6 VI. Abhandlung: Luschin v. Ebengreutli. geführt werden kann, begnügte man sich in der Wiener Münz stätte während des Mittelalters bei Pfenningen und Hälblingen schon damit, dass die Gesammtschwere einer grösseren Zahl von Stücken einem bestimmten Gewicht ungefähr entsprach. Dass solches kein lediglich geduldeter Zustand war, sondern auf ge setzlicher Vorschrift beruhte, lehren die Aufzeichnungen des Wiener Münzrechtes aus dem 15. Jahrhundert. Wir erfahren aus dem Münzbuch des obersten Kämmerers Albrecht von Ebers torf (Ausgabe von Karajan Art. XIII), dass bei der Probe auf das richtige Gewicht der Münze die von den Schrotmeistern abgelieferten Schrötlinge in Gegenwart des Münzmeisters und des Münzanwalts tüchtig durchgemischt wurden, und dass man dann zu fünfmalen eine Aufzahlmark, d. h. die Anzahl Stücke, die aus der rauhen Mark vorschriftmässig auszubringen war, aus dem Vorrath herauszählte. Diese fünf Posten wurden ge wogen: stimmte ihr Gewicht mit der Mark, so war die Probe gut; fehlte die Schwere eines Pfennings, so waltete die ,Gnad', d. h. es wurden die Schrötlinge als innerhalb des Remediums stehend sofort zur Präge zugelassen; gieng aber mehr ab, so wurden die leichtesten Stücke aus der Aufzahlmark ausgeschie den und zerschnitten, die schwerem unter die übrigen gemischt und der frühere Versuch so lange wiederholt, bis er gelang. Man sieht, auf das Gewicht des einzelnen Stückes kam es von Haus aus nicht an, und daher waren die Controlmassregeln nur auf die Erhaltung eines bestimmten Durchschnittsgewichts berechnet. Dass sie für diesen Zweck auch ausreichten, davon kann sich noch heute überzeugen, wem genügend Material aus einem Münzfund zu Gebote steht. Theilt man in solchem Falle die verfügbaren Münzen in Posten von gleicher Stückzahl, so werden die Gesammt- und mithin auch die Durchschnitts gewichte in dem Masse sich mehr nähern, als man die Stück zahl steigert. Ich benütze zur Erläuterung des Gesagten die Ergebnisse des Guttensteiner Münzfundes, die ich in den ,Mit theilungen der k. lc. Central-Commission für Kunst- und histo rische Denkmale' (N. F. III, S. CXLVIff.) veröffentlicht habe. Unter etwa 2500 untersuchten Stücken befanden sich 554 Pfen ninge mit dem Gepräge eines Steinbockkopfes. Diese ,Stein böcke', welche wahrscheinlich im Jahre 1399 zur Ausgabe ge langten, werden als eine besondere Münze öfters in Urkunden