14 I. Abhandlung: Schönbach. quardus geheißen habe. Das Rätsel löst sich, wenn man die selbe Predigt im zweiten Baude der Freiburger Handschrift liest, wo sie 69 b ff. steht (Nr. 181, vgl. Stud. 4, 164f.), dort heißt es nämlich 70 a : sic dixit magister Marquardus. Gaufredus dicit —. Es werden also zwei Autoritäten zitiert, der Magister Marquar dus und Gaufredus. In der kanonistischen Literatur ist mir ein magister Marquardus nicht untergekommen, wohl aber lehrten mit Simon Anglicus und Bartholomaeus Anglicus von 1230 ab an der Magdeburger Schule, wie eben angeführt wurde, zwei Markwarde, ein Langer aus Aschaffenburg und ein Kurzer aus Mainz. Einen von diesen wird Berthold wohl gemeint haben, der, wie seine ganze Predigttätigkeit ausweist, sich mit dem kanonischen Rechte wohl vertraut gemacht hatte, das erst durch die Narbonner Generalkonstitution von 1260 in den Minoriten- studien zurückgedrängt wurde. Der Lektor, welcher an die Stelle des Simon Anglicus als Haupt des Magdeburger Studiums trat, war Bartholomaeus Anglicus. Dieser bedeutende Mann (vgl. über ihn Felder, Franziskanerstudien, S. 248ff. und meine Darlegungen in den Mitteilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung 27, 54—90) hat eine ungemein erfolgreiche Realenzyldopädie unter dem Titel De proprietatibus rerurn verfaßt, und dieses Werk ist die Hauptquelle der naturwissenschaftlichen Kenntnisse Ber- tholds von Regensburg. Allerdings nennt er es gar nicht (ich weiß nur eine unsichere Stelle, die man für einen Hinweis halten könnte), aber erstens ist das gar keine so ungewöhn liche Praxis in der Literatur des Mittelalters, daß nebensäch liche Schriften des öfteren angezogen werden, das meistbenutzte Buch eines Hauptautors aber nicht; zweitens entfiele jeder Vorwurf für Berthold, wenn dieser seine Zitate aus den Vor lesungen des Meisters schöpfte oder aus dessen noch unver öffentlichtem Werk. Die Abfassungszeit der Enzyklopädie ist nämlich nicht bekannt. Wie ich a. a. 0. auseinandergesetzt habe, sind Teile der Beschreibung Deutschlands darin sicherlich erst nach genauer Bekanntschaft mit den Gegenden und län gerem Aufenthalt dort niedergeschrieben, aber es läßt sich wohl vermuten, daß sie erst nachträglich in das bereits ab geschlossene Werk mögen eingeschaltet sein. Dieses war zu vörderst für das Verständnis der Realien der Bibel bestimmt