IV. Abhandlung: V. Jagic. Boricht über einen mittelbulgariscben Zlatoust etc. 1 IV. Bericht über einen mittelbulgarischen Zlatoust des 13.—14. Jahrhunderts. Von V. Jagie, wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. Es handelt sich um die Beschreibung und Inhaltsangabe einer Handschrift, die, auf Pergament in der sogenannten mittel bulgarischen Redaction der altkirchenslavischen Sprache ge schrieben, einen Codex Johannis Chrysostomi darstellt, den ich Zlatoust nennen will. Nach allen Merkmalen der Schrift und Sprache möchte ich die Entstehung des Codex ans Ende des 13. oder den Anfang des 14. Jahrhunderts versetzen. Dem Inhalte nach ist er sehr beachtenswerth. Handschriften südslawischer Pro venienz, zumal wenn sie so frühen Jahrhunderten wie 12.—13. saec. angehören, die nicht rein biblische oder liturgische Texte enthalten, sondern Abhandlungen anderen Inhaltes (Lobreden, Homilien, apokryphe Erzählungen), bilden gegenwärtig eine grosse Seltenheit. Nicht als ob einst die altkirchenslavische Literatur der Balkanhalbinsel an dergleichen Producten ganz arm gewesen wäre — das Gegentheil könnte durch so manches wichtige Sprachdenkmal Altrusslands, das auf südslavischer, bulgarischer, Vorlage beruht, bewiesen werden, man denke z. B. an den Izbornik 1073, an den Zlatostruj saec. XII u. dgl. m. — sondern während der späteren traurigen Zeiten, die seit den Katastrophen des 14. und 15. Jahrhundertes über die Südslaven kamen, gieng die grösste Mehrzahl derartiger Producte zu Grunde. Nur Weniges von Bedeutung hat sich, sei es in Bruch stücken, sei es in grösserem Umfange erhalten, z. B. die unter dem Namen des Glagolita Clozianus bekannten glagolitischen Sitzungslier. d. phil.-hist. 01. ÜXXX1X. Bd. I. Abk. 1 I