48 Joseph Bergmann. Nach demselben haben Leibnitz und Heraus in Mittelwalde in Preussisch-Schlesien ihre Bekanntschaft gemacht, wo letzterer in Folge einer Krankheit oder vielleicht der damals herrschenden Pest eine Quarantaine zu bestehen hatte. Laut des Schreibens und der Adresse war Heraus damals in Tirol, wohin er am 13. August auf allerhöchsten Befehl ahgereiset war, um im Schlosse Ambras die dem kaiserlichen Münzcabinete fehlenden Stücke auszusuchen und nach Wien zu bringen, bei welcher Gelegenheit er zugleich die dort verbleibenden Münzen und Medaillen ordnete la ). Auch ersieht man, dass die Tiroler dem kaiserlichen Antiquar der Schätze aus Ambras abzuholen begann, nicht freundlich begegneten. Ein zweiter Brief an Heraus ist von demselben 28. Octoberl713, aus Wien datirt und in oben erwähnter Ausgabe von Dutens S. 534 gedruckt. Dessen Inhalt betrifft Leibnitzens Rescript an die Hof kanzlei die von der niederösterreichischen Regierung ein Guta chten über die Denkschrift zur Errichtung einer kaiserlichen Akademie der Wissenschaften abverlangte. Ausser dem Prinzen Eugen der sich für das Project sehr interessirte und — wie die Rede war — das Präsidium der Akademie übernehmen sollte, sind in demselben als einflussreiche Männer die Grafen von Khevenhüller und Philipp von Dietrichstein 1S ), der Abt von Melk 14 ) und der Land marschall 15 ) genannt. Auffallend sind nachstehende Worte in diesem Schreiben: „Je n'ai pas encore l’honneur de connoitre Mr. le Comte de Kevenli uller. Si vous le connoissez particulierement, Monsieur, je vous prie de le voir, pourle sonderet encourager.“ Dieser Graf, Sigmund Friedrich seines Taufnamens, war damals niederöster reichischer Statthalter und Regierungs-Pr äsid ent und hatte demnach über die Leibnitzische Denkschrift sein Gutachten der Hofkanzlei zu erstatten. Wenn Heräus den Grafen sehen und über seine Ansicht und Gesinnung sondieren sollte, so musste jener doch schon nach Wien aus Tirol zurückgekehrt sein 16 ). Es ist denkbar, dass kaum nach der Abgabe des ersten Briefes Leibnitz die Rückkunft des Heräus erfuhr, und ihm allsogleich einen zweiten schrieb; jener war wenigstens in Heräus’ Hände gelangt, da er sich unter den andern Briefen an ihn erhalten hat. Wir finden um diese Zeit Heräus auch anderweitig im kais. Münzcabinete beschäftigt. — Der Abdruck bei Dutens stimmt, mit Ausnahme, dass in demselben die Orthographie correcter ist und daher in etwas verbessert zu sein scheint, mit dem