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II. Abh.: Kollo, üntorsucbungou iibor don nicht nachweisbaren Ilonorius etc.
II.
Untersuchungen über den nicht nachweisbaren
Honorius Augustodiinensis ecclesiae presbiter et
scliolasticus und die ihm zugeschriebenen Werke.
Von
Johann Kelle,
wirkt. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
(Vorgelegt in der Sitzung am 21. Juni 1905.)
Auf Anraten des praefectus praetorio Flavius Lucius
Dexter hat Hieronymus den Tranquillus Suetonius nachahmend
in seinem Werke De viris illustribus alle ihm bekannt gewordenen
Kirchenschriftsteller zusammengestellt, welche vom Tode Christi
und der Verkündung der Evangelien bis auf seine Zeit gelebt
haben. Die kirchlichen Schriftsteller, die von 392 bis zum
Jahre 490 geblüht haben, behandelte der Priester Gennadius von
Marseille in seinem gleichfalls De illustribus viris betitelten
Werke, das zugleich einige Schriftsteller früherer Zeit nachtrug,
die Hieronymus übergangen hatte. Nachträge zu beiden Werken
lieferte ferner Isidorus, Bischof von Sevilla, in seinem Werke
De scriptoribus ecclesiasticis, in welchem er die Reihe der
Kirchenschriftsteller bis zum Jahre 590 fortführte. An Isidorus
schloß sich Ildefons, Bischof von Toledo (gest. 662), dessen
Werk De scriptoribus ecclesiasticis ein Unbekannter zwölf dort
fehlende Schriftsteller beifügte.
Nach Ildefons wurde zunächst weder eine neue Zusammen
stellung der Kirchenschriftsteller noch eine Ergänzung der vor
handenen Zusammenstellungen unternommen. Man begnügte
sich überall damit, die alten Sammlungen abzuschreiben. Nicht
selten wurden in den Handschriften auch zwei oder drei von
diesen Sammlungen vereint. So folgen die Werke des Hieronymus
und Gennadius unmittelbar aufeinander in dem Kodex 95,
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. CLII. Bd. 2. Abk. 1
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