2 VI. Abhandlung: V. Aptowitzer. auf das ganze Gebiet dieser Literatur sich erstreckenden Untersuchung bis jetzt nicht gemacht worden ist. Die Vorarbeiten bestehen, mit einer einzigen Ausnahme, in kleineren Abhandlungen, Aufsätzen, gelegentlichen Notizen und Bemerkungen, die insgesamt eine sehr geringe Anzahl abweichender Lesarten, jedoch ohne kritische Prüfung, bringen. Nach Abrechnung der Wiederholungen und Ausscheidung der einer näheren Prüfung nicht standhaltenden Beispiele wird diese geringe Zahl noch um ein bedeutendes reduziert. Die auf diesem Gebiete größte Arbeit, Rosenfelds tmaiD nnstöö, ist in folge ihrer Oberflächlichkeit, Kritiklosigkeit und Parteilichkeit fast völlig wertlos. Diese Erkenntnis veranlaßte mich, die Untersuchung von neuem aufzunehmen. Während eines mehrjährigen fleißigen Studiums habe ich alle in der gesamten rabbinischen Literatur, bis zu einer bald zu nennenden Grenze, abweichend vom Masso- rahtext 1 zitierten Bibelstellen, mit Ausnahme solcher, die auf den ersten Blick als Schreib- oder Druckfehler zu erkennen sind, gesammelt 2 und auf ihren Wert für die Textkritik geprüft. Wie weit ich dieser meiner Aufgabe gerecht geworden oder überhaupt gerecht werden kann, werden die Fachmänner beurteilen, denen ich — aus leicht begreiflichen Gründen — vorläufig nur diese Prolegomena zur Prüfung vorlegen kann. Daß ich jede fachmännische Belehrung dankbar berücksichtigen werde, ist selbstverständlich. Gewöhnlich kommen nur die beiden Talmude und die ältesten Midraschim für die Textkritik in Betracht. Ich habe 1 Ich behalte diese geläufige Bezeichnung unseres Textes hei, obwohl sie, wie schon aus Norzi zu erkennen ist und meine Untersuchung er geben hat, ungenau ist. Ygl. auch Geiger, Nachgelassene Schriften IV S. 18. 2 Dieses schwierige Unternehmen wurde mir durch das freundliche Ent gegenkommen der Herren Prof. Büchler, Dr. Bernhard Münz und Dr. Bernhard Wachstein als Verwalter der Bibliotheken der israelitisch theologischen Lehranstalt und der israelitischen Kultusgemeinde hier, sowie durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Abraham Epstein, dessen reichhaltige Bibliothek und wertvolle Handschriftensammlung ich un eingeschränkt benützen durfte, wesentlich erleichtert. Bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit diesen sehr geehrten Herren Öffentlich Dank zu sagen, ist mir eine angenehme Pflicht.