42 Joseph Bergmann. Gesellschaft zu überreichen. Wenn auch der Reichsvicekanzler Graf Leopold Wilhelm von Königsegg-Rothenfels der Sache sehr günstig war und der Hofbibliothekar Daniel Nessel allen Vorschub für die Benutzung der kaiserlichen Bibliothek versprach, „aus welcher Unzähliges zur Zierde der vaterländischen Geschichte erforscht werden könne,“ so blieb doch dieser Plan unausgeführt, indem der Gemeingeist der meisten Mitglieder der Gesellschaft und die nöthigen Geldmittel fehlten. Schon früher wandte Leibnitz sein Augenmerk nach unserm Wien, indem er sich, nach Guhrauer, I, 365, um die durch den Tod des Peter Lambeccius (-j- 1G80) erledigte Stelle des kaiser lichen Bibliothekars schriftlich bewarb. Bald nun verliess er Wien, wo er am kaiserlichen Hofe eine seinem verdienten persönlichen Rufe, so wie seiner Stellung in Hannover entsprechende Aufnahme gefunden hatte, um seine Forschungen in Italien, zu deren Mittelpunct er mit Recht Modena machte, fortzusetzen. Er kehrte nach einem Jahre im Frühling 1690 mit reicher Ausbeute und einem erweiterten Schatze von Gelehrsamkeit über Wien nach Hannover zurück *). Nach zehn Jahren kam Leibnitz wieder nach unserm Wien, besonders in Angelegenheiten der vorberührten Kirchen-Reunion der Protestanten und Katholiken. Nach Spinola’s Tode (f 1695) ward dessen Nachfolger im Bisthum Franz Anton, der Letzte der Grafen von Puchheim, mit dieser Sache vom Kaiser betraut und deshalb im Jahre 1698 insgeheim nach Hannover geschickt, um neue Ver handlungen mit Molanus 3 ), dem gelehrten Abte zu Lokkum, unter Leihnitzens Beistände zu pflegen (Guhr., II, 35). Als der Kaiser den Hauptsitz dieser henotischen Verhandlungen nach Wien verlegte, kam in Folge eines kaiserlichen Ersuchschreibens vom 17. Mai 1700 an den Kurfürsten Georg Ludwig Leibnitz zu Ende September aus dem Bade zu Teplitz zu geheimen Conferenzen hieher, ohne dass nach einem fast dreimonatlichen Aufenthalte irgend ein günstiger Erfolg für die angestrebte Vereinigung erzielt wurde. Diese versuchte Vereinigung, welche auch die gallicanische Kirche und ihre Theologen in Anspruch nahm, führte den interessanten Briefwechsel mit Pelisson, einem *) Das Nähere in des k. preussischen Legalionsrathes Herrn v. Reumont in Florenz inhaltreichem Aufsatze: „Magliab echi, Muratori und Leihnitz“ in der all gemeinen Monatschrift für Wissenschaft und Literatur. Braunschweig, März 1854, S. 202—221, die mir erst während der Drucklegung zukam.