24 II. Abhandlung: Wilhelm. unser Geist sie umschwebt, so würd’ es oft stark, oft zu Ihren [sic] störenden Verdruss vielleicht um Sie, Ihren Schreibtisch und das Mscpt. Ihres braven Doolin an den [sic] ich nichts tadle, als dass ich ihn noch nicht ganz kenne, gerauscht haben. Denn warlich es vergingen seit dem 29 ten September noch wenig Stunden, wo ich nicht Ihrer gedachte. Mit meinem Alcibiades 1 wird es mir im Punkt der Endigung nicht so gut werden. Der verzweifelte Grieche hat ein so zähes Lehen, dass ich sorge, er wird eh meinen Tod, als ich den semigen erleben; und doch hätt’ ich ihn gern nun mit Ehren todt. Sobald er fertig ist, send’ ich Ihnen solchen zu. Ich wollte, ich wäre diesen Winter hei Ihnen in Wien. Ich gedenke in solchem die kleinen poetischen Stücke, die ich sonst im Musenalmanach, Taschenbuch für Dichter, Museum und andern dergl. Schriften, drucken lassen, zu sammlen, sie soviel als möglich auszufeilen, und dann noch einmal drucken zu lassen. Wie oft würd’ ich dann zu Ihrer kritischen Meinung meine Zuflucht nehmen, trennten uns nur nicht die verzweifelten 42 Meilen von ein ander. Geblers 2 Tod hat mich der Menschheit schändliche Ungewissheit abermals in ihrer ganzen Schwere fühlen lassen. Er sprach mit mir noch von einigen fernen Plänen, und freute sich sie einst ausgeführt zu sehn. Jetzt sieht und liest er viel leicht nie etwas wieder. Freund, wir sind gutwillige Thoren, dass wir so oft des unfühlbaren Nachruhms halber unser Leben ungefühlt und ungenossen vorbei streichen lassen! Wie mancher, der halbe Tage lang auf den Stühlen am Graben ruhig seines Lebens sich freut, ist zwar Faullenzer, aber fast klüger, als wir. 8. Alxinger an Nicolai. (Bibliothek der Stadt Wien.) 22. October 1786. Ich danke Ihnen auf das Verbindlichste mein theuerster Herr und Freund: dass Sie Ramlern bewogen haben in meine Bitte zu willigen und es geschehen zu lassen, dass ich ihm diese Art Verehrung bezeuge. Dass Sie aber sehen wie ge fährlich es ist mein Freund zu seyn, so kommt schon wieder eine Bitte, wiewohl nicht in meinem Nahmen. 1 Alcibiades; 3 Theilo, Leipzig 1781—1788, 8° (4 Tlieile 1785 — 1788). 2 Tobias Ph. Freiherr von Gebier starb am 9. October 178G.