Die alt-christlichen Baudenkmäler Constantinopels von Salzenberg. 349 auch nicht das Interesse der Wissenschaft geböte, die philosophisch historische Classe von dieser grossartigen Erscheinung auf dem Gebiete der von ihr gepflegten Wissenschaften in volle Kenntniss zu setzen. Wenn es Philosophen, Geschichtschreibern und Alterthums forschern zukömmt, über den Werth der philosophischen und histo rischen Werke des grossen Königs und über den Sinn der von der königlichen Commission in Ägypten und Äthiopien entdeckten und gezeichneten Denkmale Vorträge zu halten, so ist der Verfasser der Topographie von Constantinopel und dem Bosporus vor allen berufen den Inhalt des wichtigen und prächtigen Werkes der alt-christlichen Baudenkmale Constantinopels zu besprechen. Das Werk zerfällt in zwei Hälften, die erste enthält den gedruck ten Text, die zweite vierzig Kupfertafeln (das schöne besondere Titelblatt der zweiten Hälfte mit eingerechnet); der gedruckte Text besteht erstens aus einem kurzen Vorworte und der Einleitung, zweitens aus der Beschreibung der Baudenkmale nebst Anmerkungen, beides von Salzenberg, drittens aus dem Anhänge, d. i. der Be schreibung des Silentiarius Paulus der heiligen Sophia und des Ambon, übersetzt von Dr. Kortüm. Wiewohl die Beschreibung des Silen tiarius Paulus der heiligen Sophia schon von Ducange übersetzt und commentirt worden ist, so verdient die metrische Übersetzung (eine prosaische würde, wie Dr. Kortüm mit Beeilt sagt, die Eigentlnim- lichkeit des Gedichtes ganz verwischt haben, eine paraphrastische würde unlesbar gewesen sein) um so mehr den Dank des deutschen Lesers, als die Beschreibung des Amhon noch nirgends übersetzt erschienen ist. Die Einleitung entwickelt zuerst den zu Anfang derselben auf gestellten Satz: „Das Fundament der christlichen Kunstentwicklung im Oriente bildet den Neubau Constantinopels“ und gibt dann nähere Kunde über den alt-christlichen Cultus und die gemeinsame öffentliche Gottesverehrung. Bei den gottesdienstlichen Versammlungen wurde strenge Bangordnung beobachtet, die zwei Hauptabtheilungen waren Lehrer und Lernende, Priester und Laien, sie waren in der Kirche geschieden durch Erhöhung des Platzes und Schranken; eine Schei dewand trennte die höhere und niedere Geistlichkeit; die Priester von Gehilfen und Diener, das Stockwerk die Geschlechter, wie schon im antiken Wohnhause, und die Katechumenen und Pönitenten harrten