Leibnitz in Wien etc. 41 Bibliotheken dieses Landes Quellen zur Geschichte des mit Este stammverwandten Hauses Braunschweig zu suchen und zu sammeln, zu Anfang des Monats Mai 1688 in unsere Hauptstadt, die voll Jubel war wegen der glücklichen Waffen der kaiserlichen Feldherren über den Erbfeind der Christenheit und voll gespannter Neugier einem seltenen Ereigniss entgegensah. In Folge der fünf siegreichen Jahre nach der Belagerung Wiens, nach der Eroberung von Gran, Neusohl und Neuhäusel, der Erstürmung von Ofen (2. September 1686), der Schlacht bei Moliacs (12. August 1687) und endlich nach der Ein nahme von Belgrad (6. September 1688), und der Thronrevolution zu Konstantinopel erschien im Feldlager des Kurfürsten Maximilian Ema- nuel am 8. September 1688 eine türkische Gesandtschaft mit Friedens vorschlägen i) *). „Nach viermonatlichen Verhandlungen, während welcher dieselbe im Schlosse Pottendorf, etliche Stunden von Wien, einquartirt war, zog sie erst am 8. Februar 1689 in die Stadt zur kaiserlichen Audienz ein. Bei dieser Gelegenheit tauchte in L e i b n i t z wieder die Idee auf, die Ungläubigen aus Europa zu vertreiben und deren Landschaften diesseits des Meeres unter die christlichen Mächte zu theilen, welche aus dessen anonymem Mars Christianis- simus hervorblickt. Nur der Ehrgeiz Frankreichs das schon damals nach dem reichen spanischen Erbe lüstern schielte und dadurch des Kaisers Waffen gegen Osten lähmte, erhielt die Mohammedaner in Europa. Hier verfasste Leibnitz das kaiserliche Gegenmanifest vom 18. October 1688 wider König Ludwig XIV. der friedbrüchig am 24. September den Krieg erklärte, gleichzeitig über den Rhein ein fiel und Philippshurg eroberte, ein Muster grossartiger politischer Beredsamkeit über deutsche Staatsverhältnisse. Von nun an war Leibnitz selbst für den Frieden mit dem Erbfeinde. Noch im Jän ner 1689 war er in Wien. Schon damals beschäftigte ihn der Entwurf zur Gründung eines deutschen historischen Collegiums. Er und andere ausgezeichnete Männer in des Kaisers nächster Umgehung empfahlen Seiner Majestät die Gesellschaft für vaterlän dische Geschichte. Er benützte seine Bekanntschaft mit Spinola 2 ), Bischof zu Wiener-Neustadt, mit dem er die damals noch schwebende Vereinigung der Protestanten mit der katholischen Kirche persönlich verhandelte, um dem K. Leopold I. den gedruckten Prospectus der *) Die Anmerkungen folgen am Schlüsse.