegen der Gelegenheit [d. h. nebenbei] erwähnt; denn da [die Substitu
tion von] Guna [gemäß VII, 3, 84] vor [der Endung der 2. sing.] si (sip)
Sitznngslier. d. phil.-liist. Kl. IGO. Ud. 8. Abli. 4
50
VIII. Abhandlung: Geiger.
Erwiderung.
Unter diesen Umständen 1 [sage icli] folgendes: man be
darf weder des vuk noch auch [der Annahme], daß [die Personal
endungen nach I, 2, 6] kit seien. Guna und Vrddhi mögen hier
[in babhü-itlia, babhü-a] eintreten; für diejenige Pänultima,
welche vorliegt, wenn [die Substitution von] Gunci und Vrddhi
vollzogen, und [nach VI, 1, 78] av und cm eingesetzt sind, wird
der Eintritt von ü erfolgen. 2 — Wieso? — In ,oh‘ [VI, 4, 83]
ist auch der Laut a (und ä) zum Ausdruck gebracht. 3
Einwurf.
Dann bietet sich aber [VI, 4, 83] auch hier bei [der Bildung
der] Akkusative pluralis kilälapah, subhairiyali dar. 4
[also nach I, 1, 56 auch vor dessen Substitut ika] sich auf ik bezieht,
so kommt das Verbot [von Guna durch I, 1, 5] tatsächlich zustande. 1 So
erklärt Kaiy. zu I, 2, ü auch die Frage des Bhäsya nach dem Zweck
dieser Kegel folgendermaßen: Vinäpi sutreneslam sidhyali saty api cestam
na sidliyati, babhüvety ajla/cuiualväd vrddher iglaksanalväbhävät pratisedliä-
prasangät. Gunamätruciisedha eva tu babhüvitha, aham babhüveti ca riittvä-
bhävapakse syäd iti prahiali. ,Auch ohne das Sütra [I, 2, 6] kommt die
erwartete [Form] zustande, und selbst wenn es gilt, kommt die erwar
tete [Form] nicht zustande; denn da bei [der Bildung von] babhüva [in
VII, 2, 115] die Beziehung der Vrddhi auf „ac u vorliegt, folglich eine
Beziehung derselben auf „*7c“ nicht vorhanden ist, hat [das Sütra I, 2, 6
in Verbindung mit I, 1, 5] nicht die Möglichkeit, [ Vrddhi] zu verbieten.
Vielmehr wäre [das Sütra] nur ein Verbot von Quya allein bei [der Bildung
von] babhüvitha und der 1. sing, babhüva in dem Falle, daß [die Endung
der 1. sing, nal nach VII, 1, 91] nicht nit ist [also nicht, wie die 3. sing., Vr
ddhi, sondern nach VII, 3, 84 Guna bewirkt]. Dies ist der Sinn der Frage.“
1 D. li. da also erwiesen ist, daß die Kegel I, 2, 6 überflüssig ist, weil zwar
babhüvitha, nicht aber die 3. sing, babhüva zustande käme, wenn ihre
Endungen als kit betrachtet würden.
2 Der Opponent beharrt also bei der am Beginn der Diskussion gemachten
Annahme eines Yogavibhäga mit gleichzeitiger Streichung von vuk.
3 Kaiy.: Akärokärayor äd gune krte iiasi-üasoi celi pürvaikädrjena nirdeSät
,Denn die Laute a und u [die nach I, 1, 69 zugleich ihre Längen reprä
sentieren] sind [in o/r] in der Weise zum Ausdruck gebracht, daß, nach
dem [für den Vokal u] hinter dem a [und dieses selbst] Guna [o allein]
substituiert -worden ist, gemäß [VI, 1, 110]: „Vor [der Endung] as des
Ablativs und Genetivs singularis“ das vorangehende [o] allein substi
tuiert wird.“ D. h. a —u —j— as nach VI, 1, 87: o -(- all, und dies nach VI,
1, 110: oh. In Wirklichkeit ist o7{ natürlich gen. sing, von n.
4 Kaiy.: Oh supity aträvarnasyäpi nirde&äd yanprasangah. ,Da [nach der
vorausgehenden Interpretation] in [der Regel VI, 4, 83]: „Für a («) und
Mahabliasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
51
Erwiderung.
Die Elision [des S von -pä und -yä nach VI, 4, 140] wird
in diesen Falle [die Regel VI, 4, 83] vollständig aufliehen. 1
Einwurf.
Dann aber bietet sich [VI, 4, 83] hier dar, [nämlich bei]
kllälapau, Jcilälapäh [nom. pl.]. 2
für ti (ü) [tritt] vor einer [vokaliscli anlautenden] Kasusendung [der Halb
vokal ein]“ auch der Laut ä zum Ausdruck kommt, würde sicli [die Sub
stitution des] Halbvokales [für das ä von -pä und -ya] darbieten. 1 Dies
wäre jedoch ein Nonsens.
1 Die Kegel VI, 4, 140 lehrt die Elision des auslautenden ä einer [durch
Anfügung von vic (III, 2, 74; VI, 1, 67) zum Nominalstamm gewordenen]
Wurzel, jedoch nur bei einem Wm-Stamm, d. h. vor den vokaliscli an
lautenden Endungen der schwachen Kasus. Nach dieser Regel wird also
im Acc. pl. aus ktläla-pä + (vic) + as: kilälapah. Die Deutung von
oh — a (ä) -f- u (ü) + ah hat aber zur Folge, daß sich gleichzeitig mit VI,
4, 140 auch VI, 4, 83 darbietet. Es fragt sich also, welche dieser Kegeln
zuerst eintritt. Und gelangt VI, 4, 140 zuerst zur Anwendung, so würde
sich gemäß VI, 4, 22 nachher doch noch 83 darbieten. Die Antwort auf
die zweite Frage ist im Bhäsya in dem Worte bädhaka gegeben. Vgl.
Kaiy.: Lopo 'treti: paratväd iti bhavali. Ato dhätor Ui lopasyävakäsah sam-
yogapürvcikäränto dhätuJi; akärapraHesasyottaraträvakäSah: babhüva, ba-
bhüvitheti. Kilälapa ity atrobhayaprasahge paratväd äkäralopah, vipratisi-
ddhe cäsiddhatvam na bhavatzti jnäpayisyate. ,Gemeint ist: weil [VI, 4,
140] eine später gelehrte [Regel] ist. Der Elision nach [140]: „Für das
ä einer Wurzel“ bietet Gelegenheit [zur Anwendung] die Wurzel [pä],
die auf ä endigt, welches der erste Laut der Verbindung [a (ü) + u (ü)]
ist; die Verschmelzung des Lautes a (ä) [mit u (ü) zu o, also oh, d. i.
VI, 4, 83] hat in einem zweiten Falle Gelegenheit [zur Anwendung, näm
lich bei]: babhüva, babhüvitha. Da sich nun bei [der Bildung von] kilä
lapah beide [sc. lopa und oh, gleichzeitig] darbieten, tritt [nach I, 4, 2]
die Elision des ä [VI, 4, 140 zuerst] ein, weil sie später gelehrt wird.
Und daß dort, wo [zwei sonst der Bildung verschiedener Formen
dienende Regeln bei der Bildnng einer einzigen Form] einander im
Wege stehen, [die später gelehrte, also zuerst eingetretene Regel] nicht
etwa [gemäß VI, 4, 22] als asiddha [in bezug auf die andere] betrachtet
werden darf, wird [durch die Paribh. Nr. 40] angedeutet werden.“ Vgl.
im Anhang s. vipratisedlia,
2 Kaiy.: Asarvanämastliäna ity anuvartanäd usw. ,Denn da [in I, 4, 18 aus 17]
„Nicht vor den Endungen der starken Kasus“ zu ergänzen ist, also der
Terminus bha [bei den starken Kasus Icilälapau, kilälapäli\ nicht vorliegt,
bietet sich [hier] die Elision des ä [von -pä: VI, 4,140] nicht dar.“ Es würde
sich also nur nach VI, 4, 83 Substitution des Ilalbvokales für ü ergeben.
4 *1*
52
VIII. Abhandlung: Geiger.
Erwiderung.
Unter diesen Umständen [sage ich] folgendes: [Aus VI,
4, 77] gilt ,vyor‘ [d. i. ,für u (ft) und für i (t)'] 1 fort. Dadurch
werden wir [in oli — a + u + cts] den Laut u speziell [d. i. als
allein wirksam] kennzeichnen [und VI, 4, 83 interpretieren]: ,01/
[soweit es] ,vyol/ [ist]. 2 Hier [in VI, 4, 88] gilt jetzt [nur noch]
,oh‘ fort, während ,vyol/ [fortzugelten] aufgehört hat. 3 —
Auch für die [Anfügung von] yut (y) [in upadidl-y-e
nach VI, 4, 63] soll nicht [eine Ausnahme] konstatiert werden.
1 Kaiy.: Yad eva yvor iti prakrtam usw. ,Was [in VI, 4, 77] als „yvor“
vorgekommen ist, dasselbe ist [hier] mit einer Umkehrung der Reihen
folge des i als r vyor“ bezeichnet.“ Yvor ist gen. pl. von i + u. Die Um
stellung in vyor hat wohl darin ihren Grund, daß das i bei ,oh‘ über
haupt nicht in Betracht kommt.
2 Wie sonst aci oder anaci u. a. m. aus einer früheren Regel in einschrän
kendem Sinne zu ergänzen sind, so soll hier ,o7(“ in VI, 4, 83 durch das
aus 77 zu ergänzende ,vyoh‘ eingeschränkt werden. 07t bedeutet ,für a
und für h“; vyor bedeutet ,für u und für i“. ,0r vyoli 1 besagt also: ,für
a und für u, [und zwar nur insoweit es] für u und i [geschieht].‘ Durch
die Ergänzung von ,vyoh‘ wird also das in diesem nicht enthaltene a
von ,o/t“ aus seiner Wirksamkeit ausgeschaltet, und solange ,vyor‘ fort
gilt, bedeutet ,o7t“ demgemäß trotz seiner Zusammensetzung aus a -f-u
as nur ,für u‘. Wo dagegen ,vyor‘ nicht mehr zu ergänzen ist, be
deutet ,o]t“ seiner Zusammensetzung gemäß ,für a und für u‘. Kaiy.:
TaträkärokärasamudüyanirdeSe ’pi usw. ,Obwohl dort [in „o7t“] die Ver
bindung der Laute a und u zum Ausdruck kommt, so tritt doch, weil
[o[i] durch „vyoi•“ näher bestimmt wird, nur für den Laut u der Halb
vokal ein, nicht aber für a.‘ Damit ist der Einwurf betreffs Icilälapau,
kilälapäh zurückgewiesen.
3 Kaiy.: Iheti: Bhuvo lunli(or üd upadliäyä ity atra. ,Hier, in [der Regel
VI, 4, 88 (ohne vuk) -f-89A]: „Bei bim tritt vor den Endungen des
Aoristes und Perfektums für die Pänultima ein ü ein“.“ Die Ausgabe
von Benares 1887 hat fälschlich: bhuvo vug lunlitor usw. Vuk ist zu
streichen, denn der Opponent hat den Standpunkt ,närtlio vukä näpi
Icittvenal nicht verlassen. — Da ,vyoi-‘ bei VI, 4, 88 nicht mehr fortgilt,
bedeutet das hier allein zu ergänzende ,o7t“ ,fttr a und für u‘, und zwar
kommt für babhüva, bahlmvitha nur das a in Betracht. Das Resultat
dieser Diskussion ist demnach: Vuk wird aus VI, 4, 88 eliminiert, und
diese erhält infolge eines Yogavibhäga und der Ergänzung von ,oh‘ fol
gende Gestalt: [Or] bhuvo lunlitor üd upadhäyäl}. Babhüva, babhüvitha
werden gebildet, indem trotz I, 2, 6 Guna und Vrddhi für das ü von
bhn substituiert werden, und für die Pänultima a, bezw. ä, welche dann
vorliegt, ü eintritt.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
53
Mit Hilfe des Ausdruckes yut wird nicht [upadidiye] gebildet
werden. Der Ausdruck yut hat einen andern Zweck. — Wel
chen? — Daß zwei y hörbar sein mögen. 1
Einwurf.
Es gibt keinen Unterschied in Bezug auf das Hören eines
oder mehrerer y hinter einem Konsonanten. 2 —
Ist denn nun aber [eine Regel] nur vor ,bha‘ [d. i. bis
incl. VI, 4, 128] als asiddha zu betrachten, oder einschließlich
dieses [Abschnittes mit dem Adhikära ,bha‘, d. i. bis VI, 4,175]? —
Woher denn aber dieser Zweifel? — Es wird dies nämlich [in
VI, 4, 22] durch [die Präposition] ä (äh) ausgedrückt, und äh
erzeugt doch einen Zweifel. So z. B. [entsteht in dem Satze]: ,Es
hat bis Pätaliputra geregnet' der Zweifel, ob [nur] vor Pätali-
putra oder einschließlich desselben. Ebenso ergibt sich auch
hier der Zweifel: vor ,6ha‘ oder einschließlich [der Geltung]
desselben? — Und worin besteht denn da der Unterschied?
Präg bhäd iti cec suiiamaghoiiäbhugunesupasam-
khyänam || Värtt. 15.
Wenn man annimmt, daß [VI, 4, 22] vor ,bha‘ gelte, so
müßte hinzugefügt werden, daß [das Sütra] bei 1 Junä, 2.maghonä
1 Dies ist die Erwiderung auf den zweiten Teil des Värtt. 14. Der Sinn
ist: wir substituieren in upadidi-e zunächst nach VI, 4, 82 für i den
Halbvokal und erhalten upadidye\ VI, 4, 63 lehrt nur, daß hier zwei
y hörbar sein sollen, daß also upadidyye gebildet werde. Da also VI,
4, 82 zuerst eintritt, bedürfen wir der Regel VI, 4, 22 auch in diesem
Falle nicht.
2 Kaiy.: Vyanjanaparasyeti: vyanjanät parasyeti sup mpeti samäsah (,Vy. ist
ein Kompositum gemäß [H, 1, 4]: „Eine Kasusform mit einer Kasus
form,“ nämlich aus vyanjanät parasya 1 ). ärutibhedapakse *pi yano maya
iti dvirvacanavidhänäd dlialo yamäm yami lopa iti palcse lopavidhänät
pakse yakäradvayam bhavaty eveti närtlio yuteti tadvidhänasämarthyäd yan
na bhavati. ,Weil [einerseits] die Verdoppelung in [VIII, 4,47 Värtt. 1:]
„Eines Halbvokales nach einer Muta oder einem Nasal (außer n) u vor
geschrieben wird, auf der anderen Seite aber in [der Regel VIII, 4, 64]:
„Nach einem Konsonanten wird ein Halbvokal oder Nasal vor einem
Halbvokal oder Nasal elidiert“ Elision vorgeschrieben wird, also zwei y
tatsächlich fakultativ (palc?e) eintreten, so bedarf man [hiezu] nicht noch
des Augmentes yut (?/); also wird selbst für den Fall, daß ein Unter
schied im Hören [eines oder mehrerer y hinter einem Konsonanten ange
nommen wird], nicht etwa infolge der Vorschrift dieses [yut, in VI, 4, 63]
der Halbvokal [für das i in upadidi-e] substituiert.*
54
VIII. Abhandlung: Geiger.
und 3. bei [der Substitution von] Guna in bhü [dein Substitut
für bahn] aucli noch hinzugerechnet werden möge. 1
1. sunah (acc.pl.), iunä, sune: wenn [in svan-as nach VI,
4, 133 die Substitution des] Samprasärana erfolgt ist, so bietet
sieb [bei suan-as] ,Elision des a von an 1 [VI, 4, 134] dar. 2
Wenn dagegen für diese [Substitution des Samprasärana gilt],
daß [eine Regel] einschließlich dieses [Abschnittes Uber bha]
als asiddha betrachtet wird, wird dadurch, daß diese [Sub
stitution als asiddha betrachtet wird, das Verbot [VI, 4, 137]:
,Nicht aber, wenn [das a von an] auf eine Konsonanten
verbindung folgt, welche auf v oder m endigt 1 [gegen 134] zur
Geltung kommen. 3
Erwiderung.
Auch wenn für diese [Substitution des Samprasärana: VI,
4,133 angenommen wird, daß nur eine Regel] vor bha als asiddha
betrachtet wird [, Samprasärana also siddha ist], so bedeutet
dies für diese [Substitution des Samprasärana] keinen Fehler. —
Wieso? — Es gibt hier keinen Unterschied, ob nun das Ver
schwinden [des a von an] durch die Elision des a [134] erfolgt,
oder dadurch, daß [nach VI, 1, 108] der vorangehende [Vokal
u für u + a] eintritt.
Einwurf. 4
Der Unterschied besteht in folgendem: wenn das Ver
schwinden [des a] durch die Elision des a [VI, 4, 134] erfolgt,
1 Denn in diesen drei Fällen handelt es sich um Regeln, die in dem Ab
schnitt mit dem Adhikära ,bha‘ [VI, 4, 129—175] stehen.
2 Kaiy.: Suna iti: So an Sas iti athite sanvpra süra'nam; oäriläd ängasya ball-
yaslvät pürvaikädeSam bädhitvättopah präpnoti. ,YVenn Sonn -f- as(acc. pl.)
vorliegt, so erfolgt [die Substitution] des Samprasärana [für »]; da nun
[nach Paribh. Nr. 55] eine den Stamm betreffende [Operation: VI, 4—
VII, 4 inel.] größere Kraft besitzt [also früher eintritt] als eine [die Ver
bindung von] Lauten betreffende, so ergibt sich [in hian-as'] die Elision
des a [VI, 4, 134], mit Verdrängung der Substitution des einen voran
gehenden [Lautes u für u a: VI, 1, 108].' Denn VI, 4, 134 ist ähgam,
VI, 1, 108 aber värnam.
3 Wenn die Substitution des Samprasärana als asiddha betrachtet wird,
also noch Svan-as als vorhanden zu denken ist, folgt das a auf eine Kon
sonantenverbindung, welche auf v endigt. Die Elision nach 134 wird
also durch das in 137 enthaltene Verbot verhindert.
4 Die ,Einwürfe' enthalten den Standpunkt desjenigen, welcher behauptet
hat, daß VI, 4, 22 ausnahmsweise auch noch in den genannten drei
Mahabhajya zu P. VI, 4, 22 und 132.
55
so würde sich [nach VI, J, 161] notwendigerweise der durch
das Verschwinden des Udätta bedingte Akzent [für die darauf
folgende unbetonte Endung] ergeben, 1
Erwiderung.
Hier bietet sich der durch das Verschwinden des Udätta
bedingte Akzent nicht dar. — Aus welchem Grunde? — Weil
[die Eegel VI, 1, 182:] ,Nicht hinter go, svan und einem im
Nominativ singularis [auf] a [ausgehenden Stamme]' dies ver
bietet.
Einwurf.
Dies ist nicht ein Verbot gegen den durch das Verschwinden
eines Udätta bedingten Akzent. — Wogegen denn? — [Nur]
gegen die Betonung der Endung des Instrumentals und der
folgenden [Kasus, d. i. gegen VI, 1, 168]. 2 Und wo es sich
Fällen hinzugerechnet werden müßte, wenn dieses Sütra sonst nur vor
,bha‘ gälte, also den Standpunkt des Upasamkhyänavädin, wie Kaiy. ihn
nennt, im Gegensatz zu dem des Pratyäkhyänavädin, des Opponenten.
So bemerkt Kaiy. hier: ,Der Upasamkhyänavädin sagt, um den Unter
schied aufzuzeigen.“
1 Kaiy.: Anudätlanimittalväd udättalopasya. Ekädeie tu saty ekädeSa udätte-
nodätta ity ädyudättam padarn bliavati, SvaSabdälcärasya pratyayasvarenän-
todättatvät. ,Denn die Elision des udättierten [Vokales n] hat ihren Grund
[vgl. ,yatra‘ in VI, 1, 101] in der unbetonten Endung. [Wir würden
also aus sudn-ä mit falschem Akzent hinä erhalten]. Wenn dagegen [in
sudn-ä nach VI, 1, 108] die Substitution des einen [Vokales u für u + <£]
erfolgt, so ist gemäß [der Kegel VIII, 2, 5]: „Ein einziger [Vokal] als
Substitut [für einen unbetonten] samt einem udättierten [Vokal] ist
udätta“ das [fertige] Wort in der ersten [Silbe] udätta [d. i. Sunä mit
richtigem Akzent]; denn das a der Wortform ivan ist infolge der Be
tonung des Suffixes [an: III, 1, 3] End-udätta.' [Bei Bühtl. zu VIII, 2, 5
ist also das Wort vorangehenden“ zu streichen.]
2 1). i. also der Kasus mit Ausnahme des Akkusativs und des Nominativs.
-— Kaiy.: Upasamkhyänavädy äha: naiseli; trtiyädisvarasyeti: säv etcäca
iti präptusya; tatra pi-atisiddhe ’pi trllyädisvare lope saty udättanivrttisvara-
prasaiiga iti vis eso ’sti f na godvann ity asya tu nisedhasya phalam Svabhyäim
Svabliir iti haläduu vibhakläv asti. ,Der U. sagt: „Naisa“; [dann] „[Ein
Verbot] gegen die Betonung der Endungen des Instrumentals usw.“:
[d. i.] gegen diejenige, welche sich aus [VI, 1, 168]: „Eines im Lokativ
pluralis einsilbigen [Stammes]“ ergibt; obwohl unter dieser Voraus
setzung [tatra) die Betonung der Endungen des Instrumentals usw.
[durch 182] verboten wird, so liegt doch ein davon verschiedener Fall
vor, wenn sich [in 6udn-ä, 6udn-e] nach dem Eintritt der Elision [des ti]
56
VIII. Abhandlung: Geiger.
nun nicht um die Endungen des Instrumentals und der fol
genden [Kasus] handelt, also hei sunali (acc. pl.)? 1
der durch das Verschwinden des Udätta bedingte Akzent [für die Endung
gemäß 161] darbietet. Das Verbot „nicht nach go, Scan“ [182] aber
äußert seine Wirkung [nur] bei Svdbhyäm, Svdbhir vor einer mit einem
Konsonanten anlautenden Kasusendung [, vor welcher Samprasärana (VI,
4, 133), also auch Elision des d (134) und udättanivrttisvara (VI, 1, 161)
sich nicht ergeben. VI, 1, 182 erstreckt sich also nur auf Fälle, in denen
der udättanivrttisvara sich nicht darbietet].“
1 Sa eväha: yatra tarhiti: cärthe tarhiSabdah. Na kevalam Sunä, Sune ity
atra trtiyädisvare pratisiddhe 1 sty udättanivrtti\svara]prasahgo, ’pi tu yatra
trtiyädyabhäval} Sunah pasyeli taträpy udättanivrttisvaraprasanga ity arthah.
Na hi atraitad api Sakyate valctum: yena Icenacid api laksanena präptasya
trtiyädisvarasya pratisedha iti. Ebenderselbe [sc. Upasamkhyänav.] sagt
[ferner] „yatra tarhi“. Das Wort tarhi steht im Sinne von ca: nicht nur
bei Sunä, Sune bietet sich der durch das Verschwinden des Udätta be
dingte Akzent [für die Endung] dar, selbst wenn die Betonung der
Endungen des Instrumentals und der folgenden [Kasus durch VI, 1, 182]
verboten wird [vgl. die vorhergehende Anm.], sondern auch dort, wo
kein Instrumental oder ein folgender [Kasus] vorliegt, im acc. pl. Sunalj.
[aus Sudn-ah) bietet sich ein durch das Verschwinden des TJdätta bedingter
Akzent [für die Endung] dar. Dies ist der Sinn. Denn hier kann man
nicht einmal einwenden, daß [VI, 1, 182 nicht speziell 168, sondern]
diejenige Betonung der Endungen des Instrumentals usw. verbiete, die
sich aus irgendeiner beliebigen Regel ergibt [also auch den nach VI, 1,
161 eintretenden udättanivrttisvara].“ Nach Kaiy. wäre also der Gedanken
gang: VI, 1, 182 verbietet die Betonung der Endungen des Instr. us\y.
nur für Svabhyüm, Svabhir, nicht aber für diejenigen Endungen des Instr.
usw., bei denen nach 161 der udättanivrttisvara eintreten müßte [d. i.
bei sunä, sune]; und {tarhi) dort, wo nicht ein Instr. usw. vorliegt, also
beim acc. pl. Sunah, wie sollte 182 da den udättanivrttisvara verbieten?
Kaiy. scheint mir aber in der Unterscheidung zwischen Svabhyüm und
sunä zu weit zu gehen. Ich möchte interpretieren: VI, 1, 182 verbietet
nicht — wie der Pratyäkhyänav. offenbar meint — den udättanivrttisvara
bei man überhaupt, das Verbot in 182 erstreckt sich vielmehr nur
auf die Endungen des Instr. und der folgenden Kasus [also auf Sunä,
sune, Svabhyüm usw.]; wie sollte 182 unter diesen Umständen [tarhi)
den udänivrltisvara für die Endung des Akkus, pl. verbieten? Kaiy. er
wähnt am Schluß dieser Diskussion des Bhäsya, daß bisweilen [kvacit tu
päthali usw.] vor patra tarhi‘ der Satz ,evam tarhi yena kenacit präpta
sya trtiyädisvarasya‘ (,dann [sage ich] folgendes: [182 ist ein Verbot]
gegen die Betonung [der Endungen) des Instr. usw., die sich aus einer
beliebigen Regel ergibt“) eingeschoben erscheint. [In diesem Falle wäre
Kaiy.’s Unterscheidung zwischen Svabhyüm und Sunä berechtigt,]. Bei der
uns vorliegenden Lesung aber müsse tarhi im Sinne von ca erklärt
werden, weil tarhi sonst ein verschiedenes Subjekt zu haben pflege.
Mahabha?ya zu P. VI, 4, 22 und 132.
57
Erwiderung.
Dann [sagen wir] folgendes: wir lehren nicht, daß [VI,
4, 182] eine [bestimmte] Regel [sc. VI, 1,168] verbiete, sondern
es ist dies ein Verbot gegen die aus irgendeiner Regel sich er
gebende Betonung einer Endung [überhaupt]. 1
Einwurf.
Wo nun aber die Betonung einer Endung nicht in Be
tracht kommt, [wie bei] bahumnt ? 2 —
Erwiderung.
[Wie wäre es], wenn man diese [Regel VI, 1, 182] viel
leicht doch als Verbot auch gegen [jedweden] durch das Ver
schwinden des Udätta bedingten Akzent betrachtete? 3
1 Kaiy.: Na säv ekäca ity asyaiva usw. ,Dies [sc. VI, 1, 182] ist nicht nur
ein Verbot gegen die Regel [168]: „Eines im Lok. plur. einsilbigen
[Stammes],“ sondern gegen jeden Udätta überhaupt, der sich für eine En
dung ergibt [also auch für die des Akk. pl. sunah]. Dies ist der Sinn.
Aus dem Worte „gegen die Betonung einer Endung“ [geht hervor, daß
dieser [sc. der Pratyäkhyänav.] annimmt, das Wort „vibhakti“ gelte [in
182 aus 168 fort]. 1
2 Kaiy.: ,Hier spricht der Upasamlehyänavädin „yatra tarliiBahacah
iväno yasyäm iti usw. ,[_Bahu$uni] ist ein Bahuvrihi mit der Bedeutung
„eine [Fahrstraße, rathyä; vgl. Mbh. vol. II, p. 204, 1. 3 v. u.], in der
sich viele Hunde befinden“. Daselbst ist nach Ansicht desjenigen, wel
cher die Elision des a behauptet, [an bahuSvan] nach [der Regel IV, 1,
28]: „An einen auf an [auslautenden Bahuvrihi], dessen Pänultima [a]
elidiert wird“ iäp [d. i. das unbetonte Femininsuffix *, angetreten]. Weil
nun nach [der Regel VI, 2, 175]: „Nach bahn [als erstem Glied eines
Bahuvrihi], wenn dadurch die Vielheit des im zweiten Gliede Ausge
drückten [bezeichnet wird], wie bei der Negation [als erstem Glied: VI,
2, 172]“ [hahuivän] den End-udätta besitzt, so bietet sich [in bahuivän-i
infolge der Elision des d] der durch das Verschwinden des Udätta be
dingte Akzent dar [und wir erhalten fälschlich bahuhmi].‘ Da in baliu-
h'mi nach VI, 1, 68 eine Endung nicht in Betracht kommt, kann sich
VI, 1, 82 auf diesen Fall nicht erstrecken, wenn es als Verbot gegen
die Betonung jeder Endung von go, svan usw. aufgefaßt wird. Der
udättanivrttisvara wird also durch diese Regel nicht verhindert.
8 Kaiy.: ,Der Pratyäkhyänav. sagt „yadi punar“. Damit ist gemeint: das
Wort „vibhakti“ („Kasusendung“) gilt nicht [aus VI, 1, 168 in 182] fort. 1
D. h. das Verbot in 182 soll sich nicht nur auf Kasusendungen, sondern
auch auf jeden udättanivrttisvara bei svan usw. erstrecken.
58
VIII. Abhandlung: Geiger.
Ein wurf.
Solches ist nicht möglich. [Denn] es würde sich auch
hier darbieten, [nämlich hei] kumäri. 1
Erwiderung.
Unter diesen Umständen [sagen wir] folgendes: das Vor
gehen des Lehrers [d. i. Pän.s] deutet an, daß sich hei 6van
überhaupt nicht ein durch das Verschwinden des Uclätta be
dingter Akzent einstellt, da er ja [Ganapätha 81, 64] das Wort
svan unter gaura usw. anführt [und IV, 1, 41 die Bildung der
Feminina dieses Wort mittels ms, d. i. des betonten i, lehrt].
Er macht [also] wegen des End-«dätta [von suni] eine besondere
Anstrengung. Denn [dieser] kommt schon durch mp (?) zustande. 2
1 D. h. wenn VI, 1, 182 den udättanivrttisvara verböte, so würde dies auch
für die in der Regel erwähnten Stämme gelten, welche im Nom. sing-
auf a ausgehen, also auch für kumärd, dessen Femininum nach IV, 1, 20
mittels nip gebildet wird und nach VI, 1, 161 den udättanivrttisvara er
hält: kumärd + i = kumäri. •— Bei Böhtl. zu VI, 1, 182 ist das ganz un
begründete Wort ,einsilbig 1 zu streichen.
2 äuni würde auch durch Anfügung von nip (unbetontem i) Zustande
kommen: 6udn + i nach VI, 1, 161 = Suni. Wenn Pän. trotzdem die An
fügung von iiis (i) lehrt, so deutet er offenbar an, daß bei dvan niemals
der udättanivrttisvara eintritt. •— Kaiy.: ,I)er Pratyäkhyänavädin sagt
„evam tarhi“. Mag auch der durch das Verschwinden des Udätta be
dingte Akzent nicht durch [die Regel VI, 1, 182]: „Nicht nach go, svan' 1
verboten sein, so stellt er sich doch bei svan infolge eines Jnäpaka nicht
ein. Dies ist der Sinn. So hat der Opponent (pratyäkliyänavädin) be
wiesen, daß kein Unterschied besteht [ob nun das Verschwinden des a
von svdn nach VI, 4, 134 oder VI, 1, 108 erfolgt]. 1 D. h. aus der Elision
des a nach VI, 4, 134 ergibt sich kein Fehler; das Sütra VI, 4, 22
braucht also bei der Bildung von Sunä usw. nicht hinzugerechnet zu
werden, wenn man annimmt, daß es nur vor ,bha‘ gelte. Bahusuni wird
mittels nip und Elision des ä gebildet: bah/isuan + i [wobei man aus
dem Jnäpaka ersieht, daß nicht nach VI, 1, 161 Oxytonese eintritt, daß
also das u den Ton erhält] = bahuh’mi. — Kaiy. bemerkt noch: Vidyate
tu viSesaly, allope usw. ,Doch ist [in Wirklichkeit] ein Unterschied vor
handen. Wenn nämlich die Elision des a [VI, 4, 134] gilt, so muß [nach
IV, 1, 28] nip eintreten, weil [bahusvdn in diesem Falle ein Bahuvrihi
auf an ist], dessen Pänultima elidiert wird: [wir erhalten also] bahusuni.
Wenn dagegen diese [Elision] nicht stattfindet, so wird [nach IV, 1, 12
ohne ein Femininsuffix] bahuSvä gebildet. [Denn] auch das für gaura
usw. [darunter Svan"] vorgeschriebene Suffix ins [IV, 1, 41] bietet sich
wegen des Adhilcära „Nicht hinter dem untergeordneten Gliede [eines
Mahabhasya za P. VI, 4, 22 und 132.
59
2. Maghonali (akk.pl.), nuighonä, maghone: wenn [in magha-
van-as nach VI, 4, 133 die Substitution des] Samprasärana [für
«] vollzogen ist, so ergibt sich nach [der Regel VI, 4, 148]:
,Für i und für a‘ Elision [des a vor -un\. Wenn hingegen
für diese [Substitution des Samprasärana gilt], daß [eine Regel]
einschließlich dieses [Abschnittes über ,bha‘~\ als asiddha zu
betrachten sei, so wird dadurch, daß sie als asiddha betrachtet
wird, [VI, 4, 148] nicht eintreten.
Erwiderung.
Aber auch wenn für diese [Substitution des Samprasärana
gilt], daß [eine Regel] vor ,bha‘ als asiddha zu betrachten sei,
bedeutet dies für diese [Substitution] keinen Fehler. — Wieso?
— Er [Pat. zu IV, 1, 7] wird [nämlich] sagen: Die AVortform
maghavan ist ein etymologisch nicht abgeleiteter Nominalstamm. 1
3. [die Substitution von] Guna in bhü, [bei der Bildung
von] bhüyän: wenn [nach VI, 4, 158] der Eintritt von bhü [für
bahn] erfolgt ist, so ergibt sich [nach 146 die Substitution von]
Guna für das ü. Wenn dagegen für diesen [Eintritt von bhü
gilt], daß [eine Regel] einschließlich dieses [Abschnittes über
,bha‘\ als asiddha zu betrachten ist, wird dadurch, daß er [sc.
der Eintritt von bhu] als asiddha betrachtet wird, [die Substitution
von Guna'] nicht erfolgen. 3
Kompositums“: IV, 1, 14] nicht dar. [In dem Bahuvnhi bahuSvan ist
niimlich svan nach I, 2, 43 upasarjana], Am Schluß [unseres Kapitels]
wird ja auch festgestellt werden, daß [eine Regel] einschließlich dieses
[Abschnittes über hha] asiddha ist. In diesem Falle muß [weil VI, 4, 134
dann durch 137 verboten wird] eben nur bahu&vä gebildet werden, gleich
wie suparvä [nach IV, 1, 12 ohne »]. Dadurch aber, daß die Abfassung
[dieser Diskussion] sich nur von dem einen Ziele leiten läßt, einen Unter
schied hinsichtlich des Akzentes zu beseitigen, ist dies im Bhäsya nicht
richtig dargestellt worden. [D. h. es blieb unbeachtet, daß bahuhmt über
haupt nicht gebildet werden kann, wenn die Elision nach VI, 4, 134
nicht erfolgt.] Aber auch bei [der Regel IV, 1, 13]: „Döp [das unbetonte
Femininsuffix ä, tritt beliebig] in beiden Fällen [d. i. nach -man und
nach einem auf an ausgehenden Bahuvnhi ein]“ ist [von Pat. am Schluß]
festgestellt worden, daß nur balmSvä [und nicht baliu&Ukä] gebildet werden
darf.“ — Zu der folgenden textkritischen Bemerkung Kaiy.’s vgl. p. 56,
Anm. 1, Ende.
1 Vgl. zu Värtt. 7.
2 Kaiy.: Nanu ca bhübhäoasyäsiddhatväd usw. ,Aber wenn der Eintritt des
[Substitutes] bhü als asiddha betrachtet wird, so ist infolgedessen dieses
60
VIII. Abhandlung: Geiger.
Erwiderung.
Auch wenn für diesen [Eintritt von bhü gilt], daß
[eine Regel] vor ,bha‘ als asiddha zu betrachten ist, so be
deutet dies für ihn [d. i. den Eintritt von bhü] keinen Fehler.
— Wieso? •— Wegen der Aussprache mit langem [ft] wird [die
Substitution von Guna] nicht erfolgen. 1
Einwurf.
Die Aussprache mit langem [ft] hat einen andern Zweck.
— Welchen? — [Die Bildung von] bhuman. 2
Erwiderung.
Dieses kommt schon infolge seiner ausdrücklichen Er
wähnung 3 zustande. — Welches ist die ausdrückliche Er-
[Substitut] doch [so anzusehen, als ob] noch [der sthänin, d. i.] das Wort
bahu [dastünde]; es würde sich also [gemäß „utsargalaksanabhävärtham
ca u (vgl. p. 18)] tatsächlich Guna [bei bhü] ergeben? — Dieses bedeutet
keinen Fehler. Weil nämlich in bezug auf die [an bhü] zu vollziehende
[Substitution von] Guna der Eintritt von bhü als asiddha betrachtet
wird, so erfolgt der Eintritt von bhü, nachdem [die Substitution von]
Guna schon vorher [an bahu] vollzogen worden ist. Und für Guna und
den Eintritt von bhü ergibt sich nicht etwa der Fehler, daß man in
einen Circulus (calcralca) gerät; denn bei einem Circulus trifft man je
nach der erwünschten [Form] eine [ihr entsprechende] bestimmte Ent
scheidung/ D. h. wenn die Operation a die Operation b, und diese wieder
a veranlaßt, so sieht man zu, welche Form bei den Autoritäten erwünscht
ist; wenn diese durch b erreicht ist, tritt a nicht wieder ein. In unserem
Falle liegt ein calcralca nicht vor, weil der Eintritt von bhü nicht direkt
Guna veranlaßt, sondern in bezug auf dieses asiddha ist, also nicht erst
die ,erwünschte Form* für das Eintreten oder Nichteintreten von Guna
maßgebend ist.
1 D. h. Pänini sagt ausdrücklich bhü mit langem iZ, um anzudeuten, daß
Guna sich nicht mehr ergibt.
2 Kaiy.: Bhatväbhäväd, atra gunäbhävah. /Weil [der Stamm vor dem Suffix
man] nicht ein &7m-Stamm ist, so kann hier nicht Guna eintreten/ Das
lange ü könnte also nicht den Zweck haben, den Eintritt von Guna in
bhüman zu verhindern. Das ü soll vielmehr andeuten, daß vor dem Suffix
-man für bahu zwar bhu mit kurzem u substituiert wird, daß aber trotz
dem bhüman gebildet wird.
3 Über den Terminus nijpätana vgl. Kielhorn, Ind. Ant., vol. XVI,
p. 245.
Malrabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
61
wähnung? — [In der Regel VI, 2, 175:] ,Bahor nanvad utta-
rapadabhümniZ 1 —
Oder aber es gelte [die Annahme], daß [eine Regel] ein
schließlich dieses [Abschnittes mit dem Adhikära] ,bha‘ als
asiddha zu betrachten sei:
Ä bhad iti ced vasusaniprasäraiiayalopaprastliädlnam
pratisedhali || Värtt. 16.
Wenn [man annimmt], daß [eine Regel] bis [einschließ
lich] 2 zum [Abschnitt über] ,bha‘ [als asiddha zu betrachten
ist], so muß 1. für [die Substitution von] Samprasärana in vas,
2. für die Elision von y und 3. für [die Substitution von] pra,
stha usw. ein Verbot konstatiert werden:
!. [Bei der Bildung der Akkusative pl.] papusali, tasthusali •
ninyusah, cicyusah; luvuvusali, pupuvusah: s nachdem [die Sub
stitution von] Samprasärana [nach VI, 4, 131] vollzogen worden
ist, kommen, wenn diese als asiddha betrachtet wird, infolge
dessen die Elision des ä [64] und die übrigen [Operationen,
sc. 82 und 77, welche sich nur] ,vor einem Vokak [ergeben]
nicht zustande.
Erwiderung.
Dies bedeutet keinen Fehler. [Im Värtt. 12] ist [nämlich]
folgendes gelehrt worden: Es ist vollständig in Ordnung, wenn
man sagt, [eine Operation sei asiddha,] wenn sie von dem
gleichen [Element] abhängig ist. — Wieso? — Auf [dem v
von] vas [beruhen] die Elision des ä und die übrigen [Opera
tionen], auf der Endung des auf vas endigenden [Stammes die
Substitution des] Samprasärana.
1 Kaiy.: Srasvänte 1 py ädeSe kriyamäne usw. ,Obwohl das auf eine Kürze
ausgehende Substitut \bliu] eingesetzt wird, so wird doch bei blmman
infolge der ausdrücklichen Erwähnung [dieses Wortes] die Länge ein-
treten. Dies ist der Sinn. 1
2 Kaiy.: Präg bhäd ity asya pakqasya usw. ,Da [ä bhät] als Gegenteil der
einen Alternative „präg bhät u gebraucht wird [lies: upädiyamänatväd
statt omänäP], so ist [die Präposition] ä im Sinne des Einschlusses [cibhi-
vidhi, vgl. II, 1, 13] zu verstehen. 1
3 Kaiy.: Papusa ityädlnäm parilirtänäm api usw. ,Obwohl papusali usw.
[schon im Värtt. 12 als nicht in Betracht kommend] zurückgewiesen
worden sind, werden sie doch wieder vorgebracht, um zu zeigen, daß
der vorhin [sc. im Värtt. 9] aufgezeigte Fehler sich gerade bei dieser
Alternative [sc. „salia tena u ] ergibt.“ — Vgl. zu Värtt. 12.
62
VIII. Abhandlung: Geiger.
2. Die Elision von y [in] saurl baläkä [,ein mit der
Sonne in gleicher Richtung (Höhe) befindlicher Kranich']: wenn
dasjenige a, welches [nach VI, 4, 148] vor [dem Taddhita] an
(a) elidiert wird, als asiddha betrachtet wird, so bietet sich
infolgedessen nicht nach [der Regel 149]: ,Vor l‘ die Elision
des y dar. 1
Erwiderung.
Auch hier vermeidet man [Schwierigkeiten] in der Weise
[, daß man erklärt]: Es ist dadurch vollständig korrekt, daß
man sagt, [eine Operation sei asiddha,] wenn sie von dem
1 Kaiy.: Sauriti: süryenaikadig üy an usw. ,Sauri: [um auszudrücken] „in
gleicher Richtung (Höhe) mit der Sonne befindlich“ wird [nach IV, 3, 112
an sürya das Taddhita an (a) gefügt [welches nach VII, 2, 117 Yrddhi
bewirkt]; gemäß [der Regel VI, 4, 148]: „Für i und für a“ erfolgt die
Elision des dem an vorangehenden «]; hierauf tritt [gemäß IV, 1, 15 das
Femininsuffix] mp (?) ein; nun wieder gemäß [der Regel VI, 4, 118]:
„Für i und für a“ Elision des an (d) [vor ?]. Wenn nun hiebei beide
Elisionen von a [d. h. nicht allein die von an vor l] als asiddha be
trachtet werdeu, so ist infolgedessen das y nicht Pänultima [des Stammes
vor i, sondern drittletzter Buchstabe], und so bietet sich die Elision des
y [149] nicht dar.— [Einwurf:] Aber auch wenn [man annimmt, daß
eine Regel nur] vor „bha u als asiddha zu betrachten ist, so ist, weil
dann beide Elisionen [d. h. auch die des a vor an] siddha wären, das y
nicht Pänultima [des Stammes vor i, sondern letzter Buchstabe], folglich
bietet sich die Elision [des y (lies: yalopao) hier] ebenfalls nicht dar.
[Denn] auch [die Annahme, daß der für an substituierte lopa] sich wie
der sthänin [an] verhalte [vgl. Pat. zu VI, 4, 149 Värtt. 1—2], ist [nach
I, 1, 58] verboten, weil es sich um eine Vorschrift über die Elision eines
y handelt. — [Erwiderung:] Es liegt [bei der Annahme „präg bliät“]
kein Fehler vor,; wenn man upadhä [in VI, 4, 149] nach der Methode
,wenn es nur vorher dagewesen ist“ auffaßt [also: „für y, wenn es auch
nur vorher Pänultima gewesen ist“]. Oder auf Grund des Wortlautes
[d. i. „für y, solange es Pänultima ist“] wird die [umgekehrte] Reihen
folge gewählt werden, nämlich zuerst die Elision des y, nachher Elision
des a [d. i. an], obwohl die Elision des a (an) nitya ist [, also gemäß
Paribh. Nr. 38 früher eintreten sollte] ‘ D. h. man bildet: sürya + a (v) =
saury -j- a(n)- saury -j- a(n) -[-1. Weil nach VI, 4, 149 das y nur elidiert
wird, wenn es Pänultima eines Stammes ist, und weil es nicht mehr
Pänultima wäre, wenn a(y) vorher abfiele, wird zuerst y als Pänultima des
auf a(n) ausgehenden Stammes wegen des folgenden i elidiert: saur +
a(n) -}- und jetzt erst erfolgt die Elision des a(n). So würde also nach
Kaiy. derjenige, welcher „präg bliät“ annimmt, beweisen, daß diese An
nahme. keinen Fehler zur Folge hat.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
63
gleichen [Element] abhängig ist. — Wieso? — Auf [dem Ta-
ddhitci] an (a) beruht die Elision des Lautes a, auf dem i des
auf an (a) endigenden [Stammes] die Elision des y. 1
3. Bei [den Substitutionen von] pra, stha usw. [in] pre-
yän, stheyän: wenn [die Substitutionen von] pra, stha usw. [VI,
4, 157] als asiddha betrachtet werden, so ergibt sich nicht ge
mäß [der Regel 163]: ,Ein einsilbiger [Stamm verbleibt] in
seiner ursprünglichen Gestalt' das Verbleiben der ursprünglichen
[d. i. unveränderten] Formen [pra usw.]. 2
Erwiderung.
Dies bedeutet keinen Fehler. Wie sich zwar dadurch,
daß [die Substitutionen von] pra, stha usw. als asiddha be
trachtet werden, das Verbleiben der ursprünglichen Formen
[pra, stha usw.] nicht ergibt, ebenso wird doch auch die Elision
des letzten Vokales samt dem etwa darauffolgenden Konsonanten
[VI, 4, 155] nicht eintreten. 3 —
1 Dieser Auffassung stimmt auch die Käs. zu VI, 4, 149 zu, wo es heißt:
Ani yo yasyeti lopas usw. ,Diejenige Elision, welche [für das a] wegen
des folgenden a[n) gemäß [der Regel 148]: „Für i und für o“ erfolgt,
ist nicht als asiddlm zu betrachten, weil es nicht [von dem gleichen
Element] abhängt [wie die Elision des o(n)]. Dagegen wird die [Elision,
welche für das ct(n)] wegen des folgenden l eintritt, als asiddha be
trachtet, [weil sie von demselben Element abhängt wie die Elision des ?/],
und infolgedessen wird das y als Pänultima des auf a(n) ausgehenden
SAa-Stammes von sürya [in saury(a)-i] wegen des folgenden i elidiert.“
Anders Siddh. K. zu VI, 4, 149: ahgasyopadhäyä yasya lopah syät, sa ced
yah süryädyavayavali ,Fiir ein y, welches Pänultima eines [noch unver
änderten] Stammes ist, soll [vor einem Taddhita oder ?] Elision eintreten,
wenn dieses y einen Bestandteil von sürya usw. bildet [, nicht aber für
das y der von sürya usw. abgeleiteten Stämme].“ Diese Interpretation
der Regel schließt sich zum Teil Pat.’s Erklärung zu VI, 4, 149 Värtt. 3
an und in der Ausdrncksweise dem Kommentar ICaiy.’s zu dieser Stelle,
unterscheidet sich aber von Pat.’s, bezw. Käty.’s, Ansicht dadurch, daß
dort das Wort upadhäyäh der Regel als überflüssig erklärt wird. Kaiy.
erklärt dort: Iti taddhite ca yad Ungarn anah-itarüpavi3esuvl tasya yakä-
rasya lopah, sa ced yakärah süryädyavayavo bhavatUi süträrtliah.
2 Es müßte also nach VI, 4, 155 der letzte Vokal von pra usw. elidiert
werden.
3 Zum Verständnis der folgenden Ausführungen Kaiy.’s sei daran erinnert,
daß nach VI, 4, 22 Värtt. 1 das Wort asiddha einen doppelten Zweck
hat: 1. daß die durch das Substitut bedingte Operation verboten werde,
64
VIII. Abhandlung: Geiger.
P. YI, 4, 132: Väha ttt.
Warum wird üt nicht vorne angefügt? Aus [der Regel
I, 1, 46, welche besagt]: ,Vorne [wird angefügt], was ein t zum
Anubandha hat' ergibt sich, [daß üt] vorne [antritt]? 1
Erwiderung.
Durch [das Wort] ,samprasüranam‘ [VI, 4, 131] wird die
Stelle des Halbvokales [t>] in Beschlag genommen. 2
2. daß die durch das Ursprüngliche (utsarga = sthänin) bedingte Opera
tion stattfinde. — Kaiy. : Naim ädeSalaksanali prakrtibhävo usw. ,[E i n-
vvurf:] Aber mau kann doch einwenden: das durch das Substitut [pra
usw.] bedingte Verbleiben der unveränderten Form [pro usw.] besteht
nicht zu Recht, wenn [die Substitution] als asiddlia betrachtet wird.
Dann aber bietet sich wiederum die Elision des auslauteuden Vokales
samt dem etwa darauffolgenden Konsonanten [von pra usw.] dar, da
sie sich aus dem [noch als vorhanden zu denkenden] sthänin [priya
usw.] ergibt? — [Erwiderung:] Dies bedeutet keinen Fehler. [Denn]
wie sollte sich Elision des auslautenden Vokales für den sthänin [priya
usw.] ergeben, der gar nicht vorhanden ist, da er durch ein Substi
tut, [pra usw.] aufgehoben wurde, welches [noch vor der allgemeinen
Regel VI, 4, 155] eingetreten ist, weil es sonst keine Gelegenheit [zum
Eintreten] gehabt hätte [vgl. Paribh. Nr. 57—58]? Selbst wenn hiebei,
noch bevor [die Substitute pra usw.] als asiddlia betrachtet werden,
die Elision des (i [von priya usw.] vollzogen wird, so bietet sich trotz
dem nach dem Eintritt der Substitute, da diese [in bezug auf VI, 4,
155] asiddlia sind, nicht eine durch diese [Substitute] bedingte Elision von
ti dar; noch auch eine durch das Ursprüngliche [priya usw.] bedingte:
denn bei den Ursprünglichen wäre sie schon vorher eingetreten. Und weil
[infolge des Asiddlia-Seins von pra usw.] keine Gelegenheit [für den Ein
tritt von iilopa'] vorhanden ist, so ergibt sich für pra usw. auch nicht
der Fehler eines Circulus (cakra/ca,).“ Vgl. den ähnlichen Fall p. 59, Aum. 2.
1 Kaiy.: Yadyapi cclivoli Süd ity aträsya usw. ,Obwohl [von Pat.] bei [der
Regel VI, 4, 19]: „cclivoli Süd [anunäsike ca]“ dargelegt worden ist, daß
dieses [«(] mit dem Anubandha tli [und nicht t] versehen ist, faßt er es
[hier] trotzdem nach dem bloßen Gehör [als (it] und stellt demgemäß die
Frage.“ Vgl. die Käs. zu VI, 4, 19: Uthas tliitkarai}am ciyedhatyüthsviti
viSesariärtham; väha Ud ity ayam api tliid eva ,Die Setzung von üf/i mit
dem Anubandha th hat den Zweck, [es als das Uth der Regel VI, 1, 89]
zu bezeichnen: „Wenn [auf a (ä) das e der Wurzeln] i, edh, oder ein ü
(üth) folgt, [so tritt als alleiniges Substitut Vrddhi ein]“. Auch dieses \üt
der Regel] „Väha üt“ hat eben diesen Anubandha th.‘ Die Bemerkung
Böhtl.’s [in der ,Erklärung der gramm. Eiern.“ s. ütli\ ,Der Ausgang ist
bedeutungslos“ ist demnach unrichtig.
2 Kaiy.: Välcyasya hhävivaruasya vä usw. ,Ob nun der Terminus Sampra-
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
65
Ein wurf.
Wenn es sich so verhält,
Yäha udvacanänarthakyam sauiprasärancua krtatvät||
Värtt. 1.
so ist für väh das Wort üth unnütz. — Warum? — ,Weil es
durcli Samprasärana vollbracht wird', [d. h.] schon durch [die
Substitution des] Samprasärana [u für u] kommt [die zu bil
dende Form] zustande. — Wie kommt denn [auf diese Weise]
die Form prasthauhah (acc. pl.) zustande? 1
sarana als Bezeichnung des Satzes [„% yanah“: I, 1, 45] oder des Lautes,
der eintreten soll, verstanden wird [vgl. Mbh. zu I, 1, 45; Ind. Ant.
vol. XVI, p. 244], tritt ü(h an die Stelle des Halbvokales. ■— Aber warum
wird üth nicht unmittelbar vor den Halbvokal gesetzt? — Weil
man auch anderen Orten, an denen Samprasärana erwähnt wird, an
nimmt, daß ,,yanah“ ein Genitiv [zur Bezeichnung] der Stelle [I, 1, 49]
ist, so ist auch hier nur der Genitiv, der die Stelle bezeichnet [, an der
etwas eintritt], richtig angewendet. Wie es denn auch heißt: Siebzehn
Substitute machen es notwendig, daß [der Genitiv zur Bezeichnung] der
Stelle [an der etwas eintritt], gebraucht wird. — Die Ansetzung [von
äf/i] mit dem Anubandha tli aber [lies: thitkaranam te] bezweckt [Sub
stitution von Vrddhi [nach VI, 1, 89].‘
1 Die Värttikas 2 und 3 geben an, wie die Formen prasthauhah, viSvauhah
usw. auch ohne n{h zustande kommen würden. — Kaiy.: Prasthaväh as
iti sthite usw. ,Wenn prasthaväh [+ «ui] + as vorliegt, so tritt, nachdem
[die Substitution von] Samprasärana [«] für das v [VI, 4, 132] und die
alleinige Substitution des [dem ä] vorangehenden [« gemäß VI, 1, 108]
erfolgt ist, Guna o ein, welches auf dem Suffix iivi [III, 2, 64; VI, 1, 67;
1, 1, 62; VII, 3, 86] beruht. Wenn sodann nach [der Regel VI, 1, 88]:
„Vrddhi [ist alleiniges Substitut], wenn [auf a (ä)] ein Diphtong folgt“
Vrddhi eingesetzt worden ist, so kommt prasthauhah usw. zustande.“
Man könnte nun einwenden, üth sei unentbehrlich bei der Bildung von
sälyühah aus Säliväli und prauhah aus praväh, weil sich nach der Sub
stitution des Samprasärana u für v und von Guna iälyohali und prohah,
[aus pra + oh -f- ah gemäß VI, 1, 94] ergeben würden. Gegen eine der
artige Einwendung richten sich die folgenden Worte Kaiy.’s: Anakäränte
copapade usw. ,Wenn ferner das Vorderglied [des Kompositums] nicht
auf a ausgeht [Säli-], so erscheint im Veda nicht [wie sonst nach III,
2, 64] hoi [hinter der Wurzel vali]; folglich kommt auch für das Zu
standekommen von sälyühah usw. die Vorschrift von üth nicht in Be
tracht. Oder wenn man [dort «ui] anwendet, so wird doch Sälyühah von
der in der Bedeutung ,führen“ auftretenden Wurzel üh vor folgendem
kvip [III, 2, 61] gebildet werden. Und auch wenn eine [auf a auslau
tende] Präposition das Vorderglied bildet [wie dies bei pra-väh -f- as der
Sitzungsber. 4. phil.-hist. KL. 160. Bd. 8. Abh. 5
66
VIII. Abhandlung: Geiger.
0uiiah pratyayalaksanatvat || Yartt. 2.
Mit Hilfe der das Suffix [um] betreffenden Regel [VII, 3,
86] wird Guna eintreten.
Ejgrahanäd vrddhih || Yartt. 3.
Vermöge des Wortes ,ej‘ [,Diphtong‘: VI, 1, 88] wird [so
dann für a -}- o] Vrddhi eintreten.
Erwiderung.
Unter diesen Umständen [sagen wir] folgendes: Wenn der
Meister [Pan.], obwohl [prasthauhah usw. auch ohne üth] tat
sächlich zustande kommt, üth [als Samprasärana] für [das v
von] väh lehrt, so deutet er dies speziell an, daß die folgende
Paribhäsä gilt: Eine Bahirangci-Regel ist als nicht in Kraft ge
treten [bezw. als nicht vorhanden] zu betrachten in bezug auf
eine [zu vollziehende] Antaranga-Regel. 1 —
Fall wäre], tritt im Veda nach voll nicht das Suffix nvi ein, aus dem
sich [nach VII, 3, 86 Guna und dann nach VI, 1, 94 die Substitution
eines einzigen Vokales] in Gestalt des [auf die Präposition] folgenden,
Vrddhi verdrängenden [o] ergeben würde, in welchem Falle die Vorschrift
von üth notwendig wäre [, um Vrddhi zu bewirken]. 1 Vgl. dazu Paribh.
Transl. p. 235, n. 3 und p. 238 f.
1 Kaiy.: Samprasäranam yajädipratyayanimittabhasamjnä£rayatväd usw. ,[Die
Substitution des] Samprasärana, die bahiranga ist, weil sie von dem Ter
minus bha [VI, 4, 129, also von einem vokaliseh oder mit Halbvokal
anlautenden Suffix] abhängt, der selbst durch die Suffixe der Wurzeln
yaj usw. [VI, 1, 15] bedingt ist, ist als asiddha zu betrachten in bezug
auf die zu vollziehende [Substitution von] Guna, welche antarafiga ist,
da sie nicht [auch vom Terminus bha, sondern von dem innerhalb ge
legenen rmi] abhängt. Guna würde also nicht eintreten, und wenn dieses
nicht vorhanden ist, würde [aus prastha -f- uh + ali\ nicht die Form
[prasthauhal'i] zustande kommen. So deutet denn die Vorschrift von üth
die Paribhäsä „asiddham“ [usw.] an.“ Mit yajädipratyayanimittabhasam-
jnäh-ayatvät meint Kaiy.: Wenn in VI, 4, 132 das Samprasärana von
Suffixen [n. zw. mit Vokalen oder Halbvokalen anlautenden] abhängig
gemacht wird, so hat dies darin seinen Grund, daß für yaj usw. [dar
unter vah: Dhätup. 23, 35] in VI, 1, 15 Samprasärana vor gewissen Suf
fixen vorgeschrieben wird. •— Vgl. die graphische Darstellung Paribh.
Transl. p. 236. — Kaiy. schließt mit folgender Bemerkung: Nanti naitaj
jnäpaJcasädhyam usw. ,[Einwurf:] Aber zu dieser [Paribhäsä] sollte
man doch nicht erst auf Grund eines Jnäpalca gelangen, da sie sich
schon aus dem gewöhnlichen Leben ergibt. [Vgl. Paribh. Transl., Preface,
p. IV f.] Denn die Menschen beschäftigen sich [zunächst] mit dem, was
Mahaliliasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
67
Welcher Zweck ist in der Andeutung dieser [Paribliäsä]
enthalten? — [Die Bildung von pacävedam, pacämedam: weil
nämlich die Bahiranga-llegel [VI, 1, 87, d. i. die Substitution
von] Guna nach a [für dieses -f- i] als asiddha betrachtet wird,
tritt die Antarahga-Regel [III, 4, 93, d. i.] die Substitution von
ai [für e] nicht ein. 1
Anhang.
I. Antaranga und bahiranga.
Zu p. 42, Anm. 4.
Kaiyata trägt zwei verschiedene Deutungen des Satzes
vor, daß eine Antarahga- und eine ßahirahga-Operation sich
gleichzeitig darbieten müssen. Die erste Deutung gibt den
Worten des Bhäsya den Sinn: zwei Operationen sind antarahga
und bahirahga, wenn ihre Vollziehung sich noch vor der An
wendung der Paribliäsä gleichzeitig darbietet, nicht aber
in dem Falle, wenn die Antarahga-Operation sich erst nach
und infolge der Ausführung der Bahirahga-0 pov&tlon ergibt.
ihre eigene Person betrifft [vgl. pratyangavarLi loko laksyate: Mbli. vol. I.
p. 145, 11. 23 ff.; Paribh. Text, p. 49, 11. 10 ff.]? — [Erwiderung:] Dies
trifft nicht zu. [Denn nur] dort, wo eine Antaranga- und eine Bahiranga
[-Operation] sich gleichzeitig darbieten, soll die Antaranga^-O^) er stiiow
zuerst] eintreten, weil man die dem gewöhnlichen Leben angehörige
Maxime annimmt. Hier dagegen ist die Antaranga^-Operation] durch die
Bahiranga^-Operation] bedingt, die dem gewöhnlichen Leben angehörige
Maxime kommt also nicht in Betracht. 4 D. li. wie der Mensch am Morgen
der Reihe nach zuerst seine eigenen Angelegenheiten besorgt und dann
die seiner Freunde usw., so geht man auch dort, wo eine Antaraiiga-
und eine ifo/mmi^a-Operation sich gleichzeitig darbieten, der Reihe nach
vor und vollzieht zuerst die näherliegende Antaranga-Operation. In
diesem Falle ist die Paribliäsä ngäyasiddhä. Wo aber die Antaravga-
Operation sich erst darbietet, nachdem die J5a/i/m%a-Operation vollzogen
worden ist, da ist die Paribhäsä jnäpakasiddhä. Im ersten Falle bedeutet
asiddham ,als gar nicht vorhanden zu betrachten 4 , im zweiten Falle ^ob
wohl schon eingetreten, doch] als nicht eingetreten zu denken 4 . Vgl. auch
im Anhang s. antaranga. — Wir bilden also: pra-^ha-väh -}- a l l j nach
VI, 4, 132 und VI, 1, 108: prastfia-nh + ah und nach VI, 1, 89: pra-
$(ha,uhah.
1 In pacävedam gilt nämlich der ekädeSa e [für a -{- t] nach VI, 1,85 auch
als Auslaut des Vorangehenden. — Vgl. Paribh. Transl. p. 271, n. 4.
Sitzungsber. d. pbil.-liist. Kl IGO. P.d 8. Abh. 6
68
VIII. Abhandlung: Geiger.
Wenn diese Auffassung richtig wäre, dürfte die Paribhäsä nicht
nur bei der Bildung von pacävedam aus pacüva idam [vgl.
Paribh. Transl. p. 271, n. 4], sondern auch bei der Bildung von
visvauhali usw. [vgl. ibid. p. 266, n. 1], für welche die Pari
bhäsä doch zunächst angedeutet sein soll, nicht zur Anwendung
gelangen. Denn in diesen Fällen ergeben sich die Antaranga-
Operationen erst nach und infolge der Ausführung der Bahiranga-
Operationen. Nach der zweiten Deutung sind zwei Operationen
antaranga rmd bahiranga, wenn im Augenblick der An
wendung der Paribhäsä beide gleichzeitig zur Stelle sind.
Dies ist nun bei papä-us + as nicht der Fall. Aus den von
Kaiyata genannten Gründen ist hier die Paribhäsä nach VI, 4, 22
in bezug auf die Bahiranga-Openitlon als asiddha zu betrachten.
Und in dem. Augenblick, in welchem die Paribhäsä angewendet
würde, wäre die Bahiranga-Operation [d. i. die Substitution des
Saviprasärana] als asiddha zu betrachten, und infolgedessen
würde sich auch ihr Korrelat, die Antaranga - Operation, nicht
darbieten. Daß die zweite Interpretation auch der Ansicht Patan-
jnlis entspricht, geht aus dem Bhäsya zu VIII, 3, 15 Värtt. 2
hervor, Wo ein ähnlicher Fall erörtert wird. Dort behauptet
Patanjali von einer Antarany a-Opevaticm [ VIII, 3, 15] und einer
Bahiranga-Operation [VII, 2, 117], daß sie sich nicht gleich
zeitig darbieten, und nennt als Grund: asiddhatvät. Nach
Kaiyatas Erklärung bedeutet dies: weil die Antaranga-Regel
VIII, 3, 15 gemäß VIII, 2, 1 als asiddha zu betrachten ist in
bezug auf die in VI, 4, 132 angedeutete Paribhäsä; weil also
die Antaranga-Regel nicht vorhanden ist, so ist auch VII, 2,117
nicht eine zu ihr in Beziehung stehende Bahiranga-Regel; die
Bahiranga-Paribhäsä gelangt also nicht zur Anwendung, und
infolgedessen ergibt sich VII, 2, 117. — Auch die Käs. zu VI,
4, 22 akzeptiert die zweite Deutung und bemerkt: Esä hi pari
bhäsä ä bhäc chästrlyä; tasyäm pravartamänäyäm vasusampra-
säranädinam ä bhäc chästrlycinäm eväsiddhatväd antarangabahir-
ävgayor yugapatsamupasthänani nästiti paribhäsä na pravar-
tate. — ,Yugapatsamupasthänam‘ bedeutet also nicht, daß beide
Operationen sich vor der Anwendung der Paribhäsä noch un
ausgeführt darbieten müssen, wie bei syona. Die Bahiranga-
Operation darf vielmehr bereits vollzogen sein, wie bei paeävedam.
Dies stellt Nägqjtbhatta, Paribh. Text, p. 43, 1. 15 ausdrücklich
Mahäbhagya zu P. VI, 4, 22 und 132.
69
fest in dem Satze: Antaraiiga kartavye jätarri tatkcilapraptikam
ca bahirangam asiddham ity arthali. ,In bezug auf eine zu voll
ziehende .dutal'uü(/«-Operation ist eine Bahiranga-Operation, so
wohl wenn sie bereits zustande gekommen ist, als auch wenn sie
sieh gleichzeitig mit jener clarbietet, als asiddha zu betrachtend
II. Niinittäpiiye naimittikasyiipy aplyah.
Zu p. 38, Anm. 2.
Kaiy.: Papusa iti: nanu cäntarangatväd itä bhävyam
.usw.: 1 Aber [vor aas] müßte doch [nach VII, 2, 35 und Paribli.
Nr. 50] das Augment i (it) eintreten, da es antaraiiga ist [, das
Sainprasärana für v in vas aber bahiraiiga']? Und das it ver
schwindet auch dann nicht mehr, wenn [seine Ursache, daß v
von vas verschwunden ist, d. i. die Substitution des] Sainprasä-
raua [für «] vollzogen worden ist. Denn der Verfasser des
Bhäsya [Pat.] hat die Paribhäsä [Nr. 56] nicht angenommen
[, welche lehrt]: ,Wenn [beim Eintritt einer Bahiraiig«-Regel]
die Ursache [einer Antoram/a-Operation] verschwindet, so ver
schwindet auch das durch jene Ursache Bewirkte'. 2 Und ebenso
1 Den korrekten Text findet man Paribh. Transl. p. 313, n. 1.
2 Vgl. Paribh. Text p. 65, 1. 3: Kim caisä hhäxye na drsyale. Tad ulctam
axiddhavatsütre [VI, 4, 22] Kaiyatcna: nimittäpäye naimilti/casyäpy apäya
iti pavibhäsäyä bhäxyakrtänäSrayanäd iti. — Durch nimittäpäye usw. gibt
Kaiy. die Paribli. Nr. 56 wieder, welche, lautet: AkrlavyUhäh Päninv/äh
,die Anhänger des Pänini stellen keine besonderen Erwägungen [über
das Eintreten einer Regel] an [d. h. kümmern sieh nicht um ihr Ein
treten, wenn eine Ursache derselben verschwindet,].' Nach Paribh. Text
p. 61, 1. 9 ff. ist der Sinn dieser Paribhäsä, daß eine Anlar aiiya-0peration
überhaupt nicht stattfindet, wenn nachher, infolge des Eintretens der
Bahiraiiga-S.&gel, die Ursache der Antaraiiga- Operation verschwände.
Nach Käiy.’s Auffassung [nimittäpäye usw.] dagegen besagt die Paribhäsä,
daß das bereits eingetretene Resultat einer Antoraüja-Operation
wieder verschwindet, wenn seine Ursache verschwindet. Weil aber diese
Paribhäsä — so folgert Kaiy. — weder von Pat. erwähnt, noch auch in
den folgenden Beispielen \ac und tuk] augewendet wird, kommt sie auch
in unserem Palle, d. i. für it, nicht in Betracht, ,1t müßte also als antar-
ahga eintreten, und durch dieses [nicht aber durch das u in papä + i-us
+ as] würde dann [nach VI, 4, 64] die Elision des ä bewirkt werden.
Unter diesen Umständen wäre jene [Bemerkung Pat.’s ,xamprasärane
lcrte‘ zu VI, 4, 22 Värtt. 9] ganz ungereimt. 1 [Paribh. Text p. 64, 1. 9 f.]
Wenn aber it einträte, würden wir papyuxalj. erhalten.
6*
70
VIII. Abhandlung: Geiger.
ist auch [im Bhäsya] zur [Regel VI, 3, 138]: ,Vor ac (cu) [wird
der Endvokal des Vordergliedes verlängert]' gelehrt worden:
[Hier stellen andere [Lehrer] ein Verbot gegen [den Eintritt
des] pratyahga [d. i. der Antaranga-Regel VI, 1, 77] vor ac (cu)
auf; dies müßte doch auch hier [d. i. in der Regel selbst, irgend
wie] bewerkstelligt werden [, wenn VI, 3, 138 überhaupt ein-
treten soll].' Dies ist deshalb gesagt worden, weil die Substitution
des Halbvokales [für das i in prati-ac + as nach VI, 1, 77] usw.
[d. i. die Substitution von ä für a + a in pra-ac + as nach VI,
1, 101, welche Regeln antaranga sind,] nicht aufgehoben werden,
auch wenn [ihre Ursache, d. i.] das a [von ac infolge des Ein
trittes der Bahiranga-Regel VI, 4, 138] verschwunden ist. 1 —
Und ebenso ist auch [im Bhäsya zum Värtt. 2] bei [der Regel
VI, 4, 19]: ,Ftir cch [= t + ch] und v [wird auch vor einem
Nasal S, bezw. ü substituiert]' bemerkt worden: ,Hier muß not
wendigerweise eine besondere Bemühung gemacht werden, damit
nicht [in prasna aus prach + na nach VI, 1, 73] das Augment
t (Ulk) vorhanden sei; denn [die Anfügung von tuk: VI, 1, 73]
bietet sich deshalb [zuerst, d. i. vor VI, 4, 19] dar, weil sie
antaranga ist. 2 Auch dies ist auf Grund der Ansicht behauptet
worden, daß das [als antaranga'] bereits eingetretene t (tuk)
nicht verschwindet, auch wenn [dessen Ursache ch verschwunden,
d. h. gemäß der Bahiranga-Regel VI, 4, 19] £ [für ch] substituiert
worden ist. 3
1 D. h. weil die Paribh. Nr. 56 nicht anerkannt wird. Anstatt von dieser
Gebrauch zu machen, antwortet Pat., Pänini habe in VI, 3, 138 durch
die Vorschrift der Länge für den dem ac vorangehenden Vokal angedeutet,
daß die Aiilaranga-'Regel VI, 1, 77 [Substitution des Halbvokales für
diesen Vokal] nicht eintritt. Vgl. Paribh. Text p. 64, 1. 10 ff. und Trans],
pp. 317 f. und 318, n. 1.
2 Die besondere ,Bemühung 1 besteht darin, daß Pän. in VI, 4, 19 die Sub
stitution von 6 für cch, und nicht für ch, lehrt. Vgl. Paribh. Transl.
p. 306, n. 1.
3 D. h. Pat. hat dies behauptet, weil er die Paribhäjä nicht annimmt.
Denn wenn er sie angenommen hätte, würde t(uk) überhaupt nicht ein-
treten, oder es würde [nach Kaiy.’s Deutung der Paribh.] das schon
eingetretene t(uk) wieder verschwinden. Dann aber hätte die Bemerkung
Pat.’s keinen Sinn, daß [durch die Schreibung- cchvoh statt chvoh] eine
besondere Bemühung gemacht werden müsse, damit man nicht pratSna
statt prahia erhalte. Vgl. Paribh. Text p. 64, 1. 12 und Transl. p. 306, n. 1;
p. 318 f. und 318, n. 2.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
71
Erwiderung.
Unter diesen Umständen 1 [sagen wir] folgendes: wenn man,
indem man das fertige Wort 2 [papusah] vor Augen hält, die
Auflösung [desselben in seine Bestandteile] vornimmt und die
einzelnen Teile [nebeneinander] hinstellt, so liegt nicht eine
Antaranga- und eine Bah ir äuget [-Regel] vor. Wenn nämlich
[die Teile] papä + vas + as dastehen, so tritt [zunächst] das
Samprasärana [für v von ms] ein, indem dieses, weil es nitya
ist, 3 das it verdrängt. Und da es sich [, wenn nachher gemäß
VII, 2, 35 it eintreten soll] um eine auf einen Laut [d. i, v des
sthänin vas beruhende] Regel handeln würde, gilt nicht [die
Regel I, 1, 56], daß [das Substitut w] sich wie der sthänin [v(cis)~\
verhält, und infolgedessen bietet sich [die Anfügung von] it
nicht dar. — Oder aber 4 [die Substitution des] Samprasärana
[VI, 4, 131] und dasjenige, was darauf beruht [d. i. die Elision
des ü] besitzt als [Pratipadavidhi] größere Kraft [als VII, 2,
35] und in diesem Bereich [sc. einer Pratipada-RegeY] tritt it
nicht früher ein. 5
1 D. h. da die Paribli. öli nicht gilt und infolgedessen it eintreten müßte.
2 Nitya/], sabdah ,das [beim Sprechen für einen Begriff einzusetzende| fer
tige Wort 1 , im Gegensatz zu käryali Sabdali, ,dcm [mit Hilfe gramma
tischer Regeln erst] zu bildenden Wort 1 . Vgl. Mbh. vol. I, p. 3, 1. 18;
p. 6, 1. 12 und p. 7 (unten) f.
3 Denn das Samprasärana kann sowohl vor als auch nach der Anfügung
von it eintreten; it dagegen ist anitya, weil es gemäß ,valäde/]‘ in VII,
2, 35 nur vor der Substitution des Samprasärana angefügt werden kann.
4 Auch hier zerlegt man zunächst das fertige Wort in die Bestandteile
papä + vas -f- as, aus denen es hervorgegangen ist.
“ Daß hier pratipadavidhänät oder pratipadavidhitvät zu ergänzen ist, er
gibt sich aus Kaiy. zu IV, 1, 82 [vgl. Paribli. Transl. p. 311, n. 2]:
. . . Tatra samprasäranam ba/iyah pratipadavidhänäd iti tatra krte valä-
ditväbhäväd in nästiti siddham papusa iti. ,In diesem Palle besitzt [die
Substitution des] Samprasärana größere Kraft, weil sie für den Ausdruck
[uns: VI, 4, 131] in seiner durch den Wortlaut gegebenen Bedeutung
vorgeschrieben wird. Wenn demnach [das Samprasärana] substituiert
worden ist, so tritt it nicht mehr ein, weil [das Ardhadhälnka] nunmehr
nicht mit [einem Laut des pratyähära'] „val“ [hier v] beginnt. So kommt
denn papusa/] tatsächlich zustande.“ Vgl. zu dem analogen Beispiel sedu-
saT] Paribh. Text p. 63, 1. 10 ff.: . . . pratipadavidhitvät pürvam sampra-
särane valäditväbhäväd itai[i präptir eva neti . . . Dazu Transl. p. 313 f.
— In VI, 4, 131 erscheint ,vas‘ in eben dieser, durch den Wortlaut ge
gebenen Gestalt, ist also pratipadoklam, während es sich bei der An-
72
VIII. Abhandlung': Geiger.
III. Pratyayalaksanaiu.
Zu p. 34, Anm.
Zu Kaiy.’s Bemerkung jPratyayalaksanavi tu varnäßra-
yatvän mä bhüt‘ vgl. Mbh. vol. I, p. 161, 1. 12: Atha dvitlyam
pratyayagrahanam kimartham ? Pratyayalaksanam yat.hä syäcl,
varnalaksanam mä bliüd iti. .Aber welchen Zweck hat denn
[in I, 1, 62] das zweite Wort pratyaya ? — Daß [nur] die aus
dein Suffix selbst [in seiner Eigenschaft als Suffix] sich er
gebende [Operation] eintreten möge, [hingegen] soll nicht [eine
Operation] stattfinden, die sich aus [ihm als] einen [bloßen]
Buchstaben [und Bestandteil des folgenden] ergibt.' Dazu Kaiy.:
Pratyayalope tallaksanam ity ucyamäne pratyayasya yatra kärye
nimittabhävah pratyayarüpäsrayena varnarüpatäSrayena vä tat
sarvam syät sarvanämno vastumätraparämarsitvät. Pratyaya-
grahane tu sati pratyayanimittam eva käryam pratyayalope
bhavati, na varnarupatänimittam. Raikulam iti: avayavadvä-
renätra pratyayasyäpy ädesam prati nimittatvam asty eva, pra-
tyayäsrayas tv äyädeko na bhavatiti na pravartate. ,Wenn [in
der Regel] gelehrt würde: Nach der Elision eines Suffixes [tritt
gleichwohl] das durch dieses (tad) Bedingte [ein]', so würde
überall dort, wo ein Suffix bei einer Operation eine Ursache
bildet, jede derartige [Operation] stattfinden, ob sie nun auf
[jenem in seiner Eigenschaft] als Suffix beruht, oder ob sie auf
ihm nur zum Teil und] insofern beruht, als es in Form eines
Lautes [und Bestandteiles der Gesamtursache] erscheint; denn
das Pronomen [tad] vergegenwärtigt ausschließlich den Gegen
stand [d. i. pvatyaya im allgemeinen, ohne eine einschränkende
Wendung 1 von VII, 2, 35 aus dem Terminus ,val‘, also erst aus einer
Regel, ergibt. Die Substitution des Samprasärana [VI, 4, 131] ist also
eine pratipadavidhi. Und da sich ein pratipadoktam früher darbietet
[,siyhropasthUilcatväi c ], der abgeleitete Ausdruck aber später [,vilambopa-
slliitikah, 1 : vgl. Paribh. Text p. 104, 1. 11 f.], so tritt naturgemäß auch eine
pratipadavidhi früher ein. Dies drückt Kaiy. zu VII, 2, 98 dadurch aus,
daß er für das Wort apaväda der Paribh. Nr. 38 pratipadavidhi einsetzt:
Paranityäntarangapratipadavidhayo mrodhisamnipäte tesäm mithaliprasaiige
parabaliyastvam. D. h. je zwei dieser Arten von Regeln stehen einander
im Wege, wenn sie Zusammentreffen. Wenn sie sich gleichzeitig dar
bieten, besitzt jene Art größere Kraft, welche [in obiger Aufzählung]
später genannt ist. Vgl. Paribh. Transl. p. 314, n. 2.
Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
78
Bestimmung]. Wenn dagegen das Wort pratyaya vorhanden ist,
so [besagt dies, daß] nur eine durch das Suffix [selbst] be
dingte Operation nach der Elision des Suffixes eintritt, nicht
aber [eine Operation], die [nur] insofern [durch das Suffix be
dingt ist], als es in Gestalt eines Lautes erscheint. Raikulam
[aus räyah leulam]: [Wenn in räyah leulam nach II, 4, 71 das
Kasussuffix as abgefallen ist, sollte in rairkulam gemäß I, 1, 62
die durch das abgefallene Suffix bedingte Operation VI, 1, 78,
d. i. die Substitution von äy für ai eintreten]. Das Suffix [as]
ist zwar tatsächlich mittels eines Teiles [d. i. des Vokales a]
Ursache für die Substitution [von äy für ai], doch beruht die
Substitution von äy nicht auf dem Suffix [selbst] und tritt
deshalb nicht ein/ Vgl. Paribh. Nr. 21.
IV. Vipratisedha.
Zu p. 51, Anm. 1.
Die Definition von vipratisedha ist in dem Värtt. 1 zu I,
4, 2 enthalten, welches Pat. folgendermaßen wiedergibt: Dvau
prasangau yadänyärthau bhavata ekasmims ca yugapat präpnu-
tali sa vipratisedhali. ,Wenn zwei [Regeln] sich [sonst] zur [Bil
dung] verschiedener [Formen] darbieten und bei [der Bildung]
einer einzigen [Form] sich gleichzeitig ergeben, so ist dies ein
vipratisedha. 1 In einem solchen Verhältnis stehen, wie Kay. zeigt,
die Regeln VI, 4, 140 und 83, die verschiedenen Zwecken dienen
und sich bei der Bildung von kilälapah gleichzeitig darbieten.
Nach I, 4, 2 tritt also die para-Regel VI, 4, 140 zuerst ein.
Indem nun die Paribh. Nr. 40: ,Sakrclgatau vipratisedhe yad
bädhitam tad bädhitam eva‘ bestimmt, daß bei einem vipratisedha
die durch die para-Ecgel aufgehobene pürua-Regel als voll
ständig aufgehoben zu betrachten ist und nicht mehr an
gewendet werden kann, deutet sie gleichzeitig an, daß die pürva-
Regel — hier VI, 4, 83 — auch dann nicht noch eintritt, wenn
in bezug auf sie die 2J«rce-Regel nach VI, 4, 22 als asiddhci be
trachtet werden müßte. Im Bhäsya weist Pat. durch das Wort
bädhaka auf die Paribhäsä [,. . . tad bädhitam eva‘] hin. Mit
dem Wort jnäpayisyate aber nimmt Kaiy. nicht auf ein in
einer Regel Pän.s enthaltenes Jnäpaka bezug. Denn auch Pat.
meint zu I, 4, 2 Värtt. 7 nicht Pänini, sondern einen andern
74
VIII. Abhandlung: Geiger.
äcärya, wenn er bemerkt: Pathisyati hy äcäryah: sakrd gatau
vipratisedhe yad bädhitam tad bädhitam eveti. [Vgl. Kielhorn,
Kätyäyana and Patanjali p. 24 f.] Diese Paribhäsfi, welche
Paribh. Transl. p. 189 ff. erschöpfend erklärt ist, erwähnt Pat.
zu VI, 3, 42; 139; VI, 4, 02; VII, 1, 2G; 54.
V. Visayavisayibliäva.
Zu p. 86, Anm. 1.
Pat. zu VI, 4, 104: ,In [der Kegel über] den Abfall [des
Suffixes] hinter ein müßte das Wort ta gesetzt werden. — Zu
welchem Zwecke? — Damit [der Abfall] nicht auch hier, in
akäritaräm, aliäritaräm erfolge.
Cino luki tagralianänartliakyatn sanigliätasyäpratya-
yatvät || Värtt. 1.
In [der Kegel über] den Abfall des [Suffixes] hinter ein
ist das Wort ta unnötig. — Weshalb? — .Samghätasyäpratyaya-
tvät‘: [d. h.] warum erfolgt nicht der Abfall eines Komplexes
[von Suffixen, d. i. -ta + tara + äm] ? Weil [dies] nicht ,ein Suffix'
ist. Es wird ja [I, 1, 61] gelehrt: ,[Das Verschwinden] eines
Suffixes heißt luk, slu oder lup‘, und ein Komplex [von Suf
fixen] ist nicht ,ein Suffix'.
Einwurf.
Wenn dem so ist, so bietet sich doch, nachdem die Elision
des [ersten Suffixes] ta vollzogen ist, die des folgenden [Suffixes
tara] dar?
Erwiderung.
Talopasya cäsiddliatvät || Värtt. 2.
Die Elision des ta wird als asiddlia betrachtet, und weil
sie asiddlia ist, wird [auch die des folgenden Suffixes tara]
nicht erfolgen.
Hiezu bemerkt Kaiy.: Tagrahanam iti: idam asminn asi-
ddliam iti bhedanibandhanatväd visayavisayibhavasya cino
lug ity asya laksanasya bhedäbhäväd akäritaräm ity atra lopa-
syäsiddhatväbhävüt tarapo 'pi luk prapnoti; evarn sati pratya-
yatrayätmakasya samudäyasya lukprasangali. Itaras tu yuga-
pat pratyayatrayasya lukprasango ’nenokta iti matväha cino
Mahabliasya zu P. VI, 4, 22 und 132.
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lukiti . . . Pratilaksyam laksanabhedäd asti visayavisayibhä-
vah. ,Weil ein Objekt [einer Operation in einer nncl derselben
Regel] selbst auch ein Objekt [in bezug - auf welches es asiddha
ist] nur unter der Bedingung hat, daß die Teilung vorge-
nommen wird „[und] dieses gilt als asiddlia in bezug auf jenes“,
und weil eine [derartige] Teilung der Regel ,cino luk‘ nicht
vorhanden ist, so ergibt sich bei akäritaräm, dadurch daß
die Elision [des <a] nicht asiddha [in bezug auf den Abfall
von tarn] ist, auch der Abfall [des Suffixes] tara. {Ta wäre
nämlich sonst visaya der ersten Operation (luk) und gleich
zeitig, als asiddha, visayin in bezug auf den Abfall von tara].
Unter diesen Umständen würde sich der Abfall des aus drei
Suffixen bestehenden Komplexes {t,a + tara + äm] darbieten. —
Der Opponent aber glaubt, jener habe behauptet, daß der Ab
fall der drei Suffixe sich gleichzeitig darbiete, und sagt des
halb [im Värtt. 2] ,cino luki‘ [usw.] . . [zu Värtt. 2:] Man muß
dagegen [d. i. gegenüber der Behauptung, daß t,a in der Regel
notwendig sei] darauf hinweisen, daß infolge [der tatsäch
lichen Annahme jener] Teilung dieser Regel das Objekt [£a] tat
sächlich [innerhalb dieser Regel] selbst ein Objekt [d. i. den
Abfall von tara] hat [, in bezug auf welchen sein eigener Ab
fall als asiddha betrachtet wird]/ Noch deutlicher setzt dies
Pat. zu I, 1, 57 Värtt. 6 auseinander. Dort wird nämlich zu
nächst behauptet, daß zur Erklärung von väyvoh usw. wegen
der Regel VI, 1, 66 die Regel VI, 1, 77 interpretiert werden
müsse: Für i, u, r, l und ihre Längen werden vor einem Vokal
die entsprechenden Halbvokale substituiert, [und diese Regel
ist als asiddha, zu betrachten, wenn sich die Elision der Halb
vokale (y oder v) darbietet]. Dagegen wird eingewendet, daß
nur eine Regel in bezug auf eine andere Regel asiddha sein
könne (anyad anyasmin), während hier die Regel VI, 1, 77 in
bezug auf sich selbst asiddha wäre. Darauf wird erwidert: Tad
eva cäpi tasminn asiddham hhavati. Vaksyati hy äcäryah: cino
luki tagrahanänarthakyam samghätasyäpratyayatvät talopasya
cäsiddhatväd iti. Cino luk cino luky eväsiddho bhavati.
,Es ist doch auch eine bestimmte [Regel] in bezug auf sie
selbst [ohne daß dies in der Regel ausdrücklich gesagt wird]
asiddha. Denn der Lehrer [Käty.] wird [VI, 4, 104 Värtt. 1]
sagen ,Cino luki 1 usw. [d. h.]: Der Abfall [des Suffixes] nach
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VIII. Abli.: Geiger. Mahabha?ya zu P. VI, 4, 22 und 132.
ein ist in bezug auf den Abfall [eines anderen Suffixes]
nach ein asiddha. Kaiy. zu I, 1, 57 nennt die wörtliche Auf
fassung der Regel ,sakrtpütha‘ [,einmalige Lesung']. Visaya-
bhedät tu bhedäsrayanäd asiddhatvam äsrlyate. ,Infolge der
Teilung des Objektes [der Regel in ein Objekt und Subjekt]
aber gelangt man auf Grund der Annahme der Teilung dazu, daß
[das Objekt] asiddha ist/ Vgl. Käs. zu VI, 4, 104: Akäritaräm,
ahäritamäm ity atra talopasyäsiddhatvcit taraptamapor na lug
bhavati, cino lug ity etadvisayabhedäd bhidyate.
VI. Samanasraya.
Zu p. 33, Aiim. 4 (Schluß).
1. samanasraya:
2. vyasraya:
1. Die Elision des u [VI, 4, 108 und 109] beruht auf dem
[ganzen] mit v, bezw. m, anlautenden Särvadhätuha-Suffix vah,
bezw. mah. Auf dem gleichen Element beruht die zweite Operation
[VI, 4, 110]. Die Elision des u ist demnach samanasraya.
2. Nach dieser Auffassung beruht die Elision des u nicht
auf dem ganzen Suffix vali, bezw. mah, sondern nur auf ihren
Anfangsbuchstaben v, bezw. rn, welche bei der zweiten Operation
[VI, 4, 11.0] nicht in Betracht kommen; denn diese beruht auf
dem ganzen Suffix vah, bezw. mah. Die Elision des u ist in
diesem Falle vyasraya, also nicht asiddha.
VII. Sthaniradbhava.
Zu p. 33, Anm. 4 (Mitte und gegen Schluß).
Zu den Bemerkungen Kaiy.’s: ,Tatas cänädistäd acah
pürvasya.. / und nachher: ,tatas cädistäd acah pürvo 'kära
iti tadvidhau nästi sthänivadbhävah‘ vgl. Pat. zu I, 1, 57 Värtt. 1:
Yo ’nädistäd acah pürvas tasya vidhim prati sthänivadbhäva
ädistäc caiso ’cah pürvah. ,In bezug auf die Operation an
einem [Element], welches dem Vokal vorangeht, solange er
noch nicht durch das Substitut ersetzt ist, verhält sich
[das Substitut] wie der ursprüngliche [Vokal]; dieses aber geht
[erst] dem durch das Substitut ersetzten Vokal voran/
lyisasask!
I
BIBL OAW
TyW3503604