TJeber den Rhythmus im Chinesischen. 49 d. i. durch die gedanklichen Beziehungen erzeugt wird. Seine Gebilde streifen an die rhythmisch metrischen Formen unserer poetischen Erzeugnisse und machen sich der Empfindung mit unwiderstehlicher Gewalt als solch strengrhythmische Formen der Prosa fühlbar. Die dritte Erscheinungsform des Rhythmus offenbart sich in den rhythmisch-metrischen Formen der chinesischen Poesie. Hier ist die Form, die schöne Form, das zunächst Festgelegte, an die der Dichter mit Nothwendigkeit gebunden ist. Nicht lediglich die Beziehungen der Gedanken sind das den Rhyth mus Bestimmende, sondern die schöne Form im harmonischen Verhältniss ist das oberste Gesetz. Daher stehen Satzbau und Rhythmus beim Verse nicht in solch inniger Correspondenz wie bei dem strengen Rhythmus in der Prosa, nur die logischen beziehungsweise pathetischen Accente müssen mit den rhyth mischen Accenten des Verses zusammenfallen. Rhythmisch corre- spondierende Verse brauchen keinen correspondierenden Satzbau aufzuweisen, wie dies beim strengen Rhythmus der Prosa der Fall ist. Die Discussion hat aber ferner auch gezeigt, dass die Aufstellung des Begriffes Parallelismus als einer innigen Ver bindung von Rhythmus und Antithese selbst im antithetischen Verhältniss zu dem steht, was die Chinesen parallele Phrasen nennen, weil die für diese Auffassung gegebenen Regeln von einer grösseren Anzahl derartiger Gebilde Lügen gestraft werden, überdies auch mit dem chinesischen Begriff für diese Sätzepaare im logischen Widerspruch stehen. Das eigentliche Gesetz, welches im richtigen Begriffe des Sätzepaares gelegen und von den Chinesen thatsächlich beob achtet wird, wurde hiebei ganz bei Seite gelassen. Wie einfach führt G. Schlegel (1. c.) dieses Gesetz an: ,In zwei parallelen nebeneinander oder auch nacheinander gesetzten Phrasen, verlangt das chinesische Stilgesetz, dass sämmtliche Redetlieile wechselweise miteinander correspondieren: Subject mit Subject, Verbum mit Verbum, Substantiv mit Sub stantiv, Adjectiv mit Adjectiv, Adverb mit Adverb, Ortsname mit Ortsname, Genetivzeichen mit Genetivzeichen, Object mit Object u. s. w.‘ Sitzungsber. d. phil.-kist. CI. CXXXIV. Bd. 3. Abh. 4