5?
53
1
486 Dr. Anton Gindel y.
stärken, theils weil ihm das hinreichende Geld fehlte, reiste er allein
und zu Fuss nach Prag, wo er noch in demselben J. 1614 ankam ')•
Da er zum Priesterstande noch zu jung war, übernahm er auf Auffor
derung des Karl von Zerotin die Leitung der Brüderschule in Prerau.
1616 war er Priester geworden und verwendete sich 2 Jahre in der
Seelsorge. Hierauf übernahm er die Aufsicht über die Schule in Ful-
nek und hatte daseihst Gelegenheit seine didaktischen Studien zu
machen. Seine regelmässige Thätigkeit dauerte bis zum J. 1622,
seit welcher Zeit er der veränderten Verhältnisse wegen nicht weiter
als Bruderpriester sein Amt verwalten konnte. Von da an lebte er
theils unter dem Schutze des Herrn von Zerotin in Mähren, theils bei dem
Herrn Georg Sadovsky in Böhmen im Riesengebirge bis zum Schlüsse
des J. 1627. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit didaktischen
Studien, vornehmlich aber mit der Abfassung religiös-philosophischer
Werke, wozu ihm die Zeitumstände besondere Veranlassung boten.
Das in dieser Zeit verfasste „Labyrinth“ ist allein im Stande seinen
Namen vor Vergessenheit zu schützen.
Im Beginne des J. 1628 begab sich Comenius, nachdem ihm
der weitere Aufenthalt in Böhmen nicht gestattet war, nach Pol
nisch-L iss a. Schon seit der Auswanderung der Brüder nach dem
böhmischen Aufstande im J. 1547 ward daselbst von ihnen eine
Niederlassung begründet und da sich viele von den Eingebornen ihrem
Glauben anschlossen, so fasste daselbst die Lehre der Brüder feste
Wurzel. Nach dem J. 1624 hatte abermals eine grosse Zahl böhmischer
Auswanderer ihre Schritte hierher gelenkt und wurde von Rafael
Grafen von Lissa freundlich aufgenommen. Auch Comenius begab
sich dahin und mochte sich gewissermassen daselbst wie in seiner
Heimath fühlen. Ohne Verzug begann er sich mit didaktischen
Arbeiten zu beschäftigen, trat mit vielen gelehrten Männern in Brief
wechsel, namentlich mit Sigmund Eveniu s, Abraham Mencel,
Paliurus, Jonston, Mo c h i n g er, D o cem, Georg Winkler,
Martin Moser, Niclassius, Hartlib, und theilte ihnen seine
Ideen über die Nothwendigkeit einer Reform im Unterrichte, so wie
über die Abfassung der hierzu tauglichsten Bücher mit. Zugleich
: — . . <
A ) Epist. Comenii ad Nigrinum dd. Amsterdami 7 / 17 . App. 1663. Da der Briefwechsel
mit Ausnahme obiger einziger Nachricht nichts über den Zeitraum bis 1630 mittheilt,
so habe ich der Vollständigkeit wegen die bis zu diesem Jahre reichenden Nachrichten
aus der Abhandlung Palacky’s entlehnt, und hier im Kürzesten mitgetheilt.
i