Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte. 61 Bedürfniss, und einen guten Ausgang erhofft er um so mehr, als Fenice die Mithilfe der Thessala in Aussicht gestellt hat. 1 Erst später beginnt er in Folge der Misshandlungen von Seite der Aerzte, Besorgnisse zu hegen, 6059: car il crient mout, et si a droit, que morte . . soit par le tormant que fet li ont. Und vollends, als er das Grab öffnet und den starren Leib erblickt, da kann er, der vom Trünke nichts weiss, sich allerdings nicht erklären, warum Fen. noch immer bei ihrer Verstellung beharrt; er hält sie für wirklich todt und stimmt über sie die Todtenklage an. Weit entfernt also, es auffallend zu finden, dass Cligös vom Trünke nichts weiss, werden wir das wohldurchdachte Verfahren des Dichters preisen. Auch mag darin, dass die Frauen ihr Vorhaben Cliges nicht mit theilen, ein feiner psychologischer Zug liegen; mussten sie doch besorgen, dass CI. sich dem gefährlichen Experimente widersetzen würde. Durch die Unkenntniss Cl.’s gelangt die Erzählung zu grosser künstlerischer Wirkung. Wie nüchtern hätte sich die Ausgrabungsscene gestaltet, wenn Cliges dem Aufhören des narcotischen Zustandes ruhig entgegengesehen hätte! Auch gegen das Betragen der Aerzte macht F. eine Einwendung: Dieses Zureden der Aerzte, die scheintodte Fenice möchte doch erwachen, ist unglaublich naiv. Da der Schlaftrunk dieselbe für eine bestimmte Stundenzahl in Starrkrampf oder Betäubung versetzt hat, so kann sie doch unmöglich, auch wenn sie ihr Bewusstsein gehabt und alles gehört hätte, ja wenn sie sogar wirklich gewollt hätte, die Aufforderung der Aerzte befolgen. Wie 6230 f. beweist, 2 hatte Kristian die richtige Auffassung dieses Zustandes. Um so unerklärlicher, dass er so hat schreiben können. Dieselbe irrige Ansicht kehrt 5956 wieder. 3 Kristian weiss freilich, wie es mit dem Schlaftrünke und seinen wunderbaren Eigenschaften steht; die Aerzte aber haben keine Ahnung, dass Fen. narcotisiert sei, denn sonst würden sie davon irgend eine Erwähnung thun. Eine so richtige Diagnose, wie sie F. von ihnen erwartet, muthet ihnen 1 Et Thessala qui m’ a norrie .. wl i eidera par huene foi. Die Hilfe, die sich Fen. von der Amme verspricht, ist, wiederholen wir es, im all gemeinen Sinne zu verstehen; an einen Schlaftrunk denkt sie dabei nicht. 2 Einsi la cuident amuser et deqoivre, nies riens ne vaut, qu’ eie n’a soing u.s.w. 3 Es sind die Verse (sieh liier unten), in denen die noch schlafende Fen. Cliges beruhigen möchte und es nicht kann.