SITZUNG VOM 8. NOVEMBER 1854.
Gelesen:
Über die Sprache der ältesten russischen Chronisten, vor
züglich Nestor s.
Von dem w. M. Franz Miklosich.
Einleitung.
Niemand, der sieh mit dem Texte Nestor’s auch nur oberflächlich
bekannt gemacht hat, wird läugnen, dass derselbe auch in der von
der archäographischen Commission besorgten Ausgabe im Argen
liege. Und doch enthält die hohe Wichtigkeit der uns von dem ehr
würdigen Kiewer Mönch überlieferten Nachrichten nicht nur für
Russland sondern auch für mehrere angrenzende Länder, namentlich
für Polen und Ungern, eine Aufforderung, diesem Denkmale, ohne
welches wir vom hohen Norden vor dem elften Jahrhundert nichts
Zuverlässiges wissen würden, jene Sorgfalt angedeihen zu lassen,
die minder bedeutenden Denkmälern anderer Völker längst zu Theil
geworden ist. Auch dürfte die Sprachwissenschaft unserer Tage
wohl gerüstet sein, um den Text Nestor’s von dem Schmutze zu
reinigen, mit dem ihn die Ungunst der Zeit und des Ortes mehr als
den irgend eines anderen Schriftstellers verunstaltet hat.
Wir wollen nun das Ziel der Aufgabe, die wir uns gestellt,
näher bestimmen und die Methode angeben, nach welcher wir glauben
dieses Ziel erreichen zu können.
Das Urtheil über den schlechten Zustand des Textes der,
Nestor’s Namen an der Stirne tragenden Aufzeichnungen gründet
sich auf die, auf jeder Seite wahrnehmbare grammatische Regel
losigkeit, die eben so sehr die Laut- und Formenlehre als die Syntax
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