SITZ UNGrSBERICHTE
DER
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN KLASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTFÜNFUNDFÜNFZIGSTER BAND.
(MIT 14 TAFELN UND 1 TEXTABBILDUNG.)
WIEN, 1908.
IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER
K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER
BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
300122
Druck von Adolf Holzhausen,
k. und k. Hof- und Universitüta-Buclidrucker in Wien.
INHALT.
I. Abhandlung. Wessely: Sahidiseh-griecliische Psalmenfragmente. (Mit
2 Tafeln.)
II. Abhandlung. Schorr: Altbabylonische Rechtsurkunden aus der Zeit
der I. babylonischen Dynastie (ca. 2300—2000 v. Chr.).
III. Abhandlung. Beer: Die Handschriften des Klosters Santa Maria
de Ripoll. I. (Mit 1 Kärtchen im Texte und 12 Schrifttafeln.)
1Y. Abhandlung. Steinschneider: Rangstreit-Literatur. Ein Beitrag
zur vergleichenden Literatur- und Kulturgeschichte.
Y. Abhandlung. Schönbach: Studien zur Geschichte der altdeutschen
Predigt. Achtes Stück: Über Leben, Bildung und Persönlichkeit
Bertliolds von Regensburg. II.
a
*
XV. SITZUNG VOM 23. MAI 1906.
Del 1 Sekretär legt das vom russischen Komitee übersandte
Bulletin Nr. 6 der ,Association internationale pour l’exploration
historique, archdologique, linguistique et ethnographique de
l’Asie Centrale et de l’Extreme Orient, St. Petersburg, Jänner
1906', vor.
Das k. M. Herr Dr. Karl Wessely in Wien übersendet
eine Abhandlung mit dem Titel: ,Sahidisch-griecliische Psalmen
fragmente' und bittet um deren Aufnahme in die Sitzungs
berichte der Klasse.
Die Abhandlung wird in die Sitzungsberichte aufgenommen.
XVI. SITZUNG VOM 13. JUNI 1906.
Die Vorstebung des historischen Seminars der k. k. Uni
versität in Graz dankt für die geschenkweise Überlassung der
Bände 51, 52 und 54 der zweiten Abteilung der Fontes rerum
austriacarum.
Se. Exzellenz Dr. Gustav Marcliet teilt mit, daß Se.
k. und k. Apostolische Majestät ihn zum Minister für Kultus-
und Unterricht allergnädigst zu ernennen geruht haben.
Der Sekretär legt eine Abhandlung des Herrn Dr. Moses
Sehorr in Mödling-Vorderbrühl vor, betitelt: ,Altbabylonische
VI
Rechtsurkunden aus der Zeit der ersten babylonischen Dynastie.
Umschrift, Übersetzung und Kommentar'. Der Autor ersucht
um Aufnahme seiner Abhandlung in die Sitzungsberichte.
XVII. SITZUNG VOM 20. JUNI 1906.
Der Sekretär legt das an die Klasse gelangte Druckwerk
vor ,lnitia Patrum aliorumque scriptorum ecclesiasticorum lati-
norum ex Mignei Patrologia et ex compluribus aliis libris con-
legit ac litterarum ordine disposuit Marcus Vatasso, biblio-
thecae Vaticanae scriptor. Volumen I: A—M. Romae 1906.'
Es wird hierfür der Dank ausgespi’ochen.
Der Sekretär überreicht das vom Direktor des öster
reichisch-archäologischen Instituts, Herrn Sektionschef 0. Benn
dorf, übersandte Werk Forschungen in Ephesos. Veröffentlicht
vom österreichischen archäologischen Institute. Band I. Wien
1906/
Es wird hiefür der Dank ausgesprochen und das Werk
wird der akademischen Bibliothek einverleibt.
Das w. M. Herr Hofrat D. H. Müller überreicht im Namen
des Autors die Schrift .Jakob Krall. Von A. Wiedemann. Paris
1906' (S.-A. aus dem ,Recueil des Travaux relatifs a la Philo
logie et k l’Archeologie egyptiennes et assyriennes. Vol. XXVIII').
Es wird hierfür der Dank ausgesprochen.
XVIII. SITZUNG VOM 4. JULI 1906.
Der Sekretär legt die an die Klasse gelangten Druck
werke vor, und zwar:
1. Oskar Waldeck: ,Das latente Ich. Das Quellen gebiet
der Psychologie eines Individuums. Wien 1905':
VII
2. ,Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der
Sprachwissenschaft. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht
des [Realgymnasiums zu Duisburg-Ruhrort von Dr, E. Meyer.
Duisburg-Ruhrort 1906‘;
3. ,Inventaire general des Richesses d’art de la France.
Province. Monuments civils, Tome YII. Paris 1904 (Ministbre
de l’instruction publique et des beaux-arts)‘, übersendet durch
das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht;
4. ,La Biblioteca Marciana nella sua nuova sede. XXVII
Aprile MDCCCCV. Venezia 1906J
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse aus
gesprochen.
Die Vorstellung des k. k. Stattlialterei-Archives in Graz
übermittelt ihren Dank für die dem Archive bewilligte geschenk
weise Überlassung akademischer Publikationen.
Das Königliche Lyzeum in Bamberg übersendet das
Festprogramm zu der am 21. Juli 1. J. stattgehabten Johann
Kaspar Zeuss-Feier.
Seine Exzellenz der Vorsitzende Vizepräsident Ritter von
Hartei legt eine Abhandlung des Kustos der k. k. Hofbibliothek,
Herrn Dr. Rudolf Beer in Wien, vor, betitelt: ,Die Hand
schriften des Klosters Santa Maria de Ripoll IJ und beantragt
namens der akademischen Kirchenväterkommission die Auf
nahme derselben in die Sitzungsberichte der Klasse.
Das w. M. Herr Hofrat Gomperz überreicht eine kurze
Mitteilung des Herrn Professors Dr. Adolf Wilhelm in Wien
über eine Inschrift aus Athen.
In der Gesamtsitzung vom 28. Juni 1. J. wurden folgende
Subventionen aus den Mitteln der philosophisch-historischen
Klasse bewilligt:
1. zur Herausgabe des Werkes ,Arabia Petraea* von Prof.
Dr. A. Musil 10.000 K (in zwei Raten h 5000 K pro 1906
und 1907);
VIII
2. Herrn Privatdozenten Dr. Rudolf Brotanek in Wien
zur Herausgabe einer Serie von Neudrucken früh-neuenglischer
Grammatiken ein Druckkostenbeitrag von 1800 K (in drei Raten
a 600 K pro 1906, 1907 und 1908);
3. Herrn Kustos Konräd Stefan in Laibach zur Heraus
gabe einer ,Geschichte der Entstehung und Verwaltung der
k. k. Studienbibliothek in Laibach' ein Druckkostenbeitrag von
300 K;
4. der prähistorischen Kommission, wie alljährlich, für
Ausgrabungszwecke 600 K und zur Herausgabe ihrer Mittei
lungen 400 K, zusammen 1000 K.
XIX. SITZUNG VOM 11. JULI 1906.
Der Sekretär macht folgende Mitteilung:
Die Kommission zur Herausgabe mittelalterlicher Biblio-
thekskataloge hat sich mit einem Rundschreiben (März 1906)
an die Vorstehungen der Archive, Bibliotheken und Museen
Zisleithaniens mit dem Ersuchen gewendet, an die Akademie
über das Vorhandensein von mittelalterlichen Bücherkatalogen
oder anderen zweckdienlichen Dokumenten Mitteilung zu
machen.
Auf diese Anfrage hin sind von folgenden Bibliotheks
vorständen Zuschriften bei der Akademie eingelangt:
1. K. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
2. K. k. Universitätsbibliothek in Lemberg und Prag,
k. k. Studienbibliothek in Klagenfurt, k. k. Statthaltereiarchiv
in Graz.
3. Steiermärkische Landesbibliothek in Graz, Stadtrat
von Eger und Wiener-Neustadt, Biblioteca civica in Ro-
vereto, Museum Francisco-Carolinum in Linz, Gemeinde
bibliothek in Freiberg (Mähren).
4. Graf Wilczeksche Bibliothek in Kreuzenstein, Fürst
Dietrichsteinsche Fideikommißbibliothek in Nikolsburg, Graf
Lambergsche Fideikommißbibliothek in Steyr, Graf Falken-
haynsche Schloßbibliothek in Walpersdorf.
IX
5. Dominikanerkonvent in -Eger, Erzclekanal-Vikariats-
bibliothek St. -Niklas in.Eger, Benediktinerstift Göttweig,
fürsterzbischöfliche Bibliothek in Kremsier, Benediktinerstift
in Kremsmünster, bischöfliche Bibliothek in Leitmeritz,
flirsterzbischöfliche Bibliothek in Olmütz, reg. Chorherrenstift
in Reichersberg, Zisterzienserstift in Szczyrzyc (Galizien),
Prämonstratenserstift in Tepl, Augustiner-Chorherrenstift in
Vorau, Servitenkonvent in Wien, Zisterzienserstift in Zwettl.
Das k. M. Herr Professor Dr. Moritz Steinschneider
in Berlin übersendet eine Abhandlung, betitelt: ,Rangstreit-
Literatur. Ein Beitrag zur vergleichenden Literatur- und Kultur
geschichte'.
Die Abhandlung wird in die Sitzungsberichte aufgenommen.
XX. SITZUNG VOM 10. OKTOBER 1906.
Seine Exzellenz, der Vorsitzende Vizepräsident der Kais.
Akademie, Dr. W. Ritter von Hartei, begrüßt die Mitglieder
bei der Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit nach den akademischen
Ferien und heißt die beiden erschienenen neugewählten wirk
lichen Mitglieder, Herren Professor Dr. Josef Seemüller und
Professor Dr. Hans von Arnim herzlich willkommen.
Sodann macht derselbe Mitteilung von dem großen Ver
luste, den die Akademie durch das am 5. September 1. J.
zu Duino erfolgte Hinscheiden des wirklichen Mitgliedes der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse, Herrn Hofrates
Professors Dr. Ludwig Boltzmann, erlitten hat.
Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck.
Der Sekretär verliest den nachstehenden Kuratorial-
Erlaß vom 15. September 1. J., Zahl 52, C.-St., betreffend die
X
Allerhöchste Bestätigung, beziehungsweise Ernennung der neu
gewählten Mitglieder der Akademie.
,Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Aller
höchster Entschließung vom 27. Juli 1906 die Wiederwahl des
Geheimen Rates, Ministers a. D. Dr. Wilhelm Ritter v. Hartei
zum Vizepräsidenten der Akademie der Wissenschaften in Wien
für die statutenmäßige Funktionsdauer von drei Jahren, sowie
die Wahl des Geheimen Rates, Ministerpräsidenten a. D. Dr.
Ernest v. Ko er her, Kuratorstellvertreters der Akademie, zum
Ehrenmitgliede der Gesamtakademie im Inlande allergnädigst
zu bestätigen und zu wirklichen Mitgliedern der Akademie, und
zwar in der philosophisch-historischen Klasse den ordentlichen
Professor der klassischen Philologie an der Universität in Wien
Dr. Hans v. Arnim, sowie den ordentlichen Professor für
ältere deutsche Sprache und Literatur an der Universität in
Wien Dr. Josef Seemüller und in der mathematisch natur
wissenschaftlichen Klasse den ordentlichen Professor der Ana
tomie an der Universität in Wien, Hofrat Dr. Emil Zucker-
kandl, sowie den ordentlichen Professor der angewandten
medizinischen Chemie an der Universität in Wien Hofrat Dr.
Ernst Ludwög huldvollst zu ernennen geruht.
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben ferner die von
der Akademie vorgenommenen Wahlen korrespondierender Mit
glieder im Inlande huldvollst zu bestätigen geruht, und zwar:
In der philosophisch-historischen Klasse die Wahl des
ordentlichen Professors der Geographie an der Universität in
Wien Dr. Eugen Oberhummer, des ordentlichen Professors
der Philosophie an der Universität in Graz Dr. Alexius Mei-
nong Ritter v. Handschuchshein, des ordentlichen Pro
fessors der neueren Geschichte an der Universität in Graz Dr.
Hans v. Zwiedi neck-Süden hör st, des ordentlichen
Professors der politischen Ökonomie an der Universität in
Wien Hofrates Dr. Friedrich Freiherrn v. Wies er, des ordent
lichen Professors des Bibelstudiums des alten Bundes und der
orientalischen Dialekte an der theologischen Fakultät in Olmütz
Dr. Alois Musil, des ordentlichen Professors der allgemeinen
Geschichte an der Universität in Innsbruck Hofrates Dr. Ludwig
Pastor, Direktors des Istituto austriaco di studii storici in Rom,
und des Professors für Linguistik und Ethnologie an der philo-
XI
sophisch-theologischen Lehranstalt St. Gabriel bei Mödling P.
Wilhelm Schmidt, von der Gesellschaft des Göttlichen Wortes;
in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse die
Wahl des ordentlichen Professors der allgemeinen und experi
mentellen Pathologie an der Universität in Graz Dr. Rudolf
Klemensiewicz, des außerordentlichen Professors der Histo
logie an der Universität in Wien Dr. Josef Schaffer, des
ordentlichen Professors der darstellenden Geometrie an der
Technischen Hochschule in Wien Dr. Emil Müller und des
außerordentlichen Professors der Chemie an der Universität in
Wien Dr. Josef Herzig/
Im Anschlüsse daran verliest der Sekretär die einge
laufenen Dankschreiben der neugewählten korrespondierenden
Mitglieder im Inlande, und zwar der Herren: Professor Dr.
Alexius Ritter von Meinong in Graz, Professor P. Wilhelm
Schmidt in St. Gabriel bei Mödling, Professor Dr. Eugen Ober
hummer in Wien, Professor Dr. Hans Zwiedineck Edler
von Südenhorst in Graz, Hofrat Professor Dr. Ludwig Pastor
in Innsbruck und Professor Dr. Alois Musil in Olmütz.
Der Sekretär überreicht die im Verlaufe der akademi
schen Ferien erschienenen Publikationen der Klasse, und zwar:
Sitzungsberichte, CLIII. Band. Jahrgang 1906. Wien
1906;
Register zu den Bänden 141 bis 150 der Sitzungs
berichte. XV. Wien 1906;
Archiv für österreichische Geschichte. XCV. Band. Erste
Hälfte. Wien 1906.
Der Sekretär überreicht ferner folgende an die Klasse
gelangten Druckwerke, und zwar:
1. Schweden. Ein kurzer Führer durch Schwedens Ge
schichte, Wirtschaftsgebiete, soziale Verhältnisse, Unterrichts
wesen, Sport, Kunst, Natur etc. Plerausgegeben vom Verein
XII
zur Förderung des Fremdenverkehrs (Turisttrafikförbundet)
Stockholm. Stockholm 1906;
2. Das Zeitalter des Humanismus. Von Dr. Rudolf Wolkan
in Wien (S.-A. aus den Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche
Erziehungs- und Schulgeschichte. XVI. Jahrgang 1906). Berlin
1906;
3. Österreich-Ungarn und die Vereinigten Staaten von
Amerika in ihren handelspolitischen Beziehungen. Wien und
Leipzig 1907. Überreicht vom mitteleuropäischen Wirtschafts
verein in Österreich;
4. Deutsche Volkskunde aus dem östlichen Böhmen von
Dr. Eduard Langer. 1906. VI. Band, 1. und 2. Heft. Braunau
i. B. 1906.
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse aus
gesprochen.
Das k. M. Herr Hofrat Dr. Johann Loserth in Graz
übersendet eine Arbeit unter dem Titel: ,Die Reformations
ordnungen der Städte und Märkte in Innerösterreich aus den
Jahren 1587—1628' und bittet um deren Aufnahme ins Archiv
für österreichische Geschichte.
Die Abhandlung geht an die historische Kommission.
Das w. M. Herr Hofrat Prof. Dr. Anton E. Schönbach
in Graz legt eine Abhandlung vor: ,Studien zur Geschichte der
altdeutschen Predigt. Achtes Stück: Über Leben, Bildung und
Persönlichkeit Bertholds von Regensburg IP und ersucht um
Aufnahme in die Sitzungsberichte.
Die Abhandlung wird in die Sitzungsberichte aufgenommen.
Der Sekretär überreicht eine zu spät eingelangte Ein
ladung der Societa storica subalpina in Turin zu einem vom
3. bis 6. September 1. J. stattgehabten Congresso storico sub-
alpino.
Die königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen
übermittelt die Tagesordnung für die am 15. und 16. Oktober
zu Göttingen stattfindende Kartellkonferenz.
XIII
Das w. M. Herr Professor Dr. Oswald Redlich überreicht
als Obmann der akademischen Atlas-Kommission die eben er
schienene erste Lieferung der I. Abteilung des Werkes ,Histo
rischer Atlas der österreichischen Alpenländer'; diese erste
Lieferung enthält ,Die Landgerichtskarte, bearbeitet unter Lei
tung von weiland Eduard Richter: Salzburg (von Eduard
Richter), Oberösterreich (von Julius Strnadt), Steiermark
(von Anton Mell und Hans Pirchegger). Wien 1906‘.
Desgleichen legt derselbe die ,Erläuterungen zum histori
schen Atlas der österreichischen Alpenländer' etc. vor.
Das w. M. Herr Professor Jireöek überreicht als Obmann
der historischen Kommission den nachstehenden Bericht des
k. M. Herrn Hofrates Prof. Dr. Joh. Loserth über seine mit
Unterstützung der Kais. Akademie der Wissenschaften unter
nommene Durchforschung von Archiven in Ungarn und Kroatien
behufs Herausgabe des II. Teiles der Akten und Korrespon
denzen zur Geschichte der Gegenrefoi’mation in Innerösterreich
unter Ferdinand II.
In der Gesamtsitzung vom 13. Juli 1. J. wurden folgende
Subventionen aus den Mitteln der philosophisch-historischen
Klasse bewilligt, und zwar:
1. zur Fortführung der Regesta Habsburgica 3000 K;
2. an die Weistümer- und Urbar-Kommission als Do
tation pro 1906 5000 K;
3. als außerordentlichen Beitrag der Klasse zum ,Tbe
sä urus linguae latinae' 1200 K.
Ferner wurden in der Gesamtsitzung der Akademie vom
28. Juni 1. J. aus dem auf die philosophisch-historische Klasse
entfallenden Anteile an dem Erträgnisse der Treitl-Erbschaft
folgende Dotationen an die einzelnen Kommissionen der Klasse
pro 1906 bewilligt, und zwar:
1. an die linguistische Abteilung der Balkan-Kommis
sion 1600 K;
»
XLY
2. an die antiquarische Abteilung der Balkan-Kommis
sion 4000 K;
3. an die Südarabische Kommission 4000 K;
4. an die Sprachen-Kommission 2000 K;
5. an die Kommission zur Herausgabe der Trienter
Konzils-Korrespondenz 2570 K;
6. an die Kommission zur Erforschung des römischen
Limes in Österreich 6830 K;
7. an die Kommission zur Herausgabe eines historischen
Atlas der österreichischen Alpenländer 4500 K;
8. an die Kommission für die mittelalterlichen Biblio
theks-Kataloge 2000 K, zusammen 27.500 K.
XXI. SITZUNG VOM 24. OKTOBER 1906.
Seine Exzellenz, der Vorsitzende Vizepräsident, macht
Mitteilung von dem am 23. Oktober 1. J. zu Petersburg erfolgten
Ableben des korrespondierenden Mitgliedes im Auslande, Herrn
Professors Dr. Alexander Wesselofsky.
Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck.
Der Sekretär überreicht den eben erschienenen ,Bericht
über die Tagung des Ausschusses der Internationalen Asso
ziation vom 30. Mai bis 1. Juni 1906 in Wien. Wien 1906‘.
Ferner legt derselbe (in Vertretung des Obmannes der
Weistümer- und Urbarkommission) den kürzlich ausgegebenen
ersten Band der dritten Abteilung (,Urbare geistlicher Grund-
herrschaften‘) des Werkes österreichische Urbare' vor; dieser
Band enthält ,Die Urbare des Benediktinerstiftes Göttweig von
1302 bis 1536. Im Aufträge der Kais. Akademie der Wissen
schaften bearbeitet von Dr. Adalbert Fr. Fuchs. Wien und
Leipzig 1906'.
Weiters überreicht der Sekretär die eben erschienene
Lieferung XV des Werkes ,Die attischen Grabreliefs. Heraus
gegeben im Aufträge der Kais. Akademie der Wissenschaften
XV
zu Wien. Berlin 1906', womit das Werk nach einem Berichte
des Generalredaktors, k. M. Herrn Dr. Alexander Conze in
Berlin, bis zum Ende der II. Hauptperiode (bis zu Demetrios
von Phaleron) gediehen ist.
Endlich folgende eingelaufene Druckwerke, und zwar:
1. ,Führer durch das Römerkastell Saalburg bei Homburg
vor der Höhe von H. Jacobi, königl. Landbauinspektor. 2. Auf
lage. Homburg v. d. H. 1905';
2. ,Ankündigung einer neuen Ausgabe des hebräischen
Pentateuchs der Samaritaner. Von Dr. A. Freiherrn von Gail
in Mainz 1 (S.-A. aus der Zeitschrift für die alttestamentliche
Wissenschaft. 1906); überreicht vom Verfasser;
3. ,Licinus Tonsor. Carmen (Aloisii Galante Florentini) in
certamine poetico Hoeufftiano praemio aureo ornatum. Accedunt
duo carmina laudata. Amstelodami 1906'; übersendet von der
niederländischen Akademie der Wissenschaften zu Amsterdam;
4. ,Die Reichenauer Handschriften beschrieben und er
läutert von Alfred Holder. I. Band: Die Pergamenthand
schriften. (Die Handschriften der großherzoglich Badischen Hof-
und Landesbibliothek in Karlsruhe. V.) Leipzig 1906'.
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse ausge
sprochen.
Der Sekretär verliest eine Zuschrift der Deutsch-akade
mischen Lese- und Redehalle in Wien, worin diese bekannt
gibt, daß sie sich laut Beschluß der Vollversammlung vom
14. Juli 1906 aufgelöst hat, und der Akademie für das bisher
bewiesene Wohlwollen dankt.
Der Sekretär legt ein an die Klasse gelangtes Manuskript
des Herrn Dr. Nikolaus Rhodokanakis, Privatdozenten an der
k. k. Universität in Graz, vor, welches betitelt ist: ,Der nord
arabische Dialekt _ im Dofär (Zfär). I. Teil: Prosaische und
poetische Texte, Übersetzung und Indices'.
Das w. M. Herr Hofrat Dr. V. Jagi6 überreicht die
beiden kürzlich erschienenen Bände IV und V der Schriften
XVI
der linguistischen Abteilung der Balkankommission, enthaltend:
,Das Dalmatische von Dr. Matteo Giulio B a r t o 1 i. I. Ein
leitung und Ethnographie Illyriens. (Mit einer Karte.) II. Glos
sare und Texte. Grammatik und Lexikon. (Mit einer Tafel.)
Wien 1906k
Sodann überreicht derselbe das Manuskript einer Abhand
lung von Herrn Dr. Milan Ritter von Resetar, Professor an
der k. k. Universität in Wien, das betitelt ist: ,Der stokaviscke
Dialekt' und das für die Fortsetzung der Schriften der Balkan
kommission, linguistische Abteilung, bestimmt ist.
XXII. SITZUNG VOM 31. OKTOBER 1906.
Der Sekretär verliest ein Telegramm des auswärtigen
Ehrenmitgliedes der Klasse, Herrn Leopold Delisle in Paris,
worin dieser für die ihm zu seinem 80. Geburtstage seitens
der Akademie übersandte Glückwunschadresse seinen Dank
ausspricht.
Der Sekretär verliest ein Schreiben des k. M. Herrn Hof
rates Professors Dr. Friedrich Freiherrn von Wieser in Wien,
worin dieser für seine Wahl zum korrespondierenden Mitgliede
der Klasse im Inlande dankt.
Der Sekretär legt drei in Angelegenheit der geplanten
Herausgabe mittelalterlicher Bibliothekskataloge an die
Klasse gelangte Zuschriften vor, und zwar von den Vorständen
der k. k. Universitätsbibliotheken zu Wien und Graz sowie
vom k. k. Statthaltereiarchive zu Prag.
Der Sekretär überreicht die eben erschienenen akademi
schen Publikationen, und zwar:
XVII
1. ,Almanach der Kais. Akademie der Wissenschaften.
LVI. Jahrgang 1906. Wien 1906‘;
2. ,Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissen
schaften, philosophisch-historische Klasse, CLI. Band, Jahr
gang 1905. (Mit fünf Tafeln.) Wien 1906‘;
3.,Fontes rerum austriacarum (Österreichische Geschichts
quellen). Herausgegeben von der historischen Kommission der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Zweite Abteilung:
Diplomataria et acta. LIX. Band (enthaltend: „Urkunden und
Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Kartause Aggsbach
V. 0. W. W. Bearbeitet von Dr. Adalbert Fr. Fuchs“.) Wien
1906/
Der Sekretär legt weiters die eingelaufenen Druckwerke
vor, und zwar:
1. Thesaurus linguae latinae. Editus auctoritate et con-
silio academiarum quinque germanicarum Berolinensis Gottin-
gensis Lipsiensis Monacensis Vindobonensis. Vol. IV, fase. I
und Vol. II, fase. X. Leipzig, bei Teubner, 1906;
2. Statistik des Unterrichtswesens der Hauptstadt Buda
pest für die Jahre 1895/96 —1899/1900. Von Dr. Josef von
Körösy, Direktor des Budapester kommunal - statistischen
Bureaus. Berlin 1906;
3. Die Sterblichkeit der Haupt- und Residenzstadt Buda
pest in den Jahren 1901-—1905 und deren Ursachen. Von dem
selben. II. (tabellarischer) Teil. Berlin 1905;
4. Statistisches Jahrbuch der Haupt- und Residenzstadt
Budapest. VII. Jahrgang 1904. Redigiert von Professor Dr.
Gustav Thirring. Budapest 1906;
[Nr. 2 bis 4 als Publikationen des statistischen Bureaus
der Haupt- und Residenzstadt Budapest übersendet];
5. Bulletin de l’institut international de statistique. Tome
XV. Deuxifeme Livraison. Londres 1906;
6. Nouveaux fragments syropalestiniens de la bibliothe-
que imperiale publique de Saint-Petersboui’g. Publies par P.
Kokowzoff. (Avec quatre planches en phototypie.) Saint-
Petersbourg 1906.
Es wird für diese Geschenke der Dank der Klasse aus
gesprochen.
Sitzungsbcr. d. pbil.-hist. Kl. 155. Bd.
b
XVIII
XXIII. SITZUNG VOM 7. NOVEMBER 1906.
Der Sekretär legt die von Mme. V YC J. B. Andrb Godin,
Directrice des Familistere in Guise (Aisne) und Herausgeberin
der Zeitschrift ,Le Devoir', übersandten Publikationen vor,
und zwar:
1. ,Solutions sociales par Godin. Paris 187P;
2. Von demselben: ,Le Gouvernement ce qu’il a ete, ce
qu’il doit 6tre, et le vrai socialisme en action. Paris 1883‘;
3. Von demselben: ,La Republique du travail et la re-
forme parlementaire (Oeuvre posthume). Paris 1889';
4. ,Documents pour une biographie complete de Jean-
Baptiste-Andrd Godin rassembles par sa veuve, nee Marie
Moret. I. Volume. Guise 1897-—1901'. (Mit dem Porträt von
J. B. Andrd Godin.)
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse an die
Einsenderin ausgesprochen.
Der Sekretär überreicht weiters das vom Autor, k. M.
Herrn Professor Dr. Friedrich Thaner in Graz, übersandte
Werk: ,Anselmi episcopi Lucensis collectio canonum una cum
collectione minore iussu instituti Savigniani recensuit Fridericus
Thaner. Fasciculus I. Oeniponte 1906'.
Ferner folgende Werke:
1. ,La revue de Paris. 13 me annee. No. 16. Paris 1906';
2. jEine obersteirische Bauerngemeinde in ihrer wirtschaft
lichen Entwicklung 1498—1899. Von Dr. Hubert Wimbersky.
I. Teil. Graz 1907'.
Die Klasse spricht auch hierfür ihren Dank aus.
Endlich legt der Sekretär die von der Universite St.
Joseph in Beyrouth, Faculte Orientale, übersandten sämtlichen
bisher erschienenen Bände der Zeitschrift ,A1-Machriq. Revue
catholique orientale bimensuelle, Sciences—Lettres—Arts. Sous
la direction des Pbres de l’Universitd St. Joseph. Paraissant le 1
XIX
et le 15 de chaque mois‘ vor, und zwar die kompletten Jahr
gänge I—VIII, Beyrouth 1898—1905, sowie die bisher erschie
nenen 18 Hefte des Jahrganges 1906 (Band IX).
XXIV. SITZUNG VOM 14. NOVEMBER 1906.
Der Sekretär verliest eine Zuschrift des hohen Kura
toriums, wonach Seine kaiserliche und königliche Hoheit, der
durchlauchtigste Herr Erzherzog-Kurator, mit der Anbe
raumung der nächstjährigen Feierlichen Sitzung der Kaiser
lichen Akademie auf Dienstag den 28. Mai 1907, um 7 Uhr
abends, einverstanden sei.
Der Sekretär legt die vom russischen Justizministerium in
St. Petersburg eingesandten Hefte 1—7 des ,Journal mini-
sterstwa justizii. God dwjenadzatij. St. Petersburg 1906‘ vor.
Es wird hierfür der Dank der Klasse ausgesprochen.
XXV. SITZUNG VOM 21. NOVEMBER 1906.
Seine Exzellenz, der Vorsitzende Vizepräsident Ritter von
Hartei, legt in Vertretung des erkrankten Herrn Sekretärs
die vom Landesarchivare in Kärnten, Herrn Dr. August Ritter
von Jaksch, übersandten Pflichtexemplare seines mit Sub
vention der Kais. Akademie der Wissenschaften gedruckten
Werkes vor: ,Monumenta historica ducatus Carinthiae. Ge
schichtliche Denkmäler des Herzogtumes Kärnten. Vierter Band:
Die Kärntner Geschichtsquellen 1202 —1269. Zweiter Teil:
1268—1269. Klagenfurt 1906h
Das w. M. Herr Professor Oswald Redlich überreicht ein
an ihn als Obmann der Atlas-Kommission gelangtes Manuskript
b*
XX
des Herrn k. k. Oberlandesgerichtsrates Dr. Julius Strnadt in
Graz, betitelt: ,Das Land zwischen Traun und Enns'; dasselbe
ist für die ,Abhandlungen zum historischen Atlas der öster
reichischen Alpenländer' (Archiv für österr. Geschichte, Band
XCIV, zweite Hälfte) bestimmt.
Das w. M. Herr Hofrat Leo Reinisch überreicht der
Klasse zwei Broschüren des französischen Konsuls in Stuttgart,
Herrn Gabriel Fernand, und zwar:
1. ,Le dieu malgache Zanahari. (Extrait du „T’oung-pao“,
Serie II, Vol. VII, No. 1.) Leide 1906', und
2. ,Prieres et invocations magiques en malgache sud
oriental. Transcrites, traduites et annotees d’aprbs le manuscrit
8 de la bibliotheque nationale. (Extrait du tome II des „Actes
du XIV 6 Congrhs International des Orientalistes“.) Paris 1906'.
Die Klasse spricht für diese beiden Spenden ihren
Dank aus.
Das w. M. Herr Hofrat Theodor Gomperz erstattet
namens der Kommission für den Thesaurus linguae latinae
den Jahresbericht.
Das w. M. Herr Hofrat D. H. Müller überreicht als Ob
mann der nordarabischen Kommission die nunmehr fertigge
stellte ,Karte von Arabia Petraea. Nach eigenen Aufnahmen
von Professor Dr. Alois Musil. Ausgeführt im k. und k. militär
geographischen Institute'.
Das w. M. Herr Hofrat Friedrich Kenner erstattet als
Obmann der Limes-Kommission den vorläufigen Bericht des
Leiters der Ausgrabungen, Herrn k. und k. Obersten Maximilian
Groller von Mildensee, über die im Jahre 1906 ausgeführ
ten Grabungen dieser Kommission.
XXI
XXVI. SITZUNG VOM 5. DEZEMBER 1906.
Von dem am 22. November 1. J. zu Graz erfolgten Ableben
des k. M., Herrn Professors Dr. Hans Zwiedineck Edlen von
Südenhorst, wurde schon in der Gesamtsitzung der Kais.
Akademie vom 29. November 1. J. Kenntnis gegeben.
Die Mitglieder haben ihrer Trauer durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck gegeben.
Der Sekretär verliest eine Zuschrift des Vorarlberger
Landesarchivs in Bregenz betreffs dort vorrätiger Bibliotheks
kataloge des Mittelalters.
Das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht über
mittelt in zwei Bänden die Reproduktion eines äthiopischen
Manuskriptes des British Museums in London als Geschenk
der ehemaligen Besitzerin des österr.-ungar. Botschaftspalais in
London, Lady Meux, an die Kais. Akademie der Wissen
schaften; das Werk ist betitelt: ,The Life of Takla Häymänot
in the Version of Dabra Libanos, and the Miracles of Takla
Häymänot in the Version of Dabra Libanos and the Book of
the Riehes of Kings. The ethiopic Texts from the British
Museum Ms. Oriental 723, edited with English Translations,
to which is added an English Translation of the Waldebbän
Version. By E. A. Wallis Budge (with 165 Coloured Plates).
Privately Printed for Lady Meux. London 1906/
Der erste Band enthält: ,The Life and Miracles of Feshba-
Seyon who was named by our Lord Takla Häymänot“, der
zweite: ,Tbe Book of the History of the Translation of the
Body of our Father the Holy Man Takla Häymänot which
took place 57 years after his Death, and was revealed by the
Holy Spirit to John Kama.“
Es wird für diese wertvolle Spende der Dank der Klasse
ausgesprochen und die beiden Bände werden der akademischen
Bibliothek einverleibt.
XXII
Der Sekretär legt im Namen des Autors, Herrn Viktor
A. Re ko, dessen Schrift: ,Über einige neuere Versuche mit
Sprechmaschinen (S.-A. aus dem XXXI. Jahresberichte der
k. k. Franz Josef-Realschule im XX. Bezirke in Wien), Wien
1906', vor.
Das w. M. Herr Hofrat Leo Reinisch überreicht ferner
im Namen des Verfassers das Werk: ,Mota Muse (La mort
de Moise). Texte Äthiopien traduit en hebreu et en frangais,
annote et accompagne d’extraits arabes par Jacques Fa'itlo vitch.
Paris 1906h
Die Klasse spricht für diese beiden Spenden ihren Dank aus.
Der Sekretär überreicht eine mit der Bitte um Aufnahme
in die Sitzungsberichte der Klasse eingesandte Arbeit von Herrn
Dr. Bernhard Wacbsteinin Wien, welche betitelt ist: ,Wiener
hebräische Epitaphien'.
XXVII. SITZUNG VOM 12. DEZEMBER 1906.
Seine Exzellenz, der Vorsitzende Vizepräsident Ritter von
Hartei, überreicht als Obmann der akademischen Kirchen-
väter-Kommission den kürzlich erschienenen Band XXXXVIII
des ,Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum', enthaltend:
,Anicii Manlii Severini Boethii operum pars I: In isagogen
Porphyrii commenta copiis a Georgio Schepps comparatis
suisque usus recensuit Samuel Brandt. Vindobonae, Lipsiae
1906'.
Der Sekretär verliest eine Zuschrift des Präsidenten der
königl. serbischen Akademie der Wissenschaften in Belgrad,
worin derselbe den Dank dieser Akademie für die ihr bewil
ligte geschenkweise Komplettierung der in den dortigen Be
ständen akademischer Publikationen vorhandenen Lücken sowie
für die Neubewilligung akademischer Schriften ausspricht.
XXIII
Der Sekretär überreicht das im Wege der hiesigen mexi
kanischen Gesandtschaft vom mexikanischen Ackerbaumini
sterium für die akademische Bibliothek gespendete Werk: ,Le
Mexique. Son evolution sociale. Synthbse de l’histoire politique,
de l’organisation administrative et militaire etc. Inventaire mo
numental qui resume en immenses travaux les grands progres
de la nation au XIX i6me siede. Directeur litteraire: M. Just
Sierra, Licencid. Directeur artistique: Mr. Jacques Ballesca.
Traduction frangaise par M. Lamole de Tamayo. Tome
I—III. Mexiko 1900—1902/
Ferner überreicht der Sekretär das vom R. Istituto Ve-
neto di scienze, lettere ed arti in Venedig geschenkweise
übersandte Werk: ,Monumenti Veneti nell’ isola di Creta. Ri-
cerche e descrizione fatte dal dottor Giuseppe Gerola per
incarico del R. Istituto. Volume primo parte seconda. Venezia
1906‘.
Es wird hiefür der Dank ausgesprochen und die beiden
Werke werden der akademischen Bibliothek einverleibt.
Der Sekretär verliest eine Zuschrift der königl. Gesell
schaft der Wissenschaften zu Göttingen, worin dieselbe unter
gleichzeitiger Einsendung der ,Protokolle der Kartellversammlung
des Verbandes wissenschaftlicher Körperschaften in Göttingen
am 15. und 16. Oktober 1906' Mitteilung macht über die Be
schlüsse und die Delegierten für die einzelnen Fachkommis
sionen.
Die Klasse designiert als ihren Vertreter in der speziellen
Fachkommission für die Herausgabe mittelalterlicher Bibliotheks
kataloge das w. M. Herrn Professor Dr. Emil von Ottenthal.
Der Sekretär verliest ein Schreiben der ethnographischen
Sektion der ,kais. Gesellschaft der Freunde der Naturwissen
schaften, der Anthropologie und der Ethnographie' in Moskau,
worin mitgeteilt wird, daß am 15. Dezember 1. J. das 25jährige
Jubiläum des Professors Vsevolod Fedorovic Miller als Präsi
denten dieser Sektion gefeiert wird, und zwar durch eine Jubi
läumssitzung und durch die Sammlung von Beiträgen zu einem
XXIV
Kapital, das als Miller-Stiftung zur Herausgabe einer Serie
ethnographischer Publikationen dienen soll.
Das w. M. Herr Hofrat D. H. Müller bringt als Obmann
der südarabischen Kommission zur Kenntnis, daß diese Kom
mission beschlossen habe, die Abhandlung des Privatdozenten
an der k. k. Universität in Graz, Plerrn Dr. Nikolaus Rhodo-
kanakis: ,Der vulgärarabische Dialekt von Dofär' in die
,Schriften der südarabischen Expedition' aufzunehmen.
I. Abhandlung: Wessely. Saliidisch-griechische Psalmenfragmente.
l
I.
Sahidiseh-grieehische Psalmenfragmente.
Von
Dr. Carl Wessely.
(Vorgelegt in der Sitzung am 23. Mai 1906.)
Es gibt eine doppelte Übersetzung der Psalmen ins Kop
tische nach den beiden Dialekten, in die sie gemacht wurde,
dem boheirischen und dem sahidischen. Während nun der
boheirische Psalter schon lange bekannt ist, besitzen wir die
vollständige sahidische Psalmenübersetzung erst seit ganz kurzer
Zeit. Diese Ungunst der Verhältnisse, die den sahidischen
Text so sehr zurücksetzte, waltet in der Überlieferung über
haupt vor; denn eine Anzahl Handschriften stehen nur für den
boheirischen Psalter zur Verfügung, welche H. Hyvernat, Etüde
sur les versions coptes de la bible (Revue biblique juill.-oct.
1896 —janv. 1897) aufzählt; es sind dies der Vaticanus Gopt. 5
(12. Jahrh.): Turin Eibliot. Nazionale (12—13. Jahrh.); British
Museum or. 427 C. A. (12.—13. Jahrh.); Bodleianus Maresc. 3
(12.—13. Jahrh.); Berlin Dietz. A. fol. 37 C. A. (13. Jahrh.);
Bodleianus Hunterian. 50 (a. 1261); Vaticanus Copt. 7. C. A.
(15. Jahrh.); Berlin or. 4° 276 C. A. (13.—14. Jahrh.); or. 4° 157
C. A. (14. Jahrh.); Bibliotheque Nationale 5 (16—17. Jahrh.);
3 (a. 1627), Barberinus 31. Die Editionen sind folgende: Tuki
(R.) niXCDM NT6 nrjAWTHpiON NT6 A-AY'A. Rom 1744
nach dem cod. Vaticanus Copt. 5, hier sind die Psalmen in
5 Bücher eingeteilt, die folgende Gruppen umfassen: 1. Buch
Psalm 1—40; 2. Buch Psalm 41—71; 3. Buch Psalm 72-88;
4. Buch Psalm 89—105; 5. Buch Psalm 106—150 (151). Auf
den cod. Berolinensis or. 4° 157 und ein ehemals Ilgensches
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. CLV. Bd. 1. Abk. 1
2
I. Abhandlung: Wessely.
Manuskript (Berlin or. 4° 276 nach Schwartze) gründet sich
die Ausgabe L. Idelers Psalterium coptice, ad codicum fidem
recensuit, lectionis varietatem et psalmos apocryphos sahidica
dialecto conscriptos ac primum a Woidio editos adiecit. Berlin
1837. Au diese reiht sich die M. Gr. Schwartzes psalterium in
dialectum linguae copticae memphiticam translatum ad fidem
trium codicum mss. regiae bibliothecae Berolinensis inter se et
cum Tukii et Ideleri libris necnon cum graecis Alexandrini
codicis ac Vaticani, Hebraicisque psalmis comparatorum edidit
notisque criticis et gramraaticis instruxit. Lipsiae 1843. Reicher
waren die kritischen Grundlagen für Paul de Lagardes psalterii
versio memphitica accedunt psalterii thebani fragmenta parha-
miana, proverbiorum memphiticorum fragmenta berolinensia
(Berlin 1875), nämlich: 1. der Berliner codex or. 4° 157. 2. Dietz
A. fol. 37. 3. Oxford, Hunterian 121. 4. Oxford Maresch. 31.
5. Paris copte 5. 6. Paris copte 6 (in 16°, saec. 16). Endlich
ist zu nennen Fr. Rossi, Cinque manoscritti copti della biblioteca
nazionale di Torino in den Memorie della R. Academia delle
Scienze di Torino II. ser. XLIII, 1893 auch unter dem Titel
Di alcuni manoscritti copti che si conservano nella Biblioteca
nazionale di Torino, 1894; er gibt den boheirisclien Psalter
von Turin mit Varianten aus Idelers Ausgabe (s. o.).
Eine Überraschung für alle Fachgenossen war aber die
endlich im Jahre 1898 erfolgte Ausgabe des ganzen sahidischen
Psalters, seine editio princeps: nX(D(DM6 NNG' v J / 'AAMOC The
earliest known Coptic Psalter the text, in the dialect of upper
Egypt, edited from the unique papyrus Codex Oriental 5000
in the British Museum by E. A. Wallis Budge, London. Zwei
Jahre zuvor war dieses Papyrusbuch von 156 Blättern (ll 3 / 4 : 8 1 /.,
engl. Zoll) von wunderbarer Erhaltung, in einem rechteckigen
Steinbehältnis eingeschlossen, in den Ruinen einer koptischen
Kirche ausgegraben worden. Erst diesem glücklichen Funde
und seiner mit anerkennenswerter Schnelligkeit erfolgten Ver
öffentlichung verdanken wir die Kenntnis des ganzen sahidi
schen Psalmentextes. 1901 brachten dann die Abhandlungen
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, philo
logisch-historische Klasse, N. F., Band IV, Nr. 4 eine neue
wichtige Publikation: die Berliner Handschrift des sahidischen
Psalters herausgegeben von Alfred Rahlfs mit drei Lichtdruck-
Saliidisch-grieckisclie Psalmenfragmente.
3
tafeln. Die um 400 geschriebene Pergamenthandschrift P. 3259
der ägyptischen Abteilung der königl. Museen zu Berlin, er
worben 1889 in Theben (vgl. A. Erman, Zeitschrift für ägypti
sche Sprache und Altertumskunde 28 [1890], 02) ist hier mit
musterhaft peinlicher Sorgfalt ediert; von allen Psalmen sind
größere Partien vorhanden, Lücken sind nur im Psalm 84, hier
fehlt ein Blatt, und Psalm 105—144, hier fehlen etwa 30 Blätter.
Eine bloße Kollation wäre infolge der schlechten Erhaltung der
Handschrift zu unpraktisch gewesen, ,denn entweder hätte ich
nur die Abweichung von Budges Text angeben können, dann
hätte, da die meisten Zeilen der Handschrift unvollständig er
halten sind, noch niemand gewußt, ob er aus meinem Still
schweigen auf Fehler der Berliner Handschrift oder auf ihre
Übereinstimmung mit Budges Text zu schließen hat; oder ich
hätte jeden Defekt einzeln buchen müssen, dann wäre die
Kollation durch die vielen Defektnotizen ganz unübersichtlich
geworden. So habe ich mich entschlossen, die Verantwortung
für eine volle Edition auf mich zu nehmen, und gebe hier zu
nächst diese allein mit einer über die Handschrift, die Art
der Herausgabe und ihre orthographischen und grammatischen
Eigentümlichkeiten orientierenden Einleitung und einer Kolla
tion unserer Handschrift mit den übrigen Zeugen 1 (Rahlfs p. 4).
An diesen Grundsätzen Rahlfs habe auch ich in dieser
Ausgabe der saliidischen Psalmenfragmente, welche in der
Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer aufbewahrt werden und
die ich mit gütiger Erlaubnis des Direktors der Hofbibliothek,
Hofrat R. v. Karabacek, herausgebe, festgehalten. Da aber ein
zelne Handschriftenfragmente sehr klein sind, sind größere
Einleitungen nur bei den beiden umfangreicheren Papyrushand
schriften gegeben worden. Bei der in jedem Falle angegebenen
adnotatio critica habe ich grundsätzlich nur die Varianten inner
halb der saliidischen Psalmenübersetzung gebracht, denn vor
derhand ist die Beschaffung des kritischen Apparats innerhalb
dieses Textes die erste Etappe der Erforschung derselben; ich
linde einen ähnlichen Gedanken schon von B. Peyron (Psalterii
Copto-Thebani specimen, Turiner Akademie 1875, p, 10) aus
gesprochen, der im Gegensatz zu Schwartze, dem der am
meisten hebraisierende koptische Text für den reinsten galt, den
Grundsatz aufstellte: ,iam non quaero quid in familia aegyptia
1*
4
I. Abhandlung: Wessely.
propius accedat ad hebraicum textum, sed quid familia ipsa
adoptandum duxerat', und so die selbständige Erforschung der
koptischen Version anbahnte.
Ich gebe nunmehr eine Übersicht der sonstigen Über
lieferung des sahidischen Psalters, indem ich an Rahlfs Anord
nung festhalte (p. 5 ff.).
Größeren Umfangs sind folgende Handschriften:
B der oben genannte codex Berolinensis ed. Rahlfs. Um
400 n. Chr. geschrieben.
L der Londoner Papyruspsalter, herausgegeben von Wallis
Budge (ca. 6. Jahrh. nach paläographischer Schätzung
Budges).
Lagarde: Parhamer Pergamenthandschrift jetzt im British Mu
seum, früher Besitz des Lord de la Zouche ( S10) , der Paul
de Lagarde die Editionserlaubnis gab (Ps. 9, 32 — 71, 9
mit zwei kleineren Lücken), siehe das oben angeführte
Werk Psalterii versio memphitica 1875. Nach Hyvernats
paläographischer Schätzung 9.—10. Jahrhundert.
T Turiner Papierhandschrift (saec. 14.) hei’ausgegeben von
Bernardino Peyron: Psalterii Copto-Thebani specimen
quod omnium primum in lucem prodit continens praeter
decem psalmorum fragmenta, integros psalmos duos et
triginta ad fidem codicis Taurinensis cura et criticis anim-
adversionibus . . . Turin 1875 in den Memorie della
R. Accademia di Torino Ser. II, 28 Scienze morali . . .
117 ff. Enthält Psalm 3-11. 20-26. 59—73. 75—79.
84—89 ganz oder teilweise.
Kleinere Bruchstücke:
R verschiedene Fragmente des Museum Borgia teils in Rom,
Propaganda, teils in Neapel, Nationalbibliothek, berühmt
durch Zoegas Catalogus. Zitiert nach Ciasca, Sacrorum
Bibliorum fragmenta copto-sahidica musei Borgiani vol. II,
Rom 1889. Nach Hyvernat datieren die Pergamenthand
schriften aus dem 9.—12. Jahrhundert.
V die hier publizierten Wiener Papyri und Pergamente. Die
bisherigen Mitteilungen sind: Krall, Mitteilungen aus der
Sammlung der Papyrus Erzherzog Rainer I, 67 f. (Ps. 135.
141. 142 fragmentarisch) II/III, 267; I, 68. II, 67 (Ps.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
5
109, 1. 2. 111). Führer durch die Ausstellung Wien 1894
p. 46, mit der reduzierten Photographie von Psalm
112, 6 — 113, 6.
Masp. G-. Maspero, Etudes egyptiennes I, Paris 1881—83, 267'—
275 Fragmente des 5—6. Jahrhunderts mit Psalm 34.
35. 38—41. 44. 45.
Psalm 101 hei Lagarde, Aegyptiaca p. 207 f. Jung.
Psalm 49 f. 118 f. nach einer Handschrift W. Golenischtschews
aus dem 9. Jahrhundert: publiziert von 0. v. Lemm, Sa-
hidische Bibelfragmente II, im Bulletin de l’academie de
St. Petersbourg, N. S. I, 1890, p. 375—378.
Psalm 33. 50. 70. 96 in kleinen Stücken bei Urb. Bouriant,
Memoires publids par les membres de la mission areheo-
logique frangaise au Caire I, fase. 3, Paris 1887, 398—401.
Psalm 117, 24—29. 121, 1—4. 148—150 aus dem Pariser Codex
der bibliothhque nationale Copt. 68 bei Ch. Ceugny, Quel
ques fragments coptes-thebains im Becueil de travaux re-
latifs a la philologie et a l’archeologie egyptiennes et assy-
riennes II, Paris 1880, 96 sq. Jung.
Tuki: Zitate in Tukis Budimenta linguae Coptae, Born 1778.
Aus einer handschriftlichen koptischen Grammatik mit
Beispielen aus den Psalmen excerpiert, Museum Borgia
saec. 13—14.
Pistis Sophia. Die zahlreichen Psalmenzitate in diesem gnosti-
sclien Werke verzeichnet A. Harnack, Über das gnostische
Buch Pistis Sophia, Texte und Untersuchungen VII (1891).
,Während die Zitate auf S. 53—82 (ed. Schwartze-Peter-
mann) und 111—181 sich an die gewöhnliche sahidische
Psalmenübersetzung anschließen und nur relativ leichte
Varianten zeigen, weichen die dazwischen auf S. 86—110
stehenden Zitate total ab' (Bahlfs). Von ersterer Kate
gorie sind nach Bahlfs: 6 ganze Psalmen 24 (Pistis 80. 6),
68 (53. 4), 69 (62. 4), 87 (72. 7), 90 (141. 8), 129 (75. 1);
9 in größeren oder kleineren Stücken zitierte: 7, 2—7,
12-17 (172, 13. 175, 10), 29, 2-4, 11(2)—12 (161, 15.
162,10), 39, 2-4 (165, 10), 50 (3—6) (111, 22), 70, 1—13
(58,10), 84,11—12 (118,19), 101,2—22 (65,21), 102,1—5
(163, 15), 106, 1—21 (179, 6). Auf p. 86'—110 werden
folgende Psalmen zitiert: p. 86 Psalm 31, 2—19 — p. 93
6
I. Abhandlung: Wessely.
Psalm 35, 1—28 vollständig — p. 100 Psalm 120, 1—7
vollständig — p. 102 Psalm. 52, 3—11 vollständig — p. 108
Psalm 109, 1—27 —
Psalm 82, 6—19 bei Guidi aus dem cod. Borg. 115 in den
Atti della 11. Accademia dei Lincei Ser. 4, Rendiconti 4, 1
(Rom 1888) 64.
Diese Übersicht ist, wie gesagt, nach Rahlfs, dessen Edi
tion des Berolinensis ferner die Handschriften L, R, T, Lagarde
der Hauptsache nach unsere Adnotatio geliefert haben.
Die Sammlung P. E. R. bewahrt auch die Notizen auf, die von
Professor Kralls Hand stammen; sie sind alle hier reproduziert
zu den einzelnen Stücken zu denen sie gehören. Kralls Haupt
verdienst besteht in der mit großer Mühe und peinlicher Sorg
falt vollbrachten Zusammentragung der einzelnen Bruchstücke
aus dem ungeordneten Zustand des Papyrusmaterials; auf dieser
so notwendigen und wichtigen Arbeit fußt jede weitere Bear
beitung; um so mehr muß diese seine stille Vorarbeit hervor
gehoben werden.
K. 1231—1238, Ausstellung Nr. 133—140.
Die nachstehenden sahidischen Psalmenfragmente stehen
auf den Resten einer Papyrushandschrift, die in Kodexformat
geschrieben war, und repräsentieren eine ausgerissene Lage
dieser Handschrift, welche 9 ineinander gelegte Doppel
blätter umfaßte; auf diesen zweiseitig beschriebenen Doppel
blättern standen 36 Seiten Text; weitere Fragmente, etwa von
einer anderen Lage des Papyruskodex sind nicht erhalten.
Aber kein einziges dieser Doppelblätter liegt so voll
ständig vor, daß wir durch den Augenschein uns von der Sach
lage überzeugen könnten; es beruht vielmehr obige Darstellung
auf einer Prüfung der Überreste. Die ersten 9 einfachen Blätter
sind nämlich, wie die Reste zeigen, so beschrieben, daß immer
auf der ersten Seite die Schrift senkrecht gegen die Fasern
läuft, auf der zweiten Seite sind Schrift und Fasern parallel.
Aber auf den 9 letzten Blättern ist dies Verhältnis umgekehrt;
es standen also ursprünglich auf demselben Doppelblatt die
Seiten:
Saliidisch-griecliisclie Psalmenfragmente.
7
Blatt I: S. 1. 2 und 35. 36
„ II: S. 3. 4 und 33. 34
„ III: S. 5. 6 und 31. 32
„ IV: S. 7. 8 und 29. 30
„ V: S. 9. 10 und 27. 28
Blatt VI: S. 11.12 und 25. 26
„ VII: S. 13.14 und 23. 24
„ VIII: S. 15. 16 und 21. 22
„ IX: S. 17. 18 und 19. 20
Gegenwärtig sind auch diese 9 Doppelblätter der Hand
schrift zertrümmert, oft fehlen einzelne Stücke der Blätter,
andere Blätter sind ganz zerrissen, ein Blatt, nämlich das 12.
der Handschrift fehlt. Mit dieser letzteren Angabe stehe ich
in Widerspruch zu J. Krall, der von 18 erhaltenen Blättern
spricht und Mitteilungen über die Handschrift gemacht hat, 1
1 Mitteilungen aus der Sammlung Papyrus Erzherzogs Kainer II/III, 67 f.
,Aus dem Papyrusbuch, aus welchem wir oben [Mitt. I, 68] einen Teil
des 110. Psalms mitgeteilt haben, geben wir den folgenden 111. Über
das Alter und die Zugehörigkeit dieser Papyrusblätter vgl. die Bemer
kungen oben S. 55 und A. 2. Die Texte geben keine Interpunktion.“ —
Mitt. II/III, 267. ,Endlich gehören hierher 18 zuin Teil ganz erhaltene
Blätter eines Papyrusbuches, welches einen Teil der Psalmen, mit dem
102. (nach der Zählung der Septuaginta) beginnend und mit dem 124.
schließend, enthält. Die Blätter messen 14 cm Breite, 17 cm Höhe.
Dieses Papyrusbuch zeigt den saliidisehen Dialekt. Aus den oben S. 67
und I, 68 mitgeteilten Proben ersieht man seine orthographischen und
sonstigen Eigentümlichkeiten. Wichtiger als diese sind die sachlichen;
denn die Handschrift läßt einzelne Psalmen aus und hat in einigen
Fällen eine von dem griechischen und hebräischen Text abweichende
Zählung . . .“. Führer durch die Ausstellung p. 46, Nr. 133—140: ,8 Blätter
eines Psalters in saliidischer Mundart aus dem 6. Jahrhundert. Dies
Blatt 136, auf Tafel VII reproduziert, enthält Psalm 112 (113), 6 bis
113 (114), 4. Papyrus, Breite 13 cm, Höhe 17 cm, Inventar Kopt. Papyr.,
Nr. 1231—1238. Dieses Papyrusbuch stammt aus Pauopolis-Schmin, dem
Zentrum eines eigenartigen Dialekts . . .“
Außerdem existieren noch von Kralls Hand folgende Aufzeich
nungen, die auf den Papierbogen stehen, in denen die Papyrusblätter
früher gelegen waren. Die Zahlen bedeuten die Seitenzahlen:
,15. 16
17. 18 beginnt Psalm 107
19. 20 tO beginnt Psalm 108
21. 22 xß beginnt Psalm 109
f S. 25 Psalm pi«
\ S. 26 Psalm piß
J S. 27 Psalm piy
) S. 28 Ps. piS eigent. 113.12
29. 30 S. 30 Anfang pi£
25. 26
27. 28
31. 32. 31 Anfang des Ps. 116 (pis),
fehlt 117. 118. Psalm
32 Psalm 119, Anfang 120
7. 8 r] oben
Beginn des Psalms 104
9. 10
11. 12 iß Beginn des Psalms 105
13. 14
35. 36 Psalm 123. 124.“
Andere Angaben liegen nicht vor.
8
I. Abhandlung: Wessely.
ohne jedoch eine erschöpfende Studie zu publizieren. Ich glaube
die Quelle des Irrtums darin gefunden zu haben, daß Krall
die Zahl ,18 Blätter' von der höchsten erhaltenen Paginabe
zeichnung der Handschrift abstrahiert zu haben scheint, die
>,c, 36 beträgt; er mochte die Überreste der fehlenden Blätter
unter den Fragmenten vermutet haben, die er aber nicht zu
Blättern zusammengesetzt hat. Letzteres beweist insbesonders
der Umstand, daß selbst das von ihm ausgestellte Blatt, Aus
stellungsnummer 134, unvollständig ist; ich habe seitdem das
fehlende Stück unter den Fragmenten dazugefunden. Es liegen
also die Überreste von nur 17 Blättern vor.
Der Fundort soll Achmim sein. Diese Angabe rührt wohl
von Theodor Graf, dem Verkäufer aus zweiter Hand her, der
seinerseits diese wieder von einheimischen Antiquitätenhändlern
gehört haben mochte. Aber abgesehen davon, daß mit dem
Namen Achmim viel Unfug getrieben wurde, 1 findet sich in
den erhaltenen Resten nicht der geringste Anhaltspunkt sprach
licher oder paläographischer Natur vor, der auf einen Zusammen
hang mit Achmim hindeuten würde.
Die Schrift, von der eine Probe im Führer durch die
Ausstellung der Papyrus Erzherzog Rainer Tafel VII voriiegt,
ist eine schöne, regelmäßige Unziale, griechischen Charakters,
welche die wesentlichen Eigenschaften der bei Gardthausen,
Griechische Paläographie, Tafel I analysierten ältesten Unzia.1-
schrift zeigt. 2 A beginnt mit der Schleife, die oben an dem
geneigten Strich angeknüpft wird; B mit einem rechten Winkel,
an den eine der 3 ähnliche Schlangenlinie sich legt, r und T
zeigen herabhängende Punkte am Ende der Querbalken; diese
1 S. C. Schmidt, Zeitschr. für ägypt. Sprache 34, 1896, S. 80. Bei der An
gabe Achmim hat man bisher viel zu wenig beachtet, daß die in der
Nekropole von Sohag gefundenen Altertümer von den sämtlich in Achmim
ansässigen Antiquitätenhändlern angekauft sind und dadurch eine heil
lose Yerwirrung eingetreten ist. So möchte ich bei dieser Gelegenheit
darauf hinweisen, daß die große ägyptische Bibliothek, welche so viele
Stücke den verschiedenen Museen geliefert hat, sehr häufig fälschlich
als die Bibliothek von Achmim bezeichnet wird, während sie doch im
Kloster des Schenudi, welches auf der Stätte des alten Athribis liegt,
entdeckt ist.
2 Vergleiche insbesonders die Schrift des Dioscorideskodex kurz nach 500
geschrieben.
Sahidisch-griecliisclie Psalmenfragmente.
9
sind nie bei n zu bemerken, bei dem der Querstrich über die
beiden Schafte hinausgeht. 6COCD6 - haben die Kreisform zum
Element, 6 hat manchmal am Ende der Zeile einen verlän
gerten Mittelstrich, dem gelegentlich ein Punkt am Ende an
gehängt wird. Letzteres geschieht auch bei Z. M hat gerun
dete Mittelteile. Y erhebt sich manchmal über die normale
Größe der Buchstaben und zeigt unten die Verbindung der
beiden Schäfte zu einem Knopf. Bei gehen die Aste vom
Stamme in der Mitte schräg fort. A. und X haben außerordent
lich ähnliche Formen, der Grundstrich ist nur nach links ver
längert. (1) ist ein durch den abwärts geführten rechten An
hang vergrößertes CD. -j’ ist einer der größten Buchstaben
wie <|> und ''p, größer, als die Buchstaben T und I überein
andergesetzt wären. 2 besteht aus der oberen Hälfte eines O,
der Rest reicht nur wenig unter die Zeile, ebenso <t.
Die paläographischen Indizien weisen wohl auf das frühe
6. Jahrhundert hin.
Der Text ist stichisch geschrieben, jeder Stichos beginnt
mit einer neuen Zeile; es sind im wesentlichen dieselben wie
in den ältesten Handschriften. Die Breite der Zeilen beträgt
durchschnittlich 17 — 22 Buchstaben. Genügt für den Stichos
die erste Zeile nicht, so wird bei der nächsten eingerückt, ge
nügt aber auch diese nicht, so wird entweder bei der dritten
neuerdings eingerückt, oder es bleibt die zweite intakt. Selten
wird am Ende der Zeilen übergeschrieben.
Die Überschriften der Psalmen werden ebenso eingerückt
wie die Fortsetzungen des Stichos, sonst sind keine Unter
schiede bemerkbar. Oft machen auf neue Psalmen wagrechte
Striche, bald Kombinationen mit Schrägen oder schiefe Winkel
zeichen aufmerksam, immer aber die Numerierung.
Nur ganz selten erscheint in der scriptura continua ein
Zeichen der Worttrennung OY61CDT' 102, 13, ptDK.2' 105, 18.
CD ist mit einem zirkumflexartigen Zeichen versehen in
116, 6.
Die Vokalisierungsstriche sind wagrecht und so, wie
es in den ältesten Handschriften der Fall ist, angebracht. Bemer
kenswert sind folgende Formen: die Krümmung der Linie in
eYTCDpn 103, 21; die Aufrichtung gegen rechts in NTA.I-
migpt'j-~TTiwr."Tp-!miiTiBnri n • ~
10
I. Abhandlung: Wessely.
KAlOCyNH 105, 3; MFlXOl'C 105, 2 nach links in HW 103, 25;
NNIMNTNO«? 105,31; NOG 113,5.
Der Gebrauch der Abkürzungen ist schwankend; wir
finden ©IGpoyCAXHM 121, 6 neben 0]T[AHM] 121, 2; MHIHA
114, 6, niHX 113, 2; MnGKHNA 103, 30 neben MHNGyMA
103, 4.
Häufiger, wenn auch unregelmäßig ist der Gebrauch der
Diärese: am Anfänge in lOyAAC 107, 8; l’AKCJDB 104, 6. 23.
113, 1. 6; in XI, und zwar: AiAGl 103, 24; AlMGpG 115, 1;
2poyBBX'l 103, 7; NM MAI 108, 3; NMMA1 108, 21; NAY 107, 9.
115, 7. 116, 3. 119, 5. 120, 1. 121, 1; NAIATH 111, 1; NA6IA-
TOy 105, 3; nxY 103, 26. 115, 1. 116, 1; TGTAl’ 108, 27;
xojxY 105,29; HoyxxY 116,1; njoyxAY 107, 12; oyxxfe
105,9; nxxYe 119, 4; 62pAt 104, 23. 38. 105,26; (2pxY 62pxY
TispxY 29). 107. 108, 2. 28. 113, 9. 11. 115, 2. 4. 119, 1. 120, 1.
122, 1; in HI und zwar: OyBHl 119, 7; riCCHl 112, 9; nGMHl
104,21. 111, 3; NGyilY 108, 10; GFIH! 114,9. 121,5; MH Hl
116, 6; HH1 113, 1. 114, 6; in Ol, und zwar: XyTX201 115,3;
oyoY 119, 5; noyofN 111, 4; GpÖY 107, 6. 108, 2. 25. 29.
115, 2. 119, 1; MMOf 108, 3. 109, 1. 115, 3. 118, 20; MATOy-
XOl 107, 6; schwankend in nXOlC 102, 2. 14. 20. 103, 1. 21.
24. 31. 104, 1. 3. 4. 7. 21. 105, 1. 16. 34. 40. 41: (pxoYC) 108,
20. 21. 27. 109, 2; (KNXpxoYC) 111, 1. 4. 6. 114, 6. 8. 9. 11.
12. 13. 14. 15. 115, 1. 9. 116, 6. 119, 2. 120, 2. 5. 121, 1. 4. 9.
122, 2. 123, 1. 2; daneben HXOG1C 103, 33; 105,47; 108, 15.
30. 111, 7. 116, 3. 120, 5; pxoic 113, 2; HXOIC 113,9. 115,
5. 6; GnXOlC 112, 1; in CDl', und zwar: GXCüY 108, 2. 28;
TOytDGl 121, 8; HCD1 107, 8; in oyY, und zwar: XXXHXOyi'X
105,1. 107. 113. 114,1. 115, 1. 116; H[M]OyY 103, 21; KOyi
103, 25. 114, 10. 115, 6.
Zu den bemerkenswerten Eigentümlichkeiten der Hand
schrift gehört die Behandlung der Stichoi und, da die ganze
Handschrift stichisch geschrieben ist, die Behandlung der Vers-
abteilungen, endlich die Aufnahme der Psalmen oder
deren Weglassung.
102,12 kein neuer Stichos vor
AOTpe
22 vor 2N MX NIM
102,
3 vor NMNAK1M
7 kein Absatz hei dem
Yersheginn
Sahidisch-griechisclie Psalmenfragmente.
11
24 kein neuer Stichos vor
AKTAMOY
25 vor NlKOY'l
104, 5 vor N6M2BHY6
16 vor AOOYCDCgM
34 vor AYCD riGBpOY'
XOC
37 vor N6 MNn6T6'OOB
39 vor Mfl OYKCD2T
105, 8 vor 60YCDN2
15 vor A9XOOY
23 kein Absatz bei dem
Versbeginn AHXOOC
28 kein neuer Stichos vor
AYM62
47 vor NTCOOY
107, 2 vor 6BO\ 2M N1AAOC
9 vor Fi TA NAAAO<j>Y-
AOC
10 zwei Stichen sind um
gestellt
48 kein neuer Stichos vor
XIN 6N62
108, 4 vor AMOK A6
15 vor NCGOGT
18 vor AOBCDK
31 kein Absatz vor dem
Versbeginn X6
114, 4 die Stichen sind um
gestellt
116, 7 kein Absatz vor dem
Versbeginn ^ MACJJCDn
Psalm 117 und 118 fehlen
118, 2 kein neuer Stichos vor
HGMTAMTAMIG
120, 7 vor c lNA2ApG2
123, 3 vor NGYNAOMK.
Wir wenden uns nun zu den orthographischen und
sprachlichen Eigentümlichkeiten der Handschrift. Durch
die ganze Handschrift zieht sich die Vereinfachung der
Doppelvokale: A9KA9 V sonst AOKAAO 104, 20; HGOMAXG
sonst nGqMAAXG 115, 2; TFlCMANAT sonst TTJCMAMAAT’
114, 12; HGTOYAB sonst HGTOYAAB 105, 16. 107. 48; 61-
C2HTG sonst G1C2HHTG 120, 2; 2MOC sonst 2MOOC 109, 1;
M[TAY]2MOC 121, 5; FFCGffOAOY sonst NCGö'OOAOY 108,
29; ea^AMSOAGl neben GCI)A < 16'OOAeq 108, 19; GTOTOY
sonst GTOOTOY 105, 41; OYKAOAG sonst OYKAOOAG
104, 39; nGTÖ'OB sonst nGTSOOB 104, 37; AHXOC sonst
AHXOOC 104, 31. 34. 105, 23; A61XOC sonst A1XOOC 115,2;
6M6XOC sonst GMGXOOC 107, 48; XOl sonst XOOC 113,
10. 123, 2; CQOn sonst ü)OOn 105, 1. 111, 3. 9. 120, 2.
123, 1. 2; MGTtgon sonst NGTtgOOM 121, 6; -f-ü)On sonst
jrgoon 103, 33; C6NAMOCI)6 sonst CGMAMOOCye 103, 20;
MM6YMOO)G sonst MN6YMOOCl)6 114, 4; GXOpOY sonst
GXOOpOY 105, 27;_FiN6qTÜ)B6 sonst FJNGqTOXDBG 102,2;
NTAHTCDBG sonst MTAMTCDCOBG 102, 10; GY2GBCDM sonst
12
I. Abhandlung: Wessely.
6Y2GBÜXDN 104, 16; XyCCDM sonst xyCCDCDM 105, 39; 2IO>q
sonst aiCDCDH 108, 18; |’NAÜ)(DT sonst ^NACQCDCDT 116, 7;
MllXCDp sonst H TLX CD (l)p 6 (London) MIlXCDCDp Pistis So
phia 119, 4. Ähnlich ist die Reduzierung von Doppelkonso
nanten: NpeqMOOYT, besser: NppeqMOOyT (London) 105,
27; enMANcenepiT V cnMANCGMGpiTT 108, 4. Vgl. xye-
BIG V 104, 18 neben AyöBBlG L, AyGBBlO V 105, 41;
A1GBBIO V 115, 6.
Wo andere Handschriften 1 haben, erscheint hier 61:
NAGlATOy Vindob., NÄfATOy London 105,3; NCCDGl V,
MCCD'l' L 108, 31; AqsoeiAe V, Aq^OlAG L 104, 23; A61oyCD2
V, ÄioycD2 L 119, 7; eeia)AMO)Axe V, gYcqancijaxg LR
ibid. A61(1)AX6 V, Afü)AX6 L; A610BB1O61 V, Ä10BB1O L
115, 1; A61XOC V, AIXOOC L 115, 2. Der umgekehrte
Fall ist regelmäßig in nXOYC V, HX061C L; mV, NGl L
113, 1 (das Gehen).
Die Variante HOy für Hy (Rahlfs, p. 31) erscheint in
NrNHoy V neben NTNHy L 107, 11; oyHOy V neben
oyHy L 102,12.
Statt der Pluralform XIX66y finden wir in unserer
Handschrift regelmäßig XlXGOy : M6qXlX60y 104, 24;
Meyxixeoy 105,41; NeNxixeoy 105,47; MeKxixeoy
109, i; NNeqxixeoy in, 8.
Die Assimilation eines auslautenden Nasals vor folgendem
Wortanfang mit fl ist selten: 21TM nXOlC 120, 2 sonst z. B.
6BOA2N P1KA2 103, 14.
Schwankend ist auch die Verwendung von <]> neben 112:
<j)HT V neben H2HT L 103, 15; 6n2An V neben 6<J>AI1 L
105, 3; 620 V neben <]>0 L 103, 30; <|>6 V neben ri26 L
105, 29. Vorzuziehen ist Aqq6T im V der Lesart AqBGT im
B, s. Rahlfs p. 37 f. Ps. 105. 40.
Das härtere 6 in OyilOff (L) ist vertreten durch X:
0[Y]N[0]X V 107, 2.
Für XiN erscheint XN : XN 6N62 107, 48; XN n66lBT
112, 1; XN T6NOy 124, 2.
Die ältere Form des Pronomen person. Plural 1. Person
ANN für ANON steht in 102, 14 (ANON L [A]NN B prima
manus, [A]NON B correct.). Dagegen finden wir ANOK im V
Saliidisch-griechische Psalmenfragmente.
13
wo andere Handschriften AUT haben: 108, 22 L und Pistis XG
ANT Oy2HKG AyCD ANT OY6BIHN; 106, 6 AnT L.
Über bemerkenswerte Formen des verbalen Status con-
structus haben wir folgendes zusammengestellt: Ps. 102, 11 A
FIXOGIC TAXpe V neben TAXPO L vgl. Steindorff 260. Ps.
104, 39 AMHCDpCip OyKAOAG V, besser AOnepCQ OYKAOOA6
L vgl. Steindorff 212. Ps. 104, 14 AHXniO 26N6pCDOY V,
besser AHXme L vgl. Steindorff 262. Ps. 108, 11 TCDpn V
neben TGpfl L. Ps. 123, 5 üjfpfp V neben CyfpTCDp L.
Für die Konstruktion des Objekts mit N habe ich folgende
Fälle notiert: 6TX1C6 NOYGB1HN V_neben 6TXIC6 oye-
B1HM L Ps. 112, 7; N6NTAMTAM16 NTnG V 124, 12. 120, 2
neben TUG L vgl. Stern § 494. Dagegen ohne N : AOOl TBOfflX
V neben A9M1 NTGMSIX L Ps. 105, 26 A111 NABAA Y 122, 1
AefljMl NABAA V 120, 1 neben NNABAA L.
Formen des Artikels älterer Texte finden sich in den
Varianten NNlTOyGIH V, NNTOyGlH L 103, 12; NNIOGIAG :
NNOGIAG (Widder) 113, 4; dagegen 6NMA V, GniMA L 115, 3;
2N N260NOC V, 2N N1260NOC L 107, 2.
Es folgen andere Zusammenstellungen orthographisch-lexi
kalisch bemerkenswerter Varianten: NN12XG V und Pistis
NNICljXG L 108, 23, es erscheint demnach dieses Wort in drei
Formen: CL)X6, 5X6 und 2X6 (Heuschrecke). — NN AOYPHT6
V, NTAOyepHTe L 120, 2; NN6KOYPHT6 V, NNGKOyG-
PHT6 L 109, 1 (Fuß) — N]AtL)02B6[K V, NAOJOB2K L 120, 6,
vgl. ü)(DB2 exsiccari arescere mit (l)(D2n combustio flamma.
— NOyHAC V, NOYMAC6 L 105, 19: MHAC V, MMAC6 L
105, 20 (HACI : MACG Kalb, MAC Junges) — MNHOY V,
MriHYG L 113, 11 — NGKNAG V, NGKNA L Pistis 108, 26
— 2p6Kpil<6 V, pGKpiKG L 120, 4 — NNTGipT V, NNTOOpTP
L 124 — ©6 V richtig, ©H L 102, 12 — nxOGIC N6TP2A-
G1BGC V, n. n60AIBGC L 120, 5 — NAnUHlJC N2HT X6
P<DMG V, nANCDOJC XG p<DMG L 115, 2 — Al'XIClJKAK L,
AGlCDCDO) V 119, 1.
Die Varietas lectionum ist nur in wenigen Fällen eine
Abspiegelung der griechischen: TCDOYN G2pAl NAGOOy
TCDOyN nG'j'AATHpiON MNTÖ'IGApA V ,steh auf, meine
Ehre, steh auf mein Psalter und Harfe‘, wo griechische Hand
schriften den Zusatz tragen r, cd ca p.ou e^pOr/ci; TCDOytir nG-
' ■rnuas'mkxz&f'-s. - mmm
14 I. Abhandlung: Wessely.
•^XATHpiON MM TKlOXpx L 107, 2. Besonders klar ist die
Abhängigkeit von der griechischen Varietas lectionum in 121, 1
suippäv0Y]7 ki toi? sipy)y,oat got ... st? oiy.ov y.upt'ou Tcopeuaop.eOa, var.
'Äopsut7ü)|j,s0a; ersteres ist repräsentiert durch TNNXBGDK L letz
teres durch MXpNB[CDK V.
Es erscheinen Varianten, die im Griechischen kein Gegen
stück haben: 102, 6 n2[X]n ne ,er ist das Gericht' L; 112X11 V
xptga Griech. — 115, 5 nXOGIC nCNNOyTG ,der Herr unser
Gott' V riXOGIC xyco neMNOyre L ,der Herr und unser
Gott'. — 112, 3 xll IIGGIBT V ,vom Osten' XyCD X1N 6NG2
G}X GM62 X1N IIGGIBT L .und von Ewigkeit zu Ewigkeit vom
Osten'. — 112, 1 CMOy GMGHpXM V ,Lob seinem Namen'
CMOy npXN MMXOIC ,Lob (dem) Namen des Herrn'. —
115, 2 XGIXOC V, XMOK XIXOOC L lyw oe ehra Griech. —
107, 1 2N 26NMHCI)G V, 2M NGNMHHÜJG L_wie im Griechi
schen ev Tai? Suvdp.eatv vjp.üW. — 104, 15 XyCD MMpnOMHpGyG V
y.ai [j.v] TOVY)pe6sa0s : MnpnONHpGyG L. — 103, 6 ,Die Wasser
standen 6XM [N]TOOy V vor den Bergen'; besser: 21XN
NTOOy über den Bergen eiri töv opewv L. — 103, 15 niipn
6T6y<j)pXM6 V, ,daß der Wein erfreue des Menschen Iierz'
nHprie 6y<j>pXM6 L d. i. y.at oivo? eutppatvet Griech. — 102, 19
NGMOpONOC V, nGMOpOMOC L d. i. 0pcvov, Singular, Griech.
— 102, 20 otcouvts? tov Xdyov auTou tou ay.ouoat steht im Griechi
schen, wie GCCDTM in L; nicht aber azoiovTe?, dem die Variante
6TCCDTM im V entsprechen würde. ■— 103, 3 et? tov atwva tou
aiövo? im Griechischen entspricht (1JX 6N62 N6N62 im L;
der Vindobonensis hat nur Ü)X GN62, läßt also tou atwvoc weg.
— 103, 34 nxcgxxc AG MXÜjCDIIG V; im L fehlt das AG.
— 104, 5 NNtgnupG V, MNGqCL)HHp6 L wie im Griechischen
töv Oaugaotwv aÜTou. — 107, 7 •j l lXXiCG NTXnGU) — MTXGI I
V, 'j'NXXICG TXI16Ü) — TXGfl LR ( zu NTX vgl. Steindorff
280*) ,darum frohlocke ich, ich will teilen — vermessen'. —
103, 29 6KCL)XNm V dem vorhergehenden 6KCQXNK.TO an
geglichen; K.NX91 L und B. — 103, 13 nKX2 NXMOy2
NNKXpnOC MM6K2BHyG V ,von der Frucht deiner Werke
wird übervoll die Erde' nKX2 MXMOy2 6BOX 2M NKXpnOC
NN6M2BHY6 L a%o y.apxou töv epvwv oou -/opTaoö^osTat yj yfj
Griech. — 114, 5 6y6pT6Y26 N61 NGTTXMIO MMOOy V,
besser als NGNTXyTXMlOOy L ,ihnen gleichen die sie machen',
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
15
01 toioOvts;. — 105, 38 AyoyCDtyT V richtig, von oyCD(l)T
,verehren'; AytyCDCDT L falsch von G^ÜICDT schneiden. —
104, 5 GNTAHAAy V, besser als NTGMAAy L; vgl. Steindorff
512. -— 104,14 MnGMKA V gleichwertig mit MIPHKA; vgl. Stein
dorff 313. — 102, 20 eil2poy V, enespooy L (richtiger
nach Steindorff 150). — 108, 5 N2Nn6TNANOyM V, N2N
neTNANOyoy L, besser. — 105, 34 N2GONOC GNTA
flXOTC xooy NAy V, besser nach Steindorff 512 als NTA L.
— 107, 11 6NTAKKAN V, NTAKKAAN L; vgl. Steindorff 512.
— 105, 32 GTBHTOy V, GTBHHTOy L, besser nach Stein
dorff 391.
Unsere Handschrift bevorzugt reinkoptische Worte den
griechischen Lehnwörtern gegenüber: 115, 4 AGltDCl} 62pAI
GnXO[l]C V, AlGniKAAGI MlipAN MPXOGIC L. — 115, 3
NTACDG) 6BOA V, TAGHIKAACI L. — 113, 8 MOyT V,
nurH L.
Auffallende Formen griechischer Wörter sind 107, 2 61-
OApA V, KIGApA L. — 104, 15 GNAXpHCTOC V. GNAXpi-
CTOC L. Der Eigenname <|>IN66C steht im V (wie im Grie
chischen) : dagegen <|>6N66C L 105, 30.
1. Blatt.
Aus drei Fragmenten von mir zusammengesetzt. Höhe
18 - 2, Breite 9'7 cm. Kollesis rechts 3'6 cm.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 cm, linker Rand 1'5 cm.
Anfang dos Blattes.
Pagina A
Psalm 102 riAAAyeiA. p"ß
1 T[A'p]yXH CMOY GnXOGtC
NG[T 2M] nACAN20yt4 THpoy
cmo[y] GneopAN GTOyAAB
1 ne[T V, es.Tro> neT L, [es^-rr,« neT . . . B, v.ai Gr. —
nescesnpoira Y, nescesnooTm L. — [HeTAUid.c]esHooim B,
tt€Te.u.n. Ind., neTlin. Pistis Sophia.
16
I. Abhandlung: Wessely.
2 TA' v p[YJ , xn CMoy enxöTc
M[np]pncDB(g NNe^TCDBe
THpoy
3 n[6T]KCD N6 6BO\ NNOyX
NOMU THpoy
n[6TT]A\6'0 NNOYQCDNe THpO[y]
4 [nejTCCDTe MnoycDNS 6box
2N riTAKO
n[6T^] NO[y]K\OM 6XCD NNX
[21 H]NTtgXN2THM
5 [neTTCijo MnoytDü) Nxrx
gon
[TOyMN]TK[OyT] NXpBppe N
[e]e ntx oyxeToc
6 [n]xoeic neT[e]ipe N2eNMN[TNx]
[xy](D n2[x]n N[o]yoN nih
[6T]XHy N<S[ONC]
7 [xyoy]eN[2] N6H[2iooye gmcdYchc]
[Neqoy]tD[ü^] eN[cgnpe mhihx]
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 2’2 cm,
rechter Rand 1—T5 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: B
Psalm 102
10 oyxe NTXMTCDBe N[XN] XN
KXTX N6NXNOM1X
2 entöle V, en22_oeic LB. — M[np]pnoo&uj Y, attoo mh.
L, [övirto Mnppnco]fiUJ B, Pistis, y.at |J.f ( exiAavOavou^ Gr. —
nneqTcocD&e LB, Pistis. 4 [Mnojirooneo B. — OAtm&RO
Pistis. — Httd. 0122-00 Ol MUT. Pistis. — MllTUJX.HOTHq L.
5 MTIOTTOITCOUJ Pistis, — UC&. Pistis. 6 nC)[ft.]K V, wie
y.plp.ct Gr., noxn ne ,ist das Gericht 1 L. 7 enujnpe L.
10 nTxqTCO&e V, nTX.qT00(x>&e LB.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
17
11 xe kata nxice NTn[e 6]boa
2N nK[A2 ]
xnxoeic TAxpe neq[N]Ä.
6XM N6TP20T6 2HT[M]
12 kata ee eTepe nee[iBT]
oyhoy MneMNT AqT[pe]
N6NANOM1A OT[.N]
CABOA MMON
13 N06 6T6ü)Ape OY61CDT'
gJn2thm 2a NeqojHpe
A nxoic (g"N2THq 2A N6TP
20T6 2HTq
14 xe [N]Toq AqetHe eneN
nxACMA
[Apin]M6Ye nxoYc xe ann o[yMa2
15 [aycd Nee] noyxoptoc nc nc[20oy]
Mnp<DM[e
N06 NOYSPHpe NTC[CDtge
taY T[e] ee eTeqNAci)[ooYe
16 [xe a n]e[q]iiNA ei 6bo[a N2HTq
[ay<d Mjeqcycone
11 HTIl[e e]&o7k OM TUl[es.O B C LV, wie das griechische,
e&o?V. om, B :,: . — es. n2s.oeic Tes.2SL.pe V, es. ii2s.oeic Tes.2s.po L,
expaTcdwae vtöpio? aber evqTes.2S_]pe B = M. — G2S.H LB.
12 ee V, öH L. — OiniOir V, OTTHlT L. — Neuer Stichos mit
esqTpe L, kein Stichos V. — 0T[ V, Oire LB. 13 tt«-e GT6-
ujespe V, n©e eujespe L, [t7ee] epujes. B. — 112S.OJC V,
H2s.oeic L. 14 estin V, [es]im B*, e>aion L, [es.]non B°.
£5 es.irtO om. B, avöpWTO? (bcrel /ßp^oq Gr. — eitTc[töUje] V,
»Tctouje B. — €TeqnesUj[ooTre V, eTqnesujooire L, [eTq][nes.-
’falTjW B.
Sitzungsbor. d. pbil.-hist. Kl. CLV. Bd. 1. Abh.
2
18
I. Abhandlung: Wessely.
2. Blatt.
A. Die Schrift läuft senkrecht zu den Fasern.
Anfang des Blattes.
Pagina: f
Psalm 102 _ _
18 MnMeeye nngmgnt]oxh gxay
19 [Ajnxoic CBT6 NGMOpONOC
2N Tne
XY[(D] TGMMNTGpO O NXÖ1C
GXN OYON MIM
20 c[M]oy GnxoTc NGHxrrGxoc
THpoy
[NXCD](DP6 2N TGyGOM 6TGI
pe Mneoojxxe
6TCCDTM 6n2pOOy NN GM
(1JXXG
21 CMOY cnxoTc N6M6OM THp[0]y
NGMtgMCgiT 6T61[p6 MNGM
oyoxi)
22 CMOY GNXOTC N6M2[BHY6
THpoy 2N MX N[1M N]
TGMMNTXOIC
[t]x^yxh cmoy cnxoic
— >>>>>>> — >>>>> —
19 neqepcmoc V, nec^&pcmoc L, Opövov Gr. — H2s_oic V,
H2SL06IC L. — 6TCC0TM V, parallel zu TOtoüvTe? xov Xo-fov aüxou
eTeipe A«l€quj&.2£.e; eciOTAl L, wie xou äy.oücco. im Gr. —
enppooir V, eneopooir L, l e l [n] [ e l ppoo'5' B. 21 en2s.oic V,
en2ioeic L, en2s.[o] L eiCj B. 22 en2s_oic V, en22_oeic L,
L ej[n2S.oeJlC B. — neuer Stiellos mit Ott Alis. tUAl LB kein Stichos V.
— pn Aiev V, pAv. Aios. LB ; [o]a\. B. — en2s_oic V, en24_oeic
LB. — Der Schluß im VL wie im Griechischen; add. &.7V.H-
7V.OT L Ij[dk] B.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
19
Psalm 103 [pr] HAAAyeiA.
i cmoy en[x]oTc [nxoi'c
[nx]oTc nxNO[yT6 xqp 26nmntnoc> gmatg
Höhe 19 - 5 cm, Breite 13'5 cm. Aus 8 Fragmenten von
mir zusammengesetzt.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 2 2 cm.
Linker Rand 2—2'5 cm.
Pagina:
Psalm 103
3
CO
Anfang des Blattes.
Ä
[6]AMK(D NNG[KAOOA]G GTpGq
Axe 62pxi excooy
neTMoege exFi ntnü nn
thoy
nGTTAMio NNeqxrrexoc
MnMeyMA
MGqxiToyproc Ntgx2 n[cat]g
AqCMNCNTG MNKA2 [2N Oy]
(Dpx MqMAKlM AN (I)A
6N62
xq^ooxcq mnnoyn ngg n
oypcDtgN
HMO]oy NAA26GPATOY 6XN
N]TOOy 7 CGNAntDT 6BOA
N]TGKGniTlMlA
103 1 erster Stiellos e]n.2SLOeiC — 15, — einmal [Tl2£_oic] B
wie im Griechischen die Vulgata; zweimal: L und der Kodex B im
Griechischen.
3 eppM V, egpexi L — tuiTHOir V, hmthtt B.
5 MUR\0 B — neuer Stichos mit HqnexlUM B. — UJCv eiiep V,
UJ&. enep h enep L, dq tov aiöva xoü al&'/oq Gr. 6 oirptoujii
v, OTrpujüJH L — €2£_tt [hJtoot V bis zu den Bergen: OI2ä_H
M.TOOTT über den Bergen L, im xwv opewv Griech. — Keine neue
2*
20
I. Abhandlung: Wessely.
Nce]p6 , cDB sw ne2pooy Fi
N6]K2pOYBBXi
8 FiTjoyeiw xoce Ficoxye
20B6
2N N6YMA GNTAKCFFNCFi
T6 MMOOy NAY
9 AKKCD] NA[y] NOyTOCl) e[NNey]
[etycAATq] -
3. Blatt.
Von mir aus 4 Fragmenten zusammengesetzt.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Anfang des Blattes.
Pagina: g
Psalm 103 _ _
12 etgAYoyons 2ixtDoy ngi n
FI2AAATG ÜTne
Zeile bei dem Anfang des 7. Versos V — gtt HeppoOT VL, MTlJA-
gpooir] B, dx'o ipwvijc ßpovTV)? Griech. — ppOTT&fiAi V, ppOTT-
B, ppoirft^i L.
9 ttOTTTOUJ e[ und am Ende der Lücke im nächsten Stichos ein
horizontaler Strich, der auf hindeutet: V HOTTTCOUJ ttlieTPeuj-
L. ,9 1 macht große Schwierigkeiten. L hat ttOTTTWUJ HHG7T-
eujCCs.evTCJ, was bis auf das orthographisch falsche TWUJ (statt TOUj)
griechisches opiov o ob irapsXeücovxai richtig wiedergibt. B’s illieiPTOUJ
ist ja nicht unmöglich, aber doch gewiß nicht ursprünglich, sondern
vielleicht durch Vermittelung eines ttHOTTTOUJ (vgl. M.HOTTUJIHG
88 is) aus UOWTOUJ entstanden. Das folgende eiiefw] ist entweder
falsche Schreibung für nttew oder für ein sonst freilich noch nicht be
legtes ehrten*. Am Schluß hat man Cd^d^TOir] zu ergänzen, falls die
Form dem sekundären rtrteTTOUJ angepaßt war 1 . Rahlfs rtrteirrouj
ene['5*e]«jc&. l d. J . . .
12 eujiMroirtop V, ujevTTOircog L, [ujevTroirto]^ B, -m-
xaoy.Yjvthast xd itexeiva Griech.
Sahidiscli-griechisclie Psalmonfragineuto.
21
O^AY'l’ NT6YCMH NTMHT6-
NHneTPA
13 H6TTCO NMITOY61H 6BOA
sfT NeqneTxoce
HKA2 MAMOY2 NNKApriOC
NN6K2BHY6
14 neT'j’ oycd noyxoptoc n
NTBMOOY6
OYOTOY6T NTMNT2M2AA
FmpcDMe
6TAY6061K 6BOA2N PIKA2
15 AYtO nHph 6T6Y<}>PANe M
4>ht ^npcDMe
eTpe neM2o oypot 2m oym62
noeiK neTTAxpo mrsht
MnpcoMe
16 CjGNACei Flffl NC1)HN THpOY
MTCCDOje
NK6APOC MP1AIBANOC 6N
TAKTOffOY
17 ep]e nxax M[oce n2]htoy
[rmi MneAffCDB xoce epo]OY
13 mtiTO-reiH V, nnTOireiH L, nTOTrem B — RRd>.p
ii&Moirp miR&.pnoc tmeRg&HTre v, [im^p ne^.u.o]irp
mt L Uj[ö,pii]o[c] B, axo '/.ap7cou töv Spywv aou /opTacO^tjsiat -q -fr) RR<\p
tus.MOTTC» e&oA pn RRevpnoc nneqoftHire L. 14 e&o7V.p»
RRdkp Y, eftoAp.R RRö>.p L. 15 impn" eTeircpp^ne Y,
iUipite eircpp^ne L, xat otvo? eucppcavst Griech. — TlOHT V,
^KT L.
22
I. Abhandlung: Wessely.
Hölie 22 cm, Breite 13'5 cm.
B. Die Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Band
2'5 cm, linker Band 2 cm, rechter Band 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: ^
Psalm 103 _ _ _
20 CeNAMOOje N2HTC NSl N0H
PION THpoy NTCCDOje
21 mmac M[M]oyi eyÄ2HM eyTCDpn
eytgme nca Teyspe 6boa2itn
nxoi'c
22 X npH CI)A AYCCDOY2 620YN xyM
KOTK 2N N6yBHB
A nptDMe 61 6BOA eneq2(DB
23 xyco eTeoeprxeiA üja hnay
Npoy26
24 N06 6NTA M6K2BHy6 AIA6I
nxoi'c AKTAHIOOY THpoy
2N OyOO<|)lA
A nKA2 MOY2 6BOA 2N H6K
CCD NT
25 T60AAACCA T61N06 1 6TOy
ocgc epe nxathc n2htc
6T6 MNTOy Hne NIKOyi
6TON2 MN N1N06 1
V. 22 If in ivTTtt außergewöhnlich groß ebenso V. 24 in THpoiT.
20 cene>.Aiouje V, [ce]n t x.j[Aioouje] B, cenevAioouje L —
mjHpion V, neenpion LB. 21 [AiMoireJi B — eirTaipn
B c , eTCOpil B*L, wie das grieeh. wpuöp.evoi dtprawai — eiFUjme V,
[eujme] B — c£io7Vqsth H2£.oic V, e&oAoiT miiuottc L,
e&o7V.piTAV L Tm J oir[Te] B. 24 H2sloic V, it2s_oeic L — neuer
Stiehos mit es,RT6.AXOOir L — d,RTd.AU001T V, evRTes.Axooir L.
25 TemoJ 1 V, ^-noY L — neuer Stiehos mit niROTTI L.
Salndisch-grioohisclie Psalmonfragmonto.
23
26 epe ngxhy c<?Hp n2htc
6MMMAY NSl riGApAKCDN
nXi e[NTA]Kn\Acce
[ MMOI GCCDBG MMOM]
27 G[Y6‘CDQ)T
4. Blatt.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 cm, linker Rand 2 cm, rechter Rand 2'5 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 103
29
30
31
32
Z
6K.tyANK.TO 6BOA Mn6K20
CGNAtyTOpfp
GKtyANII MNGYnNA C6NACD
XN NCGKOTOY 6I1GYKA2
KNATNNOOY MNGKnNÄ
NC6CCDNT
N?p N20 MJ1KA2 BßjppG N
KGCOn
mapg ncooY Mrixo'ic cytD
nG tyA 6NG2
nXOGl[C] NA6Y<]>P^ Ne 6XN
NGM2BHY6
NGT^OXyT GXM I1KA2 GT
TPGICTCDT
nGTGtyAHXCD2 6NTOOY N
CG-}' KAnNOC
29 lies Mueimiies.
_29 euugesHqi V, nnesc|>i B — cenes(02s_n V, ncecü[2S.H] B.
30 Hceccmür L — q>o B — EEppe V, «Eppe L, [n]Eppe B.
31 mti2£.oic V, MH2s.oeic L. 32 neTeujes.q2s.c0p enTocnr
24
I. Abhandlung: Wessely.
33 j'tixxd) enxoeic 2FI nACDN2
fNA^AWI enANOYT6 6N
20CON ^cyon
34 nAO)Axe Ae NAcgcDne gm
20Ä6 1 NAM
ANOK. A6 -f MA6Y<j>PANe
[6]xm nx[oetc]
[epe wpeqpNOBe cdxn] 2i
[XM flKA2]
Höhe 13 5 cm, Breite 13'5 cm.
B. Die Schrift und Fasern laufen parallel.
2‘5 cm, rechter Rand 1'5 cm.
Linker Rand
Pagina:
Psalm 104
1
2
Anfang des Blattes.
H
OY(DN2 6BOA MnXÖl'C NT6
TMeniKAAi MneopAN
NTeTNXO) nngm2bhyg 2T1
N260NOC
XCD epOM NTGThrpAAM GpOO
nt6tnxcd NNeqcgnHpe
THpOY
NT6TNXI TAGIO 2N nGMpAN
6TOYAAB
MApe I12HT eY<j>PAN6 N
NGTCyiNe MCA nxöi'c
V, neuje.q2s.oe£ etiTOOTr L, [neuje.q2s.0ep] euTo[oir B.
33 pu ne.(mvp V, oH ne.oenp L — ’^ue.vye.ATV.i V, ^-ne.-
vye.A?V.ei L — enpocou V, pocou L — ^ujon V, ^ujoon L.
34 2v.e zwischen Tve.uje.2s_e und ue.ujoene fehlt in L — eqpoAfYL.
3 nTeTU2s.iTe.Jib B — 011 neqpe.ti V, oav neqpe.ti LB
— TV2S.0IC V, rt2s_oeic L.
Sahidiscli-griechisclie Psalmonfragmente.
25
4 C1)1NG NCA nxofc NTGTNGM
ffOM
cqimg nca ne<420 noyogiü)
NIM
5 ApinMeye NNOjnHpe gntag
AAy N6<42BHY6
AYCD N2AN NTGMTAnpO
6 necnepMA nabpa2am ngo
2M2AA
NCQHpG NIAKÜ3B N6MCCDTT1
7 NTOM NG nXO'l'C NGNNOYTG
N6M2An 2N (1KA2 THpfÖ]
8 A<4p[nM6Y]6 NT6H[A]L\0H[KH]
[tt)A 6N62]
5. Blatt.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2'5 cm, linker Rand 2'2 cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: q
Psalm 104
10 NÜJA GN62
11 60X03 MMOC XG 'J’NA ^
NAK MriKA2 NXAN[AA]N
NCKNOY2 NTGTNKAHpONO
MIA
V. 6 T in CCOTn. hat die doppelte Größe.
4 HT€TttCTM<5'oAr L. 5 HttujiiHpe V, imequjJiHpe L,
xwv Oaup.aciwv aüxou Grieeh. — euT^qes.evTr V, HTeq<\CvTF L —
neuer Stiellos mit lieqo&Hire BL. 7 »TOq L — Tfx oeve L.
11 UClUtOITC) V, UCiUlOTFg L.
26
I. Abhandlung: Wessely.
12 2n nTpeyc^CDne eycoBK 2n
TeyHne
eycoBK eyo npmn6'06ixg
N2HTH
13 xyei gbox 2n OY260NOC cy
2eeNOC xytD gbox2n
K.6 MMTepO 6 KG XXOC
14 MneqKx pcdmg gxitoy nsonc
xMxnio 2eNepcDoy gtbhtoy
15 X6 MnpXCD2 6NXXPHCTOC
xycD MnpnoMHpeye 2N na
npO<J>HTHC
16 AHMOyTG 6Y26BCDM 6XM
nKX2 xMoyaxijH mti
Txxpo MnoeiK
17 AHxey oypiDMG 2XTey2H
xy ^ N'l(DCH<J) GBOX Gy2M2XX
18 XyöBBlG NGq[Oyep]H[T]e 2N
[neiMG N20MNT]
Höhe 22 cm, Breite 13 - 5 cm.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 2 - 3 cm,
linker Rand 3 cm, rechter Rand 2 cm.
12 oii UTpeirujtoTie Y, gÄt it. L — npÄinfTbeiTVe Y,
npÄintfoiAe L. 14 Mnequ^ V, MnqRx. L — n<5bnc V,
nfTonc L — öwq2SLixio V, ^q2£.Rie L. 15 eiis^pHCTOC v >
eu^^picToc L — «N-TTM •unpnoHRpeire V, -/.cd TOVY)pe6ec0e
Griech., ö.is'bi om. LB. 16 evoekton V, eTrpefroocon L —
neuer Stichos mit ö.qo'S'COUjq LB. 17 €1FpM[pdwA. B — X.1r-
efiie V, [evirrpMie] B, d.Tr©££ue L — on [neme] V, pxt
neme L, pM iy/ne] B.
Saliidiscli-griechisclie Psalmenfragmente.
27
Anfang des Blattes.
Pagina: 7
Psalm 104
20 nxpXCDN NNAAOC AMKAM 6
BOX
21 AMKAOICTA HMOO NXÖ1C
exM neMHi
XYCD MXpXCDM MnGTNTAH
THpM
22 G'I'CBCD NNeOXpXCDN NTGOSG
xycD gtcxbo Neqsxxo
23 X mepXHX BCDK. 62pxT GKHMG
Takcdb amsogiag enKX2 n
XAN si0
24 AMxysxNe Mneqxxoc e
MAT6
xq-|' eoM nam 62oyN gngm
xixcoy
25 A1K.T6 nGM2HT 6M6CT6
riGMAAOC
xycD GpKpoq 2N N6M2M2AA
26 xqxcy MCDyCHC nGM2M2AA
MN XXPCDN nGMTXOCOTnq
27 AIKCD N2HTOY NNO)AX6
NH6MMA61N
xycD nequ^riHpe 2N nKX2
[NXA]M
20 ö.qivx,q V, L. 23 mcpAHTV. V, iuhR L
— xqcrbiAe L, evqtJbefAe V — eooirn eneq2s.12s.e01r Y,
epoire ueq2i.12s.eeTr L. 26 n[e]qp.w.p L &. J [?V.] B, ,L !iat I10C _^
•M.U vor d.e^ptOU, im B reicht der Raum auch bei Fortlassung von AlU
nur knapp 1 Rahlfs; praemittit xcd 210 et Aaron Vet. Lat. 27 OU
UiVö.p V, UHCvp L.
28
I. Abhandlung: Wessely.
6. Blatt.
Gegenwärtig zwei Fragmente.
A. Schrift senkrecht zu den Fasern. Oberer Rand 2’2 cm,
linker Rand 2 cm, rechter Rand 3 - 2 cm.
Anfang des Blattes.
1A
2N NTAMION NNGyppCDOy
abxoc Aqei nsi nAMNoysop
AyCD n62A(DH 2N NeyTOÜ) THpoy
AMKCD NOY2CDOY NA\ MH6
NKCD2T e ( tHOy2 2N neyKA2
AqnATACce nngybü) Fie
AOA6 MNNeyBCD NKNT6
AqoytDf^q ncl)hn nim n
neyTocg
Aqxoc Aqei nsi necgxe Ayco
neßpoyxoc gtg mntb une
AqoycDM MnexopToc Tnpq
MneyKA2
AqnATACce Ncypn mmicg
nim MneyKA2
TAriApxH NNey2ice THpoy
AqNTOy 6BOA 2N H2AT MN
nNOYB N6 MN neT6“OB _
2N Ney4>YAH
31 d.q2s_ooc L — n]eqno['5'pop B. 32 noirpcooir V,
nueTrpoeoTr L, -de ßpo/d? Gr. — on newsi^p V ; pM n. L.
34 £>^q2S_00C L — neuer Stichos mit evlTtn nefrpoir)£OC L —
Mtrrq L. 36 mypiiM.M.ice B. 37 pn npd>.T V. pM
TlpöwT L —- neuer Stichos mit ne MlineTCfoofi LB — neT] L Cfjoo L £ij
B, neTCTbofi L, neT<7b& V.
Pagina:
Psalm 104
30
31
32
33
34
35
36
37
Sahidisch-griechisclie Psalmenfragmente.
29
38 A KHMG 6y<]>pANG 2N NGy
61 GBOA X6 A T6Y20T6
Gl 62pAl 6XCDOY
39 AMncDpcg oykaoag GBOA
[6p]2A61[B6C GjpOOY HN Oy
[KCD2T Gp OyOGlM 6]pOOY N
[T6yO)H
40 [AYAIT61 N26NAq AC6I] NAY
[Fl 61 Oy2H HnHp]6
[AqTCiooy HnoGiK FrrriG]
41 [AqntD2’ NOynGTpA A 26N]
Höhe 23 cm, Breite 13'5 cm.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 2-2 cm,
linker Rand 2-2 cm, rechter Rand 1'5 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 104
41
42
43
44
IB
MOOY cyoyo GBOA : A 2GN64G
PCDOY CCDK 2N 26NMA GMNMO
Oy N2HTOY
X6 AqpnMGye MnGqcgAXG 6
TOyAAB GNTAqCMNTq MN ABpA
2AM n6q2M2AA
Aqiq nGqAAOC gboa 2Fi oytgaha
aycd NGqcoiTn 2N oyoyNoq
Aq-f NAY FlNGACDpA FÜ4260NOC
AyKAHpONOMl FÜ421C6 FlF)
AAOC
38 gM neirei L, pn n. V. 39 e^qiuopuj oirsvAoAe
V, Aqnepuj enru?V.oo7V.e L, [Aqnpuj o] l tt j r3V.o l o'Ä.€ j B — neuer
Stichos mit AUl OTFUCOOT L, — [^TT^ITeiJ^jCei B.
44 dwimAHponoMei L.
80
I. Abhandlung: Wessely.
45 X6KAC 6Y62XP62 eN6MA.IK.Al
(DMA
aycd Ncecgme nca neMNOMOc
— >>>>>>> — \>>> —
Psalm 105
1
2
3
4
5
pe aaahaoy'ia
Oy(DN2 6BOA MTIXCMC X6 OyxpHC
toc ne AytD neMNA cgon
0)A 6N62
NIM R6TNAXCD NNSOM Mn
XOIC NHTpeyCCDTM 6N6M
cmoy THpoy
NAeiATOy NN6T2AP62 6n2An
6T6IP6 NTA1KAIOCYNH
Noyoeiq) Nim
A[pin]NMeye [ nxoeic 2]m noy[(DO)]
[MHGKAAOC
[NTö-MneNtipiNe 2M neKoyxAi]
[6TP6NNAY 2N TMNTXPC NNGKCCDTn]
[NTNey<J>pANe 2M noynom MneK2eeNoc]
7. Blatt.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 cm, linker Rand 2‘5 cm.
Pagina:
Psalm 105
[ir]
Beginn der Seite.
5 6TP6NXI TAGIO M[N] T6KKAH
PONOMIA
105, 1 OTT^yc L — ujon V, ujoon L. 2 hhcTom L.
3 hAiAtott L — ecpdai L. 4 ^pinenMeeire L — o]m
noir[couj VL, m^oXttojuj] B.
5 MH L, [o]H B. ,Statt [o]n hat L MH = |J.£Td; dies kann
man in B nicht ergänzen, weil es hier nach ausnahmsloser Regel HM
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
31
6 X6 ANp NOB6 MM NGMGIOTG
ANANOMI ANXINSONC
7 NeNeioTe MnoyG|T]M6 e
N6KtynHpe 2n khmg
MnoypnMeye MnAüjAfi] m
neKNÄ.
Ay l Noyo-c eyMHy 62pAi 2n
TepyepA gaaacca
8 AytD AMTOYXOOY GTB6
ne^pAN eoytDN2 gboa
NTGISOM
9 AMGniTlMA NTGpyOAA 0A
AACCA ACtgOOyG
AHXIMOGIT 2HTOY 2N [MNOyN
N0G 2N OyXAfG
10 AMTOYXOOY GTSIX NN[6TMOCT6
AMCOTOy GBOA2M TSIX MÜ
XAX6
11 A MMOOy 2CDBC 6XN N[6T0AI
B6 MMOOY
Mne oyA ojcoxn n2htoy
12 AyniCTGye 2N M6qoj[AX6
ayc[m°Y 2]n n[Gq]CMoy
13 [AyffGüH epnCDBtrj] NN[Gq2BHY6]
[MnoY2Y nOM6IN e 2M nGMtgoxNG]
14 [AyenioYMGi GyGmoyMtA 21 nxATG]
[AyneipAze MfiNoyTG 2N oyma]
[GMNMOOy N2HTM]
heißen müßte. Statt jj.£TO hat nur S* (im Griechischen) ev, was dem er
gänzten [g]n entspricht 1 Rahlfs.
7 ^Tr^-noirSt* L. — Miid.ujd.fiJ V, Mii]d.ujd.e[i] B.
8 neuer Stichos mit eoiTCOHt). 9 lies UTepiTöpd.. 10 MTl2£.d.-
2S-C Y, MÜrxLö.2s_e L.
32
I. Abhandlung: Wessely.
Höhe 20 cm, Breite 14‘1 cm. Aus drei Fragmenten von
mir zusammengesetzt.
B. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Band 2 cm,
rechter Rand l - 6 cm.
Pagina:
Psalm 105
[1A]
Beginn der Seite.
15 AM']’ NA[Y] MlieTOYAÜJM AHXO
oy No[yce]i NNey^yxH
16 AY'|’NO[Y]6'C MMtDYCHC 2N T
riA[p]6MBOAH
MN A[Ap]CDN neTOYAB MnxoTc
17 A nKA[2] OY(I>N AMCJDMK NAA
0AN
AM2CDBC NTCYNArCDrH NAB61
PGDN
18 AYK(D2T MOy2 2N TGyCyNA
rcprH
AyO)A2 PCDK2 NNpeqpNOB6
19 AYT^ Ml ° NAY NOYMAC 2N
XCDpHB
AY[°]yCDÜ)T NNeyMOyNP N6iX
20 [ay]cqib6 MneyeooY 2n oyei
N6 MMAC etl)AMOYtDMXOpTOC
[AYp]ncDO)B MriNoyTe btnoy
2M MMOOy
21 neNTAqeipe fiNiMNTNOs
2N KHM6 NlCLjnupe 2N H
KA2 NXAM
15 AV.neTOire.iycj B — neuer Stiellos mit e.CJ2S_OOTr L —
HeTrvJnr^H B. 16 neTOTre.e.& LB — AV.n2s.oe1c L.
17 HTeirHe.vHOHH L — neAipocm L. 19 vie.Tr nach e.ir-
Te.AV.IO omisit L, im Griechischen nur irsJ.rpc/:) — HOTTAV.e.C V, 110TT-
Aie.ce L — e.ir[o]TrwujT V, e.TroTrtoüjT L. 20 AVAV.e.c V,
ÄvAv,e.ce L. 21 «m nne.p V, pAV. nive.o L.
Sahidisch-griechisclie Psalmcnfragmente.
33
22 2GN20TG 6XN TGpyePA 0A
23 AACCA | AMXOC [GjMOTOy 6BO\
[NCA]BH[A GM](DY[CHC nGMCCDTÜ]
[GNTAMAaGp^fq 2M noycDcgH mhchmto]
[GBOA]
[GKTO GBO\ NTGMOprH GThHOTOY]
[6BO\]
24 [AycccgM nKA2 gtnanoym]
[MnoyniCTGYe GNGMcyAXG]
8. Blatt.
A. N. 138.
A. Die Schrift läuft senkrecht auf die Fasern. Oberer
Rand 2'5 cm, linker Rand 2 cm, rechter Rand 17 cm.
Anfang des Blattes.
Tg
AYKPMPM 2N N6YMXNtt)[CL>]
HG MnoyCCDTM 6nGM2pOOY
AMIl TCMÖ-IX G2pXl 6X.CDOY
GPA2TOY 2pAl 2TT TGpHMOC
GpG2T nGYCnepMA 2N N
260NOC
6XOPOY 6BOA 2N NGXCDPA
AY<1)MCL)6 MB66A<j)6rtDp
ayoycüm eycix npgmmooyt
AY^NOYffC NAH 2TT MGY2BHYG
A <j>6 AtgAT TT2PAT N2HTOY
23 Neuer Stichos bei 23 evqaLOOC L — ^q2SLOC V, es.q-
2tooc L. 25 enegpooir mi\2sl06ic L.
26 &qqi Teq5l2£. V, es.qqi tiTeq<yi2s. L. 27 oeenoc V,
penoc B. — €2S-opcry V, e2s_oopoir L. — es-ircrycoM V, x.tt-
o Tr com L. — npeqMOOTTT V, nppeqMooirT L. 29 xir-
Öitzungsber. d. phil.-liist. Kl. CLV. Bd. 1. Abh.
Pagina:
Psalm 105
25
26
27
28
29
3
34
I. Abhandlung: Wessely.
30 AMA26PATM NSl <J>IN66C AM
conc extDoy a noyoxyH g<d
31 Ayonc epoM eyAiKAiocyNH
eyXCDM NXCDM (I)A 6NG2
32 AY'f- MOY<SC NAM 2IXM nMooy
MTANTIAOHA
AyeMKe mcdychc eTBHToy
33 xe Ay-f- Noysc MneqriNA
AM2CDN 6TOTOY 2N N6H
cnoToy
34 MnoyM6T N260NOC 6BOA
6NTA nxoTc xooy NAY
35 [A]y[T]CD[2 MN N2]60[NOC A]y
[xicicbcd eNeysBHye]
36 [AYP2M2AA NN6YMOYNT NSIX]
[AMO)CDne NAY eyCKANAAAON]
37 [AycgcDCDf NNeyojHpe mnJ
[Neycgeepe NMneTtgoyeiT]
A. IST. 138. Höhe 20'7 cm, Breite 13 cm. Eine 2 cm breite
Kollesis zieht sich 5'5 cm vom rechten Rande entfernt.
B. Die Schrift und die Fasern sind parallel. Oberer
Rand 2'8 cm, linker Rand 3 cm, rechter Rand 1*8 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 105
37 AYNCD2T 6BOA NOyCNOM N
ATNOB6
■^■nOTTd'c Y, ^TT’^UOTT'Tc L. Mit 29 ne] L TTj^[£lHire] endet B. —
q>e V, npe L. — nopAi V, opAi L. 30 q>meec V, q>e-
neec L, «Jnvee; Griech. — TtOTrwujq V, noirooujq L.
31 U2S-COM V, nÜ22.(OM L. — ujev V, nujd. L. 32 €t£ih-
tott V, eT&HHTOir L. 33 Ämeqim&. V, ÄlneqHHd. L.
34 npeenoc .... etiTe*. V, npe^noc irres. L.
Saliidisch-griochische Psalmenfraginente.
35
38 Ayco necwoM NNeycynpe-
mn Neyqjepe nnaai
MONION
Ayoyaxijf nnmoynt ngix
NXANAAN AYM62 flKA2
NCNOG
39 aycd ayccdm 2n Ney2BHye
xynopNeye 2N Neyrqeye
N2HT
40 a nxoTc gcdnt eneqxAoc
A446T T6MKAHpoMOMIA
41 AHTAAy 6TOTOY NN6yXAX6
A N6TMOCTG MMOOy pXOl'C
epooy
42 a Neyxixeoy gaibg hmooy
AyeBBio 2A Neysix
43 AMNA2MOY N2A2 NCOI1
MTOOy A6 AY'l’ NOy^C NA4
2N neyqjoxNe
AyöBBlO 2N NGyANOHlA
44 A4nay epooy 2N NTpey
o\[iB]e
45 [2N nTpe4C](JD[T]M [6n6]y
[conc]
[AqpnMeeye nt64aiaohkh]
[A4P2TH4 KATA flAÜJAl Mn64NA]
38 derT(0 neCHOq V, IieiTCHOq L ohne e^irco, das Griechische
hat kein xa(. — OvTTOlTCnujT V, es.TTUJCOWT HM Al. L. — Neuer
Stichos mit &.irMe£ L. 39 &.irccoq V, &.irc(Dcoq L. — neir-
Meire V, neirMeeire L. 40 H2s.oic Y, nss-oeic L. — es.q-
qeT V, ek.qfeeT' L. 41 ctotoit Y, €tootoit L. — p2s_oic V,
p2s_oeic L. 42 Heir2s.i2s.eoTr V, HeiT2s.12s.ee1r L. — o«.ir-
«&£ho V, o,iro££iio L. — noir(fc V, HOTrtffc L. — oh V, om
vor neirujo2S.He L. 44 oh V, om vor HTpeT«YV.[i£]e L.
3*
\<z*ssmi'SMm
36
I. Abhandlung: Wessely.
46 [AMTAAy G2GNMNTCl}AN2THq]
[MnGMTO 6BOA NOyOM]
[NIM 6NTAyAlXM AACD]
9. Blatt.
A. N. 139. Höhe 23 cm, Breite 13 cm.
A. Die Schrift läuft senkrecht auf die Fasern. Oberer
Rand 2-4 cm, linker Rand 2 cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
1z
tizg mmooy
Pagina:
Psalm 105
46
47 MATOyXON NXOIC riGNNOy
T6 MTCOOY2 N620YN
2N NGNXixeoy
6TpeNOy(DN2 6BO\ MflGK.
PAN 6TOYAAB
eTpeNtgoycgoy mmon 2n
neKCMoy
48 qCMAMAT NXOGIC NGTOyAB
nNoyTe iqmcpAHA xn e
N62 (JL)A 6N62
Aya) eqexoc n<?i nAAoe th
pq xe eqecyame eqe
pz cgcDne >-> aaahaoy'ia
47 H2S-OIC V, H2S_oeiC L. — Neuer Stichos mit UPCOOTT L.
— Hen2s.122.e01r V, neH2s.122.ee1r L. — eTpenoirtotoc) e&cvA
Tuki p. 200. 48 TieTOTT^Ci V, imeTOires.ö.£i L. — Neuer
Stichos mit 2s.n1 enep L. — 2s.i1 enep V, 2s.m enep L. —
eqe2s.oc V, eqe2s.ooc L.
Sahidiscli-griechische Psalmenfragmente.
37
Psalm 107
1
2
(3)
(4)
5
TCJDAH ne^AXMOC NAXyeiA
nNoyTe nxaiiT cbtcdt
nX2HT CBTCDT -f NAXCD N
TVpAwi encKeooy
tcdoyn eapAT nAeooy tcdoyn]
ne^AXTHpiON MN Tö'iexpx
'j’NXTCDOYN MnNXy NCgCD
pn | 3 NTAOyCDN2 NAK
6BOA nxoic 2N NAAOC
[+]NA'fAAAI epOK 2N N26
gnoc 14 xe o[y]N[o]x ne
[n]6KNX exü M[n]nye
[XytD T6]KM[6] nH2 C1JX N6
[Kxooxe]
[Xice MMOK RNOyT]e [62p]Xi
[exN MHHye]
107, l ÜTXvpöJYA.i eneueooTT Y, TdAJrx?V7Vei pXü ne-
ReooTr L. — pToiirn eppAi nxeocry tcooith netyivATHpion
MR T<5lee>wpö. ^nxTCOOim etc. V, s^YspO^-! r, bbc/j. p.ou sca^ipfirjV.
ipaXTYjptov wai y.iöapa 13 43 65 66 67 (69 marg.) 80 81 99 100
101 102 106 111 112 113 114 140 143 144 145 146 150 151
152 154 156 162 163 164 166 167 168 169 172 173 174 175
177 178 179 180 183 186 187 189 190 191 193 194 195 196
197 199 200 201 202 203 204 205 206 208 211 212 213 214
215 216 217 226 227 262 263 264 265 266 267 269 270 271
273 (274 ohne p.ou) 275 278 279 280 282 283 284 285 286 287
290 291 292 293 Compl. Aid. Theodoret I 1378, praemitt.
’h bo^cr. p.oo 55; ohne das zweite 141 170 TCDOITRC' ne-
^xTVTHpiOU MÜ TRIÖd^pX. ^■MX.TCöOim etc. L. — AUind.1T
nujtopn nTd.cnrconp nd.u V, Äv. u. TxoirtoHp n. L.
3 e&oTV H2S.OIC on nAd.oc V, e&oTV pn ni?V.is.oc Ti2s_oeic L.
Neuer Stichos mit e&oTV. pn ni7Vx.oc L. — nA^oc V, ni7V.is.oc L.
— ^•ttöAyö.TVTV.i V, Tis.v\röJA7V.ei L. — pn npeenoc V, pn
moeonoc L. 4 o[ir]n[o]2s_ V, oimos" L.
38
I. Abhandlung: Wessely.
A. N. 139. Höhe 23 cm, Breite 13 cm. Links beginnt die
2 cm breite Kollesis.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Band 2-7 cm,
linker Rand 3 cm, rechter Rand l - 7 cm.
Anfang des Blattes.
Th
•xycD neKeooy exü ni<A2
THpq
X6K.AC epe M6KM6piT NOySM
MATOyXOl 2N T6KOYNAM
AYCD NTCCDTM 6poT
a HNoyTe ci)Axe ati nenpne
xe 'l'NAxice NTAneaj cikima
NTA6n niA NMMANCL)CDne
ntm ne paaaaa ntm ne ma
MACCH
e<j>pAiM ne npeocgtDn epoi
NTAAne
Yoyaac ne nAppo
MCDAB ne n\6BHC NTA26AniC
1’HA2cdm MnATooye exi\i -\-
AOyMAlA NT6 NAAAO<]>Y
aoc 2ynoTAcee naT
5 neneooir eppAi e2£..n nnevp TRpq E p. 140 f.
6 noTcm. V, noirp.u L. 7 on V, p.n vor neqpne R. —
^■Hö.2£_ice HT6.neuj ; HT^en V, Tdwneuj Tö.en LR. ütlwQipoiJM
y.ai Siap.spiw Grieck. — us<s. LV, nesö^ R. 8 uAA.i\i\2s_ rvTCO
ncöi R. — e^p^iAi ne npeqiycon epoq V, ecppeu.n ne
nujcoT epoq LR. — nis.ppo VR, nes.ppo L. 9 Neuer
Stichos mit htö. HdiAAcxpirAoc L. — irre nAAAoipirAoc pir-
noTö.cce YR, htä. n. p. L. — Hö.AAotpTrAoc Y, h&AAo-
ipirAoc LR.
Pagina:
Psalm 107
6
7
8
Sahidiscli-griechische Psalmenfragmente.
39
10 NIM neTNAXIMOeiT 2HT CQA
'f’A.OYMAIX
NIM n6TNAJC.IT C1)A TnOAlC 6TOpX.
11 MH NTOK. AN ne HNOYT6 6N
TAKKAN NCCDK
XytD NTOHOY AN 6BOA nNOyT6
2N 26NMHCge
12 MA NAN NOyBOHGlA 2"n[ T6N]
©APplC
xe [n]oyxAf MnpcD[M6 cgoyeiT]
13 TNNAp 0[y6-0M 2M n6NNOyT6]
AYCD NT[OH neTNACCDCQH NNGN]
[XAxe THpoy]
10. Blatt.
A. N. 134. Höhe 26'5 cm, Breite 12-5. Eine 2'5 cm breite
Kollesis ist hart am rechten Rande. Dazu wurde von mir ein
kleines Fragment gefunden.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Rand
oben 2'3 cm, links 2 cm, unten T5 cm, rechts 2'3 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: Tö
Psalm 108
>
pH NAAyeiA
1 NNOyTe MnpKAptDK 6NA
CMoy
10 «im V, h" rijw. L. — neTRCv2i.iT Y, neTRöv2S-iTT L,
oä'rjY'^ei y.e Griecli. — Die beiden Stichen von 10 stellt E um —
eHTCvRRövR V, nTövRRCvövU LE. — OU OGUAUlRje V, gÜ U6R-
MKiiuje L, ou neuToAt E, lv xc/Xc Suväp.euiv Grieeh.
13 THRövp Y, TRRCvp LE.
108 en2s_c«MV e&oA netycvAAioc U2s_. L.
40
I. Abhandlung: Wessely.
2 xe TTxnpo MnpeqpMOBe
mn TAneKpoq AyeoycDN
eapXY extm
AyojAxe epöY 2 Fi oyaac n
Kpoq
3 AYKCDT6 epoT 2N 26N(1)A
xe MMOCT6
Ay-f nmmaT enxmxH en
MA NCGMepiT
4 AYAIABAA6 MMOY ANOK.
A6 N661GJAHA N6
5 AycMiNG N26Nneeooy
epoY enMA FiaFineT
NANoyq
AycD oyMOCTe enMA MnAMe
6 kaoicta FinpeqpNOBe excoq
MApe PAIABOAOC A26pATM
21 OYNAM MMOH
7 2M nTpeoxiaAn MApeoei
6BOA 6MT6-Aeiny
MApe neqajAHA tgcDne
nao eyNOBe
2 TTdOXpO Y, TTövlipÖ L, TOwTipO E. — MH V, MH LE.
— Tö.neHpoq VLB, nenpoq Pistis. — o.-yeoTrooH V, «.ttottooh
EL, ö.7T07rC0H HpCOOTT Pistis. — pH QeHUJ*.2S_e VL, HOHUJO.-
2i_e E. — HMM&I V, HMmAi L. — Neuer Stichos mit CHMd.
HCCMepiT E, HeeMepITT L. 4 d.7F^-d.&d.7V.e E. — Neuer
Stichos mit O.HOH 2^_e L. — HeeiujAnTV V, ueiupWA- L, m-
UjYVh'A. E. 5 \TTCMIHe E, O.TrCMIHe VL, Pistis: ö.7TCMme
HOTTHi' (W&Hl) et omisit CpOI. — HpHHeTHövilOTTq V, HOeH-
HeTHft.HO'5-0'5^ LE. — MHÖ.M€ Y, MHÖ.M6 E, MH0.0.CÖ.HH
Pistis. 6 HOTTpeqpno&e eppo.1 e2S_ooq o.ttoj Mö.pe Pistis.
7 pM HTpeq2tipö.n HMM0.q Mö.peqei E, e'yujö.H^-pe.n epoq
Md.peq efto'A. eqTTNYsnr • ww Me.pe Pistis. — eqTG'o.eiHT
Salndisch-griocliische Psalraenfragmente.
41
8 NTG NGH200Y CBOK
NTG KGOyA XI NT6HMNT
GniCKonoc
9 MAp[G MjGMQJHpG P[Op]<]>A
NOC A[yCD] TG[1C2]1M6 NXHpA.
10 2N 0[y]K[lM MA]poynGNG
N6[qCl)Hp]6 [6]BO\ N
C6T[CDB2]
Ende des Blattes.
A. N. 134.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 22 cm, linker Rand 2 - 5 cm, unterer Rand T7 cm, rechter
Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: K
Psalm 108
10 MApoyNOXOy GBOX 2N
Neym"
11 NTG NAANICTHC MGtiyf
I1GTNTAM Tlipq
NTG 26NCL)MMO Tüipn
N6M21C6.
VL, eqTTAennr R. — TtequjAuA VL, nequjAnTV. R, tu\q
etiam Tuki p. 175, Pistis cum ceteris omisit. — tmofee Pistis.
8 c&ou VL, ckou. R, MdvpeHeqgooTT c£ioi\ &iroo MCvpe neoir^
Pistis. 9 ö/yto von TeqcoiM.e VL, Pistis, deest in R. — tt
VL, p K - 10 •^po'5 , n ene VL, Aievpoir-
neene R. — Ai^poinuM enequjiipe ö.'troi mö.potmocmoir
etoA Pistis.
11 es.ir<o nTe HAdwiucTHc R, .w,evpe hs^ahicthc avcujt
«eTujoon ne.q THpoir ä.ttoj MCs.pe genujMMO .. . mieqcnce
THpoir Pistis. — Ttopn V, Tepn L. — neqgice VL, nneq-
ptee R. — ujevtigTHq VL, ujetiegTHq R.
42
I. Abhandlung: Wessely.
12 MnpTpeqq)CDne nam
nsi neTNAtgonq
epoq
MnpTpe (1}AN2THM CL)CD
ne NN6MOp<]>AMOC
13 MApoy^eT Neqcgnpe
6BOA
NceqeT neupAN gboa 2n
OYXCDM NOytDT
14 NcepnHeye nnanomia
NNeqeioTe hum
TO 6BOA HnNOYTe
NC6TMMCDT6 6BOA Fm
NOB6 NT6MHAAY
15 MApoycQome FinMTO
gboa Fmxoeic Noyoeici)
Nim FiceqeT neyMeye
6BOA 2IXM HK.A2
16 6boa xe MnoypnMeye
eeipe nnoyna
12 Äv.npTpequjtOTi.e n<7i TieTHöw^ TOOTq oiT2v.e AUipTpe
ujfciigTHq Pistis. 13 AifcpoirqeT nequjHpe e&oTV. fcirco
AtfcpoirqeT Tieqpfc.n e&oTV. on owene^ noir(OT Pistis.
13 Av.fcpoTrpnAv.eeire MTino&e . .. ö.ttoo Av.TtpTpeTrqt>yre e&oTV
KTfc.HOAV.Tfc. HTeqAVfcfc.1T Pistis. 14 AV.TTAV.TO V, AV.neAt.TO LR.
— MimOTTTe V, AV.H2S.0eiC LR. — fcTTCT vor HCeTAV.qCüT€ gibt
hinzu R. — AV-OTTOeiUJ HIAV. VLR, AVOTTOeiUJ HIAV Pistis.
15 AV.TIAV.TO Y, AV.TT.eAV.TO LR, neuer Stichos mit TTCeqeT L. —
nceqeT VLR, AV.fc.poTT2s.epe Pistis. — neiTAveTTe V, neqpn-
Aveeire RL. — e&o7\.pi2s_AV mvfcp VL, oav mvfccj R.
16 ATTTOTTpiTAVeTTe V, AVHqpKAV€eTTe L. — HHOTTHfc V, HOTT
ttfc L. — eTTAifc 2s.e ÄvHqpnAveeire eeipe iioTTtifc • fcirto
fcqTitoT iicfc oirptoAve nosme fcTTto üe&mu • fcirco fc.q2s.K0ue
HCfc OTTfc eqATOKp HOHT • €AV001TTq Pistis.
Sahidiscli-griechische Psalmenfragmonte.
43
17 XyntDT [N]CA OY6B1HN MM
oy2HK6 mm neT
MOK[2] N2HT 6MOOYTM
18 AqMepe [ncA]2oy eqeei NAq
MnMo[ye](g [nejCMoy eq[e]
HCDT N[eBO\] MMOM
Ende des Blattes.
11. Blatt.
A. N. 135. Höhe 26‘8 cm, Breite 23 cm,
A. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 2’3 cm,
linker Rand 15 cm, unterer Rand 2 5 cm, rechter Rand 2 cm.
Pagina:
Psalm 108
18
19
20
Anfang des Blattes.
kä
AM'f’ nCA20y 2KDM N06 NOy
206IT6 AMBCDK 620yN
eNeqM\2T Nee noymooy
AytD N06 MOYM62 2N N64K6C
MxpeqcycDne NAq M0e Mn20
eiTe ecgAqffoxeq MMoq
AytD iloe noymox2 etgxqM°
pq MMoq Noyoeiop nim
11 Al ne H2CDB NNGTAlABAXe
MMOl 2ATM nxofc
18 eq[e]iuoTU Y, eqenoiT L, eqeoire Pistis.
18 oitoq V, oicocoq L, Pistis. — noirooeiTe V, uot^oYtc
L, tt01TUJTH.il Pistis. — Neuer Stichos mit <\q£n.OU L: iMTOJ ö,q-
&wh eueqc^uooTii nee Pistis. — nequec V, nequeec L;
xqp ee noirAieo «equec Pistis. 19 .un^oeiTe Y, Mitoorre
L, ire&cco Pistis. — euje^qYoTVeq V, euj^qcToo7\.eq L, exq-
uxTooAeq Pistis. — HoirAio2£-p eto. V. tioTrn^couH equ^.-
Mopq MMOC Pistis. 20 noiofi V, Pistis. — MAIOI
44
I. Abhandlung: Wessoly.
xycD M6TXÜ3 N2Nneeooy
NCX TX^YXH
21 ntok Ae nxöi'c nxoTc xpipe
NMMX! 6TB6 neKpXN
xe oyxpHCToc ne ncknx.
22 NX2M6T X6 XNOK Oy2HK6
XNOK oyeBiHN
xe X nX2HT Cl)TOpTP MnXCXN
20YN
23 xeixo NTMHT6 Nee NOY2X
eiBec excpiKe
xyNocyriT esox Nee NNi2xe
24 X NXRXT ©BBe 6BOX 2N TX
NHCT1X
X NXCXpS C^lBe 6TB6 N62
25 xyto XNOK Xeiq)(DN6 NXy N
NOSNe«?
xyNxy epo'f xykim NNey
xnnye
26 BOHei epoi nxoic nxNoy[T]e
MXTOYXOI KXTX n6KNX6.
om. Pistis, ngHrceeooTT nee*. YL, ugeunAp^uoMou
epcnr eTÖL\Jnr^H Pistis. 21 Ti2SLoie V, n2s_oeic LP. —
fehlt im Y vor eT&e, ö^pi OTTKJs. HMMdwI GT&e RGRp^tt
M-is.TOTT2SLOI Pistis. — 2S_e OTT^pHCTOC ete. fehlt in Pistis.
22 ^HOR V, evttC L, Pistis; 2S_G_&.m5 OTTpHRG CO Ö.RR
Oire&IRn fvn^OllT ete. Pistis. — AtR^C^UpOTm V,
pOTTR L, MRövCöwHpOTn Pistis. 23 ö,ei?V.O V, ea?V.O L,
ö.irqiT Pistis. — Rcnrpd.eiCiec V, noirpdJftec L, RnoTrpju&ec
Pistis. — nmp2s.e v und Pistis, nkiuj2s_e L. 24 <rMe V,
(Y£6e L, Pistis, e&0?v fehlt in Pistis. — A^TTtO hinzugefügt vor d>.
Tis.C&pg (L) Pistis. — imep Pistis, Rep LY. 25 ^TTCO dwROR V,
Ä.ROR 2s.e Pistis. — es.eiujco[R]e V, Aiujcorg L, Pistis. — furw
hinzugefügt vor eMTRIAV. Pistis. 26 R&.ROTTTe VL, imOTTTC
Sahidisch-griochische Psalmenfragmonte.
45
A. N. 135. Psalm 109, 1 und 2 ist zitiert von Krall,
Mitteilungen I, 68 (Druckfehler MMÖÜ).
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Band 2-5 cm, linker Rand 2-5 cm, unterer Rand 2-1 cm, rechter
Rand T7 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: KB
Psalm 108
27 NceeiMe xe tcksix tgtaT
NTOK nxöic AKTA
MlOC
28 C6NACA20Y NTOK A6 6K6
CMOy
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Pistis. — MÖ.TOTT2SLOI YL, ^TTCO T07T2S_0I Pistis. — Tl€Ktt&.e V,
Yeunöw L, Pistis.
27 nceeiMe Y, nceeiAie L; .u^poirei.w.e 2s_e tai tc-
KSllX. Ä.TTCÖ UTOIV dwRTiS.MIOC H2S_OeiC Pistis. — H2SLOIC V,
H2i.oeic L. — ncocfoTYoir V, «ceSfroTYoir L. 30 mtijs.-
2S_oeiC V, •M.TlC\.2iCSC L. — Kein neuer Vers beginnt bei 31 *x c.
— MTigHue V, MTtpmve L. — ncoeei V, hccoi L.
I. Abhandlung; W e s s e 1 ) T .
nef-UHoc NAxyeiA
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2N CICDN
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TCKXPXH NMMXK Mne
Ende des Blattes.
13. Blatt der Handschrift.
A. N. 133. Höhe 26 cm, Breite 13 cm. Eine 1’5 cm breite
Kollesis ist 2’4 cm vor dem rechten Rande. Der Psalm 111
ist abgedruckt von Krall, Mitteilungen II/III 67 f. (darin Druck
fehlei’).
A. Die Schrift und die Fasern laufen parallel. Rand
oben 1’5 cm, links 2 cm, unten 23 cm, rechts 1’8 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: K6
Psalm 110
piX
10 Ende N62 1101162 >>> XXXHXOyiX
Psalm 111 1 NXi'XTH MnptDM6 6TP20T6
2HTq Mnxoi'c
109, 1 gMOC V, gMOOC L. — MM01 V, MMOI L. —
ujeai^-Ris. V, uj^n^-iuo L. — neR2s.12s.e01r V, neR2s.12s.ee1r L.
— nneRoirpHTe v, nneRoirepRTe L. 3 hmm&r V,
HMMöiR L. 110 eJATtKAoiriev om. L.
111, 1 MR2S.OIC Y, MTl2S.oeiC L. — UJOOR addidit ante Oll E.
— neqenToAn v, neqnToAn B et Tuki. — eMdwTe addidit L.
46
Psalm 109 1
2
Sähidisch-griechische Psalraenfragmente.
47
Ayco epe nesoyoxy 2n Neq
6NTOAH
2 neqcnepMA na6'M6 , om 2m
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26 enxoei[6]
Ende des Blattes.
2 nÄ.57vi<jbAv V, L. — h^sslicmott R. 3 ujon
V, ujoon. LR. 4 TtOTTOin V, noiroem L. — nujxnoTHq LV,
HUjeneoTHq R. — h2sloic V, n2s_oeic L. — neHHOirre V,
mioirre L, imoirre R. ft ne^piT R. — uj&pe najReaoc
ReujuouT <\irco nq^ Tuki p. 122. — TmpciMe V, npoxue LR. —
RiyxnpTHq LY, TiujenepTHq R. — qnxon\cmoMi V. — ei L,
q»xoiKonoMei R. 6 qn L. — »pnMeire V, npnMeeire LR.
48
I. Abhandlung: Wessely.
A. N. 133. Zweite Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 1-4 cm, unterer Rand 2 cm, linker Rand 2 cm, rechter
Rand 2 - 4 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 111
10
Psalm 112
[K=r]
MOH2HT TAXPHY NHNA
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C1)ANTHM6261ATH NM OH
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111, 8 ujes.HTqAvegeiA.Tq YL, ujAHTeqAveoei'ATq R. —
iineq2£.i2s.e(0'T Y, mveq2<M2£.ee'5' LE. 9 AqaLtocöpe R. —
ujosi Y, ujoon LR. — es.irco R. 10 nqopo2s_pe2s. VL,
uqppo2s.pe2s. R. — nq&toA e&oTV. TemenTAVies. YL, "nqftcoTV.
tiTeneiVyAvies. R.
112, l en2s.oic Y, en2s.oeic L, en2s.oeic R. — cavoit
enpevii Av.n2s.oeic R, cavott npes« Xvn2s.oeic L, cavoit eueq-
peav Y. — eqcAV.AAV.evT Ende von R.
Sahidiscli-griechische Psalraenfragmente.
49
2 epe npAN Finxoic qjCDne
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4 nxoic xoce exFi iTaeoNoc
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5 nim neTO Nee Finxoic
neNNoyTe
Ende des Blattes.
14. Blatt der Handschrift.
A. N. 136. Höhe 26'5 cm, Breite 13 cm.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2 cm,
linker Rand 1'7 cm, unterer Rand 2 - 4 cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 112
6 neToyna 2n NeTxoce
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7 neTToyNoc Fin2HKe 21
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ujx enep 2s.n1 neei&T L. 4 H2s.oic Y, n2s_oeic L.
112, 6 e2s.iieTefi£iiHTr V, e2s.1t lteT&Sfmnr L. 7 eT-
xice noTrehmu V, €T2s.ice OTre&nni L.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. CLV. Bd. 1. Abb.
4
50
I. Abhandlung: Wessely.
9 neTTpe oyxcpHN oycD2 2M
necHi eco FiMxxy Fäo)H
pif pe ecey<J>pAN6.
Psalm 113
1
2
3
4
5
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Fiee FiNioeixe
Ende des Blattes.
A. IST. 136. Zweite Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2‘2 cm, linker Rand 2'6 cm, unterer Rand 2'6 cm, rechter
Rand 1'5 cm.
113, 1 OAt ni V, QAt nei L. Rer Anfang lautet bei Tuki
p. 327 so: oai ivreqei ekoTVpAA imx.o miHAv.e. — AUiicpx.HA
V, aiturA l. 4 miioefAe V, TmoeiTVe L. — nci&T V,
UClflT L. 5 2SL6 e^pHOT Y, 2£.e Ä. 1U0T L. XRRTOR V,
mirotk L. 5 wie 4 ttmoeiTVe V, mioeiAe L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
51
Pagina:
Psalm 113
5
6
(?)
8
9
10
11
Anfang des Blattes.
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AyCD NCIBT toee N2GN21GIB
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MtlXOlC | 7 AYCD M11MTO GBOA
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neNNOYTG 2pAl 2M müh
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neTMoyAcgq riipq aiaam
piÄ AAAHAOyiA
Psalm 114 1 NGIACDAON NN2GONOC
26N 2AT NG 2t NOyB '
113, 6 und 7 MTIMTO Y, Äv.neAV.TO L. — AV.n2S.OIC V,
-M.H2S.oeiC L. 7 Neuer Vers und Stichos mit ökTTW L. — eOU-
noiTT Y, egennoiTT L. — koitt avav.oott V, imeH aiaiooit l.
9 Auip epon H2S.0IC V, Äuuop epon n2s.oeic L. — e2s.11
neunes. V, €2slav. neunes L. 10 23.005 V, 21.00c L.
11 nennoirre op es! V, u. 2s_e eopAi L. — aitihott V,
Mumre L.
4*
52
I. Abhandlung: Wessely.
2eN2BHye NeN&ix n
PCDM6
2 OYN BAA HMOOy C6NAY
6BO\ AN
OYN MAAX6 MMOOy C6CCD
TM AM
Ende des Blattes.
15. Blatt der Handschrift.
A. N. 137. Höhe 26 - 2 cm, Breite 13‘6 cm. Eine 2 cm breite
Kollesis läuft 6 cm von links entfernt.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2 cm,
linker Rand T9 cm, unterer Rand 2T cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
KO
oyM TAnpo mmooy nngy
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t^AAMToy mmooy NNeycgcD
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NNeyMoyTe 2N Teya^oyaiBe
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MN OyON NIM 6TNA2T6 epOOy
114, 2 cene^Tr Y, ucen<\T L. — ceccoTAi V, HcecwTAv L.
4 umgestellt in L: neiTOTrepHTe etc., tlttei'FAt.O'5'Te ete. — neTTOTT-
pKTe V, neiroTrepHTe L. —- tmeirAiouje Y, imeTFAi.oouje Y.
5 HeTTAAUO MMOOTT Y, neUTÄ.^'TÄ.AUOOTr L.
Pagina:
Psalm 114
3
4
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
53
6 nrn MniH\ xqsexnize enxoTc
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io enecMoy eoyoN nim gtp
20TG 2HTH
NKOyi MN NNO«?
Ende des Blattes.
A. N. 137. Zweite Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 cm, linker Rand 2'5 cm, unterer Rand 3'2 cm, rechter
Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 114
11
12
[X]
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_ 114> 7 €TI2S_0IC V, €H2£_oeiC L ebenso 8. 9. — MTltcpCvVl'A
AUIIH.7V. L. 10 pHTq dazu AUl2£-OeiC L. 11 TL2S_OIC V,
H2S.0eiC L. 12 TttCAV&.Alda 1 Y, TnCMAAlX.X.T’ L. — IX€H-
54
I. Abhandlung: Wessely.
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Psalm 115
1
2
3
4
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Ende des Blattes.
Td.qTd.Aue UTire V, nenTd.qTd.Aue Tue L. 14 n2s.oic V,
U2S.06IC L.
115, l u22.oi'c Y, uaLoeic L. 2 neqAv.e.2SLe V, ne
qAVd.d.2s_e L. 3 e.eiS'me V, ducTiue L. 4 d.enöuj eopw
en2£_o[i[c V ; AieniRd.7V.ei Av.npe.vi Äüi2s_oeic L.
Sahidisch-griecliische Psalmenfragmente.
55
16. Blatt der Handschrift.
A. N. 140. Höhe 26‘5 cm, Breite 13'3 cm.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2 5 cm,
linker Rand 2 cm, unterer Rand 2'5 cm, rechter Rand 2'3 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: [A]A
Psalm 115
5 OYNAHT Ay(D OyAlKAlOC H6
nxoic H6NNOYTG CIJAHNA
6 nxoic nCT2Ap62 GNÜjnpG
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Psalm 116 pig AAAHAOyTA
i ACiniCTcye ctbc nxi aci
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AMOK A6 A610BB1OCI 6MAT6
115, 5 H2S.OIC TiennOTTTe V H2S.O€IC, neuer Stichos dkTPCO
nennoiTTe L. 6 mx-oeic L. — emyHpe Y, enujHpe L. —
Aete&fiuo V, aJe&ftio Y. 7 p TieTHd,uoTrq V, p nne-
TK&.H01TI L. 8 enecAö.dwT€ L. 9 AU12SL0IC V, AVTT2S_OeiC
L. — iineTotio V, nneTono L.
116, l &.eiuj&.2£_e v, Anye.22_e L. — *s.ere&&ioei v,
Afefc&io L — e>.ei2SLOC V, &hor öA2£_OOC L, ivi) oe eka Gr.
56
I. Abhandlung: Wessely.
2 XCIXOC 2M NXNCDCQC N
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MX N N6NTXMXXy NX!
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5 nMOy NNGTOyXXB MNXOIC
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Ende des Blattes.
A. N. 140. Zweite Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2'5 cm, linker Rand 2‘5 cm, unterer Rand 2 2 cm, rechter
Rand VI cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: [\B]
Psalm 116 _
6 XNOK N(l)[Hpe] NTG[K]2M2X\
(7) XKCtDXN N[NXM]ppe | 7 'J-NX
(1JCDT NXK Noyoycix NCMOy
'j’NX'l" NNXepHT MNXOIC
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uö.uoaujc hc>ht 2s_e pome V, rcoicoujc 22.e ptOAve L. — on
ca. V, oen cä. L. — nMirmoirÄ. V, Ävavhtho'5'22. l.
3 eeniMek v, eittacrefte L, eiuevTeefi Tuki p. 218. — eiiAie.
v, eiuM&. L. 4 hto.oiuj eftoTV. Y, TeveniRd.7V.ei L.
4. 5 AV.H22.OIC V, AV.H22.OeiC L. 6 d.H0R Y, OwHH L. —
Neuer Stichos bei Vers 7. — THö.UJ(DT V, '^Hes.UJGHOT L. —
AVH22.0IC V, AVH22.0CIC L. AVHAVTO V, AVH6AVTO L. HI€-
POITCkAhaV Y, HiTÖRaV L. — Psalm 117. 118 fehlt.
Sahidiscli-griechisclie Psalmenfragmente.
57
MriMTO GBOA Mnxxoc THpq
2M ToyMHTe eiepoycx
Psalm 119 piÖ XHM '>— TCDAH NNTCDpT
1 xeioxDO) 62pxT epoK nxoic
NTepi2CDO) AKCCDTM 6poT
2 nxoic MXToyxe Tx^yxii
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5 oyoT naT xe a nAMANtycD
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6 A TA'I'YXH p pMN&Oetlxe 6MAT6]
7 N6610 N6IPHNIKOC M[N N6T]
MOCT6 N'j’PHNH
119, 1 Al24.IUJRö,U L, ^eiCOWUJ V. — Xirw ante X.KCCOTAV.
addidit L. — eucouj eOpAl epOR H24.0CIC OM RTpXOlOUJ X.R-
CCOTM epoi Pistis. 2 1124.0IC MÖ.T07T24_e YL, R2S.OCIC
IlOT^M UTd.^fTT^R Pistis. — e&oTkQITtt OT*\a.C Pistis, e&oTVlI
Tuki p. 314, eftoTV pii YL. 3 nceoiroc) V, huccottoo L, es.irco
CTmxo-yep Pistis. — mixopil V, nne^ppu Pistis, nnxppM. L.
4 MH2S_üip V, ,RR24_ai0ipe L, AUl2S-0Xöp Pistis. THM VL,
UJ0?k(Y Pistis. 5 Aioiroog Pistis, L, evCIOlTWp Y. — 01TC YL,
0-5-e ekoTk Pistis. 6 CMdvTC L, Ott OTAUIHUJC Pistis,
mild Griech. — ueeio Y, iieio L, R. — neipHHiRoc V,
HeVpHneiRoc R, neipHrtHKOc Tuki p. 314. — neipHHiRoc
YeujMTMIiye HMM&I tt 24.11124-H Pistis. — eeiujxuujx24_e V,
eittj. LR.
58
I. Abhandlung: W c s s o 1 y.
eeicgANtQAxe nmmay ü)xy
-j’oyBHT enxiNXH
Psalm 120 PK
TCDAH NNT[CDpT]
1 A6[I]0I MABAA esp[A]T GXM
Ende des Blattes.
17. Blatt der Handschrift.
Höhe 21-2 cm, Breite 23 cm. Gegenwärtig 4 Fragmente.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2 cm,
rechter Rand 2 - 4 cm, linker Rand l - 8 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 120
(1)
2
4
Ar
[NTjooy xe epe tabohgi[a Niiy
NAI TCDN
epe TABOH01A q)On 6BOA 2ITM
nxoic neNTAMTAMie n
Tne MM F1K.A2
Mnp-f MNAoypHTe eyKiM
MnpTpe MGT2AP62 GpÖl XI PGK
piK.6
G1C2HT6 NM60X1 2p6KpiKG
OYAG NNGMOD B O) MSI nGTpOGIC
GPllCpAHA
120, 1 Aiqi L, Ä.e[i]qi V. — n^h^TV. V, musiiöfA L.
2 ujon Y, UJOOTI L. — Neuer Stichos mit TieHTCvqTö.AU€ L. —
kt ne V, Tue L. — nn^oirepHTe V, trr^cnrepHTe L. —
otttc AtnpTpe neTp<\pep L. 4 eicouTe V, eicpnirre L.
— opeivpiue Y, penpine L. — emcp^HTV Y, enrnlÄ L. —
Ti2£.oeic TieTpoivehec Y, ti. neo^i&ec L. — h]&ujo£&€[k V,
ne>.ujo£icm L.
Sahidisch-griecliisclic Psalmenfragmente.
59
5 nxo'fc n6TNA2Ap62 epOK
nxoeic] neTpsAeiBec gxn tgk
[<?l]X MOyMAM
6 MnpH N]AÜ)02BG[K AM MnG200y
AytD no]o2 NTeytpH
7 nxoeic NA]2Ap[6]2 epoK[ 6n6T200y
NIM 9MA2AP62 G]TGK'|'[YXH
8 MMA2A1P62 G[TGK.<5“INei 620YM
[M]M T6KfflNe[l GBOA CI)A GN62
NGMG2
Psalm 121 pkA TCDA.H MNTCOpT
1 A6iey<j>pANe gxn n[gmtay
XOC NA1 XG MAPNB[(DK GnHI
[Mjnxoic
2 NGpG NG]NOYPHTG ApepATOy
[2N NOYAYAH 0]1[ÄHM]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 cm, rechter Rand 2 cm, linker Rand 2‘5 cm.
Pagina:
Psalm 121
(4)
Anfang des Blattes.
[A]A
[NTA] NGtjjyAH TAp BCDK [G2pAl
GMAy
120, 7 Neuer Stiehos bei C|Kd.0d,pep L.
121, l ^eieTTtippivue V, AieTrcppd.He L, &.ieTFdppes.ne P.
•WApn£i[töR V, TnilddioiK L, MApettktOK P, xopeucöp.eöa, var.
TOpeu(7o)jjie0a 13 66 69 80 99 106 111 112 113 140 143 145
152 165 167 171 173 175 177 186 189 190 191 193 195 196
200 202 203 204 206 208 219 223 262 271 278 279 280 282
284 289 (292 corr.) 293 Aid. Cyrill. Alex. vol. I, part. II, p. 99. —
[neKTdvir]2£_oc V, neuT^7T2s_ooc PL. — noirpHTe V, «ott-
epHTe L ? nncnrepHTe P. 4 pe>wp om. P. — iuwuTpe LV,
60
I. Abhandlung: Wessely.
N6<|>YXH MriXOiC fiMNTpe
MmcpxHx goycdnS
6bo[x ]MneKpxM rixoTc
xe n[txy]2Moc mmxy n<?i
sewepoNOC eYsxn
26N0pONOC enH! NAXY6IA.
q)lN6 CX N6TCL)On 6Y6IPHNH
eiepoYCxxHM
XYCD OYOYPOT NN6TM6 MMOK
Mxpe oYeipHMH ü)[cDne 2N
T6KCOM
XYtD OY9YP.OT 2N M[6KOYOMT6]
6TB6] NXCNHY MN [N6T2I]
TOYtneT
N6IX]CD A.6 NOY6l[pHNH
[6TBHH]TK
[6TB6 nm Mnjxofc nnoyt[6
[xicyme] ncx 26NxrxeoN
[pKB T(DAH] NNTCDpf
1 [Al]0l NXBXX 62pXI epOK
nxo'fc n6TOYH2 2N
[T]ne
2 [N06] NNBAX NN[2GM2XX
[eY6-cDO)]f gt[ootoy NNeY^cicooYe
[XYCD N06 NNBAX NOY2M2XX]
[6T6iX NT6CX061C]
[TXT T6 06 epe N6NBXX]
eTTMUTMUTpe L ; JAItIcpd.H7V V, auiihTV PL. — Neuer Stichos
bei eoTrconp L. — n2s_oi'c V, H2S.oeic L. 5 n[T<\7r]p.uoc V,
nTdvTTOAvooc L. 6 ujmecö. V, ujmencö. L. — r€tujor V,
neTujoon L. — eiepoTrce^TCHM V, r«h7Vh.m. L. 8 [rctcr]-
TOTTCöei V, (01 L. — [6t2iHH]TK Y, -TR L. 9 R2S.OIC V,
R2£.oeic L. — imoTrre V, nemtoiTTe L.
122, 1 R0.2l6.7V V, RR6.2l6.7V L. — R2S.OJC V, R2S.06IC L.
Psalm 122
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
61
18. Blatt der Handschrift.
Höhe 20 cm, Breite 13'5 cm. Gegenwärtig 3 Fragmente.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 1'5 cm,
linker Rand 2 cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 122
[xe]
(2) 6-tDcgT enxöic neNM[oyTe
CQXMTOCpJSTHH 2Ap[ON
3 NA NAN nXOi'C NA NAN
xe ANMoys NC[<D]öjq gmatg
4 xe A T6N' v j / 'Y<|>[H M]Oy2 6MAT6
2A nN06'[N]e<5‘ NNeTcaxgq;
AytD nccDtHH nnxaci2ht
Psalm 123 pKF TU)All NNTCDpT
1 cabha xe nxoTc üjon nan
2 MApe [n]IC[p]AHA XOH X6 CA
[bhx .. x]e nxoTc cgon nan
[2M nTpe] NptDMG TCDOyN
[ eXCD]N
3 [N6yNAOM]K N6NON2 N6
[2M nTpe n]ey6 , (DNT Noy<?c
4 [ 62PAI] 6XCDN NGyNA
[ OMK N6NO]N2 ne
_ 122, 2 enxöic V, en2s_oeic L. — HTqujnoTHq V, UTq-
UJttgTHq L. 3 Auch hei Tuki p. 476; nccoujq Tuki.
123, l cx&hA V, ncxhiiA L. — Tt2s_oic V, n2£_oeic L.
~ laon V, UJOOTl L. 2 icpXH?V. V, ih'A L. CX&hA V,
rtc&£mA L. — ujon Y, ujoon L. 3 hotr5fc V, «ottcYc L.
Neuer Stichos mit H€TmevOJM.R L. 4 omisit epe TIMOOTT
maomcu ne Y.
62
I. Abhandlung: Wessely.
5 [A TGN' x pyXH ei] 6BOA21TN
[ OyMOy MC](DpM
[N6pe TGM'l'YXH] NHY 6BOA
[ 21TM riMOOY 6Ttg]TpTp
6 [mxogic cmamaat g]tg Mneq
TAAN M2pe MNGy]MAX2[6]
7 [a TeM-fyxH NoyaH] mgg N[oy
[xax ennAcy NN6 , epH6 > ]
AnnA[ci) oycDtgq Aya> amom]
AN[NOy2M]
8 OYN B[OH06IA tgon MAM 2M]
npA[N MMXOGIC F16MTAHTA AM6]
[Tne mm rii<A2]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Im
oberen Rande von l - 7 cm steht die Aufschrift des Psalms.
Linker Rand 2 cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: A<?
Psalm 124
[PK]A TCDAH NNTCDpT
1 [ngt]na2T6 enxofc eyo Fioe
MnTOOy MCI CDM
[n]6TOyH2 2N 0IHA [MMNA]K[I]M
AM C1)A GN62
2 ntooy M[nG]CKtpTG [AycD nxoic]
MnKCD[T]6 M[n]6M[A]A[OC]
XM TGNOy Ü)A 6NG2
123, 5 €TUj]TpTp Y, eTUJTpTOOp L.
124 Überschrift ttHTCOpT V, ttttTCopTp L. 1 «hh'A V,
eiÄHM L. 2 ttTOOTT V, UTOOTT L. — 24.« TertOTT V, 24.W
Tenott L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
63
3 X6 NMNAKCD [AN MnsepCDB]
NNp6[M]pNO[B6 21XM flS]
KAHpOC [NN]AI[K]AlOC
X6KAC 6N6 N[A1KAI]
[OC C]OYTN N[6]Y<?|X [6BOA 2N]
26NANOM[lA]
4 nxoeic Apm6T[NANOYH N]
NArA0O[C MN N6TCOY]
TCD[N 2]M ri[6Y2HT]
5 N6TPIK6 A[6 MMOOY 6BOA]
6NlMN[TCANKOTC nXOGlC]
NANOXO[Y MN N6TP2CDB]
6TANO[MlA]
['t'lPHNH 6[XM niCpAHA]
Psalm 125 [pK6] TCO[AH NNTCDpT]
[
[
[
[
]• e
]oc
] -
]OC
KG. 9907—9972.
Zu einem Konvolut mit der Bezeichnung Koptisch-Griechisch
9907—9972 sind von Professor Krall folgende Fragmente ver
einigt worden: 9907, 9909—9916, 9918—9972. Davon sind
einige ganz unbedeutende, winzige Stückchen, kaum mit ein
zelnen Buchstaben, die Nummern 9907 9911 9912 9926 9936
9945 9946 9948 9954 9955 9960 9971; alle anderen Fragmente
liegen in nachstehender Bearbeitung vor. Der Papyrus ist
rotbraun, äußerst brüchig; daher die Menge der Fragmente.
Die große Mühe und der Fleiß, mit dem Professor Krall
diese Fragmente zusammengetragen hat, sind umsomehr ver
dienstlich, als er dadurch die Grundlage für eine spätere Bear
beitung legte, einer gemeinschaftlichen Arbeit, die wir mit
64
I. Abhandlung: Wessely.
einander vorhatten, die ich aber nunmehr allein machen muß.
Ich habe die Fragmente identifiziert und zu größeren Stücken
vereinigt, so daß ein Bild dieser in viele Stücke zerschlagenen
Handschrift rekonstruiert werden kann. Uber ihre Provenienz
kann nichts Sicheres gesagt werden. Professor Krall hatte
zwar ein Fragment miteinbezogen, das allerdings auf das be
stimmteste für Achmim gesprochen hätte, aus paläographischen
und sprachlichen Indizien:
N. 9972, 1. Seite, Schrift und Fasern parallel:
]N6ÄM. [
]oy eqpx[
]yq na2m e[
]2pHI CL)A[
]CD AMAAOY T[
] C
2. Seite, die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern:
]••_•[
]N6N2l[
] . T6ÄMA . [
]po Mnppo[
] . e N*pH [1
]NT6 MNN[
T]Hpoy TT [
Wir sehen hier das gestrichelte 2 und sonstige Eigentümlich
keiten des Achmimer Dialektes. Allein eine genauere Unter
suchung zeigt, daß dieses Fragment offenbar nicht zu unserer
Handschrift gehört, wenn auch eine gewisse Ähnlichkeit nicht
in Abrede gestellt werden kann; auch der Papyrus ist ebenso
brüchig. Hiermit schwindet die Möglichkeit genaueres über
die Provenienz zu sagen, wir können nur im allgemeinen Ober
ägypten als die Heimat angeben.
Durch die so zeitraubende Zusammensetzung der Frag
mente ergab sich ein Bild über die Art und Anlage der Hand
schrift. Sie war in Kodexformat paginiert; eine Paginazahl
liegt gut erhalten vor auf Blatt XXI: poy 173, Rückseite [p]o3
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
65
[1]74. Ich habe die Anordnung der Fragmente nach Blättern
vorgenommen. Die griechischen und koptischen Psalmen waren
nicht gegenüberstehend, sondern aufeinanderfolgend geschrieben,
und zwar der griechische voran, dann der entsprechende kop
tische. Die Handschrift bestand aus Doppelblättern zu vier
Seiten, etwa 13'5 cm breit und mindestens 23 cm hoch; der
Rand wurde in 3 cm Ausdehnung freigelassen. Die Doppel
blätter wurden geheftet und nicht ineinandergelegt. Ein solches
Doppelblatt lege ich in Rekonstruktion vor unter Nr. VIII.
Auf der 1. und 4. Seite läuft die Schrift senkrecht gegen die
Fasern, auf der 2. und 3. parallel mit ihnen.
Der griechische und der koptische Text sind stichisch
geschrieben; die Überschriften sind eingerückt und durch Striche
gekennzeichnet, die Nummer des Psalmes steht seitlich; sonst
ist die Handschrift schmucklos geschrieben, ohne größere An
fangsbuchstaben. Die Schrift ist steif und eckig, nur O und
£> zeigen eine Rundung; koptisch und griechisch sind grund
sätzlich dieselbe Schrift. Auffallend sind besonders C und 6,
der obere Teil wird wie eine Haube dem abgetrennten Unterteil
aufgesetzt. ^ erscheint als ein Doppelstrich mit der Schlangen
linie in der Mitte. B hat die untere Hälfte zu der Form A.
vergrößert, der obere Teil ist bedeutend kleiner, es erinnert
entfernt an ein cyrillisches k. Die spezifisch koptischen Laute
G 2 X CD *4 haben keine besonders abweichenden Formen.
'P trägt in der Mitte einen spitzen Winkel. Die konstitutiven
Merkmale des ganzen Schrifttypus glaube ich in einem halb-
unzialen Papyrus, aus dem 4. Jahrhundert datierbar, wieder
zufinden, der in der erzherzoglichen Sammlung die Nummer
unc. 41 trägt. Auch unser Psalter muß, nach der Schrift zu
urteilen, ein hohes Alter haben, eher das 4. als 6. Jahrhundert
n. Chr. Sonstige paläographische Eigentümlichkeiten sind in
folgendem zusammengestellt. Im griechischen Text: 'zum Kenn
zeichen der Eigennamen am Ende SauscS’ 38 Überschrift, iSet-
® ouv 38 Überschrift, ü und V: Vva 38, 5, tSou 38, 6, xpwV 54, 18,
üoatwv 31, 6, ütjwrou 56, 3, moaxaaq 38, 6, 8, üeiwv 16, 15; Aspi
ration in der Form eines kleinen Rechtecks ö 50, 16, 6t: 50, 18,
oAozauTwp.a-a 50, 18; vgl. auch oSovcat; 3, 8, das v am Ende der
Zeile ist ein horizontaler Strich u]xop.ovTj - 38, 8; Abkürzungen:
6 “ 28 > ü 8ü 48, 8, 50, 12, kvi 50, 14, aVoc 48, 8, 48, 3,
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. CLV. Bd. 1. Abh. 5
66
I. Abhandlung: Wessely.
-zw 31, 5, ■/.') 3, 9, 7.c 28, 8; Überschreitungen am Ende der
Zeile oüjja 'o •/.?' 38, 8; als Korrekturen oiitJcEipYj'cov 4, 2.
Im koptischen Text treten besonders hervor die Bezeich
nungen des Wortendes, ein Häkchen, ein nach rechts oder
links geneigter Strich, oder ein Punkt, das nächste Wort mag
mit einem Vokal oder einem Konsonanten beginnen: GpHMOC'
N[KAAHC 28, 8; CBTCDT • G26NMACTir2 37, 17; NCGT6AHA'
MHGMTO 67, 3.
6TOy]AAB’ AlA'f'AAMA 3, 4; N6TP2CD]B’ 6T[A]NO-
H1X 52, 4.
NNIAA’ 6T6 37, 13; 6YT6XHX’ MN 50, 8.
G] pOKX[6 58, 12; ANOK’ 66INA2T6 55, 3; GIIGXCDK’
6BOX; 53 Überschrift -fN[X]XXCTK’ nXOGlC 29, 1; OJ]N-
2THK’ eX(D61 4, 1; A6lXlü)KAK.’ 62pXl 3, 4.
GHK.IM’ 6T6PHMOC 28, 8.
HNASCDAjlT 6BOA 28, 9; Cetl)OOlYXI[N 24, 6; 2N'n'
2X2TH[M 53 Überschrift; nTp6Kr]'2An’ epOl 50, 4.
H] XpOYP' Mno 30, 18.
AKtgonT’ epOK 29, 1 ; KNAXOK.M6T’ 6BOA 50, 7;
K.NA6'6ü)<5'OU)T’ NNOY2Y CC(DnoG 50, 7 i MXCDtgT’ xe
36, 13; AYNOXT’ 6BOA 37, 20; pGMMOOyT’ [6MB]HT 37,20;
X]YCT(DT’ TA200Y 47, 6; GnGCHT’ 6nU)[ü>l 29, 3; MHA-
2HT’ OYCD[0)C 24,17; Oy2HT’ 6M[0]Y^B 50,10; CgTOyHT’
[epoei 37, 20; NN]6TN2HT’ CTGC^OfM 47, 13j_ MXpoyOY-
POT’ 2N 67, 3, CMAMAAT’ XG 30, 21; NTApGMntDT’ 2HT9,
3 Überschrift oycUT’ xy[CD 24, 16.
NNAjölX’ 621X1 27, 2.
Im Innern des Wortes bei Konsonantenhäufungen 2pOX
PGX 36, 12, MnpHlT'Ö 50, 11; CONT’M 50, 10.
Der Punkt am Ende kennzeichnet den Eigennamen NAA-
yeiA. 4 Überschrift.
Die Diärese, bald zwei, seltener ein Punkt, ist auf einige
Worte beschränkt AIK]A2TH6l 30, 6; Gpot 50, 4; MMOT 50,5;
NA1 50, 6; 55, 11; G2pAI 24, 16_;_27, 2; 36, 14; 37, 16; 67, 4;
62pAi 3, 1; n]GYXAI 52, 6; MNTMOyXAl 3, 2.
Die kritische Bedeutung der Texte erhellt aus der Ad-
notatio. Die wichtigste Frage ist zunächst, ob der vorliegende
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
67
griechische Text mit dem koptischen der Handschrift, in zweiter
Linie mit dem Text der sahidisclien Übersetzung, wie sie
anderweitig vorliegt, übereinstimmt. Diese Frage ist von großer
Wichtigkeit; denn erscheint eine Übereinstimmung, so haben
wir zu schließen, daß der griechische Urtext der sahidischen
Übersetzung uns erschlossen vorliegt. Der direkte Vergleich
der beiden Texte in der Handschrift selbst ist leider infolge
der mangelhaften Erhaltung selten möglich, nur der 30. Psalm
liegt teilweise, und zwar auch da lückenhaft vor im Koptischen
auf Blatt X, griechisch auf Blatt IX. Die Übereinstimmung
ist hier augenscheinlich, so 30, 23, wo axe[p]ptp.p,ai a[pa axo mit
ßcrecm. wegen der Größe der Lücke zu ergänzen ist (Variante:
axspptp.jj.at axo ohne äpa), dem entsprechend im Koptischen:
mgüjak ai26 gbox.
In anderen Fällen müssen wir die anderweitig vorliegende
griechische oder sahidische Übersetzung vergleichen:
4,5 Iv tai? xapot'atc i>jj.wv = 2N NGTN2HT im Vindobonensis;
Variante Iv y.apSi'a Ixt.
25,7 tou äy-ouaat = GCfDTM Vindob.; Variante xoö ay.oücrat p.e.
28,5 oimpftpEt y.üpio? = NXOGIC NXOyCDCgÖ Vindob.; Va
riante y.al ouvcpita y.üpto?.
29 Überschrift ek Po xiloc, = GtlXCDK GBOX Vindob.; Va
riante ohne diese Worte.
31, 5 ty)v dp.apTt'av jj.ou I^vd)pwa y.ai rrjv ävopiav p.ou obv. ly.aXu'ia =
XtXCD MNANOBG Mril26n TAANOMIA Vindob.; Va
riante xvjv dvopiav p.ou I^vtoptoa y.ai -vjv d[j.apxfav jj.ou oüy.
Iy.d'Autjja.
48, 3 Besonders wichtig ist diese Stelle, wo der Vindobonensis
allein xXoütuo: y.ai xIvyjtsi; bietet, entsprechend dem kop
tischen NpMMAO . . . MN N2HKG. Sonst ist im Griechi
schen der Singular überliefert xXoöatöi; y.ai xsvyj?.
48,13 ai/.G-pjaouGiv = C6NXCMOY Vindob.; Variante eüoo-/.^-
couot.
50,15 y.ai xv'6[j.a-t vjfsjjwviy.<7> ovi;pt^6v p.[e = AytD NTTAXpOl
2N OyriNA N2Hr6MON!KON; Variante ohne v.al.
So erfreulich die Übereinstimmung in diesen Fällen ist,
so dürfen wir doch nicht andere Fälle übersehen, in denen
das Gegenteil stattfindet:
5*
68
I. Abhandlung: Wessely.
25.7 atvecsM? Vindob.; Variante ochiaetix; ggu = MriGKCMOy.
38, 4—5 von e\d\t]G<x bis V. 5 r.epac p.ou ist ein einziger Stichos im
Vindobonensis, ebenso in BS; sonst dagegen zwei Stichen,
auch im Koptischen A1C1)AXG 2M IIAXAC | X6 MA-
TAMOl RXOGIC 6TA2AH.
54.8 3iä6a/,|j.a im Vindob.; es fehlt dagegen auch im Kopti
schen wie in anderen Handschriften.
Alles in allem abwägend, werden wir aber doch die
große Verwandtschaft des Vindobonensis mit der sahi-
dischen Übersetzung anerkennen müssen, zumal da wir ihre
Fassung im Vindobonensis nicht unmittelbar kennen, der ja
auch sonst Varianten im koptischen Text von bemerkenswerter
Art bringt. 1
In grammatischer Hinsicht sind, von sporadischer Ver
wechslung von 4 und B, y und Oy etc. abgesehen, nur wenige
Punkte zu bemerken; es sind dies Erscheinungen, die in der
ganzen Handschrift durchgängig anzutreffen sind: der Kon
junktiv mit NK für NT 4, 1 NKCCDTM V, NTCCDTM_L, 9, 33
NKNACIRNG V, NTNACQING LT; 24, 16 NKN[A V, NTNA LT;
27, 1 NKKAptDK. V, NTKApCDK L Lagarde; 36, 27 NKGipG V,
NTGipe LB Lagarde; 50,4 NTXpo L Lagarde, NKXpo V;
die unterlassene Assimilation des Nasals vor Labialen: 3, 8
exN neKAAoc V, exw hgkaaoc LT; 30, 7 gxn rix
0BB1O V, eXM n. L Lagarde; 52,4 NnM[OyT6 V, MriNOy-
TG L; dagegen die Assimilation des pluralischen N vor anlau
tendem p 30,20; 48, 2 NpptDMG V, NNpCJDMG LR (Lagarde);
36, 16 Npp64[pNOB6 V, NNPG4PNOBG Lagarde L; 52, 5
N]ppG4A[pGCKG V; endlich die Entwicklung eines Vokals vor
m, n, p(B), 29,4 MnepnMGeyG V, MnpnMGeye LR; 30, l
oyAG MNKpoq V, cf. oyAG HMNKpoq Lagarde B, OyA6
GHNKpoq L; 53, 2 6N[C1)AX6 V, NÜ)AXG Lagarde.
1 Ich erinnere an 48, 7; dann 37, 12 noejnupocj B = SoXw-
vr^aq, vulg. HOTTRpoq LV Graec. S 1 184 Arm. Ed. = SoXlätrjW.
30, 11 fehlt im Vindobonensis.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmenfce.
69
I.
Die Fragmente 9910 und 9967 b gehören zusammen.
KG. 9910. Höhe 15 - 3 cm, Breite 14'3 cm; überall ab
gerissen.
KG. 9967 b . Höhe 11‘5 cm, Breite 13-5 cm. Unterer Rand
2'5 cm. Oben rechts und links abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 3 griechisch KG. 9910
[—i _
7 [ANAC]TA K.6 CCDCON MG O 0[C MOy]
8 [o]ti cy enxTA2xc nantac Toyc e
XepAlNONTAC MOl MATA1CDC
OAONTAC AMAPTCDACDN CyNGTprpAC
9 Toy Ky H CCDTHpiA GHl TON AAON
coy h eyxoriA coy
Psalm 3 koptisch
>>>— —
ne^AAMoc n AAyeiA’ ntapgö
NCDT’ 2HTÖ NABGCCAACDM
f NGMOJHpG
1 nXOGIC 6TBG G[y] AyAClJAGI N6'l [N6T]
0A1B6 MMOGl
OYN 2A2 TCDOyN G2pAi GXCDGI.
2 oyN 2A2 XCDMMOC NTA^yXH [X6]
MNTÖOyXAl NNA2PM NGM
NOyTG : AlA^AAMA
3g 8 cti au -/.upis 201. 9 v) suXo-fta aou SGiiaXp.a 27.
3 k in L (Tuki p. 49) ab V. 2 in T. — Überschrift H.TX-
peqiuoT V, UTepeqncoT L. — hä.&€coJA.03ai L, nx.&ecco.-
AtOM v. l ott L Tuki, eir V. — o.Tro.ujo.1 VL ; O.UJO.I Tuki.
— neTjoAuhe YL, noTYifie Tuki. — mmoi L, .u.uoei V. —
e2s_wei V, €22_toi L. 2 oim go.o VT, oo.p L. — Aurrq-
0TT22.Af V, AUlTqOTT 22,0.1 AVAV0.7F L.
70
I. Abhandlung: Wessely.
3 mtok Ae nxoeic ntok nApeqojo
ht epoK
mtok nAeooy xytD ctxicc NTAA[ne]
4 [2]N TACMH A61XIC1)KAK’ 62pXi [6nXOlC]
[aojccdtm epoei 2M neMToo[y 6Toy]
AAB’ AlA^AAMA
5 [AN]OK A6 ACINKOTK AGICDBCQ
[a'Qtcdoyn xe nxoeio) n[eTNA(i)onT]
[6]poq KGL 9967 b
6 N-f-M[X]p20T[e AN 2HTOy] N26[MTBA]
naaoc ey^oyBHei MnAKtpT[e]
7 TtDoyM nxoeic MAToyxoei nANoy[Te]
xe ntok ne ntakn atxcce oyoN
[—i
NIM 6TO NXAXC epOCl 6
nXINXH
nob26 N[N]peqpNOBe AKoyoa^qoy]
8 nAnxoeic ne noyxAei AycD neK[oy]
CDU) exN neKAAoc >>
Psalm 4 griechisch
eiC TO T6AOC 6N ^AAMOIC
(DAN TCD AAyeiA > — —
i [e]N tcd eniKAAeicoAi Me etCHK[oyce]
Ende des Blattes.
3 k 3 HTOR V dreimal, HTU L dreimal, HTOR das erste, «TU
das zweite und dritte Mal T. 4 dvei2S_IUJRd.R V, Al2S.IUJRd.IY LT.
— d.qctoTM V, d.tt(x> d.qccoTÄt L. — epoi e&oTV LT, epoei V.
— ReqTOTrevd.& T, tteqTooir eToird.d.& LV. 5 Aiurotr LT,
AemROTR V. — d.TTto Ai'cofiiuj L, d.euo£iuj V, dJooftuj T.
6 eir’^o'y&Hei Y, eir^oirfeHi LT. 7 Atd.TO'5'2SLoei V, ayx-
TO'5'2S.OI L. HTOR d.RItO.TO.CC€ T, HTOR R€ HTd.RTtd.Td.C-
ceVL. — ottoh LV, hottoh T. — epoei V, epot TL. 8 nov-
2S.d.€lV, TT01T2S.d.I L. — C2S.H TteR7V.d.OC V, €2S_Äy TteR?V.O.OC LT.
4 g ev (iaX|ji.oic : tv üfj.voi? var. d>§ij om. var.
Sahidisch-griechisclie Psalraenfragmente.
71
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 4 griechisch KG. 9910
(2) 6N 0\l]
■'J'ei en\ATYNAC moi
[OlK]T61CON M6 KAI etCAKOyCON THC
npoeeyxHC Moy
3 yioi ANeptDncDN ecDC noTe bapykapai
INA TI ArAnATG MATAlOTHTA KAI ZH
T61T6 'peyAOC AIA"f AAMA
4 KAI TNCDTe OTl 60AyMACT(DCeN KC~
TON OCION AyToy
[KC] 61CAKOyC6[T]A} MOY 6N TCD KGKpA
[r]6NAi Me npoc ayton
5 [opn]Z6C0AI KAI MH AMApTANGTG
[a \e]reTAi e[N t]a|c kapalxic ymcdn
[6]ni TAIC KOITAIC YMCDN KA
TANyrHTAI ' AIA^AXMA
6 [0]yCAT6 0YCIAN AIKAlOCyNHC KAI
exnfCATe eni kn
t [no]xxoi xeroyciN tic Aeiset hmin
TA ArA0A
[6CH]M1CD0H e<j) HMAC TO <J>CDC TO[y]
[npjoccDnoy coy kg thn
8 [6acd]kac ey<j>pocyNHN etc KAPA[IAN Moy]
[Ano KApjnoy ciT[oy k]ai oiNoy [kai exAioy]
[AyT]CDN [enxil0y]|N0[HCA]N KG. 9967 b
9 [6N e]ipHN[H eni TO AYT]0 KO1MH0HCOM[AI]
KAI ymitDCCD
[o]ti cy i<e kata monac eni exniAi
KATCDK1CAC M6
4g 5 op: opY^scOatY. — Alfete : ke.^BtoaV. — ev y.apSia £zi
plc23 . y, a pg( a(( ; üp,öjy £ic(. Y.a.VMU'frftB : v.&'za')u~(r l Tai V. 7 vjp,tv
ABSV : up.iv. — £(T7]p,£t(j)0Y] : £ffr ( p,!io0Y) V. 9 litt cAtoSi BV : ex’ IXitlSi.
72
I. Abhandlung: Wessely.
Psalm 4 koptisch
[A] enXCDK GBOX NC'I'AAMOC NA-XyeiA •
1 [2]h nTpxcoci) 62pxi epoK xkccdtm
[ejpoei nNoyTe ntxaikxiocynh
[2m Tee]x^eic xKoycixgc nxci cbox
[Cg]N2THK’ 6XCD61 XyCD NKCCDTM
nNoyTe enxcijxHx
2 [N]ü)Hpe NPPCDM6 ÜJXTNXy MCTN[2HT]
20pcg eptDTN
Ende des Blattes.
II.
KG. 9924. Höhe 8‘5c»i, Breite 3'6 cm. Oberer Band 1‘3 cm.
Sonst abgei’issen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 6 griechisch.
Beginn des Blattes.
(9) [oti ejnHKoyce [kc thc <J>cdnhc Toy]
[K]xxyeMoy [Moy]
io [eiCH]KoyceN k[c thc achcccdc moy kc]
[t]hn npoc[eyxHN Moy npoceAesxTo]
n [xicx]yMeeiHCx[N kxi TxpxxeemcxM]
[c]<|>OApx n[XMTec oi exepoi Moy eni]
[C]TPX<J)CIH[CXN KXI XlCXyNGClH]
[C]XN c<J>o[Apx A1X Txxoyc]
4 k in LT. — en:x.(öR e&oA ne \Jtx?V.moc H2s.xTrei2^ L,
en2£.wu e&oTV. necMoir ne\Jrx7V..w.oc HAxireiA T. l epoi L,
epoei V. — Ö.ROTTOUJC L, ^rottcoujc V. — ttdwi L, nevei V. —
62SLC0I L, €24.0361 Y. URCCOTM V, HRC03TM L. 2 UppOme V,
nnpome L.
6 g ov. ejirrptouas V : oxt eh-qy.oucB. 11 c<p6Spa prius om. B 4 S 2 .
— äftGtjTpayd-rpm dq xa ÖTa'acu y.od AS. — x,axa«j;(uv0eiaav AS 2 .
Sahidiscli-griechische Psalmenfragmente.
73
Psalm 6 koptisch
[6]nX(D[K 6BOA 2N NGCMOy 2A]
[i ]nM6[2cgMoyN ne^pAAMoc naayia]
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 6 koptisch.
Beginn des Blattes.
9 o nxoeic codtm enA]conc
[a nxoeic ojen nAO)]AHA epo<i
io [eyexici)ine Nceoi)]TopTp eM[ATe nsi
[NAXAX6 TH]poy
[MApoyKOToy enA2]oyN Fic[exia)ine
[6mat6 2]m oysenH
Psalm 7 griechisch
[''pAAMOC TCD AAy]lA ON[ HC6
[TOD KÖD ynep]T(DN AOr(D[N xoyci
[yioy i]eMem-
i [üeoec Moy em coy HAnjiCA
III.
KG. 9934 + 9947. Höhe 7-2 cm, Breite 6-8 cm.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Linker Rand 2 cm.
Psalm 9 koptisch
(21) [A]KOBCl)i< 2M n6yoe[lCl) MNeeAPplC]
22 2M nTpe nACGBHC Xice [MMOM CQApe]
<J>HK6 xepo
6 k in TL. 10 enö^OOir ttC62£_Iiyme TL.
7 g Überschrift fjegeiv V : legevet; tep.evt 39 156 203 263 Compl.
Alex. Ispi' 154 ) tsp.svY] 164 165 171, tepp.evsi 170 273, epp.svei 194,
sgsvet 290, eugevsi 293.
9k in TL (V. 1—11 in R). 21 necnroeiia T, neiroe[iuj V.
22 ji£Hne L, (JmRe V.
74
I. Abhandlung: Wessely.
C6NA6-OnOY 2N NGYq)[OXNG 6TOY]
Meeye epooy
23 xe npeqpNOBG cgtag[io mmoh 2n]
NenieyML\ NTeq^yxH]
xycD neTxmsoMC[ cecMoy epoq]
24 a npeqpN[OBe ^Noye-c mnxogic]
KATA nA[tgAI NTGMOpFH N4NA]
Ü)IN6[ AN
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 9 koptisch
31 [AMKTG NGM20] 6BO[A 6TM6 , (DC1)T]
[ enTHpq]
32 [TcooyN nxojeic MApecxice nsi TeK[6T]x
HnppntDB]cg n[n]2hk[g]
33 [GTB6 OY An]AC6BHC ^NOySC M[NNO]Y
T]6
[Ayxooc TAp] 2M nGM2HT’ X6 NK.NA
0)ING A]N
34 [KNAY XG NTO]K GT'j'NSTHK 6y2l
[CG MN Oy6'JCD[NT]
[GTpeyTAAY 62PA1 GNCKj^lX
IV.
KG. 9961. Höhe 8 cm, Breite 16'5 cm. Überall abgerissen.
A. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 16 (17) griechisch.
4 OnCDC AN[MH AAAHCH TO CTOMA MOy TA]
eprA[ TCDN ANGpCDnCDN]
aia Toy[c Aorjoyc t[cdn xgiagcdn c]oy
ertD g<|>yaa2a oAoyc ckahpac
9k 22 epeir L, epocry VT.
9k 32 n25_oeic V, Ti2s_oeic TinoirTe LT. 33 hcua-
ujme LT, mvHftoyme V.
Sahidisch-griecbisclie Psalmenfragmente.
75
EH
5 KATApTICAl TA AIAMATA MOy 6N TA1C
TflBOlC coy
[i]na mh CAxeyeH ta aiabhmata [coy]
6 [6]rtD 6[K]6KpASA OT[l] 6nHKO[yCAC MOy o ec]
KA1NON TO oyc COy CMOl[ KAI 6IC]
[AKOjyCOM TCDN pHMA[T]CD[N MOy]
7 [eAY]MACTCDC[ON TA 6A6H COy]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 16 (17) griechisch
(i4) [ Ano exep(JD]N t[hc] xei
[poc coy kc ahoaycd]n aho[thc thc]
tcdn
AlAMCpiCON AyTOyC 6N TH ZCDH Ay
KAI TCDN K6KPYMM6NCDN COy 6n\H
C0H H TACTHp AyTCDN
CXOpTAC0HCAN yClCDN
[K]Al A<j>[HK]AN TA KATAAOIHA TOl[C]
[NHHI]OlC AyTCDN
15 [ercD ac c]n aikaiocynh o<f>eHC[oMAi]
[TCD np]0[C]CDHCD [CO]y XOp[TAC0HCOMAI]
y.
KG. 9915. Höhe 8'9 cm, Breite 6'4 cm. Überall abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 24 koptisch
6 [ApiHMeeye N]NeKMNTU)[AN2THH]
[ nxoeic ]
[AyCD NCKN]A XC CCCgOOH’ X1[N CN62]
16 g 5 caXsuOvj : var. caXeuGwci AS alii. 6 oti ixifcooras : Sti
erovfoowas S 1 39 55.
16 g 14 y.ey.pu|j,eva)v B.
15 TU) TTpOGCOTtOO B lc23 2 81.
76
I. Abhandlung: Wessely.
7 [NNOB6] N[TA]MNTKOyei[ MN NAMNTATCOOyN]
[ ]MnppneyM[6eye]
OpinMeeye n]tok kata nA[tt)Ai MneKNA]
[GTB6 T6K.MN]TXpHCTOC nXO[6lC]
8 [oyxpucToc A]ytD e[MC]oy[T(DN ne nxoeic]
[6TB6 nAl MlNX-f-CtBCD NN6TpNOBe 21 T62IH]
9 [MNAXIMOGIT] 2HT[Oy NNpMpACl) 2N Oy2An]
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 24 koptisch
(15) [xe ntom neTNvreKM NAoyepHTe]
[ 6boa]2m nnAU)
16 [ffOK^T 62]pXl" 6X0)61 NKN[A NAI]
[xe an? oy]ü)Hpe oycDT’ Ay[o) an?]
[OY2HK6 A]NOK
17 [A NeeAl^lC] MNA2HT’ OyO)[C9C 6BOA]
[ANIT 6BO]A2N NAANAr[KH
18 [ANAy 6]nA0BBlO MN NA[2lCe N?KÜ>]
[6BOA] NNANOB6 THpO[y]
19 [ANAY 6N]AXAXG X6 Ayoy[tDq)C 6BOA]
[AytD AyMeCTCDl] 2N [OyMOCTe NXINXONC]
20 [2AP62 eTA^yxn NKToyxoi]
[MnpTpAxiq)in]e xe A[i2e\nize epoK]
VI.
KG. 9927 + 9945° + 9957 b . Überall abgerissen. Diese
drei von mir zusammengefundenen Fragmente passen aneinander
und messen 7'8 cm Höhe, 9‘5 cm Breite.
A. Schrift und Fasern parallel.
24k in LT. 7 ilfTiVjAUlTROTrei V, KTÄ.AmyRO'5'i' LT.
— AUippnoiTMeeire T, .vuippneirAVeeire VL.
24 k 16 e2£.oieiV, e2s.coi'LT. — nün[^ V, liünd. LT. —
oitcot V, uotcot LT.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
77
Psalm 25 koptisch
5 [A1MGCT6 TCOOY2C NN6TO MriONHpOC]
[AytD NN]A2M[0]0C MN N[AC6BHC]
6 [-f’NAjGKD 6NNA61X 2N N[GTOyAAB]
[TAK]ü)T6 en[e]KeyCIACTHp[lON]
[nxojic
7 [ec]tDTM ene2pooy MnGKCM[oy]
[6X]cp NNGKtgn[Hp]6 THpoy
8 [nx]06tc AGlMGpG nCA MnGKH[l]
[M]N nMANO)CDnG MnGK6o[oy]
9 [Mn]f>TAKO NTA'pyXH MN N[AC6BHC]
[Ay]CD nX(DN2 [M]N 26NpCDM[6 NCNOM]
10 [NAl] GpG TAN[OMU 2N NGy&lX]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 25 (26) griechisch
6 [NCpOMAl GN] AOCDOIC T[A]C XGipAC M[Oy]
[KAI KyKX(D]CCD TO OyClACTHpiON
[ coy ]K6
7 [Toy AKjOyCAl <}>CDNHN AINGCGtJDC
[KAI AlH]rHCAC0Ai n[A]NTA TA OAy[MA]
[ ci]a coy
25 k in LT. 7 MneKCAlOTT aivscswc aou vide textum Grae
cum. 8 xeiMepe V, dfiMepe LT. 10 avogta S 1 , oa avogiae
AS 2 alii 13 21 27 39 55 65 iidem fere qui infra, r, ävopia 264
286 289.
25 g 6 y.üpie om. B. 7 xou äy.oüc;ai : xou ay.oüuod p.s 13 21
39 65 66 67 69 80 81 99 100 101 102 106 111 112 113 114
140 143 144 145 146 151 152 154 156 164 165 166 167 168
169 170 171 172 173 174 175 177 179 180 181 182 184 185
187 189 190 193 194 195 196 197 199 200 201 202 203 204
206 208 210 211 212 216 217 219 222 223 226 227 263 264
265 267 268 269 270 271 272 274 275 276 277 278 279 280
281 283 284 285 286 289 290 291 292 293 Compl. Aid. Cyrill.
78
I. Abhandlung: Wessely.
8 [i<e Hr]xnHCx eynpeneiXN oiK[o]y [coy]
[KAI TO]nON CKHNCDMXTOC AOSH[C COy]
9 [mh cy]NxnoxecHe mbta xceBtD[N]
[t]hm •^'yxHN [Moy]
[KAI M6TX XNApCDN AIM]AT[CDN THN ‘'J'yXHN MOy]
KGr. 9917. Überall abgerissen. Höhe 106 cm, Breite 5 p 5 cm.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 25 griechisch
11 ejrtD [A]e 6M aka[kia Moy enopeyeHN]
X]YTPCDCXI M6 k[ai exeHCON M6 ]
12 o] rxp noyc Moy[ gcth gn eyeyTHTi]
e]N 6kkxhcixic[ eyxorHCtD ce Re]
[
Psalm 25 koptisch
ne^xxMocL n AxyeiA]
1 K]piM6 MMoei n[xoeic xe anok xi]
MOOÜ)e 2N[ TAMNTBXX2HT]
xytD eiKCD n2[thi enxoeic N-j']
NXKIM AN
2 AOKiMxze M[Moei nxoeic Fifnei]
pxze MM[oei]
nice NNA6“[AOT6 MN HX2HT]
3 K.6 neKNX[ MHGMTO NNABAA 6BOA]
xytD X6ipXN[XK 2N T6KM6]
4 mhi2mo[oc mn oycyN2GApiON GHcgoycnr]
Alex. I, 1 p. 372, 2 p. 330. Theodoret I, 765 Arm. Ed. Slav.Vindob.
tou «-/.oucre \>,a.t 27 282, t. a. p.ou 115 215, ay.oucat p.e 141. •—
<pa>V'4v ABS 13 , tyjv <ptov/7V S 2 , varii fere iidem. — atveasw? :
aiveceuc cou Vers. Copt. et iidem fere varii.
25 g 12 o yap rcouc p.ou AB 104 S 1 Cyrill. Alex. I, 1, p. 500: 6 tt. p,.
25 k 1 MMoei V, AlMOI LT. 3 R6 Y, 2S.6 LT. —
iupeaiövR LT. — Mnei^Aiooc T.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
79
B. Schrift und Fasern parallel.
Psalm 25 koptisch
12 [a TAoyepHTe rxp A2]epATC 2M nc[o]
[°Y™ ] _ c,M
| | uxr.HOY epoK n]xoeic au h6kk[\h]
Psalm 26 griechisch
[Toy AAyiA npo ] Toy xpeicoH : >—
1 [KC <j>G)TICMOC Moy] KAI CCDTHp MOy[TlNA]
[ <j>OBH0HC]OMAl
[kc ynepAcntCTHC t]hc zcdhc Moy A[no]
[ TINOC A61Al]ACCD
2 [6n tg) ernzeiM en e]Me kakoynta[c Toy
[ <j>AreiN TAC CjApKAC Moy
[Ol ©AIBONT6C M6 KAI Ol] CXOpOl MOy
[ AYTOl HC06NHCAN K]AI CnCCAN
3 [CAM nApATASHTAl 6]n CMC riApCM
[BOAH Oy <j>OBH0HC]6TAl H KAp
[AIA MOy ]
vn.
KG. 9962. Höhe 12 cm, Breite 6 - 8 cm. Unterer Rand
2'2 cm. Sonst abgerissen.
A. Schrift senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 27 koptisch
1 [AlJXlCQKAK 62pA[l CpOK HX06IC]
GAMOYTC Hnp[KAptDK epoi]
[MHjntDC NKKAptD[K 6pO! TAp 06
NN6TBHK 6n6C[HT 6140)141]
25 k 12 UeRR?V.HLCIK L.
26g ^picOv; - S /piaörjvai Vulg. — y.al vmrjpla p.ou 156.
3 eTisaav : Iiteoov varii iidem fere qui supra.
__ 27 k in L, Lagarde, V. 3 — 4 in R. 1 «RRKpüiR V,
H^RKpoiR L, Lag.
80
I. Abhandlung: Wessely.
2 [C(d]tm enespooy [Mnxconc]
[2]m nTpxcenccD[ni< ntahi nna]
e-ix’ 62paT ene[Kpne gtoyaab]
3 [M]npceK ta^yxh [mn npgmpnobg]
A]y(D MnpTAKOei [MN N6TP2(DB]
6TANOMIA
[NG]TC1)AX6 2N OyGI[pHNH MN N6T]
21TOYCDOY
[ep]e Mneeooy 2n n[6Y2ht]
4 [-fN]Ay KATA N6y2[BHy6 Ayco KATA TriONHpiA
Ende des Blattes.
B. Schrift und Fasern parallel. Unterer Rand 2 - 2 cm.
Psalm 28 griechisch
[■'pAAMOC T]CD AAY64A 620
[Aioy CKHNHC] KH
1 [6N6rKAT6 TCD] KCD Y[l]01 Q\
[GNGrKATG TCD] KCD yiOyC KpiCD[N]
[GNGITKATG TCD] KCD A02AM KAI Tl[MHN]
2 [GNGFKATG TCD] KCD A02AN ONO
[MATl AyTOy]
[npOCKyMHCA]T6 TCD KCD 6N AyA[H]
[AriA AyTo]y
3 [<j>cDNH icy en]i tcdm yaatcdn
[O 0C THC AOS]HC GBpONTHCGN
LKC em YAAT]CDM flOAACDN
4 [(j)CDMH i<Y 6M ic]xyi
[4>cdnh icy gn H]6rAAonpeneiA
Ende des Blattes.
27 k 3 AUlgTAROI L, AUipTfivHOei V, AV.TipTd.RO Lag. —
pu neoooTT R, .vuieeooir VL.
28 g Überschrift e^oSou tu AautS ifaXfjwi; 175, ’i'qoboc
r/.TjVYjc diaXjj.'o; r5> AautS 214. 2 lv ovöjj.aTt 268, tw 6. 210. Dazu
gefügt wird in 154 apaie 6ua(a? v.a.1 staicopeösaös de, eaq a.b\aq airroü.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
81
VIII.
Die Fragmente 9913, 9925, 9940, 9959, 9965, 9968, 9970
und 9971“ gehören zusammen und sind die Reste eines Doppel
blattes mit 4 Seiten Text. Die Breite eines Blattes betrug
13’5cm; ein Teil der Höhe ist noch erhalten, nämlich 23 cm.
Der obere und der untere Rand liegt ebenfalls noch vor, er
mißt 3 cm. Gegen die Mitte des Doppelblattes sind je 2 cm frei.
Das Doppelblatt ist in der Mitte, obwohl nicht gerissen,
mit einem Bindfaden geheftet, die beiden Löcher sind l‘4cm
voneinander entfernt.
Die Fragmente sind so anzuordnen:
9968 9971
9925 9959
9965
9940 9913 9970
Das Fragment 9968 hat 4'5 cm Höhe, 11cm Breite. Es
enthält den oberen Rand des einen Blattes mit 3 cm Höhe.
Das Fragment 9971 hat 4cm Höhe, 10'8cm Breite. Es
enthält ebenfalls den oberen Rand, und zwar des anderen Blattes.
Gestalt und Lage dieser beiden Fragmente ist so, daß man
annehmen muß, daß sie durch denselben Riß oder Bruch von
dem Doppelblatt in gefaltetem Zustand abgetrennt worden sind.
Das Fragment 9925 hat 15 2 cm Höhe, 15 cm Breite. Es
enthält den oberen Rand bei beiden Blättern sowie die gegen
das Innere zugewendeten Ränder der Schrift des Doppelblattes.
In der Mitte, 3'2 cm unterhalb des oberen Endes, steckt der
Bindfaden. Diese drei genannten Fragmente schließen knapp
aneinander an.
Das Fragment 9959 schließt nur an 9971 knapp an.
Höhe 15 cm, Breite 6'7 cm.
Das Fragment 9965 grenzt ebensowenig unmittelbar au
als die anderen folgenden Fragmente; es stammt von der
unteren Ecke des einen Blattes. Höhe 6‘4 cm, Breite 53 cm.
Band nach außen 2 cm.
Das Fragment 9940 ist vom unteren Ende desselben
Blattes wie 9965; Höhe 6 cm, Breite 8'7 cm, unterer Rand 3 cm.
Das Fragment 9913 ist ebenso wie 9970 vom unteren
Teile des anderen Blattes. Höhe 7 cm, Breite 6 cm.
Das Fragment 9970 hat 5 cm Höhe, 3'5 cm Breite.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 1S5. Bd. 1. Abh. 6
82
I. Abhandlung: Wessely.
1. Blatt.
1. Seite. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Anfang des Blattes.
Psalm 28 griechisch
5 <j>CDNH KY CY|MTP[l]BOMTOC KCApO[yC]
cyNTprpei k[c tac K]CApoyc [ Toy \i]
BANOY
6 KAI AenTy[N61 AyTAC CDC TOM MO]
CXON TO[N AIBANOM]
KAI O HrAnH[M6NOC (DC yiOC MONO]
K6PATCDN
7 <j>CDNH Ky A.l[AKOriTOMTOC
nypoc
8 <}>CDNH KY Cy[N]C6[IOMTOC epHMOM]
cyNceicei kc thm [gphmon kaahc]
9 <j>CDNH i<y KATApT[l20M6N0y CAA^OyC]
kai AnoKAAyl'ei A[pyMoyc]
KAI CN TCD NA(D Ay[TOy MAC TIC A6]
rei a.o2an
10 KC TOM KATAK\yC[MON KATOIKICI KAI]
[K]A01C1T[AI KC BAClACyC C1C TON]
[A1CD]M[A
11 exciderunt 4 uel 5 lineae
[nO'pAAMOC NAAyClA. CBOA 2N T62IH]
Psalm 28 koptisch
[ NTGCKHNH ] KH
_ _ T6
1 [AN1NC Mnxoeic NCgHpe] MMNOy
[ANIMC MMXOCIC N2CN]ü)Hpe N
28g 5 y.ai ctmp(<])ei S 2 et 13 21 27 39 66 67 ete. varii iidem
fere qui supra. 6 p,ovo]y.epaxwv V 156 (185 ex corr. primae manus):
p.ovoy.öpü>-(ov. 8 ‘/.ai cuvcicei S 13 61 66 etc. varii iidem fere nt
supra. 10 y.aÖiExai B lc2S S 1 . 28 k in L, Lagarde.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
83
[ o'ixe ]
— 6IC
[AN1 OYTXeiO MN OYTIM]H MNXO
2 [ani oyeooy FinenpAN]
[oycDtgT Mnxoeic 2N] tchayxh
ctoyaab
3 TCCMH MNXOei[C 21XN MMOOy]
a riNoyTG Mn[eooy cdü} cbox]
nxoeic 2ixn n2[6nmooy eNACQCDoy]
4 TCCMH MnXOG[lC 2N OyffOM]
Ende des Blattes.
1. Blatt, 2. Seite. Schrift und Fasern laufen parallel.
Anfang des Blattes.
Psalm 28 koptisch
4 [TjeCMH Mnxoeic 214 OyMNTNOß 1
[T]ecMH Mnxoei[c eMoyjcDtBM nn
[K6APOC]
5 [nxoeic NAoycDajq FSjFFkcapoc m
[nxiBANOC]
e [NHTpeypü^u? MnxijBANoe Fiee
[MnMxce]
[AytD nMepiT cmo Fiee] FTnoycqh
[pe MMONOKeptDC]
■? [tccmh Finxoeic enolycDci^M Fi
[oyci)A2 FicxTe] moc
8 [TCCMH MnXOC]lC CH KIM’ CTCpH
[nxoeic NAKIM] CTCpHMOC' N
[KAAHC]
im 28 k 2 ivirTVe L, e».ir7Vn V, Lag. — CT07TX.& Lag., ctott-
i): X6.&VL. 3 £I2SLtt OenMOOTT L, Lag., 0I2SLÜ H0[ettAU50Tr V.
nt ( 5 n'Al&d.noc Lagarde.) 7 h[0TTUJ6,0 V, ttOITUJ&C) La-
garde, eHovujd^ R. 8 eqRiAV. Lag., L, eCRlJR R.
6*
I. Abhandlung: Wessely.
_ eioyA
[TecMH Mnxo]eic eqcoBTe NNie
[xyCD qNX6'CDA]n J 6BO\ NMMX
[NO)HN]
[oyoN Nim 6T2M] neqpne XCD M
[neqeooy]
exciderunt quattuor lineae
nxoei[c nxcmoy eneqxxoc 2N]
oyei[pHNH]
>
6IC T[0 T6XOC ^XXMOC fflAHC]
Toy [ erKxiNiCMoy Toy 01]
Ke Koy [Toy AxyeiA
Psalm 29 griechisch
2 y^tDCCDE C6 KG OTI yn6XXB6C M6]
kxi oyK[ ey<})pxNxc Toyc exepoyc]
Moy e[n gmg]
3 K6O0C M[oy 6K]6K.pX2X npOC C6
[KXI lXCCD M6]
4 [iTe XNHrxrec e]s xxoy thn -^y
[XHN Moy]
Ende des Blattes.
2. Blatt.
1. Seite, im ganzen die 3. Seite. Schrift und Fasern
parallel.
Psalm 29 griechisch
6CCDCXC Me 6K tcdn KXTXBXlNO[NT(DN]
61C XXKK[ON
28 k 9 nneeioirTV. L, imieeiovTV. V, nmecnrTV R, Lag.
29g dq to lekoq om. 21 27 66 140 144 146 150 156 166
172 173 180—2 185 197 199 206 210 217 222 262 268 272
278/9 282 285 286 289 291 Compl. Alex. 1 eyßpouq crou 289.
84
9
10
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
85
5 •j'AXATe tcd k[cd o]i ocioi xyToy
kai esoMO\[ore]icee th mnhmh
thc xricD[cy]NHC xyToy
oti oprw 6N t[cd o]ymcd xyToy
KAI ZCDH 6N [TCD] 06AHMATI AyTOy
6 to ecnepxc A[y\]iceHceTAi Kxxy
0MOC
kxi eic to n[pcDi xjrxxxixceic
7 ercD xe ein[x e]M th eyoHN[i]x Moy
oy hh[ cxxejyocD eic ton xkdnx
8 ko gn tcd [ oexH]MXTi coy nxpecxoy
TCD KX[XX6l M]Oy AYNXMIN
xnecTpe[^xc Ae t]o npoccDnoN coy
KXI ere[NH0HN] T6TApxrM[e]NOC
9 np[0]C Ce K6 [K6KpX]20HXl [KXI]
[njpoc T[ON ON] MOY A6HOHC[OMXl]
io [Tic CD]<])e[xeix gn] t[cd xi]m[xti Moy]
6N [TCD KXTXBHN]X1 M6 6[IC]
AIX[<f>0OpXN]
MH 62[OMOXOrHCe]TX[l coi xoyc]
h XNX[rrexei thn axhobixn coy]
29g 3 ei? AäMwv Sia^aXp.« 196. 4 tij (jiv^y) : tyjv p.vn)p,Y]V
13 67 156 167 184 194 206 208 269 275—278 286. 5 tia-
\ons. : i|iaXXaTc B. 6 Iyo) Se eTicov 190 210 262 Basil. M. I 364,
Theodoret I 789, Procop. II 453. — äyocXXiaoeis : V.
7 xapso/ou : xapao/ou ABS 21 27 55 (66 ut videtur) 67 81 151
178 183—185 (190 corr. ut in Ed.) 202 204 206 210 211 273
27jj 278 279 (286 corr.) Aid. Didym. de Trin. p. 11. — *ai £T ev "
vy^Gvjv 169 184 277 282 286. 9 ev tu xaTaßvjvat : ev tm %ma-
ßafvstv 13 21 66 67 69 80 81 99 100 102 106 111—115 146
150—152 154 162—195 178—184 187 189—191 193—195 200
—206 210 211 214—217 219 222 223 226 227 263 267—286
289—293 Compl. Aid., vwcaßaiviv S 2 . 10 s-fevYj6r] p.oi 156,
sfsvvYjGr, 184 277.
86
I. Abhandlung: Wessely.
11 hkoyc6[ kc kai exejHce M[e
kc ereNHöH b[oho]oc moy
12 CCTpC'pAC TO[N K]OneTO[M
[MOY 6]IC XAPAN [6M]01
[Aiepp]H2AC T[OM CA]KKON MO[Y KAI]
[nep]ie[ztDCAC] ms cy<|>P[ocynhn]
13 [OntDC AN ' v pAAH CO]l [H AOXA MOY]
2. Blatte 2. Seite; im ganzen die 4. Seite. Die Schrift
läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 29 koptisch
1 ■f'n[a]xactk’ nxoeic xe AKü)onT’
e POK
AYtD MnK6Y<l>P^[ Ne M]NAXAX6 6XÜ)
2 nxoeic nANOYT[e a]Txki)kak ca
PAl epOK AKTAA^Oei
3 nxoeic AKN TA’l'tYlXH eapAI 2N
AMNTC
AKTOY^oei 6BOA [2N] N6TBHK’ 6
necHT’ enoj[cDT]
4 ^pA[A]Aei enxoeic NfeinejTPYAAB
NT[e]TNOYCDN2 [ CBOA] MnCpHMC
eYe MneMOYon
5 xe oyn OYoprn 2[m neM]6-cDNT ay
cd OYCiilä 2M[ neMOY](f>(D
npiMe NAcpo>n[e epoY2]e ntc nT[e]
AHA CpCDne 6[2TOOY€]
29g 12 djrfXr) : tpdXXrj (143) 145 146 165 (166 ex corr.) 170
—173 181 184 185 189 121 203 204 216 223 270 274 277 279
280 283—285 290—292 Chrysost. 9, 643, itaXXei 144 169 202
289, dwkü) i5g ) (JwtAXcov 188, (JiaXei 194 (278 corr.).
29 k 1 62S.0M LK, €2£.0iei Y. 2 dwKTd.?V[<3']oei Y, Ä^IVTdfX.-
cToi L. 3 RTOiT2SLoei VB, ökiiTOTr2s_oi LR. 4 Autepimeeire
YB, MnpriMeeTre LR. 5 TieqCTtouT YLB, TteqS'OttT Lagarde.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
87
6 ANOK. A6 A6lXOO[C 2M HjAOytDCDAe
[X6 N'f'NA]KlM[ AM] CQA 6N6[2]
7 nxoeic 2M ne]Ko[ycDC9 A]K-f NtoysoM
[6n]ACA[A
AKK.T6] neK20 [ A6 6BOA AJ]üJ(Dn[e
[eTCl)]TpTCD[p
8 [ 61NAX1(QKA]K nXO
[eic] tacom[c MriAMoyT]e
t 9 [oy ne n]2Hy M[nAC]NOH 2M nTpA
[bcd]k enec[HT e]nTAK.o
[mh ep]e nexo[yc NjAesoMOAon n[ak
[MH e]HNAX(D [N]T6KMe
io [a nx]oeic ccdt[m amn]a na[T
[a nx]oeic o)[tDne naT nbo]h[goc]
IX.
Von dem Blatte sind sechs Fragmente erhalten, die so
anzuordnen sind:
9936 a (Fragmente)
9936 b (Fragmente)
9949 a + 9949 15
9945 (Fragmente) + 9938
9936 a hat 4’5cm Höhe, 4 - 5 cm Breite; es ist überall ab
gerissen.
9936 b hat 3 - 2 cm Höhe, 4'4cm Breite; es ist überall ab
gerissen.
9949 a hat 4‘5cm Höhe, 3’7 cm Breite; es ist vom linken
Beginne der griechischen, respektive vom rechten Ende der
0 koptischen Seite; daher trägt es noch den freien Rand in der
9 Breite von 1 cm.
2
29 k 6 övei2£_00C V, &I2S.OOC L. 7 dkRySÖM. Lagarde,
MV^H[OTr<ro.U. VL. 8 em6.2SLIUJRÖ.]R Tt2S_o[eic] V, em\-
e 2s_iujr&r eppca eii2£.oeic L, emA2s_iujR^R eopeu epoR
H2S.oeiC Lagarde. 9 nd,e^OMo7V.or c ei Lagarde.
I. Abhandlung: Wessely.
9949 b hat 4 - 7 cm Höhe, 4 cm Breite; es schließt sich un
mittelbar an das vorhergehende an.
9945 (Fragm.) hat 6 - 4 cm Höhe, 4 - 2cm Breite; es ist so
zu beurteilen wie 9949 a , Rand von 1 cm Breite.
9938 hat 4 cm Höhe, 35 cm Breite, es schließt sich un
mittelbar an 9945 an.
A. Schrift und Fasern parallel.
Psalm 30 griechisch
(19) [ esoYAe]N(jDC[ei
20 [ (dc no\y] to n\Heo[c thc xphctothtoc]
[ ]coy kg
[ HC CK.PY^'AC ] TOIC <j>0B[0YM6N01C CC]
[ eseiprxccD ] toic e\m[zoyciN]
[ 6HI C6 6NAN]TlON TCD[N yiCDN TCDN]
[ ANepJtpnCDN
21 [KATAKp]y^6IC AyTO[yC CM AnOK.py<}>CD]
[ T]oy npoccDn[oy coy Ano ta
[ p]AXHC AN0p[CDntDN
[CKenxceic AyToyc cm ckhnh]
[ AHO AN]TIAO[riAC TACDCCCDN]
22 [6]yAO[rH]TOC K[C OTI CGAyMACTCD]
CCM TO 6ACOC[ AyTOy 6N HO]
aci nepioxHc
23 ertD ab emx cm t[h ckctacci Moy]
Ane[p]piMMAi A[pA Ano npo]
cuinoy tcdn [ o<j>GAAH(DN coy]
aia toyto eiCH[KoycAC i<e thc]
<j>(DNHC THC [ ACHCCCDC Moy]
6N T(D K6K.p[AreNAl MC npOC CC]
29 g 20 y.öpiE om. S 1 . 23 lyo) 3k slxov 184 190 210
Theodoret I 799, cf. 216, Ss om. 289. — axe[p]ptp.|ji,ai ä[x6 ? oder
ö:xe[p]pi[j,p.at ä[pa? a. apa gcrec.m. gi 55 156. — xpocavxou om. S 1 .
— yjjp'.e om. AS,
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
89
24 ArxnHCATG TO[N KN nANT6C Ol]
ocio[i] xy[Toy]
OT1 [ AXHOeiAC eKZHTSI KC]
KAI A[NTAnOAIACDCI TOlC nepiC]
c[cdc noioyciN ynepH<j>ANiAN]
25 AN[Apizecee
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 30 koptisch
(1) [ T6KAlKX]IOC[yNH ]
2 [piK6 Mn6KMX]XX6 6p06[l NT]
[ ö-enH 6Toyxoe]i
[ a)CDne Nxei ] eyNoyT[e NNxciyre]
[ xycD oyHei ] eMAMn(D[T’ eToyxoei]
3 [xe ntok n]e nxTA[xpo xytD]
[ nXMXMnCDT]
[6TB6 N6KpX]N KNXXlMO[61T 2HT]
[ xytD NTjcxNoycyT
4 [KNXNT 6BO]A 2N TOei^OpSC]
[ 6NTxy2oric epoei ]
[xe ntok ne TANA]tt)Te
5 ['f’NAsoixe Mnx]nNX eN[e]K.<yix
[XKCCDT6 MMO€]l nXOCIC [n]NOYT6
[ NTM6 ]
6 [XKM6CT6 N6T2X]p62 CMneTOJOy
[ eiT enxiNXH]
[xnok Ae xiK]x2Tnei enxoeic
29 g 24 oi oatoc : oi a-fioi 72. — oxt om. S 1 .
30 k liegt vor in L, Lagarde, v. 6 in R. 2 eirHOTTTe YL,
eOTTttOTTTe Lag. — eM&MTltOT V, MMövÜntOT Lagarde. 4 T€-
ei<5"[op<rc V, TeiSbpcfc Lag. 6 MneTujoTreiT Lag., eMneT-
ujcnreiT Y. — e».iRis.^THei V, Ä.iKes.gTHi Lag.
90
I. Abhandlung: Wessely.
7 ['■j’NvrexHx Tx]eY<J>pxNe gxm
[ neKNX ]
[X6 NTOK. XK6-JCDCQT 6XN nXGBBlO
[xycD xKToyxe ] tx^yxh gbox 2n
[ NXXNXrKH]
8 [XyCD HnKTAXTG GTOOTH M]nXAX6
[XKTxse NxoyepHTe epxT]oy 2Ü
[ oyoyocTN]
X.
Die Fragmente 9928, 9937, 9966, 9958 11 gehören zu
sammen. Sie lassen auf eine Höhe des Blattes von mindestens
21cm schließen. Die Anordnung der Fragmente ist folgende:
9928
I 9966
9937
I 9958 b
Kein Fragment schließt unmittelbar an.
Fragment 9928 hat 9 cm Höhe, 8 cm Breite; es ist auf
allen Seiten abgerissen.
Fragment 9937 hat 11cm Höhe, 7cm Breite; es ist eben
falls überall abgerissen.
Fragment 9966 hat 6 - 5 cm Höhe, 5-5cm Breite; es zeigt
l'4cm Band.
Fragment 9958 b hat 5‘5cm Höhe, 3cm Breite; es ist
überall abgerissen.
A. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 30 koptisch
10 [X nxx]26 (DXN [2M OyMKA2N2HT]
[xytD] NxpHno[oye 2m 26nxcqx20M]
[X TAjCTOM C>BBG 2N Oy[MNT2HK6]
[xytD] XyCQTOpTp N<S-[l NAKeeC]
30 k 7 62SLÄÄ. nd.e£&IO L, Lag., €25.« TI. V. — IlJveMlO
V, n^eüi&ejo Lag.
Sahidiscli-griecliische Psalmenfragraente.
91
ii [xei]ü)tDne NNoeNe^ nxpx nx]
[ xx]xe THpoy
[AYCD] NN6T21TOYtl>6Cl 6MXT6]
[XYCD]N20T6 MN6T[COOYM MMOl]
*12 [xe XYpn]CDBeci} 2M ne[Y2HT]
[M0G] NMIK.CDCD[C]
[xe]ipee mni2[m]xxy e[xqccDpM]
13 [xe] x6ic[cd]tm [encoxyiq N2X2]
[6YOYH2 2M nXKCDTG]
[2M nTpeYCCDOY? 2ioYCon epoei]
[xycijoxMe exw tx^y xh 1
14 [XMOK A6 XIK.X2THI 6pOK HXO]6lC
[xixooc xe ntok ne nxjMoyTe
15 epe MXK[\HpOC 2M NeKjfflX
MATOYX[o]ei eTf^ix mnx]xxxg mm
MGTnHT NC[<DI]
16 [OY6]N2 M6K20 6BO[\ 6XM] n6K.2M2X\
[m]xtoyxo6i 2M n[eKM]x nxoeic
ii [M]npTpxxicgine x[e xe]icDtg 62pxi
epoK
[e]Yexia)ine N6i N[xee]BHC xytD [n]
cexiTo[Y exMMTe] _ K[poq]
i8 [M]xpoYP 5 M[no nsi NecjnoTOY n
[N]eTXCD N[OYXNOMlX 62]OY[N]
enAIK[X!OC 2M OY]MNTXX
C12H[T MM OYCCDC^q]
30k in L, Lagarde. 11 tttteTOITOITGM L, Lag., MHeTC)I-
T0TWe[l V. — Der Stiches neTMis.1T epoi islTOire Mis.CiS.&o7V
•W.M0I fehlt in V. — esirpiIOO&<7uj VL, isirpniswfec Lag. —
ne[ir^HT V, neir^KT RL. 12 noircmis.isir LR, nmo[n]&.esir
v - 13 isiccoT.n L, iseic[co]TAi V. 15 nenHT L, m€thht
ßv - 16 MisTcnrsLOi L, At^TOiT2s.oei V. 16—17 nennis
Re2S.oeiC gehört zu 16 in LY, H2S_oeiC zu 17 zieht R.
17 isicouj L, Lag., is.e]lWUJ Y.
92
I. Abhandlung: Wessely.
19 [xe NAtye cac^ai NTe]KM[NTxpHCToe]
[nxoeic]
[TAI 6NTAK20ITC NN6TP20T6 2HTK]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 30 koptisch
19 [AKTOOJC NNeT2]6\mze ep[OK]
[MneMTO 6BOA] NMC^Hpe N[NP<D]
[ M6]
20 [KNA2onoy 2H] nneeHn MneKpo]
[eneq)To]p.[T]p FippoiMe
[KNAp2A]lBCC CpOCl 2N OY2[AlBCC]
[en]oytD2M mn oy\AC
21 [nxoeic CM]AMAAT 3 xe AM'f’efOOyj
[Mne^NjA 2N oynoxeie c[cta]
[ xpH]y
22 [ANOK A6 A6]IXOOC 2N TA6KCTAC[1C
[X6 M6Cl)A]K. A[126 CB]OX NNA2p[N NCKBAA]
[6TB6 nAi akccdtm cnec2pooy]
[MnACOriC 2M nTpACDtg 62pAl OyBHK]
23 M[epe nxoeic NeqneToyxAB mpoy]
_ i_]
xe epe n[xoeic ogme nca] mmnt[mc
AytD MNA[TOyeiO NN6T]XOCe N
2HT 6M[AT6]|
24 XPO NTC n[6TN]2HT <?M60M OyON
Nim 3 6T[2e\]ni2e enxoeic
>
30 k 20 nnpuAie LR, npptoMG V. — epooir LR, epoei
V. — npenAdwC LR, Mit OTr7Ves.c V. 21 eopxi G2i.ooi
ompto?V.ic L, ou otthoAic VR. — Tx.GgTX.cic R. 22 mh
ujxrxicig R (mg ujxRxi'pG L). 24 gh2£.ogic YR, grx-
2SLOGIC L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
93
Psalm 31 griechisch
xl tco a[ay]ia. cyMececoc >—
1 MAKApi[01 CD]M A<j>60HCAN Al ANO
MI[Al
[K]AI CDN e[K]AAY<j>0HCAN AI A[HAp]
TIAl
2 [M]AKApiO[C ANHp CD Oy] MH AOriC[H]
TAI KC [AMApTIAM]
[0]YA6 6CT[IM 6M TCO CTO]MATl Ay[TOy AOAOC]
3 [0]TI 6Cir[HCA enAAAlCD]0H TA • [
[OJCTA M[OY]
[A]HO TOy [KpAZeiN M6 OAHN TH]N HM[epAN]
XI.
Die Fragmente 9958 a und 9935 b gehören zusammen.
Keines von beiden schließt unmittelbar an das andere an.
, Das Fragment 9958 a hat 12'7 cm Höhe, 8 - 7 cm Breite;
es hat an der Seite einen Rand von T7 cm.
Das Fragment 9935 h hat 7 cm Höhe, 3 cm Breite; es ist
überall abgerissen.
A. Die Schrift und die Fasern laufen parallel.
Psalm 31 griechisch
4 [OTI HM6PAC KAI NyKT]OC 6BApy[N0H
[en e]Me h [xeip coy]
31g ouvecewi; to AautS: tu A. coveasu? VS 13 55 80 150
156 164 165 174 182 187 188 202 203 206 286 Theodoret. I, 800
iaXjPo? t. A. er. 21 27 39 81 100 106 113 143 144 146 154
166 170 172 179 181 183 185 190 194 195 197 199 201 205
208 210 212 214 215 219 222 223 227 264 265 267 268 270
—273 275 277—283 285 289 290. 1 «pe(0Y)orav S 39 69 101
106 144 165 169 172 181 199 210 264 (272 mg) 281 284 285
(292 mg). — e-/.aXucp9Y]<;av V 188, iire"/.aX6cp0Y]o:av vulg., dcTce)«!)d><p07]!jav
106 144 154 165 194 205 208 222 m.rec. 276 277 279 282 283.
94
I. Abhandlung: Wessely.
[6CTpX]<|>HN 6[IC TAAAl]nCDpiAN 6N T(D
[e]MHArH[NAl] AKANGAN
[AjlA^AAtMlA
5 [thn] xmxpt[ix]n Moy erNcopicx
[KAI T]HN AN[OjMIAN MOy OyK 6KX
wyfx
[emx] e2xro[pe]yccD kat eMoy thn
[A]NOMlA[N MO]y TCD KCD
[KXI cy] X<j>[HKXC] THN ACGB6IAN
[THC KXPAIXC] MOy AlA'pAAMA
31g 4 ev tu i[Awrfrjva( p.o'. 21 39 55 66 67 69 80 81 99—
102, 106 111—115 140 143—146 150—152 162—166 168—175
177—181 183 185 187—191 193—197 199—206 208 210 214
—216 219 222 223 226 263 264 268—286 289—293 Chrysost.
XII, 103, Theodoret. I, 802 in Cat. Nie. II, 184, Syr. Bar.-Hebr.,
Arm. Ed. Slav. Vindob. ev tu £-a-pr;vai (J.oc 27 + ;j.s 154 sv tw T.ajr,-
vat [/.oi 156, Alex, ev tu £p.TOCYivai p,ot 267 — axavOav: av.avOaq 55
184, Arm. Ed. oaavGa 195 204 215 277 278 290 Aid. — Sid4aX|J.a:
om. 21 102 106 111 113 140 146 151 156 162—168 171—175
181—184 187—189 191 193—197 199 204 208 217 226 227
263 269—271 274 275 277 280 282—286 289 — 293.
5 TTjV ap.apTt'av p,oo: TTjv ävoplav u.ou AS 2 13 21 39 66 67 69 80
81 99—102 106 111—115 140 143—145 150 151 154 162—
175 177 — 183 187 189 — 191 193 194—197 199 — 206 208
210—212 214 — 217 219 222 223 226 263 — 265 267 — 271
273 — 286 289 — 293 Basil. M. I, 123 Chrysost. XII, 98. Slav.
Vindob. delictum Vet. Lat. — y.ai tt]V dvopifav p.ou: '/.ca tyjv ajjiapTictv
|xou AS 2 21 39 66 67 69 80 81 99—102 106 111—115 140
142 144 145 150 151 154 162 — 175 177—183 187 189—191
193—197 199—206 208 210—212 214—217 219 222 223 226
263—265 267—286 289—293 Basil. M. Chrysost. Slav. Vindob.
— ap.-ypriav pro dvoptav secundo loco B. Cyrill. Alex. I, 1, p. 368.
— 5'.d([aXp.a om. 21 55 99 102 106 111—113 140 146 151
156 162—175 179—184 187 — 191 193 194 196 197 199 208
217 226 227 269—271 274 275 277 279 280 282 283—286
289—293.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
95
6 [ynep taythc njpoceyseTAi nAC o
[cioc] gm KAipcD eyeeTCD
[HAHN 6N KXTA]K\yCH<D yAATCDN
[hoaacdn n]poc [ayt]on oy
[k erryoyci]
7 [cy ei Moy KATA<j>yrH ah]o e[AiJ'j / [e]cpc
B. Die Schrift läuft senkrecht zu den Fasern.
Psalm 31 griechisch
11 [ey<|>pAMeHTe em kn kai afaaai]
Acee aika[ioi]
kai KAyxAC[ee nANre]c oi eye[eic]
TH KApA-lA
>
Psalm 31 koptisch
ÄÄ HATHNTPMN[2H]T NAAye[IA]
1 NAGlATOy NN6N[TA]yK(D 6B[OA]
NN6YANOM1A
MN N6NTAySCDBC [6]BOX 6XN [N6y]
NOB6
2 NA61AT9 MnpCDM[6 6]T6 Mn[X06IC]
NAen NOB6 epo[i A]N
_ 1-]
OyA6 MNKPOH 2N [T6]MTAn[pO]
3 X6 AGlKAptDei A N[AK66C pAC 2M]
nTpAXlOJKAK [6BOA M]
n6200y Tlip[H
31g 6 TtpoaeüljeTat lipo? ai vulg., xpo? t?s om. Y. 277 289. Tkeo-
doret. I, 803 — Tiäq ocioq irpb? ae BS 1 3 . 11 ctyaXXtäuOai 165 184
285, -/.xj/ßubozi 278 283.
31k in LB, Lagarde. 1 cf. 2 ttfc.eies.TOir V, na.ia.T01T L,
La S- 2 naepno&e Lag., naen nofte YLB. — oira^e mr-
Kpoc^Y, oiT2^e eMttnpoq L, oir:x.e .tt-nn npoq Lag., oiT2s.e
•^].tttt Rpoq B. 3 2s.e aemapooei V, aiRapwi 2s_e L,
AiRapcoi 2SL6 Lag.
96
I. Abhandlung: Wessely.
4 X6 2M H6200Y M[N T6YQH A T6K]
SIX 2PQO) 62fA[l 6XCDI]
A61KT06[I 6]YT^[^^ in(D P IA 2M]
riTpA[T(DXC N06 NNKyONTG]
XII.
Die Fragmente 9963 und 9939 passen so aneinander, daß
an ersteres unten sich das zweite anschließt:
9963
9939
Das Fragment 9963 hat 9 cm Höhe, 6-2 cm Breite.
Das Fragment 9939 hat 12 - 5 cm Höhe, 9'5 cm Breite.
Beide sind überall abgerissen.
A. Die Schrift und die Fasern laufen parallel.
Psalm 36 koptisch
(12) [npeqp]NOße 2thh enxiKAioc]
[Nq2]pOX'peX N[N6MOB26 6X039]
13 [nXO]6!C A.6 NAG[CDB6 NG03M]
[xe] «RSCDtgT’ xe [neM200Y nhy]
14 [A] NpeqpNOBG [T03KM NTGYCH96]
AYC03MNT MTNT[6YniT6 6TAYO 62]
pAl "FlOY2HK[6 MN OY6BIHN]
15 6KQ3N6 NN6TG[OYTÜ3N 2M H6Y2HT]
epe T6YCHM6 B(D[K 62C>YN 6I16Y2HT]
AY03 NT6 N6Y[GOT6 OYÜ)CgM]
31k 4 A.eiKTOe[l V, djRTOI L, Ö.IRTOI Lagarde.
36 k in LB, Lagarde V. 14 f. in R. 13 ecjfJlOUJT Lag., qStoUJI -
VL. 14 dvTTCCOJvlRT RVL, ivlTCWMT Lagarde. — ttTrtT[e'5‘-
RJT€ V, »TCTTRSTe R, L tt J [ T ] e ' 3 ' IlITe B - — (&.'3'Td k lT0 B, CTivOTO
Lag., eT^oircD R, €tö.ito L).
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
97
16 NANOy OYKOYt'l mhaikaioc 62]
oye OyHNT[pMMAO]
[6MXO)]CDC Npp6H[pNOB6]
17 X6 N6CBO6I Npp[6MpNOBe NAOytDtyq]
[njxoeic A6 TAXPO NNA[lKAlOC]
18 nxoeic cooyN nt621h [NNeq]
neToyAAB
Ayü) TeyKAHpONOMlA [NAtytD
ne cyA 6N62
19 NCGNAxicyine an 2n [oyoeicy]
6 t t2ooy
[Ay]CD C6NAC61 Mn6200[y Mn26BCÜtDN]
20 [xe NjpeqpNOBe natak[o]
[nx]ax6 m nxoeic 2M [nTpeyxi]
[eo]oy Ncexice an oytü[XN]
[AyCDXN N0]6 NOyKA[nNOC]
21 cyApe npeqpNOB]e xi exa>[q
[NMTMTAAy]
CQApe nAIKAlOC A]C CyN[2THq AyCD NM^
B. Die Schrift läuft senkrecht auf die Fasern.
Psalm 36 koptisch
(23) [AytD qNAoyety Teq]2i[H
24 [epcyAN nAlKödOC 2]e NqNAty[TOpTp AN]
[xe nxoeic [ NTo]oTq
25 [Neio NKoy]ei ne Ayto Aeip[2Ä\o]
[iqniNAy 6aikai]oc eAqKAAq n
36k 16 iippeq[ptio&e Y, mtpeqpitofie Lag., L.
17 itec&oet V, necT&oi Lag., L, cf. itölfcoi, pit (T&oe M. 2s_q>oi
bracchium. — nitpeqpuofre Lag., L, npp[eqpno£ie YB.
18 ivrepm V, B, niteoiooire L, Lag., t«; öScu? vulg.
Ta? 55 156. 19 pn nepooir L, Lag., Mitepoo[ir V.
25 iirottV L, nuoTS'ei YB, imoirei tte Lagarde. — eoirto
Sitznngsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh. 7
98
I. Abhandlung: Wessely.
__ OIK
[oyAe neqcnepM]x cqtgiNG nca
26 [HnesooY THpq] cg am na xycD
[ n^+]
„ CMOV
[xytD neMcnepMA] NxegtonG ey
27 [CA2CDK 6BOA Mn]n60OOy NKGipe
[MnnGTNAN]OyM
[Nroyü)2 Ü)A 6N6]2 N6N62 X6 (JIXOGIC MG]
[Mn2x]n
28 [AyCD NMN]AKCD AN NCCDH NNGM
[ner]oyAAB
[C6NA2]A.p62 GpOOy 0}A 6N62
[C6NApn]2An NNGTOyAAB
[xycD necne]pHA nnacgbhc c6namo[th]
[ elBox
- - m
29 [NAIKA]lOC NAKAHpONOMGl MNK
[xyco ce]NXoycD2 2ixcDq cg[x GNG2]
NN62NG2
30 [TTXn]pO MnAIKXlOC MGX[GTX NT]
CO<|>IA
[xyco n]6qxxc na[xcd Mri2xn]
31 [riNOM]OC HnfGMNOyTG 2M N6M2HT]
[xycD N6]MTX6'[C6 NXCXXXTG XN]
32 [np6qp]NOB6 ['j'NSTHM GNAIKAIOC]
^eip[oe?VX.o V, d.irto Aipp<V?V.o L, eapoTV.TV.0 Lagarde. —
LY, e ^ H2s_oeic Lag. 26 uj^qnes. YL,Lag.,
ujevirn^ B. 27 Äumeeooir Lag. — Kneipe V, nueipe LB,
Lag. — neneo LV, n&nep B. 28 nccoq eot Lag.,
qHd.Kco &.» nccoq YL. 29 nneoueo V ; iüenep L, Lag.
30 Me7V.[eTd>. V, n^.ueTVeiA L, Lag.
Saliidiscli-griechisclie Psalmenfragmente.
99
xm.
Die Fragmente 9951, 9950, 9954, 9918, 9919 gehören
zusammen, sie sind in folgender Weise anzuordnen:
9918
9951
9919
9950
9954
Das Blatt, dessen Reste sie sind, maß mindestens 28 cm
Höhe und 16 cm Breite. Der obere Rand hatte 2 cm, der
linke Rand 2 cm, der rechte Rand 1‘5 cm und der untere
Rand mindestens 0'8 cm.
Das Fragment 9951 hat 8-8 cm Höhe, 6‘5 cm Breite; der
Rand rechts beträgt 2 cm, sonst ist es überall abgerissen.
Das Fragment 9918 hat 10 7 cm Breite, der obere Rand
beträgt 2 cm, links 1/2 cm.
Das Fragment 9950 hat 11'5 cm Höhe, 6 cm Breite, der
Rand rechts beträgt 15 cm, sonst abgerissen.
Das Fragment 9954 hat 3 cm Höhe, 6 cm Breite; es
stammt vom linken Ende. Unterer Rand 0'8 cm, linker Rand
1'5 cm.
Das Fragment 9919 hat 14'8 cm Höhe, 9-6 cm Breite,
rechter Rand 1'2 cm, unterer Rand 1'5 cm (zufällig so groß
durch Wegfall der letzten Zeile, die nur auf 9954 steht).
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Anfang des Blattes.
Psalm 37 koptisch
12 AyxiN<yONC N6-[l N6T(I)IN6 NCA TA]
^yXH
AytD N6TCI)1N6 NCA [26Nne]0[OO]Y 6p.O
ei AyxcD N2eNne[T]cnoyeiT _
— ’ po
aymcacta NoyKpoq Mnesooy th
, epoi
LV =
37 k in LB, Lagarde, V. 18. 20—21 in R. 12 epoe
L, Lag. — Hpe]nupoq B, ooXidTTpac Gr. vulg., HOlTKp*
Or. S 1 184 Ann. Ed. SoAiötyjt«, OH omvpoq Lag.
7*
100
I. Abhandlung: Wessely.
13 anok a.6 Neeixcge n[e] gboa 21 tootoy
AGip ee nniaa’ gtg [mjgycüitm
xycD nog NNoyM[no] gmggoycdn
pptDM
14 xeipee nnoypcdm[6 g]nmcü)tm an
AyCD GMMN xmo 2[N] TGMTAlipO
15 AGINA2T6 G[pOK NXO]6IC
[NTOK 6TNACCDTM 6]pOGl NXOGIC
[HANOyTG]
IG [XG A6IXOOC] x[e mhhotjg nt[g naxa]
XG pACJLJG MM[OGl]
[2]M riTpe NAy6pH[TG] KIM AyXG NOC
NtgAXG G2PA1 6X[CD]61
17 XG ANOK 'l'CBTGIT ‘ 626NMACTir2
AytD NAMKA2 MnGKMTO 6BOA Oy
OGIGJ NIM
18 XG -j'NAXGL) ANOK NTAANOM1A
AytD 'f'NAMipOOycg 2A NANOBG
19 NAXAX6 NTOOy ON2 AyCD CCCM
COM 620y06p061
37 k 13 ueeiKuje Y, neiKUje L, neiKUje Lag. — Keip
ee V, [eapee] B, kttco Kip ee L, Lag. — hhikA. eTe [.wjeis - -
ccot.h V, hikTY L e,xe AieirctpTAi. B, hoitkTY eAieqcwT.w. L. Lag.
— HoirAino Lag., hhoitai.[ho] VL. — ppwq Y, npcoq L,
Hpp,cOj[q] B- 14 Keipee V, Kipee L. — nHoirpcoAife V,
Lag., Hoirpco.u.e LB. — eneqccoTAi Lag., euqciOT.u. VL. —
€AUl 2S.TII0 L, e.HAUV 2SLHIO V, eAl^Al^u] B. 15 KCIUKOTC
e[poiv H2s.o]eic VB wie im Griech., kihkotc epou L, Lag. —
epoi H2SL01C L, Lag., epoei H2s_oeic V. IG KiT2£_e V, ats.i
L. — e2£.toi L, ess-toei V. — irrenk HK.2sLK.2s_e Lag., ht[c
HK2S_k]2S.€ V. 17 2S_€ KHOH V, Lag., L, KHOK R. — €peH
alkctiocj V, Lag., eoeiiAiKCTi^ L, epHAiKCTieg R> epeHAi[K]-
cri^g B. — Tioiroeiuj hiai LR, Lag., oiroeiuj hial V. — epo?
epoi L, epoire epoi Lag., eooiro epoei V. — hkauvko V
HKAUVKO Tuki p. 276. — AVAVOI L, AVAVOei V.
Sahidisch-grieehische Psalmeufragmente.
101
AYOYCDCl^C GBOX N<?[1] N6TMOCT6
MMOGl 2N OYX[IN]6'ONC
20 NGTTOXDBG NX[Gl N]2GNnG0OOY
GNMA M26Nn[eT]NANOY0
xy+ cgTOYHT’ [ epoeji
gboa xe xemcDT[ J nca] taikaiocynh
aynoxt’ gboa [ riMepiT] Nee nni
P6MMOOYT’ [ 6YB]HT
21 MnpKXXT n[ccdk nxoeic nN]OYT6 Mnpcx
Ende des Blattes.
B. Schrift und Fasern parallel.
Anfang des Blattes.
Psalm 37 koptisch
[ 2CDK. 6BOX MM]OGl
22 [ GTABOH0]6IX NXOGIC MtlX
[NOYTG MnXOYXXfJ
>
Psalm 38 griechisch
— GIC TO TG[X]OC TCD 1A610OYN 5
XH .
CD All TCD AXYG1A
37 k 20 «JoeimeeooTT VL, nonneeooir E. — uoeu-
ii[eT]n&HO'5’q V, noimeTitx.noiroTr K, npenneTnft.noiroiF L.
— Ä.emtoT Y, dJiuöT LE. — HOirpeqMOOirT L, Lag., nui-
peqAiooTT V. — Die Worte *virno2s_T’ e&oA [xunepiT] nee
utupeq.uooTT 1 [cttIq]ht (Y), ottoo <\7r£iep&toT e&oA övHor
niMenpiT Attppn^- noirpeq.vuooirT eqope& oireip &.ir^iqT
etevc&pg fehlen in der Yulg. hebr. Graec.; or J (p.6i'<üO , ai) &|tauOa xpoff-
9Et(e)ov y.ai awepputav uov ÄYamjrbv woei vexpbv IßSsAUfgEvov 13 marg.
v.ai auEppnjjslv jxs tbv äyam]Tbv (hast vexpbv ißbej^fpivov 39 idem sed
sßSsXyjYp.svov sub asterisco 55. — At.ucet V, M.VVOI L. 22 H2S.oeiC
AUl&JuOlTTe AUIÖvOTT2S_<m] Y, H2SLOCIC nltOTTe A(.TT^ÖT2SXl
L, Lag., nnoiTTe abest a Memphitica yersione, hebr. Syr. Graee.
38 g tSeiOouv’ V, iSiOouv vulg., tciBoup. III 21 39 80 81 99—
102 106 111—113 142 143 146 150 154 156 162—166 168—
102
I. Abhandlung: Wessely.
2 einx <J>yxxscd txc oaoyc Moy Toy
MH AMXpTANeiN 6N TXCDCCH MOy.
606MHM TCD [C]TOMXTl MOy <|>YAAKH
6N TCD CyCT[H]MXI TOM AMXpTCD
XON 6NX[N]T10M MOy
3 6KCD<J>CD0HM [K]Al 6TXneiNCDOHN '
kxi ecirH[cx] es xrxetDN.
KAI TO AXni[MA M]Oy XM6KXIN1C0H
4 606pMXN[0H H KApAlA MOy] 6NTOC MO Y
KXI 6M TH M[€X6TH MOy GKKXyOH]
c[6]txi ny[p]
4—5 [6XXXH]CX e[N TXCDjCCH M[Oy | 5 | TNCDpi]
com m[oi Ke to n]epxe Moy
KXI TOM Xp[10MO]N TCDN HMCpCDN
MOY TIC [GCjTlN
Tmx tmcd Ti[y]CTepco erco
181 184 186 187 191 194—196 200 201 204—206 210 — 216
219 222 223 262 264 267—269 271—273 275—278 284—286
289—293 Theodoret I, 849; 55 193 202 265 274 281 283 (uirsp
totOoujj.); 152 185 203 270 — <|/aX[xoc; tw AauiS 55 66 101 174
177 178 185 187 196 (208 ut videtur) 213 216 264 284.
1 ä|j,ap-avetv |j.s AS 2cS 13 21 27 39 66 67 69 80 81 99—102
106 111—114 146 150 154 156 163—166 169—176 180 182
183 185—187 189—191 193 195 197 199—206 208 210 213
214 217 219 222 223 227 263 265 268 270—274 277 279—
286 289 291—-293 Theodoret. 4/5 sXdXv)ua bis 5 i:ipaq ,u,ou ist
ein Stichos in BSV. 5 racXaia;;: TraXaiOToc? B 23 S 2 21 27 39 55
66 67 69 80 81 99—102 106 111—114 140 145 150 152 154
156 162—166 160—184 186 187 189—191 193—197 199 200
—203 205 206 208 210—217 219 222 223 226 227 263—265
267—275 277—280 282 286 289—293 Theodoret I, 851, Athen.
II, 241, Arm. Ed. Slav. Yindob. —• v.ai ÜTOGtaon;: v.M vj ütiogtocg!?
ACSV 21 39 66 67 69 81 99—102 106 111—113 140 142—
144 154 164—166 168—176 178 179 181 185—187 189—191
193—197 199—203 205 206 210 213 — 216 219 222 223 262
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
103
Hoy
g fAoy iiaaa[i]ac eeoy tac hmgpac
KAI H ynOCTACIC MOy CDCei OyAGN
GNCDniOM coy
HAHN TA CyMnANTA MATAIOTHC
nAC AMepCDnOC ZCDN: aia^aama
7 MeNTOire gm gikoni AiAnopcyGTAi
ANeptDnoc
HAHM MATIIM TAPACCONTA1
0HCAypize[i k]ai oy riNtDCKGi tini
CyNAS[6l A]yTA o -
8 KAI MyN T1[C H y]nOMONH _ MOy oyxi
kai h ynocT[AC]ic moy oyxi nxpx
coy ecTiN
9 Ano nACCDN [TCD]N ANOMltDN MOy
KA0Aip[6 M6]
ON61AOC A<j>[pOMI e]ACDKAC MG
263 267—270 272 273 275 277—279 281—286 290—293 Theo
doren — SictyaXp.« om. 21 55 99 102 111—113 146 156 162
163—166 168—176 181—183 187 191 193—197 199 213 217
226 227 262 263 270—271 275 277—285 289—293. — cüSsv
vulg.: ouoev VBS 1 . 7 -apiccsrai vulg., -rapotaaovTa? YB 103 S 1
Athan. III, 1, p. 67. — (ooyj) b (Küpio?) om. S 2 13 21 27 66 69
80 81 99—102 106 111—113 140 142 146 152 154 156 162—
166 168—176 178—181 184—191 193 — 197 200 202 203 205
206 208 211 213 215 217 219 223 226 262—264 267—272
273 275 278—286 289—293 Origenes I, 302, IV, 306. — Trapä
ooi: Tcapit cou AB lcS SV 13 21 27 55 66 69 80 81 99 101 102
106 111—113 141 142 144 146 150—152 163—166 168—176
178 179 181—187 189 — 191 193 195—197 199—203 205 208
210 213—217 219 222 223 262—265 267—269 272 274 276
—286 289—293 Theodoret 1. c. — Slo^aApa om. 13 et reliqui iidem
fere ut supra. 9 ISwy-ap p.s: eocoy.dp p.ot 80 99 100 113 140
142 156 168 174 185 186 194 199 201 202 214 264 271 273
275 278 283 285. — y.aOaip[£ p.s] V, -/.aOapioov S J t puocc' p.s vulg.
104
I. Abhandlung: Wessely.
10 6KCD<J)CD0[HN KAI OyjK HMOISA TO CTO
MA M[oy]
Ende des Blattes.
XIV.
Fragment 9930, Höhe 14\5 cm, Breite 2-5 cm. Auf allen
Seiten abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 39 koptisch
15 [MApoyxi cyine NTeyNoy]
[N<?]1 N6[TXCD MMOC NA61]
xe eyr[e eyre]
16 [eye]T6AHA [FJceey^pANe espAi]
e]XCDK N[6i OyON NIM 6TO)l]
NC NCCL)[K nxoeic]
[Ay]cp iTcex[ooc FJoyoeioj nim xe ma]
pe nxoe[ic ai'aT]
[N6]TM6 Mn[eKOyXA61 Moyoeiü) NIM]
17 [an]ok xe a[nf oyaHKe anF oy]
[e]BiHN n[xoeie ne nApooyq)]
[NT]OK ne n[ABOHOOC AyCD TAMACg]
T6 nAN[OYT6 MnptDCK]
Psalm 40 griechisch
61C TO[T6AOC ''pAAMOC TCD]
[m] AAyei[x]
2 [M]AKApiO[C O eyNlCDN 6ni nTCDXON]
KAI ne[NHTA]
[6M] HMepA [nONHpA pyCCTAl AYTON O KC]
39 k L, Lagarde. 15 .M.&.pO'5'2S_I neTTUjme Lagarde.
40g e?5 to -eloc om. 55 66 69 144 167, tw AccuiS <|wcX|M?
173 200.
Sahidiscli-gi'iecliische Psalmenfragmente.
105
3 [KC ]AIA<f>YA[A2Al AyTOM KAI ZHCAI]
AYTON[ KAI MAKApiCAl AYTOM]
6N TM[ TH KAI MH HApAAOI]
[ayto]n[ eic xeipAC exepoY aytoy]
B. Schrift und Fasern parallel.
Psalm 40 griechisch
7 [CYNHrAreN an]om[ian say]
[TCD]
[esenopeYeTo escd ka]i exAx[ei]
8 [eni to ayto]
[KAT 6MOY e^lGYPlZON nANT6C Ol] 6X0p[Ol MOY]
[KAT 6MOY eAOriZON]TO KA[KA MOl]
9 [AOrOM nApANOMON KA]T60e[NTO KAT]
[6MOY]
[MH O KOIMCDMGNOC OYXI] npOC0H[C6l TOY]
[ANACTHNAI]
10 [KAI TAp O ANOC TH]C 6ipHN[HC MOY 6<j>]
[OM HAHICA]
[O 6C0ICDN ApTOYC M]OY 6Me[rAAYM6N 6H]
[6M6 nT6pNIC]MON
11 [cy Ae i<e exeHcoM Me kai] anact[hcom mc]
[KAI AMT AHO ACDCCD A]YTOIC
12 [6M TOYTCD erNCDM OTI T]606\HK[AC M6 OT1 OY]
[mh eniXApH o ex]opoc moy [en eMe]
40g 3 (puAd^ai vulg. otaepuAa^cc. AS 13 21 27 55 66 69 80
81 99—102 106 111—113 140 143—146 150 151 154 156
162—175 178 179 181—183 185—191 193—197 199—205 208
210 211 213—216 219 222 227 262—265 269—285 289—293
Euseb. Dem. Evang. p. 463, Theodoret I, 865. — x.ai auTÖv om.
B 186. 7 £^£7tope6eTO bis -mi' qj.ou ist ein Sticbos in BS, ebenso
s^töup^ov bis Y.m' Ipwü in B. — xoct’ ep.oü fehlt in S 1 . 12 Y)0s-
Xrpaq S 1 21, ^0eXr ( /.ä<; p.e 184.
106
]. Abhandlung: Wessely.
13 [6MOY A6 A1X THN XKXK1]XN XNT[6XXBOy KX1
[CDCXC M6 6NCD]niON [coy l6B6BAI]
XV.
Fragment 9909. Höhe 22-5 cm, Breite 12 cm, auf allen vier
Seiten abgerissen.
A. Schläft und Fasern laufen parallel.
Psalm 47 koptisch
4 [xe] eic?.H[nne x Nec]epptDo[y caioys esoyii
xyei eynx oytDT
5 ntooy xyNxy Frreeise [xypcgriHpe
xycgTopTp KIM
6 [X]yCTCDT’ TX200Y MMXy [N06 NN NX
XK6 NT6TNXM1C6
7 [2]N OyTHOy NSONC ÖNX[OyüXljM N
N6XHOY Nexpcic
8 [K]XTX ee NTXNCCDTM T[X1 ON T6
ee ntxnnxy
[2]N Ttioxeic MNX06IC N[M60M 2N
TNOX1C MneNNOyTG
[x] nNoyTe cmncnts m[moc tgx e
N62: AIX'pXXMX
9 [Ne]NMeeye epoK NNoyT[e xe neK
NX NTMHT6 Mn6K[XXOC
40g 13 ay.ay.lav p.ou 66 67 143 156 167 174 188 194 208
210 222 275 279 280.
47 k in LB, Lagavde, B. 4 liec]eppcoo|> Y, HecppWOT L,
Lag., iiecepwoir B. — cttaiö. ottcot V, cttmö. ucmoT LB,
Lag. 5 nTeeipe Y, iiTeipe LB, Lag. — ^irujTopTp &r-
uIm LE, Lag., örirurropTp kia\. V. 7 ottthtt LB, Lag.,
ottthott V. — imesä-ivy L, mieaLHOir V. — qiidvcmouH
VEL, i\[iievir](x)Ujiqj B. 8 ut«miccotai V, enTÄ-nccoTM L.
— thoTVic LB, TnoAeic V. — caihcutc VLB, Lag., cAmve B.
Sahidisch-griechische Psalraenfragmente.
107
10 [KA]TA nexpAM HMOYT6 TAI OM TG
ee mhgkkgcmoy x[n] ap[hxi
MMKA2
[epe] T6KOYMAM M62 NAIKAIOCYNH
11 [MA]peieY<}>P^Ne n<?i ütooy ncicl>[n]
[A]Y(1> MAPOYT6AHA Nffl NCQGGpG M
■j'OYAAlA 6TB6 N6K2AM MXO
eic
12 [K]CDT6 GCICDM NTGTM2CDA6“ [GpOC
13 [CL)A]XG 2N MGCOyOMTG
[K(D NM]GTN2HT’ CTGCö-pfM
[AYCD NT]6TMnCD(9 NN[GTTAGIHY
[NTAC]
[X6KAC 6T6TNGXO]OY 6[K6r6N6A
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 48 griechisch
2 [AKOYCACOG TAy]TA M[AMTA TA] 60NH[GMCD
[T1CAC06] FIANTGC [0]l K[A]TOIKOYN[T6C
THN] OIKOYMGNHM
3 [Ol TG rHrG]NGlC KAI Ol Y 101 TCÜN ^NtDN[ Gm
TO AY]TO MAOYCIOI KAI nGNHT6[C
47 k 10 2S_[U] Cvp[H2S_q V, G2SLU LR, e2S_u UCv-
pH2s_C5 B - 13 necoiroMTe VL, Lag., neccnrooMTe R. —
«TeTHntouj LR, Lag., ut]gtmt7wuj B.
48 g 2 Tauia om. Greg. Nyss. I, 334, Trema om. 488, Karree
om. 188, oi xa-oaoövxsi; om. 276. 3 kAo6oioq xai izirrfi vulg.:
TuXouaiot Y.ct\ itdvY)TS? V. — -m\ ot u'.ot: z.ai uioi 66 102 106 112 113
142—144 164 166—168 170 171 173 182 184 185 187 190
191 193 195 196 201 202 204 208 214 219 222 223 226 262
263 271 274 276—279 281—283 285 290—293 Theodoret I, 914,
wd 01 om. 188.
108
I. Abhandlung: Wessely.
4 [TO CTOMA] MOy AAAHCCI CO<|>IAN
[KAI H M6\]6TH THC KApAlAC MOy Cy[NC
CIN]
5 [KAINCD 6I]C HApABOAHN TO oyC MOy[ AN
OIStD 6]N ^AATHpiCD TO ripOBAH[MA
M]oy
6 [INA TI <|>0]BOYMA1 CN HMCpA nONHp[A H
ANOM]IA THC nTCpNHC MOy K[y
KACDC6]! M6
7 [oi nenoi]eoT6C em th aynamci A[y
[TCDN KAI eni T](D NAHOCl Toy NAOyTO[y Ay
[TCD]N KAyXtDMCNOl
8 [AA6A<f>OC] OY xyTpOYTAI AYTp[(DCe
TA[I AjNÖC
[o]y A(Dcei tcd etD csiaacma AyT[oy
9 [K]AI THN TIMHN THC AyTpCDC[etDC
THC " V J / 'YXHC AYTOY
(10) K]AI CKOHIACCN CIC TON AtCDNA | 10 | K[A1
2HC6TAI 6IC TCAOC
(11) OT]l OYK O^CTAl KATA<|)0OPAN | 11 | OT[AN
[IA]H CO<J>OyC AnO0NHCKONTA[C CHI
[TO] AYTO A<J>ptDN KAI AN[oyC AnO
[AOyNjTAI
[KAI KATA]A61' v j''OyCIN AAAO[TpiOIC
[TON n]AOy[TO]N AyT(D[N
12 [KAI Ol TA]<J>[0]l A[yTCDN OlKIAl AyTCDN
48 g 10 Auch in ABS endet dev Stichos mit teXoc, von cv. bis
11 axoövr ( 0Ä0Vt«5 ist ein Stichos in BS. 11 oujr o<i/e.tcH B lc23 ,
cv. davor fehlt in S 2 . — ö.'iC'JZ v.al ä<fpw B.
Saliidisch-griechische Psalmenfragmente.
109
XVI.
Die Fragmente 9957% 9944 und 9960 gehören zusammen
und sind so zu ordnen:
9957%
9960 1 sc ^ e ^ en e, 'ö aneinander an
9944
Sie ergaben ca. 20 cm Höhe, das Blatt hatte einen inneren
Rand von ca. 1 cm frei.
Das Fragment 9957 :l hat 7 cm Breite, 3’7 cm Höhe, Rand
1 cm, sonst an drei Seiten abgerissen.
Das Fragment 9944 hat 4-7 cm Breite, 65 cm Höhe,
ebenso an drei Seiten abgerissen.
Das Fragment 9960 hat 6 - 7 cm Breite, 5 cm Höhe, ebenso
an drei Seiten abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 48 griechisch
(12) [eneKAxecxNTo ta onomata aytcdn]
eni tcdn r[AUDM aytcdn]
13 KAI ANeptDnOC [6N T1MH CDN OY CYMHK6]
nxpACYNeBAHe[H toic kthngci TOIC]
ANOHTOIC [KAI CDHOICD0H AYTOIC]
14 AYTll H OAOC A[YTCDN CKANAAAON AYTOIC]
KAI M6TA TAYTl> 6N TCD CTOMATl AYTCDN]
6YAOrHCO[YCIN AlA^AAMA]
48g 13 xapacuveßA^Ov; : xaps<juveßXv)0Yj AS 2 140 156 (166 ex
corr.) 167 168 170 171 185 202—206 208 262 263 276—278
281 290. 14 e&Xoyi^aouatv : eüSox^aouciv AS 2 13 27 39 55 66
67 69 80 81 99—102 106 111—113 142 144— 146 150—152
154 162—171 173—175 177—180 182—191 193—196 199—
206 208 210—217 227 262—268 271—273 275—286 289—293
Theodoret. Paalt. Syr. et Aethiop. — 8ia4aAp.a om. 21 55 80 99
102 106 111—113 i4 6 156 162 — 171 173—175 179 182 183
193—195 197 199 208 213 217 226 227 263 271 274 275 277
—280 282—286 289—293.
110
. Abhandlung: Wessely.
15 CDC npOBATA 6[N XAH GOGNTO]
©anatoc no[iMAN6i AYToyc]
KAi KATAKyp[ieycoyciN aytcdn]
[oi eyjeeic to[ npcoi]
[KAI H B]OH061A [AYTCDN nAAAICD0HC6TAl]
[GN TCD AAH 6K THC AOSHC AYTCDN]
IG [HAHN O ©C AyrpCDCeTAl TUN ^yXHM]
M[oy 6K xeipoc aaoy otan aam]
BAN[H H6
17 MH 4>0[B0y OTAN nxoyTHCH ANOC]
KAI OTAN n[AH©YN0H H A02A TOy OlKOy]
AyToy
18 OTl OyK 6N [TCD AnOöNHCKGlN AyTON]
AHM^6[TAI TA nANTA]
OYA6 CyN K[ATABH CGTAl AyTCD H A02A]
AyToy
19 OTl H 'l'YXH [AYTOY 6N TH ZCDH AyTOy]
[6yAOrH0HCGTAl]
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 48 koptisch
2 [NGXHO MnKA2 AyCD NjCQHpe NppCDMG
[NpMMAO 21 OyCOn’ M]N N2HK6
3 [TATAHpO NAXCD NO]yCO<|>lA
[AyCD TMGAGTH MHA2]HT’ 2N OyMNT
[PMN2HT]
48 g 15 in fine add. ttjwcÖYjijav AS 2 13 21 39 etc. iidem feie
ut supra. 17 v.ai orav : •?, crav 13 21 39 etc. iidem fere ut
supra. 18 S 1 omisit uersum, supplevit S 2 . — Y) Soija "tou oiM’ j
autoö S 2 177 188 269 281: [vj oöi;a] aurou.
48 k in L, Lagarde, B. 2 HHptOMe L, Lag., tippcOMC V.
AUl VL , HM B. 3 TMe?CeT&. Lag. , TM€?V.eTH V. — OH
OTr.VtHTpMHOHT V, HOTTMUTpArHOHT Lag.
Sahidiscli-griecliische Psalinenfragmente.
in
4 ['j’NxpiKe MriAMAAxe e]ynxpxBO\H
['j’NAOyCDN HnxnpOjBXHMA 2N oy
[•^•XXTHpiON]
[_1 _
5 [eiNxpaoTe xe oy 2]n oy2ooy mno
[NHpON]
[TANOMIA MnX^BC N]AKtDT6 6poT
c [NeyNX2Te eTeysoM]
[eTa)oya)oy mmooy ex]M[ nxcgxT]
[NTeyMNTpMMXO]
^ [ ]
[ ••••]• A(l)
[ • • •_ ]
[NMNA-f AN MHNOyTe GNTG]HCL)BB6l[(D]
8 [AytD TACOy MnCtDTG NjTGM'l'YXH
9 [AY2IC6 cgx 6N62 HNAtD]N2 ü)ABO[A
10 [xe MHNANAy AN GHTAjKO 6HOJAN
[Nxy eNCO(j>oc eyHoy]
7 Nach Ausweis des griechischen Textes auf der anderen Seite ist
nicht e2S_].W.IlöwUJ auf den beiden Fragmenten zu verbinden. Der
Text lautet sonst (L):
7 ncene^ctoTe noirccm
m« cnrptoMe HdwCtoTe
nqnö^ etc.
48k 7 mmn Lag-, [mmk OTTpwMe nevJceT omc.[on]
[ttqtld^ B. ,Da C€T OTTlCj in dem Texte von L, Lag. einer in der
zweiten Hälfte freien aber sinngemäßen Wiedergabe von griechisch (aäcA-
90; oü Xurpourai . Xu'pii) errat avOpwjtoc), überhaupt nicht vorkommt, und
man nicht [uceHixJceT OTTLCj[on Js.tl] ergänzen kann, weil dafür der
Raum am Anfang des Stichos viel zu breit ist, vermute ich, daß in B die
beiden Sätze zu einem einzigen zusammengezogen waren“. ]quj5Ci€l[to]
T, enTequjSfcico L, »TequjSfieuo Lag., HTeiqj[ujMito] B.
9 ' 10 ujöw etieo | 10 | qn&.tonp ujd>fto?V. Lagarde.
112
I. Abhandlung: Wessely.
con
[nxeHT MM nÄTCBd) M]ATAKO 21 Oy
[C6NAKCD NT6MMNTp]MMAO N2[6M
[Kooye]
xm
Die Fragmente 9914 und 9956 gehören zusammen. Sie
bilden die Eeste eines Blattes von 27 cm Höhe, 17 cm Breite.
A: Rand oben 2 - 4 cm, links 2 cm, unten 1'5 cm, rechts 1'5'cm.
Die Seite hatte 37 Zeilen.
Das Fragment 9914 hat 27 cm Höhe, 10‘7 cm Breite; es
enthält die kleinere Seite vom inneren Rande.
Das Fragment 9956 hat 18 - 5 cm Höhe, 6 cm Breite.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Anfang der Seite.
Psalm 50 griechisch
(11) [KAI n]ACAC TAC ANOM[lAC MOy 62AAGpJ / 'ON
12 [KAfjAlAN KAÖApAN K[TlCOM 6N 6MOI O 0C
[kai] fTFiÄ eyeec gnkai[micon gm toic
GNKATOIC MOy
13 [m]h Anopi^HC mg AMO[Toy npocoinoy coy
[K]A1 TO ITNÄ TO AHON COy M[H ANTAN
GAHC An GMOy
14 AHOAOC MOl THN ArAAAlA[CIM TOy
ctDTHpioy coy
KAI fim HrGMONlKCD CTHpi[20]M M[6
15 A1AA2CD ANOMOyC TAC [0]A0yC [Coy
KAI AC6BGIC Gm CG GniCTpC^OyClM
48 k 10 nTeir.UllTp]M.W.AO V, nTCVAUlTpAVA,0 L.
50 g 13 oroopciT]? : aicoppyiiq? vulg. — io a“|T0V ooö : aoü TO
13 27 39 etc. iidem fere ut supra. 14 xai , rcvsö[MCTi : y.at om. 13
106 111—113 142—144 162—171 173—175 184 193—197 199
210 214 215 264 267 272 276 277 Clem. Rom. ad Corinth. Ep. I»
§ 18; Clem. Alex. p. 320; Athan. I, 766; Basil. M. I, 318. II, 383;
Greg. Nyss. III, 300; Theodoret I, 941.
Sahidiscli-griechische Psalmenfragmente.
113
16 PYCXl MG 62 X1MXTCDN O 0C O 0C THC
[C]CDTHpiXC MOy
ArXAAlACGTXl H rxtDCCX MOy THN
(17) [A]lKXlOCyMHN coy | 17 | KG
TX XGIXH MOy XMOI261C KAI TO CTO
mx Moy XMxrrexei thm xi
N6C1M coy
18 OTt 61 H06XHCXC OyCIAN 6ACDKA XM
OXOKXyTCDMXTX OyK 6yAOKHCGl[C]
19 eycix tcd ©cd mix cynt6tpimmgno[n]
KXpAlXN CyilTGTpiMMGMHN K[Al]
TGTAnGINCDMGNHN O 0C Oy
K 620YA6NCDC6I
20 xrxeyNOM kg gm th gyaokix co[y]
THH CGKDM
KXl O1KOAOMH0HTCD TA T61XH Ix[HM]
21 TOT6 GyAOKHCGIC 0yC[l]AM AIKXI[Oj
cytiHC
XNXcJ)OpXN KXl OXOK[X]yTCDMXT[X]
TOT6 XMOICOyCltl GHI TO 0yC[IX]
CTHpiOM coy M[oc]xoyc >—
erixtDK gbox nG^xjxMoc tl A[xyj
6IA 2M FlTpG MX[0X]M tlGripO
<j>HTHC 61 NAH [M]TXp6[4B(DK]
M 620[y]M CI)A BH[pC]XB[66]
Ende der Seite.
50 g 17 y.upie cum praeeedenti uersu coniunxit BSV post avot^etc
collocavit Theodoretus 1, 941. 18 Sn d : d om. 167 173 183
184 201 208 213 222 277 282 Arm. Ed. 19 tu Osw : tu y.uplw
Clem. Alex. p. 307. — e^ouSevwcs' : ^cuOsvwsn B.
50k in R (Titel und 9—12) Lagarde BL.
_ 50ken2tOM\ — reliqua omisitR.— H]Td.pe[q£iü}K
v > n Tepeq&coK Lag., BL. — &epc*.&ee Lag.. £m[pc]&{i]ee VL.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh. 8
114
I. Ablian(llnng : Wessely.
B. Schrift und Fasern miteinander parallel. Oberer
Rand 8 cm.
Anfang der Seite.
Psalm 50 koptisch
1 [MX NXl nNOy]T6 KATA nGKNCX? [NNA]
[KATA nAO)A]j NN6KMNTa)AN[2THM]
[qtDTe] 6BOA MF1ANOB6
2 [6IAAT 6MAT]6 6BOA 2N TAANOMIA.
[AyCD NKTBB]06l 6BOA 2M MANOBG
3 [X6 'fCOOjyN ANOK NTAANOMIA
[AytD nA]MOB6 MP1AMTO 6BOA OyO
[eicg] Nim
4 [NTAip]MOB6 6pOK MAyAAK A6ip
ne[eo]oy miigkmto gboa
[X6]KAAC 6K6TMA610 2N N6K(I)AX6
NKXPO 2M MTpeK'|'2An’ 6pOI
5 61C 2HHT6 TXp NTAyCD MM061 2N 2
6NANOMIA
AyCD NTA TAMAAy XOytD MMOf [2N] 26N
NOB6
6 61C 2HHT6 TAp AKM6p6 TM6
N6T2HF1 MN N6T6 NCGOyON 6
BOA’ AN 2N TGKCO<]>lA AKOy
0N20Y NA1 6BOA
50 k l nueKAUYTUjnÖTHq Lag., uneuAurmj<\u[pTiKj
VL. 2 lYKTfihjoei V, HOt£i&OI L, Lag. 3 HOTOeiUj L, Lag.,
OTTO[eiiy Y. HTdvipHO&e L, HTd.pHO&e Lag. — o.eip v,
dJp L, Lag. 2£.eKA.C L, Lag., 2£.eRÄ.ö>.C Y, Cntl€RUJö.2S-e L,
OH H€RUJ002£.e V, Lag. — HU2S-PO L, Lag., HR2tpo V.
5 HT^TTCO V, HT^TTCOCO L. AYAY06I V, At.VA.OI L, Lag. —
22_OTTCO V, 2S.IOTTOO L, Lag. 6 dwKAtepe V, CRAtepe L. -
neTOHU V, neeHH L, ttceiip Lag. — nceoTTWHO e&oTV. Lag.,
nceoTTon efcoTV. LY. — oh T€Rcotpi&. V, HT€KCotpi&. L.
Sakidisck-grieckiscke Psalmenfragmente. 115
7 KNA6'6tg6'CDÜ)T’ NNOy2yCCCDnOC
6bo\ 2m ne2Noq Mticge ta
TBBO
KNAXOKM6T’ 6BOX N2HTM AytD •j’
NAOyßACl) 620ye OyXICDM
r — , — NOH
8 [KNjATpACCDTM eyTGAHX MN Oyoy
[C6JNXT6XHX H61 NK.66C NN6T
T2BB61H[y]
9 [kt]6 neK.2[o] ncaboa nnanobg
[xyjcD nxxn[o]mix THpoy qoToy cbo[x]
10 [Oy]2HT’ 6M[0]yXXB CONT'M N2HT NX
NOYT6
[xyjtp oynNÄ [6]qcoyTCDN Mxpeq p
[Bppe] 2M n[X]CXN20yN
n [FinpjNoxT [ 6b]ox MneK20
[xyco Ne]KnN[x] GToyxxB Mnpqifq
Ende der Seite.
XVIII.
Die Fragmente 9907, 9921 9933, 9942 gehören zusammen;
sie passen aneinander und gehören zum Anfang eines Blattes.
Sie messen 18 cm Höhe, 117 cm Breite. Der obere Rand, 2 cm
hoch, ist noch erhalten.
Das Fragment 9907 ist 7 - 5 cm hoch, 6 cm breit.
\ 50 k 7 nnoTTOTrcccoixoc V, ncryoircctoiuoH L, on oy-
■i otcccohoc Lag., on OTgircconoc R. — neqcnoq L, Lag., R,
’i Rec>uoq v, — os.Tr(o ’fnxoir&x.iy VL. ’^nx.oirfiÄ.uj R, Lag. et
'i ™ raio Memph. 8 eT-efi&mTT L, nueTToMieiH[7r] V cf. B,
Lag., nAi]o7mo[q] B, mh cnroTrnoq VL.
10 COttT q KQH.T V, COllTq HOHTT L, COMtTq 110HT R.
ÜXilOTTe VR, TlttOTTTe L. — [X.TT]lO OTFItHX. Lag., VL, Syr.
,, i Graec., otrnHX R et yersio Memph. — jän^CdwttOöTTrt R, OM
nxce^npoim LV.
8*
-
116
I. Abhandlung: Wessely.
Das Fragment 9921 ist 9-2 cm hoch, 6 cm breit; es trägt
den oberen Rand.
Das Fragment 9933 ist 6‘9 cm hoch, 5'7 cm breit.
Das Fragment 9942 ist 9'5 cm hoch, 6 cm breit.
A. Schrift und Fasern laufen parallel miteinander.
Anfang der Seite.
Psalm 52 koptisch
(2) [GMCgiNG NCA n]NOYT6
3 OYpiK.6 6BOA TH]pOY XYP ATC1)AY 2« 0[Y]
[con mn neTeipe] Fjnoymntxphc
[ TOC . ]N6[ . . ]
4 [MH NCe]NA6l[M]6 THpOY AN N6'l
[N6TP2(D]B’ 6T[A]NOMIA
[NeT]OYCHM M[n]AAAOC 2N OY2p[6 N]
oeiK MnoYeniKAxei nhn[oyt6]
5 [Ce]NAf>20Te MMAY 2N OY20[T6 M]
[H]MA 6T6 MN 20T6 N2HT[M]
xe x nNOYT[6 xe]pe NK.eec 6b[ox Fi]
ppe9x[pecKe] Np[ci>]Me
[AY]xici)i[ne] xe x riNOYTe cocqmoy
6 [N1]M neTtNjX-f- [6BO]X 2N CKDN M
[njeYxxf Fin[ic]pxHx
7 [2]m nTpe nxoei[c] kto cntxixmx
xcDcix Mne[<ix]xoc
52 k L, Lagarde, B nur bis V. 3. 3 Mtl TlCTeipe L, MAI"
II. Lag. HOTTAinT^pHCTOC L, Lag., HHOTTAinT^pHCTOC V.
— UOTTAUlT^pHCTOC AUl (MAUl Lag.) OTTOtt UJä^ OpXI €0T&
L, Lag., «HOTTMÜiT^pKCTOc-]ne[. .] V. 4 nim[cnrre Y
ATTmoiTTe L. — AaioireTieiRxAei Lag., AmoireTimö.7V.ei V.
5 2s_epe itueec LV, 2s.eep eimeec Lag. — mipeqd.pecRe L,
Lag., n]ppeqx[pecR.e V. — aui poTe YL, maiF oot€ Lag'
— nptOMe YL, miporne Lag. 6. 7 Miucpes.HA V, auM&
L, Lag. 7 nTö.i^A\,xA(nciev L, Lag., eHTAi^dAixAcocix Y
Sahidisch-griecliiscbe Psalmenfragmente.
117
[H]0A[T]6XHX N[6'l IA]KCDB NHOy
NOM Nffl niC[pXH\] >—
Psalm 53 griechisch
eic to T6\oc e[N ymh]oic eye
6C6CDC TCD A[XyiA. 60] TOD 6X
[0610 npOC A6lc|>AlOyC ] KAI 61
[iTr neiN tcd cxoyx oyK iA]oy Axy
[1A KGKPYnTAl nxp HM10]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 cm.
Anfang der Seite.
Psalm 53 griechisch
(5) OYTCDJM AlO^AXMA]
6 [iaoy] rxp o ec Moy bo[hg6i hoi]
[KX1 O] KC XNTlXHMnT[CDp THC ''pyXHC MOY]
7 [xnoc]Tpe^oN tx kak[a toic exepoic Moy]
[6n t]h xxHeeix coy e[s]oxo[0peycoN]
xyToyc — •
8 [eKo]yci(DC ©yccD coi
[esjoMoxorHCOMAi [t]cd onomx[ti coy]
[K]6 OTl XrX0ON
9 [oti e]K nxCHC ©xnpecDC epyctD ne
[kxi 6m] toic exepoic M[o]y eniA60 [o]
[O<|>0AXMOC] MOY
53g (sncev B lc23 , ou/ iSou B lc23 ). 5 Siatj/akp.a om. 13 21
55 99 102 111 146 162—175 182 183 187—190 193—197 199
208 217 226 227 263 (266) 269—271 274 275 277 278 282—
285 289—293. 6 6 Gebe (j.ou ßo[y)0el jxot V: o 0eo<; ßor ( 0£i
p.oi vulg. b. 6. ßoYjGoc 21 175, ßovjÖel p.s 156 188. 7 aizc-
5Tpei]/ov V 172 ex corr.: vulg., aazcczp&beiq 274, aTOG'cpE'iY)
150 168, Theodoret I, 956. 9 Ipuaw VB lc3 , eppiaw vulg.
ccu y.E V, aou (om. y.e) B (214). — ItoSev Y (140 185), htsiSsv vulg.
118
I. Abhandlung: Wessely.
Psalm 58 koptisch [ ]
enextDK’ gbox [a]FI n[cm]oy n
TMMTPMN2[H]T N[AA]y61A
2M nTp6NA[l]<j>AlOC 61 NC6
Nr xooc n CAoy[\] xe eic AxyeiA
2H H 2A2TH[N]
1 MAT0YX06I riA[N]OyT6 2M n6K.pA[N]
XytD KPIN6 M[MO]l 2N TGK&OM
2 [n]XNoyT6 ccd[tm 6]nAtg\H\
X1CMH 6N[C1)AX6] NPCD61 x[(jdY]
3 X6 A 26NCg[MMO TjCDOyN 62[pA]l 6
A 26NXCD[CDp6 ÜRN6 NCA TA^yXH]
Mn[oyKA
XIX.
Die Fragmente 9952, 9953, 9964; 9911fr. gehören zu
sammen und zwar bilden die drei ersten ein zusammenhängendes
Ganze von 15 cm Höhe und 13 cm Breite mit einem inneren
Rand von 2 5 cm Abfolge:
9964
9953 9952.
9911 fr.
Das Fragment 9964 hat 5 - 5 cm Höhe, 9 cm Breite.
Das Fragment 9953 hat 9-9 cm Höhe, 8 cm Breite.
Das Fragment 9952 hat 9’2 cm Höhe, 6 cm Breite, es
trägt den inneren Rand.
53 k cTieaLWR e&oA netyefAAVoc UAdwireiA oav urpe
HA.npA.ioc ei hcgaooc hcaoitTV. ag eic a. onn oa.thu L;
A[l]<pAIOC VL, ^GKpAJOC Lag., Griech. — AA1TGIA OH h'
O^OTH[n] y, AAWGlJiAj £LAgj[THH B, A. OKU pA. gTHIV
Lag., £[? t'o xeXoi; sv up.von; cevsaewi; iw AaufS vulg. Gi-aec. sv
6p.voi? 216. 1 Av[avo]i V, Lag., AV]i.AHjOlGjI B. -— AVA-
TOITAOGI V, AVATOITAOI L, Lag. 2 hJaMOITTG VL, HHOTTTe
Lag. — en[tyA2J.e V, hujaag Lag. — upoiei V, tvpcoi
L, Lag.
Sahidisch-griechische Psalmenfragraente.
119
Das Fragment 9911fr. hat 4 cm Höhe, 4'3 cm Breite, mit
einem unteren Rand von 2 cm.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 54 (55) griechisch.
4 AHO cj)CDMHC] 6X0[pO]Y KAI AHO
GADpetDC AM]ApTCDAOY
OTI eS6KA]lNAN 6H 6M6 ANOM[IAN
KAI 6]M Opni 6N6KOTOYN M[OI
5 H KApAIjA MOY BTApAXOH 6N[ 6MOI
KAI A]6IA1A ©ANATOY 6N6[n]e
C6M] 6N 6M6
6 <j>OBOC KAI] TpOMO[C HA]06N [6N 6]M6
KAI GKAAYj'l'eN M6 CKOTO[C]
7 kai einA ti]c AtDcei hoi nTepYrAC cdc
ei nejpiCTepAC kai neTACOH
COH]Al KAI KATAI1AYCCD
8 IAOY 6]MAKPYNA <j>Y[rAA]6Y<DN KAI HY
A1C0]HN 6N TH €pH[M]<D AIA^[AAM]A
9 npocejAeXOMHN TON CCD[ZONTA] M6
An]o oxiro^Y^'^c ka[i katai
n]Aoc
9 -vVttx - corr. aus
54 g Y. 6 B 10 a vl -om. — e/aXu^sv V, äwtXuilie vulg.
8 SiatjiaXga om. 21 55 99 111— 113 140 146 156 162—175 182
183 187 189—191 193—195 197 199 208 213 217 226 227
263 269—271 274—279 282—286 290—293. — xbv Qeov xbv
13 27 39 65—67 69 80 81 99—102 106 111—113 140
—146 150 152 154 162—180 182—187 189—191 193—197
199—206 208 210—215 217 219 222 223 227 262 263 265—
271 273 274—286 290—293, Theodoret I, 962, Arm. Ed. Slav.
lindob. — y.a! •/wtwayi'oo? vulg. y.ai a%b v.onM^o<; 13 27 etc. iidem
fere ut supra.
120
I, Abhandlung: Weßsely.
10 KXTX]riONTlCON K6 [ KXTXA16X6
txc r]x<x>ccx[c xyrcoM
OTl 6lAO]N XNOM[lXN KXI XNTIXOHXN
6N] TH [n]o[xei
12 KXI] XA1K[IX
kxi oyK] 62ex[i]n[eM e«. tcdn nxxTeicDN xy
THC TOKOC[ KXI AOXOC
Ende der Seite.
B. Schrift und Fasern parallel.
Psalm 54 griechisch
(15) 6N OMOjNOIX
16 exeeTCD] gxnxtoc [e]n xyT[oyc
KXI KXTXB]HTCDCXM 6IC XAOy 2[CDMT6C
OTl nO]NHpiXI 6N TXIC HXpOI[KlXIC
XyTCD]M 6N M6CCD XyTCDN
17 er]CD Ae npoc ton on 6K6Kpxs[x
KXI O ]KC eiCHKOyCGN MOy
18 ecjnepxc kxi npcm kxi m6ch[mbpixc
A[lHr]HCOM[X]l
x]nxrr[ex]cp kxi [ eic]xKoyce[Txi thc <j>tD
nhc M[o]y
19 xyTpcoceTxi gn eipHNH t[hn ^yxhn
Moy xno tcdn ernzoNTCDN [moi
OTl 6N HOXXOIC HCXN CyN 6MO!
20 eicxKoyc6T[xi o] ec kxi Txne[iNtDcei
[xjyToyc [ o yn]xpxtDN npo t[(jdn
[XICD]MCPN ALY'f'XXMX
54 g 10 v.ou xa^aSieXs vulg. [y.a'aossXc V. 12 : xiitos BS 1 ,
217. 16 ■irovYjpiai VBS (27 55) ; Ttovijpi'a vulg. — y.ai
tal om. VBS 1 ; BS initium stiehl. 20 SiätJiaXp.a om. 55 99 102 111"
113 146 162 — 175 182 185 187 189—191 193—197 199 208 213
217 226 227 270 271 274 275 277—279 282—286 289—293.
Sahidisch-griechische Psalraenfragmenle.
121
oy r[xp 6CT]in xyToic xntxxx[xfmx
K[XI oyK 6<f)]OBH0HCXN TON 0N
21 eseTeiNe tun] xeipx xyTo[y gn tcd
XNOAIAONXI]
eßeBHXCDCXN TUN A]IX0HK[HN XyTOy
(22) [K.XI XYTOl 61C1 B]OXIA[6C
(23) enipprpON eni kn t]hn m6pimn[xn coy
[kxi xyToc ce Aixlope^ei
Ende der Seite.
XX.
Die Fragmente 9911 fr. und 9945 b gehören zu einem
Blatte.
Fragment 9911 fr. hat 4 - 2 cm Höhe, 5'3 cm Breite. Innerer
Rand T3 cm.
Fragment 9945 b hat 2 5 cm Höhe, 4 cm Breite.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 54 koptisch
21 Xq[2]CDN 02O[yN NSI n6M2HT]
x N6qq)xx[e knng 62oye oyN62]
[xy]tD nto[oy eyo nog N26NCOT6]
22 NqNXKX n[A!KXtOC XN 6K1M’ U)X]
6N62[
23 NTOK[ A6 nNOyT6
V. 22. Es fehlt ne2s. nenpocnruj en24.oeic eviroo «Toq
qttXCMlOTTUJR.
54g 20 -/.äs oüz. ecpoß-^Gv^ffav : c-ci obv. L 13 21 65—67 80 81
99—102 106 111—114 140 142—146 152 154 162—180 183.
23 B lc23 s euipnJ)ov : eidpptijwv vulg.
54 k V. 21 etc. in L, Lagai-de. — x.q[p]ton L, es.Trto e*.q-
£ wn v. 22 (Tie’mevcövttOTrüJiY Lag.).
122
I. Abhandlung: Wessely.
Psalm 55 griechisch
[OHOT6 6KpATH]CAN A.yT[ON Ol
[aaao<J>yaoi e]N ree : »>—
2 e\e]HCON mg i<[e oti KATenxTuce Me]
AN<D[C
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 55 griechisch
7 [THN HTCpNAN] MOy <j)YAA20y
[ci Kxexnep yneM]eiNAN th
['f-yxH Moy ]
8 [ynep Toy mhocnoc ccdccic] xyToyc
[6N OprH AAOyC KATASeiC]
9 [o ec TUN zcdhm Moy esHrr]eixA COI
13 [CN 6MOI O ec Al 6yXAl] AC AfnOACDCCD AlNCCetDC
C coy]
14 [OTI eppyCCD THN ■'py]XHN MOY 6K[ eANATOY
[KAI Toyc nOAAC MO]y 62 OA!CeH[MATOC
55 g sXeYjsov p,s 6 0£Ö? vulg., e. p.. /.(üpt)e V. 7 <puXdi;ouat:
<puXd£wcjtv 112 169 201 202 204 274 276. — £wcep.eivccv V 13 21
27 39 65—67 69 80 81 99—102 106 111—113 115 140 142—
146 150—152 154 156 162—166 168—175 177 — 180 182 183
185—187 188—191 193—197 201—206 208 210—217 219 222
223 227 263 265 266 268—270 274—276 279—286 289—293
Theodoret I, 974. — vfl itu/yj p.ou : ’JVjV p.ou 13 21 27 ctc.
iidem fere ut supra. 13 cou om. B al eir/cd : eb/ai iidem fere ut
supra. 14 iv. Oavoaou tou? ö®0aXp,ous p.ou am Say.pöwv ya! etc.
21 39 55 65—67 etc. iidem fere ut supra. — ei; cXtaöf ( p.OCTOC : «TO
o. 13 21 27 39 65—67 etc. iidem fere ut supra.
Saliidiscli-griecliisclie Psalmenfragmente.
123
XXI.
Die Fragmente 9920, 9911 fr., 9932, 9941, 9971”, 9945*
gehören zu einem Blatte zusammen, dessen Höhe, unter Er
wägung der fehlenden Zeilen berechnet, 28'5 cm betrug. Die
Breite war über 15'5 cm, soviel ist die größte erhaltene
Breiten-Dimension. Davon gehören 9920 + 9911 fr. enger
aneinander, sie bilden ein Stück von 11‘5 cm Höhe, 15'5 Breite,
das den oberen Rand mit 2'2 cm Höhe und den inneren Rand mit
2'3 cm Breite trägt. Ebenso stoßen 9932 und 9941 zusammen,
sie haben 8 cm Höhe und 12 cm Breite, innerer Rand 2’5 cm.
Fragment 9920, 11‘5 cm Höhe, 10'7 cm Breite, es trägt
den oberen Rand.
Fragment 9911, 6 cm Höhe, 6cm Breite, mit dem oberen
und inneren Rand.
Fragment 9932, 7 cm Höhe, 6’5 cm Breite.
Fragment 9941, 8 cm Höhe, 5'5 cm Breite, mit dem inneren
Rand.
Fragment 9971 b , 4'5cm Höhe, 3'5 cm Breite, mit dem
unteren Rand.
Fragment 9945“, 3 cm Höhe, 3 cm Breite, mit dem unteren
Rand.
A. Schrift und Fasern parallel.
Anfang der Seite.
Psalm 55 koptisch pagina por
(2) x]e NAtge NeT'foYBHei ?n oyaujh
N200Y
_ 1 POK
3 N]-fNAp20T6 AN ANOK’ 66INA2Te €
4 |’]NATA610 NNACQAXG 2M HANOY+e
MH6200Y THpÖ
A6INA2T6 611NOYT6 N'j’N[A]R20T6
an xe epe CAps nap oy nabi
55k in L, Lagarde, B (l. 9. 10). 2 nev^OlT&HI L,
fteT^oirfiHei V. 4 mumiottc Lag., oav nAnoirre V. —
124
I. Abhandlung: Wessely.
5 xybcbts NNxepxxe Mne200[y THpq
e]pe NeyMeeye THpoy cgoo[n eaoyM
epoei enneeooy
6 ceMAffoetxe NC62CDn
NTOOy C6NX2XP62 6nX^ B[C
kxtx ee NTXY2ynoHiNe eirx^y
[XH] 6K6[TXN]200Y 2[X XXXy
7 [nNOy]T6 [KNXTXyO] 6[2pxi NN260NOC
[2N TGKOprH]
8 [X61XCD NXK NNX2BHye]
[xkkco NMxpMeiooye FineKMTO cbox]
[Fiee om 2m neKepHT]
9 [Nxxixeey nxkoto]y e[nx2]oy H[ne]
[200Y e'f’jNXCDCl) 62pXI epOK
[6IC2HHT6 X]616lMe X6 NTOK P16
[nxNoy]Te
io -|’Nxcmo]y enxNoyTe 2H nxcgxxe
'|'Nxcmo]y 2M nxcgxxe enxNoyTe
n xei26xm]ze entxioyTe n^nx^o
re xm x]e epe po>M6 Nxp oy nxi
12 nwoyTe ep]e NepHT n[2]ht b^nx
[Txxy]
^nxcmoy e]poK’ x[e xKToyxe tx^yxh]
[6BOX 2M nMOy]
13 [xyio NxoyepHTe enecxxxTe]
[6TPX pXNXM] MHNO[yT6 MnCH]
[MTO 6BOX 2]M HOyeiN NN[6]T[ON2
e^em^OTC V, d.md.£Te Lag. — L, ne^ei V. —
Lag., Te V. — epoi L, Lag., epoei Y. 6 cetid.<Yoi2^e L,
ceu*.5oei‘<\e Y. — uTev'Tgimo.w.me V, nT&.irp'THO.ueme L.
7 nngeenoe Y ; itpenpeenoc Lag. 9 oöfeiMe L, &.]eies-
Ate Y. 12 Nach ^•HÖ.CAIOTT epoil ist ein neuer Stichos bei
Lagarde, der mit 2£_e ö.KTöv2£_e beginnt.
Sahidiscli-griecliisclie Psalmenfnigmente.
125
Psalm 56 griechisch
[61C TO T]6\OC MH [A]lX<]>eei[pHC TCO]
[AXy]61A 61C C[T]HXOrpX<}>[tXN]
Ende der Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Pagina p]OA
Anfang der Seite.
Psalm 56 griechisch.
6N tcd xnoAiApxcKem xno npo
öi" ccon[o]y cxoyx eic to chhxxiom
2 6X6HCON M6O0C 6X6HCOM M6
oti eni coi nenoieen h ^pyxH Moy
KXI eti th ckix tcdm HTepyrcoN c[oy
exnico
e[coc oy jnxpexen h xnomix Moy CT j ON]
3 K6KPX?.0]MXI npoc TOM OM TOM Y^l
ton e]Fi ton eyepreTHCXNTx mc
AlX]' v pXXMX
4 esxn]ecTeixeN e?. oypxMoy kxi
eC]CDCeN M6
6ACDK]6N 61C [OJN6IAOC TOyC KXTXnX
TOyNTX]C M6
Z. 2 am Ende undeutliche Schriftspuren.
56g sv -w aüTov d«3§i§pdGX,E)v vulg., aöiov om. V 106 144 194
196. — TOtpeX0Yi: icoepeXOoi 65 66 145 165 169 172 199 263 279
283—285 293. 2 'q avopda p,ou Y 67 206 214 276, vj dvcpfa
vulg. 3 StditaXpa om. 13 55 (80) 99 102 111—113 140 146
156 162—175 179 182 183 185 187—191 193—197 199 208
213 217 227 263 269—271 274 277—279 282—286 289—293.
4 =GWG£V ;j.£ V, SG0)G£ [J.S vulg.
126
I. Abhandlung: Wessely.
62AnecT]e[i\6M o ec to e\]eo[c] a[ytoy]
[KAI THN AAHedAM AYTOY]
5 [KAI CPPYCATO THN ^pY^HN MOV 6K]
[MCCOY CKYMNCDN]
[GKOIMHOHN TCTApArMCNOC]
Ytoi A[N]epconcDN 01 o[aontcc AYTCDN]
OHAON KAI B6AH
KAI H TACDCCA AYTCDN MAfXAipA OSCIA
6 y'P^öht’ 1 eni toyc oypa[noyc o ec
kai eni nACAN thn thn[ h aosa coy
7 HAHAAC HTOIMACAN[ TOIC nOCI MOY
KAI KATCKAM^pAN TH[N •'pY* 1 ™ MO V
cdpY^an npo npoco)n[OY moy BoepoN
kai e[NenecA]N eic a[yton aia^aama
8 [CTOIMH H KApAlA MOY]
[CTOIMH H KAp]AlA M[OY ACOMA1 KAI ■'pAACD
9 [eserepeHTji [h] aosa m[oy
[C2e]repeHTi [■'pjAATHpiofN kai kioapa
[esejrepeHcoMAi opep[OY
Ende der Seite.
56 g 5 otcXov : oxXa 13 55 etc. iidem fere ut supra. 7 Wt-
v(8ocq V, vulg., xa-fi3a B ( 1? ) S 2 21 27 39 55 65—67 69 80 81 99
—102 106 111—114 140 142 143 144 146 150—152 154 156
163—175 177 179 180 182 185 187 189—191 193—197 199
—206 208 210—217 219 222 223 226 227 263 265 266 268
—270 273—280 282—286 289—293 Greg. Nyss. I, 354, Theodoret
I, 980. Arm. Ed. Slav. Tindob. — aaop.at v.oii diaAÜ om. 142, add. sV
Tr ( SöEyj p.cu 13 65 66 67 69 etc. »dem fere ut supra.
Sahidisch-griechisclie Psalmenfragmente.
127
XXII.
Fragment 9971 fr. Höhe 6 - 4 cm, Breite 3 cm. Überall
abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 67 griechisch
13 [o B]ACi[xeyc tcdm aynxm6(dn toy
xrxn[HToy kxi cdpxiothti Toy
oiKoy[ Aiexecexi CKyxx
14 [6XJN KOIMH[0HT6 XNX M6CON TCDN KXHptDM
[n]Tepyrec[ nepiCTepxc nepmpry
p(DM6N[Xl
KX]l TX M6[TX<J>p6NX XyTHC 6M XXCD
Potht[i xpycioy
15 [ e]N T[tD AIXCT6XX61N
B. Die Schrift und die Fasern laufen parallel.
Psalm 67 griechisch
(21) KX1 Toy i<y XI A1620A0I Toy] 0XM[XTOy
22 nXHN O 0C CYN0XXC61 K6(J>]XXXC [6X0pCDN
xyToy
Kopy<j>HM Tpixoc Aix]nop[eyoMeNON eu
riXHMM6X61X]lC XyT(D[M
23 eine kc ck bxcxn eniCTlpe^cD [emcTpe
'pCD 6N BY0OIC 0]XXXC[CHC
24 oncoc xn bx<J>h o rioyc coy e]n xim[xti
67 g 13 tou aYaTCYj'toü tou cc(a.TzrßQu: semel tantum 66 67 69
80 81 99—102 106 111—115 140 142—146 150 151 154 156
162—164 166—174 177—180 182 183 186—191 193—197 199
—206 208 211 212 217 219 222 223 263—267 269—286 289
293 Euseb. Dem. Eyang. p. 100, Theodoret I ? 1061 Yet. Lat. —
(«d (l)paiQTr,-t vulg., -•?) üpcao-r^i 13 21 etc.) 21 tou Oavotyou
om. 188.
128
I. Abhandlung: Wessely.
*
XXIII.
Die Fragmente 9922 b , 9923 b und 9936 fr. gehören zu
sammen. 9922 und 9923 stoßen eng aneinander und ergeben
ein Stück von 12 cm Höhe und 5’5 cm Breite. Oberer Rand
1 cm, innerer Rand 1 cm.
Das Fragment 9922 b hat 6’5 cm Höhe, 5'7 cm Breite, es
trägt den oberen und inneren Rand.
Das Fragment 9923 11 hat 6’5 cm Höhe, 5 - 7 cm Breite.
Das Fragment 9936 fr. hat 6'5 cm Höhe, 3'2 cm Breite.
A. Schrift und Fasern parallel.
Anfang der Seite.
Psalm 67 griechisch
(30) COl OICOYCIN [BACIA61C ACDpA
31 eniTlMHCON[ TOlC GHpiOlC TOy KAAAMOy
H CYNXrCDr[H TCDN TAypCDN 6N taic
AAMAA6[Ct TCDN AACDN
Toy mh xn[OK\eiceHNXi Toyc ag
aokima[cmgnoyc- tcd AprypicD
AlACK.OpniC[ON 60NH TA TOyC nOAG
Moyc 06A[ONTA
32 Hgoyci[ npccBGic 62 AirynToy
Al0lOniA np[O<J)0AC6l XGipA AyTHC TCD 0CD
33 Al BAC1A6IAI T[HC THC ACAT6 TCD GCD
•^AAATG TCD K[ü3 AlA^AAMA
67 g 31 toö p,Yj aTOy.Aetcövjvai vulg., xoö £-p<,Xei<J0?jvai 13 65-—61
69 80 81 99—102 106 111—115 142 145 146 150 163—161 ;
169—175 177 178 182 183 186 187 189—191 193—197 199- j
206 208 210—217 219 222 223 226 227 263 264 267—271
273—279 281—286 289—291 293, Theodoret I, 1072, tou lw.Xe'.- |
oOijvai 21 142 143 162 179 180 185 266 280 292.
■
Saliidisch-griecliische Psalmenfragmente.
129
34 'f'AAATe TCD 0CD TCD 6n[lB6BHKOTl
eni ton [o]ypxNON[ Toy oypx
NOy K[AT]A ANAT[OAAC
, [l]AOy A[CDC6l 6N T]H <j>CDN[H AyTOy
1 [<J>CDNHN AYNAM6]CDC
35 [AOT6 AOSAN T]CD GCD [6ni TOy IC
[Paha h] MerA[xonpe
[neiA AyT]oy
B. Schrift senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 67 koptisch
(2) ]lfON
3 MApoycy^pANC N61 N]AIKAlOC
NC6TCAHA' MnCM]TO CBOA
MnNoyTC ]
HApoyoypoT 5 2N oyoy]Noq
4 xcd ertNoyTe ntctn^axaci e
neqpAN ]
CBT6 T621H MflGMTAjHAAG G2pAl'
GXN MMANZCDTTI n]XOCIC
ne neipAN ]
ceNAoyropfp Mnen]M[T]o gboa
5 neiCOT’ NNOp<J)]ANOC A[y]tD rieKpiTHC
NNGXHpA ]
HNOyTe 2M n]6 t IMA e[T]PYAAB
z. 2. Die Schriftreste könnten auch ] • tpOTCs. gelesen werden.
, ; Jedenfalls passen sie nicht zu dem Texte Aies.pO'5'pe e&oTV HTCIpe
7 ttpeqptiofte tlö^ppM 1100 MlUlOTTTe.
1 67 g 34 (|ratXare tu Osu om. 13 55 etc., tu -/.uplo) 65 145 150
.. i 178 182 193—195 197 284 Arm. Ed. Psal. Syr.
67 k in TL (diese Verse 3—7 fehlen in B), 5 c£t6 LV,
ce&Te T.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh. 9
130
I. Abhandlung: Wessely.
6 riNoyTe NATpe] nicm[ot' moy]cdt oy
CD2’ 2N OYHT]
neNTAoeme c]boa m[mgtto nneme
N20MMT 2]M OY MN[TX(D(Dp6
7 HM M6T'j'MOY<5'C] 6T[OYH2 2N NTA<|>OC
XXIV.
Die Fragmente 9916 a und b, 9948 fr., 9969, 9929 ge
lieren zusammen; und zwar grenzen eng aneinander 9916 a
und b, sie ergaben 10'4 cm Höhe, 6 cm Breite mit dem inneren
und unteren Rand. Ebenso 9948 fr. und 9969 mit 10\5 an
Höhe und 5 - 5 cm Breite mit dem unteren Rand. Der untere
Rand betrug bei dem Blatte 0 - 7 cm, der innere 2 cm.
Das Fragment 9916 a hat 4 cm Höhe, 4’7 cm Breite; es
trägt den inneren Rand.
Das Fragment 9916 b bat 6'6 cm Höhe, 4’5 cm Breite; es
trägt den unteren und inneren Rand.
Das Fragment 9948 fr. hat 6 cm Höhe, 6 cm Breite.
Das Fragment 9969 hat 6 5 cm Höhe, 6 cm Breite; es
trägt den unteren Rand.
Das Fragment 9929 hat 7'8 cm Höhe, 6'2 cm Breite.
Die Anordnung der Fragmente ist folgende:
9929
9916 a 9948
9916 1 * 9969
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 68 griechisch
(18) KAI MH AHOCTpe^HC TO np]OCCDnO[N COY
Ano TOY HAIAOC coy]
OTt GAIBOMAI TA]XY CnAKOY[CON MOY
19 npocxec th^y^h mo Y kai a[ytpcdcai aythn
6M6KA T]CDN CXöpCDN MOy[ PYCA1 MC
67 k 6 MICMOT LY, VieiCMOT T.
68 g 19 evs'/ta usque ad 20 ovetoiqj,6v p.ou stichus.
Sahidisch-griechisclie Psalraenfragmente.
131
20 cy rxp rjiNCDCKeic ton o[ngiaicmon
Moy
KXI THN] Xl[C]XyNHN MOy K[Xl TUN CNTpO
HHN Moy
6NXNTl]ON COy H[X]NT6C [ Ol 0XIBONT6C MG
21 ON61A1CMON] npO[CGAOKHCGN H ^yXH MOy
22
23
24
25
2G
KAI oyx] yiinp[26
kai nxpxKX]xoyN[TX kxi o]yx [6]ypON
KXl 6]ACDKXN GIC [TO BptD]MX MOy XOXHN
KXI 6]N TH AripH M[Oy CnOT]|CXN MG OSOC
rGNH]eHTCD H Tp[XHGZX XyjTCDN GNCD
niON xyT<DN[ Gic nxriA]x
KXI 6]IC XMTX[nOAOCIN KX]l GIC CKXNAX
CKO]TlCOHTCDCX[N Ol 0<J>OXXMO]1 Xy
TCDN] TOy MH [BXGHG1N]
KXI TON] N(DTO[N XyTCDN A]IX HXM
TOC CyrKX[M^ON]
gkjxgon gh x[yToyc thn o]prHN coy
KXI] O eyMOC th[c oprHC CO]y KXTXXX
B]oi XYToyc
r6MH]0HTCD H [GnxyxiC X]yTCDN HpiIMCD
Ende des Blattes.
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 68 griechisch
(28) [GN AIKXIOCYNH CO]y
29 [62XXGI<j>]QHTCD[CXN 6K BlBXOy ZCDNTCDN
KXI M6TX] AIKX[ICJDN MH rpX<J>HTÜ>
CXN]
68g 22 s]v xy) V, :st? ttjv Sld/av vulg. — xat sSor/.av :
vm om, Chiysost. 3. 17, Cyrill. Alex. I, 2, p. 252. 23 iyanuov
«uiüv om. 21 183 286. 25 xaxaXctßoi : ■/.axaXäßY) 274 289 290.
~ aüro'jt; : txhvq 166.
9*
132
I. Abhandlung: Wessely.
30 nTCDXOC KAI] AArtDN 61MI [ 6r(D KAI H
ccDTjnpiA toy npoc(D[noY coy o oc
AN]T6AAB6TO MOY
31 A1N6CCD T]0 ONOMA TOY OY M[OY M6T CDAHC
M6rAAYN](D AYTON 6N AlN6[Cei
kai Apecei] tcd gcd Ynep moc[xon ncon
KepATA 6K<|>e]pONTA [ KAI OÜAAC
33 [IA6TCDCAN FlTtDXOl KAI 6Y<J>PAN]
0HT[CDCAN
6K2HTHCA[Te TON] 0N KAI Z[HCeC06
68g 30 xat ■}] awTvjpi'a : y.aJ om. 39 55 65—6 7 69 80 99—
102 106 111—115 140—143 (145) 146 150 152 154 156 162
164—175 177—180 182 183 185—187 190 191 193—197 199
—201 203—206 208 210—217 219 222 226 227 263—267 ,
269—272 274—286 289—293 Theodoret I, 1084 Arm. Ed. Slav.
Vindob. Psalt. Syr. et Aethiop. — "ou icpocÄitou aou : tou irpoocbicou om.
13 27 66 69 80 81 99—102 106 111—115 140—142 145 146
150—152 156 162 164—175 177—180 182 183 185—187 189
—191 193 195 — 197 199 200 202—206 208 211—217 226 227
263—265 267—271 274—286 289—293 Psalt. Syr. Arm. Ed. Slav.
Vindob. — 6 0q. avTcXaßerö p.ou 13 65 67 69 81 99 100 106
111—115 140 (143) 144 146 150 — 152 156 162 164—171 173
—175 1 78—180 1 85—191 195 1 9 6 2 01 (2 0 2) 2 0 3 2 0 4 206
211—213 216 217 219 263—265 268—271 276 280 — 282 285
286 290 292 Theodoret. 'o 6ebq äv-ciXäßotxo p.ou 66 80 101 102
141 142 145 172 177 182 183 189 193 197 199 200 205 208
2 1 4 2 1 5 2 2 2 2 2 3 2 2 6 2 2 7 2 6 7 2 7 0 2 7 4 2 7 5 2 7 7 2 7 8 (279) :
(283) 284 289 291 293 Arm. Ed. Slav. Vindob. Psalt. Syr. et Copto- :
Arab. (meXajkxo p.ou vulg. 31 p.ou om. BS 1 27 99 180 206.
33 y.ai 'QrpiaOe. v.: y.at Acetat r t 4oy v T) •Tjp.öiv 13 2127 39 65—67 69
80 99 100 102 106 111 112 115 140 141 151 152 154 156
162 164—166 170—172 182 183 185 186 189—191 194—19 7
199 200 204—206 208 210 212—215 217 226 263—266 268
269 271 272 275 276 280—286 291 292 Clem. Alex. p. 84 Theo
doret. Slav. Vindob. Psalt. Aethiop. (Psalt. Syr.) y.ai iß/jas-rai ’f) <]«$
Sahidiscli-griecliische Psalmenfragmente.
133
34 oti eiCHK[oyce] tcdm ne[NHTCDN o kc
kai Toyc n[eneAH]M6Noyc Ay[Toy oy
K eäOy[AeNtDC6]N
35 AlNeCATCD[CAN AyTON Ol OjypANOI KAl[ H TH
0AAACCA KA[I nANT]A TA epriONT[A
6M AYTOjlC
36 OTI O 0[C CCDC61 TUN CICDN
KAI 01K[0AOMHGHCONjTA[1 Al nOAGlC
THC [lOyAAlAC
KAI KATO[lKHCOyClM] GK61 KAI KA[HpO
NOHHCO[yCIN AyT]HM
37 KAI TO Cn6pM[A TCDN AO]yA(DN A[yTOy KA06]
SOYCIN Ay[THN
Ende des Blattes.
K. 9864—9867 Pergament.
Diese vier losen, aufeinander folgenden Blätter einer
Handschrift des 7.— 8. Jahrhunderts messen 31 cm Höhe, 23 cm
Breite. Der Band oben beträgt 2'7 cm, links 3 cm, unten 2'5 cm,
rechts 2 - 5 cm. Die wenigen Randnotizen enthalten Nachträge
ausgelassener Worte des Textes. Die Rastrierung ist unkenntlich.
55 81 101 113 114 143—155 150 163 167—169 (173)
174 175 177—180 187 193 201—203 211 216 219 222 223
227 267 270 273 274 276 278 279 289 290 293 -/.. 'Qr^ax 7) t>.
“• 188 •/.. ibjuovTai al it. u. Arm. Ed. 34 oöx e^ouSfevwcev]: oüz.
s^ouSsvcocei 27 263 273. — £V airrotc : ev aü-cv) 13 27 55 65—67
69 80 81 99—102 106 111—113 140 141 145 146 151 152
154 162—180 182 183 185—191 193—197 199—206 211 — 217
226 227 263 (264) 265—272 276—286 290—293 Theodoret
h 1087 Psalt. Aethiop. 37 twv 8o6Xcov a[üi:ou : twv Soubiov cou
13 39 65 66 69 80 81 100—102 106 111—114 140—146 151
152 154 162—174 177—180 183 186 187 189 (190) 191 193
195—197 199 206 208 210—212 216 217 219 222 223 227
263 264 266—269 271—286 290 292 293 Theodoret I, 1087.
134
I. Abhandlung; Wessely.
Die Handschrift ist nachlässig geschrieben; ich habe daher
Varianten, die sich auf die Setzung des zur Andeutung des
sogenannten Hilfsvokals dienenden Strichs beziehen, unbeachtet
gelassen. Die Handschrift ist nicht stichisch geschrieben, oft
werden Zeilen ohne ersichtlichen Grund eingerückt. Viele
Fehler verursachten auch die Punkte, die sogar mitten in die
Wörter gesetzt wurden. Die Anfangsbuchstaben der Psalmen
sind groß und springen in den Rand vor; sie sind ebenso wie
viele Interpunktionen und Unterstreichungen mit roter Farbe
ausgezogen. Alle Seiten sind paginiert und zwar liegen die
Seiten pza 121 bis pro 128 vor. Seite 121 und 128 sind be
sonders schlecht erhalten und abgerieben; es muß diese Lage
der Handschrift von Seite 121—128 schon lange ausgerissen
gewesen sein. Auch ist für diese Seiten eine ältere Abschrift
von Professor Krall vorhanden, die zwar nicht vollständig ist,
aber bemerkenswerte Entzifferungen enthält, die unter dein
Text zitiert werden.
(27)
(28)
(29)
30
1(31)
! (32)
I
[(33)
(34)
(35)
(36,87
Pagina
Psalm 104
I. 1. Fleischseite.
PKA
(38)
39
21 A[qK]A0lCTA MMOl NXOGIC 6XM tlGOTU (in. 2)'... (.) Ay(l)l
(22) [X](DN 6XM nGTNTAH THpq < 22 G^CBCD NNGqxpXtLT
(23) NTGISG • AY<D [GT]CAB6 N6q2AAO. 23 X niHA BCDK 62pn
6KHM6 ■ X [1]XKCDB SOIAG 6F1KA2 NXAM:
24 AMAY2AN6 Mn[6]qAAOC • MMAT6 ■ AM'j’ ffOH NAB 620Y -
(25) NGMXINXGYG. 25 ABKTG HGOSHT 6M6CT6 HGOAXOC
(26) AyCD GGpKp[O0] 2N N6M2M2AA. 26 ABXGy HCDyCHC
104, 21 neq'm (m. 2)' ... . (.) nach neq folgt eine Gruppe
von Buchstaben, die Professor Krall 7V.&.OC las; dieses wurde in einer
unkenntlichen Weise korrigiert. — 24 egOir'lUe Krall.
104, 21 neqm m. 2 neq7V.is.oc m. l: V, neqm L.
22 .nne-mT^q L, n^p[^]om e2s_.u nemtiTisq V
23 lesnoofe esq<Toi7V.e L, [i]esnoo& <?"oiAe V. 24 e.nisTe L,
V. — e^oire neqix.iix.ee'y L, epoir. e neq2S->"
22-eeire V. 25 epnpoq L, eepnp[oq] V. 26 nenT&y
coTnq L, nenT]estqjj[co]T[nq B, neucsTesqconq V.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
135
:r
3S
et
ft
le
ie
in
ie
je
ie
e-
sn
ift
st,
in
(27) nei2M2XX • MN [XjXpCDN NGNXTXqCOnq. 27 Xq
K(D N2HTOY [NN]CI)XX6 NNGqMXGlN • XYCD N6M
j (28) cgrmpe • 2[m nkx2]nxxm. 28 xhxooy noykxkg xq
I (29) 2chcc>y[ xyco xy(H'Noy<5'C NNeqcgxxe. 29 xmkto
MN6HMO[OY 6YCNOM •] XYCD XMMOOY'T' NN6YTBT
30 X n6YKX2[ TXYO 62pXl N]2NKpOYP 2N N6NAXMION
(31) nngy[PP]cdoy- 31 xqxooY xqei N64 nxqNOYsoop
(32) xytl» neX2CDM 2N NGYTOtg THpOY- 32 XHKCD NN6Y
200Y NXX eMNG • NK.CD2T GMMOY? 2M nGY
(33) KX2. 38 XMHXTXCCG NN6YBCD N6XOOX6 (•) MN NGY
(34) BCD NKNT6 (•) 34 XMOYtDO^q NO)H N' NIM(-) 6T 2N’ NGY
toq) • xqxooc xqci Nffi nGcyxGQ xycd ncq
(35) POYXCDC GMNTq HNG. 35 XqOYCDM NGXOpTOC TH
(36,37)pq Mn6YKX2. 36 TXnxpXH NN6Y2IC6 THpOY ( ) 37 Aq
61NTOY 6BOX 2M N2XT • MN NNOYB • XYCD
(38) 6M6 MNHGTSOOB • 2N N6Y<|>Y XH - 38 A KHM6 6Y<|>PA
N6 2M H6Y6I 6BOX • X6 X T6Y20T6 'Gl' 62p[Xl 6]XCDC>Y
xqnGpcp oykxooxg [gbo]\ • xq[p 2xibgc] gpooy
(1)1
104, 29 ooqivro: Krall AqR0i?‘ — OvqAtooirY nneirr&T:
xqMeoir' mhgttt&o? Krall.
, j 104, 28 &.qgo&coir L, ovqgoqcoTT V. 29 nneirAtootr
L, nueJurMjooTr B, mieq^ooir Y. — o>.qAioo'5'T Y, e^qAtoiF-
ottt L. 30 n]gn npoirp V, tigen npoTp L. — gn rt^-
Mion L, gn MeH2k.djw.ioR V. 31 ^q^ooir V, &.q2£.ooc L.
pe — iixqtto-rgop L, n]eq no[irgop] B, novqnoirgop V. —
neg\coM L, neTVgoDAi V. 32 nneTgooTP v, nne-ygcooir L.
— hxA nne L, n^A.’e.nne V. 34 nneTTTOuj L, er gn
neirTouj Y. — neqpoTT^toc V, neftpoTT)£OC L. — eAtMTq
nne V, eTe AuiTq Hne L. 35 ds.qo'trtoM. AUie^opTOC L,
y xqoTTCOAl lie^opTOC V. 36 in V fehlt der Anfang, e*.qil&-
L, ixcce nujpn mmicg hjm AuieTrud-g (L). 37 &.qRTOir L,
rt . xqemTOTr V. — OvTtoo ene AiimeTfföofe B, ene ai. L.
q. 39 ep gonkec L, ep[g&.(e)i£iec] B, o^q[p geafcec] V. — epooTF
MngooTr V, epooir L.
136
I. Abhandlung: Wessely.
(39) Mnsooy • mn OYKCD2T eiepoyoeiN ep[oo]y NT[ey]
(40) C1)H THpC (•) 40 XyXlTI N2NXH XC61 NXy N61 [OyZHM
(41) nHpe. xmtciooy MnoeiK NTne. 41 xqncr>[2 Noy]
neTpx x 2nmooy qjoyo gbox. (—)
X 2N6iepCDO[Y] CCDK 2N 2NM[X] NMNMOOy N[2HTOy]
42 xe xMepnMe[eye] Mneqa)xx[e] eToyxxB ntxm
(43) CMNTM MN XHpX2XM n642[6M2X]X 43 XB6N N6M
XXOC 6BOX 2N OyTGXHX • [X]ytD NGMCCDnT'
(44) 2N oyoyNOq. 44 XH-f Nxy nngxcdpx nn6N26
0NOC • XyKXHpONOMI NN2IC6 NN6NXXOC
(45) X6KXC eey62xp62 6NeqAlKXIO[M]X • XytD NC6
CIJING NCX neMNOMOC ( )
— I. 2. Haarseite.
Pagina pKB
Psalm 105
pe xxxHxoyix
! O ytDN2 6BOX 6NX061C X6 Oy XpHCTOC n6 XyCD 00
(2) NX cgoon Ü)X 6NG2. 2 NIM N6TNXXCD NNSOM
MNX061C • eTMTpeyCCDTM 6N6HCMOY TH
104, 41 UJ01T0 : tyoire Krall. — HAV.HA1001T : €AV«AlöOT
Krall. — 43 es.q[M] : evqen Krall. — neqccönY : «eqcoyrn
Krall. — 45 €«eq^ineslp|\u]es entziffert von Krall.
105, 1 Großes Anfangs-0.
104, 39 epoiroem L, eqepoiroem V, e]p o [ir]oe[m] B.
— «tcitujh THpc V, HTeirujH L. 40 o.iresiTei L, es-ywn
V. — npeno.q L ; om. B, np«es.q V. 41 pe« aiooit L, p«
Atooir V. — ou p«m[ä.] V ; pn penAtes. L. 42 evqepn.ut
[eirej Y, es.qpAieeire L. 43 esq.« L, neqccönY V, neqctoTn L.
44 nnpeonoc L, «neupeenoc V. — d.im'A.HpoMOAU V, &t-
i\A.Hpo«OA\ei L. — «nA.es.oc L, nnenAesOc V. 45 eneq-
2s.ikövIo[ai]a. V, -eoAies. L. — esirco «ceujine V, «ceujme L.
105 in LB. 1 At«2S_oeiC L, €H2S_oeiC V. — 2£C L, 2£pff-
CTOC Y. 2 «(YOM V, UttfTbAt L. — HqTpeTClOTM L, eTAl-
Tpe-yctoT.« V.
Sahidisch-griecliisclie Psalraenfragmente.
137
(3) poy 3 naiatoy MN6T2ApG2 en2An gtgipg htai
KAiocyNH Moyoeicg nim-
4 Apin'M'Meeye nxogic 2M noycDtg MneKXAoe.
(5) Tir6'M hgncijing 2m neKoyxxi. 5 gtpgnnay • gt
MMTXpHCTOC NN6KCOn[T NT]6NN6y<|>pAN6
2M noynoM en6K2eeuoc g[tpgn]xitaio 2N tgk
(6) KAHpONOMIA 6 XG ANptJOBG [HM N6]N6IOT6 • ANA
(7) NCDM6I ANXINSONC. 7 AyCD [NGMeiOT]6 MnoyGtMe
GNGKOjnnpG ■ 2N KG MG (■) [AY']'MO]y<5'C GyMHy
(8) 62PAI 2N TGAyepA N0AAACCA. 8 Ay[CD] AMTOyXOOy
(9) 6TB6 neipAN GOyO>N2 6BOA NTCMSOM. 9 AMGm
TIHA • NTGAyepA NQAAACCA • ACC^OOyG AM
XIMOGIT - 2HTOy NN ■ NOyN N06 NOyXAlG •
10 AMToyxooy 6N6TMOCT6 MMOOy AMCOTOy GBOA
2N TCIIX MflXAXG .
11 A nHOOy 2CDBC 6XN NGT0A1BG MMOOy • MNG OyA
(12) o)CDxn NtHToy. 12 AyniCTeye 2M nGMtyAxe
(13) xycMoy 2M nGMCMoy. 13 AyseriH gphcdbö) •
6N6M2BHY6 • Mnoy2ynOMINGl 2M N6MÜ)OXN6 ■
ii AyGnioyMGi 2N oyenei©yMiA 21 nxaig
105, 3 L, enoevii V. — evpniAv'Aveeire V, evpi-
netiAieeTe L. — o.w tiottcouj VLB c , Äv L Tioj[Trcöuj] B. 5 ou
t.vuit^c nueucomv L, eTAvui^pHcroc nneucon[T V. —
lyrneir^pevue L, KTjeHneiräppevne Y. — enenpeenoc Y,
Auieuoe^noc LB. — e[Tpen]2£_iTevio V, eTpen2s_iTeveio L. —
•W.11 TeiluTV.KpöUOAVIdv L, OH T. V, [o]n in B recte supplevit
Rahlfs. — evuesntoAvei V, fs.KevnoAv.ei L. 7 evirw om. Y. —
iveAve V, iiHAve L. — V omisit ÄvnoirpiiAieeTre ÄinevUjevi
•wneRuev (LB) ante ev'T'^no'S'S'c. 7. 9. 22 TeTVirepes V, Te-
pirepev L. — neev^esccev V, eesTVevCcev L. 9 pn nnoiru
L) HK HOTTK V. io evqTO'3'2S.OO'3' 6T7TI2SL KK€TAV0CT€ L,
a^toit2£.oo'5' eneirAvocTe avavoott V. 12 oav nequjev2£_e V,
o» netjujev2£_e L. 13 Avnoirp'S'Ko.vvsuei V, Avno?fpimo-
Meme L. 14 oirenieirAviev V, oirenereirAvidv L.
138
I. Abhandlung: Wessely.
14
(15)
(16)
(17)
18
(19)
(20)
(21)
(22)
(23)
xym[p]x2e MriNoyTe 2N oyMx 6mmmooy
N2HT[M] 15 xyco xq'f Nxy MneTeyoyxcgM • xo
xooy [Noyjcei NM6y[^]yxH. 10 xy^Noysc eMüiya
2N TriXPYMBOXH • MN XpCDN nn6TOyXXB (27)
[MNJX061C. 17 X NKX2 OyCDN eptDN - XMCDMK j ( 28 )
[NAX]0XN • XM2CDBC NTCyNXFCDrH NXBipCDN f (39)
18 xyKCD2T Moya 2N TeycyNxrcDrH
X 0[Y]CQX2 ptD2K NÜpeMpNOBG 19 XMTXMIO ! 30
MoyMxce 2N x[(d]phb • xyoytDcgT NNey I (31)
MoyNr Nteijx. - 20 xyajiBe Mneyeooy 2N I (32)
oyeme MMXce NcyxHoyeM xopToc xypntDBcy
enNoyTe ntxmnoyüm mmooy. 21 neNTXM j 33
eipe NN61MNTN06 1 2N KHM6.
NeiajnHpe [2]m m<x2 nxxm. 22 2N 20x0 exTi j 34
Texyepx ngxxxccx. 23 xoxooc eooToy gbox t (35)
| ( 33 )
II. 1. Haarseite. — (37)
Pagina PKT
Psalm 105
(23) NCXBHX MGiyCHC nGMCCDNT NTXMX26pXTM
2M noycooi mnghmto gbox • gktooy gbox 2N
(24) Topm efmoToy gbox. 24 xyceci)M riKxa •
eTNXNoyq MnoymcTeye gnghcl)xxg
106 ; 14 e>.inti[p]e>>.3e V, ^rnieipö^e L. 16 eMonreHC
Y, MMWTTCHC LB. — TH*.peAlko‘\H L, TJlö.pirM&oA.H V. —
d.pcrm V, e^pcon L. — imeTOiravö.& Y, neTcnrö^k L.
17 ottcoh es.qooAu\ LB, ottcoh epcon es.qajMJ\ Y. 18 Teir-
cttuö.^wc'h L, nTCTTHd.pcoe'H Hö.£npton Y. — pcoi\o 1,
pcooi\ V. — np[peqpno6e] B, mipeqpito&e YL. 20 nujx-
qoireAi V, eujes.qoiTAr L. — -u.mioirTe L, enHoirre V. —
eTHOTT^M. L, ttTx.qttOTrp.u. Y. 21 mieiAuvracxY V, mu-
auitiioiYL. — mujnHpe L, HeiujnHpeY. 23 exuoireHc L,
MtoircHc Y. — neqcaym L, neqcemT Y. — KTd.qd.£epxTq
Y, esvr^q&pep^Tq L. — itoiroiuj Y, noircoujq L. — eivroo'3’
V, CKTO L. — pn TOpPH V, HreqopPH L.
Sahidisch-gri.echische Psalmenfraginonte.
139
25 xyKpMfM 2N NGyMANCL)ü:>nG
(26) MnoyccDTM eneapooy miixogic. 26 ahmi n
tgksix C2pxi extDoy • epxaToy üpxi 2n T6pn
(27) moc. 27 epezT neycnepMx 2N n260noc • exoo
(28) epoy gboa 2N Nxcopx. 28 xyä)M<i)6 nbga
(29) <J)HrcDp • xyoyeM • eycix NpeiMooyT. 29 \y-\-
NOyffC NAH • 2N N6y2BHye • X n26 • ACI)A1 M2HTOy.
30 30 XMX2epXTM Ntfl <j>Y NNXloc • AMCONC 6
(31) xcooy. x noytDcgq ©cd. 31 xyonc epoq • eyAiKxi
(32) OCyMH • eyXCDM MN OYXCDM CQA 6N62. 32 xy ^
MOy^C NAH 2IXM nMOOy NTANAIAOHA •
33 XyeMKG MCüyCHC • GTBUIITOy. 33 XG AY^NOYSC •
cncnnFix . ah2.cdn gtootoy 2N nghcnotoy
34 31 MnoyBGT N260NOC 6BOX NTX NXOG1C
(35) xooy Nxy. 35 XYTCD2 MN N2G0NOC . XyXlCBCD
(36) 6NGY2BI1Y6. 36 Xyp2M2XX GNGyMOyN • T NSIX •
(37) xycgcDne Nxy nckxnaxxon. 37 xycgcDtDT
NNGycgHpG MN NGytLJGGpG • GnnGTO^OyGlT
(38) XynCD2T 6BOX NOyCNOM NXTNOB6. 38 NGCNOH
NNGycgHpG MN NGytLJGGpG NNAAIMCD
NION • XyCl)CDCDT NNGyMOyNT NSIX NXA
(39) NXXN XyM62 NKX2 NCNOH. 39 XytD XyCCDCJDH
2N NeyaBHye • xynopNGyG [2]n NGyM66y[e]
105, 27 e2s.ooepenr Y, e2SLOopcnr L. — «xcopes. V,
»excopx LB. 28 iT&eTV^Hircop V, ti&ee?V. | ^>ei i cop L. —
mtottm L, övTOTreAi. V. — npeqMOOTTT V, nppeqMOOTrr L.
29 Op&.I HOHTOTT L, HpRTOTT Y. — Cp'yttnd.IOC V, CpetteCC
— €2<LC00Tr V, e2SLC0O7r «\1TCO L. 31 Mil CnT2S.COM V,
iiti2txoM L. 33 MTieqmi*v Y, eneqimo. L. 34 MiicnrfteT
Y, MncnrqeT L. 35 dcrYicCico V, ^it2s_icic&co L.
36 mieiTMcnrm* V, ene'S'Mcnrnc' L. — ticu^HÄ.ecTV.cm L,
eircii&Ha^'Ycm V. 37 UMTteTiyoireiT L, eimeTujcnreiT V.
38 nectioq V, neirciioq L. — mv2s.es.iM(oiiion Y,
MOtllon L. — HMMOTTHl 1 V, UUeTTMOTTtU 1 L.
140
I. Abhandlung: Wessely.
(40) N2HT 10 A NXOGIC 6tDNT 6N6HAAOC • I (
(41) AHB6T T6H[K]AHpONOMIA. 41 AHTAAY GTOOTOy ■
[MMeyxAx]e ■ angtmoctg hmooy pxocic
(42) 6po[Oy 42 A N6y]X6IX66YG 0AIB6 MMOOy Ay©BB[l '
(43) 2A N[6]y6-lX. 43 AHNA2MOY N2A2 NCON NTOOY
[AG] AY^NOyffC NAH • 2M N6yCL)OXN6 • Ay • | ( !
(44) 0BB[1O] 2N NGyANOMlA. 44 AHNAy GpOOy 2M FlTpey ('
(45) 0A1B6. 45 2M NTP6HC0)TM GNGyCONC • AHpNMGGye
NTGHAIAOHKH • AHGJN2THH KATA NA
(46) ü)Al HnGHNA (•) 46 AHTAAyG 2N MNTCyiN2THH MN6M
TO 6BOA NOyON NIM •
II. 2. Fleischseite. (
Pagina — pKA —
(47) NTAYA1XMAT1Z6 MMOOy. 47 MATOyXON nXOGIC ! (i
nGNNOyTG • NrCCDy2 N 620YN 2N NNXtNXGGye
6TP6NOYCDN2 6BOA GriGKpAN GTOyAAB 6Tp6M (l
(48) tgoyajoy mmon 2m nGKCMoy. 48 hcmamaat nöt
nxoGic nriGToyAAB nnoytg mnIha • xin ng
N62 CQA GN62 GH6CI)G)NG • GHGtgCDNG
Psalm 106 pi AAAHAOyiA
i o yo)N2 gboa GnxoGic xG oyxpHCToc nc X6 oycyA eit
(2) nc riGHNA. 2 MApG N6NTA NXOGIC COTOy XG OAI •
105, 42 Heir]2£_ei2£.eeire V, neir2s.i2S-ee'S' L. 45 &T
ujnpTRq Y, ddqppTHq L. 46 oen Mimy&.npTHq L ; on
Av.HTujHOTHq V. — nT^ir^iiXHM.es.TJ^e V, enTevTrevi^MökTV-CO-
Ti^e L. 47 stTCCoirp n V, hpcoott pn L. — mi25_i2S-eeir L,
UH2£.iH2i.ee'!re v. — MneRp^n L, eneRpeoi V. 48
R2s.oeic V, nxoeic L. — 2i.m uetiep V, 2s.menep L. — I
u|6l V, ö^ttco ujev L. — eqeujtone eqeujüme V, dvirto eqe-
äooc rTi h?\.ö,oc TRpq 2slc eqeujwne eqeujoone L.
106 liegt vor in L und in der Pistis Sophia. Großes Anfangs-0. ;
l en2SLoeic Y, Am22_oeic P. S. L. — OTr^pucToc V, OTr^p c
L. 2 nenT^qcoToir V, ne e^qcoToir P. S. tte RTes.qcoT0T
L. — eR2s_ö.2i.e V, nneTr2s.ö,2i.e P. S. nÜ2s_^2s_e L.
Saliidisch-giiecliische Psalmenfragraente.
141
(3) M6 NTA1COTOY GBOA2N T6MX 6nXAX6 3 AM
ccDysoy eaoyw • 2N NGyx[(p]pA • gboa 2m iiihbt
MM nGMNT XytD ITM21T AytD 0AXACCA
4 4 AytlAANA 21 MXA16 • 2M OyMA GMN MOOy
N2HT4 • MMOyGN TG21H NTIIOAIC GnGyMAN
(5) 0)0)0)06. 5 6Y2KOGIT • GyOBG. —
(6) A TGy'pyXH Q)XM N2HTOy • 6 AyXlü)KAK.
62PAI GMXOGIC 2M nTpGy20)a) • A<4CU)TM Gpooy
(7) A4MA2MOY • 6BOA 2N NGyANArTH 7 AOXIMOGIT 2H
TOy 2N oy21H GCCOyTCDN 6TP6YBCDK 62PA1
(8) GTTIOAIC • 6n6YMANÜ)CDn6. 8 MApoy
O y<DM2 6BOA GnXOGIC NN6GNA • AytD NGMCgnHpG
(9) NNÜ)Hp6 NNpCDMG 9 X6 AOTOyXO NOy^yXH
GccgoyciT oy^yxH gc2kogit • amma2C
(10) MArAeOM 10 N6T2MOOC 2M MKAKG MM 0AIBC
MnMOy • 6TMHP 2M OYMNT2HKG MN M iUONY
(u) riGNiriG 11 [x]g Ay^Noysc 6nti)[A]xG MnMO'y'TG aY'|'-
106, 3 x.qcoyygoir Y, ft.qcooirpoir P. S. L. — neir^copes
Y, ne;xuopx. L. — rih&t V, niei&T P. S. neei&T L. — iim-
Y, HCAVOIT P. S. L. — iS.TTCO «vesTVesCCft. V, AV.n «ft.7\.ft.CCft.
P. S. L. — eneirAv.ft.nujcone V, Av.TieirAv.esnuj(Oiie L. 5 eir-
£RoeiT V, e-ypuaveiT P. S. L. 6 esqne.OAv.OTr e&oTV. pn
«eiresnespnH e.Tr2s_iujRft.n P. S. ft.TT2s.iuj ne. n VL, — pAV.
UTpeTrpeouj esqctOTAv. epooir e.qne.OAVOTr efcoTV. on neir-
eovesooH VL (mit tteTrx.rtisi T nH): esqctoTAv. epooir (ft.qnespAv.oir
e&oTV. pn HeTre.ne.URH früher) pÄv. HTpeirpcouj P. S.
7 xqesqs.1 AioeiT P. S. ft.q2s_iAV.0eiT VL. — eirorn P. S. L, pn
oirpiHV. — ertTonoc P. S. €Tno?V.icY. — Av.TieirAv.esHiacoiie P. S.
eneirAVft.Hujtoiie V, AuiAvesnuiome L. 8 Großes Anfangs-0 en-
2S-oeic V, Aui2s_oeic P. S. L. — nneqnes VL, neqnes P. S. — pn
«ujHpe P. S. nnujHpe V. 9 e.qTOTT2s_o V, esqTcio P. S. L. —
»vmpT^H econesiT oirqnr^R ecpnesiT esqAvespc He.ue.uon
P- S. noirvyir^K ecujoireiT ottv^tt^h ecpnoeiT esqAV.ft.pc nes-
Pxoon VL (mit econeseiT'). 10. 14 ue.i&c V, eeaftec P. S.,
^xeifeec L. — eTAv.np V, neTAvnp P. S. 11 esq^noTrYc P. S.,
142
I. Abhandlung: Wessely.
(n) || [MnCL)OXN]e || MjPIGT ||XOC6 (auf dem 1. Rand von 12,1:
12 12 [x n]ey2H[T ] gbbio • 2N 2N2icg • xypscoB xyio
(13) 6N MGN nGTBOHOlA GpOOy (•) 13 AyXlüJKAK
62pxi enxoeic 2M nTpey2CD[cg] • xqNX2Moy
(14) GBOX 2N NGyANXrTH • 14 AqGN[TOy GBOX] 2M
RKAKG MN OAIBC MRMOy X[yCD AqC]CDXR
NNGyMppG. —
15 MXpoyoy(l)N2 GBOX GRXOGIC MNGMNX [AjytD
(16) NGMtgnHpG NNCQHpG NNptDMG. 1(5 X[6 X]MOy
oxgq 62Nnyxn N20MNT (•) xq2opq
(17) HMoyxxoc mrgnirg(-) 17 xqcyoRoy cpoq 2M
T621H NTGyXMOMIX (■) NTXyOBBlO TXP 6TB6 •
III. I. Fleischseite. _
Pagina pe
Psalm 106
(18) TGyXNOMIX. 18 X RGy2HT B66 1 6'INOyCDM NIM
(19) xy2CDN G2oyN ■ GNMnyxH • MriMoy (■) 19 xyxici}
KAK. G2pX[T] GNXOGIC • 2M RTp6y2CDCI) AM
(20) NA2Moy gbox 2N NGyxNxrrH (•) 20 xqxooy Mnei
CI)AX6 AMTAXe-OOy • AMTOyXOOy GBOX 2N NGysice
esir^-noircrc V. — xv.nuje»2s_e P. S. L ; enuj[es]2s.e V. — xir-
^«Tout Y, esTr^slouT P. S. L, darauf folgt xv.niao2s.ue nne-
T2s.oce P. S., xv.niyo2s.ne xv.neT2s.0ce L, om. Y. 12 cm on
pice P. S., on oeupice L, ott neirpice V, -x.ir(o xv.u neT&oitei
epooTT P. S., Ö.TT05 en xven neTkoneues epooir V, esirto ne
xvm neTftonnei epooir L. — neircsnesccH. V, neirx.ne»cKH
P. S. L. 14 ooqeuTOir Y, e»qnTOir L. — evea&ec L, owkl
15 Großes Anfanga-M xv.2s.oe1c P. S. L, enaLoeic V. — pn neqtvx
P. S., miequx V. — n nnujHpe uppcoxve P. S., unujHpc
unpooxve Y. 16 npenmrA.u P. S. L ; epumr7V.n V. — &.qpopql) |
d»qptop& P. S., e»irptop& L. — Ttpeuxco^TV-OC xcueume LP.S.;
xv.xvoir;>£?\.oc .wnenrai Y. 17 ueTrcs.uoxv.ie». P. S. L, Teircsno
Mies V. — &et P. S. L, heS V. — exv.mr7Vn P. S., euxurriVH
V, exvuTVu L. 19 ueiresucstMui P. S. L, neiresHesHYH V.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
143
21 H.\pOYOyCDM2 GBOX GnXOGIC GN6MNA • AyCD NGM
(22) (ynwpe NFicgHpe • nnpcdmg. 22 MxpoyajcD
cdt Noyoycix • ncmoy • ncgxcd nngm2bhyg
(23) 2N OyTGAHX. 23 NGl N6TBHK 6fl6CHT GOAAACCA
2M NeyexHy gtp2cdb 27i 2Ti ■ Hooy GNXtycüoy •
24 24 mtooy mg ntaynay eN62BHye Mnxoeic • xycü
(25) MeqcgnHpe 2M rmoyN. 25 amxooc xyriNÄ N2A
thy tycüne xyco xyxice ■ n<si m6C206im .
26 20 cgxyBCDK ezpxi cyx MfiHye • mcggi gügcht (•)
tgx NNOYN (•) X TGY'pyXH BCDX GBOX 2N 2N
(27) nGeooy (.) 27 xya^Topfp • aykim • nog Hn6TTX26
(28) x T6yco(j)ix Tiipc tDXN M2HToy. 28 xyxia)
KAK 62pXI GnXOGIC 2M nTp6y2tDtL) XqNX2
(29) Moy • GBOX 2M NGyANXrTH (.) 29 AHriATACCG •
mgxthy • xcajtDnG n<si oy 2H NTHy. (—)
(30) x N6C2061M kx pcooy (•) 30 xyGy^pxMG X6 xyKx
ptDOy (■) X4X1MOGIT 2HTOY • 2N N6MA ■ MMOONG
6T62NXY —
31 MXpoyCDN2 GBOX GNXOGIC GNGMNA • XytD NGqtyNHpG
(32) NNCQHpe • NNptDMG (•) 32 MApoyXACTM • 2M T6KKXHC1X •
MriXAOC NCGCMOy Gpoq 2N N6K.A06A.pA
(33) NNnpGCByTGpOC. 33 XMKCJt) N2NN616[p]CDOy
28 e».(n)n^OMO'5 y Krall.
106. Mit V. 21 hört P. S. auf. 21 Großes Anfangs-M
MH2S.OCIC P. S. L, en22.oeic V. — on neqnx. P. S., eneq«*. V,
«tiequöv L. — nujupe uppume P. S., mTujupe mTpcojxe V.
23 geuMooir L, on moott V. 26 pn ne^ooir V, xuie-eooir L.
£8 neirevttes.wH V, neirx.nx.^KK L. 30 pu neM&. V, pn
MMä. L. 31 Großes Anfangs-M ■M.^pOTTOITCOttp L ; .VLivpOTTCOHp
V. — aui2sloYc L, eit2s.oeic V. — eneqHX. V, mieqitx. L.
32^ nesvö^e^pd. Y, nue^e^piv L. — imenpec&iTTepoc L,
ttivnpecfeirTepoc V. 33 nptmeiepcoenr V, nceneieptooir
«xesvie L. — vioee L ; pn oen V.
144
I. Abhandlung: Wessely.
(34)
(35)
(36)
37
38
39
(35)
in mar-
gine in
feriore
40
(41)
(42)
2N O0H mmooy eyeiße. 34 xip oyi<A2 mpeH[-f-K]xp ||<nt
HOC MM6X2 • 6TB6 TKXK.1A • NN6TOyH2 || ( 35 ) ÖyRS
2p[10 litt.] 85 AUKCD [NOy]XXlG N2NXIMNH || MMOOy \]
G2NO0H[.... 36 .... ]N6T2KOGlT • OyCD2 N2HT[M]
[XqCMM]TU MnOXIC MMXMOytD2 (-f-)
xyx[o] M2"FTccDcge • xytcdgg - n2mmx ngao[oag]
xyTxy eKxpnoc gbox erHMHMX. 38 xmcmoy epooy
XyXClJAl 6MXTG (•) XyCD MriGUTCBK NGyfß
Nooye(-) 39 xycxxxTG • xyGMKX2 gbox 2m nxuix!
MNMnG0OOy • XytD n2lC6 • MM nNO<?NG6- •
XytD OYKX2 GMNMOOy N2H[TM G26NO06
2N[ ]MMOY
__ III. 2. Haarseite.
Pagina pKc
Psalm 106
40 XHHCD2T NOyCCDO) GXGM NGyxpXCDN . XUN
XXNX MMOOy 2M OyXXlG • 2N Oy2IH AN. 41 XMBOH
01X GüGIBlHN 2N T6qMNT2HKG • AMK.A
MnXTpiX M06 N2NN6COOY. 42 NGTCOyTCDM • NX
NXy MCG6y4>PANG NTe ANOMtA NIM TCDM GpCDC
34. 35 Am r. Rande rechts von || die dreizeilige Marginalnote.
106, 34 ÄvavXcs L, AtAteAo V. — une-roTTRO op[
nneTOTTHO stpRTq L. 35 egenA.uu.HH. asavoott L, npu?U
MHH. Darauf folgt in L evTCO OTTK6.0 eAUlAtOOTT ttOHTq €0f
noee ASJUOOTr(36)d.qTpe SteT05lX.eiT dieser Stichos ist in V auf dem
Rande; als Variante von AtAtOOlT steht Ott[. . .]. — H€TpR6.€IT L,
UCTpROeiT V. 37 Großes Anfangs-A StOAtAtX. Ue‘Ao[o‘A.e V, H06'
maiä. He\oo?V.e L. — eue^pnoc epRiiRAtev V, eiv^puoc nee-
iihava L. 38 AmeqTcfeu V, junqTcßiRO L. — ue'TTfcnocnreV.
RReirrEuooire L. 39 A.'yAuie.o L, d.ireAt.Rd.g V. — Am7V.W2£.g
L, o.RTi‘Aco2£.p V. — sntAtReeooir V, stAUieeooir L.
40 stoirccoiy V, stoirctoujq L. — e2£.eti V, 62slr L. — tteif-
xpxwsi V, nx.pxiostt L. 41 ene&mu L, eneq&iRR V. —
stpeiiecooir L, stomtecooir V. 42 epcoc V, pcoc L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
145
. AVfJJ
43 NIM T6 nCO<j>OC 6MNX2XP62 6NXI NC661M6
iiüx mhxocic — —
Psalm 107
fz ACDTH Mne'l'AXMOC NAXyeiA : —
nNOYTe nX2HT CBTOJT riX2HT CBTCDT -f-NX
xa> Tx^xxxei eneKeooy 2 TCDoy 62pxi nxeooy
TCDOyN ne'l'XXTHpiON - MN TKiexpX ■
'j’NXTCDOyN MNNXy NCgCDpfi TXOYCDN2 NXK
6BOX 2N N61XXOC NX061C • TX' v l'XX\ei epOK
2N N260NOC * X6 0yN06“ n6 N6KNX 6XN
Mnnye xyo) t6kmh nH2 a>x ngkkxooxc
xice mmok nNOYTe 62pxi exN Mnnye xyco nen.
eooy • 62pxi exFi nKX2 mps 6 xgkxc epe nsk
MepiT • NOY2M (•) MXTOYXXI 2N T6KOYNXM
Xy(D NTCCDTM epOl. 7 X nNOyTG CQXXe 2M NGM
epne • xe ^Nxxice Txneci) cikimx Txen
nix NNecMXNcycüne 8 ncm ne • kxxxxa •
non ne mxnxcch • ey^pxeiM ne npeqcycDn
epoq Mnxoyxxi ioyax ne nxppo 9 mcdxb
ne nxHBHC NTX2exnic '|'NX2cdm MnxTooye
exFi AiAoyMeix ntc Nxxxo<j>yxoc 2yno
106, 43 ne ncotpoc L, Te ncotpoc V. — nqpe>«.pep L,
eqtt&.pd,pep V, d^TTCD vor nceeiMe eingefügt in V, fehlt in L.
107 in L und von V. 6 an in R. 1 p.M. neneoOTT L, ene-
Keocnr V. — TCOOTT eppAvI nivCOOlT eingeschoben in V, fehlt in L.
2 Ttooimn L, tcjoots-h. Y. 3 TövOTtonp nd.n efto7V V, rü^r
fehlt in L. — mTVö.oc L, neiT^oc V. — npe^noc Y, nrpe-e-
ttoc L. 4 tcrmh V, TeRAie L. 5 Atnnire YL, AinKoire
— ncReooir eppis.i V, neReooir L. 6
T0TT2S.0I LR, Ai6vTO"!r2<k.d.i V. 7 neqpne LE, neqepne V.
— neifc. LR, nies. v. — nnecMesnujcone V, UMAt.Miuj(x>ne
Lß - 8 LR, rö.A^ö.2^ Y. — ncoi ne AtesnevccK
v > xirto non ne Aidai&.ccn R. — eirtpp&.eiAi V, etppesiAi
Lß. _ npequjton Y, nujton L. — A\.nesoir2£-da Y, nT^evne
LR. _ V, iott2^ä.c LR. 9 nTVHknc V, nTVe&nc
Sitzungster. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Ath. 10
146
I. Abhandlung: Wessely.
(10) TACC6 MAI. 10 NIM nGTNAXIMOGIT 2HT j (l
[CL)A] 'f'A[OYM]AIA - H MIM nGTNAXIT (l)A TIIOAIC
(11) GTOpX • 11 MH NTAK AM nG HNOyTG NTAK (1
KAAN NCCDK (•) AytD NTMHy A[M 6]BOA
(12) HNOYTG • 2N 2N[MH]H(I)6 (•) 12 M[A NAN NOyjBOH (f
[eiA] 2M nnoai^ic X6 [no]yx[Ai MnptDMG]
(13) ÜJOyGlT 13 TNp OYUOM 2M nGM[MOyT]G (£
A[y](D NTOH HGTMACGICQH - MMXAX6 T[H]poy (K
Psalm 108
PH • GnXCDK 6BOA MHG^AAMOC NAAy[6l]A (U
1 (2) nNOYTG MnGpKAptDK • GnACMOy. 2 X6 TTAHpO
MHpGHpMOBG MM TAnGKpOH AyoyCDN ( 1S
GpCDOy 62pAl GXCDl • Ay(I)AX6 GpOl 2N Oy.
IV. 1. Haarseite. - ( la
Pagina pK[z]
Psalm 108
(3) AAC NKpOH. 3 AyKCDTG GpOl 2N 27ia)AX6 MMOCT6
(4) AY'l' MMOl GHXINXH • GnMA - NCGMGpiT. 4 AY'f’
(5) ABAA6I MMOl • ANOK AG N6IC1)AHA. 6 AyCMlN6
N2MnG0OOy GpOl GHMA M2Nn6TMANOyH
LE. — ^■ia-OIswiia LE, 2s.i2s.oirAi.eiA V. — htc V, hta L.
10 neTnes.2S.IT YE, H6THA2S.ITT L. Die Stichen sind umgestellt
in E. 11 HTAR Y, HTOR LE. — £H [AiH]RUje V, Hetl-
AiHHuje L, oü neiKToM E. 12 nieeTVityic V, TeneTVityK
L, M€ue?V.Ryic E. 13 Tnp V, Ttmesp EL.
108 in LE. 2 TAR€Rpoq LEV, neRpoq Pistis. — AT
ottcou eptooir eppAi €2s.üm V, attotstoh npcooir Pistis Sophia;
eptocnr om. LE. — esirujes2SLe hccoi Pistis, AirujA2s.e epoi LT.
3 pngnHjA2s.e V, Hg>HUjA2s.e E, pn geHUjA2s_e L. —jato)
UJATTIUOTe epoi OH peilU}A2S.e AtAVOCTe AT(0 ATTAilUje HAiM&i
eR2S.IH2S_R PS. 4 ATrf AiAlOI V, AT^ HAVAVAI E, AT^
HAi.AV.AI L. — A'T'^A&A'A.ei V, ATT'^A&A'Ä.e E, ATT2^IA&AA.6
L, PS. — neiujTVRTV V, PS, hiuj7V.r7V ne EL. 5 ngeHne-
eOOTT L, HpHReOOOTT V. — HpeHIVeTHAHOTTOTV' EL, H£Hfl e '
Sahidisch-griecliisclie Psalmenfragmente.
147
(6) AyCD OYMOCT6 6HMA • MRAM6 (•) 6 KA01CTA
MnpeqpNOße exa>q() Mxpe naiaboxoc
(7) xaepxTq ai oymam MMoq 7 aTi nTpeqxiaxn •
NMMoq • MApeqei gbox eqTtfAiHy ■ Mxpe neq
(8) o)ah\ cycDne Nxq eyNOBe. 8 ntg Neq
aooy cbok ■ ntb KeoyA xi NTeqMNTenic •
(9) Korioc. 9 MApe Neqc^Hpe cgtDne Nop<j>A
(10) noc • NT6 Teqcanqe • epxnpx. 10 aN oyKiM
MApoyneeNe (.) NeqtgHpe bboa ; nc6tcdb2
(n) MApoyNoxoy eßoxaN NeyHi. 11 ntc nxy
NACTHC M6C1)T nGTNTAq THpq NT6
(12) aNtgMMAo Tepen Neqaice. 12 MnepTpeq
tgtDne Nxq N6i neTeqNAcgonq epoq
HnepTpecgNaTHq cgtone NNeqop
(13) <j>ANoc. 13 MApoyB6T Neqcgwpe 6BOX
NC6B6T neqpAN 6BOX 2N OyXCDM NOytOT •
Tttxnoirq V. — Auidoie PVL, Ävhxxhxhh PS. — xirc-ume
hotthi (ott&hi) et om. epoi PS. 6 noirpeqpHO&e eopxi
eX_COq. X1T(Ö AVXpe PS. 7 «MMoq Y, HMMXq E om. L. —
eirujxH^-pxn epoq. Atxpeq e&o?V. eqTSX.mir xirco Mxpe
PS. — eqTSXiHir V, eqTSXeiHir EL. — nxq vor eimo&e
fehlt in PS. 8 Aixpe neqoooir c&or xirco Mxpe Reoirx
PS. 9 ujcone nopqxuoc V, p optpxnoc EL. — xirco
Teqc^iAie L, htc Teqc^me VE, xirco Aixpe Teqcome PS.
— ep^Hpjs. V, p^Hpx E, H^npx L. 10 .uxpoirKi.M.e
ftequ^Hpe xirco AixpoirnooHoir e&o?V. PS. — AtxpoirneeHe
v > MxpoirneHe L. n HTe n1x.1m0.cTHC Y, htc h2vxhi-
CTHCJj, X1TCO HT€ HX.XUICTHC E. AlXpe nX^XHICTHC
^e^|T HeTujoon nxq THpoir xirco AvxpeoeHujÄtMO . . .
«neqcMce THpoir PS. — ohujmmo EL, ohujaluxo V. —
Tepen jieqpice V, Tepn neqoice L, Tcopn nneqoice E.
12 MHpTpequjcone L, .unepTpequjcone V. — neTnxujonq
L, HeTeqnxujonq V. — AinpTpequjcone n<7i nerax^ TOOTq
I’ -wripTpe ujxngTHq PS. — MHepTpetyiioTHq Y,
•wnpTpe ujene^THq E, ÄutpTpe ujxnoTHq L. 13 mx-
poirfceT V, AtxpoirqeT EL, MxpoirqeT Heqnjnpe e£>o‘<\ xirco
10*
148
I. Abhandlung: Wessely.
(14) 14 MceepnMeeye nnanomia NNeqetoTe •
mTTmto 6bo\ enxoeic Moyoeicg nim •
((15)) ( 15 ) NceBeT neqpnMeeye gbo\ 2ixm ni<A2 •
16 1(i 6bo\ xe MneqpnMeeye • eeipe noyna •
AqnCOT NCA OY2HK6 • MN OY6BIHN • MN
n6TMOK2 N2HT 6MOOYTM.
17 17 AMMepe NCA20Y • eqeei nam • Mneq[oY]
(18) ecy necMoy • eqencDT ncaboa MMoq 18 [Aq^]
NCA20Y 21(DCDq N06 N0Y201T6 • AqBCDK
620YN 6N6qMA2T N06 NOYMOOY ^[Y 015 ]
(19) N06 noyn62 2n Nequeec. 19 MApeqcgcone [ NAM]
N06 MN201T6 NO)Aq<5'OOAeq MMOq NQY
(20) 0610) NIM. 211 NAl ne n2CDB [NN6T]
AIABOA61 MMOl 2ATM nXOGlC A[Y<4> N6T
.uft.poirqeT neqpft.H e&oTV. on oireeneft. hoitcot PS. — nce&eT
V, nceqeT RL. 14 nceepnAieeire V, ncepnAceeire E,
ncepnAieeire L, AtA.poirpRAi.eeire Autnofie . . . eeirco .unp-
TpeirqtoTe e&oTl. nTft.no.uift. nTeq.uft.ö.ir PS. — AUi2s_oeic
RL, enxoeic V. — Y omisit attco nceTAiqtoTe (nceT.uqum
L, PS sola) efto?Y .UTiHO&e nTeq.uft.ft.ir ,uft.poiriacoKe .uneAcro
e6o?V. .un2£.oeic vor noiroeiuj (hoitoiuj PS) R, L, PS. — Mit 15
endet R. — .uö.poir2s.epe KeqpH.ueeire e&oApAi RRA.p PS,
nce&eT neqpnAveeire efcoTV. oi2s.av. iira-o V. — nce&eT V,
nceqeT L. 16 Av.nqpn.ueeire L, .uneqpnAv.eeire_V. —
16 lautet in PS so: enAift. 2s.e Av.nqpnAv.eeire eeipe noint&
ecirco Aqn«T hca. oirpto.ue noHRe ■ e.irco nefiunn • attw
ft.q2s.KORe nco. otta. eqAioRp hört • e-uooirrq — oire&iHtt
aui oirpHRe L ? oiroHRe .un oire&iKn Y. 17 ekoTl k
ncAko'A. V. — A.irco eqeei PS, eqeei V. — .uneq[oir]eu5
.unqoireuj PS. — eqentoT hca&o?V. Y, eqeoire e&o?V. PS.
18 ft.q*^ncft.poir oicocoq nee hoitujtrh • attco A.q&toR eneqcft
npoim neie hoit.uooit Aqp eie noirAieo pn neqReec PS.
19 nujö.qcrboAeq Y, eujAqcTooTYeq L. — .uApequjcone h&<1
nee ne&cto eTqHAcfooAeq Av.Av.oq aitco nee noirn^wn 11
eqnft.Ai.opq .u.uoc noiroiuj hiav PS. 20 npcoÜi V, cpcofe PS.
— nneT]sv!ft.t>o'<\ei V, nneTss.VA&A'A.e L, PS. — ,u.uoi om
Sahidisch-griechisclie Psalmenfragmente.
149
(21) [x]cd NSMneeooy nca ta^y^h 81 C ntok]
ac nxoeic • Apipe nmmai noyn[a eTBe
neKpAN • xe oy^Phctoc ne neK[NA]
IV. 2. Fleischseite.
Pagina [P]KH —
Psalm 108
22 28 NA2MNT X6 ANT OY2HKC • ANf OY<?BlHN X6
(23) A HA2HT CgTOpTp 2M nACAN20YN- 23 A1XO 2N
tnht6 • Nee noy2aibhc eAcpiKe • AYnocgn[T]
(24) 6BOA Nee NNeiCyXH. 24 A NAnAT <>BB6 • 6BOA •
(25) 2N TANHCT1A • A NACApS Ü)IB6 . 6TB6 N62 25 AyCD
anok AicgcDne nay NNoe-ues - aynay epoi
(26) aykim • NNeYAneye. 26 BoneiA epoi nxoeic nA
(27) NOYT6. 27 NCeeiMC xe T6K6-IX • T6 TAI NTAK TA
(28) MlOC nxoeic. 28 C6NACA20Y ntok Ae CK6
cmoy ncttcdoym espAi excm NAXicgine •
(29) n6K2M2AA A6 NA6Y<j>PANC. 29 MApC NeT'f’tlJTOY
ht epoi -f'SKDOY Mncgme Ncee'ooxoY mmom
PS. — upeHHeeooir L, npAuteeoo'y V, HpeHR6.p6.HOAi.OH
PS. — hcö. T6.\pir2£H V, epoir eTö.vp'5’2£K PS. 21 utor
Ae RAoeic HAoeic 6.pi omi\ «aimm ex&e neup^u ata.
TOITAOi' PS. 22 H6.pAT.€T L, H6.pAV.UT VL, AT.Ö.TOTS'AOI PS.
— OVOHRe • 6.HH V, OirOHRe 6.15'01 6.HH PS, L. pAl Hö.-
CXHpoim V, AUT6.C6. HOOITH PS, L. 23 Ö.l7\.0 HTATHTe L,
p« TAuvre V, 6.ircpT htavhtc PS. — HO-ypeukHC V,
HHoirp6.i£iec PS, Hoirpö.iiec L. — 6.ithoujii[t] V, 6.15'roiujht
PS. — niieiujAH V, iipeHujAe PS, hhiujac L. 24 s'Me
PS, !f&&e e&oTV. V. — 6.iro3 ö. Te.ce.pj: uji&e ex&e iiueo PS.
25 6.HOR Ae PS, 6.15‘Gl 6.HOR V. — Ö.'B'RIAT. HHeiTö.Tieire V,
atkiav. imeirxHHire L, e.irco 6.itriav HHeir6.TiRire PS.
26 feoHeei L, &OH-&I PS, &OHeie. V. — Rö.HO'5'Te atatoitaoi
R6.TX Tie RH 6. L, miOlTTe 6.1T01 TOITAOI 5VXT6. TieRHÖ. PS,
KMioirre V. 27 Aie.poireiAie a€ T6.i xe t€r51a PS,
Hceei.w.e Ae tcrSI a Te Teu LV. — ht6.rt6.auoc V, htojt
&KT6.AU0C PS, HTOR AOCIC 6.JTT6.AU0C L.
150
I. Abhandlung: Wessely.
(30) Nee NoyAinxoeic 30 'fNAoytDNÜ gboa enxoeic
6MÄTG ' XyCD -f-NACMOy GpOM 2N TATAnpO •
(31) 2N TMHTG NOyMHHCgG. 31 XG X0X2GpXTH 21
OYNXM MN2HKG • 6NOY2M NTX'^'yXH GNGT
nHT nccdi • pe ne^AXMoc NAxyeiA
Psalm 109
i nexe nxoeic mgaxogic xe 2mooc 21 oynxm
MMOl CLJAN'j’KtD NNGKXINXeeye • 2Xn6CHT
(2) NNGKOyepHTG (■) 2 NTX nXOGIC TNNOOyK •
[• MG^pCDB N<?OM GBOX • 2N C1CDN XytD KNAp
(3) XOG1C NTMHT6 NNGKXXXG. 3 TGKXpXH NM
MXK 2MN6200Y NTGKdOM • 2N N' OyOGlN NM[6 ]
TOyXXB • GBOX 2N 0H A1XNOK 2X0H MnCOy N
(4) Tooye. 4 x nxoeic a>pi< nmnap2thm an
xe ntok ne noyrniB cl)a gng2 kata t
(5) [T]A21C • MMGAXICGAGK " 5 nXOGIC [NAX]CDX2
[N2]NGippCDOy 21 OyNAM (•) MMOK [M]nG2[00]y
(6) NTGMOpm. 6 MNAKpiNG (•) N[N]2[G0]NOC
[N]9MA20y • N2ülfB • 1NAA(D[X2) NNGyAnnyG
(7) [2l]XM HKA2 GTOC1}. 7 0NAC6M[OO]y 2N [oyMOYj
CCDpM 2N T621H GTBG n[A]l 9N[AX1]CG [N]TAXH6
[ pi ] AXXHAOyiA
109, 2 Krall.
108, 30 enxoeic V, xuxe.2s_oic L. — on tav.htc L,
nTAutTe V. 31 enepÄi l, enoirpA*. htx-
VJnr^H V.
109, 1 Großes Anfangs-P. — HHeH2S.I22_ee'5‘ L, tttteR2£-IN-
2s.eeire Y. _2 SVeptok L, . .]H[e]<rpto& V. — e&oTV on L,
pn_V. 3 AmepoTo L, pAuiepooTr V. 5 «p]neippcooir
V,_npenepojoir L. 6 tineirdaiHire V, ne-y^nHTre L.
7 MTds.XTl€ Tuki p. 90 VL, ttT€CjX.ne Ciasca coniecit.
Sahidisch-griecliische Psalmenfragmente.
151
Psalm 110
1 ['[•NAOYCOMjä NÄK • 6BO\ riXOGlC 2M HA2HT [THpG]
[2M nojojXNG • nn6t[co]ytcdn mm OYcyNA[ro)rH]
2 ßGNjNCXS' NG N62B[HyG] Mnxoeic 2M HA2HT T[HpG
K. 9855. 9865. 9857.
Diese drei Pergamentblätter stammen aus ein und der
selben Handschrift, welche das Format Höhe 35 cm, Breite
27 cm hatte. Die Schrift hat überall die gleichen Eigenschaften.
Oben wird ein Rand von 3 - 5—4 cm, links von 3'5—5 cm, unten
von 4 5—5 cm, rechts von 3—4 cm freigelassen. Die Schrift
bat abgerundete Formen und weist etwa auf das 7. Jahrhundert
hin. Die Buchstaben der obersten Zeile werden vielfach in
den Rand hinein vergrößert. Interpunktionen, die in den Rand
vorspringenden größeren Buchstaben und Anfangsbuchstaben
sowie Unterstreichungen werden rot ausgeführt. Die Rastrierung
erfolgt horizontal in Abständen zu 0 - 7 cm, am Anfang und
Ende der Kolumne sind zwei vertikale Rastrierungen im Ab
stand von 17 cm voneinander. Die Schrift steht auf den Linien.
Der Text ist gut und schließt sich eng an L an; beach
tenswert sind jedoch die abweichenden Überschriften der
Psalmen.
Von Professor Krall steht auf dem Umschläge die Be
merkung: ,Psalm 135, 144, 43, 44h
I. 1. Haarseite.
Pagina > N X <
Psalm 43
( 12 ) MHHtge 2N ngn XOyXXI (•)
13 XKK.CD MMOM NN06'M[66'] NN6T21TOYCDN (•)
NKfDMüj XYCD N[C]CDB6 NNGT [H]
HGDKCDTG •
Große Buchstaben stehen in 7V.(o)ir(7V.)öw(l), ferner zu Anfang
der Zeile in 13 dwKiun.
HO, 2 OAt H&OH.T T[Hpq om. L.
43 in L, Lagarde.
152
I. Abhandlung: Wessely.
14 AKK.CD MMON 6YnA.pA.BOAH NN260NOC (•)
Aycii nkim NAne 2N naaoc (•)
15 xe nAtgine mhamto gboa Mne20oy THpq (•)
Aycö ncgYne MnA2o ah2<dbc
6BOA 6XCDY (•)
16 6BOA Hn62pOOY MneTNOGNeS MN neTHApA
AAAI" (•) MÜMTO 6BOA MHXAX6
MN neTAlÜDKOl (■)
17 naY Tupoy Ayef 62pAY öxcdn MneNpneKCDBüj (•)
AyCD M11G NXIN6ONC 2N [ T6]KAYA0YKH (•)
18 AytD Mne neN2HT ca[2]cd4 6HA2oy()
AKpfKG NNeN2IOOye GB[OA] 2N T6K[2]1H (•) 19 xe
(19) AK0BBION 2N 0[y M]A NM[KA2] (•) AytD AC20BC6[N]
n<sY ©aYbgc M[n]Moy
20 >eci)xe ANepn[cDB(9 MnpAN ] MneNNoyTe (•)
eqjxe ANn[epci) ngngix gjboa
e[y]NoyTe n[o)mmo]
21 MH MnNOYTe A[N HGTNACLJING NCA NA]Y (•) NTOH
22 TAp 6T[C]OOyN NN[60Hn MH2HT 22 X6] 6TBHHT[i<]
CGMOyoyT M[MON MH6200Y TjHpH (•)
AyöneN n©g N[Niecooy eKONcoy]
23 TCDoyiJ nxocYc 6t[b6 oy knkot]k (•) tcd[oyn]
MnpKAAN NC(D[K ] ü)[A]BOA (•)
Große Anfangsbuchstaben in 14 &.RRC0, 16 €&0?V., 17 HM,
18 ^Rpi'Re, 20 euj2s_e, 23 tiooith.
43, 14 gn h?V.6wOc V, npen7v.^oc L. 16 nes.pdJJV.dkTv.i V,
nevpd.?V.M?Vei L, Lagarde. — AOIMTO V, AtTieAVTO L, Lagarde.
17 MR€H2i.in(S'OHC V, Lagarde, AUlH25LIH(?CmC L. 19 24.6
AvR-e&fcion YL, 6.Re£&eioH Lag. — &.cgofec€(H) V, dwcgo&cn
L, Lagarde. — eAi&ec V, e&ei&ec L. 20 6vHepn[co&üj V,
iMtpnO&UJ L, Lagarde. 21 HH[eeHR V, eHe©HR L, HHeeHH
Lagarde. — AtngHT B, Lag., ÄÜppKT (?) L. 22 THpq LV,
THpq 2s.I6vv]tö^Vav.6s. Lagarde. — MTOUeH V, iMTOKH L, Lagarde.
Saudisch-griechische Psalmenfraginente.
153
24 6TB6 Oy XK.KTG H6K20 GBOX (•) ARpnCDBÖ)
MT6MMNT2HK6
MM T6M0[XI]' v ] / iC--
25 xe Ä TerrpyxH [ e]BBio <X)A ni<X2 (•) x shtn Tcp[6-e]
(26) enecHT. 26 tcdo[y]n bohögT epoN nxoeic
Ayaj nFcotm gtbg neKpxN ... ~
[MA] noyCDM2 GBOX MnGXC MM TGqMNTGpX . . . ~
GMXCDK. [G]BOX GTBG NGTNXfplBG NM(I)Hpe MKOp[G
6yMMpMN2HT (•) TCDAH 2X nMGplT: . . . ~
I. 2. Fleischseite.
Pagina ~MB.~
Psalm 44
i xnA2HT Txyö 6bo\ Moycgxxe gnxnoym (-)
-f-NXXCD XN[OK] MMX2BHy6 Gnppo •
nx[xx]c oykxü) NrpxMMXTeyc ne (•) Npeqse
(2) mh eqc2xT (•) 2 eMeccoq üm neqcx nxpx n
tl)Hpe N6NPCDM6 (•)
X Texxpfc HCDCDN GBOX 21 NGKCnOTOy (•) GTBG
nxT x nMoyTG cmoy epoK. cgx gmg2 (-)
3 MOpR NTGKCHqe GXM nGKMGpOC nGTG OYN
Große Anfangsbuchstaben in 41, 1 ^(n)x.(pH.T) (t)äwTt(o)
(eho)?V. (no)-!r(uj)es.2s.(e) (en)x.(no)ir(q), (2)
43, 25 TmlnrXH Lagarde, TenvInrxJt YL. — «£&io L,
*Meio Lag.
44 in L, Lagarde, (V. 7 R). 44 Aufschrift eH2£_(öR efio'A.
CT&e neTnö k iyiilie’nnujHpe nRope oTMRTp.vvnoHtL, Lagarde;
ehoYv Mnexc AmTeqAurrep^ eH2s_oou etc. eir-
•M-MpAUlOHT V, lies AUlTepO, d. i. ,Manifestatio Christi eiusque
regnum 1 . 1 AVirppo L, enppo Y. — mtpA.AtAUVre7rc Lagarde.
2 HHptOMe L, ttenpoOMe V, Lagarde. — KOOtl Y, IUOCOtt L. —
e ^o?y. LY, uje^ftoTV Lag. 3 nenAvepoc V, neKAiKpoc L.
154
I. Abhandlung: Wessely.
(4) (JOM MMOM 2M n6KCA MN neKANAI (•) 4 NrCCD
MNT NfCOOyTN NTPPPO (•) 6TB6 TM6 (•) MN T
MNTpMpXClJ (•) MN T AlKATOCyNH (•) AyCD
reKoyNXM NAXi'Moerf 2nfi<
2N oycgnHpe •
5 N6KCOT6 • TH[M ne]T6 OyN SOM MMOI 2M Ü2HT
N[N]XAX[6 M]nppO (•) NAAOC NA26 2XpXTK (•(
6 neK0[pO]NOC n[NO]yT6 cgoon C1}A 6N62 N6Ne2()
oy^epcDB nc[ooyt]n n[e ne^epcDB nt6kmnt6po (•)
7 XKMepe [ TAlKX]l'Ö[CyN]H [XJKM6CT6 Fi
XIN<SO[NC]
6TB6 [n]XY A[MTA2CK FlSl nN]OyT[6] n[6K]NOYT6 (•)
[NOy]N6[2 NT6XHX nxp]X N6T21[TO]yCDK (•)
8 oycgx[x mn oyctakth] mn oyKXCix (•) gböx
[2]N NeK[20lT6 6BOA 2N N]exe<j>ANTTNON
6t[ta6ihy eNTxyey]<f)pxNe mmok N2H
o T[oy flö'i Ntgeepe N]NepcDoy
i—i
2M ne[KTxeio ]
X TepCD X26PXTC 21 [OYN]XM MMOK (•) 2H oy2BC(JD
ecoNi enNoyi (•) ecsooxe ecö Nxyei xyxN (•)
io [c]tDTM Txcgeepe ÜTeNxy NTepiKe mnoymxx
xe (■) NTepncDBÖg Mnoyxxoc mn nhi Mnoy
eiCDT (•) xe x nppo em[e]yMei enoycx
xe ntom ne noyxoeic (•)
12 [Ce]NAOY(DO)T NXM N6T NtyeepC NTyp[OC] 2N
Große Anfangsbuchstaben in 6 11, 7 €, 8 0, 9 10 C.
44, 4 eT&e TAie Äm TÄuiTp.wp^ui VL, e-r&e TAurrpY-
pövUJ Lagarde. 7 tlc[007TT]il Y, Lagarde, L, Tuki p. 87,
hcoottthl R. 9 n]nepcooTr Y, Lagarde, nneppwoir L. —
Tepto Y, Tppto Lag., L. — ecom V, econei L. —
cvirö.n V, növirei «is.irdvH Lag., L.
Sahidiscli-griechische Psalmenfragmente.
155
[26]NACL>pON (.) CGNACOnC MHeKSO N(?l N
pMMAÖ MNK.A2 (•)
13 [ne]5oy THpq Njajeepe Mnppo ügcgbcdn (•) ec^olöxe
II. 1. Haarseite.
Psalm 134
(7) riNTAMN N6KXOOX6 62pXY XIN XpH[XM HH]
KX2 • xmkx NeqpH<?e eYscooy (•) neNT[xqN FI]
THY 6BOX 2N N6YÄ2CDCDP (•)
8 nFrrxMiixTxcce fTojpn mYcg nYm F)k[hmg
XIN pCDM6(-)tgX T6BNH (■)
9 XMXOOY N2FIM06YN MN 26NtgriHp6 2M T[6K
MHT6 KHM6 (•) 2M <J>ApAÖ3 • MN N6M2M
2AX THpOY (•)
10 neNTxqnxTxcce Fj2eN2eeNoc gnaüjcüoy
XqMOYOYT N2NPPCDOY 6YTXXPHY ■
u chojn nppo NNXMoppxIoc (•) mn cor nppo
MTBXCXN • MN NpptDOY THpOY NXXNXXN •
12 xq-f’ N6YKX2 NrXHpONOMIX (•)
(13) NrxHpoNOMfx MriiHx neqxxoc (•) 13 nxocYc
neKpxN ojoon o)x gng2 (•) nGKepnMGGYe n
x[ogic] cgx oyxcdm (•) mFF oyxcdm (•)
In 134, 7 sind große Buchstaben in (HH)T(evqtt) (h€r)7V.(oo)-
^(e) 2S_(ltt) (d.)pH[.
44, 13 C€Hd>.OirOOUJT THpOir Lagarde, CeHX.O'TWÜjT
Hxq yl. — myeepe YL ; myepe Lagarde.
134 in L (Y. 7 R). 7 neivrevq imeR7V.oo7V.c L, rniT^qn
KGRTv.ooTV.e Y. — js.qi\ev neqpRiTe V, dvqux.« e&pH2s.e L,
xqRÄ. ne&pK(7e R. 8 tg&hh V, ikn L. — n^nxioem V,
tt£etui&.em L. io GövqAv.oiroirT L, ^qxvoiroTrT Y. —■
tt^ttppceoir L, ttoenepcooir L. 11 npptooir V, neppwoir L.
12 RRlUiponoAuew einmal L, zweimal Y. 13 neRepnAveeire
v . neRpnMeeire L.
SBÄäWssff® m
löß I. Abhandlung: Wessely.
14 xe [ nxojeic nakpinc MnenxAoc (-) xycb ccna
CACCDAH [6]XN NCq2M2AA (•)
15 M6TA.CDXOM NM260NOC (•) 26M 2AT M6 21 NOyB 7
26N2B[Hy]6 M6 NöYX Np<DM6 (-)
16 oyw BAA HMOOy MeyMAy eBOA(0 8
oyM MAÄxe mmooy mgyccdtm (•)
17 ptüoy mmooy Meyq)Axe(-) I 9
OJAANTOy MMOOY MeycgtDAM (•)
MeycTx mmooy MeysoMö-eM (•) 10
NeyoyepHTe mmooy MeyMoöqje (•)
MeyMoyTe 2M TeyüjoyujBe (•) 11
MN ÖNA TAp 2N pCDOy()
18 eyeefNe mmooy Fi<sY MeNTAyTAMTöoy mn 12
(19) oy[OM] nim 6TMA2T6 epooy (•) 19 nm mhYhä
cmoy erixoüYe (•) 13
(20) nm NxeyeY cmoy enxoeYc. 20 nm naäpcdn
cmoy enxoeYc () N6Tp20Te 2htm möxo n
eie cmoy enxoeYc (•) nxoefc cmamaat 2m
cYcdn neToyH2 2N oYähm: — 15
II. 2. Fleischseite.
Psalm 135
]OJ 02MOT täMeNTAyCOÖTOy: —
A]AAHAOyiA NTAinAH : ~
1 [oy(D]M2 6boa MnxoeYc xe oyxpc ne (•) xe oy
0)A 6N62 ne nCMNA (•)
2 [oy]cDN2 6boa MÜMoyTe NNoyTC (•) xe oy
cgx 6NC2 ne ne<iMA()
4 nCNT AMT AM 16 MNIOpnHpe MAyÄAM (•)
> xe oycgA CNC2 ne nbmna (•)
5 nNTAMTAMie MnHye 2N OyMNTpeMN2HT
•> xe oycgA ene2 ne neqnA (•)
135 in L. Überschrift ^‘A‘Ah‘Ao7T'iX ttTd.Ss-IIlAH. L.
4 miiujimpe v uiujimpe L. 5 luvr^yrdoue V, neHT&tj
Salndisch-griechisclie Psalmenfragmente.
157
6 neMTAMCMNCNTe MnKA2 2i'XN H6MOOY (•)
> xe oycQA 6N62 ne neMNA (•)
7 nMTAMTAMie NN1M06 1 MpeqpöyöeTM (•)
> xe oycQA ene2 ne neMNA (•)
8 npH eresoyciÄ Mne2ooy xe oycQA ene2
> ne neqNA(-)
9 noo2 hn ncToye TesoyciA NTeycQH
> xe oycQA 6N62 ne neMNA
10 nNTAHHATAcee NKHMe mm[ nejycQpn MM'iee
> xe oycQA €N62 ne neMNA
11 nGNTAMN niCpAHA 6BOA 2N T6yHHTe (.)
•> xe oycgA 6N62 ne neMNA (•)
12 2m oyeix ecxoop mn oy^boT enxoce (•) xe oy
> cqa 6N62 ne neMNA (•)
13 neNTAMnecQ TepyepA ngaaacca e26NTo (•)
> xe oycQA 6N62 ne neMNA (•)
14 6AMN niHÄ 6BOA 2N T6CMHT6 (•) X6 Oy CQA 6
•> M62 ne neiNA (•)
15 6AipCD2T M<J)APA(D MM TCMtyOM [6]Tepye
> PA NGAAACCA (•) X6 Oy CQA 6N62 n[6 N6MNA]
iß hntamn neqAAoe gbox 21 nxATe(-)
> xe oy cqa 6M62 ne neMNA (•)
nnTAMM nMooy 6boa 2N oyneTpA e[C]NACQT
> xe oy cqa 6M62 ne neMNA (•)
17 nciTAMnATAcee nninos iTppo (•) [xe] oycQA e
TesAue L, ebenso in den folgenden Versen H€HTdsq == L, HUTesq
= — MHTpeMH^HT V, AlHTpAVrt£HT L. 6 QI2S.AV
kmoott L, pi2s.ti neAvooir V. 7 nnraoiS' V, nmo^ L.
9 hcioott L, ncioire V. 11 iienTxqu nicpe^HTV. V, nen-
TxqAv. hihTV. l. 13 cf. 15 Tepiropes. Hoes.7V.dwCc&. V, tc-
pirepes. «aJA^cces. L. 14 e&.qn nmA V, ees.qM hihTV. L.
15 ef. 13—iß nnTö>.qn neq7V.es.oc V, nenTöwqAi neqTVevoc L.
~~ e&oTV. pi H2i.es.ie V, eftoTV. om. H2SLevie L.
158
I. Abhandlung: Wessely.
III. 1. Fleischseite (?).
Pagina ~>f2Z<~
Mn\Aoc 6T6 nxoetc ne neiNoyTe (:~)
( ) ( •>) nsyMMOC neeoxon'A: ~
pMA.
( ) ( >) necMoy NAxyetA —
Psalm 144
•f-NxxxcTR nxnoyTe nxppo(-) -fNACMoy
eneKpxN cgx 6N62 xycö cgx 6N62 n cncs
'j’NACMOy epOK. MMHN MMHN6 (•) TACM[oy]
eneKpxN cgx 6N62 (•) xyä3 cgx 6N6[2]
N6N62 (•)
oynoff ne nxoetc cmcmamxat eMXTe(-) xycD
MM egt NTeMMNTNCK?. 4 0[y]M OyXCDM (•) MN
OyXCDM NXCMOy eN[6K]2BHye (■)
xytD NCex[CD] NT6KXOM ( )
AyCD CeN[AXCD NnC]A Mneöoy NTeKMNTfNOf? (•)
ceNAcg[Axe eN6Kcg]nHpe (•) 6 xycD Ficexto nt
(JOM [ NN6K20T6 ]NCecgXX6 eTCRMNTNOf? (-)
[NCCTxyo MnjeKepnMeeye 2M nxtgxi
[NT6RMNTXPC]
[NCeTexnx 2N T6KAIKA10Cy]NH ....
Große Buchstaben in der ersten Zeile (xui)?V.(d>.OC) (e)T(e)
(neqno)ir(Te), in 5 (Mn)T(noiSO.
144 in L. Überschrift TICCMOTT H2s_X.Trei^. L ohne HOT
auioc H«eo7Vot5iev. 2 maihh .uxtHue V, MMime MMHne L
7 MiiJeuepnMeeTre V, ÄvneRpTiAveeire L.
Saliidisch-griechisclie Psalmenfragmente.
159
III. 2. Haarseite (?).
Pagina ~ > pSH <
Psalm 144
(14) (>) MTA20 epXTOY MOYOM MIM NTAYPX2TOY (:)
15 epe NBAA MOyON MIM 6-(Dü)T 6BOA 2HTK
(>) Aycö NTOK eTNA'[- _ 2pe • MOyON
mTm FineyoyoeTü) (•)
iß knaoycdm Fne kgix urTcio Moyou
(ii) mim 2M neKoytDcg. 17 oya.Tk.aioc ne n
xoeTc 2Fi N6M2Töoye THpoy (•) Ayco
MoyÄAB 2Fi NeqißHye Tnpoy •
18 fixoeTc 2hn 62oyN eoyoM mim 6tcdü) 62
PaT oyBnq (•) oyoM mTm eTCDtg eapAT epoq
19 sFi oyMe (•) 19 mma["p] noyaxi) MoyoM nim eTep
20T6 2HTM (•)
Ayä> qMACCDfFi ene[yconc Mq]Toyxooy (•)
20 fixoeTc MA2Ape2 eoyo[M mim 6tm6] FiMoq (•)
Ayco quABCDTe 6bo[a FiFieMpeqp]
NOB6 THpoy (•)
21 TATAnpo naxcd [FinecMoy Finxoeic ma]
pe CAps nTm [ cmoy eneqpAN eToyAAB]
Große Buchstaben in 14 (e)p(esTo)TT (n)T(&.irpesQTO)ir ;
15 epe, 16 K.ttis.o'ycoH.
144 14 nT&.irpes.pTOTP V, enTesTrpespTOir L. 15 ope
hoitom »um Ameiroiroeiuj V, ope nes.Tr Auieoiroeiuj L.
19 eTeppoxe V, eTpooTe L. — qnis&cöTe Y, nesqcoTe L.
160
I. Abhandlung: Wessely.
K. 9858 (S. YIII?) Pergament.
Höhe 22 cm, Breite 19 cm, Rand oben 2 cm, links 2 cm,
unten 3 cm, rechts 3 cm. Das Blatt entstammt einer verhältnis
mäßig jungen Handschrift, die stichisch geschrieben ist. Sonst
zeigt die Schrift keine besonderen Eigenschaften. Von Pro
fessor Krall liegt vor die Notiz ,103‘.
Psalm 103
1. Haarseite.
(13) noc NN6K2BHye
14 neT'j' oyo> NoyxopToc nn;
TßNooye xycD oyoToy
6T NTMNT2M2AA NNpCDMC
eTxyeoeiK 6bo\2m hka2 •
15 AytD nHpn neTey<j>pA
Ne MnsHT MnptDMe
6Tpe n20 (corr. in ne'H'20) OypOT 2N OyN62
noeiK. neriTAxpo m
n2HT MnptDMe
16 eeNACei N6T NO)HN N
TccDtge
NK6APOC MnAlBANOC 6N
(17) TAKToxoy 17 epe XAX MO
ee N2HTOY (m. 2:)THpoy
rhi Mnex^cDB xoce epooy
18 AK'f' NNTOOY 6TXOC6 N
NeTeoyx •
103 in L. 14 Ö.TTOO OTTOTOTTCT V, OTTOTTOTOTTCT L.
15 impn neTeTrcppcvtie V, impne cTrcppe^ne L. — ng°
korrigiert zu Tieqpo V, neqoo L. — neivrd.2SLpo V, neT-
Td.2t.po L. 17 epe 2t_d.2£. Y, epe h2slö.2£. L. — epooT,
2. Hand THpOTT V, epooir L. 18 rniTOOTT V, UTOOTT L. —
nneieoTrTk V, miseJe^o.fVA.] B, mueeioVA. L.
Saliidiscli-griechisclie Psalmenfraginente.
161
MfieTpA. MMANtlCDT NM
CApxexDOYü)
19 AKKA N002 626NOY06iq)
npn A1COYN N6HMA
N2(DTn
20 AKKA nKAK6 AT6Yü)H
cyciine
Psalm 103
2. Fleischseite.
(20) CeNAMOOtge N2HT6 NSl
margo: m. 2: N60HpiON THpOY NTC(DO)6
]Y 21 MMAC6 (e add. m. 1) MMOY'l
MJAC6 6Y6A2YM 6YTCi>pn 6Y •
]TP cyme nca TGYspe 6boa2T
22 TM riNOYTe •
A npH C1)A AYCCDOY2 620Y~
]TP AY6NKOTK 2N N6YBHM
]2CD A npCDMO 61 6BOA 6n6M2CDB
23 AYCD 6T6q6pKA61A
cqa riNAY NpoYse
24 N06 NTA N6K2BHY6 ATaT
nxoeic AKTAM6100Y
THPOY 2N 0Y60<j>lA
A F1KA2 MOY2 6BOA 2M riR
6CDNT
103, 18 MMüvtmcoT Y, MAiKMiicDT L. 19 epenoiroeiuj
V) ^genoiroy B. — neqMKttpcoTii V, neqMKnn^(o L Tiu B,
lteqM.ek.H.goTn L. 21 AYMivce, e von 1. Hand hinzugefügt V,
L. — eire7V.gTrAt V, eirftpHAA BL. — eirrcopn V,
eTiopn BL. — eirujme V, eiyme L. 22 neir&Hq V,
HeirhHh BL. — eTeqepi\ö>.cies. Y, Teqept'&.cies. L. 24 htk
' ’ etVTÄ - L. — KivTd.Mei'ooir V, «mytov.uott L. — nueconT Y,
IleRCWHT L.
Sitznngsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh.
11
162
I. AbhandlungW e s s e 1 y.
25
2B
margo:
XCO 27
T69AXXCCX 'f'NOÖ' GTOyCKlJC
epe NXATB6 N2HTC 6MN
Toyrnie •
NeTKOyT 6TON2 MN NÄl(A del.)
epe NeYxHy c&Hp n2htc
eiMMxy nö'i neApx
KCDN nxi NTAKriXAC
ce mmom eccDBe mhoh
eyfffDcgT cbox 2htk THpo
K. 9863. Pergament.
Hölie 29 5 cm, unten verstümmelt, es fehlt der untere
Rand. Breite 28 cm. Oberer Rand 4 cm, links 5'5 cm, rechte
3 cm gegen das Innere der Handschrift. Jede Seite ist paginiert.
153 (pv-f) und 154 (pv§) liegen vor. Die Zahl links auf S. 153,
•/. d. i. 20 bezeichnete vielleicht die Nummer der Lagen der
Handschrift.
Diese war überaus sorgfältig stichisch geschrieben und
stammt etwa ans dem 5. Jahrhundert n. Chr. Aus p. 153 ist
gegenwärtig die Schrift stark verblaßt. Die horizontale Ka
strierung erfolgte in Abständen zu 0'7 cm und geht nur über
den linken Blattrand. Die beiden vertikalen Rastrierungslinien
im Abstand von 2'5 cm voneinander bezeichnen den Anfang
der Kolumnen und der eingerückten Zeilen.
Den Beginn eines Psalms charakterisiert eine andere mehr
abgerundete Schriftart bei der Überschrift; ferner das Vor
springen des ersten Anfangsbuchstabens in den Rand nebst Ver
zierung und Nachfahren mit roter Farbe.
Der sorgfältigen Ausführung entspricht der vorzügliche
Texteszustand, der die nächste Verwandtschaft mit L zeigt
Von Professor Krall liegt die Notiz vor: ,Psalm 81h
103, 25 nsx.evTqe L, H2s_^T&e V. — ctg Muiovune h
eAvtiTOTTHne V. — hirotti L, nemowi Y. - nmoS'L,
n05" V. 26 H6I2SLH.1T Y, H62S_H1T L. HTdkRIlAevCCe V
enTx.Hn7\.dvcce L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
163
= 1. Fleischseite.
Pagina K pilT
Psalm 80 1
5 2M nTpenei 5 gboa 2m nKxa n
KHMG •
ahccdtm eyxcne gnmcooyn
MMOC AN
6 AHKTO NTGHXICG GBOA 2N
oyemcD
N6H6iX AYP2M2AA 2N OyKOT •
7 AKCDtg 62PAI 2N OyOArjaC
AINA2M6K
aTccdtm epoK 2M n’neeHn n
oysATHy •
AIA.OKIMAZ6 MMOK 21XM nMO
Oy NTANTIAOriA • AlA^AA"
8 CCDTM nAAAOC TAUJAXG NMMAK
niHA TApMNTpe NAK •
eojtDne gkcqanccdtm epoT m
9 MNNoyTe NBppe NAcgcone
N2HTK. •
oyxe NNGKoycDtÖT nnoytg
NCQMMO’ •
10 ANOK TAp nc nxoGic nGKNoy
TG 6NTAMNTK. 62pAl' 2”m
I1KA2 NKHM6
OYCDN NTGKTAnpO TA[M]A2C •
11 MriG nAAAOC CCDTM 6TACM[H]
niHA Mnq^THM cpoi
80 in LB. 10 netiTAqttTR L, ettTAqnTK V. ll epoi
1L, epoei B. — ne i«h[7v.] b, turA. V.
11*
wgsesAm
164 I. Abhandlung: Wessely.
12 Mxooyce kxtx NemeyMix
NN6Y2HT•
CeNXMOOÜ)6 2N NGy2BHY[6]
13 6N6NTX flXXXOC CCDTM [NCCD'l]
niHX 6N6NTXMBCDK. 2N N[X]
2100Y6
14 n6Tmx0[bbi]o eNeyxxxe n[e n
0Y[6]t9 [NX]XX[Y]
xycD[ NeiNxeiMe nn]xxix g[xm
— 2. Haarseite.
Pagina pNA
Psalm 80
(14)
15
16
Psalm 81
1
2
riXlNSONC •
80, 14 HneTr2s.is.25_e L, eHeTr2s.is.2s_e V; ne'iHise[£fei]°
eHeTT2SLis2s_e V, [Heemeo'oüijfejije neir2s_is2s_e B. — [" eI ‘
Hiseme HH]dv2s.i2s. Y, [Heemis.ei] L Hje ne HHis.(S'i[2s. B.
81, 1 ecjHTAiHTe V, eqoiiTAAHTe L. — q>HRe LB,
TiOHiie V. — MnpeqpHo[&e] B, HHpeqpnofec Y. — HTeTrt-
AVis.10 V, HTeTHAVi^eiö L. — ÄuieTe£&iHOTr V, AUieefifennr b
N6T0X1B6 HMOOY •
xNxixeoY Finxoeic xisox epoq
xyiD neYOYoeicg Nxc^oine
_0)X6M62- _ _, COY o’-
XMTMMOOY 6BOX2M tltDT Mn6
XMTCIOOY M6BICD 6BOX2N
oyneTpx •
üx ne^xxMoc Nxcxtfr
x niJOYTe x2epxTM 2N TcyN^rcD
TH NNNOYT6 • ?T6 .
eqüTMHTe ag mnxxng nnoy
xe cyxTNXY tgtnkping m
Sahidisch-griechische Psalmenfragraente.
165
T6TNXI MH20 NNpeMpNOBG
~A.IX'^AXMA -
3 Kpme Mnop<]>ANoc mm nsHKe •
MT6TNTMA10 Mn6T0BBlHOY
MM neBIHM •
MAToyxe neßiHN mn mshrg • jB’e 5 •
NA2M6H 6BOX 2N TSIX NMpGMpMO
5 MnoyeiMe Mnoy6'Mney2HT •
eyMooqje 2m [nR]XRe •
C6M[X]K1M NSl NCMT6 MHRA2 •
6 XNOR [Af]XOOC X6 MT6TM 26N
MOYT6 NT6TN NtgHpe M
neTxoce thptn •
7 [6]IC2HHT6 T6TMXMOY M06
M Mp (DM 6 -
[X]y(D T6TNA26 N06 MOyl NM
[XjpXCDN •>
8 [T(DO]yFTr rmoyTe ntrping
MMRA2
[X6] MTOR neTNXM[<D]Te 6BOA
NM260[N]OC THpoy
Psalm 82
[ÜB] TCDAH[ ne^XXMOC NACA<|>]
KGL 9872 Pergament.
Höhe gegenwärtig nur 24‘5 cm, unten abgerissen. Breite
19'6 cm. Rand oben 4 - 5 cm, rechts 5 cm, links 2 cm. Der Text
der Handschrift scheint die beiden Sprachen einander gegen-
_ 81,^4 n^oMeq e&cv\ on ts12s_ V, nR£xiec| eTSTx. L.
5 MSI CKTe B, MSI MCMTe VL. 7 TeTMRJMOTT VL, T6TMMR-
MOT J3. _ T€THX.^e VL, T&TM ,M<VOe B. Moe OTT<X VL,
«ee mottä[ B.
166
I. Abhandlung: Wessely.
übergestellt zu haben, so daß die eine Seite Psalm 17, 50 und
18, 1—10 griechisch (ganz ausgefallen), die andere, teilweise
erhaltene koptisch enthielt; ebenso Psalm 18, 10ff. griechisch,
teilweise erhalten, dann koptisch (ganz ausgefallen); es folgte
also nicht immer ein ganzer Psalm griechisch, dann derselbe
Psalm koptisch, wie wir es in anderen Hs. gesehen haben.
Der griechische Text ist auf der Rastrierung geschrieben,
die so wie in 9863 ausgeführt ist; mit diesem Blatte ist auch
das vorliegende im allgemeinen recht ähnlich, es gehört wohl
auch dem 5. Jahrhundert an. Der griechische Text zeigt
bemerkenswerte Varianten, der koptische schließt sich wieder
eng an L an; leider entspricht der erhaltene griechische Test
nicht der vorliegenden koptischen Seite.
Von Professor Krall liegt die Bemerkung vor: ,bilinguer
Text Psalm 18h
Pagina N’
Psalm 18
1. Fleischseite.
Anfang des Blattes.
10 TA Kp IM ATA kY AAH061NÄ AGA1KAICD
MCNA Gm TO ayto“
11 emeyMHMATA AyToy ynep xpycfo -
KAI AI0OM ti'miom noAyN-
KAI TAyKYTepA ynep M6A1 KAI KHp[l]Ö _
12 kai rAp o aoyaöc coy <f>yAÄccei Ay[TA]
kai ett Ttb <j>yxÄcceiM aytä amtahö
AOCIC nOAAH ~
13 [n]ApAnT(DMATA TIC CytlHCCI
[A]riO TCDN KpytfdCDN M[Oy] KAGApiCO -
M6 Kypie • / Aoycoy:
18, 11 S7r>.0u[jii5p.a':a otu'oö, V: liu9opu;Toc — woX6v : sol“
69 174 178 196 201, 212 Chrysost. VIII. 4. 12 y.ott lv
9uXa3"s:v V et 166: xas om. 13 GW!;«:: intelligit Versio Latina.
— xsl Ix. töv xpufluv 65 ä~b töv 184 210 273 Origen. II, 750,
Theodoret I, 733. — xa9äp'.ubv jrs : xa8ocpiGÖTjco[ji.a! 282 munda b«
Vers. Lat.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
167
14 [K]A1 AHO AAAOTpiCDN <j>61CAI Toy Aoy
[ga]n mh Moy KATAKypieyccDCi totg
AMCDMOC 6COMAI:
[KAI K]A0ApiC0HCOMAl AllO AMApTIAC
[M]eri.AHc •
15 [KAI 6C]ONTAl 61C eyAOn'AM TA AÖriA
[TO]y CTÖMATOC MOY -
[KAI H M]6A6TH THC KApAlAC MOy
[eMjcDnioN co[y aia ciantoc]
Psalm 17
2. Haarseite.
so eTeipe FioyNA mm neqxpicToc-
AAyeiA mn neqcnepMA
CQA 6N62 •
iiT ghxcdk 6boa ne^pAAMoc NAAyeiÄ
Psalm 18
1 Mrmye xcd Mneooy MmioyTe •
[Ay]tD necTepetDMA xcd mhtamiö
MM6M(SIX-
2 neaooy xcd NoycyAxe Finegooy
TeycgiT xcd NoycooyN NTeycgH
3 N26NACn[6 AN] N6 oyA6 N26NCI)AXe A[N N6]
NC6NACCÜ[TM ] AN 6n62pOOy •
18. 14 y.a9apts6r ( 50HCH : ®uXa!;o|j,at 150, dxox.aÖaptoOTjO'oiJ.ai 151.
— äXXoTpuov S 1 , äXXoopioo 55 286, yflnaxopteiicwoi Y etc. —
twctv AB 27 156 188 193 210 283 Theodore!. 15 etiXo-j-iav
1 et 65. 279: eüSovu'av. — XoY'.a : p^piaTa 205. — oröixaTÖi; jj.ou:
Denare; aoo 277. — iviü>~i6v oou : Ivtowov pico 180 195 203 211
290 Theodoret.
17 und 18 stehen in L und bei Lagarde, Teile in B.
17, 50 neq^pc L, neq^pHCTOC Lagarde.
18, 2 mieoooir YL, .vuieoooir Lagarde. 3 ncend.ccoTM
encen^coiTÄi LB. — eneopooT Y, eneTppooir L, Lagarde.
168
I. Abhandlnng: Wessely.
4 x neY2po[oy e]i gbox exFi riKX2
thp[m]
xycD x N6[y]cgxxe nu>2 cgx N6K.p(D[oy]
NTOIKOYM6MH •
5 AMKcb HneqMXNcycDne 2M npH
xyco ntom esö FFee FIoyNyM<j>[ioc]
6MNHY 6BOX 2t1 n6MMXNO)[exe6T]
MNXT6XHX wee Fjoynrxc encp[T NT6 t i2iH]
KGr. 9871 Pergament.
Höhe 35 cm, Breite 16 cm, verstümmelt: es fehlt die halbe
Seite und ihr Rand. Oberer Rand 3'5 cm, seitlich 4'5 cm.
unten 5"3 cm.
Der schöne, sorgfältige Schriftcharakter zeigt mehr Ab
rundung (vgl. X und M). Die Psalmenüberschrift zeichnet sieb
durch kleinere Schrift aus; im ganzen besteht eine große Ähn
lichkeit mit 9872.
Die koptische Seite ist rastriert, horizontal in Abständen
von 0 7—0'8 cm, vertikal mit 2 Linien (Abstand 2 cm) am
Ende der Kolumne vor dem Rande an der Seite.
Die Handschrift war so eingerichtet, daß die eine Seite
den griechischen, die andere den koptischen Text enthielt:
letzterer trägt die ungerade Seitenzahl, hier 117 (piü), der
griechische 118 (pw;). Der griechische Text von p. 118 schließt
unmittelbar an das Ende des Koptischen von p. 117 (die Vers-
zählung ist bei Budge, dem Herausgeber des sahidischen
Haupttextes, dem wir hier folgen, eine verschiedene von der
griechischen). Großes Anfangs-y in Ps. 39, 2.
Der griechische Text zeigt beachtenswerte Varianten, der
koptische ist treu der sahidischen Überlieferung im Londoner
Papyrus bei Budge und dem Texte Lagardes.
Von Professor Kralls Hand trägt der Umschlag die Be
zeichnung: .bilinguer Text Psalm 38—39".
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
169
1. Haarseite.
Pagina PIZ
Psalm 37
20 n6tt(db6 nxT N]2eNneeooy
enMx Fi2etme]TNXuoYOY xy-f’
cgToyHT epo]i gbox xe xtncpT’
ncx taikxioc]ynh
xyhoxt 6box riMep]iT Tiee tioypeqMO
OYT’ 6MBHT ]
21 FinpKXXT nccdk. nxjoetc nxNoyTe Mnp
CX2CDK. 6BOX M]M06[I]
22 •|'2thk. 6TXBOHeei]x nxoeic nnoyTe
MnxoyxxY:]
Psalm 38
äh enxtDK 6box NiAjieoyu tcdah ilAxyeiA
1 Xl'XOOC X6 '|'MX2Xp6]2 6MX2100ye 6TM
PNOBe 2M nxxxc ]
XfKCD HOy2Xp62 2ipil P]CD1 • /6BOX ■
2H nTpe npenpiioBe x]2epxTq MnxMTO
2 xYp Mnö xYcyTopfp xY]öbbio xyco xYkx
P<dY 6box2Fj] FixrxeoM -
xycD x nxcxci) pßppe] epoY:
3 X nX2HT 2MOM 2M n]XCXM20yil
XytD OyN OYKCD2T ll]XMOy2 2M TX
M6X6TH ]
(4) xYcqxxg 2M nxxxc 4 x]e mxtxmoT nxo
eic 6TX2XH ]
37 in L, Lagarde, B nur wenige Fragmente; B 38 in L, La-
garde, B. 20 Hcmneeoenr B, HjoeHweeooTr V. 21 .u].w.oe[i]
ÄuioT LR.
38 htiö2s.r Lag., Tt02^H VL. 1 pwei B, ptoi VL.
3 V, Lag., B. — epoei B, epoi* YL.
3*£3Sfc»«H
m
rjg&gs w*- m * .
170
I. Abhandlung: Wessely.
AytD THne NNA20oy] xe oyHp’ Te • o
xe efeeiMe x]e eicyAXT FJoy
5 61C2HHT6 AKTp]C NA200Y pAC
AytD epe hataxp]o o nee naaay mhck
MTO 6BOA
n\HN riTHpM CQOyeijT PCDHG NIM 6T 13
ON2 AIA^AAMJÄ •
6 HeMToire epe np](DMe Moocye 2n
oyseiKCDN
nAHN eqcyTpTCDp enx]iNXH
occDoys esoyN nmco]oyn an xe eMC<Doy2
L MMOOy NNIM
11
. 2. Fleischseite?
Pagina ’piH
Psalm 38
8 KAI NyN TIC h yno[MONH Moy oyxi O KypiOC
KAI H ynOCTAClC M[Oy NApA COl CCT1N AlA^AAMA.
9 Ano nACCDN TCDN AN[OMKDN MOy KA0A (?)
P1CON M6 •
ONCIAOC A<j>pONI CA[(DKAC MC
10 6KCD<|>CD0HN KAI Oy[K HNOI2A TO CTO
ha Moy oti cy e[i o noihcac mc
ANOCTHCON AN 6M[Oy TAC MACTirAC COy
11 Ano rAp Tcxyoc (m. 2: -y’p'oc) thc[ xeipoc coy erd)
esexeinoN-
38, 5 Y, nm7V.Äwö>.ir Lag. 8 StaiiaXpia om. ABS.
9 öv£iStajj.üv jxou 264: (xöv) ävojicöv jj.ou. — ä’^pcvc : äopo« Arm.
Ed. — ttaödptcov VS 1 : puua:. 10 oti om. 269. 11
~.r t z Itsyßoq '/v.sic : ctrco yap xfjg loyüoi; AS 2 et multi alii layvoi
corr. to/opoc V. — iijsArccv : iytsi sijeXetrcov V 140 156
185 262.
Sahidiscli-griechische Psalmenfragmente.
171
12 exemoic ynep ano[miac bhaiabycac ANopomoN
KAI 626THCAC tDC A[pAXNHN THN ‘'py
xhn xyToy •
HAHN MATHN T[ApACC6TAl ANGptDnOC
ZCDN : AflA^AAMA
13 eicxKoycoN th[c npoceyxHC Moy Kypie
KAI THC AGHC[6CDC MOy
6N(D[T]ICAl T(DN AA[KpyCDN MOy
KXl MH nxpXClCDnH[CHC OT1 NApOlKOC
ertD eint bn t[h th
kxi nxpeniAHMo[c kaocdc hantbc
oi npec Moy
14 XNBC MOl INA AN^^ySCL) npo TOy MB
AH6AG61N K[Al OyKBTI MH
ynAp^üi
Psalm 39
1 'xe — 61C TO TBAOC ^AAMOC[ TCD AAyBlA
2 ynOMBNCDN ynBM6[lNA TON KypiON
KAI npOB6BX[6 MOl KAI BlCHKOy
CBN THC A6[HC6CDC MOy
3 KXl XNHrXrBN M[6 BK AAKKOy TAAA1
HGipixc kai A[no nHxoy ixyoc
38, 12 sA£YHol<; Y: sv sAeyiaoIc. — üxsp ävoptt'ac : üzsp
ap-ap-tac 66. — kilxrfeac : sl;ex?]Ga? V 192 239, sSjs-tYjva«; 154,
^£T£!vac 214. — trete ävOpwtroc : [avSputroi;] ^Gv V omnis homo
vivens Versio Latina om. 142, avöpUTO? orn. 274. -—
c'.jükfXij.a om. multi. 13 svü>xi!7ai xtov Say.p6wv [j.oo sticlius, BS;
S" ut A Serja. p,ou svtimaat sed rursus delevit. — xöv Saitputov p.ou
Hi) YiotpactuTvYjoYji; : -/.cd p,v) trapatr. V et 216. — sipti S 1 268 :
C T W — sv XY) YÜ : rtapä cot AS et multi alii. — vtat ante trap-
="'.8^1X0; 182. 14 ävsc : äpsc 281 mg. — aTtsXOstv : rtapsA-
tew 194.
39, 2 izopivtov : utrcptsvcd 169. — Ssifcsw? : ctovijs xvj<; 3. 274
276. 3 ävr ( YaY £V : scy)y«Y £V 210, dv7)YStps p.s Greg. Nyss. T 637. —
172
I. Abhandlung: We s s e 1 y.
KAI 6CTHCAN 6n[l H6TPAN TOyC
noAAC Hoy[
KATHY©Y n6n [ TA A1ABHMATA MOy
K. 9859 Pergament.
Höhe 36 cm, Breite 26 cm. Rand oben 4 cm, links 5 cm,
unten 6 cm, rechts 5 cm. Schöne Schrift etwa des 7. Jahr
hunderts. Diapsalma, Interpunktionen, Abkürzungsstriche, Unter
streichungen rot. Nach dem Diapsalma springt der Anfangs
buchstabe des nächsten Stichos in den Rand vor und wird
größer ausgeführt
Die horizontale Rastrierung erfolgt in 07 cm Abständen
und reicht in die Ränder hinein. Vor und nach der Schrift
kolumne sind je zwei vertikale Rastrierungen in l - 5 cm Ab
stand voneinander; so weit rücken die Zeilen ein, wenn die
Stichen übergroß sind.
Der koptische Text entfernt sich nicht vom Normaltypus
der sahidischen Übersetzung, ohne mit einer Handschrift be
sondere Verwandtschaft zu zeigen.
Von Professor Kralls Hand trägt der Umschlag die Be
zeichnung ,Psalm 67‘.
1. Fleischseite.
Psalm 67
(15) CMAOyBAGJ
16 2nc6amcdn6T rFfooy MÜNoyTe •
riTOOY 6TKKDOY (•)
nTOOY 6TXOC6 irrooy gtthk
iTTOOY 6TKKDOY (•)
17 6TB6 oy TefFiMeeye ntooy btthk (•)
rrfooY ne nA'f nta rmoyTe • oyeoj
ecT-rjcsv : ec'iYjcav V. — -/.a-euGuve : y.a'^Guvsv AB Vind. 27 140
156 262.
67 liegt vor in L, T, (B), Lagarde; ab Vera 22 in R. 16 Ort
ceTV^tom L, oit ceAMoonei' VT. — irrtooir L, ivrooir VT.
17 ettTOOir L, utoott VT. — ctthii VT, eT2£.oce komt L. —
Saliidisch-griecliische Psalmonfragmente.
173
OYCD2 2pX! N2HTH ( ) _ _ r BO a (•)
KAI TAP nxoe'l'c NAOYCD2 N2HTM Ü)A
18 Ü2ApMA MÜNoyTe oyTBA nkcdb ne •
2Tiü)o ne eypooyT (•) r ( . }
nxoeTc M2HToy 2N cYna neineToyA
19 AHÄA6 enx'l'ce • AHAIXMAACDTCye
noyaYxmaacdcYa (.)
Alp n26NTAeYÖ NNPCDM6 (•)
kai tap eyö NATNA2T6 ne 60YCD2 (■)
20 nxoeYc nNoyTe kcmamaat ü)a e
M62 neN62 (-)
nxoeYc nNoyTe NNeNoyxA'i'
MNACOOyTN NAM (• ÄLA^AAMÄ)
21 neNMoyTe ne nNoyTe ntan20 •
AytD TAnxoefc Te TÖee neY cboa
HnMooy (•)
22 nAHN nöoyTe naoycdcqh
NTAne NNeMxYxeeye • (•)
AytD MTMHT6 MTAnC NNeTMOOÜje
2M NeyNOBe (•)
23 Ä nxoeYc xooc cmkcdt mmoh
6BOA2M TBACAN
Xe 'pH AKT Ol 2M N6TC9HK N0AAACCA
24 xckac epe TCKoyepHTe xcdak
m oycnoq (•)
AytD HNAACDX2 N(?Y nAAOC NN6K
oy2oop 6BOA2TT iTxAxe 6T"poyBHK
VT, etiTd. L. — cnrcouj L, oireuj VT. — oircog LT,
eoirwg V. 19 n(Tpoi.u.e VT, L u J p[poi.w.e] B. 20 iicma-
MAAT^V, L, eRCA^AV<\övT T. 21 TOe€ liei
efcoA autaiooit V, Toee Äuiaiott L, Toee uei eftoA auiavoit T.
22 mteq2£.i2i_ee'!re V, ÜHeTrss-iss-eeTT L, nneq2i.i2s_eo'5' T,
Lagarde. — 11TA1HT6 VT, TAUlTe LR, Lagarde. 23 eqiUOT
V > La g-, eqiuoTe LTR. 24 n7Vd.oc V, ti?V.ö,c LTR. — €T-
v X* -sm'isKsm
174 I. Abhandlung: Wessely.
25 AYNAY 6NGKMX MMOOtge nNOYTe
mmx HMOocge MnxNOYTe rfppo ctüm ne
TOYÄAB (.)
2. Haarseite.
M~ Ä f CD
Psalm 67
26 AYPtHOpn N61 NXpXCDN 6Y2HN
620YN eMSTtAUei (•) ^ (.)
ntmhtg NNcgeepecgHM npgmxn
27 cmoy ennoYTe 2N n6kk\hcTÄ (-j
nxoeic 6box2n MnYm Hm hx (•)
28 MHMXY N61 BGNeiXMeiN fTKOY’»
2N T6KCTXCIC (•) N
NXpXCDN NTOYA.X MN N6Y2Hr€M(D (•)
NXpXCDM NZXBOYXCDN MN NXp
xcdn NMe^exxeiM (•)
29 nNOYTe 2CDN NTeKGOM (•) p fjAN ^
nFioYTe fsoM TinxT ntxkcbtcdth
30 NeptDOY NXN ACDpON NXK 6n6Kp
ne efexHM (•)
31 nNOYTe enem'MX NNeenpioN
MnMXNCgHN MN nMXNKACI) (•)
^■oit&hr V, eT^OTränq LRT. 25 HHOirre VT, nne K,
imnoirTe L. — h€totrft.ft.2i V (L, Lagarde neTOTr0.ft.2i) nve-
TOTTft.ft.2i TR. 26 HeT[v][/ft.A7V.(e)i] B, eHeT\yö.7v7V.ei VT L.—
HHUjeepeujHM VLR, HHUJHpeUJHAV T, HHUjepeUJHAV Lagarde.
27 AVHTTt'R VTR, Lagarde, AVRRRR LB. — AVRIhTV. VR, AUUC-
pornTV. LT. 28 qAVAVft.Tr V, eqAVAVft.Tr LBTR. — 2teHift..vvs«
TR, 2ieHeift.Avm VL, 2iemx[Av]em B. — ivoiri B,
VLTR, Lagarde. — AVH Hft.p^C0H VLT, H[ft.p^(0H B. —
HHecpeft.7V.ieiAV Lagarde, Hiiecpeft.7v.eiAV VLT, HHe]cp[exA]M
B mit ei über der Zeile. 30 HepoiOTT V, HeppwOTT L, Hep-
pcooTr T. — enenpnc eeLYuAV L, enenpue eie7V.RAv VT.
31 euiTiAvft. LT, eneiTiAVft. V. — HneeHpion V, HHeeTrpio» 1
Saliidisch-griechisclie Psalmenfragmente.
175
fCYNATCDrH NMMAC6 2N NBA2C6
MnÄAOC (•)
6TMT~ Cf TO GBOA NNGNTAYAOKI
MAZG HMOOY 2M fl2AT (•)
AHxeepe FJseeMoc gbox gtoygci} m
noAYMOc (•)
32 OYN 2eNBAICgiN6 NHY GBOX2N KHM6
NGö-OOCy NAptQOpl irf' 2N NGY^IX
MnNOYTG (•)
33 wepcDOY moRas cmoy eriNOYTe (•)
’f'AAAGi enxoeTc (• Xia^äxma)
34 -fAAxei enNOYTe neNTAMAxe G2pAi
exij Trie NTne 21 riiHBT (•)
eieNAY gycmh ncmoy sm neM2pooY (•)
35 -f-eooY HriNOYTG tghmntno6- G2pxT gxm niHx
AYCD TGKSOM GC 2N MGKXOOXG •
36 OYcgnHpe ne nNOYTG gm m mgm
nGTOY^^B (•)
I1NOYT6 MHIHA NTOM nGTMA'j’
noy^om hm oytaxpo MneqxAoc (■)
K. 9861 b . 9873. 9863. 9861. 9860.
Diese Pergamentblätter gehörten zu ein und derselben
Handschrift und stammen ungefähr aus dem 7. Jahrhundert.
Die Höhe der Blätter beträgt 30'5 cm, die Breite 24 cm, der
— noxT VT, L. — e^2£_eepe VT, 6wq2i.epe L. —
vrcnreuj noTV.ir.w.oc L, eTOTreuj auioTCttacoc VT. 32 pen
ftwujme VT, penqx.iujme L. — e^ - V, trf VL. 33 ne
pcooT V, neppwo-y L, npptooir T. 34 ninET V, mei&T
LT. — eircMH ncM.o'T p.u neqppooiy VLT, eircAUl i.n.i[T]e'AHÄ
om neqp : p J [o]o l Tr! B. 36 eq pn neqneTcnres.d.£i V, pn neq-
BeTOTö.e.Ct LT.
176
I. Abhandlung: Wessely.
Rand oben 3 cm, unten 5 cm, links 3'5 cm, rechts 3’5 cm. Die
scharfe horizontale Kastrierung' zeigt Linien im Abstand von
06 cm voneinander, rechts und links schließen je zwei Ver
tikale ab im Abstand von 14 cm; rechts und links ist dann
der freie Rand zu 3'5 cm, in diesen springen nur selten Ver
zierungen und Anfangsbuchstaben vor. Die Psalmeninitialen
sind außerordentlich groß und zierlich. Diese sowie im Texte
selbst die Interpunktionen, Diapsalma und Titelaufschriften der \
Psalmen sind farbig (rot). Wir zeigen Rotschrift durch runde j
Klammern an.
Erhalten sind die Seiten 119—126 und 191—192, fünf
Blätter, nur auf der zweiten Seite gezählt mit den Pagina-
Nummern pz., py.ß, py.ä, py.g und pqß. Professor Kralls Notizen
auf den Umschlägen lauten: ,75. 76. Psalm 77, fl.‘ ,Psalm 77?' j
,Psalm 3—V. Sonst liegen keine Notizen vor.
K. 9861B.
1.
Psalm 74
(4) aycd FipeMpNOBe xe Mnpxice MneTNTAn (•)
5 Mnpxice MneTNTAn 62paV eTne (•)
MnpcyAxe enNoyTe m oyxine'ONC (•)
6 xe NMCCDüpt AM 21 nCMNT OyA.6 6BOA
2N NTOOY NXAie (-)
7 xe öyKpiTHC ne nNoyxe (-)
cgAMGBBle nAi mxecT nAi (•)
74 liegt vor in RL. — 75 in L und V. 4—12 in R. — 70 in
RL. — 77, 1—6 und 45 bis zum Ende T; 23—25 in R. 77 ganz in
L, B ist wie immer lückenhaft.
74, 4 npeqpno&e R. — Mnpxice R. — MTieTnrevii K,
üjjuSv nicht im Griechischen. 5 OTT2S.IH(7bnc R. — llCJCOUJtJ k
neqcoujq BR-, 2s_e neqccoujq d>.n ticcout Tuki p. 567. -
[ujö.qTp]£i£ieie B. 7 necp2£_ecT R.
Sahidisch-griecliisclie Psalmenfragmento.
177
8 xe oyN oyxtD äFi tsix Mnxoeic Flnpii
NAKpATCDN 64M62 6BOA 6pCDH (•)
U)AMnCD2T 6BOA2M 11 Al' ehxi • (1)ATM
neqccDpM MneinüXDNe cboa (•)
C6MACCD N61 NpeipMOBG THpoy MI1KA2 (.)
9 AMOK A6 'J’NATGAHA C1)A 6M62(.)-
'|’NA' v j / AA\ei enNoyTe niakcdb (•)
ANOK 'j’MAXOOy (I)A 6N62 (•)
'f’MAKCDAX NNTAn THpoy MMpe^PNOBB (•)
NTAn A6 MnAlKAlOC NAXIC6 (•)
Psalm 75
(enXCDK 6BOA 2N N6CMOY ne^AAMOC)
— (NTCDAH NACA<j> : —
1 n NoyTe oycDN2 ekox 2n ^oyaaia (•)
T oyNOff ne nenpAN 2M nicpAHx (•)
2 aycd a neMMANojtDne 2M oyeipHNH (•)
AytD neMMA'N'oyCD2 2N cVcdn (■)
3 xe MTAHOYCDÖjH MMAy HT1TAX
po MMniTe (•)
oysonxoN mm oycHMe mn oynoxeMoc (•)
(AlÄ'pAAMA : —)
4 KpoyöeiN ntok 2M oycgnHpe (•)
AytgTopTp M6-i naoht THpoy 2M ney2HT
6BOX 2N MTOOy NOJA 6N62 (•)
74, 8 otth R. — etiHpn R. — HdmpevTom R. — eqMe£
e&oTV. cm pcoq L, eqMHo (R), eko?V. eptoq YRB. — e&oTV.
MTieü^B. — neqcopM R, neqcop.«. L. — eMTiqiuon LB. —
ppeqpno&e B. 9 .HimoirTe R. — nppe[qpHO&e B.
75^ i otohÖ L. — hihTv. L. 2 neqxcdvUjcone L. —
ReqM.Ä.no'Tcop L. 4 neceHT T.
Sitzongeker. d. phU.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh.
12
■
178
I. Abhandlung; Wessely.
C=)
Pagina: (•) pK (■)
Psalm 75
(5) aycöbü) 2M neycDBtg MnoycN xxxy
ün Neycix mci iTpcDMe THpoy
MTMMTPMMXO (•)
e 6box 2ii tgkghitimia nNoyTe niakcdb (•)
xyxipeKpiKe THpoy nci ngttaxg 62pxi
CXN M62TCDCDP (•)
7 ntk oyaoTe nIm nGTNAÖ)Ä26pATH
OyBHK (•)
TGKOprH cgoon xiti 6N62 (■)
8 ntok nxoeVc XKTpeyccDTM ey2xn
6BOX2N Tne (•)
nKX2 AHP20T6 AHCCD (•)
9 2M riTpe nNoyTe tcdoym ün oy2xn (•)
6N62M FipMpAÜ) THpoy MnKA2 (AIA^AAMA)
io xe nMeeye nnpcdmg NAoytDNä nak gbox (•)
Ayco ncycDxn MnMeeye napoja mak (•)
n epHT ntgtntaay ünxoGic nGTNNOyTG (•)
OyOM NIM 6TMn GH KCDT6 MAXI ACD
PON NAH (•)
12 neT^oTe Aycn gthi nngitnä nmap
X<DN (•)
neT^OTe mna2pn Neppcooy THpoy
FinKA2 (•)
Psalm 76
(Ög ■ enXCDK GBOX 2A Taiqoyn ne^Ax)
( • MOC NACA<j> • —)
75, 5 neuer Stiehos mit .UTIOTTSh. — Heir]<Sl25L ppco.ue !>•
6 TeiveniTixid. B. — neoTtop B. 7 neTnx.ujA.c)epArq
8 ^qpivoTe T. n netmoTTTe L. — n\n xwpon nxq L.
12 Auiennes. ttrtx.p^xL(mt L. — nepmoTr L, npptooir T.
76 Überschrift: Möi.cev<q fehlt in L; ux.ce>«.t|> T. — ei^ieOTttl
Sahidisch-griechische Psalwenfragmente.
179
1 aixiü)kxk espxi 2M txcmh enxoeic
2N TXCMH enNOYTC XyCD XM'fsTHM
epoi (.) _
2 xitgiVie ncx nxoeic 2M nc20oy ntxg
xVt'ic (•)
2N NXtflX NTeytQH MHCRMTO 6BOX
K. 9873.
1.
Psalm 76 _
2 xytD Mnoyp2xx mmoi (•) >
TX'pyxH MnecoyctQ cxccdxc(-)/
3 xipnMeeye MriNoyTe xi‘ey<}>pxNe (•)
xixiapxi x<fp2HTCL)HM Fici nxrTHx (•)
(AlX'f'XXMX)
4 x nxbxx peeH MNoypcije (•)
xicgTopTp Mneio)xxe (•)
5 xiMeeye eN62ooy Ficgopn (•)
XipnMeeye NNpMnooye cgx eNe2 (•)
X1M6X6TX MMOOy (•)
g xixizpxi mm nx2HT NTeyqjH (•)
xytD xitlJTOpfp 2M nxflNX (•)
v mh epe nxoeic nxkxxn nccim cgx 6N62 (•)
XyCD NMTMTCDT 66 N2HT NMMXN (•)
8 ii eqMXö'tDXB MnenNX tyxBOx xrn
oyxcDM cgx oyxcüM (•)
h epe nNoyTe NxpncDBtg n (yN^THq (•)
__ 78, 1 Anfangs-A groß. GI2SLIUjn^K T. 2 MnepoOTf L.
•vuieiiMTo eko‘,\ fehlt in B. 3 AiepnMeeireT, AipnMee-yeVL.
itMiueirATev T. — 2s_iev , ty , fv?V..w.e>. omisit L. 4 peen V, jpee
LT. — HnHoirpuje L, nnoTrpuje V, nneirepuje T. — mtu-
uj\Ä.e LB, !üneiujöv2SLe V, Ävneiujd22s.e T. 5 L&jnepocnr
B - — nppÄinoire B. — ujr v, nujdv l. 6 nö.Tinej.wjv T.
7 «^tgaitcot T. 8 eqnev<rco2jü TL, eqnd.5t02S.q T, ujnoTnq
Sitznngsbor. d. phil.-hist. KI. 155. Bd. 1. Abh. 13
180 I. Abhandlung: Wessely.
9 H 6MNXXHX2T6 NNeMMNTÖJNSTHM
2N T6MOprH (■ AIA^AXMX)
10 xycD nexAi xe tcnoy xVxpxei (•)
nxi ne nojiBe ntoynam FineTXOce
11 xipnMeeye nn62bhyg Mnxoeic |-^-
xe iNxpnHeeye NNeKtynHpe xVn Ncyo
12 TAM6A6TA NN6K.2BHY6 THpoy (•)
TxxiapxV 2n NeKMeeye (•)
13 epe T6K21H ngi 6bo\ nnoytg 2M nneToyxB (•)
Nim ne nnos nnoytg Nee MneNNoyTe (•)
14 mtok ne nNoyTe GTeipe NNeicgnHpe
MAyxxq (•)
AKOY6N2 TCK^OM 6BOA 2N NeiAAOC (•)
( > 2 -
Pagina: (•) pKB (•)
Psalm 76
15 AK.CCDT6 MneKAAOC 2M neKffBoi (•)
Nüjnpe NiAKCDB MN ICDCH<|> (ÄÜÄ^ÄÄ)
16 Ä 26NMOOY NAy epOK nNOyTC (•)
A 26NMOOY NAY ©PCX AYP20T6 (•)
AytyTopTp Nffi nnoyn sm nAtt)Ai
Mne2pooy nmmooy (•)
17 A N6KAOOAe *1 NTGyCMH (•)
KaV rxp N6KCOT6 NAMOOClje (•)
Y ; ujnoTHq L. — evtl eujnoTHq T ; nujttOTHq LV._
9 mieq.vmTujtiOTHq V, RKeq.RHTUjcs.ttOTHq L. 10 .vunte-
T2s.oce T, .viTteTQs_oce LV. ll nneRujnHpe V, imeRUjnHfß
L. 12 RHeRoHiHTre Y, rtHeRCj&Hire L. 13 tcr^ih LT>
TeRoi'H V ( c f. 19). — nei LV ; nei T. — gAuieToird>A& I- B -
om rr€tottov2i BV. — nmujimpe L, üneiujnRpe V. —
"A&.OC L ; nesTV^oc Y. 14 RennoirTe B, rhottc XL. —
RneiujRHpe Y ; RHiujnRpe T. — evRoimö B. — e&o<V
nn[i]i?Yidk[oc] B. 16 u.u.röoit LT, r.raiooit V.
Subidisch-griechische Psalmenfragmente.
181
18 nespooy nngk2Poybbai üm nGTpoxoc (.)
A NGKGBpHSG poyOGlN GTOIKOyMGNH (.)
A nKA2 KIM AytD AMCTCDT (•)
19 epe T6K21H 2N OAAACCA (•)
AytD NGKMAMMOOCIJG 2N 26NMOOY
GNAOJCDOY (•)
xycD ncgnacoyn ncktaccg an (•)
20 AKXIMOGIT 2HTM MriGKAAOC NQG
NMiecooy (•)
2N T64X MMCDyCHC MN AAptDN (.)
(• ÖZ • • > TMNTPMN2HT NACA<]> : )
Psalm 77
1 "f^THTN riAAAOC GriANOMOC (•)
peicf nGTNMAAXG NCQAXG NTATAnpO (■)
2 'j’NAOytDN NpCDl 2N 26NNApABOAH (•)
■j’NAXCD N26NfipOBAHMA XIN NCgopn (.)
3 NGNTANCOTMOy AytD AN61M6 GpOOy (•)
N6NTA NGNGIOTG XOOy GpON (•)
4 Mnoy2con GNeycQHpe gkgxcdm (•)
GyxtD NNGCMOy MflXOGlC (•)
AytD N6M6-OM MN NGMCIjnHpG NTAMAAy (•)
5 AMTA20 GpATM NOyMNTpG 2N 1AKCDB (•)
_ 76, 18 neR&pH^e T, neRe&pHd'e V. 20 ngenecooTr
L, ttmecooTr Y, nnesecooir T.
77 liegt vor in L; V. 1—-6 und 45—Ende in T ; 23—25 in R.
Überschrift: UXCX'p LBT, HevC^"p V. — nevJr^?V.AfOC
aui^ott mtcöiiüievTOii R, iie\J, r ev?V.A(.oc add. L, om. VT. —
neTMA^e^e B. — peivr VL, peKT T. — en^2s_e B,
Hustle Y. — npcoi V, iTptoei B. — 2s_mujopn B.
3 «enTdv V, neitre«. LT. 4 itequjUHpe VT, neujimpe L.
5 «OTAuvrpe LTB, ucyAvuTpe V.
13 5
182 I. Abhandlung: Wessely.
K. 9862.
1.
Psalm 77
(5) AMKCD NOYNOMOC 2M ni'cpXHA (•)
neNTAqacDN mmom gtootoy nngng’iötg (•)
eoyoNäq gbox NMeytyHpe (•)
6 X6K.AC epe KGrGNGÄ ei’Me (•) NCl)Hp6 6TOY
Nxxnooy (■)
NCGTCDoyM Ncexooy NNeycynpe (•)
7 xgkxc eyei<A Teyaexmc ai iinoytg (•)
NCeTMpnCDBCQ NN62BHyG MtlNOyTG (•)
NCGCQING NCA N6M6NTOAH (.)
8 XGKXC NNGycgCDnG N06 NNGyciOTG (•)
OyrGNGÄ GCSOOMG GC'j’NOYÖ'C (•)
OyrGNGÄ MnGCCOyfN nGC2HT (•)
Mne nGcnNA TANaoyfq mn finoytg (•)
9 NÜJHPG N6<J>pAIM GyCCDMT GyNAGX COTG (•)
xyKOToy 2M n620oy MnnoxGMOc (■)
10 Mnoy2XpG2 6TA.IA0HKH HnNOYTG (■)
xytD Mnoyoycüü) gmooü^g 2m" nGqNOM'oc (■)
11 XypnCDBCQ NNGMnGTNXNOyM NTA9TCA
B6 NcycioTC Gpooy MneyHTo gbox (•)
12 NecgnHpe ntam xxy i>m nkx2 nkhmg
2N TCCDO)G NXAANG(l)
13 xqn62 exxxccx amntoy gbox (•)
AMTA26 MMOOy GpXTOy N06 NOyXCKOC (•)
77, 5 HOTTHOMOC R ; HOTTHOMOC L. TUCpXHTY V,
itJHÄ T. 6 ene-yujHpe V, HneirujHpe L. 8 eMnccorni
L, MneccoiTTn V. — eMne V, Mite L. 9 eircioMHT k
evcotMT V. — eirH&.e2s. V, eTrne2s. B. — mihioTVcmoc 7,
MimoAeMoc L. 10 mhottüiuj B. — nHeqneTH&.n[o]iftj
[x]7Tto ne[q]tyniipe enTes.qTcx[&e B. — LejHTxqxxq B.
12 nT2s.x.ey.ne L, H2s_xxne V. 13 noirxcnoc V, hottxckocL.
Sahidiscli-griechische Psalmenfragmente.
183
14 xqxiMoeiT aHToy 2N oyKxooxe Mnea'o'oy (■)
xytD 2M noyöei'N mhkcdüt NTeycgH Tupc (•)
15 xqncD2 Moynerpx 2i nxxie (•) •
xmtcooy Nee mnnoyn eTNxtgtoq (•)
16 xhn mmooy 6box 2N oyneTpx (•)
xycD xmn MMooy ein enecHT Fiee n26n
eiepcDoy (■)
= 2.
Pagina: > pKA <•
Psalm 77
17 xyoycDa errooToy epNOBe epon (•)
xy-f-Noyec FineTxoce 5n oyMX mmn
MOOy N2HTH (•)
18 xynipxze MnNoyTe 2N ngy2ht
eTpeyxiTei' N26N6-moyooM NNey^yxii
19 xyKXTxxxxei’ MnNoyTe eyxto hmoc (•)
xe mh oYNcgsoM MHNoyTe ecirre
oyTpxnezx 2i nxxie (.)
20 eBox xe xHHXTxcce Noynerpx xytQoyö
Nffl 26NMOOY (.)
xycD xyCCDK Ntfl 26NMOy NCCDpM (•)
MH OYNCyffOM MMOM 6']' Ö61K. NXN (•)
iT ecBTe oyTpxnezx Mnenxxoc (•)
21 eTBe nxi x nxoeic ccdtm xnNoyec (•)
XYKCD2T MOY2 2N 1XKCDB (•)
xyopni ei" 62pxi‘ exTt nicpxHx
22 xe MnoynicTeye enNoyTe
oyAe Mnoy2exmze eneqoyxxi (•)
77, 15 noimeTpx. L, noirneTpe«* V. 16 .n.uoir L,
mmoott V. — ein Druckfehler? L, ein V. 18 eumipd^e y,
xirneip^e L. 19. 20 ovnujcroM V. — omiujcfo.u. L,
— [oth]<Tom B. — XiMoq V, M.vioq on L. 21 ninA. L,
mcpxHTV. V. 22 Aurncn5"r[e B.
amkäsmamrj&iit»» • i 11 hi
I. Abhnndlung: Wessely.
AM2CDN 6TOOTOY NNGKAOOAe 6TN
fne HMOoy.
xycD AMoycDM FiFipo NTne
AM2CDOY NAY FlNMANNA GoyciMM (•)
AM']' NAY Mrioeik NTNS (•)
noeiK NNArreAoe a npcDMe oyöm (•)
amxooy Noyzpe nay Aycei (.)
AMTOYN6COY TOYPHC 6BOA 2N Tn6 (•)
AMeike NoyeiFNT 2N tgmö'om (•)
AM2CDOY gxcdoy N26NCApl Nee Mncgoei’ci)
AytD 2N 2AAAAT6 6Y2HA N06 MncyCD
N0AAACCA (•)
K. 9861.
Haarseite.
Psalm 77
28 AY26 NTMHT6 NTGynApMBOAH (•)
AytD nKCDTG NNeyMANCQCDne (•)
29 ayoy^m ^ycei gmatg (•)
AMGiVie nay MneToyÄcÖH (•)
30 HnoYP<s , ptD2 2N TeYeneioYMiA (•)
6Ti epe T62pe 2N poioy (•)
31 a ToprH MnNoyTe ei 62pAi excooy (•)
ammoyoyt Hneysoyo (•)
AMTAyO 62PA1 NNCCDTÜ HNICpAHA (•)
77, 23 esqoirüjn nFipo V, esqoTrwn nes.Tr nnpo B,
[n]ppo B. — nTne V, nTne R. 24 nFne V, irrne LR.
25 nnesCce7V.oc L, nnes.cce7V.oc Y. — noirope V, 7ioirppe L. -
Hes.ireTrcei L, nesTresTrcei Y. 26 noireÄmT V, Üowgauit L.
27 oesTV^xe L, pes7V.es.dsTe V. 28 esTrpe nTMiiTe V, esToe
ejMHTe L. — HTeTrnespM&o7V.n V, HTeTrnespe.u.&o7V.H L. —
MneTTAiesHujoine L, nneir.w.dsnujoone V. 30 pii V, n B.
— TeTemcTTAues L, TeTreneYerr.M.Yes. V. — eTei B, eTi V. —
pn pCOOTT V, ppcOOTT B. 31 AAKlTV. L, ÄÄllYcpösHA. V.
184
23
24
25
26
27
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
185
32 3N MAI THpoy AypNOB6 ON (•)
MnoymcTeye äFi Neqcgnnpe (•)
33 I Neyaooy cdxü aTt nneTtgoyerr (•)
AytD MeypoMne äFi oy6-enH (•)
34 NTepeMHoyoyT FiaHToy FJTAycgiNe
NC dH (•)
xyKTooy xytyopnoy enNoyTC (•)
35 AypnMeeye xe mnoytc ne neyßcmeoc (•)
xytD nNoyTe eTxoce ne neypeqcurre (•)
36 AyMepi’fq äFi TeyTxnpo (•)
Ayxiisox epcH äFi neyxAC (•)
37 neyaHT Ae NeqeoyTCDN xn FiFimam (•)
oyAe FinoyTXNaoyTq äFi TeHAixeHKH (•)
38 ütch Ae oycyxFFaTHq ne (•)
xyco mmxkcd 6box ÜNeyNOBe FTmtFI
txkooy (•)
qNXTxajeicro cbox FineqetDFiT (•)
MMNAXepO AN ÜTCMOpm THpC (•)
39 AqpnMeeye xe aeNCxpl nb (•)
oynFiA eujA^BGiK ne eMeqKToq (•)
40 axa Ficon ay^acdFIt nam ai nxAie (•)
(OpiFiV)
Psalm 77
(40) AY'j’Noy6'C nah äFi oyMA FiFiFiMooY
FiaHTM (•)
41 ayktooy on xynipAze FinNoyTe (•)
Ay^Noysc FinneToyAAB FimiTx (•)
77, 32 ott epoq B, nequjimpe T[Hpoir] B. 33 ime-
TUJOTreiT L, jineTttjoTreiT V. 35 neir£ioH«oc L, neir-
koFieoc Y. 38 qnöLiuo L, qrt&.ttto Y. — qnxTXUjettTO L,
qttXTxujettTO V. 39 eMeqivoTq L, ex^eqttToq V.
40 e^HMOOTT L, MMHMOOTT V. 41 O.TTttTOOir L, ^TTttTOOTT V.
XTrneip^e L, x.imipx.^e V. — x.'y'^HOTCTe AvutteTOirxxfit
"'"'TT*’ rrr i l
SMBSww
186 I. Abhandlung: Wessely.
42 MnoypnMeeye NTeq<six Mnesooy n
TAMCOTOy 6BOX 2N TSIX NN6T
exiBe mmooy (•)
43 Nee NTAHKX NeqMAe’lN 2N K.HM6 (•)
NeqcynHpe 2N TCCDcpe nxaxns (■)
44 xhkto NNeyeiepcDoy eaeNCNoq (.)
xytD NeyMoy NBeeBe xe nngyccd (.)
45 xqxooy exuioy MnxqNoygoop xqoyoMoyQ
xycD neKpoyp xqTAKooy (•)
46 xq-f- MneyKxpnoc MnKOOMeq (•)
xycD Neysice Fineajxe (•)
47 xqMoyoyT NNeyBCD Nexooxe sm nxxMne (•)
xycD NeyNoyse 2M nxxq (•)
48 xy-f NNeyTBNooye MnxxMne (•)
xytD neTcgoon Nxy MriK.a>2T (■)
49 xqxooy eapxi extDoy NToprn Firieq
6’CD NT (■)
oystDNT mn oyoprH mn oyoxppi’c (•)
oyTxyo 2itn Nxrrexoc MnoNHpoc (•)
so xqxi’MoeiT shtc NTeqopm (•)
Fineq ^co eNey^yxH enMoy (•)
xycD NeyTBNooye xqToyHToy enMooyToy (•)
51 xqnxTxcce Ficypn MMice nI’m nnpm
NKHM6 (•)
TxnxpxH NNeysice sn MMXNUjcDne
NXAM (•)
L, ÄvTr^-noirUc .uimeTOiresesCi V. 42 UTxqcoToir V, en
TeK.qcoToir L, €[H.TX.]i.qjcoToir B. 44 nneireieptooT V,
nneireiepcooir L. _45 Avnesqnoirgoop V, ÄÄnevqncnr^op'L.
46 MHRoeüÄq L, AATUiooxieq V. 47 ne?V.oo?V.e TL, ne-
TVooTVe V. 48 L, es.Tr^- V. 49 nes.pue7V.oc V, H&.pce-
Aoc L. 50 ÄÄnq^co L, üneq^eo Y. 51 evqndvTxcce L
esqnesTiscce V. — nujpn LT, nujpn V. — np L pj[.w.HKHMe]
B, MMX.ttUjtone Y, .MMX.nujcone TL.
Sahidisch-griechisclie Psalraenfragraente.
187
K. 9860.
1.
Psalm 118
(2i) cecsoYofr N6i NeTpike mmooy 6boa n
N6K6NTOAH (•)
22 Ml 6BOA MMOl MnANO<5'Ne<5' MM nXCCDO) (•)
xe AtcgiNe nca neKMNTMNTpe (•)
23 KAI TAP ÄNApXCDN 2MOOC AY^^e 6poi (•)
R6K2M2AA A.6 N6Hxi N2pAM ne 2N N6K
A.IKAICDMA Q
A. 24 KAI TAp NeKMNTMNTpe N6 NAM6A6TH (•)
AM68 AYC1) NACl)OXNe Ne N6KA.iKAKI>MA (•)
25 A TA-|"Y xh TCDö-e enKA2 (•)
matAN2oi ct Be % neKojAxe (•)
26 A1XCD TJNA2100Y6 AyCD AKCCDTM CpOl (•)
MATCABoi’ 6NCKAI KAICDMA (•)
27 AyCD NCKTAMOi eTeK2IH (•)
AY<D -f-NAXISpAi 2N NCKCyflHpe (•)
28 Ä TA^Y xh POYÜJH NpoeiC 6BOA 2M n6M
KA2N2HT (■)
MATAXpOl 2N N6KÜ}AX6 (•)
29 CA26 T62i'H MnXtNSONC 6BOA MMO'i (•)
AYCD Für NA NAI 2M NCKNOMOC ()
30 xe Aioyecg t62ih nt6km6 (•)
AIKCD NN6K2AN 2A eiAT (•) Ayd) Mnip neytUBCQ (*)
31 AiTCJLKST eN6KMNTMN[Tp]e (•)
nxoeic Mnp-f-cyihe nai(-)
Psalm 118 ganz in L. Y. 25 großes Anfangs-A.
H8, 22 h&.cüiuj Y, niACüiujq L. 23 cmooc V, gMooc
L- — 2^eAe l, 2s.dw7V.ee Y. 27 neuTAMOi V, uütamoi L.
28 iid,Auiö,gn<>HT L, neMwesOuoKT V. 30 eies.T V, eid/rr L.
31 AITCOS'T V, dvITOtj'T L.
188 I. Abhandlung: Wessely.
— 32 Al’nCDT 21 T621H NM6KGNTOXH (•)
NTepeKOYtüCgC GBOX MF1A2HT (•)
cmn nomoc na! nxoGi’c 2i‘ TeaiH mmgkaT
KAÜDMA (•)
taojing nccdoy Noyoäicg mim (•)
MATCABOl TAMGCpT riGKNOMOC (•)
TA2AP62 epOM 2M" MA2HT THpM (■)
(_=_) 2 ‘ | ~-
Pagina: > prB <
Psalm 118
35 XI MOei’T 2HT 2i’ T621H NM6K6NTOAH
xe ntoc TeNTAioyAc^c
36 pei<T MA2HT GMGKMNTMMTpG AytD
nXlNffONC AM
37 KT6 MABAX GBOX X6 NMGy NAy GTlGTOJOyGlT
MATAN20i 2M T6K.21H
38 MATAN26 n6KO)AX6 MMGK2M2AX
GTXT 620YM 6T6K20T6
39 HT GBOX MMOl MMAM06N66 MTAlMGGyG GpOM
N6K2AM TXp 20X6'
T 40 61C2HHT6 (corr. ex 612.) AfoyGO) M6K.6MTOXH (•)
°Y A Y 41 MATAN201 2N TGKAlKAlOCyMH (■)
NT6 nGKNA 61 62pAf GXCDT riXOGTC (•)
nGK-OyXAl MM n6KCL)AX6 (•)
42 TAOyeCQB OycgAXG NN6TNO6N66 mmoT
XG A12Gxm26 GNGKtgAXG (•)
43 MrTpMY IIÜJAXG NTM6 GBOX SM pCDl GMTHpq
XG A1NA2T6 6N6K2An (•)
118, 32 £1 T€gIH V, £11 TCglH L, ebenso 35. CMll V.
36 n2s.in(?btic Y, enos.mcJ'cmc L. 38 Aixreaige V, ma-
Te^ge L. 41 ÄixTö.tt£oi L, aiö.txii£oi V. — noim.xi
nenoir2te>.i V. — Mtc V.
Sahidisch-griechisclie Psalmenfragmenle.
189
44 xyco NA2APG2 GriGKNOMOC NOyÖeYtt)
NIM CL)A 6N62 AytD C1)A 6N62 • NGNG2
45 MeiMoocge 2N oycDÜjc gbox
xe AfcgiNG nca ngkgntoxh (■)
46 xycD ngYcjjaxg ne 2N ngkmntmnt pc m
neMTO gboa NNGpptDoy N'f’tgTne xn (•)
47 xyco ngimgagta ne 2"n ngkgntoxh
NAl GN6YM6 MMOOY 6MAT6 (•)
48 XfqT NNA61X G2pxY 6N6K6NTOAH NT Al
oyAajoy (•)
xycD ngixY 2pai ne 2N ngkaikaYcdma (•)
49 ApmMeeye mhgkcqaxg miig^Tuaa
NTAi'26xnize epoq (•)
K. 9174.
Dickes Pergament. Höhe 24 cm, Breite 19 cm. Rand
oben 2-5 cm, links 3 cm, unten 5 cm, rechts 3'5 cm. Anfangs
buchstaben und Interpunktionen sind rot überschrieben. Auf
der Fleischseite ist das Blatt in Zwischenräumen von 0'6 cm
scharf rastriert, rechts sieht man die Stiche bei jeder Zeile;
links davon in 2-5 cm Entfernung die vertikale Rastrierung,
die den rechten Rand darstellt; ebenso 3 cm von links die
Rastrierung für den linken Rand. Unten sind zwei Linien
horizontal zu viel rastriert worden. Die großen Anfangsbuch
staben springen vor.
Es liegt hier die 123. und 124. Seite einer Handschrift
etwa aus dem 7.—8. Jahrhundert n. Ohr. vor. Der Text stellt
die Vulgata der koptischen Psalmenübersetzung in sahidi-
scliem Dialekt dar. Professor Krall schrieb, offenbar in Hinblick
auf die Überschrift, auf den Umschlag: ,Psalm Ende 70, An
fang 7P.
uaunyc v, OTTOTTCOUJC L. — ert^Ujnie L,
48 siTx'ioTrxujOTT V, euTCvYoTTCvUjOTr L. — neiau
V, nei2S_l tlOOiVl L. 49 Großes Anfangs-A.
118, 45 oirtoüjc V.
48 SlTXIOTTi
nei2s_i siopxi L.
nimrTmM'ITTTTTByrTWlM !■■■■ III" 11II
I. Abhandlung: Wessely.
1. Fleischseite.
— PKT —
MNOYN] MHK.X2. 31 XKTXÜje T6K
mnjtncxs eapxt excD'f xyco xk
KOT]K XKHXpXKXXei MMOl:
kxi] rxp xnok nxoeic riMoyTe
•fN]XOYCDN2 6BOX NT6KM6
26N nFxXOC.
^Nx^xxxel epoK 26 n oyKi
e]xpx neToyxxB MriiHx.
C6]MXT6XHX N<Sl NXCtlOTOy
ei]cgxN'|'xxxei epoK: xycD tx
’I'YXH NTXK.COTC 6BOX2N f
6"Tx NNxxxxe •
24 > 6T1 A6 HXK6XXC NXM6X6TX
NT6KAIK60CYNH Mn620
Oy THpM • 2CDTXN eytgxN
xicglne NceoycDxc nsi ng
Toyecg 2ei\ineeooy epoY • «
OX • — 6CCDXCDMCDN : —
70, 10 bis Ende in R; ganz in TL, Lagarde; B hat verschiedene |
Verse verloren. 21 A4MOI LR, MJHOI V. 22 HAHOVTe L,
nttoirre V. — £en m?V.AOc V, pH hiTVaoc L, oh hiTVaoc K,
Ott HeiTkAOC Lagarde et T. — pett OlTKieApA V, Ott OTTRI-
©ApA LR. 23 ttTAHCOTC V, eHTAHCOTC L. — tSTx V,
T<yi2£_ RL. — HttA.2SLX.2S_e V, HH2S_A2S_€ L. — ,Sahid. in fine
addit. e&oTkptt TtjI2S_ ttHA2S_A2S.e quae a ceteris testibus non
agnoscuntur R. 24 €TI VLR, CT€I T. — HTe!\2s_IRAIOCirHH P
Lagarde, T, Tuki p. 189 ttTett2^n\eOCTrHH V, HTeK!A_JKeO-
cTTttH. R. — Avuepooir V, .vütepooir LR. — oootah V, g°-
Tx« LR. — nceoirtoTkc LR, HceoTTCoTkc V. — HeTujme itc&
LR, Lagarde, HGTOTTeuj VT. — Oenneo-OOTR epoi VL, Lagarde
= Syr. Vulg. et Gtraec. va v.av.d p,oi OH tteoOOTT epoi R.
190
Pagina
Psalm 70
20 [
[
[
22 [
[
[
[
23 [
[
Sahidiscli-griechisclie Psalmenfragmente.
191
Psalm 71
1 niioyTe -f- neKsxn Mnppo
AyCD TCKAIKAlOCyNH MlT
2 cgHpe Mnppo. 2 eupme MneK
xaoc • 26N oycooyfN • xytD
3 N6K2HK.6 26N Oy2An. 3 MX
in margine inferiore: CAM
2. Haarseite.
Pagina: pKA -f-
Psalm 71
(3) pe NTooy xT NoyeYpH[NH m
ne<iAAoc • xycD ncTbt [Moy
4 AlKAlOCyilH. 4 qNAK.ptN[6 NN
2HK.6 MflAAOC • N9T0yX[0 NN
Cl)Hp6 NNCBiHN • NM0B[BIO
5 MnpeH2i'XA. 5 NMMOyM 6B[OX
MN ripH • xycD 2XOH Mn[002
N2CNXCDM NXCDM. [
6 > hnhy enccuT Nee Noy2CD[oy
excN oycopT ■ xyco noc M[n
2CDOY 6T2CDOY CX6M flKA[2
71, 1—9 R ; ganz in L ; T, Lagarde. 1 ÄtHUJHpe Alttppo
LE, Lagarde, AUlUJHpe Alttppo V (tlttjHpe T), AUtppo B.
2 oen oircooirTti V, oii ottcootttR LR, pti oiT2saite.iocTrHH
B- — pen OTTpe.it Y, otT otrpe.ii LR, ptt OTrpe.ii B.
3 HTOOTT Y, HTOOTT LR. — 2S_I VLR, Lagarde, 24.(0 T. —
H0T2s.'me.iocTmH V, HOTr2^iKe.iOTTCTrnH T. — Av.Jneq7Ve.oc
1, Atneit7Ve.oc LBR. 4 AUt7Ve.oc LR, AV.tt7Ve.oc V, Atne-
R7Ve.0C B. — HqTOTT2i.O V, UqTOTT2S.O L, Lagarde. — iteqTOTT-
ä.o R. — ttq-efi[£no VL, tteqefifiio R, itqeü&eio Lagarde. —
Mnpeqpi’TV.e. V, AtnpeqpiTVe. L, Äv.npeqot\e. R. — Die Stichen
sind in B umgestellt. 5 HqAtOTTH Y, HqAtOTTH L, Lagarde,
«eqAtOITH R. — Itpn LR, ItpH V. Attl[OOp VL, AttlOOp R.
6 q«RTr R, qtiHir YL, eqnmr T. — MOTrptofoir Y, ttoTrpcooir L,
192 I. Abhandlung: Wessely.
7 NTG TAlKAlÖCyNH -foyiD [
26N N6M200Y AyCD OyGipH
NH 6COC9 CgANTOyBI Mn002
8 NHGpXOGlC X1N 0XAACCA CL)A
oaaacca . xycD xin Mm'Gpo
0}A XpHXC NTOlKOYMGNH.
9 >N66 , OOCQ NXHXSTOy MnGHM
TO GBOX • xycD NGHXfXG
Gye • NAACDX2 MnKA2 •
10 >N6ppCJDOy Noxpcfc M6N NNH
COC NX6N ACDptDN NAH •
NGptDOy NXPXBOC M6N CXBX
11 NX6N ACDptDN NAH. 11 NCGOy
HOTTpOOTT T. -— AUipCüOTT : [Al]q>«01T B, eTpMOTT : CTpOOT E.
— e2s_en Y, eaLn L, e22.11 E. — cnrcopT Y, eircopT LR. —
€2£_eAi mift.p Y, e22Ai LE. 7 oii neqpooir EL, £en
iieqoooir Y. — auiooo V, Äiiioco LE. 8 üqep22.oe'ic V,
riqp22.oeic L, Lagarde, iieqp2SLoeic E. — 22.111 Äüiiepo V,
2S.IH Tliepo L, Lagarde, 22.U1 neiepo E. — ft.pH22.C VLT, La
garde, Tuki p. 309 d.pH22_q E. 9 neq22.i2J.eeire VET, iieq-
22.122.ee7r L. — nYXco-xy VL, iift.7\.co]22.o E. — Äiiiiift.<> VE,
AuiRftqj L. 10 neppcooiT it&&.pcic V, iiepptooir L, nep
pcooir T. — Aieii V, Aiii LT. — huhcoc YL, iihcoc T. —
Zweimal il&ett V, llft.ll LV. — Zweimal 2^C0pC01l V, 2s.«p0tt
LT. — Aien Y, aiii LT. — tiepoftcnr V, neppoocnr L, nep-
ptOOTT T.
Saliidisch-griechisclie Psalmenfragmente.
193
■Verzeichnis der sahidischen Psalmenfragmente.
Psalm 3 ganz 9907—72 I. Blatt
„ 4, 1—2 9907—72 I. Blatt
„ 6, 1 und 9—10 9907—72 II. Blatt
„ 9, 21—24 und 31—34 . . 9907—72 III. Blatt
9 17,50 KG. 9872
„ 18, 1—5 KG. 9872
„ 24, 6—9 und 15—20 . . . 9907—72
„ 25, 5—10 9907—72
„ 27, 1—4 9907—72
„ 28, 1—10 ganz 9907-72
„ 29, 1—10 9907—72
„ 30, 1—8 9907—72
„ 30, 10—24 9907—72
„ 31, 1-4 9907-72
„ 36, 12—21 und 23—32 . . 9907—72
„ 37,20—22 KG. 9871
„ 37, 12-22 9907—72
„ 38, 1—6 KG. 9871
„ 39, 15—17 Ende 9907—72
„ 43, 12-26 Ende K. 9855—
„ 44, 1—13 K. 9855—
„ 47, 4—13 9907—72
„ 48, 2—10 9907—72
„ 50, 1—11 9907—72
„ 52,2—7 9907—72
» 53, 1—3 9907—72
„ 54, 21—22 9907—72
„ 55, 2—13 Ende 9907—72
„ 67, 15—36 K. 9859
» 67, 2-7 9907—72
■> 70, 20—24 K. 9174
n 71, 1—11 K. 9174
» 74, 4—9 K. 9860—
» 75, 1—12 K. 9860
» 76, 1—20 ganz K. 9860
V. Blatt
VI. Blatt
VII. Blatt
VIII. Blatt
VIII. Blatt
IX. Blatt
X. Blatt
XI. Blatt
XII. Blatt
XIII. Blatt
XIV. Blatt
7
7
XV. Blatt
XVI. Blatt
XVII. Blatt
XVIII. Blatt
XVIII. Blatt
XX. Blatt
XXI. Blatt
XXIII. Blatt
2, 9873
2, 9873
2, 9873
194
I. Abhandlung: Wessely.
Psalm
77
»
77
77
77
n
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77
77, 1—51 K. 9860—2, 9873
80, 5—16 Ende K. 9863
81, 1—8 ganz K. 9863
82 Überschrift K. 9863
102,1—22 1231—8, 1. und 2. Blatt
103, 1—34 1231—8, 2. 3. 4. Blatt
103, 13—20 und 21—27 . . K. 9858
104, 21-45 K. 9864—7
104, 1—45 1231—8, 5. 6. Blatt
105, 1—48 ganz K. 9864—7
105, ganz 1231—8, 6. 7. 8. 9. Blatt
106, 1—43 ganz K. 9864—7
107, 1—13 ganz K. 9864—7
107, 1—13 ganz 1231—8, 9. Blatt
108, 1—31 ganz 1231—8, 10. Blatt
108, 1—31 ganz . . .
109, 1—3
109 ganz
110, 1—2
110, 10 Ende . . . .
111, 1—10
112, 1—9 Ende . . .
113, 1—11
114, 1—15 Ende . . .
115, 1—9
116, 1-7
118, 21—49
119
120, 1—8 ganz . . . .
121, 1—9 Ende . . .
122, 1—4 ganz . . . .
123, 1—8
124, 1—5
125 Überschrift . . .
134, 7—20 Ende . . .
135, 1—17
144, 1—7 und 14—21
. . K. 9864—7
. . 1231—8, 11. Blatt
. . K. 9864—7
. . K. 9864—7
. . 1231—8, 13. Blatt
. . 1231—8, 13. Blatt
. . 1231—8, 13. 14. Blatt
. . 1231—8, 14. Blatt
. . 1231—8, 14. 15. Blatt
. . 1231—8, 15. 16. Blatt
. . 1231—8, 16. Blatt
. . K. 9860
. . 1231—8, 16. Blatt
. . 1231—8, 16. 17. Blatt
. . 1231—8, 17. Blatt
. . 1231—8, 17. Blatt
. . 1231—8, 18. Blatt
. . 1231—8, 18. Blatt
. . 1231—8, 18. Blatt
. . K. 9855—7
. . K. 9855—7
. . K. 9855—7
Sahidisch-griechische Psalmonfragmente.
195
Terzeichnis der griechischen Psalmenfragmente.
Psalm 3, 7—9
„ 4, 1-9
„ 6, 9-H
„ 7, 1 . .
9907—72 I. Blatt
9907—72 I. Blatt
9907—72 II. Blatt
9907—72 II. Blatt
„ 16, 4—7 und 14—15
„ 18, 10—15
9907
„ 25, 6—9 ....
„ 28,1-4 . . . .
„ 28,5—11. . . .
„ 29, 1—13 ....
„ 30, 19—25 . . .
„ 31, 1—7, 11 Ende
„ 38, 1—10 ....
„ 38, 8—14 Ende .
„ 39, 1—3 ....
72 IV. Blatt
KG. 9872
9907—72 VI. Blatt
9907—72 VII. Blatt
9907—72 VIII. Blatt
9907—72 VIII. Blatt
9907—72 IX. Blatt
9907—72 XI. Blatt
9907—72 XIII. Blatt
KG. 9871
KG. 9871
„ 40, 1—3 und 7—13 .... 9907—72 XIV. Blatt
» 48, 2—12 9907—72 XV. Blatt
„ 48, 12—19 9907—72 XVI. Blatt
„ 50, 11—21 Ende 9907—72 XVII. Blatt
„ 53, 1, 5—9 9907—72 XVIII. Blatt
» 54, 4—10 und 15—23 . . . 9907—72 XIX. Blatt
n 55, 1, 2, 7—9, 13, 14. . . . 9907-72 XX. Blatt
„ 56, 1—9 9907-72 XXI. Blatt
n 67, 13—15, 21—24, 30—35 9907—72XXII. XXIII. Blatt
68, 18—26, 28—37 .... 9907—72 XXIV. Blatt
11
WESSELY. Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
Tafel I.
IWn r«vr
ff. i. *? 3 it;«;T ix.o i c ~-t c * t >e
tllVTOl-'; KJCl-AU.
| 1 T' ! isirH'ä^.ioi'H.v :1; i' Ä
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-■ - r^yßUo . | ' --
<1 * - . .-,J Jl'ui. •
WESSELY. Sahidisch - griechische Psalinenfragmente.
Tafel II.
II. Abhandlung: Scliorr. Altbabylonische Rechtsurkunden.
l
II.
Altbabylonische Rechtsurkunden
aus der Zeit der I. babylonischen Dynastie.
(Umschrift, Übersetzung und Kommentar)
von
Dr. Moses Sehorr.
Yorgelegt in der Sitzung am 13. Juni 1906.
Vorwort.
Die vorliegende Abhandlung bietet eine Bearbeitung der
altbabylonisehen Rechtsurkunden, welche in den Bänden II,
IV, VI, VIII der vom British Museum herausgegebenen Cunei-
form Texts publiziert sind.
Seit der Auffindung und Veröffentlichung des berühmten
Gesetzbuches des Königs Hammurabi ist das Studium des alt
babylonischen Rechtslebens, welches seinerzeit durch Meißners
,Beiträge zum altbabylonischen Privatrecht“ angebahnt wurde,
wieder in Fluß geraten. Peiser, Meißner selbst, Daiches,
Friedrich haben in einer Reihe von weiter unten zu nennenden
Abhandlungen mehrere Urkunden veröffentlicht und erklärt,
wie auch die Beziehungen zu den Normen des Gesetzbuches
teilweise untersucht.
Dasselbe Ziel verfolgt auch der Verfasser in dieser Ab
handlung. Es werden 85 Urkunden, die größtenteils noch nicht
bearbeitet wurden, transkribiert, übersetzt, wie auch sachlich
und formell kommentiert, 1 “ und zwar in chronologischer Reihen
folge. Inhaltlich umfassen die bearbeiteten Urkunden mannig-
“ Es braucht wohl nicht erst betont zu werden, daß auch die schon be
arbeiteten Urkunden, wie auch solche in den Cuneiform Texts, die hier
nicht publiziert sind, stets berücksichtigt und herangezogen wurden.
Sitiungsber. a. phil.-hist. Kl. 155. Ba., 2. Abh. 1
2
II. Abhandlung: Schorr.
1
fache Rechtsgebiete, wie: Kauf, Tausch, Darlehen, Schenkung,
Miete; ferner Ehe, Adoption, Freilassung von Sklaven (durch !
Adoption), Erbteilung; Prozesse in allerlei Rechtssachen, Ge
richtsprotokolle usw.
Das Verhältnis dieser verschiedenen Äußerungen des prak
tischen Rechtslebens zu den einzelnen Bestimmungen des Ge
setzbuches wird, insoferne dies die Urkunden selbst ermög
lichen, untersucht; nicht minder werden auch die Spuren der i
Theorie in der Praxis in formaler Hinsicht, besonders in der J
juristischen Terminologie verfolgt.
Einem freundlichen Winke Prof. Müllers folgend, hat der
Verfasser in der Transkription und Übersetzung einer jeden
Urkunde die einzelnen Abschnitte derselben, die sich inhaltlich
als solche nicht schwer erkennen lassen, durch freien Raum
markiert. Dieses anfangs nur äußeren Übersichtszwecken die
nende Verfahren hat aber den Verfasser bei näherer Prüfung
einer bestimmten Gruppe von Verträgen zu der ungemein wich
tigen Erkenntnis geführt, daß die Urkunden überhaupt tech
nisch ein bestimmtes, stilistisch wie syntaktisch feststehendes
Schema aufweisen, welches das Verständnis des Inhaltes ge
radezu erst ermöglicht. Durch die Erkenntnis dieses Schemas
konnte der Verfasser eine Reihe von Urkunden, die früher als
Adoptionsvertrüge angesprochen wurden, als eine besondere :
Gruppe aussclieiden, die in Wirklichkeit Freilassung von Skla
ven, und zwar von eigenen von Sklavinnen gezeugten Kindern,
durch Paternitätserklärung enthalten. Lücken konnten in man
chen Verträgen auf Grund des bestimmten Schemas ergänzt, j
dunkle verderbte Stellen durch Vergleichung gleichlautender
Parallelen beleuchtet und somit auch das Verständnis des
ganzen Inhaltes ermöglicht werden.
Das Hauptresultat aber ist: Schon in jener alten Zeit
begegnet uns in den Rechtsurkunden ein fester, ausgebildeter
Kanzleistil, der in allen Tempel-, resp. Gerichtskanzleien seine
Geltung hat, der überall und in allen Rechtshandlungen pein
lich genau beobachtet wird.
Diese Tatsache zeigt, ebenso wie das Gesetzbuch an sich
auf ein seit Jahrhunderten sich fortentwi ekelndes Rechts
leben überhaupt hin weist, daß in formaler Hinsicht vielmehr
Jahrhunderte lang ein fester Bureaukratismus vorherrschte: :
—
Altbabylonisclie Recbtsurkunden. 3
die Urkunden aus der Zeit Sumu-lailums zeigen dasselbe Ge-
i präge wie die des vorletzten Königs Ammi-zadugas.
Wir finden für diese Erscheinung im Völkerleben reich
lich Analogien: daß nämlich die ökonomischen und rechtlichen
Institutionen sich ändern, fortentwickeln, während die bureau-
kratisehe Form noch Jahrhunderte lang unverändert fortbesteht.
War nun dieser auch durch seine juristische Prägnanz
bewunderungswürdige Kanzleistil eine Schöpfung der in Baby
lonien eingewanderten Semiten, oder haben sie denselben gleich
anderen Kulturerrungenschaften von den besiegten Sumerern
übernommen? Zwei schwerwiegende Tatsachen sprechen gegen
i erstere Annahme:
i 1. Bis in die späteste Zeit werden in allen Vertrags-
i gattungen die Haupttermini wie z. B. gekauft, geborgt, gemietet,
bezahlt, abgewogen usw., ebenso die Namen der Rechtsobjekte
[ | wie Haus, Feld, Garten usw. graphisch in sumerischer Sprache
wiedergegeben, wiewohl es sicher ist, daß dieselben semitisch
gelesen wurden.“ Ja, die Kaufverträge, die im Rechtsleben
wohl am häufigsten vorzukommen pflegten, sind mit ganz ge
ringen Ausnahmen, fast durchwegs ganz sumerisch abgefaßt.
2. Die historisch ungemein wichtige Tatsache, welche
J Müller für das Gesetzbuch nachgewiesen hat: b daß nämlich
die Syntax desselben, Wort- und Satzstellung, ganz unsemitisch
ist, gilt auch ausnahmslos für die Verträge und Urkunden
i dieser Zeit überhaupt. Selbst in denjenigen Verträgen, die seit
jeher semitisch abgefaßt waren, wie in den Ehe- und Adoptions-
, vertragen, ist die Wortstellung eine unsemitische und zeigt
deutlich fremdes, sumerisches Gepräge.
Diese zwei prinzipiellen Momente führen wohl not
wendig zu folgendem Schluß: Die um die Mitte des dritten
Jahrtausends in Babylonien eingewanderten Semiten haben bei
der von ihnen unterjochten Bevölkerung, den Sumerern, be
reits feste, ausgebildete Rechtsinstitutionen vorgefunden, wie
auch einen damals schon schematisch feststehenden Rechts-
8t ih Es ist natürlich, daß die auf einer Beduinen-Kulturstufe
stehenden Einwanderer sich diesen Rechtseinrichtungen, wie ja
* Vgl. BAP, s. 3; Daiches, AR, S. 4.
Die Gesetze Hammurabis, S. 245 fit’.
1*
4
II. Abhandlung: Schorr.
den sozialen Formen überhaupt, angepaßt haben. Indem sie
aber schon frühzeitig für die sumerischen juristischen Termini
entsprechende semitische geprägt haben, bedienten sie sich
trotzdem auch fernerhin graphisch der sumerischen Bezeich
nungen, während sie in der Syntax der Verträge bis in die
späteste Zeit ganz von der sumerischen Form beherrscht ge
blieben sind.
Der Verfasser hat es vermieden, die neubabylonischen
Urkunden behufs sachlicher und formeller Vergleichung in
größerem Maße heranzuziehen. Liegt doch zwischen der alt-
und der neubabylonischen Epoche ein Zeitraum von fast zwei
tausend Jahren, in denen Babylonien politisch und wohl auch
kulturell mehrfach Umwälzungen unterworfen war. Wenn noch
zur Zeit Assurbanipals Abschriften des Hammurabi-Gesetzes
vorhanden waren, wie die von Meißner publizierten Frag
mente beweisen,“ so kann man höchstens daraus schließen, daß
das Gesetz noch als literarische Reliquie überliefert und auf
bewahrt wurde, nicht aber, daß es etwa noch damals prak
tische Geltung gehabt haben könnte. 11
Dagegen beweist die Tafel Brit. Mus. 82—7—14, 988/
welche einige Gesetzesbestimmungen enthält und der Schreib
weise nach auf den ersten Blick neubabylonischen Ursprung
verrät, sowohl durch Inhalt wie auch durch Stil, d daß die darin
enthaltenen Bestimmungen nicht aus alter Zeit stammen können,
und Winckler wird wohl nicht irregehen, wenn er die Tafel
frühestens aus der Zeit der VIII. Dynastie (9. Jahrhundert)
her datiert. 0 ,Ebenso wie Hammurabi hätte ein König dieser
Zeit seine Aufgabe in der Neuordnung der Rechtsverhält
nisse und Herstellung geordneter Zustände suchen und finden
können/
Die neue Zeit brachte aber nicht nur eine Neuordnung
der Rechtsverhältnisse mit sich, sondern auch eine neue Reclits-
sprache, einen neuen Rechtsstil, neue Typen des Kanzleischemas,
a Veröffentlicht in den Beiträgen zur Assyriologie III 501 ff. Vgl. auch für
den Schluß des Gesetzepilogs das Fragment CT XIII 46/47.
b Vgl. auch Winckler: Gesetze Hammurabis HU.
c Veröffentlicht von Peiser, Sitzungsber. Berl. Akad. 1889, S. 823.
d Jeder Paragraph beginnt mit: amelu Ha!
° Winckler 1. c. XXI—XXII.
Altbabylonische ltechtsurknnden.
5
einen völlig neuen Bureaukratismus. Das beweisen die neu
babylonischen Urkunden, in welcher Gattung immer man sie
zur Vergleichung mit den altbabylonischen heranzieht. Freilich
Laben sich manche altbabylonische Redensarten merkwürdiger
weise bis in die neubabylonische Zeit erhalten, wie die be
kannte Phrase: ul iturrü ul iragamü und einige andere, auf
die an Ort und Stelle verwiesen wird. Aber im großen und
ganzen ist der Geist ein völlig anderer und ebenso das Ge
wand dieses Rechtsgeistes, die Sprache, der Stil. Die alten
technischen Termini und Redensarten sind geschwunden, an
ihre Stelle treten ganz neue, dem altbabylonischen Stil ganz
unbekannte Ausdrücke. Der sibu wird zu mukinnu, der
saiamänum zu mdhiränu, die seriktu zu nudunnü usw., und
— last not least — die Wortstellung ist eine völlig ver
schiedene.
Eine solche Vergleichung erheischt daher ein tieferes,
ganz selbständiges Studium. Dagegen wurden gelegentlich zur
Beleuchtung unklarer Rechtszeremonien oder gewisser Kontrakt
klauseln Analogien aus den Rechtsurkunden der griechischen
Papyri herangezogen. Vgl. z. B. Anm. zu VIII 48 a (Nr. 39);
II 41 (Nr. 30) Z. 35—36.
Es scheint dem Verfasser nicht überflüssig, schon im Vor
wort auf folgende Tatsache mit Nachdruck hinzuweisen, welche
für die in vorliegender Arbeit sowohl in der Transkription wie
auch in der Übersetzung, vorzüglich aber in der Interpretation
angewandte Methode von prinzipieller Bedeutung ist:
Die von D. H. Müller im Gesetzbuche erschlossene Be
deutung der syntaktisch wie juristisch gleich wichtigen Partikel
ma hat sich in den Urkunden nicht nur glänzend bewährt,
sondern — ganz besonders in ihrer konditionalen Bedeutungs
nuance — geradezu erst das richtige Verständnis des Inhaltes
gegenüber früherer falscher Auffassung, eben wegen Nicht
beachtung der Müllerschen Deutung, ermöglicht und in wei
terer Konsequenz den Verfasser zur Erkenntnis eines fest
stehenden Schemas geführt.
Es darf daher nicht bloß als Äußerlichkeit angesehen
werden, wenn in Umschrift und Übersetzung diese Partikel
markiert wird, ebenso wie die einzelnen Abschnitte durch
freien Raum gekennzeichnet sind. Außerdem wird im Kom-
6
II. Abhandlung: Schon.
mentar bei jeder ersten Urkunde einer jeden Gruppe das
Schema genau in Sätzen festgestellt.
Allein nicht bloß mittelbar: durch seine früheren For
schungsergebnisse wurde diese Abhandlung durch Prof. Müller
gefördert. Derselbe hatte die Güte, die Arbeit im Manuskript
zu lesen und mit dem Verfasser verschiedene Punkte zu be
sprechen. Als Ergebnis dieser Nachprüfung sind, neben man
cherlei Verbesserungen, die wertvollen, im Namen Müllers auch
zitierten Bemerkungen anzusehen, durch welche das Ver
ständnis so manchen dunklen Ausdruckes und oft auch des
ganzen Inhaltes der Urkunde nicht unwesentlich gefördert
wurde. Es ist dem Verfasser ein Herzensbedürfnis, seinem
langjährigen hochverehrten Lehrer an dieser Stelle seinen in
nigsten Dank auszudrücken.
Der Verfasser ist in seiner Arbeit oft genötigt, von der
Auffassung Prof. Meißners, der ja bislang zur Erklärung der
altbabylonischen Urkunden das meiste beigetragen hat, abzu
weichen. Daß dies stets aus sachlichen Motiven heraus ge
schieht, daß der Verfasser sich übrigens unter anderen auch
als Schüler Meißners gerne bekennt, dem er die Einführung
in die altbabylonischen Urkunden verdankt, mag hier aus
drücklich erwähnt werden.
Altbabylonische Reclitsurkundeu.
7
Aus der Zeit des Suinu-lai'luiii.
Nr. 1. CT IV 42 a (Bu. 91—2188).
Freilassung und
1 ] Zu-ga-gu-um &um§u a
2 mär ü Sin-a-bu-&v, 3 ü Um-mi-
täbat h 4 y a Sin-a-bu-Sü abuüu c
5 pu-zu ü-li-il
6 a-di y Sin-a-bu-sü abu-
su e 1 ba-al-tu 8 y Zu-ga-gu-um
märsu d 9 i-ta-na-Si-sü
10 a-na vä-ar-ki-a-at ümi mi
11 e-li y Zu-ga-gu-um 12 mär
''Sin-a-bu-sü 13 y Nu-tu-ub-tum
as§at (?) il Warnas 14 u Na-bi-
ü Sin ahusa c 15 märü "Sin-a-
bu-sü 10 mi-im-ma e-li 17 y Zu-
ga-gu-um 18 a-hi-Sil-nu u-la i-
sü-ü
19 nis "Samas "Marduk
20 Ä Su-mu-la-ilum sarrim
21 y ü Sin-a-bu-sü abi- 22 sunu f
itma.e
23 y Zu- ga- gu- um a - na
24 y "Sin-a-bu-Sü a-bi-sü 25 u-la
a-bi at-ta 29 i-ga-bi-ma a-ra-
Paternitätserklärung.
1 Der [Sklave] namens Zu-
gagum ist der [Adoptivjsohn
des Sin-abu§u und der TJrnmi-
täbat. Sin-abusu, sein Vater
bat 5 ihn freigelassen. 11
Solange sein Vater Sin-abu-
iu lebt, wird sein Sohn Zu-
gagum ihn unterhalten.
10 Künftighin sollen gegen
Zugaguni, den Sohn des Sin-
i abu§u, die Samaäpriesterin Nu-
tubtum und Näbi-Sin, ihr Bru
der, 15 die Kinder des Sin-
abuäu, gegen Zugagum, ihren
Bruder keinen Anspruch ha
ben.
Bei Samaä, Marduk 20 und
dem König Sumu-la-ilum hat
ihr Vater Sin-abuäu geschwo
ren.
Wenn Zugagum zu seinem
Vater Sin-abuäu 26 ,nicht bist
du mein Vater 2 spricht, wird
man ihm die Strafe der Freien
auferlegen.
13 Zeugen.
an 27 ma-ru a-vi-li i-mi-du-Sü.
28 pän A-lci-ia mär “Rammän-ra- ? 28 pän Sin-ve-di-ma mär Ilu-ma-lik
0 pän Sin-ri-me-ni mär "Rannnän-ba-ni 31 pän ,l SamaS-se-mi pän Is-me-Sin
pän Me-ra-na-ki märü 33 E-a-na-id 34 pän <l Sin-ga-mi-ü 36 mär E-a-hegallum'
pän Bu-lia-nu-um mär Sin-en-nam 87 pän Sin-a-da-läl 88 mär E-ri-ib-' 1 Sin
4 MU.NI.IM. b VUG ha - at . c AD.DA.NI. d TUR.NI. » SES.NI.
f AD.VA.EE.NE. s IN.PA. u Wörtl. ,sein Antlitz gereinigt“.
1 he.gal.
8
II. Abhandluüg: Schorr.
89 pdn Pa-la-tum märat 40 il Sln-a-bu-Su 41 pdn I-diri' il Sin 42 mdr Ma-hm
48 pdn A-za-tum 44 mdr Vd-av-tum 45
46 is-tu Su-mu-la-ilum 47 ku-
nu-lca-ti ih-pu-ü.
46 Gemäß [den Gesetzen]
des Sumu-la'ilum haben sie die
Urkunden vernichtet.
Vgl. AS III 32, wo die Urkunde zum großen Teile tran
skribiert und übersetzt ist. Jedoch hat Meißner den für das
Verständnis des Inhaltes maßgebenden Schlußabschnitt Z. 23
bis 27 unberücksichtigt gelassen.
Es ist von prinzipieller Wichtigkeit für das Verständnis
dieser Urkunde sowohl wie auch einer Reihe anderer, genau
den Typus, das Schema dieses Vertrages festzustellen. Dieses
Schema lautet:
1. X (ohne Nennung des Vaternamens)' 1 ist der [Adoptiv]-
sohn des (der) Y.
2. Y hat X ,gereinigt' (freigelassen).
3. X obliegt, den (die) Y lebenslänglich zu unterhalten.
4. Die Angehörigen des Y werden gegen X (als Adoptiv
sohn) nichts anhaben.
5. Schwurvermerk.
[6. Klausel für den Fall der Aufhebung des Adoptivver-
hältnisses seitens des Adoptierten.]
7. Zeugen und Datum. — Zahl der Zeugen variiert.
Auf Grund dieses Schemas, in welchem Punkt 1. und 4.
die wichtigsten sind, indem sie das Wesen des Vertrages aus-
drüclcen und daher in allen hiehergehörigen Urkunden sich
wiederfinden, sind folgende Verträge dieser Kategorie zuzu
zählen: II 33 (Nr. 2); II 40 a (Nr. 23); II 40 b (Nr. 71); VI 26*
(Nr. 77); VIII 29 a (AS III 32); VIII 29' b (Nr. 13); VIII 48*
(Nr. 39); VATh. 750 (KB IV 14 I). b Ein etwas variierendes
Schema aufweisend, aber durch Z. 1 als hiehergehörig erweisen
sich BAP Nr. 96 und 97.
All diese Verträge enthalten die Freilassung eines Skla
ven oder einer Sklavin durch Adoption.
Unter welche Bestimmung nun im Gesetzbuche IJammu-
rabis sind diese Verträge zu subsumieren?
a D. h. Sklave.
b Der Text ist dort von Peiser unrichtig umschrieben.
Altbabylonische Reclitsurkunden.
9
In der Gruppe der Adoptionsbestimmungen (§§ 185—194)
ist von der Adoption eines Sklaven überhaupt nicht die Rede.
Dagegen findet sich in der Erbrechtsgruppe eine Bestimmung
(§ 170), in welcher der Fall statuiert wird, daß jemand eigene
Sklavenkinder, die ihm seine Magd geboren hat, als seine
Kinder anerkennt, dadurch freimacht und erbberechtigt erklärt.
Ich glaube nun, daß all obige Urkunden als Illustration
jenes Paragraphen anzusehen sind. a Und zwar unmittelbar
diejenigen, in welchen der Adoptierende ein Mann ist, die
daher juristisch sich als Paternitätserklärung bezeichnen
lassen: so Nr. 1, 23, 71, auch BAP 96, 97, wo Vater und Mutter
adoptieren; mittelbar aber alle übrigen, wo eine Frau als
Adoptierende auftritt, indem etwa anzunehmen ist, daß sie ein
Kebsenkind ihres Mannes nach dem Tode desselben als ihr
eigenes Kind anerkennt. Es müßte wundernehmen, wenn wir
praktische Beispiele für die Adoption fremder Sklaven vor-
fänden, dagegen keine für die Adoption und Freilassung eines
eigenen 11 Kebskindes, wofür doch die Theorie eine besondere
Bestimmung festsetzt, was auf die Häufigkeit derartiger Adop
tionen schließen läßt.
Die Hauptsache aber bleibt, daß alle obigen Urkunden
streng von jenen zu scheiden sind, in denen eine freie Person
adoptiert wird, und die sich auch durch das Schema als be
sondere Gruppe kennzeichnen. Vgl. Anm. zu VIII 25 (Nr. 18).
Kehren wir nun zu unserer Urkunde zurück. Meißner
bringt dieselbe AS III 31, ebenso einige andere ähnlichen In
haltes, mit dem § 32 des Hammurabi-Gesetzes in Zusammen
hang. Das ist vollkommen unrichtig.
Dort handelt es sich um die Befreiung eines rid sdbe
von der Kriegsgefangenschaft ; dieser aber ist doch ein freier
Mann, kein Sklave. Es trifft auch nicht den Kern der Sache,
wenn Meißner a. a. 0. sagt: ,Die Freiheit wurde erlangt ent
weder durch Freilassung von Seiten des Herrn unter der Be-
“ Allerdings hat Meißner AS III 56 für manche obiger Urkunden diese
Vermutung schon ausgesprochen, ohne aber die Klassifizierung streng
durchzuführen.
b Eine einzige ausdrückliche Paternitätserklärung Hegt VIII 37 d (AS
III 55) vor, wo jemand den ältesten unter fünf mit einer Sklavin ge
zeugten Söhnen adoptiert.
IO
II. Abhandlung: Schorr.
dingung, daß der Sklave eine lebenslängliche Rente zu zahlen
hatte, oder durch Loskauf (iptiru).‘ Das Äquivalent für die
Zahlung der Rente ist nicht allein die Freilassung, sondern
auch die Adoption, womit doch weitere wichtige Konsequenzen
wie Erbschaft usw. Zusammenhängen. Was aber den Loskauf
betrifft, der wegen des identischen Ausdruckes in VI 40°, Z. 6
und § 32 (öfter) für Meißner die logische Brücke bildete zwi
schen letzterem und den Freilassungsurkunden, so muß über
haupt bezweifelt werden, ob in dem einzigen Beispiele a. a. 0. 33
— mir ist auch keine andere analoge Urkunde bekannt —
vom Loskauf eines Sklaven die Rede ist. Es könnte sich da
selbst ebensogut um die Befreiung eines Kriegers aus der Ge
fangenschaft handeln. a Kisusü, der das Geld aus dem Sarnaä-
tempel für Ilu-abi ana ipterisu entlehnt, könnte sehr wohl als
jener tamlcaru aufgefaßt werden, von dem im § 32 die Rede ist,
Z. 1. Zu-ga-gu-um. Zur Bedeutung des Namens vgl. Her
mann Ranke: Early Babylonian Personal Names (The Baby-
lonian Expedition of The University of Pennsylvania Series D.
. . . Vol. III) S. 166". Ich verweise hier ein- für allemal betreffs
der Erklärung aller folgenden Eigennamen auf dieses treffliche
Werk. Es sollen nur jene Eigennamen weiter erwähnt werden,
in deren Interpretation ich von Ranke abweiche.
Es mag betont werden, daß Z. 1—3 als Satz für sich:
,Der, dessen Name Z. ist, ist der Sohn des S. und der U. 1
gefaßt werden muß. So lautet auch in der Regel das Schema
für den Anfang einer jeden Freilassungsurkunde: X ist der j
Sohn (die Tochter) des (der) Y. Diese Formel an der Spitze |
der Urkunde kennzeichnet dieselbe als Adoptions-, resp. Frei
lassungsakt. Darnach muß auch die Übersetzung in BAP
Nr. 96 und Nr. 97, wenn anders sie juristisch präzise sein soll,
berichtigt werden. Meißner übersetzt z. B. Nr. 97, Z. 1—5:
,Einen namens Mar-Istar, den Sohn der Iltani und des Nidnat-
Sin, haben Iltani und Nidnat-Sin adoptiert.‘ b Es muß aber
heißen:
jMär-Iätar mit Namen ist der Sohn der Iltani und des
Nidnat-Sin. Iltani und Nidnat-Sin haben ihm die Sohnschaft
verliehen.'
Wie schon D. H. Müller, Semitica I, S. 25 ausgesprochen hat.
b Dieselbe Übersetzung ist auch in AbR. S. 27 beibehalten.
Altbabylonische Bechtsurkunden.
11
Z. 5. pu-zu = pidsu. Die Redensart pütam ullulu oder
ullulu findet sich noch einigemal in den Adoptionsurkunden.“
Meißner AS III 32 hat mit Recht ,freigehen' übersetzt, denn
diese Bedeutung fordert überall der Sinn. Die ursprüngliche
Bedeutung aber ,die Frontseite (das Antlitz) reinigen' weist auf
eine religiöse Zeremonie hin, welche mit der Freilassung ver
bunden war. Darauf deutet ganz besonders VIII 48“, Z. 6—7
(Nr. 39), wo es vom Freigelassenen heißt: ana sit samsi pä-
nüu iükun, womit vielleicht ein Dankgebet für die Befreiung
aus der Sklaverei an Samaä gemeint sein soll, unter dessen sa
kralen Schutz er gestellt wurde. Vgl. Anm. zu VIII 48 a (Nr. 39).
Jedenfalls ist das Wort ullulu ,reinigen' sonst hauptsächlich
aus der kultischen Sphäre bekannt und eine kultische Hand
lung wird auch unserer Redensart zugrunde liegen.
Z. 6—7. a-di . . . ba-al-tu. Zu beachten ist das U, hier
im konjunktionalen Relativsatz, ebenso II 8, 24: a-di elclam
u-pa-at-tu-ü und VIII 7“, 24 (Nr. 55). Vgl. D. H. Müller, WZKM
XVIII, S. 97 ff.
Z. 9. i-ta-na-si-Sü. Die Form itanasi == ittanasi — inta-
naH I 3 wörtlich ,sich aufladen zugunsten jemandes' findet sich
C. H. Kol. VI 4: it-ta-na-d§-8i, VIII“ 81: it-ta-na-äs-si-Si (Suff.)
= XV“ 8, und auch in den Verträgen, so VIII 48“, 10 (Nr. 39):
i-ta-na-äs-si-si-ma ,er wird sie unterhalten', VIII 29 b , 6 (Nr. 13):
it-ta-[n]a-s[i-H]j VI 26“, 16 (Nr. 77): i-ta-na-Si-si-ma. Auch
in späteren Texten kommt die Form in der Bedeutung ,tragen,
unterstützen' vor. Vgl. HWB 2 735“. — Die Klausel, welche
dem Adoptierten die Pflicht auflegt, den Besitzer lebensläng
lich zu erhalten, kommt öfter vor. Sie begegnet auch in den
griechischen Freilassungsakten. Vgl. Mitteis: Reichsrecht und
Volksrecht, S. 386.
Z. 9—10. a-na vä-ar-ki-a-at ümi mi . Die Redensart, die
m den meisten Urkunden in der Schlußformel sich findet, ent
spricht dem Sinne nach dem hebr. D’ö’n rrnnttt Gn. 49, 1; Num.
21, 14; Jes. 2, 2; Mi. 4, 1 usw. Bekanntlich kommt auch ina ah-
i'at ume, also wörtlich wie im Hebräischen, im selben Sinne vor.
Z. 18 (auch 25). u ■la — ul findet sich öfter in unseren
Urkunden; vgl. II 33, 12 (Nr. 2); VI 36“, 14 (Nr. 3); VIII
!^J6JNr. 4). Vgl. BAP 123.
* Vgl. Wortregister s. v.
12
II. Abhandlung: Schorr.
isü eli. Hier ,einen Anspruch (eine 'Forderung) gegen
jemand haben', ebenso II 40 1 , 5—7 (Nr. 71); II 46, 9 (Nr. 21);
IV 7“, 31—32 (Nr. 14) : mi-nani e-li-ia ti-sü ,was du gegen
mich hast'. Vgl. auch C. Id. Kol. II" 75—III“ 1 : sum-ma a-ve-lum
e-li a-ve-lim seam ü kaspam i-sü-ma] III“ 18, 27. Im C. H.
kommt daneben auch die RA basü e-li ,es lastet eine Schuld
auf jemand' so XIII 74 u. ö. Diese Bedeutung hat isü eli \
seltener. Vgl. BAP 124 (unten).
Z. 19. Daß das Ideogr. MU, nicht, wie Daiches AR 15
meint, sum, sondern nis(u) zu lesen ist, beweisen die semitisch
geschriebenen Schwurformeln wie VIII 26 1 , 16—17. Auch in
späteren Texten kommt MU parallel neben nisu vor, so Asb.
I 21: a-di-e MU ildni = VIII 45: a-di-e ni-is iläni. Vgl.
HWB 2 737. S. auch weiter.
Z. 28—26. In diesen Zeilen haben wir einen neuen
klassischen Beweis für die syntaktische Wichtigkeit der Par
tikel ma, die Müller in seinem Werke: Die Gesetze Ham-
murabis, S. 252 ff. nachgewiesen hat. Wie sehr auf diese Par
tikel wie auch auf das u nicht bloß im Gesetzbuch, sondern
auch in den Urkunden geachtet werden muß, möge hier ge
legentlich an drei Beispielen aus den BAP illustriert werden,
die Müller a. a. 0. in seiner Richtigstellung der Meißnerschen
Übersetzungen nicht beachtet hat. Nr. 94, Z. 9—13 lauten:
9 TJ ma-ri ü Bu-ni-ni-a-bi 10 ü Hu-sü-tum aSsat((?) ü Mar-
duk 11 li-ir-sü-ma, 12 J ü Samas-a-bi-tu 13 a-hu-Sü-nu ra-bu-um.
Meißner übersetzt: ,. . . und er soll sein ein Sohn des
Bunini-abi und der ü u ® uti;i j der Priesterin (?) des Marduk.
Öamas-abitu ist ihr (?!) ältester Bruder.'
Richtig muß es aber heißen:
,Auch wenn Bunini-abi und IJusutum, die Mardukprie-
sterin(?), Kinder“ haben sollten, bleibt Samaä-abitu ihr 1 ältester
Bruder.
Nr. 95, Z. 6—8: 6 u ma-ri ü Beltum tum -a-bi 7 ü Ta-ra-
am-ül-mai li-ir-su-ü-ma 8 | U-bar- il Samas-mci a-pil-sü-nu ra-
bu-um.
Meißner: ,Er soll sein ein Sohn des Belit-abi und der
Taram-UlmaS. Ubar-Öamas ist ihr ältester Sohn.' 0
a ma-ri = märe pl.! b Sc. der Kinder. c Leider hat Meißner
auch in AbR, S. 27 (1905!) dieselbe Übersetzung beibehalten.
Altbabylonische Recbtsurkunden.
13
Es muß aber übersetzt werden :
,Auch wenn Belit-ali und Taräm-Ulmas Kinder 11 be
kommen sollten, bleibt doch 1 ' Ubar-Samas ihr ältester Sohn/
Nr. 96, Z. 18—19: 18 u ma-ri li-ir-H-ma 19 it-ti ma-ri-sü
i-za-az.
Meißner: ,Er soll sein Sohn sein und mit seinem Sohne
erben/
Ganz anders muß es richtig heißen:
,Auch wenn er c Kinder haben sollte/ wird er mit seinen
Kindern teilen/
Unbeachtet hat aber Meißner in der Transkription die
zwei wichtigen Zeilen auf der Außenseite dieser Doppelurkunde
nach Z. 4 gelassen, die in der Kopie als Anmerkung gegeben
sind. Sie lauten: 1 U ma-ri Ib-ni- il &amas li-vi-li-id 2 itti ma-
n(?)-£w(?) e Arad- il IS-ha-ra i-z[a]-az. = ,Auch wenn Ibni-
&amas Kinder zeugen sollte, wird Arad-Ishara mit seinen Kin
dern erben/ f
Man sieht aus diesen wenigen Beispielen, welche syn
taktische und juristische Bedeutung dem ü und ma auch in
den Verträgen dieser Zeit zukommt.
Z. 26—27. Die Phrase arnam emedu ist vom C. H. Kol.
XIII a 22—23; XXVII 47—51 her bekannt. Die Bedeutung er
gibt sich aus letzterer Stelle: ü Sin . . . ar-nam kab-tam Se-ri-zu
ra-bi-tam Sa i-na zu-um-ri-sü la i-hal-li-ku li-mu-zu-ma = ,Sin
• •. möge ihm eine schwere Strafe, seinen großen Zorn, der
von seinem Körper nicht weichen soll, auferlegenh Die BA
bedeutet also strikte ,eine Strafe auflegen', nicht aber ,die
Schuld beimessen', wie Winckler,® ,die Schuld auferlegen'
(Müller) oder ,Unrecht auflegen', wie Meißner 11 übersetzt. Diese
Bedeutung ergibt sich auch notwendig aus dem § 172 a , wie
auch aus unserer Stelle, und paßt auch für die übrigen Stellen
* = märe pl.! b ma! der Betonung. c Sc. pater adoptans.
11 Hier wie oben Nr. 94 und 95 deutet das lü in lirSÜ(i)ma die hypo
thetische Form an. Diese Bedeutung des IA ganz gleich he.br. V ist
bis jetzt nicht beachtet worden. Vgl. HWB 2 , wo diese Bedeutung nicht
registriert ist.
8 ®° wird wohl nach Z. 19 zu lesen sein.
f Diese zwei Zeilen bilden das Pendant zu Z. 18—19 der Innenseite.
s iGesetze Hammurabis 1 an den zitierten Stellen.
" AS III, S. 26.
14 II. Abhandlung: Schorr.
in den Verträgen. So II 39, 9—10 (Nr. 10), II 45, 18 (Nr. 28);
II 47, 27 (Nr. 72). Daneben kommt VIII 24% 7—8 (Nr. 42):
se-ir-tam . . . i-mi-clu in derselben Bedeutung vor. II 45, 18
(Nr. 28) drängt sich diese Auffassung direkt auf.
Z. 27. Aus den Z. 26—27 ergibt sieb, daß es sich um
die Freilassung eines Sklaven bandelt, woraus dann die Be
deutung von (pütam) ullulu resultiert.
ma-ru a-vi-li ,freie (Männer)*. Vgl. C. H. § 203—204, die
Hauptstelle für die Erkenntnis der Gesellschaftsklassen jener
Zeit. Zu beachten ist hier im Kompositum die Pluralendung
des ersten Elementes (märü) gegenüber bel-hubulli (Kol. IX a 41)
,Zinsherrn* (pl.!), sar-alim (III 70, XXIV“ 79—80) ,Stadtfürsten'
(pl.). a Allerdings kann mär avelim auch als einfacher stat. constr.
angesehen werden. Das Wort kommt sonst in den Verträgen
dieser Zeit nicht vor. Nur einmal kommt a-ve-li-e vor (CT IV
29% Z. 6), doch in einem mir unklaren Zusammenhänge. Auch
auf den Begriff muskenu bin ich nur einmal in den Rechts
urkunden gestoßen, leider ebenfalls in einem nicht ganz ver
ständlichen Texte: VIII 1% Z. 7: i-na mu-uS-ki-nu (!) in-na-
ma(?)-sa(?). Jedenfalls ist die phonetische Schreibung, die
Zimmern bekanntlich aus CT XII 16, 42 für das in CH aus
schließlich angewandte Ideogramm zuerst eruiert hat, zu notieren.
Z. 46—47. Diese zwei Zeilen sind wohl als Randbemer
kung anzusehen und besagen: Die Kontrahenten haben etwaige
frühere Urkunden, welche mit der vorliegenden in Wider
spruch waren, gesetzmäßig zerstört. — Zum Gebrauch von
istu im Sinne ,gemäß [dem Gesetze]* vgl. Nr. 85: istu Run-
Sin. In derselben Bedeutung kommt auch varki vor, so VI 42%
16—17; VIII 35”, 8. Vgl. AS III 26 und Anm. 3 ibid.
Nr. 2. II 33 (Bu. 91—366).
Freilassungs- und Ehevertrag.
1 J A-na Jl Aja-uz-ni 2 märat 1 Ana-Aja-uzni ist die Toch-
Sa-li-ma-tum ter der Salimatum.
11 Vgl. Ungnad, ZA XVII, S. 362; XVIII, S. 11. — Auch im § 7 des C.H.
ist mär avelim gegen die allgemein übliche Auffassung ,freier Mann zU
übersetzen.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
15
3 1 Sa-li-ma-tum 4 il-li-il-Si-
ma 6 a-na ds-Sü-tim 6 ü mu-
tu-tim 7 a-na Be-el-su-nu 8 mär
Ne-me-lum i-di-si
9 A-na- il Aja-uz-ni 10 el-li-it
ma-ma-an 11 mi-im-ma e-li A-
na- il Aja-uz-ni 12 ü-la i-su
13 nis il Sama$ <l Marduk
14 ii Su-mu-la-ilum 15 sä a-vä-at
duppim an-ni-im 1G ü-na-ka-ru.
17 pän Li-bi-it-Iütar 18 pan Bur-Nu-nu 19 pän a MAR-TU-ba-ni 20 pän
a B<mmdn-ri-me-ni 21 pän Ni-da-clu-um 22 pän <l Samas-e-mu-!ci 23 pän Im-gur-
ru-um 21 pän Sin-i-ld-sä-am 25 pän Be-li-zu(?)-nu 28 pän a Aja-Si-li 27 pän La-
ma-zi 23 pän Hu-na-bi-ia 29 pän Be-ta-ni 80 pän Amat- il Sania$ 31 pän Na-ab-
ri-tum 32 pän Sä-at- il Aja.
Diese Urkunde hat Meißner AbR, S. 24 und AS III,
S. 46 publiziert. Eine Übersetzung und Erklärung derselben
wie auch einiger anderen, habe ich vorher bereits in meiner
polnischen Abhandlung 3 Uber die Hammurabi-Zeit geboten.
Inhalt: Die Sklavin wird freigelassen durch Adoption.
Gleichzeitig wird sie von ihrer Adoptivmutter verheiratet.
Z. 1—2. Zur Bedeutung der ersten zwei Zeilen vgl.
Anm. zu Nr. 1.
Z. 5—6. ana ds-su-tim u mu-tu-tim, wörtl. ,zur Weib
schaft und Mannschaft 4 . Es ist dies ein konkretes Kompositum
für den Ausdruck des Abstraktbegriffes ,Ehe 4 , eine Art ev Sia
oociv wie nadänu il mahäru ,geben und nehmen 4 = ,Handel 4 ,
^gl. D. II. Müller, Semitica, I. Heft, S. 17, Anm. 1.
Z. 8. i-di-si = idiSsi — idin-H.
Z. 13—14. Die Formel ist abgekürzt. Das Verbum des
Schwures IN.PÄ. fehlt, wie in einigen anderen Urkunden.
* Panstwo i spoleczeiistwo babiloiiskie w okresie t. zw. dynastyi Hamura-
biego (Kwartalnik historyczny, Bd. XIX, S. 561).
Nachdem Salimatum sie
freigegeben hatte, hat sie 5 zur
Ehe und Gemahlschaft dem
Bülsunu, dem Sohne des Neme-
lum, sie gegeben.
Ana-Aja-uzni 10 ist frei.
Niemand soll etwas gegen Ana-
Aja-uzni anhaben.
Bei Samai, Marduk und
Sumula'ilu [schwur sie], ob sie
die Worte dieser Tafel ver
ändern wird.
16 Zeugen.
16 II. Abhandlung: Schorr.
Z. 15—16. Sd kann hier nach dem Verbum des Schwures
nur ob a bedeuten, ebenso wie in allen folgenden Urkunden in
der Schwurformel = hebr. ♦ ♦ ♦ ax i?a©ri (Am. 8, 7; Ps. 95,11 u.ö.), ;
und dadurch erklärt sich das Fehlen der Negation. Meißner
übersetzt: ,Der Fluch des Samas, Marduk und Sumu-la-ilu,
der die Worte dieser Tafel ändern wird/ Er faßt also nisu— \
Fluch, Sa relativ, doch ohne genügenden Grund; dagegen
spricht besonders BAP Nr. 35, 22—24 (s. weiter S. 25). Es
kann nur elliptisch gefaßt werden, indem das Verbum itnm
hinzuzudenken ist. Daneben kommt allerdings statt der üb
lichen Schwurvermerkung an drei Stellen die Drohung mit dem
Fluch vor: li-mu-un il Warnas <l Marduk ü Sa-mu-la-ilum Sd
[a]-vä-at duppim a-ni-im ü-na-ka-ru, so VIII 28°, Z. 22—26
(Nr. 6). Ähnlich VI 36% Z. 15—17 (Nr. 3), VIII 38», Z. 9-10.
Vgl. AR, S. 33.
Z. 16. Das ü = <HSJ am Anfang eines Wortes für j
das übliche ^TTT- (it) ist in graphischer Beziehung bemerkens- .
wert. Vgl. auch oben Z. 4: u-li-il-Si-ma.
Nr. 3. CT VI 36 a (Bu. 91—704).
Tempel
1 Bit il l§arrum 2 ü il i§ü-ul-
la-at 3 Nu-ur-ili-Su 4 mär
il Bel-na-id(2') 6 a-na i-li-su 6 i-
pu-uS 7 I SAR bitim a-na i-
li-Sü 8 a-na na-bi-is-ti-Sü 9 ü-
ri (?)-di
10 Pi-Sd- il Samas-ma 11 sa-
gu-um bitim 13 Nu-ilr-ili-Su
13 a-na Sd-gu-ti-im 14 ü-la i-ra-
ga-am
Stiftung.
1 Einen Tempel für den
Gott Sarrum und (die Göttin)
Sullat hat Nür-ilisu, der Sohn
des Bel-näid, »seinem Gotte ge
baut. Ein SAR Baugrund hat
er seinem Gotte für sein Leben
hinzugefügt (?).
10 Pi-sa-Samas allein ist der
Priester des Tempels. Rdr-
iliäu wird auf das Priesteraffit
nicht Anspruch machen.
“ BAP 121 erklärt Meißner das Fehlen der Negation damit, daß schon
im itma der Sinn ,sicli verwahren, schwören daß nicht 1 liege. Das ist
unrichtig, vgl. C. H. XVIII 11—12: la am-lj.a-zu i-tam-ma.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
17
15 li-mu-un <l $ama§ 16 il
Zu-ma-ilum 17 Sa i-ra-ga-
mu.
16 Ein Feind des Samaä
und Zuma-ilum ist der, welcher
klagen wird.
7 Zeugen.
18 pän Bur-Nu-nu mär I-bu-bu 19 pän I-bi-ih-Istar mär I-bu-bu 20 pän
il Bel-rabü a mär A-ba- il Bel bänü h 21 pän l-din- ü Bel mär Ilu-ma-lik 22 pän ü Bel-
i-din-na-d§-Su 23 mär Avel- il NIN-SAH 24 pän A-hu-um-^äbum htl ' lim 25 mär A-hu-
Si-na 26 pän il Bel-i-din-na-dS-Sü 27 mär Pi-§d- ü NIN. ZUN. A G.
Diese Stiftungsurkunde ist als einzige in ihrer Gattung
in den Urkunden dieser Zeit vertreten. Nür-ilisu baut für sein
Seelenheil einen Tempel oder eine Kapelle für seinen Schutz
gott und dessen Gemahlin. Die Priesterfunktion übernimmt aber
ein anderer und Nür-iliäu verpflichtet sich, wegen der Priester
schaft keine Rechtsansprüche zu erheben. Ziemlich zahlreich
finden wir solche Stiftungsakte schon in ältester, vorsemitischer
Zeit und es ist interessant, daß wir schon in jenen ältesten
Urkunden dasselbe Schema vorfinden. 0
Z. 1—2. Es sind zwei Lokalgötter wohl von sekundärer
Bedeutung.
Z. 6. i-pu-uS. — Mtam epeSu ,ein Haus bauen', vgl.
C. H. § 228.
Z. 9. u-ri(?)-di. II 1 von redü = uriddi, falls die zweite
Silbe ri zu lesen ist. Es ist nicht klar, ob Z. 7—9 nur eine
nähere Spezifizierung des Vorhergesagten enthalten, oder ob
der Stifter außer dem Tempel auch noch I SAR Baugrund
hinzugefügt hat.
Z. 11. Sa-gu-um. Die Form sagä ist vielleicht nach Pinches
(s.HWB 2 s.v.) eine ältere Form für sangu. Man könnte aber auch
annehmen, daß Sagü aus *saggü = sangü entstanden ist. Be
kanntlich kommt im C. H., obwohl vom Tempel öfter die Rede
] st, Sangü nicht einmal vor. Auffallend ist hier: sagimi hitim,
Mimation im stat. constr. Doch vgl. AG 2 201 Anm., wo eben-
* gal. b tAm.
° Vgl. KB III, S. 24, Nr. II: Dort weiht UR-Inlil der Göttin Bau einen
Gegenstand für das Leben (NAM.TI) Ur-Baus, seiner Gemahlin und
seines Sohnes. Vgl. auch ibid. S. 66 eine Stiftung aus der Zeit Gudeas,
S. 68 aus der Zeit Dungis, ebenfalls nach demselben Schema abgefaßt.
Sitaongtber. d. phil.-liist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 2
18
II. Abhandlung: Sohorr.
solche Ausnahmen zitiert werden. Vgl. auch CT II 19, 29:
a-ve-lum Sippar ki .
Z. 13. sa-gu-tu = ,Priesterwürde', kommt später öfter vor.
Z. 16. Zu-ma-ilum. Es ist wohl eine Variante neben den
anderen verschiedenen Schreibungen dieses Königsnamens. Vgl.
Lindl BA IV, S. 357 ff. Ranke hat in seinem BPN (S. 42,
Anm. 1) diese Urkunde betreffs der Eigennamen ausgeschaltet,
weil es ihm wegen des undeutlichen Königsnamens zweifelhaft
schien, oh sie überhaupt der Zeit der I. babylonischen Dynastie
zuzurechnen ist. Allein ein Vergleich des Schriftcharakters dieser
Urkunde mit dem der übrigen aus der Zeit Sumu-lai'lums läßt
keinen Moment daran zweifeln, daß dieselbe aus der Zeit Su-
mu-lailums herrührt, somit Zu-ma-ilum = Sumu-la'ilum ist. Viel
leicht ist einfach das la ausgefallen. Vgl. auch Pick OLZ IX,
S. 104. Uber die verschiedenen Erklärungen des Namens vgl.
Daiches AR, S. 16—17. Ich schließe mich der Lesung Daiches’
an, der Sumu-lailum (d. i. la'ilum) liest, ohne aber für das zweite
Element eine Erklärung geben zu können.
Da in dem Schwurvermerk Z. 15—17 nur der Gott §a-
maS, nicht aber auch Marduk wie in anderen Urkunden aus
der Zeit dieses Königs genannt ist, wird man mit Lindl
BA IV 360 unsere Urkunde in die Zeit vor dem 5. Regierungs
jahre Sumu-lailus zu setzen haben.
Nr. 4. CT VIII 28 a (Bu. 91—2186).
Adoptionsprozeß.
1 Duppum a-na bitim §d
dürim a es (?)-si-im 2 sd Ma-
nu-tum märat Äb-di-ra-ah
3 J Ha-ma-zi-ru-um märat
A-bi-ha-ar 4 a-na Ma-nu-tum
[märjat h Äb-di-ra-ah 6 ir-gu-
um-mci
1 Urkunde in Sachen eines
Hauses an der neuen Mauer (?),
[Besitztums] der Manutum, der
Tochter des Abdirah.
Nachdem IJamazirum, die
Tochter des Abibar, gegen Ma
nutum, die Tochter des Abdi
rah, 5 geklagt hatte;
“ BAD.
b [TURJ.&AL.
Altbabylonißche Rechtsurkunden.
19
da-ia-nu i-na Mt ü SamaS \
s a-na ni-iS ilirn Ma-nu-tum
7 i-di-nu-ma ni-is ü Aja 8 be-
el-[ti ?]-§d Ma-nu-tum iz-ku-ur-
ma
9 ru-(ju-[me]-e’ 1 - sä i-zu-üh
10 ü-l[a] i-ta-ar-ma
ma-zi-ru-um a-na bitim 12 ap-
lu-tim bu-se-sd 13 ü vä-ar-lca-
ti-sa 14 sd Ma-nu-tum ma-la
i-la-ds-su-ü 18 is-tu bi-e a-di
hurdsim 16 ii-la e-ra-ga-am
17 nis ü ßamas u il Aja ü Mar-
duk 18 ü Su -mu-la-ilum it-
ma
19 di-in bit il $ama§ 20 JJiw-
sü-ba-ni 21 mär TukultR'-ka^)-
ilumft) 22 J I§-me a Rammän(?)
23 mär E-la-li-vä°-kar.
die Richter im Tempel des
Samas die Manutum bei Gott
hatten schwören lassen; Ma
nutum (auch) den Schwur hei
Aja, ihrer Iier[rin] geleistet
hatte,
hat sie ihre 3 Ansprüche
hinfällig gemacht.
10 Indem sie [das Urteil]
nicht anficht, 0 wird Hamazirum
wegen des Hauses, der Adop
tion, des Besitztums und Nach
lasses der Manutum, soviel vor
handen ist, 15 vom Munde bis
zum Golde, nicht klagen.
Bei Samas und Aja, Mar-
duk und Sumu-la'ilu hat sie
geschworen.
Urteil des Sama&tempels.
2 Richter, 3 Beisitzer.
u pän I-din- a NIN-SAU(?) 25 mär llu-ma 20 T a SamaS-idinnam r (?)
fndr tl Sin-i-din-nam(?) 28 pän <I IStar-ummu m “® 20 märat (?) A-ab-ba-täbum hb "'" m
80 dwpsarrum (?).
Da die Prozeßurkunden ziemlich häufig sich vorfinden,
kann man auch das Schema derselben genau feststellen. Es
ls t selbstverständlich, weil durch die Natur des Prozesses ge
geben, daß das allgemeine Sch ema nur jene formale Seite
betreffen kann, die jeder Prozeßurkunde als solcher zukommt,
* Die Spuren von e sind noch sichtbar. Vgl. das vierte Zeichen Z. 15.
b KU (?).
° Die vier Silben sind nach der Kopie fraglich.
Sc. der Klägerin.
“ Sc. in Zukunft. Ebenso in allen Vertrags- und Prozeß-Schlußklauseln.
f MA.ANQ).SUM<X). e DAMAL’“-. » DUG.
2*
20
II. Abhandlung: Schorr.
daß aber im übrigen das Schema variiert, je nach dem kon- I
kreten Prozeßmotiv und der Art des Prozeßverfahrens.
Als allgemein gültiges Schema sind nun folgende Punkte
zu betrachten:
1. Rubrum, enthaltend Prozeßobjekt resp. Prozeßmotiv,
eingeleitet gewöhnlich durch ana oder aHum.
2. Name des Klägers und Angeklagten. Klage. a
3. Urteil.
4. Vermerk über Unzulässigkeit der Urteilsanfechtung. b
5. Schwur des Verurteilten.
6. Richter und Zeugen (Beisitzer); Datum.
Oft werden wir aber auch über die Art der Untersuchung, i
resp. des Prozeßverfahrens unterrichtet, wie auch über andere
Klauseln, welche sich auf die Sicherung der Rechtskraft des
Urteils beziehen. Ich lasse hier zur Übersicht das Schema
aller Prozeßurkunden in Stichworten folgen, welche den ganzen
Inhalt jeder Urkunde berücksichtigen:
Nr. 4: Rubrum. — Klage. — Schwur des Geklagten. — Zu
rückweisung des Anklägers. — Anfechtung. — Schwur.'
Nr. 5: Rubrum. -— Klage. — Urteil: Zurückweisung der
Klage. — Anfechtung. — Schwur.
Nr. 8: Rubrum. — Klage. — Urteil: Zurückweisung der
Klage. — Anfechtung. — Schwur.
Nr. 9: Klage. — Urteil: Zurückweisung (Schema abgekürzt).
Nr. 10: Rubrum. — Klage. — Urteil: Strafe über den Kläger. 1
— Schriftliche Verpflichtung des Verurteilten,
nicht zu klagen. e — Anfechtung. — Schwur.
Nr. 15: Klage (1. Kläger, 2. Angeklagter — Objekt [Ä*I f
— Urteil: Schwur des Angeklagten. — Ausgleich.® —
a Über die verschiedenen technischen Ausdrücke für den Begriff der
Klage vgl. Anm. zu Nr. 21, Z. 11.
b Vgl. Anm. zu Z. 10—16. Ich bezeichne weiter diesen Punkt kurz: An
fechtung 1 .
c Sc. des Verurteilten. Punkt 6 (Richter, Beisitzer, Datum), der überall
vorkommt, notiere ich nicht.
d Doch wird die Art der Strafe nicht angegeben.
° Technischer Ausdruck: duppi lä ragämi.
f Die Reihenfolge weicht vom Schema ab.
* Der Angeklagte scheint den Schwur verweigert zu haben. Vgl. Anm.
zu Nr. 15.
Altbabylonische Kechtsurkunden.
21
Anfechtung. — Vermerk über Auftauchen der
Besitzurkunde. — Schwur beider Parteien.
Nr. 16: Rubrum. — Klage. — Schwurauflage für den An
geklagten. — Ausgleich" und dessen Inhalt. — An
fechtung. — Schwur beider Parteien.
Nr. 21: Klage (== Nr. 15). — Urteil: Schwur des Angeklagten.
— Zurückweisung der Klage. — Schriftliche Ver
pflichtung (= Nr. 10). — Anfechtung. — Schwur.
Nr. 22: Rubrum. — Klagemotiv. — Klage. — Urteil: (Auf
hebung der Adoption). — Klausel über Auftauchen
der Adoptionsurkunde. — Schwur.
Nr. 25: Rubrum. — Klage. — Urteil: Strafe des Stirnmarkens.
— Schriftliche Verpflichtung (= Nr. 10). — Anfechtung.
— Schwur.
Nr. 26: Klage. — Urteil. 1 ’ — Schriftliche Verpflichtung (=
Nr. 10). — Schwur.
Nr. 28: Rubrum. — Klage. — Untersuchung. — Urteil: Er
satz und Mutwillenstrafe über Kläger. — Anfechtung.
— Schwur.
Nr. 38: Rubrum. — Klage. — Urteil: Vernichtung der An
spruchsurkunde. — Anfechtung. 0 — Schwur.
Nr. 41: Klage: (Angeklagter — Objekt (acc.!) — Kläger). —
Urteil: Zurückweisung der Klage. — Anfechtung. —
Schwur.
Nr. 42: Rubrum. — Urteil: Strafe über Kläger. — Anfechtung.
— Schwur.
Nr. 70: Rubrum. — Klage. — Geklagter legt Rechnung vor.
— Ausgleich. — Anfechtung.
Nr. 72: Rubrum. — Klage. — Aussage der Kläger. — Zeugen
verhör. — Urteil: Strafe über den Richter (?) [Zu
rückweisung der Klage]. — Anfechtung. — Klausel
für den Fall der Anfechtung.
Nr. 85 (BAP Nr. 43): I: Rubrum. — Klage. — Schwur des
Geklagten. — Urteil: Zurückweisung der Klage.
* Vgl. Anm. zu Nr. 15.
b Inhalt des Urteils nicht angegeben.
° Form der Klausel abweichend vom Schema.
22
II. Abhandlung: Schorr.
Nr. 85 II: Klage. — Zeugenverhör. — Urteil: Zurückwei
sung des Klägers. — Anfechtung.
BAP, Nr. 100: Klage. — Schwur der Angeklagten. — Urteil:
Abweisung der Klage. — Anfechtung. — Schwur.
Es ist in den Prozeßurkunden dieser Zeit oft nicht leicht
zu konstatieren, ob es sich um Adoption, Erbschaft, Schenkung
oder Eigentumsrecht überhaupt handelt, weil nicht immer der
Forderungstitel des Klägers angegeben wird.
Auch in unserer Urkunde könnte man allerlei vermuten,
weil das Verwandtschaftsverhältnis der Prozeßparteien nicht
angegeben wird. Allein Z. 11—15, besonders aber Z. 12: ap
lu-tirn weist darauf hin, daß es sich um Adoption handelt.
Allerdings würde auch das Vorkommen von aplütu den
Charakter des Prozesses nicht entscheiden, denn dieses Wort
kommt in doppelter Bedeutung im C. H. sowohl, wie auch in
den Urkunden vor, und zwar:
1. Sohnesanteil, resp. Kindesanteil, weil derselbe Aus
druck auch auf das Erbrecht der Tochter angewendet wird.
Vgl. C. H. XV", 18, 69—70; XVI a , 87—90 usw., ferner in den
Urkunden II 41 b , Z. 31 (Nr. 30): ap-lu(l)-za i-na-di-in ,ihren
Kindesanteil darf sie verschenken'; IV l b , 21: ap-lu-za i-na-
di-in (in derselben Bedeutung).
2. Sohnschaft, Adoption. Vgl. C. H. XII a 19, 23, 35,"
und in den Urkunden II 31, 1—3, 13, 17 (Nr. 22); II 40" 3
(Nr. 40): ap-lu-tam i-di-in ,die Kindschaft hat er verliehen';
VI 47" 15—16: a-Sd-ar tdb-bu-si-im ap-lu-za i-na-di-in ,wo es
ihr gefällt, kann sie ihre Adoption verleihen'.
Die sichere Handhabe für die Bestimmung der Prozeß
gattung unserer Urkunde sowohl, wie auch ähnlicher analogen,
bieten die Z. 11 — 16 im Zusammenhang betrachtet. Die Klä
gerin hat keinen Anspruch auf das aplütu, busü ü varhäte,
d. h. auf die Kindschaft, das Barvermögen und das Erbe (Nach
laß) der Geklagten. Diese drei b erwähnten Begriffe bilden ein
stehendes juristisches Schema in den Adoptionsurkunden. Vgl-
VI 47 a , Z. 1—4: 1 a-na eldim bitim epsim 2 astapivim 3 bu-
Se-sd vä-ar-ka-t[i]-sd 4 ap-lu-ti-sa . . . Somit wird auch hier
a Im Gesetzbuch kommt daneben marütum = ,Adoption, Kindschaft 1 , so
in den §§ 185 ff., vor.
* Manchmal stehen nur die zwei letzteren, wie VIII 25*-, Z. 25.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
23
die Adoptionsfrage die Grundlage des Prozesses gebildet haben.
Die Sachlage wird daher folgende gewesen sein: Die Klägerin
erhebt Anspruch auf das Haus der Geklagten, vermutlich auf
Grund einer angeblichen Adoption. Da keine schriftliche Ur
kunde vorhanden ist, legen die Richter der Geklagten einen
Schwur auf, worauf dann die Klägerin abgewiesen wird.
Es ist natürlich verfehlt, wenn Meißner AS, III 27—28
einen ähnlichen Prozeß, in dem deutlich die Adoption das
Prozeßmotiv bildet (VIII 12 b ), in Zusammenhang mit § 3—4
des Gesetzbuches bringen will und daraus Schlüsse zieht für
das Verhältnis der Gesetzestheorie zur Praxis. Denn das Er
heben einer unbegründeten Klage ist noch lange nicht mit fal
schem Zeugnis identisch, wie D. H. Müller 11 mit Recht gegen
Meißner betont. Ähnlich verhält es sich im Prozeß CT II 47
(Nr. 72), wo wir es auch nicht mit Zeugen, sondern mit Privat
klägern zu tun haben. Nur in einem einzigen Falle wird dem
Kläger in einer Zivilsache (wegen eines Hauses) die Strafe des
Stirnmarkens b auferlegt — die einzige Prozeßurkunde übrigens,
in der die Strafe spezifiziert ist — wahrscheinlich, weil sich
die Klage nicht bloß als ungenügend begründet, sondern auch
als mutwillig erwiesen hat. Ebenso wird auch II 45, 16—18
(Nr. 28) zu verstehen sein. S. weiter unten.
Zu bemerken ist noch sachlich, daß in der Regel im Pro
zeß der Schwur dem Angeklagten auferlegt wird, so außer
unserem Falle noch II 46 (Nr. 21); VI 33 b (Nr. 15); VIII 12 b
= AS, III 28. Der Schwur wird wie bei den Zivilverträgen,
so auch in den Prozessen gewöhnlich bei den Hauptgöttern
Sarnais, Aja, Marduk und dem König geleistet, doch hie und
da bloß beim Namen des Königs, so IV 23", 6; VIII 40", 10
(Nr. 31); VIII 50«, 12.
Z. 1—2. Diese zwei Zeilen fasse ich nach einem rich
tigen Vorschlag Prof. Müllers als Rubrum auf; ebenso in allen
a Semitica: Sprach- und rechtsvergleichende Studien I, S. 21 (Sitzungsber.
der Wiener Akademie, Bd. 153, III. Abh.).
b Oder nach meiner Auffassung: des Haarabschneidens zum Zeichen der
Schande. Vgl. WZKM XVIII, 234 und A. Büchler: Das Schneiden des
Haares als Strafe der Ehebrecher bei den Semiten (WZKM XIX, S. 91 ff.).
Die Ausführungen Büchlers bestätigen vom ethnologischen Gesichtspunkt
die Richtigkeit meiner Interpretation in den §§ 127, 226—227.
24
II. Abhandlung: Sohorr.
Prozeßurkunden, die mit ana oder ashirn beginnen. Den Be
weis für die Richtigkeit dieser Auffassung bietet das Schema
überhaupt, ganz besonders aber IV 47“, 1—6 (Nr. 16), wo in
Z. 6 das Prozeßobjekt nochmals aufgenommen wird.
dürim es (?)-si-im. Ich habe übersetzt ,an der neuen
Mauerb Möglich ist auch, daß Dür-essu eine Ortschaft war;
das Fehlen des Ortsdeterminativs darf nicht auffallen, weil dies
häufig der Fall ist.
Z. 5. da-ia-nu. Wie im C. H. lautet auch in den Ur
kunden der Plural: daianü. Vgl. Wörterverzeichnis s. v.
Z. 6. ana ntS ilim nadänu wörtl. ,zum Schwur bei Gott
bestimmen', kommt öfter als juristischer Terminus vor. Vgl.
VI 33 b , 10—11 (Nr. 15); BAP, Nr. 100, 9.
Z. 7—9. Die RA: nis ilim zakäru ,bei Gott schwören 1
ist aus dem C. H. IX 11—12 u. ö. bekannt, ebenso rugummü
,Anspruch' C. II. VI 18 u. ö.
Z. 10—16. ü-la i-ta-ar-ma . . . ü-la e-ra-ga-am. — Diese
stereotype, auch aus den neubabylonischen Rechtsurkunden ge
läufige Formel bedarf einer genauen Erklärung, wenn sie sach
lich richtig verstanden werden soll. Zunächst muß festgestellt
werden, in welchen Urkundenarten diese Formel vorkommt:
a) In Prozeßakten fast ausnahmslos.“
b) In Zivilverträgen nur in gewissen Gattungen, und
zwar: beim Kauf (BAP Nr. 35, 18—21), Tausch VIII 22“
(Nr. 37), BAP Nr. 49; Sozietätauflösung BAP Nr. 78, 79;
Erbteilung IV 46 b (Nr. 36), BAP 107, Depositrücknahme
BAP Nr. 27. Jedoch kommt in all diesen Gruppen in der
Regel die kürzere Formel: ul irdgam vor, wofür keine Bei
spiele nötig sind.
c) Bei Darlehen, Miete (sowohl Personen- wie Sachen
miete), Ehe, Adoption fehlt die Formel überhaupt.
Die juristische Bedeutung der Formel ist im allgemeinen
klar: Sie besagt, daß die im Vertrag enthaltene Rechtshandlung
(resp. das Rechtsurteil) in Wirkung tritt und als solche nicht
angefochten werden darf. Es ist darum zum Teile verständlich,
warum sie in der Gruppe c) nicht vorkommt.
a Sie fehlt: II 31 (Nr. 22); VI 49“ (Nr. 26). Nur ragämu VIII 43* (Nr. 38)
in hypothetischer Form.
Altbaby Ionische Rechtsurkunden.
25
Was bedeutet aber in dieser Formel der erste Teil: ul
itdr? Die Frage ist nicht ohne Belang, zumal für die Prozeß
urkunden, wie wir gleich sehen werden. Geht man von der
wörtlichen Bedeutung aus, so heißt das: Er wird nicht ,um
kehren, sich umwenden', was juristisch ,Einwendungsklage er
heben' bedeuten mag, a oder ,Ungültigkeitsklage erheben' (Meiß
ner). In diesem Falle besagt aber itdr dasselbe was iragam
und es ist bei der Prägnanz der juristischen Terminologie zu
dieser Zeit kaum anzunehmen, daß für denselben Begriff zwei
Worte hätten verwendet werden sollen. Nun scheinen mir drei
Stellen ein gewisses Licht auf die Bedeutung von täru zu
werfen:
VIII 38 b , 9—10: li-mu-un il Samas ü An-ma-ni-la sd a-na
a-vä-ti-su i-tu-ru.
BAP Nr. 35, 22—24: ni-is 'Warnas ü Im-me-ru-um it-
mu-ü Sa a-na a-vä-ti-Sü-nu i-tu-ru.
AUS, Nr. 48 (Sipp. 56), 12—14: [ms . . .] ü An-ma-ni-la
sd a-na(l) a-vä-ti-su i-tu-ru.
Diese drei Stellen lassen es als sehr plausibel erscheinen,
daß der Ausdruck täru in den Urkunden eine Abkürzung 1 '
aus: ana avätisu täru, d. h. wörtlich ,zu seinen (oder wegen
seiner) Worten zurückkehren', ,die Worte rückgängig, ungültig
machen', ,den Inhalt anfechten'.
Die ganze Formel ist daher zu übersetzen: ,Indem er
nicht [den Inhalt] anficht, c wird er nicht klagen'. Diese Formel
paßt sowohl für die Zivilverträge, wie auch für die Gerichts
urteile. Es ist daher in Verträgen zu übersetzen: ,er wird
[denVertrag] nicht anfechten', in Prozeß urkunden: ,er wird
[das Urteil] nicht anfechten'. Nun fragt sich aber: wie ist die
Formel in den Gerichtsurteilen strikte zu verstehen? Besagt
Sle > daß der Verurteilte nicht ein zweites Mal klagen soll in
derselben Sache vor demselben 3 Gerichtshöfe, oder daß er
* So Peiser: U III D (passim).
1 Abgekürzte Redensarten kommen auch sonst vor, besonders bei der
Schwurformel. Vgl. z. B. II 31 (Nr. 22), Z. 20—21 u. ö.
c Daß diese Klausel sich auf die Zukunft bezieht, auch in Prozeßakten,
beweist VIII 6 b , 21—23: UKUE. SU (= ana matema) u-ul i-ta-ar-ma
• • . ti-ul i-ra-gu-mu (in eiuem Gerichtsurteil). Ebenso IV 47 a , 25—26
(Nr. 16).
Oder: einem anderen.
y
2b IF. Abhandlung: Schorr.
keinen Rekurs, vor einer höheren Instanz also, einlegen
dürfe, umsomehr als in dem Worte täru der Begriff des Re-
kurrierens auf den ersten Blick zu liegen scheint? Nach obiger
Darlegung der prägnanten Bedeutung von täru ist aber letztere
Annahme ausgeschlossen.
Wenn es daher in einigen Prozeßurkunden, wie BAP,
Nr. 80, 2; II 46, 10 (Nr. 21); II 45, 6—7 (Nr. 28) in der Ein
leitungsformel gegen das übliche Schema heißt: itür irgum,
so wird man daraus nicht schließen dürfen, daß es sich um
einen Appellationsprozeß handelt, sondern vielmehr um die
Anfechtung einer zivilen Rechtshandlung, so BAP Nr. 80; II
45, (Nr. 28), oder um eine zweite Klage in derselben Sache,
so II 46 (Nr. 21).
Ganz besonders geht das aus BAP, Nr. 43 a (Nr. 85) her
vor, wo es in einem zweiten Prozeß in derselben Sache, aber
von einem anderen Kläger heißt: Z. 15—17: itür . . . iplcw- •
ma. Dort ist die Bedeutung ,er hat rekurriert' ganz aus
geschlossen und es drängt sich der Sinn auf: ,er hat [das
Urteil] angefochten'.
Z. 13. vä-ar-ka-ti-sa sä Ma-nu-tum. Bemerkenswert ist
die syntaktische Verbindung, ganz wie im Aramäischen und
Äthiopischen.
Z. 14. ma-la i-ba-ds-sü-fo. Das u am Ende des Verbums j
sowohl in attributiven wie auch konjunktionalen Relativsätzen i
wird in den Urkunden konsequent beobachtet. Vgl. IV 7 a , 30
(Nr. 14); VIII 28», 7 (Nr. 5); VIII 25% 17—18 (Nr. 18); 1145,
16 (Nr. 28); VIII 12% 5—7 (Nr. 29); VIII 7% 24 (Nr. 55); |
VIII 36 ä , 5 (Nr. 58); II 8, 24 (Nr. 64). Die einzige mir be
kannte Ausnahme ist II 41 % 12—14 (Nr. 30): §ä . . . id-di-in
Z. 15. Was die Phrase ,vom Munde bis zum Golde' be
deutet, ist unklar. Man erwartet etwa den Sinn: ,vom G c ‘
ringsten bis zum Kostbarsten'. Meißners Vermutung AbR,
S. 18, Anm. 1 ,von der mündlichen Besprechung bis zur Be
zahlung' paßt nicht für den Kontext in den Prozeßurkunden.
Z. 16. e-ra-ga-am = irdgam. Vgl. II 37, 24: ü-la
ga-mu.
a = KB IV 22.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
27
Z. 18. it-ma. So lautet in der Regel pl. fern. Impf. Vgl.
II 50, 26 (Nr. 8): it-ma-, VIII 22% 16 (Nr. 37): it-ma-a. Aber
auch sing. masc. lautet: it-ma, so IV 33 b , 17 (Nr. 17); II 46,
19 (Nr. 21). Da aber bekanntlich in dieser Zeit in der III. sing,
die Maskulin- und Femininform nicht unterschieden werden,
so kann man auch hier it-ma ,sie hat geschworen' wiedergeben,
was auch sachlich richtiger ist. Nur die Klägerin allein wird
wohl geschworen haben, daß sie keine weiteren Ansprüche hat.
Z. 19. Der Tempel ist zugleich Sitz des Gerichtshofes.
Ob aber die Richter nur aus Priestern bestehen, ist kaum an
zunehmen. Bemerkenswert ist Z. 28—30 eine Frau als Ge
richtssekretär. Sie war wohl Priesterin.
Die Urkunde ist nicht datiert, doch kann man, nachdem
im Schwurvermerk der Gott Marduk erwähnt ist, dieselbe aus
der Zeit nach dem 5. Regierungsjahre des Sumulailum datieren.
Vgl. BA IV 360.
Nr. 5. CT VIII 28 b (Bu. 91—327).
Erbschaft
1 Dub-bi la ra-ga-mi-im
2 Sa 1 GAN eklim Sa e-bi-
ir-tim 3 1 SAR bitim (?) ita
so ahdtsa(?)" 4 mdrüSa ii ma-
f[ateSa] 6 aStapirum^ 6 elcil-
™(0 & e-na-ti-[Saf] 7 via-la
i-sü-ü & e-[ra-dS-Sü-ii] 8 1 SAG -
vardurn A-bu-um-ba-ni vi-li-[icl,
bi-t]i-Sä 9 1 SAG amtum <l SamaS-
nu-ri Sa i-na ra-ma-[ni]-Sa (?)
10 | Be-li-tum i-Sä-mu-Si 11 1
aUn HAR. j§Ü o. GU 2 4 ka -na-
as-ra(?) 12 ^ [mu]-ta-bi-il-tum
(?) prozeß.
1 Urkunde, daß nicht [Ein-
wendungsjklage erhoben wird.
[In Sachen] von 1 GAN
Feld am jenseitigen Ufer, 1 SAR
Idaus(?) neben dem ihrer Schwe
ster, ihrer Söhne und Töchter,
6 wegen des Hausgesindes,
ihres (!) Feldes und ihrer Mo
bilien, soviel sie besitzt und
erwerben wird, des Sklaven
Abum-bäni, ihres Hausgebor-
nen, der Sklavin Samai-nüri,
welche 10 Belitum aus eigenem
gekauft hat, wegen eines stei-
1 NIN(?).a.NL
b 8AQ.AMAT.ZUN u SAa.fNITA.ZUNJ.
Bind diese zwei Zeichen nach YIII 34 b , Z. 9 sicher zu lesen.
28
II. Abhandlung: Sohorr.
18 §ä i-na ku-nu-uk-ki-Sa sd-
at-ru
14 y E-til-pi- ü Samas I-bi (!)-
a Sin 15 J il Samas-hegallum ü
Be-lum mdrü Nu-ur- il $amas
16 a-na Be-li-tum ir-gu-mu-ma
17 da-ia-nu i-na Mt il $ama§
18 [rju-gu-ve (Y)-iü-nu i-zu-hu
19 il-la i-tu-ur-ru-ma 20 et
wa Be-li-tum ü-la i-ra-ga-am
21 nis ü i§amaS ü ü Aja niS
<l Samas 22 ü Su-mu-la-iluvi
itmü
28 di-in Mt ü Samas
24 y A-ve-lum mär Bur- il Sin
25 y il Sin-i-di-[in] mär I-bi- il Sin
Ilum-na-si-ir mar Nu-ur-E-a
27 y I-bi- il NIN. &AH 28 mär Pi-
sd- ü i§amas 29 y n Sin-a-bu-su
ra-be-su (?) 80 mär Ki-nam-ili
81 y ü Istar-ummP 82 märat A-
ab-ba-täM-bu-um dupsarrum((?)
38 daianü Mt il Warnas.
nernen ... und 2 ...° und wegen
der beweglichen Sachen, wel
che in ihrer 4 Urkunde ver
zeichnet sind.
Nachdem Etil-pi-Samaä,
Ibi-Sin 15 Samas-hegailum und
Belum, die Söhne des Nur-
Samaä, gegen Belitum geklagt
hatten,
haben die Richter im §a-
maätempel ihre Klage abge
wiesen.
Indem sie [dasUrteil]nicht
anfechten, werden sie 20 gegen
Belitum nicht klagen.
Bei SamaS und Aja, bei
Samaä (sic) und Sumulailum
haben sie geschworen.
Urteil des Samastempels.
6 Richter (darunter 1 Frau).
88 Richter des Samaätempels.
Die Grundlage dieses Prozesses läßt sich mit Wahrschein
lichkeit aus den Z. 10—13 bestimmen. Die Kläger scheinen
das Eigentumsrecht der Belitum betreffs der aufgezählten Dinge,
trotzdem sie ihre Kaufurkunde vorgezeigt hatte, angefochten
zu haben. Die Worte Z. 9: ina ramäniSa deuten daraufhin,
* DAMAL.MU.
b Das Zeichen ni ist aus fr«' = DUG verschrieben.
0 Es sind Geräte, wie das Determinativ zeigt.
11 Sc. der Belitum.
Altbabyloniscbe Rechtsurkunden.
29
daß die Kläger ein Anteilsrecht an den gekauften Sachen
beansprucht haben. Auf Grund welchen Titels? Der Name
des Vaters der Belitum wird nicht genannt, daher scheint es
mir möglich, daß sie die Schwester der Kläger ist und daß
es sich um eine Erbschaft handelt. Es ist leider ein Mangel
in unseren Prozeßurkunden — wie das schon Meißner 1 her-
vorgehoben hat — daß das Urteil fast niemals motiviert wird.
Das erschwert oft die nähere Bestimmungsmöglichkeit der ganz
allgemein und schematisch abgefaßten Urteile.
Z. 1. Duppi la ragämim. Zu beachten ist die nur dem
Aramäischen eigentümliche Konstruktion. Vgl. II 39, 11 (Nr. 10):
lm-nu-kam sd la ra-ga-mi. Ganz ähnlich heißt es Dan. VI 9:
n’rn-6 *6 n nana acnm.
Z. 6. e-na-ti-sa. Ist enäti = unäti ,Hausgeräte, Mobilien',
vgl. C. H. XIV 1 50: ti-ni-a-tim? — oder ist nach HWB 2 , S.73 b
,Diamanten' (enctte) zu übersetzen? Ersteres scheint mir wegen
des Zusammenhanges wahrscheinlicher.
Z. 8. Die Ergänzung ist wohl richtig, vilid bitim —
bebr. n'S Tb' Gen. XIV 14; XVII 12—13; Lev. XXII 11;
Jer. II 14, gewöhnlich im Gegensatz zum gekauften Sklaven,
wie hier ebenfalls.
Z. 9. ina ramäniSa ,sie selbst', d. h. auf eigene Kosten,
vgl. C. H. XIX 90—91 (§ 232): ina makkur ramänisu.
Z. 10. i-sd-rnu-si. Sämu-isam (impf.) =,kaufen'. So lautet
las Imperfekt in der Bedeutung ,kaufen' ausnahmslos im
Gesetzbuch sowohl, wie in den Urkunden, auch in den neu-
babylonischen. 13 Es ist daher mit Ungnad 0 von sämu-isim
/estsetzen, bestimmen' zu trennen. Vgl. Mischn. D’ttf ,schätzen,
den Preis bestimmen' gegenüber n'to ,machen', worauf mich
Prof. Müller aufmerksam macht.
Das überhängende u, das hier regelrecht nach sä steht,
kommt auch in Relativsätzen ohne Relativpartikel vor, so IV 7 a ,
bö (Nr. 14): asar elia tabu, VI 48 a , 23—24 (Nr. 11): Sattum
Apil-Sin . . . i-ru-bu; VIII 36 a , 5 (Nr. 58): ha - ni - kam i-zi-
‘ BAP, S. 6; AbR 5.
Vgl. BAP 93, Anm. 1.
° ZA XVII, S. 360, Anm. 2 (HWB 1 , S. 1053 b wird unrichtig auf S. 300,
Anm. I verwiesen).
30
II. Abhandlung: Schorr.
bu-ma\ II 8, 16—17 (Nr. 64): ina ihn ebürim elclam i-ki-ai-
da-duma (sing.!) —VIII IO 1 , 12—13 (Nr. 63).
Z. 11. Die Bedeutung dieser zwei Geräte ist mir nicht
bekannt. Vielleicht ist das zweite Wort auch ideographisch
zu lesen.
Z. 12. Ich habe die erste Silbe ergänzt, weil viuttahü-
tum (I 2 part. fern.) als ,Hausgerät, Mobilien' bekannt ist. Viel
leicht ist unütu hinzuzudenken, vgl. Asb. VI 19: uniitu mutta-
bilti ekallätUu. Solche orthographische Versehen kommen in
den Urkunden nicht selten vor. Vgl. IV 35 a , 12: a-[vä-]zu;
VI 35 b , 1: na-ds-[pa-]ku-tu; IV 49 b , 11: i-Sa-[mu]; VI 47 b ,
10: ra-[ga-]am; VI 27 b , 29: ha-[ab-]lu-ni-in-ni • VIII 28°, 25
(Nr. 6): [a-]vä-at; VI 31 b , 6 (Nr. 47): a-[ve-]lim — Z. 11; II
28, 9 (Nr. 35): a-vä-tu-[sü-]nu.
Z. 13. kunukku ,versiegelte Urkunde“. Vgl. schon BAP111,
C. PI. VI 9 u. ö.
Z. 29. Zur Bedeutung von ra-be-su, das jedenfalls irgend
eine Beamtenbezeichnung ist, vgl. HWB 2 951 b . — Auch diese
Urkunde wird vor das 5. Jahr Sumu-la'ils zu setzen sein.
Nr. 6. CT VIII 28° (Bu. 91—863).
Erbteilung.
1 1 GAN eklim 2 i-na Ba-
ma-tum 3 sd La-di-ma-tim 4 ita
E-ni-hu-um 5 ü Ma-bi-ia 6 Sd
itti Se-ir-Se-du-um 7 T I-zi-sa-
mu-a-bu-um 8 i-sd-mu 1 SA0 am-
tum{\) il Sin-rabi a 9 1 alpum h
il Sm-ga-mi-il 10 1 alpum Sd-ni-
bi-tim 11 2 Uttum c Am-ma-hu
12 2 Uttum Bu-ru-si-e-tum
13 zitti Sa-li-ma-tim 14 $AL-
SUR n Warnas 15 mdrat Ne-me-
lum 16 mi-im-ma 17 a-ni-im
1 Ein GAN Feld, in Ba-
matum (?), gehörend der Ladi-
mätim (?), neben Enitum 6 and
Mabia(?), welches von Ö6r-se-
dum Izi-samu-abum gekauft
hatte, — eine Sklavin [hat]
Sin-rabi, ein Rind Sin-gämil,
10 ein Rind Sani-bitim,
Kühe Arnmahu, zwei Kühe
Burusetum(?) [genommen] —
ist der Anteil der Salima -
tum, der Samaspriesterin, 15 der
Tochter des Nemelum. All das
» GAL.
» GU(T>).
» LIT.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
31
18 m 19 iiSin-en-nam 20 ü ah-
UM 21 i-zu-uS (!)
22 li-mu-un il &amas
23 ü Marduk 24 ü Sa-mu-la-
ilum 25 sd [a-]vä-at duppim &
a-ni-im 26 ti-na-ka-ru.
hat sie mit Sin-ennam 20 und
seinen Brüdern geteilt.
Ein Feind des Samaä und
des Samulailum ist der,
25 welcher den Inhalt dieser
Urkunde ändern wird.
Die Urkunde ist inhaltlich schwierig. Schon die Namen
sind ungewöhnlich und kommen in anderen Urkunden nicht
vor. Unklar ist auch der Sinn der Z. 3—8. Die Z. 8—12 habe
ich als Parenthese gefaßt, denn nur dann sind sie verständlich.
Solche eingeschobene Sätze finden sich manchmal in den Ur
kunden, vgl. VI 48% 6-7 (Nr. 11); VI 44», 2—3 (Nr. 12);
VI 31 b , 4—7 (Nr. 47). Letztere Stelle bietet besonders eine
Analogie zur unsrigen.
Z. 8—12. Die hier aufgezählten sind wohl die Ge
schwister der Salimatum, mit denen sie das Erbe teilt.
Z. 14. &AL.SUR. Eine weibliche Priesterwürde, die aber
nicht näher bekannt ist. Vgl. Daiches AR, S. 18.
Z. 21. i-zu-us, Schreibfehler oder dialektische Eigentüm
lichkeit für i-zu-uz.
Z. 22. Nach der Fluchformel zu schließen datiert die
Urkunde aus der Zeit nach dem 5. Jahre des Sumu-lailu.
Aus der Zeit des Aniuanila.
Nr. 7. CT VIII 26 b (Bu. 91—380).
Feldkauf.
12 / 3 GAN eklim 2 i-na ugar
Ma-zi-ili 8 i-ta J Du-mu-ku
4 mär Sa-li-im 5 ii i-ta Da-di-
’ ,a G üti Ilu-su-ra-bi mär En-
Kam-' 1 Rammeln ? J Na-bi- ü Sin
ff Bi-ru-ü 8 eklam IN.Sl.
Uhl.
1 2 / s GAN Feld, im Gefilde
des Mazi-ili, neben Dumuku,
dem Sohne des Salum 5 und
neben Dädija, hat von Uusu-
rabi, dem Sohne des Ennam-
Ramman Näbi-Sin, der Sohn
des Birü (das Feld) gekauft.
* dub.
32
II. Abhandlung: Scliorr.
9 SÄM.TIL.LA.NIM 10 ka-
spam IN.NA.LAL. 11 &ÄM.
ekli-sü kaspam 12 li-ba-Sti
tdb & - ab 13 a-vä-zu ga-am-ra-at
14 a-na- vä-ar-ki-it 15 ümi m<
la-a i-ra-ga-mu
16 ni-iS il SamaS ü An-ma-
an-i-la 17 it-mu-ü.
Für seinen vollen Preis
10 hat er das Geld bezahlt,
In bezug auf den Preis seines
Feldes, das Geld, ist sein Herr
befriedigt. Sein Vertrag ist
perfekt.
In Zukunft 15 (der Tage)
werden sie nicht klagen.
Bei Sama§ und Anman-ila
haben sie geschworen.
12 Zeugen.
18 pän Te-mu-um mär Hu-mu-um (?) 19 pän Ma-ma-nu-um mär Pa-na-
nu-um 20 pän Hu-bci-zum mär il Sin-a-bu-Su 21 pän Im-me-ru-um .. .-um 22 pän La-
na-su-mu ... 23 pän E-zib-ki . . . ahuSu 24 pän A-bi-i- . . . -ni 25 . . . -ne-Sdr&ü-a
aliusü 20 [pän] Ilu-pi-su mär I-bi- il Sin 27 pän U-bar- ü Sln 28 mär Avel h -' l Alla
29 pän ü-nu-bu-um mär A-su-su 80 [pän ']Sin-Se-me mär Bur-Nu-nu dupSarrum.
Das Wesentliche über die Kaufverträge s. bei Daiches
AR, Einleitung, S. 5—10. Dort ist auch das Schema bereits
skizziert, ohne daß sich aber Daiches der Wichtigkeit des
selben bewußt wird. Hier soll das Schema prägnanter ans
gedrückt werden. Es lautet:
1. Kaufobjekt (bei Immobilien genaue Lagebestimmung
und Größe).
2. Name des Verkäufers (A Sohn des B), eingeführt durch
itti ,von‘.
3. Name des Käufers (C Sohn des D), der das Objekt
,kauft*.
4. [Preisangabe], Gewöhnlich bloßer Vermerk über Zah
lung des vollen Kaufpreises.
5. Vermerk über Symbol der Kaufvollziehung und über
Rechtskraft des Vertrages.
6. Vermerk über Unzulässigkeit der Vertragsanfechtung-
7. Schwurvermerk.
8. Zeugen und Datum. (Zahl der Zeugen schwankt, u>
der Regel 10—15). — Das Schema der Sklavenkauf
verträge ist denen über Grundstück ganz analog-
* BUG.
u UM.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
33
Die Urkunde ist teilweise sumerisch, zum Teile semitisch
abgefaßt. Es ist interessant zu beobachten, wie sich die sume
rische Terminologie in den Kaufurkunden am längsten erhalten
hat, während die Verträge über Erbschaft, Adoption, auch die
Prozesse meistens rein semitisch sind, schon zur Zeit der ersten
Könige der Dynastie. Man zog vielleicht das Sumerische in
den Kaufverträgen, die ja am häufigsten im Handelsstaate Baby
lonien vorzukommen pflegten, deshalb vor, weil es weniger
Raum beanspruchte. Sicher ist es aber, daß auch die sumerisch
geschriebenen Urkunden semitisch gelesen wurden. Folgende
Kaufverträge sind ganz oder teilweise semitisch abgefaßt: II 13
(Nr. 44); IV 33» (Nr. 17); II 37; VI 40» (Nr. 80); VIII 26»
(Nr. 7); VIII 38»; VIII 22»; VIII 27*.
Uber die sumerischen Phrasen in dieser wie auch in an
deren Urkunden vgl. Meißner BAP 160 (Verzeichnis) und
Daiches AR, S. 13—15 (auch sonst passim).
Z. 13. a-vä-zu = avat-su.
Z. 16. Im Anschluß an Daiches AR 33 — 36, wo mit
großer Wahrscheinlichkeit die Regierungszeit Anmanilas be
stimmt wird, habe ich diese Urkunde der Zeit Sumulai'lu’s zu
gewiesen.
Z. 18—30. Diese Urkunde ist gleich VI 36* (Nr. 3) bei
Ranke BPN betreffs der Eigennamen nicht verwertet, weil er
Anmanila nicht der I. Dynastie zuweist. Interessant ist der
Name Z. 28: Avel- il Al-la. Vgl. II 39, 3 (Nr. 10): Mt ü Äl-la-tum.
Aus der Zeit des Zab(i)um.
Nr. 8. C T II 50 (Bu. 91—2463). XII. Jahr.
Prozeß über
1 A-na eklim bitim astapi-
nsi * 2 & *'?gittmmaru
zafcpm» 3 i-ta Bi-zi-za-na * u
ü-ka-ri-im sd <l SamaS
Besitzrecht.
1 In Sachen eines Feldes,
Hauses, Gesindes und eines
Gartens mit Dattelpalmen be
pflanzt, neben Bizizana und
dem Kirchenlande (?)° des Sa-
mas.
a SÄa amtum SAO vardum. b OUB.BA. c So nach Meißner.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 3
34
II. Abhandlung: Schorr.
5 | Be-li-zu-nu ü Na-ap-sa-
nu-um 6 ü Ma-ta-tum märat
I-zi-da-ri-e 7 a-na Ma-ia-tum
ü Su-mu-ra-ah 8 märe A-za-li-ia
9 ir-gu-mu-ü-ma
10 daianü i-na Mt a Warnas
11 ru-gu-mi-sü-nu i-zu-hu
12 ü-ul i-tu-ru-ma 18 a-na
vä-ar-ki-at ümi mi 14 a-na eklim
Mtim astapirim 3 16 ü '?kirim
16 sä Ma-ia-tum u Su-mu-ra-ah
17 J Be-li-zu-nu y Na ap-sa-nu-
um 18 ü Ma-ta-tum märat 1-zi-
da-ri-e 19 is-tu zi-ka-ri-im 20 a-
di zi-ni-is-tum 21 märü A-mur-
ru-um 22 a-na Ma-ia-tum u
Su-mu-ra-ah 23 ü-ul e-ra-ga-mu
24 di-in Mt ü §amas i-na
Mt (?) Samas
25 ms <l i§amas a Aja a Mar-
duk 26 ü Za-hi-um it-ma.
27 y I-hi-Sin mär Na-bi-ili-
sü 28 y Is-me- a Rammän 29 ü -
Sams-ia 30 y Nu-ür-ili-sü 31 da
ianü
5 Nachdem Belizunu und
Napsanum, wie auch Matatum,
die Tochter des Izi-dare gegen
Maiatum und Sumuraji, die Kin
der des Azalia, geklagt hatten,
10 haben die Richter im
Tempel des Sama§ ihre Klage
ansprüche abgewiesen.
Indem sie [das Urteil] nicht
anfechten, werden künftighin
wegen des Feldes, Hauses, des
Gesindes 15 und des Gartens,
welche Maiatum und Sumurah
[gehören], Belizunu, Napsanum
und Matatum, die Tochter des
Izi-dard, weder Mann 20 noch
Weib unter den Bürgern (?)
von Amurrum gegen Maiatum
und Sumurah nicht klagen.
Urteil des Samastempels,
im Tempel des Samas.
25 Bei Samas, Aja, Marduk
und Zabium haben sie b ge
schworen.
4 Richter, 6 Zeugen (Bei
sitzer).
32 pän Nu-nu-öri$° 33 pän Zi-ik-zi-lcum 34 pän ' l NIN.SAH-ba-ni Sj
il Rammä/n-ri-me-ni 36 pän Ilu-M-ba-ni 37 d pän Bu-la-lum
38 varah Dür e - il Rammän 38 Im Monat Dür-Gtamman,
39 sattum Dür-Ka-sal-lu ki . im Jahre da die Mauer von
Kasallu [zerstört wurde].
Eine Übersetzung dieser Urkunde hat Meißner AbR "
im Anschluß an die Verkaufsverträge geboten.
a SAG am i um SAG var d um b g c> di e Verurteilten. c PIN.
d Z. 37 — 39 am Rande rechts. e BAD.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
35
Auch dieses Gerichtsurteil ist so allgemein gehalten, daß
das Prozeßmotiv nur vermutet werden kann. Es wird sich
wohl um Kauf und Verkauf gehandelt haben.
Z. 3. Bi-zi-za-na. Es ist ein Eigenname, BPN nicht er
wähnt, vgl. aber ibid. 72 Namen, wie Ba-zi-zu(m), Ba-za-zum nsw.
In Rücksicht auf II 45, 14, 43 (Nr. 28), wo wir den
Namen: I-bi-zi-za-na lesen, könnte man auch hier so lesen,
indem man den Ausfall der ersten Silbe als Versehen annimmt.
Z. 4. is-lca-ri-im. Vgl. syr. IfA*,] ,Acker' (nach Jensen).“
Z. 9. ir-gu-mu-ü-ma. Bemerkenswert ist das ü am Ende
von gesunden Verba (Impf. III. pl. masc.), das neben u öfter
vorkommt. So II 47, 10 (Nr. 72): ir-gu-mu-ü-ma; ibid. 16: im-
hu-ru-ü-ma ■ II 22, 10 (Nr. 70): i-ru-hu-u-ma; ibid. 19: i-tu-
ru-ü-ma- VIII 6 a , 16 (Nr. 48): im-ta-ag ru-u-ma. Daß nicht der
Akzent vor mci die Silbenlänge verursacht hat, beweist VIII
42 a , 6 (Nr. 9): ip-ku-ru-u. Das ü ist in allen diesen Beispielen
grammatisch berechtigt (= arab., hebr.), nur wurde es bei dem
starken Verbum schon in dieser Zeit graphisch oft nicht mehr
ausgedrückt. Wenn ma hinzutritt, tritt die ursprüngliche Vokal
länge wieder hervor. Vgl. Delitzsch AG 2 § 66 d .
Z. 19—21. Diese Phrase kommt nur hier vor. Vgl. hebr.
<*i®K im ims*». Ist A-mur-ru-um, Eigenname oder eine Ortschaft?
Ein Eigenname paßt nicht recht, weil in der Urkunde sonst
von einem Amurrum nicht die Rede ist. Das Npr., das einige
mal vorkommt, wird übrigens A-mu-ru-um geschrieben (Ranke
BPN 66). Das Fehlen des Ortsdeterminativs wäre kein Ein
wand gegen einen Ortsnamen, weil auch sonst das w nach
Städtenamen fehlt. Ranke BPN, S. 33 denkt an mdt Amurrum
uncl zieht daraus weitgehende, kaum richtige Schlüsse betreffs
der westländischen Bewohner Babyloniens in dieser Zeit. Das
Determinativ mätu dürfte in diesem Falle nicht fehlen.
Z. 39. Zur Datierung vgl. King LIH III 221, Anm. 21.
Nr. 9. CT VIII 42 a (Bu. 91—2193). XIV. Jahr.
Prozeß über ein Feld.
1 Vä GAN eltlim 2 sd il Bel- 1 Ein Drittel GAN Feldes,
Ib-ni- il MAR.TU 4 ü Besitztum des Bel-izzu, haben
\gl. Brockelmann: Lexicon syriacum s. v.
36
II. Abhandlung: Schon*.
^Samas-ellat^- zu 5 J Si-la-ma-
zi ahdzu B ip-ku-ru-ü
7 i-na di-ni-im 8 i-li-i-sü-
nu-ti-ma 9 eklam am ü SE.BA((?)
10 J Si-la-ma-zi 11 i-ta-ba-al.
12 pän Sin-ri-is 13 pän Sä-lu-ru-\
18 mär A-U-ellat a - ti 11 pän Ilu-Su-i-bi-su
Sin 20 mär Mu-na-vi-rum 21 pän Ma-'i
23 pän A-vi-il-ilim 24 pän Sin-mu-Sä-li',
25 varah Elülu d 26 sattum
üS.SAQ). ~E.A,A.AB.HE(?)
[GAL].
Ibni-MAR.TU und Samas-el-
latsu, 5 [von] Si-lamazi, seiner 1
Schwester reklamiert.
Nachdem sie 0 sie im Pro
zesse besiegt hatte, wird 10 Si-
lamazi das Feld und das Ge
treide wegnehmen.
8 Zeugen.
ni 14 mär Ma-nu-sa-ma 15 pän Ib-Jcu-M
18 mär il Rammän-na-sir 19 pän U-bar-
u-um-ba-la- Sin 22 mär Za-ah-za-hu-um
25 Im Monat Elülu, im
nächstfolgenden Jahre, nach
dem der Kanal Tämtu-hegallu
[gegraben wurde].
Auch in diesem Prozeß ist der Reklamationstitel nicht
angegeben. Wie es scheint, war Bel-izzu tot und die Kläger
waren wohl Pfandgläubiger.
Z. 5—6. NIN.A.NI = ahdzu aus *ahat-su vgl. Nr. 7, 13:
a-vä-zu, ebenso C. H. XIV 38, 54: si-ba-zu. — pakäru hier
mit doppeltem Akkusativ konstruiert.
Z. 8. i-li-i . . . Impf, von le’u ,stark sein* hier transitiv
,besiegen*.
Z. 26. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 348 und 364.
US.SA e = ,nach, nächstens*, vgl. King LIH 310; Daiches AR 21.
Nr. 10. CT II 39 (Bu. 91—387).
Prozeß über ein Haus.
1 A-na Mt Su-mu-ra-a-ah
2 sd ita Mt Ni-id-nu-Sd 3 ü
ita Mt il Al-la-tum
1 In Sachen eines Hauses
des Sumurab, welches an das
Haus des Nidnuäa und den
Tempel der Göttin (?) Allatum
[grenzt].
b Sc. des Bel-izzu. c Sc. Si-lamazt.
» Das SÄ ist wie KAR (Schrifttafel Nr. 79) geschrieben.
» ILLAT.
a KIN. AN Istnr.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
37
4 | il Sin-e-ri-ba-am 6 mar
ÜH k '-ra-bi 6 ip-ku-ür-ma 7 a-
na da-ia-nu-ni i-li-ku-mci
8 da-ia-nu di-nam ü-sd-hi-
zu-sti-nu-ti-ma 9 y a Sin-e-ri-ba-
am ar-nam 10 i-mi-du-lu-ma
11 ku-nu-kam sä la ra-ga-
mi 12 u-se-zi-bu-su
18 ii(j)-ul i-ta-ar-ma u ^ il -
Sin-e-ri-ba-am 15 a-na bit Su-
mu-ra-a-ak 16 u-ul i-ra-ga-mu
16 ms il Warnas Za-bi-um
ü Sippar ki .
18 pän Ja-ah-ba-sum-ilum 19 pän
Avel- il §u-bu-la sangü a 22 mär UR.RA.-
h-bi-ia (?) 24 pän il Sin-be-el-ili mär 1
ga-mil 20 pän En-ne-nu-um mär Za-na-
28 pän 1-na- Jcät c - il Warnas mär ILi-i - di
30 mär-&e-ru-um-itt pän A-ba-tum dupi
nar 32 pän Mu-na-vi-ru-um mär Sin-e-
5 Nachdem Sin-eribam,
Sohn des Upi-rabi, reklamiert
hatte; sie zu den Richtern ge
kommen waren;
die Richter ihnen das Ur
teil verkündet, dem Sin-eribam
eine Strafe 10 auferlegt hatten,
haben sie ihn eine Urkunde,
daß er nicht klagen wird, aus
stellen lassen.
Indem er [das Urteil] nicht
anficht, wird Sin-eribam 18 we
gen des Hauses des Sumurah
nicht klagen.
Bei Samas, Zabium und
Sippar [hat er geschworen].
13 Zeugen.
Na-bi-ili-sü 20 märe Li-bi-it-lHar 21 pän
na-id 23 pän ü SamaS-idinnam b mär lli-
Ju-ur-Sin 25 pän Be-li-na-sir mär Sin-
tum 27 pän Varad-za mär Ili-ib-ba-an-ni
n-nam 29 pän ü Sin - tappäm d - ve e - di-im f
arrim 31 pän Sä-ma-ia mär Avel- ll Nan-
'•i-zu (!).
Näher läßt sich der Prozeß, in dem ein Haus das Streit
objekt bildet, nicht bestimmen. Es könnte sich um einen Kauf,
aber auch um ein Darlehenspfand oder gar Erbschaft handeln.
Z. 3. ü Al-la-tum. Göttin der Unterwelt, ursprünglich in
Verbindung mit Bel erwähnt, später mit Nergal. Vgl. Jastrow:
Die Religion Babyloniens und Assyriens, S. 99.
Z. 7. da-ia-nu-ni. Die Partikel ni wird sonst nur —
mit ganz wenigen Ausnahmen — an Verbalformen enklitisch
gefügt. Vgl. Delitzsch AG 2 § 107 ß.
Z. 8. Die RA dinam sühuzu = ,ein Urteil verkünden'
wiederholt sich stereotyp in den Prozeßurkunden dieser Zeit;
a BW. b MA.AN.SUM. c KAT.
‘ In der Kopie: H. { In der Kopie: KUD.
a TAB.BA.
38
II. Abhandlung: Schorr.
vgl. VI 33 b , 8 (Nr. 15); II 46, 12 (Nr. 21); II 47, 26 (Nr. 72)
u. ö.; vgl. BAP 125. Im C. H. kommt diese RA nicht vor,
wohl aber eine ähnliche Kol. V, 17—18: mätam u-si-im su-hu-
zi-im ,dem Lande Recht zu verkünden'.
Z. 11—12. kunukkam ezebu heißt ,eine (gesiegelte) Ur
kunde übergeben'. So C. H. IX a , 15—16: ku-nu-uk-ka-am
i-zi-ib-si-im, daher die Form III 1 ,eine Urkunde übergeben
lassen', so C. H. VI, 10—11: ku-nu-uk-kam ti-se-zi-ib/ IIP ,eine
Urkunde sich übergeben lassen', so C. H. IX a 33—34: dup-
pa-avi uS-te-zi-ib.
Dieser Vermerk, daß in Zivilprozessen der Verurteilte
eine Urkunde ausfertigen muß, eine bindende Erklärung, daß j
er nicht wieder in derselben Sache klagen werde, findet sich
noch in folgenden Prozeßakten: VI 49 a , 9—10 (Nr. 26): dub-ti
la ra-ga-mi-im Sü-zuub; VIII 45 b , 17—18 (Nr. 25): duppi la
ra-ga-mi i-ziib. Was geschah aber mit dieser Urkunde? Wurde
sie im Gerichte hinterlegt oder der Gegenpartei als Bürgschaft |
übergeben? Glücklicherweise beantwortet uns II 46, 21—23
(Nr. 21) diese Frage. Dort heißt es: dub-bi la ra-ga-mi-im is-
nu-ü-ma a-na E-ri-ib-Sin i-zi-bu. Somit wird jene Urkunde
vom Verurteilten der Gegenpartei, welcher Recht zugesprochen
wurde, übergeben, unabhängig vom schriftlichen Urteil des Ge- .
richtes.
Z. 16. Auffallend ist das u : iragamu (sing.!), dazu nach
ul, wo wir Jussiv erwarten würden. Ebenso BAP Nr. 43,
Z. 30—31: il Sin-mu-ba-li-it la i-tu-ru 31 la i-ba-ga-ru-ma 4 , auch
Nr. 8, 23 ibid.
Z. 17. Gewöhnlich wird der Schwur bei Öamai, resp.
auch Aja und Marduk und dem König geleistet, seltener auch
bei der Stadt Sippar, wie hier. Vgl. VIII 29 b , 12 (Nr. 13);
II 45, 29 (Nr. 28); IV 47 a , 32 (Nr. 16).
Z. 28. Ranke 1. c. liest: I-na-sü- ü Warnas ,Sein Auge ist
Samas'.
Z. 29. Die Transkription nach Ranke 1. c. 165 a : pd n
(&I) daianim (DI.KUD') gibt hier keinen Sinn.
* Wincklers Übersetzung ,eine Urkunde ausfertigt* ist daher philologisch
und sachlich ungenau.
Altbabylonische Bechtsurkunden.
39
Axis der Zeit
Nr. 11. CT VI 48 a 0
Feld:
1 Yß 0, GAN eklim i-na A-
Hi-ki-im 2 ita Ak-ba-hu-um 3 ü
i-ta il Samas-e-mu-ki 4 1 / 3 GAN
eklim i-na Sd-ba-ga-nim 5 i-ta
Ämat- il NIN. GAL
6 «(?) 5 /i S (?) GAN eklim
7 bilat eklim 4 GUR.&E
8 itti La - ma - zi aHSat (?)
,] Samas 9 märat Varad-XJR.RA
10 1 u Samas-en-nam 11 a-na e-ri-
m-ti[m] 12 ü-se-zi
[ina] um eb[ürim] b 13 i-na
la-ab G[a]-gi-im 14 &e-am imad-
dad.
15 pän Mu-da-du-um mär US-ta-t
A-bu-xim-täbum bu ~ um 17 pän UII ki -i-din-
H-ba-ni u Mu-na-vi-rum 19 märe UH k
ihm 21 pdn lb-ni- ü Eammän mär U§-ta■
32 varah E-lu (\)-nu-um ümu
29 lam 2 3 Hattum A-pil-Sin-
a-na bi-it(?) 24 a-bi-Sü i-ru-bu.
des Apil-Sin.
lu. 91—2498). I. Jahr.
niete.
1 Ein Sechstel GAN Feld
in Asuku, neben Akbahum und
neben Samaü-emüki, ein Drittel
GAN Feld in Sabakanu, 5 ne
ben Amat-NIN.GAL —
[von] 5 / 18 GAN Feld [be
trägt] die Ertragsabgabe vier
GUR Getreide —
bat von Lamazi, der Sa-
maspriesterin, der Tochter des
Varad-XJR.RA 10 Samas-ennam
zur Bebauung gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er am Tore in Gagum das Ge
treide abmessen.
7 Zeugen.
§-ni[-ilum] 16 pdn il Sm-is-me-an-ni mär
■nam mär Hu-$d(?)-tum(?) 18 pän Ilu-
-ia 20 pän Be-el-Su-nu mär US-ta-äS-ni-
■dS-ni-ilum
22 Am 29.Elunum, im Jahre,
in welchem Apil-Sin in das
Haus seines Vaters eingezogen
ist.
Die Urkunden über Feldmiete sind neben den Kauf- und
Prozeßurkunden unter den juristischen Dokumenten dieser Zeit
die zahlreichsten.
Das Schema der Feldmietsverträge lautet:
b UD.EfBUR.KU].
40
II. Abhandlung: Schon.
1. Größe,“ Qualität, genaue Lage des Feldes; Name des
Besitzers.
2. Name des Besitzers wiederholt vermittels itti ,von‘ ,X
Sohn des Y, dem Besitzer des Feldes'.
3. Name des Pächters (A Sohn des B), der ,das Feld für
(ein bis drei) Jahre zur Bebauung, resp. auch Urbar
machung mietet'.
4. [Klausel über Eggen des Feldes.] Höhe der Pacht
abgabe (in der Regel: Getreide). [Maß, nach welchem
die Abgabe geleistet werden soll; b Ort c der Abgabe
leistung].
[5. Klausel über im vorhinein empfangene Pachtzinsangabe.] 1
[Klausel über Genußrecht des Pächters bei Ödland und
Kulturland. 6 ]
6. Zeugen und Datum.
Als Termin der Zahlung gilt immer die Zeit der Ernte.
— Der Schwurvermerk kommt nirgends vor. Einige Ur
kunden haben besondere Klauseln, so über Sportelabgaben;
vgl. Anm. zu Nr. 30, Z. 35—36; über Vernachlässigung des
Feldes Nr. 34, Z. 14.
Teilweise ist es Kultur-, teils Ödland, das vermietet wird,
wovon natürlich auch die Höhe der Mietsabgabe abhängt. Die
Feldpacht ist fast immer Naturalpacht, d. h. der Pachtzins wird
in einer bestimmten Quantität von den auf dem Felde er
wachsenen Naturalien (Getreide) geleistet. Die Teilpacht,
d. h. jene Form der Pacht, in welcher ,der Pachtzins nicht als
eine bestimmte Quantität der Früchte, sondern als ein im Ver
hältnis gegen das Ganze bestimmter Teil' geleistet wird, findet
a Betreffs der Flächen- und auch der Hohlmaße vgl. die Abhandlung von
G. Reisner in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie 1896
(9. April), wie auch desselben: Tempelurkunden aus Telloh, S. 155.
Wie sich aus den betreffenden Feldmietsverträgen (Nr. 64, 65 u.ö.)
ergibt, ist auch Reisners Ansetzung: < (BUB)-GAN = 1 GAN voll
kommen richtig. Dagegen ist die Ansetzung < = 18 GAN, die A. Eisen-
lohr: Ein altbabylonischer Felderplan, S. 1 angibt, sicher falsch, wio
auch die übrigen Angaben über die Bruchzahlen des GAN.
b Vgl. Anm. zu VIII 40», Z. 11 (Nr. 34) und VI 24» (Nr. 50), Z. 12.
0 Vgl. Nr. 11, 34, 50, 52 u. ö.
d So BAP Nr. 74, Z. 27; H 8 (Nr. 64), Z. 28—29.
0 So II 8 (Nr. 64), Z. 24—27; VIII 7% Z. 24—27 (Nr. 55).
Altbabylonische Rechtsurkunden.
41
sich weit seltener. Vgl. BAP Nr. 72, 77. Der Pachtzins stimmt
mit der Norm (§46) überein: zwei Drittel des Ertrages. Vgl.
AS III 33—34. Die durchschnittliche Mietshöhe in Naturalien
betrug bei Kulturland sechs GUR, d. h. 1800 KA von 1 GAN
= 1800 SAR, so z. B. II 8 (Nr. 64), VIII 17 b (Nr. 52), VIII
7* (Nr. 55), VIII 19 b (Nr. 68); dementsprechend von 1 / 1S GAN
= 100 SAR — 100 KA, so VI 24 b (Nr. 50), IV 40° (Nr. 51).
Höhere Mietsabgaben finden wir VIII 10 b (Nr. 63): 1800
SAR — 2400 KA; ebenso II 32 (Nr. 65), VIII ll b (Nr. 66);
VIII 40 d (Nr. 56): 100 SAR •— 200 KA. Ungewöhnlich hoch
ist die Abgabe VI 35 1 (Nr. 79): 1500 SAR a — 4500 KA, b man
müßte denn einen Fehler in der Kopie annehmen. Niedriger
als die Norm: 100 SAR — 100 KA ist der Mietzins in unserer
Urkunde, nämlich 1500 SAR — 1200 KA, und VIII 40 b (Nr. 34),
wo in Z. 10 statt des Zeichens ►— = 1 / 18 (GAN) sicher ^ =
I (GAN) zu lesen ist. S. weiter unten.
Bei Ödland finden wir als durchschnittliche Miete: von
100 SAR — 60 IyA, so VIII 7 a , Z. 22 (Nr. 55), II 8, 22 (Nr. 64).
In manchen Urkunden wird die Mietshöhe nicht angegeben,
indem wahrscheinlich die Durchschnittshöhe vorausgesetzt wird,
so VIII 19« (Nr. 69), VIII S d (Nr. 60). Einmal, IV 39 b (Nr. 75)
wird betreffs der Abgabe auf einen früheren Vertrag verwiesen.
— Vgl. auch Meißner AS III 33, wo aber das Heranziehen
der §§ 43—44, um die Divergenz zwischen Theorie und Praxis
zu beweisen, auf dem Irrtum beruht, daß er diese beiden Para-
graphe auf Miete bezieht.«
Z. 1. A-sü-ki-im, wohl eine kleinere Ortschaft, ebenso
Sabaganu (Z. 4).
Z. 11—12. erisütu. Abstraktnomen vom Infinitiv gebildet,
wie naspakütum, daneben kommt auch irrisütu vor von irriSu
,Bauer 1 gebildet = C. H. XII 64; CT II 8, 13 (Nr. 64); VIII
8d , 6 (Nr. 60); VIII 40 d , 7 (Nr. 56) u. ö.
Die RA ana irrisütim susü findet sich auch C. H. XII
64—65. Zur Lesung von UD.EBÜR.KU vgl. BAP 106.
Z. 22. Graphisch zu beachten ist das Zeichen lu, vgl.
II 41 b , 31 (Nr. 30) ap-lu -za.
Z. 23. Vgl. zur Datierung BA IV 364.
‘ h U GAN.
b 15 GUR.
° Vgl. D. H. Müller: Semitica I, S. 25—26.
42
II. Abhandlung: Schorr.
Nr. 12. CT VI 44 b (I
G etreide
1 6 -f- 400“ &E.GUR 2 siptu 1
Jcinu° 3 ussap a 4 itti ,l Nannar-
asaridum e 5 mär ü Rammän-
la-Sd-na-an 3 J ü Samas-a-bil-
sü-nu 7 mär Sin-e-ri-ba-am
8 ilteki
9 ina um eburim { 10 se-am
u sibazuz 11 imaddad.
12 pän Da-alc-Jcum mär Sa-ma- 1 ,
14 pän Bit-baläti 4 15 mär a &ama$-ga-b
18 pän Ilu-su-ellat^-zu dupSarrim 19 pi
20 sattum BÄD.MAH.BIL.
KÄ.DINGIR.RA. ki 21 A-pil-
“Sm BA.RÜ.
tu. 91—2421). II. Jahr.
dariehen.
1 Sechs GUR 100 [KA]‘
Getreide — nach festem Zins
fuß wird er Zinsen zahlen —
hat von Nannar-asaridum, “dem
Sohne des Rammän-lä-sanän,
Samas-äbilsunu, der Sohn des
Sin-eribam geborgt.
Am Tage der Ernte wird
er 10 das Getreide samt dessen
Zinsen abliefern.
6 Zeugen.
nu-um 13 pän Ib-ku-sSd mär A-ki-la-ma
~il 16 pän Sin-ub-lam 17 mär Su-niu-ia
; u Nannar-ellum l mär Av6l- ,I MAB.TU
20 Im Jahre, in welchem
Apil-Sin die neue große Mauer
von Babylon erbaut hatte.
Urkunden über Getreidedarlehen kommen nicht häufig
vor. Vgl. VIII 33 h (Nr. 53); VIII 36 a (Nr. 58). Der gewöhn
liche Zinsfuß betrug von 300 KA — 100 KA. In der Regel
wird der Zahlungstermin angegeben, und zwar ,zur Zeit der
Ernte'. Vgl. BAP Nr. 20—25 und Einleitung ibid.
Das Schema der Darlehensquittungen überhaupt lautet
in der Regel:
1. Darlehensobjekt (Geld, Getreide, Wolle, Sesam usw.)
[Zweck des Darlehens.]
[2. Zinsenvermerk.]
3. Name des Verleihers (X Sohn des Y), eingeführt durch
itti ,von'.
» 6 + (60 -f- 40 [KA]). e SIPTU. • GI.NA. * DAH.HE.DAM.
e IG1.GUB (Br. 9337). ' * U.D.EBUB.KA. s SIPTÜ.tt-
» Oder: 1900 KA. 1 E.NAM.TI.LA. k ILLAT. 1 AZAG.Gl
Altbabylonische Rechtsurkunden.
43
4. Name des Schuldners.
5. Zeit [und Ort] der Schuldbegleichung.
6. Zeugen und Datum. (Zahl der Zeugen variiert.)
Z. 1. Die Einheitszahl (6) gehört zum GUR-Maß, die
h Dezimalzahlen zum nächst kleineren Maß (ILA). Vgl. BAP
Nr. 20, Z. 1: &E.GUR = 4 GUR + 240 KA = 1440 KA.
Daneben kommt auch vor: ►— GUR $E = 1 GUR -j-
30 [KA] = 330 KA. Das IvA-Maß wird oft gar nicht aus-
: gedrückt, wie hier, nach der Ziffer folgt SE — seu, das I4A
ist hinzuzudenken. Vgl. BAP Nr. 24, 1: SE — 140 KA:
VIII 7“, 22 (Nr. 55): f $E = 60 KA u. ö.
A Z. 2. Zur Lesung des Ideogramms 0, vgl. VR 40, 54ah.
n Ebendort Z. 47—70 wird eine Reihe sumerischer Redensarten,
die mit HPA = siptu Zusammenhängen, semitisch erklärt.
Die Bedeutung von siptu kinu ist ,fester, normaler Zinsfuß',
ähnlich wie Z. 64 ab: sip-tum ki-i a-li = , städtischer Zinsfuß'.
Neben dem normalen Prozentsatz hatten manche Tempelkassen
ihren eigenen. So ist in den Darlehensquittungen BAP Nr. 11,
2; 12, 2; 13, 3 der Ausdruck: sipat il Samas u-sa-ap ,nach
dem Zinsfuß des Samas(tempels) wird er Zinsen zahlen' zu
fassen, nicht aber, wie Meißner übersetzt: ,die Zinsen wird
er Samas bezahlen', was in manchen Verträgen, wo es sich
am Privatdarlehen handelt, gar nicht paßt, so z. B. Nr. 11.
Igl. auch IIWB 1 , S. 309 a . So hat es auch Peiser KB IV,
g S. 29, Anm. 1 richtig gefaßt.
Z. 11. ,Getreide bezahlen' heißt überall: seam madädu, b
el ,Geld bezahlen': kasparn salcälu. a Vgl. BAP 95. Friedrich,
AUS, verwechselt mehrmals in der Transkription beide Ideo
gramme. Vgl. ibid. Nr. 23, 11; 30, 9; 40, 10; 58, 16.
A. 30—21. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 364, Z. 29.
Nr. 13. CT VIII 29 b (Bu. 91—349). V.(?) Jahr.
h
Freilassung und Adoption.
t.
I.
i.
1 1 A-bu-um-ba-ni mär Na- | 1 Abum-bäni ist der Sohn
r«-ub-tum 2 J Na-ru-ub-tum j der Narubtum. Narubtum, die
* Dasselbe Ideogramm VIII 37b, 13.
b Ugr. SAM. = Idgr. LAL.
44
II. Abhandlung: Schorr.
märat il Samas-tappü [ '-$ti 3 um-
ma-sü ü-li-il-sü 4 - - ga-me-ir
5 [a]-di | Na-ru-ub-t[um
ba-al-ti-]at 6 J A-bu-um-ba-ni
it-ta-[n]a-s[i-si]
7 vä-ar-ki J Na-ru-ub-tum
8 ma-ma-an e-li A-bu-ba-ni 9 ü-
ul i-sü-ü
10 ms ü Samas [ a Aja a Mar-
duk?] 11 ü A-pil- il Sin 12 ms
An-nu-ni-tum ü a[lu Sip]par li
13 it-mu-u sä a-vä-at dub-bi-im
14 an-ni-im u-na-ka-ru.
16 pän Li-bi-it-Istar 18 pän Si
18 pan a Rammän-ri-me-ni 19 pän <! Sam,
ta-ia-ar 21 pän I-da-du-um petü b 22
23 pän Amat il Samal märat ü Bel-a-hi 24
Zu-ka märat l-ku-ür (V) 26 pän
rat 28 pän La-ma-zi märat Ili-ku
märat Ili-?-ri 30 pän A-ha-zu-nu mär
Avel- a NIN. Sah.
32 Sattum BAD . BAR-
SIP(?)**.
Tochter des Samas - tabbasu,
seine Mutter hat ihn freigege
ben. [Die Freilassung (?)] ist
vollzogen.
5 [Sojlange Narubtum le[bt],
wird sie Abum-bäni unter
halten].
Nach [dem Tode] der Na-
rubtum wird niemand gegen
Abum-bäni etwas anhaben.
10 Bei Samas, [Aja, Marduk?]
und Apil-Sin, bei Annunitum
und der Stadt Sippar haben sie
geschworen, ob sie den Inhalt
dieser Urkunde ändern werden.
17 Zeugen (darunter elf
Frauen).
- mu-üh-Sin 17 pän f il JNIN.SAH-ba-ni
is-ilum mär Bur-Nu-nu 20 pän ,l äamaS-
pän il Aja-la-tum märat Su-mu-la-ilum
pän il Aja-H-ti märat Bur-Nu-nu 25 pdn ;
Hu märat 27 pän La-ma-zi nid-
?)-um-ba(?)-j‘um 29 pän il Samas-nu-r\ I
5 Im-gur-rum 31 pän Be-li-tum märat
32 Im Jahre, in welchem ;
die Mauer von Barsippa (?)■•■
Inhalt: Der Sklave wird von seiner Besitzerin frei-
gelassen, indem sie ihn adoptiert. Der Freigelassene ver
pflichtet sich, lebenslänglich seine Adoptivmutter zu erhalten.
Z. 1. Diese Zeile bildet einen Satz für sich, es ist die
Adoptionsformel. Vgl. oben Anmerkungen zu IV 42 a , Z. 1 (Nr. 1)-
Z. 3. um-ma-sü. Der a-Vokal im Nominativ erklärt sich
vielleicht als Dissimilation zur Vermeidung von drei aufeinander
folgenden u.
TAB.BA.
b NI. GAB.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
45
Z. 4. In der Lücke stand etwa ,seine Freilassung'.
Z. 6. it-ta-na-si-si — intanaSi-si I 3 .
Z. 7. va-ar-ki praep. ,nach, nach dem Tode'.
Z. 8—9. Diese Klausel, die in allen Adoptionsurkunden
vorkommt, bezieht sich wohl auf die Anfechtung des Freiheits-
wie auch des Erbrechtes des Adoptierten seitens der leiblichen
Erben.
Z. 12. Vgl. Ranke BPN 205 b . Es ist die Gemahlin des
§amai, die Göttin von Sippar-Amnana. Ranke liest den il Nu-
ni-tum (ibid. Anm. 5), ohne nähere Begründung.
Z. 22. Nach Ranke 1. c. I81 b wäre dieser Name = hebr.
nb'N ,Hindin', wogegen aber das Gottesdeterminativ spricht.
Wahrscheinlich ist es — nach Hilprecht ibid. •—• hypokoristisch
aus ,l Ai-ilat entstanden.
Z. 32. Das Jahr fehlt in der Datenliste, doch^^I. BA
IV, S. 365, 11, wo Lindl hypothetisch das 5. Jahr arinimmt.
Nr. 14. CT IV 7 a (Bu. 88—38). VI.(?) Jahr.
Aus sage protokoll.
1 Nachdem vor N. N.
1 Pan il Marduk -na-si-ii
' | AvU- ,l MAR.TU utullum“ etc.
3 ] SAG.ILA -ussip-sumam b u-
tullum, a ,l Samas-tappü - sif (?)
BARA.US.(?)E.(?) 5 J A-ha-
im-kal-lim akil tamkare a I-
hd (?) 6 y njsfannar (KI).-
AGA mär UR - ü LUGAL-
BANDA 7 y I-tur-ki-nu-um
mär I-din-Sin 8 | Äs-ri- il Bel
mar Be-lum (?) 9 y ü Sin-a-bu -SU
mär Is-me-Sin 19 y «Sin-ub-lam
mar A-bu-tdbum bu ~ um 11 y <l Sin-
l ~ti-sd-am mär Pi- il Samas
y A-ma(?)-na-nu-um mär
‘ U.TüL. b dah.MU.
Es folgen 14 Namen der Zeugen und ihrer Väter (Z. 1—15).
46
II. Abhandlung: Schorr.
Ib-ni-Sin 13 | ü Sin-ilum re-
üm* (?) mär Sin-e-ri-ba (l)-am
15 A Ba-al(?)-tum
« y I-bi^NIN.SAH 17 mär
<l Sin-ga-mil 18 ü il Sin-ub-lam
19 ha-za-a-nu-um 20 a-vä-at bi-
ti-tim 21 is-ku-nu-ma
22 mahar si-bi an-nu-ti-in
28 | il Sin-ub-lam ki-a-am ik-bi
24 um-ma sü-ma
25 kaspam Hi-im bi-ti-ia
20 ga-am-ra-am A bi-tam ki-ma
bi-tim{?) 27 y [I-b]i- a NIN.SAH
i-din-rmm 28 li-[i]b-bi täb ab
29 bi-uirio Sa ki-ma bi-tim 30 id-
di-nam a-sar e-li-ia täbu hu 31 a-
na-ad-di-in
mi-nam 32 e-li-ia ti-sü 33 li-
ib-bi tu-ut-te-ib 34 ki-a-am ü Sin-
ub-lam 35 y I-bi- il NIN.&AH i-
pu-ul
V
36 ms il Samas il Marduk nis
A-pil-Sin 37 ü al Sippar ,!i
38 sä a-vä-at dub-bi-im 39 an-
ni-i-im(?) 40 ü-na-ka-ru
41 sattum Mt il Istar KI.
MV. Gl. (?) BA.
16 Ibi-NIN.SAE, der Sohn
des Sin-gamil und Sin-ublam
der Stadtvorsteher, 20 die Sache
wegen der Häuser vorgebracht
hatten,
hat vor diesen Zeugen Sin-
ublam also ausgesagt, er selbst:
26 Das Geld, den vollen
Kaufpreis für mein Haus, auch
ein Haus für ein Haus, hat
[mir] Ihi-NIN.ÖAH gegeben.
Mein Herz ist befriedigt. Das
Haus, welches er für [mein]
Haus 30 gegeben hat, darf ich,
wo immer es mir gefällt, Weg
gehen.
Was immer du gegen mich
hast, mein Herz hast du be
friedigt. Also hat dem Sin-
ublam 35 Ibi-NIN.&AIJ er
widert.
Bei Samaü, Marduk, bei
Apil-Sin und der Stadt Sip-
par [haben sie geschworen],
ob sie den Inhalt dieser Ur
kunde 40 ändern werden.
Im Jahre, da der Tempel
der Istar ... [errichtet wurde?].
Diese Urkunde könnte auch als Ausgleichsvertrag inhalt-
lich charakterisiert werden. Allein wegen des Schemas, welches
sie mit einigen ähnlichen Urkunden dieser Art gemeinsam hat,
* S1B (?).
Altbabylonische Rechtsurkunden.
47
habe ich auch hier die Bezeichnung als , Aussageprotokoll' vor
gezogen. Es gibt im ganzen nur noch drei analoge Urkunden:
VIII 40“ (Nr. 31), IY 6“ (Nr. 73), VI 34” (Nr. 78).
Das Schema lautet:
1. Namen der Zeugen, vor denen die Aussage gemacht
wird.
2. ,Diese Zeugen sind es, vor welchen X zu Y folgendes
gesagt hat.'
3. Aussage des X, eventuell auch Antwort des Y im di
rekten Wortlaute.
4. Datum.
r
Z. 2. TJ-TUL = utullum , Herden Verwalter'. Vgl. Delitzsch
BA IV 485.
Z. 3. Banke liest 1. c. 140“ (unten): SAG.ILA^-napitti
(ZI)-idinnam(MÜ). Indes steht im Original: DAH nicht ZI.
Ich lese daher SAG.ILA.-ussip-sumam = ,Esaggil d..h. Marduk
hat einen Sohn” hinzugefügt'.
Z. 15. Die Lesung des Npr. ist zweifelhaft. Möglich
wäre auch: il ba-ab-tum ,und [voi’] den übrigen [Zeugen]'.
Vgl. 1128, Z. 6, 11 (Nr. 35): Jcaspam ba-ab-tam ,Restbetrag'.
Z. 19. Wie man sieht, ist die Amtswürde des hazänum
altbabylonischer Herkunft. Sie war bislang nur in jüngeren
assyrischen Texten nachgewiesen.
Z. 20—21. avätam sakänu hat hier prägnante Bedeutung
,eine Rechtssache voi’legen'; vgl. C. H. XXV 4—5: sd a-vä-tam
t-ra-ds-m-ü ,wer eine Rechtssache hat'. Ganz ähnlich ist im
Hebr. nttfa Sk* ptpa’ n»pn "ein nx Exod. XVIII 26. Vgl. auch
Exod. XXII 8. In späteren (assyr.) religiösen Texten hat die
selbe Redensart eine ganz andere Bedeutung: ,einen Ausspruch
ton, ein Orakel verkünden'. Vgl. das sogenannte Sabbatgesetz
(IV R 32 = AL IV 82) Z. 6 (resp. 33 “): a-Sar pu-uz-ri amelu
harn,* amätam i ul isdkan e ,an einem vei’borgenen Orte soll
tar Wahrsager kein Orakel verkünden'. Vgl. auch Zimmern:
Ritualtafeln, S. 88.
22. an-nu-ti-in. Sowohl hier im Gen. masc. pl., wie
auc h an anderen Stellen im Nom. pl. finden wir das n am
— R- SAG. ILA. Vgl. zur Bedeutung Ranke BPN, S. 212 a .
MU = Sumte ,Sohn £ in Nprr. Vgl. Schrifttafel AL IY, s. s. MTJ.
° HAL. d KA . e gar™.
TTr T 1W5Ü
48 II. Abhandlung: Schorr.
Ende statt der erwarteten Mimation, wiewohl im Plural das
m ganz abfallen müßte. So IV 6% 5 (Nr. 73); an-nu-tu-un —
VI 34% 4 (Nr. 78); VIII 40% 8 (Nr. 31); VIII 50% 11: jA
a-nu-ti-in. Ebenso ist es in den Hammurabi-Briefen, vgl.
Nagel BA IV, S. 475. Ist vielleicht diese Nunation im Plu
ral etwa westsemitischer, aramäischer Einfluß (vgl. pbx) ?
Z. 30. Ähnliche RA C. H. XIV a 71—72: e-ma e-li-U
ta-bu ,wo es ihr gefällt'.
Z. 3P—33. Die zwei Zeilen enthalten schon die Ant
wort des Sin-ublam. Er gibt sich mit der Erklärung seines
Partners zufrieden.
Z. 32—33. Die RA libbam tubbu hat juristisch präg
nante Bedeutung jemand befriedigen', auch I 1 ,befriedigt sein, |
sich ahfinden'. Vgl. C. H. XIV“ 86—87; XV a 1—2. In den Ur- j
künden: II 22, 14-18 (Nr. 70), VI 33% 14—16(?) (Nr. 15). K
Vgl. auch BAP 118.
Z. 34—35. apdlu mit Akk. jemandem antworten'. Daß j
Ibi-NIN.ÖAH das Subjekt des Satzes ist, wird durch das Deter- |
minativ J markiert. Die richtige Interpretation der Zeilen 31 J
bis 35 verdanke ich Herrn Prof. Müller.
Z. 41. Nach King LIH III 222, Anm. 26 könnte das
Jahr nach den Spuren der Datenliste das 5., 11. oder 14. sein. |
Richtiger scheint mir aber, das 6‘. Regierungsjahr anzunehmen. |
Nr. 15. CT VI 33 b (Bu. 91—586). VIII. Jahr.
Prozeß über
1 J ü Marduk-mu-ba-U-it 2 ü
<l Sm-i~din-nam ahuSu 3 mär
Ip-tu-ur- il Sm 4 a-na Sd-at-
il Aja märat A-vi-il-ilim 5 ds-
Sum bitirn sa Ga-gi-im 6 ir-
gu-viu-u-ma
7 daianü i-na bit ü Samas
8 di-nam u-sa-hi-zu-sü-nu-ti-
ma 9 Sa-at- il Aja märat A(?)-
vi-il-ilim 10 a-na ni-is a [A]ja
ein Haus.
1 Nachdem Marduk-mu-
ballit und Sin-idinnam, sein Bru
der, der Sohn des Iptur-Sin, j
gegen Sät-Aja, die Tochter des ■
Avel-ilim, 5 wegen eines Hauses
in Gagum geklagt hatten;
die Richter im Tempel des
Öamas, sie (plur.) das Urteil |
haben wissen lassen; die
Aja, die Tochter des Ave!
*
Altbabylonische Recbtsurkunden.
49
11 id-di-nu-ü-[S]i-ma 12 i-na
ba-ab ni- . . . 13 [im-tja-ag (?)-
14 ü libbi^i?) ü Marduk-mu-
ba-li-it 16 ü il Sin-i-din-nam ahu-
£«(?) 10 Sa-at- il Aja u(?)-ti(?)-
i-ib
17 ii-ul i-tu-ru-ma 18 H Mar-
duk-mu-ba-li-it 19 il il Sin-i-din-
nam ahusu 20 a-nci &ä-at- ü Ajci
21 äS-sum bitim Sa Ga-gi-im
22 ü-ul i-ra-ga-mu-ü
23 dup-pu-um zi-gu-tum i-
liftya-am-ma 24 ih(?)-hi-e-ib-bi
ni§ il §amaS ü Marduk 25 il
A-pil-Sin itmü}
2e pän «NIN-SAH-ba-ni ” pän
1 la-ia-an mär il 8ama§-na-sir 29 pän
31 [pänfj Be-li-zu-nu 32 pän Ha-zi-ru
nu-um mär Varad- il Rammän.
34 Sattum ndr A-pil-Sin-he-
(jdlum.
ilim 10 zum Schwur bei der
Göttin Aja bestimmten; nach
dem sie sich in dem Tore . . .
ausgeglichen haben (?),
hat Sät-Aja sowohl das
Herz des Mardulc - muballit,
15 wie auch des Sin-idinnam
seines Bruders befriedigt(?).
Indem sie [den Ausgleich]
nicht anfechten, werden Mar-
duk-muballit und Sin-idinnam,
sein Bruder, 20 gegen Sät-Aja
wegen des Hauses in Gagum
nicht [wieder] klagen.
Wenn eine gesetzmäßige (?)
Urkunde auftauchen sollte, wird
sie vernichtet.
Bei Samas, Marduk 26 und
Apil-Sin haben sie geschworen.
8 Zeugen.
in-[kJ'■ mu-ki a ’" f, GU.(?) 28 pän a 8ama$-
'5-taS-ni-ilum 30 pän E-ri-zu(m)-ma-tum
i mär u &amaS-da-ia-an 38 pän Na-ra-
34 Im Jahre des Kanals
,Apil-Sin-hegallum‘.
Der Rechtstitel der Klage ist, wie gewöhnlich, nicht an
gegeben. Wahrscheinlich wird sich der Prozeß auf ein Kauf
geschäft bezogen haben. Der Angeklagten wird, da sie ver
mutlich keine schriftliche Urkunde vorweisen kann, ein Schwur
auferlegt, jedoch scheint dieselbe, um einen Schwur zu ver-
Mi vermute, daß hier ^TTT gestanden war wegen des folgenden u(ib.
b IN.PA.NE. 8ü.MES. '
Vom Schreiber aus Versehen ausgelassen.
Sitznngsber. d. pliil.-liist. Kl. 155 Bd. 2. Alih.
4
50
II. Abhandlung: Schon*.
meiden, einen gütlichen Ausgleich mit den Klägern vorzuziehen,
womit sich die Kläger zufriedengeben und von der Klage zu
rücktreten. Sie verpflichtet sich, nicht wieder in derselben
Sache zu klagen. Einen analogen Fall bietet in diesem Punkte
die nächste Urkunde Nr. 16.
Z. 1—6. Die meisten Prozeßurkunden sind als solche gleich
auf den ersten Blick daran zu erkennen, daß sie mit ana oder
aSSum* — worauf das Streitobjekt genannt ist — beginnen.
Dann folgt gewöhnlich der Name des Klägers, zuletzt der des
Angeklagten. Unsere Urkunde weicht von diesem Schema ab,
indem an der Spitze derselben die Namen der Kläger stehen.
Nur noch zwei Urkunden weisen dieses Schema auf: II 46
(Nr. 21); VI 32* (Nr. 41).
Z. 11—16. Die Zeilen sind sehr korrumpiert, daher ist
die Ergänzung und Übersetzung nicht ganz sicher. Da ein
Ausgleich stattfindet, so hat die Angeklagte nicht geschworen.
Zur Erklärung dieser Zeilen ist Nr. 16. Z. 15—18 heran
zuziehen.
ü ... it, = ,sowohl ... als auch'; vgl. D. H. Müller: Ge
setze Hammurabis 273.
Z. 23. dup-pu-um zi-gu-tum. Zunächst ist festzustellen,
daß die zweite Silbe des letzteren Wortes gu nicht etwa hu
zu lesen ist. b Der Stamm npl heißt nach HWB 1 . . . gesetz
lich bestimmen', somit könnte zikütum Gesetzlichkeit' über
tragen werden. Das paßt gut dem Sinne nach: ,wenn eine
gesetzmäßige Urkunde auftauchen sollte, soll sie vernichtet
werden'. Wie ist aber die syntaktische Verbindung zu erklären?
Da duppu überall masc. ist, kann zikütum wohl kaum als Ad
jektiv fern, gefaßt werden, etwa wie *sakü-salcütu. c Trotz der
Mimation, die auch sonst beim stat. constr. vorkommt, d glaube
ich, daß zikütum als Abstraktum und syntaktisch beide Sub-
stantiva als Status-constructus-Verbindung zu fassen sind 6 ,Ur-
* Selten steht an der Spitze das Streitobjekt ohne ana, so VIII 42*.
b Vgl. Schrifttafel AL IV, Nr. 311 (babyl. Form).
c Daneben auch: Salatu cf. HWB 2 s. v.
J Siehe Anm. zu VI 36“-, 11 (Nr. 3): Sa-gu-um bi-tim.
° Allerdings müßte man dann ziktdim erwarten. Allein vgl. C. H. VI 18.
mär a-ve-lum; BAP Nr. 45, 7: daian a-lum; CT VI 33», 4: i-na
(TIK) nam-ka-rum.
Altbabylonische Rechtsurininden.
51
künde der Gesetzmäßigkeit 1 ', d. h. ,gesetzmäßige Urkunde*. Eine
Analogie dafür bietet C. H. V 29: si-bu-ut sa-ar-ra-tim ,Zeugnis
der Feindschaft* = feindseliges Zeugnis*, ebenso hebr. anpir ip
Prov. XII 17.“
Dieser Ausdruck ist mir übrigens nur noch einmal in
den Urkunden begegnet: VI 47“, 17—19: duppi h ha(?)-ar-
mu-um zi-gu-tum 18 i-hi-bi-e 19 Sd ap-lu-ti-im, wo mir aber der
Sinn nicht ganz klar ist.“ Es scheint dieselbe Klausel wie in
unserer Urkunde zu sein, vgl. auch II 31, 15—19 (Nr. 22).
Vielleicht ist auch BAP Nr. 34, 17: ra-bi zi-ka-tim (Amtstitel
= rabiänu) und Nr. 78, 4: a-na ta-az-ki A -tim von npt her
zuleiten und nicht von nai, wie Meißner ibid. 143 annimmt,
weil aal — wie im Neuhebräischen — auch im Assyrisch-Ba
bylonischen doch nur die Bedeutung frei, rein machen* haben
dürfte, was an beiden Stellen kaum paßt.
i-li-a-am-ma. — rbp hat hier prägnante Bedeutung ,auf
tauchen*, von einer Urkunde ausgesagt. e
Z. 24. ih (y)-hi-e-ib-bi IV 1 von hipü = inhippi. Vgl. als
analoge Form: ana-ku la ah-hab-bil ,ich möge nicht verdorben
werden* (HWB 2 300 b unten).
Die HA duppam hipü kommt auch C. H. XII 15—16
vor: dup-pa-Sü ih-hi-ib-bi (IV 1 ).
Z. 34. Nach den Spuren in der Datenliste gehört diese
Urkunde in das 8. Jahr Apil-Sins. Vgl. King LIH III 223,
Anm. 28; BA IV 365, Z. 35.
Nr. 16. CT IV 47 a (Bu. 88—711). XI.(?) Jahr.
Mietsprozeß.
1 As-surn 1 RüS bi-il-tim
2 sd i-na Li-Si-mu-ru-um ki 8 itti
Varad-‘ l Bel ü SiW-lStar 4 | 77m-
sü-a-bu-Sü mär il Sin-na-sir 5 i-
gu-ru-Sti-ma ih-li-ku-Sü
1 In Sachen eines RU§ bi-
il-tum, welches, nachdem es von
Varad-Bel und Sili-Istar IIusu-
abu§u, der Sohn des Sin-nasir
in Lisimurum, 6 gemietet hatte,
* Vgl. WZKM XVIII, S. 212. b HUB.
' Vgl. auch Meißner, AS III 54, Anm. 5. d Meißner: hi.
' HWB 2 nicht registriert. f MI-ll.
4*
52
II. Abhandlung: Schorr.
6 ds-sum RUB hi-il-tim
I Ilu-sü-a-bu-Sü 7 | Varad- n Bel
ü SilU-lstar i-di-nu-ma 8 da-
ia-nu i-na bäh il $amas 9 i-na
li-bi Sippar ki 10 di-navi ü-sd-hi-
zu-Sü-nu-ti-ma 11 a-na Sü-ri-
nim Sä il Hamas 12 da-ia-nu y Va-
rad-Bel ü BilU-Istar 13 a-na
Ilu-sü-a-bu-sü id-di-nu-sü-nia
14 i-na sü-ri-nim sd il Warnas
15 i-na bäb il Samas la-bi-ru-
tim 10 y Ilu-sü-a-bu-Sü mär
il Sin-na-sir 17 y Varad-' l Bel il
SilU-lstar 18 im-ta-ag-ru-mci
19 a-na 6 silcil Icaspim sä
Za-ba-avB' 20 ü 10 silcil kaspim
21 Sd SipparB ra-bi-im 22 ds-sum
RU/S-sü-nu il-ku-ü 23 a-na Va-
rad- ü Bel il BilU-Istar 24 y Ilu-
Sü-a-bu-Sü mär Sin-na-sir 2ß ü-
ul e-ra-ga-am
ana matema h 26 la i-tu-ru-
ü-ma 27 y Ilu-sü-a-bu-sü mär
a Sin-na-sir 28 y Varad- ü Bel Si-
lU-lstar 29 a-hu-um a-na a-hi-
im ds-sum RUH 30 ü-ul e-ra-
ga-am
31 ni§ il $amas il Marduk A-
pil- il Hin 32 ü al Sippar ki is-
ti-ni-iS it-mu.
83 pän I-din-Nu-nu mär Li-bi-it-
U7n 35 pän Sä-ili-Su mär ü MAR.TU-na
a Ml-li. b UKüR.äU.
c Sc. behufs Schwurleistung.
dann ihm verloren gegangen
ist.
Nachdem wegen des RU§
Ilusu-abusu, Varad-Bel und §ili-
Istar prozessiert, die Richter
im Tore des Sainai in Sippar
10 ihnen das Urteil zur Kennt
nis gebracht; die Richter, Va
rad-Bel und Sili-Istar den Ilusu-
abusu zur Säule des Samas 8
übergeben; an der Säule (?)
des Samas, 16 im alten Tore
des Samas, Ilusu-abusu, der
Sohn des Sin-näsir, Varad-Bel
und Sili-Istar einen Ausgleich
getroffen hatten,
darf wegen der sechs Se-
kel Silber in Zabanwährung(?),
20 und wegen der zehn Sekel
Silber in Sipparwährung(?), die
sie für ihr RUÖ genommen
hatten, gegen Varad-Bel und
Sili-Istar Ilusu-abuäu, der Sohn
des Sin-nasir, 25 nicht klagen.
Indem sie niemals [den
Ausgleich] anfechten, werden
Ilusu-abusu, der Sohn des Sin-
näsir, Varad-Bel, Sili-Istar, einer
gegen den andern wegen des
RU§ 30 nicht klagen.
Bei Samas, Marduk, Apil-
Sin und der Stadt Sippar ha
ben sie gegenseitig geschworen.
11 Zeugen.
■ ü Bel s< pän I-din- a Ma-mu mär Na-nu-
-sir 80 pän Nu-ür- a Kab-ta mär Jm-gm-
Altbabylonische Rechtsurkunden.
53
'\vu 87 pän U-har-ru-um mär u S!n-i
88 pdn a SamaS-ilum mär Im-di-' l Bel
41 pdn Ak-sä-ia mär ü Sarnas-hegallum.
ianu 43 pdn I-din-' l Sin dupSarrim.
44 varah [E°]-lu-nim ümu
5 tam 45 sattum A-pil- il Sin i
LUG AL. E. 46 BAD Du-ur-
mu-ti ki BA.RU.
i-e-i 38 pän Täb ai Um* mär Ak-Sä-ia
0 pän u Sama$-da-a-an mär Sin-ka-Si-id
’(?) 42 pän a Sama$-na-fir PA.GUB da-
44 Am fünften des Monats
Elunu, im Jahre, in welchem
Apil-Sin die Mauer von Dür-
müti erbaut hatte.
Das nähere Verständis dieses Prozesses hängt von der
Eruierung des Streitobjektes ab, das leider mit einem Ideogramm
bezeichnet wird, dessen Bedeutung mir bislang nicht bekannt
geworden ist. Nach Z. 5 könnte man vermuten, daß es irgend
ein Gerät ist; im übrigen ist die Urkunde sehr allgemein ge
halten. Die Richter legen dem Angeklagten einen Schwur an
der Samassäule auf. Jedoch wird inzwischen unter den Par
teien selbst ein Ausgleich am Schwurplatze getroffen. — Im
Gesetzbuch wird der Kasus, wo eine gemietete Sache verloren
geht, nicht behandelt.
Z. 1. Ob bi-il-tim hier und Z. 6 als phonetisches Komple
ment oder als selbständiges Wort zu fassen ist, kann man vor
läufig nicht entscheiden. In Hinblick auf Z. 22: RUS-sü-nu ist
letzteres wahrscheinlicher.
Z. 5. haläku ist in der 1. Form nur intransitiv. Daher
muß man übersetzen: ,das ihm verloren gegangen ist', oder ,zu
grunde gegangen ist', wenn das Mietsobjekt ein Lebewesen war.
Z. 7. i-di-nu-ma I 1 Imperfekt von dann hier prozes
sieren', ,rechten'. Diese Bedeutung steht hier vereinzelt da;
sonst heißt dänu überall ,richten, Recht sprechen'. Allein wir
finden denselben Übergang auch im Hebräischen, so Koh.
VI, 10: was ?ppnrTO ay pb bar sbi, mit oy konstruiert.
Z. 11—13. sü-ri-nim. surinnu bedeutet ,Pfeiler, Säule'.
Vgl. noch II 9, 7: a-na sü-ri-nim il SamaS; II 47, 18 (Nr. 72):
1 $ES. UNÜ«. » HE (?). GAL (?).
c Die Kopie bietet su, doch sicher Verschreibung = e. — Vgl. King,
Detters III, S. 36, Anm. 3 (Fortsetzung von S. 35).
ä Das Zeichen ZU in a EN[ZU] — Sin hat der Schreiber aus Versehen
ausgelassen.
54
II. Abhnudlung: Schorr.
surinnu (ßl’j.NlR) sä ’ l Samas • IV 23% 21; i-na sü-ri-nim i-ga-
bu-ma; VI 25% 7: sü-ri-nu.“ Aus all diesen Stellen ist aber
nicht genug ersichtlich, was man eigentlich unter der .Säule
des Samas' zu verstehen hat. In einem Sylabar II R 26, Nr. 1
add. 32ff. b steht surinnu in einer Gruppe mit esretum und li-
täti iläni. Daraus darf man schließen, daß surinnu ein Teil
des Tempels ist, etwa eine Säulennische oder dergleichen
bedeutet. Vgl. auch weiter Anm. zu Nr. 72, Z. 17—21.
In der Tat lesen wir VIII 3% 23—24: i-na surinnim 0 sa
a Bel 21 i-na e-se-ir-tim sä i-li-Sii-nu ,an der Säule des Bel, im
Heiligtum ihres Gottes'. Aus derselben Stelle geht auch hervor,
daß in der Säulennische, wo vielleicht das Götterbild aufgestellt
war, der Angeklagte oder die Partei überhaupt den Schwur
zu leisten pflegte. So ist dort Z.28: u-ub-bi-[bu] nach C.H. §266
(Z. 79) zu verstehen. 1 Vgl. besonders BAP Nr. 107, Z. 15—21:
is-tu Varad- ü Marduk . . . a-na mar-si-it | Varad- il Ul-mas-si-tum
a-bi-sü-nu i-na ni-is ilim a-na Ib-ni- ü Marduk il Pa-as-sa-lum
ah-hi-su u-ub-bi-bu ,nachdem Varad-Marduk wegen des Be
sitztums des A., ihres Vaters durch Anrufung der Gottheit
seinen Brüdern I. und P. gegenüber den Reinigungseid ge
leistet hatte'. e Nach all dem wird es wohl einleuchten, daß
auch an unserer Stelle ana Surinnim nadänu eine abgekürzte
Redensart sein muß mit der Bedeutung: ,an der Säule des
Tempels einen Schwur auferlegen', wörtlich: ,der Säule über
geben'. Ganz in demselben Sinne: II 46, 11—13 (Nr. 21) die
RA ana ubbubim nadänu.
Sehr schwierig ist die Syntax in Z. 11—13. Daß Ilusu-
abusu als Objekt (Akkus.) aufzufassen ist, zeigt das Suffix in
iddinu-su-ma und erfordert auch der Sinn, da wohl — wie
üblich — der Angeklagte den Reinigungseid zu leisten hat.
Das ana als Exponent des Akkusativs ist gar nicht störend;
a Vgl. die Zusammenstellung AS III 60, Anm. 2; vgl. auch HWB 2 1U*>.
b Vgl. HWB 2 1116».
0 &Ü.NIM.
d Meißners Übersetzung AS III 51 ,befriedigen 4 ist unrichtig.
® BAP 145 stützt Meißner seine Auffassung von ubbubu = ,regeln 4 durch
den oben erwähnten § 266, der damals nur als Fragment bekannt war.
Doch gerade dieser Paragraph läßt für maliar ilim ubbubu im Kontext
nur die Bedeutung zu: ,den Reinigungseid leisten 4 , wie auch allgemein
gefaßt wird.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
55
vgl. b im Aramäischen und Äthiopischen (mit vorangehendem
Personalpronomen, das hier als Suffix folgt). Vgl. auch KB
VI 331. Kann aber, wenn Z. 12 als Dativ aufzüfassen ist,
die Präposition ana, die man erwartet, fehlen ? Auch daß der
Schreiber es ausgelassen hätte, ist graphisch unwahrscheinlich.
Es scheint mir daher am besten, Z. 12 als Subjekt neben da-
ianü zu fassen; die Richter und Kläger legen dem Angeklagten
einen Schwur auf.
Z. 15. bäh labirütim ist stat. constr.-Verbindung ,Tor
des Alters' — ,altes Tor 1 . Auch im Tempel zu Jerusalem gab
es zur Zeit Nehemias ein njW’n Neh. III 6.
Z. 18. magäru I 2 bedeutet hier und sonst in den Ur
kunden ,eine Vereinbarung, einen Ausgleich treffen 1 . Vgl. VI
33», 13 (Nr. 15); VIII 6“, 16 (Nr. 48).
Z. 19. Za-ba-an Ri . Diese Stadt, deren Lage nicht näher
bekannt ist, kommt auch in assyrischer Zeit vor, ebenso ein
Kanal dieses Namens. Vgl. HWB 2 274».
Z. 21. Sippar rabü ist vielleicht des Zentrum der Stadt.
Es gab einige Vorstädte: Sippar-amnanu, Sippar-edinna, Sip-
par-iahrurum. Vgl. King LIH III (Index).
Z. 32. is-ti-ni-is gegenseitig“ paßt hier besser im Kon
text als ,jeder besonders 1 , wie man es auch übersetzen könnte.
Vgl. Delitzsch AG 2 § 105 f.
Z. 32. it-mu = itmü. So VIII 26 b , 17 (Nr. 7): it-mu-ü u. ö.
Z. 34. Die Lesung bei Ranke BPN 147 a , Nr. 26: PA.
US.UD.1AR ist unrichtig.
Z. 45. Zur Datierung vgl. BA IV 364, Z. 39—40. Nach
King 1. c. 222, Anm. 26 wäre auch das 5. und 14. Jahr möglich.
Nr. 17. CT IV 33 b (Bu. 88—580).
Kaufvertrag.
1 1 SAR 10 GIN (!) Intim
epsm 2 i-ta E-ri-ba-am 3 il
11 Warnas a-bu-sü 4 itti Pa-lca-
i-la 6 y A-bu-um-vä-Jcar 6 mär
Idin- ,l Sin 7 i(?)-§d-am
1 Ein SAR, zehn GIN ge
bautes Haus neben Eribam
und ksamas-abusu, hat von Pa-
ka-ila 5 Abum-vakar, der Sohn
des Idin-Sin gekauft.
56
II. Abhandlung: Schon*.
a-na si-mi-sü 8 ga-am-ri-im
9 kaspam iSkul 10 bu-ka-nam
su-tu-ulf. 11 a-vä-zu ga-am-ra-at
12 a-na (!) vä-ar-ki-at 13 üm-
mi-im 14 a-ve-lum a-na a-ve-
lim 15 la i-ra-ga-mu
16 ms a Samas | A-pil-Sin
17 it-ma.
Für seinen vollen Kauf
preis hat er das Geld bezahlt,
10 Den . . . -Stab hat man hin
übergetragen. Seine Sache ist
erledigt.
In künftigen Tagen wird
einer gegen den anderen nicht
klagen.
Bei Samas, Apil-Sin hat
er 8, geschworen.
5 Zeugen.
18 p<in Bu-nu-ma-hir 19 mär Di (])-li-ilum 20 pän Sü-ub-na-ihan 21 pän
Ja-dah-ilum 92 märe Ja-Jcu-ub-ilum 23 pän Sin-i-ki-[sä-]am 24 mär A-lu-ka
25 pän Na-ra-am-ili-ifü 26 mär Ilu-sü-ba-ni.
Z. 10. Die verschiedenen Erklärungen dieser Phrase
s. Daiches AR 15. Neuestens übersetzt Meißner AbR 6 ,den
(Mörser) Klöppel hat man hinübergehen lassen'. Die Zeremonie
deutet jedenfalls den Abschluß des Geschäftes an.
Aus der Zeit des Sin-muballit.
Nr. 18. CT VIII 25 a—b (Bu. 91—280). VII. Jahr.
Adoption.
1 Aplüt Si-la-ma-zi 2 märat
Sar-ru-ut- il Sin 3 J il Aja-sar-ra-
at märat Ha-ma-zi-rum 4 ri-
di-it vä-ar-ka-ti-Sa
5 1 SAR bitim epsim i-na
Ga-gi-(ga-) h -im 6 ita bit Amat-
,l Samas märat I-din- ü MAR.
TU 7 fi ita bit Ga-ki- (!) -im
a D. h. wohl ,jeder besondere 1 .
b Dittographie des Schreibers; ist
c Wörtlich: ,Nachfolgerin 1 .
1 Adoptions[akt] der Si-la-
mazi, der Tochter des Sarrüt-
Sin. Aja-sarrat, die Tochter
der Hamazirum ist die Erbin 1
ihrer Hinterlassenschaft.
5 Ein SAR, gebautes Haus
in Gagum, neben dem Hause
der Amat-Samaä, der Tochter
des Idin-MAR.TU und neben
streichen.
Altbabylonische Rechtsurkuuden.
57
8 GAN eklim i-na ugari
Ka-du-ri 9 i-ta ekil Na-ra-am-
tum 10 märat A-bi-ma-Istar
11 ü i-ta A-dub-bu-um 12 2 SAR
Mtim, epsim i-na Ki-di-(’?) im
13 ita Mt Sa-la-tum 14 ii ita
Mt Bur h - ü Ma-mi 16 1 SAO am-
tum Ku-ti-bi 16 ga-du-um vi-
il-di-sä 17 ma-la vä-'l-du 18 ü
i-va-la-du 19 2 / 18 GAN eklum
hu-ub-tum 20 i-na ba-ab a-li-im
31 ga-du-um i-di-Sü 22 i-ta Nu-
tir- ü l§amas 23 mär Ja-ku-ub-
ilum 24 ü i-ta Ili-' 1 MAR.TU
26 vä-ar-ka bu-se-e-sd 26 is-
tu bi a-di huräsi 27 J Si-la-
ma-zi um-ma-sd 28 a-na il Aja-
im-ra-at ma-ar-ti-Sd 29 i-zu-
k(?)
ma-la i-sü-u 30 ü i-ra-ds-
sü-u 31 sd ü Aja-8ar-ra-at-ina
32 a-na vä-ar-ki-at umi mi
33 i-na märe I£a-ma-zi°-rum
34 u i-na märe Sin-e-ri-ba-am
a-na ''Aja-sar-ra-at [u-ul] i
i-ra-ga (l)-mu
30 ni§ ,l $amaS ''Aja il Mar-
duk 37 it Sin-mu-ba-li-it
itmd.
dem Hause des Gakum (?);
5 / 6 GAN Feld im Gefilde von
Kaduri neben dem Felde der
Narämtum, 10 der Tochter des
Abima-Istar und neben Adub-
bum; zwei SAR gebautes Haus
in Kidum (?), neben dem Hause
der Salatum und neben dem
Hause des Bur-Mami; 15 eine
Sklavin Kutibi, samt ihren
Kindern soviel geboren wurden
und noch geboren werden;
2 / 18 GAN lastenfreies Feld
20 am Tore der Stadt, samt
seiner Umfassung, neben Nür-
Samas und neben Ili-MAR.TU;
26 den Nachlaß ihres Ver
mögens vom Munde bis zum
Golde hat ihre Mutter Si-lamazi
ihrer Tochter Aja-äarrat hinter
lassen (?).
Soviel sie besitzt 30 und
besitzen wird, gehört nur der
Aja-sarrat.
Künftighin wird [keiner]
unter den Kindern der ^lamazi-
rum, und unter den Kindern
des Sin-eribam 35 gegen Aja-
sarrat klagen.
Bei Samas, Aja, Marduk
und Sin-muballit haben sie ge
schworen.
21 Zeugen (davon 11 Frauen).
88 pän Varad-Sin sangü° ''Samas 89 pän Sd-lim-pa-li-ih-hl sangü° "Sa-
40 V" n ’ , NIN-SAlI-idinnam t akil Ul) "Samaä 41 pän Bu-la-lum pän a Sa-
* */ 3 + 3 / ls . » TUL (Br. 10267).
' Die Kopie bietet irrtümlich ha. Vgl. Z. 3.
d Von mir ergänzt. = EID. f MA.AN.SUM.
58
II. Abhandlung: Schorr.
mas-ta-ia-ar 42 pän Ka-lu-mu-um 43 pän Li-bur-ra-am 44 pän il Säma$-tappi*-ia
46 pän A-ha-am-ar-H 46 pän il Aja-tal-lik 47 pän Pi- ü Aja märat Varad-Sin
48 pän A-ha-zu-nu märat Sin-ri-me-ni 49 pän il Aja-ettit h (?) 60 märat ffa-an-ha-
nu-am 61 pän Be-ta-ni märat I-di-sum 62 pän Na-ra-am-tum märat Ilum-na-sir
53 pän A-ha-tum 54 märat Im-cjur-Sin 55 pän La-ma-zi 56 märat Sin-a-bu-U
57 pän Amat- il SamaS 88 märat Sin-e-ri-ba-am 59 pän Pu-ba-tum 60 märat {I Nan-
nar-napistam-idin c 61 pän Amat- il Samas 62 märat I-din-MAR.TU 63 pän Bi-
ba-tum 04 märat Ina-kät-ilim
65 sattum BAD ZA. KAR-
DA.DA. 66 J Sin-mu-ba-li-it
BA.RÜ.
65 Im Jahre, in welchem
Sin-muballit die Mauer des
Gottes ZA.KAR.DA.DA er
baut hat.
Inhalt: Es adoptiert eine Frau eine andere, wohl ein
jüngeres Mädchen. Die Mutter setzt ihre Adoptivtochter zur
einzigen Erbin ihres im einzelnen namhaft gemachten Nach
lasses ein. Die Angehörigen beider Kontrahenten dürfen den
Vertrag nicht anfechten.
Die Verträge, in welchen eine freie Person adoptiert
wird, unterscheiden sich durch das Schema vollständig von
denen, welche die Adoption eines Sklaven betreffen. Vgl.
Anm. zu Nr. 1.
Folgende Urkunden gehören neben obiger zu ersterer
Gruppe und sind als eigentliche AdoptionsVerträge anzu
sehen: II 35 (AS III 55); II 41 “ -b (Nr. 30); IV 10, Z. 28-37;
VI 30 a ; VI 33 a (Nr. 43); VIII 49“ (Nr. 84), Z. 1—24; VATh.
959/60. a Ihr Schema lautet:
1. Adoptionsakt (oder: In Sachen des Adoptionsaktes)
der f A, Tochter des B. — C, Tochter des D, ist die
Erbin ihrer Hinterlassenschaft. (Rubrum.)
* TAB.BA. s AZAG(?).GA. ' Zl.MU.
d = KB IV 12. — Die Übersetzung Peisers ist unrichtig und unverständ
lich. Die zum Teile fehlerhafte Transkription läßt sich nach dem Scheins
leicht berichtigen und ergänzen.
e TUE. US. KU = Ana aplulim.
f In den meisten Urkunden ist es eine Frau, und zwar eine Priesterin, di«
eine andere Frau, auch Priesterin, wohl behufs Altersversorgung adoptiert-
Altbabylonische Rechtsurkunden.
59
2. Einzelaufzählung der Hinterlassenschaftsobjekte.
3. ,All das (mimma annim) gehört nur der C (oder: hat
A der C geschenkt).
[4. C hat gewisse Renten (meist Naturalien) jährlich an
A zu leisten.]
5. Schwurvermerk.
6. Zeugen und Datum.
Jene Urkunden, in denen die Adoptivmutter eine Prie
sterin ist, kann man als Illustration zum § 179 ansehen. Ein
anderes Schema weisen BAP Nr. 94 und 95 auf, wo Eltern
ihr Kind (Sohn) in Adoption vergehen. Die Klauseln dort
stimmen mit den Bestimmungen der Serie ana ittisü überein.
Z. 1—4. TÜE.üS — aplütu. Vgl. Meißner AS III 55,
Anm. 1, wo auch die anderen Belegstellen gegeben sind. Aplüt
Si-lamazi heißt hier ,Adoptionsakt der Sri (gen. subject.).
Z. 4. ridit wird wohl als Partie, fern, anzusehen sein
,die Nachfolgerin, Erbin'. Meißners Zweifel AS III 58, Anm. 5
ist unbegründet. — Z. 1—4 bilden das Rubrum an der Spitze
der Urkunde, varkätu ,Nachlaß, Hinterlassenschaft'. Vgl. C. H.
HV a 70 u. ö., neben varku (Z. 25).
Z. 8. Da in Z. 9 die Nachbarschaftsgrenze folgt, wird
Ka-du-ri wohl als Stadtnamen anzusehen sein.
Z. 12. Ki-di-im. Stadtname, vgl. VIII 24 1 ’, 1 (Nr. 42).
Z. 16. vildu — hebr. iS’, cf. HWB 2 43 b .
Z. 17. vä-'l-du Perm. III pl. masc. Da das Permansiv
nur valid, mit relat. U: valdu lauten kann, so wird man die
Silbe il als Buchstaben l ansehen müssen. Es ist interessant
zu beobachten, wie dieser Versuch, Silben für Buchstaben
(stimmloser Konsonanten) zu verwenden, schon in altbabylo
nischer Zeit sich geltend macht. Bekanntlich kehrt dieser Ver
such in den Tell-Amarnabriefen in viel höherem Maße wieder.
Z. 18. i-vä-la-dio. — Hier IV 1 Präsens, III. pl. Im Assy
rischen lautet die Form i’aladu.
Z. 19. . hu-ub-tum lastenfrei'. Vgl. BAP 117.
Z. 21. idu ,Seite, Umfassung'.
Z. 29. i-zu-bu(?). Die Lesung ist unsicher. Die zweite
Silbe — sonst immer = ba — kann auch zu gelesen werden,
60
II. Abhandlung: Sehorr.
vgl. VIII 45 b , Z. 31 (Nr. 25) N. pr.: Zi-zu^-na-vi-ra-at. Gegen
die Lesung bu der dritten Silbe spricht die Überflüssigkeit
des relativen n. Ich vermute — in Hinblick auf das sonst
übliche Schema 11 — daß das Wort verschrieben ist statt i-di-in.
Wie leicht aber in dieser Zeit <1^ und zu verwechseln
sind, kann man z. B. aus VIII 49 b , Z. 14, zweites und drittes
Zeichen ersehen. Auch daß aus = in verschrieben sein
könnte, wird man leicht einsehen. Graphische Fehler sind ja
auch sonst in dieser Urkunde vorhanden, so Z. 5, 7 (?), 33.
Z. 81. sd a Aja-sar-ra-at-mci. Neben dem syntaktisch so
wichtigen konjunktionalen ma, das dem Verbum am Satz
ende enklitisch angehängt wird, gibt es noch ein zweites ma
der Betonung, mit der Bedeutung ,nur, ausschließlich, allein'
etc. Es hat auch seine wichtige juristische Bedeutung so
wohl im Gesetzbuche, wie auch in den Urkunden, die nicht
genügend beachtet wurde.
Vgl. C. H. § 10 54 : be-el hu-ul-ki-im-ma ,nur der Eigen
tümer des verlorenen Dinges'.
§ 27 28 , 126 19 : Su-ma ,er selbst, allein'.
§ 45 45 ~ 46 : bi-ti-ik-tum sd ir-ri-H-im-ma ,der Schaden
trifft nur den Besteller'. Auch § 47 G6 : ir-ri-su-ma ,Er allein
(der Pächter) wird (muß) es bestellen'. (Vgl. WZKM XVIII 219.)
§ 155 76 : vä-ar-ka-nu-um-ma ,erst c nachher'.
§ 162 5—16 : Se-ri-ik-ta-Sd sd märe-sa-ma ,ihre Mitgift ge
hört nur (ausschließlich) ihren Kindern'.
§ 163 22—23 : se-ri-ik-ta-sd sd bit a-bi-sa-ma ,ihre Mitgift
gehört ausschließlich ihrem Vaterhause'.
§ 171 4—5 : vä-ar-ka-za Sd rnäre-Sd-ma ,ihr Nachlaß ge
hört ausschließlich ihren Kindern'.
§ 174 54—66 : se-ri-ifc-ta-Sa märe ha-viri-Sd-tnci i-li-ku-i
,ihre Mitgift erhalten die Söhne ihres [ersten] Gatten aus
schließlich'. 3
» = sxzu = sit-su ,sein Ausgang 4 . BPN 180 a .
b minima annim . . . iddin. Vgl. II 41% 14 (Nr. 30); IV 10, 37; VI 30 ft ,
15—19; VI 33% 11—19 (Nr. 43).
c Die Betonung ist hier im Gegensatz zu § 156, wo der Vater vorher
(vor dem Sohne) seiner Schwiegertochter beiwohnt.
d Ausgeschlossen ist der zweite Gatte.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
61
§ 178 18—19 : ap-lu-za Sä ah-hi-Sd-ma ,ihr Kindesanteil
gehört ausschließlich 11 ihren Brüdern'.
§ 180 68 - 69 : vä-ar-Jca-za Sä ah-hi-sa-vna ,ihr Nachlaß ge
hört ausschließlich“ ihren Brüdern', ebenso § 181 74—175 .
§ 186 43 : i-nu-ma il-ku-u-Sü ,zur selben Zeit als . . .'
(vgl. WZKM XVIII 222, Anm. 3).
§ 28 0 86 : ba-lurn kaspim-ma ,ohne Geld überhaupt'.
Unklar ist mir § 28 1 89 : Sa-a-a-ma-nu-ma.
Aus den angeführten Beispielen 11 ersieht man folgendes:
Das betonende ma kann an jeden Satzteil, Substan-
tivuiu, Verbum oder Adverbium (§ 155) ohne Rücksicht
auf die Stellung des Wortes im Satze enklitisch an
gehängt werden. Je nach dem Sinne ändert sich auch
die Nuance in der Bedeutung dieses m>a.
Daher bedeutet auch hier: Sä a Aja-Sar-ra-at-ma ,. . . ge
hört ausschließlich“ der Aja-sarrat‘. Vgl. VI 30“, 14: Sä
La-ma-zi-ma; VIII 49“, 24: sä Hu-na-ba-ti-ia-ma; VIII 40 h ,
15 (Nr. 34): bilat eklim-ma ,die Abgabe für das ganze Feld 1 .
Z. 32—35. Die Klausel bezieht sich einerseits auf die
Ansprüche seitens der Geschwister der Adoptierten — die aber
wohl sekundär sind und in anderen Adoptionsverträgen nicht
erwähnt werden — anderseits auf die leiblichen Kinder der
Adoptierenden. Sie werden mit Namen des Vaters genannt
(märü Sin-eribam), obwohl dieser in der Urkunde nicht erwähnt
ist. Es ergibt sich auch aus der Statistik bei Ranke BPN
(S. 4), daß größtenteils in dieser Zeit die Kinder mit dem
kamen des Vaters (Sohn oder Tochter des . . .) bezeichnet
werden, viel seltener und nur bei Mädchen wird der Name
der Mutter genannt.
So wird auch VIII 29“, 11 = AS III, S. 32 i-na märe
A-hu-Si-na dieser Name, der in der Urkunde sonst nicht ge-
1 Sie selbst darf darüber nicht verfügen.
b ®in hervorhebendes ma im C. H. konstatiert auch Ungnad BA V 715,
°hne jedoch näher darauf einzugehen. Seine Einwände daselbst gegen
Müllers Auffassung der konjunktionalen Partikel ma, gestützt durch
Beispiele aus assyrischer Zeit, wo doch schon die Sprache verfallen war»
sind haltlos. Müllers Fassung ,wenn, nachdem 1 bleibt für das Gesetz
buch und die Rechtsurkunden unerschütterlich bestehen. Vgl. oben
Anm. zu IV 42*, Z. 23—26 (Nr. 1).
' Ausgeschlossen sind die leiblichen Kinder und andere Verwandte.
62
II. Abhandlung: Schorr.
nannt ist, sich auf den Gatten der adoptierenden Frau be
ziehen.
Z. 65. Vgl. zur Datierung King LIH III 226; BA IV
366, Z. 1 ff.
Nr. 19. CT VIII 42 b (Bu. 91—2455). VIII. Jahr.
Zinsdarlehen.
1 4 meine kaspim 2 sipaV 1
il &amas ü-sa-ap 3 1 SAG vardum
11% - ma -ta-ar 4 1 SAtJ vardum
a äcimas-na-ap-se-ra-am
5 8 sikil kaspim i-na Sat-
tim (!) 1 kam 6 ki-is-ru-sü-nu
7 itti E-ri-is-ti- il i§ama$ UD
a Samas 8 märat ü Sin-ri-im-
Uru 1 ' 9 [ il Sin-ri-im-Uru ki
10 mär E.BAB.BAR-lu-mur
11 arah "DÜMU.ZI ilteki
12 arah AS DÜMU.ZI 13 ka-
spam ii sipazu h isakal.
1 Vier Minen Silber, — Zin
sen des (Gottes) Sainas wird
er zahlen — einen Sklaven
Ilima-tär, einen Sklaven Samas-
napseram,
— 5 acht Sekel Silber für
ein Jahr beträgt ihr Lohn —
hat von Eristi-Samas, der
Samaspriesterin, der Tochter
des Sin-rim-Uru, Sin-rim-Uru,
10 der Sohn des E.BAB.BAR-
lumur im Monat Düzu (Tam
muz) geborgt.
Im Monat Duzu wird er
das Geld und dessen Zinsen
bezahlen.
5 Zeugen.
14 pän Ult-RA-ga-mil mär Ri-ib-Nu-Nu 16 pän Ili-ma-a-hi mär Sin-ri-
me-ni 16 pän Ib-ni-UR-RA 17 mär E-til-jA-UR.RA 18 pän il SamaS-bolat*-®
19 mär In-bu-ura 20 pän E-ri-ib- il Sin dupSarrim
21 Sattum när il Aja-hegal- | 21 Im Jahre des Kanals
lum. | Aja-hegallum.
Z. 5. Der Mietslohn ist geringer, als die Bestimmung i® !
§ 273 besagt, nach der ungefähr 11 Sekel der Lohn eines
Mietssklaven beträgt. Ebenso VI 40 a (Nr. 40): 3 1 j i Sekel
VIII 15 c (Nr. 45): 5 Sekel. Vgl. auch AS III, S. 70.
* SIPTU. n SIPTU.BI. <= T1L.LA.
Altbubylonische Rechtsurkunden.
63
Z. 11. SU.BA.AN.TI == ilteld ,borgen' eigentlich ,nehmen'.
Vgl. BAP 101.
Z. 21. Zur Datierung vgl. LIII III 226, Anm. 33, BA
IV 366, Z. 6.
Nr. 20. C T II 4 (Bu. 88—60). XIII. Jahr.
Erbte
1 1 SAR Intim ep&im ü
nidütum a 2 ita Mt U-bar-ri-ia
3 Ä ita bit Pu-tur (?)-Sin 4 2
ammatu ]l mu-zu-um a-na sü-
kim e
5 zitti y ÜR.RA-na-sir ß 5a
itti Sin-i-ki-sa-am 7 ü Ib-ni-
l! $amas 8 i-zu-ü-zu
9 iS-tu bi-e a-di huräsi 10 zi-
m-u ga-am-rum 11 a-hu-um a-
na a-hi-im 12 u-ul i-ra-ga-am
13 nis ll Sama5 il Aja 14 n Mar-
duk 15 & '*Sin-mu-ba-li-it
16 itmü.
17 pdn Sin-pu-ut-ra-am 18 pän Li-
i-din-nam Sl pdn Varad-ili-Sü 22 pän >
4 pän Sin-ilum 25 pän Li-bur-na-di-sü.
26 sattum ndr TU. TU. HE-
GAL.
ilung.
1 Ein SAR gebautes Haus
samt Odlandsgrund, neben dem
Hause des Ubarria und neben
dem Hause des Putur(?)-Sin
— zwei Ellen Ausgang auf die
Straße —
5 ist der Anteil des UR-
RA-näsir, welchen er mit Sin-
ikiäam und Ibni-Samas geteilt
hat.
Vom Munde bis zum Golde
ist 10 die Teilung vollzogen.
Nicht wird einer gegen den
anderen klagen.
Bei Öamas, Aja, Marduk
15 und Sin-muballit haben sie
geschworen.
9 Zeugen.
bu-ra-am 19 pän Sin-ma-gir 20 pän Sin-
&ä- il Is-ha-ra 23 pän Varad- il MAR.TU
20 Im Jahre des Kanals
,TU.TU-liegallum'.
staut.
Das Schema der Erbschaftsverträge ist so ziemlich kon-
Es lautet:
1. Teilungsobjekt (Zahl, Größe, Lage usw.).
* KISLAH (KI.UD).
b U.
« KUD.
64
II. Abhandlung: Schon*.
2. ,ist der Anteil des A, welchen er mit B geteilt hat'
[Nennung des Anteils des B].
3. [Klausel betreffs des übrigen Erbteils.]
4. Vermerk über vollzogene Teilung und Unzulässigkeit
der Anfechtung.
5. Schwurvermerk.
6. Zeugen und Datum.
Z. 1. Zur Lesung des Ideogrammes vgl. BAP 119,
HWB 1 450 a , HWB 2 649 b . Es liegt kein zwingender Grund vor,
mit Meißner a. a. 0. zwei verschiedene nidütum zu supponieren:
a) Verfall (Idgr. KI.KAL) b) Hochland(?) (Idgr. KI.UD). Ieh
habe daher auch hier nach HWB 1 ’ 2 : ,Odlandsgrund‘ übersetzt.
Z. 3. Die Lesung tur ist wahrscheinlich. Das Zeichen
gleicht sehr dem DUR im C. H. I 59. Vgl. Ranke BPN s. v.
Z. 10. zi-zu-ü. Richtiger wäre zi-i-zu — zizu. So z. B.
VIII 18«, 8 (Nr. 27).
Z. 36. Zur Datierung vgl. King LIH III 226, Anm. 36.
Nr. 21. CT II 46 (Bu. 91—2181). XIV. Jahr.
Hinterlassenschaftsprozeß.
1 Ahusina, Ibni-Samas, II-
täni, Mazabatum, die Kinder
des ÜR-RA-gämil, Naränitam
und Saminü, 5 die Frauen des
ÜR-RA-gämil und Nür-Sin, der
Bruder ihres b Vaters haben
gegen Erib-Sin, den Sohn des
KA-sa-Upi wegen all dessen,
was ÜR-RA-gämil hinterlassen
und gegen ihn 0 [an Forderun
gen] hatte, 10 [das Urteil] an-
gefochten.
Nachdem sie Klage er
hoben ; zu Sumu-Upi gekommen
waren; er sie das Urteil hat
* SeS.
1 | A-hu-si-na j Ib-ni- il Sa-
maS 2 T Il-ta-ni | Ma-za-ba-tum
3 mdrü ÜR.RA-ga-mil 4 J Na-
ra-am-tum u Sa-mi-nu-u 5 ä&-
sd-at ÜR.RA-ga-mil ü Nu-ur-
Sin 0 a/t a a-bi-sü-nu a-na E-
ri-ib-Sin. 7 mär KA-sd-ÜH ,:i a-
na mi-im-ma 8 sä ÜR.RA-ga-
mil i-zi-bu 9 ü e-li-sv. ir-sü-u
10 i-tu-ru
ir-gu-mu-ma 11 J Su-mu-
UH ki ik-sü-du-ma 13 di-nam
■u.-sd-hi-zu-nu-ti-ma 13 T E-ri-
b Se. der Kinder.
c Sc. gegen Krib-Sin.
Altbabylonische Rechtsurkunden
65
ib-Sin a-na Mt il Samas 14 a-na
u-bu-bi-im id-di-is-su-ma
16 i-na abullim 3 a-na mi-
irn-ma 16 sd UR-RA-ga-mil
17 is-tu bi-e a-di huräsi 18 it-
ti-ia la i-ba-as-sü-ü 19 it-ma(?)-
ma 20 ru-gu-mu Su-mu (?)-
UH(?) [i-zu-uli]
21 dub-bi la ra-ga-mi-im
22 is-nu-ü-ma a-na E-ri-ib-Sin
23 i-zi-bu
ü-ul i-ta-ru-ma 24 a-na E-
ri-ib-Sin ü-ul i-ra-ga-mu
25 nis il SamaS a Aja il Mar-
iuk 26 ü Sin-mu-ba-li-it
itraü.
i wissen lassen; Erib-Sin dem
Tempel des Samas, um den
Reinigungseid zu leisten über
geben ;
15 [Erib - Sin] im großen
Tore wegen der ganzen Habe
des UR-RA-gämil: ,Vom Munde
bis zum Golde ist bei mir
nichts vorhanden“ geschworen
hatte — 20 [wies] Sumu-Upi
die Klage [zurück].
Nachdem sie eine Ur
kunde, daß sie nicht klagen
werden, zum zweitenmal aus
gefertigt hatten, übergaben sie
dieselbe an Erib-Sin.
Indem sie [das Urteil]
nicht anfechten, werden sie ge
gen Erib-Sin nicht klagen.
25 Bei Samas, Aja, Marduk
und Sin-muballit haben sie ge
schworen.
14 Zeugen.
18 pän Ili-i-din-nam mär En-nam-Sin 39 pän Sin-e-ri-ba-am mär il Nan-
nir-MUL ü- TI(L) b 80 pän Oimii t: -ili-sü mär Awel ^Samas 31 pän Awel- il NIN-
l)AH KA mär Na-bi-ia (?) 82 pän Im-gur-Sin pän Ki-U-Nu-nu 83 märe Ib-ni-
"ttammän 84 pän Ig-mil-Sin mär Sin-be-el-iü 36 pän Ibik- a £ammän mär Na-
ra-am-ili-Sü 36 pän Warad-ili-ku mär Pi A -sä- a SamaS 87 pän A-bi-lum (?) mär
38 pän Ib-ga-tum mär Sin-e-ri-ba-am 89 pän Nu-ur-' ! Samai mär
Sin-ki-nam-di(?)-«» 40 pän E.TIL. AN. NA-sä-me mär Sin-la-ma-zfuJ(?) 41 pän
E-ri-ib-Sin mär E(?) -ri-ba (?)-ia
42 sattum KI.KUS.LU.ÜB. 42 Im Jahre, da das Heer des
(*AR tam-tum ki . Meerlandes [mit dem Schwerte
geschlagen wurde].
Meißners Übersetzung AbR 30 ist znm Teile philologisch
u&d sachlich ungenau.
ZA.MAH. b — muballit avelam (?). c Sl7. d K.A.
Sitrungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abb. 5
66
II. Abhandlung: Schorr.
Ich vermute aus Z. 10: itürü irgumü a — sonst heißt es
bloß irgumü — wie auch aus Z. 22: isnü-ma, ebenfalls vom
Schema abweichend, daß sich dieser Prozeß vor einer zweiten
Instanz in derselben Streitsache infolge der Anfechtung des
früheren Urteils abspielt, 11 was aber nicht als Appellationsprozeß
vor einer höheren Instanz aufgefaßt werden darf, wie oben
Anm. zu Nr. 4, Z. 10—16 dargelegt wurde.
Der Sachverhalt ist folgender: Die zwei Frauen, Kinder,
wie auch ein Bruder des verstorbenen ÜR.RA-gämil verklagen
Erib-Sin wegen des ganzen Nachlasses des Verstorbenen und
der Forderungen, die jener an ihn hatte. Daraus scheint her
vorzugehen, daß der Angeklagte ein Geschäftskompagnon,
resp. Kommissionär (samallü) des ÜR.RA-gämil gewesen ist.
Die Kläger behaupten, daß der Nachlaß des Vaters, resp. Gatten
sich in seinen Händen befindet. Erib-Sin leistet den Reinigungs
eid mit den Worten: ,Vom Munde bis zum Golde“ ist bei mir
nichts vorhanden'. Die Kläger werden daher zurückgewiesen
und übergeben zum zweitenmal dem Erib-Sin eine Urkunde,
in der sie sich verpflichten, nicht mehr zu klagen.
Z. 11. Für den Ausdruck ,zum Richter kommen' gibt es
in den Urkunden einige Redensarten:
a) aläku ana. Vgl. II 39, 7 (Nr. 10): a-na da-ia-nu-ni
i-li-ku-ma.
b) kasädu mit Akk. (wie hier). Vgl. II 43, 5: daiani ik-
Sü-da-ma (fern.); VI 32% 9 (Nr. 41): daiani ik-sü-du-ma =
VIII 43% 7 (Nr. 38); VIII 24 b , 5 (Nr. 42): daiani larrim (LIJ
GAL) ik-sü-da-ma (fem.). d
c) mahäru mit Akk.: II 47, 16 (Nr. 72): J 8ü-mu-tiH h
im-hu-ru-ü-ma; IV 13% 3: daiani im-hu-ur-ma = VI 7% 2 und
VIII 9% 14; VIII 6 b , 8—9: daiani Bdbili» daiani Sippar"
im-hu-ur-ma.
a Vgl. Anm. zu VIII 28 a (Nr. 4), Z. 10—16.
b In dieser Vermutung bestärkt mich nachträglich die nicht datieite
Urkunde II 22, welche mit unserer Urkunde eng Zusammenhänge Vgl-
Anm. zu II 22 (Nr. 70).
c Sc. vom Vermögen des ÜR.RA-gämil.
d Auch II 31, 10 (Nr. 22): is-su-da-a-raa = iJc-su-da-a-ma. Es ist eine
volkstümliche Assimilation. Unrichtig Meißner AS III 54, Anm. !•
Altbabylonische Reclitsurkunden.
67
d) sanäliu ana . . . mit intransitiver Bedeutung ,kommen':
BAP Nr. 100, 5: a-na daiani Bäbili ki is-ni-ku
e) ana Mt 'Warnas erebu. Vgl. II 22, 6—10 (Nr. 70):
a-na Mt 'Warnas . . . i-ru-bu-ü-ma; II 28, 4 (Nr. 35): a-na Mt
t'iSamaS i-ru-bu-ma.
Gelegentlich seien hier auch die verschiedenen Ausdrücke
für prozessieren, klagen' genannt:
a) ragdmu, gewöhnlich mit ana der Person und ana
(oder asüum) des Objekts (der Sache) konstruiert. So II 47,
1-5—10 (Nr. 72); II 50, 1-7-10 (Nr. 8); VI SS 1 *, 4—6
(Nr. 15): ana (Person) . . . aSsum (Sache); VIII 28 a , 1—4—5
(Nr. 4); VIII 28*, 2 (sä . . .) —16 (Nr. 5); VIII 24», 1-3-4
(Nr. 42): attum ... ana; VIII 45”, 1, 11 (Nr. 25).
b) tarn ragdmu (resp. pafydru), auch mit doppeltem ana,
z. B. hier Z. 10; II 45, 1-7 (Nr. 28, 1—6): Ana 3 J / s SAR
.. . i-tu-ür il Sama$-be-el-iU a-na Ma-an-na-si . . . ir-gu-um-ma;
BAP Nr. 48 a , 15—17: i-tu-ur . . . ip-ku-ur-ma.
c) pakdru mit doppeltem Akk. VI 49 a , 1—6 (Nr. 26):
'Is SAR . . . ip-ku-ur-Su-ma; VIII 42 a , 2—6 (Nr. 9): ip-ku-ru-ü
(mit dopp. Akk.); BAP Nr. 43, 30—31: la i-tu-ru la i-ba-ga-
ru-ma.
d) ddnu mit assum des Objekts: IV 47 a , 1—7 (Nr. 16):
ds-sum . . . i-di-nu-ma.
e) garü h mit ana des Objekts und Akkusativ der Person:
BAP 100, 3—4: a-na mi-im-ma nu-ma-at Mt a-bi-sü-nu J Ja-
$u-ha-tum um-ma-su-nu ig-ru-ü; VI 19”, 12: a-na a-vä-tim ni-
it-te-ig-ri ,wegen der Sache haben wir prozessiert' 0 ; daher auch
oft in der Schlußformel von Verträgen; z. B. BAP Nr. 27, 12
bis 13: u-ul i-ta-a-ar ü-ul i-gi-ir-ri; Nr. 78, 20—21: la i-tu-ru
la i-gi-ir-ru-ü.
Z. 11. Dieselbe Person kommt als Richter II 47, 16
(Nr. 72) vor, geschrieben: &u-mu-UH*•'*, ebenso in unserer Ur
kunde Z. 20.
a Danach ist BAP 125, auch AS III 57, Meißners Übersetzung richtig-
zustellen, sanäku = ,kommen' findet sich auch öfter in den Hammu-
rabi-Briefen. Vgl. King LIH III (Index). Dort wird es auch mit dem
Akk. konstruiert.
Wörtl. feindlich sein'. Vgl. hebr. iru arab. (so D. H. Müller, Ges.
WB., XI. Aufl.) c Die betreffende Urkunde ist ein Brief.
5*
68
II. Abhandlung: Schorr.
Z. 14. Zur juristischen Bedeutung von ubbubu vgl.
oben S. 54.
Z. 19. it-ma (Impf. III sing. masc.). Ebenso lautet III
pl. fein.
Z. 20. Die Ergänzung fordert der Sinn. Vgl. auch VIII
28% 7—9 (Nr. 4).
Z. 22. sanü ,wiederholen*, hier: ,ein zweitesmal tun*, selten
im KAL, vgl. HWB 2 1066».
Z. 23. i-ta-ru-ma. Diese Form des Präsens kommt neben
iturrü öfter vor.
Z. 31. KA am Ende des Namens ist sumerische Post
position für den Genetiv, daher oben mit kleineren Buchstaben
transkribiert. Vgl. Ranke BPN 204, Anm. 8.
Z. 35. Zur Schreibung und Bedeutung von ibltu vgl.
BPN 229», Anm. 6.
Z. 37. Ib-ni- a Ba(?)-ü. Ranke 1. c. 93 a liest: Ib-ni-ilu(?),
läßt also die letzten zwei Zeichen untranskribiert. Die Schrei
bung ^ = MIT* findet sich nicht selten. Vgl. z. B. IV, 42“,
47 (Nr. 1): ih-pu-u.
Über die Göttin Bau, Gemahlin des ZA.MÄ.MÄ, vgl.
HWB 2 137 a ~», wo die Literatur zusammengestellt ist. In dieser
Zeit kommt allerdings ü Bau als Eigennamenelement nur noch
einmal vor, und zwar in einem Straßennamen: sük J, Uß-' l BaAi
(Straßmeier: Altbab. Verträge von Warka, Nr. 70, 5). Vgl.
BPN 172% 197».
Z. 42. Zur Lesung und Deutung der Ideogramme vgl.
Br. 9646—9649. — Zur Datierung vgl. BA IV 366.
Nr. 22. C T II 31 (Bu. 91—360).
Adoptionsprozeß.
1 Die Adoption
tum, welche sie an
mas, die Tochter des Jakubi
verliehen hatte.
Nachdem sie a Kleidung;
Salböl, 5 [und] ihre Erhaltung
1 Ap-lu-ut Ha-li-ici-tum 2 sd
a-na Amat- il $amas märat Ja-
ku-bi 3 id-di-nu
4 lu-bu-sd-am bi-sd-tam
5 bi (?)-ki-ta-Sd ü-ul id-di-im-
der Halia-
Amat-Sa-
a Sc. Amat-Samas.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
69
ma 6 daiani 7 i-na* E-bar -
bar-ri-im 8 J Ha-li-ia-[tum]
9 ü Amat- a &amas 10 is-Su-da-
a-ma
11 1 Ha-li-ia-tum 12 J (?) A-
mat- ü Samas 13 i-na ap-lu-ti-sa
14 i-zu-uh
15 dub-bu-um sd Ha-li-ia-
tum 16 a-na Amat- il Sama§
17 ap-lu-za id-di-nu 18 i-li-a-am
sa-ar 19 i-hi-bi
20 nis 'Warnas ü Aja a Mar
iult 21 ü Sin-mu-ba-li-it
22 di-in bit il Samas
23 [dajianü 24 | S[in]-i-
ki-sa-am 26 1 il &amas-li-vi-ir (?)
211 | Ilu-Zti-i-bi-Sü 27 J Sin-ia-
tum 28 y < l Samas-asaridum a (?)
nicht geliefert; zu den Rich
tern in Ebabbara, Haliatum
und Amat-Samaü 10 gekommen
waren;
hat Haliatum ihre Adop
tion der Amat-Samas entzogen.
15 Wenn eine Urkunde,
darin Haliatum an Amat-Samaä
ihre Adoption verliehen hatte,
auftauchen sollte, ist sie falsch,
sie soll vernichtet werden.
20 Bei Samas, Aja, Marduk
und Sin-mubalit haben sie ge
schworen.
Urteil des Samaätempels.
5 Richter.
Die Urkunde ist zwar von Meißner AbR 28 übersetzt,
AS III 54 auch transkribiert (bis Z. 22), trotzdem scheint mir
die Aufnahme dieses Textes in die vorliegende Ausgabe nicht
überflüssig zu sein.
Inhalt: Die Adoption wird gerichtlich aufgehoben, weil
die Adoptierte die Bedingung des Adoptionsvertrages, eine
bestimmte Rente ihrer Adoptivmutter zu zahlen, nicht ein
gehalten hat.
Es sind besonders Priesterinnen, 1 ’ welche wohl in vor
gerücktem Alter, wo sie selbst ihr Vermögen nicht mehr ver
walten können und auch sonst der Ruhe wegen, eine andere,
Jüngere Person, gewöhnlich auch eine Priesterin (z. B. VI 33%
Nr. 43) adoptieren, ihr den gesamten Nachlaß oder einen Teil
desselben vermachen, wofür jene, die Verwaltung des Vermögens
übernehmend, sich verpflichtet, eine bestimmte Rente an Ge
treide, Ol, Kleidung jährlich der Adoptivmutter zu liefern.
“ 8A.K(?). b Vgl. Meißner AbK 27.
70
II. Abhandlung: Schorr.
Diese Bedingung wird auch in den Vertrag aufgenommen mit
der Klausel der Nichtigkeit der Adoption im Falle der Nicht
einhaltung derselben. 1
Hier wird dieser Fall eben gerichtlich entschieden. Von
dieser bedingten Adoption von Erwachsenen spricht das Ge
setzbuch nicht. §§ 185—191 reden nur von einem sihru, d. h.
einem kleinen Kind. Implicite enthält aber § 179, Z. 38—42
und § 182, Z. 93—96 — beide handeln von Priesterinnen —
die Möglichkeit einer solchen Adoption.
Z. 1—3. Diese Zeilen sind als Rubrum zu fassen. Vgl.
IV 47% 1—5 (Nr. 16).
Z. 2—3. aplutam nadänu ,Adoption verleihen'; so hier.
Vgl. oben S. 22.
Z. 4—5. bi-sa-tam = pisisatam-, bi(?)-ki-ta-sa = pilättasa
(nps). Vgl. Meißner AS III 53, Anm. 5. Dort übersetzt Meißner
pilfittu ,Unterhalt, Aufwartung', wohl wegen der Verbindung
mit nadänu, denn pikittu dürfte sonst nur ,Aufsicht, Verwal
tung' übersetzt werden. Es entspricht auch formell hebr. rnj3B
,Aufsicht, Amt', Jer. 37, 13 (sonst rnpB Num. IV 16; II Chr.
22, 18). Es ist möglich, daß hier die Konstruktion zeugmatisch
ist, indem nadänu sich nur auf lubtiSam und pissatam bezieht.
Dann wäre zu übersetzen ,und ihren Verwaltungsdienst [nicht
verrichtet hatte]'.
Z. 10. ■;iü-su-da-a-ma, wohl volkstümliche Sprech- und
Schreibweise für iksudä-ma. Vgl. oben S. 66, AnmA
Z. 13—14. Die RA ina aplütim nasähu ist aus dem
C. H. § 168 19 , 19 1 83 bekannt. — i-zu-uh = issuh — insuh.
Z. 15. sä. — Vielleicht hier besser konjunktional: ,eine
Urkunde [des Inhaltes], daß . . .'.
Z. 18. i-li-a-am = iliä-ma ,wenn . .
Z. 19. i-hi-bi = ihhipi IV 1 . Vgl. AS III 54, Anm. 4.
Z. 23—28. Es ist auffallend, daß nur die Richter na
mentlich genannt sind, die Beisitzer aber — wie sonst üblich
— nicht erwähnt werden.
1 Vgl. AS III 63.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
71
Nr. 23. CT II 40 a (Bu. 91—368).
Paternitätserklärung.
1 ü Samas-tappü a ‘-su a-pil
Tab-bi-lum
2 jf Tab-bi-lum a-na il Sa-
mas-tappit^-su 3 ap-lu-tam i-
di-in
4 ms il $amas a .Aja nis il -
Marduk 5 ü ü Sin-mu-ba-li-
ii 6 itmü
7 a-na (ana) matema h var-
lcdtu° 8 | E-ri-ba-am- il Sin la
i-ra-ga-mu.
9
li-en-nam 11
Ilu-ni-iflum],
mär I-bi-Sin.
tl-a-nu-um 19
J1 mär il Samas-e-mu-lci (!) 22
Nu-ür- ,l Bammän mär Zu-hu-um.
1 Samas - tappüsu ist der
Sohn des Tabbilum.
Tabbilum hat an Samas-
tappüsu die Sohnschaft ver
liehen.
Bei Öamas, Aja, bei Mar-
duk 5 und Sin-mubalit haben
sie geschworen.
Niemals in Zukunft wird
/\
Eribam-Sin Einwendung erhe
ben (klagen).
12 Zeugen.
pän ü Sin-se-me-e mär u Bel-na-sir 10 •pän il Rammän-i-din-nam mär Be-
pän Na-ra-am-ili-Su 12 mär ü Sin-ri-me-ni 13 pän Ir-zu-nu-um mär
14 pän ü Sin-a-bu-su 15 mär Na-ra-am-ili-su 16 pän tl Sin-ga-mil
17 pän A-ha-am-ar-si mär A-hu-ni 18 pän A-ra-ru-um mär Be-
pän il Samaä-ri-iS mär I-din- il MAR.TU. 20 pän Täb Aab -tap-pu-um
pän Ta-ri-bu-um 23 mär il Sama§-be-el-ili 24 pän
Inhalt: Ein Sklave, leibliches Kind seines Herrn, wird
von diesem als legitimer Sohn anerkannt. Es ist die kürzeste
Freilassungsurkunde, die schon Meißner richtig als Paternitäts
erklärung (Anerkennungsschein) charakterisiert. Vgl. AS III 56.
— Zu beachten ist das Schema.
Z. 7. Interessant ist der doppelte Ausdruck der Präpo
sition durch das semitische a-na und die sumerische Postpo-
, , VA
sition SU. Dem Schreiber war die semitische Lesung so ge-
läufig, daß er mechanisch fast das semitische Wort niederschrieb,
im selben Moment aber die kürzere sumerische Fassung vorzog.
Z. 8. Eribam-Sin ist wahrscheinlich der legitime, d. h.
von der Hauptfrau (rabitu) gezeugte Sohn des Adoptivvaters.
~ Zu beachten ist das u am Ende des Verbums im Haupt
satze nach Id.
“ TAB.BA. b UKUIt.SÜ. c E6IB.BA.AM. d EUG.
« iTiTTTTIiltf 'I' * iiü I— iMMir« I -'■'TT'rrirm
m
m
72
II. Abhandlnng: Schorr.
Nr. 24. CT VI 42 b (Bu. 91—2470).
Erbteilung.
1 1 SAR bitim epsim 2 ita
Mt Be-la-kum, 3 ii i-ta Avel-
a Nannar 4 zittu E-ri-iS-tum
kadistim a 5 märat Ri-ba-am-ili
6 Sa itti Amat- il Samas ahat^i?)
il Samas 7 ahaza 9 i-zu-zu
8 zi-za ga-am-ra is-tu bi-e
9 a-di hurasi a-ha-tum 10 a-na
a-ha-tim u-ul i-ra-ga-am
11 a-pil-ta sd Amat- ü §amaS
ahdza
12 nis a ^amaS a Marduk
Sin-mu-ba-li-it 13 ü alu
Sippe
17 Zeugen.
1 Ein SAR gebauten Hau
ses neben dem Hause des Be-
lakum und neben Avel-Nannar,
ist der Anteil der Eristum, der
Hierodule, 5 der Tochter des
Ribain-ili, welchen sie mit
Amat-Samas, der Samaäschwe-
ster (?), ihrer Schwester geteilt
hat.
Die Teilung ist perfekt.
Vom Munde bis zum Golde
wird eine Schwester 10 gegen
die andere nicht klagen.
Es ist der Ausgleich der
Amat-Samas, ihrer Schwester.
Bei Samas, Marduk, Sin-
muballit und bei der Stadt
Sippar [haben sie geschworen].
14 pdn Mu-na-vi-rum mär Sin-i-din-nam 15 pän Sm-i-ki-Sd-am mär Ki•
ni-iS- ? -ma 16 u Nu-ra-tum 17 pän ' l &ama§-siil{llu ll - ni mär Nu-ri-ia 18 pdn A-
iu-nu-um mär Bur- a Rammän 19 pän Ir-pa-tum mär Ib-ni- n SAK.KUD 20 pdn
A-bi-ia-tum mär Nü-ür-E-a 21 pän I-lca-tum mär Na-hi-mi-im 22 pän E-ri-ba-ani
mär Sin-hat-ti 23 pän Varad-ili-Sü mär Ilu-se-me 24 pän ' l &ama5-ka-$i-id mär
Sin-be-el-ili 2o pän Tab-gi-ri-' 1 Samas mär UR. RA-ba-ni 26 pän Ibik- i! Aja mär
E-ri-ib-Sin 27 pän Sin-ia-tum akil bäbi e daianim 28 pän IU-ma-lik-ki mär Sin-
ellat-zu 29 pän il Nannar-MULU.TIL { mär Pt-Sd il NIN.TU 30 pän Be-la-kum
mär Sa-na-tum (?) 31 pän Varad-Sin mär E-a-mu-da-mi-ik.
Zwei Schwestern, beide Priesterinnen, teilen ein Haus,
wohl ihre Erbschaft.
Z. 4. NU. GIG — kadistum. Vgl. das Sylabar K. 4328,
publiziert von Meißner AS III 22, wo noch andere Priester
würden genannt sind.
11 NU.GIG. u NIN(?).
° KA, f muballit avelam (?).
NIN. A. NI.
a AN.KUS.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
73
Z. 8. zi-zci ga-am-ra. — Die auffallende a-Endung ist
wohl eine Spielerei des Schreibers, gegenüber zizu gamrum
II4, 10 (Nr. 20), zizu gamru VIII 18°, 8 (Nr. 27) und VI 31\
12 (Nr. 47); ziz gamir IV 46 11 , 5 (Nr. 36).
Z. 11. a-pil-ta. Das Wort apiltu kommt sonst meines
Wissens in den Urkunden dieser Zeit nicht vor.
I1WB 2 gibt die Bedeutung ,Kontrakt', doch ohne Beleg
stellen. Dagegen kommt das Wort vor in U III D, S. 14,
P 108, Z. 5—7: i-na alu Bäbili Ici-i a-pil-ti [ma]-hi-ir, Peiser
übersetzt: ,. . . hat er als Ausgleich (?) empfangen'. Diese
Übersetzung paßt auch in unserem Text und entspricht auch
der Bedeutung von apälu in den Urkunden ,befriedigen, sich
ausgleichen'.
Nr. 25. CT VIII
Prozeß übe
I A-na bitim sd Pi-sa-
|B u 2 it-ti Na-bi-iU-sü 3 mär
amaS-i -in-ma-tim 4 J Be-el- \
sü-nu 6 J Ilu-sü-ba-ni ahusu
6 märe Na-bi-ili-Sü 7 J Pi-sd-
UH K 8 i-Sa-mu
9 J Avel - Ü NIN. UGUN (?).
NA 10 mär Be-el-sü-nu 11 a-na
Vitim ir-gu-um-ma
12 daianü di-nam [ii]-Sa-
13 bi-zu-iü-nu-ti-ma 14 mu-ut-
ta-az-zu 16 a-na gu-ul-lu-bi-im
16 id-di-nu-ma
II dupnp la ra-qa-mi 18 i-
zi-ib (!)
45 b (Bu. 91—2190).
r ein Haus.
1 In Sachen eines Hauses,
welches Pi-ia-Upi(?) von Nä-
bi-iliäu, dem Sohne des Samas-
in-mätim, [von] Belsunu, 6 Uu-
su-bäni, seinem Bruder, den
Söhnen des Näbi-ilisu (Pi-sa-
Upi(?)) gekauft hatte.
Nachdem Avel-NIN.U-
GUN (?).NA, 10 der Sohn des
Belsunu, wegen des Hauses ge
klagt;
die Richter, indem sie
ihnen das Urteil zur Kenntnis
gebracht, sein 8 Stirnhaar 16 zum
Abschneiden übergeben c hatten,
stellte er eine Urkunde, daß
I er nicht klagen werde, aus.
* Ü Uli. b Des Klägers.
c Oder nach anderen: seine Stirn brandmarken ließen.
74
II. Abhandlung: Schorr.
19 ti-ul i-ta-ar-ma 20 a-na
arkat a ü(m)-mi-im 21 a-na Pi-
sd-UH ki 22 ü ma-ri-su 23 ü-ul
i-ra-ga-am
24 niS ü Samas il Marduk
25 il' l Sin-mu-ba-li-it 26 itrna}'
Indem er [das Urteil] nicht
anficht, wird er 20 künftighin
gegen Pi-sa-Upi(?) und seine
Söhne nicht klagen.
Bei Samas, Marduk 26 und
Sin-muballit hat er geschworen.
8 Zeugen.
27 pän Na-bi-ili-sü mär '‘Samas-i-in-ma-tim 28 pän Im-gu-ia mär u Sa-
ma§-na-sir 29 pän il Sin-ba-ni mär Ig-mi-il HK). 30 pän Ibik-lstar mär fam/fi'
31 pän Sä-ma-ia mär Zi-zu-na-vi-ra-at 32 pän UR.RA-ga-mil mär Sd-ma-ia
33 pän Silli d - il Rammän mär I-din-Sin 34 il Bel-a-bi dupSarrum.
Am Rande rechts und links einige Namensunterschriften der vorher
genannten Zeugen.
Es ist die einzige Prozeßurkunde, in der die Strafe aus
drücklich genannt ist, während es sonst allgemein heißt: arnam
imiduSu. Die Strafe des Haarscherens oder — nach Auffassung
anderer — der Markierung als Sklaven in einer zivilrechtlichen
Sache wie hier, wo es sich um Reklamation eines verkauften
Hauses handelt, ist im C. H. nicht vorgesehen. Augenschein
lich erweist sich der Kläger als Verleumder, indem er mut
willig das Eigentumsrecht eines anderen anficht, weshalb ihn
die sonst nur im Eherecht für Verleumdung (§ 127) normierte
Strafe trifft. e
Z. 7. Damit wegen der vielen Namen kein Mißverständ
nis eintritt, wird der Name des. Käufers von Z. 1 noch einmal
hier genannt. In der Übersetzung ist das nicht nötig, deshalb
ist der Name in runde Klammern gefaßt.
Z. 9. Die Lesung des Namens ist nicht sicher. Vgl-
BPN 70; 205.
Z. 10. Wie man sieht, ist der Kläger der Sohn eines der
Verkäufer (Z. 4).
Z. 14—15. Meine Interpretation dieser RA im C. H. habe
ich WZKM XVIII 234 begründet.
Z. 28. Im-gu-ia — Nach Ranke 1. c. 107 b ist der Name
verkürzt aus Imgurja. Wahrscheinlicher dünkt mir Hilprechts
Erklärung als Hypokorist. von imku — ,weise' -f- Gottesname.
* EG1R. » IN.PÄ. « RID. d MI. • Vgl. auch AS DI
Altbabylonische Reohtsurkunden.
75
Z. 29. Das Zeichen Hh sonst nur für ilu gebraucht,
hat hier die Silbenfunktion: il.
Z. 31. Zi-zu-na-vi-ra-at. Dieser Eigenname kommt nur
noch II 44, 27; VIII l a , 28 (am Rande links) vor: Si(?)-[z]u-
na-vi-ra-at, und — wie Ranke 1. c. 180 a richtig vermutet —
II 40 b , 14: Zi-is^ (^)-su-na-ra-at.
Nun faßt Ranke diesen Namen so: ,His (the moongod’s)
rising shines*. Was soll aber der Sinn eines solchen Namens
sein? Ranke scheint an Namen wie: Sin-nävir, Sin-nüri, 1 ’ die
aber auch als Wunsch aufzufassen sind, wie Sin-livir ,Sin
möge scheinen (dem Neugeborenen)*, während Ranke obige
Namen als Behauptung faßt. Ich glaube aber, daß Sizu-nävirat
sich überhaupt nicht auf Sin, sondern nur auf das Kind be
zieht. Der Ausdruck ist bildlich zu verstehen: ,Möge sein Auf
gang leuchten*, d. h. möge sein Leben, sein Wachsen gedeihen.
So wird auch in der Bibel das menschliche Leben oft mit dem
Lichte verglichen. Vgl. Jud. V 81; Prov. XIII 9 usw. Noch
heute fügt der fromme Jude in Briefen dem Eigennamen des
Adressaten die zwei Buchstaben hinzu, d. h. tk' Tu ,Gott
möge sein Licht leuchten lassen*.
Aus der Zeit des Hainmurabi.
Nr. 26. CT VI 49 a (Bu. 91—2502). I. Jahr.
Prozeß über ein Haus.
1 Misil SAR Mtim epsim
1 itti ü $amas-be-el-ili 3 J Ni-
id-nu-üa 4 iSäm c
5 ] ,l 8ama§-be-el-iU 0 ip-ku-
w- su- ma 7 daianü di-nam
u-sd-hi-zu-Hu-nu-ti-mci
1 Ein halbes SAR gebauten
Hauses hat von Samaä-bel-ili
Nidnusa gekauft.
Nachdem 5 Samas-bel-ili
es reklamiert hatte; die Richter
sie das Urteil hatten wissen
lassen,
* steht das Zeichen iS, das wahrscheinlich auch is gelesen wurde. Vgl.
i-za-uif = i-zu-uz (Nr. 6, Z. 28).
l r gl. hebr. Npr. nnj Jer. 32, 12 ,meine Leuchte ist Gott*.
* in -SI.INJÄM.
76
II. Abhandlung: Schorr.
9 dub-bi la ra-ga-mi-im
10 Sü-zu-ub 11 [2] Ukil kaspim
-- 12 [a-]na zi (?)-bu-[zu?]
13 nis ü Warnas ü Aja ü Mar-
duk 14 ü Ha-am-mu-ra-bi Sar-
rim 15 it-mu-ü
wurde eine Urkunde, daß
nicht geklagt wird, 10 aus
gestellt. [2] Sekel Silber ...
als ...
Bei Samas, Aja, Marduk
und Hammurabi, dem König,
15 haben sie geschworen.
4 Zeugen.
16 pän Avel '‘Ramrnän 17 mär I-zu-ia 18 pän Na-bi- a SamaS 19 mär I-la-
lw-ka 20 pän Sd-ma^-ia 21 mär Nu-ür- a 0irru h 22 pän Sin-pu-ut-ra-am 27 mär
Ja-Jcar (“})-ilum.
24 Sattum Ha-am-mu-ra-
bi.
24 Im Jahre des IJammn-
rabi.
Es geht aus der Urkunde nicht hervor, wem die Richter
Recht gegeben haben. Denn Z. 9—10 kann sich sowohl auf
den Kläger wie auch auf den Angeklagten beziehen.
Z. 11—12. Die Zeilen sind lückenhaft, daher unklar.
Z. 24. Zur Datierung vgl. BA IV 368, Z. 3.
Nr. 27. CT VIII 18 c (
Erbt
1 J / 18 GAN Mim ga-du-um
'diirim (’f kirim (?)) ia (?)-ga-
nu-[um ?] 2 i-ta ekil mdrat A-
ma (y)-rabi 0 assat (?) il Sama&
s pütu i l kam »är Purdtu 4 pütu
2 kam nur JJ r . n i-ia 5 15 GIN (!)
Intim i (?)-««(?) Mt Hi-a-zi-ri
G zitti Bitu-ma-gir mär Ka-
sap c (?')-Sin 7 sd (!) it-ti a-hi-Su
i-zu-zu
a Das Zeichen nach ma ist als
” B1L.GI. c GAL.
In. 88—227). XIV. Jahr,
ilung.
1 Vis GrAN Feld samt einem
Garten . . . neben dem Felde
der Tochter des Aba(?)-rabi,
der Samaüpriesterin, eine Front
dem Euphrat, die zweite dem
Kanal Ur(?)nia [zugewendet],
6 15 GIN Haus vom Hanse
des Ili-aziri
ist der Anteil des Bitu-ma-
gir, des Sohnes des Kasap(?)'
Sin, welchen er mit seinem
Bruder geteilt hat.
Schreiber gestrichen anzusehen.
K. • AZAG .UV.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
77
8 zi-i-zu ga-am-ru 9 is-tu
px a-di huräsim 10 a-a}i (\)-um
a-na a-hi-im 11 ü-ul i-ra-ga-am
12 ni§ il $ama$ il Marduk
13 | Ha-am-mu-ra-bi 14 ü
al Sippar w 16 itmü.
16 pän llx-a-nu-um 17 mär Sin-i-
19 märe I-di-iS-Sin 20 pär
21 märe ü $ama$-tappü*-$u 22 pän il &w
24 pän Tu-ub-kum-na-sir (?) 25 AD[ ]
20 varah Sabätu h ümu ll kam
27 Sattum kussü° AN Istar Bd-
bili ki .
Die Teilung ist perfekt.
Vom Munde bis zum Golde,
10 wird (soll) einer gegen den
anderen nieht klagen.
Bei Samas, Marduk, Ham-
murabi und der Stadt Sippar
15 haben sie geschworen.
7 Zeugen.
ki-sd-am 18 pän I-din-' 1 NIN.SAH u Ilx-
i il j§ama$-na-$ir u il Marduh-na (?)-sir (?)
mag-ta-tum 28 mär il Nannar-ME. GIM.
20 Am 11. Sabatu, im Jahre
[der Aufstellung] des Iätar-
thrones in Babylon.
Z. 1. (ykirim ?) Dittographie, wenn die Kopie richtig ist.
Die Lesung des letzten Wortes ist zweifelhaft.
Z. 2. Der Name ist unter den Frauennamen BPN a. a. O.
nicht registriert, dagegen wird A-ba(ma1)-a-rabi (GAL) VI
4“, 19 unter den Männernamen genannt. Aus der Stelle geht
aber das Geschlecht des Namensträgers nicht hervor.
Z. 5. Zu beachten ist die Schreibung J für GIN(TÜ),
das Untermaß von ammatu = Elle und = Siklu. Vgl. auch
VIII 8“, 9: i/ s kaspivi■ II 45, 10 (Nr. 28): 12 bitim;
VI 49», 11 (Nr. 26): 2 (?) ^ kaspim-, IV 46”, 1 (Nr. 36]:
1 £>AR 10 y bitim.
Z. 7. a-hi-sü ist Singular. Der Plural lautet: ahhü, so
immer im C. H. (mit doppeltem Ä), d gen. ahhi; vgl. auch II
41 \ 30; II 45, 26 (Nr. 28).
Z. 10. Merkwürdig ist die Schreibung a-ah-um, sie ist
sicher nach der Auffassung jener klassischen Zeit unortho-
graphisch.
1 tab.ba. i> aS.a. ° au.za.
Die Stelle C. H. XXIV, 53—54: i-na la-ma-zi-ia ah-hi-Sa ist unklar.
78
II. Abhandlung: Schorr.
Z. 23. ME.GIM. Ranke 1. c. 129” denkt an *'ME.Gtu
(= masarru ,Kasten', vgl. HWB 2 573”). Doch ist der Sinn
unklar, vielleicht ,Behältnis, Zuflucht“.
Z. 27. Zur Datierung vgl. King LIH 233, Anm. 51.
Nr. 28. C T II 45 (Bu.
Prozeß üb«
1 A-na 3 SAR 7 [- - -]*
2 ga-du-um 1 1 / 3 ammatu(?) &AK
[- - -] 3 ki-is-da-at a Samas-be-
el-[ili] 4 sd itti il Samas-be-el-
ili mär Sili^^Samas 8 | Ma-
an-na-si assat(?) il Warnas mä-
rat Ni-id-nu-Sd 6 i-sä-mu
%-tu-ur ü SamaS-be-el-iU
7 a-na Ma-an-na-si a§sat(?)
il Sama§ ir-gu-um-mci 8 daianü
dinam ü-Sd-hi-zu-sd-nu-ti-ma
9 i-na sd-sd-ri-im sd il SamaS
10 bi - tum uz-za-ni- iJc - ma,
12 GIN (?) bitim 11 a-na pi
dup-pa-at Si-ma-tim im-ti-ma
12 ki-ma 12 GIN (?) bitim
rebitim a 13 1 j 3 SAR bitim vä-
ar-ka-tum su-pa-lum 14 BA-
bitim I-bi-zi-za-na i-ra-ab-bi-a
18 a-na Ma-an-na-si in-na-di-in
16 di-sum i-tu-ru-ma u iSa-
maH-be-el-ili 17 a-na Ma-an-na-
a Hier ist wohl zu ergänzen: 0[II
» Ml-li. <= SIL. DAM AL. LA.
91—2178 a ). XV. Jahr.
■ ein Haus.
1 In Sachen von 3 1 / 3 SAR
7 G[IN Baugrund] samt l 1 /,
Elle (?) . . . Besitztum des $a-
ma§-bel-[ili], welches von Sa-
mas-bbl-ili, dem Sohne des Silli-
Öamas 8 Mannasi, die Samas-
priesterin, die Tochter des
Nidnusa gekauft hatte.
Samas-bel-ili hat nun [seinen
Vertrag] angefochten.
Nachdem er gegen Man-
naii, die Samaspriesterin ge
klagt hatte; die Richter sie das
Urteil hatten wissen lassen; im
Kataster (?) des Sama§ 10 das
Haus gemustert worden war,
und gemäß derVerkaufsurkunde
12 GIN vom Hause gefehlt
hatten,
wird er für die 12 GIN
nach der Hauptstraße zu e > D
Drittel SAR vom Hause rück
wärts, unterhalb eines Teiles
vom Hause des Ibi-zizana hin
zufügen, 18 [und] der Mannasi
übergeben.
Weil Samas-bel-ili, indem
er [den Vertrag] angefochten,
.E].
Altbabylonische Kecktsurknnden.
79
H ir-gu-mu 18 ar-nam i-mi-
du-sü
19 ü-ul i-ta-ar-ma 20 J il Sa-
maH-be-el-ili 21 J il Sar-pa-ni-
tum-um-mi assäzu 22 J Be-li-
ti-ia a§sat(?') il Samas 23 ü Ta-
ad-di- in - Nu -nu NU(?). NA.
BAR* 24 märä 26 a-na Ma-
an-na-H assat (?) il Samas mä-
rat Ni-id-nu-sä 26 ü a-ah-hi-i-
sd (!) 27 ü-ul i-ra-ga-am
28 nis a &ama§ a Marduk
29 | Ha-am-mu-ra-bi ü al
Sippar w it-mu-ü.
gegen Mannasi geklagt hatte,
haben sie ihm eine [Mutwillen-]
Strafe auferlegt.
Indem er [das Urteil] nicht
anficht, 20 werden Samas-bel-
ili, Sarpänitum-ummi, seine
Frau, Belitia, die Öamasprie-
sterin und Taddin-Nunu, die
zirmasitu (?), [seine] Kinder,
26 gegen Mannasi, die Samas-
priesterin (?), die Tochter des
Nidnusa und ihre Brüder nicht
klagen.
Bei Samas, Marduk, Ham-
murabi und der Stadt Sippar
haben sie geschworen.
16 Zeugen.
32 pän Bur-Sin 33 pän
pän ' , Samas-suliilu b -ni
Sin-ub-lam 37 pän Sin-na-
pän Ib-ni- a Samai (?) 29 pän Sin-ri-
40 pän E-mu-uk ... 11 pän 1b- . . .
pän I-bi-zi-za-na mär ü Sama3-na-sir
45 Im (Monat) Kislimu, im
Jahre, in welchem das Bild
des [Gottes] ,Sieben (?) £d [auf
gestellt wurde].
30 pän Sin-e-ri-ba-am 31 pän Na-ra-am-ili-Su
ifa-na-vi-rum mär Mär-Ba-bi-li 34 pän Ilu-iü-a-bu-Su
Jo märe ' l &ama3-ga-mil 36 pän Nu-tir-ili-Sü mär
sir mär En-nam-Sin 38 pän Sin-iZ-me-a-ni
me-ni märe Ib(?)-ku(?)-M(?) ... PA{?)
41 Pßn E-ri-ib-E-a mär Sin-e-ri-ba-am 43
11 P& n A-bu-viX-kar mär Sin-na-vi-ir
46 varah Kislimu c Sattum
ALAM V(?)-bi.
In diesem Prozeß klagt der Verkäufer eines Hauses die
Käuferin Mannasi, indem er den geschlossenen Vertrag anficht
(ifarl). Das Motiv ist nicht angegeben, vielleicht hat sie nicht
die ganze Kaufsumme bezahlt. Die Richter nehmen — an dem
im lempelkataster auf bewahrten Hausgrundriß — eine Messung
des verkauften Hausgrundes vor, wobei es sich zeigt, daß gemäß
4 Vielleicht: zirmaSitu = NU.BAR. b AUB. c KAN.KAN.
J Oder nach King: Im Jahre, in welchem die sieben(?) Bilder [verfertigt
wurden].
80
U. Abhandlung: Schorr.
der Verkaufsurkunde zwölf GIN Grund mehr der Käuferin ge
bührten. Als Ersatz dieser 12 GIN, die der Hauptstraße zu
gewendet sind, muß der Verkäufer nun 1 / 3 SAR = 20 GIN
rückwärts der Käuferin hinzufügen. Außerdem wird ihm,
weil er [grundlos] geklagt hatte, eine Mutwillensstrafe auferlegt,
die aber nicht näher genannt ist.
Z. 1. Der Inhalt erfordert es, daß hier bloß E = bitum
-A /
^Baugrund/, nicht E.RU.A ,gebautes Haus' ei'gänzt wird.
Z. 2. Lesung unsicher.
Z. 3. ki-is(z)-da-at = kisdat, a stat. constr. von küittu
,Besitz' (vgl. hehr, ntns), ebenso wie sukuttu — Suknat, libittv}
— libnat.
Z. 6. i-tu-ur ll Bamas-be-el-ili. — Das Vorangehen des
Verbums vor dem Subjekt scheint gegen die sonst peinlich be
obachtete Wortstellung zu verstoßen. Ich glaube, daß die Voran
stellung des Verbums ihren Grund in der Betonung der Tätig
keit hat. Vgl. BAP Nr. 43, Z. 16. Zur juristischen Bedeutung
des Ausdruckes vgl. oben S. 24.
Z. 9—10. Diese zwei Zeilen sind schwierig. Die Syntax
erfordert es, daß sie zueinander gehören. Die nächstliegende
Übersetzung wäre: ,in den sasarum des Samas wurde das
Haus gebracht', c d. h. wohl der Grundplan des Hauses, um den
Grenzstreit — wie gleich aus der nächsten Zeile ersichtlich —
anschaulich zu untersuchen.
Bei dieser Interpretation würde man aber statt ina viel
mehr ana notwendig erwarten, auch bitum ,Hausgrundriß' ;
würde vereinzelt dastehen. Nun drängt sich aber eine andere
plausiblere Erklärung auf, wenn man sich die übrigen Stellen
vergegenwärtigt, an denen Sasarum vorkommt, hiebei aber
auch für sanäku eine andere, gleich nachzuweisende Bedeutung
annimmt. An folgenden Stellen kommt noch sasarum vor:
BAP d Nr. 105, 4—8: mi-im-ma bi-si bit aba . . . i-na [8fä
“ Der Übergang von 3 in s(z) erklärt sich vielleicht durch das folgende 4
b ,Grundstein 4 .
c samäJcu ,kommen 4 findet sich sowohl in den Urkunden wie auch in den
Hammurabi-Briefen, auch III 1 ,bringen 4 . Hier liegt die Form II' vor ’
wie oben weiter dargelegt wird.
d Nach der von Meißner selbst berichtigten Transkription AS HI 60.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
81
SIR sd ü Sin it il sa-sä-rum* sd il Samas ü-bi-irru-ma ,nach
dem sie den Gesamtbesitz des Vaterhauses . . . bei der Säule
des Sin und in dem Sasarum des Samaä deklariert hatten'.
II 47, 19 (Nr. 72): sd-sa-rum sä il $amas.
In diesen beiden Urkunden bildet das Rechtsobjekt, ebenso
wie in der unsrigen, ein Haus und besonders BAP Nr. 105
scheint auch eine Deklaration über die Grenzbestimmung des
Hauses vorzuliegen, während II 47 (Nr. 72) Zeugen im sasa
rum des Samastempels gesucht werden, welche über die Schen
kung eines Hauses aussagen sollen. — Aus dem Zusammen
hänge der angeführten Stellen, ganz besonders aus der unsrigen,
geht soviel hervor, daß Sasarum der Name eines Tempelteiles
ist, in welchem Streitsachen über Häuser verhandelt wurden.
Was liegt da näher als die Annahme, daß sasarum etwa
einen ,Kataster' bedeute, wo die Pläne aller Häuser, auch
Felder, Gärten usw. aufbewahrt waren behufs jeweiliger ge
richtlicher Feststellung und Ordnung der Besitzgrenzen? Diese
Annahme würde schon die Tatsache allein bestätigen, daß sich
uns wirklich im Archiv des Samustempels in Sippar, aus dem
auch unsere Urkunden größtenteils stammen, aus der Zeit der
ersten babylonischen Dynastie solche Feld- und Hauspläne bis
auf den heutigen Tag erhalten haben. b
Diese Annahme vorausgesetzt, die sich ja sachlich auf
drängt, wäre es sehr bestechend, etymologisch Sasarum mit
hibl. ,rote Farbe' 0 zusammenzustellen, 11 und es würde dann
den mit roter Farbe gezeichneten Plan bedeuten, und dann
den Ort, wo diese Pläne aufbewahrt waren. Jedenfalls paßt
sasarum ,Kataster' an allen Stellen ausgezeichnet.®
* Merkwürdig ist das vorangesetzte Gottesdeterminativ. Vielleicht soll es
äie Heiligkeit der Stätte andeuten.
b Vgl. Seheil: Une saison de fouilles ä Sippar, S. 126, 127, 137 u. ö.
' Je r. 22, 14, Ez. 23, 14.
J Mit Sasiarum ,Säge‘ (vgl. Meißner MVAG IX 234 ff.) kann unser Wort
(stets mit einem s) nichts zu tun haben. Ersteres ist = hebr. H®D
Vund ist seiner Nominalbildung nach eine Form für die
es auch sonst Belege gibt. Vgl. AG 2 , S. 182.
Ich verdanke die Anregung zu diesen Ausführungen und zur ganzen
Interpretation Herrn Prof. Müller, der bei der Lektüre dieser Urkunde
die Bedeutung ,Kataster 4 scharfsinnig aus dem Kontext erschlossen hat,
Sitxungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abli. 6
82 II. Abhandlung: Schorf.
Was nun die Bedeutung von sanäku an unserer Stelle
anbelangt, so möchte ich, nachdem bei der Bedeutung ,bringen 1
die Konstruktion mit ina syntaktisch schwierig bleibt, auf fol
gendes verweisen: Wie Jensen KB VI 409—10 nachweist,
ist sanäku ein Synonym von asäru, pafyädu. Jensen erschließt
aus dem Zusammenhänge der zitierten Stellen für a§äru die
Bedeutung ,achtgeben auf*, ,mustern*. Somit würde auch sa-
ndlfu ,mustern, untersuchen* — wie ja pakädu oft — bedeuten.
Diese Bedeutungsnuance paßt unter den vielen des Be
griffes sanäku a an unserer Stelle sachlich am besten und be
hebt auch die syntaktische Schwierigkeit. Also: ,1m Ka
taster (?) des Samastempels wurde das Haus 1 ’ unter
sucht*.
uz-za-ni-ik-ma = ustannik-ma II 2 mit passiver Bedeutung,
die auch sonst belegt ist. 0 Zum Lautwandel vgl. assabat =
astabat, izzakar = iztakarß
Z. 11. dup-pa-at si-ma-tim ,Kaufvertrag*, vgl. VIII 32°, 1:
dub-bi si-ma-tim. Diese juristische Bedeutung muß natürlich
unterschieden werden von der aus dem Schöpfungsepos her
bekannten: dup-Simäte ,Schicksalstafeln' (Schöpfungsepos III
Taf. 47, 105). Zur Verschiedenheit der Wurzeln vgl. oben S. 29.
im-ti-ma. — mat.ü ,abnehmen, sich verringern*, hier ,fehlen 1 .
Im C. H. kommt das Wort öfter in der Form II 2 (umtati) und
III 1 vor mit der Bedeutung ,vermindern, entziehen*.
Z. 12. ki-ma ,anstatt, für* hier prägnant = ,als Ersatz 1 .
Vgl. C. H. § 219 (Kol. XVIII, 88): vardam ki-ma vardim.
Z. 13. varkätum, hier lokal und adverbiell ,hinten.
Interessant ist das Wertverhältnis der Frontseite des Hauses
zur Rückseite. Als Ersatz für 12 GIN Frontfläche bestimmt
das Gericht 1 / 3 SAR = 20 GIN hinten, d. h. die Frontseite
repräsentiert einen Mehrwert von 2 / 5 .
nachdem ich ihm vorher mündlich die Gleichung SaSarum = "iff? ans "
gesprochen habe, ohne aber die Bedeutung des ersteren erkannt zu haben.
a Zu den mannigfachen Bedeutungsnuancen von sanäku vgl. VK 41 a—h
Z. 43—61.
b Sc. an dem dort aufbewahrten Hausgrundriß.
c Vgl. HWB 2 772».
0 Vgl. AG 2 § 57 b .
Altbabylonische Rechtsurkunden.
83
Z. 14. BA.E = E.BA* ,Teil eines Hauses'. Nach II R
11“, 30 ist BA = zäzu, daher erklärt sich auch nach Winckler b
im C. H. $E.BA, NI.BA, SlK.BA (Kol. XIV* 84) ,Anteil am
Getreide' usw.
i-ra-ai-bi-a. — Zu notieren ist die transitive Bedeutung
im kal, während sonst überall intransitive Bedeutung vorliegt. 0
Z. 15. in-na-di-in IV 1 . Trotzdem habe ich der Präzision
halber aktiv übersetzt.
Z. 16. aiAum . . . itüru . . . irgumu. Konjunktional-
relatives u. Vgl. oben S. 11 (Anm. zu Z. 6—7).
Z. 18. Wir sehen hier deutlich, daß auch in zivilrecht
lichen Sachen der Unrechtbehaltende nicht bloß zurückgewiesen,
sondern auch bestraft werden konnte, vermutlich, wenn die
Anklage sich als grundlos erwiesen hat. Vgl. Nr. 25, wo die
Strafe auch genannt ist (Z. 14—16).
Z. 23. Ta-ad-di-in-Nu-nu. — Auffallend ist die Feminin
form, da es doch eine männliche Gottheit ist. Mit dieser ein
zigen Ausnahme tragen auch sonst nur Männer Namen, die
mit ,l Nu-nu komponiert sind. Ranke BPN 205 b bemerkt
nichts dazu.
Z. 26. ah-hi-iAd, Plural (doppeltes h).
Z. 43. Der Zeuge ist der oben Z. 14 genannte Nachbar
des Klägers.
Z. 45. Zur Datierung vgl. King 1. c. III 233, Anm. 52,
Lindl BA IV 370, Z. 12.
Nr. 29. CT VIII 12° (Bu. 91—2460). XX. Jahr (?).
Adoption (?).
1 T Ka-al-ka-tum 2 ü D(T)a-
bi-tum aSSdzu 3 J A-ha-ta-ni
marat ,l $amas-ha-z[i-ir] 4 it-
ta-dü-HSü-nu-ti
1 Kalkatum und Dabitum
seiner Frau hat Ahätäni, die
Tochter des SamaA^äzir Unter
halt gewährt.
‘ v g'- Se.QUR neben GUR. SR, z. B. Sipp. 94, 13 (= AUS Nr. 28).
b Winckler: Die Gesetze Hammurabis, S. 52, Anm. zu XIV“ 84.
' Vgl. HWB 2 943 b . Nur eine Stelle wird ibid. 944 b als transitiv erwähnt:
kB III (2) 50, col. 3, 27: Marduk . . . i-ra-ba-an-ni ,M. stärkte mich 1 .
6*
34 II. Abhandlung: Schorr.
5 ki-ma A-ha-ta-ni 8 J Ka-
al-ka-tum ü D(T)a-bi-tum 1 it-
ta-ds-sü-ü 8 | a Sin-im-gur-ra-
an-ni 9 mcirat Ka-al-ka-tum ü
D(T)a (?)-bi-tum (?) 10 a-na A-ha-
ta-ni mcirat il Samas-ha-zi-rum
11 i-ta-ds-si-im id-di-nu
12 i-na Sattim 1 kam [ ] KA
sehn a 13 [6] KA samnimP 1 si-
kil kaspim 14 [ a Si]n-im-[gur-
ra-an-ni] 16 [a-di] ba-al-[ti-at]
16 [i]-na-ad-di-[i§-]si (?)
17 iS-tu A-ha-ta-ni 18 i-lu-
sa ik-te (?)-ru-si 19 J il Sin-im-
gur-ra-an-ni 20 sä ra-ma-ni-su
21 nis il Samas ü Aja ü Mar-
duk 22 ü Ha-am-mu-ra-bi
it-mu.
5 Dafür, daß Ahätani (den)
Kalkatum und die Dabitum
unterhalten hatte, haben sie'
Sin imgurranni, die Tochter des
Kalkatum und der Dabitum,
10 damit sie die Ahätani, die
Tochter des Samaä - häzirum
unterhalte, [ihr] übergeben.
Jährlich soll Sin-imgurranni
[ ] d KA Getreide, [6] KA Öl,
einen Sekel Silber, 16 solange
sie e lebt, ihr liefern.
Sobald Ahätani ihr Gott
,einsammelt*/ gehört Sin-im-
gurranni 20 sich selbst.
Bei Samas, Aja, Marduk
und Hammurabi haben sie ge
schworen.
9 Zeugen.
23 pän a Sin-ba-niz (?) akil aiiat (?) il &ama$ 24 pän ,l Marduk-ta-ia-ar
25 pän Ibik-ili-ifü 26 pän Mär-Sippar ki 27 pän il Sin-i-din-nam 28 pän U-bar-
il Samai 29 [pän a ]SamaS-iddinam h 30 [pän] [ a Si]n-e-ri-[b/a-am 31 pän iln-
ta-cib-lum
32 varah Varahsamna' 33 Sat- 32 Im Monat Varahsamna,
tum GI&.HE AN Rammän. im Jahre . . . des Rammän.
Eine Übersetzung dieser Urkunde hat Meißner AbB 21
geboten und auch richtig interpretiert: ,Eine alte Frau wird
von einer jüngeren unterhalten, weil jene die Eltern dieser
früher unterstützt hatte*. Es muß nur noch gesagt werden,
daß die greisen Eltern selbst es sind, welche aus Dankbarkeit
etwa (kima!) oder kraft eines früheren Vertrages für ihre nun
* SE.BA. b NI.BA. e Sc. die Eltern.
d Hier fehlt das Quantum der KA. • Sc. Ahätäni.
f Zu sich beruft, d. h. sobald sie stirbt.
* ln der Kopie ►— wohl die Spur von ^ = ni.
h MÄ.AN.SUM. 1 PIN.GAB.A.
Altbaby Ionische Rechtsurkunden.
85
auch alt gewordene Pflegerin ihre eigene Tochter beauftragen,
sie ihr Leben lang zu unterstützen.
Z. 4. it-ta-aS-si-M-nu-ti. I 2 + Akkusativsuffix pl. masc.
Z. 5. ki-ma konjunktional ,gemäß dem, daß . . ., dafür
daß' mit folgendem relativen u (Z. 7).
Z. 10—11. nadänu ana mit Inf. = ,behufs . . . über
geben 1 . Zwischen ana und dem Infinitiv steht das Objekt. Zu
dieser Konstruktion vgl. D. H. Müller: Gesetze Hammurabis,
S. 249. — i-ta-ds-si-im. Inf. I 2 = ittdsim.
Z. 17—18. is-tu . . . i-lu-sa ih-te (?)-ru-si. — Wörtlich:
.sobald . . . ihr Gott sie eingesammelt haben wird', d. h. sobald
sie stirbt. Diese euphemistische Redensart, die sich noch II
24, 27; VIII 5“, 17 findet, hat Meißner AS III 53, Anm. 1,
indem er ikter(u) von “ins — der Stamm ist von Jensen in
der Bedeutung ,versammeln' erschlossen — ableitet, richtig
erklärt. Eine interessante Analogie dafür bietet das hebr.
*]BKn im Sinne ,sterben'. Vgl. Gen. XXV, 8: vay bx ... epX'l u. ö.
— Daneben kommt für ,sterben' sowohl im C. H. (öfter) wie
auch in den Urkunden die RA ana simtim (simätim) aläliu
vor. Vgl. VI 47 b , 13—14.
Z. 20. Das mascul. Suffix erklärt sich vielleicht aus dem
stereotypen Gebrauch des Pronomens.
Z. 33. Zur Datierung, die sich als wahrscheinlich ergibt,
vgl. King LIH III 234, Anm. 55 und Lindl BA IV 371, Z. 27.
Nr. 30. CT II 41 a - b (Bu. 91—410). XXVI. (?) Jahr.
Adoption un
1 [Aplüt] Sd-at- il Aja as-
kt (?) ü Sama§ 2 märat Ilu-
n [a]*-ilum 3 J A-ma-at- il Ma-
mit assat(j) il $amaS 4 märat
$d-il{4tu 5 ri-di-it vä-ar-ka-
ti-td
Schenkung.
1 [Adoptionsvertrag] der
Sät-Aja, der Samaspriesterin,
der Tochter des Iluna-ilum.
Amat-Mamu, die Samasprie
sterin, Tochter des Sa-ilisu
5 ist die Erbin ihrer Hinter
lassenschaft.
* hie Spur weist auf na hin. Vgl. Z. 32. Ranke, 1. c. liest a §ama$-ilum,
doch ohne Grund. Zur Schreibung des na vgl. Z. 9, das siebente Zeichen
Und Z. 16, das zweite Zeichen, auch Z. 28, zweites Zeichen.
II. Abhandlung: Sohorr.
86
6 1 / 3 GAN eklim i-na Ga-
mi-na-nu-um 7 i-ta ekil Ilum-
i-ba {Vj-nu-um GA.BAfi) 8 ü
i-ta ekil A-hu-ni mär A-ab-ba
9 misil a SAR bitim epsim i-na
Ga-gi-im 10 ita Mt Mu-ha-ad-
di-tum mdrat Ab-di-im
11 mi-im-ma an-ni-im 13 (sä)
§d-at- a Aja aSsat (?) ü Warnas
um-ma-sä 13 a-na A-ma-at-
il Ma-mu mdrat Sd-ili-su 14 id-
di-in.
[II.] 15 3 / 18 GAN ekil ta-
vi-ir-tum 16 i-na Ga-mi-na-nu-
um 17 i-ta ekil il Sin-ri-me-ni
18 ic i-ta elfil Na-bi- il Samas
19 1 /ä GAN eklim i-na ugär (!)
Ga-ab-lu-um 20 i-ta elfil Be-el-
§u-nu 21 ü i-ta ekil Na-bi- ü &a-
mas 32 1 SAO amtum IU-t.fdjuni-
ki (!) 33 1 SAa amtum Be-el-ti-
ma-li-e 24 1 SAß amtum il Ur-ki-
tum-la-ma-zi 85 1 Uttum 15 6 se-
nu°
26 mi-im-ma an-ni-im Sd-
ili-sii a-bu-sd 27 ü Sd-mu (?)-
uh-tum um-ma-sä 28 a-na A-
ma-at Jl Ma-mu ma-ar-ti-Sü-nu
29 id-di-nu
30 i-na ah-hi-sd a-na sä
ta-ra-mu-ü 31 ap-lu(l)-za i-na-
di-in.
[I. Forts.] 32 A-di{?) Sd-at-
a Aja mdrat Tlu-na-ilum (!) 33 ba-
al-ti-at i-na sattim l kam 34 1 si-
1 / 3 GAN Feld in Gamina-
num, neben dem Felde des
Ilum-ibanum (?) . . . lind neben
dem Felde des Abuni, Sohnes
des Aabba, 4 / s SAR gebautes
Haus in Gagum 10 neben dem
Hause der Mu]iadditum, Toch
ter des Abdum,
all dieses bat Sat-Aja, die
Samaspriesterin, ihre Mutter,
an Amat-Mamu, die Tochter
des Sa-ilisu, geschenkt.
[II.] 16 3 / 18 GAN Feld, ein
Flurgrundstück in Gaminanum,
neben dem Felde des Sin-ri-
meni und neben dem Felde
des Nabi-Samag, */ 3 GAN Feld
im Gefilde von Gablum 20 an
grenzend an das Feld des Bel-
sunu und an das Feld des
Näbi-Samag, eine Sklavin Ili- ;
dumki, eine Sklavin Belti-male,
eine Sklavin Urkitu - lamazi, |
25 eine Kuh, sechs Stück Klein
vieh;
all dieses haben Sa-ilisu,
ihr Vater und Öamuhtum, ihre
Mutter, der Amat-Mamu, ihrer
Tochter geschenkt.
30 Unter ihren Brüdern darf
sie demjenigen, den sie liebt,
ihren Kindesanteil schenken.
[I. Forts.] Solange Sät-Aja,
die Tochter des Ilnna-ilum
lebt, wird ihr Amat-Mamu all-
» BAU.
b LIT.
'Ü.LU.SUN (pl.).
Altbabylonische Rechtsurkunden.
87
Hl lcaspim lubuStam a 6 KA
fissatum b 35 4 isinni c (?) Ha
inas 20 kemu i 1 sirum e (!)-*“-
2 Setm 36 J A-ma-at- a Ma-
mu it-ta-na-di-si-im
37 ni's il Samas a Aja il Mar-
duk 88 k Ha-am-mu-ra-bi 39 it-
mü.
40 pdn llu-pi-' , Aja Sangd f 'tS'ar
[pdn] “Mardulc-la-ma-za-$u akil aä
aUat(1) “Samai 44 [p&n . . J- a Bel 45
ib- a Sln.
47 [varah E]-lu-lu um 13 kam
18 [sattum AJB.NUN.NA. A.
GAL.GAL. MU.UN.GÜL.LA.
jährlich einen Sekel Silber,
[Woll-]Kleidung, 6 KA Salböl,
35 4 Festgaben (?) für Samas,
20 KA Mehl, 1 [Stück] Fleisch,
2 KA Getreide liefern.
Bei Samas, Aja, Marduk
und Hammurabi haben sie ge
schworen.
7 Zeugen.
‘J 41 [pd]n Is-me- a Sin Sangü { “SamaA
(?) ü SamaS 48 [pdn . . .] Sifäs-JE-a akil
pdn . . .]- idinnam h 48 [-pdn . . . E-r]i-
47 Am 13. Elülu(?), im Jahre,
in welchem die Stadt Duplias
durch eine Wasserflut zerstört
wurde.
Z. 15—31 hat Meißner AS III 61 transkribiert und
übersetzt; Z. I—14, 32—39 bloß übersetzt (AbR 21).
Die Urkunde behandelt -— wie schon Meißner bemerkt
bat — zwei Angelegenheiten: Erstens adoptiert die Priesterin
Sät-Aja die Priesterin Amat-Mamu, indem sie sie zur Erbin
einsetzt, wofür diese ihre Adoptivmutter lebenslänglich mit
einer bestimmten Jahresrente zu unterhalten sich verpflichtet
(Z. 1—14; 32—36). Zweitens (Z. 15—31) machen die Eltern
der Amat-mamu ihr ein Geschenk,' über welches sie frei ver
fügen darf.
* SIG.BA (!). b NI.BA (!). « Vgl. AL IV, Schrifttafel Nr. 115».
4 KU.DA. e Orthographisch ist das Zeichen geschrieben in VI 44», 13.
' BII). s MI“. >* MA.AN.SUM.
1 Ich erwähne hier gelegentlich das Schema der ziemlich seltenen Schen
kungsverträge :
1. Objekt der Schenkung.
2. ,A11 das hat X an Y geschenkt. 1
3. Klausel über das Verfügungsrecht.
[4. Klausel über Unzulässigkeit der Anfechtung.]
5. Schwur.
6. Zeugen und Datum.
Ppp
88 II. Abhandlung: Schorr.
Einen ähnlichen Sachverhalt bietet auch VIII 49\ Die
letztere Urkunde ist zum Teile verstümmelt, allein der wesent
liche Teil ist gut erhalten, und diesen gebe ich hier in Tran
skription und Übersetzung.“
Nr. 30 a . CT VIII 49 a (Bu. 91—2489).
Adoption und
1 Aplilt Si-la-ma-zi 2 märat
E- ? -ilu-sü (?) 3 J Hu-na-ba-ti-ia
4 märat * l Bel-ma-lik 5 ri-di-it
vä-ar-ka-ti-sd.
Schenkung.
1 Adoptionsakt der Si-la-
mazi, der Tochter des . . . Hu-
nabatia, die Tochter des Bel-
malik 6 ist die Erbin ihrer
Hinterlassenschaft.
Z. 6—20 wird das Erbvermögen im einzelnen spezifiziert.
21 is-tu bi (!)-e a-di huräsim
22 mi-im-ma Si-la-ma-zi 28 ta-
zi-b[u] ... 24 Sa Hu-na-ba-ti-
ia-ma.
[II.] 25 I-nu-ma Si-la-ma-zi
2G a-na ma-ar-ti-sa is-tu-ru (!)
27 J ü Bel-ma-lik ih-du-ma
28 sio vardam III-a-bi-li
29 i SAG vardam A-hu-um-ki-nu-
um 30 ds-la-kn 31 1 SAa amtam(T)
Na-[ra-]am-tum 32 1 SAG
[amtam] Zi-ku-ur-tum 83 e-li-
ti-tsa 34 e-zu-ub zi-ti-sd 35 a-na
Si-la-ma-zi-i 36 il Hu-na-ba-ti-
ia 37 y il Bel-ma-lik i-di-in.
21 Vom Munde bis zum
Golde, alles was Si-lamazi
hinterläßt, 0 gehört ausschließ
lich der flunabatia.
[II.] 25 Zur selben Zeit 1
als Si-lamazi ihrer [Adoptiv-]
Tochter [die Erbschaft] ver
schrieben hat, hat Bel-malik
aus Freude einen Sklaven
Ili-äbili, einen Sklaven Ahum-
kinum, 30 einen Färber (?),'
eine Sklavin Narämtum, eine
Sklavin Zikurtum als Vorzugs
anteil f außer ihrem Erbteil
35 der Si-lamazis und der
a Im Index ist diese Urkunde als Nr. 30 a bezeichnet.
b Das zweite s - le ist dittographisch, während das Zeichen für amtu fehlt.
c Relativsatz ohne Relativpartikel.
d Vgl. zur prägnanten Bedeutung des inu-ma C. II. § 186 12 nach meiner
Auffassung dieser Bestimmung. WZICM XVIII 232, Anm. 3.
e Vgl. Meißner: Supplement 19 a .
f Zur Bedeutung von elitu (auch PI. eläti) — so C. H. § 166 GS : e-U-ornt
zi-it-ti-Sü; Str. Warka Nr. 25 15 : a-na e-li-a-ti-su il-ku-ü — vgl. D.H. Müller»
Semitica I, S. 26. s Das Geschenk gilt eigentlich der Tochter, Si-
lamazi hat aber auch den Fruchtgenuß.
Altbabylonisclie Rechtsurkunden.
89
38 nU ü 8amas ü Aja m[s
a ]Marduk 39 ü A-pil-Sin IN.
[pA.ne.me8],
Hunabatia (Bel-mälik) ge
schenkt.
Bei Öamas, Aja, Marduk
und Apil-Sin haben sie ge
schworen.
Auch in dieser Urkunde werden zwei Rechtsakte neben
einander behandelt: 1. Adoptionsakt (Z. 1—24), 2. Schenkungs
akt (Z. 25—37). Hier wie dort statten die Eltern (resp. der
Vater) ihre Tochter, indem sie dieselbe der Adoptivmutter
übergeben, mit gewissen Gütern aus.
Ich kehre nun zu II 41 zurück.
Z. 1—5. Diese Zeilen bilden das Rubrum. In Z. 1 hat
die Kopie am Anfang eine Lücke, die ich nach dem sonstigen
Schema (v. Nr. 30 a ) ergänzt habe.
Z. 12—14. Sä .. . id-di-in. Man beachte das Fehlen des
relativen u. Offenbar liegt eine Dittographie des folgenden sa
vor. Vgl. Z. 26—29.
Z. 15. Zu tavirtum, ass. tamirtu vgl. HWB 1 711 a ,
Daiches AR 32. Vgl. auch II 32, 2 (Nr. 65).
Z. 19. Qa-ab-lu-um. Wahrscheinlich ein Stadtname, denn
die Nachbargrenze folgt Z. 20.
Z. 30—31. Diese Klausel illustriert praktisch den § 179
des C. H., wonach eine Priesterin, die von ihrem Vater ein
Geschenk bekommt, darüber frei verfügen darf, wenn dies im
Schenkungsvertrag ausdrücklich bemerkt wird. Allerdings ist
dieses Recht hier nur auf den Brüderkreis beschränkt. — ah-
hi-fo. Plural wegen des doppelten h. Vgl. Anm. zu VIII 18°,
d (Nr. 27). — aplütam nadänu hier ,den Kindesanteil ver
schenken'. Vgl. oben S. 22.
Z. 34. Zur Transkription der Idgr. vgl. II R 39 c—d,
hl—52: NI.BA = piS-sa-tum; 8IK.BA — lu-bu-us-tum. Vgl.
auch HWB 1 372 b .
Z. 35—36. Die Adoptierte verpflichtet sich, jährlich außer
einer bestimmten Barrente auch Naturalien wie ein Wollgewand,
^ ann Salböl, Mehl, Fleisch und Getreide, von allem ein be
stimmtes Maß zu liefern.
90
II. Abhandlung: Schorr.
Was bedeutet aber isinnu, dem sonst nur der Silin ,Fest‘
zukommt, an unserer Stelle? Wir begegnen diesem Worte in
ähnlichem Zusammenhänge, nämlich als Abgabe unter anderen
Naturalien, in folgenden Verträgen, die alle Feldmiete be
handeln :
VI 44 a , 12—13: 3 isinni 20 kemu* ia - a ~ an 1 sirurn b fa - M "
i-pa-ki-id.
VI 48 b , 15—16: 3 isinni ü $ama§ 1 Sirum(\) ta ii 10 kern"
i-na-ad-di-is-si.
VI 48°, 11—12: 3 isinni 'Warnas 10 kemu a 1 sirumlj)
ta-a-an i-pa-ki-id A (?).
Sippar 104 (== AUS Nr. 42), 15—16: 3 isinni 10° kernu*
ü mi-se-ir (?)-tam i-pa-[ki-id]. f
Einmal kommt isinnu in derselben Klausel, auch in einem
Feldpachtvertrag phonetisch geschrieben vor:
VIII 42 c , 12—14 (Nr. 83): 3 i-si-ni 30 kemu ii mi-se-ir-
tarn i-pa-ki-iz-zi.
Da in all diesen Feldpachturkunden die erwähnte Klausel
sich auf eine Abgabe bezieht, welche außer des eigentlichen
Pachtzinses zu leisten ist, so wird man wohl jene Abgabe als .
Sportelgeld ansehen dürfen, das gleichwie der Pachtzins ver
tragsmäßig zu zahlen ist.
In diesem Zusammenhänge kann isinnu a &amas nichts
anderes bedeuten als ,Festopfer für Samasf Der Pächter :
soll unter anderem am Samasfesttage für den Eigentümer drei j
Opfergaben darbringen; wohl in Getreide? In dieser Auf
fassung bestärkt mich auch eine Klausel in einem neubaby
lonischen Feldpachtvertrag (Dar. 193), in welchem der Pächter ,
sich verpflichtet einige Fruchtbäume zu pflanzen, welche für
Opfergaben bestimmt sind (kurbänütu)ß
* KU.DA. Vgl. HWB 1 586 b ff. » SIE.
0 KU.BA.BI. — BA — Anteil wie SE.BA; BI Pronominalsuffix: ,sein>
d. 1). das ihm gebührende Maß Mehl.
d Die Zeichen sind eng aneinander geraten.
° Hier, wie in allen obigen Zitaten, ist die Ziffer vor kennt mit jene! 11
Zeichen geschrieben, daß nur vor Getreidemaß gebraucht wird. Es ' s *
natürlich überall KA hinzuzudenken.
f Friedrich transkribiert die zwei Zeilen ganz falsch,
s Vgl. Kohler-Peiser: Aus dem Babylonischen Rechtsleben III 43.
Altbabylonische Kechtsurkunden.
91
Auch in den Feldpachturkunden der griechisch-ägypti
schen Papyri (römische Zeit) findet sich oftmals die Klausel,
wonach der Pächter sich verpflichtet allerlei Sporteln zu leisten,
unter anderem auch einen Beitrag zu einem Feste (OaWa). 11
ta-a-an. — Hier Maßdeterminativ, daneben auch ta-a und
ta (VI 48 b , 10, 15). Zur phonetischen Schreibung und Lesung
vgl. weiter Anm. zu II 22, 4 (Nr. 70).
1 Sirvm (ass. kann nur bedeuten ,1 Stück
Fleisch*.
Z. 36. it-ta-na-di-Si-im. — I 3 = intanaddin.
Z. 48. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 373.
Nr. 31. CT VIII 40 a (Bu. 91—824). XXVIII. Jahr.
Aussage protokoll.
1 | Lu-us-ta-mar 2 na-gi-
rum sä Bäbili ki 3 J il Rammän-
i-din-nam 4 mu-za-az(?) ba-bi-
irn 6 §a(?) E-ri-ib- ,l Sm bdrü h
6 T I-bi-ik-Istar 7 rid sähe c (?)
Sa daian Bäbili ki
8 H-bu an-nu-tu-un sä mah-
ri-sü-nu 9 T Za-ri-kum mar E-
a-i'z(?)-zM(!) 10 ni-iS sar-ri-im
it-mu-ü 11 ü a-na E-ri-ib-' l Sin
12 [k]i-a-am ik-bu-ü 13 [um-
m]a su-u-ma
14 [ü-ul] a-ta-ar-mci 16 [da-
W* ä Bäbiliki') dH-Sü-vii-ka (?)
16 ü-ul ü-la-ma-ad 17 i-na Sip-
par h 18 $ä i-ga-b[u]-[n]im e-
bi-es 19 sf(?) . . . a-di-su 20 i-
1 J Lustamar, der Fron
voigt von Babylon, J Ram-
män-idinnam, der Torwächter
5 des (?) Erib-Sin, des Magiers,
y Ibik-Istar der Soldat (?) des
Richters von Babylon:
Diese Zeugen sind es, vor
welchen Zarikum, der Sohn
des Ea-izzu(?) 10 beim Namen
des Königs geschworen und
zu Erib-Sin folgendes gesagt
hat, also er selbst:
Da ich nicht zurückkehren
will, 15 will ich deinetwegen (?)
vor dem Richter in Babylon nicht
aussagen(?). In Sippar werde
ich, das was man [mir] be
fehlen wird, machen 19 e . . .
na,
Sippar kl 21 ma-na-ah-ta-ka
‘Vgl. S. Waszy liski: Die Bodenpacht (Agrargeschichtliche Papyrus
studien) S. 124.
]^A .SÜ.BU.BU (Br. 6603). « MIR (?).üS (?).
4 Die Spur von [DI.]KUD ist noch vorhanden.
8 ®‘ e Zeile ist wegen der schlechten Erhaltung der Zeichen unverständlich.
92
II. Abhandlung: Scliorr.
22 a-pa-al-ka 23 a-na daian
Bäbili 1 ' 24 la tu-ta-ra-an-ni
25 varah Addaru a um 4 kam
26 sattuvi E.NAM.HE E.
17 Rammän (MER.RA).
20 in Sippar werde ieli dir
deine Kosten entschädigen, zum
Richter von Babylon sollst du
mich nicht zurückführen.
26 Am 4. Addaru, im Jahre
des Tempels NAM.1JE, des
Tempels des Rammän.
Über das Schema dieser Urkundengattung vgl. Anm. zu
IV 7 a (Nr. 14).
Aus der nicht ganz klaren Urkunde geht soviel hervor,
daß Zarikum, vielleicht der Prozeßgegner des Erib-Sin, sich
weigert vor dem Richter in Babylon zu erscheinen, sondern
nur vor dem Gericht in Sippar seine Aussage machen will.
Z. 2. na-gi-rum. Dieser Amtsname kommt auch C. H.
§ 16 45 vor. Winckler, Ges. Ham., S. 106 a , bringt einige Be
lege dafür, daß nägiru der Verwalter der Sklavenschaft, der
Fronvogt war.
Z. 4. mv,-za-az('?) ba-bi-im. Wenn sä in Z. 5 richtig ist,
so scheinen auch Privatleute ihre .Hausbesorger' gehabt zu
haben. Mir scheint aber plausibler, daß muzzaz bäbi — ,Palast
diener' ist, gleich C. H., § 187 51 : mu-za-az ekallim. Auch in
den Briefen Hammurabis finden wir Nr. 79, Obv. 5 (mu-uz-za-
az bdbivi) diesen Beamten, der mit dem König unmittelbar
korrespondiert.
Z. 8. si-bu = &ibü (pl.).
Z. 10. Der Schwur bloß auf den Namen des Königs
kommt selten vor. Vgl. IV 23 a , 6; VIII 50 c , 11—12.
Z. 14. täru hier vielleicht ,den Prozeß wieder aufnehmen.
Z. 15. aS-su-mi-ka (?) deinetwegen'. Dieser präpositionelle
Gebrauch mit Pronominalsuffix, für den sich sonst auch
Belege finden, 11 dürfte die Richtigkeit der Ableitung von *ana-
süm(i) = aram. mtrb beweisen. (Vgl. WZKM XVIII 235,
Anm. 2.)
‘ SRKIN.KUD.
b Vgl. IV 39 d , 5—6: ds-him-mi-lta . . . ad-bu-ub-ma deinetwegen habe ic(
gesprochen* (in einem Briefe aus dieser Zeit). Sipp., Nr. 273, 5:
ü Marduk &$- §u-mi- ia da-ri-iS (l-rni li-ba-al-li-tu-ki.
Altbabylonische Kechtsurkunden.
93
Z. 16. ü-la-ma-ad. Dieses Wort kommt in den Hammu-
rabi-Briefen öfter im Sinne von ,berichten, informieren, Raport
abgeben' vor.
Z. 18. e-bi-eS — eppeS Präs. I 1 . AG § 38 b , 1.
Z. 19. Die Zeile ist verstümmelt.
Z. 21—22. Zur Bedeutung von manalitu vgl. weiter unten.
Z. 26. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 392, Z. 28 ff.:
King LIH III 236, Anm. 63.
Nr. 32. CT VI 44° (Bu.
Gelddai
1 2 sikil kaspim 2 Sum-ma-
ilum-la-’ l iSama§ 3 2 Sikle E-ri-
ib-Sin 4 2 Sikle U-bar- il Samas
5 a-na eseclim a 6 itti Su-mu-
ha-am-mu 7 iltekü
8 üm mn eseclim a 9 am ‘ lu $E.
KIN.KUD meS 10 i-la-ku u-ul il-
U-ku-ma 11 si-im-da-at sarrim.
12 &a käti Lu-Sd-lim-be-li
13 varah Sabdtu 9 ümu 10 kam
14 sattum ZAB.KI.SU.LU.ÜB.
GAR.ELAM(?).MA.
91—2425). XXX. Jahr,
lehen.
1 Zwei Sekel Silber hat
Summa-ilum-la-Samas, zwei Se
kel Erib-Sin, zwei Sekel Ubar-
Samas 6 für die Ernte von
Sumu-hammu geborgt.
Am Tage der Ernte 10 wer
den die Schnitter kommen.
Wenn sie nicht kommen wer
den, [trifft sie] das Gesetz des
Königs.
Unterstellt dem Luäälim-
beli.
Am zehnten Tage des Mo
nates Sabätu, 16 im Jahre, in
welchem das Heer von Elam...
Z. 11. si-im-da-at Sarrim. Prägnante RA = ,gemäß den
Rechtssatzungen des Königs werden sie bestraft'. Vgl. VIII
-7 1 ,18: ki-ma si-im-da-at Sarrim iz-za-az (verantwortlich sein).
Vgl LIH Nr. 19, Rev. 12—13: di -nam ki-ma si-im-da-tim sü-
bi-is-su-nu-ti, dazu BA IV 480, wo Delitzsch zuerst richtig
l>e Phrase erklärt hatte. Diese Erklärung bestätigt auch der
C - H. XIV, 64—65: a-na pi si-im-da-at Sar-ri-im. Vgl. auch
Daiches AR 93. — Wie die For m si-im-da-tim beweist, ist si-
* SE-KIN.KIID. b Aä.A.
94
II. Abhandlung: Schorr.
im-da-at — simdät als stat. constr. pl., nicht sing. (simdat) an
zusehen.
Z. 12. VJT sonst = busü, bedeutet in den Hammu-
rabi-Briefen und auch öfter in den Urkunden (Tempelkontrakten,
s. weiter) nicht ,Besitz', weil es keinen Sinn gibt, sondern etwa
jemanden unterstellt, unter jemandes Kontrolle, Verwaltung',
daher proponiert auch Delitzsch BA IV 486, Z. 23ff. mit
Recht an den betreffenden Stellen: sa käti zu lesen. Aller
dings muß bemerkt werden, daß sa als Genetivpartikel in
dieser Zeit immer ST (Sä) geschrieben wird. Der Sinn der
Zeile in unserer Urkunde ist vielleicht der: Lusälitn-böli ist
der Vermögens Verwalter (Prokurist) des Verleihers; durch seine
Hand wird das Darlehen geboten.
Z. 14. Vgl. zur Datierung King LIH III 236, Anm. 65;
Lindl BA IV 372, Z. 7—8.
Nr. 33. CT VI 41 b (Bu. 91—1137). XXXV.(?) Jahr.
Sklavenmiete.
1 | Na-vi-ir-nu-ür-sü 2 itti
Ru-tum 3 y Ri-is- il &ama$ 4 mär
ü Marduk-na-sir 6 a-na ki-is-ri
6 a-na Sattim 1 kam 7 i-gu-ur-sü
8 ki-is-ri-Sü 9 i-na Sattim
g kam io 24 KA samnim *
11 imaddad 12 ü-la-ba-su
13 varah E-lu-li 14 i-ru-ub
15 varah Ti-ri-i(ni) (?) 16 ü-zi
11 pän Bi-$u-tum 18 pdn EriSti b -
19 Sattum BAD. GAL.
KAR (T)-[ il Warnas BA.RU?].
1 (Den) Navir-nüräu hat von
Rütum Ri§-Öama§, der Sohn
des Marduk-näsir 5 für Miets
lohn für ein Jahr gemietet.
Als seinen Mietslohn für
ein Jahr wird er 10 24 KA
Öl abmessen. Er wird ihn be
kleiden.
Im Monat Elülu ist er ein
getreten, 18 im Monat Tiri‘
wird er austreten.
2 Zeugen.
■“-“Aja
19 Im Jahre, in welchem
die große Mauer von KAR
[ u Samas erbaut wurde (?)]•
» NI. IS.
b NIN.
= Taärftu.
Althakylonische Rechtsurkunden.
95
Die Urkunden über Dienstmiete, sei es freier Arbeiter, 1
von ihrem Vater, Bruder gemietet oder unfreier Sklaven von
ihrem Besitzer, wie häufiger der Fall ist, kommen ziemlich
zahlreich vor. Vgl. Nr. 40, 45, 81; BAP Nr. 55—61.
Das Schema ist in den ersten Zeilen naturgemäß dem
der Kauf-, Darlehens-, Mietsverträge ähnlich, sonst dem Wesen
der Sache angepaßt.
1. Name des Sklaven: ,X mit Namen‘. b
2. Name des Besitzers [resp. Vaters, Bruders] eingeführt
durch itti ,von‘.
3. Name des Mieters.
4. Mietsdauer (x Tage, Monate, Jahre) [Art des Miets
dienstes]. c
5. Höhe des Mietslohnes (in Geld, Getreide, Öl).
6. [Klausel über Bekleidungspflicht]. d
7. [Datum des Ein- und Austrittes des Mietlings]. e
8. [Höhe der Mietsangabe]. f
9. Zeugen und Datum.
Außerdem kommt einmal (BAP Nr. 57) die Klausel über
Nichteinhaltung des Termins des Dienstantrittes, zweimal (BAP
Nr. 57, 61) wird der Name des Bürgen genannt.
Z. 12. ü-la-ba-su = ulabbas-su. Der Mieter hatte die
Verpflichtung — nach der Serie Ana ittisu — den Lohn
arbeiter zu bekleiden und zu unterhalten. Vgl. BAP 11, Anm. 4.
9er C. H. scheint es vorauszusetzen, erwähnt es daher nicht.
Z. 15. varah Ti-ri-i(ni ?). Aus dem Kontext ergibt sich,
daß es der Monat Tasritum = ist. Vgl. King LIH III,
kXXVI Anmerkung.
u-zi = ussi, Präs. I h
Z. 19. Zur Datierung vgl. King LIH III 240, Anm.;
BA IV 371, Z. 19 und S. 373, Z. 24—25, wo Lin dl auch
das 25. Jahr Hammurabis für möglich hält.
* BAP Nr. 53, 54, 60.
Bei freien Arbeitern wird auch der Vaternarae genannt.
' Z - B. BAP 57 ,zur Ernte“ (Z. 8).
4 Nr. 33, 40, 45, 81.
' Nr. 40, 45, 81; BAP Nr. 60.
Nr. 45; BAP Nr. 53, 54, 59 u. ö.
96
II. Abhandlung: Schorr.
Nr. 34. CT VIII 40 b (Bu.
Feld
1 Duppum, a 20 SAR eklim
2 i-ta ekil Mi-sd-ru-um-na-si-ir
3 itti Belti° u - il Aja aSSat (?)
<l Samas 4 märat Na-bi-ili-sü
5 J Sum-ma- ü 8amas 6 mär il Sa-
mas-tappü-sü 7 eklam a-na
ti (?)-ik-ni-im 8 ü-se-zi
9 ina -dm ebürim 10 1 ( 7 / 18 )
GAN 4 SE.GUR 11 i-na GIS.
BAR ü Samas 12 i-na bäh* Ga-
gi-im 13 imaddacl
14 eldam i-na-di-ma 15 bi-
lat d eklim-ma imaddad
16 pan il Samas pan a Aja.
17 pän A- f 18 pdn il Ma-mu 19
21 pdn A-ha-ta-ni 22 märat E-a-ra-bi
23 varah A-ia-ri um 15 kam
24 Sattum ES.NüN.NA BA.
UL (?)•
L—797). XXXVIII. (?) Jahr.
iete.
1 Urkunde. — Zwanzig
SAß Feld neben dem Felde
des Misarum-näsir hat von
Belti-Aja, der Samaspriesterin,
der Tochter des Näbi - ilisu,
5 Summa-Samaä, der Sohn des
Samai-tappüsu, als Feld zur
Urbarmachung (Verbesserung)
gemietet.
Am Tage der Ernte 10 wird
er von je 1 ( 1 / lg ) GAN 4 GUE
Getreide nach dem Maße des
Samas im Tore von Gagnm
abmessen.
Wenn er das Feld ver
nachlässigt, 15 wird er die Er
tragsabgabe doch für das Feld
leisten.
Vor Samas, vor Aja.
4 Zeugen (1 Frau).
än La-via-za-ni 50 mär Nu-ur-’ 1 iSan^
23 Am 15. Aiaru, im Jahre,
in welchem [die Stadt] Duplia5
zerstört (?) wurde.
Z. 7. ti(?yik-ni-im. Trotzdem die Spuren des ersten
Zeichens auf di oder hi hinweisen, halte ich es doch für ver
schrieben aus ti, was graphisch leicht möglich ist. tiknu (neu-
hebr. ppn), sonst im Ass. ,Schmuck, Zier 1 ', hier (Verbesserung,
Urbarmachung' vom Felde gebraucht.
' KA.
» BUB.
b NIN«.
* TIK.
sa
Altbabylonische Rechtsurknnden.
97
ig
ie
)n
n i
!U,
es
rd
IE
.es
>T-
5r-
ld
ia$
re,
iai
Z. 10. GAN, £J= SE.GÜR, d. h. von je 100 SAR*
1200 KA. Eine so hohe Mietsabgabe ist ausgeschlossen; man
wird daher statt *— vielmehr ^ = 1 GAN lesen müssen.
Z. 11. i-na GIS.BAR ' l $amas. Diese Bezeichnung, die sich
sehr oft in den Miets- und Darlehensurkunden [vgl. II 32, 20
(Nr. 65); VI 48*, 11; VI 48», 7; VIII 11*, 15 (Nr. 66); VIII
19 b , 17 (Nr. 68); VIII 42 c , 9 (Nr. 83)] aber immer nur nach
der Angabe des Getreidemaßes (oder überhaupt Hohlmaßes)
findet, wird noch heute von vielen mißverstanden, trotzdem
schon Peiser KB IV 49, Anm.** die richtige Bedeutung an
einer Stelle erkannt hat. Meißner BAP 101 und noch AS
III 33 (unten) hat das Wort GI&.BAR als ,Tempelabgabe',
dann ,Tempelbesitz (-schätz)' überhaupt zu deuten versucht,
ebenso übersetzt Scheil*: ,dans le tresor de Samas', während
Friedrich AUS schon ganz falsch: ,als Steuer an Samas“
faßt. Und doch paßt keine dieser Übersetzungen an vielen
Stellen, wo es sich nicht um Tempel-, sondern Privatgut handelt.
Zimmern hat Surpu-Tafeln 54 (Anm. zur Z. 114) richtig
vermutet, daß GlS.BAR etwa Hohlmaß bedeutet, ohne aber
mit genügendem Nachdruck auf folgende, jeden Zweifel aus
schließende Stelle hinzuweisen:
äurpu VIII, 47—49: 47 . . . [ina ]BAR a sihri na-da-nu
tna 'BAR räb-i l'ik-e 48 . . . [ina I sikjli sihri na-da-nu ina
I mane räb-i lik-e 49 . . . [ina I ma]ne sihri na-da-nu ina I mane
di-b-i l\k-e =["... mit kleinem Maße geben, mit großem
Maße nehmen, 48 mit kleinem Sekel geben, mit großem Sekel
nehmen, 49 mit kleiner Mine geben, mit großer Mine nehmen'.' 1
''BAR oder GIS.BAR e bedeutet hier sicher dem Kontext nach
,Maß- und zwar ,Hohlmaß' und somit ‘BAU ü Samas ,das Hohl-
ma ß des Öamastempels'. Ebenso wie ihren eigenen Zinsfuß/
en
sr-
iu-
■&
‘ = 7is GAN = 100 SAR.
Ine Saison de fouilles ä Sippar, S. 110, 132 u. B.
So müßte man richtiger auch transkribieren, obwohl anderseits es scheint,
daß GIS.BAß = gisbaru als Lehnwort herübergenommen wurde. Vgl.
ä J 0 C . 2: gis-ba-ru (?) Sä «Mardulc, doch vgl. VIII 8 9 , 2.
U r t bibl. nu’K: rrD’K pxi p«.
Oh dann das Ideogramm von ►?— = par&su ,teilen 1 , dann ,messen“, oder
von — io KA als Maßeinheit zu erklären ist, ist schwer zu ent
scheiden. f sipat il SamaS. Vgl. oben S. 43, Anm. zu Z. 2.
*• & pkil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 7
98
II. Abhandlung: Schorr.
hatten die größeren Tempel auch ihr eigenes Hohlmaß und wie
wir gleich sehen werden, auch ihr eigenes Ge wicht maß.
So lesen wir Sipp. 286“, Z. 8—11: 8 3 SE[GUR] i-na GIS.
BAR “SamaS 9 i-na . . . imaddad 10 1 (?) sikil Icaspim aban 1
<l Samaä 11 iSakal = ,8 [GUR] C Getreide nach dem Hohlmaße
des Samas wird er . . . ahmessen, 1(?) Sekel Silber nach dem
Gewichte des Samas wird er ah wägen (zahlen)'.' 1 Vgl. auch
Sipp. 355 e , wo Scheil schon richtig bemerkt: ,TAK „pierre“
implique que c’est au poids du temple qu'on payera'.
Demgemäß hat Peiser OLZ VI 334 1 ' obigen Kontrakt
Sipp. 286 richtig übersetzt und in seiner neuesten Edition
U III D findet sich in Privatverträgen mehrmals: GlS. BAR
x KA, was Peiser ganz richtig ,Maß von x KAI wiedergibt.
'?BAR oder GIS.BAR bedeutet also überall nichts
anderes als ,Hohlmaß'/
Neben ina GlS.BAR '‘Samas, wie liier, kommt auch
ana GIS. BAR «Samas (Sipp. Nr. 139)« vor, am häufigsten
aber stereotyp ohne Präposition überhaupt.
Z. 14—15. Es ist die einzige Feldmietsurkunde, in der
sich eine solche Klausel findet. Sie ist wertvoll als Illustration
zum § 42 des C. H.
Biltu wird hier und sonst noch [VI 35“, 7 (Nr. 79); VIII
41 c , 7] mit dem Ideogramm TIK, in der Regel aber bekannt
lich mit GUN wiedergegeben. Vgl. auch C T XII 10, Kol. II
1 ff.: TIK = biltu}'
Das ma betont die Abgabepflicht, trotzdem am Feld (in
folge der Vernachlässigung) kein Ertrag vorhanden ist.
Z. 24. Zur Datierung vgl. King LIH III 238, Anm. 71.
* Scheil: Fouilles, S. 132.
b TA K.
c Im Original muß GUR ausgefallen sein. 3 §E jährlich ist als Miets
lohn undenkbar. Dieser betrug mindestens 250 KA; vgl. BAP 10.
4 Dabei muß bemerkt werden, daß es sich um die Miete eines Sklaven
von einem Privatmann handelt.
e = Friedrich AUS Nr. 21.
f Ob in den neubabylonischen Kontrakten GIS.BAU nach Zehnpfund B
1 524 ,Pacht, Abgabe 1 bedeutet, kann ich momentan nicht untersuche“
s Scheil: Fouilles, S. 123.
11 Darauf hat mich Herr Dr. Hrozny freundlichst aufmerksam gemacht
Altbaby Ionische Rechtsurkunden.
99
Nr. 35. II 28 (Bu. 91—338).
Sozietätsauflösung.
1 | E-ri-ib-Sin 2 ü Nu-ür-
i }pamas 3 tap-pu-tam i-pu-Sii-
ma 4 a-na Mt ü i§amaS i-ru-
bu-ma 5 te-im-Sü-nu i-pu-Sü-
ma
c kasparn“'“ ba-ab-tam SA(! -
amtam ü SAB vardam 7 Sä ha-
ra-nim ü li-bi a-li-im (?) 8 mi-
it-ha-ri-iH i-zu-zu-(zu*) (?)
9 a-vä-tu-[sü-]nu ig-mu-ru-
tna 10 a-na kaspim kaspani am
sia vardim 11 ü SA0 amtim ü ba-
ab-tim 12 Sa ha-ra-nim i) li-bi
a-li-im (?) 13 iS-tu bi-e a-di hu-
rdsim (sic) 14 a-hu-um a-na a-hi-
im 10 ü-ul i-ra-ga-am
16 nis ,l §amas ü Aja ms Mar-
duk (sic) 17 ü Ha-am-mi-r a-
bi (sic) itmü.
1 Nachdem Erib-Sin und
Nur - Samas ein Kompagnie-
gescbäft geschlossen hatten; in
den Tempel des Samas ein
getreten waren; 5 ihre An
gelegenheit geordnet hatten;
haben sie das Geld, die offe
nen Schulden, Sklavinnen und
Sklaven, von [den Unternehmun
gen] außerhalb und innerhalb
der Stadt gleichmäßig geteilt.
Nachdem sie ihre An
gelegenheiten perfekt gemacht
hatten, wird 10 wegen des Gel
des, der Sklaven und Skla
vinnen, auch wegen der aus
stehenden Schulden [an Unter
nehmungen] außerhalb und
innerhalb der Stadt, vom Munde
bis zum Golde, einer gegen
den anderen 15 nicht klagen.
Bei Samas, Aja, Marduk
und Hammurabi haben sie ge
schworen.
17 Zeugen.
18 pän A-vi-il-ilim mär Ba-bu-tum 19 pän Bur-* 1 Rammän mär Ja-ba-du-
,lrH 50 pän Sin-e-ri-ba-am mär U-ku(n)-pi-äd 81 pän Sin-lu-ud-lu-ul mär A-vi-
il-ilim 82 pän I-din- <l &amait mär Zi-li-lum 98 pän Ib-ni-’ 1 UR.RA mär E-til-pi-
kS.RA 21 pän Nu -üi'- il NIN.SAH mär il Samas-na-sir 25 pän Lu-us-ta-mar-Sin
när Ili-i-din-nam 20 pän Sin-ma-gir mär llu-$e-me 27 pän UR.RA-ga-mil pän
Sa-moria 28 märe IS-Tci-it-ti-ili-ia 29 pän Mu-pa-hi-ru-um mär I-di-ia 30 pän
Ib-ga-tum mär Sin-e-ri-ba-am 31 pän Mär-Sippar ki mär Pi (KA)-M- ü Samas
pän Sin-ha-zi-ir mär A-da-ia 23 pän Pi-i§- il Bammän mär Be-el-m-nu 34 pän
ÜMiaä-i-din-nam mär Sin-be-el-aplim (?).
1 Dittographie des Schreibers. Die Lesung ma wäre möglich, aber nicht
sinngemäß.
7*
100
II. Abhandlung: Schorr.
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 18.
Es ist die einzige Urkunde — neben den BAP 63—64
publizierten — welche Geschäftskompagnie a behandelt, und
zwar die Auflösung der Sozietät, ebenso wie in BAP a. a. 0.
Im C. H. wird dieses Geschäftsverhältnis nicht erörtert; die
§§ 100—107 handeln bekanntlich nur vom Kommissionsgeschäft.
Vielleicht war davon in der großen Lücke zwischen den
§§ 65—100 die Rede.
Z. 6. ba-ab-tam. In den neubabylonischen Rechtsurkunden
heißt bäbtu, von einer Schuld gesagt ,ungedeckt, unbezahlt';
vgl. HWB 2 146 a , daher ähnlich hier ,offene Schuld'. Im C.H.
kommt bäbtu = ,Verlust' öfter vor, doch paßt diese Bedeutung
nicht recht in den Kontext.
Z. 10. a-na kaspim kaspam 11 " 1 . Die Konstruktion ist
sehr schwierig, falls nicht Dittographie vorliegt, was weniger
wahrscheinlich ist.
Z. 14. ahum ana ahim ,einer gegen den anderen', vgl.
hebr. uns btt itf’K. Ähnlich: ahätum ana ahätim (VIII. 22 a , 13)
,eine gegen die andere', ebenso hebr. Ex. XXVI 3: anhs bx ns'tt
(von den Vorhängen im Heiligtum) u. ö.
Die Urkunde ist nicht datiert.
Nr. 36. CT IV 46» (Bu. 88—693).
Erbteilung.
1 1 SAR 10 GIN (!) bitim
2 ita bit Vä - bil - zu - il Samas
3 zittu Ri-Sd-tum 4 sä itti
ahiSu h i-zu-zu
5 zi-iz ga-me-ir 6 li-ba-Sü-
nu täb ab .
7 ü-ul i-tar-ma 8 a-na var-
■kät ü-mi-irn 9 a-hu-um a-na
1 Ein SAR, zehn GIN Haus,
neben dem Hause des Väbiläu-
Samaä ist der Anteil des Ki-
äatum, welchen er mit seinem
Bruder geteilt hat.
5 Die Teilung ist perfekt,
ihr Herz ist befriedigt.
Indem sie [den Vertrag]
nicht anfechten, wird einer
gegen den anderen in Zukunft
10 nicht klagen.
So Vffl
a-hi-im 10 ü-ul i-ra-ga-am
a Die Feldmiete in Kompagnie trenne ich von dieser Gattung.
19» (Nr. 68). h &I&.A.NI.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
101
11 nis il 8amas il Marduk
12 ü Ha-am-mu-ra-bi.
Bei Warnas, Marduk und
flammurabi [haben sie ge
schworen].
5 Zeugen.
13 y Nu-wr- ü SamaS u J A-vi-il-ilim 15 J Li-bur-na-di-su 10 y
nai 17 y ü Sama8-a-Sä-ri-id-ili 18 y
19 sattum AB (7).DU.ÜM. | 19 Im Jahre, . . .
Z. 5. zi-iz — zizu ,die Teilung'. Varianten zu dieser
RA vgl. in der Anm. zu VI 42 b , Z. 8 (Nr. 24). — Es ist be
merkenswert, wie in der Volkssprache schon in dieser Zeit
nicht bloß die Mimation, sondern auch der Endvokal bei Sub
stantiven manchmal abgeschliffen wird.
Z. 19. Das Datum läßt sich nicht genau feststellen. Vgl.
BA IV 375, Z. 14.
Nr. 37. C T VIII
Tausch
1 I-na eklim (?) [ii *?kirim]
s sä Na-ra-am-ta-n[i assat (?)
'Warnas mdrat Sin-e-ri-ba-
am(?)J“ 3 ü Amat- il $ama§ as-
'bSamas märat [Sin-na-
&P 4 i-sd-[mu]°
5 pu-uh V 18 GAN 34 SAR
‘’W kirim 6 i/ u GAN 65 SAR
eklim 7 3 SAR me-ir-ra-am
® Hkil kaspisa ä 8 ü 1 / 3 GIN.
3 sildl kaspirn
8 y Na-r a-am-ta-ni assat (?)
1 Sanas märat Sin-e-ri-ba-am((?)
22 a (Bu. 88—267).
vertrag.
1 Von dem Felde [und vom
Garten], welche die [Samas-
priesterin] Narämtäni [die
Tochter des Sin-eribam] und
die Samaspriesterin Amat-Sa-
mas, die Tochter [des Sin-na-
sir] gekauft haben,
6 hat um den Tausch für
1 / 18 GAN 34 SAß Garten,
V, 8 GAN 65 SAß Feld, für
3 SAß gehacktes (?) Feld [zu
sammen] 12 Sekel Silber, auch
für 7 S GIN 3 Sekel Silber,
die Samaspriesterin Naräm
täni, die Tochter des Sin-eri-
* Die Ergänzung nach Z. 9.
' Vom Schreiber ausgelassen.
1 Vgl. Z. 10.
<> KUBABBAR.BI.
102
II. Abhandlung: Schon*.
10 a-na Amat-' , SamaS märat
Sin-na-sir 11 ip-pu-ul
12 ü-ul i-tu-ra-ma 13 a-ha-
tum a-na a-ha-tim 14 ü-ul i-
ra-ga-am
15 nis il Samas il Aja a Mar-
duk lfi ü Ha-am-mu-ra-bi
it-ma-a.
17 pän Avät- <l Ninmar AZAG.i
mär Na-ra-am-iU-Sn 19 pän Hu-iü-ba-ni
mär Ilu-su-i-bi-Su (!) 21 pän '*ZAK.KU!
t! Samas mär Na-bi-ili-su 23 pän Ri-is- a
m[är . . .] 25 pän ' L Marduk-na-sir . . .
27 varah Varahsamna a . . .
28 s[attum . . .].
bam, 10 der Samaspriesterin
Amat-Öamas, der Tochter des
Sin-näsir, als Tauschwert ge
geben.
Indem sie [den Vertrag]
nicht anfechten, wird die eine
gegen die andere nicht klagen.
18 Bei Samas, Aja, Marduk
und Hammurabi haben sie ge
schworen.
10 Zeugen.
M mär Z[i]-li-lum 18 pän Varad-Sin
mär Ib-ni- <! SamaS 20 pän a 8a,mal-ta-m
'’-mu-ba-li-it mär IU- (?) 22 pän Ilu-pv
Sin mär Na- . . . 2< pän a Samas-ma-gir
6 pän E-ba-tum
Im Monat Varahsamna ...
im Jahre . . .
Analoge Tauschverträge vgl. BAP Nr. 46—50. Unter
unseren Urkunden kommt nur noch VIII 6 a , (Nr. 48) in Be
tracht. Das Schema der Tausch vertrage lautet:
1. Größe, Lage des ersten Tauschobjekts. Name des
Besitzers.
2. Dasselbe betreffs des einzutauschenden Objektes.
3. Vermerk über gegenseitige Zustimmung.
4. Vermerk über Unzulässigkeit der Anfechtung.
5. Schwur.
6. Zeugen und Datum.
Manche Urkunden beginnen mit dem technischen pu-ul
,als Tausch für'.
Inhalt: Zwei Priesterinnen haben zusammen Feld und
Garten gekauft. Indes zediert die eine einen Teil ihres Be
sitzes gegen entsprechende Geldentschädigung der anderen.
Z. 1. [ü •>kirim,]. Die Ergänzung fordert Z. 5.
PTN.GAB(?).A.
Altbabylonische Reclifcsurkunden.
103
Z. 5. puhu ,Tausch'. Im C. H. X 5, XI 45 ,Ersatz
mann]'.
Z. 7. me-ir-rci-am. Zur Bedeutung vgl. C. H. XIII 26
bis 28: eklam . . . i-mcir-ra-ar; XXI, 86: seum sä im-ri-ru.
Z. 11. ip-pu-ul = ipul = ipul. Vgl. AG 2 § 54\
Nr. 38. CT VIII 43 a (Bu. 91—2516).
Prozeß über Pfandperson.
1 As-sum SAO amtim Da-mi-
ik-tum (?) 2 Sä Mdr-ir-si-tim
3 a-na E-ri-ib-' l Sin 4 i-zi-bu
} Ma-za-ba-tum 5 assat a
Mdr-ir-si-tim 6 ii Ib-ni- il SamaS
a-hu-Sü 7 claiani ik-sü-du-mci
8 daianü dup-pa-am sä E-
ri-ib-Sin 9 e-li Mdr-ir-si-tim
10 Ä Ma-za-ba-tum ir-su-ü 11 hi-
bi-a-am(?) ik-bu-ü 12 ü SAG amtam
Da-mi-ik-tam 13 a-na Ma-za-
ba-tum tu-ra-am(?) 14 [a-na?]
Mdr-ir-si-tim ü-te-ru
15 [majtema varkäte b sini c -
sü 16 y Mdr-ir-si-tim 17 äs-Sum
Da-mi-ik-tum 18 a-na E-ri-ib-
11 Sin 19 i-ra-ga-am-ma 20 | Ib-
ni-' l Sama§ ü Ma-za-ba-tum
21 i-ta-na-pa-lu
22 nis a Hamas ü Marduk ü
1 In Sachen einer Sklavin
Damiktum, welche Mär-irsitim
an Erib-Sin überlassen hatte.
Nachdem Mazabatum, 5 die
Frau des Mär-irsitim und Ibni-
Öamas, sein Bruder, zu den
Richtern gekommen waren,
haben die Richter die Tafel
[des Anspruches], welche [n]
Erib-Sin gegen Mar-irsitim 10 und
Mazabatum hatte, zu zerstören
befohlen und die Sklavin Da
miktum an Mazabatum zurück
zugeben. [An ?] Mar-irsitim
gaben sie sie zurück.
15 Wenn [je]mals künftighin
Mär-irsitim zum zweitenmal
wegen Damiktum gegen Erib-
Sin klagen wird, werden 20 Ibni-
Samas und Mazabatum ver
antwortlich sein.
Bei Samas, Marduk und
Hammurabi haben sie ge
schworen.
4 Zeugen.
IJa-am-mu-ra-bi 23 itmü.
24 pdn Sin-e-ri-ba-am mär I-ku-pi(?)-sä(?) 25 [pän] Bur-' 1 Sin mär Zi-
li-lum 26 [pdn] Na-ra-am-ili-M pän Sin-na-sir 27 märe A-li-ih-' 1 iama$.
c yy.*.
* dam.
[ÜJKUR.EOIR.RA.
104
II. Abhandlung: Schorr.
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 10, wo aber der Sinn
teilweise anders gefaßt wird.
Das Prozeßmotiv ist, wie aus Z. 8—10 ersichtlich ist, die
Reklamation einer Pfandperson. Vgl. C. H. §§ 115—119. Die
Richter anerkennen diese Reklamation als berechtigt, lassen
die Schuldtafel vernichten und geben die gepfändete Sklavin
dem Schuldner zurück. Nicht ganz verständlich ist die Klausel
in Z. 15—21 (s. weiter).
Z. 4. i-zi-bu. — ezebu hier ,(als Pfand) überlassen'.
Z. 8—10. dup-pa-am sä ... eli . . . ir-sti-u ist präg
nant zu fassen ,die Tafel des Anspruches, welchen . ..'.
Z. 11. hi bi-a-am. Ich fasse es als Infinitiv auf, Meißner
1. c. — nach der Übersetzung zu schließen — wohl als Ad
jektiv, daher die Abweichung in der Interpretation.
ik-bu-u ist zeugmatisch auch zu Z. 13 zu ziehen.
Z. 18. tu-ra-am. Inf. II 1 . Meißner übersetzt das Wort nicht.
Z. 15—21. Die Klausel, ein zweitesmal nicht zu klagen,
weicht vom üblichen viel kürzeren Schema der Prozeßur
kunden ab. Ähnlich II 47, 34—36 (Nr. 72). Der Sinn der
Klausel ist wohl der: Da die Sklavin nicht dem Mär-irsitim,
sondern dessen Frau und Bruder ausgeliefert wurde, so könnte
eventuell der erstere eine Klage erheben. Für diesen Fall
werden die letzteren verantwortlich gemacht.
Z. 15. sini-su ,zum zweitenmal'. C. H. § 169 3S : a-di si-
ni-su im selben Sinne.
Z. 27. A-li-ib- il SamaS. — Daiches AR 89 stellt das erste
Element mit ar. aJJlj ,Sproß' zusammen. Hilprecht in
BPN 64 b denkt — was kaum einleuchtet — an eine Abkürzung
aus Ali-pi il Warnas ,Erhaben ist der Mund (das Wort) Samas".
Nr. 39. CT VIII 48 a (Bu. 91—2480).
Freilassung und Adoption.
1 KAL.KAL-mubalit ist der
1 | ll KAL .KAL-mu-ba-li-it
2 mär il Aja-dämiJ<:at a 3 J il Aja-
dämiJcat 11 aSSat(?) il SamaS 4 ma-
rat Ilu-sü-i-bi-su 5 um-ma-su
Sohn der Aja-dämikat. Aja-
damikat, die Öamaspriesterin,
die Tochter des Ilusu-ibisu,
&AG. GA.(MES ?). Zum Zeichen &AG vgl. die Schrifttafel (Delitzsch.
Lesestücke IV, Nr. 206).
Altbabylonische Rechtsurkunden.
105
u-li-il-sü 6 a-na zi-it
si 7 pani-sü is-ku-un . . .-at
8 | ü KAL.KAL-mu-ba-M-it
9 a-di il Aja-dämikat* ba-al-ti-
at 10 i-ta-na-d§-si-si-ma 11 ana
matema* ma-am-ma-[an] 12 mi-
im-ma e-li J il KAL.KAL-mu-
ba-M-it 13 u-ul i-su-ü
11 ul-lu-ul 15 märü Ilu-su-
i-bi-lü 16 ü märü Bur-Nu-nu
17 ma-am-ma-an ü-ul i-ra-ga-
am-sum
18 nis ''Warnas ü Aja il Mar-
iuk 19 ii Ha-am-mu-ra-bi
80 itmü.
21 pdn Ilu-pi- n Aja Sangü c “Sa
ßU-<‘NW.KAR.RA.AG 21 pdn “Sin
hu-ra-am 26 pdn Za-hi-um-ili e 27 pdn E
KAL j)-na-sir 29 mär llu-hi-i-bi-sil 80
31 pdn “Sin-be-el-ili 0 32 mär E-a-ra-bi
Km.SIG.GA mär AvU- a NIN.BUR(1)
na-vi-ir-tum
37 sattum alu Ra-bi-ku^G.
5 seine Mutter hat ihn frei
gelassen. Gegen den Sonnen
aufgang hat er sein Antlitz
gerichtet . . .
Wenn KAL.KAL-mubalit,
solange Aja-dämikat lebt, 10 sie
unterhalten wird, soll niemand
jemals irgend einen Anspruch
gegen KAL.KAL-mubalit ha
ben.
Er ist freigelassen. 15 Von
den Kindern des Ilusu-ibisu
und den Kindern des Bur-
Nunu soll keines gegen ihn
Klage erheben.
Bei Samas, Aja, Marduk
und Hammurabi 20 haben sie
geschworen.
14 Zeugen (2 Frauen).
aS 22 pdn E-til-pt-“Na-bi-um 28 pdn
-ba-ni akil aSSat (?) “SamaS 26 pdn Li-
,TIL.AN.NA-idinnam e 28 pdn 11 KAL(?).
pdn Sarrum- ü Samas mär Nu-nu-erU s
!8 pdn Nu-ra-tum mär A-hu-um 34 pdn
.NA 85 pän Mu-ha-di-lum 86 pdn Mu-
37 Im Jahre der Stadt Ra-
biku.
Inhalt: Ein Sklave wird von seiner Herrin durch Adop
tion freigelassen. Dafür obliegt ihm, seine Adoptivmutter lebens
länglich zu erhalten. Nach ihrem Tode darf niemand sein
Adoptionsrecht anfechten.
V J ‘ 6—7. Die Zeremonie wird irgendwie die Freilassung
symbolisch ausgedrückt haben. Vielleicht hat der Freigelassene
em Bankgebet an Samas, unter dessen Patronat er etwa ge-
* Siehe S. 104,
6 rn.m.
Note*. i> UKUR.SU.
r MA.AN.S UM(1). e FIN.
o RID.
a MI“.
106 II- Abha-adlung: Schon*.
stellt wurde, gerichtet, wie schon oben IV 42“ (Nr. 1) ver
mutet wurde. Vgl. auch VIII 29“ (= AS III 32) Z. 6: a-na
il Samas ü-li-il-si-na-ti ,für Samaä hat sie (die Adoptivmutter)
sie freigelassen', d. h. indem sie die Freigelassene dem Samas-
tempel geweiht hat. Der Freigelassene wird unter sakralen
Schutz gestellt.
Es ist höchst merkwürdig, daß sich dieselbe Form der
Freilassung auch im altgriechischen Recht wiederfindet.
,Neben Freilassungsformen ohne religiösen Charakter begegnet
im griechischen Recht eine sakrale Form, von der sich we
sentlich zwei Typen finden: die einfache Devotion an die Gott
heit mit der Formel: 6 Ssiva ävl0v;y.£ vov SouXov tw 0ew oder hi-
0VJ-/.E w? tsp'ov eivai,“ und der Verkauf des Sklaven an die Gott- t
heit um einen bestimmten Preis . . . Der Zweck des Kaufes j
ist Freilassung des Sklaven, Stellung des Freigelassenen unter
sakralen Schutz. <b
Diese Sitte hat sich in den griechischen Provinzen des
römischen Imperiums bis in die späteste Zeit erhalten. ,Nach
einer in griechischen Landschaften weitverbreiteten Sitte geht
die solennste Freilassung durch den fiktiven Verkauf zu
Händen einer Gottheit . . . Der Sklave geht als gottgeweihte,
in Wahrheit aber unter dem Schutz des himmlischen Pa
trons in völliger Freiheit stehende Persönlichkeit von dannen.'
Wird man nicht angesichts solcher Analogien in Rechtszeve-
monien dem Einfluß des babylonischen Rechtes auf das alt
griechische überhaupt nachgehen müssen?
Zum Zeichen = sd in sd-am-Si vgl. II 45, 26 (Nr. 28):
a-ah-hi-i-Zcr, VI 34», 30 (Nr. 78): a-sä-ga-al; VI 48“, 6 (Nr. 11):
sd; VIII 18 c , 7 (Nr. 27): sd, wobei noch die Varianten zu be
achten sind.
Z. 16. Ist Bur-Nunu, von dem sonst nicht die Rede ist,
vielleicht der Mann der Adoptivmutter? Er wird wohl zur
Zeit der Adoption nicht mehr am Leben gewesen sein, bk
Kinder aber werden mit seinem Namen genannt. Sodann he-
ft Letztere Formel entspricht ganz dem ana il Sainas ullilrSinäti.
b Hitzig: Die Bedeutung des altgriecliischen Rechts für die vergleichende
Rechtswissenschaft (Zeitschr. für vergl. Rechtswiss. XIX, S. 17)*
c Mitteis: Reichsrecht und Volksrecht, S. 374.
Altbabylonipche Recbtsurkunden.
107
zieht sich die Anfechtungsklausel auf die Brüder und Kinder
der Adoptivmutter.
Z. 28. Der Zeuge KAL.KAL-nasir ist wohl der Bruder
der Aja-dämikat, der Adoptivmutter.
Z. 37. Das Datum ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen.
Vgl. King LIH III 239, Anm. 72; BA IV 371, Z. 32, wo Lindl
hypothetisch das 23. Jahr flammurabis ansetzt.
Aus der Zeit des Samsu-iluna.
Nr. 40. CT VI 40 a (
Sklave
1 y il &amas- a be,l & -ili 2 itti
A-ha-ta-ni assat (?) ü Samas
3 märat il Samas-ha-zi-ir 4 | A-
si-ir- ,l Rammdn 5 mär Li-bi-it-
Ü ÜR.RA 6 a-na sattim
1 i-gu-ur-sü
8 ki-is-ri Sattim l kam -sii
9 3 V 2 sikH kaspim 10 iSa-
lal 11 it-ti ra-ma-ni-sü-ma 12 il-
ta-ba-as-si
13 varah Dür'°- n Rammän
umu 4 iam 14 i-ru-ub 15 varah
Ma-mi-tim i-ga (T)-mar (?)-ma
16 uz-zi.
17 pdn A-si-ru-um 18 mär E-a-r
ri-ba-am 21 pdn Varad- il Sin 22 mär Sir,
23 sattum Sa-am-su-i-lu-
na LUGAL.
Bu. 91—938). I. Jahr.
nmiete.
1 Den Sainas-bel-ili hat von
Abätäni, der Samaspriesterin,
der Tochter des Samas-bäsir,
Asir-Rammän, 5 der Sohn des
Libit-UR.RA für ein Jahr ge
mietet.
Als Mietslohn für ein Jahr
wird er drei Sekel Silber 10 zah
len. Auf seine eigenen Kosten
wird er 0 sich bekleiden.
Am vierten Tage des Mo
nates Dür-Rammän ist er ein
getreten. Sobald der 16 Monat
Mamitim zu Ende sein wird,
wird er austreten.
3 Zeugen.
a-bi 19 pdn "NIN.SAH-a-bi 20 mär E-
-i-din-nam
23 Im Jahre, [in welchem]
Samsu-iluna König [geworden
ist].
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 14. Zur Höhe des
Mietslohnes vgl. Anm. zu VIII 42» (Nr. 19).
‘ EN.LIL.
b BAD.
Sc. der Sklave.
108
II. Abhandlung: Schorr.
Z. 12. il-ta-ba-ds-si. Daß das i überhängend 11 ist —
nicht aber si Suffix 11 — beweist VIII 15°, 12—13 (Nr. 45):
itti a-gi-ri-su-ma il-ta-ba-ds-si. Daher ist iltabas passiv zu
fassen, itti ramäniSu bezieht sich dann auf den Sklaven ,auf
eigene Kosten'.
Nr. 41. CT VI 32 a (Bu. 91—511). II. Jahr.
Prozeß über ein Geschenk.
1 J Ri-ba-tum mdrat Sa-
la-a 2 sd Sa-la-a cibusa 0 3 il
Mu-ul-lu-uk-tim A ummusa i 4 id-
di-nu-si 6 T Sü-nu-ma-ilum 6 ü
Mdr-ir-si-tim 7 märü E-ri-ib-
Sin 8 ir-gu-mu-si-im-ma 9 da-
ianü ik-sü-du-ma
10 ^GANf?) eklim(?) hi(?)-
bi (y)-il-ti-sd 11 ut-te-ir-ru-si
12 J Sü-nu-ma-ilum. 13 il
Mdr-ir-si-tim 14 marü E-ri-ib-
Sin 15 ü-ul i-tu-ru-[ma] 16 ü-
ul i-ra(\)-ga-m[uj
17 niS il Samas il Aja ü M[ar-
duk] 18 il Sa- am- su-i-lu-
n[a]
1 Nachdem gegen die Ri-
hatum, die Tochter des Sala
[wegen dessen], was Sala, ihr
Vater und Mulluktim, ihre Mut
ter, ihr gegeben (geschenkt)
hatten, 5 Sunu-ma-ilum und
Mär-irsitim, die Söhne des
zu den Richtern gekommen
waren,
10 haben diese ein halbes
GAN Feld, ihr gepfändetes
Gut(?), ihr zurückgegeben.
Indem Sunu-ma-ilum und
Mär-irsitim, die Söhne des Erib-
Sin, [das Urteil] 15 nicht anfech
ten, werden sie nicht klagen.
Bei Samas, Aja, M[arduk]
und Samsu-iluna [haben sie
geschworen].
3 Richter.
18 pän - - - 20 pän Ap-pa-an-ilim daianim 21 p&n ü Sm-na-tum daianim
32 pän “Sin-im-lik daianim
1 Ich vermute, daß wegen der Pausa (Satzende) der Akzent nicht — wie
im Präsens üblich — auf der Paenultima, sondern auf der Ultima war,
daher die Schärfung des letzten Radikals. Vgl. jetzt AG 2 §66'-
b Es müßte dann als Schreibfehler angesehen werden für Sü.
“ AD.TA.A.NI. a DAMAL.A.NI. » Va + 8 /ia-
Altbabylonische Rechtsurkunden.
109
83 varah Addaru a ümu 10 kam
si Sattum DAMAL 1 (?). AR.
GI(?).KI.EN.GDk
23 Am 10. Addaru, im Jahre
der Selbständigkeit des Lan
des Sumer.
Inhalt: Die Gläubiger pfänden laut Z. 10 bei der Schuld
nerin ein ihr von den Eltern geschenktes Feld. Die Richter
annullieren die Pfändung.
Z. 1—8. Die ersten Zeilen weichen vom Schema ab, in
dem die Angeklagte zuerst genannt wird.
Z. 8. ragämu ist hier mit doppeltem Akkusativ konstruiert.
Z. 10. Die Lesung, daher auch die Übersetzung unsicher.
Z. 17—18. Die Formel ist hier prägnant, itmü ist hin
zuzudenken. Vgl. VIII 50°, 12—13.
Z. 24. Zur Datierung vgl. King LIH 242, Anm. 76.
Nr. 42. CT VIII 24 b (Bu. 91—2444A). II. Jahr.
Prozeß über ein Haus.
1 AS-Sum 3 SAR bitim Ki-
di-irn
2 y Ni-si-i-ni-hi märat A-
iu-na-nu-um 3 a-na E-ri-iS-ti-
' l Aja 4 märat il Sin-e-ri-is ir-
gu-um-ma 5 daiani Sarrim
dk-Sü-da-wia 6 daianü a-vä-ti-
h-no i-mu-ru-ma,
7 ie-ir-tam J Ni-Si-i-ni-Su
8 i-mi-du
9 u-ul i-ta-ar-ma 10 | Ni-
h-i-ni-Su märat A-bu-na-nu-um
a-na E-ri-is-ti- n Aja 12 märat
‘Sin-e-ri-iS 13 u-ul i-ra-gu-um
1 In Sachen von 3 SAR
Haus in Kidum.
Nachdem Nisi-inisu, die
Tochter des Abunanum gegen
Eris ti-Aja, die Tochter des
Sin-eris geklagt hatte; 5 sie zu
den Richtern des Königs ge
kommen waren; die Richter
ihre Angelegenheiten geprüft
hatten,
haben sie der Nisi-inisu
eine Strafe auferlegt.
Indem sie [das Urteil]
nicht anficht, 10 wird Nisi-inisu,
die Tochter des Abunanum
gegen Eristi-Aja, die Tochter
des Sin-eriä nicht klagen.
* Se.KIN.KUD.
Vgl. Delitzsch AL IV, Bab. Zeichenliste Nr. 152.
110
II. Abhandlung: Schon*.
14 ntS il SamaS il Ajci il Mar-
duk 15 ü Sa-am-su-i-lu-na
Sarrim 10 itmä
Bei Sa mal, Aja, Marduk
15 und dem König Samsu-iluna
haben sie geschworen.
7 Zeugen.
17 pän Ibik-iU-Su alcil tamkarim 18 pän il Sin-iS-me-a-ni 19 daian Bäbili li
20 pän il Sin-na-tum daianim 21 pän Ilu-su-ba-ni mär lbik- il Rammän 2 * pän
Nn-ur-a-li-Sä 23 mär E-ri-ba-am 24 Ra-pa-a§-sili*-E-a 25 akil asSat (?) il SamaS
mes 26 il Rammän dupSarrim
27 varah Addaru h ümull ]iam 37 Am 11. Addaru, im Jahre
28 Sattum DAMAL. AR.GI KI. der Selbständigkeit von Sumer
EN.GI ki m URDU. und Akkad.
Die Urkunde ist von Meißner AbR 7 übersetzt. Das
Prozeßmotiv ist nicht näher angegeben.
Z. 5. daiani Sarrim. Aus dieser Bezeichnung könnte
man schließen, daß die Richter vom König eingesetzte Beamte
waren. Weniger wahrscheinlich dünkt mir, daß es hier etwa
königliche Kommissäre sind, die besonders delegiert wurden.
Es ist ein einfacher Zivilprozeß in privater Sache, auch kein
Appellationsprozeß, weshalb hätten also besondere Richter de
legiert werden sollen? Jedenfalls scheint die Gerichtsbarkeit
in den Händen der Priester gelegen zu haben. Vgl. BAP 5.
Z. 6. Die RA avätam amäru ,eine Sache untersuchen'
ist aus dem C. H. bekannt (§ 9 27 ~~ :29 ).
Z. 28. Zur Datierung vgl. die vorangehende Urkunde.
Nr. 43. CT VI 33 a (Bu. 91—565). VII. Jahr.
Adoption.
1 Aplüt c E-li-e-ri-za assat(?)
il Samas mdrat <l Samas-ilum(?')
2 J Be-li-su-nu assat(?) il Samas
mdrat Na-ka-rum 3 ri-di-it vä-
ar-ka-ti-Sd
1 Adoptionsakt der Eli-eriza,
der Samaspriesterin, der Toch-
ter des Samas-ilum. Bölisunu, ]
die Samaspriesterin, die Toch
ter des Nakarum, ist die Erbin
ihrer Hinterlassenschaft.
MI-U.
b &E.KIN.KU1).
• TUB.Uä.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
111
4 '/ 3 GANekil nidfütirnji?)"
i-na kiüad (?) b nam-ka-rum
5 i-ta ekil Is-su-ri-a 6 1 SAU
bitim i-na Hal-hal-la k ‘ 7 ita bit
Na-ka-rum 8 x / 3 SAB 4 G1N(\)
i-na Ga-gi-im ,!i 9 | SAa amtum
Sa -la-be-el- tim - idinnam c (?)
10 10 Silclum ah kaspi-id
11 mi-im-ma an-ni-im vä-
ar-[ka-za] 12 ba d -lu sd i-na i-
ja-ri-im 13 ik-tu bi-e a-di hu-
rdsim 34 Sd E-li-e-ri-za aS$at(?)
'Warnas 16 mdrat il Samas-ilum
16 i-sü-ü il i-ra-ds-üü-u 17 a-na
Be-li-su-nu aiiiiat (?) il Samali
18 märat Na-ka-rum 19 id-di-in
20 i-na sattim 1 kam 3 SE.
GUR 21 10 mane Sipdtum e
12 KA pissatum i 22 J Be-li-
su-nu asiat ü Samas märat Na-
ka-rum 23 a-n[a E-]li-e-ri-za
mdrat u l§amaS-ilum 24 ummi-
A’ä 8 i-na-ad-di-]in
26 n[is ,l Samas n Aja ü ]Mar-
duk v, Sa-am-su-i-lu-[na]
26 itm[ü]. h
Ein Drittel GAN Ödland
an der Seite des Tränkgra
bens (?), 5 neben dem Felde
des Issuria, 1 SAR Haus in
Halhalla, neben dem Hause
des Nakarum, x / 3 SAR 4 GIN
in Gagum, eine Sklavin Sala-
beltim-idinnam (?), 10 10 Sekel,
einen Teil(?) ihres Silbers,
alles dieses, ihren Nachlaß,
mit Ausnahme dessen, was
innerhalb der Wände [vorhan
den ist], vom Munde bis zum
Golde, was Eli-eriza, die Sa-
maspriesterin, 15 die Tochter
des Samaä-ilum besitzt und er
werben wird, hat sie der Be-
lisunu, der Samaspriesterin, der
Tochter des Nakarum, ge
schenkt.
20 Jährlich 3 GUR Getreide,
10 Minen Wolle, 12 KA Salböl
wird Belisunu, die Samasprie-
sterin, die Tochter des Naka
rum, der Eli-eriza, der Tochter
des Samaä-ilum, [ihrer] Mutter
[liefjern.
Bei [Öamas, Aja] Marduk
und Samsu-iluna haben sie ge
schworen.
10 Zeugen (2 Frauen).
27 pän tl sangt1 28 pän IS (?) Sangii tl SlamaS 29 pän
a Marduk-la-ma-za-Hi (?) akil aSSatt?) ",Hamas 80 pän a! Ur-rum-sillx 1 sangü
" KI.K[AL](1). b TIK{1). « MA^-AN^-fSUM].
d zu der Kopie ist wohl Irrtum des Schreibers.
' SIO.BA. t NI.BA.
8 VAMAL.[A.NI]. Zur Lesung vgl. S. 109, Anm>.
h [IN.BÄ.]NE. meS . i Ml-li.
112
II. Abhandlung: Schorr.
akil aSsat (?) il Samas (^Samas)* 81 pdn il Samas-lia-sir pdn il Bammdn-idinnam b
32 pdn IU- f - il Sama§ Sd bdb (!) c kalldti d 33 pdn Be-li-su-nu märat Ja-am (?)-
zi (?) - ? 84 pdn Il-ta-ni märat Ba-bu-ut 86 pdn U-?ur-vd-lad-§u dupsarrim
36 varah Düzu e umu 37 sat-
tum KI.LÜGAL. GÜB. HAR.
SAG. ID. ÄS.BI(2).
36 Im Monat Düzu, am
. . . Tage, im Jahre, in welchem
. . . der König . . . Berg und
Fluß gleicherweise [Fülle und
Überfluß gebracht hat].
Inhalt: Eine Priesterin adoptiert die andere, setzt sie
zur Erbin ein unter der Bedingung der Leistung einer jähr
lichen Naturalrente.
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 28.
Z. 1—3. Rubrum. Vgl. das Schema oben S. 58, Anm.
zu VIII 25*- b (Nr. 18).
Z. 4. Das Zeichen — das wie am aussieht — ist
hier wohl TIK — kiSädu, ahu ,Ufer, Seite“. — na-am-ka-rum
,Bewässerungsanlage, Tränke“ von makäru (HWB 1 408 a ). Vgl.
Daiches ZA XVII 91, wo auch die Parallelstellen angeführt
werden.
Z. 10. ah kaspi-sa. Diese Verbindung kommt in den
Kontrakten sehr oft vor. Die Bedeutung kann nur ,Teil“ sein.
Instruktiv ist eine Stelle in einem neubabylonischen Vertrag,
Str. Nbd. 299: ahi kaspi ina misil Satti u ri-ih-ti kaspi ina
Mt satti inaddin. Vgl. BA I 510, WZKM IV 123, wo noch
mehrere Beispiele genannt sind.
Z. 12. Wie Umschrift und Übersetzung zeigt, muß statt
des ersten Zeichens zu vielmehr ha gelesen werden, denn nur
dann gibt die Zeile einen Sinn: Alles vorher Erwähnte gehört
der Adoptivtochter mit Ausnahme [der Mobilien] innerhalb der
Wände. — igaru ,Wände“ kollektiv. Vgl. Delitzsch AL IV s.v.
Z. 30. al Ur-rum-silli. Dieser Name ist bei Ranke BPN
nicht registriert.
Z. 32. Sa bdb kalldti. Berufsname ,Torwächter am Jung
frauenhaus, im Tempel“. Vgl. IV 26, 10: Gi-mil-luin mar f Sd
a Dittographie des Schreibers. b MA.AN.SUM. c i£4. (!).
d E.GI.A. e äU.KUL.A. f mdru ,Mitglied der Beamtengnipp e •
Altbabylonische Reclitsurkunden.
113
lab (KA) kalläte (E.GI.A). Dieses ,Brautgemach' E.GI.A, wo
jungfräuliche Priesterinnen weilen, wird auch im C. H. § HO 36-38
erwähnt. Vgl. auch Winckler, Ges. Ham. 30, Anm. 1.
Z. 37. Zur Datierung vgl. BA IV 378, Z. 5—17.
Nr. 44. CT II 13 (Bu. 88—225). XVI. Jahr.
Hausloskau
1 7 / 18 a GAN (?) eklim i-na
Sü-ut-pa-lu 2 i-ta ekil il Aja-ku-
zu-ub-ma-tim (?) 3 märat Nu-
w-ili-su 4 ü i-ta ekil A-ma-at-
ilim 5 märat il Sin-pu-ut-ra-am
6 M itti Amat- il SamaS märat
^Sin-se-me-e 7 J Be-el-ta-ni mä
rat Nu-rum 8 i-Sd-mu
8 itti E-ri-ib- ü Sin mär ü Sin-
i-ki (?)-£d-am (?) 10 | Ilu-ha-
bil (?) J il Sin-ma-gir (?) 11 märe
Tam-Sa-hu-um 12 J Na-ra-am-
iU-lii 13 J il j§amas-ba-ni märe
' l Nannar(‘tyi[dinnam] h 14 ü
“Aja - ri (?) - im-ti (?) - i (?) - la (?)-
ba (?) 13 märat a Sin - na - sir
10 y Sa e -ak-kum mär Nu-rum
Vs mane kaspirn is-ku-ul-
$u-nu-§i-im-ma (si (?) - mu (?)-
«(?),) d 18 ekil bit a-bi-sü ip-
lu-ur
18 ana matema avelum ana
avelim ul iragam e
f (Retrakt).
1 7 / 18 GAN Feld in der
Niederung, neben dem Felde
der Aja-kuzub-mätim, der Toch
ter des Nür-ilisu und neben
dem Felde der Amat-ilim, 5 der
Tochter des Sin-putram, wel
ches von Amat-Samal, der
Tochter des Sin-semi Beltani,
die Tochter des Nur um ge
kauft hatte,
A.
hat von Erib-Sin, dem
Sohne des Sin-ihdsam (?), 10 Ilurn-
bäbil (?), Sin-mägir, den Söhnen
des Tamsahum, Naräm-iliiu,
Samas-bäni, den Söhnen des
Nannar-i[dinnam] und von Aja-
rimti (?) . . ., 15 der Tochter
des Sin-näsir, Sakkum, der
Sohn des Nur um [um den
Preis] von 2 / s Minen Silber,
nachdem er ihnen bezahlt
hatte, das Feld seines Vater
hauses losgekauft.
Niemals wird einer gegen
den anderen klagen.
* Vs + Vis- b MA.AN.ßUM].
' Die Kopie bietet me. Unsere Lesung stützt sieb auf Ranke.
Das unsichere Wort scheint eine Glosse zu sein. Wenn es iimu zu lesen
ist, dann wird es an den Anfang der Zeile zu stellen sein.
' ÜKüR. SÜ.MUL ü. MUL U. RA.INIM. NU. UM. MAL.MAL. A (?).
Sitzungaber. d. phil.-bist. Kl. 155. Bd. 2. Abb. 8
smmm isüiöfc - ummur iiimi n
114
II. Abhandlung: Schorr.
20 niS il Warnas n Aja a Mar-
duk 21 il Sa-am-su-i-lu-na
Sarrim it-mu-ü
20 Bei Samas, Aja, Marduk
und Samsu-iluna, dem König,
haben sie geschworen.
6 Zeugen.
22 pän I-bi-'‘NIN. SAH 23 pän I-din-’ l NIN. SAH märe Nu-ur-a-li-iü
24 pän Ibik-An-nu-ni-tum mär I-din- tl ULt.RA 2a pän ' l Sin-e-ri-ba-am mär Na-
ra-am-ilt-su 26 pän Silli a (?) - il Sama$ mär tl SamaS~be-la-ni 27 pän Ibilc (^)-il-tum
dtipaSrrim
28 varah Tebitum b ümu
27 iam 22 Sattum BAD AN Da-
di(?) Sippar ki 30 A.UL(?).E.
28 Am 27. Tebitu, im Jahre,
in welchem die Mauer des
Gottes Dadi in Sippar fertig-
gestellt“ wurde.
Diese Urkunde ist sehr interessant als Beispiel für das
sogenannte ,Zugrecht (Retraktrecht) £ , d. h. das Recht des Ver
käufers oder seiner Verwandten, 3 das verkaufte Gut vom Käufer
gegen Zahlung des Kaufpreises wieder an sich zu bringen.'
Charakteristisch ist die juristische Bezeichnung in der
Urkunde selbst als ,Loskauf (Z. 18), ähnlich wie in der Bibel
rtaw, Lev. XXV, 25—26. Merkwürdigerweise ist vom Los
kaufsrecht verkaufter Güter im C. H. nicht die Rede, auch
nicht — wie Köhler a. a. 0. meint — im § 39, wo letzterer
eine Andeutung dafür zu finden glaubt. — Einen ähnlichen
Loskaufsvertrag bietet Meißner BAP Nr. 47 (= AbR 7). Dort
heißt es Z. 22: Mt abisunu 1 ipturup ganz wie in unserer
Urkunde Z.18.
Z. 9—15. Die hier genannten Personen haben seinerzeit
das Feld von Beltani, der Tochter des Nürum, gekauft. Jetzt
kauft es von ihnen Sakkum, Sohn des Nürum, als Familien
gut zurück. In welchem Verwandtschafts Verhältnis stehen nun
Beltani und Sakkum zu einander? Auf den ersten Anschein
sind sie Geschwister, beide Kinder des Nürum. Allein dann
* MI(?)“«K •> AB.E. « UL = Suklulu.
d Hier ist es der Bruder des Verkäufers.
e Vgl. darüber Köhlers Bemerkungen in Kokler-Peiser: Hammurabis
Gesetz S. 110. f AD.DA.NI.
s IN.GAB- VEE . — GAB = patfiru (HWB 1 522). Meißners Lesung maU rn
(BAP 132 oben) ist unrichtig.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
115
bleibt es unerklärlich, daß ein von einer Schwester gekauftes
(Z. 8) Feld als ekil Mt abisu ,Feld des Vaterhauses' bezeichnet
wird, für welches das Retraktrecht zusteht. Ich folge daher
der Vermutung Prof. Müllers, daß die beiden weitere Fa
milienangehörige sind. Am bequemsten wäre es anzunehmen,
daß Sakkum ein Enkel der Beltani gewesen ist. Mär Nitrum
müßte man dann allgemein fassen ,Nachkomme'. Einen ähn
lichen Fall vgl. Ranke BPN, S. 4.
Z. 29. Zur Datierung vgl. King LIII III 245, Anm. 87.
Nr. 45. CT VIII 15 c (Bu. 91—1016). XIX. Jahr.
Sklavenmiete.
1 1 vardum IU-ri-me-an-ni
8 itti E-ri-is-ti- il Samas assat (?)
'^amaS 3 märat “Sin-be-el-
aplim 4 | A-vi-il-' 1 Rammän (?)
0 mär Si-li-lum 6 a-na Sattim
l lam i-gu-ur-M
7 i-di sattim l kam 8 5 sikil
kaspim 9 isakal 10 ri-iS-ti ki-
is-ri 11 2 sikil kaspim ma-ah-
ra-at 12 itti a-gi-ri-sü-ma 13 il-
ta-ba-ds-si
14 varah E-lu-li um 16 ka "‘
i-™(?)- M J
15 pan “Samas “Aja
1 Einen Sklaven Ili-rime-
anni hat von Eristi-Samas, der
Öamaspriesterin, der Tochter
des Sin-bel-aplim, Avel-Ram-
män, 6 der Sohn des Sililum
für ein Jahr gemietet.
Als Mietslohn für ein Jahr
wird er fünf Sekel Silber zah
len. 10 Als Anzahlung des
Mietsbetrages hat sie zwei Se
kel Silber empfangen. Von
seinem Mieter ausschließlich
wird er bekleidet werden.
Am 16. Elülu ist er ein
getreten.
15 Vor Samas, Aja (den
Göttern).
3 Zeugen (1 Frau).
18 pdn La-liu-tum (?)
20 Im Jahre des goldenen
Thrones des Samsu-iluna.
16 pdn Ta-ri-ba-tum 11 pdn A T w(?)-wr(?) il Marduk
19 iattum Sa-am-su-i-lu-
na 29 ois GUZA GüSKIN.TA.
Z. 7. i-di. Vgl. auch BAP Nr. 60, 11: i-na i-di-su i-te-
d-li ; er wird seines Dienstlohnes verlustig gehen'. Im C. H.
8*
116
H. Abhandlung: Scliorr.
kommt öfter ID = idu ? Lohn' vor; vgl. IV a 29; XIX 27; XX
87, 89 u. ö. In den Verträgen wird sonst kisru gebraucht. In
den neubabylonischen Urkunden in der Regel idu.
Z. 12. Das ma betont die Verpflichtung des Mieters.
Z. 13. il-ta-ba-dS-H. Vgl. Anm. zu VI 40“, 12 (Nr. 40).
Z. 15. Die Notierung der Götter (Samaä, Aja) als Zeugen
kommt nicht selten vor. Vgl. Sipp. 234, 9“; VI 35“, 10 (Nr. 79);
VIII 42», 15 (Nr. 83).
Z. 20. Zur Datierung vgl. King LIH III 245, Anm. 89.
Nr. 46. CT IV 11 a (Bu.
Scher
I I-na li-ib-bu 6 te-bi-a-tim
2 Sd (?) ü Sin-ba-ni ü märe il iSa-
m aS-tapp ü-[sü] b 8 2 te-bi-a-tum
Sd a .Sin-ba-ni mär U-sur-a-vä-
at- ü §amas 4 2 Sd Ib-ga-tum
5 ü 2 sd Si-na-tum märe ü Sa-
maS-tappü-Sü 6 Sd Ni-id-na-
at- il Sin mär Mär- al Ba-ia ki
7 ap-lu-us-su-nu il-ku-u 8 iS-
tät te-bi-tum Sd ü Sin-ba-ni mär
U-sur-a-vä-at- ü [Samas] 9 iStät
te-bi-tum Sd Ib-ga-tum 10 u iS
tät te-bi-tum Sd Si-na-tum märe
ü Bamas-tappü-Sii
II Jcaspum gi-mi-ir 3 te-bi-
a-tim an-ni-a-ti-i[n] 12 sd i-na
pi‘ dup-pa-at ap-lu-ti-su 18 Sd-
at-ru
14 i-na tu-ba-ti-Su 15 ü mi-
it-gu-ur-ti-Sü (!) 16 J ,l SamaS-
88—183). XXVIII. Jahr.
kung.
1 Von den sechs Siegel
ringen, Eigentum des Sin-bäni
und der Söhne des SamaS-tap-
püsu, [und zwar] zwei Siegel
ringe des Sin-bäni, des Sohnes
des Usur-avät-Öamas, zwei des
Ibgatum, 5 und zwei des Si-
natum, der Söhne des Samaä-
tappüsu, welche Nidnat-Sin, der
Sohn des Mär-Baia für ihre
Adoption genommen hatte, einen
Ring des Sin-bäni, des Sohnes
des Usur-avät-Samaä, einen
Ring des Ibgatum 10 und einen
Ring des Sinatum, der Söhne
des Öamas-tappüsu,
Silber insgesamt drei diese
Ringe, welche gemäß seinen"
Adoptierungsurkunden ver '
schrieben waren,
haben, nachdem [diesel
ben] gut- 15 und freiwillig an
* = Friedrich AUS Nr. 50.
b Die Kopie bietet irrtümlich: te, cf. Z. 5.
Sc. des Nidnat-Sin.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
117
il-iU 17 - - 8ar(?)-iU 18 - - ni-
<^amas-na-di 19 ü ü Samas-be-
el-ili 20 märe Mär - al [Ba]-
ia h 21 J Ni-id-na-at-Sin a-ha-
su-nu 22 i-pu-lu-ma 23 3 te-bi-
a-tum ki-is-da-ti-sü-nu 24 il-
liU-Ü
26 ana matema avelum ana
avelim ul iragam.*
26 ms ü [Samas] ü Aja a Mar-
duk 27 it Sa-[amj-su-i-lu-na
sarrim 28 itmü.
20 pän Nu-ür- il Girru b pä$i$ ap&
31 pän il SaniaÜ-na-sir mär UH ki -abu d -i
aßysi-in (?) 83 pän Warad- il Bu-ni-ni 7?
34 varah Elülu e ümu 10 l!am
35 [sattum Sa-am-su-i-lu-na]
LÜG AL [ÄJÄG.GÄ AX EN.L1L.
LAL.TA.
Öamas-il-ile. - - sar-ile, - - Wa
rnas - nädi und Samas - bei - ile,
20 die Söhne des Mär-Baia,
Nidnat-Sin ihr Bruder abgetre
ten hatte, die drei Ringe, ihr
[erworbenes] Besitztum sie ge
nommen.
25 Niemals wird einer gegen
den anderen klagen.
Bei Samas, Aja, Marduk
und Samsu-iluna, dem König,
schwuren sie.
5 Zeugen.
io 30 pän Warad-bit-a-bi-Sä päüis apsi c
ü (?) 32 pän Ni-id-nu-Sä mär '’Marduk-
är u Samas-ilum
34 Im Monat Elülu, am
10. Tage, im Jahre des Bei
orakels.
Inhalt: Nidnat-Sin adoptiert drei Personen, von denen
er als Adoptionsgebühr (Entschädigung) sechs Siegelringe, von
jedem zwei, empfangen hat. Drei dieser Ringe nun schenkt
er gutwillig seinen vier Brüdern.
Z. 1. te-bi-a-tim. Meißner AS III 68, Anm. 1 stellt mit
Hecht tebztum = hebr. nj?St? ,Siegelring', eine Form in der das
Geld damals in Babylon kursiert haben soll. Bemerkenswert
ist die graphische Andeutung des to, während in der Regel
bekanntlich in dieser Zeit n von ta graphisch nicht unter
schieden wird. f
Z. 7. ap-lu-us-sio-mo. Man kann appositionell ,als ihre
Adoptionsgebühr' oder kausativ ,für ihre Adoption' übersetzen.
— ü-ku-u. Relatives u, abhängig von sa (Z. 6).
* UKUR.SU. MULU.MÜLU.RA. 1NIM.NU. MAL.MAL.A.
1 BIL.QI. o UH.ME. ZU.AB. d AE. • KI. AN Istar.
f Vgl. z. B. Z. 14: tu-ba-ti-su.
r- - Tf—Mi'fi “TTfl—■—
118
II. Abhandlung: Schorr.
Z. 21. a-ha-su-nu (Nom.) wie um-mci-su, libba-su usw.
Z. 22. i-pu-lu-ma. — apdlu mit Akkusativ der Person
bedeutet hier ,übertragen, abtreten'. Ebenso C. H. Kol. XV 1 ,
16—17 : sa-ni-a-am ü-ul ii-up-pa-al.
Z. 23. ki-is-da-te-sii-nu. PI. von kisittu ,Besitz*. Vgl. II
45, 3 (Nr. 28): ki-is-da-at, wo aber vermutlich stat. constr.
sing, vorliegt.
Z. 29. Vgl. über die Priesterklasse pdsis apsl BAP 154.
Z. 35. Zur Datierung vgl. King LIH III 246.
Nr. 47. CT VI 31 b (Bu. 91—2485).
Erbteilung.
1 2 / s SAR bitum epsum 2 ita
bit- ,l Zak-kut-mu-ba-li-it 3 ü ita
bit il Samas-tappäm-ve-di i [p üh]
1 amtim Za-ar-ri-kum 5 1 (?)
alpum a a-na zizim b (?) ki-ma
6 y Ri-a-[ve] c -lim-ra-bi 7 Tam
tam ilki
8 zitti u SamaS-sü-zi-ba-an-ni
9 ü “Samas-ta-tum 10 mdre Zu-
za-nu-um 11 id itti Ili-a-ve-
lim-ra-bi 12 i-zu-zu
zi-zu ga-am-ru 13 li-ib-ba-
sü-nu tdb iab
14 niS il Samas “Aja il Mar-
duk 15 il Sa-am-su-i-lu-na
sarrim 16 itmü
1 Zwei Drittel SAR ge
bautes Haus, neben dem Hause
des Zakkut-muballit und neben
dem Hause des Samas-tappäm-
vedi — [statt] der Sklavin
Zarrikum 5 1 (?) Rind als An- |
teil (?), gemäß dem, daß Di- «
a[ve]lim-rabi die Sklavin ge
nommen hat —
ist der Anteil des Samaä-
suzibanni und des Samas-tatum,
10 der Kinder des Zuzanum,
welchen 0 sie mit Ili-avelim-rabi
geteilt haben.
Die Teilung ist perfekt,
ihr Herz befriedigt.
Bei Samas, Aja, Marduk |
15 und Samsu-iluna, dem Kö
nig, haben sie geschworen.
10 Zeugen.
17 pän a Samal-ilu-aiaridu t mär Pi-ti-tum 18 pän a SamaS~tappAm
mär Ki-U-tmii :ff pän ‘‘Stn-i-din-nam mär I-na-kät-‘ l Samai 20 pän Ta-ri-ilrir-
c Vom Schreiber ausgelassen. Vgl- 2- Ü-
f SAK. s TAB.BA.
- GUD sl
4 T>UG.
b BA (?).
Sc. Anteil.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
119
si-tim 21 mär Ni-id-nu-sd 22 pän Hu-idinnam a mär Sin-be-el-ap-lim 23 pän Ibik-
ü-tum mär ü Zak-kut-mu-ba-U-i^ 24 pän Silli lih -' l $amai mär Yarad-ili-m 25 pän
Su-mi-ki pän Da-mi-ik- il Marduk 26 mär Uu-ga-mil 27 pän ^Rammän-idinnam c
28 mär A-na-tum
89 varah Kislimu A ... 30 ... | 29 Im Monat Kislimu . . .
Z. 4—7. Wenn am Anfang von Z. 4 [puh] ,anstatt' er
gänzt wird, geben die Zeilen einen guten Sinn. Sie bilden
dann einen eingeschalteten Satz. Vgl. Anm. zu VIII 28° (Nr. 6).
Nr. 48. CT VIII 6 a (Bu. 88—42).
Sklaventausch.
1 1 Sie amtum An - nu - ni-
[tum] 2 sumsa 3 sd(!) Ba-za-tum
as«if (?) a Marduk 4 märat Mär-
Istar 5 a-na pu-ha-ti [s]a
8 1 sle amtim Ma-[?] 7 sum-
[sa] 71 [sä] 8 btt il [Sin]-
t-bu-Sä 9 mär [Sar-ru-u]m-
l! Rammän 10 J ‘‘[Sin-a-buJ-Sii
11 mär Sar - rum - il Rammän
1! SAG amtam ki-ma siG amtim
13 a-na Ba-za-tum assat il Mar-
iuk 14 märat Mär-Istar 15 i-na
ni-it-gu-ur-ti-sti-nu 16 im-ta-ag-
m-ü-ma 17 id-di-in-ma am-
üm ii-bi-ih
18 pu-uh-hu ü-sü-ur- - 19 li- j
ia-? li-ib-ba-[am] [utib ?] e
20 [Ana] matema 1 [a]-hu
a-na a-[hi-im] 21 ü-ul [i]-ra-
yu-u[m]
1 Eine Sklavin, namens
Annunitum, [Eigentum] der
Bazatum, der Mardukpriesterin,
der Tochter des Mär-Istar 5 hat
im Tausche für eine Sklavin
namens Ma[annasa?] [aus] dem
Hause des [Sin-]abusu, des
Sohnes des [§arru]m-Rammän
19 [Sin-abu]su, der Sohn des
Sarrum-Rammän, nachdem er
Sklavin für Sklavin der Mar
dukpriesterin Bazatum, der
Tochter des Mär-Istar, 15 nach
gegenseitigem Übereinkommen
übergeben hatte, (die Sklavin)
vertauscht.
Der Tausch ist rechtlich
vollzogen (?). Ein Herz hat das
andere [befriedigt?].
20 Niemals wird einer gegen
den anderen klagen.
* HA^NjUMQ.). » Ml“. « MA.AW.SUM. d KAX.KAN.E.A.
' Ara Ende der Zeile stand vielleicht = n(ib a> . f UKUR.[&ÜJ.
120
II. Abhandlung: Schorr.
22 ni§ il SamaS n Marduk
Sa-am-su-[i-lu-na] 23 it-mu-ü
Bei Samas, Marcluk, Sam-
su-iluna liaben sie geschworen.
10 Zeugen.
24 25 pän Sar-rum- il Rammän mär il 26 pän Ibik-An-nu-ni-tu[m]
27 pän Sin-be-el-ta- - - 28 pän Ilu-pi- ü Sama§- - - 29 pän Sin~e-ri-ba-a[m] 30 pän
il Samas-kätam-isbat a 31 pän Na-bi- ü A-gur (?) 32 pän Gimil-ili-Su märe Mür-
iStar 33 pän Im-gur-Sin dupSarrim
34 varah Sab atu b ümu 1 kam
™sattumTA(?).AH(?).NA(?).A.
34 Am 1. Sabätu, im Jahre,
in welchem . . .
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 11.
Z. 5. pu-ha-ti. Plural von pühtu, das BAP Nr. 47, 7,12 :
in demselben Sinne vorkommt.
Z. 15—16. Der Satz ist als Parenthese zu fassen. Vgl. '
Anm. zu Nr. 47. Gerade das ma ermöglicht es in der ganzen
Urkunde eine streng wörtliche, dabei aber klare Übersetzung
zu bieten. Vgl. dagegen AbR, 1. c.
Z. 18. u-lu-ur = uSsur II 1 Perm, von Doch ist
wegen der folgenden Lücke Lesung und Deutung unsicher.
Z. 19. Die Lesung ist zweifelhaft.
Z. 30. il Samas-Jcätam-isbat(y'). So möchte ich das Ideo
gramm SU.MU.UN.DIB 0 (?) lesen, - vgl. Br. 10694. Die RA
lcätam sabätu ,unterstützen* ist ja bekannt. Auch in neubaby- '
Ionischer Zeit kommt z. B. Nabü-kdtam-sa-bat als Npr. vor.
Vgl. Tallquist: Neubabylonisches Namenbuch (1906), Glossar
s. v. sabätu.
Z. 35. Das Jahr kann in der Datenliste nicht identifiziert
werden. Vgl. BA IV 380, Z. 32—83, 37.
Nr. 49. CT VIII 32 a (Bu. 91—2503).
Hauskauf.
1 Biturn ma-la ba-zu-ü 2 i-
na Ga-gi-im 3 ita bit Avät-' 1
ll Aja märat A-pil-ili-su 4 ü
1 Ein Haus, soviel vorhan
den ist, in Gagum, neben dem
Hause der Avät-Aja, der Toch-
a SU. MU. UN.DIB (?). b AS.A. « Ranke BPN s. v. 148* liest
die Zeichen phonetisch, ohne sie aber erklären zu können.
Altbabylonische Recbtsurkunden.
121
ita bit La-ma-za-ni 5 märat
Be-la-nu-um 6 püzu* sü7cum h
7 varkdt°-zu Mt Avdt- ü Aja-ma
8 itti Ee-el-ta-ni assat((?)
*,Samas 9 märat Zi - ia - tum
10 1 Avät- ü Aja assat (?) il Samas
11 märat A-pil-iU-sü 13 i-na
ah kaspi-sd 13 IN.SI.IN.SÄM.
14 SÄM.TIL. LA.BI.&Ü. 16 4
sikil kaspim IN.NA.AN.LAL.
16 GO.BI.AL.TIL.
17 UKUR.SÜ. MULU.MULU.
RA. 78 INIM.NU.UM. MAL.
MALA.
19 ms il Samas a Aja a Mar-
duk 20 ü Sa -am-su-i-lu-na,
larrim it-mu-u
21 pän Pa-li-e- il Sama§ mär il jSc
m & n dup[$ar] d a§§at (?) il Samas 23 pän
Be-la-nu-um mär Si-li-i 25 pän U-sur-i
26 varhum mahrum sä Ad-
dari* 27 Sattum TA( ^y
AH.NA.A.
ter des Apil-ili-sü und neben
dem Hause der Lamazäni, 5 der
Tochter des Belänum —- seine
Front grenzt an die Straße,
seine Rückseite ebenfalls an
das Haus der Avat-Aja —
hat von der Samaiprieste-
rin Beltäni, der Tochter des
Zijatum, 10 die Samaspriesterin
Avät-Aja, die Tochter des Apil-
ilisu, für einen Teil ihres Gel
des gekauft.
Als seinen vollen Preis hat
sie 15 4 Sekel Silber bezahlt.
Ihr Vertrag ist fertig.
Niemals wird eine gegen
die andere klagen.
Bei Samas, Aja, Marduk
20 und Samsu-iluna, dem Kö
nig haben sie geschworen.
5 Zeugen.
as-na-ap-Se-ra (?) 22 pän A-vi-il- ü Pam-
ü Sin-be-el-ap-lim mär Pi-ää-Sin 24 pän
L-dam dupSavrim
26 Im Schaltmonat Addaru,
im Jahre der Mauer von . . .
Z. 1. ba-zu-u. Perm. I 1 mit relativem u nach mala.
hie Schreibung ba-zu-u findet sich neben ba-Su-u öfter. Es
ma g eine dialektische Eigentümlichkeit sein.
Z. 7. Avät- ü Aja-ma. Das ma betont hier die Nachbar
schaft mit dem Hause der Käuferin selbst.
Z. 27. Vgl. Anm. zur vorangehenden Urkunde Z. 35.
* 6AK.m. b siL.
° DIRAe.KI.KUD.
<= EGIE.
D UB.[SARJ.
122
II. Abhandlung; Schorr.
Aus der Zeit des ÄM-Esiih.
Nr. 50. CT VI 24 b (Bu. 91—401).
Feldmiete.
1 1 / 2 a GAN eklim ugaru
f.äbu lbu 2 itti Amat- H Samas as-
sat(’?) il Samas 3 märat Ib-ni-
ÜR.RA 4 y a Marduk-mu-sd-lim
5 aftiZ gallabe' 1 6 eklam a-na
ir-ri-sü-tim 7 a-na biltim ü-
se-si
8 ina um ebürim 9 a-na
bi-i su-ul-bi-su 10 eklam is-Sd-
ad-da-ad(?)-ma(?) 111 / 18 GAN.
E 100 [KA7 seim 12 GIS. BAR
'Warnas me-Se-ga-am 13 i-na
bäb i Mal-gi-a imaddad
1 Ein Halbes GAN Feld,
gutes Gefilde, hat von der
Samaspriesterin, Amat-Samas,
der Tochter des Ibni-ÜR.RA,
Marduk-inusalim, 5 der Schrei
ber der Haarscherer, als Feld j
zur Bebauung gegen Ertrags
abgabe gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das unbebaute
Feldstück geeggt, von 1 / 18 GAN,
100 [KA] Getreide, Maß des
Öamas, geaichtes (?) Maß, im
Tore von Malkä abmessen.
2 Zeugen, darunter 1 Frau ,
als Sekretär.
14 pän ü Samai 15 pän ’ 7 Aja 16 pan lb-ni- il Rammän 17 mär Za-ni-ik-'P'
il Samaä 18 pän Amat- ü Ma-mu SAL dup$arrim
19 varah Nisannu e ümu
15 ham 20 sattum A-bi-e-Sü-uh
LUGAL.E. ALAM(?).A. GüS-
KIN.TA (?). KUBABBAB.RA.
BI.DA.MAL.
19 Am 15. Nisannu, im
Jahre, in welchem der König
Abiesuh, sein goldenes und sil
bernes Bildnis (?) verfertigen
ließ.
Z. 9—10. Diese Phrase eklam sadädu wiederholt sich
sehr oft in den Feldmietsverträgen, so II 8, 18 (Nr. 64); II
32, 19 (Nr. 65); VIII 7 a , 18 (Nr. 55); VIII 8 d , 12 (Nr. 60)
u. ö., und heißt ,das Feld eggen', hebr. Tito (Jes. XXVIII 2I)>
was schon Müller GH 258, Anm. 4, herangezogen hat.
»- Vs 4- s /i8- h RÜG. =5(7.7. a KA. • BAR.ZAG.GAk
A'Jtbabylonische RechtenrkuDden, 123
AVas bedeutet aber a-na bi-i Sii-ul-bi-sü, überall fast an
obigen Stellen zusammen mit eklam saclddu ? Meißner BAP 141
registriert bloß die Stellen, wo die Phrase vorkommt, ohne sie
aber erklären zu können. Friedrich AUS (passim) übersetzt:
,gemäß seines, resp. ihres Vertrages'. Das ist bloß erraten, ist
aber schon deshalb unrichtig, weil das Suffix sü-ul-bi-$u sich
sicher nicht auf die Person, sondern auf das Feld bezieht.
Das beweist z. B. II 32, 18—19 (Nr. 65): eklam a-na bi-i iü-
ul-bi-sü(?) i-sd-ad-da-dui^-mci, ebenso VIII 19 b , 15—16
(Nr. 68). In beiden Urkunden ist von zwei Pächtern die Rede;
es müßte also sulpi-Sünu heißen, wenn das Wort ,Vertrag'
bedeuten würde, wobei übrigens die Etymologie unbekannt
bliebe. Nun kommt der Ausdruck auch in neubabylonischen
Urkunden vor und zwar in Verbindung mit ldrü zakpu, resp.
"zeru zakpu. Vgl. Nipp. 9, 2—3 a , V. A. 208, 7—8, b Vgl. be
sonders ibid. Z. 35—36: 1 (PI) 24 (KA) Se zeru eklu gisimmari
zakpu il 1 GUR 3 (4) (PI) 12 (KA) pi-i sü-ul-pi ,1 PI
24 KA Saatfeld, Feld mit Dattelpalmen bepflanzt und 1 GUR
3 PI 12 KA pi Sulpi 1 . Aus diesen Stellen scheint sich die Be
deutung,unbebautes Grundstück'“ mit einer hohen Wahrschein
lichkeit zu ergeben. Aber auch da bleibt die Etymologie dun
kel, ebenso an unseren Stellen die Konstruktion mit ana pi
oder pi, das doch nur = hebr. 'Esb, ("£ö) entsprechend, gemäß
als Äquivalent' bedeuten kann. Sachlich kann man dann über
setzen: ,nachdem er (sie) das Feld nach Maßgabe seines un
bebauten Teiles geeggt haben wird'. Der Pächter hat die
Pflicht, insoferne er einen Teil des Feldes unbebaut ließ, den
selben zu eggen, d. h. in Ordnung zu bringen.
Z. 12. GIB.BAR Warnas me-se-ga-am ,Maß des Samas
• • Um das letzte schwierige Wort zu erklären ist es zu
nächst notwendig, etwaige Parallelstellen im Zusammenhänge
z u betrachten:
VI 48 b , 10—14: 10 Sd-at-tum 3 SE.GUR ia 11 i-na GIB.
BAR ü SamaS 12 i-na me-Se-ku 13 i-na Bi-ia-ap-tim 14 i-na-
* BA IV 557.
b P- Peiser: Keilschriftliche Aktenstücke, Nr. I, auch S. 77 einige Pa-
rallelstellen.
c So Kotalla BA IV 557.
124 II. Abhandlung: Schorr.
ad-di-in jährlich 3 GUR Getreide nach dem Maße des SamaS,
nach ... in Pi-aptim(?) wird sie geben'.
VI 48°, 6—10: 6 ina Um ebürim a bilat eklini 7 3 SE.
GUR i-na GlS.BAR il i§amas 8 i-na me-se-ku 0 i-na bäb' D Ga-
gi-im 10 imaddad ,zur Zeit der Ernte wird er als Abgabe für
das Feld 3 GUR Getreide, nach dem Maße des Samas, nach
. . . im Tore von Gagum abmessen'.
VIII 33 b , 1—2: 3 SE.GUR GIS.BAR ,l Samas me-se-ku
na-as-pa-ku-tum ,3 GUR Getreide, Maß des Samas . . .' Ein
gelagertes des Speichers'.
Ibid. 9—12: 3 SE.GUR GIS.BAR ü Samas me-se-ga-am
■ . . ü-ta-ar-ru ,3 GUR Getreide, Maß des Samas . . ., werden
sie zurückgeben'.
BAP Nr. 57, 11—14°: 11 1 SE.GUR ta - a i-na GIS..BAB
,l Samas 12 i-na mi-se-ku 13 i-na Icär Sippar ki imaddad ,1 GUR
Getreide nach dem Maße des Samas, nach . . ., wird er in der
Mauer d von Sippar abmessen'. e
An all diesen Stellen kommt me-se-ku in Verbindung
mit GlS.BAR il Samas ,Maß des Samas' vor. Daß es nicht
etwa ,Tor' bedeuten kann — wie Meißner ibid. 136 vermutet
— beweist VI 48 e , 8—9 oben. Es ist auch zu beachten, daß
VI 48 b , 12 das Wort mit dem Determinativ isu geschrieben
ist. Ich vermute, daß es eng als Apposition zu GIS.BAR ge
hört und den Sinn gesiegeltes, geaichtes Maß' hat. Das
Tempelmaß war wohl gleich wie das staatliche geaicht und
daher zuverlässig und am öftesten im Gebrauch. Für analoge
Klauseln in den griechisch-ägyptischen Verträgen vgl. S. Wa-
szynski: Die Bodenpacht, S. 109.
Z. 20. Bekanntlich sind die Regierungsjahre Abiesuhs
fast ganz in der Datenliste weggelöscht, weshalb die Jahres
angabe vorläufig chronologisch nicht fixiert werden kann. Vgl.
Lindl BA IV 396, Z. 34.
A-bi-e-sü-uh, so nach Rankes Transkription, der südarab.
j?n'2K heranzieht. Möglich wäre auch das letzte Zeichen als
Hauchlaut \e zu lesen.
* UD.EBUR.SU. » KA. c Bu. 88—743.
d käru bedeutet hier sicher ,Mauer 1 , gegen Meißners Anm. ibid., S-
e Vgl. auch Bu. 88—679, 6 ff. zitiert BAP, S. 136.
Altbabylonisclie Rechtsurkunden.
125
Nr. 51. CT IV (
Feld
1 i/ 6 GAN eklim libbP hi (?)
1 ugari 1 / 2 '* GAN.E 3 zitti A-
liam-kal-lim mär A-na- il &a-
mqjjji-zi 4 itti Aham-lcal-lim
le-el eklim 5 | I-din- ü /Hamas
langü° il Gu-la c eklam am a-na
ir-ri-M-tim 7 a-na biltim u-
k-zi
8 ina tim ebtirim 3 bilat
eklim"“ 13 i/ 18 GAN 1-E 100
seim 11 imaddad
n pän Hu-Su (1)-ib-ni-iu (?) 13 ni
l-bi-' l Sin mär (?) - - il Sin 16 pän ü Sin-e-
16 varah Ululu a timu
10 ian (?) 17 tsattum A-bi-e-Sü-
uh Sarrum UD(?).PI(?)-?-HeH.
, 2.10. He = 10'
oft ausgelassen. Vgl. Anm. zu
) c (Bu. 88—603).
riete.
1 Ein Sechstel GAN Feld,
inmitten des Gefildes von einem
halben GAN [Größe], Erbteil
des Aham-kallim, des Sohnes
des Ana-Samas-lizi, hat von
Aham-kallim, dem Besitzer des
Feldes, 5 Idin-Samas, der Prie
ster der Göttin Gula, als Feld
zur Bebauung gegen Ertrags
abgabe gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er die Ertragsabgabe des Fel
des, 10 von je 7 / 18 GAN 100
[KA] Getreide abmessen.
3 Zeugen.
:r(?) Ipiydin (?)-'’NIN.AäH.KA u pän
•i-ba-am dupSarrim
Am 10. (?) Ulülu, im Jahre,
in welchem der König Abi-
eäuh . . .
| KA Getreide. Das KA wird
7 l’44 b , 1 (Nr. 12).
Nr. 52. CT VIII 17 b (Bu. 88—219).
Feldmiete.
1 Vä GAN eklim ugaru tä-
Ivpl« 2 e j^i m fi ra t § arr i m
puzu 1 pa™ när Pa-ri-ik-tum
* 11 Vs + 3 /is. c BID.
• T)( N. f SäK.BI.
1 Ein Drittel GAN Feld,
gutes Gefilde, neben dem Felde
der Königstochter, dessen eine
“ KIN AN Istar.
126
II. Abhandlung:
S c h o r r.
4 itti Me-lu-la-tum assiat (?)
il Samas 5 märat Ib-ku-Sa G be-
el-ti eklim 7 J Il-ta-ni märat
üarrim 8 eklam a-na ir-ri-sü(?)~
tim 9 a-na biltim 10 ü-se-s[i]
11 [ina] lim ebürim 12 1
GAN.E 6 HE.GUR GIS.BAR
ü Warnas 13 i-na kär a Sippar 1 '
14 imaddad
15 pän E-ti-[rum] ... 16 pan
Pi-3ä- ü Sin 18 pän ü Eammän-zi-mu (?)
20 8 varah Nisannu 0 ümu
2 kam 21 sattum A-bi-e-sü-uli
LUG AL.E. 22 BÄR. BUB. Ä.
BL ICUB AB BAR. BA.RA.
23 BI{?). DAMALS).
Front dem Kanal Pariktum
[zugewendet] ist, hat von der
Samaspriesterin Melulatum, 5 der
Tochter des Ibkusa, der Be
sitzerin des Feldes, Iltäni, die
Königstochter, als Feld zur
Bebauung gegen Ertragsabgabe
10 gemietet.
Am Tage der Ernte wird
sie von je 1 GAN 6 GUR Ge
treide, nach dem Maße des
Samaüs, in Kär-Sippar abmessen.
4 Zeugen.
a-kar 17 pän Sü-mu-li-ib-si mir
ipsarrim
20 Am 2. Nisannu, im Jahre,
in welchem der König Abi-
esuh im Königsgemach ... aus
Silber anfertigen ließ (?).
Nr. 53. C T VIII
(Getreide
1 3 SE.GUR GIH.BAR Wa
rnas me-se-ku 2 na-ds-pa-ku-tum
3 itti Il-ta-ni a§üat(?) il i§ama§
märat Sarrim 4 J Ilu-pi-sa 5 ü
Nam-ra-am-sd-ru-ur 6 märü
il Sin-i-din-nam 7 iltekü
8 ina dm ebürim 9 3 HE.
GUR GIS.BAR il Samas 10 me-
* KAR
b Z. 19 gehört nicht in den Text.
0 BAR.ZAa.GAE.
33 b (Bu. 91—487).
dariehen.
1 Drei GUR Getreide, Maß
des Öamaä, geaiclites (?) Maß,
Eingelagertes des Speichers,
haben von der Samaspriesterin
Iltäni, der Königstochter, Ik‘
pi§a 5 und Namram-sarrur,
die Söhne des Sin - idinnam,
geborgt.
Am Tage der Ernte werden
sie drei GUR Getreide, nach
Es ist eine Namensunterschrift.
Altbabylonische ßechtsurkunden.
127
se-ga-am 11 a-na natbak a il-
Jcu-ü 12 u-ta-ar-ru
dem geaichten (?) Maße des
Öamaüs, 10 an das Magazin,
woher sie es genommen haben,
zurückerstatten.
2 Zeugen.
13 pdn Be-el-sü-nu 11 mär iI Sa/maS-ba-ni 15 pdn Ib-ni- il Marduk 16 mär
7.a-m-ifc-jn- i, Samas
Z. 16a : Ib-ni-' l Marduk, unten: Ilu-pt-Sä, Be-el-sü-nu.
17 varah TJlülu b ümu 10 kan
18 taltum A-bi-e-sü-uh LU-
GAL.E 19 AL AM. "EN.TE.
NA.A. 20 NAM.DINGIR.EA.
NlM.BAAB.üL.A.
17 Am 10. Ulülu, im Jahre,
in welchem der König Abi-
eäub das Bild seines Gottes
. . . vollendet hat.
Z. 2. na-as-pa-ku-tum. Nach C. H. Kol. IV a , 5, wird
man hier auch als ,Eingelagertes des Speichers' fassen müssen.
Ebenso BAP Nr. 24, 1 nicht ,zur Aussaat (?)'. Demgemäß
möchte ich auch BAP Nr. 25 wegen des ana naspakütim
nicht wie Meißner als Darlehens-, sondern als Depositurkunde
fassen.
Z. 3. IL-ta-ni . . . märat Sarrim. Wie wir sehen, macht
die Prinzessin Iltäni, eine Priesterin, Privatgeschäfte. Auch IV
29 l , 5 in einer Tempelurkunde (Darlehen?) lesen wir: a-na
Hi-üe-ih-ti märat sarrim. Die Urkunde ist datiert aus der
Zeit Ammizadügas.
Z. 11. E.NI.DTJB. Die Bedeutung dieses Ideogramms
lehrt mit aller Klarheit folgende Stelle in einem Briefe Ham-
murabis an Sin-idinnam c : i-na al U-na-bu-um ki 70 SE.GTJR i-na
J'-NI.DUB dS-pu-uk (?)-ma | [AJ-vi-il-ilim E.[NI.DUB] ip-
[t]e-e-ma se-am is(7)-[ri]k-m,ci: ,Nachdem ich in der Stadt
Unabum 70 GUR Getreide im Getreidemagazin (Speicher)
aufgeschüttet, hatte Avel-ilim, nachdem er das Getreidemagazin
geöffnet hatte, das Getreide gestohlen'. Diese Bedeutung, die
s > c b ja aufdrängt, hat schon King LIH III 30, Anm. 3 richtig
‘ &NI-DUB. '< KIN il IStar.
1 King LIH Nr. 12 Obv. 6—9 (B. I, pl. 20). Transkription B. IH 29.
* •j&gggt
■■■■naB
128
II. Abhandlung: Schorr.
vermutet, nur daß er das Zeichen MT UM gelesen hat, wäh
rend es sicher DUB* — Sapaku zu lesen ist.
Wie ist aber das Ideogramm semitisch zu lesen? Wir
können es mit Sicherheit aus dem C. H. feststellen: § 120,
Z. 10—12: ü lü be-el Intim na-ds-pa-kani ip-te-ma ,oder der
Eigentümer des Hauses den Speicher öffnet'. Vgl. auch § 121,
Z. 29 (Kol. IV a ).
Somit ergibt sich E.NI.DUB — naSpakurn ,Speicher'. Das
Wort kommt aber auch in den Urkunden phonetisch geschrieben
vor neben natbaku, b ebenso wie die beiden Worte sapäku und
tabaku öfter wechseln. Vgl. BAP Nr. 24, 10—11: Se-am a-na
na-ds-pa-ak [ijl-ku-u u-ta-ar; VIII 10 c , 15—16: a-na na-at-
ba-ak il-ku-ü Se-am ü-ta-a-ar; VIII 21 b , 15—16: a-na na-at-
ba-ak il-ku-d Se-am u-ta-ar.
Nun übersetzt Meißner: ,das Getreide, das er zur Aus
saat genommen hat, wird er zurückgeben'. Das ist unrichtig.
Es muß überall übersetzt werden: ,das Getreide soll er an den
Speicher (an das Magazin), wo‘ er es genommen hat, zurück-
erstatten'. Das beweist auch VIII 10 c 6—8 = VIII 21 b , 6—8:
i-na na-at-ba-ak Sippar ,:i -Am-na-nim . . . im-hu-ru ,vom [Tem
pel-] Speicher in Sippar-Amnanu hat er [das Getreide]
empfangen. Auch in anderen Darlehensurkunden wird der
Ort, wohin das Geliehene zurUckzuerstatten ist, genau an
gegeben. Vgl. BAP Nr. 26. Noch häufiger der Ort der Pacht
abgabe in den Feldmietsverträgen.
il-ku-u. Relativsatz ohne Relativpartikel.
Z. 18—20. Das Datum ist unbekannt.
a Bekanntlich fallen diese zwei Zeichen im Altbabylonischen zusammen
und sind leicht zu verwechseln. Doch wird oft für UM = {^ge
schrieben. Vgl. VI 42“, 3, 5 u. ö.
b Ich vermute, daß auch nadbaku ,Bergabhang‘, das HWB 1 210* zu eine®
sonst unbekannten Stamm 131 stellt, natbaku zu lesen ist, ursprünglich
,Wassersturz‘, dann ,Ort des Wassersturzes, Bergabhang 1 . Es ist dann
auch natbalc zu lesen. Nachträglich bemerke ich, daß schon Haupt
BA I 15 (ad 13) nadbaku mit tabälcu zusammenstellt, eigentl. ,Ort der
Gießbäche“. Haupt zieht arab. "slE ,Fuß des Berges“ von ' ) aus ‘
gießen“ heran. Vgl. D. H. Müller UEzechielstudien, S. 57, 58;
Die Propheten, S. 146.
c Zur Konstruktion vgl. AG 2 § 190, 2 (S. 365).
Altbabylonische Rechtsnrkunden.
129
Aus der Zeit (
Nr. 54. CT VI 37 c (B
Hofch
1 iHen manü Sipäte 0, [i-Jna
nam-ha-ar-ti ekallim 2 Sa käti h
r
U-tul-Istar dupsarrim 3 itti
'^amas-kdtam-isbat 11 daianim
i mär(\) i Ilu-sü-ib-ni aJcil tam-
lcare 5 J il Sm-na-di-in-Su-mi
6 mär Be-la-nu-u[m] 7 ilteki
8 [ki-ma f] | mu-sa-ad-di-ni
ekallim 9 a-na kaspim i-sd-
m-u 10 ki-ma ka-ar-gu-[u]l-li
ekallim 11 kaspam ekallam i-
ip-p[a-al]
11 pän Sü-mu-um-li-ib-U 13 mär ,
Ta-ri-lu 16 pän A-vi-il- <l Sin (?) divpSari
16 varah ülülu e ümu 26 kam
11 Sattum Am-mi-di-ta-na
LUG AL. E i« iN KAL. A!f KAL
a-na Bü.UM(?) AN Istar NIN.
OAL IN.A.KI.
;s Auimi-ditäna.
. 91—736). XXIX. Jahr.
•lehen.
1 Eine Mine f Wolle aus den
Einkünften des Hofes, unter
stellt dem Utul - Istar, dem
Schreiber, hat von Sama§-kä-
tam-isbat, dem Richter, dem
Sohne des Ilusu-ibni, Sekretärs
der Kaufleute, 5 Sin-nädin-sumi,
der Sohn des Belanum, kredit
weise genommen.®
[Sobald] der Spediteur des
Hofes wegen des Geldes Auf
ruf erlassen wird, wird er,
10 gemäß [dem Zinsfuß, an]
der großen Mauer des Hofes
das Geld dem Hofe bezahlen.
3 Zeugen.
[Ä-bi-it- n Hammän 14 pän Ib-ga-tum mär
im
16 Am 26. Ulülu, im Jahre,
da der König Ammiditana die
Stiergötter vor der Kapelle (?)
der großen Göttin Istar auf
gestellt hat.
Wir wissen aus den Briefen Hammurabis und seiner
Nachfolger, daß die Könige der ersten Dynastie über zahl
reiche Schafherden verfügten, welche an verschiedenen Weide
plätzen im Reiche verteilt, unter Aufsicht besonderer Beamten
* b KAT. ' KAT.MU.ÜN.DIB.
J Die Kopie bietet wohl irrtümlich TUR.SAL. c KI.AN.NA.
an Gewicht. s Wörtl. ,geborgte
S'ttungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh.
9
130
II. Abhandlung: Schorr.
(■utullü) waren, die wiederum den einzelnen Statthaltern in den
Provinzen unterstanden. Die Schafschur, die in Babylon im
bit akitim ,im Hause des Neujahrsfestes* stattfand, war ein
feierlicher Akt, zu dem der König Einladungen an seine Hirten
ergehen ließ.“ Was geschah nun mit den großen Massen Wolle,
welche die Herden lieferten? Wie wir aus unserer Urkunde
wie auch aus einigen ähnlichen: VIII 11 c , (Nr. 67), VIII 30 1
(Nr. 61), VIII 36 a (Nr. 62), nun ersehen können, trieb der
Hof mit seinen Einkünften Geschäfte. Die Wolle wurde Privat
kaufleuten (Engrossisten ?) zum weiteren Verkauf kreditvveise
abgegeben, gegen einen bestimmten Zinsfuß bei Bezahlung des
Warenwertes. Am Hofe waren besondere Beamte musaddim.
,Spediteure*, ,Agenten“ etwa, die zu gewissen Terminen das
Geld von den Schuldnern des Hofes einzutreiben hatten.
Diese Bemerkungen sollen das Verständnis unserer Ur
kunde erleichtern.
Z. 1. nam-ha-ar-ti. ,Empfang*, hier ,Einkünfte, Ein
nahmen*, ebenso VIII 1 l c , 1 (Nr. 67); vgl. BAP 125 (zu Nr. 41).
ekallum. Sowohl aus LIH wie auch aus dem C. H. gebt
mit Sicherheit hervor, daß ekallu nur den königlichen ,Hof'
bedeutet, nicht aber den Tempel, der immer als bit ll Samas,
u Marduk etc. bezeichnet wird.
Z. 2. Daß VJT hier, wie in allen Urkunden, die vom
Hofvermögen handeln, sa käti ,unter Kontrolle, unterstellt dem
. . .* bedeutet und zu lesen ist, geht aus mehreren Stellen der
LIH hervor, wo wir phonetisch etwa: sa ga-ti-su ,unter seiner
Kontrolle* (Nr. 37, Obv. 5), sa ga-ti-ni ,unter unserer Aufsicht'
(Nr. 3, Obv. 6) u. ö. lesen.
Z. 3. Samas-kätam-isbat scheint der Geschäftsvermittler
zu sein.
Z. 8. Die Ergänzung kima ,sobald* oder um (vgl. VIA
11 e , 10 [Nr. 67]: üm nm ) ,am Tage da* erfordert der Sinn und
das relative u: isasu-u.
mu-sd-ad-di-ni ekallim. Diese Hofbeamtenkategorie wild
in den LIH öfter erwähnt. Es gab einen musaddin Hpäk,
*• Vgl. LIH III XLVI ff., besonders aber die fünf Briefe Amnu-zaduga».
S. 168 ff.
b LIH Nr. 82, Obv. 4; Nr. 93, Obv. 8; Nr. 55, Obv. 4.
Altbabylonische Rechtsurininden.
1B1
musaddin buhdde. h King, 1. c., XLV erklärt ,collector‘ or
,assessor‘ und fügt hinzu: ,[he] was placed over each of the
chief revenue departments, and it was bis duty to report to
the king any deficit, that might occur in the revenue accounts
ander his control'. — Da naddnu im C. H. für ,verkaufen',
nädinu für ,Verkäufer' vorkommt,“ so wird man am besten
musaddinu (III 1 ) als den ,der das Verkaufen verursacht, ver
mittelt' fassen, d. h. ,Agent, Spediteur'. Diese Bedeutung
paßt sowohl hier wie an den übrigen Stellen vortrefflich.
Z. 9. i-sd-su-ü. Vgl. VIII 11 c , 10 (Nr. 67): is-ta-su-ü (P),
VIII 30 b , 10 (Nr. 61): is-ta-as-su-u (I 2 ) — überall in derselben
Phrase. Die Bedeutung ist juristisch prägnant ,öffentlich aus-
rufen'. Vgl. C. H. VIII 44—45: a-na si-si-it na-gi-ri-im ,auf
die öffentliche Proklamation des Fronvogts'.
Z. 10. ka-ar-gu-[ul-]li. Vgl. HWB 1 350“: KAR.GU.LA
= kar-gu-lu-ü und Icar-ru rabu-ü. kargullu ist somit sume
risches Lehnwort.
kmia kargulli. Der Zusammenhang erfordert für Mma
einen prägnanten Sinn, wahrscheinlich ,gemäß dem Zinsfuß 1 ,
denn es handelt sich um Geldäquivalent für auf Kredit ge
lieferte Ware.
Z. 11. apälu mit doppeltem Akkusativ hier Jemandem
etwas zurückgeben'.
Z. 17. Zur Datierung vgl. King LIH III 250, Anm. 103;
Lindl BA IV 398, Z. 9—10.
Nr. 55. CT VIII 7“ (Bu. 88—49). XXXII. Jahr.
Feldmiete.
1 6 / G b GAN eldim ugar
Pa-[hu] ... 2 a . na Ni-id-na-
a t(?) - ,l Sin [mas ?]-ka(?)- nu
VGANE.fi■ rum mär I-din-
n Sm(?) i i/ 2 <! GANlb -ni- ü Se-rum
1 5 / 6 GAN Feld im Gefilde
des Pa . . ., dem Nidnat-Sin
[gehört] es als Pfand(?), 1 / 2 GAN
des Etirum, des Sohnes des
Idin-Sin, 1 / 2 GAN des Ibni-
Wt C. H. VII 18—21: sä-ia-ma-nu-um na-din id-di-mi-sum . . . it-ba~lam.
Auch im neubabylonischen heißt bekanntlich nädinänu ,Verkäufer 1 .
b2 /= + 7i S - 0 7s + 7i8-
9*
z*ässmMm2mstm£mmrni>.*
132
II. AbhandluDg: Schorr.
mar Ar(?)-di(?)-ia 5 1 / 2 a GAN
Varad-' l Ul-mas-H-tum mär - - -
6 2 V s GAN e/7im ugar PA-
hu 7 libba ia 1 1 / G b 6? ALA ap-
§enum c s 1 1 j 6 h GAN nidütum
9 si-bi-it Kär-Sippar**’ sa Aa£i d
7 - &t - *WZA (?). Ä427 (?) afciZ
Mar-tu
10 a-na ga-bi-e I-bi- ü NIN(?).
SAH akil Mar-tu 11 T Ilu-sü-
ib-ni PA.PA 12 it I-bi-' l NIN.
SAH mär gis-dub-ba-a 13 J A-
vi-il- ü Sin dupSarrum 14 a-na
ir-ri-Sü(2)-tim a-na te-ip-ti-
tim(?) 16 a-na sattum 3 iam u-
se-zi
16 ina um ebürim 17 ek-
lam (?) bi-i sü-ul-bi-su 18 i-sd-
ad-da-du-mci 19 libba(?) 7 1 / e b
GLAA eG’Z apsenim s 20 BUR.
GAN 1-JE(?) 6(7) SE.GUR (?)
GlS.BAR Warnas 21 sä 7V 6 b
GAN eJfil nidütim 22 4 / lg GAN.
E 60 SE GlS.BAR il Samas
23 eriZ> e Aar Sippar ki -Am-na-
nim imaddad t
24 a-cK nidutam u-pa-at-
tu-u 25 apsenam i-ik-ka-al 26 i-
na Sd-lu-uS-tim sd-at-tim 27 a-
na biltim i-ir-ru-ub
Serum, des Sohnes des Ardia(?),
5 x / 2 GAN des Varad-Ulmassi-
tum des Sohnes des . . . [zu
sammen] 2 V 3 GAN im Gefilde
des Pa-hu . . davon 1 V s GAN
Ährenfeld, 1 x /g GAN Ödland,
Besitztum des Gerichtshofes in
Sippar, unterstellt dem Ibi-
NIN.SAH, dem Schreiber des
Martu,
10 hat im Aufträge des Ibi-
NIN.ÖAH, des Schreibers des
Martu, des Ilusu-ibni und des
Ibi-NIN.SAH, des Mitgliedes
der gisdubbä, Avel-Sin, der
Sekretär, zur Bebauung, zur
Urbarmachung 15 für drei Jahre
gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das Feld nach
Maßgabe seines unbebauten
Teiles geeggt haben wird, von
1 ] / 6 GAN des Ährenfeldes,
20 von je 1 GAN 6 GUR Ge
treide nach dem Maße des
Samas; von l x / 6 GAN Ödland,
von je V 18 GAN 60 KA Ge
treide nach dem Maße des
Samas, in der Mauer von Sip
par-Amnanum abmessen.
Solange er das Ödland ur
bar macht, wird er 25 vom
Ährenfeld genießen. Im dritten
Jahre wird es zinspflichtig'
werden.
* 1 /3 + 3 / 19 . b l S /l8-
f [NT]. RAM (?) , E (?).
f Wörtlich: ,iu Mietzins treten 1 .
• AB. SIN.
« KAT.
TU.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
133
38 libba'" 1 bilti' sux eJcli-Sü-nu
M 1 sikil(?) lcaspim{?) ma-
ak-ru
Vom Tribut ihres Feldes
haben sie 1 Sekel (?) Silber
empfangen.
3 Zeugen.
30 pän llu-Sü (?)-a-bu-Su (?) aJcil Mar-tu 31 pän il Sin-na-cli-in-su-mi mär
i! Marduk-na-si-ir 82 pän Ilu-M-ib-ni mär il Mardulc-na-si-ir
33 varah Aiaru a ümu 5 kam j 33 Am 5. Aiaru, im Jahre,
31 sattum Am-mi-di-ta-na in welchem der König Ammi-
LU[GAL] dür Is-ku-un- a [Mar- ditana die Mauer Iskun-Mar-
duk] kisad h nar(?) ZI(?). duk, am Ufer des Kanals
Zi . . . [erbaut batte].
Der Inhalt der Urkunde ist — wie mir scheint — fol
gender: Der Gerichtshof (Kär-Sippar) in Sippar besitzt ein
Gut, teilweise aus Kultur-, teilweise aus Brachland bestehend,
an dem die einzelnen Richter partizipieren. Das Gut steht
unter Aufsicht des Ibi-NIN.ÖAH. In seinem Aufträge nun und
in dem zweier anderer Personen noch übernimmt Avel-Sin das
Feld gegen eine bestimmte Ertragsabgabe in Pacht.
Z. 1—5. Die hier genannten Personen scheinen die ein
zelnen Mitglieder des Gerichtshofes in Sippar zu sein.
Z. 9. si-bi-it. — sibittu ,Besitz* vgl. LIH III Glossar s. v.
Kär-Sippar. Wie King LIH 121, Anm. 2 überzeugend
nachweist, kann Kär-Sippar nur den ,Gerichtshof* in Sippar
bezeichnen.
Z. 12. mär giS-dub-ba-a. Vgl. II 8, 31 (Nr. 64); II 32,
29(?) (Nr. 65); VIII 8 d , 4(?) (Nr. 60); VIII 19 b , 25 (Nr. 68). —
Nach Delitzsch BA IV, S. 94, Z. 3 ff. drückt mär g. nicht den
Namen des Vaters aus, sondern irgendein Hörigkeitsverhältnis
und das Wort ist sumerisches Lehnwort. Obige Stellen scheinen
>nir kaum diese Annahme zu bestätigen. Allein in Ermange-
•uug einer besseren Erklärung habe ich phonetisch transkribiert.
Z. 14. Das Bebauen bezieht sich auf das Kultur-, das
Urbarmachen auf das Ödland.
Z. 18. i-sä-ad-da-du-ma. Nachdem nur von einem
Pächter die Rede ist, kann das u nur relativ sein, dann also
* G£/£(?).,S7.D/.
b T1K.
■BB
134 II. Abhandlung: Schorr.
von ümu abhängig. In der Übersetzung ist es unbeachtet
geblieben.
Z. 19—22. Über die Höhe der Pachtabgabe vgl. Anm.
zu VI 48* (Nr. 11).
Z. 20. Das Zeichen | = 1 ist mit dem Zeichen für
GAN eng verbunden, daher ist das erste Zeichen ^ BUR
zu lesen.“ Ebenso VIII 10 b 14 (Nr. 63); II 32, 20 (Nr. 65).
Vgl. G. Reisner: Tempelurkunden aus Telloh, 155. Zu E =
ana vgl. BAP 125; 141 (unten). Es hat distributive Bedeutung, j
Z. 23. TU = erebu. Am Eingang in die Stadt (ana [
oder ina erib . . .), d. h. vor dem Stadttore werden oft Oe- j
schäfte abgewickelt. So wird das Stadttor in den Pachtver- f
trägen öfter als Zahlungsort bezeichnet. Vgl. auch BAP 121 I
(zu Z. 27). Hier wird wohl kuru — ,Mauer' zu fassen sein.
Sippar-Amnanum ist eine Vorstadt von Sippar, ebenso
wie Sippar-iahrurum, Sippar-edinna. Die Hauptstadt selbst,
das Zentrum heißt Sippar-rabü. Vgl. King LIH III 118, Anm. 2.
Z. 24—27. Für diese Bestimmung, daß der Pächter, so
lange er das Brachland urbar macht, vom Kulturland genießt
und von der Ertragsabgabe frei ist, findet sich unter den [
Agrarnormen des Gesetzes keine Andeutung. Dagegen scheint j
§44 — gleich wie hier — zu besagen, daß die Normalzeit j
für die Urbarmachung eines Ödlandes drei Jahre betrug. Auch |
in griechischen Pachtverträgen wird dem Pächter, im Falle es
Brachland ist, häufig für die ersten Jahre der Pachtzins er- j
mäßigt oder ganz erlassen. Vgl. Hitzig: Die Bedeutung des i
altgriechischen Rechtes für die vergleichende Rechtswissen
schaft (Zeitschr. für vergl. Rechtswissenschaft XIX, 12).
Z. 34. Zur Datierung vgl. King LIH III 250, Anm. 106;
Lindl BA IV 398, Z. 29.
Nr. 56. CT VIII 40 d (Bu. 91—764). XXXII. Jahr.
Feldmiete.
1 7 / 18 b GAN eklim ugar I 1 7 / 18 GAN Feld vom Ge-
i l 3 ° GAN(’?) 2 ekü I-na-li-ib- j filde eines halben GAN [Größe],
* Darnach ist auch BAP Nr. 74, 25 zu berichtigen und zu lesen: BOR
GAN 1-E 6 SE.GUR. » Vs + Vis- 0 V» + 0 /w-
Altbabvlonischp Rechtsnrknnden.
135
bi-ni-se-it (?) assat, (?) ''SamaS
s märat Varad-ilt-Sü 4 itti 1-na-
li-ib-bi-ni-se-it asSat (?) il SamaS
5 be-el-ti eklim 6 J I-din-ZA.
MÄ.MÄ mär Gir(?) ... 7 ek-
lam a-na ir-ri-sü-tim 8 a-na
Ultim a-na sattum l kan 9 ü-
se-si
10 ina ihn ebürim 11 1 / 18
GAN 200 ÜE.BAR(?) 13 Glk
BAR ü $amas 13 i-na bäh a
Malkä b 14 imaddad
15 3 isinni e 20 . . . Istar('?)
1 sirum
16 jpdn A-vi-il-' 1 Sin akil aUat (?)
17 varah Aiaru i umn 10 kam
ls sattum [Am-mi-di-tja-na
LUG ALE 19 BAD Is(?)-ku-
un- a Marduk kü 20 TIK.ID.ZI.
LA.IL{?).LA (?).
das Feld der Ina-libbi-niint,
der Samaäpriesterin, der Toch
ter des Varad-ilisu, hat von
Ina-libbi-nisit, der Samaäprie-
sterin, 5 der Besitzerin des
Feldes, Idin-ZA.MÄ.MÄ, der
Sohn des Gir (?) . . ., als Feld
zur Bebauung gegen Ertrags
abgabe für ein Jahr gemietet.
10 Am Tage der Ernte wird
er von je 4 / 18 GAN 200 KA
Getreide, Maß des Samaä, im
Tore von Malkä abliefern.
15 3 Festgaben, 20 . . . für
Istar, 1 [Stück] Fleisch [wird
er leisten].
1 Zeuge.
18 Am 10. Aiaru, im Jahre,
in welchem der König Ammi-
ditäna die Mauer Iskun-Mar-
duk am Ufer des Kanals ZI.
LA.IL(?).LA(?) [erbaut hatte].
Z. 2. I-na-li-ib-bi-nD-üe-it (?). Dieser weibliche Name
kommt noch an folgenden Stellen vor: IV 25% 6: I-na-libbi 1 -
ffc-si-it(d); IV 40% 9: I-na-li-bi-^:-si-it(d); VIII l b , 4: I-na-
li'ib-bi-im-^:-Se-it; VIII 11% 6 (Nr. 66): I-na-libbB-^z-Si-it.
Ranke BPN 188 b liest den Namen, wohl in Rücksicht
auf die Schreibung IV 25% 6; IV 40% 9: Ina-libbi-irSid und
übersetzt: ,He has established (laid foundation) in the middle'.
Aas soll aber diese Aussage bedeuten? Ich glaube daher,
daß man doch in Hinblick auf die Schreibung an unserer
Stelle wie auch VIII l b , 4; VIII 11% 6 (Nr. 66)s wird lesen
KA.
b MAL.GI.A. « SAR. d GUD.S1.DI.
' Sa. s Vgl. noch besonders Ranke BPN 247, Anm. 3.
136
II. Abhandlung: Schorr.
dürfen: Ina-libbi-niHt ,Im Herzen wird sie getragen'. Ein
solcher Name klingt auch für uns sehr sinnig und sicherlich
hat ihn eine zärtliche Mutter ihrem Kinde gegeben.
Z. 11. Zur Höhe der Mietsabgabe vgl. Anm. zu VI 48 a
(Nr. 11). Das Zeichen nach SE darf nicht etwa GUR gelesen
werden, da 200 GUß als Abgabe für Vis GAN (= 100 SAß)
unmöglich ist. Wahrscheinlich ist es verschrieben für Jf- =
BAR. Zu SE.BAR ,Getreide' vgl. BA I 515.
Z. 13. Malkä (MAL.Gl.A). Eine Stadt, vielleicht öst
lich vom Tigris, vgl. Hommel: Grundriß GGO 272, Anm. 2.
Hammurabi erwähnt im Prolog des Gesetzes (Kol. IV 10—16),
daß er die Bewohner der Stadt Mä-al-ka-a im Unglück be
schützt hat, als sie von [Nomaden]horden bedroht war, und die
Bewohner mit Reichtum ausstattete.
Z. 15. Die Lesung ist nicht sicher. Jedenfalls enthält
die Zeile die sonstigen Sportelabgaben des Pächters, abgesehen
vom Pachtzins. Vgl. Anm. zu II 41 (Nr. 30), Z. 35.
Z. 18. Zur Datierung vgl. King LIH III 250, Anm. 106.
Nr. 57. CT VIII 8 e (Bu. 91—1203). XXXV. Jahr.
Sesamdarlehen.
1 9 GUR samassammu a 2 lib-
6a(?) b sd-lu-us-ti samnim c 3 itti
a >§amas-kdtam-isbat ä daianim
4 mär Ilu-sü-ib-ni 6 | A-hi-vä-
du-um mär VaradAU-sü 6 J A-
ta-na-ah-ili 7 ü il Bel-ib-ni märü
Varad-iU-sü 8 iltekü
9 a-na varhim l kan 10 5a-
massammam a i-za-lia-tu-ma
11 samnam imaddadü
1 Neun GUR Sesam, ent
haltend (?) ein Drittel Öl, haben
von Samas-kätam-isbat, dem
Richter, dem Sohne des Ilusu-
ibni, 5 Ahi-vadum, der Sohn
des Varad-ilisu, Atanah-ili und
Bel-ibni, die Söhne des Varad-
ilisu geborgt.
Nach einem Monat, 10 nach-
dem sie den Sesam ausgepreßt
haben werden, werden sie das
Öl abliefern.
3 Zeugen.
* se. giS. n[ij. "Sag (?). ga (?).
d KAT.MU.UN.DIB.
NI.Glä.
Altbabylonische Rechtsurknnden.
137
12 pän il Sin-ma-gir mär ü Sin-i-din-nam 13 pän Be-el-sü-nu mär il Bel-e-
ri-ba-am (?) 14 •pän A-vi-il- il Bel dupsarrim
15 varah Tebitum a ümu 2 kam
16 sattum Am-mi-di-ta-na LU-
GAL.[E], 17 BÄD(?) Am -mi-
di-ta-na TIK.ID.LAL AN EN.
LIL.LA(L).TA NE.IN.RÜ.A.
16 Am 2. Tebitum, im Jahre,
in welchem der König Ammi-
ditäna [die Mauer] Dür-Ammi-
ditäna am Ufer des När-Bel-
[Kanals] erbaut hatte.
Z. 2. Die ersten zwei Zeilen sind schwierig. Vielleicht
ist SAG(?).GA = libba zu lesen ,in sich fassend', d. h. 9 GUR
Sesam, dafür als Äquivalent x / 3 [GUR(?)] Ol. Das gäbe einen
guten Sinn, weil nach Z. 10—11 die Entlehnen für das ge
borgte Sesam Ol zurückzugeben haben.
SaluStu = 1 / 3 . Vgl. C. H. § 29 i6 : Sa-lu-uS-ti eklim ,ein
Drittel des Feldes'; § 64 69—70 : Sa-lu-uS-tam sü-ü i-li-ki ,ein
Drittel der Fruchtabgabe soll er nehmen'. Auch masc. salsu
= 73j vgl. § 46 d9 ~ 51 : ü lu a-na mi-is-la-ni ü lu a-na sa-lu-uS
ehlam id-di-in ,er gab das Feld auf ein Halb- oder Drittel
anteil hin'.
Z. 10. i-za-ha-tu-ma. — Stamm sahätu — hebr. tank’, Gen.
XL 11, dort vom Auspressen des Saftes der Weintrauben,
wie schon Daiches ZA XVII 91 die beiden Wörter richtig
verglichen hat.
Z. 1(5. Zur Datierung vgl. King LIH III 252, Anm. 107.
Nr. 58. CT VIII 36 d (Bu. 91—483).
Darlehen
1 6 &E.GUR 3 Sa Su-mu-
um-li-ib-si mär Li-bi-it-' l Ram-
ma»(?) 3 i-na bit 4 | «Marduk-
nu -ba-li-it mär Ib-ni- a Sin 5 ka-
ni-kam i-zi-bu-ma 6 a-na Be-
d-sü-nu mär Ib-ni- ü Samas 7 il
bu-ia-tum mär Na-bi-um-
shaftung.
1 Sechs GUR Getreide [sind
es], welche Sumum-libsi, der
Sohn des Libit-Rammän, aus
dem Hause des Marduk-mu-
ballit, des Sohnes des Ibni-Sin,
B nachdem er eine Quittung
ausgestellt [und] für Belsunu,
1 AB.UD.DU.
138
TI. Abhandlung: Schorr.
ilum 8 iz-zu-hu-ma id-di-nu-
Su-nu-Si
9 ina um ebürim 10 uvi-
mani^-hl-nu 11 i-ip-pa-lu-ma
13 ka-ni-ik Su-mu-um-[li-ib-si]
13 sä i-na Mt il Marduk-mu-ba-
li-it 14 i-zi-bu i-hi-pu-v.
den Sohn des Ibni-Samaä und
für Ahuiatum, den Sohn des
Nabium - ilum fortgenommen
hatte, ihnen übergeben hat.
Am Tage der Ernte, nach
dem sie 10 ihr Darlehenskapital
rückerstattet haben werden,
wird man die Quittung des
Sumum - libsi, welche er im
Hause des Marduk-muballit
ausgestellt hatte, vernichten.
2 Zeugen.
15 pän Si-na-tum mär ''Sin-is-me-a-an-ni 16 pän a Sin-mu-Hd-lim dupsarrim
17 varah Nisannu b ümu 23 kam
1S sattum Am-mi-di-ta-na
LÜG AL ... 19 . . . KA.SAB.
KA(T).RA.
17 Am 23. Nisannu, im Jahre,
in welchem der König Ammi-
ditäna . . .
Die Urkunde ist einzig in ihrer Art. Öumum-libsi haftet für
die beiden eigentlichen Schuldner. Seine Quittung soll erst ver
nichtet werden, wenn jene ihre Schuld beglichen haben werden, j
Nach Z. 10 zu schließen, war es ein zinsenfreies Darlehen.
Z. 2. sa . . . Die Relativpartikel regiert die folgenden l
Sätze bis Z. 8 inklusive, daher überall das relative U.
Z. 8. iz-zu-hu-ma = issuhü-ma. Für die Bedeutung
.fortnehmen, entnehmen' in demselben Sinne wie hier vgl- |
F. Peiser: Keilschriftliche Aktenstücke, Nr. II (VATli 66),
Z. 25: n ni-is-hu a-na e-li ul i-na-sa-hu ,ein Fortnehmen davon
soll er nicht fortnehmen'.
id-di-nu-sv.-ri.u-si. — Sehr zu beachten ist die sowohl im
C. H. wie auch in den Urkunden und den Hammurabibriefei 1
vorkommende genaue Differenzierung des Verbalsutfixes DI
pl. masc. und fern, für das Akkusativ-Objekt einer- und da*
Dativ-Objekt anderseits.
Ersteres lautet: -sunüti, i.-Sinäti, letztei'es: -§unulil‘ m )>
f. -Hnäsi.
» UM.MI.A.
» BAR.ZAG.GAR.
Altbaby] oriische Rechtsnrkunden.
139
I. Beispiele für Akkusativ-Objekt:
a) Cod. Ham.: Kol. V a 47: i-ka-zu-sü-nu-ti; 49: i-na-
ad-du-ü-siL-nu-ti; X“ 23: i-kal-lu-ü-Sü-nu-ti- XII“ 47: im-
ta-nu-Sü-nu-ti; XIV a 46: u-se-iz-zi-bu-su-nu-ti a ; XXIV 39:
u-sar-si-si-na-ti■ 56: at-tab-ba-al-si-na-ti; 58: uS-tap-si-ir-
si-na-ti.
b) LIH: Nr. 41, Rev. 17: [ta-]tar-ra-da-as-Sii-nu-ti-
ßev. 13: tu-ur-da-as-Sü-nu-ti; Nr. 26, Obv. 11: um-ta-al-li-
hl-nu-ti; Nr. 77, 8: tu-Se-ib-bi-is-su-nu-ti b ; 12: u-su-uh-sü-
»tt-ti 0 ; Nr. 19, 13: Sü-hi-is-su-nu-ti' 1 ■ Nr. 78, 16: li-il-lci-a-
ds-sti-nu-ti; 18: li-ir-di-a-ds-§ti-nu-ti e ; Nr. 43, 7: a-na rz-
ditii (pl.) as-tu-ur-sd-nu-ti 1 •, Louvre (Nr. 95) Rev. 40: lu-u.
se-si-ib-si-na-ti; Rev. 38: e-ri-si-na-ti .weidete ich sieb
c) CT (Urkunden): II 39, 8: di-narn ü-sd-hi-zu-su-nu-ti
= II 45, 8 u. ö.; II 44, 5: i-ku-zi-na-tis; ibid. 11: i-na-du-
ni-si-na-ti•, VIII 42 a , 8: i-li-i-sü-nu-ti h ; VIII 12 b , 3: te-sa-
hi-zu-H-na-ti-ma; VIII 29 a , 6: d-li il-si-na-ti; BAP Nr. 42,
12: ü-ki-ir-ri-bu-ni-iS-Sd-nu-ti; Nr. 43, 6, 20: it-ru-du-su-nu-
ti-mcij Nr. 89, 26: i-na-du-si-na-ti.
II. Beispiele für Dativ-Objekt:
«) CH: XXIV 17—48: as-ri Su-ul-mi-im es-te-i-si-na-
nm ,Orte des Friedens suchte ich ihnen (fern.) auf". Ibid. 21:
n[u-r]a-am u-Se-zi-Si-na-sim ,Licht ließ ich ihnen (fern.) er
strahlend
LIH: Nr. 17, Rev. 20: m[a-as]-sa-ri sü-uk-na-ad-su-
nu-H-im-ma ,eine Wache stelle ihnen bei*; Nr. 56, Obv. 14:
i-nu-ma ta-Sd-ap-pa-ra-Su-nu-s[i-i]m .sobald du ihnen [einen
Brief] senden wirst*; Nr. 18, Rev. 3—4: hi-bi-il-ta-Sii-nu te-ir-
a ,(Eine Urkunde) soll man sie ausstellen lassen“.
b ,Du sollst sie arbeiten lassen“ (epesu III 1 )-
' ,Halte sie zurück“ (nasähu II 1 Impt.).
d ,Lasse sie wissen“ (ahäzu III 1 Impt.).
° >Er möge sie bringen“.
f ,In die Klasse der Krieger habe ich sie eingetragen“.
B = ihuz-U-na-ti.
L i^ie hat sie besiegt* (IVn).
140
II. Abhandlung: Schorr.
sü-nu-Si-im ,ihr Pfand (?) gib ihnen zurück'. Louvre Rer.
35—36: mi-ri-tam il ma-as-ki-tam lu dS-ku-un-si-na-si-im
.Weide- und Tränkplätze wies ich ihnen an'.
y) CT (Urkunden): VIII 36 ä , 8 (s. oben Anm.); II 13,
17 (Nr. 44): is-ku-ul-Sü-nu-si-im-ma ,er hat ihnen bezahlt'.
BAP 109, 11: id-di-in- (V. i§-)sü-nu-äi-im ,sie hat ihnen
(m.) gegeben'.
Eine einzige scheinbare Ausnahme bietet BAP 89, 5:
a-na ds-sü-tim i-hu-zi-na-si (= ihuz-sindsi) ,zur Gemahlschaft
hat er sie (pl. fern.) genommen'. Allein der Paralleltext“ II
44, 5 bietet richtig: i-hu-zi-na-ti. An diesem ti ist aber auch
zu sehen, wie leicht bei Kopierung des Textes das si mit ti
verwechselt werden konnte. Dagegen fasse ich ar-nam i-mu-
du-sü-nu-ti VI 42 a , 14 als Eektion mit doppeltem Akkusativ
auf jemanden mit einer Strafe belasten', vgl. C. H. XIII a 22:
märe ar-nam i-im-mi-du (doppelter Akkusativ).
Z. 10. TJM.ME.A = ummänu, ummiänu ,Grundkapital 1 .
Vgl. BAP 144.
Z. 14. i-hi-bu-u == ihippii Präs. I 1 .
Z. 18. Das Jahr kann in der Datenliste nicht identi
fiziert werden.
Nr. 59. CT VIII 7 b (Bu. 88—193).
Ehevertrag.
1 y El-me-§um 2 märat Am-
mi-di-[ta-na-sarrum?] 3 sd Ki-
zi-ir-tum märat Am-mi-di-ta-
na-sarrum b 4 a-na ga-bi-e Bü
rau - um - l[i] - ib - si a-hi-sd (?)
5 T il Samas-li-vi-ir mär Bi-is-
a Samas 6 il Ta (?)-ra-am-Mt (?)-
Sü-ul-lim assäzu 7 a-na Ib-
ku-An-nu-ni-tum ma-ri-sü-nu
Die Elmessum, die Tochter
des Ammi - di [täna - sarrum ?],
haben [aus der Hand] von Ki-
zirtum, der Tochter des Am
mi-ditäna-sarrum, im Aufträge
(durch Vollmacht) des Sumnm-
libsi, ihres Bruders, 5 Samas-
livir, der Sohn des Rii-Samas
und Taram-Sullim (?), seine
" BAP 89 und II 44 sind Eheverträge zweier Frauen, die an einen
Mann verheiratet waren. Vgl. AS III 44—45.
b Die Kopie bietet bei jeder Silbe dieses Namens ein Fragezeichen.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
141
s a-na ka- al-lu-tim i-hi-
ru-si
9 4 sikil kaspim tir-ha-at
10 siLEl-me-Sum, märat Am-mi-
di-[ta-na-sarrum?] 11 | Bü-mu-
um-li-ib-si mär Äm-mi-di (? !)
[ta-na-sarrum ?] 12 ü Ki-zi-ir-
tum ahäzu ma-ah-ru
13 1 Ib-ku-An-nu-ni-tum mär
a Samas-li-vi-ir 14 a-na El-me-
sura hi-ir-ti-sü 15 u-ul as-sd-ti
i-ga-ab-bi-ma (?) 16 misil ma-
ne kaspim isalcal 1
17 El(Tj-me-sum a-na Ib(?)-
ku-An-nu-ni-tum 18 [mu-]ti-Sd
ü-ul [mu-ti at-ta] 19 i-ga-ab (?')-
bi-ma - - - 20 a-na (?)
21—28» . . .
29 varah &abätu c (?) ümu
2 kam 30 sattum Am-mi-di-ta-
na LUG AL 31 KAR - - - 32 BAD
■ ■. RÜA.
! Frau für Ibku - Annunitum,
ihren Sohn zur Brautschaft
: auserwählt.
Vier Sekel Silber als ihren
Kaufpreis haben 10 Elmesum,
die Tochter des Ammi-di[täna-
sarrum?], Sumum-libsi, der
Sohn des Ammi-di[täna-sar-
rum?] und Kizirtum, seine
Schwester, empfangen.
Wenn Ibku - Annunitum,
der Sohn des Samag-livir, zu
Elmesum, seiner Braut (Aus
erwählten) 15 ,[du bist] nicht
meine Frau' spricht, soll er
1 / 2 Mine Silber zahlen.
Wenn Elmesum zu Ibku-
Annunitum, ihrem Gemahl, [du
bist] nicht [mein Gemahl]'
spricht 20 in ...
8 Zeugen.
29 Am 2. Sabätu, im Jahre,
da der König Ammi-ditäna
den Wall ... die Mauer . . .
erbaut hatte (?).
Das Schema der Eheverträge lautet in der Regel 4 :
1. A, Tochter des B, hat [von den Eltern der A] C, Sohn
des D, in Gemahlschaft genommen.
[2. Höhe der Kaufpreis- (tirhatu) Summe].
3. Klausel betreffend den Fall der Verweigerung der Ehe
pflichten seitens der Frau wie auch des Mannes. e
1 IH.NA.AN.LAL.
b Die Zeugennamen in den Z. 21—28 sind größtenteils verwischt und
unleserlich. <= AA (?). A.
d Vgl. VI 26» (Nr. 77); BÄP Nr. 88 — 90; CT II 44 (= Meißner AS
III 44). Eheverträge kommen ziemlich selten vor.
Die Reihenfolge ist schwankend.
ii iimiiwi i "ii
142
II. Abhandlung: Scliorr.
4. Schwurvermerk.
5. Zeugen und Datum.
In unserer Urkunde weicht das Schema im ersten Punkte
vom üblichen wohl deshalb ab, weil hier nicht der Bräutigam
in persona als Kontrahent auftritt, sondern seine Eltern, die
mit den Geschwistern der Braut den Ehevertrag schließen.
Es handelt sich vielleicht um die Ehe Minderjähriger.
Dieser Ehevertrag war Gegenstand mehrfacher Unter
suchung, weil man darin den Ehepakt einer Kronprinzessin,
der Tochter des Königs Ammi-ditäna (Z. 3) vermutete, trotz
dem der lächerlich geringe Kaufpreis (tirhatu) von vier Sekeln
diese Vermutung a priori scheitern lassen mußte.
Nun liest aber Ranke BPN 65 1 — sicher auf Grund
einer neuerlichen Kollation mit dem Original — Am-mi-ja
(ohne Sarrum), sodaß alle Vermutungen wegfallen. Es handelt
sich um eine Privatperson, ein Mädchen, das von seinen Ge
schwistern an einen gewissen Ibku-Annunitum verheiratet wird.
Z. 3. sä kann hier nur bedeuten ,von, aus der Hand von'.
Z. 8. a-na ka-al-lu-tim i-hi-ru-Si. Vgl. C. II. IX“, 14:
Sum-ma a-ve-lum a-na märi-sü kalldtam i-hi-ir-ma, ebenso X“5.
Z. 16. Die Höhe des Scheidegeldes stimmt nicht mit
§139 des C. H., dagegen mit der Bestimmung in der Serie
ana ittisu, wo ohne Rücksicht auf die tirhatu x / 2 Mine als
Entlassungsgeld normiert wird. Vgl. auch Meißner AS III 42.
Z. 30. Die Urkunde ist nicht datierbar. Vgl- BA IV
398, Z. 40.
Nr. 60. CT VIII 8 d (Bu. 91—1031).
Feldmiete.
1 EJclum ma -la ha-zu- ü
2 ugar ü Sarrum-Kütu 1 '* 3 itti
Si-na-tum PA.PA 4 u I-bi- a NIN.
§AH mär gis[dub-ha-aj ]l 5 J Sii-
1 Ein Feld, soviel da ist, j
im Flur des Gottes Sarrum-
Kütu hat von Sinatum, dem
. . . und Ibi-NIN.ÖAH, dem
» TIK.GAB.AK
b Die Ergänzung nach Ranke BPN 89 a . Vgl. VIII 7 a , 4 (auch aus dei
Zeit Arami-ditänas).
Altbabylonische Kechtsurkunden.
143
Mitgliede der gisdubbä, 5 J§u-
numa-ilum, der Ortsvorsteher,
als Feld zur Bebauung für ein
Jahr gegen Ertragsabgabe ge
mietet.
10 Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das Feld nach
Maßgabe seines unbebauten Tei
les geeggt haben wird, ent
sprechend seiner Rechten und
seiner Linken 15 das Getreide,
die Ertragsabgabe des Feldes,
abmessen.
3 Zeugen.
17 pdn Varad-mi- ? - mär ?-ad(?)-ni 18 pdn Ma-an-nu-um-ba-lu-ili-Su
19 pdn Ilu-ää-ib-ni dupsurrim
20 varcih Simdnu a ümu
15 iam 21 sattum Am-mi-di-
ta-na LUG AL 22 SIE (?).
BI(?).GlS.KU(?).BL 28 GU&-
KIN. BI.KIT(?).
Z. 5. ra-bi-a-nu-um , Orts Vorsteher', vgl. C. H. IX
38, 47.
Z. 7. Die Höhe der Abgabe ist nicht angegeben; ebenso
Dicht die Größe des Feldes. Es wird wohl vorausgesetzt, daß
der normale Pachtzins zu zahlen ist.
Z. 13. kima imittisu ü Sumelisu. Vgl. BAP Nr. 76, 17
bis 18, wo Meißner übersetzt: ,wie ihr rechtes so ihr linkes,
'b h. beide zu gleichen Teilen' (s. auch 143 ibid.). Hier ist
diese Passung kaum zulässig.
Z. 21. Die Urkunde ist nicht datierbar. Vgl. Lindl BA
IV 399 oben.
20 Am 15. Simänu, im Jahre,
in welchem der König Ammi-
ditäna . . .
nu-via-ilum ra-bi-a-nu-um 6 ek-
lam a-na ir-ri-sti-tim 7 a-na
sattim l Un 8 a-na biltim 9 ü-
se-zi
10 ina lim ebürim 11 eklam
a-na bi sü-ul-bi-sü 12 i-sd-ad-
da-du-ma 13 ki-ma i-mi-it-ti-
sü 14 ü sü-mi-li-iü 16 se-am
bilat eläim 10 imaddad
* MURGU(L1B1TJ.A.
144
II. Abhandlung: Schorr.
Nr. 61. CT VIII 30 b (Bu. 91—684).
Hofdarlehen.
1 1 bilti Sipäte^ Sa ekal
lim 2 swi 10 sikil kaspim 8 Sa
hat' 0 Ü-tul-Istar a-bi säbim
4 itti IS-me- il Sin mär il Sin-be-
el-ap (^')-lim(?') 5 | il Marduk-
mu-Sd-lim mär il Sin-i-din-nam
6 J llu-Su-ib-ni ü Be-el-Su-nu
7 mdirü ü Sin-e-ri-ba-am 8 iltekü
9 üm um H(l)-si(\) ekallim
10 iS-ta-as-su-ü 11 kaspam a-na
ekallim iSakal[ü] e
1 Ein Talent Wolle, Eigen
tum des Hofes, im Werte von
10 Sekel Silber, unter Aufsicht
des Utul-Istar, des Heerführers,
haben von Isme-Sin, dem Sohne
des Sin-bel-aplim, 5 Marduk-
musalim, der Sohn des Sin-
idinnam, Ilusu-ibni und Bel-
sunu, die Söhne des Sin-eri-
bam, geborgt.
Am Tage, in welchem der
Herold (?) des Plofes 10 aus-
rufen wird, werden sie das
Geld an den Hof zahlen.
4 Zeugen.
12 pän Ilu-'su-na-si-ir mär Ilu-sü-ba-ni 13 pän [Si] a -mu-um-li-ib-Si mV
Pir-hi-ili-Su 14 pän [I] e -Jcu-tm(\)-pi-' ! Bel mär Ib-ku-Sd 15 pän Ibik-An-nu-m-
tum mär Ta-ri-bu-um
16 varab Abu f ümu 10 kan
17 sattum Am-mi-di-ta-na
LUGAL.E. 18 AB(T).KI. LU-
GAL.GÜB. MULU.' MAH.A.
19 AB. KI. (?) LÜG AL. GUB.
KÜR. HAL.A.
16 Am 10. Abu, im Jahre,
in welchem der König Amnii-
ditäna als Herrscher die Stadt
Ab(?) betreten . . .
Zum sachlichen Verständnis vgl. Anm. zu VI 37 c (Nr. ob.
Z. 3. a-bi säbim ,Heerführer'(?); vgl. auch VIII 19 b ,- 9
(Nr. 68).
* SIG. » KAT. « NI.LAL.E.[MESj.
d So muß das mit da (?) wiedergegebene Zeichen gelesen werden.
" In der Kopie ist das Zeichen unleserlich.
f NE.NE.GAR.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
145
Z. 9. Si-si (?). Wenn die Lesung richtig ist, wird Si-si
als Partizip I 1 Sesu ,der Rufende, Herold' anzusehen sein. Vgl.
VIII 11°, 9—10 (Nr. 67). Der ,Ruf‘ heißt überall sisitu. Vgl.
HWB 2 1078».
Z. 10. iS-ta-dS-su-ü. Präs. I 1 (aktiv), mit relativem U,
abhängig von üm.
Z. 17. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lindl
BÄ IV 398, Z. 42.
Nr. 62. CT VIII 36 a (Bu. 91—496).
Hofdarlehen.
1 1 bilti Sipäte 0, Sd ekallim
3 lim 10 SiMl kaspirn 3 Sd Ilu-
H-ib-ni akil tamkare» 4 i-na
ekallim im-hu-ru 5 sa kät U-
tul-Iltar dupSarrirn G itti Hu-
lü-ib-ni akil tamkare 7 J Ta-
ri - hu - um mär I-bi- ü SamaS
8 T lh-ku- ü Ma-mu (!) 9 J Be-li-
ia-tum märü Ilu-Sü-ba-ni 10 il
Ku-ub-bu-rum 11 iltekü . . .
12 [ü]m' ,m ekallum kaspam
i-ri-[sü ?] 13 ekallam kaspam
i-ib-ba-lu
14 pän Varad-ili-Sü dupSarrirn
16 varah Elülu c üm 22 iam
16 sattum Am-mi-di-ta-na
LUGAL.E. 17 GL$(?) ALAM.A.
ni.lim.ma.utu.dug.un(?). d
1 Ein Talent Wolle, Eigen
tum des Hofes, im Werte von
zehn Sekel Silber, welche Ilu-
su-ibni, der Sekretär der Kauf
leute, im Hofe empfangen hatte,
5 unterstellt dem Utul-Iätar,
dem Schreiber, haben von Ilu-
su-ibni, dem Sekretär der Kauf
leute, Taribum, der Sohn des
Ibi-Öamaä, Ibku-Mamu, Belia-
tum, die Söhne des Ilusu-bäni
10 und Kubburum geborgt.
Am Tage, an welchem der
Hof das Geld zurückver[langen]
wird, werden sie das Geld
dem Hofe zurückerstatten.
1 Zeuge.
16 Am 22. Elülu, im Jahre,
da der König Ammi-ditäna
sein Bild . . .
‘ SIG - ’■ DA AI. KAR. ° KIN.AN.NA (?).
^ ra Rande links: 1. lcunuk (DTJB) Ta-ri-bu-um-, 2. kunuk lb-ku-’ l Ma-mu;
3- kunuk Be-li-ia-tum (?); 4. kunuk Ku-ub-bu-rum (?).
Srtzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abli.
10
146
II. Abhandlung: Schorr.
Der Inhalt ist dem der vorangehenden Urkunde ähnlich.
Z. 4. im-hu-ru. Die Bedeutung ist hier nicht ganz klar.
Vielleicht war Ilusu-ibni der Vermittler zwischen dem Hof und
den Entlehnern.
Z. 12. i ri-[su]. Die Ergänzung ist wohl richtig. Vgl.
C. H. § 30 67 : summa . . . eJcli-sil . . . i-ir-ri-is ,wenn er ...
sein Feld . . . verlangt'.
Z. 13. i-ib-ba-lu = ippalu. ba — pa kommt auch in
altbabylonischen Texten sehr selten vor.
Z. 16. Nach King LIH III 250, Anm. 101 ist es viel
leicht das 26. Regierungsjahr. Allein es könnte auch das 23.,
28. und 30. möglich sein. Vgl. BA IV 397, Z. 25.
Aus der Zeit des Amml-zaduga.
Nr. 63. CT VIII 10 b (Bu. 88—158). VIII. Jahr.
Feldmiete.
1 1 / 2 “' GAN ekil apsenim b
2 ugar l§ü (?) - na - ak - ? 3 ekil
Ib-ga-tum mär ü §ama§-li-vi(?)-
[ir] i itti Ib-ga-tum mär ü §a-
mas-li-vi(?)-ir 6 be-el eklim 6 a-
na ga-bi-e rid säbe° - ? -ba-ab-
tim 7 J Ja-diü Bü-tu-u 8 mär
Sa-ak-ti 9 eklam a-na ir-ri-sü-
tim 10 a-na biltim a-na sattim
l kan 11 usesi
12 ina um ebürim eklam
bi-i sü-ul-bi-sü (!) 13 i-sä-ad-da-
du-ma 11 BUR.GAN 1-E 8
SE. GUR GIß. BAR Warnas
18 bilat eklim imaddad
1 Ein Halbes GAN Ahren
feld, im Gefilde von . . das
Feld des Ibgatum, des Sohnes
des Öamas-livir, hat von Ib
gatum, dem Sohne des Samas-
livir, 8 dem Eigentümer des
Feldes, im Aufträge (durch
Vollmacht) des Kriegers . • •
Jadiu, der Sutäer, der Sohn
des Öakti, als Feld zur Be
bauung 10 gegen Ertragsabgabe
für ein Jahr gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das Feld
nach Maßgabe seines unbebau
ten Teiles geeggt haben wird,
von je 1 GAN 8 GUR & e ‘
treide, nach dem Maße des
* Vs + 3 /is-
b AB.SW(\).
° MIR. US.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
147
16 pän Varad- il Marduk PA. PA.
Ib-ga-tum 19 pän $u-mu-um-li-ib-si mär
22 a varah Aiaru h ümu l kam
23 tiattum Am-mi-za-du-ga
LUGAL.E. 24 SIB.ZI.6e.GA.
25 M 6amas is Marduk BI.DA.
[MAL],
26 (am Rande): kunuk Ib-
ga-tum 27 kunuk Varad- a Mar-
duk.
Samaä, 15 als Ertragsabgabe
des Feldes abmessen.
3 Zeugen.
17 pän Varad-E.TIL.AN.NA. 18 mär
I-na-pa-li-e-§ä (?)
22 Am 1. Ajaru, im Jahre,
in welchem der König Ammi-
zaduga, der treue Hirt, Samas
und Marduk . . .
26 Siegel des Ibgatum,
27 Siegel des Varad-Marduk.
Z. 6. a-na ga-bi-e == kabi ,im Aufträge, durch Vollmacht'.
Zur juristischen Bedeutung dieses Ausdruckes vgl. weiter Anm.
zu VIII 19 1> , Z. 4 (Nr. 68).
Z. 7. 6ü-tu-u ,Sutäer £ . Nach Jensen KB VI 1 62, Z. 8;
67, Z. 12 und 376 ,Beduine'. An letzterer Stelle bemerkt Jensen:
.Daß schon in alter Zeit Ereck nahe dem Euphrat eine starke
Araberbevölkerung hatte, wäre sehr wohl denkbar'. Nach
Winckler: Altorientalische Forschungen, I 146 sind die Suti
die Nomaden der syrischen Wüste, von wo sie dann später in
assyrischer Zeit endgültig in Babylonien eingedrungen sind.
Sehr interessant für die Nwi«-Frage ist die Stelle II 19,
33-35 in einem Briefe eines Gefangenen an seinen Herrn
(aus der Hammurabi-Zeit): be-lt at-ta Samnam a-na e-bi-ir-ta
iu-sd-bi-la-an-ni 6ü-tu-ü it-Sd-am-hi-ru-ni-in-ni ka-li-a-ku =
»Du, mein Herr, ließest mich Öl nach jenseits [des Euphrat]
bringen, die Sutü traten mir entgegen, so bin ich eingesperrt'.
Die Beduinen (Sutü) hausten eben schon damals an den Grenzen
Babyloniens.
Z. 14. Vgl. Anm. zu VIII 7-, Z. 20 (Nr. 55).
Z. 23. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 399, Z. 17.
Z. 20—21 gehören nicht in den Text hinein. Es sind zwei Namen der
vorher erwähnten Zeugen: 20 kunuk Vcirad-E.TIL.AN.NA 21 kunuk &u-mu-
um-U-ib-ti. b GUD.S1.D1.
10*
148
II. Abhandlung: Schorr.
Nr. 64. CT II 8 (Bu. 88—186).
Feldmiete.
1 4 /i8 GAN Ahrenfeld, s / 18
GAN Ödland, 3 /s GAN Feld,
1 Vis GAA e&iZ apsenim a
3 2 / 18 GAA e7a‘Z nidütim 3 1 / 3
GAN eklim ugar alu ü Gu-la
4 i-ta ekil a Warnas 6 ft i-ta
elf.il Im-gur- il Sin 6 püzu 1 2*“"
nam-kar rid sdbe a 7 püzu b
2 i<m ka-ar-mu 8 AA(?). FÄ
[NU].UN.NA.GAL. 8 eM 2b-
ri-ba-tum assat (?) il Samas mä-
rat Var ad-' 1 Sin 10 itti Ta-ri-
ba-tum asSat (?) '‘Warnas 11 7>e-
el-ti eklim 12 J La-bi-is-tum
mär <l Sin-ri-me-ni 18 eklam a-
na ir-ri-sü-tim ü te-ip-ti-tim
14 a-na biltim a-na Sattim 3
(2) im 15 usesi
16 ina um ebürim 17 eklam
a-na bi-i sü-ul-bi-sü(?) 18 i-$a-
ad-da-du-mci 19 73A(?).jBA(?). d
4 / 18 GAN ekil apsenim 20 BUR.
GAN 1-E 6 SE. GUR 21 Sd
2 / 18 GAN ekil nidütim 22 1 / 18
GAN 60 $E.E{?). GlS.BAR
il Samas e 23 bilat eklim imad-
dad
* AB.SIN. h BÄK.VI.
in der Flur der Stadt (der
Göttin) Gula, f neben dem Felde
des SamaS 5 und neben dem
Felde des Imgur-Sin, dessen
eine Front an die Mauer der
Krieger, dessen zweite an einen
Weinberg (?) ... von Groß-
Tublias(?) [grenzt], das Feld
der Taribatum, der Saniaä-
priesterin, der Tochter des Va-
rad-Sin 10 hat von Taribatum,
der Samaspriesterin, der Be
sitzerin des Feldes, LabiStum,
der Sohn des Sin-rimeni als
Feld zur Bebauung und Ur
barmachung gegen Ertragsab-
gabe für 3 (2) Jahre 15 ge
mietet.
Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das Feld nach
Maßgabe seines unbebauten
Teiles geeggt haben wird, von
den 4 / 18 GAN Ährenfeld, 20 von
je 1 GAN 6 GUR Getreide;
von den 2 / 18 GAN Ödland
von je 4 / 18 GAN 60 KA Ge
treide nach dem Maße des
Samas als Ertragsabgabe für
das Feld, abmessen.
' BAHAMAS.
d Vielleicht sind beide Zeichen als eines, verstümmelt aus H anzusehen.
Vgl. Z. 21. 6 So ist das letzte verstümmelte Zeichen aufzulösen-
f Oder: Alu-Gula.
Altbabylonische
24 a-di ekil nidütim ü-pa-
at-tu-ü 26 ekil apSenim i-ik-
ka-al 26 i-na M-lu-uS-tim
la-at-tim 27 eklum a-na biltim
i-ir-ru-ub 28 libbi bilat ekli-Hü
29 s / 3 iikil kaspim ma-hi-ir
80 pän Ar-ra-bu mär Mdr-Üm-
giSftydub-ba-a
32 varah Abu* ümu 20 kan
33 lattum Am-mi-za-du-ga
LUGAL.R 34 ID.LA. Am-mi-
za-du-ga 36 nu-hu-us ni-Si.
Rechtsurkunden. 149
Solange er das Ödland ur
bar macht, 25 wird er vom
Ahrenfelde genießen. Im dritten
Jahre wird das Feld abgabe
pflichtig. Von der Abgabe
seines Feldes sind 2 / 3 Sekel
Silber erhalten worden.
2 Zeugen.
e$rän kan 81 pän il Sin-e-ri-ba-am mär
32 Am 20. Abu, im Jahre,
in welchem Ammi-zaduga den
Kanal ,Ammi-zaduga nuhuä
nisi' [gegraben hat].
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 13. — Zur Höhe der
Feldmiete vgl. Anm. zu VI 48 a (Nr. 11).
Z. 3. alu il Gu-la. Noch in neubabylonischer Zeit wird
diese Stadt genannt. Vgl. Str. Nabun, Nr. 30, 16: alu 8ubat h
Gu-la. Vgl. Tallquist: Neubabyl. Namenbuch (Glossar).
Z. 6. nam-kav ,Tränke'. Vgl. Anm. zu VI 33 a , 4 (Nr. 43).
Z. 7. ka-ar-mu ,Weinberg'. So nach Daiches ZA XVII
91, doch scheint mir diese Bedeutung noch nicht gesichert, sie
dürfte an unserer Stelle kaum passen. Der Stamm wäre dann
natürlich von karmu ,Ruine' zu trennen.
Z. 8. Die Lesung ist nicht sicher. — Nach II R 39,
59 g—h ist AB(E§).NUN.NA ki = SrSrJ-li-ia-as, was nicht
~ wie üblich — UmliaS, sondern nach (Billerbeck)-Ho mm el:
Grundriß GGO 296: DupliaS oder TubliaS zu lesen ist.
Z. 14. a-na MU Da in Z. 26 vom dritten Jahre
die Rede ist, so muß ein Versehen des Schreibers vorliegen,
der einen Keil ausgelassen hat.
Z. 33. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lin dl
BA IV 400, Z. 4 ff.
“ NE.NE.GAR.
» KU.
150 II. Abhandlung: Schorr.
Nr. 65. CT II 32 (Bu. 91—361).
Feldmiete-
1 5 / 18 GÄN ekil apsenim
2 libbi ekil ta-vi-ir-tim Sa märe
8Ü(l).GLS8(?) 3 ugar na-gu-ü
4 ebirti a när Ir(V)-ni-na 5 ekil
Ri-is- a Marduk mär Mär-um-
20 knn mär 8Ö.GI.E8 6 itti Ri-
is- ü Marduk mär Mär-ilm 20 k " n
be-el eklim 7 a-na ga-bi-e A-ta-
na-ah (?)-ili 8 mär Silli lib -‘Wa
rnas 9 J Äb-du-IS-ta-ra EL{?).
GA.GU 10 ü Ri-iS- ü Marduk be-
el eklim 11 eklam a-na ir-ri-
Sü-tim 12 a-na biltim a-na tap-
pütim° 13 a-na Sattim 1 kan
uSesi
14 a-vi-lum ma-la a-vi-lim
15 ma-na-ah-tam a-na eklim im
16 i-Sd-ak-ka-nu
17 ina üm ebürim 18 eklam
a-na bi-i Sü-ul-bi-su (?) 19 i-Sd-
ad-da-du (\)-ma 20 BUR.GAN
1-E 8 SE.GUR. GJS.BAR.
il SamdS 21 bilat eklim imad-
dadü
33 u ma-na-ali-ta-Sü-nu i-ip-
pa-lu-ma 23 se-am ba-Si-a-am
. . ? . . 34 mi-it-ha-ri-iS i-zu-uz-
zu 25 libbi bilat ekil-hi (?) re-
büt i kaspim ma-lii-ir
(Sozietät).
1 ( 3 /is) 7g GAN Ährenfeld,
inmitten des FlurgrundstückeB
der ..Inselgefilde(?), jenseits
des Irnina-Kanals, 5 das Feld
des Ris-Marduk, Sohnes des
Mär-üm-esra(n), des . . haben
von Ris-Marduk, dem Sohne
des Mär-üm-e§rä(n), dem Be
sitzer des Feldes, durch Voll
macht des Atanaja-ili, des Soh
nes des Silli - Öamas, Abdu
lstara 10 und Ris-Marduk, der
Besitzer des Feldes, als Feld
zur Bebauung gegen Ertrags
abgabe in Kompagnie für ein
Jahr gemietet.
Einer wird gleich wie der
andere 16 die Kosten für das
Feld auslegen.
Am Tage der Ernte werden
sie, nachdem sie nach Maß
gabe seines unbebauten Teiles
das Feld geeggt haben werden,
20 von je 1 GrAN 8 GUR Ge
treide nach dem Maße des
Samaä als Ertragsabgabe für
das Feld abmessen.
Nachdem sie auch ihre
Kosten einander rückerstattet
haben, werden sie das vor
handene Getreide gleichmäßig
teilen. 26 Von der Abgabe für
BÄL.BI.
b MVb
TAB.BA.
A IGI.IV.GAL.
Altbabylonischo Recbtsurkunden.
151
26 pän A-ta-na-ah-ill mär Silli h
Si!H ,i - a Samas 28 pän lll-i-ki-M-am mär
ri-ba-am mär gU-dti-ufb-ba-aJ
30 varah Aiaru“ ümu 3 kan
31 Sattum Am-mi-za-du-ga
LUGAL.E. 32 AB (?).KI.GAL.
GUB.BA.TUM(?) . . . QA(?).
33 E. MAII. MAL. JM. TE.EN.
34 KAB(?). NE. IB.TA.A.
sein Feld hat er i j i [Sekel]
Silber empfangen.
4 Zeugen.
■ ü &amaj 27 pä n Gi-mil- il Mardulc mär
E-til-pi- il Mcirduk (?) 20 pän il Sin (?)-e-
30 Am 3. Aiaru, im Jahre,
da der König Ammi-zaduga ...
Die Urkunde stellt eine besondere Art des Kompagnie-
gescliäftes dar, wie sie ja als solche auch nach Z. 12 gekenn
zeichnet wird. Zwei oder mehrere Leute mieten gemeinschaftlich
ein Feld zur Bebauung gegen Ertragsabgabe, tragen gemeinsam
die Bebauungskosten, welche sie dann nach der Ernte einander
rück erstatten, indem sie mit dem vorhandenen Ertrag gemein
sam teilen.
Ähnliche Urkunden: VIII 19» (Nr. 68), BAP Nr. 75, 76;
AUS Nr. 36 (= Sipp. 71).
Z. 3. ugar na-gu-u. Zur Bedeutung ,Inselland', d. h. ,ein
über das Wasser hervorragendes Stück Land' vgl. BAP 123
(unten). Die allgemeine Bedeutung ,Bezirk, Distrikt' paßt
hier nicht.
Z. 4. «“’■ Ir-ni-na, auch VIII ll b , 3 (Nr. 66) erwähnt. Vgl.
King LIH III 132, Anm. 2. Graphisch beachte das Zeichen ir.
Z. 10. Wie ist die Zeile in Hinblick auf Z. 6, wonach
ßK-Marduk Besitzer des Feldes ist, zu verstehen?
Ich verdanke Herrn Prof. Müller folgende einleuchtende
Interpretation: Es wird hier Ris-Marduk in doppelter Eigen
schaft angeführt: 1. als Besitzer des Feldes, 2. als Gesellschafter
des Abdu-Iütara [und des Atana]j-ili]. Alle drei (RiS-Marduk
fiktiv!) mieten von Rig-Marduk das Feld, bearbeiten es ge
meinsam, zahlen zuerst den Pachtzins an Ris-Marduk und
* QUD.SI.VI.
152
11. Abhandlung: Schorr.
nachdem sie die Kosten gegenseitig beglichen, teilen sie den
Ertrag.
Es liegt also hier eine interessante juristische Fiktion
vor, um bei dem Umstande, daß der Besitzer des Feldes zu
gleich als Pachtkompagnon auftritt, die juristische Vertragsform
zu vereinfachen. Diese Fiktion steht in den Urkunden nicht
vereinzelt da. BAP Nr. 76 bietet eine ähnliche Sachlage: Das
Feld des Varad-Ulmassitum pachtet er selbst 11 und Avel-
11 MIR.RA unter äbnlichen Bedingungen wie in unserer Ur
kunde.
Z. 15. ma-na-ah-tam ,Kosten, Mühe'. — Ich habe schon
WZKM XVIII 220 diese Bedeutung festgestellt b und in den
§§ 47, 49 des C. H. als einzig sinngemäß zu begründen versucht.
Nun kommt dieses Wort in den Urkunden mehrmals vor, wie
auch die RA: mancihtam sakdnu, m. apalu, m. epesu (I 2 ). All
diese Stellen, die hier wörtlich folgen sollen, scheinen mir
obige Bedeutung zu bestätigen:
VIII 19 b , 12—13 (Nr. 68): a-ve-lum ma-la a-ve-lim ma-
na-ah-tam a-na c efylim i-sd-ak-ka(^)-nu-ma ,einer wird soviel
wie der andere die Kosten für das Feld auslegen' (Vgl. auch
ibid. 19—20).
VIII 23 b , 14 = AS III 36: mn-le-zu-sü ma-na(?)-aj}-ta-am
i (?)-te (?)-ip (?)-sd ,sein (des Hauses) Mieter wird die Kosten
decken'. 3
VIII 40 a , 20—22 (Nr. 36): i-na Sippar ki ma-na-ah-ta-ka
a-pa-al-ka ,in Sippar werde ich dir deine Kosten zurückgeben'.
BAP Nr. 76, 13-14 (= Nr. 75, 17—18): a-vi-lum ma-la
a-vi-lim ma-na-ah-tam i-Sd-ak-ka-nu 6 ,einer wird soviel wie der
andere die Kosten auslegen'.
Ibid. Z. 19—21: ma-na-ah-ta-su-nu i-ip-pa-lu-ma ha-si-a-
am mi-it-ha-ri-is i-zu-uz-zu ,nachdem sie ihre Kosten einander
* Z. 7 ist daher sicher zu ergänzen: J Var ad a Ul-mai-S[i-tumj
b Betreffs eines zweiten davon verschiedenen manähtum. s. weiter.
c Zu beachten ist das ana. Wäre die Bedeutung von manahtu .Wohnhaus.
müßte ina stehen.
d Vgl. dagegen Meißner AS IH 36: ,denn sein Mieter hat für seine
Unterhaltung (?) zu sorgen 1 . Ich beziehe Z. 12—13 auf den Vermieter-
c Meißner: .Einer soll dem anderen die Wohnung bauen 1 . Peiser KB
IV 41: ,Einer wird wie der andere wohnen 1 .
Alfcbabylonische Rechtsurkunden.
153
rückerstattet haben werden, werden sie mit dem Rest (dem
Vorhandenen) gleichmäßig teilen'.
Sipp. 71 (= AUS 36), 10—12: ma-na-ah-tam (?) i-Sa-ak-
ha-nu-ma a eklam i-ri-Sü ,indem sie die Kosten auslegen, werden
sie das Feld bebauen'.
Ibid. 14—17: bilat(?) eJclim(?) ü ma-na-ah-tam (?) i-ip-
pa-lu-ma se-am ba-si-a-am mi-it-ha-ri-is i-zu-zu ,indem sie die
Abgabe vom Felde und die Kosten rückerstattet haben werden,
werden sie das vorhandene Getreide gleichmäßig teilen'.
Besonders interessant sind BAP Nr. 66, 67. Letzteren
Kontrakt möchte ich hier wörtlich anführen:
1 2 SAR nidütum 1 2 ita E.NUN I-ku-un-ka- ü Rammän
3 ii ita sükim 15 4 Mt märe Pi-ir-hu-um 5 T Si-li-Istar mär Pi-
eribam i 6 i-pu-us 7 [a-na ma-na-ha-ti-i-hi 8 sattum 10 lan uS-
sd-a-ab] e (V. us-sd-am-ma) i ... 9 e-li bi-tim 10 ü ma-na-ha-[a-] e
tim 11 mi-im-ma ü-ul i-sii.
j 1 [Auf] zwei SAR Ödland/ neben dem „großen Hause“
des Iktinka-Rammän und neben der Straße, hat ein Haus für
die Söhne des Pirhum, 5 Silli-Istar, Sohn des Ili-eribam, erbaut.
Für seine Mühe (Kosten) wird er es zehn Jahre bewohnen.
An das Haus 10 und an die Kosten wird er keinen Anspruch
haben.'* 1
In dieser Übersetzung gibt der Vertrag einen sehr guten
Sinn und bietet zugleich eine Illustration zum § 228 des C. H.
Dort wird als Honorar des Baumeisters für ein neuerbautes
Haus zwei Sekel für je ein SAR Grundfläche bestimmt. Nach
dieser Norm müßte Sili-Iätar in unserer Urkunde, wo die Grund
fläche zwei SAR beträgt, vier Sekel als Honorar empfangen
' la Fen. Statt dessen wird ihm das Haus für zehn Jahre als
Wohnung überlassen.
10 Jahre Mietswohnung — 4 Sekel
1 Jahr Mietswohnung = J / 3 Sekel + 24 §E.*
Friedrich (nach Meißner): .Nachdem sie die Behausung erbaut haben“.
b KlüD (KISLABJ. <= ESIE. d SUQ). « Nur außen.
t ^ nnen - s D. h. auf einem Raume von zwei SAR.
'gl. dazu die Übersetzung Meißners a. a. O., wo mandhtu .Wohnung“
gefaßt wird. i l Sekel = 180 &E.
•“ |f»i' H Bl
""T
154 II. Abhandlung: Scborr.
Ein solcher Mietzins kommt auch wirklich vor,
ja sogar ein noch geringerer. Vgl. BAP 11.
Somit ist der Baumeisterlohn in der Praxis mit der theo
retischen Bestimmung des Gesetzes in völliger Übereinstimmung
und darin liegt auch — wie ich glaube — ein sachlicher
Beweis für die Richtigkeit meiner Interpretation.
Da auch in BAP Nr. 66 wahrscheinlich derselbe“ Silli-
I§tar ein Haus ana manahdtim mietet, glaube ich, daß auch
hier die Mietswohnung ein Äquivalent für das Honorar des
Baumeisters darstellt. 11 Daher übersetze ich Z. 6—11: ,für seine
Baukosten wird er acht Jahre wohnen. Sobald er seine Zeit
(Tage) 0 erfüllt haben wird, wird er an das Haus keinen An- |
Spruch haben'. — Nr. 66 stammt aus dem ersten Jahre Samsu-
ilunas, Nr. 67 fehlt das Datum. Aus all diesen Stellen geht
mit genügender Beweiskraft hervor, daß es zwei verschiedene
Stämme manahtu gibt:
a) manahtu d -j/rm ,Mühe, Kosten, Versorgung' usw.
h) manahtu ynli ,Ruheort, Wohnung, Niederlassung' usw,
Vgl. HWB 2 562 b , wo aber unter manahtu beide Stämme zu
sammengeworfen werden.
Z. 20. Zur Lesung vgl. Anm. zu VIII 7“, 20 (Nr. 55).
Z. 25. IGI.IV.GAL — rebütu oder rebitu = s / 4 . Vgl.
HWB 2 950”.
Z. 31. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl.
BA IV 399, Z. 28.
» Daß es derselbe ist, schließe ich, abgesehen von der Ähnlichkeit des
Vertragsinhaltes, auch daraus, daß in beiden Urkunden unter anderen
ein und derselbe Zeuge Sin-musallim vorkommt.
b Das Maß in Z. 1 muß irgendwie korrumpiert sein. Ein Haus von einer
Fläche Vg GIN (1 SAR = 60 GIN) ist ein Unding. Nach Harper bei
Davies: The Codes of Hammurabi and Moses, S. 126, ist 1 SAR -
18 engl. Quadratellen (ungefähr).
° Lies: um-ma-ti-sü. So schon richtig Peiser KB IV 30.
d Oder: mänähtu.
Altbabylonische Bechtsurkunden.
155
Nr. 66. CT VIII ll b (Bu. 91—503).
Feldmiete.
1 */s GAN eklim libbi a
1 GAN eklim 2 ugar Zu-ha-a
3 i-na ebirti bnir Ir-ni-na 4 i-ta
ekil me-ri-e§ A-vi-il-Istar 5 mär
Ih-ni- il Warnas 6 ekil I-na-lib-
li l (?)-ni-si-it aSsat('?) ü Sama5
1 märat Pir-hi-ili-su 8 itti I-na-
libbi a (?)-ni-si-it asSat (?) il Sa-
m§ 9 be-el-ti eklim 10 J Ib-ku-
''Na-bi-um gallabum e 11 eklam
a-na ir-ri-sü-tim 12 a-na biltim
a-na sattim l kan 13 ü-se-si
14 ina üm ebürim 15 1 GAN-
E 8 SE.GUE GI&.BAR Wa
rnas (?) 43 [i-n]a bäb(?y Mal-
ji-a 17 imaddad
1 Ein Drittel GAN Feld
inmitten von 1 GAN Feld, im
Gefilde des Znhä, am jensei
tigen Ufer des Kanals Irnina,
neben dem bebauten Felde des
Avel-Iätar, 5 des Sohnes des
Ibni-Samaä, das Feld der Ina-
libbi-niäit, der Samaspriesterin,
der Tochter des Pirbi-ilisü, hat
von Ina-libbi-nisit, der Sama§-
priesterin, der Besitzerin des
Feldes, 10 Ibku-Nabium, der
Haarscherer, als Feld zur Be
bauung gegen Ertragsabgabe
für ein Jahr gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er 15 von je 1 GAN 8 GUR
Getreide, Maß des SamaS(?),
[im] Tore von Malkä abmessen.
4 Zeugen.
18 pän Ibik-An-nu-ni-hun mär il Sin-i-din-nam 19 pän Ib-ni-' l Rammän
«kil lamkarfe] 50 pän Gi-mil- n Marduk daianim mär Silli e - ,l Aama§ 21 pän u Sm-
na-ii-ir mär lbi/c-An-nu-ni-lum
22 varah Kislimu f ürnu l() lan
23 x
sattum Am-mi-za-du-ga
EUGAL.E. 24 ALAM.A (?).
ü HI-LIM.GAB.A. 25 BA.A.
W.DA.GAL.LA.
b BAL.RI. = SU.I. 4 KÄ (?).
f KAN.KAN.E.
22 Am 10. Kislimu, im Jahre,
in welchem der König Amml-
zaduga die Statue des . . .
Hi— lIMIlirjj™—
541
156 II. Abhandlung: Schorr.
Z. 4. ekil me-ri-es ,angebautes Land'. Nach Jensen
Theol. Literaturzeitnng 1895, Nr. 10 ,ein bewässertes Stück
Land' von -\/ereSu ,bewässern'. Vgl. HWB 3 593 b .
Z. 8. Znm Namen vgl. Anm. zu VIII 40 d , 2 (Nr. 56).
Z. 28. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. BA
IV 400, Z. 14.
Nr. 67. CT VIII 11° (Bu. 91—596).
Hofdarlehen.
1 1 biltu a sipdte b nam-har-
ti eJcallim 2 mahtru c 6 inane
1 Ein Talent Wolle [aus
den] Einnahmen des Hofes —
nach dem Preis [Verhältnis]^:
sechs Minen für einen Sekel
Silber — im Werte von zehn
Sekel Silber, unterstellt dem
Utul-Istar, dem Sekretär, 8 hat
von Samaä-katam-isbat, dem
Richter, dem Sohne des Ilusu-
ibni, Ilusu-ibni, der Sohn des
Beliatum geborgt.
Am Tage, da der Herold(f)
des Hofes 10 ausrufen wird,
wird er das Geld an den Hof
zahlen.
4 Zeugen.
pän ü BU-ma-gir mär * 7 Sin-i-din-nam 13 pän Sü-mu-um-li-ib-Si 14
a-na 1 Sikil kaspim 3 sfm ä (!)
10 Sil dl kaspim 4 Sa kdt U-tul-
Istar dupsarrim 5 itti a Samas-
kdtam-isbat e daianim 6 mar
Ilu-Sü-ib-ni 7 1 Ilu-sü-ib-ni mar
Be-li-ia-tum 8 ilteki
9 ürn um si-si ekallim 10 iS-
ta-su-ü 11 kaspam a-na ekal
lim isakal
Pir-hi-iU-M 15 pän
il Sin dupsarrim
ü Sin-na-di-in-M-mi 16 mär Be-la(?)-nu 17 pän
A-vi-il-
18 varah Simdnu f ümu 12 kan
19 $attum Am-mi-za- du-ga
LUGAL.E 20 ^SamaS BIM
DIB.MA.NI.MA. 21 ZIELES.
IM.TA.E.A. 22 MA.A.EI.BA.
MA.SI.NE. IB (?).DI.DI.A.
18 Am 12. Simänu, im Jakre,
in welchem der König Am®'
zaduga . ..
* GUN. >> SIG.
• SU.MU.UN.D1B.
■ Kl.LÄM.
< LIBIT.A.
4 SÄM (!).
e Oder: Kurs.
AltbatyIonische Rechtsnrkunden.
157
Zum Inhalt vgl. Anm. zu VI 37 c (Nr. 54).
Z. 2—3. Arithmetisch ausgedrückt ist das Verhältnis
folgendes: 6 : 1 = 60 : 10. — Bemerkenswert ist die Preis
bestimmung nach der Einheit sechs. — mabiru ,Preis', hier
,Preisverhältnis, Kurs'. Die Variante für das Zeichen SAM ist
graphisch beachtenswert und ist AL IV .Babyl. Zeichenliste'
Nr. 132" zu registrieren. Vgl. auch VIII P, Z. 7—8 u. ö.
Z. 9—10. Vgl. Anm. zu VI 37«, 9 (Nr. 54) und VIII 30*,
9 (Nr. 61).
Z. 19. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lindl
BA IV 400, Z. 17.
Nr. 68. CT VIII 19 b (Bu. 91—460).
F eldmiete-(Sozietät).
1 Eklum ma-la ba-zu-ü
2 ugar Iz-ma-nu s KAT.TA (?)
| Ei-ikF-td-am a-bi sdbim i (?')
l a-na ga-bi-e Farad- il Be-li (?)- c
tim 5 mär ,l Bel-a-ha-ami-din-
mm 6 J Ib-ku- il Na-bi-um gal-
lalum i ‘ J <i§amas-ba -ni mär
llu-§ü . . . 8 y Varad- il Be-li 15 (!)-
tim mär ü Bel-a-ha-am-i-din-
nam 9 & A-hu-ia-tum 10 eklam
a-na ir-ri-sü-tim a-na TAB.BA
“M?) satt im (?) 2(?') kam 11 u-
sesit e
a-vi-lum ma-la a-vi-lim
iS ,
ma-na-ah-tam a-na eklim
^d-ak-ka(?)
-nu-ma 14 i-na um
durim 10 eklam a-na bi-i §ü-
ul-bi-sü 16 i-sd-ad-da-du-ma
1 Ein Feld, soviel vorhan
den ist, im Gefilde des Izmanu,
Besitztum (?) des Ili - ikisam,
des Heerführers(?), haben durch
Vollmacht des Varad-Belitim(?),
5 des Sohnes des Bel-abam-
idinnam, Ibku-Nabium, der
Scherer, Samas-bäni, der Sohn
des Ilusu . . ., Varad-Belitim(?),
der Sohn des Bel-aham-idinnam
und Ahuiatum 10 als Feld zur
Bebauung, in Kompagnie für
2(?) Jahre gemietet.
Indem einer gleich wie
der andere die Kosten für das
Feld auslegen wird, werden sie
am Tage der Ernte, 15 nach
dem sie das Feld nach Maß-
We Kopie bietet di. das mit ki sehr leicht zu verwechseln ist.
* S4R (?).
d ^ es ti (?) möchte Ranke 1. c. 174“ -ei lesen, doch vgl. Z. 8.
SU.I. « TR.TA E ÄMES
~ rnrn—rrrrr—
158
II. Abhandlung: Schorr.
77 1 GAN 6 SE.GUR GIÄBAR
ü Samas 18 bilat eklim imad-
dadü
gäbe seines unbebauten Teiles
geeggt haben werden, von je
1 GAN 6 GUR Getreide nach
dem Maße des Öamas, als Ertrags
abgabe des Feldes abmessen.
20 Nachdem sie auch ihre
Kosten einander zurückerstattet
haben werden, werden sie das
vorhandene Getreide in glei
cher Weise teilen.
4 Zeugen.
2ä pän Ib-ni-' 1 Rammän PA.PA. 53 pän Ta-ri-bu-um mär Be-lit-lH-da(1)-ri
24 pän Ta-ri-bu-um mär Ilu-Sit-ib-ni 2ß pän Qü-mu-um-li-si mär giS (\)-dub-ba-a
19 u ma-na-ah-ta-Su-nu i-ip-
pa-lu-ma 20 se-arn ba-Si-a-[am]
mi-it-ha-ri-is 21 i-zu-uz (T)-z[u]
26 varah Tebitu a ümu 5 kan
27 sattum Am-mi-za-du-ga LU-
GAL.E 28 BAD Am-mi-za-
du-ga INIM.ID. Sippar M .
Am Rande:
Ta-ri-bu-um.
TcunuJc 8
26 Am 5. Tebitu, im Jahre,
in welchem der König Amrai-
zaduga [die Mauer] DürAmmi-
zaduga an der Euphratmündung
[erbaut hatte].
Siegel des Taribum.
Z. 3. Die Lesung und Deutung ist nicht sicher.
Z. 4. a-na ga-bi-e = Jcabi (Inf.). Wörtlich ,auf Befehl,
im Aufträge', juristisch prägnanter ,durch Vollmacht'. Der
technische Ausdruck, dessen richtige Deutung ich Herrn Prof.
Müller verdanke, ist sachlich sehr wichtig. Wie Z. 8 beweist,
ist der Bevollmächtigende selbst auch am Pachtgeschäfte mit
beteiligt. Die Kontrahenten (Pächter) schließen den Vertrag
nicht nur im eigenen Namen, sondern auch durch Vollmacht
des Dritten (Abwesenden) für sich und den Dritten. So fällt
denn auch von hier Licht auf die analogen Verträge VIII 1
(Nr. 63) und II 32 (Nr. 65), wo der Terminus ana kabi ebenso
zu verstehen ist. Vgl. auch BAP Nr. 74, Z. 17.
Wenn daher bei Darlehen X ana Jcabi Y von Z Ge
borgt, so ist Y der eigentliche Schuldner und zur Zahlung
verpflichtet, wie BAP Nr. 4 (Z. 6, 15) beweist. Ebenso wiu
» AB.E.
BUB. Zum Ideogramm vgl. HWB 1 s. v.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
159
man VATh 792 (= KB IV 34 I), wo man sonst zweifeln
könnte, wer zu zahlen hat, interpretieren müssen.
Schließlich ist es auch folgerichtig, wenn im Ehevertrag
VIII 7 b (Nr. 59) der bevollmächtigende Bruder der Braut auch
an der tirhatu mit den übrigen Kontrahenten partizipiert.
Z. 15. Vgl. Anm. zu VI 24 b , 9—10 (Nr. 50).
Z. 27. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lindl
BA IV 399, Z. 27.
Nr. 69. CT VIII 19 c (Bu. 88—238).
Feldmiete.
1 Eklum ma-la bi(T)-zu-[u]
2 ugar Se-mi 3 ekil Amat- ü Ma-
m» assat(?') il Samas 4 viärat
A-vi-il- ,l Na-bi-um 6 itti Amat-
11 Ma-mu assat (?) a Warnas 6 mä-
rat A-vi-il- ,l Na-bi-um 7 be-el-ti
eklim 8 J ,l Bel-ma-gir mär I-bi-
''ÜamaH 9 eklam a-na ir-ri-Su-
tim a-na biltim 10 ü-se-si
11 ina um ebürim 12 eklam
n-na bi-i sü-ul-bi-Sü 13 %-id-ad-
da-du-rn[a] 14 se-am GIS.BAR
Warnas 15 bilat elclim 16 i-na
iäh ' Mal-gi- a ™ imaddad
18 3 l ... ,l $ama§ Y 6i-ma(?)-
^ l (?) 19 i-pa-alc-fci-iz-zi
1 Ein Feld, soviel vorhan
den ist, im Gefilde des Semi,
das Feld der Amat-Mamu, der
Samaspriesterin, der Tochter
des Avel-Nabium, 6 hat von
Amat-Mamu, der Samaäprie-
sterin, der Tochter des Avel-
Nabium, der Besitzerin des
Feldes, Bel-mägir, der Sohn
des Ibi-Samas, als Feld zur
Bebauung gegen Ertragsabgabe
10 gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das Feld nach
Maßgabe seines unbebauten Tei
les geeggt haben wird, das Ge
treide nach dem Maße des Samaä,
16 als Ertragsabgabe vom Felde
im Tore von Malkä abmessen.
Drei [Festgaben] des Öa-
ma§, 1 . . . wird er (?) für sie
besorgen.
■ Kl
Das folgende Zeichen ist vielleicht verstümmelt aus SAR = isinnu. Vgl.
VIII 42 c , 12 (Nr. 83).
160
II. Abhandlung: Scliorr.
20 pan il Samas ü a Aja.
21 varah Simänu 1 ümu 26 kam
22 sattum Am-mi-za-du-ga
LJJGAL.E. GAB (?).A.NI.SIB-
TU. 2 (?). BI.
Am Rande: kunuk'" [ il B]el-
ma-gir mär I-bi- a ÜamaS.
20 Vor Samas und Aja.
Am 26. Simänu, im Jahre,
in welchem der König Ammi-
zaduga . . .
Siegel des Bel-mägir, Soh
nes des Ibi-Öama§.
Z. 23. Das Datum kann nicht festgestellt werden. Lindl
BA IV a. a. O. erwähnt diese Urkunde nicht.
Nicht datierte 0 Urkunden.
Nr. 70. C T II 22 (Bu. 91—301).
Darlehensprozeß.
1 Misil mane kaspim Sa
ÜR.RA-fga-mil] 2 a-na E-ri-ib-
ü Sin 3 a(?)-na duppim(2) i-di-
nu 4 ii 1 / s mane ta-a-an 5 hi-
im-sa-tu-sü-nu
6 a-na Mt il Samas E-ri-ib-
il Sin 7 märü ÜR .RA-ga-mil
8 märäte ÜR .RA-ga-mil 9 ü
aSsaG ÜR.RA-ga-mil 10 i-ru-bu-
ü-ma 11 y E-ri-ib- ü Sin 12 ni(?)-
ka-zi-Su mahar a Samas i-pu-
uS-ma (?) 13 5 / e mane 5 sikil
kaspim i-na Mt il SamaS il (?)-
bi (2)-ru-ma (?)
14 li-bu märe ÜR.RA-ga-
mil 15 märäte ÜR.RA-ga-mil
1 Eine halbe Mine Silber,
welche ÜR.RA-[gämil] an Erib-
Sin urkundlich gegeben batte
und ein Drittel Mine, ist der
Betrag 5 ihrer Streitsumme.
Nachdem Erib-Sin, die
Söhne des ÜR.RA-gämil, die
Töchter des ÜR.RA-gämil und
die Frau des ÜR.RA-gämil in
den Tempel des Sama§ 10 e * n '
getreten waren; Erib-Sin seine
Rechnung vor Samas gemacht
hatte; sie (die Richter) °/ 6 M' ne >
sieben Sekel Silber im Tempd
des Samas zugesprochen (?)
hatten,
hat Erib-Sin das Herz der
Söhne des ÜR.RA-gämil, 16 der
» LIBIT.A. b VÜB.
c ßesp. nicht datierbare.
d DAM.A.NI.
Altbabylonische Kecktsurkunden.
161
16 ü aSSat ÜR.RA-ga-mil 17 1^-
ri-ib-'hSin 18 ü-ti-ib
19 ü-ul i-tu-ru-ü-mci 20 a-
na E-ri-ib- ü Sin 21 iS-tu bi-e a-di
huräsim 22 ü-ul i-ra-[ga-ni]u
33 pän Ig-mil-Sin mär Sin-/be-
[ad]-dn-um 35 pän ■'Sin-na-si-ir pän 1
” pän Ma-an-ni-ia mär I-b[i-i]k-lHar
ki-ma-ili-ia 39 pän I-bi-ik- a Rammän 80
i(i (?)-&! mär U-ku-un-KA-Sä 33 pän V\
Töchter des ÜR.RA-gätnil und
der Frau des UR.RA-gämil
befriedigt.
Indem sie [das Urteil]
nicht anfechten, werden sie
20 gegen Erib-Sin vom Munde
bis zum Golde nicht klagen.
9 Zeugen.
ijl-ili 34 pän Bur- il Ramnx&n mär Ha-
ZA-§ä- ü &ama$ 36 märe Su-ur-Sä-nim (?)
38 pän Be-el-$u-nu mär Ma-an-nu-um-
mär Na-ra-am-ili-sü 31 pän Nu-ür (?)-
irad-Sin mär il Sin-ga-mil.
Die Frau und Kinder des ÜR.RA-gämil klagen nach
dessen Tode Erib-Sin wegen einer urkundlich bewiesenen
Schuld im Betrage von 5 / 6 ° Mine Silber.
Erib-Sin legt seine Rechnung den Richtern vor,
worauf diese den Klägern 5 / 6 Mine und 7 Sekel zusprechen,
womit sich dieselben zufrieden geben.
Aus der Tatsache, daß der Geklagte seine Rechnungen
(Ablieferungen) vorlegen muß, wird man wohl schließen dürfen,
daß es sich um ein Darlehen für eine Geschäftsunternehmung,
um ein Kommissionsgeschäft, wie es in den §§ 100—107 des
0. H. erörtert wird, handelt. Die 7 Sekel, welche Erib-Sin
über die Höhe der Klagesumme hinaus zu zahlen hat, wird
man als Darlehenszinsen, resp. Gewinnanteil des Verleihers an
zusehen haben.
Nun sind wir in der Lage diesen Prozeß noch weiter zu
verfolgen. Wiewohl die Urkunde weder ein Datum noch einen
Königsnamen überhaupt trägt, läßt sie sich doch durch einen
genauen Vergleich mit einer anderen Urkunde, nämlich II 46
(Kr. 21), mit d er s i e j n sachlichem engen Zusammenhang steht,
ziemlich genau datieren.
In jener Urkunde klagen ebenfalls die Frauen, Söhne
Und Töchter b — alle mit Namen genannt — des verstorbenen
Vs 1 / s - b Außerdem noch ein Bruder des Verstorbenen.
Sitwngsbor. d. phil.-Mst. Kl. 155. Bd. 2. Abli. 11
162
II. Abhandlung: Scliorr.
1
ÜR.RA-gämil den Erib-Sin, a aber nicht wegen einer be
stimmten Forderung, sondern wegen ,all dessen, was UE.RA-
gämil hinterlassen und an ihn (Erib-Sin) an Forderungen hat'.
Der Richter läßt den Angeklagten einen Reinigungseid leisten
mit den Worten: ,von all dem, was UR.RA-gämil gehört, ist
bei mir nichts vorhanden', worauf der Richter die Kläger zu
rückweist. Sie stellen zum zweiten Male (isnü-ma) eine Ur
kunde aus mit der Verpflichtung, nicht mehr gegen Erib-Sin
zu klagen, dem sie diese Urkunde übergeben, indem sie ihre
Verpflichtung auch mündlich durch einen Schwur bekräftigen.
Hält man diese zwei Urkunden nebeneinander, wird man
keinen Moment daran zweifeln, daß sie eng zueinander ge
hören und einander ergänzen. Es sind dieselben Kläger, der
selbe Angeklagte und auch -—- wie weiterhin gezeigt werden
soll — zum Teile dieselben Zeugen. Beide Urkunden stellen
zwei Phasen desselben Prozesses dar und der Sachverhalt ist
wahrscheinlich folgender:
Erib-Sin war Kommissionär 11 ('Samallü § 101 1S ) bei UR.
RA-gämil, der ihm Geld und Waren zu weiterem Vertrieb lie
ferte. Nach dem Tode des ÜR.RA-gämil klagen die Erben auf
Grund einer Darlehensurkunde den Erib-Sin wegen einer be
stimmten Summe. Dieser kommt der Forderung vollkommen
(mit Zinsen) nach, womit die Kläger sich zufrieden geben.
Nach einer gewissen Zeit aber strengen dieselben Erben eine
zweite Klage gegen Erib-Sin an, doch diesmal nicht eine be
stimmte schriftlich begründete Forderung nennend, sondern
gewissermaßen eine Pauschalklage ,wegen der ganzen Hinter
lassenschaft des ÜR.RA-gämiP, indem sie wohl Erib-Sin ver
dächtigen, noch im Besitze eines Teiles von dessen Vermögen
zu sein. Es ist vollkommen einleuchtend, daß der Richter in
Ermangelung schriftlicher Beweise, dem Angeklagten einen
Reinigungseid auferlegt, daß sich nichts vom Vermögen des
Verstorbenen in seinen Händen befinde, worauf die Kläger
zum zweiten Male — in unserer Beleuchtung wird erst der
Ausdruck verständlich — sich schriftlich verpflichten, nicht
mehr zu klagen.
* Er wird da mit dem Namen seines Vaters [,Sohn des 1 ] KA-s4-Upi genannt.
b Oder: Zwischenhändler, wie Win ekler Samallü wiedergibt.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
163
Nachdem nun II 46 (Nr. 21) aus dem 14. Jahre Sin-
muballits datiert ist, muß unsere Urkunde sicher aus einem
früheren Jahre desselben Königs stammen, vielleicht aus dem
13. Jahre — bei der Annahme, daß die Kläger bald nach
Fällung des ersten Urteils die zweite Klage erhoben haben.
Es kommt hinzu, daß zwei Zeugen in beiden Urkunden
identisch sind (II 22, 23 = II 46, 34; II 22, 29 = II 46, 35).
Endlich zeigt auch der graphische Duktus ganz klar, daß
beide Urkunden einer Zeit angehören, nur daß unsere Ur
kunde einen nachläßigeren Schreiber verrät als II 46 (Nr. 21),
die sehr schön und deutlich geschrieben ist.
So erfährt meine Vermutung, welche ich schon bei Inter
pretation von II 46 (Nr. 21), ohne mir noch des Zusammenhanges
mit II 22 (Nr. 70) bewußt gewesen zu sein, ausgesprochen
habe, daß es sich dort um eine zweite Klage in derselben
Streitsache, infolge Anfechtung des ersten Urteils handle, durch
unsere Urkunde eine nicht zu bezweifelnde Bestätigung. Vgl.
auch Nr. 72 a weiter S. 170.
Z. 3. a-na duppim(?) = ana pi d. ,gemäß einer Quit
tung, urkundlich'.
Z. 4. ta-a-an. Der Gebrauch dieses in den neubabylo
nischen Urkunden überaus oft vorkommenden Komplements
nach Zahlangaben, begegnet in den altbabylonischen Kontrakten
nicht sehr häufig. Vgl. BAP Nr. 57, 11: 1 SE.GUR ta-a ,1
GUR Getreide' und Anm. zu II dl 11 , 35 (Nr. 30), S. 91.
Indes weist C. H. XXI 86: ta-a-na Seim ,Betrag des
Getreides' darauf hin, daß hier vielleicht ein sumerisches Lehn
wort tdnu vorliegt a und daher die Zeichen phonetisch zu lesen
sind. In diesem Falle möchte ich ta-a-an als stat. const. mit
dem folgenden Worte verbinden: ,den Betrag ihrer Streit
summe'.
Z. 5. Jii-im-sa-tu-su-nu. Das Wort ist sonst nirgends in
der babylon.-assyrischen Literatur bisher belegt (vgl. HWB *• 2 ).
Uer Kontext erfordert die Bedeutung ,Streit, Streitsache, Pi - o-
neßobjekt' o. ä.
* So von Delitzsch seinerzeit (im J. 1902) in der Vorlesung hei Inter-
pretation des C. H. ausgesprochen.
11*
164
II. Abhandlung: Schorr.
Ich vermute nun, daß es mit arab. ,altercatione et
lite vicit“, III ,litigavit“, ÄJiyoä. ,altercatio, lis‘ a zusammenhängt,
mit Metatesis der beiden letzten Radikale.
Ob auch hamäsu 1 ,unterdrücken'(?), HWB 2 323’’, und
hebr. pan Jes. I 17, Ps. 71, 4 (paln) hiehergehört, lasse ich
dahingestellt. Es ist dann an unserer Stelle entweder die Form
himsatu (kitlatun) oder himistu, pl. himsdtu(e) anzusetzen.
Z. 18. ni (?) -ka - zi - sü mahar ü Samas i-pu-uH-maft)
,nachdem er seine Rechnung vor Öamaä gemacht hatte“, d. h.
vor den Richtern im Samastempel, vgl. C. H. IX 33—36: hal-
ga-arn ma-har i-lim u-ba-ar-ma ,er soll den Verlust vor Gott
deutlich angeben' u. ö. Vgl. Exod. XXII 8: nmk -an SD’ Dtlbxn ip.
nilcäzu = nikasu. Vgl. C. H. I a 52—54: kasap la ka-ni-
ki-im a-na ni-ik-ka-az-zi-im ti-ul is-M-ak-ka-an ,das nicht
bescheinigte Geld wird auf (sein) Konto nicht gesetzt“ (Müller)
oder ,. . . nicht zum Vermögen („Haben“) getan werden'
(Winckler).
Sowohl im C. H. wie auch an unserer Stelle heißt nikasu
nicht ,Vermögen“ im üblichen Sinne, sondern ,Haben, Konto'
und die Phrase nikasam epe.su ,das Konto machen, die Rech
nung machen“. 0
Demgemäß möchte ich auch BAP 79, 7—9 also über
setzen: i-na ba-ab il Samas ni-ka-za-am i-pu-lu-u-ma un-
mi-an-sü-nu i-pu-lu-ma ,nachdem sie im Tore des äamas[tem-
pels] das Konto gegenseitig ausgeglichen und einander ihr
Anlagekapital zurückgegeben haben“. d Es handelt sich dort
um die Auflösung eines Kompagniegeschäftes. Vgl. auch BAP
78, 7—8.
* Freitag: Lexikon arab.-latinum I 494 a .
b Nachträglich finde ich auch das Substantivum: lii-im-sa-a-ti Sa um-
män nalciri Sudtu. (Craig: Assyrian religious texts, pl. LXXXI, Z. 22 —
Martin: Textes religieux assyriens, S. 304.) Martin übersetzt ,defaite,
honte“. Es gehört wohl zu hamäpu unterdrücken“?
0 In neubabylonisehen Urkunden kommt diese kaufmännische Phrase sehr
oft vor (vgl. HWB 3 673 a ), jedoch in einer anderen Bedeutung ,w” e
Ablieferung leisten“, vgl. BA I 535.
d Meißner übersetzt: ,und gaben im Tore des Samas das Vermögen z»
rück und gaben auch ihr Anlagekapital zurück“. Das ist nicht ganz klar.
Altbabylonisclie Reclitsurkimden.
165
Z. 13. u (?)-bi (?)-ru-ma ,haben sie zugesprochen'. Vgl.
BAP 128, wo aber Meißners syntaktische Ausführungen kaum
richtig sind. Auch die Herleitung von Ypäru ibid., einem Sy
nonym von hu il und siteü ,suchen, sich bekümmern 1 ist sehr
problematisch.
Vielmehr könnte man es von -tfo ,deutlich erklären, an
geben', C. H. IX 36, IV“ 18, V“ 19 herleiten“, dann ,entscheiden,
entscheidend überweisen, zusprechen'. Vgl. auch VIII 6 b , 20:
xM-ir-ru-ma id-di-nu ,indem sie (die Richter) zugesprochen
hatten, übergaben sie'. In der Bedeutung ,überweisen' kommt
das Wort vor: IV 6“ 16, 18 (Nr. 73); VI 34», 15, 20 (Nr. 78),
dagegen BAP Nr. 105, 8 ,deutlich angeben, deklarieren (vor
Gericht)'.
Wie schon oben nachgewiesen wurde, gehört die Urkunde
in die Zeit Sin-muballits (13. Jahr?).
Nr. 71. CT II 40 b (Bu. 91—394).
erklärung.
Paternität
1 | Ka-ra-na-tum 2 märat
Nu-iir- il Sin
3 i-na ma-ri-M ü ma-ra-ti-
[s]xi 4 ma-ma-an
5 e-li Ka-ra-na-tum 6 märat
Nu-ür- ,l Sm 1 u-la i-Sü
8 Da-mi-iJc-tum 9 ahdza h
Ka-ra-na-tum 10 a-na mu-
ti-im 11 i-na-di-Si.
1 Karanatum ist die Toch
ter des Nür-Sin.
Unter seinen Söhnen und
seinen Töchtern soll niemand
5 gegen Karanatum, die Toch
ter des Nür-Sin etwas haben.
Damiktum, die Schwester
der Karanatum, wird sie 8 an
einen Mann geben (verhei
raten).
5 Zeugen.
12 pän E-a-i-din-nam (?) 18 mär Zi-ki-la-ia 14 pän Zi-iz(?)-su-na-ra-at
xn&r lli-is-ti-gal 16 pän U-bar-ru-um mär Sin-tappäm A -vi-di (!) 17 pän Ib-ku-
sd mär Ku-na-tum 18 pän Sin-balat 6 -ap-li 19 mär Be-la-nu-um.
‘ v g>- WZKM XVIII 226, Aum. 1.
NIN.A.NI. 0 Akkusativ.
A TAB.BA.
TIL.LA.
aOHSSHHHBH
166 II- Abhandlung: Schorr.
Diese Urkunde hat Meißner AS III 49 transkribiert
und übersetzt, jedoch völlig mißverstanden. Es handelt sich
gar nicht um die Klage der Kinder gegen ihre Mutter wegen
einer angeblichen Schenkung seitens des Vaters. Von all dem
steht in der Urkunde absolut nichts. Es ist eine einfache
Freilassung durch Paternitätserklärung“ mit dem bekannten
Schema: X ist der Sohn (Tochter) des Y, wie oben zu IV 42*
(Nr. 1) festgestellt wurde. An diesem Mißverständnis Meißners
mag man erkennen, von welcher Wichtigkeit die Beachtung
des Schemas (Typus) für die richtige Interpretation der Ur
kunden ist.
Der Inhalt ist einfach: Nür-Sin proklamiert die von
einer Sklavin gezeugte Karanatum als legitime Tochter. Seine
Kinder von der freien Frau dürfen die Adoption nicht an
fechten (Schema). Damiktum, die legitime Tochter des Nür-
Sin wird verpflichtet die Karanatum zu verheiraten.
Ähnlich verpflichtet sich VIII 49 b die Adoptivmutter ihre
Adoptivtochter zu erziehen und dann sie zu verheiraten: 10 H-
ta-ni märat Ha-li-ia-tum 11 u-ra-ba-si-ma a-na mu-tim i-na-
di-Si jlltäni, die [Adoptiv] tochter der Haliatum, wird sie (Ha-
liatum), nachdem sie sie erzogen haben wird, an einen Mann
verheiraten'. Vgl. auch Nr. 2, oben S. 14.
Z. 11. i-na-di-si = inadissi — *inadin-si.
Z. 14. Vgl. zum Namen Anm. zu VIII 45 b , 31 (Nr. 25).
Die Urkunde trägt gar kein Datum. Nach den Namen
der Zeugen: Ili-iS-ti-gal (15) und U-bar-ru-um (16), welche auch
in BAP Nr. 111 Vorkommen (Z. 18, 21), könnte man mit
Ranke BPN 56 die Urkunde aus der Zeit Apil-Sins datieren.
Nr. 72. CT II 47 (Bu. 91—2182).
Erbschaftsprozeß.
1 A-na Ys SAR bitim ep- 1 In Sachen eines Drittels
Hm sd Ga-gi-im 3 Sd ita Mt
La-ma-zi 3 1 SAI Be-el-tum bit(R')
a-bi bu tu bi(?)a(?)tim(?) 4 Sa
SAR gebauten Hauses in Ga-
gum, welches neben dem Hanse
der Lamazi, Beltum . . •, we ^'
* Vgl. auch D. H. Müller: Semitica II, S. 80, Anm. 2.
■
Altbabylonische Rechtsurkunden.
167
Amat- il lSamaS märat Su-pa-bu-
um 6 a-na märat Sin-e-ri-ba-
am 6 martiSa a id-di-nu
7 | Ni-id-nu-Sd ü ü Warnas-
a-bi (?) 8 märat Id-di-nu-
nim 9 a-na märat Sin-e-ri-ba-
am 10 ir-gu-mu-ü-ma um-ma
sü-nu-ü-ma (?)
11 mi-im-ma Amat- il Samas
Mtarn ü-ul id-di-na-ki(?) 12 ü
dup-pa-am ü-ul iS-tu-ra-ki-im
18 i-na mi-tu-ti-Sa-a-ma 14 at-
ti-i-ma ta-ds-tu-ri
15 ki-a- am ik-bu-ü-ma
16 ] Sü -mu-UH ki im-hu-ru-ü-
mct 17 a-na si-bi-§d ü Si-ba-
ti-sd 18 Surinnum b Sa il Warnas
19 sd-sd-rum Sa il /§amaS 20 ba-
di-mu-um Sd Es-har-ra 21 a-na
Ga-gi-im i-ru-bu-ma 22 si-bu-
sd ü Si-ba-tu-Sa 23 Sd i-na bu-
ul-ti-Sa-a-ma 24 bitam id-di-nu
ü dup-pa-am iS-tu-ru 25 ik-bu-
ü-ma
daianü 26 dinam ü-Sd-
bi{y)-zu-Sü-nu-ti-ma 27 da-
wnam a-na ar - na e - mi
di-Sü 28 iJf-bu-ü-ma daia-
‘ TUB.SAL.A.NI. 8 SÜ.NIB.
ä Sc. Amat-Samas. ° Sc. §umu-
ches Amat-SamaS, die Tochter
des Supabum 5 der Tochter
des Sin-eribam, ihrer [Adoptiv]-
tochter gegeben hatte.
Nachdem Nidnuäa und
Samas-äbili, die Tochter des
Iddinunim, gegen die Tochter
des SinAribam 10 Klage er
hoben hatten, haben sie also,
sie selbst [ausgesagt]:
Irgend ein Haus hat dir
Amat-Samaä nicht gegeben,
auch eine Urkunde hat sie für
dich nicht geschrieben, nach
(bei) ihrem Tode erst hast
du selbst geschrieben.
15 Nachdem sie also ge
sprochen, vor [den Richter] §u-
mu-Upi(?) getreten waren; we
gen 0 ihrer männlichen und weib
lichen Zeugen an der Säule (?)
des Sama§, an dem Kataster (?)
des äamaüs, 20 in der Schlangen
kapelle (?) der Göttin Esharra,
nach Gagum sich begeben
hatten; ihre männlichen und
weiblichen Zeugen ,daß sie 8
noch zu ihren Lebzeiten das
Haus geschenkt und auch eine
Urkunde geschrieben hatte 7 ,
ausgesagt hatten,
26 haben die Richter, nach
dem sie ihnen das Urteil zur
Kenntnis gebracht, dem Rich
ter 6 eine Strafe aufzuerlegen
c So. Einvernahme.
-Upi (?) (Z. 16).
168
II. Abhandlung: Schorr.
num su (?) - ma e (?) - li varkd-
m •••
29 ü-ul i-tu-ru-ü-ma 30 y Ni-
id-nu-sä il Samas-a-bi-li 31 il a-
ah-hu-sd sä Amat-' l Samas ma
la a 32 i-ba-d§-Sii-ii a-na märat
Sin-e-ri-ba-am 33 u-ul i-ra-
ga-mu
34 i-na a-ah-hi-Sd sa Amat-
u Warnas ma-la i-ma-num-ma
36 i-ra-ga-mu as-sum ti-ma-Sü-
nu-ti 36 ig-mu-ru §ü-nu-ü-ma
i-ta-na-pa-lu
37 di-in sa ü $amas 38 da-
ianü Ui-ba (?)-ni 39 40 1 Ilu-
hl-ellat h -zu 41 | Sin-i-Jfi(?y
ausgesprochen : der Richter
selbst soll in Zukunft (?) ...
In dem sie [das Urteil] nicht
anfechten, werden 30 Nidmßa,
Samaä-abili und die Brüder
der Amat-Samas, soviel vor
handen sind, gegen die Toch
ter des Sin-eribam nicht klagen.
Wird von den Brüdern der
Amat-Öainas, soviel immer man
ihrer zählt, [jemand] 36 klagen,
werden sie selbst, weil sie ihre
Streitsache erledigt hatten, ver
antwortlich sein.
Urteil des Sama§. Die
Richter: Ilu-bäni, Uuäu-elläzu,
Sin-ikiiam.
Die Urkunde bietet einige Schwierigkeiten, ist aber im
ganzen gut verständlich und sachlich sehr interessant.
Die Brüder der verstorbenen Amat-Samaä erheben gegen
ihre Adoptivtochter 0 die Klage, sie hätte nach dem Tode der
Amat-Öamas eine Schenkungsurkunde gefälscht, kraft deren sie
sich nun unrechtmäßig ein Haus in Gagum, ein Nachlaßstiick
des Verstorbenen angeeignet hat. Die Parteien erscheinen vor
Öumu-Upi a ; an Ort und Stelle werden nun die Zeugen, Männer
und Frauen, vernommen, welche übereinstimmend aussagen,
daß die Schenkungsurkunde echt, von Ainat-Samaä selbst ver
faßt worden sei.
Nun heißt es Z. 25—28: ,Die Richter haben . . ., dem
Richter eine Strafe aufzuerlegen ausgesprochen'. Da Z. 38
bis 40 drei andere Richter unterfertigt sind, Sumu-Upi e aber
a Dann folgen noch, wie es scheint, als Glosse: . . . 6« (?) tu bi-a-ttm
(s. Z. 3). » ILLAT.
c Sie wird nicht namentlich genannt.
d Derselbe fungiert auch II 46, Z. 11 (Nr. 21) als Richter.
e Es ist kaum anzunehmen, daß sein Name die Lücke in Z. 39 ausgefüllt hat'
Altbabylonische Rechtsurkunden.
169
nicht, so wird man Z. 25—28 doch nur dahin interpretieren
können, daß die unterfertigten Richter den Sumu-Upi bestraft
haben. Leider ist Z. 28, wo vielleicht die Strafe detailliert
war, unverständlich. Aber weshalb trifft den Sümu-Upi eine
Strafe? Diese Frage bleibt offen. Jedenfalls scheint da eine
Illustration zum § 5 des C. H. vorzuliegen. Vgl. weiter Anm.
zu Z. 27—28. Der übrige Inhalt ist ganz klar: Die Kläger
verpflichten sich nicht mehr zu prozessieren. Tun sie es ja,
dann tragen sie die Verantwortung dafür.
Z. 3. Die Zeile ist ganz unklar, stört aber nicht den
Sinn der ganzen Satzperiode.
Z. 5. märat Sin-e-ri-ba-am märti-Sd ,der Tochter des
Sin-eribam, ihrer [Adoptiv]tochter‘. Nur so darf übersetzt
werden. Meißner AS III 31° faßt , Märat - Sin - eribam ‘ als
Eigennamen auf, was sicher unrichtig ist. Es gibt wohl Frauen-
namen: Märat-Istar, Märat- il Sama§, d. h. Tochter eines Gottes
oder einer Göttin, aber nirgends wird der Name des Vaters
als Element in den Namen des Kindes aufgenommen. Vgl.
auch Ranke BPN a. a. 0.
Z. 13—14. In beiden Zeilen hat das ma — vgl. die
Übersetzung — betonende Bedeutung.
Z. 16. mahciru mit Akk. ,zu jemandem kommen', hier:
zum Richter. Vgl. Anm. zu II 46, 10 (Nr. 21).
Z. 17—21. Da das reklamierte Haus sich in Gagum be
findet, begeben sich Leute, Delegierte des Gerichtes wohl
dorthin, um die Zeugen, die auf der Schenkungsurkunde wohl
unterfertigt waren, über die Echtheit derselben zu befragen.
Die Zeugen befinden sich — Männer und Frauen — in den
Vorhöfen des Samastempels und des Tempels der Göttin E§-
harra, wo sie auch vernommen werden.
Eine ähnliche Situation, zugleich auch ein analoges prozes
suales Verfahren weist BAPNr. 43 1> auf. Auch dort 0 bestreitet der
Kläger das auf Grund der Adoption errungene Besitzrecht und
Die Urkunde wird dort skizziert, zum Teile mißverständlich.
b = KB IV 22 II.
c Der hier skizzierte Inhalt bezieht sich auf den zweiten Teil der Ur
kunde, die in ihrem ersten Teile wohl einen Protokollauszug aus einem
früheren Prozeß in derselben Sache enthält. Die beiden Teile werden
weiter durch I, II markiert.
170
II. Abhandlung: Schorr.
ähnlich wie hier verweisen auch dort die Richter die Parteien
an die früheren Zeugen, die ebenfalls in verschiedenen Tempel-
vorhöfen aufgesucht werden. Die Zeugen bestätigen, — da wohl
keine schriftliche Adoptionsurkunde vorliegt oder deren Echt
heit angefochten wurde — daß der Angeklagte sein Adoptions
recht vor den früheren Richtern beschworen hatte, und so wird
denn sein Besitzrecht von den Richtern bestätigt und der
Kläger zurückgewiesen.
Die Urkunde ist höchst interessant, leider aber hat weder
Meißner noch Peiser a infolge unrichtiger Lesung und Deu
tung dieselbe genau verstanden. Es ist daher wohl kein super-
fluum, wenn hier zum drittenmal eine Transkription und Über
setzung geboten wird:
Nr. 72 a . BAP Nr. 43 (Str. W. 30).
Doppelprozeß über
1 dS-Sum ’?kirim Sä ü Sin-
ma-gir 2 Sa Mär- a Mdr-tu a-na
kaspim i-Sd-mu
[I.] 3 J Ilu-ba-ni a-na si-im-
da-at-tu-uS i ip-ku-ru-ur-ma a-
na daiani pl. 5 il-li-ku-ma da-
ianü pl. 6 a-na hob b il NIN.
MAR.KI it-ru-du-Sü-nu-ti-ma
7 daiam pl. Sd bdb* il NIN.
MAR.KI 8 y Ru-ba-ni i-na bäh*
'‘NIN.MAR.KI 9 ki-a-am iz-
kur um-ma su-ü-ma
Haus und Garten.
1 In Sachen des Gartens
des Sin-mägir, welchen Mar-
Martu für Geld gekauft hat. 1
[I.] Nachdem Ilu-bäniauf
Grund seines Gesetzanspruches 4
geklagt hatte; 5 sie e zu den
Richtern gekommen waren; die
Richter sie an das Tor der
NIN.MAR.KI verwiesen hatten,
hat den Richtern des Tores
der NIN.MAR.KI Ilu-bäni im
Tore der NIN.MAR.KI also
geschworen 1 , nämlich er selbst:
• KB IV 22 II. * KA. ° Rubrum.
d simdätu-Su. Der Plural ist hier abstrakt zu fassen ,Gesetzlichkeit, Ge
setzesanspruch“.
° D. i. die Parteien.
f Diese Bedeutung hat zakäru in den Urkunden. Es ist eine Abkürzun?
von der RA n\3 Mm zakäru im C. H. Kol. IX 12 (§ 20).
i irf»---—iTiTiTi"Tr-
Altbabylonische Rechtßnrkunden. 171
10 Gewiß bin ich der Sohn
des Sin-mägir, zur Kindschaft
hat er mich angenommen ;
meine Urkunde e ist keines
falls vernichtet.
Nachdem er also geschwo
ren hatte, haben sie f nach®
Rim-Sin den Garten und das
Haus dem Ilu - bäni 15 zu
gesprochen.
[II.] Da h hat Sin-mubal-
lit [das Urteil] angefochten.
Nachdem er wegen des
Gartens Ilu-bani geklagt hatte’,
sie k zu den Richtern gekommen
waren; die Richter sie an die
Stadt 20 und zwar 1 an die
Zeugen verwiesen hatten; sie
sich im Tore der Götter Mar-
duk, Susa (?), Nannar, Husa
und NIN.MAR.KI sich auf
(im ?) ... aus Stein (?) hin
gestellt hatten;
25 die früheren Zeugen
des Mär-Martu“: im Tore der
a ®°- gegen Peiser KB IV 22, Anm. 6. Die Form ist IV 1 , wie sie öfter
von diesem Verbum in den Urkunden vorkommt.
b So ist natürlich zu lesen. Das zweite a-na ist Dittographie und daher
ln () gesetzt. Indem Meißner und Peiser irrtümlich a-na a-na-a-U lasen,
haben sie sich selbst das Verständnis des Inhaltes erschwert.
' KA. d Oder E.KU.
So. Adoptionsurkunde. f Sc. die Richter.
s Sc. nach dem Gesetze des Königs Rim-Sin. Vgl. VI 42», 16—17: varlci
Sumula-ilum nuSaram i&lcunH,
Nur als Betonung der Tätigkeit läßt es sich erklären, daß gegen die
feststehende Syntaxregel das Verbum dem Subjekt vorangeht.
Pakdru mit doppeltem Akkusativ des Subjektes und Objektes.
; D.L die Parteien.
v ex plicativum. Vgl. hebr. l. Gesenius-Buhl: Hebr.Wörterbuch 13 , S. 207 b - c .
h vom Prozeß des Mär-Martu.
10 lu-ü mär il Sin-ma-gir a-
na-hu 11 a-na ma-ru-tim il-ki-
a-an-ni 12 ku-nu-uk-ki la ih-
M'-pu-ma
18 ki-a-am iz-kur-ma iS-tu
il Ri-im- ü Sin 14 'fkirdm ü bitam
a-na Ru-ba-ni 16 ü-bi-ir-ru
[II.] 16 i-tu-ur J il Sin-mu-
ba-U-it
17 '' ! kiräm Ilu-ba-ni ip-ku-
ur-ma 18 a-na daiam il-li-
lcu-ma 19 daianü a-na (a-na)
a-lim* 20 ü Si-bu-tim it-ru-du-
M-nu-ti-ma 21 i-na bäb* ü Mar-
dulc ,l 8ü - us (?) - Sa a Nannar
28 “Hu-Sd «NIN.MAR.KI
23 ''mar-ta ü Marduk 24 ! >ZZ7 a
Sd ab-nu-um iz-zi-zu-ma
26 si-bu-tum pa-nu-tum Sa
Nar-mar-tu 28 i-na bäb ail NIN.
172
II. Abhandlung: Schorr.
MAR.KI 27 Ilu-ba-ni lu-ü ma-
ru a-na-Jcu 28 ii-ta a -nvu ik-bu-
u-ma
29 ’lciräm ii bitam ana Ilu-
ba-ni ü-bi-ru.
30 1 il Sm-mu-ba-li-it la i-tu-
ru-ma 1 31 la i-ba-ga-ru
32 niS ü Ndnnar ü SamaS
<l Mardulc 33 ü Ha-am-mu-ra-
bi LÜGAL.E. IN.PÄ.
NIN.MAR.KI haben sie (die
Richter) Ilu-bäni: ,gewiß bin
ich der Sohn* schwören lassen,
ansgesagt hatten,
haben sie (die Richter) Gar
ten und Haus dem llu-bani
zugesprochen.
30 Indem Sin-muballit [das
Urteil] nicht anfechten wird,
wird er nicht Reklamation er
heben.
Bei Nannar, Samas, Mar-
duk und dem König fjammu-
rabi hat er“ (Sin-muballit) ge
schworen.
Z. 18. Surinnum. Vgl. zur Bedeutung Anm. zu IV 47“, 14
(Nr. 16). Die dort ausgesprochene Vermutung scheint mir noch
anderweitig ihre Bestätigung zu finden. In der berühmtes,
für die Datierungsweise zur Zeit der ersten babylonischen Dy
nastie so wichtigen Urkunde VATh 1200 d lesen wir Z. 13—21:
13 sa-at-tum sd Sa-am-su-di-ta-na Sar-rum 14 sä-am-sd-a-tnn sa
aha “ dusim e 15 Sü (?)-ri-ni sd Jci-ma ümi mi nam-ru 16 i-na *"
uhnim i huräsim russim% ü [kasjpim mi-si si-ri-iS ... 18 &
[nju-ü-ma 19 [aj-na a Samas be-linx sa-lci-i 20 mu-lar-bi sar-
ru-ti-Sü 21 a-na E.BABBAR.RI ii-$e-lu-ii.
,Jahr, in welchem Samsu-ditana, der König, Sonnen-
[bilder] aus dusü-Stein, Säulen, h welche wie der Tag leuchteten,
nachdem er sie mit Lasurstein, lauterem Golde und reinem
Silber herrlich [schmückte] und erbaute (schuf), dem Öamaä,
a So! nicht M, wie Meißner und Peiser lesen, weshalb auch kein richtiger
Sinn herauskommt. Die Zeichen Sä und ta sind im Altbabylonischen olt
nicht zu unterscheiden.
b Das ma muß wohl im Original zur Z. 30 gehören. So erfordert es auch
das Schema, wonach immer das ma nach dem ersten Verbum folgt-
c So! IN.PA ist Sing. — Nur der Verurteilte schwört.
d Veröffentlicht und erklärt von Messerschmidt OLZ VIII 268 ff-
• GAB.SlA vgl. HWB 2 270“.
f ZA.GIN. s HUS.A.
h 8u-ri-ni = suAni (pl.).
Altbabylonische Rechtsurkniiden.
173
dem erhabenen Herrn, dem Mehrer seines Königtums, nach
E.BABBAR hinaufbrachte'.
Wie man sieht, gibt die Weihung der mit Edelsteinen
geschmückten Säulen a für den Samaütempel dem betreffenden
Jahre seinen Namen. Daraus kann man auch auf die kultische
Wichtigkeit dieses Tempelbestandteiles schließen; in der Säulen
nische wird der Schwur vor Gericht geleistet.
sd-Sa-rum, . . . ba-ds-mu-um. Der Zusammenhang ergibt,
daß ebenso wie Sasarum auch baSmum ein Bestandteil des
Tempels ist, etwa ,Vorhof' oder ,Kapelle'. Vgl. Anm. zu II 45,
9—10 (Nr. 28). Die Tempelvorhöfe sind zugleich die Haupt
marktplätze, wo Geschäfte abgeschlossen werden. Da werden
auch die Zeugen, die gewöhnlich bei Vertragen assistieren, auf
gesucht.
Z. 20. Es-har-ra. Eine Göttin, die auch in Sippar einen
Tempel hatte. Vgl. IV 48 a , 5, BPN 199 b . Bezeichnend ist, daß
die weiblichen Zeugen im Tempel der Göttin aufgesucht werden.
Z. 23. i-na bu-ul-ti-sä-a-ma ,noch zu ihren Lebzeiten',
sa .. . id-di-nu . . . is-tu-ru. Zu notieren ist Sa ,daß' mit fol
gendem u, wie hehr. Vgl. auch HWB 2 922 b .
Z. 27—28. Wie schon oben bemerkt wurde, sind die
zwei Zeilen, in denen offenbar dem Richter eine Strafe auf
erlegt wird, dunkel. Das letzte Zeichen in Z. 28 kann ich
nicht mit Sicherheit identifizieren. Möglich, daß es aus EGIR
= varkdte verstümmelt ist. Jedoch vermute ich (mit aller Re
serve) — bei Voraussetzung einer Schreibvorlage (Konzept) —
daß eine Zeile nach Z. 28 ausgefallen ist, etwa: eli küsse da-
ianutisu la iturru, eine Strafe gemäß C. H. § 5 (Kol. VI, Z. 24
Ws 27). Beide Zeilen endeten mit demselben Worte (i-tu-ru .. .),
daher konnte ein Irrtum leicht möglich gewesen sein.
Z. 31. a-ah-hu — ahhü pl., ebenso a-ah-hi-Sa = ahhi-Sa
(2- 34). ~~ "
34—35. Ich fasse und übersetze diese zwei Zeilen
Ws Bedingungssatz ohne Bedingungspartikel, aber auch ohne
* Messerschmidts Bedenken a. a. O. gegen die Bedeutung ,Säule' scheint
mir unbegründet zu sein. Daß in iurini die Angabe eines weiteren Ma
terials neben diM enthalten sein sollte, halte ich in Hinblick auf die
Parallelstellen, wo sonst Surinnu vorkommt, für ausgeschlossen.
174
II. Abhandlung: Schorr.
das konditionale m,a. Vgl. AG 3 § 192. Ebenso oft im He
bräischen, vgl. Gesenius: Hebr. Grammatik 37 § 159b—g.
Z. 35. t(d)i-ma-Sü-nu-ti. Es ist einer der sehr seltenen
Fälle, wo das emphatische t (o) graphisch ausgedrückt wird.
Vgl. IV ll tt , 1 (Nr. 46): te-bi-a-tim.
Z. 36. Sü-nu-u-ma ,sie selbst' betonend! Vgl. C.H.
V* 19: Sü-ma ,er selbst'. Vgl. WZKM XVIII 226, Anm. 3.
In Rücksicht darauf, daß der Name des Richters §umu-
Upi (Z. 16) auch II 46, 11 (Nr. 21) als Richter vorkommt,
wäre man geneigt unsere Urkunde in ungefähr dieselbe Zeit,
wie jene, zu setzen, d. h. in das 14. Jahr Sin-muballits.
Dafür spricht auch der Schriftduktus beider Urkunden. Vgl.
auch Ranke BPN 56.
Nr. 73. CT IV 6“ (Bu. 91—838).
Aussage protokoll.
1 y il Pi-ir-i-din-nam 3 mär
<l Bel-ma-gir 3 J Bur- a Rammän
mär Ili-i-din-nam 4 J Nu-ür-
ü $amaS mär
6 Si-bu an-nu-tu-un Sa mah-
ri-Sü-nu 6 J il Sin-i-din-nam mär
’ l iSamaS-sulülu’ 1 (Y)-ni 7 a-na E-
ri-ib- il Sin 8 ki-a-am ik-bu-ü
um-ma Sü-ma
9 iSten Sikil kaspim Sa a-
na 10 I-ti-ib-li-ba-Sü 11 ap-ki-
du-ka 13 itti 1-ti-ib-li-ba-Sü-ma
13 te-li-ki 14 iSten Sikil Sa kdt-
ti-a 15 J E-til-pi- il Sin 16 ü-ba-
ra-ak-kum-ma 17 i-na-ad-di-na-
kum 18 ü-ul ü-bi-ra-ku-Sü-ma
19 2 Sikle kaspim a-Sa-ga-al
30 iSten Sikil kaspim ka-an-kam
31 Sa a-na ia-Si-im 23 ta-ad-di-
1 Pir-idinnam, der Sohn des
Bel-mägir, Bur-Sammän, der
Sohn des IH-idinnam, Nür-S*-
ma§, der Sohn des . . .
5 Diese Zeugen sind es, vor
welchen Sin-idinnam, der Sohn
des Samal-sulülu-ni zu Erib-
Sin folgendes gesagt hat, näm
lich er selbst:
Einen Sekel Silber, den ich
10 bei Itibdibasu für dich de
poniert habe, wirst du von
Itib-libasu selbst nehmen. Einen
Sekel Silber, den du bei mir
hast, b wird 15 Etel-pi-Sin, in
dem er ihn dir anweist, über
geben. Falls er ihn dir nicht
anweist, werde ich zwei Sekel
Silber bezahlen. 30 [Betreff»]
an. Sur.
b Wiirtl. der in meiner Hand ist.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
175
nam 23 J ü Marduk-mu-ba-li-it
84 ii Sin-i-din-nam. i-ga-bu-ü
86 isten sikil kaspim a-Sa-ga-
al-ni (?)
26> varah Abu b Sattum i§A.
m
eines Sekels Silber, den du
mir laut Quittung gegeben hast,
werden Marduk-muballit und
Sin-idinnam sprechen. 25 Einen
Sekel Silber werde ich be
zahlen.
Im Monat Abu, im Jahre ...
Betreffs des Schemas vgl. Anm. zu IV 7“ (Nr. 14). Sin-
idinnam schuldet dem Erib-Sin einige Sekel. Nun sagt er vor
Zeugen aus, er habe einen Sekel bei Itib-libbasu für seinen
Gläubiger deponiert, einen Sekel habe er Etel-pi-Sin zu zahlen
beauftragt, einen werde er selbst bezahlen. Falls Etel-pi-Sin
nicht den Auftrag ausführt, werde er selbst zwei Sekel für beide
bezahlen. Inhaltlich mit dieser Aussage eng zusammenhängend
und auf sie bezugnehmend ist VI 34 c (Nr. 78) (s. weiter).
Z. 11. ap-ki-du-ka ,ich habe für dich deponiert 4 .
Z. 16. ü-ba-ra-ah-kum-ma ,indem ich dir überweise 4
(praes. II 1 ). -ySta, vgl. Anm. zu II 22, 13 (Nr. 70). Zur Um
schreibung ( * 4 = kum (nicht kum) vgl. Ungnad ZA XVII.
Ebenso Z. 17; VI 34° 17, 19, 20, 27.
Z. 20. ka-an-kam ,quittiert, urkundlich bestätigt 4 .
Nr. 74. CT IV 30 c (Bu. 88—564).
Wagen(?)miete.
'■ru-uk-bu-um 2 itti Va-
nd-ili-M
mär GAZ-lstar
I r-vä-da-am 5 mär ü Mar-
duk-na-sir 6 a-na Sattim ü-Se-zi
7 ki-is-ri Sattim 1 kam 8 1 / s
%7 kaspim, iSalfal
1 Einen Wagen (?) hat von
Varad-ilisu, dem Sohne des
GAZ-lstar, Usur-vadam, 5 der
Sohn des Marduk-nasir für ein
Jahr gemietet.
Als Mietslohn für ein Jahr
wird er 1 / 3 Sekel Silber zahlen.
Rechts am Rande.
>> NE.EE.GAÜ.
176
II. Abhandlung: Schorr.
9 varah Ulülu a [ümu] lpam Im Monat Ulülu ist er 10 [in
10 i-ru-ub die Miete] eingetreten.
2 Zeugen.
11 pän E-ri-ib-Sin 12 mär Silli ]: - il Sin (?) 13 pän Ilu-pi(?)- a SamaS u mir
Varad- il Sama$
15 varah Ulülu 1 ümu ll ham . | 15 Am 11. Ulülu.
Ähnliche Urkunden bieten BAP Nr. 65“, Sipp. 562 (=
AUS 23).
Z. 1. '?ru-uk-bu-um d vielleicht ,Wagen' = hebr. 33-1, Das
U erklärt sich dann wegen des Lippenlautes im Worte.
Meißner liest AS III 39 (unten) das erste Zeichen E = bitum,
daher er auch eine andere Bedeutung supponiert, etwa ; Scheune‘.
Nr. 75. C T IV 39 b (Bu. 88—604).
Feld]
1 1 / 2 GAN eklim i-na Ku
ra (?)-tum (?) - - 2 i-ta ekil Va-
rad-bit e (l)-a-bi-sa 3 ü i-ta ekil
Mdr-&a-ma(?)-ia { 4 itti A-na-
,l Samas-li-zi 6 mär Mi-na-tum
6 | ' l F.ammän-Sar-rum 1 mär
,l ? -na-ir (?) 8 n-se-zi
9 a-na pi dub-bi-Sü (?) 10 la-
bi-ri-im 11 i-na Dür%-Sippar li
12 ieam (?) imaddad
13 pän Ilt-i-din-nam 14 mär Sä-
17 varah Aiaru h ([?) ümu(?)
4 kan (?).
niete.
1 Ein Halbes GAN Feld
in . . ., neben dem Felde des
Varad-bit-abisa und neben dem
Felde des Mar-Samaia f , hat
von Ana-Samaä-lisi, 5 dem Sohne
des Minatum, Rammän-sarrum,
der Sohn des . . ., gemietet.
Gemäß seiner 10 früheren
Urkunde wird er in Dür-Sip-
par das Getreide ahmessen.
2 Zeugen.
«Aja 16 pän Silli u - a Samas 16 mär I-lr
Am 4. Ajaru.
R KIN. AX Istar. h MI-li.
' Z. 1 ibid. lies: ru-uk-bu-um, wie schon Meißner AS III 39 seihst korri
giert hat. d Im Ass. rukübu, aram. KWl.
e Es steht A£(?) wohl aus E verschrieben. f Oder: Märu-Sä-Ba-m-
e BÄD(\). i> GUD.SI(1).DI.
Altbaby Ionische Kechtsurkunden.
177
Der Pachtzins ist nicht angegeben, indem auf eine frü
here Urkunde betreffs desselben verwiesen wird.
Nr. 76. C T VI 22 b (Bu. 91—365).
Erbteilung.
1 Vs GAN eklim 3 i-ta Se-
li-lu 3 ü i-ta Ib-ku-sd 4 l j 3 SAR
bitim epsim 5 ita Eristi 1 '*- a Aja
6 märat Hi-lu-lam 7 zitti Ni-
si-i-ni-sü
8 it-ti Ri-ba-tum 9 i-zu-uz
1 Ein Drittel GAN Feld
neben Selibu und neben Ib-
kusa, ein Drittel SAß gebautes
Haus 5 neben Eristi-Aja, der
Tochter des Hilulam, ist der
Anteil der Nisi-inisu.
Mit (der) ßibatum hat sie
geteilt.
12 Zeugen.
10 y&n llu-pi-' 1 Aja 11 pän E-til-pi-' 1 Na-bi-um 12 pän Sili b - a NIN.KAR.BA
u fpän ,l Si]n-ba-ni u p[än Li-]bu-ra-am 10 pän Za-bi-um-ilum (?) 16 pän E-til-
''SamaJ fiz ?) 17 pän il Marduk-ta-ia-ar (?) 18 pän Be-el-la-ni 19 pän Sä-at-' l Aja
J0 pdn Ga-i-la-tum 21 pän Ra-ba-tum 22 pän .
Gegenüber den übrigen Urkunden derselben Gattung ist
hier das Schema abgekürzt.
Z. 15. Za-bi-um-ilum (?). Dieser Name weist wohl auf die
göttliche Verehrung des Königs Zabium hin. Vielleicht gehört
auch hieher der Frauenname Hammurabi- ,1 Samsi(si) VIII 22 e ,
3, 5. Der Name Zabi(u)um-ili kommt auch zur Zeit Hammu-
rabis vor, vgl. VIII 48 9 , 26 (Nr. 39); IV 45 9 , 22.
Nr. 77. CT VI 26 a (Bu. 91—407).
Freilassungs- und Ehevertrag.
1 f Ah-hu-a-ia-bi 2 märat
h na-ba-tim 3 J In-na-ba-a-tum
^uwnasa 0 4 a-na Zu-ka-li-ia
5 ,
_ a as-sü-tim ü mu-tu-tim
0 i-di-in
1 Ahhu-aiabi ist die Tochter
der Innabätum. Innabätum,
ihre Mutter hat sie dem Zu-
kalia 5 zur Ehe und Gemahl
schaft gegeben.
‘ NIN ‘ b Ml-li. = DAMAL.A.NI.
Sifaungsber. d. phil.-hist. Kl. 155 Cd. 2. Abb.
12
178
II. Abhandlung: Scliorr.
y Zu-ka-li-ia 7 i-zi-ib-H-ma
8 iHten mani kaspim iiakal
9 Ah-hu-a-ia-bi 10 i-zi-ir-sü-ma
11 is-tu di-im-tim 12 i-na-da^fj)-
ni-is-si
13 a-di In-na-ba-tum 14 ba-
al-ti-at 15 J Ah-hu-a-ia-bi 16 i-
ta-na-si-si-tna 17 vä-ar-ki In-
na-ba-tim 18 [e]-li Ah-hu-a-ia-bi
[ma-am-ma-an mi-im-ma ü-la
i-tsü
nis <l . . . sar-ru]- Rev - 2 -um
sä a-vä-a[t] 3 [dub-bi-im anj-
ni-irn ü-na-ka-ru
Wenn Zukalia sie verläßt,
wird er eine Mine Silber zahlen;
wenn Ahjin-aiabi 10 ihn haßt,
wird man sie von der Zinne (?)
herabstürzen.
Wenn, solange Innabätum
leben wird, 16 Ahhu-aiabi sie
unterhalten wird, soll nach
[dem Tode] der Innab&tum
gegen Ahhu - aiabi [niemand
irgend einen Anspruch haben.
Bei . . . dem Kön]ig [schwu
ren sie], ob sie den Inhalt
dieser Urkunde ändern werden.
7 Zeugen.
4 pän Li-bi-it-Istar 6 pän Bur-Nu-nu NUZKU. SAL. SUB '‘Samai
6 pän il Da-mu-gal-zu 7 pän il MAR.TU-ba-ni 8 pän I-dci-du-um petim h 9 pän
Ha-ta-lum mär Mu-da-du-um 10 pän Hu-ve-lum mär Lu-lu-lia-a,
Diese Urkunde bat Meißner AbR 23 übersetzt, jedoch
nicht erkannt, daß es zugleich ein Freilassungs- resp. Adoptions
vertrag ist und daher dieselbe zum Teile mißverstanden.
Die Feststellung des Schemas für die Gattung der Frei-
lassungsurkunden ermöglicht und sichert zugleich die Interpre
tation unserer Urkunde, wie auch die Ergänzung in Z. 18.
Innabätum adoptiert die Ahhu-aiabi. ihre Sklavin, indem
sie dieselbe gleichzeitig verheiratet. (Vgl. Nr. 2.) Sie bedingt
sich die lebenslängliche Versorgung aus, wofür nach ihrem
Tode Ahhu-aiabi erbberechtigt werden soll. Niemand darf dann
ihre Ansprüche anfechten (Z. 17—18).
Auch in dieser Urkunde tritt die Wichtigkeit der Müller-
schen Fassung des ina sowohl in syntaktischer wie auch J« 1 ' 1 '
stischer Beziehung deutlich hervor.
Z. 7—8. Die Höhe der Entlassungsgabe stimmt, da keine
tirhatum vorhanden ist, vollkommen mit der Norm des §
Wohl verschrieben für du.
>> NI.GAB.
Altbabylonische Rechtsurkunden
179
im C. H. In anderen Urkunden ist sie jedoch schwankend.
Vgl. AS III 42.
Z. 9—10. i-zi-ir-su-ma ,wenn A ihn haßt - '. Der Aus
druck ist derselbe wie § 142 60 und bedeutet hier wie dort
(Z, 60—62) die Verweigerung des ehelichen Verkehrs.
Ich glaube gegen Meißner AS III 48 a , daß sowohl hier
wie auch in den übrigen dort genannten Urkunden kein Wider
spruch mit §§ 142 ff. vorliegt. Man wird wohl auch in unserem
Fall gemäß der Bestimmung des Gesetzes gerichtlich geprüft
haben, ob die Frau in ihrer Verweigerung der Ehepflichten
wirklich die Schuld trägt oder nicht. Es scheint mir etwas
naiv, zu glauben, daß in einem so entwickelten Rechtsstaat
wie Babylonien, die Frau so ohne weiters ,vom Pfeiler herab
gestürzt wird“ oder ins Wasser geworfen, sobald nur der Ehe
mann in einem Anfall schlechter Laune sie der Vernachlässigung
der Ehepflichten gerichtlich geziehen hat.
Die knappe Form in Z. 9—10 erklärt sich durch die Prä
zision des juristischen Stils. Man konnte ja nicht die beiden
§§ 142—143 in den Ehevertrag hineinschieben. Die Richter
haben schon den Sinn verstanden, ebenso wie das oft vor-
kommende kima simdät sarrim, was dem modernen judiziellen
Ausdruck ,es treten die gesetzlichen Folgen ein“ ungefähr ent
spricht.
Z. 18. Die Ergänzung ergibt sich aus einem Vergleich
mit anderen Adoptionskontrakten.
Kr. 78. CT VI 34 b (Bu. 91—604).
Aussageprotokoll.
1 1 Iw-gur-UH 1 *' mär Zi —
2 1 Ib-ga-tum mär Sin-e-r[i-
bcim?] s | Ilu-iü-ba-ni mär
Bur- il Sin
i si-bu an-nu-tu-un Sä
ma ' a b-ri-sü-nu 5 | E-ri-ib- ü Sin
mär Pi-sd-ÜH ki 6 J E-til-pi-
1 Imgur-Upi(?), der Sohn
des Zi . . ., Ihgatum, der Sohn
des Sin-eribam (?), Uusu-bani,
der Sohn des Bur-Sin:
Diese Zeugen sind es, vor
welchen 6 Erib-Sin, Sohn des
Pi-sa-Upi (?), den Etil-pi-Sin,
‘ z « §§ 142 ff.
12*
180
II. Abhandlung: Schorr.
a Sin is-ba-tu-ma 7 um-ma Sü-
ü-ma
2 sikil kaspim 8 a-na im-
merim" zikarim^l?) da-ma-ga-
arn (?) 9 a-na ka-si-im ü ü Sin-
i-din-nam 10 ad-di-in-ma 11 im
mer am" ü-ul tu-sa-bi-lu-nim
12 | a Sin-i-din-nam tap-pa-
ka 13 as-ba-at-ma um-ma Sil
via 14 | E-til-pi- il Sin 15 ü-ba-
ra-ku-Sü-ma 16 1 sikil Jcaspim
mi-it-ha-ar-sü 17 i-na-di-na-kum
18 1 sikil kaspim a-na-ku mi-
it-ha-ar-sü 19 a-na-di-na-ak-kum
20 sum-ma la ü-bi-ra-ak-kum
21 2 sikil kaspim a-na-ku 22 mi-
it-ha-ar-sü 23 a-na-di-na-ak-kum
24 um-ma E-til-pi- ü Sin a . . .
26 2 sikil kaspi-ka y il Sin-[i-
din-nam] 26 i-pa-al-ka y Sin-
[i-din-nam] 27 a-na-ku ü-ba-la-
kum 28 ü l(0) i (?) sikil kaspi-
ia um-da-ti-sü 29 sum-ma la
ub-la-ku-sü mi-it-ha-ra-am 30 a-
sd (V)-ga-al.
nachdem er ihn festgenom-
men (?) hatte, also, er selbst
[angeredet hat]:
Obwohl ich zwei Sekel
Silber zum Ankauf (?) eines
Leithammels (männlichen [?]
Lammes) dir und Sin-idinnam
10 übergeben habe, habet ihr
das Lamm nicht gebracht.
Als ich Sin-idinnam, deinen
Kompagnon, gepackt hatte,
[sagte er] also, er selbst: Etil-
pi-Sin wird dir, 16 indem er
dir ihn überweist, einen Sekel
Silber seinem Teile entspre
chend dir [zurüclc]geben, einen
Sekel Silber, meinem Teile ent
sprechend, werde ich dir ge
ben. 20 Wenn er dir nicht über
weist, werde ich zwei Sekel
Silber [laut] gemeinsamer Haf
tung] dir [zurück]geben.
Also [antwortete] Etil-pi-
Sin: 25 Für deine zwei Sekel
Silber ist dir Sin-idinnam ver
antwortlich. Den Sin[-idinnam]
werde ich zu dir bringen und
meinen einen Sekel Silber
werde ich ihm abziehen. Wenn
ich ihn zu dir nicht bringe,
werde ich [laut] gemeinsamer
Haftung] bezahlen.
Diese Urkunde steht im engsten Zusammenhänge n» 1
IV ü" (Nr. 73) und beruft sich auch auf die dort enthaltene
* LU.ARAD. » NU cf. Br. Nr. 196t.
c Vielleicht lautete das letzte Wort: [i-pu-ul-hi].
d Vielleicht ist y = 1 zu lesen.
A1 tbabyIonische Rechtsurknnd en.
181
Aussage. Daraus ergibt sich, daß sie beide, undatiert, aus
demselben Jahre stammen.
Dort hatte Sin-idinnam, der Schuldner des Erib-Sin,
diesem vor Zeugen unter anderem erklärt, daß er Etil-pi-Sin
beauftragt habe, einen Sekel seinem Gläubiger zu zahlen und
sich auch verpflichtet, im Falle, daß jener nicht zahlen sollte,
zwei Sekel und zwar —- wie aus unserer Urkunde hervorgeht
— kraft solidarischer Haftung zu zahlen. Die dort etwas
dunkle Verrechnung empfängt nun die erwünschte Beleuchtung
durch unsere Urkunde. Wir erfahren zunächst den Forderungs
titel: Erib-Sin hatte nämlich dem Etel-pi-Sin und dem Sin-
idinnam zwei Sekel übergeben, damit sie ihm einen Leithammel
kaufen. Beide Schuldner, von denen jeder einen Sekel erhalten
hatte, haben solidarisch die Bürgschaft für die ganze Summe
übernommen. Die Leute haben aber weder den Auftrag aus
geführt, noch das Geld zurückgegeben. Nun ,packt' Erib-Sin
nach einer Zeit den Sin-idinnam und stellt ihn vor Gericht
zur Rede, worauf dieser versichert, er habe Etil-pi-Sin den
Zahlungsauftrag gegeben. Sollte Etil-pi-Sin nicht zahlen, dann
werde er zwei Sekel zahlen. Diese Aussage wird nun in un
serem Protokoll Z. 12—23 fast wörtlich wiederholt, sicher
auf Grund der gerichtlichen Archivurkunden. Nach einer Zeit
nämlich ,packt' Erib-Sin wieder den Etil-pi-Sin, führt ihn vor
Gericht und hält ihm die Aussage seines Genossen vor. Etil-
pi-Sin, an die Wand gedrückt, antwortet: ,Für die zwei Sekel
ist dir Sin-idinnam verantwortlich'. Jedoch verpflichtet er sich
den Sin-idinnam persönlich mitzubringen, der die Zahlung
leisten soll, im widrigen Falle er selbst sich solidarischer
weise für beide zu zahlen verpflichtet. Von dem einen Schuld
ner auf den anderen verwiesen, kommt der arme Gläubiger
nicht recht zu seinem Gelde. a
Beide Urkunden ergänzen also einander und bieten einen
mteressanten Einblick in die altbabylonische Zivilprozedur.
Z. 8. LU.ARAD.NU ----- immerum zikarum ,Leithammel';
v gl. HWB S s. v. immerum.
* Das Verständnis der Urkunde ermöglichte mir die richtige Deutung der
Aüverbia milhargu und mitharam (Z. 16, 22, 29), die ich Herrn Prof.
Müller verdanke.
182
11. Abhandlung: Schorr.
da-rna (?)-ga-am (?). Das Wort erfordert den Sinn .kaufen'',
vielleicht: damäkam ,aus Gefälligkeit [kaufen]'.
Z. 14—23. Vgl. dazu IV 6% 14—19 (Nr. 73).
Z. 16. mi-it-ha-ar-sii. Wie Z. 18, 22 beweist, liegt hier
ein Adverbium vor mit der Endung -sü. Vgl. C. H. XII", 33:
a-di si-ni-sü ,zum zweitenmal'; CT II 10" (Bu. 88—200),
Rev. 15: si-ni-Sü dup-pi ii-sd-bi-la-am-ma ,nachdem ich zwei
mal meinen Brief geschickt habe'.
Der ursprüngliche Sinn ist ,übereinstimmend', hier:
gleicherweise', ,seinem (resp. meinem) Teile entsprechend'.
Daneben kommt Z. 29 ebenfalls adverbiell" mi-it-ha-ra-am
vor, doch mit modifizierter Bedeutungsnuance gleicherweise',
d. h. ,solidarischerweise', ,kraft gemeinsamer Haftung'. Der
Form nach liegt hier wohl ein ursprünglicher Häl- Akkusa
tiv vor.
Z. 27. ü-ba-la-kum — ubbala-kum. Präs. I 1 ybai -f
Pronominalsuffix.
Z. 28. Ich vermute, daß statt ^ | = 1 zu lesen ist.
Der Sinn ist vielleicht dann: ich werde ihm einen Sekel, den
ich für ihn zu zahlen haben werde, abziehen.
um-da-ti-su = umtattiSu. Präs. II 2 (I. Person) yna:: ver
mindern, abziehen', vgl. C. H. XVI 73, II" 21, XXII 56.
Z. 29. ub-la-ku-su = ubbala-ku-su. I 1 präs., I. Person.
Nr. 79. CT VI 35 a (Bu. 91—688).
Feldmiete.
5 / e b GAN eklim
2
Ta-ds-ku-un-Istar
il Samas 4 mdrat
5 J <l Rammdn-ri-me-ni
biltim e ü-se-zi
i-na
itti Amat-
Is-me- il Sm
a-na
1 5 / 6 GAN Feld in Taskun-
Iltar, hat von Amat-Samas,
der Tochter des Isme-Sin,
B Rammän-rimeni gegen Er
tragsabgabe gemietet.
* Prof. Müller macht mich darauf aufmerksam, daß in den Tell-Amarna-
briefen sibit-ilu neben sibit-amfn■) in adverbiellem Sinne vorkommt,sieben
fach', analog unserer Stelle. Vgl. jetzt D. H. Müller: Semitica I, S. 34ff-
b 2 /s + 3 /i8- " TIK.
Altbaby Ionische Rechtsurkanden.
183
7 bilat a eklirn 15 GUR
leim 8 i-na Mt il Samas 9 i-ma-
da-ad
10 pän a Samas
Als Ertragsabgabe des Fel
des wird er 15 GUß Getreide
im Tempel des Samas abmessen.
10 Vor SamaS.
4 Zeugen (3 Frauen, die
dritte als Sekretär).
11 pän I-ba-lu-ut 12 mär Ilum-mu-Sä-lim 13 pän La-ma-zi 14 märat Avel-
Zi(?)-ia 15 pän Ba-tal-la-tum 10 märat I-bi-ia 17 pän Ahäzu h 18 SAL dup$arrim.
Die Ertragsabgabe ist hier ungewöhnlich hoch, was wohl
auf die Qualität des Feldes Zurückzufuhren ist.
Z. 2. Die Ortschaft ist auch VI 49 c , 5: harrän I$-ku-
nn-Iltar*' erwähnt. Vgl. Daiches Aß S. 72 (Anna.).
Nr. 80. CT VI 40 b (Bu. 91—976).
Grundkauf.
1 1 / 6 ° GAN itti A-di-li-im
s mär A-bi-i-lu-um 3 Sd- ü Sm
mär A-bu-um- i -ub-lu-um 5 i-ta-
(ja-ma 6 i-sd-am
7 a-na ga-me-ir-ti-sü 8 bn-
ka-na-am 9 Sü-tu-uk
1 1 / 6 GAN hat von Adilum,
dem Sohne des Abi-ilum, Öa-
Sin, der Sohn des Abum-ublum,
6 sobald er e es wohl bestellt,
gekauft.
Als [Zeichen der] Vollzie
hung wurde der Stab hinüber
geführt.
6 Zeugen.
10 pän IS-mi- a 8in 11 mär Ha-K-li-im 12 pän IJu-ub-sü-urn 18 mär Ili-e-
mu-ki M pü n Mu-da-du-um 16 mär Ili-i-M-am 16 pän Za-al-za-lu-um 17 mär
Ma-na-ni-irn 18 pän Ma-ki-ia 19 mär Sü-lcuJ-zeram A 20 pän Na-bi- n Sin 21 mär
AveU 1 ?.
Es wird ein Feldgrundstück gekauft. Der Verkäufer hat
vorher aber das Feld in Stand zu bringen.
Z. 5. i-ta-ga-ma — itakam-ma *itakan-ma y)pn. Vgl. VIII
IO 1 , 7 (Nr. 34): ana tiknim ,zur Bebauung'.
a T1K.
b NIN.a-zu.
A ziu.
Sc. der Verkäufer.
1S4
II. Abhandlung: Schorr.
Z. 8. bu-ka-nci-arn. Daneben findet sich die Schreibung
bu-ga-na = bukana, vgl. VIII 38 b , 6.
Nr. 81. CT VI 41 a (Bu. 91—1081).
Sklavenmiete.
1 y Varad-' l Sin 2 itti Eristi u -
' l Aja assat(?) ü &ama§(?) 3 | Ta-
ad-di-nam 4 a-na ki-is-ri sattim.
l kam 5 i-g U -Ur-Su
6 ki-is-ri sattim l kam 7 2
8E.GUR imaddad 8 itti a-gi-
ri-Sü-ma 9 il-ta-ba-as
10 varali E-lu-li üviu 1 kam
11 i-ru-ub 12 varah Elüli a i-ga-
am-mil-ma 13 uz-zi
14 pän Ma-ma-lum 15 mär I-lu-na
Hu-3u-ba-ni
18 varah E-lu-li ümu l kam
19 sattum GI&SÜ(?).US.MAH.
GUSKIN.
1 Den Varad-Sin hat von
Eristi-Aja, der SamaSpriesterin,
Taddinam gegen Mietslohn für
ein Jahr 5 gemietet.
Als Mietslohn für ein Jahr
wird er zwei GUR Getreide
abmessen. Von seinem Mieter
selbst soll er bekleidet werden.
10 Im Monat Elülu, am
ersten Tage ist er eingetreten.
Sobald der Monat Elülu voll
(zu Ende) ist, wird er aus
treten.
2 Zeugen.
1G pän UB.RA-mu-ba-li-it 17 «idr
Am 1. des Monates Elülu,
im Jahre, in welchem . . • groß
| Gold.
Im C. H. wird der Mietslohn in Naturalien nicht normiert.
Z. 7. Nach der Serie ana ittisu bekommt der Arbeiter
täglich 10 RA, d. h. jährlich 3600 KA = 12 GUR. Somit be
trägt hier der Lohn */ 6 dessen, was die Bestimmung besagt.
Auch in den anderen Mietskonti’akten sind die Preisnotierungen
bedeutend unter der Norm, sowohl bei Geld-, wie auch bei
Naturallohn. Vgl. Anm. zu VIII 42» (Nr. 19), BAP S. 10, AS
III 71.
K.I N. A N-IUar.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
185
Z. 12. i-ga-am-mil-ma ,wenn [der Monat] voll', d. h. zu
Ende sein wird. Gewöhnlich kommt igamar vor.
Z. 15. Der Name I-lu-na ist BPN nicht erwähnt. Er
ist als Hypokoristikon zu fassen.
Z. 19. Da der Name des Königs nicht genannt ist, ist
trotz der Spuren das Datum nicht festzustellen.
Nr. 82. CT VIII 34 a (Bu. 91—544).
Schenkung.
1 s / 3 GAN eklim i-na e-bi-
irtirn 2 ita mär Ma-li-lum
3 Yjj GAN 3 SAR 'skirtm 4 ita
Ja-m-ilum 5 J Sin-ri-me-ni 6 a-
na Vä-kar-tum 7 ma-ar-ti-sü
8 id-di-in
3 y Ki-za-tum 10 a-bi-il J Vä-
kar-tum
11 pdn I-Sä-U-U-ilum 12 a-ld-Sä
15 pdn La-di-mi-Ici-it 16 mär Za-U-lum
Sin 10 pdn Zi-ni-ia 20 Varad-ili-su 21
JiV 11 mar '‘iSamaS-alc (J)-lu 24 dupüarrh
1 Zwei Drittel GAN Feld,
am jenseitigen Ufer, neben dem
Sohne des Mahlum, 1 / 86 GAN
3 SAR Garten neben Jävi-ilum,
5 hat Sin-rimeni der Vakartum,
seiner Tochter, geschenkt.
Kizatum 10 ist der [Adop-
tiv]-Sohn der Vakartum.
7 Zeugen.
13 pdn 1-lci-bu-um 1X mär A-bi-lia-cir
17 pdn jRi-mu-Su-um 18 mär Na-rci-cim-
märe Ki-ni-ib-ba-Si 22 pdn il Sama$-na-
Ein Vater schenkt seiner Tochter Grundstück, Feld und
harten. Gleichzeitig adoptiert diese den Vakartum. Es wird wohl
eine Priesterin gewesen sein, die die Adoption für die Ver
waltung ihres Besitzes vollzieht. Vgl. dazu § 179 des C. H.
Nr. 83. CT VIII 42 c (Bu. 91—1051).
Feldmiete.
1 4 / 18 GAN eklim (!) i-na \ 1 4 / 18 GAN Feld inmitten
ii-ri-it me susim & 2 itti Eli- eines nassen Marschbodens hat
en ' sa asSat(?) ü Sama$ 3 mä- \ von Eli-erisa, der Samasprie-
* A-ZUG (?).
186
II, Abhandlung: Schon*.
rat il Sin-a-bu-§ü 4 | Ta-ri-ba-
tum 6 mär In-bu-Sa 6 eltlam
a-na ir-ri-sü-tim 7 ü-se-zi
ina tim ebürim 8 [%] SE.
GUR bilat a eklirn 9 i-na GIS.
BAR il Samas 10 i-na bäb h Ga-
gi-im(?) 11 imaddad
12 3 i-si-ni 30 kemu c 13 ü
mi-se-ir-tam u i-pa-ki-iz-zi
16 pan a Warnas pan a Aja
16 pän Ri-iS- a SamaS 17 mä[r] 1
18 varah Dür^a-bi ümu (?)
2(?)*“» 19 sattum ALAM(?).SU.
BIL.E. AN DI(y).TE. SIBTU(?).
Z. 1. ZUG = susüm. \
Z. 12—14. Vgl. Anm. zu
mi-Se-ir-tam yhii’', vgl. Hl
sterin, der Tochter des Sin-
abusu, Taribatum, 6 der Solin
des Inbusa, als Feld zur Be
bauung gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er . . . e GUR Getreide als Er
tragsabgabe für das Feld, nach
dem Maße des Samas, 10 im
Tore von Gagum abliefern.
Drei Festgaben (?), 30 KA
Mehl und die [SportelJ-Gebühr
wird er ihr übergeben.
15 Vor Samass, vor Aja.
1 Zeuge.
-bi-za-ni
Am 1. des Dür-abi, im
Jahre . . .
gl. HWB 1 573“.
II 41 35 (Nr. 30).
fB 1 312 b (unten).
Nr. 84. CT VIII 49 a .
S. Nr. 30 a . (Umschrieben und übersetzt.)
Nr. 85. BAP Nr. 43.
S. Nr. 72 \ (Umschrieben und übersetzt.)
a TIK. b KA.
0 Es fehlt die Ziffer.
<= KU.DA*«.
a BAD.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
187
In die es.
A. Vergleichende Urkundentahclle.
(Nach der Reihenfolge der Urkunden in den Cuneiform Texts und der in
der Bearbeitung laufenden Numerierung.)
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74)
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6S ) „ 25“-
„ 26»
„ 28“
„ 28»
„ 28“
„ 29»
„ 30»
„ 32“
„ 33»
„ 34“
„ 36“
„ 36 a
„ 40“
Nr. 69
„ 37
„ 42
18
7
4
5
6
13
61
77
77
77
77
49
53
82
62
„ 58
„ 31
<o ;; 40». „ 34
77)
77
77
„ 40 d
77
n 56
» 9
» 42» „ 19
„ 83
„ 38
„ 25
„ 39
') „ 49 “ » 30“
B )BAP Nr.43 ..
42“
42»
42“
43“
77
„ 45»
„ 48“
„ 49“
72“
188
II. Abhandlung: Scliorr.
B. Chronologische Reihenfolge (1er Urkunden."
Sumu-lailum: IV 42"; II 33; VI 36"; VIII 28"; VIII 28";
VIII 28 c .
Anmanila: VIII 26 b .
Zab(i)um: II 50 (XII); VIII 42" (XIV); II 39.
Apil-Sin: VI 48" (I); VI 44» (II); VIII 29 b (V?); IV 1*
(VI?); VI 33 b (VIII); IV 47" (XI?); — IV 33 b ; VIII49".
Sin-muballit: VIII 25"- b (VII); VIII 42 b (VIII); II 4 (XIII);
II 46 (XIV); — II 31; II 40"; VI 42 b ; VIII 45 b .
Hammurabi: VI 49" (I); VIII 18" (XIV); II 45 (XV); VIII
12« (XX?); II 41»- b (XXVI?); VIII 40" (XXVIII); VI
44« (XXX); VI 41 b (XXXV?); VIII 40 b (XXXVIII?);
— II 28; IV 46 b ; VIII 22"; VIII 43"; VIII 48"; BAP
Nr. 43.
Samsu-iluna: VI 40" (I); VI 32" (II); VIII 24 b (II); VI 33"
(VII); II 13 (XVI); VIII 15« (XIX); IV 11“ (XXVIII);
— VI 31»; VIII 6"; VIII 32".
Abi-esuh: VI 24 b ; IV 40«; VIII 17"; VIII 33 b .
Amxni-ditana: VI 37« (XXIX); VIII 7" (XXXII); VIII 40 d
(XXXII); VIII 8° (XXXV); —VIII 36 d ; VIII 7 b ; VIII
S d ';' VIII 30 b ; VIII 36".
Ammi-zaduga: VIII 10 b (VIII); — II 8; II 32; VIII U b ;
VIII 11«; VIII 19”; VIII 19«.
Nicht datiert: II 22 (XIII? Sin-muballit; vgl. II 46); II 40‘;
II 47; IV 6“; IV 30«; IV 39 b ; VI 22 b ; VI 26"; VI 34 b ;
VI 35“; VI 40 b ; VI 41“; VIII 34"; VIII 42«.
C. Gruppierung der Urkunden nach Materien.
Adoption freier Personen: II 41"~ b (Nr.30); VI 33" (Nr.43);
VIII 12“ (Nr. 29); VIII 25"- b (Nr! 18); VIII 49" (Nr. 30*)
[II 41"~ b und VIII 49" zugleich Schenkungsurkunden].
“ Die römische Ziffer in () bezeichnet das Regierungsjahr des betreffenden
Königs. Die nicht ausdrücklich datierten Urkunden sind durch einen
Strich — von den datierten getrennt.
Altbabylonischo Rechtsurkunden.
189
Aussageprotokolle: IV 6 a (Nr. 73); IV 7 a (Nr. 14); VI 34 b
(Nr. 78); VIII 40 (Nr. 31).
Darlehen: *VI 37° (Nr. 54); VI 44» (Nr. 12); VI 44' (Nr. 32);
VIII 8 e (Nr. 57); *VIII 11' (Nr. 67); *VIII 30» (Nr. 61);
VIII 33» (Nr. 53); *VIII 36 a (Nr. 62); VIII 36 4 (Nr. 58)
(Haftung); VIII 42» (Nr. 19). [Die mit * bezeichneten
Urkunden behandeln Hofdarlehen.]
Ehe: II 33 (Nr. 2) (s. Freilassung); VI 26 a (Nr. 77) (s. Frei
lassung); VIII 7 b (Nr. 59).
Erbschaft: II 4 (Nr. 20); IV 46 b (Nr. 36); VI 22 b (Nr. 76);
VI 31 b (Nr. 47); VI 42» (Nr. 24); VIII 18° (Nr. 27); VIII
28' (Nr. 6).
Freilassung von Sklaven (durch Adoption): II 33 (Nr. 2);
II 40 a (Nr. 23); II 40 b (Nr. 71); IV 42 a (Nr. 1); VI 26 a
(Nr. 77); VIII 29 b (Nr. 13); VIII 48 a (Nr. 39). [II 33
und VI 26“ sind zugleich Eheverträge.]
Kauf: II 13 (Nr. 44) (Loskauf); IV 33 b (Nr. 17); VI 40»
(Nr. 80); VIII 26»'(Nr. 7); VIII 32 a (Nr. 49).
Miete: II 8 (Nr. 64); II 32 (Nr. 65); IV 30' (Nr. 74) (Wagen);
IV 39» (Nr. 75); IV 40' (Nr. 51); VI 24» (Nr. 50); VI
35 a (Nr. 79); VI 40 a (Nr. 40) (Sklaven); VI 41 a (Nr. 81)
(Sklaven); VI 41» (Nr. 33) (Sklaven); VI 48 a (Nr. 11);
VIII 7 a (Nr. 55); VIII 8 d (Nr. 60); VIII 10» (Nr. 63);
VIII ll b (Nr. 66); VIII 15' (Nr. 45) (Sklave); VIII 17»
(Nr. 52); VIII 19» (Nr. 68); VIII 19' (Nr. 69); VIII 40»
(Nr. 34); VIII 40 4 (Nr. 56); VIII 42' (Nr. 83). [Die
nicht näher gekennzeichneten Urkunden behandeln Feld
miete.]
Prozeß: II 22 (Nr. 70) (Erbschaft); II 31 (Nr. 22) (Adoption);
1139 (Nr. 10) (Eigentum); II 45 (Nr. 28) (Hausverkauf);
II 46 (Nr. 21) (Erbschaft; vgl. II 22); II 47 (Nr. 72)
(Schenkung); II 50 (Nr. 8) (Eigentum); IV 47 a (Nr. 16)
(Miete); VI 32 a (Nr. 41) (Schenkung); VI 33» (Nr. 15)
(Eigentum); VI 49 a (Nr. 26) (Hausverkauf); VIII 24»
(Nr. 42) (Eigentum); VIII 2S a (Nr. 4) (Adoption); VIII
28» (Nr. 5) (Erbschaft?); VIII 42 a (Nr. 9) (Eigentum);
VIII 43 a (Nr. 38) (Darlehenspfand); VIII 45» (Nr. 25)
(Eigentum); BAP Nr. 43 (Nr. 85) (Eigentum). [Die Worte
m den Klammern ( ) bezeichnen das Prozeßmotiv.]
jgjyya« viaMiMtw
190 II. Abhandlung: Schon*.
Schenkung: II 41"~ 0 (Nr. 30) (s. Adoption); IV 11“ (Nr. 46);
VI 36“ (Nr. 3) (Tempelstiftung); VIII 34“ (Nr. 82); VIII
49“ (Nr. 30“).
Societät (Auflösung): II 28 (Nr. 35).
Tausch: VIII 6“ (Nr. 48); VIII 22“ (Nr. 37).
D. Die häufigsten Ideogramme.“
(Alphabetisch geordnet.)
A.SÄ — eklum
A.KAR — ugaruvi
BAR — miHlum
DA — ita
DAM ■— assatum
DAM. KAR — tamkarum
DI.TAR — daianum
DUB — duppum
DUB.SAR — dupsarrum
ER ■—- aluni
E.RÜ.A ■— bituni epsum
E.GAL — ekallum
EGIR —- varkätu
GIN —- Hklum
GUS KPN — huräsum
GUN —- biltum
HA.LA — zittum
HE.GAL — hegallum
IB.TA.E (UD.DU) — uttsi
ID — närum
ITU — varhum
IN.NA.AN.LAL — isicul
IN.PA.NE Mf:S (resp. • B ^-) — itmii
KA — püm [(-a fern.)
KI — itti
KI.KAL (oder UD) — nidutum
KUBABBAR — lcaspum
LUGAL — sarrurn
MA.NA — nianüm
MU — x ) Sattum, 2 ) nisum
MU.NI.IM — sumsu, -sa
NIN — aliätum
NITA — vardum
NI.LAL.E — isakal
NI.NI — ili (i, iläni)
NI.RAM.E — imad(d)ad
PA — aklurn
SÄ — libbum, libbi(a)
SÄM — simu, sämu
alS SAR — kirüm
SE.(BA) — seum
Si — pan, maliar
M.B A. AN.TI — ilteki
SeS — ahurn
TUR — märum
TUR.SAL — märtum
TUR.US — aplum, aplütum
UD — unium [ebürim
UD.EBUR.SÜ (KU) - ina
UKUR.SU — ana matema
«.EN.ZU — Sin
«SIN («<) — Sin
il U+ DAR — Istar
il NINNI — Istar
Dieselben sind im Texte zumeist ohne besonderen Vermerk semitb 1 ' 1
umschrieben.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
191
E. Sonstige Ideogramme.
(Alphabetisch geordnet.)
A — me VIII 42', 1.
AB.SIN— apsenum II 8, 1;
II 32, 1; VIII 10», 1 u. ö.
AD.DA — abum IV 42“, 4. 6.
21; VI 32“, 2.
m AMA ü SÄä NITA — astapi-
rum II 50,1.14; VIII 28», 5.
AZAG.DIM(?) [cf. II 7, 25]
— ? ,Goldschmied - ' VIII
22% 17.
BAD — durum VIII 28“, lu. ö.
BAL.RI — ebirtum II 32, 4;
VIII 11», 3.
BARA.US — rul säbim II 8,
6; IV 7% 4(?); VIII 10», 6.
DAH.HE.DAM — ussap y?|!£'
VI 44», 3.
DAMAL.A.NI — ummaSa VI
,26“, 3; VI 32“, 3.
BIM — bänüm VI 36“, 20.
DI(EL2).GA.GU — ? II 32, 9.
DUG l “-°‘ — täbat IV 42“, 3.
BUG^ — täb VIII 26», 12 u. ö.
BGIR.RA — varkutu II 40",
A 7; VIII 32“, 7.
E-Nl.DUB — naspakum, nat-
bdkum VIII 33», 11.
GW — (Längenmaß, Unter
maß von ammatu) II 45,
2 (?)- 10; IV 46», 1.
GLNA — kenum VI 44», 2.
m Gl$IMMAR — qisirnmai •um
n 50, 2.
<M$.BAR _ ,Hohlmaß { II 32,
20 ; VIII 11», 15; VIII
19», 17; VIII 40», 11; VIII
42 c , 9.
GIS.DUB.BA.A — gisduhbä(T)
II 32, 29; VIII 7“, 12; VIII
8 d , 4 (?); VIII 19», 25.
GUB.BA — zakpum II 50, 2.
GUD — alpum VIII 28», 9;
VI 31», 5.
ILLAT — ellatum VIII 42“, 4.
KAR — kärum VIII 17», 13;
VIII 7“, 9.
KI. LAM —- mdhirum VIII
11», 2.
KU. DA — kemum II 41», 35;
[VI 44“, 12; VI 48», 11 (vgl.
S. 90)].
? KAT.TA — ? .Besitz* VIII
19», 3.
KA — bäburn VIII19“, 16 u.ö.
KA.MAH —- abullum II46,15.
L1T— Uttum II 41», 25; VIII
28», 11. 12.
LU.N1TA — immerum VI 34»,
8. 11.
MI u — silli passim in Nprr.
NI.BA — piSSatum VI 33",
21; VIII 12“, 13; II 41», 34.
NI.GhS — Samnum VI 41»,
10; VIII 8», 2. 11.
NI.GAB — petüm VIII 29», 21.
NU — zikarum VI 34», 8.
NU.GIG — kadistum VI42», 4.
RID — iangüm II 39, 21; IV
40», 5.
RüS — ? IV 47“, 1. 6. 22.
192
II. Abhandlung: Scliorr.
SAG — pütum VIII 18», 3;
VIII 32“, 6.
Sä.SU — “) büsü b ) -sa käti VIII
7 a , 9 (?); VIII1 l c , 4; VIII 36 a , 5.
SAR — isinnum II 41 b , 35; [VI
44“, 12; VI 48 b , 15; VI
48 °, 11 cf. S. 90]; VIII40 ä , 15.
SE.BA — seum (ibrum) VIII
12°, 12; VIII 42“, 9 u. ö.
SE.KIN.KUD — esedu VI
44'», 5. 8.
amelugE.KIN.KUD VI 44», 9.
SE.G1S.nI — samassammum
VIII 8 e , 1. 10.
SIL — sükum II 4, 4; VIII
32 a , 6.
SIL. DAMAL. LA — rebitum
' II 45, 12.
SIB — re um IV 7 a , 13.
SIG — sipätum VI 37», 1;
VIII 11», 1; VIII 30 b , 1;
VIII 36 a , 1.
SIG.BA — lubustum II 41 b ,
34; VI 33 a , 21.
(HbÄ) SÜ.BU.BU — bärüm
VIII 40 a , 5.
SU.I — gallabum VI 24 b , 5;
VIII ll b , 10; VIII 19», 6.
SÜDENS — ? II 32, 2. 5.
SU. NIR — surinnum II 41,
18.
(Hb£) SIPTU — siptum VI
44 b , 2. 10; VIII 42 b , 1.13.
TA.A.AN II 22, 4; II 41 b , 35;
[VI 44 a , 12. 13; VI 48°, 12
cf. S. 90].
TAB.BA — tappütum II 32,
12; VIII 19 b , 10; öfter in
Nprr.
TIK— a ) biltum VI35 a , 7; VIII
40 b , 15. b ) k i sadumNlIll*, 34.
TUL — bürum VIII 25“, 14.
UZU — Hrum II 41 b , 35; [VI
44 a , 12 (S.90)]; VIII40 d , 15.
ÜH.ME.ZU.AB — päiiS apsim
” IV 11“, 29. 30.
V.LU SUN — senu pl. II 41 b , 25.
UM.MI.A ■—• umm(i)dnum VIII
36 d , 10.
U.TÜL — utullum IV 7“, 2.3.
ZUG —- susüm VIII 42°, !
JJ-sM — Sini-su VIII 43“, 15.
F. Ortsyerzeiehnis.
[Städte (S), Tempel (T), Flüsse (F), Kanäle (K) usw.]
? Amurrum (S) II 50, 21.
Asukum (S) VI 48“, 1.
Bäbilum (S) VIII 40 a , 2. 7.
? Bamatum (S) VIII 28°, 2.
? Dür-esSum (S) VIII 28“, 1.
Dür-muti (S) IV 47“, 46.
E.BAR.BAR (T) II 31, 7.
Gagum (S) VI 48“, 13; VI 33 b ,
5. 21; VIII 25“, 5; II 41 l ,
9; VIII 40 b , 12; VI 33“, 7;
VIII 32“, 1; II 47, 1; VIII
42», 10.
Gaminanum (S) II 41“, 6' 1®'
Alu- ü Gula (S) II 8, 3.
Halhalla (S) VI 33“, 6.
Hu-ra (?ytum (?) (S) IV 39 b , I
Altbabylonisclie llechlsurkunden.
193
»«>Imina (K) II32,4; VIII 11», 3.
Kaduru (S) VIII 25“, 8.
Kidum (S) VI1124», 1; VIII25“, 12.
Kär-Sippar (S) VIII 7“, 9; VIII
17*, 13.
LiHmurum (S) IV 47“, 2.
MaM (S) (MAL.GLA) VI 24»,
13; VIII 11», 16; VIII 19“,
16; VIII 40\ 13.
“Punktum (K) VIII 17», 3.
"*Purattum (ID. UD. KIB.
NUN“) (F) VIII 18 c , 3.
Sabakanu (S) VI 48“, 4.
Sippar (S) IV 47“, 9; VI 42»,
13; VIII 18“, 14.
Sippar-rabü (S) IV 47“, 21.
Sippar-Amnanum VIII 7“, 23.
Su(?)-na-ak (?) (S).. .VIII 10», 2.
? TubliaS-rabbü (S) (SS.NUN.
NA.GAL) II 8, 8.
Talkun-Ibtar (S) VI 35“, 2.
Upi (UH ki ) (S) öfter in Nprr.
«ä'Urnia (K) VIII 18“, 4.
Zaban“ (S) IV 47“, 19.
Cr. Abkürzungen.
AbR = B. Meißner: Aus dem altbabylonischen Recht (Der
alte Orient, VII. Jahrgang, Heft 1).
AG 2 = F. Delitzsch: Assyrische Grammatik, II. Auflage,
Berlin 1906.
AL IV = F. Delitzsch: Assyrische Lesestüeke, IV. Aufl.,
Leipzig 1900.
AR = S. Daiches: Altbabylonische Rechtsurkunden aus
der Zeit der IJammurabi-Dynastie. Leipzig 1903.
(Leipziger semitische Studien, I. Band, Heft 2.)
AS III = B. Meißner: Assyriologische Studien III (Mittei
lungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 1905, 4.
X. Jahrg.).
AUS = T. Friedrich: Altbabylonische Urkunden aus Sip-
para (Beiträge zur Assyriologie V 4), Leipzig 1906.
BA = Beiträge zur Assyriologie und semitischen Sprach
wissenschaft, red. von F. Delitzsch und P. Haupt.
®AP = B. Meißner: Beiträge zum altbabylonischen Privat
recht (Assyriolog. Bibliothek B. XI), Leipzig 1893.
BPU = H. Ranke: Early Babylonian Personal Names from
the published tablets of the so-called Hammurabi-
Dynasty (The Babylonian Expedition of the Uni-
versity of Pennsylvania Series D, Vol. III, ed. by
H. V. Hilprecht), Philadelphia 1905
Sittuogsbor. d, phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh.
13
194
II. Abhandlung: Schorr.
Br. = R. Brünnow: A classiiied List of all simple and
compound cuneiform ideographs I. Leiden 1889,
CH = Codex Hammurabi.
CT = Cuneiform Texts a from Babylonian Tablets in tbe
British Museum. London, B. I ff.
Grundriß GGO = F. Hommel: Grundriß der Geographie und
Geschichte des alten Orients. Erste Hälfte. Mün
chen 1904.
HWB 1 = F. Delitzsch: Assyrisches Handwörterbuch, Leipzig
1896.
HWB 2 = W. Muß-Arnolt: Assyrisch - englisch - deutsches
Handwörterbuch. Berlin 1905.
KB IV — Keilinschriftliche Bibliothek, B. IV.
LIH = L. W. King: The Letters and Inscriptions ofHam-
murabi (Luzac’s Semitic Text and Translation Se-
ries). Vol. I—III, London 1900.
Müller GH = D. II. Müller: Die Gesetze U ammura b> s und
ihr Verhältnis zur mosaischen Gesetzgebung sowie
zu den XII Tafeln. Wien 1903.
OLZ = Orientalische Literaturzeitung, herausgegeben von
F. E. Peiser.
RA = Redensarten.
U III D = F. E. Peiser: Urkunden aus der Zeit der III. baby
lonischen Dynastie, Berlin 1906.
WZKM = Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes.
ZA = Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete,
herausgegeben von C. Bezold.
Alle übrigen Werke sind ungekürzt angeführt.
[ ]. — Diese Klammer bei der Angabe des Schemas der
Urkunden (S. 8 u. ö.) besagt, daß der betreffende Punkt im
Schema unwesentlich ist und daher nicht in allen Urkunden
vorkommt.
Die einzelnen Urkunden werden nach der Seitenzahl des betreffend® 11
Bandes und nach der jetzt üblichen verkürzten Numerierung angefüliü
Aitbabylonische liechtsurkunden.
195
H. Verzeichnis der phonetisch geschriebenen Wörter.“
(Die fettgedruckte Ziffer bezeichnet die Nummer der Urkunde.)
K
3X abmn Vater, a-bi 1, 25; a-bi-Su 1, 24; 11, 24; 44, 18; a-bu-
sa 30, 26; a-bi-su-nu 31, 6; a-bi säbim Heerführer 61,
3; 68, 3(?).
233 II 1 ubbubu den Reinigungseid leisten, a-na ü-bu-bi-im
31, 14.
j33 abnum Stein, ab-nu-um 72 a , 24.
"I33 4 ebirtum jenseitiges Ufer, e-bi-ir-tim 5, 2; 82, 1.
"I3S agäru mieten, i-gu-ur-su 33, 7; 40, 7; 45, 6; 81, 5; i-gu-
ru-Su 16, 5.
ägirum Mieter, a-gi-ri-su 45, 12; 81, 8.
igarurn Wand, i-ga-ri-im 43, 12.
X13 4 adi a) Präp. bis (Steigerung), is-tu bi-e (bi, bi-i) a-di hu-
räsim 4, 15; 18, 26; 20, 9; 21, 17; 24, 8—9; 27, 9; 30“,
21; 35, 13; 43, 13; 70, 21. is-tu zi-lta-ri-im a-di zi-ni-
is-tum 8, 20. b) ltonj. solange 1, 6; 13, 5; 39, 9; 55, 24;
64, 24; 77, 13.
essum heu. e$(?)-5i-im 4, 1.
H13 3 avätum Wort, Inhalt, Angelegenheit, a-vä-at 2, 15; 6, 25;
13, 13; 14, 20. 38; 77 Rev. 2; a-vä-zu 7, 13; 17, 11; a-vä-
tu-su-nu 35, 9; a-vä-ti-si-na 42, 6 (v. amciru, Sakänu).
(?) avilum Mensch, a-vi-lum a-na a-vi-lim einer gegen den
anderen 17, 14; a-vi-lum ma-la a-vi-lim einer gleichwie
der andere 65, 14; 68, 12; ma-ru a-vi-li Freigeborne 1, 27.
ezebu a) verlassen, i-zi-ib-si 77, 7; b) hinterlassen. i-zu-bu(?)
18, 29; i-zi-bu 21, 8; 38, 4; ta-zi-bu 30“, 23; c) dupparn
ezebu eine Urkunde ausstellen, übergeben, i-zi-bu 21, 23;
Herr Prof. Müller hatte die Güte eine Druckkorrektur der Arbeit zu
lesen, wobei er eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen gemacht, die
vielfach Aufnahme gefunden haben. Es sei mir hier gestattet, ihm dafür
besonders meinen innigen Dank auszudrücken.
13*
196
II. Abhandlung: Schon*.
58, 5. 14; i-zi-ib 25, 18; u-Se-zi-bu-Su 10, 12; su-zu-ub
26, 10; e-zu-ub außer 30% 34.
riN ahum Teil (?). ah Jcaspi-Sa 43, 10.
HX ahum Bruder. a-hu-Su 38, 6; a-hi-Su 27, 7; a-hi-sa (?) 59,4;
a-hi-su-nu 1, 18; a-ha-Sü-nu 46, 21; pl. ahhü: ah-hi-h
6, 20; a-ah-hu-sa 72, 31; a-ah-hi-i-sa 28, 26; ah-hi-k
30, 30; a-ah-hi-sa 72, 34; a-hu-um a-na a-hi-im einer
gegen den anderen 16, 29; 20, 11; 35, 14; 36, 9; 27,10
(a-ah([)-um).
ahätum Schwester, a-ha-tum a-na a-ha-tim eine gegen
die andere 24, 9—10; 37, 13.
'HS III 1 dinam Sühuzu das Urteil verkünden, di-nam u-Sa-hi-
zu-su-nu-ti 10, 8; 15, 8; 16, 10; 25, 12—13; 26, 8; 28,8;
72, 26; Sing. ü-Sa-hi-zu-nu-ti 21, 12.
bax akdlu essen, genießen. i-ik-Jca-al 55, 25; 64, 25.
bx 2 X alum Stadt, a-lim 72% 19; a-li-im 18, 20; 35, 7. 12.
bx ilum Gott. i-li-Su 3, 5. 7; i-lu-sa 29, 18.
nbx 4 eli auf, gegen, e-li X i§ü gegen jemand anhaben 1, 11.
16; 2, 11; 13, 8; 39, 12; 71, 5; e-li-ia 14, 32; e-U-ia täl
es gefällt mir 14, 30; e-li X rasü eine Forderung gegen
jemand haben 21, 9; 38, 9—10.
elü auftauchen (von der Urkunde), i-li-a-am 15, 23;
22, 18.
elitum Vorzugsanteil, e-li-ti-sa 30% 33.
aldku gehen, kommen, i-li-ku 10, 7; il-li-ku 33,10; 72%
5. 18; i-la-ku (präs.) 32, 10.
Ibbü, ul, ula nicht, a) prohibitiv u-ul oft; b) in Aussagen
(mit Impf.) u-ul 22,5; 72, 11. 12; c) konditional 32,10;
73, 18; u-la 1, 18. 25; 2, 12; 3, 14; 4, 10. 16; 5, 19.20;
71, 7.
ubbx II 1 ullulu reinigen, frei machen (vom Sklaven). jW' z!l
u-li-il 1, 5; u-li-il-su 13, 3; 39, 5; u-li-il-si 2, 4; ul-ln-ul
(perm.) 39, 14.
ellum, f. ellitum rein, frei, el-li-it 2, 10.
arnam emedu eine Strafe auflegen. i-mi-du 42, 8; i-® ! '
du-su 10, 10; 28, 18; i-mi-du-in (Präs.) 1, 27; e-mi-di-h 1
(Inf.) 72, 27.
ummum Mutter. um-ma-Su (Nom.) 13, 3; 39, 5; um-ma-fa
(Nom.) 18, 27; 30, 12. 27.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
197
umma also, folgendermaßen, um-ma 14, 24; 31, 13; 72, 10;
72“, 9; 73, 8; 78, 7. 13. 24.
"1ÖS avdtam amdru eine Sache prüfen, i-mu-ru 42, 6.
ana Präp. passim u. zw. a) kausal (nach ragämu) 3, 13; 21,
15; 25, 11; 35, 10 u. ö.; a-na ga-bi-e auf Grund des Auf
trages 55, 10; 59, 4; 63, 6; 65, 7; ana simdätu-su auf
Grund seines Gesetzesanspruches 72“, 3. b) temporal
(ana varkät time, ana Sattim etc.) 1, 10; 25, 20; 55, 15;
60, 7; 65, 13; 66, 12 u. ö.; c) modal: ana kisri 33, 5;
81, 4; ana biltim 50, 7; 69, 9 u. ö.; ana duppim (gegen
Quittung) 70, 3; ana puhati 48, 5; ana kaspim 67, 2;
72“, 2 u. ö.; d) final behufs (mit Inf.) 21, 14; 34, 7;
50, 6; 72, 27; ana marütim laku 72“, 11; ana asüütim
naddnu 77, 5; ana kalldtim häru 59, 8; naddnu ana . ..
25, 15; 29, 10. e) lokal: 39, 6; 53, 11; 64, 27; 70, 6
u. ö. f) dativisch für, zugunsten 3, 5. 7. 8; 30“, 26; 58,
6; 59, 7; 65, 15; 68, 13; 72“, 14. g) Personalobjekt (nach
ragämu): 21, 24; 25, 21; 27, 10; 28, 7. 17. h) ana pi
gemäß 50, 9; 60, 11; 64, 17; 68, 15; 69, 12; 75, 9.
ina Präp. a) lokal passim; b) temporal (während) 72, 13. 23;
c) von, aus 22, 13; 30, 30; 54, 1; 71, 3; 72, 34; d) ina
pi gemäß 46, 12.
enäti (ar. fli), hehr. ) Hausgeräte, Mobilien, e-na-ti 5, 6.
mänahtum Mühe, Kosten, ma-na-ah-tam 65, 15; 68, 13;
ma-na-ah-ta-ka 31, 21; ma-na-ah-ta-sü-nu 68, 19.
anähu ich. a-na-ku 72“, 10. 27; 78, 18. 21. 27.
anntim, (m.) dieser, an-ni-im 2, 15; 13, 14; 14, 39; 30, 11. 26;
43, 11; a-ni-im 6, 17. 25; pl. masc. annütu(n). an-nu-
tu-un 31, 8; 73, 5; 78, 4; an-nu-ti-in 14, 22; pl. fern.
annidti(n). an-ni-a-ti-i[n] 46, 11.
fc '^ 1 assatum Ehefrau. as-Sa-ti 59, 15; as-sa-at 21, 5.
assütum Frauenschaft, as-su-tim 2, 5; 77, 5.
aHum, (= ana Sum) a) wegen (präp.) aS-Sum 15, 5. 21; 16,
1. 6. 22. 29; 38, 17; 72“, 1; aS-su-mi-ka(?) 31, 15; b) konj.
weil 28, 16; 72, 35.
atia , f. atti du. at-ta 1, 25; at-ti-i-ma 72, 14.
üinnum Festopfer (?). i-si-ni 83, 12.
^ a pdlu. a) antworten (Akk. der Person) i-pu-ul 14, 35;
ty zurückgeben, rückerstatten. i-ip-p[a-al] 54,11; ip-pu-ul
198
II. Abhandlung: Soliorr.
37, 11; i-ip-pa-lu 58, 11; 63, 13 (dopp. Akk.); 65, 22; 68,
19; a-pa-al-ka 31, 22; i-pa-al-ka 78, 26. c) übertragen,
abtreten (Akk. d. Person), i-pu-lu 46, 22. I 3 verantwort
lich sein, i-ta-na-pa-lu 38, 21; 72, 36.
apiltum Ausgleich (?). a-pil-ta 24, 11.
aplum (erblicher) Sohn, a-pil 23, 1; a-bi-il 82, 10.
aplütum a) Sohnschaft, Adoption, ap-lu-ut 22, 1; ap-
lu-tam 23, 3; ap-lu-tim 4, 12; ap-lu-ti-ia 22, 13; ap-lu-za
22, 17; ap-lu-ti-Su 46, 12; ap-lu-us-su-nu 46, 7. b) Sohnes
anteil. ap-lu-za 30, 31.
il-’EN epesu machen, a) bitam e. bauen. Mt il LUGAL . . . i-pu-uS
3, 6; b) tappütam e. Kompagnie schließen, i-pu-su 35,3;
c) temam e. eine Angelegenheit ordnen, i-pu-su 35, 5;
d) nikäsam e. die Rechnung machen, i-pu-us 70, 12;
e-bi-es (Präs.) 31, 18.
:n« 4 erebu a) eintreten. a-na bi-it a-bi-su i-ru-bu 11, 24; a-na
Mt <l Samas i-ru-bu 35, 4; i-ru-bu-u 70, 10; a-na Ga-gi-im
i-ru-bu 72, 21; b) in Mietsdienst treten i-ru-ub 33,14;
40, 14; 45, 14; 74, 10; 81, 11; c) ana biltim e. abgabe
pflichtig werden (vom Felde), i-ir-ru-ub 55, 27; 64, 27.
arnum Strafe, a-ra-an 1, 26; ar-na 72, 27; ar-nam 10, 9; 28,
18 (v. emedu).
UHK eresu verlangen. i-ri-[Su?J 62, 12.
ttVlXg eresu bebauen. e-ri-Su-ti[m] 11, 11; ir-ri-Su-tim 50,
6; 51, 6; 52, 8; 55, 14; 56, 7; 60, 6; 65, 11; 66, Hi
68, 10; 69, 9; 83, 6.
rnerisum Anpflanzung, ekil me-ri-eS 66, 4.
iskarum Flur, Land, is-ka-ri-im 8, 4.
aslakum Färber (?). as-la-ku 30“, 30.
aSrum Ort. a-Sar 14, 30.
iitu a) von (steigernd) iS-tu bi-i a-di huräsim 4, 15; 18, 26;
20, 9; 21, 17; 24, 8; 27, 9; 30% 21; 35, 13; 43, 13;
70, 21; is-tu zi-ka-ri-im 8, 19; b) lokal iS-tu di-im-tim
77, 11; c) gemäß (sc. dem Gesetze) 1, 46; 72% 13; d) konj.
sobald, is-tu 29, 17.
iStenü gegenseitig. iS-ti-ni-is 16, 32.
ita neben i-ta 7, 5; 8, 3; 11, 3. 5; 17, 2; 18, 9. 11. 22.24;
24, 3; 27, 2; 30, 7. 8. 17. 18. 20. 21; 34, 2; 43, 5; To,
2; 76, 2. 3.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
199
itti a) von. it-ti 40, 11; b) mit i-ti 6. 18; it-ti 27, 7; it-ti-ia
81, 18.
pnX.j eteku III 1 hinüberführen. su-tu-uk 17, 10; 80, 9.
3
belum Besitzer, be-el 51, 4; 63, 5; 65, 6. 10.
belturn Besitzerin, Herrin, be-el-ti 52, 6; 56, 5; 64, 11;
66, 9; 69, 7; be-el-[ti-]sa 4, 8.
IX,“ II 1 buuru a) überweisen. u-bi-ra-ku-Su 73, 18; u-bi-ra-
ak-kum 78, 20; u-ba-ra-ak-kum (Präs.) 73, 16; u-ba-ra-
ku-su 78,15; b) zusprechen (bei Gericht) u-bi-ru 70,13(?);
72 a , 29; u-bi-ir-ru 72 a , 15.
läbum Tor. ba-ab 11, 13; 15, 12; 18, 20; ba-bi-im 31, 4.
bäbtum Verlust, offene Schuld, ba-ab-tarn 35, 6; ba-ab-tim
35, 11.
iT3 bitum Haus. bi-it(?) 11, 23; bi-tim(?) 14, 26. 29; bi-tam
14, 26. 29; bi-ti-ia 14, 25; [bi-t]i-Sa 5, 8; pl. biteti bi-
ti-tim 14, 20.
bukänum Stab(?). bu-ka-nam 17, 10; bu-ka-na-am 80, 8.
rfc balu außer, ba-lu 43, 12.
balätu leben, ba-al-tu (Perm.) 1, 7; ba-al-ti-at 29, 15;
30, 33; 39, 9; 77, 14; bu-ul-ti-sa-a (Inf.) 72, 23.
n“D biritum Mitte, i-na bi-ri-it 83, 1.
1TO3 ba§ti vorhanden sein. i-ba-as-Su-u 4, 14; 21, 18; 72, 32;
ba-zu-u (Perm.) 49, 1; 60, 1; 68, 1; bi-zu-[u] 69, 1; ba-
si-a-am 65, 23; 68, 20.
busüm Vermögen. bu-Se-Sa 4, 12; bu-se-e-sa 18, 25.
baimum Schlangenkapelle (?). ba-aS-mu-um 72, 20.
:
gadum mit, samt, ga-du-um 18, 16. 21; 27, 1; 28, 2.
28} II 1 gullubu a) schneiden (das Haar) oder: brandmarken.
a-na gu-ul-lu-bi-im 25, 15.
72} gamälu voll sein, i-ga-am-mil 81, 12.
803 gamdru a) zu Ende sein, fertig sein, i-ga-mar (?) 40, 15;
Permansiv: ga-me-ir 13, 4; 36, 5; ga-am-ra-at 7, 13; 17,
11; ga-am-rum 20, 10; ga-am-ru 27, 8; 47, 12; ga-am-ra
200
II. Abhandlung: Schorr.
(pl. fern.) 24, 8. b) avätam, temam g. eine Sache erledigen.
ig-mu-ru 35, 9; 72, 36.
gamrum voll, kaspam ga-am-ra-avi 14, 26; a-m st-
mi-Su ga-am-ri-im 17, 7—8.
gimrum Gesamtheit, Summa, gi-mi-ir 46, 11.
gamirtum Vollziehung, a-na ga-me-ir-ti-su 80, 7.
“I
p“t dann, prozessieren, i-di-nu 16, 7.
dinum a) Urteil, di-in 4, 19; 5, 23; 8, 24; 22, 22;
72, 37; di-nam 10, 8; 15, 8; 16, 10; 21, 12; 25, 12; 26,
7; 72, 26; b) Prozeß, di-ni-im 9, 7.
daianum, pl. daianü Richter, da-ia-nu (pl.) 4, 5; 5,
17; 10, 8; 16, 8. 12; da-ia-nu-ni 10, 7.
Dtt"J dimturn Säule, Pfeiler, di-im-tim 77, 11.
duppum Tafel, Urkunde, dup-pu-um 15, 23; 22, 15; dup-pa
am 38, 8; 72, 12.24; dub-bi-im 13, 13; 14, 38; dub-ii
21, 21; 26, 9; dub-bi-su(?) 75, 9; pl. duppdti. dup-pa-at
28, 11; 46, 12 (v. ezebu).
1
ü a) und, sehr oft b) auch, ü 65, 22; 68, 19; c) und zwar.
il 72“, 20; d) ü ... ü sowohl als auch 15, 14.
bsi vabdlu bringen, ub-la-ku-su 78, 29; u-ba-la-kum 78, 27;
III 1 tu-Sa-bi-lu-nim 78, 11.
muttabiltum (I 2 Part.) bewegliche Sachen. [mu]-ta-li-
il-tum 5, 12.
ibi valädu gebären, i-vä-la-du 18, 18; vä-'l-du (Perm.) 18, 17;
vildum Kind. vi-li-[idj 5, 8; vi-il-di-Sa 18, 16.
vasü hinausgehen, u-zi (Präs.) 33, 16; uz-zi 40, 16; 81, 13;
III 1 süsü mieten, pachten. u-Se-zi 11, 12; 34, 8; 51, 7;
60, 9; 74, 6; 75, 8; 79, 6; 83, 7; u-se-si 50, 7; 52,10;
56, 9; 66, 13; 69, 10.
situm Aufgang (der Sonne), zi-it sa-am~Si 39, 6.
müsüm Ausgang, mu-zu-um 20, 4.
"pl varkum Nachlaß, vä-ar-ka 18, 25.
varki nach (dem Tode), vä-ar-ki 13, 7; 77, 17.
varkitum Zukunft, pl. varkäti daß. a-na vä-ar-ki-it ÜIW
7,14; pl. vä-ar-ki-a-at 1,10; vä-ar-ki-at 8,13; 17,12; 18,32.
Altbabylonische Rechtsnrknnden.
201
varkäti (pl.) Hinterlassenschaft, vä-ar-ka-ti-sa 4, 13;
18, 4; 30, 5; 30% 5; 43, 3. 11(?).
varkdtum Rückseite, vä-ar-ka-tum 28, 13.
T
zi(T)-bu-[zu ?] 26, 12 — ?
111 zäzu teilen, i-zu-us(zf) 6, 21; 76, 9; i-zu-u-zu 20, 8; i-zu-zu
24, 7; 27, 7; 35, 8; 36, 4; 47, 12; i-zu-uz-zu (Präs.) 65,
24; 68, 21; zi-iz (Perm.*) 36, 5; Plural: zi-zu-u 20, 10;
zi-i-zu 27, 8; zi-zu 47, 12; zi-za (pl. fern.) 24, 8.
OT zahätu auspressen, i-za-ha-tu 57, 10.
71 zdru hassen, i-zi-ir-su 77, 10.
1131 zilcarum Mann, zi-ka-ri-im 8, 19.
II “IUI »ff <l . . . zakdru einen Schwur leisten, iz-ku-ur 4, 8;
iz-kur 72% 9. 13.
zinütum Weib. zi-ni-iS-tum 8, 20.
Dpi zikütum Gesetzlichkeit, zi-gu-tum 15, 23.
zithm Anteil, zi-ti-sa 30% 34.
n
bun hibiltum Pfand. hi(?)-bi(?)-il-ti-$a 41, 10.
ri2tl hubtum lastenfrei, eklurn hu-ub-tum. 18, 19.
min hadü sich freuen, ih-du 30% 27.
jin bazänum Stadtvorsteher, ha-za-a-nu-um 14, 19.
"VH hdru erwählen (zur Gattin). i-hi-ru-H 59, 8.
hirturn Auserwählte, Braut. hi-ir-ti-Su 59, 14.
haläku verloren gehen, ih-li-ku-su 16, 5.
(ün himsatum (oder himistum?) Streitobjekt. hi-im-sa-tu-Su-nu
70, 5.
kipd zerstören, tilgen (die Urkunde), ih-pu-u 1, 47; i-hi-
pu-u (Präs.) 58, 14; hi-bi-a-am 38, 11; IV 1 Präs.: ih(?)-
hi-e-ib-bi 15, 24; i-hi-bi 22, 19; ih-hi-pu (Impf.) 72% 12.
Mränum. Weg, Handelsunternehmung, ha-ra-nim 35, 7. 12.
* In der Auffassung dieser und der folgenden Formen als Permansiva —
entgegen meiner ursprünglichen Fassung als Substantiva — folge ich
jetzt Ungnad OLZ 1906, Nr. VIII, S. 462 ff. Es ist daher überall zu
übersetzen: Er (sie) hat (haben) geteilt; er (sie) ist (sind) fertig. Vgl.
nneh s. v. gam&ru. [Korrekturzusatz.]
202
II. Abhandlung: Schorr.
13
dS‘ 4 l3 temurn Angelegenheit, te-im-su-nu 35, 5; ti-ma-H-nu-ti
72, 35 (v. epesu, gamdru).
X 4 3tfl tebitum Siegelring, te-bi-tnm 46, 8. 9. 10; te-bi-a-tim 46,
1. 11; te-bi-a-tum 46, 3. 23.
330 II 1 libbam tubbu befriedigen, u-ti-i-ib 15, 16 (?); u-ti-ib
70, 18; tu-ut-te-ib 14, 33.
(tubtum) pl. t.übäti Gutwilligkeit, i-na tu-ba-ti-su 46,14.
Tito tarddu verweisen (an jemand), it-ru-du-su-nu-ti 72“, 6.20.
iaSim mir (Pron. pers. Objekt), a-na ia-H-im 73, 21.
T idurn a) Mietslohn, i-di 45,7; b) Ort, Umfassung, i-di-su 18,21.
DP iimum Tag. ü(m)-mi-im 17, 13; 25, 20; 36, 8.
JÖ' imittum rechte Seite, i-mi-it-ti-su 60, 13.
II 1 ussupu Zinsen zahlen, u-sa-ap (Präs.) 19, 2.
rur iSÜ (eli) (gegen jemand) anhahen. i-Su 2, 12; 71, 7; i-su-u
1, 18; 5, 7; 13, 9; 18, 29; 39, 13; 43, 16; ti-Su (II. Pers.
sing.) 14, 32.
II 1 ussuru rechtlich vollziehen. u-Su-ur 48, 18.
miHrtum Gebühr, Sportel, mi-se-ir-tam 83, 13.
3
'S Iciam so, also (gewöhnlich mit folgendem umma). ki-a-am
14, 23. 34; 31, 12; 72, 15; 72 a , 9. 13; 73, 8.
kima a) Präp. anstatt, für. ki-ma 14, 26. 29; 28,12;
48, 12; b) entsprechend, ki-ma 60, 13; c) konj. dafür daß,
gemäß dem daß. ki-ma 29, 5; 47, 5.
bbD kallütum Brautschaft, a-na ka-al-lu-tim 59, 8 (v. Mru'j.
'tka-na-a$-ra(?) 5, 11 — ?
D“l3 karmum Weinberg (?). ka-ar-mu 64, 7.
kdSim dir (Pron. pers. II sing.), a-na ka-si-im 78, 9.
Ptt>3 kasddu (mit Akk. der Person) gelangen, kommen za J e ‘
mandem. ik-Su-du 21, 11; 38, 7; 41, 9; is-su-da-a (=
ikSuda) f. pl. 22, 10; ik-su-da 42, 5.
kisittum, pl. kiSddti Besitztum, ki-is-da-at 28, 3; ki-w
da-ti-Su-nu 46, 23.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
SSBBBSBB
203
103 katäru einsammeln (zu den Toten), is-tu . . . i-lu-sa ik-
te(])-ru-si 29, 17—18.
b
Id nicht, dub-bi (sa) la ra-ga-mi-im 5, 1; 10, 11; 21, 21; 25,
17; 26, 9; la-a 7, 15; la 16, 26; 17, 15; 21, 18; 23, 8;
31, 24; 72% 12. 30. 31; 78, 20. 29.
leu besiegen (im Prozeß), i-li-i-su-nu-ti 9, 8.
33b libbum Herz, li-bu 70, 14; li-ib-bi 14, 28. 33; li-ib-ba-[am]
48, 19; li-ba-? 48, 19; li-ba-su 7, 12; li-ba-su-nu 36, 6;
li-ib-ba-su-nu 47, 13.
libbu, libi (Präp.) von, in. li-ib-bu (von) 46,1; li-bi(in)
35, 7. 12.
*öb labirum alt. duppi-su la-bi-ri-im 75, 10.
labirütum Alter, bäb la-bi-ru-tim 16, 15.
Mb I 2 litbusu sich bekleiden, il-ta-ba-as-si 40, 12; 45, 13;
il-ta-ba-aS 81, 9; II 1 : u-la-ba-su 33, 12.
lubüsum Gewand, Kleidung, lu-bu-äa-am 22, 4.
Id gewiß (Partikel), lu-u 72 % 10. 27.
löb II 1 lummudu berichten, aussagen. u-la-ma-ad 31, 16.
[üb limnum Feind, li-mu-un 3, 15; 6, 22.
K.pb lakü nehmen, annehmen, il-ki 47, 7; il-ku-u 16, 22; 46,
7. 24; 53, 11; il-ki-a-an-ni 72% 11; te-li-ki (Präs.) 73, 13.
Ö
■m a) konj. nachdem passim; obwohl 78, 10. b) Partikel der
Betonung passim (vgl. S. 60—61).
Ö märum, pl. mdrü Kind, vna-ru 1, 27; 72% 27; ma-ri-Su
25, 22; 71, 3; ma-ri-su-nu 59, 7.
mdrtum Tochter, ma-ar-ti-sa 18, 28; 30% 26; 82, 7;
ma-ar-ti-Su-nu 30, 28; ma-ra-ti-[S]u 71, 3.
marütum Kindschaft, a-na ma-ru-tim 72% 11 (v. and).
I 2 mitguru sich ausgleichen, Übereinkommen. [im-t]a-
a g(?)-ru(?)-« 15, 13; 48, 16; im-ta-ag-ru 16, 18.
mitgurtum a) Freiwilligkeit, mi-it-gu-ur-ti-su 46, 15;
ty Übereinkommen, mi-it-gu-ur-ti-üu-nu 48, 15.
11Ö madddu abmessen, i-ma-da-ad 79, 9.
mitütum Tod. i-na mi-tu-ti-la-a 72, 13.
maharu a) empfangen, im-hu-ru 62, 4; ma-hi-ir 64, 29;
204
II. Abhandlung: Schorr.
65, 25; ma-ah-ra-at 45, 11; ma-ah-ru 55, 29; 59, 12.
b) mit Akk. gelangen, hintreten, im-hu-ru-u 72, 16.
mitharis in gleicher Weise, gleichmäßig, mi-it-ha-ri-il
35, 8;” 65, 24; 68, 20.
mitharsu adv. a) entsprechend. mi-it-ha-ar-Su 78,16.
18; b) solidarischerweise 78, 22.
mitharam adv. solidarischerweise, mi-it-ha-ra-am 78,29.
mahri vor. mah-ri-su-nu 31, 8; 73, 5; 78, 4.
namkartum Einkünfte, Spendenschatz, nam-ha-ar-ti 54,
1; nam-har-ti 67, 1.
naa matü fehlen, im-ti 28, 11; II 2 muttü abziehen. um-da-
t.i-su 78, 28.
“ÜÖ namkarum Tränke, nam-ka-rum 43, 4; nam-kar 64, 6.
sbö mala soviel als. ma-la 4, 14; 5, 7; 18, 17. 29; 49, 1; 60,
1; 65, 14; 68, 1. 12; 69, 1; 72, 31. 34.
mammam, maman irgendjemand, via-ma-an 2, 10; 13, 8; 71,4;
ma-am-ma-an 39, 11. 17.
mimma irgend etwas, mi-im-ma 1, 16; 2, 11; 6, 16; 21, 7.
15; 30, 11. 26; 30 a , 22; 39, 12; 43, 11; 71, 4; 72, 11.
niö manu zählen, i-ma-num-ma 72, 34.
minü was. mi-nam 14, 31.
-na mirrum gehacktes (?) Feld, me-ir-ra-am 37, 7.
meSekum geaichtes Maß(?). me-Se-ku 53, 1; me-se-ga-am 50,12;
53, 10.
mutum Mann, mu-ti-im 71, 10; [mu]-ti-ga 59, 18.
mutütum Mannschaft, a-na as-su-tim ü mu-tu-tim 2,
5—6; 77, 5.
muttatum Stirn(haar). mu-ut-ta-az-zu 25, 14.
3
nagüm Inselland, na gu-u 65, 3.
nägirum Fronvogt, na-gi-rum 31, 2.
n“tl nadü a) hinabstürzen, i-na-da (?)-ni-i§-si 77, 12. b) ver
nachlässigen. i-na-di 34, 14.
P naddnu geben, übergeben, i-din-nam 14, 27; id-di-nam 14
30; id-di-im-ma 22, 5; i-di-in 23, 3; 30 a , 37; 77, 6;
di-in 30, 14; 43, 19; 48, 17; 82, 8; ad-di-in 78, 10;
ad-di-nam 73, 22; i-di-nu 4, 7; 70, 3; id-di-nu 22, 3. 17,
25, 16; 29, 11; 30, 29; 72, 6. 24; id-di-na-ki 72, 11; U '
Altbabylonische Rechtsurkunden.
205
di-i§-su 21, 14; i-di-Si 2, 8; id-di-nu-Su 16, 13; id-di-nu-Si
41, 4; id-di-nu-u-ki 15, 11; id-di-nu-Su-nu-Si 58, 8; i-na-
di-in 30,31; a-na-ad-di-in 14,31; [i]-na-ad-di-[is-JSi 29,
16; i-na-di-Si 71, 11; i-na-ad-di-na-kum 73, 17; i-na-di-na-
kum 78,17; a-na-di-na-ak-kum 78, 19. 23; it-ta-na-di-H-im
(I 3 ) 30, 36; in-na-di-in (IV 1 ) 28, 15.
muSaddinum Agent, Spediteur, mu-sa-ad-di-ni 54, 8.
1!J nazäzu sieh stellen, iz-zi-zu 72 a , 24.
müzazum Wächter, mu-za-az ba-bi-im 31, 4.
w“j nuhSum Überfluß. “ är nu-hu-us ni-si 64, 35.
CÜ1 nikäsum Rechnung, ni (?)-ka-zi-Su 70, 12.
"Dl II 1 nukkuru ändern, u-na-ka-ru 2, 16; 6, 26; 13, 14; 77
Rev. 3.
mlI nasähu a) entziehen, i-na ap-lu-ti-sa i-zu-uh 22, 14; b) fort
nehmen. iz-zu-hu 58, 8; c) zurückweisen (den Anspruch)
ru-gu-[me-]e-$a i-zu-uh 4, 9; i-zu-hu 5, 18; 8, 11.
"1-3 napistum Seele, Lehen, na-bi-is-ti-su 3, 8.
msu, pl. nise Volk, Leute. uu-hu-uS ni-Si 64, 35.
Ml I 2 ' 3 ittasu, ittanaSu erhalten, Unterhalt gewähren, it-ta-
as-ku-u 29,7; it-ta-as-Si-Su-nu-ti 29,4; i-ta-as-si-im (Inf.)
29, 11. I s : i-ta-na-Si-Su 1, 9; it-ta-[n]a-s[i-si] 13, 6; i-ta-
na-a§-si-H 39, 10; i-ta-na-si-si 77, 16.
nimm Handerhebung, Schwur. ni-iS 4, 7; 7, 16; 15,
10; 31, 10.
D
p3Q II 2 sutannuku gemustert werden, uz-za-ni-ik 28, 10.
S
HlS II 1 puhhu Umtauschen, u-bi-ih 48, 17.
puhhurn Tausch, pu-uh-hu 48, 18; pu-uh 37, 5.
pühturn, pl. pühäti Tausch, pu-ha-ti 48, 5.
pfctm Frontseite, Antlitz, pu-zu 1, 5 (v. elelu).
‘JS patd.ru loskaufen, ip-tu-ur 44, 18.
püm Mund. In der RA istu pi adi huräsim: bi 18, 26;
Ke 4, 15; 20, 9; 21, 17; 24, 8; 30% 21; 35, 13; 43, 13;
70, 21.
Präp. pi, ana pi gemäß, bi-i 55, 17; a-na bi-i 65, 18.
^5 pänum Gesicht. pa-ni-Su 39, 7 (v. Sakänu).
206
II. Abhandlung: Schorr.
pdnium (m.) pl. panütum, adj. früher, ersterer. H-lu-
tum pa-nu-tum 72% 25.
“IpS pakddu übergeben, liefern, ap-ki-du-ka 73, 11; i-pa-ak-lci-
iz-zi 69, 19; i-pa-ki-iz-zi 83, 14.
pikittum Erhaltung, bi (T)-ki-ta-5a 22, 5.
“IpS pakdru reklamieren, klagen, ip-ku-ur 10, 6; 72% 17; ip-
ku-(ru-)ur 72% 4; ip-ku-ur-Su 26, 6; ip-ku-ru-u 9, 6; i-la-
ga-ru 72% 31.
lyü'S piUSatum Salböl, bi-Sa-tam 22, 4.
S s nS II 1 puttu urbar machen (ein Feld), u-pa-at-tu-u 55,24;
64, 24.
tiptitum Urbarmachung, a-na te-ip-ti-tim 55, 14; 64,13.
2t
fDlC sabätu packen, is-ba-tu 78, 6; as-ba-at 78, 13.
sibittum (vgl. hebr. .uns) Besitztum, si-bi-it 55, 9.
(simittu) pl. simddti Gesetz, Gesetzesanspruch, si-im-da-at
Sarrim 32, 11; a-na si-im-da-at-tu-us 72% 3.
-na sarrum falsch, sa-ar 22, 18.
P
rep kibü sagen, aussagen. ik-bi 14, 23; ik-bu-u 31, 12; 38,
11; 72, 15. 25. 28; 73, 8; i-ga-bi 1, 26; i-ga-ab-bi 59,15.
19; i-ga-bu-u 73, 24; i-ga-b[u-n]im 31, 18; a-na ga-bu
im Aufträge, durch Vollmacht 55, 10; 59, 4; 63, 6; 65,
p]p kanikum urkundliche Quittung, ka-ni-ik 58, 12; ka-ni-kam
58. 5; ka-an-kam adv. 73, 20.
kunukkum gesiegelte Urkunde, ku-nu-kam 10, 11; kv-
nu-uk-ki 72% 12; ku-nu-uk-ki-sa 5, 13; pl. kunukkdti. ku-
nu-ka-ti 1, 47.
“I2fp kisrum Mietslohn, ki-is-ri 33, 5; 40, 8; 45, 10; 74,7; 81,
4. 6; ki-is-ri-su 33, 8; ki-is-ru-su-nu 19, 6.
kdtum Hand, kdt-ti-a 73, 14.
"1
remu lieben, ta-ra-mu-u 30, 30.
ITSj“! reHum Anfang, Angabe, 'ri-iü-ti ki-is-ri 45, 10.
Hm rabü hinzufügen, i-ra-ab-bi-a 28, 14.
rabiänum Ortsvorsteher, ra-bi-a-nu-um 60, 5.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
207
DU ragdmu klagen, ir-gu-um 4, 5; 25, 11; 28, 7; 42, 4; ir-
gu-mu 5, 16; 21, 10; 28, 17; ir-gu-mu-u 8, 9; 15, 6; 72,
10; ir-gu-mu-H-im 41, 8; i-ra-ga-am 3, 14; 5, 20; 20, 12;
34,10; 25, 23; 27, 11; 28, 27; 35, 15; 36, 10; 37, 14;
38, 19; e-ra-ga-am 4, 16; 16, 25. 30; i-ra-gu-um 42, 13;
48, 21; i-ra-ga-mu 3, 17; 7, 15; 10, 16; 17, 15; 18, 35;
21, 24; 23, 8; 41, 16; 70, 22; 72, 33. 35; e-ra-ga-mu 8,
23; i-ra-ga-mu-u 15, 22; i-ra-ga-am-Sum 39, 17; ra-ga-
rni-im 5, 1; 21, 21; 26, 9; ra-ga-mi 10, 11; 25, 17.
rugummum Anspruch, Klage, ru-gu-mu 21, 20; ru-gu-
[me-]e-Sa 4,9; [r]u-gu-ve (?)-su-nu 5,18; ru-gu-mi-su-nu 8,11.
Tl“l II 1 ruddü hinzufügen, u-ri (?)-di 3, 9.
nditum Nachfolgerin, Erbin, ri-di-it 18, 4; 30, 5; 30“,
5; 43, 3.
ramänum Selbstheit. i-na ra-ma-[ni-]sa aus eigenem 5, 9;
sa ra-ma-ni-su sich selbst gehörig 29, 20; it-ti ra-ma-ni-
su-ma auf eigene Kosten 40, 11.
TO*! rasü a) (eli) eine Forderung haben ir-su-u 21, 9; 38,
10; b) besitzen i-ra-aS-su-u 18, 30; 43, 16; e-[ra-as-üu-u]
5, 7.
ir
sa a) welcher passim, b) Grenetivpartikel 29, 20; 72“, 1. 24;
c) konj. daß 72, 23.
kum Getreide. Se-am 11, 14; 12, 10; 60, 15; 65, 23; 68, 20;
69, 14.
"W (X 4f ) serturn Strafe. Se-ir-tam 42, 7.
sagürn Priester, sa-gu-um 3, 11.
iagütum Priesteramt. a-na sa-gu-ti-im 3, 13.
TTO sadddu eggen. is-sa-ad-da-ad(?) 50, 10; i-sa-ad-da-du 55,
18; 60, 12; 63, 13; 64, 18; 65,' 19; 68, 16; 69, 13.
Pl- Mm* er, sie pl. su-ma 14, 24; 72, 28; 73, 8; 78, 13;
su-u-ma 31, 13; 72“, 9; 78, 7; Su-nu-u-ma 72, 10. 36.
"ItTO satdru schreiben. iS-tu-ru 30“, 26; 72, 24; is-tu-ra-ki-im
72, 12; ta-as-tu-ri (II sing, f.) 72, 14; sa-at-ru 5, 13;
46, 13.
' ' %bwm, pl. iibü, üibütu Zeuge, si-bu (pl.) 31, 8; 73, 5; 78,
4; si-bi 14, 22; si-bu-Sa 72, 22; Si-bi-sa 72, 17; si-bu-tum
72“, 25; H-bu-tim 72“, 20.
208
II. Abhandlung: Schorr.
ttbtum, pl. Sibätu Zeugin. Si-ba-tic-sa 72, 22; §i-ba-ti-sa
72, 17.
Ciy sämu (Impf, isäm) kaufen. i-Sa-am 17, 7; 80, 6; i-sa-mu
6, 8; 25, 8; 28, 6; 37, 4; 44, 8; 72 a , 2; i-sd-mudi 5,10.
simum, pl. simdti Kaufpreis, Si-im 14, 25; n-mi-iu 17,
7; dup-pa-at Si-ma-tim 28, 11.
piy salcänu. a) pänam S. das Antlitz richten. pa-ni-Su ü-ku-un
30, 7. b) avdtam S. eine Sache Vorbringen, a-vä-at bi-ti-
tim iS-ku-nu 14, 21. c) mdndhtam s. die Kosten auslegen.
ma-na-ah-tam a-na eklim i-Sa-ak-ka-nu 65, 15—16; 68,13.
sulpum unbebautes Grundstück (?). a-na bi-i su-ul-bi-h
50, 9; 55, 17; 60, 11; 63, 12; 64, 17; 65, 18; 68, 15;
60, 12.
lybty saluUum ein Drittel. Sa-lu-uS-ti samnim 57, 2; (salsu)
f. Salus tum dritter, i-na sa-lu-us-tim Sattim 55, 26; 64, 26.
Summa wenn 78, 20. 29.
sumelurn linke Seite, su-mi-li-su 60, 14.
tyÖtT samsum Sonne. sa-am-Si 39, 6.
I miy Sanü wiederholen, is-nu-u-ma . . . i-zu-bu 21, 22 sie stellten
(die Urkunde) zum zweitenmal aus.
II Hlty Sattum Jahr, i-na . . . sa-at-tim 55, 26; 64, 26.
ilDty I 2 sitasü ausrufen. is-ta-as-su-u 61, 10; is-ta-su-u 67,10.
sisü Herold. Si-si ekallim 61, 9; 67, 9.
“piy naSpakütum Aufschüttung. na-aS-pa-ku-tum 53, 2.
bsty supalum unterhalb. Su-pa-lum 28, 13.
Sutpalum Niederung, i-na su-ut-pa-lu 44, 1.
bpty sakälu ahwägen, zahlen. is-ku-ul-su-nu-si-im 44, 17; a-Sa-
ga-al 73, 19; 78, 30; a-sa-ga-al-ni(?) 73, 25.
Surin(njum Säule, Säulennische. Su-ri-ni-im 16, 11. 14.
“1“liy sarrum König, sar-ri-im 31, 10.
“VSyty saSarum Kataster (?). Sa-Sa-rum 72, 19; Sa-Sa-ri-im 28, 9.
n
[tdnum Betrag, ta-a-an 70, 4.] a
DK s n tdmtum Meer. tam-tum ki 21, 42.
bzn tabdlu wegnehmen, i-ta-ba-al 9, 11.
■HD tdru (sc. ana avdtisu) denVertrag, resp. das Urteil anfecbten.
Falls nicht TA.A.AN ideographisch zu lesen ist.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
209
i-tu-ur 28, 6; 72 a , 16; i-tu-ru 28, 16; Präs.: i-ta-ar 4,
10; 10, 13; 25, 19; 28, 19; 42, 9; i-tar 36, 7; i-ta-ru 21,
23; a-ta-ar 31, 14; i-tu-ur-ru 5, 19; i-tu-ru 8, 12; 15, 17;
31, 10; 41, 15; 72 a , 30; i-tu-ru-u 16, 26; 70, 19; 72, 29;
i-tu-ra 37, 12.
II 1 turru zurückgeben, u-te-ru 38, 14; ut-te-ir-ru-si
11, 11; Präs.: u-ta-ar-ru 53, 12; tu-ta-ra-an-ni 31, 24; tu-
ra-am (Inf.) 38, 13.
tavirtum Flur, ta-vi-ir-tum 30, 15; ta-vi-ir-tim 65, 2.
nan tamü schwören, it-mu-u 7, 17; 13, 13; 26, 15; 28, 29;
31, 10; 44, 21; 48, 23; 49, 20; it-mu 16, 32; 29, 22;
it-ma (in. sing.) 17, 17; 21, 19; it-ma (f. sing.) 4, 18; it-ma
(pl. fern.) 8, 26; it-ma-a (pl. fern.) 37, 16.
II 1 tummü schwören lassen, u-ta-mu 72 a , 28.
tappürn Kompagnon, tap-pa-ka 78, 12.
tappütum Kompagnie, tap-pu-tam 35, 3.
jpfl takänu wohl bestellen, instandsetzen (ein Feld), i-ta-ga-ma
(= itakan-ma) 80, 5.
tiknum Anbauung, Urbarmachung, ti(?)-ik-ni-im 34, 7.
tirhatum Kaufpreis (bei Brautwerbung), tir-ha-at 59, 9.
SitzDngsW. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh.
14
210
II. Abhandlung: Schorr. Altbabylonische Rechtsurkunden.
Corrigenda et addcmla.
Nr. 29, 13 (S. 84) lies pissatum Salböl.
Nr. 33 (S. 94) lies nach Z. 17: 18 . . . 19 .
Nr. 41, 9 (S. 108) lies: daiani.
Nr. 43, 21 (S. 111) lies: lubustum Kleiderstoff.
Nr. 72% 7 (S. 170) lies: bäb\
Nr. 77 (S. 178) sind aus Versehen schon im Manuskript
nach der letzten Zeile (ßev. Z. 10) einige Zeugennamen aus
gelassen worden. Ergänze daher:
Eev. 11 pän Be-li-zu-nu 12 pän La-ma(?)-zi 13 pän il Aja-si-ti 14 pän Ru-
ba-tum 16 pän Zu-ka-al-ti 18 pän Na-ru-ub-tum 17 pän Sa-at- Ku-bi 18 pän Ru-
mu-zi-li 19 pän Za-za-tum 20 . .. Sin märat Bür-Sin 20 . . . 21 . . . pän A-ha-tum
22 pän Ku-mu-zi-li märat Is-Jia-ti-i[a] 23 pän a Aja-dämikat (&AG) 24 pän k-
ia-ar-tum.
Im Register der Ideogramme (Index E) ergänze an be
treffendem Orte:
DUB — kunukkum VIII 10 b , 27; VIII 19 b , am Rande;
VIII 19% am Rande.
TU — erib VIII 7% 23.
U — ammatum II 4, 4.
III. Abhandlung: Beer. Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 1
III.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria
de Ripoll.
I.
Von
Rudolf Beer.
(Mit 1 Kartellen im Texte und 12 Schrifttafeln.)
(Vorgelegt in der 8itzung am 4. Juli 190G.)
In dem Berichte über eine zweijährige spanische Forschungs
reise, der in den Bänden CXXIV—CXXXI dieser Sitzungsbe
richte unter dem Titel ,Handschriftenschätze Spaniens* erschien,
ist wiederholt, besonders bei den Bibliotheksnummern 24 (Barce
lona, Archivo General de la Corona de Aragon) und 391 (Ripoll)
auf die Bedeutung hingewiesen worden, welche den heute im
Kronarchive zu Barcelona aufbewahrten Überresten der alten
Ripoller Klosterbibliothek innewohnt. Sie umfassen 233 zum
großen Teile wohlerhaltene Codices, die mehr als 1000 Text
abschriften aus dem 9. bis zum 18. Jahrhundert bergen. Die
Anlage eines genauen Verzeichnisses dieser Handschriften war
eine der umfangreichsten, aber auch dankbarsten Aufgaben,
welche der erwähnten Forschungsreise von der Kirchenväter
kommission der kais. Akademie der Wissenschaften gestellt
worden waren; insbesondere zeigte sich nach Abschluß der
Katalogarbeit die Zweckmäßigkeit der erteilten Instruktion,
ohne engherzige Rücksicht auf den speziellen Zweck des Wiener
Corpus der lateinischen Kirchenväter womöglich sämtliche zu
einem bestimmten, wertvollen Fonds gehörige Manuskripte in
das anzulegende Verzeichnis einzubeziehen.
Der bereits vor Jahren im Sinne der erwähnten W eisung
ausgearbeitete Katalog der Ripoller Codices bildet eine der wesent-
Sitzangsber. d. phil.-liist. Kl. 155. Bd. S. Abh. 1
2
III. Abhandlung: Beer.
lichsten Ergänzungen jener Listen älterer spanischer Hand
schriften, die von spanischen und nichtspanischen Gelehrten bis
her veröffentlicht worden sind, insbesondere zu den Verzeich
nissen, die Gustav Loewe im Aufträge der kais. Akademie
angelegt und Wilhelm von Hartei im ersten Bande der Biblio-
theca Patrum Latinorum Hispaniensis aus dessen nachgelassenen
Papieren veröffentlicht hat.
Es erscheint darum gerechtfertigt, daß der jetzt zur Publi
kation vorbereitete zweite Band dieser Bibliotheca mit der Ver
öffentlichung des Kataloges der Ripoller Handschriften beginne;
Umfang und Eigenart dieser altkatalanischen Klosterbibliothek
haben jedoch dazu angeregt, diese vorerst zum Gegenstände einer
besonderen Studie zu machen und den Versuch zu wagen, die
Sammlung mit Rücksicht auf die Geschichte, die kulturellen,
speziell geisteswissenschaftlichen Bestrebungen des Klosters
und unter Hinweis auf die allgemeinen literarischen Strö
mungen zu erläutern. Einen solchen Versuch gerade bei Ei
poll zu machen, verlockte der Umstand, daß die aus dieser
Klosterbibliothek erhaltenen Codices allein schon numerisch die
Reliquien selbst der bedeutendsten anderen mittelalterlichen
Bibliotheken Kataloniens, wie San Cucufate de Vallds, Pöblet,
Santas Creus, Urgel weit übertreffen. Ja, auch auf altkasti-
lianischem Boden spricht keine der mit Recht berühmten alten
Klosterbüchereien, weder Arlanza noch Cogulla oder Sahagun,
nicht einmal Silos durch so zahlreiche literarische Überreste heute
zu uns wie Ripoll.
Durch die dankenswerte Unterstützung Sr. k. u. k. Maje
stät Oberstkämmereramtes und der kais. Akademie der Wissen
schaften ist es dem Verfasser ermöglicht worden, im Frühjahre
1905 den seinerzeit angelegten Katalog der Rivipullenses m
Barcelona zu überprüfen und in jenen Teilen, welche für die
vorliegende Untersuchung von Wichtigkeit schienen, zu er '
gänzen; so war das Material gewonnen, um die geistigen Haupt
strömungen, welche das Kloster vom Beginn der Reconquista
bis zum Ausgange des Mittelalters beherrschten, die Pflege litur
gischer, literarischer und wissenschaftlicher Interessen klarzulege”
und hierbei gewisse Normen festzustellen, die auch für die Geistes
geschichte anderer älterer Klöster auf spanischem Boden gelte”
mußten.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
3
Eine derartige Untersuchung wurde für Ripoll wiederholt
angebahnt, bis jetzt aber noch nicht durchgeführt. Die Er
klärung hierfür kann nur in dem Umstande gefunden werden,
daß über der Erforschung der so merkwürdigen Klosterbiblio
thek Ripoll ein eigentümliches Verhängnis gewaltet hat. Ge
rade diejenigen, die befähigt waren, uns ausreichende Kunde
über die literarischen Schätze der alten Abtei zu geben, haben
sich entweder mit der Beschreibung einiger weniger Codices
begnügt oder nur ganz flüchtige Listen schlecht gefaßter Titel
gegeben, während es anderen, die in der Lage und Willens
waren, aus dem Vollen zu schöpfen, an Fähigkeiten gebrach,
den Anforderungen zu genügen, die wir an Handschriftenunter
suchungen stellen müssen.
Der erste, der eine systematische Aufnahme der Urkunden
und Handschriften Ripolls begann, war Gerönimo Pujades
(geh. in Barcelona 1568, gest. ca. 1645), der für seine groß an
gelegte Geschichte Kataloniens in 40jähriger unermüdlicher
Arbeit die öffentlichen und Privatbibliotheken seiner Heimat,
insbesondere die der Klöster eifrig durchforschte und hiebei auch
Archiv und Bücherei unseres Klosters sorgsam berücksichtigte.
Die Früchte seines Fleißes zu genießen war ihm freilich nicht
vergönnt; seine bis zum Jahre 1162 fortgeführte Crönica de
Cataluna erschien erst zu Beginn des 19. Jahi’hunderts, während
die von Pujades gesammelten Urkunden Pierre de Marca
(geb. 1594, gest. 1662 als Erzbischof von Paris) an sich brachte,
der 1644 von Ludwig XIV. zum Generalintendanten Kataloniens
bestellt, bis 1651, also sieben Jahre hindurch, auf diesem Posten
blieb und während dieser Zeit das Material zu einem umfas
senden Quellenwerke erwarb, das Etienne Baluze unter dem
Titel: ,Marca Hispanica sive Limes Hispanicus, Hoc est Geo
graphica et historica descriptio Cataloniae . . . Auctore illustris-
simo viro Petro de Marca', mit einem an Jean Baptiste Colbert,
den Sohn (Marquis de Seignelay), gerichteten Vorwort, Paris
1688, bei F. Muguet herausgab.
Die Ripoller Quellen wurden für das Werk gut ausge
nützt — das beweist z. B. der Abdruck der Gesta comitum
ßarcinonensium aus einer Handschrift des Klosters sowie die
Mitteilung einer stattlichen Zahl wichtiger Urkunden aus den
iartularen und Einzeldokumenten Ripolls — ja man begnügte
l*
4
III. Abhandlung: Beer.
sich nicht mit dem Nehmen von Abschriften, denn außer den
beiden Manuskripten der Pariser Nationalbibliothek Nr. 3875
(olim Baluzianus) und Nr. 5132 (olim Baluzianus), auf deren
Ripoller Ursprung bereits Leopold Delisle hinwies (Le Cabinet
des mss. de la Bibliotheque Nationale I, 364 f.), vermag ich
noch drei Handschriften der Bibliotheque Nationale namhaft zu
machen, die mit den Requisitionen Marcas im Archiv und in der
Bibliothek Ripolls in Zusammenhang zu bringen sind. Sehr deut
lich spricht sich über diesen für die Geschichte der Ripoller
Handschriftenbestände wichtigen Umstand einer der verläßlich
sten Gewährsmänner, Felix Torres Amat, aus, der in seinen
Memorias para ayudar a formar un Diccionario critico de los
Escritores Catalanes, Barcelona 1836, S. 510 in dem Gerdnimo
Pujades gewidmeten Artikel bemerkt, daß sämtliche Papiere
des verdienten Sammlers an Marca übergingen, und darauf
gegen diesen die schwere Beschuldigung erhebt, zahlreiche kost
bare Idandschriften (multitud de preciosos cödices) katalanischen
Archiven entnommen und nach Frankreich gebracht zu haben.
Andererseits mag angeführt werden, daß der Kodex mit
den Kapitularien fränkischer Herrscher, den Marca und Baluze
aus Ripoll entlehnten, um ihn für die von ihnen vorbereitete
Ausgabe: Capitularia regum Francorum Paris, 1677 (2 Bände)
zu kollationieren, wieder zurückgestellt wurde, wie dies mit
einer etwas auffälligen Breite in Kapitel XLVII der praefatio
zur genannten Ausgabe erzählt wird. Man hat aber dabei
festzuhalten, daß es sich hier um eine durch die Behörden
vermittelte, wenn man will, ,amtliche' Entlehnung handelte.
Jedenfalls wird man anerkennen müssen, daß die erste
Bekanntmachung Ripoller Handschriften und Urkunden, welche
zwei französische Historiker ins Werk setzten, im Grunde dem
Sammeleifer eines katalanischen Forschers verdankt wird, und
man kann den Unmut der spanischen Gelehrten begreifen, daß
im Index der allverbreiteten Marca Idispanica der Name Pujades
nur einmal, und zwar in der Form: ,Pujadesii inscitia notatur
angeführt erscheint.
Von den Bibliothekaren und Archivaren des Klosters haben
sich gar manche ehrlich bemüht, die Ripoller Bestände bekannt
zu machen und zu verwerten, waren jedoch nicht in d fr
Lage, die Ergebnisse ihrer Arbeiten zu veröffentlichen. D a
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
5
auch Enrique Florez, der verdiente Herausgeber der Espana
Sagrada (1747 ff.) und Begründer der wissenschaftlichen Kirchen
geschichte Spaniens, Ripoll nicht besuchte, so blieben die dort
aufbewahrten Handschriftenschätze so gut wie unbekannt, bis
Jaime Vilianueva in den Jahren 1806 und 1807 auf seiner
so ergebnisreichen Rundreise durch Katalonien Ripoll berührte.
Die Mitteilungen (Briefe) über Villanuevas Studien in der
Klosterbibliothek, veröffentlicht im 6. und 8. Bande seines Viaee
literario a las iglesias de Espana, gehören zum wertvollsten, was
wir an Beschreibungen Ripoller Handschriften besitzen. Leider
hat der treffliche Gelehrte von 300 Manuskripten, die er in
der Bibliothek sah, bloß 26 beschrieben. 1 Von diesen sind heute
nur mehr fünf vorhanden, 8 zum mindesten ist nur mehr dieser
kleine Bruchteil in dem gegenwärtig im Barceloneser Kronarchiv
aufbewahrten Hauptstock der alten Sammlung zu finden. Schon
dieses numerische Verhältnis beleuchtet die Verluste, welche
die prächtige alte Klosterbibliothek erlitten hat; erwägt man
ferner, daß Vilianueva nur die wertvollsten Stücke beschrieb,
so wird die Größe dieses Verlustes noch deutlicher; die erle
sensten Codices der Sammlung, wie der Silberpsalter und die
reichhaltige Sammelhandschrift aus dem 8. Jahrhundert (vgl.
unten), scheinen unwiderbringlich verloren; wie die Forschung
andere Lücken (Fuero juzgo aus dem Jahre 1011 [Vill. 13], Ran-
geriuscodex [Vill. 15], Schriften des Mönches Oliva [Vill. 19])
wenigstens mit Rücksicht auf die Texte zu schließen sucht, wird
noch später nachzuweisen sein.
An Villanuevas verdienstliche Untersuchungen reihen sich
die Bio- und bibliographischen Mitteilungen an, die Felix
Torres Amat seinen bereits erwähnten Memorias einverleibte.
Er hat das Ripoller Archiv und die Bibliothek sorgsam für
seine Zwecke ausgentitzt, aber eben diese geboten eine Be
schränkung auf die katalanischen Autoren, so daß sein Werk
a bgesehen von der Anordnung nach den Verfassernamen
~~ ebenso wenig einen Überblick über die Gesamthestände
liefert wie Villanuevas Notizen. Einen Versuch, Torres Amats
Die fortlaufende Beschreibung Viage VIII, 36—59 führt 20 Nummern
an i doch werden unter Nr. 5, 9, 19 je zwei, unter Nr. 3 sogar drei Co
dices erwähnt und dazu kommt das Psalterium argenteum aus dem Ar
chiv, S. 34f. » 3; 6; 11; 17; 19, 2.
6
III. Abhandlung: Beer.
Mitteilungen zu ergänzen, hat Juan Corminas in seinem
Burgos 1849 erschienenen ,Suplemento‘ unternommen, aber
dieser Versuch ist mißglückt. Der Suplemento enthält zwar
Nachrichten über eine stattliche Reihe Ripoller Codices, sie
sind aber meist ganz unzuverlässig und stets mit größter Vor
sicht zu benutzen. So erwähnt der Autor unter den Rivipul-
lenses S. 297 ein ,Sacramentale de Montelaud“ (richtig Guilelmns
de Monte Lauduno), S. 311 hei den tratados medicos solche
,de Cophoca, Jaros“ statt ,Cophon“ und ,Alexander yatros', wie
in dem heute mit Nr. 181 signierten Kodex deutlich zu lesen
ist. Wäre man angesichts solcher Proben geneigt, über die viel
berufene spanische Flüchtigkeit zu klagen, so hält man wieder
zurück bei der Durchsicht der Liste, die nach brieflichen Mit
teilungen eines sonst verdienten deutschen Forschers, Gotthold
Heine, im Serapeum VIII (1847), S. 85—88 veröffentlicht wurde.
Zu unserer Überraschung finden wir unter Nr. 4 dieses Verzeich
nisses einen Guilelmus de Mandoysto zitiert (statt Mandagoto),
unter Nr. 50 heißt es ,rogante discipato (sic) eins Gloancon“ (statt
ad Glauconem discipulum) und einmütig sind Corminas und
Heine in der Mitteilung des Titels von Nr. 74: Liber glossarum
et tonologiarum (richtig: etymologiarum).
Da Paul Ewald in seinem Reisebericht (Neues Arcb. d.
Ges. f. ä. d. Geschichtskunde VI, 1881, 386—388) nur einige
wenige Ripoller Handschriften und diese zumeist ganz kurz
beschrieb, Gustav Loewe aber, der Gefährte Ewalds, das
Barceloneser Kronarchiv auf seiner Forschungsreise nicht be
rücksichtigte, so durfte man erwarten, daß Isidoro Carini,
der 1S82 in amtlichem Aufträge die spanischen Archive und
Bibliotheken durchforschte, die hier gekennzeichnete Lücke
ausfüllen werde. Doch sieht man sieh in dieser Erwartung
getäuscht; Carinis Bericht: Gli Archivi e le Biblioteche di
Spagna, Palermo 1884f., für die Kenntnis vieler Handschriften
sammlungen Spaniens nützlich, läßt uns gerade bei Ripoll fast
ganz im Stich. Mit Staunen liest man (a. a. 0.1, 49), daß das
Kloster, dessen erste Weihurkunde aus dem Jahre 888 stammt,
der ,rifugio delle lettere ne’ secoli VIII, IX e X“ gewesen und
ein .monumento insigne dell’ ordine bizantino“ bilde. Die An
gaben über die Handschriften, durchaus unvollständig, wieder
holen nur die früheren bereits bekannten Notizen, auch deren
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Eipoll. L
7
Irrtümer (über tonologiarum), bei dem Exemplar der Vita soli-
taria Petrarcas werden die schon dnrcli Amat und Corminas
mitgeteilten, gerade für Carini wichtigen Umstände der Ent
stehung der Abschrift übersehen usw.
Diese Rückschau ist nicht eben erfreulich aber nötig,
wenn die Tatsache erklärt werden soll, daß nicht wenige Biblio
graphen und Literarhistoriker, darunter Meister von erprobter
Gewissenhaftigkeit, die im Kronarchive zu Barcelona verwahrten
und dem Studium bereitwillig zur Verfügung gestellten Ripoller
Handschriften als nicht vorhanden ansehen und sich bei ihren
Forschungen auf ältere, zum Teil unzuverlässige Daten stützen,
gelegentlich auch Abschriften publizieren, deren Originale in
Barcelona leicht zugängüch sind. So hat Leopold Delisle in
einer Rote sur le Recueil intitule De miraculis sancti Jacobi
(Le Cabiuet Historique XXIV, 1878, 1 ff.) einen Brief des Ripoller
Mönches A. de Monte aus dem Jahre 1172 (oder 1173), der
uns noch beschäftigen wird, veröffentlicht und über die Quelle
folgendes bemerkt (a. a. 0., S. 2, Anm. 1): Cette lettre, dont il
J a deux copies dans le volume 372 de la collection Baluze
(f“ 6 et 38), se trouvait au XVII® siede dans le ms. 38 de
l'abbaye de Ripoll. Le ms. 38 etait l’extrait meine que l’auteur
de la lettre avait pris en 1173 du recueil conserve a Saint-
Jacques de Compostelle. Auch die gelehrten spanischen For
scher Fidel Fita und Aureliano Fernandez-Guerra haben sich
bei diesem Quellennachweise beruhigt; in ihrer trefflichen Publi
kation Recuerdos de un viaje ä Santiago de Galicia, Madrid
1S80, p. 42 heißt es: La carta 6 dedicatoria que el monje Ar-
naldo trazö j puso por cabeza de su trabajo literario, se guar-
daha original en la biblioteea de Ripoll, cuando Balucio tomö
de aquel monasterio los documentos justicativos que tanto ava-
kran la Marea hispanica.
Das Original des Briefes befindet sich zu Beginn des
jenen Auszug enthaltenden Rivipullensis Nr. 93 im Kronarchiv zu
Barcelona und nach diesem Original ist der Text in den Hand-
ächriftenschätzen (Bibliotheksnr. 391) herausgegeben worden.
Bezeichnend ist auch eine Xotiz A. Farinellis in seiner
Studie Sulla fortuna del Petrarca in Ispagna nel Quattrocento
(Gicau. stör, della letter. ital. XLIV, 297—350). Nach dem
früher bereits erwähnten handschriftlichen Exemplar der Vita
8
III. Abhandlung: Beer.
solitaria des Petrarca auf Grund der von Corminas gebotenen
Angaben forschend, bemerkt er (a. a. 0. 303, Anm. 3): dovrebbe
trovarsi all’ ,Arch. gener. de la Corona de Aragon' proveniente
da Ripoll. Io ne chiesi invano notizia a’miei amici di Catalogna.
Das Exemplar existiert, allerdings nicht unter der von Cor
minas zitierten Nummer (106), sondern unter Nr. 104 der Rivi-
pullenses und wird uns gleichfalls noch beschäftigen.
Wie scheinbar geringfügige Einzeichnungen in Ripoller
Manuskripten zur Klärung literarhistorischer Fragen beisteuern
können, lehrt die am Schlüsse des cod. 74 eingetragene Feder
probe: . . . Baldasar. Gasbar. Melchior. Ad orandum dominum
uenientes. tria rnunera secum tulerunt. K. A. Martin Hartmann,
Uber d. altspan. Dreikönigsspiel, Bautzen 1879, hatte nachzu
weisen versucht, daß die bekannten drei Namen erst seit ihrer
Elevatio (1158) oder Translatio (1164) verbreitet gewesen seien;
die Ripoller Federprobe nun stammt aus dem Ende des 10.,
spätestens aus dem Anfänge des 11. Jahrhunderts, zeugt gegen
jene Annahme und für die an ihr von Baist geübte Kritik (Zs.
f. rom. Phil. IV, 1880, 443 f.).
Handelte es sich hier um die mangelnde Antwort auf
einzelne Fragen, so wird die Unkenntnis, die im allgemeinen
betreffs des Inhaltes der noch erhaltenen Rivipullenses herrscht,
bedenklich, wenn auch umfassendere Publikationen der Auf
schlüsse entbehren, die ihnen eine frühere, halbwegs ent
sprechende Katalogisierung hätte bieten können. Man denkt
da in erster Linie an die großangelegte Bibliografia Hispano-
Latina cläsica, 1 in welcher Marcelino Menendez y Pelayo, der
erste zeitgenössische Literarhistoriker Spaniens, dem Alt- und
Neuphilologen, dem Handschriften- und Geschichtsforscher eine
Fülle von Daten — nicht bloß bibliographischer Art — vor
legt. Angesichts des reichen, hier gebotenen Materials ist es
doppelt bedauerlich, daß an dieser Stelle die Ripoller Hand
schriften teils durch ihre Abwesenheit glänzen, teils nach alten,
ungenauen Quellen zitiert sind. In dem Artikel Boethius z. B.
nennt Mendndez (S. 222 f.) einen ,C6dice del tratado de Musica,
1 ,C6dices — ediciones — comentarios — traducciones — estudios criticos
— imitaciones y reminiscencias. 4 Erscheint in der Biblioteca de la R e '
vista de Archivos, Bibliotecas y Museos seit 1902 als Beigabe diesei
Zeitschrift in Madrid und ist jetzt bis zu dem Buchstaben C geführt.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
9
n. 103 de la biblioteca de Ripoll“, hält sich wie schon Amador
de los Rios (Ilistoria critiea de la literatura Espanola II, 239)
ausschließlich an Villanueva und trägt über das Verhältnis
des im Kodex gleichfalls eingezeichneten Gedichtes Olivas ,de
musica“ zu der Schrift des Boethius einige Vermutungen vor,
die erst durch genauere Erforschung der, wie es scheint, ver
loren geglaubten, aber heute noch (unter Nr. 42) erhaltenen
Handschrift ihre eigentliche Stütze erfahren.
Sodann verzeichnet Menendez zwei Nummern des alten
Inventars der Handschriften von Santa Maria de Ripoll (Villa
nueva, Viaje literario VIII, 35) nämlich: (163) ,Quaterniones
de Boeci, de Juvenal, de Atanasio“ sowie (192) ,Boecius“ und
bemerkt hierzu ,Acaso sea el mismo que hoy existe en el ar-
chivo de la corona de Aragon con este titulo: Boecii de con-
solatione philosophica, quam explicationem assumpsit manibus
Johannis Terrat studentis die Martis 30 decembris 1478“ (Cor-
minas, Suplemento a Torres Amat, 316).
Es ist dies ein Schulbeispiel, wie die früheren unvollstän
digen oder unrichtigen Angaben über die Rivipullenses auch
umsichtige Forscher irreführen können. Zunächst ist die Ter-
ratabschrift von den Angaben des alten Kataloges zu trennen.
Die subscriptio bietet nicht, wie Corminas angibt, explicationem,
sondern explectionem. Terrat ist nicht Erklärer, sondern der
Schreiber der 1478 vollendeten Handschrift, 1 die in dem alten,
aus dem 11. Jahrhunderte stammenden Verzeichnis der Kloster
bibliothek natürlich nicht angeführt sein kann. Der ,Boecius“
dieses Kataloges ist aller Wahrscheinlichkeit nach der von
Menendez zuerst erwähnte Kodex mit den Versen Olivas, der
beute noch unter Nr. 42 erhalten ist; die ,Quaterniones de
Boecii“, von denen das alte Verzeichnis zu berichten weiß, sind
Mit noch größerer Bestimmtheit in dem gleichfalls noch erhal
tenen Rivipullensis Nr. 168 wiederzufinden. 2
Heute Rivipullensis 81, also nicht aus San Cucufate, wie Menendez,
s S. 228, offenbar durch Corminas irregeführt, angibt.
Dieser aus dem 11. Jahrhundert stammende Kodex mit dem modernen
Kückentitel ,Tratado de matematicas* ist am Anfang und am Ende ver-
stümmelt, die Quaternionen sind schlecht in folgender Weise zusammen
gebunden: I, II, III, XII, XI, X, IX, VIII, VII, IV, bei Quaternio XII
u &d IV fehlt der bezügliche Vermerk (römische Zahl).
10
III. Abhandlung: Beer.
Wie der Artikel Boethius, so werden auch die Daten über
das Schicksal der sogenannten Disticha Catonis auf spanischem
Boden, die Menendez in der genannten Bibliographie zusam-
mengestellt hat, Erweiterung und Modifikation erfahren. Das
nämliche gilt von der schönen, demselben Gegenstände gewid
meten Studie von Karl Pietsch: Preliminary notes on two old
spanish versions of the Disticha Catonis, The Decennial Publi-
cations der Universität Chicago, Bd. VII, 1902. Es läßt sich
nachweisen, daß eine sehr frühe in Spanien angefertigte Ab
schrift der lateinischen Disticha sich bisher unbenützt unter
den Rivipullenses (Nr. 106) befindet, sie scheint dem von Me
nendez (a. a. 0., S. 318) so gerühmten Codex de Azagra der
Madrider Nationalbibliothek an Alter ebenbürtig zu sein; 1 zwei
spätere, gleichfalls bisher unbekannte Abschriften der Disticha
bezeugen das Jahrhunderte hindurch ungeschwächte Interesse,
das man in Ripoll für jene Sentenzen hegte.
Auch in vielen anderen Beziehungen führt die genauere
Kenntnis der Handschriften dieser Klosterbibliothek den auf
spanischem Boden und außerhalb desselben erschienenen Ar
beiten über bestimmte Gebiete geistiger Betätigung im Mittel-
alter beachtenswertes Material zu. Bezeichnend ist es, daß
Juan Facundo Riano in seinen Critical and bibliographical notes
on eai’ly spanish rnusic, London 1887, die zum Teile sehr alten
mit Neumen versehenen Ripoller Handschriften durchaus un
berücksichtigt läßt und von dem bereits erwähnten Carmen
Olivas über die Musik, das wir aus dem Originale vollständig
mitteilen werden, nur zu bemerken weiß (a. a. 0., S. 7): k>
the monastery of Ripoll there existed form er ly a Latin poem
on music, composed in the eleventh Century by a monk named
Oliva, which is supposed to have been a composition founded
on Boetius’ book.
Berücksichtigt man die erhaltenen Ripoller Handschriften
späterer Zeit, so ist vor allem zu bedauern, daß einem der
trefflichsten Kenner mittelalterlicher Rechtsquellen, W. Schulte,
bei der Ausarbeitung seiner Geschichte der Quellen des kano-
1 Die Alterszuweisung des Toletanus ist allerdings nicht sicher. Menende
a. a. O. meint, der Kodex sei s. XI, Ewald weist ihn (Reise, 316) dem
Loewe (Hartel-Loewe, B. P. L. H., I, 284) dem 9.—10. Jahrhundert tu-
Der Rivipullensis gehört dem 10. Jahrhundert an.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
11
nischen Rechtes ein Verzeichnis der einschlägigen Ripoller Be
stände nicht zur Verfügung stand. Auch die umsichtige Studie
von Guillermo Maria de Brocä und Juan Amell: Instituciones
del derecho civil catalan (Barcelona I 3 , 1886) erfährt in den
Quellenangaben durch die einschlägigen, in Ripoller Hand
schriften enthaltenen Texte mancherlei Ergänzung. Diese Er
wägung war es, welche auch der recht mühseligen Beschreibung
der Rechtshandschriften tunlichste Sorgfalt zuzuwenden gebot.
Erscheint nun die Aufnahme der noch existierenden Über
reste der alten Ripoller Klosterbibliothek angesichts des hier
angedeuteten Standes unserer bisherigen Kenntnis der Samm
lung vielfach wie ein Heben fast vollständig unbekannten lite
rarischen Gutes, so erhellt hieraus die Schwierigkeit der Auf
gabe, die für die Bibliotheca patrum Hispaniensis gerade bei
diesem Handschriftenbestand gelöst werden sollte. Andererseits
war es verlockend, nach bestmöglicher Erfüllung der Katalogi
sierungsarbeit die Summe dessen zu ziehen, was diese litera
rischen Denkmäler innerhalb der Geistesströmungen während
eines Zeitraumes von mehr als 600 Jahren bedeuten. Es ist
die Möglichkeit geboten, die Codices jenes alten Klosters, ab
gesehen von dem Wert der einzelnen Handschrift als Textzeug
nis, als Produkt mannigfacher literarischer, wissenschaftlicher,
gelegentlich auch künstlerischer Interessen zu betrachten und
unter spezieller Berücksichtigung dessen, was uns die Denk
mäler der Ripoller Bibliothek von diesem Gesichtspunkte aus
sa gen, ein quellenmäßig dargestelltes Bild der geistigen Betäti
gung eines Kulturzentrums vom Range Ripolls, angefangen von
der Reconquista bis zum Ende des Mittelalters, zu entwerfen.
Dies hat der Verfasser der einzigen vorhandenen Ge
schichte des Klosters, Jose Maria Pellicer y Pages (Santa Maria
del Monasterio de Ripoll, Matard 1886) fast ganz außer Acht
gelassen, ja an manchen Stellen des Buches erhält man den
Eindruck, daß der Autor von den in Barcelona aufbewahrten
Manuskripten Ripolls gar keine Kenntnis besitzt. Und doch
darf man eben hier bei züchtiger Lösung der gekennzeichneten
Aufgabe hoffen, für ein katalanisches Kloster das zu bieten,
Was Marius Fdrotin für ein berühmtes altkastilianisches Kloster
m seiner Histoire de l’Abbaye de Silos, Paris 1897, speziell in
en Abschnitten Histoire littei’aire de Silos, 249 ff. und Les
12
III. Abhandlung: Beer.
manuscrits de Silos, 257 ff., mit so lohnendem Erfolge ver
sucht und durchgeführt hat. Zu einem solchen Gegenstück
gerade Ripoll auszuersehen, mag noch der Umstand ermuntern,
daß die Ripoller Handschriften nicht nur in erheblich größerer
Zahl erhalten sind als die Silenser (233 Manuskripte des
katalanischen Klosters gegenüber 98 erhaltenen des altkasti-
lianischen), sondern auch dem Inhalte nach weitaus vielgestal
tiger sind und durch Ursprungs- und sonstige Vermerke eine
Fülle geistiger Beziehungen, die Ripoll Jahrhunderte hindurch
unterhielt, offenbaren. Allerdings besitzt Ferotins Geschichte
der Abtei Silos eine Grundlage, über die wir für Ripoll
leider nicht verfügen: die sorgfältig zusammengestellte und von
dem Autor mustergültig veröffentlichte Sammlung der Silenser
Urkunden: Recueil de Chartes de l’Abbaye de Silos, Paris
1897. Alle Teile der Histoire bilden Zeugnisse dafür, mit wie
großem Nutzen die Silos betreffenden Dokumente auch zur Auf
hellung der kulturellen Bestrebungen des Klosters verwendet
werden konnten. Eine ähnliche Nutzanwendung für Ripoll ist
nun freilich ausgeschlossen. Im August des Jahres 1835 hat
während des Bürgerkrieges eine der militärischen Zucht ent
wachsene Bande das Kloster gestürmt, Mönche ermordet, Altäre
und Särge geschändet, schließlich den prächtigen Bau in Brand
gesteckt und damit auch das Archiv, das damals noch einen
Schatz der erlesensten Originalurkunden barg, für immer ver
nichtet. 1 Pröspero de Bofarull, der damalige Chef des Kron-
archivs zu Barcelona hatte, die Gefahr ahnend, wenige Jahre
vorher die Urkunden des Archivs von Santa Maria in seinen
Depots geborgen und nur ungern auf das Drängen ihrer Be
sitzer hin zurückgestellt. Allein dem Umstande, daß Bofarull
die Codices unter vielem Zögern zunächst in ganz kleinen Losen
zurückstellte, ist es zu verdanken, daß noch ein so stattlicher
Rest der Ripoller Handschriftenbibliothek geborgen wurde; 8 seit-
1 Hierüber Jose Maria Pellieer y Pagds: Santa Maria del Monasterio <le
ßipoll, 255 ff.
2 Vgl. Manuel Milä y Fontanals: Noticia de la vida y escritos de D. Pw
spero de Bofarull y Mascaro, Barcelona 1860, 45, Anm. Fr. de Bofaiu
y Sans, Apuntes bibliograficos, enthalten in der Sammlung: Conference
dadas en el Ateneo Barcelonas relativas ä la Exposiciön universal, B ar
celona, 1890, gibt S. 512 die Zahl der 1835 verbrannten Codices auf 129an.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
13
her zählen die geretteten Rivipullenses zum Besitzstände des
Kronarchives. Dem Brande fielen, wie wir leider bestimmt an
nehmen müssen, auch die beiden Cartulare des Ripoller Archives,
die Bofarull noch wenige Jahre vorher benützt hatte, zum
Opfer; denn sie werden seither nirgend mehr genannt und
erscheinen auch nicht in der Sammlung solcher Kopialbücher,
die im Archivo histörico nacional aus den Resten der aufge
hobenen oder dezimierten Klosterbibliotheken zusammengestellt
wurde (vgl. die bezügliche Liste im Anuario del Cuerpo facul-
tativo de Archiveros II, 21 — 23). Wir müssen also auch auf
diesen so wertvollen Ersatz für die verlorenen Ripoller Original
urkunden verzichten.
Daß unter diesen Umständen die vor der Katastrophe
nach den Originalen oder Kopialbüchern hergestellten Veröffent
lichungen von Urkunden besondere Bedeutung gewinnen, ist
selbstverständlich. An erster Stelle ist hier die Marca Hispa-
nica zu nennen, die in der Appendix unter einer größeren Zahl
von Akten, wie bemerkt, auch einige leider nicht entsprechend
edierte Ripoller Urkunden bietet. 1 Weit verläßlicher sind die
von Villanueva in den Beilagen zu Bd. VI und VIII seiner Viaje
gebotenen Urkundenveröffentlichungen, freilich ist die Zahl der
auf Ripoll bezüglichen Akten, die wir an diesen Stellen finden,
ziemlich gering. Spärlich ist auch das einschlägige Material,
das Pujades seiner Crönica de Cataluna einvei’leibte; Pellicer
J Pages wiederholt in seiner Geschichte des Klosters, soweit
ich sehe, wenigstens für die ältere Zeit fast nur Bekanntes und
Prdspei'o de Bofarull hat in seinem trefflichen, für die Ge
schichte Kataloniens grundlegenden Werke: Los Condes de
Barcelona vindicados (Barcelona 1836, 2 Bd.) wohl ein ziem-
Bch reiches Material von Ripoller Akten verarbeitet, aber nur
sehr wenige hierher gehörige Stücke ungekürzt mitgeteilt.
Allerdings ist noch manches für diese Untersuchungen
wichtige Material — Urkunden, Briefe, Berichte — im Original,
Die Abschriften, die Baluze zur Verfügung standen, sind, wie schon Villa-
mieva konstatierte (Viaje VIII, 99), nicht immer genau, daher mit Vorsicht
zu benützen; bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß auch der Artikel
Riuipullense monasterium im Index unvollständig ist, da er eine ganze
Reihe von Urkunden der Appendix, die sich direkt auf Ripoll beziehen,
Dicht anführt.
14
III. Abhandlung: Beer.
viel mehr noch in Abschriften vorhanden. Zunächst in den
Ripoller Codices selbst, worüber der Katalog die entsprechen
den Nachweise liefern wird; dann in Einzelurkunden des Bar-
celoneser Kronarchives, in dem bischöflichen Archiv zu Vieh
und im Archivo histörico nacional zu Madrid. Auch in dem
Archiv der Kirche San Pedro de Ripoll soll heute noch ein
schlägiges Aktenmaterial aufbewahrt werden, 1 doch liegen Uber
Umfang und Bedeutung der Urkundenabschriften im Kloster
San Pedro — dieses war dem weitaus berühmteren Monasterio
de Santa Maria affiliiert — keine näheren Angaben vor. Wohl
aber muß auf den Wert der Ripoller Kopien hingewiesen
werden, die sich in der großen, jetzt in der Pariser National
bibliothek aufbewahrten ,Collection Baluze' befinden. So er
scheint in der 1719 in Paris veröffentlichten Bibliotlieca Baluziana,
Pars tertia, complectens Codices manuscriptos diplomata et col-
lecta V. CI. Stephani Baluzii, p. 103 ,Un portefeuille aux armes
de feu M. l’Eveque d’Auxerre (es ist Andrfi Colbert, gest. 1704),
oü sont les copies des manuscrits de Ripoll'. Baluze war
Bibliothekar Colberts, und so dürfte über die Provenienz der
in dem Portefeuille enthaltenen Kopien kaum ein Zweifel be
stehen. 2 Abschriften Ripoller Akten finden sich ferner unter
den in der Bibliothek der Akademie der Geschichte aufbe
wahrten Papieren Villanuevas und sicherlich auch in dem lite
rarischen Nachlasse des Ripoller Mönches und Archivars Koque
Olzinellas (geb. 1784, gest. 1835). Der diesem eifrigen Forscher
von Antonio Elias de Molins im Diccionario biogräfico y biblio-
gräfico de Escritores y Artistas Catalanes del siglo XIX (Bar
celona 1889, II, 255—262) gewidmete Artikel gewährt genauen
Einblick in dessen ergebnisreiche archivalische Tätigkeit. 3 Die
von ihm hinterlassenen Arbeiten liegen zum Teile im bischöf-
1 Darauf hin weist eine Bemerkung von Pellicer y Pagds an der Spitz«
seiner kleinen Sammlung Ripoller Urkunden: liemos tenido a la T *sts
copias autorizadas de los originales, los que se conservan en el Archivo
de San Pedro (Santa Maria del Monasterio de Ripoll, 327).
2 Von dem Kodex der Pariser Nationalbibliothek Nr. 5132, olim BaluzianM
der eine Reihe wertvoller Urkunden aus Ripoll enthält und deutlic
seine Herkunft aus dem Kloster verrät, wird noch die Rede sein.
3 Vgl. auch Pröspero Bofarull, Los Condes de Barcelona vindicados I, 1'
troducciön S. II und S. 49 f.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
15
liehen Archive von Vieh (unter diesen: Catälogo de los cddices
de Ripoll und Notas de varios archivos), zum Teil befinden sie
sich im Besitze der Familie Bofarull (Catälogo de los escri-
turas del archivo de Ripoll), ein kleiner Rest wird noch von
der Familie des Verblichenen aufbewahrt (Indice general de
todos los cödices de Ripoll y sus materias). Wollte man die
disieeta membra des einst so reichen Ripoller Archives wieder
sammeln, so müßte also aus einer ganzen Reihe spanischer
Archive das einschlägige Material zusammengebracht werden,
eine Arbeit, welche die Zeit vieler Jahre in Anspruch nähme
und, wie die Verhältnisse liegen, nur von Spaniern mit Glück
durchgeführt werden könnte. Diese wichtige Vorarbeit zur
Erläuterung der erhaltenen literarischen Denkmäler fehlt und
mit ihr das Mittel, in ein eng und sicher gespanntes Netz von
Daten der politischen und Kirchengeschichte die literarischen
und kulturhistorischen Strömungen einzuzeichnen sowie bis jetzt
unbekannte Provenienz-, Schreiber-, Besitzer-Notizen u. ä. m. zu
fixieren. Was ohne dieses wichtige Hilfsmittel an der Hand
der Ripoller Codices und des bisher zugänglichen Urkunden
materials für die Lösung der gestellten Aufgabe geleistet wer
den kann, soll im Folgenden gezeigt werden.
* *
*
Die Gründung des Klosters Santa Maria de Ripoll fällt
in eine für die Geschichte der spanischen Mark entscheidende
Epoche. Nach langen Kämpfen, die im zweiten Drittel des
9- Jahrhunderts zwischen Christen und Mauren im Nordosten
Spaniens geführt worden waren, gelang es Wifredo el Velloso
(Jom Haarigen) Grafen von Barcelona, 1 die Herrschaft des
Territoriums zu erringen und von Seite des Frankenkönigs Karl
Jes Kahlen als Markgraf mit der Zusicherung anerkannt zu wer
den, daß die Erblichkeit dieser Würde seinem Hause erhalten
Weihen solle. In richtiger Erkenntnis der Bedeutung, die die
Klöster als geistiges Bollwerk gegen den Feind und als wirlc-
t 898, aus diesem Jahre (17. April) auch die Urkunde, in der sein
zum letzten Mal erscheint, ygl. Joseph Calmette, Un jugement ori
ginal de Wifred le Velu, Bibliotheque de l’Ecole des Chartes, LXVII,
1906, 60 ff.
16
III. Abhandlung: Beer.
sames Mittel zur Festigung der weltlichen Herrschaft gerade
während jener kampferfüllten Zeit besaßen, hat Wifred Ripoll
gegründet und dotiert, und zwar unter Umständen, die uns ge
nau bekannt sind und deutlich kundtun, daß er bedeutende poli-
tfrmnm
.ISmToldeMmj
B arcefona-i
HEL, von KÖTtigLudwu)
BOI erobert
Aus Spruner -Menke, Handatlas f. d. Gesch. d. Mittelalters, Gotha, Justw
Perthes, 1880, Nr. 15: Iberische Halbinsel von der Ankunft der Araber bis
zum Untergange der Omajaden, 711 bis 1028 n. Ckr.
tische, speziell dynastische Interessen durch die Stiftung fördern
wollte; wobei es dem frommen Glauben unbenommen blieb, > n
der Gründung des Heiligtums ebenso ein Dankopfer für eriun
gene Erfolge zu sehen, wie 700 Jahre später in dem als Panthe° n
gedachten Escorial eine grandiose Votivtafel für St.-Quentm-
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
17
Die vom 20. April 888 datierten Acta dedicationis Eccle-
siae Sanctae Mariae Rivipullensis, die Baluze in der Marca
Hispanica App. XLV, col. 817 ans dem Cartular des Klosters
herausgab, berichten ausdrücklich, daß das Kloster auf Ver
anlassung Wifreds und seiner Gattin Winidilde erbaut wurde.
Zur Einweihung - erschien Godmar, Bischof von Vieh, dessen
Sprengel das Kloster angehören sollte. Die Stelle, wo das
Kloster sich erhob — in valle que nuncupant Riopullo •— war
gut gewählt; das Heiligtum lag in dem Delta, das durch das
Zusammenströmen der beiden Flüsse Ter und Fraser — daher
der Name Rivis pollens — gebildet wird, inmitten fruchtbarer
Gegend, durch waldige Gebirgshöhen geschützt, andererseits
nach Süden durch Straßen mit dem Grafensitz verbunden. Die
Bedeutung, die Wifred seiner Schöpfung verleihen wollte, geht
eigentlich erst aus einer zweiten an demselben Datum ausge
fertigten Urkunde, den Acta dotis Ecclesiae Rivipullensi factae
(Marca, App. XLVI, col. 818 f.) hervor. Wifred verlieh dem
Kloster nicht nur in der Umgebung von Ripoll ausgedehnte Ge
biete, sondern auch Örtlichkeiten in der Grafschaft Cerdana; in
dem Distrikt Berga die Kirchen des Ortes Brositano mit ihren
Alloden sowie die Kirchen San Vincente und San Juan; in der
Grafschaft Urgel den Ort Exaduce mit der Kirche San Miguel;
in der Marca die Kirche Santa Maria de Pons mit ihrem Gebiet,
den Ort Centumcellas mit einem Gebiet von vier Quadratmeilen
im Umkreise und allen Einkünften, endlich die Kirchen auf
den Höhen des Montserrat mit ihrem Allod. Beide Urkunden
sprechen von dem bereits errichteten Klosterbau, der schon
bevölkert war: Haec omnia tradimus sub manibus Dagini ab-
batis et omnes monachos ibi commorantibus. Daraus erhellt,
daß das Klosterleben schon vor 888, der Zeit der feierlichen
Einweihung, begonnen haben mußte; tatsächlich hat Villanueva
( v gl. Viage VIII, 209 f.) eine Urkunde aus dem Jahre 880 auf
gefunden, laut welcher bereits damals der Priester Ariulphus,
Besitzer ausgedehnter Liegenschaften in dem Baga-Tale domui
Sanctae Mariae Virginis in monasterio Rivipullense ... et
Gachino abbati et monachis ibidem deo servientibus Teile der
Grte Buturano, Certaniola, Cospe und Riotorto schenkte. Die
Urkundlich beglaubigte Geschichte des Klosters beginnt also mit
ddO, die ersten Anfänge der Siedelung sind dunkel; alle Abt-
Sitzungsber. d. pMl.-hist. Kl. 155. Bd. 8. Al>h. 2
18
III. Abhandlung: Beer.
listen Ripolls 1 beginnen mit Daguin, allerdings weiß eine
von ihnen zu berichten, daß er 888 bereits 15 Jahre Abt ge
wesen. 2 Unter den für den Kultus bestimmten Widmungsobjek
ten schenken Wifred und Winidilde laut Zeugnis der zitierten
Dedilcationsurkunden calicem et patenam de auro, missalern, lec-
tionarium, planetam et albam. Missale und Lectionar erscheinen,
wie das nicht anders zu erwarten, unter den Kirchenutensilien;
die liturgischen Bücher waren in der sonst so reichen Schen
kung bei weitem nicht so gut vertreten wie bei anderen Dota
tionen. Bezeichnend ist in dieser Beziehung ein Bekenntnis
in den Acta dedicationis Ecclesiae Sancti Petri Rivipullensis
(Marca, App. L, col. 822). Die Einweihung dieser Kirche, welche
dem Kloster Santa Maria 'gehören sollte, erfolgte zwei Jahre
später, nämlich 890, und bei dieser Gründung erscheinen außer
Wifred und Winidilde auch schon Abt Daguin und seine Mönche
als Geber: Tradimus ibi ego Daquinus cum fratres meos mo-
nachos libros secundum possibilitatem nostram, scilicet
Eptaticum, 8 homeliarium, missalern, ordinem. Also wieder lauter
liturgische Bücher, deren beschränkte Zahl den Verhältnissen
der noch jungen Klostergemeinde entsprach. Denn aus den
bescheidenen Worten secundum possibilitatem nostram läßt sich
schließen, daß das Scriptoriuin des Klosters noch keine große
Tätigkeit entfaltet hatte, wohl auch die Bücherei selbst noch
nicht viele Handschriften barg. Woher Pellicer y Pajes (Santa
Maria de Ripoll 39) die Nachricht hat: ,Los illustres cönyuges
(d. h. Graf Wifred und dessen Gattin) hicieron subir al respe-
table nümero de cincuenta y ocho los Codices que ya en-
tonces contaba el archivo, aumentandolos con un leecionano y
un misaP ist nicht erfindlich. 4 Das am 30. Juli 979 nach dem
Tode des Abtes Vindisclus angelegte Inventar bemerkt, daß
1 Die am besten kritisch gesichtete noch immer bei Villanueva, a. a. 0.
4 f. Nach ihm Pellicer y Pagds, a. a. 0. 399 ff., Enrique Claudio Girbal,
Tossa (Gerona 1884) 39 ff Eine noch unedierte Liste (aus dem Rivipul
lensis Nr. 111) wird der Katalog mitteilen.
8 Pellicer y Pagds, a. a. O. 34, Anm. 2.
8 Der Heptateuch war, wie Villanueva aus den consuetas der Kirchen jene'
Gegend feststellte, beim Gottesdienste im Chore in Verwendung.
4 Vergleichsweise sei daran erinnert, daß selbst die alte, mächtige Kathedral
kirche zu Oviedo in jener Zeit nur 41 Codices ihr Eigen nannte (Hand
Schriftenschätze Nr. 344, S. 376 ff.).
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Kipoll. I.
19
,etwas mehr als 65 Bücher' im Kloster vorhanden gewesen
seien, so daß die Vermehrung der Bibliothek innerhalb eines
Zeitraumes von fast 100 Jahren nur etwa 10 Handschriften be
tragen hätte, was wohl kaum anzunehmen ist. 1
Nun sind allerdings einige wertvolle Handschriften, die
im Kloster noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufbewahrt
and beschrieben wurden, heute aber fast vollständig verloren
gegangen sind, nicht aus dem Scriptorium des Klosters her
vorgegangen, sondern der Bücherei, wie wir feststellen können,
schon in früher Zeit zugewendet worden. Das gilt zunächst
von jenen Manuskripten, deren Niederschrift vor die Zeit der
Gründung Ripolls fällt. An erster Stelle ist hier ein prächtiger
Psalter zu nennen, den Villanueva (Viaje VIII, 34 f.) eingehend
beschreibt. Das Manuskript war ganz in Silberschrift auf
Purpurpergament hergestellt, die Initialen und Überschriften
der Psalmen in Gold ausgeführt. 2 Auf der einen Seite stand
der Text der Vulgata, auf der anderen die Übersetzung des
Hieronymus. Das letzte Blatt enthielt die Einzeichnung: Ka
rolus gratia Dei rex et imperator Franchorum. Villanueva
schließt aus dem Schriftcharakter, daß der Kodex aus der Zeit
Karls des Großen oder spätestens Karls des Kahlen stamme:
auf jeden Fall gehöre er dem 9. Jahrhundert an. Am meisten
überraschte ihn die vorzügliche Erhaltung der Silberschrift und
er vergleicht mit dem Ripoller Psalter ein Evangeliar, das er
i ea biblioteca nacional de Tolosa' gesehen, 8 dessen Silber
buchstaben aber ihren Glanz vollständig eingebüßt hatten.
Aus der =von Villanueva gegebenen Beschreibung geht
bervor, daß wir es mit einer jener Arbeiten der Chrysographie
z u tun haben, die sich vornehmlich der Herstellung von Pracht
exemplaren der Bücher der heil. Schrift zuwendeten und deren
1 Näheres hierüber weiter unten bei Besprechung des Scriptoriums unter
Abt Arnulf (948—970).
Jose Maria Eguren, Memoria descriptiva de los Codices notables en los
archivos eclesiästicos de Espana, Madrid 1859, p. XXXIV weiß noch von
iVistosas orlas con enlaees de oro y fantästicas serpientes“ zu berichten,
"’ e lche den Text auf allen Seiten umschlossen.
Das Evangeliar Godescalcs aus Saint-Sernin zu Toulouse, später im
Louvre (Delisle, Cabinet des manuscrits de la Bibliothdque Nationale I,
")> jetzt Bibi. Nat. Nouv. acq. lat. 1203. S. Berger, Histoire de la Vulgate
Pendant les premiers siÄcles du moyen-äge, Paris 1893, S. 269.
2*
20
III. Abhandlung: Beer.
stattliche, heute noch erhaltene Eeihe, angefangen von dem
ältesten, ehemals Ilamiltonschen, jetzt in amerikanischem Besitz
befindlichen Exemplar der Evangelien bis herab zu den Spät
früchten dieser eigenartigen Kunst, gerade in jüngster Zeit den
Gegenstand eingehender Studien gebildet hat. 1 Die Mitteilung
Villanuevas über den prächtigen Eipoller Psalter ist, so viel
ich sehe, in den betreffenden Untersuchungen noch nicht be
rücksichtigt worden. Bemerkenswert ist zunächst die Gegenüber
stellung der Vulgata auf der einen und der Hieronymusüber
setzung auf der andern Seite. Villanueva meint offenbar das
Psalterium gallicanum sowie die Übersetzung des Psalters aus
dem Hebräischen, wie wir sie etwa in Sabatiers Bibelwerk
lesen, das er vor Augen gehabt haben mochte (Biblioram
sacrorum latinae versiones antiquae, Vol. II, Eemis 1703), näm
lich: Vulgata hodierna seu versio latina sec. LXX secundis
curis emendata a S. Hieronymo. — Versio Latina S. Hieronymi
ex Hebraeo. Der Umstand, daß wir eine in Prachthandschriften
ungewöhnliche Gegenüberstellung beider Eezensionen gerade auf
spanischem Boden antreffen, regt zu mancherlei Erwägungen
an. Die hohe Bedeutung, die Spanien in der Überlieferung
des biblischen Textes während der ersten Jahrhunderte des
Mittelalters besaß, die Originalität der auf iberischem Boden
verbreiteten Texte hat Samuel Berger überzeugend nachge
wiesen. 2 Andererseits wissen wir, daß die Geschichte der Vul
gata unter den Karolingern so viel ist wie die Geschichte des
Kampfes der guten aus England bezogenen Texte gegen die
spanischen Eezensionen oder, wenn man personifizieren will,
der Kampf des Ekbertschülers Alcuin 8 gegen den Westgoten
Theodulf, späteren Bischof von Orleans. Den Eipoller Psalter
mit der literarischen Produktion Kataloniens in Verbindung
1 Einige bibliographische Nachweise hierüber in den von Chronst heraus
gegebenen Denkmälern der Scbreibknnst des Mittelalters, Lief. U» ^ ßl
Besprechung des Wiener Psalters, Taf. 4.
2 A. a. O-, Chap. II, S. 8ff.: Les bibles espagnoles.
8 . loin de faire de Th&odulfe nn critiqne, nons verrons pintöt en ^
malgre tont son merite, le defenseur de la tradition espagnole et 1 a ^
versaire inconscient de la purete du texte biblique, defendue par AlcuiU'
Berger, De Fhistoire de la Vulgate en France, Le^on d’ouverture,
Hachette 1887, p. 7.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Kipoll. I.
21
zu bringen, daran darf man keinen Augenblick denken. 1 Die
kritische Revision der Bibel unter Karl dem Großen ist Alcuins
Werk, das um das Jabr 800 als abgeschlossen gelten darf.
In jüngster Zeit hat die paläographische und kunsthistorische
Forschung sich immer mehr der Ansicht zugeneigt, daß der
Ursprung jener Meisterwerke der Chrysographie — zu denen
außer den genannten und anderen Zimelien auch der Psalter,
den Karl der Große an Papst Hadrian I. sendete (Kodex 1861
der Wiener Hofbibliothek), und das Evangeliar in der kaiser
lichen Schatzkammer zu Wien gehören — in der Aachener
Hofschule zu suchen sei. So würden wir den karolingischen
Ursprung des Ripoller Psalterium argenteum auch dann voraus
setzen, wenn die von Villanueva mitgeteilte Schlußnote nicht
vorhanden wäre. Diese bemerkenswerte Notiz wird aber noch
durch eine weitere Angabe ergänzt. Villanueva war nicht der
letzte, der das kostbare Manuskript studierte. Im Jahre 1820
verwahrte es Pröspero de Bofarull im Kronarchive zu Barce
lona, und Milä y Fontanals teilt in der bereits früher zitierten
Biographie Bofarulls hierüber folgendes mit (S. 45, Anm.):
Perdieronse entre ellos (d. h. den Ripoller Codices) el inesti-
mable Psalterium argenteum, ünico cödice en su clase en
Espana 2 . . . y que sin duda fue destruido ... A la noticia
que de este cödice dan Villanueva y Eguren,® puede anadirse
una notable particularidad que ignoran los que no la han oido
de Bofarull. Limpiando este la ultima pägina ennegrecida
leyö en sus letras de plata: ,Pipinus rex Francorum', que pa-
1 Den Silberpsalter nnd die gleich später zu besprechende Mischhand
schrift s. VIII nennt Egnren ,Dos monnmentos paleogräficos de grande im-
portancia 4 und meint ,recordaban todavia en los primeros anos del presente
siglo el fausto principio de las letras en las montanas de Cataluna 4
(Memoria, S. XXXIY). Beide Handschriften waren aber für die damals
von heftigen Kämpfen aufgewühlte Mark Exotica.
2 Zu erwähnen wäre allerdings der im Escorial aufbewahrte, ganz in Grold-
schrift hergestellte sogenannte Codex aureus evangeliorum, der freilich
"riel später unter Kaiser Konrad II. nnd Heinrich HL hergestellt wurde;
T gl. Die Handschriftenschenkung Philipp II. an den Escorial vom Jahre
1576, Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses XXIH, Heft 6, S. Y.
s Egnren hat die 1835 zerstörte Handschrift nicht mehr gesehen und fußt
ganz auf Villanueva.
22
III. Abhandlung: Beer.
rece no puede ser otro que el padre de Carlomagno. Diese
Angabe ist doch wohl so zu verstehen, daß sich außer der
von Villanueva gelesenen Einzeichnung noch die auf Pipin
bezügliche am Schlüsse des Kodex fand (puede anadirse). Bei
dieser doppelten Namensnennung liegt die Sache natürlich
anders als bei der sogenannten ersten Bibel Karls des Kahlen
(Paris, Bibi. Nat. F. L. 1, Berger, Histoire de la Vulgate 215f.),
deren erstes Blatt in Medaillons die Inschriften Carolus rex Fran-
co(rum) und David rex imp(erator) bietet. Vielleicht ist an
zunehmen, daß die auf Pipin bezügliche Zeile von der durch
Villanueva bekannt gewordenen durch ein größeres Spatium
getrennt war und daß auf der ,pagina ennegrecida' einige ver
bindende Worte wie cuius pater, cuius genitor o. dgl. nicht
mehr zu lesen waren. Übrigens ist nicht ausgeschlossen, daß
wir noch Details über die Untersuchung der Handschrift, die
Bofarull vornahm, erfahren. 1 Wie das schöne Erzeugnis karo
lingischer Schreibkunst in den Besitz Ripolls gelangte, dafür
fehlt jeglicher Anhaltspunkt. 2 Villanueva bemerkt nur, daß der
Kodex bereits in dem am 14. März 1047 angelegten Inventar
1 Elias de Molins erwähnt in dem oben zitierten Artikel ausdrücklich,
daß sich im Nachlasse Olzinellas eine ,Carta del senor Bofarull sobre el
Psalterio 6 libro de Pepino 1 finde, und es wäre interessant, dem Ver
bleib dieses Briefes nachzuspüren; vielleicht steht er in Beziehung mit
einer Beschreibung des Psalters, die Bofarull y Sans, der Enkel Prospero
de Bofarulls, in seinen Apuntes bibliogräficos (vgl. oben S. 12) aus einem
Katalog ,vom Jahre 1824“ (vielleicht derselbe, der nach Ewald Reise 389
schon 1823 angelegt wurde) mitteilt: ,Salterio entero con todas las let-
ras de alquimia de plata y las iniciales de oro de un tamafio muy pe-
queiio y la vitela ö pergamino sobre que estä escrito es de color morado
obscuro sin duda para mayor realce de la letra. Su tamailo no llega al
de folio y estä perfectamente conservado, menos en las primeras y ul-
timas päginas que con dificultad pueden leerse por haberse enigrecido
la alquimia, segun parece por la humedad que alguna vez habrä pade-
cido. En la ultima pagina se han podido leer con mucha dificultad las
palabras „Pipinus Imperator (sic) et Rex Franchornm“ las que junto con
la circunstancia de hallarse notado como existente ya en el monasteno
de Ripoll en un inventario recibido el dia 14 de Marzo del ano 10Ü en
presencia de Wilelmo conde de Besalü, y el lujo con que se escribiö
hace sospechar que fuä regalado este preeioso cödice al monasterio po r
algun emperador de Francia, y siendo asi no baja su edad del siglio Hü-
1 Eguren, a. a. O. XXXV, meint freilich ganz bestimmt: ,Lo cierto es U ue
el conde fundador del monasterio de Ripoll ofreciö este hermoso W ,r0
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
23
der Klosterbibliothek erscheine, wo bereits ein ,Psalterium ar-
genteum' angeführt wird, das mit unserer Handschrift zweifellos
identisch sei. Er selbst hat in den Appendices zum VIII. Bande
seines Viaje unter Nummer IV einen ,Catalogus librorum qui
sec. XII. extabant in monasterio Rivipullensi' veröffentlicht, in
diesem Verzeichnis wird aber das Psalterium argenteum nicht
angeführt, so daß man annehmen könnte, es sei zwar 1047
Yorlianden, im 12. Jahrhundert aber nicht mehr in der Biblio
thek auffindbar gewesen. Nun ist schon in den ,Handschriften
schätzen', S. 413, Anm. 1 unter Hinweis auf einen ganz ähn
lichen, von Ewald (Reise, S. 389) veröffentlichten und dem
11. Jahrhundert zugeschriebenen Katalog der Vermutung Raum
gegeben worden, daß ,sec. XIP bei Villanueva ein Druckfehler
und Ewalds Angabe die richtige sei. Diese Vermutung wird
zur Gewißheit durch die von Fr. Benito Rivas 1 angefertigte
Abschrift des betreffenden Katalogs, welche in der Bibliothek
der Real Academia de la Historia in einem Kollektaneenkodex,
signiert 12—27—4, E 122, aufbewahrt wird und von der mir
die Madrider Akademie durch Intervention der kais. Akademie
der Wissenschaften eine genaue Kopie in liebenswürdigster
Weise zur Verfügung stellte. Diese Kopie stammt, wie Rivas
ausdrücklich angibt, aus einer Aufzeichnung des 11. Jahrhun
derts und gestattet den sicheren Schluß, daß sowohl Villanuevas
Katalog wie auch die Auszüge bei Ewald auf dieselbe Quelle
zurückgehen, nämlich auf das Verzeichnis s. XI, das in dem
heute verlorenen, ehedem mit Nr. 40 signierten Rivipullensis
eingetragen war; Ewald gibt nur kurze Auszüge aus dem
Katalog, während Villanueva den Schlußteil des Verzeichnisses
nicht bringt und auch — vielleicht durch seine Vorlage irre
geführt — manche Büchertitel fehlerhaft mitteilte. 2 Zu diesen
gehört auch die Eintragung ,Plutargus'. Ein Plutarch, sei
al tesoro de aquella iglesia en el tercio ultimo del siglo IX, 4 sagt aber
nicht, was ihn zu dieser sichern Behauptung veranlaßt; jedenfalls ist zu
beachten, daß der Psalter in der Gründungsdotation nicht erwähnt wird.
1 Er war Mönch des Klosters Montserrate und hat gegen Ende des 18. Jahr
hunderts das Ripoller Archiv geordnet. Über seine einschlägigen Ar
beiten vgl. Villanueva, Viage VIII, 4f. u. 33.
Andererseits bietet wieder Villanuevas Abdruck zweifellos echte An
gaben, die in Rivas Abschrift fehlen. Hierüber gibt der weiter unten
zum erstenmal vollständig mitgeteilte Text des Katalogs Aufschluß.
24
III. Abhandlung: Beer.
es auch ein lateinischer, muß in einer spanischen Klosterbiblio-
thek des 11. Jahrhunderts auffallen, wenngleich die Möglich
keit, daß eine solche Übersetzung in Spanien zu jener Zeit
existiert habe, nicht von vorneherein abzuweisen ist. Wissen
wir ja doch, daß Martinus Braccarensis (Dumiensis), von dem
eine Schrift in der Klosterbibliothek Ripolls sich vorfand, grie
chische Texte nach Spanien mitbrachte und dort übersetzen
ließ. 1 Gleichwohl ist der Ripoller ,Plutargus‘ endgültig zu
streichen. An der Stelle, da Villanueva ihn anführt, bietet die
Madrider Abschrift ,Psalterium argenteü - ', und es leuchtet sofort
ein, daß Villanueva eine Kürzung, etwa Pit arg verlesen hat.
Gehörte demnach der schöne Psalter zu den alten Inventar
stücken der Ripoller Bibliothek, so liegt mit Rücksicht auf die
angedeutete Provenienz der damaligen Leistungen der Chryso-
graphie die Vermutung nahe, daß der Prachtkodex Geschenk
eines fränkischen Herrschers sei. Karl der Kahle spendete
dem Kloster Fleuiy kostbare Kirchengeräte cum evangelii textu
subtili operis diversitate fabricato, 2 also ein Evangeliar, dessen
reiche und feine Ausstattung ausdrücklich hervorgehoben wird,
vielleicht dem noch erhaltenen, früher erwähnten Prachtkodex
aus Saint-Sernin zu Toulouse nicht nachstand, das aus Karls
des Großen Besitz möglicherweise durch Ludwig den Frommen 3
in dieses Kloster kam. Der Umstand, daß das Ripoller Gebiet
damals nicht zum fränkischen Reiche gehörte, spricht keines
wegs gegen eine solche Zuwendung. Die Mark stand min
destens formell unter fränkischer Oberhoheit, ihre Urkunden
werden nach den Regierungsjahren der Karolinger datiert, sie
blieb favorisiertes Grenzgebiet, und welcher Fürsorge sich ge
rade Ripoll von Seite der fränkischen Herrscher erfreute, davon
zeugen die Urkunden, die wir noch besprechen werden. Uber
Vermutungen kommen wir hier freilich kaum hinaus, da der
1 Vgl. die noch eingehender zu besprechende Ausgabe Casparis von Mar
tins De correctione rusticorum, p. Xllf. u. XXIIf., Jules Tailhan, Appen-
dice sur les bibliothäques espagnoles du haut moyen-äge, in den Nou-
veaux mdlanges d’archöologie, III. Sdr., Vol. 3, Paris 1877, S. 231 f.
2 Appendix Adelerii Floriacensis ad Adreualdum (I, XLI), J. Bosch (Bosco)
Floriacensis vetus bibliotheca, Lugduni 1605, S. 76.
8 Über die Handschriftenspenden Ludwig des Frommen an Klöster vgl
Delisle, Le Cabinet I, 4.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
25
Psalter vor 1047 urkundlich nicht erwähnt wird und wir
allfällige Indizien aus dem Kodex selbst nicht mehr holen
können; er ist offenbar 1835 verbrannt.
Noch bedauerlicher ist der Verlust einer Handschrift, die
Villanueva (a. a. 0. VIII, 45—50) beschreibt. Sie gehörte dem
8. Jahrhunderte an und war in westgotischer Kursive geschrie
ben. Den Hauptinhalt bildeten zwei augustineische Schriften,
nämlich ein ,Liber quaestionum' und die ,Dictio contra quinque
haereses', dann ein ,Exordium de ortu vel obitu patrum' 1
betitelter Abschnitt, ferner die Expositio S. Hieronymi in Ma-
thaeum, endlich der Liber ICHDK.I (sic, Isidori) Spalensis sedis
9
episcopi de D1NISSMA NMIA (sic) legis evang. 2 Außer diesen
etwas umfangreicheren Stücken enthielt der Kodex noch Inter-
rogationes de fide catholica, die Athanasius zugeschriebene Ex
positio fidei catholicae Sancti Ambrosi Mediolanensis episcopi, 3
eine kleine Kanonensammlung, ferner gegen Ende: Decretale
editum ab urbe Roma de recipiendis sive non recipiendis auc-
toribus quod constitutum est, 4 eine tabla de los anos de las
1 Villanueva bemerkt zu diesem Titel nichts, obwohl das von ihm mit
geteilte Incipit: ,Esaias propheta interpretatur“ deutlich zeigt, daß wir
es nicht mit der bekannten isidorianischen Schrift De obitu usw. zu tun
haben; es ist vielmehr ein Bruchstück aus Isidors In libros veteris et
novi test. prooemium, beginnend mit dem Abschnitt Jesaias, M. 83, 166.
s Villanueva erklärt: Yo leo divinissima nomina legis evangelicae. Zu
dieser Auflösung des Kompendiums sei bemerkt, daß im Text der Alle
gorien Isidors: Quaedam notissima nomina legis steht. Für besonders be
merkenswert (digna de toda consideracion) hält Villanueva, a. a. O. 47
die in dieser Handschrift bei der Widmung erscheinende Namensform:
,Kmo Domino ac referentissimo fratri uükuvio (Vulgata: Orosio) Isi
doras 1 , meint, der Name könne Wsurio, Wrusio, Wrurio oder Wsusio ge
lesen werden und vielleicht in die vielbehandelte Adressatenfrage der
Allegorien — Jos. Pellicer hält den Empfänger für Orosius von Tarra-
gona, der nicht Zeitgenosse Isidors war — Licht bringen, d. h. die Fest
stellung des noch unbekannten Adressaten ermöglichen. Dem ist nicht
so, es liegt nur die lautliche Variante Urusio vor. Auch das Kastilianische
führt schriftlat. o auf verschiedenen Wegen zu u: preguntar, cubrir, cu-
lebra, vgl. ferner die Glosse uurat: comedit (im Vaticanus 1471 s. VIII—IX,
Migne 81, 793). Durch Angleichung wird aus Urosius (Orusius) Urusius.
Vgl. zu diesem Texte Arevalo, Isidoriana M. 81, 828.
In dem Briefe des gelehrten Jesuiten Andreas Burriel an E. de Castro
über eine neue Isidorausgabe heißt es (Kodriguez de Castro, Bibi. Esp.
26
III. Abhandlung: Beer.
eras antiguas y vidas de los patriarcas, den Tractatus de solem- ]
nitate Pascali editus a S. Ilieronymo presbytero, einen Cyclus 1
Pascalis, einen orthographischen Traktat: Discretio litterarum, 1
daran sich anschließend De litteris iuris (Explicaciön alfabetica j
difusca de las siglas y cifras del derecho) 2 ferner: Incipit epi- ;
stola atque tractatus Sancti Martini episcopi de idolorum cul- ,
tura, directum ad Polemium episcopum (d. h. Martin von Brac- .
cara: De Correctione rusticorum), zum Schluß noch Briefe des ,
Hieronymus, Sermones und Exorcismen. 3 Also eine Miszellan- ]
handschrift von ungemein reichem Inhalt, mit Rücksicht auf \
das hohe Alter der Handschrift von größtem Werte und unter -
sämtlichen bisher bekannten spanischen Codices des frühen |
Mittelalters von hervorragendster Bedeutung. Dadurch ge
winnen die Untersuchungen über deren Ursprung und Herstel- )
II, 305): Casi en todos los Cödigos (der Konzilien) se anade la Decretal |
De libris recipiendis de donde tomö Graciano el cap. Saneta Komana y
en todos ellos se atribuye ä Hormisdas y no ä Gelasio. La misma se
halla en otro Cödigo Gotliico de diferentes tratados que tengo en ini
poder. Vgl. a. M. 81, 245, 774, 791 sowie 84, 843ff. — Diese Daten, sowie 1
die Notiz über den Rivipullonsis, der eines der ältesten Vorkommen der ]
vielbehandelten (Pseudo-)Dekretale darstellt, ergänzen das von Joh.
Friedrich in der Abhandlung: Über die Unächtheit der Dekretale de
rec. et non rec. libris des Papstes Gelasius I., Sitzungsberichte der pliilos.-
philol. u. hist.. Kl. d. bayr. Akad. d. Wissensch. J. 1888 I., 54 ff., bespro
chene Quellenmaterial. 1 it j
1 ,Es un tratado de orthographia muy borrado 1 bemerkt Villanueva; man (
denkt zunächst an Isid. Etym. I, 27 und I, 4, 3 (Litterarum duplex modtis (
est, dividuntur enim principaliter usw.), doch weist der inhaltlich ver
wandte Mettensis (s. unten) nach Angabe des Catalogue gdn. auf einen
anderen Text.
2 Veteres antemillenarii Etymologiarum Codices sub libri primi titulo XXIII
exhibent syllabum notarum Iuridicarum, quas, ut ibidem Isidorus ait,
novitii Imperatores a Codicibus legum abolendas sanxerunt quia multos
per has callidi ingenio ignorantes decipiebant. Sunt autem persiniiles
Valerii Probi compendiis quae vulgo circumferuntur. Bayer in den Noten
zu Nie. Antonio, Bibi. Hisp. Vetus I, 334. Einer dieser notarum latercnli
nach dem Abschnitt de notis iudicis seu iuridicis der Etymologien
Isidors auch in Escorial b I. 12, s. Hartel-Loewe BPLH. I, 29f. (M
augustinus, Aa augusta au aurelium ag agit a actin.)
3 So weit Villanueva: Der von Ben. Rivas redigierte Katalog verzeichnet
außerdem eine Reihe kleinerer Stücke, wie Transitus S. Martini, exp°
sitio ventorum, (Pseudo-) Augustinus Hypomnesticon über, Epistula
Fortunati ad Hildericum regem u. a.
Die Handseliriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
27
lung an Wichtigkeit, umsomehr, als dem trefflichen Villanueva
bei Erörterung dieser Fragen etwas Menschliches widerfuhr.
Ans der Tabla de los aiios de las eras antiguas teilt er eine
Einzeichnung wörtlich mit wie folgt: Ab incarnatione autem Dni.
Jhu. Xpi. usque in presentem primum Quintiliani principis an-
nnm, qui est Era LXX. quarta, (falta la nota DCC) sunt
anni DCC.XXX.VI und behauptet, es ergebe sich daraus, daß
diese Berechnung wie auch der vorhergehende im Schriftcha
rakter vollständig gleiche Text im Jahre 736 geschrieben sei
und daß damals, etwa 20 Jahre nach dem Einbruch der Sara
zenen, ein princeps Quintilianus ,nombre tan semjante al Quin-
tila 4 Chintila de los Godos‘ geherrscht habe. ,Aber wo‘, fährt
Villanueva fort, ,ist nicht leicht festzustellen, auch enthält der
Kodex keine Provenienznotiz. Man kann bloß sagen, daß der
Charakter seiner westgotischen Kursive derselbe ist wie in den
hiesigen Urkunden aus dem Ende des 8. Jahrhunderts, die ich
inürgel gesehen habe. Andererseits ist die Handschrift offen
bar Werk eines Mönches, der sich mit Abschriften von Codices
beschäftigte. Wissen wir auch nichts von der Existenz des
Klosters Ripoll im Jahre 736, so ist es doch sicher, daß es zu
dieser Zeit nicht wenige Klöster in diesen pyrenäischen Tälern
gab, von denen einige Ripoll inkorporiert wurden, und dorther
kann der Kodex gekommen sein. . . . Die Mauren brauchten
ja lange, bis sie diese Gebirge in ihre Gewalt bekamen, und
dahin mochten sich, wie in Asturien, einige Christen unter
der Führung des principe Quintiliano oder Quintilano
zurückgezogen haben/
Die falsche Setzung eines Zahlzeichens (C), vielleicht auch
das Mißverstehen des Wortes princeps haben Villanueva irre
geleitet. Princeps ist hier wie in so vielen altkastilianischen
Handschriften 1 soviel wie rex und Villanueva hat den hier
entscheidenden Umstand übersehen, daß die von ihm mitge
teilte Berechnung offenbar die Variation eines Zusatzes am
1 So in zwei Escorialenses (P. I, 7; Q. II. 25) vgl. Hartel-Loewe BPLH.
I 101 u. 114 wie auch in Urkunden, z. B. in dem von Merino, Escuela
paleographica reproduzierten Akt aus dem Jahre 931 (Wahl des Abtes
Stephanus) aus dem Kloster S. Juan de Tabladillo: Sub era DCCCCLX VIII
a ßeynante Domino nostro Jhesu Christo et principe Adefonso in Legione
( v gl- a. Fdrotin, Eecueil 5).
28
III. Abhandlung: Beer.
Schluß der Vulgata des fünften Buches der Etymologien Isidors
ist, 1 den Arevalo in den Noten (M. 82, 891) mitteilt: . .. omne
tempus ab exordio mundi usque in praesentem annum decimum
gloriosissimi principis, qui est Heraclius usw. Der princeps
Quintilianus ist niemand anderer als der Gotenkönig Chintila,
der vom Jahre 636 bis 640 in Toledo herrschte. Der prae
sens primus annus ist also 636, nicht 736, und von einem
Christenhäuptling in den Pyrenäentälern der Mark kann keine
Rede sein. 2 Vom ersten Regierungsjahre des Königs Chintila
,a mild monarch, pleased the priest' (Ulick Ralph Burke, A
history of Spain, London 1895,1, 83) datiert die erste Niederschrift
der Jahrestafel mit Gegenüberstellung der julianischen und der
spanischen Ara und diese Tafel wurde eben samt dem nicht
mehr zutreffenden ,usque in praesentem primum annum' erheb
lich später, wie dies so oft geschah, abgeschrieben. Villanneva
weist nun die Schrift bestimmt dem 8. Jahrhundert zu und be
merkt ausdrücklich, sie gleiche den Urkunden jener Zeit, die
er in der Kathedrale zu Urgel gesehen, 3 andererseits waren,
wie er andeutet, in der kostbaren Handschrift Stücke verschie
denen Alters vereinigt; nur so konnte Villanueva, ohne mit sich
selbst in Widerspruch zu geraten, Schlüsse aus einer in dem
Cyclus Pascalis befindlichen Ostertafel ziehen, welche die
Jahre 773—883 umfaßt. In dieser fand sich folgende Berech
nung: Anno DCCLXXVI bissextus erit, dies II. fr. quem prae-
termittis diem VI. nonas Mar., et de die III. fr. computabis:
adduntur ad lunae cursum IIII. Tolluntur in Dei nomine carnes
1 Vgl. Escorialensis b I. 10; bl. 11; Hartel-Loewe BPLII. I, 29.
2 Unterhaltend ist es, daß Pellicer y Pagds a. a. O. 25f., den Irrtum Villa-
nuevas aufgreifend, den 640 gestorbenen Gotenkönig als ,experto jefe
erscheinen läßt, unter dessen Führung die ,familias cristianas 1 etwa
Mitte des 8. Jahrhunderts in den Schluchten der Pyrenäen gegen die
Mauren kämpften.
3 Bei Besprechung der ersten urkundlichen Quellen für die Feststellung
der Liste der Urgellenser Bischöfe (Viaje X, p. 31) wiederholt er, daß
sich im Archiv Urgel die ältesten Urkunden Kataloniens finden ( esta
iglesia de Urgel tiene la gloria de aventajarse ä todas en la antiguedad
de las escrituras que conserva), es ist aber auffällig, daß er keine Ur
künde aus dem 8. Jahrhundert zitiert oder mitteilt. Auch Marca war en
solche nicht bekannt, sonst hätte er sie gewiß in seiner Appendix ver
öffentlicht.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
29
V. nonas Mar., et erit dies sanctus Pasee XVIII. Kls. Maias
Lun. XVIIII. Mit Recht schließt Villanueva aus dem doppelten
erit, daß diese Einzeichnung spätestens 773, dem ersten in
der Tafel erscheinenden Jahre, geschrieben war. Da es keinen
Sinn hat, eine Ostertafel für hundert bereits vergangene Jahre
anzulegen, 1 ist durch die erwähnte Einzeichnung ein Terminus
ante quem für das Alter jenes Teiles des Kodex gewonnen;
ob auch für alle anderen, ist noch die Frage.
Da Villanuevas Hypothese von dem Ursprung der Hand
schrift in einem pyrenäischen Kloster sich als haltlos erweist,
sind wir rücksichtlich der Provenienz der merkwürdigen Samm
lung auf Vermutungen angewiesen. Aus der Niederschrift der
Allegorien Isidors lassen sich kaum Schlüsse ziehen, höchstens
wäre anzumerken, daß ältere Exemplare dieses Textes in den
Klöstern der Mark sich nicht nachweisen lassen, obwohl Isidors
Schriften frühzeitig rasche Verbreitung fanden. 2 Ebensowenig
gibt die Kopie von Martins De idolorum cultura nach dieser
Richtung einen Fingerzeig. Dagegen ist diese alte spanische
Kopie der Schrift Martins in anderer Beziehung beachtenswert
und gibt zunächst Anlaß, auf die von C. P. Caspari besorgte,
ausführlich erläuterte Sonderausgabe des kleinen Traktats zu-
riickzukommen; 3 der Nachweis der handschriftlichen Uberliefe-
run g ist nämlich der schwächste Teil der sonst sorgsam ge
arbeiteten Einleitung. 4
Daß der Herausgeber den Rivipullensis nicht kennt, wird
nach den eingangs gegebenen Darlegungen nicht überraschen.
Uber zwei Handschriften, die uns besonders interessieren, von
mnem ,Codex Toletanus' und einem ,Codex Vaticanus', wird
nichts näheres mitgeteilt. Der ,Codex Toletanus' ist offenbar
der ~ heute 27, 24 signierte — erste Teil der dreibändigen,
T °n Juan Bautista Perez im 16. Jahrhundert angelegten und
Dieser^Grund spricht auch gegen die immerhin offene Möglichkeit, daß
wir es hier abermals mit einer Abschrift aus späterer Zeit zu tun haben.
Die Gesta abbatum Fontanellensium berichten (Kap. XII), daß das
Kloster bereits zur Zeit des Abtes Wando (f 756) die Differentiae und
Sententiae besaß, und Abt Ansegisus schenkt 825 eine Reihe von Werken
Isidors an verschiedene Klöster.
Martin von Bracaras Schrift De correctione rusticorum, zum ersten Male
vollständig und in verbessertem Text herausgegeben . . . Christiania 1883.
4 A. a. 0. § 3, LIVff. . . . Codices und bisherige Ausgaben.
30
III. Abhandlung: Beer.
in der Kapitelbibliothek zu Toledo aufbewahrten Abschriften
sammlung, über die Ewald (Reise 362 ff.) berichtet, leider nur
mit den kurzen Worten: ,Schriften von Turibius und Martinus
Dumiensis ohne Provenienzangabe'. 1 Der Codex Vaticanus ist
der Reginensis 1300, der von Montfaucon in der Bibliotheca
bibliothecarum I, 42 in der bekannt knappen Weise registriert
und bis jetzt meines Wissens noch nicht ausführlich beschrie
ben wurde. Außer diesen Codices existieren noch drei Ab
schriften, die Caspari entsprechend verzeichnet, ein Bernensis
(Nr. 289) und zwei Sangallenses (558 und 579), wohl durch
wegs dem 9. Jahrhundert angehörig und damit den Beweis
liefernd, daß die merkwürdige Schrift schon im frühen Mittel-
alter gelesen und begehrt war. Der Rivipullensis, die älteste
spanische Kopie, ist verloren und kann nur für die Feststellung
des Titels der Schrift 2 in Frage kommen. Die Bezeichnung
De Correctione rusticorum entnahm Florez den Breviarien von
Ebora und Braccara, in den Sangallenses ist der Tractat Dicta
Martini ad Polemium episcopum betitelt, im Reginensis heißt
er, dem Titel im Rivipullensis sich nähernd, De origine idolorum.
Bedauerlich ist, daß wir über die Perezabschrift zu Toledo
nicht näher unterrichtet sind, insbesondere über deren Prove
nienz nichts wissen. Das Original war ja sicherlich in Spanien
geschrieben, dem Texte nach vielleicht verwandt, vielleicht
sogar identisch mit der in der Ripoller Mischhandschrift über
lieferten Kopie. Wo diese entstanden, d. li. den vielen vorher
gehenden Stücken des Kodex beigeschrieben werden konnte,
ist eine heute schwer zu lösende Frage. Gerade der Umstand,
daß das Volumen so viele Texte ziemlich heterogener Art ver
einigt, scheint darauf hinzuweisen, daß es an einem Orte her-
gestellt wurde, wo man noch über eine stattliche Zahl litera
rischer Hilfsquellen verfügte. Solcher gab es im zweiten Drittel
des 8. Jahrhunderts auf spanischem Boden nicht viele. Der
geistige Zusammenbruch in jener Zeit war nicht sowohl eine
Folge der Maureninvasion — die Siege der Sarazenen waren
vielmehr eine Folge des Verfalles der Westgoten auf der ganzen
1 Im Nachlasse Loewes finden sich noch ziemlich umfangreiche, die Toletnn
betreffende Notizen, die aber die Perezkollektion nicht berücksichtig»»-
2 Über diesen vgl. a. Gustav v. Dzialowski, Isidor und Ildefons als Literar
historiker, Münster in W., 1898 (ICirchengesch. Studien IV, II),
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Eipoll. I.
31
Linie intellektueller Betätigung. Als Stätte, wo in jener kri
tischen Zeit Vorlagen zu Kopien von Schriften Augustins,
Hieronymus', Isidors, Martins, Fortunats, ferner Material für
Kanones der Konzilien, unterschiedliche Glaubensfragen, Chrono
logisches, Hagiographisches und Homiletisches usw. zur Verfü
gung standen, kann eigentlich nur ein einziges geistiges Em
porium Spaniens genannt werden: Toledo, die Stadt des Primats,
der Konzilienort par excellence, die Residenz der westgotischen
Könige, auf welche die König Chintila betreffende Einzeichnung
Hinweisen mag, vielleicht auch die Martinkopie des Perez, der
viele Toletani benutzte, mehr noch die Zusammenstellung der
Texte, die, wesentlich dogmatischer Natur, die eifrig erörterten
Glaubensfragen jener Zeit wiederspiegeln und auf den Brenn
punkt der Diskussionen, Toledo, weisen. 1 Der didaktische Zweck,
der bei der Zusammenstellung vorherrschte, mag gerade einer
aufblühenden Klosterschule willkommen, darum die Erwerbung
des Kodex für Ripoll von Wert gewesen sein. Die Mischhand
schrift war ein reichhaltiges Schulbuch; auf diese Bestimmung
weistauch eine jener vulgärsprachlichen Anmerkungen, die sich
den frühmittelalterlichen lateinischen Handschriften oft ansetzen
wie junges Grün altehrwürdigen Mauern. In dem Traktate, der
beginnt: Incipit exordium de ortu vel obitu Patrum: Esaias pro-
pheta qui interpretatur etc. fand Villanueva auf Folio 57 bei
geschrieben: Magister meus novol (novel?) q; (que) me miras
Mvel und bemerkt, daß die Eintragung dem 10., spätestens dem
Anfang des 11. Jahrhunderts angehört; sie kann ganz leicht be
reits im Scriptoriiim oder in der Novizenschule Ripolls erfolgt
sein. Weitere Einzelheiten über die Handschrift erfahren wir
vielleicht durch Erforschung der in Paris, Madrid, Barcelona,
Vieh usw. vorhandenen Papiere früherer Benutzer der Biblio-
thek, auf die schon hingewiesen wurde. 2 Diese erscheint der
1 Die Epistula Fortunati episcopi ad Hildericum regem Francorum (ed.
A. Lucchi I, 309) gleichfalls im Kodex enthalten, nicht von Villa-
nueva, wohl aber von Rivas verzeichnet, findet sich auch in einem Tole-
tanus der Madrider Nationalbibliothek (Sign. 14, 22) aus dem 10. Jahrhun
dert. Vgl. Ewald, Reise 318. Ripoll besaß, wie der alte Katalog ausweist,
>unum Psalterium Toletanum 4 und ,Missalia Toletana V.‘
Dine noch unveröffentlichte, Villanuevas Angaben besonders im Schluß
feile der Beschreibung ergänzende Aufnahme der Handschrift findet sich
ln dem Kataloge des Fr. Benito Rivas.
32
III. Abhandlung: Beer.
Mühe wert, denn das wenige, was wir über den Sammelband
wissen, beweist schon, daß er von den dem frühen Mittelalter
angehörenden spanischen Codices einer der reichhaltigsten und
durch Eigenart der Texte merkwürdigsten war und sich mit
ihm in dieser Beziehung eigentlich nur der jetzt im Escorial
aufbewahrte Ovetensis ß II 18 1 vergleichen läßt, über den
Ewald und Loewe in den Exempla Scripturae Visigoticae (Er
läuterungen zu Tafel IV—VII) sowie Wilhelm v. Hartei nach
Loewes Aufzeichnungen (Bibliotheca Patrum Latinorum Hispa-
niensis I, 130—136) eingehend berichtet haben. 2 Mit der
Ripoller Miszellanhandschrift ist eines der wertvollsten frühmittel
alterlichen literarischen Denkmäler Spaniens verloren gegangen.
Nicht ganz so schlimm steht es mit einer anderen wohl
seit alter Zeit in Ripoll aufbewahrt gewesenen Handschrift,
1 Auch für diesen ,Ovetensis 1 ist von einem Kenner alter spanischer Hss.
Toledaner Provenienz angenommen worden, vgl. Ambrosio de Morales,
Viage (ed. Madrid, 1765) 93 f.
2 Inhaltlich ist, soweit ich die älteren Bestände kenne, mit dem verlorenen
Rivipullensis keine spanische Handschrift verwandt. Der Regio-Vati-
canus 231, olim 1351 enthält eine Auslegung des Matthäus-Evangeliums,
Isidors Allegorien, eine Expositio Symboli (Arevalo, Isidoriana IV, 99,
M. 81, 827f.); der Palatinus 277 s. VIII—IX Isidors Prooemia, De ortu
et obitu, Allegoriae, dazwischen de supputatione dierum, computus ad
pascha celebrandum (ibid. IV, 102, M. 81, 862f.). Im zweiten, ursprüng
lich selbständigen Teile des Cod. Nr. 109 der Bibliothek zu Avranches
(s. XI, vgl. Catalogue gendral des mss . . des Dep. IV, 1872, S. 180 ff.)
finden sich Isidors Prooemia, De ortu et obitu, Allegoriae, De bissexto.
De diebus observandis, Hierouymi epistulae. Dem Rivipullensis in
mehreren Partien wirklich nahestehend erscheint die aus dem alten Klo
ster Sankt Arnulf zu Metz stammende Hs. 145 s. X (Cat. gdn. V, 1879,
S. 61 ff.) mit Isidors Prooemia, De ortu et obitu, Allegoriae (im Katalog
nicht erkannt), Dogmata ecclesiastica (,Credimus unum esse Deum),
Decretum Gelasii de recipiendis auctoribus, Libri apocryphi qui non
recipiuntur, De Arte grammatiea, De Orthographia und die psendo-
augustineischen Hypomnesticon libri (offenbar Auszüge, und solche fanden
sich nach Angabe des Rivaskataloges auch im Rivipullensis). Die Kon
gruenz ist unverkennbar, weist auf eine gewisse Tradition in der Über
lieferung bestimmter Isidoriana sowie anderer mit diesen abgeschriebener
Stücke und gibt für Feststellung eines Kanons der handschriftliche 11
Propagation eine Art Perspektive. Von der Darstellung der gesamten
einschlägigen Tradition sind wir noch weit entfernt, die hier mitgeteilte
Beobachtung ist nur ein Steinchen zum großen Bau.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Kipoll I.
33
einer Kopie des lateinischen Fuero juzgo, von der wenigstens
einige Blätter als Specimina gerettet wurden, zweifellos die
ältesten Schriftdenkmäler, die uns aus der Ripoller Bibliothek
erhalten sind.
Diese Blätter, drei an der Zahl — inhaltlich auch da
durch wichtig, daß sie die erstaunlich reiche Ripoller Samm
lungjuridischer Texte (in lateinischer und katalanischer Sprache)
eröffnen, welche dem Rechtshistoriker und Philologen ergiebiges
Forschungsmaterial bietet — stellen heute eine Art von Vor
steckblättern des Rivipullensis 46 dar, so zwar, daß sie gegen
wärtig fol. 1 des Kodex (umgekehrt eingeklebt) und die folia 86,
87 (die letzten der Handschrift) bilden. Die westgotische Schrift
dieser Blätter mit manchen kursiven Elementen wird im Archiv
in das ausgehende 8. Jahrhundert gesetzt, sicherlich stammt sie
aus dem 9. und ist in ihrem Gesamtcharakter ziemlich ähnlich
den von Ewald und Loewe in den Exempla, Tab. X und XI
reproduzierten Proben, welche die Pierausgeber allerdings noch
dem 8. Jahrhundert zuweisen. Jedenfalls steht fest, daß der
Kodex, dem die Blätter angehörten, nicht aus dem Ripoller
Skriptorium stammte, dessen Arbeit erst gegen Ende des
9. Jahrhunderts begann, sondern für die Bibliothek des Klo
sters erworben wurde, dies jedoch wohl schon in verhältnis
mäßig früher Zeit. 1 Die Bruchstücke geben unter anderem den
Text von Buch V tit. IV § 16 des forum iudicum: ,si servus
sit de suo peculio emptus' und von Buch VIII tit. IV § 26:
)Si de campis vacantibus iter agentium animalia depellunturb
Diese Fragmente sind in der akademischen Ausgabe des Forum
iudicum zur Textrezension nicht herangezogen worden, auch
nicht, soweit ich sehe, in der jüngsten von Zeumer besorgten
1 Darauf scheint der Bibliothekskatalog des 11. Jahrhunderts hinzuweisen,
allerdings nicht die noch später mitzuteilende Fassung, welche die Ab
schrift des Benito Rivas überliefert. Es ist hier einer der wenigen Fälle
festzustellen, in denen der von Villanueva publizierte Text des Katalogs
vollständiger erscheint als die Kopie von Rivas. Während diese zwischen
den beiden Artikeln ,Glösas VI 4 (99 — 104) und ,Decada 4 (108—109) nur
e ine Handschrift: ,Lib. iudices 4 anführt, verzeichnet Villanueva genau
an derselben Stelle: Glösas VI: Liber Judices III duo vetustissima
(105—107). Es liegt nahe, von den beiden ,vetustissima 4 eines mit dem
Exemplar zu identifizieren, dessen Fragmente noch erhalten sind.
Sitzungsbor. d. pliil.-liist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. 3
34
III. Abhandlung: Beer.
Edition (Mon. Germ. Leg. Sect. I, 1, 1902). 1 Anläßlich der im
vergangenen Jahre vorgenommenen neuerlichen Durchforschung
der Ripoller Codices wurde von zwei Blattseiten eine photogra
phische Reproduktion angefertigt, die über die paläograpliische
Eigenart der alten Handschrift sowie über die vorliegende Text
rezension orientiert (Tafel I).
Eingehendere Berücksichtigung verdient ferner eine andere
alte Handschrift des Ripoller Bestandes, die heute unter Nr. 49
im Kronarchiv zu Barcelona aufbewahrt wird. Als erster be
richtete Villanueva, Viaje VIII, 40—42, über einen Kodex mit
der Aufschrift: In nomine Domini incipit über sententiarum
Sancti Gregorii Papae Romae mit der Subscriptio: Expletus ah
opere scribtorio est liber per manus extremitatis Hdelis dchi. suh
die XIII. Kalendas Augustas era DCCCCX~VIIIIa. Ob delin-
quentem scribtorem 0 vos sanctimoniales puelle Christum domi
num non dedignemini precare; forsan obtentu vestro saero
mereatur quandoque peccatorum onere carere. amen REBILE-
NORTAM. (Vgl. Taf. II.) Villanueva erkannte, daß die letzte
Buchstabengruppe als Anagramm: Matrone liber zu lesen und
die Handschrift era 949 (X = 40) geschrieben sei (911 unserer
Zeitrechnung). Andere Folgerungen Villanuevas bedürfen der
Berichtigung; zunächst ist eine paläographische Frage zu klären.
Villanueva war der Ansicht, daß zu jener Zeit, da der Kodex
in Katalonien geschrieben wurde, die westgotische Schrift —
deren Gebrauch, wie er meint, sich dort nur bis zur Regie
rung Karls des Kahlen, etwa bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts,
erhielt — nicht mehr angewendet wurde; daher vermutete er,
daß das Manuskript zentralspanischen Ursprungs sei. Diese
Bemerkung über die Dauer der westgotischen Schrift in Kata
lonien ist unzutreffend und aus Villanuevas Mund umso auf
fälliger, weil wir bestimmte Nachrichten über das Fortleben der
Nationalschrift auch im nordöstlichen Spanien besitzen; insbe
sondere sind zwei Angaben in dem von Benito Rivas ange
legten Katalog der Rivipullenses hierfür von Belang. Von dem
Eugippiuskodex Ripolls, der während des Hirtenamtes des Abtes
und gleichzeitigen Bischofs von Gerona, Arnulf, also während
1 Der Text, der Blätter wurde von Heine für die Monumenta kopiert Si
Ewald, Reise a. a. O. 387.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
35
der Jahre 948—970 geschrieben wurde, bemerkt Rivas (Nr. 46b
seines Verzeichnisses): su letra que es hermosisima, parte götica
j parte francesa, es de mediados del siglo diez. Wir haben
also hier den bestimmten Beweis, daß um die Mitte des 10. Jahr
hunderts, mindestens vier Dezennien nach Anfertigung des
,Liber Matrone', die westgotische Schrift in jenen Gegenden
Anwendung fand, ohne daß wir aus dem ,parte götica parte
francesa' schließen dürften, daß die Mitte des 10. Jahrhunderts
die Zeit des Überganges von der Nationalschrift zur karolingi
schen Minuskel bedeute. Derselbe Katalog beschreibt näm
lich (unter Nr. 37) ein Manuskript mit der Regula Sancti Bene-
dicti sowie mit kleineren Schriften des Ripoller Mönches Oliva
und bemerkt ausdrücklich: su letra medio romana y medio
götica es del siglo XI. Aus der Lebenszeit des Mönches
Oliva (schrieb noch 1065) ergibt sich, daß die Handschrift gar
nicht vor dem 11. Jahrhundert entstanden sein kann, daß also
Kodex 37 der Rivasliste in der ersten Hälfte des 11. Jahrhun
derts teils in westgotischer, teils in karolingischer Minuskel ge
schrieben wurde. Endlich weist der noch erhaltene Kodex
ßivipullensis Nr. 168 (Boethius de Arithmetica), der kaum vor
Beginn des 11. Jahrhunderts geschrieben sein dürfte, Marginal
noten in westgotischer Kursive auf (vgl. Nr. XII der beige
gebenen Tafeln), die natürlich auch erst dieser Zeit angehören
können. 1
Übrigens scheint Villanueva selbst betreffs der Richtig
keit der von ihm geäußerten Vermutung nicht ganz sicher ge
wesen zu sein. Zur Frage, wer unter den Sanctimoniales
puellae der subscriptio gemeint sei, bemerkt er nämlich: ,War
der Kopist Münch des Klosters Ripoll, so hatte er in nächster
Nachbarschaft die Nonnen des Klosters San Juan de Ripoll,
die in verschiedenen Urkunden puellae genannt werden.' Diese
Vermutung dürfte zutreffen und es ist keineswegs unwahr-
Damit soll aber nicht in Abrede gestellt werden, daß in Zentralspanien
sich der Gebrauch der Nationalschrift länger erhielt als in dem den
französischen Einflüssen leichter zugänglichen Nordosten, nur muß man
festhalten, daß dort, d. h. in Kastilien, noch gegen Ende des 11. Jahr
hunderts westgotische Schriftcharaktere verwendet wurden (vgl. Ewald-
Loewe, Exempla XXXVf.; für die scriptura semigotica aus dem Jahre
U05 ein Beispiel Ex. XXXVIII).
3*
36
III. Abhandlung: Beer.
scheinlich, daß der Diakon Fidelis das Manuskript für das
Nonnenkloster anfertigte, das später zu recht trauriger Berühmt
heit kommen sollte. 1 Auch der Inhalt des Kodex, der von
Villanueva in der erwähnten Beschreibung freilich nicht richtig
bestimmt wurde, paßt zu dieser Annahme. Villanueva glaubte
zunächst, Isidors Schrift De summo bono vor sich zu haben,
und nahm erst später Anlaß, diesen Irrtum aufzuklären; der
Kodex enthält die fünf Bücher Sentenzen, die Tajo, Erzbischof
von Zaragoza, aus Isidor (Gregor) exzerpierte, 2 ein für ein
Nonnenkloster gut passendes Kompendium. Aber weder Villa
nueva noch Ewald (in der kursorischen Beschreibung des Ko
dex, Beise 387) haben auf einen beachtenswerten, den Text
betreffenden Umstand aufmerksam gemacht. Die Bücher der
Sententiae Tajos sind bis jetzt nur nach einer einzigen Hand
schrift, einem Aemilianensis 3 (S. Millan de la Cogulla) von
Risco im 31. Bande der Esp. Sagr. herausgegeben worden
(Nachdruck Migne, 80) und in dieser Handschrift fehlt der
Schluß des fünften Buches, nämlich das Ende des Kapitels 33:
De aeternis supplitiis reproborum und das ganze 34. Kapitel:
De sempiternis remunerationibus electorum — die letzte Über
schrift war bisher nur aus der dem Texte vorangehenden
Kapitelliste bekannt. In dem noch erhaltenen Rivipullensis
reicht der Text bis zum Schluß des cap. 34, enthält zudem auf
der letzten Seite (137 verso) den Anfang eines anderen Trak
tats (vgl. Taf. III) De trinitate divinitatis questionibus (sic), der
vorläufig noch zu den Adespota zählt, jedoch auf Grund eines
1 Vgl. Benedicti papae XIII deeretum de expellendis sanctimonialibus e
monasterio S. Joannis Rivipullensis et clericis ibidem statnendis (anno
MXVII), Villanueva VIII, 237—241.
2 Vgl. Villanueva, Viaje X, S. Xff.
“ Dieser Aemilianensis findet sich heute in der Bibliothek der Madrider
Real Academia de la Historia, Fonds San Miguel de la Cogulla untei
Nr. 52 beschrieben im Memorial histörico Espahol II (1851), S. XVI und
von Hartel-Loewe BPLH. I, 518; dort als über sententiarum domni Gre-
gorii bezeichnet, hier richtig zugewiesen. Von den anderen Tajohand-
Schriften, die Risco, a. a. O. 154 nennt, vermag ich den Fontanellensis, den
Abt Ansgisius (823—833) dem Kloster schenkte (,Tagii sententiarum
uolumen unum £ , Becker, Catalogi 7, 21) nicht nachzuweisen; der Thua
neus ist sicher identisch mit dem Colbertinus der Pariser Nationalbiblio
thek Nr. 2306, Catal. cod. mss. Bibi. Reg. Paris, 1744, HI, 262.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
37
in dem Bruchstück vorkommenden Zitats als nachisidorianisch
erkennbar ist.
Der Kodex dürfte nach Aufhebung des Nonnenklosters (s. o.
S. 36, Anm. 1) in die Bibliothek von S. Maria gekommen sein
und ist trotz seines tausendjährigen Alters ziemlich gut erhalten.
Wir müssen annehmen, daß während der nächsten Jahr
zehnte das Klosterleben erstarkte und die Bedeutung des Stiftes
wachs, so zwar, daß Abt Ennego (919—948) daran denken
konnte, den ursprünglichen Kirchenbau zu erweitern ■— bei
der neuen Kirchenweihe erschienen Georg, Bischof von Vieh,
und Rudolf von Urgel. 1 Gleichwohl ist uns betreffs Berei
cherung der Bibliothek in dieser Zeit nur eine Nachricht über
liefert: Graf Suniarius von Barcelona und Richildis, seine Gat
tin, schenken dem Kloster im März des Jahres 925 ,varios
libros, alhajas y la hacienda de Vilamelichf 2 Sichere Angaben
über die Tätigkeit des Ripoller Skriptoriums 3 stammen erst aus
der Mitte des 10. Jahrhunderts, unter ihnen als wichtigste die
Notiz, welche den heute verlorenen Eugippiuskodex einleitete:
In nomine sancte et individue Trinitatis incipit über sancti
Evipii ex Riopollensi monasterii excerptum sub potestate et do-
minio domni Arnulphi episcopi vel abbatis exaratum ab humil-
limos Christi servos ac si indignos Sendredus levita necne et
Suniarius presbiter.' 1 Der Ripoller Abt Arnulf war Bischof von
1 Anno MCCCCXXXV facta est secunda dedicatio monasterii Rivipullensis
cuius tum Abbas erat Ennego usw. Marca Hispanica col. 386. Das Faksi
mile der Urkunde einer Schenkung der Gräfin Ava und ihrer Söhne an
Eipoll unter Aht Ennego, aufgenommen nach einem späteren, auch gra
phisch beachtenswerten Transsumpt, soll dem zweiten Teile dieser Studie
beigegeben werden.
‘ Nach einer Urkunde des Ripoller Archivs (Arm. I del Comun, cajon 2°,
legajo Monasterio fundacion etc. num. 880) exzerpiert von Pröspero Bo-
farull, Los condes de Barcelona I, 69.
1 Zu diesen gehört nicht die Angabe von Pellieer y Pages (Santa Maria
de Ripoll, S. 51): el Scriptorium se extendia en espacioso reetängulo
junto el äbside del templo, y sus ventanas recibian la luz mitigada etc.;
denn dies ist nur eine Exemplifikation einer allgemeinen Behauptung
Egurens (Memoria descriptiva, S. LXXIV), daß das Klosterskriptorium
jener Zeit bei der Apsis lag. Über die Einzelheiten der Anlage des von
Ennego aufgeführten Neubaues unterrichtet uns keine überlieferte Quelle,
noch weniger ein Konstruktionsplan.
4 Villanueva, a. a. 0. VIII, 38.
38
III. Abhandlung: Beer.
Gerona von 954 bis 970; in diese Zeit fällt also die Arbeit der
beiden Schreiber, die zum Schlüsse neuerdings versichern, daß
sie dem Ripoller Kloster angehören: Gratias agimus Deo nostro
qui nos confortavit. Qui legat oret pro scriptores miserrimos
servos sancte Marie Suniarius presbiter et monachus et Sen-
deredus levita. Die Eigenart des einer besonderen Gruppe der
Eugippiuscodices zuzuweisenden Manuskriptes gestattet zur
Einleitung eines der bereits erschienenen Bände des Corpus
scriptorum ecclesiasticorum latinorum einen kleinen Nachtrag
zu liefern. Knöll hat in seiner Ausgabe (Eugippii excerpta,
Vindobonae 1885) die bekannte Redux-Subscriptio aus der ein
zigen Handschrift, in der sie erhalten ist, einem alten San-
germanensis, mitgeteilt und bemerkt Praef. XXIV Anm.: ,Bän
dern subscriptionem etiam in codice Euippii bibliothecae
S. Mariae Rivipullensis (Ripoll?) in dioecesi Vicensi in Catalonia
fuisse Petrus de Marca archiepiscopus Tolosanus testis est apud
Labbeum Diss. hist, de script. eccl. I, 776'. Pierre de Marca hat
den Rivipullensis offenbar anläßlich jener Studien untersucht,
deren wir früher gedachten. Doch ist später die ganze Sub-
scriptio aus derselben Handschrift publiziert worden, und zwar
von Villanueva, Viaje VIII, 38 f. Den Verlust der wahrschein
lich 1835 beim Brande zugrunde gegangenen Handschrift haben
wir auch aus dem Grunde zu beklagen, weil die genaue Ver
gleichung der Codices selbst die Frage hätte lösen können, oh
die beiden einzigen Textquellen, die wir für die Redux-Sub
scriptio besitzen, von einander unabhängig sind und aus der
selben, d. h. wohl italienischen Handschrift fließen, was ich für
wahrscheinlich halte, oder ob Suniarius und Sendredus aus
dem Sangermanensis abschrieben. 1 Der Rivipullensis kann für
1 Die Varianten, die der K(ivipullensis) dem S(angermanensis) gegenüber in
der von Villanueva edierten Subseriptio aufweist, können nämlich Än
derungen des Herausgebers sein, so gleich in den ersten Zeilen scer-
torum S, seerptorum R, Egippius S, evipius R, et privatu Redux S, Et
prefatus Redux R. Doch gibt es andere Abweichungen, die kaum auf
Rechnung Villanuevas zu setzen sind, z. B. Constantinopolis agustini S,
Constantino PP. (d. h. perpetuo) augusto R, pro aedificatione populi cliri-
stiani S, pro edificatione aeclesiae et populi christiani R, testes sitis S,
testans R. Einmal bestätigt R eine Konjektur Mabillons: per confesüo-
nem meritoque beati Januarii S und Knöll, meritaque Mabillon und
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1.
39
den Sangermanensis nicht die Vorlage gebildet haben, da
dieser aus dem 9. Jahrhundert stammt. Der Umstand, daß ein
und dieselbe Subscriptio sich nur in je einer Handschrift von
Ripoll und von Saint-Germain erhalten hat, ist übrigens für die
spätere Geschichte der Bibliothek des Klosters Ripoll im Auge
zu behalten.
Eine von Villanueva nicht beachtete Notiz über ein Pro
dukt des Ripoller Skriptoriums, die erste auch dem Datum nach
vollständig präzisierte, hat uns Mabillon aufbewahrt, Annales
0. S. B. III (1706), 537 (z. J. 958). Er erwähnt hier eine Clau
sula adscripta vetusto codici bibliothecae Aniciensis, die fol
gendermaßen lautet: Anno incarnationis dominicae DCCCCLVIII
indictione (I.) II. Kalend. Octobris hic Codex nuncupatus De-
cretalia Pon tili cum Romanorum scriptus est sub (Johanne) papa
HLothario rege, Borrello marchioni praecipiente Arnulfo prae-
suli summae sedis Gerundae et cuncta congregatio Riopollensis
coenobii. Ego Johannes monachus atque diaconus transscripsi,
non meae voluntatis mendosae, sed lima rectitudinis emendatum
atque distinctum.
Eine während des Hirtenamtes desselben Abtes und Bi
schofs Arnulf von dem Ripoller Mönche Johannes 958 mit be
sonderer Sorgfalt ausgeführte Abschrift der Dekretalensammlung
linden wir also in der Bibliothek der bischöflichen Kirche von
Le Puy und dieser Umstand mag fürs erste überraschen. Das
Schicksal der Handschrift ist für die literarischen Beziehungen
Spaniens und Frankreichs im frühen Mittelalter lehrreich. Wir
wissen, daß Gotes'calcus, Bischof von Le Puy, im Jahre 951
eine Santiagowallfahrt unternahm und bei diesem Anlasse in
dem durch seine wertvollen Handschriften bekannten Kloster
San Martin zu Albelda Gelegenheit hatte, ein Exemplar der
Schrift von Ildefons De virginitate beatae virginis zu sehen.
Lr bat Gomez, einen Mönch des Klosters, um eine Abschrift,
und über das Zustandekommen dieser sind wir durch eine
praefatio des Kopisten unterrichtet, die sich in mehreren IJand-
ßj ein anderesmal eine Vermutung Knölls Deo custodiendo * * * *
uobisque seruantibus S, Deo eustodiente uobisque seruantibus Knüll und
ß- Endlich hat R gegenüber der Lesart von S und aller Herausgeber:
Eei gratia faciente . . . ordinatus das naheliegende fauente.
40
III. Abhandlung: Beer.
Schriften der bezeichneten Schrift erhalten hat. Gomez be
richtet, daß Gotescalcus magno comitatu fultus ad finem Galle-
ciae pergebat concitus, dei misericordiam sanctique Jacobi apo-
stoli suffragium humiliter imploraturus, 1 libenter conscripsi libel-
lum a beato Ildefonso Toletanae sedis episcopo. editum in quo
continetur laudem (sic) uirginitatis Sanctae Mariae perpetuae uir-
ginis. Diese Transscriptio sei von Gotescalcus auf seiner Rück
reise im Januar 951 mit nach Aquitanien genommen worden. Leo
pold Delisle hat gezeigt (Le Cabinet des manuscrits de la Bibi.
Nat. I, 514ff.), daß diese von Gotescalcus nach Le Puy gebrachte
Abschrift identisch ist mit dem zweiten Teile des heute in der
Pariser Nationalbibliothek aufbewahrten Kodex 2855. Dieses
Exemplar der Schrift des Ildefonsus ist in westgotischen Cha
rakteren, deren besondere Schönheit Delisle rühmt, geschrieben,
die Provenienz des Kodex aus Le Puy durch das Mittelglied
der Sammlung Colbert erwiesen; zu diesen Umständen treten
noch andere, welche jeden Zweifel an der Identifikation aus
schließen (Delisle, a. a. 0. 515 f.). Diese erscheint in mehr
facher Beziehung wertvoll und man muß bedauern, daß Ewald
und Loewe keine Probe aus dem nach Ort und Zeit genau
bestimmten Kodex ihren Exempla eingereiht haben. Ist ja doch
die Handschrift eine Art von Vorläufer der vom kalligraphi
schen Standpunkt aus berühmtesten frühmittelalterlichen Hand
schrift Spaniens, des herrlichen Albeldensis oder Vigilianus der
Konzilien, der reifsten Frucht jener Schreibschule, die niemand
geringerem als Alfons X. dem Weisen wertvollen literarischen
Apparat für seine Werke lieferte. 2 Nun ist zu beachten, daß
der erlesenen Schreibprobe des trefflichen Albeldenser Skrip
toriums in Le Puy eine andere beigesellt wurde, die sieben
Jahre später in der Ripoller Schule unter Abt Arnulf herge
stellt worden war. Uber die Zeit der Einverleibung sind wir
allerdings nicht unterrichtet. Es existiert wohl ein alter, dem
11. Jahrhundert zuzuweisender Katalog der Anicienses, den
1 Also eine Santiagowallfahrt Gotescalcs mit großem Gefolge, und zwar im
Jahre 951. In diesem Sinne wäre die Gotescalcus betreffende Notiz in
Farinellis Nachträgen: Mas apuntes y divagaciones bibliogräfices sobre
viajes, Madrid 1903 (aus der Revista de Archivos) S. 2f. zu ergänzen.
2 Vgl. Handschriftenschätze Spaniens, S. 50.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de ßipoll. I.
41
Delisle herausgegeben und erläutert hat (a. a. 0. III, 443 ff.),
aber dieses Verzeichnis ist unvollständig und Delisle hat schon
darauf aufmerksam gemacht, daß gerade die Mehrzahl der
theologischen und juridischen Handschriften in der Liste fehlen.
Es ist nicht unmöglich, daß Glotescalcus die Handschrift sofort
nach ihrer Vollendung bezog, da er 958 noch lebte und Arnulf
gleichfalls noch zu jener Zeit Abt von ßipoll und Bischof von
Gerona war.
Auf diese letztgenannte Würde wäre im vorliegenden Falle
Nachdruck zu legen. Charles Rocher hat in einer durch reich
haltige Urkundenbeilagen wertvollen Schrift: Les rapports de
l’eglise Du Puy avec la ville de Grirone en Espagne, Le Puy
1878, eine Frage behandelt, die hier nicht unberücksichtigt
bleiben kann. Durch die von Fidel Fita beigesteuerten Aus
züge aus den Kopialbüchern der Kathedrale von Gerona wird
nachgewiesen, daß zwischen dieser Kirche und der von Le Puy
innige Beziehungen aufrecht erhalten wurden, für welche ,die
christliche Gemeinschaft das überzeugende Vorbild, das antike
Diptychon das Symbol' darstellte. Die Tradition läßt eine Art
Bruderschaft bis in die Zeit Karls des Großen zurückreichen,
der rege Verkehr der Canonici der beiden Kirchen wird im
15. Jahrhundert urkundlich mit dem Hinweis darauf bezeugt,
daß die Hermandad seit langen Zeiten bestehe. Da ist denn
auch für das cpmmercium litterarum ein zeitlich großer Spiel
raum gegeben; aber angesichts der vorliegenden Daten hindert
nichts, den Export der Handschrift noch in die Zeit des Hirten
amts Arnulfs zu setzen.
Wir dürfen diese Zeit als eine Art Vorbereitung zur eigent
lichen Glanzperiode des Klosters bezeichnen. Arnulf selbst trat
ab Ripoller Abt (gewählt 948) bereits reiches Erbe an. Im
Jahre 938 erläßt Ludwig IV. (Transmarinus) ein Praescript
zugunsten des Klosters ßipoll (Marca Hisp. app. LXXIV,
c °l. 849ff.) auf Ansuchen eines Mönches des Klosters von San
hucufate, namens Godmarus; in dieser Urkunde werden die
Abständigen Rechte Ripolls, speziell die Güterrechte bestätigt
und wir erfahren, daß das Kloster schon damals nicht nur über
uusgedehnten Grundbesitz in der Umgebung der Siedelung
Ahst, sondern auch in den Grafschaften Barcelona, Gerona,
ea alu, Urgel, Cerdana, Conflent (Roussillon) und in dem Berga-
42
III. Abhandlung: Beer.
gebiete verfügte. In dasselbe Jahr wird auch eine Bulle des
Papstes Leo VII. gesetzt (Marca Hisp. app. LXX V, col. 851, Jaffe 2
3611), die man schlechtweg einen titulus gloriae für Ripoll und
speziell für Arnulf nennen könnte, wenn sie einwandfrei über
liefert wäre. 1 Unangefochten in Gesamtinhalt und Ausfertigung*
ist dagegen das an Arnulf und deren Nachfolger gerichtete
Privilegium Agapits II. vom Jahre 951 (Jaffe 2 3654), in der
Kipolls Gerechtsame neuerdings in feierlicher Weise bestätigt,
die Freiheit der Abtwahl sowie die Unabhängigkeit der Coeno-
biten von weltlichen Gerichten gewährleistet werden. Man wird
nicht fehlgehen, wenn man dieses Privileg mit einem auch für
die vorliegende Untersuchung zu beachtenden Umstand in Zu
sammenhang bringt, auf den bereits Mabillon (AOSB. III, 514
hingewiesen hat, den aber die späteren Darstellungen des
Lebens und Wirkens Arnulfs merkwürdigerweise unberück
sichtigt gelassen haben (so Villanueva, Viage XIII, 56—63;
Ant. Merino, Espana Sagrada XLIII, 130ff.; desgleichen Pel-
licer y Pages 49ff.). Arnulf war 951 in Rom; das dürfen wir
(mit Mabillon) aus dem Satze eines gleichzeitig an ,Soniarius
Crassensis abbas* (Mon. S. Mariae, Carcassone) gerichteten
Privilegs Agapits (Jaffe 2 3656): Igitur quia per vestrum lega-
tum, videlicet Arnulfum humilem abbatem postulastis a nobis
i
]
1 Filius noster Arnulfus venerabilis Abba in monasterio admodum reverendi
vocabuli Riopollensis . . . heißt es dort . . . ubi beatissimi Benedicti domm
nostri videtur ordo servari, cuius regulärem traditionein auetoritate prae-
decessorum suorum tenere cum suis fratribus inibi militantibus videtur.
In den Regesta pontificum erscheint die Bulle nicht unter die spuria
eingereiht, es ist auch dem betreffenden Auszug keine Bemerkung hei- (
gefügt, aber schon Villanueva hatte gezeigt (Viaje VT, 137; Uff 6,
am eingehendsten XIII, 51 ff.), daß 938 weder Arnulf noch einige der ,
anderen in der Bulle genannten Bischöfe die ihnen hier zugewiesenen
Würden bekleideten. Ohne die Urkunde direkt als apokryph zu er
klären, meint Villanueva, daß unter Leo VII. der Text zwar entworfen,
aber mindestens erst zwölf Jahre später unter Vornahme der nötig g 1
wordenen Änderungen endgültig ausgefertigt wurde (vgl. weiter unten).
2 Bedenken erregen jedoch gewisse Einzelheiten der überlieferten Text
rezension (aus einem der heute verlorenen Kartulare Ripolls zuerst
ediert von Marca Ap. Nr. LXXXIX, col. 867 f.), wobei allerdings nicht
jene skandalösen Fehler gemeint sind, die den Abdruck M. 133,
entstellen.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de ßipoll. I.
43
quatenus monasterium supra dictum confirmaremus als sicher
erschließen.
Inwieweit die Anwesenheit Arnulfs in Rom zur endlichen
Ausfertigung der früher erwähnten, für ihn so ehrenvollen Bulle
Leo VII. beigetragen hat, soll hier nicht untersucht werden; 1
wohl aber ist der Hinweis am Platze, daß der Abt von Ripoll
auf italienischem Boden Gelegenheit fand, für Bereicherung der
Handschriftensammlung des Klosters zu sorgen. Man denkt
zunächst an den bereits besprochenen sub potestate et dominio
domni Arnulphi episcopi vel abbatis geschriebenen Eugippius-
kodex, der, wie angedeutet wurde, möglicherweise auf ein ita
lienisches Original zurückgeht. Dieser Ansicht ist auch Villa-
nueva, aber wenn er meint (Viage VIII, 38): Parece que la
copia se hizo de otro que habia en la catedral de Näpoles, so
stellt er sich die Sache doch zu einfach vor. In den beiden
früher mitgeteilten Einzeichnungen wird die von Suniarius und
Sendredus angefertigte Abschrift zweimal als Erzeugnis des
Piipoller Skriptoriums bezeichnet — wir müssen also annehmen,
daß den beiden Kopisten in Ripoll selbst eine nach dem Redux-
Exemplar hergestellte Vorlage zur Verfügung stand, -was auch
für die Sangermanenser Abschrift gelten mag. Die Abschrift
erfolgte nach Arnulfs Romreise, und zwar mindestens drei Jahre
später, da er schon episcopus vel abbas genannt wird und erst
954 zum Bischof der Gerundenser Diözese gewählt wurde.
Nach Neapel weist auch das Exemplar der Vita Nicolai
des Johannes Diaconus servus S. Januarii hin, das sich in einem
heute verlorenen Kodex der Bibliothek Ripolls befand (Villa-
nueva VI, 36, Nr. 57 des Rivaskatalogs). Johannes Diaconus,
der an der Januariuskirche zu Neapel wirkte, schrieb zu Be
ginn des 10. Jahrhunderts und es ist leicht möglich, daß Arnulf,
a «f das von Johannes verfaßte Heiligenleben aufmerksam ge-
ma cht, anläßlich seiner Romreise eine Abschrift nehmen ließ;
diese mit dem erwähnten Rivipullensis zu identifizieren, geht
1 Betreffs des Zeitpunktes der Ausfertigung entscheidet Villanueva, Viage
XIII, 52 ,no es del ano 938, sino muy posterior 1 und bestimmt dann den
Zeitraum mit Rücksicht auf die in der Bulle genannten kirchlichen Wür
denträger: ,La coexistencia de todos estos Prelados no se verifica sino
desde 949 d 956‘. In diesen Zeitraum fällt nun eben die Romreise
Arnulfs.
44
III. Abhandlung: Beer.
allerdings nicht an. Wir erfahren aus Villanuevas und Rivas'
Beschreibung, daß sie außer der erwähnten Vita u. a. noch die
Evangelienhomilien Baedas, ein Bruchstück von Einhards Vita
Caroli, Lectiones zu Ehren der Märtyrer und Heiligen und
dazwischen (fol. 15 b) das Gedicht enthielt, welches Abt und
Bischof Oliva (f 1046) zum Preise des Klosters Ripoll verfaßt
hatte. War das Gedicht gleichzeitig mit dem übrigen Inhalt
der Handschrift geschrieben, so kann diese natürlich nicht aus
einer früheren Zeit stammen, als Villanueva angibt — Beginn
des 11. Jahrhunderts. Andererseits kann aber das kleine Poem,
wie dies ja oft geschah, auf ein freies Blatt später eingetragen
worden sein; und damit würde stimmen, daß Rivas, dem die
Zeit der Schriftstellerei Olivas gewiß bekannt war, das Manu
skript ins ,10. oder 11. Jahrhundert' setzt. Wie dem auch sein
mag, als sicher können wir annehmen, daß zur Herstellung
solcher Mischhandschriften, wie die eben erwähnte, einzelne
Stücke bereits im Skriptorium Ripolls zum Zwecke der Auf
nahme in größere Sammelbände 1 bereit lagen, d. h. eben jene
Quaterniones mit Einzelschriften, deren auch in dem alten
Kataloge wiederholt ausdrücklich gedacht wird. Es gibt uns
dies Anlaß zu einer allgemeinen Bemerkung, die für die ge
nauere Kenntnis der mehr oder minder intensiven literarischen
Sammeltätigkeit der einzelnen Abte nicht ohne Wichtigkeit ist.
Die Epoche Olivas (1002—1046) bildet auch in dieser Bezie
hung die Glanzzeit in der ganzen tausendjährigen Geschichte
von Santa Maria; aber der große Abt war, auch was das lite
rarische Klostergut anlangt, ein reicher Erbe; dafür sprechen
alle Zeugnisse über das Wachstum der Bibliothek, die bisher
angeführt wurden, ebenso auch die einfache Erwägung, daß
Abt Oliva und sein Namensvetter, der Mönch — die beiden
bekanntesten Schriftsteller des Klosters im frühen Mittelalter
— in den bereits vorhandenen literarischen Schätzen der Abtei
erlernten, was sie später praktisch betätigen sollten. So müssen
denn sowohl Abt Arnulf wie dessen Nachfolger Windisclus
1 Oder auch zur Umarbeitung, wie der Bericht des Arnallus Scholasticus
über seine Vorlage beweist: Allata est nuper in manibus meis quaedam
scedula premonstrans Beati Stephani . . . translationem, cod. Ri v
fol. I v , vgl. weiter unten.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Eipoll. I.
45
(970—999) und Seniofredus (979—1008) in ersprießlicher Weise
für die Bereicherung der Klosterbibliothek gewirkt haben, eine
Annahme, die auch durch andere Indizien gestützt wird. Pel-
licer y Pages berichtet in seiner mehrerwähnten Geschichte
des Klosters (S. 51), daß die Bibliothek Eipolls zu Beginn
des 11. Jahrhunderts nach dem Tode des Abtes Seniofredus
121 Bände zählte. Ich finde diese Nachricht anderweitig nicht
bestätigt, sie hat aber innere Wahrscheinlichkeit und auch Ri
vas, der die Zuwachsverhältnisse der Sammlung genau kannte,
meint in einer noch zu veröffentlichenden Appendix zu seinem
Kataloge ,es de creer que se anadiesen muchos mäs en tiempo
del dicho Abad - '. Wir haben also eine ungestört aufsteigende
Entwicklung der Klosterbücherei anzunehmen; wenn diese nach
dem Tode Olivas etwa 240 Stücke umfaßte, so ergibt sich aus
dem Gesagten, daß ein sehr erheblicher Teil der Sammlung
bereits vor dem Hirtenamt Olivas vorhanden war. Welch füh
rende Rolle in der Frühzeit der Entwicklung Ripolls dem Abte
Arnulf zukam, wurde bereits angedeutet; sein ausgedehntes,
gewissenhaftes Wirken als Abt und Bischof geht aus zahlrei
chen, hier übergangenen Einzelheiten der oben (S. 42) zitierten
Biographien hervor. Ausdrückliche Erwähnung verdienen seine
tatkräftigen Bemühungen um den Neubau des Klosters, dessen
Abschluß er freilich nicht mehr erleben sollte. Aber der an
läßlich der dritten Einweihung der Kirche ausgefertigte Akt:
Acta dedicationis ecclesiae monasterii Rivipullensis A. 977 (Marca
Hispanica, App. Nr. CXXHI, col. 917—919, aus einem Kartular
des Ripoller Klosters) gedenkt ausdrücklich dieser Bestrebun
gen Arnulfs, des venerandus Abbas, vir per cuncta laudandus;
Abt Oliva nennt in dem eben erwähnten Carmen Arnulf den
ersten eigentlichen Gründer der damaligen Kirche:
Est hie et Arnulphus harum qui prima domorum
Moenia eonstruxit primus fundamina x ) iecit
Sedis et egregiae praesul rectorque Jerundae
und die Brevis historia monasterii Rivipullensis a quodam mo-
tacho Rivipullensi scripta anno Christi MCXLVH (,ex veteri
So Villanueva im Abdruck des ganzen Gedichtes VI, 306 f., im Zitat VIII,
< fundamenta.
46
III. Abhandlung: Beer.
codice Ms. monasterii Rivipullensis', herausgegeben von Baluze
App. Nr. CCCCIV, col. 1295 ff.) gedenkt nicht nur des Neu
baues, sondern auch der Bemühungen Arnulfs um strenge Be
obachtung der Mönchsregel — daraufhin sind nämlich die etwas
mißverständlichen Bemerkungen dieses ältesten Verfassers der
Klostergeschichte, vielleicht des ältesten Historiographen Kata
loniens überhaupt, über die Einführung der Klosterregel durch
Arnulf zurückzuführen. 1
Diese Andeutungen über den 970 gestorbenen, ,in jeder
Beziehung des Lobes würdigen 1 Abtes Arnulf mußten gemacht
werden, um das Verständnis einer für Kataloniens Geistes
geschichte im allgemeinen und, wie wir nachzuweisen hoffen,
speziell für die entsprechende Würdigung der alten Ripoller
Bibliothek wichtigen wissenschaftlichen Mission anzubahnen, an
die man fürs erste hier freilich nicht denken würde: ich meine
die Studienreise Herberts von Aurillac (Silvester II.) nach Spa
nien im Jahre 967.
Seitdem Büdinger — vor mehr als einem halben Jahr
hundert — mit gewohnter Gründlichkeit Gerberts Aufenthalt
in Spanien aus den Quellen dargestellt hat, 2 sind wir in der
Kenntnis dieser für Gerberts Ausbildung entscheidend wich
tigen Periode auch nicht um einen Schritt weiter gekommen,
während andere, Gerberts Lehen und Forschen betreffende
Fragen teils durch Ausgaben seiner Schriften, so von Olleris, 3
J. Havet, 4 Nie. Bubnov, 5 teils durch Untersuchungen von Prantl,“
1 Da diese Klostergeschichte wiederholt bei den nachfolgenden Unter
suchungen herangezogen werden wird, sei schon jetzt auf den Umstand
hingewiesen, daß der Verfasser zu seiner Darstellung die Urkunden Ei
polls benützte, was auf seine Arbeitsweise kein schlechtes Licht wirft-
Er kennt die Privilegien Leo VII. und Agapit II., benützt insbesondere
genau die soeben erwähnten Acta dedicationis, so daß die beiden Teste
manchmal wörtlich übereinstimmen und durch Vergleichung gegenseitig
emendiert werden können.
2 Über Gerberts wissenschaftliche und politische Stellung, Habilitations
Schrift, I. Abteilung (mehr nicht erschienen), Kassel 1851.
3 Oeuvres de Gerbert, Clermont-Ferrand et Paris 1867.
4 Lettres de Gerbert (983—997) publ. avec une introduction et des note-
par Julien Havet, Paris 1889.
6 Gerberti Opera mathematica. Berolini 1899.
6 Geschichte der Logik im Abendlande II, 53 ff.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
47
Karl Werner, 1 Alfred Nagl, 2 H. Weißenborn 8 u. a. mehrfach
Klärung fanden. 4
Es erscheint darum ratsam, das Wesentliche dessen, was
uns unverdächtige Quellen über Gerberts spanische Mission
sagen, zu überprüfen:
Richerus, Mönch von Sanct Remigius zu Rheims, berichtet
im 3. Buche seiner Historien (c. 43 s.): 5 ,Gerbertus . . Aquitanus
genere in coenobio sancti confessoris Geroldi a puero altus et
grammatica edoctus est. In quo utpote adolescens cum adhuc
intentus moraretur, Borrellum citerioris Hispaniae ducem orandi
gratia ad idem coenobium contigit deuenisse. Qui a loci abbate
humanissime exceptus post sermones quotlibet an in artibus
perfecti in Hispaniis habeantur sciscitatur. Quod cum
promptissime assereret ei mox ab abbate pei-suasum est ut
suorum aliquem susciperet secumque in artibus docendum du-
^ret. Dux itaque non abnuens petenti liberaliter fauit ac
fratrum consensu Gerbertum assumptum duxit atque Hattoni
episcopo instruendum commisit. Apud quem etiam in mathesi
plurimum et efficaciter studuit. Sed cum diuinitas Galliam iam
caligantem magno lumine relucere uoluit predictis duci et epi
scopo mentem dedit ut Romam oraturi peterent. Paratisque
necessariis iter carpunt ac adolescentem commissum secum de-
iucunt. Inde Urbem ingressi . . . papam adeunt . . . (cap. 44).
Nec latuit papam adolescentis industria simulque et discendi
uoluntas. Et quia musica et astronomia in Italia tune penitus
1 Gerbert, Wien 1879. '
* Gerbert und die Rechenkunst des 10. Jahrhunderts, Bd. CXIV (1888)
dieser Sitzungsberichte, S. 861—922.
3 Gerbert, Berlin 1888. — Zur Geschichte der Einführung der jetzigen
Ziffern in Europa durch Gerbert, Berlin 1892.
I'oulchd-Delbosc hat in seiner Bibliographie de Voyages en Espagne et
en Portugal, Revue Hispanique III, 1896, welche dem Studium der spa
nischen Kulturgeschichte neue, fruchtbare Ausblicke eröffhete, Gerberts
spanische Reise — in ihren Ergebnissen wohl die bedeutendste für die
Geschichte der Wissenschaften im Mittelalter — nicht erwähnt. Fari-
nellis Umsicht ist diese Lücke nicht entgangen, er hat in seinen ein
schlägigen Nachträgen: Apuntes sobre viajes, Oviedo 1899, S. 3, Anm. 2
Gerberts Fahrt kurz notiert, als Quelle für diese jedoch Havets Ausgabe
der Briefe, nicht Richers Bericht angegeben.
Mon. Germ. Script. III (1838), 616 f. Zu vergleichen ist die kommentierte
Wiedergabe dieser Stelle n Bubnovs eben zitierter Sammlung 1 376 f.
48
III. Abhandlung: Beer.
ignorabantur mox papa Ottoni regi Germaniae et Italiae per
legatum indicauit illuc huiusmodi aduenisse iuuenem qui mathe-
sim optime nosset suosque strenue docere ualeret.
Dem aufmerksamen Leser entgeht es nicht, welch hohe
Bedeutung der Bericht dem Aufenthalt Gerberts in Spanien
beimißt und wie die Möglichkeit, dort wissenschaftliche Studien
zu betreiben, förmlich ins Relief gesetzt wird, gegenüber den
fränkischen und italienischen Landen, wo es an einer solchen
Gelegenheit gebrach. Die Frage des Abtes von Aurillac, oh
es in Spanien Männer gebe, die in den artes (natürlich den
liberales) vollkommen bewandert seien, konnte Graf Borreil II.
von Barcelona ,promptissime £ bejahen. Nachdem Gerbert hei
Hatto, Bischof von Vieh, ,viel und erfolgreich' mathematische
Studien betrieben hatte, erscheint er mit diesem und dem Grafen
von Borrell auf italienischem Boden, wo ,Musik und Astronomie
vollständig unbekannt waren', wird als Jüngling gerühmt, der
die Mathematik ganz vortrefflich beherrsche und einen vorzüg
lichen Lehrer für dieses Fach abgebe.
Den Verdacht, daß Richer sich zugunsten seines Meisters
eine Übertreibung habe zuschulden kommen lassen, entkräftet
die tatsächliche Bedeutung Gerberts, des ,Leibniz des zehnten
Jahrhunderts'. So mag unser Gewährsmann auch die Studien
verhältnisse der erwähnten Lande, genauer ausgedrückt, die
Mittel und Möglichkeiten zum Erlernen bestimmter Wissens
zweige objektiv skizziert haben; das ist denn auch von der
neueren Forschung zugegeben worden. Es steht fest, daß Ger
bert bei Bischof Hatto von Vieh so reichlich Gelegenheit zur
Ausbildung in der Mathematik fand wie zu jener Zeit kaum
anderswo. Dem Wirken dieses Kirchenfürsten, der 971 als
Bischof von Gerona durch Mörderhand fiel, hat Büdinger eine
Schilderung gewidmet, die zeigt, daß Hatto die Interessen seiner
Stellung und seiner Diözese eifrig und erfolgreich zu vertreten
wußte, und der wir hier nichts hinzuzufügen haben. Büdinger
hat auch mit dem ihm eigenen Scharfblick den Kernpunkt der
Frage nach Gerberts Studien bei Hatto erkannt und außer
dem politischen Wirken auch die Stellung Hattos in der
senschaft zu ermitteln gesucht, gerade hier aber eine Enttäu
schung erfahren. ,Über die Ausbildung und etwaige Schriften
dieses für Gerberts wissenschaftliche Stellung so wichtigen Man
.Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
49
nes habe ich aber leider keine Angabe gefunden' (a. a. 0.,
S. 19).
Obwohl nun Büdinger sich vornehmlich auf die in der
Marca Hispanica und der Espana Sagrada veröffentlichten bio
graphischen Daten über die Bischöfe und Abte der Mark stützte
und — zu seinem und seiner Nachfolger Schaden — die ein
schlägigen Ergänzungen in Villanuevas Yiaje unberücksichtigt
ließ; obwohl ferner in den letzten Dezennien manches neue
hierauf bezügliche Material zutage gefördert wurde, so müssen
wir jene negative Schlußfolgerung auch heute noch unterschrei
ben. 1 Den Mangel an Nachrichten über die Hauptfrage, wo
eigentlich Herbert die wissenschaftliche Anregung fand, hat
Büdinger auch empfunden und nennt zunächst unter den Män
nern, die eine solche gegeben haben mochten, Bonifilius von
Gerona, an den ein bald nach dem Tode Otto II. geschriebener
Brief Gerberts (Ep. 25) gerichtet ist.
Der Adressat wird in der Briefaufschrift ausdrücklich Bi
schof von Gerona genannt (Bonitilio episcopo Gerundensi); er
läßt sich aber in den bisher veröffentlichten Bischoflisten dieser
Stadt nicht nachweisen. Büdinger sah sich daher veranlaßt,
eme Lücke zwischen dem Tode des Grafen Miro, der seit etwa
970 Bischof von Gerona wai’, und dem Bischof Godmar III.,
der 987 als Beisitzer im Gerichte des Grafen von Barcelona
erscheint, anzunehmen und in diese Zeit das Kirchenamt des
Bonifilius zu setzen. Mit Rücksicht auf das in dem Briefe ent
haltene Ansuchen, daß Bonifilius für den Erzbischof von Rheims
das Werk des Joseph Hispanus (Sapiens) de multiplicatione et
divisione numerorum verschaffen möge, schließt Büdinger, daß
jBonifilius den Wissenschaften nicht fremd gewesen sein muß'.
Hoch weiter geht Karl Werner (a. a. 0. 38), der annimmt, daß
Bonifilius ,zweifelohne zu den Lehrern Gerberts gehöi'te'. Wir
stehen also vor einer Frage, die für die Gerbert in Spanien
gewordene Ausbildung von Wichtigkeit sein kann und zur
Lösung reizt. Diese ist von den späteren Forschern nicht ge-
Daß Perez Bayer in Nicol. Antonio, Bibi. Hisp. vet. II, 379, Hatto den
Mathematikern beizählt, ist mir nicht entgangen; dies geschieht jedoch
111 emer Notiz, die, ganz auf unzuverlässigen Quellen fußend, des monu
mentalen Werkes unwürdig ist.
Sitznngsber. d. pbil.-liist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. 4
50
III. Abhandlung: Beer.
boten worden. Havet (a. a. 0. 19) meint ähnlich wie Büdiiiger,
der Episkopat dieses Kirchenfürsten ,doit se placer entre celui
de Miron, mort avant 984, et celui de Godinar III, eveque en
985 £ ; ihm schließt sich auch Bubnov (a. a. 0. 102, Anm. 15) am
(Bonifilii) episcopatus ad a. 984 est referendus: initio enim a. 984
Miro, decessor eius, mortuus esse uidetur' und erwähnt, daß
Colombier, eine neue Fährte weisend, in der Gallia Christiana
(VI, 20) einen gewissen ,Aialpertum Romanum qui et Boni-
filius' gefunden habe (Colombier, Regestum de Gerbert, Etudes
religieuses IV, 306); am l’esigniertesten urteilt Weißenbora
(Zur Gesch. d. Einf. d. jetz. Ziffern 78): ,Wahrscheinlich hat
der Kriegssturm den Bischof Bonifilius von Gerona, den Josef
Sapiens und dessen Büchlein weggefegt'.
Die Sache steht aber nicht so schlimm; man hat eine
Stelle aus dem ,Cartoral de Carlo Magno' genannten Kopial
buch der Kirche Gerona übersehen, die Villanueva in seinen
Nachträgen zu den früheren Bischoflisten Viage XIII, 73f.
mitteilt, und die vollständige Klarheit über die Bonifiliusfrage
verbreitet. Eine in dem Kopialbuch enthaltene Urkunde be
richtet, daß der Priester Giscafredus im Jahre 983 (oder 984)
über ein ihm gehöriges Grundstück in dem Orte Vulpiliaco
verfügte und bestimmte: post obitum meum remaneat ad iam
dicta ecclesia (sic, die Kathedrale von Gerona) et Domno Mirone
Episcopo quem vocant Bonofilio et successoribus suis. Villa
nueva bemerkt hierzu: ,Este apellido 6 sobrenombre Bonofilio
ni era patronimico ni de familia, y si la copia del cartoral no
nos engana, pudo ser un apodo 6 dictado familiär con que
fuese conocido desde nino. 1 Bonifilius und Miro sind also ein
und dieselbe Person, die Bischofliste von Gerona bleibt durch
den mehrerwähnten Adressatennamen unberührt, denn dieser
ist ein Zuname, wenn man will, ein Spitzname, und das stimmt
1 Villanuevas Bedenken (si la copia no nos engana) sind unbegründet, da
gerade Bonifilius ein wiederholt vorkommender Zuname war; vgl. > n ( t el )
von Villanueva selbst veröffentlichten Akten vom Jahre 986 und üdi
(also aus derselben Zeit): Ennego que vocant Bonofilio (Viage VIII, hl
und 282). Über Adaleiz ,llamada Bonafilia 1 , Tochter des Grafen von
Barcelona Suniarius, vgl. Bofarull, Los condes I, 131 f. Pellicer y Pagfe
a. a. O. 66 u. 105 nennt den Bischof schlechthin ,Miron Bonofilio, olll::
zu sagen, woher ihm der Beiname bekannt wurde.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Eipoll. I.
51
ja vortrefflich zum Stil des Briefes an einen vertrauten Freund. 1
Die sich sofort daraus ergebende Frage betrifft nun Bischof
Miro, den ,Lehrer‘ Gerberts. 2 Die zur Verfügung stehenden
Quellen wissen Rühmliches über Miros — wie Hattos — kir
chenpolitisches Wirken zu berichten, über ihre Beziehungen
zur Literatur und Wissenschaft schweigen sie völlig. Miro hat,
wie dies bei einem Manne seiner Stellung als selbstverständ
lich vorauszusetzen ist, Bücher besessen; in welchem Verhältnis
er aber zu diesen stand, zeigt ziemlich deutlich sein Testament,
das zuerst Bofarull y Mascarö, Los Condes de Barcelona I,
98ff., neuerdings Francisco Monsalvatje y Fossas in den Noti-
cias histöricas, Besalü, su liistoria etc. Olot 1899, I, 238 ff. ver
öffentlicht hat. Die im Jahre 979 errichtete letztwillige Ver
fügung bestimmt zunächst, daß Miro, der Graf von Besalü war,
in Ripoll begraben werden solle: ,In primis ad domum S. Marie
cenobii situm in valle Riupullo ubi corpus meum quiescat . . .
donare faciatis . . . alodes meos‘ und ordnet am Schluß einer
langen Reihe von Legaten an: donare faciatis aurum meum . . .
anulos, sigillos, cintorium . . . vasis, palleis, libris id est missale
et ornamentum S. Michaelis et S. Gelasii ... et quantum invenire
potueritis de jeneris librorum totum ad S. Petrum et S. Primum
(es ist S. Pedro von Besalü). So spricht der gräfliche Bischof,
der Grandseigneur, dem Gold, Ringe, Siegel wichtiger sind als
die Bücher (quantum de jeneris librorum, lautet der bezeich
nende Ausdruck), nicht der wirkliche Bibliophile. Wenn Ger-
hert den Bischof Miro um Beschaffung einer kleinen Schrift
ersucht, so wendet er sich an den mächtigen Kirchenfürsten,
nicht an den an der Sache direkt beteiligten Sammler.
Haben wir also davon abzusehen, Hatto oder Miro, wie
man dies wollte, zu den spanischen Lehrmeistern Gerberts zu
rechnen, so schließt das natürlich nicht aus, daß in den Bücher-
sannnlungen der Diözesen dieser Bischöfe sich sowohl einschlä-
giges Material wie auch verständige Verwalter der Lehrmittel
ünden mochten, welche die für Gerbert gewünschte und aus-
' Dasselbe gilt vom ,Lupitus‘ Barcinonensis.
Wertvolle Beiträge zu seiner Biographie bei Villanueva, Viage XIII,
W—78. Miro, 970—984 Bischof von Gerona, war vierter und jüngster Sohn
des gleichnamigen Grafen von Barcelona, der 929 starb. Das Original des
Testaments befand sich im Ripoller Archiv; vgl. Bofarull y Mascarö a. a. O.
4*
52 *
III. Abhandlung: Beer.
drücklich zugesicherte wissenschaftliche Förderung zu bieten
imstande waren. In erster Linie denkt man wohl an die Biblio
thek der Kathedralkirche zu Vieh, welcher Bischof Hatto Vor
stand, eben derselbe, dessen Obhut Gerbert vom Abte von
Aurillac anvertraut worden war. Die Bücherbestände dieser
Kirchenbibliothek sind uns seit alter Zeit genau bekannt; ein
Dezennium vor Gerberts Ankunft in Spanien wurde (nach dem
Tode des Bischofs Wadamirus, 957) ein Inventar der Kathedral-
bibliothek angelegt, das 53 Bände verzeichnet; diese enthielten
Bibeltexte, liturgische Schriften, nur wenig Patristisches — der
im Inventar verzeichnete Isidor I. barg vielleicht den über sen-
tentiarum (vgl. Villanuevä VI, 70) — aber auch nicht einen
einzigen Text, der nach damaligen Begriffen dem Studium der
artes hätte dienen können. Das darf nicht überraschen. Die
Kathedralkirche war dem äußeren Kult geweiht, das Studium
hingegen oblag den Mönchen der Klöster, die hierin die Vor
schriften der Regel Benedikts mehr oder minder gewissenhaft
befolgten. Sehen wir mit Recht in den Bücherverzeichnissen sol
cher Stifter ein Bild des geistigen Lebens, das in ihnen pulsierte,
so steht Ripoll in der ganzen Diözese Hattos an erster Stelle
und überragt, wenn wir das mehrfach erwähnte Oliva-Inventar
als Grundlage des Vergleiches heranziehen, weitaus die anderen
kirchlichen Gründungen, die hier etwa in Frage kommen können,
wie z. B. die Büchersammlungen in den Klöstern des Mont
serrate, in San Juan de las Abadesas, S. Cucufate de Valles,
oder in der Vicenser Kathedrale (vgl. oben), denn diese hat sich
nach der Anlage des ersten Inventars in ihrer wesentlichen
Zusammensetzung nicht geändert. Es wuchs dort im Laufe
der Jahrhunderte viel patristisches, noch mehr kanonistisches
Material hinzu; was an alten Handschriften aus diesem Rahmen
herausfällt, ist ein Vergil und ein Horaz, letzterer heute ver
loren. Die Bibliothek besaß keinen Boethius, keinen Donat,
nicht einmal einen kleinen Priscian. Das geht deutlich aus
der Liste hervor, welche Gotthold Heine im Serapeum VIII
(1847, S. 90f.) veröffentlichte; auch die Beschreibungen, die
ich vor Jahren in Vieh selbst vornahm und die sonst manche
schätzenswerte Ergänzungen gewinnen ließen, haben nur dazu
beigetragen, das Urteil über die Dürftigkeit der Bibliothek an
Lehrtexten der gekennzeichneten Art zu bestätigen.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
53
Anders steht es um die Bibliothek von Ripoll.
Wenn Graf Borreil in Aurillac gefragt wurde, ob in Spa
nien die Möglichkeit geboten sei, Jünglinge in artibus zu unter
weisen, so gibt der etwa zwei Menschenalter nach dem Auf
enthalt Gerberts verfaßte Katalog der Bibliothek des Klosters
Ripoll den dokumentarischen Beleg für die Richtigkeit der ent
schieden bejahenden Antwort. In jenem Verzeichnis findet
sich nämlich eine eigene, in keinem Handschriftenkatalog Kata
loniens wiederkehrende Abteilung, die der Libri artium, in
welcher vier Exemplare des Donat, zwei des Priscian, ebenso
viele Priscianellos (d. h. Handschriften des sogenannten Priscia-
nus minor), Dichter, Abhandlungen über Logik, ferner unter
anderem auch der Kommentar des Macrobius zu Ciceros som-
nium Scipionis erscheinen; dieser enthält, wie bekannt, in ein
zelnen Teilen auch Beiträge zur Astronomie und Geometrie,
ein Umstand, auf den wir noch zurückkommen. Es ist dies
ein Apparat zum Unterricht in den artes, wie wir ihn weder
in jenen noch in späteren Zeiten für irgend eine Kirchen- oder
Klosterbibliothek Spaniens feststellen können. Die Lösung der
Frage, inwieweit Gerbert diesen Apparat für seine Studien
nutzen konnte, ergibt sich wohl am einfachsten durch einen
Blick auf die Werke, die er für seine eigenen Studien heran
gezogen hat. Da er zunächst in mathesi ausgebildet werden
sollte, so dürfen wir mit seiner Schrift de geometria beginnen.
Er selbst nennt als Quellen die arithmetica institucio des Boe-
thius, eben desselben Kommentar zu den Kategorien des Ari
stoteles, einige Schriften des Augustinus; ferner wissen wir,
daß er neben anderen gelegentlich benützten Quellen die eben
genannte Erläuterung des Macrobius zum Somnium Scipionis,
dann die Etymologien Isidors sowie ein Corpus der Gromatici
veteres zur Abfassung seines Traktats herangezogen hat. 1
Die Arithmetik des Boethius ist im alten Ripoller Katalog
nicht ausdrücklich verzeichnet, aber der ,Boethius', der nach
dem Macrobius unter den libri artium folgt (Nr. 193), deutet,
nachdem die logischen Kommentare dieses Autors genannt wur
den,wohl auf die Arithmetik hin; ja, es dürfte auch ein zweites
1 Näheres hierüber in den Anmerkungen zu der von Bubnov besorgten
Ausgabe a. a. O. 48 ff.
54
III. Abhandlung: Beer.
Exemplar, im Kataloge zwischen ,Terentius‘ und ,Musica‘ an
geführt und nur als ,Arithmetica‘ bezeichnet (Nr. 211), mit
diesem Werke zu identifizieren sein. Ganz sichere Hinweise
enthält der Katalog betreffs des Kommentars des Boethius
zu den Kategorien. Er erscheint einmal unter den logischen
Schriften (Nr. 190), ein zweitesmal gegen Ende als Commentum
Boethii super Augustinum uel Aristotelem (Nr. 238). Diese
Handschrift hat Rivas zu Beginn des vorigen Jahrhunderts noch
gesehen und gibt den Titel in der genaueren Fassung: Boethii
et Aurelii Augustini editio super Cathegorias Aristotelis de verbo
ad verbum in latinum translatas. Was die Schriften des-Augu
stinus betrifft, so sind zwei Codices mit Werken dieses Kirchen
lehrers — allerdings ohne Spezifikation des Inhaltes — un
mittelbar vor den libri artium angeführt (Nr. 170—171; das
Buch über den Computus, Nr. 172, scheint an eine Unrechte
Stelle geraten zu sein). Die Soliloquia, die Gerbert für seine
Geometrie heranzog, sind in der Abschrift des Katalogs, wie sie
mir übermittelt wurde, allerdings nicht verzeichnet. Vergleicht
man aber die gegen Ende der Liste angeführte Notiz ,Beda cum
sichomachia sive quinto ac Cattone' (Nr. 239) mit einer dem
heute noch erhaltenen Rivipullensis 106 von einer Hand des
12. Jahrhunderts Vorgesetzten Inhaltsangabe: Liber de notitia
artis metrica bede presbiteri. Item Soliloquiorum liber II. Sancti
Augustini et catonis libri IIII. Et liber beati prosperi. 1 Et
Sedulii po&e liber, so liegt es nahe, die alte Inhaltsnotiz auf
diese Handschrift, mit der wir uns noch eingehend beschäftigen
werden, zu beziehen; sie stammt spätestens aus dem 10. Jahr
hundert, keine andere Beschreibung des alten Katalogs weist
auf sie hin, und sowohl die Anführung der Schrift Baedas samt
den disticha Catonis, wie auch andere noch zu erwähnende
Gründe lassen die Identifikation gerechtfertigt erscheinen.
1 Dieser ist jetzt als erster (kleinerer) Quaternio der Handschrift vorge
bunden, stammt aus dem 12. Jahrhundert und kann daher in dem Kata
loge des 11. Jahrhunderts nicht verzeichnet sein. Dagegen ist die Psycho-
machia des Prudentius verloren gegangen wie andere Stücke der Handschrift
(so der größte Teil des Leporiuslibells und der Anfang der gromatiscben
Schriften); sie wurde vielleicht absichtlich ausgeschieden und gesondert
aufgestellt wie sonst gar oft (so zu St. Bertin in drei, zu St. Emmeram
gar in neun Exemplaren).
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de ltipoll. I.
55
Dieselbe Handschrift bietet nun auch eine Redaktion des
Corpus der Gromatici veteres, die, wie wir wissen (vgl. Bubnov,
a, a. 0. 439f.) von Gerbert bei der Abfassung der Geometria
gleichfalls herangezogen wurden. Von dem sonstigen Apparat
Gerberts erscheint, wie schon bemerkt wurde, der Maorobius
(Nr. 192) unmittelbar nach den logischen Schriften. Daß das
Kloster die Etymologien Isidors besaß, war von vorneherein an-
zunelimen; sie sind in der Tat im Kataloge verzeichnet (Nr. 60),
Rivas hat die alte Handschrift noch gesehen und unter Nr. 60
seines Katalogs beschrieben.
Ergibt sich schon aus dem eben voi'genommenen Ver
gleiche eine gewisse Beziehung zwischen den von Gerbert zur
Ausarbeitung seiner Schrift über die Geometrie benützten Quel
lenwerken und dem in Ripoll für solche Studien aufbewahrten
Handschriftenbestande, so erscheint die Parallele noch deut
licher, wenn wir die Texte berücksichtigen, die Gerbert zu
seinen Lehrvorträgen benützte.
Wir sind hierüber in zuverlässiger Weise, und zwar aber
mals durch Gerberts Schüler Richer (a. a. 0. Mon. Germ. Script.
DI, 617) unterrichtet. Er schreibt:
.Dialecticam ergo ordine librorum percurrens dilucidis sen-
tentiarum uerbis enodauit. In priinis enim Porphyrii ysagogas
id est introductiones secundum Victorini rhetoris translationem
inde etiam eiusdem secundum Manlium 1 explanauit Cathegoria-
i'um id est praedicamentorum librum Aristotelis consequenter
enucleans; periermenaias vero id est de interpretatione librum
cuius laboris sit aptissime monstrauit; inde etiam topica id est
argumentorum sedes a Tullio de graeco in latinum translata et
a Manlio consule sex commentariorum libris dilucidata suis
auditoribus intimauit . . . Post quorum laborem cum ad rheto-
ricam suos prouehere vellet . . . poetas . . . adhibuit . . . ac
docuit Maronem et Statium Terentiumque poetas Iuuenalem quo-
tye ac Persium Horatiumque satiricos Lucanum etiam historio-
graphumd
Derselbe von Richer ausdrücklich erwähnte ordo librorum
— eine Art Kanon, der wiederholt in alten deutschen und frän
kischen Bibliotheken (so in Toul), in Spanien jedoch sonst nicht
‘iBoethius.
56
III. Abhandlung: Beer.
zu belegen ist — findet sieb in dem alten Kataloge der Ripoller
Bibliothek wieder, und zwar unter den libri artium (Nr. 188—191):
Isagoges II, Cathegorias, Peri ermeneias. Die von Richer un
mittelbar darauf erwähnten ,Topica' finden sich im alten Kataloge
etwas früher (nach dem Methodiustexte) verzeichnet (Nr. 111);
es erscheint also der ganze von Richter erwähnte logische Lehr-
apparat in den alten Manuskripten unserer Klosterbibliothek.
Was von den Lehrbüchern Gerberts beim Unterrichte in
der Logik und ihrem Platz in der Ripoller Bibliothek gesagt
wurde, gilt fast in gleichem Umfange von den beim Unterrichte
in der Rhetorik herangezogenen Texten. Der alte Katalog ver
zeichnet ein Commentum Virgili; Verse des Statius finden sich
heute noch in einer alten Ripoller Handschrift (Cod. 83); der
Terentius wieder ist ausdrücklich in dem Verzeichnisse ange
führt, von Iuvenalis ein Quaternio, wobei zu bemerken wäre,
daß sich Scholien zu Juvenal, besonders zur ersten, zweiten und
sechsten Satire in einer umfangreichen Glossenhandschrift (im
cod. 74, wohl einem der sechs Exemplare der ,Glösas' des
Katalogs, Nr. 99—104) erhalten haben. Daß den Quaterniones
des Juvenal sich auch solche des Persius beigesellt haben
mochten, ist mit Rücksicht auf die Überlieferung dieser beiden
Texte wahrscheinlich; den Horaz, der in der mir vorliegenden
Abschrift des Verzeichnisses fehlt, konnte wohl eine der be
nachbarten Bibliotheken beistellen, 1 vielleicht brauchen wir aber
nicht, so weit zu gehen: die Nummer 215 der Rivas-Kopie des
alten Katalogs ,Quiratui‘, die fürs erste Schwierigkeiten bereitet,
wird nämlich aufs einfachste wohl so zu deuten sein, daß wir
annehmen, es sei — durch Mißverstehen des Verbindungsstriches
zwischen dem Anfangsbuchstaben und dem folgenden — die
Einzeichnung (nach Auianum) Oratiu, also Oratium, von Rivas
verlesen worden.
Wenn man gegen den Vergleich des früher angeführten
Berichtes Richers und der Bestände Ripolls den Einwand er
hebt, daß Gerberts Schüler von Vorträgen spricht, die der
Meister als Scholastikus der Klosterschule zu Rheims geraume
1 So besaß Vieh einen Horazkodex, allerdings aus dem XI. Jahrhundert,
wenn Villanueva richtig datiert hat. Vgl. das Verzeichnis in den Hand
schriftenschätzen Nr. 553, S. 546.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
57
Zeit nach dem Aufenthalte in Spanien gehealten hat, so kann
die Richtigkeit dieser Tatsache als solcher nicht bezweifelt werden.
Wir sprechen aber von Anregungen, die Ripoll dem Lernenden
zu bieten vermochte, und andererseits ist zu beachten, daß Ger-
bert im Jahre 970, unmittelbar nach seiner Abreise aus Spanien,
vor dem damals fünfzehnjährigen Otto II. mit Otricus eine
wissenschaftliche Disputation abhielt und bei diesem Anlasse,
wie Prantl aus den überlieferten Berichten nachwies, den Kom
mentar des Boethius zur Isagoge auswendig wußte. Das war
neben bedeutenden Fortschritten in den mathematischen Wissen
schaften wie in den artes überhaupt zweifellos eine Frucht
der in Spanien betriebenen Studien, und damit ist die Schluß
folgerung auf das, was die spanischen Lehrjahre für die Aus
bildung Gerberts bedeuteten, gegeben: nicht als fertiger Ge
lehrter, wohl aber als gut geschulter Vorscholastiker verließ
Gerbert die Mark, in der er, wie wir wissen, mehrfach lite
rarische Beziehungen rege erhielt.
Die Entscheidung der Frage, ob Gerbert in Ripoll, ge
nauer gesagt: mit Hilfe der im Kloster aufbewahrten Hilfs
mittel für philosophische, astronomische und mathematische
Studien lernte, tritt bei der vorliegenden Untersuchung jedoch
zurück gegenüber dem hier unternommenen Versuche, an einem
instruktiven Beispiele zu zeigen, wie der in Ripoll aufgespeicherte
Handschriftenapparat für wissenschaftliche Arbeit benützt werden
konnte. Man mag über jene Ortsfrage urteilen wie man will,
sicher ist es, daß Gerberts wissenschaftliche und didaktische
Tätigkeit sich vortrefflich eignet, einen wichtigen Teil der Hand
schriftenbibliothek Ripolls zu kommentieren, speziell auf Grund
äes Inventars der ältesten Bestände gewissermassen die Energie
der kurz und fürs erste nicht immer leicht verständlich ver-
zeichneten, jetzt zum großen Teile verlorenen Manuskripte zu
"'ecken. Dient also die Skizze des Studienganges Gerberts
hier in erster Linie als eine Art antizipierter Erläuterung des
später mitzuteilenden Katalogs, so mag auch der Hinweis darauf
gestattet sein, daß der künftige Konstrukteur von Astrolabien
ln Ripoll einen Kodex finden konnte, der dem X. Jahrhundert
entstammt, unter Nr. 225 des Fonds Ripoll heute noch aufbe-
"ahrt wird und die moderne Aufschrift Tratado de astronomia
I del relox führt. Dieses Manuskript, vielleicht mit dem im
58
III. Abhandlung: Beer.
alten Kataloge unter der Bezeichnung ,Liber de horis' (207) ange
führten identisch, ist leider nicht gut konserviert und beginnt
abrupt mit der Beschreibung einer Tabula ,cuius in capitibus
bine erecte sunt pinne ad accipiendum solis radium et stellarum 1
Nach einiger Umschau gelang es, diese Stelle in dem nach ara
bischer Vorlage redigierten sogenannten ,Liber de astrolabio 1
aufzufinden, den zuerst Pez in dem Thesaurus anecdotorum
Nov. II, 2, col. 109 ff. unter dem Titel Hermanni Contracti mo-
naehi Augiensis de utilitatibus astrolabii nach einer Salzburger
Handschrift herausgegeben (Nachdruck M. 143), Bubnov, Ger-
bei’ti op. math. S. 114ss. neuerdings (mit reichem kritischen
Apparat) ediert und auf Grund verschiedener Indizien, aller
dings mit gewissem Vorbehalt, Gerbert zugewiesen hat. 1 Der
akephale Ripoller Kodex bietet jedoch nur auf fol. l r ein Bruch
stück jenes ,Liber de astrolabio 1 , auf fol. l v beginnt eine Ab
handlung ,de mensura astrolabii, 2 die mit den Worten: Philo-
sophi quorum sagaci Studio visibilium . . . anhebt, den ersten
Teil der Handschrift füllt und mit dem Satze: ,hoc est clima
in quo es (so) CCCCL anni iam transacti sunt ex quo iste liber
1 Die oben zitierte Stelle findet sich bei Pez, col. 111 C, bei Bubnov im
12. Abschnitte des II. Kapitels (S. 123). Unter den Gründen, welche
Bubnov veranlaßten, den Liber de astrolabio Gerbert zuzuweisen, führt er
a. a. O. 109 f. Anm. außer dem Umstande, daß sechs Codices Gerbert als
Autor nennen, und anderen minder wichtigen folgende an: Liber de
astrologia, quem Lupitus quidam Barchinonensis ex Arabico sine dubio
transtulit, ut sibi dirigeretur, Gerbertus initio anni 984 petiit et fortasse
impetravit; ibi autem, quae in tractatu nostro de astrolabio
exponuntur invenire potuit. — Gerbertus in Marca Hispamca
mathesi studuit ibique astrolabii usum discere et libros de hac re scriptos
ex Arabico in latinum translatos adquirere . . . potuit. Tractatus noster
ab auctore Christiane, qui librum quendam Arabicum vel potius
ex Arabico translatum ad manum habuit, confectus est. Durch
den Fund eines aus dem 10. Jahrhundert stammenden, also des ältesten
bisher bekannten (vgl. die folgende Anmerkung), wenn auch fragmeutaii-
schen Exemplars der Schrift auf spanischem Boden, und zwar gerade
in der Gegend, wo Gerbert studierte, wird die ganze Untersuchung auf
eine andere Grundlage gestellt: die von Bubnov angeführten Indizien
weisen nunmehr auf Lupitus von Barcelona.
2 Scheint gleichfalls die älteste uns erhaltene Abschrift eines Traktats über
diesen Gegenstand, da keines der einschlägigen, von Bubnov a. a. 0.,
p. 109 ss. sorgsam zusammengestellten Manuskripte über das 11. Jnhi
hundert hinaufreicht.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
59
compositus est tune almucatil in piscibus nunc in scorpione 1
schließt; der zweite Teil der Handschrift (Fol. 39 v an) enthält
einen Traktat ; Quomodo vel quare luna vel prona vel supina
vel videatur erecta' und schließt in einem Absätze: de mensura
altitudinis.
Hat endlich Bubnov recht, der vielseitigen produktiven
Tätigkeit Gerberts nicht bloß die Hymnen-, sondern auch die
Tondichtung beizuzählen, 1 so sei, um die bereits gezogene
Summe der damals durch die Ripoller Klosterbibliothek er
möglichten Anregungen noch zu vermehren, der altehrwürdigen
Musikhandschriften der Sammlung gedacht. Die mit Neumen
versehenen Ripoller Codices gehören zu den frühesten Zeug
nissen für praktische Musik, die auf spanischem Boden erhalten
sind, stehen den berühmten Toledaner Codices an Alter wenig
nach und ihre Ausbeutung hätte dem bereits früher zitierten
Werke von Riano schätzenswertes Material zugeführt. Weit
sinnfälliger noch sprechen für die Pflege der Musik in der
Ripoller Abtei plastische Details, die Abt Oliva zu Beginn des
11. Jahrhunderts an dem Portale der von ihm neu aufgeführten
Kirche anbringen ließ, Bildwerke, die heute trotz der Zerstö
rung des Klosters noch ziemlich gut erhalten sind und uns
Musiker in der Tracht des 11. Jahrhunderts, unterhalb dieser
Ätherspieler in römischer Toga, ferner von Musikinstrumenten
die Panflöte, das Jagdhorn, die Glocke und die Violine vor-
hihren. Es ist dies e i n Beispiel für viele, aus denen wir ersehen,
daß die Schriftdenkmäler der Bibliothek durch die ungemein
reiche Pflege der bildenden Kunst im Kloster erklärt werden
können. Es ist hier nicht der Ort, diese dankbare Parallele
auf anderen Gebieten weiter zu verfolgen.
Günstige Umstände haben es gefügt, daß wir die bis
herigen allgemeinen Darlegungen über den Umfang der geistigen
Bewegung, die sich während des 10. Jahrhunderts in Ripoll
Bemerkbar machte, durch ein uns überkommenes aufschluß-
’eiches Schriftdenkmal illustrieren können. Zu den Handschriften,
welche Pröspero de Bofarull im Jahre 1835 im Barceloneser
Es handelt sich um einen von Gerbert verfaßten und in Musik gesetzten
Hymnus in honorem S. Michaelis archangeli, vgl. Bubnov, a. a. O. 388,
Anm. 63.
60
III. Abhandlung: Beer.
Kronarchiv zurückbehielt und so vor dem Klosterbrande rettete,
gehört der bereits erwähnte Kodex 106, ein Manuskript in Quart
format von (heute) 140 Blättern und von verschiedenen Schrei
bern (abgesehen von den Korrektoren) geschrieben. Einzelne
Teile, wie z. B. das Bruchstück des Leporiuslibells können noch
im 9. Jahrhundert kopiert worden sein — auf keinen Fall gehen
wir fehl, wenn wir unter Berücksichtigung des allmählichen
Vordringens der karolingischen Schrift auf spanischem Boden
annehmen, daß der Kodex um die Mitte des X. Jahrhunderts,
also zur Zeit des Hirtenamtes des Abtes Arnulf, bereits voll
ständig niedergeschrieben war. Das Manuskript ist, wie bereits
erwähnt wurde (S. 54), wohl schon in dem alten Kataloge
verzeichnet; als Klosterbesitz wird es durch ein am Schlüsse
beigefügtes Inventar von Teppichen, Linnen und Wäsche erklärt,
die einem Bruder mit dem damals seltenen, jedoch gut west
gotischen Namen Agila 1 übergeben worden waren. In dem
Breve de ipsos drapos quot (so) recepit Agila erscheinen tapi-
tios XIII, ferner plumatios, capitiales, bancalis, in refectorio
mapas VI u. ä. m.
Der Inhalt der Handschrift ist so gut wie unbekannt;
weder Villanueva noch Ewald haben von ihr Notiz genommen,
nur in dem handschriftlichen Kataloge des B. Rivas findet sich
eine Beschreibung. Wenn aber Rivas (unter Nr. 137 seiner
Liste) die einzelnen Teile des Kodex folgendermaßen charak
terisiert: Rhetorica.. Duo libri Soliloquiorum. Liber Catoms
Philosophi. Liber Sedulii. Epistola Julii Caesaris. Innocentius
et Paulus de Libris iuris per singula dominias (so) fundorum
et situs locorum. De generibus numerorum in ratiocinatione.
Epistola Ilieronymi Presbyteri de Melchisedech, so stehen diese
Angaben in einzelnen Punkten an Genauigkeit sogar hinter
dem früher mitgeteilten Inhaltsverzeichnisse zurück, das im
12. Jahrhundert in den Kodex eingezeichnet wurde (s. oben
S. 54); vielleicht hat sich der sonst gewissenhafte Archivar an
dieser Stelle (wie auch an anderen) auf eine ältere, nicht zu
treffende Inhaltsangabe verlassen. Da nun andererseits jenei
1 Agila der Westgotenkönig herrschte 549—555, vgl. Zeumer, Neues Archiv
f. alt. d. Gesch. XXVII (1902), 443. Über den Namen handelte zuletzt
Meyer-Lübke in diesen Sitzungsberichten Bd. CXLIX (1904_), Heft II>
S. 7 u. 89,
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
61
Sammelband einer der merkwürdigsten, jedenfalls der inhalts
reichste der Ripoller Codices ist, die uns aus älterer Zeit er
halten sind, so wollen wir, ohne der Beschreibung des Gesamt-
inhaltes des Manuskripts in der Bibliotheca patrum latinorum
Hispaniensis II vorzugreifen, hier wenigstens einige der wichtig
sten Teile des Kodex in ihrer Bedeutung charakterisieren und
hierbei die zu diesem Zwecke ausgewählten photographischen
Reproduktionen von 12 Seiten zugrunde legen (Taf. IV—-IX).
Auf der ersten Seite (Taf. IV links, Fol. 26 verso der
Handschrift) finden wir von einer Hand des 11. Jahrhunderts
unter der Überschrift
D[0MI]NICA IN 1° N[0]C[TURN]0 AN[TIPHONA]S P[ER]
TOTO ANNO AN[TIPHONA]
die Antiphonen und Psalmen des officium de Dominica per
annum, mit Varianten gegenüber der Vulgata, auf die hier
nicht eingegangen werden soll. Die Zeilen sind durchwegs
mit Neumen versehen, welche nach der von Guido Adler
vorgenommenen Bestimmung dem aquitanischen Notensystem
angehören. Zwischen Fol. 26 verso und 27 recto sind Perga
mentblätter (wohl 2) ausgefallen: 27 recto enthält den Schluß
des sogenannten Libellus emendationis des Presbyters Lepo-
rras, von dem bisher zwei Handschriften: ein Herivallensis und
mn Leodiensis bekannt wurden; der in dem Ripoller Kodex
noch erhaltene Schluß bietet unter anderem die bekannten Sub
skriptionen, und zwar mit bemerkenswerten Abweichungen vom
gedruckten Text (M. 31,1230), welche die weit vorgeschrittene
Umbildung der lateinischen Schriftsprache auf spanischem Boden
beweisen. Unmittelbar daran anschließend folgen die Soliloquien
Augustins, eben jene Abschrift, die bereits bei Skizzierung des
Gerbertschen Quellenapparates erwähnt wurde (S. 54).
Die nächstfolgende Probe (Taf. V, fol. 50 v und 51 v ) bietet
einen Teil der im Kodex enthaltenen Disticha Catonis (Prol. — I, 34
Hauthal); eines der ältesten Exemplare der beliebten Spruchsamm-
bmg, die in dem vulgärsprachlichen Schrifttum Spaniens (wie
mich sonst in der mittelalterlichen Literatur) eine so hohe Be
deutung gewinnen sollte. 1 Das ausgewählte Spezimen zeigt sorg
same Ausnützung des Beschreibstoffes; auch haben spätere Hände
Vgl- die oben S. 10 zitierte Studie von Karl Pietsch.
62
III. Abhandlung: Beer.
noch Scholien am Rande und zwischen den Zeilen, ferner auch
Korrekturen angebracht, die sich durch schwärzere Tinte von
den zum Teile verblaßten Zügen der ersten Hand deutlich ab
heben. Gleich sparsame Ausnützung läßt sich auch bei den
folgenden Textproben (Taf. VI, fol. 75 v , 76 r ) beobachten. In
fortlaufenden Zeilen, d. h. ohne Verstrennung (wie die ganze Ab
schrift dieser Dichtungen), lesen wir den Schluß des Hymnus I
des Sedulius (in Huemers Ausgabe CSEL. Band X, 161 £, Vers
95—110) nach den vom vorhergehenden Pentameter herüber
genommenen Worten Christe tuis als erstes Distichon: Hie homo
qui deus est spes est antiqua priorum. Spes in fine piis hic
homo qui deus est bis zum Schlüsse Cum sancto spiritu secula
magna patri. Amen. Da der größere Teil der Seite nach Schluß
des Hymnus frei blieb, hat man den verfügbaren Raum benützt,
um eine Art Tabelle der Sternbilder in 14 X 13, ein Rechteck
bildenden Quadraten einzuzeichnen.
Zu den merkwürdigsten der in der Handschrift enthal
tenen Stücke gehört das auf fol. 76 r beginnende und bis 86’
fortgeführte Fragment einer bisher unbekannten Rezension der
Feldmesserschriften. In der sorgfältig zusammengestellten Über
sicht der handschriftlichen Quellen für die Gromatiker, die
Bubnov, a. a. 0. 394—493 bietet und die sich als Ergebnis der
Durchforschung fast aller größeren Handschriftensainmlungen
Europas darstellt, fehlt der Rivipullensis wie auch jeglicher
Hinweis auf eine der in ihm enthaltenen ähnliche Redaktion;
diese vollständig auf ihre Quellen zu prüfen, bleibt natürlich
einer besonderen Studie Vorbehalten, das Ergebnis der von mir
vorgenommenen Untersuchung des Textes dieser Blätter dürfte
aber zur allgemeinen Orientierung genügen. Die Abschrift ist
heute akephal und man sieht auch deutlich, daß zwischen fol. <5'
und 76 1 ’ des heutigen Bestandes ein Blatt ausgefallen ist; der
Text beginnt abrupt mit den Worten: populis pacis utilia pre-
stitisse, gedruckt in der Ausgabe: Die Schriften der römischen
Feldmesser, herausgegeben von Blume, Lachmann und Rudorft,
Berlin 1848, Bd. I, 393, 1. 11 ff., und zwar als Teil eines Trak
tates, den Lachmann Demonstratio artis geometricae genannt
hat. Bei der Charakterisierung dieser sogenannten Demon
stratio macht Blume (a. a. 0. II, 66) aufmerksam, daß die ,Aus
züge aus Isidor von Sevilla einen Kompilator des 7. oder eines
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Bipoli. I.
63
späteren Jahrhunderts verraten, vielleicht einen Zeitgenossen
des (Herbert, der wie dieser auch die Handschrift von Bobbio
benützte 1 , und weist ferner darauf hin, daß das erste der von
ihm herangezogenen Manuskripte dieser Klasse, der Cod. Reg 1
Vaticanus 1023 aus dem 10. bis 11. Jahrhundert außer der De
monstratio auch die Abschrift einer gekürzten Lex Romana
Visigotorum enthält. In der Ripoller Handschrift, die zweifel
los älter ist als der Vaticanus, wird der Text zunächst dem
zitierten Drucke gleichlautend weitergeführt, nur die den For
schern auf dem Gebiete der Agrimensorenschriften wohlbe
kannte ,EPISTOLA IULII CAESARIS 1 (vgl. Blume, a. a. 0.
65) durch eine besondere Überschrift hervorgehoben.
Im weiteren Verlaufe ändert sich der Sachverhalt, wofür
fol. 77 v und 7S r (Taf. VH) gute Belege abgeben. Der Absatz
links: ,Omen mensuram* usw. findet sich in der zitierten Aus
gabe der Feldmesser I, 397, nicht so die vorangehenden und
die folgenden Sätze; der unmittelbar anschließende und mit
Ager arcifinius beginnende Absatz weist vielmehr deutliche
Verwandtschaft mit Isidors Etym. XV, 13,11 auf: Arcifinius ager
dictus est quia certis linearum mensuris non continetur.
Nahe Beziehungen zur Demonstratio artis geometricae
zeigen jedoch wieder einzelne Absätze auf fol. 80 v und 81 r
(Taf. VIII). Der mit den Worten Lege feliciter anhebende
Abschnitt findet sich mit nur geringfügigen Änderungen in
dem Kapitel ,De controversiis 1 der Demonstratio, in der Aus
gabe der Feldmesser I, -403: Lege feliciter — oportebit. Wäh
rend aber in diesem Druck sich die Nomina agrimensorum
unmittelbar anschließen, enthält die Ripoller Handschrift noch
einige kleine Einschübe, die durch eine Schlußnote getrennt sind:
EXPLICIT LIBER INNOGENTI ET PAULI DE LIBRIS
TORIS PER SINGULA DOMINIA FUNDORUM ET SITUS
00CORUM. Daß aus dem bekannten INNOCENTIUS V. P.
(d- b. vir perfectissimus) auctor de litteris et notis iuris expo-
nendis (Feldmesser I, 310) die eben mitgeteilte Subscriptio
1111 Ripoller Kodex werden konnte, zeigt, wie weit die Ver
derbnis des Textes vorgeschritten war. Als neues Moment er
scheint in dieser Handschrift die selbstbewußte Fortsetzung
jener Subscriptio: POST CAETERA EGO GISEMUNDUS
OOCENTIBUS LOQUOR, aber zehn Zeilen später beginnt ein
64
III. Abhandlung: Beer.
neues, zweites Buch, das durch die Nomina Agrimensorum
(Kap. I, vgl. oben) eingeleitet wird und dessen weitere Kapitel
(Kap. II: De orbem [so!] omni [so!] terre in quatuor partibus
divisum usw.) angeführt werden. Zu erwähnen ist noch, daß
auch jener Text, den wir mit dem Innoeentius Auctor de lit-
teris iuris zu verbinden pflegen, der wunderlichste der ganzen
Feldmesserliteratur, nämlich die sogenannten Casae litterarum
in stark gekürzter Form auf späteren Seiten der Handschrift
eingezeichnet wurde. 1 Der hier besprochene Teil des Kodex
setzt sich eben aus verschiedenen agrimensorischen Fjxzerpten
zusammen, wie der Kompilator fol. 80 T selbst andeutet: Iubante
domino hic conplexus sum ex multis librorum voluminibus in
uno corpore libellos duos. Ob nun jener Gisemund der Ur
heber der Zusammenstellung ist oder nicht, jedenfalls erfolgte
sie zu einem bestimmten praktischen Zweck, der später noch
angedeutet werden soll.
Auf ein ganz anderes Gebiet führt das letzte, aus Ko
dex 106 hier mitgeteilte Spezimen (fol. 89 v und 90 1 ', Taf. IX).
Fol. 89 v ist für eine eigenartige Einzeichnung ausgespart wor
den: die 37 Hexameter enthaltende Seite erscheint durch drei
Striche derart durchquert, daß der eine lotrecht in der Mitte,
die beiden anderen als Diagonalen laufen; hierdurch wird er
reicht, daß von dem mittleren Buchstaben A sechs Linien
wegstreben, die je 18 Buchstaben durchschneiden; der erste
Hexameter
SANTE PUER CLARA QUI SIGNAS LUMINE OLIMPUI
wird in dem ersten, mittleren und letzten, der mittlere Hexameter
QUI SIGNIS IUBES IRE RATES TU SISTE RECATJTES
in dem mittleren, endlich der letzte
UNICUS IPSE PATRI NATÜS QUI SPIRITUS UNUS
in dem ersten, in den drei mittleren und in dem letzten Buch
staben von den erwähnten Querlinien getroffen.
Die von den Linien berührten Buchstaben bilden nun
selbst wieder Hexameter, und zwar mesostichisch:
SPIRITUS IGNIS AQUA VATES SUBSTANTIA CRISTtS
1 86 v als letzter Abschnitt: Casa que per z nomen habuerit.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Kipoll. I.
65
diagonal von links oben nach rechts unten:
SPES DECUS IMPERIUM MAIESTAS GLORIA VIRTUS
diagonal von links unten nach rechts oben:
VITA SALUS VERBUM PARADYSSUS PASSIO REGNUM
Diese metrische Spielerei bietet abermals einen Beleg
dafür, daß sich die Dichtung der karolingischen Zeit mehr an
das Auge denn an die Empfindung oder an das Ohr wendete,
und wir werden noch Gelegenheit haben, gleichfalls aus Ri-
poller Handschriften ein womöglich noch drastischeres metri
sches Artefakt mitzuteilen, wollen jedoch bei diesem Anlaß
zeigen, daß derlei Spielereien sich von einem ernsteren Hinter
grund abheben.
Die auf der gegenüberstehenden Seite (90 r ) eingezeich
neten Notizen über Zahlen und ihre Bedeutung (mit den Über
schriften: De generibus numerorum in raciocinacione — Genera
numerorum in sensibus •— De quadrifario dei opere) bilden
nur eine kleine Probe umfangreicher mathematischer, metri
scher und astronomischer Kollektaneen, welche dieser Teil des
Kodex enthält; 1 als erster Abschnitt erscheint (fol. 86 v ) das
Stück Tercia divisio totius numeri; ob dieses mit den Sen-
tentiae zusammenhängt, die der von Gerbert in Abschrift er
betene libellus de multiplicatione et divisionae numerorum des
Josephus Ispanus 4 (Josephus Sapiens) 2 enthielt, 3 bleibt eine
offene Frage.
Der Inhalt des heute mit Nummer 106 signierten Riyi-
pullensis wird durch diese Angaben, welche sich ja nur an
1 Die auf dem unteren Teile der Seite gegebene Anweisung der Zahlen
bezeichnung durch Buchstaben steht vielleicht auch in Beziehung mit
den damals verwendeten sogenannten ,Cartas formatas 1 , vgl. Espaiia Sa-
^ grada XXVIII, 109ff.; Villanueva, a. a. O. VI, 166f., 282ff.
‘ Heinr. Suter, Die Mathematiker und Astronomen der Araber und ihre
Werke, Leipzig 1900, S. 79 meint unter dem gebotenen Vorbehalt, man
könnte, was die Zeit betrifft, diesen Josephus Sapiens für ,Jüsuf b. Harun
el-Kindi, Abu 'Omar' einen bedeutenden Dichter und Gelehrten, der um
970 in Cordoba lebte, halten. Jos. v. Karabacek teilt mir freundlichst
mit, daß in dem Namen Ispanus möglicherweise das als Gentilicium
gebräuchliche Ispa(h)anus steckt; angesichts der großen Freizügigkeit
üer arabischen Gelehrten erscheint eine solche Annahme nicht auffällig,
kerberti Epistolae 17 und 25, beide aus dem Jahre 984, vgl. Havets
Ausgabe, S. 14f. und 19f.
Sitzungsber. d. phil.-bist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. 5
66
III. Abhandlung: Beer.
einzelne charakteristische Spezimina knüpfen, keineswegs er
schöpft. Er enthält am Anfang medizinische Rezepte, dann
Baedas Metrik, Boethius de trinitate sowie fidei christianae
complexio und noch manche andere Stücke, über die der Ka
talog berichten wird. Die hier gebotenen Mitteilungen reichen
aber aus, um über die Bestimmung der Sammelhandschrift
keinen Zweifel aufkommen zu lassen. Das Manuskript war
ein Schulbuch, welches den ,docentibus‘ wie auch den Studie
renden erprobte Lehrtexte über Glaubensfragen und Moral,
Astronomie, Mathematik, Metrik, Vorschriften der Heilkunde
usw., nebstdem noch einen neumierten liturgischen Text an die
Hand geben sollte. Vornehmlich praktischen Interessen dienten
die Exzerpte aus den Agrimensoren. Es ist klar, daß das
Kloster Ripoll, welches über ungeheure Gebiete verfügte und
seine Domänen immer mehr anwachsen sah, auf Feldmessung,
oft auch auf Verteidigung der Grenzen seines Gebietes bedacht
sein mußte. So ist denn auch in derselben Kompilation (fol. 80'
der Handschrift) ein Widerhall der alten Controversia über
,locorum religiosorum modus restituendus' zu finden, vgl. Schrif
ten der römischen Feldmesser I, 22 f. (Frontin).
Der Versuch, die Zusammensetzung des bisher völlig un
bekannten Inhalts der eben besprochenen Handschrift durch
den Vergleich mit anderen spanischen Mischhandschriften jener
Zeit zu illustrieren, mißlingt. Es existiert in spanischen Samm
lungen kein Manuskript des 10. Jahrhunderts, das sich an Viel
gestaltigkeit und an Reichtum eigenartiger Texte mit diesem
messen könnte. 1 Die Ripoller Bibliothek mochte auf dieses
1 In der Bibliothek des Cav. Carlo Morbio zu Mailand fand M. Jaffe eine
Pergamenthandschrift des 10. Jahrhunderts (es ist, worauf mich A. GoM-
mann freundlichst aufmerksam macht, die Hs. Nr. 379 in dem von
Wilh. Meyer-Speier verfaßten Auktionskatalog der Sammlung Carlo
Morbio, Leipzig, List und Francke, 1889), die von fol. 17 r an die Ety
mologien Isidors, die Ars des Donat sowie verschiedene Glossare, ferner
von anderen Händen die Disticha Catonis, einen Brief des Hieronymus
an Paulus, ein Verzeichnis juristischer Noten und Exzerpte aus Pap^
viten birgt. Von den vorgehefteten 16, ursprünglich dem Kodex nicht
angehörigen Blättern enthalten die ersten 13 ein gromatisches, die letzten
drei ein grammatisches Fragment. Das Feldmesserbruchstück auf den
ersten 13 Blättern erwies sich als nahe verwandt mit Teilen der von
1 Th.
Lachmann edierten zwei Rezensionen der Casae litterarum, vgi-
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
67
Zimel, vielleicht das wertvollste Stück der Studienbücherei, mit
Recht stolz sein und es ist nicht ausgeschlossen, daß es wie
vielen anderen so auch Gerbert als Lehrbuch diente.
Festzustellen, welche Handschriften sich außer den eben
erwähnten im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts in der Ri-
poller Klosterbibliothek vorfanden, ist schwierig, weil sichere
Indizien hierfür, so namentlich Bibliotheksverzeichnisse aus jener
Zeit fehlen. Ein ansehnlicher Teil der Bibel- und liturgischen
Codices, welche das Verzeichnis des 11. Jahrhunderts anführt,
war wohl schon im vorhergehenden Jahrhundert vorhanden.
Auch ist wahrscheinlich, daß ein oder der andere Profantext
aus dem Ripoller Skriptorium hervorging, obwohl weder direkte
noch indirekte hierauf bezügliche Nachrichten aus der Zeit der
Nachfolger Arnulfs, nämlich der Äbte Windisclus (970—979)
und Seniofredus (979—1008) vorliegen. Daß Windisclus den
von Arnulf begonnenen dritten Aufbau des Klosters vollendete,
wurde schon erwähnt; auch auf Ausgestaltung der Bibliothek
und des Skriptoriums wird man bedacht gewesen sein; das In
ventar der Kirchengüter, welches 979 nach dem Tode dieses
Abtes für Miro, Grafen von Besalü und Bischof von Gerona,
angefertigt wurde, enthält die leider sehr summarische Angabe:
libri numero LXV et eo amplius. Für die Zeit des Hirten
amtes des Abtes Seniofredus mangelt selbst eine solche vage
Andeutung. Möglich ist immerhin, daß einige Handschriften
des 10. Jahrhunderts, die sich noch heute erhalten haben, wäh
rend der Wirksamkeit der beiden genannten Äbte in dem Ri-
Mommsen, Monatsberichte der kgl. preußischen Akademie der Wissen
schaften, Jahrg. 1861, Berlin 1862, 1014 ff. Wenn Mommsen fragt, ,ob
die Casae wirklich aus der noch lebenden gromatischen Technik her
vorgegangen und nur verdorben sind oder ob sie nicht vielmehr der
Periode vollständiger innerer Auflösung der Gromatiker bei einem schein
haften äußerlichen Fortleben derselben und Forthantieren mit den Bü
chern und Bildwerken der alten Meßkundigen angehören*, so beantwortet
das Ripoller Kompendium, das offenbar dem praktischen Bedürfnis eines
an Latifundien reichen Klosters nachkam, und dessen Urheber mit seinem
sermo agrestis 6ich mehr um den ager (loca religiosa) als um den Priscian
kümmerte, die Frage im Sinne der ersten Alternative. Unbedingt wird
man Mommsen zustimmen, wenn er diese Stücke ,Dokumente aus einem
der dunkelsten Gebiete der Tradition antiker Technik während des frü
hesten Mittelalters* nennt, und wenn er urteilt, daß ,was von dieser sich
erhalten hat, für künftige Prüfung aufbewahrt zu werden verdient*.
5*
68
Iir. Abhandlung: Beer.
polier Skriptorium hergestellt oder von dem Kloster erworben
wurden, so die prächtige Priscianhandsehrift (heute Nr. 59),
die sehr umfangreiche Glossensammlung, die so oft unter dem
Namen ,Liber glossarum et tonologiarum' zitiert wird (Nr. 74),
ferner der Kodex, welcher des Boethius Kommentar zu den
Kategorien des Aristoteles und den Liber de Magistro des
Augustinus, sowie zum Schluß einige Yerse aus der Thebais
des Statius enthält (Nr. 83). Berühmt waren auch zwei ,alte‘
Konziliencodices der Ripoller Bibliothek: Marca hatte sie stu
diert, Burriel über sie berichtet, wie den einschlägigen, von
Rodriguez de Castro in seiner Biblioteca Espanola II, 304, 307 f.
mitgeteilten Nachrichten zu entnehmen ist. 1 Die beiden wert
vollen Manuskripte sind 1835 verbrannt und nur von einem
der beiden hat sich die von ,Antonius de Olmera et de Des-
prats, monachus et Bibliothecarius regii monasterii Rivipulli' in
Ripoll selbst ,decimo octavo cal. Febr. 1776‘ vollendete Ab
schrift erhalten (heute Kodex Nr. 77). Olmera ergänzt die an
derweitig bekannten Nachrichten: ,exstant bini manuscripti
membranacei quorum quisque es (so) collectio antiquorum ca-
nonum Ecclesiasticorum, unus quidem molis maioris
Ex hoc ergo codice desumptum est presens hoc apographum 1 ;
irrt de Olmera nicht bei seiner Bestimmung: codicem vero istum
scriptum conicio saeculo XI ex compendiariis notis, quibus uti
visum fuit‘, so muß wenigstens diese eine Handschrift frühe
stens der Olivazeit angehören. 2 Dagegen dürfen -wir annehmen,
daß die ursprüngliche Anlage einer anderen, leider verlorenen
Handschrift bereits ins 10. Jahrhundert fällt; sie war ehedem
mit Nr. 40 bezeichnet und wurde von Rivas unter dieser Num
mer als jNecrologium Monachorum et Benefactorum Monastern
Rivipullii — Martirologium Sanctorum — Regula S. P. B ene '
dicti 1 katalogisiert. Es ist dieselbe Handschrift, aus welcher
Villanueva den (erst im 11. Jh. eingezeichneten) bereits erwähnten
Handschriftenkatalog publiziert und auch sonstige schätzens-
1 Algunos Codigos solo contienen de los concilios Espanoles hasta el
IV Toledano, como los que viö Marca en el Monasterio de Ripoll.
2 Dieselbe Altersbestimmung (s. XI) auch in der betreffenden Beschreibung
des Katalogs vom Jahre 1823, die Ewald, Reise 392 mitteilt. Villanueva
weist Viage VIII, 55 die Handschrift dem Anfang des 10. Jahrhun
derts zu.
Die Hundscliriften des Klostess Santa Maria de Eipoll. I.
69
werte Notizen mitgeteilt hat. 1 Altes Ripoller Gut ist ferner der
jetzt unter Nr. 52 in Barcelona aufbewahrte Kodex; Einzeich-
mmgen aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts bezeugen deut
lich diese Provienz. Der Hauptinhalt des Kodex, das Carmen
des Johannes Diaconus, die Vita Gregorii von demselben und
Gregors Homilien in Ezechielem samt der Expositio super
cantica cantieorum, ist aber älter als diese Einzeichnungen und
gehört bestimmt dem 10. Jahrhundert an. Das Gleiche gilt
auch von der Handschrift Nr. 46, die bereits bei Besprechung
der vor- und nachgebundenen sehr alten Fuero juzgo-Blätter
erwähnt wurde. Der Kodex als solcher birgt Grammatisches,
so Baeda, Donat u. a., sämtlich im 10. Jahrhundert, also in
vorolivianischer Zeit aufgezeichnet. Einzelne Teile dieser Misch
handschrift weisen schon vorbereitend auf den wesentlich er
weiterten Kreis literarischer Interessen jener intellektuell reich
bewegten Periode, die mit der Zeit des Hirtenamtes des
Abtes Oliva zusammenfällt und unsere volle Aufmerksamkeit
erheischt.
Oliva, der dritte Sohn des gleichnamigen Grafen von Cer-
dana und Besalü, Urenkel Wifreds, des Gründers von Ripoll,
trat, noch nicht 32 Jahre alt, 2 als Mönch in das Kloster ein, wurde
1008 zum Abt Ripolls, nach dem Tode Borrells, Bischofs von
Vieh, zum Bischof dieser Kirche gewählt und war geraume
Zeit auch Abt von Cuxa im Roussillon. Die durch lange Jahre
entfaltete Wirksamkeit dieses 1046 verstorbenen Abtes ist die
glänzendste, welche die Ripoller Klostergeschichte kennt, und
bildet einen dankbaren Vorwurf für eine kirchen- und kultur-
1 Auch sonst ist dieser Kodex, in dem wir eine wichtige Quelle für die
Geschichte des Klosters verloren haben, wiederholt benützt worden, so
z. B. von Pröspero de Bofarull in den Condes vindicados, Bd. I, 37, 97,
106.
2 ,Apenas contaba 32 anos‘ Pellicer y Pages, Santa Maria del Monasterio
de Ripoll, p. 62. Das, so viel ich sehe, durch die bekannten Urkunden
nicht belegte Datum der Geburt Olivas mag der Autor den Dokumenten
des Kathedralarchivs von Vieh entnommen haben. Mit der Ansetzung
der Geburt Olivas ins Jahr 971 würde ungefähr stimmen, daß ihn das
Nekrologium zu Vieh ,in optima senectute* sterben läßt (Espana Sagrada
XXVIII, 134). Die Angabe von Torres Amat, Memorias, p. 445: nacid
al fin del siglo diez ist schon deshalb zu vag gefaßt, weil Olivas Vater
(Cabreta), wie wir bestimmt wissen, 990 starb.
70
III. Abhandlung: Beer.
geschichtliche Monographie, umsomehr, als das Hirtenamt Olivas
außerhalb Spaniens fast gar nicht, unter den deutschen Histo
rikern nur von Gams in seiner Kirchengeschichte Spaniens II,
2, 436 ff. und hier recht ungenügend behandelt wurde. 1
Der vorliegenden Untersuchung obliegt nur, die wichtig
sten Ereignisse der olivanischen Epoche aus den zum Teil schon
früher, zum Teil jetzt neu erschlossenen Quellen kurz namhaft
zu machen. Zu diesen gehören die bereits genannte Historia
brevis monasterii Rivipullensis vom Jahre 1147, 2 ferner die
Gesta Comitum, die (im Kapitel 10 De tribus filius Olibani
Cabretae) Oliva als berühmtes und verdientes Mitglied der
gräflichen Familie schildern, sowie ziemlich zahlreiche Urkun
den; leider sind auch diese bisher weder vollständig noch ent
sprechend genau veröffentlicht worden, wobei zu bemerken ist,
daß ein Teil der wichtigsten Olivaakten nicht auf spanischem
Boden, sondern in der Pariser Bibliothbque Nationale aufbe
wahrt wird.
Uber die hier zunächst in Betracht kommende Handschrift
der Pariser Nationalbibliothek F. lat. 2858 (olim Colbertinuß
5222) hat Baluze keine nähere Mitteilung gemacht, sie ist im
Catal. cod. ms. Bibi. Regiae III, 343 (1744) ungenügend beschrie
ben worden und auch die wiederholte, in jüngster Zeit anläß
lich der Ausgaben der Lupusbriefe erfolgte Benützung der Hand-
1 So meldet Gams, a. a. O. 437: Einige sagen, daß er (Oliva) 38 Abteien
geleitet habe. Diese Nachricht beruht auf argem Mißverständnis einer
Stelle der Gesta Comitum Barcinonensium (Marca Hispanica, col. 543):
Oliba fuit monachus Rivipulli et Abbas, deinde Episcopus Vicensis; cui
etiam fuit commissum regimen monasterii sancti Michaelis de Cuxano.
Sedit etiam in episcopatu annis XXVIII et rexit coenobia (gemeint sind
Ripoll und Cuxä) XXXVIII. Es ist wohl klar, daß nur von Olivas
38 jähriger Wirksamkeit als Abt die Rede sein kann.
2 Marca Hispanica App., Nr. CCCCIV, col. 1295ff. Der anonyme Verfasser
benützt auch für die olivianische Zeit die Urkunden des Klosterarcluvs,
am eingehendsten den Akt über die vierte Dedikation der Kirche, wel
cher nach Vollendung des großartigen, von Oliva ausgeführten Wieder
aufbaues des Klosters ausgefertigt wurde; er kennt die für Ripoll aus
gestellte, an Oliva gerichtete Bulle Benedikts VIII., ferner das Privileg
aus dem Jahre 1011, welches das Kloster auf Olivas Betreiben vom
Papste Sergius erhielt, und deutet auch die Beziehungen an, die Oliva
außerhalb seiner Diözese zu unterhalten wußte.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
71
schrift ist der genaueren Kenntnis ihres Gesamtinhalts nicht
zugute gekommen. 1 Der erst nach 1664 zusammengestellte Band
vereinigt zwei nicht nur nach dem Inhalt, sondern auch nach
Entstehungszeit, Provenienz und äußerem Habitus ganz ver
schiedene Stücke: fol. 1—63 des jetzigen Volumens in Klein-
quart enthalten die ,Epistolae Beati Lupi Abbatis Perrariensis 1
s. IX—X und befanden sich, wie unter anderem eine größtenteils
ausradierte Ursprungsnotiz fol. l r /// nobii /// /// /// /// fera ///
dartut, im 16. Jahrhundert in dem 630 gegründeten Benedik-
tinerkloster zu Ferneres (Loiret); fol. 64—71 (ein Quaternio)
in Oktav, erst zu Colberts Zeiten beigebunden, 2 enthalten zu
nächst Anicii manlii seuerini boecii uiri clarissimi ex consulum
ordinibus edici (so) prima super categorias aristotelis a se uer-
hum e uerbo translatas de greco in latinum (Fragment) s. XI
und dann von 68 T an, wohl von derselben Hand, die uns hier
interessierende Korrespondenz, die sich bei genauerer Prüfung
als weit inhaltsreicher erwies, als die bisherigen Mitteilungen ver
muten ließen; die Schrift ist zum Teil flüchtig hingeworfen,
zum Teil stark verblaßt, so daß die Lesung sehr erschwert
wird; aus diesem Grunde hat wohl auch Andre Duchesne,
unter dessen handschriftlichen, in der Pariser Nationalbibliothek
aufbewahrten Kollektaneen 8 (vol. 56, fol. 414—417) sich die
Kopie eines Teiles dieser Korrespondenz findet, von der Ab
schrift einiger Stücke abgesehen. Ich notiere:
1 G. Desdevises du Dezert bespricht in seiner Ausgabe: Lettres de Servat
Loup, Texte, Notes et Introduction, Paris 1888, S. 6 auch den zweiten
Teil des Kodex 2858, folgt aber durchaus den Angaben des alten Cata-
logus codicum, auf den er auch in der Note verweist, und wiederholt
(,5. Une lettre d’un moine anonyme a un autre moine nommö Jean.
6. Une autre lettre du m6me etc. 11. Une lettre anonyme a un philo-
sophe inconnu, d6sign6 par l’initiale R £ u. a. m.) alle Fehler jenes Ivata-
loges vom Jahre 1744. Darum durfte auch in der jüngsten Ausgabe der
Briefe des Lupus, Mon. Germ., Epist. IV, I, S. 5, Anm. 5 nicht behauptet
werden: Desdevises p. 5—6, ubi accuratius de altera consuta codicis
parte agitur. Vgl. auch A. Levillain, Bibi, de l’Ecole des Chartes LXII,
1891, 455 Anm. 2.
2 Levillain bemerkt a. a. O. richtig: il est certain que ce cahier n’a rien
a voir avec le ms. de Ferneres.
3 Vgl. Bibliothäque Nationale. Catalogue des manuscrits des collections Du
chesne et Brdquigny par Ren6 Poupardin. Paris 1895.
72
III. Abhandlung: Beer.
1. fol. 66 v (nicht bei Duchesne): Domino patri oliue et
almo pontifici beati mich(aelis archangeli in) cqnobio (es ist San
Miguel de Cuxa) degentes in domino filii salutem . . . dum do-
mino niteremur offerre preces pro anima apud uos defuncti
fratris dolorem nimium nobis intulit subito deilarii cellalarii le-
uite et monachi deposicio. Tercio enim die dominice resurec-
cionis id est XII. K. mai tempore sancti saerificii permissu dei
reliquid uitam buius seculi; hunc ergo uestris uestrorumque
commendamus orationibus . . . Zu beachten ist die Datierung
des Todestages des Deilarius ohne Jahresangabe, die auch den
folgenden Abschriften fehlt; der Tod erfolgte XII. Kal. Mai.,
20. April, am 3. Tage nach dem Ostersonntag; auf den 18. April
fiel der Ostersonntag 1025, also, fünf Jahre nach dem Tode des
Grafen Bernhard, auf den sich das folgende Rundschreiben
bezieht.
2. fol. 66 v —67 v (Duchesne fol. 414 1 '—414 v ) = Marca Hisp.
App. CLXXXVII, col. 1024: Dilectissimis patribus et fratribus..
(Rundschreiben der Mönche Ripolls und Cuxäs über den Tod
des Grafen Bernhard von Besalü). In dem Colbertinus folgt
gleich nach den letzten Worten des Schreibens (Deus pacis et
karitatis sit semper cum omnibus uobis) ein Electuarium ad
catairon (so) et ad omnes inferiores dolores (vier Zeilen, auch
von Duchesne kopiert), darauf (fehlt in der Marca Hisp.):
Iam sine fine dei ualeas plebs inelita sumi (so)
Immemor haud nostri plebs ueneranda dei
Accipe funereum mesto de pectore luctum
Si tua cum propriis probra lauentur aquis
Atque iterum salue felix et perpete uiue.
3. fol. 67 v —68 r (Duchesne fol. 415 r ) = Marca App.
CLXXXIX, col. 1026: Gaucilino sancte prime sedis bituricensis
archiepiscopo . . . O. 1 sancte ausonensis ecclesie presul . . . Nach
dem Schluß des von Marca mitgeteilten Textes (. . . perenniter
iungat Deus) folgt im Colbertinus (nicht in der Marca Hisp-,
doch von Duchesne kopiert, der aber am Rande des Col
bertinus irrig bemerkte ,versus Gauzilini', also nicht erkannte,
daß wir ein akrostichisches Gedicht an Gauzlin vor uns
haben):
1 D. h. Oliva.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
73
Germine conspieuos pulcro decorando clientes
Aureus etherea prefulges coubuI in astra
Vita tui donec diano 1 stat corpore uigil
Cuius in esperie faeundo concita cursu
Institit interior fines doctrina benigne
Luxque suo claro meum cor tersit amictu
Inde means ut sol exaussit nubila cuncta
Nunc decus eximium nostri uenerandeque 2 presul
Excipe quod nostre potis est tibi dicere carte.
4. fol. 68' (Duchesne fol. 414 v f.) = Marca App. CLXXXVIII,
col. 1025 f.: Omnipotentis dei clementia. Gauzlin an Oliva. Nach
dem Schluß des von Marca mitgeteilten Textes folgt:
Omnia possideant uestram moderamina mentem
Luceat et magni pectore consilii
Ipse deus sit ubique tibi protectio tuta
Blanda salus egrum iam refouens animum.
Ampla manus domini forti uirtute gubernet
Et regni pulcro uos locet in solio.
Darauf wieder ein Electuarium (ad suspiriosos), 11 Zeilen
(nicht bei Duchesne), dann
5. fol. 68' (Duchesne fol. 416 T ): Piissimo Patri oliue con-
ciola alme genetricis marie (d. h. die Gemeinde der Ripoller
Mönche) meldet den Tod des Remundus diaconus.
6. fol. 68 v (nicht bei Duchesne): Venerabili atque hono-
rabili domino fratri Johanni il. monachus. Ein Dankschreiben: tue
pietatis dono effectus sum- diues . . . Siquidem karissime domine
inmensas tibi refero grates pro tantis impensis et beneficiis. Der
Adressat dieses und des folgenden Schreibens wohl identisch
mit Johannes von Fleury, der sich in Nr. 9 an Oliva wendet.
7. fol. 68 v (Duchesne fol. 416 v ): Venerabili patri domino
Joauni monacho suus illius famulus poncius monachus. Ein für
ie Kenntnis des Handschriftenleihverkehrs wichtiges Schreiben
(betreffend die Salomon gehörigen Manuskripte), s. S. 97, A. 3.
8. fol. 68 T (Duchesne 415 v ): Domino et uenerabili Santio
re gi iberico Oliua sancte presul ausonensis aecclesiq. Das bis
jetzt unbekannte Schreiben Olivas an König Sancho den Großen
®*t der Bitte um einen Beitrag zum Bau der Ripoller Kirche;
weiter unten (S. 79 f.) unter den Regesta Oliviana mitgeteilt.
(für sano). 2 Die Hs. hat uenerandique.
74
III. Abhandlung: Beo r.
9. fol. 69 1 ' (Duchesne 415 v ): (Reverendissi)mo et si dicere
audeam amantissimo domino 1 abbati oliue frater Joannes hnmilis
monacbus . . . (Drucknachweis unter den Regesta Oliviana Jahr
1022). Diesen Johannes monachus Floriacensis mit dem in den
vorhergehenden Briefen genannten Johannes zu identifizieren
liegt nahe. Nach den letzten Worten des Briefes . . . non paraa
dona dominus Gaucilinus abbas aut uobis aut uestris legatis
sicut petii libens tribuet folgt im Colbertinus ein bisher unbe
kannter Hymnus auf Oliva in Distichen ,cum figura epana-
lepsis' (vgl. Sedulius, Hymnus I), also in sogenannten uersus
,echoici £ oder ,serpentini £ :
Laudibus egregiis ueneraris climate cuncto
Tolleris haud modieis laudibus egregiis
Edocet omnimodis sermo tuus omnia queque 2
Lingua tui corda edocet omnimodis
Presul amate Deo radiaris solis ad instar
Iustus es a iusto Presul amate deo
Abba pater meritis Nee non consistis et idem
Diceris apte deo Abba pater meritis
Nomine fersque tuo Per magnum omen oliue
Quod pacem portat Nomine fersque tuo
Angelus in facie semper dinosceris esse
Pares cum luce Angelus in facie
Cencies ergo uale sacer inclite sancte beate
Es quoniam felix cencies ergo uale
Christus ab arce poli tribuat sedes paradisi
Vitam concedat Christus ab arce poli.
10. fol. 69 r (Duchesne fol. 416 1 '): Oliua sancte ausonensis
Ecclesie presul . . . universo cetui cenobio dei genetricis com-
manenti = Marca Hisp. App. CXC, col. 1026f. Vgl. weiter
unten S. 79 und 84. Die von Baluze auspunktierten Stellen sind
tatsächlich so verblaßt, daß eine Lesung unmöglich erscheint.
11. fol. 69 v (Duchesne 416 v ): Universis abbatibus christi-
que fidelibus quoquo locorum habitantibus floriacensis conciola
deiecta et patre uiduata gibt Nachricht vom Tode ihres Abtes
Abbo.
1 Duchesne fügt vor domino das im Original nicht enthaltene Wort ,meo ein.
’ Omnia queque = quaecumque.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
75
12. fol. 69 v f. (nicht bei Duchesne): Tocius philosophie
nitore decorato domno A. 1 egregio pliilosopho peripsima (?)
et despectus eius cliens il. aeterne brauium remunerationis.
Quanta unice dilectionis deuotione mens mea uestre uenerationi
snbsternitur explere (so) uerbis nequeo. Elemosina enim uestre
karitatis non tantum prodest accipientibus nucas scientie liberalis
set iterum danti uobis quantum spes premii solatium sit laboris.
Denique celsitudinem uestre largitatis corde tenus exposco ut
pietatem (fol. 70 r ) quam circa me actenus exibuistis in docendo
inrefragabiliter in finem usque protendatis quatinus premium
perhenne percipere mereamini a cbristo deo. Sciatis autem
uolo quia hec est proprii cordis affectio ut deus uestros acu-
mulando conseruet amicos et deiciendo ocius conterat inimicos.
Interea pdlleat sanitas et longe fiat omnis aduersitas.
Fidum me uestri famulum per secula scito Milies ut uale-
tis(so) dominus concedat Jhf.
Dico libenter amen nostrum sic finio carmen. Der übrige
Teil von 70 r und 71 v ganz blank, auf 71 1 Federproben.
Die hier dem Inhalt nach skizzierten, im letzten selbstän
digen Quaternio des Kod. 2858 nach dem Boethiustext ent
haltenen Stücke bieten, wie man sieht, zum überwiegenden
Teile eine auch in literarischer Beziehung beachtenswerte Kor
respondenz zwischen Ripoll und Fleury (Saint-Benoit-sur-Loire)
aus dem ersten Drittel des 11. Jahrhunderts, angefangen vom
Tode Abbos von Fleury (f 1004); ein gewisser Parallelismus
zwischen Gauzlin von Fleury und Graf Oliva von Ripoll tritt
auch äußerlich hervor. Den Ursprung der für den Haus-, viel
leicht für den Schulgebrauch bestimmten Sammlung haben wir
in Ripoll zu suchen, 2 Stücke wie 1, 5, 8 und — falls meine
Vermutung bezüglich des Scholasticus Arnallus zutrifft — auch
1? waren für Fleury belanglos. Den Ripoller Ursprung ver-
Cat. cod. ms. Bibi. Reg. III, 344 ,ad R pbilosophum 1 . R ist sicher falsch
gelesen, A unzweifelhaft richtig, damit der Hinweis anf Arnallus scho
lasticus von Ripoll gegeben, an den als ehemaligen Lehrer sich Johannes
(von Fleury?) gewendet haben mochte (pietatem ... in docendo . . . pro
tendatis, vgl. auch accipientibus nucas scientiae liberalis).
Eine große Zahl solcher Briefe samt den Antworten wurde im Archiv
zu Ripoll aufbewahrt, vgl. Villanueva VI, 187. Möglicherweise war der
heiter der Klosterschule, Arnallus, Veranlasser der Zusammenstellung.
76
III. Abhandlung: Beer.
mutet auch Alex. Vidier, der eine Publikation der Gauzlin
betreffenden Stücke vorbereitet. 1 Zu dem auf den ersten drei
Blättern des Quaternio enthaltenen Boethiustext wäre endlich
noch die unter Nr. 126 der von Rivas angelegten Liste ent
haltene Beschreibung: Boetii et Aur. Augustini editio super
Cathegorias Aristotelis de verbo ad verbum in latinum trans-
latas zu vergleichen, noch genauer stimmt der in dem von
Baluze erworbenen Katalog der Ripoller Codices (Paris, Nat.
Bibi., Baluze 372) fol. 14 T unter Nr. 90 verzeichnete Titel:
Anicii Manlii Seuerini Boecii clarissimi ex consulum ordinibus
editio prima super cathegorias Aristotelis a Se uero Bü (so) e
verbo translatus de greco in Latinum. So haben der Kopist
des Boethiustextes und der Verfasser des in den Besitz Baiuzes
übergegangenen Katalogs wohl ein und dieselbe Vorlage vor
Augen gehabt. Auf jeden Fall ist dargetan, daß die wert
vollsten bis jetzt bekannten Urkunden für die Kenntnis der
Geistesgeschichte der Olivianischen Zeit nicht im alten Ripoller
Bestand zu Barcelona, sondern in Paris aufbewahrt werden. 2
1 Ich nehme hier gerne Gelegenheit, diesem zuvorkommenden Beamten
der Nationalbibliothek für vielfältige freundliche Unterstützung, unter
anderem für den Nachweis der Abschrift Ducliesnes bestens zu danken.
2 Ebenso enthält die Handschrift der Pariser Nationalbibliothek F. lat.
7476 (Cat. IV, 364) als einzige Quelle der Überlieferung ein wertvolles
Schriftdenkmal der Olivaepoche (s. S. 84); die vorgenommene Prüfung des
Kodex F. lat. 5132 (Cat. IV, 42), der allerdings zumeist Ripoller Urkunden
aus dem Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts enthält, hat ge
zeigt, das außer den Gesta comitum Barcinonensium noch andere, in dem
Sammelband enthaltene Stücke auf die olivianische Zeit reflektieren.
Ferner fand ich in Band 107 der Kollektion Baluze zu meiner Über
raschung eine sehr stattliche Reihe bisher unbekannter Abschriften von
Urkunden, die sich durchwegs auf Ripoll beziehen; mehr als hundert
Blätter der Handschrift (fol. 180—284) füllend und die Zeit von der
Klostergründung bis 1440 (Bulle Eugen IV. an Ripoll aus diesem Jahre)
umfassend, bilden sie einen wenn auch nicht vollständigen, so doch
immer willkommenen Ersatz für die alten Kartulare, deren Verlust so
schmerzlich empfunden wurde, zugleich auch einen Beleg für die Rich
tigkeit der oben S. 14 gegebenen Wertung der bisher wenig durch
forschten Kollektaneen Baiuzes. Außerdem enthalten noch Band 108
und 109 derselben Sammlung schätzbares einschlägiges Material. Endlich
sei noch einer kürzlich erfolgten Erwerbung der Nationalbibliothek gc
dacht, des Ms. F. Esp. 520: Jaime Villanueva, Memorias cronoldgica» ^
los condes de Urgel, Manuscrito autögrafo; auch in diesem noch un
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Eipoll. I.
77
Die ausführlichste Würdigung’ von Olivas Wirken als
Bischof und Abt wird noch immer Enrique Florez verdankt,
aus dessen nachgelassenen Papieren der Epislcopolog von Vieh,
darunter die Biographie Olivas, in der Espana Sagrada XXVIII
(1774!), 121—140 veröffentlicht wurde; hier ist namentlich das
von Marca publizierte Material verständig verwertet worden,
nicht vollständig hingegen, wie es scheint, der wertvolle hand
schriftliche Epislcopolog des Juan Luis de Moncada, Dekans
der Kirche von Vieh (f 1653). 1 Einige Nachträge lieferten
Villanueva (Viage VI, 181 ff. und VIII, 8f., auch mit Urkun
denpublikationen), ferner zuletzt Pellicer y Pages. 2 Trotz man
cher Unsicherheit, die betreffs einzelner Fragen und Urkunden
texte herrscht, verfügen wir bereits über ein ziemlich inhalts
reiches Material für die Regesta Oliviana, das freilich die noch
zu schaffende wissenschaftliche Biographie des bedeutendsten
Ripoller Abtes wird überprüfen und ergänzen müssen.
Unter demselben Vorbehalt teile ich im folgenden einige
der einschlägigen Daten mit:
871: (?) Geburt. (Pellicer y Pages 62.)
983: (?) Anwesenheit bei der Einweihung des Klosters San Lorenzo de Bagä.
(Pellicer y Pages 79.)
edierten Werk des trefflichen Forschers werden verschiedene, die Ri
poller Blütezeit betreffende Fragen erörtert.
1 Uber ihn und den auch von Caresmar gerühmten Epislcopolog vgl. Torres
Amat, a. a. 0. 425f., Villanueva, Viage VI, 2f., Esp. Sagr. XLIII, p. XIX
(Handschriftenschätze, S. 407). Wenn Florez vom ,Dean‘ spricht (,dice
el Dean“, S. 132), so ist Moncada gemeint.
! Torres Amat, Memorias 445ff. s. v. Oliva und Vicente de La Fuente,
Historia eclesiastiea de Espana IIP (1873) 308ff. wiederholen, was die
Anführung urkundlicher Quellen anlangt, nur Bekanntes; merkwürdiger
weise ließen alle Biographen das enthusiastische Enkomion unbeachtet,
das der Verfasser der Gesta vel obitus domini Petri ducis Venetiae at-
que Dalmatiae, veröffentlicht von Mabillon, AOSB. saec. V, 878—888,
am Schluß seiner Relation Oliva widmet; besonders auffällig ist diese
Lücke in den Nachträgen Villanuevas, da er ausdrücklich auf den von
Oliva dem Petrus Urseolus zu Ehren eingeführten Kult hinvveist (Viage,
VI, 185). Andererseits ist wieder Edelstand du M&ril, der in seiner
Ausgabe: Poesies populaires latines du moyen-äge, Paris 1847, S. 302ff.
den Parisinus 5132 ausführlich beschreibt, der eben zitierte Druck der
öesta Petri ebenso unbekannt geblieben wie die von Baluze besorgte
Ausgabe der ,Gesta comitum“, von denen sich eine später noch zu be
sprechende Rezension in derselben Handschrift findet.
78
III. Abhandlung: Beer.
990: Tod des Vaters Olivas, Oliva Cabreta, Grafen von Besaht und Cerdaiia,
(Marca Hispanica 414.)
1000: Zeuge bei dem Akt einer Schenkung des Grafen Bernhard von Besalü
an das Kloster Cuxä. (Marca Hispanica 418. Urkunde aus dem Kar-
tular des Klosters ediert ebenda App. CXLV1I, col. 954 f.)
1002: Eintritt in das Kloster Ripoll. (Chronicon Rivipullense aus der Bibliothek
del Carmen descalzo zu Barcelona, vgl. Villanueva VIII, 8; Pellicer
y Pagds 62; Chronicon alterum Rivipullense, aus dem verlorenen Cod.
ol. 37, Villanueva V, 244.)
1008: Wahl zum Abt von Ripoll. (Villanueva VIII, 8.)
1009: Ardmannus und dessen Gattin Ilia verkaufen ein von Oliva, Abt von
Ripoll, erworbenes Allod. (Nach dem Kartular der Kirche Urgel, Marca
Hispanica 421.) — Teilnahme an der Einweihung der Kirche San
Martin de Canigd. (Marca Hispanica 421 und 972, Pellicer y Pagäs 79.)
1011: Oliva, Abt von Ripoll und Cuxä, erhält von Papst Sergius IV. die
Bestätigung des Besitzes und der Privilegien der beiden Klöster. (Marca
Hispanica 423; App. CLXIVf., col. 978ff.; für Ripoll Pellicer y Pagds
384 ff., hier in den wesentlichen Teilen übersetzt nach einer vom Ei
poller Archivar Mariano Peraller 1711 angefertigten, jetzt im Archiv San
Pedro zu Ripoll aufbewahrten Abschrift; Jaffd 2 3974.) — Graf Wifred
und dessen Gattin Wisla schenken dem Kloster Ripoll ein Allod in der
Stadt Ventolano (Grafschaft Cerdana) Facta carta donatione VI. Kal.
Mart. Anno XV Regnante Roberto Rege (Auszug aus der Urkunde in
der Hs. der Pariser Nationalbibi., Kollektion Baluze, 109, fol. 40 r ).
1012: (?) Eodem anno aut cireiter Oliba Abbas Rivipullensis invisit limina
Apostolorum Petri et Pauli et a Benedicto VIII. Papa privilegium
obtinuit ut in monasterio Rivipullensi cantetur alleluya et hymnus
angelicus in festivitate hypapanti sive in festo purifieationis beatae
Mariae usw. (Marca Hispanica 424; Abdruck der Bulle aus dem Archiv
Ripoll ebenda App. CLXX, col. 994f. übersetzt Pellicer y Pagfe 392f.
Die Originalbulle caj. 1, leg. 4 des Archivs und die bezügliche Stelle
der Consueta des Klosters besprochen von Villanueva VIII, 52 f.)
1018: Wahl zum Bischof von Vieh; verleiht die Kirche Torello dem Ritter
Gambaldus auf Ersuchen der Gräfin von Barcelona Ermesinda. (E. S.
XXVIII, 123.)
1019: Oliva, Abt von Ripoll, und sein Bruder Bernhard, Graf von Besalü,
entscheiden als Richter in einem Streite zwischen Ermesinda, Gräfin
von Barcelona, und Hugo, Graf von Ampurias. (Marca Hispanica 430
und App. CLXXXI, col. 1013ff.; E. S., a. a. O.) Oliva verkauft einige
Besitzungen mit Genehmigung des Grafen Wifred von Cerdana, de»
Bischofs von Narbonne u. a. (Marca Hispanica, col. 431.)
1020: Tausch eines Allods des Klosters Cuxä gegen Besitzungen der
gräfin Altrudes. (Aus dem Kartular des Klosters Cuxä, Marca Hispanica
App. CXCII, col. 1031.) — Anläßlich des Todes Bernhards, Grafen von
Besalü, des Bruders Olivas, in den Fluten der Rhöne: Die oben w
wähnte Enzyklika (mitgeteilt von Villanueva VI, 302ff. nach einer
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Eipoll. I.
79
Urkunde des Archivs von Ripoll, vgl. Marca Hispanica 431); Brief
wechsel zwischen Oliva und Gauzlin (Quelle oben S. 72f.
Anm. angeführt); Reise Olivas nach Manresa mit der Gräfin Ermesinda
zum Zweck der Wiederherstellung der dortigen von den Mauren ver
wüsteten Kirche Santa Maria (,ut legitur in veteri membrana“ Marca
Hispanica 387; E. S. XXVIII, 124).
1022: Anwesenheit bei der Einweihung der Kirche San Pedro de Roda (Marca
Hispanica App. CXCIV, col. 1034), der Kirche Santa Maria de la Pina
(Pellicer y Pagds 79) und der Kirche S. Pablo im Tale Conflent (Villa-
nueva VI, 181 f. und 289 nach der Urkunde aus S. Pedro de Cam-
prodon); Brief des Mönches Johannes von Fleury an Oliva über
Verbrennung einiger Ketzer im Aufträge des Königs Robert. Vgl.
oben S. 74. (E. S. XXVIII, 124 Anm.)
Circa 1023: Olivae epistola ad monachos Rivipullenses (,ex cod. 5222
bibl. Colbertinae“ [S. o. S. 74]; Marca Hispanica App. CXC, col. 1026 f.,
danach E. S. XXVIII, 275f.). — Wiedergewinnung der Abtei Santa Ce-
eilia von Montserrate für das Kloster Ripoll (Marca Hispanica 433;
E. S. XXVIII, 125 Urkundliche Quellen [Kopien]: ,Qualiter recupe-
rauit Dominus Oliva Episcopus et Abbas Riuipullensis Sanctae Ceci-
lia [sic] Montiis Serrati, Bestätigung des Grafen Berenger ,Facta carta
donationis VI nonis Junii anno XXVH Regnante Rodberto Rege
[1023], [Signum] Berengarius gracia Dei comes qui hanc donationem
feci et testes firmare rogaui, Paris, Nat. Bibi. Coli. Baluze 107,
fol. 189—190. — Restitutio Abbatiae Sanctae Caeciliae de Monte Ser-
rato, gleichfalls Bestätigung Berengers, ibid. fol. 287 v f.); Brief Olivas
an Sanclio, König von Navarra über eine ehereehtliche Frage
(E. S. XXVIII, 277 ff.); Wiederherstellung der Schlösser Tous und
Montbuy (E. S. XXVIII, 126, nach Moncada).
Wahrscheinlich nach 1023, mehrere Jahre vor 1032: Brief Olivas an
Sancho, König von Navarra, mit der Bitte um einen Beitrag zum
Bau der Klosterkirche von Santa Maria. (Vgl. oben S. 73.) Der bisher
unedierte Text lautet:
Domino et uenerabili Santio regi iberico Oliua sancte presul
ausonensis aecclesie cum omni subiecto sibi grege alme riuipullensis
maric presentis et future uite gaudia.
Tantam nos erga te amantissime domine scias habere karitatem
ut si tue uisum erat pietati nil obedire nobis preciperes quod (so) de-
uotis ut serui non obediremus animis. Sed quia tua nil exigit a nobis
pietas putamus in aliquid nos existere tibi culpabiles. Suplicamus ergo
carissime Domine nobis ut seruis mandare unde tibi impendere pos-
simus seruicia quia mandare si placet secundum quod est nobis posse
obedientes in hoc deuote tue erimus iussioni. Etenim nos pro te
tuorumque fidelium semper instantes oracioni sumus. Ob quam rem
obsecramus ut nostre acceptabiliores sint omnipotenti orationes inma-
culatum te custodire ab omni malo et uisitare pupillos et orphanos in
tribulatione positos ac liberare captiuos quia hoc est munda et inma-
80
III. Abhandlung: Beer.
culata religio apud Deum et patrem. Precamur etiam domine aliquid
impertiri famulis tuis ad agendum ceptum opus dei genetriois marie
ecclesie quo illius ope fultus impenetrabilis consistere ualeas aduersuj
inimici iaeula et ab omni seeurus culpa uultum sui filii placatumin
die tremendi examiuis conspicere. Sanitätern denique uestram et ala-
critatem nobis si placet mandate quia non seeus nostri quam reminisci-
mur uestri. Gratia uobis semper in y po ibu.
1024: Anwesenheit bei der Einweihung der Kirche Sau Martin de Ogasa.
(Pellicer y Pages 79.)
1027: Schiedspruch zwischen Wifred, Graf von Cerdana (Bruder Olivas), und
Stephanus Isarni, betreffend ein Allod. (Marca Hispanica App. CCI,
col. 1042 nach einer Urkunde des Archivs von Cuxa.)
Circa 1027: Teilnahme an dem Konzil zu Vieh. (Diago, Historia de los vic-
toriosissimos antiguos Condes de Barcelona, Barcelona 1603, Lib. II,
cap. 32, p. 94, nach ihm Marca Hispanica 434, E. S. 127.)
1027: (?) Teilnahme an dem Konzil zu Narbonne. (E. S., a. a. O.)
1027: Einführung eines feierlichen Kults zu Ehren des Petrus Urseolus, ehe
maligen Dogen von Venedig, f 997 zu San Miguel de Cuxi. (Villa-
nueva VI, 185; Gams II, 2, 436.) Vgl. oben S. 77, Anm. 2.
1029: Teilnahme an dem Konzil zu Vieh. (E. S. a. a. O.)
1030: Wiedergewinnung der zwischen den Schlössern Tous und la Rocheta
gelegenen, von Bernardus Sendredi usurpierten Besitzungen der Kirche
Vieh. (E. S. 128, nach Moncada.)
1030—1031: (?) Beilegung des Streites, betreffend die Kirchen im Gebiete des
Schlosses Gurb. (Ebenda, nach einer Urkunde des Vicenser Katkedral-
archivs. Vgl. ferner: Scriptura cessionis quarundam ecclesiarum factae
Bernardo Sendredi ab Oliva episcopo Ausonensi circa annum Domini
MXXXI, Villanueva VI, 290 und dazu ebenda 184.)
1031: Intervention bei dem Streit betreffend den Besitz des Schlosses Selp
oder Speut. (Ebenda, die betreffende Urkunde nach dem Original der
Vicenser Kathedrale, veröffentlicht von Villanueva VI, 299f.); des
gleichen bei der vom Gerundenser Bischof Pedro vollzogenen Schen
kung der Pfarrei Navata an die Kathedrale Gerona. (E. S. 129, nach
Moncada.)
1032: Vierte Einweihung der (von Oliva vollständig neuerbauten) Kirche
Santa Maria de llipoll. (Feierlicher Dedikationsakt Marca Hispanica
App. CCVIII, col. 1050f., Auszug in der Brevis historia mon. Riv-, *■
oben S. 70 Anm. 2; E. S. 129; Villanueva VIH, 9; Pellicer y
64:—74.) — Sermo in dedicatione ecclesiae S. Mariae Rivipullensis a.
D. MXXXII (,Ex cod. MS. saec. XI in bibl. eiusdem coenobii sub
n. 57.‘ Villanueva VIII, 210ff., vgl. ibid. p. 26). — Carmen Olivae in
lau dem monasterii Rivipullensis editum post annum MXXXII-
(Aus demselben jetzt verlorenen cod. Riv. olim 57 ediert von I
nueva VI, 306ff.; vgl. ebenda 191.)
1033: Teilnahme an der zu Vieh abgehaltenen Versammlung geistlicher und
weltlicher Würdenträger betreffs Verkündigung eines Gottesfriedens;
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. T.
81
,1a gran autoridad del Obispo (Oliva) moveria ä que se tuviese alli
la Junta“ (E. S. 129, nach der Urkunde Nr. 2131 des Archivs der
Kirche Ager); Epistula Olivae de constitutis ab eo in synodo
super pace et tregua Domini observanda data post annum
MXXXIII. (Aus dem heute verlorenen cod. Riv. olim 40 ediert von
Villanueva VI, 308f.; vgl. ebenda 192f.)
Nach 1033: Olivae ad posteros suique successores abbates admo-
nitio. (Aus derselben Handschrift ediert von Villanueva VI, 310;
vgl. ebenda 193 )
1034: Intervention bei der Legatzuweisung nach D. Ramon Borrell, Grafen
von Barcelona, zugunsten der Kirche Vieh. (E. S. 130, ohne Quellen
angabe.)
1035: Teilnahme an der Versammlung von Bischöfen zu Cuxä, um diesem
Kloster den Besitz der Kirche Santa Maria Entreambasaguas (Tre-
mesaigues) zu bestätigen. (Marca Hispanica 438; Mabillon AOSB. IV,
404; E. S. 130).
1038: Einweihung der (von Oliva vollständig neu autgebauten) Kathedrale
Vieh: Sede Ausonense de San Pedro y San Pablo (E. S. 130f. und
Weihurkunde 282 ff., zuverlässiger nach dem Original des Vicenser
Kathedralarchivs herausgegeben von Villanueva VI, 294 ff.; vgl. Gams
II, 2, 436); Feststellung der Besitzverhältnisse des Schlosses Calaf
(Moncada nach zwei Urkunden des bischöflichen Archivs von Vieh,
vgl.E.S. 131f.); Teilnahme an der Einweihung der Kathedrale zu Gerona
(,antistes illustrissimus regalique stirpe satus ac etiam Deo dilectus et
populo summisque uirtutum meritis aequiparandus Oliva iure pro de-
bito Ausonensis Episcopus“, Marca Hispanica App. CCXVIII, col. 1066).
Circa 1038: Garsias, Mönch von Cuxä, berichtet ausführlich über Geschichte
und Reliquienbesitz seines Klosters an Oliva. (M. H. 441 App. CCXXH,
col. 1072 ff., vgl. weiter unten S. 85.)
1039: Nach dem Tode des Ritters Bernardus Rovira interveniert Oliva als
Testamentsvollstrecker bei Übergabe des der Kathedrale Vieh legierten
Allods Buadella bei Manresa. (Moncada nach einer Urkunde [Kathe-
dralarchiv Vieh?] vgl. E. S. 132.)
IMl: Einweihung der Pfarrkirche Santa Eulalia de Rivomanitabili. (Mon
cada nach einer Urkunde dieser Pfarre, E. S. 132.)
1043: Teilnahme an dem (auf Olivas Betreiben einberufenen) Konzil zu Nar-
bonne (Mart&ne-Durand, Thesaurus novus IV, col. 83f.; E. S. 133);
Teilnahme an der Einweihung der Kirche San Miguel de la Roqueta
(Villanueva VI, 301, nach einer Urkunde des Vicenser Kathedral
archivs, vgl. ebenda 186; Pellicer y Pag6s 79).
1045; Teilnahme an der Einweihung von San Miguel de Fluviä. (Marca
Hispanica App. CCXXVIII, col. 1087f.; E. S. 133; Gams II, 2, 4361
Pellicer y Pag<5s 79.)
'016: Tod (Necrol. Vicense, E. S. 134; Chron. alterum Rivipullense Vill.
V, 245 [1047!]) Encyclica littera monasteriorum S. Mariae Rivipullensis
et S. Michaelis Coxanensis super'obitu D. Olivae episcopi Ausonensis et
Sitzungsber. d. phil -hist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. 6
82
III. Abhandlung: Beer.
utriusque monasterii abbatis anno MXLVI. (Nach einer Urkunde des
Ripoller Archivs ediert von Villanueva VI, 302 ff.; vgl. ebenda 187,
dazu die Antworten des Vicenser Klerus und des Klosters Carroffum,
[Charroux] Villanueva, ebenda; vgl. a. Gams II, 2, 437; Pellicer iy
Pagds 62); Akt der Wahl seines Nachfolgers Pedro im Archiv des Klo
sters Ripoll (Villanueva VI, 190).
Die Darstellung der Wirksamkeit Olivas als Abtes von
Santa Maria wird ein bisher nicht berücksichtigtes Moment in
den Vordergrund zu rücken haben. Das Kloster Ripoll war
von seiner Gründung an dazu bestimmt, die Grabstätte der
Grafen von Barcelona zu bilden, das Saint-Denis der Mark zu
sein, wie später Pöblet die Gruft der aragonesischen Könige
barg 1 und der Eskorial das Pantheon der Herrscher Spaniens
von Karl V. an wurde. Die Grafen von Barcelona haben die
Stätte, da ihre sterblichen Überreste ruhen sollten, reichlich
bedacht, dafür sind die Testamentsurkunden, die wir in der
Marca Hispanica und in Bofarulls Condes vindicados lesen,
sprechende Belege; auch der Anonymus, der 1147 die Ge
schichte des Klosters schrieb, weist ausdrücklich darauf hin
und es wird sich noch Gelegenheit ergeben, zu zeigen, wie
diese Seite der Bestimmung des Klosters Ripoll auf die litera
rische Produktion von Einfluß war. Graf Oliva, der Abt von
Ripoll, sah in dem seiner Leitung anvertrauten Kloster das
Grab des Gründers des Heiligtums, seines Urahnen Wifred,
er begrub dortselbst seinen früh verstorbenen Bruder Wifred
(f 1020); nicht bloß kirchliche, sondern direkte Familieninter
essen mußten Oliva dazu bewegen, der Ruhestätte der Mit
glieder seines Hauses die größte Sorgfalt zuzuwenden. Diesen
Beweggründen entsprang sein fürs erste überraschender Ent
schluß: das vor kaum einem Menschenalter neu, und zwar zum
drittenmale aufgeführte Kloster vollständig abtragen und den
vierten Bau des Heiligtums auffuhren zu lassen, der an Pracht
und künstlerischer Ausschmückung alles bisher in der Mark
Gesehene Ubertreffen sollte. Ja, wir dürfen annehmen, daß
hierdurch auch die Rekonstruktion des Klosterbaues von Cuxa
und der Neubau der Kathedralkirche von Vieh, die gleichfalls
auf Oliva zurückgehen, angeregt wurden. Andererseits darf
1 Funerals dels Reys d’Aragö a Pöblet. Transcrit y publicat per Manuel
Bofarull y Sartörio. Barcelona, 1886 (detailliertes Zeremoniell).
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
83
die unbefangene Würdigung dessen, was der berühmteste Abt
von Santa Maria für sein Kloster geleistet hat, dessen Abstam
mung ans dem regierenden Geschlechte, die liiei’aus resultie
renden Beziehungen zur Herrscherfamilie, ferner auch den Um
stand nicht außeracht lassen, daß Oliva von 1018—1046, also
28 Jahre Haupt der Diözese Vicli und noch längere Zeit (etwa
von 1011 angefangen) Aht von Cuxä war. Diese Vereinigung
von Machtmitteln kam dem Orte zugute, an dem er ,mit be
sonderer Liebe hing'; 1 als Folge des erheblich gesteigerten
Wirkungskreises dieses Abtes von Ripoll, der bei zahlreichen
Einweihungen von Kirchen als willkommener Gast intervenierte,
Konzilien in der Mark und in Frankreich als stimmführendes
Mitglied beiwohnte, Beziehungen mit dem heiligen Stuhle in
Rom wie mit hervorragenden Klöstern Frankreichs und, nicht
in letzter Linie, mit dem damals mächtigsten König der Halb
insel, mit Sancho dem Großen von Navarra, unterhielt, ergab
sich, was hier besonders zu betonen, eine Erweiterung des
geistigen Gesichtskreises für alle, die mit Ripoll in Beziehung
standen. Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch Olivas schrift
stellerische Tätigkeit zu werten; weder an Umfang noch an In
halt bedeutend, zeigt sie uns doch die Machtsphäre des Autors,
sie gibt die Richtung an, nach welcher sich tiefergehendes
literarisches Arbeiten im Kloster auf den durch ihn gebahnten
Wegen entwickeln konnte, und ist aus diesem Grunde sympto
matisch für die Strömungen, die wir, den gegebenen Indizien
folgend, auch tatsächlich nachweisen können.
Die Mehrzahl der von Oliva erhaltenen Schriftstücke sind
Hirtenbriefe, in denen er als Oberhaupt seines Sprengels Ver
fügungen erläßt, Mahnungen erteilt und mit Strafen gegen die
Zuwiderhandelnden droht. Bemerkenswert ist der Brief über
den Gottesfrieden, der außer diesem noch Bestimmungen gegen
Falschmünzer und Münzverfälscher enthält, ferner auch ein Offi
cium pro defunctis anordnet, wie denn überhaupt die Sorge
um das Wacherhalten des Gedächtnisses an die Dahingeschie
denen — man denkt da an den Ahnenkultus des Sprossen eines
Herrscherhauses — für Olivas Wirken charakteristisch ist;
1 ,Hunc locum speciali dilexit amoi'e. 1 Gesta comitum Barcinonensium,
Marea Hispanica, col. 543.
6*
84
III. Abhandlung: Beer.
auch die Ermahnung an seine Nachfolger spiegelt dieselbe Für
sorge wieder. Ein anderer "Hirtenbrief wendet sich gegen die
Missetäter, die Allodien und ,Cartas‘ 1 des Klosters entwendet
hatten. Die Sprache Olivas ist im Vergleich mit anderen Stil
proben jener Zeit als korrekt gerühmt worden und dieses Lob
ist nicht ganz ungerechtfertigt. 2 Daß Oliva in seiner Jugend
ernste Studien betrieben habe, läßt sich aus seinen Schriften
erkennen und wird zudem ausdrücklich an einer bisher nicht
beachteten Stelle bezeugt. 3 Sympathisch berührt bei Oliva,
dem Epistolographen, die ungezwungene Frische an manchen
Stellen, ja sogar auch ursprünglicher Ausdruck des Natur
gefühls, wie wir es in jener Zeit nicht allzuhäufig finden und
von dem namentlich der ca. 1023 an die Ripoller Mönche ge
richtete Brief (s. oben S. 74 u. 79) Proben enthält. 4
Über Oliva als Prediger hat Enrique Florez Esp. S. XXVIII,
135f. im Anschluß an den von ihm 265 ff. edierten Sermo Olivae
episcopi in Natali S. Narcissi samt der Legende der Conversio
Beatae Afrae apud Provinciam Ariciensem Civitate Augusta
gehandelt. 5 Aus dem Rahmen der wesentlich pastoralen Prosa
schriften fällt der Esp. S. 277 ff. mitgeteilte Brief Olivas an
König Sancho. In diesem Schreiben entscheidet Oliva über
eine ihm vorgelegte eherechtliche Frage, mit der sich wichtige
politische Interessen verknüpften, auf Grund von Belegen, die
er aus der Schrift, den Vätern und den Canones holt, in wür-
Unter diesen ,Cartas‘ sind zunächst Besitzbriefe zu verstehen; die Sorge
für diese Art Urkunden dient nicht sowohl historischen, sondern prak
tischen Interessen.
Vgl. Vicente de La Fuente, Historia eclesiästica de Espana III 2 (1873) 309.
Der Mönch von Cuxä Garsias wendet sich in dem oben S. 81 zitierten
Sermo an Oliva und hebt hervor ,Omnipotens Deus . . . uos . . primum
uidelicet uernantis aetatis disciplinis, praeexercitaminibus (eine Erinne
rung an Priseian) et multa sollicitudine in processu temporis laborare
compulit.
Cignos et gauiancum delicias Domini quam maxime custodite et quicqnid
illis aduersi acciderit aut boni contigerit continuo litteris praenotate nt
aut prosperis collaetemur aut aduersis afficiamur. Euge autem quoniaffl
est nobis et grus quae iam didicit aera saltibus peruolare asinis et
porcis oculos eruere uideturque iam capite rubescere pennis nigresceie
et uoce clarescere; cuius tantis prosperitatibus uos conuenit eongaudere
(Marca Hispanica col. 1026f.)
Vgl. a. Gams, a. a. O. 43S.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de ßipoll. I.
85
diger und energischer Weise. 1 Endlich besitzen wir von Oliva
das bereits mehrfach erwähnte Carmen in laudem monasterii
Rivipullensis; 2 an die ersten 16 leoninischen Hexameter schließen
sich 15 Disticha, deren Pentameter gleichfalls Binnenreim auf
weisen. Der Verfasser will offenbar schon äußerlich seine
Kunstfertigkeit in einem Gedichte zeigen, das vorwiegend versi-
fizierte Epitaphe auf einige Ripoller Abte und mehrere im Klo
ster begrabene Mitglieder des Grafengeschlechtes enthält, im
Grunde aber auf die Glorifizierung des Verfassers hinausläuft.
Außer dem Verse: Septimus ipse sequor qui nunc sum carminis
auetor lesen wir folgende bezeichnende Selbstverherrlichung:
Presul Oliva sacram struxit hie funditus aulam
Hane quoque perpulcris ornauit maxime donis
Semper ad alta tulit quam gaudens ipse dicauit.
Zielbewußtes Wahren kirchlicher Interessen sowie der
Geist frohen, impulsiven Neuerns durchziehen als Grundmotive
Olivas Schriften ebenso wie seine persönliche Tätigkeit; die
literarische Bedeutung des kraftvollen Kirchenfürsten liegt denn
auch nicht so sehr in dem, was er selbst schrieb, als in dem,
was er in dem Kreise der Seinen anregte. Als charakteristi
sches Beispiel hierfür darf der eben erwähnte Sermo des Mön
ches Garsias von Cuxä bezeichnet werden; die betreffende
Aufzeichnung ist gewiß von Oliva angeregt worden, der einen
Abriß der Geschichte des Klosters und eine Aufzählung der
zahlreichen dort verwahrten Reliquien gewünscht haben mochte.
Diesem Wunsche kommt die Relation des Mönches Garsias nach,
die, obwohl in schwülstiger Sprache geschrieben, von ziemlich
genauer Kenntnis der Geschichte des Klosters, 3 insbesondere
v °n großer Versiertheit in den Vitae Sanctorum zeugt, speziell
jener Heiligen, deren Reliquien in Cuxä verehrt wurden. So
wird der von Oliva gewünschte Bericht zur ausgedehnten Ab
handlung, die an Umfang alle Schriften übertrifft, die uns von
Oliva selbst erhalten sind. In ähnlicher Weise hat der Abt von
%oU auch andere literarische Produktionen angeregt.
1 Zum Schlüsse heißt es: Datum per manus Arnalli huius operis ministri.
2 Vollständig veröffentlicht von Villanueva VI, 306 ff.
Urkundenstudium, wird auch hier angedeutet: Nonnulla ergo quae sunt
inter cartulas descripta inueni. Marca Hisp., col. 1073.
III. Abhandlung. Beer.
Dies ist zunächst bei dem mit dem Abte gelegentlich ver
wechselten Mönch Oliva der Fall, über dessen Arbeiten wir
ziemlich genau unterrichtet sind, obwohl die Handschrift, welche
die meisten seiner kleinen Werke vereinigte, ehemals unter der
Nummer 37 in der Klosterbibliothek aufbewahrt, heute ver
loren ist. Villanueva hat sie noch gesehen und (Viage VIII,
55ff.) beschrieben: dem Ende des 11. oder dem Anfänge des
12. Jahrhundert angehörend, also etwa zwei Menschenalter nach
dem Tode des Abtes Oliva geschrieben, enthielt sie zu Beginn
ein kurzes Martyrologium und darauf folgendes kleine Werk:
Incipiunt epistolae de paschali cyclo Dionysiali, ab Oliva sanctae
Virginis Mariae Rivipollensis monacho editae. Den versifizierten
Prolog zu diesen Epistolae (nur diesen) hat Villanueva in den
Beilagen des Bandes (220 f.) herausgegeben. Der Text der
Episteln als solcher ist uns übrigens nicht verloren gegangen, denn
der jetzt in der Pariser Nationalbibliothek auf bewahrte, offen
bar aus Ripoll stammende Kodex F. lat. 7476 (vgl. oben S. 74,
Anm. 2) hat ihn uns erhalten, dagegen sind gewisse komputistische
Miszellen verloren, die Villanueva aus der ersterwähnten Ri-
poller Handschrift nicht kopierte, diese Unterlassung mit den
Worten entschuldigend: ,son tablas de cömputo dificiles de
erntender y mas de copiarh 1 Das in derselben Handschrift über
lieferte Chronicon Rivipullense hat uns wieder Villanueva ge
rettet (Viage V, 241—249): an Daten der römischen und älteren
Kirchengeschichte schließen sich Provinzial- und Klosterannalen
sowie andere an, denen vom Standpunkte eines Mönches von Santa
Maria aus Wichtigkeit zukommt. Die Teilnahme des Mönches
Oliva an diesen Aufzeichnungen ist möglich, aber nicht zu er
weisen. Eine solche Autorschaft vermutet jedoch Villanueva, und
zwar, wie es scheint, mit Recht, bei dem in der Mischhand
schrift enthaltenen Traktat de ponderibus et mensui'is (Text
gleichfalls verloren). Ausdrücklich wird der Mönch Oliva als
Autor bei dem folgenden Teile der Handschrift genannt: Inci
piunt regulae abaci ab Oliva virginis Mariae Rivipollensis mo
nacho editae. In die ziemlich stattliche alphabetische Liste
1 Komputistische Tabellen schließen sich dem Text der Epistulae auch im
Parisinus an; ob sie identisch sind mit den von Villanueva erwähnten,
kann man, da das Kipoller Ms. ol. Nr. 37 verloren ist, nicht entscheiden.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
87
von Abacisten, die Bubnov, a. a. 0. XCff. zusammenstellte
(Abbo—AVazo), ist Oliva als neu hinzukommender Name ein
zutragen; wir wüßten auch wirklich nur den Namen des Autors
und den Titel der Schrift, wenn nicht Benito Rivas den Ein
fall gehabt hätte, bei der Beschreibung der Handschrift (Nr. 37
seines Katalogs) die ersten Verse (leonin. Hex.) der Regulae
in Abschrift mitzuteilen, für deren Treue er natürlich die Ver
antwortung trägt:
,Claret in exiguis sapientia uerbis 1
Iiisque ualere suum deprenditur esse profundum
Cernitur hac tabula numeri consistere summa
Legibus inque suis monstratur computus omnis,
Illis quisque caret mathesim iam querere cesset.
Diuidit hec numerum lectis in partibus omnem 2
Atque modo uario perducit multiplicando
Hec sua sepe legat qui discere dogmata temptat
Que sensu teneat summo studioque frequentat
Ne uentus tollat quod menti tradere artat“ 3
hierauf folgt (nach Rivas) dfe Aufschrift DE MULTIPLICA-
TIONE VEL DIVISIONE ABACI NUMERVS, mehr wissen
wir aber nicht und können nicht einmal vermuten, wie Oliva
seine regulae entwickelte; die beiden gleichfalls in der ver
lorenen Handschrift überlieferten und von Villanueva, a. a. O.
VIII, 222ff. edierten Briefe: Epistola Olivae monachi ad domi
num Olivam episcopum de feria diei nativitatis Christi und
Epistola Olivae monachi ad Dalmatium monachum de feria diei
nativitatis Christi gestatten nur nach einer ganz speziellen Rich
tung (kalendarische Berechnung) einen Einblick in die kom-
putistische Arbeit unseres Mönches.
Ein eigentümliches Geschick waltete über der Kenntnis
von Olivas Breviarium (so lautet die vom Autor selbst ge
wählte Bezeichnung) de musica. Nachdem Villanueva (VI, 57f.)
von dieser Schrift Kunde gegeben und einige Verse aus dem
>n das Breviar eingefügten Gedichtchen über die Musik mit
geteilt hatte, galt der betreffende Kodex für verschollen —
wenigstens sprechen Amador de los Rios, Riano, Menendez y
1 Im 2. Hemistich ein Wort ausgefallen, was Rivas nicht bemerkt hat.
Kein Binnenreim, wohl omnium zu lesen. 3 Wohl aptat.
88
III. Abhandlung: Beer.
Pelayo u. a. über das Manuskript so, als wenn es nicht mehr
vorhanden wäre. Der Kodex, welcher das Breviar enthält,
liegt aber noch wohlbehalten im Kronarchiv zu Barcelona (heute
Ripoll Nr. 42). Von der Seite, auf welcher sich das so häufig
zitierte Gedicht über die Musik eingezeichnet findet, ist eine
photographische Reproduction hergestellt worden (fol. 5 r der
Handschrift, Taf. X rechts), aus der entnommen werden kann
daß sich an das Gedicht Erläuterungen theoretischer und prak
tischer Natur anschließen. Es folgt hier die zum erstenmal
gebotene vollständige Umschrift der Verse unter Berücksichti
gung der zahlreich angewendeten Distinktionszeichen.
Maiores tropos - ueteres (fixere quaternos:
Omnibus ac proprios • istis posuere minores •
Tertius at quartum • fert primus iure secundutn;
Sextum nam quintus ■ octauum septimus ambit;
Maior in aseensu • cordas sibi uendicat octo;
Finali a propria • et quinis deseendit ab ipsa;
Sicque minor quinis • constat superis et in imis;
Quatuor in cordis • post mdhen continuatis • -
Troporum finis • cunctorum cernitur omnis;
Post mesen quinta • primus finitur in ipsa;
Qualiter est tropis• cantus quoque subditus omnis --
Principio metaque sui • denotat gloria patri;
Fine quidem cantus • monstratur perpete tropus'
Ut pateat cantus • constet si legibus aptus" ~
Simpbonias recte diatesseron et diapente" -
Melis intensas ■ attendes necne remissas;
Jam nunc PETRE tibi • placeant uersus monocordi"
Quos prece multimoda • monachus tibi fecit OLIVA'
Hic Petre mente pia • frater te poscit OLIVA • -
Emendes recte • quod uideris esse necesse.
Der in den letzten Zeilen zweimal genannte Petrus (man
könnte an den Nachfolger des Grafen Oliva in der Ripoller
Abtwürde denken, vgl. Villanueva VIII, 9) ist wohl iden
tisch mit dem Adressaten, an den sich die Vorrede des Bre-
viariums (dessen Text in der Handschrift durch eine nachträg
lich eingefügte Philippus-Vita, fol. 4 V , Taf. X links, unterbrochen
wird) wendet. Dieses für die Kenntnis gelehrter Arbeit in
Ripoll wichtige Prooemium weist darauf hin, daß der Mönch
Oliva wiederholt vom Adressaten ersucht wurde, ihn in die
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de ßipoll. I.
89
Musikwissenschaft einzuführen, falls entsprechende handschrift
liche Quellen hierfür zu beschaffen wären. Man habe nun
allerdings in benachbarten Klöstern nach solchen Werken ge
sucht, leider vergeblich; gleichwohl habe der Adressat sein Er
suchen wiederholt, dem nunmehr der Mönch Oliva entsprechen
will. 1 Wie in dem Gedichtchen Petrus aufgefordert wird, zu
bessern, was er fehlerhaft finde, so lesen wir eine ähnliche Mah
nung auch hier, und wenn diese nicht konventionell gemeint
ist, so darf man ein reges wissenschaftliches Interesse auch bei
dem Adressaten voraussetzen.
Noch ansprechender stellt sich ein Trifolium strebsamer,
unter der Ägide des Ripoller Abtes Oliva viribus unitis arbei
tender Klosterbrüder in einer ,Prosopopeia‘ vor, die gleichfalls
noch zu dem Breviarium zu gehören scheint, von Villanueva
a. a. 0. bereits ediert wurde, jedoch nicht vollständig, da die
sehr bezeichnende Eandnote, die so hübsch auf die gemeinsame
Arbeit der drei genannten Mönche hinweist, in jener Mitteilung
ausfiel. Die Verse lauten wie folgt:
PROSOPOPEIA.
Sede sedens diua • comes • abbas • praesul -Oliua • Tri
P Rimans cum studio - quid musieet eufona clio • OLIVA
VI Me fore delegit ■ Arnaldus iussa peregit • ni
P Qui iussus peragit • quicquid laudabile sentit ARNALDVS
Gualterus uero • de fonte regressus hibero • tas
Formis signauit • numeris signata probauit- GVALTER 9
Wie in dem Briefe de feria diei nativitatis Christi wendet
sich der Mönch Oliva auch hier an seinen gleichnamigen Vor
gesetzten, den Abt; dieser wird auch praesul, also Bischof, ge
nannt, wodurch die Abfassung der Verse zeitlich umschrieben
1 Cum multimode curiositatis instantissima studia feruentissimum tui ani-
raum discendique cupidum ad quodque scibile sollicitarent artemque
rausicam precipue quia iam de ceteris aliqua noneras . . . desiderares a
nobis tandem . . . quod te eam . . . doceremus si librorum copia suppe-
teret obtinuisti. Cum autem nec libros quos ab amico tuo quodam spe-
rabas . . . inuenisses . . . cum iam nuncios per uicina cenobia petendorum
librorum causa delegasses mensurandi monocordii regularis racionem . . .
poposcisti (schließt) Quocirca frater amantissime CHRISTO MENTE
PIA MONACHUS SUBIECTUS OLIUA hoc breuiarium . . . suscipias . . .
debita racione defendas.
90
III. Abhandlung: Beer.
wird; sie muß zwischen die Jahre 1018 und 1046 fallen. Den
Vers 5 genannten Gualterus, der von Fons Hiberus 1 kam und
die Figuren sowie die musikalische Notation einzeichnete, führen
die Schriften des Olivakreises sonst nicht an; der Zeile 3 er
wähnte Arnaldus erinnert an den Schreiber des vom Bischof Oliva
an König Sancho von Navarra gerichteten Briefes (vgl. oben S. 85,
Anm. 1), der in der Subscriptio auch als Helfer bei der Aus
arbeitung der Denkschrift erscheint, doch ist bei einer solchen
Identifikation Vorsicht am Platze, weil in jener Zeit kein Name
häufiger gewesen zu sein scheint als Arnaldus oder Arnallus.
Immerhin ist man versucht, jenen Arnallus, der in dem
bereits mehrfach zitierten Bericht des Mönches Garsias von
Cuxä an den Bischof Oliva in auszeichnender Weise genannt
wird . . . dilecti praeceptoris vel in toto vestri familiaris Arnalli
refugium duco . . . mit jenem Arnallus Scholasticus zu identifi
zieren, der sich selbst in einer Translatio Sancti Stephani ab
Jhierosolymis Constantinopolim als Verfasser nennt. Die kleine
Schrift ist heute noch (im Kodex 40) erhalten und gewährt in
der auf die feierliche Überschrift: Arnallus scholasticus uni-
versis in Christo lectoribus folgenden Einleitung Aufschlüsse
über die Entstehung des Schriftchens und Einblick in das Ver
fahren mittelalterlicher Bearbeiter hagiograpliischer Texte. Dem
Leiter der Ripoller Klosterschule kam ein Blatt zu, welches
die Translatio des heil. Stephanus behandelte und die sich nach
eingehender Prüfung als nicht frei von stilistischen Fehlern er
wies. Ein durch seine vornehme Abstammung ausgezeichneter
Mitbruder, Segoinus mit Namen, ersucht Arnallus, hier die
bessernde Hand anzulegen, und so macht dieser sich denn an
seine Arbeit. 2 Wie wir diesen Arnallus mit dem damaligen Haupt
der Ripoller Schule identifizieren, so mag der ehrwürdige Ver
anlasser der Arbeit identisch sein mit jenem Segoinus, dessen
Tod die früher zitierte Enzyklika der Ripoller Klosterbrüder
1 Fontibre bei Reinosa (vgl. Madoz XIII, 405) an der Quelle des Ebro.
2 Riv. 40, fol. 1 T : Allata est nuper in manibus meis quedam scedula pre-
monstrans Beati Stephani . . . translationem . .. quam diligenter inspectara
repperi nec elocutionis ordine comptam nec eleganti verborum composi
tione politam . . . Interpellatus sum autem a quodam fratre venerabili
stemmate nobilitatis perornato segoino nomine ut huius structure Serien'
pro posse corrigerem.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1.
91
aus dem Jahre 1020 (vgl. oben S. 78) als vor kurzem erfolgt
erwähnt.
Der olivianischen Blüteperiode gehört ferner der Mönch
Wifred an, welcher dem aus dem 10. Jahrhundert stammenden
Kodex von Gregors Iiomilien (heute Nr. 52) zu Beginn des
folgenden Jahrhunderts eine Art Begleitschreiben vorsetzte, das
nach den einleitenden Worten: Cunctis qui hunc librum lecturi
sunt Guifredus sancte dei genetricis marie monachus den In
halt des Buches empfiehlt und zu dessen Beherzigung ermahnt. 1
Unmittelbar auf dieses Schreiben Wifreds folgt der bereits
oben erwähnte, wohl gleichfalls von Wifred geschriebene Hirten
brief des Bischofs Oliva, betreffend die Diebstähle von Allodien
und Besitzbriefen des Klosters.
Der sich um den Bischof Oliva gruppierende Kreis von
Schriftstellern, unter denen wir den Mönch Oliva, Garsias,
Petrus, Arnallus Scholasticus, Gualterus, Guifredus namentlich
kennen und denen sich wohl auch einer oder der andere der
in den Urkunden erscheinenden, die Akte ausfertigenden No
tare beigesellt haben mochte, hatten, abgesehen von dem Ober-
haupte der Diözese, 2 einen gemeinsamen Stützpunkt: die Ri-
poller Klosterschule.
Auf ein diese Schule betreffendes, bis jetzt, wie es scheint,
unbeachtet gebliebenes Zeugnis hat Mabillon in seinen Annalen
(IV, 233 unter dem Jahre 1013) hingewiesen, allerdings ohne
Angabe der Quelle, aus der er schöpfte; es ist dies der Bericht
in den Miracula S. Benedicti IV, 7 (S. 183 der Ausgabe von
Certain).
Um die Blüte des Klosters Fleury unter dem Hirtenamt
des Abtes Gauzlin zu illustrieren, wird erzählt, daß Männer
vornehmer Abkunft von allen Seiten herbeikamen, um, den welt
lichen Würden entsagend, sich in das Kloster zurückzuziehen;
daß unter diesen sich auch Spanier befanden, belegt der Be-
richt durch das Beispiel von zwei Brüdern, die aus Barcelona
kamen: der eine, Johannes, von Jugend auf im Ripoller Kloster
Irrtümlicherweise hielt Villanueva VIII, 50 Wifred für den Schreiber
des ganzen Kodex. Sein Brief ist sicherlich erst später eingetragen,
was auch Ewald (a. a. O. 387) erkannte.
jVitae ac morum probitate cunctis carus, eruditione filiorum et gracia
fflaximus Oliba, 4 sagt der Mönch Garsias (Marca Hispanica, col. 1079).
92
III. Abhandlung: Beer.
sacris imbutus litteris, hatte die Abtwürde von Santa Cecilia,
gelegen ,in cuiusdam montis vertice/, innegehabt; 1 durch ihn
und seinen Bruder erfuhr man in Fleury von dem wunder
tätigen Bilde der Jungfrau in Santa Maria. 2
Kam Johannes bereits als gewesener Abt nach Fleury,
so haben wir ein neues Zeugnis dafür, daß die Ripoller Klo
sterschule schon im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts als
Bildungsstätte diente; der Zug der beiden Barcelonesen nach
dem Herzen Frankreichs ist einer der vielen Hinweise auf jene
Erweiterung der Beziehungen des Klosters, die sich speziell
unter dem Abt Oliva intensiv geltend machte.
Diese mächtige Bewegung war allerdings schon vorbereitet.
Die sicher dem 10. Jahrhundert angehörende Ripoller Handschrift
Nr. 46 enthält einen Priscian und außer kleineren grammati
schen Exzerpten auf fol. 11 und den folgenden Blättern einen
Traktat, der, zu gleicher Zeit niedergeschrieben wrie der Haupt
inhalt, in mehrfacher Beziehung Aufmerksamkeit verdient. Nach
der Adresse: Karissimo fratri Aimenio (so) Usuai'dus conlevita
et monachus lesen wir unter anderem . . . munus tibi paululum
ac diu permanens bonum statuere putaui . . . uidelicet omnium
terminaciones declinacionum uerborumque utillimas coniuga-
ciones que grece ysagoge latine uero artis grammatice dici pos-
1 Damit kann wohl nur Santa Cecilia auf dem Monserrate gemeint sein.
Villanueva bemerkt (VII, 158) ausdrücklich: Santa Cecilia que äntes
era el principal (monasterio) y la uncia abadia independiente de tode
esta montana. Über die hierarchischen Verhältnisse der Abtei um die
Jahrtausendwende ist uns nichts bekannt und Villanueva hat sich, da
ihm Mabillons Notiz ebenso unbekannt blieb wie deren Quelle, auch
über den Abt Johannes nicht ausgesprochen.
3 Mabillon, der dem Bericht der Miraeula folgt, schreibt a. a. 0.: Cum
Gauzlinus Floriacensi monasterio et simul Biturieensi ecclesiae praeesseti
multi nobiles undequaque ad sancti Benedicti coenobium ahdicatis sae-
culi honoribus se receperunt. Non minori Studio Hispanici eo se con-
tulere, in his eo duo germani, profecti ab urbe Barcinone quorum
unus Iohannes nomine in Rivipolensi beatae Mariae monasterio
a pueritia sacris imbutus litteris abbatiam sanctae Caeciliae in cuius
dam montis vertice sitam obtinebat: alter, voeabulo Bernardus, florentis
militiae abiectis deliciis spretisque nuptialibus vinculis Floriaei habitum
sanctae religionis induit. Huius relatu didicere Floriacenses extare m
illis partibus monasterium sancto Benedicto nuncupatum, in quo mu a
cula fieri consueverant.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Eipoll. I.
93
sunt introductiones. Huius igitur operis ex diuersis auctoribus
collector et in unum extiti congestor ... in quo fratris Ragen-
bolli nobis dilecti amici solum adrainiculum sensi. Usuardus und
Aimonius sind bekannte Namen von zwei Mönchen des Klosters
Saint-Germain-des-Prbs; der erste war Kompilator des großen
Martyrologiums, der zweite Autor der Translatio der Märtyrer
Georgius und Natalia, deren ,series‘ er von den Mönchen Usuar
dus und Odilarius erfahren batte (Migne 115, 940). Auch der
Name Ragenoldus (so) läßt sich, wie ich sehe, in dem alten
Nekrologium des Klosters Saint-Germain unter dem Tage
V. Non. Mai. auffinden. 1 Ist diese Identifikation richtig, dann
lernen wir den Verfasser des berühmten Martyrologiums, dem
im Mittelalter eine führende Rolle zukam, auch als Gramma
tiker kennen, denn die in der erwähnten Einleitung gegebene
Zusage wird in der Tat auf den nächsten Blättern des Kodex
eingelöst. An diese grammatische Erörterung schließt sich nun
eine metrische Spielerei, die wohl zum Groteskesten gehört, was
die an wunderlichen metrischen Produkten wahrlich nicht arme
Dichtung jener Zeit aufweist: ein Oblong von Hexametern ge
bildet, dem früher (S. 64 f.) beschriebenen ähnlich, aber durch
noch größere Künsteleien auffallend. Das Skelett für diese
Hexameter bilden die Buchstaben von zwei Versus recurrentes:
METRASUITCERTASIVISATRECTIUSARTEM,
dem man noch zur Not einen Sinn abgewinnt, und der erheb
lich dunklere
UTCITIUSREPSITNEUENTISPERSUITICTU.
Der erste Vers bildet die erste und letzte Zeile, der zweit
genannte steht in der Mitte (Vers 17) und man achte wieder
darauf, daß dem Mittelbuchstaben U der beiden Verse je
Id Buchstaben vorangehen und folgen. Dementsprechend sind
die Buchstaben der 33 Zeilen so geordnet, daß in den beiden
Diagonalen durch Verbindung der an ihnen laufenden Buch-
1 Jacques Bouillart, Histoire de l’Abbaye royale de Saint-Germain-des-
Prez, Paris 1724, S. CXIII. Vgl. auch Recueil des Historiens de la
France, Obituaires de la Province de Sens. Tom. I. Diocäses de Sens
et de Paris. Deuxi&me Partie, Paris 1902 (p. p. Aug. Molinier) S. 1020
unter den Nomina monachorum de monasterio Sancti Germani (841—847):
Ragemboldus.
94
III. Abhandlung: Beer.
staben der Vers METRA SUIT usw. gebildet wird. Hiermit
war aber noch nicht genug getan; denselben Vers lesen wir
außerdem noch akrostichiscb sowie telestichiscb und den zweiten
(UT CITIUS etc.) mesostichiscb. Damit scheint nun der Höhe
punkt metrischer Artefakte, die auf Kosten des Geschmacks
und Menschenverstandes angefertigt wurden, erreicht zu sein. 1
Der Umstand, daß dieselbe Spielerei auch noch in einer
zweiten Handschrift der Ripoller Bibliothek aus jener Zeit,
nämlich im Cod. 74, fol. 14 sorgfältig kopiert wiederkehrt, zeigt,
welche Freude man an den fürs Auge berechneten Versen,
namentlich an den rückläufigen Zeilen, damals hatte. 2 Wenn
wir über diese Spielereien der Ripoller Mönche lächeln, so
dürfen wir doch nicht vergessen, daß wir hier, wie sonst so oft,
sezessionistische Auswüchse vor uns haben, die auf Pflege der
Metrik und Vorliebe für Dichtungen im allgemeinen schließen
lassen. Die Beweise für die Richtigkeit dieses Schlusses fehlen
nicht; hierzu gehören nicht bloß die metrischen Abhandlungen,
die uns heute noch in alten Ripoller Handschriften erhalten
sind und in noch viel größerer Zahl vorhanden waren, die
Kopien von Werken klassischer und nachklassischer Dichter,
die metrische Behandlung historischer, selbst wissenschaftlicher
Themen; diese Vorliebe hat auch bei Erhaltung seltener, ja
sonst überhaupt nicht erhaltener Dichtungen späterer Zeit gute
Früchte getragen; man mag gerade hier anmerken, daß das
älteste lateinische, die Taten des Cid in sapphisch-adonischen
Versen besingende Gedicht einzig allein durch ein Ripoller Ma
nuskript (heute in Paris, F. lat. 5132, Cat. IV, 42) erhalten ist/
1 Die Mitteilung des ganzen Machwerks in der Bibi. Patr. lat. Hisp. D
wird das Verfahren Paul von Winterfelds nachahmen müssen, der bei
der Ausgabe eines ähnlichen, aber noch immer nicht so gekünstelten
Verswerkes des Eugenius Vulgarius bemerkte (Mon. Germ. PLMA. In
1, 437): Transcripsi Omnibus coniecturis abstinens cum certi quicquam in
his metricis ineptiis constitui posse paene desperem.
2 Übrigens auch noch heute, so im modernen Spanisch: Dabale arrozala
zorra el abad. (Der Abt gab dem Fuchse Reis.) Im Deutschen: Relief
pfeiler; Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie; czechisch: Kobyla
m;i maty bok (Die Stute hat eine kleine Lende).
3 Du Meril, welcher das Gedicht zuerst aus der Handschrift edierte (Poesie- -
populaires latines du moyen äge 308 ff.), war der Provenienz noch niclü
ganz sicher; diese ist aber durch die große Zahl Ripoller Akten, die
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
95
Wie dieser Sang, obwohl gelehrten Ursprungs, dem ältesten
spanischen Heldenepos präludiert, so erinnert die Einzeichnung
am Schluß des Kod. 74: Tres magi adsunt. Baldasar. Gasbar.
Melchior. Ad orandum dominum uenientes. tria munera. secum
tulerunt (vgl. oben S. 8) an das älteste dramatische Spiel, das
die spanische Literatur kennt, an die Reyes Magos.
Die Aufzeichnung des von Usuardus verfaßten gramma
tischen Traktats in einer Ripoller Handschrift des 10. Jahr
hunderts ist eines jener wenigen Beispiele aus der voroliviani-
schen Zeit, daß außerspanische literarische Produkte jüngeren
Datums in Ripoller Codices ein Echo finden. Während der
Olivaepoche ändert sich die Sachlage vollständig. Der treff
liche Kodex mit den Kapitularien fränkischer Herrscher (vgl.
oben S. 4), denen die Promissio Odonis regis (Mon. Germ. Leg.
I, 554) vorangeht, die Epistel des Ansegisus an Ludwig und
Hinkmars Briefe folgen (Kod. 40); die Abschrift von Hukbalds
de harmonica institutione (Kod. 42, gleichfalls noch erhalten), ein
Fragment von Einharts Vita Caroli samt Gerwards Disticha in
Caroli et Einhardi laudem 1 (Kodex olim 57, Villanueva VIII,
36 f.), eine Abschrift der Explanatio Paschasii et Gisleberti super
lamentationes Ieremiae (in derselben Handschrift, Villanueva
ibid.), zwei Exemplare des Liber Officiorum Amalarii episcopi
ad Carolum regem (Rivaskatalog Nr. 76 und 162) — sämtlich
m Handschriften der Olivazeit — zeigen deutlich die neue,
der Bereicherung der Bibliothek zugute kommende Erweiterung
der literarischen Interessensphäre. Diese gelang zunächst da
durch, daß man mit bedeutenden Benediktinerklöstern Frank
reichs wie Fleury und Saint-Germain in engere Fühlung trat.
Alle einschlägigen Beziehungen in ihren Wurzeln bloßzulegen,
heute noch nicht möglich; die Korrespondenz Olivas, der
Bericht über spanische Märker in Fleury geben gewisse Finger-
zei S e , noch deutlichere der Umstand, daß sich das Statutum
Odilonis abbatis Cluniacensis de Defunctis (Marriere et Quer-
eetanus Bibi. Cluniacensis 338) in einer noch erhaltenen Hand
sich in dem Kodex finden, und durch andere Indizien außer Frage ge
stellt. Vgl. auch Milä y Fontanals, De la poesia herdico-popular castellana
(Barcelona 1874), S. 227. Baist, Zeitschr. f. rom. Phil. V, 1881, 64 ff.;
Mendndez y Pelayo, Antologia de poetas liricos Cast. XI, 1903, S. 308 ff.
1 Mon. Germ. PLMA. II, 126.
96
III. Abhandlung: Beer.
Schrift (Kodex 151) eingetragen findet. Hierdurch kommt das
Anwachsen des französischen Einflusses, über den man in Spa
nien oft und bitter genug klagte, 1 auch hinsichtlich der Riten
sinnfällig zum Ausdruck. 2
Auch für die literarischen Beziehungen Ripolls zu Italien
liegen Anzeichen vor. Sie beginnen mit der — direkten oder in
direkten — Übernahme der Neapolitaner Rezension desEugippius
(vgl. oben S. 37f.) und setzen sich in jener Abschrift der gleich
falls nach Neapel weisenden Vita Sancti Nicolai des Johannes
Diaconus fort, die sich in derselben Handschrift findet, in die
auch das Carmen des Bischofs Oliva zu Ehren Ripolls einge
zeichnet wurde. Ob der langjährige Aufenthalt des Venezianer
Dogen Petrus Urseolus im Kloster Cuxä, dessen Abt Oliva war,
direkt literarisch befruchtete, wissen wir nicht; Oliva hat, dem
fremden Gaste zu Ehren, bald nach dessen Tode (998) einen Kult
eingeführt (vgl. oben S. 77, Anm. 2). Zu beachten ist ferner, daß,
wenn auch die Reise des Bischofs Oliva nach Rom nur durch
ein einziges, nicht ganz zuverlässiges Zeugnis überliefert wird
— das ,adiens nos‘ der Bulle des Papstes Benedikt VIII. (Marca
Hispanica App. CLXX, col. 994) läßt nämlich verschiedenartige
Deutung zu —, doch die Romfahrt seines Vaters Oliva Cabreta
feststeht, über welche kürzlich J. Pijoan einige Daten mitge
teilt hat. 3 Daß solche Romreisen dazu benützt wurden, um
wertvolle Besitzbestätigungen vom heiligen Stuhle zu erlangen,
ist bekannt; auch literarische Erwerbungen mögen damit Hand
in Hand gegangen sein —' das scheint für die Olivazeit zu
nächst die bis heute noch unbekannte Abschrift des Traktates
von Bachiarius de fide darzutun, die sich in einem der Rivi-
pullenses (Kodex 151, fol. 147 ff.) findet. Bisher wurde nur eine
einzige Handschrift von den Herausgebern herangezogen: der
sehr alte Ambrosianus (vielleicht dem 8. Jahrhundert ange
hörend), von dem wir wissen, daß er früher im Kloster Bobbio
1 Die Hauptrichtungen dieses Einflusses sind skizziert in meiner Spam
sehen Literaturgeschichte (Goeschen) I, 88, 96.
2 In derselben Handschrift (natürlich aus späterer Zeit) auch Eintragung
von zwei Bullen Urban II. an Hugo von Cluny (Jaff6 2 5349 und 5682).
3 An einer Stelle, an der man dies zunächst nicht erwarten sollte, nam
lieh in dem katalanischen Tagesjournal La Veu de Catalunya, Bairr
lona, 26. Februar 190-1.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
97
gewesen war. Es ist anzunehmen, daß eben infolge der er
wähnten Beziehungen unseres Klosters für dessen Bibliothek
eine Abschrift erworben wurde. Ähnliches darf auch von der
Kopie der Schriften des Rangerius von Luca angenommen
werden, 1 die ehedem in Ripoll war, das einzige ältere Manuskript
(s. XII) dieser Gedichte, von denen Villanueva glücklicherweise
eine vollständige Abschrift genommen hatte, wodurch sie uns
erhalten wurden, obwohl der Ripoller Kodex 1835 verbrannte;
die Niederschrift erfolgte allerdings, wie sich schon aus der
Lebenszeit des Autors ergibt, in der nacholivianischen Periode.
Da sich den früher aufgezählten Abschriften nichtspani
scher Werke, die bestimmt in die Olivazeit fallen, noch Ko
pien einer großen Zahl traditionell vererbter Texte anschlossen,
muß es überraschen, daß bestimmte Daten über Zeit und Um
stände der unter Oliva im Ripoller Skriptorium angefertigten
Abschriften völlig fehlen. Daß der Klosterbibliothek im allge
meinen große Fürsorge zugewendet wurde, beweist nicht so
wohl eine uns erhaltene, gegen die Entwendung einer Hand
schrift sich richtende Notiz, die man ja allenthalben antrifft, 2
sondern vor allem das rege literarische Leben, das damals in
ßipoll pulsierte, das Suchen nach Texten in umliegenden Klö
stern (so nach einer Musiklehre, vgl. oben), 3 das beweist vor
1 Villanueva, Viage VIII, 53 f. Ewald, Reise 336 ff., 391. Sancti Anselmi
Lucensis episcopi vita a Rangerio successore suo . . . scripta . . . Opus
iuris publici factum a Vincentio de La Fuente, Matriti 1870.
2 Rivaskatalog Nr. 61, Handschrift von Hieronymus in Psalmos aus der
Olivazeit: Tu domine mi frater qui hunc libellum accipis, sensatim caue
et animaduerte et lente terge et leniter folia reuolue longe ad litteras
digitos pone nec litteram ledas ortor namque te karissime et nimium
contestor per ipsum ad cuius iudicium omnes resurrecturi eximus de
Cenobio Sancte Marie qui est in Riopullo noli abstrahere eum sed quam
citius potueris reuertere ibi facias.
3 Bezeichnend hiefür ist auch das bereits früher (S. 73) erwähnte, bisher
unveröffentlichte Schreiben des Mönches Poncius an den Mönch Johannes
(von Fleury?), das folgendermaßen lautet: Venerabili patri domino Jo
hanni monacho suus illius famulus poncius monachus perpetuum pacis et
sanitatis munus. Obsecro benignissime domine ut quaterniones quos
uobis transmisi quantocius transcribatis et remittatis quia
Salomon ualde indignatus est contra fratrem suum pro his et ipse im-
properat mihi amarissimis uerbis. Set tarnen si cepistis eos transcribere
Cl to transcribite et tune demum remittite. Non enim inueniuntur
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. 7
98
III. Abhandlung: Beer.
allem die Vergrößerung der Bibliothek, über die statistische Daten
vorliegen (vgl. S. 18 f., 67 u. 100, Anm. 2). Es ist gewiß, daß das
Ripoller Skriptorium unter Oliva seine Traditionen aufrecht erhielt
— als Specimina der Schreibarbeiten aus jener Zeit sind zwei
charakteristische Stücke ausgewählt worden, nämlich (Taf. XI)
die mit Neumen versehenen UERSVS IN NATALE APOSTO-
LORUM PETRI ET PAULI aus dem Rivip. 40 (fol. 63*) so
wie (Taf. XII) eine Seite aus einem Exemplar von Boethius
de Arithmetica (I, 4, M. 63, 1083 f.) im Rivip. 168 (fol. 5 V ) mit
Randnoten in westgotischer Kursive. 1 Doch steht nur bei einer
einzigen aus der Olivazeit stammenden und für Ripoll erwor
benen Handschrift das Datum fest. 2 Villanueva sah (vgl. a. a. 0.
VIII, 51 f.) in der Ripoller Klosterbibliothek ein Manuskript
des Forum iudicum, welches in der Aufschrift als Kopie er
klärt wurde, die Homo bonus levita in Barcelona im 15. Jahre
in nostris regionibus alio in loco a Papia usque huc. Set et
psalterium quod misi si uidetui- ut transcribatis transcribite si non
semper remittite; propter hoc igitur quod iussistis ut nuncium uobis trans-
mitterem ecce optutibus uestris presens adest. Si uestre prudentie placet
aut possibilitas subpetit per hunc mihi dirigite et de cetero quidquid
uobis placet uelut fidissimo seruo mihi mandate. Dominum etiam Oli
banum patrem meum mea uice obsecrate ut beneficium et karitatem
quam mihi presenti semper solitus est conferre etiam absenti non ne-
glegat impendere. Ut et hi qui eum non nouerunt cognoscant quam
benignus erga me et ceteros meos similes consueuit existere. In de[o]
frater ualeas karissime semper et nostri miserearis iugiter memor.
1 Diese enthalten eine Art paraphrasierender Erklärung einzelner Sätze
des Textes, so z. B. am linken Rande, Mitte: Magnitudinum proportio
est ut puta medium tertium quadrans uel his similia | Numerorum pro
portio est uelud duplum triplum quadruplum uel his similia. — Paläo-
graphisch sind die Randnoten auch darum merkwürdig, weil sie, frühe
stens im 11. Jahrhundert eingezeichnet und doch den von Ewald und
Loewe in den Exempla tab. V aus dem Ovetensis s. VIII reproduzierten
Proben verwandt, die lange Kontinuität dieser Schriftübung für Katalo
nien ebenso dartun wie die Exempla Tab. XXXIV aus dem Tolet. 14, 23
a. 1070 mitgeteilten Zeilen für Kastilien.
2 Nachträglich bemerke ich bei der Durchsicht des für Etienne Baluze un
Jahre 1649 angefertigten Katalogs der Rivipullenses (Paris, Bibi. hat.
Coli. Baluze Nr. 372), daß Nr. 41 dieses Verzeichnisses (Iosephus und
Orosius, vgl. Nr. 81 des weiter unten mitzuteilenden alten Katalogs) die
Datierung enthielt (fol. 40 r der Hs.): Fuit scriptus praedictus über 4. Ka-
lendarum Septembrium Era 1049 Anno Domini 1011 indictione 9, also
während des Hirtenamtes des Abtes Oliva.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
99
der Regierung des Frankenkönigs Robert, d. h. im Jahre 1011
hergestellt hat. 1 Wenn Ripoll ein so wichtiges Handbuch wie
das Forum iudicum von auswärts erwirbt und nicht in seinem
eigenen Skriptorium hersteilen läßt, so würde das eigentlich
gegen dieses sprechen; dem scheint aber doch nicht so zu sein.
Unter der Signatur Z. II, 2 wird in der Eskorialbibliothek eine
als ,Codice de Cardona' bekannte Abschrift des Forum iudicum
aufbewahrt, über die Hartel-Loewe BPLH. I, 132f., Ewald,
Reise 282 f. sowie Ewald und Loewe in den Erläuterungen
zu Taf. XXXIX ihrer Exempla gehandelt haben. Diese Hand
schrift, welche der Bischof von Vieh, Cardona, im Jahre 1585
Philipp II. für die Eskorialbibliothek schenkte, enthält nun fast
wörtlich dieselbe Aufschrift; zu den geringen Varianten gehört
die, daß statt anno XV im Escorialensis anno XVI steht. Wir
haben hiermit den Beweis, daß Homo bonus levita innerhalb
des Zeitraumes von zwei Jahren zwei Abschriften des Forum
iudicum fertigstellte, von denen eine für die bischöfliche Biblio
thek in Vieh, die andere für Ripoll bestimmt war. Man geht
wohl nicht fehl, wenn man an handwerksmäßige Herstellung
juridischer Texte denkt, und es ist wahrscheinlich, daß die Kir
chenverwaltungen es vorzogen, sie von dem Fabrikanten zu
beziehen, als im eigenen Skriptorium herstellen zu lassen.
Den Mangel bestimmter Nachrichten über die Erwerbung
oder Anfertigung von Manuskripten für das Ripoller Kloster
unter der Hirtenzeit des Abtes Oliva ersetzt bis zu einem ge
wissen Grade der alte Handschriftenkatalog des Klosters, der
in der vorliegenden Untersuchung so oft herangezogen wurde.
Bevor wir ihn nach der vollständigsten, bis heute unveröffent
lichten Abschrift mitteilen, ist es vielleicht angezeigt, die bisher
gebotenen Angaben über dieses Verzeichnis (vgl. oben S. 23,
Anm. u. ö.) kurz zusammenzufassen.
1 In nomine Domini incipit über iudicum popularis: quorum merita iudi-
cialis sententia premit. Scriptum videlicet in Barchinona civitate a
iussione Bonus homo levita, qui et iudice: a rogatu de Sinderedo dia-
cono filium quadam (so) Fructuoso Camilla ad discernendas causas iudi-
ciorum inter potentem et pauperem noxium et innoxium iustum et in-
mstum veridicum et fallacem rectum et erroneum raptorem et sua bene
utenti. Cuius libri explicatio die kalendas Septembras (so) anno XV
r egnante Roberto rege francorum in Francia.
mm
100 III. Abhandlung: Beer.
Gemeinsame Quelle aller bisherigen Abschriften und Aus
gaben des Katalogs ist der heute verlorene Rivipullensis, olim40;
aus diesem hat die Liste zuerst Benito Rivas abgeschrieben
(Bibliothek der Madrider Akademie der Geschichte, Est. 27
Gr.-4° E. N. 122). Unabhängig von der Rivaskopie ist die Ab
schrift, die Villanueva nahm und Viage VIII, 216 f. veröffent
lichte; diese ist aber nicht vollständig, was zuerst Ewald, Reise 389
erkennen ließ, der auch (nach dem Vorgänge von Rivas) den
olivianischen Ursprung des Inventars annahm. Leider hat Ewald
nur kurze Auszüge aus der Rivasabschrift gegeben, die Becker,
Catalogi antiqui Nr. 49, S. 134 abdruckte. Die von Pellicer y
Pages S. 106 gebotene Liste wiederholt mit wenigen Änderungen
die Angaben Villanuevas; die ,Handschriftenschätze' stellen unter
Nr. 391, S. 412 f. das damals bekannte Matei’ial zusammen. 1
Schwierigkeiten bereitet der Umstand, daß der Katalog
flüchtig, insbesondere mit vielen Abkürzungen eingetragen war,
die sowohl Rivas wie auch Villanueva wiederholt mißverstan
den haben: so hat Villanueva Plutargus statt Psalterium argen-
teum gelesen (vgl. oben S. 23 f.), Ims kopiert, statt Imnos auf
zulösen, Rivas wieder Iners statt Lectionarios abgeschrieben
(auf weitere Irrtümer machen die Anmerkungen meiner Aus
gabe aufmerksam). Unter diesen Umständen ist Konjekturen
ein gewisser Spielraum gestattet, doch halte ich mich, soweit
dies tunlich, an die vollständigere Rivasabschrift, auch in der
Zählung, die den von Rivas eingehaltenen Absätzen folgt, 2 füge
jedoch die Varianten der Kopie Villanuevas bei, der einzelne
Rubriken besser gelesen, vollständiger abgeschrieben, speziell
die Reihenfolge der Eintragungen sorgsamer berücksichtigt hat.
1 Bemerkungen zu einzelnen Stellen des alten Katalogs lieferten M. Mani-
tius, Philologisches aus alten Bibliothekskatalogen (bis 1300), Frankfurt
a. M. 1892 (Ergänzungsheft zum Rhein. Museum, N. F., Bd. 47), sowie
J. H. AlbanÄs, La Chronique de Saint-Victor de Marseille, Melange.-;
d’Archeologie et d’Histoire VI, 1886, 227 ff.
2 Daß die von Rivas getrennt angeführten Titel der Werke nicht immer
selbständige Volumina bezeichnen, sieht man sofort (vgl. Nr. 198 ff.), auch
zieht die alte Beschreibung selbst manche von Rivas getrennte Titel
zusammen (wie 223 und 224). Dadurch, daß man die ,Quaterniones‘ und
wohl auch andere Nummern nicht als selbständige Bände ansah, sowie
die nach Monserrate abgegebenen Codices ausschied, mag sich die Be
rechnung ,Volumina 192‘ ergeben haben.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de ßipoll. I.
101
Hic est brevis Librorum Sanete Marie.
(1—3) Bibliotecas III.
(4—5) Moralia II.
(6—7) Cartularia II.
(8—9) Estiualia II.
(10—22) Antiphonaria XIII.
(23—24) Prosarios II.
(25—27) Prophetanim III.
(28—29) Epistolas Pauli II.
(30—33) Passionaria IIII.
(34—35) Collationes II.
(36—37) Vitas patrum II.
(38—40) Textus euang. III.
Die Aufschrift enthielt keinen Zusatz über die Zeit der Anlage des
Katalogs, doch versichert Rivas, die Einzeichnung stamme aus dem 11. Jahr
hundert, und fügt zum Schluß seiner Abschrift bei: ,Este Cathalogo presumo
se formö en tiempo del Abad Oliva*. Ferner erwähnt er (wie auch Villauueva
VIII, 35) ein nach Olivas Tod (Villanueva: ä 14 de Marzo del aüo 1047)
angelegtes Inventar, welches das ,Psalterium argenteum* anführte (vgl. Nr. 117
des Katalogs) und die Summe zog: et sunt libri numero centum XC duo.
Ist die Identifizierung des Handschriften-Sammlers und Spenders Salomon
richtig (vgl. Anm. zu Nr. 218—228), so erhält jene Datierung eine neue
Stütze.
(1—3) Alle diese drei alten Bibeln verloren. Rivas führt unter Nr. 54
seines Katalogs noch an: Biblia Sacra, continens Gcnesim, Exo-
dum, Leviticum, Numerum (so), Deuteronomium, Libros Josue,
Judicum cum Praefationibus D. Hieronymi . . . es un libro en
folio de letra excelente y segun su caracter del siglo XI.
(4—5) Verloren. Auch Rivas sah nur mehr zwei Exemplare der Sentenzen
Gregors (Nr. 49 und 52, beide s. XI) und einen Codex des Liber
Pastoralis (Nr. 182, s. X), keine Handschrift der Moralia.
(6—7) Auch die Transsumpte verloren, vgl. oben S. 13. Über ziemlich um
fangreiche, in der Kollektion Baluze der Pariser Nationalbibliothek
erhaltene Abschriften des 17. Jahrhunderts s. S. 76, Anm. 2.
(8—9) Breviere oder Homilien, vgl. in dem Salzburger Katalog Becker
115, 130: due omelie hiemales et estiuales. Verloren. In Villa-
nuevas Abschrift des Katalogs folgen jetzt die Nummern 30—55.
(10—22) Verloren, ein specimen als Füllsel im Kod. 106, fol. 26 T , s. Taf. IV.
(23—24) Verloren. (25—27) Desgleichen.
(23—29) Desgleichen. (30—33) Desgleichen.
t,34—35) Cassian. Gleichfalls verloren. (36—37) Verloren.
(38—40) Villanueva beschreibt Viage VIII, 43 einen ,codice de los IV evan-
gelios con las iniciales iluminadas sin distincciön de capitulos,
escrito en el siglo XI*, vielleicht einen der hier aufgezählten;
die von Villanueva unmittelbar darauf beschriebene Evangelien
handschrift, die auch den ,liber sacramentorum editus a S. Ge-
lasio papa romano emendatus a beato Gregorio* enthielt, kann
hier nicht angeführt sein, da sie (nach Rivas Nr. 155) 1048 ge
schrieben wurde.
w. .um*. \ ■* ■
102
III. Abhandlung: Beer.
(41-51) Missales XI.
(52—55) Lectionaria IIII.
(56—57) Dialogorum II.
(58—59) Exameron II.
(60) Ethimologianim.
(61) Liber de Trinitate.
(62) Liber omeliarum su
per Jezechielem.
(63—64) Alii homiliarum II su
per matbeum.
(65) Super lucham. Super
iohannem.
(66) Claudium.
(67—68) Liber bede cum euan-
geliis II.
(69) Aimonis I.
(41-—51) Verloren. (In dem für Etienne Baluze im J. 1649 angelegten Ka
talog der Rivipullenses, Paris, Bibliotheque Nationale, Coli.
Baluze Nr. 372, findet sich unter Nr. 132, fol. 21 v der Hand
schrift die kurze Beschreibung: ,Liber qui est missale uetus‘).
(52—55) Desgleichen. (Rivas kopierte: Iners, Villanueva löste richtig auf.)
(56—57) Desgleichen. Vgl. die Bemerkung zu 4—5.
(58—59) Des Ambrosius Hexaemeron finde ich weder in alten noch neueren
Katalogen Ripolls verzeichnet.
(60) Isidorus. Verloren. Rivas beschreibt unter Nr. 60 seines Katalogs
eine Handschrift (s. XI), die: ,Etliimologia et significationes
diversarum rerurn 1 und andere kleinere Stücke enthielt. Spuren
der Benützung der Et. in cod. 106, s. S. 65: Tertia divisio to-
tius numeri, III, 8; De quadrifario dei opere, Schrifttafel 9,
vgl. Is. Et. ed. Otto, S. 637.
(61) Nicht nachzuweisen (Augustinus oder Hilarius).
(62) Heute Nr. 52 mit dem Vorwort des Mönches Wifred, s. oben S. 91.
(63—64) Villanueva kopiert: XL Homelie II: super Matheum. super Lucam.
super Johannem; in der hier zugrunde gelegten, von Rivas
angefertigten Abschrift werden aber 63—64 deutlich von 6o
geschieden. Zu vergleichen wäre aus dem Katalog von St.
Gallen Becker 22, 146, unter den Augustiniana: questionum in
evangelium mathei et luce et iohan libri III in vol. I.
(65) Vgl. 63—64.
(66) Vielleicht des Claudius Taurinensis (Schülers des Bischofs Felix von
Urgel) Auslegung der Korintherbriefe wie in Bobbio (Becker
32, 255) oder ein anderer seiner Bibelkommentare.
(67—68) Von Rivas wird unter Nr. 57 eine Handschrift: ,Expositiones Evan-
geliorum per Bedam* mit anderen Stücken (darunter das Carmen
des Bischofs Oliva, vgl. oben S. 85) beschrieben. Villanueva
VIH, 36. In derselben Handschrift auch die S. 43 besprochene
Vita S. Nicolai.
(69) Offenbar Aimonius (Haimo) Floriacensis Historiae Francorum libri
IV, eine bald nach der Abfassung (durch das commercium litte"
rarum zwischen Fleury und Ripoll, s. oben S. 72 ff.) erworbene
Abschrift. Verloren.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Kipoll. I.
103
(70—71) Istoria ecclesiasticall.
(72) Tripartita.
(73) Canticum graduum.
(74—75) Prosperum II.
(76) Porphirium grecum.
(77) Collectarum I.
(78) Liber Sancti bene-
dicti.
(79) Liber de natura boni.
(80) Gerachia.
(81) Iosephum.
(82) Bede de temporibus.
(70—71) Verloren (Eusebius).
(72) Verloren. (Die Historia ecclesiastica vocata tripartita des Aurelius
Cassiodorus.)
(73) Desgleichen. (Ps. 119 ff., Text oder Kommentar.)
(74—75) Desgleichen. Villanueva: Prosperum X. Vgl. Manitius, Philologisches
aus alten Bibliothekskatalogen, Frankfurt a. M. 1892, S. 118.
(76) Villanueva: Prophetarum grecum. S. die Anmerkung zu Nr. 80 des
Katalogs, vgl. übrigens oben S. 55.
(77) Vgl. Homeliarum collectarum I in Bobbio, Becker 32, 650; vgl.
auch Becker 36, 90.
(78) Wohl die von Rivas unter Nr. 37, von Villanueva VIII, 55 ff. be
schriebene Handschrift, die außer Benedikts Regel die kleinen
Schriften des Mönches Oliva barg, vgl. S. 86.
(79) Verloren. Augustinus.
(80) Die von Rivas unter Nr. 33, von Villanueva VIII, 44 beschriebene,
heute verlorene Handschrift, die außer ,Hierarchia S. Dionysii
Areopagitae“ noch eine vita S. Martialis, Fulgentii ep. de fide
ad Petrum diaconum, den ,Liber Porfirii 1 und die Categoriae
Aristotelis ab Augustino translatae enthielt.
(81) Verloren. losephus Flavius, die obige kurze Bezeichnung auch
sonst in alten Katalogen, s. Becker 94, 31 und 95, 79. Bestätigt
wird diese Bestimmung durch die in dem für Baluze 1649 an
gelegten Katalog der Rivipullenses (Paris, Bibi. Nat. Coli. Ba
luze 372) unter Nr. 41 enthaltene Beschreibung (fol. 7 V der
Handschrift): in folio magno pondere maximo Liber incipiens:
,Quoniam bellum quod cum Populo Romano gessere Judaei om-
nium maximum quae nostra aetas uidit quaeque auditu per-
cepimus“ etc. Eine Autorangabe fehlt, aber aus der Beschrei
bung geht bestimmt hervor, daß ein Exemplar des losephus
Flavius de bello Judaico verzeichnet wird. Die Abschrift stammt
aus der Zeit des Abtes Oliva (1011), vgl. oben S. 98, Anm. 2.
(82) I. H. Albands, La Chronique de Saint-Victor de Marseille, Mdlanges
d’Archeologie et d’Histoire VI (1886) 287ff. wollte diese Hand
schrift mit dem Vatic. Reg. 123 identifizieren, da er, Villa-
nuevas unrichtiger Angabe folgend, meinte, der Katalog stamme
erst aus dem 12. Jahrhundert. Der Reginensis ist aber eine
erst nach der Anlage des hier mitgeteilten Katalogs angefertigte
104
III. Abhandlung: Beer.
(83) Confessiones.
(84—85) Pastoralia II.
(86—88) Summum bonum
III.
(89—91) Martirologia III.
(92) Ortographia.
(93) Capitularem K.
(94—98) Canones V.
(99—104) Glossas VI.
(105—107) Lib. iudices III duo
uetustissima.
(108—109) Decada II.
(110) Metodium.
(111) Topica.
Abschrift, bei deren Herstellung allerdings Ripoller Quellen be
nützt wurden. Näheres hierüber und über die Beziehungen
Ripolls zu St.-Victor im zweiten Teile dieser Studie.
(83) Nicht nachzuweisen. So weit ich sehe, ist dieses Werk des Augu
stinus sonst in alten spanischen Katalogen nicht verzeichnet.
(84—85) Rivas Nr. 182: ,Pastoralis Gregorii P. P. en pergamino del siglo X. 1
(86—88) Isidorus. Alle Exemplare verloren. Nachträglich finde ich in dem
für Baluze hergestellten Katalog der Rivipullenses (vgl. die
Anm. zu Nr. 41—51) fol. 21 T der Handschrift folgende Beschrei
bung: 127 (ohne Angabe des Formats) Liber de summo bono
Beati Isidori. Item confessio seu oratio Beati Ildefonsi Tole-
tanae sedis Archiepiscopi. Item über eiusdem de virginitate
Sanctae Mariae contra haereticos et Judaeos.
(89—91) Eines dieser Exemplare wohl identisch mit Kod. 40 der Rivasliste,
der zu Beginn ein ,Necrologium Monachorum et Benefactorum
Monasterii Rivipulli“ enthielt. Über die anderen Stücke der
Handschrift vgl. S. 23 und 100.
(92) Wohl Cassiodor.
(93) Die heute noch erhaltene Handschrift Nr. 40 vgl. S. 95. K ergänzen
Rivas und Ewald, Reise 389, richtig: Karoli.
(94—98) Über die Ripoller Handschriften der canones conciliorum und
die noch erhaltene junge Abschrift eines Exemplars s. oben
S. 68.
(99—104) Ein schönes Exemplar noch im Kod. 74 erhalten, vgl. S. 56
und 68.
(105—107) III. duo uetustissima fehlt bei Rivas. Ein Exemplar war die
Homo bonus-Abschrift aus dem Jahre 1011, vgl. S. 98f.; 3l s
Reste eines der uetustissima wurden S. 33 die Schutzblätter
des Kod. 46 angenommen.
(108—109) II. fehlt bei Rivas. Vielleicht Decadae Psalmorum, z. B. in Saint-
Riquier (Becker 11, 24), diese wären aber unter Nr. 117—116
angeführt worden; daher eher Decades sancti Augustini super
psalmos wie in St. Gallen (Becker 22, 153 f.).
(110) Selbständig nicht nachzuweisen. Metodii Paterensis de errore bo-
minum im Kod. 106, fol. 117.
(111) Boethius. Vgl. oben S. 53 f.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoil. I.
105
(112) Sententiarum par-
num.
(113—116) Medicinalia IIII.
(117—140) Psalterium argen-
teum alios XXI et
unum toletanum
et alterum tripli-
cum.
(141-150) Ymfs X.
(151—157) Orationes VII.
(158) Doctrina Chri-
stiana.
(159) Gesta iulii.
(160—161) Amelarii II.
(162) Espositum regule.
(163) Sententiarum Gre-
gorii.
(164) ßegistrum Augu-
stini.
(165) Euipium.
(112) Vielleicht Tajos Exzerpte, ICod. 49, s. S. 34ff. Vgl. Nr. 163 des
Katalogs.
(113—116) Verloren. Jüngere Kopien medizinischer Schriften im Kod. 181,
s. S. 6.
(117—140) Durchwegs verloren. Einen Liber Psalmorum iuxta editionem
LXX interpretum a sancto Hieronymo editum s. X—XI sah
noch Rivas (Nr. 117 seines Katalogs). Uber den Silberpsalter
s. S. 19 ff.
(Hl—150) So Rivas mit der Bemerkung: ,entiendo Jeremias 1 ; man hätte
also an zehn Exemplare der Lament.ationes zum Chorgebrauch
(während der Karwoche) zu denken; Villanueva las aber
Ims X, was Aug. Engelbrecht zweifellos richtig als Imnos
(Imnarios) deutet.
(151—157) Nach diesem Absatz und nach 197 hat Rivas zwei Zeilen aus
punktiert, wohl deshalb, weil er die zwei folgenden Einzeich
nungen nicht lesen konnte; möglicherweise war hier oder nach
197 der heute verlorene Kodex mit dem über Prognosticorum
futuri saeculi des Iulianus Toletanus verzeichnet, der von
Villanueva, Viage VIII, 51 dem 11., von Rivas (Nr. 158) dem
10. oder 11. Jahrhundert zugewiesen wird.
(158) Augustinus. Verloren.
(159) Verloren. C. Iulius Caesar, vgl. das Verzeichnis der Bücher von
Le Becq: Gesta Caesaris. in alio gesta Caesaris et Orosii,
Becker 86, 100 f. Vgl. auch Manitius, Philologisches aus alten
Bibliothekskatalogen, S. 24.
(160—161) Rivas verzeichnet unter Nr. 76 und 162: Liber officiorum Amala-
rici episcopi ad Carolum regem; beide Exemplare verloren.
(162) Natürlich S. Benedicti. Nicht erhalten.
(163) Verloren. Rivas Nr. 49: Liber Sententiarum Gregorii papae urbis
Romae. Letra muy hermosa del siglo XI. Vgl. Ewald, Reise 390.
(164) Verloren.
(165) D er oben S. 37 ff. ausführlich besprochene Eugippiuskodex.
106
III. Abhandlung: Beer.
(166—167) Epacticum II.
(168) Regum.
(169) Genera officiorum.
(170-171)
(172)
Augustin. II.
Alius über de com-
puto.
Libri artium.
(173—176*) Donatos IIII.
(177—178) Priscianos II.
(179—180) Priscianellos II.
(181—182) Virgil. II.
(183—185) Sedul. III.
(186—187) Constructiones II
una cum Aratore.
(188—189) Ysagoges II.
(190) Cathegorias.
(191) Peri ermenias.
(192) Macrobius.
(193) Boetius.
(194) Commentum Vir-
gilb
(166—167) Verloren. Vielleicht Isidor, vgl. Eivas Nr. 36: Isidoras super Pen-
tateucum et super lib. Regum etc. s. X—XI. Vgl. auch Becker
8, 26.
(168) Vgl. die Anmerkung zur vorhergehenden Nummer.
(169) Verloren. Isidorus.
(170—171) Rivas verzeichnet unter Nr. 35: Sermones D. Augustini s. X—XI.
Zu erwähnen wäre auch die S. 25 ff. eingehend behandelte
Mischhandschrift, die an erster Stelle Quaestiones Augustini
enthält; ferner beschreibt der für Baluze hergestellte Ka
talog der Rivipullenses (vgl. Anm. zu Nr. 41—51) unter Nr. 113
(fol. 21 der Handschrift) folgendes Ms.: ,in fol. Liber Beati
Augustini. Continet capitula 84 de caritate, de patientia, de
dilectione, de humilitate, de indulgentia, de compunctione, de
oratione, de relinquendo saeculo etc. Post medium ait: Incipit
über Sancti Augustini Antistitis Hipponensis de conflictu vi-
tiorum et de machina virtutum. Post tractatum hunc: Incipit
über de quatuor virtutibus cardinalibus'; endlich fol. 22':
147 (wieder ohne Angabe des Formats) ,Liber Sancti Augustini
Episcopi vetustissimus et a blattis semicomestus“.
(172) Villauueva, der eine andere Abfolge der Eintragungen bietet
(vgl. S. 100), setzt diese Nummer nach 208—209 des vorlie
genden Verzeichnisses, wo sie offenbar an ihrem richtigen
Platze steht.
(173—176) Verloren. Rivas Nr. 41: Grammatica Donati ohne weitere Angabe.
Über die Libri artium vgl. oben S. 53 ff.
(177—178) Ein prächtiger Priscian, heute noch im Kod. 59 erhalten. Zu
dieser und den folgenden Nummern der libri artium vgl. oben
S. 53 ff.
(183—185) Vgl. Manitius a. a. O. 128. (.186—187) Vgl. ibid. 144.
(192) Vgl. ibid. 108. (193) Vgl. ibid. 135 und S. 53 dieser Studie-
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
107
(195—196) Breuiarios lectio-
num II.
Legem romanum.
(197)
(198)
(199)
(200)
(201)
Quaterniones de
boetii et alius de
iuuenal.
Quaterniones albof.
Alter de XII
signis.
Alius de Athanasio.
(202—206) Missales toleta-
nos V.
Liber de horis.
Quaterniones
computo II.
Terentius.
Arithmetica.
Musica.
Liber ciceronis
Amicitia.
A
Auianum.
(207)
(208—209)
(210)
(211)
(212)
(213)
de
de
(214)
(195—196) Verloren.
(197) Offenbar ein Exemplar der bekanntlich von Gust. Haenel muster
gültig edierten Lex Eomana Visigotliorum, von der sich in
Spanien nur eine alte Abschrift (in der Kathedralbibliothek
zu Leon) erhalten hat.
(198) Quaterniones de Boetii wohl identisch mit Kod. 168, vgl. oben
S. 9. Manitius a. a. O. 135. Über Juvenal in Ripoll vgl.
oben S. 56.
(199) So Rivas und Ewald; Becker, vielleicht richtig: albos.
(200) Daraus vielleicht die Einzeichnung im Kod. 106, fol. 75 v , s.
Taf. VI.
(201) Nicht nachzuweisen.
(202—206) Sämtlich verloren. Vgl. S. 31 Anm. 1.
(207) Rivas und Villanueva: heris. Wohl der heute noch erhaltene
Kod. 225, vgl. oben S. 58.
!,208—209) Rivas 162: Liber computorum (vor der Amalariusabschrift) s. X—
XI. Verloren.
(210) Verloren. Vgl. S. 55f. Diese Einzeichnung und die folgenden
Nummern sind in Villanuevas Ausgabe des Katalogs nicht
enthalten und werden nach der von Benito Rivas hergestellten
Abschrift hier zum ersten Male veröffentlicht.
(211) Verloren, vgl. übrigens Nr. 198 dieses Katalogs und S. 53f. dieser
Studie.
(212) Verloren (Boethius). In dem für Baluze angelegten Katalog der
Rivipullenses (vgl. die Anm. zu Nr. 41—51) finde ich unter
Nr. 101 (fol. 15 r der Handschrift) verzeichnet: ,in fol. Liber
inscriptus Musica Boecii simul cum Rhetorica Ciceronis'.
(213) Verloren.
(214) Verloren.
108
III. Abhandlung: Beer.
(215) Quiratui.
(216) Liber dialectice.
Hos libros dedit salomon
(218) Vita Sancti Gre-
gorii.
(219) Prosperum.
(220) Duos Canones.
(221) Sententias Ysidori
cum eius cro-
nica.
(222) Donatum I cum
Seruiolo.
(223) Priscianulo iuniore
ac Remigio uel
(217) Commentum par
tium.
pro ermeugaudo filio suo.
commentum par
tium maiorum
siue medio titulo.
(224) Item alium Priscia
nulo cum declina-
tionibus.
(225) Eiusdem in XII
uirgilii uersibus.
(226) EtmaioremPriscia-
num de Construc-
tionibus.
(215) So deutlich in der Rivasabschrift; ich lese Oratium, vgl. oben
S. 56; diese Annahme wird indirekt durch den für Baluze
hergestellten Katalog der Rivipullenses (vgl. die Anm. za
Nr. 41—51) bestätigt, denn dort wird das sonst nirgends be
legte Vorhandensein eines Ripoller Horazkodex bezeugt; unter
Nr. 189 (fol. 26 v der Handschrift) lesen wir: Quinti Horatii
Flacci Venusini Poetae lyrici poemata omnia. Maecenas atavis
edite regibus O et praesidium et dulce decus meum etc. totus
ipsius textus sine hypomnematis.
Verloren. (217) Verloren (Priscian).
Der Spender dieser Codices ist wohl identisch mit jenem Salomon,
der in dem von Poncius an Johannes gerichteten Briefe als
Entsender von Handschriften (zum Zweck ihrer Kopierung) ge
nannt wird, vgl. oben S. 97, Anm. 3.
In dem noch erhaltenen Kod. 52 geht den Homilien Gregors in
Ezechielem die Vita Gregorii des Johannes Diaeonus voran.
Verloren. (220) Vgl. Nr. 94—98 dieses Katalogs.
Verloren. (222) Verloren (vgl. Nr. 173—176 dieses Katalogs).
In der von Rivas angefertigten Abschrift deutlich von Nr. 222
durch Absatz geschieden und doch syntaktisch dazu gehörig.
Da siue in diesem Teile des Katalogs wiederholt kopulativ
gebraucht wird, suchte ich in medio titulo den verderbten
Titel einer grammatischen Schrift, allein vergebens; so behält
ein von Ph. Aug. Becker mitgeteilter Vorschlag Recht, siue in
sine zu ändern und in dem Beisatz einen Hinweis auf I as
Fehlen eines Zwischentitels zu sehen.
(224) Verloren. (225) Verloren.
(226) Vgl. Nr. 177—178 des Katalogs.
(216)
(218—228)
(218)
(219)
(221)
(223)
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
109
(227)
(229)
(230)
(231)
Et Centimetrum de
uirgilio siue iu-
uenale.
In Montesserate.
Missale I.
Sermonarium I.
Rabbanum.
(228) Et boetium de con-
solatione siue de
trinitate.
(232) Ymnos.
(233) Antifonarium I.
(234) Porpbirium.
(235) Et Augustini.
(236—237) DuocommentaPor
pbirii.
(238) Commentum boetii
super Augusti-
num uel Aristo-
telem.
(241)
(242)
(243)
Petrus pro Johanne d
(246)
(239) Beda cum sichoma-
chia siue Quint.
(!) ac Cattone.
(240) Centonem in euan-
gelio.
Sedulium.
Ac oratore.
Et iudicum.
edit.
(244) S Amelarii.
(245) Augustinum de doc-
trina christiana.
et altercationem
Athanasii et
Arrii.
(227) Verloren. Rivas liest Centimentitum. (228) Verloren.
(229) Betreifs dieser nach ,Montesserate' abgegebenen, durchwegs ver
lorenen Handschriften sei daran erinnert, daß Santa Cecilia
auf dem Monserrate 1023 von Oliva für Ripoll wieder ge
wonnen wurde, vgl. oben S. 79.
(232) Rivas: Ymi. (234—237) Vgl. oben S. 54 u. 56.
(238) Vgl. oben S. 54. (239) Vgl. oben S. 54 u. 59 ff. (240) Verloren.
(241) Vgl. oben S. 62. Selbständig nicht nachzuweisen.
(242) Aratore. Vgl. Manitius a. a. O. S. 144. Rivas verzeichnet unter
Nr. 254 seines Katalogs: Magister Joannes de Ecclesiae sacra-
mentis. Liber Aratoris subdiaconi en verso exametro en per-
gamino, su letra del siglo XI.
(243) Ein Forum iudicum (vgl. Nr. 105—107 dieses Katalogs), wenn
Rivas richtig kopierte; doch paßt das Rechtsbuch schlecht zu
den vorangehenden Texten, weshalb Willi. Weinberger an
sprechend Iuuencum liest.
(244) Vgl. Nr. 160—161 dieses Katalogs. (245) Verloren.
(246) Vigilius Thapsensis. Verloren. Eine spätere Abschrift in dem aus
Ripoll stammenden Kodex der Pariser Bibi. Nat. F. lat. 5132
fol. 26 ff., vgl. Cat. cod. ms. Bibi, regiae IV, 42 und E. du Mdril,
Po&ies populaires latines du moyen äge, Paris 1847, S. 303.
110
III. Abhandlung: Beer.
Obwohl, wie bereits bemerkt wurde (vgl. oben S. 100,
Anm. 2), den im vorstehenden Kataloge beigefügten Nummern
gewiß nicht durchwegs selbständige Volumina entsprechen, so
gewährt das zum ersten Male nach der vollständigsten Abschrift
bekannt gemachte Verzeichnis doch einen guten Einblick in
die Reichhaltigkeit der Ripoller Klosterbibliothek unter dem
Hirtenamt Olivas; in Spanien kann sich keine Bibliothek jener
Zeit — die der Kathedralkirche Toledo, über deren Bestand
in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts wir jedoch urkund
lich nicht unterrichtet sind, vielleicht ausgenommen — mit der
Ripoller Bibliothek messen; außerhalb Spaniens gab es damals nur
wenige Klosterbibliotheken, und zwar nur die berühmtesten wie
z. B. Bobbio, St. Gallen, Lorsch, Reichenau, welche die Ripoller
Bücherei an Zahl der Manuskripte übertrafen. Der Ripoller
Katalog ist auch darum merkwürdig, weil er, wenngleich in
der Anlage der überwiegenden Mehrzahl anderer Bibliotheks
kataloge folgend und zuerst die biblischen und liturgischen,
dann die Profantexte und späteren Zuwendungen anführend,
doch den Einschlag aufweist, den die profanen Lehrtexte (Libri
artium) der Bibliothek gaben; der Katalog belehrt uns auch,
wie kein anderes Zeugnis, über die außerordentlich großen Ver
luste, welche die reiche Sammlung im Laufe der Jahrhunderte
erlitten hat. Die biblischen und liturgischen Manuskripte, durch
vielen Gebrauch hart mitgenommen, durch prächtige Druck
erzeugnisse auf diesem Gebiete verdrängt, sind fast durchwegs
verloren; einige patristische Codices und einige wissenschaftliche
Lehrbehelfe, das ist alles, was von dem einstigen Reichtum
bis auf unsere Tage gerettet wurde. So bildet der Katalog
mit anderen früher herangezogenen Quellen das wertvollste
Mittel, um die Grundlage zu erkennen, auf der sich das litera
rische Leben im Kloster bis zum Ausgange des Mittelalters
fortentwickeln konnte; dies an der Hand der wichtigsten aus
späterer Zeit erhaltenen Codices darzustellen, ist Aufgabe des
zweiten Teiles der vorliegenden Studie.
Durch die Unterstützung der kaiserl. Akademie der Wis
senschaften und dank der speziellen Förderung, welche der ver
blichene Vizepräsident der Akademie, Wilhelm v. Hartei,
der Sekretär der philosophisch-historischen Klasse, Josef v.
Karahacek und das korrespondierende Mitglied August
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Kipoll. I.
111
Engelbrecht diesen Forschungen angedeihen ließen, ist es
möglich gewesen, das bereits früher gewonnene Material durch
Studien in einer an einschlägigen Erläuterungsquellen beson
ders reichen Sammlung, in der Pariser Nationalbibliothek zu
ergänzen; ein Teil der Nachträge wurde noch vor Abschluß
des Druckes hier verwertet, andere Ergebnisse der Pariser
Forschungen, die erwünschte Ausblicke auf die spätere litera
rische Tätigkeit des Klosters eröffnen, sollen in dem zweiten
Teile der Abhandlung Aufnahme finden.
So reich und vielgestaltig die geistigen Interessensphären
Ripolls sich auch in späteren Jahrhunderten darstellen, so werden
sie doch, wie angedeutet, wesentlich durch die Grundlagen be
dingt, die Abt Oliva während der Hochblüte des Klosters zu
schaffen wußte; unter ihm ist Ripoll geworden, was P. Piferrer,
einer der besten Kenner der katalanischen Lande, von dem
Kloster rühmt (Recuerdos y Bellezas de Espana II, 270 f.):
Panteön de los condes de Barcelona, sepulcro de los de Besalu,
precioso archivo de la historia de los siglos medios, monumento
arquitectönico donde estaba vivamente reflejado el pensamiento
de toda una dpoca.
112 III. Abhandlung: Beer. Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
Schrifttafeln.
1. Cod. 46, 253 X 322 mm, Schutzblätter, Bruchstücke eines
Forum iudicum s. VIII(?)—IX. Vgl. S. 33 ff.
2. 3. Cod. 49, 246 X 324 mm. Fol. 137 1 ' Taio, Sententiarum libri V,
Schluß; Fol. 137 Y De trinitate diuinitatis quaestiones s. X
(911). Vgl. S. 34 ff.
4—9. Cod. 106, 225 X 265 mm, s. X.
(4) . Fol. 26 T : Dominica in primo nocturno . .. Antiphona (mit
aquitanischer [diastematischer] Notation, später einge
tragen), Fol. 27 1 '; Libellus emendationis des Presby
ters Leporius, Schluß; Aufschrift des ersten Buches
der Soliloquia des Augustinus, vgl. S. 61.
(5) . Fol. 50 v , 51 1 ': Disticha Catonis, Prol. — 1,34, vgl. S. 61.
(6) . Fol. 75 v : Sedulius Hymnus I, 95 —110, darunter eine
tabula signorum, vgl. S. 61f. Fol. 76 r Bruchstücke einer
Rezension des Corpus der Gromatiker, vgl. S. 62 f.
(7. 8). Fol. 77 v , 78 r , 80 v , 81 v : Bruchstücke aus derselben
Rezension, vgl. S. 63 f.
(9). Fol. 89 v : 37 Hexameter mit einem mesostichischen und
zwei Diagonalversen, vgl. S. 64f. Fol. 90 r : De generi-
bus numerorum u. a. (z. T. Exzerpte aus Isidors Etym.),
vgl. S. 65.
10. Cod. 42, 257 X 34:7mm, s. XI. Fol. 4 V (später eingetragen):
Vita Sancti Philippi. Fol. 5 r : Oliva monachus, Carmen de
musica. Vgl. S. 8 f. 88.
11. Cod. 40, 300 X 360 mm, s. XI. Fol. 63 v : Versus in natale
apostolorum Petri et Pauli. Vgl. S. 98.
Cod. 168, 138 X 203 mm, s. XI. Fol. 5 V : Boethius de Arith-
metica I, 4. Vgl. S. 9 u. S. 98.
12.
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Sitzungsb. d. kais. Akad. d. Wissenscli., phil.-hist- Klasse, 165. Bd., 3.Abh.
ßEER. Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Kipoll. I.
Tafel 2.
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Sitzungsb. d. kais. Akad. d. Wissensoh., pbil.-hist. Klasse, 155. Bd., 3.Abh.
BEER. Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Eipoll. I.
Tafel 12.
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Sitzungsb. d. kais. Akad. d. Wissensch., pbil.-hist. Klasse, 155. Bd., S.Abh.
IV. Abhandlung: Steinschneider. Rangstreit-Literatur.
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IV.
Rangstreit-Literatur.
Ein Beitrag zur vergleichenden Literatur- und Kulturgeschichte
von
Moritz Steinschneider,
korresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
(Vorgelegt in der Sitzung am 11. Juli 190(5.)
Vorbemerkungen (Quellen).
Der vorliegenden Abhandlung, welche meine Forschungen
über die Beziehungen der arabischen Literatur zur europäi
schen abschließt (vgl. Sitzungsberichte Bd. 149, n. 4, Bd. 151,
n. 1), mögen einige Bemerkungen vorangehen, welche ihre
Entstehung und Umgestaltung sowie das Thema selbst betreffen.
Als ich im Frühling 1905 mein Material druckfertig er
ledigte, glaubte ich noch, auf mein Thema zum ersten Male
aufmerksam gemacht zu haben (Hebr. Bibliogr. XXI, 1881,
■S. 10); glücklicherweise hielt ich Umfrage und verfolgte die
Quellen der mir angedeuteten Forschungen rückwärts, so
weit sie mir unter persönlichen Hindernissen und Schwierig
keiten zugänglich waren; 1 ich mußte mich auf Gebiete wagen,
deren Bücherkunde ich nicht beherrsche, und muß Ergänzungen
entgegensehen, um über Identität von Drucken mit abweichen
dem Titel (s. z. B. n. 73“), Umfang, Inhalt und Form aus
eigener Anschauung berichten zu können.
1 Ich bedaure namentlich die bisherige Unzugänglichkeit folgender Druck
schriften: Knobloeli, Streitgedichte usw. Breslau 1886 (Diss.); Alfred
Kalisclier, Observationes in poesiam roman. provinc. Berlin 1866 (Leip
ziger Diss. Lit. Zentralbl. 1867, S. 580); Ach. Jubinal, Nouveau Re-
cueil des Contes dits Fabliaux, Paris 1839; Remains of the Early po
pulär poetry of England ed. by Iiazlitt, London 1861.
Sitzungsber. d. pliil.-bist. Kl. 155. Bd. 4. Abh. 1
2
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Die allmähliche Erweiterung des Quellenkreises führte
Übelstände mit sich, indem die meisten Schriften nicht bloß
mein engeres Thema behandelten, also mancher Streit zweifel
haft blieb, weil ich nicht selbst prüfen konnte, andererseits
die Einreihung größerer Massen sehr umständlich ist und leicht
zu Unordnung und Irrtum führt.- 1
Altere Zusammenstellungen von Streitgedichten, welche
ich als Quellen häufig und mit bloßen Verfassernamen zitiere,
betreffen wesentlich eine Sprache, nur gelegentlich auf eine
Parallele in einer anderen Sprache hinweisend, die das Original
oder eine Übersetzung oder Bearbeitung enthält.
Seit der Mitte ungefähr des 19. Jahrhunderts haben Ita
liener in Monographien, Sammlungen, Zeitschriften der volks
tümlichen Literatur gesammelt und behandelt, witzige, scherz
hafte, satyrische Gedichte großenteils aus dem Volksmunde
geschöpft, wo die Contrasti eine hervorragende Rolle spielen.
Mir sind wahrscheinlich nur einige der bedeutendsten Quellen,
hauptsächlich aus d’Anconas 2. Auflage der Origini bekannt.
Ich erwähne hier zunächst eine lehrreiche Schrift:
Giuseppe Pitrh verfaßte 3 Bände unter dem Titel: Biblio-
teca delle tradizioni popolari siciliane, wovon 1 und 2 mit
besonderem Titel: Canti popolari Siciliani Palermo 1870, Bd. 3:
Studi di poesia popol. vol. unico, Palermo 1872 (398 pp.):
p. 52/3 und 256 ff. behandelt Contrasti.
Alfonso Miola, Le scritture in volgare dei primi tre se-
coli della lingua ricercate nei codici della biblioteca publ. di
Napoli, vol. 1, Bologna 1878 (396 pp.), bietet Spezialitäten, die
an entsprechender Stelle zitiert werden sollen.
Adolfo Bartoli, Storia della letteratura italiana, t. II
(and. Titel: La poesia ital. nel periodo delle origini, Firenze
1879 [417 pp.]), behandelt im 1. Kap. die provenzalischen
Einflüsse und p. 76 ff. die Contrasti, auch französisch nach
Littrö. Einzelnes zitiere ich unter den Schlagwörtern.
Ap. Lumini, La farse di Carnevale, Nicastro 1888, p. 28,
zitiert in der Note: Francesco Ferrari: 11 contrasto della Bianca
1 Mein erster Entwurf zählte nicht 100 Gegenstände, die erste Redaktion
gegen 120, zwischen den 140 schließlich geordneten Nummern mußten
über 50, durch b, c, d bezeichnet, eingeschaltet werden.
Rangstreit-Literatur.
3
e della Bruna im Giornale Stör, deila letteratura ital., Torino
1885, vol. VI, p. 332—398, und findet mit Recht den Grund
gedanken in Hohel. 1, 5: nigra sum sed formosa.
Dem gegenüber ist zu bemerken, daß Albert Schmidt:
,Was muß man von der italienischen Literatur wissen?' 2. Auf
lage von Grundriß der Gesell, der ital. Lit., Berlin o. J. (1900),
218 S. die oben besprochene Literatur grundsätzlich zu igno
rieren scheint. S. 7 liest man: ,Die Troubadours auf italie
nischem Boden (13. Jalirh.) berühren den gründlichen Kenner
der Sprache und Literatur seltsam.' Auch er leitet die An
fänge des Dramas zunächst von heiligen Aufführungen ab.
(S. 53, vgl. oben Anm. 1.)
Im Vordergründe steht unter den lebenden Sprachen
das Französische, respektive Provenzalische, worin die
Troubadours eine besondere Gattung von Gedichten als Streit
gedichte unterschieden — davon wird unten eingehend ge
sprochen werden. Die sogenannten Debats oder Disputa-
tions (,Desputoison‘, Bataille) des 14. Jahrhunderts behandelt
Emil Bittre mit ästhetischer Kritik im XXIII. Bande der
Histoire Litt, de la France (Paris 1856) p. 216—33.
In Italien entwickelte sich die Gattung der Contrasti
bis zur persönlichen Aufführung. Visconte Colombo de Batines,
Bibliografia delle rappresentazioni italiane sacre e profane stam-
pate nei secoli XV e XVI, Firenze 1892 (92 pp.), beschreibt
die Bücher meist nach Autopsie äußerlich sehr genau. Die
zweite Unterabteilung (p. 77—81 n. IV—XIV) beschreibt ,Con
trasti 1 (p. 70 französ. Debats), in welchen der Ursprung der
Burse zu suchen sei. 1 —• Inhalt, Form und Geist, italieni
scher Streitgedichte unter Anführung von Stellen behandelt
Alessandro d’Ancona (Origini del teatro in Italia, Firenze 1877 2
I) II n. XXXII p. 25—B8): ,1 contrasti 1 . Er betrachtet diese
Gedichtart geradezu als eine unvollkommene dramatische Form',
welcher nämlich ein authentischer Text fehle (p. 27). Sie habe
1 Auch Ilaureau, Notices etc. VI, 32, sieht in den ,Debats 1 einen Übergang
zum Drama. Der Zusammenhang der Contrasti mit den heiligen
Aufführungen (rappresentazioni) wird von mehreren Autoren hervor
gehoben.
5 Die 2. Ausg., Torino 159J, konnte ich erst ganz kürzlich benutzen, um
aus I, 149—62 einige neue Nummern und Verweisungen einznschalten.
1*
4
IV. Abhandlung: Steinschneider.
bis dahin noch nicht die Aufmerksamkeit (curiositä) der Ge
lehrten auf sich gezogen; 1 in der Note zitiert er Hist. Litt.de
la France XXII, 162 (wo nur von meiner n. 105 die Rede ist)
und XXIII (Littre).
Englische Rangstreite, bezeichnet als Dialogu e,
Discours, Combat, Comparison, Controversy, Debate,
sammelt, aus Th. Wright (s. unten Latein) und sonst, Etlie in
Abhandlung des Kongresses (s. unten), S. 55 ff.: 28 Nummern.
Verwandt sind die Estrifs.
Lateinische Streite, bezeichnet durch: Altercatio, Cer-
tamen, Colloquium, Conflictus, Contentio, Disceptatio,
Disputatio, sind meines Wissens nicht besonders gesammelt,
aber einzeln ediert in den Sammlungen und Anthologien, von
Leyser, Th. Wright (,attributet to W. Mapes 1 ), 2 du Meril,
Jac. Grimm S[chmeller], Carmina Burana, Stuttgart 1847
(n. 46 der Bibliothek des Literar. Vereins; er sieht die latei
nische Poesie des Mittelalters als deutsches Vatergut an S. VIII).
In der neuesten Sammlung von Jakob Werner, Beiträge zur
Kunde der latein. Literatur des Mittelalt., aus Handschr. ge
sammelt, 2. verm. Auflage, Aarau 1905, wo weit mehr als 400
Gedichte entweder vollständig, oder Stücke (meist Anfänge)
daraus mitgeteilt werden, habe ich bei flüchtigem Blättern
keinen Rangstreit bemerkt. Hingegen bietet die kleine Samm
lung Carmina med. aevi von Francesco Novati, Firenze 1883
(86 pp.) 3 allerlei Beachtenswertes (p. 51 ff.). — Ich füge hieran.
Auffällig ist der Mangel an Nachrichten über spanische Rang
streitgedichte. Die kurze Notiz bei Amador de los Eios, Istoria
crit. de la Lit. espan., Madrid 1863, IV, 266, ist unklar. 4 Nach
Deutschland scheint der eigentliche Wettstreit sehr spät ge
wandert und dort nicht heimisch geworden zu sein. Die Literatur
der Minnesänger kenne ich allerdings nicht. Auf die ,Kampf
gespräche' des Hans Sachs weist d’Ancona ganz allgemein
und erst in der 2. Aufl. p. 549 hin. Seine mir näher bekannten,
1 Dieser Bemerkung begegnen wir auch bei anderen Autoren.
2 Eigentlich Map, s. die Zeitschr. Anglia II, 226.
8 Collezione di Operette inedite orare n. 4. Novati unterschreibt die
Avvertenza p. 14.
4 In den Zitaten ist die alte Schreibweise beibehalten und sehr selten
durch sic bezeichnet.
Rangstreit-Literatur.
5
unten beschriebenen Gedichte bestehen aus Reimpaaren. Er
hört meistens selbst, wachend oder träumend den Disput und
richtet oder moralisiert im ,Beschluß'. Die Literatur über ihn
verzeichnet unter anderen Goedeke, Gesch. der deutschen
Dichtung, II. Ausg., Dresden 1886, S. 411. Ich habe die in
der Berliner k. Bibliothek vorhandenen Nürnberger Einzelaus
gaben benutzt, auch die Gesamtausg., Kempten 1612, 4°, aus
letzterer die genauen Daten gezogen.
Ich reihe hieran eine allgemeine lehrreiche Abhandlung,
die auch zwei Wettstreite darbietet: Sir Alex. Croke, An Essay
on the origin, progress and decline of rhyming latin verses
with many specimens, Oxford 1828 (141 pp.). Pag. 95ff. ent
halten Strophe 1—6 und die letzten 12 Str. der Visio Here-
mitae (Leib und Seele), p. 103 ff. Auge und Herz.
Rangstreit - Poesie.
I. Allgemeines.
In der Zusammenstellung verschiedenartigen Stoffes
unter einem gewissen Gesichtspunkte entsteht das Bedürfnis
eines Schlagwortes, welches sich zur Überschrift eigne. Wäh
rend bei Behandlung eines gleichartigen Stoffes dieser selbst
sich als Schlagwort und Überschrift darbietet, ist bei verschie
denem Stoffe der Gesichtspunkt der Betrachtung nicht ohne
weiteres ein angemessenes Schlagwort; letzteres muß mitunter
erst erfunden werden, namentlich wenn die zusammengestellten
Dinge noch keinen gemeinschaftlichen Namen haben. In dieser
Lage befinde ich mich bei der folgenden Zusammenstellung
von literarischen Stücken, meistens metrischen Gedichten, worin
zwei Gegenstände gewissermaßen um ihren eigenen Wert
streiten, gewöhnlich um in gegenseitiger Anerkennung sich zu
versöhnen oder durch einen gewählten Schiedsrichter auf den
bestimmten Kreis des relativen Wertes hingewiesen zu werden.
Auch die Prosa ist hier ,Dichtung'.
Beim Studium der Literaturgeschichte verfolgen wir ge
wöhnlich bedeutende Erscheinungen, Epochen, hervorragende
Persönlichkeiten oder Schriften, auch vorherrschende Gattungen.
,Wer sucht, findet oft, was er nicht sucht.' Ist die Aufmerk-
6
IV. Abhandlung: Steinschneider.
samkeit erst auf eine Einzelheit geführt worden, die unbeachtet
geblieben ist, so fangen wir nun an, dieselbe weiter zu ver
folgen. Mir waren zuerst neuhebräische Stücke aufgefallen,
welche in Sammlungen liturgischer Stücke eingedrungen
sind. Dieser an sich nebensächliche Umstand ergab sich als
wichtig für die Quellen der Rangstreit-Gedichte und für die
Unterscheidung religiöser (oder liturgischer oder ritualer) und
profaner (weltlicher) Poesie überhaupt. 1 Es scheint, als ob
eine definierbare Grenze zwischen diesen beiden nicht existierte,
so daß insbesondere Didaktisches, selbst wenn es ursprünglich
einem bestimmten profanen Zwecke seine Entstehung verdankte,
einen Platz zwischen Hymnen und sogar im Ritus erlangen
konnte. Zur Mitteilung von Strophen des Streites zwischen
Wasser und Wein (unten n. 134) bemerkt Dukes (Litbl. des
Orient 1850, S. 781): ,Daß dieses (Gedicht) in einer Gebet
sammlung sich befindet, fällt dem Leser vielleicht auf; man
findet aber hie und da wirklich verschiedene Sachen in solchen
Sammlungen, die fern sind von Gebeten;' als Beispiel zitiert
er ein Lobgedicht des Jehuda ha-Lewi; der Leser findet unten
(n. 44 a ) ein solches von ibn-Esra. Man könnte eine Bemerkung
von Gaston Paris (La litterature frangaise au moyen äge, Paris
1888, p. 173) heranziehen: ,Die lateinische Kirche hat in
ihren ältesten Hymnen populäre Lieder nachgeahmt.' Kirche,
Synagoge und Moschee haben auch Hymnen nach Melodien
frivoler Lieder verfaßt, um diese zu verdrängen. Hier aber
liegt die Sache umgekehrt. Der neuhebräische Dichter be
wegt sich in Phrasen der heiligen Schrift und in Anspielungen
auf biblische Personen, Sachen und Ereignisse; wenn diese
einem Abschnitte des Pentateuchs (Seder, Parascha) oder der
Propheten (Haftara) oder dem Buche Esther (Megilla) an
gehörten, so lag es nahe, das Streitgedicht dem Ritus des Sabbat
oder Festes einzuverleiben, an welchem jene Abschnitte während
des offiziellen Gebetes in den Synagogen vorgelesen wurden.
Der Ritus der in aller Welt zerstreuten Synagogen hat sich
so vielfältig verschieden gestaltet, daß Zunz der Entwicklung
luid Schilderung der örtlichen Besonderheiten einen eigenen
Band widmete (1859). Eine eklatante Beleuchtung dieser Eigen-
1 Späthebräisch wnp ’T» und i>in >vw.
Rangstreit-Literatur.
7
tümlichkeit liefern nicht weniger als 207 für Purim gedichtete
Hymnen, deren alphabetisches Verzeichnis ich in der Monats
schrift für die Gesch. und Wiss. des Judentums (1902, S. 569
—81) liefern konnte.
Nach und nach fand ich eine größere Anzahl von Stücken
derselben Gattung, meist überschrieben mau, also Disputation,
auch an, nana, npibna (s. Hebr. Bibliogr. XXI, 1882, S. 10).
Da die alte hebräische Dichtung und Darstellung eine
Selbstbelobung oder Prahlerei gar nicht, oder doch vielleicht als
seltene Ausnahme aufweist und die eigene Bezeichnung des
Dichters oder Verfassers immer mehr typisch werdende Aus
drücke der Bescheidenheit bis zur Selbsterniedrigung erzeugt, 1
so liegt es nahe, auch hier, wie in anderen Kreisen und Formen
der neuhebräischen Poesie, das Vorbild und den Ursprung der
Gattung bei den Arabern zu suchen, in deren ältester Poesie
bekanntlich der Ruhm des Stammes und des eigenen Ver
dienstes einen besonderen Platz und technischen Ausdruck
fand, 2 insbesondere in Wettgedichten und vor dem Feinde.
Es gehörte nicht eine besondere Gabe der Phantasie dazu,
das Verhältnis von Rivalen auf alle möglichen Dinge zu über
tragen; aber der Ausdruck Wettpoesie wäre irreleitend, da
man darunter Dichtungen verstehen würde, deren Wert geltend
1 L. Zunz, ,Hebr. Redeweisen für bescheidene Meinungsäußerung 1 , ZDMG.
25 (1871), S. 132—8; Gesamm. Schriften III, S. 41—49. Eine Ausnahme
ist Immanuel, n. 136 d .
2 Die Wurzel bietet mehrere Sproßformen von der Bedeutung: seinen
Stamm und sich selbst rühmen. Zu den alten und am meisten bekannten
arabischen Wettgedichten gehören die zwischen Farazdak und Djarir
(Anf. 8. Jahrh.); s. v. Hammer, Litgesch. der Araber II, 260, 263, 265;
Brockelmann, Gesch. der arab. Lit. 1, 58; ZDMG. Bd. 59, S. 689, 595
(Beschimpfung); vgl. Ethe, Grundriß der iran. Philol. S. 228. Ygl. auch
De Gubernatis, Storia della letterat. III, 137 und 173 (wo Ethds Name
fehlt). Über Wettstreit arabischer Dichter überhaupt und deren Schieds
richter, vor Muhammed s. G. W. Freytag, Einleitung in das Studium
der arabischen Sprache, Bonn 1861, S. 185. — Prof. Chauvin in Lüttich
teilte mir im Juni 1905 folgende Stelle mit aus GinguenÄ, Iiist. litte-
raire d’Italie (1824, 2. Ed., wo I, 288 über Tenson) p. 290: ,C’est aux
Arabes, comme nous Favons dit, qu’ils emprunt&rent les tensons ou
combats publiques 1 etc. — Nachdem ich alles Vorhergehende geschrieben
hatte, fand ich die Begründung bei Fauriel, s. unten die Literatur
über die Troubadours.
8
IV. Abhandlung: Steinschneider.
gemacht wird, während es sich hier um den Vorzug des per
sonifizierten Gegenstandes (gewissermaßen des Dichters selbst)
handelt; so daß vielleicht die Bezeichnung Vorzugsstreit ge
rechtfertigt wäre und dem arabischen (s. unten n. 22,
23, 95, 96, 100) am nächsten käme; s. auch n. 10.
Ich habe mich zu wenig mit arabischer Poesie und Rhe
torik beschäftigt, um mehr als wenige Beispiele sammeln zu
können, wie es vielleicht ein Leser dieses Artikels nunmehr
tut oder schon getan hat. Hingegen hatte ich Gelegenheit,
eine für den Anfang bedeutendere Anzahl von Beispielen in
verschiedenen Sprachen aufzufinden, über deren Ursprung sich
etwas ergeben dürfte. Damit ist wohl auch mein Versuch
über dieses Thema gerechtfertigt.
Der erwähnte Mangel an Belesenheit in der poetischen
Literatur der Araber bewog mich zu Anfragen über einzelne
Stücke oder allgemeine Quellen. Uber erstere verdanke ich
dem befreundeten Professor Goldziher einige Nachweisungen,
worunter von allgemeiner Bedeutung sein dürfte, wenn sie
aus älteren Quellen schöpft. Das enzyklopädische
rs-o-o-h yon Djamal al-Din abu Bekr, Kairo 1310
(1892/3), widmet den OLbLLi ein kleines besonderes ,Buch‘ i_jLS
(p. 65—71), bestehend aus 9 Nummern, welche später unter
den Schlagwörtern: Gott, Prophet, Seele, Iblis, Bewohner von
Höhlen, Reich, Vergebung, Freigebigkeit, Staat erscheinen.
Herr Dr. Mann (früher mein Nachbar in der königl. Bibliothek)
wies mich auf die. Abhandlungen von H. Ethe hin, Professor
Chauvin wies mir anderes nach, wodurch mein Material so
bereichert wurde, daß infolge der Einschaltungen die Nume-
ration gänzlich geändert werden mußte. Da aber mein Thema
ein begrenztes, die Beispiele häufig dieselben oder denselben
Gegenstand betreffende sind, so ist eine allgemeine Ausein
andersetzung unentbehrlich.
Die erste Abhandlung Ethes stammt aus einem Vortrag
von H. Ethd im 5. internationalen Orientalisten-Kongreß in
Berlin 1881 (welchem ich nicht beiwohnte), 1 abgedruckt: ,Ab-
1 Es ist seltsam und doch richtig, daß Ethe und ich in derselben Zeit
und ganz unabhängig von einander auf fast dasselbe Thema gefühlt
wurden.
Rangstreit-Literatur.
9
handlungen und Vorträge des 5. Kongresses, Teil II, 1. Hälfte,
Berlin 1882, S. 48—135: ,Über persische Ten zonen“.
Die Resultate dieser Abhandlung und nur diese wiedei’holen
sich in § 11 des Abschnittes ,Neupersische Literatur“ von
H. Ethe in ,Grundriß der iranischen Philologie . . . llerausg.
von Wilh. Geiger und Ernst Kuhn, II. Band, Straßburg 1896—
1904, S. 226 ff. (ich zitiere die Parallelen daselbst mit der
Abbrev. ,GrS).
Jene Überschrift, welche eine Gattung persischer Ge
dichte mit einem provenzalischen Namen bezeichnet, kenn
zeichnet den Ausgangspunkt und das Ziel der Untersuchung.
Ethe fand zwischen den persischen Streitgedichten (OjbUV)
und den provenzalischen Tenzonen eine auffallende Ähnlichkeit
auch in der äußeren Form, aber keinen sicheren Nachweis
eines historischen Zusammenhanges, während eine ,irgendwie
vermittelnde Einwirkung des Ostens schwer von der Hand
zu weisen sei“.
Für die Lösung dieses Problems kommen zwei Momente
in Betracht: Inhalt und Zeit; ersterer ergibt auch den Unter
schied zwischen Ethds Problem und dem Thema der gegen
wärtigen Abhandlung. In der persischen ,Munatsira‘ sind die
Gegenstände der Vergleichung so unwesentlich für diese Gattung
von Gedichten, daß man den anscheinend gleichgültigen Um
stand eines Schiedsrichters für wesentlich und den Ursprung
erklärend erachten, das Wett- und Streitgedicht für ein ,ver
stärktes Lobgedicht nämlich des Schiedsrichters
erklären konnte (Ethe S. 49, Gr. 226). Ich ging, wie oben
bemerkt ist, vom Selbstlobe (der arabischen aus,
welches von den Wettdichtern selbst auf fingierte Gegenstände
übergehen und sehr leicht einen ethisch-didaktischen, selbst
einen religiösen Charakter anuehmen konnte, insbesondere,
wenn abstrakte Begriffe, Zustände, Verhältnisse und moralische
Eigenschaften einander gegenübergestellt wurden. Dies geht
soweit, daß die Form des Dialogs zwischen Tieren verschiedener
Art zur Einkleidung diente, um Tugenden zu empfehlen und
vor Lastern zu warnen, ohne daß die Wahl der Redner von
dem Gegenstände abhinge. Hier entsteht ein Zwitter von Rang
streit und Fabel. Zwei solche größere lateinische Schriften,
welche im Mittelalter zur Erbauung verfaßt und verbreitet
10
IV. Abhandlung ; Steinschneider.
wurden, hat der Bibliograph Grässe als die ältesten lateinischen
,Fabelbücher 1 herausgegeben (1880). Da ihr Inhalt teilweise
mit dem der Rangstreite nahe verwandt ist, so habe ich eine
Notiz darüber einem Anhang Vorbehalten.
Der provenzalische oder südfranzösische Ten von (wahr
scheinlich aus contentio entstanden, aber männlich gebraucht; 1
deutsche Autoren gebrauchen Tensone femin.) ist einem eigen
tümlichen Kulturboden entsprossen: der romanischen Galanterie,
welcher der ,Roman' und die ,Romantik' Namen und Existenz
verdanken. Diese überschwengliche Anbetung des weiblichen
Geschlechts ist eine Karikatur der Anerkennung des ,wackeren
Weibes' in dem Loblied, welches, den Sprüchen des weisen
Salomon angehängt, von frommen Juden noch heute am Sabbat
eingang gesungen oder rezitiert wird. 2 Der Tensou ist ur
sprünglich eine bis zur Sophistik getriebene Kasuistik der
Liebe, die gegebene entscheidende Behörde ist der Liebeshof
(Cour d’amour) und in Ermanglung eines solchen tritt ein
gewähltes Schiedsgericht — eventuell aus einer einzigen
Person bestehend — für die Entscheidung ein. Hier handelt
es sich scheinbar um eine Theorie oder Praxis in Liebes-
angelegenheiten, in der Tat um die höhere Fähigkeit des
Dichters, so daß im Grunde doch eine Rangstreitigkeit vor
liegt. Ein Troubadour 3 fingiert einen Liebesfall und stellt
einen oder mehreren anderen Wettbewerbern die Wahl frei
zwischen zwei oder mehr einander entgegengesetzten darauf
bezüglichen Thesen (mitunter, wie sich die betreffenden Per-
1 Im Dictionuaire universel von Boiste, Paris 1829, p. 669: ternfon (masc.)
querclle und tenson p. 670 (ebenfalls m.), dispute galante.
2 Nach dem herrschenden Gesetz der Extreme tritt der zartesten Galan
terie gegenüber eine bald vorherrschende Satire gegen die Frauen.
Der Mutter Gottes ruft ein geistlicher Würdenträger zu: .Malier taceat
in Ecclesia“ und noch im 17. Jahrhundert behandelt ein deutscher Päda
goge alles Ernstes die Frage: Ob die Frauen Menschen sind? (Vgl-
auch unter n. 136 a .) Der deutsche Fabeldichter Waldis (16. Jahrh■)
,vertritt die im Mittelalter allgemein verbreitete und auch jetzt noch
vielfach herrschende Ansicht, daß Frauen geschlagen werden müssen,
wenn sie ihre Pflicht erfüllen sollen“ (Aug. Wünsche, Die Pflanzonfabel,
Leipzig und Wien 1905, S. 90).
3 Im Kreise dieser Dichter entstand der Tenson und wird daher in diesem
Teil der Literaturgeschichte behandelt.
Bangstreit-Literatur. 11
sonen zix verhalten haben). Der Herausforderer verteidigt
nicht, wie ein Doctorandus in der noch immer scheinlebenden
Promotions-Disputation — eine eigene Ansicht, sondern ist
bereit, jede von dem (oder den) Herausgeforderten adoptierte
zu bekämpfen! Diese sonderbare und unnatürliche Bedingung
eines Wettstreites dürfte kaum mit dem Ursprung des Tenson
verknüpft gewesen sein; sie herrschte aber frühzeitig, wird
auch in maßgebenden, schon von Ethe zitierten Quellen an
geführt, die ich aufgesucht habe, um Beispiele für mein be
sonderes Thema näher zu prüfen oder nachzutragen, wenn Ethe
sie nicht notiert hätte; denn auch der Tenson ist nicht ohne
Umwandlung geblieben, bis zum Wegfall jener Bedingung und
zur Dichtung von Rangstreitigkeiten zwischen verschiedenen
Gegenständen, wie sich später zeigen wird.
Die von mir benutzten Quellen über Tenson sind:
1. M. Raynouard, Choix des poesies originales des Trou
badours, t. II, Paris 1817; Introd., p. XCVIff., wo Beispiele
von gewählten Schiedsrichtern, p. CXCII Tenson als Werk ver
schiedener Dichter; CXCVI Benennungen (s. unten). Dieses
Werk wurde um 1850 bereits mit fünffachem Ladenpreis be
zahlt (Mahn, Werke der Tr. I, S. XIV).
2. Diez, Die Poesie der Troubadours. Zwickau 1828,
8.186: Die Tenzonen; S. 193 ist das Beispiel eine Disputation
über Frau oder Buhlerin.
3. Giovanni Galvani: Osservazione sulla poesia dei tro-
vatori e sulle principali maniere e forme di essa confrontate
brevemente colle antiche italiane. Modena 1829 (530 pp.),
Abschn. XIII, p. 65 ff. handelt della Tenzone, zuletzt p. 80 von
contrasti. Er greift auf griechische und lateinische Schäfer
gespräche zurück.
4. (Claude) Fauriel hinterließ nach vierzigjährigem Stu
dium Vorlesungshefte, welche zuerst die historische Methode
einführten (preef. p. VII) und Jules Mohl als Histoire de la
Poesie Provengale in drei Bänden, Paris 1846, herausgab.
Das Werk vereinigt gründliche Forschungen, welche zu neuen
Gesichtspunkten führen, mit einer leicht verständlichen anzie
henden Darstellung. Der I. Band bietet eine Skizze des Ganzen,
sowohl der Methode als der Resultate. Die ersten Versuche,
das Provenzalische (Südfranzösische, vom Nordfranzösischen
12
IV. Abhandlung : Steinschneider.
sich unterscheidend wie etwa Italienisch oder Spanisch) schrift
stellerisch zu verwenden, ging von Priestern und Mönchen
aus (p. 3); Gegenstände der Frömmigkeit wurden als Panto
mimen oder Dramen in Kirchen aufgeführt, der poetische (In
stinkt' der Slidfranzosen wurde durch Kriege und das Ver
hältnis zu den arabischen Nachbarn geweckt. — Den Einfluß
der Araber behandelt ein besonderes Kapitel (S. 4I9ff., und
s. unten Bd. II). Die Troubadours sangen anfänglich selbst
ihre Gedichte und einzelne taten es noch später, nachdem die
Klasse der Jongleurs sich gebildet hatte (p. 23). Die Geist
lichkeit haßte das Provenzalische, worin ihr kühne Vorwürfe
gemacht worden; Innocenz IV. verbot den Studierenden in der
Bulle vom Jahre 1245 das Provenzalische als ,ketzerische'
Sprache (p. 24). Um 1180—1200 beginnt eine ähnliche galante
chevalereske Poesie der Trouveres in Nordfrankreich, wie die
der Minnesänger in Deutschland. Troubadours der Provence
dichteten in provenzalischer Sprache und lehrten an den kleinen
Höfen Italiens (p. 39—49). 1
Im II. Bande behandelt F. die Literatur nach den Gat
tungen (lyrisch usw.), beleuchtet durch hervorragende Vertreter.
Seine prosaischen Übersetzungen geben die Form nicht wieder,
um so deutlicher die Ideen, in denen sich die Kultur kund
gibt; so z. B. staunen wir über Pecire Cardinais Kühnheit in
der Verteidigung beim jüngsten Gericht (p. 183). Die persön
lichen Satiren des Guillaume de Bergmandorn sind am meisten
poetisch, aber auch ,les plus ehontes' (p. 198). Die Deutschen
werden brutaux, grossiers und discourtois genannt. F. kann
sich nicht erinnern, wer die deutsche Sprache mit Hundegebell
vergleicht; am Rande des Exemplars der königl. Bibliothek
(p. 200) hat jemand: Pcire Vidal und Peire de la Caravana
notiert. Im Albigenserkriege nehmen die Troubadours einmütig
und heftig für die Feudalen gegen die Kirchlichen Partei,
nicht ohne Schaden der Poesie ,1a violence y tenait trop aise-
ment lieu de beaute' (p. 217). Manches wagt Fauriel nicht zu
1 Den Unterschied zwischen der ital. artistischen Lyrik im 13. Jahr
hundert und der Lyrik der provenzalischen Troubadours beleuchtet Al-
d’Ancona im Propugnatore, Bologna 1885 (XVIII, 1) p. 17.
2 Eine Sammlung kirchenfeindlicher Lieder zitiere ich später. Der Kon
trast von Laien und Geistlichen ist auch in Streitgedichte.n vertreten.
Kangstreit-Literatur.
13
übersetzen (p. 220). Der Institution von Troubadours und
Jongleurs Ähnliches fand F. nur bei Griechen und Arabern.
Im III. Bande behandeln Kap. XXXI—V einzelne hervor
ragende Troubadours in chronologischer Reihenfolge, K. XXXVI
ein anonymes Epos über die Verfolgungen der Albigenser. Für
unser Thema wichtig ist K. XLI (p. 310): Rapport entre la
pobsie arabe et celle des Provengaux. Innerhalb desselben
geht F. auf die Bedeutung der provenzalischen Juden näher
ein (p. 313 ff.), ohne die neueren Forschungen auf diesem Ge
biete zu kennen, wie wiederum in den letzteren Fauriels wich
tige Resultate meines Wissens nicht weiter berücksichtigt
wurden. 1 Unter anderem findet F. (p. 316) in Talamuz oder
Talamus (kommunale Freiheiten) das hebräische Talmud wieder.
F. unterscheidet zwei Perioden der Chevallerie, eine kirch
liche und eine weltliche (p. 318). Eine Analogie der christ
lichen Kirchenverteidiger sind die Rabiti im arabischen Spanien
(p. 320). Der Terminus Garlambe-y . . . Galaubey stammt aus
dem Arabischen (^Ä» p. 326). 2 Eine handschriftliche Randnote
leitet es von gotisch galaubs (Aufruhr) ab? — F. findet Ana
logien zur provenzalischen Poesie in der altarabischen (p. 329);
unter den Gedichtformen hebt er (p. 336, Z. 1) das arabische
,Maouhascha‘ (Muwaschschah, Ä^-o), Gürtelreim hervor. Zu
meiner Überraschung las ich (ib.), daß von allen lyrischen
Formen die Provenzalen am wahrscheinlichsten die Tesons
von den Arabern lernten! Auch die Bezeichnung Torneyamen
1 Im J. 1845 veröffentlichte L. Zunz eine Abhandlung: ,Die jüdischen
Dichter der Provence“ in seinem Werke: Zur Geschichte und Literatur
(Berlin). — Ich erinnere hier daran, daß der durch Heine in weiteren
Kreisen bekannte Jehuda ha-Levi, um die Mitte des 12. Jahr
hunderts an den Grenzen christlicher und arabischer Bildung lebte und
einzelne Verse in arabischer und spanischer Sprache verfaßte, unter
anderen als Schiedsrichter zwischen zwei hebräischen Dichtern mit
arabischen Namen ein versifiziertes hebräisches Urteil abgab (Divan,
her. v. H. Brody, S. 175, n. 116).
2 Kann das romanische galant, gallant damit Zusammenhängen? Die vielen
Bedeutungen dieses Wortes lassen sich auf zwei zurückführen: fein (artig,
prächtig) und mutig (englisch gallant, tapfer, wacker). Die romanisti
schen Autoritäten scheinen durch Ableitung von gala (Pracht) als Grund
begriff das erstere zu setzen, der prächtige wird zum tapferen. Ich fände
es natürlicher, wenn der kräftige (Beschützer der Schwachen, der Frauen
der Ritter) allmälig zum artigen sich entwickelte.
14
IV. Abhandlung: Stoinschneider.
(Tournier) passe hierzu; die Analogie finde sich nur bei Ara
bern (p. 337). Selbst das dreisaitige Violon des Jongleurs finde
sich beim arabischen Rcnvi (Erzähler, Deklamator, p. 339).
5. C. A. F. Mahn, Die Werke der Troubadours in pro-
venzalischer Sprache, Berlin, Bd. I, 1846, II 1855, III (ohne
Titelblatt in dem Exemplar der künigl. Bibliothek) gibt Nach
richten und Gedichte von 195 Troubadours in chronologischer
Reihenfolge; Bd. IV, 1853, enthält nur Gedichte von Guiraiul
Riquier unter Mitwirkung von S. L. H. Pfaff. Die Vorrede
(p. I—XXXV) bespricht die Bedeutung dieser Literatur, ist
aber hauptsächlich linguistisch. Nach S. XIII hat sich der
romanische Dialekt aus dem altklassischeu römischen unter
Einfluß des Deutscheu und Arabischen entwickelt; letzteres
wird in einer längeren Note linguistisch nachgewiesen. Als
Quellen dienen die Schriften von Raynouard und Diez sowie
Mahn, Gedichte der Troubadours (mir vorläufig unzugänglich).
Mahn, Biographien der Troubadours, Berlin 1853 (58 S.) er
gänzt einzelne Artikel, durchaus deutsch.
6. Paul Meyer, Les derniers troubadours de la Provence
d’aprbs le Chansonnier donne ä la bibliotlibque Imperiale par
M. Ch. Giraud, Paris 1871. — Das schnelle Aussterben der
provenzalischen Poesie und Literatur überhaupt zeuge nach
Diez der Zusammenhang mit der Geschichte des Feudalsystems
(p. 2). Nur wenige Proben bieten vollständige Gedichte.
7. Karl Bartsch, Grundriß zur Geschichte der proven
zalischen Literatur, Elberfeld 1872, S. 34; ,mehr Spiel des
Witzes £ ; S. 35: Benennungen.
8. Francis Hiiffner, The Troubadours, London 1878,
p. 112 ff. Benennungen (nach Raynouard). Der Kampf zwischen
zwei Troubadours führt oft zu ,the grossest slendeP (dem
gröbsten Schimpf).
9. Gaston Raynaud, Bibliographie des Chansonniers fran-
§ais du XIII ma et XIV sihcles, 2 voll. Paris 1884 (XIII, 252 pp-)-
Beschreibung der Mss. XVIII, 248 + 4. Verzeichnis der Chan
sons, 2130 nur nach den Reimen geordnet, und der Chan
sonniers).
1 Benennungen: Contensos, jocs (jeux) ymrtitz (geteiltes Spiel), partimens,
jiartida, tornejamens (wenn mehr als zwei streiten).
Tiangstreit-Literutnr.
15
10. Ludwig Selbach, Das Streitgedicht in der altpro-
venzalischen Lyrik und sein Verhältnis zu ähnlichen Dichtungen
anderer Literaturen. Marburg 1888 (Ausgaben und Abhand
lungen aus dem Gebiete der romanischen Philologie veröffent
licht von E. Stengel).
Diese eingehende Studie (128 S.) betrachtet und behandelt
das Streitgedicht im weiteren Sinne von allen Seiten (vgl. die
Rezension von Oskar Schultz in der Deutschen Literaturzeitung'
1887, S. 201 und (zugleich von Knoblocli, Die Streitgedichte
der Provenzalen und Franzosen, Dissert. Breslau 1886, s. unten,
mir zur Zeit unzugänglich) im Literaturblatt für germanische
und romanische Philologie 1887, S. 76. Leicht verwirrend ist
Selbachs Einteilung in Kapitel und Paragraphe, nebst einer fort
laufenden Zählung ohne Bezeichnung, die icli später als Nummern
zitieren werde. Die Verschiedenheit der Gesichtspunkte ergibt
sich aus den Überschriften, deren wichtigste etwa folgende: Ver
hältnis zu anderen Literaturen, S. 20 (gegen Ethe S. 29); die fin
gierte Tenzone 35 (am wichtigsten für Rangstreit); Beteiligung
zweier Verfasser 47; Tenz. und SirveDtes 49; die persönliche
Tenz. 53; die historische Tenz. 65; Partimen 69; Razonamen 83;
Jutjamen Anhang (Proben) 100; Nachtrag über Knobloch 112.
11. Ludwig Römer, Volkstümliche Dichtungsarten der
provenzalischen Lyrik (30 S., Ausgaben und Abhandlungen
aus dem Gebiete der roman. Philologie, Marburg 1884, n. 26)
leitet die Tenzone, welche er seinem Freunde Selbach über
läßt, von der Pastorelle ab (A. 13. S. 65, 66). Der Fanatismus
des Albigenserkrieges brachte Elend in das glückliche Land
und vernichtete die heitere Poesie (S. 2).
Hiermit ist der Gesichtspunkt des Inhalts genügend be
leuchtet; ein wesentlicher Unterschied zwischen östlicher und
westlicher Poesie in bezug auf ihren Gegenstand schwindet
allmählich, ja sogar die poetische Form, welche Ethe hervor-
hebt, tritt endlich, wie in anderen Schöpfungen der Phantasie,
zurück und macht im Orient der gereimten, im Okzident der
poetischen Prosa Platz. Die Poesie gibt sich in den Schilde
rungen kund, die durch den Gegensatz an Reiz gewinnen,
des Metrums und der Strophik entraten können.
Der zweite Punkt, das Zeitverhältnis, ist leider nicht mit
der wünschenswerten Genauigkeit zu ermitteln. Zu den von Ethd
16
IV. Abhandlung: Steinschneider.
herangezogenen Literaturen kommt noch eine, ihm vollständig
unbekannte, die hebräische, sowohl in Asien als in Europa;
es ergibt sich die Frage, ob Juden, deren Vermittlung in den
Wissenschaften des Mittelalters durch neuere Forschungen
klargestellt ist, vielleicht auch poetische Formen aus dem Orient
nach dem Okzident brachten? Längst bekannt ist es, daß der
getaufte Jude Petrus Alfonsi (1106) die arabische Makamen-
form in lateinischer Sprache nachahmte (Disciplina clericalis,
s. die hebr. Übersetz., S. 933). 1 Hebräische ßangstreitgedichte
sind im 12. Jahrhundert über mehrere Gegenstände von zwei
Juden vertreten, welche von Spanien aus bis nach Syrien und
weiter reisten (s. unten n. 31 und 44).
Über arabische Streitgedichte fehlen besondere Unter
suchungen; die spärlichen Nachweisungen Ethds berechtigen
nicht zu einem Testimonium a silentio. Nach Ethe (S. 51) exi
stiert die eigentliche poetische Munatsara, d. h. das abgeschlossene
Streitgedicht in Kasidenform im Arabischen überhaupt nicht,
über den Wettstreit in Prosa bei Hariri s. weiter unten.
Der älteste provenzalische Tenson ist der zwischen Grafen
Wilhelm IX. von Poitou, Herzog von Aquitanien und dem Vize
grafen von Ventadorn (1067—1127, Mahn, Gedichte S. 179,
298, Bartsch S. 35, Ethe S. 51, Selbach S. 13).
Der persische Dichter Asadi (Esadi al-'Hakim abu
Na'so Ahmed b. Mansur, gest. zwischen 1030—41) hat zuerst
das Wort- und Wettkampf-Lied auf persischem Boden heimisch
gemacht, man kann ihn also als eigentlichen Begründer der
Munadsarat ansehen (Ethd, Gr. S. 227/8). Dieses Resultat eines
Spezialisten wird wohl für die spezielle Sprache und Dichtungs
gattung seine Richtigkeit haben. Die von Ethe angeführten
Beispiele auch aus anderen Sprachen sind, soweit sie Rang
Streitigkeiten zwischen Personen und personifizierten Sachen oder
Begriffen in dem oben begrenzten Sinne darstellen, in der unter
II folgenden Aufzählung ausgenutzt, ohne die damit verbun
denen Nachrichten über die Autoren vollständig wiederzugeben.
1 Din liebr. Übersetzung S. 933 (Zeitsclir. fiir Hebr. Bibi. 1904, S. 55,
n. 40, Z. 3, bezieht sich S. 6 auf Österreichers Schrift), Europ. Über
setzung S. 59. S. 985: Petrus Anfulsus 1 , dazu: Caleudarium magnum.
Petri, Ms. Bodl. Ashwol. 4522. — Aus der Disciplina Clericalis fliessen
französische Gedichte, s. Pabliaux ed. Paris 1808, I, p. XXI.
Rangstreit-Literatur.
17
Was die hebräischen Stücke betrifft, so kenne icli sie
nur zum geringen Teile aus Autopsie eines Drucks oder Manu
skripts; ich beabsichtige auch nicht die Charakteristik der Dar
stellung, am allerwenigsten eine chronologische Anordnung
der meist undatierten oder der Zeit nach unsicheren Stücke.
In einzelnen Fällen habe ich zur Angabe der Quellen allerlei
Bemerkungen an gefügt.
In Ermanglung eines besseren Anordnungsgrundes habe
ich die alphabetische Reihenfolge nach dem zuerst redenden
und in der Überschrift zuerst genannten Gegenstände gewählt
und unter dem zweiten eine Verweisung auf den ersten einge-
sclialtet. Für Hebräisch und Arabisch ist die deutsche Über
setzung gewählt.
Zu den ältesten Themen und beliebtesten Bearbeitungen
gehört der Streit zwischen Seele und Körper, eigentlich im
umgekehrten Sinne der anderen, weil hier zur Entschuldigung
für die Sünde die Unfähigkeit zu sündigen hervorgehoben
wird; bei dieser Nummer ist die angegebene reiche Literatur
wahrscheinlich noch mehrfach zu ergänzen. 1
Die Zusammenstellung umfaßt nur kurze Stücke, worin die
Gegenstände selbstredend eingeführt sind; ausgeschlossen sind
daher nicht wenige in den Quellen über Streitgedichte erwähnte
uud sonst zum Teil sehr verwandte Literaturen, worüber man
freilich nur nach Autopsie urteilen kann. Es lassen sich nicht
alle ausgeschlossenen Schriften unter präzise Rubriken bringen;
es genüge der Versuch, einige solche zu definieren und dann
ohne genaue Unterscheidung Beispiele anzuführen, worunter
einige ursprünglich aufgenommen, später durch Klammern als
zweifelhaft oder an der Grenze der Einschränkung bezeichnet,
teils nur durch Verweisungen vertreten oder dazu herabge
mindert sind. Das Gebiet der menschlichen Phantasie wider
strebt den Abgrenzungen der unerbittlichen Logik.
Hiermit ist auch schon eine Rubrik der nicht näher be
handelten Stücke aufgestellt: Zweifelhaftes oder Unsicheres.
Ausgeschlossen sind eingehende Schriften, worin die Dis
kussion iu die Form eines Dialogs zwischen den Vertretern
1 Ich bemerke eben, daß er im Index zur Jew. Lit. p. 24 fehlt, s. p. 176:
Job. Halevi b. Isaac b. Sabbatai.
äitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 4. Abh. 2
18
1Y. Abhandlung: Steinschneider.
einer Ansicht gekleidet ist. Desgleichen Streite des Dichters
oder einer anderen Person mit einer ihr angehörenden Sache
(Kleidungsstück usw.), weil auch hier die Streitenden nicht
sich selbst miteinander vergleichen. Beispiele aus diesen
Rubriken sind: das gedruckte hebräische Buch: Krieg (nfcnbo)
der Weisheit (Wissenschaft) und des Reichtums von Jehuda
iin Sabbatai (1217/8), worin fingierte Personen für die einen
oder die anderen eintreten. — Disputation des Offenbarungs
gläubigen mit dem Philosophen epDlb’Sn di? 'ninn mD'l (ediert in
Dibre Chahamim von El. Aschkenasi, Frankfurt a. M. 1854,
f. 12 b —19), welches ein Teil des ernsten apologetischen Werkes
nti "in? von Isak Pulgar ist. — niD’in mix Epistel (Abhandlung
des Disputs) zum Beweis der Übereinstimmung zwischen
min (positiver Religion, Offenbarungsglauben) und Wissenschaft
von Schemtob Palquera (13. Jahrhundert), zum 3. Mal
herausg. von Ad. Jellinek (Wien 1875) mit dem ungenauen
deutschen Titel: ,Dialog zwischen einem Orthodoxen und einem
Philosphen 1 ; s. die ausführliche Besprechung in Hehr. Bibliogr.
XV, 41—45. — Matthaei de Krakovia libellus de altercatione
Rationis et Conscientiae super celebratione missae etc., Ms.
Wolfenbüttel 3137 16 (Catal. Aug. IV, 240). Von den englischen
Disputationen ist die zwischen Thricek und Nightingale aus
geschlossen, welche über die Weiber zur Zeit Eduard I. dis
putieren, indem Ethe (S. 52 n. 2) als eigentümlich hervorhebt,
daß hier nicht über die eigenen Vorzüge gestritten wird. Des
gleichen zwischen einem alten und jungen Mann über Eigen
schaften einer Frau, englisch (Ethe S. 58 n.22); der Contrasto
di Belzabü e Satanasso (d’Ancona, Origini 2 I, 216) muß sich
doch wohl auf einen dritten Gegenstand beziehen, wie der
Contrasto Cristo in croce ed il demonio sopra la salvazione del
genere umano (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, phil.-
hist. Kl. Bd. 46, S. 115; vgl. d’Ancona, Index zur 2. Ed. p. 599
Col. 2). Von den Aufführungen, in welchen alte Helden sich
miteinander vergleichen, wie Scipio und Alexander M., Iiannibal
und Sanct Georg, Gibon und Simson (d’Ancona 2/1, 290 II, 93,
360, vgl. II, 585: Sonette, im Index zu 599 ungenau verzeichnet)
sind entweder Texte unbekannt oder mir unzugänglich.
Der Streit (niDu) zwischen einem Greis und Jungen an
geblich von Josef Palquera, Ms. Vatican 291 14 . (auch nach
Rangstreit-Literatur.
19
Bartol und Wolf, B. H. I n. 949), ist höchst wahrscheinlich aber
von dem bekannten Schemtob Palquera b. Josef (13. Jahr
hundert, s. Catal. Bodl. p. 2542, wo die mögliche Identität mit
“iDian mix Jewish Lit. p. 378 zu p. 346). Der eigentliche
Gegenstand des Streites und Näheres, betr. das Ms. überhaupt,
ist nicht bekannt.
Gegenstände im Besitz einer Person mit derselben im
Streite behandelt Seelbach S. 37 n. 87, 42 n. 84, S. 43 n. 86,
genauer Novati p. 81 ff. Dahin gehören die Kappe Cupa (ital.
von Hugone lo Primat Aureliacensis), ediert in Bibliotheque
de l’Ecole des Chartes, Bd. 31 (Paris 1871) p. 310; der Mantel,
das Felleisen (Valigia, Yalise, von maestro Antonio di Ferrara?);
latein. contra Tibiam; 5 Sonette italienisch zwischen Varnozzo
und seiner Laute (liuto), wozu noch die Harfe (arpa) kommt;
eine Schmähung (invettiva) gegen ein quadrello (Bolzen, Bügel
eisen?) nebst Responsio Verreliae und Replicatio Vannolii. Auch
das Pferd kommt in einem unstrophischen Gedichte in catalo-
nischem Dialekt vor. Auch der Streit zwischen Jungfrau und
junge Frau in Hariris Makamen (2, 36 in Riickert her. v.
Bohrn s. a. S. 210, angeführt von Ethd, S. 52) dreht sich nicht
um die Streitenden selbst. Ein eigentlicher Wettstreit scheint
nicht der ,Libellus de instructione animae seu Dialogus inter
Rationem et animam, Ms. der Prager Universität 748 (Catal.
Codd. etc. auctore Joseph Truhlar, Prag 1905). —
An der Grenze unseres engeren Kreises stehen drei italie
nische ,Contrasti‘, welche Al. d’Ancona (Poemetti popolari,
Bologna 1889, p. 131 ff.) als Anhang zu ,Superbia e morte di
Senso‘ (Original von Julius Mosen: das Lied vom Ritter Wahn,
Leipzig 1831) aus älteren Ausgaben abdrucken ließ, weil sie
dem Inhalte nach verwandt sind. Der Tod beweist in ihnen
seine Macht über alle Menschen, teils unter Berufung auf
biblische und andere berühmte Personen, einem Semplicista,
einem Krieger und einem Geizigen. Die schließliche Moral
lehrt, daß nur ein gottgefälliges Leben vor der Todesfurcht
schütze. — An der Grenze unseres Themas stehen auch die
jContrastk bei Fran9. Corazzini, Componimenti minori nella
letteratura popolare italiana nei principali dialetti, saggio di
letteratura dialettale comparata, Benevento 1877 (1006 Lieder,
wovon 768 zuerst ediert; ohne spezielles Studium der Dialekte
2*
20
IV. Abhandlung: Steinschneider.
unverständlich), 1. p. 214: Fra due innamorati; 2. p. 245: Fra
una Sorera ed una nora; 3. p. 221: La Zeza, o ridicoloso
contrasto in persona di D. Niccola Pacchesecclie, Tolla Cetrula
figlia di Zeza e Polecenello, es sind 4 Streitende; 4. p. 227:
Tra due cognate; 5. p. 229: La figlia che vuol marito; 6. p. 232
dasselbe in anderem Dialekt; 7. p. 233: desgleichen. Dieselben
Stücke bespricht d’Ancona, La poesia popolare italiana, Livorno
1878, p. 13—15, indem er Carducci als Auffinder bezeichnet.
Nr. 4 und 5 finde ich als n. XXI und XXIII aus dem 13. bis
14. Jahrhundert bei Giosue Carducci, Cantilene e Bullate,
Strambotti e Madrigali nel secolo XIII e XIV, Pisa 1871, p. 39
und 43; s. auch Lumini, 1. c. p. 37; Adolfo Bartoli, Storia II, 93,
welcher aus Carducci hervorhebt, daß im Streit der Schwäge
rinnen zuerst die Tenzona vom Chevaleresken auf einfache
Sittenschilderung übertragen sei. Über die obigen Contrasti
s. auch G. Pitre III (Stud.) p. 261 ff. Der Streit zwischen
Abraham und Terah wegen der Götzen (bei Ethe S. 74 n. 3,
Gr. 228; vgl. Psuuds-Abu Zeid, Le livre de la Crdation, ed.
Huart, in Publications de l’dcole des langues Orient, vivantes,
t. III, Paris 1903 p. 51).
Eine objektive, allgemeine Charakteristik der Streit
gedichte nach Tendenz und Inhalt, wie Selbach eine solche
auf dem engeren Gebiete der provenzalischen Literatur ver
sucht hat, wird sich bei eingehender Vergleichung aller Einzel
heiten schwerlich ergeben können. Das Streitgedicht ist eine
literarische Form die, auf den verschiedensten Inhalt ange
wendet, entgegengesetzten Tendenzen dienstbar gemacht wird:
der Frömmigkeit bis zum Aberglauben, der Moral und Be
lehrung und ernster Haltung, aber auch den Ausschreitungen
der Eifersucht oder Satyre bis zu pöbelhafter Beschimpfung,
dem harmlosen Scherz, der Liebe bis zur Leidenschaft, der
Lüsternheit bis zur Frivolität, dem Übermut bis zur Zote
und Unflätigkeit (s. unter C gegen C n. 12 b ); und gerade
dadurch sind die Streitgedichte eine lehrreiche Quelle für
Kulturgeschichte des Volkes und der Gebildeten. I on den
Schimpfreden berichten Ethe, Selbach und andere, der maß
lose Burchille (gest. 1448) läßt in einem Sonett die Dichtung
mit seinem Scheermesser streiten (Schmidt, Was muß usw.
S. 56). Mahn (Werke d. B. I, Vorr. S. XVI) meint, daß die da-
Rangstreit-Literatur.
21
malige Geistlichkeit, deren Unsittlichkeit fast alle Vorstellungen
überstieg, den heftigen Unwillen und den herben leidenschaft
lichen Tadel der Troubadours nicht mit Unrecht verdiente usw. 1
Von entsetzlicher Sittenlosigkeit der ganzen italienischen Ko
mödie des 17. Jahrhunderts spricht Schmidt (1. c. S. 124); s.
auch unter Costanza n. 19 d. — Fauriel (Hist. I, 11) leitet die
Grobheit der Ironie von einer natürlichen Reaktion gegen die
subtile Chevallerie ab. Inwieweit die Jongleurs und Trouba
dours als Klasse oder Sitte zu nehmen seien, hält er für unent
schieden (das. S. 9), ihre Wirkung erstreckt sich über ihre
räumliche und zeitliche Grenze hinaus.
Soweit im Allgemeinen. Uber die Nützlichkeit einer solchen
Zusammenstellung für Literatur und Kulturgeschichte (Folklore)
verliere ich kein Wort gegenüber den Lesern dieser Blätter und
komme zum Verzeichnis selbst.
II. Gegenstände. 2
Acqua, s. Wein.
Aetas, s. unter Jahreszeiten.
Ale, s. Wine.
Alter, s. Jugend.
Ammoniten, s. Jephtah.
1. Altercatio Amoris dei cum Amore seculi, Anf. ,Utinam
ad desideratas aliquando'; Ende: ,Cum sanctis possit coronare',
und Reim des Kopisten; ms. Prag 157Sf. 76 b —78 b , 13. Jahr
hundert (Catal. Codd. etc. latin . . . universitatis, Pragae 1905).
l a . Ameise und Floh von Charisi, s. n. 31 (2. 4).
Amore, s. Innamorato.
Anoma, s. Säule.
l b . 11 Contrasto che fä l’Angelo di Dio contra el (sic)
Demonio suo nemico; In Firenze 1556, 4° (12 Bl.); Ibid. alle
Scale di Badix s. a. 4° (2 Bl.). Batines p. 81 n. XII kennt drei
Ausgaben ohne Datum; man zitiert auch eine v. J. 1605 und
eine undatierte Firenze e Pistoja per il Fortunati. Vgl. d’An-
1 Vgl. Ed. Brinckmeier, Rügelieder der Troubadours gegen Rom und die
Hierarchie. Halle 1846, S. V.
s Die Schlagwörter sind in der Regel in fremden lebenden Sprachen dem
Original entsprechend.
22
IV. Abhandlung: S teinschneider.
cona, Origini p. 35 n. 3 und p. 29, 34 über den Gegensatz
des Demons zum Engel oder zur Jungfrau Maria; in 2. Ausg.
Tornio 1591, I, 551/2.
Aqua, s. Wein.
l c . Araber und Perser, persisch von Asadi; Etlie Gr. 226.
Argent, s. Silber.
Arm, Armut, s. Reich, Reichtum.
l a . La Bataille de sept Arts, von Henry d’Andeli (nach
1230), in Reimpaaren, Proben aus Mss. bei Littre, in Hist.
Litt, de la France XXIII, 225.
2. Arzt und Astrolog, in der 20. Ma-
kame der persischen OUUU des Kadlii ‘Hamad al-
Din abu Bekr al-Balkhi (gest. 1164/5), gedruckt in Cawnpore
1268 H. (2mal) und Bachnau 1879, ms. der Bodl. und des Brit.
Mus. (Ethö, S. 73, Gr. 228).
Astrologe, s. Arzt.
3. Auge und Augensalbe, persisch, anonym ms. Brit. Mus.
Add. 421 u. 5622 (Ethe, Gr. 229).
4. Auge und Herz, hebr. Gedicht von Schalom Schibzi,
in Jemen (17. Jahrhundert), dessen Verse in verschiedenen mss.
großenteils dieselben sind; ich zitiere hier und sonst Ms. Berlin
meines Verzeichnisses (II, 1897, vgl. mein: Die arab. Lit. der
Juden, S. 159). 1 Das obige Gedicht besteht aus 11 vierzeiligen
Strophen, deren letzte den Namen ('Di» aibir) angibt; Nr. 1:
D'a’-ß in’ abi py
d'22id a’anan pa
a’anxa di» obyna
D’any mm naan
4 a . (Disputatio inter Cor et oculum) findet sich ohne
diese Überschrift in 14 Vierzeiler: abgeteilt schon bei Alex.
Corke (An essay on the origin etc. — s. oben unter lateinisch)
p. 103—6; dasselbe aus mehreren Mss. abgedruckt von Th.
Wright, The latin poems . . . Walter Mapes (London 1841)
p. 93, Anf.
,Si quis cordis et oculi
Non sentit in se jurgia',
1 Die Konjektur ’3t», vom chald. at» (P. Heinrich, Fragm. eines Gebet
buches aus Jemen. Wien 1902, S. 36) ist ebenso unrichtig als unnötig-
Ran gstreit-Li t evatu r.
23
56 kurze Zeilen in VII Strophen zu 8 Zeilen mit abwechseln
dem Reim. Die Ratio als Schiedsrichter entscheidet; beide
sind schuldig 1 , das Herz ist causa, das Auge occasio. Ich
batte nicht beide Ausgaben gleichzeitig vor Augen vorliegen.
4L Le Debat du Cuer et de l’CEil, französisch aus dem
15. Jahrhundert, aus einem Pariser Ms. ediert von Wright (1. c.
unter b) p. 310—21 in 3 Kolumnen:
,En May la premiere sepmaine
Que les bos sont paret de vert‘;
eine sehr lange Reihe ungezählter Strophen (beinahe 100) zu
8 Zeilen, wovon 1, 3 reimen, desgleichen 2, 4 usw. Die Richterin
ist hier Venus.
4 C . Eine englische Bearbeitung von c erschien um 1500
oder früher als: a Lytel Treatise called the Dysputacyon or
Complaynt of the Huart thoroughe perced witli the lokynge
of the Eye. Warton, Hist. Engl. Poet. ed. 1840, II, 388 kannte
das französische Original nicht. Wright, 1. c. p. XXIV note
gibt aus Warton die 1. Stanze von 8 Zeilen (1 u. 3 reimen,
2 u. 4 usw.); Anf. In the fyrst weke of the season of Maye.
Augensalbe, s. Auge.
Avaro, s. Sfrazzusu.
Babylon, s. Jerusalem.
5. Bagdad und Isfahan, persisch anonym, ms. des Brit.
Mus. (Ethe, Gr. 228).
6. Ball und Schlägel (o^oVJ) ^3$), persisch von Tälit
Djägarmi (gest. 1460/1), erwähnt in Ilahi’s ^ (Sprenger
S. 86, bei Ethö S. 75d).
6L Desgleichen von l Arifi (1438/9), s. Himmel n. 41.
7. Band, cuff und ruff (Manchette und Halskrause).
A merry dialogue between Band, Cuff und Ruff, dramat. Prosa,
London 1813, Harl. Miscell. Band, vol. X, 204 (Ethe S. 59 n. 26).
Beauty, s. Conscience.
8. Beduine (^jo) und Stadtbewohner, persisch anonymes
Gedicht Ms. Bodley. Ouseley, Add. 69; Ethe S. 75 n. 4,
Gr. 228 n. 2.
Beere, s. Wine.
8 b . Disputo fra il Bene e il Male, rezitiert von Giosue
Capasso vor König Friedrich (d’Ancona 2 II, 96).
24
IV. Abhandlung: Steinschneider.
8 C . Die Bewohner der Höhlen und die Bewohner von
Schlössern, arabische Prosa bei Djamel al-Din n. 5; ein kurzes
Gedicht ist eingeschaltet.
Biagio, s. Costanza.
9. ,11 contrasto della Bianca e della Brunetta' ist ein so
beliebtes Streitgedicht, daß eine genaue Angabe aller Drucke
seit dem 16. Jahrhundert noch nicht möglich ist, trotz der
Nachweisungen von Batines p. 86 n. XI, Lumini p. 28, einer
Notiz in der Scelta di varieta, Heft 187 Bologna 1882, p. 244,
insbesondere Severino Ferrari (II contrasto della Bianca ecc.,
im Giornale stör, di Letteratura ital., t. VI, Bologna 1885,
p. 352—98).
Der Verfasser ist unbekannt; nicht Beluzori da Cingoli,
dessen Frottola (spaßhaftes Lied) schon in der ältesten Aus
gabe, Firenze 1545, angehängt ist, wie schon Batines bemerkt.
Das Gedicht in Ottava rima beginnt: ,Chi vedesse in prima una
(una) domina bella*.
Die Ausgabe Fir. 1545, 4° nuovamente stampato, umfaßt
4 ungezählte Bl. zu 2 Kolk, mit 2 Holzschnitten. Aus einer
Ausg. nuovamente ristamp. Venetia et in Bassano per Gio. Aut.
Ramondini s. a., gibt Ferrari p. 361, 3 den Text mit zahlreichen
Noten, teils Varianten; p. 377 ff. behandelt er die Ähnlichkeit
und Verschiedenheit vom Ddbat de deux Demoiselles, dessen
Verfasser vielleicht Simmonet Caillon sei. Nach einer Mitteilung
von Salomo Morpurgo an Ferrari (p. 395) existiert eine Ausg.
Nuovamente ristamp. s. 1. c. a., 12 Bl. Eine Ausg. Bologna
s. a. 4° im 16. Jahrhundert nimmt nur 1 Bl. (Bogen?) zu
2 Kolk ein.
9 b . mönbö (Kriege Gottes), Streit zwischen Bibel und
Tradition, von dem großen Dichter Josef b. Jaliuda (ob vom
ihn Aknin, dem berühmten Schüler des Maimonides?), Ms.
des Brit. Mus. Reg. 16 III; s. G. Margoliouth, Descripts list
etc. London 1893, p. 78.
9°. II Contrasto di Bighignol e Tonin. Con la canzon
del Ghallo e la Frottola del (so) Sbisso; con altre cose noua-
mente azonte; s. 1. c. a. 4° (4 Bk unpag.) zu 2 Colk, Holzschnitt.
Druck aus d. J. 1501—56; auch Ven. 1549, 8°. Batines p-80
n. 10 hat nichts über Inhalt und Form.
Rangßtreit-Literatur.
25
10. Blumen Streit (verschiedener), U3 Ä-oS
LoU^Jl («-fA-o, arab. anonym, in arab. und latein. Lettern
(umschrieben von Seetzen?), ms. Gotha 2189, 52 vierzeilige
Strophen (Ethe S. 54).
Bogen, s. Lanze und s. Pfeil.
Brebis, s. Denier.
Brod, s. Kuchen.
11. Streit des Brotes und des Weines, p\*n anbn am, ms.
Vatican 303 8 anfangend,■ [1. nimm] ninjfc mjtüir D^n' p. Ms.
Turin 238 enthält zwischen Hymnen mehrere Streitgedichte,
wovon Peyrons Catalogue leider nur kurze Inhaltsangaben in
lateinischer Sprache bietet, so p. 279 ,certamen inter panem et
vinurah Auch in Ms. Lipscliütz (Hebr. Lublinger XXI, 10),
jetzt in Cambridge (Catal. Schiller-Szinessi S. 57 n. 10 b ) findet
sich dieser Streit; vom Verfasser war noch nirgends die Bede.
David Kahana hat in seiner Sammlung der profanen Gedichte
des Abraham ibn Esra (worüber s. u.) dieses Stück (S. 117
n. 107, s. S. 247), aus der höchst seltenen Sammlung nvvan om'iy
(Constant. 1545) n. 300 abdrucken lassen. Er findet das Akrost.
diim in Z. 12, 15 (vielmehr 16), 20, 28, folglich dürfte n in
Z. 24 zu suchen sein. 1 Der Abdruck bietet 13 Strophen zu 6
oder 4 Zeilen, folglich fehlt eine in Strophe I und ist eine zu
viel in VII; Vierzeilig sind IV, V, VI, X, XI, XII; ob in V
und XI 2 Zeilen fehlen? Die Autorschaft scheint mir wenig
gesichert.
Brunetta, s. Bianca.
12. Streit der Buchstaben des hebräischen Alphabets,
worüber neben einem oft edierten Stück ein ungenügend be
schriebenes ms. und eine schwerlich korrekte bibliographische
Notiz in Betracht kommen. In dem sogenannten ,mmix des
Rabbi Akiba 1 , findet sich ein längeres prosaisches Stück, welches
Jellinek (Bet. ha-Midrasch III, 50—64) als ,zweite Rezension 1
dieses Midrasch abgesondert hat. Zuerst wird erzählt, wie die
einzelnen Buchstaben in umgekehrter Reihenfolge, also zuerst
fl usw., vor Gott traten, als er die Welt erschaffen wollte,
und jeder sprach: Durch mich erschaffe die Welt; diese Bitte
wurde durch einen Bibelvers begründet, von Gott mit ähn-
1 'V'a in Z. 43, 44 und 61, 62 sind schwerlich xvr ja.
26
IV. Abhandlung: Steinschneider.
licher Begründung abgewiesen. Nun kennt Benjacob in seinem
,Bücherschatz' S. 485 n. 897 ein Buch nnnixn hiebe Diskussion
der Buchstaben, Konstantinopel 1571, Berlin 1701, ohne An
gabe einer Quelle. Dieses Buch fehlt in meinem Supplementum
Catalogi (Zentralbl. für Biblioth. XI, 1894 S. 498), weil ich erst
im Jahre 1904 bei der Bearbeitung des Supplements zu Ben
jacob überhaupt davon Kenntnis nahm. Der Titel ist mir ver
dächtig; der talmudische Ausdruck könnte von Jemand her
rühren, der ein defektes Buch so bezeichnete; aber welchen
Inhalts? Von dem Buchstabenstreit des Pseudo-Akiba sind
Ausgaben jener Orte und Jahre nicht bekannt.
Eine gereimte Bearbeitung des Streites der Buchstaben
in ms. Vat. 384 10 trägt die Überschrift nrnisn npibna, ebenfalls
ein technischer talmudischer Ausdruck für Disputation, dessen
Authentie jedoch durch Alcharizi (unten n. 11) bestätigt wird.
Der Anfang lautet: an bw dtid bin D'ian mpa [nrmj] nnnb nana,
ich ergänzte in der Hebr. Bibliogr. XIV, 7 das Reimwort anwi.
In derselben Zeitschr. Bd. XXI S. 10 und VII füge ich hinzu, daß
diese Reime in ms. 7 des Dr. Sänger (vormals in Wien) hinter
BüH 'D von Abraham ibn Esra sich finden, und zwar mit dem
Titel: nm’irs (Kuchen?); den Verfasser Salomo b. Elia Scharbit
Ha-Sahab (nach meiner Vermutung, entsprechend dem griechi
schen Chrysokokka), der um 1374—1386 in Griechenland
lebte, weist Zunz, Literaturgeschichte der synagogalen Poesie
nach (S. 373), er zählt also dieses Versstück zu den Hymnen,
die ja dergleichen mehr aufweisen. (Über Salomo s. auch mein:
Die hebr. Übersetz, usw. S. 536, 630, Hebr. Bibliogr. XIX, 56,
Biblioth. Mathem. 1898 S. 83.) Ms. Turin 238 (Catal. Peyron
p. 251) enthält hinter Hymnen mehrere Streitgedichte, wovon
leider nur der Inhalt lateinisch mitgeteilt ist; 7, 284: ,Certamen
inter 22 literas alphabeti'.
12 a . Bataille de Carfeme et de Charnal, erwähnt Gaston
Paris, La litterature frangaise au moyen-äge, Paris 1888, p. 158,
s. Karesme.
12L Le debat du C. et du C., in Montaiglon und Raynaud,
Recueil genferal des Fabliaux ... II, 133 C. Bartoli, Storia
II, 26 n. 10; das ist der Streit, dessen Titel nicht mit Anstand
voll anzugeben ist, bei Lumini p. 28. Ich konnte den Recueil
noch nicht benutzen.
Rangstreit-Literatur. 27
Cairi, s. Damaskus.
13. La terribile crudelissima tremenda e sanguinea guerra
occorsea nuovamcnte tra Cani e Gatti, composta da Antonio
Michelari da Firenze, Fiorenza, Trevigi, Righattini, s. a.
13“. Guerra tremenda seguita l’anno scorso in Calicut fra
Cani e Gatti, Venezia 1800. Anfang: ,Del 1799 za (= gia)
del nostrol — (Dasselbe?) Bologna 1804, Lucca 1825.
13 b . Gueri’a ecc. tra Cani, Gatti e Sorci, Lucca s. a.;
Anfang: ,Del mille e tanti di del nostroL
13 b bis 13° sind Nachahmungen der Battaglia delle Gatti
n. 33 (s. Scelta di curiosita n. 187, Bologna 1882, p. 237).
13 a . La Rappresentazione et festa di Carnesciale et
della Quaresima. Nuovamente stampata, Firenze 1554, Aprile,
4° (6 Bl. mit 8 Fig.). Vorangeht eine Frottola di Carnesciale;
auch ibid. 1558, 4° (7 Bl. und 7 Fig.); ibid. 15G8, 4° (7 Bl. und
8 Fig.). — Auch: Tragicomedia di Squaquadrante Carneval
e di Madonna Quaresma (so), Brescia, Giac. Farlino s. a.
(16. Jahrhundert) 8° (12 BL). — Verfaßt in verschiedenen ital.
Dialekten und maccaronischem Latein; s. auch Karesme, Baiines
p. 78 n. XIV.
Carnevale, s. Karesme.
14. Liber de quaerimoniis seu conflictu carnis et animae,
eine Nachahmung von Bocthius, de consolatione, verfaßt von
Eildelertus Cremonensis (geb. 1055), gedruckt in der Patristik,
ed. Migne, vol. 171, Paris 1854 p. 996—1004 (Peigner in
Abhandl. zur Gesch. d. Mathematik III, 1880 S. 289), Anfang
des Gedichtes: ,Multa duces .Latii pro libertate tulereL
15. Debate of the Carpenters toels in: Remains of the
Early Populär Poetry of England by Hazlett, London 1864,
I, p. 79—90; die streitenden Zimmermannswerkzeuge sind auf
gezählt bei Etlie, S. 55, Anm. n. 1.
Cata, s. Trabugunt.
16. Streit zwischen Chanukka und den Festtagen in
hebräisch und jüdisch-deutschen Reimen, anfangend: oy aupj
ö'-iyj ,Seht lieben Leut, was da tut', Akrost. [öS? wahrscheinlich
von dem jüngeren Salomo Runkel, der um 1547 lebte, ist
in 2 Mss. der Bodleiana enthalten, Neub. n. 377 erkannte die
Identität mit 272 nicht, Benjacob verzeichnet die Reime unter
lül n. 209; vielleicht ist ein Ms. in Basel; s. Monatsschr. für
28
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Gesch. und Wiss. d. J. 1903 S. 363, vgl. meinen Katalog der
1). Hand sehr, in München, Ed. 1897 S. 217 zu n. 393 f. 241 1 ’.
Der handsehr. Katalog Oppenh. benennt das Stück irn’i, daher
im Serapeum 1864 S. 52. — S. auch Sabbat.
Charnage, s. Karesme.
17. Ein Wettstreit zwischen Leuten aus China und aus
Rom über Bilderkunst und Malerei bildet eine Episode in
Tskendernameh des Nizami (1200/1).
Chrebien, s. Juis.
Christen, s. Prophet.
17\ Contrasto del Cittadino e del Contadino, s. 1. c. a.
4° (16. Jahrhundert, gedr. in Liena). In Ottava rima; Batines
p. 81 n. XIV.
17 b . De Clarevallensibus et Cluniacensibus, aus einem
Ms. ediert von Th. Wright in Latin poems etc. p. 237—42,
anfangend:
,Dum Saturno conjuge partus parit Rhea'
168 Zeilen, je 4 reimend.
Clarke, s. Knight.
Clerici, s. Rustici.
Cluniacenses, s. Clarevallenses.
18. 11 combate della comidie di carne y de ayuno,
angeführt bei Amador de los Rios, Hist. crit. de la literatura
Espanola, Madrid 1863 IV, 166 n. 2 — von einem deutschen
Clarus 12—13. Jahrhundert.
19. The Books in Meeter (so) of Robin Conscience
against his father convetousness, his mother newgise, and sister
proucl beauty (Gewissen gegen ,Habsucht, Modesucht und
Prahlen mit Schönheit*, etwa um 1550, anonym, nach Etlie
S. 58 n. 10, ohne Angabe von Druck oder ms.).
19”'. The combat between Conscience and convetous-
nesse in the minde of man, als Traum, anonym, London 159b.
,Ahnelt in schlagfertiger Debatte den orientalischen Munazarat
am meisten*, Ethd S. 58 n. 20.
Contadino, s. Cittadino.
19 b . Entre mon Cor (Herz) e me e mon Saber. Si nioc
tensos, l’autra nueg que m (so) dormia, ein Partimen von
Lanfranc Cigala, Selbach, d. Streitgedicht S. 45 n. 89.
Rangstreit-Literatur.
29
19 c . La Coutenzione di Mona Costanza e di Biagio
[contadino], et puossi far in comedia. Composto per Bernardo
Giamburlari (so, lies Giambullari) Ciptadin Fiorentino, s. 1. c. a.
4° [Firenze, Ende 16. Jahrh.] (4 Bl. zu 2 Coli., Holzschn.
unter dem Titel, zuletzt 3 Canzone di Giuliana bella. Auch
8.1. c. a. 4° (Ende 16. Jahrh.; 5 Bl.); ferner anonym in Siena,
per Francesco di Simione, 1543, 8°, und Nuovamente stampata
in Siena, s. a. 8° (16 pag.). Die dritte Person ist der Podesta;
es fehlt nicht an obszönen Anspielungen (Batines p. 81, 82,
d’Ancona p. 37). Auch abgedr. in Scelta di curiosita, n. 96,
Bologna 1898 (35 Bl. kl. 8° nach d’Ancona ohne Revision mit
dem Original) und in Scelta n. 187 Bologna 1882 p. 247—52,
wo eine Ausg. Fir. 1556, 4° angeführt wird. — Das frivole
Gedicht enthält 43 Strophen Ottava rima.
Covetousness, s. Conscience (2 Artikel).
20. Cuckoo and Nightingale (Kuckuck und Nachtigall)
von Pseudo-Chaucer (Ethe S. 56 n. 3).
Cuckoo, s. Lark.
Cuff, s. Band.
21. A Dialogue between Custome and veritie concerning
tke use and abuse of dancing and minstrelsie, anonym von 1581
(Typ. Antiqua IV, 575, bei Ethe S. 58 n. 18).
Dagger, s. Sword.
22. üyfcUOl y Rangstreit zwischen D a-
maskus und al-Kähira (Cairo), arab. von Alam (nicht Ilm)
al-Din abu THasan Ali b. Muhammed al-Dimaschki al-Misri
al-Sakhawi (gest. 643 II., begann 29. Mai 1245). Hagi Khalsa
VI, 7 n. 12533 (s. Index VII, 1033 n. 1221).
23. Desgleichen von Kadhi Schams al-Din Muhammed b.
Buliammed al-Bisati (gest. 842 H., begann 24. Juni 1438);
H. Kh. 1. c. (s. VII, 1217 n. 8108).
24. i^.hU-0 Streit zwischen Dattel und
Traube, arab. anonym, Anfang in ms. Gotha 2293 (Ethe S. 52 n. 2).
25. Disputation des Dattelkerns, persisch von abu Ishak
aus Schiraz, deutsch von Hammer (abgedr. in H. Jolowicz,
der poetische Orient, 2. Aufl. Leipzig 1856 S. 560).
Death, s. Life.
25\ Le Debat de deux Demoiselles, l’une nommee la
Noyre et l’aufre la Tannee, suivi de la vie de Saint Härene
30
IV. Abhandlung: Steinschneider.
[Hering, eine Parodie] et d’autres poesies du XV“ 6 sibcle avec
des notes et un Glossaire, Paris, imprimerie de Firmin Didot,
1828 VIII n. 176 p., der ungenannte Herausg. (nach Brunet
de Bock) bemerkt p. VII: In den Werken der Trouvbres
findet man neben einer gesunden Moral ,les idfies et les ex-
pressions les plus contraires ä la religion et aux meurs 1 . — Der
Text des Dhbat reicht bis p. 40. Je 4 kurze Zeilen reimen.
Der Verf. redet zu Anfang (p. 26) darin (die in der Ed. nicht
genannt sind) als Kichterinnen an. ,Mes Dames d’apparte
nouvelle*, er spricht auch als Aucteur zwischen den Streitenden,
schaltet p. 13 einen Changon, p. 35 ein Rondeau ein. Nach p. 42
wäre das Gedicht 1490 verfaßt. Uber den etwaigen Verf. Sim-
monet Callon, s. unten den ähnlichen Streit zwischen Bianca.
Von den angehängten Stücken p. 71 Natura, unten n. 79 b .
Demon, s. Angel.
26. Contrasto del Denaro e dell’ Uomo, italienisch s. 1.
c. a. 4° (16. Jahrh.), eines der ältesten gedruckten Stücke, da
das französische Original von Claudio Patin im 16. Jahrh.
gedruckt ist (Batines p. 79 n. VII).
Demut, s. Hoffart.
26 a . Debat du Denier et de la brebis (A. Jubinal, Nou
veau recueil de Contes dits fabliaux, 1839? II, 264, in Reim
paaren; s. Littre in Hist. litt, de la France XXII, 233, u. G.
Paris, Lit. fran§. p. 158.
Diceplayer, s. whoremonger.
Diener, s. Gott.
Donna, s. Huomini.
26 b . Donzella Donna, ediert aus einem Ms. von Selbach,
das provenzalische Streitgedicht, S. 102, n. 4; 54 Zeilen 1, 3, 6,
8, 9, 11, 14, 16 reimen, also terza rima; Anfang: ,Bona donna
tan res al sin coratieh — Vgl. Jungfrau.
Drinlcard, s. whoremonger.
Eglise, s. Smagoque.
Ehr(e), s. Wollust.
Eisen, s. Silber.
27. Streit des Elephanten und Hasen aus der persischen
Fabelsammlung Anwar i Suheili (aus dem Indischen stammend,
im Arabischen bekannter als Kalila wa-Dimna), deutsch von
H. Ethfi, Morgenland. Studien S. 158, Leipzig Ä70.
Rangstreit-Literatur.
31
28. Disput zwischen Enfer und Paradis, französisch, Ms.
Bern 314; erwähnt zuletzt den Grafen von Boulogne, der
1223—34 regierte; Littre, Hist. Litt, de la Fr. vol. 23 p. 219,
wonach Amador de los Rios, Storia IV, 266 zu ergänzen ist.
Enoy, s. Farne.
Erde, s. Himmel.
Estate et Inverno, s. Jahreszeiten.
Falk, s. Nachtigall.
29. Streit zwischen Farne und Envy (Ruhm und Neid)
bildet den Prolog zum Lustspiel: The General Cashier d. 1712,
dem Prinzen Eugen gewidmet.
80. Streit zwischen Feder und Scheere schildert Schem-
tob Ardutial (oder Ardutiel) b. Isak in Soria (1345) in einer
Humoreske, die er nicht schrieb, sondern mit der Scheere
ausschnitt. Sie ist mit der Überschrift ediert von El.
Aschkenasi in der Sammelschrift D’aarVO-i, Frankfurt a. M.
1849 (Catal. Bodl. p. 2519, die hebr. Übersetz. S. 912; vgl. Verz.
d. hebr. HB. Berlin II, 28 n. 189).
Feder, s. Schwert.
31. Feder und Schwert ,,, anpibnai mnm am, so beginnt
die gereimte Überschrift des 40. Kapitels des Buches aiamrij
enthaltend die Makamen, welche der Spanier Jehuda Alcharisi
(oder al- Harizt), um 1216—18 auf weiten Reisen verfaßte und
gesammelt als Gegenstück zu seiner hebr. Übersetzung der
Makamen des c Hariri verschiedenen Personen widmete. Wir
besitzen dieselbe Übersetzung nicht vollständig.
Von den originalen 50 Makamen des hebräischen aiarrtn
enthalten nicht weniger als acht Streitgedichte, nämlich 4, 5,
13, 17, 39, 40, 41, 43; K. 12 und 42 über dasselbe Thema
stehen jenen sehr nahe. Im allgemeinen S. Hebr. Übersetz.
S. 852.
Der Kürze und Bequemlichkeit halber stelle ich hier
gleich die Gegenstände zusammen und als deren hebräische
Bezeichnung die 1. Halbzeile der hebr. Überschrift des be
treffenden Kapitels (ich benutze die Ausg. Amsterdam 1726,
die am häufigsten zu finden ist). 1
1 Übersetzungen einzelner Kapitel sind angegeben in Catal. Bodl. p. 1344,
bei Kaminka p. XLIX über dessen Ausg. s. Z. f. H. B. IV, 34.
32
IV. Abhandlung: Steinschneider.
(Kap. 4) önnwö ’ity nat&a, zum Lob von zwei Dichtern,
welche die Ameise und den Floh vertreten, sie selbst
sind der Landstreicher und sein Sohn; deutsch von Karl
Krafft, zuletzt in seinen Jüd. Sagen und Dichtungen,
Anspach 1839, S. 157; auch deutsch von S. J. Kaempf,
Nichtandalusische Poesie usw., Prag 1858, I, 19 (im
II. Teil hebr. mit Anmerkungen); daraus im Werke ,Die
jüd. Literatur', Pier, von Wimtr und Wünsche, Münster
1896, III, 161, wo eine Charakeristik Charisis von A.
Sulzbach vorangeht.
(5) D’TWü a"’ na»a, Lob von zwölf Dichtern, deren
jeder einen der zwölf Monate des Jahres vertritt; deutsch
von Krafft, 1. c. S. 169; bei Kämpf, 1. c. I, 33. S. unten
zu 136 c Zenerel.
(12) arrmanwi ma'Um mb’ana Geiz und Freigebigkeit
und ihre Streitigkeiten. Die beiden Eigenschaften werden
hier weniger redend als handelnd eingeführt; der Geiz
wird vom Gegner eingesperrt und erläßt vom Gefängnis
aus ein Rundschreiben an die Gemeinden Israels in Ba
bylon (dem Vaterlande des Gefangenen) bis nach Ägypten,
welche um die Wette ihre Tapferkeit und Stärke rühmen
(in Gedichtchen) und den Gefangenen auf den Thron
erheben. Offenbar hat Charisi, der arme Dichter, in
jenen Gemeinden nicht die beanspruchte Freigebigkeit
gefunden und sie durch diese Satyre geißeln wollen.
In K. 42 manjm mb-an na'Htt, Streit des Geizes und
der Freigebigkeit, wird ersterer durch einen Greis, letz
tere durch einen Jüngling vertreten. Die Doppelte Bear
beitung beweist die Bedeutung des Themas für den
Verfasser.
(13) batrm epn ay tesun mau Streit der Seele mit dem
Leibe und dem Intellekt.
(17) j'ßxaiT pan man Disputation des Ungläubigen
(Ketzers) und Gläubigen; gemeint sind die Karaiten,
wie sich unweifelhaft ergibt. Ich identifiziere daher:
naa-im D'Kipn pa niS’i, Disput, der Karaiten und Rabbaniten,
im Index von Ms. Lipschütz, jetzt Cambridge 35 (s. 11-
B. XXI, 10 und oben zu n. 12).
(39) arm nb’bn mar Disput, der Nacht und des Tages.
RaD gstreit-Literafcur.
33
(40) ainni tayn, s. n. 31 deutsch bei Dukes, Ehren-
säulen usw. S. 92.
(41) ntüKm ©'Kn fipibnü, Streit des Mannes und der
Frau. Identisch ist wahrscheinlich amu Dy n'»:« mau,
Disput, der Männer und der Frauen im Index von ms.
Lipschütz, jetzt in Cambridge n. 35 (Hebr. Bibliogr. XXI,
10, vgl. oben zu n. 6 und hier zu Kap. 17).
(42) s. oben n. 12.
(43) nttO'ffl D'n ro'iö, Streit des Meeres und trockenen
(Landes). Höchst wahrscheinlich ist identisch amt man
neo'.m in Ms. Merzbacher 46 (Katalog von Rabinowitz,
München 1888 S. 4), nicht vor 1729?
Feste, s. Chanukka.
32. (Fleisch) der Gaystliche Buchsybaum (so), von dem
Streit des Fleischs (so) wider den Gayst' (so) usw. (von Hans
Witzstadt von Wertheim), anfangend: ,Nun höret zu jr (so)
Christenleit' (s. o.), gedruckt s. 1. c. a. (4. Bl., s. Heyse, Bücher
schatz, S. 65 n. 1047).
Floh und Ameise, s. n. 31 (24).
Flora, s. Phyllis.
Folly, s. Wit.
Formica, s. Musca.
Fortuna, s. Sapienzia.
33. Eine Frau rühmt sich, die unglücklichste zu sein,
worauf eine andere behauptet, unglücklicher zu sein, arab.
anonym, im Kitäb al-Agäni IV, 34 (Wellhausen, Reste altarab.
Heidentums, 2. Aufl., S. 90).
33 a . Streit von Freigebigkeit und Geiz, tAwJl
bei Djamal al-Din n. 8. Erstere sagt zu letzteren:
,Der Prophet ist der Beschützer (Jjlj) der Freigebigkeit, du
hist mit den Juden und Christen'.
Frühling, s. Jahreszeiten.
33 b . Ein Kampfgespräch zwischen Fraw Frümkeit
(Frömikeit) und Fraw Schalckheit (so), von Hans Sachs, zu
letzt (Bl. 15 b ); gedruckt zu Nürnberg durch Georg Wächter
(1540), 16 Bl. 16°, das Letzte unbedruckt. Anfang: Als ich
wegen Handtwerck (so) nach that wandern. Der Verfasser
schläft bei Leipzig ein und träumt den Streit. Die Streitenden
berufen sich auf geschichtliche Persönlichkeiten, der Ver-
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 4. Abb. 3
34
IV. Abhandlung: Steinschneider.
fasser zitiert in seinem ,Beschluß' Plutarch. Auch in Ed. 1612,
S. 515, datiert 6. Mai 1540.
33°. Contrasto ridiculoso chi fa (sic) na Gatta e un
Surci. Gomposto per Franciscu Curuna, Palermitano, Napoli
per Antonio Gramignani, s. a. kl. 8 (8 unpag. Bl.); Ottava
rima, ungezählte Strophen; abgedruckt im Propugnatore, a. X
(1877) vol. I p. 366—74. Anfang: ,Cui vanta Bergamascu e
cui Tudiscu'. Gius. Pitre (Bibliot. delle tradizioni, III, 261, 263)
erwähnt nach einer Ausgabe, betit. Contrastu ridic. ecc. na
tinta gatta ecc., Palermo s. a. 1. Hälfte des 16. Jahrh.; Titel
vignette eine häßliche Maske.
33 a . La gran battaglia delle Gatti e delle Sorci (Katzen
und Mäuse), Firenze s. a. 4° (4 Bl.); Nuovamente Stampata,
mit Holzschnitt: ein Mann öffnet eine Türe, hinter welcher
Mäuse fressen. Anfang: ,Nel tempo che parlavan gl’animali';
s. Scelta di curiositä n. 187, Bologna 1882, p. 253.
Nachahmungen s. unter Cani n. 13 cd .
Gedult, s. Kühnheit.
34. Gehör und Gesicht halten den 4. Disput in den
persischen fünf von Khwadja Schain al-Din Alib. Tarika Isfa-
häni (gest. 1431/2), ms. Brit. Mus. Add. 16.839, f. 16 b und 23,
Ethd S. 76; vgl. unter Vernunft. Siehe auch D. Kaufmann,
die Sinne, 1884, S. 139.
35. Geiz und Freigebigkeit, s. unter n. 31 (K. 12).
Geiz, s. Freigebigkeit n. 33 a .
36. Of Gentylness and Nobylyte, a dialogue between
the Merchant, the Knyght and the Plovman, disputyng who
is a very Gentylman and who is a Nobleman, in Versen ge
druckt, Oxford s. a. (Ethe S. 54 n. 24).
36 a . Hans Sachs. Ein Kampff gesprech zwischen Gesund
heit und Krankheit; zuletzt gedruckt zu Nürnberg durch
Georg Wächter (um 1543) 16° (11 unpag. BL). Anfang:
,Da man zeit fünfzehnundert (so) jar
Nach des Herren gepurt und dar-
Zu drey und vierzig in dem Morgen
Lag ich eyns nachts, mich that hart schmerzen/
Auch Ed. 1612, S. 929, datiert 7. März 1543.
Gesicht, s. Gehör.
Rangstreit-Literatur.
35
36^ Dialogo fra la Giovane e la Vecchia, von Sanna-
zaroj die junge beklagte sich, daß die Jugend so kurz sei, die
alte, daß das Alter so viele Übel verursache; d’Ancona 2 II, 98.
Gläubige, s. Ungläubige.
Glück, s. Tugend.
37. Dna’xn nanba (so ist zu lesen für manba im Katal.,
der auch guerre im Sing, übersetzt), Krieg der Glieder,
nämlich: Kopf, Hände, Herz, Füße und — Geist! man möchte
ihn als Richter, nicht als Partei erwarten — in Reimen von
Jomtob Soriano, sonst unbekannt. Ms. Paris 1288, kopiert
von David b. Moses in Toledo 1511. — Wir haben hier nicht
eine Parallele zur bekannten Parabel des Mn. Agrippa vom
Magen und den Gliedern, eher eine Zerstückelung der Dis
putation von Seele und Körper.
Gnade, s. Vergebung.
37 a . Contrasto della Gola e della Ragione, wofür d’Ancona
2 1, 561 Archivio Glossolog. XI, 2 zitiert.
38. Dialog oder Disputation zwischen Gold und Merkur
(Quecksilber), bei Vincent von Beauvais und anderen, auch ein
Buch der LXX, angeblich von Johann, übersetzt von ,Renald
Cremonensis* s. Europ. Übersetz, usw., Sitzungsber. 1904, Nr. IV
s. Berthelot, Introd. a la Chimie und la Chimie au moyen age I
(1893) p. 70 und 326.
Gold, s. unter Reich und Weizen.
Go ose, s. Horse.
38“. Streit zwischen Gott und dem Diener (Menschen)
aJj\ bei Djamal al-Din n. 1. Vgl. Selbach S. 39,
n. 79, wo der Mönch von Montaudon im Paradiese ein Ge
spräch mit Gott führt und sich beklagt.
39. nyjfi cy p:n man Disputation des Greises mit dem
Jüngling, anfangend: nsian ’matx “toixi [1. ’mana] 'manx nanx.
39“. Einen Rangstreit zwischen Gr eisenalter und Jugend
(i_^-Jo und i_jQ-A) vei’faßte arabisch der Vielschreiber, bekannt
als al-Djahits (Mitteilung Goldzihers, ohne genauere Angabe).
— Abu Othman ‘Amr b. Ba'lir starb in Basra Dezember 868
oder 869. Quellen über ihn sind gesammelt in meinen Werke:
Polemische Lit. S. 122 und 414 (Auszüge aus der polem. Schrift
3*
36
IV. Abhandlung: Steinschneider.
im Brit. Mus. Supplem. 1129 IX, der Katalog erwähnt jene
nicht und Brockelmann I, 152 (342) auch die Schrift selbst
nicht). Vgl. auch Ledere Hist, de la medicie arabe 1876,
I, 315 und Hehr. Übersetz. S. 401. Fihrist hat keinen Spezial
artikel, Zitate s. im Index II, 242 unter — Einen
andern Rangstreit von Djahits s. unten n. 45\
Hase, s. Elefant.
39 b . Ein Kampfgespräch von einer Haußmaidt und
Kindbeth Kelnerin, von Hans Sachs ; zuletzt gedruckt zu Nürn
berg durch Friederich Gutknecht s. a. (4 Bl. 16°). Anf.: ,Vor
Jaren dient ich in ein Hauß', der Verfasser belauscht in einer halb
offenen Türe (so auch auf dem Titelholzschnitt) und unterbricht
die Schimpfreden; der ,Beschluß' endet: ,Und so rath im [ihm]
aus Nürnberg'. Hans Sachs. — In Ed. 1612 S. 10 undatiert.
Herz, s. Auge.
Hiems, s. (Jahreszeiten) n. 46.
40. Himmel und Erde, persisch von Asadi (gest. 1030),
gedichtet um 1010—30, bei Ethe S. 162—9, deutsch S. 109—16.
41. Himmel und Erde, persisch von Arifi (1438/9) aus
dem mystischen Epos Ball und Schlägel (vgl. n. 6 b ), (Ethd S. 73,
persisch S. 123—26, deutsch S. 127—30, Gr. 228).
Hitze, s. Kälte.
Hiver s. Jahreszeiten.
41\ Hans Sachs, Kampfgespräch zwischen der Hoffart
und der edlen Demut, anfangend:
,In meiner wanderschafft ich zog
Bey schwatz für ein gebirge hoch;
datiert 23. Mai 1535; Ausg. 1612; S. 505.
42. Le Debat de l’Homme marie et de l’homme non marie
avec le plaintif amoureux, s. 1. et a; Brunet, Manuel 11,547.
L’Homme mondain, s. Religieux.
42 \ Le Debat de l’Homme et de la femme, s. 1. c. a.
(16. Jahrh., Brunet).
43. ,Certamen inter Humilitatem et superbiam', alt
französische, ms. Douce (erwähnt von Michel, Einleit, zu Tristan
I p. LVII; vgl. Pseudo-Augustinus, de conflictu virtutum n. 118).
43\ The Horse, the Sheep and the Ghose (Gans), soll
von Lydgate, jüngerem Zeitgenossen Chaucers sein (Remains ofthe
Early Popul. Poetry of England von Hazlif, London 1864,1, Introd.
Rangstreit-Literatur.
37
p.XIV, XV und Typograph. Antiquities, London 1812, II, 308. In
der von Ethe S. 56 initgeteilten 1. Strophe ist vom ,alten' Brauch
die Bede, daß zwei oder drei Personen, in Kontroversen, Plees
(= Pleas) und Discordes einem Schiedsgericht sich unterwarfen.
48 b . 11 Contrasto degli Huomini (sic) e delle Donne,
s. 1. c. a. 4°, Ende 15. Jahrh. (6 Bl. zu 2 Koll.; unter dem Titel:
Vignette). Nur ein Exemplar bekannt, wenn nicht identisch
mit Hain, Bepert. n. 5679, betitelt: ,Contrasto . . . Ciob uno
che le infama e l’altra che le pregia e loda‘. Eine andere Aus
gabe s. 1. c. a. 16. Jahrh. Das Gedicht ist in Ottava rima ver
faßt (oder aus b übersetzt?); Batines p. 78 n. 5. D’Ancona p. 37
n. 5 (auch I, 561 n. 3) scheint irrtümlich mit diesem Gedicht zu
identifizieren den Contrasto delle donne, welchen er im Propu-
gnatore vol. 2 parte 2, Bologna 1869, p. 412—38 aus einem
Ms. ediert hat. Dieser besteht aus 80 Stanzen in Ottava rima,
anfangend: ,Nuova canzon di femmine tristizia' und ist bei
Brunet IV, 125 als anonym ediert von Gabriel Petri (1472—80)
verzeichnet. D’Ancona sucht in einem längeren Schreiben an
A. Wesselowsky nachzuweisen, daß der Verfasser Antonio Pucci,
bekannter Sänger des 13. Jahrh., sei, dessen volkstümliche
Gedichte für die Kulturgeschichte sehr interessant sind (s. Prop.
p. 403, 405). Dieser ,Contrasto' ist aber überhaupt kein Streit
gedicht zwischen zwei Personen, sondern eine Beihe von Er
widerungen der Frauen gegen die Männer, beginnend mit
Eva. Es gehört in den weiten Literaturhreis der ,Frauenfrage',
welche erst in neuester Zeit eine praktische geworden ist. Die
Anwendung biblischer und historischer Beispiele erinnert an die
hebräischen und italienischen Gedichte von Juden im 16. Jahr
hundert, worüber s. meine Abhandlung ,Zur Frauenliteratur'
in der Zeitschrift Letterbode, Jahrg. XV, Amst. 1886/7, S. 49—
95, und Monatsschrift für Gesell, und Lit. d. Jud. 1898, S. 471. 1
— Pucci und andere, die Frauen betreffende Bangstreitschriften
sind nachgewiesen in meiner ,Letteratura delle Donne' in der
Zeitschr. II Buonarroti 1879, 1884.
43 c . Streit zwischen Iblis (== Diabolos) und dem Pro
pheten (Muhammed), bei Djamal al-Din n. 4. Satan erscheint
1 Mit Eva beginnen auch die allgemeinen Sündenregister der Frauen
bei Weiner, Beitr., S. 28, 29.
38
IV. Abhandlung: Steinschneider.
als alter blinder Dünnbärtiger Die Versuchung ist wohl
eine Nachahmung der Versuchung Jesus.
43 15 . Contrasto d’un Innamorato contro ad amore, Ms.
Magliab. VII, 1145, nach d’Ancona p. 37, n. 3.
Intellekt, s. Seele und s. Staat.
Inverno, s. Jahreszeiten.
Isfahan, s. Bagdad.
44. Vom Streit der Jahreszeiten, namentlich Sommer
(oder Frühling) und Winter besitzen wir verschiedene Bear
beitungen, die hier nach den Sprachen geordnet sind: orien
talisch, lateinisch, französisch, italienisch, englisch. Der spani
sche Jude Abraham ihn Esra starb in Rom 1168, nachdem er
viele Länder durchwandert, Verschiedenes aus dem Arabischen
übersetzt oder bearbeitet hatte (Die hebr. Übersetz., Index
S. 1049); seine Berühmtheit verdankt er seinen exegetischen
und grammatischen Schriften; er ist aber auch, meines Wissens,
der älteste bekannte Verfasser hebräischer Streitgedichte,
vielleicht so vieler, daß wir ihn als denjenigen betrachten dürfen,
der zuerst diese Form, etwa nach arabischen Mustern, in die
hebräische Poesie einführte. Hier erwächst das Bedürfnis, eine
Zusammenstellung aller ihm beigelegten Stücke schon aus der
erforderlichen Kritik ihrer Authentie, und eine kurze Bemerkung
Uber die Quellen darf nicht fehlen.
Die Gedichte Abrahams, außer einem Diwan in den ver
schiedensten Handschriften und Druckwerken zerstreut, sind
erst in neuester Zeit übersichtlich geordnet und herausgegeben.
Zunz sammelte, hauptsächlich aus liturgischen Quellen, die
religiösen Gedichte (in engerem Sinne) in seiner Literatur-
gesch. der synagogalen Poesie (S. 407—14, 414, Anh. 9, 10,
34, 50, Register S. 75; Abenesra). — Jakob Egers edierte
den ,Diwan* aus Ms. Berlin, Fol. 1233 (n. 186, II, 28 meines
Verzeichnisses), Berlin 1886. Dieser Diwan, von Jaschua b.
Elia ha-Lewi (um 1360?) redigiert, enthält auf 138 Seiten,
260 Stücke verschiedenen Inhalts. Egers verzeichnet S. 186/7
die Anfänge von nahe an 200 Hymnen, die nicht im Diwan
Vorkommen. Beachtenswert sind die Bemerkungen des Samm
lers S. XVI über die Unsicherheit der Authentie der einzelnen
Stücke. — David Rosin sammelte die ,außergottesdienstliche
Poesie in verschiedenen Unterabteilungen in vier Beilagen des
ftangstreit-Literatur.
39
Jahresberichtes des jüdisch-theologischen Seminars in Breslau
1885, 1887, 1888, 1891 unter dem Titel: Reime und Gedichte
des Abraham ibn Esra, auch mit besonderer Seitenzahl 1—226
ausgegeben. S. 166, c, d enthält einen deutschen ,Inhalt'. Der
hebräische Text ist von einer deutschen Übersetzung und An
merkungen begleitet; ein alphabetisches Verzeichnis der Anfänge
blieb Desideratum. — 1894/5 gab die Gesellschaft ,Achiasaf'
in Warschau als V. Werk ihrer Auswahl hebräischer Klassiker
(Poesie und Rhetorik) 2 Bände (XX, 266 und 141, 98, S. 32°)
heraus, betitelt: ,R. Abraham ihn Esras Gedichte, ediert und
bevorwortet von David Kahan' (so auf dem Umschläge des
II. Bandes, Heft 1). Die hebräischen Titel unterscheiden:
Gedichte, Rhetorisches, Rätsel, Epigramme, Biographie. Eine
Übersicht der XIII Abteilungen (VII enthält 4 Streitgedichte,
n. 105—8) mit 133 Gedichten, nebst alphabetischem Verzeichnis
der Anfänge findet man in Bd. I, S. III—IX und XIV—XXII;
Bd. II enthält nur rhetorische Prosa und gereimte Fragen, deren
Unechtheit Kahana selbst unwiderleglich beweist — dennoch
aufgenommen hat.
Über ibn Esra als Dichter handelt Albrecht in ZDMG.
(Bd. 57, 1903, S. 421 ff.: ,Studien zu den Dichtungen Abrahams
b. Ezra'), über Akrosticha S. 442, Musikstyl 452, Streitgedichte
455. — Letztere sind:
a) Brot und Wein, sehr zweifelhaft, s. oben n. 3.
h) Jahreszeiten, eigentlich Sommer und Winter, anf.
T“U> 131 ,iö nnx bx, in der Sammlung Schirim etc. Constant. 1545,
n. 297, nach Zunz, Lit. S. 539 von einem unbestimmten Abra
ham (Kahana S. 246 gibt n. 299 an). Im Diwan S. 45, n. 122
(s. S. 160) wird angegeben: ,naeh dem Versmaß von 'xna bx,
d. i. unten e (bei Rosin S. 104, n. 64, Kahana S. 109, n. 205).
Die Strophik ist hier korrekt, 7 Strophen zu 7 Zeilen mit dem
selben Reim, worauf 4 kurze Zeilen mit 2 anderen Reimen
folgen. Das Akrost. Abraham ergibt sich aus Str. I—V.
Unsere Bearbeitung findet sich wohl in Ms. Turin, f. 23, f. 280
bis, als Certamen inter aestatem et hiemem (Catal. Peyron p. 257).
c) Sabbat und Feste (Feiertage), anfangend: nyiai na» pa
‘any niaftbö , gedruckt in der Hymnen-Sammlung cmbx 'na»,
Oran 1856, 2. Ausg. 1880 (s. Hebr. Bibliogr. XX, 112), S. 159
(s. unten), und bxn»’ nvrisi Aden 1897 f. 30, n. 97 ; aus dem
40
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Diwan bei Egers S. 79, n. 184, vgl. 163, bei Kahana S. 120,
n. 108, Anm. S. 248, mit einer ungenauen Überschrift pi an
roffil Hier haben 10 Strophen 6 gleichreimige Zeilen und
eine Zeile durchgehenden Reimes (in Ed. Oran fehlen die 4
letzten Worte der II. Strophe). Str. IV—VIII bieten das Akro
stichon Bm2K, St. VII im 2. Worte; Kahana wirft Egers vor, er
habe nicht gesehen, daß das n zu an zu stellen sei — obwohl
er seinen Text nicht danach verbessert hat. Allein niyia® tnn
klingt nicht wie ihn Esra. Eine deutsche Übersetzung gibt
Albrecht in ZDMG. 57, S. 456. — Identisch ist wohl das
anonyme “ipiai rat» ran, Ms. E. N. Adler, Z. 41 (The Persian
Javs, 1898, Abdr. aus Jew. Qu. Rev.) p. 13.
d) Streit der 5 Sinnesorgane, worüber Manachem in
Rom als Richter vorgeschlagen und gepriesen wird, anfangend:
B'ipab 'Bja D’trin, gedruckt in der Sammelschrift Kerem
Chemed, Bd. IV, Prag 1839, S. 143, in Zeitschr. ha-Karmel,
Wilna I, 1861, S. 253; bei Rosin S. 124, n. 78; bei Kahana
S. 60, n. 35 (mit der aus Rosin übersetzten Überschrift: ,Zu
Ehren des R. Manachem 1 und dessen Sohnes Moses', der nur
zuletzt erwähnt ist) Anm. S. 228; besteht aus 72 Zeilen mit
durchgehendem Reim, ohne Akrostichon.
e) Tier und Mensch, in Schirim etc. Ed. Constant. 1545,
n. 227; am Ende von D”n mix nur in Ed. Mantua 1557,
auf dem Titelblatt als nTÜ, in der Überschrift als njtbn be
zeichnet, welche in Kürze den Inhalt jenes Buches umfasse,
bei Kahana S. 112, n. 106 als Dism nvnn p nc'i, Anm. S. 247,
wo Allerlei zu berichtigen, ja sogar die Autorschaft sehr zu
bezweifeln ist. In Z. 1, 2 ist nicht bloß Abraham, sondern
auch ma ’3"0 (in Ed. Mantua verwischt) gezeichnet, daher
Zedner, Catal. p. 408 (Die hebr. Übersetz. S. 861) Abraham
b. Machir angibt. Allerdings wäre es ja nicht unmöglich,
daß für ’3 ein mit x anfangendes Wort den Namen Meir er
gäbe; Abraham b. Meir beißt ihn Esra, aber auch zwei jüngere
Homonyme (Zunz, Lit. S. 464 und 704). Für ihn Esra spricht
die Angabe des Metrums im Diwan unter b (s. dort). Auch
der Strophenbau ist derselbe, nur sind es hier XI Strophen zu
5 und 4 Zeilen; in I, III, IV, VI, VII sind die Anfangsbuch -
1 Vgl. Zuuz, zu Benjamin von Tudela, Ed. London Bd. II.
Rangstroit-Literatur.
41
staben der Vierzeilen dieselben wie die der Fünfzeilen, welche
in I und II mit x beginnen und bis ■> reichen, also nur die
Hälfte des Alphabets erschöpfen. Die Fünfzeilen, welche nach
Kahana in Ed. Mantua hinter VII fehlen, sind offenbar über
schüssig. Der Verfasser hat die Abhandlung der sogenannten
iLauteren Brüder 1 gekannt, welche Kalonymos erst im Jahre
1316 unter dem Titel Iggeret Baale Chajjim ins Hebräische
übersetzte. Kahana (S. 247) meint, ibn Esra habe das arabische
Original gekannt, dessen Verfasser er x'xsn px nennt, wahr
scheinlich für [Zeid] b. Rifa’a bei Landsberger, Igg. B. Ch.,
Darmstadt 1882, S. XXVII; Dieterici, Der Streit zwischen
Mensch und Tier (Berlin 1858), S. 262, schreibt Rafaa. — Ohne
Zweifel ist durch Abkürzung die Überschrift msiyi nrn pa man
oder an in Ms. Vat. 303, und Ms. Lipschütz, jetzt Cambr.
(H. L. XXI, 10, vgl. oben n. 12) entstanden, vgl. Strophe II.
Ich identifiziere ohne Bedenken ,Questus animalium in hominem 1
in Ms. Turin bei Peyron p. 251, n. 238 zwischen anderen Streit
gedichten; vgl. oben n. 3 und unten n. 111.
f) Zion und der Feind, Diwan, Egers S. 68, n. 168, Anm.
S. 162, deutsch bei Albrecht, ZDMG. 57, S. 456. Besteht aus
VI Strophen zu 4 Zeilen mit demselben Reime, vorangehen
als Motto 2 Zeilen zu je 3 gereimten Absätzen; die erste be
ginnt [vat max und endet mit ", die zweite beginnt aux “ßX und
endet auf ca; mit dem entsprechenden (Gürtel-) Reime schließt
eine 5. Zeile in Strophe I, III, V und II, IV, VI. Das Akro
stichon ca-naaxx ergibt sich aus dem Motto und den VI Strophen
in dem ersten Worte, welches auf die Formel pat max
und anx nax folgen. Egers hat das in keiner Weise bemerk
lick gemacht, zuletzt heißt es: ,1000 Jahre und mehr sind
verflossen 1 , d. h. seit Zerstörung des Tempels. Weder Zunz
noch Rosin und Kahana kennen diesen Streit, der allerdings
zu den heiligen gerechnet werden kann; sind b) und c) es
weniger ?
44 a . (Jahreszeiten.) Streit zwischen Sommer und Winter.
Hebräisch von Anonymus, Ms. des Buchhändlers Fischl-Hirsch,
Reimprosa, anfangend: -,xsna ppn rum ’öibna, also ein Traum,
woraus der Verfasser zuletzt erwacht. Mehr erfährt man nicht
von N. Brüll, Jahrbücher für jüd. Gesch. und Lit. IX. Frankfurt
a. M. 1889, S. 4, n. 3.
42
IV. Abhandlung: Steinschneider.
44. b (Jahreszeiten) Rangstreit zwischen Frühling und
Herbst, arabisch: Ug^' (so teilt mir Goldziher den
Titel mit) von Djahits (s. oben n. 39 a ), gedruckt in Konstanti
nopel, Druckerei Djawäib 1302 H. (1884/5); Brockelmann
I, 153, n. 9 gibt: Jalivat al-Harif fi Munazarat etc.
44. ° (Jahreszeiten; Streit zwischen Sommer und Winter,
türkisch von Lami, Ms. in Wien (Krafft n. 158), Hammer, Osman.
Dichtkunst II, 29 (Ethe S. 76).
45. (Jahreszeiten) unter diesem Schlagwort stelle ich
die verschiedenen Titel zusammen): de conflictu Veris et
Hyemis, anfangend: ,Conveniunt subito cuncti de montibus
altis', sowohl unter dem Namen des Beda Venerabilis (gest.
26. Mai 735, sicherlich nicht Verfasser) als auch des Milo,
Benediktiners in Sankt Amand (gest. 874), der Ähnliches
dichtete; gedruckt als Beda, Francof. 1610, 8° mit Ovid,
Amatoria, als Milo in Casimir Oudin, Commentaria de scrip-
torum ecclesiast. Francof. et Lips. 1722, I, 326, s. Fabricius,
Bibi. Cat. med. ed. 1858, I, 180, V, 74: kurze Erwähnung von
Karasan, Frühlingsgabe, Wien 1839, S. 150, Novati, p. 51,
der von Übersetzungen spricht, aber keine nachweist; Selbach,
S. 25, n. 51.
45. “ (Jahreszeiten) De altercatione Hiemis et Aestatis
von Bernardius Sylvestris (über welchen s. mein: Die Europ.
Übersetz, aus dem Arab., in Sitzungsberichte der k. Akademie
1904, n. IV, S. 8), Ms. Angler, nur im Index von Schums
Catal. p. 886 als ,Poet. n. 29h
46. (Jahreszeiten) Le debat de l’Iver et de l’Este,
abgedruckt im Recueil de podsies frangaises des XV. et XVI.
siecles etc. par A. de Montaiglon, Tome VI, Paris 1857 p. 190—5.
Anfang: ,Este commence
Chascun de ma venue doit estre esjouysansh
25 Monoryme Quatrains.
Nach p. 190 gibt es 3 gothische Ausg. v. J. 1. 8 Bl., auch
in Sylvestres Recueil de poesies goth.-frang.; 2. 4 Bl.; 3. 8 Bl.
mit einem Sermon. — In Jubinals Nouveau recueil de Contes
etc. p. 40—49 findet sich: De l’Yver et de l’Este. Die Dis
putanten halten dort längere Reden und in verschiedenem
Metrum. — Hier beginnt die letzte Rede des Sommers: ,Yver,
mm
Rangstreit-Literatur. 43
nons ne devons estriver 1 longuement'. Angehängt ist p. 196:
L'estat present de l’homme, auch in altern Ausgaben. Brunet,
Manuel II, 248, erwähnt eine Ausg. Lyro v. J. um 1539.
46/ Yver et Estd (Debat de 1’ . . .), anonym, (14. Jahrh.)
ediert aus einem Ms. in Genf (15. Jahrh.) in Recueil de Poesies
Fran9aises, par An. de Montaiglon et James de Rothschild,
tome X, 1875, p. 41—49 (es folgt n. 49—53 eine bibliographische
Notiz von E. P., d. i. Emile Picot, p. 42, vgl. d’Ancona 2 I, 61,
n. 5). Das französische Gedicht besteht aus 32 quatrains mono-
rimes, deren 1. und 2. vom Dichter, die übrigen abwechselnd
von den Streitenden gesprochen werden. Anfang:
,Lautrier par ung matin, sur la rive de Sainne (sic)
Entre Mente et Meulant, tout parmi une plainneJ
Der Streit endet mit einer Versöhnung. Der Text ist orignell.
4G. 11 Disputacion entre l’Yver et l’Estd, in anglo-norma-
nischem Dialekt umschrieben, nach Littre (Ilist. Lit. de la
France, XXIII, 231).
47. (Jahreszeiten) de Yeme [et] estate, mitgeteilt im
Archivio glottolog. II, 1873, p. 206—8, 152 Zeilen, Reimpaare.
Anfang: ,Dua razon ve voio [= voglio] contarh
47/ (Jahreszeiten) Piacevole discorso, dove s’intende
contrastare l’Estate e Flnverno ecc., composto da Foriano
Pico fiorentino, Napoli, per il Monaco (s. a.). Probe daraus
(ott. rima, 1 3 5, 2 4 6, 7 8 reimen) bei Gius. Pitre, Bibi, delle
tradiz. popol. sicil. III, Palermo 1872, p. 260.
47/ (Jahreszeiten) The debate and Stryfe betweenSomer
and Wynter, anonym, in Remains of the Early Pop. Poetry I,
hitrod. p. XIV, n. X, III p. 29 ff., nach Ethd S. 57, n. 5 das
älteste Muster, endet mit einem Kompromiß ohne Schiedsrichter.
48. (Jahreszeiten) Ein Gespräch zwischen dem
Sommer und Winter von Hans Sachs, anfangend:
,Eins mals an S. Matheus tag
Als gleich die sonn war in der wag';
datiert 9. Juli 1538; Ausgabe 1612, S. 846.
Jay, s. Lover.
1 Vgl. englisch Estrife, strife — streifen im Sinne von treffen, das ja als
Dingwort Schlacht bedeutet.
44
IV. Abhandlung : Steinschneider.
49. pay aai nns 1 ps itd'i Disput zwischen Jeplita und
den Kindern Ammon (Ammonitern), von dem Elementarlehrer
Abraham b. Jakob Anau (Anaw) in Rom (1757/8), Ms. Almanzi
317, jetzt Brit. Mus. Ace. 27209 (Margoliouth, Descriptive List
of the Hebrew and Samaritan MSS. etc., London 1893, p. 84);
vgl. Yogelstein und Rieger, Gesch. d. Juden in Rom, Bd. II,
Berlin 1895, S. 282.
49 b . Tract. de conflictu Jerusalem et Babylon, Ms. Prag
1031 f. 1612 (Catal. Trablar 1905, p. 428). Anf.: ,Inter Baby-
lonem et Jerus. Ende: Curitales decem miliaf — Vgl. n. 1306f.
134 b (Catal. p. 503): Jacobi (de Paradiso) Carthusiensis Trac-
tatus de duabus civitatibus scilicet Jerusalem et Babylone.
[Anfang] ,Reberea consons fidee‘; Ende: ,manentibus inviolatis*.
— Ygl. unter Virtutes, n. 118 b .
49°. Le debat du jeune et du vieux (vieulx) amoureux,
s. 1. c. a. 4° goth. (Lyon um 1500), und s. 1. c. a. 6 Bl. voraus
abgedruckt im Recueil des poesies etc. par Montaiglon t. VII
(mir leider durch eine Umstellung in der k. Bibliothek unzu
gänglich). Brunet, Manuel II, 549 kennt drei Ausgaben: 1) s. 1.
c. a. (Paris, Jean Trepperel, um 1500) 4° goth. 12 Bl.; 2) Paris,
Rolin Gaultier s. a. 8°, 12 Bl.; 3) s. 1. c. a. 4°, 10 Bl.
Identisch ist wahrscheinlich: Le debat du vieux, s. 1.
c. a. (Paris um 1500) 4° goth. 8 Bl. (du vieulx) s. 1. c. a. (Anf.
16. Jahrh.) 4° goth. 6 Bl. und 2 Ausg. in 8° s. 1. c. a. (vieil)
8 Bl. mit 2 Figuren; (veculx), nouvellement imprime a Paris 8 Bl.;
Brunet II, 550. Anfang und Form kann ich jetzt nicht angeben.
Jeunesse, s. Nature.
49 d . Hans Sachs. Kampfgespräch, das Alter mit der
Jugend, anfangend: ,Eins reis ich in der Rosenblü(te), zuletzt
sprechen die 3 Parzen ; datiert Sonntag nach dem Obersten
(so) 1544; langes Gedicht, Ausg. 1612, S. 240—55.
June, s. May.
Jüngling, s. Gras und Wollust.
50. La Disputation entre un Juif et un Chrdtien, in
alexandrinischen Versen, ,rime plates‘; Littre Hist. Litt, de la
France XXIII, 217.
51. Streit zwischen Kälte und Hitze,
persisch, anonym, Ms. Ellioth Coli. 294 (Etbd S. 75, n. 5,
Gr. 228, n. 1).
Rangstreit-Literatur.
45
53* <L^äA>o^o^ 1 ,*,1iC*ülsr°
^U-oJI^, Streit zwischen Kaffee und Tabak, arab. von Ahmed
al-Hafi, Verfasser einer Streitschrift gegen das Verbot des
Tabaks, Ms. Gotha 2777, kopiert 1099 H. (1687/8); Ethe
S. 52, n. 3.
Kamm, s. Locke.
53. Streit zwischen Karaiten und Rabbaniten, von
Jehuda Alcbarizi, s. unter n. 31.
54. La Bataille de Karesme et de Charnage (im Gedicht
seihst steht Charnaige durch den Reim gesichert), anonym
14. Jahrh., in der Sammlung: Fabliaux et Contes zuerst ediert
von Barbazan, dann von Hfeo?i Paris 1808, IV, 80—99, vgl.
p. VI (vgl. Littre in Hist. Litt, de la France XXIII, 230;
PuMrasque bei Amador de los Rios, Hist. crit. de la Litt, espan.
IV, 266). 586 Zeilen in Reimpaaren. Anf.:
,Seignor, ge ne vos quier celer
Uns (sic) fablel vueil renoveler';
Ende: ,Ainsi devint Karesme hom
A Dant Charnaige le Baron'
— s. auch Careme.
54. b Ich stelle hierher einen der Contrasti in italienischer
Sprache: Dialogo Bernesco (von Francesco Berno?) in lingua
Calabra tra Carnevale e Quaresima, wofür Carnilivari und
Coraisima in der Probe, bei Apollo Lumini. Le farse di Car
nevale in Calabria, Nicastro 1888 (53 u. 2 p.) p. 33; 82 Strophen
zu 8 Zeilen, wovon 1 3 5, 2 4 6 und 7 8 reimen. Das
interessante Schriftchen von Lumini gibt ein lebendiges Bild
des südlichen Karnevalhumors; vgl. d’Ancona 2 II, 211.
Kerze, s. Lampe.
55. Kerze und Rauchfaß, türkisch von Ahmedi (1400),
deutsch von Ferdinand Wolf, in H. Jolowicz, der poetische
Orient, 2. Auf!. Leipzig 1856, S. 599.
56. Kerze und Schmetterling (Liebe und Freundschaft)
türkisch von Ahmedi, hinter n. 55, 1. c.
Kindbeth Kelnerin, s. Hausmaidt.
57. A dialogue betwene a Knyght and a clerke (Geist
lichen) concerning the power spiritual and temporal von William
Orcham, englisch und lateinisch 1540 und Typogr. antiquities
III, 311 (Ethe S. 58, n. 15). — Ritter (Soldat) und Geistlicher
46
IV. Abhandlung: Steinschneider.
bilden den typischen Gegensatz der höheren Stände; vgl. Trac-
tatus de Clerico et milite, Ms. Prag 592 f. 64 (Cat. v. Truklar
1905), anf.: ,Tempore Berengarii huius nominis primok
Knight, s. Marchant.
Körper, s. Seele.
Krankheit, s. Gesundheit.
58. Einen Streit zwischen süßem Kuchen und Brot, der
eine launige Nachahmung von Sa'dis Streit der Violine und
Laute sein soll, verfaßte persisch der Feinschmecker und
Gastronem Djamal al-Din (oder Fakhr al-Din) ahu Ishak
vulgo Bustiak aus Schiraz (gest. 1420 oder 1427, Ethe Gr. 304).
58. 1 ’ Kampfgespräch zwischen der Kühnheit und der
Geduld, von Plans Sachs, anfangend: ,In meiner thummen
Jugent/ datiert 17. Februar 1537; Ausg. 1612, S. 497—501.
59. kfJo Streit zwischen Lampe und
Kerze, persisch in Prosa von Scharaf al-Din P'adhl Allah al-
Kazwini (13.—14. Jahrh., Ms. Brit. Mus. 3322 (Ethe Gr. 338).
Land, s. Meer.
59. 1 * La Guerre et le debat entre la Langue, les membres
et le ventre etc. Nouvellement imprimd k Paris s. a. Abge
druckt in Collection des Poesies, Romans etc. publies d’anciens
Manuscrits et d’aprhs des Editions des XV. e et XVI 0 sifecles,
15 e livraison, Paris, chez Silvestre (beendet 10. Mai 1849) 16°
Lage A (zu 4 Bl.) bis f. II und 1 Bl. enthaltend eine biblio
graphische Notiz, wonach es 3 alte Ausgaben gibt: 1) Lyon
in 4°, von Verdier dem Jean d’Abundance beigelegt, 2) goth. Paris
chez Jean Treppasel, 4°, 18 BL, 3) goth. Paris s. a. kl. 4°
18 Bl. mit Holzschnitten. Ein Faksimile der letzten Ausgabe
edierte die Societe des bibliophiles frangais in 30 Exempl. Groß
velin mit 2 Blatt Avertissement von Monmerque; sie liegt
auch der Ausgabe 1849 zugrunde. Als letzte Quelle hat man
wohl die Aesop’sche Fabel anzusehen. Das Gedicht ist nach
Brunet, Manuel II, 1294, die Übersetzung eines solchen von
Johannes Sarisheriensis.
Die vorliegende Bearbeitung des als Fabel des Agrippa
bekannten Streites der Glieder (vgl. membra) ist darin eigen
tümlich, daß die Zunge die andern Glieder aufstachelt, nämlich
Augen, Ohren, Nase, Hände, Füße, welche als Disputanten
auftreten. Vor den Reden derselben ist die Figur eines Mannes,
Rangstreit-Literatur.
47
meist neben einer gedeckten Tafel, abgebildet. Die Überschrift
lautet: Le debat de la langue et du vcntre (der Anfang lautet:
L’acteur conamence h parier). Die Strophe bestellt aus 9 Zeilen,
worin 1 2, 3 6 7, 4 5, 8 9 reimen.
60. Lanze und Bogen, persisch von Asadi (um 1010—
30), bei Ethd S. 88—94, deutsch S. 94—101, Gr. 226.
Lanze, s. Schwert.
61. Comparison between tlie Lark, tbc Nightingalc, the
Tlirush (Drossel) and the Cuckoo van Saltwood (Remains of
the Early Populär Poetry, Introd. p. XIV, XV, Ethe S. 57, n. 12).
Laute, s. Violine.
Leib, s. Seele.
Leben(dige), s. Life, Tod, (Tote) und Vivus.
Liebchen, s. Liebhaber.
Liebe, s. Vernunft.
62. Streit zwischen Liebhaber und Liebchen; das letzte
der 5 Streitgedichte von Sä'in al-Din Ali b. Tarika al-Isfahani
(gest. 1431/2), Ms. Brit. Mus.; s. unter Vernunft die Berichtigung
von H. Y. VI, 139.
62. b Defence of death, a most excellent disscourse of
Life and Death written in French by Philip (sic) de Monay
Gent and doone (sic) into English by E. A. 157 (Typ. Antiqu.
IV, 575; Ethe S. 58). S. auch Tote.
Linum, s. Ovum.
Literae alphab., s. Buchstaben.
63. Locke und Kamm, persische Prosa, anonym, Ms.
Brit. Mus. Add. 44 und 5622 (Etbd, Gr. 229).
64. Löwe und Fuchs, aus dem persischen Fabelbuch
Anwari Soheili, deutsch von Ethb, Morgenland. Studien, Leipzig
1870, S. 147.
[Lombarden, s. Provenzalen.]
65. Controverse between a Lover and a Jay (Elster),
von Fheylde (Remains of the Early Populär Poetry, Introd.
p. XIV, XV; Ethe S. 57, n. 11).
Loyicus, s. Presbyter.
Busch, s. Wasser.
66. Rangstreit zwischen weißen
und braunen Mädchen, arabisch von Hamid al-Hakkak, Ms.
Brit. Mus. 640» (Ethe S. 52, n. 5).
48
IV. Abhandlung: Steinschneider.
67. Streit zwischen Männern und Frauen (Weibern) arab.
von Hamid usw., vor n. 70, s. diese.
68. Männer und Frauen (Weiber), s. n. 31 (2, 41) —
s. auch Man.
Maid, s. Wife.
69. Wettstreit zwischen den Städten Malaga und Sale,
arabisch von ihn al-Khatib [Lisan al-Din, gest. 1374, Brockel-
mann II, 262, n. 10], bei Josef Müller, Beitr. z. Gesch. d. westl.
Araber, München 1868 (Ethe S. 53, n. 10).
Male, s. Bene.
70. Interlocucyon (sic) with an argument betwyxt man
and woman and wbich of them could prone to be most ex-
cellent, in Typogr. Antiqu. II, 381 (Ethe S. 57, n. 14), — s.
auch Männer und Philosoph.
Lucaini (p. 28) bemerkt, daß beim Rangstreit zwischen
den Geschlechtern das weibliche stets nachstehe (cede),
weil der Dichter dem männlichen angehört. Das erinnert an die
Fabel des Lokmann, worin der Löwe sagt: Wenn der Löwe das
Gemälde anfertigt, so würde ein Löwe den Menschen zerreißen.
71. Marguet converti, bei Jubinal, Nouveau recueil de
Fabliaux etc. I, 317—26, in Strophen zu 8 Zeilen mit 2 Reimen.
M. diskutiert mit einem Greise; Littre, Hist. Litt, de la France
XXIII, 218. Den Anfang kann ich nicht angeben, da mir
Jubinal unzugänglich ist.
7U Le Mariage des sept Arts et des sept Vertus, Ms.
in Rheims, vielleicht von Jean le Tenturier. 410 Verse in ein-
reimigen Vierzeilen (14. Jahrh.); Littre, 1. c. p. 221.
71.° La Bataille et le Mariage des sept Arts, von Jean
le Tenturier (14. Jahrh.), ediert von Ach. Jubinal, Nouv. Rec.
de Fabliaux etc. p. 56; Littrö, 1. c. p. 223; d’Ancona, Orig. 2
I, 548, n. 2 scheint eine Separatausgabe Paris 1838 anzugeben.
71. d Contrasto fra Marito e Moglie di Noto in Sicilia
composto dal contadino Salvatore Piccinano, zuerst von Ap.
Lumini, Le farse ecc. 1888 p. 18 — 22, anf.:
,Vaice garlanne davanti e derreri
Comu virissi agghienti di luntanu'.
— Diese Carnescialata besteht aus 19 ungezählten Strophen
zu je 8 Zeilen mit alterierenden Reimen, 1 3 5 7, 2 46 8.
Matrimonio, s. Tugend.
Rangstreit-Literatur.
49
71. e De Mauro et Zoilo, in: The Latin poems attributed
to Walter Mapes, ed. by Th. Wright, London 1841, p. 243—
50; 260 Verse in gereimten Vierzeilen; Anf.: ,Nuper ductu
serio plagam ad australenF. Der Mönch und sein Gegner ver
söhnen sich zuletzt.
72. The Justes (Jouanier) of the Moneth of May and
June, von Charles Brandon, in the 22. year of the reygne of . . .
Ivynge Henry VII. (1506), gedr. 1507, in Remains of the Early
Pop. Poetry II, 110 (Ethe S. 57, n. 13).
Medina, s. Mekka.
73. Meer und Land, s. unter n. 31 (L. 43).
73. b Rangstreit zwischen Mekka und Medina, arabisch
LAU.*» vom Scheikh und Imam Nur
al-Din Ali b. Jusuf al-Zarandi al-Ansari (aus unbestimmter
Zeit), ein Auszug, dessen Anfang Hadji Khalfa VI, 146, n. 12987
angibt. Der Verfasser ist nur an dieser Stelle erwähnt, nach
Index VII, 1190, n. 7089.
Melancholischer Jüngling, s. Philosophie.
73. c Disputatio Membrorum von Philippe de Greve
erwähnt Bartoli, Storia II, 78, aus Meyer, Documents Mss.
p. 34, welches Zitat ich nicht weiter verfolgen kann. S. auch
Auge und Langue. Das Pro und Contra der Frauenfrage
bespricht Antonio Pucci in einem Artikel, welchen Al. d’Ancona
im Propugnatore, t. III, 1870, p. 35—53 mitteilt. Auch dort
werden die berühmten bösen und braven Frauen aus Bibel und
klassischer Literatur als Argument angeführt; vgl. unter 136 a .
Mensch, s. Tier.
Merchant, s. Gentylness.
Merkur, s. Gold.
74. Merle (Amsel), and Nightingale, von Dunbar, in
Remains I, (Ethe S. 57, n. 8 ohne Seitenzahl).
Mond, s. Sonne.
75. D*fii njn® man Dialogo dos Montes, auto que se
representou com a rnayor aspectacäo, e solemnidade na Syna-
goga Amstelodama etc. A. 3384. Composto pello erudito Senhor...
Rehuel Jessurun etc. Amst. 1767, 4° (12 und 100 p.). Der
Verfasser ist Paul de Pina. Die Reden von 7 Bergen wurden
Mit musikalischer Begleitung vorgetragen in der Synagoge
Beth Jahacob in Amst. am Pfingstfest 1767. Näheres über
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 4. Abh. 4
50
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Buch und Verfasser bei Kayserling, Biblioteca Esp., Straßburg
1890, p. 89.
Mortuo, s. Vivo.
Mund, s. Zunge.
76. Disputatio Mundi et religionis, von Guy de la Marche,
s. Haureau, Notices et Extraits, t. VI, p. 255.
76. b Disputatio Muscae cum formica, ediert von Bekker
im Bericht über Verhandlung der Berliner Akademie 1850,
S. 9—16 (d’Ancona, p. 33), 276 Zeilen in vierzeiligen Beimen.
Der Verfasser nennt sich am Anfang: ,Eo Bonvecin de la Riva
no vojo fa k’eo no digab
77. Wettstreit zwischen Musel
mann und Perser, persisch von Asadi (Ethe S. 57, Gr. 226).
78. j_5jj Wettstreit zwischen Nacht und Tag,
persisch von Asadi, bei Ethe S. 77, deutsch S. 83—88 (vgl.
S. 60, Gr. 226), um 18 Beit mehr als bei Hammer, dessen Über
setzung auch bei H. Jolovicz, der poet. Orient, 2. Auf!., Leipzig
1856, S. 438: Tag und Nacht.
79. Desgleichen hebräisch von Jehuda Älcharisi, s. oben
n. 31 (K. 39).
79. b Rangstreit zwischen Nacht und Tag, arabisch
iJ-AÜ (jä Ms. der Refaja in Leipzig n. 357 f.
11—18 (abgeschrieben von Goldziher 1878), verfaßt von dem
Mystiker 1 Älaiuan b. Atijja al-Humawi (gest. 1527); vgl. auch
Brockelmann II, 333, n. 13.
79. c Le debat et proces de Nature et de Jeunesse,
anonym, gedruckt hinter Debat de deux Demoyselles, Paris
1825, p. 71; in Strophen zu 12 Zeilen, wovon 1 2 4 5 9 reimen,
ebenso die übrigen; Anfang:
,Le Prologue c’est l’Acteur,
Pourtant se (sic) j’ay la teste follek
Die Jeunesse erklärt schließlich: ,Nature bien m’accorde a toy .
80. Wettstreit zwischen Nachtigall und Falke, vor Salomo,
türkisch, anonym, Ms. Gotha, Katalog Pertsch S. 162 (Ethe
S. 76). — S. auch Nightingale.
81. Disput zwischen Narzisse und Rose (>jü'3
arab. in Prosa und Versen von al-Dahmarawi, Ms. Berlin,
Sprenger 1119 (und 1168), kopiert 1015 H. (1606/7). — Der
Rangstreit-Literatur.
51
Titel ist schon nach Sprengers Katalog S. 73: .yUl yhyU;
danach ist Ethe S. 53, n. 9 zu ergänzen.
Nemico, s. Uomo'.
Newyise, s. Conscience.
Nightingale, s. Cock, Lark, Merle, Owl, Thrnff. — S.
auch Nachtigall.
81. b Im Bellum grammaticale von Andrea Guarna dis
putiert Nomen mit Verbum usw.; d’Ancona 2 I, 548, n. 4.
81. “ Tenzone fra l’Onore e la vergogna, anfangend: ,Udite
una contenzione‘, in der Sammlung ,Laudi' ed. Salviano, Roma
1558, p. 130, n. XCIV, wohl auch in anderen Ausgaben der
Laudi (d’Ancona 2 I, 156, n. 5). In der Ed. Firenze 1485 fand
ich diese Tenzone nicht, auch nicht in einer modernen.
82. U-« Wettstreit zwischen Opium
und Tabak, persisch, vom anonymen Dichter selbst geschlichtet
durch gleiches Lob als seine besten Tröster, Ms. Brit. Mus.
Add. 16803, kopiert 1743 (Ethe S. 74, n. 2).
83. Conflictus Ovi et Lini von Hermannus Contractus
bei du Meril, Poesies popul. lat., Paris 1843, p. 379; ungezählte
nicht gereimte Strophen, anf.:
,Tempore quo rumpi linum solet herba vocari
Cum sibi jam telas spondet anus dubiash
84. The Owl and the Nightingale, anonym, in Remains
of the Early Pop. Poetrie I Introd. (Ethe S. 57, n. 10).
Paradies, s. Enfer.
Parse, s. Muselmann.
85. Dialog zwischen den Perlmuscheln und den Perlen
in arabischer Sprache: jjD? i_>L5, von abu Hafts Omar
■il-Harnadi, Damaskus 1302 II. (1885), kl. 4° (28 S.; s. Lam
brecht, Catal. de l’Institut de langues Orient, viv. p. 425, n. 3304).
Per sei - , s. Araber.
86. Streit zwischen Pfeil und Bogen, aus König und
Derwisch, persisch von Hilali (getötet 1532/3), bei Ethe S. 133
(vgl. S. 73, Gr. 728), deutsch von Ethe, MorgenL Studien, S. 239,
s. Kongreß 733.
87. Pfeil und Schwert, persisch von Ansari (gest. 1059),
deutsch von Hammer, auch in H. Jolowicz, der poet. Orient,
2. Auf!., Leipzig 1856, S. 437. Über den Verfasser s. Ethe,
Gr. 282.
4*
52
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Phantom s. Wahn.
87.” De Phillide et Flora, anonym, zuerst ediert in
Aretins Beiträge zur Gesch. und Lit. IX, 302—9, dann ans
einen Ms. unter den latein. Gedichten, welche Walter Mapes
beigelegt werden (1841), p. 258—67; besteht aus 316 Versen,
wovon je 4 reimen, Anfang:
Omni parte florida, coelo puriore
Picto terrae gremio, vario colore.
Phillis liebt einen ,clericus‘, Flora einen Soldaten. Fast die
Hälfte des Gedichtes schildert den englischen Gerichtshof.
Eine englische Übersetzung s. folg. n.
87. c An amorous contration of Phillis and Flora. Trans-
lated out of Latine by R. F. Esquire, im Anhänge zu Mapes
Gedichten, bei Wright, 1. c. p. 264—71 in 2 Kolumnen, je 4
Zeilen (nicht gezählt) reimen; Anfang:
,In floyry season of the yeere
And whan the firmament was cleere 1 .
87. a Hans Sachs. Gespräch der Philosophie mit einem
melancholischen betrübten Jüngling; anfangend: ,Eins mals
lag ich im Stimmer'; datiert 27. Oktober 1567; Ausg. 1612,
S. 793—5.
Philosophie, s. Talmud.
87. e Istoria noua de uno Contrasto dignissimo interlocutori
Uno Philosopho con uno suo amico quäl sia el (sic) meglio
prender moglie o no ecc. ecc. Cosa uera et chiamasi Sonaglio
delle donne, anonym, s. 1. e. a., 4° (Anf. 16. Jahrh.); 4 unge
zählte Bl. zu 2 Koll. — Andere Ausgaben betitelt: II Sonaglio
delle Donne, s. 1. e. a., 4° (16. Jahrh.; 6 Bl. mit 5 Figuren);
Siena, alla Loggia del Papa s. a. (6 Bl. mit 3 Fig.); Lucca,
per il Ciufetti, s. a., 4° (17. Jahrh.; 4 Bl.); Leida e si vende
in Livorno ... 16° (60 fae.); modernisierter Nachdruck der
1. Ausg. mit Varianten der 2 vorangehenden Ausg., durch
A(ntonio) B(entoloni), abgezogen in 100 Exempl., aber auch
in der Sammlung: Poeti burleschi ecc. des Buchhändlers Masi
t. XVIII, parte 3. — Alle diese Ausg. (außer der 1.) beschrieben
von Bertoloni, sah Batines (p. 82), der noch zitiert: Siena alla
Loggia del Papa 1611, 4°, und Todi per Crispolo Ciccolini
[s. a.?] 12° (20 pp.). — Es versteht sich, daß der Philosoph
Hagestolz, der Freund verheiratet ist.
mm
Rangstreit-Literatur. 53
88. ,Platane und Winde', persisch von Sa c di (gest.
1265), deutsch hei W. Bacher, Sa'dis Aphorismen, Straßburg
1879, n. 193.
Plato, s. Reich.
Plawman, s. Merchan.
Player (Dice-) s. Woremonger.
Pluto, s. Reichtum.
Povertk, s. Reich.
8S. b De Presbytero et Logico, nach einem Ms. unter
den latein. Gedichten angeblich von Walter Mapes ediert von
Tb. Wright (1841) p. 251—7; 216 Zeilen, wovon je vier
reimen; Anfang: ,Hora nona sabbati tempore florenti'. Schließt
mit einer Ermahnung an die Presb.: ,Adeste presbyteri logi-
cum adite'.
88. c Streit des Propheten mit den Christen, bei Djamal
al-Din n. 2, nur 7 Zeilen, über Jesus, also nicht streng in
unseren Kreis gehörend.
Prophet, s. Illis.
8S. d Der Vorzug der Provenzalen oder Lombarden in
Tenson zwischen Eaiinons de Miraval und Bertram Falco, bei
Selbach S. 76, n. 140, steht an der Grenze unseres engeren
Gebietes eigener Anpreisung. Über eine Analogie bei Immanuel
b. Salomo s. zu n. 1536 d .
Quareme, s. Karasen.
Quecksilber, s. Gold.
Rabbaniten, s. Karaiten.
Ragione, s. Gola.
89. Reich(tum) und Arm(ut) sind Gegensätze, die schon
m Sprüchen Salomos 30, 8 als Extreme abgewehrt werden; es
wäre auffallend, wenn sie nicht durch Rangstreit ausgedrückt
wären; einen solchen arabischen hat Djamal al-Din, n. 6:
•lyülH «LUAll ol^bU-a, Rangstreit zwischen den Armen und
Reichen.
89. b Den Streit eines Reichen mit einem Armen schildert
eine Tenzone des ,Mönches von Montaudon 1 , nach Selbach S. 45,
m 89, dessen Angabe (305, 13) ich nicht weiter verfolgen kann.
Uber den Verfasser s. Fauriel II, 190 und Mahn, Werke der
Troub. II, 57.
54
IV. Abhandlung: Steinschneider.
89.° Ich stelle hierher eine italienische dramatisierte Be
arbeitung: La contenzione della Povertä contro la Ricchezza
Rappresentazione tragicomica {anonym), Firenze 1564, 8°; in
7 Akten, Prosa; Batines p. 81, n. 13.
89. d Klage, Antwort und urteyl zwischen Frau Armut und
Pluto, dem Gott des Reichtum!) unter yhm das pesser sey, von
Hans Sachs, Nürnberg 1531, kl. 4° (4 Bl. zu 2 Koll.), Anfang:
,Ein st rnals mich in dem Hornung kalt
Mein weg trug durch den dicken walth
S. 556, Ed. 1612. Richter ist ,der Waldbruder'. Datiert nur 1531.
89. e nnai naa Streit des Reichen und des Armen in
hebräischen und deutschen Reimen mit vier kurzen Vor
reden, von Alexander b. Isak Pfaffenhofen, geboren im Elsaß,
verfaßt nach dem Tode seines Sohnes und der Pest im Jahre
1625, Ms. Bodl. Neubauer 1415, wonach meine Notiz im Sera-
peum 1864, n. 407, nach dem handschr. Katalog, und Benjacob,
Thesaurus S. 341, n. 1572 zu berichtigen und ergänzen sind.
89. f 'jjn “i'W npibna Streit des Reichen und des Armen,
unvollständig im Ms. Hirsch 61 (1811) in New York, f. 129 1 *,
nach Mitteilung des Prof. A. Marx von März 1906.
90. Reichtum und Weisheit bilden den Wettstreit
zweier Troubadours (Fr. Hueffer, The Troubadours, London
1878, p. 117; Ethe S. 52); Gold und Gut oder Wissenschaft
(Selbach S. 76, n. 47, S. 89, n. 183).
90. b Le Debat du Religieux et de l’homme mondain,
Paris, 21 Mars 1491, 4°; auch in Dance aux aveugles 1749
(wo 3 Strophen fehlen), und s. 1. e. a., 12 Bl. — Stanzen von
8 Zeilen. Anfang: ,Qui prit plaisir de passer teps [temps] a
lire‘; Brun et, Manuel, II, 549.
Dasselbe u. d. T. Le Debat de l’Homme mondain et du
Religieux, s. 1. e. a. 4°, goth., 4 Bl.; Brunnet, 1. c.
Religio, s. Mundus.
90.° Disputatio Rosae cum Viola, italienisch von Bonvesin,
ediert von Bekker in Berichten der Berliner Akademie 1851,
S. 39 (d’Ancona II p. 33, nota 2 II, 553, im Index p. 594, 552).
248 Zeilen, in vierzeiligen Reimen; Anfang:
,Quilo se deffinisce la disputation
Dra rosa e dra viora (sic) . . /
Rose, s. Narzisse.
Rangstreit-Literatur.
55
90. d J$Disputatio Rosarii, Rosae et
Narcissi, persisch von Maulana Muhammed b. Husein, verf.
970 H. (begann 31. August 1562); Hadschi Khalfa VI, 140,
n. 12989; der Verfasser ist nur hier erwähnt, s. Index p. 1154,
n. 5815.
Ruff, s. Band.
Rum, s. China.
90. e Altricatio [Altere.] Rusticorum et Clericorum niota
per eos coram dom. Papa tamquam judici assumpto, s. 1. e. a.
(cir. 1470, d’Ancona 2 I, 561, n. 8).
91. Streit zwischen Sabbat und Chanukka anfangend
prrvi wj3 reum na© -paa ’ö, teilweise scherzhaft, von Salomo
Scharbit ha-Sahab, dem Verfasser des Streites der Buchstaben
n. 12., Zunz, Lit. 372 gibt prinzipiell nicht an, wo das Gedicht
zu finden sei. In den zwei Wörtern des Anfangs ist wohl auch
die Stelle im Morgengebet angedeutet, wo das Gedicht zu
rezitieren wäre.
92. Streit zwischen Sabbat und den Festen, s. oben n. 44 c .
Saber, s. Cor.
Sale, s. Malaga.
Sanftmütigkeit, s. Zorn.
Schere, s. Feder.
Schlägel, s. Ball.
92. b Disputa fra (un vecchio) la Sapienza e la Fortuna
(von Annibale Bentivoglio aufgeführt 1490), s. II Propugnatore,
nuova serie II, 127, d’Ancona 2 II, 129, Anm. 4 zu p. 128.
93. Streit zwischen den 8 Schriftarten, arab. von abu
Muhammed Abd Allah b. Ahmed s. Salamat al-Mukaddasi
[Makdisi], Ms. Gotha 2778 (Ethe S. 52, n. 4).
Schwert, s. Feder.
94. 'ij.tu*, Feder und Schwert, persisch von
Falchr al-Din (1072—92) zweimal, das kürzere Gedicht bei
Ethe S. 118, deutsch S. 120; vgl. S. 72, Gr. 227.
95. fASUlj i Xj.i.lixi Rangstreit des Schwertes und
der Feder von abu Hafis Ahmed Muhammed al-Katil al-Anda-
lusi, der noch 440 H. (beginnt 16 Juni 1048) lebte, o 1 - 5 ? (?)
jh <0\ Jyü\ cy c > kann nur bedeuten: Er ist der erste
in Andalus, von welchem die Abfassung eines solchen Gedichtes
berichtet wird; aber Flügel (H. Kh. VI, 7, n. 12535, vgl. VII,
56
IV. Abhandlung: Stein Schneider.
1078, n. 2951) übersetzt unbegreiflicherweise: ,primes qui
in Andulus praestinationi divinae convenienter interfectus est!
Hat er einen anderen Text vor sich gehabt?
Hammer (Lit. d. Araber V, 489) n. 4413: ,Ebu Haffs (sic)
Ahmed Ben Bord(!) schrieb über den Vorzug der Feder und
des Schwertes, der erste (nach dem Zeugnisse ibn Chakans),
welcher darauf aufmerksam machte'. In der Anmerkung heißt
es: ,H. Ch. kennt diese Abhandlung nicht und nennt nur zwei
andere (n. 6191, Bd. III, 423); in der Geschichte des osmani-
schen Reiches sind mehrere osmanische [d. h. türkische] ange
geben'. Meine Auffassung fand ich bewährt durch Goldzihers
Angaben in der hinter n. 99 zitierten Abhandlung S. 322, wo
als Quellen al-Dhabbi Ed. Codera n. 954 und Makkari II, 364
zitiert sind.
96. jJ-äJl "zyLU..*, Rangstreit zwischen Feder
und Schwert und Dinar (Goldmünze), arab. von abu Nasr
Ali b. Hibat Allah b. Makula (^SU, gest. 1094, oder etwas
früher); anfangend: ü\ (II. Kh. VI, 8,
n. 12836, VII, 1184, n. 6849; zu ergänzen eine Verweisung
unter Ali VII, 1038; III, 264 zitiert er Avicanna (bei Brockel
mann I, 354 nur als Geschichtschreiber).
97. b i-li-o Rangstreit zwischen Schwert und
Feder, arab. von Zein al-Din abu Hafts Omar ibn fd-Wardi
(gest. 19. März 1329), in mehreren Mss., auch aufgenonnnen im
Diwan, gedruckt Konstantinopel, 1300 II. (Ethe S. 53, n. 7,
ergänzt aus Brockelmann S. 140, n. 23; II. Kh. VII, 1255,
n. 9434).
98. üj.ä.UL« Lj» die gereihte Perle,
Rangstreit zwischen Schwert und Feder, arab. von 'Safi b.
Ali b. Abbad aus Askalon (gest. 730 II., beg. 28. Oktober 1329,
Goldziher, Wiener Z. f. K. M. XIII, 1899, S. 322 A. 4).
99. Rangstreit zwischen Schwert
und Feder, arab. von Djamal al-Din Muhammed b. Muhammed
ibn Nabata, oder Nubata (gest. Oktober 1366), Ms. Kopenhagen
231 (Ethb S. 53, n. 3, ergänzt aus Brockelmann II, 12, Z. 2;
vgl. II. Kh. VII, 1113, n. 4853).
100. ÄJUoj von Molla Ali b. Amr Allah,
vulgo ibn ^$0.43 (Hinnaji, oder Khinali etc. gest. 979 H., beg.
26. Mai 1571), nach II. Kh. III, 646, n. 7367: wo der
Rangstreit-Literatur.
57
Anfang; VII, 1034, n. 1264, ,sec.undum rationem humanitatis
studiosorunP für arab. Jp', d. h. die Humaniora betreiben (hier
soviel als Belletristen, im Gegensatz zu eigentlichen Poeten
im engeren Sinne?).
101. Desgleichen von Molla Ahmed Busnawi (gest. 983 H., be
gann 12. April 1575; H. Kh. III, 412, n. 6191, VII, 1524, n. 870).
102. Streit des Schwertes und der Feder im persischen
Mathnawi von Mas c ud al-Kummi (1462, s. unter Sonne und
Mond), Ethe S. 75; Gr. 228; bei H. Kh. VI, 140, n. 12988
(VII, 993): Goldziher (1. c. unter n. 98) behandelt den Gegen
satz der Begriffe von geistlicher und militärischer Macht, der
in den Symbolen vom Schreibrohr und Schwert typisch ge
worden ist/ in der Literatur des Islams als ein Moment der
Kulturgeschichte.
108. £ -0'j iyi.LLo Rangstreit zwischen dem Schwert
und der Lanze, arabisch von 'Akt al-Din Ali b. Muhammed
al-Sa di, vulgo: ibn Abd Allah al-Tsahir (gest. 717 H., begann
16. März 1315, H. Kh. VI, 7, n. 12534).
Scherz, s. Horse.
104. Streit zwischen Seele und Intellekt (b3!t>), von
Schalom al-Scliibzi b. Josef, einen vielseitigen gewandten
hebräischen Dichter in Jemen (lebte 1687), handschriftlich in
(len beliebtesten Sammlungen, welche hauptsächlich aus den
Gedichten Josefs und seiner Familie bestehen (s. meine Arabi
sche Literatur der Juden S. 239). Die Streitenden wenden
sich hier zu Anfang an den Richter:
•b ibx® brau trsu
’bbnna uxa nt 'X
'biob asm mj ix
’bxw ranpn ro’x
1 Dev Gegensatz von Buch (oder Schreiber) und Schwert ist schon im
hebräischen Wortspiel nidd und ND"o im Talmud Aboda S. 17 b zu finden.
Zu den Zitaten in Hebr. Bibliogr. Xlli (1873), 33, welche Goldziher
S. 324 anführt, füge ich: Samuel ha-Nazid (11. Jahrh.) bei Dukes, Sa
lomo b. Gabirol S. 44, Moses ibn Esra, bei Dukes, M. b. E. S. 26:
Abraham Bederschi und seine poetischen Rivalen in der Provence,
behandeln das Thema nach einem Araber, der seinen Herrscher in
bezug auf beide rühmt ('ccnnsn ein in nusn arm Amst. 1865, S. 26), vgl.
Litt. d. Or. VII, 564 und Katal. der hebr. Mss. in Wien (wo allerlei
Unrichtiges) n. CVIII.
58
IV. Abhandlung: Steinschneider.
(Seel’ und Intellekt befragen mich,
Wem mein Lob gebühre sonderlich;
Zum Gerichte stellten beide sich;
Welche Antwort geb’ den Fragern ich?)
Ms. Berlin 182 (352 Oct., f. 1006, n. 138).
105. Der Streit der Seele mit dem Leibe (Körper) über die
Verantwortlichkeit für die Sünde, also beziehungsweise über
die Unschuld, ist dem Inhalte nach, und sogar in Verbindung mit
der Parabel vom Blinden und Lahmen, älter als die rhetorische
oder poetische Bearbeitung irgendeines mir bekannten Rang
streites. Dieser Streit wurde ein beliebtes Thema, dessen verschie
denartige Verwendung eine Monographie verdiente. Eine solche
liegt außerhalb meiner jetzigen Leistungsfähigkeit, schon wegen
der Beschaffenheit der Quellen, deren Durchmusterung erforder
lich wäre, wenn die schwierige Beschaffung gelänge. Um die hier
beabsichtigte Übersicht von Rangstreitigkeiten überhaupt nicht
durch den unverhältnismäßigen Umfang einer einzigen zu unter
brechen, werde ich hier nur einige allgemeine Bemerkungen ein
rücken ; die früheren Zusammenstellungen darüber sind eine Auf
zählung im Einzelnen, einer besonderen Abhandlung Vorbehalten.
Die Frage nach dem Ursprung des .Streites' ist viel
leicht von der nach dem Erfinder der Parabel zu trennen;
letztere, die jetzt den Kindern aus Geliert bekannt ist, mag
unabhängig einem höheren Altertum angehören; der Streit
entspricht derart dem nachexilischen, vorchristlichen Ideen
kreise der Juden, daß die Entstehung innerhalb desselben
nicht befremden dürfte. Seltsamerweise bietet uns die älteste
Quelle folgende, später sehr oft mit Weglassung der Persön
lichkeiten wiederholte Anekdote (Babyl. Talmud Traktat Aboda
Sara f. 71, ich übersetze nicht wörtlich: Antoninus [wer ge
meint sei, ist streitig] sprach zu Rabbi (d. i. Jeliuda, gegen
Ende des 2. Jahrh.): Leib und Seele können sich vor dem
[Gottes-] Gericht unschuldig erklären; der Leib behauptet:
der Sünder ist die Seele, nach ihrem Scheiden liege ich wie
ein stummer Stein im Grabe. Die Seele erwidert: der Leib
sündigte, seitdem ich ihn verließ, fliege ich wie ein Vogel 1 m
1 Die Vorstellung, daß im Tode die Seele wie ein Vogel wegfliege, ist
nach Einigen der abergläubische Grund, daß man ein Fenster öflne.
Rangstreit-Literatur.
59
der Luft. Der Rabbi antwortet mit einem Gleichnis. Ein König
setzt in einen Feigengarten zwei Wächter, einen Lahmen und
einen Blinden, jener schlägt diesem vor, ihn zu den Feigen zu
tragen, welche sie verzehren. Der Besitzer verlangt Rechen
schaft und, da jeder von den beiden auf die eigene Unfähigkeit
hinweist, so setzt er den Lahmen auf den Blinden und bestraft
sie zusammen. So macht es auch Gott; er ,schickt die Seele
in den Leib und bestraft sie beide*. Die Herbeiziehung von
Psalm 50 Vers 4, in der bekannten homiletischen Manier,
beweist sowenig einen jüdischen Ursprung als der Namen
Antonius (der noch andere Fragen stellt) den fremden. Hin
gegen ist die Verwendung der Parabel zur Theodicee und
indirekt zur Begründung der Auferstehung vor dem jüngsten
Gericht in der Blütezeit biblischer Apokryphen keine luftige
Hypothese.
In arabischen Quellen einer viel späteren Zeit wird die
Parabel, ausgeschmückt auch mit Erweiterung durch die als
Gärtner personifizierte Vernunft, anscheinend auf Inder zurück
geführt, wie in den Abhandlungen der sogenannten ,Lauteren 1
Brüder* (II, 415 des Originals Ed. Bombay, nach Mitteilung
Goldzihers, die k. Bibliothek besitzt sie nicht, deutsch bei
Dieterici, die Anthropologie 1871 S. 211). Ich habe aber schon
in der hehr. Bibliogr. (XIII, 1873, S. 31) die Vermutung ge
äußert, daß hier Inder für Juden (o~t* für >$&> ge
setzt worden sei. Die frühere Voraussetzung, daß zu jener
problematischen Brüderschaft auch Juden gehörten, habe ich
als unbegründet erkannt und so ausdrücklich erklärt; doch be
durfte es derselben nicht, um die Kenntnis der Parabel seitens
jener eklektischen Enzyklopädisten zu erklären, deren Schriften
sicher nicht vor dem 10. Jahrhundert existierten.
Beinahe um dieselbe Zeit erwähnt (Pseudo-) abu Zeid
(Le Livre de la Creation, herausgegeben von CI. Unart, Publi-
cations de PEcole des langues Orient, vivantes, Sect. IV t. 16—
18, Paris 1900—3, t. II p. 118, französ. p. 110) die Lehre von
der Auferstehung mit der kurzen Andeutung ,gleich dem
Über Seele und Vogel läßt sich vieles finden. S. unter anderem De
Gubernatis, Zoolog. Mythology.
1 Das heißt: ,wahrhaftigen 4 : diese richtige Erklärung von 4jLo)\ gab
Goldziker.
60
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Blinden, der den Lahmen trägt', worüber der Herausgeber
keine Aufklärung gibt.
Nicht lange darauf erwähnt der gelehrte Arzt al-Biruni
(gest. 1050?) in seinem Werke über Indien (India, englisch
von Sachau, p. 47) im Anschluß an indische Ansichten über
die Seele ein ,Gleichnis*. Eine Karawane wird von Räubern
zerstreut bis auf einen Blinden und einen Lahmen, welche
verbunden weiterwandern. Der Zusammenhang ist hier nicht
klar. Die Erzählung vom Blinden und Lahmen kommt auch
vor in dem arabischen Werke ‘ ^Lo, Kairo
1310 H. (1892/3) S. 65 1. Z., wie mir Goldziher mitteilt. Zu
dieser Parabel hat Viktor Chauvin in Lieges in seiner Biblio
graphie des ouvrages arabes (Lieges und Leipzig) Nach
weisungen gegeben, II, 1897, p. 221, n. 13 (Kalila); III, 1898,
p. 52 (1001 Nacht); VI, 1902, p. 10. Der Verfasser des arabi
schen Buches Ivanz al-Israr führt die Schilderung von Leib
und Seele rhetorisch aus, nach einer Mitteilung bei Pocock,
Notae ad Portam Mosis (Oxon 1654, p. 280), wonach meine
Angabe (die liebr. Übersetz. S. 852), daß Poe. den Verfasser
nicht nenne, ungenau ist. Pocock läßt bereits als jüdische
Quelle Job. Cochs latein. Übersetzung der Stelle im Talmud
folgen, die oben in Kürze mitgeteilt.
M. Müller, Theosophy, p. 201, kennt keine Parallele zum
Talmud (hei Kohut), Wilh. Linow, The desputasoun bitwen
the bodi etc. (Erlanger Beiträge zur englischen Philologie I-,
herausg. von H. Varnhagen, Erlangen und Leipzig 1889, I, S. 2), 1
glaubt der erste zu sein, der über diesen Streit auf den Talmud
zurückgeht, indem er von drei deutschen Übersetzungen die
Ehrmanns mitteilt, wo der Name Antoninus nicht vorkommt.
Er trägt kein Bedenken, den Talmud ,gewissermaßen als die
TJrzelle aller späteren Bearbeitungen zu betrachten', und be
merkt gelegentlich, es sei von der größten Wichtigkeit, die Be
ziehungen des Talmud zu den abendländischen Literaturen zu
erforschen.
105. b Contrastu ridiculusu chi fa un Sfrazzusu cu n’Avaru,
composto da me Petru Ricuparu (Ricupero da Catania) in ottava
rima siciliana, Palermo, per Mich. Costanza 1696, 16° (8 unge-
1 Vgl. d’Ancona, Origini 2 I, 551 Ende Anm. 1.
Hangstreit-Literatur.
61
zählte Bl.). Der Verfasser schickt beide zuletzt in die Hölle;
G. Pitre, Bibi. III, 260.
105. c Silber und Eisen halten einen Rangstreit in einem
dem Rechnend Ball beigelegten Werke gegen die Alchemie,
Tulik o Maruvillos del mundo etc. en lingua limosina etc.
traducidolo en espanol un discepolo, Majorca 1750 (p. 246, Cap. 2,
Disput zwischen fer und argent, Hist. Litt, de la France,
t. 29, 1885, p. 354, vgl. Kopp, Die Alchemie II, 330). — Vgl.
Gold und Merkur.
105. a Disputoison de la Sinagogue (brune) et la Saintc
eglise (eternelle), in Jubinal, Mysteres, Paris 1839, II, 506—8.
Littre, Hist. Litt, de la France XXIII, 1852, p. 216, stellt die
Disputanten um und hat die hier in Parenthese gestellten
Adjektive. Anfang: ,De les mengo vuelent [für veulent?] vivre
li mengongieU (so). Ungezählte einreimige Vierzeilen.
106. Streit der Sinnesorgane von Abraham ibn Esra,
s. n. 44 a .
Söhne (sechs), s. Vater.
Sommer, s. Jahreszeiten.
107. Rangstreit der Sonne und des Mondes im persischen
Motheawi (Zweizeilenreimen) von Khuadja Mas'ud al-Kumni
(al-Turkomani ? 1462), Ms. Bodl. Ausely 7; Ethe S. 75, Gr.
S. 228. H. Kh. VI, 140, n. 12988 : gibt
weder Zeit noch Sprache an, letztere in anderen Schriften des
Verfassers (VII, 1144, n. 5432); er fügt auch Schwert und
Feder hinzu (n. 102).
Sorci, s. Gatti.
108. Liber, vel dialogus inter Spiritum et animain
de christianissimo documento humanitatis, Ms. Wolfenbüttel
2879 (IV, 85). Ob dieser Dialog ein Rangstreit sei, ist noch
zu untersuchen.
Ein alchemistisches Buch de Spiritu et anima (Ms. Wolfen
büttel, Aug. VI, 1) soll von einem Zisterziensermönch her
rühren, nach B. Haureau, Notices et Extraits de Mss. latins,
Paris 1890, V, 113.
108A Rangstreit zwischen Staat und Intellekt, arabisch:
ja. bei Djamal al-Din n. 9 (S. 70).
Stadtbewohner, s. Beduine.
Synagogue, s. Sinagogue.
62
IV. Abhandlung: Steinschneider.
109. JusbyJlj Ä-L«Jl J-*>\ Rangstreit der Sunniten
(Orthodoxen) und Heterodoxen von abu 1-Mahasin Jusuf al-
Tufeili (ohne Zeitbestimmung); H. Kh. VI, 140, n. 12986 (nur
hier, nach Index VII, 1142, n. 5358).
Superbia, s. Humilitas.
109A Worke for Cutleos or a Merry Dialogue between
Sword, Rapier and Dagger (Dolch), gespielt von Studenten
in Cambridge, gedruckt in London 1611 (Harl. Miscell. London
1813, vol. X, n. 212), Prosa; Ethe, p. 59, n. 25.
Surci, s. Gatta.
Tabak, s. Kaffee und s. Opium.
Tag, s. Nacht.
110. nK'&imb’Bm mübnn an Streit des Talmud und der
Philosophie, von einem Anonymus, nicht vor dem 13. Jahrh.,
Reimprosa aus Ms. Paris 1005, ediert von Israel Goldblur, in
D’iBB bin®' ’»5I3 (französ. Tit. Tresor d’Israil a Paris), Wien
1894, S. 20—24 (über dieses Buch vgl. die hebr. Zeitschr.
npinn I, 111). Die Philosophie beruft sich auf einen angeb
lichen Ausspruch des Aristoteles: 1 ,Erschlagt den, der kein
Gesetz (min, positive Religion) hat'; und führt Moses, den
göttlichen Mann [4. M. 33, 1] Sohn des Maimon' (gest. 1204) an
(S. 21). Die schließliche Aussöhnung besteht darin, daß der
Unterricht mit dem Talmud beginne und die Philosophie folge.
Das erinnert allerdings an den langen wirklichen Kampf um
die Philosophie und die profanen Wissenschaften im 13. Jahrh.,
wohin Halberster das Stück versetzt (vgl. meine Einleitung in
die jüd. Lit. d. Mittelalters, in Jewish Qu. Rev. XVII; 1905,
p. 354—69). Der Stil ist allerdings nicht der elegante der
Streitschriften jener Zeit.
Tamia, s. Tuogno.
Thrush, s. Lark.
111. Tiere und Mensch, Ms. hebräisch Turin 238 (Peyron
p. 251) f. 276 enthält unter anderen Streitgedichten: ,Questus
animalium in hominem'; ich habe oben (n. 44“) das dem ihn
Esra beigelegte Gedicht identifiziert, welches dem Inhalt der
Abhandlung Tier und Mensch entspricht, welche der Enzy-
1 Wenn ich nicht irre, wird dieser Ausspruch im Namen Platos zitiert
(von Josef Caspi?), und zwar m für nun.
Rangstreit-Literatur.
63
klopädie der sogenannten ,Lauteren Brüder' angehört, im
Original in hebräischer Übersetzung und in deutscher Über
setzung aus beiden gedruckt ist (s. die hebr. Übersetz. S. 860ff.).
Die Vermutung liegt nahe, daß der Titel:
disputationes hominis bei H. Kh. VI, 139, n. 12983 ein ver
kürzter und ,cum animalibus' zu ergänzen sei; solange kein
Streitgedicht dieses Inhalts bekannt ist, dürfte er aus einer
Überschrift jener Abhandlung abzuleiten und der Plural be
gründet sein.
[Tiere ,und Vögel', Hebr. Bibliogr. XXI, 10 ist eigentlich
,und Mensch', s. n. 44 c .]
Tonin, s. Bighignol.
Tools, s. Carpenter.
112. Hans Sachs. Ein Kampfgespräch zwischen dem
Tod und dem natürlichen Leben, welches unter je beden (so)
das pesser sey, Nürnberg 1533; kl. 4° (6 BL). Anfang:
Eins morgens früe in dem Herbstmon (so)
Da wolt ich auß nach Vögeln gon.
Im Index der Ausg. 1612 finde ich dieses Gedicht nicht.
113. Streit (non) zwischen den Toten und den Lebenden,
hebräisch im Gebet (Salifa) von Josef b. Mattatja; Ms. Merz
bacher (in München) 90; in einer Gebetsammlung um 1480.
Der Verf. ist offenbar identisch mit dem Gleichnamigen bei
Zunz, Literaturgesch. 370, welchen Brüll, Jahrb. I, Frankfurt
a. M. 1874, S. 99 mit J. b. M. im 15. Jahrhundert identifiziert,
hn Jahre 1343 schrieb Josef b. Mattatja Ms. München 268.
113. b Streit zwischen Trabuquet und Cata von Raimon
Escrivan (Chrest. 317), worüber Römer, Volkstüml. Dichtungs
arten der altprovenzal. Lyrik (Ausgaben und Abh. a. d. G. d.
vornan. Philol. 26), Marburg 1886, S. 65, A. 13 zu S. 22 Tenzone;
Selb. S. 45, n. 90.
Tradition, s. Bibel.
Traube, s. Dattel.
114. bo2>(sn “®D Buch des Intelligenten, Streit (non)
zwischen dem guten Triebe und dem bösen, von Tohia Isak
Baruch in Nizza Monserrato, Autograph 1783 (oder 1782?),
Ms. Halberstam 398 (52 Bl., 4°), jetzt als Ms. Montefiore 309
in Jews College London; s. II. Hirschfeld, Descript. Catalogue
of the Hebrew Mss. of the Montefiore Library, London 1904,
■
64 IV. Abhandlung: Steinschneider.
p. 95, wo die technischen hebr. Bezeichnungen amn mn und
pan (Genes. 8, 21), das ,Sinnen, Dichten, Trachten 1 des Herzens,
mit dem englischen plur. good and evil pmaginations 1 nicht genau
wiedergegeben ist; mag auch eine englische Bibelübersetzung
diesen Ausdruck gebrauchen. Der Gegensatz ist ein ethischer,
nicht ein psychologischer; der Jude stellt sich persönliche
Dämone vor.
115. Im Katalog der hebräischen Handschriften und Bücher
usw. des Professors David Kaufmann (jetzt Eigentum der ungari
schen Akademie), beschrieben von Dir. Max Weiß (Frankfurt
a. M. 1906, S. 169, n. 52If. 630), heißt es: ein Wechselgesang
des jnn n!t' und aitsn na’, jeder Gesang in 4 Strophen, beginnend
(ich übersetze aus dem Hebräischen): ,Es spricht der böse
Trieb, die Verständigen unter den Israeliten (Muhammedanern)
haben schön gesagt: Hütet eure Frauen . . Es ist kaum zu
zweifeln, daß hier ein Wettstreit vorliegt, ob innerhalb unseres
Themas. Der böse Trieb kommt schon in Genesis 8, 21 vor,
der gute Trieb ist ein entgegengesetzter Engel (s. die Zitate
bei J. Levy, Neuhebr. u. chald. Wörterb. II, 259). Hiermit
hängen die Kontraste des Dämons zusammen (d’Ancona,
Orig. 2 II, 599: Contr. di fra Beizebub).
115. b pni am iX’ pa man Disput zwischen gutem und bösem
Trieb, ohne Quelle bei Fürst, Bibi. Jud. I, 288, und wohl
daher bei Benjacob, Thesaurus, Wilna 1867, S. 505, n. 6 unter
’36t, stammt wohl aus . . , ixni ixa man, einer Operette, worin
die singenden Personen: ein Kind, der gute und der böse
Trieb, die Bewohner des Paradieses und der Hölle; verfaßt
für eine Gesellschaft (a’SNitrn) in Florenz 1670 (vgl. unten
zu 136 1 ’), ms. Schwager 69 (Katal. 11), wo dpi pba eine Um
stellung von Immanuel.
115. c Ein Kampfgespräch zwischen Fraw Tugen t und
Fraw Glück, von Hans Sachs, Nürnberg durch Harhing s. a.,
klein 4° (23 S.). — Nürnberg durch Georg Wächter, s. a., 16°
(12 Bl.); Ed. 1612 S. 535. Anfang:
,Als inn (so) des Morgen Blüt
Lustreycli das meyn Gemüt. 1
Datiert 7. Mai 1545.
115.' 1 II contrastu del Matrimonio di Tuogno e dela (sic)
Tamia el (sic) quäle e Bellissimo etc. — M. 519. [d. i. 1510]
Rangstreit-Literatur.
65
Februario', in 4° (4 ungezählte Bl. zu 2 Koll. in Versen, ge
druckt in Firenze und Siena; Batines p. 80, n. 9 mit unge
wöhnlichem Mangel an Angaben über die letzten Ausgaben.
D’Ancona p. 37, n. 4 zitiert nur Batines.
Unglaube, s. Glaube.
Untugend, s. Tugend.
Uomo, s. Danaro.
115. e Disputa fra l’Uomo e il Nemico, aufgenommen in
,Laude', ed. Salviano, Roma 1558, p. 67, n. XLVII, anfangend:
,0r udite la battaglia'; d’Ancona 2 I, 156, n. 4.
116. Debatte zwischen Vater und 6 Söhnen im persischen
Schahin Umoah des Farid al-Din ibn 'Attar (umgebracht 1230);
Ethe, Gr. S. 228. Ich kann nur annehmen, daß der Vater
hier der zwischentretende Schiedsrichter oder gewissermaßen
der Vorsitzende ist, wenn dieser Streit in unseren Kreis ge
hören soll.
Vecchia, s. Giovane.
Ventre, s. Langue.
Ver, s. Jahreszeiten.
Verbum, s. Nomen.
116. b Rangstreit zwischen Vergebung (? XöL) 1 und
Gnade (p^), arabisch bei Djamal al-Din n. 8.
Vergogna, s. Onore.
117. Vernunft und Liebe führen den 1. Rangstreit unter
fünf Paaren, verfaßt von Khwadja Sain al-Din Ali b. Tarika
al-Isfahani (gest. 1431/2, Katal. Rinu, I.), welche sich ge
schichtlich aus einander entwickeln. Die andern sind: 2. Wahn
(p*u) und Vernunft; 3. Wahn und Phantasie; 4. Gehör und
Gesicht; 5. Liebhaber und Liebchen Jms. Brit.
Mus. Add., 16839 und 23983, Ethe S. 76, Gr. 228.
Offenbar stammt aus diesen 5 Streitgedichten der unvoll
ständige und unkorrekte Artikel bei H.
Kh. VI, 140 n. 12984, den Flügel nicht fachgemäß wieder
geben konnte. Hier wird nur n. 5 als Kompendium
mit einem arabischen Anfang angegeben, welcher vielleicht
1 Freytag, Lex. arab. bat diese Form nicht; die Bedeutungen bei Dozy,
Supplem. II, 148 passen hier nicht.
SitzungBber. d. phil.-liist. Kl. 155. Bd. 4. Abh. 5
66
IV. Abhandlung: Steinschneider.
vor dem persischen Original stand, oder wirklich einem arabi
schen Kompendium entnommen ist?
117. 1 ’ Rangstreit zwischen Verstand, Recht und Glück,
wer von ihnen einen niedrig gebornen Menschen am sichersten
zu den höchsten Ehrenstellen leiten kann (der Verstand siegt),
persisch von Inscha (nach 1572) in Gulschan Litafut (Rosen
flor der Lieblichkeit); Ethe im Grundriß S. 228.
Vin, s. Wein.
Vieux, s. Jeune.
Viola, s. Rosa.
Violine, s. Laute.
118. Unter dem Namen des heiligen Augustinus ist in
dessen Werken (z. B. Ed. Basil. 1556 t. VIII, p. 1028—42) ein
libellus de conflictu vir tu tum et vitiorum (viciorum), lib. unus.
Voran liest man: ,Caeteris sanior sed nihil habens Augustink.
Anf. Postolica vox clamat. Die Einleitung zählt die miteinander
disputierenden Laster und Tugenden (mehr als 20) auf. Zu
erst spricht Superbia: Multis, imo pene omnibus meliores; ihr
antwortet Humilitas. Haureau, Not. et Extr. III, 178, bemerkt
aus einem Ms. De conflictu virtutum et viciorum, angeblich
von Augustinus, daß man am Ende finde: secundum beatum B.,
was Bernardum bedeute; eine verschiedene Abhandlung findet
sich auch in den Werken des heiligen Bernard, wovon ein Teil
in Ms. Paris 14807.
USA Giostra delle Vir tu e dei Vizi, ediert von Er.
Percopo im Propuguatore, 1887, p. 1—14 im marchigianischen
Dialekt aus dem 14. Jahrhundert, bearbeitet nach Prudentius
Clemens Psychomaetria (Gedicht) 1 und dem Conflictus von
Bernard, von einem anonymen Mönch, wahrscheinlich in
Macerata (s. p. 21). Der Text p. 24—61 besteht aus III Teilen
zu 16 (4X3 + 4) Zeilen, Summa 857 (so) Versen mit künst
lichem Bau und Reim, worüber s. p. 24. Anfang:
,De duy cictade voliove
dure bactalie contare
ke sempre se conbactef
1 Fabricius, Biblioth. lat. med. VI, 324 zitiert einen anderen Prudentius,
dessen de septern peccatis mortalibus et virtuti septeni oppositis, ms. in
Quedlinburg. Ich konnte diese Notiz nicht weiter (etwa in einer neuen
Ausgabe des Prelli, s. Prop. p. 16) verfolgen.
Rangstreit-Literatur.
67
Vgl. D’Ancona, Orig'. 2 1, 548, n. 1. Im Index II, 600, unter Con-
trasti fra le virtü celesti, verzeichnet: 124, 156, 316, 351 (Druck
fehler?). I, 124 erschienen Misericordia und Pace gegen Verita
und Giustizia (gedruckt in Sacre rappresentazioni I, 182).
D’Ancona knüpft daran eine lange Stelle aus einem ,Sermo'
des heiligen Bernard. Pag. 316 ist Parallele. — Die Tugen
den haben ihren Sitz im himmlischen Jerusalem, die Laster
im höllischen Babylon (Prop. p. 9, s. auch oben n. 49 1> ).
Der Gegensatz von Tugenden und Lastern ist begreiflicher
weise ein beliebtes theologisches Thema; zur Beleuchtung mögen
hier Mss. aus Truhlars Katalog der latein. Handschr. in Prag
(1905) dienen. N. 213 f. 82 b (lieben), 1277 Dictionarium virtutum,
1432, 1528, 1590. — In der Ausgabe von Hans Sachs 1612 ist
der Kolumnentitel des III. Teils, S. 433—724 ,Von Tugend
und Laster*.
118. ° Virtu, Fortuna und Gloria streiten um den Vor
rang in einer italienischen Aufführung 1502; d’Ancona, Ori-
gini 2 II, 74.
119. De conflictu Virtutum et Vitiorum Carmen incip.:
,Vos qui sub cristo (sic!)
mundo certatis in isto;
Ms. Vatic. Palat. 719 f. 149 (Catal. Vat. T. 1. auct. H. Stevenson
jun. 1886, 4® p. 261).
119. b II contrasto del Vivo e del Morto anonym, s. 1. e. a.
Ende 15. Jahrhundert, 4° (4 Bl. zu 2 Koll.), mit Abbildung des
Todes zu Pferde, Gedicht in Ottava rima. — Dua (sic?) con-
trasti vno del vivo e del morto e l’altro de Lanima (sic) et del
Corpo ecc., Firenze 1568, 4° (4 ungezählte Bl. zu 2 Koll.). —
Andere Ausgaben: s. 1. e. a. 4° (1. Hälfte des 16. Jahrhunderts,
Firenze, 4 Bl.); — Fir. appresso Giouanni Boleni 1585, 4°;
Fir., Dalle Scalle di Budin, 4° (17. Jahrli.); Fir. appresso alle
Scalle ecc. 4° (17. Jahrh.); Fir. Alle Scalla ecc. 1612, 4°;
desgl. 1614. Man führt auch eine Ausgabe Fir. 1606 an, auch
Fir. et Pistoja per Pierant. Fortunati (17. Jahrh.). Alle diese
Ausgaben verzeichnet Batines p. 79, n. 6 ohne ein Wort über
den Streit selbst. Novati gibt ein Ms. an, in der Scelta di
curiosita n. 187, Bologna 148 2 p. 216, wird eine Ausg. Fir. 1570
angeführt, worin der Contrasto delTanima (s. n. 105) vorangeht.
— S. auch Life und Tote.
5*
68
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Nach d’Ancona 2 1, 550, findet sich in Ausgaben und mss.
ein Contrasto del Vivo ecc. in 3 ,cantari' oder ,giornate', worin die
Streitenden die Qualen der Hölle und des Fegefeuers schildern;
er hat eine Ausg. Bologna 1809 vor Augen, vielleicht wesentlich
identisch mit Le dimande di un vivo et di un morto . . . con
le risposte, s. 1. e. a. (Mitte 16. Jahrh.). Ein gereimtes Stück:
de lo Vivo e de lo morto ist ediert von Miola; Le scritte in
volg. dei primi secoli della Nazionale di Napoli, Bologna 1878,
I, 337—48. In den Laudi aquilane, ediert von Percopo, im
Giorn. Stör. Lett. Ital. VIII, 209 ist ein Dialogo fra un V. e
un morto, worin letzterer die 9 Höllenstrafen beschreibt. Letz
tere scheinen hier überall die Hauptsache. — Die Contrasti
zwischen dem Tode und einem Sünder, oder einem Krieger
u. dgl., deren Ausgabe d’Ancona anfügt, 1 mit Hinweisung auf
Brunet Bd. II und V, beweisen nur die Macht des Todes über
alle. Dahin gehört wohl auch der Contrastu di la Morti (so)
e lu Gnuranti von Jacopo Pittureri, Palermo per Coppola 1667;
mit dem Titel: Contrasto del morto con Vignorante [früher:
simplicista ?] nuovamente composto e tradotto in lingua toscana
da Foriano Pico, Napoli, Puci s. a. (Pucci verfaßte andere)
1716 (G. Pitre, Bibi. III, 52, 256).
Miola, 1. c. p. 162 teilt ein Gedicht mit ,de virorum mor
tis', beginnend: ,Dove h la jactancia de Olofernes a la Morte',
endend: ,Et sic de aliis, qui sunt innumerabiles'. —- Wie alt
ist die Legende von Moses und dem Todesengel? (Benedetti
bei d’Ancona, Origini 2 1, 558; vgl. Mühleisen-Arnold, der Islam,
deutsch von W. Germann, Gütersloh 1878, S. 149).
Der Italiener Salomo Jesaia Bassan dichtet auf den Tod
des Salomo [b. Jesaia] Nizza (lebte noch 1718, Catal. Bodl-
p. 2359 und 3032, vgl. Mortaras Indice ecc. 1888, p. 41, Soave
im Vessillo 1880, p. 203/4, mir jetzt nicht zur Hand) ein Ge
spräch mit dem Tode, s. Katalog Schwager 6, Husiatyn 1904,
S. 85, n. 1924 und n. 1927 anonym.
Vögel, s. Tiere.
120. Vox (Fuchs) und Wolf streiten (englisch) in einem
mehr episch gehaltenen Gedicht, gedruckt in Remains of early
English poetry I, 390; Ethe S. 57, n. 7.
121. Wahn, s. Vernunft (unter 117).
122. Wahn, s. Phantasie n. 117.
Rangstreit-Literatur,
69
123. c UJ\ SjA.li.Jl (_jä ÄAjL>, Makame (ent
haltend) den Rangstreit zwischen Wasser und Luft, arabisch
von Ahmed al-Bariir (?j.-OjJl), Damaskus 1300 (1883), 23 Seiten.
Für die Schüler der Unterrichtskommission in Syrien (E. Lam
brecht, Catal. ... de l’Ecole des langues or. viv., Paris 1897,
p. 310, n. 2470).
Wasser, s. Wein.
W ein, s. Brot und s. Yine.
124. Ein Rangstreit zwischen Wein und Wasser ist mir
aus den Sprachen der Muslimen nicht bekannt. Das ist wohl
zunächst aus dem Verbot des Weins (gewissermaßen als Rivalen
des Wassers) abzuleiten, obwohl es an Lobgedichten auf den
Wein, besonders bei Persern, ebensowenig fehlt, als am Weine
selbst an den Tafeln der Großen in gewissen Zeiten und Ländern.
Anders verhält es sich in der neuhebräischen Poesie,
welche den Preis des Weines in vollem Einklang mit ihren
heiligen und autoritativen Schriften wie auch mit gewissen
Gebräuchen besingen durften. Der Wein ,erfreut des Menschen
Herz' (Ps. 104, 15); Gebt Wein denen, die erbitterten Gemütes
sind' (Sprüche 31, 6). Die Kundschafter, eine schwere Traube
auf einer Stange tragend, sieht man manchmal als Illustration
von Handschriften und Drucken. Das politische Ideal des alten
Hebräers lautet: ,Jeder unter seinem Weinstock und seinem
Ölbaum'. 1
Auf dem Altar wurde Wein geopfert. Im Plause und in
der Synagoge wird Ein- und Ausgang von Sabbat und Fest
tagen, jetzt auch Beschneidung und Trauung, mit Segen über
den Becher gefeiert; und zur Liturgie des Pasahabends gehört
das Leeren von 4 Bechern, wenn möglich roten Weines zur
Erinnerung daran, daß Pharao, nach der Legende, zur Heilung
des Aussatzes sich im Blute hebräischer Kinder badete. Be
kanntlich hat dieser harmlose Gebrauch durch Auslegung des
Hasses bis in die neueste Zeit wirklich zu schrecklichem Blut
vergießen geführt. Schon die ersten Christen ■— noch als
,Juden' bezeichnet, wurden von den Heiden beschuldigt, beim
Abendmahl Menschenblut zu trinken — wie Kirchenväter be-
1 Vgl. darüber A. S. Yahuda, Die bibl. Exegese (im 24. Jahresbericht der
Lehranst. f. d. Wiss. d. Jud. Berlin 1906, S. 21.
70
IV. Abhandlung: Steinschneider.
richten. 1 Spätere christliche Autoren kehrten den Spieß um —
wie bekanntlich aus der Umkehr einer älteren Anekdote durch
Shakespeare der Jude Shylok entstand. 2 — Am Purimfeste,
lehren alte Autoritäten, soll man so lange trinken, bis man
nicht unterscheiden könne zwischen: ,Verflucht sei Haman',
und: ,Gesegnet sei Mordechai'. Dieses jüdische Volksfest,
welches wahrscheinlich zuerst in Italien unter dem Einfluß des
Carnevale sich bis zur unjüdischen Maskerade entwickelte, 3 ist
mit einer staunenswerten Menge von Hymnen bedacht worden,
welche in verschiedenen Ländern der Liturgie des betreffenden
Ritus einverleibt wurden. Eine derselben, unt. And. ,gedruckt
mit Musiknoten von [Cantor] Ed. Birnbaum', Königsberg 1894,
beginnt mit den Worten: ,Es ist uns nicht erlaubt, Wasser zu
trinken' (Monatsschrift für Gesch. u. Wiss. d. Jud. 1902, S. 373,
n. 71). Wenn man nun den Streit zwischen Wein und Wasser
mehrfach bearbeitet und in verschiedenen Sammlungen findet, so
möchte man erwarten, daß am Purimfeste sein Platz sei; aber
nirgends ist eine Beziehung zu diesem Feste zu finden. Hin
gegen ist die erste hier folgende Nummer nach einer jüngeren
Notiz für den 7. Tag des Pasahfestes gedichtet, weil das
Wasser vom Durchzug durch das Rote Meer spricht, das an
diesem Tage gefeiert wird. 4 Für die Reihenfolge der verschie
denen Bearbeitungen des Themas ist noch kein entscheidendes
Moment mit Sicherheit aufzufinden; sie sind anonym oder von
sonst unbekannten Autoren, alle aus unbestimmter Zeit.
A: Hebräisch.
Die gereimte Überschrift beginnt: niö3 px 3’“i p'l D'ö |'3>
,Zwischen Wasser und Wein ein Streit ohne Gleichen'. Das
Gedicht besteht korrekt aus 8 Strophen zu je 7 Zeilen; Z. 1—6
1 Zitate und Folgerungen bei Corva (psendon. gel. Jude und Missionär).
Über den Ursprung .... Breslau 1840; vgl. Zeitschrift Ilebr. Bibliogv.
1900, S. 180.
2 Es gibt Schauspieler, welche glauben, der Italiener müsse in einem
deutschen Jargon sprechen.
3 Auch die sogen. Kriippchen (Krapfen, Pfannkuchen) in Italien ,Hamraels-
oliren 1 gehören dahin; s. meine Abhandl. ,Purim und Parodie“ in der
Monatsschrift f. jiid. Gesch , 1903—5.
4 Eine alte feine Bemerkung erklärt die Kürzung der Halleluja im Kitus
dieses Tages. Gott spricht: Meine Geschöpfe versanken im Meere, und
ihr wollt Lieder singen!
Rangstreit-Literatur.
71
haben den gleichen Reim, Z. 7 reimt in allen Strophen (ich
bezeichne die Strophe mit römischer, die Zeile mit arabischer
Ziffer). I, 1 lautet nbua Bj? ‘:sb nnb Hüy BV; die ersten Buch
staben von I—V ergeben den Namen des Verfassers min -1 , 1
daher ,Weinlied* von Jehuda bei Zunz, Literaturgeschichte
S. 564, Z. 1 (561 in Gestetners Mafteach, Berlin 1889, S. 58 ist
Druckfehler); VI, VII ergeben ,ben* VIII, 1—4 ,t8k, also hieß
der Verfasser Jehuda ben Elia (Elijja), nicht: ,ben Adam*,
wie Deinard 1. c. angibt, weil das 1. Wort in VIII a“ix ist!
Das Gedicht ist seit mehr als 350 Jahren mehrere Male
und wie es scheint nirgends vollständig und ganz korrekt
gedruckt; ich kenne allerdings direkt nur die 2 jüngsten
Ausgaben; die älteste a) Konstantinopel 1545, in der höchst
seltenen poetischen Sammlung niTlatl an’tr n. 227 (Catal. Bodl.
p. 506, n. 3328 und Add.) habe ich nie gesehen; — b) in der
Hymnensammlung a’nbx Tia», Oran 1880, S. 158; Str. V und
VIII sind dieselben; c) in dem Katalog der Bibliothek des
M. Sulzberger (jetzt in Jewish Theolog. Seminary, New York)
betitelt tnö mx von E. Deinard, New York 1896, S. 15—16,
wo V, 1 nas (für a'B’n) das Akrost. stört, und VI, 2 eine ein
geschobene Zeile bietet. -— Str. I, II, VII, VIII edierte L. Dukes
aus Ms. Michael 610 (jetzt Bodl. 1194, Katal. Neubauer p. 412,
n. 229) im Litbl. des Orient 1850, Col. 752, ohne Angabe des
Autors (danach ist sein Zitat in der Zeitschrift pabn V, 263
zu ergänzen). — Das Gericht entscheidet, daß der Wein mit
Wasser gemischt sein soll. 2
125. (Streit des Wassers usw.) Anfang: D’ö rans lyöü
anonym (ob von einem Simeon?), 12 Strophen, in der unter b
erwähnten Sammlung '«voir S. 159. Dieses Gedicht (nicht
124, wie ich in Arab. Lit. d. Juden S. 271, n. 231 glaubte) ist
wohl das Original des arabischen ascur bxi KübK fiötttb in der
Sammlung ams nysba, Tunis s. a. in 11 Strophen, anfangend:
Wö K’.
126. i” ay B'ü nana, anonym, in der Sammlung k td©
S. 157, anfangend: B’baNa y-PN nwa.
1 Ob in I eine Zeile überschüssig ist?
2 Über das Alter der hebräisch-jüdischen Sitte, den Wein mit Wasser zu
mischen, s. Willi. Ebstein, Die Medizin im N. T. und im Talmud.
Stuttgart 1903, S. 13.
"
72
IV. Abhandlung: Steinschneider.
127. D'bm pn npibna der Streit des Weines und des
Wassers; Ms. Bodl. Canon. 83 (Catal. Neubauer n. 378 und
Add.), anfangend: d'JM D’ns an nx m; aus Ms. Fischl Hirsch
abgedruckt von N. Brüll in seinen Jahrbüchern IX (1889) S. 5,
vielleicht unvollständig, besteht aus 4 einleitenden Zeilen und
drei Reden von Wein in 10 Zeilen, Wasser in 8 Zeilen und
Wein in 8 Zeilen.
Es dürfte in den Anfangsbuchstaben der 3 Reden ', j?,
die Hälfte des Namens Jesaia sein, so daß das Ganze aus
drei Reden des Weines und drei des Wassers bestünde, viel
leicht auch noch einem schließlichen Urteilspruch. Die Emen-
dation irtxn für r;n zu Anfang wird durch den Anfang von
n. 125 gewissermaßen unterstützt.
128. c'öm pn manba (lies nünba?) Krieg(e) des Weines
und des Wassers, hebräisch und jüdisch-deutsch, 8 Strophen,
Akrostichon in beiden Josef Sofer; Anfang: xnpj ';x jbj jni.
VIII Strophen, I, III, V, VII, VIII spricht der Wein, I, II, III,
V haben 7 Zeilen 13, 2 4, 5, G. 7 reimen; IV, VI, VII, nur
6. N. Brüll, Jahrb. IX, S. 2, edierte Text und Übersetzung,
letztere mit deutschen Lettern, wobei durch hochdeutsche Aus
sprache der Reim (1 3, 2 4, 5 6) unkenntlich wird, z. B. VIII,
2, 4: laut, Lot. — Brüll vermutet die Identität mit. Ms. Merz
bacher n. 25, geschrieben 1517, und weist Ähnlichkeiten in der
hier folgenden Nummer 129 nach.
129. p'm Q'bn pn ma’l, Streit zwischen dem Wasser und
dem Wein, jüdisch-deutsch ,nach den Methoden von Dietrich
von Bern 1 , anfangend: ,Ihr Leut, ich ruf zu eucld, und hebräisch
übersetzt, anfangend: xipK D’ü'XhD'bx, 22 Doppelstrophen von
abwechselnden Rednern, wo auf 2 besonders reimende 2 durch-
gehends reimende folgen. Die ersten Gegenreden gibt L. Dukes,
Moses b. Esra, Altona (1839) S. 23, 24. Das Akrostichon nennt
Elia b. Mose; anderweitig Elia Branz genannt (Katal. Bodl.
p. 942, Hebr. Bibliogr. XXI, 10; Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss.
d. Jud. 1905, S. 92). Die Buchstaben na'b®, welche Dukes, 1. c.
als einen Namen ,Schlita‘ betrachtet, sind die Anfangsbuchstaben
einer bekannten Eulogie. Das Gedicht ist mit Hymnen von
Akiba Frankfurt und Elia in Basel 1599, 8° gedruckt, sehr
selten; die Bodleiana besitzt 2 Exemplare. Die ästhetische
Kritik, welche Dukes an Gedicht und Verfasser übt, ist nicht
*
Rangstreit-Literatur. 73
ganz gerecht; er kannte auch das Vorbild (n. 128) nicht. —
Ich erlaube mir hier ein zu unserem Thema nicht gehöriges
Zitat: f. 33 liest man: Widerschlag ist nicht verboten, irom
lautet rückwärts gelesen ebenso'.
Wohin gehört p'n ay D’ö rcn Streit des Wassers mit
dem Wein, ms. E. N. Adler in London, S. 41 ? (The Persian
Jews p. 13).
B: Lateinische Bearbeitungen sind vielleicht noch nicht
vollständig bekannt, gedruckt sind die folgenden:
130. Goliae 1 Dialogus inter Aquarn et Vinum nach 6
Mss. ediert von Th. Wright, The latin Poems attrib. to W.
Mapes, London 1841, p. 87—92. Das Gedicht besteht aus
166 Zeilen, wovon je 4 reimen. Anfang:
Cum tenerent omnia medium tumultum.
Unter dem Namen des Primas (Hugo de Primate Aure-
liaeensis ist aus Ms. S. Marco XIV, n. 128, dasselbe Gedicht
ediert von Jakob Greiner (Kleine Schriften Bd. 3, Berlin 1866,
S. 78): Versus Primatis. Novati (Carmina medii aevi, Firenze
1883) edierte dasselbe, aber nur 156 Zeilen nach einem Manu
skript der Angelica in Rom p. 58—65, 2 die eigentlichen Streit
reden (36 Vierzeilen) haben da die Überschriften ,Aqua ( und
,Vinum 1 . Das Zitat: ,Wattenbach, Anfänge p. 486 1 (Novati,
p. 52, n. 1), vermag ich nicht weiter zu verfolgen. Der Ver
fasser träumt sich in Trunkenheit in dem Himmel und hört
den Streit in dem Olymp; für Wasser und Wein treten in den
einleitenden Versen Thetis und Lyceus (Bacchus) ein; der Wein
siegt durch einen Bibelvers, wie überhaupt auch hier auf
Bibel und Ritus Berufung stattfindet (vgl. Selbach 1. c. p. 27).
Gegenüber der oben hervorgehobenen vermittelnden Entschei
dung im hebräischen Gedicht n. 124 hebe ich die Worte des
Weines (Ed. Wright, p. 88, Z. 27. 28) hervor:
1 Golias, Goliardus (auch ,Episcopus‘) bedeutet im mittelalterlichen
Latein etwa soviel als ,Spottvogel 1 , ,lustiger Patron 1 , s. Wright, 1. c.
p. IX ff., XXII Note. XXXVII; vgl. gaillard.
3 Der Titel ist dort: Contentio aquae et vini. in ms. Vat. Reg. 85: Discep-
tatio (Novati p. 52). In Ms. Prag 1482 (Katalog Truhlar 1905) folgt
auf die Contentio f. 551: ,Super hiis (so) confessio Primatis: Estuans
intrinsecus 1 . Die Contentia endet: ,Dei patris Amen“: bei Grimm: Re-
spondi breviter vobis consentio“.
L
74
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Ergo qui potaverint (potaverit, Ed. Nov.) vinum aqua
(aquae, N.) mixtum
Sunt (est, N.) adversus Deum et Christum.
131. De Conflictu Vini et aquae, gedruckt (s. F. Wolf,
Über die Lais usw., Heidelberg 1841, S. 33, bei Tb. Wriglit
1. c. p. XXV Note) in Chr. Aretin, Beiträge zur Geschichte
und Literatur Bd. IX, München 1807, S. 1316, aus einem an
deren Ms. bei S. (Schmeller), Carmina Burana, Stuttgart 1847
(Bd. 16 der Bibliothek des Liter. Vereines), S. 232, n. 173.
Anfang:
,Denudata veritata
Succintaque brevitata'
XI Strophen, I—IX zu 6 Zeilen, XI hat 9 Zeilen (letzte:
,valde necessaria'), ob 1-—9 aus einer XII. Str. ? Z. 12 4 5
und 3 6 reimen. Ungleiches darf nicht vermischt werden.
Selbach charakterisiert dieses Gedicht durch derbe Lebhaftig
keit und Mangel der biblischen Gelehrsamkeit des Verfassers
von n. 130. In der Tat gehört es zu der profansten ,Potatoria‘.
131L Disputatio Vini et Aquae, in Schmeller, Carmina
Burana (Bd. 16 2 der Bibliothek des Liter. Vereines in Stuttgart),
Tübingen 1847, p. 35, n. 232, und bei du Meril, Poesies popu-
laires latines, Paris 1839, p. 303 (Novati 1. c. p. 52, n. 4).
C: Französische Bearbeitungen.
132. Le Debat du Vin et de leau (l’eau oder l’Eaue),
wovon Brunet, Manuel II, 55/6 ed. 1861 zuerst drei Ausgaben
genauer beschreibt: (1.) s. a., klein 4°, got., 8 nicht gezählte
Bl. (Lyon, Monrachal et Chauffard, Ende 15. Jahrhundert). —
(2.) (Paris) klein 4°, 6 Bl., Druckerzeichen des Michel le Noir
Verse zu 8 Silben; zuletzt Akrostichon (s. unten). — (3.) s. 1.
e. a., 4°, got., Guill. Tavernier. Dann folgen fünf andere Aus
gaben, ebenfalls unediert. Die Ortsangabe bei Brunet in Paran-
these ergibt sich aus dem Drucker oder dessen Zeichen:
1.) Lyon 5 Bl. 4°; 2.) got., kl. 8«; 3.) kl. 8°, 16 Bl., Holz
schnitt: ein Mann spricht mit einer Frau. — (4.) auf dem Titel
ein Holzschnitt: Christus und vier Personen an einer Tafel.
— (5.) 8°, 8 Bl. (Jean Chamey um 1530). Anatole de Montaiglon,
Recueil de poesies frangoises (so) du XV e et XVI 0 siede, Paris,
1856, IV, 103 beschreibt die von ihm gesehenen, worunter 2 got.,
in 4° die bei Brunet fehlen. Die beste Ed. ist (6.) Le Debat etc.
Rangstreit-Literatur.
75
Voran Holzschnitt, Männer an einer Tafel, 8 Bl. zu 24 Versen
(2 Strophen), zuletzt: ,cy fine le debat etc/ — Eine got. in 4°,
6 Bl. zu 32 Zeilen; Tit. Le debat du vin et de l’Eau, mit der
unbekannten Druckermarke M. H., wovon das Faksimile bei
Brunet (ältere Ed. I, 32) — (7) got. 4°, 6 BL, das Zeichen
des Mace Penthoul, zuletzt ,Cy fine . . nouvellement imprime
par Guill. Tavernier, libraire, demeurant k Provins; elender
Text. — Eine der älteren Ausgaben, vielleicht die des Michel
Le Noir in 4°, 6 Bl., ist wieder abgedruckt (von de Bock)
hinter Les Ddbats de deux Demoiselles. Paris, Didot,
1825, p. 128—42; (Text 131) •— dann Noten bis 147.
Brunet gibt 316 Verse an; Montaiglon ediert p. 103—21:
,Le Debat du Vin et de l’Eaue. [Par Pierre Janec.]‘; mit An
merkungen, Anfang in Ed. 1825: ,Ung soir (bei Mont.: Ung
jour, tout) seullet me suppoye'; die Verse sind nicht gezählt
(nach p. 104 nur 312), 26 Strophen von 12 Zeilen, worin nur
zwei Reime, nämlich Z. 1 2 4 5 9 12 und die übrigen. 1 Zwischen
Wein und Wasser redet der ,Acteur‘ (Autor), dessen Akrostichon
die letzte Strophe bildet. Das Wasser beruft sich auf Sapience
(Salomo’s, das Apokryph) sonst ist von Bibelkunde nicht die
Rede, aber von allerlei weltlichen Angelegenheiten, scheint also
kaum eine Klosterfrucht.
133. La Desputoison (sic) du Vin et de l’Jaue (sic), (etwa
aus dem 13. Jalirh.), Anfang: ,Je fui Fautrier h une feste'; zuerst
her. v. Acliille Jubinal, Nouveau Recueil de Contes etc. vol. I,
Paris 1839, und daraus bei Th. Wright 1. c. p. 299—306 in
Doppelkolumnen, also sehr lang, aber ohne Strophenbau: je 2
aufeinander folgende (kurze) Zeilen reimen. Das Wasser spielt
hier eine sehr ungeordnete Rolle, durch kurze Zwischenbe
merkungen; es sind vielmehr die Weine verschiedener Orte,
welche um den Vorrang streiten und zuletzt sich einigen (p. 306
vorl. Z. ,Plus s’entr’aimerent que devant)'. Amador de los Rios
(Hist. crit. de la letterat. esp. IV, 1863, p. 166). Montaiglon (1. c.
p. 105 note) zitiert Jubinal, Nouveaux fabliaux I, 293—311, wie
schon Littre, Hist. Litt, de la France XXIII, 297/
1 In Ed. 1825 ist im Akrost. (Z. 209) qui vouldra savoir raon nom um
zustellen mon nom savoir.
2 Der Streit zwischen Wasser und Wein wird in Frankreich noch jetzt
volkstümlich gesungen; Romania 1877, VI, 594 hei d’Ancona VI, 596.
"
76
IV. Abhandlung: Steinschneider.
D: Spanisch.
134. (Etwa 17. Jahrh.) nach einem undatierten Druck,
wahrscheinlich früh im 18. Jahrhundert, bei Th. Wright (Lat.
poems p. 306—10 in 2 Spalten: ,Nuevo y curioso romance, en
que se refiere el pleyto y publico desafio que tuvo el Agua
con el Vino para saber quäl de los dos era de mayor utilidad
e provecho.' Die Verse sind nicht gezählt, auch gar nicht ge
reimt, die Zeilen kurz; Anfang:
,En tiempo del Key Pevico
Anno de Marie castana/
Zur Zeit des Don Quixote und Sanelio Panza streiten Wein und
Wasser; Ritter und Knecht entscheiden zu Grünsten des Wassers,
,Y el poeta pide a todos
Los de la opinion contrariah
E: Italienisch.
135. ,Disputatione del Vino e dell’Acqua“ findet sich, wie
es scheint, in mehreren älteren Ausgaben: Novati p.54 zitiert C.de
Batines, Bibliografia delle sacre Rappresentazioni [Firenza 1852]
p. 80, 1 und d’Ancona, Origine del Teatro italiano [Firenze 1877]
II, 37. Er erwähnt eine seltene Ausg. Firenze 1568 in Wolfen-
biittel, nach Milchsack und d’Ancona (Descrizione ragion. ecc.
Bologna 1882). Titel: ,Nobilissima Historia della Disputatione
del Vino e dell’ Acqua, cosa bellissima da ridere', 41 Vierzeilen.
136. Novati (p. 55) besitzt eine Rezension in lombardischem
Dialekt, betitelt: ,Noeuo Dialog (so) tra l’Acqua el Vin che
per divertir fä ’l bosin‘, Milano, Tumburini, s. a. Die ein
leitenden Verse, welche N. mitteilt, beginnen: Gent d’ogni
razza e d’ogni tast. Es reimen stets zwei aufeinanderfolgende
Zeilen. Die Streitenden schließen und schwören ewige Freund
schaft: ,Massem tra i pint, mezz e boccadh Ist hier vielleicht
eine Satyre auf die Fälschung des Weines, namentlich in Gast
häusern (pint ist englisch, es gilt auch 1 / 2 ) zu suchen ? Ein voll
ständiger Abdruck dieses Gedichtes liegt mir leider nicht vor.
F: Deutsch.
136. b Hans Sachs. Ein Kampfgespräch zwischen Wasser
und Weyn, zuletzt: Gedruckt zu Nürnberg durch Hermann
1 Dort wird folgende Ausgabe angegeben: Historia della disputatione del
Vino et dell’acqua . . . composto. Firenze 1550, 4° mit Figuren.
■
Kangstreit-Literutur. 77
Hansing, s. a. (um 1536, 6 unpag. BL). Die Disputanten sind
Bacchus und Neptun. Anfang :
,Vor Jaren als in Wesslandt
Zu Genua der Statt genantL
(6 unpag. Bl. kl. 4°) S. 842 Ed. 1612; datiert 2. Januar 1536.
136. c Folgenden Titel entnehme ich Heyse, Biicherschatz
(Berlin 1854, S. 71, n. 1124): Vier schöne geistliche Lieder,
Straßburg 1630 (4 Bl.). Das 4. ,Wie der Wein und das Wasser
miteinander streiten £ usw. Anfang: ,Ein ncyes Lied wir singen
hir‘ (so). Leider gehört dieses Stück nicht zu denjenigen, welche
die k. Bibliothek aus jener seltenen Sammlung gekauft hat.
13G. C La Bataille des Vins, par Henri d’Andeli, in der
Sammlung: Fabliaux et Contes, ed. v. Barbazan, dann von
Meon, Paris 1808, I, 152—8 (vgl. Littre in Hist. Litt, de la
France XXIII, 227), 104 Zeilen, in Reimpaaren, Anfang:
,Volez oir une grant (sic) fable,
Qu’il avint l’autrier sus la table
Au bon Roi qui at non PhelippeL
Ende: ,Prenons tel vin que Dieu nous doneL Hier streiten
die Weine verschiedener Länder.
Wein stock, s. Zuckerrohr.
Weisheit, s. Reichtum.
136. d (Weisheit und Torheit). Die enge Verwandtschaft
der italienischen Contrasti mit und ihr Übergang zu dem Drama,
namentlich dem allegorischen, ist in der oben einleitend ange
gebenen Literatur anerkannt, von d’Ancona hervorgehoben.
Eine in vielfacher Beziehung interessante Illustration bietet
eine hebräische Broschüre aus später Zeit. Simcha (auch
Simon) Calimani, Rabbiner in Venedig, hebräischer Poet, der
seiner hebräischen Grammatik in italienischer Sprache einen
Anhang über Poesie hinzufügte (1815), 1 auch sonst Schriftsteller
in italienischer Sprache (Monatsschr. für Gesch. u. Wiss. des
Judentums 1899, S. 507), verfaßte auf Veranlassung einer
Hochzeit ein allegorisches hebräisches Drama betitelt nriö» bip
nenn mn w, Stimmen des Simcha (der Freude) oder Disput
1 Delitzsch, Zur Gesch. d. jiid. Poesie vermerkt: Zur Bibelübersetzung
1751.
78
IV. Abhandlung: Steinschneider.
(oder Sieg) der Weisheit, unter welcher verschiedene Personifi
kationen auftreten. Eine Notiz über diese in Venedig 1734
gedruckte Broschüre, die mir leider unzugänglich ist, gibt
S. D. Lazzatto (“tiiiKfi n'S, mit lateinischen Titel: Bibliotheca etc.,
Leopoli 1847, f. 60). 1 Letzterer weist auf ein ähnliches oft ge
drucktes Hochzeitsgedicht (nbnn Dnif’b) des berühmten Dichters
Moses Chajjim Luzzatto (gest. 1747) hin, von welchem hier nur
hervorzuheben ist, daß er darin, und noch mehr in einem
anderen Hochzeitsgedicht, welches mit Prolegomena von Franz
Delitzsch (Leipzig 1837) erschien, viele Gedanken dem Pastor
fido des Guarini entlehnt. 2
Die Juden Italiens, die ältesten in Europa, nahmen in
Literatur und Kultur eine ganz eigentümliche Stellung ein,
die ich anderswo (Monatsschrift f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. XLII,
1898, S. 116 ff. im Art. Ital. Lit. d. Juden) kurz erörtert habe, 3
und auch hier nur mit Rücksicht auf unser Thema besprechen
kann, nämlich insofern ihre Literatur zu Schlüssen auf die
Geschichte der Contrasti berechtige.
Wenn die Juden unter der Herrschaft des Islam ihren
Tribut zahlten, so waren sie in ihrem Privatleben unbelästigt,
in ihrem Wohnsitz unbeschränkt, zu den Vorlesungen der
Muslimen über profane Wissenschaften zugelassen; in der
Polemik von Zeloten findet sich nichts von ritualem Mord,
Brunnenvergiftung; an eine wirkliche Kreuzigung glaubten
sie selbst nicht. Persönliche Fähigkeit führte zu sehr hohen
Stellen, medizinische Vorträge fanden muslimische Schüler.
Unter solchen, nicht stets ungetrübten Verhältnissen entstand
eine ,arabische Literatur der Juden'. 4
Aus Italien stammt der Ausdruck ,Ghetto' (aus Borghetto)
für einen verrammelten Stadtteil, den engen Wohnplatz der
Juden; in der Republik Venedig verbrannte man 1554 den
Talmud und Tausende von hebräischen Büchern und Hand-
1 Ein gemeines handschriftliches Plagiat beging ein unbekannter Ahron
in Wien 1802; s. Hebr. Bibliogr. II, 1872, S. 65.
2 Almauzi in der hebr. Sammelschrift Kerem Chened III, Prag 1838,
S. 132 Aum.
3 Polemische und apologetische Literatur in arab. Sprache, von M. Stein
schneider, Leipzig 1877.
1 Zusammengestellt von M. Steinschneider, Frankfurt a. 11. 1902.
E angstreit-Li teratur.
79
Schriften; italienische Zensoren und Inquisitoren verunstalteten
hebräische Quellen wegen angeblicher Verletzung des katholi
schen Glaubens, teils aus Unkenntnis, worüber komische Anek
doten kursieren. Aber in keinem christlichen Lande haben die
Juden sich ihren Landesgenossen, von denen sie sich schon
äußerlich wenig unterschieden, so sehr genähert in Sprache 1
und deren literarischem Gebrauche, ausgenommen eine gewisse
Obszönität, 2 in Sitten und Gebräuchen in Verbindung mit per
sönlichem Verkehr. 5
Seit dem 17. Jahrhundert mehren sich die hebräischen
Gelegenheitsgedichte, hauptsächlich als Elegien (nj’p) auf den
Tod von hervorragenden oder bekannten Persönlichkeiten und
Gratulationen zu Hochzeiten, welche im 18. Jahrhundert die
typische Form eines Rätsels (mvi) annehmen, die wir allerdings
schon bei dem oben genannten M. Cb. Luzzatto antreffen; dafür
findet sich auch Form des Rätsels (nTnn mi2t), 4 z. B. bei Elia
Levi b. Rafael Salomo, welcher (1766—91) eine Reihe von
Gelegenheitsgedichten verfaßte, welche die k. Bibliothek zufällig
erworben hat. Diese mitunter witzigen und eleganten ,Moment
bilder 1 , meistens auf einem Folioblatt gedruckt, sind selten über
den engen Kreis der Familie hinaüsgetragen und wohl nur von
wenigen Gelehrten Italiens gesammelt worden, obwohl sie für
1 Audi der Gebrauch des Lateinischen kommt hier in Betracht. Jelmda,
genannt Messar Leon (15. Jalirh.), studiert und verwendet wohl zuerst
klassische Literatur, wie im Art. Leon (Ersch u. Gruber II, Bd. 43,
S. 119, Kol. 1) hervorgehoben ist. Isak Ilusik (Juda M. Luons Commen-
tary on the Oetus Logica, Leyden 1906, p. 5) fügt hinzu: ,as well as
mediaevel 1 ; allein letztere hat schon im 14. Jahrhundert Jelmda aus
Rom, der Vetter Immanuels durch hebräische Übersetzungen vertreten:
s. Monatsbl. f. Gesell, und Wiss. des Jud. 1898, S. 262 in einem Ar
tikel über das Lateinische bei den italienischen Juden.
2 Vgl. oben.
3 Unter italienischen Juden finden sich Raufbolde, Tanzmeister und Tanz
lehrer (Zeitsclir. für hebr. Bibi. 1905, S. 188), Musiker, Komponisten
und Schauspieler (Rivista Isr. 1906, S. 28).
4 Über Rätsel wurde ich von einem italienischen Literaturkenner auf
• Pilre, Bibliografia dolle tradizioni popul. d’Italia, Palermo 1894, p. 168 ff.
verwiesen. — In Deutschland wären Polterabend- und Hochzeitsgedichte
zu vergleichen, s. unter anderen Prof. Snebarau, Die Entstehung von
Reuters Lauschen, im Jahrb. d. Vereins f. niederd. Sprachf. Norden u.
Leipzig 1903, S. 16.
80
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Geschichte und Literatur mitunter die einzige gewissermaßen
dokumentierte Quelle bilden. Kein mir bekannter Katalog bot
bis zum Ablauf des 19. Jahrhunderts eine nennenswerte Anzahl
Stücke dieser Gattung, die sich wohl nicht ohne allen Einfluß
der noch heute bestehenden Landessitte gebildet hat. Die jüdische
Buchhandlung L. Schwager in Husiatyn (Galizien) veröffentlichte
seit wenigen Jahren 10 Kataloge, worin eine beachtenswerte Zahl
der geschilderten Pamphlete, offenbar von einem Besitzer in Ita
lien herrührend, verzeichnet sind. Ein näheres Eingehen wäre
ein weiterer Ausläufer eines Exkurses, welcher die Rezeptivität
der italienischen Juden im Allgemeinen exemplifizieren soll.
Vom Einfluß des italienischen Karnevals, der eine eigene
Literatur hervorgerufen hat, ist bereits die Rede gewesen. Eine
Parodie des Talmuds in Form eines ,Traktats Purim 1 wurde
verfaßt von Kalonymos b. Kalonymos (auch Calo genannt), aus
Arles (Provence), der im Aufträge Roberts von Anjou arabische
Philosophie ins Lateinische übersetzte, 1 und (1507—1520) in
Pesaro mit ähnlichen Sachen gedruckt, aber von frommen Juden,
denen eine solche Lektüre sündhaft erschien, aufgekauft und
vernichtet, so daß jene Ausgabe zur Seltenheit gehört.
Das alte und unsterbliche Thema, welches in unserer
praktischen Zeit die Form der ,Frauenfrage* angenommen hat,
die Ansicht von der Minderwertigkeit des Frauengeschlechtes,
ist uns oben (n. 67 ff. 87 e ) in der Form von Disputationen ent
gegengetreten. In Italien wurde im 15. und 16. Jahrhundert
darüber in hebräischer und italienischer Sprache polemisch
und apologetisch gedichtet (Zur Frauenliteratur, im Letterbode
XII, 1886/7, S. 49—95 und Sonderabdruck in 50 Exemplaren,
Monatsschr. f. Gesck. u. W. der Juden 1898, S. 471, wo die An
regung auf Boccaccio zurückgeführt wird).
Immanuel b. Salomo aus Rom, wahrscheinlich ein Freund
Dantes, verfaßte Makamen, deren Lektüre wegen der darin
vorkommenden Frivolitäten (Ausschreitungen des Witzes) in
dem jetzt faßt unter allen frommen Juden geltenden Gesetzbuch
des Josef Caro verboten wird. Die letzte Makame ist eine
deutliche Nachahmung der Divina Comedia Dantes. Die
1 Robert von Anjou und sein Verhältnis zu einigen gelehrten Juden
(Monatsschr. f. Gesell. u. Wiss. d. Jud. Bd. 48. Breslau 1904, S. 713-10-
Rangstreit-Literatur.
81
Rivista Israel, Bd. II und III (Firenze 1905/6) enthält einen
ausführlichen Artikel: ,L’elemento italiano nelle Mechabberot'
(so heißen die Makamen Immanuels) von Umberto Cassuto.
Die dort erörterten Einzelheiten philologischer Art interessieren
uns nur, insoweit sie einen Einfluß des Italienischen selbst auf
den Hebraismus Immanuels dartun. Näher berührt uns die
vor 70 Jahren von Delitzsch (zur Gesell, d. jüd. Poesie S. 144)
hervorgehobene Tatsache, das faßt gleichzeitig mit der Ein -
fiihrung des Sonetts in die italienische Sprache Immanuel
dasselbe in die hebräische verpflanzte. 1 Von Bedeutung ist es,
daß Immanuel im IX. Kap. (S. 85 Ed. Berlin) ein ,christliches'
Gedicht zu übertreffen sich rühmt, wozu Cassuto II, 161 eine
italienische Parallele anführte aus einer Klasse, die man als
Vanta (Prahlerei) bezeichnet; die Existenz einer solchen erklärt
vielleicht die in der jüdischen Literatur höchst seltene (vgl. oben),
bei Immanuel so grell hervortretende Selbstberäucherung. Hier
interessiert uns hauptsächlich seine Stellung zu Wettgedichten,
insbesondere zu den fingierten Contrasti.
Michael Sachs (die religiöse Poesie der Juden in Spanien,
Berlin 1845, S. 21—31) vergleicht die Schilderungen Charisis,
(der in der Provence sich aufhielt) von früheren und gleich
zeitigen Dichtern (Tachkemoni K. 3, 18 und K. 14) mit den
gleichzeitigen des Mönches von Montodon, 2 und Immanuel (s.
unten) denen des Raimons von Miraval. 3 Eine kurze Übersicht
der hier in Betracht kommenden Stücke Immanuels beleuchtet
das Verhältnis des letzteren zu seinem ein Jahrhundert älteren
Muster und zugleich Rivalen Charisi.
Immanuel fand in Fermo einen ungenannten Mäzen, den
er als ,Fürst' auch in Dialogen und als Rivalen einführt. In
K. 2 reimt dieser zum Lobe der häßlichen Beria, Immanuel
1 Vgl. L. Dukes, Zur Kenntnis der neuhebr. relig. Poesie, Frankfurt a. M.
1842, S. 134; Litbl. d. Or. I, 61; Steinschneider, Manna, Berlin 1847,
S. 111 (wo auch Analogien der altitalienischen Novelle); Cassuto,
1. c. II, 30 ff., verbreitet sich über das Metrum, welches mehrfach ver
kannt ist. — Seine Satire gegen die Frauen ist in deutscher prosaischer
Übersetzung von C. Siegfried abgedruckt in ,Die jüd. Literatur* Bd. III
Trier 1896, S. 195.
2 Über ihn siehe oben unter Reiche n. 89 b .
3 Meine Bemerkung in Manna S. 95 (vgl. Litbl. IV, 60) geht nicht auf
die Verschiedenheit des Stoffes der ,Wettgedichte* ein.
Sitznngsber. d. phil.-hist. Kt 155. Bd. 4. Abh. 6
82
IV. Abhandlung: Steinschneider.
verherrlicht die schöne Tamar, d. h. ihren mächtigen Eindruck,
selbst auf den Satan. Das Publikum des Wettkampfes applaudiert
beiden und dieser Beifall, der ja eigentlich nur dem Verfasser
gilt, ist der stets angestrebte Lohn des Dichters. Nur eine
Probe dieser ,Wechselxenien‘, übersetzt von Livius Fürst, teilt
A. Sulzbach mit in ,die jüdische Literatur', her. v. J. Winter
u. Aug. Wünsche, Bd. 3, Trier 1896, S. 198. 1
Im 5. Kap. (S. 46) ist es am Purim, wo er mit dem Mäzen
um die Wette dichtet, der eine spricht einen Satz, der andere
antwortet mit einem Keim, zuerst ohne bestimmtes Thema, dann
kommt ein Kontrast: Liebe und Haß; dann aber Antworten
über dasselbe Thema, zuletzt aus 26 Doppelreden über Neid be
stehend. Das Publikum bezeichnet die vernommenen Worte
als ,prophetische'.
Im 6. Kapitel antwortet der Verfasser die Fragen eines
Ungenannten mit einer auf die Frage reimenden Bibelstelle
(gibt es dafür ein nichthebräisches Muster?). Eine deutsche
Übersetzung des Kap. jedoch mit Auswahl der Fragen (einige
sind obszön) gab ich in ,Manna' (Berlin 1847) S. 13 ff.
K. 9 (S. 82) ist für unsere Untersuchung von Interesse.
Der Mäzen fragt ihn, ob er die Gedichte des Jehuda Charisi
kenne, worauf Immanuel denselben als den ,einzigen Sänger
der Zeit' preist. Darauf fragt jener nach dem Gedicht über die
Monate. Immanuel antwortet, er habe viel dergleichen verfaßt,
was sich im Vergleich mit jenem nicht schämen dürfe, und teilt
ein Gedicht darüber mit, worin aber nicht die Monate selbst
sprechen wie bei Charisi, also kein eigentliches Wettgedicht.
Im 10. Kapitel wechselt der Verfasser mit dem Mäzen in
gereimten Aphorismen ab, welche Weisheit und Sittlichkeit
betreffen.
Versucht man also, die eigentümlichen Züge im Poeten Im
manuel 2 mit Bezug auf die Kontraste zu fixieren, so ergibt
sich, daß das eigentliche, an die dramatische Form streifende
1 Derselbe Band enthält S. 193—95 eine allgemeine Charakteristik: ,Imma
nuel b. Salomo Komi*5 im allgemeinen Register S. 913 wird er als Imm.
v. Romi unterschieden vom folgenden Imm. b. Salomo.
2 Sie sind ausführlich besprochen in der Skizze, welche aus ,Litbl. d. Or.
IV, 57 ftV jetzt mit Zusätzen im I. Bd. meiner gesammelten Schriften
abgedruckt ist.
p
Rangstreit-Literatur. 83
Streitgedicht in Immanuels vielfachen Nachahmungen kaum
vertreten ist, wie man es 100 Jahre nach Charisi auch in
Italien erwarten möchte, wenn es dort bereits Mode geworden
wäre. Immanuel überbietet sich in einemfort mit Kontrasten,
vielmehr in Parallelen, die auf eine hinauslaufen, Lob anderer
und um so größeres Eigenlob.
136. ° Der Streit des Weizens mit dem Golde, neuara
mäisch, in Prosa bei M. Lidzbarski, Geschichten und Lieder
aus den neuaram. Handschr. der K. Bibliothek, Weimar 1896,
S. 304, versifiziert von Aug. Wünsche, die Pflanzenfabel in der
Weltliteratur, Leipzig und Wien 1905, S. 17. 1
Widow, s. Wife, Woman.
137. A dialogue between a Wife, a Widow and a Maid,
von Sir John Davis, gedruckt in ,The poetical Rhapsody' (wo?)
1611; Ethe, S. 58, n. 21.
Winde, s. Platane.
138. Wine, Beere and Ale together by the eares, written
first in Dutch! (Holländisch) by Gallobellicus, and faithfully
translated by Mercurius Brittanicus for the benefit of his nation.
London 1629; Prosa, endet mit einem Tanze, ,wherein the
severall Natures of them all is figured and represented'; Ethe,
S. 58, n. 23.
Winter, s. Jahreszeiten.
139. A Dialogue of Wit and Folly, dramatisch darge
stellt, John vertritt das Leben des Weisen, James die Behag
lichkeit des Geistlichen; der Richter Jerome weist den Triumph
des Geistes nach; Ethe, S. 57, n. 27, ohne Angabe eines Drucks
oder Ms.
140. A contention between three Bretliern . . . the Who-
remonger, the Drunkard and the Dice-Player, von Thomas
i Salter, London 1580; von Ethe angeführt.
Wolf, s. Vox.
1 Dieses Buch (184 S., von S. 40 ff. nur deutsche Literatur berück-
sichtigend) konnte ich ausnutzen, ohne diese Abhandlung zum vierten
Male zu ergänzen und die Zählung zu ändern. Vielleicht sammle ich die
Streitgedichte später, welche in Pflauzenfabeln vorherrschen (Wünsche
S. 144 und 184) mit der Tendenz, Bescheidenheit und Achtung vor dem
wahren Wert einzuprägen.
6*
84
IV. Abhandlnng: Steinschneider.
141. Kampfgespräch zwischen Fraw Wollust und Fraw
Ehr, von Hans Sachs, anfangend: ,Als ich in meiner Jugend
hlü (so)*, datiert 25. Sept. 1549; Ausg. 1612, S. 509—12.
141 a . Hans Sachs. G-esprech Fraw Ehr mit einem Jüng
ling, die Wollust betreffend, anfangend: ,Da ich in meiner
Jugend stand'; datiert 9. Mai 1548; Ausg. 1612, S. 633—9.
Dieses Gespräch verfolgt dieselbe Tendenz indirekt. Die Dis
putanten berufen sich auf griechische Philosophen.
Woman, s. Man.
141 b . The two married Women and the Widow, von
Dun bar (in Remains?), Ethe S. 57, n. 9.
Young man, s. Old man.
Zähne, s. Zunge.
142. Questione fra Zenare (Januar) e li altri mesi;
ediert von Ed. Lidfords, Bologna 1872 (Scelta di curiositk,
n. 127). Überschrift: ,La questione fra Ser Zenare et 1’altri XI
mesi'. Anf.: ,Moresti da vantaggio'. 202 Zeilen (Halbzeilen) zu
Strophen von 8 Zeilen, wovon 2 4 6 8 reimen. Die moralische
Anwendung ist: Wer etwas beginnt, bedenke das Ende. —
Vgl. d’Ancona, Orig. p. 33, n. 1 (d. 1. Ausg.), 2/1, 561, n. 6
verweist er auf seinen Artikel I mesi dell’ anno im Archiv, delle
tradizioni popol. II, 1883, p. 239, mir nicht zugänglich). —
Lumini, p. 39 , n. 2 zitiert Ad. Gaspary, St.[oria] della lette-
ratura italiana trad. dal tedesco da Nicolo Zingarelli, Torino
1887, I App. p. 430. — Francesco Corazzini, Componimenti
minori nella letterat. popol. ital., Benevento 1877, p. 374—8
gibt ein im Karneval in Benevent von 12 Personen gesungenes
Gedicht über die 12 Monate, anfangend: ,P so[n] Ghiannaro e
so[n] lu principale', zu 6 oder 8 Zeilen, wovon die letzten zwei
reimen, die anderen abwechseln.
Eine italienische Anweisung über die Beschäftigung in
jedem Monat gibt Alf. Misla, Scritture, p. 189.
143. Zion und der Feind, von Abraham ibn Esra, s.
oben n. 44 f.
Zeulus, s. Maurus.
144. Hans Sachs, Kampfgespräch zwischen Zorn und
Sanfftmütigkeit; anfangend: ,Ilört zu ein wunderliches wunder;
datiert 1142; Ausg. 1612, S. 502—5.
Rangstreit-Literatur.
85
145. Geschichte des Krieges zwischen Zuckerrohr und
Weinstock, arabisch in ägyptischem Dialekt, Ms. Cambridge
(y. J. 1468; Browne, Handlist p. 327, n. 1300, anfangend:
< i jü \ ^,,0
146. o'- a>; ’J o'-lj Streit zwischen Zunge und Mund
(Zähnen), persisch Ms. Elliott coli., Ethe S. 74 teilt den An
fang mit.
ANHANG.
Zwei alte ,Fabelbücher‘.
Der Rangstreit personifiziert vorzugsweise zwei Dinge
oder Begriffe; er streift an dramatisierte Logik, welche sich in
Gegensätzen bewegt, namentlich in kontradiktorischen (pro
und contra) der eigentlichen Unterlage jeder Erörterung oder
,Erwägung 4 (Vergleichung von gegeneinander wirkenden Waag
schalen). Es ist also nicht auffällig, daß die Form des
Streites vorzugsweise zwischen zweien (Dialog) in den weitesten
Kreisen nicht bloß der Poesie, sondern auch der Prosa be
liebt geworden. Im Grunde sind schon die Gespräche Platos
über philosophische Begriffe, mehr als poetisch angehaucht, ein
Übergang zur Streitform. Wenn meine Abhandlung in einer
engeren Kreislinie sich begrenzte, so soll hier eine sehr nahe
liegende literarische eigentümliche Erscheinung besprochen
werden.
Die Tierfabel, welche Tiere sozusagen vermenschlicht,
indem sie die Tiere in menschlicher Weise denken, sprechen
und handeln läßt — gewissermaßen eine Umkehrung von Dar-
vinismus — hat von jeher eine praktische Tendenz verfolgt.
Die Tiere sollen den Menschen Weisheit lehren. Im Mittelalter
entstand der sogenannte jPhysiologus', 1 worin die wirkliche
oder vermeintliche Beschaffenheit von Tieren zu moralischen
1 Eine zu Anfang defekte weitere Ausführung bietet das latein. Ms. S. 194
in Prag; Catal. Codd. latin. in ßiblioth. Univers. auct. Jos. Truehlaf
1905, p. 72. Vgl. auch daselbst n. 1517 f. 1—87: Breviloquia naturalia
cum commentis fidei (Jacobi de Lausanna Moralitates rerum naturalium
alphabetica digestae), und daselbst f. 88—99: Moralitates rerum.
86
IV. Abhandlung: Steinschneider.
Lehren führen sollte. Eine Verquickung der Fabel- und Streit
literatur schuf zwei Schriften, welche Band 148 der ,Bibliothek
des literarischen Vereins in Stuttgart* (Tübingen 1880) bilden,
mit folgendem Haupttitel:
Die beiden ältesten lateinischen Fabelbücher des
Mittelalters, des Bischofs Cyrillus Speculum sapientiae
und des Nikolaus Pergamenus Dialogus creaturarum.
Herausgegeben von Dr. J. G. Th. Graesse (309 S.).
Auf diese Bücher hat schon Ethe S. 57 hingewiesen, in
sofern sich ähnliche Themata wie in den Streitgedichten finden.
Die Kenntnis der neuen Ausgabe verdanke ich einer freund
lichen Mitteilung des Herrn Prof. Seelmann. Den ,Erläuterungen'
(S. 283 ff.) entnehme ich nur wenige und sehr gekürzte Angaben
über Autoren und frühere Drucke.
Man hielt gewöhnlich Cyrillus für den Kirchenvater aus
Alexandrien (gest. 444); das Speculum ist aber viel jünger;
ein positives Resultat ergibt sich aus Grässes weitläufiger Be
sprechung aller Hypothesen nicht. Vielleicht ist hier der eigen
tümliche Charakter mit in Anschlag zu bringen. Zwischen den
verteidigten Begriffen (Tugenden, oder Dingen) und den Ver
teidigern unter den Tieren ist nicht die geringste wirkliche
oder erdachte Beziehung; die Tiere sind ganz willkürlich
gewählt (Grässe S. 290), sind also im Grunde für den Streit
noch weniger von Bedeutung als die Verfasser von Streiten;
der Gegenstand nur ist durch ein Tier vertreten und bleibt
die Hauptsache für die Rangstreitschriften, wo er personifiziert
sich selbst vertritt. Alte Mss. und Drucke haben 2 Register
nach der Reihenfolge der Kapitel der IV Bücher (I 27, II 30,
III 27, IV 11), nämlich moralischen Lehrsatz und die redenden
Tiere oder in wenigen Fällen personifizierte Gegenstände (z. B.
de aqua, oleo etc. IV, 6). Das 2. Register habe ich in alpha
betische Ordnung gebracht, das Wörtchen de weggelassen,
aber den Ablativ beibehalten. Zitate aus der Bibel A. und N. T.
stellt Grässe S. 204—6 zusammen.
Das Speculum ist schon im 15. Jahrhundert mehrmals
gedruckt, diese Ausgaben waren so früh selten geworden, daß
der Jesuit Balthasar Corderius (Cordier) ein von ihm aufge
fundenes Ms. für etwas Unbekanntes hielt und (1630) heraus
gab (Gr. S. 292, Probe von Abweichungen S. 293). Zu dem Ver-
Rangstreit-Literatur.
87
zeicknis der ältesten Ausgaben in Hains Repertorium, n. 5903ff.
fügt Gr. S. 297 ff. allerlei hinzu. Auch deutsche Übersetzungen
sind gedruckt (Gr. S. 299, vgl. S. 286 über Mss.); über eine
spanische und böhmische s. Gr. S. 304.
Den Charakter des Speculum in Tendenz und Form zeigt
aucli der Dialogus Creaturaram des Nicolaus Pergamenus,
von welcher Grässe p. 302—8 handelt. 127 fortlaufende Kapitel
behandeln alle möglichen konkreten und abstrakten Gegen
stände im Rangstreit mit ihren Gegensätzen, welche die 1. Ta
bula p. 129, 135 nach der Reihenfolge des Buches aufzählt. —
Dagegen vermißt man ein alphabetisches Verzeichnis, woraus
sich die Identität mancher Themata mit Rangstreitgedichts-
Gegenständen sofort ergibt und zur Vergleichung der Behand
lung einladet. Ich habe ein solches angelegt.
Eine 2. Tabula p. 131—37 enthält ein alphabetisches
Register der sich ergebenden Lehren nach dem Hauptgegen
stand geordnet, indem mitunter mehrere sich aus demselben
Dialog ergeben. Der Anfang lautet: ,Abstinentia longam et
sanam vitam donat. 103‘; Ende: Uxori cuidam a viro suo tria
facienda proposita sunt 90h
Der Stil ist hier einfacher und klarer als im Speculum,
der Ansopischen Fabel sich nähernd. Der belesene Verfasser
zitiert Autoren bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts (Gr. p. 303).
Die lateinische Übersetzung des Kalila we-Dimna 1 hat er nicht
gekannt, wohl aber bietet er Berührungspunkte mit den be
kannten Fabel- und Erzählungsschriften des Mittelalters. Für
die Verwertung hat sich Grässe ein Verdienst erworben durch
ein Verzeichnis von Parallelen (p. 304—6) aus jener Literatur
bis auf Lafontaine herab. •
Grässe schließt (p. 306) mit einer ausführlichen und ge
nauen Angabe der vielen Ausgaben und Übersetzungen,
worunter sehr alte (auch anonyme), jetzt selten gewordene,
unter anderen in dem ersten überhaupt in Stockholm ge
druckten Buche.
1 Aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzt von Johann von Capua
(1262—78) unter dem Titel: Directorium vitae humanae; s. mein: Die
liebr. Übersetzung, S. 875.
V. Abh.: Schönbach. Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 1
V.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt.
Von
Anton E. Schönbach,
wirkl. Mitgliede der leais. Akademie der Wissensxhaften.
Achtes Stück:
Über Leben, Bildung und Persönlichkeit Bertholds von
Regensburg. II.
(Vorgelegt in der Sitzung am 10. Oktober 1906.)
Vorbemerkung.
Das vorliegende Heft schließt meine Beschäftigung mit
den Predigten Bertholds von Regensburg ab, die sich über
beinahe dreißig Jahre hin erstreckt hat. Es wird zuerst das
Verhältnis von Bertholds Wissen über die Natur zu dem Werke
De proprietatibus rerum seines Lehrers Bartholomaeus Anglicus
erörtert, wornach darauf verzichtet werden darf, ein Weltbild
aus Bertholds Äußerungen zusammenzusetzen. Hingegen wird
mit seinen Worten dargestellt, was er Wichtiges und Lehr
reiches, für sich selbst und seine Zeit Bezeichnendes, über
die Menschen und ihr Gebaren zu berichten weiß. Darauf
wird es unternommen, den Platz genau festzulegen, den Ber-
thold in der Geschichte der altdeutschen Predigt behauptet. Es
wird die Besonderheit seiner Predigtweise nach Komposition,
Inhalt und Stil beschrieben und gezeigt, durch welche histo
rische Verhältnisse, Bedingungen und Einflüsse ihr Entstehen
zu erklären ist. Daran fügt sich eine Schilderung der Persönlich
keit Bertholds von Regensburg, der Versuch einer Charakteristik.
In einem Punkte erfüllt die Abhandlung ein früher von
mir gegebenes Versprechen nicht: es fehlt die Untersuchung
über das asketisch-mystische Werk: Der geistliche Baumgarten.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh. 1
2
V. Abhandlung: Schönbaoh.
Die Arbeit geriet zu weitläufig, als daß sie diesem Hefte hätte
angeschlossen werden können, und bleibt einer besonderen Pu
blikation Vorbehalten, die demnächst ans Licht treten soll.
Während der langen Jahre meines Beschäftigens mit den
lateinischen Predigten Bertholds von Regensburg und mit den
davon abhängigen deutschen Texten, die seinen Namen bean
spruchen, war es für mich immer eine Hauptschwierigkeit ge
wesen, wie man sich vorzustellen habe, daß der große Volks
redner in den Besitz eines so erstaunlich umfassenden Wissens
über die Welt und die Natur gelangt sei: aus allen ihren Ge
bieten bezieht er seine Beispiele, Bilder, Vergleiche, der ge
stirnte Himmel, der Gang der Planeten, Tiere, Pflanzen und
Bäume, der Leib des Menschen, gesund oder krank, die Arten
des Siechtums, die Arzneien dawider, all das bietet sich ihm
anscheinend von selbst und ohne irgend welche Hemmung zur
rhetorischen Ausbeutung dar. Nun ist ja gerade das dreizehnte
Jahrhundert unverhältnismäßig reich an Menschen, die sich
mit einer enzyklopädischen Bildung ausgestattet hatten und
darauf eine ausgedehnte Schriftstellerei errichteten, allein bei
jedem von ihnen ist doch die Universalität der Kenntnisse be
stimmten gelehrten, wissenschaftlichen Zwecken dienstbar ge
macht und ohne sonderliche Verbindung mit der Praxis des
Lebens geblieben. Man braucht sich nur der bedeutendsten
unter ihnen zu erinnern. Sie gehörten fast sämtlich den beiden
Mendikantenorden, den Minoriten und Dominikanern an, die
in Wahrheit die Theologie und Wissenschaft dieses merkwür
digen Zeitalters erhoben und beinahe allein auf ihren Schultern
getragen haben. Der kenntnisreichsten einer war gewiß Vinzenz
von Beauvais, der aber ausschließlich den Studien lebte und
darin sich durch eine beschränkte Tätigkeit als Lehrer und
königlicher Rat wenig stören ließ: seine Lebensarbeit als Heraus
geber des Speculum majus läßt sich am ehesten mit der heuti
gen eines Generalredaktors bei einem großen Konversations
lexikon (etwa auch mit der Noah Websters) vergleichen, der
die Übersicht des Ganzen besitzen, die Herstellung der Artikel
leiten und überwachen, auch für Fehlendes selbst einspriDgen
muß. Albert der Große sah sich in seiner außerordentlichen
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII,
3
Wirksamkeit als Forscher und Darsteller stets durch die An
forderungen der Welt gehindert, sein bischöfliches Amt fand
er mit seinen Studien unvereinbar. Koger Bacon war nur Ge
lehrter, kann kaum Lehrer genannt werden, und entfaltete
seine geniale Begabung im Beobachten, Untersuchen, fast nur
zufällig in Aufzeichnungen (mit der Drucklegung seiner unver
öffentlichten Schriften beginnt eben jetzt Bobert Steele: Opera
hactenus inedita Rogeri Baconi, Fase. I. London, Moring 1906).
Auch die großen Theologen des dreizehnten Jahrhunderts,
Thomas von Aquino, Bonaventura, Alexander von Haies und
einzelne Pariser Professoren, haben jedem Wirken in der Welt,
anders denn vom Lehrstuhl aus, entsagt und dadurch allein
auch ein ausgedehntes Wissen über Natur und Geschichte in
den Dienst ihrer Bestrebungen zu stellen vermocht.
Selbst der Schöpfer und wichtigste Förderer des Betriebes
der Wissenschaften in England, Robert Grosseteste, Bischof
von Lincoln, sah sich außerstande, für längere Zeit in Studien
und politisch-pastoralem Wirken zu verweilen: zeitweilig gab
er das eine zugunsten des anderen auf. Und allen diesen
Fällen gegenüber wäre Berthold von Regensburg als eine
staunenswerte Ausnahme aufzufassen: er hätte nach dem Zeug
nis der auf ihn zurückgehenden Überlieferung es verstanden,
ein wirklich enzyklopädisches Wissen sich zu erwerben und es
während eines durch Jahrzehnte mit größter Energie und glän
zendstem Erfolg betriebenen Wirkens als Prediger und Beich
tiger, verbunden mit noch sonst mannigfacher praktischer Be
tätigung, solche Kenntnis zu erhalten und zu mehren. Das
dünkte mich schier unbegreiflich und die Notwendigkeit, dieses
Rätsel aufzuklären, hat mich geraume Zeit in meinen Arbeiten
über Berthold aufgehalten und den Abschluß meiner Unter
suchungen hinausgeschoben. Heute freilich stellt sich mir die
Sache um vieles einfacher dar, als ich früher hatte glauben
müssen. Es hat sich gezeigt und ist im siebenten Hefte dieser
Studien dargelegt worden, daß Berthold von Regensburg nach
1230 zu Magdeburg den Unterricht eines ausgezeichneten En
zyklopädisten, des Bartholomaeus Anglicus, genossen hat und
daß er dessen Werk De proprietatibus rerum vielleicht schon
als Schüler, gewiß aber in der innerhalb des dritten Dezen
niums des 13. Jahrhunderts in Deutschland vollendeten Bedak-
1*
4
V. Abhandlung: Schönbach.
tion ausgiebigst gebraucht bat. Zunächst muß bei diesem be
deutenden Reallexikon noch einen Augenblick verweilt werden.
Das Werk, über welches ich in den Mitteilungen des In
stituts für österreichische Geschichtsforschung 27 (1906), 54 ff.
einläßlicher gehandelt habe (das Buch von Robert Steele, B. A.,
Medieval Lore-London, Stock 1893 war mir bis zur Stunde
unerreichbar), zerfällt in 19 Bücher. Das erste erörtert die
philosophischen Grunddefinitionen im Sinne der modernen Scho
lastik und in stetem Bezug auf die Trinität und Christus. Das
zweite handelt von den Eigenschaften der Engel, das dritte
von denen der Seele, das vierte von denen des Leibes, dessen
Glieder dann im fünften behandelt werden, die Lebensalter
des Menschen im sechsten, die Krankheiten im siebenten. Da
mit schließt der Teil des Werkes, der sich mit dem Menschen
selbst befaßt; die übrigen Bücher sind einer wissenschaftlichen
Beschreibung der Welt gewidmet; 8: über die Welt und die
himmlischen Weltkörper; 9: über die Zeit und ihre Abschnitte;
10: über Materie und Form; 11: über die Luft und ihre Be
wegungen; 12: über die Vögel im allgemeinen und beson
deren; 13: über das Wasser und seine Ausstattung (de ejus
ornatu bezeichnet vielleicht nur das lange 26. Schlußkapitel
über die Fische); 14: die Erde und ihre Teile; 15: die Länder
der Erde; 16: die Edelsteine; 17: die Bäume; 18: die Tiere
im allgemeinen und besonderen. Das umfangreiche 19. Buch
versammelt gewissermaßen die Reste, die nach der Auftei
lung des Stoffes noch übriggeblieben waren. In den ersten
fünfzig Kapiteln werden Farben (dabei eine Theorie ihrer Ent
stehung), Geruch und Geschmack behandelt, darauf folgen 26
Kapitel über die Flüssigkeiten; von putredo, der Fäulnis, wird
ein kühner Übergang gefunden zu einer Art Exkurs in 37 Ka
piteln über die Eier der Vögel und Reptilien, darnach als Er
gänzung 18 Kapitel über Zahlen, Maße und Gewichte, endlich
noch 15 Kapitel über Musik und musikalische Instrumente.
Gemessen an den Enzyklopädien der Antike und ihren Nach
folgern im Mittelalter, besonders an Isidor von Sevilla, ist das
Werk des Bartholomaeus Anglicus unvollständig und das zu
sammengewürfelte 19. Buch kann keinen Ersatz bieten für die
fehlende Behandlung der Künste. De proprietatibus rerum
stellt eine Realenzyklopädie dar, bei welcher der Naturkunde
niiniiwti n Mi
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 5
ein starkes Übergewicht zufällt, die Geschichte der Menschen
wird gar nicht berücksichtigt, obzwar historische Notizen genug
mit aufgenommen sind. Durch diese Eigentümlichkeit wird
auch die Stellung des Werkes in der Eeihe der mittelalter
lichen Enzyklopädien zur Genüge gekennzeichnet (vgl. meine
Abhandlung S. 65 ff.). Der Verfasser ist von einem ganz
praktischen Zwecke ausgegangen, er war ein englischer Minorit
und wollte für seine Vorlesungen als Lektor an einem Ordens
studium, in größerem Maßstabe zu Paris, dann von 1230 ab
in Magdeburg, behufs Erklärung der Realien der Heiligen
Schrift, sich das erforderliche gelehrte Material Zusammentragen.
Das hat er mit großem Fleiß, mit Umsicht und Geschick ge
tan; er legt Isidor zugrunde, geht aber auch auf Plinius und
Solin zurück, nutzt die Theologen aus, herauf bis zu den mo
dernen Meistern in Frankreich und England, und schöpft aus
einer Menge medizinischer, naturwissenschaftlicher und philo
sophischer Schriftsteller, selbst unmittelbarer Zeitgenossen (die
Namenliste, welche dem Wiegendrucke des Werkes beigefügt
ward, ist ganz unvollständig und nennt manche wichtige und
späte Autoren gar nicht). Das Bedeutendste an der Enzyklo
pädie des Bartholomaeus Anglicus ist, daß sie vollauf den
Durchschnitt des modernen Wissens in der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts darlegt. Die Masse des Materials aus der An
tike bildet den Grundstock, dieser wird aus Aristoteles ergänzt,
und zwar mittelst der neuen, in Italien und England entstan
denen Übersetzungen, ferner mittelst der arabischen Kommen
tare und der Erläuterungen, z. B. von Robert Grosseteste. Die
Araber spielen eine große Rolle: Algazel, Albumasar, Avicenna,
Averroes werden häufig zitiert, die Ärzte Heli und Jorath, der
Astrologe Miselat, Raschi usw. Solches Wissen entspricht durch
aus dem damaligen Stande der Studien in England. Denn dort
hin hatten die vornehmlich von Paris ausgehenden Bemühungen
um erweiterte und vertiefte Kenntnis der Aristotelischen Schriften
mit größtem Erfolge gewirkt und besonders Oxford war unter
dem mächtigen Einfluß Robert Grossetestes, nachmals Bischofs
von Lincoln, der größten und reichsten englischen Diözese, zu
einem Mittelpunkte für Philosophie und Naturwissenschaften
geworden. Griechen und .Araber ließ man nach England kom
men, um mit ihrer Hilfe Aristoteles und seine Kommentatoren
6
V. Abhandlung: Schönbach.
ins Latein zu übertragen, ein Gelehrter wie Michael Scotus,
Hilfskräfte wie Alfredus Anglicus, nahmen an der Arbeit teil,
in deren Gefolge auch eine Reihe anderer Schriftwerke aus
diesem Gebiete übersetzt und damit bekannt gemacht wurden.
Das Werk des Bartholomaeus Anglicus spiegelt in den
Hilfsmitteln, deren es sich bedient, diesen Aufschwung der eng
lischen Studien genau wieder. Ich bin zurzeit nicht imstande,
auch nur festzustellen, wie viel Bartholomaeus von Robert
Grosseteste unmittelbar gelernt hat, von dem eine große Anzahl
von Schriften naturwissenschaftlichen Inhalts herrühren, zumal
Physik, besonders Optik und Mathematik betreffende, da bei
nahe gar nichts von ihnen bisher gedruckt ist; ich kann nur
aus den Zitaten bei Bartholomaeus diese Beziehung erkennen.
Auch was die Ausdehnung und den besonderen Charakter des
gedruckten wissenschaftlichen Materiales anlangt, erweist sich
Bartholomaeus als zu dem Arbeitskreise des Robert Grosseteste
gehörig. Daher begreift es sich denn auch, daß Bartholomaeus,
als er die für seinen Pariser (und Magdeburger) Bibelkurs her
gestellten Manuskripte in ein Werk enzyklopädischen Charak
ters umwandelte, das ursprüngliche Ziel seiner Kompilation mit
Absicht nach allen Richtungen überschritt. Zwar ruft er sich und
den Lesern immer wieder ins Gedächtnis, daß die von ihm auf
gesammelte Gelehrsamkeit zur Erklärung der in der Bibel vor
kommenden Dinge aus dem Reiche der Natur dienen solle,
aber sofort trägt er eine Menge von Mitteilungen vor, die mit
dem Inhalte der Bibel gar nichts zu schaffen haben. Und zwar
nicht bloß Einzelnheiten im Anschluß an biblische Realien,
Gruppen von Kapiteln, die für eine systematische Abrundung
bestimmt sind, sondern Plan und Anlage des gesamten Werkes
gehen ebenso gewiß über die Zwecke eines biblischen Real
lexikons hinaus, als ebenso sicher aus ihnen und aus den De
tails der Ausführung, sogar der stilistischen Form nach (vgl.
meine Abhandlung S. 67 ff.), dieser ursprüngliche Zweck des
Unternehmens zu erschließen ist. Das Werk stellt eben einen
Kompromiß dar zwischen der Bestimmung für den Lehrbetrieb
an der Minoritenschule und zwischen den weitgreifenden wissen
schaftlichen Interessen der damaligen englischen Forschung.
Und das noch in einem anderen wichtigen Betrachte. Schon
im 12. Jahrhundert — und wer dazu die richtigen Mittel ge-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
7
braucht, könnte diese Strömung vielleicht bis in die angelsäch
sische Zeit zurückverfolgen — gab es in England das Bestreben,
die antike Überlieferung von dem Wissen über die Natur durch
eigene Betrachtungen der Wirklichkeit zu ergänzen und zu
korrigieren, ein Drang, der später nicht wieder aufgehört hat,
der über Izaak Walton und über Whites klassische Natural
History of Selborn bis auf Darwin heraufreicht und fast bei
jeder Nummer der ,Times' in den Einsendungen sich offenbart,
welche über irgendeinen Vogel oder Fisch, das Vorkommen
einer Pflanze, Neues mitteilen wollen. Mit erwünschter Deutlich
keit bekundet sich diese Neigung in den beiden Büchern De
naturis rerum von Alexander Neckam, die Thomas Wright im
34. Bande der Berum Britannicarum medii aevi Seriptores
(1863) herausgegeben hat. Dieser Autor, der vor der bespro
chenen großen Bewegung der Geister in England wirkte —•
sein Leben erstreckte sich von 1157 bis 1217 — steckt eines
teils ganz in der alten Tradition des Auslegens und der Tropo-
logie, welcher die Welt nur einen Vorrat von Gegenständen
für Interpretationskünste vorstellt — man begreift Berkeley
von diesem Punkte aus — andererseits aber trägt er mit
größtem Eifer Observationen vor, die ihm selbst oder anderen
gelungen sind, teilweise ganz verständig, teilweise ins Fabelhafte
mißverstanden oder übertrieben, und diese rückt er unmittelbar
neben seine gelehrten Exzerpte. Aufs stärkste offenbart sich
dieser Trieb, selbständig zu betrachten und zu forschen, in dem
wissenschaftlichen Wirken Robert Grossetestes und seines
Freundes Adam von Marsh: am höchsten entfaltet er sich in
dem bedeutendsten Schüler dieser Männer, dem genialen Roger
Bacon. In dieser geistigen Atmosphäre ist die Enzyklopädie
des Bartholomaeus Anglicus erwachsen, auch sie mischt mit
der gelehrten Überlieferung allenthalben die Ergebnisse mo
dernen Beobachtens, sei es des eigenen, sei es des anderer,
was nun freilich ebenfalls gar nicht zu der Aufgabe des Werkes
sich schickt, das den geistlichen Lesern der Bibel, insbesondere
den Minderbrüdern, die notwendigen Sacherklärungen darreichen
will. Bartholomaeus lernte und lehrte eben in dem Bereiche
dieser Strömungen der englischen Studien; er hat gewiß zu
den wichtigsten Männern gehört, welche diese Richtung nach
Deutschland übertrugen, wo sie alsbald neue Wurzeln geschlagen
8
V. Abhandlung: Schonbach.
hat. Scheint es mir doch heute schon außer Zweifel, daß auch
die weitausgreifende wissenschaftliche Betätigung des Albertus
Magnus durch die englischen Anregungen ausgelöst und be
stimmt wurde: Bacons Grundsätze der Forschung, Beobachtung
und Experiment, bilden auch die Basis für die Arbeiten des
großen deutschen Dominikaners.
Es ist nun gewiß für die ganze Ausbildung der persön
lichen Anlagen Bertholds von Regensburg von nicht geringer
Bedeutung, daß er, ein Schüler des Bartholomaeus Anglicus,
sein Wissen von der Natur aus dessen Werke De proprieta-
tibus rerum schöpft. Vor allem jedoch macht dieser Umstand
uns die Ausdehnung seiner Kenntnisse in einer Weise verständ
lich, die sich mit den sonstigen Verhältnissen seines vielbeschäf
tigten Lebens unschwer vereinen läßt. Gewiß hat Berthold zu
allen Zeiten in seinen Predigten von seinem Naturwissen reich
lichen Gebrauch gemacht, entnimmt er ihm doch häufig die
wirksamsten Illustrationen; in der schriftlichen Verwertung hat
er sich jedoch merkwürdig beschränkt. Wir wissen, daß seine
Rusticani eine Mustersammlung von Sermonen ausmachten,
durch deren Studium die nächsten Generationen von Predigern
aus dem Minoritenorden sich heranbilden sollten. Es ist nun
auffallend, stimmt aber durchaus zu dem, was im fünften Stücke
dieser Studien über die Eigenschaften der Rusticani ermittelt
wurde, daß in den lateinischen Texten bei Anführung von
philosophischen, naturwissenschaftlichen und besonders medizi
nischen Schriftstellern Unterschiede zu bemerken sind. Der
Rusticanus de Dominicis (vgl. Studien 5, 9f.) weist unter seinen
Zitaten gar keine aus Werken dieser Art auf, er ist also in
diesem Bezüge als Musterkanon mit der strengsten Enthaltsam
keit gearbeitet und will eben dadurch, möglichst gelüst von
den Bedingungen des Ortes und der Zeit und von der Beson
derheit der zugrunde liegenden wirklichen Predigten, sich einen
weiten und dauernden Einfluß sichern. Die Bilder und Ver
gleiche aus der Naturkunde fehlen deshalb keineswegs, sie
werden nur namenlos vorgetragen und sehen darum aus, als ob
sie zu dem uralten Vorrat von Exempeln aus Natur (z. B. aus dem
Physiologus) und Geschichte gehörten, die seit Ambrosius und
Augustinus, seit Caesarius von Arles und Gregor dem Großen
nicht mehr aus der Predigt geschwunden sind. Anders verhalten
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
9
sich die beiden übrigen Rusticani (vgl. Studien 5, 24 ff,): sie
nennen außer Aristoteles, den philosophi, doctores, pbysici und
naturales noch Albumasar, Galen, Hippokrates, Solinus, Ysaac.
Zurückhaltender scheinen wieder die Sermones ad Religiosos
(Studien 5, 57 f.), die neben Aristoteles nur die allgemeinen Be
zeichnungen, aber eine Menge von Beispielen aus der Natur
kunde ohne Autornamen Vorbringen. In den Sermones Speciales
(Studien 5, 60 ff.) findet sich Jorath und außer den gewöhn
lichen Zitaten aus Aristoteles etc. noch die astronomi. Die
Freiburger Handschrift (Studien 5, 73 ff.) führt gleichfalls Jorath
an und die meisten der in den übrigen Sammlungen vorkom
menden Namen und Quellen. Demnach bestätigen diese Diffe
renzen nur die uns schon bekannten Unterschiede zwischen
den authentischen Kollektionen der Predigten Bertkolds und
den nicht von ihm selbst redigierten.
Der Beweis nun, daß die Zitate naturkundlichen Inhaltes
in Bertholds lateinischen Sermonen hauptsächlich aus dem Werke
des Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum, schöpfen,
läßt sich strikte und für alle vorkommenden Fälle nur in der
zu erhoffenden Ausgabe dieser Predigten erbringen, wo unter
dem Text oder in den Anmerkungen die loci bei Bartholomaeus
zu notieren sind. Hier muß einstweilen folgendes genügen: wo
seltene naturwissenschaftliche Schriftsteller (z. B. Algazel in der
Yorauer Handschrift, Albumasar, Jorath, Ysaac [vgl. Studien
4, 49] usw.) angeführt werden, weist es sich überall, daß diese
Stellen bei Bartholomaeus vorhanden sind, und zwar meistens,
wofern es sich um einzelne Notizen und Angaben handelt,
wörtlich und auch in der Ausdehnung, wie Berthold sie vor
trägt. Doch beschränkt sich die Übereinstimmung nicht hierauf.
Vielmehr finden sich auch naturkundliche Mitteilungen, die
Berthold ohne Namen des Autors oder Hinweis auf eine Quelle
vorbringt, bei Bartholomaeus wieder, gleichfalls der Mehrzahl
nach in gleicher Ausdehnung und wörtlicher Übereinstimmung.
Es ist durchaus nicht wahrscheinlich, daß dieses Zusammen
treffen zufällig stattfindet: Berthold hat schwerlich aus weitem
Umkreis dieselben Autoren und Stellen gewählt wie Bartholo-
maeus (einige Male ganz auffällig, z. B. die Ausführungen über
die Linse Sanct. 229, 2f. und Bartholomaeus, lib. 17, cap. 96;
über den Geruch Freib. 2, 25 b , über die acht Arten der sapores
10
V. Abhandlung: Schönbach.
Freib. 1, 205° und des Bartholomaeus 19. Buch). Ferner: ich
habe keine andere Enzyklopädie gefunden, die Berthold zu
gänglich hätte sein können, in der die Menge seiner Mitteilun
gen sich wiedergefunden hätte, wenngleich natürlich vereinzelte
Übereinstimmungen schon deshalb Vorkommen müssen, weil die
verschiedenen Enzyklopädisten des Mittelalters zum guten Teile
dasselbe überlieferte Material ausbeuten. Studien 7, 14 habe
ich einer ,unsicheren Stelle' in Bertholds lateinischen Predigten
gedacht, ,die man für einen Hinweis (auf das Werk des
Bartholomaeus) halten könnte'. Selbst diese zaghafte Ver
mutung muß zurückgenommen werden. Die Baumgartenberger
Handschrift des Busticanus de Sanctis (über sie vgl. Studien 4,
54 ff.) enthält nämlich in Nr. 2, p. 8 d den Passus: in quatuor
ordinibus lapidum, quos pontifex habuit in pectore. require
Bartholomaei. Daß im 16. Buche der Enzyklopädie des Bartho
lomaeus Anglicus, welches von den Steinen handelt, eine Er
klärung der Gemmen des hohenpriesterlichen Ephod (Exod. 28,
6 ff.) sich nicht findet, dürfte die Richtigkeit des Zitates nicht
zweifelhaft machen, weil es sehr gut auf des Bartholomaeus
Bibelkurs bezogen werden könnte. Allein die Stelle weist auf
eine Predigt für das Fest des Apostels Bartholomaeus, obzwar
sie unter den Zitaten der übrigen Handschriften des Iiusticanus
de Sanctis nicht vorkommt, vgl. Studien 5, 40 ff. Die Weise der
Ausführung ist durchaus die übliche und das zitierte Stück
(Studien 4, 63, Nr. 70 und S. 166, Nr. 196; hei Jakob Nr. 12)
erörtert in der Tat zunächst die vier lebenden Steine des
himmlischen Tempels und dabei den Schmuck auf dem Kleide
des Hohenpriesters. Es liegt also hier keine Anführung des Bar
tholomaeus Anglicus vor.
Nun hin ich keineswegs der Ansicht, daß Berthold seine
Angaben aus der Naturkunde oder sein Wissen von der Natur
überhaupt ausschließlich aus dem Werke des Bartholomaeus
Anglicus geschöpft habe. Er besaß ein offenes Auge für die
Welt (was schon die Bemerkungen mit ipse vidi bezeugen, vgl-
Studien 7, 33 f.) und die Menschen, das der Unterricht des
englischen Lektors am Magdeburger Studium vermutlich ge
schärft hat, und er wird eine Menge von kleinen Beobachtungen
selbst gemacht haben (z.B.Comm.20, 6: daß Kuhgalle die Ameisen
vertreibt), wie er sie ja in schier unerschöpflicher Fülle aus
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
11
dem menschlichen Leben beizubring'en wußte. Dann hat Ber-
thold wirklich viel und, wie es für einen guten Prediger not
wendig ist, immer gelesen; er mag daher manches über Bar-
tholomaeus hinaus sich angeeignet haben. Wenn Freib. 2, 233°
für die Vorzeichen des Antichrist der Liber divinorum operum
simplicis hominis der heil. Hildegard von Bingen ungezogen wird
(Patrol. Lat. 197, 1027 ff.), der angepfropft ist mit einer Menge
von Beobachtungen und Auslegungen der Naturphänomene, so
mag Berthold auch andere naturkundliche Schriften dieser Ver
fasserin gelesen haben; Bartholomaeus kannte sie nicht. Es
bleibt aber schon an sich ein wichtiges und aufklärendes Er
gebnis, wenn sich die Hauptmasse der Naturkenntnis Bertholds
von Kegensburg vielleicht auf den Unterricht des Bartholomaeus
Anglicus, gewiß auf die Beuutzung von dessen Werk De pro-
prietatibus rerum zurückführen läßt. —
Demnach ist es hier nicht notwendig, Bertholds Kennt
nisse von der Natur ausbreitend darzulegen oder ein Weltbild
aus einzelnen Stellen seiner Predigten zusammenzusetzen, es ist
uns jetzt bekannt, daß sein Naturwissen dem der höchstgebil
deten Menschen seiner Zeit ungefähr gleichgestanden hat.
Nicht auf literarische Überlieferung, oder wenigstens nur in sel
tenen Fällen, läßt sich zurückführen, was Berthold über die
,Welt‘ als Inbegriff der Menschheit mitteilt, wie er ihr Leben
ansieht, beschreibt und wie er es anders und besser wünscht.
Auch hier kann es sich nicht um ein erschöpfendes Aufzählen
aller Angaben in Bertholds lateinischen Predigten handeln, son
dern höchstens um eine Verknüpfung markanter, für die An
schauungen des Redners und seiner Zeit bezeichnender Stellen.
Die Menschen sind aus vier Elementen gesch affen, Spec. 54, 1:
nomina, in quibus ostendit expresse, quomodo se ad illa tenere
debeat, quare non fecit corpora nostra ex ullo elementorum,
sicut solem, lunam, stellas, celum cristallinum, empireum. nobi-
liter hoc nequaquam voluit facere, sed nostra corpora ex qua-
tuor elementis, ut in illis doceret, qualiter nos ad illa quatuor
predicta habere deberemus. ignis: qualiter igitur nos ad Domi
num habere debeamus, ostendit nobis et docuit nos Dominus in
boc, quod ex igne nos composuit et semper ignem nos circum-
ferre fecit. ignis igitur, qui super omnia elementa est, et qui
omnino est calidior et omnibus elementis fortior, signilicat cari-
12
Y. Abhandlung: ScliÖnbach.
tatem. ignis enim excelüt omnia elementa online, specie et vir-
tute. specie, quia sicut ignis omni elemento est lucidior, et in
tantnm lucidius, qnod eonsumit omnem immunditiam in rebus,
et non solum in se est clarus, sed etiam omnia clara reddit, in
que agit, ut patet in ligno, in ferro, in carbone et in qnalibet
alia re, qne, quantumcunqne tnrpis sit in se, claram et lucidam
reddit, dum inflammat. — fecit et posnit Dominus aerem sub
ignem, et licet fecerit inferiorem aeris partem aliquando turbi-
dam, superior tarnen est semper pura et quieta, nee aliqui pro-
cellosi et ventosi motus possunt ad eum attingere, nomina plu-
viam, nivem et alia, et est aer transparens — die ut scis —
= voluntas. — sed queris, quomodo tertio, id est cuilibet pro-
ximo, dare debeas jus suum. respondeo: cur queris a me? hoc
docet te über tuus, aqua, que Omnibus rebus palpabilibus bene
facit, vel potando vel mundando vel incrementum Crescendi
dando vel conservando, ne omnino dissolvantur, et hoc per hu-
miditatem suam, et est communis omnibus. et omnia, que in
terra sunt, si non aque humiditas nos conjungeret, omnes in
cinerem dissolveremur, animalia, montes et omnia in terra,
quod patet in arboribus vel ligno. cum enim ignis extrahit
aqueum humum, in cinerem vertitur, quem dicimus calcem. sic
montes, si quis tantum ignem haberet, vel terra. — terra, quam
sub omnia elementa collocavit, et est vilior, ponderosior, opa-
cior, deformior, ignobilior, immundior et fex elementorum. Nur
aus Erde, Comm. 32, 2: debemus diligenter considerare et con-
templari ad proprium contemptum, de qua vili materia formatus
est homo, scilicet de limo terre, que ceteris est indignior ele-
mentis. planetas enim et stellas fecit Dominus quoad apparen-
tiam quasi ignee nature. flatus et ventos ex aere. pisces et vo-
lucres ex aqua, de terra vero homines et jumenta. considerans
igitur homo aquatica, vilem se inveniet. considerans aerea, se
viliorem cognoscit. considerans ignea, se viüssimum reputabit,
nee valebit se parificare celestibus, nec audebit se preferre ter-
renis, quia se jumentis similem recognoscit. Trotzdem hohe
Stellung des Menschen, Spec. 56, 3: miseri, qui tarn proni sunt
ad occidendum homines, cum eorum accisione non solum Deus,
sed et retro mundus tarn superiori quam inferiori parte offen-
datur. otfenduntur quatuor elementa, quia corpus hominis ex
eis compositum est. terra dedit partem etc. offenduntur inferiores
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
13
stelle, pro modo loquendi, que, ut corpus hominis perficeretur,
forte dederunt et efficax adjutorium. sol magnum, ut dicitur,
cordi etc. similiter et stelle superiores zodiaci. nam estivalia
dominantur et forte prestant adjutorium membris superioribus a
pectore usque ad renes. autumpnalia a lumbis inclusive usque
ad crura. hiemalia vero, ut Capricornius, Aquarius et Pisces,
respiciunt genua et infra. signa veris, ut Aries et Taurus et
Gemini a capite usque ad pectus. unum pro modo loquendi:
virtutes celorum movebuntur contra homicidam. Der Mensch
ein Mikrokosmus, Freib. 1, 161 c : debet etiam bomo habere po-
tentiam, ut, sicut Deus potens est in suo mundo, ita sit homo
in suo: microcosmus enim dicitur homo, vel minor mundus.
Verächtlichkeit des menschlichen Leibes, Sanct. 132, 1: inirum
valde, unde nobis perveniat superbia et quomodo desit humili-
tas, cum nusquam in nobis fodere possimus per considerationem,
quin humilitatis multam materiam invenire valeamus. si fodimus
in corpore, quid exit de eo, nisi fimus, sordes turpes, que ma-
teria humilitatis sunt? similiter per oculos, nares et ceteros
sensus. si in corde et spiritu, inde exeunt cogitationes male,
desideria prava etc., que coinquinant hominem. Mensch ivie ein
Baum, Spec. 48, 6: interdum dum vivit homo, est omnino pau-
per et miserabilis, quia, cum sit arbor, et a Deo dicatur arbor,
Daniel (4, 7 ff.): tu es arbor. est arbor inversa: crinis radix,
truncus caput, corpus stipes, brachia et crura rami, digiti ma-
nuum et pedum ramusculi, ungues eorum folia. sed quis est
fructus? et quid fluit de illa? fructus illius corporis sunt pulcra
poma illius etc. quis est fructus tuus? vermes intus et extra,
quid fluit? de illa fluit balsamum, de illa vinum, mirra, thus.
quid de te? quid de oculis? fode hinc inde. quid de auribus
etc. Der Mensch muß alles borgen, Spec. 49, 1: sed nunquam
pauperior nascitur homo, quam vivendo convertatur. mendicat
enim corium ab animali, linum de terra, ovum de pullo, et sic
de singulis. quare ergo vilitatem tuam non attendis? redde sin-
gula singulis et nudus permanebis. et in morte es nimis pau-
per. nulla creatura mundi in morte pauperior est peccatore,
nec bufo etc. nec aliquis piscis, nec avis, nec brutum, nec ver-
mis, quia illa tantum una morte moriuntur, tu infinitis. saccum
plenum fimo orna quantumcunque vis, cum monilibus, annulis,
sertis, scarleto, vario, tarnen saccus est plenus fimo, ita et tu
14
V. Abhandlung: Schönbach.
plenus es fimo. — cum omnes sibi deditos superbus faciat pu-
tare, se esse multo majorem, quam sit, indignatur, si non pro-
cedit alterum; cum residet, si ei non assurgitur; si non hono-
ratur, cum tarnen nihil sit coram Deo. immo quosdam sic
excecat superbia, quod etiam, que eis verecunda sunt et pro
quibus ab hominibus contempnuntur, et que secundum seculum
displicent, putant sibi esse gloriam et laudem, ut patet in cri-
nibus quorundam virorum clericorum et in vestibus quorundam
laniatis, caudatis, ut patet in peplis feminarum croceis; ut quid-
quid eis dicatur, non valet, sic sunt ex superbia inflate et ex-
cecate et inebriate. Sanct. 170, 1: cogitare, qualiter homo venerit
et unde venerit, quam miserabiliter! miserabilius enim natus
est quam jumenta. item quam vilis, quia est arbor universe
vanitatis, et vas firni et fetore plenum, et fructus ac liquor ejus
vilior ceterarum arborum. item quam cito in morte erit et in
sepulcro — bec multum faciunt ad humiliationem hominis.
Manche Menschen sind wie Tiere und schlechter, Domin. 3 a : ad
undecimam autem et duodecimam conditionem verus sol predieto
modo non venit, sed ad eternas tenebras illas ambas trans-
mittit. prima illarum sunt brutales, sensibilia tantum diligendo:
amant enim tantum terrena, et que carnem delectant, faciunt;
diligunt tantum, que sensibus exterioribus sapiunt, sicut bestie
sive bruta, que affectant, que ori, que oculis, que auribus, que
tactui incontinentiam generant, videlicet gulam et otiositatem et
hujusmodi. secundi autem sunt multo viliores bestialibus. hii
enim novissimi sunt inter omnes Dei creaturas. hii sunt insen-
sibiles, qui videlicet, quicquid eis dicitur, non moventur ad ti-
morem vel amorem Dei. Freib. 2, 57 b : non sunt ut quidam,
qui sunt ut jumenta, ut bruta, que, nihil curantes de divinis
neque de Deo, circa terrena semper occupantur. nolite fieri
sicut equus. sunt enim quidam ut equi scilicet in peceatis, nec
genuflectunt, nec se flagellant, non audiunt missas, non con-
fitentur, non dicunt Pater noster, ut nec bruta. cur talibus daret
Dominus gloriam celestem potius quem brutis? Seit Sündenfall
und Sintflut steht es um den Menschen immer schlechter, Domin.
121, 1: remanserat tarnen adhuc post hoc peccatum Ade tanta
virtus fructibus terre, ut homines sine vino et carnibus vivere
possent septingentos annos vel octingentos aut noningentos vel
amplius, usque dum venit iucontinentia, scilicet secundum pec-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
15
catum, propter cujus detestationem Deus movit quodammodo
per diluvium secundario mundum, unde sic debilitatus est, ut
non solum sine fructibus, immo nec sine vino et carnibus saltem
per trecentos vel ducentos dies sani vivere possint. Lebensdauer,
Comm. 28, 2: plus tarnen gaudet Deus de servitio hominis quam
angeli, quoad hoc, quia, licet angeli serviant et ab initio mundi
usque ad finem, homines vero tempore brevissimo, id est sexa-
ginta vel quadraginta vel viginti seu decem annis tantum, tarnen
remunerat bomines tantum pro brevi illo servitio, quantum an-
gelos pro illo longissimo (also auch hier 60 Jahre als Durch
schnittsmaximum des menschlichen Lebens, vgl. Studien 7).
Menschliche Leiden, Sanct. 18, 1; non est homo vel fuit, qui non
cotidie aliquem istorum incommodorum vel defectuum sustineat,
vel etiam plures: unus unum, alius duos vel tres etc. unum est
frigus, aliud calor et hujusmodi. est aliquis hic, qui nunquam
frigus sustinuit vel calorem? — primum incommodum est frigus,
secundum sive secundus defectus est calor, tertium fames, quar-
tum sitis, quintum debilitas sive lassitudo, sextum tristitia, sep-
timum timor, octavum labor, nonum confusio sive erubescentia,
decimum mors. Beim Tode wird der Mensch verlassen, Sanct.
232, 2: sic cum homo diu fovet et laborat in istis temporalibus,
quando maxime indiget, ut concomitentur eum, scilicet cum exit
de mundo et diabolum et ejus principes videt, tune relinquunt
eum solum turpiter et currunt ad alium, ubi sunt multa tem-
poralia, quorum multa foverat Augustus vel Alexander, et cum
magis neeessaria habuit, cucurrerunt alium et dereliquerunt eum
in inferno, ut eternaliter puniretur (ist der Stoff von Everyman,
Homulus und Hekastus). Alle Menschen sind untereinander gleich,
Comm. 34, 6: de eadem terra sum ego et rex, eodem pretio
emptus. sed Deus sic instituit, ut presit homo vitiis alterius
hominis, non homini. utinam considerarent hoc judices seculares
et spirituales! natura omnes homines equales fecit. tenetur ergo
homo Deo, qui supra nos est, jus suum dare. hoc jus exigit ab
homine. Die Menschen sind aufeinander angewiesen, Sanct. 199,
1: cerebrum hujus capitis, a quo sensus et motus dominus Papa,
oculi cardinales; nares sub eis episcopi; aures religiosi, paupe-
res seu divites; os sive dentes prelati vel plebani, docentes et
vitia subditorum mordentes et cibo celesti ipsos pascentes; col-
lum alii clerici, Dominum laudantes et dulciter cantantes:
16
V. Abhandlung: Schönbach.
braehia potentes et principes; manus milites eis adherentes,
utique Ecclesiam defendentes; pectus, in quo viget sapientia,
consiliarii; venter, in se continens omniuni ventositates mem-
brorum, est congregatio peccatorum fetentium et immundorum
in Ecclesia, quos tolerat in se, et tarnen valde confunditur.
nota diversos, quorum aliquos cotidie per portara amare mortis
dejicit in fetorem inferni, tandem omnes judicio. — crura et
pedes, totum corpus sustentantes, laboribns despeeti et in luto
ambulantes, sunt rustici et servitiales. omnia hec se invicem ut
membra corporis diligere debent. nullus tarn pulcbros hic habet
oculos, qui despiciat videre pedes suos, in luto ambulantes; sic
nec quisquam nobilior, potentior, ditior despiciat in Ecclesia in
feriorem, sed potius honoret. Deus non fecit hominem de diver-
sis materiis: unde fecit oculum, inde et pedem. rex et mendicus
sunt de una materia, servus et dominus, ancilla et domina, de-
formis et pulchra, dives et pauper, miles et rusticus, imperator
et leprosus. ideo inferiores nequaquam sunt contempnendi. —
melius vestimus pedes quam oculos, os vel nasum, ita Dominus,
quando melius in celo honorat inferiores quam superiores. —
secundum est, quod quodlibet membrum nulli alteri invidet,
sed ex corde sibi congaudet et condolet, etiam si habet idem
officium quam aliud, ut oculus oculo. vel si etiam habet indignius
officium, non invidet pes, qui in luto ambulat, capiti vel oculo,
quem nunquam tangit pulvis et qui multo eo pulchrior, immo
potius ipsum vellet esse adliuc pulchriorem. non invidet pes
cordi, quod est sapientius; non cerebro, quod est custoditum
melius et locatum altius; nec ori, quia illi datur vinum, cum
sibi aqua et hujusmodi. ideo dilige proximum sicut te ipsum
et quiesce ab invidia. mare largitatis divine invidendo exsiccare
non potes, solem excecare, celum in infernum commutare. multo
facilius totum mare in dulcedinem converteres, de celo infernum
faceres, de aqua ignem, quam fontem largitatis divine exsiccare.
tertium est, quod quodlibet membrum corporis alteri pro possi-
bilitate subvenit. oculus sibi soli non videt. manus sibi soli non
laborat etc. sed manus dat ori cibum, qui sibi datur, os sto-
macho, stomachus epati, epar aliis membris. cum enim satis
habes, sub capite ponis et sub dorsum; et cum satis habet os,
dat stomacho, ille epati, epar omnibus membris exterioribus et
interioribus. sic debet quisque dividere, primo sibi, postmodum
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
17
filiis, deincle proximis et indigentibus amicis, postea aliis vicinis
juxta uniuscujusque indigentiam. hanc etiam doctrinam natu
ralem sumere possumus de arboribus. cum enim truncus bene
firmatur et sucum de terra attrahit, dividit illum omnibus ramis,
et sic fructus ex hoc multiplicatur. si truncus sibi soll sucum
retineret et ramis non divideret, sine fructu rami manerent ibi
etc. sic etiam videmus in celestibus. stelle virtutes a Deo sibi
datas participant cum terra, et illa participat terre nascentibus
arboribus, arbustis, herbis, floribus etc. sibi adherentibus, prout
indigent. quod si terra, que sibi desuper dantur, sibi soli reti
neret, arbores, herbe et hujusmodi fructus non producerent. —
(Vgl. Studien 5, 29) cum stomachus nimis retinet, fit apostema
quandoque; cum epar, fit ydropicus et generatur ycteria, gel-
suht. cum pulmo, fit peripneumonia in eo quandoque; cum ejus
sanna (Du Cange 8, 304), fit tisicus; cum oculi, oculorum dolor;
cum dentes, dentium; cum intestina-, ibidem impotentia, paralisis,
wutende gibt; cum pedes, podagra; cum manus, cyragra; cum
vene, acuta, sic fit membris fidelibus in Ecclesia, cum per con-
cupiscentiam miniam acquirunt non acquirenda, vel retinent non
retinenda, ex tali avaritia pereunt. quartum, quod membrum
lesum ab alio non vindicat se, sicut debet esse in membris Ec-
clesie. si os comedit vel bibit, quod oculos lesit; si pes cecidit,
unde caput leditur vel vulneratur, non se vindicat, nec alia
membra in pedem vel os exercent vindictam. si manus secat
digitum manus alterius, illa non revulnerat. quare? quia ex hoc
dolor multiplicatur. quintum, quod unum membrum ex multa
dilectione sibi fieri reputat, quod alteri fit, sive bonum, sive
malum. unde si pes leditur, dicit os: me lesit. si manui aliquid
datur, dicit os: bene mihi fecisti. si corpus comprimitur, dicit
os: cur me premis? sic debet esse in Ecclesia hominum. Arbeit
als die Last des Menschen wird im mhd. und überhaupt im
weitesten Sinne genommen, Freib. 1, 143 a : satis est miserabile,
quod omnes creature aliquid exercitium laboris babent, et tarnen
nulla creatura tantum pro labore suo remuneratur ut liomo, et
tarnen ita pigri sumus ad labores. superior creatura, que est
angelus, habet exercitium laboris, quia omnes sunt administra-
torii spiritus. sol, luna semper die noctuque, licet hoc nisi sa-
pientissimi intelligant. similiter omnes inferiores sive creature
cum labore magno sibi victum conquirunt. 191 b : die multas
Sitztmgsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Ahh. 2
18
V. Abhandlung: Schönbach.
creaturas, qualiter laborant et non otiantur, quod terra diversa
producendo, quod aqua, nisi aliud obsistat, semper ad mare
fluendo et refluendo, aer pluendo, ningendo etc., quod angeli,
quod ipse Deus semper, cum in terris esset. Spec. 48, 3: quia
omnis liomo natus est ad laborem et est in labore, illc in lioc,
ipse in hoc. ut avis ad volatum, illa sic volat, ista sic. et quia
es ad hoc natus, sustine ergo patienter pro Deo sicut Deus pro
te sustinuit, et patientia in tribulatione magnos fecit sanctos.
immo de majoribus gaudiis, que sancti in celo liabent, per hoc
habent, ut Petrus, ut Paulus etc. Reichtum, sein Mißbrauch,
sein Nutzen, Domin. 97, 2: divites mali sunt, qui male expen-
dunt res suas in luxuria, in superbia, epulis et in vanitate,
scilicet vestium et familiarum et domorum, histrionum etc.
Verächtlichkeit des Goldes, Comm. 15, 1: quid adeo vile est, ut
nec videat nec audiat nec hominem alloquendo consoletur, sed
jaceat ut truncus cecus et mutus, omnium virtutum nullam ha-
bens? quid adeo vile'est, ut etiam vilia bruta, canes, jumenta,
aves et reptilia illud contempnant nec illud congregare dignen-
tur? Geldsummen, Freib. 1, 63 cl : si scires, quod post prandium
deberent tibi dari mille marcarum auri et hujusmodi, libenter
faceres aliquas venias vel sustineres verbum vel dimitteres in-
continentiam vel hujusmodi. sed mille marce nihil sunt respectu
premii, quod pro qualibet bonitate tibi dabitur, et non curas
operari. hoc ideo, quia fidem magnam non habes. 153°: et est
magna misericordia Dei, quod pro penis futuris recipit tribula-
tiones presentes, tale est, ac si ille, cui deberentur mille marce
auri vel argenti, et reciperet pro eis fabas vel lapillos, cum
quibus facta esset computatio. plus enim est faba una respectu
marce argenti quam tribulatio presens respectu pene future.
154 d : adeo fuit immundum idolum luxurie, quod nec audeo
nominare. ipsum est Beelfegor, simulacrum ignominie, quod
habuit aliud nomen turpissimum. de quo idolo Augustinus tarn
turpiter scribit, quod predicator pro decem milibus marcarum
exprimere non deberet. 100.000 Mark, vgl. Studien 7, 55. Sechs
Solidi, Domin. 118, 2: plus dolent multi, si ad valorem sex so-
lidorum perdidissent, quam doleant de omnibus peccatis, que
fecerunt, quam de omnibus bonis, que in celo perdiderunt;
quam de omnibus tormentis, que in inferno meruerunt. Moneta
dativa, Domin. 144, 2: interim enim est moneta penitentie datvoa
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
19
(Du Cange 3, 42: ,moneta dativa‘, que in usu, commercio et
conversatione est), postquam autem abjicitur, pro nichilo repu-
tatur. unde qui post mortem primo penitere incipere voluerint,
nihil eis prodest. Denarius, Comm. 8, 3: denarius est rotundus,
ita gaudium tuum erit sine fine, item denarius liabet imaginem
regis, quia, quidquid gaudii habent, a gaudio Dei habent pre-
cipue. Falscher Denar, Sanct. 48, 2: certe, si Domino terreno
solveres censum vel tributum et dares ei denarium falsum, lia-
beret pro hoc, quod ei illuderes. Pfennig, Prägung und Gewicht,
Domin. 133, 2. Spec. 93, 1: quia socii veri sunt diabolorum et
omnino cum eis concordant, ut duo oboli cum denario. Der
blinde Bettler bekommt falsche Münze, Freib. 2, 84' 1 : et ideo
dicitur peccator quilibet cecus, quia non habet facultatem dis-
cernendi. unde quandoque credit, quod dentur ei boni denarii
et dantur ei falsi, picti, nec ambulandi, credit enim ire ad dex-
teram et vadit ad sinistram, nec rebellandi, immo est lusus
aliorum. si ceco proponeretur aurum et cuprum, tarn cito poneret
manum ad cuprum ut ad aurum. sic peccator. — idem de melle
et feile, anguilla et serpente, lacte et toxico. Unendliche Zahlen,
Comm. 11,9: quanta est arena terre, frondes et germina. pisces
in mari et reptilia. quot sunt gutte aque. quot sunt athomi in
sole. quot sunt dampnati et demones. quot semina terre. quot
sunt gutte de aere cadentes a pluvia ad nos. cum omnia pre-
dicta habeant finem numeri, sed pena peccatoris non habet
finem mensure. Sanct. 143, 1: tot enim gaudia ibi dabit Dominus
et plura, quam sunt gutte pluvie — vel grandinata aut pruinata,
quia nix tantum in hieme, grando in estate, pluvia vero omni
tempore descendere potest; ita in omni tempore fluunt a Domino
habundantie gaudiorum. Sanct. 209, 1: sicut nullus potest men-
surare, quot sint cubiti ad celum, quot in infernum et quot
passus per terram et quantum spatium mare occupat, sic nec
delectationem illorum ferculorum, que Deus sanctis preparavit.
Freib. 2, 6 a : timeo, quosdam hic esse, qui Domino tenentur
plus quam in decem luilia talentorum, quia tenetur plus ardere
peccator pro mortali quam decem milia annorum. quantum plus,
tantum plus, quantum omnia folia, si lingue essent, numerare
non sufficerent, si usque ad judicium numerarent, tot milibus
annorum ardebit peccator. quantum nunc omnes stelle, si linguas
haberent, quantum nunc omnes homines, nati et nascituri, quia
2*
20
V. Abhandlung: Schönbach.
enim peccavit contra eum, qui est sine fine, pnnietur sine fine.
112 d : plures enim sunt lfic in sulco quam olim in mundo for-
nicatores. plures fornicationes fiunt ab istis paucis in mense
quam olim in quadringentis vel quingentis annis. tarn graviter
punietur, quod omnes, qui unquam de arismetica aliquid didi-
cerunt, infinitatem penitentie numerare non possent. si enim
dicerent, quod pro qualibet una vice tot annis, quot gutte in
Omnibus aquis, cruciaretur, nihil dicerent respectu, quod erit,
et nimis parum. si tot annis, quot unquam creature fuerunt,
sunt et erunt et postquam tarn diu a novo incipiunt, ac si nun-
quam aliquam penam pro hoc sustinuissent.
Das normale Wohnhaus ist aus Holz, Freib. 2, l a : ut
Deum pre omnibus diligas, ut pro nullo homine vel nulla re
facias contra Deum vel contra preceptum suum. si sint pueri
vel domus suus etc. si corpus tuum, si femina, si res tue, ager,
si aurum, si argentum etc. si terram plus diligis, habes terrenum
Deum. si domum, tune habes ligneum Deum; si castrum, lapi-
deum; si hominem, tune carneum etc. Haushalt, Sanct. 101, 1:
sic quelibet ars suam habet disciplinam. nam artem suam habet
cocus (der niederste!), quomodo debeat cibum coquere, textor
suam, miles suam etc. sicut pariter miles statim, cum videt ic-
tum sibi vibrari, clipeum opponit, ut ictum excipiat, aliter gra
viter lederetur, sic bonus miles Christi temptationi statim debet
objicere resistentiam. debet quilibet sapiens domui, in qua diu
morari debet, in necessariis providere. qui enim ad longinquas
partes esset iturus et ibi pro tempore moraturus, modis omnibus
satageret, qualiter necessaria, que posset, ibi premitteret, ut,
dum veniret ibi, inveniret, quibus secure et tranquille viveret.
sapiens autem in dispositione domus seit, quod quinque sunt ne
cessaria, ut bene disponatur: primo cibus, secundo potus, tertio
vestes, quarto custodia: ad hoc enim adhibentur sere, vectes
contra canes, fures et mures; quinto utensilia diversa: olle,
eiste, sedes, lecti, ligna ad ignem et hujusmodi. sextum uxor
proba. Reinlichkeit, Freib. 2, 58 a : mundam domum, hoc est,
mundam familiam studeat habere pro posse. nam pro illa ratio-
nem reddere oportet, ut abbatem, plebanum, episcopum. ideo
malum facere illis hoc vel hoc non jubeat nec permittat equos
ad prata alterius ducere, vel avenam, quia indubitanter tenetur
ad restitutionem utrique. non debet hospitari fornicarias pre-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
21
dilectione vel pretio, quia tune demones hospitantur pro pretio.
Hausvater hart, Comm. 5, 6: (paterfamilias) ut quidam, corarn
quibus, cum inebriantur vel offenduntur, nusquam audet familia
comparere, sed, cum domum introerunt, omnes trepidant. Diese
Hausväter similes sunt regulo, (Du Cange 7, 102) cujus flatus
adurit totum, super quod incedit, ita quod in circuitu caverne
ejus nihil oritur omnino, quia exsiccat arbores, herbas et fru-
tecta et scindit lapidem et inficit aerem, ita quod, si quando
avis volat decontra locum, in quo manet, statim cadit mortuus,
et similiter alie bestie. hunc serpentem alii sei-pentes omnes
timent et fugiunt, preter solum Armene, qui basilisco multa
affinitate conjungitur, et forte fugit et iste quandoque, in cujus-
cunque animalis cor momorderit, statim moritur in momento.
dicitur autem, quod mustela interficit eum (Barthol. Angl. 18, 8).
Der Hausvater soll sein ut nobilis rex apum, aculeo carens, ut
sol in mundo totum mundum consolans. non permittant in do-
mibus suis aliquem presentem verecundari, irrideri, alicui ab-
senti detrahi, maxime et singulariter clericis et religiosis et
singularibus. Böse Hausväter, Comm. 33. 6: ut viri, qui non
permittant uxores orare, cum ipsi nunquam orent, non parvam
eleemosinam dare, non de lecto surgere, non confiteri, non pre-
dicationem audire. sed quidam adeo bonam fidem et pacem et
concordiam simul habent, ut milvus cum gallina, lupus cum
cane, accipiter cum columba, draco cum elephante, serpens cum
homine, aves cum noctua, ciconie cum ranis. sunt similiter qui
dam ut duo galli, qui statim ut conveniunt, contendunt gratis,
nec pro castris et agris et hujusmodi. sic et ipsi contentiosiores
sunt gallis, nam illi per aliquod tempus simul degentes discunt
pacifice commanere, isti tarnen per spatium octo vel decem an-
norum. sunt ut sidera errantia, que jam plus quam per quinque
milia annorum cum celo non concordaverunt, sed semper die
noctuque sibi contrariantur. sic et quidam nunquam concordant
nec concordabunt. Sanct. 190, 1: cito est aperiendum, ne, ut
vir uxori nimis pulsando et diu expectando det alapam duris-
simam, vel ne declinet aut graviter iraseatur. Schicksal der
Ehefrauen, Comm. 33, 3 (vgl. Studien 7, 23): unde si mariti
mali sunt, raro vel nunquam corde quiescunt, vel si adulteri
vel bibuli seu lusores aut quasi furiosi. si vero boni sunt, quasi
semper timent, ne moriantur, et ipsam solam oporteat multos
22
V. Abhandlung: Schönbach.
parvulos educare sine adjutorio. virgo vero nihil habet liujus-
modi tribulationis, non timet verberari vel aliquid predictorum,
et multo levius est ei ferre tunicam in dorso quam multos par
vulos in unco (1. utero)] in nocte quiete dormire, quam rnulto-
tiens pro lactando filium expergisci: se solam pascere quam
multitudinem orphanorum. Geiz im Haushalt, Sanct. 79, 1: sed
quidam adeo sunt avari, quod reservant illa, que remanserunt
in mensa, et nihil vel modicum dant pauperibus, potius permit-
tunt dari gallinis suis aut porcis quam Christo et proximis. aut
permittunt potius putrefieri, similes lupis, qui omnia devorant,
et si quid remanet, abscondunt vel usque ad putredinem reser
vant. quare et vos, matresfamilias, plus pulmenti apponite:
invenit enim Christus quandoque panem, sed raro pulmenti, et
scitis hominem non diu posse durare cum solo pane (aus der
Mendikantenpraxis), sed sunt quidam adeo avari, quod nullum
pro Deo hospitare volunt, immo quos pro denuo hospitio reci-
piunt, in quantum possunt, decipiunt, a quibus indigent, nirnis
care vendendo. Fünf Pflichten einer guten Ehefrau, Sanct. 33,1:
primum est honorare soceros. secundum est diligere maritum,
etiamsi minus videatur uxorem diligere. tertium est regere fa-
miliam, ne coram marito sit indisciplinata vel contendat, ne
ancille turpiter agant, hoc enim vergeret in detrimentum ho
noris domine. quartum gubernare domum, ut omnia in domo
sint munda, pulchra, nitida, ordinata, ne sit ibi aliquid feditatis,
pulveris, fimi, quod oculos hospitis offendat; ne sit quasi stabu-
lum immundum. sit etiam provida in rebus conservandis et
dispensandis. quintum est, se irreprehensibilem in omnibus cu-
stodire et bonam famam utique habere, ut omnes loquantur de
ea bene et nullus male, hoc quinque multum valent ad dilec-
tionem mariti obtinendam; si non est uxor pulchra multum,
bona cura fit; si non multum nobilis aut pecuniosa. ille enim
quinque conditiones pre omnibus conditionibus aliis merito suf-
ficiunt, unde et hec filias suas doceat maritandas. Kindern wird
die Nahrung zugemessen, Comm. 26, 6 (vgl. Studien 7, 36): sicut
et medicine dicuntur dispensari, quando proportionaliter distri-
buuntur. sicut autem parvulis, ut proficiant in augmentum,
datur cibus debitus sub mensura. si enim indebitus daretur,
ut venenum, vel inmensuratus, id est, supra modum nimius vel
omnino nimis modicus, perirent. Körperliche Übung beim Er-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. Vllf.
23
ziehen, Spec. 58, 1: (que corpori sunt bona) unum est, dum
modo sit in bono aere, exercitium corporale. secundum est ab-
stinentia. Schwimmen, Freib. 1, 114 b : et nota: qui vult natando
aquam transire, necesse habet manus et pedes et etiam alia
membra movere et caput erigere, ne submengatur. sic eonjun-
gatos per eleemosinarum largitionem et bonam operationem et
alia membra in operibus penitentie, ne in aquis delectationum
submergantur; et in hiis omnibus caput recte intentionis ad
Deum erigere, et sicut potest transire. nota, quod sicut non est
securum in aqua profunda alicui rei diu adherere et ibi Stare,
sic non est securum etiam proprie uxori nimio amore adherere,
quia vehemens amator est. sed robur utendum est ad trans-
eundum periculum sicut pei'tica. Kinder verziehen, Sanct. 225, 2:
ut faciunt quedam matres, que tota die, mense vel anno loquun-
tur de probitate filiorum, qui vix sunt sex vel octo annorum,
cum tarn modicum habeant probitatis, quod plus expendunt in
die quam lucrentur. verbum oportet ex multorum membrorum
auxilio ad lueem deduci. vadit de pulmoue ad cor, de corde
ad guttur, de gutture ad linguam, de lingua ad dentes, a den-
tibus ad labia; in quo significatur, quod verba non debent le-
viter proferri. Sanct. 51, 1: parvulus pro pomo dulci, ovo vel alia
re delectabili daret hereditatem suam; sic quidam adeo parvuli
in fide, quod pro verbis delectabilibus et dulcibus fidem deserunt
nobilissimam, que propter totum mundum a fideli anima non
deberet. Sanct. 56, 2: cum enim pueri ad nundinas veniunt, cum
magnis mercimoniis mercari volentes, bonum forum inveniunt,
et puer Jhesus venit, portans imperium, omnes volentes hoc
comparare, bonum inveniunt forum. Freib. 1, 132 b : breviter
autem, quasi more puerorum balbutiendo, tangam. Vögel als
Spielzeug der Mädchen, Sanct. 120, 2: moris virginum nobilium
est plurimum diligere aviculas dulciter canentes, sic Beata Virgo
in dulcisona oratione multum delectatur, maxime autem in hac
salutatione, cum devote depromitur. Spec. 53, 3: nota, virgo
sterilis est et cum magnis nescit occupari, sed amorem suum
quasi totum reponit super vilia, inutilia et parvula, vel super
asperiolos (spariolos, Freib. 1, 131 d ; auch die Römer kannten
Eichhörnchen als ein Spielzeug der Mädchen, vgl. Forcellini unter
sciurus), aviculas, catulos, buppas, annulos vitreos, serta et
hujusmodi. — Hofkleider, Freib. 2, 66 d : qui non potest venire
24
V. Abhandlung: Schönbach.
ad curiam magnam cum scarleto, verdat cum blavia tunica vel
grisea, quod tantummodo non vcniat nudus ut pubo (= bufo,
vgl. Diefenbach, Gloss. 470. 83), et tarnen salvabitur. Eitelkeit
der Kleider, Freib. 2, 97 b : intemperantia vestium, quibus multe
femine eternaliter occiduntur, que nimis supra modum in vesti-
bus excedunt, ita ut etiam mariti ipsarum nimis graventur, ut
satisfaciant superbiis earum. aliter enim ipsos quiescere die
noctuque non permittunt. — quedam (Kupplerinnen) habent
imagines meretricum pictas, quedam judearum per crocea pe-
pla etc. Spec. 93, 2: aliquis socius diaboli est ita superbus de uno
panniculo, non valente solidum, quod non deberet ita superbire,
si ornnes reges et principes mundi essent consanguinei sui, de
omnibus castris mundi vel regnis vel divitiis. vel aliquis in nova
tunica blavea, vel gladio, vel serto de parva pulcritudine et co-
lore, quod, si esset Helena vel Hester vel ut sol, non tantum.
Schönheit, Freib. 2, 89 d : certe, o luxuriöse, si persona, cum qua
luxuriaris, tarn pulchra esset, ut oculos haberet sicut sol, ca-
pillos ut stelle, corpus ut celum vel aurora darum, si diligenter
penarn considerares, quam prima hora, cum ad infernum du-
ceris, sustinebis et que in eternum durabit, eam devitares,
immo in caminum ignis potius quam ad luxuriandum ad ipsam
intrares. Der Spiegel hat noch etwas Wunderbares an sich und
wird daher leicht zum Zauber Spiegel, zum Wunschding (vgl.
Studien 2, 98 f.), Freib. 2, 253 b : est enim homo ut speculum.
Domin. 104, 1: quanto enim speculum melius est tersum ac po-
litum, tanto lucidius resultant imagines ex eodem. Sanct. 62, 1:
quia sicut faciei mee imago ingrediendo et egrediendo speculum
non frangit, sed integrum remanet, sic et ipsa concipiendo et
pariendo virgo permansit et in eternum permanet; 186, 1: si-
militer ut imago in speculo mihi vel tua tibi, et cum illa pul
chra est, deleetatur homo in ea et libenter videt. sic ipse Deus
in anima pulchra deleetatur. — Gastfreundschaft (vgl. Studien
2, lll = Baumgb. 97 d f.). Freib. 1,138 c :,inane, inquit (Michas),
apud me et esto mihi parens* (Iudic. 17, 10), vriunt, ,debeoque
tibi decem argenteosh die dominorum multos et magnos. ,et
vestem duplicem et quoad victunF, cliost, ,sunt necessariah
Gastmahl, Freib. 1, 79°: exemplum de convivio. mendico sufficit,
quod habet unum ferculum, quia seit, quod totum ex gratia
datur, quod habet, servo, quod duo, qrria, qui aliquid servivit,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
25
plus, principi dantur octo vel decem. libenter vellet mendicus,
quod debet sedere cum principe supra, liceat non audeat que
rere. sufficit ei, quod habet. — Tisch — Nahrung, Spec. 86, 1:
mensa, in qua omnia membra desideranter cibantur et potantur,
et juvantur corporis omnia (membra), Omnibus subvenitur, sive
sint utilia, nobilia, sive superiora et econtra, et eis bene tit,
significat caritatis benelicium, voluntarium ad omnes, ad illos
et ad illum. sumus enim omnes unum corpus in Domino, sin-
guli autem alter alterius membra, etiam si te lesit aliquid,
mensa ista est serena, perfectis optima, penitentibus et infirmis
est misericors. Tischzucht, Spec. 75, 2: turpe esset, in mensa
alicujus nobilis vel etiam alicujus rustici, hujusmodi comedere
et os ut porcus. Freib. 1, 58 1> : qui ad magnum convivium ad
magnos ire debet, antequam sedeat, manus lavat. Vgl. Freib.
2, 211° (Studien 7, 29 f.). -— Die Venverflichlceit des Ehebruches
(und der Unzucht), seine Gefahr, die Strafen dafür behandeln
viele Stellen, Spec. 87, 2: tertium est: non mechaberis, quod
similiter facile est observare (wie das 4. und 5. Gebot), quod
ille juvenis dixit se servasse. facile est autem continere vel
uxorem ducere, et utrumque est honorabile, quia continere est
angelicum, contrahere humanum. sed fornicari turpe, quia est
brutale, et ideo in occulto fit; matrimonium vero contrahitur in
publico, quia contrahere lionorificum est. unde, quanto plures
intersunt, tanto honorabilius reputatur, et ideo institutum est,
ut etiam in facie Ecclesie contrahatur (man sieht, wie verhältnis
mäßig neu die feierliche sakramentale Eheschließung in der
Kirche für Bertholds Publikum noch war), vide ergo, utrum
libentius velis esse in honore quasi angelus, caste vivendo et
tarnen gloriose salvari, vel in honore ut homo, naturaliter in
matrimonio vivens et similiter salvari; vel sicut brutum, ut
canis, equus vel cattus et hujusmodi, hinc inde vagando tur-
piter, et dampnari. nam sicut brutum celum non introibit, sic
nec tu. Freib. 1, 212°: miraris de hoc. non mireris. die, si ali-
quis abduxisset tibi uxorem tuam et tibi mandaret, quod adhuc
in futurum, post quatuor aut sex annos, postquam vetula et
cecutiens esset, et postquam illa se satiasset, quod tibi nunc
illam reddere vellet, die, quantum illum diligeres! ita die de
illo, qui te rebus tuis predatus fuisset et condempnaretur. item
de illo, qui te ineendisset et post tot annos cessare vellet; puto,
26
V. Abhandlung: Schönbacli.
quod illum parum diligeres. ita Dominus te. satis Dominum
molestasti; non tibi sufficit, sed adhuc diutius ipsum vis offen-
dere et tune redire postea. tu facis contra preceptum Domini.
Freib. 2, 110° (vgl. Studien 5, 89): maledictus, qui cum aliena
incontinentia peccaverunt. est aliquis hie talis scolaris, puella,
juvenis. — est forsitan aliquis vel aliqua liic, super cujus ma-
num clamare deberent volucres plus quam super noctuam aut
super cattum. immo canes latrare, lupi ululare, semina, que
tangit, marcescere. — boc quod aliquis est modo viginti anno-
rum, qui plus peccavit hoc peccato quam aliquis olim septin-
gentorum annorum. ubi estis, corvi et volucres, quod non de-
vorastis talem manum? unum solum de liiis scio, qui confitebatur
et martyr efficiebatur et multa sustinuit in penitentia. ,quis
est?‘ non nominabo. peccare cum uxore parvum esset respectu
illius. — ,maledictus, qui dormit cum uxore patris sui‘ (Deuter.
27, 20). hoc est grave et Deo ita contrarium, quod nulla incon
tinentia tanturn est mala, ut crudeliter loquar. qui illud tune fe-
cerint vel facerent, si habuisset duas consanguineas, vel illa
duos consanguineos, non tanturn peccasset. si duas sorores,
immo, quod horribile est dictu, si matrem et filiam, et econ-
verso. contra lianc non tanturn duodecim tribus sanctorum, sed
omnes angeli in celis, omnis Dei creatura clamet semper, ut
omnes aves, pisces, quadrupedia, verrnes, angeli, diaboli, et
omnia alia. Comm. 29, 6: paucas enim video vel paucos, qui
diligant suas pellices, vel qui diligant eos, qui cottidie et con-
tinue commercium habent cum uxoribus suis. Wenn Ehebruch,
erlaubt iväre: omnes enim viri furto uxorum perirent; timerent
enim femine, quod ab eis relinquerentur, si in aliquo offende-
rent. parvuli quoque perirent, cum nullus sciret, quis esset pater,
nec illum quisquam suum filium usurparet, et sic ex inopia
matrum parvuli perirent. Sanct. 191, 1: vir non vult uxori re-
conciliari, si semel adulteratur, sed Deus peccatori libenter,
quiequid etiam fecit, ut patet in Magdalena. Comm. 33, C: sunt
aliqui, qui libentius sufferrent magnam partem rerum suarurn
sibi subtrahi, quam boc. citius paterentur occisionem patris,
propriam vulnerationem, similiter uxor, quam illam, que ma-
ritum suum sibi abstulit. Freib. 2, 136°: tanta erit pena tua
(adulteri), ut Salomon, omnium mortalium, excepto Christo, in
naturalibus sapientissimus, cui Dominus tarn innumerabilem
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
27
contulit sapientiam, ut harenam maris Omnibus bominibus in-
numerabilem, cum de Omnibus naturalibus locutus fuisset, vide-
licet de astris, de elementis, de arboribus a summa ad infimam,
et de ceteris naturalibus — ut nunquam potuerit invenire nu-
merum sive finem penarum ejus. Kupplerin (Studien 5, 89), Fx-eib.
2, lll b : cum aliter aditum habei’e non potest, portat pannum,
ut sic habeat introitum. Abtreibung der Leibesfrucht (vgl. Studien
2, 26), Comm. 29, 5: similiter, qui juvant juvenculas, ut aborsum
patiantur (begehen Totschlag). Comm. 34, 1 = Freib. 2, 68 b :
quinti, qui pai’tum necant corporaliter, quod fit quatuor modis:
sive cum sterilitatem procurant, valde de facili impeditur, quod
Deus non dat conceptum. item, cum in utero nondum vivificatus
occiditur. tertio, cum occiditur vivificatus. Romanus Peniten-
tialis Herbarius: vir aut mulier interfectores infantum, in ex
tremis vite cum venerint cum fletu, suscipite ad penitentiam.
Rabanus: que per adulterium concepit idque occiderit, placuit
vix in fine dandam esse communionem, eo quod scelus gemi-
navit. sed si ex fornicatione, antiquis placuit xxsque ad exitum
vite eas ab ecclesia removeri. bumanius autem nunc diffinimus
decem annorum tempus. unde sibi parcant femine a nimio la-
bore post conceptum. ornnia bruta sibi parcunt post conceptum.
quarto, cum natus occiditur vel ponitur in loco, ubi moi’i
opoi'tet. nulla bestia simile i'acit, immo nec corvus infidelissimus
usque post volatum. nam quelibet rationalis natura fetum suum
pascit, paganus, judeus, hereticus. immo irrationalis, aves, sues,
bestie quoque et reptilia. si quereretur etiam a brutis, an pasce-
rent fetus suos opere, responderent, quod sic, tarn aves quam
bestie quam etiam reptilia. immo quedam iiTationabilia pascunt
fetus alienos, ut quedam aves cuculum et perdix et jumenta,
immo quedam lupe pueros. nulla in hoc mundo bestia similis
est mulieri male, o malum omni malo pejus, mulier mala! non
tarnen que hoc fecei-int, despei-ent, sed se emendent, et Domi
nus parcet. Vgl. in den deutschen Texten 1, 71, 26 ff. und
Josef Haupt, Uber das Ai’zneibuch des Meister Bartholomaeus
1872 (WSB. 71, 32). Sanct. 99, 1 (vgl. Freib. 1, 242»): sicut fe
mine, que concipiunt, sed, quia incaute sunt nec sibi cavent,
aborsum faciunt. quod aliquando fit ex parte corpoi’is, ut ex
percussione, casu ab alto, gi-avi laboi-e, vel ex vehementi saltu,
aut ex passionibus anirne, ira, tristitia, timore, ex frigore vel
28
V. Abhandlung: Schönbach.
calore superfluo. unde phisici pregnantibus prohibent longa
balnea ; quia partus, non valens sustinere nimium calorem, pro-
pei’at ad exeundum ad aerem frigidum. aliquando ex egritudine,
fame, siti longa aut satieate nimia, et multis aliis de causis,
quas femine diligenter caveant. — ut quedam femine, que se
putant impregnatas et valde gaudent, et habent intra se quam-
dam carnem crudem (Hf. crudelem) et immundissimam, que
quandoque movetur in utero, nec habet oculos nec aliqua mem-
bra, sed est rotundus ut caput. et quia movetur quandoque,
putant se impregnatas, et accidit quandoque inflatio mamillarum
et repletio, sed decepte sunt, quia est, quod dicitur ,mola'. et
quandoque habent illud in se plus quam per annum, ex quo
multe earum moriuntur. Diese Predigt war für Frauen be
stimmt. Die mola kennt auch die heutige Medizin, ebenso die
des Volkes, wo sie als ,Wasserkalb, Aberkalb' bezeichnet und
für einen Wechselbalg gehalten wird. Vgl. Höfler, Zeitschr. des
Vereins für Volkskunde 6, 57. Dazu Freib. 1, 215 a : quedam
vero vix vel unquam parere possunt, licet omnes difficulter, et
hujus difficultatis causa est multiplex, aliquando ex ipsa nm-
liere, aut quia debilis passa inlirmitates vel famem, vel nimis
timida et hujusmodi. vel ex parte fetus, quia magnus, vel quia
filia, vel quia debilis et non juvat se in descensu et hujusmodi,
aut quia nimis pinguis.
Was aus Berthold über den Begriff der Heimat, über das
römische Reich zu erfahren ist, das findet sich schon an früheren
Stellen verzeichnet (z. B. Studien 7, 29). Als Quelle der Macht
der alten Börner wird der Gehorsam bezeichnet, Spec. 83, 5
gemäß 1 Mach. 9, lff., besonders 16: — ut significatur in Bo-
manis: omnes obediunt uni, ideo super omnes fuerunt exaltati.
Lehrreich sind Bertholds Angaben über die Stände der Menschen.
Während die Dreigliederung der menschlichen Gesellschaft in
Adel, Freie und Unfreie bei den Germanen uralt ist (Grimm,
Bechtsaltert. 4 1, 311 ff.), wurde die moderne Auffassung der
menschlichen Stände, wie schon das langsame Aufkommen der
Worte dafür Status und stant lehrt, erst im späteren Mittel-
alter ausgebildet. Bei Berthold ist zwar das Betreben, nach
Ständen zu gruppieren, sehr deutlich ausgeprägt, die Zahl der
Stände ist jedoch sehr verschieden und wechselt je nach der
aus der historia (Studien 6, 61) abzuleitenden Disposition und
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
29
den Einteilungsgründen im besonderen Falle. Allerdings läßt
sich nicht verkennen, daß bei allen vorgenommenen Gliederun
gen ein gewisses Prinzip kirchlicher Auffassung durchsteht, das
sich im Gegensatz zu den älteren germanischen Anschauungen
befindet. Man erkennt, daß zu Bertholds Zeit die Dinge sich
noch nicht festgelegt hatten, daß noch alles im Werden be
griffen war, aber man merkt auch, wie die Grundlagen der
modernen Sonderung in Stände sich bilden. Sechs Stände nimmt
Berthold an Comm. 44, 3: cum autem sex sunt genera liomi-
num in Ecclesia, scilicet religiosi (= claustrales), clerici, mi-
lites sive nobiles, mercatores sive mechanici, rustici, familiäres
et femine. [Nicht damit deckt sich die in demselben Stück
vorangehende Einteilung der Heiligen, die zunächst zwei Klassen
von Märtyrern unterscheidet, dann: tertius et quartus exercitus
sanctorum sunt duo genera judicum, primus judices seculares,
ut sanctus Karulus rex, sanctus Heinricus imperator (Studien
7, 23 f.) et alii quamplures, licet tales nunc rari sint in Ec
clesia. secundus judices spirituales, ut beatus Nicolaus, Martinus
et alii plurimi pape, episcopi, prelati etc. duo genera religioso-
rum: primus, qui sine claustro ducunt vitam religiosam; se-
cundi boni claustrales diversorum ordinum, ut Benedicti, Fran-
cisci etc.] Spec. 64, 3 — Freib. 2, 35 b wird die Gliederung in
sechs Stände an die sechs Tore der Stadt Jerusalem geschlossen,
deren jedes zwei Flügel hat. genera sunt sex: nobiles, clerici,
utrique religiosi, id est claustrales et non claustrales, merca
tores seu mechanici, similiter servitiales et femine. — una
porta, que dicitur judiciaria vel judicialis, est vita nobilium
sive judicum, quibus hominibus Dominus contulit res et honores.
duplex ejus valva, sunt duo, que vite nobilium attinent et sunt
necessaria. primum est, ut sint humiles et valde timentes
Deum. unde Dominus mandavit divitibus hujus seculi, quod
precipue debent Deum multum timere, quia, cum quandoque
inferiores peccant, pnniuntur graviter per judicem vel plebanum,
per vicinos arguuntur; sed nullus est, qui audeat dicere illis
veritatem vel punire eorum excessus. sed omnes durissimo ju-
dicio reservantur. ideo multum timeant sibi et sint humiles,
quia Deus non curat de superbia et de humilitate vestra, ut
de infimo leproso. in nullo habet vos Deus altiores quam nos
alios. sunt quidam et quedam, que extollunt super nos, quia
30
V. Abhandlung: Schönbach.
nobiles vel vestite. decepti sunt omnino, quia nullus corarn Deo
altior, nisi qui est melior et plura bona facit. — si adulterantur,
non reprehenduntur; si hoc vel hoc faciunt, si injustum auxi-
lium prebent amicis etc. — quia digni sunt morte. •— secundum
est, ut subditos ab injuriis aliorum, pro posse et in quantum de-
bent, defendant per suum judicium. ipsi enira illos pro posse
tueri tenentur, ut parentes majores feturu suum minorem. juste
debent judicare, non respiciendo personam cujuscunque, sed
causam. —• et sicut eos ab aliis defendunt, ita ipsi eos non le-
dant. tantum esset eis, ut unus lupus raperet eis ovem sicut
alius. estne verum? non debetis facere, cum sitis nobiles, ut
rusticorum ignobiles magni canes, qui pro posse custodiunt ca-
daver et fugant corvos, picas, parvos canes — sed ut ipsi ro-
dant et consumant. — secunda porta clericorum. prima valva
lucida vita, — ut laici in eorum vita videant, qualiter vivere
et placere Domino debeant. unde in festo sanctorum clericorum
legitur in evangelio: ,vos estis lux mundi‘ (Matth. 5, 14). se
cunda valva est, ut in omnibus sibi commissis a Deo sic Ordi
nate et debite circueant (Germanismus: umbe gen), sicut Domi
nus eis commisit, videlicet cum sacramentis, cum baptismo,
penitentia, oleo sancto, verbo Dei, cum corpore et sanguine
Christi, cum animabus sibi commissis, cum patrimonio crucifixi.
(Die 3.—6. Pforte sind mit besonderen roten Überschriften aus
gestattet.) — tertia (porta) vita religiosorum. prima (valva) pu-
ritas; secunda: si sint elaustrales, ut exterius in corpore servent,
que regula, ordo et prelatus suus sibi precipiunt. (Der Unter
schied war hauptsächlich durch die Minoriten wichtig geworden.)
si vero non es claustralis, sint, ut dixi, mundi cordis et bone
conscientie. — (Studien 7, 26). et bene per portam piscium si-
gnificantur religiosi, qui multum silent et se ab hominibus ab-
scondunt et nudi sunt et captivi. — quarta porta vita merca-
torum et mechanicorum. — qui nunc hic nunc ibi rat.ione lucri,
nunc huc nunc illuc discurrunt. — due valve sunt duo, que
attinent veraciter vite eorum. una, ut suis coofficiatis studeant
non invidere, sed permittant Deo res suas dare, ubi voluerit,
quia tarnen propter invidiam illorum dare non desinit. — in
hoc quidam rustici et mechanici plurimum offendunt. secunda
valva, ut res injusto modo non conquirant, quemadmodum qui
dam, qui dominicis diebus nunquam quiescunt; quidam, qui in
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 3 l
domibus suis mala fieri permittunt causa lucri; quidam, qui
semper perjurant, immo sepe pejerant; ut qui preemunt qui
dam, qui carius in certum terminum vendunt; quidam, qui fu-
rantur, ut quidam molendinarii, qui non per se, sed servi eorum,
pulli eorum et porci eorum et circulus (= hominum coetus
collectus, Du Gange 2, 339) furantur. sed dicit mercator vel
mecbanicus: ,quid ergo faciemus?' (Matth. 6, 34). — quinta porta
vita servitialium. — quos in luto et in quibuslibet vilibus locis
laborare oportet, cito autem ab hujusmodi liberabuntur. —
fideles sint tarn Domino celesti quam terreno. terreno, ut tarn
in opere quam in rebus sint ei fideles, ut videlicet non furentur
et in opere non otientur etc. — debet etiam esse fidelis Do
mino celesti in corpore suo, ut videlicet illud corpus, quod ei
dedit, sibi mundum et castum custodiat. hoc enim eis est ne-
cessarium, cum sepe simul oporteat servos et ancillas laborare.
et quantum Dominus diligit senum largitatem, tantum juvenum
castitatem, quia utraque rara est et ideo cara. secunda valva
est, ut nichil pro timore dominorum terrenorum faciant aliquo
modo, quod sit contra Dominum celestem, nec graminando nec
pabulando nec alios decipiendo nec feminas eis ducendo nec
proximum pro eis ledendo. sexta porta vita feminarum. prima
valva humilitas, quam tantum Dominus in eis diligit, quod nul-
lam virtutem, nullum bonum, nullam sanctitatem, nichil quod
agere vel pati posset homo, tantum remunerat Deus, quan
tum humilitatem cujusdam femine (Maria) remuneravit. die.
quod sancti multa bona pro Domino fecerunt et multa mala
pertulerunt, unde eam super omnes apostolos, qui multos pre-
dicando converterunt, locavit, super illum et illum. die aliquos
in speciali ordine, si vis. super omnes martires, qui multa per
tulerunt. super omnes virgines. super confeminas, que multum
jejunaverunt et se flagellaverunt et talia bona fecerunt. et econtra
nullum peccatum tantum hic punivit in feminis ut superbiam
unius femine, non homicidia, non hoc et hoc. et mirum, quod
tota superbia vestra est in panniculis (quod die sepe!) in pan-
niculis, pro quibus dampnabimini. alique, que etiam videntur
hone, ardent pro vilibus suis panniculis, qui quandoque vix
valent unam marcarn vel dimidiam vel quinque solidos, vel de-
cem vel quadraginta vel octoginta vel centum annos, vel valde
superbe, licet non agnoscant, mille milia et in eternum. mise-
32
V. Abhandlung: Scliönbacli.
rabile! si pro Castro, si pro comitia tantum vellent ardere, ali-
quid esset, si pro provincia, principatu, si pro regno, pro decem
regnis, pro centum, pro mille, hoc tarnen esset adhuc magna
fatuitas. sed quod pro vili panniculo et pro liederlino vult tan
tum et tantum ardere, et insuper tanto et tanto bono carere,
hoc maxima stultitia est omnium stultitiarum. quod Julius re-
gnum celorum perdidit, quia regnum violenter optinere voluit,
aliquid fuit. quod Alexander, quia mundum, quod Nabuchodo-
nosor, quia tantum de terra capere potuit, sed quod femina pro
vili panniculo — (Studien 2, 25 f.). — Neun Stände, Freib. 2, 37 c :
novem ordines in Ecclesia christianorum officiorum dicuntur.
officium clericorum, quod est summurn in dignitate; religioso-
rum, nobilium sive militum, hii sunt superiores. alii septem sunt
— vgl. Studien 5, 85. Lehrreich ist die variierende Fassung
derselben Stelle Sanct. 31, 1 (Studien 5, 29), wo zehn Stände
gezählt werden: primus ordo sive primum officium hominum in
Ecclesia, qui per primum significatur servum, dicitur clerus,
qui primus est in dignitate, et si bene se in officio suo habuit,
valde magnus erit in remuneratione. secundus religiosorum, ter-
tius nobilium sive judicum. hii tres ordines sunt principaliores
in Ecclesia et altiores. septem sequentes sunt septem genera
fidelium deditorum artibus mechanicis vel manualibus, qui of-
ficia sua manibus exercent, quibus fideles in Ecclesia susten-
tantur. unum illorum dicitur lanificium sive operimentale. omnes
igitur textores, calcifices sunt sub hoc officio, hoc, scilicet lani
ficium, comprehendit in se omnia, que ad vestitum pertinent:
texere, consuere, nere etc. secunda dicitur architectoria, hec
omnia comprehendit, que ad edificia, utensilia et instrumenta
pertinent in lignis, lapidibus, metallis, luto, coloribus, celaturis,
sculpturis, dolaturis. tertia navigatio, choufhantwerc, hec omnia
comprehendit, que ad vecturas et mercatum in emendo et ven-
dendo, commutando rebus. quarta agricultura, hec omnia com
prehendit, que ad agriculturam terre pertinent in agris, pratis,
ut arare, Seminare, metere in hortis, silvis, arboribus etc. quinta
venatio, hec omnia comprehendit, que ad cibum pertinent in
carnibus, avibus, piscibus, decoctionibus, salsamentis et potibus.
unum ejus species sunt ferinum (sonst ferina, vgl. Du Cange
3, 438 f.), aucupium, piscatio, et comprehendit cocos, pistores,
vinitores, braxatores, carnifices et breviter omnes tractantes,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
33
que comedi et bibi possunt. sexta medicinalis practica, hoc con-
tinet omnia ad medicandum pertinentia; hujus species sunt cy-
rurgia, pliarmacia et dieta. septima theatrica — (Stud. 2, 56 f.).
— Elf Stände, Freib. 2, 231 a : undecim cornua sunt undecim
genera laicorum, que imperium sub se habent, unum semper
sub alio, qui omnes in judicio erunt equales, nisi in quantum
bonitas extollit. primum sunt reges Ecclesie, secundum provin-
ciales, tertium comites, quartum barones, quintuin judices, sex-
tum milites communes, septimum mercatores, octavum artifices,
nonum rustici, decimum otiosi sive vagi, decimum primum et
in se pessimi armigeri. — Zwölf Stände, Domin. 138, 2: hec
sunt secundum distinctionem unam duodecim genera hominum
in Ecclesia: primi sunt principes, quos vere amare lugerc potuit
in cruce, quia multi eorum, etsi non omnes, diabolum secuntur.
secundum genus nobiles. tertium consiliarii dominorum. quar
tum inferiores milites. quintuni familia predictorum. sextum
judices. septimum advocati causidici. octavum mercatores. no
num rustici. decimum commune vulgus. decimum primum de
rlei. decimum secundum religiosi. Freib. 1, 126 b (von den zwölf
Stämmen Israels werden nur zehn zur Disposition verwendet,
daher ist die Aufteilung in Stände mangelhaft, es fehlen z. B.
die Edelleute und Stadtbürger): dico igitur ex parte Dei primo
filio Rüben — id est, primis in Ecclesia, videlicet principibus
nobilibus, id est, domino pape, imperatori, cardinalibus, patri-
archis, regibus etc., ut, cum venerit Dominus terre, immo celi
et terre, ut coram eo devote et humiliter genuflectant, cum
tribus regibus de equis descendentes. — secundo filio Levi —
a quo prelati Yeteris Testamenti ortum habuerunt, videlicet
prelatis Omnibus, decanis, prepositis, abbatibus, presbiteris,
archidiaconis et aliis omnibus. — tertio ordini Jude — videlicet
clericis, acolitis, ceroferariis (= qui cereum defert in ecclesia-
sticis ceremoniis, Du Cange 2, 274), subdiaconis, diaconis, cano-
nicis et omnibus aliis clericis. —■ quarto filio Nephtalim —religiosis
monachis, Predicatoribus, Minoribus, Templariis, Hospitalariis,
heremitis, inelusis sororibus. — quinto ordini Äser — merca-
toribus, qui secundum tria genera comparant vel vendunt, id
est, secundum numerum, pondus et mensuram, etiamsi interim
numerant, ponderant et mensurant, vel comparant aut vendunt,
si bono modo fieri potest, cito e manibus omnia deponant et
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Kd. 5. Abli. 3
34
V. Abhandlung: Schönbach.
coram Domino terre procidant et adorent. — sexto ordini Za-
bulon — qui significat laboratores omnes artifices, carnifices,
sutores etc., qui etiam in nocte laborare consueverunt, ut susten-
tentur. — septimo ordini Gad — significat rusticos in quocun-
que labore agri, horti, prati, qui, quantumcunque laborant, quasi
semper infortuna (I. infortunium? im Sinne von maleficium,
scelus, vgl. Du Gange 4, 357) sequitur eos malorum dominorum.
— octavo ordini Ysachar — significat omnes, qui servitiis alio-
rum omnium predictorum occupantur, ut scutiferi, servi, ancille
etc. — nono ordini Dan —■ genus Antichristi, genus peccan-
tium, qui contrarii sunt Christo et ei se per inobedientiam op-
ponunt, videlicet omnes peccatores, homicide, adulteri etc. —
decimum Benjamin — omnes parvuli, scolares, servuli, ancillule,
domicelli, domicelle, parvuli et, si possibile esset, in utero existen
tes, ut Johannes Baptista. — Verschiedene Einteilung der Stände,
Domin. 45, 2 (Studien 7, 114 £): nota: licet multiplex sit divisio
diversorum statuum hominum, quia nunc in quatuor, nunc in
decem, nunc sic, nunc sic dividuntur, ita etiam secundum unam
divisionem dividitur quandoque Status hominum in duodecim.
non tantum, quod equalis sit proportio cujuslibet divisionis, nam
una pars potest esse majoris numeri in decuplo vel centuplo
quam alia. unde hic caute est loquendum, ne homines despe-
rent. cum igitur in duodecim partes Status hominum dividitur,
non tarnen equales ex eis decem partes excedunt vel cedunt
diabolo, et due tantum Deo. quantum autem ille decem preva-
leant et quantum sint majoris numeri, nullus seiet nec scire
potest aliquo modo, nisi forte per revelationem. quod autem
secundum unam divisionem decem partes cedant diabolo et due
Domino, licet tarnen, ut dixi, nesciatur, in qua proportione nu
meri excedant — in qualicunque numero excedat numerus
dampnatorum numerum electorum, hoc enim solus Deus novit.
Wieder anders Comm. 21, 4.
Vom Kaiser gehen die weltlichen Würden aus, Comm. 9,5:
— non tarnen quasi fabulam: si alicui pro certo diceretur, quod
imperator sibi comitatum vel ducatum vel regnum firmiter dare
disponeret (Urkundenausdrücke), diu libenter pro hoc laboraret.
Spec. 48, 2: magnum esset alicui supervenienti de exilio sedere
coram omnibus in trono imperatoris vel regis cum eo, et hoc
promittit Christus. Sanct. 103,1: nota, imperator dilectam sponsain
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
35
suam non committit cuilibet, sed de quibus maxime presumit.
Das könnte sich sehr wohl nur auf ein historisches Vorkomm
nis zur Zeit Kaiser Friedrichs II. beziehen. — Bezeichnend
scheint mir, daß die Zahl der Stellen, an denen Berthold bei
spielsweise von einem König spricht, sehr viel größer ist als
die, an denen er des Kaisers gedenkt. Ein großer Teil von Ber-
tholds Leben fällt eben mit der kaiserlosen Zeit des 13. Jahr
hunderts zusammen. Krönung des Königs, Sanct. 183, 1: nota
igitur, cum rex terrenus debet produci et coronari, archiepisco-
pus exeuntem de thalamo benedicit. postea duo episcopi illum
suscipiunt dextera levaque honorifice, habentes reliquias in collo
pendentes, ceteri autem clerici, sollempni apparatu ornati, pre-
cedente sancto evangelio et duabus crucibus cum incenso boni
odoris ducunt ipsum ad ecclesiam cantantes versum: ,Ecce mitto
angelunV (Luc. 7, 27), plebe sequente. ad ostium atrii ecclesie
stabit derus et archiepiscopus eum primo cum oratione bene-
dicet, post intrantes, ante chorum pallia et arma deponit et per
manus episcoporum in chorum introductus usque ad gradum
altaris, cuncto pavimento palliolis contecto, orant pro ipso, post
archiepiscopus eum benedicit et ungit in regem oleo sancto in
capite, pectore, scapulis, in ambabus compagibus brachiorum
dicens: ,ungo te in regem in nomine Patris et Filii et Spiritus
Sancti', et dicunt: ,Amen'. post datur ei sceptrum et baculus.
tune archiepiscopus reverenter ei coronam imponit, et ad solium
ab episcopis honorifice ducitur. post dat illis oscula pacis et
cunctus clerus gaudens sonantibus campanis concinit: Te Deurn,
cantante populo Kyrileis. et archiepiscopus missam celebrat plena
processione. post fit convivium magnum. Diesem Zeremoniell
entspricht das der Aufnahme eines neuen Heiligen in den
Himmel. Comm. 29, 4: honorantur enim reges, non tantum quia
boni, sed etiam quia super populum inuncti et coronati. Sanct.
151, 2: quemadmodum securior est filius regis, quod rex ipsum
non condempnabit, quam ejus capitalis inimicus. 67, 2: de Om
nibus largissimis regibus legimus, quod tantum partem regni
dare amicis suis voluerunt, vel ad plus medium, ut Assuerus,
Herodes; Christus vero totum. Domin. 117, 1: si rex inimicum
suum, qui multa mala ei intulisset, captivasset et multa ei tor-
mentorum genera preparasset et diceret, ut tantummodo hoc non
iteraret, et se fecisse doleret, et sic eum nuriquam ledere vellet,
3*
36
V. Abhandlung: Schonbacb.
insuper iimno multa bona illi daturum se sponderet, et ille e
converso omnia bec contempnaret nec eum offendere curaret,
nonne digne puniri deberet? Sanct. 133, 2: nam si frater ali-
cujus paupercule persone summns et intimus consiliarius regis
efficeretur, magna esset ibi gloria, sic etc. 231, 2: pone exein-
plum de paupere, qnanta esset ejus letitia, si rex ipse de pa-
latio sibi occurreret. Freib. 2, 180 a : si quis regi apportaret vas
Tel scutellam plenam muscis mortuis, pro balsamo non daret,
immo esset derisio. Freib. 1, 39°: similiter et quidam reges et
divites viderunt, quod alii divitias non bene diviserunt, ideo
tenuerunt pro causa dicta et etiam, ut pauperes defendant,
habent illas, quia per eorurn potentiam terrentur mali, ne audeant
pauperes opprimere, sicut lupus non audet oves invadere pre
sente pastoi’e. 166°: si rex magnus tugurium leprosi intraret,
miraremur. quis? Dominus omnipotens ad proprios servos et
viles. 125°: exemplum: si rex se dare promitteret cuilibet pau-
peri venienti ad se decem marcas auri, et cum quidam pauperes
diu ibi expectassent, sed rege appropinquante recederunt, sicut
hii omnino stulti essent, sic etc. tales sunt ut quidam stulti pau
peres, qui magnam eleemosinam diu expectantes, cum jam dari
debet, recedunt. Fürst gibt dem Kaiser drei Erbsen, Spec. 73, 1:
si magnus princeps veniret et fieret sibi cessio, offerret impe-
ratori tres pisas, derisio esset omnibus. ita est de religioso, qui
debet esse quasi princeps et magnus coram Domino. Hofdiener,
Comm. 36, 4: qui enim pauperes alios spernunt et conculcant,
ipsi spernentur et conculcabuntur a dominis suis, et extrahentur
eis dentes, donec reddant, quicquid extorserant. ut fit torculari,
quod valde comprimitur, donec reddat, quod in se recepit.
Versus: maxima queque domus est servis plena superbis; sunt
et dicuntur miseri, qui castra secuntur. servi curiales. hujus-
modi enim semper comedunt alienum, ideo nesciunt quomodo
vivere et superbe incedunt. — neque enim modestiam habent
in gestu nec pudicitiam in habitu nec abstinentiam in cibo nec
verecundiam in verbo, missas non audiunt, operibus misericordie
non insistunt, predicationes contempnunt, sibi invicem iuvident
et detrahunt, dum unus vult alteri preeminere, invident, dum
in gratia dominorum alter alteri prefertur. Beamte, Comm. 42, 4:
ut ofßciales quidam et alii quandoque faciunt, qui ex ima parte
extorquent a subditis, ex alia parte non dant dominis, sed semper
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
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vel totum vel partem sibi reservant. Siegel, Sanct. 149, 2: sicut
enim cera irapressa celatissimo sigillo nunquam quiescit, nisi
eidem imprimatur, ibi enim ubique quiescit, sic nec anima, nisi
ad Deum revertatur, ad cujus imaginem est creata. Comm.
16, 4 = Freib. 2, 150 d : si cera imprimatur alicui sigillo, etiam
si postea deferatur per totum mundum et omnibus sigillis adap-
tetur, nulli perfecte adaptabitur nisi primo. sic est de anima
ad imaginem Dei facta. Siegel des Papstes, Studien 7, 121. —•
Krieg, Freib. 2, 79 c : quando aliquis habet gwerras, ut sua re-
cuperet, plus valet, quod ipse in gwerra expendit, quam quod
ibi acquirit. quando vero ad hoc, ut vindicet fratrem vel co-
gnatum sibi, nulla utilitas ex hoc sequitur illi, qui mortuus est.
melius ei esset, quod procuraretur, quod homo pro anima ejus
iret trans mare vel quod processio fieret a ministris Dei super
interfectum cum aqua benedicta et cruce, non cum igne male-
dicto et lanceis et vexillis, sicut a diaboli ministris multoties fit.
— dubius eventus belli, quandoque enim illi, qui fortiorem se
credit in bello, deterius accidit. die exempla multa de Biblia.
Dazu das Sprichwort Studien 2, 102. Kriegsknechte, milites
(nicht immer läßt sich bei den Klagen des Predigers genau
feststellen, ob unter milites Adelige oder Kriegsleute schlecht
weg verstanden werden), Domin. 65, 1 = Freib. 2, 83 b : octava
plaga (Ägyptens) fuit locusta, cujus non erat numerus et operuit
faciem terre, ut nec quiequam ejus appareret, et impleverat
domos omnium Egyptiorum, ut dicitur in Exodo (10, 1—29,
besonders 14 ff.), tanta, quam non viderunt patres nostri, et
comederunt et corroserunt omnia, que residua erant grandini,
vastantes omnia. locuste sunt armigeri. locuste enim plus quam
cetera animalia minuta frugibus nocent, ut hic dicit Glosa, sic
et ipsi plus nocent hominibus temporaliter quam ceteri ignobiles.
quiequid enim grandini, id est dominis, remanet, consumunt
totaliter et corrodunt omnino pauperes. sunt enim ipsi de terra,
scilicet de rusticana progenie, ideo profundius et nequius sciunt
in domibus pauperum minutas res eorum perscrutari, et faciunt,
quod nobiles invito facerent. sic et ipsi plus nocent hominibus.
de hac materia, si vis, quere in Apok. IX (9, 3 ff.) de locustis,
que exierunt de puteo abyssi et fuerunt armate et cruciaverunt
homines nimis quinque mensibus et habebant super se regem,
angelum abyssi, cui nomen hebraico Zabaddon, grece Appolion,
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V, Abhandlung: Schönbach
latine: ,exterminans‘. Sanct. 177, 2: ita die de armigeris, qui
rapere possent ut alii armigeri mali, si vellent. Freib. 1, 240°
(vgl. Studien 7, 36): et quia modo multi illorum (Kriegsleute
des Königs) sunt luxuriosi, ideo illorum animositas est, quod
incendunt villas, domum vidue vel molendinum (die Mühle ist
dem Interesse des Dorfes dienstbar und wird daher besonders
hervorgehoben) vel rusticum occidant vel ecclesiam spolient et
boves vel capras agitent et sequantur etc. semper dicit: ,bello
cum illo domino vel cum illok falsum est, sed cum eapris, hircis,
bobus, viduis, cum domo rustici et molendino. hoc bellum etiam
sciret vilis ancilla, quod ante se agitaret capras etc. et ignem
apponere ad domum. quam viriles sunt milites nostri, bellatores
nostri! Freib. 1, 222 a : sicut dux plus diligit militem, qui fugit,
sed post fugam strenue agit, quam multos alios, qui nee fugiunt
nee ibi fortiter pugnant. Comm. 2, 5: non libenter sequitur miles
dominum illum, qui non potest sibi restituere equum suum, si in
servitio suo eum amiserit. Pferd, Eigenschaften (vgl. mein Buch
über Hartmann von Aue, S. 319 ff.; Beinhold Köhler, Kleine
Schriften 3, 33 f.), Spec. 72, 4, die 32. Predigt, fehlt bei Jakob
S. 102 und ist im Lips. 496 rot überschrieben: Equus debet habere
sex laudabiles naturas, ita debet habere religiosus. Dort heißt
es 72, 5: debet igitur habere equus caput exiguum, pelle prope
ossibus adherente; oculos magnos, quasi ante caput jacentes;
aures breves et argutas, quasi in ante porrectas; latus longum
substrictum; crura fortia, sicca et equaliter a genu usque ad
pedem porrecta; item ut sit corpore fortis et altus. Das wird
dann noch im einzelnen verhandelt, wobei sich mehrfach
deutsche Ausdrücke angewandt finden (Stud. 5, 64): — ut habeat
aures non magnas et erectas et collum erectum, ut de altis, de
celestibus libenter audiat et loquatur, non de istis inferioribus.
— crura fortia et a genu plana — intentiones, ut plane pro
Deo faciat bona, que facit. multi enim versus cantantur, locu-
tiones leguntur (im besonderen kirchlichen Sinne), ministeria
fiunt, eleemosine dantur, sacrificia etc., pro quibus Deus nun-
quam remunerat. — ut fortis sit et altus. — item Dominus in
religioso, ut nobilis in equo, sex bonos mores singulariter quei'it,
contra sex mores pessimos vel vitia, que detestatur singulariter
et supra modum, ita quod multo minus pretium pro ipso dat.
— unum est, si habeat ita durum os, ut freno teneri non possit,
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sed currat, quocunque velit. nam tales quandoque portant et
se et sessores in precipitium yel inter inimicos. — unum est,
quod faciliter cum freno ducatur. — secundum vitium, sunt
stationarii, nec ulterius induci possunt, ut multi religiosi, quasi
omnes, quorum alius vadit, quantum aliquis per annum pro-
fecisset, et sibi subsistit, alius, quantum quis per duos etc.
(Studien 5, 64.) — item tertium est: in aquam senon immergere,
ut quidem, et dominos submergunt et periclitant in nimiam car-
nalitatem. — quartum est (Studien 5, 64): plane ire, non nimis
cespitare, ut quidam equi, quos oportet semper in custodia te-
neri, aliter graviter cespitant, struchent, id est, aliter sepe ca-
dunt, illi sunt in statu periculoso. quintum est formido inutilis
et inordinata et stulta, ut equi umbratici. — Mit meiner Auf
fassung dieser Stelle (Studien 2, 16 f.), die sich auch auf Du
Cange 8, 365 stützte, ist Roediger nicht einverstanden, er nimmt
umbratilis, umbraticus als Bezeichnung eines Pferdes, das an
der umbra leidet, einer Augenkrankheit = mhd. scheine, nhd.
Schemen, und beruft sich auf Lexer 2, 698. DWtb. 8, 2538,
Nr. 5. — sextum: mali mores (equi), mordent quidam homines,
equos secum stare non permittunt, calce feriunt, non se suffe-
runt ascendi etc. sic quidam religiosi ita sunt feroces, feri, im-
portuni et crudeles, quod, cum tempus crudelitatis venerit, nullus
cum eis pacem habeat, verbis nunc illum turbando, nunc illum.
cum non sunt moti, satis sunt tolerabiles; cum vero ab aliquo
moventur, nullus cum eis pacem habet. Domin. 92, 1: caro enim
nostra est ut equus stationarius, qui, quanto magis quiescere
permittitur, tanto plus deterioratus est; etiam ut aqua, que, cum
non movetur, putrescere et fetere incipit; sic et corpus, si per
castigationem discretam non exercitatur, de die in diem pejo-
ratur. Freib. 1, 161 b : quid est pinguedo corporis nisi stercus?
qui igitur stercus contra se cumulat, citius putrescit. equus, si
diu otiosus stat in stabulo, vilescit. moderatio commodi et pabuli
sana est corpori et anime. inde divites sepius egrotant quam
pauperes. Spec. 62, 5: exemplum de equo, qui, nisi cito dometur
vcl ambulare informetur, non mansuescit et trotare vix resistet.
exemplum de virgula. exemplum de instructione parvorum.
exemplum in curatione gravium infirmitatum. nemo l’epente fit
summus, vel vix aliquis, exceptis martyribus. Freib. 1, 192 a :
etiam beatus Augustinus comparat corpus equo et animam sive
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V. Abhandlung: Schönbach.
spiritum sessori. si equus infrenatur, recte iucedit. si non, per
quecunque devia currit et se et sessorem precipitat vel sic aut
sic occidit. sic et corpus facit anime. 1, 240 b : ideo studet dia-
bolus eos ad peccatum inducere, quia seit, quod equus antiquus
non de facili discit ambulare et canis antiquus fune trahi, ve-
stimenta luto putrefacta non de facili lavari posse, lupus antiquus
domari. ideo, vos pueri, cavete peccatum et intendite bono.
Spec. 67, 5 = Sanct. 204, 2: dilectus liomo exterior, cum incras-
satur, recalcitrat spiritui, sicut palefridus abbatis, qui duplicem
liabet prebendam (et otiatur), hinnit et recalcitrat et quandoque
sessorem suum precipitat. runcinus enim rustici, qui multum
laborat et durius pascitur, quando a carruca (carra) solvitur, in
pace capite demisso ad stabulum revertitur.
Adel und Herren — am Wappen zu erkennen. Freib. 2,
42 d = Studien 5, 85. Einleitung, Baumgb. Eust. de Sanctis, Nr. 9
(14 b ): per latus Aquilonis significantur nobiles seculi, qui frigido
vento, id est, tumultibus seculi expositi sunt, quorum sunt tria
genera: primi sunt reges et principes; secundi comites, baroui
et liberi; tertii milites et coniinitimorum judices. Freib. 1, 20 b :
potens est, qui habet unum castrum. potentior, qui regnum
unum; potentissimus, qui totum mundum. Freib. 2, 189 a : magnis
autem principibus preparantur domus tripliciter, ita et sibi.
primum est, quod diligenter mundantur sive purgantur. secundo
ornantur floribus vel gramine vel varn (Studien 5, 90), vel ta-
petiis, sedilibus, pulvinaribus et aliis. tertio custodes ostiis ap-
ponuntur, ne aliquis introeat, qui eos turbet. (Zuhörer Bertholds)
Sanct. 73, 2: si dicitis: ,nobiles et divites sumus 1 , respondeo —.
Stufen des Herrendienstes, Comm. 28, 3: sicut enim honestius
est servire regi vel imperatori quam militi seu garzioni, sic
honestius est servire creatori quam alicui creature. Spec. 89, 4:
et eis libenter serviunt singulariter. primi sunt potentes sive
magni, sub quibus tute vivunt, ut, cum dicitur: ,cujus est iste?‘,
si dicitur: ,vilis illius militis', verecundatur; si dicitur: ,impe-
ratoris camerarius vel pincerna', gloriatur. Sanct. 111, 1: quem-
admodum nobiles plus gaudent de uno cervo, licet cum labore
apprehenso, quam de multis agnellis, quos possident in ovili.
consideret igitur peccator, non esse modicum quid, pro quo
tanti tarn magnifice gaudent. 166, 2: qui igitur plus diligit lupum
vel canem, non est virtuosus, ut quidam, qui potius vellet mori
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proximum quam canem immundum vel lupum. talis non est
virtuosus nec habet ordinatum amorem. dicis: ,me lesit*. re-
spondeo: si non vis diligere nisi diligentes te, quare ergo Deus
tanta pro te pertulit, si tu nihil pro eo? (die aliqua!) si paganus
pro homine tanta pertulisset, quanta Deus, cum aliquo haberet
sibi regratiari. multi honore principum abusi, sunt incurialiores
bubus tales. 232, 1: facit enim Dominus anime ut nobilis homo
et curialis, qui, recepto hospite in platea, primo in egressu be
nigne suscipit, dicens: ,domine, super ornnia, que liic sunt, pre-
cipiteb 179, 2: licet enim dominus terrenus committat cellerario
bona sua; non tarnen ideo vult, ut solus consumat omnia, sed
familie distribuat. Freib. 1, 7 a : exemplum de domino, qui co-
tidie contumelias et alapas et alias injurias a servo vili tarn diu
sustineret. 210 e : facit eis ut nobiles, qui dant militibus suis
equos, castra, villas, vestes nobiles etc., ut eis libentius serviant,
quod et faciunt. sic justi Domino pro beneficiis. (Sitten des
Adels) Spec. 64, 4: primum est, ut (nobiles) sint humiles et
valde timentes Deum. unde Dominus mandavit divitibus liujus
seculi, quod precipue debent Deum multum timere, quia, cum
quandoque inferiores peccant, corripiuntur, puniuntur graviter
per judicem vel plebauum, per vicinos arguuntur; sed nullus
est, qui audeat dicere illis veritatem vel pwnire eorum excessus
(sehr bezeichnend!), sed omnes durissimo judicio reservantur.
ideo multum timeant sibi et sint humiles, quia Deus non curat
de superbia et de humilitate vestra ut de infimo leproso. in
nullo habet vos Deus altiores quam nos alios. sunt quidam et
quedam, que extollunt se super nos, quia nobiles vel vestite.
decepti sunt omnino, quia nullus coram Deo altior, nisi qui est
melior et plura bona facit. — si adulterantur, non reprehen-
duntur; si hoc vel hoc faciunt, si injustum auxilium prebent
amicis etc., qui digni sunt morte. — secundum est, ut subditos
ab injuriis aliorum, pro posse et in quantum debent, defendant
per suum judicium. ipsi enim illos pro posse tueri tenentur, ut
parentes majores fetum suum minorem. juste debent judicare,
non respiciendo personam cujuscunque, sed causam. (Deuter.
16, 19) et sicut eos ab aliis defendunt, ita ipsi eos non ledant.
tantum esset eis, ut unus lupus raperet eis ovem sicut alius.
estne verum? non debetis facere, cum sitis nobiles, ut rustico-
rum ignobiles magni canes, qui pro posse custodiunt cadaver
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V Abhandlung: Schönbach.
et fugant corvos, picas, parvos canes — sed ut ipsi rodant et
consumant. Baumgb. Rust. de Sanctis, Nr. 83 (85 d ): primi (qui
districtius quam ceteri judicabuntur) sunt potentes et nobiles,
qui in dignitatibus positi judicium et justitiam in Ecclesia non
fecerunt, immo ipsi plus quam ceteri viduis et pupillis et sacris
locis et multis hominibus nocuerunt, immo et alios nocere per-
miserunt nec jusserunt. Spec. 74, 3: plerique dominorum nunc
tales (ut Joseph) non sunt, ideo nec adeo ab hominibus dili-
guntur, nisi tantum a joculatoribus et ab hiis, qui lucrum de
ipsis quenint. subditi autem eorum habent ipsos pro rapacibus
lupis suis, sicut et sunt. Sanct. 96, 1: hii sunt milites, qui
multas res et homines simul colligunt, in quibus operamur pre-
dicando multa bona, videlicet quod hoc et hoc malum dimittant,
hoc et hoc bonum faciant, sed habent inter cetera duo idola,
hoc est, duo peccata, que eis nusquam vel raro eis predicando
auferre possumus; alia eis quandoque bene auferimus. que sunt
illa? unum: exactiones sive oppressiones indebite. induceremus
eos bene quandoque ad hoc, quod dimitterent torneamenta,
choreas, adulteria, apertas rapinas etc., sed quod deserant ex
actiones indebitas, nequaquam. sciant tarnen, quod, quamdiu
hoc idolum apud se habent, salvari non possunt; aliqua ratione
faciant, quicquid velint. et ideo Dominus multum adit eos in
tantum, quod tripliciter punit eos. prirno, quod non permittit
eos hic prosperari vel raro etc. — secundum idolum est, quod
juvant dominos vel amicos suos, sive juste sive injuste. dicunt,
quod non possunt dimittere pro hoc vel pro hoc. 177, 2: unde
nobiles, qui sibi cavent ab exactionibus, rapinis et oppressione
indebita subditorum, plurimum merentur, scientes, quod, quic
quid injuste habere potuerunt et illud pro Deo contempserant,
tantum meruerunt, ac si Deo illud obtulissent. 22, 1: Rachel,
que interpretatur ,ovis‘ vel ,videns Deum", est religio, que debet
esse mitis ut ovis et videre Deum per contemplationem. duo
ejus filii sunt duo genera religiosorum, videlicet claustralium et
non claustralium. Zelpha, que interpretatur ,os liians', est status
clericorum, qui alios docent. duo filii clerici beneficiati et non
beneficiati. Bala, que interpretatur ,absorbens‘, sunt nobiles sive
divites, qui aliis famem patientibus bona terre multa absorbent.
cujus duo filii nobiles ceteros judicantes et non judicantes. Lia
— laboratores sive mechanici —, 180, 2: verbi gratia, ut cum
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clominus jubet servum incendere, predari, occidere, furari etc.;
sic jubens dampnatur, ut qui opere perficit. 202, 2: domini
autem terreni volunt sibi durius satisfieri quam sustinere valeat,
qui eos lesit; Dominus vero celestis non sic est crudelis, sed
clementissimus et dulcissimus. Domin. 19, 1: due rote super
terram, alte et horribilis aspectus, sunt alti et potentes hujus
mundi, seculares et spirituales, quam magna sit potestas et di-
gnitas dominorum secularium, scilicet regum, ducum, comitum
etc. respectu pauperum et inferiorum, in vobis ipsis cottidie
videtis: quod jubent, fit, et quod inliibent, non fit. item, quam
alta sit dignitas dominorum spiritualium, scilicet archiepiscopo-
rum, episcoporum etc., similiter patet, quia dicitur eis a Domino:
quodeunque ligaveritis etc. Comm. 42, 2: sed mali consiliarii
consulunt dominis, quod subditos suos gravent, eo quod subditi
multa lucrentur et domini necessario indigeant adjutorio, et
tales consiliarii ponunt dominis canem super dorsum (Studien
2, 104). Zu strenge Herren, Comm. 42, 2: Beispiel Boboam,
Folgen: primurn, quod predictum est, quod decrescunt ei res,
ut, qui apes spoliat nimis melle, se spoliat. et secundum, quod
decrescit ei favor subditorum et minus dolent de adversitatibus
ejus et minus ei sunt fideles. tertium, quod decrescit in bomi-
nibus, quia ab eo recedunt ad alios dominos sive ad alias terras.
quartum, quod ex eis sequitur, quia decrescit ei honor, quia,
qui perdidit res et homines, hujus etiam honor minuitur. quin-
tum, quod fama sua perditur apud homines et apud alienos.
hec sunt temporalia. — unde non remanebunt ei nisi duo, sci
licet nomen dignitatis cum incerto victu cottidiano, quod vix
veniet cum rebus Omnibus de anno ad annum, de mense in
mensem, de ebdomada in ebdomadam, iinmo de die in diem.
secundum: solatium adulatorum. nec in hoc sibi placeant, quia
quicunque honorant eum, hoc faciunt ex timore vel pro questu,
ut canes, qui secuntur cadavera, ut lupi et vultures, qui, quam-
diu inveniunt, quod rodant, secuntur cadavera; cum vero nu-
datum est, relinquunt. sic aves ad aqnilam. quia permittit eas
secum predam edere, sed cum ei deficit, ipsas comedit. sint
ergo dementes, et ex hoc crescent eis res, hominum favor,
copia hominum, honor, fortuna. Spec. 93, 1: sic quidam domini,
ut quidam advocati etc. sunt, non est humanum crudelem esse,
cum homo habeat os parvum, ungues et pellem lenem. — sunt
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V. Abhandlung: Schönbach.
multi ut rnare, quod facili vento movetur et fetet et spumat
et insanit et homines perdit et tribulat. sic qtiidam domini sem-
per pauperes tribulant, semper cruciant illos: ,da! da!‘ (= gip!
gip!), immo quoadquid sunt pejores illorum quidam diabolo
(= Freib. 1, 23 a ), quia ille non nisi malos torquet, isti bonos
et malos, id est, viduas bonas, orphanos, rusticos, sacerdotes,
l’eligiosos. Freib. 1, 33 a (Studien 5, 79): abstulerunt nostra nobis
et labores nostros, unde vivere debuimus nos et filii nostri!
assunt igitur angeli boni, et queret equus judex testimonium
ipsorum. et respondebunt: ,equissime judex, vera sunt hec, quia
hec vidimus, doluimus, dissuasimus sollicite, nihil profecimush
mali angeli a sinistris: ,equissime judex, vera sunt hec, quia hec
vidimus, consuluimus, fecerunt quod consuluimus, et multum
letati sumush ita die ad omnia alia, que secuntur. secundo de
similiter conquerimur de istis furibus, quorum quidam nobis
nostra nocte occulte furabantur, quidam aperte in die nobis vi-
dentibus. primi, qui in nocte sic vel sic nobis res nostras fura
bantur, vestes nostras de cameris, pecuniam nostram de cistis,
nostros equos de stabulis nostris et pecora, vinum de cellariis
nostris, pisces de gurgitibus (gurges = locus in fluvio arctatus
— ad capiendos pisces, Du Cange 4, 140 f.) nostris etc., gra-
mina de pratis nostris, pabula de agris nostris. Freib. 2, 97 c :
vix eniin aliquis princeps, qui non habeat aliquas res injustas,
vel castra aut civitates sive terras vel injusta thelonea aut aug-
raentata aut homines aliorum vel exactiones. vix est aliquis
miles, judex vel nobilis, quem avaritia ex aliqua parte non vi-
cerit: per rapinam, advocatias, exactiones. ita die civibus et aliis
statum suum. similiter domus omnes civitatis, rarus est enim civis
vel mechanicus vel agricola, immo ancilla vel servus, qui non per
aninam avaram sit infectus: illi cum usura, illi cum pignoribus,
alii cum preemptione, alii cum hac vel cum hac fraude, alii cum
ungelto (Studien 5, 88). — immo parvuli servuli incipiunt avare.
immo et domum regine incendit princeps Babylonis avaritia.
nam sicut nobiles viri extorquent majora a subditis injuste, sic
quedam nobiles femine minora, ut nere, lanam carpere, linum
dare etc. immo et nobilissimum templum incendit. multos enim
in clero per pluralitatem beneficiorum, per extorsionem pecu-
niarum. multi enim religiosoi’um nunc per simoniam et per pro-
prietatem et per nimiam vel avaram conquisitionem deducuntur.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
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37 a : secunda valva, ut nihil (servi, rustici) pro timore terreno-
rum dominorum faciant aliquo modo, quod sit contra Dominum
celestem, nec graminando nec pabulando nec alios decipiendo
nec feminas eis ducendo nec proximum pro eis ledendo. —
Große Sippschaft, Sanct. 79, 2: pauperum non recipiunt, bene
vestitis et magnas caudas familiarum habentibus magna com-
moda faciunt. Vögte, Domin. 64, 2: septima (plaga Egyptiorum)
grando maxima — iniqua dominatio sive advocati injusti nullis
claustris nunc parcunt vel ecclesiis, nam quas predecessores
eorum dotaverunt, ipsi spoliant. tales advocati, judices, tyranni,
principes etc. exactores sunt quasi lupi.
Städte, Spec. 59, 5: (himmlisches Jerusalem) tres habuit
muros. intra extremum murum civitatis habitabant artifices et
plebei et populäres, intra secundum sive medium cives nobi-
liores et prophete, intra tertium fuit domus regis et templum
Domini. Sanct. 120, 1: triplex signum — in Oriente mundi,
quia stella magna apparuit in Oriente existentibus. in medio,
quia vox angelorum insonuit: Gloria in excelsis etc. non tarnen
dico pro certo Jerusalem sitam in medio mundi, sed quodam
respectu, sicut et alie terre multe respectibus diversis. in fine
mundi, id est, Rome. Roma enim sita est in Occidente mundi,
in qua fons olei in nativitate Domini erupit et templum pacis
corruit. 7, 2: sunt plerique sic curiosi, si scirent pro certo civi-
tatem in partibus transmarinis sitam, in qua tale esset con-
vivium et tales ac tanti convive et que tarn laudabilis et
amena esset, solummodo causa videndi ipsam quantocius trans-
fretarent. — hec non est magna ut Ninive, nec ornata ut ci-
vitas Romana (so und nicht Eatisbona wird die Abkürzung
aufzulösen sein), nec divitiis talibus exuberans ut quondam Tyrus
gloriosa, nec talis ibi pax ut quondam in Jerusalem tempore Sa-
lomonis — hec enim omnia pro minimo, immo pro nihilo ibi
essent. Vgl. Studien 2, 59 f. Sanct. 250, 1: et sicut fossata civi-
tates undique circumdant et cingunt, sic luxuria corpus et ani-
mam circumdat et inquinat. et sicut aqua in fossatis fetet, sic
isti nimis coram Domino. Spec. 86, 1: aliquando autem de ster-
quilinio fit hortus, aliquando de loco ameno fit locus fetidus,
sicut patet in civitatibus subversis. nam illa regio tota irriga-
batur quasi paradisus. Himmlische Stadt im Vergleich zur irdi
schen, Freib. 1, 18 a : pro posse vitanda est societas malorum;
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V. Abhandlung: Schönbach.
nullus enim über haberet consortium cum urticis, cum ferro
candenti, cum spinis, cum serpentibus et ranis etc. — diabolus
nunquam vult habere pacem tecum, nisi quam cattus cum mure,
vel lupus cum ove aut milvus cum pullo. — inter cives illius
regni celestis est pax perfectissima, sicut unus oculus coneordat
cum alio, et membrum cum membro. Ygl. Freib. 1, 4 b (Studien
5, 78). _
Achtung durch den König, Comm. 46, 6: sic rex genera
liter maleficos sive inimicos illos vel illos proscribit, singuläres
tarnen inimicos nomine exprimit et in littera proscriptionis no-
minetenus scribi facit. — Richter, wozu vgl. die Stellen über
den Adel oben S. 87, dann Studien 5, 89. 7, 24 ff. Freib. 1, 5 b :
et expensis nimiis ex pigritia et negligentia tota terra manet
sine pace. nam subjudices, cum non habeant judicium nisi pro
questu, non judicant nisi secundum amorem vel munera et ex-
hauriunt pauperes, et cum jubentur accipere tan tum ut digitus,
accipiunt ut cubitum. ideo deberent ipsi domini judicare et se-
curos pauperes facere et istos capere, donec pauperibus omnia
redderent. — o quantus est Karolus! quantus H(enricus) etc.
— domini in terra sunt, ut rex apum inter apes est. die, si
vis. ut sol, qui, ubicunque venit, multe stelle illum comitantur:
nunc ille, que dicuntur Cancer; nunc ille, que Pisces etc. si
ascendit, ut in die, secum ascendunt; si descendit, ut in nocte,
secum descendunt. ainici sui, consanguinei sui, affines sunt cum
suis subditis. vicini sunt, quos ad hoc cogit familia sua. alii
secum descendunt ad infernum amicitia, alii timore, munere,
adulatione, silentio etc. qualis rector civitatis, tales et inhabita-
tores in ea. 2, 24 (vgl. Studien 7, 91): ideo, vos domine, non
permittatis filios vestros male loqui et male facere, et vos, viri,
familiam vestram, et quilihet judex in districtu suo, sive sit
judex major sive inferior, si aliquod peccatum non haberet,
quia hoc non facit, dampnatur. noni, qui non manifestant, niht
ojfent, ad corrigendum peccatum alterius, cum ad officium ejus
pertinent revelare, ut in synodo Alexandrina. 2, 60 a : tertium,
quod majores subditis debent, est, ut sint boni judices et dili-
genter exerceant officium suum, sicut et quilibet fidelis homo
suum. debent enim laborare, ut pacem faciant in terra suis et
inter suos, et etiam, si possent, inter alios, ut Deus fecit. sic
et ipsi, cum creduntur esse in quiete, debent scrutari maleficos
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
47
et incarcerare. — ut patet in David, in Karulo —. item, si
dicit aliquis, quod libenter juste judicaret, si sciret, respondeo:
debet cavere in judicio, ne abstrahant eum a vero judicio hec
quinque: inordinatus timor, amor, odium, negligentia, cupiditas.
Erbrecht, Freib. 2, 40 d = Studien 5, 85. Erpressung, Kauf,
Comm. 44, 5: venenum, cum quo singulariter milites sive no-
biles se inficiunt, est exactio sive rapina. suadent demones ipsis,
quod pauperibus res suas auferant, quia res suas aliter defen-
dere non valeant. verum est, satis studiose ipsos quidam de-
fendunt, sed non sicut gallina pullos suos a milvo, ut quiete et
pacifice vivant, ut ditentur et proficiant, sed sicut canis cadavera
corvo, ut solus comedat. Freib. 2, 159 d : nota de dominis, qui
pauperes etc., et de predonibus vel incendiariis, qui vestes in
liieme vel in frigore auferunt vel domos incendunt. Domin.
118, 2: quäle est, quod latro ridet, cum dueitur ad suspendium?
puto non esse angelum in celo, qui non dampnaretur, si tale
fecisset ut tu. Freib. 2, 176 c : sed si non converteris, tanto erit
gravius judicium, ut carnifex, quanto altius securim levat, tanto
fortius percutit animal, ita de arcu. nota: alicui expectavit
(Dominus) usque ad canitiem, et non advertit. •—• si aliquis de-
meruisset vitam et ligatis oculis sicut latro deduceretur per
pratum florum ad decollationem, cum perveniret ad finem prati,
stultus esset, si gaudens iret per flores et non consideraret,
quid futurum ei esset in fine prati. insuper, si aliquis illum re-
vocaret, et non curaret, sed semper iret. Spec. 49, 3: quis latro
reddere nollet, cum duceretur ad patibulum? qui molam haberet
in collo, ut in profundum precipitaretur, si non posset funem
solvere, rogare deberet amicos vel filios vel uxorem, ut vellent
nollent exsolverent eum, etiam furtive. Vgl. Studien 2, 115 ff.
Strafen, Sanct. 109, 2: indubitanter enim malis non est bene,
qui pro suis iniquitatibus in patibulis cruciantur, rotantur, igne
cremantur, suffodiuntur, carceribus torquentur etc., sed veris-
sima est respective habita comparatione ad peccatores damp-
natos, qui in infern o torquentur. multo enim aci’ius cruciantur
illi quam isti. isti enim simplicem sustinent mortem, illi dupli-
cem in eternum. Freib. 1, 10 b : insuper multi pro peccatis suis
etiam corporaliter cruciantur, suspenduntur, rotantur etc. per-
dunt oculos, manum etc. tot libras vel tot. ad peccata etiam
sepe admiscent se diverse amaritudines, unde ille raptor sagit-
48
V. Abhandlung: Schönbach.
tatur per crus etc. habeat sibi dampnum! cur ergo non quievit?
ille vulneratur, ille occiditur, ille ferro ustulatur vel suspenditur
—■ habeat sibi dampnum! cum quo diabolo occupavit se? cur
non fuit in pace? ista lena vel adultera perdit nasum, ille
ebriosus calculatur (muß hier heißen: ,leidet am Stein', doch
kann ich eine solche Bedeutung weder aus Du Cange 2, 26 f.
noch sonst belegen), et aliam habebit gravem et magnam infir-
mitatem. ille luxuriosus fit leprosus etc. ille invidus semper
tristatur, ille iracundus peraltercatur (unbelegt), ille usurarius
capitur etc. hujusmodi. Freib. 1, 191 d : si enim regnum celeste
venale esset, et si Deus vellet, quod homo pro illo per totum
corpus catenis ferreis ad statuam ferream ligaretur et ibi cotli-
die panem et aquam usque ad mortem comederet, libenter pati
posset. et si hoc Domino adhuc non sufiiceret, sed vellet, quod
super hoc cottidie flagellaretur ad sanguinem, libenter pati de-
beret, bonum foret. et si adhuc Domino non sufficeret et vellet,
quod cottidie ad caudam equi trahereris per spinas, sentes,
carduos et scopulos per decem annos, libenter etc. si adhuc
non hoc, sed quod in inferno ut diabolus torquereris per mille
annos, libenter etc., bonum foret et Optimum mundi. Jeronimus
in libro illustrium virorum de Ignatio cap. XVI (Migne, Patrol.
Lat. 23, 766 f.) scripsit: Ignatius ad Romanos: ,oro, bestias ve-
loces esse mihi (quidam ponunt feroces) ad interitum et illiciam
[bei Migne: alliciam] eas ad me comedendum. [Ein Satz fort
gelassen.] si noluerint venire, ego vim faciam, ego me ingeram,
ut devorer. ignoscite mihi, filioli mei: quid prosit mihi, ego
scio. [Es fehlt: nunc incipio Christi esse discipulus.] nihil de
eis, que videntur, desiderans, ut Jhesum Christum inveniam.
ignis, crux, bestie, confractio ossium, membrorum divisio et totius
corporis contritio et tormenta diaboli in me veniant, tantum ut
Christo fruar.' — Erfindung des Galgens, Domin. 135, 2: (6. Ge
bot) sic adhuc sacerdotes, qui in subditis eam (luxuriam) pu-
niunt, spiritualiter commendat; e converso punit, qui non. Nu-
meri VI (25, 4): suspende cunctos principes (in patibulis). —
hic die, quod patibulum inventum fuit. nota ,cunctos', quia
omnes in judicio dampnet, qui pro posse non exstirpant eam a
subditis. Furcht vor Gehängten, Domin. 142, 1; vgl. Studien 2,
114, wo der Literatur beizufügen ist: Chr. Villad Christensen,
Baareproven, Kopenhagen 1900.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
49
Kaufleute, gemeinsame Unternehmungen, Dorain. 56, 2 =====
Freib. 2, 15 a : cum amor omnia faciat communia, que sunt pri-
vata, sicut socii mercatores sibi lucrum communicant omne, licet
unus petat lianc provinciam querens nundinas, alter alteram,
communitas tarnen pacti et societatis lucrum reducit in idem.
Unlauterer Gewinn, Freib. 2, 19 cT (kürzer Comm. 31, 2): per
avaritiam multipliciter, quia pro avaritia facit quosdam mentiri,
fraudare, festa violare, pejerare. per avaritiam facit, ut, si posset
unus alteri vendere valens obolum pro triginta denariis, ven-
deret. ut quidam apotecarii sive institores et pleriquc alii et
breviter omnes, qui volunt ditari, non dico sustentari, sic in
humane et rapaciter vendere consueverunt. ideo omnis nego-
tiator, qui vellet esse securus de vita eterna, non deberet in-
tendere, ut ditaretur, sed ut sustentaretur secundum conditionem
Status sui. Terminhandel, Spec. 64, 6 — Freib. 2, 36 c : ut res
injusto modo non conquirant, quemadmodum quidem, qui do-
minicis diebus nunquam quiescunt; quidam, qui in domibus suis
mala fieri permittunt causa lueri; quidam, qui semper jurant,
immo sepe pejerant, ut qui preemunt; quidam, qui carius in
certum terminum vendunt; quidam, qui furantur, ut quidam
molendinarii, qui non per se, sed servi eorum, pulli eorum et
porci eorum et circulus furantur. HabsucM vererbt sich, Domin.
148, 1: cum enim vident juvenes filii mercatorum, quod patres
sui alios decipiunt, faciunt ut illi. cum enim vident subditi, quod
majores habent tarn magna pignora, ita non timent perpetrare,
que majora sunt. Üble Praktiken, Spec. 71, 2: nota, quod diffi-
cile est, iu negotiatione hominem non offendere: item Leo Papa
(Epist. 167, Patrol. Lat. 54, 1206, inqu. XI): difficile est, inter
ementis vendentisque commercium non intervenire peccatum.
verumtamen mercator volens salvari caveat hec septem: primum
est, ut nihil emat vel vendat, quod Deus inhibuit. inhibuit
autem, quidquid non est utile, immo nocivum. non ergo debes
vendere puellam ad incontinentiam, non uxorem alicujus filiam,
ancillam, consanguineam etc. — item non judeum, rectum vel
injustum. item ecclesias, sacramenta, talos, juramenta, predica-
tionem. — secundum est, ut non sit nimis cupidus lueri supra
modum, ita quod proximum supergrediatur fratrem suum,
quoniam vindex est Deus de hiis omnibus. — tertium, ut ca-
veant mendaeia et juramenta sive perjufia. — quartum est, ut
Sitzußgsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Ahh. 4
50
V. Abhandlung: Schönbach.
caveant furtum sive fraudem in numero, pondere et mensura,
sive in aliis, in quibus fraus esse potest. item breviter: quam-
cunque rem vendis, in qua latet malum, quod videre non potest
emens nec cognoscere, quod tu scis ; in hoc furtum commisisti,
et ideo facis contra preceptum septimum. non facias furtum,
nec in numero, nec in pondere, nec in mensura, nec in alio
quocunque modo, quoniam contra hoc septimum preceptum fe-
ceris. deprehensus cum hoc furto reddes septuplum, ut dicit
Salomon Prov. VI (6, 31), quia pro hoc dabis in morte, quod
nunquam Deum videbis, quod nunquam angelos, sanctos, Ma-
riam, celum; animam et corpus eterno supplicio. nota de men
sura, videlicet de digito mercatorum et de finibus et de exten-
sione pannorum etc. de cauponibus, quod miscent aquam vino,
quod non implent, sic vel sic. Mich. VI (6, 10): ,mensura minor
irae plenah de pondere, quod facitis in ponderatione, quod fa-
citis cum vivo argento. item, quod libram alicujus levatis ex
ima parte, quod alte tenetis, quod ligamen. si dicis: ,do ei, ut
videat ( , respondeo: si habes eum pro tali, quod bene agnoscat,
et neminem velis decipere cum hoc, sit ita. si pro tali, quod
non, non. si pro anguillo dares ignaro serpentem, cum sint si-
miles, et ille comederet et moreretur, homicida sui esses. si pro
auro cuprum, für suus esses. -— in numero, quod convenitis, ut
hoc vel hoc carius nullus emat, et sic vendentes spoliatis. quod
male numeratis etc. breviter: ubicunque in hoc, quod non vi-
detur, fraudare aliquem intenditis, in hoc furtum committitis,
sive sit in re inanimata vel animata. misere für, aquam vel
farinam lacti admisces, vaccam vendendam per aliquos dies non
mulgetis, vendens quasi tristis, ut mamillis turgentibus lactis
copiam habere videatur; caseos exbutiratis; lanam in madidam
terram, ut plus ponderet, per noctem reponitis. in Omnibus hiis
multum peccatum committitis. piscium veterum fauces t.undis
vel sanguine tingis; carnes malas pro bonis vendis, pisces cor-
ruptos, et sic reus eris mortis comedentium. pulverem et quis-
quilias vel purgamenta frumento addis et pro frumentp vendis.
equos tales et tales pro bonis vendis. vestes veteres sophisticas
(Du Cange 7, 528 = adulterare), ut sic quasi nove videantur,
et cum pauper operarius putat se diu bene vestitum, vix filum
tenent ad paucos dies utriusque suture. hujusmodi fraudes sunt
signa diaboli, quem plurimi heu mercatores habent, et hii omnes
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
51
clampnantur. — quintum, ut caveat usuram, que fit in preemp-
tione et prevenditione. Le. XXV (Levit. 25, 36): ne dederis
usuris nec amplius accipias, quam dedisti. Das Folgende Studien
2, 105. — sextum, ne nimis tristentur mercatores et operarii,
cum non prosperantur vel dampnum patiuntur, et contra Deum
irascantur et murmurent. — septimum est, ut festa non infrin-
gatis. Freib. 2, 38 a : et ideo omnino debet ibi quatuor cavere,
duo emptor et duo venditor, ne dampnentur. unum, quod emptor
debet cavere est, no emat levius quam in mandato, ut pre-
emptores faciunt, quia hoc est usura. die breviter aliquid de
liac. secundum, ut scienter non emat rapinam vel furtum, ven
ditor etiam duo caveat. unum est mendacium et fraudem, plura
sunt, ut non jurare semper et festa observare, et non supra
omnem modum nimis care vendere, ita quod emens supra mo-
dum jaceat in dampno etc. sed illa duo predicta sunt precipua.
unum est, ut dixi, mendacium et fraus, liegen triegen lugen
trugen (Studien 5, 85). pro quo plurimi mercatores dampnantur.
quoties enim mentiris, ut proximum decipias, mortaliter peccas.
— in bujusmodi fit dupliciter fraus. uno modo, cum quis habet
diversa pondera vel diversas mansuras, et veudit ad minorem
et emit ad majorem. secundo modo, cum quis habet justam
mensuram et pondus, sed tarnen male mensurat et ponderat.
sicut faciunt caupones, qui implent mensuram spuma, vel uluam
veram sic vertunt vel digitum in ulna, ut qui mensurat septem
ulnas, quod dimidia deficit, omnes predicti tenentur ad restitu-
tionem, cum sint veri fures, aut dampnantur, quia faciunt contra
Dei preceptum. — quiequid tu carius non agnoscenti, quid in
re est, vendis rem, quam tu agnoscis eam valere, tantum eum
decepisti. dicis: ,do ei, ut videaff. die de anguilla et serpente,
vel ut appareat alterius modi. secundum est, ne vendat carius
ad terminum quam ad manum. omnes tenentur ad restitutionem
militibus, quos semper ita defraudant, et aliis Omnibus, sive
taliter vendant hoc vel hoc. nam est crudelis et immunda usura,
ut judei. judeus enim nihil aliud facit, nisi quod vendit tempus.
Das Folgende Studien 2, 13 ff., wo bei dinstaej R. Much in der
Heinzeifestschrift S. 193 ff. angezogen werden sollte. — Spec.
96, 2: quinti artifices, mechanici, mercatores. — fraus, hoc vix
evellere possumus, fatentur enim: ,si mentiri vel fraudare no-
lumus, vendere aliquid non possumus. — hoc ejus (diaboli, vgl.
4*
52
V. Abhandlung: Schönbach.
Studien 2, 117 f.) signum sive character est, quod habent com-
muniter mercatores sui, quacunque per terras vadant. faciet
diabolus omnes, liberos et servos, mei’catores habere caracterem
bestie, ne quis possit emere vel vendere, nisi qui habent carac
terem bestie aut numisma nominis illius. Freib. 1, 240 1 ’, vgl.
Studien 5, 83. Tuch, Spec. 57, 5: quia fit homo per longam ejus
(male voluntatis) consuetudinem ut pannus, qui diu jacet in irn-
mundo ceno, quia hic ita putrefit, ut lavari non possit vel utilis
effici; si cito levatum fuisset, lavari potuisset. Comm. 31, 2:
nota de novacula, que leniter et noscienter barbam hominis
aufert, sic quidam negotiatores. Kaufläden und Markt, Comm.
22, 3 = Freib. 1, 169 e : exemplum de transeuntibus institas, in
quibus sunt venalia diversa delectabilia. ubi aliquis transit et
vix oculum brevissime in transitu illic deflectit, huic forte pri-
mus modus comparatur. deinde, si aliquantulum illa respicit,
nesciens quid faciat, sed statim cum perpendit, se illuc respi-
cere, recedit sine mora, huic forte secundus modus comparatur.
sed si postquam perpendit se illa respicere, non tarnen recedit,
sed tantum videre delectatur, quod in illorum aspectu vult de-
lectari, licet nullam omnino voluntatem emendi habeat, huic
forte tertius modus assimilatur, in quo modo multi peccant mor-
taliter, licet religiosi nescientes nolint opere in conscientiam
perpetrare aliquo modo. Freib. 2, 250 a : deberet homo, cum hic
sint nundine Dei, remissionis peccatorum et glorie celestis,
semper aliquid emere et reportare, saltim bonam voluntatem,
ut de aliis nundinis. Wage, Spec. 53, 3: quartum est libra. nota:
libre utraque pars semper inter se contendit, ut lingula ad se
flectatur, nec cum alio occupatur, et significat vitium quoddam,
per quod multi a celo trahuntur, videlicet superbiam. — hoc
peccatum equiparantie et excellentie et placentie respectu aliorum
plurimosnuncdampnat, qui omnes cogitationes suas ad hoc ponunt,
ut hominibus placeant vel alios excellant. pro hoc milites tornea-
mentis intendunt, pro hoc ancille et virgines chorizant, pro hoc
viri dignitates querunt, religiosi et clerici prelaturas, ut laudentur
et bonorentur. pro hoc plerique viri et maxime femine, quantum
possunt, sc excolunt et ornant se, ut per hoc placeant et lau
dentur, ut tantum lingulam brevi tempore per hoc emant. sicut
lingula multa pondera adhuc sustinet, sic et ipsi multipliciter et
diu laborant, ut linguam nostram emant, sic et sic se ornando.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
53
Bauern, Spec. 77, 2: cum predicas laicis, sic procede. si
es in eivitate, die: cras veniant rurales, post principium die:
vos rurales et meckanici et servitiales estis in vera via magno-
rum sanctorum in dura vita. die multa. die duram vitam ipso-
rum. et vix aliquis vestrum sanctificatur. non dieo: ,salvatur',
sed ,sanctificatur', cujus festum celekretur. de omni aliorum
hominum conditione multi. Vgl. Studien 5, 48. 23. 7, 57. Sanct.
39, 1: rustici sollicite servant tempus seminandi, metendi, me-
dici curandi, mercatores mercandi etc. 205, 2: sicut autem agri-
cola Seminare volens semen, inter cetera quatuor facit corpora-
liter: inane surgit — non sit ergo verbum ,mane surgere ante
lucem' propter multas utilitates. item: purum granum et melius
eligit ad seminandum et cavet, ne malum admisceat. item: ante
se semen spargit et in diversis locis post se semen spargit, qui
post mortem anime sue bene facere disponit. item: non statim
fructus querit. Bauernsünden, Sanct. 96, 1: rustici invidia.
Freib. 2, 82°: quinta plaga (Ägyptens) mors pecorum, que sim-
plicia sunt et dure pascuntur, sunt rustici, quorum multi per-
eunt et de paupertate ad paupertatem vadunt. faciunt enim
mala opera et diversa. ibi enim maxima vigent mendacia, per-
juria, convitia, maledicta, furta, incantationes, fraudes, immo et
hereses. quare? quia de sola vita presenti sunt solliciti, ut ju-
menta, et Deum non curant. diebus festis potius intersunt cboreis
etc. quam misse vel vero Deo; hec est eis nimis longa, cum
etiam sit brevis. Bauern helfen hei Rauhzügen, Freib. 2, 226%
vgl. Studien 5, 91.
Handwerker, Sanct. 224, 2: quamdiu autem carpentarius
secundum lineam non operatur, facit opus curvum; et quamdiu
scriptor secundum lineam non scribit, non recte scribit; et
quamdiu lapicida lapidem quadrum secundum mensuram non
secat, non recte operatur, etiam si sibi recte operari videatur.
sic quamdiu non vivimus secundum justitiam, voluntatem et
vitam Dei, sed vivimus carne et vita nostra curva et inordinata,
vita mala vivimus, etiam si nobis recta videatur. ■— si esses
pauper, et dives ante se denarios aureos seminaret, et alter ex
parte altera plumbeos, stultus esses, si relictis aureis, quibus
ditari posses, plumbeos colligeres, qui modicissime tibi sub-
venirent. si liortum intrares, ubi multa copia sanorum et nobi-
lium pomorum foret, et econtra multa copia putridorum, si
54
Y. Abhandlung: Schönbach.
putrida colligeres et sana relinqueres, stultus esses. si aliquis
nobilis artifex esset, qui artificio suo marcam cotidie deservire
posset, et portaret fimum pro obulo, hunc omnes fatuum dice-
rent. multo magis fatuus est iste, qui cum virtutibus et utilibus
operibus cotidie magna gaudia posset mereri in celo, si veliet,
et occupat se inutilibus, quibus meretur infernum vel purgato-
i'ium. Baumgb. Rust, de Sanct. 92 ä : quinti sunt Seplierueym
(== Sepliaruaim, 4 Reg. 17, 24 ff.), id est, librarii vel mechanici,
qui bene librarii dicuntur, quia quasi in libra filii et filie eorum
discunt mentiri et decipere etc. appone: et habent duo idola:
primum est decipere. dant enim aliquando bominibus emere
tertiam vel quartam partem nimis caram. ille sutor facit servum
suum corium comburere, ut appareat. isti fullones tingentes
pannum in caldarium et comburentes eum, postea pro bono dant
bominibus. isti pannos veteres et alias res antiquas faciunt
quasi novas. isti cerdones inter se paciscuntur, ut vadant ante
portam et intrantibus ad forum prebeant pro rebus ista, ut
nullus plus quam alter; et sic de ceteris mechanicis aliqua die.
solent etiam dicere: ,si non deciperemus et mentiremur, nt
oportet, parum lucraremurh ego dico eis, quod parum in hoc
lucrantur boni, sed ad minus infernum lucrantur. secundum
idolum est mentiri. nota, quod nemo poterat vendere vel emere,
nisi adoraret bestiam et babuerit ejus karakterem, id est, men-
dacium diaboli, qui fuit mendax ab initio. appone aliqua.
Schuster, Freib. 1, 180 b : ideo omnes studete omni diligentia,
quod aliorum bona multum diligatis, quod ille, qui melius cantat,
quod melius cantet. ita die multa ad religiosos. qui plus dili-
gitur, qui plus laudatur, pro boc vel pro boc. ita dico de alia
persona, ita dico de alio claustro. ita de alia religione. sed
multi sunt, qui non solum non diligunt, sed etiam invident ut
demones, quod calcifex eollaboratori suo, si sibi bene contingat
ct quod prosperetur. nomina multa genera. sic religiosus de alio
claustro vel alia religione, et quod multum diligatur et quod
multum laudatur. hoc superbus non sustinet. Stiefel, vgl. Freib.
1, 222 14 (Studien 5, 82 f.), welchem Passus die Stelle vorangeht:
vult Deus eos puniri in inferno ex justitia sua, et sanctis ad
magnum gaudium, quia lucet in eis justitia Dei (vgl. Studien
7, 87). ut piscator magnum habet gaudium, cum videt magnum
piscem captum harno salientem; ut falconarius, cum videt herodios
Studien zur Geschichte dor altdeutschen Predigt. VIII.
55
magnam ardeam trahentes; ut Venator maximum cervum cani-
bus circumdatum; ut rustici magnum et pessimum lupum, canes
lacerantem — sic cum videmus istos magnos predones, advo-
catos, tyrannos, usurarios, adulteros etc. sed dicis: ,quare ergo
predicatis peccatoribus, ut convertantur, ex quo gaudent de eis
in celo?‘ respondeo: ideo, ut ipsi penam evadant, et ideo, quia,
si salvabuntur, majus gaudium supra modum habebimus de ipsis,
videntes Dei misericordiam in ipsis in celo lucere, quam gau-
deamus de eorum condempnatione. Töpfer, Freib. 2, 252 d : subito,
dum non speratur, veniet contritio ejus et comminuetur, sicut
conteritur lagena figuli contritione pervalida, et non invenietur
de fragmentis ejus testa, in qua portetur igniculus de incendio
aut hauriatur parum aque de fovea. hoc est: ita conteretur
peccator in judicio, quod nec modicum caritatis igniculum dein-
ceps concipiet. Schneider, Comm. 29, 3 = Freib. 2, 158 c : exem-
plum de sartore, qui, etsi de vili panno aliquid permittit
perire, tarnen de nobili, ut scarleto et alio vario et purpura,
nihil voluntarie sinit perire. Koch, seine Stellung, Freib. 1, 140 c :
plus placet tibi servitium filii tui quam coquinarii (Du Gange
2, 556), licet tibi multum placeat, non quod majus sit, sed quod
lilius ex majori fidelitate, familiaritate et dilectione facit, que
facit, et quia germanior nature tue, et ideo plus eum diligis,
unde in remuneratione cum coquinario tuo das. Kochen, Freib.
2, 147 d : ideo pro hoc, sicut tu delectaris, cum anser bene as-
satur aut pullus, qui tibi debetur, aut pisces in caldario bene
coquuntur, salsantur, piperantur, ita ipsi diaboli, cum illi fortiter
torquentur. Berthold weiß, daß man Fleisch, um es rasch weich
za bekommen, mit Spießglas siedet, Relig. 92, 2 ff.: qui autem
cito vult decoqui, studeat tribus praedictis. ad hoc autem, quod
hoc fiat etiam valde cito, et quod etiam valde cito possit venire
ad pei’fectionem et omnia incommoda, quasi sint valde modica,
leviter pati, faciat, ut boni coqui. apponat spissum vitrum ad
carnes, id est, muudum Christum, pro nobis multo calidiora et
fortiora passum. Dazu vgl. Studien 7, 83, den ganzen X\ II. Sermo
ad Religiosos, De culina regis coelestis (ed. Iloetzl, S. 88 ff)
und den entsprechenden Abschnitt des ,Geistlichen Baumgartenh
Dienstboten, servitiales, Spec. 64, 6: quinta porta: vita ser-
vitialium. — quos in luto et in quibuslibet vilibus laborare
oportet, cito autem ab hujusmodi liberabuntur. — fideles sint
56
V. Abhandlung: Schönbach.
tarn Domino celesti quam terreno. terreno, ut tarn in opere
quam in rebus sint ei fideles, ut videlicet non furentur et in
opere non otientur etc. — debet etiam esse fidelis Domino ce
lesti in corpore suo, ut videlicet illud corpus, quod ei dedit,
sibi mundum et castum custodiat. hoc enim eis est necessarium,
cum sepe simul oporteat servos et ancillas laborare. et quantum
Dominus diligit senum largitatem, tantum juvenum castitatem,
quia utraque rara est et ideo cara. Schlechte Behandlung, Sanct.
79, 2: non est faciendum ut quidam, qui sibi servientes, cum
infirmantur, die secundo vel tertio de domo ejiciunt et mori
permittunt vel, si retinent, ut canem sub gradu locant nec me
lius ei quam cani faciunt. Lohn, Freib. 2, 92°: deberetis tarnen
aliqua bona facere, etsi Paternoster non perficeretur, sed ab-
rumperetur etc. sed quidam nihil omnino boni volunt facere.
queris a servo tuo, cui das viginti solidos, et vis, quod tibi sit
ad omnia servitia die noctuque paratus, et certe non das sibi
tantum, quantum tibi Dominus vult dare. Wenig Essen, Freib.
2, 113 a : immo sunt quidam adeo avari, quod volunt sibi fer-
venter serviri ut a jumentis, nec videre possunt, quod fortiter
comedant servientes, et si monent fortiter comedere faciunt, ut
moneant cito cessare. libenter vident eos fortiter et ante pran
dium et post laborare, sed non libenter vident fortiter comedere.
debent ipsis in mensis liabundanter necessaria tribuere, et post
certo tempore pretium tribuere, nihil etiam addere (laboris?).
sciant tarnen hospites, quam hospiti Deo rationem reddere in
morte, si necessaria subtrahunt familie. Sanct. 79, 1: sed qui
dam adeo sunt avari, quod reservant illa, que remanserunt in
inensa, et nihil vel modicum dant pauperibus, potius permittunt
dari gallinis suis aut porcis quam Christo et proximis. aut per
mittunt potius putrefieri, similes lupis, qui omnia devorant, et
si quid remanet, abscondunt vel usque ad putredinem reservant.
quare et vos, matresfamilias, plus pulmenti apponite: invenit
enim Christus quandoque panem, sed raro pulmenti, et seitis ho-
minem non diu posse durare cum solo pane (aus der Medi-
kantenpraxis). Schlechte Dienstleute, Sanct. 2, 2: caro — servus
malus, qui, si non premitur, rebellis domino efficitur. caro enim
est ut later, qui, quanto studiosius et pulehrius lavatur, tanto
immundior et turpior efficitur. sic et caro, quanto delicatius
nutritur: est dignum, ut castigetur, ne luxurietur. 110, 2: —
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
57
similes vilibus ancillis, que domum purgantes pulveres etc., que
in facie apparent, mundant, illa vero, que turpiora in angulis
latitant, ibi remanere permittunt. sic (in confessione) quidam
maxime sexus femineus magis naturaliter verecundus. Wäscherin,
Comm. 20, 4: lotrix, quando fortius pannum percutit, plus de-
albatur; caveat tarnen, ne ipsum laniet. Sanct. 48, 2: si enim
muliercule, aliquas ferias suscepture, solent maculas vestium
aqua diluere, multo magis nos accepturi diem natalem maculas
animarum fletibus abluamus. item nota, quod dicit, si aqua non
suflicit, quod olei mollitiem et saponis acrimoniam addidit, si
vestis tantum est infecta.
Künste, Wissenschaften und Fertigkeiten stellen für Berthold
oft auf einer Linie und werden unter einander verwechselt,
Freib. 1, 1 c : hoc bonum (ut virtutes) non habeant alie scientie.
qui enim discit bene declinare, propter hoc nescit bene eautare
vel econtra versifieari, litteras componere, scribere, legere, jura,
philosophicam, texere, pistare et hujusmodi mnlta. Kunstwerk,
Freib. 1, 77 a : Assuerus (vgl. Esth, 1, G ff.) — in domo illa rni-
rabili, de qua legitur in historia Alexandri, cujus columpne
erant argentee, tectura instar firmamenti concamerata, habens
gemmas diversi coloris in figuram siderum et signoruni dispo-
sitas. —• in horto esset vinea, habens vites argenteas, palmites
aureos et botros ex varietate gemmarum distinctos. lectuli quo-
que aurei et argentei dispositi erant super pavimentum sma-
ragdo stratum (Berthold schmückte also die biblische Erzählung
mit Farben aus der Alexandersage, die er für ein historisches
Buch hält). Buchschmuck, Freib. 1, 222 ld (Studien 5, 82 f.).
Malerei; Farbenreiben, Freib. 2, 147 a : ,in multo experimento
tribulationis liabundantia gaudii ipsorum f'uit £ (2 Cor. 8, 2) —
Andreas — Agatha — quanto, tu aurifex, aurum plus comburis,
tanto fit nobilius. ita die alias: vitrum lucidius; triticum arctius
cribratur, fit purior simila. vinum pendulum spinis verberatur
et fit recentius. corium a coriario sub pedibus conculcatur vel
concussum fit melius, ferrum limatum purius. tu, pictor, color
plus contritus fit melior. similiter lutum plus conculcatum, olla
melior. rustice, terram cum profundius et sepius aras, fructus
uberiores reddunt. sic est de bono homine, ideo boni multum
diligunt pati. Maler, Domin. 34, 2 = Freib. 2, 61 b : secunde sunt
virgines fatue, que se colorant ut scuta scutarii (mhd. schiltcere
58
V. Abhandlung: Schönbach.
bezeichnete also noch nicht ausdrücklich ,Maler'), ornant se ut
pavones, portant venalem vii’ginitatem ad choreas et spectacula,
exponentes emptoribus ut institores merces suas et volunt con-
cupisci. (Schild, Freib. 1, 221°: nulla galea est tarn spissa, lorica
tarn gravis, que non levis reputetur, si gravis ictus in pugna
sustineatur.) Skizze zu einem Gemälde, Freib. 1, 175'’: hec sunt
tantum prepicture, ut pictor facit, Porträt der Geliebten, Freib.
1, 13 b (Studien 2, 99); vgl. 2, 177 od . Hurenbilder, Freib. 2, ö? 1 ’:
intemperantia — vestium, quibus multe femine eternaliter occi-
duntur, que nimis supra modum in vestibus excedunt ita, ut
etiam mariti ipsarum nimis graventur, ut satisfaciant superbiis
earum. aliter enim ipsos quiescere die noctuque non permittunt.
— quedam (Kupplerinnen) habent imagines meretricum pictas,
quedam judearum per crocea pepla etc. Moses’ Liebesring, Freib.
2, 153“: Moyses in antiqua lege recedens ab uxore Ethiopissa,
sculpsit annulum, ut semper in aspectu ejus memor esset, ut
dicit Josephus. Heiligenbilder, Freib. 1, 153 a : nota de corona
Romanorum, quam dabant vincentibus, et ideo debet libenter
resistere et pugnare pro illa gloria. libenter pugnaverunt Ro
mani, licet parvum boni ex hoc assequerentur, videlicet, quia,
cum venit, recipiebatur cum aliqua gloria et retro caput aereus
quidam clipeus ponebatur. unde et sancti pinguniur cum tali
clipeo, qui fortiter pugnaverunt. Dämonen als häßlich gemalt,
Freib. 2, 5° (Studien 7, 92). Gemälde vom jüngsten Gericht,
Freib. 2, 42 a : si vultis plus aliis habere in celo, plus laborate.
unde, fratres, quod unus tarn magnus in celo est pre alio, quod
unus est in infimo, unus in summo etc., quod unus omnino ei
prope sedet, alius non; ratio non est, quia unus est consangui-
neus, alius non, sed quia plus boni fecit et melius Domino ser-
vivit. Petrus non fuit consanguineus, Paulus non, Job, Magda
lena, Katerina, Nicolaus, Elisabeth et alii infiniti. omnino
equaliter habet se ad omnes homines. unde sedens in maje-
state, circumstantibus sanctis, habet librum (libram?) in una
manu, aliam in modo jurantis, quod dicit: ,juro, quod, qui me
lius servat precepta (am Rande: ter) scripture mee, vicinior
mihi est et melius remuneroh Vgl. Studien 7, 83. — Glasfenster
sind etwas Neues und Auffälliges, Spec. 76, 2 = Freib. 2, 210“:
die, si vis: cristallina fenestra, que prohibet pluviam et lucem
nihil impedit et sine qua omnes camere obscure fuissent et per
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
59
quam omnes sunt illuminate, significat bonam et puram con-
scientiam et voluntatem. Sanct. 58, 2 = Freib. 1, 87 d : secundum
est in bonum eonari, prout est homini possibile. licet enim opus
meritorium vite eterne non possit facere peccator in mortali
sine gratia gratum faciente, nec se possit illuminare per illam
gratiam, eo quod ipsam non habet, potest tarnen facere aliquid,
quo facto illuminetur. sicut ille non potest domum sole illumi
nare, tarnen potest aperire fenestram, quo facto illuminetur. ita,
licet peccator ex condigno non possit gratiam merere, faciat
tarnen, quod in se est, id est, predicta duo.
Musik, Lyra, Sanct. 155, 1: non si orans vel canens ut
lyra, que nescit, quid canit. 132, 2: tympanum est pellis extensa
inter duo ligna, per quod mortificatio carnis significatur. cliorus
est multitudo similiter canentium, et dicitur ,chorus‘ quasi
,coevorum cantus', quia in choro omnes voces equaliter reso-
nant; per eum charitas significatur, qua omnes in Christo unum
sumus. Sanct. 166, 2: sicut in organo qualitatis (Du Cange 6, 64)
sonus immutatur et omnia sonum suum custodiunt, sicut ille,
qui organum moderatur, facit sonare modo banc cordam, modo
illam, et eodem modo graviter, modo acute, ita Dominus pro
voluntate sua utitur elementis et ceteris creaturis ad beneficium
justorum et punitionem impiorum, et hoc est, in se elementa
convertuntur, id est, vires suas mutant et intermittunt, sicut in
organo qualitatis sonus, id est, qualitas soni immutatur pro
voluntate organizantis. et omnia elementa scilicet, licet sic mu-
tentur, sonum suum custodiunt quoad universalem moderationem.
non enim Deus creaturam condidit sibi contrariam, sed volun-
tati sue consentaneam. nota, quomodo mare circuit terram etc.,
aer etc., ignis, celum, planete singuli regirant congaudentes
tibi, dum es in terra, sed illud gaudium modicum est respectu
gaudii angelorum et sanctorum Dei, cum ad eos in celum venies,
cum te videbis sole pulchriorem etc. tange dotes. istum quadru-
plicem amorem ordinatum habuit beatus Anthonius. die vitam
suam ut supra. Freib. 2, 53“ (Studien 5, 86 f., vgl. meine Studien
zur Erzählungsliteratur des Mittelalters 2, 14 f.). 2, 183“ (Studien
2, 58. 5, 90), 2, 250 d : libentissime quidem audiunt, ut dulcia
cantica et musica instrumenta, filomenam etc. Saite, Domin.
119, 1: in ehordis prius lutum fetens, sed cum ejicitur, fit sonus
in eis, Deo valde detectabilis. Glocke, Sanct. 148, 2: ut cam-
60
V. Abhandlung: Schönbaoh.
pana bona, quanto antiquior, tanto fit melior et dulcior, ut di-
citur. Lieder singen, Comm. 5, 1 = Freib. 2, 57 b (Studien 2, 90).
Spielleute, Studien 2, 56ff. Fahrende Schüler, Sanct. 143, 2: Rabbi
— magister, quia primo docuit angelos in celo, multo autem post
tempore venit in mundum, ubi factus est magister hominum
verbo et facto, ut sicut primo docuerat angelos in celo, quomodo
essent beati: licet quidam eorum, quos docuit, discere non cu-
rarent, ut Lucifer, Astaroth et multi alii, qui facti sunt vagi et
a Deo recedentes, nec unquarn quiescentes, sicut vagi scolares.
docuit autem quedam inferiora et communia et quedam alta
prima omnibus necessaria, et sunt decem, que qui discit et
opere implet, salvabitur; qui vero contempnit, dampnabitur. sunt
quidam, ut scolares vagi et viles, discere nolentes, qui dure
verberantur et confunduntur, cum alii, qui studiose didicerunt,
coram omnibus laudibus extolluntur. communia omnibus, sicut
pueris, scripsit in tabulis, omnibus addiscenda. 148, 2: exem-
plum de pueris studentibus, quibus primo durum videtur Stu
dium, sed postmodum sine coactione Student, Student immo et
delectatione et amore studii relinquentes patriam et parentes
in exilium vadunt (spricht da eigene Erfahrung Bertholds? vgl.
Studien 7, 17 f.), res, quas habent, expendunt, mane surgunt,
male comedunt, ut studere valeant. si igitur consuetudo horum
mundanorum facit labores dulces, quanto magis servitium Dei
celestis consuetudo dulce fecit, quod gratia supercelesti adju-
vatur!
Verschiedenes. Edler Jagdhund, Freib. 2, 59 b : faciat quis-
que ut nobilis canis, qui non mordet hominem, sed lupum. unde
et dux apum non habet aculeum. similiter et reges unguntur
in signum clementie. sed multi faciunt ut ignobiles canes, qui
insiliunt in hominem et fugiunt lupos. itam quidem auferunt
res bonis et dant malis. sed a bonis accipere et malis dare non
pertinet ad celum, ut faciunt quidam joculatoribus pro laude,
qui caret naso, pede vel manu pro suo scelere. honorem non
habet, vis ergo honorem ab illo emere, qui nullum habet? (vgl.
Studien 2, 60). Bauernhund, Sanct. 81, 1: pluribus est ut catto,
qui libenter comedit pisces etc. ut cani rusticano, qui libenter
comedunt carnes leporinas etc. ut inobedienti infirmo, qui li
benter sanaretur, nec tarnen vult dimittere, que medicus pro-
liibet: vinum, piper, carnes vaccinas etc. Reise (vgl. Studien 7, 27),
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
61
Sanct. 70, 2: si quis enim Iongissimum iter proficisci deberet,
si diligei’et corpus, res et honores, et deferret de hora in horam,
irnmo in crepusculum, et se vilibus et inutilibus parvulis occu-
paret, vere stultus esset. 101, 1: debet quilibet sapiens domni,
in qua diu morari debet, in necessariis providere. qui enim ad
longinquas partes esset iturus et ibi pro tempore moraturus,
modis omnibus satageret, qualiter necessaria, que posset, ibi
premitteret, ut, dum veniret ibi, inveniret, quibus secure et
tranquille viveret. (Lebensbedürfnisse.) sapiens autem in dis-
positione domus seit, quod quinque sunt necessaria, ut bene
disponatur: primo cibusi secundo potus; tertio vestes; quarto
custodia; ad lioc enim adhibentur serre, vectes contra canes,
fures et mures. quinto utensilia diversa: olle, eiste, sedes, lecti,
ligna ad ignem etc. Wein, Spec. 60, 2: sicut enim materiale
vinum inter omnes liquores et sucos arborum obtinet principatum
quoad homines, nam pre omnibus liquoribus vinum moderate
sumptum cor letificat —; si autem immoderate sumitur, nihil
perniciosius. Sanct. 130, 2: quemadmodum nobilis plus delec-
tatur in vino recenti quam omnino acido, plus in vino puro quam
in fecibus, in serto de recentibus iloribus quam in marcidis
et arefactis — gratius est Deo bonum tale et magis delectatur
in illis, qui citius convertuntur. 148, 1: bonum est mustum, sed
inveteratum multo sanius. simile de pisce. hanc habuit beatus
Joannes, qui Domino servivit circiter XCVI annos, et ideo Do
minus multum eum dilexit. Weinkeller, Freib. 1, 226 b : o quam
tristes erunt in morte et in judicio, qui nunc perdunt tempus
suum. si aliquis haberet multa vasa in cellario suo et crederet
esse plena vino, et cum quereret, inveniret omnia vacua, mul
tum doleret. sic in morte hominis: tot höre! tot dies! tot men-
ses! tot anni! Weinfaß, Freib. 2, 48 1 (vgl. Studien 5, 86). Wein
verbessern, oben S. 57. Fahrender Weinhandel, Spec. 62, 1: nota,
quod diabolus est ut clamator vini infernalis, id est, luxurie,
ut ad eum veniamus, et portat et dat gustare. Freib. 1, 7 a :
sicut aliquis clamat vinum darum vel rubeum vel aliam rem,
item manifestavit se (Christus) per creaturam. sicut mercator
exponit res ad videndum, ut magis appetant homines illas, item
manifestavit se per sanctorum experientiam; sicut apothecarius
dat species suas ad gustandum, ut citius emantur, manifestavit
autem suam pulchritudinem per sacram scripturam. — Finger,
62
V. Abhandlung: Schonbach.
werden allegorisch gedeutet, Freib. 2, 67 b : hoc ideo, qui sicut
pollicem possum magis oppriinere quam aliutn digitum, ut patet
(Gebärde), ita nullum genus hominum in mundo ita opprimitur
ut pauperes vidue. opprimit et molestat eas primus digitus
statim, id est, despcctio. Weiteres Studien 5, 87. secundus di
gitus est paupertas. modo non tibi videtur, quod aliquid habeas,
sed tarnen triplex articulus te premit. ille, qui sibi tenebatur,
nihil tibi reddit. cui ille, a te repetit et judicio circumducit. et
que divisit, hinc inde dividuntur, ita quod tibi parum manebit.
tertius, dura et a’rnara vita in cibo, potu, vestitu, quia vix audet
accipere ad sufticientiam. quartus, timor et sollicitudo, quia
oportet te timere fere omne, quod est super te, quod sibi tua
rapiat; juxta te, tradat; infra, furetur. nunc est maritus tuus,
colonus tuus, mercator tuus, judex tuus, advocatus tuus etc. sed
non desperes. — Das unruhige Bett, Sanct. 161,2: nota, quod tria
sunt, que lectum inquietum reddunt: primum, si stridet, quando
movetur (vgl. Felix Liebrecht, Germania 24, 21); secundum, si
nirnis est angustus; tertium, si nimius apud ipsum est strepitus
transeuntium, clamantium etc.
Unter allen den reichlichen Zeugnissen des Mittelalters,
welche die außerordentliche Wirkung der Predigten Bertholds
von Regensburg beschreiben, messe ich keinem höhere Wichtig
keit bei als den Worten Roger Bacons, der sich nach scharfem
Tadel über die Prediger seiner Zeit folgendermaßen äußert
(Konrad Hofmann in den Sitzungsberichten der Bayrischen Aka
demie der Wissenschaften 1867, 2, 375): frater Bertholdus Ale-
mannus, qui solus plus facit de utilitate magnifica in praedi-
catione, quam fere omnes alii fratres ordinis utriusque (der
Dominikaner und Minoriten). Demnach hat dieser fähigste Be
urteiler, der die gesamte theologische Produktion und die wissen
schaftliche seiner Zeit überblickte, Berthold von Regensburg
für den weitaus hervorragendsten Prediger des 13. Jahrhunderts
gehalten oder mindestens aus dieses Zeitraumes mittleren Jahr
zehnten. Geschah dies mit Recht, dann erhebt sich sofort die
Frage: wie ist die Besonderheit von Bertholds Predigt historisch
zu erklären?
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
63
Freilich könnte ich mir alle Mühe um dieses Problem
sparen, wofern Jostes die Sachlage zutreffend auffaßte, der in
seiner schon des öfteren angezogenen Rezension meiner Arbeit:
.Über eine Grazer Handschrift lateinisch-deutscher Predigten'
im Historischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 12 (1891),
365 behauptet: ,Ich bin nicht mit Schönbach der Ansicht,
daß Berthold, was seine Predigtweise anlangt, auf den Schultern
anderer stand, aber Nachfolger wird er genug gehabt haben —'.
Verstehe ich diesen Satz richtig, dann scheint mir der darin
vertretene Standpunkt gänzlich unhaltbar: Berthold von Re
gensburg braucht nicht historisch verständlich gemacht zu wer
den, denn er ist ein homo sui generis, der keine geschichtlichen
Voraussetzungen hat. Für mich wäre Berthold auf diese Art
ein Wunder, das heißt, eine Erscheinung, welche die Natur
gesetze durchbricht. Nun kann man ja über Wunder, oder was
man dafür hält, sehr verschiedener Ansicht sein; darin jedoch
werden auch diejenigen Forscher, welche die Annahme eines
Wunders in historischer Entwicklung als zulässig erachten,
mit mir einig sein, daß man zur Vermutung eines Wunders
erst dann greifen darf, sobald die Mittel natürlichen Erklärens
sämtlich versagt haben. Für meine Auffassung verhält sich die
Sache so: ich kenne keine Wunder in der Geschichte der
deutschen Literatur. Wohl weiß ich, daß es darin mancherlei
Rätsel gibt, von denen etliche vielleicht unlösbar bleiben wer
den. Das ist aber doch nur dort der Fall, wo unsere Quellen
versagen, unsere Kenntnis nicht zureicht. Wie viele Rätsel der
mittelalterlichen Literaturgeschichte haben sich während der
letzten Jahrzehnte aufgehellt bei gemehrter Einsicht oder durch
glückliche Funde! Demgemäß halte ich es für eine Pflicht
wissenschaftlichen Forschens, daß man auf die historische Er
klärung eines Werkes oder einer Persönlichkeit, auf das Er
kennen der Bedingungen ihres Entstehens erst dann verzichte,
wenn alle Mittel resultatlos erschöpft scheinen, und selbst das
nicht endgültig, sondern nur zeitweilig, da jede Wendung un
serer Studien, jede Erweiterung unseres Gesichtskreises auch
unser Verhältnis zu dem bereits aufgegebenen Problem zu än
dern vermag. Was hat — als tröstliches Beispiel — die Kunst
geschichte innerhalb der letzten Jahrzehnte für ,Hafte' (der
altdeutsche Name des Rätsels) entknotet! Dabei denke ich an
64
V. Abhandlung: Schönbach.
Franz Wickhoff und seine Schule, an Maximilian Dvorak und
seine glänzende Arbeit, durch welche das Wirken der Brüder
van Eyck alles Wunderbaren entkleidet wurde. Noch will ich
nicht versäumen, hinzuzufügen, daß auch der Begriff des Wun
ders sich sehr mannigfach interpretieren läßt: Augustinus sah
in den normalen Vorgängen des täglichen Lebens die größten
Wunder und damit behält er in gewissem Sinne recht. Es wird
dann für den, der diesem höchsten Meister der Theologie des
Mittelalters folgt, die ganze Aufgabe des Forschens im Welt
system um eine Instanz verschoben: von der Pflicht, sich um
die Zusammenhänge aller dieser Wunder sowie um die Genesis
jedes einzelnen zu bekümmern, scheint mir die menschliche
Wissenschaft darob keineswegs entbunden; es handelt sich da
nur um Unterschiede der Terminologie.
Jedesfalls darf sich meines Erachtens kein Philologe vor
dem Erklären eines literarischen Phänomens zurückziehen, in
dem er es den Fachgenossen als ein bedingungsloses präsen
tiert, als eine Pallas Athene, die gerüstet dem Haupte des Zeus
entsteigt: zum mindesten nicht, bevor er sich selbst daran ver
sucht hat. Jostes hatte das bei Berthold von Regensburg nicht
getan und war daher meinem Ermessen nach nicht berechtigt,
meine Aufstellungen schlechtweg abzulehnen. An sich ist das
ja sehr unwichtig und ich habe hier seinen Widerspruch nur
deshalb erwähnt, weil ich nicht den Schein erwecken wollte,
als ob ich einer Erörterung der prinzipiellen Frage auswiche.
Für mich bleibt Bertholds Predigt eine historische Erscheinung,
die, so eigentümlich sie sein mag, auf ihre Voraussetzungen
zurückgeführt und aus diesen verstanden werden muß.
Das geschieht am leichtesten, wenn man einen Blick auf
die Berthold vorangehende Entwicklung der deutschen Kanzel
beredsamkeit des Mittelalters wirft oder vielmehr auf die der
mittelalterlichen Predigt überhaupt. Denn diese war wie alle
Theologie und alles kirchliche Wesen jener Zeit international,
auch in etwaigen Sondergestalten bei romanischen und germa
nischen Völkern durch die Vermittlung der einen Kultur spräche,
des Latein, zusammengehalten. Es scheint mir — und auch
darin unterscheidet sich meine Auffassung von der, die Jostes
vertritt — nicht erlaubt, die Entwicklung der altdeutschen Pre
digt gesondert z. B. von dem maßgebenden Vorbilde der fran-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. Ylll.
65
zösischen zu betrachten. Doch darüber sind die Akten bereits
geschlossen und ich darf mich hier um so eher auf das Her
vorheben einiger Hauptpunkte beschränken, als ich ohnedies
binnen kürzester Frist meine jetzige Kenntnis von der Ge
schichte der deutschen Predigt des Mittelalters in knapper und
allgemein zugänglicher Darstellung zusammenfassen will.
Die Predigt vor der Laiengemeinde ist in Deutschland
während des Mittelalters niemals anders denn in deutscher
Sprache gehalten worden; wenn noch immer (zuletzt Super
intendent Richard Albert, Geschichte der Predigt in Deutsch
land 1892 — 1896) gelegentlich die Behauptung auftaucht, man
habe den Laien auch nur zuweilen lateinisch gepredigt, so bleibt
sie ohne Beweis und beruht auf Voreingenommenheit und un
zureichender Sachkenntnis. Innerhalb der Klostermauern für
Mönche und bei anderen Gelegenheiten für geistliche Zuhörer
schaft ist gewiß des öfteren lateinisch gepredigt worden, ob
gleich beweisende Zeugnisse dafür in Deutschland bei weitem
nicht so häufig sind als nach den Ermittelungen Barthdlemy
Haurdaus in Frankreich. (Spuren von Deutsch bei Zisterzienser
kollationen des 12. Jahrhunderts begegnen in den Sermonen des
Hermann von Reun, vgl. meine Abhandlung über ihn WSB. 150
[1905], 18. 26.) Aber die deutsche Predigt des Mittelalters hat
sich bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts in völliger Ab
hängigkeit von der lateinischen befunden, soweit wir nämlich
aus den uns erübrigten Aufzeichnungen schließen dürfen. Aller
dings ist die Masse unserer Überlieferung dieser Prosa durch
aus nicht von einheitlichem und gleichmäßigem Ursprung. Bis
weit hinauf ins 12. Jahrhundert und in einzelnen Ausläufern
darüber hinaus werden Predigten der älteren Kirchenväter,
einschließlich des stark benutzten Beda, ins Deutsche wörtlich
oder auszugsweise übertragen. In der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts macht sich der Aufschwung der französischen
Theologie vom 11. Jahrhundert ab geltend: in Frankreich ent
stehen jetzt zunächst große Predigten, die aus Stücken der
Kirchenväter zusammengefügt und durch Zutaten abgerundet
werden; ihnen schließt sich dann zunehmend freier die selb
ständige Produktion der französischen Kanzelredner an. Die
Sammlungen dieser Sermones gelangen sehr rasch nach Deutsch
land und werden auch hier übersetzt (vgl. Studien 1,139 ff.). Neben
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh. 5
66
V. Abhandlung: Schönbach.
diesen größeren Vortragsstücken deutscher Sammlungen gibt es
dann noch kleinere, die man gerne ,Ansprachen' nennt, obschon
es eigentlich keinen rechten Grund gibt, sie von ,Predigten' zu
trennen, und solche Ansprachen hat man zumeist für unabhän
gige Arbeiten deutscher Verfasser gehalten. Das ist jedoch nur
zum geringsten Teile richtig, denn in der Regel finden auch
die ,Ansprachen' ihre Widerlagen in kurzen Sermones lateini
scher Sammlungen. Versuche, sich von dem Vorbilde der lateini
schen Predigt, auch französischer Provenienz, zu emanzipieren,
sind nachweislich nur selten gemacht worden, kaum vor der
Mitte des 13. Jahrhunderts. Ich muß nun noch bemerken, daß
es sich gar nicht der Mühe lohnte, diese Beobachtungen hier
niederzuschreiben, wofern sie nur an dem in deutscher Sprache
uns überlieferten Predigtenmaterial angestellt wären. Denn dieses
beträgt nur einen verschwindend geringen Bruchteil des Vor
rates, der für deutsche Prediger des Mittelalters handschriftlich
erstellt wurde. Die weitaus größte Menge deutsch gehaltener
Predigten steckt in den noch ungezählten Kodizes lateinischer
Aufzeichnungen, die man unternahm, damit daraus die Prediger
mittels ihrer selbstverständlichen Kenntnis des Latein die Ho-
milien und Sermone studierten, welche sie dann deutsch ihrem
Publikum vortragen wollten. Man findet dieses Verhältnis ganz
wohl begreiflich für das 14. und 15. Jahrhundert, dessen ge
druckte Predigtenmagazine der fleißige Cruel zuerst durchge
arbeitet hat, es gilt jedoch ebenso für die frühere Zeit. Darum
läßt sich eine wissenschaftliche Geschichte der altdeutschen Predigt
mit einigem Anspruch auf dauernde Geltung heute noch gar nicht
hersteilen. Die Lösung dieser Aufgabe kann erst allmählich
vorbereitet werden, indem man alle auf deutschen Bibliotheken
vorbildlichen Handschriften lateinischer Predigten mit Rücksicht
auf ihren Ursprung untersucht; die Bibliotheken außerhalb
Deutschlands mögen manche von deutscher Hand geschriebene
Kodizes enthalten (insbesondere die englischen), sie werden
aber doch nur Ergänzungen bieten, denn der Zug des Ein
flusses ging während des Mittelalters, einschließlich der Anfänge
der Renaissance, von Frankreich, Italien, England zu den
Deutschen, nicht umgekehrt. Wir entbehren also noch der
grundlegenden Vorarbeiten (Linsenmayer hat verdienstlicher
weise eine Anzahl von Handschriften bayrischer Klöster gelesen),
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
67
nach deren Vollendung sich erst wird erkennen lassen, inwie
fern die ungefähre Skizze der Entwicklung der altdeutschen
Predigt, die sich aus den wenigen deutschen Niederschriften
gewinnen ließ, gemessen an der ungeheuren Fülle der lateini
schen Aufzeichnungen deutschen Ursprunges, der Wahrheit ent
spricht, inwiefern sie berichtigt, erweitert oder überhaupt anders
gezeichnet werden muß. Ich möchte es gar nicht wagen, über
diese Frage hier zu reden, wofern ich nicht seit mehr als einem
Jahrzehnt größere Reihen von Handschriften lateinischer Pre
digten, die in Deutschland entstanden, in den Händen gehabt
hätte (vornehmlich aus München, Wien, Innsbruck, Graz usw.).
Die entscheidende Wendung in der Geschichte der Pre
digt des Mittelalters ganz im allgemeinen trat ein mit dem
Wirken der beiden Mendikantenorden. Durchaus nicht unver
mittelt. Denn wenigstens die französische Predigt hatte schon
im Verlaufe des 12. Jahrhunderts im Zusammenhänge mit dem
Aufblühen des Landes, seiner Ritter und seiner Kaufmannschaft,
sich glänzend entfaltet und mannigfach bereichert. Farbige
Schilderung des Lebens innerhalb der einzelnen Stände (schon
Petrus Cantor hatte in Paris Standespredigten gehalten), Be
schreibung sündhafter Praktiken von Handwerkern und Krä
mern, Erzählungen von Schule und Universität drängen sich in
die Kanzelreden und verleihen ihnen die größte Anziehungs
kraft. Maurice von Sully, der Erzbischof von Paris, nimmt in
diesem Betrachte die hervorragendste Stellung ein, seine Pre
digten sind auch alsbald aus den lateinischen Niederschriften
ins Französische übertragen und dadurch besonders Laien zu
gänglich gemacht worden. Gerade die Eigenschaften, welche
wir an der Mendikantenpredigt als auszeichnend rühmen, treffen
wir schon bei mehreren Kanzelrednern der nächst voraufgehen
den Zeit: leidenschaftliche Bewegung, Aufnahme packender
Einzelnheiten aus der Wirklichkeit des Lebens, Einführung des
Dialoges und der Rollen, weitausgreifende Rhetorik. Es findet
also tatsächlich kein Sprung in der Entwicklung der mittel
alterlichen Predigt an dem Zeitpunkte statt, wo die Mendikanten
orden die Führung übernehmen, was auch theoretisch schon
nicht wohl zu vermuten wäre, da die Mendikantenprediger von
Ruf und Auszeichnung uns durchweg als Schüler älterer Lehrer
bekannt sind. Aber es versteht sich von selbst, daß nunmehr,
5*
(38 V. Abhandlung: Schönbach.
nach der Stiftung der Gesellschaften von Dominikus und Fran
ziskus, die Dinge einen viel rascheren Lauf nehmen, die Rich
tungen zu Strömungen anwachsen und, was sich früher als Eigen
tümlichkeit und Vorzug einzelner Prediger erkennen ließ, jetzt
förmlich zu neuen Gattungen sich ausbildet. Die beiden Orden
trennen sich allmählich auch im Predigtwesen. Die Dominikaner,
die Fratres Praedicatores im engeren Sinne, haben zwar zu allen
Zeiten viele und wirksame Volksredner gehabt, die größere In
tensität im Betriebe ihrer Studien, die Glaubenszensur, die
Leitung frommer und geistlicher Frauen haben jedoch ihrer
Predigtweise ein besonderes Gepräge verliehen. Die stärkere
populäre Wirkung ist, während des 13. Jahrhunderts wenigstens,
doch von den Minderbrüdern ausgeübt worden, 1 weil (und nicht
obgleich, s. Studien 6, 36 f.) damals in der Gemeinschaft ihres
Ordens auch die wissenschaftlichen Studien mit Nachdruck ge
pflegt wurden. Dieser Gruppe gehört als die bedeutendste Per
sönlichkeit Berthold von Regensburg an.
Die Eigenart dieses mächtigen Volksredners muß zu er
fassen sein, wenn man sich zunächst von der Komposition, dem
Inhalt und dem Stil seiner Predigten genaue Begriffe verschafft.
Die deutschen Aufzeichnungen lasse ich, gemäß der von mir
im sechsten Heft meiner ,Studien' begründeten Ansicht, ganz
außer Betracht, obzwar sie in bezug auf das einzig Vergleich
bare, nämlich den Stil (trotz einer Unmenge von Berthold-
1 Das bezeugt z. B. Everard von Villebene, Kanonikus des Ordens Vallis
Scolarum, der 1267 Doktor an der Universität Paris wurde und beson
ders in den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts predigte, wenn er
(Codex Graecensis Nr. 818, fol. 333 b am Tage des heil. Franz von Assisi)
sagt: parvulus, sicut jam dictum est, fuit beatus Franciscus, qui in gen-
tem fortissimain profecit, fratrum scilicet minorum, qui sunt fortes, for-
tiores, fortissimi. fortes in formatione morum, fortiores in consolatione
afflictorum, fortissimi in destructione errorum. — Die Bedeutung der
Predigt in dem Wirken der Bettelorden läßt sich sofort aus der beson
deren Beschaffenheit ihrer Kirchen ersehen: sie sind vornehmlich für die
Predigt bestimmt, haben daher weite Bäume, wenig und schmale Pfeiler;
diesen Bedürfnissen paßte sich besonders die Gotik an, die sichere
und bequeme Konstruktionen erlaubte. Ygl. Dohme, Geschichte der
deutschen Baukunst (1887), S. 198 ff. Kraus, Geschichte der christlichen
Kunst 2, 164 ff. (über die Bauweise der Franziskaner- und Dominikaner
kirchen). M. Hosack, Die Predigtkirche des Mittelalters in der Zeit
schrift für Bauwesen 1893, Sonderabdruck: Berlin 1893.
ft
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
69
Schriften besitzen wir noch keine wissenschaftlich ausreichende
Beschreibung des Stiles der deutschen Texte), durchaus geeignet
sind, meine Ausführungen zu stützen. Am kürzesten kann ich
mich über die Komposition der lateinischen Predigten fassen,
weil ich diese gerade Studien 6, 58 ff. einläßlich betrachtet habe.
Dort zeigte sich, daß die nach dem Textspruche vorgetragene
historia aus dem alten Testament, mittels deren dann die Dis
position des Stoffes vorgenommen wird, zu den wichtigsten for
malen Kennzeichen der Bertholdschen Predigten gehört. Aber
keineswegs dieser allein, vielmehr charakterisiert sich dadurch
Bertholds Predigttechnik als eingegliedert in den historischen
Zusammenhang des 13. Jahrhunderts: die historia nämlich ist
in der französischen Predigt schon des 12. Jahrhunderts auf
gekommen und hat sich von da nach Deutschland verbreitet.
Es genügt, für diese Dinge auf die Werke von Bourgain und
Lecoy de la Marche zu verweisen. In bezug auf den Aufbau
seiner Predigten nimmt daher Berthold keine Sonderstellung
unter seinen Zeitgenossen ein, er fügt sich vielmehr dem all
gemeinen Gange der Entwicklung.
Was den Inhalt von Bertholds Predigten anlangt, so wird
man zunächst auf deren Bestimmung Rücksicht nehmen müssen.
Im großen und ganzen sind Bertholds Reden hauptsächlich
Büßpredigten, die also an Zeit und Ort nicht gebunden sind,
sondern die sündige Zuhörerschaft (vgl. Sanct. 12, 1. 54, 2), die
vornehmlich aus Laien besteht, zur Einkehr in sich selbst,
durch Schilderung der Laster (insbesondere der Habsucht, deren
Bedeutung für die Zeit die Äußerung Bonaventuras an den
König von Frankreich kennzeichnet, Analecta Franciscana 1,
416) zur Abkehr von ihnen, durch Lobpreisen der Tugenden
zur Ausbildung darin, ermahnen und bewegen sollen; die Aus
malung von Gottes Güte und Gerechtigkeit, von des Teufels
Bosheit und List, von den Freuden des Himmels und den Mar
tern der Hölle, muß die Erschütterung der Gemüter bewirken.
So ziemlich alle Aufzeichnungen Bertholdscher Predigten fallen
ganz oder zum Teil unter diesen Begriff der Bußreden. Ins
besondere die sonst regulären Sonntags- und Evangelienpredigten
des Rusticanus de Dominicis und die mehr allgemein gehaltenen
des Rusticanus de Communi. Es gibt aber auch eigentliche
Festpredigten Bertholds, wo, unbeschadet des sonstigen Inhaltes,
70
V. Abhandlung: SchÖnbaoh.
die Hervorhebung der Feier des Tages einen bestimmten An
teil beansprucht. Das ist beinahe durchweg in den Stücken des
Rusticanus de Sanctis der Fall, aber auch in den nicht von Ber-
thold selbst redigierten Sammlungen begegnen solche Festreden:
ein schlagendes Exempel gewährt der Weihnachtssermon Spec.
78, 4 (Nr. 42, fehlt bei Jakob). Wieder einen besonderen Cha
rakter tragen die Predigten Bertholds, die auf ein geistliches
Publikum berechnet sind. Ihrer ist eine ziemliche Anzahl vor
handen, sie beschäftigen sich, wofern sie ad sacerdotes gerichtet
werden, mit Rechten und Pflichten des geistlichen Amtes (Spen
dung der Sakramente), legen rückhaltlos die Schäden des kirch
lichen Lebens bloß (was in den Predigten für Laien nur wenig
berührt wird, in den deutschen Texten beinahe gänzlich unter
bleibt) und mahnen zur Abhilfe, auch durch ausdrücklichen
Hinweis auf die Vorschriften des kanonischen Rechtes. Eine
besondere Gattung, auffällig durch die große Zahl der Stücke
(zu denen auch sechs deutsche gehören), sind die Klosterpre
digten oder, weiter gefaßt, die Reden an Religiösen. Es läßt
sich daraus erkennen, daß Berthold in dieser Wirksamkeit (man
denke an seine Stellung als Spiritual geistlicher Frauen, Studien
7, 6 ff.) sich besondere Bedeutung und Ansehen gewonnen haben
muß. Dem Inhalte nach befassen sich diese Predigten insbe
sondere mit den Vorgängen des inneren religiösen Lebens, aber
auch mit den Zuständen innerhalb der klösterlichen Gemein
schaften, dem alltäglichen Treiben darin, den Schwierigkeiten
und Reibungen, über die Berthold erstaunlich genau unter
richtet ist, wie auch die ihm zuzuweisenden deutschen Texte
des ,Geistlichen Baumgartens‘ lehren. Wiederum zu einer Gruppe
für sich schließen sich Bertholds Missionspredigten zusammen,
worunter ich hauptsächlich die Reden verstehe, welche er im
Dienste der Ketzermission gehalten hat (Religionsunterricht
Spec. 56, 4). Diese Stücke behandeln begreiflicherweise beinahe
ausschließlich Fragen des Glaubens 1 (das Symbolum Apostoli-
cum macht die Grundlage ganzer Reihen aus), Studien 3 habe
ich sie analysiert und dabei ausgehoben und besprochen, was
1 Bekehrungen schreibt die späte Überlieferung Berthold zu, wenn es in
Jakob Sturms Reimwerk: Beschreibung von Regensburg 1663 (Verhand
lungen des historischen Vereines für Oberpfalz und Regensburg, N. F. 23
[1875], 60 heißt:
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
71
für unsere Kenntnis des deutschen Ketzerwesens wichtig sein
kann. Nun wissen wir ferner (Eubel, Geschichte der ober
deutschen Minoritenprovinz, S. 251 ff.; Rieder, Das Leben Ber-
tholds von Regensburg, S. 31), daß Berthold durch ein Dekret
Papst Urbans IV. beauftragt wurde, Albertus Magnus, damals
Bischof von Regensburg, in der Predigt für einen geplanten
neuen Kreuzzug in das heilige Land zu unterstützen. Von den
Predigten, die Berthold gemäß diesem päpstlichen Befehle ge
halten haben wird, hat sich, soweit ich weiß, nichts erhalten.
An sich ist die Kreuzpredigt dieser Zeit, was sich aus den Ver
hältnissen Deutschlands sehr wohl begreift, ohne sonderlichen
Erfolg geblieben und vielleicht schon deshalb nicht aufgezeichnet
worden; aber wir besitzen überhaupt sehr wenige Kreuzpre
digten, weil das Vorübergehende ihres Inhaltes sie zur Nieder
schrift und Sammlung wenig geeignet machte. Jedesfalls ist in
die uns bewahrten Kodizes Bertholdscher Reden keine seiner
Kreuzpredigten eingegangen und das ist wenigstens in einem
Betrachte von Interesse, weil dadurch die sonst begründete
Vermutung (Studien 7, 69 f.), die Vorlagen der Freiburger
Handschrift und überhaupt die nicht von Berthold beeinflußten
Sammlungen seien vor 1263 entstanden, indirekt noch wahr
scheinlicher gemacht wird. — Endlich möchte ich noch auf eine
besondere Eigenschaft des Inhaltes mancher Predigten Bertholds
aufmerksam machen. Es gibt nämlich eine Menge kleinerer und
größerer Abschnitte darin, die zwar sehr gut mit dem Idaupt-
stoff verbunden sind, jedoch höchstens als Exempel oder Belege
dem Zwecke der Predigt dienen; eigentlich teilen sie Kennt
nisse über sehr verschiedene Gegenstände mit, und zwar mit
solchem Interesse an der sachlichen Genauigkeit der Angaben,
daß diese um ihrer selbst willen vorgebracht zu sein scheinen.
Solche Stücke, in denen Abschnitte dieser Art Vorkommen, bis
weilen sogar das Übergewicht besitzen, möchte ich Lehr predigten
nennen. Gewiß stellen sie keine durch die kirchliche Überlieferung
In der Begräbnis kircb ligt noch bis diese Stunden
Bertholdus, hier gebohrn, von dem man dieses schreibt:
Daß 60 000 Mann der Kirchen einverleibt
Gehöret haben zu, was Ihnen Er gelehret,
Sein Grab Stadt Kegensburg zugleich den Hungarn ehret.
Vgl. Analecta Franciscana 2, 84.
72
V. Abhandlung: Schönbacli.
anerkannte Gattung dar, denn die Aufgabe der Predigt war
allzeit auf das Erstreben rein religiöser Ziele gerichtet, allein
es ist durchaus nicht unmöglich, daß bei Gelegenheit der aus
Laien bestehenden Zuhörerschaft gewisse Kenntnisse aus Erd
kunde, Naturwissenschaften etc. vermittelt wurden. (Belehrungen
histox-ischen Inhaltes u. dgl. gehen auch in die politischen Kan
zelreden unserer Gegenwart ein.) Was zum mindesten Bertliold
anlangt, kann darüber kaum ein Zweifel herrschen. Am Schlüsse
der zweiten seiner Antichristpredigten (Studien 4, 31), in denen
er das Wissen seiner Zeit über die Eschatologie zusammenge
tragen hat, schreibt er selbst: omnia predicta de Antichi’isto ad
hoc hiis sermonibus inserui, ut, si non in presenti, saltim aliqua
utilitas in posterum inde eliciatur et tideles confortentur in fide
Domini — und bezeugt damit ausdrücklich den Lehrzweck
dieser Stücke. Die sechs ersten Nummern der Sermones Spe-
ciales bilden eine zusammenhängende Beschreibung des Himmels
gebäudes, deren einzelne Teile auf einander bezug nehmen und
sich gegenseitig erläutern. Es werden daran die wesentlichen
Pflichten der Christenmenschen bildlich dargelegt, die Mit
teilungen über die Himmelskörper, ihr System, ihre Bewegungen
gehen so ins Einzelne und werden mit solcher Genauigkeit der
Zahlen voi’geti'agen, daß sie für sich Wert beanspnichen. Am
Beginn der fünften Predigt heißt es Spec. 53, 1: et ideo ab
initio mundi usque ad judicium sic jussit Dominus solern in-
cedere et circuire semper per dimidium annum, per sex men-
ses, cum sex generibus siderum, a solstitio in solstitium, et in
judicio staret, ut ornnes viventes ab initio mundi usqixe ad ju
dicium doceat omnes, quod tarn multi cum sex genei’ibus pec-
catoi’um cireueuntes dampnentur. in illis enim omnia includuntur,
per que fideles dampnabuntui - , et cottidie profundius, et cottidie
plenam dietam perficit. et gratia ut dies decrescit, et pena ac
infelicitas ut nox accrescit. et dicas descensum solis primo se-
cundum litteram, totum simul non exponendo, et iterando valde
caute, ne mentiaris, et post quodlibet in loco suo exponendo et
iterando. Hieraus ei’hellt nicht bloß, wie genau Bei'thold die
Benutzer seiner Predigten insti’uiert, wie die Aufzeichnung des
einen Stückes die des voi’angehenden berücksichtigt, sondern
hauptsächlich, wie wichtig ihm die Korrektheit seiner Angaben
über den Sonnenlauf ist: darüber darf nichts Falsches behauptet
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
73
und von den Zuhörern aufgenommen werden; das beweist klar
den lehrhaften Charakter dieser Reihenpredigt. Für die Gattung
der lehrhaften Sermones wird man noch Stücke in Anspruch
nehmen dürfen wie jenes an Frauen gerichtete, in dem die Zu
fälle und Gefahren der Schwangerschaft, des natürlichen und
künstlichen Abortus, die mola u. dgl. mit einer Ausführlichkeit
behandelt werden, die durch den bloß erbaulichen Zweck der
Predigt nicht gerechtfertigt wird. Ebenso Stücke mit Belehrun
gen über die Liturgie, das Kirchenjahr und seine Feste usw.
Zugleich erhellt wiederum, um wie vieles die lateinischen Texte
an Mannigfaltigkeit des Inhaltes die deutschen übertreffen, vgl.
Studien 6, 72 ff. Daß aber Bertholds Predigtpraxis die seiner
Zeit gewiesenen Grenzen überschritte, kann ich nicht finden.
Es liegt also jedesfalls zumeist im Stil die auszeichnende
Eigenart Bertholds beschlossen. Nun wäre es ja eigentlich hier
nicht nötig, noch besonders von Bertholds Stil zu sprechen,
zumal in den sieben Heften meiner ihm gewidmeten Studien
ein ausreichendes Material für die Würdigung seiner stilistischen
Qualitäten ausgebreitet vorliegt, allein ich will doch wenigstens
für einige Hauptpunkte Beispiele ausheben, wo die starke, blut
volle, bildkräftige Persönlichkeit Bertholds vorbricht. Unzählig
sind die Fälle von Entgleisungen oder lockeren Konstruktionen,
die sich aus dem Einfluß bequemer mündlicher Rede auf die
Niederschrift erklären, deshalb mag ein Beispiel genügen, Spec.
73, 2: prima igitur anime resurrectio sive penitentia, que ficta
est, significatur per resurrectionem Samuelis factam, de qua
legitur R. XXXVIII (1 Reg. 28, 7 ff.; 1 Paral. 10, 13: die Hexe
von Endor), quod Saul, volens sciscitari de eventu belli sui
sequentis diei, petivit a quadam pythonissa — pythonem qui-
dam tradunt artem esse suscitandi mortuos, quam Pythicus, id
est Apollo, adinvenit — petivit, inquarn, nt —. de hac susci-
tatione dicitur a quibusdam, quod Spiritus malignus apparuit in
specie Samuelis, vel phantastica imago ejus ibi apparuit, que
dicta est Samuelis; tradunt quidam, quod Deo permittente anima
ipsius, tantum consimili corpore induta, apparuit ibi; alii vero,
quod corpus tantum suscitatum est spiritu vivifico, anima in
loco suo quiescente; sive igitur illo modo sive alio, ficta hec
resurrectio significat fictam anime resurrectionem. Ein Begriff
wird zerlegt, Domin. 54, 1: ideo dicit Abacuc I (1, 15): ,secum
74
V. Abhandlung: Schönbach.
traxit illud in sagena sua‘. sagena est rete, totam aquam oc-
cupans, et ipse temptationibus snis totum genus humanum oc-
cupat: juvenes et senes, pauperes et divites, sanos et infirmos,
feminas et viros (wie mhd.) impugnat. Umdeutung, Spec. 60, 6:
nota opera misericordie mystice: qui esurientem et sitientem
pane verbi Dei reficit vel potu sapientie refrigerat, et qui er-
rantein in domum matris Ecclesie revocat, et qui infirmum in
fide assumit, et qui in tribulatione aliqua seu carcere tristitie
oppresse subvenit compatiendo et consolando. item edificatio
ecclesiarum, claustrorum, altarium, luminarium, pontium, viarum
et hujusmodi. Technik des Rätsels: es werden die einzelnen
Qualitäten des Objektes beschrieben, dieses selbst jedoch erst
zuletzt genannt; dadurch bekommen die abgebrauchtesten Sachen
ein neues Kleid. Spec. 50, 3: dat Deus hominibus diversa magna
dona, de parvulis taceo, que similiter dat formicis et brutis —
sechs nämlich, und zwar: nam duo illorum prima, id est, pri-
mum et secundum dat, ut servari possint; sed si non servantur,
nunquam rehabentur. duo vero sic dat, ut nunquam perdi pos
sint in quocunque statu, duo autem, id est, quintum et sextum
— ita die in qualibet inceptione trium membrorum —, ut ser
vari possint et perdi et multotiens rehaberi et perdi. (Die sechs
sind: 1. virginitas, 2. tempus. — 3. gratia, das 4. fehlt, penitentia?
— 5. misericordia, 6. justitia.) tempus nobile, quoniam inter omnia
temporalia nihil est nobilius. sicut enim non recuperatur virgi
nitas, sic qui unum diem inutiliter expendit, nunquam recupe-
rabit, sive vadat ad infernum sive ad celum. si enim damp-
natur, semper plus ardebit; similiter nunquam illum diem,
etiam si salvabitur, in celo recuperabit: semper enim pro per-
ditione unius diei minus habebit gaudii, minus deliciarum in
convivis, minus honorabitur et diligetur ab angelis et sanctis,
et nisi hic satisfecerit, in purgatorio punietur. Möglichkeiten,
Domin. 44, 1: quanta esset letitia pauperis, si princeps de pa-
latio ei occurreret! Starke Behauptungen, Sanct. 139, 1: quod
si aliquis in celestem Jerusalem vocaretur, omnia gaudia, que
ibi sunt, non sibi sufficerent. non dico, quod hoc fieri possit,
sed ut loquamur per impossibile, si fieret, nequaquam cum Om
nibus bonis, que ibi sunt, satiari posset, nisi videret celestem
patrem. Sanct. 187, 1: item si habueris omnem scientiam, ut
per totum mundum facias pacem, omnia bona in mundo disponas
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIIT.
75
tuo consilio, non tibi prodest ad salutem. item si haberes om-
nem fidem, ut etiam omnes hereses, immo omnes infideles, pa-
ganos, judeos, hereticos ad fidem trahas, si in peccato es, per
hoc non salvaberis. item si omnes pauperes pasceres, omnia
hospitalia rebus tuis sustentares, si tot ecclesias vel claustra
edificares, quot sunt, et sustentationem eis dares, si a peccato
non abstineres, dampnaberis. item si tradideris corpus tuum
Omnibus martiriis, penis, flagellis, genuflexionibus etc., si a pec
cato non abstines, Deum non placas. — ad quanta bona pecca-
tori valeat penitentia, nunc subticeo. item diabolo nihil molestius
est respectu peccatoris, quam ipsum abstinere a peccato et pe-
nitere. non enim ipsum tantum molestares, o peccator, ut per
impossibile loquar, si eum in camino poneres, si suspenderes,
rotares, non tantum contristaretur, quo ad quid. — item nihil
utilius peccatori, quam a peccato cessare et penitere. non sibi
esset tarn utile, si cotidie pro eo tot misse cantarentur, quot
stelle sunt in celo, et quod omnes justi in terra pro eo orarent
vel omnes sancti interpellarent, immo nee tarn utile, si Christus
nondum passus esset et adhuc pati deberet. quia tantum non-
nisi pro contritis pateretur. immo in terra libentius veilem esse
cum penitentia, quam in paradiso cum peccato, si possibile esset
(vgl. Studien 7, 113. 127), nam tarnen de illo ejicerer, ut Lucifer
de celo et alii angeli infiniti — immo utilius esset peccatori
penitere, quam quod sancta Maria cotidie de celo descenderet
et loqueretur cum illo. nec mirum, cum Dominus loquereretur
cum Juda, et tarnen sit dampnatus. homini peccatori utilius
esset penitere, quam quod Dominus illi daret sapientiam Salo-
monis, potestatem Octaviani, vel multos cotidie comitatus. Do
min. 49, 2: et tu, o avare vel proprietarie, superbe ac invide,
si sic raptus quondam fuisses ad tertium celum et Deum vi-
disses et archana talia audisses, nisi hec deponas, perdis bona,
que facis, et dampnaberis = Domin. S9, 2: et tu, o avare vel pro
prietarie, superbe ac invide, si sic raptus quondam fuisses ad
tertium celum et archana talia audisses, nisi hec deponas, perdis
bona, que facis, et dampnaberis. Domin. 145, 2: ideo ne tardes.
mors enim tantum cruciat corpus, quod parum cogitare potest tune
de anima. insuper et sensus debilitatur nimis. sed et ponatur,
quod coram sacerdote fleat in morte et testamentum disponat
et communicet et ungatur, adhuc autem dubito de ejus salute,
76
Y. Abhandlung: Schönhach.
quia si timore mortis illud agit tantum, nec tarnen facere vellet,
si sanus esset, dampnaretur. insuper si certus esses, quod con-
vertereris, tarnen pro mundo toto in crastinum differre non de-
beres conversionem, tum propter purgatorium, tum quia omnes
imperatores recompensare non possent tantum gaudium ac glo-
riam celi, quantum amittis hoc solo die existendo in peccato.
Comm. 6, 4: ideoque qui ei beatum Jacobum vel aliquem alio-
rum apostolorum, si possibile fuisset, pervertisset, sive beatum
Nicolaum aut sanctum Martinum vel hujusmodi, ut nitebantur
quidam tortores pervertere quosdam sanctos precipuos, supra
modum Dominum offendisset. Spec. 65, 4: o peccator, crede
mihi, si daretur tibi regnum, non tantum gauderes ut iste, qui
in corde suo certus est certitudine vie de vita eterna; si decem,
si centum, si mille, si omnia, si quod mundus, si quod omnia,
que in mundo sunt, tibi obedirent — die aliqua — si stelle etc.
lianc letitiam et securitatem dat anime Deus, qui in ea est.
ideo, o juvenes, cavete a peccato magno, ab hoc vel ab hoc.
dicunt homines, quod illi vel illi beati sint, qui multas habent
divitias vel honores vel delectationes mundi vel carnis etc. vere
nequaquam, quia nihil habent delectationis intus in anima, ex
quo Deus ab illa recessit per mortale, sed tantummodo habent
ut brutum. (Wenn hier so leicliterdings zehn, hundert, tausend
Königreiche vergeben werden, so entspringt das derselben phan
tastischen Weltanschauung, wie sie das höfische Epos und das
Märchen besitzen.) Steigerung, Domin. 51, 1: nam gutta situle
(Isai. 40, 15) crassior est gutta roris. dicit Sap. XI. (11, 23)
totum mundum ut guttam roris, et liec est valde modica. mo-
dicum ergo est omnino hujus temporis habundantia, et tarnen
multi in hac gutta roris submerguntur. mirabile esset, si homo
in cipho pleno aque submergeretur; magis, si in cocleari pleno aque;
supra modum mirabile, si in gutta, sed videmus, quod multi
hodie submerguntur in gutta roris temporalium. verum est, quod
gutta roris sunt omnia mundana, et quid igitur est tua modica
portio? o avare dives, tua domus et agri tui? o incontinens,
tua incontinentia et tue delicie? o superbe, tua gloriola? re-
muneratio totius mundi quasi nihil est. sed hoc modo miseri
non vident. Häufungen, Domin. 63, 1: vere digne exhorret
Deus homicidas, quia, qui talis est, peccat contra Deum, cui
occidit carissimam creaturam. si enim Deus hominem dampnat,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
77
qui furatur parum de frugibus aut pallium vel hujusmodi, quam
dure dampnabit talem, qui illum occidit, qui toti mundo pre-
valet et quem emit se ipso? secundo contra omnium rerum
naturam. unus angelus alterum sinit vivere, leo leonem, aquila
aquilam, lupus lupum, serpens serpentem, bufo bufonem. tu
ergo, cur leones, serpentes, lupos occidendo hominem ejusdem
tecum nature crudelitate superasti? tertio, quia contra omnem
Scripturam Veteris et Novi Testamenti egisti in hoc, quod
Testamentum utrumque homicidium strictissime inhibet. cogitant
hic forte quidam: ,bene mihi, quia in hoc non sum reush audi,
femina, que consilium ad venenum dedisti, rea es interfecti.
similiter et, qui consilium ad expeditionem injustam dedisti;
reus es omnium malorum, que in hoc contigerunt. similiter qui
in incertum sagittasti etc. — precipue contra amicos ejus caros.
si enim matrem habuit, cor ejus nimio dolore sauciasti. simi
liter, si patrem habuit, si tilium et omnes caros amicos ejus,
nisi ergo de peccato Deo satisfacias, omnes in judicio contra te
graves deferent querelas. Spec. 61, 2: qui vero has insidias di-
lectionis rerum affectat effugere, diligentissime consideret dis-
cutiendo, qualiter, si qua ex concessu superioris diligat, quia
tantum peccat religiosus diligendo parva ut magna, si equali
affectu diligit. equaliter curat de libello ut de Castro et econtra,
de catto ut de equo, de cultello ut de oppido. alfectum enim,
non censum respieit. tantum punitus est Adam pro pomo unico
quam Nabuchodonosor pro regno Jerusalem spoliato. — in ora-
torio namque prudenter orandum est et divino officio insisten-
dum, et hoc valde necessario, quia, qui debito modo seit ei
intendere, in eodem completorio, in eisdem vesperis etc. plus
in centuplo meretur, quam qui nescit et non curat, sunt autem
quinque modi, quibus religiosos in oratione sive in divino officio
diabolus decipere consuevit, quosdam primo modo, quosdam
secundo etc. et propter hec quinque sunt necessaria. primum
est in horis plena verborum prolatio; secundum mentis intentio;
tertium cordis puritas; quartum vera humilitas; quintum lau-
dandi strenuitas. propter hec quinque sunt quinque psalmi, qui
dicuntur ,Confitemini', quia in confessione divine laudis hec
quinque sunt necessaria, et ideo etiam in textu Veteris et Novi
Testamenti sunt quinque Alleluia, quod interpretatur ,Laudate
Dominum', quia hiis quinque vult laudari. primum est, ut dixi,
78
Y. Abhandlung: Schönbach.
plena sive perfecta verborum prolatio, ut de dicendis nihil ob-
mittamus, non sincopizemus, non sillabas prescindamus, non
verba integra transiliamus, sed perfecte, distincte et aperte, id
est, expressa voce proferamus. debemus legere et psallere aperte
et distincte. aperte quoad sententias, distincte quoad dictiones
propter homines audientes, utroque modo propter angelos pre
sentes. —■ ita quidam sunt in lingua, scilicet tempore orationis,
ac si ignem in ore portent et illum ejicere festinent: vix enim
exspectant, donec verba ejiciant, ut parturiens et ut canis habens
sagittam in femore (Eccli. 19, 12). — quidam ad placentiam et
laudem hominum quasi lirando cantant. per talem cantum non
Deo placent, immo displicent. laudemus strenuitate sive alaeri-
tate, ut strenue, viriliter, vivaciter, non tepide, non somnolenter,
non accidiose, non desidiose. Variation, Spec. 50, 5: peccatores
profani, ut Esau, vendunt nunc pro modica lente, id est, pro
vili et parvula delectatione maximam gloriam, quam hereditäre
debuerunt in celis. et abeunt parvipendentes, quod vendiderunt,
ut patet, rident enim et derident, lasciviunt, ludunt, nihil curant
de intolerabili dampno suo. sed sciant, quod multum flebunt,
ejulabunt, irrugient et dolebunt in tantum, quod tot mortes pati
vellent, quod non vendidissent, quot atomi sunt in sole, sed
nihil valet, quia eis clausa est janua misericordie, ut patet in
divite epulone, qui in tot annis habere non potuit guttam aque.
si enim tantum flerent, quot sunt gutte maris, nihil proficerent.
continget illis ut istis, qui nunc sunt in inferno per omnia tem-
pora. vendiderunt, cum hic essent, celestia gaudia pro istis par-
vulis delectatiunculis, iste pro hac, iste pro hac, abierunt parvi
pendentes et non curantes, quod fecerant. sed quid nunc? irru-
giunt, clamant, ejulant etc., sed nunquam rehabebunt. Freib. 1,
80 c : inde est, quod quandoque videmus quosdam bonos cadere,
qui valde boni videntur, et quosdam malos convertere, quia ille
bonus habuit aliquid mali in occulto, per quod permittitur ca
dere, ut patet in edificio, quod in occulto ex aliquo stillicidio,
quod negligitur, putrescit vel dissolvitur, et tandem aperte totum
cadit. ita aliquis, qui bonus videtur, forte habet intra se invi-
diam vel superbiam vel aliud malum, et tandem aperte ruit.
ita econtra aliqui mali liabent aliqua bona occulta, propter que
Dominus illos trahit. Gespräch, Spec. 69, 1: debilis est hostis,
qui non potest vincere nisi volentem. si aliquis diceret tibi: ,con-
Stadien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
79
cede mihi gladium tuum!‘, et responderes: ,ad quid?‘, et re-
sponderet: ,ut te occidam', si dicis: ,nolo‘, aliud non potest. ita
die de lancea, cultello, igne etc. cum igitur rogat diabolus, ut
aperias oculos ad hoc videndum, claude; aperire non potest tibi,
ecce, quam impotens est, qui tantillum facere non potest. immo
nec omnes demones. sic de ore, manu, pedibus. Vergleiche,
Sanct. 161, 2: pauci tarnen nunc sunt, qui habent nimis strictas
conscientias, sed plurimi nimis largas, ut ocreas Golie. Domin.
44, 2: sicut enim nullus guttas pluvie dinumerare potest, sic
nullus gaudia illius terre. 84, 1: est peccator ut membrum pu-
tridum, quod nihil de nutrimento recipit, et sicut ramus siccus.
91, 2: sicut enim venit fulgur ter vel quater aut decies aut
centies, et secuntur innumerabiles gutte pluvie, sic post fulgur
tribulationis, quam ab inimico pertulisti, sequitur innumerabilis
gloria et merces. 96, 1: vinea nova habet uvam acerbam in se,
hec est invidia. 134, 2: (wenn das vierte Gebot erfüllt) sicut
in sereno glacies, solventur peccata tua. Comm. 5, 3: luna est
honesta matrona —. ad hoc dedit Dominus dentes et labia, ut
fortiter claudantur. ideo enim Dominus dedit eis lenes voces,
non arma ferre, et maxillas ligatas lenibus peplis, ut, quiequid
faciant viri litigiosi, non salvari querentes, femine tarnen non
sicut contentiose, quia contendere non est officium honestarum
feminarum et bonarum, sed diaboli. Sanct. 166, 1: plus diligerem
ovum vel acum, quam quod haberem in me omnia peccata; ad
nihil enim mihi valerent, nisi, quanto plura haberem, tanto plus
eternaliter arderem. stultus et invirtuosus esset, qui ranam tan-
tum diligeret, quod potius sibi vellet oculos erui quam illarn
deserere, similiter os et nasum, immo et se comburi cum Omni
bus, que habet, multo stultior, qui peceatum, quod omni rana
est ignobilius et vilius, deserere non vult (Märchen vom Frosch
könig? vgl. Studien 2, 97). Comm. 17, 5 werden Kalbsfüße zur
Disposition der Predigt verwendet: de uno vitulo (injustus
timor) breviter me expedio, nisi quod ipsum et quatuor ejus
pedes breviter nominabo. Sanct. 208, 2: sicut enim zelotes ter-
renus pro puella, quam sibi copulari cupit, inter cetera quinque
facit, quibus zelum suum illi aperit, sic et zelotes celestis. facit
enim totuin, quod debet et quod credit anime placere, pro modo
loquendi. portat enim terrenus ille pro amore puelle, quam di-
ligit, sertum, cirotecas depictas, calcios excisos, cingulum latum
80
V. Abhandlung: Schönback.
atque depictum, vestesque curiales. secundo cantilenas amato-
rias facit. tei-tio clenodia tribuit. quarto pro illa laborat. quinto
aures puelle pnlsat rogans per litteras, per nuntios et per
seipsum. sic Deus ferventior omni zeloti terreno, ut animam
tuam sibi placaret et attraheret. Alle einzelnen Momente werden
dann auf die Passion Christi übertragen, z. B.: secundo canti
lenas amatorias in cruce decantavit, nec unam quidem, sed
septem, omni instrumento dulciores, ad quarum melodiam sol
in celo obscuratus est. Freib. 2, 27 a steht der höchst unglück
liche Vergleich: nam qui sic Deum timet, quod tarnen non cavet
offendere eum, est sicut qui cum fatuo ludit, a quo timet ledi,
et tarnen provocat eum offendendo. Müssen solche Stellen als
Extravaganzen einer ungebändigten Phantasie bezeichnet wer
den, so kann man andererseits leicht ungerecht werden, wenn
man heute Bilder, Vergleiche usw. als geschmacklos verurteilt,
die das Mittelalter naiv gar nicht als unpassend empfand. Es
wird kaum einen mit lebhafter Einbildungskraft begabten Pre
diger aus jener Zeit geben, der sich nicht gelegentlich wider
unseren heutigen Geschmack vergangen hätte.
Überblickt man das im ganzen bisher vorliegende Material
der lateinischen Predigten Bertholds von Begensburg, so läßt
sich erkennen, daß die besonderen Eigenschaften ihres Stiles
durch zwei Absichten entscheidend bestimmt werden. Der Redner
will die Aufmerksamkeit einer großen Zuhörerschaft (für eine
kleine reichen bescheidenere Mittel aus) anregen und wach er
halten. Diesem Zwecke dienen alle seine rhetorischen Kunst
griffe im engeren Sinne: wenn er die Hörer anruft, in Person
anspricht, sich in Wechselrede mit ihnen unterhält, sich Ein-
wiirfe machen läßt, an volkstümliche Vorstellungen ankniipft,
das Objekt erst am Ende der Beschreibung nennt, das eigene
Erfahren vorschiebt und endlich durch alle gebräuchlichen syn
taktischen Mittel der Rhetorik Spannung hervorbringt. Die also
geweckte Aufmerksamkeit sucht der Prediger dann in Schwingun
gen zu versetzen, um die Zuhörer zu ergreifen und zu erschüttern
(aufTränenist es abgesehen Freib. 1, 47\ 169 b ). Dabei bemüht er
sich, hauptsächlich auf die Phantasie zu wirken: Bilder und Ver
gleiche, Übertreibungen ins Maßlose, Ausmalen und Verleben
digung, dramatische Inszenierung und Sprechen in Rollen, das
ganze ungeheure Wissen des Redners, das den damaligen Kos-
Stndien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
mos umspannt, und seine ebenso erstaunliche Bildkraft zwingt
er in den Dienst dieser Aufgabe. So ruft er die gewaltigsten
Eindrücke hervor, schmettert die Sünder zu Boden durch Furcht
und Schrecken, hat er aber die Gemüter einmal in seiner Macht,
dann gewinnt er sie durch milden Trost, richtet sie auf, flößt
ihnen Hoffnung ein und schildert die unbekannte Herrlichkeit
des himmlischen Jenseits mit ebenso hinreißender Begeisterung
wie vorher die Greuel der Verdammnis. So konnte es leicht
kommen, daß Bertholds Zeitgenossen in seiner Beredsamkeit
nicht das Produkt einer ungewöhnlichen Energie sahen, ange
wandt auf Studien und rhetorische Übung, sondern vor allem
das Außerordentliche, das Einzige in ihm erfaßten, das Über
natürliche und Wunderbare anriefen, um sich die machtvolle
Persönlichkeit und ihre als Taten wirkenden Predigten zu er
klären. Für uns bleibt als nächste Pflicht übrig, uns um die
historischen Kräfte umzusehen, welche Bertholds außergewöhn
liche Gaben in Bewegung gesetzt haben. —
Zuvor jedoch sei es gestattet, auf einem Punkte etwas zu
verweilen, der für die Geschichte der Überlieferung von Ber
tholds Predigten wichtig ist. Die ganze Frage, wie man sich
das Entstehen lateinischer Niederschriften nach den von Berthold
deutsch gehaltenen Predigten vorzustellen habe, muß hier noch
einmal kurz aufgenommen werden. Ich habe sie bereits aus
führlich erörtert in meiner schon des öfteren angeführten
Schrift ,Über eine Grazer Handschrift lateinisch-deutscher Pre
digten' (1890) S. 20 ff., 45 ff., habe eine große Anzahl von Bei
spielen aus der wohl durchgearbeiteten Geschichte der franzö
sischen Predigt beigebracht und bin zu folgendem Ergebnis
gelangt: Es ist sehr unwahrscheinlich, fast unmöglich, daß
deutsche Aufzeichnungen Bertholdscher Predigten unmittelbar
vom Munde des Redners weg veranstaltet wurden; es ist wenig
wahrscheinlich, obgleich möglich, daß eine gehörte Predigt Ber
tholds später deutsch aufgezeichnet wurde; es ist gewiß, daß
nach Bertholds eigenem Zeugnis (Studien 5, 3) seine Predigten
von zuhörenden Klerikern und Religiösen (vielfach fehlerhaft)
sofort lateinisch niedergeschrieben wurden; es ist höchst wahr
scheinlich, daß Predigten Bertholds von Zuhörern auch nach
träglich lateinisch aufgezeichnet worden sind. Die Richtigkeit
dieser Thesen ist von verschiedenen Fachgenossen stark ange-
Sitznngsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh. 6
82
V. Abhandlung: Schönbach.
zweifelt worden, insbesondere hat man den Parallelen aus der
Entwicklung' der französischen Predigt keinen Wert beimessen
wollen. Jostes sagt in der Besprechung meiner Schrift im
Historischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 12 (1891), 367
kurzweg: ,Die Zeugnisse aus Frankreich halte ich für völlig
unzureichend, um die Hypothese Schönbachs irgendwie hin
reichend zu stützen/ Und auch Fr. Kauffmann hält (Theolog.
Literaturztg. 1891, S. 252 ff.) zwar die von mir beigebrachten
Parallelen für ,lehrreich', aber doch nicht für zureichend, um
damit eine Entscheidung der Frage zu begründen. Solche Zweifel
schienen mir wohl berechtigt, wofern man nachweisen könnte,
daß es wesentlich schwieriger war, eine deutsch gesprochene
Predigt lateinisch aufzunehmen oder nachträglich niederzu
schreiben, als eine französisch gesprochene Predigt lateinisch
wiederzugeben. Das ist nicht der Fall, hingegen glaube ich
a. a. 0. S. 25 ff. gezeigt zu haben, daß zwar eine französische
Predigt sich zur Not französisch aufzeichnen ließ, daß es aber
schon in der Beschaffenheit der Schrift sehr wesentliche Hinder
nisse für den gab, der eine deutsche Predigt deutsch nach
schreiben, ja auch später niederschreiben wollte. Es darf nicht
übersehen werden, daß es nur für lateinische Aufzeichnungen
gehörter Predigten ein kaufendes Publikum gab, sowohl in
Frankreich als in Deutschland, nämlich Geistliche, die Muster
stücke erwerben, gelehrte Theologen, die ausgezeichnete Kanzel
reden studieren wollten. Ein Laienpublikum, das (französische
oder) deutsche Predigten zu lesen wünschte, hat es erst, und
zwar zunächst in Frauenklöstern zugleich mit den Anfängen
der deutschen Mystik gegeben; die älteren Sammlungen deutscher
Predigten, die gleichfalls nach lateinischen Vorlagen ausgearbeitet
wurden, waren für Prediger bestimmt, die sie ablasen oder aus
wendig lernten, nicht für Leser zur Erbauung. Jostes fragt
a. a. 0.: ,— oder sind die Predigten von Meister Eckhart u. a.
auch aus dem Lateinischen zurückübersetzt?' Für ,u. a.' kann
ich die Frage nicht beantworten, weil ich nicht weiß, wen
Jostes darunter versteht; was jedoch Meister Eckhart anbelangt,
erwidere ich darauf, daß ich dies für sehr wohl möglich hielte,
obzwar für Eckharts Predigten bereits, gemäß Denifl.es wichtigen
Aufstellungen, ein zunächst weibliches Lesepublikum vorhan
den war.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 83
*
Für die äußeren Verhältnisse der altdeutschen Predigt
sollen die Parallelen aus der Geschichte der französischen gar
keine oder wenig Geltung besitzen. Frankreich ist während der
besten Zeit des Mittelalters das klassische Land der Bildung,
allenthalben ist es das gebende, es stellt die Muster auf, die
anderwärts nachgeahmt werden, dort macht man zuerst die
großen Fortschritte der Zivilisation, es ist das Vorland der
europäischen Kultur des Mittelalters. Was für alle Gebiete der
Kunst und Wissenschaft, des gesellschaftlichen Lebens gilt, da
von soll nun die Predigt eine Ausnahme machen, indes wir
bereits wissen, daß die deutschen Prediger gerade während der
den Mendikantenorden unmittelbar voraufgehenden Zeit, näm
lich im 12. Jahrhundert, am stärksten unter dem Einfluß der
französischen Kanzelredner gestanden und im regsten literari
schen Verkehr die zu Paris gehaltenen Predigten von eigens
geschickten und bezahlten Schreibern haben kopieren lassen,
so daß sie dann binnen erstaunlich kurzer Frist in der Heimat
benutzt und nachgebildet werden konnten (vgl. Studien 1, 141 f.).
Daraus ersieht man, daß dieselben Bedingungen für die Predigt
hier und dort bestanden, und man wird schließen dürfen, daß
Zeugnisse aus der Geschichte der französischen Kanzelbered
samkeit, die noch immer sehr viel besser erforscht ist als die
der deutschen, auch für diese Kraft und Wert besitzen müssen.
Soweit ich zu sehen mag, gründet sich der Widerstand gegen
das Heranziehen der französischen Analogien in diesem Falle
nicht so sehr auf sachliche Bedenken, sondern auf die Abneigung
wider das letzte Resultat meiner Untersuchungen, die Uneeht-
heit des Wortlautes der deutschen Sermone Bertholds. Es
scheint manchem unerfreulich, den Besitzstand des Klassikers
der mittelhochdeutschen Prosa preisgeben zu müssen, und des
halb werden hier Parallelen abgelehnt, die man andersfalls in
der Beweisführung unbedenklich zuließe. Sicherlich ist es ein
sehr anerkennenswertes Empfinden, aus dem solche Abneigung
hervorgeht, wissenschaftlich diskutabel ist es für mich nicht.
Doch hat mich diese Sachlage dazu bestimmt, in den Er
örterungen von Studien 6 meine Argumentation ausschließlich
auf die Beschaffenheit der deutschen Texte selbst zu stützen
und auf die Analogien aus der französischen Predigt einstweilen
zu verzichten. Nunmehr, da ich meine Ergebnisse für gesichert
i
84
V. Abhandlung: Schönbach.
halte, verweise ich nochmals mit Nachdruck auf jene wichtigen
Parallelen und füge hinzu, was ich inzwischen nachgesammelt
habe. Uber die w/ufp«901 (auch uicoYpoq>^j), welche die Predigten
der griechischen (besonders des Origenes) und lateinischen Kir
chenväter nachschrieben, handelt jetzt Eduard Norden, Die
antike Kunstprosa (1898), S. 536, Anrn. 1. Derselbe bespricht
S. 645, wie Symmachus bei einer neuen Ausgabe der Nach
schriften seiner Reden Bemerkungen an den Rand geschrieben
hat, die dann später in den alten Text mit aufgenommen wur
den. So sind auch die Predigten Augustins von Schnellschreibern
aufgenommen worden, vgl. seine Vorbemerkung zur Enarratio
des 51. Psalms sowie zu den 32 Sermonen über den 118. Psalm.
Sehr beachtenswert sind die Mitteilungen Gregors des Großen
über die Nachschriften seiner Predigten. In der Praefatio zu
den Homilien in Ezechielem heißt es Patrol. Lat. 76, 785 A:
homilias, quae in beatum Ezechielem prophetam, ita ut coram
populo loquebar, exceptae sunt, multis curis irruentibus in abo-
litione reliqueram. sed post annos octo, petentibus fratribus, notario-
rum schedas requirere studui easque favente Domino transcurrens
— emendavi. Noch wichtiger ist die Praefatio zu den Homiliae
in Evangelia, die ich wegen ihrer Detailangaben vollständig
hierhersetze, Patrol. Lat. 76, 1075 ff.: (an den Bischof Secundi-
nus) Inter sacra missarum solemnia, ex his, quae diebus certis
in hac Ecclesia legi ex more solent, sancti Evangelii quadra-
ginta lectiones exposui. et quarumdam quidem dictata expositio,
assistente plebe, est per notarium recitata; quarumdam vero
explanationem coram populo ipse locutus sum, atque ita ut lo
quebar excepta est. sed quidam fratres, sacri verbi studio fer-
ventes, antequam ad propositum modum ea, quae dixeram,
subtili emendatione perducerem, transtulerunt. quos recte ego
quasi quibusdam famelicis similes dixerim, qui prius escas edere
appetunt, quam plenius excoquantur. hoc vero ubi scriptum est:
,Ductus est Jesus in desertum a spiritu, ut tentaretur a diabolo'
(Matth. 4, 1), prius quidem quasi sub quadam ambiguitate ex
posui, sed eamdem dubitationem certa notatione correxi. eas-
dem quoque homilias, eo quo dictae sunt ordine, in duobus
codicibus ponere curavi, ut et priores viginti, quae dictatae sunt
(also wohl die vom Notarius vorgelesenen), et posteriores toti-
dem, quae sub oculis dictae, in singulis essent distinctae cor-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
85
poribus. quod vero quaedam antepositae sunt, quae in Evangelio
post leguntur, quaedam vero postpositae, quae ante per evange-
listam scriptae sunt, inveniuntur, nequaquam movere tuam
fraternitatem debet, quia, sicut a me diversis temporibus dictae
sunt, ita quoque sunt ab exceptoribus in codicibus affixae. Tua
itaque fraternitas, sacris semper lectionibus intenta, si praedic-
tum locum Evangelii invenerit sub dubietate prolatum, vel eas-
dem homilias repererit ita ut praedixi non esse dispositas, has
inemendatas remansisse cognoscat et juxta eas, quas per prae-
sentem portitorem mittere studui, corrigat, nulloque modo Mas
sine emendatione remanere permittat. editae autem in scrinio
sancte Ecclesiae nostrae retinentur, ut si qui forte a tua frater-
nitate longe sunt, hic inveniant, unde in his, quae emendatae
sunt, certiores fiant. Bei dem ungemeinen Ansehen, das die
Homilien Gregors in der ganzen Folgezeit genossen (Papst In
nozenz III. predigte einmal italienisch nach einer ihm vorge
haltenen lateinischen Homilie Gregors, vgl. Michael, Gesell, des
deutschen Volkes 2, 101), kann diese Darlegung leicht etwas
Paradigmatisches gewonnen und wirklich unter ganz anderen
Verhältnissen nachgewirkt haben. Gewiß hat der Fall Gregors
starke Ähnlichkeit mit dem Bertholds, wie diesen das Vorwort
zu den Rusticanis auseinandersetzt. Gregors Predigten sind
(zum Teil) ,vom Munde des Redners weg' in Kurzschrift auf
gezeichnet worden, übereifrige Kleriker haben diese Reporter
notizen sofort ausgearbeitet und solche Texte wurden alsbald
verbreitet. Dem gegenüber hat dann Gregor die ausgearbeiteten
Stücke (neben denen, welche er sonst diktiert hatte) sorgsam
korrigiert, in eine bestimmte Ordnung gebracht und wünscht
nun, daß sein autoritatives Exemplar (das er noch besonders
im Kirchenschatz aufbewahren läßt) überall dort zur Verbesse
rung herangezogen werde, wo man fehler- und schadhafte
Niederschriften besitzt. Bertholds Predigten sind von Klerikern,
Ordensbrüdern und Leuten, die daraus einen Beruf machten,
nach den Worten des Redners lateinisch aufgenommen worden
(tironische Noten sind durchaus nicht ausgeschlossen), die Nieder
schriften wiesen jedoch manche Fehler auf. Darum entschloß
sich Berthold, seine Predigten (nach Abschriften oder Entwürfen)
zu sammeln und zugleich durchzubessern. Diese Rusticani sollen
fortan die mangelhaften Exemplare vertreiben, ihnen allein
86
V. Abhandlung: Schönbach.
kommt die Autorität seines Namens zu. Der Unterschied be
steht nur darin, daß Gregors lateinisch (in der Vulgärsprache?)
vorgetragene Predigten lateinisch nachgeschrieben wurden, indes
Berthold deutsch predigt, was die Nachschreiber lateinisch no
tierten. Die Möglichkeit dieses Verfahrens hatte ich noch 1890
(vgl. meine Schrift, S. 26) bezweifelt, bald darnach mich jedoch
vollkommen von ihr überzeugt.
Schon mit dem 11. Jahrhundert beginnen reichlichere Zeug
nisse über französische Predigten und deren lateinische Nach
schriften, im 12. häufen sie sich. Altprovenzalische Sermone des
12. Jahrhunderts hatte Armitage veröffentlicht, Paul Meyer re
zensiert das Buch Romania 14, 289 ff. und widerlegt die Be
hauptung des Herausgebers, diese Predigten seien Notizen in
provenzalischer Sprache nach lateinischen Kanzelreden. Viel
mehr hält Meyer sie für kurze und mangelhafte Bearbeitungen
lateinisch aufgezeichneter Predigttexte. Die vielberegte Frage
nach dem Ursprünge der französischen Fassungen der Predigten
Bernhards von Clairvaux untersucht Leopold Delisle von neuem
anläßlich der Mitteilungen Toblers über eine Handschrift dieser
Stücke (Sitzungsberichte der Berliner Akademie vom 4. April
1889) im Journal des Savants 1900, 148—164. Die lateinischen
Niederschriften von Bernards französisch gehaltenen Predigten
sind, und zwar verschiedene Male, wieder französisch bearbeitet
worden (vgl. Försters Edition von 1885 im zweiten Bande der
Romanischen Forschungen und die vollständige Ausgabe im
Bande 203 des Stuttgarter Literarischen Vereines, 1894). Die
einzelnen Fassungen stehen zuweilen nicht weiter von einander
ah als die Handschriften von Bertholds deutschen Predigten.
Delisle gibt S. 150 ff. eine Probe, indem er den lateinischen
und französischen Text eines Sermons in Cantica vergleicht;
daraus ergibt sich S. 157, daß die lateinische Vorlage nach den
Noten eines Zuhörers hergestellt wurde. Vgl. noch Journal des
Savants 1903, S. 347 f. Ganz ebenso verhält es sich mit den
französischen Texten der Predigten des berühmten Erzbischofs
von Paris, Maurice von Sully, die gleichfalls nach lateinischen
Aufzeichnungen bearbeitet wurden, vgl. Paul Meyer in der Ro
mania 23 (1894), S. 177 ff., 497 ff. Zwei französische Predigten,
die aus dem Latein übersetzt sind, veröffentlichte Paul Meyer
in der Romania 16 (1887), S. 67 ff. Dazu vgl. Zeitschrift für
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
87
romanische Philologie 2, 157 (aus G. Lüclcing, Die ältesten fran
zösischen Mundarten) ein Fragment aus Valenciennes, das die
Aufzeichnung einer französischen Predigt mittels tironischen
Noten in einem Gemisch von Französisch und Latein enthält,
weil französisch nachzuschreiben dem Aufzeichnenden zu müh
sam war. Everardus de Villebene (oben S. 68 Anm.) sagt Graec.
818, 25 d von beauftragten und besoldeten Nachschreibern der
Predigten: sic faciunt quidam, qui sermones frequentant et
audientes predicatores ipsos dijudicant dicendo: ,iste est asini-
nus, iste est verbosus, iste est ociosus', et quod audiunt, qua-
ternis committunt (Du Cange 6, 604 e ), et parum vel nihil in
cordibus suis reponunt. Am Ende des 14. Jahrhunderts werden
die Predigten des Joannes Gerson aus dem Französischen ins
Latein (sehr schlecht) übertragen und dann herausgegeben, vgl.
Hist, litter. de la France 24 (1863), S. 376. Noch im 15. Jahr
hundert hat man in Frankreich französisch gehaltene Predigten
lateinisch nachgeschrieben, im 16. dann wieder ins Französische
übertragen (wie bei Geiler von Kaisersberg). Einen klassischen
Fall bilden die Predigten des Michel Menot, die solchermaßen
zur Veröffentlichung gelangten. Vgl. darüber den Aufsatz von
Armand Gaste in den Memoires de l’Academie nationale des
Sciences, arts et belles-lettres de Caen, 1897 und den Bericht
von Joseph Couraye du Parc in der Bibliothbque de l’Ecole des
chartes, 58. Band (1897), S. 453. Ja, die bereits erwähnte Re
zension von Jostes bringt S. 361 Anm. eine Notiz, wornach
französische Predigten lateinisch aufgezeichnet wurden.
Lateinische Nachschriften lateinisch gehaltener Predigten
bezeugt Salimbene in seiner Chronik S. 136 (v. J. 1248), wo er
berichtet, wie Bruder Marcus de Montefeltro sich die Reden
Bonaventuras verschafft hat. Auf diese Weise wurden auch die
Sermone des heil. Thomas von Aquino überliefert. Hierher ge
hört ferner, was Denifle in seinem Archiv, 5. Band (1889), S. 351
mitteilt: die Handschrift F. 36 der Amploniana in Erfurt enthält
auf der Rückseite des zweiten Vorsetzblattes (Schrift des beginnen
den 14. Jahrh.) einen lateinischen Sermon Meister Eckharts und
am Schluß die Notiz: iste sermo sic est reportatus ab ore magistri
Echardi de Hochheim die beati Augustini Parisius (vgl. oben S. 82).
Spärlich sind ältere Zeugnisse aus der Geschichte der
deutschen Predigt, aber, wie ich schon wiederholt behauptete,
88
V. Abhaudluug: Scliönbach.
nur deshalb, weil die deutsche Predigt erst im 12. Jahrhundert
selbständig wurde, das Material von dieser Zeit ab, welches in
Handschriften sich verbirgt, noch nicht annähernd so energisch
durchforscht worden ist, als dies in Frankreich geschah (solche
Arbeiten de la longue haieine sind im allgemeinen hei uns nicht
beliebt). Wattenbach erzählt in seinen Geschichtsquellen, 6. Aull.,
2, 306: Irimbert, der Bruder des großen Abtes Gottfried von
Admont, hält den Admonter Nonnen Vorträge durch das Fenster:
einzelne Nonnen arbeiten Teile davon gemäß den lateinischen
Nachschriften, die auf Wachstafeln hergestellt wurden, dann auf
Pergament aus. Dagegen handelt es sich bei dem Gottesfreund
(Denifle, Zeitschr. f. d. Altert. 24, 216) um deutsche Nachschriften
deutscher Predigten, wenn es dort heißt, er sei nach dem An
hören einer Predigt Taulers (der vor Laien deutsch redete, vor
Gelehrten lateinisch) in seine Herberge gegangen und habe den
Sermon Wort für Wort aufgeschrieben. Daß die Sache an sich
nicht wahr ist, weiß man aus Denifles Forschung; wenn aber
sich dort der Meister über solche Fähigkeit des Laien wundert,
so muß man den ganzen Vorgang im 14. Jahrhundert doch für
möglich gehalten haben. Eine gute Analogie zu Berthold bietet
Matthias von Liegnitz nach den Mitteilungen des Prälaten
Adolf Franz im Katholik 1898, 1, 7: ,Die Predigten über die
Sonntagsepisteln sind von dem Magister Matthias in deutscher
Sprache gehalten worden. Sie waren den Bedürfnissen der
Scholaren, unter welchen sich viele Kleriker und Priester be
fanden, angepaßt. Wie der berühmte Prager Prediger Konrad
von Waldhausen seine für die Scholaren gehaltenen Predigten
in lateinischer Sprache hinterließ, so erachtete es auch Matthias
von Liegnitz für nützlich, seine Predigten über die Sonntags
episteln für Scholaren in lateinischer Sprache niederzuschreiben/
Beachtenswert scheint mir auch der späte Fall des sei. Canisius.
Dieser hat 1564/65 Predigten gehalten, er hat sie dann (Zeit
schrift f. Katliol. Theologie 6 [1882], S. 584) in einem Altöttinger
Kodex lateinisch entworfen, in sehr raschen Zügen, am Schlüsse
gekürzt. ,Öfters sind deutsche Schlagwörter eingestreut und
heikle Stellen mit den auf der Kanzel zu brauchenden deutschen
Ausdrücken genau aufgeschrieben. Am Rande vorkommende
Wörter merken wiederholt die Gleichnisse an, deren sich der
Prediger bedienen wollte, z. B. die Ziegel auf dem Dach.' Über
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
89
die Technik, deutsch nach lateinischen Konzepten zu predigen,
vgl. Geffcken, Bilderkatechismus, S. 14. 196 ff., nach dem Ma
nuale curatorum des Joannes Surgant. Noch im Jahre 1835
schreibt an der Universität Göttingen Ad. von Warnstedt die
Vorlesungen Jakob Grimms über Geschichte der deutschen Li
teratur stellenweise raumsparend' lateinisch nach. Vgl. Roethe,
Jakob Grimms Vorlesungon über deutsche Literaturgeschichte
in den Nachrichten der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen, Phil.-liist. Kl. 1899, S. 508 — 548, besonders S. 512.
Damit mag es einstweilen genug sein. —
Für die Predigtweise Bertholds von Regensburg mußten
in erster Linie die Vorschriften und Gepflogenheiten des Mino-
ritenordens, vor allem Lehre, Gebot und Beispiel des heil. Franz
von Assisi maßgebend sein. Berthold gehörte gewiß noch der
ersten Generation deutscher Minoriten an (Studien 7, 4. 11 f.),
auf ihn wirkte, obgleich er den Stifter seines Ordens kaum
persönlich kennen gelernt hat, noch ganz unmittelbar dessen
ins Wunderbare entrückte Erscheinung. Das geht schon aus
den Mitteilungen hervor, die er in seinen Predigten über Fran
ziskus gibt, Studien 5, 49. Die für Berthold gültige Regel ist
die hullata von 1223 (H. Boehmer, Analekten zur Geschichte
des Fr. v. A. 1904, S. 29—35). Aber er kennt auch die Regula
prima von 1221 (Boehmer, S. 1—26; sie hat keinen Kursus,
indes die Regula bullata deutlichste Spuren des Kursus an sich
trägt), ihr entnimmt er seine Bestimmungen über die Praxis
des Betens, Studien 7, 45 ff;, vgl. Boehmer, S. 4. 31, 10. Die
Regula bullata zitiert er ausdrücklich, Comm. 22, 2, anläßlich
des Verbotes schlechter Gesellschaft: precipio firmiter etc., ut
non habeant suspecta consortia vel consilia malorum (l. mulierum)
= Abs. 11, bei Boehmer 31, 2 ff. Was nun die Anfänge der
Minoritenpredigt belangt, schließe ich mich durchaus den An
sichten an, die Hilarin Felder in dem Buche: Geschichte der wissen
schaftlichen Studien im Franziskanerorden S. 33—57 vorträgt
und wornach die einfache Bußansprache, die auch von Laien
brüdern ausgehen konnte, unterschieden wird von der eigent
lichen Predigt, zu der geistliche Bildung erfordert wird und
eine besondere Erlaubnis, die auf eine vorausgehende Prüfung
hin zu erteilen ist. Auch darin wird Felder recht haben, daß
er den Inhalt der Minoritenpredigt in der älteren Zeit begrenzt
90
Y. Abhandlung: Schönbach.
sein läßt durch die Vollmacht Papst Innozenz III., poenitentiam
praedicare. Das bildet ja auch nach meinen Darlegungen (oben
S. 69 f.) den Hauptstoff der Predigten Bertholds, nur daß diese
sich nicht auf die Besserung der Sitten beschränken, sondern
der Entwicklung des Ordens und der Zeit gemäß vielfach
andere Interessen in ihren Bereich ziehen. Freilich, was der
heil. Franz selbst ausdrücklich vorschrieb, das war auch für
Berthold wegweisend. In der Regula prima handelt cap. 15,
De praedicatoribus (Boehmer, S. 15 ff.) eigentlich mehr davon,
daß und wie die Minoritenprediger ihrer Zuhörerschaft ein Bei
spiel Vorleben sollen, nur indirekt wird damit der Inhalt der
Predigten umschrieben. Hervorgehoben werden vitia et peccata
(Boehmer 16, 15) als die Angriffsobjekte für die predigenden
Minderbrüder. Genauer bestimmt die Regula bullata Kap. 9
(Boehmer 33, 30 ff.) den Predigtstoff: moneo quoque et exhortor
eosdem fratres, ut in praedicatione, quam faciunt, — ad utili-
tatem et aedificationem populi, annuntiando eis vitia et virtutes,
poenam et gloriam cum brevitate sermonis. Man wird gestehen
müssen, daß Bertholds Predigtpraxis diesem Gebote wirklich
gefolgt ist (oben S. 69 ff.), ebenso wie die des heil. Antonius von
Padua, vgl. Lempp, Zeitschr. f. Kirchengesch. 13, 24 ff. 30; was
über diesen, die Art und Wirkung seiner Reden berichtet wird
(Lempp, a. a. 0. S. 28. 32), findet sich auch über Berthold erzählt.
Den Einfluß, welchen die Entwicklung des Minoritenordens
auf die Predigt Bertholds ausgeübt hat, wird man erst bemessen
können, wenn die vollständige Ausgabe der lateinischen Texte
vorliegt. Jedesfalls kann ich jetzt schon versichern, daß die
großen Kämpfe, welche während einiger Jahrzehnte innerhalb
der Minderbrüder zwischen den Parteien der Idealisten und
der Praktiker des Lebens stattfanden, bei Berthold keine Er
wähnung oder Anspielung finden, was sich ja von selbst ver
steht. Wer genau zusieht, wird nicht nur wahrnehmen, daß
Berthold das Evangelium aeternum kennt und ehrt (Studien
4, 7 f.), sondern daß er seiner ganzen Haltung nach zu der
strengeren Gruppe, den Spiritualen, gehört, die dem ursprüng
lichen Ideale der Bußbruderschaft des heil. Franz von Assisi
zustrebte, wenngleich Berthold bei seinem fest ausgeprägten
Sinn für kirchliche Zucht und geistliche Disziplin (auch der
,Baumgarten' bekundet ihn; vgl. ad Relig. 15, 5. 22, 16. 28, 8.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
91
29, 17. 37. 50, 5. 52, 10. 55, 8. — überall sind Minoriten ge
meint) gewiß niemals aus dem Geleise eines ernsten Ordens
mannes gewichen sein wird.
Viel zuverlässiger ist, was sich schon jetzt über die Vor
bilder ermitteln läßt, die Berthold für seine Predigten benutzt,
die er mit Vorliebe studiert, denen er mit Bewußtsein nach
geeifert hat. Denn dafür legen die von ihm selbst angeführten
kirchlichen Autoren bestimmtes Zeugnis ab, wie sie Studien 5,
9. 22. 25. 57. 60. 73 aus den einzelnen Sammlungen von mir
zusammengestellt wurden. Ganz gleichmäßig führen sie alle zu
demselben Ergebnis: unter sämtlichen von Berthold zitierten
Kirchenschriftstellern nehmen immer wieder dieselben drei die
ersten Plätze ein, hinter denen die übrigen an Häuiigkeit der
Anführungen weitaus Zurückbleiben, nämlich die drei großen
Prediger: Augustinus, Gregor und Bernard von Clairvaux. Ich
ziehe gewiß keinen Fehlschluß, wenn ich die ganz schlagenden
Zahlen der von Berthold beigebrachten Zitate als den konkreten
Ausdruck des Verhältnisses ansehe, in dem sich Berthold zu
den genannten Autoritäten befindet: insofern jemand durch das
Studium der Literatur zum Prediger sich bilden kann — und
das ist bis zu einem gewissen Grade sicher möglich —, inso
fern hat Berthold an Augustin, Gregor und Bernard sich ge
bildet und hat von diesen Männern zuvörderst predigen gelernt.
Überlegt man sich die besonderen Eigenschaften von Bertholds
Predigtweise und zieht dann die Qualitäten in Betracht, durch
welche seine drei großen Muster sich charakterisieren, dann
erschließt sich eine Übereinstimmung in den Hauptpunkten, die
ich als stringenten Beweis für die Richtigkeit meiner These
ansehe. Nur läßt sich diese Übereinstimmung erst dann in
allen Einzelnheiten aufzeigen, wenn die Gesamtausgabe der
lateinischen Predigten Bertholds den Vergleich ermöglicht haben
wird. Vorläufig beschränke ich mich auf etliche Bemerkungen,
die allerdings Glaubwürdigkeit beanspruchen. Ich habe früher
(oben S. 80 f.) die Besonderheiten von Bertholds Predigtstil um
zwei Punkte konzentriert: sein Bestreben, die Zuhörer auf
merksam zu machen und dann die Gespannten zu erschüttern.
Die rhetorischen Mittel nun, welche zur Erreichung des ersten
Zweckes dienen, beherrscht gerade Augustinus im höchsten
Grade. Der Stil dieses Begründers des abendländischen Christen-
92
V. Abhandlung: Schönbach.
tums ist hinlänglich bekannt, zudem noch aus der trefflichen Arbeit
Regniers. Wer sich einigermaßen in Augustinus eingelesen hat,
dem gewährt seine Darstellung ein so scharf umrissenes Bild
seines Stiles, daß es nicht vergessen wird und einen Maßstab
darbietet, der auch an Material von geringem Umfang (viel
leicht zwanzig Druckzeilen) den Autor wiederzuerkennen ver-
stattet. Und Berthold war mit Augustinus ganz genau vertraut,
ihm sind die passenden Zitate bequem zur Hand, natürlich am
meisten aus den Hauptwerken, aber auch aus Schriften, die
nicht ganz am Wege liegen. Ich meine nun nicht, daß Berthold
seine Rednerkünste und den lebhaften Ausdruck des Stiles, der
den Zuhörer angreift, einfach Augustinus abgelernt hat, wohl
aber behaupte ich, daß Bertholds Anlage und schulmäßige Rhe
torik durch das Studium Augustins ungemein gefördert und in
die besondere Richtung dieses Schriftstellers gedrängt worden
sind. Fast in noch höherem Grade behaupte ich Ähnliches
über die Beziehung Bertholds zu Bernard von Clairvaux. Dieser
Autor des 12. Jahrhunderts ist das bedeutendste Vorbild für
die Schriftstellerei des 13., insbesondere der Mendikantenorden
geblieben, ja noch ins 14. Jahrhundert hinein wird er am
häufigsten angeführt und nachgebildet. Berthold hat sich ihn
zum Muster genommen, nicht bloß in bezug auf seine Predigten
an Geistliche und Religiösen im engeren Sinne, wo ja Bernards
Sermone an die Kongregationen der Zisterzienser sich von selbst
als höchstes Beispiel darboten, sondern auch im allgemeinen
für die rednerische Technik, welche die Gemüter erschüttern
will. Darin war nun allerdings Bernard ein ausgezeichnetes, ja
ein Vorbild einzig in seiner Art, wie schon die Charakteristik
lehren mag, die ich in den Studien zur Erzählungsliteratur des
Mittelalters 1, 96 ff. versucht habe. Ihm hat Berthold. das
zeigen die Ziffern der Zitate, mit noch größerer Beflissenheit
nachgestrebt als der Rhetorik Augustins und wirklich ist auch
ein Teil der Macht, die Gemüter zu ergreifen, durch diese
Studien von Bernard auf Berthold übergegangen. Von Augusti
nus über Bernard zu Berthold läßt sich eine direkte Linie der
Entwicklung des oratorischen Stiles ziehen. Nicht minder
zeichnen sich die Homilien Gregors des Großen durch Lebhaf
tigkeit aus, allein sie ist von anderer Art als die Bertholds.
Dagegen hat in anderem Bezüge Gregors Prosa für Berthold
Studien zur Geschichte der alldeutschen Predigt. VIII.
93
als Beispiel gedient, nämlich durch den schier unübersehbaren
Reichtum an Bildern und Gleichnissen, eine Eigenheit, die
Gregor zu seiner ganz besonderen Beliebtheit während des
Mittelalters verholfen hat. Es sind somit gerade diejenigen
Eigenschaften, welche dem Bilde von Bertholds Beredsamkeit
seine bezeichnenden Züge verleihen, auch dieselben, welche
die drei großen Prediger auszeichnen, die er sich ganz vor
zugsweise zu Führern in seiner Ausbildung als Kanzelredner
erwählt hat. Es ist also möglich, einen wesentlichen Teil von
Bertholds Predigttechnik mittels seiner nachweisbaren Studien
an die Einwirkung älterer Vorbilder zu knüpfen.
Nun ließe sich ja denken, daß auch Bertholds Gepflogen
heit, kurze Erzählungen, Fabeln und Exempel in seinen
Predigten vorzubringen (den deutschen Texten fehlen sie aller
dings gänzlich bis auf eines), auf den Gebrauch Gregors des
Großen zurückzuführen sei, der in seinen Homilien regelmäßig
eine Geschichte vorträgt, zumeist solche, die schon in seinen
eigenen Dialogen Vorkommen. Ein Schluß der Art wäre nun
doch voreilig, denn die Kunst, Predigten durch Anekdoten und
Exempel zu illustrieren und zu beleben, wird just im 13. Jahr
hundert unmittelbar vor Berthold von Regensburg, zu seiner
eigenen Zeit und lange darnach mit einem Eifer geübt, der
bisweilen übertreibt und die Unterhaltung durch Erzählen zu
einem Selbstzweck macht, der die erbauliche Wirkung stört
und aufhebt. Berthold ist also mit seinen Geschichtchen durch
aus im Zusammenhänge der Gewohnheiten innerhalb der Pre
digtpraxis seiner Zeitgenossen verblieben. Ich halte es nicht
für überflüssig, hier zuvörderst auf einige Beispiele aus Ber
tholds lateinischen Texten hinzuweisen, da doch irgend jemand,
von den deutschen Bearbeitungen ausgehend, überhaupt be
zweifeln könnte (vgl. aber Studien 6, 70 f.), daß Berthold in
die Predigt Erzählungen einflocht (allerdings gewährt schon
meine Abhandlung .Uber eine Grazer Handschrift lateinisch
deutscher Predigten', S. 54 Anm. und verstreut von S. 65 ab,
für das Bertholdsche Gut des Kodex hinreichende Belege). Es
ist nun nicht ganz leicht abzugrenzen, was bei Berthold als
exemplum gelten soll. Denn er führt unter dieser Bezeichnung
auch bloß Beobachtungen aus dem Tier- und Menschenleben
an oder theoretische, vielleicht für den besonderen Zweck erst
94
V. Abhandlung: Schönbach.
zurechtgemachte Beispiele. Dahin werden wohl solche Fälle
gehören: Sanct. 162, 1: trepidaverunt, ut elephas murem (vgl.
Alexander Neckam, De naturis rer um, üb. 2, cap. 44 [ed. Wright,
p. 225 f.]): odorem muris maxime fugiunt (elephantes). pabula
etiam, que a mnscnlis contacta sunt, recusant; wird aus Solin
stammen (Polyhist. cap. XXV, 2). Auch Spec. 74, 5 über Ele
fant und Drache, wozu vgl. Neckam, De naturis rerum, lib. 2,
cap. 145. Sanct. 81, 2: hec (medicina Salvatoris) enim fecit sa-
lire uno saltu animam in celum a terra in morte post judicium,
corpus siiniliter cum anima. hoc facit hominem tarn sanum, ut
nulla res eum ledere possit; tarn pulchrum, quod fiat sole, non
tantum stella, clarior; tarn agilem, ut omni aere, immo vento vel
fulgore agilior, sole penetrabilior, quia sol illesus penetravit
vitium, corpus vero illesum milia muros; tarn impassibile facit,
non ut salamandra in igne vel alec in aqua (Freidank 109, 14 ff.),
sed ut angelus in celo, quem nihil ledere potest, nec gladius
nec fames nec infirmitas etc. Spec. 74, 4: exemplum cifi, sedis
et corone. item qui ductus fuit in locum Indie. Spec. 90, 5:
exemplum de sole et domo (Studien 7, 88). Freib. 2, 16 a : exem
plum de illo, qui in turba cadit et alios super se ruere facit.
88°: exemplum de sacco pleno Stramine etc. 84 a : exemplum de
illo, qui de ma. vanam gloriam habuit. — exemplum: si duo
essent in domo tua et crederes esse eos amicos tuos et optimos,
et unus illorum esset inimicus tuus mortalis, non esses secure
cum eo et valde esset tibi semper cavendum. 84 b : nota: aliquis
bibulus, cum non habet vinum, delectatur odorare ad vas vini.
sic gluto odorem odorare de coquina. Sanct. 142, 1: gulosi —
illum vendunt, qui pascit omnes in celo dulcissimo aspectu suo
tarn delectabiliter, ut etiam tempus non sentiant, immo illud
tempus magnum milium ducentorum annorum juravit angelus
non esse tempus. Spec. 80, 2: gaudium etiam magnum est ibi, non
tale, quäle habet ille, qui ab eculeo ducitur repente ad regnum.
Fabeln, Domin. 85, 1 = Freib. 2, 182 a : nota de cervo, ser-
pente et aquila, et quanto virtuosius agitur, tanto anima interius
sanatur, clarificatur et pulchrior efficitur. Domin. 144, 1 =
Freib. 2, 183 a : exemplum de serpente in sinu, qui ita hominem
interficit, ac si multos ibidem haberet. Freib. 1, 79 b : nota de
pisce, qui de mari ascendit Renum. Freib. 2, 159 b : exemplum
de ape et scrabone.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
95
Erzählungen, Spec. 74, 5: exemplum, qui catturn plorare
fecit sinapi. Sanct. 115, 1: (von der Beicht) tarnen ne proditio
fiat alterius criminis, sed, si culpa propria explicari non potest
sine revelatione peccati alterius, licet illud confiteri cautiori
tarnen modo, quo prodest sine proditione persone, ut mulier de
episcopo: a quodam magno prelato cognita sum. Spec. 74, 5:
exemplum illorum, quos porci laceraverunt. Freib. 2, 27 a : ita
sompniavit dominus illorum diabolus, quod vellet esse similis
Altissimo, sed invenit se in luto. est superbia ut vetule. die
de lacte (das Mädchen mit dem Milehtopf). 2, 220 b : nota de
filio Parisius ad Studium misso. 1, 70 b : exemplum de muliere
alba, que loquens vel faciens aliquid minus bonum corain viro
suo erubescit, venit rubor in faciem, qui albedini junctus pul-
criorem viro reddit. ita anima innocens ex modica offensa con-
funditur et affligitur, pulchrior apparet sponso (vgl. die Rahmen
erzählung in Gottfried Kellers ,Sinngedicht'). 1, 158°: exemplum
de privignis. 1, 46“: nota de sene fatuo. 1, 80 b : item ut dicitur
exemplum de vidua et liomine clerico c. i. 2, 255 d : exemplum
de Clemente et matre sua et fratribus, qui etc.
Aus dieser Zusammenstellung läßt sich erkennen, daß ich
mit Recht Studien 6, 70 f. daraufhingewiesen habe, wie zurück
haltend die Rusticani bei der Aufnahme von Exempeln sind,
sie gewähren nur etliche Fabeln. Hingegen enthält die Frei
burger Handschrift am meisten von solchen Erzählungen und
Beispielen, sie wird auch darum der mündlichen Überlieferung
am nächsten stehen. Aber selbst die mit strengster Einfachheit
gestalteten Sermones ad Religiosos entbehren nicht gänzlich der
Exempel, wie man aus dem Druck von Hoetzl entnimmt: 11,
22: nota exemplum de fratre morituro; 22, 3: Hirsch und Schild
kröte; 37, 35: exemplum de sole; 37, 37: de fonte; 38, 30:
exemplum de cribro; 96, 31: nota dicta de arbore; 91, 11: nota
de elephante. — (Bei dieser Gelegenheit sei noch das Wortspiel
erwähnt, das Comm. 18, 5 steht: sunt enim quidam avari de
Deo minus confidentes quam de jucZeo: serviens enim judeo con-
fidit, quod sibi pretium post servitium persolvat et interim sibi
cibum tribuat, avarus vero hoc de Deo non credit. Vgl. das
Wortspiel zwischen verbera und verba, Relig. 27, 26. Das klingt
fast wie bei Abraham a Sancta Clara.)
96 V. Abhandlung: Schönb&ch.
Soweit ich die verzeichneten Zitate auf bestimmte Fabeln
und Geschichten beziehen kann, gehören sie sämtlich zu den
meistverbreiteten Stücken der Erzählungsliteratur des Mittel
alters. Es wäre daher kaum möglich, irgend einen Autor oder
eine Sammlung anzugeben, aus denen Berthold vorzugsweise
geschöpft hätte. Vielleicht gewährt es einen Fingerzeig, wenn
ich anmerke, daß eine ganze Anzahl der Stücke auch in den
Predigten Jakobs von Vitry begegnet, die Berthold nachweis
lich gekannt hat. Teilt er doch mit diesem Prediger auch die
Ansicht über das Fabelhafte mancher biblischen Erzählungen,
wie sich weist, wenn man Bertholds AVorte Studien 7, 39 mit
den bei Pitra, S. 192 (vgl. unten) beigebrachten Jakobs von
Vitry vergleicht, wo es über die Geschichte von Amasias 4 Reg. 14
heißt: licet haec sunt secundum litteram fabulosa, non tarnen
fabulose dicta sunt. —
AVir sehen also auch hier, in bezug auf Bertholds Exempel,
daß er durchaus im Zusammenhänge mit der Entwicklung der
Predigt seiner Zeit steht und von seinen Vorgängern gelernt
hat. Noch wichtiger ist vielleicht, daß auch das Verfahren, die
Sünden einzelner Stände, besonders der Handwerker, Kaufleute,
Dienstboten usw., durch im Lehen beobachtete Beispiele scharf
zu beleuchten, das von jeher den deutschen Texten solche An
ziehung verlieh, nicht von Berthold erfunden worden ist, son
dern auf älterer Technik beruht. Ich habe schon in meiner
Arbeit ,Uber eine Grazer Handschrift lateinisch-deutscher Pre
digten' (1890), S. 55 f., dargelegt, wie Berthold und Maurice
von Sully sich in diesen Dingen berühren, hier kann ich noch
über einen sehr merkwürdigen Fall berichten.
Im zweiten Bande der Analecta novissima Spicilegii Soles-
mensis (1888) hat Kardinal Pitra das Leben und die AVerke
von vier seiner mittelalterlichen Vorgänger auf dem bischöf
lichen Stuhle von Tusculum behandelt, darunter auch Jakob
von Vitry, S. XX ff. 188. 344—461. Dieser berühmte franzö
sische Kanzelredner, Politiker und Prälat hat zwischen den
Jahren 1180 bis 1240 gelebt, also bis zu dem Jahre, wo Ber
thold zu predigen anfing, vgl. Studien 7, 2 f.). Aus seinen Ser-
mones vulgares hat Pitra a. a. 0. nach einer A r atikanischen
Handschrift größere Proben dargeboten, die Exempla daraus
hat Th. F. Crane im 26. Bande der Publications of the Folk-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
97
Lore Society (London 1890) gesammelt und mit lehrreichen
Anmerkungen herausgegeben; die beiden umfangreichen Ser-
mones ad Fratres Minores hat Prof. Dr. Hilarin Felder 1903
(Rom, Befani = Spicilegium Franciscanum 5) veröffentlicht.
Unter den Stücken bei Pitra befindet sich S. 431 ff. ein Auszug
aus dem Sermo 56 ad mercatores et campsores, der S. 433 ein
Verzeichnis betrügerischer Praktiken der Kaufleute enthält, das
folgendermaßen lautet:
Cupiditas autem forum suum tenet, in quo falsi tabernarii
cum mensuris iniquis et dolosis, vinum vendunt. alii XI pro
XII commodant; taxillos et candelas ad ludum, emungendo pe-
cuniam, ministrant. falsi advocati linguas suas venales exponunt.
meretrices cadavera sua Omnibus vendunt. campsores denarios
decurtant et rescindunt. aurifabri stannum argento miscent. falsi
apothecarii et corruptis et veteribus speciebus electuaria con-
ficiunt et sophisticant. venditores pannorum cum ulnis decurtatis
pannos mensurant. carnifices carnes diu reservatas et fetidas et
pisces putridos vendendo plures perimunt et necant. venditores
equorum furfure eos inflant, et eorum morbos abscondunt et
celant, et aliquando tarn ex parte ementis quam ex parte ven-
dentis pretium accipiunt, et mendaciis decipere non formidant.
Quidam autem ex fraudulentis mercatoribus mensuram
habent perforatam. hi sunt, qui mala intentione vel in peccato
mortali opera degenerare faciunt. alii in mensura sua spumam
supernatare faciunt, ut videatur plena. hi sunt hypocritae deci-
pientes homines superficiali religione, similes locriti (!), qui sa-
vonem, ut spumare faciat, capillis apponit. alii picem vel aliquod
lignum in fundo mensurae apponunt, ut videatur magna ex-
terius, cum tarnen interius rarum capiat. —
Diese Aufzählung des um dreißig Jahre älteren berühmten
Redners hat Bertliold von Regensburg in seinem Sermo de ci-
vitatibus zum guten Teile wörtlich verwendet, vgl. Studien 6,
98. 159. (Aber auch sonst hat er Stellen der Sermones vul
gares gebraucht, z. B. Pitra 436. 439 f. 441. 442.) Das ist nicht
zu verwundern, weil Jakob von Vitry schon wegen seiner Pre
digten für die Minoriten bei den Mitgliedern dieses Ordens
einer besonderen Autorität genoß: auch Berthold kannte diese
Reden und hat sie benutzt.
Sitzuogsher. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh.
7
98
V. AbhandluBg: Scliönbacli.
Die Sermones vulgares des Jakob von Vitry waren übrigens
noch für andere Prediger unter den Minderbrüdern der Zeit
Bertholds vorbildlich geworden. Die von mir aus Pitras mangel
haftem Text ausgeschriebene Stelle war schon Barthelemy Hau-
reau aufgefallen, der sie im Journal des Savants 1888, S. 416,
übersetzte und in den Notices et Extraits des Manuscrits XXXII,
2 (1888), S. 304, aus der besseren und reicheren Fassung des
Man. lat. de la Bibliothbque Nationale Nr. 17509, fol. 116, ab
druckte. Dort hat er bereits angemerkt, daß diese Stelle auch
von dem Minoriten Guibert de Tournay ausgeschrieben wor
den ist (er zitiert dafür Man. lat. de la Bibliotheque Nationale
Nr. 9606, fol. 32 v°), der auf Befehl Papst Alexanders IV. seine
populären Predigten redigiert und bald nach 1261, dem Todes
jahre des Papstes, herausgegeben hat (vgl. Lecoy de la Marche,
La chaire frang., au XIII 0 siede, 2° fidit., p. 149. 509). Ich be
nutzte diese Predigten in der Handschrift Nr. 524 der Univer
sitätsbibliothek zu Graz, wo sich die Stelle in dem sermo se-
cundus de mercatoribus fol. 203 d findet:
et nota diligenter auctoritatem Eccli. (26, 28) supradictam:
difficile exuitur negotians etc. et non justificabitur caupo a pec-
catis labiorum et a verbis fallacibus et mendaciis. unde alia
translatio dicit: difficile exuitur negotians a crimine mendacii.
unus jurat: Jan tum valet', alius affirmat: ,tantum non valet'.
illi in angulis merces suas vendunt et suarn collocant sta-
tionem, ubi melius latere et fallere possunt. hii tenent forum
suum falsi tabernarii, qui cum dolosis mensuris vinum vendunt.
alii 11 pro 12 accomodant. alii taxillos et candelas ad ludum
emungendo pecuniam ministrant. falsi advocati linguas suas
venales exponunt, ita quod in articulo mortis loqui non possunt,
quippe qui linguas suas vendiderunt. liic campsores denarios
rescindunt, aurifaber stagnum argento miscet. falsi apoteccarii
ex corruptis et veteribus speciebus electuaria conficiunt. ven-
ditores pannorum cum ulnis decurtatis pannos mensurant. car-
nifices carnes infectas et diu reservatas, pisces putridos ven-
dendo plures necant. venditores equorum morbos eorum abscondunt
et celant, equos furfure biflant. actionarii (= Agenten, Du Gange
1, 63) rustusarii (1. rusticarii?) ex parte ementis et vendentis
pecuniam accipiunt. — (204 ,a ) ergo illi abhominabiles estimantur,
qui, justitiam Domini minime considei'antes, per immoderatum
Studien zur Geschichte dor altdeutschen Predigt. VI1L 99
pecunie ambitum polluunt merces suas, plus perjuriis honorando
quam precibus. /Domine/ inquit, ,memorabor justitie tue' (Psalm.
70 ; 16), solius non fraudis ad licium admixte, nec in mensura
nec in moneta nec in re ipsa. in mensura, quia quidam frau-
dulenter habent mensuram perforatam, alii semiplenam; alii
spumas supernatare faciunt, ut videatur plena; alii parvam,
sed in profundo picem vel aliquem lignum ponunt, ut videatur
magna, in moneta alii falsam monetam afferunt, alii fractam,
alii recisam, alii plumbeam, alii ferream. — jure ipsa sunt sicut
tabernarii et caupones fraudulenter ignorantibus emptoribus
miscent aquam vino et bonum vinum et minus carum trahunt
de eodem dolio. et vetule aquam ponunt in lacte, et quando
vaccam vendere (204 b ) volunt, per aliquot dies lac a mamillis
non extrahunt, ut mamillis turgentibus lactis copiam habere vi-
deantur. et quando caseos vendere volunt, prius in pulmentis
suis ponentes pinguedinem extrahunt; et pliilatas sive fustatas
suas et filacia ad pondus volentes vendere, nocte precedente,
ut magis ponderent, in liumida terra reponunt. et carnifices,
qui extrahunt sanguinem de baconibus, comprimendo eos quasi
in torculari, priusquam vendant; et fauces veterum piscium tun-
deutes rubescere faciunt vel sanguine tingunt, ut recentes vi-
deantur, et inde homines sepe moriuntur. unde et, cum quidam
christianus captus duceretur ante Soldanum, ut decapitaretur;
,si me/ inquit, ,Soldane, interficitis, magnum dampnum incur-
retis: non est annus, in quo non occidam plus quam centum de
hostibus vestris peregrinis christianis, quibus carnes coctas ve-
tei’es fetidas et pisces corruptos vendo.' tales negotiatores ejicit
Dominus de templo (vgl. oben S. 49 f.). — Es stimmen diese
Angaben übrigens auch mit den Strafsatzungen städtischer
Rechtsbücher der Zeit, vgl. Michael, Geschichte des deutschen
Volkes im 13. Jahrhundert 1, 152 ff.
Die Predigten des 1270 verstorbenen Guibert von Tournay
waren handschriftlich sehr verbreitet und ein gut Teil von
ihnen ist auch einmal 1518 gedruckt worden. Diese Beliebt
heit erklärt sich daraus, daß die Reden ziemlich allgemein
gehalten, somit zu anderer Zeit und an anderem Ort verwend
bar waren.
Es hat sich nun, wie ich glaube, mit ausreichender Be
stimmtheit erwiesen, daß die besondere Art der Predigt Bertholds
7*
L_
100
V. Abhandlung: ächönbacli.
von Regensburg keineswegs ohne Voraussetzungen entstanden
ist, sondern daß viele und wichtige ihrer Bestandteile auf die
historischen Bedingungen von Bertliolds Wirken, zunächst
innerhalb des Minoritenordens, auf sein mit vollem Bewußt
sein gepflegtes Studium großer Vorbilder und auf die seiner
Generation überkommene Technik sich zurückführen lassen.
Damit ist allerdings die Erscheinung Bertholds von Begensburg
keineswegs ,ausgerechnet', sie ist nur in ihre Zeit hineingestellt
und mit ihr verknüpft. Für die Erklärung seines Wesens und
seiner Tätigkeit fehlt noch ein Wichtigstes, die Kenntnis der
Eigenart seiner Persönlichkeit, durch welche alle historischen
Vorbedingungen, Umstände und Faktoren erst zu der Einheit
seiner Leistung als Prediger verschmelzen.
Das Außere des Bruder Berthoid könnten wir uns vor
stellen, wenn das Relief auf dem vom Hauptmann Woldemar
Neumann geretteten Grabstein des Predigers (Verhandl. des
histor. Vereins für Oberpfalz und Regensburg, N. F. 31 == 39
v. J. 1885, S. 257 f.) ihn genau abbildete. Nun gibt es bekannter
maßen schon im 13. Jahrhundert einzelne vortreffliche Porträt
statuen in Deutschland (Graf Berthoid von Zähringen, f 1218
im Münster zu Freiburg, Herzog Heinrich IV. von Schlesien,
f 1290, in der Breslauer Kreuzkirche, im 14. Jahrhundert
Zeichnungen individualisierter Köpfe, z. B. im Prager Kuni-
gundenpassional von 1312, vgl. K. Lamprecht, Zeitschr. f. d.
Kulturg., N. F. 1, 9), allein dieses Bildwerk zu Regensburg
scheint mir nur den Typus eines gelehrten Minderbruders vor
zustellen. Wenigstens in einem Punkte entspricht es gewiß nicht
der Wahrheit: der Kopf auf dem Relief ist bartlos, Berthoid
jedoch trug einen Bart, wie er selbst sagt Freib. 1, 64°: —
.neque ut dicitur in Sententiis: ,omne, quod ex aliquo est, filius
ejus est'. ut ego non sum unguium et iarbe (wohl mit einer
Handbewegung verbunden) vel capilli mei pater.
Uber die Eigenschaften seines Charakters legt Berthoid
kein unmittelbares Zeugnis ab. Es gibt zwar ein paar Stellen,
die als Belege für die besondere Demut des Redners aufgefaßt
werden könnten, ich halte sie jedoch nur für oratorische Wen
dungen: Freib. 1, 80 0 : habet nuntios Dominus, quos mittit,
unum vilem, quinque probos. misit me vilem; non audistis, quia
peccator sum ut vos. habet alios nuntios gloriosos, mihi valde
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VII1 -
101
dissimiles, quos xnittit. Comm. 26, 6: im Himmel non egebunt
doctrina Yeteris Legis (die Berthold zur Aufklärung der neuen
verwendet hatte) vel alicujus mediocris predicatoris. Freib.
2, 143 b : avaritia — nam homo ab aliquo rogari potest vel pre-
dicari, ut faciat, quod sibi utile est, fera autem a nullo. predica
fere, quicquid vis, de celo vel de aliis, predam non dimittit.
veniant angeli et rogent, non sancti, non homines hic, non
Maria, non Christus, attendite, vos omnes, et hoc vobis ostendo
esse verum, quod ego rogarem, nihil esset, quis enim ego sumt
Wir sind also durchaus genötigt, aus dem Material der
lateinischen Predigttexte Schlüsse auf das Wesen Bertholds zu
ziehen, die deutschen Texte versagen sich einer solchen Be
handlung gänzlich, wie schon die bisherige Literatur beweist.
Daß Berthold von Regensburg mit ganz ungewöhnlich glänzen
den Gaben ausgestattet war, dessen versichert uns der staunens
wert rasche Erfolg schon seines ersten Wirkens (Studien 7, 2f.).
Er ist seinen Zeitgenossen alsbald wie ein das Mittelmaß der
Leistungen weit überschreitendes Phänomen vorgekommen, als
ein Wunder, und ins Wunderbare sind auch die Berichte über
seine Predigten sofort ausgeartet. Dem gegenüber beweist die
Anekdote über Bertholds Gespräch mit dem König von Frank
reich, die gut überliefert ist und die ich für richtig halte, welch
einfach nüchterner Sinn dem großen Prediger eigen war. Das
Geschichtlein findet sich im Cod. Vaticanus ser. Ottob. Nr. 522,
membr. sacr. 14, fol. 142—306, einer Sammlung von Erzählungen
zum Gebrauche von Predigern, die Analecta Franciscana (Qua-
racchi 1885) 1, 413—419 abgedruckt ist, und lautet (fol. 231 r.
S. 417) folgendermaßen: cum venisset ille sanctus et famosus
praedicator divini verbi de Alemannia, frater Bertholdus, in
Franciam, voluit rex videre illum et alloqui. cui cum loque-
retur latine, addidit: ,non bene latinum, frater bone, novih ,lo-
quimini secure, domine rex/ inquit frater Bertholdus, ,quia regi
verecundum non est aut indecens falsum loqui latinum/ tandem
inter confabulationes sanctas rex Navarre, qui praesens erat,
talia postmodum narrabat: ,multum dominus rex Francie et ego
aedificati sumus de fratre illo magno praedicatore. cum enim
dicerem domino regi Franciae, ipso fratre praesente: ,Domine,
quidam operarii in Alemannia, conducti ad agrum die quodam
praedicationis suae, longe a loco, ubi stationem locaverat frater
102
V. Abhandlung: Schönbach.
iste, rogabant mane dominum, qui eos conduxerat, ut permit-
teret eos audire verbum praedicationis; quo non permittente,
cum essent in agro laborantes, protestati sunt se audivisse pi’ae-
dicationem fratris et intellexisse, cum tarnen distarent fortasse
per leucam unam;' tune frater Bertboldus respondens ait: ,non
credatis, bone Domine, nec fidem adiiibeatis relationibus hujus-
modi, quae de me referuntur, quasi sint miracula. non enim
fuit hoc verum, quantum credo, nec unquam audivi, quod hoc
verum fuerit. sed sunt quidam homines, volentes aut pecuniam
lucrari aut aliqua alia vana ex causa, qui sequentes me inter
aliam multitudinem aliquando talia fingunt et aliis referunt/
qua quidem ratione ambo reges fuerunt aedificati multum, mani
feste videntes, fratrem illum tamquam fidelem dispensatorem
divini verbi non vanam ab hominibus gloriam quaerere, sed
Dei tantum honorem et animarum salutem affectare; plus veri-
tatem quam plebis favorem vauaeque laudis rumores diligere.
— Darf man in der ersten Antwort Bertholds an den König
von Frankreich über dessen mangelhafte Kenntnis des Latein
(man könnte übrigens daraus schließen, daß Berthold nicht
französisch verstand, weil der König mit ihm sich lateinisch
unterhielt, vgl. Studien 7, 28 f.) einen Beleg für die Klugheit
und Gewandtheit finden, die den deutschen Prediger befähigte,
so viel mit den Großen der Erde zu verkehren, wie uns wirk
lich überliefert wird, so merkt man in der zweiten Anekdote,
außer der dem Beruf angemessenen Bescheidenheit, auch den
klaren Blick für die Wirklichkeit des Lebens. Gerade dafür
bieten uns aber auch Bertholds Predigten selbst unzweifelhafte
Zeugnisse. Wenn überhaupt durch sie etwas festgestellt wird,
so ist es Bertholds Gabe der Anschauung, der Sinn für das
Gegenständliche, das offene Auge für die Welt, ihr Großes und
Kleines, ihr Schönes und Häßliches, ihr zusammenhängendes
System und ihre einzelnen Sonderbarkeiten. Unter den Deutschen
des Mittelalters, von denen wir literarische Überlieferung be
sitzen, wüßte ich außer Wolfram von Eschenbach kaum einen
zu nennen, der so in die Welt zu schauen und aus ihr aufzu
nehmen wußte; freilich dem führenden deutschen Adel muß
diese Fähigkeit in hohem Maße eigen gewesen sein. Für Ber
thold wird sie durch zahllose Stellen bezeugt: aus ihr quillt
ihm der Stoff für die Unmasse kleiner Bilder und Vergleiche,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
103
die er gewiß oft niclit zur notwendigen Erhellung des Ab
strakten, sondern um ihrer seihst willen, wegen seines Genusses
dabei, angebracht hat. Man lernt diese Besonderheit Bertholds
schätzen, wenn man damit die Manier vergleicht, die sich für
diese ,Physik des täglichen Lebens', für die Observationen, die
sofort in Moral umgesetzt werden, andere Prediger aus dem Ende
des 13. Jahrhunderts, z. B. Jakob von Lausanne (vgl. meine
Mitteilungen aus Grazer Hss. 3, 28 — 97), Guy d’Evreux usw.
gebildet haben: wie steif theoretisierend, wie unlebendig, wie
herangezwängt nehmen sich da die Dinge aus, welche Berthold
in bequemster freier Fülle Zuströmen! Gewiß war es dasselbe
Vermögen, die Wirklichkeit zu überschauen und in ungeheurem
Gedächtnis zu bewahren, die Berthold dazu ausgerüstet hat, in
eminent praktische Fragen mit Geschick und Takt einzugreifen,
wie das die neuerlich von Rieder untersuchten urkundlichen
Zeugnisse berichten. Und über diese Gaben eines ausgezeich
neten Beobachters kann Berthold nicht bloß der Außenwelt
gegenüber verfügt haben, er besaß und übte sie gewiß ebenso
in der Seelenkunde, die durch eine ausgedehnte und vieljährige
Beichtpraxis ihm zu einer wichtigsten Aufgabe geworden war;
gerade darüber wissen die Zeitgenossen vieles zu erzählen,
rühmen sie Bertholds scharfen Blick, aber auch seine Herzensgüte.
Müssen wir aus Bertholds Predigten im ganzen den Ein
druck gewinnen, daß dem Redner eine außerordentliche Leb
haftigkeit eigen war, die man anzunehmen schon durch die
äußeren Erfolge seiner Vorträge genötigt wird, so läßt sich das
Wesen dieser Lebhaftigkeit noch genauer mit Hilfe einer Wahr
nehmung bestimmen: wer die lateinischen Reden Bertholds
achtsam und in größeren Reihen nacheinander liest, dem muß
auffallen, daß so überaus häufige Wechsel in den Stimmungen,
anscheinend unvermittelte Übergänge, ja Sprünge von einem
Extrem des Gefühls in das andere stattfinden, unleugbar Hei
teres oder wenigstens Unterhaltendes stellt sich neben tragisch
rührende Abschnitte. Nun fällt ja gewiß manches davon unter
den Begriff der Technik des Predigers, der gerade durch sol
chen Wechsel der Mittel sein Publikum mit voller Sicherheit
beherrscht, allein so gleichmäßig allenthalben kann Berthold den
Gefühlswandel solcher Art nur in seinen Vorträgen haben ein-
treten lassen, wenn die Verfassung seines eigenen Gemütes
104
V. Abhandlung: Schönbach.
dafür vorzüglich veranlagt war. Dürfen wir vermuten, daß als
Basis derartiger Beweglichkeit des Empfindens hei Berthold
jene Mischung psychischer Qualitäten zu denken ist, die man
mit einem noch nicht durch Besseres ersetzten Ausdruck als
,sanguinisches Temperament' bezeichnet, dann erklärt sich un
schwer diese charakterische Besonderheit des schnellen Stim
mungswechsels in seinen Darstellungen, ln Predigten späterer
Nachahmer Bertholds bis zum 15. Jahrhundert hinauf artet
diese Eigenheit ins Groteske aus.
In voll übereinstimmendem Zusammenhang mit dieser
Darlegung steht es, wenn man als die Haupt- und Grundkraft
von Bertholds Begabung die Phantasie erkennt (Studien 7, 135).
Durch sie strömen dem Redner, sobald er den früher vorge
zeichneten Plan, die Ordnung des Stoffes, in lebendig rauschende
Rede umsetzt, in unaufhörlicher Fülle die Gedanken und Bil
dei - , die Apercus aus dem Tagesleben, die Ergebnisse reichen
und reifen Erfahrens zu, alles auf dem Untergründe eines aus
gebreiteten Wissens und umfassender Studien, dauernden Ubens.
War Bertholds Einbildungskraft bisweilen gar sehr geneigt,
Uber die Stränge zu springen und maßlos ins weite zu schweifen,
so ist sie gerade durch die Tradition der kirchlichen Lehre,
an die sein Bildungsgang ihn gebunden hatte, strenge zurück-
gehalten und auf wohltätiges Wirken eingeschränkt worden.
Nur aus der katholischen Orthodoxie seiner Zeit und aus dem
ernsten Geiste der Stiftung des heil. Franz von Assisi in ihrer
reinsten Gestalt versteht sich die Erscheinung des Minder
bruders Bertholds A 7 on Regensburg: er wurzelt fest in seinem
historischen Untergründe und ist der \ T olkstümlichen deutschen
Predigt weit bis ins 15. Jahrhundert ein unerreichtes Vorbild
geblieben, nicht als ein Wegweiser zur Reformation, Avold aber
als der glänzendste Vertreter der ganz allmählich entfalteten,
aus der gesamten Entwicklung der katholischen Kirche sich
nährenden und aufbauenden Kanzelberedsamkeit des Mittel
alters. —
Wohl Aveiß ich, daß die hier gezogenen Grundlinien der
Persönlichkeit Berthold von Regensburg ziemlich grob und
Avenig scharf sich darstellen, sie geben kein volles, rundes,
farbiges Gemälde, Avie es dem geAvaltigen Manne und seiner
mächtig quellenden Lebenskraft entspricht. Aber deutliche] -
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
105
wird uns sein Wesen doch schon jetzt als bisher und so mag
es einer künftigen glücklicheren Forschung anheimgegehen sein,
die aus einer vollständigen kritischen Ausgabe der lateinischen
Predigten wird schöpfen können — erstellt sie Prof. Hilarin
Felder, so liegt sie damit in den besten Händen — diese Um
risse auszufüllen und das wahre Bildnis des größten deutschen
Volksredners zu schaffen, das die deutsche Philologie dem An
denken Bruder Bertholds von Begensburg schuldet.
Nachtrag zu S. 3 ff.
Es ist nicht ohne Interesse wahrzunehmen, daß ein ähn
liches Verhältnis wie das zwischen Bartholomaeus Angelicus und
Berthold von Regensburg einige Zeit später zwischen Bartho
lomaeus Angelicus und dem französischen Minoriten Nikolaus
Bozon in England wiederkehrt. Dieser hat nämlich in seinen
Metaphorae, den Moralisationen der von ihm zusammengetrage
nen Erzählungen ein ziemliches Teil seiner naturwissenschaft
lichen Kenntnisse aus dem Werke De proprietatibus rerum ge
schöpft, ohne es jedoch zu erwähnen, und vielmehr (wie Berthold)
die Autoren unmittelbar angeführt, die er aus der Enzyklopädie
des Bartholomaeus kennen gelernt hatte. Vgl. darüber Paul
Meyers Einleitung zu den Contes moralises des Nicole Bozon
(Paris 1889), S. VI ff.
Übersicht des Inhaltes.
Vorbemerkung S. 1.
Das enzyklopädische Wissen Bertholds von Begensburg S. 2. — Das Werk
des Bartholomaeus Anglicus: De proprietatibus rerum S. 3. — Sein
Entstellen S. 5. — Es ist von Berthold benutzt worden S. 8. —• Ber
thold beobachtete selbst S. 10.
Die Menschen bei Berthold S. 11. — Sie sind aus den Elementen geschaffen
S. 11. — Mikrokosmus S. 13. — Schwächen S. 14. — Lebensdauer
S. 15. — Gleichheit der Menschen S. 15. — Arbeit S. 17. — Keich-
tum, Geld S. 18. — Unendliche Zahlen S. 19.
Wohnhaus S. 20. — Hausväter S. 21. — Hausfrauen S. 22. — Kindererziehung
S. 22. — Kinderspielzeug S. 23. — Kleider S. 24. — Spiegel S. 24.
Sätzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh. 8
106 V. Abh.: Schönbach. Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
— Gastfreund, Nahrung S. 24. — Ehebruch S. 25. — Abtreibung der
Leibesfrucht S. 27.
Stände S. 28. — Ihre Zahl S. 29. — Kaiser S. 34. — Königskrönung S. 35.
Fürsten S. 36. — Beamte S. 36. — Krieg und Kriegsleute S. 37. —
Pferd S. 38.
Adel und Herren S. 39. — Städte S. 45. — Acht S. 46. — Richter S. 46. —
Strafen S. 47. — Kaufleute und Handel S. 49. — Bauern S. 53. •—
Handwerker S. 53. — Dienstboten S. 55. — Künste S. 57. — Malerei
S. 57. — Musik S. 59.
Verschiedenes. Hunde S. 60. — Wein S. 61. — Finger S. 62. — Bettstatt
S. 62.
Bertholds Wirkung als Prediger S. 62. — Notwendigkeit eines Erklärungs
versuches S. 63. — Die deutsche Predigt vor Berthold S. 64. — Auf
treten der Mendikantenorden S. 67. — Die Komposition von Bertholds
Predigten S. 69. — Ihr Inhalt S. 69. — Lehrpredigten S. 71. — Stil
der Reden Bertholds S. 73. — Absicht: Aufmerksamkeit und Erschüt
terung S. 80.
Zeugnisse für das Entstehen der Aufzeichnungen mittelalterlicher Predigten
S. 81. — Die Vorschriften Franz von Assisis über das Predigen S. 89.
— Einfluß von Augustin, Gregor, Bernard von Clairvaux auf Berthold
S. 91. — Bertholds Exempel S. 93. — Beziehungen zu Jakob von
Vitry S. 96. — Praktiken der Handwerker und Kaufleute schildert
Berthold nach Jakob von Vitry S. 97. — So tut auch Guibert von
Tournay S. 98. — Bertholds historische Bedingtheit S. 99.
Persönlichkeit Bertholds von Regensburg S. 100. — Außeres S. 100. — Be
scheidenheit S. 100. — Sein Gespräch mit den Königen von Frank
reich und Navarra S. 101. — Nüchterner Sinn für die Wirklichkeit
des Lebens S. 102. — Beobachtungsvermögen S. 103. — Lebhaftigkeit
S. 103. — Stimmungswechsel S. 103. — Sanguinisches Temperament
S. 104. — Hauptgabe: Phantasie S. 104. —- Schluß S. 105.
Nachtrag zu S. 3 ff. S. 105.