Der letzte Reichsgeneralfeldmarschall Erzherzog Carl. 13 schlossenheit auf den Mangel an militärischen Kenntnissen zu rückzuführen wagte; war er doch vielmehr gerade in dieser Beziehung, sowie an taktischer Begabung Wurmser überlegen. Wohl aber fehlte ihm die naive und frische Natur des Letz teren, welche nichts von jenem überklugen Kriticismus wusste, der so zersetzend und verbitternd auf die Truppen wirkte. Der einstige Held von Mehadia war jetzt ein kranker Mann, zum ,Marschall Cacadubio* geworden, vor dem man sich we nigstens zwanzigmal auf die Knie werfen müsse, um ihn einen Schritt vorwärts zu bringen, wie Thugut zu spotten pflegte. 1 Selbst ein so ergebener Freund wie Graf Franz Josef Dietrich stein wurde an diesem Fahius Cunctator irre, den er noch am 26. Juli 1795 als den besten General, den Oesterreich im gegenwärtigen Augenblicke besitze, 2 bezeichnet hatte, während er jetzt der Ansicht war, dass es hoch an der Zeit sei, den Feldmarschall auf seinen Lorbeeren ausruhen zu lassen, da man sich nicht genug beeilen könne, ,um sich vor den Rück fällen des Herrn v. Clerfayt sicherzustellenh 8 Insbesonders machte sich auch' diesmal, so wie einst hei der Enthebung Coburg’s, der englische Einfluss geltend; aus drücklich wird bemerkt, dass sich der englische Gesandte am Wiener Hofe Sir Morton Eden gegen die Rückkehr Clerfayt’s zur Armee ausgesprochen habe. 4 Wohl fehlte es nicht an Bemühungen, Clerfayt in seiner Stellung zu erhalten. Wie es scheint, giengen diese von der Friedenspartei aus, an deren Spitze im Reiche der Erzkanzler von Mainz, in Oesterreich der Reichsvicekanzler Fürst Collo- redo stand. Wie es scheint, beschäftigte sich auch der Kaiser schon seit Monaten ernstlich mit dieser Frage. Wird auch in den Correspon denzen jener Zeit der Name des Mannes, der Clerfayt im Com- mando folgte — Erzherzog Carl — noch nicht ausdrücklich ge nannt, so kann es doch kaum einem Zweifel unterliegen, dass schon damals der Blick des Kaisers auf niemand Andern als auf seinen Bruder gerichtet war. Es ist in dieser Beziehung bezeich- 1 y. Vivenot, Vertrauliche Briefe des Freih. v. Thugut I, 272. 2 v. Vivenot, Thugut, Clerfayt und Wurmser CVIII, 172. 3 Ebenda CIX, 287. 4 Zinzendorfs Tagebuch, 27 janvier, 6 fevrier 1796.