Die Sprache der Bribri-Indianer in Costa Rica.
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IV. Die Verwandtsckaftsverhältnisse der
Bribri-Spraclie*
Fünf einheimische Sprachen werden in Costa Rica noch
gesprochen; es sind: Cabecara, mit drei Dialekten (Estrella,
Chirripö und Tucurriqui), Bribri, Terribe mit dem abgeleiteten
Terraba, Brunka und Guatuso. Aus den Vergleichungen, die ich
bisher habe anstellen können, geht hervor, dass sie eine grosse
Anzahl von Wurzeln, deren Verhältniss durch das Studium des
Terribe und des Guatuso, welche ich nur eben angegangen habe,
noch bedeutend steigen wird, gemeinschaftlich haben; ihre
Syntax ist ebenfalls dieselbe; sie gehören entschieden einer
einzigen Sprachengruppe an, und haben sich ohne Zweifel
durch aufeinander folgende Abzweigungen von einer einzigen
von ihnen gebildet; von welcher, können wir bei dem heutigen
Stande unserer Kenntniss noch nicht entscheiden.
Andererseits gestattet uns ein Vergleich unserer Sprachen
mit den in den angrenzenden Ländern gesprochenen folgende
Schlüsse zu ziehen:
1. Mit wenigen, vielleicht zufälligen Ausnahmen besteht
keine nähere Verwandtschaft zwischen den Sprachen Costa
Ricas und den weiter nördlich früher und auch jetzt noch
gesprochenen.
2. Der Fluss San Juan und der See von Nicaragua bilden
die wahre ethnische Grenze zwischen Central- und Süd-Amerika,
mit Ausnahme jedoch der pacifischen Abdachung, wo die Aus
wanderungen von Norden her bis nach der Halbinsel von Ni-
coya drangen.
3. Die Sprachen Costa Ricas haben mit denen der süd
östlich gelegenen Gegenden Chiriqui und Veragua eine unver
kennbare Aehnlichkeit, die sich sogar nachweisen lässt im
Cuna, Chibcha, Tule und anderen Sprachen noch entfernterer
Völker des nördlichen Süd-Amerikas.
4. Die Senkung von Nicaragua hat als chorographische
Schranke gedient, sowohl in Bezug auf die Verbreitung der
zwei grossen ethnischen Gruppen Central-Amerikas, als auch
auf die Vertheilung der Floi’en und Faunen.
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