III. Abhandlung: Kroymann. Die Tertullian-Ueberlieferung in Italien. l III. Die Tertullian-Ueberlieferung in Italien. Von Dr. E. Kroymann. A. Die Ueberlieferung des Corpus Tcrtullianeum. .Die handschriftliche Ueberlieferung Tertuliians in Italien hat in der Geschichte der Textconstitution dieses Schriftstellers bisher nur eine sehr bescheidene Rolle gespielt. Nur einmal ist — und zwar völlig kritiklos — ein Theil derselben, die vaticanische, für eine Edition verwerthet worden, ich meine die des Pamelius vom Jahre 1579. Franz Oehler in seiner grossen Ausgabe hat sich mit einer Reihe von Specimina be gnügt, die abgesehen von ihrer geringen Verlässlichkeit noch so verzettelt sind, dass eine Beurtheilung der Ueberlieferung auf Grund jener Auszüge gänzlich ausgeschlossen ist. Zu einem Versuch, diese Tradition als Ganzes zu beurtheilen, ist es niemals gekommen; sie war nicht leicht erreichbar, ziemlich umfangreich und zudem so jung, dass ein abschätziges Urtheil, um sie recht gründlich in Misscredit zu bringen, nicht allzu gewagt erschien. 1 Ein ganz gutes Gewissen konnte Oehler freilich nicht dabei haben. Denn für einen nicht unerheblichen Theil der Werke Tertuliians gab es keine andere handschriftliche Ueberlieferung mehr als die des 15. Jahrhunderts, und was er in seinem Apparat als handschriftliche Basis 2 zu bieten vermochte — den cod. Leydensis Nr. 2 und den cod. Vindobonensis 4194 — war bei der zweifellos italienischen Provenienz dieser Handschriften in Wahrheit nur ein Theil, und zwar nicht der beste, eben der 1 Mau vergleiche Oehler’s praef. p. VIII. 2 Um euphemistisch zu reden; denn Oehler’s Collationen verdienen diesen Namen nicht. Sitzungstier. d. phil.-hist. CI. CXXXVIII. Bd. 3. Abh. 1