IV. Abhandlung: Tomaschck. Sasun und das Quellengebiet des Tigris. l IV. Sasun und das Quellengebiet des Tigris. Historisch-topographische Untersuchung von Wilhelm Tomaschek, corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. I. Grescliiclitlickes über Sasun. Die verheerenden Raub- und Eroberungszüge, welche die assyrischen Könige in die ihrem Reiche benachbarten Grenz gebiete unternommen haben, betrafen besonders häufig das Nordland NAIRI, die grosse Bergregion, welche sich von der westlichen Hauptquelle des Diglat an in weitem Bogen bis zum oberen und unteren Meere, d. i. bis zu den Seen von Van und Urmi, und weiter südwärts bis zu den beiden Zäb hinab er streckt. Die Keilinschriften nennen uns eine grosse Zahl von Burgen und Bergen, welcher dieser Region zufallen; auch Land schafts-, Fluss- und Volksnamen sind überliefert. Aber die Flucht der Jahrtausende hat hier alle menschlichen Dinge um gewandelt, und der Forschung ist es bisher, wenige Ausnahmen abgerechnet, auf die wir im topographischen Theile zurück kommen werden, nicht gelungen, die Lagen der überlieferten Orte festzustellen. So viel jedoch steht fest, dass die Namen gebung von ganz Nairi, wie namentlich die Ausgänge (z. B. auf -ari, -ini, -bi) erweisen, ein durchaus gleichförmiges Ge präge zeigt und sich zunächst an jene des Landes Elam und des ganzen östlichen Berggürtels anschliesst; dieses Gepräge ist weder semitisch noch iranisch, auch nicht europäisch; am ehesten liesse sich noch die kaukasische Sprachenfamilie zur Vergleichung heranziehen; wo sich etwa eine Anknüpfung an das Armenische zeigt (beispielsweise in dem häufigen Ausgang -uni, z. B. in Hiliadruni, Unzamuni; oder auf -anzi, z. B. in Silzungsber. 4. phil.-hist. CI. CXXXI1I. Bd. 4. Abh. 1