III. Atoll.: Kühnert. Uetoer den Rhythmus im Chinesischen. l III. Ueber den Rhythmus im Chinesischen. Yon Di. Tr. Kühnert, Privatdocent an der Universität Wien. Syntax, Rhythmus und Euphonie sind die Grundelemente des chinesischen Sprachbaues. Der Syntax wurde bereits in den hervorragenden Grammatiken grosse Aufmerksamkeit zu gewendet — man sehe nur Gabelentz’ Grammatik mit Aus schluss des niederen Stils — dem Rhythmus hingegen wurden nur wenige stiefmütterliche Bemerkungen gewidmet. Hienach könnte es den Anschein haben, als ob im Chine sischen heim Sprachbau der Rhythmus keine grössere Rolle spiele als etwa im Deutschen, als ob er auch im Chinesischen nur ein willkommener Schmuck, ein Ausfluss des Schönheits gefühles sei, der vorhanden sein kann, aber nicht vorhanden sein muss. Dem ist aber nicht so. Gleich wichtig wie die Syntax ist auch der Rhythmus, ja Syntax und Rhythmus stehen in einem derartig innigen Zusammenhänge, dass ohne detaillirte Kenntniss des Rhythmus alle syntactischen Regeln stellenweise nahezu werthlos sind, wie so manche Uebersetzungsfehler selbst bei hervorragenden Autoritäten in Sinologicis darthun. Der einfachste Maueranschlag, die trivialste Veröffent lichung enthält -r— wie bereits Hirth 1 schon bemerkt — einen solchen Rhythmus, dass derartiges sich fast wie ein euro päisches Gedicht liest. Bald nach meiner Ankunft in China, im Verkehre mit den Chinesen wurde mir klar, welch wichtiger und leider nur 1 Hirth, Notes on the Chinese documentary style, p. 16 Anm. Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXIV. Bd. 3. Abh. 1