SITZUNGSBERICHTE
DER
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTZWEI UNDDREJSSIG STER BAND.
(MIT EINER TAFEL.)
WIEN, 1895.
13ST COMMISSION BEI E. TEMPSKY
BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
300122
k. und
Druck von Adolf Holzhausen,
Hof- und Universitäts-Buchdrucker in Wien.
■ ■■■ —■ .
INHALT.
IV.
v.
/VI.
VII.
VIII.
XII.
XIII.
Abllillldlung. Fr. Müller: Bemerkungen über den Ursprung des
Praeteritums im Neupersischen.
Abhandlung. Hula und Szanto: Bericht über eine Reise in Karien.
Abhandlung. Meyer: Neugriechische Studien. III. Die lateinischen
Lehnworte im Neugriechischen.
Abhandlung, v. Hartei: Patristische Studien. V. Zu den Briefen
des h. Paulinus von Nola.
Abhandlung. Bühler: Indian Studies. No. III. On the Origin of
the Indian Brahma Alphabet. (With a Table.)
Abhandlung. Meyer: Neugriechische Studien. IV. Die romanischen
Lehnworte im Neugriechischen.
Abhandlung, v. Hartei: Patristische Studien. VI. Zu den Gedichten
des h. Paulinus von Nola.
Abhandlung. Kühnert: Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius)
auf Grund des Urtextes. Ein Beitrag zur Revision der bisherigen
Auffassungen. I. Das Da-Fljo.
Abhandlung. Gumplowicz: Bischof Balduin Gallus von Kruszwica,
Polens erster lateinischer Chronist.
Abhandlung. Haffner: Das Kitäb al-cliail von al-’Asma'i. Heraus
gegeben und mit Anmerkungen versehen.
Abhandlung. Kirste: Epilegomena zu meiner Ausgabe von Ilema-
chandra’s Unädiganasütra.
Abhandlung. Meyer: Albanesisclie Studien. IV. Das griecliisch-süd-
rumänisch-albanesische Wortverzeichniss des Kavalliotis, heraus
gegeben und erklärt.
Abhandlung. Gomperz: Neue Bemerkungen über den ältesten Ent
wurf einer griechischen Kurzschrift.
XX. SITZUNG- VOM 10. OCTOBER 1894.
Der Präsident begrüsst bei Wiederaufnahme der Sitzungen
die anwesenden Mitglieder der Classe.
Derselbe macht Mittheilung, dass am 17. Juli d. J. das
w. M. der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe, k. k.
Hofrath Josef Hyrtl, am 23. Juli das Ehrenmitglied der phil.-
liist. Classe im Auslande, Geheimrath Dr. Heinrich R. v. Brunn,
Professor an der Universität in München, am 10. September
das c. M. im Auslande, Professor Dr. Heinrich Brugsch,
kais. Legationsrath in Berlin, und am 20. September das Ehren
mitglied im Auslande, Commendatore Dr. Giovanni Battista de
Rossi in Rom verstorben seien.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides.
Der Präsident theilt die Antwort des w. M. Freiherrn
v. Felder auf das an ihn ergangene Glückwunschtelegramm mit.
Der Secretär verliest eine Mittheilung Sr. Excellenz des
Herrn Ministers für Cultus und Unterricht, dass der Lehramts-
candidat Dr. Adolf Wilhelm zur Unterstützung der von In
ländern auf dem Gebiete der Archäologie und Epigraphik in
Griechenland betriebenen Studien zunächst auf die Dauer von
drei Jahren nach Athen entsendet worden sei.
Das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht über
sendet ein ihm im Wege des Ministeriums des Aeussern zu
gekommenes Exemplar des Programmes, betreffend die Aus
schreibung des von Francesco Martorell y Peha gestifteten
Preises für das beste Originalwerk über spanische Archäologie.
VI
Der Secretär legt eine für das Archiv bestimmte Arbeit
des Herrn Professor Dr. Johann Loserth in Graz: ,Beiträge
zur Geschichte der husitisclien Bewegung. V. Gleichzeitige Be
richte und Actenstücke zur Ausbreitung des Wiclilismus in
Böhmen und Mähren von 1410—1419' vor.
Die Arbeit wird der historischen Commission übergeben.
Das w. M. Herr Professor Dr. Friedrich Müller übergibt
eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Bemer
kungen über den Ursprung des Präteritums im Neupersischen/
Die Kirchenvater-Commission legt,Corpus Scriptorum eccle-
siasticorum latinorum, Vol. XXXI, P. I ex rec. C. Wotke' vor.
Das w. M. Herr Professor Dr. J. Karabacek überreicht
im Aufträge Sr. kais. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erz
herzogs Rainer ,Corpus Papyrorum Raineri. Griechische Ur
kunden P.
XXL SITZUNG VOM 17. OCTOBER 1894.
Der Präsident überreicht das von ihm verfasste Werk:
; Anton R. v. Schmerling. Episoden aus seinem Leben. 1835.
1848—1849/
Von weiteren Druckwerken werden vorgelegt:
,Bericht über die Industrie, den Handel und die Ver
kehrsverhältnisse in Niederösterreicli während des Jahres 1893',
übersendet von der Handels- und Gewerbekammer für Oester
reich unter der Enns;
,Die Gebarung und die Ergebnisse der Krankheitsstatistik
im Jahre 1892', übersendet von Sr. Excellenz dem Herrn
Minister des Innern;
VII
,Staatsvoranschlag für das Jahr 1894. IX. Ministerium
für Cultus und Unterricht A, B, C, D' und ,Finanzgesetz für
das Jahr 1894', im Wege des h. Curatoriums übermittelt vom
h. Ministerium für Cultus und Unterricht;
,XXII. Jahresbericht des steiermärkischen Landesmuseums
Johanneum über das Jahr 1893', herausgegeben vom Curatorium.
Der Secretär legt eine Abhandlung des Herrn Max Gum-
plowicz in Graz: ,Bischof Balduin Gallus von Kruszwica,
Polens erster lateinischer Chronist' vor, um deren Aufnahme
in das Archiv der Verfasser ersucht.
Dieselbe geht an die historische Commission.
Dr. Wilhelm Altmann, Bibliothekar und Privatdocent an
der Universität Greifswald, ersucht um eine Subvention zur
Vollendung seiner ,Regesten K. Sigmunds'.
Das Gesuch wird der historischen Commission übergeben.
Die zur Verwaltung der Widmung Sr. Durchlaucht des
regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein ein
gesetzte Commission für archäologische Erforschung Kleinasiens
überreicht einen Bericht der Herren Dr. Eduard Hula und
Professor Dr. Emil Szanto über eine Reise in Karien.
Derselbe wird in die Sitzungsberichte aufgenommen.
XXII. SITZUNG VOM 31. OCTOBER 1894.
Der Secretär legt eine für die Sitzungsberichte bestimmte
Abhandlung des c. M. Herrn Dr. Gustav Meyer, Professor an
der Universität Graz: ,Neugriechische Studien III. Die lateini
schen Lehnworte im Neugriechischen' vor.
VIII
”
Der Secretär übergibt weiter eine Abhandlung des Herrn
Dr. Victor Hasenöhrl in Wien: ,Deutschlands südöstliche
Marken im 10., 11. und 12. Jahrhundert', um deren Aufnahme
in die akademischen Schriften der Verfasser ersucht.
Die Abhandlung wird der historischen Commission über
geben.
Der Secretär legt vor: ,Auctarium Chartularii universi-
tatis Parisiensis cdd. Henricus Denifle, Aemilius Chatelain.
T. I. Liber procuratorum nationis Anglieanae (Alemanniae)',
übersendet im Aufträge des Herrn Chatelain.
Die Kirchenväter - Commission legt ,Corpus Scriptorum
ecclesiasticorum latinorum. Vol. XXX. S. Pontii Meropii Pau-
lini Nolani opera. P. II. Carmina, Indices Voluminum XXIX
et XXX ex rec. Gruilelmi de Harte!' vor.
XXIII. SITZUNG- VOM 7. NOVEMBER 1894.
Der Secretär legt eine für die Sitzungsberichte bestimmte
Abhandlung des c. M. Herrn Dr. Gustav Meyer, Professor an
der Universität Graz: ,Neugriechische Studien. IV. Die romani
schen Lehnworte im Neugriechischen' vor.
Der Secretär überreicht weiter eine Abhandlung des Herrn
Johann Themer, pens. k. k. Obertelegraphist in Wien: ,Histo
rische Studien über die Milleniumsfeier der Stadt Hainburg
a. D.', um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte der Ver
fasser ersucht.
Dieselbe wird der historischen Commission überwiesen.
I
IX
XXIV. SITZUNG VOM 14. NOVEMBER 1894.
Der Secretär überreicht eine Abhandlung des Herrn
Johann Schmidt in Wien: ,Deutsche Satzrhythmik', um deren
Aufnahme in die akademischen Schriften der Verfasser ersucht.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
übergeben.
Von Druckschriften wurden vorgelegt:
Statistischer Bericht über die volkswirthschaftlichen Vex 1 -
lniltnisse Schlesiens im Jahre 1890', übersendet von der Handels
und Gewerbekammer für Schlesien;
, Archäologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich-
Ungarn', herausgegeben von 0. Benndorf und E. Bormann.
Jahrgang XVII, Heft 1; übersendet von den Herausgebern.
Das w. M. Herr Iiofrath R. v. Hartei legt eine für die
Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Patristische Studien. V.
Zu den Bi-iefen des Paulinus von Nola' vor.
XXV. SITZUNG VOM 28. NOVEMBER 1894.
Der Secretär überreicht eine für die Sitzungsberichte be
stimmte Abhandlung des w. M. Herrn Hofrath G. Bühler:
,Indian Studies No III; On the Origin of the Brahma Alphabet'.
Der Secretär legt weiter eine Abhandlung des Herrn
Dr. Fr. Kühnert, Privatdocent an der Univei’sität Wien: ,Die
Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
(Ein Beitrag zur Revision der bishei'igen Auffassungen.) I. Das
X
Dahjo' vor, um deren Aufnahme in die akademischen Schriften
der Verfasser ersucht.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
überwiesen.
Es wird weiter eine Druckschrift vorgelegt: S. Schwein-
burg-Eibenschitz, Studien eines Feldmarschalls über das Priester
orakel der alten Hebräer (Baden 1893).
Der Vorsitzende Secretär der königl. Gesellschaft in Göt
tingen, Professor v. Wilamowitz-Möllendorf, macht Mittheilung
über die wissenschaftlichen Unternehmungen, welche dieselbe
in Angriff genommen hat.
Das w. M. Herr Regierungsrath Dr. Kenner legt als
Geschenk des Autors eine Abhandlung von Herrn F. De Mely
in Chateau du Mesnil Germain (Calvados) vor, welche unter
dem Titel ,Le grand Camee de Vienne et le Camayeul de
Saint-Sernin de Toulouse' die Identität des berühmten grossen
Wiener Camees mit jenem von St. Sernin nachweist und auf
Grundlage von Documenten aus französischen Archiven eine
beglaubigte Geschichte dieses hervorragenden Denkmales an
tiker Glyptilc ans der Zeit vor dessen Ankauf durch Kaiser
Rudolf II. gibt.
XXVI. SITZUNG VOM 5. DECEMBER 1894.
Der Präsident gibt Nachricht von dem am 30. November
erfolgten Ableben des w. M. der mathematisch-naturwissen
schaftlichen Classe Sr. Excellenz Dr. Cajetan Freiherrn von Felder.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides.
XI
1
Das c. M. im Auslande geh. Regierungsrath Professor
Dr. Fr. Bücheier übersendet die von ihm und A. Riese heraus-
gegebeue ,Anthologia latina' Pars posterior. Carmina epigra-
phica. Fase. I.
Die historisch-statistische Section der k. k. mährischen
Landwirthschafts-Gesellschaft übersendet: ,Kunstarchäologische
Aufnahmen in Mähren' von Alois Franz.
XXVII. SITZUNG- VOM 12. DECEMBER 1894.
Der Präsident macht Mittheilung von dem am 8. De-
cember erfolgten Hinscheiden des c. M. Sr. Excellenz Dr.
Anton Freiherrn Hye von Glunek.
Die Anwesenden erheben sich zum Zeichen des Beileides.
Der Secretär überreicht eine Abhandlung des Herrn Dr.
R. Fr. Kain dl, Privatdocenten an der k. k. Universität in Czer-
nowitz: ,Studien zu den ungarischen Geschichtsquellen' III.
und IV., um deren Aufnahme in das Archiv der Verfasser
ersucht.
Die Abhandlung wird der historischen Commission über
wiesen.
Der Secretär legt weiter eine für die Denkschriften be
stimmte Abhandlung des c. M. Herrn Dr. Carl Wessely,
Professor in Wien: ,Ein System altgriechischer Tachygraphie' vor.
I. SITZUNG VOM 9. JÄNNER 1895.
Der Präsident macht Mittheilung von dem am 18. De-
cember 1894 erfolgten Ableben des c. M. im Inlande Ottokar
Maria Freiherrn von Schlechta R. v. Wssehrd, k. u. k. ausser
ordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister a. D.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides.
XII
Das c. M. im Auslände Se. Excellenz Graf Constantin
Nigra, italienischer Botschafter am k. u. k. Hofe in Wien, über
sendet das von ihm und Delfino Orsi herausgegebene Werk:
,Rappresentazioni popolari in Piemonte. II Natale in Canavese*.
Weiter wird vorgelegt: Statistischer Bericht über die
volkswirthschaftlichen Zustände des Erzherzogthums Oesterreich
unter der Enns im Jahre 1890 £ I. B^ 2. Hälfte, herausgegeben
und übersendet von der Handels- und Gewerbekammer in Wien.
Das Curatorium der Schwestern Fröhlich - Stiftung zur
Unterstützung bedürftiger und hervorragender schaffender Ta
lente auf dem Gebiete der Kunst, Literatur und Wissenschaft
übersendet die Kundmachung über die im Jahre 1895 statt
findende Verleihung der Stipendien und Pensionen der bezeich-
neten Stiftung.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. Jagi6 hält einen Vortrag:
,Ein Beitrag zur stidslavischen Bibliographie*.
II. SITZUNG VOM 16. JÄNNER 1895.
Der Secretär legt eine Abhandlung des Herrn Dr. Richard
Schüller, Gymnasialprofessor: ,Das Patriciergeschlecht der
Polner in Schässburg. Ein Stück Cultur und Geschichte der
Siebenbürger Sachsen im Zeitalter der Auflösung des ungari
schen Reiches* vor, um deren Aufnahme in die akademischen
Publicationen der Verfasser ersucht.
Die Abhandlung geht an die historische Commission.
Das w. M. Herr Hofrath v. Hartei überreicht eine für die
Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Patristisclie Studien VI*,
in welcher derselbe eine Reihe textkritisch schwieriger Stellen
des XXX. Bandes des Corpus script. eccles., welcher die Ge
dichte des Paulinus von Nola umfasst, behandelt.
XIII
III. SITZUNG- VOM 23. JÄNNER 1895.
Der Secretär überreicht eine für das Archiv bestimmte
Abhandlung: ,Studien über die Correspondenz der Generale
Gallas, Aldringen und Piccolomini im Februar 1634h
IV. SITZUNG VOM 6. FEBRUAR 1895.
Der Secretär legt vor: ,Stein, Catalogue of the Sanscrit
Manuscripts at Jammu‘ (Bombay 1894), übersendet vom Ver
fasser.
Die Concilien-Commission legt vor: ,Monumenta conciliorum
generalium, Concilium Basileense, Scriptorum tomi tertii pars IV',
enthaltend Collectio XVIII von Joannes de Segovia, Historia
gestorum generalis synodi Basileensis, herausgegeben von Dr.
Rudolf Beer.
V. SITZUNG VOM 13. FEBRUAR 1895.
Der Secretär legt eine Abhandlung des Herrn Dr. Fr.
Kuhnert, Privatdocent an der Universität Wien: ,Die gegen
seitigen Beziehungen der Siu und Nakshatra' vor, um deren
Aufnahme in die akademischen Schriften der Verfasser ersucht.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
übergeben.
XIV
VI. SITZUNG VOM 20. FEBRUAR 1895.
Der Präsident gedenkt, während die Mitglieder sich er
heben, des schmerzlichen Verlustes, welchen das Allerhöchste
Kaiserhaus und die kaiserliche Akademie durch das am 18. Fe
bruar erfolgte Ableben ihres Ehrenmitgliedes Seiner kais. und
kön. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Albrecht
erlitten hat.
Der Secretär legt eine Arbeit des Herrn Dr. August
Haffner in Wien: ,Das Kitäb es-sä’ von al-’Asma'i“ vor, um
deren Aufnahme in die akademischen Schriften der Heraus
geber ersucht.
Die Arbeit wird einer Commission zur Begutachtung
übergeben.
Der Secretär legt weiter vor: ,Briefe der Erzherzogin
Marie Christine an Kaiser Leopold II. 1790—1792“, heraus
gegeben von Dr. Hanns Schiitter, Concipist I. CI. im k. und
k. Haus-, Hof- und Staatsarchive, um deren Aufnahme in die
Schriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften der
Herausgeber ersucht.
Die Abhandlung geht an die historische Commission.
Von Druckschriften werden vorgelegt:
,Portguezes Fora de Portugal. Uma Sobrinha do Infante,
Imperatriz da Allemanha“ por Luciano Cordeiro, übersendet
vom Verfasser;
,Nuntiaturberichte aus Deutschland“, III. Abth. 1572—1585,
II. Bd., herausgegeben durch das. k. preuss. histor. Institut in
Kom und die k. preuss. Archiv Verwaltung.
Die Kirchenväter-Commission legt vor: ,Corpus Scrip-
torum ecclesiasticorum latinorum. Vol. XXXIIII. S. Aurclii
Augustini operum sectio II. S. Augustini epistulae ex rec. Al.
Goldbacher.“
XV
VII. SITZUNG- VOM 6. MÄRZ 1895.
Der Secretär theilt den h. Erlass Sr. Excellenz des Herrn
Ministers für Cultus und Unterricht vom 2. Februar 1895,
Z. 279, betreffend die Zusendung von literarischen und artisti
schen Arbeiten an fremde Höfe, mit.
Es werden folgende Druckschriften vorgelegt:
Leo Reinisch: ,Wörterbuch der Bedauye-Sprache', heraus
gegeben mit Unterstützung der lcais. Akademie der Wissen
schaften ;
,Geographie der schwäbischen Mundart' von Hermann
Fischer und ,Atlas' hiezu, übersendet von der königl. öffent
lichen Bibliothek in Stuttgart.
Das w. M. Herr Hofrath V. Jagid macht eine Mit
theilung: ,Ein zweiter Beitrag zur südslavischen Bibliographie'.
VIII. SITZUNG VOM 13. MÄRZ 1895.
Der Präsident macht Mittheilung von dem am 5. März
erfolgten Ableben des Ehrenmitgliedes im Auslande Sir Henry
Rawlinson, königl. grossbritannischen Generalmajors in London.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides.
Das w. M. Herr Hofrath Fr. Maassen spricht für die
Wald zum Mitgliede der Central-Direction der ,Monumenta
Germaniae historica' seinen Dank aus.
XVI
Der Secretär legt eine Abhandlung des c. M. Herrn Dr.
Gustav Meyer, Professors an der Universität Graz: libane
sische Studien. IV. Das griechisch-südrumänisch-albanesische
Wort verzeichniss des Kavalliotis, herausgegeben und erklärt*
vor, um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte der Heraus
geber ersucht.
Von Druckschriften werden vorgelegt:
,Sammlung national-literarischer Gedichte und Schriften*
XI. Bd., für die kais. Akademie übersendet vom fürstl. bulga
rischen Unterrichtsministerium, übermittelt durch das k. und k.
Ministerium des Aeussern im Wege des k. k. Ministeriums für
Cultus und Unterricht;
, Archäologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich-
Ungarn*, herausgegeben von 0. Benndorf und E. Bormann,
Jahrg. XVII, Heft 2, eingesendet von den Herausgebern.
IX. SITZUNG VOM 20. MÄRZ 1895.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. Th. Gomperz legt eine
für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Neue Bemer
kungen über den ältesten Entwurf einer griechischen Kurz
schrift* vor.
Das w. M. Herr Hofrath O. Benndorf legt Namens der
kleinasiatischen Commission einen Bericht des Herrn Dr.
Adolf Wilhelm in Athen: ,Die penteterischen Feste der
Athener* vor.
I. Abh.: Fr. Müller. Bemerkungen über den Ursprung d. Praeteritums etc
l
I.
Bemerkungen über den Ursprung des Praeteritums
im Neupersischen.
Von
Dr. Friedrich Müller,
Professor an der Wiener Universität.
ln einem Artikel, betitelt: ,Reste des sigmatischen Aorists
im Neupersischen* (Arica V, Nr. 20 in den Indogermanischen
Forschungen IV, S. 125) bemerkt Chr. Bartholomae: ,Dass das
to-Particip bei der modernen Praeteritalbildung (im Neuper
sischen) eine hervorragende Rolle spielt, ist ja unbestreitbar;
für nicht richtig aber halte ich es, darin deren einzige Quelle
zu erkennen. Neben barad ,er trägt* steht das Praeteritum burd,
neben rrnrad ,er stirbt* steht murd. Der Beweis, dass burd,
murd gerade dem altind. Part. Perf. Pass, bliftas, mftas
entspricht und nur diesem, kann jedesfalls mit Hilfe
der Lautlehre nicht erbracht werden. Die Lautlehre
weist auf altiran. brt -(- x, rrift + x. Ueber den Werth des x kann
sie uns keine Auskunft geben.*
Dieser Behauptung muss ich insoferne vollständig bei
stimmen, als ich ganz davon überzeugt bin, dass die Lautlehre
über diese Dinge uns keine Auskunft geben kann und einen in
dieser Richtung anzustellenden Beweis nicht zu erbringen vermag.
— Aber ist denn die Lautlehre in allen sprachlichen Dingen ab
solut competent? — Gibt es ausser ihr nicht noch eine andere In
stanz, an welche man sich in sprachlichen Fragen zu wenden hat?
Nach meiner Ansicht lässt sich die von Bartholomae an
geregte Frage mittelst der Lautlehre gar nicht entscheiden.
Die betreffende Frage ist keine lautgeschichtliche, sondern
eine sprachgeschichtliche. Was burd, murd von Haus aus
bedeuten, darüber kann nur die iranische, speciell die persische
Sprachgeschichte uns Auskunft geben.
Sitzungsber. d. pliil.-liist. CI. CXXXII. Bd. 1. Abh.
1
2
I. Abhandlung: Fr. Müller.
Ehe ich daran gehe die iranische Sprachgeschichte in Be
treff unserer Frage zu consultiren, muss ich einen Irrthum be
richtigen, der in dem Aufsatze Bartholomae’s sich findet. Dieser
Gelehrte bemerkt nämlich: ,Bekanntlich zeigen im Neuper
sischen das Praesens und das Praeteritum durchaus die gleichen
Endungen mit Ausnahme der 3. Pers. Sing. Diese geht im
Praesens auf -ad aus, während sie im Praeteritum dem reinen
Stamm entspricht' (Sälemann-Shukovski a. a. 0. 57). Praes. mir-
am, mir-ad, ,icli sterbe, du stirbst, er stirbt'; aber Prae
teritum: murd-am, murd-i, murd, ,ich starb, du starbst, er starb.'
Dass murdam, murdi auf einer Zusammensetzung beruhen,
also awest. m§r§to ahmi, mgr§to ahi entsprechen, darf für aus
gemacht gelten. Bei gleicher Bildung würde die 3. Pers. Sing.
murdast zu lauten haben. Nun lassen sich ja allerdings für
die Weglassung der Copula, gerade bei der 3. Person, mancherlei
Analogien beihringen, auch aus nicht-iranischen Sprachen.'
Diese Ansicht ist vollständig unrichtig, wie sich aus unserer
Untersuchung zeigen wird. Die Praeteritalbildung des Neuper
sischen beruht nicht auf einer Zusammensetzung des Par-
ticipium Perf. Pass, auf -ta mit dem Verbum substantivum, son
dern ist eine durch Bekleidung des Particip. Perf. Pass, auf-ta
mit den Praesens-Suffixen entstandene ziemlich junge Bildung.
Wir wollen uns nun der Betrachtung des Praeteritums
zunächst im Pahlawi zu wen den.
Das Praeteritum des Pahlawi besteht aus dem Part. Perf. Pass,
ohne weitere Veränderung; das die Person bezeichnende Pronomen
wird entweder selbstständig gesetzt oder irgend einem anderen
Redetheile im Satze angehängt. (Spiegel, Huzwar.-Gr. §. 114.)
Nach den von Spiegel a. a. 0. aus der Huzwaresch-Ueber-
setzung des Awesta zusammengestellten Beispielen, die sich aus
dem Artäi-wiräf-nämak und dem Minöig-y.rat bedeutend ver
mehren Hessen, muss das Paradigma für das Praeteritum im
Pahlawi folgendermassen angesetzt werden:
Singular 1. Pers. Cer ,und ich sah'
2. Pers. w-> spev ,und du sahst'
3. Pers. J oe>' ,und er sah';
Plural 1. Pers. rCo* ,und wir sahen'
2. Pers. rw ,und ihr saht'
3. Pers. woer ,und sie sahen'.
Bemerkungen über den Ursprung des Praeteritums im Neupersischen.
3
Wenn wir nun fragen: wie ist $)■> aufzufassen und als was
kann es überhaupt aufgefasst werden? so ist es vor Allem noth-
wendig, die Form und Beziehung der als Personal-Ausdrücke
fungirenden an die Partikel er angehängten Pronomina genau
zu erkennen.
Ueber die Bedeutung dieser pronominalen Elemente wird
uns am besten das folgende dem Neupersischen entlehnte Para
digma Auskunft geben:
Singular 1. Pers. ?mein Bruder'
2. Pers. Ojüj-; ,dein Bruder'
3. Pers. JV'-B > sein B ru d er ‘j
Plural 1. Pers. 0 U,>^ ,unser Bruder'
2. Pers. o'-Vlr? ; eucl ' Bruder'
3. Pers. ,ihr Bruder'.
Da nun die neupersischen Suffixe -am, -at, -as, -man, -tän,
-sein Pronomina possessiva sind, so müssen wohl auch die mit
ihnen ganz identischen Pahlawi ■ Suffixe als solche aufgefasst
werden. Eine Folge davon ist, dass der dazu gehörende Aus
druck ein Nomen sein muss und kein Verbum sein kann.
Pahl. w- 1 muss in dieselbe Kategorie wie neup. gehören.
Mit dem Praeteritum des Pahlawi stimmt jenes des Kur
dischen vollkommen überein. Wir begegnen dort folgenden
Bildungen:
1. (Justi, Kurdische Grammatik, S. 175.)
Singular 1. Pers. de-m hest cu-bo» ,ich liess'
2. Pers. de-t hest ,du liessest'
3. Pers. de-i hest ,er liess';
Plural 1. Pers. de-män hest cu-bot, ,wir Hessen'
2. Pers. de-tän heit ,ihr liesset'
3. Pers. de-ian ,sie Hessen'.
2. (Justi a. a. 0., S. 175.)
Singular 1. Pers. veiwet-em 1 früt
,ich verkaufte das Zelt'
2. Pers. %evwet-et früt Ojyä
,du verkauftest das Zelt'
3. Pers. yeiwet-i früt Ooyi
,er verkaufte das Zelt';
1 = arab. tL*~**. ,Zelt‘.
1*
4
I. Abhandlung: Fr. Müllor.
Plural 1. Pers. yeiioet-män friit Cjjj*
,wir verkauften das Zelt*
2. Pers. •/eiivet-tan frwt
,ihr verkauftet das Zelt“'
3. Pers. yeiwet-iän fi'üt 0^.5
,sie verkauften das Zelt - '.
3. (Chodzko im Journal asiatique 1857, I, pag. 332.)
Singular 1. Pers. kyrd-ym ,ich machte'
2. Pers. kyrd-yt ,du machtest'
3. Pers. kyrd-i ,er machte';
Plural 1. Pers. kyrd-ymän ,wir machten'
2. Pers. kyrd-ytän ,ihr machtet'
3. Pers. kyrd-yän ,sie machten'.
Etwas verschieden präsentirt sich die nachfolgende Prae-
teritalbildung (Justi a. a. 0., S. 182).
Singular L. Pers. min dlt ,ich sah'
2. Pers. te dlt ,du sahst'
3. Pers. vi dU ,er sah';
Plural 1. Pers. me dlt ,wir sahen'
2. Pers. ve dlt ,ihr sähet'
3. Pers. evan dit ,sie sahen'.
Justi bemerkt dazu: ..Dieses Tempus ist ursprünglich
passivisch gebildet; min dlt bedeutet wörtlich ,von mir ge
sehen (ist)'; das Pronomen steht daher auch im Casus obliquus
oder Formativ. Diese Bildung, welche im Neupersischen nicht
vorkommt, erscheint in den neueren indischen Sprachen.' Diese
Bemerkung ist in ihrem ersten Theile vollkommen richtig, inso-
ferne als die ganze Tempusbildung unzweifelhaft passivisch ist;
dagegen ist die Erklärung, min dlt bedeutet wörtlich ,von mir
gesehen (ist)', unrichtig. Vergleicht man nämlich die Elemente
min, te, vi, me, ve, evän mit den Genitiven des Personal-Pro
nomens auf S. 138, 140, 142, von denen man das vorangehende
Relativzeichen i abziehen muss, so sieht man, dass dieselben
mit den letzteren vollkommen identisch sind und dass min dlt
nicht ,von mir gesehen (ist)' bedeutet, sondern vielmehr durch
,mein Gesehenes (ist)' übersetzt werden muss.
Es sind demnach de-m hext und min dlt der inneren Form
nach einander ganz gleich und der Unterschied beider ist nicht
Bemerkungen über den Ursprung des Praeteritums im Neupersischen.
5
grösser als jener von manä und -maij, d. h. von den absoluten
und den enklitischen Genitivformen des Personal-Pronomens.
Die kurdischen Genitivformen des Pronomens min, te, vi,
me, ve, evän entsprechen der Function nach den neupersischen
^yc, y, _j\, La, l*ü>, Während aber im Kurdischen die
Nominativformen theilweise den Genitivformen gegenüber sich
behauptet haben, sind dieselben schon im Mittelpersischen ganz
verschwunden und wurden durch die Genitivformen ersetzt.
Die Huzwaresch-Paraphrasen mussten die ursprüngliche
Bedeutung dieser Formen noch gefühlt haben, da die semiti
schen Aequivalente derselben durch die Dativformen (da die
Genitivformen in den semitischen Sprachen blos als Suffixe er
scheinen können) ausgedrückt werden.
Es lauten nämlich diese Aequivalente:
für ^ ^ (Inschr. J ^) = aram. 'b
für y = £ = aram. “|b
für = $ — aram. Nib
für U~ü> = = aram. mab.
Diese Aequivalente bilden mit dem Participium perf. pass,
das nachfolgende Paradigma:
Singular 1. Pers. w?-”" ^ ,ich sah 1
2. Pers. £ ,du sahst 1 ;
Plural 1. Pers. fy ,wir sahen 1
2. Pers. w?“" ,ihr sähet 1 .
Wenn man das Paradigma des Kurdischen min dlt und
das Pahlawi-Paradigma sein?-»" ^ ins Neupersische umsetzt, so
ergibt dies das nachfolgende:
Singular 1. Pers.
2. Pers.
3. Pers.
Plural 1. Pers.
2. Pers.
joj y
y ^ ;
Lyo
3. Pers. ^jLioL
Dieses Paradigma muss einmal wirklich existirt haben.
Im Pazand sind noch Spuren davon vorhanden. Namentlich ist
es die zweite Person Singul., welche sich öfter nachweisen lässt.
West (The book of the Mainyo-i-Khard. S. 249) meint wohl ,this
6
I. Abhandlung: Fr. Müller.
is probably a blunder', da er thö für einen Nominativ hält, aber
dies ist eine vom Neupersischen ausgehende unhistorische Be
trachtungsweise.
Das Paradigma oo; ^ wurde jedoch, da es als flexions
los mit dem Verbal-Systeme nicht im Einklänge stand und die
Bedeutung der Pronomina ,-j*, jS, _j\, U, U.k>, ^Lio) als Genitiv
formen vollständig aus dem Sprachbewusstsein geschwunden
war, mit den Personalsuffixen bekleidet, so dass aus
demselben das neupersische Paradigma
Singular 1. Pers.
2. Pers.
3. Pers.
Plural 1. Pers.
2. Pers.
Lc
3. Pers. ijjL
fl
sich entwickelte.
Die Wurzeln beider Paradigmen, sowohl des Pahl. Cer
als auch des kurdischen min dlt lassen sich bereits im Altper
sischen nachweisen. 1 Wir finden dort -maij astij kartam, -säm
kartam und dann manä kartam, -maij pid-ra kartam, awai-
Säm kartam. Daraufhin lassen sich mit völliger Sicherheit die
beiden folgenden Paradigmen aufbauen:
I. Singular 1. Pers. -maij kartam
2. Pers. -taij kartam
3. Pers. -saij kartam;
Plural 1. Pers. ?
2. Pers. ?
3. Pers. -Säm kartam.
II. Singular 1. Pers. manä kartam
2. Pers. tawä kartam
3. Pers. awahjä kartam;
Plural 1. Pers. amäyam kartam
2. Pers. xsmäxam kartam
3. Pers. awaiSäm kartam.
Es entsteht nun die Frage: wie werden diese von Haus
aus passiven Wendungen ,meiner Gesehenes, Gethanenes (ist)'
im Verhältniss zum Object construirt?
1 Vgl. Darmesteter, Etudes Iraniennes I, pag. 226 ff.
Bemerkungen über den Ursprung des Praeteritums im Neupersiscben.
7
Wenn wir im Pahlawi lesen: Jür w?*“ Cer ,ich sah
die Seele eines Mannes' (Artäi-wiräf-nämak XXI, 1.), oder: y>
(Ebendas. IV, 26) j o"S’e>‘ 'rer -*öi j -vf w
,du hast die Gäthäs recitirt und du hast das gute AVasser mit
Opfer geweiht und du hast das Feuer behütet', so kann kein
Zweifel darüber sein, dass ^ür, r-“ J ö, -t>i J J o£, echte Accu-
sative sind, ebenso wie Oj)j'ß ,den Eber' in dem Satze j\ß ^
fXMSQj) ,ich habe den Eber getüdtet' ein echter Accusativ ist.
Daher hat Haug entschieden Unrecht, wenn er den Satz Artäi-
wiräf-nämak IV, 26 übersetzt: ,the Gäthäs were chanted by
thee, and the good vater was consecrated by thee, and the fire
tended by thee.'
Die betreffende Construction ist ganz so wie im Arme
nischen aufzufassen, für welche sich das folgende Paradigma
aufstellen lässt.
Sing. 1. Pers. f"T 4 >/<"/» •>««<£««- ,ich habe dieses Gerücht
gehört', wörtl.: mei auditum est hancce famam,
2. Pers. .p" ,du hast dieses Gerücht
gehört', wörtl.: tui auditum est hancce famam,
3. Pers. iiitiii Lp uiji jiiulr *“i_ b y ,U ,J" ,der Schüler hat
dieses Gerücht gehört', wörtl.: discipuli auditum est
hancce famam;
Plur. 1. Pers. '//-/' /"< !• >uj 4- y'v/" -i'" V'"" »wir haben dieses Gerücht
gehört', wörtl.: nostri auditum est hancce famam,
2. Pers. ^ nt-btuj- b t l u y u ,ihr habt dieses Gerücht
gehört', wörtl.: vestri auditum est hancce famam,
3. Pers. tu2 luljlr[tmuitj ^ntt* ,u [ b ,die Schüler haben
dieses Gerücht gehört', wörtl.: discipulorum audi
tum est hancce famam.
Diese unserem Sprachgefühle zuwiderlaufende Construction
hat darin ihren Grund, dass das Verbum nach seiner Umwand
lung in ein Nomen noch immer die Kraft bewahrt hat, den zu
ihm gehörenden Objects-Ausdruck im Accusativ zu regieren. 1
1 Daher ist der Vers Sehähnämeh ed. Vullers I, p. 486 ao£ :
-> \)jß o'/ 0^°
nicht zu übersetzen: ,ergriffen ward von ihm Lanze und Bogen und
Fangschnur, die schwere Keule (ergriff) der Dämonenbändiger 4 , wie dies
8 I. Abh.: Fr. Müller. Bemerkungen über den Ursprung des Prneteritums etc.
Wenn wir nun nach diesen Untersuchungen zu dem am
Anfänge der Abhandlung citirten Aufsatze Bartholomae’s zu
rückkehren und dort lesen: ,Man sollte aber doch nicht ausser
Acht lassen, dass das neup. murd ,er starb' nach den Laut
gesetzen ebenso gut wie das Part. Perf. Pass, in -ta (altind.
mftas) auch die 3. Person Sing. Med. des einfachen Aorists
(altind. a-mi'ta) vertreten kann, welche Formen nothwendig in
murd zusammenfielen. Und ich wüsste nicht, warum es ver
wehrt sein sollte, neup. mir ad ,er stirbt' und murd ,er starb'
auf die nämlichen Grundlagen zurückzuführen, welche die
gleichbedeutenden alt-arischen Wörter awest. mirjeite und alt
ind. a-mi'ta voraussetzen,' so müssen wir erklären, dass dies
Alles vom Standpunkte der Lautlehre ganz richtig ist, dass
aber die Sprachgeschichte dagegen ein entschiedenes Veto
einlegt.
W. Geiger im Festgruss an R. v. Roth thut, sondern: ,er ergriff Lanze
und Bogen und Fangschnur, die schwere Keule der Dämonenbändiger“;
da das nicht blos zu , sondern auch zu ^bboo, gehört.
Aehnlich verhält sich die Sache im Türkischen. Dort ist das
Paradigma des ^ibo:
Singular 1. Pers. fJjhj ,ich schrieb“
2. Pers. ,du schriebst“
3. Pers. ^gjjb ,er schrieb“;
Plural 1. Pers. jj.>jb »wir schrieben“
2. Pers. jib ;>jb ,ihr schriebet“
3. Pers. jJiiijb ,sie schrieben“
ein mit den Possessiv-Suffixen bekleidetes Nomen, da es mit:
,mein Buch“
^Jbbb ,dein Buch“
,sein Buch“
vollkommen übereinstimmt. — Und trotzdem nimmt es sein Object im
Accusativ zu sich. — Man sagt: ? >jb ,diesen Brief habe ich
geschrieben“, o/>jb ^1 ,diesen Brief hast du geschrieben“,
^g>jb ,diesen Brief hat er geschrieben“. — Eine ganz andere
Form zeigt die prädicativische Aussage, z. B. joJb’b ,ich bin klug“,
,du bist klug“, jjJiäU ,er ist klug“ und ? ,jb ,ich schreibe“,
b ,du" schreibst“, jjb ,er schreibt“.
II. Abli.: Hula u. Szanto. Bericht über eine Reise in Ivarien.
l
II.
Bericht über eine Reise in Karien.
Von
Eduard Hula und Emil Szanto.
(Vorgelegt von der zur Verwaltung der Widmung Sr. Durchlaucht des
regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein eingesetzten
Commission für archäologische Erforschung Kleinasiens.)
Uer Erfolg der diesjährigen Reise, welche den Zweck
hatte, den südlichen und westlichen Theil von Karien neu zu
durchforschen, bestand neben der Collationirung eines grossen
Theiles der bereits bekannten Inschriften, deren Lesung ver
bessert werden konnte, in der Auffindung von ungefähr 300
noch unbekannten Inschriften, sowie dem ersten Nachweis der
antiken Städte Kasossos, Hygassos und Kallipolis. Daneben
ergaben fortgesetzte Wegzeichnungen manche Bereicherung der
Karte, und gelegentlich wurden auch einzelne Münzen erworben.
Im Folgenden wird unmittelbar nach Abschluss der Reise ein
vorläufiger Bericht erstattet, der nur über die Hauptergebnisse
kurz orientiren und einige interessantere Inschriften, deren
weitere Ergänzung und Commentirung einer späteren Publi-
cation Vorbehalten bleibt, bekannt machen soll.
Am 29. März brachen wir von Aidin auf, um das Ge
birge bis Amyzon zu durchqueren. In dem jenseits des Mäander
gelegenen türkischen Dorfe Djinjin, welches in und um ein
türkisches Castell gebaut ist, sahen wir am Brunnen des Schloss
hofes antike Steine mit Profilirung, von denen einer eine ver
witterte Inschrift trug. Erkundigungen nach der Provenienz
dieser Steine Hessen auf bekannte Ruinenstätten schliessen, so
dass die Annahme einer Verschleppung derselben nicht ab
zuweisen ist. Auf dem Wege von Djinjin durchs Gebirge,
fanden sich bloss einzelne Sarkophage. In Amyzon selbst (Ma-
zyn-Kalessi) ist die hellenistische Stadtmauer auf drei Seiten
Sitzungsber. d. phii.-liist. CI. CXXXII. Bd. 2. Abh. 1
2
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
(N. 0. S.) stellenweise in beträchtlicher Höhe erhalten, ja auf
der nördlichen Seite ist noch eine aus der Mauer heraustre
tende steinerne Rinne, ein Wasserablauf, vorhanden. Die Mauern
schliessen einen fast quadratischen Raum ein, dessen vierte
Seite durch eine späte Mauer aus Ziegelwerk und Mörtel ge
bildet wird, die die Fortsetzung einer nach Süden ziehenden
hellenistischen Mauer ist. In dieser späten Mauer, welche mit
Thürmen versehen war, ist ein Antenblock verbaut, dessen
eine Fläche eine Namensliste, dessen andere ein Ehrendecret
trägt; etwas südlich liegt ein Architekturstück mit dem An
fang eines Königsbriefes. Die Inschrift lautet:
BactXebc ’Avtio^o? cTpax^Yoic
tjitxap'/jxi?, xe^fiiv v^ei-iötu, [&r]«[{pois?
c]TpaTi(öiat!; xai toT? ä'/Ckoic,
to kp'ov tou ’AtoXX(o[vo?
jJ,aOCTTOEV
(Grobkörniger Kalkstein, 0'4 h., 0'555 br., circa 0’84 d., Buchstaben
höhe O'Oll).
Das Heiligthum des Apollo, welches die Inschrift er
wähnt, mag dasselbe sein, welches das oben genannte Pse-
phisma meint, wenn es die Aufschreibung ext xapjaoxaäo? tou
ispou xuAtövjo; anordnet. Natürlich stammt dann der Block, der
es enthält, von eben dieser Parastas. Vor der Thür sind die
Reste eines Gebäudes erhalten von zusammengetragenem Ma
terial und mit einer christlichen Inschrift. Zu der kürzlich in
den Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften
1894, S. 916 publicirten Inschrift des Idrieus können wir nach
eigenen Beobachtungen die Vermuthung von Fabricius, dass die
ganze Inschrift in die Zeit des Zeuxis gehört, nur bestätigen.
Nach mehrtägigem Aufenthalt in Amyzon wurde der Ge
birgsweg nach dem Karpuzlythal eingeschlagen. Ueber Gjöldjik
gelangten wir nach Dermidjideressi mit der gewöhnlich Alinda
genannten Ruinenstätte, wo wir jedoch keine den Stadtnamen
sichernde Inschrift fanden. Wir konnten die ganze Stadtmauer
mit ihren Thürmen, welche mit theilweiser Benützung des
Burgfelsens gebaut ist, abgehen und die terrassenförmige am
Bergabhang sich hinziehende Stadtanlage besichtigen, wobei
sich zahlreiche Gebäudefundamente, darunter auf der Akropolis
Bericht über eine Reise in Karien.
3
ein Heiner Tempel, ferner mehrere antike Terrassenstiegen
fanden. Im Norden, auf der Höhe des Berges, an dessen Ab
hang die Stadt liegt, befindet sich eine grosse Gräberstrasse
(sowohl Felsgräber als auch Sarkophage mit einfachem Giebel
und anstehenden Bossen). Genauer wurde das Theater, das den
besterhaltenen zuzuzählen ist, besichtigt. Es ist in eigen-
thümlicher Weise mit den Befestigungsanlagen der Akropolis
verbunden. Hinter der Skene läuft die Mauer, und im Westen
tritt diese so nahe an das Theater heran, dass ein Durchbruch
für einen Gang nothwendig wurde, durch den man auf eine
Terrasse und von dieser zu einem Thore gelangt, das zum
ersten Diazoma führt.
Am Fusse des Berges, beim Dorfe Dermidjideressi, wurde
die kolossale Stoa mit ihren zwanzig Säulen besichtigt. Das
Kellergeschoss, welches nur von einer Seite zugänglich ist und
Fagade hat, trägt ein vollständig erhaltenes erstes Stockwerk,
in dessen Wand sich Lichtöffnungen befinden, während die an
dere Seite zwanzig Pfeiler hat, die die Säulen für das zweite
Stockwerk trugen. Im Dorfe selbst, dessen Häuser mit starke]’
Benutzung antiker Quadern gebaut sind, dehnt sich eine zweite
Gräberstadt im Osten und Süden des Stadtberges aus. Fels
gräber wechseln mit Sarkophagen, von denen sich im Südosten
eine ganze Strasse findet. Die meisten derselben haben einst
eine Inschrift getragen, welche auf einer eingesetzten Tafel
stand, die jetzt verschwunden ist und von der nur noch Ver
tiefungen und Dübellöcher zeugen. In grosser Anzahl fanden
sich Heroa von quadratischem Grundriss, davon eines mit einem
mächtigen Steinpfeiler in der Mitte, der die grossen Steinbalken
des Flachdaches stützt. Die ganze Stadt kann zu den best
erhaltenen gezählt werden, nur dass der Marmor und damit
die Inschriften verschwunden sind.
Zu erwähnen ist noch, dass die Bull, de corr. hell. XV 540
publicirte Inschrift unter den dort wiedergegebenen zwei
Zeilen
Msvrairov
Atovotnoo
noch folgende zwei Zeilen trägt:
. . -v -/.Avjpovöjj.o? v.ax . .
. . o>v TV}', %6'ks'. 6ko oi . .
1*
4
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
Von Dermidjideressi ging die Reise über Hatib-Kisla, wo
Fundamente eines Tempels zu sehen sind, nach den geringen
Resten aus schlechtem Material und mit uncanellirten Säulen,
und sich ausserdem ein Felssarkophag befindet, nach Türbe.
Ein Abstecher nach Labranda (Kudja-Yaila) hatte eine genauere
Wegzeichnung zum Zweck. Auf dem Wege nach Olymos
(Kafadje) gelangten wir südlich von Karagütschak bei dem
Dorfe Gislitschik an den Eschentschai, einen Nebenfluss des
Saritschai. Jenseits desselben ritten wir durch den Ort Atarün
nach Kafadje, wo eine Reihe bekannter Inschriften mit Erfolg
collationirt werden konnte.
Von neugefundenen übergehen wir einige minder inter
essante Psephismenfragmente und heben folgende Pachturkunden
hervor, die sich mit den bei Lebas 323ff. und Ath. Mitth.
XIV 369 ff. publicirten zusammenstellen lassen.
1) Ein rechts, links und unten mit Anschlussfläche ver
sehener Marmorquader, oben schon im Alterthum so abge
schnitten, dass der linke Theil um eine Zeile höher ist als der
grössere rechte, mit Klammer und Grusslöchern versehen. (Links
0'27, rechts 0'25 h., 0'51 br., 031 d. Buchstabenhöhe 0012.)
äheyhlv o't xpo[sipY)p,evot
•/.aTaßoXa?? Tjeaaapa y.aO’ Izaaxov sxo? ejj.pt.Yjvl Eavoouöt ' st Ss p.Yj [Stop
Ot&asTat. . . ocpetX'/jtret
. . . x.at r, plaOtofft? cü/_ u]xapi;et aÜTÖt, -/.aÖÖTi t'o tlKj^tojjta toü Sijp.ou na't
•q YSY[cV>j|jt.evY)
, ,i) ä Tvj? p-taStuasw? apYuptou AtovtXrj? ’Aptcrwtxou II[apep.ßwp5süi;. . .
5 ’Ex't arsqjavYjipSpou toü Setvo? ... ]ou pt-Yjvoq At'ou rptrij sxt Ssy.a StrjYY^'Jav ot
etpr;pi[vot pLiaOooxa't
t]ü)v syT alü)v At)(*^tpios 'Eppfou tou ’Avxt-
xaTpou y.a6’ ut[oösoiav Ss
Aivsou jato? Baz^tou 'Ay^vity)?, Eü5r)p.o? Msvs-
Svjpou Motuvv[tTYj?
. . . Mjaoawvsu?, AtovucnyXY)? Msveypaxou MauvvtTY)?, A
. . . KoppjoaxtuveR, ’Aptcxsa? Atovuatou IIapsp.ß(opB£Ü?, Mev
10 . . . to? TexpdtpuXp? Aioysvyjv ’Aptaxraxou lepea "Eptoxo?
. . . ’0Xu]p.sü)v xXYjpov sv xrjt ’OXuplSt xb ovop.aliop.svov sv Kt[ßup.ol;? . . .
. . . uCto y.aOoT'. xsptwptaxat uxo toü y s Y £V ?)! j| 4 V0U Ato
p.ou a'uv Tvjt xpoaoüc/j opstvvj x[w]t y.7djp[(i)jt toüt[ü>]i y.at t
Bericht über eine Reise in Karien.
5
Die ersten vier Zeilen bilden den Schluss einer Urkunde,
die weiteren den Anfang einer zweiten, welche wie Lebas 324
eine Bürgschaft gewählter Verpächter oder Verkäufer heiliger
Grundstücke für den Pächter oder Käufer enthält. Dieser ist
Diogenes S. d. Aristippos Priester des Eros, der auch in der
Pachturkunde Ath. Mitth. XIV p. 375 vorkommt. Da der
Priester jedoch schwerlich im eigenen Namen, sondern für den
Gott den Kauf vornimmt, so ist anzunehmen, dass er das
Grundstück für den Gott gekauft habe, um es weiter vielleicht
an den Verkäufer zu verpachten, ein Fall, wie er in der Ur
kunde von Mylasa, B. d. c. h. V 108 und XII 30 vorliegt. Aon
den anderen Personen sind Demetrios S. d. Hermias, Dionysi-
kles S. d. Menekrates bekannt. Vgl. Ath. Mitth. XIV p. 394.
Vielleicht ist auch Z. 10 ’E~a(vs[-co? XsTpäsuXo; zu ergänzen, da
ein ’Etoüvetou TsTpäouXo? bekannt ist. Vgl. ebenda. —
Die genauere Ergänzung und Erklärung soll später gegeben
werden.
2) Marmorquader 0 - 44 h., 0'5675 br., 0 - 73 d. Buchstaben
höhe 0-008. Links vor dem Eingänge in die grössere Moschee,
mit der Inschriftfläche nach Innen vermauert.
’EtcI u]TS^avr]!pö[pou Ar;[JW]]Tpi’o[u toü] Atovus(o[u] toü \ApTe[ti,[8d>pou (xyjvo«; . . .
toü xpojYSYpa-
pgevou 8-jp.OU y.TYjp.aTMVai AY]p.Y)Tp[0? 'Epp.t'ou TOU ’AvT[l-aTpOU, -/SJ-b. OS
utoOsalav Atvsou Ilapspi.ßtopBsaK; xat Atovuoix,X% Msvsy,pdTou
/.aia 8e utoösatav ’ApTSgtStopou toü Aiovucriy.Xsoui;
MaJuwlTY)?/.« 4>Aopoc Moc/t'covoc tspsü? Aaigövwv ’Ayaöwv II[apsp,ßa)päeu;..
'Ey.aTjaioi; Asovto? y.at ’AxoXXtlmoi; Asovto? y.ai ’ApTSgwv EwoXs[p.ou . . .
ouavSpo? ’laTpovtXeou? tou ’laTpoxXeou? tou Atovuatou Kopp.oa[y.(i)vsui;... 5
//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////
//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////[ EfeoX -
eptou 'E'/.aTatop y.at Eüljsvoq ulot Eüijsvou KA . . . [EtaoX-
sjjiou xat zspav Tvj? Tätppou Msvtaxo? ’laTpoxXeou^ tNXiTrrcoi; Me . . .
’IotTpJoy.Xsoui; toü Atovuatou Kopgoay.wveup p.apTupe; Sotaarai. 10
’Exi] aTs<pavY)cpopou A-f;|j/(]Tp{ou tou Atovuatou toü ’ApTS[j.tS<I>pou [jxrjv'o? . . .
toü] Atovuatou KopjxoaywVcu; A-qptYjTptou 'Epgi'ou toü ’AvTweaTpou [v.axa §s
uioöeatav Atvsou Ilapsp.ßwpSsa y.ai AiovuatxXea MsvsxpaTou
y.a6’ uioSsatav Se ’ApTsp.tStöpou tou Atovuae/.Xsou? Mauvvt-
6
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
vi)v] xal f I>aESpov Mocytwvoc tspsa Aatp.ovwv 'AyaGidv IIapspiß(*>[pBsa . . .
' Ey.axat-
ov Asovxsc y.ai ’AroXXamov Aeovxo? y.ai ’Apxspuuva EuxoXsp.ou . . .
(2 Zeilen eradirt.)
17 ... ocpouo'i;? "(Sv xap.i<3v 'YoaaXfBjwpou xoö Msvwrxou xou ’Iaxpoy.[Xsoui; . . .
'Exaxai'ou
y.ai E]ü?£vou ulwv EuEsvou y.ai urcsp xyjv 6Boy yai xa ‘Eyaxaiou y.ai EuEjhvcu
ulwv EüEevcu . . .
’Apx]s|y.wvoc xou EüxoXsp.ou y.ai xspav xv;? xäippou Msvloyou xou ’I.axp[oyXscup
«IhXixxou Ms . . .
20 3 Ext <y]xs<pavY;<p6pou A^p.Y)xp(ou xoö Atovuafou xoö ’ApxspdBwpou jjw)[vbc . . .
Av;p,^xp'.op 'Epjj.tcu xou ’Avxixaxpou y.a0’
uloOeaiav B]s Aivsou Ilapsp.ßwpBsui; y.ai Aiovuai-/.Xf); Msvexpaxou y.ax[a Bs
u'.oGsciav ’Apxs|j.tBwpcu xou AiovucriyXsoup Mauvvtxv;? y.ai
. . . ’läjaovoc xoö ’AvxcXsovxcc y.ai ’Avxixaxpop AxoXXwvtou . . .
. . . ip.uc Z^vii)[voc.
Auch die in dieser Urkunde vorkommenden Namen be
gegnen in anderen, vgl. a. a. 0., die Söhne des Euxenos speeiell
in Lebas 326.
3) Ein Marmorfragment 025 h., 038 br., in einem Hause
verkehrt eingemauert. Buchstabenhöhe 0'02.
... 1 11 111\ 111\ EN Eüpwp.r/.-i;. . .
. . . M] sXavoc yjt bpiopouaiv ”Aßa; . . .
. . . aoouxou Msvoixou MaAi . . .
5 ... v vopwsy Ztixupo? MoXdap[ou
p.äpxjupsc B'.y.aoxai • Ayupiap ’E . . .
. . . sp.o? Ai'Gwvoc y.ai vop.o;. . .
. . . xyjpo? ■ E-i . . .
...'.■ sxstovj uxapyei ispbv a[pvüp'.ov . . .
. . . s]p.![o]0iöaaxo Asw[v ...
4) Ein unter einer Oelpresse liegendes Marmorfragment
049 h., 037 br., 0' 11 d. Buchstabenhöhe a) 0'013, b) 0009
bis O’Ol. Rechts und unten vollständig.
KAIESIPTOI
cuvopouotv ~S) y.X[ljp(l)!
1 -pwxov y.Xvjpov y.axx xr,v B[saftijy.r J v
.... Bpayjpuüv sEay.'.o/’.Xiiuv -svtay.soiwfv
. . . . 3 1 s xpoYi-fpap-pivo? y.Xyjpc: /
Bericht über eine Reise in Karien.
7
. . . ’OX]upio)v ayemov ävuxoXoYOV am x[avx6; 5
... — ova xat Siopftwcsxai xo!c ä[s]t y.a[Q _ ]
coxapivc«; xapiat; . . . y.axaßoXjä; xsvxe XY]p. [p.]sv xpwxrjv ap,a x5j[t
sp.ßdcrst? . . . px; os Xo'.xa; sife[§]rj xsoaapa y.aO’ [s-
xacrxov sxoc xaxa x'ov xo)Xi]Xi)WV vojp.ov xal xd aXXa xavxa üxdpijei
Xloixwv teocrapwv xaxaßoXöW 10
ßJaatXeo); xoü xoivoö xwv Kap-
tov
’Exl axsipavvjipöpou 0]sop.vi5öxoi) xou Asovxoc xäx-
a Ss uloOetuav . . . eSo£s x]Ö>t §K)p.o)i xwt ’OXupso)[v] -pvwp.-
tjv äxoovjvap.svot) tou SsTvo; • sxsior, 6 SsTva... ]ou xpoxspov uxap/wv
05 x]oü aüxou 8ijp.ou dpvupfou opa-
yjiäc ]p,ot; oxw; xoS Siaoöpou x[ai
y.Jx't xob; svsaxüxa; xapla; x
a xwv a-fopaaOevxo)v sv xon
v . . axoYpa^vjvat Se öx-
]
otxeo
x. 15
20
Hier liegt offenbar die Erneuerung eines Pachtverhält
nisses mit dem Erben nach dem Tode des ursprünglichen
Pächters vor. Interessant ist die Urkunde durch Erwähnung
des ßxoiXsuc xou y.otvcü xöv Rxpuv.
5) Erwähnenswert!) sind noch ausser den Pachturkunden
zwei Psephismencolumnen auf einer Quader von röthlichem
Marmor 0'55 h., 0‘49 br. Buchstabenhöhe a) 0015, b) 0'02,
Columnenabstand 0053. An der Ecke einer Hofmauer gegen
über der Moschee vermauert.
a)
tou
IVO)'.
OXO)V
tXO)V
vot;
axeXst
oivov
xJvSpxo'.v
X'.p.TjV
b)
['Ex]i cxs®avv)o[sp]ou Ai
s’BoEsv ’OXup.eo)v x[£5t 8i5p.o)( • sxseSrj 6 Sstva
ou xoü Opaasou !vj).o)[xb; /pel-
2c xapsjrö(jievos tSt'ai [sy.doxon xüv xoXtxöv -/.ai y.civvji
xwt ’OXupitov Sr)p.o)t x[al o'.Xoa- 5
xcpY0); xpo; sy.acxov[xö>v svxuyovxoiv eauxtoi y.at xaoxx
xpdcrast ßouAbp,svc; eujvotav xapr/stv, oxo)c cüvdv ot’OXo-
p.st; oatvomat xot; -/.aXfoT; y.at avaöoto ävopdotv xot;
su xoistv
xpoatcoujASVOtc yxptv x:[iav dxootoovxso, ävafjy;!
xuyr/. SsooyÖat ex: xfouxot; sxaivsoat x'ov cstva
10
8
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
e]x.vivot?
to]T? aXXot?
oTSfavwuai
eiivotja? evsy.a
y.ai UTräp/etv aÜTtot te x,[al toi? ex.y6vo'.? autoS |j,etou-
cictv xgcvtwv etp’ fcvj '/.ai [5|/.o(a otcm? toi? ’OXup-suci -/.ai s-
tcsiSy) aljto? soTtv get£[ovo? y^dpnoq gteaavwcw. afrrbv
äpeTY]? y.ai süspYEcia? Ivey.a [y.al sivai y.A'^pwOrjvat cuvve-
veta? ■?? äv auTO? ßoiXjyjTai, dva^poii^at Se, ha tpavspa
15 ßo]6Xy)Tat
Y^T VY 3 Ta '-
vj tou tX'^Öou? suy v ap!OT[ta zpo? tou? euspYiTsw xpo-
aipoupivou? tou? ivefcTOJTa? Tajda? tcSe to <pv^^/'.a[j.a
ed. tou vaou tou ’Ato5X[Xwvo?.
Eine Namensliste ist dadurch interessant, dass zwar regel
mässig die Namen im Nominativ mit dem Yaternamen im Ge
netiv stehen, zweimal jedoch zwei Namen im Nominativ mit
darauffolgendem Vaternamen Vorkommen: 'Epp.fa? 'Ey.aTop.vw?
Aso[vto? und <f>a]v(a? Kdavjau? $aviou. Beide Male ist der zweite
Name karisch, der erste griechisch. Ob hier jedesmal zwei
Söhne eines Vaters, die der eine griechischen, der andere kari-
schen Namen tragen, gemeint sind, oder eine Person sich mit
zwei Namen bezeichnet, bleibe zunächst dahingestellt.
Andere neu gefundene Inschriften übergehend, erwähnen
wir noch, dass in der Nähe der kleineren Moschee in einem
Hause ein Fragment eines Flachreliefs eingemauert ist. Das
Material ist das gleiche wie das der Vertragsurkunden. Auf
dem in seinem oberen Theile schwach nach vorne gewölbten Re
liefgrund (ca. O'BO h., 0'50 br.) sind zwei Thiere in einem Kampf
schema zu sehen: links ein Reh, in die Kniee gesunken, ein
Greif rechts, der auf das Reh losgestürmt ist und seine Vorder
pranken in den Hinterleib des Rehes geschlagen hat. Hinter
dem Reh steigt eine Ranke empor. Das Relief ist theilweise
verstossen, namentlich der Kopf des Rehes und die Blumen
an der Ranke. Es scheinen Lotosblumen zu sein. Die Arbeit
ist flott und weist auf jüngere Zeit hin.
Von Kafadje aus sollte die Tour nach Ajakly (Euromos)
und dem benachbarten Orte Mendelia unternommen werden.
Etwa eine Stunde südlich von Kafadje liegt der Ort Törbek-
deressi, wo man uns von einem Monastir in den südlichen
Bergen erzählte. Ein sogleich unternommener Aufklärungsritt
bestätigte die Nachricht nicht. Auf der nunmehr reich bebauten
Bericht über eine Keise in Karien.
9
Ruinenstätte von Euromos fand sich nichts, dagegen waren in
Mendelia mehrere Inschriften, darunter ein grösseres Ehren-
decret, das nach den Angaben von dort stammte.
1) Mendelia im Hause des Chatsis Maria. Kalkstein, 0'4 h.,
0'4 br., 047 d. Buchstabenhöhe 0'009 bis O'Ol.
M/1 IM 1
... 1 via ouvSuvsv bncr. afIv
SieJtsXecsv tJjv xpEaßEtsv y.al aüi
•/.a0jö[Ti •/.a0]f;[y.]ov vjv Xc-fcup t'o y.p!T'pp!o[v
5 \ N •<]'> xai cp'.XoTtpiav e?c<psp6fj.[£Voc;
exit ... t ... iv Ep, xastv äxETpeWmo sic
o'naq MuXaaöwv y.aTa tou Svjp.ou 7)
SoGvjvoa uxo tou gtpoct[y)y]ou ypiw)p[tov
StsTsjXEOGiv vjp.Iv MuXaoeip iao[v •/.«!] Si’y.aiov ....
10 ossiXovToc -sXsIcQai ev Tvjt OAIOI
•/.]«! sp. xoXXo[T]p [su]voüzv ä«1 v.aAofy.äYaOiy.v . . .
wo? xpoasKaXararo y.cd toutov 0
xJa.Tpiooc ayiova 5p xai S'.[a] xavTop
6]xs[p] tou Svip.ou y.ai töte xpoay.X?)
15 y.i'vSuvov oVTa oü p.ty.pbv töi p.rj p,o[vov
y.!v]suvov eiva'. aXXa y.ai rr ( v äxb touti
oivfcasGai Mu/^aaelp Ttp.Y)aäp.£V0t äpf^uptou
'? Tt]u.T) TaXoävTWV ’ÄTTty.ÜV xEVTY]y.o[vta
SJ-^p-ou sxrjYYEiXaTO sy3y;p,[Y)]a
20 v auTEoöo'.cc cui/Tjvsp'/jCEi
£ y.ai auTop s!p ty]v 'PoSi'wv
OSpSTO Üxsp TWV TOU S7j[p,0U
S'jy.aoTYjpi'tot üxo PoSi'wv
Xp^p.aiop b/.c/.zyjfr l [q
25 vttov TMV To8[fc>v
vsvy.aTO
IV
Von anderen Inschriften in Mendelia erregt besonderes
Interesse eine einzeilige karische, die sich oben auf einer
Quader in einer Hofmauer befindet. Wir geben von derselben
eine nach dem Abklatsch angefertigte Phototypie und eine
zweite, die nach einer vom Abklatsch genommenen Bause ge
macht ist.
10
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
©AMrgQÄO'M <§■ C
Ucber diese Inschrift hatte Herr Director Dr. W. Deeeke
die Güte, uns Folgendes mitzutheilen:
,Nach A. H. Sayce, Tlie Karian language, London 1887,
ist die Inschrift von rechts nach links zu lesen:
lc niüheSSg es eaädis a ü (lc — Ich)
Die unterstrichenen Buchstaben sind etwas verstümmelt, aber
doch wohl sicher. Einzutheilen ist wahrscheinlich:
lc niühe — eSgeseaä — dis a ü
Die Endung -iihe (oder -ivhe), die 5 bis 7-mal vorkommt, bildet
Ethnika, wie tiuozühe, vielleicht ,aus Kwg‘; srdiühe, vielleicht
,aus 2octvoog‘. Zu leni- vergleicht sich Kvidog, Kvidiviov (bei
Ephesus); auch der Anlaut Icmi- kommt zweimal vor. — Steht
das ee für e, so steckt im Folgenden vielleicht die karische
Form des griechischen Namens 'Hytjaiag. der an der kleinasia
tischen Küste häufig ist. — Der Werth des 9 als « ist übrigens
keineswegs sicher; vielleicht ist es abzutrennen und entspricht
etwa dem griechischen 6. Denn äisaü ist Genitiv des Vater
namens. Solche Genetive auf -ü kommen über zwanzigmal
vor, darunter auch auf -ssaii, -seü, sü. Vielleicht liegt auch
hier ein griechischer Name AYorjg zugrunde, vgl. A.Yffwv, Aimog,
Aio'iag u. s. w. Die Inschrift würde also etwa bedeuten:
Hyi](jlag (6) Al'nov Kvidiog,
natürlich mit vielen Fragezeichen/
Eine Stunde weit von Mendelia auf dem Wege nach Bafa
wurden kürzlich kleine Ausgrabungen von Landleuten veran
staltet; angeblich von dort stammt ein kleines Relief (bärtige
männliche Gestalt mit Axt in der R., Wurfspiess in der L.),
das jetzt in einem Hause in Mendelia aufbewahrt wird. Wir
Bericht über eine Keise in Karien.
11
trafen l 3 / 4 Stunden in gleicher Höhe mit Tekidere nach Westen
auf diesem Wege ein Monastir und daneben in einem türkischen
Hause eine Grabinschrift, davon gegen Süden zu inmitten
reicher Culturen verstreute Reste von Architekturstücken und
auffallend viele Ziegelfragmente in den Aeckern. Auch Anti-
caglien sollen hier gefunden werden.
Von Bafa aus verlockten die Angaben eines Türken, eine
Insel auf der Südseite des latmischen Golfes zu besuchen. Sie
bietet nur stattliche byzantinische Ruinen. An einem Thür
balken hat sich ein reisender Engländer verewigt, was die An
gabe unseres Führers veranlasste.
In Heraklea ad Latmum (Kapttkrü) wurden mehrere
neue Inschriften gefunden und durch eine derselben der eine
noch ziemlich wohlerhaltene Tempel als Tempel der Athene
erkannt.
Dieselbe befindet sich auf einem Epistylblock aus Marmor,
0-58 h., 073 br., ü'87 d., Buchstabenhöhe 0026 und lautet:
Ispstc ’AOv)vac; o[l p.jsta c fspo| y.Xsot)^
’Mrjvatou hpaTSUxotui; sie
Im benachbarten Kadikalessi, einer ausgedelinten byzan
tinischen Ruinenstätte, fanden sich in einem ausgehöhlten Fels
byzantinische Wandgemälde, das Leben Christi darstellend.
Auf dem Wege nach Mylasa wurden mehrere Inschriften,
die in der über den Saritschai führenden Brücke vermauert
sind, abgeschrieben. Dieselben gehören zum Theil der Gruppe
der bereits besprochenen Pachturkunden an, die ebenso in
Olymos wie in Mylasa Vorkommen. Nach einer dieser In
schriften, in welcher sich die Worte t]o3 S^p-ou [MoXos]tj[sü)v finden,
scheint es, dass das Material aus Milas verschleppt worden ist.
Hierauf wurde in Milas längerer Aufenthalt genommen, wo es
zunächst galt, die grosse Anzahl bekannter Inschriften zu colla-
tioniren. Zum Theil konnte das mit Gewinn für die Lesung
geschehen, zum anderen Theile jedoch ergab sich eine weiter
gehende Zerstörung der Steine, die von früheren Reisenden
noch vollständiger gesehen wurden. Eine grosse Anzahl unbe
kannter Inschriften wurde copirt, von denen wir zunächst fol
gende Psephismen hervorheben:
12
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
15
XlVJXÖV .
IOV . . .
1) Haus des Kandarschi Emin. 038 h., 031 br., 041 d.
Buchstabenhöhe OOll. Rand rechts erhalten. Stufe im Hause.
a öxoo£ys[a0at] sauxov ©iXo!fpo[v
•m\ rcpöxepov üxspaitoSEyopivY] xr,v
ov -/.upwOsvxo; utx’ auxrj; d>r)©(opiaxo;
StsxjsXEasv ts xyjv apyrjv ou pwvov puaoixov^-
5 pw; . . . ]fima XuatxsXw; xol; u)vpu|j.EVOi; xwXsiv'
OU OOf7XaVr)V El<7^£p4(*eVO? JJ.ET0U7CU
I •/.oojj.iüx; äXXd xai Ouotdo^taa^a; xau-
pou; . . . ä]pv6p[io]v avsOrjxev xaOäitep rjv y.aXw-
elv xs xwi y.aO’ sxo; sviauxw: xrdXiv at
10 y.Jai xcdXtv bp.oiw; y. . . . ei xaüpoi; xoT;
sep^ßot; y.ai xol; zaiSsuxat; aXXd y.ai
’AXaß]avS£wv y.ai Sxpaxovtxswv xai Bap-pu-
]w öl Ü7r£pax:oo£^dp.£v[oi] y.ai sv xrji
Isipo y.ptxr); rxctXtv law; y.ai Siy.aiw;
eivov x'ov ypivov y.aipou;
vjevscrOat xrji rxoXet, xb Ss xeXeuxa-
]xrji zöXsi y.ai xrj; y.axd xvjv tcöXiv
.. . ©ijXaxa [ixX]r)[0]r) atxou Trapsay.sua
io aiTo[u] rr[po]voiav rxEixoi’rjxat
20 v YSVGpsvYjV y.aO 3 sxo; T 111\ f ( [J.axo;
2) Rings gebrochenes Fragment 021 h., 041 br., Buch
stabenhöhe OOll, im Zimmer des Imams Huluz Effendi im
Anbau der Ulu djami.
n A M
NTQNTONi
eju.paviouaiv Ijv s[!]yov Euvo[iav
K]X:o0evv;; Mev!~~ou, Aiovüxio; ’Ia[xp]oxX[sou;
5 xr;; üpwxEou
’Exxi axs©av]r;©6pou ’laxpoy.Xssou; xou Me[v]oi'xou p.rjvb; Tixfspßspsxai'ou . . .
eSo^e xwi 8v)p.wi, xwv apyjovxwv siaayYEiXdvxwv xvji ßouXr)[i • ejaxE'.Sv) Ei-
prifvaTo; . . .
’A'xoXjXosävr;; ’AvaijmoXio; ['P]ö[8]io; ©tXo; wv xou ßaoi[Xsw;
10 8]aaaxn)p{ou xou s[v] Kaptat äp/iSncaoxr); Sts[x]sX[sas
y.]ai y.oivrj ypsiac •xapsyop.svo; öntpooaatcxw; 1
aüxoü rii\rM- . . . xou; p.ev xwv woXixwv Sia
KPI V urxspävw xravxb; Sr)
' KAT-
Bericht über eine Reise in Karien.
13
Bemerkenswerth ist hier der dpxtSiKaaxYji; SiKaaxiqptou xoü iy
Kaptat, welches Amt von einem Rhodier bekleidet wird, also
in die Zeit der rhodischen Herrschaft fällt und die Verwaltung
der Rhodier, die schon in der provinziellen Vertheilung der
Strategenämter ähnliche Ansätze zeigte, in helleres Licht setzt.
3) In einem Hause in Milas vermauert 0'21 h., 0'41 br.,
Buchstabenhöhe O’Oll. Rechts Rand erhalten.
. . . e azoSsiijap xötouc icpo? xdp xe
. . . ®0Y)crovxat ot xoMxat Std xs xaüxa zai
. . . z]ai ■jxäa-cv awxrjpiEa? uapaExto; yiyovn')
. . . tov xapsExvjxai ev xoü; zaipot? zai s[v] xw
. . . s/wv ScaxeXsi:, iE, wv mxdvxwv xa p.sftaxa 5
. . . 5 oöijav zai EÜ[<pYjp.l'av] ■jtposiprjp.evou Zijv-
. . . £7ci<7XY]]p,Yj<; zai TCpop.Y]6i'a£ ätpoüvxEc;, osSo/Oat
. . . cxs®](xv(i)i zai sizovt yjxKvJfj apsirjq svezev sic
. . . s]z xaawv xwv [0]uatwv wv r, ipukrj auvxeXet
... xoü A’.bq ’OxwpxovSswv. 10
4) Wegen des dorischen Dialektes erwähnen wir folgendes
Fragment im Hause des Sauran Ahmed, 0'41 h., 0‘21 br. Buch
stabenhöhe 0'018.
Kat . . . T)
vcot xav Sa
axEtpävwt[. . . ’I-
doovoi; xü)
B xeav iaxpot
E|XExaxats
zai xav auxco
avavswaa
av tva Ss y.ai
10 xov aei /pöv[ov
tld<ft(j|J.a x:a[pä
apiot icapSs I
aüxwv Isxt
A]aßpasvSo[u
15 wvtov xio '
AtpavtxT
5) Interessant, obgleich stark fragmentirt, ist ein im Hofe
des Hauses von Chafusch Ismail Imam als Pflasterstein ver-
14
IT. Abhandlung: Hula und Szanto.
wendetes Fragment, 0'24 h., 0'49 br. (Buchstabenliöhe 0 - 0Ö8),
welches offenbar Bestimmungen über die Feier eines von Frauen
zu begehenden Festes, etwa der Thesmophorien, enthält. Wegen
des sacralen Charakters der Urkunde sind die alten Buch-
stabenformen festgehalten und auch die archaische Interpunc-
tion gewahrt. Doch verräth sich die spätere Zeit der Nieder
schrift in den Verdickungen an den Hastenenden:
. . . ql I vSsB
. . . -fujvaaa? [p.]r) a^TecOa: . . .
. . . <p£p]cüc;iv ezsiOsv, ixtctsoQü)cav xal / . . .
. . . m Xap.xaBE? tpipwnaij p.yj (j)6ei[v . . .
5 ... vop.'.J^öp.sva ü>q eBo^s Tat? Yuvai[l;{ • • •
. . . TTpjÖTcpOV 1ÜOSIV T) y.Y)pU'/_övjl : TYjV ap.<po[T . . .
. . . psTiscGat Tai? lepefat? xai STtsiBav ä . . .
t]xi? IspEiai? TtapaStSövai: ävBpa [oe p.rj . . . 6 Bl Ispsu;
Be— vel cipa]'äp.Evop xa tspä otutw e[t.] tw[v . . .
10 BsÜ]-vov TiapaOECoai y.ai BeBe
a-fji p.-^TS BiaxovEw[v
EaTEffijavtopivo? ^ 7taftpo[v
. . . Y)t BouXo?, p.aoTiYü>[crac
sJopTVj? soiav)? pvjBsv
15 ... oa'oiic, r ( [i.ipaiq
t]g BEXorjckaaiov y.ai -cvji J
■r,p. Oe A 11 A i
A^p.]v]Tpi Bo
4>A
6) Im Hause eines Hodscha, 0 - 23 h., 0 - 48 br., 0‘28 d.
Buchstabenhöhe 0013:
Giai
__ I xjwt eTtl(JW)VlfeÖOVTl [ • • • VEgY)-
9i)v[a]i Be ttjv TCpoooBov • dq ouaq [äv apy.-
vji f ( p.epac, yivsaOai Be Ta? 0ualaq [y.ai a-
5 ■üoBo/ap ütc'o tüv i7itjj,v)viEuivx[(i)v sv
toIc Mougsigi? y.ai sv Tot? ’Epp,alo[t? ev 2av-
Btxwt • sav Be tive? töv scop,sv[wv y.AY]po-
v6p.<i)v p.r) 6p.oko'("()otüGiv, o:p[e(Astv t'ov <po-
pov p.s/pt vrjq eauxcöv i^ciurjq [y.aOib? fEYpa-
xrai p.^tE B[iB](octv t'ov töv.ov
10
Bericht über eine Reise in Karien.
15
7) Angeschlossen sei hier das Fragment eines Königs
briefes, im Hause des Sauran Ahmed vermauert, 016 h., 046 br.
Buchstabenhöhe 0 - 017:
I' i \jmv spwi ML I (o T 1 1 0 /
iooiMuai ouvsßoiiXeuca xai /wpav ic . . .
v 6jj.iv orpocsp.Mai spot raxvxa ejgTfHA • ■ •
oq utbp ’AXspavopo? y.ai Osoiq -/aptcx[r,ptov . . .
8) Ein Fragment im Hause des ’Iwccvvyjs Kovxa^c, 0’20 h.,
0-32 br. Buchstabenhöhe 0008. Enthält Bestimmungen in der
ersten Person, ist also entweder ein Testament oder eine
Schenkungsurkunde.
- - u 11 \ Ol/.
MjsXavcc xou AtoXauviou y.ai sv xut
o]x;oXeOuh A^pvixpiwi MeXavo? Koppofcy./ovsi
aiv oi xapiai /p - /jf/.axii|ex(i)GO!'/ Siaca®
5 MejvTOiiou xou AT}pr]xpiou, oi 8s «rixpoxoi |
orpoysYpapp?] evov xeXsixwcav xoy.ov itevx<ißoXo[v
iwv, oxspi 8s y.axaaxaGSWi; ispsuc y.ai a
Xomcüv twv Tipbp xiprjv y.ai S6i;av xy;v
ßsXxjtaxa <pat'vY)xat, Siowp'. 8s äito xöv [ev]yal[(i>v
10 itpocxä[x]Y)(; ou y.ai isp 0 pat y.axac
Spa]x[p.a?] yy'Kiac oisvxay.oai'ac 6 8s
vSs y.xrjpaxwvvjcai Sosv/.x
OIASOYK l-ATAS cuvxsXfouci
IXaacov •/)
Auch mehrere Pachturkunden, die denen von Olymos
analog sind, wurden aufgefunden. Zu erwähnen sind:
9) In einem Hause im Osten der Stadt, 0'32 h., 0"71 br.,
0 - 21 d. Buchstabenhöhe 0'014.
aujxoü xa oxpoysypappsva obe — v u - ijo
y■_ o obv. si;saxai Ss ouBs ^apay^ptvi ouOsvi x'o s
I •xapa'/o/pYjais ixorpadpevo? Ss xov spoavtcpoy xoi[<;
ö picOw I capsvo? xbv duoXsnröpsvov xooxov ©oxot?
5 i vj oxpä^i? öpoito; y.ax’ abxou xou; xapiau; y.aöoxi ysypaf/xxat
ajuvysvvjai; d^ipiopa ob y.ai saxcv ävxiypaipov xo UTCoysyfpappevov
ü)57] w; dpyupiou Spa/pfito STcxay.ociwv «bjy.ovxa pap . . .
16
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
3 Etci uxsqjavoipcpou Zwxjapr/ou p,rjvb? üsptTtou s/xy;! siel osy.a eoo^e xrji AI
STCStov) ol alpsOsvxe? y.xY]|jt.ax(üvai ötc'o Tvj; . . .
10 y.a! ’Iaxpcy.Xyj? ’Aixaxouplou xaiEiiSwpo? ’A[pt]oxEou zal 11a ...
txscov y,at... III PA y.at xöi pisvaAcot avSpt, tva 0up.v)0svxw[v .
’Apiajxsou p.ta0üoat uTCOx/ppux.a x'o 'xpo'ieypap.p.i'to'i spt, . . .
Stop0wosxa[i] xoT? ixpoYSYpappivot? xapiat? x'o s.£,e . . .
ol? av Yj y.Xv)povopia xwv ÜTCap/ovxwv y.a0Yj[va;t . . .
10) Ein Fragment im Hause des Hadji Mustapha, 0'40 h.,
0'40 br., 0'60 d. Buclistabenhölie O'Ol bis O’Oll, welches in den
Thürpfosten des Hofes verbaut ist, stellt sich als eine Urkunde
dar, die zu den Bull. d. c. hell. V 107 und XII 26 f. publi-
cirten in inniger Beziehung steht. Haben wir dort ein tl^<ptopa,
welches die Verpachtung eines durch Kauf vom Pächter an
den Gott gekommenen Grundstückes anordnet, also eines der
vier nach Judeich’s Darlegung, Ath. Mitth. XIV 373, notliwen-
digen Actenstücke (dif^tcrp.a, uv-p, spßaot?, pioOwoi?), so liegt uns
hier die auf dieselbe Sache bezughabende |jio0u>o!? vor. Die
Inschrift lautet:
PIME i
Xoigou jtat icEpav xrj? oSo[ü .juas ~ I
A[t]b? ’Oxü)py.ovosü)v auxou ©paasou xou [IloXixou xou MsXavo?
Tpdßou y,axa Ss ulo0satav
'HpaxXst'jxou 'HpavcXstSou x,at ÜTCEp xd ?>uX£xi[y.d . . .
5 Mia0w[ot?
IEtci] axEipavfrj^ojpou 4>a{Bpou xou ’ApiaxEou ts[p£'o)? ’A^poSixv;? EuixXoia? ...
pYjVO? ETC!
2s[y.a] ayaQyj xuyrq spioOwoav ol xapiai xvj? [ouXij?, o Sstva xou Sstvo?
TapzovSapsu? A£üm'By;[? Atjovuaiou Mauvvt'xjv)? xd? TCtoXoupsva? ütco ©paasou
xou üoXtxou xou MsXavo? rpäßou y.axd Se uloösaiav
'IIp[ay]Xs!xou ‘Hpay.XstSou ’OyovosT? (sic! leg. ’OyovSew?) [y.e]««; ev [xüt
^Opßtavun tcsBJwi ev Asuyäjt -/.uiprjt xd? ovopa^ops-
YO v]a[? ev ’O]p0ovSouwx.oi? ouv xot? svoüatv [d]p[TC€Xu>v op~/oi? E^xovxa
Suaiv xai SsvopEatv sXatvot?
xptaijv y.a! xol? aXXot? SsvSpsai TCaoi [. . . x-^v xe x.aXoupsvYjv ’Appoy.tbSwy.a
xat xr,v £-/_o-
p.svY]v xaux-p? sw? xij[? TpoßaXiaaty.9j? öBoO -/.ai w? xd opta tcetcyjy^v ouv
xot? svoüat BsvBpsatv eX-
a]tvot? TCäai xd y.at bnz ]xo xat xwt [. . . prjvi
Bericht über eine Reise in Karien.
17
tön svsaxöxi tijjw]V [dpyupi'ou 'PoSfou Xextou Spa/[xa<; ey.ax'ov . . . v) auxo;
i) o\q 8.'/ rj y.Xrjpovo-
pua twv uxap^ovxwv x.aO[-<5x.Y)i] xai [xe]Xs<j[si sy.äaxou sxoug tpopov xoiq asi
xaOwxapivoi? xap-iat? avsiy.ov dvuxoAoyov [y.xX.
. . . XY]V . . .
11) Wir übergehen eine Reibe von Urkundenfragmenten
und erwähnen eine erst kürzlich zu Tage gekommene Bauin
schrift, welche beim Bau der neuen Synagoge (Chawra) entdeckt
wurde, in deren unmittelbarer Nähe grössere Marmorfunde ge
macht worden sein sollen. Wir sahen ein korinthisches Pilaster-
capitell und einen mächtigen Block mit plumpen Festons. Auch
viele Ziegel wurden ausgegraben. Bedenkt man die Richtung
der von Osten kommenden Wasserleitung, die sich noch heute
von dem Süden der Stadt bis zum Gebirge in Trümmern hin
zieht, so darf man wohl vermuthen, dass diese Inschrift die
Bauinschrift eines vielleicht den Abschluss der Wasserleitung
bildenden Brunnenhauses oder eines Umbaues desselben aus
der Kaiserzeit ist. (Vgl. Lanckoronski, Städte Pamphyliens und
Pisidiens I 74.)
025 h., 1‘12 br., 031 d. Buchstabenhöhe 0*011.
Auf dem erhaltenen Theile des Blockes steht Folgendes:
iüsjßacxois ’Apicxwp.EVY)s 2,y.6p.vou Mäxpi? 6 x.ai ‘YcjcrdXSu>p.O(;
y.ai <7X£<paVY)ip6po<; y.ai ispEij? Alb? ’Oxoyöi Eic^yaysv
csv vq xaxptoi ei? xe xd? xpofovixA? xp-^vac y.ai xd SEßacxä
xd [zjapaywyia y.axd xrjv xuv xpoyoviov eitavyeWav.
Noch eine zweite Bauinschrift
x]ou ispe[o)i;
xuXöv
ac
stammt von dort.
Schliesslich wollen wir noch zwei anathematische In
schriften von Mylasa anführen.
12) Im Hause des Hadji Riza. Ara 043 h., 031 br., 031 d.
Buchstabenhöhe 0017.
Aouxto; Bsxwvioi;
’AXsijavbpoc
Soup.|j.apo6S-(]c
av£0v)y.ev x<5 cu-
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 2. Abh.
2
18
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
5 tüW TTpsa-
ßjuxöv xbv Ata xbv
AjaßpdüvSov iv. xwv
iSfwv ÜTrapyövxwv.
13) Basis von weissem Marmor, 0T5 h., 0'64 br., 0‘44 d.
Buchstabenliöhe 0 - 025:
Ti. KX .] SeXsoy.og dvdövjxsv xbv v Epwxa
nuv] x5j Txsptiyoiar) auxov OaXdp.V).
Dargestellt war also offenbar ein Eros in einer aedicula.
Der Weihende mag identisch mit dem Ti. Claudius Seleucus
sein, dessen Grabschrift Mus. et bibl. ev. schob Smyrn. 1876—
1878, p. 10 publicirt ist.
Wenn wir auch sonst die Revisionen schon bekannter
Inschriften an diesem Orte nicht mittheilen, so müssen wir zu
Gunsten der Bull, de corr. hell. XIV 621 f. veröffentlichten Ta-
citusinschrift eine Ausnahme machen. Die Herausgeber glaubten
in ihr eine willkommene Bestätigung der sonst nur durch den
Mediceus I vertretenen Ueberlieferung des Vornamens Publius
zu finden, indem sie Z. 2 Anf. HO lasen. Eine wiederholte
Vergleichung des Originals und des Abklatsches lieferte das
aus dem beistehenden Facsimile ersichtliche Resultat.
Es stellt sich somit das angebliche HO als der Rest von
ävOuudJxü) heraus.
Auf dem Wege von Mylasa nach Stratonikeia (Eskihissar)
wurden uns in Diizowa zwei kleine Altäre für Haarweihungen
Bericht über eine Beise in Karien.
19
aus Panamara gezeigt. Die Funde dieses Heiligthums scheinen
nach allen Richtungen verschleppt zu werden. In Eskihissar
konnten ausser den bekannten Inschriften auch einige Bild
werke, eine grosse Herme (Porträt) und eine Ara, die auf den
vier Seiten Kriegerdarstellungen trägt, flüchtig gesehen werden.
In der Nähe der aufrechtstehenden korinthischen Säule befindet
sich auf einem Feld ein Grabgewölbe mit zwei Grabkammern
und wohlerhaltenem Dromos, in dessen Nähe Spuren von zwei
anderen Grabgewölben, zwei Schachtgräber, ein Sarkophag
deckel und zahlreiche behauene Steine. Aehnliche unterirdische
Grabanlagen mit einem Vorraum vor der Grabkammer fanden
wir, wie hier vorgreifend bemerkt sei, auch in Kara-di-ken und
in Kaidere wieder. Alle zeigen sorgfältig gefügte Quadern,
die Thüren ziemlich complicirte Profilirungen, wie bei den Fels
gräbern mit einfacher Thüre ohne Facadenschmuek. In einer
Grabkammer zu Stratonikeia ist an der Wand ein U einge-
meisselt. Alle Anzeichen des Stils und die Analogie zu ge
wissen Bauten Lykiens sprechen für ziemlich späte Zeit.
Von neu gefundenen Inschriften erwähnen wir eine die
Verehrung des Zeus Labraundos bezeugende 062 hohe, Cf40
breite, 0’29 dicke Marmortafel:
1) Avjpt.v^xpio<; y.ai 'Eppia? \d
AaßpaüvSwi.
unter welcher eine Axt abgebildet ist, und die folgende der
eleusinischen Demeter geweihte:
2) Marmor, 0 - 35 h., 0’21 br.
AvjprjTpcx; Sojriipas?
’EXeuatvia«;
xi
o
ci
£-1
C
o
s
Auf der Terrasse oberhalb des Theaters finden sich die
Trümmer eines Tempels (jonische Säulen mit sehr tiefen Canel-
luren und schmalem Steg; Friesstück mit Blumenguirlanden),
darunter auch ein unprofilirter, unten mit Dübellöchern ver
sehener Block, der die folgende Inschrift trägt:
2*
20
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
3) 0 40 h., 0'40 br., 0 - 60 d. Buchstabenhöhe 0’05
xöiv Esß]aarü)[v
Auxo"/.p]ai;6pa)[v
ap)u]epeb? xat
cT£f]avY)<p6p0i;
0 0?
Yermutblich gehörte die Inschrift zum Kaisertempel.
Der trockene Ernst dieser Aufzählung darf durch die
Mittheilung folgender Inschrift, die freundlichere Gedanken er
weckt, unterbrochen werden:
4) Hohlcylinder als Brunneneinfassung von 0’78 Durch
messer. Buchstabenhöhe 0'06:
<t>Choko'(o$
Nuv^ai?
siijC^v.
Ein Ausflug nach Bajaca (Panamara) veranlasste uns, von
dort aus drei Stunden weit südwestlich ein angebliches Castro
Kara-di-ken aufzusuchen. Es fanden sich aber nur unter der
Erde ein schön gebautes Grab und unweit davon in einer Art
Gebirgsklamm drei Felsengräber in der Felswand an einer
verengten Stelle, wo sich der Bach — Alainderessetschai —
in einem Wasserfall nach Westen Bahn bricht. Sie erwecken
ein besonderes Interesse durch die lykische Form. Das eine
zeigt in der recht stark beschädigten Fagade seitlich eine ganz
einfach profilirte Thür, die als oberen Abschluss einen an den
Enden aufgebogenen Balken trägt, wie er in der Architektur
der lykischen Gräber als Schwelle vorzukommen pflegt, analog
dem ,Reisen in Lykien und Karien 4 I, S. 95 abgebildeten
japanischen Thore. Das zweite Grab zeigt die ausgebildetere
Form der lykischen Gräber, und zwar ohne Rundhölzer; das
dritte Grab hat nur eine einfach profilirte Thür. Spuren
einer antiken Stadt fanden sich in der Nähe nicht.
Von Eskihissar setzten wir die Tour über Lagina in
westlicher Richtung fort nach den Dörfern Sentinkiöi (eine
Stunde westl. v. Leina) und Katrandjikiöi (weitere iy 2 Stunden).
Das letztgenannte Dorf bestimmt sich durch die Visuren auf
den Kurukömezdagh (195°) und den höchsten Gipfel des
Giökbel (30°). Von hier gingen wir in nordwestlicher Rieh-
Bericht über eine Reise in Karien.
21
tung nach Arabjetar (147° auf den Kurukömezdagh und 85°
auf den Giökbel). Eine dort erhaltene Auskunft bewog uns,
antike Ueberreste aufzusuchen, die nach der Angabe eine Stunde
nördlich liegen. Es fand sich eine antike Gräberstadt mit in den
Fels gehauenen Einzelgräbern, zum Theil auf der Spitze
kuppelförmiger Felsen mit hinaufführenden Stufen. An einer
Stelle waren antike behauene Steine in geordneten Reihen senk
recht aufgestellt, vielleicht zu einem späteren Friedhof be
nützt. Nach der Rückkehr ins Dorf erfuhren wir von einem
angeblichen Castro, das drei bis vier Stunden weit in den Aus
läufern des Giökbel liegen sollte. Ueber einen aus drei
Häusern bestehenden Gebirgsweiler Türbe-Budjak gelangten
wir zu dem bezeichneten Castell, welches Kajatscha-Assar ge
nannt wurde. Auf dem äussersten Ausläufer des Giökbel,
einem felsigen, durch einen tiefen Sattel vom Gebirgsstock ge
schiedenen und wie isolirt dastehenden Berge gelegen, bietet
es einen völligen Ausblick auf die Karpuzlyebene ebensowohl
wie auf das zwischen Giökbel und Ak-Sivri streifende breite
Thal und gestattet die Aussicht bis zu den Bergen der Messogis
und dem Madarandagh (Visur auf den Kurukömezdagh 182’5 Ü ,
auf den Doghansyzdagh 265°). Der enge Raum des zwei-
gipfeligen Felsens erlaubte höchstens die Anlage eines «ppoüpiov,
von dem auch Reste einer starken Befestigungsmauer aus guter
Zeit herrühren. Daneben sahen wir auch schlechtes, spätes
Mauerwerk mit einer Pforte und einem in den Fels gehauenen
Hinterpförtchen. Auf dem Gipfel befindet sich eine in den
Fels gehauene Cisterne mit zwei Zuflussrinnen, die in je eine
tiefe Rille münden, welche sich schief im inneren Mantel des
ausgehöhlten Cylinders der Cisterne von dessen oberer Kante
bis zum Grund ziehen und sich dort vereinigen. Yermuthlich
floss das Wasser in Röhren, welche in diese Rillen gelegt waren,
zu. Das Fort ist ausserordentlich steil und kaum einnehmbar.
Da nun mit Wahrscheinlichkeit angenommen werden
konnte, dass sich westlich von Lagina bis zu den Bergen von
Tiirbe Ueberreste einer antiken Stadt nicht fänden, wurde der
Rückweg nach Milas angetreten.
Ein weiterer von Milas aus unternommener Ausflug galt
der Ruinenstätte von Jasos, wo sich nichts von Belang fand.
Ein Besuch Bargylias ermöglichte die Collationirung mehrerer
22
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
Inschriften. Auf clem Rückwege nach Myläsa ergab sich, dass
das Dorf Tekirhambar nicht auf der von Kiepert angenommenen
Stelle, sondern auf dem östlich gelegenen von ihm verzeichneten
Hügel liegt. An jener Stelle liegt vielmehr Kudjeti, unweit
davon steht ein hellenistischer Thurm, in dessen Nähe einigd’
Basen mit Inschriften, wohl in situ. Der Lage nach kann mit
b äijjj.oc dieser Inschriften weder Jasos noch Mylasa gemeint sein.
Es bleibt zu erwägen, ob hier nicht Passala gesucht werden
soll, wie Kiepert für Tekirhambar vermuthet hatte. Kaum Er
wähnung verdient ein kleines Castro in der Nähe von Alambaxe.
Kleinere Ausflüge von Milas nach Kior-oghlu-Kalessi und
Bedjen-Kalessi, wo sich nur eine Grabinschrift mit Multandro
hung fand, lehrten nur die Existenz von Befestigungen. Dort,
wo die Strasse von Milas nach Westen die vom H. Elias süd
lich ziehenden Höhen durchbricht, fand sich ein Felsgrab mit
Terapelfacade, Anten, einer Thür zwischen zwei uricanellirten
Halbsäulen mit einem dem dorischen verwandten Capitell. Er-
gebnissrölcher war die unmittelbare Umgebung der Stadt.
Nach Erledigung der Arbeiten in Milas traten wir unsere
zweite Tour an, die in Budrum endigen sollte. Zunächst ritten
wir über Kalyn-Aghly nach dem südlich von Milas gelegenen,
auf der Karte verzeichneten Dorfe Ulash. Bei einem in der Nähe
desselben gelegenen Brunnen Halkanibunar fand sich als Ein
fassungsstein verwendet ein Marmorblock mit einer Inschrift, die
die Existenz einer Gemeinschaft der Kxswcvsi; und eines ihrem
Schutze anvertrauten Zeusheiligthums lehrte:
1) Blauer Stein, 0 - 275 k., 0 - 40 br. Buchstabenhöhe O02.
HPA [KacwojssR itavti[s
Tcoi Ispwt tcu A'.sc • Kacwcaewv Toi? p.sv [ig-
gsvoow etvai -gcvto: Ta apürra, zobg [Ss
gij eggevovtap slvai auzobg sw/.fl(Ta:[pd-
5 ~oug xozobg te xat Tobp iyiyivoug y.al zobg [ßo-
•pOcüvTxp abzolg • Trap! oe tr t g ©uAa[y%
eßo’JAE'jiavTO tov ätazT^ffavTa a[:ro-
TEtoai EzdaTY]? vuxxoc, Soa; dt'i
oßoXoup TTEVTE ‘ Ol 5e Eäja'.pSÜYjCOpiSVO'. E7l[i
toutmv xpd^avTsc ävolcouG: twi 6ew[:
ip. irpoooSwi.
10
Bericht über eine Reise in Karien.
23
In der Nähe des Brunnens sind zahlreiche antike Funda
mentmauern. Beim Absuchen der nach Nordwesten streichenden
Hügelkette, auf deren einem Gipfel Ulash liegt, fanden sich
ferner in nordwestlicher Richtung von dem Dorfe und auf dem
dritten dieser Hügel, etwa eine Viertelstunde entfernt, zahl
reiche antike Fundamentirungen, die Reste einer byzantinischen
Kirche, und in deren unmittelbaren Nähe ein wahrscheinlich
von einer Tempelwand herrührender beschriebener Marmorblock:
2) Blauer Marmor 034 h., 040 br., 030 d. Buchstaben
höhe 0 - 014.
0 11 L I A t
xate _ cbraaiüv Owv
y.otvbv pötoatv Kotatosceiq x e]x[äoxY)-
v [Ojualav äcp’ evo? tepei'ou xwv 9uo|jis[vü>-
5 v • 5xav Se xotwciv xupäX<5t[xo]v v.a’t [0]ö«o[oi-
sic v ßouv, A^4 £Ta! y.iohsov eX[xo-
vxa [rr, eXaaaov |J.vtöv Sexa, XijtJtefxa-
t Se ev xvji Ooslat xaüx[v)]i Sepp.« x«l [tr-
xiXoc äs’ o3 äv xpioü ßciXrjxai, Xvj4 £ [x-
10 at Se ev xaf? (Tuva-poyah; uäaatq
8t ?]p.oipt'av, üixäp^ei Se auxtbt äxe-
Xjeta ey Kacoxjcrwt, 2>v äv Kacruxj-
cejtq y.vpiot watv ■ 6 [8]e :xpiäp.evo<; xr,v
iepu)]auvr)v StopOwaexat xb apyuptov
15 xctc wpjoetpvjixevotq xapwatq xoic TL
HAHN xoto6p.evoq xaxaßoXä;
xt)]v p.ev ixpwxYjv ev pwjvt A!wt, xr r
v Se $eu]xep[a]v ep,p.yjvt HavStxwt xtjv Se
xptxvj]v spt.pi.Yjvl TTtepßepexattot |j,el
20 atovotSeavot
T
Das Wort xupäXtftxav ,Käsekuchen* scheint neu, die Sache
— ein Todtenopfer — ist vielfach bezeugt.
Mit dieser Inschrift ist die Existenz einer Stadt KactdcaS?
(Ethnikon Kaawaaeuq), welche dem Priester Atelie verlieh, be
wiesen, und es konnte nur die Frage sein, ob die Fundstelle
und ihre Umgebung der Standort der Stadt selbst seien, oder
ob dort bloss das dem Schutze derselben übergebene Heiligthum
24
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
gelegen habe. Dafür, dass die Stadt selbst dort lag, spricht
aber, dass im Dorfe Ulash noch folgende Inschriften zu Tage
kamen:
4) Bläulicher Stein, 024 h., 0T7 br., 0T7 d. Buchstaben
höhe 009.
_ L
■f£VO|J.evr) te[ . . . Kacrwa-
ctscov sXs<T0[ai . . .
couavTcov y.a
5 Odvrag xoiY)a[ . . . cs-
poü aXcou; Ai[b?
ty;i y(i)|rY)( sias . . .
yX^poix; ■rps'tq . . .
sijouaiv aUTO
10 rj -/.X-cjpovopla tco . . .
•/.ai tou psv ■jrp(ö[Tou
Tai to äpyupio[v
toiq aÜToXq Ta
yavcjcpopou pd) o
15 TptayaBisl; Bs t . .
—ouutv tcoi Os[äii
v sysoOua
5) Bläulicher Kalkstein 0'305 h., 0'34 br., 0'32 d. Buch
stabenhöhe 0-013 bis 0-011.
Links Band erhalten,
a Msvitttov
ov ’ApiaTEOu Ö'/,t[co / ■
t■r\'t Ts y.aoiyvvjTYjv Ayjp,. . .
nsvTETsy.aiBsy'STij c . .
vacat
5 El' Tiq okoippovEcov dSiy/fc-q [toüto tö ov]p.a
r\ y.ai ßoubeua-^, xsivo? oXoito y.[a>uö<;.
touto Mevitttcoc xat aufo? E7t[say,söa£ov Ep.aoxcio
xoüvop.a xaiiTÖv e^cov 7raxp[i dTio<p0ip,Evco.
öyTtoxoyäo^xovTa S’fejxvj [^coopoi p.sxsay.ov
10 dß]Xaß7) ogp.a-’ dyijyi y.ai y6v[aT’ dy.dp.aTa.
v]üv Be [p.]ou borsa Xsuy.ä [y.axa /06va TruOsxai op.ßpw
[y]sAto'J t’ aüya? oüysxi siaopoco.]
Bericht über eine Reise in Karien.
25
In der Nähe der byzantinischen Kirche lag noch ein
grauer Kalkstein, der in Cursivschrift eine längere christliche
Liturgie trägt, die an anderer Stelle veröffentlicht werden soll.
Der Ort bestand also noch in byzantinischer Zeit an
dieser Stelle. Möglich ist freilich noch eine andere Annahme.
Eine gute halbe Stunde südwestlich von Ulash auf einem der
Hügel, die die Ebene des Saritschai begrenzen, welcher auf
diese bis zum Golf von Jasos Ausblick gewährt, finden sich
ausgedehnte antike Fundamentirungen, die von einer Stadtan
lage herrühren können. Inschriften gibt es dort nicht, auch
ist die Zerstörung weit fortgeschritten. Zwischen diesem Hügel
und der als Kasossos in Anspruch genommenen Stätte liegt
ein breites Flussthal. An sich wäre es möglich, dass dort die
Stadt gelegen habe und an der früher beschriebenen Stelle
blos das Heiligthum; doch machen die Funde das Gegentheil
wahrscheinlich und führen damit zur Annahme, dass die am
linken Flussufer befindliche Ruinenstätte blos ein Castell ge
wesen ist.
Von Ulash aus wurde die Reise nach Karadjihissar, der
jetzt gewöhnlich Pedasa genannten Ruinenstätte, fortgesetzt.
Daselbst liegt folgende unbekannte Inschrift in der unmittel
baren Nähe des Theaters:
Basis aus Kalkstein, 0165 h., 036 br., 0126 d. Buch
stabenhöhe 0012.
. . . ooc, 6 xai OüXuxSy]<; ie-
psu? rrj'i Exijjiwov 0eäv £•/. tmv i8(wv
Auch wurde auf dem Burgberge die Bull, de corr. hell.
XIV 627, 30 ohne genaue Angabe des Fundortes publicirte In
schrift wieder gefunden. Von hier aus ritten wir nach dem benach
barten Yenikiöi, um das von Norden aus unerreichbare Kaidere
zu besuchen. Es scheint, dass das ganze enge Thal zwischen
Maretschaldagh und dem diesem gegenüberliegenden Höhen
zuge so genannt wird und speciell die drei Yürükenhütten, zu
denen wir gelangten, nebst der zweiten drei Stunden nörd
lich davon gelegenen ähnlichen Niederlassung. Von der süd
licher gelegenen dieser beiden Niederlassungen liegt eine Stunde
nordwestlich auf einem schmalrückigen Vorberge des west
lichen Grenzgebirges ein Castell mit Befestigungsmauern und
26
IT. Abhandlung: Hula und Szanto.
den Fundamenten eines kleinen Tempels. Ausserhalb der Be-
festigungsmauer und tiefer unten befindet sich ein Gewölbgrab.
Das Thal Kaidere wird vom Aktschai durchströmt, der zwi
schen Akdagh und Maretschaldagh fliesst. Wenn der uns
von den Bewohnern als Akdagh bezeichnete Gebirgsstock mit
dem auf Kieperts Karte bezeichneten Berge gleichen Namens
identisch ist, so muss dieser sich so fortsetzen, dass er west
lich vom Maretschaldagh mit diesem parallel streicht.
Von Yenikiöi aus ritten wir über Derekiöi nach Gereme
(Keramos), wo die Ausbeute verhältnissmässig gering war, um
dann nach dem Dorfe Giökbel zu gelangen, in dessen Nähe
Kiepert die Ruinen von Bargasa gesucht hatte. Der Berg, an
dessen Nordseite Giökbel liegt und der nordwestlich von der
Vasilikabucht steht, trägt einen grossen Befestigungsthurm guter
Zeit und Ueberreste von Mauern. Wenn hier eine Akropolis
lag, so beherrschte sie zwei Häfen. Die Stadt hätte sich auf
dem Hügel nach Süden gegen die Küste zu fortsetzen müssen.
An sich konnte aber ebenso gut ein kleines Castell an der be
zeichneten Stelle gelegen haben. Als wir einige Wochen später
mit einem Schiffe die Nordküste des keramischen Golfes ab-
fuhren, landeten wir bei der westlich von der Vasilikabucht
gelegenen grösseren und einschneidenderen Bucht, welche den
Namen Giüktasch führt. Von dieser führt ein Bergsattel west
lich in das Nachbarthal, das von einem beträchtlicheren Flusse
durchströmt wird. Dieser mündet in eine flache, zum Landen
ungeeignete Bucht. Am Abhange der östlichen Berge, die das
Thal begrenzen (zugleich der westlichen Grenzberge der Giök-
taschbueht), fanden sich sehr ausgedehnte byzantinische Ge
bäude, dazwischen aber auch mächtige antike Quadern, ein
Capitell und sonstige Spuren antiker Besiedlung; ferner ein
Sarkophag inmitten eines guten, mit grossen Quadern aufge
führten thurmartigen Gebäudes (wohl eines Heroon) aufgestellt,
das jedoch später abgebrochen und mit byzantinischem Mauer
werk überbaut war. Der Sarkophag und die antike Mauer
bis zur Sarkophaghöhe dienten dabei als Fundamentirung, so
dass sie Kellergeschoss des byzantinischen Bauwerks wurden.
Die antiken Fundamente ziehen sich die ganze Ebene hin und
zum Theil den Berg hinauf. Es ergab sich sofort die Frage,
ob wir es hier nicht mit der Nekropole oder sonst zugehörigen
Bericht über eine Reise in Karien.
27
Kesten der Ruinenstätte von Giökbel, die nicht weit entfernt
sein kann, zn thun haben. Leider konnten wir die Entfernung
der beiden Stätten von einander nicht exact bestimmen. Aber
ihre wahrscheinliche Nähe lässt auch die Bestimmung der erst
genannten als Stadt probabel erscheinen und die Benennung
Bargasa zu bestimmterer Discussion stellen.
Von G-iökbel unternahmen wir noch einen kleinen Ausflug
auf einen der Gipfel des Bozalan tepe, auf dem sich ein ziem
lich grosses Castell mit guter Mauer fand. Wegen dichten
Nebels konnte nicht visirt und die Angabe von in der Nähe
befindlichen Castellen nicht verificirt werden. Hierauf suchten
wir in nordwestlicher Richtung die Strasse von Milas nach
Budrum zu erreichen und gelangten über Mazin nach Tepedjik
(20 Minuten von dem bei Kiepert verzeichneten viel kleineren
Kerner entfernt). In der Nähe des Ortes wurden mehrere
späte, zum Theil christliche Inschriften gefunden, in Kerner
(westlich von Tepedjik), wo eine antike Niederlassung gewesen
sein muss, schrieben wir folgende Bauinschrift ab:
Gebälk 0 - 54 h., 0'38 d. Buchstabenhöhe 0 039.
ff]«? TW Ct'uTW £T£l tou? x£i'ova[?
Wir erreichten von dort aus Kujudjak, ein griechisches
Dorf am Meere unweit Tuzla, besuchten von dort aus Kary-
anda, ferner die gegenüberliegende Insel Tarandos (Sali) und
Tuzla am Fusse des Hügels von Bargylia, wo sich mehrere
Inschriften fanden, deren Nachweisung wir der besonderen
Güte des Herrn Architekten Cav. Pietro di Magnifico aus
Smyrna verdanken, der uns bereits in Milas durch freundliche
Unterstützung werthvolle Dienste geleistet hatte. Mit ihm
wurden auch die umliegenden Dörfer Yemikler, Sartamish und
Ütsch-bunar besucht. Die Tour ergab mehrere Inschriften in
Tuzla selbst, ferner nördlich von Yemikler den unteren Theil
eines Grabreliefs (sitzende weibliche Gestalt und vor dieser
stehende Frau) mit der Inschrift
’ApiS|j.ia!a IToasiSwvtou,
im Dorfe Yemikler eine Felsinschrift und sonst noch kleine
Fragmente.
Von Kujudjak aus wurde noch die auf Kieperts Karte
unrichtig als Doppelinsel gezeichnete, westlich vom Chersonnes
28
IT. Abhandlung: Hula und Szanto.
von Bargylia gelegene wüste Insel Pliidonisi (100 Schritte lang
und 20 breit) besucht und das dort befindliche Fragment des
Diocletianischen Edictes, welches nach Paton’s Abschrift nunmehr
als fragmentum Bargyliense publicirt ist, abgeklatscht. Hierauf
ritten wir nach Etrim, einem Dorfe am Fusse des Berges, der
die jetzt nach Bent Theangela genannte Ruinenstätte trägt, die
Judeich einst für Pedasa gehalten hatte. Die übliche Bezeich
nung dieses Dorfes als Karowa ist nur bedingt richtig. So
heisst vielmehr die ganze Gegend, die weite Ebene, durch die die
Strasse von Budrum führt. 1 Es sei gleich bemerkt, dass die in
Halicarnass befindliche Inschrift Bull, de corr. hell. XIV 93, 2,
ein Psephisma zu Ehren von Hyllarima, nach der bestimmten Ver-
sicherung ihres Besitzers von der Ruinenstätte bei Etrim stammt.
Man wird daher bei der Benennung derselben noch vorsichtig
sein müssen. Nach Angabe der Dorfbewohner soll sich in
nordwestlicher Richtung von Etrim auf der anderen Seite des
Thaies von Karowa noch ein Flecken Hoirat befinden, der antike
Reste birgt.
Am 19. Mai erreichten wir Budrum (Halikarnass), wo wir
wieder längeren Aufenthalt nahmen. Das Castell, welches eben
zu einem Gefängnisse umgestaltet wurde, war infolge dessen
leicht zugänglich; es ergaben sich auch sofort einige Funde,
aber die weisse Tünche, mit der die Mauern sehr eilig über
strichen wurden, hinderte die volle Ausbeute. Die Collationirung
bekannter Inschriften ergab manche neue Lesung. Von neuen
Funden auf dem Castell wäre ausser einigen kleinen Frag
menten noch ein grosses Ehrendecret zu nennen, welches in
zwischen von Paton in der Classical Review VIII, 217 f. bekannt
gemacht worden ist.
In der Stadt selbst fanden sich gleichfalls unbekannte In
schriften, von denen wir nur einige hervorheben:
1 Nach Angabe des Beys in Tepedjik gehören zur Karowa folgende
Dörfer: 1) Tschöralekkiöi, 2) Tepedjik, 3) Kemerkiöi, 4) Söralan,
5) Gjökjer, 6) Mumdschilar, 7) Bai'r, 8) Hatiblar, 9) Yenikiöi (vielleicht
das Lieni? der Kiepert’schen Karte), 10) Tschamarassi, 11) Saskiöi,
12) Etrim, 13) Innen (von einem Griechen als Rimeni bezeichnet),
14) Kum Tachtachykiöi. Ein Grieche in Kuyudjak fügte noch hinzu:
15) Perneli-belen und 16) Musafirkiöi. Eine Ortschaft Karowa gibt
es nach übereinstimmenden Angaben nicht.
Bericht über eine Reise in Karien.
29
1) Am grossen Hafen in der Ecke eines Hauses westlich
von der Moschee. Marmor, 065 h., 0‘91 br., 0-415 d. Buch
stabenhöhe 0'023. Sehr verwittert.
6 S?j[j.os ettiAvpev
AsT6xi6[v KjopvviXiov Aeuxi'ou oib[v
Z[6]XXa[v] utpaxrj-pv ävOuxaxov
'Pjwpai'wv exaivwt -/pucwt
5 arjxecocvwi, dpicxetan xat sixovi
sic /]aXxi) apexY}? evexev xac suvotap
x]al eüep-j-fcjafai; xyjs eiq aüxov.
2) Im Hause des Tschakir Imam Oghlu Ahmed. 0 - 08 h.,
0‘43 br. Buchstabenhöhe 0-016.
Aiovuctoc Atoooxou
vtxfjcas e<p-/jßou? veux£pou[q
p.ocxptöt Spop.o)t riocstowvi.
3) Quelle im Felde des Abdi-oghlu-Hadji Hussein. 0 24 h.,
1-03 br., 038 d. Buchstabenhöhe 0 - 038.
Mvyj|j.a [xovopct/wv . . .
ixo üoxXiou OÜYjStou ’Ao’.[axty.ou y.axacxsuaoOev.
4) Im Garten des Tschausch Oghlu Mehmed. 051 h.,
0-41 br., 0 - 59 d. Buchstabenhöhe 0 - 02.
Unten, rechts und links Rand erhalten.
00
•cd;
ouaXXio?
ca a.%0 xvj?
5 ’.aq ose
V£ EXpEcßEUOSV
XÜV 1-I.EV
uväe xo'c
x]mv v£iov [-pjüxo? fU|jiva-
10 oidp/wv oe xal vqq yipouGi-
a]; E’fciSi Sapdxioi y.ai xöi
CTi\iM'. /apiGvqpiov.
Eine Inschrift aus der Kaiserzeit, die wir in der Stadt
Halikarnass copirten, wird E. Bormann demnächst in den Arch.
ep. Mitth. publiciren.
30
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
Die Säuleninschriften vom Sarapeum haben CIG. 2656 L eine
ganz ungenügende Publication gefunden. Es sind dort nur die
ursprünglichen in grossen Charakteren eingemeisselten Zeichen
■wiedergegeben, die ,minutiores litterae a recentiore manu
inter ceteras interpositae/ aber weggelassen. Dieselben wurden
genau aufgenommen und ergaben namentlich eine reiche Menge
sogenannter Nikeinschriften, deren richtige Erklärung auch
durch ihre jüngsten Besprechungen noch nicht gefunden zu
sein scheint. Halikarnass ist besonders reich an diesen In
schriften, die sich zahlreich, besonders auch an Baugliedern
aus dem Sarapeum finden. Ausser den Säulen sahen wir Tri-
glyphen und Blöcke desselben Materiales mit Schilden, und
darunter Krateren, von Schlangen umwunden, die regellos auf
allen möglichen Stellen Nikeinschriften zeigen.
Ausser einem Ausflug nach Giöktschallar wurde von Bu-
drum aus auch noch ein Abstecher nach Yumushlü (Myndos)
gemacht, wo wir unter anderen auch eine unbekannte voll
ständige metrische Grabschrift abschrieben. Der Weg führte
über Episkopi, in dessen Nähe ein Monastir mit antiken Bau
resten sich befindet, darunter eine Säule mit Inschriften gleich
denen vom Sarapeum in Halikarnass. Ueber Turakiöi, wo ein
Castro mit hellenischen Mauern zu sehen ist, ging der Weg
nach Aktschekiöj, von wo Termera besucht wurde, Karatoprak
und Kadikalessi. Von Myndos wurde der Rückweg über San-
dama nach Budrum eingeschlagen. 1
Einige Tage wurden nun darauf verwandt, um mit einem
Schiff die Nordseite des keramischen Golfes abzufahren. Dort,
wo die Karte die Ruinen von Alakishla verzeichnet, landeten
wir und fanden bei der Bucht ausgedehnte byzantinische
Mauerreste (darunter eine Kirche mit Resten von Malereien),
in denen vereinzelt auch antike Quadern und Triglyphen be
gegneten. Ein kleiner Hügel, der die Akropolis der kleinen
Strandebene bildet, trägt auch Reste antiker Thürme. Eine
späte Grabinschrift ohne Stadtangabe:
1 Zur Karte ist berichtigend zu bemerken, dass es einen Ort Gora nicht
gibt. Anzusetzen ist dafür wohl Karakaja (Schwarzerde), l*/ s Stunden
von Kerissi. Demir liegt westlich von Sandania.
Bericht über eine Reise in Karien.
31
üoXerta %pvjcT£
7ß P £
Tp6®i[j.s /pijsxs
•/aips
verbürgt die Existenz einer antiken Stadt. 1
Nachdem wir bei der Griöktaschbucht gelandet hatten,
worüber bereits oben berichtet ist, fuhren wir in die Vasilika-
und darauf in die Akbükibucht, deren Umgebung keine Spur
antiker Niederlassung ergab, und nach einem Abstecher nach
Kedreai, endlich nach Giova (Idyma), wo noch folgende un
bekannte Inschriften zu Tage kamen:
1) In der Treppe der Djarui 0‘55 h. Bruchstück einer
runden Ara.
üxep
’AOavayöpa M
‘Popl'ou
TO XOIVOV Tü>[v . . .
. . . <i)0!TEVEl(l>[v
E]Ü£pY£c(a? [evexEV r?jc
ei? aörob? [za! suvoia?
Gs[oi?
Es ist zu bedauern, dass der Name des y-oivbv nicht mit
Sicherheit lesbar ist.
2) Stufe der Djami. 0'21 h., 0'56 br., 0’47 d. Buchstaben
höhe 0‘02.
_ HoXeov[t]o? Aooeu?,
womit der Bull, de corr. hell. X 430 überlieferte Phylen- oder
Geschlechtsname in anderer Orthographie wieder bezeugt ist.
Auf dem Wege von Griova nach Marmaritsa wurde ein an
tikes Castell besichtigt, in Marmaritsa selbst (Physkos) wurde das
inzwischen im Bull, de corr. hell. XVIII, 31 publicirte Psephisma
abgeschrieben. Einzelne Antiken scheinen sich dort im Privat
besitz zu befinden. In der Absicht, die peräische Halbinsel
genauer zu untersuchen, brachen wir nun nach Erine (Assarine)
auf und von da nach dem über l 1 / 2 Stunden in nördlicher
1 Nunmelir ist diese Inschrift auch Bull, de corr. hell. XVIII 27 ver
öffentlicht worden.
32
II. Abhandlung: Hnla und Szanto.
Richtung entfernte Tschairaulu, wo sich folgende Inschrift
befindet:
Grauer Marmor, 0' 19 h., 0 38 br., 0'21 d. Buchstaben
höhe 0*02.
Avjpi^Tpio? ~ij 'Exa[TY)
£U}(ap[[cT]Y]plOV
bl
Dieselbe ist jedoch nach Aussage ihres Besitzers nicht
dort, sondern weitere zwei Stunden nördlich gefunden worden.
Da die Inschrift die Existenz eines Heiligthums der Hekate zu
verbürgen schien, ritten wir in Begleitung des Finders zur an
geblichen Fundstätte, sahen dort jedoch nur einen einzigen an
tiken Baustein und eine kleine mittelalterliche Mauer.
Von Erine aus wurde hierauf die Tour nach Kyr-Vasili
fortgesetzt, wo sich zahlreiche antike Reste befinden. Zwei
Stunden südwestlich von Kyr-Vasili, eine Stunde östlich von
der Lostabuclit und unweit (westlich) von der Ostküste der
peräischen Halbinsel liegt in einem Kesselthale das Dorf Bail*.
Neben der Moschee, die zahlreiche antike Bausteine enthält,
befindet sich eine gute und reichliche Quelle, die von lauter
antiken Steinen eingefasst ist. In die Einfassung vermauert
ist ein Stein mit der späten Inschrift:
Mcugwv
welcher offenbar bereits im Alterthum sich an dieser Stelle be
fand. Auf dem Platze zwischen Quelle und Moschee liegen
ringsum ausgezeichnet gearbeitete Bausteine, Fragmente eines
Tempelbaues, Triglyphen u. dgl., endlich eine Inschrift, die sich
auf ein Heiligthum des Asklepios bezieht und folgendermassen
lautet:
Zwei Fragmente, anpassend. 0*29 h., 0'58 (0*36 -j- 0*22) br.,
0*33 d. Buchstabenhöhe 0*017. 1
TotSs xpoaipsüp.evoi <juvxaTa<jx£uet£eiv
to tep'ov toü ’Aay.Xaxtcu IxayYSiXdpisvot
sSuzav ec Tav äoxaoxeuav Ta[XavTov?
1 Don französischen Gelehrten, welche gleichfalls diese Stätte besucht
haben, kam nur das eine der beiden Fragmente dieser Inschrift zu Ge
sichte, welches sie Bull, de corr. hell. XVIII 30 veröffentlicht haben.
Bericht über eine Reise in Karien.
33
Iin Pflaster des Vorliofes der Moschee ist ein stark ver
riebener Stein, der eine Namensliste mit beigesetzten Zahlen
angaben aufweist, vermuthlich ein Verzeichniss von Spenden
für das Heiligthum, und wo'hl zu der erstgenannten Inschrift
zugehörig. Offenbar lag also an der Stelle der heutigen Moschee
ein Asklepiosheiligthum, in dessen Bezirk die noch heute
fliessende Quelle sich befand, welche vielleicht zur Gründung
desselben Anlass bot. Da sieh jedoch in unmittelbarer Nähe
des Platzes auch eine grosse Gräberstadt befindet, musste die
ursprüngliche Annahme eines blossen Heiligthums fallen ge
lassen und an eine Stadt mit Asklepiostempel gedacht werden.
Bald fand sich auch die folgende Grabschrift:
2w[j.aTo9]Y;y.[7j
MsvavSpou y x[oü N]oufrr ( vi'ou 'Yyaosw;
■/.cd yuvaiy.bc auxcö [’ApxsJgsicrta? Ekkivsc Tya(asw?) y.at [xi;;
ysvsäc xij? svYuxdJxT/C y.axja xov vop.sv.
Da der Verstorbene selbst Bürger von Hygassos ist und
seine Frau gleichfalls aus Hygassos stammt, so ist anzunehmen,
dass sie auch in Hygassos begraben liegen, und dass mitbin
die Fundstätte die von Steph. Byz. s. v. genannte karische
Stadt ist.
Von Bair gingen wir über Söit in der Nähe des Meer
busens von Saranta nach Ortandje und von hier nach Phönix.
Ein Besuch der Burg daselbst bot wenig Neues, obgleich an
tike Bauwerke und verschleppte Steine im ganzen nordwestlich
streifenden Thale bis zu dem alten, nunmehr verlassenen
Phineket sich vorfinden. Die zahlreichen Brunnenmündungen
bestehen aus antiken Bausteinen. Zu erwähnen wäre im alten
Phineket ein Kindersarkophag, _ der später als Wasserbassin
benutzt wurde, mit der Inschrift:
Aagatvexou
’Ecectou
Der Rückweg wurde über Bair und Alexa nach Marma-
ritsa genommen und von hier aus über Dalian (Kaunos), wo
einige Collationen vorgenommen wurden, Yüksekkum erreicht.
Das von dort besuchte Castell Yangi bot nichts Wesentliches,
so dass wir unverzüglich die Tour über Kyzylyaka nach Turan-
tschiflik fortsetzen konnten. Dieses dem Christodulos Pappa
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 2. Abh. 3
34
II. Abhandlung: Hula und Szanto.
Dimitriou aus Mughla gehörige Gut bestimmt sich durch die
Visuren auf den Nifdagh 112—3°, Sakarkaya 306, Sandradagh 93.
Dort fand sich neben den Fundamenten einer byzantinischen
Kirche folgende Inschrift:
Ara mit Ablauf 0‘56 br. Buchstabenhöhe ca. 0'02.
Aojji.i]ti'«v 0£av Seßacxiv
ö äv)]ij.o? KaXXntoXrräv
0EOI?
War damit die Existenz einer Stadt Kallipolis (eine Stadt
dieses Namens in Karien bezeugt Steph. Byz.) in jener Gegend
gesichert, so musste doch überlegt werden, ob der Fundort der
Inschrift mit dem Standort der Stadt identisch sei, und ob nicht
der etwa vier Stunden entfernte Hafen von Gallipoli in der
Nähe von Kedreai in seinem Namen die Erinnerung an eine
dort anzusetzende Stadt Kallipolis bewahre, von der der Stein
nach Turantschiflik verschleppt wäre. Die Entscheidung lässt
sich kaum treffen, doch spricht der Umstand, dass etwa zum
Bau benöthigte antike Steine sich von näheren Orten als Galli
poli zur Fundstelle hätten bringen lassen, für die Ansetzung
von Kallipolis an dem genannten Platze. Gallipoli konnte immer
hin der Hafen einer solchen landeinwärts gelegenen Stadt ge
wesen sein. Sicher ist der Bestand eines Monastir an jener
Stelle; auch von Gräber- und Münzenfunden wurde uns erzählt.
In nordwestlicher Richtung von Ula am Berge Okadasch,
der in die Ebene von Yenilciöi (Karäbaghlar) Ausblick gestattet,
fanden sich zwei Felsgräber, eines mit Vorhalle (jonisch), das
zweite mit einfacher Thür. Auf der westlichen Seite des Berges
sind antike Bausteine verstreut und deutlich Terrassenmauern
wahrnehmbar.
Von Ula gelangten wir über Mughla und nach dem Besuch
der umliegenden Dörfer Yenikiöi, Derekiöi und Dumbrek nach
Pisilciöi (Pisye), wo wir neben anderen folgende Inschriften
abschrieben:
1) Marmor, 0T95 h., 068 br., 0535 d. Buchstabenhöhe 0018.
x]b y.oivbv T(öv K(0|J.Y]TWV UTCEp
‘bavüijvoc MuvSloo y.at Dgcte. . .
MuvSlai; Ttj? Tipo? auxoup
Euvoiac
Bericht über eine Reise in Karien.
35
2) Marmor, 035 h., 020 br., 0T6 d. Buchstabenhöhe 0 015.
Oberhalb der Inschrift Ritzlinien, vielleicht Reste einer Zeichnung.
’A[p]wT(ov y.[a-
xa y_p-y)]c7|y.]bv [ä-
vcatQüv ’A[k-
oXXjwvJa euyja-
ptCjT'^ptCV
3) Rückseite eines türkischen Grabsteins, 0‘23 h., 0'84 br.,
008 d.
Atoy-Xsouf? . . .] Ku ’Apioiro-
oip 07.sc Ko ispia 4>X • 4>X • Ap;a- sic
vtov ToXstcu Guyar^p ’Aptcio-
[xoixoz ’kociq rj y.ai Niy.oXai? Ko
Das eine ,Castro' s / 4 Stunden nördlich vom Dorfe mit
grosser Stadtmauer kann sehr wohl Pisye sein. Von Pisikiöj
gelangten wir nach Yerkissi, wo sich ein kleines Inschriften-
fragment fand, und ritten von dort nach Algü, einem Dorfe
zwischen Yerkissi und Panamara, südlich von Tenaz und nord
östlich von Denizovassi, um von da nach Tenaz zu gelangen.
Auf dem Wege dahin copirten wir im Dorfe Kutschuk -belen
eine Inschrift, während der Besuch des daselbst befindlichen
Castro resultatlos war. In Tenaz fand sich eine offenbar von
Panamara verschleppte Inschrift, die eine Ehrung betrifft.
Eine halbe Stunde von Tenaz liegt das Dorf Karakuja,
wo sich einige unbedeutende Inschriften fanden und von wo
aus eine Besteigung des Sivi’itepe möglich wurde. Vom Gipfel
ergaben sich folgende Visuren: Kosatsch 89, dahinter das nörd
liche Ende des Ujuklu, Karlyk genannt, 90, Ujuklu gegen Süden
109, Sandra 113, Sivrisarindsch 196, Karlyk (südwestlich von
Panamara, ein Berg ungefähr in der Höhe des Pendschik) 245,
Kartaldagh 254, Pendschik (Westende des höchsten Kammes)
267, Panamara 274, Pendschik (Ostende) 278, Arkjöi (Ahar-
kiöj) 341. Panamara ist also, wie Kiepert schon aus Benn
dorfs Routier geschlossen hatte, ursprünglich nicht richtig an
gesetzt worden und liegt mehr gegen den Pendschik zu, als
anfänglich angenommen wurde.
Auf mehreren Umwegen gelangten wir hierauf nach Ak-
hyrkiöi, wo noch eine kleine epigraphische Nachlese gehalten
3-
36 II. Abh.: Hula und Szanto. Bericht über eine Reise in Karien.
werden konnte, nnd von dort nach Leina (Lagina), wo wir
mehrere Tage verweilten, um die mit grosser Umsicht und Sorg
falt seit den letzten zwei Jahren durch Se. Excellenz Iiamdi
Bey zu Tage geförderten Monumente zu besichtigen und die
Inschriften so weit als möglich zu copiren. Wir unterdrücken
jedoch Mittheilungen über dieselben, um der zu gewärtigenden
Edition nicht vorzugreifen. Auch in der Stadt selbst fanden
sich mehrere Inschriften in einzelnen Häusern, darunter auch
solche, die die Fortdauer der Stadt in christlicher Zeit beweisen.
Dazu stimmt die Wahrnehmung, dass manche Inschriftblöcke
von Lagina auch Spuren späterer Verwendung zeigen. Wahr
scheinlich hat sich auch an Stelle des Hekateheiligthums eine
Kirche erhoben. ^
Mit dem Besuch von Lagina war die Rundtour vollendet
und der Anschluss an die vorjährige Reise erreicht. Wir be
gaben uns von dort aus nach Aidin zurück und langten am
80. Juni wieder in Smyrna an.
Auch dieser Reise sind werthvolle Rathschläge zu Gute
gekommen, die uns vor Antritt derselben Heinrich Kiepert.zu
ertlieilen die Güte hatte. Ihm danken wir auch das kartogra
phische Material, dessen Benützung die Wahl unserer Routen
bestimmte. Wirksame Unterstützung fanden wir ferner bei
Sr. Excellenz dem Herrn Vali von Aidin und bei dem k.
und k. österreichisch - ungarischen Generalconsul in Smyrna
Herrn Nicolaus von Jan ko, dessen thatkräftiges und liebens
würdiges Entgegenkommen uns in jeder Richtung gefördert hat,
sowie beim Herrn Viceconsul Baron von Sonnleithner. Mit
unserem hier öffentlich ausgesprochenen Dank verbindet sich
auch der an Karl Humann, der uns in nun schon hergebrachter
Weise und darum doppelt verpflichtet hat. Für die gewährten
Vergünstigungen haben wir ferner dem Verwaltungsrathe des
österreichischen Lloyd und für eine Reihe geleisteter Dienste
dem Ehrendragoman des österreichisch - ungarischen General-
consulats Herrn Cocchini herzlichst zu danken.
III. Abhandlung: Meyer. Neugriechische Studien. III.
i
III.
Neugriechische Studien. III.
Von
Gustav Meyer,
corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
III.
Die lateinischen Lehnworte im Neugriechischen.
Einleitung.
Während die aus dem Griechischen ins Lateinische auf-
genommenen Lehnwörter eine mehrfache und zum Theil sehr
gute wissenschaftliche Behandlung erfahren haben, besitzen wir
noch keine Darstellung des umgekehrten Verhältnisses, das
heisst der lateinischen Wörter, welche in das Griechische wäh
rend seiner verschiedenen Entwicklungsphasen Eingang gefunden
haben. In früheren Perioden nur in geringem Masse spürbar,
steigert sich der Einfluss des Lateinischen auf das Griechische
naturgemäss nach der Eroberung Griechenlands und des grie
chischen Orients durch die Römer und erreicht seinen Höhe
punkt, seitdem ein neues römisches Reich in Constantinopel
seinen Sitz aufgeschlagen hatte. Das alte Buch von Wan-
kowski (Antiquitates romanas e graecis fontibus explicatas
edidit W., Königsberg 1846) ist immer noch das einzige,
welches das Durchsetzen des griechischen Sprachschatzes mit
lateinischen Elementen in einiger Vollständigkeit übersehen
lässt. Neuerdings hat Lafoscade in einem lesenswerthen Auf
sätze ,Influence du Latin sur le Grec‘, der in den von J. Psichari
herausgegebenen Etudes de philologie neo-grecque ( , Paris 1892
S. 83—158 erschienen ist, eine anregende Darstellung der ganzen
Frage gegeben, ohne indessen das Material im Einzelnen vor
zulegen. Manches Brauchbare enthalten die vier Programme
von Weber De latine scriptis, quae Graeci veteres in linguam
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 3. Abh. I
2
III. Abhandlung: M e y e r.
suarn transtulerunt, Kassel 1835. 48. 50. 52, die dann bei
Theodor Fischer in Kassel als besonderes Buch erschienen
sind. Einige Specialarbeiten beschäftigen sich mit den lateini
schen Lehnwörtern bei einzelnen griechischen Schriftstellern,
so Sickinger, De linguae latinae apud Plutarchum vestigiis,
Heidelberg 1883; Körting, De vocibus latinis, quae apud Ma-
lalam inveniuntur, Münster 1879; Triantaphyllides, Lexicpie des
mots latins dans Theophile et les Novellen de Justinien, in
den Etudes von Psichari (1892), S. 255-—277, wozu Psichari
S. 159—254 eine Einleitung geschrieben hat, die einige Punkte,
der Orthographie und Lautlehre dieser Lehnwörter streift.
Ueber die in dem Lexikon des Plesycliios erhaltenen lateini
schen (und sonstigen italischen) Wörter handelt in vortreff
licher Weise Immisch, De glossis lexici Hesychiani Italicis,
Leipzig 1885. Und was die Inschriften betrifft, so ist in der
Züricher Dissertation von Eckinger ,Die Orthographie lateini
scher Wörter in griechischen Inschriften*, München (1893), viel
werthvolles Material verarbeitet.
Die Untersuchung der lateinischen Worte im späteren und
im byzantinischen Griechisch ist auch darum von Interesse und
von Wichtigkeit, weil eine Menge derselben, wohl zumeist
durch Vermittelung des Griechischen, ihren Weg in die orien
talischen Sprachen gefunden haben. Zu den Andeutungen, die
ich hierüber in meinen ,Türkischen Studien* I 3f. (1893) ge
macht habe, füge ich jetzt hinzu, dass seitdem die griechischen
Fremdwörter im Armenischen von Brockelmann in der Zeit
schrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. XLVII
1 ff., zum Gegenstände einer besonderen Darstellung gemacht
worden sind. Die zahllosen griechischen (und griechisch-latei
nischen) Wörter im Syrischen muss man aus den Wörter
büchern zusammensuchen; bei Payne-Smith ist die Herkunft
meistens richtig angegeben, doch vermisst man eine Unter
scheidung zwischen Wörtern, die wirklich in die lebende
Sprache aufgenommen waren, gelehrten Wörtern und blossen
Transscriptionen. Mit den griechisch-lateinischen Wörtern im
späteren Hebräisch hat man sich mehrfach beschäftigt. Mir
liegt ein Buch vor: ,-inDX ns oder Beleuchtung der im Talmud
von Babylon und Jerusalem, in den Targumim und Midraschim
vorkommenden fremden, besonders lateinischen Wörter*, von
Neugriechische Studien. III.
3
Simon und Mardochai Bondi, Dessau 1812. Wissenschaftlicher ist,
was Michael Sachs in seinen ,Beiträgen zur Sprach- und Alter
thumsforschung, aus jüdischen Quellen' (I. II. Berlin 1852. 54)
bietet. Neuerdings haben Samuel Kradss ,Zur griechischen und
lateinischen Lexikographie aus jüdischen Quellen' (Byzant. Zeit
schrift III 494ff.) und Perles, ,Beiträge zur rabbinischen Sprach-
und Alterthumskunde' (Monatschrift für die Wissenschaft des
Judenthums XXXVII 1 ff., 1893) und ,Beiträge zur Erklärung
der griechischen Wörter im Hebräischen' (Byzant. Zeitschrift
III 203 ff.) einschlägige Fragen behandelt; am letzteren Orte
ist ältere Literatur angeführt. Audi das ,Aruch completum'
und die beiden Wörterbücher von Levy nehmen auf die Lehn
wörter Rücksicht, doch ist Fleischer in seinen bei Levy ge
gebenen Erklärungen oft auf Irrwege gerathen. Wenig erfreulich
ist Fürst’s ,Glossarium graeco-hebraeum' (Strassburg 1891).
Man vergleiche endlich auch die Bemerkungen von Bacher in
der Anzeige von Kohut’s ,Aruch completum', Zeitschrift der
deutschen morgenländischen Gesellschaft XLVII 501 ff. und von
Löw in der Anzeige von Payne-Smith’s ,Thesaurus syriacus',
ebenda S. 515ff., besonders S. 520ff.
Von einer grossen Anzahl der bei den byzantinischen
Schriftstellern gebräuchlichen lateinischen Worte gilt dasselbe,
was soeben von den griechisch-lateinischen Elementen in den
syrischen Texten bemerkt wurde: sie sind entweder gelehrte
Wörter oder blosse Transscriptionen. Die wirkliche Volks
tümlichkeit eines Wortes lässt sich ja auch hier an verschie
denen Kriterien erkennen, von denen eines der hauptsächlichsten
sein Vorkommen in den heute lebenden griechischen Mundarten
ist. Es ist die Aufgabe der vorliegenden Abhandlung, die
jenigen Wörter lateinischer Herkunft zusammenzustellen und
zu besprechen, welche heute in allen oder in einigen Theilen
des griechischen Sprachgebietes vom Volke gebraucht und ver
standen werden. Von den Quellen, die im ersten Hefte dieser
Studien namhaft gemacht worden sind, habe ich leider nicht
alle ausbeuten können; doch hoffe ich, dass mein Verzeichniss
nicht allzu viele Lücken aufweisen wird. Ein Zurückverfolgen
der Worte bis zu ihrem ersten Auftreten lag eigentlich ausser
halb meines Planes; was ich davon biete, in Anführungen aus
spätgriechischen und byzantinischen Quellen, sowie aus den
l*
4
IIT. Abhandlung: Meyer.
Vulgärtexten des griechischen Mittelalters, ist dürftig und
mangelhaft, weil ich, besonders für die ersteren, hiefür in meinen
Sammlungen nur unzureichendes Material habe. Eine Unter
suchung über die lateinischen Lehnwörter im Alt- und Mittel
griechischen wird ja hoffentlich nicht lange mehr auf sich
warten lassen.
Eine Scheidung der lateinischen Lehnworte von den zum
Theil auch in früher Zeit aufgenommenen italienischen und den
spärlichen französischen schien aus mehr als einem Grunde
wünschenswertli. Die Behandlung dieser letzteren soll das vierte
Heft dieser Studien bringen. Im Allgemeinen ist die Trennung
beider, besonders auf Grund phonetischer Kennzeichen, nicht
schwierig, nur in einigen Fällen ergeben sich Grenzstreitig
keiten. Die 'E<ma vom Jahre 1891, II, S. 49—59. 65—68
(Nr. 30. 31) enthält unter dem Titel Aaxivoid eine Plauderei in
Form eines Dialogs über lateinische und romanische Fremd
wörter im Griechischen und ihre Unterscheidung; unter dem
Pseudonym Mr/.pcyidvvY]? soll, wie ich höre, Psichari stecken.
Wissenschaftlich haben die Sache zu behandeln versucht
Deffner in der von ihm ein Jahr lang (1874) herausgegebenen
Zeitung Nea 'EU,de Nr. 19 und 20, und Pappadopulos in der
Ilavowpa XVII 217—226. 265—272, im Wesentlichen identisch
mit der Arbeit desselben Verfassers in der T^p.sptc xöv <ptXo-
p.aöüiv XVI (1868) Nr. 680, S. 1621 ff. Nr. 681, S. 1625 ff. Nr. 682,
S. 1633 ff. Nr. 687, S. 1675 ff. Nr. 688, S. 1681 ff. Beide Auf
sätze tragen den Titel 2/eBGcp.a irspe xyjp i-raXix,?); s-tppovjp eitt trjv
c-rjij.OTtx.rjv yXGLcav tüW vsuTspwv 'EXXvpwv und sind herzlich schlecht;
das Material ist dürftig, die linguistischen Kenntnisse des Ver
fassers sind Null, zu einer Scheidung der lateinischen und
italienischen Elemente ist nicht einmal ein Versuch gemacht.
Auch Deffner’s Verzeichniss ist ungeheuer schmal und dürftig,
er hat allerdings die beiden Classen geschieden, aber seine
Arbeit ist ein Fragment geblieben. Ich kann also, wenn mir
nicht etwas Wichtiges entgangen sein sollte, mich auf keinerlei
Vorarbeiten berufen, noch weniger stützen.
Von einem Einflüsse des Lateinischen auf die Phonetik,
die Flexion und die Syntax ist im Neugriechischen nichts zu
spüren. Wie weit sich bei einzelnen byzantinischen Schrift
stellern lateinische Wortfügung aufzeigen lässt, ist hier nicht
Neugriechische Studien. III.
5
meine Aufgabe zu untersuchen. Im Neugriechischen bestehen
die lateinischen Elemente lediglich in entlehnten Wörtern und
entlehnten wortbildenden Suffixen. Die Worte sind fast aus
schliesslich Nomina; was von Verben entlehnt ist, in der Endung
an griechische angelehnt (-efw in an'LLv.svoi applicare, dgcpevdevo)
defendere, xavaxeva) * canicare ?; -t£w in äxovi.irti^w accumbere,
vielleicht (iovg/.iovgt£co murmurare), tritt dagegen sehr stark
zurück, erst aus dem Italienischen sind sehr zahlreiche Verba
in die Volksmundarten aufgenommen worden. Die entlehnten
Suffixe, das heisst solche, welche von lateinischen Lehnwörtern
aus auch in die an rein griechischen Elementen vollzogene
Wortbildung Eingang gefunden haben, sind in dem Anhänge
zu dieser Abhandlung kurz zusammengestellt.
Diese kurzen Vorbemerkungen mögen mit einigen Worten
über die lautliche Gestalt der lateinischen Lehnwörter im Neu
griechischen geschlossen werden.
Lat. e ist heute im Griechischen i. Bei der ersten Auf
nahme von Wörtern mit lat. e gaben die Griechen dies mit ?;
wieder, das noch in den ersten Jahrhunderten nach Christus
in. der Aussprache der Gebildeten den Lautwerth von ge
schlossenem langen e besass (Blass, Aussprache 3 36 f.). Diese
byzantinische Schreibung mit wird jetzt noch festgehalten,
obwohl dieses rj wie alle anderen längst zu i geworden ist. So
ßi)oalov besalis, di]cpsvdsv(o defendo, drjv&giov denarius, i’jaxa
es ca, xafueijOLog campensis, xavTrjka candela, xazrjva catena,
xivzrjvägi centenarium, xollryyag collega, xgrjrellcc crena, Xrjyäzog
legatus, firjvaa mensa, fiijzuzov metatum, grjyag regem, giyy'ka
regula, asogvr/.o serenus, azgfjva strena. Unrichtig ist die Schrei
bung payxtjtp ngiyxzjip aus manceps princeps, denn hier stammt
das i aus den Casus obliqui, es ist also uäyxLijj jtgLyxnp zu
schreiben. Vgl. -t£ aus -ex Dittenberger, Hermes VI 145.
Kurzes betontes e bleibt «; z. B. vAXha cella, xevzovxkov
centunculum, xovpegxz commercium, Xaxegda lacerta, 'Layztvzo
lactentem u. a. Daher muss ipi/.i. obsequium durch Anlehnung
an ocpcpixiov officium erklärt werden. In igöpnh exemplum hat
der labiale Nasal die Umfärbung veranlasst.
Kurzes wie langes i bleiben i: ßiyhx *vigla (von vig(i)lare),
i-tioosvo) missa, pih, milia, xag'iva carlna. Daher ist ßegya :
virga italienisch. Unbetontes i erscheint als e in ßezovh vitu-
6
III. Abhandlung: Meyer.
lens, Qhsva *retina (vgl. Hatzidakis Einleitung 333); daher
braucht man auch für cpapelia neben cpapiXia nicht das latei
nische famelia, osk. fcimelo, umbr. famefia zu Hilfe zu rufen.
Kurzes u ist ov: ßovXXa bullet, ßovoyia *bulgea, ßovxa
*butis, yovXa gula, yovva gunna u. a. Daher ist ßöqdog : burdus
italienisch.
Kurzes betontes 6 ist o: v.ößa coxa, xöoda corda u. a. In
tonloser Silbe vovvög aus nonnus (Hatzidakis, Einleitung 105 ff.).
aovoßov sorburn wird von aovoßicc ausgegangen sein. Hieher
kann cpovaa&xov fossatum gestellt werden, wenn es nicht auf
lat. fössa zurückgeht. Denn lat. ö wird ov: xovQxce cörtem,
y.ovoxlva cörtlna, Xovoov lörum , piaovqa missörium, axovna
scöpa, cpovqpa forma. So auch regelmässig -ov(v)- aus -ön-:
xovßevxa cönventum, xovdovusvrov cöndlmentum, xovvxovßeqvaXig
cöntubernälis.
Nachtoniges u ist meist geschwunden in dem Suffixe -ulus
(vgl. Meyer-Lübke, Romanische Grammatik II 471). So aoxXa
arcula, üa/.Xa assula, ßaiXog bajulus, ßcc/.Xov baculum, y.anXa
scapula, yJ.vvouxXov centunculus, yiyxXa cingula, xovßovxXi cu-
biculum, -y.ovy.Xa * cücula, yovvr/.Xog cuniculus, povaxXa musculus,
vavyXa navicula, vlyXa ligula, navovxXa panucula, TtedovyXcövco
* impediculare, qgyXa regula, aavXa sabulum, alv.Xa situla,
aovßXa subula, axaßXog stabulum, acoiyXa strigula, xäßXci ta
bula, xixXog titulus, xovßXov tubulus, cpaxXa facula. Daneben
aber Icoy.ovXa (neben ttqy.Xa), yarcovXi (neben y.anXa), güyovXov
magulum, usviovXa mentula, i.iovay.ovXo * musculus, xtavixovXo
panicula, narcovXa papula, cpXdpxcovqov flammula, cpovqy.ovXiiGa
neben (povoxXixoa furcula. Die entsprechende Behandlung dieses
-ulus auf den griechischen Inschriften bespricht Eckinger
S. 73 ff., hei den griechischen Schriftstellern Kontos im üap-
vaccö; I 887 ff. (1877). Aus letzterem seien hier nachgetragen
ovEQvay.Xog ßiovaxXog vernaculus bei Lydus und Malalas, picXog
mitulus hei Athenäos, vpovXXvy.Xov folliculus hei Athenäos,
pavircXa manipuli bei Plutarch, cpißXa (Malal. 33, 7. Corp. Gloss.
Lat. H 471. Immisch 368. 373) fibula, ovixixXa viticula bei
Dioskorides, axovrXa scutula Müller, Geogr. min. I 275. Metrol.
I 32 Hultzsch; GTtexXov speculum (Gl. Lat. H 435. oxcexXov Hes.
Immisch 311). (paiy\a faecula hei Dioskorides und Galenos;
qovxXov jCornix januael ruculum Duc. Korais ”At. IV 483.
Neugriechische Studien. III.
7
dgßiyläxog orbieulatus bei Atlienäos. Dazu Eigennamen wie
Jlqöxlog, Kaxlog, Prjylog, Bißlog, JLbxlog, Hoylavog, ’ldvtylov,
Köovr/.log, Tovo/J.ov, meist bei Plutarch.
Audi in ööpva domina ist die volkslateinische Ausstossung
des tonlosen Vocals bemerkenswerth.
Durch Assimilation sind die Vocalverhältnisse geändert
worden in Wgapog (neben stgapog) ex amen, y.aluvdai calendae,
yavaxevto * canicare, y.ugyaqov carcerem, y.ovßovy.U cubiculum,
y.ovdovpsvxov condimentum, ifiäi exagium, atlißdot salivärium,
anavdv.i spinaceum.
Durch Consonantenassimilation erklären sich ßeßq&ivov
membrana, laßi/la navicula, yovhdoiv für * yovy'Udotv cochlea-
rium, YModagL caldarium. Dissimilation dagegen zeigen viyla
ligula, cpQayyelh flagellum, y.Uaxoa crista, wohl auch ßaßovh
valvola.
Die stimmlosen Verschlusslaute des Lateinischen sind un-
alterirt geblieben; auch ce ci sind ze zi: zäyxsllov cancellum,
■/Mia cella, -/ivxov/.lov centunculus, ziy/.la cingula, yivxryvdqt
centenarium, y.taxeova cisterna, yjtoov citrus, ßr/.ia vicia, la/Lvid
lacinia, pdyy.tnag mancipem, udxsllog macellum, dcp(pi'/.iov offi
cium, ovyyicc uncia. nalovxi * paluceus, epaa/td fascia. Ebenso
ist ti x i: j.laqxiog martius, naldxi palatium, an ixt, hospitium.
Lat. g, d, b werden durch y, d, ß, nicht, wie in italieni
schen Lehnwörtern, durch yz, vx, un vertreten; z. B. yovla
gula, udyovlov magulum, decpevdsvto defendo, dsxavi/.i deeänus,
ßcr/lov baculum, ßaoßaxog barbtitus u. s. w. Lat. b und v sind
also in den griechischen Lehnwörtern zusammen gefallen
(ßtßdoi, vivärium, ßiyla vigilare u. s. w.).
Für intervocalisches -m- liegt die Entwicklung -mb- vor
in ygorpnog grumus, cpldpnovqov flcimmula, (papnihd neben
(paut/.ta familia, ayapxcsllo scamellurn, nlovpjviCo) neben nlov-
pit,w plumare. Vgl. im Wortverzeichnisse die Anmerkung
unter axapvog. It. gambero aus cammarus, pistojisch cambera,
cocombaro, gombito Nerucci 54. 62. 85.
Nasaleinschub erscheint in ßlavxi blatta, ydpipa capsa,
zöyjja coxa, cpouyyeli flagellum.
Durch Volksetymologie sind lautlich umgestaltet z. B.
(fivyyt neben dhovyyi axungia, ßiaey.xog bissextus, dtacpsvxevu)
defendo, doxavi/i deeänus, y.aoovya carrüca, yIsiaovQa clausüra.
8
III. Abhandlung: Meyer.
Greschlechtsweeliscl.,
Masculina aus Neutren: v.äaxoog castrum, y.dtsieXXog ca-
stellum, uäy.eXXog macellum (auch macellus), povaxog mustum,
naxxog pactum, adyog sagum (auch sagus), ayagvog scamnum,
axdyyog stagnum, axaßXog stabulum, xepnXog templum, cpÖQog
forum. Vgl. Hatzidakis, Einleitung 355 f.
Feminina aus dem Neutrum im Plural (vgl. Türk. Stud.
I 13): dnua arma, aiyva signum, aauXa sabulum, xdßXa stabulum.
Neutra aus Masculinen: y.lxoov citrus, x'ixXov titulus,
xovßXov tubulus, cpovvxo fundus.
Neben Hoya arca steht ägy.og, vgl. capsus neben capsa
(Türk. Stud. I 44). älgovyyi axungia ist an die Deminutiva an
gelehnt.
Neugriechische Studien. III.
9
Verzeichniss der lateinischen Lehnwörter.
drfitMa f. ,Schöpfgefäss aus Kürbis u. ä.' Legr. Chios,
Paspatis 43. äyxkiä in Kyme, äy/u/ua in Amphissa die als Schöpf-
gefässe gebrauchten Kürbisse. ’Es. ®tX. V, Nr. 219, S. 146. &yxkö>
,schöpfe' Thera, ’Etp. ®iX. V, Nr. 214. &yb(ä ,schöpfe', äyhazrjQL
,Schöpfgefäss', tjaylü, ^aybi^ca ,schöpfe aus'. Thera, Petalas 4.
109. gayxMCco Paros, Protod. 50. Lat. anclare, exanclare ,aus
schöpfen', das selbst Lehnwort aus agr. äwletn ist; antlia
,Pumpe, Schöpfrad' = agr. avzllov ,Schöpfeimer.' Vgl. Osthoff,
Forschungen im Gebiete der idg. nom. Stammbildung I 24 ff.
Der Lautwandel von -tl- zu -cl- ist lateinisch, speciell vulgär-
lateinisch (Osthoff a. a. 0. I 36ff.); da aber das Wort im Ro
manischen untergegangen zu sein scheint, ist doch vielleicht
clyxkfo auf griechischem Boden aus ävxXh entstanden, vgl. asmlov,
ijsvymvXov (daraus alb. gr. sefMe, Alb. Wtb. 380), aus agr. osmlov
,Mangold', avlißüvio ,glänze' für mhßwvoi aus axikßot). So Foy,
Lautsystem S. 7 und nach ihm Brugmann, Grundriss I 281 A.
ay.yMV[uri^(j) ,stütze, lehne mich' Pass. Som. äxovbcö, cc/.ov-
bi'Cio Syra, Pio 42. Ein in sehr früher Zeit aus lat. accumbere
herübergenommenes Wort, zugleich mit äxYovßixov — accubitum,
zunächst vom Liegen bei der Mahlzeit gebraucht, vgl. Duc.
und Soph. s. v. und Wannowski p. 282. äueosidouai. ^äxxoup.x^o)’
Suid. In vulgärgriechischen Texten z. B. Tetr. 948 axovumCsu;
slg dsvdgöv, Imb. 49 Wg. trag äxovjmioei, Imb. 457 äxovji-
nioe, Akrit. 2190 Sath. fjy.ovmuosv. Daraus xovjini^w ,lege
mich nieder' Kreta Jann. 342, Cypern Sak. II 611; xovjinä)
Cypern a. a. O., xovjmaco ,stütze mich' Kepliallenia, ’AvaX. II 231;
xovjtTtLOzrjQt, ,Stab alter Leute' ebenda (vgl. &Y.oviißioxr)Qiov Duc.);
xwloxovjiTCi ,Bank' Chios, Pasp. 204. Mit hu- zusammengesetzt
hraxxovußl'Ca) Moschion 51 (Soph., wohl der älteste Nachweis),
Flor. 1509 und daraus &nayxovji7uov ,Stütze', Flor. 1151 (der
Nasal auch in äyxovjinioxt)qLOv Tetr. 880), arcaxovjmL ,Stütze'
10
III. Abhandlung: Meyer.
in Thera, Pet. 25, dntoy.ovi.i7ti Som., Chios Pasp. 84, Papaz.,
apokhüngi zakon. Deffner Zak. G-r. 73; attoy-ovurtti ,leime mich
an' im Erotokritos; änov.ovujttjuav ,Stütze' XenifT 366. Ich stelle
hieher lat. .catacumba ,Katakombe' als Bildung zu einem v.ara-
y.ovfutl'Cio, vgl. ■/.aTay.oviutiG'trjOL ,Zufluchtstätte' Sujxip. Kpyjx. 44.
Die bisherigen Erklärungen, die alle gleich unwahrscheinlich sind,
s. bei Saalfeld, Tensaurus 240; 0. Keller, Volksetymologie 128.
ct[iov?.a f. ,Korbflasche' Som. Legr. äpovXdau Som. ,Glas
oder Thongefäss' Chios, Pasp. 58. duovlsta dass. Som. Lat.
(h)amula, das aus Columella und der Vulgata belegt ist. Das
Wort ist in italienischen Mundarten (piem. pav. mail, drnola,
gen. dmoa, bergam. amull, cremask. amoli, piac. amoleina;
altberg, la mola aus V amola) erhalten, kann also, da es hlos
neugriechisch ist, auch aus dem Ital. entlehnt sein, und ist
Deminutiv von (h)ama = frz. aime, das man wohl mit Recht
als Lehnwort aus agr. Icurj fasst. Ueber die Etymologie vgl.
Osthoff, Forschungen I 29. Vgl. Verf. Idg. Forsch. III 63 f. Ver
schieden von tipovla ist afirrov2.cc, das nach Som. die gleiche
Bedeutung hat, nach Legr. ,fiole‘ und ,jet d’une source', nach
3 AvaX. II 156 in Kephallenia c zpouv'oc bedeutet. Duc. hat
lijU7tovla, dfiTtoXera. Es wird schwerlich lat. ampora — amphora
sein, das von der App. Probi verworfen, aber durch das Dem.
ampulla vorausgesetzt wird, sondern wohl dieses selbst, aus
dem auch das deutsche Ampel stammt. Diosk. I 120 hat einen
Pflauzennamen dujt.ov).Xu%ia, offenbar lat. ampullcicea.
aS,ctfio$ m. Duc. Soph. Legr. Cypern Sak. II 457. sigagog
Trapezunt, Joann. iß'; ve^auog Pontos Oikonomides 110 (Verf.
Anal. Graec. 13). äigauo Thera Pet. 24; sgauov Duc. etgapo
Ophis, Trapezunt Syll. XVIII 134. ,Mass, bes. für Kleider und
Schuhe; auch Längenmass'. «£««üoi. Thera a. a. O., tgaudoL
Kreta, 4>iX. IV; Syme, Syll. XIX 244 ,Mass'. aiaucbvo) ,nehme
Mass'. Som. ä^auovvio Cypern a. a. 0. slgapwvio Pontus, a. a. 0.
£auairiü .messe, strecke den Arm aus' Legr. Leukas Syll. VIII
376. ägagiä'Cio Cypern a. a. 0. Altes Lehnwort aus lat. exämen.
Wahrscheinlich ist vom Verbum igauöoi = examinare (,prüfe
durch Massnehmen') auszugehen, von dem das Nomen gebildet
ist. Bei Duc. etgapov neben lUgagog.
«goöyyi n. ,Fett' Legr. Syme, Syll. VIII 467. So &%ovyyiov
Georg. 0av. 'Pis. 523. ätgovyyt Tetr. 852. d^ovyyonög Georg.
Neugriechische Studien. III.
11
0av. 557. Dafür dMyyi Som. (mit zahlreichen Ableitungen,
auch in übertragener Bedeutung), Legr. Chios, Pasp. 270. %iyyu
Cerigo, llavo. XIV 625 , Schweinefett 4 . ksindzi ,Fett 4 zak.
Deffner 117. ksigi Bova, Pell. 246. tgiyyia f. ,Fettdarm 4 Leukas,
Syll. VIII 377. ftyycba y'r, svtspoKoCXr) 5 , igiyyov.ovlocoa c axeaxivgq
äpxoq Kephallenia, ’AvaX. II 282 f. Duc. und Soph. haben äigovyyi,
d^ovyyi, d^vyyi, §vyyi.. Lat. axungia ,Fett 4 , meist,Schweinefett 4 .
Vgl. rum. osinze, mac.-rum. usandze, alb. uSufis, asung: mein
Alb. Wtb. 19 f. Dioslcorides und Galen bieten auch ä^ovyyia f.
Aus ä^ovyyi entstand wohl d^vyyi durch Anlehnung an digvg,
daraus igvyyi] d%vyyi ist Mischbildung.
dirXixeva) ,kehre ein, wohne 4 Som. Im Byz. und Mgr.
sehr verbreitet, s. Duc. und Soph., aus lat. applicare (castra,
eig. militärischer Ausdruck), davon änXlv.iv ,Wohnung 4 , z. B.
Akrit. 460, in den kypr. Chroniken Sak. II 461 u. s. w.
(Irtoi'/.iQ ,April 4 . Lat. aprilis.
ßjjyerro's ,aschgrau, silberfarben 4 Som. ist doch wohl lat.
avgenteus, nach äoyvQÖg yovaog (für -ovg) umgestaltet. Byz. ist
aQyErTctQLOv, doyevraoia. Im Romanischen sind die Stoffadjective
auf -eus nicht erhalten.
aov.a f. ,Grab, Grabdenkmal 4 Kreta. 4>cX. IV. ligvla f.
,Kasten 4 Epirus, Pio 27. Syll. XIV 209. ZujAtp. KpvjT. 51; in Ke
phallenia äov.Xa %ov Nute für -ußcotog, auch für ein grosses
Haus, AvdX. II 169. av.-y.Xi (= ägvXiov) ,cassa 4 Bova, Pell. 127.
dgvoula ,grosser Kasten zur Aufbewahrung von Getreide 4 Chios,
Pasp. 91. llov.a ist früh aus lat. arca in der Bedeutung ,Sarg 4
entlehnt worden (C. J. G. 3497. 3484 aus Thyatira, Zeit des
Caracalla; C. J. L. V 8728 aus Venetien; Inscr. Sic. 2327) und
wird sammt äov.Xa — lat. arcula und dov.Xicoa von Duc. und
Soph. aus Byzantinern nachgewiesen. Für i] äov.a kommt mehr
fach rj l'cnv.og vor (Eckinger S. 132 mit vier inschriftlichen Bei
spielen aus Venetien, denen ich Inscr. Sic. 2325. 2326. 2328
hinzufüge), wahrscheinlich durch den Einfluss von fj aoqog.
aQvaQL in Ikaria, Stamatiades 126 ,Wandschrank 4 ist eine Con-
taminationsbildung aus äov.a und äquüoi.
ac>[ia f. ,Wappen 4 Som. ,Waffe 4 Chios, Kanell. 105. n.
,Waffe 4 Som. mit Ableitungen. Gewöhnlich Plural rä äoucua
,Waffen 4 z. B. Syme, Syll. XIX 214, 1. Bova, Pell. 136. Früh
aus lat. arma als Fern. Sing, entlehnt (vgl. ital.), zu dem dann
12
III. Abhandlung: Meyer.
ein griech. Plural gebildet wurde; vgl. Duc. und Soph. CiQfia-
tÖw Duc. erscheint als ouatovvo) ,takle ein Fahrzeug auf in
Sy me, Syll. VIII 478. äouaca f. ,Flotte £ und ,Heer* Epirus,
Chas. 226, it. armata, gewöhnlich douaöa aus ven. armada,
z. B. Epirus Arav., Chios Kanell. 27, Nisyros Syll. XIX 190,
Kreta Jann. 322, Som. Duc. (vgl. Apoll. Tyr. 132). Dazu do/.ta-
Tctgiä mXkol ipy&vxi auvazepyppe'ioi ei? spyaciav 3 Chios, Pasp. 92.
In Epirus ist dQf.ia.ra, gew. Plur. ägfiareg ,Kleidung, bes. bessere*
Mvrjp.. I 37. Chas. 226 (= ,Ausrüstung*), dguarwlog ist wohl
durch Vermischung mit äfiagnoXog ,Sünder* entstanden (Hatzi-
dakis, 3 A0v] va VI 143): das Wort ist in die slavischen Sprachen,
ins Magyarische, Türkische und Albanische entlehnt worden (Mi-
klosicli, Etym. Wtb. 184. Verf. Alb. Wtb. 15; Türk. Studien 171).
aQfuxQi. n. ,Schrank' Som. Legr. Chios, Kanell. 61. Syme,
Syll. XIX 214, 2. agfiaoaxt, ,Schublade* im Erotokritos. Volks
etymologisch umgestaltet zu sgfiaQiov Legr. Aus lat. armarium.
dQfiaQiov, aofiäoL bei Duc. und Soph.; vgl. Sachl. 1, 278 (Wagner).
Alb. in Griechenland armar m. ,Schrank, Kasten*.
ixGxXa f. ,Splitter' Bova, Pell. 137. Arch. glott. IV 68.
Lat. assula, *astla, *ascla: vgl. cat. prov. ascla. Ascoli Arch.
III 340. 456. Mussafia Beitr. 110. Körting Nr. 864. Verf. Alb.
Wtb. 19.
aCtütoog ,weiss*, allgemein, schon früh mgr. (Duc. und
Soph.). Lat. asper, wie schon Sathas zu Dig. Akr. p. 286
(1875) erkannt hat: il vient certainement du latin asper, epi-
thete qui s’appliquait surtout, au moyen age, aux pieces d’argent
nouvellement frappees et conservant, par consequent, tout l’eclat
de leur blancheur. Vgl. die Ausführungen von Psichari, Mem.
Soc. Ling. VI 312 ff. Ueber doiroog, dorcoov als Münznamen s.
Verf. Alb. Wtb. 18. Paspatis Xiaxbv yX^tjaotpiov 96. Miklosich,
Etym. Wtb. 4.
avyovßrog ,August* (gelehrt). Lat. augustus.
ßaßovh n. ,Knospe*. Som. Legr. Passow 438, 14 (Chios).
Duc. ßaßovha sind nach Duc. ,feves d’Angleterre*, also wohl
lat. valvolae, valvoli ,Schoten der Hülsenfrüchte*. Dasselbe wird
ßaßovfa sein: so schon Korais At. IV 42. Das erste l ist durch
Dissimilation ausgefallen.
ßaü.aq m. ,Diener* Chios Pasp. 105. ßaü.iQd) ,diene* ebenda.
ßaiUvzata dass. Ikaria Stamat. 127. ßailevtu ,schmeichle den
Neugriechische Studien. III.
13
Kindern' Kepliallenia 3 AvaX. II 176. Vgl. ßcäkoi Flor. 1756.
ßayilltw Tetr. 253. Lat. bajulus, das im Byz. als ßaiovlog er
scheint \jxnatovkog ist bei Nikeph. Greg. 97, 23 Bezeichnung
des venezianischen Gesandten]. Ital. bailo und daher mgr.
intai'koq, noch bei Som., Türk. Stud. I 69. Vgl. Wagner zu
Imberios p. 44. [inaikaq ist ein Geschlechtsname in Thera:
Pet. 102. Ebendort bezeichnet f.utaXije den Eigenthümer eines
Besitzes im Munde des Verwalters: it. ball ,Landvogt, Schult-
heiss'. Dazu ßayia f. ,Amme ( , z. B. Chios, Pasp. 104. Legr.
,Dienerin' Nisyros Mv/)g. I 382. Bei Som. auch ßaia, ßaia.
ßayizaa häufig. Schon mgr., vgl. Duc. und Imb. 45. Flor. 135
(ßayia), Akrit. 704 (ßaia), Flor. 947. 1637 (ßayiraa), Akrit. 1133
(ßaitau). It. bdlia ,Amme'.
ßaxkov n. ,Stab zum Schlagen des %v[iTCavov i . Stenimachos,
’Eo. <piX. V, Nr. 344. ßavla f. ,der dicke Schwanz der kararna-
nischen Schafe'. Cypern, Sak. II 484. Lat. baculum, vulg. baclum
(it. baccliio). ßcczkov ist ziemlich früh aufgenommen worden, s.
Duc. und Soph., vgl. z. B. Malalas 186, 24. Hes. s. v. äfivv-
ttjqiov (s. Immisch 305. 368). ßavXiov bacillum Corp. Gl. Lat. II
255, 27. zv/.inava, ßävla Suid. ßavx'kov bei Plutarch ist gelehrte
Herübernahme von baculum.
ßaQßätog ,unverschnitten', von Thieren. Cerigo, llavä. XI
431. Papaz. Auch übertragen ,tapfer, reich' Epirus, Chas. 227.
ßaqßätov Ix'koyov,Zelter'Somav. ükoyo ßaoßäzo Chios, Kan. 168,29.
ßagßävo = zoi.öq Epirus, Syll. XIV 211. ßaqßaTLaCw ,bin in
der Brunst, ßapßaT{aap.a'.-Legr. Lat. barbätus ,bärtig, erwachsen';
vgl. rum. barbat ,männlich'. Aus dem Gr. alb. varvdt ,unver-
schnittenes männliches Thier' Alb. Wtb. 464. ßaoßäcog trans-
scribirt schon bei Dion. Hai. 15 lat. Barbätus als Eigenname;
bei den Byzantinern ist es Gegensatz von suvouyoc (Duc. Soph.).
ßctQxa f. ,Barke' Som. mit Ableitungen, wie ßao/.dda,
ßaoY.aqia, ßaov.doig u. a. Igeßaoy.äooj ,lade aus' Kreta, Jann.
Lat. bar ca. Byz. und mgr. häufig, auch in der Form ßakv.a.
Duc. Soph.
ßeQßshd f. ,Mist von Ziegen und Schafen'. Som. Legr.
Chios, Pasp. 108; Syll. VIII 491. ßiqßiha ,Schafmist' Naxos,
MvyjfjL. I 437. ßegßelidi n. Chios, Kan. 174, 60. ßegßelrj&ga
,Ziegenmist' Leukas, Syll. VIII 456. Cerigo, IlavS. XI 431. tu
ßsgßsla Cerigo a. a. O. ßogßorakid ,Mist von Ziegen und Schafen'.
14
III. Abhandlung: Meyer.
Lesbos, ’AvotX. I 396. Ableitungen von lat. vervella ,Hämmelchen,
Schäfchen' Exc. Charis. 553, 28 Keil. Corp. Gloss. Lat. II 416
TtQoßarov uerbella. Die Bildung von ßeQßelid ist wie die von
ßovdid Thera Pet. 41 ,Kuhmist'. Verf. Idg. Forsch. III 65.
ßtt)fy.oy.ov, ßBoi/Mv/Mv n. ,Aprikose'. ßsQiw/.id f. ,Apri
kosenbaum'. Som. Pass. Das im Mgr. vielfach bezeugte Wort
(vgl. auch ßeotY.oy.'/.a pruna C. Gl. Lat. II 256, 16) geht auf lat.
praecox, praecoquium zurück (Diez I 13), das hei Dioskorides
und Galenos als 7TQary.6y.iov erscheint. Auf die ngr. Form ist
die aus dem byz. Griechisch stammende orientalische von Einfluss
gewesen: arah. burqüq, birqüq ,Aprikose, gelbe Pflaume',
pers. ,prunum flavum'. 7roaLY.6y.10v ist im Bovesisclien
tcqe'aojil Pell. 209 bewahrt, mit Assimilation des zweiten v. an
das anlautende tt.
ßstovXi n. Leukas, Syll. VIII 370. Zakon., Deffner Gr. 14.
ßrcovXi Velvendos, 3 Ap/. I 2, 77. ßevovXa f. Epirus, MvYjp,. I 176
,junge Ziege'. Lat. *vituleus von vitulus-, auch alb. vetule, ftul’e,
Alb. Wtb. 113. Aus it. vitello, ven. vedelo ist entlehnt ßeSeXo,
ßsrfXo Som. 90 b und daraus türk. Türk. Studien I 27.
ßrfiaXov n. ,Ziegel, Ziegelstein'. Epirus, Mvnjp,. I 176.
Leukas, Syll. VIII 389. Cerigo, HsvS. XI 451. Kytlmos, ’E*. <ptX. IX,
Nr. 430. Kreta, 4>iA. IV. Chios, Pasp. 109. ßeaaXov Pontus,
Joann. ’ß. ßeaaXov, psaaXov Cypern, Sak. II 487. ölaaXe zakon.,
Deffner 13. yrjoaXov x'o xexrtfbc, yqaaXrbvio Tzo.qö'm' Karpathos,
Mvvjj*. I 321. Aus lat. besälis (Georges, Wortformen 94), bei
Vitruv laterculi besales ,achtzöllige Ziegelsteine'. Verf. Bezz.
Beitr. XIX 154. Vgl. Corp. Gl. Lat. II 256, 22 ßrpaXov later
coctus und die Stellen bei Duc. und Soph.
*ßia aus lat. oder it. via ,Weg' scheint in tä rraoccßia
,Verrücktheiten' Thera, Pet. 121 zu stecken, vgl. ebenda 122
7raoa<JTQaro ,ungehörig, unschicklich' von aro&ra.
ßißctQi n. ,Fischbehälter' Som. Legr. ßißäoiov Duc. (Prok.
II 112). dißccQL Havo. VIII 439. Xißäot Korais At. II 374 wohl
zunächst aus türk. (Türk. Stud. I 24). Lat. vivarium.
ßiyXit f. ,Wache, Wachtliurm, Spion' Som. Legr. Epirus,
Chas. 227. Kreta, Jann. (auch im Erotokr.). Chios, Syll. VIII 491.
In Karpathos yiyXa, Mrr,|j.. I 321. Als Ortsname auf Thera,
Pet. 40. fisqoßiyXiov ,Tagwache' Chios, Pasp. 232; als Ortsname
Neugriechische Studien. ITT.
15
gsQsßiyXi, iieqsßyovh Thera, Pet. 65. ßi,yXäa>, ßr/XiQw ,wache';
in Imbros ,sehe' Syll. IX 351. ßiyXaroQug ,Späher' Eroto-
kritos. Seit byz. Zeit, s. Duc. uncl Soph. und vgl. Flor. 35.
Belis. 437. Akrit. 1072. Mach. 91, 25. Aus lat. *viglare für
vigilare; vom Verbum ist das Nomen ßiyXa erst gebildet, das
nicht aus vigilia stammt, ßsyysga, (psyysQa f. ,Nachtwache'
Thera, Pet. 147 etwa von it. vegghiare = vegliare?
ßixia f. ,Wicke' Som. Aus lat. vicia. Vgl. ßiv.ia. ö yogrog
uicia Corp. Gloss. Lat. II 257. Früh ist dazu ein ßr/lov n. ge
bildet worden (Galen. VI 332) und weiter ein Msc. /?r/og,
z. B. Eust. zur Ilias 538, 23 di de öXvoca a'/cöoLuov i.ilXav, lu/mö-
tsqov %ov Xeyogevov ßixov uai vov ögößov; ßixog bicus C. Gloss.
Lat. II 257; uud so in Athen ßUog tic ßoöv 3 , Ilavo. VIII 422.
Ein Augmentativum dazu ist ßixag = XäSvoog, Nisyros, Mvv)p,.
I 382. Der Ursprung des Wortes ist unbekannt; es scheint
sich zu dem Gefässnamen ßlv.og, der orientalisch sein soll
(Muss-Arnolt 88), zu verhalten, wie die beiden Bedeutungen
von cpacnjlog (Schotenfrucht-Art Kahn) zu einander.
ßioXa f. ,Veilchen', als n. pl. in Chios, Kan. 42; allgemein
,Blume' in Kreta, Jann. 326. ßioXsta, 1 ßiogszcc Som. ßioXszsg
uyiaogov weisse Narzissen, welche die Popen am Tage des
uyiuauog zur Ausschmückung der äyio.<nTjosq verwenden, Kephal-
lenia, ’AvaX. II 179. ’/aitoßiogha Som. ’AvaX. I 297, 531. Vgl.
Xsvxöiov • ßioXa Xevag Immiscli 302. Lat. viöla (das bei Dios-
korides auch im Accent gelehrt durch ßioXa wiedergegeben ist)
oder it. viöla, violetta. Auch yioi/Xio ,Veilchen', Kephallenia,
AvaX. II 188 wird hieher gehören, für ßiöXiov.
ßiöiwog m. ,Schaltjahr'. Chios, Pasp. 109. Kan. 3. ßl-
ffsyrog ,unheilbringend' (dafür gilt das Schaltjahr im gr. Volks
glauben, vgl. 6 yoövog dvaogTog Chios, Kan. 58) Kreta, Jann. 326.
Lat. bisextus, mit Gräcisirung von sextus zu exrog. Noch
weiter gräcisirt in diaev-rog Som., ölaecpTOg Legr., dioayitcc
,Schaltjahr' Opliis, Syll. XVIII 132. Duc. und Soph. haben ßi-
as^Tog und dlasmog.
ßiOamu n. ,Mantelsack' Syra, Pio 48. Aus lat. bisaccium,
woraus frz. bissac u. s. w. stammen (Körting, Nr. 1192). An
1 Nacli Ileldreieh, Nutzpflanzen 49, werden mit ß. nur die cultivierten
Levkojen- und Lackarten bezeichnet; das Veilchen heisst immer fievtiXs.
16
III. Abhandlung: Meyer.
gr. di- angebildet in dioaxxi Legr. = byz. dioaxxiov Duc. Soph.,
was seinerseits das rum. desagä beeinflusst bat.
ß/.ihra f., ßlazzi n. ,schwarzer Fleck bei Pestkrankeid
Som. ij ßlüzza vä oe näorj ,die Pest soll dich holen' Nisyros,
Syll. XIX 191. Lat. blatta ,Purpur': ßXcizza, ßXctrzI im Byz.
und Mgr. sehr gebräuchlich, auch noch Passow 459, 36. Da
neben ßXavzl, z. B. Imb. 467. Belis. 445. Imb. 489. 510 (Lainbr.).
Lyb. 1082. 1984 (Maur.); und so noch heute ßXavzl ,kostbares
Kleid' Karpathos, Mrr,a. I 320.
ßovxivov n. ,Trompete' Som. Chios, Pasp. 111. Kreta,
<btX. IV, schon im Erotokr. Thera, Pet. 41 (auch ,Ruf, Gerücht').
,Instrum ent aus Kürbis, um die Wölfe zu schrecken' Leukas,
Syll. VIII 389. ßov/Jva, iatcouxivu f. ,Meerschnecke, mit der
man trompetet'. Cerigo, IIxvB. XI 451. Lat. bucina ,Waldhorn';
bucinum ,Hornton; Posaunenschnecke'. Im Byz. (Duc. Soph.)
und Mgr. (z. B. Apoll. 84. 773. Imb. 95) ist ßovxivov häufig.
Aelteres Lehnwort ist ßvxävrj.
ßovy.y.u f. ,Wange' Cypern, Sale. II 876 (so auch Legrand,
Poem. hist. 164, 433) ,Bissen' Chios, Pasp. 267 neben oinexa;
Pontus, Syll. XVIII128. ßov/.y.iövouai ,fülle meinen Mund un-
mässig mit Essen' Chios, Pasp. 153. ßovxia ,Bissen' Som.
unovv.a f. ,Mund' Kreta, Jann. Vlast. ,Bissen' Nisyros, Syll.
XIX 197. p.5T0ir/td, /.movyovvi, unow/.ouvia ,Bissen' Som. Legr.
Kythnos, Ball. 139. Syra, Pio 56. unovv.sg ,les pointes de la
voile' Legr. miovxaioai ,esse in grossen Bissen' Nisyros a. a. O.
f.inovxxwvco ,besteche' Syme, Syll. VIII 475. %ej.inovxx(bvü> vom
Hervorspriessen der Hülsenfrüchte, Chios, Pasp. 153. ßefzirov-
y.ctQiü ,fliesse aus' Papaz. 472. ^SQOfirtovyi ,Brot ohne Zuspeise'
Kephallenia, ’AväX. II 282. zr-xoviAazia ,Bissen' (für (xtzovx.) Les
bos, ’AvaX. I 417. Lat. bucca, das sich später mit ital. bocca
gemischt hat. Die ursprüngliche Bedeutung ,Wange' ist in
Cypern noch erhalten; daneben ,Mund' wie im Romanischen;
,Mundvoll, Bissen' im Byz. und Mgr. häufig (vgl. Alb. Wtb. 51),
daraus alb. buks ,Brot'. Ableitungen sind urcovxäh ,Flasche'
Legr. = it. boccale und ßovv.Xci f. ,Spange' Som., ,Art Ring
am Pfluge' Chios, Pasp. 111, ,Thürangel' Kythnos, ’Eo. ®tX IX,
Nr. 430, ßovxlwvw ,haftle zu' Som.; iuzroü'/la ,silberne Schliesse'
(wegen des iu- vgl. Anal. Graec. 13), finovxlövvw ,schliesse
damit' Syme, Syll. VIII 470. Auch arabisch buhle ,Spange'
Neugriechische Studien. III.
17
Almkvist 100. Von lat. bucc(u)la (Körting 1390). &/.iTtovKtubvw
Synax. G-ad. 13 ist it. abboccare. ßov/.y.lajvsg' iraoäaixoi. umge
staltet aus buccönes (Immisch 275).
ßovXXa f. ,Siegel' Som. Legr. Cypern, Sak. II 494. Kreta,
Jann. ßovllwvw ,siegle'; ,verstopfe' Zagorion, Syll. XIV 258.
ßovXXcoxlma n. pl. Chios, Pasp. 112. Lat. bulla, häufig im Byz.
und Mgr. Gehört ßovXu> ,sinke unter' Kreta, Jann. 326, ßov-
Xidqoj ,tauche etwas unter' Leukas, Syll. VIII 383 zu bulla in
der ursprünglichen Bedeutung ,Blase'? fmovXa ,annulus' Pass,
ist it. holla.
ßovQyia f. ,Sack'. ßovoyldi. und ßovqyid.Xi n. ,kleiner
Sack für Reisen'. Kreta, Jann. Vlastos. Aus lat. *bulgea von
bulga, woher auch it. bolgia stammt.
ßovQytdt n. ,Dorf' Kreta, Ilapv. VII 841. Lat. burgus. Duc.
hat ßovQyov und ßovqyeatog. Aus it. borgo stammt f.L7toQyog,
IXTtovgyl, ;irtovQyog, iMtovQyß^rjq Som. pftovQyog ,faubourg' Legr.
ßovra f. ,grosses hölzernes Gefäss für Kohlen, Holz u. dgl.'
Thera, Pet. 41. ,Abtritt; Gefäss, in das Unreinigkeiten geworfen
werden' Leukas, Syll. VIII 389. ßovxal n. ,Tonne' Kreta, Jann.
326. Som. Oikonomos, Ac-/.. II 19 (auch ßoxaa). cpovxal ,Fass‘
Ophis, Syll. XVIII 178 (wohl zunächst aus türk, das
aus ßovxal stammt, Türk. Stud. I 50). ßovxaovßid ,Art Korb';
ßovxaovßida f. ,Krug für Oel, Wein'. Chios, Pasp. 113. ßov-
xaovßla ,Fass‘ Chios, Kan. 324. Diese Bildungen mit ßovx- ge
hören zu byz. ßovxxiq, ßovxxog, ßovxxgg, ßovxxlov (vgl. Duc.
Soph.); vgl. ßovxxig cupa, ßovxxlov c.upella C. G. L. II 259, und
die von Immisch 310 angeführten Glossen; ferner ßovxaid
Sachl. 2, 595. ßovxaia Mach. 299, 7; Bustr. 463, 15 haben die
Handschriften ßovxxlv und ßovxalv. Sie sind entlehnt aus einem
lat. *butis oder *buttis, das in it. hotte, botta u. s. w. (Körting
Nr. 1435), rum. bute, asl. K'KTapk = *butarium, alb. but, hüte
vorliegt (Alb. Wtb. 56). ßovxai ist = ßovxxlov, ßovxa ist Aug-
mentativum. Aus einem unteritalischen *butina war schon
früher (daher v für u) entlehnt ßvxlvrp ßvxlvrj■ Xdyvvoq Irj dulg.
Taqavüvoi. Hes., auch mit anlautender Tenuis bezeugt: rtvxlvrj ■
nXty.xij Idyvvog . . . ? g r) dulg. Hes., letzteres aus einem Fragment
des Aristophanes (fr. inc. 244) angeführt. Immisch 309. Beide
Fo innen sind im Ngr. erhalten. Eust. Hom. 1163, 32 ägcpootwg,
ov drfLaöij ßlxivav ol v.oivoXey.xovvxeg cpaaiv. ßvxlva Makedonien,
Sitznngsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 3. Abh. 2
18
III. Abhandlung: Meyer.
<I>ca. III 127. ,Salzfass" Som. ßvxina ,kleine Thongefässe' Thera,
Pet. 42. ßovriva Paros, Protod. 23. novmva Epirus, Pio 30.
■rcovxiva Epirus, Mvrjjx. I 51. novxiva ,Fass' Opliis, Syll. XVIII160.
Dagegen stammen die mit b- = /.in- anlautenden Wörter aus
dem Italienischen, yrtöxrjg m., dfXTtöxr]g ,thönerner Wasserkrug'
Leukas, Syll. VIII 375. vef.ijtöxrjg m., veuttotcc/.i. n. ,Wasser
krug' Som. Chios, Pasp. 92. vsim&nv ebenda, Kan. 159, 106.
veynoxäoi ,Blumentopf' ebenda 159, 101. (Verf. Anal. Graec. 13).
f.MOTi n.,Metallkrug', Epirus, Cbas. 233. ,Thongefäss' Papaz. 465.
(.inoxagia ,Fässer' Patmos, AsXt. III 354. It. hotte, fxnöxa f.
,Frauenschuh' Cypern, Sak. II 878, vgl. frz. hotte ,Stiefel'.
fiTtÖTOa f. ,Fass‘ Kreta, Jann. ,Flasche' Som. Legr. (.inoxai,
unocoäv.i n. ,Gefäss für Flüssigkeiten' Thera, Pet. 103. jxnoxoaya
,Flasche' Som. ist ven. bozza = it. boccia ,geschliffene Wasser
flasche, Phiole'; auch ngr. in den Bedeutungen ,Kugel zum
Spielen' {(.inöxaa f. Som. /.inoxaia n. pl. ,Spiel und die Kugeln
dazu' Papaz. 465), sowie ,Blase auf der Haut' (ßovxoLaQw ,be
komme Ausschlag auf den Lippen' Zagorion, Syll. XIV 239;
auch bulg. 6yua ,Auswuchs', von Miklosich, Etym. Wth. 23
nicht erklärt. Dazu wohl auch ßovoovla, ßovoUxag ,holzartige
Knollen an einer Eichenart. die zum Wahrsagen benutzt werden'
Epirus, Syll. XVIII 197. ßovavog ,Beule, Furunkel, Kragstein'
Som.). Zu (.inoxa ägyargg ,ein horizontales Holz zum Drehen
der Oelpresse' Chios, Kan. 235, vgl. ven. bozza als eine Art
Riemen in der Marinesprache (Boerio). /.atoxLfaa f. ,Flasche'
Ilavo. XVII 225: it. bottiglia. bozzufia ,Flasche' Bova, Pell, von
boccione (sic. buzzuni). (.iTtomoovvaQi n. ,Mündung, Oeffnung'
Kythnos, Ball. 139. Amorgos, AsXt. I 584. notglv&oi ,Hals der
Giesskanne' Aenos, Syll. IX 353. yrcovxaovvaqa ,Wasserrinne'
Thera, Pet. 104. Kreta, 4>tX. IV (zur Bedeutung vgl. bucci-
uolo ,Röhre, Flaschenhals'). Vgl. auch Verf. Alb. Wtb. 43.
Ueber den Stamm but- vgl. bes. Schuchardt, Zeitschr. für
rom. Phil. XV 97 ff. Lorck, Altberg. Sprachdenkmäler 169 f.
Verf., Ngr. Studien II 85ff.
ßov<poq m. ,Nachteule' Legr. Oilc. As/.. III 390. yovßi
,buto maximus' Bikclas, Faune 12 (für *ßovßi). Lat. war *bufo
neben bubo, ersteres in pisan. bufo (Giglioli I 367) ,asio otus',
port. bufo, span, buho, so wie in dem it. gufo (mit Dissimilation
des Anlauts, nicht mit Diez II 39 von ahd. hilf, hüvo), letzteres
Neugriechische Studien. III.
19
in veron. bubo (Grig'lioli I 357). Vgl. bubo nomen avis, quem
quidam bufum dicunt, Loewe, Prodr. 421 und Ascoli, Sprachw.
Briefe 84 f. Aus dem Ital. un.ovcfog Legr. Bikelas, Faune 12.
(Pulol. 581).
ßQdxa fl, gew. pl. ßgaxeg ,Hose'. ßgaxt Som. mit Ab
leitungen (ßgaxlov Synt. 76, 8). navwßgdv.a Syme, Sy 11. XIX 232.
ßoor/.djvaj ,ziehe Hosen an' Leukas, Sy 11. VIII 370. äßgäywrog
,ohne Hosen' Som. dvaßgaxazog ,külm, frech' (eig. ,mit aufge
streiften Hosen') Chios, Pasp. 59. v.av.aßga/.azog ebenda 60. 170.
v.a'lauößgay.o ,Hose' in Cerigo, sonst ßgaxonödago, llczvS. XI 597.
Lat. braca. Körting Nr. 1306. ßgaya schon hei Diodor und
oft bei Byz.
yaßä&a f. yaßad-t n. ,tiefer Teller; Trinkgeschirr' Som.
Legr. Chios, Pasp.; Syll. VIII 491. Erotokr. v.aßad-a ,rundes
Holzgefäss' Papaz. Lat. gavata. yaßada schon im Edict. Diocl.;
yaßa&ov. rgvßllov Hes. Aus dem Gricch. türk. alb. govats,
rum. covatä. Alb. Wtb. 127. Türk. Stud. I 50. yaßava ,kleines
Holzgefäss' Pontus, Syll. XVIII 128, vielleicht mit yäßsva . . .
zgvßlia Hes. verwandt?
yevaQig m. ,Januar'. Lat. *jenuärius, vgl. it. gennajo,
span, ene.ro.
yovla f. ,Schlund' Som. Ophis, Syll. XVIII 130. ,Gefrässig-
keit' Thera, Pet. 47. ,Kohlkopf; Art Kohl' Duc. Som. Chios,
Syll. VIII 491. Thera, Pet. 47. yovlr] ,Magen, Bauch' Epirus,
Syll. XIV 212. Pap. 414. yovl (f.) tov de/.iazLOv ,Schlauch
öffnung' Velvendos, ’Ap/. I 81. yovla und yovlL ,Theile der
Mühle' Syme, Syll. VIII 469. yovli ,was die Kinder erbrechen;
Art Leckerei für Kinder' Leukas, Syll. VIII 457. yovlid f.
,Schluck' Chios, Kan. 201, 2; Kreta, 4>ia. IV. yovli dt ,Bissen'
Kreta a. a. O. yovlia f. ,Art Speise aus Kohl' Ophis, Syll.
XVIII 130. yovlürcj (mit llftLOv) ,Art Birne' ebenda, yovlog
,kleine hornartige Erhöhung auf der Haut'; yovli ,kleiner,
runder Stein' Leukas, Syll. VIII 390. yovhagig Thera, Pet. 47;
yovlagtg Chios, Kan. 301, 666 ,gefrässig'. ovyyovlov ,mit der
Wurzel' Chios, Pasp. 342. ngöyovlo, ngoyovlt n. ,fleischiger
Theil vor der Kehle' Cerigo, IlavB. XV 33. anoylag n. ,was
vom Speisen übrig bleibt' Trapezunt, Joann. o'. (ry.aroyovhjg
,gefrässig' Pontos, Syll. XIV 287. Itunoyovlrjg dass. Thera,
Pet. 90. ävayovla lIxvS. VIII 421. Pap., ävaovla Cypern, Sak.
20
ITT. Abhandlung: Meyer,
II 448, ävayovfaa Epirus, Syll. XIV 209 ,Uebelkeit'. dvayovhw
.fahle Xeigang zata Erbrechen' Kreta, Jatm. 318. ävayovhatco
mauseare' Som. ävcoyovXü^w Pontos, Syll. XIV 279. Lat. gula
,Schlund, Gefrässigkeit'. Schon Erotian. 274 (68 n. Chr.) yovljxv
ttooßavov als Erklärung von oiog oraiia. Vgl. Duc. yovka für
.Kohl - ' z. B. Tetr. 602. Gr. alb. guTa pl. .Kohlrüben - ' Alb. Wtb.
134; rum. gulie ,brassica napus'.
yori - «, yovvva f. .Pelz' Som. Legr. Syra, Pio 47. Syme,
Syll. XIX 209. Kreta. Jann. ßoiva Cypern, Sak. II 494. yov-
vslXa Som. Syme, Syll. VIII 469. yovvöctog Chios, Kan. 184, 111.
Y.ovroyovri Thera, Pet. 82. Epirus, Chas. 231. yjovxoovvi Syme,
Syll. VIII 469 .Art Frauenkleid.' Byz. und mgr., s. Duc. und
Soph. yovva Tetr. 177. yowilXa Than. Khod. 128. yovvsVuv
Sachl. 2, 516. izcßMioyovvslJjov Sachl. 2, 508. yovvdgig Sachl.
2,522. Seogaroyovrcioig Tetr. 211. Lat. gunna Körting, Xr. 3807).
Alb. gum, rum. guna u. s. w. Alb. Wtb. 134. Dazu wohl auch
aiyovva Velvendos, Xpy. I 89. Doris, ’Es. s;/.. Xr. 681. aryovvi
Epirus, Mvtju. I 53; Syll. XVIII 215. aeyovn Zante, Bavo.
XVII 480 ,ein vorn offener Weiberrock' = alb. segün, Sigün,
dzgone. Alb. Wtb. a. a. O.; mit gr. ?£-"?
yoi'oyorgag m. .Schlund' Chios, Pasp. 124. Som., bei
Vyz. yovqyovhtg, bei Prodromos iKorais At. I 326) yoroyoioog.
Lat. gurguMo, woher auch unser Gurgel stammt.
yooviisrGJji f. ,Schneeballen'. Epirus, Syll. XD’, 213.
Mvijg. I 4. Lat. *globella von globus .Kugel', vgl. prov.
globels.
ypoffi-toc m. .mehr oder weniger rundes Stück" Epirus,
Mviji. 14. yoovfjTiovlu ywn ,Haufen Schnee' Arav. 316, 218.
ooi un’og .Herz des Hollunders - Epirus. Syll. XIV 253. Mvtjji. 14.
Lat. grumus, grumulus .Haufen'; vgl. rum. grum, alb. grumul,
grumbul Alb. Wtb. 132. It. grumolo bezeichnet das Herz des
Kohles. Ueber govu.-rog unrichtig Matov 61, vgl. Xgr. Stud. II 87.
Dagegen wird yxlov/iärto Zagorion, Syll. XIV 212,
von lat. glomus stammen.
dsxavau n. ,Stab' Som. Epirus, Pio 41. dixarhu Epirus,
Krystallis Qi&jypzj^ jlotz 15. iaxmrixi Leükas, Syll. VIII 371.
Eig. Stock eines dezcrög .constable, beadle' byz. (Duc. Soph.;
noch jetzt im Kaukasus lebendig, TLadde, Chewsuren 99), aus
Neugriechische Studien. III.
21
lat. decänus. 1 doy.avr/.i ist an döv.ctvov angeglichen, wie das
auch ausserhalb von Epirus, wo es lautgesetzlich ist, vorkom-
mende dr/.avhu (Due. s. v., Korais, At. IV 92) an d'v/.rj. Vgl.
Alb. Wtb. 87.
dzy.ißois, davJiußoiQ, ösyAfxßoiog m. .December 4 Som. Lat.
december. *
deiußTr/oq m. , Unterkantor 4 Constantinopel, Psichari,
Etudes 243. Lat. domesticus, bjz. doueariyog Duc. Soph., auch
als ,Vorsänger in der Kirche 4 . Dafür ist dopiiazr/og schon bei
Prodromos überliefert (Psichari a. a. 0. 244). ö&u. wie it. dime-
stico (Körting Kr. 2663; Mussafia, Beitr. 50).
ds(psvdeva> ,verbiete 4 Legr. diacpEvrEvco Som. Beide Formen
schon byz. und mgr. (s. Duc. Soph.), die letztere mit Anbildung
an die Präposition diu (und an äcpsvtrjg ,Herr 4 ?), vgl. diccrpivawo
bei Leo Tacticus; für erstere correcter d^ipevösvw mit rj für
lat. e. Vgl. öijipevffioQ, dupivaioo Hes. (Immisch 353; Wan-
nowski 1). Lat. defendere.
drß'doiov n. ,Geld 4 Legr. diner Bova, Peh. 160. Lat.
denärius. Frühestens zur Zeit des Cäsar und Augustus auf-
genommenes Lehnwort, schon im K. T., vgl. Duc. Soph.
Immisch 340. drpioia auch Sachl. 138. 279 Legr. Apok. 548.
Aus dem Griech. rum. dinar, asl. ,\nnaph. ar. pers. türk.
sk. dinära (A. Weber, Monatsber. Berl. Ak. 1890, S. 913 A. 3).
doura f. ,Herrin, Geliebte 4 Larisa, Passow 460, 10. Lat.
dom(i)na. So inschrifthch als Eigenname (Eckinger 48); in
Aenos, Syll. VHI 531, noch heute die Kamen Jöuva, Jouri/.a:
in Cypern, J A(h;vä VI 151, Jofimv.
dorl m. Legr. (gelehrtes Wort, auch byz.). do&yjzg m.
,Herzog 4 , öovy.iaaa f. , Herzogin V dovxdro n. , Herzogthum 4 .
Som. zJovy.ag, /tovnava, /Iovy.lv uh als Eigennamen in Aenos,
Syll. VHI 531. Lat. dux. It. duca stammt aus dem Griech.
Diez I 159. dov/Jäxa ,Dukaten 4 z. B. Flor. 1308. Imb. 220.
rflv.a f. , Schwamm zum Feueranzünden 4 Som. ITzvs.
XVH 225. Kreta, Jann. 335. Bova, Peh. 178. vrpnua Pio, Contes
243. (Verf. Analecta Graec. 14.). Lat. esca ,Zunder 4 . Man
schreibt auch Itraca und voY.a. Xoya Tetr. 345. Synt. 84, 16.
1 Nordit. friauL degan ,Dorfbürgermeister‘ Mussafia, Beitr. 49. Salvioni,
Arch. XII 398.
22
III. Abhandlung: Meyer.
ivfhy.riMV m. aus lat. indictio war nach Pasp. 168 noch
im vorigen Jahrhundert in Chios gebräuchlich. Gräcisirt zu
Yvdixtog Duc. und weiter zu svör/aog in den Oracles de Leon
le Sage I 51.
iovvioq, iovhoq (gelehrt), volksthümlich ywvvig, yiovhg
,Juni, Juli'. Lat. jünius, jülius.
xaßüD.oq m. eine Schulstrafe, hei der ein Knabe sich auf
den Rücken des andern setzen muss und dann in dieser Stellung
vom Lehrer gezüchtigt wird. Paros, Protod. 31. yaßalläoig m.
,Reiter, Ritter' Legr. Som. (zak. Y,ctße<xris Deffner 139). z. ixü.äg
,du sprichst ohne Sachkenntniss 1 Syme, Syll. VIII471. ,Der grosse
Balken, der das Dach trägt' Zagorion, Syll. XIV 220. Chas.
/.aßslagia ,Dach des Hauses, Holzdecke'; yaßskaqövco ,steige in
die Höhe' Kephallenia, AvaX. II 209. (Dazu gehört alb. otr.
Jcavaleri f. ,Treppe', was mir Alb. Wtb. 184 noch unklar war).
y.aßatX'ivu f. ,Mist von Pferden, Maulthieren und Eseln' (das
Verbum y.aßaXXiv'iCw) Chios, Pasp. 144, zakon. xaßsXivcc Deffner
139, in Kephallenia ’AvdX. II 212 auch v.at.aßivu und dort auch
als ,reichliche menschliche Entleerung'. Vgl. Eust. Hom. 1406, 11
rtjv ■y.oivßg Aeyo/uev?]}’ ■y.aßaXiva, y.cXf rjv ö KonQwvvfxog yaßaXivog
myaMTca (dort wird es von y.aßßalsiv abgeleitet!), y.aßälla f.
,Cavalcade‘ Som. yaßaXhxevco ,reite' Som. Legr. Syra, Pio 50.
y.aßallh.a Imperativ Imbros, Syll. VIII 544, 28. &noyaßcdxevto
Pontos, Syll. XIV 279. Legrand, Pobm. hist. S. 341. yahysva)
,reite' Som. (Hades 365 Wgn.) ya)Jya Imp. Imbros a. a. O.
Z. 38. 39. yaßahyäöa f. vom ärztlichen Besuch auf dem Lande.
Kephallenia, Ava),. II 209. Lat. caballus, das mit Ableitungen
(caballärius, caialllnus, caballicare) bereits ins Byz. überge
gangen ist. Vgl. Duc. und Soph., sowie Korais At. IV 188 f.
Die Zusammenziehung von y.aßaXhy.svai zu y.ahy.svoj erinnert
an alb. käl', rum. cal ,Pferd'.
xaßidsQTj f. ,Hühnerstall, Hühnerhaus' Pontus, Syll. XVIII
137. Von lat. *cavidium, das in it. cavedio ,Hühnerhof' vor
liegt, zu cavea.
xäßovQaq m. Syra, Pio 50. Legr. y.üovoag Nisyros, Syll.
XIX 193 ,Krebs'. Lat. cammarus, schon bei Athen. VII 306 c
(die Ueberlieferung hat y.äuaoog, x«uu«£og, y.auuooog) vgl. Eust.
Hom. 1389, 26, der das vulgäre y.üßovQog davon ableitet. Letz
tere Form ist bei Duc. mehrfach belegt; dazu Tetr. 939. yaßoog
Neugriechische Studien. III.
23
,Krebs' Kreta, Jann. 335 wird aus it. gambero stammen. Dass
lat. cammarus aus Y.a[ig,af>og entlehnt sei, ist nicht zu erweisen,
ebenso wenig die Verwandtschaft mit Hummer. Oder ist y.a-
ßovqag blos Umstellung von yctQaßog? Aus dem Ngr. sard. ca-
vuru, tarant. cauro ,Seekrebs'.
YM'f/Hjlov n. ,Schranken, Gitter' Som. Legr. Hstvo. XVII
224. yayyeXa n. pl. Thera, Pet. 43. y.ay/Jli £ -spiBixßxcnc Epirus,
Chas. 230. y.ayxeXj ,alles Gekräuselte, Gewundene' Pontus, Syll.
XVIII 137. Lat. cancellum. Byz., auch ydyyeXXog, s. Duc. und
Soph. Bei Hesych. v.'/J.z • b toö Sr/.acrr^ptou y.ccyyeXog, und v.'.-f/.'/J.lzc •
öipat, S.c •op.£li; y.ayys'ilcüTCtg Xsyop.sv. Vgl. Immisch 369. y.ayxeX-
Xiov Synt. 12, 2.
xaXtxvdai, yaXawcu f. pl. Bent., rä xaXawa, vAXevdu n.,
YctXevdsg f. pl. Som. %a y.a/.avÖa Amorgos, AeVc. I 643. Ophis,
Syll. XVIII 138 ,Neujahr'. v.aXavta ,Gratulationsgesang der
Jugend am Neujahrsabend'; yaXavvlCw ,singe das betreffende
Lied' Kreta, Jann. 336. Nisyros, Syll. XIX 193. zäXavzQa
,Weihnachtslieder'. Cerigo Ilavj. XI 598. y.uXavöaoLq ,Januar'
Ophis, Syll. XVIII 138 (vgl. alb. kalsnduer, kaTnür ,Januar'). 1
Lat. calendae; auf griechischen Inschriften (Eckinger 18) und
bei den Schriftstellern (seit Dionysios von Halicarnass) aus
nahmslos Y.aXavdaL (Duc. Soph. Wannowski 266), durch Assi
milation. y.aXävdcu kalende C. G. L. II 337. Ueber die hieher
gehörigen Formen mit y.oX-, die zunächst aus dem Slavischen
stammen, s. Neugr. Stud. II 32 f.
y.u/.Cyi n.,Schuh' Passow. y.aX'ia ,Schuh' Kappadokien Karol.
166. y.aXlyia pl. ,Klaue der Schafe' Kephallenia, ’Avak. II 212.
y.aXUux n. pl. ,Art Frauenschuhe' AeXt. I 495. Syme, Syll. VIII
471. rä xaXiyoacpvQia Leukas, Syll. VIII 401. cpeXXoyaXtyo n. ,Art
leichte, elegante Halbschuhe' Kreta, Jann. yaXuwvofiai ,trage
Schuhe' Cerigo, IlavS. XI 598. yaXiywvu) ,beschlage ein Pferd'
Zagorion, Syll. XIV 220. Chas. Leukas, Syll. VIII 401. Legr.
ycxXißojvo} dass. Trapezunt Joann. ic'. äy.aXißwroq ,unheschlagen‘
Pontus, 3 Ap-/cia I 40. Lat. caliga ,Halhstiefel'. Seit alter Zeit wech-
1 Alb. kotozek ,Januar*, das ich Alb. Wtb. 196 noch nicht erklären konnte,
ist = bulg. KOMMceio ,December‘, auch ,Januar 1 , worüber Kuhn, Herab
kunft des Feuers 47, Krek, Einleitung 588, Schischmanow im CöopuHKT.
IX 586 zu vergleichen sind. Vgl. auch serb. Kojioim ,August“. Mit ca
lendae haben die Wörter nichts zu thun.
24
III. Abhandlung: Meyer.
seit hier im Griechischen y und x: y.allya Suid.; xaXiyiv und
xaXhuv Soph. Duc., vgl. y.aliyi Pulol. 350. Ger. 99, aber xaXvAL
Than. Rhod. 145. 152. y.aXixcovio Rim. Bel. 778 (y.aXhoa n. pl.
,Schuhe' Akrit. 1239). Im Ed. Diocl. steht im Exemplar von Ge-
ronthrä zweimal nsgl twv yaXiywv, in dem von Megara einmal
v.ali'/Mv, einmal y.aXcylojv. Ebendort xaXix.dgi.og, dagegen B. C. H.
VII 243, 11 xaXiydgtog. xaXixiog braucht Polyb. 30, 16, 3. Wie
dies Masculinum beweist, ist das Schwanken auf eine Ver
mischung von caliga und calceus zurückzuführen; von letzterem
will z. B. Korais xaXiy.L herleiten. Auch eine lateinische Inschrift
(Inscr. Neap. 5423) hat calicula. calceus erscheint wiedergegeben
durch xdXxi oq bei Pollux (aus Rhinthon) und Plutarch; vgl.
xdXziov %ö vnödijua Bekker, Anecd. I 101, 13. xa/.roi' bnodr]-
fiara Hes. (Immisch 311). Vgl. auch Wannowski 280.
xctiittoa f. Legr. Bova Pell., y.duega Legr. Som. Kreta,
Jann. 336 ,Stube, Zimmer'. acoTox.djA.aQa f. ,Schlafzimmer' Thera,
Pet. 60. xapsgonovXa ,Stübchen' Erot. Lat. camara, camera,
das wohl selbst griechisches Lehnwort ist. Aus dem Italienischen
stammt xauccgisgog, xapsgiegcg ,Kammerdiener': cameriere.
xanjtdva f. ,Glocke' Som. Pass. Kreta, Jann. Syme, Syll.
XIX 238. y.ajinavsXh. ,Klingel' Jann. Syme, Syll. VIII 472
(als technischer Ausdruck der Schwammfischer). ,Zäpfchen im
Gaumen' Cerigo, Ilavo. XIII 340. xajiTtavagsw ,Glockenthurm'
Kreta, Jann. Syme Syll. XIX 238. yacucavoq m. ,Läuten der
Kirchenglocken' Cerigo a. a. O. ,Wage' Kreta, OA. IV. xa-
navoq ,Wage‘ Ikaria, Stam. 130. ydurcccvo ,Wage' Kreta, Jann.
yajinaviCco ,verspotte' (= ,läute aus') Cliios, Pasp. 174. ,wäge‘
Cerigo a. a. O. Kreta, fiüX. IV. Som. tqsy.aiA/cavlCco ,wäge' Kreta
ILvo. XX 236. ay.ajCTcavEßi'Qd) ,schaukle' Cerigo, Hx/o. XV 258.
y.ajinavoi ,kleine Trauben, die nach der Lese hängen bleiben';
xajmav'nrjg ,Wein daraus' Cerigo a. a. 0. Thera, Pet. 74.
Papaz. 433. xajinavdgL ,Traube mit wenig Beeren' Papaz. Lat.
carnpana ,Glocke; Schnellwage'. y.aiMtavdq und y.aunavöi’ ,Wage'
verzeichnet Soph. und Duc. Asl. omoHd ,Wage', rum. cum-
pänä ,Wage'; alb. Icsmbone ,Glocke' Alb. Wtb. 186.
xa[i(<)j n. ,Unterjacke' Ophis, Syll. XVIII 138. noy.ujuoo
,Hemd' Kreta, Jann. (= vtzox., dafür dnoy.cti.uaov Mach. 111, 2).
Lat. camisia. Mgr. xucäcnov, y.ujäoi s. Duc. Soph. -/.afAtvaiov
bei Const. Porph. wegen -ivaiog, -laioq = lat. ensis (Eckinger
Neugriechische Studien. III.
25
114 f.). Aus it. camiciuola, ven. camisola stammt y.cc/.u^6qcc
,Flanelljacke' Chios, Pasp. 156. Ikaria Stam. 130; ebenso wohl
v.auiC,a f., y.äui'Cov n., ,camice di sacerdote' Som.
VMiuzoq m. (Feld, Land; Exercierplatz'. Som. Legr. Syra,
Pio 51. Syme, Syll. VIII 390, 14. Chios, Pasp. 174. Kreta,
Jann. 337. y.aprrög Epirus, Syll. VIII 600. yamda ,campagna'
Bova Pell, xaprtiaiog ,Bauer' Kephallenia, ’AvdX. II 215. Lat.
cam.pus. y.aunrjq. 'iTc-oopip.oi;. ZuteXoi' Pies., von Immisch 331 falsch
gedeutet. Vgl. Duc. Soph. y.aqrrlaiog ist campensis.
y.avccxevw diebkose, schmeichle' Kor. At. II 160. Legr.
Som. (der auch y.ctoraysvm hat), y.avay.doig m. ,Schooskind, Nest
häkchen'. Vgl. y.ava/.svw Symph. Kret. 86. xavcckepsvog 29.
vayi'Qu) Tetr. 754. Gad. 270. xavaxb Than. Rhod. 105. 162.
Ger. 57. y.ava/.aniy.6g Symph. Kret. 73. Vielleicht lat. *canicare
von canis; über den Hund als Sinnbild der Schmeichelei s.
Brinkmann, Metaphern 226 ff.
xavaXi n. ,Kanal'. Som. Syra Pio 51. (y.avaha Wagner,
Carm. gr. 223, 84). y.ävdki f. ,cuXf ( '/ Zagorion, Syll. XIV 221.
■mraXog m. ,Dachtraufe' Kythnos, ’E®. ®iX. Nr. 432. Bei Soph.
und Duc. v.aväXrjg, xavahov, v.ava/Jay.og, v.aval.og. yavdkvß haec
cloaca CGL. II 338. Lat. canalis.
xdvvci ,|juxpä pi^iStst' Chios, Pasp. 175. ,Lauf der Flinte
oder Pistole' ILvi. VIII 441. y.avvL ,der vordere Theil desFusses
oder Unterbeines' Chios, Syll. VIII491; ,tjxiXci;' Ilavo. XVII 224;
,Bein vom Knie abwärts; auch xx -riXa xat xä p.aXXtä' Ikaria,
Stam. 130, y.avovka f. ,Röhre am Fasse' Som. ydvovga f. ,xo
ax'(j(j.6vi xwv u^xop.xxwv' Epirus, Mvv)p.. I 21. itvjys p.e xo c/pj.y. ■/.?.-
vouXt ,in Strömen' Zagorion,. Syll. XIV 221. ßptai p.ou xevxo-
-/.avouXi ,mit fünf Röhren' Patmos, AeXx. III 347. Lat. canna,
cannula ,Rohr, Röhre', das aus agr. y.avva (semitischen Ur
sprungs, Muss-Arnolt 108) entlehnt ist. Wegen der Bedeutungen
müssen die neugriechischen Wörter aus dem Lateinischen
stammen. Aus dem Griechischen gr. alb. kanule f. ,Hahn am
Fasse'; vgl. auch Alb. Wtb. 187. Zu canna gehört y.avvilJ.a f.
,Zimmet' Som. Pass. y.avvsXXdro n. ,Zimmtbaum' Syme, Syll.
XIX 236: it. cannella.
xavvt n. ,Art Gefftss'. Syme, Syll. XIX 225, von Silber
Som., von Thon Chios, Kan. 94. y.avvdxa f. ,Thonkrug, Krug'.
Som. Legr. Kephallenia 3 AvaX. II 215. Kreta, Jann. 337. Bova
26
III. Abhandlung: Meyer.
Pell. Bei Duc. y.dvva ,vasculum‘. Mlat. canna (afrz. canne
,Krug') aus deutschem Kanne; davon cannata, sic. cal. abruzz.
cannata ,Thongefäss, Becher', alb. kennte, mac. rum. cänatä,
serb. Koucima, türk. <jö>US. Alb. Wtb. 187. Türk. Stud. 1 50.
xavrrp.a, xavörjXa (beides = kandila) f. ,Lampe' Som.
Legr. ,Nachtlampe' Kreta Jann. 337. ,Hitzblatter' Kephallenia
’AviX. II 216. Cerigo, Ilavä. XIII 340. xavrrjXi ,Lampe' Legr.
Som. y.avTrjXiQsL ,es wird Tag' Cerigo a. a. 0. y.avvTjXrjd-Qa
,Docbt' ebenda. Legr. yavzrjXisgi ,Lampe' Syra, Pio 51 (= it.
candelliere). y.avzrfiavoa ,Hitzblatter' Cerigo a. a. 0. Lat. can-
deda- xavdrjka schon bei Athenäos. y.avdrfLa cicindela CGL.
II 338. Vgl. Duc. Soph. yMvtrjXuvQa ist candelabrum, vgl.
y.avdgXdßga und y.avörflaßooi’ Soph. Auch asl. KaHTv^Hao, mac.
rum. cändilä, arab. türk. Alb. Wtb. 173. Türk. Stud. I 46.
y.ajriöTQi n. ,Halfter' Som. Legr. Kephallenia ’AvdX. II 216.
Epirus, Pio 3. Lat. capistrum. y.arciazgiov bei Const. Porph.,
Hes., Suid. (Immisch 306. 369). Alb. Wtb. 175 f.
y.dsiXa f. ,Hintertheil, Kruppe des Pferdes, Esels, Maul-
thieres' Epirus, Chas. 230. Pio 67. y.ccnoüit, bes. Plur. xanovha
dass. Epirus, Pio 67. Kephallenia ’AAX. II 217. Cerigo, Ilavo.
XHI 341. Erotokr. Korais At. I 171. y.a/rovlui ,croupe' Legr.
y.anovLa ,hinterer Theil der Pferdedecke' Cerigo a. a. 0. ^exd-
novla n. pl. ,croupe' Legr. Chios, Syll. VIII 492 [Had. 177].
TCiowxdrtovXa dass. Bustron. 489, 20. Dazu wohl auch y.anov-
Xdzrj Name von Schafen, Chios, Kan. 103. Lat. scapula f.
,Schulterblatt'. Bei Codinus 49, 15 Bonn, liest man axanovXiov
für sonstiges yanovXiov. Ueber den Abfall des s- vgl. Neugr.
Stud. II 100.
y.dnjza f. ,Mantel' Som. Legr. ,Mütze' Epirus, Pio 35.
y.anndoi n. ,weibliche Kopfbedeckung' Chios, Pasp. 175 [Pulol.
276. Rim. Bel. 41. Tetr. 512], ,Mastkorb' Som. 167 c. xanndaa
,grosses Thongefäss zur Aufbewahrung des Oeles' Lenkas,
Syll. VIII 372. ycuinäzoc, Chios, Kan. 184, 114. Lat. cappa. Zu
xaTtndcn vgl. span, capazo ,lederner Eimer, grosser Korb'; port.
capacho ,gefütterter Korb'. Mgr. auch y.annovXa Sachl. 2, 459.
Aus dem Italienischen stammen y.annoxo n. ,Oberkleid' Kreta,
Jann. 337. Som. y.amnzoq m. Cypern, ’Aöijvä VI 156. y.annoxu
f. ,Mantel der Landleute mit Kapuze' Papaz. 436. Ophis, Syll.
XVIII 139 (= cappotto, cappotta). gab^sXXi n. ,Art Winter-
Neugriechische Studien. HI.
27
mantel 4 Velvondos, ’Ap/. I 81 = cappuccello, von y.aimommv
Pulol. 128. 618. Sachl. 2, 508. yannovai Synax. Gad. 326 =
cappuccio. yanjtowaiva f. Pflanzenname, .Kapuzinerkresse 4
Som. = cappuccina. -/.ansXo n. ,Hut 4 Ilavo. XVII 226. Kreta,
Jann., in Sphakia y.ansqo, in Cypern 6 yannsXXog (’A0r,vä VI
156), in Bova y.annsddi n. = it. cappello. yaneXa, yansXävog,
vaneXieoa Som. = cappella u. s. w. Auch der hieher gehörige
Spielausdruck frz. capot, it. cappotto ist im Griechischen nach
weisbar : STtoiY.a. y.anov Ophis, Syll. XVIII 139. Gehört -y.ana.vi
,Berg, Hügel 4 Pontus, Syll. XVIII 138 hieher (von der Aehn-
lichkeit der Gestalt, vgl. cucullus)?
xaQßovvov n.,Kohle 4 Legr. Kreta, Jann. 338. y.aqßovvi n.
dass. Som. Legr. Syme, Syll. XIX 244 (auch ,bubone 4 Som.,
vgl. it. carbone, frz. charbon ,Anthrax 4 ). -/.aqßibvLv, yaqßcüväqie,
yaoßiovo-drf/.a, Pontos, Syll. XIV 282. y.aoßmvj Ophis, Syll. XVIII
139. Y.agßovvoOTia ,Haufen angezündeter Kohlen 4 Chios, Pasp.
175. yagßovvöXay.yae ,Kohlenhöhlung an der Seite des Ofens 4
Thera, Pet. 75. Byz. y.aqßcov, z.aqßaiviov Soph. y.ccoßovva Flor.
1484. y.aqßovvia Imb. 705. Pulol. 425. y.aoßovvaoiaaa Pulol. 419.
Ueber den Unterschied von y.aq ßojv , Holzkohle 4 und IbSqaE,
,brennende Kohle 4 vgl. Usener Heil. Theodosius 140. Lat. carbo,
carbonarius.
xaQtfÜQi n. ,Milchgefäss 4 llavo. VIII 547. Papaz. 404. Epirus,
I 3. Skyros, ’Eo. <ptNr. 224. Kephallenia, \4vdX. II 217.
y.aqddqa f. dass. Legr. llavo. XVH 225. Kephallenia a. a. 0.
Nach Oikonomos, Ilposopd 342 auch ysqdsXiov. Lat. caldärium,
vgl. caldaria ,Kochtopf 4 und it. caldajo, caldaja ,Kessel 4 . Seit
Korais At. II 179 leitet man das Wort unrichtig aus quartariüs
ab. yaXddqiov steht Const. Porph. 670, 17.
y.aoiva f.,Schiffskiel 4 Som. Legr. Kephallenia, ’AvaX. II 218.
,grosser Balken, der das Dach stützt 4 Leukas, Syll. VHI 458.
,Rückgrat 4 Nisyros, Syll. XIX 193. Bova, Pell. ,vorstehender
Brustknochen der Vögel 4 Melos, ’AvdX. I 32. Lat. carina. y.aotva
bei Dio C. 48, 38, 2. Aus it. carenaggio, carenare sind hervor
gegangen y.aqivayiov ,Kielholen 4 , y.aqLvdqa) Legr.
y.doy.aooi’ n. ,Kerker 4 Legr. y.dqy.aoov • t'o Sscjj-w-rpptov.
ov-wc Swpptov. Photios. vdq/.aqog bei Diodor und Plutarch.
Immisch 31 lf. Lat. carcer. Aus dem Griechischen got. karkara.
Die Itala hat carcar.
28
III. Abhandlung: Meyer.
v.uqqo n. ,Wagen'' Messenien, AsXz. I 280. Bova, Pell.
Lat. carrus, carrum. ä[mqa. yüooiov Hes. Auch carrucci war
früh aufgenommen als y.aooi Y.a und yaooryct, s. Duc. Sopli.,
letzteres mit Anlehnung an gr. -ovyog (Immisch 369), daher
dann wieder lat. carrucha (Georges, Wortformen 118). y.aoov-
ydqiog, y.aoovyiov, yäooov rhaeda C. G. L. II 338. 339. Die Ab
leitungen sind jünger: yaoqöraa, y.aqqoxaso^g Som. Asat. I 280.
Bova, Pell. it. ccirrozza, carrozziere. y.aqqEvxa Cypern, Sak. II 877.
Duc. it. carretta. yaoiöla f. Kreta, Jann. 338. Naxos, AväX.
II 29. 58. yaoyöia f. Cypern, Sak. II 877 ,Rollstuhl', yaoiöla,
y.aoiöoa ,cassa di letto' Som. it. carriuola (gr. alb. karjote f.
,Bettgestell'). Dazu y.cwovli ,Winde, Rolle' Som. Legr. Ke-
phallenia, ’AvoX. II 218. Kreta, Jann. (vgl. it. carruca, carrucola
,Zugwinde'). Alb. Jcare f., in Griechenland kafo m. Alb. Wtb. 180.
xaßßitfi n. ,Helm' Erotokr. So mgr., vgl. v.aaaidiov bei
Const. Porph. neben y.aaaig, xaaaidi Flor. 707. Immisch 369.
Von y.ccaaig jetzt y.aaaida ,Aussatz, bes. Kopfgrind (pelade)',
s. Triantaphyllides in Psichari, Etudes 262. yaaaidiaoig ,aus
sätzig'. Som. Legr. Pass. Zu dem als Deminutiv gefassten
yaoaidi hat man das vermeintliche Stammwort xceaaa gebildet,
das ,Schmutz' bedeutet, vgl. ydaarj, y.aaaaooq, y.aaaaCoj Syme,
Syll. VIII 472; die Erklärung Matov’s (Sbornik IX 66) aus
dem Slavischen erscheint mir unmöglich.
xaötQov n. ,Burg, Festung' Som. Legr. Syra, Pio 51.
Kreta, Jann. u. s. w. y.äatqoq im Pontus, Oikonomides 50. y.aa-
ZQiavoi ,Stadtbewohner' im Gegensatz zu yjooiavoi Syra a. a. O.
y.ciaxf/.h n. ,Stadt, Festung, Gebiet' Legr. Som. Kreta, Jann.
338. Yaazelldvog Kythnos, Ball. 139. Lat. castrum; castellum
als Msc. ydarellos, vgl. Duc. Soph. Immisch 354. 369; auch
lateinisch ist mehrfach castellus bezeugt, s. Georges, Wort
formen 120. Vgl. Korais, At. IV 220.
y.arr t iHi f. ,Thürriegel, Schlüssel aus Holz'. Nisyros, Syll.
XIX 193. Thera, Pet. 78 (auch eine Fischart). Kreta, TA. IV.
,Rückgrat' ebenda. Lesbos, ’AvctX. I 405. y.arrp’äg m. ,Verfertiger
derselben' Nisyros a. a. O. yarrjvdQi n. ,Schlüsselbein' Thera
a. a. 0. Lat. catena ,Kette', schon im Ed. Diocl. und dann
oft belegt. Duc. Soph. Aus dem Italienischen stammen y.adsva
f. ,Kette' Amorgos, A='at. I 645, 3. Kreta, Jann. Som. (Than.
Rhod. 143). yaöeverra Thera, Hapv. IX 374: ven. cadena. y.aivsra
Neugriechische Studien. III.
29
,Halskette' Som. Chios, Pasp. 170. Kan. 44: ven. caeneta. y.a-
xivmaov Som., y.avziväzao Papaz., yazivccazo Thera, Pet. 78: it.
catenaccio (vgl. alb. kaindts ans ven. caenazzo, Alb. Wtb. 166).
Unklar ist mir y.azivelh ,Art Raubvogel' Som. yazivdoia be
deutet in Naxos ,Nieren' Ilavo. VIII 441; dies könnte zu lat.
catinus ,Napf, Schüssel' gehören, vgl. asl. riEMEHk, cech. pecenka,
russ. noHKa ,Niere' zu peka ,coquo'.
y.arßovXa f. ,Mütze, Haube' Epirus, Sy 11. XIV 220. ya-
zaiovla ,Kapuze' Papaz. 436. v.azaovki n. ,Hahnenkamm'.
%aovhsga f. ,Haubenlerche' Pap. äve/azaovlcbvcü vom sich
Sträuben der Haare, Thera, Pet. 16. Bei Prokop. I 522, 2 steht
y.affovla ,grobes Kleid', als lateinisches Wort gekennzeichnet.
Lat. casula, woraus ags. cäsul ,Priestermantel' stammt. Die
Betonung im Griechischen ist allerdings auffallend; span, casulla
,Messgewand der Priester' hat man deshalb von casula trennen
wollen (Körting Nr. 1721). Man sagte vielleicht casulla nach
dem bedeutungsgleichen cuculla. Das Wort erscheint auch in
asl. KOLLUfnra ,Hemd' (in allen slavischen Sprachen vorhanden),
rum. cäciulä ,Mütze', alb. kesul's ,Mütze'. Alb. Wtb. 190 f.
jtaTT'jjg m. ,Kater', -/.azza f. ,Katze'. Som. Legr. y.azocc/.L,
y.azal, y.azaovh ,Kätzchen' Som. Legr. Im Mgr. gewöhnlich
yazzoc. Lat. cattus. Das q- von it. qatto zeigt yazzr.c Syra,
Pio 46. Yg\. Hehn 6 593.
y.(h)'a f. ,Schachtel' Legr. y.cnpl n. ,kleines Gefäss für
Weihrauch' Cerigo, IDA. XIII 388. Kreta, TA. IV. Lat. capsa.
Vgl. Duc. Soph. Daneben y.ai.ixpa m 6rj/.y), vXwscoy.oiWov Hes.
ydunzoa campsa C. G. L. II 338. y.aupäoLOg Ed. Diocl. — camp-
sarius (W. Schulze KZ. XXXIII 373. Eckinger 110). Ich be
merke hier als Berichtigung meiner Erklärung Alb. Wtb. 166,
dass alb. kafss nicht aus lat. causa, was von Seite der Form
und der Bedeutung schwer möglich ist, sondern aus capsa
stammt. Die albanischen Bedeutungen, die sich aus ,Truhe'
im Lateinischen entwickelt haben, sind 1) Habe, Besitz; 2) Vieh,
Zuchtvieh; 3) Ding, Sache; 4) Gegenstand einer Besprechung
oder Erzählung. Vgl. lad. t/äsa ,Vieh', das Gärtner auf capsa
zurückführt. Zu capsa stelle ich auch das bovesische cap-
sedda (auch cazzedda, Pellegrini, S. 24) ,Mädchen': über die
Bedeutungsentwicklung habe ich Byz. Zeitschr. III 163 ge
sprochen.
30
III. Abhandlung: Meyer.
xsXXa f. ,Schweinestall' Kythnos, J E®. <pik. Nr. 433. ,Abtritt'
Siphnos, ebenda Nr. 243. xsa ,cella' zak. M. Schmidt 354.
yeXX&yi .Zelle' Som. ysXXl n. ,Keller, Zelle' Syra, Pio 52;
,Mönchszelle' Kreta, Jann. naoayzXXi n. ,kleine Abtheilung in
einem Kasten' Syme, Syll. VIII 477. atiy.eXXo n. innerstes Zimmer
des Hauses' Thera, Pet. 60. yeXXccqi n. , Vorrathskamm er' Epirus,
Chas. 230. ceddari ,Magen' Bova, Pell, (wo es falsch als *y.oi-
Xlccqiov erklärt wird). i^ey.sXXägKJe /) y.aodla uov Chios, Pasp. 153.
Lat. cella, cellarium. y.eXXa, yeXXlov, yeXXüqlov schon früh im
Byz., s. Duc. Soph. Usener, Heil. Theodosius 127. y.eXXaoLog,
y.eXXaQLOv, xeXXccQMÖv C. G. L. II 347. Ueher Hes. s. Immisch
308. 369.
xsvtovy.X.ov n. ,Kleid aus grobem Stoffe' Som. Lat. cen-
tunculus, von cento. centunclum ,Pferdedecke' Ed. Diocl. 7,
52. 53. Früh aufgenommen (im 2. Jahrhundert n. Chr. nach
weisbar), s. Duc. Soph. Vgl. Tetr. 511.
yJyy.Xa f. yy.lyx.Xa Cerigo, Ilavo. XIII 389. ylyXa, &navutylyXi
Kreta, Jann. 320. 328. Vlastos. ylyvla Akritas 1204 ,Sattelgurt'.
Lat. cingula ,Bauchgurt für Thiere'. ylyy-Xa Akrit. 1204 Satli.
Das anlautende g- durch Assimilation.
xiinryvdqi n. ,Centner' Cerigo, HavS. XIII 389. Lat. cente-
narium. y.evzLväoiov C. J. Gl. 8664, 8. Jahrhundert (Eckinger 24);
vgl. Duc. Soph. Mgr. z. B. Symph. Kret. 281. Sachl. 2, 464.
Akrit. 1307.
xiqxiXXi^ü) ,klopfe an der Thür' Velvendos, ’Apyda I 112,
Nr. 11, 4. yoiyJXXiv n. ,Thürring' Cypern, Sak. II 515. y.ovgylXXi
n. ,Thürring' Chios, Syll. VIII 491. yovQ-ysXXa, y.oouyJXXa f.
,eiserner Ring' Som. yovqyszl ,Haken' Som. (y.ovqy.ovvi Spund
loch' Som. ist it. coccone ,Pfropfen, Spund'). Lat. circus, cir-
cellus, das sich allerdings mit dem ui’verwandten y.iQy.og, yglyog
mischen musste, xt^xog kommt bei den Byzantinern für Renn
bahn', bei Athenäos für einen ringförmigen Kuchen vor. Italienisch
sind natürlich zaeoy.i, tusqyovXo, zasoy.oXo Som.
xiOreQva f. ,Cisterne' Legr. yy.Lmsova Ikaria, Stam. 127.
yiovazEQva Som. Legr. yiazeQva Som. Syme, Grigorop. 39. Dar
aus mit Ablösung des als Artikel i) gefassten yi- (yrj-) aztova
Legr. Som. Leukas, Syll. VIH 407. Kreta, Jann. (zuzufügen
Anal. Graec. 11 §. 11). Lat. cisterna. Byz. y.LoreQva, xivazsQva
Duc. Soph. aiazsQva bei Som. ist it. cisterna.
Neugriechische Studien. III.
31
mtqov n. .Citrone'. y.ixgivog .gelb' Legr. u. s. w. Lat.
citrus, citreus (daher byz. v.Ltqlov). Ygl. Soph. Muss-Arnolt
112. Loret, Le cedratier dans l’antiquitd 52 ff.
yXaßccQiLio .besetze (ein Kleid)' Som. Lat.
clavus .Purpurstreif an der Tunica'. clavata n. pl. ,so besetzte
Gewänder'. Byz. xXaßiov Soph. Duc. xovao/.'XaßaotQo) Than.
Rhod. 154. 174.
yj.duoiq f. ,Klasse'. xXaoaixög .klassisch'. Legr. Lat.
classis, classicus. Schon bei Dion. Hai.
xXeujovQa f. .Engpass' Som. Legr. u. s. w. Lat. clausüra,
mit Anlehnung an xXslw. Byz. häufig. Korais, At. II 192.
jtXoyuöv n. Som. Chios, Syll. VIII 491. xXoxelov Chios,
Pasp. 188. xovxXi Som. .Nachttopf'. xoxXi .matula, ip.iV Duc.
Lat. cloca für cloaca, senes. chioca .Abzugscanal' (Körting,
Nr. 1955).
y.ldmxqa f. .Biestmilch' Kythnos, ’Etp. 91X. Nr. 433. xoXoaxga
.Bodensatz' Kephallenia, ’AvaX. II 239. Lat. colostrum. Ngr.
Stud. II 75, wo die auf das Rumänische zurückgehenden
Formen xovXidarga, yovXiäaxQa, xXi&arga besprochen sind.
y.olh)yaq m. .Theilbauer, Pächter' (= ae^ingog Ngr. Stud.
II 56 f.) Syra, Pio 52. Kythnos, Ball. 139 und überhaupt auf
den Inseln des ägäischen Meeres und in Attika, HavS. X 430
(in Chios e^oyovagg, in Naxos xovvxovßeQvagig, s. d.). xöXXrjag
Paros, ’AvaX. II 72 Amu. xoXXrjyux f. .Pachtverhältniss zwischen
den Bauern und den Grundbesitzern' Syra a. a. 0. Lat. collega.
xoXXrjyag wird von Soph. aus Eusebios (4. Jahrhundert) an
geführt. y.oXXriyiov = collegium, im Byz. häufig, xoXXLytov
Eckinger 24. xoXXeyag m., xoXXsyiaaa f. .Gefährte, Freund'
Papaz. 438 ist it. collega. Hieher gehört wohl auch v-oXX^aozög
.eine Art Picknick' Chios, Pasp. 191.
xognjg m. .Graf', xöiucfoa f. .Gräfin' Legr. Lat. covies,
vgl. Duc. Soph. zom;g ■ ä'p/iov, rp^p.cov Hes. (Immisch 358).
Ein Nom. xöjj,t]Oog Legrand, Poem. hist. S. 344. Aus it. conte,
contessa, contea stammen xövxsg, xovreoaa, xovxsce Som. Vgl.
y.ovTÖOTavXog .connetable' Porik. 47.
v.diqa f. .Rücken beim Menschen' Thera, Pet. 82. .Hüfte,
Taille' riavS. XVII 224. Cypern, Sak. II 603. .Kniekehle' Legr.
xöy^a, yöylga .Knöchel am Fusse' Ophis, Syll. XVIII 130. 141.
Y.oqäga f. .Höcker (= grosser Rücken)' Chios, Kan. 313, 758.
32
TU. Abhandlung: Meyer.
Lat. coxa ,H Lifte', woher auch rum. coapsä, alb. kof&e, serb.
Konca stammen, zoVa' t'o kicai toü '(o'/atiou p-epi; Suicl. Wegen
der schwankenden Bedeutung vgl. Ngr. Stud. II 35, A. 1. Vgl.
Duc. und Tban. Rhod. 423 (zopfig — ,Rücken'). Pulol. 146
(,Hüfte'). Ob zogt ,Atout im Kartenspiel' Legr. verwandt ist,
weiss ich nicht.
xÖQcfa f.,Darmsaite; Bogen; Balken' Som. Kreta, Jann. 341.
Ophis, Syll. XVIII 141. yogra Cypern, Sak. II 605. xogdekXtt f.
,Band in den Haaren' Som. Chios, Kan. 74. ^avSdktov 3 Epirus,
Chas. 231. y.ogdsXXa prxap.xSct Ava/.. I 273, 217. yogöeXXa Naxos,
’AvaX. II 49. v.ogdsXXia n. pl. ,Art Maccheroni' Chios, Pasp. 194.
ävmyögdi n. ,dünnes Stückchen aus Rosenholz, das heim Baurn-
wollekrämpeln verwendet wird' Chios, Pasp. 72. yogäl'Coj ,dehne'
Som. Kreta, Jann. Leukas, Syll. VIII 373. Bei Som. auch
xovgdeXa, y.ovoöovpl (vgl. xogdöva Tetr. 270). Lat. corda für
chorda aus agr. yogörj. Schon byz. It. corda, cordella, cor-
done. Vielleicht gehört hieher yogÖLViaQw, ,springe auf' von
Händen, Bohnen im Wasser, Syme, Syll. VIII 469; vgl. Alb.
Wtb. 306 unter ngord-, yodsXXa Windung des Weges', z. B.
Krystallis, Ils^oypac^gaxa 30, ist yogdsXXa: alb. kodels ,Windungen,
Umschweife' neben kordel'e ,gekrümmt', vom Wege. Alb.
Wtb. 199.
v.ooeXl n. ,Hahnenkamm, Helmbusch' Som. Korais, At.
II 203. Duc. Offenbar identisch mit yovqe/U ,Lumpen, Fetzen',
xovQsXiaagEvoq ,zerlumpt' Legr. Syra, Pio 53. Kann Deminutiv
von lat. corium ,IIaut, Leder' sein, * corellum für * coriellum,
vgl. corarius für coriarius. Ist dazu auch mlat. corellus, cu-
rellus ,Art Brustpanzer' bei Duc. zu stellen? Vgl. auch alb.
kural'e aus * corialia Alb. Wtb. 209. Ganz verschieden ist
y.ovQslog ,Krug mit weiter Oeffnung' Cypern, Sak. II 613, das
bei Duc. als xovgeXog ,olla, patella' erscheint.
y.OQQOvda f. ,Art wilder Spargel' Kreta. Bellonius, Observ.
I 18, 45. 60. 137. Korais, At. V 129. Lat corrüda dass, (bei
Cato, Varro, Plinius).
-xOQibva f. ,Krone' Som. Legr. Kreta, Jann. 341. y.ovoovva
Syme, Syll. XIX 242. Lat. coröna, schon hei Plutarch. Man
hält das Wort für entlehnt aus agr. xopwr»j. Alb. kunore, ku-
rore, rum. cununä, curunä. Alb. Wtb. 200.
Neugriechische Studien. III.
33
xovßsvva f. ,Rede, Unterhaltung* Pass. Legr. Epirus, Pio 1.
Chas. 231. Leukas, Syll. VIII 373. Papaz. 443. Syme, Syll.
VIII 466. Syra, Pio 52. Chios, Pasp. 195. Kreta, Jann. 342.
■/.ovßsvxiaC,w, in Kreta xovßediät.w ,rede, unterhalte mich*. Lat.
conventum. Vgl. alb. Icuvsnt, rum. cuvint ,Rede, Wort*. Bei
den Byzantinern ist conventus ,Versammlung* gelehrt als %ov-
ßevroQ, roußsvrog, youßsvrov , yousiov, yöußsvdov, y.oaßsvnov
überliefert. Duc. Soph. Inschriftlich y.ovßhxog Eckinger 85.
yovßox'yxli n. ,Thronhimmel; Weinlaube* Legr. ,Gaumen*
Ib.vo. XVII 224. Lat. cubiculum, cublclum. Bei Byz. y.ovß UXlov
und Kovßovyßuov, gewöhnlich vom kaiserlichen Schlafzimmer,
aber auch für ,Kiste*; ebenso y.ovßiyovXdoiog und yovßovv.Xäniog.
yovßovvXiov CGL. II 354. Inschriftlich yovßovv.XäoLog BCH. I 34,
nach 330 n. Clir., yjjvßow.hv CJG. 6189 b (Eckinger 41). Die
Assimilation des i an das erste u (unrichtig Eckinger a. a. 0.)
hat schon (oder auch ?) im Lateinischen stattgefunden: cubu-
culari, cubuclarios Corssen II 368.
xovdovusvrov n. ,Petersilie* Som. Kreta, 't"./,. IV. novöov-
f.lavro Kreta ’E<s. <ptX. Nr. 541. y.ov(iedsvTov Rhodos, ’Ecp.
Nr. 474. (Vgl. Porikol. 48. Lat. condimentum, das bei Apicius
,Petersilie* bedeutet. Duc. xodl/xevzov. Die Assimilation wie im
Vorigen.
Y.ovyMvlla f. (in Cypern mit 11 gesprochen) ,Kapuze* Som.
Papaz. 436. Cypern, Sak. II 608; in Thera auch ,to tou ij.jXövo?
CTtGTsyotcj|j.a* Pet. 83; in Leukas ,Magen des Polypen* Syll. VIII
393; in Epirus ,grosser Fels* Mvvjjj.. I 45; in Naxos ,Kapuze;
kegelförmiges Dach der Windmühle; Kopf des Polypen; Mais;
Mütze* Mvrp- 1440. y.ovy.ovXXl n. ,Mütze, Hut; Cocon der Seiden
raupe* Som. Kreta, Jann. 342; ,ausgedroschener Maisstengel*
Ophis, Syll. XVIII 143. y.ovy.ov'XXo n. ,Felsen, Abhang* Nisyros,
Syll. XIX 193. KOVY.ovlXLaQtD ,verhülle* Thera, Pet. 83. y.ow/.ovX-
Xwvüj ,verhülle* Naxos a. a. 0. yovy-Xwvo) ,bedecke* Erotokr.
xoiijdwpa n. ,Schleier* Kreta, Ilapv. VII 839. yovy.Xonrj f. ver
hüllt*, übertragen ,zurückhaltend* Epirus, Chas. 231. igey.ovy.ov-
Xibfj.aza n. pl. ,Unbedecktes* Chios, Pasp. 256. Lat. cuculla,
cucullus ,Kapuze*. Ein weit gewandertes Wort, vgl. z. B.
Diefenbach, Or. eur. 242 ff. Körting Nr. 2302. Verf. Alb. Wtb.
211. Türk. Stud. I 53. Soph. verzeichnet yov/mvXXiov, besonders
als ,Mönchskapuze*, Duc. auch y.ov/.ovXXa. Hieher gehört auch
Sitzungsber. d. phil.-hist. CL. CXXXII. Bd. 3. Abh. 3
34
III. Abhandlung: Meyer.
y.ovvtla f. ,Puppe* (auch türk. Verf. Türk. Stud. 140): es geht
auf *cücula für cuculla zurück, vgl. xaps t'o xä-Xti)gx y.oü'/.la
Papaz. 442, d. i. ,nimm deine Decke über den Kopf*, eigentlich
,als Kapuze*.
xovxovpi n. ,grosser Metallkrug* Som. y.ovy.ovu ,grosses
Gefäss für Wasser* Ophis, Syll. XVIII 140. xovyovua f. (Aug-
mentativum) ,Metallgefäss* Kephallenia, ’AvaX. II 230. yovy.y.ovjj.äg
m., yovy./.ovt.iäoa f. ,Wassergefäss* Cypern, Sak. II 609. xov-
y.ov(x(xQi,kleines Gefäss* Som. Xisyros, Syll. XIX 193. Syme, Syll.
VIII 472. y.ovf.iaQi dass. Korais, At. IV 251. IlavS. XVII 225.
y.ovuaQäg m. ,thönerne Sparbüchse* Korais a. a. 0. Lat. cucuma
,Kochtopf*. xovxovpLOv schon bei Epiktet (2. Jahrh. n. Chr.)
und Cyrillus (Usener Heil. Theod. 193). y.ovxovuaotov bei Const.
Porph., auch y.ovyovuog msc. ist byzantinisch. Den lateinischen
Ursprung hat Korais, At. IV 249. 251 richtig erkannt; ver
geblich bestreitet ihn Deflher, Archiv 286. Aus dem Grie
chischen stammen alb. kuktim m., kukumdr m. ,bauchiger
Kochtopf, kumdr ,bauchiger Wasserkrug‘, alle drei nur in
Griechenland gebräuchlich. Ueber y.ovxovj.iaQa ,Erdbeerbaum*
s. Alb. Wtb. 194.
yovxovQo n. to yiXuiyo? ~o xepiayo'/ touc craropou? tcov paipavtSwv’
Kephallenia, ’Avak. II 231. Byz. yovxovqov ,Köcher* = rnlat.
cucurum, von ahd. chohhar. Alb. kükurs, rum. cucurä; russ.
KOKopo ,Patronenbüchse*. Alb. Wtb. 211.
y.ovutoxt n. Som. Legr. xovoueyt Epirus, Arav. v.ovuiocotv
Kastellorizo, Syll. XXI 324, 492 ,Zoll*. yovpEoy.uwig Som. Legr.
,Zollbeamter*. Lat. commercium. Auch asl. KCHf/Mfp’kK'k, mac.
rum. cumerche, türk. (Türk. Stud. I 62). Byz. yoppsQxiov,
xovpeqyiov, y.ouuEoxidoiog, y.ouiiEoy.Evu). Sopli. Duc.
xoi'fiovÄa f. ,kegelförmiger Haufen* Syme, Syll. VIII 472.
,Vorsprung des Daches* Karpathos, Mviqg. 1324. ,frisch ge
machter Käse*, auch yovuovXa Thessalien, Oikonomos, Aox. II 308.
y.ovuovloi’ n. ,übervoller Becher* Karpathos a. a. O. y.ovuovXog
,bis oben gefüllt*; y.ovuovXäöa. Cerigo, llavB. XIII 432. kümule
m., kumüli n. , Haufen menschlicher oder thierischer Aus
leerungen* zakon., DefFner, Archiv 273. y.ovXovui, y.ovXovuog
,Haufe* Kephallenia, ’AvaX. II 231. y.ovXovuwva) ,häufe* ebenda;
c 7;sp'.x.uxXü>, TCipwTpssto’ Papaz. 443. äiroy.ovuovXo: n. pl. ,Ueber-
reste von der Tafel* Som. Lat. cumulus. y.ovuovXov, -iov hat
Neugriechische Studien. III.
35
Duc.; v.ovpovXä'cog braucht Const. Porph. Caer. oll, 17. Der
Gang ist xovpovXog — -/.ovpovXi (Demin.) — ->iov[.iovXa (Augment.).
Gehört hieher etwa y.ovasU.u f. ,die halbverbrannten erloschenen
Holzstücke auf dem Herde* Syme, Syll. VIII 472 (*cumellus,
wie vitellus zu vitulus)?
xovvl n. (Pontus, Syll. XVIII 143), gewöhnlich xovvia f.
,Wiege, Schaukel*, in Syme, Syll. XIX 209 xoim«; y.ovväi, in
Syme xovvvü ,wiege*. dnoy.ovvia ,letztgeborenes Kind* Thera,
Pet. 28. Y.ovvavXoj ,schaukle* von Sachen. Thera, Pet. 83. Lat.
cunae. y.ovvavXü ist * cunabulare von cunabulum. Byz. ist
y.ovva f., xovviov n. y.ovvia für xovva vielleicht durch den Ein
fluss von (päcr/.ta ,Windel*, mit dem es oft verbunden erscheint.
xovviY.Xoq m. ,Kaninchen* Legr. Lat. cuniculus. Bei Po
lybios, mit der Lesart y.vviy.Xoq, die durch Anlehnung an y.vojv
entstanden ist. Galen und Athenäos haben ■y.ovvixovXog.
xovvovxXa f. ein Pflanzenname. Ikaria, Stamat. 132. Kann
lat. *conucula für *colucula von colus ,Spinnrocken* sein, woher
it. conocchia stammt. Im Deutschen giebt es eine ,Spinnrocken
distel*. Tetr. 602 ist -y.ovoovyJ.sq f. pl. eine Art Kohl, yovXa.
y.ovvTovßsQvdXts m., auch Y.ovvzovvsßyaoig, in Xaxos der
Bearbeiter fremder Aecker im Verhältnisse zum Besitzer, und
der Besitzer im Verhältnisse zum Besteller. ’Avdk. II 72. Ilavo.
X 431. Lat. contubernälis. Byz. y.ovzovßsgviov, -cciiog, -dgiog
Duc. Soph. Vgl. -y.oXXrjyag.
xovuca f. ,Becher* Som. Legr. Kreta, Jann. 343. Epirus,
Chas. 231. Papaz. 443. xovna und xobrnta Cypern, Sak. II 613.
Plur. yovtteq ,Coeurs im Kartenspiel* Som. Legr. v.ovnoq m.
,Dachziegel* Som. y.ovvidgi n. ,Trinkspruch* Papaz. 443. v.ov-
tusqis m. ,Mundschenk* Som. Lat. cüpa, cuppa. y.ovvcsq für
,Coeur* nach it. le coppe (Türk. Stud. I 60), y.ovndoig nach it.
coppiere. y.ovTca bei Byzantinern, y.ovnlj n. ,grosser Henkel
an einem Gefäss* Ophis, Syll. XVIII 143 ist vielleicht lat. cöpula.
xovQöog, n. ,Seeraub*. y.oovaoQ dass., z. B. Kreta, Jann. 343.
Syme, Syll. XIX 235. Som. rä y.ovorjrj ,Beute* Legrand, Poem,
hist. 64, 486. y.ovoaaotg, ypouarioig (Legrand a. a. 0. 250, 62) m.
,Seeräuber*, y.ovogsvüj ,treibe Seeraub* Som. Chios, Pasp. 198.
YMOvaevut y.govffeuua Imbros, Syll. VIII 537. 546. Pass. Legrand,
Coli. 12, 14. Lat. cursus, *cursärius (it. corsaro u. s. w.).
Y.ovQGov n.,Plünderungszug*, y.ovoa&voj ,plündere* ist byzantinisch.
3*
36
III. Abhandlung: Meyer.
xovqqisqi]g Som. ist natürlich it. corriere. xoaasvoi,laufe' Epirüs,
Pio 68. Syll. XIV 221 ist türk. l j*Ä 3 S.
xovqtcc f. , Viehhof' Kreta, Jann. 343. xovQTg ,corte di
re' Som. Lat. cörs, cörtem für cohors. Byz. gewöhnlich y.dozij,
v.OQTiQ Duc. Soph. xovgvtj z. B. Sachl. 2, 363. In den Diplomi
von Spata II, p. 30 xöqti] (1128 n. Chr.), p. 46 xovqri] (1084).
Inschriftlich yjooz)], %6qti] für cohors: Echinger 55. 131 (auch
lat. chors). Aus dem Italienischen stammen xovqteoiA f. Pass.
xovqteocc Chios, Pasp. 198 Freundlichkeit', bes. das Schenken
von Naschwerk an kleine Kinder (xovQXscria Flor. 603): cortesia.
y.ovoTsaa ,hübsches junges Mädchen' Karpathos, Mvyjij.. I 323.
Legrand, Recueil de Chansons pop. S. 16, 60. S. 52, Nr. 26, 4.
yxovQTEffa Ikaria, Stamat. 127. v.ovorsaä Legrand, Pofem. hist.
138, 48 = it. cortese. xoroTigdrog, y.ovocsKävog ,Höfling' Som.
ven. cortesan = cortigiano. xovqtuxCo) ,faire la cour' Cypern,
Sak. II 878. y.oQTEtnxcc Pulol. 596.
xovqxlva f. ,Bettvorhang' Legr. Papaz. 446. Kreta, Jann.
343. yvQoyovoTtvo n. ,Mückennetz um das Bett' Thera, Pet. 48,
und daraus entstellt yeooxovoziva pl. ,geschmücktes Brautbett'
Kythnos, ’E<p. <s:X. Nr. 430. In Bova cortina Pell. Lat. cortina
(vgl. Körting Nr. 2214). Bei Duc. xovqxlva und yoqxiva; xovq-
rlva z. B. Belis. 479. Tetr. 488. Than. Rhod. 176.
xovditog m. ,Axt, auf der einen Seite kegelförmig, auf
der andern breit' Cypern, Sak. II 615. Lat. cuspis ,Spitze,
Stachel, Lanze'. Byz. ist xovanog ,Fesselblock' Duc. Soph.
fov xpfaov, 8? “äpiOsst y.a\ irspsaysTat eXi'tnwv xo !;6Xov, si? 8 ifAßsßXr,xat
r, afypwj, Sv T; äwäptvsYjTo; yXwiaa xovaniov <pvja£ Eust. Hom. 644, 42.
xovoriodia f. ,Wache' Legr. ,Gefängniss' Cypern, Sak.
H 877 (so Matthäus 27, 65. 28, 11). xovarüdia itävs xb oip-
•fiavi ,viele zusammen in einem Haufen' Chios, Pasp. 198. xov-
orovdia irayaivaat xa wpcßaxa ’a ty)v p,äv8pa = ( p.a^suij.£va 5 Chios,
Kan. 109, Nr. 79 (vgl. yovaxoiöia • ßovjOsta cxpaxuoxwvj Hes.).
Lat. custodia, xovaxödsg, xovaxööiog , Wächter' Som. ist it. custode.
xQip'tXXa f. ,Dachrinne' Lesbos, ’AvaX. I 408. Lat. crena
,Einschnitt, Kerbe'. Duc. hat xqivsXia ,Mauerziuuen', == frz.
crdneau.
xoidrct f. ,Kamm des Hahnes' Thera, llapv. V 444. y.llaiga
,Kehllappen des - Hahnes' Kreta, llavS. XX 303. Lat. crista
,Hahnenkamm'. Wegen -ton ans -xa vgl. Idg. Forsch. II 444,
Neugriechische Studien. III.
37
wo nackzutragen sind fr/.vga , Hollunder' aus äy.ztj Korais,
At. 1128. xgvcpzoa ,Versteck' aus crypta ebenda V 142. jtkavtga,
s. u. nklazoa ,Flechte' Bova, Pell. 207 neben nXäaza. nöXvvzoa■
dXipiza Hes. = lat. polenta (Wannowski 42. Immisch 332).
(ph'vzou ,Flinte' Ngr. Stud. II 63. Aus it. cresta stammt y.otaza
f. ,Hahnenkamm, Helmschmuck' Som. Legr. Kythnos, Ball. 139.
Alb. kreSts, serb. Kpecina, rum. creastä. Alb. Wtb. 205.
XQOvGra f. ygovazov n. ,Rinde'. Som. Legr. Lat. crusta.
Körting Nr. 2294. yoovazov bei Atbenäos.
xaSvtixaq Som. yiuärvag, xc5di| Legr. m. ,Handschrift, Re
gister, Gesetzbuch'. Lat. Codex. Gelehrtes Wort; byz. x«dt£;
yjoötg' ßcßXtov vogtgöv Hes. (Immisch 355). Uebei* -i£ = lat. -ex
s. Dittenberger, Hermes VI 145.
?.«y.tQ(kt f. ,eingesalzener Thunfisch' Legr. Lat. lacerta,
das auch einen der Makrele ähnlichen Seefisch, den Stöcker,
bezeichnete. Korais, At. IV 277. Türk. Stud. I 23. -d- für lat. -t-
wie in yenez. lanzardo, vicent. risardola, trentin. ligord, lugord.
Xaxivid f. ,Herde Maultliiere oder Pferde' Epirus, Syll.
VIII 589. Mvr,g. I 22. 46 (Syll. XIV 245 falsch Xvxivid ge
schrieben und von Xxjy.og abgeleitet!). Lat. lacinia ,kleiner
Trupp, kleine Herde'. Auch in der von Duc. beigebrachten
Stelle hat Xav.iviu diese Bedeutung, was Duc. nicht erkannt
hat. Dagegen ist in der ’AxoXouOta toü Zxavoü (bei Legrand,
Bibi. gr. vulg. II) Z. 514 Xaxzvlav ztavia wohl ,Fetzen, Zipfel'.
Das Wort scheint im Romanischen untergegangen zu sein (doch
vgl. Mussafia, Beitr. 72), für eine Ableitung davon hält man
frz. laniere.
Xdfiva f. Xauvl n. ,Rocken voll Baumwolle' Legr. Xauvi
,Melonenscheibe' u. ä. Syme, Syll. VIII 473. ,Gewehrlauf' Legr.
Ophis, Syll. XVIII 146. ,eiu Messer, an dessen Griff das Holz
oder Bein abgefallen ist; kleine Art Bohnen' Ophis a. a. 0.
Xauia f. ,r/,otcp.a, xaivi’a ctB-rjpoy 1 Papaz. 451. Lat. lamina, lamna.
Xduva, Xauviov sind byzantinisch. Vgl. kdpva lamella CGL
II 358. Schwierig ist Xai.ua: man könnte an 'kauvia denken,
das aus Contamination von Xctuva und Xauvl entstanden ist;
doch steht bei Const. Porpb. Caer. 717, 18 Xapla für ,Gold- oder
Silberbarren'. Aus it. lama stammt Xdua f. ,Platte, Flinten
rohr' Legr. Som. ,Schwertklinge' Naxos, ’AvaX. H 39. tgzXauigai
Protod. 51.
38
III. Abhandlung: Meyer.
y.nvdoa f. Xavdoi, n. ,Kamm zum Wolle krempeln' Som.
Legr. Papaz. 451. Änos, Syll. IX 352. Ophis, Syll. XVIII 146.
Xovüqiv Saraclio (Pontus), Syll. XVIII 148. Xavaol^u) ,kremple
Wolle' Legr. Änos a. a. 0. Epirus, Mvvjp,. 13. Xavdqo n. ,un
gekämmtes Weib' Kephallenia, ’AvaX. II 241. Xaväzog ,ospjj.o: v.ca-
spyauntvov ei? Aavcepav :rpb; ^prjatv oi'/.icc/r,'/ Cerigo, IlavS. XIII 505.
Lat. lanaria. Xavdoiog, 'Xaväzog bei Soph., Xavaql'Cco bei Duc.
XctQdi n. ,Speck' Som. Legr. Papaz. 451. Kreta, <htA. IV;
Vlastos. Xaqzlv Cypern, Sak. II 631. Xaoöid f. ,Auswuchs au
Fruchtbäumen'. Lesbos, ’AvceX. I 409. Xaoölzrß m. von ,speckig
gewordenen Melonen'. Kephallenia, ’AviX. II 242. Lat. laridum,
lardum. Xaqdog m., Xaodlov Xaodiv Duc. Soph. (seit dem 6. Jahrh.).
Xaqdog laridus CGL. II 358. Das Wort, das im Lateinischen
,Pökelfleisch' bedeutet, bezeichnet auch in allen romanischen
Sprachen ,Speck'.
larlvog m. ,Katholik' Som. Legr. Lat. latinus. Xazlvog
bezeichnet z. B. bei Michael Cerularius einen Angehörigen der
westlichen Kirche (Soph.).
Xct'/rtVTO, Xav.revro n. ,ein nur mit Milch aufgezogenes
Ferkel'. Aegion, Hav8. X 431. Xayzevöov ,Ferkel' Som. 86 c. Lat.
lactens porcus ,Spanferkel' bei Varro. Abruzz. lattende ,saugend'
Finamore. Duc. hat Xamalov und Xav.zevzonovXov für porcellus
lactens.
Xrjyärog in., ,päpstlicher Legat' Legr. Xeyäzog Som. Xi]-
y&zov n. ,Legat, Vermächtniss' Legr. Xeyärov Som. Lat. legatus
legatum. Gelehrte Wörter, schon byzantinisch. Xtjyazebw lego
CGL II 360. Xsy. bei Som. durch Einfluss von it. legato■ in
dessen findet sich die Schreibung schon in byzantinischen
Texten. Dagegen zeigt wegen lat. S constant e das ebenfalls
ausschliesslich gelehrte Xeyeibv m. Legr. Xeyeüva f. Som. Re
gion': vgl. Xeyewv Hes. (Immisch 360), seit Anfang der Kaiser
zeit neben Xeyiwv. Dittenberger, Hermes VI 142. Eckinger 30.
XißsXXog m. ,Libell, Schmähschrift' Legr. Gelehrtes Wort.
Lat. libellus. Bei den Byzantinern häufig: Duc. Soph.
XiTQit f. ein Mass oder Gewicht. Legr. Som. Passow. Im
Griechischen seit Simonides und Sophokles zu belegen (Photios
s. v.). Aus lat. libra, oder vielmehr genauer aus italischem liXXra:
Ascoli, KZ XVI 119. Krit. Stud. 135. Immisch 277. 312.
W. Schulze, KZ XXXHI 223.
Neugriechische Studien. III.
39
Äovxüvixov n. ,Wurst' Som. Legr. Kreta Jann. Vlastos.
Mani, Petreas 19. 'lov-ävr/.o Papaz. 378. rucanicö Bova, Pell.
216. Lat. lucanicum ,Lucancrwurst, geräucherte Wurst“; vor
handen in oberitalienischen Mundarten (Diez. II 42. Mussafia,
Beitr. 75); port. longariga; alb. Tukanik, kskonks-, bulg. Aomma
(Alb. Wtb. 250); neuhebr. xpjpu, arab. (Frankel, Aram.
Fremdwörter 38). Im Griechischen seit dem 4. Jahrhundert
bezeugt.
kovxiog m., ,Hecht“ Legr. Lat. lucius. Schwerlich volks-
thümlich. Legi’and hat in derselben Bedeutung auch Xomaog
= it. luccio, ven. luzzo.
lovjng m. ,milvus“ Duc. nach Portius. ,nibbio“ Som.
lovTcrj {., Xovrtrjg ,ixtivo?‘ Vyz. Xovnrj f. ,milan“ Legr. kovnnog
Name eines Raubvogels. Karpathos, Mvr ( |j.. I 324. lovnog für
einen Raubvogel Synt. 87, 9. Pulol. 357. Xovnrj Voc. Pulol.
398. 403. kovrcT]g Achmet. Onirocrit. 291. i*nva avj^iaivei tyjv
Xsvooivvjv lovrnjv Et. Magn. 470, 34. Korais, At. IV 296 nimmt
Uebertragung von lat. lupus ,Wolf“ an, Miklosich hat an sla-
vischen Ursprung gedacht. Das Wort gehört zu lat. luplre,
das den Naturlaut der Weihe bezeichnet. Ngr. Stud. II 84.
loxmog ,Wolf“ in Ikaria, Stamat. 133, wird eher it. Iv/po als
lat. lupus sein, lovna f. ,Wolfsgeschwulst“ Legr. ist frz. loupe.
Ueber lovna ,Hure“ bei Eustathios s. Immisch 313.
lovmvo n. ,Wolfsbohne“ Papaz. 455; auf den ägäischen
Inseln nach ihm Xvurcovat, was wohl in kvpnovvi zu ändern ist,
nach Ivpnovvia n. pl. ,Art Hülsenfrüchte“ Thera Pet. 91. ’kvu-
ravag m. ,Wolfsbohne“ Jann. 1285. Iovjvlvcxql n. dass, ebenda.
Lat. lupinum, lupinarium. XovrtTvov, Xovinväoiov byz. bei Soph.
IvTtivccQia Suidas.
j.ovqov n., im Plur. ,lederne Riemen, die man beim An
schirren der Ochsen ans Joch verwendet“ Nisyros, Syll. XIX 194.
lovoog m. Chios, Pasp. 217. ,gaule“ Legr. lovoi n. ,Riemen“
Som. Legr. Papaz. Kreta Jann. Xovoa f. ,ce'.pä“; lovgiv.d, lov-
qovvia n. pl. ,Riemen um das Joch am Pfluge zu befestigen“
Cypern, Sak. II 641. poaypkovgi ein Pflanzenname Chios, Syll.
VIII 492. nölovga (von vl — ilvvig) und £vyölovga n. pl.
,Riemen, die den Pflug mit den Zugthieren verbinden“ Chios,
Pasp. 249. XovQiöa ,longe“; hoolg ,bande, courroie“ Legr. Icogi
n., pl. hoola ,Kürbisstreifen, die getrocknet und gebraten
40
III. Abhandlung: Meyer.
werden' Ophis, Syll. XVIII 148. Lat. lorum ,Riemen'. Byz.
Xwgog, Iwqov (,Zügel'), IcoqIov, s. Duc. Soph. Iovq'l z. B. Rim.
Bel. 939; Tetr. 641; Akrit. 996. ölöXovoog ,ganz ausgerüstet'
Akrit. 676. Die Hesychglossen mit Iwga und Xwqol stellt
Immisch 369 f. zusammen. Das von lörum abgeleitete lörlca
,Panzer' ist byzantinisch als Xwghuov häufig, Xovgr/jv z. B.
Imb. 85, Xovgr/Mut.vog Rim. Bel. 146, XovQiyaiß-ijyav 369; lm-
Xovor/.ov Akrit. 694. 2626, ist aber'im Neugriechischen unter
gegangen.
[iciyxijtag m., uay/.iiaoaa f. ,Bäcker, Bäckerin'; auch
pmoinag Cypern, Sak. II 643. 878. uayyiuEtö n. ,Niederlage von
Nahrungsmitteln, die in der Nähe einer bestimmten Kirche für
ein Fest aufbewahrt werden' Amorgos, AsXt. I 608. Lat. man-
ceps ,Pächter, Entrepreneur'. Das Wort bezeichnete ursprüng
lich den Leiter einer grossen, öffentlichen Bäckerei, besonders
für Militärlieferungen (vgl. Korais, At. 1176); im Byzantinischen
ist iu.ayy.LXp, payyLTtioaa, payyLTcelov, payxiTUOv bereits gewöhnlich
für ,Bäcker, Bäckerei' Duc. Soph. oi fu&yyutsg Akrit. 2973.
f.iayyirtog Gen. So<p. yip. 723; f.iayyiTtov Acc. 747. uayy'iTCOvg Acc.pl.
Akrit. 1312. Inschriftlich uav/uxp CJG. 9887; u&yyur.oq Arch.
Zeit. XI 337 (Eckinger 20). Asl. n\ariciikii,k ,Bäcker', serb.
Mafyncm ,Koch'.
\u>.yyl6ßt. n. ,Folter' Som. imyv'Laöiv n. ,Prügel' Syme,
Syll. XIX 217. payv.Xaßigw ,martere, peinige' Kreta, Jann. \uay-
yXüßiov ,Stock zum Prügeln', lAayv.Xaßicrjg ,Stockträger aus der
kaiserlichen Garde' sind byzantinisch (Duc. Soph.) und gehen
auf ein lat. * man(u)clavium ,Handkeule' von manus und clava
zurück. payXccßia Pulol. 553 ist wohl fehlerhaft; i.iayyXaßoyoTtew
steht Tetr. 636. Unrichtig leitet Muss-Arnolt Semitic words in
Greek and Latin nach Fleischer bei Levy, Chaldäisches
Wörterbuch II 567 das Wort aus aram. ,Riemen, Peitsche'
ab; richtig umgekehrt, Sachs, Beiträge I 114.
päyovXov n. ,Wange'. Legr. Chios, Kan. 18. Kreta, Jann.
Pontus, Syll. XVIlI 149. fuayova pl. zak. Schmidt 354, bei
Foy, Lautsystem 79 uäova. uc'cy'ka n. pl. ,Wangen' Phertakäna,
AsXt. I 498. (fsyyaoouaovXa f. ,mondwangig' Amorgos, Asat.
I 644, 25. /uayovXsg f. pl. ,dicke Backen' Kephallenia, ’AvctX.
II 249. uayovXi/.a f. ,weibliche Kopfbinde' Änos, Syll. VIII 528.
Neugriechische Studien. III.
41
Konstantinopel, Ilavä. VIII 443. ,Halskragen' Soul. payovlovy.Lv
.Kopfkissen' Cypern, Sak. II 643. payovlkoa, kleines Kopf
kissen' Pontos, Sy 11. XVIII 149. payovXgS-Qa /irpt'äjtjAov -wv gcrpjXwv'
IIzv§. VIII 443. payovXddeg ,Ziegenpeter (Krankheit)' Cerigo,
ITavS. XIV 39. Lat. magulum ,Wange, Mund' (Schol. Juv. 2, 16),
das sich zu mala verhält, wie repägulum zu pälus pälum.
payeigog ist stammverwandt. Verf. Idg. Forsch. III 68. pa-
yovXov ist byzantinisch, s. Duc. und Soph. Aus dem Griechi
schen stammt rum. magulä und russ. McayAci,, sowie asl. iWA-
roynHTH ca, rum. mägulesc ,schmeichle' (Miklosich, Etym.
Wtb. 180).
paig, pd'iog (gelehrt), ,Mai'. Lat. mäjus.
fidxsXXog m. ,Schlachthaus'. Chios, Pasp. 223. pay.eXXdoig
m. , ,Fleischer' Som. ,uaxeXXSvva) ,schlachte' Cypern, Sak. II 878.
payeXXevw ,schlachte' Som. Legr. Kreta, Jann. paxeXXeTov n.
,Schlachthaus' Legr. pav.eXXe 16 Kreta, Jann. (pay.eXlei6v Pulol.
645). Lat. macellum (Mart. 10, 96, 9 macellus), macellärius.
pdyeXXov oder paxeXXog seit dem Korintherbriefe (1, 10, 25
h’ payeXXm); pay.eXXeiov bei Plutarch, payeXXdQLog; s. Duc.
und Soph. pdcxsilog. -dgiog, -tov CGL II 364. Asl. MaKt/uira
AUKtaaßK, alb. malleR malcelar.
pavixa f. ,Aermel' Som. Chios, Kan. 224, 76. uccvIxl n.
,Aermel' Som. Legr. (auch ,Griff'). Syra, Pio 54. Pontus, Syll.
XVIII 149. manici dass. Bova, Pell. 185. pavb.Lv n. ,Armband'
Thera, Ilapv. IV 901. pavki y.avst vom Abschiednehmen mit
Handwinken, Cerigo, HavS. XIV 368. pavi/.a f. ,Aermel' Syll.
VIII 604. Kreta, Jann. fpaodiogävr/M ,weite Aermel' Syra,
Pio 64. (paoöopävr/.a dass. Chios, Kan. 251, 285. pavoopaviy.o
n. ,Messer mit schwarzem Griffe' Kephallenia, 3 AD.. II 253.
paviv.&tov n. ,Art Oberkleid 1 Artotini, Jic. oCk. XVI 682. hr.i-
pavLv.ov oder vnopdvry.ov ,Manipel des Priesters' Som. Lat.
manica ,Aermel', in den romanischen Sprachen auch ,Griff'.
manicatus. Byz. pdviv.a, pavly.iov Duc. Soph. (paviy.t Gad. 470.
Tetr. 482. payßiQopdviy.a Tetr. 923). pavLy.cn wv Than. Rhod. 125.
583 ist it. manicotto. Rum. minecä, alb. menge.
pavovdXi n. Som. pavaXi Chios, Kan. 153, 42. Varna,
’Ecp. ©tX. 434 ,grosser Kirchenleuchter'. Lat. manuale, das aber
diese Bedeutung nirgends zu haben scheint, pavovaXiov bei
42
III. Abhandlung: Meyer.
Const. Porph. Caer. 75, 3; \xavovaki Grad. 310. Alb. manaJe aus
dem Griechischen. 1
[xavTarov (auch (xavdaxov geschrieben) n. ,Nachricht/ Som.
Legr. [mv'cäci n. dass. Epirus, Chas. 232. uctvxaxsvo) ,bringe
Nachricht 1 Som. Legr. ■/Mkouavx(y.xovar j q Name eines kleinen
geflügelten Thierchens, das als Vorbote einer guten Nachricht
betrachtet wird. Thera, Pet. 73. Lat. mandatum ,Auftrag,
kaiserlicher Erlass 1 . Byz. (xavd&xov ,Befehl, Nachricht 1 ; uav-
däxwQ, uavdaxogzvo) Duc. Soph. Was ist uavxaxovoa ,Flaum
haar der Distel 1 Legr.?
[luvri/.i n. ,Taschentuch, Halstuch, Handtuch 1 , auch ,Trink
geld 1 Som. Legr. Epirus, Chas. Syra, Pio 54. Pontus, Syll.
XVIII 150. Bova, Pell. 185. /.ictvxila f. ,Handtuch 1 Kreta,
Jann. ju,avxdiä f. ,Tuch voll Früchte, das an einem bestimmten
Festtage als Geschenk gegeben wird 1 Chios, Syll. VIII 491.
f.tavxdovaa f. junges Mädchen mit rothem Kopftuch 1 Chios,
Pasp. 226. Lat. mantile ,Leintuch, Tischtuch 1 . Byz. uavxrfkiov
(tj nach lat. mantele, s. Alb. Wtb. 258), uavxikiov, uavxlla. Duc.
Soph. (xavxrjXw Synt. 31, 2. Belis. 122. Than. Rhod. 176. Alb.
mandtfe, worüber Pedersen, KZ. XXXIII 540 falsches behauptet.
{ia%ü.laq m. ,Backenstreich 1 Trapezunt, Passow.
Kythnos, Ball. 139 (Bedeutung?), ucdqdkaoi n. ,Kopfkissen 1 llavo.
VIII 443. Legr. Passow. Epirus, Chas. 232. Pontus, Syll. XVIII
150. j.ta^sllaQL dass. Som. Patmos, AsW III 354 (Than. Rhod.
176). Lat. maxilla ,Kinnbacke 1 , uakdka bei Duc. auch ,Backen
streich 1 . fia^dXcxQiov ,Kopfkissen 1 Duc. Soph. Aus it. mascella,
ven. massella ,Wange, Kinnlade 1 stammt uankka f. ,Kiefer,
Kinnlade 1 Legr. Kreta, Vlastos (schon Erotokr.). Papaz. 458.
Cypern, Sak. II 651. Backenzahn 1 Thera, Pet. 94. uaas'ki^o)
1 Wie fxavdXt für (xavovaXi steht, so habe ich Alb. Wtb. 258 auch ( ük-
vccqi t oud<jiroi; aij-vo; ^ y^oipo^, Papaz. 457. Velvendos, : Ap)(_. I 94. Epirus,
Mvrjp.. I 47, woraus alb. mandr ,zahmer Hammel*, aus lat. manuarius in
der Bedeutung ,an die Hand gewöhnt, aus der Hand fressend* (vgl. ma-
nualia ,zahme Thiere* bei Duc.) erklärt. Nach Sotiropulos Tpiaxovxa ei;
7)[j.£paSv at^fj-aXcouia p. 4G Anm. versteht man unter (.iccv&ql: xo Otto tuoXXüjv
p.7)tiptov ßu£avbp.£vov xoci co«; ix xouxou Xlav £uxpa<p£s xat 7to%b rcpoßatov, p.£xoc-
cpopixa*; oi b TiXouaio;. Vielleicht hat Budonas, ’Ap^Eia a. a. O. recht, der
es aus u/avdgi erklärt. Man vgl. mac. rum. mandr und amndr ,Hand
griff, Stiel, Feuerstahl 1 Weigand, Vlaclio-Meglen 15.
Neugriechische Studien. III.
43
,Ohrfeige*Legr. udcr/.a f., Wange; una banda degli due lati d’una
porta* Som. ist gen. masca ,Wange*; vgl. Duc. pafftet mandi-
bula, uduya zrjg rcögzag antae.
paQovXi n. ,Lattich* Som. Legr. Byz. /.lagovhov, z. B.
Gad. 13. Synax. Gad. 227. Porik. 45. uaoovX6(pv'/J.ov Gad. 330.
Vgl. auch Soph. Die von diesem aus Lexikographen an
geführten Nebenformen pa'iovXiov und pa'iovviov sind volks
etymologisch. Vielleicht von lat. amärus ,bitter*. Aus dem
Grieeh. türk. Jj^L, bulg. mtpyM, serb. Mapyj>ci, alb. marul]
marule, rum. marolä. Alb. Wtb. 261. Türk. Stud. I 32.
ftdQriog, pdgxiq m. ,März*. Som. Legr. pagziatog eine Art
Gerste. Leukas, Syll. VIII 386. Lat. martius.
paffroQrjg m. ,Handwerker, Meister* Som. Legr. Syra,
Pio 54. Chios, Kan. 240, 200. pdazogaq ,Meister, Künstler*
Legr. Kreta, Jann. paffzgog ,Künstler* Cypern, Sak. II 652.
pctffzogevyco ,bin Meister* Chios a. a. O. mdstora ,maestro* Bova,
Pell. 186. Vgl. paozogog ,Baumeister* Imb. 518; paazoosvco
Sachl. 1,291. Lat. magister. Inschriftlich payiacoog Eckinger 130;
byz. payiazsg, p&yioxgog, payioxwg; bei Hesychios payioziog,
payiazogog, patazaig (Immisch 364); Txgwxopaiazcog aus dem
Jahre 1172 (Eckinger a. a. O.); pasiazwg Sterrett’s Wolfe Ex
pedition, Nr. 292; xryv patffzegav güyav maestra via, Spata Dipl. V
(1128 n. Chr.); patazogsg Tetr. 623. Auf pccyi-, pa'i- gehen asl.
/MdHCTC>p’k, bulg. serb. Majcmop, rum. maistru, alb. mjestrs zu
rück (Alb. Wtb. 284). Das Schwinden des -i- im Griechischen
befremdet. In Epirus (Pio 15) payioxgia ,Zauberin* durch
Vermischung mit pccyiaaa. Aus it. maestro stammen patazgog
,Nordwestwind* Kreta, Jann. B. Schmidt, Gr. Märchen 270.
paCazgog-dgapovvzdva Syme, Syll. XIX 225. pdiazgozgepovvzava
Leukas, Syll. VIII 413. pcäazgdfa ,Nordwestwind* Som. I 27.
pcüozgdclfav Kastellorizo, Syll. XXI 320, 276. pa’tazga f. ,vela
grande, maitresse voile* Som. Legr.: ven. maistro, maistral.
pavQog ,schwarz*, von Soph. zuerst aus den Apocr. Act.
Petri et Pauli 16 nachgewiesen, von den Griechen (Korais,
At. IV 312) mit Vorliebe aus hom. dpavgög hergeleitet, ist iden
tisch mit dem Eigennamen Mccvgog, aus lat. Maurus, Bewohner
von Mauretanien, also ,ein Schwarzer*. Aus it. moro ,Mohr*
stammt pügog — "AgaUi Chios, Kan. 79; ,Art gespenstisches
Wesen* Thera, Pet. 101. Vgl. Ngr. Stud. II 4L In Pistoja occhi
44
III. Abhandlung: Meyer.
mori synonym mit neri, Nerucci Saggio di uno Studio sopra i
parlari vernacoli della Toscana (Milano 1865), S. 163, Nr. 11.
(leußQÖva f. /Pergament'' Legr. ßsßgmvov yaozi dass. Som.
'/Jiunorvo yaozi dass. Som. Lat. membrana. ueußgava Paul. Ti-
moth. 2, 4, 13, über die Variante ߣi.ißoäva s. Winer-Schmiedel
119. Duc. hat ßeußoava, ßeßgdva, ßeßqivo yaozi, ferner '/JfirTQLvo
yaozi aus Portius und yaoziv vm^ncoivo aus Agap. Geopon. f.iev-
(.iztoivoq m. /Pergament' bei Machäras (Sak. Ko-pnr/i II 655).
Hieher wohl auch das nquivo yaozi in einem Distichon aus
Patmos, AL-. III 350.
*(.lijVßa f. ,Tisch 1 : davon ävzifi'fjvaiov fo stc! vqc äylaq xpa-
Tzi'Qqq Ilavo. XVII 226. Lat. mensa, daher rj. Asl. cecli. poln.
russ. misa ,Schüssel'. uivaa bei Plutarch ist ungenau. Hieher
plEoafa n., uEffüla f. ,nappe' Legr. /.isaäh ,Tuch zum Zudecken
des Brotteiges' Epirus, Syll. XIV 245. Epirus, Ilavo. IX 51.
,tovaglia' Bova, Pell. 188. inoä'ka f. ,Tischtuch' Velvendos,
’Apy. I 95, = bulg. MtbcciM, alb. mssals (Alb. Wtb. 276). Byz.
ixsvcrahov, usodkiov, uivoäkiov Duc. Soph. Hier ist s in tonloser
Silbe aus i entstanden.
[isvzovXa {., llevtlIici n. pl., fievrkagos m. verächtliche
Bezeichnung armer Leute von Seite der Wohlhabenden. Aenos,
Syll. VIII 528. Lat. mentula. Zur Bedeutung vgl. it. minchione
,Tölpel'. Der Gang war * fxsvvovhov, f.isvzt?uov, davon Augmen-
tativ pisvzovka. Was ist fxevzovkkag Kythnos, Ball. 139?
fuh n. ,Meile' Som. Legr. Lat. mille, milia. uihov seit Poly
bios, der auch (ukiäa&ai hat (Immisch 341). jjtltdoiov miliarium
CGL. II 371. Aus it. milione utki.oövi,, (uXotivi ,Million' Som.
[LiCiovctu f. ,Schüssel, Napf' Oikonomos, Ao-/.. II 302. ueaovgi
n. ,Napf' Legr. Bei Ptochoprodr. uioovoiv. Lat. missorium Duc.
,Schüssel'; von missum, woher ital. messet, 1 frz. mets ,Gang
Speisen' stammt; auch byzantinisch als fiiaaog, s. Soph. Alb.
misilr m., misure f. ,tiefer Teller, Schüssel', das Alb. Wtb. 280
und bei Miklosich, Etym. Wtb. 198 falsch erklärt ist. Für
messorium mit Anlehnung an mensa auch mensorium und ebenso
(XivaüqLOv, uivGovQtov (richtiger ur t va.) nach (.ifjvaa, s. Soph. und
Psichari, Etudes 165.
1 Damit wird identisch sein das für Mnssafia, Beitr. 79 unklare meso als
Küchengerätli.
Neugriechische Studien. III.
45
\u6Gevo), UKjasvyoj ,reise, reise ab 4 Passow. IlavS. VIII 443.
Kephallenia, ’AvetX. II 255. Syra, Pio 55. Kreta, Jann. Ab
leitung von byz. filaffa = lat. missa ,Entlassung'; /.uoaevco ist
byz. ,entlassen 4 , mgr. schon ,abreisen 4 ; z. B. Flor. 1256. Iinb.
201. Mach. 54, 18.
f.Mjrä'ro n. ,Hirtengesellscbaft, Hirtenhaus 4 Kreta, Jann.
Vlastos. ,fromagerie 4 Legr., Poem. hist. 349 (aus Kreta). Tla-
houruäro Ortschaft auf Kreta (Neuyp.v:f\c } XtaTiycizr) toü 7;Xy;6u<j|j.oü
tv^c KpfjTrjc, Athen 1890, II 64). Byz. /.irjrävov ,Haus, Wohnung 4
= lat. metatum ,das Abgesteckte 4 , vgl. Duc. Soph. Wannöw-
ski 1. Die Erklärung von Jannarakis aus it. comitato ist falsch.
jiodi n. ein Mass. Chios, Pasp. 400. Syra, Pio 55. ijöäiov
,moggio 4 Som. Lat. modius, als fiödio§ sehr früh entlehnt (schon
bei dem Redner Deinarchos im 4. Jahrhundert vor Christus,
der, wie Immisch 277 hervorhebt, aus Korinth stammte). Vgl.
Immisch 370. Das Neutrum ist erst spät belegt.
[lovy.ovQU n. pl. ja sw: t% xapaXiac criKjo'wpsuijj.sva aizia 3
Chios, Pasp. 240. Lat. *muculus von mücus ,Schleim 4 (= it.
moccolo aus *mucculus)?
[lovla f. ,Magen 4 Velvendos, Apy_. I 95. f.iovll n. b cax.y.w3r)c
upu^v, Iv tw gtcoi'w eTvat rj xuTia twv TcpoßdTwv’ Kephallenia, ’AväX.
II 259. r, 7crjz.Tr] twv aiywv, apvwv zai sp!®wv’ Thera, Pet. 101. Vgl.
alb. muh f. ,Magen; Laab 4 ; afrz. mule ,caillette du cerf 4 ; frz.
mullette ,Fleischmagen der Falken 4 , franche-mulle ,Laabmagen 4 ;
südrum. amura Byz. Zeitschr. III 563; bulg. Mypa ,Magen 4 .
Alb. Wtb. 289. Das Stammwort ist mir unbekannt.
[Mvloä m. ,Bastard 4 Legr. Pass. 490,15. fiovXa f.,Maulthier 4
Legr. Epirus, Chas. 232. Cypern, Sak. II 667. ,Esel 4 Nisyros,
MvVjjj.. I 385. uovläoL n.,Maulesel 4 Som. Kreta, Jann. Pontos, Syll.
XVIII151. Epirus, Chas. 232. Cypern, Sak. II667.,Bastard 4 Bova,
Pell. 191. j.iovXr/,0, iovhcc/.d, i-iovhan/.o n. .Bastard 4 Kephallenia,
’AväX. II 259. uovlaStocpi ,Halbbruder 4 Papaz. 412, dafür uilcm
deXtpog in Makedonien, Korais, At. V206; in Kythnos, ’Ey <fiX.
No. 434. Lat. mülus, müla. Spät byzantinisch, besonders das Fern.
,tlovla Sachl. 1, 16. [.lov/.doiov Synt. 55, 25. Flor. 964. uovXuolop
muscella CGL. II 373. 1 mülus auch im Slav. (Miklosich, Etym.
1 Dieses muscella, das icli sonst nirgends belegt finde, ist Deminutivbildung
von *muscus, das alb. musk ,Maulesel entspricht und von rum. mu?coiu
46
III. Abhandlung: Meyer.
Wtb. 204), Ahd. (mül) und Alb. (mül). Das Wort steckt auch im
zweiten Theile des mgr. yacgovlog, vgl. Vcrfi, Arch. glottol. XII
137 f.; den ersten Theil erklärt Therianos in der Nea Tlpipa vom
3./15. April 1893, Nr. 957 aus afrz. gars = gargon.
fiovQdagig ,schmutzig' Legr. Thera, Pet. 102. Erotokr.
govQvraorjg Papaz. uovodaoevyai ,beschmutze' Thera a. a. 0.
(.lovgöovXijs ,schmutzig, unordentlich' Leukas, Syll. YIII 392.
Kephallenia, ’Av«X. II 260. uovqöüv(ü ,beschmutze' Erotokr. ava-
,(tovQÖcovio dass. Man leitet govodaoig aus Türk. Jijyc ,unrein'
her, das auch im Serb. Rum. Alb. erscheint (Miklosich, Türk.
El. II 28). Die Bildungen govgdovh]g, /.iovqÖüivco legen indessen
den Gedanken nahe, ob das türkische Wort nicht etwa aus
dem Griechischen stammt. Im Griechischen selbst könnten
Ableitungen von lat. merda vorliegen; ov wegen des Labials.
;wvQxa f. ,Bodensatz, Weinhefe' Kyme, ’E©. <ptA. Nr. 219.
iioüoya Legr. ägovoyt JjXy), xpuyt'a, xb yß\i.y- xb irct'o xov ctxov y.axa
xb /.aOapiqjia’ Kreta, <I>ia. IY. ägovot ,Oelhefe' Som. Lesbos, ’Ecp.
siA. 207. Lat. amurca. Vgl. Alb. Wtb. 292. Der Abfall des a-
ist gemeinromanisch. Das lateinische Wort stammt aus agr.
dgooyq, von dem die neugriechischen Formen mit -y- wahr
scheinlich direkte Fortsetzungen sind.
govQgovQi^oj ,murmle', mit Ableitungen. Som. Legr.
Syme, Syll. VIII 484. Lat. murmurare. Lautnachahmend.
[lovOyJ.a f. ,düsteres Gesicht' Cerigo, ILvo. XIV 551. Ke
phallenia, ’AvdA. II 260. fiovoxIwvco ,mache jem. ein finsteres
Gesicht' Epirus, Mvtjia. I 3. ,faire la mine, etre mecontent' Legr.
Lat. musculus. Eig.,ziehe die Gesichtsmuskeln finster zusammen'.
Vgl. musculus ,os, facies' bei Duc. govaxla ist erst aus dem
Verbum gebildet. Im Albanischen ist musk ,Schulter'.
[lovßxovko n. ,Moos' Epirus, Mrr,|J.. I 48. govaxQOg m.
,Flechte an Steinen und Bäumen' Epirus, Mrpp,. I 3. Lat. *mus-
culus von muscus ,Moos', woher it. muschio, rum. mu fehlte,
lad. muste u. s. w. Körting Nr. 5504.
flovßrog m. ,Most' Som. Legr. goveniä,Weinlese' Som. gov-
azaQL n. ,Most' Bova, Pell. 193. Lat. mustum. Byz. uovazov und
lüovorog. Aus it. mostarda stammt govozdcQÖa f. ,Senf' Som. Legr.
= *musconius vorausgesetzt wird. Hiezu wird aucli mlat. muscio, muscino
,asinus‘ Duc. gehören. Vgl. Verf. Alb. Wtb. 293 f.
Neugriechische Studien. III.
47
vavx/.a f. ,Trog eines Brunnens' Som. avv.Xa f. ,Dach
rinne, Dachtraufe' Thera, Tüs. cpiA. V, Nr. 214. Siplmos ebenda
V, Nr. 243. Melos ebenda XX, Nr. 792. va.vv.ovXa f. ,grosses
Schaff zum Ausleeren von Gfefässen' Chios, Pasp. 247. UcpovxXa
f. ,Dachrinne' Naxos, Mvfjjj.. I 437. Lat. navicula ,Schiffchen',
aus der sich die Bedeutung ,Trog' leicht ergibt (Verf., Byz.
Ztschr. III 161); zu der von ,Dachrinne' vgl. it. navicella
,Regenrinne', vavvla, bei Maurikios (7. Jahrhundert) 9, 1. 12, 21
für .,kleines Schiff' gebraucht, ist *naucla für navic(u)la, vgl.
naucella für navicella (Georges, Wortformen 446); vavv.ovXa
ist naucula. avv.Xa, licpov/la sind aus diesen beiden durch
Ablösung des als Artikel-r gefassten Anlautes entstanden (das
Beispiel ist Anal. Graec. 18 hinzuzufügen), das zweite durch
Umstellung von ücpv.ovXa zu Utfovv.Xa. Identisch damit ist das
bei Pollux 6, 84 vorkommende Xaßrvla: r.vnvac, ucTcep xaq Aaßf-
v\a$ ovo|j.ai^o[J.sva5, •zi'ma.q xoivoui; vod tou; sIGttou;; ‘K’.'iv.viavouq, wo
es offenbar eine grosse Schüssel, eine Art Trog, bezeichnet
(Duc. hat unrichtig lebes, lebicula; Soph. hat blos ein quid?).
Es ist navic(u)la mit Assimilirung des anlautenden n- an das
inlautende -l-, wie Korais, At. V 148 richtig sah. Lat. navis
erscheint als vaßa bei Suid., allerdings mit dem Zusatz xapa
’P(0|j.<moi<; to xopöp.sisv; aber durch georg. navi ,Schiff' wird
seine Existenz auch im Griechischen wahrscheinlich gemacht.
vavveXXiov von navicella für ,Schiff' bei Byzantinern (Soph.).
vaßexa in einem Liede bei Passow 248 a, 13. 17 ist it. navetta.
vCyXct f. ,Sattelgurt' Som., mit viyXwvco und anderen Ab
leitungen. XyvXa dass. Vyz. Epirus, Syll. XIV 271, 18; Chas. 229.
Artotini (Doris), ’Eo. ®iA. XVI, Nr. 682. diyyXa dass. Kephal-
lenia, ’Avoa. II 195. Lat. ligula ,parva fascia vel corrigia' Duc.,
zu ligare, das von Martial 14, 120 ausdrücklich gegenüber
dem damit zusammengeworfenen lingula in Schutz genommen
wird, und, wie die griechische Form ebenfalls bezeugt, nicht
hätte von Skutsch, -Forschungen zur lateinischen Grammatik und
Metrik I 18 verdächtigt werden sollen (über ein anderes ligula
,Löffel' vgl. Verf., Idg. Forsch. II 368.). vlyXa durch Dissimi
lation aus XiyXct-, die kepItalienische Form SlyyXa geht direct
auf XiyyXa zurück, vgl. über X aus ö Foy, Lautsystem 41.
r/yXa aus vlyyXa, wie avv.Xa aus vavv.Xa, s. Verf., Anal. Graec. 18.
Vielleicht ist auch yLyyXa (aus diyyXa), yviyyXa, vlyvXa damit
48
III. Abhandlung: Meyer.
identisch, das oben S. 30 ans lat. cingula erklärt wurde. Für
yi- ans di-, vgl. z. B. yid ans did, ßobyi aus ßovöi, Legrand,
Poem, histor. 270, 126 (aus Kreta), y.agvyia ,Nüsse' ans yagvöia
Kastellorizo, Syll. XXI 179. Umgekehrt di- aus yi- in dvd)-
deia, yazdjösta : ävcoysia, yarcbysia ebenda 321, 292. Auch ß
und y wechseln: y aus ß in yiyXa , Wache' = ßlyla, yrjoaXöv
,Ziegel' aus ßgoal'ov Karpathos, Mvyjp.sia I 321; ß aus y in v.cx'/.l-
ßcbvo) ,beschlage‘ von caliga Trapezunt, Joann. t;'; areßog ,Dach'
aus avsyog ebenda X'; eßdj ,ich' aus eyw Kastellorizo, Syll. XXI
315, 12; ßövara ,Kniee' aus yovaza, ebenda Nr. 14; rvagijßogid
,Trost' aus 7tagi]yogid ebenda S. 317, Nr. 115. Ebenso ß und
ö : ö aus ß disale zakonisch für ßgaalov ,Ziegel' Deffner 13
und überhaupt dort öl- aus ßi-, Deffner 94. dsßörgi = ayiov
ßijuct Ophis, Deffner, Arch. 198, auch sonst dytov drjga (Foy,
Bezzenberger’s Beiträge XIV 47). sdacpziasv ,taufte' aus ißdn-
ziasv Kastellorizo, Ilapv. II 884. ß aus d: fißccua aus vdcna
,Wasser' zakon. Deffner 15. Aehnlich bei den stimmlosen Spi
ranten: zakon. {h- aus <jpt-, Deffner 92; diagnölL = ipiagnöh,
,fifre' Legrand; cpaizcc — yah/g Epirus, Mvr)g. I 181. Andere
Beispiele s. in Foy’s Lautsystem 14 ff. und Deffner, Archiv 271.
vot/ißgiog gelehrt, volksthümlich voeßgig ,November'. Lat.
november.
vovvvog m., vovvvd f. ,Pate, Patin' Som. Legr. Epirus,
Chas. 233 u. s. w. vovvog, vovva dass. Jann. Korais, At. V 244.
Lat. nonnus ,Kinderwärter', das sonst im Romanischen .Gross-
vater, Vater', das Fern, auch ,Nonne' bedeutet. Bios im Sau
dischen nonnu, nonna ist die Bedeutung der griechischen gleich.
Gr. -ov- kann in der tonlosen Silbe entstanden sein, denn mit
Ausnahme von sic. nunnu ,Vater' weisen die romanischen
Formen auf offenes o. Der Accent weist auf frühe Entlehnung
xxnd Anlehnung an Wörter wie ßovvög, ygovvög. vovva ,Gross
mutter' Chios, Pasp. 250. Syll. VIII 492 ist it. nonna; auch
dies nach Korais a. a. 0. auch vovva, vovvvd.
%dyt n. ,sextule' Legr. ,Art Mass, besonders für die
Seidenwürmer' Chios, Pasp. 251; gewöhnlich ,Mahlgeld, die be
stimmten Procente, die der Müller bekommt', £dyi, gayidgw
Papaz. 470. ißai Ophis, Syll. XVIII 134. ägcä Thera, Pet. 24.
Velvendos, ’Apy. I 73. ä£dj, gdyiv Pontos, Syll. XIV 284. atgaiv
Cypern, Sak. II 457. Lat. exagium ,Wage' CJL. VIII 3294
Neugriechische Studien. III.
49
(Afrika). VI 1770 (363 n. dir.), in kaiserlichen Erlässen seit
Honorius und bei späten Kirchenvätern (Archiv für lateinische
Lexikographie VIII 190). egdyiov pensatio CGL. II 301. Vgl.
über exagium ijgdyiov auch Postgate, Arner. Journal of Philo-
logy VI 462—471. Das Wort, das von exigere stammt, hat
it. saggio u. s. w. gegeben (Körting Nr. 2868). Wenn igüyiov
wirklich ein Sechstel der Unze bezeichnet, so ist dies durch
volksetymologische Anlehnung an §!; hineingetragen worden,
von dem man das Wort hat herleiten wollen (Sopli. s. v. elgayiov).
Aus dem Griechischen stammen asl. aKcar'K und alb. ksaj.
%sßri\ f. ,Flüssigkeitsmass* Legr. igioci n. ,Oelmass* Athen,
Ilavä. VIII 462. ,Wassergefäss* Bova, Pell. 246. ^iaiu f. ,kleines
Gefäss* Syme, Syll. VIII 476. Die Worte stammen von dem
spätgriechischen Igeozgg, das schon im Marcus-Evangelium vor
kommt und inschriftlich z. B. Mitt. Inst. Athen IV 307. V 71.
Bull. Corr. hell. II 261 (Eckinger 126 A.) bezeugt ist. Vgl. auch
Soph. s. v. tgeozrjg horciolus CGL. II 378. Duc. führt auch
igeazov an. Es ist Kurzform von lat. sextärius, mit Umstellung
von und -x-. Aus dem Griechischen stammt alb. ksestrs
f. ,Krug‘.
igecpregi n. ,epervier, vautour* Legr. Passow 352, 3.
Lat. * accipitärius von accipiter. Durch Volksetymologie zu
digvnrsQog Clem. Alex. (3. Jahrh.), öigvircegiov accipiter CGL.
III 257, 43 geworden; diese trifft übrigens mit der gewöhn
lichen Ableitung von accipiter {= wxvnsTTjg) zusammen. Vgl.
auch i^LcprsQiv Prodrom. 2, 113 Ivor., igenregyia Flor. 290,
£,VTCisQia 967, Hgv/rzeoog Physiol. 650. 676 Legr. Auf einem
seltsamen Missverständniss beruht die Uebersetzung von Passow
Gl. 624: angulus (wohl angelus) sex alis ornatus. Aus dem
Griechischen stammt alb. ksifter, skifter, während ngr. zakpzgg
,milvus regalis* = alb. liift aus accipiter sein wird. Alb.
Wtb. 226.
n. ,Beispiel, Muster, Vorschrift* Som. Legr. mit
zahlreichen Ableitungen. ^apäSerfga’ Chios, Pasp. 263. nagt g.
y.cd jtavL Nisyros, Syll. XIX 206. ^oSt, gupcksytov’ Kephallenia.
’AvciX. II 282. ,Franse, Troddel* Kreta, Jann. igöuzrh ,Muster*
Pontus, Syll. XVIII 134. S,omchdt,o) ktgisiw, izep^pdai»' Leukas,
Syll. VI11 377. puoiy.tXXii), äEO[x:goup,at’ Epirus, Chas. 234. ,sticke*
Euböa, AsXt. I 135. ,schmücke mit Quasten* Kreta, Jann. igovu-
Sitzungsber. d. phil.-liist. CI. CXXXJ1. IW. 3. AWi. 4
50
III. Abhandlung: Meyer.
■rrh.aCf» Zagorion, Syll. XIY 225. i^ounXed^w Pontus,
Syll. XYIII 134. ä^ourrhaarog unvergleichlich' Leukas, Syll.
VIII 369. noXv^ouTtliaauevog ,schmuckvoll' Kreta, Jann. Lat.
exemplum. e^elittXlov , igEunXaoiov hei Byzantinern, IfsixnXonä
ml Tc'kovuiaia von Stickereien Eust. Hom. 1436, 49; aber hei
Hesychios auch eigopTtXov. Yaov (Immisch 361). Aus dem Grie
chischen stammt alb. ksombls.
öxTüißotoq gelehrt, volksthiimlich oyjojßQig. Lat. october.
oQ(fivov n. Legr. öodi.nd f. Som. ,Befehl', mit zahlreichen
Ableitungen, bgÖLvog m. Kythnos, Ball. 139. dodivicfw ,mache
zurecht, bereite vor' Kreta, Jann. ordineguo Bova, Pell. 197.
Byz. bgöivov ,Ordnung, Reihe' öoölvevo) ,ordne', dobivla u. s. w.;
s. Duc. und Soph. dgäivLcc Gad. 148. Pulol. 507. Lat. ordinäre.
ovyyia f. ,Unze' Legr. obyyia, öyyia Som. vovyy.id in Klein
asien, AsXt. I 499. llapv. XI 323 (Anal. Graec. 16). Lat. uncia;
daher sic. ovyyia Immisch 269, bei Hesychios auch ovyyia
ebenda 344. 367; inschriftlich övv.la (3. Jahrh.), ilmla CJA.
III 1433 (Echinger 64. 69). In Bova oncia, ongia Pell. 196.
övt£td ,ein wenig' Papaz. 376: it. uv’ oncia ,ein wenig' (ven.
onza).
6(f (pfciov n. ,Rang'. dcpcpmaXog m. ,officier, official' Legr.
(piv.iaXog Thera, llapv. IX 373. dcpcpixio, qir/.io n. ,ufficio, carico'.
dcpcpiyu&Xig, qntuctXig m. ,ufficiale'. Som. Lat. officium, dcpcpi'/.iov
ist nebst öcpcpiyuciXLog bei den Byzantinern gebräuchlich; öqxpl-
7UOV Georg. Bel. 360, dcpcpiniaXog ebenda 134. ö(piv.iaXiog bei
Hesychios, s. Immisch 356. öcprjy.iov inschriftlich Eph. epigr.
II 298, Nr. 358. dcpi/.iov Journ. Hell. Stud. IV 402 (Eckinger
39. 97). Aus it. officio, uffizio, officiale stammen dcplroio,
(plraio, (dJcpiroitxXig Som., cpiztnäXog Passow 542, 6 (vgl. öqiraid-
Xoi Apoll. 630).
Jtayavog ,dumm, kindisch' Thera, Pet. 119. rcayavö n.
,kleines Kind, besonders ungetauftes' Zagorion, Syll. XIV 238.
246. pagamlci ,ungetauftes Kind' Bova, Pell. 198. nayavd n.
pl. ,Gespenster' Kephallenia, ’AvaX. II 285. Lat. pagänus ,Dorf
bewohner, Civilperson (im Gegensatz zum Soldaten), bäuerisch,
heidnisch', nayavög jSukrrjc, aifptiv’ Hes. (Immisch 365); byz.
,Civilist; gewöhnlich, bäurisch'. Neuhebr. ps |i«3 ,Privatmann,
wer nicht Soldat oder Beamter ist' Fürst, Glossarium graeco-
hebraeum 10. 162. In den romanischen Sprachen bedeutet es
Neugriechische Studien. TU.
51
fast ausschliesslich (doch z. B. span, pagano auch ,Bauer 4 )
,Heide 4 ; daran knüpfen, ausser den obigen griechischen Be
deutungen, bulg. serb. noiau ,unrein 4 , rum. pingäri ,beflecken 4 ,
rum. psgsrs ,unrein 4 an. Yerf. Alb. Wtb. 331. Idg. Forsch. III 71.
jvaldu n. ,Schloss, Palast 4 Som. Legr. Bova, Pell. 198.
7xelan Kreta, Jann. {jcalati im Erotokritos). Lat. palatium.
Vgl. Duc. und Soph. nalaxiov Synt. 12, 2. -iv Mach. 78, 15.
Alb. paldt, asl. serb. noAama, bulg. naxarm, rum. palat, mac.
rum. paiate; arab. b^L> Frankel, Aram. Fremdwörter 28; Verf.
Türk. Stud. I 43.
ziuj.oq m. ,Pflock, Pfahl 4 Som. Legr. Pholegandros, AA-.
II 496. nalloq Cypern, Sak.. II 711. naki dass. Ophis, Syll.
XVIII 156. rc,akoi)u dass. Legr. Som. Passow. Epirus, Pio 61;
Chas. 235. nakIovv.lv Cypern a. a. 0. nalov/Mvco ,anpfählen 4
Som. Epirus, Chas. 235. nalovxodexi]g ,Pfahl zum Anbinden
von Thieren 4 Chios, Pasp. 270. Lat. pälus ,Pfahl 4 , nalovxi ist
* paluceus. nalog steht im Edict. Diocl. und später bei Byzan
tinern, vgl. auch Belis. 180. Akrit. 1401; nuloiv.iov z. B. Tlian.
Rliod. 203. nalog palus CGL. II 393. naladsg f. pl. puxw y.oc-
Xoövrai oc totoi sv ot? viverat vj ävaay.aov) tpbc, s^aYWY'lp 0Y)paTK?j?
Thera, Pet. 120 ist ven. palada — it. palata ,Pfahlwerk 4 .
jtavri n. ,Tuch, Leinwand; Segel 4 ; Plur. ,Windeln 4 . Som.
Legr. Kreta, Jann. Bova, Pell. 199. navvaxi ,kleines Tuch 4
Som. (navdxia Tlian. Rliod. 123). navva fl ,Netz im Leibe;
(Augen-) Staar 4 Zagorion, Syll. XIV 246; bei Legr. auch ,Ofen
wischer 4 . TtavvLOxqov n. ,Lappen zum Ofenreinigen (sonst mxvva)‘
Kreta, Jann., IlavS. XX 182. Som. navviovgg m. dass. Thera,
Pet. 120. 7Tarvada fl ,Staar (im Auge) 4 Jann. Lat. pannus.
rtüvvog bei Dio Cassius, navvlov bei Byzantinern, navvixoiv
Pulol. 176.
jcaviy.ovXo m. ,türkischer Weizen, Mais 4 Bova, Pell. 199.
Lat. panicula, von dessen Nebenform panucula it. pannocchia
,Büschel an der Hirse 4 stammt.
TtavovY.Xct fl ,Pest 4 . Som. Legr. Epirus, Chas. 238. Kreta,
Jann. Ist das eben erwähnte panucula für panicula, das
auch eine Art Geschwulst bezeichnet; Dem. von pänus ,eine
,Drüsengeschwulst 4 , auch pana (wohl = pänus ,Garn auf der
Spule 4 aus gr. mävog, nfjvog). Die richtige Erklärung steht
schon bei Oikonomos, llpcoopä S. 297 Anm. und bei Korais,
4*
52
III. Abhandlung: Meyer.
At. II 329, der aus Alexander von Tralles (5. Jahrhundert)
Ttaviv.ovla für ,Geschwulst' anführt. In anderem Sinne mjvfev
Tcavoüvj.LOV ij stTpay.zog dg ov eiXslica r, y.poy.Y) lies., vgl. Immiscli 371.
Mit Recht wird dort auf die Nothwendigkeit hingewiesen, lat.
pannus und pänus zu unterscheiden, vgl. Verf., Alb. Wtb. 331.
ziaziilXa. f. ,Ausschlag in den Mundwinkeln', eine Krank
heit bei den Hirten, Oikonomos, Aoy.. III 423. 521. Lat. papüla
,Bläschen, Hitzblatter'.
jtaJtovXa f. ,Schlacke der Metalle' Korais, At. Y 276 aus
Bellonius. Lat. papula ,Blatter, Hitzblatter'. naitovÖLa bei
Som., mit Salz abgekochte Bohnen, ist nach Korais, At. IV 384
= nanovhu rrjg KgrjTrjg, Name einer Hülsenfrucht.
rrßos« n. pl. za dg zohg vsovüp.tpouc; ipyäp.v/a äüpV Oinoe im
Pontus, Joann. y.s'. Nur sehr zweifelnd leite ich dies von
lat. pallium ab, das im Alb. pale, paje ,Mitgift' gegeben hat
(Alb. Wtb. 318). näkhov pallium CGL. II 393. nüXkiv pa-
liolum CGL. III 21. Bei den Byzantinern itctXliov und, nach
den Deminutiven auf -lov, naXklov, dies auch bei Hesychios
(Immiscli 344).
JtctQog ,Meise' Bellon. bei Bikelas, Faune 18. Lat. parus.
Das Simplex ist im span, paro erhalten (gelehrt?), italienische
Ableitungen s. bei Giglioli I 268 ff. Dass dazu naoCavog ,aegia-
lites cantianus' Bikelas 15 gehört, ist wenig wahrscheinlich: es
wird barone sein, der Vogel heisst auch pretino.
jtäteV.a {., naxskXiov n. ,Schüssel' Legr. rtmek'ka ,breites
Gesicht'; itaTekkccgog der eines hat, Cerigo, ilavo. XV 15. Lat.
patella. Vgl. irazekka patina CGL. II 399, natekka und
naxekkiov bei Pollux. Dagegen stammt naöekka f. ,thönerne
Bratpfanne' Leukas, Syll. VIII459. Passow 526,1 aus it. padella.
itahäraa ,thönernes Wassergefäss' Thera, Pet. 120 kann ven.
*paelazza von paela = padella sein, aber die Bedeutungen
stimmen nicht allzu sehr, naxiva .Kelchschüssel beim Abend
mahl' Legr. Som. ist it. patena. Dagegen ist itaxeklöa f. ,Lam
prete' Som. Umstellung von itezakida dass, von nsraXov.
Jta'/rd>va) ,verpachte' Cerigo, IlavS. XV 15. itayxwtrfe m.
,Pächter'; n&yztatng f. ,Verpachtung' Leukas, Syll. VIII 378.
Ungenau tcanzdtvut Som. Legr., icav.xoyüoxi Pachtvertrag' Chios,
Pasp. 270. n&-f.zog, rciixziopa, /räxzwaig Som. Lat .pactum. Byz.
Neugriechische Studien. III.
53
rcamov, TtaviTEva), jtaiccöut Duc. Soph. xcayzoväoig = slauody.zoio
Bustron. 513, 19.
jtecfovko n. Syra, Pio 59. netiovh, n. Paros, Protod. 57
,Schuhriemen'. rcedovlr] (so) ,Stück Leder zum Flicken' Kreta,
d'iX. IV. Lat. pedülis, z. B. fascia pedulis bei Ulpian, Dig.
34, 2, 5, § 4. pedule n. ist ,Schuhwerk'. It. pedule ,parte
della calza che fascia il piede'. Vg'l. span, pihuela ,am Fusse
befestigter Riemen'.
jtiQyovXo n. Passow, Dist. 528, 2. B. Schmidt, Griech.
Märchen 50, 2. xvsQyovhd f. Passow, Dist. 1081, 1. mgyovhä
Legrand. Tzsqyov'käto Bova, Pell. 202. ntoovy'Liä, ixiqovy'Liä
Velvendos, ’Ap-/. I I00. Epirus, Syll. XIV 261. Mvrpj,. I 52. Ara-
vand. TteQoyhd, xxeooylizaa Epirus, Chas. 235. Lat. pergula
,Weingeländer'; it. pergola, friaul. piergule, piargule, mac. rüm.
pergula, alb. pjergule (Alb. Wtb. 342).
jiedovx).c6va> ,fessle die Füsse' Legr. Som. Erotokr. tce-
dvxXwvw dass. Legr. xxoodty.hbvoj ,stelle jem. ein Bein', dazu das
Nomen xxtqäiyXog Zagorion, Syll. XIV 228, ,ringle mich um
jemand' (von einer Schlange) Epirus, Pio 56. Lat. pedica
,Fussschlinge'; (impedicare) * impediculare. gTceodr/lihvio, yrtsQ-
dov/.hbi'ü), die Hatzidakis, Einleitung 154 anführt und schwerlich
richtig erklärt, zeigen in p- noch die lateinische Präposition.
Byzantinisch war tceöv/Xov, itedr/Xöü): Duc. Soph. eTtsdovlcbd-rjv
Georg. Bel. 244, vgl. itedoxlcbvu), Korais, At. II 290; utxoöov-
nlwd-rj Sachl. 2, 688 mit Anlehnung an Ttovg. Gehört hieher
unovqöov/MXa f. ,Purzelbaum' llavä. XV 258? eunsoäevüJ und
spTrsQÖsva) ,imbrogliare' Som. sind wohl xteoi-deoj.
üieQEGixa f. ,eine am Kleide festgenähte Tasche' Syme, Syll.
VIII 477. Byzantinisch ist negoruv Prodrom. 1, 103. nsonr/.iov
Const. Porph. Caer. 470, 19. xxEQOiy.cxQiog ,Taschendieb'. Duc.
Soph. Die Ableitung von Korais, At. I 83 aus 7XEOGvx6q ,persisch'
scheint mir ganz unerweislich. Ist das Wort mit -icius von lat.
bursa gebildet?
JtEQJtsQi n., rxEojxEotva f. ,der aus der Puppe der Seiden
raupe auskriechende Schmetterling' Thessalien, Oikonomos bei
Schmidt, Volksleben 30. niqmgov n. ,Schmetterling, Motte'
Skyros, 5 E<p. <ptX. 224. Zu lat. papilio, vgl. zum r it. parpaglione,
bulg. npenepyia. Die ngr. negnsgovva, über die ich Alb. Wtb.
327 gehandelt habe, setzt Jirecek, Bulgarien 95 = mac. rum.
54
III. Abhandlung: Meyer.
paperunä aus lat. papilio (Weigand, Olympowalachen 47) und
weist darauf hin, dass das betreffende Mädchen bulg. nenepyia
heisst, was auch ,Schmetterling 1 bedeutet. Ueber den griechi
schen Brauch vgl. ausser den bei Schmidt a. a. 0. angeführten
Stellen noch Politis, ’AvdX. I 368 ff.
jtXävt] f. Jann. itX&via f. Som. Legr. ,Hobel'. Lat. pläna.
nlavici ist *planea, das Mussafia, Beitr. 88 vermisst; es liegt
auch in dem dort besprochenen nordit. piagnar ,hobeln' und in
serb. ÖAana ,Hobel' vor. Aus dem Griechischen alb. plane.
Ueber pnX&va s. Ngr. Stud. II 44.
jtl.avtQCt f. ein Theil der Mühle, rj ßctat; oXou rou guXou.
Leukas, Syll. VIII 393. Lat. planta. Vgl. ital. pianta ,Fun
dament'.
' stXovpi n. nXovpidi n. ,Stickerei'. jtlovp'iQu) ,sticke'. Som.
Legr. Nisyros, Syll. XIX 195. Chios, Kan. 4. Pasp. 294.
rtlovpi ,Zierrat, Schmuck' Kreta, Jann. jtXovpiä n. pl. ,Sticke
reien' Leukas, Syll. VIII 424, 5. nXovuni, nXovyniSi ,Stickerei
auf den Gamaschen' Epirus, Ghas. 235. Syll. XIV 227. dioiö-
rckovynog ,schön gestickt' Papaz. 526. ixlovyog ,tiro di penna'
Som. Lat. pluma; plumare ,mit Gold durchwehen'; plumarius
jtouulv/jg. Byz. itXovpLov Soph.; nXovp&Qiog und nlovpaoai g im
Edict. Diocl. (Eckinger 139). nlovpcma Than. Rhod. 172.
stövTÜ.a n. pl. in der Mühle ein ijuXivov, o^ep
ßaarä rbv atrov ei; rbv puiXov. Leukas, Syll. VIII 393. Also
eine brückenartige Vorrichtung, növxika Ijroi Igvla v.qepäpeva
Leo Tact. 15, 48. novxikov für ein Stück Balken auch bei
Maurik. 12, 12; davon ebenda das Verbum novxiköu). Lat. pon-
tilis ,zur Brücke gehörig'.
szÖQTCt f. ,Thür', allgemein griechisch. Som. Legr. mit
Ableitungen. Syme, Syll. VIII 483. Kreta, Jann. Pontus, Syll.
XVIII 159. pnÖQra Chios, Kan. 18. nonil Kreta, Vlastos. noq-
rä/j n. ,kleine Thür' Nisyros, Syll. XIX 200. e^Mixooxa ,äussere
Thür' Pontus, Syll. XIV 281. geTtooxi'Qn, geTtonxö) ,gehe aus'
Kreta, Jann. Chios, Pasp. 259. ixoqtocnä ,Eingang' Chios, Pasp.
298. TtoqraQig ,Pförtner' Kreta, Vlastos. Lat. porta; portärius.
Byz. TCOQia, noinäoiog Soph. nöqtcc lies. (Immisch 342). xroqxd-
QLog Synt. 115, 21; itOQT&Qig 116, 1. nooxelo, icooxeIsxo n.
,Stückpforte des Schiffes' Kreta, Jann. Som. ist it. portello,
ven. portelo.
Neugriechische Studien. III.
55
jtovyya f. ,Beutel, Tasche' Cypern, Sak. II 757. Syme,
Syll. VIII 477. novyyi n. Som. Legr. Dazu novyya'ua n. pl.
Art Süssigkeiten, bei Hochzeiten. Patmos, AeXx. III 333. va-
Ttovyyöwopai ,streife die Aermel auf* Syme, Syll. VIII 476.
Byz. und mgr. novyyLov, itovyyLv Duc. Soph. (jtovyyg, was Duc.
anführt, ist unerweislich; novyyiv z. B. Than. Rhod. 56S. novyyi
Pulol. 100. novyy&Mv Sachl. 2, 608. äoy.onovyyizaiov Tetr. 345).
Lat. * punga, woher ven. ponga ,Kropf der Vögel', rum. punga,
got. puggs stammen. Ursprung ist unbekannt; vgl. Miklosieh,
Etym. Wtb. 257. Verf., Alb. Wtb. 357 (hängt es mit pugnus
Ttvyprj ,Faust' zusammen?).
jtovQdra f. ,Eiter' Bova, Pell. 212. Lat. *purätum von
püs; das Wort ist im Romanischen blos gelehrt, ausser rum.
puroiü, punoiü aus * purönius.
ttQiyxrjip ,Fürst' Legr. Lat. princeps. Inschriftlich Eckinger
20. 103. Aus it. principe stammt itqivzainog Som., nqLvzoiTtag
Leukas, Syll. VIII 416. itqivzant6itov%o ,Prinz' Syra, Pio 60.
nqizantazo ,Fürstenthum' Kreta, Jann., aus it. prenze via
Ttqevg ,als Prinz' Naxos, 3 AvaX. II 117.
qüöov n. ,grober AVollstoff; grober Mantel, besonders
Mönchskleid'. Som. Legr. Epirus, Clias. 236. Papaz. 489. Syme,
Syll. VIII 489, Nr. 5. Chios, Kan. 25. Kreta, Jann. Lat. ramm
von rädere, im Romanischen vorhanden (Körting Nr. 6682).
Byzantinisch ist qaoov, öaoocpöqog Duc. Soph. Qaooy.agraa, oa-
aovlazog Legrand, Poem, histor. p. 359.
Qixevo n. ,Zügel' Som. osievdr/.i dass. Som. gezeva n. pl.
auch z. B. Akrit. 1206. Bat. de Varna 300 Legr. Andere Stellen
bei Duc. za gsziva Const. Porpli. Caer. 463. Lat. * retina, wo
von it. redina.
pijyag m. ,König' Som. Kreta, Jann., Vlastos, auch Ero-
tokr. Chios, Pasp. 311 (neben gijyag, jetzt nicht mehr ge
bräuchlich). ogya Bova, grja Otranto, Pell. 215. grjyiaoa f.
,Königin' Som. Erotokr. Kreta, Jann. gpäza Adv. ,königlich'
Chios, Pasp. 280. ggyazo n. ,Königreich' Som. orp/aziy.oq ,könig
lich', gryyoTtovXo ,Königskind' Erot. Lat. rex, regem. Byzan
tinisch gewöhnlich orjig, selten grpyag; qgyätov. Das Femininum
reglna erscheint als grp/iva Imb. 257. 311. 657, auch orpylva
Spata Diplomi I (1141 n. Chr.); Tajapera Vor. zov di: zrjg 2ym-
ziag p. 17; qrjyivrj Spata ebenda p. 114(1142). Sonst auch mit
56
III. Abhandlung: Meyer.
griechischer Endung, ausser mffiarsa, noch q-gyaiva. qsccXi
,Münze, Geld' Thera, Pet. 131; Qiah Chios, Pasp. 329; Cypern,
3 A6yjvä VI 149; Kreta, Jann. Vlastos (= ygöai) ist it. reale,
span. real.
or~/l<i f. ,dünnes Holz, um Getreide, das über das Muss
hinaus reicht, herunter zu streifen' Som. Epirus, Mvr;g. I 52.
elvcu ysuaro örjyla ,voll bis zum Rande' Cerigo, IGvo. XV 133.
ory/Xi n. ,Hahnenkamm' Som. Legr. qyy.ll Zagorion, Sy 11. XIV
241. Xgyqi, Xgyyoi dass. Epirus, Chas. 232. Mvnjp.. I 46. qgyX'i
osga xpuco;ieTct^s’ Karpathos, Mvijp.. I 334. ,verge' Legr. 1 Lat.
regula, das im Edict. Diocl. als örf/Xa vorkommt (Eckinger 74)
in der Bedeutung ,Deichselpflock', bei Hesychios qrjyXar aldgga
o>g oaßdoi (Immisch 362, von ihm wie von Soph. als Streich
holz, rutellum, hostorium'’ gefasst). Ein Verbum anoQgyXoio
steht wahrscheinlich bei Hesych. qöyavov • a/.vxaXlda, aitogav.-
ttjqiov, fj unooiyXiGxn, (so M. Schmidt) %o ustgov. gk/ovXa f.
,Ordnung, massige Lebensweise' Som. Papaz. 489 ist it. regola.
Qoya f. ,Sold, Lohn'. Som. Legr. Papaz. 490. Epirus,
Pio 68. Sy 11. XIV 227. Chas. 236. qöcc Syme, Syll. XIX 220.
Qoyia^u) ,vermiethe' Papaz. Epirus, Chas. 236. goyarccoixa n. pl.
,Schafe, die Jemand für einen fremden Herrn hütet' Papaz.
Qoevw ,vertheile' Nisyros, Syll. XIX 196. Lat. *roga von ro-
gare. oöya und öoysvo) sind byzantinisch, im Sinne von ,Ver
theilungen an das Volk', oöya auch für ,Soldatenlöhnung', s.
Duc. und Soph. Asl. bulg. russ. pgia, mac. rum. ruga, alb. roge.
Im Romanischen ist das Substantivum nicht vorhanden.
novya f. ,Falte, Runzel' Som. Legr., gewöhnlich ,Strasse,
Gasse' Som. Legr. Zagorion, Syll. XIV 228. Cerigo, HavS. XV
133. Papaz. 491 (^uVör/.iV). Chios, Kan. 47. Kreta, Jann. qova
Pholegandros, Aeat. II 495. govyönoQza ,Thor' Kreta, Jann.
Qovywvw ,falte, runzle' Som. Cayovdi n., ^aQOvdiaagevo ,runzlig'
Thera, Pet. 62. Lat. ruga ,Falte, Runzel'; die Bedeutung ,Gasse'
auch in prov. span. port. rua, frz. rue, altit. ruga (noch heute
1 Dadurch erhält die Erklärung, die Caix, Studi No. 480 von it. reggetta
,verga, striscla metallica 1 gibt, als entstanden durch Suffixvertauschung
aus *regella von regula, eine Stütze. gi)y).a in der Bedeutung ,virga‘
dürfte herzustellen sein im Syuax. Gad. 232, wo Wagner (Carm. Gr.
S. 118) gl oixlav bietet und Bikelas gl ßtgyav vermuthet hat.
Neugriechische Studien. III.
57
in Venedig la Ruga dei Spesieri). Aus dem Griechischen
alb. fuge.
qovaoog ,blond*, nur von Menschen. Epirus, Ilavo. IX 8.
Legr. ,rothhaarig* Bova, Pell. 217. qovaaa f. ,blondes Mädchen*
Kreta, Vlastos. Chios, Pasp. 324. qovooio n. ,Art heller Traube*
Chios, Syll. VIII 493. oovooaiva) ,erröthe*; qovaala f. ,Färber-
rüthe* Bova, Pell. Lat. russus, russeus. Byz. qovaaeog, qovaaiog.
Asl. poyrk, bulg. serb. alb. mac. rum. rus ,blond*. qovvraivog
,roth* Kreta, Vlastos ist. ven. ruzene zu it. ruggine, vgl. ru-
zenon ,brunazzo*.
OaßovQQa f. (gewöhnlich aaßovqa geschrieben) ,Ballast*
Som. Legr. Kephallenia, ’AvaX. II 304. Bova, Pell. 219. oaovqna
Syme, Syll. XIX 215. Kastellorizo, Syll. XXI 330, 35. aaßovo-
Qwv(o ,esse viel* Kephallenia a. a. 0. Vyz. Lat. saburra ,Sand,
Schiffsballast*. Sard. saurra, it. savorra, zavorra, span, sorra,
rum. saburä, alb. Sur, zur. Verf., Alb. Wtb. 420.
(Jayf ,Kleid, Mantel* Chios, Pasp. 315. Byz. aaylov und
aayiov (Duc. Soph.) von aayog bei Polybios, Diodor und Strabon,
das aus lat. sagum (auch sagus ist bezeugt) entlehnt ist. Ueber
das auch im Lateinischen fremde Wort vgl. Diefenbach, Ori
gines europaeae 411 ff. Von sagum stammt auch der Stoffname
it. saja u. s. w. (Diefenbach a. a. 0. 414. Körting Nr. 7077).
Daraus gr. accyta ,panno sottile* Som. und durch Vermittlung
von türk. ULo saja (Verf., Türk. Stud. I 55) aayiäg ^opep-a \iäk-
aivov 1 Leukas, Syll. VIII 423, 4. aayimi dass. Vyzant. Dagegen
ist aäyLoga n. ,Pferdedecke, Decke von Ziegenhaaren* Vyz.
Papaz. 495, auch byzantinisch (Duc. Soph.), ein gut griechisches
Wort, das zu aazroi, adyrj ,Bepackung des Pferdes, Ausrüstung*,
'■■ffayt^iü gehört. Prellwitz 277 hat aayog = sagum unrichtig
dazu gestellt. Mit actyog ist zusammengesetzt aayoXaicpsa bei
Eustath. Horn. 1890, 7 ff.: 'kaiys.a os Ttw/y/.i v.x/pj. ijräria (das
Wort ist seit Homer belegt), '/.upiw? äl Xatesa al xüv xXoiwv. <paci’v,
oöövai • O0ev ot ‘/.or/oxspoi t;ov0£vxäs sy. xou aayo; vtai xou Xatco; cayo-
Xaiipsa XeyooGiv. Bei Prodromos 2, 82 (vgl. Korais, At. I 238)
bedeutet das Wort in der Form aayo’ksßa ein grobes Kleid.
Heute ist aaxoleßa oder aav.y.o'/Jßa (mit Anlehnung an odv.y.oq)
eine Art Fahrzeug. Vyz. Korais a. a. 0. Chios, Pasp. 315.
Oatrra f., seltener aayLxxa ,Pfeil* Som. Legr. Chios,
Pasp. 316. Syra, Pio 61. Kreta, Jann. ,Bogen als Kinderspiel-
58
III. Abhandlung: Meyer.
zeug* Ophis, Syll. XVIII 162. , Schiff des Webstuhls* Leukas,
Syll. VIII 389. Kreta, Jann. ,Art Schlange* Zagorion, Syll.
XIV 222. sojithci, sejitha f. ,Walgerholz; Ruthe zum Bearbeiten
der Baumwolle* zakon., Deffner 98. adixxia f. ,Pfeilschuss*
Legr. (TcüvTEvyvj ,schiesse mit Pfeilen* Kreta, Jann. aayiTxäoi.
n. ein Schlangenname, Korais, At. V 333 aus Bellon. Lat. sa-
gitta. Auch alb. segete ,Pfeil, Weberschiffchen* geht auf eine
Form *sajitta zurück. Alb. Wtb. 403. Vgl. friaul. in Muggia
sajeta (Cavalli Reliquie ladine in Muggia, p. 112), bol. regg.
u. s. w. sajeta. Byz. aay'vtxa, aayyirwnoq. oaivciä f. ,Art
Schiff* Som. entspricht it. saettia ,Art Brigantine*.
(rcüycqu n. ,Rübe (navet)* Legr., nach Korais, At. V 333
,eingesalzener Rettig*. Lat. salgama n. pl.,Eingesalzenes*, davon
salgamarius ,Händler mit Eingesalzenem*, das byzantinisch als
aalyai.Ld.oLog z. B. in den Akten des Concils von Chalkedon
(5. Jahrhundert) vorkommt und von Korais, At. I 241 an einer
Stelle des Prodromos hergestellt wird.
öahßaQi n. ,Zügel*. Som. Legr. Bova, Pell. 218. ailißdoL
dass. Chios, Kan. 37. Ikaria, Stamat. 138 (so auch Digenis 215.
2779 Lambros). aaXißixQia n. pl. ,weisser Ausschlag in den
Mundwinkeln* Aenos, Syll. IX 353. aahßaoävco ,zügle* Legr.
acthßwvw ,zügle* Passow 115, 8 (Thessalien), ,mache ein Zeichen
mit Farbe* Kreta, <biX. IV. aaXovße f. ,Zeichen* ebenda (= aa-
Xißia). Lat. sallva ,Speichel*; salivärium n. ,Gebiss am Pferde
zaum* im Edictum Diocl. oalißagiov ist schon byzantinisch.
(JavXct f. ,Schuppen am Kopfe* Som. Dürfte lat. sabulum
,Sand* sein; sablum bei Plinius und in Glossaren.
öi/.la f. ,Sattel* Som. Legr. Kreta, Jann. Vlastos. Cypern,
Sak. II 778. ,ein Theil der Hose* Syme, Syll. XIX 232, 1. aslU
n. ,breiter Stuhl für Gebärende* Kephallenia, AvaX. II 309.
,Brett des Abtrittes* Cypern, Sak. II 778. ,Bergsattel, kleine
Hochebene* Kreta, Jann. Legrand, Poem. hist. 242, 34 (Kreta).
asXXccy.i n. ,Bergsattel* Kreta, Jann. diaaeXXi, ()i aasXXcou ,Hügel*
Peloponnes, IlavS. VIII 439. asXXarog ,gekrümmt* Kreta, Vlastos.
aeXXcbvio ,sattle* Legr. atLXunoq ,hochrückig* Syra, Pio 61.
aeXXoßQa/.La n. pl. ,der bauschige Theil der Hose zwischen den
Schenkeln* Cypern, Sak. II 779. Lat. sella ,Sessel, Sattel*.
Byz. asXXa ,Stuhl, Sattel*; asXXiov ,kleiner Stuhl*. Duc. Soph.
asXXa sella CGL. II 430. Hesych. äcpsÖQÖn'sg ' atXXai, aelldoia
Neugriechische Studien. III.
59
(Immisch 371): sella als ,Nachtstuhl' war gewöhnlich. Alb.
Sale, rum. £e (Alb. Wtb. 398).
Gevriva f.,unterer Schiffsraum' Som. Legr. Chios, Pasp. 183.
Kan. 61. arjvriva Syme, Syll. XIX 232. Lat. oder it. sentlna.
Es ist kaum zu entscheiden, wann die Entlehnung stattgefunden
hat; ältere Belege fehlen, als Schiffsausdruck stammt das Wort
wohl aus dem Italienischen. Die Schreibung aryvr. hat schwerlich
die Bedeutung auf lat. smtina zu weisen. Wenn ich das Wort
zu den lateinischen Lehnwörtern gestellt habe, ist das darum
geschehen, weil in Betonung und Bedeutung des doch wohl
damit identischen aevreva ,Raum, wo das Oel von der Oelhefe
geschieden wird' Chios, Kan. 193 A. 3. (dort wird auch asv-
reXiva und (ievrsva als identisch angeführt) eine dem Griechischen
eigenthümliche Entwicklung vorliegt.
GejtxeußQios (gelehrt) ,September'. Lat. September. Mund
artliches GEceßoiq aus it. settembre.
OEQijvtxo n. ,Thau, Feuchtigkeit' Ikaria, Stam. 138. Lat.
serenus. Zur Bedeutung vgl. it. serena, frz. serein, span. port.
sereno ,Abendthau'.
oiyva f. ,Fleck, Narbe' Ophis. In Trapezunt o'r/va. Syll.
XVIII 163. tcc oiyva Thessalien, Ilapv. VI 581. Lat. signum.
Byz. aiyvov auch CJG. Nr. 6015; in Spatas Diplomi V (1128
n. Chr.). aiviaXo Thera, llasv. X 522 ist it. segnale, ebenso wie
sihali n. ,das Niesen' in Bova, Pell. 224 = sic. signale.
Giy.oj.ii f. ,Roggen' Syme, Syll. VIII 479. Stenimachos (Ru-
melien) 'Eoria XXIV 743. olyxxXi, oey.dXi n. Som. osy.aXg Legr.
’Qyülj Ophis, Syll. XVIII 135. oraooab.aXi ,Mischung von Giros
(oltüqi) und £ea' Kreta, Jann. Lat. secale, sicale Ed. Diocl. 1, 3.
It. segala, segale, frz. seigle, alb. ■9’SY.ere; friaul. sidle, rum. se
cam; im Ladinischen * secale und *secdla (Gärtner, Gramm. 3).
Verf., Alb. Wtb. 88. Ngr. Stud. I 46 A. 2. W. Meyer, Schick
sale des lat. Neutrums 115.
Giyj.a f. ,metallenes Schöpfgefäss' Som. Legr. Chios, Syll.
VIII 493. Pasp. 321. Cypern, Sak. II 783: aov-Aa f. ,Wein-
mass' — 60 Oka; ,Schöpfgefäss' Epirus, MvYju. I 24. oiy.XI n.
,Schöpfgefäss' Legr. Syme, Syll. VIII 478. Chios, Pasp. 321.
aiyU ,Gefäss, Mass für Flüssigkeiten' Syra, Pio 61. oiyyh
,kleiner Eimer' Kreta, Jann. Vlastos. aUXog m. ,Metallgefäss
zum Brunnenschöpfen' Legr. Cerigo, OavS. XV 258. aiyXog
60
III. Abhandlung: Meyer.
ebenda. aL/Xog IlavB. VIII 492. aomXog Legr. ai.ovx.log Epirus,
Chas.; Syll. XIV 242. aiy.Xiä dass. Chios, Pasp. 321. Lat. situla
,Schöpfeimer, Krug'; sitla Georges, Wortformen 644. Byz. a'viXa
und aiy.Xa Duc. Soph. Vgl. xoavrjoeg■ outXLa, ayvcpia Hes. (Im-
miscb 371). aeyuo n. ,Weingefäss* Thera, Pet. 134 ist it. secchio:
vgl. alb. seJce = it. secchia.
6xaXa f.,Treppe, Leiter, Steigbügel* Som. Legr. Papaz. 497.
Kreta, Jann. Pontus, Syll. XVIII 163. ,ein Stück des Braut
schmuckes, bestehend aus einer Reihe Perlen mit einem gol
denen kugelförmigen Schmuckstücke in der Mitte* Patmos,
Aeat. III 334. ay.aXL n. ,Stufe* Legr. Kreta, Jann. ayaXia f.
,Sporenstoss* Kreta, Jann. oz.alAr.a ,Art Netz* Thera, Pet. 135.
axakoTCaxi ,Stufe* Kreta, Jann. Pontus, Syll. XIV 287. axaXö-
tqvttov ,Loch in der Mauer für ein Gerüst* Chios, Pasp. 323.
xscpaXöaxaXo n. Ao y.soaAiv ir t Q a-/A\cr.c Epirus, IlavB. X 20. axcclo-
xecpaXov ,Treppenabsatz* Legr. ay.aXojwöaQov ,le montant de
l’escalier* Legr. (xvügoaxaXa ,scala portatile* Som. GxaXdivco ,er
klimme* Syme, Syll. VIII 479. ,komme an* Zagorion, Syll.
XIV 247. ,klettere, hake mich an* Kreta, Jann. ,beginne*
Pontus, Syll. XIV 287. Lat. scala. Byz. ay.uXa (auch Steig
bügel*, s. Duc. und vgl. Imb. 362. Flor. 657. Akrit. 2093), o/.ce-
Xlov. Hes. a/.äXa• -/.aL.-zE, dvdßaa[v.a. Poll. 1, 93 (navium) airoßaöpa
-m\ Siäßaöpa, vjv ay.aXav -/.aAoüfftv. Letztere Bedeutung in kretisch
,Stapel* Vlastos. Vgl. Alb. Wtb. 406.
ay.äiivog m. ,Kirchenstuhl* Cypern, Sak. II 785. a/.auvi n.
,Stuhl, Schemel* Som. Legr. Syme, Syll. VIH 483. Kreta, Jann.
Pontus, Syll. XVni 163. itgoaxagvi n. ,Schemel zum Melken*
Chios, Pasp. 304. Kan. 104. ay.auTtiXXo, axafXTtsXXccyu n. ,Bank*
Chios, Pasp. 323. Syll. VIII 493. Byz. axagvov (auch Georg.
Bel. 682) oxagviov. Lat. scamnum, scamellum. 1 Aus venez. sccigno
,Bank* stammt oxavi o n. ,Bank‘ Corfu, Kontos 16; ,Bahre*
Thera, Pet. 135.
ßxovjta f. ,Besen* Som. Legr. Epirus, Syll. XIV 232.
ozovnga Epirus, Pio 19. axovrciCa) ,kehre aus* Epirus a. a. O.
,wische ab* Nisyros, Syll. XIX 205, Nr. 3. oxotcG) ,wische ab*
1 Zu axa(j,n£XXo aus scamellum vgl. nXovfinCSt aus nXovfACÖL oben S. 51,
/a^mjXög in Epirus aus /aftijXög, äyovaToxocdfxneXo —xoxxv (j,t\Xo Ophis,
Syll. XVIII 122.
Neugriechische Studien. III.
61
(den Schweiss) Nisyros ebenda. yXioxootyovtu n. ,Kehricht* Ce-
rigo, llavä. XIII 430. Lat. scöpae, spät auch Sing, scöpa. Oder
ital. scopa? ay.ovßXa ,Besen*, ozovßlo n. ,Kleiderbürste* Ke-
phallenia, ’AvacX. II 314 sind sicher italienisch: mail. pav. regg.
piac. parm. bol. scova, mod. scövva, ven. vicent. mant. scoa.
ßyovxaQi n., ay.ovxäga f. ,Schild*. Som. Legr. Erotokr.
Lat. scütum. Byz. ay.ovxdoiov] auch bei Hesychios (Immisch 372).
CGL. II 434. axovdov n. ,Schild* Som. Legr., auch ,vene
zianischer Thaler*; ay.ovöocpÖQog , Schildknappe * ebenda von
it. scudo.
GyovrsXXa {., ayovxiXh n. ,flacher Teller von Glas oder
Metall* Som. Legr. Syme, Syll. VIII 479. Chios, Syll. VIII 493.
Patmos, AsXt. III 354. Kreta, Jann. Kephallenia, ’AvaX. II 315.
Ophis, Syll. XVIII 163. In Syme speciell Teller, auf dem die
Frauen an Festtagen die yöXXvßa in die Kirche tragen, und
daher sind in Kephallenia ayovxeXXa diese yöXXvßa selbst, a/.ou-
xeXiY.öv Chios, Pasp. 328. Lat. scutellci. Byz. a/.ovxsXXiov (auch
Tetr. 299. 620). oyovxeXXov scutella CGL. II 434. scutella ist
Deminutiv von scuta bei Lucilius = scutra ,Schale, flache
Schüssel*. An dieses scuta ist wohl für yovxaXi n. ,Löffel*
Som. Legr., yovxaXida f. ,Pflugmesser* Som., zovxaliCco ,kämme
Flachs, hechle* Som. Legr. sowie für das Augmentativum
Yovxaka f. ,grosser Topflöffel* Legr. ,Schulterblatt* Korais, At.
161. Vyz. Cerigo, UavS. XIII 462. Kreta, Jann. 343 anzuknüpfen.
Zur Bedeutung ,Schulterblatt*, von der Aehnlichkeit der Ge
stalt, vgl. lat. scutulum .Schulterblatt* bei Celsus. scuta scheint
als (TY.vxa in der Bedeutung ,Hals, Kopf* früh ins sicilische
Griechisch übergegangen zu sein, vgl. Immisch 316 f. Ueber
den Abfall des a- vgl. Ngr. Stud. II 100. Dagegen ist yovxeIov
,Stirn* ebenda 99 anders erklärt.
(jy.oau n. ,Kasten, Truhe* Thera, Pet. 81. Lat. scrlnium;
byz. (fY.otviov, in der Betonung den Deminutiven auf -iov ange
glichen. Dagegen ist gy.qLvio n. Thera a. a. 0., oyoiviov Som.
Kythnos, Ball. 139 ,Kasten* aus it. scrigno entlehnt.
GovßJ.a f. ,Bratspiess* Som. Legr. oovyla dass. Papaz. 499.
iTovya ,Spiess* zakon., Deffner 83. aovßli n. ,Pfrieme, Ahle*
Legr. Kreta, Jann. Bova, Pell. 232. oovyXL dass. Papaz. Som.
aovßhu, aovßXiaa f. ,das Durchstechen mit dem Bratspiesse*
Leukas, Syll. VIII 379. aovßXißw ,durchsteche* Chios, Pasp. 330.
62
III. Abhandlung: Meyer.
pista OLCpXiaogsva, erklärt mit GovyXiara, am Spiesse gebratene
Lämmer, Chios, Kan. 10. Lat. subula, subla (CJL. IV 1712, 3)
,Pfriem'. Byz. aovßXa, oovßXiov, aovßXL^w; novßXiv Pulol. 292.
324. GovßXopavr>cddsg Tetr. 481. aovßXoxorcixi Tetr. 675. aov-
ßXiov subula CGL. II 434. Hes. aovyXagcov • spYoAoÖvr/.v;, von
M. Sclimidt richtig als theca subnlae erklärt, während Immisch 362
mit Unrecht an -y- Anstoss nimmt: vgl. yXsnco yXscpaoov yXvxutvw
aus ßXenw ßXecpagov svXvröoj; "Eygtno aus El'gcrrog (Verf., Anal.
Graec. 12); aovgayX&'u ,Flöte' Naxos, ’AväX. II 96 von aovoavXi
(aüXög); zayXagäg von tavXa, Epirus, Mv/]|j.. 155; yXacrsgog ,frisches
Brot' Papaz. 413 von ßXaaxog. Vgl. auch alb. mjerguls aus
neb(u)la, *nevla, *negla Alb. Wtb. 283; türk, tugla aus %ovßXov.
ßovcfa f. ,Graben' Som. Legr. Krystallis, Ih'Coypagßj.y.za
(aus Epirus). Schon byzantinisch als ,mit Pfählen befestigter
Graben'. Lat. sudis ,Pfahl'.
ßovddqiv n. ,Taschentuch' Cypern, Sak. II 879. Byz. aov-
dctQiov — lat. sudarium ,Schweisstuch, Taschentuch'. Altbergam.
sudari Lorck 105, 319.
ßovXitaqi n. ,Leithammel' Leukas, Syll. VIII 387. Lat.
solitarius ,allein lebend'.
Govqßa f., aovQßidc f. ,Eberesche', aovqßov n. ,Frucht der
selben' Legr. In Bova survo, survia Pell. 231. Lat. sorburn oder
it. sorba, sorbo. Aus letzterem sicher aoopma, oogunia Som.
ßovQiy.dqa f. ,Mausefalle' Bova, Pell. 231. Lat. *soricaria
von sorex, vgl. frz. souriciere.
ßovcpqa f. ,Falte, Runzel', Govcpgcbvco ,falte' Som. Legr.,
in Zagorion auch ,stehle' Syll. XIV 231. aovcpga stellt ein lat.
*sup(p)la zu *supplare für supplicare dar, vgl. frz. souple
aus * suplus für supplex. Zum cp — / vgl. rum. suflecd ,replier'
neben plecd ,plier', wahrscheinlich in Folge einer Vermischung
von * supplare ,falten' und sufflare ,blasen', für welches letz
tere span, soplar, port. soprar, ven. sopiar auf * suplare weisen.
Vgl. Verf., Indog. Forsch. III 72.
(TJictvdxi n. ,Spinat' Som. Legr. Bei Duc. amvcc/.iov. Lat.
*spinäceum von spina. Die orientalischen Wörter pers.
arab. die man für die Quelle der romanischen Wörter
gehalten hat, stammen in Wahrheit erst aus dem Lateinischen,
beziehungsweise Griechischen. Verf., Türk. Stud. I 30. Alb.
Wtb. 390.
Neugriechische Studien. III.
63
ßjtixi n. ,Haus', in Ophis öanixj Syll. XVIII 154. amxäy.i
kleines Haus' Som. aüanixo n. .inneres Zimmer des Hauses'
j '
Thera, Pet. 60. amxLY.ö n. ,Hauswesen, Haus' Kreta, Jann.
ifjwpl omxaxo ,Hausbrot' Kepliallenia ’AvaX. II 318. Lat. hospi-
tium. Byz. oanixiov ,Herberge, Quartier' (z. B. auch Synt. 50,
20. 71, 10. 96, 10). amxali ,Krankenhaus' Som. stammt wohl
erst aus it. spedale mit Anlehnung an anLxi. Ueber alb. Stspi
,Iiaus‘ s. Alb. Wtb. 415.
ßjtÖQTct f. ,kleiner Korb' Som. Chios, Syll. VIII 494. Lat.
sporta. Das Wort steht schon bei Cedrenus. Auch alb. Sports.
Oxd'ffoq m. ,Zinn'. axayyivog ,zinnern', axayywvco ,ver
zinne' Legr. Lat. stagnum (stannum), wie die besten Hand
schriften fast durchweg haben (Georges, Wortformen 655) und
worauf auch die romanischen Formen zurück gehen. Körting,
Nr. 7736. Duc. hat aus Crusius auch axdyvo. Aus it. stagno
stammt axaviov, axaviciyog, oxaviwvw bei Legrand und Soma
vera. Dazu auch axavisqov n. ,Oelgefäss aus Weissblech, meist
eine Oka fassend' Syme, Syll. VIII 479.
Oxaßloq m. ,Stall' Som. Legr. Syra, Pio 62. Chios, Kan. 5.
Kreta, Jann. Im Pontus x&ßla f. Oikonomidis 118. Ableitungen
axaßldzL, axaßhxxoQctg, axccßliQw. Lat. stabulum. Byz. axaßlog
(auch z. B. Imb. 548. Akrit. 751), selten axaßlov (z. B. Akrit.
1245). Bei Hes. •/.ctovooxcioiov. axaßlog lirrou xö xaoviov unaiai
(Immisch 372). Inschriftlich axaßlov oxaßldqig (Eckinger 73).
6xovn.ni n. ,Stöpsel', axovnnwvio ,verschliesse' Som. Legr.
axovimwva) dass. Som. Kreta, IV. axovpncopa, axovuuovqov
n. ,Stöpsel' ebenda. Lat. stuppa ,Werg', das aus gr. axvnrm]
(mimt]) stammt. In axov/xn- hat sich das aus dem Slavischen
stammende oxovtnriUo (Ngr. Stud. II 59) eingemengt. Die Mög
lichkeit ist nicht ausgeschlossen, dass axovnni direkt von axvnnt]
stammt, axvnniov ,Werg‘ steht in der Septuaginta, Richter 15,
14. 16, 9; Hes. axvnniov • xd livov.
ßTQÜTct f. ,Weg, Strasse, Reise' Som. Legr. Bova, Pell. 230.
axqaxi n. ,Fussweg' Kreta, Jann. Chios, Pasp. 274. axqaxduu
dass. Kreta a. a. 0. axqaxa Adv. Aufforderung an kleine Kinder
beim Gehenlernen (nolas axoaxa) Pontus, Syll. XVIII 165.
axqax&qvxov vom Maulthier, wenn es schnell und gleichmässig
geht, Chios, Pasp. 339. axqaxsvw ,reise ab' ebenda, oiuuxov.oml)
,gehe mit Anstrengung zu Fuss' ebenda (im Synt. 71, 18 ist
64
III. Abhandlung: Meyer.
axgaxov.onog einfach , Wanderer'). jtagaaxgaxo n. ,etwas Selt
sames, Ungewöhnliches' Thera, Pet. 122. &yxgaxiQ<j) ,irre ab'
Pontus, Deffner, Archiv 278. Lat. strata ,gepflasterte Strasse',
allgemein romanisch. In der Maina soll neben axgaxa auch
axg&da gebräuchlich sein, Havo. XVIII 438. ’AvaX. I 36: aus it.
strada. axgaxoügi. n. ,Sattel des Pferdes oder Maulthieres' Thera,
Pet. 139, kyprisch axgcaovgiv, ’A0r,vä VI 148, von lat. stratüra,
vgl. axgaxovga bei Const. Porph. strator ,Reitknecht' als axgcc-
xo>g byzantinisch häufig, auch Akrit. 1202. axgaxwvi n. Kephal-
lenia, Schmidt, Märchen Nr. 48, 1 ist it. stradone mit Anleh
nung an axgäxa. Ob axgaxovla ,Schubkarren' Legr. hieher
gehört, ist mir nicht klar.
ßtQilva f. in -/.alioxgrjva ,Trinkgeld' Som. Lat. ströna
(sard. istrina) ,Neujahrsgeschenk', xä axgfjva bei Lydus.
ßroiy/.a f. ,Pferdestriegel' Legr. Lat. strigula Schol. Juv.
3, 263, neben strigilis, worauf auch die romanischen Formen
zuriickgehen. Körting Nr. 7818.
ßtQiyla f. ,Hexe' Som. Legr. Schmidt, Volksleben 136 ff.
Lat. * strigula von striga, wovon it. strega, rum. strigä, port.
estria, auch slov. striga, alb. strigs (Alb. Wtb. 418). Zu axglyla
ist das Masc. arg ly log ,Zauberer' Legr. neu gebildet worden,
wie alb. sirik zu Strigs. axglylog steht in der Bedeutung ,Nacht
rabe', der als gespenstischer Vogel galt, bei Hesychios. striga
beruht auf gr. axglyii; ,ein Nachtvogel', worauf axglyya ,Hexe‘
bei (Pseudo-) Johannes von Damascus (Schmidt a. a. 0.) direkt
zurückgeht. Die Form axglyyla beruht auf einer Vermischung
dieses axglyya mit axglyhx. Der kyprische Fischname axglylsg
für eine Art der g-apg^ouvia (’Aörjvä VI 173) beruht auf it.
triglia.
raßeQva f. ,Laden, Schänke' Som. Legr. Leukas, Sylt.
VIII 409, 20. Syra, Pio 62. Syme, Syll. XIX 233. Imbros, Syll.
VIII 538. Kreta, Jann. Vlastos. vxaßegva Epirus, Chas. 234. xaßsg-
vagig ,Wirth‘ Chios, Pasp. 352. Kreta, Jann. Vlastos. xaßsgvagag
,Wirth' Kreta, Jann. Lat. taberna, tabernarius. xgiüv xaßsgvwv
Act. Apost. 28, 15 (Ortsbezeichnung), xaßsgvüv Immisch 365.
Hes. xaßsgvia (richtig xaßegvia oder xaßegvsia).
räßlct f. ,Tisch, Brett, Essbrett' Som. Legr. Papaz. 505.
Kreta, Jann. Syra, Pio 63. ,kleine Felder, in welche die Aecker
getheilt sind' Nisyros, Syll. XIX 191. xdßh, xaßli n. ,kleiner
Neugriechische Studien. III.
65
Tisch; Spielbret' Som. Legr. zaßXwvw ,bewirthe' Papaz. za-
ßeXXsg f. pl. ,Syphilis'; zaßeXXictQig, zaßeXXov'C.og, fern. -ccQLa,
-ov'Ca wer damit behaftet ist Som. Legr. (vom Ausschlage, vgl.
Duc. zaßeXXaig vari, iordoL, äxvai). Lat. tabula, tabla. Byz.
zdßXct, zaßXlov, zaßovXdgiog; zccßXa tabula, zaßovXäoiog tabula-
rius CGL. II 450. 451. zaßXa zaßXi'Caj Hes. (Immisch 372). In
schriftlich zaßXäoiog, zaßsXXiov (214 n. Chr.) Eckinger 73. 132.
zaßoX'ivi n. ,Tischchen' Thera, üscpv. IV 902 ist it. tavolino;
zaßXctdog m. ,Verschlag, Wandkasteii' Thera, Pet. 143 it. tavo-
lato ,Fachwerk, FachwancP. Auch türk. rum. tabla, asl.
TdErta, alb. tavls. Alb. Wtb. 425. Türk. Stud. I 47.
xipjtX.og m. Som., zepitXov n. Bent. Legr. Deheque Ba
lustrade in der Kirche, die das ßijfia von dem übrigen Theile
trennt'. Lat. templum. Byz. ztunXov für vaög und im ngr. Sinne.
Was in zepnXa ’ ziprcXw kniarjpa Hes-. steckt, ist nicht klar
(Immisch 359).
xevxa f. ,Zelt‘ (auch zevda geschrieben) Som. Legr. Syra,
Pio 63. Syme, Syll. XIX 245. ,Decke' bei den Festlandsgriechen,
Papaz. 388. zevz(bvco ,schlage ein Zelt auf, quartiere ein' Erotokr.
Lat. * tenda von tendere, das it. port. span. prov. tenda, rum.
tindä ,Vorhaus', alb. tends ,Reisigdach, Reisighütte' zu Grunde
liegt. Mac. rum. tenda, bulg. memna aus dem Griechischen. Alb.
Wtb. 429. Byz. zevza ,Zelt' (seit dem 7. Jahrh.), daher wohl
nicht aus it. tenda.
xix/.oq m. ,Titel, Ueberschrift' Som. Legr. Lat. titulus,
titlus. zlzXog seit dem Neuen Testament (Job. 19, 19. 20 An
schrift'). zizXog ‘ nzvyiov £niyQuuua eyßv Hes. Inschriftlich zizXog
und zö zizXov seit dem 2. Jahrh. n. Chr. (Eckinger 74).
xovßXov n. ,Ziegel'. zovßXdjvui ,belege mit Ziegeln' Som.
Legr. Identisch mit zovßovXov ,tubulus, sipho' Duc. Lat. tubulus
,kleine (Wasser)rölire', übertragen auf einen röhrenförmigen
Dachziegel. Aus dem Griechischen türk, bulg. myiAa,
mac. rum. tuvlä, alb. tuvle, tuls. Alb. Wtb. 451, mit der Be
richtigung Türk. Stud. I 45.
rovfuta ,Erhöhung, Hügel' Selymbria, Syll. XX 54.
,Purzelbaum' Zagorion, Syll. XIV 235. Lat. tumba ,Hügel,
Hanfe'. Auch alb. tumbe Wtb. 452.
xovtpa f. ,kleines Büschel' Legr. ,dichter Bund Gras'
Zagorion, Syll. XIV 240. ,Hochmuth' Chios, Pasp. 361. zov-
Siteungsler. d. phil.-hist. CI. CXXX1I. Bd. S. Aldi. 5
66
lir. Abhandlung: Meyer.
(pcoxög ,dicht belaubt' Zagorion a. a. O. xovcpdotg ,hochmüthig'
Chios a. a. 0. Lat. tufa ,Art Helmbusch' bei Vegetius. Byz.
xovcpa , Kopf haar; Helmbusch' Duc. Soph. Rum. tufa , Büschel,
Gebüsch'; mac. rum. ,Blumenstrauss'; alb. tufs ,belaubter
Zweig, Strauss; Quaste'. Alb. Wtb. 451. Vgl. Körting Nr. 8417.
ro« f. ,Faden zum Einfädeln' Trapezunt, Syll. XVIII 168.
Korais, At. IV 375. ,oro e argento trafilato' Som. ,or en feuille'
Legr. dxqd f. ,Faden zum Einfädeln' Som. (,agugliata'). ovxoä
Epirus, Mv/)|j,. I 54. Für xqd in Ophis xoovya Syll. XVIII 168,
was mit boves. trua ,filo, agugliata' Pell. 239, otrant. trua,
krua übereinstimmt. Man wird versucht an lat. trahere zu
denken, und so hat Korais a. a. 0. das Wort aus tracta ab
geleitet , mit Berufung auf Glossen wie tractae v.avi'fp.axa spiou,
eXzotjp.axa, p.y)p6p.axa. Ebenso llavS. XVII 225. Das ist lautlich
unmöglich. Man könnte höchstens ein von trahere gebildetes
Substantiv traha ,das Durch-, Ausziehen' annehmen, das im
Lateinischen ja vorkommt, aber freilich in sehr anderer Be
deutung (eine Art Dreschwalze). Oder sollte es der italienische
Infinitiv trä (= trarre) sein, wie er in oberitalienischen Mund
arten (com. gen. mail. u. s. w.) lautet? Gegen beides macht die
Form xqovya, xoova misstrauisch, die an mlat. troca ,lana filata'
bei Duc. erinnert. Non liquet.
rp/'iodi« f. ,Mühltrichter' Bova, Pell. 238. Lat. trimodia
,ein Gefäss, das drei modii enthält', bei Varro und Columella,
sowie CJL. VIII 1180. Daraus it. tramoggia, prov. tremueia,
frz. tremie. Sicil. ist trimoja; aus diesem kann das griechische
Wort schwerlich erklärt werden, und so kommt dadurch die
alte Ableitung von tramoggia zu Ehren, die Diez und nach
ihm Körting gegen eine wenig wahrscheinliche eingetauscht
haben. xqiuödiov für trimodium steht bei Malalas.
tQovXXa {., xovoXa f. ,Kuppel' Legr. ,Gipfel' Som. ,Er
höhung' Ikaria, Stam. 140. xqovXXa xqovXXa xd yspuaa ,ich habe
es bis zum Rande gefüllt' Chios, Pasp. 364. xqovXXrj f. ,Gipfel
eines Baumes u. s. w.' Cypern, Sak. II 829. xqovXXixrjg m.
,Haubenlerche' Kreta, Jann. xqovXXcbva), kypr. xqovXXöwo)
,fülle ein Gefäss bis zum Rande'; pAü xd Ikaria a. a. 0. £e-
xqovXXwvio ,überfülle einen Korb' Chios, Pasp. 261. xqovXXi n.
,Zeichen, das man über den Rauchfang des Hauses setzte, um
seinen Reichthum zu bezeichnen' Syme, Syll. VIII488. Lat.
Neugriechische Studien. III.
67
trulla ,Schöpf keile', von der Aehnlichkeit der Gestalt. Byz.
tqovXXa ,ein Gefäss oder Mass; Dom'; rqovXXog m. ,Dom';
rqovXXöco ,mache wie einen Dom'. Soph. Duc. hat auch rovqXa.
Aus dem Griechischen alb. turls ,Thurm'. Die Umstellung auch
in ven. turlon ,cupola del campanile', nordit. turlo ,Spitze des
Kirchthurms'; s. Mussafia, Beitr. 117, der an lat. *turrulavon
turris denkt.
rßsxovQi n. ,Beil, Axt' Legr. Epirus, Pio 21. Leukas,
Syll. YIII 397. Taiyovqc dass. Legr. Som. Chios, Kan. 301, 608.
Athen, As).-. I 165. xaixovoa f. dass. Epirus, Chas. 238. tue-
xovqid f. ,Beilhieb' Epirus, Pio 35. 'cgixovql^go, raiy.ovQiGua vom
Zerschlagen der Knochen eines Vampyrleichnams mit Beilen,
Ikaria, Syll. VIII 495. Lat. securis. Byz. aixovqiov Leo Tact.
14, 84, aber auch schon tgmovqlov bei demselben und bei
Const. Porphyr. It. scure; secure bei Ariost, altit. segur, mail.
segü, crem, trent. segur (Mussafia, Mon. ant. 231).
cpäßa f. ,Bohne' (so noch in Bova, Pell. 164), gewöhnlich
,Bohnenpuree' Som. Legr. Epirus, I 25. Amorgos, AsXi.
I 582. Lat. faba ,Bohne, Bohnenbrei'. Byz. cpäßa in beiden Be
deutungen. cpäßa als lateinisches Lehnwort gekannt von Hero-
dian I, p. 351, 20 und Theognostus An. Oxon. I, p. 78, 16; vgl.
Hes. cpäßa... xd Gvvrjdeg oanqLOv] Etym. M. 387, 8 exvog, d
vvv cpäßa y.ai iöionac y.cä äyooZv.oL dvouätovoiv. Immisch 341.
xd cpäßa ,Bohnen' Pulol. 435; cpäßara Plur. 437. Tetr. 668. Aus
it. favetta stammt epaßexa ,Bohnenbrei' bei Somavera.
(f äv.la f. ,der angezündete dicke Docht der Lampe oder
der Kerze' Kephallenia, ÄvdX. II 339. cpayvli n. ,Art eiserner
Herd, auf dem bei Nacht ein Holzhaufen angezündet wird, bei
der Wachteljagd' Cerigo, Ilavo. XIX 382. cpayyolgcj ,briller a
travers, commencer a luire' Legr. cplay/.äoa f. ,die auf dem
Herd zu hoch brennende Flamme' Chios, Pasp. 376 (auch
cplovy/.äqog, davon cplovyy.aqi’Coj ,zünde ein grosses Feuer an',
ebenda), cpaxovqa f. ,brennendes Scheit' Korais, At. IV 634;
y.avvrßa Som. Lat. facula; facla, das in der App. Probi gerügt
wird, cpay/.li ist Deminutivum, mit Einschiebung eines Nasals,
davon cpayyqlCai mit q für l. cpXayy.äoa, Augmentativ, zeigt
ausserdem noch die Umstellung von facla zu flaca, auf der
auch alb. fl’ake f. ,Flamme' beruht (Alb. Wtb. 107). cpav.ovqa
endlich ist Augmentativ zu cpay.ovh, mit o für X, von facula.
5*
68
III. Abhandlung: Meyer.
Byzantinisch ist cpazXiov ,brennendes Scheit, Fackel' für cpa-
y.Xior, hei Const. Porph. und anderen, und cpaxXaqsa ,Fackel
tanz' bei Const. Porph.
<paXxövi n. ,Falke' Kreta, ( h'.X. IV. Jann. Vlastos.; nach
letzterem auch cpdXxovag m. Lat. falco. Byz. cpaXv.wnov und
cpdXxcov, letzteres z. B. auch Belis. 89. cpdXv.og Pulol. 643. Es
kann auch it. falcone sein, cpaXxoverov falconetto Som. Alb.
falkue.
cpafxeXia f. Som., sonst cpapihd f. ,Familie, Hausstand'
Legr. Chios, Kan. 99. Kephallenia, ’AväX. II 339 (besonders
,Frau' bezeichnend), cpctfAiaXid Epirus, Chas. 239. rpauhd Epirus,
Krystallis Ihfoyoacpiniaza 9. cjvucpdueXoc ,mit der ganzen Fa
milie' Epirus, IlavS. IX 216. Papaz. 504. Thera, Pet. 142 [= oru-
(pdiuXog Than. Rhod. 165]. cpctfisXsvco ,bilde eine Familie' Som.
Lat. familia. Bei den Byzantinern ist cpauilia und cpccusXicc
überliefert (vgl. Psichari, Etudes 220). cpausXia • ouödovXoi Hes.
Im Edict. Diocl. cpausXiaQiy.dg, cpausXidqcog neben cpauiXiaqr/.og
(Eckinger 36), cpcupuXia Eckinger 11. Vgl. fameliai CJL. I 166.
cpagitiXid in Epirus ist = cpaueXid, dagegen weist cpauXtd auf
<pagcXid. Italienisch sind cpausycog Som. Legr. Kreta, Jann.
Vlastos ,Diener', cpaiieyict ,Dienerin', epctfisyevco ,diene'; ven.
famegio, pav. piac. mail, famej ,eine Art Knecht auf dem
Landgute'.
cpaOxid f. Som., cpdav.ia Legr. ,Binde; Windel'. yswocpda/.ia
,Windeln' Chios, Pasp. 119. cpa<jy.id f. ,das Einwickeln in Win
deln' Epirus, Syll. XIV 236. cpaaxiig pl. f. Zante, Schmidt
35, 4. cpacrxubvw ,wickle in Windeln' Som. Legr. fasci ,pacco',
fascia ,Binde'; fasciönno Bora, Pell. 163. Lat. fascia. Byz.
cpaoxlcc, cpaatuoco. cpctoy.ia fascia CGL. III 21, 37. Alb. fasJce,
got. faskja, rum. fam (Alb. Wtb. 100). Zu fascia gehört cpa-
yioXi n. ,Turban' Legr. ,fasciuola di fronte che usano le iso-
lane' Som., Kythnos, Ball. 139; r.krdkog Epirus, Arav. 376
(vgl. Akrit. 692); byz. cpay.iöXiov ,Turban', cpaxiöXrjs m. ,Serviette'
(Soph.). Hes. mundvöia * ox/.iiXia, ao'Lpiz, wpäpia tüv süjpswv (Im
misch 367). Es ist Verkleinerungswort von fasciola, mit
Anlehnung an fades. Alb. fkols ,Zopf gehechelten Flachses'
Wtb. 107.
cpdaxeXov n. ,Beschimpfung (durch Ausstrecken der fünf
Finger oder des Mittelfingers aus der geschlossenen Faust)'.
Neugriechische Studien. III.
69
Legr. cpdtr/.olcx n. pl. ,Sommersprossen/ Som. Deh. (pucr/.elwvoj
,verhöhne Jemand auf diese Weise; bezaubere' Legr. GcpaxeXov
= (paay.e'Aov Som. Legr. Beut, ocpaiieXcbvio. Lat. fascinum ,Be
hexung', fascinare. Vgl. Suid. und Etym. M. XevsTcti os csa-
y.sXo; y.a! 6 [Aco? vr,: yupbz cäy.-uXoc; denn das Ausstrecken des
Mittelfingers, des digitus infamis, impudicus, verpus, wird
gegen den bösen Blick angewendet (Jahn, Aberglauben des
bösen Blickes 81 f.); er heisst deshalb mpäy.elog = (päay.clog,
wie der Phallus, das Hauptmittel gegen den Zauber des bösen
Blickes, bei den Römern fascinum oder fascinus hiess (Jahn
a. a. 0. 68).
<paGoh n. Som., cpaffovh Som. Legr. ,Bohne'. Deminutiv
(* cpaoeöhov) vom lat. phaseolus, das aus cpaGiffog stammt. Byz.
ist neben cpaarjAog, cpaarfiov auch cpaaioXog (bei Diosc., Galen
u. a.; vgl. App. Probi ,fasseolus, non fassiolus'); tpaoöh, (pa-
aov'/uoi'. Alb. frasul'e (vgl. span, frisuelo); rum. fasole; serb.
fazol aus dem ital. fagiuolo, neben pasulj (vgl. naaaXog pisa
CGL. II 399); aus dem Griechischen mac. rum. fasulliu, bulg.
pßacyAo, türk. Vgl. Alb. Wtb. 111. In Bova fasüli und
vasidi Pell. 242.
(psßQOväfJioq .Februar', gelehrt, volksthümlich (p'/A.ßaoig aus
febrärius (it. febbrajo), Inscr. graec. Sic. 68. cplsßdoig für cpos-
ßaoig aus qisßoäoig, mit Anlehnung an (p'/Jßsg, cp'isßlKoj, wie
aus den häufigen Wortspielen mit diesen Worten hervorgeht
(z. B. Leukas, Syll. VHI 397. 408, 18. IX 356, 6).
(ps).Xi n. ,Schnitte Brot u. ä.' Som. Legr. Chios, Pasp. 374.
Kan. 4. Kreta, Jann. qnU dass. Epirus, Chas. 239. affeddi (==
acpelli) ,Speck' Bova, Morosi, Arch. glott. IV 69. Pell. 128.
cpsAAaxoL ,Stückchen Brot' Chios a. a. 0. cpsXkov.ÖTtog ,der das
Brot in Scheiben schneidet' ebenda. naoaptl.Aa f. ,abgerissenes
Stück von einem Kleide' Anos, Syll. VHI 529. Lat. offella:
CGL. V 89, 11; Verkleinerung von offa ,Bissen'. ö(pt)J.iov ofella
CGL. II 390. Auf offella beruht neap. abruzz. campob. fella,
cal. sic. fedda ,Scheibe, Schnitte', alb. feie (Wtb. 88).
(pldpsTovoov n. ,Fahne, Schiffsfahne, Kirc-henfahne' Som.
Legr. Epirus, Arav. 376. Kreta, Vlastos. Cypern, Sak. H 843.
ßldpTtovQOv Cypern a. a. 0. yfäprcovqov Chios, Pasp. 388 (von
Kanellakis 26 unrichtig als Musikinstrument gefasst). d 'Auußoiqo
Epirus, Chas. 229. cpdapTtovodoig m. ,Fahnenträger' Som. Lat.
70
III. Abhandlung: Meyer.
flammula ,Fähnlein' von flamma. Byz. ist cpXüuuovlov und cpXau-
povqov; so noch in dem Gedichte über die Schlacht bei Varna
(15. Jahrh., s. die Ausgabe von Legrand, Gloss. p. 110); Georg.
Bel. 326. q>laf.i7tovQov Apoll. 628. Had. 65. Aus dem Griecli.
rum. flammurä ,Banner*. Vgl. span. port. flamula ,Wimpel*. Ge
hört hieher ävecpa(.movXiaaf.ievog c <piXspt<;, oüurpojro!;’ Ikaria, Stamat.
p. 125? cpiap.nadÖQog Naxos, ’AvctX. II104 stammt vom it. ficimma.
(f).üöy.a f. ,Flasche* Legr. ,Kürbissflasche* Kephallenia,
’AvaX. II 342. ,Traubenart* Amorgos, AeAx. I 581. cpXaayd n.
,Flasche* Legr. ,Kürbissflasche* Som. Kephallenia a. a. 0. Kreta,
Vlastos. flasci ,Flasche* Bova, Pell. 166. cpXaay.lv (auch ßXaavAv)
Cypern, Sak. II 843. cpoaay.i n. ,Bienenkorb* Churmuzis Kpv;-
rr/.d 46. cpXaayuv.i n. ,Kürbissfläschchen* Som. Erotokr. Lat.
*flasca Körting Nr. 3312. cpXaaya bei Isid. Hisp. 20, 6, 2,
cpXaoxlov byz. Bei Hes. cpl.a<r/Mv Immisch 373. Vgl. Gröber,
Arch. lat. Lexikogr. II 426.
<p).6v.y.oq m. ,Quaste* Legr. Epirus, Mvyjp.. I 25. ,Quaste
des Fes* Cypern, Sak. II 490 (auch filöy.og). cpl.ov.v.äxa f. ,Flaum*
Legr. ,weisswollener Ueberrock* (von den eingenähten rothen
und weissen Wollflocken), Nationaltracht der Südalbanesen, Dav8.
VIII 517. Epirus, Pio 21. Doris, ’Eo. <ptA. Nr. 681. Passow, Dist.
144 a. Lat. floccus. cpXoy.y.aza kann aus alb. flokats stammen
(Alb. Wtb. 108). cpXÖKY.og ,Quaste* Than. Rhod. 132.
cpXÜQoq ,weiss*, von Ziegen und Schafen, in Makedonien
und Epirus. ’Ap-/. I 2, 78. Syll. XIV 220. Lat. flörus, worüber
Duvau, Mem. Soc. Ling. VIII 187 handelt.
cpöXXog m. ,Blasebalg* Legr. cpoXXlxai n. Passow 276, 19.
Lat. follis. In der Anth. IX 528, 3 cpoXXig. Dagegen ist cpöXa
,kleine Münze* Som. Legr. ,xp'Juoöv kstbAov ,Goldblättchen* IlavS.
XVII 226 aus agr. cpoXlg ,Schuppe, Tupf, Fleck, Punkt* ent
standen, vgl. alb. fols ,Silberscheibe am Waffengürtel*. Alb.
Wtb. 110. 356. Durch die gleiche Aussprache im Lateinischen
begünstigt, hat sich cpoXXig auch für die Münze festgesetzt,
s. Soph. Duc., auch lat. follis, Duc. Gl. lat.
cpÖQog m. ,Markt, Marktplatz, Auflage* Som. Legr. Markt
platz; das Freie* Kreta, Jann. Vlastos. ,der täglich wechselnde
Preis der Seide zur Zeit ihres Verkaufes* Chios, Syll. VIII 494.
cpöoo n. ,Marktplatz* Kreta a. a. 0. %ö cpooog Kreta, Hatzidakis,
Einleitung 359. Lat. forum. cpöoov und cpooog sind byzantinisch;
Neugriechische Studien. III.
71
in der Apostelgeschichte 28, 15 ist das Genus nicht sicher;
cpögog Synt. 87, 4; hei Malalas (Körting p. 14).
(povvxct f. ,Büschel, Busch, Strauch, Flocke, Franse' Som.
Legr. ,Quaste' Papaz. 514. ,Beutel' Pontus, Syll. XIY 289;
nach Som. auch ,Birke', cpovvribvw ,bekomme dichtes Laub',
von Bäumen; ,fülle mich mit Rauch' Leukas, Syll. VIII 387.
£sffovvTwvia ,blühe auf' Kreta, Jann. Lat. funda ,Schleuder,
Wurfnetz, Geldbeutel', unter Einmischung der Bedeutung von
frondem, it. span, fronda ,Laub', vgl. prov. fronda, nfrz. fronde,
it. fionda ,Schleuder' gegenüber afrz. fonde, span, fonda, port.
funda, was auf eine alte Vermischung von funda und *frunda
(aus frondem) hinweist. Verf., Türk. Stud. I 89. tpovma ,Quaste'
bei Soph. aus sehr später Zeit; cpovvT&Tog ,mit Quasten ver
sehen' bei Const. Porph. ventrale cpovvda; tpovvda bentrales
CGL. II 548, 65. III 21, 86.
<povvxo n. ,Tiefe; Zerstörung' Papaz. 514. Lat. fundus.
cpövTog m. ,Grund' Thera, Ilava. XVIII 159 ist it. fondo. tpovv-
t&q(o ,bin plötzlich da' Papaz. 514.
(fovQY.ci f. ,Galgen' Som. Legr. ,Strick zum Erhängen'
Kreta, Jann. dicpovQY.1 n. ,eisernes Werkzeug, mit dem man
Holzscheite in den Ofen wirft' Chios, Pasp. 136. (povoy.itoj ,er
hänge' Som. Legr. [Synt. 88, 8. Sachl. 1, 107. Imb. 533], epovg-
Yov'L'uvaa f. Saracho (Pontus) Syll. XVIII 172; <pgamliraa Vel-
vendos, ’Apyyta I 77; (povov.cdäzocc Legr. ,Gabel'. Lat. furca
,Gabel, Galgen'; furcula. (povgiwvXicaa auch rum. furculitä.
cpovQY.eTza f. ,Gabel' ILvo. XVII 226 ist it. forchetta. yovgxa
ist seit Plutarch und dem Ed. Diocl. belegt; cpovgv.iQo) byz.,
bei Malalas daneben cpovlrA'Qw. Alb. furke, bulg. (ßypna xyjma
(Jirecek, Bulgarien 70).
(povüiw. f.,Muster, Leisten' Som. Lat. forma (geschlossenes
o). Im Ed. Diocl. (pöoua. furma ,forma' in Bova, Pell. 167 ist
die sizilianische Form, fovousla, eine Art Netz zum Vogelfang,
Thera, Pet. 148, ist it. formella. cpovgpayiela ,Art Käse, be
sonders ein in Kalavryta bereiteter' Papaz. 514. Passow, Dist.
259 ist venez. formagiela.
(povQvog m. ,Backofen' Som. Legr. furro Bova, Pell. 167.
(povQvl n. dass. Ophis, Syll. XVIII 172. cpovgvl'Ca) ,schiebe Brot
in den Ofen' Chios, Kan. 4 = affurrizo Bova, Pell. 128. epovg-
ncc ,einen Backofen voll' Chios, Kan. 75. (povovdoig, (povqvaoov
72
III. Abhandlung: Meyer.
,Bäcker' Kreta, Jann. cpovQvojtara n. pl. ,viereckige Ziegeln
zum Auspflastern des Backofens' Chios, Pasp. 877. cpovQvecprvo
n. ,Ofenschaufel' Syme, Syll. VIII, 481 (mit it-c6ov); cpovQveiho
Thera, Pet. 86; (povovkp/io Ikaria, Stam. 141. Lat. furnus; fur-
narius. cpovQvog seit dem 1. Jahrhunderte, auch Synt. 101, 13.
Alb. für; arab, türk, (Türk. Stud. I 44).
(povaaärov n. ,Heer' Som. Kreta, Jann. Nisyros, Syll.
XIX, 196. Lat. fossätum von fossa, eig. das mit Gräben um
zogene Lager. Bei den Byzantinern sehr häufig, cpoaauvov
OQvyua Hes. GTQarönedov Suid. Immisch 360. Wannowski 220.
Auch cpöaoa ist byz., bei Hesych. Immisch 373. Vgl. altspan.
fonsado ,Heer', altport. fosado.
(fqayyslh n. ,Geissei, Peitsche' Legr. IlavS. XVII, 226.
cpQayyeXXrj f. dass. Legr. cpXayyeXXwvio ,geissele, peitsche' Som.
Legr. Lat. ßagellum, flagellare. (pXayekliov, cpXayeXXdoj, (pga-
ysXXiov, cpQayeXXöw seit dem Neuen Testamente (Joh. 2, 15
cpQayeXXiov, Matth. 27, 26 (pQayeXXihaag)] auch cpqayyeXXiov ist
früh bezeugt, r auch in it. fragello neben flagello; -n- auch
im altlomb. franzelar ,tormentare' Salvioni, Arch. glott. XII 404.
<pp«gCK' ,ein Baum, aus dem man gelbe Farbe macht' Epirus,
I 57. In Trincheras Syll. membr. S. 112 (1118 n. Chr.),
122 (1124) soll cpQa^og ,Esche' sein. Eine Bildung aus lat. fvaxi-
nus, das man adjectiviscli fasste. Alb. fräsen ist nach Mitkos
ein Baum, aus dem man gelbe Farbe gewinnt. Alb. Wtb. 111.
(fQiyyO.aQi Vogelname. Kreta, Bellon. bei Korais, At. IV
657. Von lat. fringilla
'fpvhäQiv n. ,Löffel' Som. Legr. Lat. cochlearium = coch-
lear. zoyliagiov seit dem 1. Jahrhunderte belegt, ßtätwp • -/.uz-
0:ov p.iy.p'ov -Jj-youv -/.oyXiamov Hes. It. cucchiajo u. s. w.
iptsct n. ,Hochzeitsgeleit' Epirus, Syll. VIII 594. XIV, 237.
Kreta, Vlastos. ,Esswaren, die an die Leidtragenden nach
einem Begräbnisse vertheilt werden' Chios, Pasp. 394. xpirai
^p.vYjp.oauvov 5 ebenda. xaXoxpUia n. pl. ,Geschenke an die Hoch
zeitsgäste' Kreta, Vlastos. iprzevco, ipiy.ei.ia n. ,vom Geleit beim
Begräbniss, Syme, Syll. VIII 482. XIX 239. Lat. obsequium
,Dienst; Gefolge'. Byz. öipiziov, dipryevco, s. Soph. und Duc.
öipituov Akrit. 1372. üipIy.lv Apoll. 3 533. expLv.evio Than. Bhod.
160. Georg. Bel. 348. ifnzevio Sachl. 2, 712. ipUi Belis. 419.
Neukebr. pp'osx Fürst, Glossarium graeco-hebraeum 12. 71.
Neugriechische Studien. III.
73
Das auffallende i von diphuov aus e erklärt sich wohl durch
Anlehnung an öcpcpi/.iov = officium. Vgl. frz. obseques, altspan.
obsequias ,Leichenbegängnisse das nach Diez II 388 aus ex-
sequiae nach obsequium umgestaltet ist; dazu nordit. osequio
,Grabmesse' Mussafia, Beitr. 84.
Anhang.
Verzeiehniss der aus dem Lateinischen entlehnten
Nominalsufflxe.
Natürlich kommen hier nicht diejenigen lateinischen Suf
fixe in Betracht, die sich ausschliesslich an lateinischen Lehn
wörtern nachweisen lassen, sondern lediglich die, welche sich
zur Wortbildung aus rein griechischen Mitteln lebensfähig er
wiesen haben. Einiges ist bereits von Dossios, Beiträge zur
neugriechischen Wortbildungslehre (Zürich 1879) S. 30ff. richtig
beurtheilt.
1) -avog aus lat. -ärius? Aeltere Entlehnungen wie ds-
y.av6g decänus, mxyarog pagänus, ßsllavög villänus haben sich
im Accent an die griechischen Adjectiva auf -vog angelehnt.
Es ist daher wahrscheinlich, dass die neugriechischen, nicht
sehr zahlreichen Bildungen auf -ävog mit dem Accente auf
der Paenultima eher dem italienischen -ano entstammen. Sicher
ist dies bei Gentilicien wie ÜQsßs^avog. So z. B. von Sub
stantiven abgeleitet ßißXiavog ,gebildet' Kreta, llavB. XX 236.
(.iByaXcaaiävog ,gross, vornehm' Legr. Epirus, Syll. XIV 224.
260. [ieycdovaärog Thera, Petalas 95 von gsyaXiüGLg. nsXexavog
,Specht' Bikelas, Faune 13 von nsXexvg. xaQaßovoiävog ,Schiffs
mann' Schmidt, Griech. Märchen S. 196, 25, nach /.isyccXovCLSvog.
TGa'kiaxävog ,arbeitsam' Epirus, Syll. XIV 233, von türk. t_Ü**“**'d
calssmak ,travailler'.
Von Verben z. B. ägnävog — agitai; Chios, Pasp. 93. Ct]-
nävog ,Bettler' Portius ed. Meyer S. 159.
2) -ctQLg aus lat. -ärius. Lat. argentärius, asinärius u. s. w.
In allen romanischen Sprachen verbreitet (Meyer-Lübke, Gramm.
II 507 ff.), auch ins Deutsche, Slavische, Albanische und Keltische
übergegangen. Im Griechischen z. B. als lateinisches Lehnwort
nooxÜQig ,Pförtner' aus portärius; dann aus griechischen Mitteln
74
III. Abhandlung: Meyer.
drroy.gtadgiog ,Gesandter' im Mgr., dgydgig .Anfänger 4 , aaagdgtg
,Kutscher 4 , ägyaoiijotdoig ,Handwerker 4 , ötay.ovdgig ,Bettler 4 , öia-
ßazägiq ,Passant 4 , Egmzdgig,Verliebter 4 , (/.avcc/.ägig .Schmeichler 4 ,
wohl lateinisch), -/.avy^ffdgig ,Prahler 4 , xrcuvEOdotg dasselbe, tts-
vrjvzdgig ,fünfzigjährig 4 , frsgißoldgig ,Gärtner 4 , aaltdg/g ,geifernd,
geschwätzig 4 , Gnkrpviägig ,milzsüchtig 4 , raayydgig ,Schuster 4 , ygo-
viccQig ,einjährig 4 , ipsigidgig ,verlaust 4 , xpiogidgig ,krätzig 4 , ipev-
piazdgig ,Lügner 4 .
Das Neutrum -ccgi (lat. y.al.avrdgi calendärium) z. B. in
älcpaßrjzuot ,Abc-buch 4 , ngoay.vvpzdgi ,Betschemel 4 ; zur Be
zeichnung des Ortes, wo sich etwas befindet (lat. aerarium
,Schatzkammer 4 , apiärium ,Bienenstock 4 u. s. w. Meyer-Lübke
II 509) Y-apTtavagiö ,Glockenthurm 4 , (povgragw ,Bäckerladen 4 ,
cpovQxccQiö ,Galgenstätte 4 . Aehnlick das Femininum (Meyer-
Lübke II 511): ßgovzaqia, ga.r'iojragiä, ngo(r/xcpa).agiä.
Zur Geschichte des Suffixes vgl. Usener, Der heilige Theo-
dosius 197. Hatzidakis, Einleitung 183 f. Unrichtig ist es, wenn
Meyer-Lübke im Simon Portius S. 156 die Deminutive auf -ägi
hieberbezieht: ävdgctQLOv steht schon bei Aristophanes (Acharner
517), ebenso t^evydoiov (Vögel 582).
3) Aucb -älis scheint in einigen Fällen anzuerkennen.
gEvaha ,Gastgeschenke 4 Korais, Atakta V 249 aus Ducange
(vgl. liospitälis). dgfisvdXi ß oistta? dvtoTa'Yj y.al g.iy.pä opoipij’
Leukas, Syll. VIII 369 von ilgusvov.
4) Mit -icus (vgl. u.) verbunden erscheint -dgig in -dgr/.og:
yQttodgixog. laddotyog. fpayovkdgiyog. ipiouavdgiy.og. rraiäidgiyog.
XQovidoixog, und von solchen Bildungen, wie die letzten, aus
gehend igcozidgixog. yovzqi&gixog (Prodromos II 478 Korais).
lLTQiUQiY.og. ipEigidoiy.og (Prodr. a. a. 0.). gogidoryog. y.oumdgiy.og
(Portius 26, 34 ed. Meyer).
5) -azog aus -ätus ist sehr häufig, ausgegangen von den
auch im Romanischen (Meyer-Lübke II 526) zahlreichen Bil
dungen, wie ßagßcczog barbätus. Z. B. dy.v&zog ,rein, unverfälscht 4
Leukas, Syll. VIII 388. dgxäzog,sorglos 4 Zagorion, Syll. XIV 241.
dazsgSzog ,gestirnt 4 Digenis 697. 2549 Legr. dcpgazog ,schäumend 4 .
ysuäzog ,voll 4 . y.u-daoazog ,rein 4 Chios, Pasp. 170. yJ.Ecpzäzog ,heim
lich 4 Erotokritos. havoyoyyaläzog ,mit zarten Knochen 4 Chios,
Pasp. 212. xoaaäzog Pulol. 81. uoväzog ,ungemischt 4 , iiovazay.äzog
,mit grossem Schnurrbart 4 , pvgovdäzog ,wohlriechend 4 , vopuzoi
Neugriechische Studien, III.
■75
Plur. ,Personen' (von ovoga). mxoovcräzGg ,freimüthig' (von 7taq-.
orpia) Thera, Petalas 33. rcayovX&zog ,dick' Chios, Kanell. 132.
nXeoäzog ,voll' Bova, Pell. 207. nXovaäzog ,reich' ebenda. azr r
■9-äzog ,mit starker Brust', zoe/äzog ,laufend', cpsvyäzog ,fliehend'
(nicht ans lat. fugätus, wie Meyer im Portius 159 will), yoXäzog
,gallig'. yeg&zog Thera, Pet. 4. yiovazog ,schneeweiss'. Mehrere
von den Schaf- und Ziegennamen aus Chios bei Kanellakis 103
tragen dieses Suffix: XaXaddmy zffayycar r uaayaXäzrj. mx/vcczr].
y.avXäzzj. zaovg/cdzi]. Igvvävr]. y.avXo/j-odzrj. azoaßo'/.sgüzrj. ay.s-
(paoiharj. xaizovXazrj.
Das Neutrum dient vielfach zur Bezeichnung von Speisen
und Getränken: calnvScaov bei Alexander von Tralles und Ori-
basius. äuvyöaXäzov. yaXazäcov ,Milchcreme', läzov Al. 'Trall.
xaqvöäzov ,eingemachte Nüsse', zizgazov Al. Trall. xoi-3-aoazov
,Weizenbrot'. xvöcoväzov ,eingemachte Quitten' bei Aetius. go-
a/.äzov. gvdäzov. tutceq&zov.
Ausserdem öoßäzo ,bedeckte Galerie' Serrä, «Dca. III 130
(von dötov — zö^ov). v.unziaväzo ,Capitänsrang'. za näza ,die
Jugend' Chios, Pasp. 249. vvcpixazo ,Brautkleid' Chios, Pasp. 251.
mxayazo ,Ostern' ebenda 280. nqutzäzo. Vgl. auch Hatzidakis,
Einleitung 184. Dossios 32 f.
6) -äzog mit -icus verbunden gibt -dzr/.og = lat. -äticus,
lat. fanäticus, lunäticus, silväticus (Meyer-Lübke II 521), im
Romanischen besonders in der Neutralform viel verwendet,
vgl. auch alb. spmetks ,Nieren' Et. Wtb. 413. So za äyia-
noozoXiazixa Ilavo. VIII 421. dvoi^azixog. dsvzEQtaziv.og Thera,
Pet. 49. dsQßiffidziy.a ,Derwischkleider' Epirus, Pio 74. naqa-
axEväzixa ,Freitagsgebete' Chios, Pasp. 273. naoy.aXiazixog
Kastellorizo, Syll. XXI 357. novQviaziy.og. zomdziv.ov Chios,
Pasp. 360. yiXioyooviazLv.oq ebenda 387. Bei Kantakuzenos III
436, 37 ed. Bonn, steht xscpaXaziuov.
7) Wenig gebräuchlich scheint -cczoQag aus -ätor zu sein.
In Leukas gilt nach Syll. VIII 380 &7iov.Qioazoqag für ,Ge
sandter', wozu sich aus dem Erotokritos ättoozoXcczogag ,Bote',
ßXeirazoqag ,Hüter', avßovXazoqag ,Rathgeber' (avußovXazoio im
BißXlov tt;? Kouptirca?) stellen.
8) -rfiiog aus -ensis, volkslateinisch -esis (Meyer-Lübke
II 515). Schon Stephanus von Byzanz sagt richtig zvnog IzaXv/.ög
TlozoXrjawi. Inschriftliche Beispiele bei Eckinger 114. Heut z. B.
76
III. Abhandlung: Meyer.
y-apnipnog — campensis. Ferner ßovvgGLog. yvvaiy.rjGiog. nooßa-
vrjoiog. Das Neutrum bezeichnet das Fleisch geschlachteter
Thiere: ßo'i&fyno. ysXad'fjGio (iysXdda ,Kuh'). '/.oiaorpio. Xayrjßio.
Unrichtig hält Dossios 27 das Suffix für griechisch (’löax^mos).
9) Für lateinisch -icus halte ich, der Betonung wegen,
auch -iv.og in y.Xkpxiy.og, ipsmiyog, ßsvexiyog, tovqyvyog, (poäyy.ixog.
Auch Dossios 24 denkt wenigstens an italienischen Einfluss.
tovQy.L-y.og liest man schon bei Const. Porph.; byzantinisch sind
sonst ßsvstL-yög, (pQayy.ty.6g, mit Anlehnung an die griechischen
Adjectiva auf -t-yög.
10) -icius lag vor in naxoixiog patricius seit Polybios.
Danach dvÖQty.tog ,männlich' Legr.; Epirus, Pio 58; Imbros,
Syll. YIII 539, schon bei Georgillas Than. Rhod. 118. Auch
öo/.avly.L = *decaniceum ist hier zu erwähnen.
11) Das von Hatzidakis, Byzantinische Zeitschrift II 268 ff.
ausführlich besprochene, erst ziemlich spät auftretende Suffix
-fjka (-Ha), das heute besonders zum Charakteristicum der
Geruchswörter geworden ist (/.urf/.a. pavorfka. tgvvrjla. y.aTCvrf/.a.
XUif.iatr]la. aanrjXa u. s. w.), könnte mit lat. -ela in candela fugela
loquela medela monela nitela querela sequela suädela identisch
sein. Doch spricht dagegen der Untergang dieses Suffixes im
Romanischen sowie das Fehlen älterer Anknüpfungen. Meyer-
Ltibke’s Herleitung aus rum. -ealä = slav. -elb (Simon Portius 122)
ist unwahrscheinlich, weil sonstige Beispiele für diese Laut
vertretung (i- = ea, e) fehlen.
12) An Eigennamen wie Faustina, Marina knüpfen JTs-
tQOvllva, MnovpTtovXiva und weiter die weibliche Wesen be
zeichnenden eXacplva ,Hirschkuh', nooßatlva ,weibliches Schaf',
rcQoecrtiva ,Frau des 7TQ0sotwg‘, Ttaoiva ,Frau des Pascha' an.
13) -ucla (aus -ucula) z. B. in conucla pannucla ranucla
acucla liegt vor in dem Lehnworte navov-yXa und weiter mit
augmentativem Sinne in y.o(i[.iatovyXa ,grosses Stück' Prodromos
I 164 Korais (s. dessen Note ”At. I 171); ysQovxXa ,grosse Hand'
Syll. IX 305.
14) Aehnlich wie Nr. 12 ist wohl auch das verkleinernde
Suffix -ovXa nach der wahrscheinlichen Erklärung W. Meyer’s
(Portius 150) aus Eigennamen wie Tertulla u. ä. entnommen
worden; denn es mit -ulus, -ula zu verbinden, woran Dossios 41
denkt, verbietet der Accent (vgl. doy.ovXa). So z. B. irootovXa.
Neugriechische Studien. III.
77
■/.aaslovla. rvcpovhx. yvvar/.oüXa. v.akvßovkcc. iXovlcc (von slala).
xvqovXa. Ttcadovla. Jteqör/Mvka. dqooovka u. s. w. Nach den
Femininen dann die Masculina fuxqovXr t g. cxOTtqovXrjg. (.tavqovXvg.
xovrovfojg. äv&qcortovkrjg. xvqi,axovlr]g. xvqovXrjg. Weiterbildungen
davon sind puxponXixog. ötvdoov'käy.t. yaqtovkrjdqa. zjooiarov'kiä.
15) Sehr häufig ist -ovqct = lat. -Ura, in dem Lehnworte
xXsiaovqa clctusura und weiter in dvaxarovqa ,Drunter und Drüber,
Verwirrung*. ävsfiovqa ,giravento* Som. ßqs/TOvqa Epirus, Syll.
VIII 585. kkhjviY.ovqa. dokocncx ,Trübung*, xanvovqa. xoixua-
Toiqct Prodromos I 194 ,grosses Stück*, xkcoaaovqa. xaovqa.
kacmovqa ,viel Schlamm*. Igevovqa ,Menge Fremder*. itELovqa
,Fussvolk*. rtbjOTOvqa Epirus, Syll. VIII 585. axorovqa ,Schwin
del*. cpayovqa ,Jucken*. Davon abgeleitet xkecprovqux Passow
44, 3. {insqunav'iovqm Chasiotis S. 218, Nr. 40.
Nachträge.
Zum ersten Hefte.
S. 15. Von Hatzidakis sind seitdem erschienen:
( ]>tXoXoYi'/.a xoodXa. Hapvaccii; 1894.
llspi toü ETJgou vqg Xe^sw? Mscapsäc. ’A0v]vä VI (1894) 3 ff. 473.
‘Appioljo y.y.1 ippiccijo, cuvappiotjo y.ai cuvopp.ai^ü). Ebenda 141 ff.
llspi uup.pupTüiv cr/'pp.aiiap.üjv. Ebenda 143 f.
S. 17. Krumbacher’s Thätigkeit für das Neugriechische
ist um einige Jahre weiter hinauf zu rücken. Schon 1880 er
schien von ihm in den Blättern für das bayrische Gymnasial
wesen S. 366—374 eine Recension von Foy’s Lautsystem der
griechischen Vulgärsprache, der sich in den folgenden Bänden
dieser Zeitschrift andere Recensionen über Neograeca an
schlossen.
S. 18. Der in der ersten Zeile angeführte Aufsatz Neu
griechische Sprache und Literatur in Deutschland*, der in der
Allgemeinen Zeitung anonym erschienen ist, stammt nicht von
Thumb, wie mir dieser mittheilt. Sein Verfasser ist mir nicht
bekannt.
78
III. Abhandlung: Meyer.
Von Hesseling ist neuerdings erschienen: Over het Grieksch
der Middeleeuwen. Leiden 1893. 23 Seiten.
S. 19. Die Arbeit von Oikonomides steht Syllogos XXII
238 ff.
S. 20. Für das hellenistische Griechisch sind jetzt nach
zutragen :
Schmidt, De Flavii Josephi clocutione observationes criticae.
Leipzig 1894.
Apostolides, Du Grec Alexandrin et de ses rapports avec
le Grec ancien et le Grec moderne. Alexandrie 1892.
PI. Anz, Subsidia ad cognoscendum Graecorum sermonem
vulgarem e Pentateuchi versione Alexandrina repetita. Disser
tation von Halle. 1893.
’Antqniaäiic, Hept toQ Xe/.Ti - /.oS iSKÄgaxo? vr\q Katvijs
’AOrjvä II (1894) 105 ff.
S. 21. Gegen Buresch neuerdings Rzach im Philologus
LIH (1894) 280 ff.
S. 23. Ueber Jonismen der Koivv) s. auch Schmid, Atti-
cismus III 14 ff. und W. Schulze, Zeitschrift für das Gymnasial-
wesen 1893, S. 162.
S. 32. Z. 3 v. o. lies ,nördlichen* statt ,südlichen*.
S. 38 sind hinzuzufügen:
Koymac K. M., AeJpxbv oi5. tou? geXe-nima«; ib. twv itaXaiöv
'EXX^vmv cuY'j'päp.ii.aTa. Kaxä io iXX>)jiPfep|Mcvtxbv iou 'Pelgepou cuv-
tayßs'i. 2 Bände. Wien 1826. In II 605—617 JItva; xepis-%ti>v Xs^et;
Tiva? Tijs G7][j.spivi;<; f,p.öv yXuaa-qq. 618—636 IKvac; ■xEptey_oiv Xelqeiq oaxq
eo^|j.et'wGev 6 Kcpa^c dq tag äioKpipou? xov e/.oÖGätp eXXv^vwv cuyYpatpetov.
IIepiahc, Aei;t*bv eXXvjvixbv xai haXuiöv. Hermupolis 1857.
Ders. As^r/ov eXXvjvoixaXixöv. 2 Bände. Athen 1878. Berück
sichtigt besonders die Volkssprache.
Bapbathc, Neov Xeqr/.bv eXXyjvo^aXXmöv. Athen 1878. 1175
Seiten.
Kopahc, Ta p.sta Oävaxov eöpsOsvxa ooYYpaggaTa, auXXsyi'na üzb
’A. Magouy.a. Togo? a, Tcepts/wv YaXXoYpauuxbv Xeijaov. Athen 1882 (?).
Aacka.i akiic , IlAYjpEc Xe^uwv YaXXoeXXr ( vabv Iraxogov. Athen
1893. Hat die Wörter der Volkssprache in Klammern.
S. 40. Die neugriechischen Pflanzennamen sind zum Ver
gleiche herangezogen in der Ausgabe des Theophrast von
Stackhouse.
Neugriechische Studien. III.
79
S. 41. Griechische Ortsnamenverzeichnisse aus dem König
reiche auf Grund offizieller Daten enthalten:
Noyxakhc, Nsoc oTOTioxtx'os zai yjsipoYpayiv.bc, xi'vac; cuvca^Qiii;
zai ezBo0s!i; e-j'zpicst toü uxoDpfetou twv GTpaTtwTtxwv. ’'Ez3oai? BeuTEpa.
Athen 1890. 348 S. 8.
IIavsXXvjvio<; SuvTpotpop. ’Exifatov xoXiTetazsv, o!zovop.oXoYizbv zai
fftaxtuTizov 'Hp.epoXo-jrov. 1891, S. 33—208: MXr,Oucp.bc T?j<; 'EXXäBoi;
zaxä xi)v axoYpa<pr]v xvjc 15'—16 äxpiXiou 1889.
OopoXoYia twv xpoiovTwv vqq yrjc zai twv £wwv. 1892 (Publi-
cation des Finanzministeriums), S. 127—255.
S. 43. Nach einer Mittheilung A. Thumb’s befindet sich
das Manuscript von Hahn’s Märchen im Besitze von Dr. Deffner
in Athen.
S. 46. Einiges über den Dialekt von Selybria findet
sich im Syllogos XXII 53 f.; über den von Adrianopel
ebenda 54.
S. 48. Für das makedonische Griechisch vergleiche noch
Puljüvski, Recnik'b ota cetiri jezika. I. Srpsko-albanski. II. Ar-
banski-arnautski. III. Turski. IV. Grcki. Belgrad 1873. Ich
habe vergebliche Versuche gemacht in den Besitz dieses Buches
zu gelangen, und kenne es vorläufig nur aus der Anführung
bei Miklosicli, Rumunische Untersuchungen I 2, S. 94.
S. 49. Sajaktzis, Gräcowalachische Sitten und Gebräuche
[aus Monastir], Zeitschrift des Vereines für Volkskunde IV 134ff.
Mit einigen Vokabeln.
S. 50. Aamiipi^iic ’IwctvvY)?, Zayopiaza. Athen 1870. Ueber
Geschichte, Sitten, Gebräuche, Volkslieder. Ist mir nicht zu
Gesicht gekommen.
S. 51. Von Kpycta.ohc sind neuerdings lh^oypcuf/nj.azx er
schienen, Athen 1894.
S. 52. Von Zotos Molossos ’HxsipwTtzai p.sXexai wird im
Syllogos XXII 269 ein 2. Heft des IV. Bandes angeführt.
S. 54. Ha.tamac Kwot., TpayoüBia zr t c xaTpiSo? p.ou [Mesolongi],
Athen 1886.
S. 59. Das Gedicht von Nu/äy.-qc über die Maina ist zuletzt
bei ’Axehanapakoc 'IcTopia zr t q Mocvvjc, Athen 1892, abgedruckt
(Mittheilung von A. Thumb). Hopf bei Ersch und Gruber
LXXXV 129, A. 30 führt eine Aazwvizi] /wpofpaita uxb tou Ntz^xa
80
III. Abhandlung: Meyer.
Nvjcpoö Ad'/M'ioq, Athen 1853, an, in der die '[atopia 1% M<xvy)<;
ebenfalls enthalten ist.
S. 61. Zakonische Sprachproben finden sich nach Diefen
bach, Völkerkunde Osteuropa’s I 202 in dem Drama '0
TuyoSuÄy.TY);.
r r
Im Annuaire der Ecole pratique des Hautes Etudes, Section
des Sciences historiques et philologiques, 1894, S. 77—87, steht
der Bericht über eine wissenschaftliche Reise des Dr. Hubert
Pernot [vgl. Ngr. Stud. I 18] nach Griechenland zum Zwecke
des Studiums des Zakonisclien, zusammen mit einem Aufsatze
desselben über ^sakonien aO! = neo-grec äoep^ot;’.
S. 75. Elpis Melena, Erlebnisse und Beobachtungen auf
Kreta. Hannover 1862. Enthält ein Paar Vocabeln.
Bjiactoc, '0 yap.oi; ev Kpf,"-p. v H0yj y.ai eöijm Kprprüv. Athen
1893. Enthält viele Volkslieder und ein sehr reichhaltiges
W örterverzeichniss.
S. 77. Mena^poc, «huvyjTi-/,-}) vr\q ciaXsxTou twv or,p,sptvöv Ku-
Ttpluv. ’AGyjvä VI 145 ff. 1894. Nachträge ebenda 462 ff.
S. 83. Zu Nisyros vgl. jetzt Syll. XXII 54ff.
S. 84. Stamatiaähc, ’Ixapiaxä vj-uoi Icropfa y.ai TCepifpcKff, vqq vy$<jou
Txapixc. Samos 1893. 160 S. Dai-in S. 106—119 -Jjöq xai eQip.a,
mit Texten; 119—144 S'.aXey.Ts?, mit einem Glossar; 145—150
Volkslieder; 151—153 Spiele. Die Kritik von ItouX'.avsc, ’AGy)vä
VI 442 ff., ist ungerecht hart.
S. 86. Georgakis et Pineau, Le folklore de Lesbos. Paris,
Maisonneuve 1894. (= Band XXXI der Litteratures populaires
de toutes les nations).
Ueber den Dialekt von Katirli, nordöstlich von Brussa,
vgl. Syllogos XXII 57 ff.
S. 88. Aravanion: vgl. Syllogos XXIII 80.
Proben des trapezuntischen Dialektes soll Zacxiaria, Reise
in den Orient, Heidelberg 1840, enthalten.
S. 89. Neo<i>ytoc, üepl tmv ev Kepacouvu SeiaiSaip.ovtwv y.ai
TipoX^ewv. Syllogos XXII 146 ff. 1894.
Oikonomides, rXwuay.ä ex navrou. Syllogos XXHI 102 ff.
Ders. TAixp'.e'.c [zu Stamatelos, s. S. 90], Ebenda XXII
152 ff.
v. Kannenberg, Trapezuntische Tanzlieder. Globus LXVI,
Nr. 12. 1894.
Neugriechische Studien. UI.
81
S. 92. Zu Blau’s Arbeit über das Griechische von Mariu-
pol vgl. Stier, Zeitschrift der deutschen morgenländischen Ge
sellschaft XXIX 166 f. Fleischer ebenda 167. Himly ebenda
XXXI 152 f.
Zum zweiten Hefte.
S. 15. Hinzuzufügen ist Kyprisch ßdßa ,Ainme‘ Sakel-
larios II 483. Auch im Serbischen ist 6aöci ,Amme'.
S. 16. Zur Etymologie von asl. K'kapo vgl. Zubaty, Archiv
für slavische Philologie XVI 418.
S. 17. Zu ßetevtßa vgl. noch brescianisch valensana, vero-
nesisch, vicentinisch, trentinisch valanzana ,Bettdecke', englisch
valance ,Bettvorhang', das Skeat mit Unrecht auf Valence bei
Lyon bezieht. Zu vergleichen ist it. catalogna, in Como cata-
lana ,Bettdecke': Monti Vocabolario dei dialetti di Como, S.45;
frz. couverte de Cataloigne Des Periers Nouv. X = Oeuvres
II 50 ed. Lacour. valessio führt Mussafia, Beitrag 117 an, ohne
es zu deuten.
S. 32. xo£öxa bei Krystallis, 8.
S. 36. y.ovnßüj.u, also mit italienischem Suffix, im Zoooi;
yepwv V. 571.
S. 38. Zu Xajtovdi vgl. südrum. läpudä ,Socke' bei Wei
gand, Aromunen II 315.
Zeßct ist schon byzantinisch: ,ropes stretched across a
river to prevent vessels from ascending', ,a kind of engine',
Soph. mit zwei Stellen aus Konst. Porph. de adm. imp. 238, 23.
239, 5, und einer aus Kedrenos II 591, 18.
S. 39. Nicht zu jiaC,a).i gehört xaxafiä^aXog ,unglücklich',
'/.aloga^alog ,glücklich'. Dies enthält im zweiten Theile das hebrä
ische bja mazzal ,Glücksstern, Planet; Schicksal, Glück' (Levy,
Neuhebräisches und chaldäisches Wörterbuch III 65), das im
A. T. blos im Plural nibia ,Sternbilder des Thierkreises' vor
kommt. Auf dieses semitische Wort geht auch spanisch des-
mazalado ,kleinmüthig, schwach, feig' (bei Cervantes) zurück,
wie Ascoli richtig gesehen hat, Miscellanea Caix-Canello S. 435,
A. 2 = Sprachwissenschaftliche Briefe 101, A. Endlich gehört
dazu das jüdisch-deutsche Schlimmassel (schlimm Massel) ,Un
glück', auch ,Pechvogel', Tendlau, Sprichwörter und Redens-
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 3. AbU. 6
82
III. Abhandlung: Meyer.
arten deutsch-jüdischer Vorzeit, S. 140, Nr. 467, und sein Gegen 1
theil, das slavisch-jüdisch-deutsche dobre masel ,Glück' (poln.
dobry ,gut'), Leo Wiener, The Judaeo-german Element in the
German Language, American Journal of Philology, XV 345.
S. 40. hsqtmov auch Imberios 533. Machäras 56,16; (isq-
Tizagys Mach. 272, 6. mertikd ,porzione' in Bova, Pellegrini 188.
S. 41. fxorrdg auch in Kreta: Vlastos '0 ystpioc sv Kprjvfl 152.
(lovvxog von einem dunklen Pferde, Akrit. 2101 Legr.
S. 43. Zu pjteXa vgl. südrum. bei ,schwarzer Widder
oder Hund mit weissem Flecke auf der Stirne'. Weigand,
Aromunen II 297.
S. 44. Zu HJtißtEQij noch firaarioid ,Abgrund, Fels' in
Siatisti, ’Apyjla I 2, 79.
S. 57. Zu GepjtQog. Thomsen Beröringer mellem de finske
og de baltiske Sprog, Kopenhagen 1890, S. 215 f., hält im Gegen-
theil finnisch seura ,Gesellscliaft', ehstnisch sobr ,Freund' u. s. w.
für baltisch.
S. 58. Zu oXorct: auch bulg. cAoma,pluviae nivibus mixtae',
im Cöopmnra. VII 476.
S. 59. ßjtoXoxävi ist vielmehr rumänisch späläcanie ,Mund
wasser, §aineanu' Dicjionar romäno-german 363.
S. 61. r<J£Xiyy.d(hq Nom. Plur. Krystallis IIs£oypaafyp.oaa 36.
Vgl. auch Weigand, Globus 1893, S. 86.
S. 62. xöijtxa vgl. noch bulgarisch (in Ochrida) u,Hna
,seidenes weibliches Kopftuch', C6opnnirE> VII 479.
S. 64. ßdlroq. Jannarakis hat als kretisch xd ßlarog.
S. 67. Füge hinzu xovi.ü.a ,Pflaumen' in Epirus, Mvv)p.eta
I 176, aus alb. kümbuls. Verf., Alb. Wtb. 213.
S. 68. Füge hinzu MXct ,Raupe' Zagorion, Syll. XIV 252.
Epirus, Mvy;p,. I 22. 46. Icdocpawpevo ,von Raupen zerfressen'
Epirus, Syll. XIV 222. Alb. lalo Wtb. 232.
Zu Iws/ovcn gehört j.ayovoid n. Plur. Krystallis, ilsto-fpy.-
yfaxtoc 8.
S. 69. fiTtäXho Krystallis a. a. 0. 16.
S. 72. Zu (Tiovrovg steht wohl auch yovxovßa ,hornlose
Ziege' in Kappadokien, Karolidis, rXwcaäpiov <Tu-ptpiTix.6y 221,
irgendwie in Beziehung.
S. 73 füge man zu Omoro in ^atot a-lp-o,aufgewecktes Kind',
Zagorion, Syll. XIV 216, aus alb. Spirt — lat. spiritus. Wtb. 414.
Neugriechische Studien. III.
83
xöd<pi] ,heftige Kälte, Reif. Epirus, Sy 11. XIV 233. Mvyjp..
I 56. Aus alb. tsaf, tsafs ,Reif, Kälte' Alb. Wtb. 443.
xßi(pxx\§ ,milvus regalis' Bikelas, aus alb. lcift ,Sperber,
Hühnergeier'. Alb. Wtb. 226.
xßjovxßjavovq ,klein' Velvendos ’Ap/sta I 2, 105. Von alb.
tsutse junges Mädchen' = slov. cuca ,cunnus'. Alb. Wtb. 443.
S. 74. Zu den rumänischen Lehnwörtern sind hinzuzu
fügen :
y/Mlzuvoq von einem Schafe mit gelben Haaren. Epirus,
Syll. XIV 212. Aus rum. galbän = lat. galbinus. Richtig jeden
falls yY.al\mivog.
XQMtiTOVQsq f. Plur. ,grosse in den Boden befestigte Steine,
zwischen denen Lücken klaffen, die das Gehen darauf sehr
beschwerlich machen'. Zagorion, Syll. XIV 240. Rum. crepä-
turä ,Riss'.
hyxsiiopcu yAi/ogat, kuOup.ü’ Zagorion, Syll. XIV 244. Rum.
ling ,lecke'.
pxßbXi : syLvs \vtoski ,er ist gänzlich durchnässt'. Zagorion,
Syll. XIV 245. Kann rum. miqel = lat. misellus sein.
viayxqov ,schwarzes Schaf' Epirus, Syll. XIV 220. Rum.
negru ,schwarz'; vom Femininum neagrä.
vrjXa ,Mitleid'. Zagorion, Syll. XIV 225, vgl. 251, Nr. 25.
Südrum. nila ,Mitleid' (Weigand, Aromunen II 322) = nordrum.
milä aus slav. mih.
qCjtcu yä puobua’ Epirus, Mvyjp.sta I 23, wohl ,Bett von
Gebirgsbächen'. Aus rum. ripä ,Abhang, Schlucht, Ufer' oder
alb. rips ,Bergabhang', beide aus lat. rlpa. Alb. Wtb. 367.
Qovßßa {., Qovaaov n. von einer weissen (hellfarbigen)
Ziege. Velvendos, ’Ap/eia I 2, 78. Als Hirtenwort wohl aus süd-
rum. rus = lat. russus; auch bulg. serb. pyc, asl. poyrh, alb.
rus. Wtb. 371.
ßipvQayyaq ,von den Dächern herabfliessendes Regen
wasser'. giovoiQm ,fliesse'. atpa aiovovaQu ,strömendes Blut'.
Zagorion, Syll. XIV 229. Zu rum. firuesc, furuesc ,couler,
ruisseler'. Cihac II 388.
ßxavxixog ßGxiq Si’ oEju0up,!av slvai Ix/ybq za! acapzoq’. Zago
rion, Syll. XIV 246. Zu rum. scänesc ,pleurnicher'. Cihac II329.
ßjtovQva ,glühende Asche'. Artotini, ’E?. <piX. Nr. 682.
Südrum. sprunä (auch spura, aus spurnä, Weigand, Aromunen
6*
84
III. Abhandlung: Meyer. Neugriechische Studien. III.
II 330), d. i. lat. pruna, mit dem sich spuzä aus spodium ge
mischt hat.
xötovyyoq ,Ochs, dem ein Horn gebrochen ist £ . Yelvendos,
’Ap/ew I 93. Rum. ciung ,verstümmelt'. Alb. Wtb. 442.
S. 82. ymvo.qi ,Mücke' auch in Kappadokien. Karolidis,
lAwicäpiov 167.
S. 86. JtarsQov im Syntipas 56, 8. nacsimü Acc. ,Vater
unser' Gad. 300.
S. 89. Zu xOixOiv vgl. noch 'Csi'C,iv dida C. Gloss. Lat. III
12, 50.
S. 93. 6xoQ(pa schon im Pulologos 545. ädgecpnx auch bei
Xenopulos, 'Eaxt<x 1893, II 181 (Zante). Mittheilung von Thumb.
S. 94. uOmvv/M auch in Amorgos, Naxos; geqvlv.ü Jos;
Gsqnxög Foy, Lautsystem 82; Corsica, <t>apou; 200. Mittheilung
von Thumb.
S. 95. x(oAoffavQa Pulol. 370. yoSäpla bei Samsun
(Thumb).
S. 102. Italienische Thiernamen, die aus Lockrufen ent
standen sind, s. bei Mattioli, Vocabolario romagnolo-italiano
(Imola 1879) S. 143.
IV. Abhandlung: v. Hartei. Patristische Studien. V.
l
IV.
Patristische Studien.
V.
Zu den Briefen des h. Paulinus von Nola.
Von
Dr. Wilhelm v. Hartei,
wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Die Ausgabe der Werke des Paulinus hatte für das
Corpus der Akademie im Jahre 1876 Dr. Josef Zechmeister
übernommen und auf seinen Reisen in Italien, Frankreich und
England einen grossen Theil des Materials zusammengebracht.
Sein frühzeitiger Tod (1880) hinderte ihn, die begonnenen Colla-
tionen zu Ende zu führen und an die Bearbeitung der Aus
gabe selbst zu gehen. In seinem Nachlasse fand sich nur die
Adnotatio critica zu den ersten drei Natalicien, soweit seine
Collationen reichten, und in den Wiener Studien 1879, S. 98 f.
hatte er eine Anzahl Vermuthungen zu dem 21. Gedichte mit-
getheilt, indem er an diesen Proben zeigen wollte, wie sehr der
Text der Gedichte durch die von ihm bislang wieder gefun
denen und sorgfältiger ausgebeuteten Handschriften früherer
Herausgeber und den neu entdeckten Monacensis, welchem er
mit Recht einen hohen, gegenüber dem Ambrosianus allerdings
einen zu hohen Werth beilegte, gefördert werden könne. Ausser
dem hatte er zu einigen anderen Gedichten Conjecturen am
Rande vermerkt, von denen eine Auswahl der Mittheilung werth
schien. Zu den Briefen fehlte ihm noch die vollständige Colla-
tion des ältesten Parisinus 2112, s. X (0) und mehrerer Hand
schriften, welche nur einzelne Stücke enthalten, sowie des
wichtigen Monacensis 26203, s. XII (M), dessen Ivenntniss ich
selbst erst Herrn Wilhelm Meyer verdanke.
Als ich nach Zechmeister’s Tode die Herstellung der Aus
gabe übernahm, bedurfte es geraumer Zeit, bis die Mängel des
Sitzungsber. d. pliil.-hist CI. CXXX1I. Bd. 4. Abh. 1
2
IV. Abhandlung: v. Harte 1.
Apparates ergänzt waren und bis endlich die Hoffnung auf
gegeben werden konnte, neue, bessere Handschriften zu finden.
In den Einleitungen zu dem 29. und 30. Bande des Corpus habe
ich die jüngeren Mitarbeiter namhaft gemacht, welche sich um
die Verbesserung und Ergänzung des mitgetheilten Apparates
verdient gemacht haben.
Was nun die Briefe betrifft, so scheint nur ein Theil,
allerdings der weitaus grössere aus einer alten Sammlung zu
stammen, zu welchem in jüngeren Codices und in den Ausgaben
einzelne Briefe aus den Sammlungen des Augustinus, Hierony
mus und Rufinus und einige wenige zerstreut überlieferte Stücke
hinzukamen. Jene alte Sammlung wird uns heute durch drei
Gruppen von Handschriften: 1) durch 0 — Parisinus 2122,
s. X, 2) F = Laurentianus 23, 20, s. XV, P — Paris. 9548,
s. XV und U = Urbinas 45, s. XV, 3) L = Lugdunensis 535,
s. XII/XIII und M = Monacensis 26303, s. XIII repräsentirt,
welche selbstständig neben einander stehen, wie ihre Lücken
und Lesarten zeigen. Unter diesen Verhältnissen können weder
LM, obwohl diese alle Kennzeichen einer willkürlichen und
kühnen Revision an sich tragen, noch die jüngsten FPU, deren
Text weniger durch absichtliches Eingreifen, aber viel durch
Flüchtigkeit der Abschreiber gelitten hat und um mehrere
Jahrhunderte länger gelegentlichen Interpolationen ausgesetzt
geblieben war, nicht bei Seite geschoben werden, indem bald
die eine, bald die andere Gruppe die Zeugnisse des Paris. 0
bestätigt oder dort, wo dieser lückenhaft oder verderbt ist,
Richtiges bietet. Die Güte des Parisinus ist dabei aber eine so
hervorstehende, dass man seiner Führung ohne die zwingendsten
Gründe nicht misstrauen darf. An zahlreichen Stellen bewahrt
er allein die wahre Lesart oder verderbte Züge des Archetypus
in solcher Ursprünglichkeit, dass daraus sich ebenso leicht die
richtigen Worte finden wie die stärker entstellten der anderen
Gruppen erklären lassen. Es war demnach für den Text des
Paulinus ein Glück, dass der editio princeps = v (Paris 1515),
wie sich nach dem Apparate unserer Ausgabe leicht feststellen
lässt, diese vortreffliche Handschrift oder eine Abschrift derselben
zugrunde gelegt wurde. Allerdings hat das keiner der folgenden
Herausgeber erkannt, und je mehr Handschriften jedem dieser
zu Gebote standen, desto schwerere Schäden wurden dem Texte
Patristische Studien V.
3
zugefügt; denn über andere als interpolirte und jüngere hat
keiner verfügt, so wenig es uns gelungen ist, solche, die besser
als 0 wären, aufzutreiben. Wer Näheres über die Ueber-
lieferungsgeschichte des Textes erfahren will, kann auf die
Einleitung des vor Kurzem erschienenen 29. Bandes des Cor
pus verwiesen werden.
Der Archetypus, aus welchem alle unsere Handschriften
stammen, scheint eine Minuskelhandschrift etwa des 9. Jahr
hunderts ohne völlig durchgeführte Worttrennung gewesen zu
sein, die nicht an aussergewöhnlichen Gebrechen litt. Es fehlten
hie und da einzelne Wörter und Silben; ihre Schreibfehler
erweisen sich zumeist als ganz geringfügige, wie sie sich allent
halben finden. Ich ziehe es deshalb vor, die im Folgenden
zu besprechenden Stellen nach der Reihenfolge der Briefe
vorzunehmen, um gelegentlich Zusammengehöriges zusammen
zufassen. Diese Blätter mögen auch meine Ansicht über das
Verhältniss der Handschriften oder Handschriftengruppen ver
anschaulichen und einige Nachträge und Verbesserungen zu
meiner Ausgabe der Briefe aufnehmen.
Ep. I, c. 4, p. 4, 7. Paulinus ermahnt seinen Freund
Severus, auf der Hut zu sein, wenn er mit Ungläubigen sich
auseinandersetzen will, iam erubesces atque pallebis, ut causae
peioris adsertor, et motus (motus v, motu 0, moto cet.J gradu
titubabis in uia domini et caelo (e celo FPU, a celo M, de
celo v) relaberis, si quae aedificasti destruis. Der Codex 0
steht der in der editio princeps hergestellten Lesart motus um
eine Linie näher als die anderen Handschriften, deren moto
gradu als vorschnelle Verbesserung erkennbar ist; denn mouere
(demoliere) gradu aliquem bedeutet, jemanden aus seiner festen
Stellung bringen, was der Sinn hier fordert. In demselben
Satz zeugen, wie sonst häufig, die verschiedenen Versuche der
jüngeren Handschriften (e celo, a celo) für die ursprüngliche
Lesart, welche neben 0 auch L bewahrt hat. Der blosse
Ablativ steht in solcher Verwendung p. 330, 10 oculos suos —
leuarent seque uel paululum humo tollerent, 147, 24 profundis
fluctibus extrahere, carm. X, 50 uibrauerit caelo iubar und an
anderen im Index S. 412, col. 2 zusammengetragenen Stellen. —
c. 7, p. 6, 5. Die Kinder dieser Welt mögen anmassend sein
und die Gläubigen für einfältig halten, ait enim dominus
l*
4
IV. Abhandlung: v. Hartei.
(Luc. 16,8): filii saeculi huius sapientiores sunt filiis lucis,
sed adiecit: in hac generatione. sint prudentiores, dum non
sint filii lucis. sint una (una FOPU, in hac LM, sua v)
generatione sapientes, dum in illa regeneratione nostra inue-
niantur excordes. Hier kann una richtig sein, indem Paulinus
die eine Zeit, in der sie leben und gelten, der anderen Zeit,
der Zeit ihrer Verdammung entgegensetzt, in welcher die From
men ihre Wiederauferstehung (regeneratio) feiern; es mochte
ihm der nächste Vers des Lucas (9) vorschwehen (tva Se-wyms
— üp.ä? eh Ta; aiüm'ou? sxvjvdA. in illa regeneratione tritt also
für das nach una generatione zu erwartende in altera genera
tione ein. Für das schwer verständliche Wörtchen setzten LM
eine Vermutliung in hac, viel ansprechender die editio princeps
sua. Wenn Paulinus nicht una geschrieben hätte, würde er wohl
in ista geschrieben haben, wie er sonst durch iste und ille
,diesseits* und .jenseits* bezeichnet, was die im Index unter iste
gesammelten Stellen lehren. — c. 11, p. 9, 25. Auch hier bietet,
wie ich zu spät erkannte, der Codex 0 allein die richtige Les
art: tarn breuis enim et facilis uia est, ut nec in Pyrenaeo
ardua sit, qui Narbonensi ad Hispanias aggere (ager est P 1 ,
aggeri LM, ager FUP 2 ) nomen magis quam iugum horrendus
interiacet, d. i. der Pyrenaeus, welcher auf dem Wege aus
Gallia Narbonensi nach Hispanien. mehr mit Rücksicht auf
seinen Namen als auf seine Höhe furchtbar daliegt, agger ist
in der Bedeutung von uia bei Paulinus ganz gewöhnlich, z. B.
carm. XH, 25 comes aggere tuto tuis, XVHI1, 501 subsistit in ipso
aggere, 566 seductus ab aggere iuxta deuius (vgl. Ind. s. v. agger).
Für den blossen Ablativ ohne Präposition verzeichnet der Ind.
S. 412, 13 zahlreiche Belege. Der freie Accusativ aber ist
geradezu beliebt, so dass, wenn es auch an einem ganz gleichen
Beispiel fehlt, die kühnere Anwendung anzunehmen sein wird.
Dem Sinn ist diese Fassung entsprechender, als wenn wir mit
v agger schreiben, wobei dann nomen magis quam iugum als
Apposition in concessivem Sinne ,obwohl mehr Name als Berg*
stehen müsste und nicht interiacet, sondern opponitur das zu
erwartende Prädicat wäre.
Ep. V. c. 8, p. 30, 15. Zweimal war Seuerus in gleicher
Weise durch Krankheit verhindert, Paulinus zu besuchen, in-
Patristische Studien. V.
5
super hoc ad mala nostra cumulatum putamus, quod et tempta-
tionum tibi causa fuerimus, qui bis (qui bis 0, quibus FPU,
pro quibus L M) geminas, nt indicasti, aegritudines pertulisti,
totiens uerberatus, quotiens ad nos uenire conatus es. Die Les
art der Handschriften FPU würde nicht völlig unannehmbar
erscheinen, wenn nicht schon L und M gegen sie Verdacht er
regten, welcher durch qui bis in 0 nur bestätigt wird. Man
begreift, wie der Ausdruck bis geminas nach Art dieser Hand
schriften in FPU eine einfache, in LM eine eingreifendere
Aenderung hervorrief, indem Seuerus ja nur zweimal erkrankt
zu sein behauptete. Man hat aber auch keinen tieferen Sinn
dahinter zu suchen, als ob Paulinus die beiden Erkrankungen
mit Rücksicht auf die gleiche Veranlassung verschwistert nenne,
oder als ob Seuerus vielleicht angedeutet habe, dass zu den
körperlichen Leiden sich der Schmerz unerfüllter Sehnsucht
gesellte, bis geminae aegritudines sind duplices, wie tergemini
honores bei Horaz triplices. So heissen p. 292, 18 die zur
Rechten und Linken des Gottessohnes stehenden Böcke und
Lämmer bis gemina pecus:
et qua (quia u>) praecelsa quasi iudex rupe superstat,
bis geminae pecudis, discors agnis genus, haedi
circumstant solium; laeuos auertitur haedos
pastor et emeritos dextra conplectitur agnos.
d. i. agni et haedi, qui bis genimae pecudis sunt. Der Codex
M hat von erster Hand pecudes, um den schwer verständlichen
Genitiv zu entfernen. XXVII, 378 wird das per arcus bifores
eindringende Licht bis geminum lumen genannt:
qui sua fulgentis solii pro limine Felix
atria bis gemino patefactis lumine ualuis
spectat ouans
und XXVIII, 185 ist von einer doppelten (bis geminata) nouatio
der dort beschriebenen cella die Rede:
medio pietatis
fonte nitet mireque simul nouat atque nouatur;
185 namque hodie bis eam geminata nouatio comit,
dum gemina antistes gerit illic munera Christi;
in geminos adytum uenerabile dedicat usus,
castißco socians pia sacramenta lauacro.
6
IV. Abhandlung: v. Hartei.
Dem als Kind nach der Taufe gestorbenen Celsus wurde eine
zwiefache (bis congeminata) gratia zutheil XXXI, 5: ut rudis
ille annis et nouus iret aquis atque bis infantem spatio aeui
et fonte lauacri congeminata deo gratia proueheret. — c. 9,
p. 31, 13. Die Nachricht, welche des Severus Krankheit mel
dete, traf auch Paulinus krank, probauimusque in nobis se-
cundum apostoli dictum et affectum, conpati sibi unius cor
poris membra. Es liegt nahe, durch die leichte Aenderung
ajfectu, d. i. amore, in welcher Weise Paulinus nach dem Index
häufig das Wort verwendet, den Sinn, dass die Liebe das ge
meinsame Leiden der in Christus zu einem Leibe Verbundenen
erkläre, zu gewinnen. Paulus I Cor. 12, 26 spricht aber nur
von dem cu[xizitr/j.'.'/ und auqya'.pv.v aller Glieder, ohne einen der
artigen Grund beizufügen. Deshalb ist es gerathen, conpati —-
membra als appositive Erklärung des Wortes affectum zu fassen;
et ist dann mit Beziehung auf den zweiten Theil der Be
hauptung y.ai cjuf/.aipsiv xävTa Ta piXrj gesagt.
Ep. XI, c. 2, p. 61, 10. Gott ist Mensch geworden, ut
nos conformet corpori gloriae suae nec solum a terra nostra
sed etiam a cognatione diuulsos in sortem et generationem suam
transferat. quo munere nos sibi creare et in suae caritatis
uinculo copulare dignatus et (est io, exp. M) a familiaritate
carnali, in qua iam nunc, ut (ut exh. M, om. cet.J intellegimus,
huic nos foederi praeparauerat, in aeternam necessitudinem
affectu potiore mutauit. So ist mit einer leichten Aenderung
et für est (est blieb irrthümlich in meinem Texte stehen) zu
lesen, indem auch nicht est zu dignatus ergänzt werden darf;
denn der ganze Satz quo munere — mutauit ist eine Consequenz
des vorausgehenden, quo munere — dignatus aber eine Begrün
dung dieses. Wie derjenige, welcher Gott ähnlich werden will,
irdischen Besitz und irdische Verwandtschaft verlassen muss, so
hat Gott auch unseren Verkehr schon hienieden zu einem
himmlischen verwandelt, ut, welches M allein bietet, ist kaum zu
entbehren, wenn die Hinzufügung, was das Fehlen in L verräth,
auch nur auf Conjectur beruhen mag. — p. 61, 15. Die caritas
Christi wird nach Paulus I Cor. 13, 4 gepriesen: haec est inflari
nescia, pura doloris, aemula deo. Wenn auch purus mit Genitiv
ohne Beispiel bei Paulinus dasteht (401, 17 purus animi ist an-
Patristische Studien. Y.
7
derer Art), müssten wir uns bei der sonstigen Häufigkeit solcher
mit Adjectiven verbundenen Genitive mit der Lesart pura do-
loris beruhigen, wenn dieselbe nicht durch die Ueberlieferung
selbst verdächtigt würde, pura bieten allein die an Conjecturen
reichen L und M, und FP 2 U verstärken durch ihr uacua den
Verdacht, dass das echte Wort verdrängt sei. Von diesem
hat 0 allein noch einen Rest cura erhalten, indem (se)cura
doloris zu schreiben ist. Für securus mit Gen. vgl. 83, 3 di-
uinae uidelicet pietatis iustitiaeque securus, XVI, 251 non ille
tenendi securus meriti. — c. 11, p. 70, 15. Paulinus preist die
von Seuerus verfasste Lebensbeschreibung des heil. Martinus.
haec quoque uerba tua uellera sunt et dominum lesum gratissimo
tegmine cooperiunt, cuius supellectili pulchra ambiunt et in-
genii tui floribus tegunt. Vergebens suchten die interpolirten
Handschriften der Stelle durch Veränderungen des Wortes
pulchra in fulcra (fulchra FLP), die offenbar durch Ausfall
gelitten hat, zu helfen. Aber nicht cuius (corpus) oder cuius
(membra), wie vermuthet wurde, treffen das Richtige, indem
die Bekränzung sich nicht auf den ganzen Körper oder alle
Glieder beziehen kann. Paulinus schrieb wohl: cuius (caput)
oder eins caput.
Ep. XII, c. 6, p. 78, 17. Paulinus spricht hier über die
Kreuzigung Christi. Die dem Sinn und der Construction nach
dunkle Stelle wird so zu schreiben und zu interpungiren sein:
cruci ergo fixus est dominus quo mysterio pietatis et consilio?
apostolus docet, ut solueret, inquit, parietem ualli — in sua
carne suscipiens, inquit, similitudinem carnis peccati, non uti-
que similitudinem carnis, quia Omnibus (in omnibus FLMU)
deus ueritas et ideo uere et corporaliter uerbum caro factus,
sed (est sed M, sit LOU, est sic F, Qst sit P, est v) simili
tudinem ('sic 0, in similitudinem c,ct.) peccati carnis, ut qui
peccatum non fecit per suam inuiolabilem inpassibilemque
naturam propter nos tarnen, ut scriptum est, peccatum faciens,
id est peccatorem susceptum in forma send gerens. Scheinbar
verschlägt es nicht viel, ob wir nach cruci ergo fixus est
dominus einen Punkt setzen und zu quo mysterio pietatis et
consilio ergänzen crucifixus sit oder cruci — consilio als einen
Fragesatz fassen; aber im Fortgang der Rede handelte es sich
8
IV. Abhandlung: v. Hartei.
um die Darlegung des Mysteriums der Menschwerdung; also
findet ergo im Folgenden vielmehr seine Berechtigung: hoc ergo
mysterio pietatis et consilio crucißxus est. Dass Gott wirklich
Fleisch geworden, wird damit begründet, dass Gott durchaus
(omnihus) wahrhaftig ist. Die interpolirten Handschriften bieten
in omnihus. Der blosse Ablativ wird auch an einer anderen Stelle
p. 31, 11 aus hominibus herzustellen sein: quod quidem gratissi-
mum signum concordiae omnihus nostrae fuit, wofür Rosweyd
in omnihus setzte. Sonst liebt Paulinus bei Adjectiven den
Accusativus, wie p. 15, 10 omnia inpar, 215, 19 omni» potens,
XV, 13 pro honoribus omnia uanis, XVIIII, 643 deus omnia
Christus, XXXI, 138 cuncta manente deo (vgl. Ind. S. 414).
Der Gegensatz in sua carne suscipiens similitudinem carnis
peccati, non utique similitudinem carnis, verlangt sed simili
tudinem peccati carnis, wie bereits Lebrun erkannte. Die
Varianten der Handschriften dürften darauf zurückgehen, dass
sit oder est, über sed geschrieben, dieses Wort überall bis auf
M verdrängte. Die Ellipse von est ist ganz gewöhnlich. Die
Interpolation ging dann weiter und fügte in vor similitudinem
hinzu; nur 0 blieb frei davon. Das folgende ut ist nicht etwa
mit qui zu verbinden, sondern gehört (= wc) zu propter nos
peccatum faciens. Für dieses faciens forderten aber Scliottus
factus, Sacchini se faciens, indem Beide eine Anspielung auf
II Cor. 5, 21 t'ov -fap fq YvävTx dtuxpTtxv uxep 7)p.ä>v dcp.xpitxv exoir l <sz')
in Erinnerung der Stelle epist. 27, c. 2, p. 318, 17 factus, ut
scriptum est, pro nohis peccatum per similitudinem car
nis peccati, wo derselbe Gedanke entwickelt wird, annahmen.
Paulinus hätte so unbeschadet des Sinnes schreiben können,
aber er zog wohl faciens vor, indem er mit ut scriptum est
auf die angezogene Stelle Rom. 8, 3 in sua carne suscipiens
similitudinem carnis peccati zurückgreift und dadurch den
Gegensatz (qui peccatum non fecit per suam inuiolabilem in-
passihilemque naturam und propter nos tarnen faciens) schärfer
hervorhebt. Obwohl der Sünde unzugänglich, erschien der
Menschgewordene wie einer, der sündigen konnte, u? tic dtp.xp-
Totvwy, peccatorem susceptum in forma serui gerens. — c. 7,
p. 79, 18. quam ob rem domini passione et resurrectione non
solum ad spem et fidem resurrectionis instruimur, ut non sola
resolutione carnali, sed et uoluntaria ah hoc saeculo recessione
Patristische Studien. V.
9
mori nouerimus et moriendo per fidem huic mundo uiuificemur.
Der ganze Zusammenhang lässt annehmen, dass. non solum —
instruimur den gegensätzlichen Gedanken ,wir gewinnen nicht
blos die Hoffnung auf das ewige Leben, sondern auch die
Anleitung, wie wir gegenwärtig zu leben haben', wiederholt,
welcher im Anfänge des 6. Capitels in scharfer Sonderung
seiner Glieder ausgeführt ist: quod autem bonus dominus cruci-
fixus est et resurrexit, non solum ad destructionem mortis nos-
trae et ad reparationem aeternitatis operatus est, sed etiam ad
praesentis uitae informationem. An unserer Stelle vermissen
wir also mindestens sed etiam. Es werden aber hinter in
struimur mehrere Worte, wie etwa sed et informamwr oder sed
et ad uitam praesentem informamur ausgefallen sein. Es ist
möglich, dass hier die interpolirten Handschriften, welche sed
nach instruimur einfügen, einen Rest der ursprünglichen Lesart
bewahrt haben.
Ep. XIII, c. 2, p. 85, 21. nam si uerum illud est sensu
nos potius uidere et audire, certe adsum tibi et potiore mei
parte, qui (quo 0) animo ad te uenerim, quo nisi adsimus, ubi
et corpore intersumus, praesentiam non probamus uacua nostri
imagine mentis absentia. Der Codex 0, der diese und die fol
genden Capitel allein erhalten hat, schreibt fälschlich quo, das
die editio princeps in quu, veränderte, so wie ubi et in ubi
etiam. Unsere Emendation wird auch durch die Beobachtung
unterstützt, dass die Formen der Pronomina qui quo quae quod
quem que, sowie qua und quia ungewöhnlich oft verschrieben
sind, so, um nur einige Stellen zu nennen, p. 103, 12. 19. 112, 9.
116, 5. 9. 118, 1. 122, 7. 126, 3. 132, 10. 134, 9. 144,5. 158,5.
162, 21. 164, 3. 167, 2. 172, 6. 22. 205, 9. 253, 18. 399, 6. 24.
Dieselbe Umschreibung brieflichen Verkehrs begegnet p. 24, 11
tu uero potiore tui parte quam {qua) (quam 0, qua L, quamuis
FPU, om. M) manseris, solo corpore domi residens, uoluntate
ad nos et spiritu et sermone uenisti. —- c. 3, p. 87, 11. (Abraham)
empto ad sepulchrum agro mortuam suam pretiosa sede con-
posuit, docens pariter quid sibi istic (isti cui 0, isti v) de-
berent homines prouidere, cum is, qui ad dei uerbum de terra
patriae cognationis exierat nihilque praeterea de peruagatis
natione diuersa spatiis conparauerat, omnis terrae aduena,
10
IV. Abhandlung: y. Hartei.
solum tarnen agrum sepulchro, id est non temporalem sed aeter-
nam possessionem emisset. Die Lesart isti cui führt auf istic,
nicht auf isti, noch weniger auf iusti, wie Sacchini vermuthete.
Denn istic heisst ,hier, im Leben hienieden*, was trotz; der Häufig
keit der Stellen (vgl. oben S. 3 und Ind. S. 434) doch hie und
da nicht erkannt wurde, wie z. B. p. 266, 25 nos — non solum
istic (sic 0, ista cet.) sed etiam in aeterno saeculo indiuidua
semperque praesenti contemplatione conspicies; und istic wurde
in 0 leicht zu isti cui, wie zahlreiche unten zu p. 264, 14 mit-
getheilte falsche Erweiterungen zeigen. An der Stellung der
Worte de peruagatis natione diuersa spatiis ist nicht zu rühren.
Solche Wortverschlingungen liebt Paulinus, und sie sind ein
Anlass zu willkürlichen Aenderungen in den interpolirten Hand
schriften gewesen, wie die adnotatio zeigen kann. — c. 6, p. 89,
21 quo nietu quidam sanctus morae metuens et de tardo sene (fine
Grynaeus) sollicitus, orat deum ut notum ipsi (sibi v) faciat
finem suum. Das von Grynaeus vermuthete fine wäre weder
unpassend, noch der Fehler schwer erklärbar; aber die kühnere
Wendung de tardo sene, d. i. de se qui senex longaeuus futurus
esset oder de sua tarda senectute, ist Paulinus zu belassen.
Müsste man ändern, so läge de tardo seni (d. i. senii) um
Vieles näher (vgl. 102, 11 perfectum fidei, 164, 16 lubricum
prauitatis, X, 11 mite patris, censoris acerbum, XV, 318 fra
gile hoc infirmi corporis, XXXI, 88 fragile carnis und den
Ind. u. neutrum S. 438). — c. 7, p. 90, 7. paruulo Uli suo aegro-
tanti inpenderat lacrimas et regios cultus atra ueste mutatus,
cilicio cinere ieiunio fultus (fultas Schot., fietu v), preces ad
deum miserat. Keine dieser Vermuthungen ist zulässig, da die
Ueberlieferung einen berechtigten Anstoss nicht bietet. Der
Ausdruck (fultus — adiutus) ist Paulinus eigenthümlich und
auch an einer anderen Stelle verkannt worden; vgl. XVIIII, 325
qui (Ambrosiusj fultus munere tali reginam prompta confudit
luce furentem, XXII, 64 diuino mortales munere fulti (uel functi
M s. 1.), XXIIII, 883 cornibus et alis arduae fultus crucis.
Hingegen ist p. 400, 3 die Vermuthung der editio princeps
beatioresne tibi uidentur, qui purpura fulgent, qui gemma libant
(libunt O, bibunt Col.), toga fulciuntur palmataque pinguntur
zu verwerfen, indem die Lesart von O faciuntur die sichere
Emendation farciuntur nahelegt. Auch im Folgenden p. 90,21
Patristische Studien. V.
11
;pium est contristari diuulsione (deuulsione 0, de auulsione v)
hat man Paulinus ein seltenes Wort genommen, das p. 37, 21
carorum hominum uel adsuetorum locorum diuulsione und 314,
14 ex recenti dolore fraternae diuulsionis (deuulsionis L) sowie
p. 61, 8 sed etiam a cognatione diuulsos feststeht.
c. 11, p. 92, 20. patronos animarum nostrarum pauperes,
qui tota Roma stipem meritant (queritant M, mendicant v),
multitudinem in aula apostoli congregasti. Weshalb stipem
meritant missfiel (Lebrun schreibt mit L stipe meritant), ist nicht
erfindlich. Wohl aber lag es nahe, an multitudinem Anstoss zu
nehmen, wofür Sacchini und Chifflet recht unpassend meritant
multi, ut (tu SacchiniJ diues vorschlugen, indem die Er
wähnung des Reichthums nirgends weniger am Platze ist als
hier, wo die misericordia gepriesen wird, multitudinem ist
asyndetisch an pauperes angereiht und steigert es, so dass
selbst die leichte Aenderung pauperum abzuweisen sein wird.
Auch in den unmittelbar folgenden Worten kehrt diese Glie
derung in chiastischer Stellung wieder: uidere enim mihi uideor
tota illa religiosa miserandae plebis examina (— multitudinem),
illos pietatis diuinae alumnos (= patronos animarum nostrarum
pauperes) tantis influere penitus agminibus in amplissimam glo-
riosi Petri basilicam. — Pammachius, welcher die Armen speist,
wird im Folgenden p. 93, 10 mit Christus verglichen, der die
Menge quinque panibus et duobus piscibus panis ipse uerus
et aquae uiuae piscis expleuit, non usitato more cretura (crea-
tura FOP, creature U, creaturam LM) cibis hominum, sed
nouo munere iam paratos hominibus cibos gignens. Selbst die
stark eingreifende editio princeps gelangt nur zu einer Con-
struction creans cibos, ohne dem Sinne gerecht zu werden.
Dass man cretura, wie ich herstellte, änderte, daran trug wohl
der Paulinus eigenthümliche Gebrauch des Dativs, den man
verkannte, schuld, non cretura cibis hominum gignens heisst:
er schuf nicht, was erst zur Speise der Menschen werden
sollte, sondern fertige Speisen, cum operta manus diuino sug-
gestu uisibiles epulas ministraret. So drückt der Dativ den
Zweck aus, zu dem man etwas besitzt, gebraucht, verändert,
ergreift: p. 19, 7 hos igitur nunc libros lectioni (in lectione 0)
habeo, 39,6 ut apophoreta uoti spiritalis accipies, habiturus
exemplo, si necdum simili argento uteris, XXVI, 224 (Lot
12
IV. Abhandlung: v. Hartei.
urbem) electam domo (domum T) sumit, p. 108, 2 dijferens te co-
roncie tuae, sed reseruans adiutorio nostro, XV, 180 dilatum
gladio terroribus ante temptat, p. 119, 14 ut exagitati curis
prudentiae et metui diuinitatis acuamur, 133, 26 ut dum la-
bore castrensi corporis robur exerces, spiritalibus te proeliis
roborares, 177, 17 et sensui reformatus et regno, 428, 6 in
eo loco, quem effusioni (effusione Z) sanguinis gloriosi elegerat,
XVII. 219 (inuii montes) nunc tegunt uersos monachis (mona-
chi OV, monachos B G R) latrones pacis alumnos — uertitur
caelo pia uis latronum, XVIII, 323 et Christo uertatur Adam,
und so wird auch XVII, 81 qui tibi faxit (fatis GR L , factis
cet.j iter omne campis, arduos montes reprimat cauasque in-
pleat ualles zu schreiben sein. — c. 15, p. 96, 27. Würde der
Reichthum auf gute Werke verwendet, das wäre in Wahrheit
ein Reichthum, der seine Besitzer reich machte (uere diuitiae
diuites), und daran würde sich Gottes unermessliche Güte
Iahen, si, quod bestiis aut gladiatoribus et conparandis male
profiigatur et alendis, id propriae donaretur saluti cariusque
nobis esset uiuere quam perire; sed et auaritia et liberalitate
peruersa deo pro nobis egentes, zabulo contra nos prodigi
sumus. Da die jüngsten Handschriften FPU egentes, LM
egente, 0 aber agentes bieten, schien sich hier, wie auch an
anderen Stellen, die ursprüngliche Lesart aus einer Verbindung
der beiden Varianten zu ergeben, und ich vermuthete demnach
deo pro nobis (agenti) egentes. Indessen ist die Lesart agentes
aus der Schreibung des Archetyps aegentes erklärlich und, wenn
wir egentes lesen, die prägnante Kürze durch den Gegensatz
verständlich genug: Wir sind Gott gegenüber, wenngleich es
sich um unser Wohl handelt (pro nobis), karg; dem Teufel
gegenüber zu unserem eigenen Nachtheil (contra nos) ver
schwenderisch.
c. 17, p. 98, 22. Die Unbarmherzigen, welche ihren armen
Mitmenschen eine Unterstützung versagen (etia.m saeuis uerbe-
ribus expelli iubent), werden an den Reichen des Evangeliums
erinnert, der, in der Hölle schmachtend, um Labung seiner
Zunge bittet, qua (lingua) sine dubio ideo uehementius cre-
mabatur, quia in Eleazarum ante ianuam suam stratum et
canibus relictum saepius superbus auaro ore peccauerat.
Die Erzählung hei Lucas 16, 19f. bietet nichts, was das Wort
Patristisclie Studien. V.
13
saepius erklären könnte. Es wird demnach mit Aenderung'
eines Buchstabens saeuius zu schreiben sein, was auch der
vorausgehende Comparativ uehernentius empfiehlt. — c. 18,
p. 99, 9. tibi igitur —• qui non iacere mendicum ante ianuam
tuam epulante te sustines, sed contra tectis tuis laetus inducis
aut tecum epulaturum aut etiam ieiunante (te) saturandum,
tibi felix a peccatis egestas. Das nothwendige te fügen MU
vor ieiunante ein, während es in anderen Handschriften
fehlt. Der Umstand, dass nur je eine Handschrift der beiden
interpolirten Familien te bietet, lässt vermuthen, dass das Pro
nomen erst später in diesen ergänzt wurde. Dass das unent
behrliche Wort dort einen passenderen Platz hat, wo es
auch leichter ausfallen konnte, d. i. hinter ieiunante, legt auch
das vorausgehende epulante te nahe. -— c. 19, p. 100, 1. Die
Namen der strafbaren Reichen werden im Evangelium nicht
genannt, als ob durch sie die Lippen befleckt würden: idcirco
neque illius diuitis nomen existat, cuius uanitas et auaritia
Signatur (Luc. 12, 20), cui consumpta iam uita de ortae
apparatibus cogitanti dictum est: hac nocte expostulatur ani-
ma tua. Hier haben alle Handschriften sinnlos uita de uitae
apparatibus; nur 0 hat orte, d. i. de ortae (sc. uitae) appa
ratibus. Wenn hiemit Vorkehrungen gemeint sind, wie sie dem
beginnenden Leben entsprechen, werden wir uns mit dem Aus
druck zufriedengeben können; klarer würde derselbe aller
dings durch Hinzufügung eines Wörtchens (ui) de ortae appa
ratibus cogitanti. Der Fehler uitae erklärt sich wie so oft
uitae
durch die überschriebene Glosse ortae welche das zu erklärende
Wort verdrängte. Eine ähnliche Ellipse ist auch an einer an
deren Stelle nicht verstanden worden p. 57,10: accepimus litteras
sanctae affectionis tuae, quibus iubes nos in epistolis, quas ad
te facimus, aliquem praeter officii (officium LM, officii ne-
cessitatem v) de scripturis adicere sermonem, d. h. officiosis
litteris adicere tractatum de scripturis sacris. — c. 21, p. 102,
18. meruitque (Lot) pro hospitali domo tantam (tantam O,
totam cet.J in domum (domo O) urbem munere dei sortitus
accipere, quia — non dubitauit — pudicitia ßliarum redi-
mere hospitum castitatem, d. i. Lot erhielt für sein gastfreund
liches Haus, das er verlassen musste, eine so grosse Stadt
14
IV. Abhandlung: v. Hartei.
(Segor) zum Wohnsitz. In der Genesis (19, 30) findet totam
keine Stütze. Paulinus selbst nennt Segor zwar eine kleine
Stadt carm. XXVI, 221 et cum Pentapolim perfunderet igneus
irnber | exiguam Segor Sodomis discernit iniquis \ Lot fugiens;
und so liegt auch in tantam eine Uebertreibung, aber doch eine
begreiflichere, in verlangt aber in der hier nothwendigen Be
deutung den Accusativ; für in domum sagt Paulinus in der
Erzählung derselben Sache domo XXVI, 224 Lot fugiens casta-
que potens prece liberat urbem electamque domo sumit. Vgl.
p. 28, 19 socrum sortitus in matrem, 63, 8 te elegit nobis dare
in fratrem, 26, 16 parietem utrumque conectei'e et in templum
sanctum atque in liabitaculum dei corpora et corda construere
und Index unter in S. 431. — p. 102, 25 (Lob) spoliatur opibus
patrimonii, non animi; sed inuulnerabilis corde nec labiis peccat,
nudatus ambitione substantiae, sed armatus uirtute patientiae;
orbatus prole, non cordis lurndne, filios mentis suae iustitiae
opera conplectitur. Sacchini hielt den Satz für lückenhaft und
ergänzte (sauciatur corpore) sed inuulnerabilis corde, mit Unrecht,
wie das eng anschliessende nec labiis peccat, wofür die editio
princeps ne labiis quidem interpolirte, zeigt, sed bildet den
Uebergang zu einem weiteren Punkte, der dadurch als der
bedeutendere gezeichnet ist: weil aber Job von dem Verlust
des Vermögens ungetroffen blieb, sündigte er auch durch kein
Wort der Klage. Noch weniger verlangt der Parallelismus des
letzten Gliedes eine Ergänzung, wie sie Sacchini als nothwen-
dig erachtete: prole (carnis).
Ep. XIIII, c. 4, p. 110, 6. Paulinus gratulirt seinem
Freunde Delphinus zur glücklichen Austragung einer den Pres
byter Basilius betreffenden Angelegenheit (negotium de sancti
presbyteri Basili domo per operam tuam, ita ut desiderauimus,
explicatum), indem reiche Leute sich zur Einsicht bringen
Hessen ad intellectum bonum inluminari, quo per exigui domi
cilii iustam reformationem aeternum sibi in caelesti taberna-
culo pauperis (pauperes FOPU, pauperibus LMJ sancti
sui (sanctis uv), a quo inuicem recipientur, hospitium pa-
rauerunt. Rosweyd hat pauperis hergestellt. Das leichte Ver-
derbniss hatte die Stelle unverständlich gemacht und die Con-
jectur pauperibus sanctis (= per pauperes sanctos) in LM
■
■
Patristisclie Studien. V. 15
hervorgerufen, welche der Plural neben quo und inuicem un
passend erscheinen lässt. In sanctis aber steckt sancti sui.
sancti könnte ohne sui genügen; aber sui erklärt leichter das
Versehen und ist als Anspielung auf Luc. 16, 9 (xor^caTs ecm-coi?
<p(Aous ey. toö |xaf&vä vqc, aoiYjaq, ha, otov ey./UTrrps, osiiümai up,a?
sis t«? aiwvious ay.’/)vas) willkommen.
Ep. XV, c. 1, p. 111, 4. concurrebant (bei dem Empfang
eines Schreibens von Amandus) undique in animum causae
gratulationum, quod accipiebamus litteras uestras, quod nostri
(nos nostri M) memores probabamus, quod ad, uotum nostrum
audiebamus incolumes, quod domnum meum (meum O, nostrum
cet.) ex graui et longa infirmitate sanatum cognoscebamus. de
utroque u,estrum pariter laetißcati sumus, quia, {qua) eadem
fest add. <oJ tribulatio, quae illum corpore, te corde confecerat,
ita et eadem uisitatio, quae illi diuinam opem supra lectum
doloris, et tibi refrigerium securitatis in cubili conpassionis
adtulerat. In dem Satze quod nostri memores probabamus
hat der um Erleichterung der Lectüre bemühte Redactor des
M-Textes offenbar quod uos nostri schreiben wollen (in M
steht nos). Das Object wird aber ebensowenig in dem nächsten
Satz quod — audiebamus incolumes gesetzt und war leicht zu
ergänzen. Im Folgenden nahm nicht ich zuerst eine hinter
quia leicht durch qua ergänzte Lücke an, sondern L und M
haben bereits sicut eingefügt. Für qua (= insoferne) bietet der
Index S. 444 entsprechende Belege. So schrieb ich auch qua
für quia, wie es der Sinn verlangt, p. 280, 2 nam qua latorem duo
testamenta per unum pacta, deum in Christo copulat una fides;
denn der erste Satz enthält keine Begründung, sondern eine
Vergleichung. Auch sonst ist die Bedeutung dieses qua ver
kannt worden, wie XVIII, 94 (Felix sepultus) nemo oculis
qua (quis T, quibus GR) corpore cernimus extat, mernbra
latent positi (vgl. XVIIII, 301 qua mortalis erat, lateat tel-
luris operto), XXXII, 234 uita perennis erit, qua (quia Mura-
tori) tune in sede beata nullus peccandi locus est. Vielleicht
ist aber doch die Stelle ohne diese Zuthat zu halten, wie sie
die Handschriften bieten, wenn man nur et ita umstellt oder
dafür ut et schreibt: quia eadem est tribulatio, quae — con
fecerat, et ita (oder ut et) eadem uisitatio, quae — adtulerat.
16
IY. Abhandlung: v. Hartei.
Ep. XVI, c. 5, p. 118, 26. Wir müssen, was wir sind
und haben, auf Gott beziehen, nihilque ab illius potestate
nostro remoueamus errore, quia, uelimus nolimus, ipse nostri
ut omnium et creator et deus est. et quia, quantum est bonitas
et sapientia et origo rationis est, nihil nisi ratione constituit et
ad materiam suae bonitatis creauit, ipsi omne quod sumus in-
pendamus et quae illi placita sunt studeamus dicere et facere
curemus. Die verschiedenen Vorschläge (Rosweyd quantus est,
Schottus quantus quantus, Lebrun quia, quantus quantus est,
bonitas) zeigen, dass Paulinus’ Gedanke unverstanden blieb;
er will sagen: insoferne (in quantum) Gott die Güte, Weisheit
und der Ursprung des vernünftigen Handelns ist, hat er Alles
vernünftig eingerichtet und seiner Güte gemäss geschaffen.
Wenn etwas zu ändern ist, wird wohl (in)quantum et bonitas
zu schreiben sein. Vgl. 232, 12 in quantum abundauimus ad
exacerbandum dominum peccando, superabundemus satisfa-
ciendo, 122, 15 ueritas in tantum ualet, 322, 9 in tantum mente
sua indiguit, ut non de humano sed de diuino spiritu mentem
habuisse dicatur. Befremdlich aber bleibt ad materiam suae
bonitatis creauit, ob wir nun ad = secundum oder = in (ut
materia sit) fassen. Paulinus schrieb wohl: ad naturam. La-
tinius hatte ad memoriam vermuthet. — c. 8, p. 122, 19 quae
ueritas in tantum ualet, ut de gentilibus quoque philoso-
phorum (philosophis U) qui uel extremae ueritatis lineas cel-
sioribus ingeniis attigerunt, inquirendae tantum, nedum sequen-
dae sapientiae uacari non posse senserint, nisi pecuniarum onera
quasi stercorum etiam in mare quidam proicerent. Der Ge
nitiv philosophorum, abhängig von gentilibus, ist nicht gegen
den Sprachgebrauch des Paulinus (vgl. X, 159 clari sophorum,
XVII, 86 innubae sororum, 85, 8 rari praetereuntium, 305, 24
multis pauperum egentior), und de gentilibus selbst hängt von
qui ab, indem die Stellung nur eine freiere ist (qui de gentili
bus philosophorum — attigerunt), so dass quidam oder nonnulli
nicht vermisst wird. Um so auffälliger ist die Hinzufügung
von quidam im letzten Satz, das über der Zeile oder am Rande
zu de gentilibus ergänzt, an diese unrichtige Stelle gerathen
sein wird. Die sich jedem leicht bietende Vermuthung Sacchini’s
extremas für extrxmae ist weder nothwendig, noch vielleicht
dem Sinne förderlich; denn die weltlichen Philosophen haben
Patristischo Studien. V.
17
nach Paulinus’ Meinung nicht die äussersten Grenzen der Wahr
heit erreicht, sondern sie sind wenigstens bis zu den Grenzen
der letzten Weisheit vorgedrungen. So heisst es hei Tertullian
von Hermogenes (adu. Hermog. 3): er steht unter den Einsichts
losen auf der tiefsten Stufe: quorum Hermogenes extrema linea
est, und Terent. Eun. 600 extrema linea amare d. i. aus der
grössten Entfernung liehen. Der nächste Punkt des Ziels
heisst linea ohne Attribut (vgl. lineas transilire). —- c. 11,
p. 124, 9. tua uero mens — in ipsam arcem sapientiae Chri
stum fide praeuia dirigatur, patior (paciscor M) ex copia tibi
in nostris quoque studiis possidendae philosophorum facundiae
(possidendam ph. facundiam LMJ, dum aduersam ueris desinas
amare sapientiam. Die sinnlose Ueberlieferung hat M wenigstens
durch eine kühne Aenderung in eine grammatische Construction
zu zwängen gesucht; an deren Richtigkeit lassen, abgesehen
von dem befremdenden Ausdruck paciscor = polliceor, das un
bequem zurückbleibende ex copia und die Uebereinstimmung
der anderen Handschriften, welche den von copia abhängigen
Genitiv bewahren, zweifeln. Die Conjecturen von Clauerius
patior esse copiam, von Sacchini facio et copiam suchen zwar
den Fehler an seiner Stelle, aber sie sind nichts weniger als ge
fällig. Sacchini schlug aber zugleich vor dirigatur potior; est
copia und stellte so das ursprüngliche Wort glücklich her. Das
selbe gehört aber nicht zu dem vorausgehenden Satz, sondern
zu dem folgenden: potior est (oder ecce?) copia, d. i. eine vor
züglichere Gelegenheit hast du in unseren Studien, die Bered
samkeit der Philosophen zu erwerben.
Ep. XVH, c. 4, p. 127, 19. Seuerus hat, wie Paulinus
meint, seinen Dominaedius Felix beleidigt, indem er den in
Aussicht gestellten Besuch der Grabstätte dieses Heiligen unter-
liess. et tibi forsitan mens fortior et anima robustior aut
potens conscientia perfectae in Christo dilectionis tantam mi
nistret ßduciam, ut magnorum fidei et operationis tuae meri-
torum conpensatione delictum hoc, quo dominum meum Felicem,
quod absit, laeseris, diluendum putes. quam quam (quam tarn
w) de ipsius etiam tibi bonitate, quam de ipso, cuius Spiritus
est, deo Christo largissimam habet, ueniam tibi polliceris: uerum
ego uel tarn timidum me uitio infirmitatis meae uel tarn nimium
Sitznngsber. d. pbil -hist. CI. CXXXII. Bd. -i. Abli. 2
*
18
IV. Abhandlung: v. Härtel.
amoris tui fateor, ut pro te etiam tuta timeam. Worauf sich
das quam tarn der Handschrift beziehen soll, ist nicht zu finden;
es kann weder auf das vorhergehende fiduciam, noch auf das
folgende quam—ueniam gehen, ohne Sinn und Construction zu
verletzen. Der Sinn aber scheint zu sein: vielleicht versprichst
du dir von der Güte des Heiligen jene Huld, die er selbst in
reichem Masse von Christus empfangen hat; und handelst im
Glauben und Vertrauen zu ihm (d. i. unterlassest es, ihn durch
deinen Besuch zu ehren); aber mir bangt doch um dich, dass
du der Gunst des Heiligen auf solche Weise verlustig gehen
könnest. Wir erwarten dann einen Concessivsatz, der sich
durch die Aenderung des überlieferten quam tarn in quam-
quam leicht ergibt, indem wir mit quamquam zugleich einen
neuen Satz beginnen müssen, welcher, wie etiam andeutet, einen
weiteren Entschuldigungsgrund enthält, quamquam und uerum
könnten sich entsprechen, wie sonst quamuis (licet) und sed;
vgl. 420, 12 quamuis eandem adstantem cruci suae dominus non
morientis infirmitate trepidans consolatus sit, sed — admonet,
XXVII, 440 quamuis sancti omnes toto simul orbe per unum \ sint
ubicumque deum—, sed (sed om.'BGß) didita sanctis \ sunt loca
corporibus, XVIIII, 425 ergo iste haec licet in patulo sibi prom-
pta uideret \ tutius et furanda sibi —, sed miser — argentea
sumere | spreuit, XXIIII, 259 licet esset anni t.empus autumnus
tepens, sed naufragis hiems erat. Beispiele für quanquam (etsi,
etiamsi) — at bietet Kühner AG. §. 163, 4. Indessen wird
durch ein gelinderes Mittel, durch Tilgung eines Striches, zu
helfen sein, indem wir quantam herstellen, der Satz ist dann
mit dem vorausgehenden zu verbinden: et tibi forsitan mens
fortior — tantam ministret fiduciam —, quantam de ipsius
etiam tibi bonitate — ueniam tibi polliceris. Ob das erste tibi-
zu streichen oder in ibi zu verbessern sei, mag dahingestellt
bleiben.
Ep. XVIII, c. 3, p. 130, 8. Paulinus schildert die Theil-
nahme des Paschasius bei der Erkrankung seines Reisebeglei
ters Ursus. quantum ille laborabat in corpore, tantum hie in
spiritu macerabatur. et ideo respexit illum dominus in huius
humilitate, cumulans et hoc beneßeium, usque (ut usque M,
qui L) ad, mortem infirmatum (inßrmatus w) fide tarnen et
■
SH"
Patristisclie Studien. V. 19
labore Paschasi, in (paschasim 0, paschasii cet.) quem do
minus experiri iioluit potentiam (potentia LMJ apud se sancti
sui confessoris Felicis dominaedii nostri, de periculo inuenire
(inuenire 0, inueniret cet.) salutem. Auch hier ist ersichtlich,
wie ein kleines Versehen des Archetyps infirmatus für infir-
matum zu starken Aenderungen in L und M führte, während
die jüngeren Handschriften treu an dem Ueberlieferten halten,
indem sie nur inuenire in inueniret ändern. Der Accusativ
mit Infinitiv statt eines irt-Satzes ist für Paulinus völlig un
bedenklich (vgl. Ind. unter infinitiuus S. 433). Die Reinheit
von 0 lässt auch nicht zweifeln, dass in paschasim mehr steckt
als paschasii, wie alle anderen Handschriften bieten, nämlich
Paschasi in, wodurch wir die dem Sinne entsprechende
Construction erhalten, welche LM mit dem Ablativ potentia
gewinnen wollten, in quem aber steht entweder für in quo
(vgl. Ind. S. 431) oder für aduersus quem: dem Paschasius
gegenüber wollte Gott die Macht des heiligen Felix zeigen. —
c. 4, p. 131, 23. Wenn auch Gott den Victricius unter den
gallischen Völkerschaften mit glücklichem Erfolge das Evan
gelium verkünden liess, tarnen in remotissimo Neruici littoris
tractu, quem tenui antehac spiritu fides ueritatis adjlauerat et
potissimum in uas electionis excerpsit, in te prima refulsit
clarius, incaluit ardentius et propius adparuit. Bis auf O
sind alle Handschriften lückenhaft und lassen excerpsit aus,
vielleicht ohne Absicht, vielleicht, indem sie das Wort für ver
derbt hielten und tilgten. Dasselbe findet sich in ähnlicher
Bedeutung, wie wir es hier brauchen, XX, 316 de grege seti-
gero multis a fetibus unum excerpsere sibi, d. h. elegerunt, und
so scheint es Latinius verstanden zu haben, der te (für et) po
tissimum in uas electionis excerpsit (d. h. wohl te excerpsit, ut
uas electionis fieres). Aber der Zusammenhang lässt es nicht wahr
scheinlich erscheinen, dass te und nicht vielmehr quem d. i. Neruici
littoris tractum, welches Land den Völkerschaften ganz Galliens
und der ganzen Welt gegenüber als besonderes Operationsfeld
des Victricius hervorgehoben wird, das Object von excerpsit
sein sollte. Kühn, aber nicht ungeschickt schreibt M: in te
(für et), potissimum uas electionis, in te prima refulsit clarius
etc., indem so Victricius als der gewaltige Heidenapostel ange
redet wird. Wenn auch diese Conjectur wegen der Auslassung
2*
■
20
IV. Abhandlung: v. Hartei.
von excerpsit auf einer falschen Voraussetzung ruht, möchte
man doch in Anlehnung an dieselbe vermuthen: et in te potissi-
mum ut uas electionis excerpsit. Doch bedarf es kaum einer
Aenderung der Worte, wie sie 0 überliefert: et potissimum
in uas electionis excerpsit (sc. in te), d. h. tibi potissimum reser-
uauit, qui alter Paulus uas electionis appellari mereris.
Ep. XVIITT, c. 4, p. 142, 8. Paulinus empfiehlt zum Schluss
des Briefes dem Delphinus seinen treuen Boten Cardamas: sit
nobis clausula commendatio Cardamatis, quem gratulamur de
benedictione manus tuae ita esse renouatum, ut in eo ante
ridiculam mimici (sic M, inimici cet.) nominis leuitatem,
nunc adsumpta de exorcistae nomine grauitas reuerentiam
(sic M, reuerentiae cet.) dederit. So stehen die Worte in den
Ausgaben, ohne dass die Handschriften eine wesentliche Trü
bung der Ueberlieferung verrathen; denn die Lesarten mimici.
und reuerentiam scheinen einleuchtend und naheliegend, ob man
in ihnen glückliche Erhaltung oder Wiedergewinnung des Ur
sprünglichen erkennen mag. Das Hauptgebrechen bleibt durch
sie unberührt, indem leuitatem und reuerentiam nicht zugleich
von grauitas dederit abhängen können; vielmehr vermisst man zu
leuitatem ein dem Begriffe grauitas entgegengesetztes Subject,
wie artis, negotii uanitas oder etwas Aehnliches, und dies er
gänzte man um so lieber, wenn die Meinung der Erklärer irgend
wie begründet wäre, dass Cardamas vor seiner Bekehrung ein
Mime gewesen sei. Dieselbe stützt sich aber nur auf das Wort
mimici. Nun kann aber nomen mimicum nicht wohl mimi
nomen bedeuten, sondern nomen, quod hominis leuitatem de-
pingit uel similat. Paulinus deutet damit eine witzige Ety
mologie des Namens Cardamas än, das er von cardo und amare
ableiten mochte, etwa ,Wendeliebh Ist dies richtig, so genügte
die Hinzufügung eines Buchstabens oder eines Wörtchens gleichen
Auslautes hinter ante, um Sinn und Construction herzustellen:
ut in eo (d)ante (oder ante (dantej) mimici nominis leuitatem.
Wie dederit, so würde dante soviel als in medium dare oder
ostendere bedeuten müssen. Aber so überzeugend diese Con-
jectur zu sein schien, so kamen mir doch nachträglich Zweifel,
nicht blos weil dieser Gebrauch von dare bedenklich und das
Spiel mit dare und dederit frostig ist, sondern auch weil wir jene
Patristische Studien. V.
21
Lesart der guten Handschriften, reuerentiae, aufgeben müssen,
die doch zumal in der Nähe von dederit nicht so leicht aus re-
uerentiam geworden sein wird. Der Stelle ist auch ohne Con-
jectur zu helfen, wenn wir ante = pristinam verstehen: ridi-
cnlam mismici nominis leuitatem, quae antea in eo fuit, nunc
adsumpta grauitas reuerentiae dedit, d. h. reuerentiae cedere
iussit.
Ep. XX, c. 5, p. 145, 16. nos uero gaudemus et gloriamur
in domino, quia et uisibiliter et inuisibiliter operaris salutem
nostram uere pater bonus et salutaris patronus, inuisibiliter
nos aedific.as —, uisibiliter autem nobis operaris in fabricis
ecclesiarum. Die Worte bieten in dieser seit der editio prin-
ceps üblichen Fassung keine Bedenken; aber dieselbe stützt
sich nur auf LM, alle anderen haben operaris salutem domum
nostram. Mit gewohnter Kühnheit haben LM das unbequeme
domum getilgt. Was Paulinus schrieb, erhalten wir durch Ein
fügung von in, das hinter salutem leicht ausfiel, operaris salu
tem (in) domum nostram. Der Accusativ steht vulgär statt des
Ablativs, wie auch sonst bei Paulinus; vgl. die früher be
sprochene Stelle p. 130, 11 in quem dominus experiri uoluit,
und 315, 23 habitat in medium (medio Mv) domus, 338, 16 ut
manentia in ipsum (ipso v) sarmenta uiuamus, 357, 11 ut in
unumquemque (unoquoque Rosw.J nostrum — ; uirgines omnes
quinque maneant, 420, 14 in potestatem (potestate Caqp) iiabens.
— c. 4, p. 146, 17. Wir werden gegen unsere Feinde siegen,
quia speramus in misericordia eius, qui numquam confundit
sperantes in se. tantum uigilet sanctitas tua, sicut facit, ut
et in nobis ipsis sanctificetur domus a Christo et in Christo.
Auch in diesen Worten erregt nicht der leiseste Anstoss
Zweifel an der Richtigkeit der Ueberlieferung, und dennoch
ist sie trügerisch, wie die Lesart von 0 ueret für uigilet
zeigt. Vermuthlich war das Wort im Archetyp unleserlich
geworden, 0 schrieb ab, was lesbar schien, ueret, woraus die
selbe Hand wenigstens ein lateinisches Wort, uiret, machte;
in alle anderen Handschriften drang uigilet, was sich einem
halbwegs verständigen Leser aus dem Zusammenhänge von
selbst darbot. Wir haben demnach von ueret auszugehen, für
welches curet oder oret zu schreiben näher liegt als uigilet,
22
IV. Abhandlung: v. Hartei.
c. 5, p. 147, 9. nisi enim nos deo tradamus, uendimus dia-
bolo —. denique quasi uenditus eguit redemptore, qui nos magno
emit, ne iam diaboli aut nostri essemus et a progenie uiperarum
in genus regale et sacerdotale mutati efficeremur sanguis eius, qui
nos — uiles prius animas pretiosas sanguinis sui commefcio fecit.
Es war hier verlockend, aus et hinter essemus ein sed zu machen,
damit nach unserem Gefühl der Gegensatz ne essemur sed uti
efficeremur deutlicher hervortrete. Mit gleichem Hechte müsste
aber dann auch an solchen Stellen geändert werden, wo der
Fehler schwerer erklärlich wäre. Für die Bedeutung von et
== sed potius sprechen unzweideutige und zahlreiche Stellen
bei Paulinus, welche in Handschriften und Ausgaben Angriffen
ausgesetzt waren, wie p. 159, 6 quo affectu uilis tibi et (at M)
pretiosae deo animae tuae suauitatem — odorantes benedicimus
dominum, 208, 19 cauendum est, ne steriles appareamus — neue
claudicemus et ut potius — stuporem ad continentiae rigorem
traliamus, 251, 28 personae dignitas, immo dei gratia postulare
uidetur, ut commemorationem tantae animae praegressus non
raptim omittam et (sed Rosw.J paulisper ad eam tibi narran-
dam — cursum detorqueam, 255, 1 Ins edocta documentis non
finiri saeculo et (om. U) spem tantum in deo ponere, 374, 5
possidere uidetur, ne tu possidearis a mundo et ut possidearis
a Christo, X, 134 quo (tempore) non peruersus habebar \ et
peruersus eram, XIIII, 133 donet, | ne male gratatis laeuos ad-
iudicet haedis \ et (sed TvJ potius dextre positos — adgreget
agnis, XXIIII, 125 constat perisse Cliristianum neminem \ et
interisse perfidos, XXIIII, 507 nunc iste uobis exter et uester
manet. Dieselbe entgegensetzende und berichtigende Bedeutung
wird que zuzuerkennen sein p. 278, 11 probatur iam te non
ridendum magisque (sic 0, magis quam cet.) probandum. Un
sicherer hingegen ist p. 250, 3 (lob) quia in fimo (in femo 0,
in infimo cet.) sedens unde cadat non habet et habet unde con-
surgat per eum qui suscitat inopem et de stercore erigit pau-
perem, wo wieder Rosweyd sed habet vorschlug; denn hier
möchte man lieber et als eine Wiederholung der letzten Silbe
des ersten habet streichen, um so einen Vordersatz quia —
non habet zu gewinnen; doch nothwendig ist das nicht, indem
quia — non habet nicht der begründende Vordersatz zu habet
unde consurgat sein muss, sondern quia sedens (— il>g -/.aöe£ö-
Patristiscke Studien. V.
23
|;,£voc) in gleicher Weise zu non habet und habet gehören kann.
— c. 7, p. 148, 11. filii eiiim Delphini reputabuntur in filiis
Aaron, sed non cum illis, qui ignem alienum domino obtulerunt
et eo, quem in suis cordibus extinxerunt uel non habebant, igne
diuino incensi sunt. Der Zusatz uel non habebant ist seinem
Inhalte wie der Form nach bedenklich; denn dass sie das
Feuer in ihren Herzen nicht hatten, nachdem es ausgelöscht
war, ist selbstverständlich; der Gedanke aber, dass sie es über
haupt nicht besessen haben, ist hier unpassend, wo es auf den
Gegensatz ,das Feuer auslöschen* und ,von dem Feuer ver-
brannt werden* ankommt. Der daraus zu schöpfende Verdacht
gegen die Richtigkeit der Ueberlieferung wird zur Gewissheit,
indem nur LM für die Worte uel non habebant zeugen, von
denen aber M kühn und nicht ohne Verständniss extinxerunt
tilgte. Die anderen Handschriften haben blos habebant, d. i.
eine simple Glosse, die nur darauf aufmerksam machen wollte,
dass die, welche das göttliche Feuer in ihren Herzen ausge
löscht haben, es einst besassen. Die Stelle ist insoferne nicht
ohne Interesse, als sie die Existenz von Glossen im Archetyp
unserer Handschriften verbürgt. Die Interpolation ist vermuth-
lich durch die Parallelstelle ep. 44 c. 5, p. 376, 18 veranlasst
worden: consecrentur sicut filii Aaron, non tarnen illi qui
ignem alienum domino accendentes exusti sunt igne diuino, quo
ipsi carebant.
Ep. XXIII, c. 3, p. 160, 13. Indem wir, heisst es in dem
Briefe an Seuerus, den zu uns kommenden Bruder Victor auf-
nahrnen, fecimus inutiles serui, quod facere debüimus, quoniam
perspicua ueritas cogebat nos ouem puram in eo suscipere, quem
non solum ouem pelle, uerum (uerum 0, om. LM, sed FPU)
spiritus (spiritu FPU) mansuetudinis (mansuetudine v) et
(sed et LMJ expressa in uerbo eins atque silentio Christi mo-
destia reuelabat. Die mitgetheilten Varianten verrathen sicht
lich das Bemühen, die Schwierigkeiten der Stelle zu überwinden
und wenigstens zu einer Construction zu gelangen. Auf das
Gründlichste verfahren LM: quem non solum ouem pelle spiritus
mansuetudinis, sed et expressa — modestia reuelabat. Aber
dadurch werden die Gegensätze verrückt, indem der Leser,
welcher nach non solum ouem pelle etwa ouem anima et mente
24
IV. Abhandlung: v. Hartei.
erwartet, in dieser Erwartung getäuscht, in den gleichen Quali
täten Spiritus mansuetudinis und modestia Verschiedenheiten
zu sehen verleitet wird; oder es müsste dann non solum mit be
sonderer Prägnanz gebraucht sein, so dass non solum ouem pelle
,nicht blos ein Schaf im Fell, sondern einen wahrhaft beschei
denen ‘ bedeutete, was den Worten Gewalt anthun hiesse. Die
Plandschriften FPU schlugen einen anderen Weg ein; sie lesen:
quem non solum ouem pelle, sed spiritu mansuetudinis et —
modestia reuelabat, und in derselben Richtung bewegt sich die
editio princeps: non solum: ouem pelle, uerum Spiritus mansue-
tudine et — modestia reuelabat, wobei ueritas als Subject fort
wirkend gedacht ist und das eng zusammengehörige spiritu
mansuetudinis (oder spiritus mansuetudine) und modestia aller
dings verbunden bleibt. Der Ausdruck wird aber dadurch
geschraubt, und wenn ueritas Subject sein sollte, hätte Paulinus
wohl quem ea geschrieben. Indem wir an der Ueberlieferung
von O nur eine Silbe ändern und pellis schreiben, werden
alle diese Schwierigkeiten vermieden: quem non solum ouem
pellis, uerum spiritus mansuetudinis et — modestia reuelabat;
nicht blos die äussere Erscheinung, sondern das sanfte und
bescheidene Wesen liess seinen Charakter erkennen. — c. 4,
p. 161, 4. Paulinus entschuldigt es, dass er sich von Victor
Sclavendienste leisten liess: sed liinc mihi leuamen aliquod taiiti
ponderis spero, quod sancti fratris famulatum non superbia
uindicaui sed contristandae caritatis meae et fide capiendae
benedictionis admisi. Dies ist die gute Ueberlieferung, an welcher
mit Recht LM und die editio princeps Anstoss nahmen, indem
L M concitandae statt contristandae, diese contestandae schrieben.
Allein zu fide können, wie es gestellt ist, die beiden Genitive
nicht gehören; auch ist nicht abzusehen, wie mit Paulinus’
Verhalten die Absicht, seine oder Victor’s Liebe zu spornen
oder zu bezeugen, Zusammenhängen soll. Dieses Bedenken
wird selbst durch M nicht behoben, welcher causa hinzufügt:
concitandae caritatis meae causa. Das hier vermisste Wort
ist metu, wie ich für meae vorschlug, wenngleich die Aen-
derung nicht leicht scheint. Paulinus fürchtete, die Liebe Victors
zu kränken, wenn er seine Dienste ablehnte, 1. 11 timens ne
repudiata benedictio elongaret a me, sowie er von der An
nahme jener sich Heil und Segen versprach. — c. 6, p. 162, 25.
Patristische Studien. V.
25
(Victor pultes) tanto gratiae sale — condiebat, ut coquos et
condituras non desideraremus, quia aquae puro oleum suaui-
tatis — simplicitas caritati iuncta miscebat. Indem LM aquae
purum oleum, FPU aquae purae oleum schreiben, tilgen sie
die Paulinus eigenthümliche, in O erhaltene Construction, das
Neutrum des Adjectivs mit dem Genitiv zu verbinden. Häu
figer wird so allerdings das Neutrum Pluralis verwendet, wie
p. 48 us. 12 lubrica militiae, 55, 20 excelsa uirtutum, 90, 2
pacis beata (vgl. den Index S. 438), aber doch auch das des
Singulars, wie p. 28, 22 uitae incertum, X, 11 mite patris, cen-
soris acerbum, XV, 318 fragile hoc infirmi corporis, XXX, 88
fragili carnis inesse deum.
c. 14, p. 170, 20. Paulinus erläutert die vorbildliche Be
deutung der Blindheit und des Todes Samsons, nam et in cae-
citate ipsius et in morte diuini sacramenta mysterii praeli-
neata mirabimur. quia, quod scriptum est, plures illum hostes
strauisse morientem, quam toto prius uitae suae tempore per-
culisse (perculisse sed FO), arbitror principe loco uim domi-
nicae passionis interpretandam, qua zabuli domus cecidit et
regnum mortis solutum est. Der Gedanke des Paulinus ist hier
vollkommen klar, aber das Ganze quia quod — solutum est
kann nicht, wie es seit der editio princeps geschieht, als
ein in sich geschlossener unabhängiger Satz gefasst werden.
Dies verbietet die Form, indem wir zu quia — arbitror den
Nachsatz vermissen. Da es nun nicht angeht, quia oder quod
zu streichen — denn derartige Glossen sind dem Archetyp
unserer Handschriften völlig fremd — werden wir für quia
quod entweder quodque oder atque quod zu setzen haben;
dass aber auch perculisse nicht die wahre Lesart ist, verräth
0 (perculisse sed), aus welchem das grammatisch richtige
perculisset leicht zu gewinnen ist. Mit quodque oder atque
quod würde so die Ausführung der angekündigten Darlegung
beginnen: sed ut totam de capillis texamus epistolam, iuuat
indulgere sermoni et illum domini fortem usque ad finem suam
prosequi. So unbedeutend diese Aenderung aber auch sein
mag, da quod, que und quia öfter miteinander verwechselt
werden, bleibt doch zu erwägen, oh nicht durch blosse
Richtigstellung der Interpunction die überlieferte Lesart zu
halten sei. Setzen wir nach mirabimur ein Komma, so ent-
26
IV. Abhandlung: v. Hartei.
hält der folgende Satz eine Begründung der Behauptung nam
— mirabimur und mit dieser die nähere Ausführung der an
gekündigten Absicht: iuuat — prosequi; nam — mirabimur,
quia, quod scriptum est — perculisset, arbitror principe loco
uim dominicae passionis interpretandam.
c. 16, p. 173, 19. Die Deutung des Löwen im Buche der
Richter (14, 8) ist eine verschiedene. Die Einen denken an die
Heiden, quarum (gentium) potius figuram plerique in hoc leone
posuerunt, quia populus gentium feritatis erat ante, nunc Christi
est, in quo apostoli uelut apes — mella sapientiae condiderunt, ac
si (sic LMU) esca ab ore edentis exierit, quia prius efferae deo
nationes receptum dei uerbum fideli corde sumentes fructum sa-
lutis ediderint (sic O, ediderunt cet.). Es werden mit quia —
quia die beiden Sätze der Stelle aus den Richtern (14, 14 de
edente exiuit esca et de potente dulce) gedeutet. Diese Be
ziehung wird verdunkelt, wenn man mit LMU ac sic —■
exierit schreibt, indem dann quia — ediderint von sic —
exierit abhängt. Auch passt hier sic schlecht, das aus p. 174,
13 ut de edente esca sic exeat herzurühren scheint. Das Tem
pus ediderint, das 0 bietet, hat seine Stütze an exierint, wofür
Paulinus auch exiuit und ediderunt schreiben konnte. — Pauli
nus fährt fort: qui uero Christum magis in eodem sibi leone,
proponunt Samso (Samsonem y) ludaeorum figuram, uidelicet ut
illum leonem quasi Christum Iudaeus occiderit. Die Ellipse im
Relativsatz ist unbedenklich (vgl. Index S. 426) und wird durch
die Lesart von M erklärt, der liest: qui — proponunt, dicunt
Samson ludaeorum figuram esse. — c. 16, p. 174, 8. hic (Christus)
leonis catulus, quia filius dei, et idem leo, quia aequalis patri.
paare, ut mihi uidetur, huic (cui F, nulli L in ras.J aptius
est leoni: ,de edente exiuit esca et de potente dulce 1 , nisi a
(nisi a OL 1 , nisi ad FPU, quam L in ras., a quo enim
egressa est nisi a M, a quo enim nisi a ed. pr.J saluatore
(saluatori L corr.J nostro, cicius sermo uita est (et add. L
s. 1.), hanc (et qui hanc ed. pr.) nobis escam simul et rumi-
nauit et prompsit inpertiens, et, si placet aliter, ut de edente
esca sic exeat, quia hic leo de tribu Iuda pro nobis uictor
ex ore nos aduersi leonis eripiens ideo uenatur, ut seruet,
capit ut absoluat, hoc in nobis edens quo corrumpimur Die
mitgetlieilten Varianten zeigen, welche Wege man einschlug,
Patristische Studien. Y.
27
die unverständliche Ueberlieferung des 0 nisi a, welche wohl
die des Archetyps war, verständlich zu machen. Von diesen
Versuchen fällt der von F: cui aptius est — nisi ad salua-
torem?■ aus der Construction, da cui nicht ad saluatorem, son
dern saluatori verlangt. Gegen die anderen (L: nulli aptius
est leoni ■— quam, saluatori nostro, M: huic aptius est leoni
■— a quo enim egressa est nisi a saluatore nostro, ed. pr.:
huic aptius est leoni — a quo enim nisi a saluatore nostro)
ist abgesehen von ihrer Gewaltsamkeit nichts einzuwenden,
wenn man den weiteren Zusammenhang bei Seite lässt. Nun
verlangt aber das Folgende, welches die Begründung für die
gegebene Auslegung darbietet (cuius — inpertiens), engen An
schluss an das Vorhergehende und das umsomehr, weil mit
et, si placet aliter etc. ein zweiter Grund hinzugefügt wird
und dieser deutlich die Form der Unterordnung quia — cor-
rumpimur an sich trägt. Wie es scheint, wird folgende Schrei
bung diesen Erwägungen gerecht: huic aptius est leoni: de
edente exiuit esca et de potente dulce, scilicet a saluatore nostro,
((quid) cuius sermo uita est lianc nobis escam — prompsit in
pertiens etc. Ob quia, qui oder si ergänzt wird, ist gleich
gültig; nothwendig muss der Satz hanc nobis escam—prompsit,
welcher dem Satze quia — corrumpimur parallel geht, die
gleiche abhängige Form erhalten. Dies suchte schon der erste
Herausgeber dadurch zu erreichen, dass er cuius serm,o uita est
et qui schrieb, vielleicht auch L, der est et bietet. Etwas dunkel
können die Worte ut de edente esca sic exeat erscheinen. Sie
enthalten einen anderen oder einen etwas modificirten Deutungs
versuch (si placet aliter), der vielleicht durch aut, nicht durch
et angeknüpft war. Wenn der erstere die Speise von der gött
lichen Lehre versteht, welche Christus in seinem Munde bereitet
und den Menschen mitgetheilt hat, so ist sie nach dem anderen
ein Symbol der Menschen, welche unversehrt wie eine unbe
rührte Speise aus dem Bachen ihres Feindes gerettet werden,
ut de edente esca sic exeat, d. h. sicut sumpta est, ,so wie sie
ist' (== oütwc). Aus Paulinus weiss ich zwar diesen Gebrauch
von sic durch kein Beispiel zu belegen, aber die aus Terentius
(Andria 175 mirabar hoc si sic abiret), Cicero (ad Att. 14, 1
posse istaec sic abire) und anderen citirten Fälle bestätigen hin
reichend diese, wie es scheint, vulgäre Verwendung des Wort-
28
IV. Abhandlung: v. Härtel.
chens. Jedenfalls ist sic in gegensätzlicher Beziehung auf das
vorausgehende hanc nobis escarn simul et ruminauit etc. gesagt.
— p. 175, 4. sic ergo de potente exit dulce, cum amaritudine ma-
litiae nostrae per ipsum in dulcedinem bonitatis commutata
dulcis a uerbo eins esca procedimus, qui nos edendo consump-
sit peccato, reparauit ad uitam. Das Asyndeton der beiden
letzten Sätze ist mehr als hart und wird unter der nicht geringen
Anzahl zweigliedriger Asyndeta kaum durch ein ähnliches Bei
spiel zu rechtfertigen sein. Denn die Sätze sind nicht gleich-
werthig, und der zweite enthält den Gedanken, auf welchen
es in dem Zusammenhänge ankommt. Wir erwarten qui nos,
(dum) consumpsit, reparauit. Näher liegt die Verwandlung
von nos in quos.
c. 21, p. 179, 15. nam forsitan nihil (nihil 0, om. cet)
Ule (Samso) receptis prompter futurum mysterium in coma
uiribus recipere simul, ut amiserat oculos, ideo non deside-
rauit, quia uirtus illa caelestis gratiae internis sana lumini-
bus corporeo non egebat obtutu. Au dieser Stelle glaube ich
in meiner Ausgabe die Autorität des Codex 0 nicht ge
bührend beachtet zu haben, der allerdings eine kaum verständ
liche Lesart nihil Ule — ideo non desiderauit bietet. Aber
man wird es schwer begreifen, wie nihil ohne jede Veranlassung
in den Text dringen konnte, gar leicht, dass es in den corri-
girten Handschriften getilgt wurde. Darum wird der Versuch
hier gerathen sein, mit der besseren Ueberlieferung sein Aus
langen zu finden. Wie ich meine, liesse sich gegen folgende
Fassung nichts einwenden: nam forsitan nihil ille receptis
propter futurum mysterium in coma uiribus (recipere), reci
pere (uero) simul, ut amiserat, oculos ideo non desiderauit etc.
Diesen Sinn empfangen aber die Worte ohne jede Ergänzung,
wenn wir nur vor recipere interpungiren, so dass von desi
derauit sowohl nihil als auch recipere simul oculos abhängt.
— c. 22, p. 179, 26. An dieser Stelle, welche von dem Ver
halten der ersten Eltern nach dem Sündenfalle erzählt, hat
sich eine Interpolation in die beste Handschrift eingeschlichen.
nam tum- demum nuditatis (nuditatis LM, pubertatis ut aetatis
0, aetatis FPU) suae hauserunt pudorem, cum bonae con-
scientiae castitatem, cuius lumine uestiebantur, praeuaricationis
crimine perdiderunt. Was L und M bieten, entspricht aller-
Patristische Studien. V.
29
dings dem Sinne, hat aber der übrigen Tradition gegenüber
den Verdacht gegen sich, welchen die kühnen Vermuthungen
seiner Recension an so zahlreichen Stellen erregen. Aber auch
der verlässlichste Zeuge 0 verknüpft zwei Lesarten, puber-
tatis ut (d. i. ul) aetatis; die letztere allein aetatis bieten
die anderen Codices. Beide sind an sich unanfechtbar, da
wohl aetatis soviel als puberis aetatis bedeuten kann, und die
Entscheidung wird davon abhängen, wie man sich die Ent
stehung dieser Varianten denkt. Entweder waren im Archetyp
einige Buchstaben undeutlich und nur tatis lesbar, welches dann
zu pubertatis, aetatis und nuditatis ergänzt werden konnte,
aetatis
oder es stand in demselben pubertatis, vielleicht verschrieben
für puberis aetatis, woraus in 0 pubertatis ut (ul) aetatis, in
LPU aetatis wurde.
c. 27, p. 184, 15. Die Stelle II Cor. 3, 6 littera occidit,
Spiritus autem uiuificat, welche beweist quod dulcior sit libertas
gratiae in lade misericordiae quam in uino iustitiae legis auste-
ritas, lässt auch eine andere, nebenbei berührte Auslegung zu:
littera enim, inquit, occidit, uides censurae merum; Spiritus autem
uiuificat, uides uberum munus et ladis effedum. sed hoc, ut tu
•magis intellegis, emendetur, quo prima nascentium multra coalescit.
Lebrun erkennt hierin eine Anspielung auf die Sitte, dass Neu
geborenen nach der Taufe Wein und Milch eingeflösst wurde,
deren Hieronymus zu Esaias 55 gedenke und im Bezug auf
welche Seuerus eine Aenderung wünsche (sed hoc emendetur).
Paulinus hätte sich dann nicht dunkler ausdrücken können
und keine Bemerkung wäre in diesem Zusammenhänge über
flüssiger. Nun beruht diese Auslegung auch nur auf der Les
art der interpolirten Handschriften, und sie wird durch den
Parisinus völlig hinfällig, welcher ut mauis intellegi seinen detur
überliefert, woraus mit leichter Aenderung das Ursprüngliche
zu gewinnen ist: sed hoc, ut mauis intellegi, semini detur,
quo prima nascentium multra coalescit, d. i. das uiuificare
mag nach deiner Auffassung auf den Samen gehen, durch
dessen Empfängniss das menschliche Wesen im Mutterleibe ent
steht. Das ist ein nebenbei gemachtes Zugeständniss, wodurch
die Hauptsache nicht berührt wird. Auch dann bleibt die Be
hauptung bestehen, um die es sich handelt (1. 9 ipsa mater
30
IV. Abhandlung: v. Hartol.
omnium uiuentium, Christi corpus ecclesia, suco pietatis ex-
uberat, et bona ubera eius super uinum). Dann schliesst Pauli
nus diese Erörterung mit den unmittelbar folgenden Worten:
bona igitur ubera, quae pastor bonus, qui pro ouibus animam
suam posuit, Ulis inmulsit infantibus, de quorum ore perfecit
laudem sibi. — c. 28, p. 185, 7. In den Worten Cant. 5, 11
crines eius abietes nigrae sicut corax ist der gute Rabe, der
dem Propheten (III Reg. 5, 8) Nahrung brachte, gemeint: cui
bene coniparantur illarum abietum aemuli crines, de quibus
dicit: ,abietes bonae et nigrae, adducentes naues Tharsis 1 ; unde
nunc corax iste non noctis secl luminis coruus est, cuius co-
loris (color m) speciosi crines ideo sunt sancti. So liest man
seit der editio princeps ohne Anstoss, obwohl speciosus sonst
nirgends einen solchen Genitiv bei sich hat und die Häufung
abhängiger Genitive recht hart ist. Es war mit Ergänzung
eines Buchstabens colore zu schreiben. — c. 30, p. 187, 3.
quae (trinitas) est spartum triplex, quod non rumpitur. hoc
sparto et opera nostra texantur, quo ut rudente (et rudente v,
erudiente m) fidei nostrae arbor erigatur, caritatis antenna
et uitae nostrae uela sinuentur. Richtig erkannte der erste
Herausgeber, dass in erudiente rudente liege; nur wünschte
man statt et lieber ut, um so auch das Bild klarer hervor
treten zu lassen. Aber nothwendig ist das nicht, und der
Fehler wird noch begreiflicher, wenn wir e rudente schreiben,
was sich auch mit Rücksicht auf den zweiten Ablativ em
pfiehlt. Die Präposition e begleitet hier wie sonst de den in
strumentalen Ablativ, indem sie die ihr eigenthümliche Be
deutung, den Ausgangspunkt einer Handlung zu bezeichnen,
kaum noch durchscheinen lässt; vgl. XVIII, 220 e geminis bubus
alebat pauperiem, XVIIII, 432 e uariis scite distincta lapillis,
X, 12 e blandis aspera penso animo (d. i. mit der Erinnerung an
das freundliche Wort gleiche ich im Herzen das harte aus). Er
steht also zu erigatur in demselben Verhältnisse wie caritatis an
tenna zu sinuentur. Die Partikel et würden wir lieber in ut
ändern als umstellen (et caritatis antenna)-, nothwendig scheint
keines von beiden.
c. 32, p. 189, 9. beata (es ist von dem Weibe im Hause
des Pharisäers Matth. 26 die Rede), quae meruit in ecclesiae
typum hac. quoque specie figurari, ut in domo et conuiuio
Patristischo Studien. V.
81
Pharisaei non ipse Pharisaeus sed peccatrix ad ueniam iusti-
ficaretur. plus huius inportunitas. etenim dispositi a saeculis
sacramenti ordo poscebat iuxla illam Noe patris propheticam
benedictionem in tabernacula Sem transire habitationem Ia-
pheth, hoc est in domo legis et prophetarum ecclesiam po-
tius iustificari, minorem t empor um (tempore L, tpi\ fi)
aeuo (aeuo v, aeui w) sed gratiae lege maiorem, unde ipsius
in Johanne persona, unde lex ipsa legis (unde lex ipsa
legis persona FPU, legis persona LM) proßtetur: ,qui post
me uenit ante me factus est, quia prior me erat 1 . An dem
elliptischen Satz plus huius inportunitas nahm bereits M An-
stoss und tilgte denselben; L suchte ihn verständlich zu machen,
indem er plus in pia änderte. Rosweyd nahm eine Lücke an:
plus huius inportunitas (consequitur quam Pharisaei dapsilitas),
mit deren Ergänzung sich seitdem die Herausgeber befriedigten.
So leicht der Ausfall dieser Worte oder ähnlicher, z. B. quam
illius comitas, durch den gleichen Ausgang inportunitas —
dapsilitas (comitas) erklärbar wäre, so genügt doch der
Satz, wie er überliefert ist: plus huius inportunitas sc. fuit
oder ualuit (Ygl. Index unter ellipsis S. 426). Die Lesart
temporum aeuo der editio princeps verkleistert einen Schaden
der Ueberlieferung; denn im Archetyp unserer Handschriften
stand temporum aeui, woraus L tempore aeui machte, was
um nichts besser ist als temporum aeuo. Offenbar liegt hier
eine ähnliche Interpolation vor wie an der früher besprochenen
Stelle p. 179, 26, und zwar dürfte aeui über der Zeile durch
temporum erklärt worden sein. Paulinus verwendet, wie der
Index S. 416 ausweist, aeuum mit Vorliebe für tempus, sowie
der Genitiv nach den im Index S. 430 gesammelten Ana
logien nichts Auffälliges hat. Endlich erschienen die Worte des
Archetyps, die O treu überliefert, unde ipsius in Iohanne per
sona,-unde lex ipsa legis proßtetur, unverständlich. Am gründ
lichsten räumten damit L und M auf (unde ipsius in Iohanne
legis persona)' FPU leiden an einer sinnlosen Umstellung. Wie
ich meine, ist ipsius auf das alte Testament zu beziehen, welches
in Johannes personificirt erklärt: qui post me uenit ante me
factus est. Es dient nur der Hervorhebung und Deutlichkeit,
wenn zu unde ipsius in Iohanne persona noch hinzugefügt wird:
unde lex ipsa legis, d. h. das (alte) Gesetz, welches das (neue)
32
IV. Abhandlung: v. Hartei.
Gesetz geschaffen und vorgebildet hat. Vgl. XXXI 351 finis
enim legis Christus, quia lege fideli \ praedictus legi lex ueni-
endo fuit, praescribens ueteri finem legemque fidei, \ legem pro-
phetae gentibus instituens. —■ c. 40, p. 196, 18 schliesst die
Rede gegen den Juden: ex quo manifestum est, nobis adqui-
sitam fidem, tibi perfidiae (su)peresse naturam. Die Hand
schriften haben perisse, was Lebrun behielt, indem er mit P
perfidia schreibt, während weit erträglicher die editio princeps
non vor perisse ergänzte; keiner dieser Versuche genügt dem
Sinne völlig, selbst non perisse nicht, weil nobis adquisitam
fidem nicht wohl einen so matten negativen Gegensatz verträgt.
superesse = superabundare ist weit wirksamer. Nach dem Aus
fall der Silbe su ging peresse ohne Weiteres in perisse über.
Ep. XXIII, c. 1, p. 202, 22. Paulinus tadelt Seuerus, weil
dieser seine eigene Handlungsweise für unvollkommen hält,
indem er ein Gütchen nicht zu Gunsten der Armen verkaufte,
sondern der Kirche überliess: quod uel unum, ut scripsisti,
praediolum non uendidisse uidearis, cum ipsum quoque aeque
ut uenditum (uendito 0, uenditor FP 2 U, uendita cet.) a tuo
iure praesenti alienaueris, ut maioribus fidei fructibus bis de-
uotus existeres deo, diuerso mercimonii opere sed uno uitae
lucro intra eiusdem praecepti terminos uenditor largitorque
fundorum.. Dem Sinn entspricht ebenso gut uenditum (— aeque
ac si uendidisses) wie uendita (= quae iam uendidisti); aber
die Schlimmbesserung uenditor weist auf uendito, wie 0 liest,
und dafür werden wir um so lieber uenditum setzen, je leichter
diese Lesart L und M zu der Aenderung uendita bestimmen
konnte. — c. 2, p. 203, 3. itaque de ipsius domini uerbis
nostras pariter ac tuas pende rationes, ne uel tibi ut inpedito
uel nobis ut iam liberis congratuleris, diuisiones esse gratiarum
et mensuras donationum, quas ut (ut uult LM/J in corporis
sui membris unus atque idem dispensätor operatur deus. Die
Worte sind so, wie sie in O stehen, völlig klar und lückenlos.
Der Accusativ c. Inf. diuisiones esse gratiarum hängt von de
uerbis ab, indem auf I Cor. 12, 4 angespielt wird. Die inter-
polirten Handschriften verkannten das und fügten nach con
gratuleris wie FPU das Verbum cogita oder wie LM in
gewohnter Kühnheit einen ganzen Satz ein primum omnium
Patristisclie Studien. V.
33
considerare oportet. Wie an dieser Stelle, so ist in anderen
das Paulinus geläufige ut (= üc) nicht verstanden worden,
z. B. p. 67, 19 tum uicissim praebebit se tibi ouem Christus ut
(et u) agnus Ule, qui pro nobis ad interfectionem ductus est —
uellera sua id est carnis exuuias abstrahi sibi passus; p. 206,
24 temporalium bonorum distractio non decursus stadii sed in-
gressus nee ut (ut uis LMr>cj meta sed ianua est; p. 208, 1
regnum caelorum, quod a diebus Johannis uim patitur ut (ut
om. FP 2 U, et cet.; a diripientibus obtinetur add. L My, occu-
patur add. Sacch.), wo die Lesart et (— etiam) unpassend ist;
denn allen ist dieses Ziel gleich unerreichbar, wenn sie nicht
mit Gewalt, d. i. mit Anstrengung aller Kraft dahin streben.
ut a diripientibus ist also uim patitur quia nisi a rapientibus
non obtinetur, wie ja auch richtig die interpolirten Handschriften
LMx verstanden. — c. 5, p. 205, 16. si in hoc sententiam termi-
nasset (es handelt sich um Matth. 19, 21 uade et uende omnia
tua et da pauperibus), te falso arguerem et ultro exposcerem,
ut mihi tamquam uicina de similitudine eiusdem studii anima
congratuleris, quia agonis inpleti palmam quasi decimam illam
drachmam, quam in primo carnis parente perditam, intra
domum tarnen tandem accenso uerbi salutaris lumine inuentam
in manibus iam teuerem. So lesen alle Handschriften und Aus
gaben, ohne an dem die Construction störenden quam, welches
doch nicht den Relativsatz quam — teuerem einleiten kann, da
sonst das vorausgehende quia in der Luft schwebte, Anstoss zu
nehmen. Man könnte entweder mit Ergänzung der Silbe in,
welche nach m leicht ausfiel drachmam (in)quam oder viel
mehr drachmam (tarn)quam vermuthen. Aber inquam ent
behrt so gestellt seiner Stütze, und tamquam ist nach quasi
nicht nothwendig, ja kaum erträglich. Deshalb nehme ich eine
etwas grössere Lücke an und schlage vor: quasi decimam illam
drachmam, (drachmam in)quam in primo carnis parente
perditam. Paulinus liebt diese Redefigur; vgl. p. 276, 3 tu es
iste quem loquimur, tu inquam pars nostri maior, 302, 2 per
hunc ergo fratrem et conseruum in domino et communem un-
animum, — per hunc inquam, mihi sancte uenerabilis frater, —
munus accepi, 306, 20 demus illi —, demus inquam gaudentes.
c. 23, p. 222,19. et aduersus carnem et sanguinem, zabulum
et mortem, det nobis uictoriam, sicut Äbrahae dedit aduersus
Sitzimgsber. d. phil.-hist CI. CXXXII. Bd. 4. AUl. 3
34
IV. Abhandlung: v. Hartei.
quattuor reges, quos ille fidei pater hoc mysterio superauit,
quo fides nostra, si confirmata sit spiritu principali, totidem
corporis nostri elementa uerbo dei subiget. et sicut ille {pro)
propinquo (pro propinquo editio prineeps, propinquo FOPU,
propinque Ery, quinque M) in (in om. Lryj regibus (regurn M)
uictor (extitit add. M), ita et fides pro cmima, quae totidem
sensibus uiget, uictrix de exteriore homine triumphabit (fides
quinque sensuum quibus anima uiget uictrix de homine exteriore
triumphet M), in quo de (et LMryJ totidem elementis composito
quattuor regum forma concluditur. Die Genesis weiss nur von
vier Königen, welche Ahraham besiegte, und diese Vierzahl wird
von Paulinus ausdrücklich genannt quattuor regum forma und
im ersten Satz aduersus carnem et sanguinem, zabulum et mor
tem angedeutet. Wenngleich Paulinus sonst, z. B. epist. 41,
c. 2, p. 356, 22 von fünf Sinnen spricht, kann er hier, wenn das
Vorbild passen soll, nur vier zählen. Daher ist an dieser
Stelle Alles in Ordnung, wenn wir mit der editio prineeps
pro vor propinquo ergänzen, im Uebrigen mit den nicht inter-
polirten Handschriften gehend, sicut ille {pro) propinquo in
regibus uictor schreiben. Es ist aber interessant, die Wege
der Interpolation zu verfolgen: Lry scheinen bereits durch
die Rücksicht auf die Fünfzahl geleitet zu sein, indem sie
offenbar (propinque ist wohl nur Schreibfehler) pro quinque
regibus uictor lasen, woraus grammatisch richtiger M sicut ille
quinque regum uictor extitit machte und diese Beziehung noch
deutlicher durch die willkürlichen Aenderungen des folgenden
Satzes zum Ausdruck brachte. Auf so trügerischer Grundlage
beruht Sacchini’s Vermuthung: sicut ille pro {fratre) quinque
in regibus {uicto) uictor. Indessen scheint die Interpolation
ziemlich alt zu sein und lag bereits Isidor (auf welchen der
vermeintliche Eucherius lib. II comment. in Genes, c. 17 zurück
geht) in seinem Genesis-Commentar zu der Stelle vor, indem
er schreibt: sed quid hac uictoria Abrahae de quinque re
gibus indicabat, quos ille fidei pater in proelio (mysterio
Euch.) super auit, nisi quod fides nostra si confirmata sit
in spiritu principali, totidem corporis nostri sensus dei uerbo
subigat. nam sicut ille de proximo in regibus uictor exstitit,
ita et fides pro anima uictrix de exteriore homine trium
phabit.
-
Patristische Stadien. Y. 35
Ep. XVIII, c. 3, p. 244, 24. ita placito domini procuratum,
ut tempora communis unanimi, quae nobis mutua cesseramus,
salua fide pacti maiori (maiori F, maioris cet.j isiius com-
modo (commodo Rosw., commoda <*>) mutarentur. Victor, der
gemeinsame Freund, sollte nämlich seine Zeit zwischen Seuerus
und Paulinus theilen und die Tage, welche er im Winter länger
bei Seuerus zugebracht, seinem Aufenthalt während des Sommers
bei Paulinus zulegen, was ihm nur zum Vorth eil gereichen
würde (maiori istius commodo). Denn, wie es weiter
heisst, tu enim uere spiritu feruens salubrius eum in tempore
frigoris ignito ftdei tuae fouebis calore; at ego frigidus ad
aestiuam illo stationem aptior ero. Dem Sinne gemäss stellte
Rosweyd maiori istius commodo her. Mit Rücksicht auf das
einstimmig überlieferte commoda könnte man auch an (in)
maiora istius commoda denken. Aber es beruht vermuthlich
auf einem Missverständnis des dem Paulinus eigentümlichen
Dativs, dass man commoda dem vorausgehenden tempora an
passte und dann notwendig maiori in maioris (pacti) ändern
musste. Für den Dativ sprechen Stellen wie p. 68, 14 nostro
tantum bono nobis bonus, 168, 21 (crinis) quanto seruantibus
bono maneat et exitio decerpatur incautis, 307, 6 ut nostro
bono essemus boni, 26 qui illos bono tuo pauperes fecit, 413, 15
cui bono diliguntur quos necesse est propter hoc damnari?
Ep. XXVIIII, c. 6, p. 252, 20. Paulinus will nach dem
Muster des Evangelisten Lukas die Biographie der Melania mit
ihren edlen Ahnen beginnen: uides euangelistam de commemo-
ratione natalium sanctis (sancti v) dictionem (adiectionem
Cauchius, auctionem Ducaeusj fecisse meritorum, ut his, quos
erat de propriis meritis praedicaturus, nomina auita prae-
ferret. Indem die editio princeps an sanctis Anstoss nahm,
schrieb sie sancti, was sich mit dem folgenden Plural his, der
sich auf Zacharias und sein Weib bezieht, schlecht verträgt.
Cauchius und Ducaeus, welche sanctis schützten, tasteten dic
tionem an. Aber die Phrasen auctionem oder adiectionem fa-
cere sind weit härter als dictionem facere, von welcher doch
eben so gut der Dativ sanctis abhängend gedacht wird; es ist
ein ganz gewöhnlicher dativus commodi, alicui (= in alicuius
honorem) dictionem meritorum facere. Deshalb ist es auch nicht
36
IV. Abhandlung: v. Hartei.
nothwendig, (in) sanctis zu schreiben, worin mit Rücksicht auf
das vorausgehende natalium fast keine Aenderung läge, de com-
memoratione aber ist Ablativus instrumenti, der bei Paulinus von
de begleitet zu sein pflegt (vgl. Index S. 423). — c. 8, p. 254,20.
sic ergo bonus dominus —■ sanctam istam ut perfectam red-
deret, paterna pietate corripiens, in misericordia uerberauit
temptationibus, ut patientia coronaret. — itaque luctuoso am-
bitu (obitu GrynaeusJ trium funerum comes, uidua pa7-iter et
orbata, Romam uenit. Es wird auch bei Paulinus als eine un
erträgliche Härte und Unklarheit empfunden, wenn patientia
als Subject fungirt; noch weniger kann darin ein Ablativ ge
sehen werden. Gott suchte Melania mit dem Verlust ihrer
Kinder heim, um ihre Geduld zu belohnen, daher patientem
iam oder patientiam zu schreiben sein wird. Hingegen ist
an ambitu nicht zu rütteln, welches Wort wie sonst (vgl.
H. Rünsch, Collect, phil. S. 46) den Aufwand und hier den
Prunk des Begräbnisses bezeichnet. Vgl. 195, 24 illa uero
non tanto ambitu seruitutis et inpendii et lacrimarum sperasset
remissionem peccatorum, 273, 24 crux Christi — digno mox
ambitu consecratur condita in passionis loco basilica (= Sulpic.
Seu. chron. II 34, 5 crux reperta dignoque ambitu consecrata). —
c. 9, p. 255, 1. Die durch den Verlust ihres Mannes und zweier
Söhne betroffene Melania trennte sich von dem einzigen ihr
gebliebenen Kinde, um nach Jerusalem zu pilgern, his edocta
(sic 0, se docta P 1 , sed docta cet.) documentis non finiri (sic
0, finire FLPU, fidere M, inniti Sacchini) saeculo fragili
et spem tantum in deo ponere, quem solum amittere inuiti
non possumus, salutarem sibi filioque scientiam induit. Die
Varianten der Handschriften zeigen, dass die in 0 erhaltene
Lesart des Archetyps Schwierigkeiten bereitete und auf ver
schiedene Weise zu verbessern gesucht wurde. Wie es scheint,
setzte bereits ein alter Corrector se docta — non finire im
Sinne von se continere, coartare finibus saeculi, wenn man
das kaum begreifliche sed, docta aus se docta, wie P 1 noch
hat, für verderbt halten darf, oder indem man sed — finire
schrieb, mag man aus dem folgenden Gliede den Accusativ
spem zu finire bezogen haben; beides ist durch die Wortstellung
ausgeschlossen. Hingegen gewähren die Conjecturen Sacclnni’s
inniti und des Codex M fidere einen genügenden Sinn, ent-
Patristischo Studien. V.
37
fernen sich aher zu weit von dem Archetyp, so dass man sich
nach gelinderen Mitteln der Heilung umzusehen verpflichtet
fühlt. Nun findet sich im vulgären Latein finiri oder selbst
finire nicht selten in der Bedeutung von mori, perire, wofür
Roensch wiederholt, so Collect, phil. S. 187, Beispiele gesammelt
hat. Nehmen wir das Verbum in diesem Sinne und streichen
wir non, so besagen die Worte: his edocta documentis finiri
saeculo fragili et sperrt tantum in deo ponere: sie liess sich
durch diese schmerzlichen Erfahrungen bestimmen, auf das ge
brechliche Glück des irdischen Lehens zu verzichten und blos
auf Gott zu vertrauen. Solche Dative wie saeculo fragili liebt
Paulinus; vgl. p. 147, 25 mori naturae, XV, 25 occidi mundo,
p. 50 us. 67 corporeis iam nunc movere actibus, p. 279, 18 oriri
perpetuis, XXVIII, 257 dormire actibus his, p. 167, 3 renasci
gratiae. Das Wörtchen non (no) kann aus nc oder iä verderbt
oder von jenen hinzugefügt sein, welche spem als Object ansahen
oder finiri = coerceri fassten. — c. 9, p. 255, 15. Auch im
Folgenden hat 0 eine singuläre Phrase erhalten, welche eine
Erklärung zulässt. Melania wird mit Anna verglichen, indem
auch Anna auf ihren Sohn verzichtete, um ihn dem Dienste
des Tempels zu weihen, quod si ideo dissimile iudicatur, quia
non huius ut illius filius in templo depositus seruiat domino
—, tarnen e diuerso conpensationem (compensatione Sacchini)
pietatis et fidei ui de adaequari (sic O, uide adaequa LM,
uidetur aequa FU, uideatur aequari Sacchini), quia haec idem
de semet ipsa persoluerit domino, quod gloriosa Anna de filio.
Denn man thut den Worten nicht Gewalt an, wenn man con
pensationem adaequari durch conpensationem aequam fieri um
schreibt. Dieselbe Construction allerdings mit einem anderen
Objecte findet sich XVII, 83 (Christus tibi) arduos montes
reprimat cauasque \ inpleat ualles, salebras adaequet. — c. 11,
p. 257, 26. tempore illo Valentis, quando ecclesiam dei uiui
furor Arrianorum rege ipso inpietatis satellite persequebatur,
haec (Melania) erat princeps uel particeps pro fide stantibus.
Die Verbesserung stantibus für die Lesart der besten Hand
schriften instantibus bedarf keiner weiteren Rechtfertigung, und
so darf man es wohl nur als zufällig ansehen, dass der junge
Codex U die Variante istantibus bewahrt hat, welche die Ent- •
stehung dieses häufigen Fehlers erklärt (vgl. p. 308, 27 istatu,
38
IV. Abhandlung: v. Hartei.
401, 27. 403, 8 exenium. XIIII105 expectare für spectare, XXIIII
556 expolians für spolians). stare pro fiele = defendere fidem ist
eine vielgebrauchte Phrase. — c. 12, p. 259, 4. Von ihrer Pilger
fahrt heimkehrend, kam Melania nach Xola, ambitioso ditissi-
morum pignorum uallata comitatu. uidimus gloriam domini
in illo matris et filiorum itinere quidem in eo, sed longe dis-
pari cultu, macro illam et uiliore asellis burico sedentem tota
huius saeculi pompa — prosequebantur. Auch hier erkennt
man in der Reeension der Handschriften LM ein verständiges
Verfahren, indem sie in eo quidem umstellte und damit einen
neuen Satz begann. Wenn auch so quidem nicht sonder
lich untergebracht ist, immerhin ist dieser Versuch Rosweyd’s
Conjectur quidem uno, sed weit vorzuziehen. Die Stelle leidet
an einer kleinen Lücke, und es war zu schreiben: (qui) qui
dem in eo (sc. itinere) — sedentem — prosequebantur. —
Ein gleicher Fehler scheint p. 362, 25 vorzuliegen: (Christus)
illa petra, quae latere lancea perforato aqua fluxit et sanguine,
ui pariter salutiferos nobis funderet fontes, aquam gratiae et
sanguinem sacramenti, (qui) idem (quidem O, qua idem L,
quia idem cet.) est et fons nostrae salutis et pretium; aller
dings wäre hier auch qua idem nicht unpassend. — Vielleicht
steckt dieselbe Corruptel p. 339, 5 in qualiter, wofür sich
qu(ae t)aliter oder qua (ta)liter hersteilen Hesse; es werden
dort die menschlichen Leidenschaften mit der Raupe, mit Heu
schrecken und Rost verghehen, quarum (passionum) aliae in
corde haereant, aliae paulatim crescant et, si abiectae non
fuerint, usque ad medullas perueniant et omnem sucum ebibant
animae. uide enim qua (ta)liter ista sibi congruant in cor-
dibus nostris monstra uitiorum, qualia in frugibus accidunt
uitia monstrorum. Dass zu dem relativen qualia das demon
strative talia oder taliter vermisst wird, ist kaum zu ver
kennen. Wenn wir quae taliter schreiben, so wird nach jenen
bestimmten Affecten gefragt, welche in Vergleich kommen,
wie in der That im Folgenden solche aufgezählt werden (nam
uerbi gratia, si quid uetitum concupiscam et mox abiciam cogi-
tationem, eruca est in folio sedens etc.). Mit uide qua taliter
wird gefragt, inwieweit oder auf welche Weise jene kurz vor
her genannten Leidenschaften (quarum aliae in corde hae
reant etc.) ebenso in den Seelen auftreten wie an den Früchten.
Patristische Studien. V.
39
Ueber qua (= insoferne) vgl. oben S. 15 und p. 241, 24 facit
utrumque unum, siue qua duo sumus corde uno siue qua sub-
stantiam animae et corporis unum facimus.
c. 13, p. 260, 8. tugurium uero nostrum, quod a terra
suspensum cenaculo una porticu cellulis hospitalibus inter-
posita longius tenditur, quasi dilatatum gratia domini non
soluni sanctis, qui illam plurimi. (comitabantur), sed etiam
(sed etiam LM, iam cet.) diuitum illorum cateruis non ca-
paces angustias praebuit. Die verdeckten Schäden dieser
Fassung verräth die Ueberlieferung und schärfere Prüfung.
Zunächst bieten alle Handschriften qui illam, aber ohne Ver
bum; denn comitabantur fügte erst Rosweyd hinzu. Eine Spur
bei Dungalus (A), welcher im 9. Jahrhundert die Stelle ex-
cerpirte, nämlich plurimis, leitet auf eine andere Fassung und
erregt Verdacht, sowie der Ausfall der folgenden Silben sed et
in allen Handschriften bis auf LM die Lücke an dieser Stelle
nur scheinbar bestätigt. Die Handschriften LM haben nur
selten lückenfreien Text; weit öfter hat ihre Recension mit ge
schickter Hand fehlende Wörter aus Eigenem hinzugefügt. Und
hier lag es besonders nahe zu non solum das fehlende Com-
plement mit sed etiam zu geben. Darnach ist es um etwas
wahrscheinlicher, non solum sanctis (cum) illa plurimis, iam
diuitum illorum caternis als die ursprüngliche Lesart einzu
setzen. Im Weiteren fühlte bereits der Codex M, dass non
capaces unpassend sei, und strich non, wofür A aus gleichem
Grunde nunc setzte. Hier bietet aber wieder 0 das Richtige:
non incapaces angustias, denn nur so erscheint das tugurium
quasi gratia domini dilatatum, wenn seine Enge doch die zahl
reichen Gäste zu beherbergen vermochte; vgl. XIIII 83 (.Nola)
tota plena sui spatio spatiosaque cunctis, \ credas innumeris ut
moenia dilatari | hospitibus. Paulinus liebt solche Oxymora,
wie p. 166,-2 sufficientia indeficiens, XXXI, 45 impia pietas,
p. 231, 20 diues inopia, VIH, 20 discordia concors (vgl. Index
S. 428), und die Prägnanz im Gebrauche von non ist nicht
selten, wie p. 120, 10 inparem et ideo non capacem dei, p. 232, 4
non miserabilis (— immiserabilis), XII, 4 non uincta (= libera),
XVIIII, 454 non uigiles uigiles, XXI, 846 non uisibilis, XXIII,
298 non plenae matris in aluo, p. 17, 9 und 10 non olim
(= nuper), p. 156, 16 non tuus, p. 32, 10 non suus und öfter
40
IV. Abhandlung: v. Hartei.
(vgl. Index S. 439). Was aber die Auslassung von sed betrifft
(non solum sanctis cum illa plurimis, iam diuitum illorum
cateruis non incapaces angustias praebuit), so ist diese in effect
voller Rede nachzuweisen; vgl. Kühner, A. G. § 159, 15, S. 676,
Anm. 9.
Ep. XXX, c. 2, p. 263, 24. quo (uiro suo Adam) uniuersi-
tatem generis sui pater praeuaricatus infecit, ut qui naturali bono
oculos mentis apertos innocentiae et iniquitati clausos habebam
letalem prudentiam boni malique d eie du (dilectu 0, delectum
cet.) de infausto nemoris interdicti cibo caecatus pariter et
male luminatus haurirem. Auch hier scheint M, welcher von
erster Hand mali (g<ue ist von zweiter Hand übergeschrieben)
hat, eine Ahnung gehabt zu haben, dass nicht Alles in Ord
nung sei, sowie die meisten Handschriften durch die Schreibung
delectum wenigstens äusserlich die Construction des Satzes'her
zustellen bemüht waren. Der wirkliche Anstoss ist damit nicht
weggeräumt. Die prudentia war eine prudentia boni malique,
die der Mensch gewann (haurirem); nicht aber kann es heissen,
dass er die Kenntniss des Guten und die Wahl des Bösen
(prudentiam boni malique delectum) sich verschaffte. Offenbar
ist die Stelle lückenhaft und letalem prudentiam boni malique
(mali) delectu — haurirem zu schreiben, was der folgende
Satz bestätigt: atque utinam hoc saltem remedio crimen in-
licitae concupiscentiae diluissem, ut accepta per gustum no-
centem boni et mali scientia bonum potius elegissem. Was
aber die Erklärung der so hergestellten Worte betrifft, so ist
delectu Dativ, eine Form, welche durch XVIIII, 554 sinu
mandauerat praedae pondera, XXI, 408 sinu Felicis adhaesi,
XXHI, 98 minus auditu miranda uidentur, quam libet et uisu
reuerenda (vgl. App. III, 62 qua patet (orbis) accessu uel
pede uel pelago) gesichert ist. Mit der syntaktischen Verwen
dung dieses Dativs lassen sich Stellen vergleichen wie in dem
selben Satze oculos mentis apertos innocentiae et iniquitati
clausos habebam, ferner p. 119, 14 ut exagitati curis pruden-
tiae et metui diuinitatis acuamur, p. 180, 1 ueri luminis
damnum est ad usum tenebrarum uti luminibus et oculos in
terrena defixos caecare caelestibus.
Patristische Studien. V.
41
Ep. XXXI, p. 267, 13. Seuerus hatte durch Victor Pauli
nus um Reliquien ersucht, die er für seine neue Basilica be-
nöthigte. frater Victor retulit nohis desiderare te ad basilicam,
quam modo apud Primuliacum nostram (nfm 0, nostra AJ
maiorem priore condideris, de sanctis sanctorum reliquiis bene-
dictionem. Unsere ältesten Zeugen tilgten hier eine Singu
larität, welche sich zwar nicht aus Paulinus selbst, wohl aber
aus Schriftstellern seiner und der früheren Zeit belegen lässt.
Kaum einen Augenblick wird man Dungalus Schreibung nostra,
aus welcher vor maiorem allerdings leicht nostram entstehen
konnte, vertheidigen wollen, indem Paulinus die neue Kirche zu
Primuliacum mit der älteren Basilica zu Nola, neben welcher er
eine neue errichtet, verglichen hätte. Jeden Zweifel nimmt die
Parallelstelle p. 282, 22 uos aliam apud Primuliacum nostram
et priore maiorem praeparasse cognouimus, wo sännntliche Hand
schriften nostram bieten. In gleicher Weise bestimmt sich das
Geschlecht des Adjectivs nach dem Geschleckte des Gattungs
begriffes (urbs) hei Auson. epigr. 64 (69), 13 Campana in Bene-
uento, Mart. VIH, 72, 4 pulcherima Narbo, Verg. Aen. VIII,
561 Praeneste sub ipsa u. a. (vgl. Kühner A. G. I. S. 170,
Anm. 12). — c. 3, p. 269, 14 non alienum puto, quia cognitn
dignum est, enarrare specialem post tempora passionis historiam
reuelatae (reseruatae O) et inuentae crucis, quae si igno-
retur, facile est perspici, qua difficultate (sic 0, quia diffi-
culter cet.) adprobetur dominicae esse crucis hoc lignum, quod
certum est, si in manus ludaeorum uenisset, conterendum et
exurendum fuisse. Hier ist ein alter Fehler des Archetyps,
den O daraus übernommen hat, reseruatae, in den übrigen
Handschriften täuschend, aber gewaltsam durch reuelatae ver
bessert worden. Sacchini’s Conjectur reuersatae taugt nichts;
es war reseratae zu schreiben. Wie reseruatae aus reseratae,
so wurden p. 42, 4 adoperatio aus adopertio, 87, 11 istic cui
aus istic, 90, 12 tristitia aus tristia, 101, 13 uiderat Iohannem
aus uide rationem, 125, 13 illa maiestatem aus illam aestatem,
127, 6 frequentatas aus frequentas, 362, 20 refrigeratione aus
refrigerat ne u. ä. m. Im Folgenden ist die Lesart der interpo-
lirten Codices quia difficulter unpassend, weil facile est perspectu
dadurch seines Objectes verlustig gebt. Paulinus will sagen,
dass es ohne Kenntniss der Geschichte der Wiederauffindung
42
IY. Abhandlung: v. Hartei.
des heiligen Kreuzes mit der grössten Schwierigkeit verbunden
wäre, die Identität des entdeckten Holzes zu beweisen. Dass
quanta für qua gesetzt werde, ist nicht nothwendig. conteren-
dum et exurendum fuisse steht für contritum et exustum iri
(denn die Umschreibung mit futurum fuisse ut contereretur
iindet sich bei Paulinus nicht), wie 1. 25 quia nisi latuisset,
manifestum est abolendum fuisse (abolenda fuisset FPU); vgl.
p. 87, 20 prouidens legem ortu euangelico sopiendam (== sopi-
tum iri), p. 403, 30 ambigo fratrem nostrum Postumianum et
interuentu tuo et sua fide et iustitia commouendum, XXVI,
147 significans illos mundo latente tegendos, XXXI, 343 ut
monstraretur uacuandum numine templum et fore ab hostili
sancta profana manu. — c. 4, p. 271, 9. (Helena Constantini
mater) diuino inspirata consilio, cum Hierosolymam agnosceret,
nomine conregnabat, ut sibi facultatem daret cuncta illic do-
minicis impressa uestigiis — pur gare destructis templis. Die
Lückenhaftigkeit der Stelle ist evident; denn wenigstens müsste
es nomine Augustae conregnabat heissen, und wenn wir diese
Worte in Parenthese stellen, fehlt noch das den wt-Satz re
gierende Verbum, welches LM durch die kühne Aenderung
eum rogauit für nomine conregnabat gewonnen haben. Ducaeus
(filium rogabat cum quo Augustae nomine conregnabat) und
Lebrun (nomine quae Augusta cum filio conregnabat eum ro
gauit) trafen richtig den Sinn, aber nicht die Worte, die den
Ursprung des Fehlers erkennen lassen. Bs wird zu schreiben
sein: nomine conreglnans Augustae eum rog)abat. Die
Stelle bei Sulpicius Seuerus chron. II, 33 (p. 87, 18 H.), welche
Paulinus in Erinnerung hat, lautet: namque Helena, mater prin-
cipis Constantini, quae Augusta cum filio conregnabat, cum
Hierosolymam agnoscere concupisset, reperta ibi idola et templa
contriuit.
Ep. XXXII, c. 1. Dieser Brief an Seuerus beginnt mit
den Worten: insertis his uersiculis patens pagina sollicitauit
linguam et manuni, ut occuparet uacantia, et succurrit animo
esse quod scriberem. perquam enim gratulor, quod unam cordis
et operis nostri, operum quoque et uotorum similitudinem osten-
derimus, eodem tempore basilicas dominicis adicientes ouilibus,
welche leicht den Verdacht erregen, dass der Anfang des
Patristische Studien. V.
43
■
Briefes verloren ging. Zwar dass die UeLcrschrift Seuero
Paulinus in dem alten Parisinus fehlt, kann diesen Verdaclit
ebensowenig bestätigen — denn O lässt auch sonst die Adressen
weg — wie M, in welchem die Worte insertis bis enirn fehlen,
wodurch ein unbedenklicher Eingang gewonnen wird. Auch
die Varianten von FPU, welche censetis (für insertis), d. i.
wohl recensitis, wie Sehottus am Rande herstellte, und von L 2
compositis zeigen, dass hier aufmerksamen Lesern nicht Alles
klar war. Nach wiederholter Erwägung bin ich aber von der
Meinung, dass der Anfang des Briefes fehlt, abgekommen und
glaube, dass im Archetyp weder die Aufschrift noch sonst
etwas ausgefallen war. Die inserti hi uersiculi sind die dem
Briefe einverleibten poetischen Epigramme, welche Paulinus
für kirchliche Bauten des Seuerus und seine eigenen abgefasst
hatte, und die allerdings den wichtigsten Theil desselben bilden.
insertis uersiculis werden wir daher als einen von patens ab
hängigen Dativ zu fassen haben: pagina, quae insertis his
uersiculis patebat, sollicitauit linguam et manum, das Blatt,
welches für die Aufnahme der angeschlossenen Gedichte be
stimmt ist, reizte Sprache und Hand, den übrigen Raum zu
füllen. Im Folgenden wird eine passende Verbindung der beiden
Glieder vermisst, die wir durch Einfügung von qui erreichen,
das hinter quod leicht ausfiel: quocl, {qui) unam cor dis et cor
poris nostri, operum quoque et uotorum similitudinem osten-
derimus.
c. 4, p. 278, 14. Gegen die Absicht des Seuerus, in dem
neuen Baptisterium neben dem Bilde des heiligen Martinus das
des Paulinus malen zu lassen, wehrt sich dieser in seiner Be
scheidenheit und liefert für den Fall der Ausführung jener
Absicht Aufschriften, welche dem Betrachter den Abstand der
dargestellten Personen klarmachen sollen, durch welche certe
probatur iam te non ridendum magisque (sic 0, magis quam
cet.) probandum, si hac tantum ratione longissime dissimiles
comminus pinxisse uidearis, ut in Martino forma iustitiae et
summa uirtutum, in nobis conscientiae (consciae M) iniquitatis
obtritio et confessio cerneretur. Offenbar will Paulinus sagen:
Du wirst, Venn du durch einen solchen Commentar die Bilder
erläuterst, nicht Spott, sondern vielmehr Lob verdienen, nicht
aber: der Spott wird nicht grösser sein als das Lob. Dieser
44
IV. Abhandlung: v. Hartei.
Gebrauch von que (= sed) wird durch die oben S. 22 bei
gebrachten Beispiele bestätigt. Zweifelhafter mag es scheinen,
ob nicht M mit consciae die richtige Lesart erhalten hat,
zumal derartige Fehler nicht selten sind, wie p. 258, 19 totidem
apud homines testimoniis gloriosa, quot pastis deo conscia (sic 0,
conscientia cet.), p. 32, 6 Vigilantius aegritudini nostrae, quia
et ipse sociale (sic O, sociabile cet.) membrum erat, socio (socio
FP 2 U, solacio cet.) labore conpassus est, p. 62, 24 cum omnes
horum (sic M, bonorum cet.) mihi nominum uel pignorum aut
foederum caritates uel de te uno largiter rependantur.
c. 5, p. 279, 25. Die für die Basiliken bestimmte Aufschrift
nimmt darauf Rücksicht, dass das Baptisterium inmitten der
beiden liegend einen Theil der gesammten kirchlichen Anlage
des Seuerus bildet (vgl. p. 275, 16 tu uero eodem tempore bap-
tisterium basilicis duabus interpositum condidisti und p. 279, 1
quam ob rem etiam basilicis tuis uersiculos quasi uotiuos sacris
fontibus titulos destinaui). So heisst es:
ecce uelut trino colit unam nomine mentem,
sic trinum sancta mole sacrauit opus.
ampla dedit populo geminis fastigia tectis,
legibus ut sacris congrueret numerus.
nam qua (quia w) latorem duo testamenta per unum
pacta, deum in Christo copulat una ßdes.
Wenn wir trinum sancta lesen, wird es unangenehm em
pfunden, dass der zweite Vergleichungspunkt, die Einheit
in der Dreiheit, im zweiten Gliede nicht ausdrücklich hervor
gehoben wird; auch nimmt sich sancta mole wie ein über
flüssiges Versfüllsel aus. Wir haben es aber auch nur mit
einer Vermuthung Rosweyd’s zu thun. Die Handschriften haben
trinum sanctum, woraus wir gleich leicht, aber passender trina '■
sanctum herstellen werden: wie Seuerus unter dreifachem
Namen einen Geist verehrt, so hat er sein heiliges Werk in
drei Gebäuden gestiftet. Dem Volke gab er zwei geräumige
Häuser, entsprechend dem alten und neuen Testamente (sacris
legibus)-, denn wie der eine Gott die beiden Testamente er
richtet, so vereinigt ein Glaube Gott und Christus. Dass der
vorletzte Satz mehr einen Vergleich als eine Begründung ent
hält, liegt auf der Hand, weshalb qua zu schreiben war. Wie
Patristische Studien. V.
45
nahe sich diese Bedeutungen berühren, zeigen die im Index
unter qua mitgetheilten Beispiele. Vgl. oben S. 15. Eine Be
stätigung dafür gibt die gleich folgende Variation desselben
Gedankens:
aula duplex tectis ut ecclesia testamentis,
una sed ambobus gratia fontis adest.
Der Hof hat zwei Tempel, sowie die Kirche auf den beiden
Testamenten beruht.
c. 6, p. 281, 10. Paulinus sendet zugleich an Seuerus
einige Aufschriften für das Grabmal des heiligen Claras, item
de eodem, ut quos (uersus) malueris eligas; sed ego scio in
hoc te potius ambigere debere, non ut aliquos ad titulum
eligere, sed ne ullo (ne nullo 0, de nullo cet., ne ullam v)
debeas iniuriam sancto dei facere. Die editio princeps hat
hier richtig errathen, was dem Sinne entspricht; aber auch
die interpolirten Handschriften erkannten den Fehler. Was sie
schrieben, sed (erg. ui) de nullo debeas, ist sprachlich nicht
verwerflich, indem de nullo für den blossen Ablativ nullo
(sc. uersu) stehen kann. Aber ne ullo hebt den Gegensatz
besser hervor und erklärt leichter den Fehler.
c. 8, p. 283, 19. Paulinus hatte dem Seuerus einen Splitter
des heiligen Kreuzes für die Consecration seiner Kirche gesandt
und für den Fall, dass dieser zugleich mit den Reliquien der
Apostel und Märtyrer in dem Altar niedergelegt werden sollte,
eine Aufschrift verfasst. Er fügt für den anderen Fall, dass
die Kreuzreliquie dem' täglichen Gebrauche dienen und die
Ueberreste der Apostel und Märtyrer für sich deponirt würden,
eine zweite Widmung mit den Worten bei: si uero magis pla-
ceat uobis hanc de cruce benedictionem ad cotidianam tutelam
atque medicinam in promptu habere, ne semel condita in altario
non semper ad manum, ut usus exigit, praesto sit, sufficit et
illa ad basilicae consecrationem gratia, scilicet dominus
cum (sic Rosweyd, si dominus eam co) apostolis et martyribus,
quorum ueneranda cinis si sine crucis consortio subiciatur
altarilms, hic opertos titulus indicabit. Dass Rosweyd mit
seiner Vermuthung nicht glücklich war, sieht jeder, wenngleich
seine Aenderungen leichter sind, als sie scheinen; aber dominus
cum apostolis et martyribus ist eine dunkle Erklärung des
46
IV. Abhandlung: v. Harte!.
vorausgellenden gratia; er dachte wohl an jene gratia, quam
dominus per apostolos et martyres offert. Ich glaubte mit
leichter Verwandlung des überlieferten dns in demus schreiben
zu sollen: si demus eam apostolis et martyribus, auch jener
Segen genügt, indem wir die Weihe der Kirche den Aposteln und
Märtyrern überlassen; ihre Reliquien allein schon heiligen den Ort.
Vgl. p. 292, 2 uerum hanc quoque basilicam de benedictis apo-
stolorum et martyrum reliquiis sacri cineres in nomine Christi
sanctorum sancti et martyrum martyris et dominorum domini
consecrabunt. Schon M war darin vorgegangen, indem er dice-
mus mit überschriebenem dedicemus bietet; dazu würde aber
eam basilicam zu ergänzen sein. Indessen liegen in den Worten,
wie sie überliefert sind, so deutlich die Zeichen einer Lücke,
dass bei dem häufigen Ausfälle eines oder mehrerer Wörter
im Archetyp ein anderer Weg einzuschlagen sein wird. Pauli
nus dürfte si dominus eam (sc. gratiam) apostolis et martyribus
(ilargitur) oder ähnlich geschrieben haben. Dazu stimmt auch
das Epigramm p. 284, 1:
pignora sanctorum diuinae gloria mensae
uelat apostolocis edita corporibus,
Spiritus et domini medicis uirtutibus instans
per documenta sacros uiua probat cineres.
sic geminata piis adspirat gratia uotis,
infra martyribus, desuper acta sacris.
Aus dem ersten Verse geht hervor, dass die Reliquien nicht
auf dem Altar, sondern in demselben aufbewahrt wurden, wie
auch XXVII, 401 bestätigt:
spectant de superis altaria tuta fenestris,
sub quibus intus habent sanctorum corpora sedem.
Vers 3 wird an medicis (medici L Mj kaum zu zweifeln sein,
obwohl medius, was 0 bietet, eine Erklärung zulässt; denn
die heilende Kraft der Reliquien war Gegenstand frommen
Glaubens, wie die Wundergeschichten der carmina natalicia
des Paulinus lehren. Das Opfer der Messe,' auf dem Altäre
(diuina mensa). dargebracht, und die in demselben geborgenen
Reliquien üben daher einen doppelten Segen aus. Diese Fol
gerung verlangt sic, wie O allein schreibt, während hic in M,
Patristisclio Studien. V.
47
si in den anderen Handschriften stellt. Die Recension von
LM hat auch acta angegriffen, indem L tecta, M aucta bieten.
agere gratiam im Sinne von operari, efßcere ist aber unan
fechtbar; vgl. XXI, 751
et guod diuini documentum muneris egit,
largior aestiuis huc mensibus unda cucurrit.
XYIIII, 309
de sanctis indulsit opem procedere terris,
ut iam de tumulis agerent pia dona beati
martyres et uiuos possent curare sepulti.
c. 9, p. 284, 9. Die Mittheilung der für Seuerus’ Kirchen
bestimmten Verse schliesst Paulinus, um den Uebergang zu
den Aufschriften zu finden, welche er in seiner Basilica an
gebracht, mit den Worten: habes uersus operibus quidem tuis
sanctis et magnificis indignos, persuasioni tarnen tuae quam habes
tibi de me quam mihi credere conpetentes, welche weder M,
noch die editio princeps verstanden hat. Diese schreibt: quam
de me habes competentes, jener: qua magis tibi de me quam
mihi credere uis competentes (entes eras.). Sie haben also an
dem Infinitiv credere und an quam Anstoss genommen. Aber
der Sinn ist: persuasioni tarnen tuae quam habes, ut tibi pot.ius
de me quam mihi credas, conpetentes. Oft fügt Paulinus zu
einem Substantiv einen erklärenden Infinitiv, wie p. 302, 17
sed ipse tibi auctor iniuriae tuae eris diutius esurire, p. 271, 9
rogabat ut sibi facultatem daret loca purgare, XXVIII, 4 in
porticibus spatiari copia larga subest; im prägnanten Sinne
aber steht quam für potius (magis) quam, wie p. 121, 4 ut non
(non tarn M) lingua quam uita eruditus tarn disseras magna
quam facias (plus facias magna quam disseras M).
Paulinus fährt fort p. 284, 17: Meine Verse werden deine
Mauern mehr entstellen als zieren; Niemand wird in dir den
Dichter vermuthen. nec laborabis fallere, ut te lector auctorem
putet et (et om. M), cum ineptia nemini in te nota possit instruere
lectorem, ne tibi (ne tibi 0, me tibi L, et ibi FPU) meum
carmen id est crimen inponat, qui tarnen uel proditoris uel
scriptoris nomine culpandus es (qui tarnen — culpandus
essem uel quid tarnen — culpandum esset ? Sacchini). Radical
48
IY. Abhandlung: v. Hartei.
verfährt M, welcher die Worte ne tibi meum ■—- culpandus
es sed tilgt. Eine Unklarheit, welche in der Verbindung des
ut- und ne-Satzes liegt, haben auch die Handschriften FPU
zu entfernen gesucht, indem sie für ne tibi offenbar et tibi
setzen wollten. Was aber bedeuten die Worte nec laborabis
fallere? Wie ich meine, kann folgender Sinn in der guten
Ueberlieferung gefunden werden: Du wirst dich nicht an
zustrengen haben, um die Täuschung hervorzurufen, dass der
Leser dich für den Verfasser halte, nicht blos deshalb, weil
die Verse schlecht sind, sondern auch aus dem Grunde (et
cum), weil Niemand solche dichterische Tändeleien von dir
kennt und das nur den Leser bestimmen kann, nicht dir mein
Gedicht aufzulasten; freilich von der Schuld, es veröffentlicht
oder aufgeschrieben zu haben, bist du nicht freizusprechen.
Wenn die gegebene Erklärung auch für annehmbar gelten
mag, so muss doch zugegeben werden, dass der Satz gewänne,
wenn wir mit M et strichen, das ja nach putet auch leicht ein-
dringen konnte. In der Lesart proditoris nomine uel scriptoris
nomine (POPU) ist wohl nichts als eine falsche Wiederholung
des Wortes nomine zu erkennen; aber es könnte auch das
zweite nomine für munere verschrieben sein. In proditor (vgl.
prodere decretum und ähnliche Verbindungen) mag Paulinus
mehr an den editor gedacht haben, wenngleich er auch die
Veröffentlichung des ihm Anvertrauten scherzhaft als proditio
bezeichnen durfte. Für scriptoris möchte man lieber inscrip-
toris erwarten.
c. 10, p. 285, 25. Paulinus will der Bitte des Seuerus ent
sprechen und ihm ein Bild der kirchlichen Bauten geben,
welche er zu gleicher Zeit und im gleichen Sinne aufgeführt
hatte, hac ratione persuasus basilicas nostras tuis, sicut et
operis tempore et uoti genere coniunctae sunt, ita etiam litteris
conpaginare curaui, ut in hoc quoque nostra coniunctio figura-
retur, quae iungitur animis et distat locis; sic et ista, quae in
nomine domini eodem spiritu laborata construximus, diuersis
abiuncta regionibus, eiusdem tarnen epistolae Serie sibi tamquam
consignata (contignata Rosweyd, contiguata Sacchini) uisentur.
An dem überlieferten consignata wird nichts zu ändern sein,
indem es prägnant für consignatione coniuncta steht und der
Dativ sich aus dieser Bedeutung und der Analogie anderer
PatTistisclie Studien. V.
49
Composita mit cum (vgl. commori, compati, congaudere, con-
queri, consepelire) sattsam erklärt. Weniger sicher steht vorher
sic, da die coniunctio quae iungitur animis et distat locis einer
näheren Ausführung bedarf, welche gegeben ist, wenn wir
schreiben: si et ista.
c. 18, p. 293, 8. (deus) terrena caelestibus mutat et hanc
nobiscum quamquam de suis et hic et ibi rebus permutationem
facere dignatur, ut quae corporaliter molieram in terris (Pauli
nus meint die Kirchenbauten) in caelis per ipsum aedificentur,
tune reuelanda nobis, cum specie uidebimus quae nunc per
fidem prouidemus. Nach der Analogie von Fällen wie carm. XVII,
219 nunc tegunt uersos monachis latrones (d. i. latrones, qui,
in monachos mutati sunt), 222 uertitur caelo pia uis latronum,
XXVIII, 323 et Christo uertätur Adam, werden wir in cae
lestibus den Dativ zu erkennen haben und hanc nobiscum
permutationem facere dignatur als die Verwandlung der ir
dischen Wesen in himmlische verstehen, welche sich an den
Werken der Menschen vollzieht, obwohl diese hier wie dort
Gott gehören (quamquam de suis et hic et ibi rebus), wie
nun weiter ausgeführt wird: itaque hic seminamus et ibi me-
timur — et harum nobis quamuis terrestrium aedificatio fabri-
carum si uoto et Studio spiritali struatur, beata caelestium
est praeparatio mansionum. Ob in specie (d. i. oculis) uide-
mus nicht ipsa acie uidemus, wie ich vermuthete, zu suchen
sei, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls ist species in dieser
Bedeutung sonst selten, bei Paulinus aber nicht zu belegen.
c. 20, p. 295, 12. Dem schuldigen Sünder wird auf seine
zweifelnde Frage, wie er an Gott den unnahbaren und un
sichtbaren Richter herankommen könne, gesagt: operando prae-
ceptis ipsius (sic 0, d. i. im Dienste seiner Gebote, ein Dativ
wie XXVIII, 256 uigilare deo, dormire uicissim actibus his,
quibus inuigilat mens mortua Christo — die anderen Hand
schriften haben in praeceptis) uidebis eum in omni paupere,
langes eum in omni egeno —. ecce nobis iam constat quomodo
uideas inuisibilem et inadprehensibilem adprehendas. Diese
Lesung der editio princeps beruht auf einer kühnen Aenderung
der allerdings verderbten Ueberlieferung nos iam contra. M
strich einfach diese Worte. Gegen diesen Versuch spricht schon
die Tilgung des hier fast unentbehrlichen, jedenfalls sehr passen-
Sitzungsber. d. phil.-liist. CI. CXXXII. Bd. 4. Abh. 4
50
IV. Abhandlung: v. Hartei.
den contra ,ins Angesicht'; contra uideas mag Paulinus in
Erinnerung an Stellen, wie Livius I 16, 6 ut contra intueri
fas esset (von dem Gotte Romulus), VIEH, 6, 8 ne ut oculos
quidem attolerent aut. consolantes amicos contra intuerentur effi-
cere poterant, gesagt haben. Im engsten Anschluss an die Züge
des Archetyps wird also zu schreiben sein: nos(ti) iam contra
quomodo uideas etc. — c. 22, p. 297, 5. qui spes et opes et uires
suas dominum Iesum habet, eins omnis aedificatio conpacta
crescit et surgit in conscensionem in plenitudinem dei. Diese
Lesung der editio princeps erregt schon durch die harte Ver
bindung i?i conscensionem in plenitudinem Verdacht, den die
Handschriften bestätigen, von welchen LM die anstössigen
Worte in conscensionem auslassen, die anderen aber et consen-
sionem schreiben. Darin liegt et conscensio est. Die Bauten
zur Ehre Gottes sind die Leiter, auf welcher wir in den
Himmel empox-steigen. Kurz vorher p. 296, 20 war von den
Bausteinen die Rede, de quibus (caernentis) non illam con-
fusionis et superbiae turrem destruendam opere inuito machi-
nanmr, sed in ipso angulari lapide fundamur, ut surgamus
per ipsurn in ipsius plenitudinem, qui est turris fortitudinis
a fade inimici.
c. 24, p. 299, 12. securis et fer rum nobis cupiditas tempo-
ralium et nocturnus nientis timor et liuor inimicus et res huius
saeculi, in cuius aut male (sic OP, malae cet.) cura aut bene
(sic 0, hone uel bonae cet.) amore anima conditur (conciditur
M, tunditur Saechini), mens conpeditur (conciditur Sacchini).
Zunächst ist wohl richtig von mir bene und male statt bonae
und malae (sc. rei huius saeculi) hei'gestellt worden, wenn
gleich die Worte eine Erklärung zuliessen: res siue mala siue
bona est, anima aut cura aut amore conditur. Denn abge
sehen von der Verlässlichkeit des Codex 0 wird durch male
und bene die Rede, wie es Paulinus liebt, pointirter. Wie
immer wir schreiben, das Verbum conditur bleibt schwer ver
ständlich. Wenn es eine Erklärung zulässt, so stünde es für
sepelitur, ein kühner bildlicher Ausdruck, welchen man Paulinus
nicht wird Zutrauen wollen. Deshalb wird M an der Richtig
keit der Lesai't nicht ohne Grund gezweifelt haben; was er
aber dafür setzt, conciditur, ist zwar von paläographischer
Seite empfehlenswerth, ergibt aber ein nicht unbedenkliches
Patristische Studien. V.
51
Zeugma, indem concidi wohl die Wirkung der Sorge passend
ansdrückt, nicht aber die der Liebe. Nicht nm Vieles besser
nimmt sich tunditur ans. Wahrscheinlich schrieb Panlinns
comeditur. das von den überlieferten Zügen sich nicht weiter
entfernt und gleich gut wie unser ,sich in Sorge oder Liebe
verzehren' von beiden Stimmungen gesagt werden kann. Auch
stimmt dazu weit besser male und bene als zu conciditur oder
tunditur; denn diese bezeichnen, zu Verben oder Adjeetiven
hinzugefügt, doch mehr die Art als den Grad (vgl. XXIII, 180
si forte graui morbo disrupta uel icta heu male dissiliat mem-
brana fiuentis ocelli, XXVII, 573 non hac male ludus in aula
debetur, sed poena tibi und über male prodigus, securus u. a.
den Index S. 436).
XXXHI, c. 1, p. 302, 7. per hunc (Victorem) — accepi epi-
stolam tuam, in qua nobis banus cordis tui thesaurus apparuit,
ut merito percepta officÄi tui benedictione gauderem, cum fadem
interior is tui (hominis add. M) castissimis speculatus eloquiis,
quantum in te mihi a domino adiutorium conferatur (con
fer am FOPU, conferat LM, conferant Schot.), agnoscerem.
Weder zu conferat noch zu conferant kann ein passendes
Subject ans dem Zusammenhänge ermittelt werden. Nach der
nicht seltenen Vertauschung der Endungen t und tur. nt und
ntur, mus und mur, bus und bis darf man auch hier an eine
Vernachlässigung der Abbreviatur denken und conferatur ver-
muthen. Nichts aber ist häufiger als die Ellipse von homo bei
interior exterior und den possessiven meus tuus noster uester, wie
p. 70, 4 te uero uicta lege membrorum et exteriore corrupto {cor-
ruptela M) pur am conspersionem parare, 243, 14 (Christus) ab-
sorbet mortalem nostrum (mortale nostrum LM nach p. 70,17 mor
tale tuum de sua inmortalitate superinduens), 265, 23 (dominus)
caecet uidentem meum, ne uideam uanitatem, 266,14 fiat Christus
ruina exteriori meo et interiori resurrectio, p. 337, 26 urgent
enim inferiorem (hominem add. LM) nostrum malae bestiae u.s. w.,
dagegen p. 316, 2 quia secundum exteriorem hominem uixerit.
XXXim, c. 1, p. 303, 19. AVenn wir den Armen hart
herzig Almosen versagen, cauere debemus, ne damnum animae
et dispendium salutis adeamus neglegentes in ecclesia positam a
4*
52
IV. Abhandlung: v. Hartei.
domino mensam indigentibus, quam, despicientibus oculis prae-
terimus aut aridis manibus intuemur. So stellt in allen
Handschriften, wofür die editio princeps despicientibus oculis
intuemur aut aridis manibus praeterimus schrieb, was alle
Herausgeber aufnahmen, wie ich nachträglich erkenne, mit
Unrecht; denn der Gegensatz ist nicht intueri und praeterire,
sondern ,an dem Opfertisch verächtlich Vorbeigehen', d. h. nichts
geben (despicientibas oculis praeterire) und ,ihn zwar nicht
ignoriren, aber nicht viel geben' (aridis manibus intueri).
Auch die Vorliebe des Paulinus für solche Figuren, die sonst
noch schärfer durch gleiche Worte ausgeprägt werden, spricht
für diese Auffassung; vgl. p. 2, 1 fidei spem et spei fidem, p. 45, 1
in perniciem uincere quam pro salute superari, p. 68, 1 uictima
sacerdotii sui et sacerdos suae uictimae und Index S. 428. —
c. 2, p. 305, 10. si reminiscaris in euangelio illos susceptores
domini talentorum et quod cuique pater familias reuersus retri-
buerit, scies quanto sit utilius ponere ad mensam domini multi-
plicandam pecuniam quam sterili fide odiosam reminiscant
(reminiscantur U). quare nullo reditu creditoris, magno inutilis
serui dispendio, in sola poenarum illius incrementa seruatam.
Die editio princeps hat sich leicht über die Schwierigkeiten
der corrupten Ueberlieferung hinüberzusetzen gewusst, indem
sie, was sie nicht verstand, strich, nämlich odiosam remi
niscant quare. Gleichwohl wird man den so gewonnenen Text
dem Versuche Chifflet’s vorziehen, welcher quam, sterili fide
odiosam reminisci a te, auare, nullo reditu creditoris —
(esse) seruatam conjicirte, um soviel Anstösse als Worte zu
schaffen. Mit ziemlicher Sicherheit ist otiosam für odiosam
zu setzen, wie ja sonst der unfruchtbare, keine Zinsen tragende
Besitz genannt wird, vgl. Plin. ep. X, 62 pecuniae publicae
uereor ne otiosae iaceant und Dirksen, Manuale lat. s. u.
otiosus. otiosam aber verlangt ein Verbum wie retinere, re-
seruare. Der folgende Infinitiv seruatam (sc. esse) hängt ent
weder von scies ab, so dass man etwa schreiben könnte eamque
reuera — seruatam, oder man darf, um sich von den Buch
staben des Archetyps weniger zu entfernen, vermuthen: re
is eruare) sciesque rem —■ seruatam..
c. 5, p. 307, 13. (deus) inpense tibi largus est de suis
opibus, si Ui tibi ipse non sis inuidus et auarus de bis, quae
Patristische Studien. V.
53
deus tua fecit, non ut causa tibi ad, mortem, sed ut reditio
(perditio 0, precio FLP, precium v) ad uitam foret. Diese
Herstellung liat vor der Vermuthung precio — etwas Anderes
ist kaum in der Lesart der anderen Handschriften zu suchen
— nicht blos den Vorzug der Leichtigkeit, sondern sie liefert
zugleich ein Wort, welches der Präposition ad, leichteren An
schluss gestattet. Auch leidet die schlechtere Ueberlieferung,
hier vielleicht aus retio hervorgegangen, öfter an Silbenausfall
als 0 an Silbenzuwachs. — c. 7, p. 309, 6. uide ne — ad-
uersum te editi gemitus, quos necessitas laborantium te non
miserante confectis extorserit, feriant et inuitent patrem or-
phanorum, iudicem (et iudicem L) uiduarum et conpassorem
pauperum deum. Die bisherigen Ausgaben stiessen sich nicht
daran, dass nicht der Richter als solcher provocirt werden soll,
sondern als derjenige, welcher durch seinen Rechtsspruch die
Witwen schützt oder an ihnen begangene Frevel rächt. Es
war also uindicem uiduarum zu schreiben. — c. 10, p. 311, 21.
Der Reiche' hat an den Armen, wenn er für sie sorgt, seine
Fürbitter und Beschützer, non sui neglegentes, sed amore
translato in te quisque se diligit et tuam uitam suae uitae
precatur, quia fructus illius uita tua est et diuitiae tuae illius
opes et paupertates tuae illius diuitiae sunt. Diese aus
der editio princeps übernommene Lesart der Ausgaben könnte
vielleicht den Sinn haben ,deine Armuth ist des Reichen Reich
thum', d. h. eine Quelle reich zu werden, indem der Reiche
sich durch Wohlthun Verdienste erwerben kann. Aber der
Plural paupertates wäre recht auffällig, und mit et würde die
Wirkung des vorausgehenden Chiasmus zerstört. Nun fehlt
aber et sowie das folgende tuae in allen Handschriften; ferner
steht in 0 paupertatis, in L paupertati, in den übrigen pau-
pertate, in allen aber diuites. Ich schrieb mit engerem An
schlüsse an die Handschriften diuitiae tuae illius opes, pau
pertatis diuitiae sunt. Wollte man noch conservativer sein
und glauben, dass sich selbst diuites halten lasse, ob wir mit
0 paupertatis oder mit L paupertati lesen, so müsste man
den Worten paupertatis diuites sunt den Sinn geben ,die
Reichen stehen im Dienste der Armuth', was ihre Kraft nur
abschwächte.
54
IV. Abhandlung: v. Härtel.
XXXV, p. 313, 7. pro confessione peccati diuina mi-
seratio te interueniente succurrat, ne perabsumpta (per nr«-
sumpta P, per adsumpta. 0, per absumptam cet., pro ab-
sumpta v) patris aeterni substantia, quam cotidie peccata
nostra dilapidant, obruamur pudore redeundi et in longinqua
regione commorati ut (commorati LM, commorantium cet.,
commorantes Schot.) in custodiam escamque porcorum indi-
gnam, quod nefas est, deducamur. Die Herstellung des De-
compositums ist eigentlich keine Conjectur; nicht weil eine der
jüngsten Handschriften (P) so liest, sondern da auch die Ab
trennung von per in den anderen nichts zu bedeuten hat, ad
sumpta aber ein sichtlicher Fehler ist. Dasselbe bietet eine
willkommene Verstärkung der Bedeutung, und die Zahl solcher
Decomposita mit per häuft sich immer mehr in den Händen
der Sammler, je mehr man diese vulgäre Erscheinung be
achtet. Könsch, Itala und Vulgata 2 S. 209 zählt auf percon-
firmare, perconterrere, percooperire, pereffluere, perexcaeeare,
perexsiccare, perindigere, perobrigeseere, pertransire, perinter-
ficere (vgl. Collect. Phil. S. 8). Für commorantium habe ich com
morati ut geschrieben, weil sich so der Fehler commorantium
leicht erklärt, dem gegenüber commorati schon wegen der
Zeugen (LM) keinen Anspruch auf urkundlichen Werth er
heben kann. In passender Weise erinnert ut an die Erzählung
vom verlorenen Sohne (Luc. 15).
XXXVI, c. 4, p. 316, 13. (Christus mediator) est pax
nostra, quia fecit utraque unum, naturas discordes dei et ho
minis in se copulans et in nobis duo unum faciens, id est
carnem animae spiritali consentientem; et tune ignis (ipse M)
in medio nostrum manebit, seu hör um (hör um 0, har um cet.,
Lebrun) in nobis duorum (duarum LM) uel cum spiritu
(cum spirituum FLOPU, trium spirituum M, eum spirituum
Lebrun ex cod. Vien., ut conspirituum Rosweyd) trium (illum
M) consensus inuitet, ut faciat in corde nostro sibi placitain
cum patre et spiritu mansionem. Die Varianten der Hand
schriften haben keinen Werth und fördern uns nicht im Ver-
ständniss der schwierigen Worte. Schreiben wir cum spiritu
trium, woraus leicht cum spirituum werden konnte, so gestatten
dieselben eine vollkommen befriedigende Erklärung: wenn Seele
Patristische Studien. V.
55
und Leib in uns durch Christus zu Einem geworden sind, dann
wird auch das (göttliche) Feuer in uns bleiben, sei es, dass der
Einklang der Beiden (d. i. der Seele und des Leibes) oder der
Drei, indem der Geist hinzutritt, Christus einlädt, um in unseren
Herzen mit dem Vater und Geiste zusammenzuwohnen. Die
Unterscheidung der drei im Menschen verbundenen Elemente
(caro, anima, Spiritus) geht auf Thessal. I 5, 23 zurück: xa;
öXoy.Xvjpov 6}j.(öv tb xvsüp.a: y.ai yj liujrr, xa'c t'o crcop.a äp.ep.x~ü>i; ev ty) xa-
pouaia tou xupiou rjp-üv ’Iyjcjou TvjpY)0si'v). Auch an dem Worte ignis,
wofür M ipse setzte, ist kein Anstoss zu nehmen. Unter ignis
ist ignis diuinus zu verstehen, von welchem die beiden Jünger
in Emmaus erglühten (vgl. Luc. 24, 32 nonne erat cor ardens
in nobis?), welches Paulinus ep. XXXXIIII, c. 6, p. 376, 23 in
seinen Wirkungen preist: ignern autern mihi alienum- uidetur
accendere, quisquis corporeae uel saecularis alicuius cupiditatis
ignem in sacrario sui cordis accendens audeat adpropinquare
altaribus domini, quae non recipiunt nisi illius accensionem,
de quo ait: ignem ueni mittere in terram, et quid uolo, si iam
accensus estf (Luc. 12, 49). hoc igne nos, domine Iesu, accende,
ut inluminemur in sensibus, deßagremus in uitiis; hic enim
solus qui a te est ignis igni resistet aeterno, habentes autem
cor ardens in via domini non alienum sed suum ignem do-
mino accendimus etc. Ausser dieser Stelle kommen in Be
tracht p. 148, 7 — 149, 7; 165, 3; 211, 23 und p. 242, 2 sq.,
welche über die einigende .und reinigende Kraft des göttlichen
Feuers einen ähnlichen Gedanken entwickelt: per quam (fidem)
in te manet Christus pax nostra, qui et de nobis uel in nobis
facit utraque unum, siue qua duo sumus in corde uno siue
qua utramque substantiam animae et corporis unum facimus con-
flante nos Christo per ignem Spiritus sui, de quo ait: ignem ueni
mittere in terram (Luc. 12, 49). Wer mit dieser Denkweise des
Paulinus bekannt ist, dem konnte nicht dunkel sein, was er mit
dem blossen ignis ohne weiteren Zusatz an unserer Stelle meinte.
Eine Härte bleibt aber bei unserer Herstellung und Erklärung
zurück, dass dreimal das Subject wechselt, ignis, consensus,
Christus, wie in dem Satze, ut—faciat zu ergänzen ist. Dieselbe
schwindet, wenn wir consensus in consensu ändern. Dann ist
auch im zweiten Satze ignis Subject und der Gedanke derselbe
wie in dem obigen p. 292, 2 conßante nos Christo per ignem.
56
IV. Abhandlung: v. Hartei.
XXXVII, c. 5. Paulinus preist in einer langen, das ganze
Capitel füllenden Periode die Rechtgläubigkeit des Victricius,
welcher ungerechte Angriffe erfahren hatte (vgl. p. 320, 13),
und zwar zunächst seine richtige Ansicht über die Trinität, um
dann c. 6 auf den Glauben über das Wesen des Gottessohnes
überzugehen. Der Satz ist an zwei Stellen verderbt, welche
leicht eine Verbesserung zulassen, und gewinnt, wenn wir uns
an die beste Ueberlieferung halten, den in der Fassung der Aus
gaben fehlenden Nachsatz. Wir lesen also: cum ergo fides et
confessio tua, ut credimns atque confidimus, coaeternam trini-
tatem unius diuinitatis et substantiae et operis et regni esse teste-
tur cumque (eumque uel itemque Sacch.) patrem deum et filium
dicat
deum et spiritum sdnetum deum putet (ut est M, ut est cet.),
qui est et erat et uenturus est, qui misit te sicut Moysen et apo-
stolos euangelizare gentibus bona domini, quod ita, ut ipse a deo
doctus es, doces: unitatem trinitaiis sine confusione iungens et
trinitatem ipsius unitatis sine separatione distinguis (sic O,
distinguens «), ita ut nulla alteri persona conueniat et in
omni persona trium deus unus eluceat, et tantus quidem filius,
quantus et pater, (tantus pater), quantus et Spiritus sanctus,
sed semper quisque sui nominis proprietate distinctus indi-
uiduam retineat (retinet w) in uirtutis et gloriae aequalitate
concordiam. Man kann zweifeln, ob in dem zweiten, mit cumque
beginnenden Satze nicht iestetur aus dem vorhergehenden zu
ergänzen sei; aber da ut est nicht nur überflüssig, sondern
geradezu störend ist, wird man darin das fehlende Verbum
suchen dürfen, wie es M bereits gesucht hat. putet, wie ich
vermuthete, liegt nahe genug. Der Satz quod ita — doces hängt
enger mit dem Vordersätze zusammen als mit dem Nachsatze,
den wir daher mit unitatem trinitatis beginnen lassen. Indem
wir in demselben mit 0 distinguis lesen, ist er als Hauptsatz
gesichert. Die Ergängung tantus pater ist so auf der Hand
liegend, dass wir der sonst vorhandenen, durch die Anapher ge
steigerten Härte (quantus et — quantus et) auszuweichen nicht
zögern werden. Endlich kann der letzte Satz sed — concordiam
nur von ita ut abhängig sein; daher ich den Conjunctiv retineat
herstellte. Man sieht, dass die Länge der Periode zum grösseren
Theile diese Trübungen der Ueberlieferung veranlasst hat.
Patristische Studien. V.
57
c. 6, p. 322, 4. Der Gottessolm, der Mensch geworden
ist, muss alle menschlichen Eigenschaften besessen haben, kann
also nicht nach Apollinaris’ Irrlehre animam mentis humanae
uacuam, qualis est pecorum et iumentorum gehabt haben, ut
opus suum plena salute renouaret. nulla est autem salus nostra,
nisi plena est, quia non hominem, sed aliud nescio quod in-
rationabilis creaturae animal suscepit dei filius, si meutern
suam propriam hominis adsumpti anima non habuit et contra
naturam generis humani ille potissimum primogenitus omnis
creaturae homo in formam perfectionis humanae adsumptus
in tantum mente sua indiguit, ut non de humano sed de di-
uino spiritu mentem habuisse dicatur. Die Sätze von quia
non hominem — habuisse dicatur sollen nicht sowohl die Be
hauptung salus nostra nulla est, als die salus nostra non plena
est oder wenigstens jene durch diese beweisen: denn dann hat
der Gottessohn nicht den vollen Menschen, sondern irgend ein
unvernünftiges Thier angenommen, wenn die Seele nicht zu
gleich den dem Menschen eigenthümlichen mens besass und
wenn dieser dem Menschgewordenen insoweit fehlte, dass er
die mens nicht des menschlichen, sondern des göttlichen Geistes
gehabt haben soll. Da ihm also ein wesentlicher Theil fehlte,
kann das Erlösungswerk kein vollständiges sein. Es wird
demnach, wenn wir nicht eine Flüchtigkeit des Schreibers
annehmen wollen, eine Lücke vorhanden und diese so zu er
gänzen sein: nulla est autem salus nostra, nisi plena est,
{neque plena est) (oder neque plena esse potest), quia etc.
XXXVIII, c. 1, p. 325, 3. in quo (Christo Iesu) quoniam
omnis sapientiae et scientiae plenitudo atque perfectio con-
prehenditur, ut insultans (apostolus) huic mundo et litteras
eins totamque sapientiam uanitatis (uanitate 0) spiritu cel-
siore despiciens ait: ubi scriba, ubi sapiens? (I Cor. 1, 20).
Das Ungehörige der Verbindung sapientiam uanitatis an sich
und in diesem Zusammenhänge fühlte Latinius, der sapientiae
uanitatem vorschlug, wofür Schottus sapientiam uanitatem (d. i.
ut uanitatem) setzte. Das Bichtige bietet O uanitate; sein
Geist wird passend spiritus uanitate celsior genannt. Entweder
begegnete diese spitze Wendung einem Missverständnisse, oder
es ging uanitate vor spiritu durch die Mittelstufe uanitates
58
IV. Abhandlung: v. Härtel.
in uanitatis über. — c. 6. p. 330, 18. quod (clie Bekehrung
der Menschen) toto tarn dudum orbe terrarum sapientia dei
Christus operatur, ubique se gentium uerbo uoluntate (sic 0,
uerbi ueritate cet.) circumferens et per electas animas semet
(sic 0, semen cet.) inmittens etc. Die dunkle Phrase uerbo
uoluntate hat die Aenderung uerbi ueritate herbeigeführt, welche
gleichfalls nur eine gekünstelte Erklärung zuliesse. Indem aber
0 nicht uerbi, sondern uerbo schreibt, ist ein Weg gewiesen, die
ursprüngliche Lesart zu finden: uerbo uolante oder uolitante.
Derselbe Fehler wiederholt sich p. 350, 2 sequentes istum passerem
solitärem. — superuolitantem (sic ßX, om. M, super uoluntatem
cet.). — c. 9, p. 332, 7. quis daret mihi pennas sicut columbae, et
uolarem (Ps. 54, 7) ad, te et in conspectu tuo conloquioque requie-
scerem, in uoce exultationis et confessionis epularer (Ps. 41, 5),
uidens te non te et uidens ex leone uitulum, uidens in apro
Chr istum, nunc uersa ferocitatis aut uirtutis uice aprum sae-
culo, agnum deo. Paulinus wünschte vor Aper, an welchen
der Brief gerichtet ist, zu erscheinen, nachdem mit diesem
eine solche Umwandlung zum Besseren erfolgt ist, wie es
p. 332, 3 heisst: deposita ceruice tauri factus es in mansue-
tudinem bouis illius, qui agnouit possessorem suum. Er wünscht
also den gänzlich Verwandelten zu schauen (te non te), der
früher Löwe, jetzt Kalb ist (ex leone uitulum), der einst ein
Eber, jetzt, wie es in den Handschriften heisst, Christus ist.
Das ist verkehrt. Wie der folgende Satz klärlich zeigt, ver
bindet Aper mit dem Ungestüm des Ebers die Sanftmuth des
Lammes. Paulinus wird also geschrieben haben: in apro agnum.
Das Wort agnum hegt von dem Compendium xprn nicht zu
weit ab.
XXXVIIII, c. 1, p. 335, 2. nam ut in rebus terrenis
carior fundus est, qui aut auaris agricolae sui uotis proflua
ubertate respondet aut delicati possessoris oculis amoenitate blan-
ditur, ita nunc in nostris praediis spiritalibus id est sanctis
fratribus — is nobis, ut opinor, ager aestimatur homo, qui
fuerit nostri diligentior et fructuosior nobis salutarium commo-
dorum ministratione (sic 0, subininistratione cet,.). Der Zu
satz ut opinor ist überflüssig, und er wird den Comparativ,
welchen wir nach dem vorausgehenden carior erwarten, ver-
Patristische Studien. Y.
59
drängt haben. Es war also ut opimior ager zu schreiben.
salutarium commodorum ministratione habe ich aus 0 auf
genommen; ministratio findet sich noch p. 235, 9 assiduis sub
hac ministr atione uestigiis, p. 246,13 supernae ministr ationis in-
signia. — c. 2, p. 335, 22. cum enim haec uniuersa mundi possessio
propter hominem constituta hominibusque subiecta uideatur,
quis ambigat in omni loco mundi, in omni parte naturae utili-
tates ho mini (sic v, humano FOP, humanae LMU) paratas,
e quibus non solum carnalia emolumenta capiamus, sed multo
magis spiritalia perlegamus. So sehr die Lesart der editio
princeps dem Sinne, so wenig entspricht sie den Zügen der
Ueberlieferung. Selbst die Schlimmbesserung in LMU huma
nae verbürgt als ursprüngliche Lesung des Archetyps hu
mano, das seinen Platz behaupten muss, indem wir generi er
gänzen. Einzelne Wörter fehlten, wie wir sehen, nicht selten
im Archetyp, wie einige Zeilen vorher M richtig curam ein
gesetzt oder erhalten hat, das in allen anderen Handschriften
fehlt, p. 335, 16 quod scribitis inpedimenta uestri esse propositi
possessionis et filiorum curam. Die Annahme Roensch’s (It. u.
Vulg. 2 S. 105), dass humanus — liomo stehe, beruht auf einen
Irrthum.
XXXX, c. 5, p. 344, 27. exurgemus emergentes de luto
faecis et umbra mortis et cum ipso esse permanebimus, si
occiderit in nobis peccatorem et iustum creauerit. Sacchini,
welcher durch eine evidente Conjectur aus der Corruptel der
Handschriften enim gentes emergentes hergestellt hat, ver
änderte ohne Grund esse permanebimus in semper manebi-
mus. Jedenfalls ist an dem Infinitiv kein Anstoss zu nehmen;
vgl. p. 5, 27 istic habere malunt ubi esse desinimus, quam illuc
ubi esse persistimus. Die handschriftliche Lesart enim gentes
ist wohl aus der Vertauschung der ersten Silben mit einem
Compendium für enim hervorgegangen. Ein nicht verstandenes
Compendium von enim hingegen mag den Fehler XXXX, c. 8,
p. 347, 18 verschuldet haben, wo zu schreiben ist: etenim
(om. LM, et in cet.) quod se (quo se FPUr/, qui se enim L,
qui enim se M) ad deßenda et conßtenda peccata secretum a
communi ecclesiae coetu intra ergastulum cellulae suae maestus
includit —, fit similis pelicano.
60
IV. Abhandlung: v. Hartei.
XXXXII. c. 5, p. 363, 1. sed uae mihi peccatori, quo
iam (quoniam co, quonam v) progressus, immo prolapsus sum?
dum pluribus apud te uerbis ago, ut j)ro peccatis meis uel
potius aduersus peccata mea (patrocinium add. v) promerear,
cum orationes (orationis FOPU, orationibus LMv) intendas,
adcumulo eandem de loquacitate mea sarcinam, quam de oratio
nibus tuis minui peto. Mit diesen beiden geringfügigen Aen-
derungen ist Paulinus’ Hand hergestellt. Wenngleich quoniam
ebenso leicht aus quonam wie aus quo iam entstehen konnte,
so spricht doch der Bedeutungsunterschied zwischen quo iam
und quonam für Ersteres. promereri kann ebenso gut mit
einem Objecte verbunden sein wie absolut stehen; hier wäre
aber patrocinium promerear fehlerhaft, weil dies wohl zu ad
uersus peccata, aber nicht zu pro peccatis passte. Kraft und
Gnade aber für seine Sünden (d. i. zur Sühne für dieselben)
oder gegen dieselben (d. h. zu ihrer Abwehr) hofft Paulinus
zu erwerben, wenn (cum) Florentius für ihn betet, cum ora
tiones intendas ist si intentius ores. Durch diese Erklärung
wird sich cum halten lassen, wofür ich ut vermuthete (pluri
bus apud te uerbis ago, ut apud te impetrem, ut pro peccatis
meis —• orationes intendas).
XXXX1II, c. 4, p. 366, 21. misericors et miserator dominus
neminem uult- morte (morte O, mori cet.) morientem. Die Lesart
morte wäre nicht so leicht in den jüngeren Handschriften zu mori
geworden, und das lässt verinuthen, dass nicht morte, sondern
mortem morientem ursprünglich sei. Den seltenen Accusativ
kann p. 382, 22 bestätigen: doceas me facere uoluntates dei,
tuis uestigiis ambulare post Christum et mortem (morte V)
istarn euangelicam (ista euangelica. T‘l>) emori, wo denselben
noch Augustinus epist. 95, c. 2 gelesen hat: quippe qui etiam
uerissime dixeris euangelicam mortem prius emoriendum quam
carnalem resolutionem uoluntario praeueniamus excessu, und
etwas später: ut uiuamus euangelicam uitam moriendo euan
gelicam mortem.
XXXXYIIII, e. 2; p. 392, 5. Valgius, durch Gottes Hilfe
aus Gefahren zur See und zu Land gerettet, hat den Kamen
Victor empfangen: et est uictor in domino, qui illi aptum
Patristische Studien. Y.
61
opera in ipsum sua (illi ad opera sua id ipsurn v) nomen
inposuit, quia uidelicet et in man de tempestatibus atque nau-
fragio per adiutorium Christi et nuper in terra per eiusdem
gratiam de peccatis et diabulo triumphauit. Die editio prin-
ceps verstand die Construction nicht und änderte kühn die
Lesart von 0, der uns allein diese Epistel erhalten hat. Pauli
nus verbindet aptus nach der Analogie von dignus mit dem
Ablativ. Wir finden die seltene Constructioa noch p. 85, 24
signatum amicitiae munus inpendi aptumque (dignumque v)
nostra fide feci und werden sie darnach auch XXIIII, 784
siolam sed iste byssinam et torquem aureum | gerat, apta
Christo insignia (vgl. dagegen XXIIII, 83 apta morti cogitans,
VII1I, 15 carmina castis choris apta).
c. 6, p. 395, 15. Während Valgius auf dem Meere herum
getrieben wurde, hiess ihn Gott noctu securum requiescere, die
sollicitum uigilare, se pro dormiente uigilaturum et uigilanti
cooperaturum esse promittens. nernpe illum in his uerbis do-
mini recognosces affectum, quo semper ita spem nostram fouet,
ut sollicitudinem non relaxet, ita. infirmae carni consulit, ut
Spiritus promptus esse non desinat. et ideo sic dormire per-
misit seni fesso, ut ne seni quidem et fatigato (fatigatos 0) de
uigilandi (sine uigilandi v) negotio securitatem remitieret, ne
scilicet resolueretur in somnos inertes et inciperet non solum
corpore sed et mente dormire. Die Worte sind auf den ersten
Blick kaum verständlich, wie man aus dem Versuche der
editio princeps ersehen kann. Mir selbst kam eine leichte
Aenderung fatigato de für fatigatos e unerlässlich vor, indem
Paulinus sagen zu wollen schien, dass selbst dem ermüdeten
Greise Sorglosigkeit nicht gegönnt war, d. h. die Sorge um
das Geschäft des Wachens nicht erlassen wurde; selbst bei
Xacht sollte er auf seiner Hut sein. Dann wäre der zu se-
curitatem gehörige Genitiv durch de mit Ablativ umschrieben,
was namentlich zu geschehen pflegt, wo die Verbindung zweier
Genitive vermieden wird, wie p. 95, 13 spectaculum praebere
de apostoli ueneratione, 145, 29 ille de psalmis prophetici
gaudii uerba, 292, 3 de benedictis apostolorum et martyrum
reliquiis sacri cineres. Indessen war ihm ja ausdrücklich zu
gestanden noctu securum quiescere, was durch diese Erklärung
aufgehoben würde, und noch inehr, wenn wir mit der editio
62
IV. Abhandlung: v. Ilartel.
princeps lesen sine uigilandi negotio. Halten wir an der Les
art von 0 e fest und beziehen wir das uigilandi negotium auf
das frühere die uigilare sollicitum, so lässt sieh folgender Sinn
in die Worte legen: ne senem quidem et fatigatum, si die solli-
citus uigilasset, securitatem haurire passus est, ne inciperet
(sc. noctu) non solum corpore sed et mente dormire. Die Prä
position e steht also in derselben Bedeutung wie XVIII, 220 e
geminis bubus alebat pauperiem, XVII1I, 432 e uariis scite
distincta lapillis. Die Sache würde noch deutlicher, wenn
wir das in 0 erhaltene fatigatos zu fatigato scilicet ergänzen
dürften. Dass scilicet im Archetyp abgekürzt geschrieben
wurde, darauf führen einige Spuren.
p. 395, 27. Paulinus deutet die Worte des Herrn dor-
mite iam et requiescite (Matth. 26, 45): quod quidem non magis
de corporeo somno quam de infirmitate (fidei firmitate v)
dictum alibi docet dicens: constanter estote, quia ego uici
mundum (loh. 16, 33). uera enim hominis haec requies est, si
fide constans et uictoriä Christi ab omni koste securus pace un-
anime perfruatur. Das Wort infirmitate ist olfenbar corrupt,
und in ihm muss das Gegentheil stecken firmitate, aber nicht
fidei firmitate — denn das bildet nicht einen genügend scharfen
Gegensatz zu corporeo somno —, vielmehr ' animi firmitate.
Hingegen ist an dem folgenden unanime, wofür Sacchini un-
animi (sc. Christi) oder animi vorschlug, nichts zu ändern.
Wie aus den folgenden Worten hervorgeht, ist die quies eine
unanima et hominis et Christi, ipse enim quies nostra est
qui pax nobis est quique pro nobis uigilat, nt requiescat in
nobis. — c. 7, p. 396, 15. Der wunderwirkende Gott hat das
auf dem Meere herumgeworfene Schiff des Valgius glücklich ans
Land gebracht, cuius ope enabat toto nauis secreta (secura
Sacchini) pelago et inuisibili gubernatore quasi uacua et tarnen
graui mole se promouens — jiuebat. Sacchini’s Conjectur se
cura wird nicht blos durch das Verbum enabat widerlegt; sie
ist auch überflüssig und beruht nur auf Unbekanntschaft mit
dem Gebrauche des Wortes secretus, welchen Stellen zeigen wie
p. 15, 9 deserta tibi ipse fecisti secretus a multis, uocatus in
paucis, 234, 16 quamuis solitudo tua non sola sit, quae non
deserta est sed secreta, 347, 19 se ad defienda peccata secretum
a communi ecclesiae coetu intra ergastulum cellulae suae maestus
Patristische Studien. V.
63
includit. Das Schiff fand also den Weg ans Land, quamuis
toto pelago a terra separata.
c. 11, p. 399, 20. quae (nauis) plenarn fidei ecclesiae
exhibens formam tutos in portum Romamque peruexit. in quibus
similiter mystica argumenta formantur. nam mutata nauis no-
uata in Christo uita est, et portus salutis ecclesiae teste Graecia
nomen est Romane (romana 0, Roma v) uirtutis. Die Lesart
in 0 lässt keine Erklärung zu; die Veruauthung der editio prin-
ceps würde man etwa erklären können: portus s. e. t. G. nomen,
scilicet Roma, uirtutis est uel uirtutem significat. Offenbar
leitet Paulinus das Wort Roma von dem griechischen pwpy; ah,
das im Lateinischen ,Kraft' bedeutet. Diese Beziehung wird
deutlicher, wenn wir Romane schreiben. Die Worte bedeuten
dann: der Name des Hafens des Heiles (nämlich Roma) ist,
wie Griechenland bezeugt, auf lateinisch die Kraft. Noch deut
licher wäre dies Alles, wenn wir schrieben: nomen est (qcbyyg,)
Romane uirtutis. Vereinzelte griechische Wörter finden sich
bei Paulinus, wie XVII, 117 cete (lerj-ni)), XVII, 109 celeuma,
p. 67, 9 oio'jpui;.
c. 13, p. 401, 6 quaeras forsitan, quibus hic meritis netns
nauita — obtinuisse uideatur, quod paucissimis fere operariis,
quamquam a (a add. v, om. 0) custodia matutina usque in
noctem totius diei pondus et aestum sustinuerint, facile conc.e-
ditur. Darnach würde solche Gnade fast den Wenigsten nur trotz
aller Anstrengung leicht zugestanden. Der Satz quamquam
— sustinuerint lässt uns das Gegentheil erwarten, et diffi
dle. Wahrscheinlich ist (nee) facile zu schreiben. — p. 401, 19.
CValgiustj iam in extremae aetatis senecta puer corpore (cor
poris O, om. v) et malitia paruulus non solum gratiae sed et
mentis infantiam gerit. nuper enim, ut supra dixi, renatus in
Christo et domino dedicatus est, per quem (fluctus) uitae, q>er
quem aquas mortis euasit. Die Verwandlung von corporis in
corpore gibt das danebenstehende malitia an die Hand und
ist ein leichteres Mittel als die völlige Entfernung des Wortes.
Desgleichen empfiehlt der bildliche Ausdruck aquas mortis
die Ergänzung (fluctus) uitae oder uitae (fluctus), nicht die
von der editio princeps vorgenommene (mala) uitae.
64
IY. Abhandlung: v. Hartei.
In die grosse Sammlung von Briefen des Paulinus, welche
uns durch den vortrefflichen Parisinus 0 und andere minder-
werthige Handschriften erhalten ist, waren, wie bemerkt wurde
(S. 2), nicht alle Briefe, die Paulinus verfasst hatte, auf
genommen. Fünfzehn Briefe sind durch andere Sammlungen
auf uns gekommen, unter diesen die Mehrzahl (3. 4. 6. 7. 8.
45. 50) durch das Corpus der Augustinischen Briefe, und diese
liegen uns in einer grossen Zahl zum Theile alter Codices vor.
Die älteren und besseren sind der Parisinus 11641 saec. VI
(4* = Phicomarensis), der Cheltenhamensis 2173 saec. X (V),
der Casinensis 16 I!) saec. XI (C), der Casinensis 232 1 saec.
XI/XII (c), der Andomaropolitanus (St. Omer) 76, 8, 9 saec.
X/XI (y), der Parisinus 1928 saec. XII (T), der Parisinus 1930
saec. XIII (a), der Britannicus Reg. 5 D VI saec. XI/XII (S),
der Parisinus nouv. acq. 1444 saec. XI (®). Wenngleich unter
diesen die Handschriften 4>YCcy einerseits und andererseits F a S ®
eine engere Zusammengehörigkeit zeigen, so sind doch sichere
Indicien verschiedener Recensien, wie sie z. B. zwischen 0
und LM der grossen Briefsammlung zu erkennen sind, nicht
vorhanden. Jede von ihnen ist interpolirt, die ältesten nicht
ausgenommen, nur die älteren weniger als die jüngeren. Wir
entbehren demnach bei der Herstellung des Textes jener sichei'en
Führung, wie sie 0 bot, und müssen uns dazu verstehen, bei
abweichenden Lesarten nach anderen Entscheidungsgründen zu
suchen. In manchen Fällen ist eine sichere Entscheidung nicht
zu gewinnen; dafür ist der Text dieser Briefe durch offene,
sinnstörende Fehler weniger entstellt. Einige Beispiele mögen
diese Verhältnisse illustriren und mein Verfahren begründen.
Ep. III, c. 4, p. 17, 5. Paulinus erzählt dem Alypius
seine Geschichte: nani ego, etsi a Delphino Burdigalae bapti-
zatus, a Lampio apud Barcilonem in Hispania per uim in-
ßammatae subito plebis sacratus sim, tarnen Ambrosii semper
et dilectione ad fidem innutritus (ennutritus V, enutritus <p 2 ,
nutritus ad) sum et nunc in sacerdotii ordinatione (ordi-
natione Y<t*e, ordine cet.) confoueor. Die Worte in sacerdotii
ordine bieten dem Verständnisse keine Schwierigkeit; ,in seiner
Stellung als Priester' (vgl. p. 381, 20 altorum huius saeculi in
ordine et lionore collega) wurde Paulinus von Ambrosius unter
stützt. Nicht gleich klar ist in sacerdotii ordinatione, d. i. ,bei
Patristische Studien. V.
65
seiner Priesterweihe*, indem wir von einer Beziehung des Am
brosius zu diesem Acte nichts wissen. Nun wird aber diese
Lesart durch die parallele Stelle p. 16, 15 fateor curiosius me
uelle condiscere, si a suspic.iendo mihi patre nostro uel ad
fidem initiatus es uel ad sacerdotium consecratus, ut eundem
ambo habere uideamur auctorem fast verlangt, und unmöglich
ist es nicht, dass das confoueri in ordinatione auf ein Gratu-
lationsschreiben des Ambrosius Bezug hat. Ob an dieser Stelle
Ambrosius suspiciendus oder suscipiendus genannt wird, bleibt
bei dem Schwanken der Handschriften, von welchen C ( hacS
suscipiendo bieten, hier ebenso zweifelhaft wie p. 20, 2 uides
frater unanime admirabilis in Christo domino suspiciende (so F,
suscipiende cet.), 14, 17 quod (opus) ita miramur atque su-
spicimus (suscipimus af® 1 ), ut dictata diuinitus uerba credamus.
itaque fiducia suspiciendae (sic CMTc®, suscipiendae cet.) nobis
unanimitatis tuae et ad ipsum scribere ausi sumus. Weit ge
sicherter erscheint suspicere = mirari ohne Variante carm. V, 45,
XVII, 308 oder p. 2l t 2 ad praecepta legis et gratiae dona
suspiciens (suscipiens CT 1 4), wo suscipiens unmöglich ist.
c. 3, p. 21, 8 rege ergo paruulum. incerta (per incerta (? 2 ,
in incerta q, in terra T 2 a) reptantem et tuis gressibus ingredi
doce. Der ungewöhnliche Accusativus hat verschiedene Va
rianten hervorgerufen, die sich gegenseitig in Verdacht bringen.
Derselbe entbehrt nicht ganz der Belege, vgl. p. 81, 11 terrena,
carm. XX, 421 humanum, XVIIII, 303 diuinum, XIIII, 47 uernum
spirare, X, 135 stulta deo sapiens et mortis pabula uiuens, X, 47
diuina ualere, p. 382, 32 mortem emori (vgl. oben S. 60). —
p. 21, 20 pater mihi es, etsi forte sis aeuo iunior, quia te ad ma-
turitatem (te maturitas M) meriti, honorem (honorem o 1 , ad ho
norem M, honoremque a, honore CFyS® 2 , honor cet.) seniorum,
prouexit et iuuenem cana prudentia. Wenn auch die Lesarten
honorem, honorem.que, ad honorem urkundlichen Werth nicht bean
spruchen dürfen, so zeigen sie doch, was die Stelle verlangt,
honorem, wodurch das vorausgehende ad maturitatem meriti
passend erläutert wird; denn nicht durch die Ehre der Alten (ho
nore seniorum) wurde die Reife des Verdienstes erworben, son
dern diese liegt in der verliehenen Ehre, der Wahl zum Priester.
— c. 4, p. 22, 17. Paulinus gesteht, in dem Augenblicke noch
tief in seiner Unvollkommenheil zu stecken, da ihm die Wahl
Sitzungsber. d. phil.-hist CI. CXXXII. Bd. 4. Abh. 5
IV. Abhandlung: v. Härtel.
66
zum Priester zutheil ward, sed concupiscit adhuc cmima mea
desiderare iudicia domini. uide quando adsequatur effectum
dei uoluntatum (uoluntatem TayS) qui adhuc ipsum desiderare
desiderat. Man darf sich nicht wundern, dass man die Stelle
dunkel fand und zu verbessern suchte; aber mit uoluntatem wird
nichts erreicht und ebensowenig durch die Versuche einiger
jüngeren Handschriften effectu dei uoluntatem oder effectum dei
uoluntate. Dieselbe erhält Licht durch ep. XI, 7, p. 65, 26
cuius (dei) esca est quisquis uoluntatum (uoluntatem Mv) eius
effectus (effectu M 2 , efficiens v) in corporis ipsius memhra con-
uertitur. Der Sinn ist also: uide quando eum, qui iam uo
luntatum dei effectus est (i. e. perfectum), ille consequatur qui
se perficere uix incepit. Für effici = fieri bietet der Index
zahlreiche Belege. Was aber den Genitiv betrifft, so lassen
sich vergleichen p. 213, 1 uiuamus uicissim hiis operibus ac
studiis, quibus mortui fuimus, cum uiuorum (uiui LM) esse-
mus mortui et mortificantia gerentes in mortuis uiueremus,
p. 383, 2 quae (uita) tota temptationum (plena add. sQ uel, ut
tu aliquando ad me locutus es, tota temptatio est, XXI, 792
(Abella) sancti Felicis scribaris, XXIIII, 587 postea (et praeda
Ducaeus) fiat hostium, XVIIII, 175 quis enim peccare timeret
| hic, ubi sanguineus furor atque incesta libido \ religionis
(religiones A) erant.
Ep. VI, c. 1, p. 40, 2. iam dudum, frater in Christo do-
mino mi unanime, ut te in sanctis et piis laboribus tuis ne-
scientem agnoui absentemque uidi tota mente conplexus, alloquio
quoque familiari atque fraterno per litteras adire (sic MYahip 2 ,
audire cet.) properaui. Der Cheltenhamensis Y, der mit dem
ältesten, für diesen Brief nicht in Betracht kommenden <1>
auf das Engste verwandt ist, erhöht um etwas den urkund
lichen Werth der Lesart adire; aber selbst schlechter bezeugt
müsste sie ihren Platz behaupten. Denn audire ist nicht etwa
durch agnoui und uidi verlangt, als ob Paulinus seinen Freund
Augustinus nun auch durch eine briefliche Antwort hören wollte,
nachdem er ihn im Geiste geschaut und erkannt hat; sondern
wie er jenen erkannte, ohne dass derselbe ihn kennt, und wie
er ihn sah, ohne dass jener zu ihm kam, so tritt er an ihn
mit einem Briefe heran, ohne von ihm einen solchen erhalten
Patristiscbe Studien. V.
67
zu haben, ja er sendet, wie das Folgende ausführt, einen
zweiten, ohne dass auf den ersten noch eine Antwort erfolgte.
^ —• c. 3, p. 41, 11. quantulum ergo est quocl absentia corporalis
nobis inuidet nostri nisi seine fructum istum, quo pascuntur
oculi temporalium expectatores (spectatores Yhtp 2 )? Der Geni
tiv nostri steht für das Possessivpronomen nostra, wie in zahl
reichen Fällen, welche der Index S. 443 verzeichnet. Für ex
pectatores aber spectatores einzusetzen, darf uns die Autorität
von Yh<p 2 nicht bestimmen. Noch an einer anderen Stelle
bestätigt der verlässliche Parisinus das Wort, p. 273, 17 ut.
Lazarus quondam uinculis expeditus ilico inter expectatores
(sic 0, spectatores cet., exportatores Sacch.) suos rediuiuus in-
cessit. — Paulinus fährt fort: quamuis ne corporalis quidem
gratia temporalis in spiritalibus dici debeat,, quibus etiam cor-
porum aeternitatem resurrectio largietur, ut audemus in uirtute
Christi et bonitatis (sic rCcY<p, bonitate cet.) dei patris uel
indigni praesumere. Die ursprüngliche Lesart bonitate in boni
tatis zu ändern wäre Niemandem eingefallen. Daher es ge-
f rathen ist, bonitatis nicht aufzugeben, obgleich das Wort dann
von in uirtute abhängig sein müsste, was sich 'stilistisch nicht
empfiehlt. Vermuthlich ist aber et zu streichen, dessen Ein
fügung zwischen Christi und bonitatis nahe genug lag. audemus
bonitatis dei patris uel indigni praesumere heisst: wenn wir
auch die Güte des Vaters nicht verdienen, der seinen Sohn
gesandt hat, den Tod zu besiegen, so wagen wir doch die Un
sterblichkeit zu hoffen.
r
Ep. VII, c. 3, p. 45, 9. paucis tarnen et ad ipsum lo-
quamur, ne neget sibi scriptum quod de se tibi scriptum est;
,Aeschino enim dicitur quod audit Micio. 1 sed quid alienis
(sic TcyS, de alienis cet.) loquar, cum de proprio cuncta possi-
mus et aliena loqui non soleat esse sani capitis. Auch hier
können die Handschriften nicht entscheiden, ob alienis oder de
alienis die ursprüngliche Lesart sei. Aber quid alienis loquar
> ,was soll ich fremde Worte gebrauchen, wie die des Terentius,
(Ad. 96 sq.) konnte vieldeutig erscheinen und nach de proprio
gebessert werden zu de alienis. Und wo die Interpolation so
grassirt wie in diesen Codices, erweckt jeder Zusatz Verdacht.
5*
|
m
68
IV. Abhandlung: v. Hartei.
Ep. VIII, p. 49, us. 19. Paulinus sucht in einer poetischen
Epistel auf Licentius einzuwirken, dass er dem Soldatenstande
entsage; denn blandum nomen honos, mala seruitus, exitus aeger.
17 nunc tibi falsa placent bona, nunc rapit Omnibus auris
ambitus et uitreo fert caua fama sinu.
ast ubi te magno damnosus cinxerit emptus
balteus et sterilis fregerit inde labor,
serus et in cassum spes accusabis inanes
et modo quae nectis rumpere uincla uoles.
Ich habe statt des von der Mehrzahl der Handschriften über
lieferten empto (emto) vermuthet emptus und die Lesart aestu
von CMh© 2 (esto o 1 ) verworfen; denn auch sie vermag ich nur
als eine Conjectur für das corrupte emto des Archetyps an
zusehen. An Stellen, die eine wirkliche oder vermeintliche
Schwierigkeit bieten, zeigen auch diese Handschriften willkür
liche Verbesserungen. Für M, mit welchem oft cp zusammen
geht, bezeugt dies auch innerhalb dieser Briefe jede Seite der
adnotatio critica; aber es gilt dies auch für die älteren Co
dices; vgl. p. 14, 5 laetißcansj letißcat CM©, 14 insigne] et
add. CM 1 ©, ac add. h, p. 15, 10 omnia] per omnia Macp,
p. 16,2 indice] indices rCaeyhip, 4 scribere] haec scribere rCMaili©,
p. 24, 2 desiderantissime] desiderabilissime Mo, p. 41, 13 aude-
mus] audebimus Cc-ps, audeamus h, p. 42,4 uoles] uolo ©, uelis M
— uelim] uolo Mo, p. 51, us. 81 voraus] rorem M© 2 , 95 pe-
tessis] petescis M? 2 , petisces h, petisti Ca, p. 379, 14 ad urbem]
ab urbe C, p. 380, 5 licet] scilicet C, 16 uerbo dei] deo uerbo C,
19 salubre] saluare C, p. 381, 3 fimctum] defunctum C, 11 retu-
lisse me puto] retulissem ex uoto C, p. 382, 19 actio] nostra
add. C, p. 383, 5 de] a C, 7 Christo] in Christo C. Ja in © kann
selbst noch eine Spur der ursprünglichen Lesart emto liegen,
indem esto auf emto zu weisen scheint. Was nun den Werth
der Conjectur aestu betrifft, so steht zwar aestus (— cura)
in dieser Bedeutung nach dem Ausweise des Index nicht selten
hei Paulinus; aber die Phrase te magno aestu cinxerit balteus
ist doch sehr befremdend. Passend hingegen hebt magno emptus
die moralischen und materiellen Opfer hervor, welche die mili
tärische Carriere erheischt, und eine Beziehung auf solche
Patristische Studien. V.
69
theuer erkaufte Aussichten enthalten die Worte: in cassum
spes accusabis inanes.
Ep. XXXXV, c. 3, p. 382, 6. sed cesso plura (plurima <t>,
pluri plurima Y) de memoria tarn dilecti mihi quam deuoti
Christo hominis enarrare, cum et pristinis litteris non pauca
super eo narrasse me repetam (reputem Lebrun). Der Sinn
der Stelle verträgt nur den Comparativ, nicht den Superlativ
plurima. Die Varianten der beiden ältesten Handschriften
machen es aber wahrscheinlich, dass hier nicht die gewöhnliche
Form plura, sondern die seltene pluria gebraucht war. Die
selbe wird von den Grammatikern als archaisch, von Charisius
I, 17, S. 100 (125, 3) aber auch als vulgär bezeugt: consuetudo
tarnen et hos plures et haec pluria; vgl. Neue-Wagner,
Formenlehre II, S. 27 lf.). repetam steht in der Bedeutung von
meminerim, wie Plin. ep. 7, 6 non facile me repeto tantum conse-
cutum assensum agendo, quantum tune non agendo, Sueton. gr. 4
me quidem adulescentulo repeto quendam alternis diebus de-
clamare, alternis disputare solitum. — c. 8, p. 386, 25. Da
Quintus seine Abreise beschleunigte, musste die Antwort
rasch hingeworfen werden, instantiam uero eius in litteris
exigendis etiam haec epistola lituris quam uersibus crebrior
loquitur; commemorati exactoris nimiam festinationem (nimia
festinatione Y, nimia festinatio Rosweyd) scheda (schedam CY
Rosweyd) fecit. Hier haben die jüngsten Handschriften den
Text richtig hergestellt, indem offenbar Paulinus sagen will:
der Brief (scheda) beeilte sich entsprechend der Eile des
Boten (nimiam festinationem fecit) oder scheda n. festina
tionem passa est.
Ep. L, c. 7, p. 410, 6. Es handelt sich um die Aus
legung der Worte des Psalmes 58, 8 ne occideris eos, ne quando
obliuiscantur legis tuae, die Paulinus dunkel erscheinen: quid
enim his ad salutem, quae sola fide quaeritur, prodest in legis
memoria et meditatione uersari? nisi forte propter honorem
legis uel generis Abraham, ut etiam in parte terrena — legis
antiquae littera perseueret ac (ac Rosweyd, ne w) forte aliqui
legendo legem inluminentur ad fidem Christi — aut quia ex
ipsis impiis eornm generatio uentura est electorum. Offenbar
70
IY. Abhandlung: v. Hartei.
legt Paulinus mehrere Versuche dem heiligen Augustinus zur
Entscheidung vor, aber nicht zwei, nisi forte und aut quia,
sondern drei, indem die Worte forte aliqui legendo legem in-
lumentur ad fidem Christi nicht mit dem vorausgehenden Satze
Zusammenhängen, sondern einen selbstständigen Gedanken ent
halten. Die Partikel ac beruht aber auch nur auf einer Ver-
muthung Rosweyd’s, indem alle Handschriften ne bieten, wofür
ich ohne zwingenden Grund ni (entsprechend dem früheren
nisi forte) schrieb, ne forte fügt asyndetisch einen Fragesatz
an und findet sich so noch zweimal in diesem Briefe gebraucht,
p. 411, 8 numquid canes dei dici possunt gentiles — ? aut
ne forte (an forte M) ipsos canes dei dicat und 415, 9 ne
(anne Col., om. M<p) forte de talibus loquitur, de quibus ad
Timotheum dicitf — c. 11, p. 413, 14. Es handelt sich um die
Auslegung der auf die Juden bezüglichen Worte (Eom. 11, 28
secundum euangelium quidem inimici propter uos, secundum
electionem autem carissimi propter patres), deinde carissimi
propter patres quomodo [si quomodo craytp) aut unde carissimi,
si non credant et inimici deo esse persistantt — quid autem Ulis
prodest ad salutem, quae non nisi per fidem et gratiam Christi
capitur, si propter (fidem add. w) patres (patres Y v 7 < P 1 j patris
C l raeyp 1 , patrum cet.) carissimi deo sintt Die so von mir
hergestellten Worte entsprechen der Schlussfolgerung, welche mit
si propter patres carissimi deo sint zu ihrem Ausgangspunkte
zurückkehrt. Schreiben wir propter fidem patris (wegen des
Glaubens an den Vater) oder mit den Ausgaben propter fidem
patrum (wegen des Glaubens der Väter), so tritt eine neue,
durch nichts im Früheren vorbereitete Deutung hinzu, welche
auch nicht weiter irgendwie verwerthet wird. Offenbar haben
wir es mit einer in solchem Sinne unternommenen Interpolation
zu thun, und die Lesart patres enthält noch eine Spur der ur
sprünglichen Lesart.
Die in den Sammlungen des Hieronymus und Rufinus ge
fundenen Briefe des Paulinus, Nr. XXV, XXVI und XXXXVI
und XXXXVII, sowie die beiden durch irgend einen Zufall er
haltenen Nrn. XXXX und XXXXI bieten der Kritik keine be
sonderen Schwierigkeiten. Einige Nachträge und Bemerkungen
Patristische Studien. V.
71
sind nur zu Ep. XXV* zu geben. Diese neue Epistel habe
ich der XXV angereiht, da beide an denselben Adressaten
Crispinianus gerichtet sind, wie die ersten Entdecker und
Herausgeber erkannten. Ich nahm an, das Caspari dieselbe in
dem Münchner Codex 6299, s. VIII — VIIII (m) gefunden und
zuerst in der Tidskr. f. d. evang. luth. Kirche, X, 2., fase., S. 225
edirt habe; sie war aber vor demselben von Q. Bardenbever im
Katholik LVII (1877), S. 493 ff. aus der nämlichen Handschrift
mitgetheilt worden, und Carl Weyman hatte in der Zeitschr.
f. d. österr. Gymnasien im 40. Bd., S. 10 darauf aufmerksam
gemacht. Ich bedaure, dies übersehen und der Abschrift Cas-
paris’ zu grosses Vertrauen geschenkt zu haben. Allerdings
hatte Caspari den gedruckten Text nochmals mit der Hand
schrift verglichen und die daraus sich ergebenden Correcturen mir
zukommen lassen. Auf Grund der Berichtigungen Weyman’s
(vgl. auch seine Recension in den Blättern f. d. bayr. Gym
nasial- Schulw. im 30. Bd., S. 502) ist mein Text an einigen
Stellen zu verbessern. Durch Wayman und Caspari (Briefe, Ab
handlungen u. s. w., S. 224) bin ich aber auch auf eine zweite
Quelle dieses Briefes, auf eine Salzburger Handschrift auf
merksam gemacht worden, welche auf meine Bitte Herr Stifts-
bibliothekar P. Willibald Hauthaler auf das Genaueste verglich.
Die Salzburger Handschrift a, VII. 5, s. VIIII (Sah), enthält
Briefe des heiligen Hieronymus und fol. 109 —112 unsere
Epistel mit der Aufschrift: Incipit Uber paulini \ et crispi-
niani. Dilectissivio filio Crispi\niano paulinus. in xpo dno
salutem. Die Varianten sind mit Ausschluss der gewöhnlichen,
sich wiederholenden Orthographica, wie scribta, subplicem, pie-
tatis, caeleritate, aput, inquid, folgende: p. 229, 21 Raemeante
— conmilitone 22 accepturum] aeturum, 23 faceres om.,
p. 230, 9 coheredes, 10 particeps, 12 fili kme, 13 ut uitia
{uitia hatte auch ich vermuthet), 14 utile, 19 iusto, 21 faciet,
22 conciboni (das erste n blässer und isolirt, wie es scheint
auf Rasur), 24 ageris, 26 aeternumj et numquam (richtig),
28 malitiam et in tanto in melius conmutandam, 29 maiorest
(das Zeichen ~ über e verblasst), p. 231, 1 quae s caeris, 3 ex-
peetans, 5 adesse] ee, 6 adtamen, wie ich vermuthet hatte,
colligere deberis, 9 saeculi, 12 dominib; seruire (posse om.), 14 fu-
tura, 15 credis, 17 uicissitudinis dari om., 21 prodicv,s,
72
IV. Abhandlung: v. Hartei.
22 hoc om., 23 illuc diuersus, 24 admirat’ abiechim, 26 ci-
bauerat] nudum non texerat add., 27 horno non homini non,
p. 232, 3 gaudemtem inferni om., 4 h tarn frustra, 8 p pro-
fetä, 9 non inuocauerunt, 11 cömorantur, 12 inquerere, 13 ex-
aceruandum, 15 non tarn iam pene, 18 diliciis, 19 dispiciens,
20 ignis, 23 Stirpe, 24 recepit, 25 numquä, 28 paupere, 29 squa-
lorem, p. 233, 1 quod utru liguä, 5 qui facit om., 6 ex-
aceruat, 7 ab abraham refrigerii patre, 10 tu u (o von blässerer
Tinte und anderer Hand) iterum om., 13 seminat metet, 14
ecclesiastis, 15 contribulat, 17 id est] et lutu, 18 comulent’,
20 quia, 20 uelles quo, 24 ueniente manipulus, 25 uero (e
ex o corr.), p. 234, 1 aeternum m. 1, 2 desisteris, 4 exultaueris
a deo si non pespexeris] si amaueris, 6 illic duriorem pau-
periem. Nach Weyman’s Collation sind meine auf Caspari zu
rückgehenden Angaben über den Monacensis an einigen Stellen
zu berichtigen. Derselbe hat p. 230, 28 ut in tanto in melius,
p. 231, 3 adhuc om. (im Salisburg. steht es), 17 quasdam dari]
quas dari, p. 232, 9 non inuocauerunt (hon ist in meinem
Texte irrthümlich ausgefallen), 15 poenitentiae, 25 numquam,
p. 233, 18 comulentur.
Wie die Vergleichung beider Handschriften zeigt, ist keine
aus der anderen abgeschrieben. Jede hat ihre Lücken und
Lesarten. Es liegt kein Grund vor, dem Salisburg. zu miss
trauen, wo er eine bessere Lesart bietet oder einen richtigeren
Weg der Emendation weist. So wird p. 230, 11 mit ihm zu
lesen sein: unde oportet omnibus intermissis, quae nos in liunc
mundum inplicant et occidunt sequentes desideria carnis nostrae,
et uitia (ut uitia- Sal., ut uita m, uitam Casp.) uolupta-
tum nostrarum abicere ex animo. Es geht nicht mehr an,
aus ut — uita, was M bietet, uitia zu verbessern, wie ich vor
geschlagen hatte, da auch der Sal. ut bietet. Schreiben wir et
uitia, so will Paulinus sagen: indem wir Alles unterlassen,
was unsere Seele tödtet, so müssen wir auch die Krankheiten
unserer Leidenschaften entfernen. Allerdings kann die Stelle
schwerer geschädigt sein und in utuitia ein Wort wie inlicia
stecken. Wie bereits bemerkt wurde, liebt Paulinus solche
Neutra mit Genitiv, wie p. 48 us. 12 lubrica militiae, 55, 20
excelsa uirtutum, 90, 2 pacis beata, 215, 12 = XVI, 130 fortia
mundi, 219, 22 residua ruinarum, 276, 9 iniqua uiarum, 346, 9
Patristische Studien. V.
73
alta uirtutum, XV, 215 labentia carnis; vgl. Ind. S. 483. —
p. 230, 21 unde igitur necesse habui benedicto fratri et con-
ciboni (sic Sal., concibono m, conuiuioni Bardenhever, conciui
Caspari, conciui bono ego) Victori oboedire. Da der Sal. conci-
boni bietet, ist jede Aenderung unbegründet, concibo ist ver-
muthlich ein militärischer Ausdruck für ,Tischgenosse' und als
solcher im Corp. inscr. lat. VIII, 9060 gebraucht; vgl. R. Fisch
im Archiv, f. 1. Lex. V, S. 68 und Weyman in der Zeitschr.
f. österr. Gymn. a. a. O. — p. 230, 26 bieten beide Hand
schriften das Richtige semper cogitantem et numquam arri-
pientem iter uitae. Desgleichen 1. 28 cogita mutandam tibi,
non deponendam esse militiam et (ut m) in tanto in melius
commutandam, quanto maior est (maiorem in, maiorest Sal.)
rex deus quam homo, wenn nicht vielleicht in tantum vorzu-
zielien ist. et hatten bereits die ersten Herausgeber geschrieben.
Meine Vermuthung maior est erhielt nun durch den Sal. ihre
Bestätigung. — p. 231, 5 quodsi certus esses tantum te adhuc
(om. in) adesse (esse Sal.) uicturum, quantum uixisti, attamen (et
tarnen m) de uelocitate temporis colligere deberes. Indem der Sal.
esse statt adesse liest und dieses nach Weyman’s Versicherung
,keine handschriftliche Gewähr' hat, also in m fehlt, steht das
ungewöhnliche adesse nicht mehr so sicher, als es mir scheinen
musste. In vulgären Texten findet sich aber sonst adesse für
esse, wie adfore für adesse nach dem Ausweise des Index
S. 415 nicht selten bei Paulinus. — p. 231, 15 wird meine
Vermuthung credideris durch den Sal. credis nicht bestätigt,
aber ebenso wenig die Lesart von m crederis. Ich schreibe
nun lieber mit Caspari cy'edis. — p. 231, 25 ist die Lesart des
Sal. abiectum (quem in saeculo abiectum spreuerat) der in m
eiectum vorzuziehen (vgl. p. 232, 29 ante ianuam suam iacentem
abici iusserat), sowie derselbe hinter cibauerat die Worte
nudum non texerat vielleicht richtig hinzufügt. Das Gleiche
gilt p. 232, 8 von den Worten unde et alibi per profetam
(alibi propheta m) dicit: quia dominum non inuocauerunt. —
1. 28 spricht die Uebereinstimmung beider Handschriften für
paupere: in paupere (pauperem Casp.) eo maxime membro
peccauerat. — p. 223, 8 hat die Lesart des m patre (ideo
datus in infernum sicut ßlius gehennae audit Abraham refri-
gerii patrem) das Vertrauen in die Richtigkeit der Verbesserung
74
IV. Abhandlung: v. Hartei. Patristische Studien. V.
patrem nicht erschüttern können: er hörte Abraham (sc. di-
centem). Nun ist der Ablativ durch den Sal. geschützt: audit
ab Abraham refrigerii patre. Aus dem gleichen Grunde
möchte ich mit Sal. 1. 13 jetzt schreiben: qui seminat (semi-
nant m et Casp.) in lacrimis, in gaudio metet (metent Casp.),
da metet in beiden Handschriften für seminat spricht. — Da
p. 234, 2 beide desisteris lesen (nisi gaudere desisteris cum
saeculo), ist nun wohl in Erinnerung an den gleichen Fehler
p. 231, 15 crederis (für credis) eher desistis als destiteris zu
lesen. — p. 234, 4 verbürgt der Sal., dass Caspari zwar dem
Sinne nach richtig die Lücke mit si non despexeris ergänzt
hat, dass aber zu lesen war: si te non humiliaueris a te ipso,
non exaltaberis a deo; si am au er is inanem gloriam mundi,
non adipisceris perennem gloriam Christi (a deo si amaueris
fehlen in m), und dass 1. 6 in m durch den Ausfall eines
Wortes entstellt sind, der an sich nicht erkennbar war: si hic
temporaliter diues esse malueris, illic duriorem (om. m) pau-
periem perpetuo sustinebis. Endlich gestattet die erkannte
Lückenhaftigkeit beider und eine geringe Spur in m den letzten
Satz dieser in strengen Gegensätzen sich bewegenden Rede so
zu schreiben: si te in ui(ta ista in ui)a lata et spatiosa
Christus inuenerit, in ea te, quod absit, iudicare cogetur. Der
Sal. hat te in uia lata, m aber te in uita lata.
Y. Abhandlung: Bühl er. Indian Studies. No. III.
l
Y.
Indian Studies.
No. m.
On the Origin of the. Indian Brahma Alphabet.
By
G. Bühler,
wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
(With a Table.)
i.
Ever since Mr. J. Prinsep succeeded in deciphering the
Edicts incised by Order of the god-beloved king Piyadasi of
Pätaliputra on the pillars and rocks of Eastern, Central and
Western India, the attention of the European Orientalists has
been directed to the question of the origin of their curious
alphabet, which is the parent of all those now used from Cape
Comorin to the Himalayas and of many others occurring be-
yond the coniines of India proper. And, while there has been
not much difference of opinion regarding the derivation of the
second alphabet, in which Piyadasi’s servants placarded their
master’s sermons in the Northwestern corner of his dominions,
the views regarding the source of the more common characters
have diverged very widely. There has been almost from the
beginning a pretty general consensus that the alphabet of the
Shäbäzgarhl and Mansehra Edicts, called hy the Europeans the
Arian, Ariario-Pali, Bactro-Pali, Grandharian, Northwestern or
Northern and by the Hindus Kharosthi lipi, 1 is, as the direction
of its letters from the right to the left at once suggests, of Se
mitic origin, and that it has been derived from one of the later
types of the Northeastern Semitic alphabet. But for the charac
ters running from the left to the right, called by the Europeans
Läth, Southern, Indian Pali, Indian or Maurya and by the
1 Regarding the Hindu names of the two alphabets see below p. 22.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 5. Abh. 1
2
V. Abhandlung: Buhler.
Hindus Brähmi lipi, not less tlian five different derivations
liave been proposed, of wliich a detailed demonstration lias
been attempted. The number of general, more or less vague,
suggestions is even greater. 1 Leaving the latter aside, the five
theories may be briefly stated as follows:—
(1) According to Sir A. Cunningham the Indian Pali or
Brahma alphabet, is an Indian invention and was based on a
System of indigenous hieroglyphics; 2
(2) According to Professor A. Weber it is derived directly
from the oldest Phoenician alphabet; 3
(3) According to Dr. Deecke it is descended from the
Assyrian cuneiform characters through an ancient Southern
Semitic alphabet, which was also the parent of the Himya-
ritic; 4
(4) According to Dr. Isaac Taylor it comes from an alpha
bet of Southern Arabia, the parent of the Himyaritic; 5
(5) According to M. J. Halevy it is of a composite cha-
racter eight consonants having been taken directly from the
Aramaic alphabet of the fourth Century B. C., six consonants
and two initial vowels as well as the medial vowels together
with the Anusvära from the Ariano-Pali or Kharosthl, and five
consonants and three initial vowels either directly or indirectly
from the Greek; and this mixture is alleged to have been con-
cocted about 325 B. C. 3
It must, however, be noted that the 'first among these
theories seems to have been almost given up by its cliief
advocate some time before his death. For in his last dis-
cussion of the Indian alphabet 7 Sir A. Cunningham says, "The
origin of the Indian alphabet is still unsettled. According to
Lassen, Dowson, Thomas and myself, its origin was indigen-
1 See the exhaustive review of earlier opinions in Dr. E. N. Cust’s Ling-
uistic & Oriental Essays. Second series, pp. 27—52.
2 Corpus Inser. Indicarum, vol. I, p. 52 ff.
3 Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Ges., Bd X. 389 ff.; Indische
Skizzen, p. 225—250.
4 Zeitschrift der Deutschen Morg. Ges., Bd. XXXI, 598 ff.
5 The Alphabet, vol. II, p. 314 ff.
0 Journ. Asiatique, Serie VIII, tome VI, (1885) p. 268 ff.
1 Coins of Ancient India, p. 38 f.
Indian Studies. No. III.
3
ous, that is, it was invented by the people of India. But Con
tinental scholars are generally in favour of its derivation from
some unknown Western source", and in the sequel, after cri-
ticising the latest theory, which he takes to be that of Dr.
Taylor, he adds, 1 "It seems not improbable that this old Indian
alphabet, when it was first framed or adopted, did not possess
any cerebral letters.’’ These utterances indicate that in 1891
Sir A. Cunningham himself no longer feit as certain of the sound-
ness of his views as in 1876, when he wrote the introduction
to the Corpus Inscriptionum Indicarum. As far as has become
known, they have not gained of late any new adherents, and
with the death of the illustrious archaeologist they have pro-
bably become entirely a matter of the past. Sir A. Cunning
ham himself has furnished a very strong argument in favour
of the opposite theory by Publishing, op. cit., Plate XI. 18, a
coin from Eran, which shows an inscription in Brahma cha-
racters running from the right to the left. This is really the
link, which was wanted in Order to complete the chain of argu-
ments, proving the Semitic origin of the Brahma alphabet.
The remaining theories coincide in the main point that the
ancient Indian characters are derived from a Semitic source,
and Sir A. Cunningham is no doubt right, when he says that
this is the prevailing belief among Sanskritists, not only
however among those of the European continent, but pretty
nearly all over the Western world. This belief is probably
founded not so mucli on special studies in Indian palaeography,
which, as well as epigraphy, are mostly neglected owing to
the force of unfavourable circumstances, as on the general im-
pression that certain Indian characters strongly resemble Semitic
forms and on the conviction, supported in several cases by the
clearest evidence, that the Indo-Aryan civilisation includes many
and various elements, borrowed from Western nations, Semites,
Persians and Greeks. But I doubt that even half a dozen
Sanskritists could be found, who would care to make a deii-
> nite choice between the rival theories, except in so far that
they might be inclined to reject M. Halevy’s ingenious, but
untenable combinations, which rest on improbable a priori as-
1 Op. cit., p. 41. The italics are mine.
1*
r
ü
4
V. Abhandlung: B ü h 1 e r.
sumptions and partly on errors regarding facts, and which in
their final results, e. g. the conclusion that tlie Vedas were com-
posed in tlie time of the Mauryas, disagree with all the lessons
taught by Indo-Aryan researcli. 1
My own attitude with respect to this problem has heen
for a long time exactly the same. Düring the last fifteen years,
whilst I have devoted a portion of my time to early Indian
epigraphy, it has been with me an open question whether the
Brahma characters came from Western or from Southern Asia.
I have always believed in their Semitic origin. But I have
vacillated more than once between their derivation from a
pre-Himyaritic alphabet of Arabia and that from the ancient
northern Semitic characters, which show almost identical forms
in Palestine, Phoenicia, Cyprus and Assyria. And I have he-
sitated to take up the enquiry in real earnest, because it seemed
to me that one preliminary condition to a new attempt on the
problem was the preparation of perfectly trustworthy impres-
sions and facsimiles of the oldest Indian inscriptions, and a
second, the careful study of all these documents from a pa-
laeographic and from a philological point of view. The first
condition has now been fulfilled thanks to the unwearied la-
bours of Messrs Burgess, Fleet, Führer, Hultzsch, Rice and
Senart. Really good facsimiles of all the versions of the Edicts
of Asoka have been prepared and mostly published, as well as
faithful reproductions of the closely allied, quite or nearly con-
temporaneous inscriptions in Dasaratha’s caves, on the Bharhut
or Bharaut and Sänchi Stupas, on the Grhasundi slab, in the
Hathigumphä, Nänäghät and Pabhosa caves. Moreover, the pa-
laeographic störe lias been unexpectedly enriched by Mr. Rea’s
discoveries in the Bhattiprolu Stüpa, which have brought to light
a new type of Brahma characters, showing a certain indepen-
dence, and, as it would seem to me on further consideration,
at least some very archaic forms. The explanation of these
1 With respect to the Statement, that M. Halevy’s theory has not found
much favour with Sanskritists, I would point to Professor A. Ludwig’s
interesting paper on "Yavanäni”, Sitz. Ber. der k. Böhm. Ges. der Wiss.,
1893, No. IX, to Mr. S. Soerensen’s Om Sanskrits Stilling i den almin-
delige Sprogudvikling i Indien, Copenhagen 1894, p. 288, note 1, and
to Professor Kern’s remarks in Dr. Cust’s Essays, p. 39.
Indian Studios. No. III.
5
ancient documents, too, has so far advanced as is requisite
for the palaeographic enquiry.
Under these circumstances I believe it possible to resume
tbe discussion regarding the origin of the Brahma alphabet with
some hope of success, and I may state at once that the re-
sults, at which I have arrived in general eontirm the views of
Professor Weber, who lias already given the correct identiti-
cations for the majority of the signs. In the case of most of
the letters it is, of course, now possible to adduce forms which
come closer to each other tlian those which his table contains.
This is chiefly due to the numerous discoveries in Semitic epi-
graphy, which have been made dnring the last tliirty nine years.
Mesa’s stone, the oldest Sindjirli inscription and the inscriptions
on the Assyrian weights, which are dätable more or less ac-
curately, each furnish something valuable. And these discoveries
make it also possible to adhere strictly to the general rule, to
be observed in such inquiries, that only the signs of one period
should be chosen for compärison.
Before I proceed to this compärison, it will be desirable
to call attention to some passages in Indian literature, recently
made accessible, and to some peculiarities in the oldest forms
of the Brahma alphabet, revealed by the new facsimiles and
by a tabular arrangement of the signs, which I have lately
undertaken for my forthcoming „Grundriss der indischen Pa-
laeographie“. Both the passages in the Üterary works and the
characteristics of the oldest alphabet point to the conclusion
that the Hindus extensively used the art of writing at least
about three centuries before the time of Asoka-Piyadasi.
n.
When thirty iive years ago Professor Max Müller wrote
his excursus on the Introduction of Writing in India, 1 the
oldest Brahminical works which he could quote as witnesses
for the use of letters were Pänini’s Grammar, Manu’s and Yä-
jnavalkya’s Institutes of the Sacred Law, the Mahäbhärata and
Kälidäsa’s Dramas, and he had to declare that in the Vedas
1 History of Ancient Sanskrit Literature, p. 497 ff.
6
V. Abhandlung: B ü h 1 e r.
and in the later literature of the Vedic schools no certain trace
of the nse of writing conld he found, while they contained very
strong evidence for the prevalence of oral teaching and for
their having heen preserved hy a purely oral tradition. From
the heterodox literature he was only able to adduce a passage
of the Lalitavistara which descrihes the first visit of prince
Siddhärtha, the future Buddha, to the writing school, and from
non-Indian sources the conflicting utterances of Nearchos and
of Megasthenes, one of the most careless reporters on Indian
subjects. Professor Max Müller’s tinal conclusion was, there-
fore, that the art of writing becanie known in India ahout 400
B. C. in the middle of his Sütra-period and that, then and
even later, it was not applied to literary purposes.
With the further exploration of Indian literature varions
additional pieces of evidence have come to light, which some-
what modify the above inferences and tend to show that writ
ing was extensively used for the most various purposes at an
earlier period. A closer scrutiny of the ancient Dharmasütras
has proved that there is at least one among them, the so-called
Väsistha Dharmasästra, which in genei'al mentions written do-
cuments (lekhya) as a proof of ownership (XVI, 10) and en-
joins in particular (XVI, 14—15) that in disputes about houses
and fields the judicial decisions shall be given in accordance
with the documents if the evidence of the neighbours disagrees,
and that they shall be based on the Statements of the old men
and of the guilds, in case conflicting documents are produced. 1
Regarding the age of Vasistha’s Institutes of the Sacred Law
nothing definite is known. It is only possible to say that this
work is a real Dharmasütra, that it was originally composed
for the use of the students of a northern school connected with
the Rgveda and was considered to be of general authority be-
fore the eighth Century of our era. 2 With respect to its rela
tive position among the works on the sacred law, it is possible
to assert that it is older than the famous Manusaihhitä, where
one of its rules is quoted and the name of its supposed author
1 Sacred Books of the East, vol. XIV, p. XXVI and p. 80. The first-men-
tioned passage is a verse, quoted by the author either from the tradi
tion of the learned or from an older work.
2 Kumärila, Tantravärttika, p. 179, Benares edition.
Indian Studins. No. TU.
7
is mentioned, while in its turn it. quotes the ancient Dharma-
sütra of the Mänavas, on which the homonymous metrical law-
book is founded. 1 It is also later than Grautama’s Dharmasütra
and probably helongs to the period, when special law-schools
had come into existence and tauglit the sacred and civil law
in rivalry with the teachers of the Vedic schools. These cir-
cumstances make it difficult to deduce from its mention of
written docuinents more than the ohvious general conclusion
that the art of writing was commonly used in daily life and
its importance for legal purposes was recognised during the
period, when new Vedic schools were still founded, and that
it is erroneous to consider the admission of written documents
as legal evidence to he a distinctive mark of the metrical
manuals of the special law-schools. On general grounds it is
probable that the composition of the Väsistha Dharmasästra
falls some centuries before the beginning of our era. To such
a conclusion points inter alia the fact that it is older than our
Manusamhitä. But for the present it would be hazardous to
say anything more detinite regarding its age.
More instructive are the numerous passages in the canon-
ical works of the Southern Buddhists which testify to an ex
tensive use of writing in very early times. All those sections
of the Tripitaka, which contain descriptions of, or allusions to,
the national life of ancient India, furnish some contribution to
the subject. In the Jätakas, where, of course, most may be
expected, most is also found. Private and official correspon-
dence by means of letters is referred to again and again as
something quite common. In the Katähakajätaka we are told
how Katähaka, a slave of the Sheth, or great banker and mer-
chant of Benares, by means of a forged letter passed himself
off as the son of his master and obtained the daughter of the
Sheth of another town:—
"He (Katähaka) who performed in the Sheth’s house the
work of a store-keeper thought, 'These people sha’nt make me
always do the work of a store-keeper and treat me as a slave,
striking, imprisoning and branding me, if they find fault with
me. In a neighbouring kingdom there is a Sheth, a friend of
1 Sacred Books of tlie East, vol. XXV, p. XXIX f,
8
V. Abhandlung: Bühler.
our Sheth. If I take to him a letter (lekha) written in our Sheth’s
name, and if I go to him and say that I am the Sheth’s son, I
may deceive him, obtain his daughter and live comfortably
He himself took a leaf (panna), wrote as follows, 'I have sent
my son N. N. to thee; mutual connexion hy marriage is suit-
able for us; give, therefore, thy daughter to this hoy and let
him live there; when I have time, I will also come’, and he
sealed the letter with the Sheth’s seal. Then he took money
for the journey, perfumes, clothes and so forth according to
his pleasure, travelled to the neighbouring kingdom and stood
before the Sheth there, respectfully saluting him. Then the
Sheth asked him, 'Friend, whence hast thou come?’ 'From Be
nares.’ 'Whose son art thou?’ 'The Benares Sheth’s.’ 'For
what purpose hast thou come?’ Thereupon Katähaka handed
over the letter, saying, 'You will know it, when you have read
this.’ The Sheth read the letter, and exclaiming, 'Now I live
indeed!’, he gave him joyfully his daughter and established
him there.” 1
Again the Mahäsutasoma Jätaka mentions a correspond-
ence by means of letters (panna) between a teacher of Tak-
khasilä and his former pupils, 2 and the Kama Jätaka 3 narrates,
how a prince, who had renounced the throne and lived in a
village, was asked to write and actually wrote a letter (panna)
to his brother, the reigning king, requesting a remission of the
royal taxes for the people who had hospitably received him.
An official letter is mentioned and its preparation is de-
scribed in the Punnanadi Jätaka, 4 which gives an account of
the manner, in which the future Buddha was re-installed in
his position as Purohita of the king of Benares, after having
been banished in consequence of the intrigues of his enemies.
"Afterwards the king remembered his (the Bodhisattva’s) vir-
tues, and reliected thus, 'It is not proper to send somebody
in Order to call my teacher; but I will compose a verse, write
a letter (panna), Order crow’s flesh to be cooked, tie up the
1 Fausbüll, Jätakas, vol. I, p. 451, 1. 22 ff.
2 Op. cit., vol. V, p. 458.
3 Op. cit., vol. IV, p. 169.
4 Op. cit., vol. II, p. 173 f.
Indian Stndies. ,No. III.
9
letter (panna) and the flesh in white cloth, seal it with the
royal seal (räjamuddikä) and'send it to him. If he is clever,
he will come after reading the letter and recognising the crow’s
flesh; if he is not clever, he wo’nt come’. He then wrote the
verse, which begins with the words punnarh nadim, on a
sheet.” Of course the future Buddha was clever, and came
back to Benares.
Further, two other passages mention offlcial correspon-
dence between kings. In the Cullakälinga Jätaka 1 we are told
how powerful Kälinga, the king of Dantapura, eager for war-
fare, tried to pick a quarrel with the princes of India, whom
he found disinclined to gratify his bellicose inclinations. In
Order to effect his purpose he sent his four beautifnl danghters
in a covered cart through the territories of his neighbours and
ordered their guards to proclaim that any prince, who might
take them into his harem, wonld have to fight their father.
Assaka (Asmaka), the king of Potali, dared to arrest their pro-
gress, and made all the four maidens his queens. Thereupon
the Kälinga marched out with his army. But Nandisena, the
minister of the Assaka king, the Jätaka continues, "hearing of
his approacli sent a royal decree (säsana) to the following ef
fect, 'Let liim stop within the boundaries of his territory, let
him not cross our frontier, (eise) a fight will take place between
the two kings’. When he (the Kälinga) had heard this letter
read (lekharri sutvä), he stopped within his own territory.” Here
the term säsana, literall y 'an Order’ is of considerable interest,
as it is the representative of the Sanskrit säsana, which occurs
so frequently as the technical term for landgrants.
Another case occurs in the Asadisa Jätaka, 2 according to
which seven kings besieged the town of Benares and sent to
Brahmadatta, its ruler, a letter (panna), asking him either to
give up his kingdom or to fight. The fnture Buddha, who
was then Prince Asadisa, king Brahmadatta’s elder brother,
came to the asistance of the latter. He cut (achindi) on an
arrow the following letters (akkharäni'■): "I, Prince Asadisa,
have come, and shall destroy with one arrow the lives of all
1 No. 301, op. cit., vol. III, p. 4 ff.
2 No. 181, op. cit., vol. II, p. 89 ff.
■
10 V. Abhandlung: Buhler.
of you; let those fly who wish to live,” and, being unrivallecl
in the ar eher’s craft, he shot his arrow on the knob of tbe
golden dinner-vessel of the besiegers. Tlie latter, who were
just sitting at dinner, read the letters and, of course, speedily
raised the siege.
The Jätakas contain also a passage, mentioning the use
of writing for legal purposes. In the Ruru Jätaka 1 a debtor
invites his creditors to come with the bonds (inapannäni),
which he had given to them, to the banks of the Ganges in
Order to receive payment. The same Jätaka, (p. 257) mentions
further the custom of inscribing particular important records
or compositions on gold-plates. Khemä, the queen of Benares,
had dreamt of a gold-coloured deer and had notified to her
lmsband that she must die, if the deer was not found. The
uxorious king composed this verse:—
'To whom shall I give a rieh village and women decked with Ornaments?
Who will teil me of that deer, the best deer among deer?”
which he caused to be engraved on a gold plate. The plate
he made over to his prime minister and caused the inscription
to be read to the townspeople. While in this case the text en
graved is a kind of proclamation, we leam front the Kanha Jä
taka 2 that in rieh families Statements regarding the acquisition of
property were preserved in this peculiar manner. The future
Buddha, the story says, who had beeil born as the son of a Brah-
min possessing eighty millions, after the death of his parents
"one day examined his treasury. Seated on a splendid couch,
he caused a gold plate to be brought and looked at the letters
(akkharäni), incised on it by his ancestors, which stated, 'So
much wealth has been gained by such a one and so much by
such another one’.”
Two other cases, mentioned respectively in the Kurudhamma
Jätaka 3 and the Tesakuna Jätaka are again different. 4 Both
stories narrate, how particularly valued moral maxims were
engraved on gold-plates. apparently in Order that they might
1 No. 482, op. cit., vol. IV, p. 256.
No. 440, op. cit., vol. IV, p. 7.
3 No. 276, op. cit., vol. II, pp. 371, 381.
4 No. 522, op. cit., vol. V, p. 125.
*
Indian Studies. No. III. 11
not be forgotten. ln the formen the inscription records at
the king’s command the Kurudhamma, the law of the Kurus,
which is identical with the five great precepts, imposed by
all Indian religions on laymen, 'Not to slay, not to steal, not
to commit adultery, not to lie, not to drink intoxicating drinks.’
According to the second story the future Buddha caused the vinic-
chayadhamma "the maxims conceming righteous judgment and
the behaviour of kings”, which he had preached, to be per-
petuated in the same way. In addition to these testimonies for
the use of writing the Katahaka Jätaka, al ready quoted, gives
a hint regarding the existence of writing-schools and the man-
ner in which writing was taught in ancient India. But, this
had be better reserved for a füllen discussion of that subject.
Equally valuable are a number of passages of the Yinaya-
pitaka, which Professor Oldenberg’s Index makes easily acces-
sible. Writing (lekhä) and writers (lekhaka) are mentioned
in the Bhikkhu Päcittiya II. 2 and in the Bhikhuni Päcittiya
49. 2. In the formet 1 passage writing is enumerated among
"the excellent branches of leaming, which are not blamed, nor
despised, nor contemned, nor disregarded, (but) esteemed in the
various countries.’’ In the Päräjika section a curious practice
is forbidden to the Buddhist monks, in which writing plays
an important part. "(If one) cuts (chindati), the text says, an
inscription (lekham) to this effect, 'He who dies in this manner,
will obtain wealth, or will obtain fame, or will go to heaven,’
(the cutter) is guilty of a Dukkata (dushkrita) sin for each
single letten (akkharakkharäya). (If anybody) sees the inscrip
tion, and forms the painful resolution to die, (the engraver will
be guilty) of a Thullaccaya (sthülätyaya) sin; (in case the
reader actually) dies, (the engraver will be guilty) of a Pärä
jika offence.”
The passage indicates that it was the practice of religious
teachers to incite their lay-hearers to commit suicide by the
promise of rewards in the next birth, and that they distri-
buted tablets of wood or bamboo with inscriptions specifying
the manner of the death and the rewards to be gained. The
Statement is perfectly credible, as religious suicide, or suicide
with the hope of rewards in the next birth, was very com
mon in ancient India and even occurred not rarely within
12
V. Abhandlung: Buhler.
the last thirty or forty years. 1 The Dharmasütras and the
metrical Smrtis mention the voluntary death hy starvation or hy
other more violent means and even recommend it to the her-
mits and to the other ascetics, 2 and there are passages in the
Mahäbhärata, where ascetics, kings and others are recommended
to put an end to their existence hy starvation, jumping down
f'rom precipices, voluntary cremation and so forth. The Jainas
were and are universally in favour of the 'death of the sages’,
though it has gone out of fashion in our days. And Hiwen
Tsiang, Siyuki I, p. 232 (Beal) testifies to the prevalence of
the belief that a jump from the Aksaya Vata, the sacred fig-
tree at Allahabad, secured re-birth among the gods, as well as
to the fact that it was acted on in the seventh Century. Like
the majority of the Brahminical teachers who, though giving
the old rules, strongly disapprove of suicide, the Buddhists
naturally opposed such practices. Their Statement that written
exhortations to suicide used to be given, furnishes another val-
uable piece of evidence for the very general use of writing in
ancient India.
Finally there are still two remarkable passages in the
Mahävagga I, 43 and 49, which are also of considerable im-
portance for our question. The first teils us that a likhitako
coro, a thief whose name had been placarded or proclaimed
in writing in the king’s palace had been received into the
order of the Buddhist monks. The people murmured against
this and Buddha, of course, forbade for the future the ad-
mission of proclaimed thieves. The story confirms the hints,
to be gathered from the Jätakas, regarding written royal procla-
mations. The second passage, which is literally reproduced in
Bhikkhu Päcittiya 65. 1, and hence must be very ancient, de-
scribes in detail the deliberations of the parents of a boy of
Räjagrha, called Upäli, about their son’s education. They agree
that it would be beneficial for his future, if he learnt lekhä
'writing’, gananä 'arithmetic’ and rüpa, literally ‘forms’. But
1 In January 1869 tliere was still a guard on the Girnär, in Order to pre-
vent pilgrims from jumping from the rock, called the Bhairav jhämp
'Bhairava’s leap’.
3 See Manu VI, 31 and the passages quoted in the Synopsis to my Trans
lation, Sacred Books of the East, vol. XXV, pp. 204, 557.
Indian Studies. No. III.
13
they find that the first art might injure his hands, the second
his ehest and the third his eyes. Hence they finally resolve to
permit him to enter the Order of the Buddhist monks, who are
of good moral conduct, dine well and sleep in well sheltered beds.
Even at first sight it seems probable that rüpa, ga-
nanä and lekhä were the three "Es”, or subjects tanght in
the elementary schools of ancient India, when the Mahävagga
was composed. This conjecture is confirmed by a remark,
which king Khäravela makes about his own education in the Ha-
thigumphä inscription, dated in the year 164 of the Maurya era. 1
He says concerning himself:—
^f%7TT [|] rtm
«nrwrf*T WTfarT [ll]
"Endowed with the body of a glorious prince, he played
during fifteen years children’s games. Then, being expert in
writing, rüpa, arithmetic and legal rules and excelling in all
Sciences, he ruled during nine years as Caesar.”
Dr. Bhagvänläl renders the untranslated word rüpa by
"painting”, while Professors Oldenberg and Rhys Davids, Sacred
Books of the East, vol. Xin, p. 201, take it to mean in the Mahä
vagga "money-changing”, because Buddhaghosa says in the com-
mentary that "he who learns the rwpa-sutta must turn over and
over many kdrsdpanas and look at them ”. The rendering
"money-changing”, though not far from the truth, is a little
too specific. For it is not probable that a royal prince would
qualify himself to become a banker. But, the Curriculum of
the so-called indigenous schools of the present day includes
a branch of elementary learning, which may be called rüpa
"forms” and to which Buddhaghosa’s explanation may also
refer. 2 After the children have mastered the art of writing
and the most elementary arithmetical operations, addition, sub-
traction and particularly the ämk or complicated multipheation
tables, they are instructed in the practica! application of arith-
1 Actes du VI. Congres Int. Or. III, 2, p. 154.
5 My Statements regarding the indigenous schools are based on what I
have seen in Western, Northern and Central India. The Rev. J. Long’s
edition of Adam’s Reports on Vernacular Education, pp. 19 ff. and 98 ff.
furnishes confirmatory Statements.
14
V. Abhandlung: Bühler.
metic to simple commercial and agricultural affairs. They learn,
how many Däms, Kons, Päisäs, Paulas and so forth go to the
Rupee, the rules for calculating interest and wages as well as
the simplest rules of mensuration. 1 This commercial and agri
cultural arithmetic is no doubt what is meant by rüpa and it
may be that in ancient times, wben coins were rare, specimens
were placed before the pupils, which they had to handle and
look at, in Order to learn their form, weigbt and marks. As
far as I am aware, this is not done in our days.
With respect to the instruction in writing, there is, as
stated above, something more in the beginning of the Katähaka
Jätaka. "When the son of the Sheth, the story says, learnt
writing, the slave (Katähaka) too went with him carrying his
board and (thus) learnt writing.” The sentence indicates, that
the Sheth’s son did not receive instruction at liome, but went
to a master, who presumably kept a school. The mention of
the "board” (phalaka) is very interesting. It agrees with the
narrative of the Northern Buddhist Lai itavistara, according to
which young Siddhärtha, the future Buddha, on going to the
school of the Brahman Visvämitra, brought with him "a golden
pencil and a tablet of red sandal wood”. 2 And the actualities
in the indigenous scliools of Western, Northern, Central and
Eastern India 3 fumish the necessary commentary on the two
passages. Nearly everywhere the board or wooden tablet is
still in use for the first instruction in writing, and it is either
covered with sand in which the letters are drawn with a small
stick, or it is varnished and the letters are drawn with a stick,
smeared with a solution of white chalk instead of ink. 4 It is
' What is taught in this way in the indigenous schools of Gujarät lias
been collected by Rao Saheb Bhogiläl Pränvallabh and published by
the Bombay Edueational Department ander the title De.il Hisäb, "Native
Arithmetic”, Pts. I and II.
2 Professor Terrien de la Couperie, Babylonian and Or. Record, vol. I,
p. 59, States that these words are found in the older Chinese translation,
Pu yao hing dated 308 A. D. The legend possibly goes back to the
beginning of our era.
3 Regarding Bengal and Beliar, see the passages from Adam’s Report quoted
above.
4 In Gujarät the latter method is the more common ene, and a vessel,
tilled with a solution of chalk usually belongs to the paraphernalia of
Indian Studies. No. III.
15
evident that the Lalitavistara and the Jätaka refer to the me-
tliod of instruction, which is still followed, and the Information,
conveyed by the latter and Maliävagga I. 49, makes it pro
bable that elementary schools existed at the period, when the
Buddhist canon was composed, and that their Curriculum was
about the same as that of the indigenous Päthsäläs, Lehsads,
Nlsäls (i. e. *Lihsäläs) and Tolls of modern India.
In the portions of the Nikäyas, which I have read, I have
met with fewer references to writing. But they are not entirely
wanting. Tlius the Brahmajäla Sutta 14 and the Sämanna-
phala 49, mention a game, called akhharikä, which according
to Buddhagliosa means "reading letters in the air or in the
vault of the sky”, see also Childers, Pali Dict. s. v. pitthi.
As regards the question to which exact period the testi-
mony of the Pali Canon may refer, the answer, I think, must
be, "to the fifth and possibly to the sixth Century B. C.” In
the introduction to the Vinayapitaka Professor Oldenberg has
shown that tliere are good reasons for assuming the composi-
tion of the Mahävagga, Päcittiya and Päräjika sections to pre-
cede the Council of Yesäll (ca. 380 B. C.) and even somewhat
earlier than the year 400 B. C. 1 While it will be sufficient to
refer to his discussion on the Vinaya and to Professor M. Mül-
ler’s review of the question in the introduction to the Dham-
mapada, Sacred Books of the East, vol. X, p. XXIX ff., the
case of the Jätakas requires a full er consideration.
It is a well known fact that the sculptures on the Sänchi
and Bharahut or Bharaut Stupas contain representations of va-
rious Jätakas. On the Sänchi Stüpa the Säma Jätaka has been
identified 2 and others, like the Mahäkapi Jätaka, may be re-
cognised even on the Plates in Dr. Fergusson’s Tree and Ser-
the schoolboys. But I have likewise seen tlie sanded board, on which
the grains are made to adhere slightly by gum arabic. Very poor boys
simply scattered dust on their boards and wrote in that, or if they had
no boards, they brought brass kettles or pans and wrote on these with
chalk. This happened even in the Government schools, where more
usually slates and clialk-solution were used by the beginuers or Äthk-
väläs, as the school-phrase is.
1 Vinayapitaka, vol. I, p. XXXIV—XXXVIII.
2 Jour. ßoy. As. Soc. 1894, p. 211 ff.
16
V. Abhandlung: Bühler.
pent Worship. On the Bharahut Stupa twenty-one sculptured
scenes, to which the titles are mostly added, have been found
to correspond with Birth Stories in Professor Fausböll’s printed
edition, and Dr. E. Hultzsch has shown that even a Pa da of
a verse, used as a title, agrees with tbe printed text. 1 Among
them there are also two, the Rurumiga and the Asadisa, which
have been qnoted above as witnesses for the use of writing. Both
the Stflpas date from the third Century B. C., some additions
only belonging to the second Century. The age of the Sänchi
Stupa is proved by a fragment of an Asoka Edict, which agrees
in part with the so-called Kosambl Edict on the Allahabad Pil-
lar, and by the fact that the characters of more than nine tenth
of its nearly four hundred inscriptions fully agree with those
of the Asoka-Edicts, while about two score show slightly more
advanced forms. 2 Similarly nearly all the hundred and fifty
three published inscriptions of the Bharahut Stupa are written
in the alphabet of the Edicts, and it is chiefly Dhanabhüti’s
inscription on the gateway-pillar dated "in the reign of the
Suftgas ", which is incised in more modern letters. The pieces
with the later characters are, of course, additions or repairs, made
1 Indian Antiquary, vol. XXI, p. 225 f., where Dr. Hultzsch has reprinted
his exeellent edition of the inscriptions together with a synopsis of the
stories hitherto identified and other very valuable remarks. The fact
that the titles of the stories frequently differ, the Pali text naming the
story after one chief actor or incident and the inscription after another,
has been discussed by Professor Rhys Davids in the Introduction to his
Buddhist Birthstories p. LX ft’. And he has shown that it in no way
goes agaiust the assumption that the eanonical eollection existed at the
time when the sculptures were made, because vacillations with respect
to the titles occur likewise in the Päli eollection. I would add that
variations in titles are also found in Brahminical literature. Thus Bäna
calls the Bhagavadgltä, Auantagltä. Kumärila uses the title Ascarya Par-
van for the Putradarsana Parvan of the Mss. of the Maliäbhärata, and
there are Vedic hymns with two or three names. Such a vacillation
cömes quite natural to a Hindu, who is accustomed to Substitute endless
synonyms for teehnical terms and names of plants and auimals, and
even changes portions of personal names, saying Vikramäditya, Vikra-
märka or Vikramänka, thougli he means the same individual.
2 See my articles on the Sänchi Stupa inscriptions in the Epigrapliia In-
dica, vol. II, p. 87 ff. and p. 366 ff., which latter is aceompanied by two
plates, giving specimens of inscriptions in the old and the more ad
vanced characters.
Indian Studies. No. III.
17
after tlie completion of the original structure. 1 Under these
circumstances it is very probable that in the third Century
B. C. our collection of the Jätakas fornied part of the Buddhist
Canon, which, as the Bairat Edict, addressed to the Mägadha
Sangha, and various inscriptions on the Stupas indicate, was
then fully settled. Both on the Sänchi and Bharahut Stupas
we read of nionks who had the title pacanekäyika (päncanai-
käyika) % i. e. 'teacher of the live Mkäyas’, and in Bharahut
appears also a petaki i. e. 'a person who knew or taught the
Pitaka or Pitakas’, about whose designation more will be said
below.
The evidence of the relievos on the Stüpas furnishes a
lower date for the Jätakas, later than which their use for
the editication of the Buddhist laymen cannot be put. But
there are other circumstances connected with them, which
make it very probable, that the pictirre of the national life of
1 See the Plate in vol. XL of the Zeitschrift der Deutschen Morgenlän
dischen Gesellschaft, and Indian Antiquary, vol. XIV, p. 139. The ins-
cription of Dhanabliüti on the gateway-pillar belongs in my opinion to
the middle of the second Century B. C.
2 By an oversight I have given in the Epigraphia Indica, vol. II, p. 93,
paiicanaikäyika as the Sanskrit equivalent of pacanekäyika. Though such
a form might be defended by analogous Compounds like tridraunika, it
is equally possible and no doubt better to assume that the prototype of
the Prakrit word was formed in accordance with the rule, exemplified
by cäturvaidyaka ’one who knows or teaches the four Vedas’. For, in
the ancient epigrapliie Prakrits panca and pänca would both be repre-
sented by pamea or paca i. e. pacca. These remarks may possibly meet
the doubts, which M. A. Barth has expressed regarding the -word in the
Bulletin des Religions de l’Inde, 1894, Bouddhisme, p. 1, note 1. M. A.
Barth’s furtlier doubts, whether the five Nikäyas, known in the third
Century B. C., may be identified with those of the Pali Canon, do not
appear justified to me. Assuming the correctness of his statement that the
'five Nikäyas’ are unlmown to the Northern Buddhists, this fact would,
in my opinion, not prove auything against the antiquity of these eollec-
tions, because the Northern Buddhists have preserved only the disjecta
manbra of an old tradition. No doubt, when the Northerners and the
Southerners agree with respect to a particular text or collection, its great
age is clearly established. But it seems to me dangerous to invert the
proposition and to allege that books or collections of the Southern Ca
non, not known to the Northerners, must be considered later additions
for this reason alone.
Sitzongsber. d. phil.-lnst. CI. UXXXI1. Bd. 5. Abh. 2
18
V. Abhandlung: Buhler.
India, fumished by them, refers to a much eäxlier periöd than
the third Century B. C. Though, as Professor Rhys Davids
has shown op. cit., p. LV. ff., nothing definite is known re-
garding the date when the present collection was formed and
incorporated in the Buddhist canon, it is already now evident
that the stories which they contain are not, as was believed
formerly, inventions of the Buddhist monks, but almost through-
out loans froni the ancient Brahminical literature or the old pre-
Buddhistic national tradition of India. A very good Statement
of this view by Dr. S. von Oldenburg has been translated in
the Journ. Roy. As. Soc. of 1893, July number, and I can only
say that a closer study of the Jätakas had led me to the same
conclusion before the publication of Dr. von Oldenburg’s pa-
per. Moreover, the detailed researches of Professor Leumann
and of Dr. R. G. Bhändärkar have yielded exactly the same
results, see the Wiener Zeitschrift für d. Kunde d. Morg. Yol.
Y, p. 111 ff., the Zeitschrift der Deutschen Morg. Gesellschaft
Vol. XLVIII, p. 65 ff. and the Transactions of the IX th Int.
Or. Congress, 1892, Yol. I, p. 422 ff.
This discovery makes the question regarding the exact
date, at which the loan may have been effected, a matter of
minor importance. The chief point for consideration is, if in
effecting the loan the Buddhist monks altered much and espe-
cially, if the description of Indian life which the Jätakas con
tain, has been made to agree with that of the times when
Buddhism had become a power in India. The answer can only
be, that there are remarkably few traces of Buddhism in these
stories and that they do not describe the condition of India in
the third or fourth Century B. C., but an older one. Peculiarly
Buddhistic are only the introduction of the future Buddha into
most tales, who invariably is identified with the wisest and best
of the actors, occasional spiteful remarks against the Vedic
animal sacrifices and against the deified national heroes, whom
the orthodox sects worsliipped, and intentional perversions of
the legends told of them. The doctrine of the power of the
Karman, the moral maxims and the few religious observances
such as the sanctification of the Uposatha or Parvan days,
which the stories inculcate are common to the Buddhists and
to all otlier Indian religions, whether orthodox or heterodox.
Indian Studies. No. III.
19
With respect to these there was not much to change, except
perhaps some of the technical expressions.
On the other hand the descriptions of the political, reli-
gious and social condition of the people clearly refer to the
ancient time before the rise of the great Eastern dynasties of
the Nandas and the Mauryas, when Pälaliputra had become
the Capital of India. The Jätakas mention neither the one nor
the other, and tliey know nothing of great empires which com-
prised the whole or large parts of India. The number of the
kingdoms, whose rulers play a part in the stories, is very con-
siderable. The majority -of the names as Madra, the two Pan-
cälas, Kosala, Yideha, Käsi, and Vidarbha agrees with those
mentioned in the Vedic literature, while a few others, like Ka
liriga and Assaka i. e. Asmaka or Asvaka, occur in Brahmi-
nical literature first in the Epics and in Pänini’s Sütras. The
characteristic names of the Andhras, tlie Pantjyas and Keralas
are not mentioned.
Though a political centre was wanting, frequent State
ments regarding the instruction of the young Brahmins and
nobles show that there was an intellectual centre and that it lay
in Takkhasilä, the Capital of distant Grandhära. Takkhasilä is
according to the Jätakas the town, where the youth of the
two highest classes received instruction in the three Vedas and
the eighteen branches of learning (sippa or vijjäthäna). This
agrees with some Statements in other parts of the Canon, where,
as in the Vinayapitaka, the famous physician Jivaka Komä-
rabhacca is represented as having studied medicine in Takkha
silä. And it is very credible that Grandhära, the native country
of Päiiini, was a stronghold of Brahmanical learning certainly
in the fourth and fiftli centuries B. C., and perhaps even earlier.
The Statements regarding the religious condition of India
point to an equally early period. Just as the three Vedas are the
basis of the higher instruction, so the prevalent religion is that
of the Path of Works with its ceremonies and sacrifices, among
which several like the Väcapeyya (väjapeya) and the Räjasüya
are specially and repeatedly mentioned. Side by side with
these appear populär festivals, celebrated, when the Naksatra
had been proclaimed, with general merry-makings and copious
libations of Surä, as well as the worship of demons and trees,
2*
20
V. Abhandlung: Buhler.
all of which go back to the earliest times. Nor are the her-
mits in tlie woods and the wandering ascetics unknown. Most
of the lieroes take the isipabbajjä, i. e., renounce the worid
according to the rule of the Rsis, and live with their sacred
lires in the hill-forests, whence they descend occasionally in
order to procure salt and pungent condiraents (lonambilaseva-
nattha). The wandering ascetics (täpasa) appear to helong to
different Orders, as various distinctive marks are mentioned.
But only those of one division, the Äjlvikas, are actually named,
among whom the future Buddha himself was once born in a for-
mer Kalpa. These are, as Professor Kern has first pointed out,
the ancient Vaisnava devotees of Näräyana'and particularly the
Pararuahariisas, who according to the lately recovered Vaikhä-
nasa Dharmasütra actually went naked and swallowed cowdung,
as the Buddhists allege of these dangerous rivals.
The state of civilisation, described in the Jätakas, is in
various respects primitive, and particularly noteworthy is the
prevalence of wood-architecture, which on the evidence of the
oldest sculptures had ahnost disappeared in the third Century
B. C. The Jätakas even describe the palaces of kings as us-
ually constructed of wood. Many other details might be added.
But the facts given are sufficient for our purpose. They malte
it at least probable tliat the mention of writing as common in
daily life is not an addition, made by the Buddhists in later times,
but occurred in the old stories which they appropriated. And it
ought to be remembered, that in the Punnanadl and Asadisa
Jätakas writing is not merely an ornamental accessory, hut a most
essential point, without which the stories would have no meaning,
and that the Asadia Jätaka is found on the Stüpa of Bharahut.
An additional argument for the antiquity of the writing,
mentioned in the books of the Pali Canon, is furnished by the
technical terms which they employ. They exclusively use for writ
ing, writers and letters words which mean "to cut”, cliind, "to
scratch” likh, "the scratcher” lekhaka, "scratching” or "scratches”
lekha, and "the indelible” akkhara. On the other hand the word
lipi, which Pänini, circiter 350 B. C., 1 has in the compounds
1 I can only adhere to the traditional dato of the great grammarian, which,
as we know now, was eontained in the ancient Brhatkatliä, siuce both Kse-
Indian Stndies. No. III.
21
lipikara and libikara, "writer”, is not found in the Buddhist ca-
nonical works known to me, nor is there in Childer’s Dictionary
any quotation for it from the Canon. For lipi two explanations
have heen proposed. According to the older opinion it is de-
rived from Up 'to smear’, like krsi 'agricultnre’ from krs 'to
plough’, and like a nnmher of other substantives formed by the
feminine affix i. According to others, 1 it is a corruption of the
Old Persian dipi 'writing’, which corruption was favoured by
a fancied connexion with the verb lip. Though lipi might be
a perfectly regulär derivative from lip, and might appropriately
have been used to denote Tetters’ and 'the alphabet’ on the
introduction of writing with ink, the derivation becomes doubt-
ful through the fact that the verb limpati is not used in the
sense of 'he writes’. And the impressions of the Shähbäz-
garhi Version of Asoka’s Edicts have fumished a strong argu-
ment for the adherents of the second view. For they show
that in the Gandhära dialect lipi is represented by dipi and
that the verbs dipati 'he writes’ and dipapati 'he causes to
write’ did also exist. 3 On linguistic grounds it is not probable
that lipi and limpati should have been turned into dipi and
dipati, the latter also changing its meaning. On the other
hand, dipi corresponds exactly with the Persian word, and its
introduction into India is easily explained by the Persian oc-
cupation of Northwestern India during the Achaemenian period
from about 500 B. C. probably until the fall of the Persian
empire. 3 These points appear to me so strong that I too must
declare myself in favour of the loan theory, and assume that in
Sanskrit lipi was substituted for dipi at a period, when writing
with ink had come into use, in Order to connect the term with the
mendra’s and Somadeva’s Sanskrit translations contain the story of Pä-
nini, the pupil of Upavarsha, who flourished during the reign of Yoga-
nanda, the predecessor of Candragupta, Indian Antiquary, vol. I, p. 305.
1 See, Burnell, Elements of South Ind. Palaeography, p. 5 f. Note 2.
2 The aorist dipista is found in Shähbäzgarhi Ed. IY, 10; VI, 1. 16 and
the participle dipapita ibidem, Ed. XIV, 1. 13.
3 It may be noted, that even in later times the Hindus have borrowed a
Persian word, connected with writing. This is the term divira, "a writer,
clerk”, found in the Valabhl land grants from 506—765 A. D. and in
later Kasmirian works. It represents the Persian debir, see the smaller
Petersburg Dictionary sub. voce divira.
22
V. Abhandlung: Buhler.
root lip. The statement of Nearchos, according to which the
Hindus wrote letters ev sivSöoi Xtav -/.e-/.poTYipivaic makes the use
of ink certain for the latter half of the fourth Century. The
loan-theory agrees also well with the occurrence of the Word
in the Sütras of Pänini, who was a native of Säläturä, a vil-
lage close to TaksaSilä, the Capital of Gandhära, and with its
ahsence from the ancient Buddhist canonical works, which
were composed in Eastern India and before 400 B. C.
Some further valuable information regarding writing and
especially regarding the ancient alphabets, is furnished by the
works of the Northern Buddhists, by the Jaina scriptures and
by some metrical Smrtis. In the account of prince Siddhärtha’s
first visit to the writing-school, extracted by Professor Terrien
de la Couperie from the Chinese translation of the Lalitavistara
of 308 A. D. (see above p. 14, note 2), there occurs besides
the mention of the sixty four alphabets, known also from the
printed Sanskrit text, the utterance of the master Visvämitra,
"that there are two kinds of writing, that of Fan or Brahman
and that of Kuliu, both equally good and not differing”. With
the help of a Chinese Buddhist Encyclopedia, dated 668 A. D.,
Professor Terrien de la Couperie has shown that the alphabet
of Brahman was written from the left to the right and that,
invented by Kiüliü, Kuliu, Kialu or Kialusheta (all of which
names are explained by "ass’ lips”, in Sanskrit kharostha) from
the right to the left. He thereby has rendered us tlie great
Service of showing what the terms Brähml and KharosthT really
mean. The former is evidently the alphabet, which used to
be called Pali, Läth, Southern Indian, Asoka or Maurya, and
the latter the so-called Northwestern, Ariano-Pali, Bactro-Pali,
or Gandhärian. With this explanation, the remarlc of the future
Buddha’s writing-master indicates, that at the time, when the
Lalitavistara, translated into Chinese in 308 A. D., was com
posed, i. e., at the latest in the third Century A. D., both the
ordinary Indian and the Gandhära alphabets were equally com
mon in the author’s native country. If, as is not improbable
on account of the position of the Lalitavistara in the Canon
of the Northern Buddhists, this was the Panjab or one of the
adjoining districts of Northwestern India, the statement agrees
with the facts known through the inscriptions and coins, which
Indian Studies. No. III.
23
from the earliest times of the historical period of India unti
the end of tlie second Century A. D., show both the Brahma
and Kharosthl characters.
The enumeration of the sixty-four alphabets 1 has gained
a greater interest by the discovery of a similar, apparently in
dependent list in the Jaina Ägamas. Professor Weber’s ana-
lysis of the latter shows, 3 that they too allege the early exist-
ence of a larger number of Scripts and that some of the names
agree literally, or at least in meaning, with those given by
the Buddhists. Botli the Jainas and the Buddhists agree in
allotting the first place, to ."Brahman’s writing”, the Brähmi
lipi or Barnbhl livl, indicating thereby the pre-eininence of the
characters, running from the left to tlie right, which are used
in the majority of A&oka’s Edicts. Both name also the alpha-
bet written from the right to the left, which in tlie Jaina Pra-
krit is called Kharotthl instead of Kharosthl. Its position in
the two lists somewhat differs, as the Buddhists give it the
second place and the Jainas only the fourth. Further, both
lists include the Pnskarasäri (No. 3) or Pukkharasäriya (No. 5)
and the Drävida (No. 12) or Dämila (No. 17) characters. The
mention of the last alphabet has become important since the
discovery of an ancient partly independent variant of the Bräli-
ml lipi at Bhattiprolu in the Kistna districts of the Madras
Presidency. And it is not improbable that this alphabet is
meant by "tlie writing of the Dravidian country 3 ’. The men-
tion of the Puskarasärl or Pukkharasäriya lipi, too, possesses
some interest, as its name is evidently derived from the patro-
nymic Pauskarasädi or Puskarasädi, which appears in Brah-
minical works on grammar and law as the designation of one,
or perhaps of a several famous teachers. It is certainly a Brah-
minical name and indicates that a scion of the race of Puskara-
sad invented some particular alphabet or introduced modifica-
1 See Lalitavistara, p. 143 f. Calc. ed.
2 Indische Studien, vol. XVI, pp. 280, 399 ff. The list occurs twice, in the
Samaväyänga and the Pannävanä Sütras.
3 I may state here that in my opinion Dr. BurnelTs contention for the
antiquity of ihelValUil.utii or Pändya-Cera alphabet is erroneous. To
me it seems to be a cursive form of die Tamil and a derivative from
the ordinary Brahma alphabet.
24
V. Abhandlung: Bühl er.
tions in an existing one. The name, therefore, furnishes the
proof that in early times Brahmans directed their attention to
the art of writing, for which view other arguments will he ad-
duced further on. The other names, which like the Gandharva
or Gandhavva agree fully, or like the nägalipi "the writing of
the snake-deities” and the Bhogävaiyä, "the writing of Bhogä-
vatl, the residence of the Nägas”, in their general meaning,
are perhaps in part fanciful and, at least for the present, not
particularly instructive.
The independence of the Jaina list from that of the La-
litavistara is proved hy various discrepancies. First, it is much
shorter and includes only eighteen varieties, and among them
occurs the Javanäliyä or according to the printed edition of
the Pannävanä Sfltra, the Javanäniyä, which corresponds to
Pänini’s term Yavanäni, 1 or, as Kätyäyana’s Yärttika States,
"the writing of the Yavanas”. Secondly, the Jainas nse the
term Bambhl livi in a donble sense, not only for a particular
variety of writing, bnt also for every kind of writing. The
texts are explicit on this point and say, 2 Bambhie nam livie
atthärasavihalikkhd’bihäne pamiatte \ tarn bambhi etc. "An eigh-
teenfold Order of scripts is taught for the Brahma writing, viz.
the Brahma” etc. This apparently senseless assertion tinds its
explanation throngli passages of the metrical Smrtis of Närada
and Brhaspati, as well as throngli Brahminical sculptures and
pictures of Brahman. The two lawbooks state that "the Cre
ator (Brahman) created writing in Order to keep the affairs of
the world in their proper course” or "in Order to remove doubts
regarding legal transactions”. 3 On the sculptures in the Ba-
1 The identification, which is given by Malayagiri, is unobjectionable,
even if Javanäliyä is the correct form. For instances of the Substitution
of la for Sanskrit na occur e. g. in Pali anda for anenas, muläla for mr-
näla, velu for venu and in Mahärästri velu for venu and limba for nimba.
It may be noted that the later Tibetan version of the Lalitavistara in
cludes the Yavanäni in its list of seventy alphabets, see Foucaux, Rgya
Cher Rol Pa, p. 112 f.
2 See A. Weber, op. cit., p. 399.
3 Sacred Books of the East, vol. XXXIII, pp. 58 f., p. 304. Närada’s law-
book is later than the Manusamhitä and older than Bäna (circiter 620
A. D.), wlio alludes to it in the Kädambarl, p. 91 (Peterson). The Brhas
pati Smrti is again later than Närada’s.
Indian Studies. No. III.
25
dam! caves, 1 which date from the end of the sixth Century
A. D., the same idea is expressed by representing Brahman
with strips of palmleaves in bis right band, for wliich modern
pictures of the deity Substitute an inscrihed piece of paper. 2 It
thus appears that there were two legends which the Jainas have
combined, one which ascribed to Brahman the invention of all
writing and another which restricted his activity to one parti-
cular alphabet, that which was the commonest and most ge-
nerally used. Both myths no douht were current side by side,
and express with a slight Variation the belief that writing is a
national Indian invention.
These points, to which the differences in half a dozen
names of alphabets must he added, show very clearly that the
Jaina list has not been copied from that of the Buddhists, but
gives expression to an independent tradition, which in all pro-
bability is considerably older than that of the Buddhists. The
greater antiquity of the Jaina list is apparent from its more
reasonable number of alphabets, which, however, is also a purely
conventional one 3 and need not be taken to mean more than
"a large number”. It is also probable, because the Anga and
the Upäiiga, in which it occurs, certainly are much older than
the third centui’y A. D., the time for which the existence of
the Buddhist list is absolutely certain. In iny opinion we have,
since the discoveries in the Kankäll Tila at Mathurä, very good
reasons for believing the Övetämbara tradition which places the
first collection of the Angas in the reign of the Maurya Can-
dragupta or about 300 B. C. 4 And, though the Angas evidently
have undergone changes between that time and their final re-
daction by Devarddhi in the fifth Century A. D., it seems to
me probable that the list of the alphabets belongs to the orig
inal contents of the Samaväyänga, because it has been embod-
ied also in the Pannävanä Sütra, the traditional date of which
is 358 after Vlra or 168 B. C. Nor is the existence of such
1 Indian Antiquary, vol. VI, plate facing p. 361.
2 Moore, Hindu Pantheon, plate I, and the representation of Brahman in
Sir W. Jones’ article, Asiatin Researches, I, p. 222 ff.
8 Compare the eighteen Puränas and Upapuränas, the eighteen Smrtis and
Upasmrtis.
4 See Sacred Books of the East, vol. XXII, p. XL ff.
26
V. Abhandlung: Bühl er.
a traditional list at the beginning of the Maurya period a priori
incredible. Pänini’s l’ule regarding tbe formation of Yavanänl
"the writing of the Yavanas” very probably indicates, as has
already been remarked by others, that in bis time, i. e., abont
350 B. C., more alphabets than one were known, 1 and for the
third Century B. C. the contemporaneous use of three alphabets,
the ordinary Brälimi lipi, the Kharostln and the Bhattiprolu
variety of the Brahma alphabet is certain. The bearing of the
early existence of such a list of alphabets and of the myth,
ascribing tlieir invention to Brahman, on the question of the
antiquity of writing in India, is obvious. The introdnction of
writing cannot have taken place abont 400 B. C., bnt must be
earlier at least by some centuries.
Another passage of the Jaina Samaväyäüga Sütra makes
it possible to sliow how the populär Brahma alphabet looked
about 300 B. C. The Samaväyäüga includes a detailed ab-
stract of the lost Drstiväda, the twelffh of the Jaina Aügas, and
asserts that according to tliis work, the Banibhl livl or Brahma
1 As stated above, I adhere to the tradition, which asserts that Pänini was
the pupil of Upavarsa and lived during the reign of the last Xauda, the
predecessor of the Maurya Candragupta. This tradition gives a reason-
able dato arid probably goes back itself to the heginning of our era, sinee,
according to the concurrent testimony of Ksemendra and Somadeva, it
occured in Gunädhya’s Brhatkathä. I agree with Dr. Burnell (S. Ind.
Pal., p. 6) and Professor A. Ludwig, (see bis paper on " yavanänl” quoted
above) that yavanäni means "the writing of the Greeks“. But I believe
with Prof. Ludwig that Pänini’s acquaintance with the existence of the
Greek alphabet is by no means irreconcilable with his traditional date.
Irrespective of the general reasons, adduced by Professor Ludwig, it seems
to me not wonderfnl that an author, whose native country had been ex-
plored in 509 B. C. by Skylax and whose countrymen, the Gandhäras,
had furnished a contingent for Xerxes’ invasion of Greece should mention
the old Oriental name of the Greeks and should be acquainted with their
wuiting (see also Professor Weber, Monatsberichte Berl. Akad. 1871, p. 616).
And there is, as Mr. Bapson points ont to me, even positive proof for
such an acquaintance, as Athenian drakhmex with the inscription AOE
struck before the end of the reign of Alexander, possibly even before
350 B. C., have been found in India as well as Indian imitutions of such
coins, see B. V. Head, Cat. Greek. C.: Attiea, p. XXXI f., pp. 25—27. To
me it seems absolutely impossible to make the occurrence of the Word
Yavana in Sanskrit Works a mark, which proves that they must have
been written after the invasion of Alexander.
Indian Studies. No. III.
27
alphabet consisted of 46 mäuyakkhara (mätrkäksara) or radical
signs. 1 The commentator Abliayadeva says that this nurnber
comes out by dedueting from tbe (in his time, saec. XI) ordi-
nary alphabet the vowels r, f, 1, l and the lingual la, but
including ksa. The reckoning is correct, as may be seen from
a comparison of the oldest written alphabet, that on the Ho-
riuzi palmleaf, which gives 51 signs, viz:—
a, ä, i, i, u, ü, r, f, l, l (10), e, ai, o, au, am, ah, ka, kha,
ga, gha (20), ha, ca, cha, ja, jha, Tia, ta, tha, da, dha (30), na,
ta, tha, da, dha, na, pa, pha, ha, bha (40), ma, ya, ra, la, va,
sa, sa, sa, ha, lam (50), ksa. 2
If the four vowels and la are deducted, only 46 radical
signs remain. Xevertheless Abliayadeva’s explanation undoubt-
edly contains a mistake. It is not the consonant la but tbe
group ksa, which ouglit to be deducted. For la is one of the
ancient radical signs and oecurs on the Sänchi Stupa as well
as in the Bhattiprolu alphabet. Ksa, on the other hand, can
have been reckoned as a radical sign only from the time, when
ka -was written witli a loop or triangle on the left It was
only then that the origin of ksa ^. in which ka retained its
ancient dagger-sliape, was obscured and that the still prevalent
erroneous conception of the indigenous schoolmasters could arise,
who persistently declare ksa to be a mätrkä. The period, when
the ka with a loop came into general use probably falls not
earlier tlian between 400 and 500 A. D. In tbe inscriptions
of the naillieaded and flat-topped (Nägarl) types, it is only
traceable since the first half of the seventh Century. But in
the ordinary literary cliaracters it appeared earlier, as the Ho-
riuzi palmleaf shows.
With respeet to the omission of the vowels r, f, l, l
Abliayadeva is undoubtedly right, as they are missing in all
the ancient and modern alphabets, used in the elementary Ind-
1 See Weber, Indische Studien, vol. XVI, p. 281 f. and Verzeichuiss der
Sanskrit und Prakrit Handschriften, vol. II, pt. II, p. 408, where better
readings of the text are given.
2 See Anecdota Oxoniensia, Aryan Series, vol. I, pt. 3, plates 1 and 2. The
alphabet of the Cambridge MS. Add. No. 1049 has one letter less, as it
omits la which is unknown in Nepal and other parts of Northern India
as in Kashmir.
28
V. Abhandlung: Bühl er.
ian schools and by the classes without a scientific Brahminical
edncation. According to the printed Lalitavistara, p. 145 f. ;
prince Siddhärtha explained on entering the writing-school to
his master the hidden meaning of the radical signs of the al-
phahet which he was to learn. 1 The vowels, which he is said
to have enumerated. are only twelve, viz:—a. ä, i, i, u, ü, e,
ai, o, au, am, ah. These twelve vowels alone occur in the
alphabet, taught in the indigenous Indian schools, where they
are combined with the consonants and form the so-called Bä
räkhadi or Bärasakhadi,' 2 which the children on beginning their
school-course are made to copy incessantly, nntil by its means
they have leamed hoth elementary readrng and writing. The
Bäräkhadi, in Sanskrit dvädaSähsari , "a collection or aggre-
gate of twelve syllables (for each consonant)”, is arranged as
follows 3 :—
1 a ka kha
2 ei kä khä
3 i ki khi
4 l ki khl
5 u ku khu
6 ü kü khü
7 e ke khe
8 ai kai khai
9 o ko kho
10 au kau khau
11 am kam khani
12 ah kah khah
ga gha
gä ghä
gi ghi
gi ghi
gu ghu nu
gü ghu nu
ge ghe ne
gai ghai
go gho no
gau ghau nau
gam gham nam
gah ghah nah
and so on
throngh all the
consonants.
1 This alphabet, too included 46 mätrkäs. But the Calcutta edition omits,
no doubt eiToneously, ainong the consonants the dental la. The last letter
is Jcsa. According to what has been said above, this fact gives the fifth
Century A. D. as the terminu« a quo for the composition of the printed
Version of the Lalitavistara.
2 The word is usually pi-onounced Bsrä-khadi instead of Bäräkhadi, he-
cause its etymology is no longer remembered.
8 The Bäräkhadi has been printed in Bombay and used to be sold at the
Government Central Book Depot. It is described by Moleswortli, Ma-
räthi Dictionaxy suh voce and by Narmadashankar in his
Gnjarätl Dictionary mb voce ^1 y 1 This latter work states that
the syllables ka, kä and so fortli down to kah are the Bäräkhadi of ka.
Indian Stndies. No. III.
29
Tlus Bhäräkhadi, which is used in all the parts of India
known to me, has of course always the same number of vo-
wels, but the number of the consonants varies. In the Maräthä
country and in Grujarät, there are 36 instead of 34, the groups
ksa and jna being reckoned as simple radical signs and placed
after la. As usually a Maögala or invocation om namah siddham
is prefixed to it, it is sometimes called hy the Pandits the Sid-
dhamätrkä or Siddhäksarasamämnäyah or "the alphabet, pre-
ceded hy the word Siddha (success)”, or jocularly Mätrkäpu-
räna "the Pufäna of the Mothers (radical signs)”.
Its great antiquity is attested by a passage of Hiwen
Tsiang’s Siyuki, where, according to M. St. Julien’s transla
tion, 1 Memoires I, 72, it is stated that in the seventh Century
A. D. the Indian school-course began with "un livre en douze
sections”, which was used "pour ouvrir l’esprit des jeunes gens
et les initier a l’etude”. The translator has shown in the note
to the passage on the authority of a Chinese Buddhist Diction
ary that this "book in twelve sections” was a syllabary, com-
posed by Brahman, and was also called Siddhavastu, "the mat
ter or subject preceded by the word Siddha”. This would be
sufficient to establish its identity with the Bäräkhadi, thougli
the translation "a book in twelve sections” does not agree well
with the Indian term. But Professor J. Legge in reply to an
enquiry, if the above translation must be considered to be the
only admissible one or if the Chinese expression might be rend-
ered by "a book in sections of twelve syllables” or "sections
in twelve syllables”, kindly informs me that the Chinese text
has nothing about "a book”, but merely "twelve chang”. With
respect to the latter word he says: ''chang may be variously
rendered. The idea which it contains, is that of a piece whicli
is complete in itself. A section is "a division”, "a cutting”,
the part of a larger whole; and I should not think of render-
ing chang by it. "Paragraph”, "chapter” are often used in
English for it. It is applied to a piece of music or of compo-
sition. I wotdd render it in this text by "table”. "A syn-
opsis” wotdd also be allowable”. For the whole passage of
the Siyuki, quoted above, Professor Legge proposes the follow-
1 Mr. Beal has "a book in twelve chapters”.
30
Y. Abhandlung: Bühl er.
ing translation: 'And in commencing to instruct the young
and lead them on, they first teach them to follow the twelve
tables (of syllabaries).’ Witli respeet to my second query he
adds: 'Yon ask if the "12 chang" may he rendered hy "sec-
tions of twelve (syllables)”, "a book in sections of twelve (syl
lables)”. The "a book’’ is not in the Chinese, as I havc said,
and 'sections’ is objectionable. Otherwise I do not donbt that
your view of the meaning is correct.’ It would, therefore, ap-
pear that the Chinese 'twelve-table’ is really intended as a short
translation of dvädasäksarl and Stands for ' twelve-(syllable)-
table’, which would correspond exaetly.
The last and most important piece of evidence for the
omission of tlie four vowels has been discovered by Sir A. Cun-
ningliam at Mahäbodhi Gaya. In the cloistered walk, which
Asoka erected over the supposed Cahlcama of Buddha, there
is a double row of pillars, eleven on euch side, which bear the
following letters 1 :—
i
on the south side—a, ü, i, i, u, ü, e, ai, o, au, all,
on the north side—ta, na, jha, ja, clia, ca, ha, gha, ga, kha, Jca.
The charaeters, of which some specimens are given, op.
cit. Plate X, No. 1, are of the same type as those of Asoka’s
Edicts. 2 They are no doubt mason’s marks and intended for
numbering the pillars according to the simplest and most nat
ural System of notation by means of the letters. As the Ind
ian masons are neither great scholars nor quite illiterate, 3 it
may be assumed that the alphabet, which they used, is the
populär one of the elementary schools of the day. As far as
it goes, it closely agrees in its character witli that still taught
1 Ciumingham, Mahäbodhi Gava, p. 8; Plates V, No. 3, and X, Xo. 1.
2 It will be shown below that the ga with the round top and the peculiar
cha, which they contain, occur also in the Edicts.
3 The Indian masons, the sütradhäras or vardhaJcins of the older literature
and the »Sefä» of our days, occupy au intermediate position between the
Aryan aud the Sndra classes. They wore and still wear the sacred thread,
and they once possessed and still possess a small amount of Sanskrit
learniug. The rules of their craft. which they comniit to memory, are
written in Sanskrit, and are at present largely mixed with Prakrit aud
barbarous bastard for ms.
/
Indian Studies. No. III.
31
in the modern indigenous sckools and omits like it and like
the alphabet of the Lalitavistara, the vowels r, r, l, l. If it
omits also the eleventh vowel am, giving ah in its place, that
is no doubt dne to a mistake of the engraver. For no al-
phahet conld he without this mätrJcä, least of all that of Aso-
ka's times, when Anusväras were nsed very extensively.
Sir A. CunninghanVs discovery possesses, as he himself
has pointed out, considerable importance for the history of Ind
ian writing. The mason’s alphabet AA-ith its diphthongs ai and
au, the Visarga in the group ah and the guttural ha deals a
heavy blow to the theory, according to which the writing of
the third Century B. C. and earlier times served merely the
purposes of the Prakrit dialects. It is as plain as possible that
this alphabet has been framed for the requirements of Sanskrit,
and it is at least highly probable that its formation is due to
the Brahmans, Avhose influence and peculiar theories are also
recognisable, as Avill appear forther on, in the manner of the
derivation of the secondary signs froni the original ones. In the
third Century B. C., it appears, the state of things in the ele-
mentary schools was the same as in our days. The children
leamt an alphabet which A\-as not intended for their vemacular
dialects, and this was no doubt due to the circumstance that
already then (as later wlien the legend regarding Buddha’s
Brahminical writing-master Visvämitra arose, and also in mo
dern times) the elementary instruction was chielly in the hands
of the Brahmans, who did not think it worth the Avhile to alter
for the sake of their Prakrit speaking pupils the alphabet,
invented and suited for the peculiar bhäsä of their schools
and dass.
If we retum to the passage of the Samaväyänga Sütra,
the various facts adduced make it plain that Abhayadeva’s ex-
planation of the extract from the Drstiväda is substantially
correct. The forty-six radical signs of the ancient Brähmi lipi
included twelve vowels a, ä, i, 7, u, «, e, ai, o, au, am, ah and
thirty four consonants viz, the twenty five of the five Vargas,
the four liquids, the three sibilants, the spirant ha and in all
probability not ksa, but la. It appears forther, that there is
no reason to distrust the Jaina tradition, according to which
the statement of the Drstiväda goes back at least to the reign
32
Y. Abhandlung: B ü h 1 e r.
of the Maurya Candragupta, as his grandson’s masons certainly
had learnt an alphabet, agreeing with that described in the
Jaina Anga in the most important particular.
The result of this enquiry, wbich shows tliat the populär
Indian alphabet of the third Century B. C. had no signs for the
vowels r, f, l and l, will not surprise those who have paid atten
tion to Indian palaeography. The long l, the existence of which
(as a sound) is denied by the grammarians of Pänini’s school, is
an invention probably due to the Brahminical Kabbala, the so-
called Mantrasästra, which seems to have been studied and used
for cliarms by Brahmans, Buddhists and Jainas at least since
the beginning of our era. The sign for the intial l occurs first
on the Horiuzi palmleaf and in the ancient Cambridge MS.
from Nepal, Add. No. 1049 where it consists of two cursive
la interlaced. Medial l is ; as far as I know, not traceable in
any old document. Among the remaining three sounds, only
the short r occurs as an initial in words of the ordinary lang-
uage, while initial r and l are used only in tlie technical terms
of the Vyäkarana and other Sästras. The ancient signs for the
initial l, which again are found on the Horiuzi palmleaf and in
the Cambridge MS. Add. No. 1049, are cursive forms of la. Med
ial l is expressed in the inscriptions, where the word Iclpta occurs
a few times, by li. Among the ancient MSS., accessible to me,
the palmleaf copy of the Ganaratnamahodadlii, dated (Saka)-
Samvat 1151 in the reign of Singhana of Devagiri, uses a com-
bination of an ancient cursive la with r, which also serves for the
initial l. The principles, on which the more common signs for
initial and medial r, f have been framed, are (1) initial r and f are
expressed by a ra with the signs for subscript r and r, (2) sub-
script r is a modification of ra, produced eitlier by a twist of
the ra-stroke to the left with or without a curve to the right
at the end or by the addition of a curl at the end of the ra-
stroke, (3) medial f is invariably expressed by the double
medial r of the period. Thus we find for vr in the Northern
inscriptions of the first and second centuries A. D. *5 or ^
and in the fourth Century and later J, wliile tlie inscriptions
and even the modern alphabets of the Southern type offer
The northern initial r, which appears first in the Bower MSS.,
is X i- e. ra with the curve of the subscript r attached, and
Indian Studies. No. III.
33
the Southern forms of the letter, the oldest example of which
occurs in a Pallava grant of the fifth or sixth Century, ap-
pear to he modifications of this northern sign. These facts
indicate that the signs for suhscript r and f were developed
first and that those for the initials carne into use somewhat later.
As will he shown helow, the process is exactly the reverse of
that followed in the cases of the otlier vowels, where the medial
signs are identical with, or modifications of, the initial ones. It
is evident that the formation first of initial and next of medial
vowels is the natural method, when an alphabet without vowcl-
signs is turned into one with vowels. Hence the palaeographic
facts, too, show that the signs for r and f were not framed at
the same time with those for i, l, u, ü, e, ai, o, au, and that
in all probability they are later inventions. How much later
they may be, cannot be decided for the present. I would warn
against the assumption that their non-occurrence in the mason’s
alphabet at Grayä and in the Brahma alphabet of the Drstiväda
proves that they did not exist about 300 B. C. Such an in-
ference is barred by the fact that the school-alphabet of much
later times does not inelude them, though nevertheless they
were and are used extensively by the Pandits and by all
otlier Hindus, possessing a higher education. It is, therefore,
quite possible that in the time of the Mauryas, when writing
had had a long history, the men of the Brahminical scliools
did distinguish between ra and r and even marked f and l
in such works, where distinctions of the kind were of any real
importance.
III.
If we now turn to the consideration of the oldest Indian
inscriptions, it is not difficult to show that the palaeographic
facts fully confirm the results, which the preceding examination
of the ancient literature has yielded. They likewise show that
writing, and specially the Brähini lipi, had had a long history
in India, before king Piyadasi-A6oka caused his Edicts to be
incised in the various provinces of his large empire. In ad-
dition they permit us to recognise that the Brähmi lipi is the
real old Indian alphabet, which was popularly used in the tliird
Century B. C. all over India, and that it was fully developed
Sitzungsber. d. pbil.-bist. CI. CXXXII. Bd. 5. Abh. 3
34
V. Abhandlung: Buhler.
before the introduction of the Kharosthi, whence we may infer
that it is the writing which the Buddhist canonical works men-
tion so frequently.
That the Brähmi lipi was in the third Century an ancient
alphabet with a long history is proved by the very consider-
able variations in the forms of its signs found in the several
versions of the Edicts, as well as by the recent discovery, on
Sir A. Cunningham’s Eran com, of a variety which runs from
the right to the left, and of another one, on the Bhattiprolu
relic caskets, which includes a number of more archaic forms
and independent developments.
As regards Asoka’s Edicts, even a cursory inspection of
good impressions or of trustworthy facsimiles, such as those
of Drs. Burgess, Fleet and Hultzsch, reveals the existence of
numerous differences in the formation of the several characters.
A more careful study shows not only that almost every letter 1
has two, three, half a dozen or more sometimes widely diver
gent forms, but also that certain peculiarities are confined to
particular districts, as well as that the great majority of the
apparently or really more advanced forms, which appear more
or less constantly in the inscriptions of the next three or four
centuries, are found already in the Edicts. And it is significant
that the local differences observable permit us to speak of a
Northern and a Southern variety of the ordinary Brahma al
phabet, between which, as in later times, roughly reckoning,
the river Narmadä marks, the boundary line.
In order to show, how considerable the divergences are,
I give here the eight chief varieties of the initial «, 2 among which
the first and the last show hardly any resemblance, though
if all eight are placed side by side their connexion is easily
recognised.
It is not difficult to see, that the first seven varieties
have beeil caused by two conflicting tendencies, a liking for
1 According to Plate II of my forthcoming Grundriss der indischen Pa-
laeographie the only exceptions are the letters jha, na, ta, tha, na, tha;
and na.
2 The same varieties are of course found also in the initial ä.
Indian Studies. No. III.
35
angles and a liking for curves, which are observable also in
tbe divergent forms of other Brahma letters. Nos 1—3 are
purely angular. The first and tbe second differ only thereby,
that in the one the obtuse angle touches tbe vertical line, and
tliat in the otber it has been first made separate and then con
nected by a short crossbar. 1 In tbe third form tbe right band
stroke is slightly bent in the middle and the whole letter re-
sembles a Grreek Xt. Nos 6 and 7 show on tbe 1 oft, instead
of tbe straight sides of tbe angle, two well developed curves,
and in No 6 they are United in the middle while in No 7
they do not touch. Nos 4—5 appear to be mixed forms, as
the former has on the left a curve below with a straight stroke
slanting towards the left, while in the latter the curve Stands
above and the straight stroke below. This apparent mixture
may be due to an incomplete cliange of the older, angular
form. But the two varieties may also be explained as cursive
developments from No 6, the writer not caring to make the
more elaborate curve twice. No 8, finally, is a purely cursive
development from No 6, a straight stroke being substituted for
the notched live on the left.
Now the local distribution of these forms, which with the
exception of Nos 2 and 3 are of very frequent occurrence, is
as follows. The angular forms Nos 1—3, as well as the var-
iety mentioned in note 1, are confined to the Southern ver-
sions of the Edicts. They appear only in Grirnär and Siddä-
pur, Dhauli and Jaugada, and it may be noted that in Grirnär
and Siddäpur they are in the majority, Nos 4—7 appearing
only occasionally, while in the two Southeastern versions (with
the exception of the Jaugada Separate Edicts) the contrary is
the case. On the other hand I know of no case where a purely
angular form is found in the Kälsi, Delhi, Bairät, Sänchi, Al-
lahäbäd, Mathia, Radhia, Rampürva Baräbar, Sahasräm and Rü-
pnäth Edicts. In the majority of these documents Nos 4—7
alone are used. No 8 occurs very frequently in Kälsi (some-
times with small variations) and once or twice in Rämpürva.
Hence it would appear that the angular forms are Southern
1 There are also instances in which this crossbar is omitted and the angle
Stands by itself, see e. g. a/misä, Siddäpur I, 1. 3.
3*
36
V. Abhandlung: B ü h 1 e r.
peculiarities and tliat, as they are undoubtedly the more an-
cient ones, they furnish an instance of the oonservatism ; fre-
quently observable in tlie Southern alpbabets of later times.
Tbis inference is confirmed by tbe fact that other ancient
inscriptions of the same or nearly tbe same period, like tliose
on tbe Kolbapur and Bhattiprolu relic caskets and froin tbe
Nänäghät cave, likewise show tbe angular forms, (mostly side
by side with tbe curved ones), wliile tbe documents, found
nortli of tbe Narmadä, such as tliose on the Bharahut and
Sänchi Stupas and in tbe Nägärjuni caves, as well as tbe coins
of Agatliocles offer almost exclusively the a witb two curves,
rarely tbe mixed form No 4. A solitary exception in Mahä-
bodbi Gayä (Cunningham, op. cit. ; Plate V, No 2) may be ex-
plained by tbe consideration tliat Soutberners no doubt came to
visit tliat famous place of pilgrimage and tliat tbe person who
wrote the copy for tbe inscription may have been a Soutbron.
In addition to tbe local differences in tbe form of tbe
initial a and ä, tliere are also others observable in klm, ja,
ma, ra and sa, wliicb may be briefly noticed liere, though the
full details must be reserved for tbe discussion of tbe palaeo-
grapliy of tbe Edicts in my Grundriss. Tbe kha with a circle 1
or loop at the foot, a very ancient form, alone is used in
Kälsi and besides occurs only m Jaugada together with tbe
simplified forms showing a dot instead of the circle or no ap-
pendage at all. Tbe ja witb a loop in tbe middle 2 is used
only in Kälsi. It seeins to be a form peculiar to the extreme
North and tbe Northwest, as it is found also on tbe coins of
Agatliocles and of tbe Taxila merchants (see below p. 46 f.). Tbe
other northern versions have mostly, a secondary development
froin it, tbe ja with a dot in tbe middle (C. Table, No 7, Col. V, 3)
more rarely tbe independent form (given under No 7, Col. Y, 4),
which is used exclusively in Girnär together witb its derivative,
tbe later angular ja with three horizontal bars (see below p. 33).
Tbe ma with the angle at tbe top, an ancient form, (C.Table,No 13,
Col. Y) occurs in tbe Southern versions (with the exception of
Siddäpur), where an open square appears instead of the angle)
1 See the Comparative Table at tlie end of this paper, No. 19, Col. V, 1.
2 See tlie Comp. Table, No. 7, Col. V, 2.
Indian Studies. No. III.
37
and is used exclusively in Girnär. All the northern versions
of the Edicts have a semicircle instead of the angle. The ang
ular and wavy forms of ra and their insertion in the verticals
of consonants are also peculiar to the Southern versions (Gir
när and Siddäpur); the solitary ra in Eüpnäth consists of a
perfectly straight stroke. Finally, the ancient sa with a straight
limb on the left (C. Table, No 15, Col. VI, 2) is likcwisc confined
to the South (Girnär and Siddäpur).
These facts, to which some more might he added, are suf-
ficient to show, tliat the very common idea 1 of the homogene-
ousness of the characters of the Edicts and of the ahsence of
local varieties, is erroneous. The differences between the writing
of the northern and the Southern versions are quite as consider-
ahle as those, found four hundred forty years later, between the
letters of the northern and Southern inscriptions of the first and
second centuries A. D. 2 And it must be kept in mind that the
circumstances, under which the Edicts werc engraved, were not
favourable to a full expression of the local varieties of the letters.
Copies were sent out from Pätaliputra into the provinces, which
were recopied and, as the dialectic differences in the language
and occasional peculiarities in the wording prove, also recast
by the clerks of the district-governors, before tliey were rnade
over for engraving to the masons. It seems only natural to
assume that the characters of the copies prepared at Pätali
putra influenced the writing of the provincial clerks, and caused
the introduction of forms, otherwise not usual in the several
1 See e. g. Burneil, South Indian Palaeography, p. 7, note 4, with whose
reraarhs Dr. Taylor, M. Halevy and others agree.
2 I state this in accordance with the facts, shown by Plate III of my Grund
riss, which includes inber alia the signs from the inscriptions of the i-jakas
and Ku.,anas of Mathurä Käman and Sänchi, the Western Ksatrapas,
the Andhras and Äbhiras. Dr. Burnell’s Statement (loc. cit.) that “in
the course of a few hundred years [after Asoka] the alphabets used in
Gujarat and Bengal had already become so different as to be very little
alike in appearance ”, I fear, cannot be substantiated. Between 200 B. C.
and 200 A. D. there are no inscriptions from Bengal proper. The in
scriptions from Mahäbodhi Gayä in Behar (given by Sir A. Cunningham)
which may be assigned to this period, look very much like those of the
Sakas and the AVestern Ksatrapas.
38
V. Abhandlung: Bühl er.
provinces. 1 Such a suspicion is the more natural, as the pro-
vincial clerks have in no case completely changed the lang-
uage, but have always allowed sonie Mägadhisms to stand.
But, however that may be, local differences are traceahle in
the writing of the several versions and they prove that the
Brahma alphabet had had a long history before the third Cent
ury B. C. If the slowness of the change of the forms, and
the comparative insignificance of the local variations which the
inscriptions of the next four or live centuries show, are taken
as the Standard, it will be necessary to assume that the letters
of the Edicts had been used at least during four or live hund
red years.
As regards the second important point, to which attention
has been called above, viz., the occurrence of numerous ap-
parently or really advanced forms, identical or closely agreeing
with those of the later times, its significance will become best
apparent, if all such signs, found in the Edicts, are placed to-
gether. The subjoined little table, for the preparation of which
1 As I have stated already in Dr. Burgess’ Arch. Sur. Rep. W. I., Vol. IV,
p. 79 f., tlie clerks who prepared the fair copies of the inscriptions, not
the masons or coppersmiths who engraved them, are the men who in-
fluenced the formation of the letters. How the masons worked, may be
seen from two passages of the Kälsl Version. In the twelfth Edict, 1. 31
six letters have been scored out and the corrections have been written
above. The letters in the upper row are as large as those in the lower
and the distance between lines 30 and 31 becomes from the beginning
of the corrected passage twice as great as it was before. It is evident
that the mistake and its correction occurred in the MS. given to the
mason. If they were due to the latter, the line would run on straighter
and the letters of the correction would be smaller. Again in the four-
teenth Edict 1. 20 the syllables Ute of the Word ghatite are corrections,
one standing above the line and the other below it. But the distance
between gha and the first letter of the following word, ma, is twice as
great as those intervening between the other letters of the line. Here
it is again certain that the MS. had the mistake and the correction.
If the mason had skipped the two signs and added them afterwards, the
gha would not stand further off from ma than from its predecessor. I
think that these two instances are sufficient to prove that Asoka’s ma
sons copied quite mechanically. It seems, therefore, impossible to attri-
bute to them any other influence on the shape of the letters than such
as may be caused by a slip of the cliisel or by their aceidentally over-
loolting a stroke in the MS. before them.
Indian Studies. No. III.
39
I have to acknowledge the help of Dr. W. Cartellieri, gives in
the lines, marked A, the advanced Asoka letters according to
the facsimiles, and in those, marked B, the corresponding cha-
racters from the later inscriptions of Hathigumphä, Nänäghät,
Mathurä and the Western caves. The dates of the latter vary
between the middle of the second Century B. C. and of the
second Century A. D., and in every case the oldest available
counterpart has been chosen.
A
B
a ka
H t
H +
1 2
kha ghci cha
% 7 1 fl U. *
1 ? T n L <£>
3 4 5 6 7 8
ja da ti
e ? *
9 10 II
da pa pha blia la va vi
B ^ M ^ if /
12 13 14 15 16 17 18 19
The table shows that the later signs for sixteen letters
occur already in the third Century B. C. Four of these forms,
the dagger-shaped ka (common in Kälsi and occurring in most
other versions except in Girnär), the angular gha (Kälsi) and
ha (No 21, in various versions) as well as the curved da
(Kälsi) are in reality archaic, 1 wliile the corresponding common
signs of the Edicts are advanced developments, which like the
peculiar va (No 18, Girnär), and sa (No 20, Kälsi, Jaugada)
have left no trace in the later writing. The remaining ones
are really cursive or derived from cursive forms. No 1, the
initial a, has been discussed above, its counterpart in line B
occurs in the Kusana inscriptions from Mathurä. No 3, the
kha with a loop to the left (Kälsi) is a cursive form for the
kha with the circle at the foot, 2 and itself the parent of No 4
20
ha
cb lf*
Lj u
21 22
1 See below pp. 58 f., 61, 73. The counterparts in line B are from the Ha-
thigumphä inscription.
2 See the Comparative Table at the end, No 19, Col. V, I.
40
V. Abhandlung: Buhler.
(Delhi-Sivalik) which preserves the twist in the down stroke
caused by the loop, but substitutes a dot for the latter. 1 No
5, the klia with the triangle (once in Mathia) is a fanciful va-
riant for the oldest form, its counterpart has heen taken from
the archaic Mathurä inscriptions. No 6, the ga with the round
top 2 is a cursive form of the pointed letter, the corresponding
form is from Hathigumphä, hut found in all inscriptions of the
second Century B. C. No 8, the cha with two loops 3 is a
tertiary development, immediately derived from the form with
the hisected circle, which again is merely cursive. 4 The same
remark applies to No 9, the ja with three bars. It is derived
from the notched Grirnär form, which itself is a cursive deve
lopment from the Bhattiprolu form. 5 Nos 11 and 19, the
stunted ti and vi 6 , give examples of the triangulation of the
lower portion of va and of the reduction of the vertical
strokes so characteristic of the alphabets of the next Cent
imes, which appears already with great regularity in the
Nägärjunl cave inscriptions of Asoka’s grandson. No 12, the
da with a shallow curve and the tail twisted towards the right
(Jaugada, Girnär, etc.) is a transitional form, corresponding to
those in the Nägärjunl cave, the archaic Mathurä and the Ba-
bhosa inscriptions (B), and leading up to the da of the first
1 The corresponding forms in line B liave been taken from Hathiguinphä.
Better ones for No 3 are found in the inscriptions from the Western
caves.
2 Once in Delhi Sivalik Ed. VII and in the mason’s alphahet at Maliäbo-
dhi Gayä.
3 KälsI once and mason’s alphahet from Mahäbodhi Gayä. The form in
line B is from Hathigumphä.
4 See below p. 73.
5 See the Comparative Table, No 7, Col. V, 1 and the discussion on No 7,
p. 59. The sign, given above occurs once in Girnär. The great length
of the central bar is caused by the 5-stroke which it includes. Similar
forms oecur in KälsI, where they represent the looped ja. Tlie corres
ponding form in line B occurs already in Dasaratha’s Nägärjunl inscrip-
tion.
6 The stunted ta is very frequent in KälsI and occurs occasionally also in
otlier versions. The triangulär va with the very short vertical is found
once in a correction in KälsI, Edict XIII, 2, 1. 13. The forms in line B
liave been taken from the Kusana inscriptions. Some instances of pa,
pha and sa with very short verticals occur likewise already in the Edicts.
Indian Studies. No. III.
41
and second centuries A. D. Nos 13, 14 and 16 give examples
of the introduction of angles in the lower limb of pa, pha and
la, 1 which originally consisted of cnrves, but are changed with
perfect regul arity already in the Hatbiguinphä, tbe arcbaic
Mathurä and tlie Pabhosa inscriptions. 2 No 15, the bha with
the round side-limb (Jaugada, KälsI, etc.) is of course cursive
and found in all the later inscriptions except in Hathigumphä.
Nos 17 and 22, the la and ha with the side-limbs turned down-
wards (Jaugada Separate Edicts) are again highly cursive. Coun
terparts of No 17 are found in the Nänäghät inscription, those of
No 22 only in the Äbhlra inscription from the Näsik caves. These
facts, to which others, such as later forms of the medial vowels,
the position of the Anusvära at the top of the consonants and
the occasional use of serifs or short bars at the top of verti-
cals, might be added, do not agree with the assumption that
writing was a recent practice in Asoka’s times. To me it seems
that they are most easily explained, on the supposition that
several, both archaic and more advanced, alphabets existed in
the third Century B. C., that an archaic alphabet was chosen
for the perpetuation of the Edicts, but that the clerks mixed
the forms. And in support of this view I would adduce the
Jaina tradition, discussed above p. 23 ff., according to which
many alphabets were used about 300 B. C. But, even if we
leave aside all conjectural explanations of the facts, it remains
undeniable that the writing of the Edicts is in a state of
transition, and this alone is sufficient to warrant the assertion,
that their alphabet certainly had had a long history. 3
1 Nos 13 and 14 occur a few times in KälsI and other versions, No 16 is
from Delhi-Sivalik and occurs also in KälsI, etc.
2 Among the inscriptions of the second Century B. C., that from the Nänä
ghät cave preserves the round forms.
3 As so distinguished an epigraphist as Dr. Burneil has come to exactly
the contrary conclusion and as his view is still quoted by other writers
on the subject, it will be not superfluous, if I briefly review his argu-
ments. His ehief argument for the late introduction of writing is that
very few allusions to the use of letters are contained in the literary
works which date from the fourth Century B. C. The answer to this
Statement is contained in the second part of this paper, and it need
only be pointed out that Dr. Burnell could not lcnow of the passages
meutioning private and official documents, as the works, in which they
42
V. Abhandlung: Bühl er.
To an earlier stage than the writing of the Edicts belongs
the inscription on Sir A. Cunningham’s Eran coin, which runs
occur, had not been pnblished in 1878. His second and accessory ar-
gument is drawn from internal evidence furnished by tbe Edicts. He
says, South Indian Palaeograpliy, p. 2, "Tlie inscriptions of Asoka are
also in themselves proofs that writing was about 250 B. C. a recent
practice; for they present irregularities of every kind,” and in the note
to the passage, he quotes as instances, conflicting spellings like anapitam
(correctly anapitam) and änäpitam, dasana and dasana (from the Girnär
Version), the irregulär insertion of nasals before consonants (which, as
he admits, may be due to the negligence of the masons) and the cons-
tant neglect of the reduplication of consonants e. g. in piyasa for piyassa,
ärabhisante (read ärabhisare) for ärabbhissare and so forth. These facts
are indisputable, and other similar ones like the irregulär employment
of the signs for sibilants in KälsI and Siddäpur -and the constant or
nearly constant use of short i and u for long l and ü in Kälsi, Bairät
and Küpnäth may be added. Butr they do not prove the proposition, in
Support of which Dr. Burneil adduces them. The numerous double and
even treble forms of the same words, which occur in one and the saino
Version are not graphic. Some are, as the analogies in the ancient lite-
rary Prakrits show, real variants which oecurred in one and the same
dialect, and some are due to slips in the translation of the Mägadln
Originals of the Edicts into the Western and Northwestern dialects. The
irregulär use of the Anusvära before consonants may also be ascribed
partly to the same cause, since the Pali too occasionally omits a nasal
and then doubles the following consonant. In other cases it may be due
to the carelessness of Asoka’s clerks, who treated their Vernaculars ex-
actly as a modern Karkun treats his. Everybody who has had any ex-
perience of Indian office work, must know that the Slieras or official
papers, prepared by the clerks of the older generation, who had received
their elementary instruction in the iudigenous schools and had after-
wards been trained in the Offices, show an extreme irregularity in the
use of the Anusväras, of the short and long i and u, of the tliree signs
for sibilants and of the reduplication of consonants. Düring my Service
as Educational Inspector I have seen a great many, sometimes impor
tant, documents from British Government ofäces and from tliose of native
princes, which in their spelling were quite as bad as, and even worse
than, Asoka’s Edicts, and I do not recollect that any papers, except those
sent by carefully trained school-masters, were quite exact. One cause of
tliis state of things was the wretched instruction in the indigenous schools,
where writing is taught according to the Bäräkhadi, described above,
which contains no ligatures and more sibilants than the Vernaculars
possess, and where composition received little or no attention, being at
the best confined to the copying of a few forms for letters. Another
cause was the want of a settled System for the minutiae of vernacular
Indian Studies. No. III.
43
from the right to the left. 1 The letters agree exactly with Aso-
ka’s and the dha has the position required for the writing from
the left to the right. It dates, therefore, from a period during
which the Brahma characters were written in both directions.
This period is probably not very far distant from the middle
of the third Century B. C., as the Edicts still show single let
ters, which belong to the writing from the right to the left,
viz., the dha, given in the Comparative Table No 4, Col. V, 1,
the o, ibidem, No 6, Col. VI, 6, and the ta, ibidem, No 22,
Col. V, 1. The coin may, therefore, be somewhat yonnger than
Sir A. Cunningham tliinks, who assigns it to 400 B. C. The
great antiquity of its tind-spot, the town of Eran, is attested
by an inscription on the Sänchi Stupa, where it occurs as
Erakina.
A still more important palaeographic witness for the an
tiquity of the Brahma alphabet is the variety, found in the
inscriptions on the Bhattiprolu relic caskets, the valne of which,
I am sorry to say, I have somewhat underestimated in the in-
troductory remarks to my edition in the Epigraphia Indica,
Vol. II, p. 323 ff. Though the article has been published only
recently, it was written more than two years ago, before I had
begun to study the question of the derivation of the Brahma
grammar, both in writing and in speecli (compare my remarks, Ep. Ind.,
Vol. III, p. 136) all efforts in this direction being of quite recent date.
A third cause is, 1 fear, the deeply rooted tendency of all Hindus to in-
aceuracy in small matters. Now the Asoka Edicts are official papers,
written by his lipikaras or clerks. As tliere is no reason for assuming
that they had receiyed a better education than the men in the modern
Offices of British and native India, and that the Vernaculars of the third
Century B. C. had been polished and perfected by grammarians, it seems
difficult to ascribe the defects in their spelling to other causes than
those which produce the same imperfections in the office work of the
modern Karkuns. The probability that the causes are the same in-
creases, if it is remembered, that even the Sanskrit landgrants, issued
from the secretariats of later kings, show the same mistakes, sometimes
in a very high degree. Thus the Valabhl grant, published in the Ind
ian Antiquary, Vol. VII, p. 68 f., has no long i, very few long ü, no ddlia
and almost regularly 5a for sa.
1 Coins of Ancient India, p. 101 and Plate XI, 18. According to a plaster
cast, which I owe to the kindness of Mr. Rapson, the inscription is Dha-
mapälasa.o, the last consonant being illegible.
44
V. Abhandlung: Bühl er.
alphabet. Then, I saw only tliat the inscriptions probably be-
long to nearly tbe same period as the Edicts and that their
alphabet, which öfters the six independent Mätrkäs gh, j,
to, l, s and l and tbe curious notation of a and ä, as well
as some nainor differences in the l’adical signs for c, d and
hh, must be considered as coeval with Asoka’s Brahma let-
ters. Hence I drew the inference that in the third Century
the Brahma characters showed in certain districts even greater
local varieties than appears from the Edicts alone, and I pointed
out that this discovery greatly bettered the position of those
who, like myself, hold the art of writing to have been pract-
ised for many centuries before the times of the great Maurya
reformer. So far I have nothing to change or to add.
But the comparison of the Indian characters with Semitic
signs, which I have instituted since, has greatly altered my
opinion regarding the palaeographic value of the independent
signs. I no longer believe in the possibility to regard the gha
of the Edicts as a derivative from ga, and admit now that the
Bhattiprolu gh (Comp. Table, No 3, Col. VI) is an indepen
dent form, the framer or framers of the alphabet having dis-
carded one of the old Semitic radicals, which the common
Brahma alphabet retains. I further must admit that the Bhat
tiprolu j (Comp. Table, No 7, Col. V, 1) and s (Comp. Table,
No 15, Col. V) are older forms than the corresponding ones
of the Edicts, the former being a tolerably faithful representa-
tion of the oldest form of Zain and the latter being a simpli-
fication of the Semitic Samech, turned topsy-turry. The l and
l (Comp. Table, No 12, Col. V, 2, Col. VI), regarding which I
did not say anything definite, I must now declare to be indepen
dent evolutions from the ancient Semitic Lamed, and even in
the tailed c (Comp. Table, No 18, Col. V, 3) I now recognise an
archaic form. On the other hand, for to £, which I took to
be a possibly older form of the ordinary Brahma sign, I can
no longer claim this distinction. It is merely the ma of the
Edicts, placed top downwards. This change of opinion regard
ing the details, the necessity for which will become more fully
apparent in the next part of this paper, naturally forces me to
modify the general proposition that the Bhattiprolu alphabet
does not teach us much regarding the history of the Brahma
Indian Studies. No. III.
45
writing and regarding the conversion of tlie Semitic letters into
Indian cliaracters. It certainly furnishes us with valuable inter-
mediate forms for four radical signs, c, j, l and s, which
latter appears to be the parent of tbe ordinary Brahma sa and
sa and with one entirely independent derivative sign gha. Its
Separation from the ordinary Brahma alphabet must fall not
only before the third Century B. C., but also before the time,
when the Eran coin was struck, and cannot have happened at
a later period than the fifth Century B. C., though it may fall
much earlier.
This estimate carries us back to the period, for whieh the
passages of the Jätakas, the Päcittiya and the Mahävagga,
quoted above, assert the common use of writing, though they
do not give the name of the characters employed nor any de-
tails regarding them, by which they might be identilied. The
eoincidence makes it of course tempting to assume that the
writing, referred to in the Buddhist Canon, is the Brähml lipi.
And the correctness, or at least the great probability of this
assumption, I think, is made apparent by the recent discoveries
regarding the relative position of the Brähml and the Kharos
thl—the only other script which could come into question—as
well as by the facts bearing on the origin of the Kharosthl.
The late finds of very ancient inscrihed coins in North
western India leave no douht that according to the epigraphic
evidence the Brähml lipi was since the beginning of the his-
torical period the paramount Indian alphabet, used from the
Himalayas to Cape Komorin and from the Khyber Pass to the
Bay of Bengal, while the Kharosthl held always a secondary
place only in a very confined territory. Again, the clear evid
ence of the forms of the Kharosthl letters, the original stock
of which is doubtlessly derived from the Aramaic alphabet,
shows that this alphabet cannot have heen developed, much
less have penetrated into Eastern India at the early period to
which the Buddhist works refer.
The first point, which is of considerable general import-
ance for Indian palaeography, will best become intelligible by
a brief review of the epigrapliy of those districts where Kha
rosthl inscriptions occur. From the third Century we have the
two Kharosthl versions of the Asoka Edicts, incised in the
46
V. Abhandlung: Bühlor.
north Western corner of the Panjab, at Shahbazgarhi and Mans-
ehra. To the same or possibly a somewliat earlier period belong
Sir A. Cunningham’s coins from the site of the Taxila or Tak-
säMlä, which prove also the contemporaneous populär use of
the Brahma characters in Gandhära.
These coins have been figured by Sir A. Cunningham in
his Coins of Ancient India, Plates II and III. He has pointed
out, op. cit. p. 61, that they are partly punch-marked silver
pieces and partly single or double die copper pieces, all of the
Standard peculiar to India, and he takes them for this reason
and on account of the very archaic forms of the letters of the
legends, "to be anterior to the Creek conquest of Alexander”.
It will perhaps be safer to say "anterior to the Greek conquest
of Demetrius”. From their inscriptions, which are partly in
Brahma characters of the KfilsI type 1 and partly both in
Brahma and in Karostlu letters, Sir A. Cunningham has al-
ready drawn the obvious inference, that both alphabets were
used in Northern India during the third Century B. C. Some-
thing more, it seems to me, may be elicited from an analysis of
the legends.
On the coin, Plate II, 17, the Brahma legend Vatasvaka
corresponds to Sanskrit VatäsvakäJi and probably rneans "the
Vata-Asvakas” or "the Asvakas of the Vata or 'fig-tree’ di-
vision”. It is well known that there was an Asvaka tribe in
Northwestern India, whom the Greeks call Assakenoi and state
(Arrian, Indica, I. 1) to have inliabited the country west of the
Indus as far as the Kophen. It may further be mentioned that
some old Indian tribes, like the Yaudheyas 2 were actually di-
vided into sections or gancis, as well as that, as the case of
the Audumbaras shows, tribes were occasionally named after
trees. With this explanation the coin appears to have been
issued by one of the subdivisions of a tribe, which occupied just
those districts, from which so many Kharosthl inscriptions come,
and a Brahma inscription on a tribal coin would certainly in-
dicate that the alphabet was in populär use.
1 The KälsI type is visible in the looped ja.
a See, Sir A. Cunningham, Areh. Surv. Reports, Vol. XIV, p. 141 and Plate
XXXI, where coins of the second and third (jaaas are described.
Indian Studies. No. III.
47
The latter point comes out still more strongly through
some other coins, figured on Plate III, 1 viz.
Obverse
Reverse
No 9 Dujaka (Kharosthi)
No 10 Dojaka (Brähml)
Negama (Brahmi)
Negamä (Brähml)
No 8 [T]älvma[ta] (Brahmi) [N]ega[m.] (Brahmi)
No 11 A[taka?]takä (Brähml) Negam[ä] (Brähmi)
The word negamä is common enough in Pali and in the
epigraphic Prakrits, and means always 'the traders’. It shows
here that the coins are mercantile money-tokens, issned hy
traders, and the words on the obverse may be either names
of towns or of guilds. 2 The latter explanation is perhaps the
more probable one. But however that may he, the use of both
alphahets hy traders proves indeed that both were in populär
nse in the heart of Glandhära.
The other coins of the same period, struck outside the
Panjab, show legends in Brähml, even that from Mathurä,
op. cit. Plate VIII, 1, in which town also a votive inscription
in Brahma characters of the third Century (Reports Arch. Sur-
vey, Vol. XX, Plate VI) has been found. Only in one case
Kharosthi letters liave turned up further south, but under cir-
cumstances, which do not allow the inference that the alpha-
het was generally used or known. This case occurs in the
Siddäpur Edicts where the writer Pa da has added at the end
bis qualification lipikarena 'the scribe’ in Kharosthi characters.
This looks like a joke or a boast, as if Pada, proud of bis
accomplishments, had been anxious to make it apparent that
he knew more tlian the ordinary characters. And, as he was
1 Though the letters are perfectly distinct, Sir A. Cunningham gives er-
roneously Nekama as the reading of the Kharosthi legend of No 9. On
the obverse of No 8 he reads Hälimata, and he takes negamä as the
equivalent of the Greek INöu-'.vux, for which explanation there is no au-
thority. He correctly points out that, on Plate II, Nos 21 & 22 liave the
inscription Kädasa in Brahma letters of the type of the Edicts, and as-
serts that No 13 on Plate III hears the Kharosthi legend Pamca Ne-
kamma. According to the autotype the third sign is not ne but a and
the fourth looks like kra.
2 I am unable to explain Dujaka-Dojaka. TaUmata seems to be connected
with the Sanskrit Täli "Corypha Taliera” or "Flacourtia cataphraeta’’.
48
V. Abhandlung: Bühle r.
in tlie royal Service, it is not unlikely that he may have ac
quired a knowledge of the Kharosthl during a stay in a north-
ern office. 1
From the second and first centuries B. C. we have chiefly
legends on coins, which were struck in the Panjah or in non-
Indian countries further west. The Indo-Grecian kings gener-
ally use Kliarosthi letters, but Agathokles and Pantaleon em-
ploy also Brahma eharacters, showing thereby that this alphabet
likewise continued to be used in the Northwest, side by side
with the Kliarosthi. The same fact is proved by the double
legends in Kharosthl and Brahma letters on Sir A. Cunning-
ham’s Audumbara and Kuninda coins, op. cit. Plates IV 2 and
Y, 1—6, which come from the same districts and probably
belong to the same time. Further east in Kosambi, Ayodhyä
(op. cit., Plates V, 7—18 and IX) and Pancäla (Plate VII) as
well as further south in Ujjain (Plate X) none but Brahma
letters occur. And it is curious that even the Yaudheyas
(Plate VI), who were settled on the lower Satledge, use only
the latter eharacters. A few single letters on the gateway of
the Bharahut Stupa, among which there is a sa of the second
Century, (Cunningham, Plate VIII), are probably marks of north-
ern masons, who erected this additional portion of the monu-
ment for Dhanabhüti.
During the period of the Salcas and Kusana kings, which
probably begins in the first Century B. C. and extends to the
end of the second Century A. D., the numerous inscriptions,
incised in the Western Panjab, are in Kliarosthi and those on
Dr. Bhagvänläl’s Lion Capital prove that the Kharosthl pene-
trated during the reign of the Öaka Satrap and king Öudasa
or Sodäsa as far as Mathurä, where however, as the enormous
quantity of Jaina and Bauddha votive inscriptions shows, the
Brahma alphabet was at that time and later the usual one.
1 See my remarks in the Wiener Zeitschrift f. d. Kunde d. Morgenlandes,
Vol. VII, p. 30 f.
2 The Fr.?»«-coin No 15 is according to the evidence of the eharacters
later and probably belongs to the period when the Sakas had carried
the Kliarosthi as far as Mathurä. A few votive inscriptions of the second
and first centuries B. C. from the same town are in Brälnna eharacters,
Epigraphia Indica, Vol. II, pp. 195.
Indian Studies. No. III.
49
The coins of the earlier Saka kings fi’om the North like those
of Mauos and Azes and of their Satraps, as well as those of
Grondopherres and his brothers, have Creek and Kharosthi
legends, while the later Kusana kings, Kaniska, Iluviska and
Bazodeo or Väsudeva discard the latter, and their successors
finally adopt the Brälima alphabet. Further east and south the
king and Satrap Räjubula and his son Sudasa, who ruled over
Mathurä and perhaps over portions of the eastern Panjab, either
follow the same practice as Mauos or use Brahma letters (Cun-
ningham, op. eit., Plate VIII, 2—5), which occur also on the
coins of the Satraps Hagamäsha (?) and Hagamäna(?) (ibidem,
Nos 6—7). Further two foreign (fciaka?) Satraps and kings of
Ujjain, Nahapäna and Castana employ on their coins both the
Indian Alphabets simultaneously, while the inscriptions of Aya-
ma, the minister of Nahapäna, of his daughter Daksamiträ
and his son-in-law, the Saka Usavadäta or Usabhadata, as well
as of the immediate descendants of Castana show exclusively
Brahma characters.
The epigraphic evidence shows therefore that in the be-
ginning of the historical period, in the third Century, and
perhaps earlier, the populär use of the Kharosthi was strictly
confined to the Panjäb and that it was nothing more than a
secondary script, running along by the side of the Brähmi,
which prevailed all over India. This state of things continued
during the next two centuries. Düring the period of the Saka
rule the Kharosthi spread further south, without however losing
its character as an accessory alphabet. It would of course be
unreasonable to assume that its position was different in earlier
times for which no epigraphic documents are available. For
this reason and because the general prevalence of the Brahma
alphabet has now become more clearly apparent, it seems very
probable that the Buddhist Canon can only refer to the latter.
The second point, the improbability that the Kharosthi
was already developed or in general use even in its home
as early as say 500 B. C. requires only a few remarks. Its de-
rivation from the Aramaic alphabet has been generally accepted,
ever since Mr. E. Thomas pointed it out, and the shape of its
ha, da, na, ra and va makes a doubt impossible. According
to Dr. I. Taylor’s Suggestion, The Alphabet, Vol. II, p. 261, which
Sitzungsber. d. phil.-liist. CI. CXXXII. Bd. 5. Ahb. 4
50
V. Abhandlung: ß ü h 1 o r.
is most probable on historical and palaeographical grounds, and
has been accepted also by Sir A. Cunningham (Coins of Ancient
India, p. 33), its immediate source is tbe Aramaic alphabet of
the Achaemenian period, and tbe introduction of tbe Aramaie
letters into India dates from the time, when the Achaemenian
längs of Persia had conquered the Panjab, just those districts
where the Kharosthl has its real home. 1 As the Persian con-
1 JI. llalevy, op. eit., p. 250 ff. and partieularly p. 267, tries to establish
a still later date for tlie elaboration of the Kharosthl. He seeks the
prototypes of its cliaracters in the Aramaic alphabet of the fourth Cent
ury B. C. He believes that. they were developed in Ariana not earlier
than 330 B. C. after the appointinent of Macedonian Satraps by Alexan
der, who, as he thinks, may have fostered the use of the already pre-
valent Aramaic writing and thereby may liave induced their subjects to
adapt it to their special wants. The obvious wealmess of Mr. Halevy’s
arguments prevents my accepting his theory, which would be more fa-
vourable for my point.
It is a matter of course that I am likewise unable to agree with
Mr. Halevy’s theory (op. cit., p. 280—286 and Plate II, A). according to
which the Brähml lipi has borrowed from the Kharosthl six radical signs,
Sa, jha, da, ha, u and ra, the Anunäsika, the System of vowel-notation,
and the numeral signs 4—9. The reasons, why I do not consider the
six Mätrkäs and the vowel-notation of the Brahma alphabet as loaus
from the Kharosthl, will become apparent in the next section of tliis
Essay. With respect to the Anunäsika, I mnst point out that the sign
w, which Mr. Halevy derives from the Kharosthl ma V of the Indo-
Grecian coins, appears in no Indian document written before 1200 A. D.,
while the Kharosthl went, out of use about 200 A. D. As regards the
assertion that the Brahma numeral signs for 4—9 are the initial Kha
rosthl letters for the words catur, pahcan, sat (old Prakrit, sa, chha or
•ja), saptan (Prakrit satta), astam (old Prakrit asta, affha) and navam (old
Prakrit nana), which is also put forvvard by Dr. Taylor (The Alphabet,
II, p. 266), it is unfortunate that in four cases the facts are abso-
lutely against it. The Kharosthl cha Jjl no doubt looks like the Ksa-
trapa sign for four. But the Indian words for four, all begin with the
unaspirated ca, and the Asoka sign for four is -J- (ka), not X as Sir
A. Cunningham has drawn it in the C. I. I. Again, the Asoka sign for
six or has no resemblance to the Kharosthl sa ‘p. Further the
Ksatrapa sign for seven or Gupta /l cannot be the Kharosthl palatal
sa fl, because the word for seven begins in all Indian dialeets with a
dental sa. Finally, the Ksatrapa and Andhra ^7 cannot be, as Mr. Ha
levy asserts, the Kharosthl kha, because the word for eight begins in all
Indian dialeets with a. Nor can it represent the Kharosthl aS, as'Dr.
Taylor believes, because no such ligature is ever formed in any Indian
Indian Studios. No. III.
51
quest liappened shortly before 500 B. C., it is impossible that the
Kharosthi can have been developed before 450 B. C., and it is
not to be thougbt of tbat it could have penetrated into Eastern
India, where the Buddhist Canon was composed, during the
fifth Century, mucb less could it have been there in so general
use, as the alphabet mentioned by the ancient Buddhists cer-
tainly was. Under the circumstances just discussed, the as-
sumption that the alphabet, referred to in the Jätakas, the
Mahävagga and so forth is the Brähnn—which, I repeat, the
palaeograpliic facts contained in Asoka’s Edicts, the legend of
the Eran coin and the Bhattiprolu inscriptions strongly sug-
gest—undeniably gains a very high degree of probability.
IV.
As the literary evidence points to the common use of
writing in India during the fifth and perhaps in the sixth Cen
tury B. C., and as the palaeographic evidence proves the Brähnn
lipi to be the oldest Indian alphabet and tobe probably identical
with the script referred to in the Buddhist Canon, it is a matter
of course that its source must be found in the more ancient Se-
mitic characters. A short time ago such a result would have
precluded the possibility of all attemps to make Southern Ara
bia the country from which the parents of the Brahma letters
came. But at present, pretensions to a high antiquitv are put
forward on behalf of various epigraphic documents from the
latter country. The theories, it is true, are still conflicting.
Some ascribe certain Sabaean inscriptions to the tenth Century
B. C. or an earlier period, while others declare those of the
Minaeans to belong to very ancient times and deny the anti-
quity of the Sabaean documents. More light on these questious
is required, but even as matters stand at present, it seems to
nie hazardous to make use of the old argument, that the de-
rivation of the Brahma letters from a South-Arabian source
is a ‘priori impossible, because the inscriptions, found there,
are of too modern dates.
writing. Besides, if it had been formed, it would be wrong. The seeond
part ought to be the lingual because the word is astan not a6tan.
4*
52
V. Abhandlung: Bühler.
Nevertheless the theory of a South-Semitic origin of the
Brahma alphabet appears to me untenable. What bas been
brought forward in its favour by the two chief advocates, is to
a great extent far from convincing. The ocular evidence, it
seems to me, speaks against many of tbeir identifications. 1
Fnrther, in some cases late or at least secondary forms of
Indian letters bave been used for comparison. 2 Again in otber
cases the most extraordinary and absolutely unnecessary changes
in the phonetic valne of the signs are assmned to be quite nat
ural and hardly worthy of an explanatory remark. Wben one
is told tbat tbe Hindus utilised tbe Semitic Qoph to express
the sound cha (Deecke) or cha and ka (Taylor), that tbey
employed the Semitic Shin for ja, Sa, sa and sa (Deecke) or
at least for ja and sa (Taylor), tbat the Semitic Wäw furnisbed
botb the signs for ya and va, or that Lamed became ra and
jResh was turned into la, one can only say that such assertions
are hard to believe. As tbe Hindus are always very particular,
even pedantic, in matters connected with phonetics, and as
the framers of the Brähml bpi evidently bave been careful
with respect to the formation of many derivative signs, duly
deriving dha from da, pha from pa. bha from ba and so fortb,
it seems incredible tbat tbey should have bad no regard for
phonetic affinities in ntibsing the signs, which tbey borrowed.
And tbe assumed vagaries appear absolutely inexpbcable if
one considers that tbe Semitic alphabet has the Tsade, the
phonetic value of which comes close to ca and cha, and tbat
it possesses separate signs for Wäw and Tod, which might be
used to express va and ya.
As long as the theories regarding the derivation of the
Brahma alphabet contain equations like those just mentioned,
and as long as these theories do not take into account all the
oldest forms of the Indian letters, the problem, it seems to me,
has not been solved and the task has to be redone. Keally
trustworthy results can only be attained ander the following
conditions:—
1 That is also Sir A. G'anningham’s Statement, Coins of Ancient India,
pp. 39—40.
8 To the former dass belong Dr. Deecke’s initial a and Dr. Taylor’s broad-
backed sa, to the latter Dr. Taylor’s initial a, kha and ra.
Indian Stodies. No. III.
53
(1) The comparison must be based on the oldest forms
of the Indian alphabet and actually occurring Semitic signs of
one and the same period.
(2) The comparison may include only such irregulär equa-
tions, as can he supported hy analogies from other cases, where
nations have borrowed foreign alphahets.
(3) The comparison must show that there are fixed prin-
ciples of derivation.
In resuming the inquiry on these principles I soon found
that the Southern Semitic cliaracters would not serve my pur-
pose. Though the Himyaritic or Sahaean alphabet on account
of its stiff, monumental appearance hears a general resemblance
to the Brähml lipi, and though two or three of its letters come
close to the corresponding Indian signs, it includes so many
dissimilar cliaracters, which evidently are more strongly modi-
fied than the Brahma Mätrkäs, that the real resemhlances can
only he considered as accidental or as due to an analogous de
velopment. But on trying the oldest characters, which are al
most identical throughout all the countries, occupied hy the
Northern Semites, it hecame possible to identify in the Brahma
alphabet all the twenty two Semitic letters, and to explain the
formation of the numerous derivative signs, which the Indians
were compelled to add. As stated already, the identifications
agree for the greater part with Professor Weber’s, whose im
portant essay in the Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen
Gesellschaft of 1855 very nearly solved the problem of the
origin of the Brahma alphabet. If Professor Weber had had
at his disposal the materials which are accessible at present,
his acumen would no doubt have removed every difficulty.
The identifications are shown in the accompanying Table,
kindly drawn for me by Mr. S. Pepper of V ienna. The Signs
of the first three columns have heen taken from M. Ph. Ber-
ger’s Histoire de rEcriture dans l’Antiquite, pp. 185, 202 and
300. 1 Among the forms of column IV without asterisks, those
opposite the twelfth and the seventeenth Semitic characters
1 I regret that I did not know of the existence of the second edition of
Professor Enting’s Tabula Scripturae Arainaicae (1890) at the time,
when mine was prepared. If I had known of it, it certainly would have
been used.
54
Y. Abhandlung: Bühl er.
have been taken from a plaster cast of Sir A. Cunningham’s
Eran coin (see also Coius of Ancient India, Plate XI, 18) that
opposite the sixth character from the word esä in tlie Kälsl
Version, Ed. XIII, 1, 1. 37, and the last in the sign for Taw
from the Sindjirli inscription. Among the signs in column V
a few are from Sänchi, viz. the fifth of Col. YI opposite the
fourth Semitic character, the lingual la, and the first of Col. V
opposite the sixteenth Semitic character, while in Col. VI the
fourth sign opposite the sixth Semitic character, U, comes from
Bharahut, and two signs of the two rows in the same Col.
opposite the sixteenth character, viz. the second in the first
row, Ai, and the last int he second row, I, belong to the Ha-
thigumphä and Nänäghät in scriptions, and the last sign of
Col. VI, na, opposite the fourteenth Semitic letter, has been
drawn according to my recollection of the sign in the mäson’s
alphabet at Mahfibodhi Glayä. Some years ago Sir A. Cunning-
ham showed me photographs of all the letters, among which
there was also the otherwise unknown na of the Maurya period.
As I understood that all the twenty-two signs were to be pu-
blished, I did not take a copy at the time. All the remaining
letters have been drawn according to Er. Burgess’ facsimiles of
the Rock and Pillar-Edicts, 1 and of the Bliattiprolu inscriptions.
A. The Borrowed Signs.
Before proceeding to the details, it will be desirable to
state the principles, on which the twenty-two signs of the Se
mitic alphabet seem to have been turned into Brahma letters.
Even a superficial examination of the Brahma alphabet shows
the following chief characteristics:—
(1) The letters are set up as straight as possible, and
they are with few exceptions made ecpial in height.
(2) The majority consists of vertical lines with append-
ages attached mostly at the foot, occasionally at the foot and
at the top, or rarely in the middle; but there is no case where
an appendage has been added to the top alone.
1 The facsimiles of the Girnär and Kälsl versions, on which I have chiefly
drawn, will he published, Epigr. Ind. vol. II, No 16. The Pillar Edicts
have appeared op. cit., p. 245 ff. and the Bliattiprolu inscriptions op. eit-
p. 323 ff.
iDdian Studies. No. III.
00
(3) At the top of the characters appear mostly the ends
of vertical lines, less frequently straight horizontal lines, still
more rarely curves or the points of angles opening * clown-
wards, and quite exceptionally in ma (No 13, Col. V) two lines
rising upwards. In no case does the top sliow several angles,
placed side by side, with a vertical or slanting line hanging
down front it, or a triangle or circle with a pendant line.
The principles or tendencies, which produced these cha-
racteristics, seem to he a certain pedantic formalism, a desire
to have signs well suited for the formation of regulär lines,
and a strong aversion against all top-heavy characters. 1 The
natural result was that a number of the Semitic signs had to
he turned topsy-turry or to he laid on their sides, while the
triangles or double angles, occurring at the tops of others had
to he got rid of by some contrivance or other. A further
change in the position of the signs had to he made, when the
Hindus began to write froni the left to the right. They had,
of course, to he turned front the right to the left, as in Greek.
1 The appearance of a pedantic formalism in tlie alphabet is no more thau
what miglit be expected. For it is a oharacteristic of most Indian Cre
ations in literature, Science and art. The aversion, shown by the Hindus
against letters with heavy tops, lias also a good and suffieient reason,
and, I think, it is due to their making the letters hang down from a
top-line instead of plaeing them on a base-line. The modern Karkun
or clerk of Western, and, as Dr. Grierson informes me, also of Eastern
India, as a rule, actually draws this line across the whole breadth of
the paper, and the modern Lekhak or copyist places a small board with
thin threads fastened at equal distances below his sheet of paper, or
squeezes the paper between the strings and the board. The general ap
pearance of the most ancient MSS., like the Bower birch bark volume
and the Horiuzi palmleaves, makes it highly probable that their writers
used the same or a similar contrivance. Even the look of the Asoka
inscriptions, especially of the Pillar Edicts and of the Girnär and Jau-
gada Rock Edicts, indicates that their engravers, or the writers of the
original copies, were accustomed to the use of top lines. Though they
are rarely quite exact, it is clearly visible that they at least tried to
equalise the height of the tops. If the custom, as is not improbable,
dates from still earlier times, the aversion against heavy tops is easily
explained. For signs beginning with vertical lines or with short hori
zontal strokes are most suitable for such writing, and the later modifi-
cations of the Brahma letters are to a great extent the results of a
variety of attempts to obtain such forms.
56
V. Abhandlung: Bühl er.
Instances, where the olcl position has been preserved, are how-
ever met with both in borrowed and derivative signs.
With respect to the single borrowed letters I have to
add the following remarks.
No 1. Tbat the Hindus, like the Greeks used the Se-
mitic Äleph in Order to express the vowel a has been suspected
by Professor Weber. But he thought it also possible that the
initial A of the Brahma alphabet might be derived from He.
His successors have asserted the identity of the first letters of
the two alphabets as a fact, though the Indian forms of the
initial A with two curves, which have been mostly used for
comparison, 1 do not agree very well. The doubtlessly oldest
form with the angle to the left of the vertical (Col. V) which,
as stated above, is peculiar to the Southern versions of the
Edicts, agrees almost exactly with the oldest Semitic signs. Only
the vertical has been placed at the point of the angle in Order
to make the appearance of the letter more regulär, and the whole
sign has, of course, been turned from the right to the left.
No 2. I can only agree to the identification of the Brahma
ha with the Semitic Beth, which has been asserted on the strength
of the Sabaean and Ethiopian forms 2 by Professor Weber and
his successors, with the exception of Mr. Halevy, who derives
it from the dissimilar Greek Beta. But I think that it is
a development, derived by the Hindus immediately from the
old Phoenician and Mesa signs. As the Hindus did not toler-
ate heavy tops, they opened the triangle and made the central
stroke hang down from the end of the angle in the manner
shown in the hypothetical form in Col. III. The next result
was a rhomboid form, a few examples of which are found oc-
casionally in various versions of the Edicts, where we have e. g.
■ß- ho in apalihodhäye, KälsI Edict V, 1. 15. The liking of the
1 Mr. Halevy, however, correctly compares the angular form. His attempt
to derive it from the Greek Alpha is not intelligible to me. The two
signs possess a minimum of resemblance to each other.
2 The Sabaean form is no doubt very similar to the Brahma sign but, I
think, due to a different modification of the ancient North Semitic letter.
It would seem that the triangle at the head of the letter has been turned
into a square and the stroke on the right has been made straight. Hence
arose first the p| and by a simplification fl-
Indian Studies. No. III.
57
Hindus for straight top-lines produced further the square and
the oblong ha, which latter is the commonest form in Kälsi
and the regulär one in the Bhattiprolu inscriptions. It may
be noted, that this letter is frequently, though not regularly
made smaller than those with verticals. ßegarding the want
of the lower line in the derivative bha (Col. VI) see below.
No 3. The identity of the Indian ga with the Semitic
signs is so evident that it has been always recognised. I will
only add that there are numerous instances in the Edicts where
one of the sides of the angle is shorter than the other. The
formal looking very pointed angles with perfectly straight equal
sides are characteristic of the Western and Southern versions.
No 4. The identity of the Brahma dha with the Semitic
Daleih has also been generally admitted, Dr. Taylor, who de-
rives it from iha (No 9, Col. V) alone dissenting. To me it
seems that the first form, given in Col. V, with the vertical on
the right, is the immediate offspring of the oldest Semitic forms,
the letter having been made higher and the right hand stroke
straightened in accordance with the general principles of forma-
tion, stated above. The round back is probably due to a cur-
sive development. In the Edicts this form is rare, and the
second, given in Col. V, which is younger and due to the change
in the position required by the change in the direction of the
writing, is found in the great majority of cases. The older
one (Col. V, 1) is used exclusively in the Bhattiprolu inscriptions
and usuallv in the Western cave inscriptions of the Nänäghät,
Näsik, Karle, Junnar and so forth, which ränge from about
150 B. C. to 200 A. D. It is also the parent of all the later
northern forms of the letter, including the present Devanägarl
dha. In the caves mentioned we find also in the Andhra and
other inscriptions of the first and second centuries A. D. numer
ous triangulär forms 1 like <J or They may be possibly an-
cient survivals, especially as the Edicts too occasionally offer
forms with half angular backs like J>.
The difficulty with respect to the phonetic value of the
Brahma sign, which does not exactly correspond to that of
1 See Burgess, Arcli. Surv. Reports West-Ind., Vol. IV, Plates XLIV, 17;
XLVIII, 16, 17; XLIX, 4; LH, 18, 1. 4 and so forth.
58
V. Abhandlung: B ü h 1 e r.
the Daleth, may perhaps be explained by the Suggestion tbat
the letter was used for a long time both for the unaspirated
and the aspirated dental, and that the da was separated at a
time, when the real value of the borrowed sign had been for-
gotten.
No 5. Professor Weber denies the connexion of the
Brahma ha with the Semitic He, while Drs Deeclie and Tay
lor derive it from the Sabaean form y. 1 As long as only
the round form, given as the third sign in Col. Y, and similar
ones were known to exist in the Edicts, the case was a diffi-
cult one. Dr. Burgess’ new impressions and facsimiles show,
however, that the angular ha, Col. V, 2, which is constant in
the cave inscriptions of the next centuries, occurs here and
there in Asoka’s inscriptions. 2 The new Siddäpur Version
shows throughout the little horizontal bar (on the right) attached
very close to the foot of the letter and offers in the word ma-
hätpane (No. I, 1. 4) the sign, placed first in Col. V. This is al
most exactly a turned He of the Assyrian weights (Col. III) which
according to M. de Vogüe 3 appears from about 700 B. C.
Professor Euting kindly points out to me that the very similar
"5\ is found on a Mina (C. I. S., P. II, No 6 b ), which accord
ing to the accompanying cuneiform inscription dates from the
reign of Salmanassar, and therefore, as also M. de Vogüe lias
stated in his remarks on the inscription, is older than the year
725 B. C. As this sign belongs to the eighth Century B. C.,
when the very archaic forms of the Äleph, Daleth, Cheth, Theih,
Wav and Qoph, represented by the corresponding Brahma let-
ters, still existed, 1 it may be considered the prototype of the
Indian ha. The aversion of the Hindus against heavy tops,
of course, caused the sign to be turned round, and their lik-
ing for regularity caused the bar to be attached to the stroke
which then became the base-line, and the whole letter to be
set up straight. All things considered, this explanation seems
1 This sign is (lue a very much stronger modifieation of the ancient North-
Semitie He than the Brähma letter.
2 See also above p. 39 f.
3 Corpus Inscr. Semit., P. II, Vol. I, p. III. Mr. Berger enters this sign
(Table, op. cit., p. 300) in the column for the Persian period.
4 See M. de Vogüe, op. cit., p. II.
Indian Stndies. No. III.
59
more probable than attempts to connect ha with tbe later more
exactly agreeing sign in Col. III, or witb the still older form
witli three parallel bars.
No 6. The Indian va, regarding which Professor Weber
feit uncertain, evidently corresponds with the Mesa. form of Wäw.
Owing to the aversion against heavy tops the Semitic letter
has been tnrned topsy-turvy. At the same time the semicircle
has been closed. Among the two forms, given in Col. V, the
second is the regulär one in the Edicts, the first, as well as
an angular variety not given, 1 occurs only rarely.
No 7. Professor Weber has already pronounced himself
for the identity of the Brahma ja with the Zain. The dis-
covery of the Bhattiprolu j j 2 Col. V, 1, considerably facilitates
the identification, as it closely agrees with the archaic Phoen-
ician sign, differing only slightly in the position of the bars at
the top and the foot. The signs of the Edicts, given in Col. V,
2, 3, 4, are all cursive, and represent attempts to make the
letter with a single stroke or at least with two. The third
form with a dot at the junction of the two curves, is of course
a development from the second with the loop. And the Sub
stitution of a dot for a loop indicates that the persons who in-
vented it wrote with pen and ink. A man working with a
Stylus would not think of such a Substitution, nay could hardly
effect it. 3
No 8. The discovery of the angular gha (Col. V, 1) which
occurs a few times in the KälsI Version 4 and is constant in the
cave inscriptions, makes its identification with the three-barred
1 Compare also above p. 39, where a fourth cursive form has been iigured.
2 Dr. Burgess’ facsimiles in the Epigraphia Indica show occasionally an
incipient central bar in ju and jü, where it ought not to occur. The
impressions show clearly that in all these cases there is not a real third
line, but that the stone has a flaw.
3 Regarding the use of ink in India, see above p. 22. The ancient Indian
term for ink is masi, often speit masi, and now pronounced makhi, which
is derived from the obsolete verb mos, himsäyäm, compare masa and
niapmafä. Etymologically and originally it means ’powder’ (of charcoal
and the like), used for the preparation of ink, see the larger Petersburg
Dictionary under masi.
4 The sign given in the Table has been taken from upaghäte, Ed. XIII, 1,
1. 37.
60
V. Abhandlung: Bühl er.
Cheth of the archaic Phoenician, of the Sindjirli and other an-
cient inscriptions, very probable. The Semitic sign, which
often slants towards the left, has been laid on its side (see the
hypothetical form in Col. IV) and the long upper bar, covering
the letter, has been raised upwards and converted into the long
vertical on the left. 1 The usual form of the Asoka Edicts with
the curve is of course cursive. In the Bhattiprolu alphabet this
letter has been discarded and a derivative from ga (No 3,
Col. VI) supplies its place. The Sabaean Cheth Lp, from which
Dr. Taylor derives the Indian gha, is no doubt an analogous
development from the old North-Semitic sign.
No 9. The identity of the Brahma tha with the Semitic
Theth has always been recognised and is evident enough. I
may mention as a curiosity that a small cross appears inside
the circle instead of a dot in the Pallava landgrant, Epigraphia
Indica, Vol. I, p. 1 ff. In this document all dots are replaced
by minnte crosses. On the other hand, a Theth with a dot
occurs on an Assyrian weight, see Professor Euting’s Tabula
Script. Aram. Col. 6.
No 10. The derivation of the Brahma ya from the an-
cient Semitic Yod has been asserted by Professor Weber, who
however could only compare the later round Phoenician form,
which opens downwards. 2 The oldest Indian form is probably
the notched one (Col. V, l), 3 which appears exclusively in the
Delhi Pillar Edicts and occasionally in other versions and is
the parent of all the later developments. It is probably de-
rived from the oldest Semitic Yod, formed of a downstroke with
two bars, attached to the left, and one to the right. Its forma-
tion seems to have been effected by placing the töp-heavy sign
on its side, in the manner shown in the hypothetical form of
1 It may be mentioned as a curiosity, that from the thirteenth Century
A. D. the Nägarl gha is again placed upright and has become almost ident-
ical with its Semitic prototype. This is, however, not drre to a survival,
but merely to the desire of equalising the breadth of the Hägarl
letters.
2 It has also been admitted by Mr. Halevy, who compares a late form of
the Semitic letter.
3 That with the single curved stroke at the foot of the vertical is appa-
rently cursive.
Indian Studies. No. III.
61
Col. III, by lengtbening the stroke which now stood in the
middle of tlie line and equalising the direction of that on the
right.
No 11. The derivation of the Brahma ha was a difficult
problem, as long as the cross with four perfectly equal bars
(Col. Y, 2) was considered to be its most ancient form, and
consequently the earlier attempts to account for its existence
are not very satisfactory. Professor Weber, following Kopp,
and Dr. Taylor have tried to derive it from the Semitic Qoph
very much against the ocnlar evidence, and Mr. Halevy has
identified it with the Aramaic Kaph, which likewise, as far as
I can see, does not resemble the Indian letter. But now, when
the more accurate reproductions of the Edicts have proved the
frequent early occurrence of the dagger-shaped form (Col. V, 1)
which is constant in Bhattiprolu and in all the various inscrip-
tions, incised between 200 B. C. and 400 A. D., the case of the
sign is by no means desparate nor even difficult. If, as now
may be done with perfect propriety, the dagger-shaped ha is
taken as the older form and the cross with equal bars as a
regularised or formalised derivative, it is easily recognisable
that the dagger-form probably has been derived from a Kaph,
like that of Mesa’s inscription (Col. II), in which the down-
stroke slants sharply to the left and the angle on the left is
attached very close to the top or from a letter like that on
the Assyrian weights (Col. III), compare also the signs of the
Siloah inscription, in Prof. Euting’s Tabula Script. Aram. Col. 3.
In setting the sign up straight, the Hindus took the upper stroke
of the angle for the top of the down-strolce, and a cross-like
figure was the natural result, which, on being made more
regulär, yielded the dagger-shape.
No 12. For the identity of the Brahma la (Col. V, 1)
with the Semitic Lamed (Cols. I and II), which has been re-
cognised by Professor Weber and accepted by Dr. Deecke and
Mr. Halevy, the la of the Eran coin (Col. IV), the Bhattiprolu
la (Col. Y, 2) and the Bhattiprolu la (Col. VI) furnish new
illustrations. The most ancient survival is found in the last
mentioned character, which, if the little bar denoting the ling-
ualisation is removed, almost exactly represents the Semitic
sign. Next comes the letter of the Eran coin, which has pre-
62
V. Abhandlung: B ü h 1 e r.
scrvcrl tlie original direction of tlie Lamed, but shows on the
right the little bar, no doubt intended to mark the end of tlie
line. This bar is wanting in the Bhattiprolu la, which how-
ever has been turned from the right to the left and has deve-
loped a curious long tail, hanging down from the top of the
main line. Originally this appendage no doubt was a flourish,
marking the end of the vertical.
No 18. Tlie identification of the Brahma ma with the
Semitic Mem is also due to Professor Weber. He, as well as
Mr. Halevy, derive it from the Aramaic sign of the seventh
Century 1 B. C., V]. Though this derivation is no doubt pos-
sible, it seems to me tbat it is equally possible to connect
the Brahma rna with the sign of the Mesa inscription, which
likewise shows a eurve at the end of the down-stroke. A little
stronger development of this curve would necessarily lead to
a sign, like the hypothetical one, entered in Col. IH, which is
almost the same as the first PehlevI Mem of Col. 58 in Professor
Euting’s Tabula Script. Aram. And in Support of this view I
may appeal to the development of the looped ka, Northern ^
and Southern J from the dagger-shaped ka with a curve at
he foot , as well as of the round Southern ra from )J, which
show analogous changes on purely Indian ground. The super-
position of the angle, which originally remained at the side,
over the round or elliptical figure 3 is of course due to the
striving after regularity, which the Hindus show throughout.
The Brahma ma with the angle at the top (Col. V) which is
(see also above p. 36) particularly common in the Girnär Ver
sion and not found in the Northern versions, thus appears to
be the older form, and that with a curve y the cursive one.
In the Bhattiprolu alphabet the ancient Brahma ma with the
angle appears turned topsy-turvy (see p. 44). The Sabaean, Beta-
like Mem, from which Dr. Deecke and Dr. Taylor derive the
Brahma ma, shows little resemblance and is probably the pro-
duct of a different process.
1 See M. de Vogüd, loc. cit.
2 The third PehlevI Mem of Col. 59 of the sarae Table, which exactly re-
sembles the Brahma ma, may be pointed out as an interesting analogous
development.
Indiau Studies. No. III.
63
No 14. Professor Weber, 1 who is followed by Dr. Deecke,
considers the Semitic Nun to be represented by the Brahma
na, Col. VI, 2, and it. is Dr. Taylor alone who connects the
dental na, Col. V, directly with the Sabaean form of Nun. I
do not tliink it probable that a Hindu would make such a
mistake as to take the phonetic value of Nun to be equivalent
to his lingual nasal, which sounds very differently, and I fail
to see, except on the impossible theory of Creek mediation,
how the double horizontal line of na can be explained by means
of a real Semitic form. It seems to me that the Hindus, owing
to their aversion to heavy tops, first turned the Nun topsy-
turvy and used for some time a figure like that drawn in
Col. IV. 2 As a proof for this assertion I would eite the palatal
na (Col. VI, 1), which consists of the hypothetical form, turned
from right to left, and of a small bar at the top, indicating that
it belongs to a different dass or Varga.
Later only, I think, the Hindus substituted as a cursive
development for the hook at the side, the single bar which
protrudes on either side of the foot of the vertical.
No 15. Professor Weber doubtingly proposes to connect
the Brahma sa (Col. VI, 3) with the Semitic Samech, and his
idea has been taken up by Dr. Taylor wlio derives it from the
very dissimilar Sabaean form. The new Bhattiprolu s, Col. V
(the origin of which has been wrongly explained in my intro-
ductory remarks to the edition of the inscriptions) and the sa
of the Eran coin (Col. VI, 1) as well as the sa of the Ghasundi
slab (see below), I think, permit me to say that Professor
Weber’s conjecture is well founded. I take the Bhattiprolu s
to be derived from a Samech like that in Col. I, 2, the two
1 I must add that Professor Weber admits the possibility of deriving the
dental na from Nun, but thinlcs tliat the na comes nearer. Mr. Halevy
connects na immediately with the Greek vu, which, as he believes, was
laid on its side.
2 A Nun with a small open square at the top, instead of au angle, occurs
in the Siloah inscription and again much later, see Prof. Euting’s Tabula
Scr. Aram. Cols. 3a-b, 8 b, and 13 a. As the change from an angle to
an open square is in keeping with the stiff formalism of the Indian al-
phabet, it is not necessary to assume that the Semitic prototype showed
the latter. The Indian form is probably nothing but an analogous de
velopment.
64
V. Abhandlung: Bühler.
upper bars of whicli were replaced by a curve (as in the liy-
pothetical sign in Col. IV) and wliich was then turned topsy-
turvy in accordance witli the Indian principle, appealed to so
often. This sign probably served in the beginning to express
both sa and sa. Later two separate signs were developed out
of this original representative for Samech, (l) The sign for sa
witli the original cross bar placed at the outside of the cnrve,
whicli appears in its original position on the Eran coin (Col.
VI, 1) and turned from the right to the left (Col. VI, 2) in the
Southern versions of the Edicts (Girnär and Siddäpur) and in
Bhattiprolu; (2) The sign for sa with the original cross bar
shortened and placed inside the cnrve, which hitherto is traceable
only on the Ghasundi slab 1 , but must have been used exten-
sively, as it is evidently the parent of the square sa of the
later Sanskrit inscriptions. 2 It occurs neither in the Bhattiprolu
alphabet, wliich retained the old sign, in Order to denote s, nor
in the ordinary Brähnü lipi of the Edicts. The northern va-
riety of the latter developed a new sa (Col. VI, 3) with a curve
instead of the straight limb at the side, and out of this the
sign with two curves, one below the other (Col. VI, 4), which
occurs in the Kälsi Version, in Dasaratha’s NägärjunI cave in
scriptions and so forth, and which probably is also intended for sa.
It would, of course, be possible to connect the Bhatti
prolu s with the cursive Aramaic Samech ^ of the sixth Century
B. C. But then the cross bar of the Bhattiprolu sign would
remain unexplained. Moreover, there would be the insuperable
difficulty that the Aramaic Beth, Daleth, Waw, Cheth, Ain,
Qoph and Besh of the sixth Century are so strongly modiiied
that they cannot be considered the prototypes of the corre-
sponding Brahma ha, dha, va, gha, E, Jcha and ra. It seems,
therefore, advisable to assume, as must be done also in another
ease, that the Hindus independently changed the form of the
ancient sign, but in a manner analogous to that adopted by the
Aramaeans.
1 See Journ. As. Soc. Beng., Yol. LYI, Plate at p. 79, wliere it occurs in
the liame SamJcarsana.
2 The square form occurs first in the Mora Well inscription from the times
of Räjuvüla’s son (Sodäsa), Arch. Surv. Rep., Yol. XX, Plate V, 4, which
possibly belongs to the first Century A. D.
Indian Studios. No. III.
65
The derivation of the signs for sa and sa from tlie same
original letter points to the influence of the Sanskrit grammar-
ians or phoneticists, who are well aware of the intimate Con
nection of the two sounds and duly teach that Sanskrit sa
becomes sa through the influence of a preceding i, u, r, e, ai,
o, au } k, r or l.
No 16. Professor Weber’s ingenious identification of the
ancient Ain (Col. I and II) with the Brahma E,—which is sup-
ported hy the analogous proceeding of the Greeks, who also
used it to express a vowel,—receives a strong confirmation
through the round and half-round signs for E in Col. IV and
Col. V, 1. The first occurs once in the word esa, Kälsi, Edict
XIII, 1, 1. 37. The same Version offers also several times a
very similar form ß, for which there was no room in the
table. 1 The first sign in Col. VI, which looks exactly like a
dha is found in the word etina of the Hathigumphä inscription
of Khäravela, 1. 8, and in the Sänchi inscription No 173 (Epi-
graphia Indica Yol. II, p. 375) where, not thinking of the
Hathigumphä letter, I unfortunately have read Dharakinä for
Eralcinä. Professor Weber’s conjecture lias been accepted by
Dr. Taylor alone, Dr. Deecke and Mr. Halevy, trying to con-
nect the triangulär E with Aleph. There was however a very
good reason for giving up the round E. For it could not have
been distinguished from the lingual tha, which the Hindus de-
veloped out of the corresponding dental. In my opinion the
triangulär E is a development, formed by the Hindus inde-
pendently, and the angular forms for Ain in the later Semitic
alphabets are merely analogous, showing how easily a circular
letter may be converted into a triangle or a rhombus.
No 17. The fact that the Brahma pa is the old Semitic
Phe turned topsy-turvy, has been acknowledged by everybody.
The new form of the Eran coin, Col. IV, shows it in its orig
inal position.
No 18. Regarding the Brahma equivalent of the Semitic
Tsade I differ from all my predecessorsT I believe that it was
1 It seems probable, tliat this or a similar half round form is tlie parent
of the Southern E, which in the Pallava and Vengl inscriptions looks
like ca, td and later becomes i/, closely resembling the ancient la.
Sitzungsber. d. pbil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 5. Abh. 5
66
V. Abhandlung: Bühl er.
used, as one would expect from its phonetic value, for the
formation of the letter ca, the sound of whieh is and always
has been not English tsha, but t$a almost like tya. The Se
mitic sign, of course, had to be turned topsy-turvy on account
of its heavy top, and the small bar running to the right was
turned towards the vertical. This process gave first a tailed
and later with the direction to the left, i/. The angular
shape of the letter has been well preserved in the ca of the
Edicts, Col. V, 1, which is not uncomnion, and the tail appears
in the Bhattiprolu form, Col. V, 3. 1 The round ca (Col. Y, 2)
is purely cursive, and not the parent of the later Indian letters,
which mostly go back to angular or pointed forms.
No 19. With respect to the Semitic Qoph I must like-
wise differ from all my predecessors, who have compared it to
the Brahma cha, which is clearly an Indian derivative from ca
and has a very different phonetic value. In my opinion the
Semitic Qoph has its counterpart in the Brahma kha, the oldest
form of which (Col. Y, 1) consists of a circle with a super-
imposed vertical line ending in a curve. This is the oldest
Semitic sign (Cols. I and II), 2 turned topsy-turvy on account
of its heavy top. The curve at the end of the vertical has
no doubt been added in Order to distinguish the letter from
va. The kha with the circle at the base occurs sometimes in
Jaugada and is used frequently in the KälsI Version 3 of the
Edicts, where not rarely the circle is replaced by a somewhat
irregulär loop, sometimes attached to the right of the vertical
line (see the kha figured above p. 39). It is the parent of
most of the later Indian signs for kha, including the modern
Devanägarl form, which all show a loop or a triangle at
the base of the vertical. In several versions of the Pillar
1 The later Semitic alpliabets furnish various analogous developments, see
Prof. Euting’s Table, Col. 9 (tliird sign), Col. 15 (first sign), Col. 42
(second sign), differing from the Brahma letter only by the position of
the angular or round appendage, which of course remains at the top of
the character and to the right of the vertical stroke.
2 Still more closely agreeing Phoenician and Mesa forms, in which the
vertical is not drawn across the round liead, are given in Prof. Euting’s
Tahle, Col. Id, Col. 2a.
3 The form given in the plate has been taken from the word likhite, KälsI,
Edict IV, 1. 12 (end).
Indian Studios. No. III.
67
Edicts and elsewhere a well developed dot takes the place of
the circle. This change is analogous to that pointed out above
in connex'ion with the second and third forms of the Brahma
ja, and likewise indicates the use of pen and ink for the time
when it was made. There is also a third form of the Jcha
which consists merely of a vertical with a hook at the top. It
is chiefly used in the Southern versions of the Edicts, parti-
cularly in Girnär, as well as in Bhattiprolu and later in the
cave inscriptions, and is evidently a cursive development.
No 20. I can only agree with Professor Weber’s identi-
fication of Resh with the Brahma ra or repha. But the orig
inal ra lias not the form, consisting of a straight stroke, which
is given in his table and in that of Dr. Taylor. The straight
ra, evidently a late cursive development, is very rare in the
Edicts. I know only of one perfectly certain instance, which
occurs in the ßüpnäth Edict. In the Girnär Version, where ra
is very common, it has at the top invariably one or two little
angles, open to the right, or instead of the angle an irregulär
bulge towards the left, see Col. V, 1 and 2. I take the form
with the single angle to be the oldest and consider it to be
derived from a Semitic form like that of the Mesa inscription,
the triangle of which the Hindus opened, in Order to avoid
the heavy top, by attaching the vertical to the lower side of
the base i. e. by putting for \ The signs with two or
more angles, Col. V, 3, 4, are no doubt artificial, ornamental
developments. In the new Siddäpur Edicts this development has
been carried to an extreme, and the whole letter has been con-
verted into a wavy line, consisting of four or five little angles.
No 21. Professor Weber’s identification of Shin with the
palatal Sibilant sa, which has been accepted by Dr. Deecke,
seems also to me self-evident. It is only necessary to Substi
tute for the late Indian form (given in Professor Weber’s
Col. II) the formerly not accessible, real old Brahma signs,
Col. V, 1—3, which are found in the Kälsi, ßüpnäth and Sid
däpur versions of the Edicts, on the Bhattiprolu prism, on the
Ghasundi slab and in the Pabhosa cave inscriptions. 1 I con-
1 I enumerate the occurrences so fully, because, when the sign first turned
up in Kälsi, it was considered to have been borrowed from the Kharos-
68
V. Abhandlung: Bühler.
sider as theix - prototype the oldest Semitic fonn with two
angles (Cols. I and II), not the very similai’ Ai'amaic Shin
of the sixth centuiy. Foi' in accordance with the principles
of the Brähmx lipi, the Semitic lettei’ had to be tui’ned topsy-
tui’vy, aixd the double angle at the top had to be got rid of,
which latter change could be rnost easily effected by placing
the one angle inside the other. The Hindus may be well
credited with the independent invention of this modification,
as the later Phoenicians and the Ethiopians have likewise in-
troduced it independently. Moreover, the sarne considerations,
which malte it impossible to accept the Aramaic SamecJi as
the immediate source of the Bhattiprolu sa (see above p. 64),
speak in this case against the assumption that the Semitic al-
phabet, adopted by the Hiixdus, contained the Aramaic Shin.
No 22. With respect to the Brahma ta, which Professor
Weber has recognised already as a modification of the Semitic
law, it must be noted, that the oldest form seems to be that
(Col. V, 1) consisting of a long slightly inclined downstroke
with a shoi-t straight bar slanting off to the right. Next
comes the sign, given in Col. V, 2, with the bar slanting off
to the left, and this is due to the change in the direction of
the writing, in consequence of which the letter was turned
from the right to the left. The ta consisting of a vertical
stroke with an angle at the foot, Col. V, 3, which is frequent
in the Southern and Western versions of the Edicts, is probably
thl, which has the remotely similar lingual sa r p. I will add that in
Bhattiprolu, where we have Samanudesänam i. e. sramanoddeSyänäm in
the Ghasundi inscription, wehere we have Paräsariputa and Hlä, and in
Pabhosa, which öfters &onakäyana i. e. ääunakäyana, this sign appears
only in words which have ia in Sanskrit, while in the Edicts it occnrs
mostly and very irregularly in words, where the Sanskrit has sa or sa.
The eontusion is owing to the negligent pronunciation and writing of
the clerk, who made the copy. His dialect probably contained two
sibilants, the dental and the palatal, and his alphabet had three, the
dental, the palatal and the lingual. His negligeuce in pronunciation
made him pronounce sa for sa and vice versa, and his negligence in
writing made him use sa and sa indiscriminately. As stated above,
papers written in our times by half-educated people show exactly the
same confusiou and for the same reasons. They pronounce e. g. both
sac and iac fsatyamj and they vvrite indiscriminately 41 vf, TH? and
Indian Studies. No. III.
69
due to the formalism of the Hindus, their desire to set the
letter up straight and to make it perfectly regulär in appear-
ance. The forms with a round limb to the right or left of
the vertical (see ahove p. 39) of course are cursive. The old
est among these live forms for ta closely resembles the Taw
from the earliest Sindjirli inscription (Col. IV), which helongs
to the heginning of the eighth Century B. C., and still more that
in Professor Euting’s Tabula Script. Äramaicae, Col. 6, /■, which
occurs on an Assyrian weight of the reign of Salmanassar 1
and has therefore heen engraved before 725 B. C. As it thus
appears that Semitic forms, consisting of a long inclined down-
stroke with a crossbar very slightly protruding on the left or
with a simple bar on the right, liave been developed in very
early times, it is not improbable, that one of tliem occurred
in the alphabet which the Hindus borrowed. But the possibility
that the Indian sign is an independent development from the
straight Phoenician cross (Col. I), is not altogether excluded.
For the cross could not remain in the Brahma alphabet, be-
cause it would have been undistinguishable from ka.
B. The Derivative Consonants and Initial Vowels.
The contrivances, by which the derivative signs, both
primary and secondary, for consonants and initial vowels have
been formed, are:—
(1) the transposition of one of the elements of a phonetic-
ally cognate borrowed sign,
(2) the mutilation of a borrowed letter or of another
derivative sign of similar phonetic value,
(3) the addltion of straight lines, curves or hooks to bor
rowed or derivative signs. If a hook is added the original sign
suffers a slight mutilation.
Two cases of transposition have already been inentioned
above under No 15, where it has been pointed out that the
sa and the (Ghasundi) sa come from the Bhattiprolu s. A
second case occurs, as Professor Weber has been the first to
recognise, in the dental da (No 4, Col. VI, 1, 2, 6 and 7). The
1 As Professor Euting kindly points out to me, the inscription is found
Corp. Inscr. Sem-, P. II, No 2 c.
70
Y. Abhandlung: Bühler.
two first forms, occurring respectively in Bhattiprolu and in
tfie majority of the Fi di cts, are derived from the two dha in
Col. V, by dividing the straight line and pushing the halves
back to the ends of the semicircle, which remained. In the third
actual form (Col. VI, 6) and the hypothetical one, Col. VI, 7,
(required on acconnt of the next following sign) the semicircle
has been converted into a small square, left open on one side,
and this change is due to the liking for angular forms, men-
tioned above p. 35.
The cases, where a borrowed or derivative sign has been
mutilated, are those of the lingual tenuis, tenuis aspirata and
media, all of which Professor Weber has already explained cor-
rectly. The lingual da under No 4, Col. VI, 3, which occurs
once in Kälsi and commonly in the later inscriptions of the
Nänäghät and the other Western caves etc., is derived, by the
removal of the lower end, from the Bhattiprolu da (Col. VI, 1),
which had not yet been turned from the right to the left. The
angular da (Col. VI, 8) comes in like manner from an ang
ular da (not yet turned to the left), of which the known in
scriptions do not offer any example. The tha (No 9, Col. VI, 1)
is of course the dental tlia minus the central dot, and the ta
(No 9, Col. VI, 2) has probably been obtained by halving the
tha, as Professor Weber conjectures. To a Hindu this process
probably appeared very natural. For he formed several aspi-
rates by adding curves. Hence he may be supposed to have
considered a round sign, denoting an aspirate, as equivalent to
an unaspirated letter plus a curve of aspiration. Thus the di-
vision of the sign would be quite legitimate. In the Edicts
both tha and ta are frequently made smaller than the other
letters.
Two other cases of the mutilation of borrowed letters
occur in the signs for initial I and U. It has been recognised
already by Mr. Prinsep that the three dots of I (No 16, Col. VI,
1—3, lower row) indicate the three Corners of the triangulär
E, and this view, which has been generally accepted, is con-
firmed by the fact, that in the Edicts the position of the dots
of I generally agrees with the position of the angles of E. To
a Hindu phoneticist or grammarian the derivation of I from E
would appear a matter of course, because E is very commonly
Indian Studies. No. III.
71
the representative of an I in strong forms or its Gruna. Hence
he expressed the latter by a lighter form of the former, just
marking the Corners of the triangle.
The case of U (No 6, Col. VI, 1) is somewhat different. It
has been customary to derive the sign directly from one of the
later forms of the Semitic Waw. Considering the facts, con
nected with the linguals and with initial i, I would propose to
derive it either directly from the old Semitic Waw, turned topsy-
turvy, or from the Brahma va by a bisection of the circle at the
foot of the sign and the Substitution of a straight line for the
irregulär pendant, whicli remained. The several steps were,
therefore, ^ or i, ), J, and with the turn towards the
left 1 L. It is probable that phonetic considerations, the Obser
vation of the frequent Substitution of u for va in weak verbal
and nominal forms, may liave led to the adoption of this pro-
ceeding. The framers of the Brahma alphabet were, as pointed
out already, Bralimans, acquainted with phonetics and with
grammatical theories.
The last case of rnutilation, I believe, occurs in the Anu
svära (No 18, Col. 6, 2) which is represented by a simple dot.
This is no doubt a substitute for the small circle (Col. VI, 1),
which reappears very commonly in certain later epigraphic and
literary alphabets. I consider the circle to be a mutilated minute
ma, the upper angle of which was omitted, 2 and I believe that
this conjecture is supported by the following facts. In the Edicts
and all other ancient inscriptions the Anusvära is placed rärely
at the top of the letter after which it is pronounced. Usually
and regularly it Stands opposite the middle, but in a number
of cases it is found also to the right of the foot. Now vowelless
consonants always stand at the foot of the preceding sign in
the oldest Sanskrit or Mixed inscriptions from the times of the
1 The former actual existence of the third form is proved by the Jaugada
0 (No 6, Col. VI, 7). In the second Century A. D. and later, the U fre-
quently shows a curve at the foot instead of the straight line, L, and
it is possible that this may be an ancient survival, not, as is usually
assumed, a modern development.
2 I must acknowledge that Mr. Halevy’s ingenious, but erroneous, conjec
ture, according to which the Brahma Anusvära is derived from the Kha-
rosthl ma, induced me to frame my theory.
72
Y. Abhandlung: Bühl er.
Kusana kings down to the fiftli Century A. D., when the Vi-
räma makes first its appearance. Moreover all such vowelless
consonants are made exceedingly small, even after the inven-
tion of the Viräma, and they are very comnionly mutilated at
the top. 1 These facts would fully explain the use of a small
circle for a vowelless ma of the Asoka type, which then be-
carne the general sign of nasalisation in the Brahma alphabet,
just as the Kharosthl ma was turned into the Kharosthl Anus-
vära. My theory, of course, rests on the assumption that the
Brahma alphabet was used from the beginning, not for Pra-
krit, but for Sanskrit, and this is made more than probably
by the occurrence of the initial Ai } Au and Ah in the Mahä-
bodhi Ctaya alphabet of the masons, as well as by the arrange-
ment of its letters on phonetic principles, see above p. 31,
likewise by the numerous indications that the alphabet was
elaborated by phoneticists or grammarians or by Brahman
schoolmen.
Short straight strokes marking the additional mäträ, are
added (originally on the left 2 ) to the vowel-signs for A and U
in order to produce the long vowels A (No 1, Col. VI) and U
(No 6, Col. VI, 4). In long / an additional dot appears instead
of the stroke which would not have agreed with the character
of the sign. 8
Added to vowel-signs (originally on the right), short strokes
indicate a change of the quality of the sound. This is the way
in which 0, 4 No 6, Col. VI, 6—7, has been formed out of U,
and in the second sign (Col. VI, 7), the stroke Stands in its
1 See e. g. Epigr. Ind. II, p. 208, Mathura Inscr., New Ser., No 27, Dr. Fleet's
Gupta Inscr., Nos 3, 6, 11, etc., Dr. Hoemle’s Bower MS. passim. In tlie
first mentioned inscription the m of siddham is not mach more than a
triangle, in the Gupta inscriptions and the Bower MS. m is regularly XL-
2 In the actually existing signs they appear on the right, because the
signs were turned on the change in the direction of the writing.
3 Dots appear for short horizontal bars also in other cases, e. g. in the
hyphens at the end of verses, which offen look like, and have been
misread, as Visargas. Vice versa small horizontal strokes are substituted
for dots e. g. in the letter i, which in the inscriptions of the Nasik and
Karle caves sometimes of three short horizontal bars.
4 The sign -H-, which is sometimes given for O in palaeographic works,
does not exist.
*
■
Indian Stndies. No. III. 73
original position, because the letter (Jaugada form) bas not
been turned round. The AI (No 16, Col. VI, 2, upper row)
appears to have been derived from E in the same manner, but
the letter has been turned from the right to the left, The
sounds u and o, as well as e and cd, appear to a Hindu and to
a Sanskritist closelv connected, because in numberless cases o
is the Guna or representative of u in strong fornis, and because
e and ai both appear in the strong forms of roots with i and in
derivatives from nouns with i and e. These phonetic or gram-
matical affinities no doubt influenced the formation of the signs.
Added to signs for consonants, either on the right or
aeross the top. a straight stroke likewise denotes a change of
quality viz. tliat the sign expresses the corresponding sound of
a different dass or Varga. The stroke has its original position
in the Bhattiprolu Ja (No 12, Col. VI), which has not been
turned round. It appears on the left in the palatal »1a, 1 because
this has been turned. Its position is again the original one in
the guttural ha (No 14, Col. VI, 2), where the foot of the na
has also been modified. Finally in na (No 14, Col. VI, 3) the
bar goes aeross the vertical. The peculiarities of the last two
letters are probably due to a desire to avoid collisions with nä.
Aspiration is expressed by the addition of a. curve in the
Bhattiprolu gha (No 3, Col. VI), and the ordinary Brahma signs
for dha (No 4, Col. VI, 4), pha (No 17, Col. VI) and cha (No 18,
Col. VI, 1—2) are derived in the same manner from da, pa and
ca. In the sign for cha both ends of the curve have been con
nected with the vertical line of ca. There are numerous in-
stances, like that given in Col. VI, 1, in which a difference
between the two halves of this letter is clearlv discernible, and
the one half is angular, the other round. These, I think, are the
older forms. The second sign for cha (Col. VI, 2) which consists
of a circle bisected by a vertical line is in my opinion cursive.
In the two signs for hha (No 2, Col. VI) and for jha
(No 7, Col. VI) an angle or hook serves the same purpose as
the curve of the other four aspirates, and in both cases the
original sign is mutilated in Order to make the new form less
cumbersome. The ha has lost its base line and the ja its two
1 See above the remarks under So 14, j>. 63.
74
V. Abhandlung: Buhler.
bars. It seems not improbable, as bas already been suggested
by others, tbat the angle or book of aspiration may be a cur-
sive development from the letter ha.
In tbe lingual la, derived from the round da (No 4,
Col. VI, 5) a small semicircle 1 has been added to the foot of the
original sign in Order to indicate the change of the phonetic
value. Here also, I believe, we may recognise the influence
of the grammarians or phoneticists. . For the sounds da and la
are frequently interchanged in the same word. Thus we find
already in the Vedas regularly a la for a da between two
vowels, as in ile for ule. In the later Sanskrit and in the Pra-
krits there are numerous variants like nädi and nält, nädikera
and nälikera and so forth, where it is often difficult to decide,
which is the original form. As the principle, on which the ordi-
nary la has been formed, differs from the more general one,
applied in the case of the Bhattiprolu letter, I consider it to be
of later origin.
C. The Medial Voioels.
Hitherto two Systems for the notation of the medial vo
wels have become known, that of the Edicts and all the later
Sanskrit and Prakrit inscriptions and that of Bhattiprolu. The
first, which is by far the older one, shows clearly the intluence
of the grammarians and their ingenuity. As the vowel, ex-
pressed in the beginning of words by the representative of the
Semitic Aleph, occurs in Sanskrit nearly as frequently as all the
other vowels taken together, 2 it was not expressed by any sign,
but considered to be inherent in all signs for consonants. This
device fully agrees with the System of nearly all the phonetic
and grammatical treatises, which, as Professor Max Müller has
shown so clearly, do not refer to written letters but only to
sounds. 3 They almost invariably speak of the kakära, gakära
1 Possibly a sign which occurs in Jaugada and in the Pillar Edicts d >■ e -
da with a dot at the foot, may have the same value, as it is used in
words which have double forms with da and la or la e. g. dudi or duti,
edaka or elaka, Coda and Cola.
2 See Professor Whitney’s calculations in his Sanskrit Grammar, p. 73
(second edition).
3 History Anc. Sansk. Lit., p. 507 ff. This assertion has been liotly con-
tested by Professor Goldstücker in his Introduction to the Mänava Kalpa
ludian Stndies. No. III.
75
and so forth. The commentators no doubt are right, when they
assert, that the vowel has been added in Order to make the
pronunciation of the consonants possible, and the vowel a was
selected for this pnrpose on account of the frequency of its
occurrence. It seerns impossible to assume that there is no
connexion between the two facts, and, as the grammarians
base their theories on spoken words not on written texts, I
think that they are the men who also in this case influenced
the formation of the Brahma alphabet.
As regards the other vowels, medial ä is expressed by
placing to the right of the consonant the same short horizontal
stroke, 1 used for the differentiation of the initial A from A, ap-
parently because the other portion, the short a, is already
contained in the consonant. The remaining ones are expressed
by the signs for the initial vowels or by modifications thereof,
placed above or below the consonants; a very clear case is that
of the medial o in the syllable ko, 2 given in two forms under
No 4, Col. VI, 8—9. If the k, i. e. the portion of the sign
below the second bar, is removed, there remains in the eighth
sign a minute initial o of the type in Col. VI, 6, and in the
ninth one of the type in Col, VI, 7. Now in the Jaugada
Version of the Rock Edicts, where the initial 0 has the top bar
to the right, the same is invariably the case with the medial o.
It, therefore, would seem that the writer was perfectly aware
of the connection of the two signs. Bnt, in Asoka’s time this
Sütra, p. 13 ff. Bnt Professor Kielhorn, who has studied the Vyäkarana
during so many years, informs me that he does not know of a single
passage even in the Bhäsya, which indicates with certainty, that a
written text of Pänini’s grammar is referred to, or where the technical
terms of the grammarians and their theoretical speculations refer to
written signs. It seems, therefore, to be a fact that the grammatical and
phonetic researches were begun either before the introduction of writ-
ing or independently of writing, and that even those ancient authors,
who like Pänini, mention alphabets and clerks, continued to work on in
the old manner.
1 Originally the stroke, of course, stood on the left, and it is found in
this position on the Eran coin, where the letters run from the right to
the left.
2 Compare also the go in mago. Girnär, Ed. I. 1. 11, where a well formed
0 Stands above ga.
76
V. Abhandlung: Buhler.
feeling was flying- out. For in Girnär, where the initial 0 with
tlie top-bar to the lef't alone is used, the medial o is made
in both ways, and in the second part of the Delhi Pillar Edict
VII, 2, 1. 2 we have once the cursive medial o in nigohäni, where
both strokes are placed on the same level above the consonant.
Equally clear is the case of the medial u, whicb is the
initial 17, put below the consonant. This is distinctly recognis-
able in the sign dhu (No 6, Col. VI, 2) which occurs repeat-
edly in the Killst version. Cursively it assumes the form, given
in Col. VT, 3) or of p, with the omission eitber of the vertical
stroke 1 or of the horizontal bar at the end. On the same cursive
principle n is expressed by two strokes, placed eitber horizont-
ally at the side of the consonant (No 6, Col. VI, 5) or below the
consonant, where tliey frequently form an acute angle but are
also placed parallel side by side. These facts seem to indicate
that Asoka’s clerks had lost the reinembrance of the origin of
the signs for medial u and ü, and that tbey considered the old
forms, which they occasionally used, merely as permissible va-
riants without any special signiticance. In later inscriptions,
however, reminiscences of the origin of the subscript ü are
found. Thus in the ancient Säradä characters of the Baijnäth
Prasasti and elsewhere jm is expressed by 'g L .
As regards the medial i, the small angle to the left of
the top of the consonant by which it is marked, seems to be
the result of a connexion of the three dots of the initial wovel
by means of two lines, see the ki No 16, Col. VI, 4—5, lower
row. As long as the Brahma alpbabet was written from the
right to the left, the f-strokes, as well as all other vowel signs
of course stood to the left of the consonant. In the Kälsi Ver
sion, Ed. XIII, 2, 1. 10, tliere are two signs, at the end of the
words anuvidhiyamti and anuvidhiyisamti, where the vowel
has this position. They look like A, because the vowel strokes
have been added to the middle of the consonant. A better
formed ti with the vowel on the left occurs in Allahäbäd,
Ed. I (end). The medial l does not seem to be connected with
the initial /, but to have been formed by the addition of the
1 It may be noted that subscript consonants are frequently mutilated in
the same manner. Thus the subscript va regularly loses in Girnär its
vertical. The full forms of dhu occur e. g. in Kälsi, Edict III, 1. 8 (twice).
ludian Studie». No. UI.
77
straight stroke, denoting also in other cases the lengthening of
vowels, which for convenience’s sake in tkis case was made
vertical. Cursively the angle of medial i is converted in Girnar
into a shallow curve and medial * is expressed by a curve
bisected by a vertical stroke.
The sign for medial e, a straight or slanting line to the
left of the consonant, I take to be the remnant of a triangulär
initial E, the outlines of whicli have been indicated by dots
in the ke, figured under No 16, Col. VI, 1, upper row. I may
add that in the Edicts forms like ^ are occasionally used
for je, where the yowel sign seems to consist not of a line,
but of a liook put on the top of the letter. Such forms are
perhaps ancient survivals, dating from a time when the vowel
was represented by an angle, to which the triangle probably
was reduced in the first instance. The position of the
e-stroke is abnormal, as it Stands to the left of, or before, the
letter, after which it is pronounced. The cause is no doubt,
that, if it bad been placed to the right, it would have been
undistinguishable from medial long ä.
In accordance with the form of the initial Ai, consisting
of e and a horizontal bar to the left of the top, the medial ai
is expressed by two bars to the left of the consonant, see the
syllable thai from the Girnar Version, given under No 16,
Col. VI, 3, upper row.
The absence of a medial vowel between two consonants
is expressed by the formation of a ligature, in which ordiuarily
the second consonant or its most essential portion is attached
to the foot of the first. In the Girnar and Siddäpur versions
however, the ligatures sta, tpa, vya 1 as well as those contain-
ing a ra, like tra, pra and vra show the inverse Order and
are speit tsa, pta, yva, rta and so fortli, while all the others
like sta, mha etc. are formed regularly. Moreover in the words
brähmana (Girnar) and drahyitamyam (Siddäpur, I, 1. 9) the
first vertical of ha and the two vertical strokes of da have
been converted into wavy ra.-lines. These irregularities are no
1 At least in vymhjanato, Ed. III, 1. 6. The cases of the passive future
participles in tayva are doubtful, as tliey may have been pronounced as
tliey are written, compare Pali mayham and so fortli. The Siddäpur
Version has tavya in draliyitavyam.
78
V. Abhandlung: Bühl er.
doubt due to an artistic feeling and the desire of the clerks to
produce regulär, shapely signs. The formation of the conson-
ants with medial vowels furnish analogies. Properly all the
vowels ouglit to stand to the right of the foot of the consonants.
If the majority is nevertheless placed at the top, that has heen
done merely for the sake of convenience. Later inscriptions
also furnish a few isolated eases of an inversion of the Order
of the elements of ligatures. Thus the name of Castana’s fa-
ther is speit on the coins Ysamotika instead of Syamotika.
The cause of the formation of ligatures in Order to ex
press the ahsence of vowels must again be sought for in the
influence of the Sanskrit phoneticists on the development of
the Brahma alphabet. The Prätisäkhyas and the later works
on phonetics and grammar all use the expression samyuktä-
ksara "a conjunct syllable” for groups like kta, kra and so
forth. The comhination of the signs in writing looks very
much like a practical illustration of the meaning of the term.
The manner in which the absence of a vowel after a final
consonant was probably expressed, has been stated in the re-
marks on the Anusvära, above p. 71 f.
The Bhattiprolu System of vowel-notation differs from the
oi'dinary one merely by marking the short a by the bar, which
denotes ä in the Edicts, and the long ä by the same bar plus
a vertical or slanting stroke, hanging down from it, e. g.
na and _t na. This System, according to which the conso
nants liave no inherent a, seems to have been invented in
Order to avoid the necessity of forming the ligatures, which
make the ordinary Brahma alphabet cumbersome and diflicult
to read in its later developments, and in Order to express final
consonants more conveniently. I believe it, therefore, to be of
later origin, especially as the otlier Bhattiprolu vowel-signs do
not differ from the ordinary ones. The invention must, of course,
have been made for writing Sanskrit, as the Prakrits have
few groups of dissimilar medial consonants and no final ones.
To sum up—the forthy six letters 1 of the ordinary Brah
ma alphabet, as well as the variants of the Bhattiprolu inscrip-
1 Though my Table contains only forty four letters, the existence of the
missing au and (a)h, in Asoka’s times is vouched for by Sir A. Cunning-
■
Indian Studies. No. III.
79
tions, contain representatives of, and derivatives from, all tlie
twenty two Semitic characters, viz:—
Derivatives
ä (initial and medial)
bha
gh (Bhattiprolu)
dha
da, da
la
Semitic
letters
Äleph
Beth
Gimel
Daleth
He '
Waw
Zain
Cheth
Theth
Yod
Kaph
Lamed
Mem
Nun
Samech
Ain
Phe
Tsade
Qoph
Resh
Shin
Taw
With the exception of the signs for the sibilants Sa and
sa-sa, which in consequence of modifications, introduced, it
liam’s Statements regarding the letters on the pillars at Mahäbodhi Gayä,
see above p. 30. With respect to au, it may be noted, that the forme
of the signs in tlie Gupta and Pallava inscriptions, as well as those in
the Bower MS., leave no doubt that it was derived from o by the ad-
dition of a bar to the left of the vertical. Regarding the origin of the
Visarga I am not able to suggest anything.
Brahma letters
a (initial)
ba
ga
dha
ha
va
>
glia
iha
ya
ka
la
ma
na
s (Bhattiprolu)
e (initial)
pa
ca
kha
ra
Sa
ta
u | ^ (initial and medial)
jha
tha, ta
l (Bhattiprolu)
iri (Anusvära)
na
na
sa
sa
(e (medial) ai (init. & med.)
[i, l (initial & medial)
pha
cha
«
80
V. Abhandlung: Kühler.
would seem, independently by the Hindus, 1 resemble later Aramaic
characters, the Brahma letters closely agree witli or are most
easily derivable from the old types of the North-Semitic al-
phabet. And the Brahma initial vowels A and E as well as
the consonants kha, ga, gha, tha, dha, ba and va point to par-
ticnlarly archaic prototypes, wliile ha and ta appear to be con
nected witli somewhat modified forms. It would, therefore, seem
that the Semitic alphabet became- known to the Hindus at a
period when the angle of its Aleph opened wide and the ver-
tical crossbar protruded about equally on tlie two sides, when
the top of Befh was still closed, when ga consisted of an angle
open below, when Daletli had not yet developed a tail, when
Waw consisted of a semicircular head with a vertical depending
from the middle, when Cheth had three bars, when Theth and
Ain were quite or nearly circular and Qoph had a round head
with a vertical hanging down from it, but when the simplified
He consisting only of three strokes had been developed and
the left half of the original crossbar of Taw had nearly or
quite disappeared.
According to the dates of the Semitic inscriptions, which
can come into question, those of Mesa’s stone and the Assyrian
weights, this period must fall somewhere between circiter 890
and 750 B. C., probably more towards the lower than the re-
moter of the two limits. Hence the terminus a guo for the
introduction of the prototypes of the Brahma letters lies between
the beginning of the ninth Century and the middle of the
eighth, or about 800 B. C. And it seems to me that some fur-
ther considerations make it probable that their actual impor-
tation took place at this early time.
As the Brahma ha goes back to a form of He, which is
not found in any Phoenician alphabet, but occurs on the As
syrian weights, where also a Taw very similar to the Brahma
ta is found, the conjecture seems not altogether improbable
that the Semitic alphabet may have come to India through
Mesopotamia. And it would agree with such an assumption
that passages in ancient Indian works prove the early exist-
ence of a navigation of the Indian Ocean and the somewhat
1 See the remarks made above p. 64 under No 15 and p. 68 under No 21.
Indian Stndies. No. III.
81
later occurrence of trading voyages, undertaken by Hindu mer-
chants to the shores of the Persian Gulf and its rivers.
The now well known Bäveru Jätaka, 1 to which Professor
Minayeff first drew attention, narrates that Hindu merchants
exported peacocks to Bäveru. The identification of Bäveru
with Babiru or Babylon is not doubtful, and according to what
has been said, above p. 15 ff., regarding the age of the mate-
rials of the Jätakas, the story indicates that the Yäniäs of
Western India undertook trading voyages to the shores of the
Persian Gulf and of its rivers in the fifth, perhaps even in the
sixth Century B. C., just as in our days. This trade very pro-
bably existed already in much earlier times. For the Jätakas
contain several other stories, describing voyages to distant
lands and perilous adventures by sea, in which the names
of the very ancient Western ports of Sürpäraka-Supärä and
Bharukacha-Broach are occasionally mentioned. References to
sea-voyages are also found in two of the most ancient Dhar-
masütras. Baudhäyana, 2 Dh. S. II, 2, 2, forbids them to the
orthodox Brahmans and prescribes a severe penance for a
transgression of the prohibition. But he admits, Dh. S. I, 2,4,
that such transgressions were common among the "Northern-
ers’’, or strictly speaking the Aryans, living north of the
author’s home, the Dravidian districts. The other forbidden
practices, mentioned in the same Sütra as customary among
the Northerners, such as the traffic in wool and in animals with
two rows of teeth, (horses, mules, etc.), leave no doubt that the
inhabitants of Western and Northwestern India are meant.
It follows as a matter of course that their trade was carried
on with Western Asia. The same author, Dh. S. I. 18. 14 and
Gautama, X. 33 fix also the duties, payable by shipowners to
the läng. Even from still earlier times there is the story of
a shipwreck, the scene of which must have been the Indian
1 No 339, see Fausböll, Jätakas, Vol. III, p. 126 ff. It has been trans-
lated by Professor Rhys Davids in the Babylonian and Oriental Record,
Vol. in, p. 7 ff.
2 Sacred Books of the East, Vol. XIV, pp. 146, 200, 217. Later Smrtis e. g.
Manu VIII, 157, give rules regarding marine insurance and other matters
referring to sea-borne trade. Moreover, Manu III, 156 declares a Brahman,
who has gone to sea, to be unworthy of entertainment at a Sräddha.
Sitzuugsber. d. phil.-bist. CI. CXXXII. Bd. 5. Abb. 6
82
V. Abhandlung: Buhler.
Ocean. Numerous hymns of the ligveda mention the mighty
deed of the twin brethren, the Asvins, who saved Bhujyu, the
son of Tugra, from the sea, "where, as one account says, 1
there is no support, no rest for the foot or the liand, after
he liad ascended the hundred-oared galley,” of the two deities.
The later Vedic literature contains also a few evidently
Semitic legends, among whicli that of the Deluge and Manu’s
preservation in a ship, built by the advice of a miraculous
fish, is the most noteworthy, 2 and it is possible, that tliey may
have been brought over from Mesopotamia by the early Ind
ian navigators and traders. But this is of course a mere pos-
sibility, and other explanations of their occurrence in the Brah-
manical literature may be and have been, suggested. The pas-
sages, adduced above, are liowever snfficient to prove that the
Indo-Aryans began to navigate the Indian Ocean in very re-
mote times, and it is, therefore, quite imaginable that they
themselves imported the Semitic letters from Mesopotamia.
Between this importation and the complete elaboration of
the Brahma alphabet there lay, however, in all probability a
prolonged period. This, I think, appears from the following
considerations. One of the undeniable results of the pre-
ceeding enqniry is that the Brahma alphabet must be con-
sidered the work of Brahmans, acquainted with phonetic and
grammatical theories. The Pandit’s hand is clearly visible in
the arrangement of the letters, used by Asoka’s masons at
Mahäbodhi Gayä, according to their organic value as vowels,
diphthongs, nasalised vowel, vowel with the Spirant, gutturals,
palatals and linguals. 3 And it is also visible at a much earlier
stage, in the very formation of the alphabet. Nobody but a
1 R. V. I, 116. 5, see also the larger St. Petersburg Dictionary sub voce
Bhujyu, and Prof. Oldenberg, Vedische Religion, p. 214. I quite agree
with Professor Oldenberg regarding the Interpretation of the myth, but
I would not venture to infer from the deeds of the Asvins and of their
Greek representatives, the Dioskouroi, that the Indo-European race ori-
ginally dwelt near the sea.
2 I am glad to see that Professor Oldenberg, Vedische Religion, p. 276,
also declares this myth to be borrowed from a Semitic source, in spite
of Prof. M. Müller’s and Prof. Lindner’s attempts to make it an Indo-
Aryan invention.
8 See above p. 30.
Indian Studies. No. III.
83
grammarian or phoneticist would have thought of deriving five
nasals, one for each dass of the Indian consonants, from the two
Semitic prototypes and of inventing in addition a sign to denote
the nasalisation of vowels, the Anusvära, or of forming two
spirants, ha and the Visarga. Nobody but a Sanskrit grammar
ian would express the initial U by half the sign for va, 1 and
the phonetically very different, but etymologically allied sa
and sa by modifications of one sign, or derive the initial 0 from
U, I from E 2 and la from da. 3 And only a grammarian would
invent the peculiar System of notation for medial vowels,
whicli omits the short a, and express long ä by adding to the
consonants the mark, used for differentiating A from A, and the
remaining medial vowels by combinations of the initial vowel-
signs, or of modifications thereof, with the consonants. This
is so complicated and so highly artificial that only a Brahman’s
or Pandit’s ingenuity can have worlced it out.
Tliere are also very good reasons for alleging that an Ind
ian alphabet, elaborated by traders or other men of business,
clerks and accountants, would never have possessed a single
medial vowel. For until a very recent period, within the last fifty
years, the Indian traders never used any medial vowels in their
books or in their correspondence. Almost every child in Gujarät
knows the story of the letter, 4 sent by a Vänio to his relatives,
which caused great grief and lamentation owing to the want of
the vowel signs. The letter, it is said, contained the following pas-
sage: ^ ^fiZ W II 0n seeing it, the reci-
pients at once began to lament loudly. They interpreted it to
mean:—^TT^T ^ % "Uncle died to-
day and aunt beats her breast.” A sympathising neighbour
inquired for the cause of the wailing. On being shown the
letter, he remarked that the outside did not bear the usual
superscription of announcements of deaths, viz. "Strip and
1 See above p. 71.
2 See above p. 72 f.
8 See above p. 74.
4 The story is a regulär Indian "Joe Miller”, and is commonly told by
the masters to tlie sehoolboys. Dr. G. A. Grierson informs me that a
similar story is current in the Bengal Precidency.
6*
84
Y. Abhandlung: Büliler.
read”/ and lie suggested that the missive might he read:—•
cfite % "Uncle has gone to Aj-
mlr and annt is at Kot.” On further encjuiry this proved to
he correct.
The progress of vernacular education and the action of
the English lawcourts and of the native princes has of late
changed these habits of the mercantile classes. As the law
courts refuse to take ledgers written without vowel-signs as
legal evidence, as the native princes follow suit/ and as the
schools now teach composition, the Yäniäs and accountants write
at present more frequently in the same manner as the Brah-
mans do and liave done always and almost without exception. 3
With such propensities prevailing among the husiness
people of modern times, it is difficult to believe that those be-
longing to a very remote antiquity would have acted differently
and would have framed for their writing a vowel-system whicli
tlieir descendants discarded. Nevertheless—though the Brah-
man sclioolmen undoubtedly have framed the Brahma alpha-
bet,—the introduction of its elements, the Semitic signs, into
India is presumably due to the' merchant dass. For the Vä-
niäs naturally came most into contact with foreign nations.
Moreover, they were the men who most urgently waiited a
means for perpetuating the record of their daily transactions,
while the Brahmans possessed since very early times the Sys
tem of oral instruction for preserving their literary composi-
1 A Hindu becomes impure on liearing of the deatii of a relative and is
obliged to throw away the clotlies, which lie wears when tlie news of
such an event comes. In Order to obviate unnecessary loss, the announ-
cements of deaths bear on the outside the words, given above.
2 In 1875 Mahäräja Banbtrsingh of Kasmtr told me that he liad weaned
his elerks from the bad habit of writing their Takkari or Dogrä cha-
racters without vowels by refusing to pass accounts written in this
manner.
3 I have seen one Gujaräti inseription without vowels, which may be due
to a Brahman. It is incised on tlie right liand gate post of the temple
of Dharanldhar at Deliemä in Northwestern Gujarat and omitting the
date, runs thus: «T UiW «T »f ^7^ || Its meaning
was interpreted to me, as follows:
TT^Tt ?T^T "The Musalman army came and the Bao of Yav was
defeated.”
Indian Stndies. No. III.
85
tions and for teacliing them to their pupils, to whicli they have
always adhered. Traces of the existence of this System are
found, as Professor Max Müller has already pointed out, even
in the Rgveda, in the famous Frog-hymn, R. V., VII, 103,
5, where it is said of the bull-frogs, that the one imitates the
cry of the other, "just as a pupil repeats the words of his
teacher”. Its full development, which is found in the later
Vedic works, both the Brähmanas and the Vedängas and has
heen described repeatedly, 1 must certainly be as early as
the period when the Semitic letters can have been imported,
or even more ancient. With this System the Brahmans can-
not have feit the necessity for writing so strongly as the men
of business, and it is also for this reason improbable that they
should have been the first Hindus who practised writing. Nay,
it may be even doubted whether they cared to undertake the
adaptation of the foreign invention very soon after it had be-
come known to the mercantile dass.
Further, when they undertook it, the evolution of the 46
signs of the Brähml lipi from the 22 Semitic characters cannot
have been accomplished very quickly. The evidence of the
Bhattiprolu alphabet shows that in the case of several letters
more attempts than one were made, and the alphabet of the
Edicts, the ordinary Brähml lipi, likewise bears witness that
the signs were invented gradually. As has been pointed out
above, the dental dha yielded, by a slight transposition of one
of its lines, the dental da, from this the lingual da was derived
by the omission of the lower vertical stroke, and from the
lingual da came, by the addition of a curve, the lingual dha,
as well as, by the addition of the semicircle, the lingual la.
The series of the derivatives from va, from the dental tha,
the dental na, the Bhattiprolu s and from the initial E are
similarly complicated. It is incredible that in these cases the
whole series of derivatives should have been invented at one
time or even in quick succession, though no doubt the Brah
mans had their System of phonetics, based on spoken works,
to guide them and to help them on.
1 M. Müller, History of Ancient Sanskrit Literature, p. 503 ff., compare also
A. Weber, Indische Studien, X, p. 128 ff.
86
V. Abhandlung: Bühler.
It would tlius seem that a not inconsiderable interval must
lie between the first importation of the Semitic letters and the
complete elaboration of the Brahma alphabet. First the im-
ported characters remained in the liands of the traders and
the men of business, dui'ing which period, as perhaps may be
inferred from the treatment of the Arabic letters during the
Mahommedan period, none or very slight modifications were
introduced. Next came the transference of the foreign invention
to the Brahmans and finally its adaptation to the wants of the
Sanskrit language.
These considerations certainly show that the introduction
of the Semitic letters must fall centuries before the period when
the Brahma alphabet was in general use, i. e. 500 B. C. or
thereabouts. And they thus confirm the approximate dato,
deduced above from the age of the Semitic signs, which ap-
pear to have been the prototypes of the Indian modifications.
Finally, the fact that the Brahma alphabet is the work
of the Brahmans has also, it seems to me, a certain bearing
on the vexed question whether in ancient times writing was
used for literary purposes. I believe that it enables us to
answer this question in the affirmative, of course with certain
reservations. For the Brahmans, though often considered mere
dreamers, are in reality very practical people, who, as far as
my observation goes, do not take trouble with anything that
does not serve their purposes. As they adapted the Semitic
letters to the wants of their sacred language in a very thorough
manner, I consider it certain that they also utilised their in
vention at once for their special aims, the cultivation of learn-
ing, and that they committed at least their scientific composi-
tions to writing. It is not necessary, nor even probable, that
in early times the MSS. were used otherwise than esoterically,
as auxiliaries for composition and for the preservation of the
texts, much in the manner suggested by Geheimrath von Böht-
lingk, Professor Whitney and Dr. Burnell. 1
Their Mantras and other sacred compositions may have
remained unwritten somewhat longer. That is no more than
might be expected, as the Brahmans had a great interest in
1 See South-Indian Palaeography, p. 10.
Indian Studies. No. III.
87
keeping their "great medicine" secret. And there are also
several indications to this effect, such as the imprecations
against copyists of the Veda and the general feeling, even
among the heterodox sectarians, that sacred hooks ought to be
preserved only orally.
The Bauddhas and Jainas give expression to this feeling
hy asserting that their sacred hooks were written only many
centuries after their composition. But it may he doubted,
whether their dates are always quite correct. The occurrence
of a petaki (literally "a Pitaka-possessor”) a monk who knows
one or more Pitakas (see above p. 17), certainly proves that the
Buddhist scriptures were written, when the Bharahut Stupa was
huilt. Pitaka is only 'a box’ and corresponds to the modern
däiado of cardboard or wood in which the Jainas usually keep
the MSS. of their parish hbraries. As soon as the Buddhists
divided their scriptures into Pitakas, they must of course
have heen written. If, as I believe, the inscription of the
petaki, which shows the same characters as the Edicts, be-
longs approximately to the same time as the latter, the tra-
ditional date of the Buddhists, who say that their Canon was
first committed to writing about 80 B. C., must be considerably
wrong. The oldest MSS., actually found, are probahly the
birch bark leaves, inscribed with Kharosthi letters, from the
topes of the Panjab. 1 Next comes the Bower MSS. with the
characters of the oldest Gupta inscriptions, then follow the
Horiuzi palmleaf, the Bakhshali MS., the Cambridge Collection
from Nepal and the Bombay Collections of Jaina MSS. Older
documents than are accessible at present, both on birchbark
or palmleaves and on stone or metal, will no doubt be found,
as soon as the old historical sites of India are excavated in a
thorough and rational manner.
1 One small fragment with the letters mi, dha and ya (?) is figured in
H. H. Wilson’s Ariana Antiqua, Plate III, No 11.
V. Abhandlung: Büliler.
Additional Note.
While this Essay is going through the press, the fifth
number of Journal Asiatique of 1894 has appeared, which con-
tains M. Senart’s reproductions of, and remarks on, Col. Deane’s
new inscriptions from the northwestern corner of the Panjab.
In the course of his discussion of these important, but hitherto
unintelligible documents M. Senart offers (p. 346 ff. note) the
Suggestion that the Bhattiprolu alphabet may be connected with
that of the new inscriptions and that the caskets may have been
manufactured in the North and later transported to Southern
India. He finds that Col. Deane’s inscriptions offer in addition
to signs, seemingly identical with letters of the Brähmi lipi of
the Edicts, a sign similar to the m of the caskets and another,
resembling the Bhattiprolu letter which I read s (Table No 15,
Col. V). Further, he proposes to restore in Bh. VI the words,
preceding räjä Khubiralco and rendered in my transcript by
sa-i[sa] puto either to sahisa puto or sapisa puto, and he de-
cides in favour of the second restoration, because the first
gives no sense. Sahi, he thinks, might be the same as
the Kusana sähi and show that Khubiralco was of foreign descent.
Moreover, Khubiralco, speit in No IX Kubirako, which I have
explained by the Sanskrit Kubera, seeins to him of foreign
origin on account of the vacillation in the spelling, and he sug-
gests a possible connexion with a Tm-kish name like Khubilai.
M. Senart puts forward his conjectures with all due re-
serve and expressly says that he wishes them to be taken for
nothing more than suggestions of possibilities. Nevertheless, I
believe it to be advisable, both on account of the importance
of the points discussed for my views and on account of the
great respect, in which M. Senart’s utterances are most de-
servedly held by all Indian epigraphists, that I should state at
once the reasons which prevent my admitting even the possi-
bility of the new theory, and which induce me to believe that
the Bhattiprolu alphabet is indeed a Southern script.
First, it seems to me extremely hazardous to attach any
importance to the resemblance of signs of unknown value to
Indian Studies. No. III.
89
those of known alpliabets, if the number of the similar signs
is small and the comparison does not lead to any definite
result for the Interpretation of the documents in which the
unknown signs occur. If such a method were admissible, one
might with even greater plausibility declare the new finds to
be intimately connected with the Turkish inscriptions of Si-
beria. The Orkhon and Jenissei alpliabets, given by Professor
Thomsen (Les Inscriptions d’Orkhon dechiffrees, I, p. 9) con-
tain both the signs, referred to by M. Senart, (the one denoting
b 2 and the other z) as well as upwards of a dozen others,
found in Col. Deane’s new inscriptions.
Secondly, I believe it to be not necessary, as M. Senart
does, to restore the name of king Khubiraka’s father as Sahisa
or, according to my System of transcription, Sahisa. The rem-
nant of the second letter consists of a straight stroke, abont
half an incli long, with an i-hook at the top and this Stands
according to the impression above a large and deep abrasion,
which extends to the next letter on the right. The mutilated
sign may, therefore, have been, as M. Senart suggests, a h or
a p, or also a t or a r. The restoration Sa[pi]sa, which
according to M. Senart yields no known name, seems to me
by no means impossible, as the Aitareya Brähmana öfters the
N. Pr. Sarpi. Further, the reading Sa[tjisa would lead us to the
name Sati, the equivalent of Sakti, which occurs in the earliest
Andhra inscription. Even Sari wonld yield a possible form,
as it might be the representative of Sanskrit Säri, a well
know male name. Hence there is no necessity for the re
storation Sahi, which, it seems to me, could in no way be
connected with the terin Sähi of the Kusana inscriptions. For
sähi is a title and the context of the Bhattiprolu inscription
No VI, Sa.isa puto räjä Khubhirako, requires a proper name
before 'puto.
Thirdly, I am unable to share M. Senart’s misgivings
abont the royal name Kubiraka or Khubiraka, and I do not
believe that the vacillation in the spelling need deter us from
declaring it to be identical with the Sanskrit Kubera. In Pali
aspirates occur frequently for unaspirated letters even in well
known names of divine beings, as in Eräpatha for Erävata
(Airävata) and in Khandha for Shanda. And the change is
90
V. Abhandlung: Buhler. Indian Studies. No. III.
particularly natural in a Prakrit inscription from Southern
India, where the Dravidian Yernaculars possess no aspirates
and the Aryan immigrants have lost, prohably in early times,
the feeling for the difference between aspirated and unaspirated
letters. The Sanskrit inscriptions of the Pallavas and other
Southern dynasties otFer also Apastambha for Apastamba. Those
who have used MSS. in Dravidian characters, will also be aware
that such documents are by. no means regulär in the use of
the two classes of letters. Nor are analogies wanting for the
Substitution of i and l for e before single consonants, the Pali
olfers pavlnati for pavenati and pahinaya for pahenaya (see
E. Müller, Simplified Pali* Grammar, p. 12). Thus I think, we
can get on very well witliout the help of the Turkish Khubilai
Khan, and we may perhaps see in the variant Khubiraka for
Kubiraka an indication that the inscriptions are really of
Southern origin.
But my chief argument for the latter assertion is that
their letters show a number of forms, only found in the early
inscriptions from Southern and Western India, viz the an
gular A and A (see above p. 35), the kli consisting of a verti-
cal with a curve at the top (see above p. 36), the äh facing
the right (see above p. 37), the m with an angle attached to
the circle (see above p. 36) and the s with the straight side-
limb (see above p. 36).
In conclusion I must call attention to a very ingenious
and convincing restoration, offered by M. Senart for Bhattiprolu
IX, where he proposes to read tena samayena (samayena) yena
Kubirako räjä amsi or asi (amsi-asi) instead of tena kama yena
k. r. amki, and to take the last word as an equivalent of Pali
asi, Sanskrit äslt. The sense, which M. Senart’s reading gives,
is much better tlian that of my tränscription, and samayena
and asi may be what the mason really incised. For the im-
pression shows a large and deep abrasion at the foot of the
first sign, which may have been sa or ka, the apparent dot
after a is irregulär in shape and may be due to an accidental
flaw in the stone, and there are some deep scratches at the foot
of the last sign, which again malte the reading si quite possible.
Comparative Table of Alphabets.
Asoka, Bhattiprolu and cognate Inscriptions
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Table of Contents.
1. Former derivations of the Brähml lipi pp. 1—5.
II. Literary evidence for the antiquity of writing,
from the Väsistha Dharmasütra p. 6,
from the Jätakas and the Vinayapitaka pp. 7—21,
from the Lalitavistara and the Jaina Agamas, pp. 22—37.
III. Palaeographic evidence for the antiquity of the Brähml lipi,
from the Asoka Edicts, pp. 38—41,
from the legend of the Eran coin, ruuning from the right to the left,
pp. 42—43,
from the Bhattiprolu alphabet, pp. 43—45,
from the legend of the Taxila coins, pp. 44—51.
IV. The derivation of the Brahma letters from the most ancient North-
Semitic signs.
General principles pp. öl—54.
The borrowed signs, pp. 54—69.
The derivative cousonants and initial vowels, pp. 69'—74.
The medial vowels, pp. 74—78.
The approximate date of the introduction of the Semitic letters into
India, pp. 79—87.
Additional Note on M. Senarts tlieory regarding the northern origin of the
Bhattiprolu caskets, pp. 88—90.
VI. .Abhandlung: Meyer. Neugriechische Studien. IV.
l
VI.
Neugriechische Studien. IV.
Von
Gustav Meyer,
corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
IV.
Die romanischen Lehnworte im Neugriechischen.
Einleitung.
Unter den romanischen Lehnworten im Wortschätze des
Neugriechischen nehmen die italienischen den breitesten Raum
ein. Seit dem 10. Jahrhundert haben wir Kunde von den leb
haften Handelsbeziehungen italienischer Städte, zuerst Amalfis,
dann besonders Pisas, Genuas und Venedigs, zur Levante, die
früh zu Ilandelscolonien führten und später in eine factisehe
Besitzergreifung ausgedehnter Tlieile des byzantinischen Reiches,
besonders durch die Venezianer, übergingen. Man übersieht diese
Verhältnisse am besten in der vortreff liehen Arbeit von W. IIeyd,
Le colonie commerciali degli Italiani in Oriente nel medio evo.
Venezia e Torino, I. 1866, II. 1868. 1 Zuerst erscheinen die
Amalfitaner in der Mitte des 11. Jahrhunderts in Byzanz. 1112
wird ein Handelsvertrag mit den Pisanern, 1157 mit den Ge
nuesen abgeschlossen. Venezianische Niederlassungen lassen
sich seit dem 10. Jahrhundert nachweisen; seit 1082 haben sie
durch ein Chrysobull ausgedehnte Rechte, besassen ein eigenes
1 Diese Aufsätze sind zuerst deutsch in der Tübinger Zeitschrift für Staats
wissenschaft, XIV ff. (1858) erschienen. Die italienische Uebersetzung
rührt von Professor Gius. Müller in Turin her. Das Werk ist erweitert
in des Verfassers ,Geschichte des Levantehandels im Mittelalter, zwei
Bände, Stuttgart 1879; neue französische Ausgabe (von Kaynaud) ,IIis-
toire du commerce du Levant au Moyen-äge, 2 Bände, Leipzig 1885—8G.
Sitzungsber. d. phil.-bist. CI. CXXXIE. E3d. 6. Abb. 1
2
VT. Abhandlung: Meyer.
Quartier in Pera und durften im ganzen Reiche kaufen und
verkaufen. Hopf in Ersch und Gr über’s Encyklopädie, LXXXY.
151, verzeichnet die Plätze, an denen sie handelten: in Asien
Laodilcea, Antioehia, Mamistra, Adana,, Tarsos, Attalia, Strovi-
los, Chios, Theologos (= Ephesos, später durch Volksetymologie
Altoluogo), Pliokäa; in Europa Dyrrhachion, Valona, Kerkyra,
Bonditza, Metlione, Korone, Nauplia, Korinth, Theben, Athen,
Euböa, Demetrias; Saloniki^ Chrysopolis, Peritheorion, Abydos,
Raedestos, Adrianopel, Apros, Heraklea, Selymbria. Kreta,
Cypern und die Küstenstädte am schwarzen Meere werden
nicht erwähnt, aber sie waren den Venezianern schwerlich ver
sperrt. 1199 wird Anchialos am Pontus genannt. Auf Kreta
und Cypern wird das Privileg 1148 ausgedehnt. Die Pisaner,
welche in den Jahren 1099 und 1103 Raubzüge nach den
ionischen Inseln unternahmen, erhielten 1112 Handelsprivilegien
mit einem eigenen Quartier in Constantinopel; 1157 wurden
Privilegien an die genuesische Colonie in Byzanz ertheilt. 1180
zählt man etwa 60.000 Italiener in Byzanz, meist Venezianer.
1123 wird Rhodos von den Venezianern geplündert und Chios
erobert, von wo aus Lesbos, Samos, Paros und Andros ge-
brandschatzt wurden. 1136 werden Venezianer auf Lemnos
genannt. Der Krieg zwischen Venedig und Byzanz 1171 führte
zur Eroberung von Euböa und zur abermaligen Besetzung von
Chios. Ein neues Chrysobull verbriefte 1199 den Venezianern
freien Handel in allen Theilen des Reiches; die Stationen sind
bei Hopf, a. a. O., S. 174, genannt. 1205 wurden Corfu, der
Südwesten des Peloponnes, Kreta, Andros, Paros, Milos, San-
torin, 1207 Naxos und Smyrna durch die Venezianer erobert;
Andros fiel Marino Dandolo zu, Astypaläa dem Giovanni I.
Quirini, Santorin und Therasia dem Jacopo Barozzi, Anaphe
dem Leonardo Foscolo, Tenos, Mykonos, Skyros, Skiathos, Sko-
pelos, Keos, Seripkos, Amorgos dem Andrea und Geremia Ghisi,
Lemnos dem Filocalo Navigajoso. 1260 erlangt Venedig die
Oberhoheit über Epirus. Die Inseln, welche damals zu Venedig
gehörten, sind die folgenden: Tenedos, Lesbos, Chios, Samos,
Kos, Rhodos, Andros, Tenos, Mykonos, Delos, Keos, Syra, Paros,
Antiparos, Naxos, Amorgos, Patmos, Kalamos, Karpathos, Seri-
plios, Thermia, Siphnos, Melos, Ikaria, Skopelos, Samothrake,
Kephallenia, Zante, Cerigo. 1386 besetzten die Venezianer Corfu.
Neugriechische Studien. IV.
3
Noch 1454 wurde Venedigs Besitzstand auf den Inseln (ausser
Lemnos) von den Türken garantirt. Aber schon 1456 eroberten
die Türken Aenos, Samothrake, Irnbros, 1462 Lesbos, 1458
Athen, 1470 Euböa, 1537 Paros, 1566 Naxos und Andros, 1669
Kreta. 1797 im Frieden zu Campo Formio fielen die ionischen
Inseln sammt den bisherigen venezianischen Besitzungen auf
dem griechisch-albanischen Festlande an Frankreich.
Die Genuesen, deren Handelscolonie in Byzanz 1157 pri-
vilegirt wurde, haben besonders 1346—1566 unter den Giusti-
niani in Chios und 1355—1462 unter den Gattilusio in Lesbos
geherrscht. Die Herrschaft der Lusignans in Cypern dauerte
von 1192 — 1489; die Frankenherrschaft in Morea 1204—1432.
Es ist danach leicht zu verstehen, dass unter den italie
nischen Lehnwörtern, die im Laufe dieser Jahrhunderte in die
Sprache der Rhomäer eingedrungen sind, sich ungeheuer viele
finden, die specifisch venezianisches Gepräge tragen, sei es,
dass es Worte sind, die blos im Venezianischen Vorkommen,
sei es, dass die auch sonst italienischen Worte in ihrer Laut
gestaltung das Gepräge dieser Mundart tragen. Ich habe mich
bemüht, bei der Besprechung der einzelnen Worte jedesmal
darauf hinzuweisen; auch die übrigen norditalienischen Mund
arten konnten, besonders in ihren älteren Phasen, der Erklärung
dienstbar gemacht werden. Weniger Spuren habe ich von der
genuesischen Mundart nachzuweisen vermocht. Es mag dahin
der häufige Wandel von l vor Consonant in r gehören, wenig
stens begegnen z. B. ava, Ugßa, ymqy.ovXo, xcpjpa, /.ijcagxövi
den genuesischen Formen artana, arba, carcolo, carma, bar-
con. Allerdings kommt dieselbe Erscheinung auch in rein
griechischen Wörtern vor; sie müsste nach ihrer dialecti-
schen Verbreitung einmal untersucht werden. Ferner dürften
Formen wie koIcctoov , y.ovtltglov , larov, 7tovC,ov, aaßov, mit
Suffix lat. -önem, aus dem Genuesischen erklärt werden, wo
dieses Suffix in den altgenuesischen Texten als -on, -om, -un,
-um geschrieben erscheint, was auf stark geschlossenes o, viel
leicht schon, wie im Neugenuesischen, u, mit nasalem Nach
klang hinweist. Röttgen, Vocalismus des Altgenuesischen. Bonn
1888, S. 43. Allerdings ist gr. -ov für ital. geschlossenes o in
betonter Silbe auch sonst häufig: ßegdovvi., dagdovvi., ymvtovvl,
xctTTOvvL, /A.-rtciQi.iTVOvM, f.tjTaGToi-vi., jutgovvi, oxovcpovvi, z. Th. neben
1*
4
VI. Abhandlung: Meyer.
-övi, aus -owe; äfxovoot'Ca, ßsvtovoa aus -osa; aber für jene
Formen ist das Verklingen des Nasals charakteristisch. Da
gegen möchte ich v.ov[.l- in v.ovu7tavia u. s. w. nicht mit altgen.
cum- (Röttgen, S. 46) vergleichen, denn der Uebergang von o
in ov ist in tonloser Silbe im Griechischen sehr gewöhnlich.
Einzelnes lexikalisch Auffallende ist gewiss genuesisch, vgl.
unter ßöia, yayyaßov, v.ävzEqci, v.o'/.aivu, Xovvsza, /.laooäg, itevri,
aovrÜQco, cpey<ao.
Die französischen Lehnwörter im Neugriechischen zer
fallen in zwei Classen. Die älteren, im Mittelalter eingedrun
genen, sind eigentlich hlos im cyprischen Dialecte nachweislich,
eine Folge der dreihundertjährigen Herrschaft der Lusignans.
Sie sind aber auch hier nur in den Denkmälern des cyprischen
Dialectes im Mittelalter häufiger, während heute nur wenige
noch gebraucht werden. Dagegen hat die Frankenherrschaft
im Peloponnes, wo neben Italienern und Katalanen sehr viele
Franzosen sich niederliessen, keine Spuren in der Sprache zu-
rückgelassen, die z. B. in dem Gedichte von der
dem Werke eines Fremden, höchstens eines Gasmulen, ein so
stark fränkisirtes Griechisch zeigt. Die neueren französischen
Fremdwörter sind, wie in allen Sprachen, auch im Griechischen
sehr zahlreich; von ihrer Aufführung habe ich, bis auf wenige
Ausnahmen, abgesehen. Vgl. Türkische Studien, I. S.
Von spanischen Wörtern ist mir nur eines aufgestossen,
TTCiXäßqa, das wohl aus der Sprache der im Oriente so zahl
reich angesiedelten spanischen Juden stammt, übrigens ins Grie
chische vielleicht erst aus dem Türkischen gekommen ist. Den
Schiffsausdruck airyydooi kennt Jal’s Glossaire nautique sonst
nur im Portugiesischen; direct ist er daher gewiss nicht entlehnt.
Ich muss ohne Zweifel fürchten, dass mir, der ich nicht
Romanist bin, manche Erklärung und mancher Hinweis miss
glückt ist. Aber ich wollte nicht länger zögern, gerade auch
den Romanisten ein Material vorzulegen, dessen Kenntniss-
nahme vielleicht auch für ihre specielle Wissenschaft nicht ganz
ohne Ertrag ist. Die Quellen, aus denen ich geschöpft habe —
ohne sie auszuschöpfen, dessen bin ich mir sehr wohl be
wusst — sind ja wohl den meisten unter ihnen schwer oder
gar nicht zugänglich.
Neugriechische Studien. IV.
5
Verzeichniss der romanischen Lehnwörter.
äßavia ,Verleumdung' Legr. Som. Duc. äßaviu im Pelo
ponnes, Papaz.; in Melos, ’E?. <pik. XX 792. dßavaoia, äßanciogg,
Ctßaviuo, äßanxög, ctßaviariy.oq u. a. Ableitungen Som. Duc. Aus
it. avania ,Gelderpressung, Plackerei, Misshandlung'; vgl. frz.
avanie ,Plackerei, Schimpf', port. avania ,Erpressung, Schaden'.
Das Wort, das bei Körting, Nr. 554, mit Unrecht für romanisch
ausgegeben wird, geht auf arab. yavvän ,Verräther' zu
rück. Vgl. Alb. Wtb. 20. Mit Unrecht halten Ducange und
Scheler das romanische Wort für ein durch das Griechische
vermitteltes. Unrichtig auch Devic 15.
dß«VT(7(/Qüj ,bleibe übrig'. Kreta, Jann. 315. äßt'tvvao Adv.
btspiacov, eici xAeov’. Peloponnes, Papaz. It. avanzo ,Ueberrest';
avanzare.
dßevroi'ga ,Ereigniss'. Cypern, Sak. II 876. It. avventura.
äßegroq Adj., von einem offenen, nicht eingezäunten Platze.
Peloponnes, Papaz. Ven. averto = it. aperto ,offen'.
aßi^ctQU) ,trage auf, mache aufmerksam'. Kreta, Jann. ,be
nachrichtige' Taczp. 410. äßiCo -piGAic’ Peloponnes, Papaz.
It. amisare, amiso. Dazu auch ßiQwvw ,verstehe', mgm ßiuo
,ich habe verstanden'. Epirus, Syll. XIV, 210.
ttßoyMTog ,Advocat' Som. äßovy.<xzog Georg. 0av. 'Pic. 318.
It. avvocato. Jetzt allgemein durch cwrflopo: ersetzt.
dßd)i ,balle elastique' Legr. Wenn damit ,Billardkugel'
gemeint ist, kann das Wort it. avorio, ven. avolio, mail, avoli
,Elfenbein' sein.
(iyä).i, äyd'/.ia Adv. ,langsam', dya)u(a) dyaXi (a) ,tout beau,
bellement'. Legr. Som. Duc. In Bova agüglia agüglia, Pell. 129.
Wahrscheinlich it. eguale, uguale, mit Assimilation des Vocals der
ersten Silbe an den der zweiten (vgl. altvic. aguale); die bove-
sische Form mit Umstellung. Korais’ Herleitung von iyx'/iz sowie
die Pellegrini’s von türk. ,minimo' sind gleich unmöglich. Li-
6
VI. Abhandlung: Meyer.
vadas in der Nsa 'Hy.ipa, Nr. 957, hat (nach ’AörjvS VI 150) das
Wort von it. gala hergeleitet; die Stelle ist mir nicht zugänglich.
dyyqüpi, äyyoi(p(r/.i ,eiserner Haken'. Legr. Som. Duc. (alle
schreiben äyxQvcpi). ayyQicpiov Korais At. II 8. Aygicpiq, äygicpva,
HyQLCpva (ttyqsMpva) f.,Harke' Legr. Zu it. grifo ,Rüssel, Schnauze',
parm. regg. grif,Klaue, Kralle' (grifdr■), pav. sgrif’ mant. bresc.
sgriffa, ven. sgrinfa dass.; afrz. grif er, nfrz. griffer , packen'.
Stammwort ist ahd. grif an. Vgl. Alb. Wtb. 130.
cr/y.avttQio ,zwinge'. Legr. Thera, Petalas 4. Kreta, Jann.
316. Die Endung weist auf italienische Herkunft. Etwa zu ven.
angonia = agonia?
dyxovGa f. ,Beängstigung, Betriibniss'. Epirus. Syll. VIII
582. XIV 206. IlavS. IX 341. Velvendos, ’Ap-/. I 70. Peloponnes,
Papaz. Kreta, im Erotokritos. Tajapera, Pe X/.oraac 9. äy/ovma
Kythnos, ’E?. ®A., Nr. 428. äyxovoevyai ,beängstige', i;ey/.ovoevyw
,erleichtere', ijsyxovosgös ,Erleichterung' Erotokritos. ymvaa,
y/.ovaevco Papaz. Aus dem Griech. alb.-gr. anguse f. ,Beklem
mung'. It. angoscia, ven. angossa ,Angst, Kummer' aus lat. an-
gustia. Verf. Bezzenberger’s Beiträge XIX 155. Unrichtig Hatzi-
dakis, Einleitung 145. Das -u- erklärt sich entweder aus dem
geschlossenen -o- des italienischen Wortes (vgl. monf. angussa)
oder aus Anlehnung an die von Iiatzidakis a. a. 0. besprochenen
Wörter auf -ovaa. Hielier gehört auch das von mir, Alb. Wtb. 12,
noch unrichtig erklärte cal. alb. angosin ,ersticke' (trans.).
dyovGTeV.a f. ,Feige der zweiten Lese'. Legr. Von it.
agosto ,August', in welchem Monate die zweite Feigenlese statt
findet (daher heisst er in der Mani cuv.o\6'(oc, Ngr. Stud. I. 60).
Agustus war volkslateinisch (Seelmann, Aussprache 223; Meyer-
Lübke, Grammatik der romanischen Sprachen, I. 54), daher
auch auf spätgriechischen Inschriften 'Ayovaraliog, Ayovovolvoq,
Ayovozu (Eckinger 12). Das heutige aHyoeaxog ist gelehrte
Form.
dyoaiuralwvco ,fasse mit den Nägeln'. Legr. Gehört zu
dem romanischen Stamme gramp-, der z. B. in it. grampa
,Klaue, Kralle', port. grampo ,Klammer' u. a. vorliegt (Körting,
Nr. 2234).
dyynoia ,Sardelle'. Legr. Som. Ven. anchib, inchio (d. i.
ancö), gen. ancioa, berg. anciua, piem. parm. piac. regg. sic. an-
ciova, mant. ancioda = it. acciuga, frz. anchois u. s. w. Som.
Neugriechische Studien. IY.
7
fuhrt unter dyyjoüa ein it. ancioia an. Das Wort scheint nach
der venezianischen Orthographie transscribirt zu sein.
«chrono?;g ,Auditorb Cypern. Sak. II 876. It. auditore.
Das Wort ist wohl im heutigen Cyprisch nicht mehr vorhanden,
sondern auf das Mittelalter beschränkt.
dfaooXa f. ,Azarolap£el'. aQaoohä ,der Azarolbaum, Cra
taegus azarolus'. Legr. Som. It. azzeruola, lazzeruola. Der Name
soll arabisch sein (Devic 16).
ä^oXera ,Knopfloch' Som. Yen. asoleta von asola dass.
Vgl. Mussafia, Beitr. 30.
d^ovqa tiu ozo\>.d.ypu (Sodbrennen?)’ Leukas. Syll.
Y1II 388. It. arsura ,Brand, Gluth'. Zum Schwinden des r vgl.
ßorovQ, xaau'ctTOcc, ytorezo (unter xÖQvog), xovteXcc.
aidciQü) ,helfe'. Cerigo, ILvB. XI 286. Kreta, Jann. 316.
<in>,. IV. Vlastos. aidsQvco dass. Kreta, Jann. atöa [geschrieben
alylöa!] ,Hilfe' Kreta, 11 ave. XX 302. Altven. aida ,Hilfe', aidar
,helfen'. Ascoli Arch. III 276. Das gewöhnliche it. ajutare, ven.
agiutar liegt vor in äyiovvo ,Hilfe', äyiovraqw ,helfe' im Pelo
ponnes, Papaz.; äyiovTO ^uöupfa’ in Melos, ’E<p. <pA. XX, Nr. 792.
uXaiiJaquTovXa ,confusamente' Som. Ven. ala babalä =
alla carlona, alla balorda. Boerio 27.
dXü[miio(h( ,Hellebarde' Som. alau'imodova ,lebhafte, ge
schwätzige Frau' Kephallenia, ’AvotX. II153. Xaßovqdäva ,Flamme'
Kreta, IV. It. alabarda, labarda ,Hellebarde'. Zu der Bedeu
tungsentwickelung ,Lanze'—,Flamme' vgl. it. brando ,Schwert
klinge' = alid. brant ,titio', span, tizon ,Brand', tizona ,das
Schwert des Cid', it. stizzo ,Brand' = alb. stitse ,Schwert'; alb.
rufe ,Blitz' = asl. rofeja, gr. qoppala ,Schwert'; it. saetta
,Pfeil, Blitz'.
«Jcm; f. ,Flügel eines Vogels' Legr. It. alata ist ,Flügel
schlag'; vgl. pugnada ,Faust' Arch. XII 424, und unten xartrdra
,Stirn'.
aXsyQOS ,munter, heiter' Pass.; in Leukas, Syll. VIII
424, 9; im Peloponnes, Papaz. dXeqyog in Kreta, Jann. 317.
dlsyoia ,Heiterkeit' Zagorion, Syll. XIV 241; Artotini (Doris),
’Ei. <piX. XVI, Nr. 682. äXeyoäooi ,erheitere' Papaz. dlf//QiaCof,iac
,freue mich' Mach. 53, 20 Sath. (xXsyooaovrj Naxos, ’AvdX. II 73.
dXeyqaiievTa ’Avd).. I 302, 591. It. allegro, allegria, allegrare,
allegramente.
8
YI. Abhandlung: Meyer.
iü.sOtci Adv. gtetuo oder eigen &. ,bin sofort bereit'. Zago
rion, Syll. XIV 240. Peloponnes, Papaz. Kastellorizo, Syll. XXI
350. It. lesto ,flink, hurtig, bereit'; wohl aus alla lesta.
(’üuafa f. ,Sauce, Würze' Legr. Som. It. agliata, ven. agiada
,Knoblauchbrühe', von aglio, lat. alium.
äXiyadovQa f. ,eine Art Schnur'. Thera, Pet. 10. Ven.
ligadura ,das Binden, das Band' = it. ligatura. Petalas leitet
das Wort von Xvyog ab und schreibt deshalb äXvyadovoa.
aXiOißu f. ,Lauge' Epirus, MvYjp.. I 31. Melos, ’Eip. <piX. XX,
Nr. 792. Cerigo, RavS. XI 287. Peloponnes, Papaz. Som. ähaux
Som. (xhoä Chios, Pasp. 53. dXnißa Zagorion, Syll. XIV 209.
äXovola Cypern, Sak. II 440. Kreta, llavS. XX 262. dlovaid
Som.; Melos, ’E©. <ptX. XX, Nr. 792; Chios, Kanell. 15. äXovaa
und dXovaov Thera, Pet. 10. üXovcn Passow, Nr. 437,13 (Archipel).
Duc. hat äXiffla ohne Beleg und äXovacc aus dem Geoponiker
Agapios von Kreta. It. lisciva, com. lisiva, ven. mant. bresc.
lissia ,Lauge' aus lat. liscivia. Aus dem Griech. alb. al'sivs.
Das prothetische a- erscheint auch in alsigva im Ober
engadin (Gärtner Raetorom. Gr. 67), alsia in Parma, Reggio,
Piacenza, Pavia, Mirandola, alseja in der Romagna, alsi in Bo
logna. äXovaiä wohl mit Anlehnung an agr. älovoia ,Unge-
waschenheit, Schmutz'. Vgl. Korais ”At. I 328.
nXrcivct,Gartenbeet' Som. Pass.; ,belvedere' Legr.; in Epi
rus ^pacrtä ev tü> •/.■(uof Aravandinos; Krystallis WiCo-'po.yrymxo:,
S. 14. dXirära ,parterre, petit jardin' Legr.; ,Giü’tchen im Hofe
des Hauses' Thera Pet. 10. dorcira ,Blumengarten' Chios, Pasp. 94,
Syll. VIII 490; ,Blumentopf' Kepliallenia, ’AvaX. II 171. äzeva
,Blumenbrett' Zante, B. Schmidt, Nr. 52, 1. It. altana, gen. ar-
tana. Die Entwickelung der Bedeutung war: Terrasse mit
Blumen — Blumenbrett —- Blumentopf. Im Albanesischen Grie
chenlands bezeichnet altane f. die schmalen, etwa zwei Fuss
hohen, gemauerten Blumenbeete, mit denen die Terrasse eines
Hauses ringsum eingefasst ist, und die Terrasse selbst. Vgl.
altana ,burczgarten' Mussafia, Beitr. 25.
d/rdps, äXrdoiov ,Altar'; cYXxuoccm ,kleiner Altar' Som.
ölzagiov auch bei Duc. It. altare.
(xXrtfHxfioiuti ,werde verwirrt, bestürzt' Som. It. alterare.
a/.TtJa tov 7Ca7rovT<nov ,alza, alzetta' Som. alzetta ist .Naht';
alzo m. ein Ausdruck des Schusterhandwerkes ,quei pezzi di
Neugriechische Studien. IV.
9
cuojo die si mettono sopra le forme per ridurre le scarpe alla
necessaria lunghezza' Boerio 30; vgl. Malaspina, Vocabolario
Parmigiano I 51. Was Somavera meint, weiss ich nicht.
ä\iä(5u ,Sternchen zum Spielen', ctl äuüdsg das Spiel da
mit, Som. ä[uxda ,palet' Legr. äfiüg ,noix dont les enfants se
servent dans une espece de jeu' Legr. Vgl. Korais ”At. I 286.
Duc. hat ä(.iada Italis ciampella, piastrella; lapis, saxum, W0oc.
Papaz. 451 laiuöu neben fiavvaa, uuävvaa — 1) 'isy.dyjo-i y - ');;
2) At'Ooc crcpoYYuAoc kammSt,!; zum Spielen. Das Wort ist vielleicht
verwandt mit ven. zogar al madl, einem Kinderspiele, bei dem
mit Steinen nach einem Mittelpunkte geworfen wird (Boerio 817); 1
aber ob das Wort griechisch oder romanisch ist, weiss ich nicht.
Das Spiel heisst in Parma al matt, in Florenz al mattarello
(Arch. trad. pop. XII 480).
äf.iäxy.a Adv. xpwy« d. = ,esse umsonst'. Cliios, Pasp. 223.
Ven. magnar a maca ,mangiare senza spesa'; it. macca ,Menge,
Ueberfluss'.
(tiicüa'/dda f. in einem Liede aus Amorgos, AsX". I 629,59,
scheint romanisch zu sein, aber ich kenne die Bedeutung des
Wortes nicht.
aiua f. ,Tante' Som. Legr. Cliios, Sy 11. VIII 490. lasna
Ikaria, Stamatiades 125. Bei Duc. äiifila. Ven. arnia, gen. amea
,Tante' aus lat. amita. Verf. Idg. Fo. II 370. Vgl. Mussafia, Bei
trag zur Kunde der norditalienischen Mundarten, 26.
ä[MQa f. ,Visier an der Flinte oder Kanone'. Som. Legr.
It. mira.
«pttron n. ,Kopftuch des Priesters bei der Messe'. Som.
It. ammitto aus lat. amictus.
dlioZciw ,lasse nach' Peloponnes, Papaz. Messene, As/.t. I
279. auolaoio Kythnos, Ballindas 139. Kreta, Vlastos. göla Adv.
^XsuQspwc, aqtiLo:/.~a Papaz. iioidoo) ,lasse los' Som. Pass. Korais
At. V 210. lioIJom dass. Nisyros, Mvvjp.. I 385. uöla Schifferaus
druck ,lass’ nach!' It. ammollare, mollare; mola mola venezia
nischer Schifferausdruck = allenta, Aufforderung zum Nach-
1 Allerdings heisst dabei nach Ninni, Ginnte e correzioni al dizionario del
dialetto veneziano, Serie III, Venezia 1890, S. 259, inadi der Stein oder
das Holz, auf den kleine Münzen gelegt werden, die Steinchen zum
Werfen dagegen pode.
10
YI. Abhandlung: Meyer.
lassen eines Taues, anoXaco bei Papaz., änoläoo) in Kreta (Vla-
stos) in derselben Bedeutung ist durch Vermischung mit dno-
Ivw entstanden, die auch das von Hatzidakis, ’Ä0^vä VI 143,
erwähnte äpolmaQEa in Kephallenia (aus dpoXdo« -|- dnolvndoi)
und weiter dnoluraoia (Cerigo) ergeben hat. 1
apövrs Adv. va x&r\ äpövTS togoq •/.ocp.o? ,dass so viel Leute
zu Grunde gehen sollten*. Naxos, ’AvctX. II 66. It. andare a monte.
ä(iovQOv£,a f. Kythnos, Ballindas 139. It. amorosa.
a[i,jzctxo<s m. ,Rechnung* Som. Legr. It. abaco aus lat. aba-
cus, das selbst wieder aus agr. tißa'E, stammt und im letzten
Grunde semitischen Ursprungs ist (Muss-Arnolt 124).
dfindoa f. ,hölzerner Riegel*. Legr. Papaz. $ 06pa tou aXw-
vo? aveu 0upo<p6XXwv y.ai xor/ov’ Kesani, Syll. VIII 350. &pnaqüv(x)
,verriegle* Legr. Papaz. (inccQa ,Riegel*, finaodjvot ,verriegle*
Thera, Pet. 102. oincaodooj Thera, II ave. XVIII 159. aundoog,
-ccqw Kythnos, Ball. 139. It. barra ,Stange, Querriegel*, sbar-
rare. Vgl. Alb. Wtb. 9.
dimaßd f. ,Lücke in der Mauer, um in einen Weinberg
zu gelangen* Legr. Ven. passada ,passaggio che si fa nelle siepi*
= it. passata. -cc aus -äda, auch in xappivä, xowia, vgl. äv&äa
in Cliios, Pasp. 70, ist altvenezianisch: Meyer-Lübke, Ital.
Gramm. 117.
d[iJtaöd6a ,Botschaft, Auftrag, Beschäftigung*. Som. Kreta,
Jann. 318. Naxos, Anal. II 95. Kythnos, Ball. 139. dpnaaadÖQog
,Gesandter* Som. Kreta, Jann. 318, Vlastos. Thera, Pet. 13.
äpnaaadovQog Som. Ven. ambassada, ambassadbr = it. amba-
sciata, ambasciadore.
dpjrdßois ,langsam, träge*, dfinaaconög ,etwas langsam*.
Kreta, Jann. Vlastos. It. basso.
dpjidßTa f. t payvj axsStaop-svirj’ Cypern, Sak. II 876. It. basta
,Saum, Naht*.
dpnno n. ,Kleid* Passow, Dist. 395. It. abito.
1 Den von Hatzidakis a. a. O. besprochenen Fällen von griechischen Con-
taminationsbildungen fügeich noch hinzu: cf tdravog ,Teufel 4 , häufig, z. B.
in Epirus, Arav. 330, 459; Mvrjjx. I 40 aus üiaßoXog -f- aaraväg.
fj,aCvofzac Epirus, Syll. XIV 219 aus d-ia/ia &ct{/,{ia£vio. {iiöoGiä ,Hälfte 4
Kephallenia, 5 AvaX. II 203 aus fuao -(- rj^ucnd. Mnexcig, d-intxcig, Stnix
,Schakal 4 im Pontos, Syll. XVIII 136; Ioann. te', aus &wg -j- aXtbnexag.
Neugriechische Studien. IV.
11
«fintQa f. ,ambra' Som. It. ambra. dunaqi und liunaoov
gehen direct auf arab. yS* zurück. Hieher gehört wohl äfiTtga-
■/j'atOL ,Art weiblicher Halsschmuck' Kreta, Vlastos 146.
ävaßavtäyio n. ( zpoc0e;j.a, jxapäcpXY)|j.a’ Chios, Pasp. 59. It.
avvantaggio, ven. vantagio, mit Einmischung der Präposition
äva- ■ vgl. Keugr. Stud. II 20 f.
dva[iovQev(o ,verliebe mich' Som. It. innamorare, mit Präp.
uva- wie im vorigen.
avovvOiä^co ,kündige an'. Cypern, Sak. H 876. It. an-
nunziare.
avteva ,Segelstange'. Duc. Som. Passow. Imbros, Syll. VIII
541. Kreta, Jann. 319. Chios, Kanell. 7. It. antenna, ven. antena.
dvriöiov n. herba. Duc. Som. clvxibia oder avru)o\xaüovkia
,Art bitterer Lattich'. Cerigo, HavS. XI 360. ävrißi, üvcißi. Som.
evußa n. pl. Legr. It. endivia, ven. indivia aus lat. intubus. Vgl.
Korais At. IV 426. In Glossaren evrvßov, ivrvßiov z. B. Corp.
Gl. Lat. II 300, 52 evrvßov intiba. Die Herkunft des Wortes
ist unbekannt; weder Pott’s (K. Beitr. VI 328) Herleitung aus
dem Aegyptischen, noch Lagarde’s (Semitica I 61) von Muss-
Arnolt (Semitic and other glosses to Kluges Et. Wtb., S. 22 f.)
gebilligte aus dem Arabischen sind sehr wahrscheinlich.
dvTiv.u f. ,Ring oder Stein mit Aufschrift' Pap. 504. It.
antico ,alt‘. Türk. UUXsl ,alter Kunstgegenstand', Türk. Stud. 162.
(hnovuf.OüLi: Xe<ji p.ou vä p.^ a ' ''.a\ va \>:q o ävrovLCioo).
Thera, Ilapv. IX 386, 134. Bedeutung? ,ansingen, intonare'? oder
y.ai va c’ ärcavrovicegcu ,dich aufgebe'?
civraa f. ,Wade, Kniekehle' Som. Legr. Jann. Duc. ,Unter
schenkel' Leukas, Syll. VIII 369. Epirus, Syll. XIV 210. ,Ellen
bogen' im Pontus, Syll. XVIII 124. Deffner, Archiv I 219. ’Apy.
I 3/4, 105. &VXOLV ,Schenkel, Fuss' Pontus, ’Ap/_. a. a. O. äv-
roovY.Xa. ,dicke Wade' Epirus, Syll. XIV 210. leroa ß wrspva xou
xoSo ? ’ Nisyros, Syll. XIX 191. Syme, Syll. VIII 466. ärai,Unter
schenkelbein' Kreta, Jann. 323. äroorcarw ,stampfe die Erde
mit den Füssen' ebenda, raux n. pl. ,Schenkel' Nisyros, Mvpp..
I 388 und so. schon bei Sachlikis 2, 489 Wagn. Das Wort war
dem Eustathios bekannt: zur Ilias S. 1061, 41 yaejipoy.wqg.ia (Wade),
vp -q xöv toXaüv yX&iua IxvQav (pjatv; und 1326, 51 wiArj-a 8s Xiyst
vqv ayvjjXqv y.aia xou? xaXaiou? xi)v Tcspi xct; iyvüa? (also Kniekehle),
’ßj xive? levrav äv'Qav epcccl. Die Bedeutung umfasst im Griechi-
1
12
VI. Abhandlung: Meyer.
sehen alle Theile des Beines von der Hüfte bis zur Ferse, ja
sogar den Ellenbogen. Vgl. gr. ttxeqvu, got. fairzna ,Ferse' =
ac. pärSniS ,Ferse, Rücken', lat. per na ,Hinterkeule, Schinken';
alb. demre ,Ferse' und ,Kniekehle' aus lat. femur ,Oberschenkel';
zak. isa ,Schulterblatt' = iayjov ,Hüftgelenk' Deffner, Zak.
Gr. 107. Das griechische Wort gehört zu it. anca ,Hüfte, Schen
kel', span.-port. ,Croupe des Pferdes, Hüfte', prov. ,Hüfte', frz.
hanche ,Hüfte' und spiegelt ein nach romanischer Weise um
gestaltetes *anlcia wieder, das dem ahd. ancha, encha, dem
Stammworte der romanischen Wörter, vorhergegangen ist. Verf.
Idg. Fo. III 64 f.
äjiaXaQid ,runder Teller und die darauf gebotenen yXo-
xio(jiata' Chios, Syll. VIII 490. Pasp. 75. (xmxlaoea ,Teller', bei
Prodromos, s. Korais At. I 291. Das Wort ist gleichen Ur
sprunges wie alb. pafari, parale, serb. poralija ,Schüssel', über
die man Alb. Wtb. 320 vergleiche.
CLSZavxüi, (ä)iravTOvi(tQto ,verlasse' Kreta, Vlastos 147. nav-
TOvaQiC.0) Chios, Kanell. 188. It. abhandonare.
iiJiciQuot» ,schütze'. Chios, Pasp 77. It. parare. f»
äizXädeva ,grosser, tiefer Teller' Legr. Leukas, Syll. VIII
369. Aegion, llavo. VIII 422. Thera, Pet. 26. Kreta, <t>A. IV.
änXadevi dass. Legr. Som. iinXadevü/i Som. nXaäivi dass. Legr.
Som. artXadtxn ,Trog' Legr. Duc. ,Flachsbreche' Som. Ven.
bresc. mant. piädena ,Holzteller, romagn. ,Art Kuchen'; friaul.
pladine ,Teller'. Daraus auch serb. kroat. klruss. pladanj, slov.
pladenj ,Teller'. Es ist wahrscheinlich lat. patina mit Ein
mischung von piatto. Mussafia, Beitr. z. K. nordit. Mundarten,
S. 87. Verf., Ngr. Stud. II 86. Bei Legr., Papaz. 388, 4>iX. IV
511, llavo. VIII 422 erscheint in derselben Bedeutung rXada,
das nach Duc. und Som. ,Ebene, Platz' bedeutet; äirXadi ist
bei Papaz. ,dünne Decke'. Diese sind wohl cmX. zu schreiben
und zu ImXibvM ,breite aus' von anXovg zu ziehen.
drroßri'tQio ,spioniere 1 Som. s. v. i^avotyio. It. appostare
,auflauern'.
aQd f. ,bertovello (Fischreuse, Maschine zum Vogelfang)' t
Som. Ven. ara ist ,Tenne', = it. aja, lat. area. Ich sehe nicht,
wie sich die Bedeutungen vermitteln lassen; doch wird man an
mail, ara ,travaglio, ordigno composto di travi, nel quäle i ma-
niscalchi mettono le bestie per ferrarle o medicarle' erinnert.
Neugriechische Studien. IV.
13
dqdöa f. ,Reihe' Legr. Som. Duc. Velvendos, ’Ap/. I 74.
Syra, Pio 44. Kreta, Vlastos u. s. w. qudu dass. Duc. äqaöia
dass, äqadiaC,io ,reihe*. Auszugellen ist vom Verbum, das von
lat. radius, radiare stammt; von ihm sind die Nomina gebildet.
Vgl. Alb. Wtb. 360.
dqapjzovjiXicc/.o n. ,Aufstand, Pöbelherrschaft'. Zagorion,
Syll. XIV 238. It. repubblica.
dqydxa f. ,Ruderwettfahrt'. Kephallenia, ’AvaX. II 168. It.
regata. ar- für ra-, re-, ri- ist vielen oberitalienischen Dialecten
eigentümlich, z. B. piem. arginci für regina u. s. w.
dqsdoßov n. ,windstiller Ort' Som. It. ridosso ,Zufluchts
ort', ven. redosso, vielleicht aus der Verbindung a redosso ent
standen.
aqißdqa» ,komme an'. Passow. Tliera, llapv. V 442; Ilavi.
XVIII 159. Kythnos, Ball. 139. Syra, Pio 44. oißäooj, ägißegvw
dass. Syra a. a. 0. It. arrivare, ven. arivar. Auch alb. revdn,
arm u. s. w. Alb. Wtb. 17.
dqiyya ,Hering' Duc. Som. Legr. It. aringa.
dqy.avTaß^q ,verschwiegen'. Naxos, ’AvaX. II 39. Von it.
arcano, mit dem türkischen Suffixe oder (Zenker,
Grammatik § 122).
dqxipavd'qitrjs Syme, Syll. XIX 240, ist in seinem ersten
Theile nach it. archi- (aus umgestaltet worden.
dqv.igjrovqi ,Art Gewehr' mit den Ableitungen -ice, -ccgig,
-5g. Som. Passow. uQ*og.7tovt,b ,Art Pistole' Kreta, Jann. 322.
aQ-/.oßovC,L Kreta, ‘IuX. IV. It. archibuso, arcobugio, aus ndl. haak-
bus ,Hakenbüchse'.
aqUa f. ,Aberglaube', äolitoa, -tnia ,abergläubische Frau'.
Som. In allen norditalienischen Mundarten und bis nach Tos
cana arlia ,Aberglaube' (auch ,Unglück, Ekel, Widerwillen');
nach Monti Voc. com. 7 und Caix Studi 162 von lat. hariolus.
aQfista f. ,Morgendämmerung'. Kephallenia, ’AvaX. II 170.
It. alba (gen. arba).
dqgjru xavs).a f. Pflanzenname, ,Chrysanthemum' in Ke
phallenia, ’AvdX. II 148. Ven. erba canela ist nach Boerio 307
,pelargonium odoratissimum'. dourreia ,Boretsch', Pflanzenname,
Som. Duc. ist ven. erbeta, gewöhnlich Bezeichnung der beta
vulgaris. Für erba ist auch arba venezianisch. Volksetymolo
gische Umdeutung von dcQpTtera ist ägvoftha Duc. Som.
14
VI. Abhandlung: Meyer.
aQfXJtovQo n. ,Baum*. Thera, ’AvaÄ. II 453. Bova, Pell. 136.
Icfatftego n. ,Mastbaum* Passow 452, 19 aus Smyrna. Yen. ar-
boro neben alboro, it. albero; in Unteritalien arbule, arvulu. Auch
alb. arvur in Calabrien; serb. arbur ,Mastbaum*. Alb. Wtb. 16.
ctQjta f. ,Harfe*. Som. Apoll. Tyr. 155. It. arpa aus dem
Deutschen.
ixqoeqci f. ,kleines Fenster* Cypern, Sak. II 876. In Ber
gamo, Pavia, Mailand u. s.'w. ist arsela, arzela ,Muschel*, auch
,Blende, Nische*.
äqrsJlaQia f. ,Artillerie* Som. Duc. Altven. artelaria = it.
artiglieria u. s. w., vgl. artillaria bei Duc. Gl. Lat.
doxh’a f. Vogelname, puffinus cinereus, eine Art Sturm
taucher; dann Bezeichnung einer liederlichen Frauensperson.
Legr. In Bari heissen zwei Arten des puffinus artera: Giglioli
Avifauna Italica II 527.
ctQx^evxiva f. Bezeichnung einer leichtfertigen Frau. Thera,
Pet. 33. It. argentina (ven. arzentina) ,Neusilber*.
dßyaßäöa f. ,Kreisel (Kinderspielzeug)*. Chios, Syll. VIII
490. Som. Ven. sgambada ,das schnelle Laufen*? oder zu dem
für Flechia Arch. Glott. VIII 322 dunklen alasgavada in den
Birne genovesi 102, 57 (Arch. II 281)?
dao n. ,Ass* im Kartenspiel. Som. Schon Sachl. I 188. It.
asso. Als Münzbezeichnung byz. äoaugiov, von lat. as, schon
bei Dion. Hab, im N. T.
doooq m. .Achse*. Zante, IlavB. XVII 479. Ven. asso = it.
asse aus lat. axis.
aörct f. ,Fahnen Stange*. Cypern, Sak. II 876. It. asta.
dxcx'ü.i n. ,Stahl* Kreta, Jann. 323. Duc. ,Flintenschloss,
Gewehr*. Som. aooahiv ,Stahl* Cypern, Sak. II 876. uiaaMviog
,stählern* Chios, Kan. 7. Passow. äxaabsvog Amorgos, V/.t. I
644, 28. Ven. azzäl = it. acciajo; azzalin ,Flintenschloss*. Das
r von cypr. äootoLv kehrt in rum. arcer ,Schleifstein* wieder;
,Stahl* ist rum. ofeZ, aus dem ebenfalls vom Lateinischen ent
lehnten asl. oivkna.
«T<7£T«'pco ,nehme an*. Kreta, Vlastos. It. accettare, ven.
acetar.
dtOsxö^a f. ,Sauerampfer* Som. 291, b. It. acetosa.
dxOr]QO<s m. ,ein Graben, der um die Wurzel eines Baumes
gezogen und mit Wasser gefüllt wird*. Chios, Pasp. 100, der es
Neugriechische Studien. IV.
15
von it. giro (ven. ziro) ableitet. Es müsste dann Ihßioog ge
schrieben werden. Die Etymologie ist aber sehr unsicher.
acpovQct f. ,grosses Weinfass'. Thera, Pet. 36; IIxpv. IX 366.
Sikinos, ’Eo. 91k. Nr. 219. dgcpovqa dass. Sikinos a. a. 0. It. an-
fora aus lat. amphora, das selbst griechischen Ursprungs ist.
ßaßovQa f. ,Lärm vieler zusammensprechender Stimmen'.
Syme, Syll. VIII 468. In Karpathos auch im Sinne von ,Be
hexung', Mvrjp,. I 320. Zu dem romanischen lautnachahmenden
Stamme bab-, bav-, wozu frz. baver ,schwatzen', bavard ,ge
schwätzig 1 u. s. w. gehören: Meyer-Lübke, ßom. Gr. I 48.
Körting, Nr. 964.
ßdyyct f. ,Graben'. ßayyi'Coj ,höhle aus'. Legr. Duc. It.
vangare ,mit dem Spaten graben', von lat. vanga ,Karst'.
ßädct f. ,Einsatz; Spielmarken'. Chios, Pasp. 104. It. vada
,Einsatz beim Spiel'.
ßcc£o n. ,Gefäss'. Ilavo. XVII 225. It. vaso. ßaxatk'La f.
,Gefäss' Syme, Syll. XIX 221, 7; ßaxoeki n. ,Art Messinggefäss
für Hochzeitskuchen' Patmos, AsXt. III 333; ,bacile' Som. ist it.
vascello, ven. vasselo in der ursprünglichen Bedeutung ,Gefäss',
die z. B. im modenesischen vassel ,hotte' noch vorliegt.
ßctxävTßa f. ,Ferien'. Som. It. vacanza.
ßcär] n. pl. ,Tapferkeit, Thaten'. Kreta, Jann. 325. It.
vaglia ,Tapferkeit'.
ßctlzQuiva f. ,Baldrian' Legr. It. valeriana.
ßtü.lu f. c op[ji,w5C5i;’ Chios, Pasp. 106. Wenn ooglo/.og hier
,kleiner Ankerplatz' bedeuten soll, ist es it. valle ,Tkal'; wenn
es ,kleiner Halsschmuck' ist, halte ich es für it. balla ,Ballen,
Kugel'. Zu Letzterem in der Bedeutung ,Hode', die es im
Venezianischen und Genuesischen hat, gehört vielleicht chiot.
uovoßo'kog ,der nur einen Hoden hat' Pasp. 238, mit Anlehnung
an ößo'kog. Vgl. indessen uxtaka.
ßal).(C,oj,tanze' Legr. Duc. äßakll'Coj, äoßa'khiCio wenn viele
Kinder mit Geräusch spielen oder tanzen, Cerigo, IIxvB. XI 285.
Vgl. ßalWQw ballo, Corp. Gl. Lat. II255, 43. Aeltere Entlehnung
aus rom. ballare; das Italienische hat später grcaU.aoiaxög ,Art
Tanz', Patmos, Ask-, III 335; nQioxounakkadöoog ,Vortänzer'
Korfu, Kontos 6, 4 geliefert. Zu ßakkiCu gehört v.ovoöovßd'ka,
wvvvqovßdla, Name eines Tanzes in Chios, Pasp. 197, wohl
mit contra; derselbe führt auch ■/.ovvxooßcßkiQo), Y.ovvrQoßakw,
16
VI. Abhandlung: Moyor.
yovqöovßsXl^h) an. Legrand freilich hat für y.ovzoovßdka die
Bedeutung ,culbute'.
ßaXGi n. , Walzer' Legr., neu aus frz. valse.
ßäfiJtovXov in uovoß. und 8iß. ,xo yyjpo2oj(sTov fo otcoTov y.pa-
xsaat svüthov t<5v ispoupvo'jvTwv iraipiapjyovh Ilavo. VIII 439. Von
it. vampa ,Glut, Flammet
ßavi/.hj f. , Vanille' Legr. ; neu aus frz. vanille oder it.
vaniglia.
ßavrGciQU) ,übertreffe' Symc, Syll. XIX 237. It. avanzare.
ßctjroQi n. ,Dampfschiff'. In Kreta uanöoi. Jann. 359; in
einem peloponnesischen Volksliede nafiuooi, Deffner, Archiv 104.
It. vapore.
ßaQCi ,warte!' Imper. Epirus, Pio 75. Ven. vara ,sieh!‘
Daraus stammt, wie ich Byz. Zeitschr. III 158 f. gezeigt habe,
auch die Interjection ßqe, unos, fioqs, ftccgij, äoy, ßajorj, 6s,
aqa, dqs, ovqs, ft ovo.
ßagapevre Adv. ,sicherlich, wahrhaftig' Papaz. It. vera
mente. Die Vocalassimilation wie in ßaqödaa, y.dvaßa, varadda,
keßsioi, fiavaßska, Qav.af.ia8a.
ßaQihuJa f. ,Art grüner Pflaumen'. Chios, Pasp. 106; Syll.
VIII 491. Ven. verdazzo ,Reine-Claude' (Boerio), aus viridaceus,
= it. verdaccio. Der Geoponiker Agapios braucht ßsovzdnnog
als Pflaumenbezeichnung (Duc.).
ßdndia f. ,Wache, Schildwache'. Som. Syra, Pio 45. Amor-
gos, AAt. I 631, 127. Chios, Kan. 187. Kreta, Jann. 325; Vlastos.
ßaqSidvog m. ,Wächter' Kreta, Jann. 325. ,öffentlicher Ausrufer'
Patinos, AsXt. III 333. ßccqda ,vorgesehen!' Legr. Ven. vardia,
vardiän, vardare = guardia u. s. w. aus dem Deutschen. Vgl.
Alb. Wtb. 463. Gehört dazu ßdqdaXov n. ,Unterleder im Schuh',
Aenos, Syll. VIII 351, als ,Schutzleder'?
ßansh n. ,Fass'. ßaof/.a f. ,grosses Fass' Som. ßaqsX in
Trapezunt, ßalegj in Ophis ,Fass', Syll. XVIII 127. ßctqs/J.cc f.
,Fässchen' Syme, Syll. XIX 232. Thera, Pet. 37. ßagih n. ,Fass',
Zagorion, Syll. XIV 261. It. barella ,Fass' (in Bologna, Modena);
barrile, ven. baril dass., zum romanischen Stamme harr- (Kör
ting, Nr. 1062).
ßccQßapivct f. ,Balsamine' Som. It. balsamina.
ßaard^oq m. ,Lastträger' Legr. Ven. bastazo — it. basta-
gio. Der romanische Stamm hast- (Körting, Nr. 1076) kommt
Neugriechische Studien. IV.
17
auch im Griechischen vor, agr. ßaaza^io, byz. und mgr. ßaazuj,
ßaazaivoj, ßwnayua, mit lateinischer Endung ßaazaydoLog (Ma-
lal. 444, 19) u. a. Vgl. auch Korais At. II 79 £
ßaxoiva £ ,Impfstoff, Lymphe' Legr. ßazmvaoo) ,impfe'
ders. ßuzovwvov ,impfe' Velvendos, ’Apy_. I 2,77. It. vaccina.
ßavoviq £ ,Bajonnet'. ßavoviGzrjQ ,Bajonnetträger' Legr.
Junge Entlehnung aus frz. baionnette.
ßs^ixävri n. ,Zugpflaster' Legr. Frz. vesicant, nicht it. ve-
scicante, ven. vissigante.
ßsXo n. ,Schleier' IlavB. XVII 226. It. velo. Das ältere ßrj-
lov (,Segel' Plut.; ,Vorhang' CIGr. 2758. 7283 und oft bei den
Byzantinern) aus lat. velum.
ßsXovdo n. ,Sammet' Legr. Kreta, Jann. 325. ßelovdeviog
,sammten‘. Som. ßehov, ßehovzi n. ,Sammet'; ßekiovziy.og Som.
Ven. veludo = it. velluto. ßsXiov gibt vielleicht das gen. vellüo
wieder. Bei Georg., 0av. 'PA. 140 isf ßeXovGiv in ßslovöiv zu
ändern; ßslovöa pl. steht V. 58. 582.
ßeXxovi ,Wurfspeer' Som. Legr., in Kreta nach Vlastos
auch ßeQTÖvi. It. verrettone ,kurzer Pfeil'.
ßevrt(ia £ ,Weinlese' Thera, Pet. 39. Naxos, ’AvctX. II 66.
Melos, ’Eo. siA. XX, Nr. 792. ßevre/.u£cü Thera a. a. 0. Legr.
Ven. vendema = it. vendemmia (Mussafia, Beitr. 118).
ßevtEQOvya £ eine Art rhachitischer Krankheit. Kephal-
lenia, ’AvdX. II 178.
ßevrovaci £ ,Schröpfkopf' Som. ßevzovzaa Legr. It. ventosa.
ßsQu £ ,Ring'. Thera, ’AvaX. II 448. ßsoodw/zvlida m. pl.
,verschiedene Arten Ringe' Kephallenia, ’AvdX. II 178 (vgl. auch
B. Schmidt, Gr. Märchen, Nr. 59, 58 und dazu S. 277; die Aen-
derung ist unnöthig). dav.zvXiÖL ßsQcjzö Leukas, Syll. VIII 400.
ßloa ,Ring' Epirus, Arav. Ven. vera, romagn. mra == it. viera
ghiera (Mussafia, Beitr. 118). Ist ßioa ,Nest' Ikaria, Stamat. 127,
damit identisch?
ßsQßsva £ ,Eisenkraut', Pflanzenname. Som. Legr. It.
verbena.
ßsQya £ ,Reis, Gerte, Zweig'. Som. Legr. Pass. Epirus,
Chas. 227. Syme, Syll. XIX 235. Kreta, Jann. ßsqyi Chios,
Kan. 16. ßegy.L Ophis, Syll. XVIII 127. ßsoyovla Papaz. 403.
ßeoyay.i, ,Ohrgehänge, Armband' Ikaria, Stamat. 127. ßoßeoya
n. pl. ,Leimruthen' Chios, Kan. 11 (mit l%6g). iaußsoyiGK ,band
Sitznngsber. d. phil.-Mst. CI. CXXXII. Bd. 6. Abi. 2
18
VI. Abhandlung: Meyer.
den Baum fest £ Chios, Pasp. 157. Im Byz. und Jlgr. ßsoya mit
zahlreichen Ableitungen, s. Duc. und Sopli., auch als ,männ
liches Glied' Wagner, Carm. gr. 107, 42 (vgl. Alb. Wtb. 470
vergär). Aus it. verga = lat. virga. ßiqya in Bova, Pell. 248,
stammt aus sic. virga. ßioy/l'Qo) ,zittere' Epirus, Syll. XIY 210,
nach dem Lautgesetze des Dialectes für ßeoyliuv, von virgula.
ßeqyovldda f. in Kythnos, Ball. 139, von it. vergolare.
ßsQÖovvi n. ,Grünfink'. Som. Legr. It. verdone. Zu verde
gehört auch ßsqvTea f. ,weisser, durchsichtiger Wein' Papaz.,
= it. verdea ,toskanischer Grünwein'.
ßegvixi n. ,Firniss', ßsovr/.covco ,firnisse'. Som. Legr. Bei
Duc. mit Volksetymologie ßeqovb.g. Aus mlat. vemicium; it.
vernice, vernicare. Dazu ßeoriyäöa f. ,reichliches Essen' Ke-
phallenia, ’AvocX. II 178, mit venezianischer Lautform.
ßeörct f. ,Wams, Jacke' Som. Legr. llavo. XVII 225. Ky-
thnos, Ball. 139. Ven. vesta = it. veste. Auch Ableitungen von
lat. vest.is sind früh ins Griechische aufgenommen worden, vgl.
Duc. Soph. Immisch 358. ßunagevra Saclil. 2, 701 Wagner.
ßsrovixtj f. Som. [und so bei Dioskorides]. ßerövr/xt. ßero-
viv.t Legr. ,Betonica', Pflanze. Lat. vettonica, betonica. \me%6-
vv/.a Legr. It. bettonica.
ßeTOoq bpyr,. öjiLc'. ßerawviü bq-nCoq-aC.
Papaz. It. vezzo, trotz der abweichenden Bedeutung.
ßUSa f. ,Schraube' Som. Legr. In Zagorion ^eßidmdry/.e
,er ist verrückt', Syll. XIV 225 (es ist eine Schraube bei ihm
los). Ven. vida = it. vite. Auch serb. euda, türk. Alb. Wtb.
472. Türk. Stud. I 49.
ßiqira f. ,Besuch'. Epirus, Pio 76. Athen, AeXt. I 144.
Thera, Pet. 76. ßrinaou), bei Som. auch ßeieiaoij) ,besuche', in
Kreta ,beobachte' Jann. 326. It. visita, visitare. Türk. *
Türk. Stud. I 42.
ßixdoioq m. (Stellvertreter' Som. It. vicario.
ßio7.a f. ,Viola (Musikinstrument)' Som. [Belis. 259]. ßioli
jviolino' Som. ßioha n. pl. Chios, Kan. 188. ßiovhä Zagorion,
Syll. XIV 255. ßieli ,Geige' Kastellorizo, Syll. XXI 315, 9. diö-
hv = ßioli Cypern, Sak. II 527. ßiolovvi, ßehovvi Som. ßie-
lovvici Chios, Kan. 132. It. viola, violino, violone. Was ist ßiö-
leg: ßpyxkiici tou [xuXou, c(tev xai qpxs’.z. ßioliovio xzi'ib. Thera,
Pet. 40?
Neugriechische Studien. IV.
19
ßlßra f. ,Gesicht, Erscheinung' Som. Xöyya ßlara ders.
■/.ovroßlaT^Q ,kuzsichtig' Epirus, Ilavo. IX 51. It. vista.
ßiöTTjOcö ,stosse an, scheitere' Duc. Som. Legr. ßimgolßw
,scheitere' Mach. 118,5. ßiozggla .galere ä eperons, Tajapiera 151
Legr. m. Anm. ßiavrjgid, ßi(jir t 0F:. ßiargoiyua in Kreta Bezeich
nung eines dämonischem Einflüsse zugeschriebenen Leidens.
Churmuzis 26. 107. «htX. IY 513. It. investire ,anfallen, überfallen,
stranden'. Vgl. Neugr. Stud. II 79.
ßirovQitQoq ,Sieger' Kreta, Jann. 326, von it. vittoria, das
als ßiTTOnia hei Legrand, Poem. hist. 104, 999 steht.
ßXdyxov dloyov = ^uvß-öv, im Peloponnes, Oikon. IIpoo. 351
Anm. It. bianco, frz. blanc u. s. w. Die altvenezianische (Ascoli
Arch. glott. III 254) Gestalt der mit l zusammengesetzten an
lautenden Consonantengruppen z. B. noch in yXagho, vXanu,
lirthxßog, (inXö&og, itXarsXi, axXhpg, av.t.aßog, a/.Xiruöa, <pXayv.lv,
cpXazo, cpXogi, cpXovfina.
ßoXra f. ,das Umhergehen' Passow. ,Angelschnui’' Legr.
Konstantinopel, Ilavo. VIII 423. ,Geschützsalve' Legr. ßoXtxa f.
,Spaziergang'; ßoXvc&gio ,gehe umher' Kreta, Jann. 326. ßörce
,Spaziergang; Kuppel'; ßonxoo) ,gehe umher'. Som. Cypern, Sak.
II 876. Ikaria, Stamat. 127. It. volta, gen. votta ,Wendung;
Kuppel', voltare. ßoXzsvlcxgi'Coj ,bewege mich hin und her' Na-
xos, ’AväX. II 116 ist it. volteggiare. Hieher wird auch ßoovzä-
vsg gehören, ,grosse Steinplatten, die man auf die Mauern legt'
Chios, Pasp. 115 (gen. vorta).
ßöqdoq, ßögzog m. ,Maulesel'. Cypern, Sak. II 492. ßogro-
vlv, ßoQTOvdiv Dem. ßogdoviv ,Maulesel' Mach. 370, 3. ßogdovagig
,Maulthiertreiber' Som. Legrand, Poem. hist. 266, 91 (aus Kreta).
Bei Duc. und Soph. ßovgdaiv, ßögdwv, ßovgdöviov, ßogdöviov,
ersteres schon im Edict. Dioclet. ■fjulovog, ßovgöwv Immisch 368.
Lat. burdo, burdus. ßogdog setzt das von Körting, Xr. 1421
vermisste it. bordo voraus (nur sard. burdu ,Bastard') oder
stammt direct aus volkslat. bordus. Von burdus leitet man ab
it. bordone ,langer Pilgerstab'; dazu ßovgdoovägi ,der grösste das
Dach stützende Balken', Cerigo, Ilavo. XI 451; Som. ßogdovcegi
,Stab' Rhodos, Ilavo. XX 413. ßovgöovägig, ßogö. ,Mönch' Rho
dos a. a. 0., nach HavS. VIII 423 Spottwort über dumme Mönche,
entweder ,Pilgerstabträger' oder, wie Uavc. a. a. O. meint, zu
nächst von solchen Mönchen, die das Vieh zu besorgen hatten.
2*
20
VI. Abhandlung: Meyer.
Dazu auch ßovQÖovXov ,Ochsenziemer' Som. aßovqöov'Lo ,Prügel,
Peitsche' Naxos, ’AväX. II 112; ßovodovXag m. ,Stab' FlavS. XVII
226; ,Peitsche' Thera, Pet. 41. Was ist unovodowaoia , weite
Hosen' Epirus, Aray. 374?
ßorovQ m. ,Geier'. Makedonien, IIczvS. VIII 423. Ven. vol-
tor (Boerio); mess. vuturu, nizz. votour, frz. vautour.
ßotßog m. ,natürliche Vertiefung im Meere; Oeffnung,
deren Tiefe man nicht kennt' Chios, Pasp. 110. ,Schwemme,
Viehtränke' Som. It. bozzo ,Pfütze, Lache'.
ßovqMZ,co ,beunruhige' Leukas, Syll. VIII 385. ,rendre fou'
Legr. It. burlare ,verspotten'.
ßovqXov, ßqovkov n. ,Binse'. Legr. Som. ßovolov Leukas,
Syll. VIII 384. ■AovcpoßQovli ,scirpus romanus' Korais, At. IV
714. ßgovlL^w ,flechte Binsen' Rhodos, Havo. XX 413. ßoov'lo'jvw
,durchsteche die Fische mit ßg.‘ Chios, Pasp. 115. Schon mgr.,
vgl. Duc. und Soph., auch als ßqvlXov. Ven. brula ,Binse'. Vgl.
Alb. Wtb. 478. In Bova ist ,Binse' jongari = lat. *juncarium,
Pell. 178.
ßovQTOa f. ,Bürste' Som. Legr. (ßqovxaa ,Peitsche' Som.).
Dazu ßovQiol^o} ,polire' Duc. = ßvqx.ai'Qo) ,bürste' Tetr. 484.
Zu prov. brossa, frz. brosse, afrz. broce, span, broza (Körting,
Nr. 1374). Aus dem Griech. rum. virf,ä, alb. vurtss, türk.
Türk. Stud. I 46.
ßovrßa f. ,Kuhmist' Legr. ßovt,ia Kalymnos, Sak. Ku-p. II
494. Erinnert an frz. bouse, prov. boza. Indessen ist die Ent
stehung auch dieser Wörter nicht klar. Sonst heisst ,Kuhmist'
ßovvia (Cypern), ßovßia (Tenos), ßcudiä (Rhodos). Alb. vuSs
,Mistkäfer' Alb. Wtb. 479. Man kann bei ßomaa auch an ven.
boazza, mit Anlehnung an ßovg, denken.
ßguyi.d f. ,Stück Blumen- oder Gemüsegarten, Beet'. Detf-
ner, Arch. 179. ,petite aire' Legr. Pass. Dist. 158. Mlat. bradia,
bradium, bragida, braida ,campus vel ager suburbanus' Duc.,
das man von deutsch breit ableitet; daher bresc. crem, breda
,Landbesitz', ferr. braja, ven. friul. braida u. s. w. (vgl. Lorck,
Altbergamaskische Sprachdenkmäler 210) sowie serb. slov. brajda
,Rebenlaube'. Miklosich, Et. Wtb. 20.
ydyyaßov n. ,Thürangel' Som. Korais, At. IV 71. It. gan-
ghero. Entlehnt aus der genuesischen Form gängao, mit Hiatus- 1 ».
Gehört dazu ymyxaLiba f. ,Bündel um die Hand gewickelter
Neugriechische Studien. IV.
21
Fäden * Papaz. 412? Genauer entspricht dem italienischen Worte
y.äy/,aoa n. pl. ,Thürangeln* Syra, Pio 50; Contes 254. yayy.ivih,
,Haken zum Heraufziehen des in den Brunnen gefallenen Eimers*
Thera, Pet. 43 ist it. gangherello ,Haken*. Vgl. v.ayy.cwa.
yayyqiva f. ,Brand*. Som. It. gangrena, das aus agr.
yayyqaLva stammt.
ydyio n. ,Pfand* Passow 459, 40. It. gaggio.
yaCfkra f. ,kleine Münze, Kleingeld*. Epirus, Arav. Deffner,
Arch. 179. Ven. gazeta, Münze im Werte von zwei Soldi. Da
her gazetta für ,Zeitung*, die für diese Münze verkauft wurde:
ya'Ctra Pass.
yagi n. ,Art dünnes Gewebe*, yatwvto ,verfertige es*. Thera,
Pet. 43. Frz. gaze u. s. w. (von der Stadt Gaza); Verb, gazer.
yalaout f. Thera, IL.pv. IV 481. Som. yyaXeqia Legr. ,Gal-
lerie*. It. galleria, ven. galaria.
yaXtvrOa f. s. Neugr. Stud. II 80.
yahoxa f. Nisyros, Syll. XIX 207. Kreta, Jann. [Belis 235].
It. galeotta. yaXeÜTOa, yaXiaraa Som., xayiaoa Syme, Syll. XIX
232. It. galeazza. yaXsga f. Legr. galera. yahinu, Legr. yahovvi,
yalovvi Som. galeone. Schiffsnamen. yaXiÖTtjg Pulol. 116 ist it.
galeotto.
yaXovi n. ,ein Oelmass* Kephallenia, ’AvctX. II 185. It.
gallone aus dem Englischen, Ursprung unbekannt.
yo./.lovrivrui, yaXivclvTia f. ,Truthahn* Som. It. gallo d’In-
clia. Bei Som. auch IvÖLava, diava, vridva = indiana, so wie
äivdtct. Bei Bikelas Faune 15 auch einfach yaXlog.
yaXovxpoq m.,Schmeichler* Thera, Pet.43. Kephallenia, ’Avd),.
II 185. yaWvcpl^ü) ,schmeichle* Thera. yaXovcpaQco ,schmeichle*
Xaxos, Mvy]|x. I 437. yaXixpoc, ,Schmeichler* Duc. Cerigo, Ilavo.
XI 451. Legr. Papaz. yaXufiOo Legr. ,schwatze* Som. It. ga-
glioffo ,Schelm, Dummkopf', span, gallofo, das gewiss nichts
mit gagliojffa, gajoffa ,Tasche, Sack* zu thun hat, mit dem man
es zusammen bringt (Diez I 194. Körting, Nr. 3581); bresc.
galöfa ,Betrug*, aber gajofa ,Tasche*. Alttriest, galufä ,stehlen*
(Mussafia, Beitr. 61). Das Wort kommt auch im slov. goljüf
,Betrüger* vor. Miklosich, Et. Wtb. 71, leitet das romanische
Wort aus ahd. gelf her, das aber nicht ,fraus‘, sondern ,lautes
Schallen, Fröhlichkeit, Uebermutli, Hohn* bedeutet.
ydiuia Ilavo. XVII 224. It. gamba.
22
VI. Abhandlung: Meyer.
m. ,langer wollener Mantel'. Som. Legr. Pass.
Flava. XVII 226. [Bos/.c7c. p. 33]. yapnadäTog der einen solchen
trägt, Legrand, Poem. hist. 274, 210 (Kreta). Man führt das
Wort auf it. gabbdno zurück, dem man lateinischen Ursprung
gehen will (Eguilaz 402. Körting, Nr. 1448). Mir ist für das
griechische wie für das romanische Wort orientalischer Ursprung
wahrscheinlicher, nicht sowohl ar. *Us ’abä (Devic 22), als ar.
pers. US (Vullers II 709. ■ Dozy, Vestements 352).
y«fuiia f. ,Mastkorb' Legr. Som. Duc. It. gabbia.
yavrGoq m. ,Haken' Legr. Pass. Kreta, Jann. yavTOÜvvyog
,mit krummen Nägeln' Kythnos, 3 E<p. <piX. IX 430. uyavzaoivofxca
,fasse etwas an' Leukas, Syll. VIII 379. v.avzau f. ,Haken'
Legr. y.avirrih. n. ,Kniekehle' Som. y.azaovviv ,krummer Stab um
Zweige und Früchte zu fassen'. Som. Nisyros, Syll. XIX 193;
Cypern, Sak. II 585. ,Gurke' Thera, Pet. 78. yazaovva ,ein
hackenförmiges Werkzeug; Hölzer, die einem Lastthiere auf
gelegt werden, um es beladen zu können'. Cypern, a. a. 0.
xÜTOovvag m. ,Hacken' Cerigo, ITavä. XIII 388. It. gancio, ven.
ganzo ,Hacken'. Vgl. Türk. Stud. I 48.
yaqd<pa, yy.aompa, ygcapa f. ,Flasche' Epirus, Pio. 65; Mvry..
I 176. xctgatpa Legr. Flava. XVII 225. It. caraffa, span, garrafa.
Das Wort stammt aus pers. ,vas vitreum' (Vullers II 715),
wie sic. carrabba beweist. Anders Diez, Devic 25, Eguilaz 409.
yaqydqi n. ,Kornwurm' Som. Kor. At. IV 68. It. gorgoglio.
yagyaXova f. in Chios ,Spinne' Pasp. 117.
yaQ(fov(ii n. ,Gekröse von Hammel und Kalb'. Som. Legr.
Nordit. caldume (Mussafia, Beitr. 40) aus lat. *caldümen. Auf
eine verwandte Bildung geht d. Kaldaunen und daraus die bei
Miklosich, Et. Wtb. 109 verzeichneten slavischen Wörter zurück.
Gr. alb. gardtimp Alb. Wtb. 119. yiölfat;, rd yagdov(.uov Duc. ist
unverständlich.
ydqiuza f. von unreifem Obst. Kephallenia, ’AvotX. II 186.
Ven. garbo ,sauer'.
yaQimovyictqoi ,bringe in Verwirrung' Som. It. garbuglio.
yaqöipaXov n. ,Nelke' Duc. Som. Kreta, Jann. ycegscpaXata
Kreta, Jann. 71, 12. yagöcpaXa Chios, Kan. 104, nach yagä. In
Bova carönfulo Pell. Ven. garofolo = it. garofano, und dies
aus spätgr. xagvöcpvlXov, aus dem auch bulg. KapaMcßuM,, serb.
Kapcmcfitu, türk. JjLSpi stammen. Türk. Stud. I 31.
Neugriechische Studien. IV.
23
yctOera f. , Knopfloch ' Som. Legr. Frz. ganse, gansette
,Schlinge, Oese'. So schon Korais, At. IV 77.
@ yeßevr($a>, yißevzi^o) ,stelle an den Schandpfahl; verhöhne;
entehre'. Som. Kreta, dnX. IV. [Erotokr.]. Syra, Pio 46. Pass.
[Sachl. 2, 421.627]. yißevzo n. j/ßpic’ Kreta. yißevziaga n. ,Ver
höhnung' Thera, Pet. 47. Bei Duc. in den Schreibungen yvß.
und vuß. Er leitet es wahrscheinlich richtig, aus frz. gibet, afrz.
auch juibet ,Galgen' her (it. giubbetto), dessen Ursprung nicht
feststeht.
ytgeXXog ,Zwilling'. Thera, Pet. 44. za yegeXXa Siphnos,
’E©, oiX. Nr. 243. za yegeXXia Thera a. a. 0. yiöueXXog Duc. za
yiögeXXa Som. (wie yiöga, yiogäzog aus yevga yega, yeg&zog,
durch Einwirkung des Labials; vgl. it. giumella, frz. jumeau).
It. gemello, oder, wegen y-, wahrscheinlicher schon lat. gemellus.
ytrtpß/Uc, vz'QevEoa/.Lg Som. trjvsQaXrjg Legrand, Poem. hist.
86, 774. ,General, Feldherr', yeregaXe n. ,vortrefflich' Thera,
Pet. 44. It. generale.
yiarGoq m. ,Schaden an den Früchten durch den Scirocco'.
Melos, ’Es. ©tX. XX, Nr. 792. It. ghiaccio, ven. giazzo, das auch
miseria, disgrazia bedeutet.
ynv.vult.vi ,bin in Verlegenheit, Angst; dürste heftig' Pa-
paz. 412. Zu it. gagno ,Intrigue, unangenehme Sache'?
yxovda f. in einem kretischen Liede, Ilapv. VII 772 yjXoi
y.patouv tyjv yytovda tstj , xpäx.6cot xcf äy.XsuQoüa:, kann it. coda
,Schleppe' sein.
yxQÖrra f. Thera, Ilapv. IX 366. It. grotta.
yXagsro n. ein Musikinstrument. Chios, Kan. 356. Zur
Gruppe , von it. clarinetto, chiarina, clarone, span, darin, frz.
dairon. Ist yXaqezo n. ,Schweinefett' Papaz. 375, it. chiaretto
von chiarot
ydjujrog, //.woic (taub)' Kephallenia, ’AvoäX. II 191. oyovgizog
Papaz. 496, oyovgmr)g Thera, Pet. 134 ,bucklig', ayovgna f.
,Buckel' Papaz. Thera a. a. 0. ayovgni^ai, oyovgijuaivut ,bin
bucklig'. Papaz. Iva yy.6g.no piaXia Kreta, Ilapv. VIII 715 ,ein
^ Beutel (oder Haufen?) Thaler'. It. gobbo ,Buckel', Adj. ,bucklig';
sgobo Mussafia, Beitr. 105; gobba ,Buckel'. Hielier stellt Deffner,
Arch. 272, yoßu f. ,Pantoffel' Duc., Som., Naxos, ’Ava/.. II 32,
Kreta, Jann. 329; yovßa Legr.: es soll ven. goba (scarpa) sein,
,buckliger Schuh', das ich allerdings nicht nachzuweisen vermag.
m
24
VI. Abhandlung: Meyer.
yödsQE n. rä, ,Vergnügen, Freude* Korfu, Kontos 15. It.
godere.
yoQciVTöiva f. ,Krähe* Som. Legr. It. *comacchina von
cornacchia, pad. parm. bresc. cornacia, cornaccia.
yovävn n. Som. y&vu, IlavS. XYII 226 ,Handschuh*. It.
guanto, frz. gant.
yovßa f. Legr. Pass., in Epirus y/.ovßa Syll. VIII 586
,Höhlung*; ,Grube mit Wasser* IlavB. VIII 423; ,Haufe Trauben,
Feigen u. ä. zum Trocknen* Som. yovßiv Pontos, Syll. XIV 280.
ßovßa gedeckter Graben zur Aufbewahrung von Getreide* Rho
dos, IlavS. XX 413. ßova Nisyros, Syll. XIX 191. ßovßa in
Rhodos, ßoicpa in Cypern ,Webstuhl* Sak. II 497. Aus dem
Gr. alb. südrum. guve. Alb. Wtb. 136. It. cova ,Höhle, Grube*?
oder doch vielleicht arab. gubb, syr. gub (arm. gub) Lagarde,
Arm. Stud. 38, 520 ,Cisterne*: vgl. Hieron. bei Duc. II 682 in ci-
sterna veteri quam gentili sermone Syri cubam (gubarn) vocant.
yoviut n. ,Gummi* Som. It. gomma, gumma.
yovftsva n. pl. ,Art Taue*. Som. Syme, Syll. XIX 223. It.
gumina, gomena. Vgl. Türk. Stud. I 9.
yovaovQa f. ,Schlagfluss*. Som. Legr. Chios, Syll. VIII 491.
It. gocciola ,Tropfen, Schlagfluss*; goccia ist gen. berg. gossa,
bol. rom. gozza mit geschlossenem o. Verf. Idg. Fo. III 66.
yovorciQU) ,koste* Som. Legr. It. gustare.
ygaßixQU) ,schneide in Metall*, ygaßaöovQog, -öönog m. ,in-
tagliatore* Som. Frz. graver.
yrmöDla f. ,Rost* Kephallenia, ’AvaX. II 192. It. gradella.
yQeyahq, ygenahg, yoiyog, yotv.og, in Kreta yotog (Jann. 330)
m. ,Nordostwind*. It. greco, grecale; ven. grego, gregal. yosyo-
zgafiowccva ,Nordnordost* Som. = ven. gregotramontana.
yotvr^og o aypoi/Mc £<3v’ Korfu, ’Eo. y.\. Nr. 758. It. greg-
gio, ven. grezo ,roh*.
yq/^sz/eg f. pl. ,affaldatura, crespatura' Som. It. griselle
aneinander gefügte Taue zum Hinaufklettern*.
yqigdiU Vogelname, Thera, Pet. 47. yonaola ,Hänfling,
cannabina linota* Naxos, Ilavo. VIII 422. Derselbe Vogel heisst
in Siena gricciolo (Giglioli H 438).
yQiva, yoivux f. ,Schelte*. yoiviaCai ,schelte aus* Som. Kon
stantinopel, Ilavo. VIII 423. Kreta, Vlastos 151. ygivia ,mürrische
Laune*, younaOo ,schmolle* Erotokr. y/jnvid'Oo Jann., ,bekomme
Neugriechische Studien. IV.
25
Schlucken vom Weinen' Syme, Syll. VIII 469. It. digrignare,
com. berge grignä ,die Zähne fletschen', pic. grigner les dents,
rhätor. grigna ,Fratze' (aus dem Deutschen, Körting, Nr. 3773).
Vgl. Alb. Wtb. 131.
yQÖJioq m. ,Knoten' Oikonomos, Ao/.. III 398. ygonnog und
dgonnoq = yqoünoq Cypern, Sak. II 532. yoovnoq ,group d’ar-
gent' Legr., IlavS. VIII 438. It. groppo, gruppo ,Knoten, Haufen,
Päckchen'.
yQÖOßi, yoooao n. ,Piaster'. Legr. Mlat. grossus, it. grosso.
Verf., Türk. Stud. I 64. yoooiv, z. B. in den kyprischen Chro
niken, yoooao Sachl. 2, 476.
yovipoq, ygvcpovaq m. ,Vogel Greif' Som. It. grifo, grifone.
Also richtig ygicpog zu schreiben. Das italienische Wort stammt
aus agr. yqvxp, yqvTtöq.
düya f. ,kurzer Dolch' Som. It. daga.
dapsrffdva f. ,Korbflasche' Pap. 415. vzapsTffdva Naxos,
’AvaX. II 110. roap'rrov'Qüva Pap. 415. It. damigiana (Körting,
Nr. 2386), ven. damegiana.
ddpeg f. pl. ,Damenspiel' Som. 303 c. It. dama.
davrsXXa f. ,Spitze' flavo. XVII 222. zavtsXsq Naxos, ’AvctX.
II 104. Frz. dentelle.
daodovvi n.,Wurfspeer' Som. Legr. It. *dardone von dardo.
ddrßa f. ,Abgabe' Legr. It. dazio m., afr. dace f.
dsxorov n. ,Decoct' Legr. It. decotto.
deXöyov Kreta, ‘PA. IV. vrsXöyui Kreta, Ilapv. VIII 712.
dsXoyyov, dsXsyyov Leukas, Syll. VIII 286. vreXoy/.o Syra, Pio 56.
vrelöyyov Kythnos, Ball. 139. vTeXöy/.wq Kreta, Jann. vitXty/.ov
Thera, Pet. 107. Papaz. Adv. ,sogleich'. It. di luogo (ven. logo,
gen. leugo, romagn. lögfi). Vgl. span. Inego, port. logo, rum. de
loc ,sogleich' (Diez I 253). Pio Contes, S. 254.
dejto^irov n. ,hinterlegtes Gut'. dsrro'Cnäow Legr. It. de-
posito, depositare.
dsße^a f. ,flussione, Ausfluss' (med.) Som. It. discesa. Vgl.
cal. disciensu, sic. discensu.
deßjrsQaQopai ,überlege' Ikaria, Stam. 128, ioicsoia f.
,Muthlosigkeit' Karpathos, Mvr^.. I 322. dianigyiG), -aCo> ,gerathe
in Zorn; bin unzufrieden' Rhodos, IlavS. XX 451. Cypern, Sak.
II 534. dio/uoddoq avdownog Jähzornig' Syme, Syll. VIII 470.
26
VI. Abhandlung: Meyer.
It. disperare, ven. desperar. Bei Duc. dvanvQyiav ,aegre ferre,
offen di', worüber Korais, At. V 57 rathlos ist.
dsöjten n. ,Unbehaglichkeit', dsansTevyu) ,ärgere jem.'.
dsa7tsTi7.de ,ärgerlich, widerwärtig'. Thera, Pet. 49. 1t. dispetto,
ven. despeto. Nach Petalas = dvansTM!
tfgt'pog m. das Geld, welches im Laufe eines Jahres in
einem Geschäfte umgesetzt wird. Acnos, Syll. IX 351. It. giro,
ven. ziro.
diapuvn n. Som. Legr. Epirus, Syll. XIV 216. diauavte
Som.; Legrand, Poem. hist. 262, 18. ,Diamant'. It. diamante.
(haxoivro ,Hyacinthe' ’AvötX. I 293, 483. It. giacinto mit
Anbildung an die Präposition (ha-, vgl. Neugr. Stud. II 20 ff.
(M.iovvi n. ,Billion' Legr. It. hillione, mit Anlehnung an
gr. dt-.
rftojtovTüoo) ^uvS'.aXevop.ai’ Cypern, Sak. II 876. Soll frz.
repondre sein. Eher wohl it. disputare. Deutlicher liegt dies
vor in dianovTUQüj Som.
durovvxßtbvu) ,binde die Thiere auf der Weide an', dt-
novvraa ,das Anbinden' Som. It. poggiare?
diOsvio n. ,Absicht' Som. It. disegno.
rhajtfvr^a f. ,Speisekammer', diarrsvxtsoie ,Speisemeister'
Som. It. dispensa, dispensiere.
doXXavrinxoq, äoXlavdog Adj. ,holländisch' Chios, Pasp. 137.
vTolXavxi.Ti7.ov n. ,holländische Leinwand' Som. Bildungen von
it. d’Ollanda.
(fov[ijria()a>, dovmrLT.dgoj ,zweifle'. Som. It. dubbiare, du-
bitare.
dovQUQco, dovoiCü) ,halte aus' Som. It. durare.
drifxv.avrov, TQmavTOv n. ,Tragant' Som. 86 h. It. dragante,
draganti aus gr. Toayay.avda] ven. drdganti mit neugriechischer
Betonung.
doajtav/tQa): 6 ! r\k\cc_ öaajravuosi zeipaXt, macht mir Kopf
schmerzen. Kephallenia, ’AvaX. II 197. It. trapanare ,durch
bohren'.
dqdjtna f. ,Fallthür', Cypern [auch Mach. 191, 14]; in
Rhodos ygdmux. IlavG. XX 457. Sak. II 531. It. *trappa, wovon
trappola ,Falle'; frz. trappe; vgl. mlat. trappa hei Duc. Tgccrta
,Stab' hei Duc. ist gen. trappa ,ba.cchetta, verga', piem. trapa.
Neugriechische Studien. IY.
27
dcnarfllu f. ,Walkkübel' Velvendos, ’Ap/. I 79. = siid-
rum. tristialä. Vgl. Alb. Wtb. 65 f.
sßißa f. ,Flintenschüsse, besonders als Freudenbezeigung'.
Kreta, Vlastos 153. It. evviva ,lebe koch, Vlastos schreibt
et'oißcc und denkt an agr. eiott
e$ito n. ,Nachfrage nach einer Waare' Thera, Pet. 56.
Pap. 419 (z. B. t'/ouv e^lto cpero ta y.pacia). It. esito ,Absatz,
Verkauf'.
E[iJtov(p7.E<i f. pl. ,Art Frauenschuhe mit Kork' Syme, Syll.
VIII 470. Zu rom. buf- ,aufblasen' Körting, Nr. 1398?
evovXo. f. ,Alant, inula helenium' Som. It. enula.
eqto. f. ,Fensterpfosten'. Kephallenia, B. Schmidt, Gr.
Märchen, S. 164, Nr. 24. Ven. erta ,Thür- und Balconpfosten'
Boerio 254 b.
etixov n. ,Schwindsucht' Kythnos, ’E®. <ptX. Nr. 431. It.
etica (aus Ev.TLT.rj).
ev%6?.iov n. ,letzte Oelung' Som. Aus svyjlcuov, im letzten
Theile nach it. olio umgestaltet. Som. hat auch oho aavTO.
p ?«yog m. ,iconc«Sch«, pretino' Som. Ven. zago ,chierico‘, aus
diacus = ÖLocvog, diavovog (Türk. Stud. I 66. 92). Ueber Ver
breitung und Bedeutung des italienischen Wortes vgl. Lorck,
Altbergamaskische Sprachdenkmäler 211 f.; Mussafia, Bei
trag 121.
$axa f. ,Männerkleid, das bis zur Hüfte reicht'. Nisyros,
Syll. XIX 192. Frz. jaque.
^avtiXofiog Cypern, Sak. II 877. Ven. sentilomo — it. gen-
tiluomo; oder, wegen des a, eher frz. gentilhomme.
gdpio ,gebrauche, bin gewöhnt'. Som. Legr. Thera, Pet. 62.
Chios, Kan. 84; Pasp. 160. Kreta, <t>iX. IV; Erotokr. Legrand,
Poem. hist. 248, 51. v.alo^äQEL t Guvei8i£ei’; naouKaoto ^oXoauveiO^w’
Cerigo, II ave. XI 598. XV 14. It. asare.
C,ct(paQava f. in ayoLoC. ,carthamus' Kephallenia, ’AvctX. II
354. Zunächst it. zafferano, das orientalisch ist. Direct aus dem
Orient stammt oacpoch’i..
p gü.iog m. ,Lilie' Legr. Duc. It. giglio (ven. zegio).
£iv£id, vtCivtCJi’.ßa, vrCivrQißoa, r'Civi'Qißa, r'CEvi'Qißa Zahn
fleisch' Som. It. gengiva, gengia, gingia; ven. zenziva.
gioyxog m. ,Haken zum Herausziehen der Brote aus dem
Ofen'. Zagorion, Syll. XIV 218. It. giogo?
28
VI. Abhandlung: Meyer.
goyia f. ,Schmuck, Zierde; Blumenkranz'. Kreta, Jann.
334. %C,6yia ,Freude' Athen, AsAx. I 147. vi'Qoye'ho ,Juwel' Pass.
It. gioja, ven. zocjia; giojello. Altven. zoja ,Kranz', heute zogia
de morto ,Todtenkranz'. Mussaiia, Beitr. 122.
gdfxjrog ,bucklig' Som. Duc. Ven. zompo ,Stumpf', aller
dings mit s = ts. Man kann auch an Vermischung von gobbo
und gibbo denken.
$ovvra f. ,Zusatz' Som. It. giunta, ven. zonta.
$ovQa f. ,Wucher' Som. ,Kräfteverfall' Legr. ’Covgrxoog
,Wucherer' tovoeva) ,wuchere' Som. 'CovoutCoi ,trockne aus, ver
zehre' Legr. It. usura; ven. usuraro. Vgl. Alb. Wtb. 153 unter
hozure. 'Covoa Symph. Kret. 155. tovocovo) Mach. 167, 14.
ivrsQEOov n. ,Vortheil' Som. Kastellorizo, Syll. XXI 317,
114. viTEQsaaov, vlteoeoffärog Kythnos, Ball. 139. It. interesso, -e.
iVTQcida f. ,Einkünfte' Som. Duc. ,Weizen oder Gerste für
ein Jahr' Melos, ’E®. ®iA. XX 792. ivrodba Som. It. entrata,
ven. intrada.
ivrQiyxa f. jlntrigue'. IvcQiyy.dvcLg, -cxoco Legr. It. intrigo.
ißovpa ,endlich, schliesslich' Cerigo, IlavB. XI 504. It. in
somma, ven. insuma.
y.aßOJ.a f. ,röhrenartiges Holz, das beim Brunnen als
Zapfen dient' Ophis, Syll. XVIII 137. y.aßiya ,Zäpfchen an der
Laute' Som. xaßia f. ,Mündstück des Zügels' Som. It. caviglia
,Pflock, Zapfen'; ven. cavegia, bol. romagn. caveja, parm. cavia.
xctßog m. ,Vorgebirge' Som. Cypern, Sak. II 877. ,Spitze,
Anführung': der Vortänzer o6pei xbv y.ußo = -/.paxei xov -/opcv Pat-
mos, AsAx. III 335. yaovdi xou Aaip.oü ,Adamsapfel' Kephallenia,
’AvaX. II 216. yccßo n. ,Art Segel' Som. It. capo = gen. cavo,
ven. cao ,Haupt, Spitze, Vorgebirge; Art Segel' (Jal, Glossaire
nautique 375. 402). Zu zuovöl xoü Xatp.oü vgl. z. B. ven. cao de
la roda ,Nabe'. y.aßo'kuy.i in der Geschichte des Tajapera, V. 62,
ist ,Vorgebirge' (so Legrand in der zweiten Ausgabe, in der
ersten war unrichtig ,Cabine' übersetzt). Dagegen wird der
Gefässname xccßog in Paros, Protod. 31 = v.adog sein und hat
weder mit it. cavo ,Höhlung' noch mit y.aßoq pixpov otxr/.bv ’/ovn-
zalov, oi os aicupiSa Hes. etwas zu thun; diese Glosse bezieht sich auf
4. Könige 6,25, wo y.dcßog das hebräische ,Name eines Maasses'
wiedergibt.
Neugriechische Studien. 1Y.
29
xdyxaqa n. pl. ,Thürangeln' Syra, Pio 50, Contes 254.
yayv.i veXXi n. ,Haken zum Heraufziehen der in den Brunnen
gefallenen Brunneneimer' Thera, Pet. 43. It. ganghero ,Thür
angel'. gangherello ,Haken'. Ven. ist incancarar und descancarar
= ingangherare und sgangherare, also *cancaro = ganghero,
vgl. piac. cancar, com. paves. cancan, mail, canchen ,Thürangel',
gen. cancaeto ,Haken in der Mauer zum Aufhängen'. Die Ab
leitung von cancer, die Canello, Arch. glott. III 360, für ganghero
vorgeschlagen hat, wird dadurch gesichert. Vgl. oben yayyaßov.
xdyxciqov n. ,Krebs (Krankheit)' Som. s. v. yayyqeva. xa-
xqaviaCio ,werde brandig' Thera, Pet. 72. yxayxaqalvat dass. Som.
Yen. cancaro = it. canchero, cancro ,Krebs', yayyqeva ist zu
nächst wohl auch (wegen der Betonung) it. gangrena, das auf
agr. yayyqcuva beruht. yxayxaqaivw mag Mischung von yayyqeva
und xayxaqov sein, wie gangrena im Italienischen durch An
lehnung an cancro zu cancrena geworden ist. In Kephallenia
heissen xayxaqelia eine Art kleiner Frösche, ’AvdX. II 209.
xaöaXeto, xaöeXero n. ,Sarg, Bahre' Som. Legr. xavTbXero
^ Thera, Pet. 74. It. cataletto, cateletto, ven. caileto (für cad.).
Mussafia, Beitr. 40.
xaöiQVov n. ,Buch Papier' Legr. ,Hauptbuch' Som. xa-
dsQVLctQig ,wer das Hauptbuch führt' Som. It. quademo ,Heft',
quaderno di cassa ,Kassenbuch', eva y.eqvöv yaori Som. ist
ven. quaerno.
xaÖQo n. ,Bild' Legr. Pass. xavxqo dass. Thera, Pet. 51.
’AvaX. II 454. Kreta, LDpv. VIII 332. It. quadro. xadqero n.
,Ziegelstein' Som. = it. quadretto. xavrqa ,granello di vetro'
Som.: ich verstehe die Erklärung nicht, xavrqi n. ^pavTtax^piov
(Spreng-, Weihwedel)’ Cypern, Sale. II 877 ?
xd^axag m., xa^axa f. ,Art weibliches Oberkleid' Cypern,
Sak. II 877. It. casacca ,weiter Rock'.
xa^ivo n. ,Club, Cirkel' llavB. XVII 224. It. casino.
xaüixXa f. Legr. xadsyXa Erotokr. v.adiyXa Som. xaqeya,
xaosyla Som. xaqoxla Bova, Pell. ,Stuhl'. Die ersten drei sind
^ Mischformen aus zadedqa und nordit. cadrega (*cadegra, *ca-
degla), worauf die anderen direct zurückgehen: ven. carega,
berg. cadrega cadriga, mail, cadrega cardega, com. piem. ca
drega, friaul. ghadree, vegliot. catrieda. Auch alb. karige, kroat.
katrida katriga, istr. rum. cantridä. Verf. Alb. Wtb. 169.
30
VI. Abhandlung: Meyer.
xa'tvi n., Y.aivelh, n. ,Waschschüssel* IlavS. XVII 225.
Passow, Dist. 395. Kephallenia, ’AvaX. II 209. Ven. cain =
it. catino, , Waschschüssel*.
y.dyut f. ,Wunde* ßova, Pell. 19, erwähne ich blos darum,
weil es von Pellegrini falsch aus gr. y.aiio erklärt wird. Es
ist natürlich sic. chiaga = plaga.
xaxaQavrßa f. ,Mist von Schafen* Zante, llavo. XVII 479.
y.av.aoivxaa ,Mist von Pferden und überhaupt von Thieren*
Papaz. Von it. cacare mit italienischem Suffixe -anza oder
-enza gebildet.
•/.alcgMTu f. ,Magnetnadel* Som. It. calamita, das aus dem
Griechischen stammt.
xaXatpaxC^to ,kalfatere ein Schiff* Som. It. calafatare, aus
dem Arabischen (Körting, Nr. 6511).
xaXßaQiov n. ,Schädelstätte* Som. It. calvario.
xaXsvrqa f. ,Kornwurm* Som. Korais, At. IV 69. Frz.
calandri, calendre, engl, calendar, deutsch Kalender, mlat.
calandrus Duc. Im Italienischen scheint das Wort nicht nach
weislich. Sein Ursprung ist unklar, man identificirt es ent- $
weder mit frz. calandre, engl, calendar ,Walze* aus cylindrus
(so Müller im Et. Wtb. d. Engl.) oder mit calandre ,Kalender
lerche* (so Scheler).
‘Kuhiitvro n. ,Arbeit* Kreta, <btX. IV. It. *calimento von
calere ,sich etwas angelegen sein lassen*.
xdXixas ,Abendmahlskelch*. y.aUxaoudvxa'Kov ,Tuch um
denselben zu verhüllen* Som. It. calice.
xdXoq m.,Schwiele, Hühnerauge* Som. Deffner, Archiv 258.
Kephallenia, ’AvceX. n 214. It. callo, ven. calo.
xdO.rßa f.,Strumpf * Legr. r t Zagorion, Syll. XIV 237.
y.äozaa Som. Thera, Pet. 23 ,Strumpf*; Kreta, Jann. 338 ,Hose*.
xdoaa Kastellorizo, Syll. XXI 334, 110 ,Strumpf*; Bova, Pell.
,Hose*. y.lavffa Cypern, Sak. II 877. y.qaxaa Ikaria, Stam. 132.
y.aqtady.La n. pl.,Strümpfe*; yaqrooöezay.ia ,Strumpfbänder* Chios,
Kan. 13. xaoioayJ.elda f.,Schienbein* Papaz. y.aooexxa f.,Strumpf*
Bova, Pell. xagTaon n. ,Strumpf*, y.aoxaov&q ,weibisch* Kreta, 9
Jann. 338. xcxqtgovvl ,Hose* Som. axalraovvia ,Hosen* Corfu,
Kontos 13. y.aLiaoßs'Löva ,Stricknadel*; xaktoodexa Strumpf
band*; y.a'kxoößvXov ,Stricknadelbüchse* Legr. It. calza ,Strumpf*;
calzone .Hose*. xaXxaa Pulol. 60. 185. yiioxaa Than. Rliod. 584.
31
Neugriechische Studien. IV.
xaniiivä f. , sala' Som. ,das geräumigste Zimmer des
Hauses' Chios, Pasp. 173. It. cam(m)inata ,Saal; stanza fornita
di camino che anticamente serviva di salotto' Körting, Nr. 1536.
Auf it. cam(nn)inata in der Bedeutung ,Rauchfang' geht xapu-
vadct f. ,Rauchfang' Legr. Thera, Pet. 74. yauvdöa ,Ofen‘ Naxos,
’AvdX. II 89 zurück.
y.aiiovxoO.lo. f., Plur. -sg ,die zu Fastnacht Verkleideten'
Syme, Syll. VIII 472. Scheint italienisch.
xdpzriov n. ,kaufmännischer Wechsel' Som. It. e.ambio.
xctvaßa f. ,Weinniederlage' Thera, Pet. 74. It. canova aus
lat. canaba; ven. c.aneva.
xavaßi n. ,Hanf‘ Som. y.avaßovoi n. ,Hanfsamen, Vogel
futter' Som. Aenos, Syll. IX 352. Ven. canevo ,Hanf' = it.
canapa. v.avaßmaa f., y.avaßdxao m. ,grobe Leinwand' Som.
— it. canavaccio, ven. canevazza. y.uvaßdoig m. t xo epyaXetov St’
ob xXwöouut to xat xd xotauxa’ Syme, Syll. VIII 472.
y.uvaia. f. ,Glesindel' Som. It. canaglia, ven. canagia.
xavajtf n. Thera, Ilapv. V 440. xavaneg m. Legr. ,Sofa'.
It. canape.
xavaqivov n. ,Kanarienvogel' Som. It. canarino. xaväoi
dass, in einem Distichon bei Legrand, Poem. hist. Gl. p. 341,
kann frz. canari sein, kann aber auch aus dem Nom. Plur.
y.avänia Legrand, Poem. hist. 202, 39 (von it. canario) neu ge
bildet sein.
xävdirov n. ,Candiszucker‘ Legr. It. candito.
xavog ,grau', in den Schafnamen dffrcooxdva, roeßloy.äi’a,
uavooy.ava Chios, Kan. 103. ixrrjpa xd oxuXaz.iä p.cu. xb yavo y.ott xb
gaupo Chios, Kan. 187. 1 It. cano, jetzt veraltet, für canuto.
xavraQi n. ,Schnellwage; Centner' Som. Legr. Syra, Pio 51.
Chios, Kan. 212, 11. Kreta, Jann. yanaotrov, -cnu n. ,Wage‘
Som. It. ccmtaro. Das Wort stammt aus arab. und dies
aus centenariurn, xsvrTjvaQLOv. Türk. Stud. I 65.
xdvrctQa f. ,cassettina' Som. Gen. cdntia (d. i. cantera)
,cassetta‘. Verbreiteter ist die Ableitung cantardn (romagn. ferr.
regg. mod. mant. mirand.), cantarä (mail. crem. berg. com. paves.
bresc. parm. piac.). Auch canterale wird angeführt.
xavtiva, y.avrivßdha f. ,Weinkeller' Som. It. cantina.
1 Die Variante des Liedes, Syll. IX 357, hat ro yaXavo xoci fJ-aupo.
32
VI. Abhandlung: Meyer.
xdvxio n. Epirus, Chas. 113. Leukas, Syll. VIII 423, 48.
Y.avTLov Som. y.dvxiog Kastellorizo, Syll. XXI 327, 2 ,Candis-
zucker', It. candi.
y.avxovvi n. ,Ecke, Winkel - ' Som. Legi - . Nisyros, Syll. XIX
193. Thera, Pet. 74. Syme, Syll. VIII 472. XIX 244. Cliios, Kan.
32. Kreta, Jann. 337 (auch xavrdvi). Bova Pell. In Syme heissen
xavxovvia zweizeilige Strophen, die als Anhang längerer Wiegen
lieder gesungen werden. Syll. XIX 213. TSGaaQOvydvxovrog vier
eckig' Chios, Kan. 82. It. cantone. Von it. canto coivmvxö drei
eckiger Hut' Naxos, ’AvaX. II 69.
y.avroii.eg f. pl. ,banca'. -/.avraildoig m. ,Kanzler' Som. It.
cancello, cancelliere. yavzGihxQiog Symph. Kret. 88.
xajtäxOog ,tauglich, fähig, besonders in schlechtem Sinne'.
xanaxGLza f. ,Geschicklichkeit, Geistesgegenwart, Schlechtigkeit'
Papaz. It. capace, capacitä.
xajtsxdvog, xamzccvog Legr. y.amzdvLog Som. ,Schiffscapi-
tän'. xcnrezava Som., zcwsißwa, xamzavia Legr. ,Admiralsschiff'.
It. capitano, ven. gen. capitanio (Flechia, Arch. glott. VIII 336);
capitana, ven. capitania. y.anszäv vor Namen und in x. icaoag
ist zunächst türk.
xctjnxdh ,Capital' Legr. It. capitale.
xamxiXXo n. ,Capitäl' Som. It. capitello.
xanovvi, y.aTcovi n. ,Kapaun'. Som. Legr. (-ov-). Thera,
Pet. 74 (-ov-). Leukas, Syll. VIII 372 (-o-). Kephallenia, ’AvxX.
H 217. kapöna m. Bova, Pell, xanovuoa f. ,kleiner Hühnerstall'
Kephallenia a. a. 0. y.artovi^co ,verschneide' ebenda. Leukas
a. a. 0. It. cappone. Vgl. Alb. Wth. 176.
y.ajiqixaioq m. Art Naschwerk aus Maiskörnern, dessen
Beschreibung Syll. XIV 244 gegeben wird. Epirus. It. Capriccio.
yMQÜovlag m. Nisyros, Syll. XIX 193. y.aoäßolag Syme,
Syll. XIX 214. Thera, Pet. 75. Paros, Protod. 34. Lewisü, Mu-
säos 65. los, Thumb, Ind. Forsch. II 85. yaqaßola Amorgos,
Thumb a. a. O. 85. 115. ,Schnecke'. It. caragollo, ven. caraguol,
cat. caragol, span. port. frz. caracol. Verf. Ind. Forsch. III 67.
xaQapjtiva f. ,Art kurzes Gewehr' Kreta, Jann. 338. Vla-
stos. It. carabina.
y.agavxiva f. Jann. y.ovcxQavzfva Som. 163 c. ,Quarantäne'.
It. quarantina, ven. quarantena.
y.aqdxxsQO n.,Schriftzüge' Naxos, ’AvaX. II104. It. carattere.
Neugriechische Studien. IV.
33
xagßsh n. ,Laib Brot 4 , s. Neugr. Stud. II 30. Dort habe
ich das Wort für slavisch erklärt. Vielleicht hängt es zusammen
mit dem Schiffsnamen caravella, ‘Mxqaßekhx, z. B. Bustr. 417, 29,
das italienische Ableitung von xagaßiov ,Schiff 4 ist, von der
Aehnlichkeit der Gestalt?
y.uoy<>.Qv> ,lade voll 4 Legr. y.ugya Adv. ,voll bis zum Rande 4
Papaz. Ven. cargare, carga — it. caricare carica.
y.aQcliqiäöa f. ,fruchtbares Land 4 Chios, Pasp. 176. Scheint
fremd.
y.cugdD.i n. Som. yagdth Legr. Som. Kephallenia, ’AviX.
II 185. ayaoSe/.i Naxos, Ilavo. VIII 422. y.aoÖEoiva Som. Athen,
’AvaA. II 185. y.aodtolvi n. Legr. y.aodsllva, yagdellva f. Som.
,Distelfink 4 . It. cardello (Petrocchi; in Calabrien, Giglioli I 76),
gardelo (ven. bei Patriarchi; gardello Mussafia, Beitr. 62); car-
dellino, gardelin (ven.), gardien, gardlin (Giglioli a. a. 0.). Lat.
cardellus für carduelis (cardelis Petron. 46, 4, s. Wölfflin,
Arch. lat. Lex. IX 6) weist Götz, Comment. Wölfflin. 128, nach.
yaqöeXj n. ,Knabe 4 in Ophis, Syll. XVIII 129. Deffner, Arch. 192,
erinnert an it. garzone u. s. w., dessen von Diez, Et. Wtb. I 202,
angenommener Zusammenhang mit carduus dadurch eine Stütze
erhält. Zur Bedeutungsentwickelung vgl. serb. iep3, fjepx ,heirats
fähiger Bursche 4 , das Miklosich, Türk. El. I 63, aus arab. jji
,Pflanzenreis 4 ableitet. Dagegen habe ich das von den Roma
nisten bisher zu carduus gestellte it. garzo garzuolo ,Herz des
Kohles 4 in den Idg. Forsch. III 66 aus * encardium, *gardium
= syy.ÜQÖiOs, -ov erklärt. Man füge dort hinzu yy.äodia ,die
inneren Blätter der Artischocken 4 Kephallenia, ’AvatX. II 189
und y.aoöla .Mark der Bäume und der Knochen 4 Pontos, Syll.
XVIII 139.
jcctQÖi n. ,carduus nutans 4 Bova, Pell. It. cardo.
y.aorhvähg m. ,Cardinal 4 , raoöt.vuhmo Som. Legr. It. car-
dinale. yctodiva/.rjg Georg. Than. 290.
xaQxctvia n. pl. ,Absätze am Schuh 4 Legr. It. calcagno;
gen. carcagno, ebenso in Pavia und Piacenza carcagn.
yMQ-y.tUva f. ,Laubhütte 4 Som. ,tugurinm 4 Duc. Fremd?
xctQxeOi n. ,Mastkorb 4 Som. ,Spitze des Mastes 4 Zante, flavS.
XVII 479. Mit it. calcese ,Mastkorb, Topp 4 sehe ich wegen des
3t keine Möglichkeit der Vermittelung; aus y.ao/rfiiov oder aus
lat. carchesium kann das Wort des s (statt i) wegen nicht
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXI1. Bd. 6. Abh. 3
34
VI. Abhandlung: Meyer.
stammen. So bietet sich die Annahme der Entlehnung aus frz.
carquois, das früher auch ,Mastkorb“ bedeutete: Jal, Glossaire
nautique 428; C. Michaelis, Jahrb. XIII 312; Körting, Nr. 1G55.
xctQXovZo n. ,Rechnung“ Som. It. calcolo; gen. auch carcolo.
Xßjjfux f. ,Windstille“ Naxos, ’AvaX. II 72. It. calma; gen.
carma.
xaQpavioXa f. ,Fallbeil, Guillotine“ Kreta, dann. 338. Leu-
kas, Sy 11. VIII 418,22. It. carmagnola ^evolutionäres Lied“; vgl.
frz. faire danser la carmagnole ,jem. hinrichten“.
y.aovaßdh m. ,Carneval“ Legr. Papaz. 392. It. carnevale,
carnovale.
y.aQvddoq ,rosenfarbig“ Kreta, Jann. 338;. Vlastos. It. car-
nato ,fleischfarbig“, ven. carnado.
xaQütsTTa ,Art Weiberrock“ Som. Kreta, Jann. Vlastos.
,pourpoint“ Legr. It. carpetta ,Weiberrock“.
xuQta f. ,Bild“ C.ypern, Sak. II 877. It. carta ,Papierblatt“.
YMQ'CST^dQü) Som. [,attinare“, was ist das?] = carteggiare.
xdiqrog m., gewöhnlich y.doxov n. ,Viei’tel“ Cypern, Sak. 877.
Chios, Pasp. 177. Kreta, Jann. Vlastos. Passow, Dist. 987. yccgra
f. Massbezeichnung, Deffner, Arcli. 185. yaoxioi n. .grosses
Stück“ Chios, Pasp. 177. zagisoovXa f. Massbezeichnung, Deff
ner, Arch. 173. It. quarto, quarta, quartiere.
yaßivdrßa f. ,Schutt“ Som. It. calcinaccAo.
xaßxaßaXi n. ,Art Käse“. Legr. xccoy.aßälhv Cypern, ’AOyjvä
VI 156. It. cacio cavallo, vgl. Türk. Stud. I 56.
xaßdxa f. ,Bauernkittel“ Som. It. casacca.
xdßßa f. ,Kasten, Koffer“ Legr. Som. xaaaelAa f. Som.
Legr. Pio, Epirus 7. Thessalien, Syll. VIII 596. Thera, Pet. 75.
Pass. Kreta, Jann. 338. xaffasliTaa Legr. v.aaaovku Chios, Pasp.
102. xäaffovXas m. ,engbrüstiger Mensch“ Melos, ’Ecp. ®tk. XX 792.
xacjaöga ,kleine Kapsel“ Som. It. cassa. xagaella in Epirus
(Pio 33; Syll. XIV 257. 262, 3) bedeutet auch ,Kiste“ und ist
also wohl xßwelk, vielleicht mit Einmischung von scarsella
,Geldtasche“.
xdßßaQog m. ,Halbdeck des Schiffes“ Thera, ’AvaX. II 427
[so ist auch bei Pass. 452, 19 statt zdmaQa zu lesen], Ven. cas-
saro, it. cassero.
yaCrtiyo n. ,Strafe“, y.aar.iydgw ,strafe“. Papaz. 435. Kytli-
nos, Ball. 139. It. castigo, cast.igare (gewöhnlich jetzt gast.).
Neugriechische Studieu. IV.
35
y.<xtßa f. ,Tiegel* Pass, zara't n.-,eiserne Ofenschaufel* Som.
xctToah n. ,kleines viereckiges Brett zum Kalktragen beim
Bauen* Kephallenia, ’AväX. II 221. It. cazza ,Rührlöffel, Trink
kelle, Tiegel*. Vgl. -/.axQtv vas Duc.
v.arßdöa f.,Beleidigung, Angriff* Tkera, Pet. 78. Papaz. 436.
It. cozzata, ven. cozzada ,Stoss mit den Hörnern, Zusammen-
stoss*. Im Pontus ist varaara, ymtcilv, yarasnv ,Stirn* Sy 11. XVIII
140: vgl. xovtovIü) ,stosse* und y.ovrelov ,Stirn*, Neugr. Stud. II 99.
KarßaQÖXa f. ,Bratpfanne* llavo. XVII 225. Ostowik, Ba-
trachomyoinachie p. 27. It. casseruola.
n. ,Art Mass (Vs y-olIov)‘ Nisyros, Syll. XIX 193.
Amorgos, Thumb 21. It. cafisso.
y.wXi n. ,Augenglas, Fernrohr* Kreta, Jann. 340. Athen,
Asat. I 305. 534. rauh Peloponnes, ’AvaX. I 55. y.ia'/.aoiCai ,sehe
durchs Fernrohr* Melos, ’AvaX. I 30. It. occhiale.
y.u([U(o($v) ,rufe* Pass., Nr. 254a, 15. It. chiamare.
y.idoo ,hell*. ymoojvü) ,klare mich auf* (vom Wetter) Pa
paz. It. chiaro. yjüoo vsqö ,klares Wasser* Syra, Pio 65, mit tos
kanischer Aussprache.
xtepixet, Y.itoya f. ,Tonsur* Som. It. chierica, chierca, ven.
chierega.
y.iovvi n. ,canale di terra cotta* Som. It. occliione?
y.Ltäotu ,verabschiede, gehe auf* Chios, Pasp. 188. It. chi-
tare = frz. acquitter.
Acarjza f. ,Thürriegel* Som. Epirus, Mvyjh. I 44. ,Fessel
klotz; Holzstück, um den Mast zu stützen; Holzschuh* Legr.
,Eisenklammer* Vyz. ,Mundknebel für Thiere* Oikonomos, Aox.
II 191. ,hölzerner Pflock, der den Kühen auf der Weide an
einen Vorderfuss angebunden wird* Cypern, Sale. II 593. -Aan-
nLv n. ,hölzerner Thürriegel* Cypern a. a. 0. A&jcog ,Fussfessel*
Korais, At. I 68. -Aanax&qia n. pl. ,Flügel* Epirus, Chas. 230.
vXanava n. pl. ,Hölzer zum Schlagen beim Fischfang* Kephal-
lenia, ’AvefX. II 223; Paxos, Erzh. C. Salvator S. 136. Zu dem
romanischen Stamme klap-, dessen Ableitungen Körting, Nr 4543
bespricht, vgl. z. B. it. chiappare ,erhaschen*, rätorom. clappar
,fangen*, it. chiappone ,Art G-ebiss*, chiappino ,Pantoffel*, span.
chapuz ,Stück Holz zum Stützen des Mastbaumes*. Vgl. Neugr.
Stud. II 83. yXcmtivu) bei Sachl. 2, 43; yXamoiMvog ,gefesselt*
Mach. 116, 10.
3*
36
VI. Abhandlung: Mojrer.
xXo^oq m. ,Schlucken'. xlogäoa) ,schlucke'. vloE,aoi n.
,Nachteule'. Som. Lautnachahmend, vgl. it. chiocciare, deutsch
c/lucksen, frz. glousser u. a.
xXöraoq m. ,Fusstritt'. y.loiaia dass. xXoraetito und andere
Ableitungen. Som. It. calcio (von calx), vgl. span, coz, cocear.
vlöroog Messe des Spanns, Legrand, Bibi. gr. vulg. II 28, 3.
Tetr. 1029. xloxaia Wagner, Carm. gr., S. 109, 106. xXoroäa
Tetr. 748 (mit der Variante xXotg&tov). Vgl. Duc. 670.
x.oyygoq m. ,Meeraal' Som. It. congro, aus agr. yöyyoog.
xoyiovaQio ,foppe, verhöhne' 'AvotX. I 264, 90. xovyiovva-
oiCa) Pass., Dist. 1006. xoivegco dass. Syme, Syll. VIII 477. v.ovi-
ragiapa ,Verhöhnung, Spott' Ikaria, Stam. 131. xdivaoia dass.
Syme a. a. O. It. coglionare, ven. cogionar. Unrichtig Idg.
Forsch. III 67.
xoxxa f. ,Kerbe, Einschnitt' Som. ,Pfeil' Erotokr. xoxxia^w
,lege den Pfeil auf' Erotokr. It. cocca ,Kerbe, Pfeil'.
xoXüva f. ,Halskette' Som. xolatva dass. Som. Kreta, Jann.
95, 5; Vlastos, 4>iX. IV. xohxvi n. ,Halskette eines Pferdes' Kreta,
Jann. 340. It. collana, ven. colana, gen. collanna. xokaiva ist
ven. colarina, gen. collaen. xolsro n. ,Brusttuch' Pass., Dist. 615.
Kreta, Vlastos = ven. coleto. y.oXäoo n. ,Halskragen' HavS. XVII
226. xoIocqoq m. Som. (auch xoXccQezov). kuddari Bova, Pell. 154
= it. collare und ven. colaro. Vgl. alb. hvXdr, Alb. Wtb. 212,
y.oXkuoiov Hes. s. v. xXoiöq und CGrL. II 352.
xoXaxöov f. Thera, Pet. 81. xolazcnö n. Kreta, Jann., Vla
stos. Papaz. 411. xoXcktto n. Leukas, Syll. VIII 459. xoXazßidaxi
n. Kreta, Jann. Legrand, Poem. hist. 284, 380. 285, 381. ,Früh
stück'. xolazaluo ,frühstücke' Thera a. a. O. Papaz. xoXazaidvs
,Frühstück' Thera a. a. O. It. colazione, gen. colaziu.
xoXixa f. ,Kolik' Som. It. colica.
xoXova f. xoikovonovXa f. xoXovaxi n.,Säule' Som. Kreta, Jann.
341. It. colonna, ven. colona. Dazu xoloväzo Pass. =ven. colonato,
eine (spanische) Münze. Alb. Wtb. 195. xoXovslog colonelo Som.
xoXoqo: xwäw/.i y.oXöoo ,er hat ihn heftig gescholten' Za
gorion, Syll. XIV 244. xovXovqo n. ,Farbe' Som. xoXooädo y.qaai
,schwarzer Wein' Thera, Pet. 94. It. colore, colorato.
xoXjtoq ,Schlag 1 Som. eva xölnov ,ein Mal' Thera, IlavS.
XVIII 159. It. colpo; un colpo ,ein Mal', yy.oondöa Syme, Syll.
XIX 233, scheint ,Schlag' zu bedeuten, also colpata.
Neugriechische Studien. IV.
37
xo).TißciQto ,pflege* Papaz. It. coltivare.
xopexa /Komet* Som. It. cometa (aus yofziyigg).
xopodo ,passend* Papaz. oh e/w y.öguovza ,ich habe keinen
Platz* Naxos, ’AvdX. II 1. y.ovpoudui f. ,heiteres Wetter im Früh
jahr oder Winter* Papaz. 443. y.ovuoöixa fassende Gelegenheit*
Som. y.opovxLxa f. ,Abort* Thera, Pet. 81. It. comodo, comoditä.
y.o[i6q m. ,Kasten, Truhe* Thera, Pet. 81. Auch in Athen,
’AOvjvd VI 173. Ven. comb (auch mod. parm. piac. regg. bresc.
mant. gen.), aus frz. commode.
xopjt?.id$a> ,mache runzlig*. y.öprtleg f. pl. ,Runzeln* Som.
It. * complegare von complicare, piegare.
xopstööxu f. ,gekochter Kohl in Essig* Artotini, TA. <piA.
XVI 682. ,compote* Legr. It. composta. Vgl. Türk. Stud. I 56.
xopzTQopioao, y.ognooueoouoio. y.ou'CooutiTaou), auch y.ovu-
7iQ. jCompromiss* Som. It. compromesso.
y.ovdiToa m., xovxixov n. ,gewürzter Wein* Legr. y.ovxixa
n. pl. ,Confect* Som. It. condito.
y.ovraQU) ,erzähle* Syra, Pio 52. It. contare.
xovxßa f. ,Seite* Pasp., Chios 221. Ven. cossa = it. coscia
,Hüfte, Schenkel*, -za- für -o-; der Nasal ist eingeschoben wie
in xöy^a (Neugr. Stud. III 31), lövxoa, yogivtaa, äyygign, lovyygog.
Vgl. ven. angonia, altlomb. angonza, franzelar, stantura (Ascoli,
Arch. glott. XII 387. 404. 434).
xovxixßiov f. ,Zustand* Som. It. condizione, gen. condiziü.
xovrga ^evdvno;, avx'.ijixw-ic’ Kreta, Vlastos. Als Präp. v.ovxga
toü äsevxcc |j.ou Tajapera 'Pe vgg S'/.wxiac, p. 16 [vgl. y.ovvToa xou
6eou Than. Rhod. 243], axovvxgog ,Feind* Cypern, Sak. II 879.
y.ovzoaoTÜoü) ,widerspreche* Papaz. 439. y.ovvioaaiüou) ,mache
Widerwärtigkeiten* Syra, Pio 53. oxovvrgaui, oy.ovvigisucu ,stosse
zusammen* Papaz. 499. oy.ovvxgaco, ijy.ouvvoiQoj ,erleide Unglück*;
(jy.ovvxou f. ,Unglück, Widerwärtigkeit* Leultas, Syll. VIII 374.
y.ovzoäöu f. ,Umgegend* Cypern, Sak. II 877. It. contra, contra-
stare, scontrare, contrada.
xov<po(>xux$(o ,bin besorgt um jem.* Cypern, Sak. II 87.7.
It. confortare.
y.önta f. ,Abschrift*. xoniccgco Som. It. copia, copiare.
xonAipevrit n. pl. ,Höflichkeitsbezeugungen‘ Messenien,
AäXx. I 282. It. complimento.
38
VI. Abhandlung: Meyer.
xoQßera f. ,Art Schiff' Pass. 14, 3. It. corvetta.
xoqöoqo n. , Vorhaus' Pass., Dist. 450. Ven. coridor =
corridojo.
y.oQivxöa f. ,Hiihnerpips' Som. It. corizza ,Schnupfen', aus
agr. xÖQuJ^a, auf das aber das neugriechische Wort schwerlich
direct zurück geht.
xoQiögog ,merkwürdig' Papaz. 442. -/.ovoLÖta naiyv'idia Na
xos, AvaX. II 12. It. curioso.
xoqviöXo ,aufgeweckt, pfiffig' Naxos, ’AvaX. II 108. Soll
nach dem Herausgeber it. corniola ,Karneol' sein, das auch
diese übertragene Bedeutung haben soll.
y.öovoq m. ,grosse Muschelschale, welche die Müller zum
Trompeten verwenden' Zante, IlavB. XVII 480. y.öovoq, v.ocovog
,grosse Muschelschale zum Umgiessen von Flüssigkeiten' Kephal-
lenia, ’AvaX. II 233. It. corno. Vgl. xöqvsov ,Horn zum Blasen'
Bat. de Varna, V. 432. Hieher wird auch gehören y.ovsro ,Art
Trinkschale' Makedonien, IT ave. XVII 222; yovvezo ,Art Wasser
krug' Kreta, Jann. 342; TiX. IV. It. corno ist auch ,vaso
da bere'.
y.oooq m. ,Kirchenchor' Som. It. coro aus yoooq.
y.OQ(JsTO n. jCorsett' ILvo. XVII 222. It. corsetto.
yoor;ij.?z).ov ,beobachte' Maina, II ave. XVIII 343. It. con-
templare.
xoaxtQVo ,nähere mich' Naxos, ’AvaX. II 129. It. «c-
costare.
yofiTiQü) ,koste' Som. Legr. y.oozädo ■jroäua ,werthvolle
Sache' Naxos, AvaX. II 22. It. costare.
xotovqvo m. ,rothes Rebhuhn' Kreta, Bellonius Observ.
I 10, 26. Ven. cotorno ,tetrao rufus' Boerio; nach Giglioli I 521
mail, cotourno, paduan. cotorno = perdix rufa.
xoTTct f. ,langer Rock der Geistlichen' Som. It. cotta. Vgl.
yoxTu Mach. 85, 10. MouT^oxoup. V. 3. y.oizi't.ka Zambelios, TraXo-
eXXvjvty.d, S. 34 (1273 n. Chr.).
xovßsQTct f. ,Decke' Legr. ,Verdeck' Kreta, Jann. 342
\y.ovßeonaoutroq Tetr. 764], Ven. coverta = coperta. Dazu Xi-
ßsqn v ,Bienenkorb' Cypern, Sale. II 591?
y.ov^ivu f. ,Küche' llxvc. XVII 224. Ven. cusina = it.
cucinci.
Neugriechische Studien. IV.
39
xovxovtGci f. .wilde Artischocke' Kephallenia, ’AviX. II 231.
It. cucuzza ,Kürbis'.
xovXdra f. ,Hintertheil‘ Som. It. culatta.
xovkiä§(o ,seihe durch', v.ov'tlaaiiav ,das Seihen'. y.ov?ua-
av/jQiv ,Seihgefass' Cypern, Sak. II 610. It. colare.
y.ovlovimvvrdqa. f. ,Purzelbaum'. vMv'LovjiovvLQiCu) ,mache
einen Purzelbaum' Erotokr. g/.ovIovimvtoi ,Purzelbaum' Cerigo,
Ilavo. XV 258. It. *culomontare, vgl. frz. culbuter. Alb. Wth. 213.
y.ovuavTicoM Thera, Pet. 83. y.ovjiavreQco Nisyros, Syll. XIX
201, 5. y.oLutavzüooj Imbros, Syll. VIII 540. /.ovgaviaoi'Coj Pass.
,befehlige'. yovjidvro n. Thera a. a. 0. Kastellorizo, Syll. XXI 324,
483. yovjidvtcc f. Kreta, Vlastos ,Befehl', y.ovjiavTccvzrjg m.,Befehls
haber' Pass. Kreta, Jann. It. comandare, comando, comandante.
yj)V[ih(hu, xOjisöia f. ,Lustspiel', y.ovjieöidqig, y.ovueöiaoiu
Som. It. commedia, commediajo.
xovjuffägiog jOommissär'. zovjuoiov Söm. yovjieadqig Cy
pern, Sak. II 877. It. commessario, commissario.
xovimavi.a f. ,Gesellschaft', Chios, Kan. 193. Syra, Pio 53.
yoj.ind.via ,Speisekammer auf dem Schiffe' Som. y.ovjinamaqw
,begleite' Pass. Syra a. a. O. Corfu, Kontos 15. y.ovjiTtavidroqeg
n. pl. ,Begleiter' Chios, Kan. 193. yovjimxvog, bei Pass, v.oojmd-
vog, ,Begleiter', v.ovjtnavog xo vxyfcoaa xpe^ov -piwisxbv i^wfitpiov xöv
sXofoiv’ Kephallenia, ’Avgca. II 231. y.oviuravaiog ,compagnon' Le-
grand zu Leon le Sage, p. 186. Altit. compdnia, compdgnia,
compagna (vgl. Gaspary, Zeitschr. f. rom. Phil. IV 612; Flechia,
Arch. glott. VIII 340; Salvioni ebenda XII 396; Seifert, Glossar
zu Bonvesin, S. 22) = it. compagnia Gesellschaft, Abtheilung',
compagnare, compagno.
y.ovjiJtctQog m., y.ovjindqu f. ,Gevatter, Gevatterin' Legr.
Syra, Pio 53. Chios, Kan. 15. Pontus, Syll. XVIII 143 (fein,
-iffffft). ,Brautführer' Kreta, Jann. Vlastos. Som. hat auch y.Oji-
ndqog. It. compare.
xovjijzdoov, yojindoov n. ,Compass'. y.ovjinaodqui ,zirkle
ab'. Som. Pass. Syme, Syll. XIX 226, 14. Leukas, Syll. VIII
415, 16, 6. It. compasso, compassare.
scot'fijrrtTttpto ,bekämpfe' Som. It. combattere.
y.ovgsia'ra f. ,Abendgebet' Som. It. compieta.
stowt« f. ,Art Axt' Cypern, Sak. II 612. Frz. cognee aus
* cuneata.
40
YI. Abhandlung: Meyer.
xovviarog, -a ,Schwager, Schwägerin' Legr. xovvidöog
Corfu, Kontos 14. Kreta, Jann. 342; Ylastos. xouvdrog ,Ver
wandter' IlavS. XVII 224. It. cognato ,Schwager', xogvcaog (wo?)
aus rum. cumnät.
xovvßovXog, xovffovXog, xovffovXog, xövorAoq, xöooXog, xo-
aolag ,Consul' Som. Kreta, Jann. 342. It. console.
xovvxsvtdqoi ,befriedige' Syra, Pio 53. xovthvtluCw Gypern,
Sak. II 877. It. contentare.
xovvxovuäxöa Quarantäne' Legrand, Bibi. gr. vulg. II 167,
43. xgvxau&xoa Nisyros, I 384. xoviovgdaia Som. 163 c.
It. contumacia.
xovvxovxo n. Thera, Pet. 83. xovxovxo Kreta, Jann. 343.
Karpathos, Mvyj]j.. I 324. xovvxoirva f. ,Wasserleitung' ’AvdX. I 305,
640. It. condotto, condotta.
xovjtoqxäqco ,ertrage' Som. It. comportare.
xovqdyio ,Muth' Chios, Pasp. 76. Corfu, Kontos 15. It.
corciggio, ven. coragio.
xovocxqiCm ,kümmere mich' Legrand, Coli. I 12, 14. ev jxs
xovQiayaQSL ,es kümmert mich nicht' Ikaria, Stam. 132. It. curare.
xovqu.xO(ü[io. : aou iyzt ha xovom ffojua ,er ist schön ge
kleidet' Chios, Pasp. 197. xovoaxoojgevog ,gepanzert' Ostowik,
Batrach. p. 40. It. corazza.
xovqßa f. ,Sattelbogen' Legr. It. curva ,Bogenholz'. xovq-
ßopaxgg ,mit schönem, ausdrucksvollem Auge' Kephallenia, ’AvotX.
II 232, von it. curvo (vgl. sL'y.wt).
xovqvaxkio n. ,Art Rabe' Kephallenia, ’AvaX. II 232. It.
cornacchia ,Krähe'; bei Giglioli I 23 auch cornac m.
xovqvixöa f. ,Karnies'. xovoluCci ,Verzahnung der Mauer'
Som. It. cornice. Bei Som. xovQvixoa auch als ,Krähe'.
xovßsyia n. pl. ,Verleumdungen' Mykonos, Ilavo. VIII 442.
Cerigo, IlavB. XIII 462. xovasyi.aöooog ,Ohrenbläser' ebenda. Ven.
consegio = it. consiglio. Im Tajapera, V. 7, steht xovaeyio für
den venezianischen Rath, xovash Kythnos, Ball. 139 = consiglio.
xovoovXxo,Rathsversammlung', xovoovXxaQco ,berathschlage' Kreta,
Jann. 343 = consulto, consultare.
xovßiuxdqu) ,pflege' Ikaria, Stam. 132. It. costumare. Bei
Som. xovOTOvgäoiü, y.ovoxovui, letzteres auch Cypern, Sak. II 877.
xovßovuaQio ,erschöpfe'. Som. xovoovfiaQLffig ,Diarrhöe'
Xaxos, Ilavo. VIII 442. It. consumare.
Neugriechische Studien. IV.
41
xovTsXa f. ,Fleischermesser' Ikaria, Stam. 132. It. coltello.
xovrovvia n. pl. .Art Röcke' Patmos, Ae/-. III 353. It.
cotone ,Baumwolle'.
xovxpctQO n. ,Koffer' IlavS. XVII 225. It. cofano (aus xo-
cpivog)] zu q vgl. prov. cofre, frz. coffre.
xovtpirov n. ,Zuckerwerk' Syme, Sy 11. XIX 221. Som. -a
n. pl. ,Art Hochzeitskuehen' Patmos, AsXt. III 333. Aenos, Syll.
VIII 534; ,die nach der Hochzeit an die Geladenen vertheilten
Slissigkeiten' Deffner, Arch. 280. xovcpeTisQa ,Art Schüssel'
Naxos, ’AvctX. II 52. It. confetto, confettiera.
x6<pa f. ,grosser Korb' Legr. Papaz. 447. Thera, Pet. 84.
y.ovcpkffa ,kleiner Korb' Pontus, Syll. XVIII 144. It. coffa ,Mast
korb', ven. cofa ,Korb' (aus dem Arabischen).
XQaßära f. ,Cravatte' IlavS. XVII 226. It. cravatta.
XQEavrßa f. ,Bildung' Som. It. creanza.
XQsdirov n. ,Credit', xqeöltöqos ,Gläubiger' Legr. xqetltov
in Kythnos, Ball. 139. It. credito, creditore. Unrichtig Psichari,
Et. 204.
xQs^ifia f. ,Firmung'. /ptUucwoj ,firme' Som. It. cresima,
cresimare.
xqr]vela f. ,Dachrinne' Lesbos, ’AvdX. I 408. It. *crenella
von crena (= lat; crena ,Kerbe'), vgl. frz. creneau; i auch in
it. incrinarsi, Caix Studi, Nr. 361.
XQSJtctQOi ,bin betrübt' Papaz. 448. v.oetcuoiCw ,zerspringe'
(vom Glase) ’AvdX. I 280, 311. cxaaixbc xal XQsma Verwünschungs
formel, Kephallenia, ’AvdX. H 410. It. crepare. /.omlzovoo. f.
,Steine, im Boden befestigt, mit Zwischenräumen zwischen den
einzelnen, so dass man leicht in die Fugen tritt' Zagorion, Syll.
XIV 240 ist rum. crepäturä ,crevasse, fente'.
xQov^äda f. ,Kreuzzug' Som. Ven. cruciata.
XQvßtvrOct Thera, Pet. 86. XQvßsraa Melos, ’Eip. pX. Nr. 792.
xleidsQa Sikinos, 'Ko. <piX. Nr. 219 ,Wandschrank'. It. credenza,
mit volksetymologischer Anlehnung an v.ovßco — xQvrtxw und
an xleidi. xgevraa ,Credit' Som. Legr. ist ebenfalls credenza.
).dßa f. ,Lava' Legr. It. lava.
XcißadovQoq ,Trog' Corfu, ’E<p. <stX. XVIII 758. It. lavatojo,
ven. lava(d)or, altberg, lavador.
Xaßävda f. ,Lavendelwasser', laß artig f. ,Lavendel' Legr.
It. lavanda ,Lavendel und Essenz daraus'. Vgl. Hes. i?üa • vj Xu-
42
VJ. Abhandlung: Meyer.
X'4c, ävOoc, svtoi Xa/avov S yjixsT? Xaßavrlöa xaXoü;xsv. Von lavare,
weil zu Bädern gebraucht: Grassmann, Pflanzennamen 175.
Xaßst^i, XaßevvGL, X&ßzxCi n. ,grosser Kessel zur Käse
bereitung' Kreta, Ea. ®iX. Nr. 241. 539. Legrand, Poem, hist.,
p. 346. Xaßs^iv Cypern, Sak. II 627. It. laveggio ,Kochtopf',
ven. lavezo. Aus lapideum, nach Parodi, Romania XIX 484 und
Meyer-Lübke, Zeitschr. für roman. Phil. XVI 276 (anders Ital.
Gramm. 84).
lußovTÜov), Xapnovraoio ,trete in Schlamm oder Wasser'
Kephallenia, ’AvaX. II 240. Fremd?
XayoVQEvrrjis ,Gehilfe' Kephallenia, ’AvctX. II 240. Xaßov-
oivri ,operarius' Pass. It. lavorante.
layovTO n. Musikinstrument. Legr. Chios, Kan. 356. Kreta,
Jann. Erotokr. Xaovro Som. Xaovra Legr. Xayovfaoig m. ,Lauten
spieler' Erotokr. It. liuto, prov. laut, afrz. leut u. s. w., aus dem
Arabischen.
Xa^avia n. pl. ,Nudeln' Kreta, Jann. 344. Nisyros, Mvrp..
I 384. Cypern, Sak. II 627. XavxQuvia Thera, Pet. 88. Xaoäviu
Som. XaQa ,Art Nudeln' Chios, Pasp. 205. It. lasagna.
/«C«pfro n. ,Krankenhaus, Quarantänestation' Chios, Kan.
268. Thera, Pet. 88. It. lazzaretto. Direct von AaCaoog sind ab
geleitet Xa'Caodmi), XaCaoänoia u. a. vom Waschen und Ankleiden
der Verstorbenen, Som. Chios, Kan. 335. XaLaoiva ,Flinte mit
langem Bohr' Pass. 91, 12 (Thessalien). Kreta, Jann. 344 ist
vielleicht it. *leggierina, von leggiero, ven. lezier ,leicht'.
Xa^ovXi ,blau‘ Legr. XaQovoi n. ,Art blauer Baumwollen
stoff' Cerigo, llavB. XIII 505. It. azzurro, aber noch mit dem
l- des pers. lazvard, das im Romanischen als vermeintlicher
Artikel aufgegeben wurde. Vgl. lazurius, lazulum bei Duc.;
altit. lazur Mussafia, Monumenti antichi, S. 222.
luiitVTO n. ,Klage'. XspevTcigco ,klage' Kreta, 4>tX. IV. Xs-
pevridCo/mi Cypern, Sak. II 878. XepevTccow ,streite mit jem.'
Ikaria, Stam. 133; ,schmähe jem.' Papaz. 450. It. lamento, la-
mentare; ven. auch lemento.
Xdpsra f. ,Lampe'. Legr. äXX&pitaOL f. ,Glanz' Thera,
Pet. 10. It. lampa, allampare. Ursprünglich griechisch.
Xapjtlxog Legr., Xaunly.ovg Velvendos, ’As/. I 76 ,Destillir-
kolben'. Xapmy.ccQw Legr. oziur.iyj, -y.dgoi dass. Som. It. lani-
bicco aus dem Arabischen.
Neugriechisejie Studien. IV.
43
XävTU f. ,Höhlung in der Erde, wo sich Wasser sammelt'
Cypern, Sak. II 630. It. landa ,Ebene, Haide'? Xdvia ,foralettere‘
Som. verstehe ich nicht.
XävTCia f. ,Lanze' Som. Epirus, Krystallis, üel. 17. Xav-
zoovn dass. Som. Legr. Xavxad f. ,das Ausschreiten, Sprung'
Thera, Pet. 88. Xavroodlgvouai ,empfinde heftigen Schmerz'
Epirus, Syll. XIV 222. Mvyjpl. I 46. Chas. 231. Xavroona f. ,ste
chender Schmerz' ebenda. It. lancia, ven. lanza. Xavraa ist lan-
ciata im Sinne von lancio ,Sprung', lanciare ,quälen, betrüben';
dolore lancinante ,stechender Schmerz'. Das aus lat. lancea
entlehnte Xay/.ia bei Diodor und Plutarch; Xcey/adgiog Echin
ger 19.
XciJiiva f. ,Schleie' (Fisch) Legr. Nach Vyz. 559 bei Bel-
lonius Xa\miva. Nach Vyz. it. lambena, das mir unbekannt ist.
Xrjnaiva ist bei Bikelas Faune 24 ,crenilabrus lapina'. Xaitiva
im Schol. zu Oppian.
XaoüCfOq m. ,Schuft'. XaodCut f. ,Schurkenstreich' Syra,
Pio 53. Nach ihm eigentlich Name einer bestimmten Person in
Syra, = Lorenzo. Xage'Qi ist der Name einer Traubenart in Pho-
legandros, AsXx. II 492.
Xdoyu Adv. ,entfernt' Bova, Pell. 180. Xaoyäoio ,entferne
mich' Chios, Pasp. 208. Syme, Syll. XIX 225, 12. Xuo/aotZo)
dass. Chios, Kan. 25, 19. uiooXaQyaQH ,entfernte sich' Syme,
Syll. XIX 270. äXdgyo ,fern'. dXagyaooj ,entferne mich' Kreta,
Jann. 317. aXagya Syme, Syll. VIII 483. Syra, Pio 42. Som.
Legr. äXagysvw ,entferne mich'. uXugytvÖQ ,entfernt' Papaz. It.
largo, largare, allargare.
XaGctQiD ,lasse' Kastellorizo, Syll. XXI 331, 57. It. lasciare,
ven. lassar.
Xutsqu f. Chios, Pasp. 209. Kan. 56. Karpathos, Mvijp.. I
324. XsTf-ga Som. ,Todtenbahre'. Xeruga Pass. ,Bett'. XLoreoa
v.ki'rq xapa xsl; Kabap.ss’c’ ’Ep. ®iX. Nr. 331. It. lettiera ,Bettgestell';
gen. lettea (= lettera) ,Bahre'.
XartCJvoq ,milchfarben' Pass. Dist. 250. It. *lattigino.
Xaxov n. ,Messing' Som. Ven. laton (ebenso friaul. grödn.,
mail. com. loton, Mussafia, Beitr. 73), gen. lattu, it. *lattone,
woraus ottone entstanden ist, vgl. lad. latun, frz. laiton, span.
laton und Körting, Nr. 4701. Xüzeg f. pl. ,Zweige' Dig. 1406.
2590 Lambr. ist it. latta ,Holzstück'.
44
VI. Abhandlung: Meyer.
teßavrsq m. Kreta, Jann. 344. Legr. Xsßavzig Nisyros,
Mv»;n. I 384. Xeßcewe Som. Legr. ,Ostwind'. It. levante.
Xt'ya ,Meile' Som. Legr. It. lega.
XsXmtg, IXegeg f. pl. .Rüthein, Kinderausschlag' Som. Legr.
XilXigag ,Blattern' Lewisü, Musäos 80. XIXXegeg Karpathos, Mvyj|x.
I 324. It. ellera ,Epheu' mit dem verschmolzenen Artikel. Das
Beispiel ist Anal. Graec. 4 zu Xoaragia und Xißogt zuzufügen. 1
Die Verschmelzung liegt auch in altgen. lelora (Röttgen, Voc.
d. Altgen. 24), neugen. lelloa, menton. lelora (Arch. glott. VIII
364), abruzz. lellera (Finamore 105), bol. regg. mod. mirand. ledra
vor. Zur Bedeutung vgl. alb. hurde ,Epheu‘ und ,Flechtenkrank
heit', Alb. Wtb. 154. Ohne Artikel YXsqi] ,rougeole' Legr.
Xiiiöm n. ,Citrone'. Som. Legr. Xsuovid f. ,Citronenbaum'
Som. Svra, Pio 53. Xeuovdßa ,Citronenwasser' Chios, Pasp. 393.
Thera, Pet. 46. Som. Ven. limbn, limonada.
Xsvoq ,schwach' Chios, Pasp. 211. It. leno ,schwach' (aus
lenis). Korais, At. II 105 leitet das Wort von eXesivdg her. Aller
dings führt Duc. aus ©Yjcrsioi; zal ’EiwjXta; yd\j.o’. Xeijvog an; Xsvög
steht Georg. Than. 413.
XsvraiQU) ,vernachlässige' Syme, Syll. VIII 473. It. lentare.
?£vrßa f. ,leinene Binde' Bova, Pell. Sic. lenza = lintea.
Aus linteum war Xsvtlov früh entlehnt (Ev. Joh. 13, 4. 5), in
schriftlich (sammt XevuitgLog) Eckinger 22; Hes. Xevnov vspi-
uop.a hpa-ty.öv (Immisch 367).
XtßToc ,gewandt'. Xiara Adv. Som., auch dXiata. It. lesto.
XißeXXo n. ,Richtscheit' Som. It. livello.
h'ßeXXoq m. ,Schmähschrift' Legr. It. libello.
Xißota f. ,livree' Som. It. livrea.
XißsQi n. ,Holunder' Chios, Pasp. 321. Xißogj Ophis, Xsßög
Trapezunt. Syll. XVIII 147. Ioann. •/.«'. XißÖQLOv ,sambucus‘ Duc.
It. ebulo (für ebbio) mit verschmolzenem Artikel. Verf., Anal.
Graec. 4. Aus dem Griechischen asl. /vki’.op’k ,Art Pflanze'.
Die Verschmelzung des Artikels auch in piem. lebo (sonst neben
ebbio auch nebbio, bol. parm. regg. nebbi). eßovXog bei Som.
und Legr.
1 Aus Bova sind noch beizufügen: laranghi ,arancio‘, lumbrdla ,Schirm 4 ,
lucchio ,Auge‘. Xe(Sxl£qi ,Heer‘ bei Som. ist türk. mit italienischem
Artikel.
Neugriechische Studien. IV.
45
Xi\xa f. ,Feile'. hixäoo). Som. Legr. It. lima, limare.
Xiiuta f. , Thongefäss •' Epirus, Mvvjp,. I 22; , kleiner See,
Meerbusen' [= ,Becken'] Kepballenia, ’AvaX. II 356. li/XTtL n.
ßoy^eio'/ totptvov ev tw IXaioTptßeiV Zante, llavo. XVII 480. lim-
bedda ,Tiegel' Bova, Pell. 182. Aus dem Griechischen gr. alb.
Timbs ,Becken', geg. bims ,Teller' (Alb. Wtb. 232). Stimmt über
ein mit cal. lirnba ,thönernes Küchengefäss', sic. lemmu ,grosses
Thongefäss', die man auf arab. melemm zurückführt.
Xijujrspo n. ,Bueh' Som. UgnQ Ikaria, Stam. 133. Xxixns-
qcm ,Büchlein' Som. hunoaola ,Bibliothek' Som. It. Libro ; li-
breria, ven. libraria.
).qxjT£odoo[ua ,bringe den ganzen Tag zu' Ikaria, Stam.
133. It. libe.ro ,frei'.
Xivia f. ,Reihe Schiffe' Pass. It. linea.
XirOa f. ,Rennbahn' Som. It. lizza.
Xiraiqu f. ,schlankes Mädchen' ’AvaX. I 296, 519. fo^egig
,schlank gewachsen' Ikaria, Stam. 133. It. leggiero, ven. lezier.
Daraus alb. gr. l’indzers ,jolie, gentille', das Alb. Wtb. 246 falsch
erklärt ist.
Xirt] f. ,Zwistigkeit, Process' Cypern, Sak. II 878. It. Ute.
XödoXa f. ein Vogelname Som. It. lodola Giglioli I 116 ff.
Xoxdvra, lov/Mvta Legr. ,Wirthshaus'. It. locanda.
XovtQiva f. ,Art Tuch' Som. It. londrino.
XoOrQÖnoq ,ein Untergebener des Capitäns' Thera, ’AvaX.
II 427. It. nostromo ,capo dei marinari'.
X6r$a f. ßiaiq ’Epwcopelou’ Thera, Pet. 90. löu^ia Kythnos,
Ball. 139. \6vxC,ia ,Zimmer' Epirus, Syll. VIII 603. ,Versamm
lungsort, Versammlung' Chas. 232. It. loggia, ven. loza. Das n
auch in serb. j,ouy,a ,Terrasse', türk. londza ,Börse' (Türk.
Stud. I 44). Sachl. 2, 363; ei; Bsvst. 52.
Xöro n. Som. lorog m. Legr. Pass. ,Lotto'. Xovuqlu ,Lot
terie' Legr. Ven. loto, lotciria.
Xovyyqog ,gefrässig' Thera, Pet. 91. Chios, Kan. 174, 56.
It. lurco ,gefrässig‘ mit Umstellung.
Xovxerov n. ,Vorhängeschloss' Som. Legr. It. lucchetto.
Xovudxi n., Xovucv/.og m.,dicker Mensch' Kephallenia, ’AvaX.
II 248. It. lumaca ,Schnecke': lumaga dicesi pure a persona
lenta nel camminare. Boerio 377.
46
Vf. Abhandlung: Moyer.
lov\i<,vi ,Lampendocht' Ilavo. XVII 225. Ven. luviin ,kleines
Licht, hölzerne Fülle für Nachtlichter'.
loviutäwUt f. ,Bombe, Kanone' Som. Kreta, Vlastos. Pon-
tos, Syll. XIV 283. Tajapera 15 Legr. (149 ,galiote a bombes').
,eine Feigenart' Amorgos, AsXt. I 581. Xovuuaodaooj von einem
hoch aufflammenden Holzstosse. Thera, Pet. 91. Span.lombarda
eine Art Stutzbüchse, die von der Lombardei benannt sein soll;
nach Duc. aus lombarda umgeformt. Serb. AyMÖapda, alb.
lumbarde.
Äovi.iirärna n. pl. ,Stückpforten des Schiffes' Kreta, Vlastos.
Von lume?
Mjviimyvvdoi n. ,Kragstein' Som. Fremd?
Äovvtra, lovlexa f. ,Zäpfchen im Halse' Som. It. lunetta,
das im Genuesischen und Piacentinischen dieselbe Bedeutung
hat; dafür lunela in Parma, Brescia, Crema, lönela in Bergamo,
altbergam. lunella (Lorck, Altbergam. Sprachdenkmäler, S. 98,
Nr. 83, und S. 168, A. 12).
).ovJtiva n. pl. ,Wolfsbohnen' Heldreich, Nutzpflanzen 69.
It. lupino.
Xovqöevo) , beschwatze jem., schmeichle ihm etwas ab'
Som. Vielleicht für IovÖqsvtu von ven. ludro, gen. lüddro =
furfante, birbante u. ä.
?.ovöiQva f. ,Lampe' Som. Papaz. 455. Chios, Kan. 323,13.
It. lucerna, ven. luserna, gen. luzerna.
XovOrQoq m. ,Schuhwichse', lovazoäou) ,wichse, mache
blank'. Xovotqov n. ,Glanz'. Legr. It. lustro, lustrare.
).ov<pa f. ,heruntergekommene, alte Frau'. Som. lovcpog
m. Som. ,nigaud, niais' Legr. It. loffa ,Furz'; vgl. gen. loffon
,Tölpel, Dummkopf'. Was ist loucpa ,Krickente, anas querque-
dula' Legr.?
pd ,aber' Som. Pass. Kreta, Jann. Vlastos. Erotokr. Cypern,
Sak. II 878. It. ma. Auch alb. serb. xa.
lur/iöliMj n. ,Art flacher Teller' Kreta, 4ha. IV. It.
majolica.
(icc/y.ovoct f. ,Krummstab, Hirtenstab' Legr. Damit ist
zu verbinden ftay/.ovgiv, das bei Georg. Thren. Konst. 207. 590
(Wagner) irgend ein Instrument zum Fesseln bedeutet. Vgl.
Korais, At. II 228, dessen etymologischer Versuch unhaltbar
ist. Man darf an eine Ableitung von dem romanischen Stamme
Neugriechische Studien. IV.
47
mak- denken, der in it. maccare ,quetschen, stampfen', afrz.
maque , Hanf breche', mciquet , Bolzen', henneg. maca , dicker
Hammer', rum. mäcäu ,Stock' vorliegt. Körting, Nr. 4957. Diez
I 256. Jedenfalls entspricht dem afrz. maque, henneg. maca,
yav.äg t §6Xov a'vwOsv tcu aäjoviou toü xai ix’ aüxou
IpstSojxevov’ Chios, Pasp. 223. Nasalirung zeigt auch alb. mangs
,Hanfbreche' Alb. Wtb. 259.
{ia.yy.ov Adv. ,wenigstens' Papaz. 456. Kythnos, Ball. 139.
Astypaläa, Pio, Syra 56. gdyyov gov Thera, Pet. 92. ägdynov
Cypern, Sak. 876. dl.ovgayv.ov Som. It. al manco.
gadtoa f, ,breites, dickes Brett, das in die Kelter gelegt
wird, zum Auspressen der Trauben' Cerigo, lIxvS. XV 15. ua-
äegi. n. ,grosse planche' Legr. gadsQia n. pl. ,Seitenplanken des
Schilfes' Kephallenia, ’AvaX. II 249. uaddoa f. ,kahles, wildes
Hochplateau' Kreta, TiX. IV. Jann. It. madiere ,Bohle, Pfoste
von Eichenholz, Seitenplanke im Schiffe' (aus materia).
gadöva f. ,Grossmutter' Som. Anrede an die Schwieger
mutter, Chios, Pasp. 222. gadovrj ,Frau eines Arztes' Som.
gawöra Athen, AeXt. 1146. It. madonna; ven. madona ,Schwieger
mutter'. Türk. U ,Maitresse' Türk. Stud. I 38. 90.
gaivctQU) ,streiche die Segel' Legr. Pass. Chios, Kan. 6
(Imp. gaiva navia). Kythnos, Ball. 139. Kreta, Jann. 346.
gd'iva Kreta, Vlastos. It. mainare.
gaxagovia Syra, Pio 54; -ovvia Som. It. maccheroni. Die
alte Ableitung von gav.aoia ■ ßpüp.a ev £(0|j.oü x«i aXskwv, nach
Liebrecht, Jahrb. f. rom. u. engl. Lit., N. F. I 230, so genannt
als Speise bei Leichenessen, erhält eine Stütze durch das im
Pontos übliche uavaoivu (avoi'YOvis? £6|m;v xöxtoucjc asctüc y.ai c,r t pod-
vovra; tkqvouatv) Syll. XVIII 149.
gaXaroQog Beiname eines leichtsinnigen und schlechten
Menschen. Zagorion, Syll. XIV 239. Entstellt aus it. malfattore.
galiupoävTCio. f. ,Syphilis' Legr. cpodvzaa Kephallenia,
’AvdX. II 373. It. mal francese. Aus dem Griechischen rum.
malafrantä und alb. malafrentse, molofrentse.
gaXßaC,ta f. , Malvasierwein ‘ Legr. It. malvayia, ven.
malvasia.
gahyovQdog m. ,Schmeichler, Heuchler'. gaXiyovgdid f.
,Verstellung' Papaz. 456. It. manigoldo ,Schuft'. Im Than.
Rhod. 46 ganÖQÖog, 329 gaviyöodog (Korais, At. II 237).
48
VI. Abhandlung: Meyer.
flakivo n. ,böse Krankheit, besonders Typhus' Kephallenia,
’AvaX. II 406. It. maligno.
lia.lrQctxa.oü) ,misshandle' Som. -ädog Kythnos, Ball. 139.
It. maltrattare.
[lahßira f. ,Schmähwort für eine Frau'. Makedonien, Ilavo.
XVII 222. It. malfatta.
fiagovld), -iC,w ,kaue ohne Zähne', von Greisen und Zahn
losen. Som. Syme, Syll. VIII 474. gagaXih von Kindern, die
noch nicht gehen können. Ebenda. Zu it. mammola ,Säugling',
friaul. mamul, mamula ,bambino, bambina' (Cavalli Reliquie
ladine raccolte in Muggia 20), auch ,servo, giovanetto' (Joppi,
Arch. glott. IV 337), das auf einem lautnachalimenden Kinder
worte beruht. Hieher auch pagovyisga f. ,Gesichtsmaske' Som.
tiavußt/.u f. ,Kurbel, Garnwinde' Legr. gaveXa f. ,Holz
für Lastträger zum Heben schwerer Lasten' Chios, Pasp. 66.
gavaßsXa, g.avsXa ,Wagebalken' Vytini, ’Ecp. <ptX. Nr. 228. It.
manovella ,Hebel'; ven. gen. manoela.
[lavaQi n. Som. Nisyros, Mvvgp.. I 385. Bat. de Varna 410
Legr. pamqaxi Som. gctvdoa f. Som. Legr. Ophis, Syll. XVIII
149. flavuxqa, fxavuxQiiaa f. Papaz. 457. ,Axt, Beil'. It. mannara
— mannaja; manara Mussafia, Mon. ant. 224.
flaviXi n. ,Armband' Kreta, Vlastos. Syme, Syll. XIX 235.
It. maniglia; gen. maneggia, bol. manelli,. mod. manell, romagn.
maneglia. g.avivb n. ,Armband' Kreta, Jann. ist ven. manin.
uavLzoa f. ,Griff' Som. ,Armband' Pass. 542, 4, it. manizza.
pavereg f. pl. ,Handschellen' Som. It. mcmette.
/idvi pari ,schnell' Ilavo. VIII 443. Thera, Pet. 94. Aenos,
Syll. IX 365. Siphnos, ’Ecp. <piX. Nr. 243. Kythnos, Ball. 139.
Athen, ’AvdX. II 360 (= y.ept yepi in Kephallenia). It. di mano
in mano ,allmälig'.
[tavisQa f. Cypern, Sak. II 878. /.lavsqa Bova, Pell. ,Art
und Weise, Charakter'. It. maniera; sic. manera.
[laviJiovXov ,Armbinde des Priesters' Som. Legr. It.
manipolo.
[lavovqi n. ,Griff' Bova, Pell. It. manubrio.
Havrcupovvi n. ,kurzes Holz, womit die Gärtner Oeffnungen
in die Erde machen' Chios, Syll. VIII 492. Pasp. 226. Nach
letzterem auch kleine Taue zum Reffen der Segel. In letzterer
Bedeutung ist es zusammengesetzt aus it. fune ,Tau' und manto:
Neugriechische Studien. IV.
49
le manto s’attache a la vergue qu’il doit hisser et faire de-
scendre. Jal 970. Vgl. uavzog Tajapera 192 Legr. gavzctgi z'o
c/civwv Sc’ ou ücjcoüuc t'o Ttavcov iwv TcXocapiwv’ Kephallenia, ’AvaX.
II 251.
gavrog, flavzöv ,weibliches Oberkleid' Cypern, Sak. II G49.
gavzo Bova, Pell, gavzi Chios, Kan. 19. uavzelo llavo. XVII 226.
It. manto, mantello.
(lavrOai-iovQa f. ,Brocken vom Schiffszwieback' Som. It.
mazzamurro.
liavrOaifovQa f. Som. Kythnos, Ball. 139. gazoaäovga Legi 1 .
uavzaaöoa Som. uavzoaoovda Kreta, ( lüA. IV. ,Krippe'. It. man-
giatoja ,Krippe'; manzadura, Mussafia, Beitr. 76. Zu mangiare
gehört auch garzoovvi ,conserva' Legr.
Havtasra f. ,junge Kuh' Legr. fia'Ceza Som. uuz’Qieza Kreta,
Jann. 347. uo'Qiv n., i.idQi/.a f. ,Kuh, die noch nicht geworfen
hat' Pontos, Syll. XVIII 151. It. manzo u. s. w., s. Alb. Wtb. 276.
[zavrßovQdva f. Som. Legr. Chios, Kan. 18. ua'Qovoava
Chios, Kan. 159, 103. /.lazCLogävce Kreta, Jann. Vlastos. gaz'Qov-
QÜva Cypern, Sak. II 652. B. Schmidt, Märchen 43, 13 (vgl.
A. 268). It. maggiorana, ven. mazorana.
Haoayyog m. ,Tischler' Som. Legr. It. marangone ,Zimmer
gesell'. Auch im Türkischen, Türk. Stud. I 48. Zur Etymologie
vgl. Flechia, Arch. glott. II 364 ff.
[xaouOyj. ,Art Kirschen' Epirus, DcöS. IX 30. It. (a)mara-
sca, von amärus.
lutttyaoka ,Gänseblümchen' Som. It. marglierita.
papyieAtop« n. ,gesticktes Kleid' Kreta, Vlastos 164. Gen.
mariolo ,Unterjacke'?
iiaoivdoi.q, -sgig Som. -üqo Bova, Pell. 185. gagvzgog Kreta,
Vlastos; Ilapv. VIII 331. Kastellorizo, Syll. XXI 330, 34. See
mann'. It. marinaro, ven. mariner, imqlvuvov von einer Art
Zubereitung der Fische, HavS. VIII 443, it. marinare ,einmachen'.
gagtvog ein Schimpfwort, Syra, nach Pio 54 eigentlich der Eigen
name Marino, vgl. Xage'Qog.
iiaoiöXog scharfsinnig; schlau; schlecht' Som. Chios, Syll.
VIII 492. Kreta, Jann.; Papaz. 457. uagyioXog Legr. Epirus,
Syll. VIII 598. gagyiögog ,Betrüger' Epirus, Chas. 232. uagloXog,
gccgiolgg Pass, ixagyioXia Papaz. Pass. uagioXi/uu ,Schlechtig
keit' Syra, Pio 54. gagyioXr/.o, LiagyioXsuivog Leukas, Syll. VIII
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 6. Abli. 4
50
VI. Abhandlung: Meyer.
414, 12. 1t. mariuolo, ven. mariol. Vgl. Alb. Wtb. 260. Zum
Etymon Rudow, Zeitschr. f. roman. Phil. XVIII 104.
[utQxa f. ,Zeichen* Naxos, ’AvdX. II 57. It. mar ca. Dazu
plaQxellövva> ,schmücke ein Kleid, einen Korb u. ä.* Cypern,
Sak. II 878.
/xaqxe^iq, uaoy.e'Qog, f. -a ,Marquis, Marquise* Som. Legr.
It. marchese.
[iaQ6ajtäq ,Art Kuchen aus zerstossenen Mandeln mit
Zucker* Som. Chios, Pasp. 227. It. marzapane, gen. marsapan.
IxaQrsXXdQa) ,hämmere* Kytlmos, Ball. 139. It. martellare.
[W.OTI, fxa.rn.ivi ,zahmes Schaf* Cerigo, llavo. XIV 368. So-
tiropulos 74. It. martino ,Bock, Widder*.
(kxqtovqi n. ,Marder* Som. It. martora, martoro.
fxaffxovXo n. ^pyocAeiov xi cio^pow/ Thera, Pet. 94. ,Zapfen*
Kreta, Jann. ,kleine Kanone, Mörser* Papaz. 458. Som. Ven.
mascoli del timon sind ferramenti che fanno 1' uffizio di gan-
gheri per sostenerc e far girar il timone. mascolo ,Böller, Mörser*.
Vgl. Alb. Wtb. 262.
H<xößäq ,Wirthschafter* Som. Gen. massä = it. massaro.
Aus letzterem itaorsaotvyo) ,schmücke das Haus*, uarsaaqog
,Kuppler* Kythnos, ’E<p. <p.'h. 434. Den weit verbreiteten Eigen
namen Msaaaqid stellt hieher Miliarakis, AeXx. IV 423 ff., da
gegen Hatzidakis, ’AQrjw VI 3 ff.
IxaOreXXog m. ,grosses hölzernes cylin derförm iges Schöpf-
gefäss* Kephallenia, ’AvotX. II 357. iiaarello n. ,Butte* Som. Legr.
llavB. XVII 225. It. mastello.
(xaraQtiZßi n. ,Matratze* Papaz. It. materasso. p cc i.aocr/x
in einem zakonischen Heiratsprotokolle bei Deffner, Arch. 185
lehnt sich an prov. almatrac, span, almadraque an. Diez I 268.
[xarivdda f. ,Ständchen* Thera, Pet. 95. paötvaöa = zXrj-
äovag Kreta, Pass, fxavrivädeg ,Liebeslieder* Cerigo, llavo. XIV
39. Kreta, IV; Jann. (= ,Distichon*). Vlastos. riaxivdöa
f. ,Ständchen, Serenade* Kreta, Jann. Legr. fircarivada Ständ
chen* Som. y.ögo?’ Papaz. 463. It. mattinata, ven. matinada.
parQÖva f. ,Dame* Nisyros, Syll. XIX 202, 8. It. matrona.
IidxOa f. ,Keule, Schlägel* Som. Thera, Pet. 95. ,Pique im
Kartenspiel* Legr. fxäxao m. ,Strauss, Bündel* Som. Cypern,
Sak. II 878. Chios, Kan. 59. Papaz. 458. patffö^vXov ö jjwtXdaxpY)?
ät’ oO dvoiyogsv xa oid xctq xixxaq <p6XXa’ Rhodos, llavo. XXI 234.
Neugriechische Studieu. IV.
51
uurailh n. ,Wurfstäbchen' Syme, Syll. XIX 230. ucauoma,
uaxaoim ,Keule' Som. Legr. Sy ine, Syll. VIII 484. , Hirtenstab'
Kephallenia, ’AvaX. II 252. y.oaao/mxaoim« Syme, Syll. XIX 233.
uacfJow/MOLQ ,charlatan' Legr. It. mazza ,Stock, Keule', mazzo
,Bund, Strauss'. (xaxaovv.a = altport. massuca, pic. machuque,
frz. massue, rum. mäciucä; oberit. mazuco, Mussafia, Beitr. 78;
parm. mant. mazzücc ,Dummkopf', com. mazuca ,testa dura e
grossa'; veii. mazzuco ,Kopf'. Verf. Idg. Forsch. III 69. Aus
dem Italienischen auch serb. MCiuyia ,Stock', (laxoovxa, yaxaov-
y.lov sind schon im Mittelgriechischen häufig, ya^sra ,uncinello'
Som. = mazzetta?
(.«%)£ Partikel der Versicherung. Thera, Pet. 95; Ilapv. IV
904. Karpathos, Mvyji*. I 324. It. majfe.
[lE^äva f. ,Besansegel' Som. It. mezzana, ven. mezana. uev-
xt,avla Som. ist mezania ,le milieu du navire' Jal 1006.
lie$ctQ6).a f. ,Sanduhr' Som. UEx'Qaoö'ka Naxos, AvdX. II 115.
Ven. mezarola = mezzaruola.
fiEg«g m. ,grosses Zimmer, Kaufladen, Versammlungsraum'
Som. Chios, Korais, At. V 196. Pasp. 229. Ven. mezä, gen.
mezzän.
iif^iva f. ,Abführmittel' Som. Ven. medesina — medicina.
[xeMrf. heissen in Syme bei den Fischern die besten
Schwämme. Syll. VIII 495.
n. ,Civilstandregister‘ Thera, Pet. 96. It. mil-
lesimo f
liEvaQiöro n. ,Art Tanz' Som. Von it. menare.
Ileveötqo. f. Bova, Pell. 188. yavmxna Perides. ,Suppe'.
fisvsaxqsxa ,Fricassee' Som. It. minestra, ven. manestra, gen.
menestra.
fiivov).a f. ,Art Fisch' Thera, Pet. 93. Ven. menola ,spa-
rus maena'.
iiEvra f. ,Minze (Pflanze)' Leukas, Syll. VIII 422, 33. It.
menta.
[itvrrj n. pl.: väyyjc ~a uevxi] cou vä itpoGiyrfc y-aXw; halte
deine Aufmerksamkeit zusammen. Syme, Syll. VIII 474. It.
mente. Dazu auch ysvvLaayEvos ,von einer bizarren Vorstellung •
beherrscht' ebenda.
fiepend« f. ,Abendbrot' Som. Bova, Pell. 188. woa ueoeölov
,Abend' Thera, Pet. 96. Som. It. merenda.
i*
52
VI. Abhandlung: Meyer.
H£Qerc'iQ£i ,es kommt zu - ' Syra, Pio 55. B. Schmidt, Mär
chen 257. /.leoeTccQi^ei dass. Pass. 542, 1. It. meritare.
fiEQovXaq m. ,Art Amseh Thera, Pet. 97. Naxos, Mvyjjx. I
441. It. merola = merlo ,Amsel, Schwarzdrossel'.
fisOmuqco ,mische mich', tu geama ,Gemisch' Jann. It.
meschiare.
(xsOMVoq ,schwach' Tajapera 310. Legr. uia/.ivoq ,unglück
lich' Than. Bliod. 22. 86. (uaMvrjg Cypern, ’A0T)vä VI 153. It.
meschino.
fiEraia, [ASTctha, nsvr&'ia f. ,Medaille' Som. 320 c. ouiQcOxa
Bova, Pell. 225. It. medaglia, ven. medagia.
luyy.oq ,kleines Pferd, Art Kinderspiel' Leukas, Syll. VIII
392. Zu ven. minga, miga = it. mica ,Krümchen, Bischen';
vgl. die Ableitungen hei Körting, Nr. 5279, z. B. miccino, wozu
auch uizaöq ,klein' Kreta, Jann., gicae zakon., Deffner 119 ge
hören wird.
;uva f. ,Mine'. uivaga/ ,lege Minen', givuöovooq ,Minirer'
Som. Legr. ut vleou ,Bergwerk' Thera, Ilavo. XVIII 159. It.
mina, minare, minatore, miniera.
[uviov n. ,Mennig' Som. It. minio.
juviOtQoq m. ,Gesandter' Syra, Pio 55. It. ministro.
IxiQaQCD ,ziele' Som. It. mirare.
fuOsq m. ,Arzt; Grossvater' Som. Anrede an den Arzt,
Chios, Pasp. 235. töv uufev ,den Arzt' Kan. 56. luacc/.rjg ,Gross
vater' Chios, Pasp. 235. Syll. VIII 492. giasäcuvct ,Frau des
Ai-ztes' Som. uloeo ,mastro' Som. Ven. missier (jetzt,Schwieger
vater'), Anrede an höher Gestellte. Ueber das i (ven. mail, alt-
sien.) Mussafia, Mon. ant. 225.
*iiütto: SqsLuGTEvyii) ,bringe Streitende auseinander; rette'
Kreta, Jann. It. misto, eigentlich ,entwirre ein Gemisch'.
i.ioßinu) ,bewege, verwirre' Som. uovßiä'Qai dass. Cypern,
Sak. II 878. Ven. mover = it. muovere.
potfog m. ,Art und Weise' Som. Legr. Chios, Pasp. 239.
Kreta, Jann. Erotokr. ue tö uödo ,langsam' Chios a. a. 0. ue
fxödo ,mit Mass' Kalymnos, OavS. XI 523. ova ixodov ,auf jeden
Fall' Nisyros, Mvrp.. I 386. It. modo, ogni modo, (xödu f. ,Mode,
Sitte' Som. = it. moda. jxoöaoü f. ,frischer Käse' Kreta, Va
stos, von modula ,Form' (oder = uadcxoöq ,flüssig, weich'?)
iio^atxa f. ,Mosaik' Legr. It. mosaico.
Neugriechische Studien. IV.
53
iirr/.oq ,einfältig, stumm' Papaz. 460. Zu der romanischen
Sippe it. moccio u. s. w. Körting, Nr. 5440. 5444.
[lolfzzu f. ,Feuerzange' Sora. It. molletta, ven. violeta.
iw/.oq m. ,Hafendamm' Som. Legr. Leukas, Syll. VIII 422,
19. [xö uo'/.o Rim. Bel. 143.] /.loXdtvoi ,errichte einen Damm' Som.
Legr. It. molo.
[io(itVTO n. ,Augenblick' Naxos, ’AväX. II 29. It. momento.
li6\iolfq f. pl. ,Vermummungen' Cerigo, Havo. XIV 550.
Afrz. momer ,Maskerade spielen', frz. momerie ,Mummenschanz',
aus dem Deutschen. Diez II 380. Com. momo ,uomo brutto e
di forme ridicole'.
itopm/« n. pl. ,Hausgeräth' Thera, Pet. 104. arrkt iiou^rt-
h'no ,Haus mit Möbeln' Naxos, ’AvaX. II 35. It. mobile, mobiliato.
fioveda f. ,Münze, Geld' Som. Legr. Ven. moneda = it. mo-.
neta. iioviovq ypry.axz Chios, Pasp. 238 geht auf ven. monea, gen.
monaea zurück. Bov. munita Pell. 191 ist die sicilianische Form.
[iovex6i-d n. pl. ,Munition' Kreta, Jann. It. munizione.
[iovtciqid, uovtsoo), uoviTugti), (YloLiovirügio Kreta, 'htX. IV.
Jann. Vlastos. jxovvragco, y,ovvT£gv(o Thera, Pet. 101 ,stürme auf
jem. los'. It. montare.
\iooa f. ,Moraspiel' Som. Havo. VIII 547. It. mora.
*ffbpfCTO?: ^f.uogunago) ,lüfte ein mit schlechter Luft er
fülltes Zimmer'. It. morbo ,Krankheit, Gestank'.
fwqxutov n. ,Epilepsie' Som. Entstellt aus ven. malcaduto
für mal caduco.
popoydpoj ,zögere' Zante, Ilavä. VIH 443; Schmidt, Nr. 14,
1. Cerigo, llavS. XIV 550. Arkadien, ’E®. 91X. Nr. 528. Papaz. 461.
Nach Korais, At. IV 330 im Peloponnes uogyaoio. Wohl von
ven. remora ,Zögerung, Verzug', *remorare (wovon it. rembolare
Caix, Studi, Nr. 482), mit Umstellung.
[lÖQoq ,Mohr' Som. Chios, Kan. 79. Kythnos, Starn. 139.
,Gespenst' Thera, Pet. 101. It. moro. Vgl. Neugr. Stud. II
unter /.löga. Hiezu uogia/.a f. ,gesticulazione' Som. = it. moresca
, Mohrentanz'.
/mqGov n. ,Mundstück des Zaumes' Som. It. morso.
iiooTr t q m. ,Todtengräber‘ Som. Kreta, ‘J>ia. IV. Verkür
zung von it. beccamorti.
IwGxaQÖivi n. Kephallenia, ’AväX. II 258, die Blume, die
in Athen vsy.poAo6Xouoov heisst. Das ist calendula officinalis, Ringel-
54
VI. Abhandlung: Meyer.
blume, auch in Franken ,Todtenblume' genannt. It. moscardino
,Moschuspille'; so genannt von ihrem starken Gerüche.
Hoövmto : y.oaai uocr/xho ,vino moscato', Wein aus Muska
tellertrauben. Syme, Syll. XIX 212, Xr. 34. uog/.uts/Xo ,uva
moscata' Som.
fwOTQu f. ,Name eines Festes' Chios, Syll. VIII 492 ,Art
Tanz' Chios, Pasp. 390. Kan. 193. ,Waarenmuster' Som. Legr.
[lOvoTgi n. ,Hochmuth' Pontos, Syll. XVIII 152. uovoroe'Cog ,un
verschämt' Papaz. 462. It. mostra eigentlich ,Schaustellung'
(früher ,rassegna militare'), ,Waarenmuster'; far mostra ,sich
mit etwas brüsten'.
[wOtqo n. ,Ungethüm' Som. It. mostro.
ftorötog ,stumpf' Kreta, Jann. It. mozzo.
iiov^ovoi n. ,Getreidemass' Kreta, Jann. It. misura.
pouxdpto ,schneuze ein Licht' Som. uovy.aoLcrrrjoi ,Licht-
scheere' Duc. Nordit. mocar ,das Licht abschnuppen' Mussafia,
Beitr. 79, it. smoccare.
iiov?.a f. ,Pantoffel' Som. It. mula.
\iovlia$(ü ,mache nass' Som. Cerigo, HavB. XIV 550. Ven.
mogiar ,bagnare, intignere in acqua' (= *molliare). 1
[lovvcc f. ,Affe' Som. Legr. It. monna.
[tovvi n. ,weiblicher Geschlechtstheil', auch jiowdxi, gov-
vog. Legr. govvo, fiorvi Bova, Pell. 192. uovvaoa ,grosser Cun-
nus' Som. gegowia^u) von Thieren, besonders Hunden, die ge
worfen haben, oder nach dem Aufhören der Brunstzeit. Ke-
phallenia, ’AvoEX. II 276. Ven. mona ,cunnus'. Dazu vielleicht
auch fxovvisqa ,Nasenstüber' Som.
ftot'odpog ,Maurer' Som. Ven. mv/rer.
jioi'ot/J.a f. ,Nachtschatten' Duc. It. morella.
IwvQt] f. ,Gesicht, Schnauze' Som. Legr. Chios, Pasp. 369.
Cerigo, IlavS. XIV 550. Lewisü, Musäos 88. Melos, ’E<p. <piX.
Nr. 792. eyj’.q uovgrjv vä t'o •/.äjj.Yj? ,du hast die Frechheit, es zu
tliun' Chios, Pasp. 241. ,Bergspitze' Amorgos, Thumb, Idg.
Forsch. II 123. v.icapO[j,ovor / g Leukas, y.la/xgovQ7]g Cypern ,ein
zum Weinen leicht neigender Mensch' Syll. VHI 372. cXevqo-
govqoi ,mehlgesichtig' (von Mäusen) Chios, Kan. 61. nlfiovqa
1 Das Verbum fehlt also im Italienischen nicht, wie Körting Nr. 5329 be
hauptet. Uebrigens auch it. dimojare ,ein weichend
Neugriechische Studien. IV.
55
Adv. ,aufs- Gesicht/ Korais, At. Y 294. diuovooq ,listig 4 Kreta,
Jann. uovon/.i ,Bergspitzc - ' Kreta, Jann. uovqwvm ,greife an 4
Chios, Pasp. 241. ,verhülle das Gesicht 4 Thera, Pet. 102. ano-
fiovQi&^w ,schelte 4 Som. y.ovzouovot'Co) ,greife an 4 Kreta, <E>tX. IV.
£Ej.iovQ(bjw ,enthülle das Gesicht 4 Kreta, Jann. poro/xi n. ,Maul
korb 4 Thera, Pet. 102. fxovqyiövi ,Gesichtsmaske beim Honig
sammeln. 4 Paros, Protod. 48. uooiovvi Som. Gen. müro ,Schnauze,
Gesicht 4 , piem. moro, afrz. mourre, prov. morra ,Schnauze 4 u. s. w.
Körting 5519. morione ,Pickelhaube 4 . Vgl. Mussafia, Beitr. 80
unter moraja. Verf. Idg. Forsch, ni 69 f.
[iovqtuqi n. ,Mörser 4 Som. Legr. Xaxos, ’AvaX. II 113.
Thera, Pet. 102. jctsgopoL’OTapo dass, (mit ysQi) Bova, Pell. 174.
192. It. mortaro.
fi.oüöxo n. ,Moschus 4 Ophis, Syll. XVIII 152. It. musco.
[lovöy.Cro ,Art Gewehr 4 Legr. It. moschetto.
(lovßovdi n. ,Aussehen 4 Legr. [.lovaovda ,Schnauze der
Thiere 4 Leukas, Syll. VIII 459. ,vorstehendes Kinn 4 Kephallenia,
’Avoca. H 260. dlla^ofiouaovdiatco ,ändere mein Aussehen in
folge von Krankheit 4 Leukas, Syll. VIII 383. pcr/dia ,Gesichts
ausdruck 4 Epirus, Syll. XIV 224. ixovtoovvov ,Gesicht 4 Legr.
Som. uovzölvu n. pl. dass. Epirus, Syll. XIV 222. fiovaovvlQu)
,schnaube durch die Nase 4 IlavS. VIII 443. ,schnüffle 4 Legr.
liovraovnaCw ,unterhalte mich mit jem. 4 Papaz. 462. dva/xovaov-
(h'£co ,schnüffle 4 Kreta, TiX. IV [vgl. ■/.a/.ouovaovoog Pulol. 367 ?].
[lovaia ,Gesicht, Aussehen 4 Amisos, ’E?. ?iX. IIsp. oeut. I 343. It.
muso ,Schnauze, Gesicht 4 , musone.
[lovOGa f. ,Schminkpflästerchen 4 Legr. Frz. mouche.
iiovmov n. ,Ziel, nach dem man mit runden Steinen
(ä|i,d8a) wirft 4 Epirus, Mvvj[r. I 31. It. mossa ist ,Zug im Schach
spiel 4 oder ,Schranken beim Wettrennen 4 .
f-iovzcc ,Käfig 4 , uovtsviü ,setze in den Käfig (von sich mau
sernden Falken) 4 . Som. It. muta, vgl. Duc. Gl. lat. s. v. uovzc't-
rog vom Falken, der sich gemausert hat, Akrit. 900. 1035 Sath.
iiovTuh. n. ,Erde, die an der Pflugschar hängen bleibt 4
Chios, Pasp. 243. Zu ven. com. mant. mail, mota ,angeschwcmmtc,
aufgehäufte Erde, Haufen 4 .
[xovtos ,stumm, albern 4 Papaz. 460. It. muto.
iioi'Tfkioa) ,gehe keuchend eine Anhöhe hinauf 4 Kephal
lenia, ’AvctX. II 261. It. mozzare il fiato, ,den Athem benehmen 4 .
56
VI. Abhandlung: Meyer.
(lOVTCios m. ,Schiffsjunge' Kephallenia, 'Avil. II 261. Zante,
Schmidt 58, 25. ,Maulthiertreiber' Som. govraovlov ,kleiner
Junge, kleines Ding' Kesani, Syll. IX 352. uovrijOTtovlov ,Schiffs
junge' Imbros, Syll. VIII 511. It. mozzo ,Schiffsjunge, Bursche'.
mozzolo ,Krümchen, Bröckchen'.
tiov/Xa f. Legr. govylrj f. Zagorion, Syll. XIV 224. uovyhd
Som. Nisyros, Syll. XIX 194. ,Schimmel'. uovyliätoj ,schimmle'.
It. muffa ,Schimmel'. *muffolare. Alb. muyuldn; bulg. .uyXoAo.
Alb. Wtb. 288.
tAjtu.yo.6a f., -«g m. ,liederlicher Mensch' Som. naydaa
Aenos, Syll. IX 352. It. bagascia.
(israynxQV) ,verhöhne' Chios, Pasp. 243. Ikaria, Stam. 134.
It. bajare von baja ,Scherz, Spass'.
(jutayiovera ,Lanze' Kreta, Jann. It. bajonetta.
gjiayxayia n. pl. ,Gepäck' Naxos, ’AvctX. II 18. It. baga-
glia, ven. bagagio.
fijroyxog m. ,Bank' Kreta, Jann. ,Galeerenbank, Geld
bank' Som. gnay/.a f. ,grosse Bank' Som. Legr. gnay/.ah,
mrcr/Kagi dass. Som. It. banco. Vgl. nay/.og.
gjtagog, naCog ,Boden eines hölzernen Gefässes' Papaz. 462.
It. base?
futdxa f. ,grosser, vorstehender Bauch', g/tctxag ,wer einen
hat'. Kephallenia, ’AvctX. II 261. It. pacco ,Pack, Bündel'.
gjiaxalaooq ,merlucius esculentus' Bikelas, Faune 25. It.
baccalaro.
gjttü.a f., irülla ,Kugel' Som. Legr. mit Ableitungen wie
gjralccxi, -cd, -6vi, -6%a, -otccqm. gnakuxia n. pl. ,Hoden' Xaxos,
’AvctX. II 52. gnalwd-LÖ: f. ,Flintenschuss' Kreta, Jann. Vlastos.
gjrcdtbvoi ,packe ein' Pass. It. palla ,Kugel' -f- holla ,Ballen'.
Von. bale ,Hoden'. It. pallotta ,Kugel'.
gjraltuti n. jhellrother Rubin' Kreta, Erotokr. It. balasso,
balascio.
gjtaXsva ,Walfisch' Bikelas, Faune 4. It. balena, aus dem
Griechischen.
(iJtaXeOTQa J. , Armbrust' Som. It. balestra.
gjtaXxovi II ave. XVII 224. gjtccqxövl Naxos, ’AvaX. II 74.
naoxbvtv Cypern, ’AOvjva VI 155. gnuoxovn Bova, Pell. 139.
gncdxovixda ’AvaX. I 273, 217. It. balcone; altgen. barc.on (Arch.
glott. VHI 331); sic. barcuni.
Neugriechische Studien. IV.
57
(lUtaMaQimös m. ,Art Tanz' Patmos, AsXt. III 335. ttqco-
Tognallaööqog ,Vortänzer' Korfu, Kontos 6, 4. v.ovodovßäla,
■AOWTQOvßaXa ,Art Tanz' Chios, Pasp. 197. It. ballare, ballatore,
ven. balador. contra- und hallo. Nach Legrand ist xovTQOvßdXa
,Purzelbaum'.
pjtaXpjtayävoq ,Schmeichler, Heuchler' Papaz. 456. It.
barbagianni ist ,Dummkopf'; gen. barbaggion ,Schwätzer'.
\iJta[iJtaadvi n. ,Kopfbedeckung kleiner Kinder aus Baum
wolle' Chios, Pasp. 243. Von it. bambagia.
(i3ta[iJtcupiyo<s Som., -cpiog Kephallenia, ’AvctX. n 262 ,Flag
genstock'. Ven. papafigo — it. pappaßco.
pjrämo n. ,Bad, Gefängniss' Som. Legr. Oavo. XVII 224.
It. bagno.
{ijtävxa f. ,Seite' Schmidt, Märchen 256. Kreta, Jann.,
Vlastos. Papaz. 463. Leukas, Sy 11. VIII 404. a/.airdvza Cypern,
Sak. II 876. n&vrj, pl. ndvzea n. ,lange Binden, womit das Kind
an die Wiege angebunden wird' Pontos, Syll. XVIII 156. ßavza
,Seite' Syme, Syll. XIX 243. ßavxav.L ,Bündel Brennholz' Cerigo,
Ilczvo. XI 431. It. banda ,Seite; Binde'. Auch serb. öauda, alb.
bände. Alb. Wtb. 25. Byz. ist ßdvöov ,Fahne' aus spätlat. (frem
dem) band,um häufig.
iixo.vtMoq Epirus, Arav. 374. Pio 66. navrldog Amorgos,
Ae/.t. I 630, 106. jUebelthäter'. Ven. bandi(d)o — bandito. Alb.
Wtb. 26.
[iTcavTima, arravzeqa f. ,Fahne' Som. Legr. uicaödqa Kreta,
Jann. Vlastos. guavz&qoLec, ,Flaggen des Schiffes' Som. navxieou
Legr. Chios, Kan. 70. In Syra von einem ausgelassenen Frauen
zimmer, Pio 59. jray/.SQcc Cypern, ’AOrjva VI 164. It. bandiera,
banderuola.
iijtaorlo n. ,Koffer' Ilavo. XVII 225. It. baule, ven. baut.
pjtaQaxct f. ,leichte Hütte' IlcevS. XVII 224 [Gad. 253]. It.
baracca.
(ijtaQdavaQct,lebhaftes, schamloses Weib' Kephallenia, Ava/..
II 262. It. bardana ,Klette'.
f<ztaoXa<psCnaq , oberflächlicher Schwätzer ' Kephallenia,
AvaX. II 262. It. parlare und festa.
(i3täQ(i3taq m. ,Onkel' Som. Legr. Chios, Kan. 166, 20.
Leukas, Syll. VIII 375. pnuq\movh]g Dem., auch Anrede an
Aeltere. Epirus, Chas. 233. It. barba.
58
VI. Abhandlung: Meyer.
;ijiaQlijt£QK , Barbier' Som. Epirus, Chas. 233. Syra,
Pio 36. Chios, Kan. 32. Kreta, Jann. It. barbiere. Daneben
pjeeouneoig aus türk.
pjtaQpjtovvi n. Fischname, mullus barbatus Legr. Cy-
prisch naQTtovvi, ’AOrjvä VI 173. Ven. barbon. Dazu mraounoivo
n. ,wohlgenährte Frau' Kephallenia, ’AvccX. II 262?
umaoovos Legr., -eg, -ig Som. ,Baron'. It. barone. In
Kephallenia bezeichnet unctoövog einen verschlagenen, v.'.Xipccc
(— milordo) einen schlecht erzogenen, leichtsinnigen Menschen.
’AväX. II 265. In Zagorion nennen die Frauen das Schlechte
/.mctoövag, die Schlechtigkeiten unaoovdg. Vgl. schon it. baro-
nesco jSchurkenmässig'. baronare = far il briccone.
pjzctßravdyJ.a f. ,Karotte' Leukas, IlavS. IX 215 It. pa-
stinaca.
[iJtctGTaQdog m. ,Bastard' Som. Papaz. uitaocaodi dass.
Papaz. -ov ,Mutter eines Bastard' Papaz. -oi und tcaqaprta-
azuodoL rnryxparouvca xov yöpov xou irayfavou’ Chios, Pasp. 243.
It. bastardo. Daraus verkürzt mrdazo Epirus, Pio 75, wie alb.
basto, rnbaSto Alb. Wtb. 29. pixaazdoöa als Schiffsname Som.
= it. bastarda.
[MaOxovvi n. ,Stock'; pl. ,Piques im Kartenspiel' Legr.
Cyprisch tzciozovviv, ’AOrjvä VI 155. It. bastone.
pjtatctQü) ,stosse, klopfe' Som. ,taumle, besonders in der
Betrunkenheit (auch fiTcazegvco) 1 Thera, Pet. 103. ,nehme für
etwas' Kreta, 4>iX. IV. Chios, Kan. 153, 48. It. battere. ujca-
zayia Kreta, Jann., imazdyl.ia Pass. ,Angriff': it. battaglia.
pnazaqia Kreta, (iTzazaqyid Epirus, Chas. 235, unazaoia Leukas,
Syll. VIII 406. Pass. ,G-ewehrsalve' — ven. bataria. xaxi) zovg
nazaoyid Verwünschungsformel; nazaqyidoa. Zagorion, Syll.
XIV 252. In Amorgos heisst pTtttzdqo ein hölzerner Verschlag,
der das Schlafzimmer in zwei Theile trennt, AeXx. I 593; vgl.
Uftazagi ,falso solaro da salvar roba' Som. unazaöovoog in Chios
ein Stab mit einem daran gebundenen Sperling, als Lockmittel
beim Vogelfang. Syll. X III 492: ven. bata(d)or ,Dreschflegel'.
Auch Tidzaqog ,Ohrfeige' Thessalien, IlavS. ATU 463 gehört hieher.
(utäriva f. ,Schuhwichse', unazivdoio ,wichse' Kephallenia,
’AvaX. II 262. It. patina.
(iztarGetQU), unazaeoni) ,sich nähern, übernehmen' Kephal
lenia, ’AvaX. II 262. Kreta, Jann. It. impacciare, ven. impazzar.
Neugriechische Studien. IV.
59
[XJtarOog m. ,Ohrfeige' Legr. nmoog, naxao'kaiiu Chios,
Pasp. 148. 281. näxaog, TcaroiCio Legr. (pareardooi ,ohrfeige'
Kreta, <KiX. IY. Vgl. Alb. Wtb. 29.
jiJteßc'idct f. ,Wein mit Wasser gemischt' Papaz. 463. Kyth-
nos, Ball. 139. It. bevanda.
[iTtsiva, -og ,Betschwester, Betbruder' Som. It. beghino.
[xmxdxOa f. ,Schnepfe' Legr. pnäkaraiva ,scolopax major'
Bikelas, Faune 15. It. beccaccia, ven. becazza. Vgl. Alb. Wtb. 31.
Türk. Stud. I 19.
(XJtexog von einem klotzigen, ungebildeten Menschen. Naxos,
’AvaX. II 70. fxnev.övu ,dick, wohlgenährt' Papaz. 463. It. becco,
beccone ,Bock'. Hieher auch unh.a ,Caprice, Laune' Thera,
Pet. 103: vgl. caprice von caper.
(iJtsXa f. ,schön' Chios, Kan. 225; Kastellorizo, Syll. XXI
323, 445 (in Sprichwörtern). Subst. ,Geliebte' Kreta, Jann. It.
bella. unsfoc/.ö'Ca von einem gesunden, wohlgenährten Mädchen.
Papaz. 463: it. bella cosa.
pet,skadova Pflanzenname Legr. It. belladonna.
[inelßedeQi Pflanzenname Som. It. belvedere ,chenopodium
scoparium'.
petshröijq ,Dummkopf' Ikaria, Stam. 139. It. imbecille.
pjts).occQ(fo, -öl, -yovccQÖL, -yccQÖL n. Som. It. baloardo.
petsQyavri Art Schiff Som. nsqyavzL Epirus, Arav. 375.
Syme, Syll. VIII 477. XIX 235. Ttsoyivri Chios, Kan. 6. It.
brigantino.
[xjisQsra ,Mütze' Papaz. 463. Syra, Pio 56. Thera, Pet. 103.
Ikaria, Stam. 139. Kreta, Jann. rtsosra Pholegandros, AeXt. II
498. (.ltcsQsziva, -zovU Som. It. berretta.
petiav.a ,Bleiweiss' Som. It. biacca.
petiyyöro ,kleine Fische' Chios, Pasp. 244. It. bigatto
,Seidenwurm', von der Aehnlichkeit.
peri^i n. Legr. Epirus. ilavc. X 20. uniCtki, mKeh Legr.
,Erbse'. It. pisello, ven. biso. Türk. Stud. I 34. niaov Amorgos,
AsXt. I 582 kann altgriechisch sein, davon auch zaaäoa, xpccoa
Kephallenia, Ava/.. II 351 ,eine Hülsenfrucht zum Taubenfutter'.
ixjn^ovu'tooj ,habe nöthig' Som. It. bisognare.
petixog ,spitze Haue zum Steinklopfen', pnuovvi^a) ,stosse
häufig', auch vom Coitus. Kreta, 4>iX. IV. Ven. pico ,piccone'.
(XJiO.utQtfo ,Billard' Som. Legr. It. bigliardo.
60
VI. Abhandlung: Meyer.
/unXstaxi ,Billot' Naxos, ’AvaX. II 121. It. biglietto.
fim'iutiy.ac m. ,kleines Insekt, Laus' Som. ,Milbe' Legr.
ul/itii xojvoj ,entferne die ersten Federn oder Haare' Som. Zu
it. bimbo ,Kind', das ursprünglich ein Lallwort ist.
[inivta ,Ankerwinde' Kephallenia, ’AvdX. II 262. It. binda.
HZiio/Mtoq ,kleines Musikinstrument aus Metall für Kinder'
Kephallenia, ’AvdX. II 263. It. piombo. Dazu uic.LO/udöt ,Botarga',
von dem hart gepressten Caviar.
[XrtiQprtdvTriq, in Syra u-rriouxrog Pio 56 ,Schelm, Schurke'.
fiTtiofiitivouai ,abortire' Kreta, <E>tX. IV. It. birbante (ven. birbo);
birbct ,Betrug'.
fiJtiQa ,Bier' Som. mrtoaoia ,Bierhaus' Legr. It. birra;
ven. biraria.
pmqixo ,Untergewand der Bewohner von Pholegandros'
AsXt. II 498. TTEoiy.og ,Unterjacke' Symc, Syll. VIII 477. It.
buricco ,sorta di veste antiea'.
fi3tißxabn\q ,Verbrecher, Uebelthäter' Thera, Pet. 107. Von
it. bisca ,Spielhöhle'.
iimräoo), tgeiiTUTaow ,verwüste' Pholegandros und über
haupt auf den Inseln, AsXt. II 573 A. 2. It. buttare? Dieses
sicher in /mowaou ,ejicio' Passow.
iirrldßoq ,blau' Som. Legr. Pass. Erotokr. It. biavo.
pnXöd-oq ,unreif' von Feigen. Chios, Pasp. 245. It. Motto
,armselig, elend, nackt', in Norditalien weit verbreitet, mit l
noch in com. blott, mail, sbluü. Mussafia, Beitr. 98; altlomb.
bloto, Arch. glott. XII 391.
pjiXoxaQto ,belagere', unhr/.og ,Belagerung' Kreta, Jann.
It. bloccare, blocco.
[ijtöyiaq ,Henker' Legr. It. boja.
fCTo'yoc m. ,Bündel, Pack' Som. piröyovvag ,die beiden
oberen Zipfel eines Sackes, an denen man ihn emporhebt 4 Chios,
Pasp. 247. Zum romanischen Stamme bag- Körting, Nr. 991.
(lütoxäXi n. ,Becher' ILvo. XVII 225. It. boccale.
[iTtdhu f. ,Frauenschleier' Som. Epirus, Mviqi*. I 48. Ke-
phallenia, ’Avdk. II 263. Cerigo, llavo. XIV 565. Euböa, AeXt.
I 133. Kythnos, ’E®. ®iX. Nr. 434. ,Mantel' Kreta, Jann. Nach
Papaz. 464 ,1) Bauchfell; 2) Handtuch; 3) Kopfbinde für Männer
und Frauen', i/moha ,Schleier' Som. Korfu, ’E®. ®iX. 758. spno-
haCio ,verhülle' Som. unovhbvw ,imballare' Som. £«/urtovlcbvio
Neugriechische Studien. IV.
61
,enthülle* Epirus, Pio 69. [inoXovla ,Schleier* Schmidt, Mär
chen 282. It. invogliare ,bedecken*, invoglia, ven. imbogio ,Hülle;
Packtuch*. Vgl. Alb. Wtb. 267.
frjrdjxjr« .Bombe*, unomma Som. fntogmigda, in Kreta
(Jann. Vlastos) gjiovggrtada .Lombarde* Legr. Bei Legr. auch
ßögßa, ßoußaoöa. It. bornba, bombarda.
[i7to[iJtQBOo ,Bugspriet* Legr. Ven. bompresso.
H^to/uröra f. ,Maiskuchen* Vyz. 560. 565. ,Maisbrot* in
ganz Nordgriechenland, Heldreich, Nutzpflanzen 3. ßoußöza
,Mehlbrei* Oikonomos, Ao-/.. III 511. uitamravama f. ,Maisbrot*
Zagorion, Syll. XIV 245. Leukas, Syll. VIII 375. Zu it. boba,
bobbia ,Brei, Gemisch*, ven. boba ,Gefängnissuppe*, -ataa ist
it. -accia. Ngr. Stud. II 84.
ikjtovöoa, finovoQovXia, auf den ägäischen Inseln äunoviogiq
Papaz. 465. äzzovtogig, fUTOvcoglg, futovutgbcsQa, änogäjq Leukas,
Syll. VIII 286 frühzeitig*. It. a buon’ ora, zum Theile mit An
gleichung an svcogig.
[iitoQu ,Sturm* Legr. Ivrystallis, IM. 12. ,Platzregen* Jann.
,Regenwolken* Aenos, Syll. VIII 528. feiner Regen* Papaz. 464.
gnovgivi, pTiovgovvL ,Windstoss* Legr. Pio, Contes 245. Ven.
bora ,Nordwind*, borin. Dagegen gehören pnovoi ,heftiger
Zorn* Kephallenia, ’AvdX. H 357. Papaz. 465. (.inovqwvw ,zürne*
Papaz., £ea/.i7tovQaQd> ,gebe meinen Zorn auf* Thera, Pet. 113
wohl zu it. boria ,Hochmuth*.
unovgdei.io Som. [novgde'kiov Sachl. 2, 472] ,Bor
dell*. It. bordello.
fxjropjpco ,verabscheue* Som. It. aborrire.
[AJiofixog,Gehölz* Legr. It. bosco. unofr/xtda Kreta, Legrand,
Poem. hist. 282, 340; p,ngoav.äda Kreta, Vlastos ,Hinterhalt*; it.
imboscata.
gnoriya ,Laden' Pass. It. bottega.
(KjrordiH ,goldenes Geschmeide in Perlenform* Kreta, Jann.
Vlastos. It. bottone.
[utovyada f. ,Wäsche* Som. urcoyääa ,Lauge* Legr. utcov-
uda ,Wäsche* Thera, Pet. 75. novyuöu Leukas, Syll. VHI 378.
novctda Trapezunt, Syll. XVIII 167. ßov/.cha Bova, Pell. 244.
Xgovoog,TCOvy.adsva qovxcc Syme, Syll. XIX 211. Ven. bugada =
it. bucato , Wäsche*.
(ucovxsro .Bouquet* Legr. Frz. bouquet.
62
VI. Abhandlung : Meyer.
[iJtoi'ksTt ,Loos' Chios, Kan. 87. Nisyros, Syll. XIX 203, 1.
uvcoltt i Som. Kreta, Jann. Yen. boletin — it. bullettino.
(jjiovujzovxi ,Knospe 1 . S. Neugr. Stucl. II 84.
HJtoxipjzovXaq m. ,Krug mit langem Halse' Chios, Syll.
VIII 492. (.ntovQfntoüka ,Thongefäss' Cerigo, Ilavo. XIV 565. It.
bombola ,Glasflasche'.
HJtovfUtovva f. Drüsengeschwulst' Korais, At. IV 340.
f.inovf.inovvL ,Knospe' Vyz. Legr. pnovimowiaCio ,schwelle an'
Vyz. It. bubbone. Ans dem Griechischen. Vgl. auch Matov im
Sbornik VH 454.
(ijtovvätaa f. ,Windstille' Syme, Syll. XIX 227, 17. pno-
vaxaa Som. y,'iovrmauoo) Pass. Ven. bonazza, bonazzar.
(Mtovvsfo ,Faust' zakon. Schmidt 351. unovvul f. ,Faust
schlag' Ilavo. X 450. Jann. Papaz. 465. /.movvsa Cerigo, Ilavo.
XIV 565. Von it. pugno.
[Mtovvia ,Löcher an den Enden des Schiffsdeckes zum
Ablaufen des Wassers' Kephallenia, ’AvaX. II 264. Ven. bugna
bezeichnet vielmehr l’estremita degli angoli delle vele. Boerio 106.
f.ntovviu ist in Thera der Rand eines Glases: ha p.e ~ä pjtovna
,bis zum Rande' Pet. 103. Ebenso im Peloponnes, Papaz. 465.
fatovQavTOa, fnrogccvzoa ,Ochsenzunge', Pflanze. Som. It.
borragine.
[xttovQCtxGo ,Borax' Som. Ven. boraso = borrace.
ftjrovQäto ö <i/r\<rvt\z toü x.aos’ Kephallenia, ’AvaX. II 330.
Ven. burato.
[inovQtra ,Streusand' Som.
(XJtovQinos ,Esel' Kephallenia, ’AvaX. II 264. It. boricco.
(XJtovQXid^vi ,verwirre' Som. It. imbrogliare.
it.-rovo/.i^oj ,verspotte' Pass. It. burlare.
HHovqXoto ,Brander (Schiff)' Pass., Ilavo. XVII222. Kreta,
Jann. It. brulotto.
(inovQiixovXid^o) vom siedenden Wasser. Leukas, Syll.
VIII 386. a7TovQunov).ov ,Aufguss von verschiedenen Kräutern'
Som. It. borbogliare. Lautnachahmend.
jxrrovQveXct ,prune sauvage' Legr. novQvsla Kephallenia,
AvaX. II 357. It. prunella.
(ijrovQvia ,Art Gefäss zum Auf bewahren von Eingemach
tem' Som. Nach Korais, At. IV 341 zu uttovovioii) Duc. ,braun
beizen' = it. brunire.
Neugriechische Studien. IV
63
[irtuvQOa ,Tasche iu den Kleidern 4 Papaz. 465. Pass.
’AvaX. I 265, 114. unoo/oa ,Börse 4 Naxos, ’AvccX. II 104. It. borsa.
(iJtovfiov/.a f. Som. Cliios, Syll. VIII 492. /.ircovoovlag m.
Legr. Thera, Pet. 104. ,Schachtel; Compass 4 . urtoiaou'/J.Ta ,run
des Thongefäss mit enger Oeffnung 4 Chios a. a. O. unovoovXii/.i
,Schachtel 4 Chios, Kan. 173, 53. klaffe rijv TtovaovXa ,weiss sich
keinen Rath 4 Chios, Kan. 220, 43. It. bussola; ven. busolo ,Holz-
gefäss 4 .
iiJtovGros ,Schnürleib 4 Som. It. busto. unovaioum’iY.a Chios,
Pasp. 137. urtovati ,Schachtel zum Mitnehmen von Lebens
mitteln aufs Feld 4 Nisyros, Syll. XIX 194. äuTrovma r&v ani-
qltwv ,Zündhölzchenschachtel 4 Cypern, ’AOvjva VI 163. It. busta
,Kapsel 4 .
finovria ,Weinkeller 4 Bova, Pell. Sic. putia aus apotheca.
{ijtovtivsg f. pl. ,Frauenschuhe 4 Chios, Pasp. 245. Frz.
bottines; gen. bottinne sind ,Gamaschen 4 . Arab. butin Ahnkvist 76.
Zu butte (p.Tcfrca Sachl. 344 Legr.) auch unovror/.a ,Art niedriger
Schuhe 4 Kephallenia, ’AvaX. II 264?
pizovrovviEQa ,Hosenschlitz 4 Som. It. bottoniera.
psiovrauivu) ,treibe etwas gewaltsam in eine Höhlung 4
Som. Chios, Pasp. 245. Ven. imbusar = imbucare.
{ictov(pu ,übler Geruch 4 Thera, Pet. 104. It. buffa ,Wind-
stoss, Qualm 4 . Zu buf- (Körting, Nr. 1398) gehört auch unov-
(pog ,Schopf auf dem Kopfe einiger Vögel 4 Aenos, Syll. VIII 575,
vgl. ven. bitfo ,Bausch an Frauenkleidern 4 . uuovcpOL Vog, -la Som.
,Possenreisser, Possenreisserei 4 , it. buffone.
IMtQccßo Adv. ,ja, das sollte ich meinen 4 Syra, Pio 56.
Epirus, Pio 53. It. bravo.
tiJZQa$£h]s, -a ,Geliebter, Geliebte 4 Zagorion, Syll. XIV
245. It. bracciere ,cavalier servente 4 . Dagegen gehört ixnquCi-.'U
,Jagdhund 4 Pass. 230, 5 zu it. bracco.
pjtQavvo ,balletto 4 Som. Zu it. brandire ,schwingen,
schwenken 4 .
fjuiQcnOov n. ,Arm 4 Som. Legr. Kreta, Vlastos. Patmos,
Asat. III 349. Chios, Kan. 32. Papaz. 466. Leukas, Syll. VIII421.
,Art Segel 4 Kastellorizo, Syll. XXI 350. uzroauoöXi kp'ptxkeiov roi
i^uXou’ Thera, Pet. 104. ,Saum am Rocke 4 Som. unguzaovY.Xa
,grosser Arm 4 Kreta, Legrand, Poem. hist. 274, 201. (.i71q<xt<juooj
64
VI. Abhandlung: Meyer.
,beschütze' Papaz. U'noazoiäCoiiai ,komme entgegen' Pass. It,
braccio.
fürQeßictQio ,Brevier' Som. It. breviario.
pjtQÜ.a ,Gold- oder Silberfaden' Som. Zu it. brillare.
prtQihdcvzicc Tlicra, Pet. 57, lijclqMvclu Thera, ’AvdX. II 464 ,Bril
lanten', it. brillante.
[MJtQÖßa jGrossthat' Kreta, Jann. It. prova.
[ijrfjoxa, fmooyjza ,Krug' Som. It. brocca.
imoor.a ,kleiner Nagel' Kreta, Jann. ,Hirtenstab' Duc.
7TQÖy/.a ,Schuhnagel' Nisyros, Mvr,p.. I 387. ,Iiolz, das den
Pflug mit dem Jocbe verbindet' Peloponnes, ’Eo. iptX. Nr. 226.
It. brocca ,oben gespaltener Stecken, Gabel'. Alb. Wtb. 354.
Ueber npoy/idi s. Ngr. Stud. II 52. 103. Dazu nooiaa ,Gabel'
Cypern, Sak. II 879: vgl. frz. brocke, piem. brocia ,Bratspiess',
regg. broccia ,Gabel'.
pjtQovVTtJoq ,Bronze' Som. /.utQOvvzoivog ,bronzen' Kreta,
Jann. unoovvcaiziv.og Syra, Pio 56. It. bronzo.
HJCQov<rera ,Klystierspritze' Som.
[iJtoovGy.oq ,lierb', vom Wein, ßoovov.og , unfreundlich'.
(joovoxopdui ,unfreundliche Rede' Som. It. brusco.
vaxovztag ,Nacken' Syme, Sy 11. VIII475. It. coppa, Hinter
kopf'.
vdjtog ,hölzerner Trog zum Brotanriiliren' Syme, Syll.
VIII 475. Thera, Pet. 105. llapv. VII 552. Skyros, ’E?. ®tX.
Nr. 224. ,Getreidemass' Ikaria, Stam. 134. ,hölzernes Trink-
gefäss' Cypern, Sak. II 672. varca dass. Paros,- ebenda, üitnog
dass. Cypern, Sak. II 468. It. nappo ,Tasse, Schüssel', aitnog
zu Anal. Graec. 18.
vccto ,Ziererei' Cerigo, UavS. XIV 566. ,Wink' Kreta,
Vlastos. It. atto ,Geberde, Zeichen'. Anal. Graec. 12.
vaxovqa ,Natur, Wesen' Cypern, Sak. II 878. y.cc/.ovlnovqog
,schwach, kränklich' Naxos, Mv-^u. I 439. vicc'ioüqcc Kythnos,
Ball. 139. It. natura.
vsayxov ,wenigstens, auf jeden Fall' Syra, Pio 86. It.
neanco. Bedeutung?
vi-Caoio ,entkomme' Ikaria, Stam. 134. Nordit. inizar, nizar,
nezzar aus lat. initiare (Mussafla, Beitr. 69 f.). Zur Bedeutung
vgl. alb. nis ,fange an, reise ab', dessen Abstammung aus dem
Lateinischen ich Alb. Wtb. 310 noch nicht erkannt hatte.
Neugriechische Studien. IV.
G5
ve\ino, s'fino n. Cerigo, ITavS. XIV 566. t-'grro Keph'allenia,
Ilavo. XXII 198. sußog ,Schwulst' Kythnos ’E®. ®iX. IX 431. It.
nembo. Anal. Graec. 18.
vsva ,Amme' Kreta, Erotokr. Yen. nenn.
vf:JtoTLG[i6g Papaz. 503. It. nipotismo.
veßzrovQov ,Mispel' Som. Legr. It. nespola. Vgl. Türk.
Stucl. I 33.
vetccqo), vetsqu), ,richte jem. ordentlich zu, z. B. mit Schlä
gen'. Papaz. 468. Syme, Syll. VIII 475. Kythnos, Stam. 139.
vsrog Kythnos, a. a. 0. vsva ,demersus, perditus' Passow. It.
nettare, netto.
vivvi,Kindlein, Püppchen, Pupille' Kreta, Jann. ,Bildchen
im Auge' Syme, Syll. XIX 208. ,Seidenwurm' Papaz. Ven.
nin, ninin für ,kleines Kind', gen. ninna ,Kind, Puppe', vgl.
span, nina, cat. prov. nina, cal. alb. nins ,Pupille'.
voßa f. Pass. Kreta, Jann. Thera, ’Avak. II 429. voßnd
Kythnos, Ball. 139 ,Neuigkeit'. It. nuova, ven. nova; novitä.
voxdoog ,Notar' Som. Chios, Pasp. 238. vodäoog Kreta,
Vlastos. Erotokr. It. notaro, ven. nodaro.
vovßexa ,Frauenhauhe' Som. Legr. Mail. com. ovetta,Haube',
altberg, oveta ,infula‘, veta ,Haube' Mussafia, Beitr. 120. Vgl.
Lorck, Althergam. Sprachdenkm. S. 172. Von alul. hüba: Kör
ting, Nr. 4030. v- zu Anal. Graec. 16.
vovfiEQo Bova, Pell. 195. It. numero.
vovvxGiog ,päpstlicher Nuntius' Legr. It. nunzio.
vxdßavoq ,grosse Bremse' Kephallenia, ’AvaA. II 270. It.
tafano, oder besser tabano, das in den anderen romanischen
Sprachen vorliegt (— lat. tabanus) und in it. lingua tabcina
,Lästerzunge' ebenfalls erhalten ist.
vrdu vxovvvtoa ,dame d’honneur' Naxos, ’AvaX. II 120.
vxuvxovla Som. zdvvovXa ’AvaA. I 34 ,hin und her schwan
kend'. vravTov'/u'Cio ,schwanke' Som. Vgl. zaviovliCw Chios,
Pasp. 354. It. dondola, dondolare.
vts'/qcitGci ,Gefahr, Unglück' Papaz. 468. It. disgrazia.
vteUoiov ,Fieberwahnsinn' Kythnos, Ball. 139. It. delirio.
i'TEi.i-itQoqa Pflanzenname. Som. It. tuberoso.
vxe[.ijzixdQog ,Schuldner' Kythnos, Ball. 139. It. debitore.
vxsvxÖQog, vTozögog ,Doktor'. Naxos, ’AvaA. H 74. 114.
It. dottore.
Sitzungsher. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 6. Abh. 5
66
YI. Abhandlung: Meyer.
VTsnsvdqio ,schneide eine Feder*, vtettsvö ,Federmesser*
Som. It. depennare ist ,ausstreichen*.
vxsjto^ixaQUt ,hinterlege* Som. It. depositare.
vxeßsvidQto ,zeichne*. weasvLO ,Zeichnung*. Som. It. di-
segnare, disegno.
vxsßjtsxo , Verachtung* Pass. It. dispetto, ven. despeto.
vxsßxivdgco in äiiovzsuvLväooj ,bestimme* Kreta, Jann. 321.
It. destinare.
vxißsQxov ,Pflicht* Cypern, Sak. II 878. It. devere = dovere.
vxinov ,noch mehr* Epirus, Pio 52. It. di piü.
vroQiMiaQig ,Schweinehirt*, vrogunuolo , Schweineherde*
Papaz. 469. It. turma ,Herde*?
vrovQog ,fest, anhaltend, hart*. Papaz. 469. Kreta, Jann.
Kastellorizo, Syll. XXI 330, 35. It. duro.
VToaY.dtpo ,greife an* Kreta, Jann. äoaxuoio Kreta, ( I>iA. IV.
'vgaxaQiii ,streite* Papaz. 508. ,stosse zusammen, von Schiffen*
Thera, Pet. 144. Kythnos, Ball. 139. Zu piem. truche ,stossen*,
ven. strucar u. s. w. Mussafia, Beitr. 113. Verf., Alb. Wtb. 437
unter trokön.
vxQavxÖQia n. pl. vxgavxoqdvia nanküpcaa Naxos, ’AvaX.
II 29. 58. Frz. drap d’or.
vxqsddi ,alles Schiefe* Thera, Pet. 40. It. intrigare.
vxot'xa ,gerade aus* Papaz. 469. vxqtxa Kreta, Vlastos. „
It. dritto, ven. auch dreto.
vxqixßa f. ,Strohhut; Ausflüchte*. Papaz. 469. Thera, Pet.
108. It. treccia ,Flechte, Strohgeflecht*; cappello di treccia ,Stroh
hut*; ven. drezza ,Frauenhut*.
vxßaviv ,Gelbsucht*. Cypern, ’AGyjvä VI 153. Afrz. jalne =
frz. jaune ,gelb*.
vxßavxaQiudeg m. pl.,Gendarmen* ’AväX. I 41. It. giandarme.
vxßevi-ßQa ,Wachholder* Som. 93h. It. ginevro neben ginepro.
vxßtvio ,Kunstgriff, List* Som. It. genio.
vxßijtovvi, ymovvi, yiovTtovvi ,Jacke, Wams* Som. xai-
novvi Papaz. 442. 'Qinovi Erotokr. £ovnovva Pontus, Syll. XVIII
135. It. giubbone von giubba, giuppa [= ’Qovxta Pulol. 174;
yiovmxa, yvdnna Trinchera, Syll. mernbr., p. 356. 376. 487];
mit i ven. zipon, com. gipon, hol. zibon, gen. gippun u. s. w.
Mussafia, Beitr. 122. Das Wort ist ursprünglich arabisch. Verf.
Alb. Wtb. 82.
Neugriechische Studien. IV.
67
vröoQvära ,Festtag' Pass. 512, 5. It. giornata.
ößov^iov ,Haubitzgranate' Legr. Frz. obus. Gelehrte Ent
lehnung.
oi[AK ,ach!' Legr. It. oime. Auch oipsva, mit Anlehnung
an sgsva.
6[iJzhy('(oa> ,verpflichte' Papaz. 476. It. obbligare.
diiJZQu jHombrespiel' Legr. Frz. hombre.
6[AiZQE).a ,Sonnenschirm, Regenschirm' Legr. v.ovgjcQfla
Cypern, Sak. II 611. Xovunol'/la Bova, Pell. 183 (mit dem ita
lienischen Artikel). It. ombrella.
oJtidra ,Opiummischung' Som. It. oppiata.
oQtxda Fischname, Som. Ven. orada ,sparus auratus'.
doct[i(ti mOavov, w; aaiveTai' Chios, Pasp. 397. It. oramai.
oQxa Fischname. Som. Ven. orca ,delphinus orca'.
oQßovv, öqgov ,auf!' Som. It. orsü.
OQGa ,links!' Schifferausdruck. Cypern, Sak. II 878.
It. orza.
oötEQia Som. 401 b. looraola Legr. ,Schenke'. It. osteria,
ven. ostaria. Verf. Anal. Graec. 4.
oGtia ,Hostie; Oblate zum Siegeln' Legr. It. ostia.
oßtQia, dü'CQivoq,Südwind', dotoiayaqunrjg,Süd west', ögtqicc-
ffigöxog ,Südsüdost'. Legr. It. ostro. üovaxqog Thera, Ifapv. IX
379, 52 = austro.
ovqXux^co ,heule' Legr. Epirus, Pio 8. It. urlare.
jtaßiovi ,Pavillon' Som. Legr. Erotokr. It. paviglione. Bei
Duc. nocnvXeiov = papilio.
jiaßövi, Ttayövi ,Pfau' Som. It. pavone, pagone. In Bova
naovvi.
jtctya ,Löhnung' Papaz. 478. Thera, Pet. 119. anayaöi'Qw
,mache quitt'; tbrayaÖL Papaz. 387. It. paga; ven. pagado ge
zahlt'. Ttayada ,Windstille' Leukas, Syll. VIII 393.
mtyxog ,Ruderbank' Chios, Kan. 256. ,Wechselbank' Cy
pern, Sak. II 878. ,Holzverschlag zur Aufbewahrung von Ge
treide' Syme, Syll. VIII 476. naqanayu Amorgos, AsXt. I 593.
nay/Ada Kythnos, Ball. 139. ita.yy.Exa, navzoera ,kleine Bank'
Chios, Pasp. 269. It. banco, banchetto; ven. bancada.
ztayeqlvog ,Taufpathe' Chios, Pasp. 269. jrayiqrje Chios,
Syll. VIII 493. naylqrjg, -qiva Som. y.sqaTCÜg m., ■/.soaimiolru f.
Ikaria, Stam. 131. It.padrino.
68
VI. Abhandlung: Meyer.
jtanuxQopai ,nehme Theil an etwas* Chios, Pasp. 270. It.
pacchiare ,schwelgen'; ven. pachiarse,sicli vergnügen mit etwas'.
jta?.dßQa ,Geschwätz'. Papaz. 478. Thera, Pet. 119. üavS.
VIII 468; XV 14 (Cerigo). Span, palabra. Alh. Wtb. 350. Türk.
Stud. I 37. Wohl aus der Sprache der spanischen Juden.
Tta/.äyy.a ,Pfahl'. Legr. naLayyt ,zwei dicke Hölzer zum
Stützen von Weinfässern' Papaz. 479. naLayyiaQu) ebenda. It.
palanca.
jta?.apaQa>, nalagl'Qoj ,theere ein Schiff' Kreta, Jann. It.
spalmare mit Anlehnung an naldup.
jtaLapevxo ,Ruderwerk eines Schiffes' Kastellorizo, Syll.
XXI 336, 155. It. palamento.
jxaLävxßa ,Wage‘ Chios, Pasp. 115. Ven. balanza =— it.
bilancia.
JiaXaxctQi ,Gaumen' Bova, Pell. 198. It. palato.
sxaXexßi ,wollene Bettdecke'. Erotokr. It. pagliaecio; ven.
pagiazzo ,il sacco che involge la paglia del letto'.
jtaväda ,Brotsuppe' Legr. Kythnos, Ball. 139. Ven. panada.
zzavsXo ,Stück Brett' Syme, Syll. VIII 478. It. pannello
,Stück Tuch'.
Jtavsqi ,Korb' Legr. Syme, Syll. XIX 245. Chios, Pasp. 171.
Cypern, Sak. II 712. IlavB. XVII 225. navsqa Aenos, Syll. VIII
528. navLEQL Kreta, Jann. navieoa Kreta, Vlastos. It. paniere.
ztavxalovi ,Hose' llavS. XVII 226. In Cypern narzaLöna,
’A6/jvä VI 167. It. pantalone.
jxdvxßioq, naxQog, ,Page' Som. It. paggio.
JtavxovcpXa, navropla ,Hausschuh' Legr. It. pantofola.
JictJta, nanala ,Brotsuppe, Kinderbrei' Som. Legr. nana La
Ssv s/w zu Kindern, welche zu essen verlangen. Chios, Pasp. 271.
nanaoa ,Suppe aus warmem Wein und geriebenem Brot' Za
gorion, Syll. XIV 228. nanaoe>va> ,prügle durch' (= ,weiche
ein') ebenda. It. pappa ,Milchbrei'. Lallwort.
najtaycO.).oq, ,Papagei' Som. It. pappagallo.
jtajtaQovva ,Mohn' Som. Legr. nanavovqa Kephallenia,
’AväX. II 289. It. *papaverone. nanaoiva Bova, Pell. 199, wie
im Sicilischen.
Ttäztaq ,Papst' Legr. It. papa.
jzäjxiQog ,Ente' Cypern, Sak. II 714. It. papero junge
Gans'.
Neugriechische Studien. IV.
69
jtaoiha ,militärische Parade' Naxos, ’AvaX. II 39. It. parata.
JtaQeyia ,Picknick' Chios, Korais, At. IV 394. It. pareg-
giare; ven. paregio.
jtaQ&evevysi ,es gehört' Syine, Sy 11. VIII 477. ärtagd-svEva)
Thera, Pet. 26. änagrevia^ei Cypern, Sak. II 876. It. apparte-
nere, die ersten mit Anlehnung an notQ&evog.
ctdqi n. ,Genosse' Chios, Pasp. 275. änaina'Coj ,vertheile'
Kephallenia, ’AvaX. II 164. It. pari.
jraooy.txt, TtEQO-AEZo ,Papagei' Som. It. parrucchetto.
jtaQovxero ,Vormarssegel' Kreta, Jann. It. parochetto.
naqjtÜM ,Augenlid' Som. Ven. palpiera, ver. crem. berg.
mail, palpera, piem. parpera. Mussafia, Beitr. 85.
jtaQtri f. ,Theil' Syme, Syll. VIII 477. Thera, Pet. 83.
Kreta, Jann. ■aa'.pxui xai nag reg ivou; , nehme jem. Partei' Thera,
Pet. 123 (= TxaoxLy.ov'/.äqio). It. parte. naoxiöo Som. Legr.
Amorgos, As'/-. I 105 ven. parti(d)o; nach Legr. auch ,Schiff'.
naqxida Legr. = ven. parti(d)a. Dazu xtccQxLyicc j/.spoc avpou’
Ikaria, Stam. 136. oraoxi ,das Dividiren' Som. = it. partire.
jtd<T)cov).ov ,Weide, Trift' Kythnos, Ball. 139. It. pascolo.
xradiK/Qo) ,zucke', itäapa ,Zuckung' Som. It. spasimare,
spasima. Aus dem Griechischen.
itaOayuxQOi ,gehe spazieren' Chios, Pasp. 279. It. passeg-
giare; ven. passagio.
JtaOo ,Schritt' Legr. Kephallenia, Schmidt 20, 13. naaÜQiü
,überlasse' Thera, ILpv. V 444. It. passo, passare.
cidoxoq ,Mahl' Som. 415 b. n&axa ,Teig' Legr. naaxth
,Süssigkeit aus Honig und Sesam' Som. Zante, llavo. XVII 480.
Cypern, Sak. II 720. Legr. [Sachl. 1, 295. Than. Rhod. 570].
naaxiä ,Bäckerei' Som. It. pasto, pasta, pastello. iteoxifa Kon
stantinopel, llavo. VIII 463 soll frz. pastille sein.
jcaßrEvsyXa,Pastinake' Kreta, ’E®. <piX. XII537. It.pastinaca.
jtaöxoVQOJVUt ,binde das Vieh auf der Weide an', naaxov-
goaidegov ,Fussfessel' Som. It. pasturare.
naxaxa ,Kartoffel' Legr. It. patata.
JxctxaxovyM ,grosser dicker Winterrock für Männer' Thera,
Pet. 124. Frz. paletot; vgl. aovoxovy.oi' = surtout.
JiaxEVxci Som. It. patente.
jro.xtcx» ,leide' Chios, Pasp. 280. ,bereue' XvdA. I 259, 25.
pateguo ,leide' Bova, Pell. 201. It. patire.
70
VI. Abhandlung: Meyer.
jtarOSQei, zL ge zicczgeoei ,was ficht dich an?' Sy nie, Syll.
VIII 477. Ven. impazzar ,imbarazzare'.
Ttdxßw.a von kranken Citronen. Chios, Pasp. 280. It. pa-
tico = epatico. zgl — tonlosem zi (chiot. nal&ZGia). Ursprüng
lich griechisch.
Ttediva ,Bauer im Schachspiel' Som. It. pedina.
jie£og, nsC,o ,Gewicht' Thera, Pet. 124. Papaz. 482. ns'Ca-
Qia ,Bctrübniss' Cypern, Sak. II 879. It. peso.
Tte'i ,Handgeld' Legr. It. pegno.
Ttsva ,Feder' Syll. VIII 494. Patmos, AsXt. III 848. pjteva
Som. Kreta, Jann. Chios, Kan. 17. jtsveko ,Pinsel'. ntveXi ,Fähn
chen' Som. It. penna, pennello.
TtevßaQi^opcu ,überlege' Chios, Pasp. 282. It. pensare.
TtevrsGravh ,Postament' Athen, llavS. XVII 224. It. piede-
stallo. Volksetymologie.
jtevri ,Halsschmuck' Som. Gen. pendln ,Ohrgehänge'.
TTFoitoa ,Art Mörser' Som. 52. ir.Ezqdoa Som. 167 c. utceq-
yifoa Legrand, Poem. hist. 246, 25. It. petriera, ven. periera.
7t£QixoZäQSi ,vielleicht' (— ,es ist Gefahr'). Kreta, <1>ia. IV.
It. pericolare.
TisQovxa ,Perrücke' TZEQOuy.isqrjs- Legr. HavS. XVII 226.
Cyprisch tcsgQovxxa, ’AO-^vä VI 156. Ven. peruca, peruchier.
jtsQöipovXoq ,Petersilie' Kephallenia, ’AvdX. II 358. It. prez-
zemolo; ven. mant. parm. persemolo u. s. w. Mussafia, Beitr. 87.
TtsrcGpoyoq ,petardo' Som. Zusammengesetzt aus oder an
gelehnt an ven. peto ,Furz' und fogo ,Feuer'.
Tisrog ,Brust der Thiere' Thera, Pet. 126. nkti Pass.
urt'EZL Kreta, Pass. Vlastos, Ilapv. VII 839, z" äpne&ia Kreta,
Legrand, Poem. hist. 274, 204. It. petto.
Ttizöa f. ,Haut, Rinde, Kruste' Legr. ,Aepfelschale' Epirus,
Pio 9. 35. Syll. XIV 259. ,Tuch' Kreta, Jann. ,Handtuch' Thera,
Pet. 126. Tzezai ,Haut' Som. Pontos, Syll. XVIII 158. ,Stück,
Faden, Zwirn, Art Münze' Bova, Pell. 203. tzezgicc ,Haut grosser
Thiere' Cypern, Sak. II 729. äloyo-, /z^vozcezgiv ,Haut von
Pferden, Kühen' Pontos, Syll. XIV 278. 289. GnezGav-oZda ,Holz
splitter' Cerigo, llavä. XV 438. zcszooxößio ,schneide in Stücke'
Papaz. 484. TtEzcoy-oppivos ,gerieben, schlau' Thera, Pet. 126.
TtEzasza ,Handtuch, Kopftuch, Serviette' Legr. Kreta, Vlastos.
TtEGEza, jtegezou&vzü.ov ,Serviette, Handtuch' Som. pnEGsza,
Neugriechische Studien. IV.
71
IlavS. XVII 226. naraovh ,Holzsplitter* Nisyros, Syll. XIX 195.
It. pezza, pezzetta, pezzuolo.
juavixa ,Messgewand* Som. It. pianeta.
jiictvxOa ,Küste, Ufer* Legr. Vyz. It. piaggia.
jtictaxQa ,Flintenschloss* Som. Kreta, Jann. It. piastra.
jtiaxo ,Teller* Som. Legr. mazodiy/.rj Amorgos, Asat. I 593.
platecjdi ,kleiner Teller* Bova, Pell. 206. It. piatto. Zu der
Form mit -l- nLazeXi Syme, Syll. XIX 232, 1. ngaxtXi Nisyros,
Syll. XIX 195 ,kleine Schüssel* (vgl. port. prato).
jtiy/Mq ,Werkzeug zum Steinklopfen* Leukas, Syll. VIII
393. 7tiyy.a Adv. ,voll bis zum Bande* Papaz. mv.ovvi, Ttiv-ovva
,Spitzhaue* Som. Twxowdg« ,liaue* Som. ninomai. ,Beil* Ikaria,
Stam. 137. Ven. pico = it. piccone ,Spitzhaue*, picconare,
piccozza.
jtiyovh] ,Art Nudeln* Ilavo. VIII 464. Ven. bigoli.
jtiit^o ,Bürge* Corfu, Kontos 12. nihxaoo, Som. It. pieggio,
ven. piezo. Mussafia, Beitr. 89.
jrfV.M ,Feindschaft, Streit* Papaz. 484. Nisyros, Mvt,|a. I 386.
ttmüqio ,reize* Thera, Pet. 126. Syme, Syll. XIX 245. It. piccci,
piccare.
jxixeto ,Piquetspiel* Legr. It. picchetto.
jtixöro ,sackartiger Ueberwurf für Frauen* Ikaria, Stam.
136. It. pitocco ,Art kurzer Mantel*.
mXaQOi ,verstopfe* Som. It. oppilare.
jtü.aötQov Som. It. pilastro. In Chios niluaarQOv Pasp. 289.
siü.ovqa, nioovXa, tiIqoXcc ,Pille* Som. It. pillola, ven. pi-
rola. In Bova nivvov'Ku Pell. 204, wie im Sicilischen.
jiipmvEla Pflanzenname. Som. It. pimpinella.
mvidra ,Thonschüssel* Papaz. It. pignatta.
jtiQoq ,Spundloch, Zapfen* Epirus, Clias. 235. Syll. XIV
228. It. pirolo ,Pflock*, frz. piron ,Zapfen*. Doch sind die ro
manischen Wörter wohl griechischen Ursprungs, Flechia, Arch.
glott. II 316.
7tlOiZiva ,Schwanzriemen* Thera, Pet. 127. It. posolino aus
lat. postilena. Aus letzterem, mit Anlehnung an oVriffdev, bei
Korais, At. I 43 öiuadsliva.
TtiaxoXa, ruoroh Som. Legr. pmarölu Kreta, Jann. Syme,
Syll. XIX 220, 4 ,Pistole*. It. pistola. Alb. Wtb. 339.
72
YI. Abhandlung: Meyer.
jrtruog ,Spitze des Bootes' Kephallenia, ’AväX. II 295. ni-
zoiha ,Spitzen' Som. It. pizzo ,Bart'; pizzi ,Spitzen, Kanten'.
In Cliios ist nizaog ,Ochsenziemer' Sylt. VIII 493.
mxOovvi ,Taube' Kephallenia, ’AvctX. II 295. Zante, Schmidt
58, 16. tce^ovviv Cypern, Sak. II 879. mzoovvcoua ,gekochter
Knoblauch' Kephallenia a. a. O. agropicciuno ,wilde Taube'
Bova, Pell. 129. It. piccione.
nixra ,Kuchen'. Verf. Bezzenberger’s Beitr. XIX 153.
jtKpaqct , Querpfeife' Som. It. pifaro. pnipagov Syn.
Grad. 341. Belis. 259.
nlaxOa ,Platz' Cypern, Sak. II 879. ,ein Stadttheil in Syme'
Syll. XIX 211. ä<pr ( ce fo aizhi n'kdviaa ,liess das Haus weit
offen' Zagorion, Syll. XIV 228. ^eTrlazaagwno ,springe auf',
z. B. vor Nässe, von Schuhen Kreta, <IuX. IV. It. piazza [jri.ee-
zgccqios Synt. 118, 2],
jiXeaiQ: ps -/.uuvel nlsaio ,macht mir Vergnügen' Cypern,
riavä. IV 113. Frz. plaisir.
zttixos ,Päckchen' Som. Legr. It. plico.
nhpovQa ,heftiges Verlangen'. nhuovtnüQopca ,habe hef
tiges Verlangen' Zagorion, Syll. XIV 228. It. premura.
jiÄovßisQO Vogelname. Som. It. piviere ,charadrius', in
Nizza pluvie. Giglioli I 567. plu- und pi-, wie plumbiolo, pim-
biolo u. a. Mussafia, Beitr. 90.
srodonjs ,Wegweiser' Som. Legr. It. pedotto, mit Anleh
nung an Ttovg.
nohxoa Som. It. polizza.
jzofaQova ,Lehnstuhl' Chios, Pasp. 172. It. poltrona. Dar
aus volksetymologisch umgestaltet nolvdqöva Naxos, ’AväX. II
12; Bicoty)?, ’EpwTizl) äxoxXavrjat?, S. 34.
ztopiloQiv Cypern, ’AOrjvä VI 151. It. pomidoro.
JtopJta ,Pracht' Som. It. pompa, aus dem Griechischen.
jiovEVxeg Kreta, Jann. novivze, Ttovvevze Som., 7tovvsvzrjg
Kastellorizo, Syll. XXI 335, 148. pjtovvezrjg Nisyros, Mvyjp,. I 385
,Westwind'. It. ponente.
jtojtol.og [Georg. Bel. 157]: äva.Konov'krp.i ,Geräusch vieler
Menschen' Syme, Syll. VIII 465. GvpnovTtovloi ,ganz' Syme,
Syll. VIII 480. XIX 240. It. popolo.
Neugriechische Studien. IV.
73
JtoQxävxo: 6 aimapog xpiyji tzoqkxvxo = ßdovjv. Cypern,
n«v8. IV 113. It. portante ,Passgang'; portanto ,Passgänger',
Mussafia, Beitr. 91.
noQxeyov ,gewölbter Raum, Halle, Saal' Chios, Pasp. 298.
Kreta, Vlastos. Ven. gen. portego = it. portico.
jroQxog m. Som. Syra, Pio 60. Amorgos, AsXt. I 630, 103.
Zante, Schmidt 152, 7. nogxov n. Legr. Kreta, Jann. It. porto.
jtoQxocpohv ,Taschenbuch' Naxos, ’AvdX. II 120. It. por-
tafoglio.
jtoOevu) ,übernachte' Som. igenoLccoa) ,ruhe aus' Chios,
Pasp. 259. It. posare. noaäda ,Gedeck' Legr. It. posata.
noOxti ,Post' Som. Legr. It. posta. Zanoaxa ,geflissentlich'
Cerigo, Ilavo. XIV 603: a posta.
jiöxaGGa ,Pottasche' Legr. It. potassa.
jtov^ov ,Tasche' Chios, Syll. VIII 493. Pasp. 298. pnov-
£ovvccqcc ,Tasche' Kreta, Jann. Wird it. borsone (von borsa) sein,
in genuesischer Aussprache borsü. Nach Som. ist jrovQov auch
eine Branntweinmischung, = chiarea, vielleicht,Punsch'V novCa
(Cypern) wird von Sak. II 879 mit EVTepoxoiXr) erklärt und soll
it. buzzo ,Bauch, Magen' sein. Ist iviepox^Xv) ,Darmbruch' ge
meint ?
3tov).u ,Krähe' Som. It. pola.
Jtov?.äx(Q)a ,Art Schiff' Som. It. polacc(r)a.
JtovXßeQrj, novlpTtSQrj Som. novgßovQt], xtovqn:ovor l Cypern,
Sak. II 879. pnoiqpneqrj Kythnos, Ball. 139. unölpn.Eo>] Kreta,
Vlastos. pnöqprteqr] Kreta, Legrand, Poem. hist. 290,476 ,Pulver'.
It. polvere. novdqa ,Reispuder' Legr. ist frz. poudre.
jzovhaQio Xeuv.cd'/w Ikaria, Stam. 137. It. pulire.
jtovvuD.i Som. novviako Erotokr. ,Dolch'. nowiaLia ,Dolch
stich' Erotokr. äqyvoopicouvLaldy.i. Kreta, Vlastos. It. pugfiale.
TuviaU Passow und alb. pindl aus dem Türkischen: Türk.
Stud. I 72.
Jtovvxa f. ,Spitze; Landzunge; Brustfellentzündung' Som.
Legr. Ttovvrog ,Streit' Som. novvxi (pnovvxl) ,Geländer' Som.
,Mauer gegen die Strasse' Thera, Pct. 104. ,Balkon' Chios,
Pasp. 299. novvxdy.i ( p.cy.pbv 8<3p.a’ Chios, Pasp. 296. itovvxsqög
,spitzig, scharf' B. Schmidt 39, 16. novvxöi ,stosse' Syme, Syll.
VIII 477. 483. novvxaqut ,mordere con parole' Som. änovvxo
,appunto‘ Naxos, ’AvaX. II 116. y.ay.öprtovvzog ,unglücklich' Thera,
74
VI. Abhandlung: Meyer.
Pet. 72. It. punta, punto, puntare. Dazu auch novvxavsko ,Gabel'
Nisyros, Syll. XIX 195.'
jtovJtov2ov ,Flaumfeder, Milchhaar'. Zu ven. pupola
,Wade', nordit. pupola ,Ohi’läppchen' (Mussafia, ßeitr. 91), pav.
pupla ,mazzocchio'. Türk. Stud. I 20. Alb. Wtb. 358.
novQya ,Abführmittel' Papaz. 480. uovoydgco ,gebe zum
Abführen' Naxos, ’AvaX. II 104. It. purga, purgare, uovoyaxooio
,purgatorio' Som. Legr.
jtovQi Adv. ,finalmente' Som. In Kreta als Fragewort,
,nicht wahr?'. Jann. vjSiozeve tvovqe ,er gab indess' Naxos, ’AväX.
II 67. It. pure.
jiovqÖv ,Tisch mit Schränken' Cypern, A0r)vä VI 173. Frz.
bureau.
stovQßo ,Puls' Bova, Pell. 212. It. polso.
Jtovrciva ,Hure' Som. Legr. uovravccvo ,Hurenbetragen'
Kreta, Vlastos 173. novravsoiv ,für eine Hure passend' Pontos,
Syll. XIV 286. It. pnttana.
Jtovrrlv, novTxovÖLv ,weiblicher Geschleclitstheil'. novrxov
,eine mit grossem Geschlechtstheil' Cypern, Sak. II 759. It. potta.
otrtdyYM ,Querriegel' Som. 328 b. Ortgccym, ommyy.ha dass.
Som. Vgl. Alb. Wtb. 350.
jtQedixct,Kanzel' Som. 111c. It. predica ,Predigt'. Bei Som.
auch iTor/.og ,Predigt', uor/.aooi ,predige': vgl. pricar ,sagen',
pricaoro ,Prediger' bei Mussafia, Beitr. 91. Salvioni, Arch.
glott. XH 423.
jiQe^a ,Beute' Amorgos, AsXt. I 630, 106. Kreta, Jann.
,Handhabe' Ilavo. XVII 226. It. presa.
ziQS^aQü) ,schätze' Pass. It. pregiare.
ZTQS&VTiä^a) ,stelle vor' Cypern, Sak. II 879. It. presentare.
jiQsxci Fischname. Thera, Pet. 129. It. perca ,Barsch'.
TtQsvTßa,Schlauchkäse'. ngevradayi der betreffende Schlauch.
Kephallenia, ’AväX. II 300. It. sbrinzo.
jrg>STSVcftQa> ,beanspruche'. Ttgsrevoiov ,Anspruch' Som.
It. pretendeve, pretensione.
jiQißiXeyio ,Vorrecht'. Tzotßi'/.Eyiädog, itgißikeyidgü). Som.
It. privilegio. Aeltere Entlehnungen sind ngiudsyia Immisch 357
und 7iooßs).eyy.ia im ßtßXfov -ry y.ouyy.i<rwq.
jiQoßsvri ,Ertrag der Aecker' Som. Chios, Pasp. 300. It.
provento.
Neugriechische Studien. IY.
75
jcooßsQiutio Sprichwort* Som. It. proverbio.
Qaßioha n. pl. ,Art trockener Kuchen*. Chios, Pasp. 308.
Som. Qacptöfaa Kephallenia, ’AvoX. II 303. It. raviuolo, gen. ra-
neu, ven. rafioi, rafioli (Boerio 587).
oaydva Bezeichnung eines Menschen, der durch unaus
gesetztes Bitten lästig wird. Serrä, f biX. III 221. It. ragana, ra-
ganella ,Schnarre, Klapper*.
Qctdixi ,Cichorie* Som. Legr. It. radicchio.
gaxapada ,Art Kleid für die Hochzeit* Patmos, AsXt. III
343. Ven. recamada ,Stickerei*.
gapa^ova von einer starken, viel redenden, viel essenden
Frau. Papaz. 489. Von it. rombazzo ,Lärm, Geräusch*.
gapvi ,Wasserkrug* Som. Legr. lapvt dass. Legr. öapädc
,Gefäss für wohlriechendes Wasser* Melos, Es. scX. Nr. 792. It.
rame ,Kupfer, Kupfergeschirr*, -pv- ist im Plural Qapviä für
Qapiä entstanden.
gapjzaovvi ,eisernes Werkzeug mit hakenförmigen Vor
sprüngen, um Gegenstände aus dem Brunnen zu holen*. Ke
phallenia, ’AviX. II 302. Ven. rampegon = it. rampicone ,ferro
grande uncinato*.
QctJta ,Rübe* Som. It. rapa.
gcuta ,Raspel* Som. It. rapare ,abraspeln*.
gäoa: t'o vuaX't oaaa ,bis zum Rande voll* Epirus, Syll.
XIV 229. Qttoivw ,fülle bis zum Rande*; ocioitd xotyjp 1 .. Epirus,
Mvvjg. I 23. It. raso ,gestrichen voll*.
gcna f. jährliche Summe, die das Kloster für Erhaltung
der Schulen in die Ortscasse zahlt* Amorgos, AeXx. I 601. äßya
gia- odza de to -/upio ,geli ! ein wenig ins Dorf* Papaz. 489. It.
rata ,Antheil*. Verschieden davon ist oma ,Weinbeei’e* Epirus,
Havo. IX 51. Leukas, Syll. VIII 378. 460.
QtxTOa Fischname. Thera, Pet. 131. It. razza ,Rochen*.
(jeßedeQco ,verniete* Som. It. ribadire.
QeßEQETöa ,Verbeugung* Naxos, ’AväX. II 27. It. riverenza,
von. reverenza.
gsyavagio ,fluche* Som. Ven. renegar = it. rinnegare.
OE'/oXirOa ,Süssholz* Som. It. regolizia.
gsXiäC,co ,säume, steppe* Epirus, IlavS. IX 51. It. orlare.
76
YJ. Abhandlung: Meyer.
()E[itöio: pe gepedio ; in gewissen Grenzen* Thera, Pet. 101.
QSfievTLO ,Mittel* Som. 235 c. Cyprisch qspedyiov, ’AÖYjva VI 162.
•Yen. remedio.
öe[ijze).oq ,Empörer* Som. Pass. Epirus, llavo. IX 341. zer
lumpt* Zagorion, Syll. XIV 229. Qepndo o üiazTO? Gtpaxoi; Epi-
rus, Chas. 236. [J.eydXo oeuneho ,grosser Lärm* Thera, llapv. X
518. qepnelo ywp;cv Kastellorizo, Syll. XXI 319, 219. gsp7tsXsvco
,empöre mich* Epirus, llavo. IX 341. Ven. rebelo, it. ribello.
qevoivo ,Gewebe aus Leinwand* Pass., Ila.vS. XVII 225.
It. rensa ,dünne Leinwand*.
oevteovw ,übergebe mich, speie* Thera, Pet. 13.1. It. ren-
dere, ven. auch = vomitare.
qevt6eX(x ,das strömende Ausfliessen einer Flüssigkeit*.
osvzaslao), QEvzaeU'Cü). Papaz. 489. It. ruscello ,Bach‘?
QEJtETi röv sTtrjaivEve ,that ihm leid* Naxos, ’AvaX. II 39.
It. ripentire.
QsaäZro ,Vorsprung* Amorgos, Asat. I 631, 135. qloüXzo
Pass. It. risalto.
qeöjceto ,Achtung*. ötamzuiHo Som. Legr. It. rispetto, ris-
pettare, ven. respeto.
QEOra ,Halskette, Reihe Perlen* Som. It. resta ,Granne,
Schnur Zwiebeln* u. ä. (Lorck, Altbergam. Sprachdenkm. 185;
Salvioni, Arch. glott. XII 426).
qeOzov ,Rest* Legr. It. resto.
qetöovvi ,Sattelbogen, Sattel* Som. Legr. It. arcione.
QEtpovdc'tQU) ,lasse im Stiche* Kreta, Jann., TA. IV. Le
grand, Poem. hist. 248, 29. Ven. refudar = it. rißutare.
QE(fovZia ,Windstoss* Legr. Ven. refolo ,Windstoss* (zu
frz. rafale, Caix Studi, Nr. 473).
Qißa Kastellorizo, Syll. XXI 354, 10. inßiqa Thera, llapv.
VII 552 ,Ufer*. It. riva, riviera.
Qiyct,Reihe, Zeile*. gbyctqu) ,linire* Som. Legr. ägiya ,Reihe*
Som. It. riga, rigare.
qi^ixov ,Schicksal, Glück* Som. Chios, Pasp. 311. o'iLiyo
Kreta, Jann. bizaiyov Syme, Syll. XIX 220. bl'Cr/.ov ,gefährlicher
Hafen* Pontos, Syll. XIV 286. osCsyo Som. Chios, Kan. 324 A. 2.
äoiuv.og Syra, Pio 47. YccxogiCiyog Nisyros, Syll. XIX 193. Thera,
Pet. 72. Trapezunt, Joann. ic. ,unglücklich*. y.aloglßby.og glück
lich' ebenda. ßaoeioql'Ciy.og Thera, Pet. 38. Chios, Kan. 34.
Neugriechische Studien. IV.
77
vügig ,der Glück hat' Kreta, Jann. g^r/.dgco ,setze einer Gefahr
aus' Thera, Pet. 132. gi'Otgvw ,laufe Gefahr“ Naxos, ’AvctX. II 69.
It. risico, risicare; gen. rezego; ven. risego.
(uixu Legr. Pass. Kreta, Jann. giuva Chios, Pasp. 312.
B. Schmidt 50, 1. ,Lied, Sage“, giuctda Som. utgaooi ,erzähle“
Erotokr. Som. [Than. Rhod. 184], gigadovgog Som., gtgadögog
Kreta, Vlastos. giucßjolöyog Kreta, Bavo. XX 236. It. rirna,
rimare.
(novctlom Som. It. riuscire.
qltov ,Ritus“ Som. It. riß.
QiTöeßovrct Som. geratßovra Kythnos, Ball. 139 ,Quittung“.
It. ricevuta.
Qoßo).d(o ,laufe einen Abhang hinab“, gößoio ,Abhang“
Leulcas, Syll. VIII 378. Zagorion, Syll. XIV 228. Legr. Ven.
rugolar — it. rotolare.
Qoda ,Rad“ Som. Legr. Chios, Kan. 277, 489. llavS. VIII
464. godcivL ,Drehrad zum Wasserschöpfen“ Zagorion, Syll. XIV
228. Ven. roda — it. ruota.
Qo^avctQu> Kreta, IV. go'yovagio Kreta, Jann. Melos,
’Eo. gib. Nr. 792. go'Covagi'Qv) Kreta, Jann. ,plaudere, unterhalte
mich“. goLovautvzo ,Gespräch“ Kreta, Vlastos. It. ragionare,
ragionamento; ven. rasonar ,parlare“.
>Rosette“ Legr. go'Qsza Som. goLaoio ,Rosenkranz“
Som. It. rosa, rosetta, rosario.
QÖxa ,Spinnrocken“ Som. Legr. ,Mais“ Epirus, Bavo. IX 7.
Pontos, Syll. XVIII 161. ßaunavögova, galXogova Pap. 401. go-
y.Iuo ,spinne“ Som. It. rocca. gov.tro ,Blaserohr“ Som. it. rocchetto.
Qor.ct, Qovsra Pflanzenname. Som. It. rwca, rwc/ietta,Senf kohl“.
ööy.cc ,Fels“ in gagövog .grosser Fels“ Kephallenia, ’AvotX.
II 251. It. rocca. Zu ft«- vgl. Alb. Wtb. 252 unter mafes.
goraa ,Fels“ Cypern, Sak. II 879: it. roccia. Dazu vielleicht
gorarvog ,aufrecht, nicht niederzuwerfen“ Zagorion, Syll. XIV 228
(oder von rozzof).
boloiv ,Uhr“ Syme, Syll. XIX 237. Ven. relogio.
QOfiavsra ,gestickter Saum“ Kreta, Vlastos. Ven. romana
,Art Kleid“ Boerio.
pdftjr« Legr. (,peu usite“). Bavo. XVII225. Bova, Pell. 216.
It. roba.
78
VI. Abhandlung: Meyer.
Qovic't^iD ,tadle jem. hochmüthig'. qovio ,ein Mensch, der
das timt'. Anos, Syll. VIII 529. Nordit. rugnir ,greinen, murren,
stänkern' Mussafia, Beitr. 96.
QÖvra ,Runde' Pap. 491. It. ronda.
QOvrOivoq ,Klepper' Som. It. ronzino.
noC)[iuoi Som. Kreta, Jann. boagaolg Kreta, Vlastos. aqi-
ogctqlg ders. äfoagaqi Thera, Pet. 10. älaauaqi Syme, Syll.
VIII 464. XIX 237. laagaoiv Cypern, Sak. II 878. Kastellorizo,
Syll. XXI 342, 147. Svo<S(.iaqivi Passow .Rosmarin'. It. rosmarino.
Dialectisclie Formen bei Mussafia, Mon. ant. 226; friaulisch in
Muggia uzmarin (Cavalli 135). Vgl. qoagaqivov. SevopoXtßavov
Immisch 302.
potfalt ,Liqueur' Legr. It. rosolio.
(loßTtlo ,grober Kamm' Kreta, <InX. IV. It. rast(r)ello
Rechen', ven. restelo, pad. rostelo. Mussafia, Beitr. 95.
(iora ,Niederlage' Som. It. rotta.
govßcüucgoj ,zerschneide in kleine Stücke' Chios, Pasp. 313.
It. rovigliare ,verwirre, zerstöre'.
(tovöa Pflanzenname. Legr. uo&ia Duc. It. ruta, ven. rua
(piem. ruda. friaul. rüde) ,Raute'. Alb. Wtb. 371.
govxietiv ,Art ■weibliches Kleid' Cypern, Sak. II 772. It.
rocchetto , Chorhemd'.
govgjtcäa n. pl. Chios, Pasp. 314 ein Spiel, nach Som. il
giuoco delle zone, das von Boerio, S. 816 c unter zogar ai
zoni genau beschrieben wird. It. rombola ,Schleuder'.
gov/urdg , Verschwend er' Cerigo, ITavS. XV 133. qgnäg
,Räuber' Zagorion, Syll. XIV 241. qovrtEva) ,raube' ebenda 247.
It. rubare.
(iovfiJti, qovßi Som. Kreta, Vlastos. qovgnivL Thera, Pet. 57.
qovßLvi Legr. ,Rubin'. It. rubino.
govvrßa ,zorniges, mürrisches Aussehen', qovvrawvo) ,blicke
finster' Papaz. 493. Afrz. ronce ,Runzel' (aus ahd. runza).
govg)iav6q ,Kuppler' Kreta, Jann. qovcpiara Som. qovcp-
Xiccvog Artotini, ’Eo. ®ia. Nr. 682. qovcp'Mava Nisyros, Syll. XIX
206, 4. It. ruffiano.
Gaßimä ,Sevenbaum' Som. It. sabina.
aaßov ,Sauce', aaßovTsqöv ,Saucenschüssel' Som. It. savore,
gen. savü.
ßayxovvdrßa ,Blutwurst' Som. It. sanguinaccio,
Neugriechische Studien. IV.
79
Gayovla , dünn es Tau' Epirus, Ilavo. IX 21ß. auovla Syll.
XIX 196. It. sagola ,Senkleine'.
Gaixa ,Art Schiff' Som. It. saicca.
GaxQapsvro sac.ram.ento Som. aaxQiaria, aayxQid'tla sacri-
stia, sagrestia. Som.
Gala ,Saal'. dalorcovla ,kleiner Saal' Som. It. sala.
Galant, dalaraxi ,Salat'. Som. anzaldta Bova, Pell. 134.
aaliEQU ,Salzfass' Papaz. dalauodga ,Salzlake' Som., sarmüra
in Bova, Pell. 219. It. salata, insalata, saliera, salamoja, ven.
salamora. dalraa ,Sauce' Legr. dähiai ,salzig' Zagorion, Syll.
XIV 232: it. salsa. aalraovvi ,Wurst' ist = it. salzigone Mussa-
fia, Beitr. 97.
Gcili ,Shawl' Legr. It. scialle, frz. cliäle.
GalßaQio ,rette' Kythnos, Ball. 139. It. salvare.
GalivrGaöa ,Pflaster'. dahvTdaöcovög ,gepflastert' Legr.
Ven. salizada = it. selciata Mussafia, Beitr. 96.
GalovJta ,Schaluppe' Legr. It. scialuppa.
Galna Fischname. Som. It. salpa.
Galnäqio ,lichte die Anker' Som. It. salpare.
Galrog m. Kythnos, Ball. 139. Kreta, Vlastos. aakvo n.
Papaz. ,Sprung', aakxäqu) a. a. 0. daQTagi^b) Chios, Kan. 46.
(salrüt Zagorion, Syll. XIV 232. aaorm Chios, Kan. 46. 62. aao-
Tttivio Kephallenia, Schmidt 20, 12. dagregco Megiste, Syll. XXI
316, 49. aaoTEQvco Naxos, ’AväX. II 95. dagrsvio Ilcaria, Stam. 138.
,springe', dalragidpa Chios, Pasp. 45. da'/.vadÖQog Legr. It. salto,
saltare; ven. saltador. In Nisyros dovnxQto ,springe' Mwjp.. I 387:
wohl aus sautare, das z. B. altgenuesisch war (Röttgen, Voca-
lismus des Altgenuesischen, S. 22): neugen. satä.
Gapjrovxov ,Holunder' Papaz. Chios, Pasp. 321. It. sam-
buco. aaßomo Bova, Pell. 219 ist die sicilianische Form.
Gavtovloq: ,Pathe' Tliera, Pet. 133. Kythnos, Ball. 139.
Som. It. santolo.
Ganaoiva ,salsapariglia' Som.
Gajiovvi ,Seife'. (JccitovvlQo). Som. Legr. It. sapone.
Gdoaxaq ,Säge' Epirus, Arav. 354, 858. Kreta, Jann. ’U<p. 91k.
Nr. 541. ,Holzwurm' Som. Legr. aagaxi ,Wurm' Legr. daoa-
y.ioi’ouca ,werde von dem Insekt daocc/.i zerfressen' Epirus,
Mvyjh. I 53. aaoay.iaC.io ,werde wurmstichig' Som. Legr. aaga-
raiuQei vom Käse, ,bekommt Würmer' Cypern, Sak. II 776.
80
VI. Abhandlung: Moyer.
(TC(Q-Mg ,Art kleine Säge* Kreta, 4>A. IV. It. saracco ,Handsäge*
(Caix Studi 499). Verf. Bezzenberger’s Beitr. XIX 15ß. Vgl.
oagal; tinea CGL. II 429.
GctQtlld.a Legr. ’caaoäela Tliera, Pet. 80. ,Sai'delle*. aaqöa
dass. Legr. aaoölvog, aagdivrj Legr. It. sardella, scirda, sardina.
GctQvrGct ,Sarsche* Som. It. sarcjia, ven. sarza.
ßiUHTi'ooi nach Som. ,sarcire*. Ich vermag das italienische
Verbum nicht nachzuweisen.
GaGiväQO) ,ermorde* Som. atOLvagsvco ,Meuchelmord; Lärm,
Geschrei* Kreta, Jann. Ven. sassinar = assassinare.
ßußTKpuQOi, aoacitpagw ,befriedige*. Som. aaaxupaoiautvog
Chios, Pasp. 317. It. soddisfare, altvicentinisch sastufar Bor
tolan 247.
GßsXrci f. ,munter* Naxos, ’AvctX. II 48. It. svelto.
GßovvtovQi^w Zagorion, Syll. XIV 231. aßsvvovQw Cerigo,
ITavo. XI 384 ,schleudere*. It. sventolare.
GyaQu ,Kropf der Vögel und Menschen*. ayaqi'Co) ,schreie
laut*. Som. Legr. Korais, At. I 263. Etwa von garrire? Mit
Körting, Nr. 3600, ist eine Vereinigung doch wohl unmöglich.
ßf-:/MVT(>QVi ,unterstütze* Som. giovvt&qsi ,passt, stimmt
zu etwas* Tliera, Pet. 134. It. secondare; ven. auch segondar,
gen. segondo. Dazu tuovvcegög als Beiwort zu ßogiäg Syme,
Syll. XIX 225?
Gexqbxo Legr. ,secreto*. aiv.obi.mnog Som. ,secretario*.
Gt;utQi. ,fortwährend* Ikaria, Stam. 138. It. sempre.
GnvGahjq, OEvaäorjg ,sensale* Som.
Gsvrs ,Boden, wo die Diener schlafen* Cypern, Sak. II 879.
Bei Macliäras 191, 13 ^axoG-^zv) czsußv IxxoSpojjuc^’ It. sede.
OSQßsra ,Serviette* IlavB. XVII 226. It. servietta.
OEQßiQio Som. asoßigiLcj Epirus, Kryst. 11aC. 7. Naxos, 'AvdX.
II 116. ,diene*. It. servire.
Gtoßö^a ,Bier* Som. It. cervogia, cervosa.
GtßovXa ,Schaufel zum Ausschöpfen des Wassers in den
Kähnen* llavo. VIII 492. Cerigo, Ilavo. XV 257. It. sessola
,Schöpfkelle*.
GeGragovü), omxagovLOgtvog ,betrage mich ruhig*, von
Kindern. Oi.acatuag.tvog dass., auch ,ordentlich ungezogen* Thera,
Pet. 134. It. sesto ,Ordnung*, (as)se$tare ,in Ordnung bringen*.
Neugriechische Studien. IV.
81
ostQa, <tetsqcc ,Balkengrundlage für Kuppelbauten' Chios,
Pasp. 319. Gen. setto ,der Theil des Stuhles, auf dem man sitzt'.
Casaccia 713.
ot« ,Tante' Epirus, Mvrjp.. I 53. Syll. VIII 592. Wird wohl
it. zia sein: also Rückwanderung.
ßuxQü) ,rudere rückwärts' Ilavo. VIII 492. It. sciare,
ven. siar.
Oiarixa ,Hüftschmerz' Som. Kephallenia, ’AvdX. II 320. It.
sciatica, aus dem Griechischen.
(JiyovQoq Epirus, Syll. XIV 229. Pio 38. oiyovQog Som.
Kreta, Jann. Syme, Syll. XIX 238. acougog Thera, ’AvdX. II 453.
,sicher, fest'. Adv. atyovQa, tnyodga. ai.yovqdqco, cnyovQEQvco ,be
festige' Kreta. olouoym'Cw Cypern, Sak. II 783. asyovQia Sicher
heit' Kephallenia, ’AvdX. II 413. Veu. segurar, sicurar; seguro,
sicuro.
08X0 Naxos, ’AvdX. II 64. It. secco.
Oivi:yh ,Art Brezel aus Mehl und Sesam, die man zu
Weihnachten bäckt' Syme, Syll. VIII 478. Zu it. cinigia ,heisse
Asche'.
Oioq ,Herr' Kreta, Jann. Ven. sior ,signore'. In Nisyros
aovg Sylt. XIX 206.
OiQÖxog ,Südostwind'. otoov.ol-eficiv'i/gc, Legr. (hooy.uKiQei ,der
Südwind fängt an zu wehen' Kephallenia, ’AvdX. II 310. It. sci-
rocco; ven. siroco, sirocal.
oy.oiijzaßui Som. oxanaßia Kreta, Jann. ,Art Fahrzeug'.
OxavraÄtro ,Wärmflasche' Som. It. scaldaletto.
OxastsxaQOi, GY.a'/tEziUo ,fliehe' Cerigo, llavo. XV 258. av.a-
Tteru) ,schleudere; verschlinge; fliehe' Zagorion, Syll. XIV 240.
It. scapitare -f- scappare. Vgl. Alb. Wtb. 175.
OxajzovM^ü) ,befreie, mache los' Som. It. scapolare.
ßxdqa ,Winkelmass der Zimmerleute' Foy, Lautsystem 7.
Ven. squara — it. squadra.
oxaovi^io, (Tmxqvü) ,schabe mit den Nägeln ab, wie die
Vögel' Epirus, Mvijjj.. I 53. OY.aopu'csliov ,Zwiebelschale' Som.
It. scarnare.
ßxdqna ,Mauerböschung' Som. Cliios, Pasp. 324. axaqmvt
,Art Schuh' Som. Papaz. 497. oxaQitLva ,zerrissener Schuh'
Thera, Pet. 135. It. scarpa ,Schuh, Mauerböschung', scarpino.
Arab. sharbin Almkvist 76.
Sitzungsber. d. phil.-bist. CI. CXXXII. Bd. 6. Abb.
6
82
VT. Abhandlung: Meyer.
GxciQjtsrra flaues Kleid mit rothem Saume bei den ky-
priscben Bauern' Sak. II 879. It. carpetta ,Art Frauenrock*'.
öxctQjtO.o ,Meissei' Papaz. It. scarpello.
GxaoosXa ,Geldtasche' Som. It. scarsella.
(r/.cunt't.oui ,bin närrisch', ci/.aocüdoq ,närrisch' Kythnos,
Ball 139. It. squartare, vgl. ven. squartu ,armselig, elend'.
GymotGu ,Unreinlichkeit'. oxagzaia^co, nyaozaiaorp, rr/.ao-
zoilog ,schmutzig' Papaz. 497. (ryaqzaayavgg ,wer sein Aeusse-
res vernachlässigt' Kephallenia, ’AvdX. II 312. It. squarciare, ven.
squarzar ,zerreissen'.
GxciqtGo ,dürftig' Papaz. ozdooog, a/.äuastia, axagasvw Som.
It. scarso.
GyJda, a/.sÖQOv ,Pergament' Legr. It. scheda ,Zettel'.
GxevtGsvco ,foltere' Som. It. schiacciare ,zerquetschen'?
oder ven. schienza ,ein in die Haut getriebener Holzsplitter'?
Gxitrog .unverfälscht' Som. ay.Xezog Som. ayJiog Legr.
,einfach, geradeaus'. Cypern, ’AÖYjvä VI 153. It. schietto (aus
ahd. sieht).
Gxutsro Kreta, ‘hcX. IV. axionsxo Legr. gyIitstovv Lewisü.
asnizzog Cypern, Sak. II 779 ,Gewehr'. axinsrügig ,mit der
Flinte bewaffnet' Kreta a. a. 0. It. schioppetto [ay.Xona Syn.
Gad. 339: schioppo], Was ist axXörtog ,Perlenreihe mit einer
goldenen Kugel in der Mitte' Patmos, AeXt. III 334? ayXortdgsi
abxo to Sepp.a to äypto Thera, Hapv. IX 366: ven. schiopar
,platzen'.
Gy.inuTovla ,Eichhörnchen' Som. Yen. schirato; nordit.
schiratolo. Mussafia, Beitr. 101.
GxX.ctßog ,Selave' Som. In Thera auch ffxXcedog, Itapv. X
342. It. schiavo.
Gxltpa Som. [Than. ßhod. 575]. axolua Legr. ,Fechten'.
ayj.iuagui, ay.Xiuaöovgog Som. It. scrima.
GyJ.iräda ,Familie, Geschlecht' Som. Bent. Kythnos, ’Es>.
®iX. Nr. 247. axXszaöa Duc. axXerrj, axXezdda Kreta, Vlastos.
It. schiatta, s. Neugr. Stud. II 88.
Gxoyiog, Gxöyiov ,Klippe' Som. Legr. It. scoglio, ven. scogio.
Gxoqsqvu» ,durchstreife' Kreta, <t>iX. IV. It. scorrere.
Gy.oigGovtna ,Schwarzwurzel' Som. It. scorzonera.
Gy.dozGu ,Rinde; Schweineschwarte' Papaz. Bova, Pell. 222.
It. scorza.
Neugriechische Studien. IV.
83
Ciy.ooxdd ,Geifertuch, Latz 1 Som. Gen. scösä ,Schürze', von
scöso ,Schoss', = lomb. scoss (aus dem Deutschen); com. mail.
scossäa, pav. bresc. parm. piac. scossal.
ffxöra ,Segelleine, Schote' Som. Legr. It. scotta.
Gy.ovösqui ,fordere ein' Kreta, IV. Ven. scoder, scuo-
der ,esigere, ricevere il pagamento'.
Gxovdo ,Schild;,Art Münze', av.oväoipooog ,Schildknappe'.
Som. Legr. Ven. scudo.
<Jxov£c(, av.ov'Cdocü Som. g/mv'Clu, rr/.ou^idoto Kreta, Jann.
,Entschuldigung; entschuldige'. It. scusa, scusare.
GxovZapevro Som., (jv.olausvio Legr. ,Tripper'. It. sco-
lamento.
(Txovoyid ,Peitsche', gkovqtgccöcc ,Peitschenhieb' Som. It.
scuriada, ven. scuria ,Peitsche'; scoreggiata.
(jy.ovQoq, Gxovgdg ,dunkel, braun' Legr. Kreta, Jann. oyov-
gög ,dunkel, schwärzlich' Zante, Schmidt 279. tu gv.ovoci Fen
sterläden' Tliera, llocpv. IX 373. Gy.ouoog ,Art schwarzes Insect'
Papaz. It. scuro.
ay.ovcpia ,Haube, Mütze' Som. Legr. axovcpi Pass. oxovcpo
Bova, Pell. ■jikarvGoay.ovcpi ein Kinderspiel, Papaz. 444. gv.ov-
(fidu ,Helmbusch' Kreta, Jann. It. scuffia (aus dem Deutschen;
auch arab. türk., Almkvist 64).
(Tyj)V(fo vvi ,Strumpf' Som. Legr. Thessalien, Syll. VIII 596.
Thera, Pet. 136. It. scofföne. Mussafia, Beitr. 103.
Oxqitoqio ,Studirzimmer' Som. 378. Kythnos, Ball. 139.
It. scrittorio.
ßy.QOjriög ,Hintertheil' Som. It. groppa.
OxQoipci ,Sau' Som. Legr. Kephallenia, ’AvaX. II 316. It.
scrofa. In Chios ist oxodqxx eine Vorrichtung zum Wasserschöpfen,
Syll. VIII 493, nach Pasp. 328 für argocpa.
öfi«Jrog ,Schmelz, Email' Legr. auüodo, ogeodorcog Pass.
Ggdydog, Guaydwvo) Som. It. smalto.
ßftäovQov ,Himbeere, rubus idaeus'. It. in Brescia maöld
,fragola' (Rosa Dialetti, costumi e tradizioni di Bergamo e di
Brescia, 3. ed., p. 76; Vocabolario bresc., p. 53; Melchiori, Voc.
bresc. II 6); altbresc. la magiola ,fragola' Ascoli, Arch. glott. II
408 A. Der Name bedeutet ,Maifrucht', wie mail. crem, magio-
stra, com. majostra, mazostra, pav. parm. magioster, piac. ma-
giostar, friaul. majostre (die italienischen Wörterbücher erklären
6*
84
VI. Abhandlung: Meyer.
magiostra mit , Ananaserdbeere'); span, mayota ,Erdbeere' von
mayo (Diez II 154). Aus dem Griechischen stammt türk, izvia-
ola, ezmavula, Türk. Stud. I 31, wo mir die Herkunft des Wortes
noch nicht klar war.
ffpjtiQog ,Polizeibeamter' Som. Syra, Pio 62. It. sbirro.
<>H~ccnp.i.oq ,Haifisch' Kephallenia, ’AvaX. H 316 ?
(iolc.töutto) Legr. Kreta. aomccradcqa) Som. Kastellorizo,
Sy 11. XXI 331, 57 ,gehe spazieren'. ooLcccoo ,Spaziergang' Legr.
It. sollazzare ,sich belustigen', sollazzo.
OoMütfoq Som. ffovlvradog, ’AvstA. I 44. aovkc&vog, govqvcc-
rog Kreta, aoodarog Cypern, Sak. II 879. ,Soldat'; in Kreta
auch ,Flinte'. It. soldato, ven. soldado.
aolddvoq Legr. It. sultano.
Oo7.(U Legr. It. soldo.
Oovcxqu) ,klingle, läute' Pass. Thera, Wmo. XVIII 159.
Kreta, Jann. aovadÖQog, ’AvaX. I 272, 205. Korfu, Kontos 12. It.
sonare, ven. sonador.
OÖJtqa ,oben, heb’ auf!' Kreta, Jann. It. sopra.
Gotidoo) ,setze der Luft aus' Som. Nordit. sorar (= lat.
*ex-aurare) Mussafia, Beitr. 108.
aÖQTCt ,Schicksal' Zagorion, Syll. XIV 241. Cypern, Sak.
II 879. äaoQTog ,unglücklich' Naxos, ’AvotX. II 115. -/.ay.öaoQiog
Thera, Pet. 72. It. Sorte. Alb. Wtb. 412.
OovaQScfeg m. pl. ,Abendgesellschaften' Naxos, ’AvaX. II 71.
Frz. soiree.
OovXeQi ,Schuh' Bova, Pell. 231. Frz. soulier.
<Jov).<pavov ,Schwefel' Som. Ven. solfare. aovocptQO Bova,
Pell. 231 ist sic. surfaro.
oovpc'ou ,piccola seccliia di cuojo' Som. Wohl it. sommacco
,maroccanisches Leder'.
aovpctQO) ,addire‘. aovpag ,Addition', oov/xa ,Summe'. Som.
Legr. It. summare, ven. suma.
Govna ,Suppe', in Cypern oovmra, ’AQrpä. VI 156. dveuo-
aovna ,Brotsuppe' Som. aovndqa ,Schüssel' Thera, Ilapv. V 441.
It. zuppa, zuppiera.
Govqojti ,Sirup' Som. Ven. siropo.
GovQog ,Korkstöpsel' Cerigo, Havo. XV 437. It. sughero,
ven. suro.
Neugriechische Studien. IV.
85
öovqxovxo n. ,Ueberrock' llavS. XVII 222. Thera, Pet. 24.
Naxos, ’AvocX. II 75. Frz. surtout; ven. sortü. aovqromrjg ,miis-
sig' Legr. ?
(Tovöovqov, aovaovoo ,Lärm' IlavS. VIII 493. Cerigo, llcevS.
XV 438. zaovzffovoi^a) ,flüstere in die Obren' Som. It. susurro.
(fovTQag /las Subtrahiren' Som. It. sottrarre.
aov(psQiQa>, aocpsoioio Som. aovcpQiä'Cu) Cypern, Sak. II 879
,ertrage'. It. sofferire.
Gov<poyccQca ,ersticke' Som. It. soffogare.
ocxpha ,Dachboden' 'Ecxi'a 1894, S. 239. It. soffitta.
Ondyoq Som. Chios, Kan. 169, 32. Kreta, Jann. andyyog
Legr. ,Schnur, Bindfaden'. It. spago. Alb. spango, Wtb. 390.
OJtdXa ,Schulter' Som. Legr. anakaxog ,breitschulterig'.
anaksx u Legr. analsxo Kreta, Vlastos ,Epaulette'. It. spalla.
ßjtaQVnxQto ,erspare' Naxos, 'AvaX. II 96. It. sparmiare.
önsyyixia, acpeyyetitt Som. Korais, At. IV 532. acpovyyerux
Chios, Syll. VIII 444 ,Augengläser'. It. specchietto ,kleiner Spie
gel', vgl. span, espejuelos ,Brille' von espejo ,Spiegel'.
OjtEQÖvi, ansQOvn, aniqövl ,Sporn'. Som. Legr. Ven. spe-
ron, spiron. •
Gjtitöieg f. pl. ,Spezereien', anezaiaogg, ansxa(i)aosi.6v.
Som. Legr. ansxaiiovc .Apotheker' Legr. Ven. specie, speziaria,
specier. Alb. Wtb. 390.
(JjriY.a Pflanzenname. Som. Legr. It. spigo ,lavandula spica'.
amovvog ,Spion'. amovvEvai. Som. Legr. oniovhua Cbios,
Pasp. 179. It. Spione.
Gsiövxoa Thera, Pet. 136, anovvxaa Som. anovvta Chios,
Syll. VIII 494 ,Schwamm im Tintenfasse'. It. spongia, gen. spun-
zia, ven. sponza; sponga Mussafia, Mon. ant. 232.
ßxdyya ,Querriegel', azayyäyj, arayyaoa, oxayycovio. St>m.
Cypern, Sak. II 795. It. stanga.
ßxaxzxa ,kleiner Holznagel' Som. Korais, At. IV 541. It.
stecchetto, ,Hölzchen'. Von. stecca ,Glättholz' (axsxa Som.) ara-
•/.cbvco ,binde ein Buch ein' Som.?
ßxdlog ,Zeit und Ort sommerlicher Mittagsruhe der Herden'
Papaz. Epirus, Mvvjp.. I 54. ,Höhlung im Kohlenfeuer, wo man
Brote hineinlegt' Ikaria, Stam. 139. atakög Kephallenia, ’AvaX.
II 320 (,Schafstall'). Nisyros, I 387. axaki ,Hütte auf dem
Lande; Viehstall' Pontos, Syll. XVIII 164. axakl^io ,rubc mich
l
86
VI. Abhandlung: Meyer.
aus, bringe in den Stall' Legr. Ikaria, Stam. Kreta, Jann.
Chios, Pasp. 334. Kephallenia a. a. 0. azaliozga ,Ruheplatz'
(vom Vieh) Kreta, Jann. Vlastos. ozaldgw Kreta, <£>iX. IV,
(jrahd^u) Chios, Pasp. 334 ,bleibe stehen'. It. stallo.
Oranna ,Presse, Druck', ozai.mcigio Som. Legr. It. stampa,
stampare.
OraviÜQVi ,höre auf zu fliessen, vom Blute' Som. Thera,
Pet. 137. It. stagnare.
OravrctQi (stadari) ,Architrav, Stein über der Thür' Cerigo,
UavS. XIX 355. *stataria, an das Mussafia, Beitr. 110 für
stadera denkt?
Oxa.ro ,Zustand' Erotokr. sozazo p-patoq Cypern, Sak. II
876. It. stato. ozazaigto ,beachte' Chios, Pasp. 157.
Ordtpva ,Steigbügel' Som. It. staffa. Dagegen ist ozäipvrj
,Richtmaasst' = ozadprj.
OreXero Som. Thera, Ilapv. X 437. Kephallenia, Schmidt
18, 7. ozlXezo IlavB. XVII 226. ,Dolch'. It. stiletto. Dazu ozeg-
Xsxlci ,Dolchstoss' Chios, Pasp. 337 = oziXszia Pass.
Orißa ,Ballast', ozißagco, auch ,das Gewehr laden'. Som.
Legr. It. stiva, stivare.
orißdXi llavo. XVII 226. Korais, At. IV 549. ozißuvi
Kreta, Jann. Vlastos. ,Stiefel', in Kreta auch ,Bein', Legrand,
Poem. hist. 290, 445. It. stivale.
Oriyydooj ,geie die Segel auf' Legr. Port, estingar. Jal
1390. Verf. Türk. Stud. I 77.
Ori.iu'/Qvj Som. Kreta, Jann. aztpegto Syme, Syll. VIII480.
ozipagl^w Schmidt, Märchen 58, 8. stimeguo Bova, Pell. 229
,schätze', ozipa Legr. It. stimare, stima.
OriOa ,Wuth‘. oziodga),ärgere mich' Som. It. stizza, stizzare.
Orögi.a Kreta, Jann. öazoguc Thera, Pet. 118 ,Bild'. It.
storia.
Orovßiog ,melancholisch', ozovßtdgai, azovßioovvtj, azov-
ßiezoa. Som. It. Studio. Korais, At. IV 550.
Orovxio, (Tzovyy.iov, ozovioagaxL ,Federschachtel' Som. Von.
stuchio — stuecio.
Orovm'ga) Papaz. azovmqi'Qo) Thera, Pet. 139 ,gerathe in
Erstaunen'. It. stupire.
orovQVtha, ozgovveha, eine Art kleiner, wohlschmeckender
Feigen, die letzten des Jahres' Chios, Pasp. 339. Som. Korais,
Neugriechische Studien. IV.
87
At. IV. 553. ,klein' = leichtsinnig, dumm'? also zu den Ab
leitungen von sturn-, die Lorck, Altbergam. Sprachdenkm. 174 f.
bespricht?
ßxovcpa ,Badestube' Legr. arovcpärov Legr. axicpäxov Epi-
rus, I 4. Syll. VIII 494. ,Speise aus Fleisch, Knoblauch
und Zwiebeln'. It. stufa, stufato.
ßxö(pct ,Stoff' Legr. IIxvo. XVII 225. axocpevog ,von Stoff'
Kastellorizo, Syll. XXI 332, 78. arocpero Thera, Ilapv. IX 379, 40.
It. stoffa.
ßXQaxavaQü) ,spule ab' Som. It. stracannare.
ßXQa[irjviä ,Webstuhl' Stenimachos, ’JA. oia. Nr. 237. It.
stramenare ,bearbeiten'.
ßrQaputovda,Strohsack' Som. It. strapunto ,Matratze', aioa-
rtovvxi — strapuntino.
ßXQapfleovM$ü) ,verdrehe mir Arm oder Fuss' Som. Zu
it. strambo.
ßxoävioq ,seltsam', argccvevu, atganoavvrj Som. It. stranio.
ßxoajraxßägo) ,erschöpfe' Som. It. strapazzare.
ßxQaoQÖivaQio Leukas, Syll. VIII 416. It. straordinario.
ßxQiyxa ,Nestel' Som. It. stringa.
ßxQÖJtog ,Riemen, besonders am Ruder'. Papaz. Cypern,
Sak. II 803. Thera, Pet. 139. Kephallenia, ’AvstX. II 324. otqotu
Som. It. stroppo. Alb. Wtb. 438. Mussafia, Beitr. 112.
ßxQovpsvxo ,Urkunde' Chios, Pasp. 341. It. strumento.
ßxQOVfiJtcxQO) ,verwirre, drehe um' Chios, Pasp. 341. It.
sturbare. Zur Metathese des r vgl. Mussafia, Beitr. 113. Dazu
axgovßa, (Jxoovgna ,Kreisel' Korais, At. IV 558, vgl. neap. strum-
molo ,Kreisel'; argoyfistoXoi ,grosse Steine' Chios, Pasp. 342;
aTQOvf.i7tovhv.og ,dicker Mensch' Zagorion, Syll. XIV 231. Zu
turbare tgoßada ,heftiger Sturm' Kephallenia, ’AvaX. Il 334.
rast« ,Fleck', xavl ,Stückchen', xctvog ,Stück; Zapfen' Som.
Legr. tclvmv.lv ,Stückchen' Syme, Syll. XIX 227, 16. tavago)
,beflecke' Som. ,greife an' Pass, tcckovvl ,Absatz' Som. Legr.,
in Cerigo auch vzav.ovvi Ilavs. XIX 18. It. tacca, taccone, attae-
care. Tansa ,Fleck' Cypern, Sak. II 879: taccia.
xcdctQo ,Thaler' Syra, Pio 63. tccXsqo Pass. It. tallero.
rede v.ovctv.s: ■/pme. tcxXs vovciXe Naxos, ’AväX. II 11. It.
tale quäle.
88
VI. Abhandlung: Meyer.
ra).k>i. ,Teller* Legr. Chios, Pasp. 353. zähen t, zahayovoi
Som. It. tagliere; gen. taggiöu, altlomb. taglaor (Salvioni, Arch.
glott. XII 436), it. tagliadore.
TCthdQio ,haue, schneide ab* Syra, Pio 63. räXia Chios,
Kan. 65. zahaol'Qo) ,schlage, beschimpfe* Papaz. raXedougog
,Graveur* Oikonomos, Aoy.. III 150. It. tagliare, taglia, taglia-
tore. zayio ,Schnitt der Kleider* Thera, 'AvaX. II 448: ven. tagio.
ragjrdxog ,Tabak* Legr. Tag.mx-x.ieQa Legr. zagnaxloa
IlavS. XYII 226. Amorgos, AsXt. I 628, 32. xagnaxeka Epirus,
Chas. 238. vragzcaxiega Kreta, Jann. ,Tabaksdose*. It. tabacco,
tabacchiera.
ragjtaQO ,Mantel* Legr. Ilavo. XVII 226. It. tabarro.
ragjtovqo Som. ragrrovolo Som. Epirus, IlavS. X 20. Thera,
Pet. 108. Chios, Pasp. 354. zagzcovQTvog Som. ,Trommel*. It.
tamburo, tamburino. Nordit. tamburlo, gen. tamburlin. Mussafia,
Beitr. 113 (tanbomo, Arch. glott. XII 436). zagnovoäg, in Kreta
vragTtovqäg, eine Art Zither, in Chios auch eine Kürbisart
(Pasp. 354; Syll. VIII 494), ist türkisch.
tavdlia ,Zange* Som. Papaz. It. tanaglia.
t<xjict jGcfässdeckel, Pfropfen* IlavS. VIII 516. ,Flaschen
kork, rundes Brett zum Verschlüssen des Bienenkorbes* Pon-
tos, Syll. XVIII 167. It. tappo.
Tujd ,Teppich* Legr. Frz. tapis.
TagävTovXa ,Tarantel* Som. Legr. It. tarantola.
TaQttrOa ,Altan* Thera, Ilapv. VII 555. It. terrazza. Alb.
Wtb. 66.
rÜQya ,Schild* Som. Legr. vzdoyct Kreta, Jann. ragyarog,
zagyüvoj Som. It. targa.
rctQxdßi ,Köcher*. It. turcasso -f- carcasso. C. Michaelis,
Zeitschr. f. rom. Phil. XIII 313 ff.
raQoxoi m. pl. ,Schachspiel* (?) Som. It. tarocco.
rctQtdva ,Art Schiff* Som. Legr. Von einer dicken, schwer
beweglichen Fi'au, Chios, Pasp. 355. It. tartana.
xuOa ,Taxe*. zaaaooi Som. Chios, Pasp. 355. It. tassa,
tassare.
räaa ,Trinkschale* Legr. It. tazza. za<u ist türkisch.
rüßtov ,Sonde* Som. It. tasta.
rüraXov ,Dattel* Cerigo, IlavS. XIX 18. zazahä ,Dattel
baum* Kephallenia, ’AväX. II 359. It. dattero, dattile.
Neugriechische Studien. IY.
89
xaxoa ,Fleck' Cypern, Sak. II 819. Frz. tacke,
xaxoiä ,Sieb‘ Cypern, Sak. II 880. It. staccio.
rsMctog ,Webstuhl' Kreta, ’E<p. ©cX. Nr. 541. Ilavo. XVII 225.
rekeqlv Cypern, Sak. II 880. It. telaro; ven. teler.
reft.Tfpfiiv,, TspTtSQivo ,Federmesser', teuteeqccoo) ,beschneide
Federn'. Som. It. temperino, temperare.
Ti'iiJto: 7,- io TSfirco ,im Augenblick' Naxos, ’AvdX. II 61.
It. tempo.
xtvepJtQa ,im G-anzen, eins ins andere gerechnet' Som.
It. tenebra ,Finsterniss'.
rsQpevov ,Ende, Schluss' Kreta, Jann. ’E©. ©tX. XII 539.
It. termino.
xsßxo jGefäss' Naxos, ’AvaX. II 110. It. testo.
Ttyjca Fischname. Som. Legr. It. tinca.
TiC,0[icu, ,habe die Auszehrung' Kephallenia, ’AvaX. II 331.
It. tisi.
T(fiovi ,Steuerruder; Deichsel' Som. Legr. It. tivione. Alb.
Wtb. 426.
riQavxa ,Hosenträger' Legr. Ilavo. XVII 226. It. tirante.
xiQsra ,Schuhanzieher' Som. vermag ich im Italienischen nicht
nachzuweisen.
xov.uou) ,schicke mich an, passe' Erotokr. It. toccare.
xoveya ,Oherkleid der Mönche' Som. Ven. tonega — tunica.
xoviva ,Thunfisch' Som. It. tonnina.
xoJtaxaq ,Gartenmesser' Som. It. topo ,Beschneidemesser'.
xoQvaXsxo ,Bettvorhang' Kreta, Jann. tooveXezo Som. It.
tornaletto.
xoQvsßi ,Art Münze' Som. Legr. Chios, Pasp. 360. tonvma
pl. ,Geld' Erotokr. It. tornese.
xovßa?Mt ,Handtuch' Ithaka, Schmidt 26, 3. TOvßäsXo
Schmidt 27, 8. ßaywh Papaz. It. tovaglia, tovagliuolo. Verf.
Alb. Wtb. 462. Anal. Graec. 22. Zur Bedeutung Mussafia,
Beitr. 114f.
xovpjra ,Purzelbaum' Zagorion, Syll. XIV 235. Nordit.
tombar, piem. tombe Mussafia, Beitr. 115, das Primitivum zu
tombolare, vgl. tombolo ,Purzelbaum'. Hieher wohl auch zovim’La
,Dreschflegel', zovf.inU'Co) ,dresche' Syme, Syll. VIII 480. Was
ist xovpnlsg ein Stück des Brautschmuckes; spanische und
portugiesische Thaler, Patmos, AsXt. III 334?
90
VI. Abhandlung: Meyer.
rovQÖ&.a ,Amsel* Som. It. tordella.
rovQTct ,'Torte* Som. It. torta.
TQcißa ,Balken*. xgaßcbvco. Som. Legr. It. trave.
tQaßdxa ,hohes Dach eines Hauses* Som. Chios, Pasp. 361.
It. trabacca ,Hütte*; Art Zelt (ven.)*.
TQitßaZa ,Lärm* Cerigo, IlavS. XIX 19. yojgig vxgdßala
,ohne Mühe* Naxos, ’AväX. II 40. xgaßayia ,Mühe, Lärm* Kreta,
Jann. It. travaglia, ven. travagia.
TQcißeQOa , Querbalken * Som. xgaßsgoada ,Ueberfahrt*.
xgaßsgoagci) Legr. It. traversa, traversata, traversare. xgaßsaa
,Schürze' Som. ist ven. traversa ,Schürze*.
ToatrovQoq ,Verräther*. xgdixovgtd Som. Syme, Syll. VIII
480. Kastellorizo, Syll. XXI 343, 168. xgadixogeto Legrancl,
Poem. hist. p. 366. It. traditore.
rQape^dva ,Zwischenwand, Verschlag* Som. It. tramezzo
,Zwischenwand*. Aus dem griech. türk, alb. trabazan,
traviazan, serb. mpa6o3an. Alb. Wtb. 433.
tQaiiovvtdva Chios, Kan. 197. Kreta, Jann. xgapovxdra,
xgauovxdra Som. udiaxgoxosgovvxdva Leukas, Syll. VIII 413.
"/QEOXQSfiovvxdva Leukas, Syll. VIII 415, 16. ,Nordwind, resp.
Nordnordost*. It. tramontana; ven. maistrotramontana, grego-
tramontana.
TQ(t[.iJtdXa ,Schaukel* Legr. Papaz. Epirus, Mvrp,. I 21,
auch dgapndXa. It. traballare, ven. trambalar.
TQaiutovxog ,Taugenichts* Legr. Ven. trabucar ,anstossen*.
xQanavdQdi ,durchbohre* Som. It. trapanare.
tQdra ,Fischernetz* Thera, Pet. 42. Passow, Dist. 1056.
,Brigantine, Fischerbarke* Legr. Amorgos, AeXt. I 628, 43.
Ven. trata ,Art grosses Netz*.
TQarapsvto Thera, Kapv. IX 369. It. trattamento.
TQaro ,Frist* ’AvdX. I 31. xd xgaxog Velvendos. xgaxog m.
Kreta. Hatzidakis, Einl. 367. It. tratto.
xgepevTiva ,Terpentin*. Som. It. trementina, aus dem Grie
chischen.
TQ£[iovXa Fischname. Thera, Pet. 144. It. tremola ,Zitter
rochen*. Bei Papaz. sind xgsgovXa die von einer Halskette
herabhängenden Schmuckstücke; bei Som. (neben xgepovoa)
,Flittergold*, tremolante. xgsgovlid'Qw Som. Bova, Pell. 238 tre-
molare.
Neugriechische Studien. IV.
91
tqeoo. ,barra di legno 4 Som. Ven. tresso Mussafia, Beitr. 116.
tqsOjuov, TQSOTtiv ,Dreifuss 4 Som. Ven. trespio. Mussafia,
Beitr. 116.
TQStovXaq ,Kreisel 4 Som. It. trottola.
T.otyv.kTa Som. zqovyyezo Pass. ,Vormastsegel 4 . It. trin-
chetta, trinchetto.
Tou.uTovta Bezeichnung aller Feuerwaffen. Epirus, Arav.
376. It. trombone ,Donnerbüchse 4 .
tqioJ.i Fischname. Kephallenia, ’AvaX. II 334. Ven. triola
,piecola triglia 4 .
tqiövi ,Siebengestirn 4 Som. It. trioni (gelehrtes Wort).
tqitOeto ,Gartenmesser 4 Kreta, '1'tA. IV. It. trincetto.
rpdf.cr« Som. tromba. zgovuna gaqivu ,Schiffstrompete 4 Im-
bros, Sylt. VIII 546. zoovgniza Som. Kreta, Jann. ,Trompete 4 ,
auch ,laute Stimme 4 Papaz. zovqgnsza Som. It. trombetta.
TQOvza ,Forelle 4 Som. Ven. truta.
TOayynöa ,Frau oder Schaf, das keine Milch gibt 4 Papaz.
,Schaf, das Milch hat, ohne geworfen zu haben 4 Epirus, Mvr,g.
I 56. ,Ziege oder Schaf, dem man das Junge gleich nach der
Geburt weggenommen hat 4 Velvendos, ’Ap-/ a . 88. zaayydvrj ,Namc
von Ziegen 4 Chios, Kan. 103. It. zanco ,links 4 , eig. ,verstümmelt 4 .
Alb. Wtb. 439.
Trtakoa ,Stuhl 4 Cypern, Sak. II 880. Afrz. chaiere.
rOtuva ,Kette 4 Cypern, Sak. II 850. Afrz. chaene, chaine.
rödxog ,Panzerhemd 4 Pass. It. giaco.
TOutiTiu .Schnur mit aufgereihten Perlen 4 Kephallenia,
Schmidt 156, 12. zaaunäg ,Haarlocken 4 Epirus, Chas. Mvyji*. I 24.
Syll. XIV 235. zaagni ,Trauben, die nach der Lese hängen
bleiben 4 Chios, Kan. 60. zacuml, zaagrcdvi, zaccgnovqov ,Traube 4
Som. zotpnL dass. Syme, Syll. VIII 480. dnözaauna ,Trauben,
die hängen bleiben 4 Chios, Pasp. 89. zaagnovvi ,kleiner Schoss
der Weinreben 4 Kephallenia, ’AvaX. X 336. zoanela, zaovnsla
,Schnur aufgereihter getrockneter Feigen 4 Epirus, Mvrjp.. I 56.
zooTTsla dass. Epirus, Pio 22. It. zampa ,Pfote 4 , vgl. gambale
,Stengel 4 . Alb. Wtb. 439. Ngr. Stud. II 88. zoaunög ,Schenkel 4
Cerigo, llavS. XIX 20 hieher, oder zu frz. jambef
TOapnovva ,Hirtenflöte; Kinderpfeife 4 . Legr. Patmos, Aöat.
III 335. Chios, Pasp. 367. zaag-novqva Chios, Syll. VIII 494.
Som. ^apnovva ,Rohrflöte 4 Lesbos, ’AviX. I 401. zaugnovvi
92
VI. Abhandlung: M ö y e r.
Kephallenia, ’AväX. II 336. TGuunovvaoig ..Flötenspieler' Chios,
Pasp. 367. zrrau7rovvi('<oig Chios, Kan. 25. TGcguvovvl'C«) ,schwatze
laut' Som. It. zampogna, sampogna.
xGavxGaXo ,Lumpen' Epifus, Mvvjij.. I 56. Vyz. Von Soph.
ist zaavTOalog ,Lumpenkerl' seit dem 12. Jahrhunderte nach
gewiesen; zGavzaalov bei Prodromo.s. Korais, At. I 50, Ab
leitung von it. cencio ,Lumpen' ist nicht ohne Bedenken.
xGctJta ,Schippe zum Ballspielen, Tafel zum Abc-lernen'
Som. tSapa ,Hacke' Ophis, Syll. XVIII 170. xoani ,Hacke'
Som. Legr. [roaniov bei Const. Porph.]. xGanovvevyw Syme,
Syll. XIX 209. It. zappa, zappone. Alb. Wtb. 382.
xGaglaxavog ,Marktschreier' Legr. It. ciarlatano.
xGaxGacnjg Legr., ramatpa Kreta, <lnX. IV ,grober Kamm'.
laaiaäoa ,weiter Kamm ftir langes Haar' Deffner, Arch. 281.
It. zazzera ,langes Haupthaar', ven. zazzara.
roelada ,Helm' Som. Legr. Altven. celacla.
xGEVxGu\uvdyj, ,Jasmin' Korfu, Kontos 10. It. gelspmino,
ven. zensamin.
xGevxGeqov, to'ivtgsqov, raevTaeßgov, xaivxGtßoov ,Ingwer'
Som. Ven. zenzaro, tose. pad. zenzero, nordit. zenzevro. Mussafia,
Beitr. 121.
xGEQVidovgog, XGsovtdoQog ,Seiher' Som. It. cernitore.
xGevxovqi Pass. xgevxovoIq llavä. XVII 226. It. cinturino,
ven. centurin.
xGeqci ,Gesichtsausdruck' Melos, ’E®. <piX. Nr. 792. xaitoa
Pass. It. cera.
xGeqe^ovici Legr. It. cerimonia, ceremonia.
xGsQßeXo ,Gehirn' Papaz. zatoßtMoat Kythnos, Ball. 139.
TGEoßekeQtLo) ,verliere den Verstand' Thera, llapv. V 442. xgsa
ßt la Legr. zu Mutzokur. 156. It. cervello.
xGeqxi, zGtov.olov, TGEQY.ovlov ,Fassreifen' Som. It. cerchio,
circolo.
xGtGxog, xataxa ,Korb' Cypern, Sak. II 820. It. cesto, cesta.
xGsGxQog ,Abtritt' Kreta, <t>iX. IV. It. cesso.
xGexciqi^io ,nehme an' Mani, llavo. XVIII 343. It. accettare.
xGutpjTQci ,Zimmer' Cypern, HavS. IV 113. Frz. chambre.
xGiugu ,Art Gefäss' Naxos, ’AvdX. II 118. vx'Qaoa puöapiov
aXscpiiv' Cypern, ’A6v)'« VI 153. It. giarra, aus dem Arabischen.
Neugriechische Studien. IV.
93
rßißsQa ,Tragbahre' Som. It. civera, civea ,Tragkorb, Korb
schlitten'; frz. civiere ,Tragbahre'. Canello, Arch. glott. III 306.
rßißfai .Wanze, Hundelaus' Som. It. cimice. x befremdet:
vgl. alb. Jcimkj t&imek Alb. Wtb. 227. Ven. ist cimese.
rOis^a ,Stuhl' Cypern, Ilavc. IV 113. Frz. siege (oder it.
seggia).
töiyJvi Kreta, dann. Vlastos. Som. zaexivi Som. Pass.
Goldmünze. It. zecchino.
xOiguvid ,Kamin' Cypern, Sak. II 820. Bei Mach. ratuvLa.
In Nisyros xaii.ud kma’ Mvrjjji. I 388. Frz. cheminee.
xOtt.iovOa, atuovaa. oiuovaa ,Saum, Sahlband' Som. Korais,
At. IV 500. xaLfxovaa in Syme die schlechteren Schwämme,
Syll. VIII 495. It. cimossa, ven. cimozza, simozza.
röiöva ,Grenzstein zwischen Aeckern'. roiovaqu. Papaz.
510. Nordit. zoni ,Kegel' Mussafia, Beitr. 125.
raCjtoq ,Schaft des Gewehres' Som. Ikaria, Stam. 140.
,Ambossstock' Som. It. ceppo.
raitjoq ,Molken' Som. Chios, Kan. 109. It. siero.
roixsqa Legr. xaixov'/.a Som. ,Guitarre'. It. citara.
raUpott (Namenszeichen' Legr. It. cÄfra.
TOoxaQov ,Holzschuh' Som. Oikonomos, Aoz. III 410 aus
Smyrna. It. zoccolo. Alb. Wtb. 448.
TOuy.oq ,Stumpf' Korais, At. IV 600. ,Glockenschlägel' Som.
Toov/.ävi, ■caov/a/.L ,Hammer' auf den Inseln, Thumb 43. coto-
xartö ,klopfe an die Thür' Epirus, Pio 14 und was ich Ngr.
Stud. II 89 f. zusammengestellt habe. It. ciocco u. s. w. Wohl
unabhängig vom Italienischen. Bei Soph. rffö'/.og ,Hammer' bei
Const. Porph., ToovKaviQco seit dem 9. Jahrhunderte.
tOovxcäi ,Topf' Legr. Morosi Studi 73 [Synt. 31, 19.
73, 12]. It. zucca ,Kürbis, Kürbisgefäss'; vgl. taoiiv.u als Ge-
fässname Prodr. I 112 Legr. Aus dem Griech. türk.
Türk. Stud. I 49.
tOovU ,Frauenzopf' Syme, Syll. VIII 481. xtjovhd ,dünne',
iGovlot, ,dicke Zöpfe'. Rhodos, llavo. XX 413. It. ciulla ,Mäd
chen'. Vgl. alb. tsupe ,langes Kopfhaar' und ,Mädchen'. Ngr.
Stud. II 73. Zu zaovU ,männliches Glied der Thiere' Epirus,
Mv/jg. I 56 vgl. com. ciola ,männliches Glied' ciolä ,beschlafen'
(Alb. Wtb. 449 f.). Auch scliles. culln ,pissen', von Kindern.
Vgl. das Folgende.
94
VI. Abhandlung: Meyer.
T(7ovviQ(t> , pisse*, von Kindern. Chios, Pasp. 370. zaov'iun
vom Geräusche des Wassers. Som. xaiovva ,cunnus* Lelekos
II 19. toovvccqiu ,unreife, bei der Lese zurückbleibende Trauben*
Epirus, Syll. VIII 592. toovvL ,Spitze eines Winkels, eines
Blattes, Obstes u. ä/. Cerigo, IlavS. XIX 20. Vgl. Alb. Wtb. 449
unter tsun.
raovQua Pass., zaovouog Syme, Syll. XIX 218. zaovQfio
n. Kreta, Legrand, Poem. hist. 290, 447 ,Haufen*. It. ciurma.
rOovtpoq ,Haarbüschel* Cerigo, llavS. XIX 20. It. ciuffo.
(pctßQoq ,Schmied* B. Schmidt 39, 20. It. fabbro. (pcißor/.a
Bova, cpa(.L7tQLy.a Legr. It. fabbrica.
(payavt).i Art kleiner Singvogel. Kephallenia, 'AvaX. II 339.
Ven. faganelo ,fringilla linota* Boerio, in Padua ,cannabina
linota* Giglioli I 82. Vgl. Mussafia, Beitr. 53.
(puquvi ,Fasan* Legr. Ven. fasan.
(pa).ciQcd ,fehle, irre* Chios, Pasp. 372. cpccliQio Som. cpah-
aQo Cypern, Sak. II 880. cpctlidog Som. It. fallare, fallire; ven.
fali(d)o. Dazu cpaha ,versäumter Kirchenbesuch zu Ostern*
Syme, Syll. VIII 481: altit. faglia = afrz. faille. Alb. Wtb. 98.
<paX[utaXäq ,Faltensaum* Legr. It. falbalu.
(pä[xa schlechter Ruf* Som. It. fama.
(pavsöTQCt, cpevsoxga ,Lichtöffnung, Fenster* Papaz. ’E<p. <piX.
Nr. 234. IlavS. XVII 224. AvoiX. I 259. Chios, Pasp. 372. Ven.
fenestra.
(pavEtov Vogelname Som. (puriza ,Hänfling* IGvS. VIII 422.
It. fanetto ,cannabina linota* Giglioli I 82.
(pdvrr\q ,Diener*, cpavzpg xr;; y.ouras ,Coeurbube*. Legr.
,Polizeidiener* Legrand, Pobm. hist. 176, 613. qmvzmxa ,Dienerin*
Chios, Pasp. 373. Legr. cpavciva ,Dienerin* Chios, Pasp. 373.
Kan. 312. ,heiratsfähiges Mädchen* Som. It. fante, fantesca,
fantina.
(pupya ,Geschlecht* Epirus, Syll. XIV 241. Krystallis Hs : '. 36.
Ein durch das Romanische nach der Balkanhalbinsel gekommenes
germanisches Wort: lomb. fara ,kleines Landgut*, langob. fara
,Familie, Geschlecht*; bulg. fara, mac. rum. fara, alb. fars.
Alb. Wtb. 100. Henning, Z. f. d. A. XXXVI 316 ff. Kögel,
ebenda XXXVII 217 ff. Henning, ebenda 304 ff.
<päqdoq ,grosser Korb für Mehl* Nisyros, Syll. XIX 196.
It. fardo ,Bündel, Packet*. (pctQÖog ,Breite*, cpa(tdvg ,breit*, bei
Neugriechische Studien. IV.
95
den Byzantinern seit dem 7. Jahrhundert helegt, stammt vielleicht
aus demselben arabischen Worte, auf das man das' italienische
Wort zurückführt (Körting, Nr. 3143).
(paQsri ,Pfriem', (pioeco ,aghetto' Som. It. ferretto; ven.
fereto ,Nadel zum Einziehen von Bändern u. ä.'. Dazu auch
(psospiLva ,Messer der Bauern und Arbeiter' Thera, Pet. 147.
(pctQxeq xal icsroag ti toö p.uAäWoc’ Thera, Pet. 147.
It. falca ,Seitenbrett'?
(fiaQO ,Dinkel' Som. It. farro.
tfUf)iia(j6vog ,gottlos, schlecht' Papaz. 512. It. framassone
,Freimaurer'.
(paqxösxi, (paoTGsza Kephallenia, ’AvaX. II 340. cpaXxaexa
’E<p. <ptX. Nr. 659 ,kleines sichelförmiges Messer'. It. falcetto. Zu
falce gehört auch cpaaovXcc ,kleine Sichel' Cypern, Sak. II 880.
cp<Mi(p(’0.a Legr. paotpaoa Ophis, Syll. XVIII 171 ,Schmetter
ling'. It. farfalla.
(paQcpaqäa, ,Schwätzer' Som. Epirus, Syll. XIV 236. Zur
Sippe it. fanfano, frz. fanfaron u. s. w. Körting, Nr. 3135.
<parovQa ,Faktur' Legr. It. fattura.
tpäxöa ,Art Mauer; Muth, Keckheit; freier Platz' Papaz.
It. faccia, ven. fazza. Hielier cparaopivra Ziegenname, Chios,
Kan. 103. (paraöXa ,quel pezzo di raso che fa il maestro in una
giornata' Som. ist it. facciuola ,Quartblättchen'.
(psymo y_aorL ,Blatt Papier' Som. Gen. föggio ,foglio'.
(psXxöuda ,Art wollene Decke' Zante, Korais, At. II 372.
Cerigo, üavS. XIX 382. Ven. filzada ,rauhe Bettdecke', was
mit altberg, fresada, Schweiz, ßasade, prov. ßassada, span, fra-
zada, Duc. flaciata fleciata (Lorck 191) identisch ist.
(peovöov ,Lehen' Som. Legr. It. feiulo.
(psQliUQio ,bekräftige' Som. qieopia ,Schleuse'; Plur. Ge
wohnheiten' Papaz. It. fermare, ferma.
(ffou'iu/.o ,Mantel' Som. It. ferrajuolo.
(psqta ,Geschenke, die die Pfarrkinder ihrem Geistlichen
machen' Thera, Pet. 147. Paros, ’E<p. v.a. Nr. 245. It. offerta.
(pkaxu ,Festlichkeit' Kreta, Jann. It. festa.
(ptxda ,Weinhefe' Legr. Thera, Pet. 147. Xadocpsxaa ,Oel-
hefe' Legr. It. feccia, ven. fezza. Byz. cpexXa ist lat. fdecula.
<ptxa ,dünne Scheibe Brot, Melone u. ä.' Som. Legr. Chios,
Pasp. 375. cpsxu tou fey'ftxptoü ,abnehmender Mond' Som. It.fetta.
96
VI. Abhandlung: Meyer.
cpeyyiov ,Stück Papier' Chios, Pasp. 374 ist als (percoiov für
ipsTal zu fassen; davon cpswaa qisiaa dass. Pasp. 375.
<piaputoh Som. Legr.; bei Vlastos aus Kreta auch ycti-i-
ir.LüXi, mx/.uvio?.t, dia[.ui6?.L ,Pfeife'. Zu nordit. fiabuolo Quer
pfeife' Mussafia, Beitr. 54, der von flau(t)iolus ausgeht und
mallorkinisch fabiol vergleicht.
(piavTapLOQi Art Blume Pass. ?
ifLyovQct: v.aQußovpiyovoa ,Bild am Vordertheile des Schiffes'
Kephallenia, ’AvaX. II 217. It. jigura.
vpiSQct: vä [j.y;v xäOw ■/.ap.ijiiäv Aaav cpttoa ,dass man sich nicht
noch einmal über mich lustig macht' Naxos, ’AvaA. II 76. It. fiera.
(piXioraog, cpi/.i&ioa ,Patbenkiud' Kythnos, Ball. 139. vpikw-
lOfoiLY.a ,Geschenke des Pathen an den Täufling' Naxos, ’AvaX.
II 24. It. figlioccio.
(pliijtia ,Schnalle' Legr. It. fibbia. Byzantinisch war cplßla,
z. B. Malal. 33, 7, aus lat. fibula, vgl. Immisch 368. 373 und
cpißhx fibula CGL. II 471.
(pivoq ,fein, auserlesen' Som. Papaz. cpivomaiy.og Som. <piva
Adv. ,gut, schön' Kreta, Jann. (pivlgaj ,vollende' Papaz. It.
fino, finire.
tpivovyxtri ,aletta di giuppone' Som. Ich verstehe aletta
nicht. Etwa it. ßocchetto von fiocco ,Schleife, Quaste'?
(piöla ,Art Flasche'. Syme, Syll. XIX 220, 4. It. fiola.
(pioQos ,Blume' Leukas, Syll. VIII 422, 19. Thera, llapv.
VII 556. cpiögs Kreta, Legrand, Poem. hist. 262, 17. It. fiore.
(piQiyw vom Zerschlagen der Eier zu Ostern. Kephallenia,
’ AvaX. II 341. It. ferire.
tpiOToq ,Fink' Naxos, II ave. VIII 422. It. fista ist nach
Giglioli I 133. 135 ,anthus pratensis' oder ,antlius cervinus 1 .
(piorovla, (p'unovou Som. <plo r cov?.ag Legr. ,Fistel (Ge
schwür)'. It. fistola.
(plctyxiv, ßlayy.lv ,Lunge' Cypern, Sak. II 843. It. fianco
,Seite'.
<pXaviXa Legr. llavo. XVII 226. cpavsla Epirus, Mvop.. I
13, 24. Bova, Pell. 163. It. flanella, ven. fanela (ebenso bol.
ferr. rom. mod. parm. bresc. pav. mant. regg. mail.). Ohne das
erste l auch alb. faneh, türk. aJ6U, arabisch in Syrien und
Aegypten fcmella (Almkvist, Beiträge zur Lexikographie des
Vulgärarabischen I 54).
Neugriechische Studien. IV.
97
(ph'iro ,vent' Legr. It. fiato.
(p).ooi Münze Syra, Pio 64. cplovgt Goldstück Som. Kreta,
Jann. cplovQSvux ,Goldpüppchen' Epirus, Pio 5. It.fiorino.
(plov[ucä Legr. cpi.ovj.ma. llavS. XVII 226. Naxos, ’AvaX.
1170. ,Schnalle'. Ven.fiv.ba. Mussafia, Beitr. 57.
(pödsQa ,Futter' Som. It. fodera. cpogugco ,füttere' cpooovoa
,Futter' Som. geht auf ven. fodrar zurück, vgl. nordit. foraja
= altberg, fodraja Mussafia, Beitr. 58.
cpoy.oq ,Feuer; Aufregung' Papaz. cpö/.o ,Feuer' Naxos,
’AvctX. II 132. cpoyxa ,brennende Asche' Epirus, Mvi)|r. I 57.
cpovyög ,Schiffsküche' Som. cpoyov, cpoßov ,Ofen'. cpovßov, cpcyov
,Kohlenbecken' Legr. yoßov Oikonomos, Aoz. III 392. 527. It.
fuoco, ven. fogo. 1 yoßo'ki llavS. XX 17. Papaz. 523. Epirus,
Syll. XIV 236. Mvy|[a. I 57. Doris, ’E<p. ®A. Nr. 682. Melos ebenda
Nr. 792. yoßovh, %ovß61t, cpovyöh Velvendos, Ap-/. I 85. cpößoh
Stenimaclios, Doris, ’E<p. <piX, 237. 682. ,glühende Asche', fogolo
Deminutiv. cpovyhxgog ,Rauchfang' Som. Chios, Pasp. 376. Ce-
rigo, llavS. XIII 340. cpXauog, cpoctoog Sikinos, ’E<p. <j>A. Nr. 219.
XOvßlaQog Ikaria, Hatzidakis, Idg. Fo. II 387. cpovylado, yoü-
yß.ctoog Ikaria, Stam. 141. It. focolare, ven. fogoler. Daneben
cpovyyagog ,Rauchfang' Cerigo a. a. 0. qovyyagia ,Feuerstelle,
Kamin' Zante, B. Schmidt 37, 10, = ven. fogher, nordit. fogara,
fugaro Mussafia, Beitr. 58. cpoyäooa ,Brot, das in der Kirche
zur Erinnerung an einen jüngst Verstorbenen vertheilt wird'
Kythnos, ’E®. ®iA. Nr. 443: foc.ac.cia, ven. fugazza ,Art Kuchen'.
Verf. Byz. Zeitschr. III 164.
(pÖQdi ,vielleicht' ’AvaX. I 272, 198. Kythnos, Ball. 139.
It. forse.
cpoQTßa ,Gewalt'. Papaz. (poozodov) Papaz. Thera, llavS.
XVIII 159. tgscpoQiaa ,nur leicht berührend' Erotokr. It. forza,
forzare. cpogicscM ,Kasten, Koffer' Legr. llavS. XVII 225. Thera,
llavS. IX 366: it. forziere.
cpovyytra , Totenblume' Som. Nach Korais, At. IV 656
von fungo ,Schwamm' wegen der Aehnlichkeit.
1 Hieher wird auch tpioxCov ,Kohlenpfanne* bei Duc., sowie das von Bern-
hardy athetierte (pcoxög: ayysfo'v ti Suhl. zu beziehen sein. Korais, At
IV GG3 f. Ferner cpoxio ,eine Art Krankheit, bei der das Gesicht auf-
schwillt* Syme, Syll. VIII 481, wohl ,Rotlilauf', fuoco di S. Antonio.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 6. Ahh. 7
98
VI. Abhandlung: Meyer.
(povi.iäoa) ,rauche' Amorgos, AsXx. I 630, 107. Naxos, ’AvoJX.
II 47. yooaoo) ,rauche Tabak' Ikaria, Stam. 142. It. fumare.
(povvxäva. ,Behältniss zum Auffangen des Regenwassers'.
Chios, Pasp. 150. cpovvcavsXa ,kleine Grube' Papaz. 514. tpovia-
veXa ,fontanelle' Legr. It. fontana, fontanella.
(povQia ,Zorn, Drang, Trieb' Papaz. Kreta, Jann. Epirus,
MvYjp,. I 25. Syme, Syll. VIII 481 (auch dtp ovo La). (povcnigogm
,lasse mich hinreisseil' Syme a. a. 0. cpovQiö^os ,gewaltsam'
Papaz. It. furia, furioso.
<povqXa ,Kreisel' Pio, Contes 238. rpovoUda ,rundes Stück
Fleisch' Epirus, Pio 49. cpovgXatöa eivav ,er ist unbeständig'
Zagorion, Syll. XIV 236. (povgXa-d'Qio ,laufe im Zorn gegen jem.
umher' Papaz. It. frullo ,Kreisel'.
(povQxclyia ,Rühreier, Omelette' Cerigo, [IavS. XIX 383.
cpgomd'ia Som. Ven. fortagia ,frittata' (== friaul. fretaje, fer-
taje, fortaje).
(povQtovva, cpogrovva ,Sturm' Som. Syme, Syll. XIX 245.
Pontos, Syll. XVIII 173. (povgxiva Kreta, Jann. tpovoiovrldia
/Meereswogen' Nisyros, Syll. XIX 196. It. fortuna. Alb.
Wtb. 114.
(fovoLfovoa, ■/ovoyfjvoa , dünnes Holz zum Anzünden'
Leukas, Syll. VIII 395. cpovgcpovla ,Späne' Stenimachos, 'Es. <ptX.
V 237. It. forfora ,Schuppen auf der Haut'.
(povdy.oq ,dunkel' Som. It. fusco, fosco. cpovoMovw ,erzürne'
ist eig. ,blase auf', zu cpovaxa = cpvov.g.
(fovöxa ,Piratenschiff' Pass. Patmos, AsXt. III 354. It. fusta.
(f:giiyovla, cpoäovXa ,Erdbeere' Legr. Bova, Pell. It. fragola.
(pQctJta ,Ausschnitt, Zacke' Som. It. frappa. Identisch
damit wird sein yXmxa ,Fleck zum Flicken, überhaupt alles,
womit man einen Ritz schliesst' Chios, Pasp. 388; ygdm t Ae-
tctgv üoaup.a’ Papaz. Vgl. alb. örape ,Franse' Wtb. 91.
<PQciQoq: a|j.£ ’ct tov (pgdoo ,geh’ zum Teufel' Thera, Pet. 148.
Ven. frar ,Mönch', euphemistisch für ,Teufel'.
<PQectöa Nisyros, Syll. XIX 196. cpsoyada Som. Chios,
Kan. 6. Euböa, AsXx. I 137. (poiya<)a Kreta, Jann. cpgiada,
ßgidda Cypern, Sak. II 876. ,Fregatte'. Ven. fregada.
(pot^i ,Fries' Som. It. fregio (ven. friso).
<PQ£Vxöovvi ein Vogelname, von Som. mit beechietto über
setzt. Wohl der coccothraustes vulgaris, für den Giglioli I 67
Neugriechische Studien. IV.
99
die Namen fruson, frixioun, frisu, frison, farson, frocione,
fringieddone u. a. auffiilirt.
(/:ni'6y.og ,frisch' Papaz. Zagorion, SylI. XIV 243. cpgeoxa-
öovgog ,Kühlgefäss' Som. It. fresco, frescador.
(fQidöa ,eisernes G-itter am Fenster' Zante, IL.vo. XVII 480.
Ven. feriada — ferriata, ferrata ,eisernes Gitter'.
<pQixaßäöa ,Frikassee' Som. It *fricassata.
(pQivrOa ,kleine Jägerliiitte aus Baumzweigon, beim Sper
lingsfange'. Cliios, Syll. VIII 494. ,Laube, Laubhütte' Som.
,parasol' Legr. Gen. frunza ,Zweig' aus lat. frondea. Bei Const.
Porph. Caer. 373, 18 steht cpoirmcecov ,Laube, Hütte' = fron-
deatum, und damit ist (poayyicha, cposyyicha, (pouraävov, tpgov-
xaärov bei Duc. Som., (pnovvraärov ,pavillon' Kallim. 1869.
1886 u. ö. (Lambros) identisch.
(poovtB: u.ac y.avst t'o cpoovie ,er verachtet uns' Papaz. cpoov-
Tctga) ,leiste Widerstand'. It. fronte ,Stirn'.
(pQov-tpQov durcheinander' Kephallenia, ’AväX. II 343. Frz.
frou-frou.
(pQovxtt n. pl. ,Nachtisch' Som. Legr. It. frutta.
Anhang.
Italienische Suffixe in der griechischen Wortbildung.
1) -cd« aus -ada, der norditalienischen Form von -ata.
Nach cdiada ,Knoblauchsauce', navada ,Brotsuppe' u. a. ist ge
bildet giyavaöa ^oirajpog dpzoc qXe:p.|J.£V0<; d' eXaiov, olvov y.ai opt'Yavov’
Kephallenia, ’AväX. H 303. Vgl. auch it. fruttata, frmnentata,
orzata u. a. Ferner ävUa(ö)u Chios, Pasp. 70, ngaaivada, ylv-
xdäa, y.ovädct, zuurpsodäa, my.Qttda, uavgdöcc, v.ov.v.ivdöa u. a. dna-
<7zada, äiroyfiü.oudöa Chios, Pasp. 78. 89. Mit den Bildungen
mit agr. -dg wie Xapurdda, äysXdöa, cpoodöa besteht kein Zu
sammenhang.
2) -dpi aus it. -ame, kollektiv (Meyer-Lübke, It. Gramm.
276): novläui ,Haufen Vögel'; o/ooddpi von oxögdov.
3) -dzaog, -avtja aus -accio (-azzo). Ursprünglich aug-
mentativ, z. B. dvt)oM7tdzaog in Cypern, ’AGvjva VI 152; KcoXdzoa
,10 Kayh p.spog tou [j.Y)psu tou ßoog’ Kephallenia, ’AväX. II 239;
azotopidzaa ,Matratze' Cerigo, IlavS. XIX 355; dann pejorativ:
7*
100
VI. Abhandlung: Meyer.
yxijudxoa /Vieh', als Schimpfwort für ein dummes Weib, Thera,
Pet. 86; ydiöaqihaog ,Esel‘ bei dem ionischen Dichter Laska-
ratos; yjooiaxchijog. So ist y.sqcaocx, früher synonym mit xeqcc
(= y.vola), jetzt zur Bezeichnung einer aufgeblasenen, eitlen,
hoch hinaus wollenden Frau geworden (Vyzantios, Aecy/.6'i 225).
4) -sXXog aus -ello scheint an griechischen Stämmen selten
zu sein. Nach Legrand, Grammaire grecquc moderne 128, in
Mitylene -eXXi. Merkwürdig ist nanxaöeXXog ,Beil' in Syme,
Syll. XIX 233, von der griechischen Pluralform naqxadsq dos
türkischen Lehnwortes Ttaqxäg, aus aUb balta.
5) -sqcc aus -iera: -/.ovvovmsQa ,ZanzarcnVorhang', nach
zanzariere.
6) -oC,oq aus -oso: yaifiaxoCog von cthia; evlaßwQoc; ,fromm'
= evXccßrjs, Naxos, ’AvdX. II 88; yivcaö'Cog jähzornig', Leukas,
Syll. VIII 390, von yiv&ti — türk. iUs ’inad.
7) -wvccg, -wva, aus it. -one, augmentativ. äousywvaq ,Melk
kübel' von äqi-isyog, duxXeyüvag ,Schwätzer' von diaXeyw, /.toioa-
aütvag ,Austheiler' von juoigdtw, Chios, Pasp. 92. 129. 238. <r/.v-
Xwva ,grosse Hündin' Syll. IX 305. neXiaTeqwva ,grosse Taube'
Syme, Syll. XIX 238.
8) -ovvaiyog, aus -uccio. mit -r/.og, von Dossios 41 richtig
als fremd erkannt. Seit Prodromos (xQimovraiyov, veqovtoixov),
z. B. [ir/.oovMn/.og, /.isyaXovxaiy.oq, viovzGry.og, öXiyovxoiv.og.
9) Das infinitivische -«re, das zur Bildung neugriechischer
Verba aus italienischen in die Präsensbildung herübergenommen
worden ist, erscheint hie und da an griechische Stämme an-
getreten: ävsxcETciqsL xd [iaxi = äAXetat 6 csOocXgcc ,das Aixge
zuckt', Thera, Petalas 17, von nexw; äoyen aow ,lavorar piii
presto che altri' Som., von uoydxrjq.
Literatur.
Meine Quellen für die griechischen Mundarten sind im
I. Hefte dieser Studien zusammcngestellt, worauf hier ver
wiesen sei. Für die italienischen Mundarten standen mir fol
gende lexikalische und grammatische Hilfsmittel zu Gebote.
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VII. Abhandlung: v. Hartei. Patristische Studien. VI.
l
VII.
Patristische Studien.
VI.
Zu den Gedichten des h. Paulinus von Nola.
Von
Dr. Wilhelm v. Hartei,
wirkt. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Die Gedichte des Paulinus, welche ich jüngst im XXX.
Bande des Corpus scriptorum ecclesiasticorum eehrte, haben
ein ähnliches Schicksal gehabt wie die Briefe. Ein Theil der
selben ist zerstreut in verschiedenen Handschriften, unter welchen
besonders die des Ausonius in Betracht kommen, erhalten, ein
anderer, unter diesen die umfangreichen carmina natalicia ad
S. Felicem stehen in bestimmter Reihenfolge in mehreren Codices
und weisen auf eine alte Sammlung. Was jene betrifft, so ist
die kritische Arbeit dort eine leichte, wo wir es nur mit einer
oder zwei Handschriften zu thun haben, zumal dieselben alt
und gut sind. So bietet der Vossianus (V) 111 saec. YIIII
die Gedichte I. II. IIII. V. X. XI. XVII, der Parisinus (N)
7558 saec. VIIII die Gedichte IIII. V. X. XI. XXII. XXXIII,
der Parisinus (0) 2122 saec. X die Gedichte VII. VIII. VIIII.
X. XI. XVII. XXII. XXIIII. XXXI. Neben diesen kommen
die anderen Codices, so interessant sie für die Geschichte des
Textes sind, für die Kritik kaum in Betracht. Selbst der ver-
hältnissmässig ältere Bruxellensis (B) 10615—10729 saec. XII
stimmt in den zerstreuten Gedichten X. XI. XVII. XXII. XXIIII.
XXXI. so genau mit 0, dass ihm ein selbständiger Werth nicht
zugesprochen werden kann, zumal seine von 0 abweichenden
Lesarten sichtlich das Gepräge der Interpolation an sich tragen.
Weit schwieriger gestaltet sich die Aufgabe der Kritik in den
drei Gedichten X. XI. und XVII, wo V auf der einen, auf
der anderen Seite OB abweichende Recensionen darstellen, deren
Sitzungsber. d. phil.-kist. CI. CXXXII. Bd. 7. Abh. 1
2
VII. Abhandlung: v. Hartei.
erstere uns noch im X. und XI. Gedichte, wenn auch nicht ganz
rein, in X und in zwei jüngeren Handschriften entgegentritt,
nämlich im Parisinus (n) 8500 saec. XIIII und im Harleianus (H)
2613 chart., während im XVII. Gedicht sich N mit OB nahe
verwandt zeigt. Ich habe in der Einleitung des XXX. Bandes
die Gründe dargelegt, welche mich bestimmten der Recension
von 0 den Vorzug zu geben, und dort auch näher die Codices
beschrieben, in welchen neben den genannten die Gedichte
VII. VIIII. XVII. XXII. und XXXI. erhalten sind.
Im ersten Theil der folgenden Bemerkungen will ich mich
mit diesen zerstreuten Gedichten nach ihrer Reihenfolge beschäf
tigen, um mein Verfahren zu rechtfertigen und mehrere Con-
jecturen näher zu begründen, und etwas eingehender mit dem X
und XI, da der Werth des Codex 0 gegenüber der geringeren
Schätzung, welche er in den Gedichten des Ausonius nach der
Meinung ihrer Herausgeber verdient, einer Rechtfertigung be
dürftig erscheint. Der zweite Theil soll der uns fast vollständiger
erhaltenen Sammlung der carmina natalicia gewidmet sein.
VI.
In diesem Gedichte, welches der Codex N allein uns
ziemlich fehlerfrei erhalten hat, spricht Paulinus Johannes den
Täufer an:
321 te cum multa nouae peter ent miracula plebis,
de te Christus ait: concessum est uisere talem,
qualem nulla prius uiderunt saecla prophetam.
Die Worte sind scheinbar makellos; aber concessum est ist
eigenmächtige Verbesserung der editio Lugdunensis, welche
blos unsere Handschrift gekannt hat, die prophet is bietet. In
dem vei’derbten Worte steckt wohl properetis, das in dem
Codex, aus welchem X floss, ppetis geschrieben sein mochte.
Dass properetis nicht ein bestimmtes Wort der Stelle des Evan
geliums (Matth. 11, II) wiedergibt, spricht nicht dagegen. Das
thut auch concessum est nicht. Die Wiedergabe des Dichters
ist eine freiere.
VH.
Die Frevler werden einst auferstehen, aber nicht um ge
richtet zu werden,
Patristische Studien. VI.
3
20 sed puniendi; nam crimen (suum) uidens
non indigebit quaestione detegi,
quoniam inminentem pra.eferent mortis notam
signum salutis non gerentes frontibus.
So ergänzte Rosweyd den Vers, der lückenhaft in 0 und in
der edit. princ. steht: nam crimen uidens. Rosweyd hatte
aber für dieses Gedicht nur die erste Ausgabe vor sich, die
es 0 verdankte. Die Ergänzung ist falsch; denn nicht, wer
sein Verbrechen sieht, braucht nicht untersucht zu werden,
sondern derjenige, dessen Verbrechen zutageliegt, oder das
offene Verbrechen. Es ist also zu schreiben: namque crimen
euidens. Desgleichen ist Schottus Aenderung eminentem zu
verwerfen: denn das Fehlen des Heilzeichens macht die Frevler
kenntlich und zeigt, was ihnen droht; vgl. XXVII 257 nam
nota mortis erit Christo non esse notatos..
%
X.
Nach langem Harren erhielt Paulinus von Ausonius eine
poetische Epistel, in welcher harter Tadel mit mildem Zu
spruch sich verbanden:
7 trina etenim uario florebat epistola textu,
sed numerosa triplex pagina carmen erat,
dulcia multimodis quaedam sub amara querellis
anxia censurae miscuerat pietas.
Die Handschriften NV haben multamodis, woraus Sacchini
rnulta modis machte und ein bei Paulinus beliebtes Compositum
(s. multimodus im Index S. 437) entfernte; ferner verbinden die
Ausgaben subamara. Darnach schreibt und interpungirt Peiper
(Ausonii opusc. p. 292):
dulcia multimodis quaedam, subamara querellis,
anxia censurae miscuerat pietas,
was ich weder verstehe noch zu construiren vermag. Wenn
wir sub amara trennen, erhalten wir einen passenden Sinn:
du hast in deinem polymetrischen Klageliede unter den bitteren
Tadel manches hebe freundliche Wort gemischt, das mich be
friedigte, und womit ich in meinem Herzen den verletzenden
Eindruck ausglich:
l*
4
VII Abhandlung: v. Hartei.
11 sed mihi mite patris plus quam censoris acerbum
sedit et e blandis aspera penso animo.
Paulinus gesteht, einst mit Ausonius poetische Bestrebungen
getheilt zu haben, fuit ista quondam tecum mihi coneordia
27 fandique munus munere indultum dei
petere e nemoribus aut iugis.
O bietet allein e, das in Bv fehlt, NY haben e (et V 3 ) fönte,
H n fönte; diese letzteren allein änderten dann weiter nemoribus
in nemore, ohne damit dem Verse aufzuhelfen. Hier ist die
Interpolation der gesammten Ueberlieferung, welche 0 gegen
übersteht, handgreiflich.
Ein anderes, neues Streben erfüllt nun, so fährt er fort,
meine Seele:
29 nunc alia meutern uis agit, maior deus,
aliosque mores postulat,
sibi reposcens ab homine munus suum,
uiuamus ut uitae patri.
Die Lesart aller Handschriften ab homine verletzt die Prosodie
und den Rhythmus. Ein Beleg für die consonantische Wirkung
des h fehlt bei Paulinus; denn wenn XXIIII, 222 exul soli,
hospes sali überliefert ist (soli et ist blosse Vermuthung der
editio princeps), so erklärt der Gegensatz der Glieder den
Hiatus und es bedarf des h nicht, ihn zu entschuldigen. Auch
die Auflösung der Hebung mit Verletzung des Wortaccentes
ist überaus selten, an dieser Versstelle fast verpönt (vgl. X, 75
im 5. Fuss deposita sibi, im 1. Fuss XXIUI, 883 comibus et
alis und 329 qualia uagari, wo quält zu lesen sein dürfte).
Aber auch der Erklärung macht ab homine Schwierigkeit, in
dem man erwartet, dass die eine Verpflichtung, welche Pauli
nus fühlt, nicht aus dem allgemeinen Verhältnisse des Menschen
zu Gott, sondern aus der gegenwärtigen Situation des Paulinus
begründet werde. Peiper’s Vermuthung ab nomine, welche den
prosodischen Änstoss beseitigt, entfernt nicht diese Schwierig
keit, wenn wir auch zugeben, dass ab nomine so viel wie a
Christiane> bedeuten kann. Wie ich glaube, ist hier die richtige
Lesart durch eine Glosse verdrängt worden und Paulinus schrieb:
sibi reposcens a suo munus suum
Patristische Studien. VI.
O
d. i. a suo homine, indem der Dichter sich damals bereits dem
weltlichen Lehen entzogen und Gott ganz hingegeben hatte.
Das göttliche Licht verdunkelt die Wahngebilde der Dichter:
39 qui corda falsis atque uanis imbuunt
tantumque linguas instruunt,
nihil fereiltes, ut salutem conferant
aut ueritatem non tegant
Die Fassung in XV Hn, welche Lebrun, Peiper u. a. aufnahmen,
nihil adferentes — quod ueritatem detegat ist schon wegen der
Satzstellung, indem quod ueritatem detegat ungeschickt nach
hinkt, bedenklich und lässt sich mit der anderen nicht ver
gleichen, deren Sinn ist: die Dichter thun nichts dazu, um
uns Heil zu bringen oder die Wahrheit nicht zu verhüllen,
neque salutem conferunt et ueritatem tegunt. Ohne Grund
vermuthete ich früher, um die beiden Sätze gleichartiger zu
machen: aut ueritate nos tegant.
Christus wird gepriesen:
53 deusque nobis atque pro nobis homo
nos induendo se exuit,
aeterna iungens homines inter et deum
in utroque se commercia
Vs. 54 haben die edit. princ. und die Ausgabe des Avantius
wohl richtig aus der fehlerhaften Ueberlieferung induendus in-
duit hergestellt; nur N steht mit seinem induendos induit dem
ursprünglichen induendo se noch um eine Linie näher. Denn
Paulinus konnte nur sagen wollen, dass Christus sein göttliches
Wesen (se) ablegte, um das menschliche (nos) anzunehmen.
Indem er Gott und Mensch war, hat er die ewige Verbindung
zwischen der Gottheit und Menschheit geschaffen. Diesem Ge
danken entsprechend habe ich in utroque se (d. h. in se qui
utrumque erat) geschrieben, was der Lesart von 0 in utrum-
que zunächst hegt, während V utrumque, HNn inter utrumque
gegen das Metrum bieten. Im Hinblicke auf die Patrist. Stud.
V. S. 19. 21 zusammengestellten Fälle wäre es aber immerhin
möglich, dass in utrumque für in utroque gebraucht sei.
Paulinus vermag nicht zu begreifen, weshalb Ausonius dar
über zürnt, dass er sich in die Einsamkeit zurückgezogen habe:
6
VTI. Abhandlung: v. Harte 1.
conduc.it istud aut necesse est aut placet,
100 ueniale quicquid horurn est.
ignosce, amans, (mi) si gerarn quod expedit;
gratare, si uiuam, ut libet.
Den unerträglichen Hiatus in Vs. 100 entfernte man mit Be
nützung der Lesart uel aliud horurn (Hn), indem man uel
aliud horurn quicquid est oder mit der edit. princ. erit statt est
schrieb, wie noch jüngst Peiper: ueniale quicquid horurn erit.
Zechmeister schlug inest vor. Gegen inest oder erit lässt sich
kein Einwand erheben, während uel aliud den Sinn verdirbt,
der ist: mag dieses Verhalten zuträglich, nothwendig oder an
genehm sein, auf Nachsicht hat es Anspruch, was es auch sei.
Nehmen wir aber an, dass ueniale die im späteren Latein üb
liche Form ueniabile (vgl. Roensch, Collect. Phil. S. 63) ver
drängte, dann war die Umstellung der Worte eine nothwendige
Folge, und es wäre herzustellen:
ueniabile horum quicquid est.
Vs. 101 fehlt eine Silbe, indem BO amans, NV amens bieten,
welche durch die Conjecturen amanti (Hnv) und amice (cod.
Vindob.) beschafft werden sollte. Von diesen ist amanti falsch,
indem nicht das Lieben, sondern das Geliebtwerden einen An
spruch auf Erhörung begründet, amice erklärt den Fehler nicht.
Es fiel vor si die Silbe mi (oder mihi) aus:
ignosce, amans, (mi) si geram quod expedit.
d. i. ignosce qui me amas, si geram quod mihi conducit.
Paulinus fordert Ausonius auf, sich an Gott zu wenden,
der der Menschen Thun und so das seine bestimme:
si displicet actus,
1 30 quem gero agente deo, priu-s est, si fas, deus auctor,
cui placet aut formare meos aut uertere mores.
Die Lesart in VNH fiat (ut fiat n) beruht sichtlich auf einer
willkürlichen Aenderung, während BO si fas eine passende
Aeusserung aus dem frommen Sinne des Dichters ist. Mit si
fas (sc. deum auctorem habere actus qui displicere possit)
mildert er die Folgerung, die nur zu denken ihm Lästerung
scheint, nämlich dass sein von Gott eingegebenes Verhalten
Patristische Studien. VI.
7
(agente cleo) Tadel verdiene. — Einen ähnlichen Eingriff zeigen
diese Handschriften an folgenden Stellen dieses Gedichts Vs. 95
tibi disciplinas dignitatem litteras,
linguae togae famae decus
prouectus altus institutus debeo,
wo VN auctus für altus lesen, altus aber durch Ausonius
Ep. XXIII, 33 Sch.
ego sum tuus altor et ille
praeceptor primus, primus largitor bonorum,
primus in Aonidum qui te collegia duxi
verlangt wird, wo nur Nn auctor bieten; vgl. auch Paulinus
XVI, 18 quibus altus in studiis. — Vs. 135, indem Paulinus
darlegt, dass er nicht jetzt, sondern einst verkehrt und tadelns-
werth war:
stulta deo sapiens et mortis pabula uiuens,
wo HN dei sapiens, V desipiens, n dum sapiens schreiben;
vgl. XVII, 125 nam deo quid non sapit atque uiuit,\ cuius et
uerbo sata cuncta rerum? XVIII, 378 quamquani parua deo
miracula, cui sapit omne \ rerum animal sensu. — Das Gleiche
gilt von Vs. 156, nur dass hier der leicht begreifliche Ausfall
eines Wortes zur Verbesserung des Textes aufforderte:
non etenim mihi mens demens neque partipantum
uita fugax hominum, Lyciae qua scribis in antris
Pegaseum uixisse equitem, licet auia multi
numine agente colant, clari uelut ante sophorum
pro studiis musisque suis.
Für demens gibt NV uaga est (aber est von Vm. 3 hinzu
gefügt), Hn uaga. Jeder Vorwurf wäre passender als der in
mens uaga liegende, indem Paulinus fest und entschlossen den
Lockungen seines Freundes widerstand, mens demens bezeichnet
hingegen passend den für Ausonius unfassbaren Entschluss des
Freundes, von Menschen und menschlichem Verkehre abseits
seine Tage zu vertrauern, und die Phrase ist im Stile des Dich
ters; vgl. VIII, 20 discordia concors, XXXI, 45 impia pietas,
ep. p. 166, 2 sufficientia indeficiens, XXI, 141 mors uitalis
u. a. Eine Bestätigung erhält diese Lesart durch Vs. 196 crede
ergo pater \ nec caeli inmemores nec uiuere mentis egentes. In
8
VII. Abhandlung: v. Hartei.
demselben Verse vermutbete Sacchini jyraecipitantum für parti-
cipantum• was er damit wollte, verstehe ich nicht, uita fugax
participantum hominum ist das weltflüchtige Leben, welches sich
von dem Verkehre mit theilnehmenden Genossen abkehrt.
Dieses Leben sei nicht oder nicht ganz das seine, erklärt Pauli
nus, obwohl Viele auf göttlichen Antrieb in der Einsamkeit
leben, wie es alte Philosophen gethan. Mit den Worten Pega-
seum equitem hatte Ausonius seinen Freund bezeichnet, der
ein zweiter Bellerophontes in den Grotten (für antris lesen hier
BO fälschlich agris) eines öden Landes (Lyciae), das Vs. 202f.
beschrieben wird, sich niedergelassen habe; vgl. Vs. 191 non
anxia Bellerophontis mens est nec Tanaquil mihi, sed Lucretia
coniunx (Vgl. Auson. Ep. XXIII 30 Sch. si prodi times nostrae-
que uereris crimen amicitiae, Tanaquil tua nesciat istud).
Hie und da ist auch in den älteren Handschriften ohne
sichtbaren Grund eine gegen das Metrum verstossende Um
stellung der Worte vorgenommen worden, wie gleich in dem fol
genden Vs. 178, wo die genannten Eremiten gepriesen werden:
178 attamen haec sedisse Ulis sententia uisa est,
tota quibus iam lux patuit uerique bonique.
Hier haben nur Bv die richtige Lesart, hingegen OV illis
edisse, X illi edi. Beides sind unhaltbare Verbesserungen der
umgestellten Worte illis sedisse, und dasselbe gilt von der
Lesart illis saeclis der edit. Coloniensis, wofür Zechmeister
illis saecli hersteilen wollte. Die Virgil’sche Phrase sententia
alicui sedit = placuit findet sich mehrmals bei Paulinus:
XXVII, 543 forte requiratur quanam ratione gerendi \ sederit
(ederit R 2 , deserit AD) haec nobis sententia, X, 12 sed mihi
mite patris plus quam censoris acerbum sedit.
Die Gegend, welche Paulinus zum Wohnsitze erwählt,
ist nicht so barbarisch, wie Ausonius sich dieselbe denkt:
studia ipsa piorum
198 testantur mores hominum; nec enim inpia summum
gens poterit nouisse deum. sint multa locorum,
multa hominum studiis inculta, expertia legum,
quae regio agresti cultu, caret? aut quid in istis
inprobitas aliena nocet?
Patristische Studien. VI.
9
In der abweichenden Lesart der Handschriften VN honestis
für in istis kann nur zufällige Verderbniss oder beabsichtigte
Aenderung erkannt werden; dem Sinne ist sie nicht förderlich.
Denn nicht die honestas, sondern die pietas und religio kommen
hier in Frage. Der Dichter will sagen: jene Gegend ist nicht
so roh und ohne allen Cult, aber auch wenn sie es wäre (in
istis sc. locis incultis et legum expertibus), was schadet fremde
Euchlosigkeit? — Er begründet diesen Gedanken in den fol
genden Versen:
211 non recipit mens pura malum neque leuibus haerent
inspersae fibris maculae; sic Vascone saltu
quisquis agit purus sceleris uitam integer aequus,
nulla ab inhumano morum contagia ducit
hospite.
In durchaus angemessener Weise wird an den allgemeinen
Gedanken non recipit — maculae die Anwendung auf den be
sonderen Fall durch sic geknüpft. Die Lesart si in VNn ver
dunkelt dieses Verhältniss und erzeugt eine tautologische Platt
heit, welche, wenn man mit Peiper schreibt und interpungirt:
si Vascone saltu
quisquis agit purus sceleris uitam, integer aeque
nulla ab inhumano morum contagia ducit
hospite,
noch fühlbarer wird ,wer frei von Frevel lebt, bleibt rein von
Ansteckung', um gegen die Verbindung si quisquis nichts zu
sagen. Aber auch integer aeque ist recht auffällig. Die Hand
schriften OVN haben integer aequo, n hat inter, die edit. princ.
inter iniquos. Hier hat Zechmeister integer aequus richtig
hergestellt.
Wenn Ausonius den Freund getadelt, dass er den vater
ländischen Himmel verlassen und vergessen habe, so ant
wortet dieser:
193 nec mihi nunc patrii uisa est obliuio caeli
qui summum suspecto patrem, quem qui colit unum
hic uere memor est caeli.
Das von V gebotene, wenn auch ungewöhnliche uisa est (— pla-
cuit) wäre vielleicht annehmbar, wenn nicht die anderen Hand-
10
VII. Abhandluug: v. Hartei.
Schriften (est uisa 0, est uisa* B, est ut uis Nn) dagegen
Verdacht erregten. Peiper schrieb darum est ut uisa; ich ver-
muthete est tibi uisa (d. h. nec mihi est obliuio patrii caeli,
quae tibi uisa est), weil mir B0 ? verstärkt in diesem Falle
durch N, vertrauenswürdiger erschienen. Noch leichter ist aber
die Aenderung:
nec mihi nunc patrii est (in)uisa obliuio caeli
d. i. obliuio quam inuisam dicis oder quae tibi inuisa uidetur.
Paulinus beschreibt die Schönheit Spaniens:
234 quid numerem egregias terris et moenibus urbes,
qua geminum felix Hispania tendit in aequor,
qua Baeti Oceanum Tyrrhenumque äuget Hibero
lataque distantis pelagi diuortia conplet,
orbe suo finem ponens in limite mündig
Die Verbindung terris et moenibus ist auf dem ersten Blick
recht auffällig, und wir würden nicht ungern dafür turritis
moenibus mit Heinsius oder selbst tectis et moenibus eintauschen.
Aber terris kann, wenn nicht von den hohen mit Mauern ge
krönten Erdwällen, welche die Städte Spaniens auszeichneten, so
von ihren herrlichen Umgebungen gesagt sein. Vs. 235 ist von
Accursius qua richtig für das handschriftliche quas hergestellt
worden; denn unter quas würden nur die Küstenstädte be
griffen sein, während der Dichter doch die ganze Halbinsel im
Auge haben muss. Auch spricht Vs. 236 qua dafür. Hier ist
die gegen die Prosodie verstossende Lesart BStis aller Hand
schriften von Lebrun verbessert worden, und dieser Ablativ
hat in Hibero, welches BO bieten, seine Stütze, während
Betis den Fehler Hiberus in VNn hervorgerufen hat. Spanien
vermehrt den Ocean durch die Wässer des Betis, das tyrrhe
nische Meer durch die des Hiberus und füllt den weiten Ab
stand der getrennten Meere aus. So vermeiden wir auch den
Subjectswechsel. orbe suo ist nicht mit dem vorausgehenden
Satze zu verbinden, sondern es gehört zu ponens: in seiner kreis
förmigen Ausdehnung bildet es die Grenze der Welt.
Wie Paulinus sein herrliches Heimatsland verlassen, so
ist auch Ausonius aus dem glänzenden Rom fortgezogen in
eine bescheidene Gegend, die darum nicht geschmäht zu werden
verdient, wie das Ausonius mit dem Orte seiner Wahl gethan.
Patristische Studien. VI.
ll
247 quique superba potens contemnis moenia Romae
consul, harenosos non dedignare Vasatas;
uel quia Pictonicis tibi fertile rus uiret aruis,
250 Raraunum Ausonia heu deuenisse curules
conquerar et trabeam ueteri sordescere fano ?
Vs. 247 haben OB potens, VN altae. Jedes dieser Epitheta ist
passend, aher potens weit bezeichnender als das müssige altae,
indem es ja als geradezu unbegreiflich erscheint, dass der
mächtige Consul das stolze Rom verlassen konnte. Kein Ge
wicht darf darauf gelegt werden, dass n tuae bietet, welches
Peiper in den Text aufnahm. Immerhin erregt es einigen
Zweifel gegen NV. Die Worte harenosos non dedignare Va
satas sind wohl nicht als Fragesatz zu fassen — in dieser
Meinung verlangte Rosweyd num für non —, sondern einfache
Behauptung, harenosus aber in B und N, den Vertretern
zweier verschiedenen Recensionen, gibt der Lesart harenosos
den Vorzug vor harenosas (OV). Soll ich darüber klagen,
fährt Paulinus fort, dass aus Italien die Träger höchster
Würden nach Raraunum gekommen sind und deine Toga in
dem alten Heiligthume verstaubt? Er stellt hier das Höchste
dem Geringsten entgegen und wählt um diesen Gegensatz
schärfer hervortreten zu lassen ein Wort des höheren Stils
Ausonia für Italia. Dieser Gegensatz wird etwas verdunkelt,
wenn wir mit VNn Ausonias lesen. Ich habe deshalb -4m-
sonia trotz des Hiatus und obgleich auch die Ueberlieferung
in OB (Ausonia seu B, Ausonia se u 0) mehr für Ausonias zu
sprechen scheint, vorgezogen. In demselben Verse wollte Hein-
sius fano durch panno ersetzen. Aber warum sollte Paulinus
mit ueteri fano nicht den Ort bezeichnen können, den Capi-
tolinischen Tempel, in welchem das Staatsgewand des Consuls
aufbewahrt zu werden pflegte (MommseD, Röm. Staatsr. I®,
S. 411).
Den halb scherzenden, halb beissenden Ton mag sich ein
Dichter erlauben,
numquam decet esse parentum;
265 namque fides pietasque petunt, ut quod mala nectens
insinuat castis fama auribus hoc bona uoti
mens patris adfigi fixumque haerescere cordi
non sinat.
12
VII. Abhandlung: v. Hartei.
Das einstimmig überlieferte uoti hat missfallen, ohne dass es
bisher gelang, etwas Besseres an seine Stelle zu setzen. Die
edit. Vin. schrieb noti, ein nichtssagendes oder dunkles Attri
but, wenn es bedeuten soll cuius mite Ingenium notum est,
Zechmeister moti, als ob man hier nicht das Gegentheil von dem
pater iratus zu erwarten hätte; Heinsius wollte uoti — patrii,
womit, undeutlich genug, wohl die dem Wunsche der Väter ent
sprechende Gesinnung gemeint sein mochte (vgl. Auson. Ep.
XXV, 11 Sch. mite iugum piis heredibus usque mauere
optarunt). So viele missglückte Versuche sind geeignet, Ver
trauen in die überlieferte Lesart zu erzeugen, welche eine be
friedigende Erklärung zulässt, uoti ist von bona abhängiger
Genitiv, und die mens bona uoti ist die ,wohlwollende väter
liche Gesinnung'. Fehlt es für den Genitiv bei bonus an einem
Beleg, so mangelt es nicht an analogen Constructionen, wie
integer uitae Horat. C. I, 22, 1, leuior opum Sil. II, 102, me-
lior fati Sil. V, 333, fandi nobilis Auson. op. (profess. Burdig.
comm.) XVI, 5, 2, grauis morum Claudian. XVIII, 350; vgl.
Kühner A-G. § 85 und den Index zu Paulinus S. 430. —
Paulinus fährt fort:
et uulgus scaeuo rumore malignum
268 ante habitos mores, non semper fledere uitam
crimen habet; namque est laudi bene uertere. cum me
inmutatum audis, Studium officiumque require.
Der Satz enthält einen neuen Grund, weshalb Ausonius mit
Unrecht die veränderte Lebensweise des Freundes getadelt
hat. Daher ist et richtig, ut der edit. princ. falsch. Aber
auch die Vermuthungen Lebrun’s uitae und Zechmeister’s
uita verkennen den durch die freiere Wortstellung etwas ver
dunkelten Sinn: uulgus non semper crimen habet mores ante
habitos et uitam uertere, selbst der grosse tadelsüchtige Haufe
hält es nicht immer für ein Verbrechen, frühere Sitten, den
Lebenswandel zu ändern; denn es gereicht zum Ruhme bene
uertere (sc. uitam).
272 si prauo rectum, si religiosa profanis,
luxurie parcum, turpi mutatus honestum,
segnis iners obscurus ago, miserere sodalis
in mala peruersi.
Patristische Studien. VI.
13
Avantius, dem Peiper folgte, zerstörte durch die Aenderung
mutatur die Structur des Satzes. Paulinus will sagen: wenn
ich das Gute mit Schlechtem, die Frömmigkeit mit Gottlosig
keit, die Sparsamkeit mit Verschwendung, die Ehrbarkeit mit
Schande vertauscht und trag schwächlich und rühmlos lebe,
dann erbarme dich des zum Schlechten verkehrten Genossen
und bessere ihn. Der freie Accusativ ist hei Paulinus nicht
selten (vgl. Index S. 413) und dem vorliegenden Falle ganz
ähnlich Ep. p. 90, 7 sed tarnen idem — regios cultus atra ueste
mutatus, cilicio cinere ieiunio fultus, preces ad deum miserat.
Hörst du dagegen, dass ich mich Gott geweiht, so darfst du
das nicht tadeln.
278 at si forte itidem quod legi et quod sequor audis,
cor da pio uouisse deo,
283 non reor id sancto sic displicuisse parenti.
An der Verbindung pio deo nahm Heinsius Anstoss und schrieb
pie. Viel näher aber läge pium (sc. me), das neben deo leicht
zu pio werden konnte. Aber pius steht hier im Sinne von
,gnädig', wie die numina pia genannt werden, wie Paulinus
den in seiner Basilica ruhenden Felix, ja seihst dessen Grab
mit pius bezeichnet: Ep. 32, c. 5, p. 281, 6 ut dum casta pio
referuntur munera Christo, 13 digna pio domus est altaria,
XVIII, 39 pio referant unguenta sepulchro; vgl. Augustin, de
ciuit. X, 1 p. 403, 21 D. ex qua loquendi consuetudine factum
est, ut et deus ipse dicatur pius; quem sane Graeci nullo suo
sermonis usu svaeßij uocant, quamuis eiaeßeLav pro misericordia
illorum etiam uulgus usurpet.
Mir liegt nichts daran, wenn ich auch in den Augen der
Menschen tliöricht erscheine, nur Gott will ich weise sein.
breue, quiequid homo est; (est) corporis aegri,
288 temporis occidui et sine Christo puluis et umbra;
quod probat aut damnat, tanti est quanti arbiter ipse.
Die in der Lesart von OB fehlende Silbe habe ich ergänzt
durch est, während VN est, est homo schreiben, die edit. princ.
est ut druckt. So müssig die Wiederholung von homo, so an
gemessen und rhetorisch wirksam ist die von est. Der Sinn
14
VII. Abhandlung: v. Hartei.
ist: kurzlebig ist jedes menschliche Wesen, es ist gebrechlichen
Körpers, vergänglicher Zeit und ohne Christus Staub und Asche;
werthlos sind seine Bestrebungen (quod probat aut damnat)
wie er selbst, von dem sie ausgehen (arbiter ipse). — Ich will
auf meiner Hut sein, dass mich nicht der letzte Tag auf un
fruchtbarem Thun ertappe.
325 quod mihi he pareret uel diffidentia ueri
uel praesentis amor uitae rerumque uoluptas
cu/rarumque labor, placuit praeuertere Casus
proposito et curas finire superstite uita
communique deo uentura in saecula fretum
expectare trucem securo pectore mortem.
Im Vs. 329 haben OB communique, VN communesque, sowie
beide Handschriftenclassen rebus (ribus N) für das von mir ver
besserte fretum bieten. Die Constructionslosigkeit der Worte
macht diese eine Aenderung nothwendig. Rosweyd schrieb:
commissisque — deo — rebus, was zwar den Buchstaben nach
sehr nahe liegt, aber keinen befriedigenden Sinn bietet. Peiper
griff stärker ein und vermuthete communemque adeo — rebus,
ohne anzudeuten, was diese Worte bedeuten sollen, womit und
in welcher Bedeutung rebus zu verbinden sei. Wenn man
meine Conjectur annimmt, so sagt Paulinus, dass er mit Rück
sicht auf die kommende Zeit auf Gottes Urtheil vertraue und
ruhigen Herzens den Tod erwarte; er nennt aber Gott communis,
indem dieser über ihn und seinen Freund zu richten haben
wird, und fügt Vs. 331 in dieser Ueberzeugung hinzu: wenn
du anderer Meinung bist, Christo tantum me linque probari.
XL
Paulinus gesteht bescheiden den Aufgaben, die Ausonius
sich gestellt, nicht gewachsen zu sein.
35 si uitulum tauro uel equum committis onagro,
si confers fulicas cygnis et aedona picae,
castaneis corylos, aequas uiburna cupressis,
me conpone tibi.
Nur B hat die Lesart aedona picae (pice) fehlerlos erhalten;
doch liegt sicherlich auch in 0 cydon apice dieselbe vor. Hin-
Patristische Studien. VI.
15
gegen bieten N aedona parrae, n edonia parre, ganz abweichend
V lolia farre, doch lolia in Ras. von 2. Hand, sowie lollia farre
der Vindob. hat. Schon daraus geht hervor, dass das Wort
lolia jeder Gewähr entbehrt, und so stehen sich nur picae
und parrae gegenüber, von denen das Erstere mindestens eben
so passend ist wie das Letztere. Für uns muss in diesem und
ähnlichen Fällen die grössere Verlässlichkeit der Classe OB
entscheidend sein.
XVII.
In dem XVII. Gedichte, welches uns neben V und OB
auch durch den mit OB eng verwandten Parisinus 2772 s. XI
(-), sowie durch den Codex Petropolitanus (Sangerm.) s. VHI
(G) und den Palatinus 235 s. VIHI (R) überliefert wird, sinkt
die Autorität des Vossianus schon dadurch bedeutend, dass
derselbe uns nicht das volle Gedicht, sondern einen zwar mit
Geschicklichkeit aber doch willkürlich zugerichteten Auszug
bietet (vgl. Praef. p. XVII sq.). G und R, die in allen Wesent
lichen Zusammengehen, stellen in gleicher Weise eine willkür
liche Recension dar, welche durch Glossen, Interpolationen,
Variationen und Transpositionen entstellt ist. Dass so alte
Zeugen von Fehlern der jüngeren frei bleiben, ist nicht anders
zu erwarten, kommt aber nur an einigen wenigen Stellen vor;
in jedem Falle ist aber ihnen gegenüber grosse Vorsicht ge
boten, wie an einigen Beispielen im Folgenden genauer ge
zeigt werden soll, zumal Chatelain in seinem verdienstlichen
und an scharfsinnigen Bemerkungen reichen Werke (Notice sur
les manuscrits des poesies de S. Paulin de Nole, Paris 1880)
denselben trotz seiner Kenntniss der übrigen Ueberlieferung
einen ganz besonderen Werth beilegen zu sollen meinte.
Wir hassen, sagt Paulinus dem nach Dacien zurückkeh
renden Nicetas, die weiten Wege, die du zu machen hast,
weil sie dich von uns trennen, wir lieben sie zugleich, weil
sie dich zu uns gebracht.
77 quas prius stringi superante amore
nunc tibi sterni faciles precamur
praeuio terris pelagoque summi
nomine Christi.
16
VII. Abhandlung: v. Hartei.
Lebrun behielt die Conjectur der edit. princ. prius stringi, die
durch den Gegensatz nunc sterni ihm geschützt schien. Sie
wird wiederlegt durch das Präsens precamur, indem doch das
der Sinn sein müsste: wie wir früher wünschten, dass dein
Weg gekürzt werde, um dich länger zu geniessen, so wün
schen wir jetzt, dass er dir leicht werde. Chatelain S. 69
hält die Worte für unverständlich und corrigirt quas feras
stringis (— strinxisti): les chemins sauvages que tu as par-
courus avec un amour capahle surmonter tous les obstacles,
nous demandons qu’ils te soient maintenant faciles. Die scharf
sinnige Erklärung legt zu viel in das Wort super ante, welches
für abundante oder magno steht, und wird dadurch hinfällig,
dass die Lesart der Vulgata sich der handschriftlichen Ueber-
lieferung gegenüber als blosse Vermuthung herausstellt. Diese
bietet peradstricti (per adtricti it und per adstrictis B sind
leichte Fehler) und ist vortrefflich: durch die grosse Liebe zu
dir gebunden wünschen wir, dass dein Weg leicht sei. Vgl.
Vs. 282 amore tanto nos tibi adstrinxit per operta uincla. Das
Decompositum peradstrictus ist eine Neubildung des Paulinus,
für welche in den Patrist. Stud. V. S. 54 Belege zusammen
gestellt sind.
Paulinus beschreibt dann im Weiteren die Reise des
Freundes:
109 nauitae laeti solitum celeuma
concinent uersis modulis in hymnos
et piis ducent comites in aequor
uocibus auras.
Chatelain gefiel die Lesart in R per aequor für in aequor,
,evidemment meilleur. Les chants pieux de matelots forceront
les vents ä accompagner le navire a travers la mer'. Die
Worte per aequor würden aber nur bedeuten können: ,die
Schiffer werden die Winde durch das Meer ziehen', aber nicht,
was der Sinn fordert ,sie werden von den Winden geleitet
werden', ducent ist so viel wie adducent, ,die Schiffer werden
durch ihre frommen Gesänge die Winde herbeilocken, die Ge
leiter auf dem Meere'. Die Phrase comites in aequor ,Begleiter
für die Meerfahrt' kann auch ohne Einwirkung des Verbums
ducent Paulinus in die Feder gekommen sein. Ist somit per
Patristisclic Stadien. VI.
17
aequor als Lesart von GR an sich verdächtig, so sehen wir
hier diese Interpolation noch vor unseren Augen entstehen.
Die ältere Handschrift G hat nämlich per iquor (entstanden
wohl aus der Verbindung zweier Lesarten per und in, per t
equor), erst R hat per equor. GR haben nicht selten mehrere
Lesarten nebeneinander, wie sie eben die Vorlage, auf welche
sie zurückgehen, nebeneinander gehabt haben mag, wie z. B.
Vs. 5 reuocante longe] reuocante lange amor (offenbar sollte es
amore heissen), 103 zephyroque leni] pefero uentu lenique R,
126 rerum BOz, crescunt V, rer um eoneistunt GR, 133 modo]
modo cetu (für cetus) R, 183 (vgl. die Bemerkungen z. d. St.).
121 undique adludent patulo uerentes
ore delphines
So lesen alle Handschriften bis auf z, welche uerrentes bietet,
vielleicht in Erinnerung an die Vergil’schen Verse Aen. VIII, 673
et cirum argento clari delphines in orhem | aequora uerrebant
caudis aestumque secabant, aber gegen das Metrum und wegen
patulo ore ebenso unpassend, wie uerentes, da ja die Delphine
für nichts weniger als scheu gelten. Es war mit Veränderung
eines Buchstabens uirentes zu schreiben, das ebenso gut auf
die Lebhaftigkeit wie die Farbe dieser Meerthiere gehen kann.
Die Delphine äussern mit menschenähnlicher Stimme ihre
Freude.
126 nam deo quid non sapit atque uiuit,
cuius et uerbo sata cuncta rerum.
Sowohl Oz wie V bieten et, BGR hingegen e, correction neces-
saire, wie Chatelain meint, qu’on aurait pu d’ailleurs restituer
par coniecture. Aber nach dem Zeugnisse von VO* ist e auch
nur eine Conjectur, und zwar eine falsche. Weil Gott Alles
geschaffen, so sinnt und lebt auch Alles für Gott. Der Satz
bietet im Uebrigen keine Schwierigkeit, da die Auslassung
der Copula sunt ebenso gewöhnlich ist, wie serere für creare-,
vgl. XV, 102 at meus (Felix) aeterni satus (partus GR) arma
capessere regis, XXX, 528 cum sata uel data sint omnia
fonte deo, wo uel data sich gleichfalls wie eine Erklärung
ausnimmt und nobis sata ursprünglich sein mag. Trotzdem
schrieb V dafür crescunt und GR gar rerum consistunt, was
Sitzungsber. d. pbil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 7. Abh. 2
18
VII. Abhandlung: v. Hartei.
übrigens aus XXVII, 88 per quem sata cuncta in eodem con-
sistunt entnommen scheint.
137 qua libet pergas iter, et per undas
perque tellurem licet et per hostes,
ibis armatus galea salutis.
So schreibt trefflich 0, indem die Worte armatus galea sicht
lich durch das vorausgehende per hostes hervorgerufen oder
begründet sind. Alle Anzeichen einer willkürlichen Aenderung
trägt hingegen V an sich:
qualibet, per gas licet et per undas
perque tellurem licet et per aequor,
mit anstössiger Tautologie des Wortes (licet) und des Sinnes
(undas — aequor). Ob G quaslibet per gas int er zufällig
oder absichtlich verderbt sei, mag dahingestellt bleiben. Wie
es scheint, hat aber die seltenere Phrase pergere iter in G
und V die Aenderung veranlasst; dieselbe findet sich Paulin.
XXIIII, 393 ad nos pergere inceptat uiam, Terent. Hec. 12, 119
pergam, quo coepi, hoc iter, Bellum Afric. 69 cum Caesar iter
coeptum pergere coepisset.
Was Jacob einmal gethan, pflegt Xicetas stets auszuführen,
mundo fugiens ad alta moenia caeli,
157 per crucis scalas proper ans in astra,
qua deus nitens ad humum coruscis
e thronis spectat uarios labores
bellaque mentis
Es ist kein Zweifel, dass 0~ wiedergeben, was Paulinus schrieb.
In Erinnerung an eine Stelle der heiligen Schrift wie Es. 66, 1
'o oupave? p.ou Opovoc, xai v) üieotoSiov tüv tcoocov p.su beschreibt
er die Grösse Gottes, der im Himmel thronend sich mit den
Füssen auf die Erde stützt. Daraus machte B nitentis ad alta
celi ,in der Höhe des glänzenden Himmels' gegen das Metrum;
denn nitentis ad alta caeli wäre noch verkehrter, als nitentis
ad alta (— in altis) caeli. Unmetrisch und sinnlos zugleich
ist aber, was in GR steht: nitentis ad summum thoracis et
throni (tori R) spectat., wenngleich hier in thoracis nicht eine
absichtliche Aenderung, sondern eine Verschreibung des Wortes
coruscis liegen mag.
Patristische Studien. VI.
19
Wir steuern dem ersehnten Hafen des Heiles zu durch
das stürmische Meer des Lebens,
179 terreo tamquam fragili carina
corpore uecti.
sed gubernaclo crucis hanc regente
nunc ratem in nobis pia uela
pandimus Christo referente laetos
flamine dextro.
Die Lesart laetos entnahm ich der hier stark verderbten Ueber-
lieferung: ipso laetos 0, ipso letos iz } fretis peletos B, freti spe
litus R, freti spet spe litus Gr. Wie daraus zu ersehen, ist
litus eine alte Verbesserung für laetos; eine Erklärung für laetos
scheint freti spe gewesen zu sein, welche das zu erklärende
Wort verdrängen sollte, laetos aber trägt alle Zeichen der
Ursprünglichkeit an sich: wir spannen die frommen Segel des
Herzens in uns aus, indem Christus uns froh durch günstigen
Wind zurückbringt in den ersehnten Hafen. Das ,Steuer des
Kreuzes* wird durch die kreuzähnliche Form des Steuerruders
verständlich, vgl.-Jac. Bosius de cruce triumphante lib. II, c. 12.
Barbarische Völker und Menschen hat Nicetas durch die
christliche Lehre bekehrt und verwandelt.
217 o uices rerum! bene uersa forma!
inuii montes prius et cruenti
nunc tegunt uersos monachis latrones,
pacis alumnos.
So ist mit 0 zu lesen, nur dass monac.liis für monachi aus ~
aufgenommen wurde, um den Gedanken zu gewinnen, auf
welchen es Paulinus in diesem Zusammenhänge ankam: die
früher unwegsamen und blutigen Berge schützen nun die Jün
ger des Friedens, die in Mönche verwandelten Räuber, und
der im Folgenden weiter ausgeführt wird:
221 sanguinis quondarn, modo terra uitae est,
uertitur caelo pia uis latronum,
et fauet Christus supera occupanti
regna rapinae.
Ich habe diesen Gebrauch des Dativs uersos monachis latrones
in den Patrist. Stud. V. S. 11 zu p. 93, 11 cretura cibis be-
2*
20
VIT. Abhandlung: v. Har toi.
sprachen und Fälle verglichen, wie XXVIII, 322 terrena in-
tereat, subeat caelestis imago, et Christo uertatur (■uertamur
ADR) Adam, und XVII, 81 faxit iter omne campis, wie ich
lesen möchte; auch XXIIII, 860 uersi uicissim more naturae
nouo | sunt filiis pulli senes ,die junggewordenen alten Adler
werden zu Söhnen' liegt derselbe Fall vor. Der Codex V
macht diese Worte, für sein Verständniss zurecht und zerreisst
den Satz, indem er liest:
nunc aequant uersos monachi latrones
,Jetzt gleichen die Mönche verwandelten Räubern', wobei der
Vs. 223 fauet Christus super occupantes | regna rapinis (so
steht er in V) vielleicht vorsehwebte. Noch weiter gehen auf
diesem Wege G-R: iniqui montes prius et crudeles | nunc tegunt
uersos monachos latronibus.
An einer Stelle schien mir V von einer Interpolation frei
zu sein, welche in alle anderen Handschriften eindrang. Paulinus
kommt auf den räuberischen Stamm der goldgrabenden Bessi
zurück, deren er früher Erwähnung gethan hatte, nämlich
205 nam simul terris animisque duri
et sua Bessi niue duriores
nunc oues facti duce te gregantur
pacis in aularn
und
213 nunc magis diues pretio laboris
Bessus exultai; quod humi manuque
ante quaerebat, modo mente caelo
conligit aurum,
und sagt von ihnen:
269 callidos auri legulos in aurum
uertis inque ipsis imitaris ipsos,
e quibus uiuum fodiente uerbo
eruis aurum.
Du verwandelst die Goldgräber in Gold und ahmst an ihnen
ihr Thun nach, indem du aus ihnen durch das grabende Wort
des Glaubens Gold zu Tage förderst. So liest V, während
OGRit uertis et Bessos (bersos 0) imitare (imitaris GR) in
ipsis bieten. Gegen V wäre an sich nichts zu bemerken,
Patristisclie Studien. YI.
21
und wenn man an den besprochenen Stellen gesehen hat, wie
es dieser Recension um Erleichterung des Verständnisses zu
thun ist, so möchte man hier umso weniger anzunehmen ge
neigt sein, dass V die leichtere ursprüngliche Lesart et Bessos
durch in ipsis ersetzt habe. Und doch wird man auch hier
eine absichtliche Aenderung zu erkennen und
uertis et Bessos imitare in ipsis
zu lesen haben. In V sind nämlich die früheren Verse 205—216,
wo die Bassi erwähnt werden, ausgelassen, und das war be
stimmend, den Hinweis auf sie auch hier fallen zu lassen und
eine allgemeinere Fassung zu wählen. Man wird durch eine
solche Erfahrung nur umso misstrauischer gegen V und muss
sich hüten, die verkürzte Form des Gedichtes, die er bietet,
für die echte zu halten, indem man die Consequenzen seiner
Kürzungen so deutlich verfolgen kann.
Unsere guten Handschriften VO~ leiden Vs. 290—3 an
einer Lücke, welche BGR ausfüllen. An der Echtheit der Verse
ist nicht zu zweifeln, wohl aber an der Richtigkeit des Vs. 293.
289 caritas Christi bene fusa caelo
cordibus nostris ita nectit intus,
ut nec abiuncto procul auferamur
orbe remoti.
nulla nos aetas tibi labis (unquam)
orbis aut alter neque mors reueilet.
Die fehlenden zwei Silben 294 ergänzte Lebrun durch unquam,
ohne seine Quelle zu nennen; der Vs. wird aber in den Gramm,
lat. V, p. 581, 24 (K) so citirt:
nulla nos aetas tibi labis unquam.
Was jedoch die Worte bedeuten sollen ,keine Zeit des Unter
ganges irgend einmal', ist dunkel, als ob mehrere aetates labis
drohten. Offenbar will Paulinus sagen: ,keine Zeit, kein Unter
gang, nicht eine andere Welt noch der Tod soll uns dir ent-
reissen'. Ich schreibe demnach:
nulla nos aetas tibi, (niolla) labes.
lapes steht auch in R.
In den Gedichten XXII. XXIIII und XXXI hängen wir,
wie in der Briefsammlung wesentlich nur von O ab, obwohl
22
VII. Abhandlung: v. Hartei.
die Gedichte nr. XXII auch in NB, in den jungen Hand
schriften der Briefe FLMPU und in zwei Handschriften, Ur-
binas 1303 s. XIIII und Yaticanus 524 s. XV, nr. XXIIII auch
in B, nr. XXXI auch in BT (= cod. Urbinas 533 s. XV)
überliefert sind. Von den Fehlern, an denen 0 leidet, werden
viele durch die jüngeren Codices beseitigt, die aber daneben
eine nicht geringe .Zahl eigentümlicher Varianten führen. In
dessen selbst N und B weisen nirgends solche, wie uns in den
Gedichten X. XI und XVII begegneten, auf, welche auf die Exi
stenz einer anderen Recension schliessen Hessen. Wie B die
mit 0 gemeinsamen Gedichte, so scheint N das XXII. aus einer
0 nahe verwandten Handschrift bezogen zu haben. Die Kritik
darf also ohne zwingende Gründe diesem treuesten Zeugen
nicht misstrauen.
XXHII.
Die Eigenart des 0 tritt am deutlichsten in dem XXIIII.
Gedichte hervor. Der Text ist an zahlreichen Stellen, aber
allenthalben nur durch leichte Fehler, Auslassung und Zusetzung
einzelner Silben und Buchstaben, Umstellungen von Worten, Ver
wechslung von o u, e i, nur selten durch schwerere Gebrechen
entstellt. Bereits B hat vieles Derartige verbessert, nach ihm
die erste Ausgabe und Rosweyd; Einiges blieb noch übrig.
Paulinus beschreibt in dieser an Cytherius gerichteten
poetischen Epistel den Schiffbruch und die Rettung des Mar
tinianus, den jener als Boten geschickt hatte. Das in das
Innere des Schiffes dringende Wasser droht Allen Verderben.
60 merguntur in naui sua.
si concitata ferue(re)nt uentis freta,
naui teneretur salus;
intra carinae uiscera infuso mari
quo uita capietur loco?
quis portus illis, qui(s) et in naui mare est,
65 quod intus (op)pressos necat?
secl adusque portus et salus cunctis deus
manurn paternam porrigit.
Wie diese wenigen Verse zeigen können, sind Auslassungen
einzelner Silben und Buchstaben der Hauptfehler in 0, den in
der Regel B theilt. feruerent stellte ich her für ferueant der
Patristiscke Studien. VI.
23
ed. princ., das durch teneretur wenigstens nicht unterstützt
wird; ebenso misst Paulinus XV, 176 fulgere. quis et für qui
et verdanken wir der ed. Coloniensis (queis et), oppressos Zech-
meister für das metrisch bedenkliche intus pressos enecat der
edit. princ. Aber auch der Fehler in Vs. 67 sed absque portus
in BO beruht auf der Auslassung eines Buchstaben, indem
ohne Frage adusque zu schreiben ist, das durch adsque zu
absque verderbt wurde. Dass diese meine Vermuthung der
Conjectur der edit. princ. (v) sed dura portus vorzuziehen sei,
ist wohl kein Zweifel, wenn auch Paulinus adusque in diesem
Sinne (== semper) sonst nicht kennt; er hat adusque nur ein
mal XVIII, 100 als Präposition (conpellit adusque sepulchrum).
Der Anapäst ist im Eingang des Trimeters und Dimeters
durchaus üblich, und zwar in einem drei- und mehrsilbigen
Worte unter den 942 Versen dieses Gedichtes 46 und 33 mal,
von zwei oder auch drei Wörtern gebildet 23 und 10 mal.
Aehnliche Ergänzungen kleiner Lücken sind an mehreren Stellen
richtig vorgenommen worden, wie 77 quae a(d) Zechmeister
(iquea O, quae B v), 98 nau(it)is (nauis et v), 227 quam-
(quam) v, 229 fuga(m) Rosw., 303 terra(e) v, 315 pensa(t)
Rosw. (pensant Bv), 347 de nud(it)atis v (denudatis BO),
548 aliena (a)dire v, 554 uirile(m) effeminat v, 627 denn (a) v,
702 distractiLs (in) seruurn puer v (distr actum BO), 757 sua(m)
Rosw., wenn nicht sui vorzuziehen ist, 760 libero(s) v, 785
(t)extam v, 788 signa(t) v, 797 trinita(ti)s v, 860 ßlii(s) B, 881
commea(n)tum Rosw., 891 dedi(s)tis v, 917 meri(di)anae (meri-
anae BO, a meridiano v), und scheinen mir an folgenden
Stellen eine sichere Pleilung zu ergeben:
342 repetitque portum et terr(e)ae tuto uiae
praeuertit intutum maris,
wo bisher mit verpöntem Hiatus und Länge im 4. Fusse portum
et terrae gelesen wurde; Paulinus gebraucht terreus noch XVII,
179 terreo tamquam fragili carina | corpore uecti.
595 occidat Amalech et pie saeuus deo
peccata carnis immolet,
quibus peremptis inter(ier)it zabolus,
welche Lücke die edit. Coloniensis durch interit (quoque) zabolus
zu ergänzen versuchte.
24
VII. Abhandlung: v. Har toi.
891 deo dedistis nutriendum filium,
et ille sic uobis alit,
ut(i) uicissim nutriat canos puer,
wo Rosweyd’s Ergänzung (uos) ut wegen des vorausgehenden
uobis wenig entspricht, uobis selbst ist nicht anzutasten, indem
der Sinn ist: Gott erzieht den Knaben zu eurem Vortheile.
Derselbe Fehler steckte XV, 244 ac primum uelut/i) ludentis
imagine somni, wo uelut ludentis ADQ, uelut eludentis v lesen.
925 iamque expediti sarcinis a(n)gentibus
laxate uinculis pedes,
wo B agentibus, Ov egentibus, Schot, urgentibus schreiben; dass
angere der passendste und anschaulichste Ausdruck ist, bedarf
keiner weiteren Belege.
Nicht um vieles seltener fehlen in 0 ganze Wörtchen
und Wörter, wie gleich die Verse 83fg. lehren, wo von dem
Schiffsherrn Novatianus erzählt wird, welcher sich seinem ge
brechlichen Vierruderer nicht anvertrauen, sondern ein Begleit
schiff besteigen wollte, um im Falle der Noth sich auf diesem
zu retten.
81 Nouatianus ille, discissam fidem
in corde portans naufrago,
homo mortis (itaque) et apta morti cogiians,
de more noluit suo
85 ut esset onerum portio. in nauem (suam
properat) statim conscendere,
et cum periclo stringeretur ultimo,
molitus est expellere,
ut fune rupto, (quo) cohcierebat rati,
90 dimitteretur aequori.
Zwei grösere Lücken erscheinen in den Versen 83 und 85.
Die Letztere ist von B durch suam properat dem Sinne nach
ganz entsprechend gefüllt; dafür dass B aus einer reineren
Quelle die Worte suam properat schöpfte, lässt sich aus anderen
B eigentümlichen Lesarten nicht erweisen; sie werden also auf
Conjectur beruhen. Vs. 83 setzte ich itaque ein, um das ver
letzte Metrum herzustellen, an dem man bisher keinen Anstoss
nahm, itaque fügt sich dem Zusammenhänge bestens. Vs. 89
Patristisclie Studien. VI.
25
ist quo bereits von B richtig ergänzt. Ob dies auch von Vs. 149
gelten kann, ist fraglich,
147 nam Christianos adgregare mortuis
mors cassa uirtutis fuit,
quia fronte signum (Christianis) emicat,
quo mors subacta conruit.
Hier rührt Christianis von B m. 3 und v her; wegen des
vorausgehenden Christianos wäre baptizatis etwas gefälliger
Hingegen wird
763 et facile propriis absolutus (uinculis)
solui docebit crimine
kein passenderes Wort zu finden sein.
Von den Herausgebern sind folgende Lücken dieser Art
ausgefüllt:
115 ridebat aliis mitis unda nauibus,
uni(que) saeuibat rati,
wo unique — sed uni steht, vgl. Patr. Stud. V. S. 22. Die
Ergänzung rührt von v her.
157 potuisset ille (se) periclo abrumpere,
wie v richtig schreibt, während B periculo einen schweren
Hiatus schafft.
201 sic hunc (ab) alta naue in undas cernuum
suscepit occurrens scapha,
wie Rosweyd richtig ergänzte.
221 de naue {iactus) perit et undis nauigat,
exul soli (et) hospes sali.
iactus ist nothwendig und richtig, während et den Hiatus
tilgen will, welchen nicht h, wohl aber der Gegensatz erträglich
erscheinen lässt.
225 nam liber undis, intra mare (et) exter maris,
natat in natante belua,
wie Schottus edierte.
485 et ut coheres diuitum caeli (fores),
istic amator pauperum.
So schrieb Zeckmeister entsprechend dem Sprachgebrauche des
Paulinus, der forem für essem öfter verwendet (vgl. p. 288, 2.
26
VII. Abhandlung: v. Har toi.
307, 13. XX, 50, 120 und XXIIII, 334), während v esses
gegen das Metrum einsetzte.
487 beatus es nunc pauper (sed) spei
diues, qua gaudent pauperes.
So v, wenngleich auch at, ja selbst et am Platze wären.
573 et morte (in) ipsa praepotens heros dei
hostes ruinae miscuit,
wie Rosweyd besserte.
Hingegen sind fälschlich Lücken angenommen worden:
37 nauem repente temporis longo putrem
usus uehendi deserit,
indem v tempore (ab) longo edirte in Verkennung des Sprach
gebrauches des Dichters; vgl. Vs. 245 per illud temporis, 344
terreae tuto uiae praeuertit intutum maris, XVI, 150 secreto
fugae, XXXI, 306 carnis occiduo und Patrist. Stud. V. S. 25.
174 duro cubili prosilit,
wo Zechmeister wegen dura in BO ditro (a) cubili verlangte;
vgl. Index unter ablatimis S. 412.
Wie ich im Vs. 84 durch Umstellung die überlieferten
Worte gewann, was das Metrum verlangt, feo lässt sich durch
dieses gelinde Mittel an anderen Stellen helfen, und wir werden
es umso zuversichtlicher anwenden, je sorgfältiger Paulinus im
Ganzen sich die Wahrung der Prosodie angelegen sein lässt.
Einiges der Art haben frühere Herausgeber und Kritiker ge
leistet. So hat die edit. princ. die richtige Ordnung hergestellt
259 licet esset anni tempus autumnus tepens
für annus tempus esset BO.
279 testatur iste cogitatum nec sibi
Zechmeister für nec (ne O) cogitatum sibi BOv.
547 sed ab hoc triumpho caueat exemplo sibi
die edit. Coloniensis in marg. für ab hoc exemplo triumpho
caueat ui 0 (ab hoc exemplo triumpho caueat exemplo ui B,
hoc ab exemplo monitus caueat sibi v, ab hoc exemplo caueat
exemplo illius Zechmeister).
559 quam consequetur protinus captiuitas
infirmitas et caecitas
I
Patristisclie Studien. YI.
27
die edit. princ. für infirmitas captiuitas.
629 si mala nostra salua fiat otio
die edit. princ. für fiat otio (ocia B) salua BO.
635 maxilla telum proelianti quae dedit
die Coloniensis für telum quae proelianti BOv.
697 hune namque uestra uita fusum palmitem
die edit. princ. für namque hune a uestra BO, namque himce
uestra Zecliraeister.
In meiner Ausgabe habe ich dieses Verfahren eingeschlagen:
319 tarnen iste caligis uilibus donatus est
für caligis tarnen iste uilibus Ov oder caligis tarnen uilibus
iste B.
Zweifelhafter ist dasselbe an folgenden Stellen:
393 post haec et ad nos pergere inceptat uiam,
qua sternit aggerem silex
cui munitor Appius nomen dedit,
wo man allerdings der Prosodie durch die Umstellung munitor
Appius cui nomen dedit, aber nicht zum Vortheil des Rhyth
mus gerecht wird, oder munitor das ursprüngliche censor ver
drängt haben kann, so dass Paulinus schrieb: cuique censor
Appius. Ein Verstoss gegen die Quantität ist aber nicht selten
gerade an dieser Stelle; vgl. 13. 47. 59. 267. 364. 433. 489.
503. 618. 627. 736. 804. 843. 845. Das Gleiche gilt von
407 paruo per iter breue aere conductum sedet
oder per breue iter für paruo breue per iter aere BOv, wenn
nicht paruo per itiner aere vorzuziehen ist; indessen positions
lange Silbe erscheint auch 794 im 2. Fuss adstringit colla.
603 sed corde (in) humili celsa uirtutum gerens
oder cor dis humili für sed humili cordis BO, humile cordis v,
humili corde Col.
549 allophyla mulier est mihi lex carnea,
wo Zechmcister mihi allophyla mulier est vennuthete.
827 in carne uiuens uita carnis exulet,
wo Zechmeister umstellte und zugleich uita in uia änderte
(exulet carnis uia), während doch uita von uiuens verlangt
wird. Paulinus hat auch diese Senkung sonst nicht durch-
28
VII. Abhandlung: v. Hartei.
weg rein erhalten, wie 69 medii dorsa gurgitis, 205 magni
uatis edita, 225 intra mare et exter maris, 293 sujfragata
litteras (vgl. XXXI, 618 suffrägiis und Append. I, 74), 331
monachos se uel naufragos, 413 nee lapide artus contudit,
433 calami sed mentis stilo, 445 merito se iactans tuum, 587
postea (et praeda Ducaeus) fiat hostium, 617 mortificans asinurn
suum, 627 dena (a) dextris milia (wo a kaum zu entbehren
ist), 677 euangelico desuper, 889 benedicta prolis sanctae radix
ut bonae (benedicta proles, sancta radix v). Hingegen ist 315
exigua largus (largos BOv) pensat affectus data, nicht mit Bv
largos pensant zu lesen.
883 cornibus et alis arduae fultus crucis,
wo Zechmeister alis et cornibus vorschlug, um die ungewöhnliche
Betonung zu vermeiden. Sie findet sich in diesem Gedichte
noch 329 qualia uagari per mare et terras solent | auara mendi-
cubula, wo allerdings quali (sc. ueste Teucri pannea) zu lesen
sein dürfte (vgl. oben S. 4 zu X, 29).
Ausser den besprochenen Stellen findet sich noch immer
eine Anzahl, welche der Heilung durch diese Mittel widerstreben
oder mit Unrecht in Zweifel gezogen wurden: aber auch die
wirklich schadhaften weisen schwerere Verderbniss nicht auf.
Einige von ihnen verdienen eine nähere Besprechung. Das dem
Verderben geweihte Schiff fand bei ruhiger See seinen Untergang.
99 foris sedebat in freto tranquillitas
in naue tempestas erat.
Wir müssten uns das auffällige Bild tranquillitas sedebat ge
fallen lassen, wenn sich sedebat nicht durch die Handschriften
(foris olebat O, fori solebat B) als eine verunglückte Con-
jectur von v erwiese. Es war mit Aenderung eines Buchstabens
zu schreiben: foris silebat. Paulinus schwebten Stellen wie
Verg. Ecl. VIIII, 57 silet aequor stratum, Aen. I, 164 silent late
tuta aequora, 190 late loca und ähnliche vor.
101 non saxa classem, non procella fregerat;
sed his uetustas fortior
clauante ferro firma ligni robora
aeuo terente soluerat.
Das Object robora kann nicht zugleich auf clauante und sol
uerat bezogen werden, und nur gezwungen ergänzt man zu
Patristisclie Studien. VI.
29
soluerat aus dem vorausgelienden Verse classem. Auch be
greift man schwer die doch in clauante ferro zu suchende
Begründung; ,indem Nägel die Balken verbanden* (clauante
ferro robora), hätte ja das Schiff Zusammenhalten sollen. Für das
singuläre clauante (clauente 0) ist wohl labante zu schreiben.
labare ist der passende Ausdruck für alles Wackelnde. Richtig
hat v terente für torrente 0 (terrente B) verbessert.
105 caelum serenis enitebat nubibus,
astris renidebat mare
Man sollte meinen, dass auch lichtes Gewölke (serenis nubibus)
das Durchscheinen der Sterne verhindere, die sich hier im
Meere spiegeln. Paulinus schrieb wohl:
caelum serenum sine nitebat nubibus
Vergleichbar ist der Fehler 337 uiatoris sine, woraus Zech-
meister richtig uiator esse ne, oder 501 in seminis ac seinen,
woraus v in semine Isac semen gewann.
Martinianus erzählt, dass er in der Tiefe des Kahnes
(olente sentinae lacu), obwohl durchnässt, doch ruhig ge
schlafen habe, bis er an das Ufer gelangte:
253 nudumque et udum, fugere quae somnus solet,
dormisse lecto mollius
Es ist nicht unmöglich, dass sich quae auf die durch nudumque
et udum (sc. se dormisse) bezeichneten Zustände der Nacktheit
und Nässe beziehe; aber bei der häufigen Verwechslung von
quae und quem Hegt es näher quem zu verbessern. Nebenbei
bemerkt, steht lecto für quam in lecto.
Martinianus wird von den Brüdern, die ihn aufgenommen
hatten, mit Schuhen beschenkt, um zu Fuss an sein Ziel zu
gelangen,
319 tarnen iste caligis uilibus donatus est,
ne nautico erraret pede
In Erinnerung an Vs. 387 Martinianum hic ueste nudat nau-
fraga schlug ich naufrago für nautico vor, kaum mit Recht.
pes nauticus steht für nauis und der Sinn ist ne iterum nauem
conscendere cogeretur. Martinianus zog es gleichwohl vor ein
Schiff aufzusuchen, indem er sich schämt für einen Landstreicher
zu gelten, die sich für schiffbrüchig ausgehend die Leute
betrügen.
VII. Abhandlung: v. Hartol.
30
335 similis putari praecauens fallentibus
aliosque se falli negcnis,
non uult uiator esse, ne nomen nouum
adquirat inpostor sibi,
mauultque uitae ferre iactum nauigans
quam frontis aestum inambulans
So edirte ich, indem ich aliosque der Coloniensis in marg. ent
nahm (aliisque Ov, aliique B); BOv haben ferner de se,
welche Worte die Coloniensis ausliess, während sie non uolens
für negans einsetzte. Der Sinn ist: uitare studuit, ne alii per
se uel suum habitum falli uiderentur. In dieser Absicht will
er lieber sein Leben neuerdings in einem Schiffe auf’s Spiel
setzen, iactum uitae facere (d. h. iacturam nach der Phrase
iactum mercium facere), als das Gefühl brennender Scham als
Fusswanderer ertragen. Die Conjectur Zechmeister’s quam
fronte quaestum, an sich nicht unbedenklich, ist überflüssig.
Paulinus spielt in diesen Versen auf die gyrouagi monachi an,
deren u. A. die regula S. Benedicti c. 1 gedenkt: quartum
genus est monachorum, quod nominatur gyrouagum, qui tota
uita sua per diuersorum cellas hospitantur, semper uagi et
numquam stabiles.
363 longinquiorem portuni ab urbe adlabitur,
cui Centum Cellas nomen est,
ab in de nauis promouenda longius
intranet ut portum phari.
abinde nauis stellte ich her statt adinde naui, während v ac inde
naui promouendus edirt hatte, nauis für naui mag zweifel
haft sein, indem ja auch Martinianus als Subject zu intranet
und promouenda naui als Ablativ gelten kann. Aber abinde
ist ebenso nothwendig wie leicht hergestellt und obwohl meines
Wissens sonst nicht zu belegen, doch durch analoge Verbin
dungen wie ab intus (437), a longe, ab inuicem, a foris (für
ab unde vgl. H. Roensch, Semasiol. Beitr. S. 61) geschützt. —-
Die Brüder begrüssen den heimgekehrten Martinianus und
weinen in der Freude des Wiedersehens:
377 lacrimas in ipsis gratulationibus
miscent profuso pectore.
(
.
Patristische Studien. VI.
81
BO haben miscentur fuso, woraus v mißcent refuso machte.
profuso peetore (amore) ,mit überströmender Liebe' ist das,
was zur Situation passt. — Martinianus begibt sich dann auf
der via Appia zu Paulinus.
397 qui ueste trita nauigator uenerat
pedes uiator et terit
BO haben extergit, woraus v ex terit machte. Aber nicht auf
eine Verstärkung des terere kommt es an, sondern ut uestem
nauigando triuerat, ita etiam pedes terit eundo. Paulinus liebt
das Simplex terere; vgl. Vs. 104 aeuo terente, 396 terit terentem
tramitem, 624 terente (terrente 0) continentia, XXI, 250 iugum
libertas terit, XXVII, 74 labra terit.
Nachdem Paulinus die Geschichte des Boten Martinianus
erzählt, wendet er sich zu allgemeinen Betrachtungen und
zum Lobe des Briefsenders Cytherius, der sich durch seine
frommen Thaten einen Sitz im Himmel erworben habe.
495 insigne tantae iam spei certum tibi
magno coruscat pignore,
plantata domino in atriis Hierusales
tui propago germinis.
So lesen BO. Aber offenbar hängen beide Sätze auf das
engste zusammen. Die Hoffnungen des Cytherius sind darauf
begründet, dass sein Sohn sich dem geistlichen Stande ge
widmet hat. Daher wird mit Aenderung eines Buchstaben
propage zu schreiben sein. Die seltene Form findet sich
auch V, 19 stirpis adoptiuae meliore propage colendus, sonst
propago VI, 59. 297, XV, 64 propagine. Wie propage, ge
braucht Paulinus indage und indagem XVIII, 242. XVIIII,
497, 699. Ueber die Länge im 2. Fuss vgl. oben S. 27. — Da
wir in Christus unsere Stütze haben (nostra uirtus et caput
Christus),
ßlö eins potentes mille serpentem dolis
nos adpetentem uineimus.
Die edit. princ. hat durch ihr uirtute cuius mille die hand
schriftliche Lesart verdrängt, an der aber auch Zeclnneister An-
stoss nahm, indem er ui eins potentes, eine unwahrscheinliche
Synaloephe, vorschlug. Paulinus verbindet auch sonst potens
32
VII. Abhandlung: v. Härtel.
mit Genitiv, wie Epist. p. 135, 24 potentem esse meritorum;
anderer Art ist p. 348, 11 homines peccatorum potentes.
Frei von den Bedingungen des alten Testamentes leben
wir nicht mehr in Finsterniss, da uns von dem Joche des
selben Christus befreit:
657 Christus leuauit ipse, ille deus
factus redemptis in caput.
Diese metrisch unmögliche Lesart von BO verbesserte v nicht
mit leuauit deus ille suis■ von dieser falschen Grundlage gieng
aber die Coloniensis aus und gab deus ille et suis, wo et blos
die Quantität zu stützen dient. Wenn man liest, was der Sinn
verlangt,
Christus leuauit ipse, filius dei,
ist man auch nicht zu kühn. Endsilben wie us waren schon
im Archetyp gekürzt geschrieben und erleichterten die Ver
tauschung von fili’ und ille. Letzteres zog ds nach sich.
Der Sohn des Cytherius soll sich wie Samso die Haare
wachsen lassen:
673 fortis pudicis actibus crines agat
ferrumque damni nesciat.
Ducaeus verlangte ferrique damnum. Der Genitiv bezeichnet
dasselbe Verhältniss der Begriffe wie 704 arua frugum, 707
panis domum. Das sclieerende Eisen ist ein Verderben für die
Haare; vgl. 539 non Indus umquam desecans nouacula \ ascen-
dat in damnum comae.
Von demselben Jüngling, der Seuerus zum Lehrer hat,
heisst es, indem er mit Joseph, dem Sohne Jakobs, verglichen
wird:
713 et hie spadoni uenditus dici potest,
quia castitatis seruus est,
et qui in Seueri ius manumque est traditus
spadonis ob regnum dei,
quo nutriente roboratus in fidem
et caritatem masculam
inretientis saeculi pompam inlicem
ut inpudentem feminam
casto superbus respuet fastidio.
Patristisclie Studien. VI.
33
Es werden zwei Gründe dafür angegeben, dass auch jener
einem Spado verkauft sei, quia castitatis seruus est und qui —
est traditus; man möchte daher erwarten, dass sie in gleicher
Form qua — et qua oder, wie Rosweyd wollte, qui — et qui
vorgeführt werden. Das mag unentschieden bleiben, zumal eine
dritte Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass nämlich die
Worte et qui — est traditus den vorausgehenden Satz be
gründen, was durch die Aenderung von et qui in ut qui er
reicht wird. Wenn die Ungleichmässigkeit mit Recht missfällt,
dann mag man ut qui lesen. Er ist Diener der Keuschheit
als Schüler des Seuerus, durch dessen Lehren er in dem Glauben
und der Liebe, die dem Manne ziemt (in fidern et caritatem
masculam), befestigt wie Josef das schamlose Weib mit keuschem
Ekel zurückweist. Das scheint mir eine Erklärung, welche das
überlieferte caritatem verständlich und Zechmeister’s Vermu-
thung castitatem masculam, die ich mit Unrecht in den Text
aufnahm, entbehrlich macht. Auch castitatis 714 und casto 721
spricht nicht für sie. Noch unhaltbarer ist dieselbe Vermuthung
Zechmeister’s 791, wo der vorausgehende Preis der fides und
die ganze Umgebung zeigt, dass nur von der caritas die Rede
sein könne.
Der Sohn wird dein (des Vaters) Alter nähren mit den
von ihm erworbenen Broten
851 pascetque natus in domo regis tuam
partis senectam panibus
Nur die Leichtigkeit der Aenderung kann es erklären, dass
Ducaeus und Cauchius das überlieferte partis verdächtigten
und patris oder farsim verlangten. Das folgende Bild von
den alten Adlern, welche von ihren Jungen im Neste gepflegt
werden, bis sie wieder flügge werden und die jugendliche
Kraft zurückerlangen, unterstützt diese Vermuthungen nicht.
Die Worte dieses Vergleiches sind aber in BO Vs. 863 stark
entstellt.
861 at cum ueterno defaecata fecerit
nouos iuuenta praepetes,
desueta longo remigia pennarum senio
natis magistris inchoant.
Sitznngsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 7. AMi.
3
34
VII. Abhandlung: v. Hartei.
Dieselben lassen sich, welche Umstellung man versuchen mag,
in keinen Trimeter zwängen. Wenn man die entbehrlichen Zu
sätze sucht, welche den Vers sprengten, so werden es longo
oder longo senio sein, wie Zechmeister richtig erkannte, der
aber in seiner Fassung
remigia desuefacta pennarum senes
senes aufnahm, das noch um Vieles entbehrlicher und nach
Vs. 860 pulli senes geradezu lästig ist. Lassen wir longo weg,
so verstossen die sich bietenden Versformen
desueta remigia pennarum senio
desueta pennarum remigia senio
gegen die Prosodie, die erstere auch gegen die Betonung. So
bleibt denn nur ein kühner Eingriff übrig durch Ersetzung
des unbequemen senio:
desueta pennarum remigia denuo
natis magistris inchoant.
Ueber die Länge im 4. Fuss vgl. oben S. 28. Der Codex 0
ist sonst von Zusätzen einzelner Wörtchen, wie 309 suum,
336 de, 500 et, ziemlich frei.
Da die Adler sich in die Lüfte heben, bekränzen sie
den Himmel (serto coronant circulo) und verkünden das Ge
heimnis des himmlischen Reiches, indem sie durch ihre Flügel
stellung an das Kreuzzeichen erinnern:
873 utraque regni caelestis mysteria
mutae loquuntur alites;
sacrum potentis explicant instar crucis
suspensa pennis corpora.
Was in dem unmetrischen utraque steckt, ergibt sich ohne
viel Suchen: ultroque; denn abgesehen von dem formellen
Anstosse handelt es sich nicht um mehrere mysteria, sondern
um das eine mysterium crucis, das der fromme Glaube wie in
dem Fluge der Vögel, so in der Gestalt der Segel des Schiffes,
des Ruders und anderer Dinge angedeutet fand. An caelestis
wäre nach den früheren Bemerkungen (S. 28) kein Anstoss
zu nehmen, aber der Vers gewinnt, wenn wir mit Cauchius
regni caelitis mysteria lesen, und caeles ist ein bei Paulinus
beliebtes Wort, wie der Index S. 418 lehrt.
Patristische Studien. YI.
35
XXXI.
In dem XXXI. Gedichte kommt ausser OB, deren Ver
hältnis sich nicht ändert, noch der Codex T = Urbinas 533
s. XV hinzu, den wir in den Natalicien und zwar nicht von
einer guten Seite werden kennen lernen. Wie er dort durch
bestechende Lesarten sich auszeichnet, die sich aber zum guten
Theile an der reichlich vorhandenen älteren und zuverlässigeren
Ueberlieferung als kühne und leichtfertige Conjecturen er
weisen, so steht er hier neben O und vermag nur bei flüchtiger
Betrachtung dessen Werth zu verdunkeln. Aber in diesem Ge
dichte könnte doch sein urkundlicher Werth ein anderer und
besserer sein; denn da dasselbe nebst den Gedichten des Appen
dix nr. 3 und 4 in ihm die letzte Stelle hinter den Natalicien
einnimmt, so kann ja dieser Anhang anderswoher, aus einer
reineren Handschrift als jene war, der die Natalicien ange
hörten, entnommen sein. Und in der That spricht manches
dafür, dass er uns hier einen volleren und hie und da un
verderbteren Text als 0 und B bietet. Aber andererseits
führen auch wieder deutliche Spuren auf die Hand desselben
kühnen Neuerers, der die Worte seinem Geschmacke und Ver
ständnisse anpasste, so dass man das Gefühl der Unsicherheit
ihm gegenüber nicht los wird. Ich gestehe aber, dass je öfter
ich seine Zeugnisse durchnahm, mein Vertrauen zu ihm sich
verringerte, und heute möchte ich nicht mehr jene wenigen
Lesarten sämmtlich aufrecht halten, die ich aus ihm aufge
nommen habe. Und doch liegt die Sache so, dass seine Autorität
nicht gänzlich ignorirt werden darf. So, um mit dem Wich
tigsten zu beginnen, in der Ausfüllung grösserer Lücken, an
denen 0 und B leiden.
Paulinus umschreibt die Worte Joh. 20, 27 und lässt den
vom Tode auferstandenen Heiland den ungläubigen Jüngern
gegenüber unter Anderem sagen:
173 credentum tarnen ista salus, qui corde fideli
suscipient quae uos lumine conspicitis.
[ecce in me cunctorum hominum discrimine nullo]
mors superata abiit, stat rediuiua salus.
Der in eckige Klammern gestellte Vers fehlt in O; B von 3.,
also jüngster Hand und auch v haben dafür: nam postquam
36
Vll. Abhandlung: v. Hartei.
uicta gessi (gessi uitä B) de inorte triumphum. Man wird
nicht längnen können, dass die Lücke durch T weit besser
als durch B ergänzt ist. Nackdrucksvoll steht ecce an der
Spitze dieser neuen, durch mehrere Distichen sich erstreckenden
Gedankenreihe, in me ist aus der Situation heraus gesprochen,
und ebenso treffend die starke Hervorhebung der gesammten
Menschheit, welcher der Sieg gilt. Die Fassung in B entspricht
zwar dem Zusammenhänge leidlich, ist aber doch recht leer
und nichtssagend. Ich möchte auch nicht zweifeln, dass B
m. 3 diese und die anderen Ergänzungen aus der edit. prine.
des Jahres 1515 entnommen hat. Wenigstens bemerkt Cha-
telain a. a. O. S. 43, dass die Correcturen und Zusätze in
B, welche nicht von der Hand des Copisten (m. 1) herrühren,
spätester Zeit angehören, d’une main de beaucoup posterieure
(seizieme siede?). Nur die Correcturen m. 2, welche Zeek-
meister in seiner Collation notirte, sind älter. Dem Heraus
geber der princeps, Jodocus Badius, stand aber keine Quelle
zu Gebote, die wir nicht besässen, und dieses Gedicht nahm
er aus 0. Betrachten wir einen zweiten Fall dieser Art. Er
findet sich in den Versen, welche die gläubigen Christen auf
fordern, sich im Vertrauen auf Gott nicht übermässiger Trauer
über irdische Verluste hinzugehen:
385 illis infelix luctus decet et dolor amens,
nulla quibus superest spes, quia nulla ßdes,
[et quibus omne bonum est, hoc tantum uiuere saeclo,]
desperare deo, fidere corporeis.
Statt des in 0 fehlenden Verses 387 haben B von dritter Hand
und v: heu (hei v) mihi quam stultum est oculis se credere
uanis. Auch hier wird die Wahl nicht schwer sein. Nur
wäre es mehr in der Art des Paulinus, wenn huic uiuere
saeclo stünde, sowie eine engere Verbindung durch ut quibus,
indem ja dieses Distichon den vorausgehenden Gedanken be
gründet, gefälliger wäre; doch wird et in der Patrist. Stud.
V. S. 22 besprochenen Bedentung für sed stehen, also eher
eine Feinheit des Schriftstellers als einen Mangel verrathen.
Endlich ist desperare deo nur um des Gegensatzes willen fidere
corporeis nicht in die logisch entsprechende Form der Unter
ordnung gebracht (dum desperant deo). Das Adjectivum cor-
Patristische Studien. VI.
37
poreus im Sinne von ,vergänglich' ist ein Lieblingsausdruck
des Paulinus (vgl. Index. S. 422). In Wirklichkeit ist also auch
in diesem Verse nichts zu entdecken, was eine fremde Hand
verriethe.
Wenn aber die besprochenen Verse noch einen Zweifel
zurückliessen, so scheint ein solcher bei den Versen 42 und
43 völlig ausgeschlossen. Die verlassenen Eltern begleiten die
Leiche ihres Kindes, welche leer oder inhaltslos heisst, weil
dessen Seele bereits im Himmel weilt.
41 deserti uacuum funus duxere parentes;
[Celsus in excelso laetus agit nemore.
parcite, quaeso, pii, multis peccare, parentes,]
fletibus, in culpam ne pietas ueniat.
Auch dem aufmerksamen Leser vermochten hier nicht Form
noch Inhalt eine Lücke zu verrathen: die Worte gestatteten
auch ohne die zwei Verse eine leidliche Erklärung, indem ja
Paulinus als eine ihm löblich scheinende Thatsache berichten
konnte, dass nämlich 'die Eltern ohne Thränen der Leiche
ihres Kindes folgten (uacuum funus fletibus). Demnach haben
auch Bv keinen Versuch einer Ergänzung gemacht. Hingegen
erklärt die Wiederholung des Wortes parentes Vs. 41 und 43
den Ausfall der beiden Verse sehr einfach, wie auch die Wieder
holung des Wortes homo Vs. 95 und 96 Veranlassung für den
Ausfall zweier Verse in T gewesen ist. Auch tragen die er
gänzten Verse nach Form und Inhalt den Stempel der Echtheit
an sich, fletibus hat nun eine bessere Beziehung auf parcite
multis und das so frei gewordene uacuum erhält eine treffende
Erklärung im nächsten Satze, der ebenso mit dem Namen Cel
sus spielt, wie Vs. 2 Celsus erat, sed nunc celsus agit merito.
Hingegen bietet T den Vs. 5 in einer Form, welche einen
kecken Interpolator verräth. Paulinus tröstet Pneumatius damit,
dass sein Sohn Celsus als Kind noch sündenfrei gestorben sei.
3 quem dominus tanto cumulauit munere Christus,
ut rudis ille annis et nouus iret aquis
atque bis infantem spatio aeui et fönte lauacri
congeminata deo gratia proueheret.
Dafür liest man in T:
et quem uix fantem sacri eluit unda lauacri,
38
VII. Abhandlung: v. Hartei.
was im Widerspruch mit Vs. 25fg. steht, wo wir erfahren,
dass Celsus zur Zeit seines Todes bereits im achten Jahre stand
und als Schüler die besten Hoffnungen erweckt hatte. Auch
wird damit der Paulinus eigenthümliche Gebrauch bis conge-
minata (vgl. Patr. Stud. V. S. 5) entfernt, so wie der ganze
Gedanke etwas verdunkelt erscheint. Es ist eine Variation,
welche hier den echten Vers verdrängt hat, wie sie sich sonst
neben dem echten erhielt z. B. XXI, 433, wo auf den Vers
parque salutiferis texit uictoria palrnis
in T (und E) die Variante folgt:
et paribus compsit uictoria celsa coronis.
Denselben Verdacht willkürlicher Aenderung tragen auch
eine ganze Reihe von Lesarten an sich, mit welchen sich T
gegen OB stellt, während andere als wirkliche Verbesserungen
gelten können, welche freilich leicht durch blosse Vermuthung
zu gewinnen waren. Einige wichtigere Fälle der Art verdienen
eine nähere Besprechung. Der Tod raffte schnell den jungen
Celsus dahin
31 nec mora longa fuit, placitam deus aethere Christus
arcessens merito sumpsit honore animarn
et rapuit terris subitum, quia dignior esset
adsociata piis uiuere conciliis.
Die Varianten in T sind placidum — terris, superum (sc. con
ciliis). Die Erstere kann ein Schreibfehler sein, wie 380 ut
placitas habitet clarificetque animas B irrig placidas hat, des
gleichen XIII, 34. XIIII, 123. XVIII, 450, wo placitus und placi-
dus vertauscht sind; die Letztere nicht, und man kann sich er
klären, wie sie entstand, indem subitum als Adverbium und piis
conciliis ohne Zusatz missfielen. Aber Paulinus verwendet öfter
so das Neutrum, vgl. 595 potuit sua gratia longum (lunga T)
uiuere, Epist. p. 94, 21 longum (in longum LM) patet, p. 254, 1 ea
felicitate mortalium non longum (non dici d. i. diu M) potita est,
VIHI, 29 non longum speres isto gaudere triumpho, X, 254 fulget
inadtrito longum (longe n) uenerabilis auro, XXI, 658 quod tarn
longum pateretur ab urbe negari, IIII, 11 multum grata lingua,
Epist. p. 38, 9 te diligens et multum desiderans, p. 53,18 modicum
dormimus, modicum uero dormitamus, modicum autem manibus
Patristische Studien. VI.
39
conplectimur pectus, Epist. p. 400, 29 gaudiis perenne lugendis,
XI, 68 perenne uiuax, XXI, 214 animae perenne patronus, Epist.
p. 104, 7 cum coniuge aeternum placens domino, p. 355, 11 ani-
mam gehenna torquebit aeternum, XVIIII, 421 crebrum coruscant.
Die concilia pia sind aber ohne weiteren Zusatz superum concilia;
vgl. XVIII, 22 luce et pace potiri | Felicem placida darum in
regione piorum. Diese Erwägungen lassen subitum als die ur-
sprüngliclie Lesart erscheinen. Uebrigens bot sieb superum
leicht aus verwandten Stellen dar, wie 549 certa fides illa
superum regione potiri, XVIII, 106 superi Felicis mente fru-
untur. Richtig hingegen wird T Vs. 33 quin lesen statt qua
OB, weil es sich hier um einen Grund aus dem Sinne des
Subjects handelt. Zwischen qua und quia aber herrscht allent
halben Schwanken.
55 cuius amore meos suscepit filius artus,
uirgine susceptus, uirgine natus homo,
cuncta gerens hominem, cunctos et corpore in uno
cunctorum dominus suscipiens famulus.
Ich möchte nicht mehr hominum vertheidigen, was ich aus T
aufnahm. Obwohl cuncta gerens hominem ,den Menschen in
jeder Beziehung* und cuncta gerens hominum ,alles der mensch
lichen Natur eigenthümliche annehmend* auf dasselbe hinaus
kommt, so ist doch cuncta gerens hominem die seltenere, für
Paulinus charakteristische Construction, welche darum zu be
wahren war, vgl., um nicht Vs. 138 filius ille dei cuncta ma-
nente deo heranzuziehen, welche Worte so nur T überliefert,
so doch XVIIII, 643 deus omnia Christus, XXVI, 152 ponere
solum omnia summa deum, XXV, 187 commune caput stet in
omnibus omnia Christus. Ebenso zweifelhaft ist die Lesart
von T nro für in uno, welches schon der Gegensatz cunctos
fordert. Hingegen bewahrt T richtig famulus, das in BO zu
famulos wie cunctos zu cunctas geworden ist. Denn cunctos
famulos cunctorum dominus suscipiens wäre eine geschmack
lose Tautologie, trefflich aber ist in dieser pointirten Rede fa
mulus, d. h. cunctos filius dei, cum cunctorum dominus sit, ut
famulus suscepit; denn es folgen unmittelbar die Worte:
factus enim serui forma est, qui summus (= cunctorum do
minus) agebat, — poenae et mortis quondam homo seruus erat.
40
VII. Abhandlung: v. Hartei.
Wie Ys. 34, so erregten andere Verse den Verdacht will
kürlicher Aenderung, wie
89 utitur officiis hominum et inter operti
signa dei medicis exerit officiis,
wo Vers und Construction gestört sind, um von der lästigen
Wiederholung des Wortes officiis abzusehen, während OB lesen:
hominis sed et intus — exerit imperiis. Bei imperia medica
ist an Fälle gedacht, wo Christus den Lahmen gehen, den
Todten aufstehen heisst.
153 cernere quod Thomas coram et palpare iubetur,
constanter stabili pectore disco f idem
für credere—disco fide, wodurch die Construction hart und un
beholfen, wenn nicht gänzlich aufgehoben wird.
187 si nec tanta potest aegris medicina■ mederi,
quae uitam subita morte redire docet,
wo auch B ändern zu müssen glaubte uitas obita in uitas subita
und Zechmeister uitam uicta vorschlug, subita morte = tole-
rata morte ist hier nicht am Platze, wohl aber obita d. i. mor-
tua morte, wie Paulinus obitus = mortuus XVHH, 160 und
XXVII, 568 gebraucht. Oft wird das Heilwerk Christi als
Besiegung des Todes (mortem mori oder perimi) gefeiert. Der
selbe Fehler oder wenigstens ein Uebergang zu demselben be
gegnet 563 qui ■ in Christo mortes obiere (sic v, mortes obire 0,
morte subire BT) resurgent.
Alles in der Welt und im menschlichen Leben spiegelt
die Auferstehung wieder.
morior nocte, resurgo die.
235 dormio corporeae sopitus imagine noctis,
excitor a somno sicut ab interitu.
Die corporea nox ist nicht Schein, sondern Wirklichkeit, aber
der Schlaf ist ein Bild des Todes. OB haben richtig mortis.
257 nec piget, incertis certum sit adire laborem
fructibus et nudo credere nulla solo.
Dadurch wird der Satz zerrissen und, wenn man nicht eine
ungewöhnliche Construction zulassen will (piget sit adire =
piget adire), eine unpassende Ermahnung in die Worte hinein
getragen. Dagegen bieten BO mit certum sudare laborem
Patristisclie Studien. VI.
41
einen treffenden Sinn: wir vertrauen der Erde, die oft unsere
Hoffnungen täuscht und es verdriesst uns nicht im Schweisse
bestimmte Arbeit zu verrichten für eine unbestimmte Aussicht;
vgl. XXVIH, 268 annis sudata (sub data AD) duobus tertius
explicauit, d. i. quae per duos annos sudore fecimus, tertius
perfec.it. Offenbar war der seltene Accusativ Veranlassung
zur Aenderung.
259 quod si terra potest eommissum reddere seinen,
quod tarnen aeterni lege facit domini,
difficile omnipotentis opus fore creditur, ut nos
ex nihilo factos ex aliquo reparet?
Wäre uns zu dieser Lesung in T eommissum keine Variante
überliefert, dürften wir an ihr nicht rühren, wenn auch Vs. 255
uix commissa sibi reddens sata vorausgeht. Nun steht aber
in OB corruptum, ein ganz vortreffliches Attribut, sei es, dass
der Samen damit als vernichtet (dissolutum et ad nihilum re-
dactum) oder in seinem Wesen verändert bezeichnet wird.
Das* Wunderbare der Erscheinung tritt dadurch umso schärfer
hervor.
Die Wunder bei der Auferstehung Christi werden ge
schildert:
335 fissa resurgentes superarunt saxa sepulti,
et nouus in sancta floruit urbe chorus.
Ohne Zaudern werden wir superarunt gegen die Lesart in
OB ruperunt aufgeben; 'dass sie mit Absicht eingesetzt wurde,
dafür spricht die andere chorus, welche ein verständliches Wort
für das dunkle tliolus, das in BO steht, bieten wollte, chorus
sollte wohl auf die zum Leben erweckten Todten gehen, oder
ich weiss nicht, was sonst damit bezeichnet werden wollte.
Was aber ist tholus? Von der Kuppel der Kirche steht es,
wie sonst, Ep. p. 95, 1 fastigatus solido aere tholus ornat et in-
umbrat und XXVIII, 182 insita cella stellato speciosa tholo.
Demnach kann es hier für ecclesia im übertragenen Sinne
gesagt sein. Das Folgende wenigstens führt den Gedanken
von der Gründung der neuen Kirche aus, besonders 351:
finis enim legis Christus, quia lege fideli | praedictus legi lese
ueniendo fuit etc.
42
VII. Abhandlung: v. Hartei.
473 et patriarcharum sinibus deponat ouantes,
unde gehenna procul se dirimente chao.
OB haben procul saeuit hiante chao. Abgesehen davon, dass
diese Lesart ein passendes Prädicat (saeuit) zu gehenna bietet,
verrathen sich deutlich die Worte se dirimente als eine zu
hiante gesetzte Erklärung.
495 inde in eum ardentem nec pauper pauperis imo
stillauit digito gutta refrigerii.
Für pauper war wohl paupera beabsichtigt und wir könnten
diese von Paulinus gerne gebrauchte Figur paupera pauperis
für echt halten, wenn nicht die verderbten Lesarten in 0 paruae
und B parue Verdacht erweckten, dass uns in T ein Emen-
dationsversuch vorliege. Paulinus schrieb parua e pauperis.
591 Celse, beatorum caste o puer inclite terris,
Gelse, dolor patribus, gloria, Celse, patrum.
Diese Ansprache ist auffällig durch die Form caste o sowie
den Inhalt, ob Celsus nun heisst ,berühmt im Lande' oder
,berühmt durch das Land der Seligen'. Treffend wird hin
gegen nach OB castae puer incola terrae Celsus ein Be
wohner des keuschen Landes der Seligen genannt und damit
indirect seine castitas gepriesen.
599 talium enim infantum caeli regnum esse probat ur,
qualis eras aeuo mente fideque puer.
Hier nahm ich vorschnell eine Interpolation aus T in den Text,
die sich als solche aus der noch in BO erhaltenen fehlerhaften
Ueberlieferung erkennen liess: talium enim caeli regnum esse
dei profatur. Denn infantum sollte die durch Auslassung des
Wortes dei, welches das Metrum störte, entstandene Lücke
füllen, füllt sie aber nicht geschickt, wie das folgende aeuo
und die Hervorhebung der infantiain den benachbarten Versen
zeigen, v hatte bereits richtig hergestellt:
talium enim caeli regnum deus esse profatur.
Vgl. Matth. 19, 11 töv fap toioutwv ecr'iv rj ßaciXsfa tü>v oüpavöv.
619 quot tibi, Celse, annis, totidem illi uita diebus
hausta; sed ille minor, qua prior, ac senior,
nam minor est, in quo uixit minus; attamen idem
quo prior abscessit, nunc ibi te senior.
Patristisclie Studien. VI.
43
Es ist von dem Söhnchen des Paulinus die Rede, das, wie
Celsus im achten Jahre, am achten Tage nach seiner Geburt
gestorben war. Demnach ist Vs. 620 ac falsch, ob wir nun
ille minor — ac senior oder 'prior ac senior verbinden; denn
er ist ja nicht jünger, weil er früher lebte (qua prior) noch
weil er früher lebte und älter war. Aber auch Vs. 622 quo
erregt Zweifel, weil im Hauptsatz eo fehlt und es gar nicht
auf die genaue Angabe der Zeitdifferenz ankommt. BO haben
richtig prior, est senior und qua prior abscessit.
Es sind hiemit nicht alle Stellen erschöpft, an welchen
sich berechtigter Verdacht gegen die Lesarten in T erhebt;
ich verweise noch auf Vs. 275 qida] uel T, 281 in uno] in
unum (wonach man gremium erwartete), 327 peremptus] peribit,
334 inferno] inferni, 348 per quam] pro qua, 376 uideo] doceo,
397 qua] quo, 427 tuque] teque, 428 uiua tuae] uiuacis, 430
omnigenas] omnigenos, 435 domine] nostre, 439 iugefluus] iuge
ßuis, 444 saturatur] satiatur, 446 qui] qua, 453 hirto] isto,
464 uel —• me] me —■ uel, 499 sanctam uiuere iustitiam] sancta
u. iustitia, 514 abstrudis] abstrusum est, 601 noster] nostri,
610 quo] qui, 614 uestra] nostra, 624 patrio] patris, wenngleich
die eine oder andere auf blossen Schreibfehlern beruhen kann.
Das Gewicht der besprochenen Stellen, welche die Hand
eines energischen und meist geschickten Emendators verrathen,
der über schwierige oder sprachlich irgendwie auffällige Stellen
nicht leicht hinweglas, muss es uns schwer machen, der Führung
von T an anderen zu vertrauen. Nun sind diese allerdings
der Mehrzahl nach von solcher Beschaffenheit, dass die Ent
scheidung nicht von dem Masse urkundlicher Autorität ab
hängt, welche wir T noch zuerkennen wollen, indem das von
T Gebotene durch scharfsinnige Vermuthung zu finden war,
wie wenn er z. B. durch Umstellung von Wörtern das Metrum
rettet oder Lesarten bietet wie die folgenden: 75 luce für
lege, 91 uero für uere, uinctum für uictum (vgl. 109 hingegen
uicta T), 159 und 367 docens für docet (159 fühlte sich auch
B zu bessern veranlasst docet dum), 183 meo für meum, 191
mihi für me, 194 adest für abest, 226 qui für quia, 229 namque
et für namque, 275 ausit für haurit, 293 unde für wie, 223
quod fert sacra für qubd est s., 341 discisso für discusso, 342
religionem für religione, 350 per der et für per der e, 365 aufert
44
VII. Abhandlung: v. Hartei.
für adfert, 399 e celis (wie auch B) für caelis, 404 nouis für
nobis, 41L culpis für cultis, 418 si für sic, 421 flumina für
lumina, 437 mactabit für mactabis, 4G9 aggere für agmine,
483 uani (was ich jetzt vorziehen möchte) für uanis, 486 uera
für uero, 506 pannis diues für diues pannis, 509 at für et,
536 coniuge für coniungere, 542 expensis für expensius, 543
christi für christo, 555 quicumque für quaecumque, 569 quoque
für que, 576 gerent für regent, 589 inmistus für inmixtis, 626
die et für decet. Stärker weichen aber einige Lesarten ab, die
man nicht mit gleicher Zuversicht für blosse Vermuthungen
halten kann und welche volle Gewähr der Echtheit zu bieten
scheinen.
51 iustius est istas hominum lugere tenebras,
quas facimus nostrae degeneres animae,
inmemores primi caelestis imaginis ortus,
quam reuocat miserans ad sua regna pater.
Hier hat T die richtigen Lesarten nostre für nobis und primi
für primos der Handschriften BO; denn nobis ist in dem Zu
sammenhänge so gleichgiltig wie nostrae wichtig und neben
degeneres fast unentbehrlich ist. primi aber verlangt die Gram
matik; denn so häufig der freie Accusativ mit Participien, so
selten wird er mit Verben und Adjectiven verbunden, wie XVIIII,
421 tremunt liquidos crines, XXV, 53 ornetur castis animam
uirtutibus, Ep. p. 281, 13 sub altaria artus conditur — XV,
174, 282 plenus (anxius) pectora, XXIIII, 940 ad, supernam
restituti imaginem, erile conformes decus. Die letzte am ehesten
vergleichbare Stelle ist nicht ganz sicher, da ad aus dem vor
hergehenden Verse, fortwirken kann. Fälle aber wie omnia par
sind anderer Art.
137 pro quibus ecce animam posuit simul atque resumpsit
ßlius ille äei cuncta manente deo
Wie mir scheinen möchte, ist in BO eine Lücke oder un
leserliche Stelle ihrer Vorlage nicht glücklich ausgefüllt oder
entziffert durch filius ille dei quo sata cuncta deo, während
die Worte in T cuncta manente deo wirklich von Paulinus
herrühren; denn der Inhalt des Satzes quo sata cuncta deo ist
in dem Zusammenhänge müssig, während die göttliche Natur
des menschlich sterbenden Erlösers auch im folgenden Verse
Patristische Studien. VI.
45
(139 de nostra uictor deus egit morte triumphum) betont wird.
Selbst die ungewöhnliche Verwendung des Ablativus absolutus
(== dum cuncta deus manet) und des freien Accusativs cuncta,
welchen wir Vs. 57 cuncta gerens hominem in T geändert fanden,
spricht für die Echtheit, während sata cuncta eine Reminiscenz
an XVII, 126 cuius et uerbo sata cuncta rerum, XXVII, 87
per quem sata cuncta und Vs. 528 unseres Gedichtes cum sata
uel data sint omnia fonte deo sein kann, womit die unleserliche
Vershälfte ausgefüllt wurde.
Entstehen und Vergehen in der Natur' stellt das Mysterium
der Auferstehung dar.
237 quid sata, quid frondes nemorum, quid temporal nempe
legibus bis obeunt omnia uel redeunt.
uere resurgenti cunctis noua rebus imago
post hiemis mortem uiuificata redit.
B und 0 lesen resurgentum, das neben cunctis rebus über
flüssig, ja störend ist; vortrefflich hingegen hebt uere resur
genti neben post hiemis mortem auch den Wandel der Zeiten
(vgl. quid temporal), der den Wandel der Dinge begleitet,
hervor. Durch Conjectur resurgenti aus resurgentum zu ge
winnen, lag doch nicht so auf der Hand. Solche Wahrnehmungen
sprechen auch Vs. 244 für T:
244 sed quaerunt quonam reparetur mortuus omnis
corpore quoue modo fiat homo ex cinere,
wo BO quali lesen. Der aufdringliche Zweifler kann nicht
feiner charakterisirt werden als durch quonam.
415 si cinerem ut panem ille deo dilectus edebat
et sua miscebat pocula cum lacrimis,
quid facere, heu! misero mihi conpetitf unde piabor?
BO lesen sic cinerem rex ille. Hinter cinerem konnte leicht
ut panem ausfallen und ebenso leicht, wenn auch nicht ge
fällig durch rex ergänzt werden, um das Metrum zu stützen.
Aber wer hätte rex durch ut panem verdrängen wollen? Zu
dem bürgt die genaue Uebereinstimmung mit der Schriftstelle
Ps. 101, 10 oxc CTCoobv wcsi apxov eipayov y.ai xo •Kcg.a p.ou p.sxä
v.XauO|j.ou sy.tpvtov für die Echtheit.
46
VII. Abhandlung: v. Harte 1.
583 aut illum gremio exceptum fouet almus Abraham
et blandus digiti rore Eleazar alit.
BO schreiben fouet abramio, wobei das Subject fehlt, während
abramio den Hexameter füllt. Die Lesart almus Abraham ist
tadellos. Wie hier, so wird auch Vs. 183, 253 und 336 in T
der Text lückenlos, wie er aus Paulinus’ Hand hervorging,
erhalten sein.
Mit den besprochenen Stellen dieses Gedichtes ist die
Zahl jener, wo die Lesart zweifelhaft sein kann, erschöpft.
Der Text ist sonst fehlerlos erhalten. Einige schadhafte Worte
sind richtig von früheren Kritikern hergestellt, wie 66 despo-
liauit für se spoliauit, 248 tobe für labe von Barth, 344 fore
für forte, 563 mortes obrere für mortes obire von v, und nur
geringfügige Versehen bleiben zurück, die ich hinwegzuschaffen
suchte, wie 124 et uirtute der (iam) ambulat aequor homo, da
Hiatus höchst selten ist (v hat permeat geschrieben), 287 sci-
licet für sed licet, indem nicht licet, wohl aber sed missfällt,
weil der Satz das Vorausgehende zu erklären hat, 363 inde
sub antiquo tegitur uelamine Moyses (die Handschriften haben
legitur), 440 iugifluus. semper biberis turbamque sitimque \ po-
tantum exhaustus (exhausta BT, exhausto 0v) largior ex-
superas (d. i. qui exhaustus largior fluis), 495 parua e (paruae
0), 528 nobis sata für sata uel data (uel data nimmt sich wie
eine Erklärung zu sata aus).
XXXHI.
Dieses zu den zerstreuten Dichtungen des Paulinus ge
hörige Gedicht, welches der Codex N unter anderen Gedichten
desselben überliefert, hat eine so umsichtige und eingehende
Behandlung in den Wiener Studien XII, S. 280 fg. durch G.
Brandes erfahren, der es auch mit entscheidenden Gründen
Paulinus zuwies, dass ich nur einige geringfügige Nachträge zu
geben in der Lage bin.
Baebianus fühlt sich bei der Taufe wunderbar ergriffen:
24 et diuale sacrum libans et chrismate fragrans
attonitum mira se maiestate fatetur;
sed quis odor, quaerit, quem sentiat in sua labi
pectora praedulci medicantem nectare fibras ?
Patristische Studien. VI.
47
sedula tune coniunx fomen de nomine Christi
unguentum spirare docet, spondetque sacerdos
et monet, ut longi spatium sibi postulet aeui.
Die zwischen 25 und 26 abreissende Rede werden wir ver
binden und quaerit besser ertragen, wenn wir fatetur et, quis
odor, quaerit schreiben. Die Unterdrückung der Copula ge
stattet sich auch sonst Paulinus. Mit leichter Aenderung ver-
muthete dann Brandes fomen (N hat somen), das zwar nicht
zu belegen ist, aber durch analoge Singularitäten wie nodamen
XVIII, 593, saturamen XX, 197 unterstützt werden kann. Aber
wenn fomen soviel als fomentum geistliches Stärkungsmittel' be
deutet, passt das zu spirare f Wenn man sich an die in diesem
Gedichte eingestreuten griechischen Phrasen erinnert, 89 rrh-y.
v.aXS>c, 90 OsTov ykuxb 0sÜov äpacöa:, wird es nicht kühner sein zu
vermuthen 'C io ij v de nomine Christi unguentum spirare, d. h.
uitam spirare, was dann den Zuspruch des Priesters, ut longi
spatium sibi postulet aeui verständlicher macht.
Baebianus sieht sich in seiner Vision im Himmel und hat
doch das Bewusstsein noch der Erde anzugehören.
74 mens pia, dum fletur terris, gaudebat in astris
hoc tantum maerens quod adhuc remealre mane)ret;
demissa excursu redit, ut conspecta referret.
So edirt Brandes. N hat remearet und ex cursu demissa (ex
cursu medio die Vulgata). Aber remeare ist als Object oder
Subject zu maueret auffällig und bei Paulinus, so viel ich weiss,
ohne Beispiel. Was Baebianus traurig stimmte, war die Furcht
von der Rückkehr, also remea(re time)ret. Die Vision, aus
der Baebianus Seele zum Bewusstsein zurückkehrt, wird kaum
richtig excursus genannt. Dieses Heraustreten aus sich selbst
heisst sonst excessus (Ikgtasic), wie XVI 164 mentis in excessu
diuino facta paratu inportabat ea, Append. I 94 Uber in ex
cessu mentis adibo deum. Rönscli (Semas. Beitr. I, S. 29) citirt
Genesis 15, 12 solis occasu excessus cecidit super eum und
Ambros, de Abrah. II 9. Es wird also zu schreiben sein: de
missa excessu.
48
VII» Abhandlung: v. Hartei.
Die carmina natalicia.
Die zu Ehren des heil. Felix für dessen Todestag ver
fassten Gedichte des Paulinus stammen aus einer alten Samm
lung, welche die Kirche von Kola angelegt haben mag, und
sind uns in einer Reihe guter alter Handschriften, wenn auch
nicht vollständig, erhalten. Das Exemplar, welches Dungalus
davon besass und aus welchem er grössere Stücke in sein
Ludwig dem Frommen und Lothar gewidmetes und in einem
gleichaltrigen Ambrosianus B 102, s. VIIII erhaltenes Werk
Dungali responsa adversus peruersas Claudii Taurinensis sen-
tentias aufgenommen hat, war noch vollständiger. Wir verdanken
ihm die in meiner Ausgabe unter Nr. XXVIIII vereinigten
Stücke. Die Handschriften selbst treten in zwei Gruppen
auseinander, 1) eine mit reinem Text; zu dieser gehören:
A = Ambrosianus C. 74, saec. VIIH,
D = Monacensis. lat. 6412, saec. X,
Q = Parisinus 13026, saec. VIIII,
von welchen AD sämmtliche uns erhaltenen Gedichte ver
einigen, 2) eine stark und mannigfach interpolirte, welche in
zwei Klassen zerfällt:
a) B = Bruxellensis 10615—10729, saec. XII,
E = Bononiensis 2671, saec. XHII,
T = Urbinas 533, saec. XV,
b) G = Petropolitanus Q XIIII 1, saec. VIII,
R = Palatinus 235, saec. VIIII.
Die zweite Gruppe enthält nur einen Theil. Von ihren Vertretern
haben wir bereits G und R, sowie B in dem XVII., B und T
in dem XXXI. Gedichte sattsam kennen gelernt. Wenn gleich
die beiden Gedichte in diesen vier Codices an letzter Stelle
stehen, und demnach aus einer anderen Quelle wie alle übrigen
Gedichte genommen sein können, ihre Beschaffenheit erweist
sich als die gleiche. G und R behandeln den Text wie Prosa,
stellen, um das Verständniss zu erleichtern, die Worte um, fügen
Erklärungen und andere Lesarten bei, und sind voll Vulgarismen
und Fehler, die durch Vulgarismen ihrer gemeinsamen Vor
lage veranlasst sind. Wie aber von dem hohen Alter dieser
nicht anders zu erwarten ist, finden wir doch in ihnen manches
Patristisclio Studien. VI.
49
gute Korn, das gleichwohl in jedem einzelnen Falle sorgfältige
Prüfung erheischt. Die erste Regel unseres Verhaltens ihnen
gegenüber bleibt Misstrauen.
Einen noch geringeren Werth besitzt die Handschrift B,
und interessirt uns nicht einmal durch ihre Interpolationen und
Besserungsversuche. Zudem stammt B aus einer lückenreichen
Vorlage. Für die Geschichte des Textes ist aber B insofern
von Interesse, als die editio princeps aus ihm oder einer Abschrift
desselben abgedruckt wurde, wie andererseits wieder B an
manchen Stellen durch eine junge Hand (m. 3) nach der
editio princeps verbessert scheint. Die richtigen Lesarten, die
B allein beibringt, waren sämmtlich durch Conjectur von einem
aufmerksamen Schreiber ohne weitere Unterstützung zu finden.
Die Fälle sind zudem vereinzelt.
Eine ganz andere Schätzung scheint die Handschrift E
zu verdienen, namentlich in jenen Gedichten, welche sie allein
mit AD erhalten hat. Sie bietet viele gute Lesarten, die nicht
so leicht durch Conjectur zu errathen waren, ist von Lücken
frei, an welchen AD leiden, und stimmt in merkwürdiger Weise
mit den uns durch Dungalus erhaltenen Fragmenten, welche
aus einer Plandschrift mindestens des 9. Jahrhunderts ent
nommen sind (vgl. XVIIII, 14. 48. 51. 306. 341. 355. 719. 721.
726. 730). Freilich, wenn wir alle Lesarten bei Dungalus Zu
sammentragen und prüfen, war seine Paulinus-Handschrift keine,
die sich an Reinheit und Güte mit AD vergleichen Hesse.
Immerhin stellt sie einen Zeugen ehrwürdigen Alters dar, und
es gewinnen dadurch die Lesarten von E grössere Bedeutung,
zumal dieselben an zahlreichen Stellen andererseits auch durch
die Uebereinstimmung mit A und D urkundlichen Charakter
bewahren. Dass eine so junge Handschrift im Laufe der Zeit
auch manchen willkürlichen Textesänderungen zugänglich war
und vielleicht sogar durch die Hand ihres Schreibers Lippus
Platesius verbessert wurde, darf das Gewicht ihrer Autorität
in unseren Augen nicht schmälern. Am meisten aber sprechen
für sie die Verse, welche sie allein oder vollständiger über
liefert als die anderen Handschriften, und welche ihre Selbst
ständigkeit diesen gegenüber ausser allen Zweifel stellen. Selbst
bei flüchtiger Betrachtung wird man ihre Echtheit erkennen
müssen. Es sind dies XXI, 71—123, welche Verse erst von
Sitzungsber. d. pbil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 7. Abh. 4
50
VII. Abhandlung: v. Hartei.
Mingarelli aus dem Bononiensis ans Licht gezogen wurden.
Schon ihre enge Verknüpfung mit dem Vorausgehenden und
Nachfolgenden, sowie der ganze Inhalt schliesst jeden Gedanken
an späterer Hinzudichtung aus.
70 tincta comas animae et mentis caput uncta pudicum
[spirat eo sacros sponsi caelestis odores.
123 monet ante finem nee sibi nee alteri]
debere quemquam plaudere et confidere.
Das Gleiche gilt von XX, 77-—79:
7G interea largitor inops non partibus aequis
[diuidit incisas carnes, medium suis aufert
sinciput et tantum secti coquit intima uentris
solaque pauperibus caesi uitalia porci]
diuidit ac totum sibi corpus habere relinquit.
Auch die Ursache des Ausfalls der Verse 77—79 in den an
deren Handschriften, die Wiederholung des Wortes diuidit, ist
hier ebenso klar, wie in den Lücken XX, 282
non resoluta fides [me uinxerat, et modo soluit
rite soluta fides]; tarnen alliget, oro, tuus me
und XXIII, 252
luminis aeterni natalem [in saecula feeit,
hunc habeam natalem] oculi pariterque celebrem.
Nicht anders ist über einzelne Wörter und Silben, welche in E
stehen, in AD fehlen, wie z. B. XVIIII, 65. 131. 167. 283. 383.
491. 597. 687; XX, 5. 18. 26. 106. 281; XXI, 1 zu urtheilen.
Allerdings diesen Vorzügen gegenüber fehlt es nicht an Les
arten, welche mit A und D verglichen, die Hand eines Emen-
dators verrathen; ich verweise hier nur auf verdächtige Va
rianten, welche in dem XVIIH. Gedichte aufstossen, wie 299.
328. 457. 490. 509. 527. 566. 646. 683. 709, indem ich später
auf einige von diesen näher zu sprechen komme und andere
kinzufügen werde. Solche Wahrnehmungen können uns im
Gebrauche der Handschrift nur vorsichtig machen, ohne un
seren Glauben zu erschüttern, dass in E ein Zweig selb
ständiger Ueberlieferung erhalten ist. Wir haben oben (S. 35f.)
ähnlich über T geurtheilt, und jenes Urtheil empfängt aus der
Patristische Studien. VI.
51
Thatsache einige Bestätigung, dass T mit E an nicht unwich
tigen Stellen der carmina natalicia zusammengeht. Aber an
Reinheit und Zuverlässigkeit steht auch hier T hinter E zurück;
die T eigenthümlichen Lesarten sind weit mehr geeignet zu
blenden als zu überzeugen. Wenn man aber auch E und T
eine höhere Bedeutung für die Textkritik zugestehen wollte, in
jedem Falle übertreffen sie die Handschriften AD Q weit an Rein
heit und Treue. Ihr Text ist allerdings nicht frei von Fehlern,
ja auch Interpolationen, aber die Fehler beruhen auf blosser
Nachlässigkeit ihrer Schreiber oder theilweiser Unleserlichkeit
ihrer Vorlage, und den Eindruck gleicher Einfalt erwecken
die Interpolationen einzelner Wörter, welche sich hie und da
finden. Unter diesen drei eng verwandten bleibt aber A der
verlässlichste Zeuge.
Bei einer so reichlich vorhandenen, aus einem wohl erhal
tenen Archetyp stammenden Ueberlieferung ergibt die metho
disch durchgeführte recensio einen im Grossen und Ganzen
lesbaren Text, und der emendatio bleibt nicht gar viel zu
thun übrig. Indessen war doch der Archetyp hie und da be
reits schwerer verderbt, und die Entscheidung zwischen den
von einander abweichenden Zeugen ist dann nicht immer eine
leichte und unzweideutige. Solche Stellen mögen nach der
Reihe der Gedichte eine nähere Besprechung im Folgenden
finden. /
XIIH.
Die Gedichte zu Ehren des heil. Felix galten dem Tage,
an welchem er starb oder für den Himmel geboren wurde;
daher ihr Titel. Dieser Tag war der 14. Jänner, den Paulinus
in folgender Weise umschreibt:
ergo dies, tanto quae munere condidit alto
Felicem caelo, sacris sollemnibus ista est,
15 quae post solstitium, quo Christus corpore natus
sole nouo gelidae mutauit tempora hrumae
atque salutiferum praestans mortalibus ortum
procedente die secum decrescere noctes
iussit, ab hoc quae lux oritur uicesima nobis,
20 sidereum meriti si.gnat Felids honorem.
i*
52
VII. Abhandlung: v. Hartei.
Die Handschriften bieten Vs. 15 quam post solstitium, sinnlos,
wenn das heissen soll post quam solstitium est, das ja auf den
22. December fällt, falsch und ungeschickt, wenn wir postquam
solstitium fuit verstehen sollen; E aber hat qua, eine Aende-
rung, die nichts bessert, da wir mit ihr das Subject nicht ge
winnen, welches der zu qua gehörige Satz sidereum signat
honorem benöthigt.. Weit verständiger ist Rosweyd’s Lesung
nam für quam; dann ist das Subject in quae lux oritur uicesima
zu suchen. Auffällig bleibt aber die Verbindung mit dem vor
hergehenden Verse ergo dies ■—• ista est, welcher eine genauere
Bestimmung durch einen Relativsatz erwarten lässt, nämlich
quae. Dieser Relativsatz wird allerdings durch den dazwischen
tretenden Satz zerrissen und das Subject quae durch ab hoc
(sc. solstitio) quae lux oritur uicesima nobis wieder aufge
nommen. Eine solche Anakoluthie ist aber unbedenklich.
Von den bösen Geistern, welche Felix aus den Be
sessenen austreibt, heisst es:
sed non sua corpora torquent
34 clamantes proprios aliena per ora dolores
orantum ueniam; latet ultor, poena uidetur.
d. h. sie quälen nicht die von ihnen eingenommenen Körper
(sua corpora), sondern empfinden selber die Qual, indem sie
ihre Schmerzen durch den fremden Mund derjenigen äussern,
welche um Gnade bitten, orantum lässt somit eine Erklärung
zu und durfte nicht mit Zechmeister in orant tum verändert
werden.
An dem Festtage strömt die ganze Welt in Nola zu
sammen, das aber auch Raum für Alle hat:
82 una dies cunctos uocat, una et Nola receptat,
toto plena sui spatio spatiosaque cunctis;
credas innumeris ut moenia dilatari
liospitibus.
Die Stelle hat bereits Cliatelain so richtig nach E hergestellt
statt suis spatiosaque limina cunctis, wie B m. 3 und v und die
Ausgaben lesen. Sein Verfahren wird auch durch T bestätigt,
während alle anderen Handschriften sui spatiosaque cunctis
bieten, indem spatio vor spatiosaque ausfiel. Einen Augenblick
könnte man nur zweifeln, ob nicht suis aus B aufzunehmen
Patristische Studien. YI.
53
sei: Nola ist in seiner ganzen Ausdehnung 'voll von seinen
Bewohnern und hat doch Raum für Alle. Paulinus will aber
die Grösse der Menge und zugleich die Grösse der Stadt hervor
heben. Man wird an die Schilderung Epist. p. 260, 6 erinnert:
tugurium uero nostrum — quasi dilatatum gratia domini non
solum sanctis cum illa suis, sed etiam diuitum illorum cateruis
non incapaces angustias praebuit. Der Genetiv sui für suo
ist bei Paulinus gewöhnlich; vgl. Index u. pronomen S. 443.
Paulinus bittet Felix, dass er am Tage des Gerichts sich
seiner erbarme und bei Gott sein Fürsprecher sei:
131 posce ouium grege nos statui, ut sententia summi
iudicis hoc quoque nos iterum tibi munere donet,
ne male gratatis laeuos adiudicet haedos
et potius dextre positos in parte piorum
munifico pecori laudatisque adgreget agnis.
Die Varianten von T sed potius und BTv salutis für piorum
(priorum ADQ ist ein leichtes Versehen) geben sich sofort als
eigenmächtige Aenderungen zu erkennen, dextre steht in BET,
während ADQ dextrae haben, woraus Rosweyd dextra machte.
Auch Chatelain verkannte den leichten Fehler und schrieb um
dextra zu halten:
sed piotius dextra expositos in parte, piorum
munifico pecori,
wobei expositos ebenso sehr missfällt wie die Zerreissung des
zusammengehörigen in parte piorum. An dem Adverbium
dextre ist nicht der mindeste Anstoss zu nehmen, wenn es
auch in diesem Sinn (= in dextra parte) nicht zu belegen
wäre; im übertragenen Sinne weisen es die Lexica aus.
XV.
Christus übt durch den heil. Felix seine wohlthätige Ge
walt aus.
45 namque tui laus martyris et tua laus est,
qui facis omnipotens homines diuina ualere
fortiaque infirmis superas de morte triumphans,
aerios proceres uincens in corpore nostro.
Da BAEGR superans, BAD'EGR triumphas (D 3 T triumphis
ist wohl durch infirmis hervorgerufen und bringt einen falsch
54
VII. Abhandlung: v. Hartei.
schillernden Zug in den Gedanken) lesen, so ist es schwierig zu
entscheiden, ob super ans—triumphas oder superas—triumphans
die ursprüngliche Lesart sei; allein der folgende Vers spricht
für letztere, indem der Sieg des Schwachen über das Starke
durch triumphans und uincens richtiger ausgeführt wird.
Freilich fehlt Vers 48 in den besten Handschriften ADEQ;
aber BGRT haben ihn, und in ihm liegt nichts Verdächtiges.
Auch solche Fälle können lehren, dass wir früher (S. 35)
richtig über T geurtheilt, indem wir die von ihm allein er
haltenen Verse nicht deshalb, weil er in anderen Dingen mit
Misstrauen zu betrachten ist, als Zusätze fremder Hand ver
worfen haben.
Der h. Felix unterschied sich von seinem Bruder Her-
mias wie die Söhne der Rebecca, Jacob und Esau.
89 cum iam tune frenieret sanctae intra uiscera matris
quae nunc intra uterum mundi discordia saeuit,
hispida Iudaeis hirti sectantibus Esau
perfidiae, addictis populo seruire minori,
at nobis leuem per lenia pacis Jacob,
qua uia lucis agit, meliore sequentibus ortu.
Hier bietet allein B die richtige Lesart perßdie d. i. perfidiae
(gegen perfidias G, perfidas R, perfida ADQ, perfidia ETv),
die er wohl unschwer durch Conjectur gewonnen hatte. Die
Varianten der anderen Handschriften sprechen für eine alte
Trübung der Ueberlieferung an dieser Stelle. Die Gegensätze
sind nicht ganz gleichmässig: dum Iudaei hispida perfidiae
hirti Esau sectantur, nos leuem Iacob per lenia pacis sequimur;
aber hispida perfidiae findet in dem Gegensatz lenia pacis
seine Erklärung und Stütze. Wiederholt wurde auf die Vor-
liebe des Paulinus, das Neutrum des Plurals mit dem Genetiv
zu verbinden, hingewiesen (vgl. Index u. neutrum).
Als eine Verfolgung der Christen stattfand, bei welcher
jene bedroht waren, quorum pietas insignior esset, verliess der
Bischof Maximus Nola, um sich zu retten.
120 turn magis atque magis quaesito antistite Felix
damit obpositus gladiis solusque fidei
inuidia effectus nec spectabatur honore;
maior honore fides, quin tantum causa fidei.
Patristische Studien. VI.
55
Die unnütze Verbesserung der ed. Coloniensis affeetus haben
bisher die Ausgaben festgehalten, während erst Chatelain auf
Grund der Lesart in R ministrabat (für spectabatur) monstra-
batur vermuthete. Die Ueberlieferung ist ohne Anstoss: Felix
wurde allein zur inuidia fidei, d. h. zum Gegenstand des Hasses
wegen des Glaubens, ohne dass er die Augen der Verfolger
durch seine Würde hätte auf sich ziehen müssen (nec specta-
batur honore); denn gefährlicher war der Glaube als die
Würde, da es sich bei der Verfolgung nur um den Glauben
handelte. Chatelain greift aber spectabatur nicht an, weil es
sinnlos sei, sondern weil R eine so abweichende Lesart biete,
die auf paläographischem Wege aus spectabatur nicht abgeleitet
werden könne. Dies Argument hatte in seinen Augen eine
gewisse Berechtigung, da er den Stand der Ueberlieferung
nicht ganz übersah. Für uns hat es sie völlig verloren, nach
dem wir erkannt, dass G und R mit willkürlichen Variationen
angefüllt sind, deren Veranlassung uns gleichgiltig sein darf
und oft unbegreiflich erscheint. Hier aber kann doch der
ältere G, welcher ministra tabatur bietet, verrathen, dass mini-
strabatur eine blosse Erklärung des ursprünglichen spectabatur
ministra
sein dürfte. Sie entstand aus spectabatur, d. h. man wollte
spectabatur durch ministrabatur (— suppeditabatur, offere-
batur) interpretiren.
Da Felix von seinen Verfolgern erreicht wird, bietet er
sich freudigen Herzens ihnen dar:
175 nec iam se capit ipse, sacer maiorque uideri
sidereumque oculis et honorem fulgere uultu.
So habe ich die Worte nach AE hergestellt, während G ho-
minum, die übrigen honorum lesen. Es ist zu verbinden side-
reum honorem oculis et uultu fulgere. Die Ehre des Marty
riums, das ihn zum Himmel emporträgt, spricht ihm aus Aug’
und Miene. Der sogenannte innere Accusativ (honorem fulgere)
findet sich oft bei Paulinus (vgl. Index, S. 414); am meisten ver
gleichbar sind XXX, 53 toruum micare oculis, Epist. p. 199, 21
fragrare unguenta, X, 135 mortis pabula uiuens. Für fulgSre
vgl. XXVHI, 98, fernere XXIIII 61. Paulinus fährt fort:
177 ilicet arripitur gaudens saeuisque furentum
protrahitur manibus, sed, qui mos hostis iniqui,
56
VIT. Abhandlung: v. Hartei.
cui potior labor est animas quam corpora nostra
■ perdere, dilatum gladio terroribus ante
temptdt et in mortem surgit gradibus poenarum.
Chatelain erhebt schwere Bedenken gegen diese Lesung, welche
Lebrun aus den besten Handschriften für die Vulgata in mor
tem poenarum gressibus exit hergestellt hat. Ihm missfällt der
Wechsel des Subjects und die Phrase surgere in mortem (le
sujet de tentat ne peut etre que hostis iniquus „le diable“ et
si Fon conserve surgit, on est oblige de sous-entendre un autre
sujet „Felix“, ä quoi s’oppose la conjonction et. Enfin surgere
in mortem serait une expression tout a fait insolite), und da
GR urgit und ABGQR gradibusqiLe lesen, hält er den Vers für
stärker verderbt und vermutliet in mortes urget gradibus oder,
um noch den Spondeus im 5. Fuss zu entfernen, in mortes
urget gradibusque perurit; mit Recht gibt er aber letzteres
selbst auf. Die Vorstellung, dass der Böse ihn ,stückweise
röstet* (,le consume graduellement* übersetzt er freier), wäre
geschmacklos. Aber die Gründe Chatelain’s sind nicht haltbar.
Es findet kein Subjectswechsel statt und die Phrase surgere in
mortem hat nichts Auffälliges. Subject ist in beiden Sätzen
das aus qui mos hostis iniqui zu entnehmende hostis. Dieser
versucht ihn zuerst, indem er ihn der Enthauptung noch ent
zieht (dilatum gladio), durch die Schrecken der Folter und er
hebt sich durch eine Reihe sich steigernder Strafen bis zur
Tödtung. So sagt Apuleius Met. VII, 19 ignis surgit in flammas,
Paulinus selbst XX, 246 in saltus exsurgere plantis, und wie
hier bezeichnet in das Ziel XX, 332 quot erat prouectus in
annos, XXI, 173 in super na regna nasci, XXVIII, 217 in
pueram fadem ueterna refloruit aetas, XXVI. 245 rupta in
fluuios cote.
Der Bischof Maximus treibt sich, von den Feinden ver
folgt, in der Einöde herum:
205 panis inops tectique simul, noctemque diemque
peruigil, int ent a iungit prece tempus utrumque.
Da AEQ intecta lesen, vermuthet Chatelain fast ohne Aende-
rung intaeta. Aber intacta ist kaum verständlich oder, wenn
wir das Wort als integra, non turbata nehmen, sicherlich minder
passend als intenta, wodurch das Gebet als ein inbrünstiges
Patristische Studien. VI.
57
bezeichnet wird. Man kann an diesem Beispiel lernen, dass
auf so leichte Schreibfehler nicht deshalb viel zu geben ist,
weil sie zäh in verschiedenen Zweigen der alten Ueberlieferung
sitzen. Hier dürfen wir zudem, gestützt auf D, glauben, dass
selbst GR und die jüngsten BT das Ursprüngliche erhalten
haben, so leicht es durch Conjcctur wieder zu gewinnen war.
Vergleichbar sind in diesem Gedichte die Verse 92. 140. 173.
182. 203. 222. 235. 255. 261.
XVI.
Paulinus will in diesem Gedichte die weiteren Schicksale
des heil. Felix schildern, nachdem er bereits in dom früheren
über die Anfänge seines Lebens gehandelt hatte.
17 iam pior hoc primos uobis liber edidit actus
mavtyris, unde domurn uel qui genus et quibus altus
in studiis.
Die Worte prior hoc (= quam hic) verstanden D, der hie,
und R, der hos corrigirte, nicht, und ebenso falsch haben
BGQR primiXs; denn dieses Gedicht war das fünfte der er
haltenen. Zweifelhafter hingegen ist domurn, aber obgleich
BGRT domus und v domo lesen, ist es doch gorathen, die
Lesart der besten Handschriften ADEQ domurn festzuhalten
und anzunehmen, dass Paulinus den Vergil’schen Vers Aen.
VIII, 114 qui genus unde domo, den er Epist. p. 16, 18 genau
wiedergibt, hier in Folge der Umstellung etwas verändert habe.
Sicher war der schwerer verständliche, durch genus vielleicht
veranlasste Accusativ domurn eher geeignet, die Aenderung
domus herbeizuführen.
Mit Gottes Hilfe siegt das Schwache über das Starke;
blosser irdischer Schutz ist hinfällig.
131 uix populos altis defendunt moenia muris,
et fretos ualido munimine saepius hostis
obprimit euersaeque obponunt mortibus urbes.
Die Lesart von v aduersis expugnat montibus urbes ist ein
verkehrter Versuch, der Fassung in B, die der Pariser Heraus
geber vor sich hatte, exponunt euerseque montibus, einen Sinn
abzuzwingen, als ob es hier am Platze wäre, der Beschiessung
58
YIT. Abhandlung: v. Hartei.
belagerter Städte von gegenüberliegenden Höhen aus zu ge
denken. Aber Verwirrung zeigt sich schon in den anderen
Codices, von denen GR exponuntur montibus, ob sunt morta-
libus, E dem Ursprünglichen am nächsten exponnnt mortibus
bieten. Die Fassung in ADQ gestattet eine einfache Erklärung:
der Feind bezwingt oft diejenigen, welche sich auf ihre starken
Festungen verlassen, und die Zerstörung ihrer Städte stellt sie
(fretos) dem Untergang entgegen.
Die Giganten, die egyptischen Könige und Jericho werden
als Beispiele angeführt:
140 omnibus exitii sua gloria, qua tumuerunt,
causa fuit neque uero suis uirtutibus ista,
sed magis infirmis diuina potentia fregit.
Leicht bot sich die richtige Lesart exitii aus DEQ (exitu
ABT, exutis G, exustis R, exitio v), causa aus ADEQT (cassa
cet. v). Hingegen steckt ein alter Fehler in neque uero suis, das
zwar metrisch erträglich (vgl. XVIII 312, XXI, 643. 800 serö),
jedenfalls dem Sinne nach bedenklich ist; denn suis (d. i.
diuinis) uirtutibus ist kein verständlicher Gegensatz zu in
firmis, zumal diuina potentia folgt. Was ich dafür in den
Text zu setzen wagte, neque herois uirtutibus, hat wegen des
Hiatus und der vernachlässigten Cäsur grosse Bedenken, die
nur durch ein den Eigennamen ähnliches Privileg entschuldbar
wären; aber der Begriff, auf den es ankommt, würde damit
eingestellt sein. Der Vers dürfte schwerer verderbt sein; auch
das matte Neutrum ista erregt Verdacht. Indem wir das über
flüssige fuit streichen, wird folgende Fassung den geäusserten
Bedenken gerecht: causa, nec herois (uires) uirtutibus istas.
Das Adjectiv herous findet sich bei Paulinus noch X, 14 herous
uindex und XXI, 104 herous (uersus). Jedenfalls sind unter
uirtutes zu verstehen homines uirtute (i. e. robore) praediti.
Gott hat Felix in seinem Versteck durch die Hand eines
Weibes Speisen (prandia) reichen lassen,
ut quondam coctas messoribus escas
188 angelica per inane manu pendente propheta
misit ieiuno rabida inter monstra prophetae;
non fera iam feritas, saeuos quia praeda leones
sanctaque frenabant auidos ieiunia rictus.
Patristische Studieu. VI.
59
So habe ich die letzten zwei Verse nach ADQ edirt. GR bieten
dagegen folgende Fassung:
non fera monstra quia fides uincerat alma leones
sancto quoque frenabat auidos ieiuno rictus,
BT:
11011 fera monstra fides quia (qui B) uicerat alma leones
sanctaque frenabant (fremebant Bj auidos ieiunia rictus,
E und T, welch’ letzterer die beiden Verse wiederholt:
non fera iam feritas hominem circumstetit almum,
frenarunt auidos ieiunia sancta leones.
Chatelain entscheidet sich für die BT gemeinsame Recension,
indem er annimmt, dass der Vers 190 im Archetyp in der
Mitte unleserlich geworden war und ADQ zu leichten, T bei
der Wiederholung des Verses zu eingreifenderen Aenderungen
veranlasst habe. Er denkt dabei an Lippus Platesius, den
Schreiber des Bononiensis. Aber der Vers ist in der ersten
Fassung nicht so unklar, dass er Lippus hätte zu einer solchen
Variation bestimmen können. Nun bestätigt auch E, dass uns
hier eine alte Doublette vorliegt, die freilich dadurch nicht
glaubwürdiger wird. Chatelain gefällt aber besonders die Wen
dung, in welcher er Paulinus Hand erkennt, non fera monstra.
,Paulin, apres avoir dit rabida monstra, fait une reticence,
comme il lui arrive souvent: non fera monstru etc. II est ne-
cessaire que le mot monstra soit repete; feritas ne vaudrait
rienh Dagegen spricht folgendes: die beste Ueberlieferung
ADQ ist von derartiger Interpolation, wie non fera iam feritas
(sc. monstrorum) sein müsste, völlig frei. Die ältesten Hand
schriften GR, welche non fera monstra bieten, zeigen eine
eigenmächtige Veränderung des folgenden Verses, welche nur
dem Zwecke der Erklärung diente ,der Glaube zügelte zu
Gunsten des heiligen Fasters den gierigen Rachen der Löwen',
eine Absicht, die noch entschiedener in ET hervortritt, so
dass auch gegen non fera monstra quia fides uicerat alma
leones daraus Verdacht erwachsen kann. Was aber noch mehr
in die Wagschale fällt, dem Verständniss bietet allein saeuos quia
praeda leones, nicht fides quia uicerat alma leones Schwierig
keiten und man begreift das Bestreben, das Unverständliche
hinwegzuräumen. Die Worte lassen aber eine Erklärung zu:
60
VH. Abhandlung: v. Hartei.
die praeda ist Daniel; er und seine sancta ieiunia beschwich
tigten die wilde Gier der Löwen und wandelten ihre Wild
heit. non fera iam feritas (sc. fuit) ist aber eine Figur, wie
sie Paulinus liebt (vgl. discordia concors, mens demens, suffi-
cientia indeficiens, pie saeuus u. a. im Index S. 428). Das
Alles bestimmt uns an der Treue der Handschriften, welche
sonst massgebend sind, auch hier nicht zu zweifeln.
XVIII.
Die Freude des Festes, welches dem Gedächtniss des
heil. Felix geweiht ist, stimmt zu dem Glanz des Tages:
omnia laetus
18 c.andor habet, siccus cineris a nubibus imber
ponitur et niueo tellus uelatur amictu,
quae niue tecta, solicm niue siluas culmina colles
compta senis sancti canos testatur honores.
Auch hier ist die Lesart von GR quia aequae niue tecta solum
uel silua culmina colles cuncta senis sancti canos testantur
handgreiflich eine erklärende Umschreibung der guten Ueber-
lieferung, die ich in den Text setzte, ,weil sie mit Schnee
bedeckt, weil Flur und Wald, Dächer, Hügel, kurz Alles die
altehrwürdigen Ehren des alten Heiligen bezeugt 4 , cuncta-
testantur drang dann auch in T ein. Es bietet'schlechterdings
keinen Anstoss, dass quae (tellus) niue tecta näher ausgeführt
wird durch solum siluas culmina colles compta, wobei ganz
passend niue wiederholt wird. Der sogenannte freie Accusativ
gehört zu den beliebtesten poetischen Figuren des Paulinus
(vgl. Index, S. 413). Man wird demnach von Chatelain’s Ver-
muthung aeque tecta solum niue, siluae, culmina, colles: cuncta
testantur absehen müssen. Ueber ponitur (== deponitur, ca-
dere desinit) vgl. den Index, S. 442.
Bevor Paulinus die Erzählung von dem Begräbniss und
den Wundern des heil. Felix beginnt, wendet er sich an seine
Hörer:
62 ergo, boni fratres, quibus hic dignatio et istic
consensus, placidis aduertite mentibus aures,
nec qui, sed de quo loquar, exaudite libenter.
Patristische Studien. VI.
61
Was consensus (so Gv, consensus et R) hier bedeuten soll, ob
man es als Nominativ oder als von dignatio abhängigen Genetiv
fasst, ist nicht zu enträthseln. Nicht minder dunkel sind con-
cessus AD 1 Q, consessus E, concessum T. D m. 2 gibt hier,
was der Sinn verlangt: concessa, das wir dem Metrum gefügig
machen, indem wir schreiben concessa est. Nur geht quibus
nicht wohl auf boni fratres, sondern gehört zu placidis mentibus:
vernehmt mit frommen Sinn, dem hier auf Erden und im Himmel
Qiic et istic, vgl. Patr. Stud. V, S. 10) Gnade zutheil wird.
82 longa igitur mihi materies, quantumque ent aeui,
tantum erit et uerbi super hoc, cui dicere gesta
Felicis pateat, si copia tanta sit oris
quanta operum meritique manet.
Die Handschriften haben hoc qui AD 1 *^, hoc quo D 2 ET und
hoc quod BGR, und hoc quod las auch Dungalus. Die Varianten
machen den Eindruck, dass man das unbrauchbare qui irgendwie
zu ersetzen suchte, aber die Versuche sind nicht geglückt, be
sonders ist hoc quod verfehlt, da ja nichts weniger als eine
solche Begründung am Platze ist. Die gewundene Umschreibung
Chatelain’s kann dies lehren: parce que pour celebrer digne-
ment les gestes de Felix, il faudrait une eloquence aussi vaste
que Petendue de ses actions et de ses merites. Aber auch
quo ist nicht gefällig noch klar, da es doch über tantum erit
uerbi super hoc hinweg auf aeui bezogen werden müsste.
Demnach wird von qui auszugehen und entweder mit Rosweyd
o si oder wie ich vorschlug, cui zu lesen sein: so lange ich
lebe, so lange werde ich über Felix sprechen, ich dem ja ein
freies Feld offen stünde, Felix Thaten zu preisen, wenn nur
meine Beredsamkeit so gross wäre, wie der Stoff an verdienst
vollen Thaten reich ist. Unbegreiflich ist es, was die editio
princeps dazu bestimmen konnte, einen ganzen Vers einzufügen,
von dem selbst in den jüngsten Handschriften sich keine Spur
findet, nämlich:
quod dicere gesta
Felicis liceat [totumque efferre per orbem
nomina sic meriti], si copia tanta sit oris.
Bei der Bestattung des heil. Felix di’ängt sich das Volk
von allen Seiten herbei:
62
VII. Abhandlung: v. Hartei.
122 certatim populus pietatis circumfusus
undique denseto coetu sita membra coronat,
religiosa pie pugna exercetur amantum.
quisque alium premere et propior consistere certat
reliquiis corpusque manu contingere gaudet.
So lesen die Ausgaben seit v. An den drei Spondeen des
Verses 122 nahm Chatelain Anstoss und suchte sie mit Be
rufung auf die Ueberlieferung in GR populus pietate circum-
fussus zu entfernen, indem er schreibt:
certatim populus pius undique circumfusus
densato coetu (sancti) sita membra coronat,
sicherlich kein leichtes Mittel. Etwas schonender war B mit
den Worten verfahren, indem er umstellt:
certatim circumfusus populus pietatis.
Man könnte mit geringerer Entfernung von den Handschriften
zu schreiben versucht sein:
certatim populus circum pietatis fusus,
hätte aber damit nur eine Singularität, die Tmesis, gegen eine
andere, die Häufung der Spondeen, eingetauscht. Man wird
sich also in Hinblick auf die Autorität der besten Handschriften
bei diesen beruhigen können, zumal der Genetiv Chatelain’s Be
denken nicht rechtfertigt. Man kann vergleichen Epist. p. 306, 26
uiri diuitiarum, XXI, 828 a Felice dei, XXIIII, 674 ferrum
damni. Vers 125 wird in sonderbarer Weise als Ziel oder
Zweck des eifrigen Bemühens premere gegeben; wir erwarteten
wenigstens, dass jeder durch Zurückdrängen (reprimere) der
anderen diesen vorzukommen bemüht war. Nun ist premere
nur durch T bezeugt und beruht vermuthlich in dieser Hand
schrift wie in v auf blosser Conjectur für das metrisch un
mögliche der anderen praestare et. Wir werden mit leichterer
Aenderung quisque alium praestans propior schreiben. Aelin-
lich ist XVIIII, 410 in AD gefehlt extare für extante. Auch pro-
pius, wie ET schreiben und Dungalus las, scheint auf eigen
mächtiger Verbesserung zu beruhen.
Der seiner Ochsen beraubte Bauer klagt dem heil. Felix
seine Noth:
Patristische Studien. VI.
G3
281 hos ubi nunc quaeram miserandus? quando uel us-
quam
inueniam tales aut unde parabo?
So liest man seit der editio princeps, welche sicherlich die
Worte in keiner Handschrift so vorfand; diese haben einstimmig
aut ubi quando statt quando uel usquam, und um das Metrum
herzustellen miserandis AD, miserandi Q, miserandos E, mise
randus ego T. Letzteres allein fügt sich in Sinn und Con-
struction, und ich habe deshalb miserandus ego ? aut ubi quando
in den Text gesetzt, obwohl ego nur auf einer Vermuthung
des T beruhen mag.
Felix soll ihm die geraubten Thiere zurückstellen:
288 cur quaeram aut ubi quos ignoro latrones?
debitor hic meus est; ipsum pro fure tenebo
custodem.
Felix gilt als der Schuldner, der ihm für den Rauh verant
wortlich ist und ihn spricht er daher passend direkt an: tu,
sancte, reus mihi — te teneo, tu scis etc. Wir werden Vers 289
durch eine leichte Aenderung damit in Einklang bringen: de
bitor hic meus es, te ipsum pro fure tenebo.
355 nox medium iam uecta pol um perfuderat orbem
pace soporifera, reticebant omnia terris.
Von dieser Lesung weichen nur Bv ab medium transuecta und
R media uecta iam polo (media nox uecta iam polo hat Gr), und
demnach glaubte Chatelain schreiben zu sollen medio iam uecta
polo. Aber der Accusativ medium polum ist nicht irgendwie
anstössig. Derselbe bezeichnet das Ziel und zwar ohne Präpo
sition, wie auch sonst (vgl. Index, S. 413). Paulinus ahmt
Verg. Aen. V, 721 nach nox atra polum bigis subuecta tenebat.
Wo immer auch die Räuber sich verbergen, du kennst
ihre Schlupfwinkel:
295 nec tibi celantur nec de te euadere possunt,
quos et manus una tenet, deus unus ubique,
Christi blanda piis, sed iniquis dextera uindex.
Die gute Ueberlieferung (ADQ) bietet Vs. 296 lückenhaft; die
Lücke stopfen BG durch etiam' (quos etiam manus), Rv durch
et iam, E durch et te, T durch nectit; endlich haben GR tua
64
VII. Abhandlung: v. Hartei.
für una. Keiner dieser Versuche, seihst nicht nectit ergiebt
einen der Stelle entsprechenden Gedanken. Oder was will
etiarn? ,Die Diebe können dir nicht entgehen, welche auch
eine Hand festhält (nämlich die Gottes)'. Wir erwarten viel
mehr : wenn sie auch Gott allein nur kennt und mit seiner
Hand festhält (quo cuncta tenentur 293), so kennst du doch
ihren Aufenthalt. Demnach ist zu schreiben: quos. (licet) et
manus.
Der arme Mann liess nicht ah von seinen Klagen:
320 nec precibus dabat ille modum nec fletihus; una
uox erat adfixi foribus: non eruar istinc;
hie moriar, uitae nisi causam protinus istic
accipiam.
So spricht er angesichts der Kirchendiener, welche ihn gewalt
sam aus dem Tempelhof vertreiben wollen. Da GR 321 istic
und 322 istos statt istic lesen, sieht Chatelain in diesem istic
der anderen Handschriften eine falsche Wiederholung aus dem
vorhergehenden Vers und erkennt in istos (sc. boues) Paulinus’
Hand. In der That wäre auch uitae causam eine passende
Apposition zu istos• die Ochsen sind das, wovon er lebt (uitae
causa). Allein die Lesart derselben Handschriften uitae causa
lässt in istos nur zu sicher eine eigenmächtige Verbesserung
dieser Recension erkennen, welche offenbar an der Häufung
der Pronominaladverbia istinc—hic—istic Anstoss nahm. In
dessen hat jedes derselben seine gute Beziehung: istinc und
istic gehen auf die Kirche, die wunderkräftige Kirche des
Heiligen, hic auf die Stelle, wo sich der Bittende eben befindet
(adfixi foribus). In gleicher Weise hat sich Chatelain in der
Wahl der richtigen Lesart 327 vergriffen:
sed multis frustra pulsantem uocibus au/res
adgreditur uiolenta manus tandemque reuellit
turba reluctantem et sancta procul exigit aula.
So steht in GR, in AQ aber lesen wir pulsantum, während
die anderen Handschriften pulsatum bieten. Die Ohren, welche
er mit seinen vielen Worten trifft, können ja nur die der
starken Schaar sein, und was soll dabei frustra, zu dessen
Erklärung man ergänzen müsste, dass der Bedrängte sie hat,
ihn nicht zu verjagen. Eine ganz natürliche Erklärung lässt
Patristlsclio Studien. YI.
65
hingegen pulsantum zu: uiolenta m.anus hominum, qui viultis
uocibus frustra eum pulsare studebant, renitentem adgreditur.
Sie versuchen es zuerst mit Worten, ehe sie Gewalt anwenden.
Der Bauer bringt die wieder gefundenen Thiere in die
Kirche des heil. Felix, den er mit folgenden Worten anspricht:
448 captiuos en, sancte, tuos tibi plebe sub omni
uictor ago et uictor iterum tibi mando tuendos.
So lesen nur ADQ. Offenbar nahm man früh an der Wieder
holung des Wortes uictor Anstoss und es missfiel, dass der
Bauer als Sieger seine Thiere neuerdings dem Schutz des
Heiligen übergibt, und die anderen Handschriften setzten des
halb et supplex für et uictor, was wenn auch nicht unpassend, so
doch überflüssig ist. Die Eigenmächtigkeit des Verfahrens liegt
auf der Hand. Wenn wir mit Aenderung eines Buchstabens
uictos für uictor schreiben, so nimmt uictos das Wort captiuos
aus dem vorhergehenden Verse in angemessener Weise wieder
auf. uicti werden die Thiere genannt, weil ihr Besitzer wieder
Herr über dieselben geworden war.
XVIIII.
Die Isis-Priester suchen den verlorenen Gott und schlagen
ihre Brust:
113 deplorant aliena suo lamenta dolore
moxque itidem insani sopito gaudia planctu
uana gerunt eädern mentiti fraude repertum.
Dem Sinn entspräche hier besser tanclem als eadem, indem ihr
Suchen im Vorhergehenden nicht ausdrücklich als durch eine
trügerische Meinung veranlasst bezeichnet wird. Aber aus dem
Zusammenhang ist das doch leicht zu entnehmen und die
Quantität von eadem ist dieselbe wie XV 334 nocte eadem pa-
riter, XX 331 lectos eadem de gente, wo man nicht ohne Ge
waltsamkeit electos ipsa de gente schreiben könnte, endlich
p. 279, IG mox eadem emergit iustificatus aqua. Sonst ist eine
derartige Freiheit selten, XXXII, 44. 116 causa, Append. III,
76 inträ.
Die Gräber der Heiligen üben über den Erdkreis zer
streut ihre himmlische Macht aus:
Sitzungsber. d. pbil.-hist. CI. CXXXII. Bd 7. Abli. 5
66
VIT. Abhandlung: y. Hartei.
158 et toto detrudunt orbe draconem,
qui genus humanum per nomina mille deorum,
quae tarnen ex obitis mortalibus et sibi sumpsit,
ipse suisque dedit coluber, quibus arte nocendi,
princeps in uacuo taetrum gerit aere regnum.
Muratori nahm an, dass nach Ys. 159 eine Lücke klaffe. Aber
was wir immer ergänzen wollen, die Schwierigkeit wird damit
nicht hinweggeräumt, welche quibus arte nocendi schafft; denn
quibus kann nicht instrumentaler Dativ (quibus sc. deis) neben
arte nocendi sein und arte nocendi ist eine wenig passende
Bestimmung zu in uacuo taetrum gerit aere regnum. Vielmehr
wirkt die Schlange arte nocendi auf das Menschengeschlecht ein.
Diesen Erwägungen werden wir gerecht, wenn wir schreiben
und verbinden: qui genus humanum per nomina mille deorum
— quatit arte nocendi. Der folgende Satz mag durch et enger
verknüpft gewesen sein: princeps in uacuo (et) taetrum.
Kola ward würdig befunden durch die Grabstätte des
heil. Felix gereinigt zu werden,
166 quia caecis mixta ruinis
orbis et ipsa (et)iam moriens in nocte iacebat.
So ergänzte Chatelain richtig, was in E steht iam, während A
und Dungalus das Wort auslassen und Muratori simul ein
fügte. Der Fall spricht dafür, dass nicht überall, wo E lücken
los erscheint , an Verbesserungen des Lippus oder anderer
Leser zu denken ist; Lippus würde, wie Chatelain mit Recht
bemerkt, nicht iam eingefügt haben, ohne dem Metrum voll
ständig aufzuhelfen. — Gott hat das begrenzte körperliche
Leben dem heil. Felix verlängert und ihn mit unvergänglichen
Vorzügen ausgestattet,
283 quia non poterat mortalis unius aetas
sufficere, ut longo contagia tempore tracta
dilueret paucis quos corpore uiueret annis.
Die Worte drücken den Gedanken richtig aus, auf den es
ankommt; indem Muratori um des Metrums willen mortalibus
verbesserte, verdarb er denselben. Es war zu schreiben mor
talis (et) unius aetas. Das irdische Leben und noch dazu das
eines Einzelnen hätte nicht genügt. Vs. 288 heisst es finitum
corporis aeuum und Vs. 298 perennis lionos et gloria sanctum |
Patristische Studien. VI.
67
Felicem meritis sine fine uirentibus arnbit. — In den Reliquien
jedes Märtyrers ist die göttliche Kraft lebendig:
353 inde igitur suadente fide data copia fidis
tune comitum studiis, quaedam ut sibi pignora uellent
ossibus e sanctis merito decerpere fructu.
Man möchte für ut sibi lieber si lesen, um die Bedeutung von
uellent zu erhalten. Aber uelle findet sich so phraseologisch
unserem ,dass sie sich nehmen möchten' vergleichbar ange
wendet.
Paulinus erzählt, wie ein Dieb sich in die Basilica ein
geschlichen und nächtlicher Weile ein kostbares Kreuz gestohlen,
nachdem er vorher längere Zeit im Kloster als Gast zuge
bracht hatte:
tempora custodum simul explorauerat et cum
450 cepisset placitas meditati criminis lioras,
nocte nefas tacita arripuit nulloque labore
nec strepitu foribus clausis inclusus ut unus
seruantum, quibus hospes erat, primos ubi somnos•
non uigiles uigiles coepere silentibus umbris
455 carpere et oppressis obliuia ducere curis,
ille locum sumens sceleri, qua nouerat usu
adpositam lychnis per noctem ex more parandis
machinulam gradibus scalas praebere paratis
et male securo sibi iam custode relictam,
460 qua crucis instar erat, quod et est modo, perpete uirga
directum geminos transuerso limite gestans
cantharulos, unum de calce catenula pendens
sustinet. in tribus bis scyphulis inserta relucent
lumina, cum fert festa dies; tune uero sine usu
465 luminis ad speciem tantum suspensa manebat.
Einige geringere Fehler waren leicht zu verbessern, so 450
placitas, wie Muratori für placitus AD, placidas E verbesserte,
desgleichen 457 adpositam für adposita AD, expositam E. Hin
gegen las derselbe 456 — 458 unrichtig quam—praebere para-
tam für qua—paratis-, denn der Zusammenhang verlangt die
Angabe des Ortes, wo die Vorrichtung stand (vgl. qua — ubi
XXVIII, 16 in porticibus, qua longius una porticus perten-
ditur, X, 206 summum qua diues in orbem usque patet Hi-
5*
68
VII. Abhandlung: v. Hartei.
spania, X, 234 quid numerem urbes, qua felix Hispania tendit
in aequor, s. Index, S. 444); die Vorrichtung aber bestand
darin, dass Stufen hergestellt waren, um einen Aufstieg zu
gewähren, paratam wäre auch neben adpositam und relictam
nicht gefällig. Nicht unberechtigt scheint aber auf den ersten
Blick Muratori’s Bestreben, ein Verbum zu finden, um mit
Hilfe desselben die lange Periode besser zu gliedern. Er ver-
muthete Vs. 456 Ule locum sumpsit sceleris so dass mit pri-
mos ubi somnos 453 ein neuer Satz begänne. Damit wäre
aber eine grössere Unzukömmlichkeit geschaffen; denn zu pri-
mos ubi somnos uigiles coepere carpere ist ille locum sumpsit
sceleri, zumal nach 451 nocte nefas tacita arripuit kein passender
Nachsatz, indem damit sichtlich eine nähere Ausführung der
Hauptsache nefas arripuit geboten werden sollte; wir würden
dazu nur einen Nachsatz wie facinus adgressus est ertragen.
Es ist an der Ueberlieferung nichts zu ändern. Paulinus hätte
auch schreiben können locum sumens sceleri, er fügte aber ille
hinzu, um das durch die längeren Zwischensätze verdunkelte
Subject aufzufrischen. Man kann Fälle vergleichen wie Virg.
Aen. I, 3 arma uirumque cano, Troiae qui primus ab oris
Italiam fato profugus Lauiniaque uenit litora, multum ille
et terris iaetatus et alto, VI, 593, Hör. c. IIII, 9, 51 u. a. Der
Dieb fasste also für sein Verbrechen den Ort ins Auge, der
durch 456 qua nouerat adpositam machinulam und 460 qua
crucis instar erat näher bezeichnet wird; denn dort befand
sich, worauf er es abgesehen hatte, das kostbare Kreuz, wie
bereits früher Vs. 429 angedeutet war: porrexit in aurea dex-
tram, quae simul e uariis Seite distincta lapillis uiderat.
Bisher wurde mit E gelesen quae crucis instar erat, was sinn
los ist. Dass mit crucis instar das wirkliche Kreuz und nicht
etwa eine kreuzähnliche Vorrichtung gemeint ist, an welcher
dasselbe befestigt war, verbürgt Vs. 608, wo mit crucis in
star das gestohlene Kreuz bezeichnet wird (ante tarnen, quia
res ita postulat, ipsius instar enarrabo crucis). Wir werden
demnach 460 perpete uirga auf den senkrechten (s. GrH in
Figur 1 S. 73), transuerso limite auf den wagrechten Balken
(DE a. a. 0.) des Kreuzes beziehen. Es sind dies die wesent
lichen Bestandtheile der Structur jedes Kreuzes, welche Form
es haben möge. Daneben erwähnt Paulinus noch einige zu-
Patristische Studien. VI.
69
fällige Stücke, zwei Ampeln, welche das Querholz an seinen
Enden trug (B und C in Fig. 1), und eine Ampel, welche am
Endo des senkrechten Holzes mit einem Kettchen befestigt war
(vgl. F in Fig. 1). Chr. Rohault de Fleury, welcher in seinem
Werke ,La Messe, etudes archeologiques sur ses monuments/
tom. VI, planch. CDXLII eine Reconstruction versucht hat, lässt
auch die Ampeln an den Enden des Querholzes durch Kett
chen befestigt sein. 1 Die Worte des Paulinus empfehlen die
durch erhaltene Monumente zu unterstützende Annahme, dass die
beiden Lampen auf dem Holze'' stehend angebracht waren; für
solche canthari auf dem Kreuzesbalken bietet Belege F. X. Kraus,
Realencyklopädie der christl. Altcrthümer II, S. 234, Fig. 95.
Der Lampen geschieht hier aus keinem anderen Grunde Erwäh
nung, als weil Paulinus die völlige Dunkelheit, welche zur Zeit
des Raubes in der Basilika herrschte, erklären will. Die Kerzen
nämlich, welche in jene drei Becher eingelassen waren (463 ist
in tribus Ms scyphulis zu verbinden und nicht mit Muratori
und den Herausgebern sustinet in tribus, Ms scyphulis zu
interpUngiren), wurden nur bei festlicher Gelegenheit ange
zündet; in jener Nacht war das nicht der Fall. Das Kreuz
war, ohne der Beleuchtung zu dienen, blos zur Zierde hängen
geblieben, suspensa manebat, wie AD lesen, während E mit
falscher, durch suspensa schon widerrathener Beziehung auf
lumina manebant verbesserte. Das einzige brennende Licht
hatte aber der Dieb ausgelöscht, wie in den unmittelbar fol
genden Versen erzählt wird.
466 sed paulo crucis ante decus de limite eodem
continuum scyphus est argenteus aptus ad usum.
hunc inportuno sibi lumine praedo micantem
protinus extinguit,
was keinen Verdacht erregte, da auch sonst manchmal dieses
Licht von selbst auszugehen pflegte, so dass also die völlige
Finsterniss die Wächter nicht aufmerksam machen musste.
Diese Lampe war nun, wie es in unseren Handschriften heisst,
angebracht de limine eodem. Was hier Urnen bedeuten oder
1 ,Cette Sorte de croix se composait d’une tige droit surmontee d’une tra-
verse ä l’extremite de laquelle pendaient deux petits canthares* Rohault.
S. US.
70
VII. Abhandlung: v. Hartei.
welches Urnen gemeint sein soll, wird auch durch die Verse
663 f. nicht aufgeklärt, welche uns bezeugen, dass das Kreuz als
ein Schmuck des mit einem Ciborium überdachten und mit
Vorhängen verhüllten Altars figurirte und nicht innerhalb der
Vorhänge, sondern vor denselben seinen Platz hatte:
nam reddita fulget in ipso
663 quo fuerat- prius apta loco et uelamine clausi
altaris fadem signo pietatis adornat.
Dass dasselbe aber nicht aufgestellt, sondern mit einer balken
artigen Vorrichtung irgendwo aufgehängt war (Gr Fig. 1, S. 73),
ist aus Vs. 657 zu entnehmen: für agitatus auaris \ in cassum
furiis pendente refixerat unco. Es liegt also nahe anzunehmen,
dass wie das Kreuz so jene Hängelampe vor dem Kreuz von
demselben oben aus dem Altardach hervorkragenden Balken
herabhing und also zu schreiben sei de limite eodem. Oder
kann de limine eodem heissen ,an derselben Schwelle', d. i.
bei demselben Eingang des Altars? Ob das Kreuz zwischen
der Hängelampe und dem Altar oder die Hängelampe zwischen
Altar und Kreuz ihren Platz hatte, ist nicht zu entscheiden.
Jedenfalls aber ist Müratori’s Conjectur 663 clausa abzuweisen.
Keine Spur führt sonst auf eine Umhüllung des Kreuzes, und
die Umhüllung zu erwähnen, wo der Schmuck des Kreuzes
hervorgehoben wird, wäre nicht sonderlich passend.
Bevor aber Paulinus zu der genaueren Beschreibung des
Kreuzes übergeht, erzählt er noch die Verfolgung des Räubers
und seine wunderbare Entdeckung. Während die übrigen Ver
folger nach nutzloser Anstrengung nach Kola zurückkehren,
beschliesst einer (Vs. 498 unus quaerentum) die Verfolgung
fortzusetzen und trifft in der Nähe des Vesuvs auf einen Wan
derer, welcher den Dieb kannte (505 qui furem non furem sed
quasi ciuem norat)-, gefragt, ob er ihn gesehen hätte, gibt er
Auskunft:
respondit at ille propinquis
509 inde locis agere, et regio tune illa prope ipsos,
dum loquerentur, erat monti coniuncta Veseuo.
So liest E, während D das unpassende tune, A tune illa aus
lässt. Man sieht, dass man es in E mit dem Versuche zu thun
hat, eine alte Lücke auszufüllen. Der Sinn verlangt: der von
Patristische Studien. VI.
71
dem Wanderer angezeigte Aufenthaltsort des Diebes war in
nächster Nähe, also regio illa (indicta) prope ipsos. Denn es
ist wahrscheinlich, dass auch das Wort illa eigenmächtiger
Zusatz in D sei. — Da es inzwischen Abend geworden war,
verabreden die beiden eine Zusammenkunft für den nächsten
Morgen:
313 fit mane, reuertitur Index;
perducit nostros, capitur für, praeda refertur.
Paulinus konnte nicht nostros sagen, wenn er früher genau be
richtet hatte Vs. 498, dass nur einer der Diener die Verfolgung
fortsetzte. Es wird also perducit nostrum zu verbessern sein.
Die Entdeckung und Einbringung des Diebes war ein
Wunder des heil. Felix; das andere (Vs. 604 nunc aliud Fe-
licis opus—commemorabo) war das, dass jener den das Kreuz
umgebenden, mit Edelsteinen verzierten Kranz, durch eine un
sichtbare Hand verhindert, nicht zu zerstören vermochte:
687 mente enim totum conciderat, hoc tarnen unurn
numine seruarat, quo crux inclusa uetahat
quamlibet audacem segni uirtute latronem.
,Er hätte in seiner Absicht (vgl. XXXI, 149 non sine mente
dei) das Ganze zerbrochen', das verlangt der Sinn; daher ich
conciderat statt considerat ADE schrieb und totum, das in AD
fehlt, aus E aufnahm, während Muratori und die Ausgaben
sinnlos mente etenim placida consederat bieten. Die Erzählung
dieses zweiten Wunders gibt nun Paulinus die Veranlassung,
eine genaue Beschreibung des eigentlichen Kreuzes zu geben,
die ich, wie ich sie interpungiren und schreiben zu sollen
meinte, hieher setze, weil sie der Erklärung nicht geringe
Schwierigkeiten bereitet:
ante tarnen, quia res ita postulat, ipsius instar
enarrabo crucis. qualem et pictura biformem
610 fingere consuenit, bacnlo uel stante bicornem
uel per quinque tribus dispensam cornua uirgis,
forma crucis gemina specie conponitur: et nunc
antemnae speciem naualis imagine mali
siue notam Graecis solitam signare trecentos
615 explicat existens, cum stipite figitur uno,
quaque cacumen habet, tr anstier so uecte iugatur;
72
VII. Abhandlung: v. Hartei.
nunc eadern crux dissimili conpacta paratu
eloquitur dominum tamquam monogrammate Christum,
nam nota, qua bis quinque notat numerante Latino
620 calculus, haec Graecis chi scribitur, et mediat rho,
cuius apex et sigma tenet, quod rursus ad ipsam
curuatum uirgam facit a> uelut orbe peracto.
nam rigor obstipus facit, quod in Ilellade iota est.
tau, inde breui stilus ipse retro (a)que cacumine ductus
625 efßcit, atque ita sex, quibus omni nomine nomen
celsius exprimitur, coeunt elementa sub uno
indice, et una tribus formatier littera uirgis.
sex itaque una notas simul exprimit, ut tribus una
significet uirgis dominum simul esse ter unum,
630 et deus in Christo est, quem sumpto corpore nasci
pro nobis uoluit trinae concordia mentis.
idque sacramenti est, geminae quod in utraque uirgae
ut diducta pari fastigia fine supinant,
infra autem distante situ, parili pede constant
635 adfixaeque sibi media conpage cohaerent
et paribus spectant discreta cacumina summis.
has inter medio coeuntibus insita puncto
uirga quasi sceptrum regale superbius extat.
Die Beschreibung beginnt Ys. 609 mit qualem et, der Nach
satz zu diesem Vordersatz ist 612 forma crucis gemina specie
conponitur: nur so haben die AYorte eine Bedeutung und ge
statten, conponitur von der plastischen Darstellung des Kreuzes
zu verstehen. Wie die Malerei zwei Formen zu bilden pflegte,
eine welche zwei Hörner (so heissen die Kreuzesbalken auch
669 transuersis cornibus arbor ardua) zeigt (°"|"°) an einem
senkrechten Stab (vgl. GH auf der Abbildung), oder eine, welche
fünf Hörner (^ d. i. IKLMN) bietet, indem drei Stäbe (GH-
IK-LM) zusammengefügt werden, so wird in doppelter Art
das Kreuz construirt. Diese beiden Arten werden durch et nunc
und nunc (Ys. 612 und 617) näher ausgeführt. Die erste gleicht
dem Segel am Mastbaum (vgl. unter andern die Abbildungen
bei de Rossi, La Roma sotterranea Christiana, tom. II, tav. XIV.
XV. XVI) oder einem griechischen Tau, indem auf der Höhe
des Stammes ein Querholz liegt. Die andere Form geht aus
Patristische Studien. VI.
73
dem Monogramm des Namens Christus hervor. 1 Ihre Bestand
teile veranschaulicht die von Herrn Dr. Mantuani angefertigte
Zeichnung (Fig. 1), die in allen Einzelnheiten auf erhaltenen
Fig. 1.
1 Die liier in Betracht kommenden Monogrammformen auf Monumenten
sind: t. ^ Kraus, F. X., Eealeneyklopädie der christl. Alterthiimer,
II, p. 224if. 412ff. 432 ff.; Garrucci, R., Storia del arte Christ., Bd. III.
74
VII. Abhandlung: v. Hartei.
Monumenten basirt. Ihre Zusammenstellung rechtfertigt die
folgende Interpretation der Verse.
Das Kreuz vereinigt also fünf Buchstaben zu dem Mono
gramm. Lateinisch quinque V zweimal (IRL—MRK) gesetzt
und an dem spitzen Winkel (R) verbunden, gibt griechisch X
(IKLM). In der Mitte steht mit langem Schafte griechisch rho P
(GHN); demgemäss schrieb ich für das überlieferte mediam
mediat. Die Spitze des senkrechten Schaftes trägt links ein grie
chisches sigma C (0), wie Muratori richtig für das handschrift
liche signa verbessert hat. Verlängert man die Rundung des
selben bis zum Schaft, so entsteht durch diese Rundung und
die entgegengesetzte des Rho eine Omega ähnliche Figur CD
(GON). 1 Vs. 622 bieten AD richtig w, während die Ausgaben
unverständlich aus E o (Omikron) aufgenommen haben; denn
mitten durch diese Rundungen geht ja die gerade Linie des
Omega. 2 Das Zeichen für griechisches Iota bildet derselbe ver
längerte Schaft des P (GH), der aber an manchen Kreuzen nach
beiden Seiten ausschweift (P—Q); daher diese Gerade rigor
obstipus heissen dürfte. Es erübrigt noch das letzte Zeichen
Tau. Leider ist der seine Bildung beschreibende Vers so stark
verderbt, dass mit Sicherheit nicht erkannt werden kann, wo
wir uns den Querbalken angebracht denken sollen. Die Ueber-
lieferung des Verses 624 lautet in AD:
V. VI; Stockbauer, J., Kunstgeschichte des Kreuzes, Annalen des
Vereines für Nassauische Alterthumskunde: Münz, P. J., Archäologische
Bemerkungen über das Kreuz etc., VIII. Bd. (1866), p. 317ff — 2. ~p
Ibid. — 3. Ibid. — 4. -jg (Anker), Kraus a. a. 0. p. 226, I,
p. 53; Garrucci, a. a. O. VI, Taf. 477. — 5. ^ Garrucei, VI. Taf. 478.
1 So verbunden c mit P zu einer Omega ähnlichen Gestalt C P zeigt die
Form des Monograms <|) bei Garrucei IV, tav. 235; das umgekehrte
Kho, d. i. nach Paulinus’ Auffassung ein Schaft mit oben angefügten C
ebendaselbst. Besondere Beachtung verdient das Areosoliumfresco in
S. Agnese aus dem 4. Jahrhundert, also der Zeit des Paulinus, bei
Kraus II, 364.
2 Rohault geht von der falschen Lesart 0 aus: ,L’omicron est donne par
cette courbure elle-meme (er meint die obere Rundung des rho P), et
cette courbure, si ou la reuverse, donnera le sigma. 1 In Folge dieser
Auffassung ist auch seine Reconstruction verfehlt. An noch schlimmeren
Missverständnissen leidet der Reconstructiousversucli von Remondini,
Deila Nolana ecclesiastica Storia 1747, I, p. 506.
Patristische Studien. VI.
75
tau indem stilus ipse breui retro a cacumine ductus
in E:
taut idem stilus ipse retro acumine ductus.
Muratori cclirte:
tau idem stilus ipse breui retro acumine ductus,
Mingarelli:
tau Stylus ipse breui retrorsum acumine ductus.
Mingärelli’s Versuch wird wenigstens dem Metrum gerecht.
Aber welche Richtung soll der von der Höhe rückwärts ge
führte Griffel nehmen? Die Theile des Balkens kommen nicht
rückwärts, sondern rechts und links an der Spitze zu liegen
(615 stipe figitur uno, quaque cacumen habet, transuerso uecte
iugatur). Demnach umschreibt Rohault S. 119 in freier Weise:
,cette ligne recourbee, pour peu qu’elle deborde ä gauclie, figure
la lettre tau (breui retro acumine) 1 . Auch wäre die Bezeich
nung der Kreuzspitze durch acumine auffällig. Ich schrieb
ohne grosse Aenderung:
tau in de breui stilus ipse retro a(que) cacumine ductus
d. i. der von da aus (es war von dem untersten Theil des
Schaftes die Rede) zurückgeführte und von der Spitze aus
(nach rechts und links) gezogene Griffel bildet Tau. breui
passt mehr zu a cacumine als zu retro, denn der Griffel musste
ja gleichsam den ganzen Weg durch den Schaft bis an die
Spitze und von da aus nach beiden Seiten transuerso uecte
nehmen. Lieber möchte man freilich auf das Wort verzichten,
so dass noch eine Möglichkeit zu erwägen bleibt, ob nicht
durch breui retro aque cacumine ein Punkt für den Ansatz
des Kreuzbalkens bezeichnet wird, welcher zwischen dem ober
sten und untersten Ende des Schaftes (d. i. zwischen G und
H) zu liegen kam; retro bedeutete also zurückgezogen von
dem untersterd und a cacumine ,entfernt von dem obersten
End cf Für a in diesem prägnanten Sinne liefert der Index
S. 411 Belege, wie XXVII, 520 Iordanis a fade diuinae
restitit arcae XXIIII, 727 a iuuenta singulariter sedere u. a.,
ein noch passenderes Beispiel dieses Gedicht 668 superciliis
a fronte iugantia uultum lumina (d. i. die Augen, welche mit
ihren Brauen unter der Stirne das Gesicht jochartig ver-
76
VII. Abhandlung: v. Härtel.
binden, so dass sie wie der Wagebalken Kreuzesform bieten).
Diese Erklärungsversuche wurden gewagt, um die Quantität
des ci in cacumine zu wahren. Dürften wir annehmen, dass
Paulinus das ci als Länge gebraucht, dann vereinfacht sich die
Sache, und breui retro a cacumine bezeichnet einen Punkt um
Einiges von der Spitze entfernt (G’), wo der Griffel anzusetzen
hat, um das Querholz (DE) anzubringen, wie dies die mit-
getheilte Reconstruction dargestellt hat.
In dieser Gestalt des Kreuzes, so fasst Paulinus Vs. 625
die gegebene Beschreibung zusammen, sind also 6 Buchstaben
XPICTCD zu dem erhabensten Namen zusammengefasst (sab
uno indice), und der eine derselben, nämlich T, besteht aus
drei Stäben (vgl. baculo uel staute bicornem uel per quinque
tribus dispensam cornua uirgis 609), ein Abzeichen der Tri
nität. Aber auch darin liegt ein Mysterium, dass die uirgae
unter demselben Winkel in gleichem Abstand sich nach oben
und nach unten erstrecken. Die schräge Richtung der nach
beiden Seiten gezogenen oberen Schenkel (RI—RL) ist durch
in utraque ut (= wc) diducta fastigia (fastigia habe ich aus E
für fastidia AD, diducta aus AD für deducta E aufgenommen),
der unteren (EM—RK) durch distante situ, der gleiche hori
zontale Abstand der oberen und unteren (IL—MK) durch pari
fine und parili pede ausgedrückt. Dass diese Schenkel auch
gleich lang sind, besagen die Verse 635 und 636: die schrägen
uirgae sind an ihrem Durchschnittspunkt R (media conpage)
mit einander verbunden und erstrecken sich in gleichen Ab
ständen (paribus summis nahm ich aus E, während paribus
sicmmi AD lesen) zu ihren Enden. Durch den Durchschnitts
punkt (R) ist zugleich die senkrechte uirga (GH) gezogen,
welche über die anderen herausragt (quasi sceptrum regale
superbius extat).
Als weitere Beigaben des Kreuzes, die wir an zahlreichen
Monumenten finden, werden A und U) genannt (S und T):
645 alpha crucem circumstat et u>, tribus utraque uirgis
littera diuersam trina ratione figuram
perficiens, quia perfectum est mens una, triplex uis.
Die drei uirgae des Alpha sind deutlich; was aber w betrifft,
so kommt hier jene Form in Betracht, bei welcher die rechte
m
Patristische Studien. VI.
77
und linke Krümmung geringer ist und sich mehr der Geraden
in der Mitte nähert, Cd.
Paulinus wird nicht müde, noch durch weitere Vergleiche
und Bilder die Vorstellung der Kreuzesform anschaulich zu
machen:
665 ergo eadem species formam crucis exerit illam,
quae trutinam aequato libratam stamine signat
subrectoque iugum concors temone figurat,
siue superciliis a fronte iugantia uultum
lumina transuersis imitatur cornibus arbor
ardua, qua dominus mundo trepidante pependit.
Das wieder an seinen Ort zurückgestellte Exemplar gleicht also
jener Form, welche eine Wage bei vertikaler Stellung des Wage
balkens (aequato stamine) darstellt (signat = designat) oder ist
wie ein gleichgestelltes (concors) Joch an aufgerichteter Deichsel;
denn nur in dieser Stellung fällt die Aehnlichkeit in die Augen,
daher Muratori richtig subrecto für subrepto der Handschriften
hergestellt hat. Paulinus fährt nicht fort, wie zu erwarten war:
uel quae (crux) — imitatur, sondern mit leichter Anakoluthie
siue — imitatur arbor, welche Worte oben S. 75 erklärt
worden sind.
Als ein das Nolanische Kreuz auszeichnender Schmuck
wird ein goldener, mit Edelsteinen besetzter, bereits Vs. 432
(e uariis scite distincta lapillis) erwähnter Kranz oder Reif
genannt, den wir noch auf Monumenten erkennen (vgl. Rohault
de Fleury, La Messe V und VI); 1 da der Räuber ihn in seinem
Kleide verbergen konnte, mag er etwa die Grösse der Krone
von Monza gehabt haben:
672 huic autem, solido quam pondere regula duplex
iungit, in extrema producti calce metalli
parua corona subest uariis circumdata gemmis.
Die Worte sind so zu construiren: parua corona producti me
talli, quam regula duplex iungit (sc. cruci oder uirgae), in
1 Paulinus hat diese Kreuzesform mit der Krone im Auge Epist. 32, c. 12,
р. 287, 26 cei-ne coronalam rlomini super alria Christi stare ernenn, ib.
с. 14, p. 289, 8 ardua ßoriferae crux cingitur orhe coronae, e. 17, p. 292,
10 ardua crux pretiumque crucis sublime, corona.
78
VII. Abhandlung: v. Hartei.
extrema c.alce subest. Der Kranz (U) aus getriebenem Metall
(Iuuen. XV, 115 ferrum letale incude nefanda produxisse
parum est) war also ganz unten oberhalb
der Lampe (F) angebracht und durch
zwei metallene Leisten (regula duplex),
ab und a'b' mit dem senkrechten Schaft
fest verbunden, wie es die von Herrn
Dr. Mantuani gezeichnete Figur 2 zu
veranschaulichen sucht. Vs. 692 heissen
diese Bindeglieder socia conpages, und
dank ihrer Festigkeit vermochte der
Dieb den Kranz nicht zu entfernen,
691 contestans, quotiensque manus armasset in illam
in cruce consertam socia conpage coronam
ceu fr acta s totiens ictu cecidisse recusso
brachiaque aegra sibi neruis stupuisse solutis.
Diese Stelle hat bereits Muratori richtig verbessert, 691 in für
ut E (die Präposition fehlt in AD), 693 fractas für fracta;
692 socia für sociam bot E.
Nochmals betont Paulinus in seiner Anspi’ache an den
Räuber dieses Wunder und fragt ihn, der das Kleinod in seinem
Busen zu tragen die Kühnheit hatte, aber es nicht mehr zu
berühren wagte:
703 die mihi, qua pauor Ule tuus fugiebat et unde
rursus ut intrepidum praeceps audacia sensum
tarn male durabat, pauidus contemptor et idem
eiusdem sceleris speciem diuersus abibas
perfidiaeque fidem diuiso pectore miscens?
uirtutem enteis et inuiolabile Christi
credebas metuendo idem contingere ferro
et quod noscebas metuens portando negabas.
Die gegebene Interpunction dürfte 704 die richtige sein, nicht
tende rursus, ut — durabat; denn ut (= ö>;) gehört zu intre
pidum oder es ist dafür in zu schreiben. Der Sinn ist: wie
erklärt sich dein widersprechendes Verhalten, dass deine Scheu
den Kreuzesreif zu zerbrechen vermied, und dann wieder die
Frechheit deinen Sinn so unheilvoll verhärtete, dass du den
Angriff wagtest, qua idem pauidus et contemptor abibas (der
Patristische Studien. VI.
79
Satz fügt sich asyndetisch an). Der Dieb, der furchtsam und
frech zugleich war, wird 706 eiusdem sceleris spe eiern (so lesen
richtig AD, specie E) diuersus genannt, d. i. idem scelus au-
dacter et timide aggrediens. Der sogenannte Accusativ der Be
ziehung speciem ist nicht merkwürdiger als XXIIII 940 erile con-
formes decus, XXVII, 474 uarias distincta figuras, Epist. p. 9, 27
Pyrenaeus nomen magis quam iugum horrendus und andere
Index S. 413—414 gesammelte Fälle. Vs. 709 habe ich idem
für fidem AD, crucem E verbessert; eine Conjectur, welche
durch 705 pauidus contemptor et idem verlangt oder bestätigt
wird; denn fidem ist sinnlos, crucem nach uirtutem crucis
lästig und nicht einmal ganz richtig, da es sich hier um die
corona handelt. Die Worte aber besagen: wie konntest du, ein
und derselbe, an die Kraft des Kreuzes glauben, indem du
das Eisen anzuwenden dich scheutest, und sie leugnen, indem
du hei dir trugst, was du kanntest und fürchtetest.
XX.
Der arme Diener, der ein Gelübde erfüllen will, aber der
eigenen Mittel dazu entbehrt, wird von seinem Herrn unterstützt:
Studio curatur erili
9 seruus inops, cui diues opum, qua pauper egebat,
contulerit dominus cumulandae inpendia mensae.
Ich verbesserte qua für quo ADE, während Muratori queis
vermutliete. Der Fehler entstand nur, indem man die hei Pau
linus nicht seltene Vorausnahme des Relativsatzes verkannte.
qua bezieht sich auf mensa; vgl. die eben besprochene Stelle
XVIIII, 672 solido quam pondere regula duplex iungit und
XXI, 592 quae cineris sancti ueniens a sede reposta | sancti-
ficat medicans arcana Spiritus aura, | haec subito infusos solito
sibi more liquores \ uascula de tumulo terra subeunte biberunt.
Uebrigens sind gerade in den Natalicien auffällig häufig die
Formen des Relativpronomens vertauscht. So habe ich in diesem
Gedichte hergestellt oder vorgeschlagen 104 lapsi attenta tene-
bat citra uiri, qua (quae ADE 1 , quem E 2 ) paulatim quasi cor
pore fracto nitentem — fida cohors sanctas referebat in aulas,
152 est aliquid, quo (cquod ADE) dicere possim iam mihi mutari
80
VII. Abhandlung: v. Hartei.
tristia la.etis, wie XXI, 60 nam quasi (quia ADE) fecundo
sancti Felicis in agro emersere noui flores und 153 qui für quia.
58 uox euangelicae testudinis omnia conplet
laude dei; toto Christi chelys aurea mundo
personal innumeris uno modulamine Unguis.
Die Lesart in E uno könnte durch den Gegensatz innumeris
hinreichend gesichert scheinen und uno modulamine auf den
Zusammenhang der Stimmen gehen. Aber uno dürfte doch
nur Verbesserung des verderbten Wortes Uno (AD) sein, dem
vielmehr pleno zugrunde liegen wird; vgl. XXI, 337 quae
cyihara in nobis Christo modulante sonabit \ plena perfectis
sensibus armonia, wo Muratori ohne Grund plenam — armo-
niam besserte.
Der Frevler, welcher den heil. Felix um sein Gelübde
hatte betrügen wollen, wird gelähmt und kehrt mit bereuendem
Geständniss zu dem Grabe des Heiligen zurück, indem er in
seinem Falle eine glückliche Mahnung erkennt:
1G1 tune magis infelix de prosperitate fuissem,
mansisset quia culpa nocens neque uulnus adactum
intus in ossa animae sensissem carne rebelli.
occultasset enim meriti discrimen iniquo
1G5 corporis inlaesi uigor et uinxisset inertem
mens durata reum, nisi lapsum poena ligasset.
Vs. 162 schrieb ich mansisset quia für mansissetque ADE (nur
ist in E que getilgt), Muratori hat mansisset mihi corrigirt,
nicht richtig, indem der vorausgehende Satz nach einer Be
gründung verlangt, noch leicht, während que und quia nach
der früheren Beobachtung oft vertauscht werden. Vs. 164 boten
AD das Richtige iniquo (E iniqui), das zwar auch Chatelain
zur Aufnahme empfahl, aber gegen den Sprachgebrauch er
klärte: si je n’avais pas ete frappe, j’ignorerais la difference
du bien (meriti) avec le mal (iniquo). Das müsste heissen:
meriti (oder besser aequi) et iniqui. Paulinus will sagen: wäre
ich unverletzt geblieben, so hätte dieser Umstand mir, dem
Frevler (iniquo), die Gefahr der Schuld (meriti) verborgen ge
halten. meriti discrimen gehört zu jenen Genitiven, die S. 62
besprochen wurden. — Demüthig erkannte der Schuldige die
strafende Hand des heil. Felix:
Patristische Stadien. VI.
81
184 sed scäo, quod domini manus haec, quae uerberat et quae
parcet in ore tuo; mihi tantum tu modo fesso
iamque fatiscenti propera laxare catenam.
Auch liier haben die Handschriften richtig in ore tuo, das
Muratori zu more suo verderbte. Was Chatelain verlangte parcit.
in ore tuo est, steht in E, nur dass dieser Codex in gewohnter
Kühnheit den ganzen Vers nach seinem Geschmack umwandelt:
parcit. in ore tuo est. citus ergo patronus adesto. Allein die
durch E verlangte Interpunction verträgt der Sinn nicht; denn
das kann nicht der Bittende sagen: ,ich weiss, dass die Hand
des Herrn straft und schont; an deinem Ausspruch liegt es'
(,Felix n’a qu’un mot k dire pour que le Seigneur epargne ou
frappe un coupable'), sondern: ,ich weiss, dass es die Hand
Gottes ist, welche straft und schonen wird angesichts deiner
(d. i. vor deinem Grabe)'. Der Satz würde gefälliger und das
Futurum parcet gewänne an Schärfe, wenn wir eine leichte
Aenderung zuliessen: scio, quod manus haec, quae uerberat,
aeque parcet in ore tuo. Jedenfalls ist parcet als ein Ausdruck
der Zuversicht festzuhalten.
Der Schuldige ging an Leib und Seele geheilt von dannen:
233 ille igitur miser ante, dehinc mox ipse beatus
tali sanatus carnemque animamque medella.
sed quia cognouit causam agnoscensque iacentem
paenituit, meritum curae sibi semet in ipso
repperit.
Man kann zweifeln, ob nicht die beiden Sätze vielmehr durch
et zu verbinden (sanatus [sc. est] et — repperit) als durch sed
zu trennen seien. Gerechten Verdacht erweckt aber agnoscensque
iacentem paenituit; denn die Grammatik verlangt entweder
agnoscensque iacensque oder agnoscentem et iacentem. Nun
liest so nur E, hingegen iacentur AD, woraus sich mit Aende
rung eines Buchstabens die richtige Lesart ergibt: agnoscensque
iacenter paenituit. Die persönliche Construction von paeni-
tere bedarf für diese Zeit keiner Belege (vgl. VI, 263 paenitet
quicumque commissa). iacere ist der bezeichnende Ausdruck
für die muthlose Stimmung des Reuigen, meritum curae steht
in gewohnter Weise für meritam cur am, wie uitae incertum
für uita incerta (vgl. Index, S. 438); E (merito cur am) ver-
Sitznngsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 7. Abh. 6
82
VII. Abhandlung: v. Hartei.
kannte diesen Gebrauch, sibi semet hat Zechmeister richtig für
sibi meinet E, sibimet AD gefunden.
292 nam si de uili pecudis mihi carne alimentum
pauperibus fraudasse malo fuit, ec quid in Ulis,
qui male diuitias uano amplectuntur amore?
Die Handschriften haben et quid, wofür die directe Frage hier
ebenso ecquid verlangte wie XXI, 605 die indirecte nimis anxia
cura timebat, ecquid (et quid AD, ne quid Murat.) forte pio
de corpore puluis haberet. Für sua n A, multo E bietet hier
das Richtige allein D uano. — Die zur Speisung der Armen
bestimmte Sau, welche man auf dem Wege nach Nola hatte
zurücklassen müssen, gelangt von selbst dahin:
patet admirabile monstrum,
375 solus ut iret iter longum, tantoque fuisse
ingenio porcum, ignotis ut tramite recto
di g er er et spatiis.
So lesen unverständlich die Handschriften, nur dass E diggereret
bietet. Es war mit Vertauschung der Silben dirigeret zu
schreiben, dirigere intransitiv wie pandere, tendere (Paulin.
Pell. 354, Marius Vict. I, 367. III, 390) gebraucht, findet sich
sonst selten, bei Paulinus häufiger, wie Epist. p. 112, 28 quae
(occasiones = zufällige Boten) statim ad ipsos, ubicumque sunt,
dirigant (dirigantur LM), p. 424, 7 Honoratus ad humilitatem
meam refouendam domino inspirante direxit; intransitiv in etwas
anderem Sinne steht das Wort Epist. p. 354, 8 nisi certo statu
dirigentes animi momenta libremus, womit sich Sirac. 29, 24 re-
promissio nequissima multos perdidit dirigentes (zarsu06vovTac)
vergleichen lässt, welche Stelle Roensch, Semasiol. Beitr. III,
S. 29 anführt.
Paulinus erzählt, wie er von jeher des heil. Felix Schutz
genoss:
374 te duce fascigerum gessi primaeuus honorem
teque meam moderante manum, seruante salutem
purus ab humani sanguis discrimine mansi.
tune etiam primae (puerus) libamina barbae
ante tuum solium quasi te carpente totondi.
Die beiden Aenderungen in der Ueberlieferung sanguis für
sanguinis und die Hinzufügung von puerus scheinen mir von
Patristisclio Studien. VI.
83
anderen Vermuthungen (humanne caedis und ut mos est setzte
Muratori, während Zechmeister mit iuuenis die Lücke füllt)
wegen ihrer paläographischen Leichtigkeit den Vorzug zu ver
dienen. Für die archaischen und vulgären Formen Gen. san-
guis, Acc. sanguem und puerus bringt Georges, Lex. der lat.
Wtf. hinreichend Belege; puerus findet sich selbst bei Augustin.
Serin. 54, 6M., puera fades bei Paulinus XXVIII, 217.
XXI.
Der heil. Felix nahm den Apronianus (211 aetate puerum,
sensibles carnis senem, d. i. leidenschaftslos wie ein Greis, wenn
nicht etwa sensibus cordis zu lesen ist) und Pinianus (217
aeuo minore [so Zechmeister für minor est E, minor AD],
Pinianus par fide) zu sich :
266 kos ergo Felix in suo sinu abditos
mandante Christo condidit tectis suis
mecumque sumpsit sempiternos hospites.
his nunc utrimque laetus adiutoribus
trium sub una uoce uotum dedico
uno loquente spiritu affectu trium.
Paulinus konnte sich nicht unter die Verstorbenen zählen,
welche als des heil. Felix beständige Genossen bezeichnet
werden. Also wird Vs. 267 secumque zu lesen sein. Sein
Gebet aber, das Paulinus an jene drei richtet, kann nicht wohl
trium uotum heissen, sondern trinum, welches Wort er mit
Vorliebe gebraucht (vgl. Index, S. 451). Endlich war spiritu
für spiritu in ADE wegen der sonst gewahrten Quantität der
ersten Silbe von spiritu zu verbessern. Zechmeister hatte lo
quente in spiritu vorgeschlagen. Für die Construction ist in
überflüssig: ein Geist spricht aus (oder in) der Liebe zu den
Dreien. — Die Armuth, in der Felix sein Leben verbrachte,
ist ein nachahmungswerthes Beispiel für Paulinus:
531 nam ciei paupertas tua, quam pro nomine sancto
proscriptis opibus gaudens confessor adisti,
ignorata iacet, qua praedities usque senectam
conducto, Felix, coluisti semper in horto?
Aus den in D und über der Zeile in A erhaltenen Buchstaben
lac et habe ich fast ohne Aenderung iacet (iacet et in meinem
6*
84
VII. Abhandlung: v. Hartei.
Text ist ein Druckversehen) gemacht, was den Vermuthungen
Zechmeister’s latet und Muratori’s Vianet vorzuziehen ist. Denn
nicht darum handelt es sich, dass Felix’ Armuth Niemand un
bekannt sei, sondern dass sie Niemand übersehen und gering
achten dürfe, coluisti aber ist intransitiv gebraucht wie 405
quamuis alio colerem pocul absitus orbe, was Petrus Bernar-
donius mit Unrecht in aliam c. p. a. oram verwandelte. —
Paulinus sieht darin eine grosse Gunst des Heiligen, dass sein
Grab Veranlassung zu den Umbauten und Erweiterungen der
Kirche in Nola gab, die er ausführte:
574 addidit, ut tantis numquam retro eondita saeclis
nostro opere extructas adcrescere uel renouari
porticibus domibusque suas permitteret aulas.
So bieten die Handschriften und Ausgaben die Stelle unver
ständlich; denn es ist nicht abzusehen, worauf sich eondita
beziehen solle. Den Fehler bemerkte bereits Zechmeister, indem
er tanto numquam retro conditus aeuo vorschlug. Wenn
man erwägt, dass aeuuvi hei Paulinus als Synonynum für sae-
culum an zahlreichen Stellen gebraucht wird, wird es nicht zu
kühn sein, mit geringerer Aenderung tantis — conditus aeuis
zu schreiben, wenn auch der Plural aeua hei ihm nicht nach
weisbar ist. tantis = tot ist nicht selten (Index, S. 451). Aber
diese Aenderung allein genügt nicht. Der Heilige war ja längst
dort heigesetzt (vgl. 563 ut tacitam et fixam per tot retro sae-
cula sedem | corporis —- in nostro reserari tempora uelles);
tantis numquam retro aeuis kann also nicht zu conditus ge
hören , wohl aber wird numquam im Gegensatz zu nostro
opere, d. i. hoc tempore stehen; daher nach aeuis zu interpun-
giren sein wird: Längst in der Kirche von Nola ruhend, hat
er niemals früher, sondern erst jetzt es gestattet, dass sein
Haus durch unsere Bemühungen erweitert und verschönert
wurde. — Paulinus beschreibt das Grab des Heiligen, durch
dessen auf dem marmornen Deckel angebrachte Oeffnungen
die Gläubigen Gefässe mit Nardenöl hineinzulassen pflegten,
welche die Weihe empfangen sollten:
590 ista superficies tabulae gemino patet ore
praebens infuso subiecta foramina nardi.
quae cineris sancti ueniens a sede reposta
Fatristisclie Studien. VI.
85
sanctißcat medicans arcana Spiritus aura,
haec subito infusos solito sibi more liquores
595 uascula de tumulo terra subeunte biberunt,
quique loco dederant nardum, exhaurire parantes,
ut sibi iam ferrent, mira nouitate repletis
pro nardo uasclis cumulum erumpentis harenae
inueniunt.
Vs. 591 stellte ich nardi für nardis der Handschriften her,
wofür Muratori nardo geschrieben hatte; der Genitiv ist dem
Sprachgebrauch des Paulinus gemäss (s. Ind. S. 408 unt. neutrum)
und erklärt leicht den Irrthum. Nach nardi setzte ich einen Punkt,
während die Herausgeber eine engere Verbindung mit dem fol
genden Vers hersteilen und quae auf foramina beziehen. Zech-
meister zog wenigstens die Consequenz daraus und änderte in
dem Vs. 594, mit welchem dann ein neuer Satz beginnen müsste,
haec in hos. Aber nicht die zu dem Körper des Heiligen hinab
führenden Gänge oder Röhren heiligte mit seinem geheiinniss-
vollen Hauch der wunderkräftige Geist, sondern die Gefässe
und ihren Inhalt, und hos wäre zudem recht überflüssig.
Auch hier hat wieder die Paulinus eigenthümliche Voranstellung
des Relativsatzes (vgl. oben S. 79) den Zusammenhang ver
dunkelt, obwohl Vs. 594 haec das Verständniss erleichtern
konnte; es ist also zu construiren: uascula, quae— Spiritus
sanctißcat, haec infusos liquores biberunt. Das Merkwürdige
war, dass die Gefässe das in üblicher Weise eingegossene Oel
aufsaugten, indem Erde vom Grabe in sie hineindrang. Vs. 595
wird wohl aus A pocula für uascula aufzunehmen sein, wo
durch einige Abwechslung erreicht wird. In Vs. 598 führt der
Fehler in AD iaculis nicht auf uasclis, wie Muratori schrieb,
sondern auf i uasclis, wenngleich der blosse Ablativ nicht gegen
den Gebrauch wäre (vgl. Index, S. 411).
Paulinus will, nachdem er die Bauten erwähnt, den Bau
der Wasserleitung schildern:
650 omnibus extructis operum quae Stare uidentur
diuersis exstare modis, excelsa per aulas
et per uestibula extentis circumdata late
porticibus, solum simul omnia munus aquarum
tecta uidebantur maestis orare colonis.
86
VII. Abhandlung : v. Hartei.
Dass Vs. 650 an einem Fehler leide, verräth stare neben exstare
und der Umstand, dass derselbe in unseren Handschriften 704
ohne das anstössige Wort wiederkehrt:
omnibus instructis operum quae multa uidentur
postulat iste locus deuotae nomen Abellae
indere uersiculis.
Der Vers ist an der zweiten Stelle überflüssig und störend
und dürfte als eine Doublette von 650 an ungehöriger Stelle
in den Text gerathen sein; vermuthlich ist, um ihm vor 705
seinen Platz zu sichern, multa für das zweifelhafte Wort ein
gesetzt worden. Wie ich glaube, wird arte zu stare verderbt
sein; in welcher Weise aber der so entstehende Hiatus zu ent
fernen sei, ob durch quae (ex) oder quae (iam), mag dahingestellt
bleiben. Der Sinn ist: nachdem alle die Werke, welche, wie man
sieht, durch ihre Kunst in verschiedener Weise hervorragen,
errichtet waren, schienen alle Gebäude die Gabe des Wassers
allein für ihre traurigen Bewohner zu erbitten. Die Genitivver
bindung omnibus operum ist unbedenklich; vgl. Epist. p. 118, 20
omnia operum (opera FDU) dei — omniaque munerum eius —
ad ipsum referamus, XX, 48 omnia rer um in speciem primae
fecit reuirescere formae, XXXI, 401 omnia rer um; XXXI, 486
omnia uera operum scheint operum zu sator zu gehören;
Paulin. Petr. IIII, 433 operum cunctis propere sollemniter actis,
Paulin. Pell. 1 quosdam illustrmm uirorum, 289 u. a.
G87 quis mea te, fons summe, dar et deserta rigare
pumiceumque mei cordis perrumpere saxum
inque petra fundare domum et de te bibere undarn ?
Die Handschriften haben et que (et quae D), woraus Muratori
exque machte, was kaum richtig sein wird. Denn nicht die
Präposition ex ist hier am Platze, eher inque, wie ich vor
schlug. Aber das vorausgehende te und das folgende de te
verlangt auch in dem Satze petra fundare domum eine Beziehung
auf den Angeredeten. Es wird also und dazu noch mit leich
terer Aenderung teque petra, d. i. in te petra zu schreiben sein.
Paulinus will die kleine Stadt Abelia preisen, welche sich
um die Wasserbeschaffung für Nola grosse Verdienste er
worben :
Patristische Studien. VI.
87
711 parua quidem haec muris, sed sancto magna feretro
urbs opere haec nostrae hinc sex milibus absita Nolae
altiiugos montes inter iacet, ex quibus ortas
comminus haurit aquas.
So edirte Muratori die Stelle, wobei feretro völlig unverständ
lich — denn er suchte vergeblich durch Auffindung eines
Heiligengrabes in Abella die Lesart zu erklären -— und die
Wiederholung des haec geradezu unerträglich ist. Die Ueber-
lieferung (Jertur D, feret A) ermöglicht durch Verbindung
beider Lesarten das richtige feretur zu finden, und wenn wir
noch hoc für haec schreiben und mit nostrae den neuen Satz
beginnen, ist die Herstellung tadellos: die Stadt ist klein an
Umfang, wird aber als grosse gepriesen werden durch dieses
heilige Werk. In den folgenden Satz nostrae hinc absita Nolae
schien hinc dem Dativ widersprechend und entbehrlich, wes
halb Zechmeister huic schrieb, was aber wohl noch viel weniger
erwartet wird. Warum sollte Paulinus nicht etwas umständ
licher sagen sollen: sechs Milien von hier, abseits unserem Nola,
liegt Abella.
Der Bau der Wasserleitung nahm einen so schnellen Fort
gang, dass das ganze Werk wie im Spiele vollendet wurde:
ut opus sumeret finem
formaque loginquis a montibus agmine farso,
qua fuerat longo prius interrupta ueterno,
undique fonticulis diuersa ex rupe receptis
collectam reuocaret aquam sitientibus olim
urbibus, et pleno per milia multa uiarum
tramite formarum et nostri Felicis inundans
tecta, nouum calicem fluuio superante repleret.
et quod diuini documentum muneris egit,
largior aestiuis huc mensibus unda recurrit,
quam prius hibernis ex imbribus ire solebat.
Vs. 744 scheint Zechmeister aus dem leichten Verderbniss ag-
minis arso in AD richtig agmine farso gewonnen zu haben,
während Muratori aggeris arto edirte; denn nicht der enge
Weg war hier zu betonen, auf dem die Leitung lief, sondern
vielmehr die grosse Wassermenge, der dichte Schwall. Mit
744
750
88
VII. Abhandlung: v. Hartei.
agmine farso mag man bei Lucretius I, 606 agmine conclenso
naturarn corporis explent und VI, 100 ubicumque magis denso
sunt agmine nubes vergleichen. Aber nicht die ganze Leitung
hatte das Alter (719 longa uetustas) zerstört, daher war es ge
boten, 745 qua aus AD, wofür Muratori quae geschrieben hatte,
wieder herzustellen, so wie longo ueterno (longe Muratori) durch
longa uet.ustas empfohlen wird. Die hergestellte Leitung ver
sorgte die dürstenden Städte (Abella und Nola) und füllte
durch den vollen Zug der Röhren (pleno tramite formarum),
indem sie auch (et) das Haus des heil. Felix reichlich mit
Wasser versah (inundans), den neuen Leitungsbecher, der eben
zu diesem Zwecke angebracht worden war. Der Sinn also
verlangt 750 tecta, was ich für laeta AD herstellte (vgl. 654
solum munus aquarum tecta uidebantur orare). Vs. 751 er
wartete man edit für egit. Der Umstand, dass das Wasser nur
im Sommer reichlicher fliesst als im Winter, gibt einen Beweis,
dass Gott seine Hand im Spiele hat. Wenn man indessen im
Index die verschiedenen mit agere verbundenen Objecte S. 416
vergleicht, wird man von einer Aenderung Abstand nehmen.
Die Stadt Nola hatte sich geweigert, Paulinus das für
seine Gründung erforderliche Wasser zu überlassen; daher er
sie als iure ream patrono communi anspricht:
760 diuinaque iura
respicere oblita humanis mea uota putabas
uiribus et mihi te, Felicem oblita, daturam
credebas.
Das Wort uiribus kann unmöglich richtig sein, aber ebenso
wenig, was dafür Zechmeister verlangte, iuribus. Denn Pau
linus verlangte zwar 758 iusta consortia fontis, aber Nola war
nach dem AVortlaut nicht der Meinung, dass menschlichem Recht
der Anspruch gebühre und glaubte, dass es sich dabei nur um
menschliche Bedürfnisse handle; daher wird usibus zu schreiben
sein. Nola kam aber durch die Theilnahme der Kirche am
Wasserbezug nicht zu Schaden, indem nun selbst in Zeiten
der Trockenheit die Leitung reichlich lieferte:
tempore in ipso
785 quo totiens (tuae) aquae possessor egere solebas.
Patristisclie Studien. VI.
89
Um den Vers zu retten, fügte ich tuae hinzu, während Muratori
totiens undae possessor edirte. Solche Glossen sind AD oder
ihrem Archetyp fremd, tuae aber passt zu dem Gedanken: Nola
war Besitzer seines Wassers, das es mit keinem anderen da
mals zu tlieilen hatte. — Paulinus fordert weiter Nola auf,
die Tochterstadt Abella, die Mutter seiner Wässer, zu lieben:
819 cuius ab indigenis tibi montibus adfluet omnis
copia, qua fuevas felicibus ante superba
et qua post Studio meiiore ministra fuisti.
Nola hat zwar Felix das Wasser vorenthalten (fuerat Felici
ante superba), aber nicht felicibus. Ich habe dafür Felice
arente vermuthet, d. i. zu der Zeit, da Felix des Wassers
entbehrte. Ob aber nicht Felicibus zu schreiben ist, d. i. einem
Heiligen wie Felix?
XXIII.
Paulinus erzählt, in wie wunderbarer Weise das Auge
des Theridius gerettet wurde, welcher sich den Hacken einer
Lampe in dasselbe gerannt hatte: (male pendulus funis cuspide
trina)
165 excepit fadem, uenientis et induit unco
occurens oculum teneroque per intima lapsus
mucro subit cilio, qua uix solet arte medendi
cauta manus leuem trepido moderamine molem
ducere palpebramque leui suffundere tractu.
Gegen die Lesart subit in BE erregen nur die übrigen Hand
schriften Verdacht, welche silit bieten, woraus mit der Aende-
rung eines Buchstabens salit zu gewinnen ist. Der Ablativ
tenero cilio ist local, wie er auch in der Verbindung mit subit
aufgefasst werden müsste: die Spitze zuckt im zarten Augen
lide hin und her. Das verlangt auch das locale qua. Völlig
sinnlos ist ferner molem, das in A 2 EQ steht; aber A 1 D 1 melem
('medelen D 2 ) führt auf das richtige melen, das bereits B her
gestellt hat. vfhr, heisst das chirurgische Instrument, eine Art
Sonde, dessen sich die Aerzte für gewisse Operationen am
Auge zu bedienen pflegten. — Der Verwundete betete zum
heil. Felix:
90
VII. Abhandlung: v. Hartei.
220 sic etenim penitus mihi sentio fulmen adactum
inserto sub operta oculi penetralia clauo,
nt tantum, diuina manus, quae condidit ipsos
in nobis oculos —
226 pellere tormentum potes alto nomine Christi.
Der Vergleich der Stärke des Schlages mit der göttlichen
Macht ist mehr als bedenklich. Es liegt ein kleines Versehen
vor, das wir tilgen, indem wir tu für ut setzen und am Ende
des Verses 221 den Satz sic etenim — clauo schliessen, der
ohnehin, wie etenim zeigt, zu dem vorausgehendem Gedanken
gehört. Ebenso ist et für ut Vs. 275 am Platze, wo die gött
liche Macht gepriesen wird:
quae fecerat illic
275 innocuamque aciem ferri simul et leue pondus.
Schon que musste das nothwendige et an die Hand geben.
Welche Hand wäre so geschickt gewesen, das Eisen ohne
Verletzung des Auges einzuführen?
286 inlaeso penetrans oculo suspendere fernem,
quod solidi crasso totum conplebat operti
orbem oculi, figens acie nec meinere laedens?
Rosweyd stellte hier das seltene Wort opertu her; was er sich
unter der ,dicken Umhüllung' dachte, weiss ich nicht. Die
Ueberlieferung birgt keinen Anstoss: mit dem dicken Körper
(crasso) des festen Eisens (solidi) füllte er den ganzen Kreis
des inneren (operti) Auges. Aber ebenso wenig vermag ich
Chatelain zuzustimmen, welcher die Lesart in AEQ aciem als
eine nothwendige Verbesserung erklärte. L’ablatif ne se com-
prend pas: le fer percait la prunelle sans la blesser. Das Ob
ject oculum- oder totum oculi ergänzt sich leicht, und wenn wir
das überflüssige aciem (— oculum) dennoch setzen, verderben
wir den Gegensatz: das Eisen spiesste zwar das Auge mit
seiner Schärfe (acie), fügte ihm aber keine Verletzung bei.
XXVI.
Die Zeit des Friedens soll dem Gebete dienen:
85 ergo quia est curae tempus sit cura precandi
caelestem dominum, quo maesta aut laeta parantur.
Palristisclie Studien. YI.
91
Rosweyd hat durch die Hinzufügung von est, welches in allen
Handschriften fehlt, den Vers gerettet. Man kann mit Aen-
derung eines Buchstaben helfen: ergo quibus (quib\) curae
tempus (sc. est), sit cura precandi, d. h. quorum curam tem-
pus sollicitat, eos precari oportet; denn, wie es weiter heisst,
das ist der Lauf der Welt Vs. 90, ut semper succedant nubila
sudis | atque iterum fugiant imbres redeunte sereno. Wenn
dies richtig erkannt ist, wird auch quia unpassend erscheinen.
—■ Wie Daniel in Babylon die Löwen bändigte durch sein
Gebet, so mögen durch Felix die Barbaren besiegt werden,
indem Christus ihre Macht bricht:
259 sic aliquando ferae circum iacuere prophetam
orantisque pedes Unguis mulsere benignis,
263 sic et crudelem confudit flamma tyrannum
sanctis spectantem pueris seruire caminos
atque suos cantare reos, ardere ministros.
Die Handschriften haben ceu aliquando, woraus v, um den
Hiatus zu entfernen, ceu quandoque machte. Der Fehler steckt
sicherlich in ceu, indem hier jeder Vergleich ausgeschlossen ist.
Wenn wir sic lesen, erhalten wir zugleich eine wirksame
Anapher. Willkürlich hingegen änderte v atque suos in innoeuos,
wenn nicht vielleicht suos einen Anstoss gab. Chatelain räumte
ihn dadurch hinweg, dass er suos auch auf ministros bezog:
le roi cruel regardait ses coupables chanter et ses ministres
brüler. Die Worte waren umzustellen: atque reos cantare,
silos ardere ministros.
XXVII.
34 firmat enim ratio ista fidem, quae temporä certis
distinguit titidis sacrosque per annua signat
festa dies, quibus ad domini miracula quondam
antiqui tremuere patres, horrenda sinistris
et semper celebranda piis.
Da Vs. 36 ad nur G erhalten hat, dem B mit a nahe steht,
während die anderen aut lesen, suchte Chatelain in aut ein
Epitheton und schlug aucta dei miracula vor. Der Gedanke
gewinnt dadurch nichts; die betreffenden Tage zeichnen sich
92
VII. Abhandlung: v. Härtel.
durch die Wunder aus, die an ihnen stattfanden, nicht aber
durch grössere Wunder, verglichen mit den Wundern der an
deren Tage. Aber es ist auch kein Grund, das Zeugniss von
G oder, wenn man lieber will, diese leichte Vermuthung zu ver
dächtigen, weil tremere sonst mit dem Accusativ verbunden
wird. Paulinus pflegt in analogen Fällen oft ad zu verwenden,
Epist. p. 240, 12 fatemur nos gemuisse ad infelicitatem nostram,
XVII, 133 ferus ad nostrum uatem, XVI, 275 contentus ad
omnia (vgl. Index, S. 414), Paulin. Petr. V, 602 attonitis tanta
ad miracula seruis. — Paulinus preist den festlichen Tag, der
ihm seinen Freund Nicetas gebracht hat:
163 iunctus adest domini Christi comitatus amicis
Nicetes; hinc uernat hiems.
Schon Lebrun hat iunctus in unctus verändert, und nun unter
stützen die besten Handschriften ADE seine Meinung, der
auch Chatelain beizutreten scheint. Offenbar missfiel ihnen die
Verbindung der beiden Participien iunctus und comitatus. Aber
was soll unctus hier bedeuten? iunctus passt hingegen trefflich
in der Bedeutung amicus, socius, die ihm auch sonst Paulinus
verleiht, wie XVI, 269 iunctum sibimet pro iure sodali usur-
pans animum, XXIIII, 133 quos de profundo iuncta seruauit
fuga, Epist. p. 4, 20 amicus iunctior, p. 63, 18 iunctissima
amicitia. Das Wort konnte im Anfänge des Verses leichter
als sonst wo den ersten Buchstaben einbüssen. Die Handschriften
haben in einem solchen Falle wenig zu sagen.
248 namque et Nicetes domino benedictus ut ille
mitis, ut Israel ouibus quoque pastor et liaedis
ante lacum uiuentis aquae. sed et hic etiam tres
corde pari trina sibi legit ab arbore uirgas.
So lesen die Handschriften und Ausgaben. Dabei mag es hin
gehen, dass zu ut Israel pastor das Verbum est ergänzt werden
muss. Aber was folgt steht nicht im Gegensatz, und et neben
etiam ist unerträglich. Wir entfernen diese Anstände, wenn
wir schreiben und interpungiren: ante lacum uiuentis aquae
sedet. hic etiam tres. Vgl. Gen. 24, 63 ’DcAy. es SiszopsusTo xrtä
TP qpiap Trjc cpäasw;. aütbc Ss y.axiiV/.ci ev Tp '{f t xfl xpb? /aßy. —
Den freien Raum um die Basiliken umgibt eine Mauer:
Patristische Studien. VT.
93
488 quem tarnen includunt structo circumdata saepto
moenia, ne pateant oculis sacra tecta profanis
uestibulumque patens aurae defendant operta.
So glaubte ich schreiben zu sollen, indem ich aurae aus AD
(aure ET, aule B, auiae GR, ania v) entnahm und defendat
(defundat G) in defendant verbesserte. Dann ist der Sinn:
die Mauer wurde errichtet, damit sie die Kirche fremdem
Anblick verschliesse und die Hülle der Mauer (operta) den
dem Luftzug ausgesetzten Eingang schütze. Die Vulgata aurä
defendit operta muss ihr Subject in quae (aedes) 484 suchen,
was ebenso unmöglich wie die Phrase aura operta unver
ständlich ist. — Mit Recht hat Chatelain die Lesart der Hand
schriften ludere
580 propterea uisum uobis opus utile totis
Felicis domibus pictura ludere sancta
gegen die von Rosweyd eingeführte Lesart illudere vertheidigt.
Der Grund aber, aus welchem er illudere zurückweist, ist nicht
zutreffend, dies bedeute nämlich so viel wie ,nuire, se moquerh
Offenbar hat sich Rosweyd durch illudere, das an anderen
Stellen im Sinne von ,durchweben' gebraucht wird, zu seiner
Vermuthung verleiten lassen. Vgl. Epist. p. 286, 6 inlusa camera
musiuo, XXV, 43 inlusas auro uel murice uestes, und davon
übertragen XXI, 85 inluso carmine metris.
607 de Genesi, precor, hunc orandi collige sensum,
ne maneam terrenus Adam, sed uirgine terra
nascar et exposito ueteri noua formen imago.
Da GR exposita lesen, wie Lebrun vermuthet hatte, sieht Cha
telain diese Lesart als völlig gesichert an: il faut retablir ea:-
posita en sous-entendant imagine, comme le copiste de R (viel
mehr G und R) l’a meine indiquee dans sa transcription in-
correcte: exposita ueteri noua reformarer imagine. Richtiger
steht die Sache so, dass GR die nicht so seltene Ellipse von
homo verkannt haben; vgl. Epist. p. 243, 14 qui absorbet mor-
talem nostrum, p. 265, 23 caecat uidentem meum — et inlu-
minet non uidentem, p. 345, 4 nisi enim humiliatur exterior, non
exaltatur interior, p. 422, 3 arma caelestia, quibus in interiori
nostro debeamus armari.
94
VII. Abhandlung: v. Härtel.
XXVIII.
Die drei Kirchen in Nola umfasst ein freier Hof, in den
sich die Menge aus den Thoren ergiesst, nrea — medio spatiosa
pauito,
41 quod tarnen ordinibus structis per quinque nitentum
agmina concharum series denseta coacto
marmore mirum oculis aperit, spatiantibus artat,
sed circumiectis in porticibus spatiari
copia larga subest.
Die Vulgata liest: marmore, mira■ o. a. spatiantibus arte, das
Chatelain mit Recht missfiel, welcher miram — artem vermuthete,
ohne sein Misstrauen gegen spatiantibus zu unterdrücken. Die
im Ganzen geringen Differenzen der Handschriften erklären
sich leicht aus der in den Text gesetzten Lesart artat (arta A,
astat D, arctat E, arte B, artum T, abtat GR). Der dadurch
gewonnene Sinn lässt nichts zu wünschen übrig: die dichte
Reihe der Säulen lässt den Hof in den Augen der Betrachtenden
als ein Wunder erscheinen, engt ihn aber für die in demselben
sich Bewegenden ein; indessen reichen Raum zur Bewegung
bieten die Hallen. Man sieht, dass spatiantibus durch das
folgende spatiari geradezu gefordert wird.
Menschliche Kraft vermochte gegen eine Feuersbrunst in
der Nähe der Basilica nichts auszurichten,
cum flamma suis ingentior iret
108 fomitibus paruoque exorta repente tegillo
culmina cuncta simul perfunderet igne minaci.
Ob wir flamma ingentior quam fomites oder flamma fomitibus
alta ingentior erklären, hilft wenig. In dem einen Fall ist
fomitibus, in dem anderen ingentior nicht am Platze. Nun ver-
rathen die Handschriften selbst einen Fehler der Ueberlieferung,
indem ADE incendior bieten, woraus mit Aenderung eines
Buchstabens ein zwar neuer Comparativ incensior, aber ein
durchaus passender Begriff gewonnen wird. Die Wuth des
Feuers wurde durch die trockenen Holzhäuser grösser und
drohender.
Patristische Studien. VI.
95
241 nee modo commissum peccati sed meditatum,
sicut morbiferam de labe cadaueris auram,
naribus obstructis tristem fugiamus odorem.
Die Sätze entbehren der nothwendigen Verbindung, welchen
Mangel ich durch den Vorschlag commissi — meditati zweifelnd
zu beheben versuchte; aber die weite Entfernung der beiden
Genitive von ihrem Substantiv odorem spricht dagegen, sowie
wir tristem odorem nicht wohl von morbiferam auram trennen
dürfen. Wir können aber diese Theile des Vergleiches leicht
verbinden, indem wir et einsetzen: naribus obstructis tristem
(et) fugiamus odorem. Die Genitivverbindung commissum pec
cati, meditati hat bei Paulinus nichts Anstössiges (vgl. S. 62. 11).
VIII. Abli.: Kühnert. Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) etc.
l
VIII.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius)
auf Grund des Urtextes.
Ein Beitrag zur Revision der bisherigen Auffassungen
von
Dr. Fr. Kühnert,
Privatdocent an der Universität Wien.
I. Das Da-Hjo.
M an sollte meinen, dass gegenwärtig die Philosophie
Kong-dsy’s bereits vollständig klar gelegt sei. Aber so vieler
lei Bearbeitung dieselbe auch gefunden hat, so gehen die An
sichten hierüber doch bedeutend auseinander, ja manche von
den Sinologen linden dunkle Punkte in derselben, mit deren
Aufhellung sie nach ihrem eigenen Geständnisse nicht zu Stande
kommen können.
Selbst J. Legge, der Herausgeber und ausgezeichnete Ueber-
setzer der ,Chinese classics 1 , gesteht wiederholt bei verschiedenen
Punkten ein, dass es ihm unmöglich sei in deren Verständniss
einzudringen.
Ist sonach eine neuerliche Betrachtung dieser Lehre auf
Grund des Urtextes gerechtfertigt, so ist sie auch anderer
seits geboten, da man ungerechtfertigter Weise J. Legge des
halb einen Vorwurf machte, weil er sich an die Texterklärung
des chinesischen Weisen Tschu-hi hielt. Dieser Vorwurf konnte
nur von einer Seite kommen, welche nicht die mindeste Fühlung
mit dem Chinesischen hatte.
Wer sich philologisch nur mit einer der indogermani
schen Sprachen beschäftigt, wird wohl ein Urtheil über Unter-
Sitzungsber. d. yhil.-hist. Ci. CXXXII. Bd. 8. Abb. 1
2
VIII. Abhandlung: Kuhnort.
sucliungen auf dem Gebiete indogermanischer Philologie über
haupt haben. Wird er aber auch ein Urtheil über Arbeiten
auf dem Gebiete der sogenannten orientalischen Sprachen, wie
des Arabischen, Hebräischen, Türkischen, Tibetanischen, Mon
golischen oder gar des Chinesischen oder Japanischen abgeben
können? Diese Sprachgebiete sind doch bezüglich ihrer grund
legenden Vorstellungen, ihres Sprachbaues von den indoger
manischen Sprachen ganz verschieden, welch’ letztere infolge
Verwandtschaft mit der eigenen Muttersprache, der gemeinsamen
Grundvorstellungen, welche der Begriffsbezeichnung durch das
Wort hier wie dort Vorschub leisten, des frühzeitigen Unter
richtes in einzelnen derselben gleichsam als von Jugend auf
eingelebt betrachtet werden können.
Wie oft hört man klagen über die Mühe, welcher dieser
oder jener Deutsche hat, sich durch die Sprache unserer grossen
deutschen Philosophen durchzuarbeiten! Der Grund hiefür liegt
nicht so sehr in der schwerfälligen Darstellung, wie man an
gibt, — mag auch der Satzbau unter Umständen einer ge
wissen Glätte und Abgegliehenheit entbehren, — sondern haupt
sächlich darin, dass der Leser nicht im Stande ist, von dem
Gemeinbilde abzusehen, dessen Verbindung mit dem betreffenden
Worte von Jugend auf ihm durch beständigen Gebrauch zur
zweiten Natur geworden, und an dessen Stelle den vom Philo
sophen definierten logischen Begriff zu setzen. Kann man daher
bei philosophischen Werken in der eigenen Muttersprache selbst
eines gewissen Commentars nicht entbehren, um wie viel mehr
wird dies dann nahe zur zwingenden Notli bei einer fremden,
von unseren europäischen nach jeder Richtung hin abweichenden
Sprache!
Nun bezweckt Tschu-hi’s, des grossen Philosophen Com-
mentar zu Kong-dsy’s Lehre nichts anderes für den Chinesen,
als was z. B. ein Kirchmann rücksichtlich der Werke unseres
grossen Denkers Kant versuchte. In wieweit Kirchmann’s Ar-
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
3
beiten einem Nichtdeutschen das Verständniss schwieriger Stellen
Kant’s ermöglichen, kann nur ein solcher entscheiden; bezüglich
Tschu-hi’s Erläuterungen weiss jeder, der an Ort und Stelle
Erfahrungen gesammelt, dass sie nicht blos für den Chinesen
wirkliche Hilfen sind, sondern auch für jenen, der nicht als
Chinese geboren sich in diese Sprache eingearbeitet hat. In
der Folge werde ich dies lediglich aus dem Urtexte selbst
erweisen, indem ich zeige, dass das, was der Urtext einzig
und allein nach sprachlicher Ausdrucksweise und logisch con-
sequentem Denken ausdrücken kann, auch von Tschu-ki und
seinen Vorgängern gesagt wird.
Würden nun jene Bemängler J. Legge’s einen Schuh
macher, der ausgezeichnete Schuhe verfertigen kann, von der
Bildhauerei aber nichts versteht, als einen competenten Richter
über Werke der Plastik ansehen? Werden sie ihm nicht viel
mehr das geflügelte Wort Zurufen: ne sutor ultra crepidam?
Dann mögen sie aber bezüglich ihrer selbst von dem sokratischen
yv&Qi crauiöv Anwendung machen, wenn sie die Lust anwandeln
sollte, über Benützung chinesischer Commentare abzuurtheilen.
Verschiedenartig sind, wie gesagt, die Auffassungen, welche
die hinterlassenen Lehren Kong-dsy’s bei den Sinologen ge
funden haben. Pauthier z. B. meint, die Absicht des chine
sischen Philosophen sei, die Pflichten der politischen Regierung,
der Selbstvervollkommnung, der allseitigen Uebung der Tugend
darzustellen. Der Philosoph fühle, meint er, eine höhere Mission
als die, mit welcher sich die alten und neueren Philosophen be
gnügen, und seine grosse Liebe für das Glück der Menschheit,
welche über seine sämmtlichen anderen Gefühle dominiere, habe
seine Philosophie zu einem System socialer Vervollkommnung
gemacht, das nicht seines Gleichen habe.
Ein Anderer ist der Ansicht: das Da-hjo sei eine moralisch-
politische Erörterung. Der Titel sei gleichzeitig das Subject
der Erörterung, nämlich das summum bonum der Chinesen.
l*
4
VIII Abhandlung: Kühnert,
Man würde daher erwarten in demselben ein Werk wie Cicero’s
de Ofticiis zu finden, dasselbe bestehe aber nur aus Gemein
plätzen für das Halten einer guten Regierung.
Legge glaubt, die Wahrheit liege inmitten obiger beiden
Ansichten und behauptet, trotz späterem Widerspruche, dass
diese Philosophie eigentlich nur für einen Regenten passe, trotz
dem er in den Anmerkungen zuh Uebersetzung eingestellt, es
bleibe ihm so Manches unverständlich.
Weder das Eine, noch das Andere wird sich in der Folge
zutreffend erweisen, sondern es wird sich zeigen, dass Kong-
dsy’s Philosophie natürlich und folgerichtig ist und lediglich
nur dann verstanden werden kann, wenn man sich einzig an
die Vernunft und die nach dem Sprachgebrauche von den
Philosophen niedergelegten Begriffsbezeichnung der chinesischen
Charaktere hält, nicht aber, wenn man vom Standpunkte irgend
welcher Dogmen an sie herantritt.
Schon der Titel dä-lijo° oder däi-hjo‘ ist einfacher Aus
druck für das, was wir Philosophie (insbesondere theoretische
Philosophie) nennen, die Krone aller Wissenschaften. Denn
dä-hjo‘ heisst ,grosse oder hohe Lehrc £ , däi-hjo‘ ,höchste Lehre'.
Die Lehre gipfelt in dem ,Standpunkt der höchsten Voll
kommenheit' (ganz allgemein und nicht blos in sittlicher Be
ziehung), der nicht passiv und abstract (theoretisch), sondern
activ und concrct (praktisch) als ein Können in intellectueller
und moralischer Beziehung zu nehmen und vom ästhetischen
Standpunkte aus schön und gut ist. Der Schriftcharakter sfe
shen = gut, schön dient nämlich auch zur Bezeichnung einer
Fertigkeit, Geschicklichkeit, Meisterschaft wie z. B. in vfe
^ |§L bewandert (hervorragend) in Literatur und Kunst.
Dieser ,Standpunkt der höchsten Vollkommenheit' kommt
in der Welt der denkenden Wesen in zweifacher Weise zu
betrachten, das eine Mal bei dem eigenen Selbst, das andere
Mal bei dem Verhalten dieses gegen fremde Selbst.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
5
Dem eigenen Selbst ($ HO kommt die Fähigkeit des
Denkens, Fühlens und Strebens (*) zu, nicht aber so, dass
der Mensch schon gleich bei oder kurz nach der Geburt denkt,
fühlt und strebt, sondern diese Fähigkeit ist zuerst nur passiv
(n fi) und bedarf eines Impulses um activ zu einer Kraft,
zu einer Macht zu werden. Sie ist in sich vollkommen d. h.
nach jeder Richtung anwendbar (|i|i potentiae perfectio), an
sich jedoch leere aber nicht verdunkelte Fähigkeit (Geistes
habitus), weil ihre Kraft erst geweckt werden muss cm m fi) 1
um activ zu werden.
Da in Ansehung der Fähigkeit (hervortreten könnende
Kraft) des Wollens, dem Selbst gleich nach der Geburt weder
Neigung noch Hang oder Gewohnheit zugeschrieben werden
kann, weil nur die blosse Fähigkeit des Wollens vorliegt, nicht
aber ein Wollen selbst, sondern lediglich der sinnliche Trieb,
so muss dem Selbst für diese Zeit in Ansehung des Wollens
jede unordentliche Begierde d. i. jede Unvollkommenheit ab-,
also Vollkommenheit zugesprochen werden.
In Ansehung der Fähigkeit des Denkens, Fühlens und
Wollens, in der des Menschen Natur ruht ('[^), muss, nach
dem diese Fähigkeit, wie erkannt, als in sich vollkommen
zuzugeben ist, der Natur des Menschen gleich nach der Ge
burt Vollkommenheit, daher Güte, Vorzüglichkeit zugesprochen
werden > s. San-dsy-lting).
Durch die fortlaufende Erziehung aber lernt der Mensch,
dass es Gutes und Böses gibt. Das böse Beispiel zieht seine
Fähigkeit von dem Standpunkte des Vollkommenen herab, die
ursprünglich zum klaren Denken fähige Natur wird getrübt.
Je nach der verschiedenen Bildung, die ihnen zutheil wird,
entfernen sich die Naturen der Einzelnen von einander. Die
Lockungen des Bösen werden stärker und schliesslich wird
1 Uebei' die Etymologie von ^5 s. p. 17.
6
VIII. Abhandlung: Kühnert.
der Mensch ein Opfer seiner sinnlichen Begierde. (Nitimur
invetitum, cupimusque semper negata. (tt Ü #
San-dsy-king.)
Die genannte Fähigkeit ist aber noch nicht Tugend ( IJJ]
f^) 1 Sinne von wirksamer Kraft, sondern wird erst Tu
gend cm m wenn diese vortreffliche Eigenschaft und
Kraft im Menschen wirksam wird, wenn diese in sich voll
kommene Fähigkeit activ oder erweckt (leuchtend gemacht
m z ) 2 und zwar in höchster Vollkommenheit activ wird.
Ist diese Fähigkeit in höchster Vollkommenheit activ
wirkend zu einer wirksamen Eigenschaft und Kraft (Habitus)
des eigenen Selbst geworden, dann wird sie auch fremdem
Selbst gegenüber (zur Geltung kommen, indem sie un
zweifelhaft das Gute, Schöne, Wahre zum Ausdruck bringt,
erhaben ist, selbst ein Licht anderen leuchtet, einzig und ein
heitlich in ihrer Art andere überragt und bewunderungswürdig
wirkt. 3 Die Bewunderung aber reizt zur Nachahmung. So
übt sie dann regenerierenden (ßfcj\) Einfluss und ist in weiterer
Folge für die gegenseitige Annäherung und Liebe der Menschen
causa activa (^)-
Dementsprechend 4 lesen wir im Da-hjo: ,Der Plan 5 der
1 In bj m das im selben Sinne wie in m % = morgen,
= kommendes Jahr.
2 Warum das erste m = m Z sein muss, s. später p. 7.
■ # n je A * bj m IS s iE t»-
4 Jenen, welchen diese Lehre im Widerspruche mit Christi Lehre dünkt,
seien zur Betrachtung die beiden Aussprüche Christi vorgelegt: ,Lasset
die Kleinen zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich,‘ und ,Wer
eines aus diesen Kleinen ärgert, dem wäre besser, wenn ein Mühlstein
um seinen Hals gehängt und er in die Tiefen des Meeres versenkt
würde.“ Diese beiden Aussprüche setzen unbedingt voraus (— ungetaufte
Kinder —), dass die Kindesnatur gut ist und dass diese unschuldige
Kindesnatur durch böses Beispiel verderbt wird.
5 Plan in dem Sinne von: Methode, Lehre, Zweck, das in Ordnung Stellen,
das Ordnen, das die Ordnung Bestimmende, Princip.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
7
Philosophie besteht in cler Erhellung schimmernder Tugend 1
(= Greistesfähigkeit, Geisteshabitus), in der Volkserneuerung
(= Verwandtschaftliehung), 2 (d. i.) im Standpunkte auf der
höchsten Vollkommenheitb 3
Schimmernde Tugend: erkennbare zur Tugend sich entwickeln könnende
Fähigkeit, in sich hell, vollendet, aber noch unbethätigt.
,Verwandtschaftlich machen = einander näher bringen' die Leute zu
Brüdern machen, also auf ihren ursprünglichen Stand zuriickfiihren (und
alle Menschen werden Brüder) schliesst begrifflich ,erneuern'
(ff .<£ ■ el "
* m 2 * m m e.« * «it *
^ g Dass hier fffj BJJ nicht eine adjectivische Verdopplung
im Sinne einer Verstärkung sei, folgt aus der späteren Periode des
Da-lijo: mm mm . . . worin sowohl das Hilfs
zeitwort: m auf ein folgendes Verbum weist, als auch die gleichblei
bende Construction bei allen folgenden Gliedern der Kette. Es kann sonach
das erste (JJj nicht sondern nur fjfl also = lljj ^ sein.
== hell, glänzend, offenbar, schimmernd (auch im Sinne noch
nicht da, hervorleuchtend also kommend wie in BJj morgen = der
morgige Tag, m # = nächstes Jahr).
1 2 = etwas leuchtend machen, also = erhellen, beleuchten,
erklären, liellmaclien, offenbar machen.
m m>- m mm kann daher nicht ,glänzende oder er
lauchte Tugend' (illustrious virtue) sein; sonst müssten beide ming ent
weder begrifflich gleich sein, daher eine Reduplication vorliegen, was
nach Obigem nicht möglich ist, oder es müsste so verstanden werden:
erläutern, erklären, was erlauchte Tugend ist, aber auch dem wider
spricht der folgende Text des Da-hjo. Ueberdiess würde hiedurch auch
entgegen diesem Text der Begriff ,Tugend' dem europäischen Sprach-
gebrauche gemäss auf den Begriff sittliche (event. religiöse) Tugend
eingeschränkt.
_ It Stillstehen, stehen, beharren zu unterscheiden von dem spätem
pjjj (Ruhe als Gegensatz der Bewegung) ist hier im Sinne von |[^ |jg£,
Haltplatz (halting-place) zu verstehen, wie aus der späteren Periode
^ It (It = Abkürzung von It M 3t #) erhellt, also in
etwas beharren, auf etwas seinen Standpunkt haben.
,Schimmernde Tugend 4 (s. Etymologie von ^jjjg p. 17) kann hier
nicht etwa bloss sittliche (oder gar nur religiös-sittliche) Vollkommenheit
allein sein, sondern Tugend ist hier im weiteren Sinne als hervortreten
8
VIII. Abhandlung: Kühn er t.
Erst muss aber dieser Standpunkt der höchsten Voll
kommenheit gekannt werden, ehe man ihn erreichen kann,
könnende Kraft, Fähigkeit, Tüchtigkeit zu nehmen. Wie der
folgende Passus * £ m . zeigt, äussert sich das m m
mnestheils in der Regelung des Reiches, der Familie; anderntheils
in der Bildung des Ich, der Richtigmachung des Herzens, a in der Auf
stellung wahrer Begriffe, correcter Gefühle und Belehrungen.^ Denken,
Fühlen und Streben können aber nicht als Tugend im engeren Sinne,
sondern nur als Fähigkeit (potentiae bez. potentia) schlechtweg, also
Tugend im weiteren Sinne gelten; sohin nur in der Relation des
fÜ ff a sein -
Es sei erwähnt, dass dies auch nicht den Scholastikern (Theologen)
widerspricht, die in mehr religiösem Sinne sagen: Tugend im weiteren
Sinne wird die Vollkommenheit einer Fähigkeit genannt (potentiae per-
fectio, Thomas v. Aquin). Im engeren Sinne nennen sie Tugend: den
geeigneten (bonus) Geisteshabitus, auf Grund dessen richtig gelebt wird
und Niemand Böses tliut. So Thomas v. Aquin, Augustinus. Die Tugend
liegt nach ihnen in der Fähigkeit des Geistes, weil diese zum Wirken
hinneigt. Was sie als intellectnelle Tugenden aufführen (virtutes in-
tellectuales) wie Intellect (Verstand, Vernunft), Wissenschaft, Weisheit etc.
betrachten sie als Tugenden im uneigentlichen Sinne, als Vollendung
der menschlichen Fähigkeit (Thomas v. Aquin, Augustinus, Bernardus).
Bemerkenswerth ist wie Bonaventura (Lib. III, Sent. hist. XXXIII) dies
in die Worte fasst: Virtus facit potentiam rectam et rigorosam.
Im natürlichen Sinne (also wie die Chinesen die Verhältnisse
nehmen) müsste man nach ihnen sagen: virtus est bonus mentis liabitus.
Da die chinesischen Philosophen keine religiöse Lehre schreiben
konnten und wollten, so hielten sie sich an den natürlichen im
Sprachgebrauch niedergelegten Begriff von Tugend als Kraft, Eigen
schaft, die in einem oder etwas wirksam ist. Man darf daher auch keine
religiös-sittliche Einschränkung des Begriffes Tugend (etwa nach Art der
übernatürlichen Tugenden) machen. Ja selbst sittlich ist nur im
Sinne der ,Sitte gemäss* zu verstehen, nicht aber im Sinne ,der Sitte
gemäss, welche religiöse Lehren vorschreiben*.
Es war nothwendig darauf hinzuweisen, dass die chinesische Auf
fassung selbst den scholastischen oder theologischen Definitionen nicht
a Als dem gedachten Sitz (s. später über Herz p. 16) des Denkens, Fiih-
lens, Strebens.
'> S. später über p. 17.
c S. unten Etymologie von p. 17.
Dio Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
9
damit das Streben einen fixen Punkt bat, nach dem es ge
richtet ist; denn ohne Vorstellung des zu Erstrebenden gibt
es kein Streben (ignoti nulla cupido). Solange nun die Vor
stellung (hier vom Standpunkte der höchsten Vollkommen
heit) nicht klar in dem Vorstellenden ist, solange er also diesen
Standpunkt der höchsten Vollkommenheit noch nicht kennt, ist
er dem Spiele seiner Vorstellungen anheimgegeben und unauf
hörlich, ruhelos von Begehrungen umhergeworfen.
Diesem ruhelosen Umhertreiben wird erst Einhalt geboten
durch Kenntnissnahme des Standpunktes der höchsten Voll
kommenheit, welcher dann nur der eine Punkt sein kann (^),
widerstreitet, weil sehr häufig entgegen den wirklichen, natürlichen Um
gränzungen von Tugend, diesem Worte übertragene und religiöse einer
höheren Sphäre angehörende Begriffe unterschoben wurden, welche mit
den in der Natur gegebenen Verhältnissen und den Facten des natür
lichen Verstandes und der Vernunft nichts gemein und daher auch bei
einer auf diese natürlichen Verhältnisse gegründeten Philosophie, der
einzig berechtigten Betrachtungsweise, nichts zu suchen haben.
Dies ist deshalb die einzig berechtigte Betrachtungsweise, weil
unsere Schlussformen aus den Verhältnissen der sinnlichen Wahrnehmung
abgeleitet, nur innerhalb des Gebietes derselben Geltung haben können.
Werden sie auf aussersinnliche Gebiete ausgedehnt, so verlieren sie jed
wede Sicherheit und Berechtigung, weil die aussersinnlichen Beziehungen
ganz anderen Gesetzen unterworfen sein können, als die sinnlichen.
Wir aber, als nur sinnlich wahrnehmende Wesen, entbehren für die
Beurtheilung von Ausser- oder Uebersinnlichem jedes Wahrnehmungs
organes. Auch hier gilt das ,ne sutor ultra crepidam 4 . Dass ferner nach
dem Da-hjo: Tugend nicht als ,bonus habitus mentis, quo recte vivitur
et quo nemo male utitur 4 gefasst werden kann, liegt auf der Hand.
Sonst verfiele nämlich ,die Ausbildung des Ich 4 ; IE Ä
KSf ,die Richtigmachung des Denkens, Fühlens und Strebens 4 , gjjjj Ä
,die Wahrmachung von Begriffen, Gefühlen und Begierden“,
ft ,die Ausbildung des Wissens 4 .
Schliesslich und endlich wird im Da-hjo nicht von Tugenden in
der Mehrheit, sondern nur von Tugend (= Fähigkeit) schlechtweg ge
sprochen. Wie die Folge zeigen wird f un * er Tugend (Fähig
keit) hier nur eine Einheit zu verstehen.
■
10
VIII. Abhandlung: Kühn er t.
nach dem das ganze Streben gerichtet ist. Mit der Isolierung
des Strebens auf diesen einen Punkt hört auch das unstätc
Treiben der Begehrungen auf. Der Geist stürmt nicht mehr
von einer Vorstellung zur anderen, von einem Begehren zum
anderen, das Wogen und Wallen ist zur Ruhe gekommen (),
Friede zieht ein in das Herz und Zufriedenheit m Nicht ge
stört mehr durch den tosenden Strudel der differentesten Vor
stellungen und Begierden kann der Geist dem ruhigen Nach
denken und Ueberlegen sich hingeben er kann frei
und nach dem Inhalte der Vorstellungen über deren Zusammen
hang, über Werth oder Unwerth des Vorgesteilten, über Er
reichbarkeit oder Unerreichbarkeit urtheilen. Leidenschaftslos
wird er über Alles entscheiden, die rechten, richtigen und zweck
mässigen Mittel ersinnen, die zum Ziele führen, den Standpunkt
der höchsten Vollkommenheit als das einzig erstrebenswerthe
Gut, sohin als das höchste Gut erkennen, die besten Mittel
nicht blos kennen, sondern auch anwenden um zu diesem Stand
punkt zu gelangen. So also ist er erst in diesem Stadium
der ruhigen Ueberlegung in der Lage den Standpunkt der
höchsten Vollkommenheit erreichen zu können (M # )
Diese Beziehungen schildert das Da-lijo in folgender Kette:
,Kennt man den (genannten) Standpunkt, dann hat man einen
Fixpunkt; hat man einen Fixpunkt, dann kann man in Ruhe
sein; ist man in Ruhe, dann kann man zufrieden sein; ist
man zufrieden, dann kann man ruhig überlegen; kann man
ruhig überlegen, dann kann man ihn auch erreichen/ 1
Wenn ich etwas in Ordnung machen will, muss ich wissen,
womit anzufangen, womit zu enden, aus was zu entwickeln und
wo der Gipfel der Entwicklung, denn man zäumt ein Pferd
It iS Ja iffi Je üt Siffig
st täf, £ ffi ß St Ai A iH B M #o Ih “
liier Abkürzung für ^ jfe.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
11
nicht vom Schweife auf. Wie nun Alles in der Natur und im
Leben nur eine richtige Reihenfolge hat, so auch die Erreichung
des Standpunktes der höchsten Vollkommenheit. Man kann die
Natur der Entwicklung nicht umstossen und mit dem beginnen,
was das Ende ist, sondern muss der natürlichen Entwicklung
gemäss von dem Einfachsten aus von Stufe zu Stufe weiter
schreiten, um auf die Spitze zu gelangen. Wie der Baum aus
dem Keime der Wurzel sich entwickelt, aber erst Baum ist,
wenn über seinem Stamm der Wipfel aus Zweigen und Aesten
sich erhebt, der in der vollen Kraft des Sommers zur blätter
reichen Krone wird; so muss auch bei Entwicklung der den
kenden Wesen diese Entwicklung aus dem Keime, d. i. der
Fähigkeit des Denkens, Fülilens, Strebens hervorspriessen, in
welcher das Wesen des Menschen begründet ist.
Was ist nun aber der Anfang hiezu? Zunächst die Kennt-
nissnahme eben dieses Fortschrittes vom Leichteren zum Schwe
reren, die Erkenntniss dessen, was das Antecedens und was
das Consequens auf diesem Wege sei. Nur erst, wer dies er
kannt hat, kann beginnen sich dem Standpunkt der höchsten
Vollkommenheit zu nähern. Denn es kann doch unmöglich
Jemand einen Staat, eine Vielheit von Familien, mit Vortheil
leiten, der seine Kräfte noch nicht einmal in der Leitung einer
Familie bewährt hat; unmöglich eine Familie, eine Mehrheit
von Individuen lenken, wer noch nicht fähig ist ein Individuum
zu regieren. Wie soll derjenige einen andern bilden, der sich
noch nicht selbst gebildet hat? Ja noch mehr, ist es denk
bar, dass ein Staat in geregelten Verhältnissen sich befinde,
wenn die einzelnen Familien es nicht sind, oder dass die
Familie geregelt sei, wenn es nicht jedes einzelne Glied der
selben ist?
Soll daher die ganze Welt (i. e. alle Menschen) auf dem
Standpunkt der höchsten Vollkommenheit stehen, dann müssen
auch alle Leute der einzelnen Staaten, der einzelnen Familien
12
VIII. Abhandlung: Kuhnert.
mit einem Wort dann muss jeder einzelne Mensch auf diesem
Standpunkt stehen, er mag Kaiser oder Diener sein.
Es ist sohin die Ausbildung des eigenen Selbst zur höch
sten Vollkommenheit die Wurzel, aus der sich der Standpunkt
der höchsten Vollkommenheit auf der ganzen Welt entwickelt;
die Ausbildung des eigenen Selbst das Antecedens, die Aus
bildung der Familien, Staaten endlich der Welt das Consequens.
Wie leitet man sich selbst zum Standpunkt der höchsten
Vollkommenheit ?
Ist es möglich correct zu denken, zu fühlen und zu streben
mit falschen Begriffen, mit unrichtigen Urtheilen, ohne Kennt-
niss dessen, was gut, was böse ist, was erwünscht, was nicht
erwünscht? Auf welche Weise erhält man aber richtige Be
griffe, Urtheile, eine richtige Vorstellung seiner Selbst und der
Dinge umher? Gewiss lediglich durch Untersuchung des Wesens
der Dinge, durch welche man zur richtigen Kenntniss und so
mit zu richtigen Begriffen gelangt.
Der erste Schritt zum Standpunkt der höchsten Voll
kommenheit ist daher in der Untersuchung der Dinge gelegen.
Diese führt zur wahren Kenntniss und sie ist das A und 0
zur Erreichung des genannten Standpunktes. Denn erkenne
ich die Dinge ihrem Inhalte (Wesen) nach, dann kann ich mit
Rücksicht auf den Gehalt über Werth und Unwerth urtheilen.
Das wirklich Werthvolle wird mir begehrenswerth erscheinen,
mein Wollen sich nur auf das Werth volle, das einzig Gute
richten. Lediglich die correcten Mittel zur Erreichung des
Zwecks werden Gnade finden vor dem Richterstuhl meines
nunmehr alles durchdringenden Auges. Das ganze Handeln
und Thun wird dann nur nach dem erkannten einzig zulässigen
Guten sich regeln, ich werde nicht nur wissen um mein Inneres,
sondern auch das Wissen um das Wissen meines Innern be
sitzen, eine Ichvorstellung, die alles und jedes beeinflusst, was
vom Innern, dem Geiste, dem Ich ausgeht. Und zufolge dieser
Die Philosophie des Kong-dsy (Confuoins) auf Grund des Urtextes.
13
naturgemässeh Auffassung der eigenen Bildung des Subjectes >
zum philosophischen Denken und Leben liegt der Kernpunkt
der ganzen fortschreitenden Entwicklung, nach confucianischer
Lehre, in der Untersuchung des Wesens der Dinge (als alles
Seienden), also im Philosophieren und in weiterer Folge im
Wissen. Die Bildung des eigenen Selbst, des persönlichen Be
wusstseins, des Ich ist conditio sine qua non zur Erreichung
der höchsten Vollkommenheit.
Die confucianische Lehre steht hier in Beziehung zur
Lehre des grossen griechischen Denkers Sokrates, dem das
Yvffiöc aautöv, die Selbsterkenntnis als Ausgangspunkt alles Philo-
sophierens galt und der bemüht war, das Was eines Dinges
aufzusuchen, wobei er ausschliesslich fast die ethische Seite in
den Kreis seiner Betrachtungen zog. Tugend war ihm Wissen.
Es ist ein merkwürdiges Spiel des Zufalles, dass Sokrates
zehn Jahre nach Kong-dsy’s Heimgang geboren wurde.
Die vorgenannten Forderungen schildert das Da-hjo mit
den Worten:
,Bei Dingen gibt es Ursprung und Gipfel (bei der Ent
wicklung), bei Handlungen Ende und Anfang. Weiss man,
was man zum Früheren und zum Späteren zu machen hat, 1
dann nähert man sich wohl dem Plane (des Da-hjo). Die
jenigen der Alten, welche die schimmernde Tugend (s. Ein
gangs p. 6, 7) in der Welt leuchtend zu machen wünschten, re
gelten vorerst ihre Staaten; die ihre Staaten zu regeln wünschten,
brachten erst ihre Familien in Ordnung; die ihre Familien in
Ordnung zu bringen wünschten, bildeten zuvor ihr Selbst aus;
die ihr Selbst auszubilden wünschten,- machten zunächst ihr
Herz 2 (d. i. ihr Denken, Fühlen und Streben) richtig; die ihr
Herz (und ihren Geist) richtig zu machen wünschten, machten
1 Also, wo Wurzel und Anfang’ und wo Gipfel und Ende zu suchen sind.
* S. Bedeutung und Geltung von im Folg. p. 16.
14
VIII. Abhandlung: Kühn eit.
< erst ihre Herzensergiessungen 1 (d. i. ihre Gedanken, Gefühle
und Begierden) wahr; die ihre Herzens- (und Geistes-) Aeus-
serungen wahr zu machen wünschten, bildeten erst ihr Wissen
bis ins kleinste Detail aus. 2 Die vollständige Ausbildung des
Wissens besteht (aber) in der Erforschung des Wesens der
Dinge. Ist das Wesen der Dinge erforscht, dann ist das
Wissen (bis ins kleinste Detail) vollständig ausgebildet; ist
(aber) das Wissen vollständig ausgebildet, dann ist die Geistes
und Herzensemanation wahr; ist die Geistes- und Herzens
emanation wahr, dann ist das Herz (d. i. das Denken, Fühlen,
Streben) correct; ist das Denken, Fühlen, Streben correct,
dann ist das Ich ausgebildet; ist das Ich ausgebildet, dann ist
die Familie in Ordnung; sind die Familien in Ordnung, dann
ist der Staat geregelt; sind die Staaten geregelt, dann ist die
Welt im Ebenmass. Vom Kaiser herab bis zum gemeinen
Manne ist (daher nur) dies das Einzige, alle müssen die Aus
bildung des (eigenen) Selbst zur Grundlage (= Wurzel) machen.
(Denn) das Normalsein des Wipfels bei dem, dessen Wurzel in
Unordnung (nicht normal) ist, kann wohl nicht sein; (und) noch
nichts gibt es, hei welchem etwas von dem, worin es dicht
(mächtig) ist, dünn (schwach) wäre, und bei welchem etwas
von dem, worin es dünn (schwach) ist, dicht (mächtig) wäre/ 3
1 S. Etymologie von p. 17.
2 Wie aus dem Texte folgt, dass liier vollständige Ausbildung be
deute, s. später.
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Die Philosophie dos Kohg-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
15
So weit geht, der Text, welcher Confucius selbst zuge
schrieben wird. Man darf hiebei nicht vergessen, dass Confu
cius seine Lehren aus den hinterlassenen Denkmälern der
Altvordern zog und in ein System brachte, mithin auf dem
Sprachgebrauch fussend, erörterte. Dies zeigt der angefügte
Theil des Buches, welcher dem Philosophen Tseng, einem Schüler
des Confucius’ zugeschrieben wird und den Chinesen als Er
läuterung zu Confucius Worten dient, indem er nachweist, dass
in den Werken die Begriffe im selben Sinne aufgefasst werden,
welchen ihnen Confucius heilegt.
Es sollen nun die Begriffsbezeichnungen der hier in Be
tracht kommenden Materien nach dem Sprachgebrauch erörtert
werden.
Als Erstes mag die Bezeichnung der Ichvorstellung den
Reigen eröffnen, bezüglich deren R. Zimmermann so schön
sagt: ,An wenig andern Gebilden lässt sich die fortschreitende
Umwandlung durch die erweiterte Erfahrung und innere
Wechselwirkung der Vorstellungen so anschaulich nachweisen,
wie hei der Vorstellung des Ich, welche sich von der hand
greiflichen Körperlichkeit allmälig fast bis zur inhaltsleeren
Geistigkeit hinauf sublimiert/
Die erste Kenntniss des Ich in dem sich Kennenlernen
in der Gestalt des eigenen Leibes finden wir in der chinesischen
Sprache niedergelegt in den Ausdrücken: $ H %
für ich selbst, ich in eigener Person, welche mit -Ep Körper
gebildet sind.
jE. iE tfö )g # ff > rffi ß Sc m
SiSiio,
f ü m ft Jffi A>
Ä % ll> iS M 1a ® Ä fh M # Äf,
B5 * )ür M # * Z fr iko
16
VIII. Abhandlung: Kühne rt.
Dem zweiten Stadium in der Ausbildung der Ichvor-
stellung entsprechend, wo man von seinem Innern (# A20 1
im Gegensatz zu den Empfindungen als Aeusseres spricht, wo
das eigene Ich als der Sitz des Vorstellens, Fuhlens und
Begehrens auftritt, begegnen wir in der übertragenen Bedeutung
von Herz als dem Sitz des Vorstellens, Fuhlens und Be
gehrens oder schlechtweg als dem Vorstellen, Fühlen und Be
gehren. Das Herz, das Innere des Körpers als Lebensprincip,
wird hier als das Princip des Vorstellens, Fiihlens und Be
gehrens genommen. Daher findet man bei vielen Schriftcha
rakteren , welche hierauf bezügliche Begriffe darstellen, das
Schriftzeichen für Herz als Classenhaupt, so z. B. in
denken, j|| sich um etwas bekümmern, etwas überlegen, Jfi&
sich schämen, bereuen, Gefühl, ^ Geisteskraft, Wille,
IJt|, auf etwas hören. Körper und Geist wird durch Ä- «
ausgedrückt. Ueberall dort, wo wir Herz gebrauchen, kann
im Chinesischen gebraucht werden, aber noch weit mehr
wie z. B. für Geist. Z. B. Die Frau begriff einigermassen die
Gedanken des Studenten:
Für Denkvermögen, Denkkraft sagt man: j), für Vor
stellung u. s. w.
Diesem Sprachgebrauch gemäss bilden auch die Philo
sophen ihre Definitionen. So sagt Tschu-hi: das Herz ist das
jenige, dem das Ich Herr ist; 2 Ying-ta: das alles Denken und
Begehren 3 umschliessende nennt man Herz, 4 ja selbst der Phi
losoph Silin (3. Jahrli. v. Beginn u. Z.), der sonst der Schule
Kong-dsy’s entgegentritt, lehrt gestützt auf den Sprachgebrauch:
1 Vergleiche unser: mitten im Herzen.
’ r ±o
3 Das Denken, bei dem es etwas gibt, was man plant, nennt man be
denken, bekümmern. ^ @1 0 0
Ml Al
o
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
17
Das Herz ist der Fürst des Körperlichen und dabei der Herr
der Affecte und des Intellects. 1
Was bedeutet nun ^ i? Aus Laut und Herz zusammen
gesetzt, wäre es die ,Verlautbarung- des Herzens*. In rein phy
sischem Sinne als Herzschlag- wird es in der Sprache nie ge
braucht, sondern nur als Verlautbarung des Denkens, Fühlens
und Begehrens, also im Sinne von Gedanke, Meinung, Gefühl,
Absicht, Wunsch, Wollen.
Deshalb definiert denn auch Tschu-lii: als das von dem
Herzen (i. e. dem Denken, Fühlen, Streben) Geoffenbarte, als
Herzensoffenbarung-, 2 das ist: Begriff, Gefühl, Begehrung. Eben
so sagt Ying-tä: Was den Affect macht und was man denkt,
nennt man Der Commentar zum Li-iün sagt: )|P ist,
worüber das Herz nichts nachzudenken hat, bezüglich dessen
sich das Herz nichts zu bekümmern hat, 4 der fertige Begriff,
das Wollen.
Was versteht der Chinese unter jaS, das man gemeinhin
mit Tugend übersetzt? Das ursprüngliche Schriftzeichen be
stand aus [j dshi c gerade, nicht gekrümmt und Herz, sohin
im Herzen gerade nicht gekrümmt, also im Denken, Fühlen
und Streben richtig (normal). Das jetzige Schriftzeichen hat
noch ^ dshi‘ Schritt, Fusstapfe als Klassenhaupt beigefügt,
so dass wir den Begriff: ,auf Schritt und Tritt in Geist und
Herz richtig* erhalten. Das ||| definirt als fl tT
,Ausübung des das (f|| aber bereits als ,die Erreich
barkeit einer Ausübung des ^K 1 . 5 Im IE dagegen heisst
1 ^ Z ^ rfij üiip 0J3 Z ± -tfco Siehe W
TfflMMo
Sitzungsbor. d. phil.-hist; CI. CXXX1I. Bd. 8. Abb.
2
18
VITT. Abhandlung: Külinort.
es schon: ,Alle sagen ^ ist die Bezeichnung für das Gute,
Schöne, Wahre, für das Erhabene, für das geistige Licht, die
geistige Klarheit, für das Einzige in seiner Art, das Hervor
ragende und Bewunderungswürdige/ 1 Im Yih-king heisst es:
,Ein erhabener Mann ist, dessen Tugend mit Himmel und Erde
übereinkommt/ 2
Man sagt auch für die Kraft der Erde, welche
sich im Spriessen der Pflanzen offenbart; ^ für die
Eigenschaften des Jahres, der Jahreszeiten. So sagt Koan-
dsy m •?*> ,I)as Hervorspriessen im Frühlinge, das Zeitigen
der Nahrung im Sommer, die Ernte im Herbste und die
Aufspeicherung während des Winters nennt man die Jahres
tugenden/ 3 Aus allen diesen Anwendungen erhellt, dass |j£
seinem sprachlichen Gebrauche nach eine vortreffliche Eigen
schaft oder Kraft ist, welche in einem oder in etwas wirksam
ist, also genau unserem Sprachgebrauche von Tugend conform.
Dementsprechend definiert auch Tschu-hi: ,Die schim
mernde Tugend ist, was der Mensch vom Himmel erlangt, eine
ledige, unverdunkelte geistige Fähigkeit (tabula rasa), um alle
(wahre) Wesenheit 4 (der Dinge) zu bereiten und alle Hand
lungen entsprechend (= richtig) zu machen. Sie ist aber nur
ein adhärierender natürlicher Habitus. Strebt (also) der Mensch
nach dem Verdunkelten, dann gibt es eine Zeit, wo sie (wirklich)
A IST'#,
m tdi. a m ir m b m * #
iti 2 »jl m # * s ä @ 0
* fk m bü m m z* ja =® *
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
19
verdunkelt wird. Ist sie gleich ihrem ursprünglichen Wesen
nach hell, so ist sie doch noch unbethätigt und unwirksam.
Lernen ist daher: Man muss sie auf Grund dessen hin, was
sie offenbart, 1 leuchtend machen, um sie zu ihrem Anfänge
zurückzuführen/
Tschu-hi versteht demnach unter mm genau dasselbe,
was aus dem Texte des Da-kjo folgt (s. p. 6) eine Fähigkeit,
die zur Tugend (d. i. zur wirksamen Kraft oder Eigenschaft)
werden kann, aber noch nicht ist. Es ist also 0JJ ^i|I be
grifflich weniger als und nicht ein Maximum von für
das Da-hjo in dem Ausdrucke m m daher darf man es
auch nicht mit ,strahlende Tugend oder illustrious virtue £ über
setzen, die höchste Potenz von Tugend, sondern durch Aus
drücke, welche anzeigen, dass hei dieser Fähigkeit schon
etwas vorliegt, was andeutet, dass diese Fähigkeit zur Tugend
werden kann, dass sie eine Fähigkeit ist, aus welcher die Tu
gend vorerst nur herausschimmert, die aber noch an sich keine
Tugend ist.
Es mögen nun einzelne Bedenken, welche gegen diese
Lehre erhoben wurden, näher betrachtet werden, um ent
scheiden zu können, ob und in wie weit denselben eine Be
rechtigung zukommt.
Hiebei ist es aber vor allem Anderen wichtig, den Stand
punkt kennen zu lernen, von dem aus derartige Ein wände ge
macht wurden. Ist derselbe an sich ein unzutreffender, so
verfallen dann wohl alle Einwände von selbst, abgesehen davon
ob sie nicht an sich widerspruchsvoll sind.
Der Standpunkt, von dem aus geurtheilt wurde, ist un
zweideutig in folgender Passage ausgedrückt: ,Intelligent Chi
nese, whose minds were somewhat quiclcened by Christianity,
have spoken to me of this defect, and complained of the diffi-
culty they feit in making the book a practical directory for
1 Deutlicher: was von ihr geoffefibart wird.
2*
20
VIII. Abhandlung: K ü h n e r t.
tkeir conduct. "It is so vague and vast” was tlie observation
of one man.' 1
Lassen wir es dahingestellt, ob diese Aeusserung am Ende
nichts weiter war als eine chinesische Phrase, indem man nur
aus Höflichkeitsrücksichten der vorgenannten Ansicht sich zu
neigte; so muss betont werden, dass der hiedurch angedeutete
Standpunkt nicht in der Wissenschaft, sondern ausser der Wissen
schaft liegt. Denn Aufgabe der Wissenschaft ist, lediglich aus
dem Gegebenen durch logisch richtiges Denken dessen Zu
sammenhang abzuleiten, d. h. rein aus der Vernunft die Er-
kenntniss des Gegebenen zu erschliessen, nicht aber auf Grund
von Dogmen irgend welcher Religionsgenossenschaft die im
Texte gegebenen Begriffe nach diesem zu modeln.
Wer wissenschaftlich forscht, darf im Momente seines For-
schens ■— unbeschadet seiner eigenen Gläubigkeit oder Nicht
gläubigkeit — sich weder als Katholik noch als Protestant,
weder als Mohammedaner noch als Israelit, weder als Theist
noch als Atheist etc. fühlen und gehaben, sonst ist er eben
nur Katholik oder Protestant, Mohammedaner oder Israelit,
Theist oder Atheist etc., d. i. ein Mann, der nicht aus seinem
geschlossenen Gedankenkreise herauszurücken und daher auch
nicht ausserhalb desselben Gelegenes zu begreifen vermag,
daher nicht ein Mann, der neues Wissen schafft, also auch
nicht ein Mann der Wissenschaft.
Man ersieht dies auch im Folgenden bestätigt.
,Tke object of the Great Learning 2 — wird gesagt — is
stated definitely enough in the opening paragraph: 'What the
Great Learning teaches, is to illustrate illustrious virtue; to love
1 Legge, Chinese Classics, I Proleg. p. 29. Ich eitlere mit Absicht den
englischen Wortlaut und nicht in Uebersetzung den Inhalt der Einwände,
damit man nicht bezüglich gewisser Curiosa dieser Einwände der Ueber-
setzung Schuld gebe.
2 Legge, Chinese Classics. I Proleg. p. 28 f.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
21
tke people; and to rest in the highest excellence. ’ The political
aim of the writer is here at once evident. He has before him
on one side, the people, the masses of the empire, and over
against them are those whose work and duty, delegated by
Heaven, is to govern them, culminating as a dass, in 'the son
of Heaven’, 'the one man’ the emperor. From the 4 th and 5 th
paragraphs, we see that if the lessons of the treatise be leai-ned
and carried into practice, the result will be that 'illustrious
virtue will be illustrated throughout the empire’, which will be
brought, through all its length and breadth, to a condition of
happy tranquillity. This object is certainly both grand and good;
and if a reasonable and likely method to secure it were pro-
posed in the work, language would hardly supply terms adequate
to express its value. But the above account of the object of the
Great Learning leads us to the conclusion that the Student of it
should be an emperor. What interest can an ordinary man have
in it? It is high up in the clouds, far beyond his reach. This
is a serious objection to it, and quite unfits it for a place in
schools, such as Choo He contends it once had. The writer how-
ever has made some provision for the general application of
his instructions. He teils us that from the emperor down to the
mass of the people, all must consider the cultivation of the
person to be the root, that is, the first thing to be attended to.
As in his method, moreover, he reaches from the cultivation of
the person to the tranquillization of the Empire, through the
intermediate steps of the regulation of the family, and the
government of the State, there is room for setting forth principles
that parents and rulers generally may find adapted for their
guidance.
The method which is laid down for the attainment of the
great object proposed, consists of seven steps: — the investi-
gation of things; the completion of knowledge; the sincerity of
the thoughts; the rectifying of the heart; the cultivation of the
22
VIII. Abhandlung: Kühn er t.
person; the regulation of tho family; and tlie government ot’the
State. These form the steps of a climax, the end of whicli is the
empire tranquillized. Pauthier calls the paragraphs where they
occur instances of the sorites, or abridged syllogism. But they
belong to rhetoric, and not to logic/
Dass der Klimax (die Kette) oder die Gradatio (Steigerung)
eine rhetorische Figur ist, leugnet Niemand. ,Diese Figur be
steht in einem stnfenmässigen Fortschritt der Gedanken- und
Wortverbindung und kann steigend oder fallend sein, je nach
dem die Vorstellungen zu- oder abnehmen. Oft ist der Klimax
mehr Verkettung als Steigerung/ 1 ,Der Sorites (Kettenschluss)
— hingegen — ist eine Schlussform, in der mehrere Vorder
sätze so aneinander gereiht werden, dass das Prädicat des vor
hergehenden zum Subject des nächstfolgenden wird, bis man
zum Endschluss gelangt, in dem das Subject des ersten Vorder
satzes mit dem Prädicate des letzten verbunden wird/ 2
Es sind daher sowohl der Klimax als auch der Sorites
Verkettungen, ihre differentia specifica aber ist, dass beim
Sorites am Ende das Prädicat des letzten und das Subject des
ersten Gliedes zu einem Endschlusse verbunden sein müssen,
beim Klimax nicht.
Muss jedoch bei der Darstellung einer Folgerung (sei es
in Rede, sei es in Schrift) in der Ausdrucksweise stets die
Schidformel starr beibehalten werden: weil A ist, ist B; weil
B ist, ist C; weil C ist, ist D; also weil A ist, ist D; damit
man von einem Schlüsse (Syllogismus, Sorites) sprechen kann?
Gewiss nicht. Einer der wesentlichsten Charaktere schriftlicher
Darstellung ist Freiheit der Bewegung. Nicht immer und nicht
überall braucht der Geist in die spanischen Stiefeln der Schul
form eingeschnürt als wohl dressierter Knappe einherzustolzieren,
1 Schleiniger, Grundziige der Beredsamkeit, p. 168.
2 Schleiniger p. 196; Zimmermann, Pliilos. Propädeutik, p. 116 ff., §. 111
bis 114.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
23
sondern er darf sich selbst seiner eigenen Freiheit bewusst
werden und auch bei anderen eine Urtheilsfähigkeit voraus
setzen.
Liegt nun bei der Kette im Texte des Da-hjo ein End
schluss vor oder nicht? Gewiss und unzweifelhaft in dem Satze:
»iS*»
Vom Kaiser herab bis zum gemeinen Manne, müssen alle die
Ausbildung des Selbst zur Grundlage machen.
Was soll also die Bemerkung, dass der Klimax zur Rhe
torik und nicht zur Logik gehöre? Was ist dann die folgende
Stelle Cicero’s (Tusc. qu. 5): ,Quidquid est, quod bonum sit, id
expectendum est; quod autcm expectendum, id certe appro-
bandum, quod vero approbandum, id gratum acceptumque ha-
bendurn; ergo otiam dignitas ei tribuenda est, quod si ita est,
laudabile sit necesse est; bonum igitur omne landabile'? Ist
sie ein Klimax oder ein Sorites, gehört sie zur Rhetorik oder
zur Logik?
Diese 5l£ des Da-hjo ist nach Sprachgebrauch ebenso
sicher die Darstellung einer inductiven Schlusskette, welche
als Beweis dient, dass das Um und Auf aller Philosophie die
Ausbildung des eigenen Ich ist, wie die Stelle in Cicero’s Rede
pro Roscio Amerino: Occidisse patrem S. Roscius arguitur.
Quae res igitur tantum istum furorem S. Roscio ob-
jecit? ein Syllogismus ist, allerdings ein oratorisch behandelter
Syllogismus. Oder sollte jemand behaupten wollen, dass hier
kein Syllogismus vorliege, nur um dessentwillen, weil Cicero
sich nicht der nackten Schulformel bedient: Damit jemand in
den Verdacht des Vatermordes kommen kann, muss er ein
ganz verworfener Mensch sein: Roscius ist kein verworfener
Mensch, also kann er auch nicht in den Verdacht des Vater
mordes kommen??
Schon diese Bemerkung ,but they belong to rhetoric and
not to logiC beweist, was auch im weiteren Verlaufe der Ein-
24
VIII. Abhandlung : Kühn ert.
würfe zugeständen wird, dass man in die Verhältnisse des Da-lijo
nicht eingedrungen ist, weil man infolge des exclusiven Stand
punktes nicht eindringen konnte, eines Standpunktes ausserhalb
und nicht innerhalb der Philosophie.
Wo liegt denn im chinesischen Texte die politische Rich
tung des Verfassers angezeigt, welche nach obigem Citate evi
dent sein soll? Woraus ist zu deducieren, dass es für diesen
nur einentheils das Volk, anderenteils den Kaiser gibt, wo ist
überhaupt von einer Anwendung in der Praxis die Rede? Die
Schlussfolgerung aber, dass der Student des Da-hjo eigentlich
ein Kaiser sein sollte, ist mehr wie verblüffend, und bleibt
vollständig unbegreiflich, da die Prämissen hiezu fehlen.
Der Verfasser des Da-hjo will zeigen, dass für alle Men
schen die Ausbildung des eigenen-Ich eine conditio sine qua
non, das A und Q für die Erreichung des Standpunktes der
höchsten Vollkommenheit ist, dass aber, wenn dieser Stand
punkt von allen Menschen erreicht ist, Friede und Eintracht
auf der ganzen Welt herrscht, um zu rechtfertigen, warum er
diesen Satz an die Spitze seiner Lehre stellt. Um dies zu
zeigen und dabei gleichzeitig zu überzeugen, betrachtet er den
Menschen in den verschiedenen Stellungen, die er als Mensch
sich und anderen gegenüber einnimmt, dabei den bewährten
Grundsatz vor Augen haltend: verba movent, exempla trahunt.
Wenn man einem Kinde, das keine Lust zum Lernen
hat, um es hiezu zu bewegen, vorstellt, auch Kaiser müssen
lernen, obwohl sie sonst alle Bequemlichkeit haben; kann daraus
gefolgert werden, dieses Kind müsse ein Kaiser sein? Eher
wohl das Gegentheil.
Was für ein Interesse — wird gesagt —• kann ein gewöhn
licher Mann an dem Standpunkte der höchsten Vollkommenheit
haben? Er ist so hoch in den Lüften, weit ab von der Möglich
keit des Erreichens. Und doch sagt der Verfasser des Da-hjo
nirgends: ,Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel voll-
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
25
kommen ist'. Würde man aus vorstehendem Ausspruche, nach
Analogie des Obigen, nicht folgern können, dass der Schüler
der christlichen Lehre ein Gott sein müsse? Dies hat — meines
Wissens — noch niemand gesagt, so wenig als hievon: it is
high up in the clouds, far beyond bis reach, it is so vague
and vast.
Bei einem solchen Gesichtspunkte darf es nicht Wunder
nehmen, dass die Lehre des Da-lijo abseits und unverstanden
liegen bleibt, dass selbst bei vorzüglichster Sprachkenntniss ganz
falsche Begriffe unterschoben werden. Schon die Bemerkungen
zum Titel zeigen dies: ,The narne 1 itself is simply the adoption
of the two commencing characters of the treatise, according to
the custom noticed at the beginning of the Analects; but in
explaining those two characters, the old and new schools differ
widely. Anciently, was read as and the oldest cominen-
tator whose notes on the work are preserved, Ch’ing K’ang-shing
in the last half of the second Century, said that the book was
called ^ ^ Ä |B ff ^^ >&’ 'because it
recorded that extensive learning, which was available for the
administration of government’. This view is approved by K’ung
Ying-tä (?i m » whose expansion of K’ang-shing’s notes,
written in the first half of the 7 th Century still remains. He says:
*s,st fe'Af means the highest principles’.
Choo He’s Definition, on the contrary is: A
means the Learning of Adults’. One of the
paraphrasts wlio follow him says:
ÜV* means adults, in Opposition to children’. The grounds
of Choo He’s interpretation are to be found in bis very elegant
preface to the Book, where he tries to make it out, that we have
here the subjects taught in the advanced schools of antiquity.
I have contented myself with the title — 'The Great Learn-
1 Legge, Chinese Classics. Vol. I, p. 219, Anm.
26
VIII. Abhandlung: Kuhnert.
ing’, which is a literal translation of tlie characters, whether
read as f or A
Hiegegen ist zu bemerken, dass gerade
nicht heissen muss: ,available for the administration of govern-
ment', denn ,regeln ist richtig machen' heisst
es im Lün-iü, und so ist zu übersetzen: weil es die ausgedehnte
Lehre übermittelt, welche zum Regelnden (= Princip) gemacht
werden kann, was auch Kong Ing-ta sagt mit den Worten:
,Da-hjo ist wohl das höchste Princip.' Ingleichen darf man bei
Tschu-hi’s Definition AA nicht als ,Erwachsener' schlechtweg
nehmen. Dieser Ausdruck fungiert bekanntlich als Ehrentitel =
Excellenz und deshalb sagt Tschu-hi: ,Das Da-hjo ist die Lehre
grosser Männer (denkfähige Leute, Denker, Philosophen).' Dies
folgt auch aus der erwähnten Vorrede Tschu-hi’s, wo es heisst:
Das Werk „Philosophie“ ist die Philosophie der Alten, wodurch
sie die Gesetze der Menschen lehrten.'
Wie ferner * A = kleiner Mann in dem Sinne: der
gemeine Mann (the mean man) im Gegensätze zu dem
Edlen zu nehmen ist, so ist * ? im Sinne: kleine Geister,
bei denen es mit der Erkenntniss, der Vernunftausbildung nicht
weit her ist, zu nehmen. Und so sagt der Paraphrast: Gross ist
grosse Geister im Gegensätze zu kleinen, beschränkten Geistern.
Es ist dies eine ähnliche Gegenüberstellung wie in: quod licet
Jovi, non licet bovi, woraus doch Niemand schliessen wird, dass
der Jupiter ein grosser Ochs gewesen sei.
,The first BJJ is a verb — heisst es 1. c. p. 220 weiter —
the second an adjective, qualifying . The illustrious virtue
is the virtuous nature which man derives from Heaven. This is
perverted as man grows up, through defects of the physical
Constitution, through in ward lusts and through outward se-
ductions; and the great business of life should be, to bring the
nature back to its original purity.'
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
27
Vorstehendes soll der Gedanke Tschu-hi’s in seiner oben
(p. 18) citierten, auf dem Sprachgebrauche und der Auffassung
der Chinesen fussenden Erklärung von Tugend sein. Im Chine
sischen 1 steht nicht, dass ,Heaven‘ gross geschrieben wird. Es
genügt ^ so zu nehmen, dass ein Geschenk ist, das der
Mensch gleichzeitig in seiner Natur bei der Geburt erhält.
Von einer ,virtuous nature' steht in den Worten Tschu-hi’s
nichts. Denn in IÜ m ^ findet sich nirgends |j|i.
heisst leer, bedeutet dunkel, Z' = nicht, und ||| wird für
Geist (spiritus animi), Vernunft, Fähigkeit (schlechtweg nicht
im Sinne von Talent) gebraucht. So sagt das Da-ia-ling-tai-tshan:
die Erkenntniss- und Beurtheilungsfähigkeit 2 der Seele nennt
man Vernunft. 3 Ebensowenig ist davon die Rede, dass diese
Fähigkeit (oder Natur) durch Mängel der physischen Consti
tution, durch schlechte Lüste und äussere Verführung verkehrt
wird. Tschu-lii sagt nur: Weil dies aber bloss eine Fähigkeit
(Möglichkeit) ist, so wird, wenn der Mensch die Finsterniss
liebt, die Zeit kommen, wo sie wirklich verdunkelt wird. Das
ist nicht mehr und nicht weniger als unsere Redeweisen aus-
drücken wollen: der Verstand, die Vernunft etc. werden ver
dunkelt in die Finsterniss geführt, wenn der Mensch sich mit
jenem abgibt, was verdunkelnd wirkt. Es muss dann mit der
Zeit eine Beschränkung der ursprünglichen Eigenschaft ein-
treten. Darum sagt auch Tschu-hi nicht, die grosse Aufgabe
des Lebens ist, die Natur zu ihrer ursprünglichen Reinheit
zurückzuführen, sondern: Lernen ist, man muss auf Grund
dessen, was sie offenbart, sie klären, um sie zu ihrem Anfänge
zurückzuführen. Wenn bezüglich der älteren Interpretation an-
1 Ich citiere den Commentar nach der neuesten Nankinger Mandarin-Aus
gabe, die ich an Ort und Stelle mir erworben.
2 Bevattelijkheid.
3
O
28
VJU. Abhandlung: Kiilinert.
geführt wird: ,|j|ä is tliere not 1 the nature, but simply vir tue,
or virtuous conduct, and the first object in the Great Learning
is the making of one’s-self more and more illustrious in virtue
or the practice of benevolence, reverence, filial piety, kind-
ness, and sincerity'; so ist dies abermals unzutreffend. Denn
Ü ff heisst nicht an sich tugendhafte Aufführung', sondern
Ausübung, Bethätigung des De, so sicher als ^ ff nicht
arzneikundige (oder medizinische) Aufführung heisst, sondern
Ausübung der Arzneikunde, medizinische Praxis. Dass aber
derjenige, welcher genannte Fähigkeit (das De) auf die höchste
Stufe der Vollkommenheit gebracht hat, menschenliebend, ehr
furchtsvoll etc. sein werde, liegt auf der Hand.
Bezüglich des zweiten Punktes, in dem die höchste Voll
kommenheit zu betrachten ist, wird geäussert: 'To renovate
the people' — this object of the Great Learning is made out,
by changing the character of the old text into fff. The
Ch’ing first proposed the alteration, and Choo He approved of it.
When a man has entirely illustrated his own illustrious nature,
he has to proceed to bring about the same result in every
other man, tili 'under heaven’ there be not an individual, who
is not in the same condition as himself.’ Und ferner über die
ältere Erklärung gesagt: ,There is nothing, of course, of the
renovating of the people, in this Interpretation. The second
object of the Great Learning is 'to
love the people’. 2 Zunächst ist zu bemerken, dass
nicht heisst: das Volk lieben, sondern ,vom Volke innig
geliebt werden' oder innig geliebt sein im Volke. Das ,Volk
innig lieben' heisst Gabelentz sagt zwar in seiner
Grammatik § 1143, dass A gleich sei: ,den A lieben';
aber nach der einzigen hiefür citierten Belegstelle Meng-tsy
IIIi III10 ist dies nicht der Fall; denn die Stelle lautet: A 'flflf
1 Legge, 1. c. p. 220.
2 Legge, 1. c. p. 220, Anm.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
23
Legge allerdings übersetzt:
When the liuman relations are thus illustrated by superiors,
kindly feeling will prevail among the inferior people below;
aber diese Uebersetzung ist nicht genau. Ist im 1. Verse der
Parallelclausen Zeichen des Urhebers (illustrated by superiors),
dann müsste es das an der analogen Stelle des 2. Verses stehende
gleichfalls sein, dem chinesischen Sprachgeist angemessener
ist es aber, hier mit G. Schlegel u örtlich aufzufassen (cf. Gab.
§ 737). Man hat:
a tä m n ±
* S M M T
Adj. Subst. Verb. Präp. Regimen.
Sind die menschlichen Beziehungen unter den Höheren
(Oberen) klar geworden, dann wird (auch) der gemeine Mann
unter den Niederen (Unteren) verwandtschaftlich gesinnt sein.
Es verfällt sonach die Bemerkung: tliere is nothing, of
course, of the renovating of the people in this Interpretation. —
Wer nämlich im Volke geliebt ist, ist seiner guten Eigenschaften
wegen geliebt. Sohin erkennt das Volk das Gute an und wird
trachten sich desselben zu befleissen; dann wird aber derjenige,
welcher wegen seiner guten Eigenschaft von dem Volke geliebt
wird, regenerierend auf dasselbe durch sein Beispiel wirken.
Demnach ist auch nach der älteren Interpretation der gleiche
Gedanke vorhanden, die Wirkung oder Einwirkung auf das Volk.
Ueber it # wird bezüglich der Interpretation
Tschu-hi’s angeführt:
'The highest excellence’ is understood of the two previous
matters. It is not a third and different object of pursuit, but
indicates a perseverance in the two others, tili they are perfectly
accomplished. — According to tliese explanations, the objects
contemplated in the Great Learning are not three but two.
Nach den älteren Commentatoren: The third object is said by
30
VIII. Abhandlung: Kuhnert.
Ying-ta to be 'in resting in conduct which is perfectly good
(ijj* ^ 5g ^ ^ ff), and bere also, tbere would
seern to be only two objects, for what essential distinction can
we make between tbe first and tkird? There will be occasion
below to refer to tbe reasons for cbanging into , and
their unsatisfactoriness. 'To love tbe people’ is doubtless, tbe
second tbing taugbt by tbe Great Learning. — Having tbe heads
of tbe Great Learning now before us, according to botb inter-
pretations of it, we feel tbat the Student of it sbould be an ein-
peror, and not an ordinary man. 1
Oben wird also gesagt, dass es drei Objecte sind (tbe tbird
object) und unten, dass es nur zwei sind (bere also, tbere would
seem to be only two objects).
Nach dem bereits früher Gegebenen (p. 4ff.) und dem kurz
zuvor Entwickelten, ist wobl hinlänglich klar, was von vor
stehender Tirade zu halten ist. Tschu-hi stimmt vollkommen in
seiner Auffassung mit der der älteren Commentatoren überein.
Ihm wie diesen ist das oberste Princip: der Standpunkt der höch
sten Vollkommenheit, die in zweifacher Weise zu betrachten ist,
in Bezug auf das Individuum an sich und in Bezug auf das Ver-
hältniss der verschiedenen Individuen zu einander. Ebenso wie
früher ist hier zu bemerken, dass tr nicht,conduct' ,Aufführung'
ist, sondern Ausübung, Bethätigung; daher heisst
M # £ ft ,im Standpunkt auf der Bethätigung höchster
Vollkommenheit' und nicht ,im Verweilen in der Aufführung',
welche vollkommen gut ist. lh Jü heisst einmal ,halting-place'
und nicht ,to rest'. 2 Wie zweifellos auch nach den älteren
Commentatoren ,das Volk lieben' nicht das zweite Object des
Da-lijo ist, und was es daher mit der Unzulänglichkeit (unsatis
factoriness) der Aenderung von ^ in fjy für eine Bewandtniss hat,
ist aus dem oben (p. 7, 28) hierüber Beigebrachten hinreichend
1 Legge, 1. c. p. 220, Anm.
2 Giles, Dictionary s. v. It
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
31
zu ersehen. Ingleichen sei darauf hingewiesen, dass bereits
früher bezüglich des ,the Student should be an emperor' das
Nöthige über deren Unrichtigkeit beigebracht wurde. Bemerkt
sei nur, dass hier nur mehr von einem Fühlen (we feel) ge
sprochen wird, während in der Einleitung von einem Schluss
auf diesen Satz gesprochen wurde. Wo es sich aber um Begriffe
handelt, kann von einem Fühlen des Begriffes nicht die Bede
sein, sondern nur davon ob der Begriff richtig ist oder nicht.
Nach einem diesbezüglichen Beweis wird man aber vergebens
bei diesen Einwänden Umschau halten. Er ist einfach nicht da,
ja es wird sogar im Gfegentheil, am Schlüsse derselben, vorge
nannte Behauptung selbst in E’rage gestellt.
Die folgenden Bemerkungen zeigen klar und deutlich, wie
diese Einwände nur von einem Standpunkt ausserhalb des Da-hjo
möglich waren, und zu welchen (Konsequenzen derselbe führt.
Bezüglich des #*lfc wird nämlich gesagt: 1 1 confess that I do
not well understand this paragraph, in the relation of its parts
in itself, nor in relation to the rest of the chapter. Clioo He
says: — ,jJ- is the ground, where we ought to rest' — namely
the highest excellence mentioned above. But if this be known
in the outset, where is the necessity for the j|^, or ,careful
deliberation', which issues in its attainment? The paraphrasts
malte 7® It to embrace even all that is understood by ^
below. — Ying-ta is perhaps rather more intelligible.
He says: 'When it is known that the rest is to be in the per-
fectly good, then the mind has fixedness. So it is free from
concupiscence, and can be still, not engaging in disturbing
pursuits. That still leads to a repose and harmony of the feel-
ings. That state of the feelings fits for careful thought about
affairs (ffi & M M #) , and thence it results that what
is right in affairs is attained.’ Perhaps, the paragraph just
1 Legge, 1. c. p. 220 f., Anm.
32
VIII. Abhandlung: Kühn er t.
intimates that tlie objects of tlie Great Learning being so great,
a calm, serious, tbougbtfulness is required in proceeding to seek
tlieir attainment.
Die letzte Bemerkung ist wirklich drollig: ,Vielleicht deutet
der Paragraph an, dass, weil die Objecte des Da-hjo so gross
sind, Ruhe, Ernst, Aufmerksamkeit erforderlich sind um sie zu
erlangen/ — Vielleicht auch nicht?
Um nicht zu wiederholen, sei auf die frühere Erläuterung
(p. 8ff.) hingewiesen, aus welcher sich klar ergibt, in welcher
Beziehung die einzelnen Theile dieser Kette (p. 10) untereinander
und zum Uebrigen stehen. It ist in diesem Absätze einfach
Abkürzung für !# , ebenso wie wir im Laufe der
Erörterung für ,der Standpunkt höchster Vollkommenheit' ein
fach sagen ,dieser Standpunkt'. Ferner wurde bereits darauf
hingewiesen (p. 7), dass nach dem Texte des Da-hjo: It =
ifc J|f£ sein müsse. Dieses sagen auch die älteren Commentare
Ying-tä etc. (£ it M s. oben p. 30), wie auch der neuere
Tschu-hi. Ingleichen macht auch Tschu-hi It nicht dazu,
dass es Alles umfasst, was unten durch *£ Ifc ver
standen wird, abgesehen davon, dass diese Phrase so nicht
vorkommt. Nach dem Commentar Tschu-hi’s 1 heisst es:
ist (== ^ d. i.) der Punkt (Ort) 2 auf welchem man stehen
(stehen bleiben) soll, nämlich der, wo sich die höchste Voll
kommenheit befindet. Kennt man ihn, dann hat die Geistes
richtung einen festen Zielpunkt. Ruhig nennt man den Geist,
welcher nicht vergessen hin und her treibt, (wörtlich: Ruhe
bedeutet: der Geist treibt nicht vergessen hin und her). Un
beeinflusst, zufrieden bedeutet: bei etwas verweilen und es ruhig
mit Sorgfalt überlegen, es bedeutet, bei dem minutiösesten Detail
1 Da-hjo, Nankinger Ausg. Blatt lb.
kann liier nicht ,ground ( seiD, ebenso wenig- wie in
oder in *til ii , sondern ist ,place 4 .
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) anf Grund des Urtextes.
33
der Angelegenheiten verweilen. Erlangen bedeutet: dessen Stand
punkt erreichen (d. h. der höchsten Vollkommenheit). 1
Ying-tä sagt genau dasselbe wie Tschu-hi, wenn man
seine Worte so nimmt, wie sie sind, und ihnen nichts Fremd
artiges unterschiebt, wie die Worte j|[; inbetreff
der Angelegenheiten nachdenkend überlegen können (sich um
die Angelegenheiten bekümmern können) zeigen.
Befremdend wirkt es nur bei diesem Stande der Dinge,
dass man über eine Sache, eine Lehre oder Theorie aburtheilt,
obwohl man eingestehen muss, sie nicht zu verstehen. 2
Zu der Stelle ,Alles hat Anfang und Ende oder Vollendung'
wird bemerkt: So, acc. to Choo He, does this paragraph wind
up the two preceding. 'The illustration of virtue’, he says, 'is
the root and the renovation of the people is the completion
(lit. the branches). Knowing where to rest is the beginning,
and being able to attain is the end. The root and the beginning
are what is first. The completion and end are what is
last.’ The adhereuts of the old commentators say, on the con-
trary, that this paragraph is introductory to the succeeding
ones. They contend that the illustration of virtue and reno
vation of the people are doings (3|f.), and not things (M-
Acc. to them, the things are the person, heart, thoughts etc.,
mentioned below, which are 'the root’ and the family, king-
dom and empire, which are 'the branches’. The affairs are
2 Zöllner äussert sieh in seinem letzten Werke in ziemlich derber Weise
über ein solches Vorgehen mit den Worten: ,Wenn man ein Buch und
einen Kopf zusammeusclilägt und es klingt hohl, ist nicht immer das
Buch daran schuld. 1
Sitzungsber. d. pliil.-liist. CI. CXXXII. Bd. 8. Abh.
3
34
VIII. Abhandlung: K ü h n e r t.
tlie various processes put fortli on tliose things. — This, it
seems to me, is tlie correct interpretation. 1
Diese Bemerkung beweist vor Allem mit Sicherheit, dass
Tschu-hi’s Erläuterungen absolut nicht verstanden wurden, eben
sowenig wie der eigentliche Text des Da-hjo.
,Bei Dingen gibt es Wurzel und Gipfel (Wipfel)/ sagt
das Da-hjo, also einen Keim aus dem sich Alles entwickelt, und
einen höchsten Punkt, zu dem die Entwicklung gelangen kann
und mit dem sie absehliesst. Mehr in das Gewand abstracter
Denkweise gekleidet muss man sagen: Alles Gewordene (Er
zeugte) hat insgesammt Ursprung und Gipfel der Vollendung.
Diese abstracte Fassung ist aber auch durch das Wörterbuch
Jii-pien gerechtfertigt, das besagt: Alles Erzeugte zwischen
Himmel und Erde nennt man 2
Und so wie Wurzel (* root) und Wipfel (^ top)
nur dem Baume (tree) zukommen, also Theile eines und des
selben Dinges sind, so muss auch Ursprung und Gipfel
sich auf ein und dasselbe Gewordene beziehen, nicht aber
der Ursprung auf das eine, der Gipfel auf das andere
Gewordene. Dies ist die Forderung der Logik und die For
derung des chinesischen Sprachbaues. Aehnlich verhält es sich
mit dem zweiten Satze des Da-hjo: ,Bei den Handlungen gibt
es Ende und Beginn, das heisst in abstracter Denkweise: Alles
Werden hat Anfang und Ende/ Auch hier muss sich ebenfalls
nach den Gesetzen der Logik und daher auch des chinesischen
Sprachbaues Beginn und Ende auf ein und dieselbe Hand
lung (Werden) beziehen, und nicht der Beginn auf diese, das
Ende auf jene Handlung. Was sagt nun Tschu-hi'? 3 ,Die
schimmernde Tugend ist die Wurzel (Keim); das neue (er
neuerte) Volk ist der Wipfel (Gipfel). Kenntniss des Stand-
1 Legge, 1. c. p. 221, Anm.
3 Nankinger Ausg. Da-hjo, Vol. I h.
o
Die Philosophie des Kong-dsy (Coufuoius) auf Grund des Urtextes.
35
punktes ist der Anfang, die Erreichbarkeit das Ende. Wurzel
und Anfang sind was zum Früheren, Gipfel und Ende, was
zum Späteren zu machen ist/ 1 Mit anderen Worten, die schim
mernde Tugend ist der Keim, aus dem die höchste Vollkommen
heit entwickelt wird, das erneuerte Volk ist der höchste Punkt, zu
welchem die Entwicklung überhaupt gelangen kann, der Gipfel.
Die Entwicklung der höchsten Vollkommenheit aus dem Keime
der zu bildenden unverdunkelten Geistesfähigkeit beginnt mit der
Erkenntniss des Standpunktes der Vollkommenheit (d. i. dass es
einen gibt)und schliesst mit der Erreichung desselben. Wer also
nicht weiss, dass die Wurzel, der Beginn das Frühere, der Gipfel,
das Ende das Spätere ist, der wird nie zum Ziele gelangen.
Die sogenannte Auffassung der Aelteren anlangend, be
streitet niemand, auch nicht Tschu-lii, dass die Ausbildung
der Tugend und die Erneuerung des Volkes Handlungen sind
und nicht Dinge, also ein Werden und nicht ein Gewordenes.
Die alten Ausleger stehen also in dieser Beziehung nicht im
Gegensätze zu Tschu-hi, sondern nur zur Uebersetzung: the
illustration of virtue is the root etc., welche eben nicht Tschu-
hi’s Worte wiedergibt. heisst nach chinesischem
Sprachgebrauche: the brightening virtue (the illustrious virtue?)
is the root und nicht the illustration of virtue is the root.
Letzteres müsste anders ausgedrückt sein, etwa m % m z
^ 2^ Oder H Ü Bjj ^ etc. Ebenso ist ^
the renovated (new) people is the top und nicht the renovation
of the people is the completion. Für Letzteres würde man
vielleicht gesagt haben: ^ 7^ ocler Jä£ ^
^ ^ wenn man schon completion identisch mit ^
nimmt, obschon completion mehr ist. Ueberdies darf nicht
vergessen werden, dass the illustration of virtue eine Handlung
m f® ä * r s »it % m #
3*
3ß
VIII. Abhandlung: Kühnert.
ist, die Anfang und Ende hat und nicht ein Ding, das Wurzel
und Wipfel hat.
Im Uebrigen sagen die alten Commentatoren genau das
selbe wie Tschu-hi, wenn sie angeben: Selbst, Geist, Begriff
(Jfp, dj), sind die Wurzel, Familie, Staat und Welt (^,
I® ^T) der Gipfel. Selbst; Geist und Herz; Gedanke,
Gefühl und Begehrung, sind einestheils was der Fähigkeit ent
spricht (Hl tü , Familie, Staat und Welt, was dem Volke
(^ ) entspricht, dem anderen, wie aus dem Früheren (p. 6, 12)
ersichtlich. Die Bildung und Entwicklung dieser einzelnen Tlieile
ist Handlung, wie auch Tschu-hi angibt. Der Unterschied zwi
schen Tschu-hi’s Erklärung und jener der älteren Commentare
ist folgender:
Tschu-hi stellt den Lernenden sofort und ganz auf den
Boden des Da-hjo, die älteren führen ihn von seinen bisherigen
Auffassungen allmälig auf denselben hinüber.
Ersterer nimmt gleich, mit dem Da-hjo, bei dem einzelnen
Individuum, lediglich nur das Eine, die geistige Fähigkeit des
einzelnen Menschen, gleichsam eine tabula rasa, als gegebene
untrennbare Einheit an, welche die äusseren und inneren Ein
drücke aufnimmt und durch dieselben in Action versetzt wird.
Sie hat die Einheit des Bewusstseins im Gefolge, äussert sich als
Geist im Vorstellen, Fühlen und Begehren. Hiedurch entwickelt
sich auch das Verhältniss des einen in Bezug auf den anderen
Menschen, das in den Gestalten der Familie, des Staates, der
gesammten Welt der denkenden Wesen seinen Ausdruck findet.
Die älteren Commentatoren hingegen knüpfen an die Auf
fassung der gewöhnlichen Menschen an, wonach die einzelne
Person sich Geist und Herz zuschreibt in Rücksicht des Vor
stellens, Fühlens und Begehrens, der Gedanken, Gefühle und
Begehrungen um darauf hinzuführen, dass dieses Alles nur als
Bethätigung der einen Einheit, der geistigen Fähigkeit zu be
trachten sei, aus der als Wurzel das Uebrige entspringt. Analog
■
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
37
knüpfen sie an die Erscheinungsform der Familie, des Staates,
der Welt an, um hiedurch dem Lernenden klar zu machen, dass
dies Alles in den Begriff des Verhältnisses der Bethätigung ge
nannter geistigen Fähigkeit des einen Menschen dem anderen
gegenüber gefasst werden muss.
Im gewissen Sinne liegt hier zwischen Tschu-hi und den
älteren Commentatoren ein analoges Verhältnis vor wie zwi
schen Herbart und seinen Vorgängern. Letztere erörterten ja
die Seelenphänomene auf Grund eines angenommenen Vor-
stellungs-, Gefühls- und Begehrungsvermögens der Seele, er-
sterer, indem er weder ein Vorstellungs-, noch auch ein Ge
fühls- oder Begehrungsvermügen annimmt, sondern nur das
Vorstellen selbst als Seelenphänomen von den es begleitenden
Zuständen unterscheidet. Der Unterschied zwischen den Schat-
tirungen vorgenannter chinesischen und europäischen Philo
sophen liegt darin, dass die chinesischen Philosophen alle auf
Grund des Da-hjo die eine untrennbare Einheit annehmen, der
sie keine separaten Vermögen zuschreiben, und nur die älteren
von der gewöhnlichen Auffassung specieller Seelen-Vermögen
ausgehend zu dieser Einheit überleiten, wogegen die ihnen paral
lelen europäischen Philosophen die Annahme eines separaten
Vorstellungs-, Gefühls- und Begehrungsvermögens beibehalten.
Platte man also — wie in den Bemerkungen eingestanden
wird — den Zusammenhang zwischen dem Früheren und Spä
teren des Da-hjo nicht begriffen, so konnte man natürlich auch
nicht zur Erkenntniss kommen: Tschu-hi sage genau dasselbe
wie die früheren Commentatoren, und die Erläuterungen des
einen wie der anderen beziehen sich gleichmässig auf das Vor
hergehende wie Nachfolgende als das unum idemque.
W üf ffi J* ^ “5 — heisst es weiter 1 — is understood
by the scliool of Choo He as embracing the two first objects
1 Legge, 1. c. p. 221, Anm. 4.
38
VIII. Abhandlung: Kühnert.
of the Great Learning, the illustration, namely of vir tue, ancl
the renovation of the people. We are not aided in determining
the meaning by the synthetic arrangement of the different steps
in the next paragraph for the result arrived at there is simply
~ HF* '^ e wkole empire was made tranquil.’
-Dementgegen ist anzuführen, dass es im Commentar heisst:
ist: veranlassen, dass es für die Menschen
der Welt etwas gibt, um ihre schimmernde Tugend leuchtend
zu machen (zu veranschaulichen). 1
Hierin liegt doch nicht der mindeste Anhaltspunkt für die
Behauptung: Tschu-hi und seine Schule umfasse in dem ming
ming-de ü tien hja die zwei Objecte: Ausbildung der Fähigkeit
und Erneuerung des Volkes, sondeni, wie schon eingangs (p. 4)
gesagt wurde, sind Ausbildung der Fähigkeit und Erneuerung
des Volkes die zwei Seiten, von denen sich der eine Standpunkt
der Vollkommenheit betrachten lässt; die Erneuerung des
Volkes ist keineswegs etwas von dem ming ming-de Verschiedenes,
sondern ist das ming ming-de bei den anderen Menschen mit
Ausschluss des eigenen Ich betrachtet. So lehrt das Da-hjo,
so fasst es Tschu-hi und so fassen es auch die älteren Com-
mentatoren auf; denn Ying-tä’s comment is — ^ ^ ^
m fi. ffi s «se t 'to display illustriously their own
illustrious virtue (or, virtues), making them reack tkrougk the
whole empire’. Hier gibt die englische Uebersetzung durch
aus nicht den Sinn des chinesischen Satzes wieder. ,Die
schimmernde Tugend des Ich erhellend ( ip = ^ also
HJj = to make clear, to manifest) veranlassen, dass sie
(i. e. die Erhellung der schimmernden Tugend des Ich) in
der Welt die Runde mache', sagt Ying-tä und somit dasselbe
wie Tschu-hi.
’MSRSII, ISTJA.SI
ja m * m
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
39
Nun heisst es in den Bemänglungen weiter: But the in-
fluence must be very much transformative. Of the several steps
described, the central one is ifp, 'the cultivation of the person’
which, indeed, is called 'the root’ in par. 6. This requires
'the heart to be correct’ and that again 'that the thougths be
sincere’. Choo He delines as 'what the body
has for its lord’ and ^ as what the sends
forth.’ 1
Davon, dass sich hier 2{j gedanklich nicht auf ^ be
ziehen kann, sondern nur auf .Ifp, später.
Zunächst zur Uebersetzung 'what the body has for its
lord’ im Gegensatz zu 'what the ){j) sends forth’. Die erste
Uebersetzung verstösst total gegen den Sprachgeist des Chine
sischen und macht das zum logischen Subject, was nach dem
Chinesischen logisches Object ist. Es ist nach dem Commentar: 3
* 9t Z. 0r ± tfe
JL#; & Zßjjfo
gram. Subj. gram. Prädicat
Das grammatische Prädicat ist ein durch subjectives ^ in ein
Quasi-Substantiv verwandelter Prädicatssatz. Es ist sonach:
9t Z ßr ±
* Z fft 9
Subst. (Subj.) Genetiv- rel. Pron. Verbum
Zeichen Obj. activ.
Da im unteren Satze, wie das zu definierende ^ klar
anzeigt, im übertragenen Sinne zu nehmen ist, so muss auch Jjp
im oberen Satze im übertragenen Sinne genommen werden.
Dies fordern die chinesischen Spracligesetze. Die übertragene
1 Legge, 1. c. p. 222.
2 Da-hjo, Nankinger Ausg. Vol. II a.
40
VIII. Abhandlung: Kühnert.
Bedeutung kann aber nur sein = Ich in eigener Person,
denn dem = Geist entspricht im übertragenen Sinne nur ,Ich*.
und rjr müssen active Verba sein, dem Fortsenden gegen
über steht ,nicht fortsenden' also besitzen, sohin ,von etwas Herr
sein* oder ,etwas beherrschen*, nicht aber ,etwas zum Herrn
haben*. ^ schliesst das Subject der Definition ab, m ist
Finalpartikel. Demnach ist zu übersetzen:
sin ist das vom Ich Beherrschte (das, was [acc.] das Ich
[nom.] beherrscht),
i ist das vom sin (Geist und Herz) Geoffenbarte (das, was
[acc.] das Sin [nom.] offenbart),
woraus ersichtlich ist, dass ,what the body bas for its lord'
gerade das Gegentheil ist. Hier zeigt sich so recht deutlich,
wohin ein exclusiver, d. h. ausser der Sache liegender Stand
punkt führt. Man übersetzt geradezu falsch, vergewaltigt den
Sprachbau des Chinesischen, ja noch mehr, man übersetzt zwei
absolut gleich gebaute Sätze total verschieden, den einen, indem
man ihn in das Gegentheil verkehrt, den anderen, indem man
dem Sprachgeist sein Recht widerfahren lässt.
Tschu-hi sagt also richtig — wenn man correct übersetzt
— mit anderen Worten: Vorstellen, Fühlen und Begehren werden
vom Ich beherrscht, oder das Ich ist der Herr des Vorstellens,
Fühlens und Begehrens, und Gedanken, Gefühle und Begehrungen
sind das vom Vorstellen, Fühlen und Begehren Ausgesandte,
Geoffenbarte.
Bezüglich der Bemerkung Ying-ta 1 says: ^1 1^ 0
fl £ tä, 'that which comprehends and embraces all consid-
erings is called the ^ J^f E ^ 11 ^ M' ' the
thoughts under emotion are what is called
ist bereits im
Früheren 2 gesprochen. Hervorzuheben ist nur, dass die Ueber-
setzung ,the thoughts under emotion are what is called ** in sich
1 Legge, 1. c. p. 222, Anm.
2 Vgl. oben p. 16.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
41
einen Widerspruch enthält, da sowohl Affect wie Gedanke im
Chinesischen mit i ausgedrückt werden, und ebenso einen Wider
spruch gegen den obigen Satz. Sollte Genanntes ausgedrückt
sein, so würde stehen: ^ fpf ^
Es heisst nun weiter: 1 is then the meta-physical part
of our nature, all that we comprehend under the terms of rnind or
soid, heart, and spirit. This is conceived of as quiescent, and
when its activity is aroused, then we have thoughts and purposes
relative to what atfects it.
Vorstehendes ist aber auch nicht vollständig richtig. Weder
nach Tschu-hi noch nach Ying-ta kann sin ,the meta-physical
part of our nature* sein. Dem einen wie dem anderen ist dj)
das Denken, Fühlen und Streben, ^ = Gedanke, Gefühl und
Begehrung.
Sin gilt ihnen nur als das Innere im Gegensatz zu den
Empfindungen als Aeusseres. Daher können Gemüth, Seele,
Herz, Geist nur als mögliche Ausdrucksweisen beim Uebersetzen,
nicht aber als philosophische Termini aufgefasst werden. Diese
Philosophen sagen daher auch, tritt das Sin, i. e. das Denken,
Fühlen und Streben in Thätigkeit, indem man denkt, fühlt und
strebt, so treten Gedanken, Gefühle und Begehrungen zutage.
Sie betrachten also nicht ein eigenes Vorstellungs-, Gefühls- und
Begehrungsvermögen, sondern Gedanken, Gefühle, Begehrungen
als Zustände des Ich. Dies ist aber auch die Lehre des Da-hjo.
Nach ihm kommt dem Ich das Denken, Fühlen und Streben
zu, das sich durch die Gedanken, Gefühle und Begehrungen
offenbart.
Es folgt nun die Erörterung: 2 'The being sincere’ is ex-
plained by j|f, 'real’. The sincerity of the thoughts is to be ob-
tained by it which means acc. to Choo He, 'carrying our
knowledge to its utmost extent, witli the desire that there may
1 Legge, 1. c. p. 222, cf. p. 16, oben.
2 Legge, 1. c. p. 222.
42
VIII. Abhandlung: Kuhnert.
be nothing which it shall not embrace’. This knowledge, finally,
is realized The same authority takes fjfij, ‘things’ as
embracing J^., ‘affairs’ as well. sometimes = , 'to come
or extencl to’ and assuming that 'the Corning to’ here is by
study, he makes it = t|j| 'to examine exhaustively’, so
that ' ^ jjfij means exhausting by examination the principles
of things and affairs, with the desire that their uttermost point
may be reached’.
Was zunächst iS betrifft, wo steht denn, dass es ,sincere'
sei? Weil man den durch ausgedrückten Begriff unter Um
ständen europäischem Sprachgebrauch gemäss durch ,sincere'
wiedergeben kann, folgt doch noch nicht, dass dieser chinesische
Charakter mit ,sincere' identisch ist. Der chinesische Begriff
kann ja auch weiter sein, und das ist er in der That. Aus ,Wort'
und ,Vollenden' zusammengesetzt, drückt aus, das was- in
Worten vollendet ist, also den richtigen wahren Begriff, j!J,
wo das Wort genau dem Dinge, der Sachlage entspricht, wo
man so denkt und fühlt wie man spricht, wo man also, ein Mann
ein Wort, aufrichtig -fpj, ohne falsch ist, wo das richtige
Verhältniss der gegenseitigen Stellung in den Worten zum Aus
druck kommt, also ehrerbietig u. s. w. 1
Es ist also die Hauptbedeutung: wahr, richtig, echt. In-
soferne, aber auch nur insoferne ,aufrichtig, treuherzig' in
gewissen Phrasen = echt, wahr, sein kann, kann dasselbe ge
braucht werden. Ebenso wenig man im Deutschen sagen kann
,ein aufrichtiger Begriff', ebenso wenig ist es erlaubt tslieng in
diesem Falle mit ,Aufrichtigkeit' zu übersetzen.
Nun bezeichnet aber Vorstellungen, Gefühle und Be
gehrungen, daher kann als einzig für alle drei Schattirungen
zulässige Ausdrucksweise nur der Grundbegriff des Richtigen,
Echten, Wahren, Wirklichen in Verwendung kommen, wobei
aber ,wirklich' nicht auf Existenz oder Nichtexistenz bezogen
1 Vide Kang-hi s. v. M-
Die Philosophie des Kong-dsy (Confncius) auf Grund des Urtextes.
43
werden darf, sondern wirklich = richtig, echt ist. Demnach
sagt Tschu-hi ganz richtig j[| -f-jjj ■
Weil tslienc) zu enge ,als aufrichtig' genommen wurde,
musste sich ein Nonsens ergehen, nämlich ,die Erlangung der
Aufrichtigkeit der Gedanken durch das Studium der Phäno
mene physischer und metaphysischer Natur'.
,Die Aufrichtigkeit der Gedanken (sincerity of thoughts)
hat an sich gar nichts mit der Richtigkeit oder Unrichtigkeit
(des So-seins oder Nicht-so-seins) des Gedachten zu thun, sondern
nur damit, ob ich auch thatsächlich das sage, was und wie ich
denke, was ich beabsichtige oder nicht, ob ich aufrichtig bin
oder nicht, d. h. mit dem Wollen allein und nicht auch mit
dem Vorstellen und Fühlen.
Wahre Begriffe kann ich nur nach Kenntniss des wahren
Wesens der Dinge (intellectus pertinet ad rei essentiam) haben.
Ich kann kein ästhetisches Urtheil besitzen, wenn ich nicht
neben dem Fühlen auch eine Einsicht in das Wie des Fühlens
d. i. in die Lage der veranlassenden Vorstellung habe, so dass
die letztere gesondert vorgestellt wird. Sonst bleibe ich nur
beim Lust- und Unlustgefühle stehen, und komme nie dazu,
dass das Lust- und Unlustgefühl in ein mit Einsicht verbundenes
Wohlgefallen oder Missfallen übergeht, d. h. ein ästhetisches
Urtheil wird. Ohne ästhetische Urtheile aber gibt es keinen
sittlichen Charakter.
Wie sagt nun Tschu-hi: dahin bringen (zustande bringen)
ist zum Endpunkte (zur Spitze) führen; kennen ist auch er-
kennen; sohin ist es: die Kenntniss und Erkenntniss des Ich
zur Spitze führen, darnach streben, dass es bezüglich dessen
Wissens nichts Unerschöpftes gibt. Das Wesen untersuchen ist
bis auf die letzte Instanz gehen (zum Aeussersten); Ding (=
Seiendes) bedeutet auch Thaten; 1 sohin ist die ultima ratio
der Handlungen und Dinge erschöpfen, darnach streben, dass
1 Insoferne sie ein Gewordenes sind, s. u. p. 46; cf. ,unverrichteter Dinge‘.
44
VIII. Abhandlung: Kühnert.
bezüglich deren Endpunktes (letzten Punktes) es nichts Un
erreichtes gibt. 1
Dies ist wohl etwas ganz anderes als das in dem ge
brachten Citate Angenommene. Wie commentiert nun Ying-tä?
Darüber wird gesagt: 'The root means the person. The person
(i. e. personal character) being regarded as the root, if one can
know his own person, this is the knowledge of the root; yea
this is the very extremity of knowledge.’
Hier liegt dieselbe Verwechslung mit .kp vor, wie früher.
The person ist das Ich und nicht der Charakter, deshalb com
mentiert auch Ying-tä genau wie Tschu-hi. Was noch folgt: If
we apply this conclusion to the clauses under notice, it is saidthat
wishing to make our thoughts sincere we must first carry to the
utmost our self-knowledge, and this extension of self-knowledge
& bedarf keiner weiteren Erörterung mehr; es ergibt
sich bereits aus dem Vorangeführten, was davon zu halten sei.
Nunmehr aber wird gesagt: Now, the change of the style
indicates that the felation of Wl ft and $J is different
from that of the parts in the other clauses. It is not said that
to get the one thing we must first do the other. Rather it seems
(sic?!) to me that the fjfij is a consequence of
that in it is seen the other. Now rule or pattern’ and
iE, ‘to correct’ are accepted meanings of and #J being
taken generally and loosely as = things, # #1 will
teil us that, when his self-knowledge is complete, a man is a
law to himself, measuring and measuring correctly, all things
with which he bas to do, not led astray or beclouded by them.
This is the interpretation strongly insisted on by ü #
the author of the Tfj ^ fjfl,.
■ it > * « * o» ja ü * o * s ® z & ü >
ftof
Die Philosophie des Kong-dsy (Confucius) auf Grund des Urtextes.
45
Diesbezüglich ist es zu bedauern, dass der Text Lo’s nicht
selbst vorhegt. Dies umsomehr als mit Rücksicht auf das bisher
Erörterte aller Wahrscheinlichkeit nach das Verständniss ein
Missverstiindniss ist und daher nicht die Interpretation Lo’s, und
zwar umso gewisser trotz des ,strongly insisted on‘ als eine
derartige Interpretation dem Texte des Da-hjo widerstreitet.
Im Einzelnen sei bemerkt: Gerade die Aenderung des
Satzbaues an dieser Stelle zeigt an, dass hier nicht mehr von
einem Antecedens und Consequens, sondern von einer Gleich
zeitigkeit die Rede ist, denn ich erweitere meine Kenntnisse,
indem und während ich den Dingen auf den Grund zu kommen
trachte. Im gewissen Sinne hegt also auch eine Gleichheit vor,
nämlich die Untersuchung des Wesens der Dinge ist Erweiterung
des Wissens.
wurde im ersten Absätze (* m m m mit to be
übersetzt. Mit demselben Rechte ist es auch hier to be. Im
Deutschen sagt man ,besteht in ( , was vollkommen dem &
entspricht.
kann nicht das Antecedens von ^ #J sein.
Denn wenn ich wissen will, woraus ein Ding besteht, muss
ich das Ding erst untersuchen; wenn ich bereits weiss, woraus
es besteht, brauche ich es überhaupt nicht mehr zu unter
suchen. Während der Untersuchung selbst, erweitere ich auch
gleichzeitig meine Kenntnisse.
Dass im Da-hjo diese einzig logisch richtigen Beziehungen
gemeint seien, zeigt der Satzbau bei der Umkehrung des Klimax.
Im ersten Falle läuft die Construction: ^ A 5^, B und
nur beim letzten Gliede ist A B. Bei der Umkehrung jedoch
ist bei allen Gliedern die Construction A SS # B also auch
beim jetzigen ersten, dem früheren letzten, nämlich ft* iffi
Weil ferner in der Umkehrung das frühere Object jedesmal
als Subject gesetzt wird, d. h. die passive Construction vorliegt,
46
VIII. Abhandlung: K ii h n e r t.
überdies bei allen andern Gliedern dasselbe Zeitwort,
wie bei der ersten Reihenfolge, wiederkehrt, bei je
doch in der ersten Reihenfolge in der umgekehrten
$ als Verbum fungiert, so folgt, dass im Texte des Da-
hjo ^ = Jg genommen sei. 1 Und das sagt auch Meister
Tschu-hi. Da ferner, gemäss der Aenderung des Satzbaues beim
letzten Gliede in der ersten Aufzählung und des Gebrauches
von wie kurz vorher angegeben, zwischen und
jg eine Gleichheit vorliegt, insoferne als die Erweiterung
der Kenntnisse in der Untersuchung der Dinge besteht, die
Kenntniss hingegen nicht bis zum letzten Wesen der Dinge
gedrungen wäre, wenn dieselben nur als ein Seiendes betrachtet
würden und nicht als ein Gewordenes, also wenn nicht auch
das Werden der Dinge, wie es in der Natur vor unseren Augen
zu Tage tritt, mit in den Kreis der Untersuchung gezogen
würde: so folgt mit zwingender NothWendigkeit, dass (Jfij seiner
Grundbedeutung nach als ,Gewordenes' Zfc, 2 das also die Thätig-
keit des Werdens mit inbegreift, (wie gleichfalls das Jü-pien
bereits angibt,) 3 zu nehmen ist und nicht blos als ein Seiendes.
Es folgt aus genannter Gleichheit aber auch, dass man
bei den Dingen bis zum Endpunkte ihres Wesens (über den
hinaus kein weiteres Eindringen mehr möglich ist) gekommen,
wenn man das Wissen bis zu jenem Punkte gebracht hat, über
den hinaus eine fernere Erweiterung desselben unmöglich ist,
also bis zum Endpunkte, dem äussersten Punkte ffip.
Daher schliesst auch das begrifflich das und somit
wegen ^ = ^|, das also auch das ^ in sich, ent
sprechend der dem zukommenden superlativischen Wirkung.
Schon nach dem hier Beigebrachten ist es daher nicht
wahrscheinlich, dass das eben Citierte die Interpretation Lo’s,
Die Philosophie dos Kong-dsy (Coufucius) auf Gruud des Urtoxtes.
47
eines Chinesen ist, der die natürlichen Verhältnisse auch natür
lich betrachtet.
Die Interpretation enthält überdies einen Widerspruch in
sich. Nie kann der Mensch nämlich sich selbst Gesetz sein.
Gesetz für den Menschen ist die Summe seiner ästhetischen
Urtheile, das ist die Stimme des Gewissens oder wenn man
will das moralische Gesetz in ihm, was ja als identisch anzu
nehmen ist.
Dahin wird man geführt, wenn man sich nicht losmachen
kann von gewissen Anschauungen, die, durch die Gewohnheit
zur zweiten Natur geworden, dem Sprachgebrauch entgegen
den Worten unterschoben werden. Indem dann die mit den
Lauten in Verbindung gebrachten Begriffe nicht jene sind,
welche nach dem Sprachgebrauch mit denselben verbunden
werden müssen, so wird man wie ein steuerloses Schiff durch
die gewaltige Macht der Wogen der alles (also auch eine Ver
gewaltigung des Sprachgeistes) rächenden Vernunft von einer
Klippe des Widerspruchs zur anderen geworfen, um schliesslich
als zerschelltes Wrack an der brandenden Küste der Vorurtkeile
ein mahnendes Wahrzeichen zu werden gegen jede Abweichung
von dem Curse nach der Leuchte der Vernunft.
Ein solch zerschelltes Wrack documentieren die folgenden,
gegen die rationelle, d. h. Natur und Vernunft gemässe Auf
fassung der chinesischen Philosophen gerichteten Worte: We
feel that this explanation cannot be correct, or that, if it be
correct, the teaching of the Chinese sage is far beyond and
above the condition and capacity of men. How can we suppose
that, in Order to secure sincerity of thought and our self-culti-
vation, there is necessarily the study of all the phenomena of
physics and metaphysics and of the events of history?
Es war ganz zutreffend zu sagen ,we feel', denn nicht
der logische Verstand konnte es sein, welcher sich gegen die
chinesische Lehre auflehnte, sondern nur das vergebliche Streben
48
VIII. Abhandlung: Külinert.
des Unlustgefühles los zu werden, das dadurch entsteht, dass
die gesunde Lehre der chinesischen Gelehrten mit gewissen
von Jugend auf eingesogenen Ideen in Widerstreit geräth und
man sich ausser Stande sah, die erstere als unvernünftig zu
erweisen, eben weil sie vernunftgemäss ist, um Ideen, welche
für allein richtig und wahr gehalten wurden, auch in Zukunft
als solche betrachten zu können, ohne der gesunden Vernunft
Hohn zu sprechen.
Zu der Bemerkung: ,Still there are difficulties connected
with it, and I leave the vexed questions, regretting my own
inability to clear them up* würden die chinesischen Philosophen
wohl sagen: Man sei bei der Untersuchung der Dinge noch
nicht auf den Endpunkt gekommen, die Kenntniss ist noch
nicht auf den erreichbaren Grad ihrer Ausdehnung angelangt,
daher die Bildung des Ich’s noch nicht zum Standpunkt der
höchsten Vollkommenheit vorgedrungen.
Nur so konnte es kommen, dass im Widerspruch mit der
früheren Behauptung ,we feel the Student should be an emperor 1
am Scldusse der Anmerkung gesagt wird: I have said above
that the Great Learning is adapted only to an emperor, but it
is intimated liere that the people also may take part in it in
their degree, 1 weil man nicht begriff ,vom Kaiser herab bis
zum gemeinen Manne müssen alle die Vervollkommnung des
eigenen Ich zur Grundlage machen* sei die Conclusion der
früheren Kette.
Wenn es weiter heisst: 2 Choo-He makes the root here
to be the person, but according to the prec. par. it is 'the culti-
vation of the person’, which is intended. By the ^ or 'branches’
is intended the proper ordering of the family, the state, the
empire. J]|t acc. to Choo He means 'the family’, and ^
the state and the empire, but that I cannot understand. fijf J|L
1 Legge, 1. c. p. 223, Anm.
2 Legge, 1. c. p. 223, Anm.
Die Philosophie des Kong-dsy (Confuoius) auf Grund des Urtextes.
49
is the same as thc root. Mencius has a saying wliich may illu-
strate the second part of the paragraph. » fk J? #
mm r- 0 He, who is careless in what is important, will
be careless in every thing, so ist dem gegenüber zu bemerken:
Im Commentar heisst es: Die Richtigstellung des Herzens
(i. e. des Denkens, Fuhlens und Strebens) ist das Erste, wo
durch jeder sein Selbst bildet, die Regelung der Familie das
Zweite, denn stellte man dieses an die Spitze, würde man es
zweifelsohne fehlerhaft machen. 1 Dies ist aber auch im Ge
danken des Satzes gelegen, Alle müssen die Ausbildung des
eigenen Ich zur Grundlage machen; denn nicht die Ausbildung
kann Grundlage, Keim, Wurzel sein, weil die Ausbildung eine
Handlung (^-) (ein Werden) ist, bei der es nur Anfang (fö)und
Ende gibt und nicht ein Ding (jffyj) dem allein Wurzel
(2jS) und Wipfel ( ^ ) zukommt, tfö ^ ^ $$
Daher kann sich nur auf Jfp (das eigene Ich) be
ziehen, und nicht, auf oder, was dasselbe ist, auf FJ'
Darum heisst es im Commentar auch ,Wurzel nennt man
(bezieht sich auf) das Selbst*, # II % & und nicht, Wurzel
ist das Ich* ^ ^ Hl
Ferner steht wohl im Commentar glas worin dick Sein*
bezieht sich auf Familie pjf J|?^ g|| ^ nicht aber glas
worin dünn Sein* bezieht sich auf Staat und Welt, pjf
fl B X % T- Letzteres ist einfach aus den Fingern ge
zogen, weil ebenso wie der Satz m # » ä * auch die
beiden folgenden nicht verstanden wurden.
Der Gedanke des Da-hjo ist doch gerade durch die fol
genden Sätze klar für jeden gesund Denkenden niedergelegt,
nämlich: daher muss die Vervollkommnung des eigenen Ich für
alle Menschen die Grundlage bilden und nicht die Vervoll-
■ je «ja ±> -t mn »-tb,
m * itfc ffi nt z ^ o
Sitzungsber. d. pbil.-liist. CI. CXXXII. Bei. 8. Abh.
4
50
VIII. Abhandlung: Kühnert.
kommnung anderer; denn so wenig aus einer schlechten Wurzel
ein gesunder Baum entstehen kann, ebenso wenig kann ein
unvollkommener Mensch andere zur Vollkommenheit anleiten.
Ferner ist es undenkbar, dass ein Ganzes (eine Familie) voll
kommen sei, wenn nicht dessen einzelnen Theile es sind und um
gekehrt; denn noch nichts gibt es — sagt das Da-hjo — bei dem
etwas von jenem, worin es mächtig ist, schwach wäre, oder bei
welchem etwas von jenem, worin es schwach ist, mächtig wäre.
Von den im Texte des Da-hjo angehängten beiden Ver
gleichen bezieht sich, wie Jedermann wohl erkennt, der erste
auf den Einzelnen, der zweite auf die Gesammtheit, daher sagt
der Commentar einfach: Wurzel bedeutet das eigene einzelne
Ich, das ,in etwas mächtig Senk die Gesammtheit (Familie), 1
(von der das Einzelne Theil ist).
Es ist also 1. unrichtig ,Choo He makes the root here
to be the person 1 , weil nur gesagt wird: Wurzel bezieht sich
auf das Ich, 2. unrichtig, beziehe sich auf ,the eultivation
of the person 1 , weil dies auf Grund des Textes vom Da-hjo
ein Unding und eine Unmöglichkeit ist; 3. unrichtig, dass nach
Choo He pjf )jj| means the state and the empire, weil davon
im Commentar kein Wörtchen steht und stehen konnte, da
dies ein logischer Unsinn wäre.
Die citierte Stelle aus Meng-tsy (VII, I, 44) lautet: ,Wer
in Bezug auf das, worin er mächtig sein sollte, schwach ist,
für den gibt es (überhaupt) nichts, worin er nicht schwach
wäre 1 , und gibt haarscharf denselben Gedanken, welcher dem
obigen Text des Da-hjo zu Grunde liegt, nämlich: es ist un
denkbar, dass man im Ganzen stark ist, wenn man in den
Theilen schwach ist und umgekehrt.
Es ist sonach die Bemerkung ,but I cannot understand 1
darauf zurückzuführen, dass etwas herausgeklügelt wurde, was
nicht im Commentar steht, und dass man überhaupt das Da-hjo
* ü i»Jli la sl
Mi
o
Die Philosophie des Kong-dsy (Coufucius) auf Grund des Urtextes.
51
auch rücksichtlich dieser Vergleiche nicht verstand.
^ & lieisst nicht:
Es war niemals der Fall, dass, was von grosser Bedeutung
war, als leicht behandelt wurde, und gleichzeitig, dass, was
von geringer Bedeutung war, als wichtig behandelt wurde,
sondern: Noch nichts gibt es, bei welchem etwas von dem,
worin es mächtig ist, schwach wäre, oder bei welchem etwas
von dem, worin es schwach ist, mächtig wäre.
Die Einwände, welche gegen das Da-hjo erhoben wurden,
rühren, wie sich aus dem Vorgebrachten ergibt, nicht davon
her, dass die Lehren des (oder der) chinesischen Philosophen
unklar dargelegt oder in sich unrichtig sind, sondern davon,
dass man einem Gedanken im Chinesischen das gleiche Bild
zuweisen möchte, welches der Benennung in den europäischen
Sprachen zugrunde liegt. Wenn wir sagen ,morgen = der
morgige Tag, der kommende Tag', so liegt unserer Begriffs
bezeichnung das Bild der Morgenzeit, des ,Morgens' zugrunde,
der als ein Folgendes zu betrachten ist, [weil an dem Tage,
dem Heute, an welchem ich spreche, die Morgenzeit schon
vorüber ist] und zwar als ein unmittelbar Nächstfolgendes.
Der Chinese hingegen denkt sich: Nachdem das Heute,
als Einheit, schon im Ablaufe ist, bin ich der kommenden Ein
heit, dem ,morgen' schon näher gerückt, es leuchtet oder schim
mert diese kommende Einheit gleichsam schon in die laufende
herein. In ähnlicher Weise sagen wir z. B.: Grosse Ereignisse
werfen bereits ihre Schatten voraus. Mit Rücksicht auf obige
Vorstellung sagt der Chinese OfJ ^ für ,morgen' gleich mor
giger Tag, aber auch für nächstes Jahr; wogegen wir
nicht ,morgiges Jahr' sagen können, weil unser Bild (Morgen)
von einem Tagestheile abgeleitet, begrifflich nur mit Tag in
Beziehung gebracht werden kann.
Also nicht darin liegt der Grund, dass die Etymologie
der chinesischen Worte noch nicht festgelegt sei, wie ein Schüler
4*
52
VIII. Abli.: Külinert. Dio Philosophie des Kong-dsy (Confucius) etc.
Legge’s behaupten wollte, sondern darin, dass Europäer infolge
des Beharrungsvermögens, auf Grund der für ein chinesisches
Wort angegebenen Bedeutung nicht blos den reinen Begriff
adäquat ansehen, sondern auch das im europäischen Worte nieder
gelegte Bild, aus welchem der reine Begriff abgeleitet wurde.
Mit anderen Worten: der Grund ist darin zu suchen, dass die
Mehrzahl der Menschen nur Gemeinbilder denkt und nicht
logische Begriffe.
Wie nun im Da-hjo nur erst der Begriff des Endzweckes
der Philosophie abgeleitet wird, was schon der Titel ,Lehre'
genügend andeutet, so beschäftigt sich das Tschong-iong mit
Musterbegriffen für die praktische Bethätigung obigen End
zweckes. Jenes, das Da-hjo, ist also theoretische, dieses das
Tschong-iong, praktische Philosophie. Jenes weist nach, dass
der Standpunkt der höchsten Vollkommenheit das A und ü
für die Bethätigung des Menschen sein muss, dieses wie man
diesen Standpunkt bethätigt.
Darum erhielt letzteres den Namen ,Tschong-iong', was
besagen will:
Das Richtige erkennen, gleichsam den Nagel auf den
Kopf oder der Sache in das Herz treffen ( 40 und es auch
durchführen, indem man von dem als richtig Erkannten in
keiner Weise auch nur um eines Zolles Breite nach der einen
oder der anderen Seite abweicht (40 [es also ändernd
in das eine oder andere Extrem verfällt], sondern unabänderlich
(M = X£o) bei demselben in der Ausführung ()^J be-
harrt, kurzum ,vernunftgemäss handelt'.
Die Erläuterung dieser praktischen Philosophie möge einer
späteren Arbeit Vorbehalten bleiben.
IX. Abliaudlung: Gumplowicz, Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
l
IX.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica,
Polens erster lateinischer Chronist.
Von
Dr. Max Gumplowicz.
I. Allgemeine Charakteristik.
Die Anfänge der mittelalterlichen polnischen Geschichts
schreibung bieten uns ein eigenthtimliches Schauspiel. Während
sonst die ersten geschichtlichen Aufzeichnungen mit dürftigen
Annalen beginnen, die sich erst allmälig zu immer grösseren
und formvollendeteren Chroniken entwickeln, tritt uns in Polen
an der Schwelle der Geschichtsschreibung gleich eine grössere
Chronik entgegen, welche durch die antike Schulung ihres
Verfassers, seine genaue Kenntniss der classischen Schriftsteller
und eine fast kritische Vermeidung aller sagenhaften und aben
teuerlichen Erzählungen für alle späteren polnischen Chronisten
vor Dlugosz ein unerreichtes Muster einer klaren, pragmatischen
Darstellung bildete. Die Wichtigkeit dieser Chronik erkannte
schon Pertz, welcher im IX. Bande der ,Monumenta
Germaniae H i s t o r i c a* eine neue kritische Ausgabe der
selben durch Köpke und Szlachtowski unter dem Titel
,Chronicon Polonorunf veranstaltete. Sonst wird dieselbe
allgemein ,Galli Chronicon* genannt, da ihr Verfasser nach
der UeberLieferung irgend ein ,Gallus* gewesen sein soll,
wobei allerdings die Ansichten auseinandergehen, ob damit die
Herkunft des Verfassers aus Frankreich oder sein Name
bezeichnet sei. Das ganze Werk enthält in drei Büchern eine
Darstellung der Geschichte Polens im 11. Jahrhundert, doch
gibt der Verfasser die Verherrlichung Boleslavs III. als den
Hauptzweck seiner Schrift an. Diesem Vorhaben ist er auch
im ganzen Laufe seiner Darstellung treu geblieben. Damit
Sitzungsbor. d. pbil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 9. Abh. 1
2
IX. Abhandlung: Gnmpiowicz.
erklärt es sich, dass er die Geschichte aller früheren Regenten
im ersten Buche kurz zusammenfasst, wogegen er die beiden
folgenden Bücher der Schilderung der ersten 28 Lebensjahre
Boleslavs III. widmet, deren Augenzeuge er theilweise war,
wodurch die Zuverlässigkeit seiner Erzählung bedeutend erhöht
wird. Allerdings wird die ganze Chronik wie die meisten
lateinischen Aufzeichnungen im Mittelalter von einer entschie
den römisch-katholischen Tendenz beherrscht: die heidnischen
Preussen (Pruzos) werden sogar ,brutis animalibus' 1 gleich
gestellt! Die ganze vorchristliche Urgeschichte Polens übergeht
Gallus fast vollständig, obwohl die von ihm benutzten polnisch-
slavischen Quellen, wie dies aus den zahlreichen Reminiscenzen
späterer Chronisten klar ersichtlich ist, gewiss noch reichlich
vorchristliche Traditionen enthalten haben dürften. Aber ebenso
wie der gleichzeitige Adam von Bremen, welcher den Grund
satz aussprach ,Inutile est acta non credentium scrutark, 2 huldigte
auch Gallus der Ansicht ,Quos error et idolatria defoedavit,
memorare negligamusk 3 Nur die Vorfahren Boleslavs III.,
seines Helden, konnte er nicht gut mit Stillschweigen über- ,
gehen, weshalb er einige Zeilen dessen Urahn Piast und
seinen heidnischen Nachfolgern widmet.
Doch auch über Mieszko I. verliert er nur wenige Worte.
Erst Boleslav I. Chrobry wendet er mehr Aufmerksam
keit zu, da er in ihm nicht ohne Absicht ein Vorbild eines
siegreichen freigebigen christlichen Königs schildert, offenbar
als nachalimungswerthes Muster für Boleslav III. dessen
Einrichtungen er nachweislich auf Boleslav I. Chrobry
übertrug. 4 Aber schon dessen Nachfolger Mieszko II. und
Kasimir I. Restaurator thut er wieder kurz ab. Erst
über Boleslaus II. verbreitet er sich mit sichtlicher Vorliebe
sehr ausführlich. Mit der Geburt Boleslavs III. schliesst
das erste Buch. Das zweite umfasst die Jugend Boleslavs III.
und dessen erste sieben Regierungsjahre, das dritte die weiteren
1 L. II, c. 43.
2 Gesta Hammaburgensis Eeelesiae Poutifieum, Mon. Germ. Hist. VII, 305.
3 L. I, c. 3
4 So schreibt er (L. I, c. 13) Boleslav I. Chrobry einen Rath von zwölf
Palatinen zu. Nun hebt aber Stanislaus Smolka hervor (Mieszko Stary,
S. 164), dass ja eben Boleslaus III. einen Rath von zwölf Grafen hatte.
Bischof Balduiu Gallus von Kruszwica.
3
vier Regierungsjahre desselben, wobei der Verfassser den Sieg
Boleslavs III. über Kaiser Heinrich V. mit sichtlicher
Schadenfreude über die Niederlage der Deutschen verherrlicht.
Da das Interesse seines Klosters, seines Ordens, seines Bisthums
oder seines Fürsten die Tendenz eines jeden mittelalterlichen
Schriftstellers bestimmte, so ist auch die Darstellung des
Gallus selbstverständlich stets stark parteiisch; doch muss zu
seinem Lobe anerkannt werden, dass er einer directen Lüge
sich niemals schuldig macht, sondern einer unangenehmen That-
sache lieber sorgfältig aus dem Wege geht, wodurch er es aher
ermöglicht, durch Vergleich mit anderen Quellen dem wahren
Sachverhalt leicht auf die Spur zu kommen. Gleichzeitig ver
leihen die genauen Schilderungen der einzelnen Vorgänge und
die häufigen Angaben des Verfassers über die ihm fremdartig
erscheinenden inneren Verhältnisse Polens, seiner Chronik als
einer zuverlässigen Quelle über die ursprünglichen Zustände
Polens und dessen Verfassung eine grosse Bedeutung für die
ältere Geschichte dieses Landes.
II. Die Herkunft des Verfassers.
lieber die Person des Verfassers dieser ältesten, uns ganz
erhaltenen polnischen Chronik sind wir auf jene spärlichen
Andeutungen angewiesen, die derselbe in seinem Werke sich
gelegentlich entschlüpfen lässt. Doch nirgends nennt er seinen
Namen, da er im Gegentheil sogar den Wunsch ausspricht, sein
Buch möge unter dem Namen der polnischen Bischöfe, welchen
er sein Werk zueignet, und nicht unter dem seimgen bekannt
werden. 1 Auf den ersten Blick jedoch ist es klar, dass der Ver
fasser ein fremder Mönch war, da er sich selbst als ,exul apud vos
et peregrinus' 2 bezeichnet, Polen dagegen wiederholt ein nörd
liches Land', 3 Boleslav III. einen ,nordischen Fürsten' 4 nennt und
des Oefteren eine Sehnsucht nach seiner schöneren, wärmeren
Heimat klar durchblicken lässt. Wo mag nun diese gelegen
1 ,Igitur ne viles persouae videamur vanitatis fimbrias dilatare, codicellum
non nostro decrevimus, sed vestris nominibus titulare“, L. I, Epistola.
2 L. III, Epistola.
3 Polouia septentrionalis pars Slavonie, L. I, Proemiuin.
4 Boleslauus, dux septentrionalis, L. II, c. 39, L. III, c. 2, e. 14, e. 25, e. 26,
vgl. Bielowski, Wstep Krytyczny 535.
1*
4
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
sein? Diese Frage ist trotz mannigfacher Untersuchungen bis
jetzt noch nicht endgiltig entschieden worden. Lengnich, 1
der erste Herausgeber unserer Chronik, hielt den Verfasser
für einen Franzosen, wozu ihn eine in der von ihm heraus
gegebenen Heilsberger Handschrift Vorgefundene Notiz,
worin der Verfasser als ,Gallus* bezeichnet ist, 2 veranlasste.
Dieser Ansicht schlossen sich hierauf J a n o c k i, Bentkowski, 3
Lelewel, 4 Wiszniewski, 6 Ludwig Giesebrecht, 0
Bartoszewicz 7 und Lad. Nehring 8 an. Kownacki 9
trat dieser Meinung entgegen und wagte die Behauptung,
Gallus sei ein Pole gewesen, was Johann Vincenz
Bandtkie, dem wir die erste Herausgabe der Gnesener
Handschrift unserer Chronik verdanken, durch eine Zu
sammenstellung aller Stellen, worin Gallus Polen als ,nostra
patria, nostra terra 1 bezeichnet, 10 zu beweisen suchte. Dabei
übersah jedoch J. V. Bandtkie, dass ,patria* im mittelalter
lichen Latein häufig in ganz gleicher Bedeutung wie terra ge
braucht wird, 11 während die Benennung Polens als ,unser Land*
eine natürliche Folge des Umstandes sein mochte, dass der
Verfasser die polnischen Bischöfe, denen das Werk gewidmet
ist, als die intellectuellen Urheber und Mitarbeiter desselben
1 In der Vorrede zu seiner Ausgabe p. 3. ,Gallus procul appellatus, quod
ex Gallia in Poloniam venerit.“
2 Am Anfang derselben befand sich nämlicli die Bemerkung: ,Gallus lianc
historiam scripsit, monachus ut opinor aliquis, nt exproemiis coniicere licet,
qui Boieslai tereii tempore vixit“. Am Schluss war die Note ,hucusque
Gallus“. Beide Zusätze sind jedoch von einer späteren Hand hinzngesetzt
3 Kownacki, O rodzie naydawniejszego Polski dziejopisa Mart. Gallus zwanego
in ,Painietnik Warszawski“ 1819, Nr. V, S. 111.
4 Lelewel, Pisarze dziejdw w Polsce przed Dlugoszem in Polska Wieköw
Srednich I, 31; IV, 408.
6 Wisznie wski, Historya Literatury Polskiej II, 47.
0 Ludwig Giesebreclit, Wendische Geschichten III, 325.
7 Bartoszewicz, Historya Literatury Polskiej I, 42.
8 Nehring, Kurs Literatury Polskiej 6.
9 (Kownacki), Historya Boieslawa III, p. 60.
19 Martini Galli Chronicon ed. Ioannes Vincentius Bandtkie, p. XXIII ff.
11 Vgl. Ducange, Glossarium Latinitatis Medii Aevi. So bezeichnet z. B.
der Geograph von Ravenna alle Länder, die er beschreibt, als prima,
secunda, tertia etc. patria. Auch bei den belgischen Annalisten im
11. Jahrhundert kommt ,patria“ sehr häufig in dieser Bedeutung vor.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
5
hinstellt und mit denselben sich gleichsam identificirt. Mehr
begründet war die Ansicht Joh. Salomon Semler’s, 1 dass
Gl all us ein Deutscher gewesen sei, da ,Galli' in den schlesi
schen Urkunden häufig als Bezeichnung deutscher Ansiedler
vorkomme und die schlesische ,Chronica Polonorum', so
wie ,Chronicon principum Poloniae' das Wort ,Galli'
ausdrücklich als eine synonyme Bezeichnung für Germani er
klären. 3 In dieser Annahme wurde Semler insbesondere
durch den Vers ,Septingenti conflixere cum XXIX millibus' 3
bestärkt, da er aus metrischen Gründen diese Ziffer zweisilbig
lesen zu müssen glaubte und daher annahm, Gallus habe bei
Verfassung dieses Verses irrthümlicherweise an das deutsche
Wort ,Neunzwanzig' gedacht. Doch schon Lelewel machte
darauf aufmerksam, dass dieses Wort ja dreisilbig sei, daher
Gallus hier höchstens an das französische vingt-neuf gedacht
haben könnte. 4 Da aber in den beiden besseren Handschriften
sich hier XXX vorfindet, so ist es aus metrischen Gründen
klar, dass Gallus nur an das lateinische Wort ,triginta‘
gedacht haben konnte. Jedenfalls begründeter war daher
die Ansicht Georg Samuel Bandtkie’s, Gallus sei trans-
rhenanischer Deutscher gewesen, in dem Sinne, wie Lambert
von G a 11 i spreche, und dass er aus Lüttich stamme, da man
in Polen im Mittelalter sehr oft transrhenanische Deutsche
,Galli' genannt habe. 5 Eine dritte Ansicht Koepke’s und
Szlachtowski’s 3 geht dahin, der Verfasser sei ein Italiener
gewesen, was daraus hervorgehen sollte, dass er sich der Aus
drücke ,vastandiones‘ 7 ,vastäldiones et comites 18 bediene, worin
1 Johann Salomon Semler, Animadversiones ad antiquos scriptores reruin
polonicarum in actis societatis Jablonoviae de Slavis, Leelio et Czecho
1772, Bd. II, p. 46.
2 Chronica Polonorum: Galli id est Germani, Hon. Pol. III, 607. Chronica
Principum Pol., c. 2. Gallos qui sunt Germani, Mon. Pol. III, 430.
3 L. III, Epilogus,
4 Lelewel, Polnische Geschichtsschreibung vor Dlugosz. Polska Wieköw
Srednich I, 32.
6 Georg Samuel Bandtkie, Dzieje krölestwa polskiego, 2. Auflage 1820,
I, 346, veranlasst durch die Worte ,sive Poloni sunt, sive Teutonici, sive
Gallici“ in einer Urkunde des Herzogs Boleslav I. Altus von Bresslau.
6 In der Vorrede zu ihrer Ausgabe in Mon. Germ. Hist. IX, 419.
7 L. I, c. 12. 8 L. II, c. 1.
6
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
Koepke und Szlaektowski Reminiscenzen an die longo-
bardiscken Gastaldionen erblickten; ferner aus dem Ge
brauche der Worte ,potissando‘ 1 und der fortwährenden Bezeich
nung der Deutschen als ,Aleman ni\ 2 Daher verwarfen die
letztgenannten Gelehrten die Bezeichnung unseres Chronisten:
,Ga 11 us - ' als unbegründet und unrichtig. Gegen diese Ansicht
trat nun sehr entschieden Graf Alexander Przezdziecki 3
auf, welcher hervorhob, dass nach Ducange (Glossarium
latinitatis medii aevi) das Wort ,guastaldiones‘ altsächsischer
Herkunft sei und auch in Frankreich und England öfters vor
komme. Ausserdem habe man auch in Frankreich und Bel
gien die Deutschen stets als Ale man ni bezeichnet, weshalb
,Gallus‘ nur einen Franzosen bedeutet, daher auch die Ver
werfung dieser auf handschriftlicher Tradition sich stützenden
Benennung unseres Verfassers nicht begründet sei. Gleich
zeitig widerlegte Przezdziecki auch vollständig die von
A. Bielowski 4 aufgestellte Hypothese, Gallus sei eine Be
zeichnung der Mönche von St. Gilles bei Nismes, von wo
unser Chronist nach Polen gekommen sein soll. St. Gilles
ist nämlich nur die französische Uebersetzung von St. Aegydius;
die Verwechslung des demselben gewidmeten Klosters in der
Province mit St. Gallen in der Schweiz geschah erst in
Folge eines Missverständnisses des schlesischen ,Chronicon
Polonorumh Zwischen dem Kloster St. Aegydii in Valle
Flaviana (St. Gilles les Boucheries) und St. Gallen
in der Schweiz bestand niemals irgend eine Verbindung.
Noch viel weniger lässt sich irgend eine Beziehung zwischen
St. Gallen und Polen entdecken. Auch hat es in Polen nie
mals ein dem heil. Aegydius gewidmetes Benedietinerkloster
gegeben, sondern nur einige St. Aegy d iuskirchen; das in
Klotlawa neben der dortigen St. Aegydiuskirche vom König
Ladislaus Jagietlo im Jahre 1430 gegründete St. Aegydius-
kloster war ein Augustinerkloster, weshalb eine Bezeich-
1 L. I, c. 12. 2 L. H, c. 37; L. HI, c. 1; L. III, c. 3; L. III, c. 11.
3 O czwartem wydaniu Kroniki Polskiej Galla w IX tomie Mon. Germ.
(Ueber die Ausgabe der polnischen Chronik von Gallus im IX. Band
der Mon. Germ. Hist.), Recension vom Grafen Przezdziecki in der ,Biblio-
teka Warszawska 4 1852, Bd. II, p. 546.
4 Bielowski, Wstep Krytyczny 33.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
7
nung der dortigen Mönche als ,Galli‘ absolut ausgeschlossen
erscheint. Daher hielt Przezdziecki Gallus für einen fran
zösischen Benedictiner aus St. Gilles in der Provence.
Diese Untersuchungen Przezdziecki’s wurden bisher von
Niemandem widerlegt oder bestritten. Uebrigens scheint auch
Zeis sh erg 1 die italienische Herkunft unseres Chronisten zu
bezweifeln, da er denselben nur allgemein als einen ,ßomanen‘
bezeichnet. Dagegen halten ihn St. S m o 1 k a und Maryan
Sokolowski für einen Burgunder. 2 Dass der Verfasser
unserer Chronik thatsächlich ein Franzose war, dafür spricht
vor Allem seine genaue Kenntniss Frankreichs anlässlich der
Beschreibung der Gesandtschaft Herzogs Ladislaus Hermann
nach St. Gilles, welchen Ort er übrigens selbst gekannt zu
haben scheint. Für seine französische Herkunft spricht auch sein
schadenfroher Ton über die Niederlage König Heinrichs V.
und die ganze Art, wie er die Beziehungen Polens zum deut
schen Keich behandelt, wobei er Boleslavs HI. Bekehrungs
werk höher stellt als des deutschen Kaisers Sache, was nament
lich aus jenem Liede erhellt, das er den von Polen heimkehrenden
deutschen Kriegern in den Mund legt. 3 Ausserdem scheint
dessen Schreibweise Walo, vastandiones, vastaldiones eher den
Wallonen zu verrathen, da ein Italiener oder Franzose
wahrscheinlich Gualo, guastandionis, guastaldiones geschrieben
hätte. Uebrigens erinnern manche seiner Wendungen, wie z. B.
die wiederholten Fragen ,Quid plura? ‘ am Schlüsse seiner
Erzählung, 4 obzwar auch sonst häufig, unwillkürlich an die
flandrischen Chronisten der Lütticher Schule, wodurch auch
manche stylistische Aehnlichkeiten zwischen unserem Verfasser
und dem böhmischen Chronisten Cosmas, welcher ebenfalls in
Lüttich studirt hat, sich leicht erklären lassen. Daher dürfte
der Verfasser unserer Chronik zweifellos ein Franzose und
speciell ein Wallone gewesen sein, und alle inneren und
1 Zeissberg, Die polnische Geschichtsschreibung des Mittelalters, p. 27.
2 Maryan Sokolowski, ,Unser ältester Historiker Gallus war wahrscheinlich
ein Burgunder“, Ruiny na Ostrowie jeziora Lednicy, p. 222, vgl. Smolka,
0 pierwotnym ustroju spolecznym Polski Piastowskiej Rozprawy, B XI \ ,
p. 310; vgl. Mieszko Stary 193.
3 Gantilena Allemanorum in laudem Boleslavi, L. III, c. 11.
8
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
äusseren Gründe sprechen für die Richtigkeit der Tradition,
wonach unsere Chronik ein ,Gallus quidand verfasst haben
soll. Allerdings lässt die genaue Beschreibung des Weges von
Italien nach Polen auch keinen Zweifel, dass unser Chronist
über Italien nach Polen kam, und die von Köpke und
Szlachtowski constatirten italienischen Reminiscenzen dürften,
insoferne sie nicht auf französische Einflüsse zurückzuführen sind,
durch einen vorhergehenden Aufenthalt unseres Chronisten in
Italien zu erklären sein.
III. Ort der Abfassung der Chronik.
Während die Herkunft unseres Chronisten Gegenstand
wiederholter Nachforschungen war, hat sich bisher noch Nie
mand bemüht, genau festzustellen, in welcher Gegend Polens
Gallus seine neue Heimat gefunden und wo er sein Werk
verfasst haben mag. Folgende Umstände nun dürften geeignet
sein, uns auf die Spur davon zu führen. Das erste Buch seiner
Chronik widmet der Verfasser dem Erzbischof von Gnesen
und den Bischöfen von Plock, Kruszwica, Krakau und
Bresslau, endlich dem Kanzler des Domcapitels von Kruszwica
Michael. 1 Das zweite Buch hingegen widmet er blos dem
Bischof von Kruszwica und dessen Kanzler Michael, 2 das dritte
schliesslich den Capellanen des Herzogs Boleslav III. Die
Dedication des zweiten Buches an Bischof Paul von Kruszwica
und dessen Kanzler Michael, welche beide bereits in der Wid
mung des ersten Buches erwähnt worden sind, beweist am
besten, dass der Verfasser selbst zum Clerus des Bisthums
von Kruszwica gehörte. Es ist wohl höchst unwahrscheinlich,
dass ein fremder Mönch seine Chronik einem anderen Bischof
gewidmet hätte als demjenigen, in dessen Diöcese er seinen
Aufenthalt hatte und wo er sein Werk schrieb. Angenommen
den Fall, dass Gallus das zweite Buch einem andern, ihm
freundlich gesinnten Bischof gewidmet hätte, so würde er
1 ,Domini Martino dei gratia summo pontifici simulque Symoni, Paulo,
Mauro Syroslao, deo dignis ac venerandis pontificibus Polonie regionis,
uecnon etiam cooperatori suo venerabiliCancellario Michaeli. 4 L. I, Epistola.
2 ,Domino Paulo, dei gratia Poloniensi reverende discretionis episcopo,
suoque cooperatori imitende religionis Michaeli cancellario . . . obsequium. 4
L. II Epistola.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
9
sicher wenigstens das dritte Buch dem Bischof seiner Diöcese
gewidmet haben, denn die Widmung eines Hauptstückes einer
damals in Polen gewiss sehr seltenen lateinischen Chronik an
einen Bischof einer andern Diöcese, ohne zugleich ein anderes
Hauptstlick desselben seinem zuständigen Bischof zu widmen,
wäre ganz zweifellos eine Art von Geringschätzung des eigenen
Diöcesanoberhauptes. Auch aus der Bezeichnung Michaels,
des Kanzlers des Domcapitels von Kruszwica, als seines Mit
arbeiters und intellectuellen Urhebers seines Werkes geht klar
hervor, dass derselbe unserem Chronisten das nothwendige
mündliche und schriftliche Material verschafft und erklärt hatte,
dass folglich Gallus sein Werk in der Diöcese von Kruszwica
geschrieben und zum dortigen Bischof und Domcapitel in engen
Beziehungen gestanden sei. Dies bestätigen auch seine genauen
Angaben Uber Kruszwica, welche Stadt er offenbar genau
kannte. So bezeichnet Gallus den Bischof von Kruszwica
regelmässig als ,episcopus Poloniensis 1 , 1 das ist ,den polnischen
Bischof. Und in der Tliat stand dieser Titel ursprünglich nur
dem Bischof von Kruszwica zu. Sein Sprengel umfasste
nämlich ganz Kujävien, die Wiege des Piastenreiches, welches
noch Bischof Vincentius Kadlubek als das Stammland der
Polanen an der Weichsel, als ,Campestrium provinciola‘ be
zeichnet. 2 Ausserdem ist Gallus der einzige Chronist, welcher
den Bischof Franko von Kruszwica richtig als ,episcopus
Poloniensis 1 bezeichnet, obwohl derselbe weder von den dorti
gen Bischofskatalogen, noch von irgend einer späteren Quelle
genannt wird. Doch finden die Angaben des Gallus ihre
volle Bestätigung durch das Lubiner Verbrüderungsbuch, 3
worin Bischof Franko als der unmittelbare Vorgänger Bischofs
Paul von Kruszwica erscheint. 4 Auch sonst äussert Gallus
lebhafte Theilnahme an den Schicksalen der Stadt Kruszwica.
1 Franco, Poloniensis episcopus. L. I, c. 30. Domino Paulo Poloniensi episcopo,
L. II, Epistola.
2 Vgl. Dr. Friedrich Papee’s richtige Bemerkungen Mon. Pol. Hist. V, 575 a
und Ketrzynski, Mon. Pol. Hist. IV, 23
3 Herausgegeben zuerst von H. v. Zeissberg 1877 in den ,Kleineren Geschichts
quellen Polens in Mittelalter 1 (Archiv für österreichische Geschichte,
Bd. 55) und hierauf von Friedrich Papee im V. Band der Mon. Pol. Hist.
4 Mon. Pol. Hist. V, 575 Nomina defunctorum.
10 IX. Abhandlung: Gumplowic z.
So sind die wehmüthigen Erinnerungen an ihren einstigen Glanz
und Reichthum, sowie die Klage über ihren Verfall und ihre
Verödung offenbar unter dem unmittelbaren Eindrücke ent
standen und weisen deutlich auf einen öfteren Aufenthalt des
Verfassers in Kruszwica hin. 1 An deren einstige Grösse 2
scheint der mit seinem Aufenthalt in einer armseligen Gegend
unzufriedene Franzose mit Wehmuth gedacht zu haben. Aller
dings spricht der Verfasser auch gelegentlich über Gnesen,
Krakau und Bresslau, aber dies waren ja damals die
wichtigsten Städte, in denen sich das gesammte geistige und
politische Leben Polens concentrirte, in welchen sich die
meisten Ausländer befanden, die sich damals in Polen auf
hielten, und welche ja jeder, der aus Deutschland oder über
Ungarn von Italien nach Polen kam, stets passiren musste.
Aber das mitten in Wäldern und Sümpfen gelegene Kruszwica,
ein kleines, abseits von jedem Handelsverkehr mit dem Süden
an der nordöstlichen Grenze Polens und der damaligen Christen
heit gelegene Städtchen, war gewiss kein Anziehungspunkt für
fremde Ansiedler, und das lebhafte Interesse, welches unser in
Polen fremde Chronist für dasselbe bekundet, beweist am besten,
dass derselbe eben in der Diöcese von Kruszwica seinen stän
digen Aufenthalt hatte und daselbst seine Chronik geschrieben
habe. 3 Dies wird auch dadurch bestätigt, dass Gallus über
die Kriege Ladislaus I. Hermanns und Boleslavs III. gegen
die Pommern und Preussen sehr genau informirt ist. Ausser
dem berichtet er ausfühidich über die Kämpfe Kasimir I. des
Restaurators mit Maslaw von Mazovien, wogegen er über
die Kriege desselben mit Böhmen, sowie über Kriege der
Piasten mit den Lutikern und anderen Elbeslaven und
auch mit den Ungarn fast gar nichts weiss, und wenn er auch
1 Er widmet ihr einen besonderen Abschnitt: ,De Castro Crusuicz expugnato
et deleto'. L. II, c. 5.
2 ,Sicque Crusuicz divitiis prius et militibus opulentum ad instar pene
desolat.ionis est redactum 4 . L. II, c. 5.
3 Schon L. Giesebrecht (Wendische Geschichten III, 326) vermuthete,
dass Gallus seine Chronik theilweise in Kujavien geschrieben habe.
Ebenso machte Bielowski (Wstep Krytyczny 38, Note 4) darauf auf
merksam, dass Gallus über die Diöcese des Bischofs Paul besser als
über alle anderen polnischen Landestheile informirt gewesen sei.
■
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
11
auf Grund älterer Berichte von den Kriegen Boleslav I. gegen
Deutschland, Böhmen und Russland einige interessante Mit
theilungen macht, so erwähnt er doch die Eroberung Nordchro-
batiens, welches das spätere Kleinpolen, Schlesien, Mähren
und die Slovakei umfasste, durch Boleslav I. C.hrobry mit
keinem Worte. Ebenso weiss er Nichts von der Eroberung-
Mährens und der Slovakei durch die Böhmen undüngarn
und von der zweimaligen Eroberung der Städte Przemysl
und Czerwien nebst anderen chrobatischen Burgen durch die
Ruthenen, wovon sogar sein von Nordchrobatien räumlich noch
mehr entfernter Zeitgenosse, der ruthenische Chronist Nestor,
ausdrücklich berichtet. Allerdings wäre das Verschweigen der
Niederlagen der Piasten durch Gallus noch immer nicht
auffallend; aber das tiefe Stillschweigen über die Eroberung
Nordchrobatiens durch Boleslav I. Chrobry und die
Wiedergewinnung desselben durch Kasimir I. Restaurator kann
angesichts der detaillirten Schilderung der oft unbedeutenden
Grenzkriege mit den Pommern nur dadurch erklärt werden,
dass Gallus seine Chronik in Grosspolen in der Nähe von
Pommern, wo er über Kleinpolen nur selten etwas hörte,
geschrieben habe. Daher scheint er selbst dem Clerus des
Bisthums von Kruszwica angehört zu haben.
Ausserdem war ja unser Chronist, wie dies Koepke
und Szlachtowski 1 bereits vermutheten, ein Hofcapellan
Boleslavs III., da er dessen Capeliane in einer an dieselben
gerichteten Epistel ,fratres carissimd 2 nennt. Auch will er nach
seiner Versicherung Herzog Boleslav III. gesehen haben, wie
derselbe aus Reue über die Blendung seines Bruders Zbigniew
fastend, das Haupt mit Asche bestreut, im härenen Bussgewande,
in Thränen gebadet, allem menschlichen Verkehr sich entzogen
habe. 3 Wenn auch diese Darstellung äusserst tendentiös ist,
so weist dieselbe doch darauf hin, dass der Verfasser ein Hof-
1 Mon. Germ. Hist. IX, 420.
2 L. III, Epistola. Mon. Germ. Hist. IX, 463.
3 L. III, c. 25. ,Vidimus enim talem virum, tan tum principem, tarn deli-
ciosum iuvenem, primam carinam ieiunantem, assidue cinere et cilicio
humi pervolutum, lacrimosis suspiriis irrigatum, ab liumano consorcio et
colloquio separatum, humum pro mensa, herbam pro mantili, panem acrem
pro deliciis, aquam pro nectare reputantem‘ etc.
12
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
geistlicher war, der sich daher als Augenzeuge dieser Busse,
welche vielleicht von der Hofgeistlichkeit Boleslavs III. dictirt
worden sein mag, den Lesern gegenüber ausgeben konnte.
Jedenfalls war Gallus Zeuge der Unterhandlungen zwischen
Boleslav III. und Zbigniew, was aus seinen genauen Angaben
über den zwischen Beiden geschlossenen Vertrag (im Jahre 1107) 1
und über alle zwischen ihnen getroffenen Vereinbarungen deut
lich ersichtlich ist. Ueberhaupt schildert er alle Streitigkeiten
zwischen den beiden Brüdern sehr detaillirt, wobei er immer für
Boleslav III. lebhaft Partei nimmt. Dabei erweist er sich als
ein so zuverlässiger Vertrauensmann desselben, dass daraus
deutlich zu entnehmen ist, der Hauptzwek und die Tendenz
seiner Chronik gehe eben dahin, den über die treulose Blen
dung Zbigniews entrüsteten Theil der polnischen Geistlichkeit
zu beruhigen und für Boleslav III. günstiger zu stimmen.
Aus der genauen Aufzählung der Länder, die zwischen
Italien und Polen liegen, ist ferner ersichtlich, dass Gallus
über Venedig, Karantanien und Ungarn nach Polen ge
kommen, woraus es sich auch erklärt, dass er Beziehungen zu
der lateinischen Geistlichkeit in Ungarn hatte, welche daselbst
damals überwiegend romanischer und deutscher Herkunft war.
Diese Länderkenntniss und diese Beziehungen werden gewiss
auch dazu beigetragen haben, dass unser französischer Chronist
als Hofcapellan Boleslavs III. auf dessen Reise nach dem
St. Aegydiuskloster in Szümegh, dessen Mönche ebenfalls
französischer Herkunft waren, einer der vertrautesten Begleiter
des polnischen Grossherzogs war. Dies ergibt sich klar aus
der genauen Beschreibung der Pilgerfahrt Boleslavs III. nach
St. Aegydi in Ungarn, wo sich auch aus St. Gilles de
Boucherie mitgebrachte Reliquien des heil. Aegydius befan
den, und aus der Schilderung der Pilgerfahrten Boleslavs III.
zu den Gräbern des heil. Stephan und des heil. Adalbert. 2
Während dieser Bussfahrten des siegreichen Brudermörders hatte
Gallus also vollauf Gelegenheit, als fortwährender Dolmetsch
1 L. II, c. 32: Foedus cum Sbigneo initum et subsequens traditio, c. 35:
Sbigneus fovet contra fratrem aninum inimicum. c. 36: De Sbignei hosti-
litate empta. c. 38: Sbigneus rediit in gratiam fratris. c. 39: Sbignei
perfidia erga fratrem etc.
2 L. III, c. 25.
Bischof Balduin Gallus Von Kruszwica.
13
und Vertrauensmann Boleslavs III. an dessen Hofe eine ein
flussreiche Stellung zu erlangen und einzunehmen. Dass aber
Gallus ursprünglich ein Mönch war, verräth er deutlich durch
seine Bemerkung, dass er sein Werk blos deshalb verfasst
habe, ,ut aliquem fructum mei laboris ad locuni meae professionis
reportarenk, 1 wobei unter ,locus professionis' offenbar ein Kloster
verstanden werden muss, dessen Verband unser Chronist noch
als Hofcapellan Boleslavs III. angehörte. Ueber die Lage dieses
Klosters lässt der Verfasser sich nirgends eine Andeutung
entschlüpfen. Einen Fingerzeig dafür bietet er jedoch in seiner
lebhaften Verehrung des heil. Laurentius. Ihm schreibt er
insbesondere den Sieg Boleslavs III. über Pommern bei Naklo
zu, welchen er im Anfang des dritten Buches sehr ausführlich
und mit Begeisterung schildert. Ihm widmet er sogar einige Verse :
Martir Laurenti,
Populo succurre merenti!
Martir Laurenti
Populo vim tolle ferenti! 2
Diese Verse machen den Eindruck, als oh sie einem Gebete
an den heil. Laurentius entnommen wären. Allerdings wäre
es leicht möglich, dass unser Chronist blos den heil. Laurentius
so lobpreise, weil gerade an seinem Tage Boleslav III. den
Sieg bei Naklo davontrug. Aber warum feiert Gallus dann
nicht auch die anderen Heiligen, an deren Tagen Boleslav III.
z. B. Kolb erg einnahm und über Böhmen und Pommern wieder
holt siegte? Offenbar war der heil. Laurentius der Schutz
heilige eben dieses Klosters, welchem unser Chronist wenigstens
zeitweise angehört hatte. Ebenso auffallend ist die lebhafte
Aufmerksamkeit, welche unser Chronist dem Krakauer Wojwo-
den Skarbimir 3 schenkte, dessen Tapferkeit er mit solcher
Begeisterung schildert wie sonst keines anderen Parteigängers
Boleslavs III. Derselbe erscheint stets als der Erste in
Boleslavs III. Gefolge; seinen Heldenmuth hebt unser Chronist
mit solcher Vorliebe hervor, dass er sich sogar veranlasst fühlt,
1 L. III, Epistola.
2 L. III, c. 1.
3 Ilim widmet er zwei besondere Abschnitte: L. II, c. 30: De expeditionibus
Scarbimiri in Pomoranos. c. 31: Bitom castrum expugnatum; vgl. auch
c. 33: L. III, Epistola; L. III, c. 1, c. 23.
14
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
zu bemerken, die Kriegsthaten Skarbimirs beschreibe er nicht
deshalb so dotaillirt, um ihn Roles!av III. gleichzustellen,
sondern um der geschichtlichen Wahrheit' treu zu bleiben. 1
Da aber um die letztere, wie wir uns später öfters überzeugen
werden, unser Chronist durchaus nicht so ängstlich besorgt
war, so ist es klar, dass er durch diese Bemerkung nur sein
grosses Interesse für Skarbimir masltiren wollte. Dies ist
aber um so auffallender, weil Grallus gerade über den berühm
testen Palatin Boleslav III., den Grafen Peter Vlast Dunin,
stets ein eisiges Stillschweigen beobachtet und nicht einmal
dessen Namen erwähnt. Und doch hat derselbe an den Ein
fällen Boleslavs III. nach Böhmen, die unser Chronist so genau
beschreibt, hervorragenden Antheil genommen. 3 Alle diese Um
stände lassen nun keinen Zweifel, dass unser Chronist ein Mönch
des Klosters Lubin war, welches nachweislich eben damals durch
französische Benedictiner aus der Lütticher Diöcese besiedelt
worden war. Der heil. Laurentius ist aber speciell von den Bene-
dictinern als ihr besonderer Schutzheiliger verehrt worden. Von
diesem Cultus gibt insbesondere das St. Lorenzkloster in Lüttich
ein beredtes Zeugniss, das sich durch seine Klostersclmle früh
zeitig auszeichnete 3 und wohin auch die .Reliquien dieses Heiligen
von Rom (1056) übertragen wurden. 4 Dazu kommt noch, dass
der Wojwode Skarbimir im Kloster zu Lubin als ein Wohl-
thäter dieses Klosters stets in lebhafter Erinnerung blieb. Wie
sieh aus der Eintragung des Todestages des Bischofs Franco
von Kruszwica im Lubiner Verbrüderungsbuch 5 und im
dortigen Todtenbuch 6 ergibt, muss dieses Kloster bereits zu
Lebzeiten desselben (also ca. 1084) bestanden haben. Doch scheint
damals Lubin nur eine Zweigniederlassung der slavischen
Benedictiner vom Kloster Tyniec bei Krakau gewesen zu sein. 7
1 L. III, c. 31. ,Sed hoc non ideo de Scarbimiro recitamus, ut eum in
aliquo suo domino conferamus, sed ut veritatera hystorie teneainus.“
2 Vgl. Chronicon Polonoruin, Mon. Pol. Hist. HI, 629.
3 Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter II, 108.
4 ebend. II, 109.
5 Liber Fraternitatis Lubinensis, Mon. Pol. Hist. V, 575.
0 Liber Mortuorum Monasterii Lubinensis, Mon. Pol. Hist. V, 613.
7 Dies ergibt sich aus dem ersten Buch der Chronik Bischofs Vincentius
von Krakau, welche eben auf alten Tyniecer Quellen beruht. In der-
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
15
Erst nach der Einführung der Clugnaeenser Regel in Tyniec
durch französische Benedictiner wurde auch der Convent in
Lubin den welschen Ankömmlingen übergehen und dabei zu
einem selbstständigen Kloster ausgestaltet. Darauf bezieht sich
offenbar die Meldung des polnischen Chronisten Johannes
Dfugosz, das Kloster zu Lubin sei 1113 vom Grafen
Michael Habdank gegründet worden. 1 Diese Angabe wird
auch durch den Heraldiker Paprocki (1582) bestätigt, wobei
derselbe mit Berufung auf den ,fundus‘ des Klosters zu Lubin
als den Gründer dieses Klosters den Grafen Michael Skarbek,
comes de Gora aus dem Geschlechte Habdank bezeichnet. 2
Thatsächlich finden wir in dem von A. Ketrzynski herausge
gebenen Liber Mortuorum Mouasterii Lubinensis unter dem
28. October den Todestag ,Michaelis Skarbek comitis de
Gora fundatoris monasterii huius in ecclesia nostra quiescentis,
circa annum 1113' ausführlich eingetragen. 8 Allerdings ist dieser
Theil des Liber Mortuorum Monasterii Lubinensis in der gegen
wärtigen Gestalt erst in einer späten Redaction des dortigen Priors
Bartholomäus Krzywihski uns erhalten. Derselbe unter
zog das während der Plünderung Lubins durch die Schweden
defect gewordene alte Todtenbuch 1659 einer neuen Ueber-
arbeitung und ergänzte die fehlenden Tage (vom 27. August
bis zum 20. December) auf Grund sonstiger Klosteraufzeich
nungen. Sein Werk zeichnet sich aber, wie dies Ketrzynski
selben wird nun erzählt, die mythische Iulia soll zwei Städte gegründet
haben, ,quarum unain a nomine fratris Iulius, que nunc Lubus, aliam
a proprio vocabulo Iuliam iussit appellari, quae nunc Lublin nuncupatur
(Mon. Pol. Hist. II, 265). Aber in der schlesischen ,Chronica Polonorum 1 ,
welche jedenfalls circa 1300 entstanden ist und ausser der Chronik des
Bischofs Vincentius auch eine verlorene Quelle desselben benutzt hatte,
heisst es ,aliam nomine suo, que nunc Lubin vocatur 1 (Mon. Germ.
XIX, 557. Mon. Pol. Hist. III, 614). Da nun die Stadt Lublin im 12. Jahr
hundert den Tyniecer Mönchen noch vollkommen ferne lag und erst
1243/44 in polnischen Quellen zuerst erwähnt wird (Mon. Pol. Hist.
II, 804; Mon. Germ. XIX, p. 598, 666), so ist kein Zweifel, dass hier im
Urtext von Lubin die Rede war, für welches die Tyniecer Benedictiner
neben Leubus sich am meisten interessirten, weil dies offenbar ihre Zweig
niederlassungen waren.
1 Dlugosz, Hist. Pol., Krakau 1873, Bd. I, 502.
2 Herby Ryeerstwa l’olskiego, Krakau 1858, p. 217.
3 Mon. Pol. Hist. V, 644.
16
]X. Abhandlung: Gumplowicz.
nachgewiesen hat, 1 durch grosse Verlässlichkeit und Gewissen
haftigkeit aus, da er demselben hauptsächlich eine erst im
Laufe dieses Jahrhunderts verlorene ,Antiqua Matricula
Pcrgamenea', 2 worin im 12. —14. Jahrhunderte die Todestage
der einzelnen Wöhlthäter dieses Klosters unmittelbar nach ihrem
Ablehen eingetragen wurden, zu Grunde legte. Der Zusatz
,Skarbek de Gora‘ ist zwar späteren Ursprunges, da derselbe
im Liber Fraternitatis Lubinensis noch nicht vorkommt
und sogar im Liber Mortuorum vom Jahre 1659 an anderen
Stellen, z. B. in der Einleitung 3 und am Allerseelentage, 4 blos
für das Seelenheil ,Michaelis comitis' das Gebet angesetzt
ist. Da sich aber in der Lubiner Klosterkirche dessen Grab
befand und die dortigen Mönche in ihren Gebeten täglich seiner
als des Klostergründers gedachten, so kann an der Richtigkeit
dieser Tradition absolut nicht gezweifelt werden. Der spätere
Zusatz ,Skarbek de Gora' beweist nur, dass die Benedictiner
von Lubin sich stets bewusst waren, dass die Nachkommen
des Grafen Michael, welchen als Nachkommen des Kloster
gründers in der Klosterkirche stets gewisse Ehrenrechte zu
standen, eben die Grafen Skarbek de Gora waren. Deshalb
wurde auch ihr Familienname im Lubiner Todtenbuch auch
ihrem Ahnherrn Michael beigelegt. Dabei ist dieser Name
zugleich ein deutlicher Beweis, dass auch Graf Skarbimir
diesem Geschleckte angehörte und entweder Bruder oder Sohn
des erwähnten Grafen Michael gewesen ist. 5 Dies wird auch
durch die von Dlugosz überlieferte Stammsage der Grafen
Skarbek über die Entstehung ihres Familienwappens ,Habdank'
klar bestätigt. 1 ' Darnach soll zur Zeit des Krieges zwischen
König Heinrich V. und Boleslav III. der Erstere einer polni
schen Gesandtschaft seine Schätze und Reichthümer • gezeigt
haben, mit welchen er Boleslavs III. Widerstand zuversicht
lich zu brechen und Polen zu unterwerfen hoffte. Da nahm
Graf Skarbek, der Führer der polnischen Gesandtschaft, seinen
1 Vgl. dessen kritische Einleitung zu dem von ihm herausgegebenen ,Liber
Mortuorum Monasterii Lubinensis', Mon. Pol., Hist. p. 584 — 604.
2 ebend. 588 und 591.
8 ebend. 597. 4 ebend. 645.
5 Vgl. Piekosinski, O powstaniu spoleezenstwa polskiego, p. 160.
6 Dlugosz, Hist. Pol., p. 185.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
17
Ring vom Finger und warf ihn mit den Worten ,Geh Gold
zum Golde' verächtlich zu den anderen Schätzen Heinrichs Y.
Darüber wäre der Kaiser so betroffen gewesen, dass er kaum
die Worte ,Hab’ Dank!' herausgebracht haben sollte. Zum
Andenken an diese schlagfertige Antwort Heinrichs V. erhielt
Graf Skarbek den Beinamen Ilabdank, welche Benennung
später auf sein Wappen und somit auch auf seine Nach
kommen überging. Diese ganze Erzählung ist jedoch nur in
Folge einer falschen Deutung der beiden Namen Hab dank und
Skarbek zu einer Zeit entstanden, wo in Folge der deutschen
Colonisation der deutsche Einfluss sich so stark geltend machte,
dass man das ursprüngliche schon unverständliche Wort ver
deutschte und demselben eine falsche Bedeutung beilegte. Denn
ursprünglich hiess das Wappen der Grafen Skarbek eigentlich
Lankawica, 1 und ,Habdank' ist nur dessen Proclamation.
Dieselbe tritt aber in den polnischen Burggerichtsacten (Akta
grodzkie) zuerst (1402) in der Form Awdanecz, 2 Awdancz
und Hawdanecz auf. 3 Die Form Habdank ist nur eine
Assimilation eines deutschen Schreibers statt Abdanelt, 4
offenbar eines Diminutivs vom biblischen Namen Abdan oder
Abdon. Dies war aber offenbar nur eine Christianisirung
des dänischen Namen Halfdan, welcher in altpolnischer Aus
sprache Habdan oder Hawdan lauten mochte, da im Polnischen
das ,1' vor einer Labialen häufig elidirt wird. 6 Die Namen
Hawdan und Abdan sind daher die Grundformen, von welchen
dann später Awdanecz, Hawdanecz und Habdanek als
Diminutiva ganz regelrecht gebildet wurden. Das Wappen
Habdank kommt aber allerdings ohne diese Proclamation und
1 Vgl. Potkariski, Zapiski herbowe z dawnycli ksiag ziemskich w archiwum
radomskiem i warszawskiem Nr. 53 (vom Jahre 1421) ,qui pro signo
ferunt lankawicze et proclamat-ione Awdanecz'; Nr. 67 (vom Jahre 1428)
,qui pro signo ipsorum Icmcawcam ferunt in clippeo et proclamatio Abdank'
(vgl. Malecki, Studya heraldyczne I, p. 65).
2 Awdanecz im Jahre 1402 (Nr. 20 ebend.).
3 Awdancz im Jahre 1402 (Nr. 22 ebend.), 1411 (Nr. 27 ebend.), Hawdanecz
1413 (Muczkowski und Rzyszczewski, Codex diplomaticus Poloniae I, 289),
Abdank 1428 (Potkanski, Z. h, Nr. 67).
4 Ulanowski, Materyaly do historyi prawa i lieraldyki polskiej, Nr. 245
vom Jahre 1526.
5 So schreibt z. B. Bielski abo statt albo.
Sitzungsber. d. pbil.-bist. CI. CXXXTI. Bd. 9. Abli.
2
18
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
schon christianisirt durch die Hinzufügung eines Kreuzes (also
in der in Polen Syrolsomla genannten Abart) bereits auf den
auf der Insel Rügen ausgegrabenen uralten Bronzegefässen
yor 1 und wird noch heute von den Bauern im Dorfe Praust
bei Danzig als Hausmarke gebraucht. 3 Es kann daher an seiner
nordischen Herkunft absolut nicht gezweifelt werden. Dasselbe
ist offenbar in vorchristlicher Zeit, etwa im Anfang des 9. Jahr
hunderts von einem dänischen Halfdaniden nach Grosspolen
mitgebracht worden, 3 worauf dessen Geschlechtsname als Procla-
mation des Wappens auf seine Nachkommen überging. Dies
bestätigt auch der Name ihres ältesten Besitzes Lubin, welcher
auf eine wenigstens mittelbare Colonisation von Lubin (Lebbin)
auf der pommerschen Wickingerinsel Wüllin deutlich hinweist. 4
1 Vgl. Ignaey Matuszewski, ,Oströw Bozy‘, Skizzen aus Rügen, Dodatek do
Przegladu Tygodniowego, Warschau 1892, I, 157.
2 Ueber Hausmarken im Dorfe Praust vgl. Bericht der Gesellschaft für
Pommersehe Geschichte und Alterthumskunde 1850.
3 Das Wappen Habdank stammt nach Piekosiiiski (Dynastyczny Poczatek
szlachty polskiej, p. 118) von der nordischen Rune ,E‘ in ihrer älteren
Gestalt ab, wie sie in dem älteren Runenalphabet üblich war. Da aber
dieses Runenalphabet (,das ältere Futhork“) eben am Anfang des 9. Jahr
hunderts ausser Gebrauch kam (vgl. ebend. p. 58), so ergibt sich mit
Berücksichtigung der sub 4) angeführten Umstände eben der Anfang des
9. Jahrhunderts mit aller Wahrscheinlichkeit als die Zeit der Entstehung
dieses Wappens. Es bezeichnete offenbar den ersten Anfangsbuchstaben
des Namens des ersten Halfdaniden, der sich in Polen niederliess.
4 Die dänische Herkunft der Habdank lässt sich mit einiger Wahrscheinlich
keit sogar in eine noch weit frühere Zeit hinauf verfolgen. Der Name
Halfdan oder dux Halfdeni war die specielle Bezeichnung der Halfdaniden,
das ist der Söhne und Enkel des dänischen Königs Siegfried Halfdan,
welche, 813 aus Dänemark vertrieben, durch 50 Jahre hindurch mit Hilfe
der Franken sich wieder in den Besitz von Jütland zu setzen strebten.
Nachdem ihnen dies jedoch misslang, beunruhigten sie auch das Franken
reich selbst, sowie die dm- Ostsee benachbarten Länder. So erwähnt Poeta
Saxo einen ,Northmanorum dux Alfdeni dictus 1 , von welchem Kunik
nachgewiesen hat, dass dies eben der Halfdanide Hemming gewesen sei.
Daher dürfte der Vorfahre der Habdanlc ebenfalls ein anderer nach Gross
polen verschlagener Halfdanide gewesen sein. Eine Reminiscenz an die
dänische Herkunft der Habdanlc dürfte vielleicht der Name Dunikowslti
sein, wie eine Familie dieses Wappens nach Paprocki liiess. Falls dieser
Name nicht von einem Dorf Dunikowo herrührt, würde dies ein Finger
zeig sein, dass auch bei den Habdanlc der Name Dunin (Däne) lange
in Gebrauch war, wovon eben Dunik das Diminutivem ist.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
19
Der Name Skarbek dagegen, dessen falsche Ableitung vom pol
nischen Worte skarb (= Schatz) den Anlass zu dieser traditio
nellen Erklärung des Wappens Habdank gegeben hat, ist aber
nur ein Diminutiv von dem uns wohlbekannten Namen Skar-
bimir, 1 welches die Grundform allmälig so verdrängte, dass es
statt derselben sogar urkundlich auftritt. So begegnen wir in
einer kleinpolnischen Urkunde 1375 einem Grafen Skarbko
haeres de Strzezowice. 3 Dieselbe Form tritt auch in den Orts
namen als Bezeichnung mehrerer von diesem Geschlecht den Klö
stern und Kirchen geschenkter Dörfer auf; 3 wie Skarb no bei
1 Wie z. B. Wl'odek von Wlodzimirz, Wladek von Wlädislaw, Wicek von
Vincentius, Walek von Walenty.
2 Piekosiiiski, Codex diplomaticus Minoris Poloniae III, 288.
3 Ursprünglich scheinen die meisten von Eigennamen gebildeten Ortsnamen,
mit Ausnahme derjenigen, deren Name aus Patronymicis gebildet, sind,
auf -wice oder -ice endigen und denen eine andere Bedeutung zukommt,
zur Bezeichnung der von dem Namensgeber einer Kirche oder einem
Kloster geschenkten Dörfer und Felder gedient zu haben. So heisst es
in der Confirmationsurkunde Mescos III. für die Augustiner in Trzeme-
szno vom Jahre 1145 (55) ,Comes Stoislaus contulit villam suo nomine
vocitatem Stoislave> comes Vlost contulit villam suo nomine vocitatem
Vlostovo, Comes Janus aedificas set ecclesiam . . . contulit 'ecclesiae aedifi-
catae Janussovo 4 . Da Graf Peter Vlast Dunin einer der reichsten Guts
besitzer Polens war, so wäre die Bezeichnung eines Dorfes mit seinem
Namen keine genaue Bezeichnung desselben, da man immer nicht wissen
würde, welches von den zahlreichen ihm gehörigen Dörfern eben gemeint
sei. Die Bezeichnung ,Vlostovo 4 rührt eben nur von den Mönchen von
Trzemeszno her, welche damit dasjenige Dorf benannten, das ihrem
Kloster vom Grafen Vlast geschenkt wurde. Insbesondere waren es die
mit den Personennamen gleichlautenden Namen von Kirchdörfern und
Städten welche zur Bezeichnung der von den Namengebern zur Aus
stattung der von ihnen gegründeten Kirchen bestimmten Güter dienten
und sodann die alten Ortsnamen verdrängten. So wurde der Ort, wo Bischof
Jaroslav von Bresslau Cistercienser aus Pforta ansiedelte, eben nach dem
selben Jaroslave (später Jerozlave) genannt, vgl. Grünhagen, Regesten
zur schlesischen Geschichte, p. 59. Ebenso scheint der Ort Iiozegroch,
worin Herzog Lestco einen Landtag abhielt und die ungarische Gesandt
schaft empfing, der nach Piekosiiiski (Codex diplomaticus Cathedralis Eccle
siae Cracovienni I, 19) zwischen Miechow und Stopnica gelegen war,
heute aber absolut nicht zu eruiren ist, offenbar das eben dort gelegene
Szkalmierz (Skarbimiria) zu sein, da nach der Gründung der dortigen
,ecclesiä Scarbimiriensis 4 durch einen Grafen Skarbimir der Name der
Kirche den alten Ortsnamen vollständig verdrängte. Auch die Stadt Kielce
hat ihren Namen offenbar vom Grafen Kelco (dem Schwiegervater des
2*
20
IX Abhandlung: Gumplowicz.
Lubin, 1 Skarboszewo bei Pyzdry, 3 Skarbienice bei Znin,
Skarbiewo bei Polniscb-Krone (Koranowo). Die beiden
letzten lagen in dem eben vom Wojwoden Skarbimir den
Pommern entrissenen Gebiet bei Naklo. Skarbiewo 3 wurde
von dessen Nachkommen, den Grafen Dobeslav de Damb und
Martin, Sohn des Grafen Skarbimir, dem Cistercienserldoster
in Byszöw im Jahre 1299 geschenkt; Skarbienice erscheinen
dagegen bereits 1136 im Besitze der Erzbischöfe von Gnesen. 4
Es ist also klar, dass noch zu Lebzeiten des Wojwoden Skar
bimir er selbst oder wahrscheinlich zum Unterschied von ihm
sein gleichnamiger Sohn in der Vulgärsprache Graf Skarbek
genannt wurde, welcher Name bei fortwährender Wiederholung
durch mehrere Generationen mit der Zeit zum Familiennamen
dieses Geschlechtes wurde.
Aus dem bisher Gesagten ergibt sich deutlich, dass die
Erzählung des Dlugosz über die Entstehung des Wappens
Habdank trotz der falschen Volksetymologie auf eine historisch
ganz richtige Reminiscenz an den Wojwoden Skarbimir zu
rückgeht. -Derselbe nahm als Boleslavs III. Bannerträger 5
Grafen Woyslav Gryf, des Hofmeisters Boleslav III.), welcher daselbst eine
Kirche gegründet und dem Krakauer Bisthum geschenkt haben dürfte,
die hierauf von dessen Urenkel Bischof Gedeon Gryf von Krakau 1171
zu einer Collegiatkirche erhoben wurde (vgl. Piekosiriski, O powstaniu
spoleczenstwa polskiego 147, cf. Mon. Pol. Hist. III, 12. IV, 351). Aelin-
lich heisst nach dem vom Bischof Vitus von Piock 1179 gegründeten
Kloster das Klosterdorf Witöw; ein Klosterdorf des vom Wojwoden Sieciech
gegründeten Benedictinerstiftes Sieciechow. Besonders deutlich tritt dies
bei der von Dobiechna, der Witwe Woyslavs Gryf, gegründeten Marien
kirche bei Piock hervor. Dobiechna verwendete nämlich alle ihr von ihrem
Manne, dem Grafen Woyslav Gryf, vermachten Güter zur Gründung der
Marienkirche in Piock, weshalb alle zur Ausstattung der letzteren be
stimmten Güter nach dem ursprünglichen Erblasser ,Woyzlawa £ genannt
wurden: ,contulit ei ornnes villas, quas habet ecclesia Sanctae Mariae in
Piock, que de nomine eius uocatur ecclesia Woyzlaue* (Ulanow r ski, Doku-
menta kujawskie i mazowieckie, p. 150).
1 (Zakrzewski) Codex Diplomaticus Maioris Poloniae.
2 Eine Schenkung dieses Geschlechtes an das Kloster Lad vgl. Muczkowski
und Rzyszczewski, Codex diplomaticus regni Poloniae I, 187.
3 ebend. II, 150.
4 (Zakrzewski) Codex diplomaticus Maioris Poloniae I, Nr. 7.
5 Galli Clironicon ,signifer Scarbimirus L. III, c. 1 ,Scarbimirum militiae
principem‘, ebend. L. II, c. 33.
.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
21
an allen Kriegen desselben lebhaften Antheil und wurde von
demselben nachweislich öfters mit wichtigen Botschaften beauf
tragt; so z. B. erscheint er 1102 als Gesandter Boieslavs III.
an den böhmischen Grossherzog Borivoj II. 1 Da er auch an
dem Kriege Boleslavs III. gegen König Heinrich V. Antheil
nahm, so hat er auch bei den Unterhandlungen des Ersteren
mit dem deutschen Kaiser eine hervorragende Rollo gespielt.
Die Erinnerung daran hat sich nun bei dessen Nachkommen
und bei dem von ihm und seiner Familie reich ausgestatteten
Kloster Lubin lebhaft erhalten, woher Dlugosz seine Erzählung
schöpfte.
Thatsächlich werden im Lubiner Verbrüderungsbuche
unter den Wolilthätern dieses Klosters im Gefolge Boleslavs III.
an erster und dritter Stelle zwei Grafen Skarbimir genannt. 2
Davon ist der erstere der von unseren Chronisten so oft er
wähnte Bannerträger Boleslavs III., der andere wohl ein Sohn
desselben. Später wird noch ein dritter Skarbimir, offenbar
ein Nachkomme derselben (ca. 1200), daselbst erwähnt. 3 Im
Lubiner Todtenbuche ist überdies am 23. April der Tod eines
Grafen Skarbimii' als Wohlthäters des Lubiner Klosters
eingetragen, 4 welchen Ketrzynski mit Recht für den oben
genannten Wqjwoden hält. Ausserdem wird im Lubiner Ver
brüderungsbuche unter den zwölf Grafen im Gefolge Boleslav III.
auch ein Graf Michael unter den circa 1126 lebenden 0 Wohl-
thätern dieses Klosters genannt. Unter den damals verstorbenen
Klosterwohlthätern begegnen wir wieder einem Michael und
einem andern ,Michael cum uxore', 6 dereu Tod zwischen dem
Ableben der Bischöfe Franco und Paulus von Kruszwica
anzusetzen ist, also gerade in die Jahre 1102—1113 7 fällt.
Daher ist der Letztere ganz zweifellos eben derjenige Graf
1 C'osmae Chronicon Boemorum, L. III, c. 16. Mon. Germ. Hist. IX, 109.
2 Mon. Pol. Hist. B. V, 572.
3 ebeud. V, 579. 4 ebend. V, 621.
5 Dies ergibt sich aus der Anführung ,Dux Wladislaus cum uxore* (Mon.
Pol. Hist. V, 572). Da aber Boleslav Altus, der älteste Sohn Herzog
Ladislaus II., bereits 1127 geboren ist, so dürfte diese Eintragung bereits
vom Jahre 1126 stammen, auf welches Jahr noch andere Umstände hin-
weisen.
6 Mon. Pol. Hist. V, 575.
1 S. u. Abschnitt V.
22
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
M ichael Habdank, welcher die französischen Mönche nach
Lubin berufen hatte und daher im Lubiner Todtenbuch an
seinem Todestag (28. October) als der Gründer dieses Klosters
bezeichnet wird. Auffallenderweise spricht aber auch Gallus
von zwei Michaelen. Einmal nämlich erwähnt er im Gefolge
Boleslavs III. als dessen erfahrenen Berather (im Jahre 1107)
einen Magnus Michael, das ist den ,alten Michael*. 1 In den Vor
reden zum ersten und zweiten Buche bezeichnet er einen andern
Michael, den Kanzler des Bischofs Paul von Kruszwica
als den Mitarbeiter seiner Chronik. Die Bezeichnung ,Magnus*
ist aber in Polen, wie dies bereits Wojciechowski 2 constatirte,
kein epitheton ornans, sondern wird stets nur gebraucht zur
Bezeichnung des Aelteren von zwei gleichnamigen Angehörigen
derselben Familie. Der von unseren Chronisten erwähnte ,alte
Michael* ist somit Graf Michael, den die französischen Bene-
dictiner in Lubin als den Gründer ihres Klosters betrachteten.
Sein Tod fällt tliatsächlich erst in die Jahre 1107 bis 1113.
Es dürfte also die Angabe des Lubiner Todtenbuches und
des Dl'ugosz, derselbe sei 1113 gestorben, ganz richtig sein, wo
bei jedoch, wie dies bereits Ketrzynski hervorgehoben hatte, 3
absolut kein Grund vorhanden ist, gerade das Todesjahr des
Gründers des Klosters für die Zeit der Stiftung desselben an
zunehmen. Der Kanzler Michael, der intelloctuelle Mitarbeiter
unseres Chronisten, 4 welchen derselbe zugleich mit polnischen
Kirchenfürsten zu den ,hujus patriae principes* 5 zählt, ist eben
der Graf Michael, welcher als Wohlthäter der Lubiner
Benedictiner in ihrem Todtenbuch ca. 1126 gleichzeitig mit
beiden Skarbimiren im Gefolge Boleslavs III. erscheint. Er
ist offenbar ein Sohn des ,alten* Michael und ein Bruder
des Wojwoden Skarbimir. Das letztere wird hauptsächlich
1 L. II, c. 28
2 Wojciechowski, O rocznikach polskich, p. 220.
3 Mon. Pol. Hist. V, 597.
4 ,nec non etiam cooperatori suo, venerabili Cancellario Michaeli ceptique
laboris opifici, snbsequentis scriptor opusculi 4 , L. I, Epistola.
5 Nachdem er das erste Buch fünf polnischen Kirchenfürsten und dem
Kanzler Michael dedicirt hatte, sagt er weiter ,codicellum non nostro
decrevimus, sed vestris nominibus titulare, quo circa laudem hujus operis
et honorem hujus patriae principibus ascribamus 4 , woraus also klar erhellt,
dass Gallus auch den Kanzler Michael zu Polens ,principes 4 mitzählt.
Bischof Balduiu Gallus vou Kruszwica.
23
dadurch bestätigt, dass unser Chronist sämmtliche Kämpfe, an
denen Skarbimir theilgenommen hat, wie z. B. dessen Raubzüge
nach Pommern, 1 den Ueberfall Boleslavs III. und Skarbi-
mirs durch eine Uebermacht der Pommern, 3 den Einfall Boles
lavs III. nach Böhmen im Jahre 1110 3 so genau und lebhaft
schildert, als ob er selbst dabei gewesen wäre. Da aber dies doch
ganz unwahrscheinlich ist, so kann es nur so erklärt werden, dass
Gallus alle Kämpfe Skarbimirs auf Grund der Erzählungen
dessen Bruders Michael dargestellt habe. Diese nahen Be
ziehungen unseres Chronisten zum Kanzler Michael Hab dank
und zu dessen Bruder Skarbimir, den Gutsherrn von Lubin,
lassen daher keinen Zweifel, dass Gallus einer der vom alten
Grafen Michael nach Lubin berufenen französischen Mönche
war. Und da er als grossherzoglicher Hofcapellan ohnehin eine
hervorragende Rolle spielte, so konnte er absolut kein einfacher
Mönch gewesen sein, sondern war wohl der Abt von Lubin
selbst. Dies ist auch aus seiner Erzählung ersichtlich, Boles-
lav III. hätten bei seiner angeblichen Busse wegen der Blendung
Zbigniews, welche Gallus selbst mitangesehen haben will,
,pontifices, abbates, presbyterP mit Gebeten und Fasten Beistand
geleistet. 4 Da presbyter nur einen weltlichen Priester bedeutet,
so würde Gallus, falls er nur ein Mönch gewesen wäre, ebenso
wie er in der Vorrede sein grosses Verdienst um Boleslav III.
recht eindringlich hervorhebt, auch diesmal den Leser an sich
erinnern wollen und jedenfalls ,monachP hinzugesetzt haben. Da
er dies unterliess, so zählte er sich gewiss zu einer der drei von
ihm genannten Kategorien, und da er jedenfalls dem Kloster
in Lubin angehörte, so konnte er nur der Abt desselben ge
wesensein. Nach der Vertreibung Zbigniews von Kruszwica
kam Abt Gallus von Lubin im Gefolge seines Gutsherrn
Grafen Michael Hab dank nach dieser Stadt. Als nun der
Letztere, offenbar unter Boleslavs III. Einfluss, Kanzler des
Bischofs Paul von Kruszwica wurde, da dürfte unser Chronist
für den jungen Grafen Michael Habdank die Führung der
Kanzleigeschäfte besorgt haben, worauf sich der Letztere wohl
1 L. II, 30, 31; L. III, Epistola, c. 1.
2 L. II, c. 33.
3 L. III, c. 23.
24
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
wenig verstand und sich noch viel weniger darum gekümmert
haben mag. Darauf bezieht sich deutlich die Bezeichnung des
Kanzlers Michael durch Gallus als ,seines Mitarbeiters 1 bei
der Einführung des Glaubens'. Denn Gallus war offenbar dem
Kanzler Michael bei der Einführung des lateinischen Ritus anstatt
des slavischen in der Diöcese von Kruszwica behilflich. Im
Kampfe zwischen Boleslav III. und Zbigniew sind die Anhänger
des slavischen Ritus Zbigniew meistens treu geblieben, 3 wes
halb dann der fromme Sieger diese slavischen Ketzer mittelst
verschiedener* lateinischer Reformen überall zu vertreiben und
zu verdrängen suchte.
IV. Zeit der Abfassung.
Eine besondere Eigenthümlichkeit unseres Chronisten ist
die vollständige Vernachlässigung jeglicher Chronologie. Er
berichtet zwar Alles nach der Reihenfolge der Ereignisse,
doch findet sich im ganzen Werke keine einzige Jahresangabe.
Daher kann die Chronologie in jedem einzelnen Falle nur
durch mühselige Vergleichung mit den deutschen, slavischen und
ungarischen Quellen, insbesondere mit dem böhmischen Chro
nisten Cosmas, festgestellt werden. Daraus, sowie aus der
Erzählung unseres Chronisten selbst ergibt sich jedoch zweifel
los, dass das letzte von ihm erwähnte Ereigniss, die Pilgerfahrt
Boleslavs III. zum Grabe des heil. Adalbert in Gnesen, am
13. April 1113 stattgefunden hat. 3 Da aber der Verfasser vom
ungarischen König Kolo man I. (f 3. Februar 1114) als von
einem noch Lebenden spricht, so hat er das dritte Buch noch
vor dessen Tode, also spätestens Ende Jänner 1114 verfasst.
Das Eintreffen der Nachricht von dem Tode des so gepriesenen
Königs unmittelbar nach dem Abschluss des Werkes würde
jedoch gewiss einen diesbezüglichen Zusatz oder wenigstens
eine Randbemerkung veranlasst haben. Es muss daher Gallus
1 ,suoque eooperatori immittendae religionis Michaeli cancellario', L. II,
Epistola.
2 siehe Abschnitt VII.
3 Nacligewiesen von L. K. Giesebrecht (Wendische Geschichten II, 167),
welcher dabei die Chronologie für die Jahre 1102—1113 feststellte; vgl.
Zeissberg, Polnische Geschichtsschreibung, 28; Wilhelm v. Giesebrecht,
Geschichte der deutschen Kaiserzeit, 794.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
25
beim Eintreffen dieser Todesnachricht seine Chronik bereits seit
einer geraumen Zeit abgeschlossen haben. Auch sein Schweigen
über die im October 1113 erfolgte Flucht des böhmischen Prinzen
Sobeslav nach Polen und die Belagerung und Verbrennung der
Burg Grlatz durch die Polen (111T) 1 macht es wahrscheinlich,
dass Abt Gallus von Lubin seine Chronik noch im Herbst 1113
vollendet hatte. Was die Zeit der Abfassung des ersten Buches
anbelangt, so versuchte dieselbe zuerst Lelewel aus der Vorrede
desselben genauer zu bestimmen, worin Abt Gallus von Lubin
sein Werk ,Domino Martino Dei gratia summo pontifici simul-
tjue Symeoni, Paulo, Mauro, Syroslao, Dei dignis ac vene-
randis pontificibus Poloniae regionis* zueignet. Durch Dlugosz’
ungenaue Angaben über die Amtsdauer dieser Bischöfe verleitet;
folgerte nun Lelewel, dass die beiden ersten Bücher 1109—1110
verfasst worden seien. 2 Von den oberwähnten Bischöfen soll
nämlich nach Dlugosz Bischof Paul von Kruszwica bereits
1110 gestorben sein, 3 während Bischof Maurus von Krakau
erst 1109 zum Bischof consecrirt wurde. 4 Da es aber nach
neueren Untersuchungen feststeht, dass Bischof Zyroslaw von
Br esslau erst 1112 zum Bischof geweiht wurde, 5 so ist offen
bar auch das Todesjahr des Bischofs Paul von Kruszwica
von Dlugosz unrichtig angegeben worden. Die Verfassung
der ersten zwei Bücher unserer Chronik fällt daher zwischen
die Bischofsweihe Zyroslaws von Bresslau (1112) und den
Tod des Bischofs Paulus von Kruszwica, jedenfalls aber vor
den Abschluss des dritten Buches am Ende des Jahres 1113.
Nun ist die irrige Bemerkung am Anfänge des zweiten Buches,
dass Boleslav III. gerade am Tage des heil. Stephan, des
Königs von Ungarn, geboren sei, 6 während derselbe thatsächlich
am Tage des Märtyrers Stephan geboren wurde, 7 offenbar eine
1 Cosmas Chronicon Boemorum, L. III, c. 40, 41; Mon. Germ. Hist. IX, 122.
2 Pisarze dziejow w Polsce III. Gallus, p. 36. (Polska Wieköw Srednich I.)
3 Dlugosz, Catalogus episcoporum Vladislaviensium Opera I, 523.
4 Annales Capituli Cracoviensis, Mon. Pol. II, 797.
5 Griinhagen, Regesten zur schlesischen Geschichte I, 19; Zeissberg, Kleinere
Geschichtsquellen Polens, 67.
6 ,Natus igitur puerBoleslauus in die festo sancti Stephani regis fuit mater eius
vera subsequenter infirmata, nocte dominicae nativitates occubuiP; L.II, c. 1.
7 Vgl. Bielowski, Urodzny Boleslawa Krzywoustego (Przewodnik Literacki
i Naukowy 1873) und Mon. Pol. Hist. I, 428. Dem König Stephan dem
26
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
Reminiscenz an die Wallfahrt Boleslavs III. zum Grabe Königs
Stephan des Heiligen, woran auch unser Chronist theilge-
nommen hat. Dies bestätigt auch die im zweiten Buche ent
haltene Angabe, König Kolomann sei der gelehrteste unter
allen Königen seiner Zeit, 1 die ebenfalls auf den unmittelbaren
Eindruck, den König Koloman, welcher Boleslav III. auf
dessen Wallfahrt auf das Festlichste empfing, 2 auf unsern Ver
fasser machte, schliessen lässt. Daher ist das zweite Buch
jedenfalls nach der Rückkehr Boleslavs III. aus Ungarn,
also unmittelbar nach Ostern 1113 verfasst worden. Aber auch
die im ersten Buche enthaltenen Berichte über den freundlichen
Empfang Kasimirs I. Restaurators 3 und Boleslavs II. 4
durch die ungarischen Könige Petrus Veneticus und Ladis
laus I., sowie die Mittheilung, König Peter habe die Kirche
des heil. Petrus de Bazoario zu bauen begonnen, die ,bis jetzt
noch nicht vollendet worden ist', 5 und insbesondere die wieder
holte Betonung der alten Freundschaft zwischen den Königen
von Ungarn und Polen, wobei jedoch trotz mehrerer inter
essanter Details alle siegreichen Kriege der ungarischen Könige
Stephan des Heiligen, Andreas I. und Ladislaus I. gegen
Polen, welche die Eroberung der Slovakei durch die Ungarn
Heiligen ist (1er "20. August, dem Märtyrer Stephan der 26. December
geweiht. Da die Angabe des Cosmas, Judith sei am 23. December 1085
von Boleslav III. entbunden worden und am 25. December gestorben, mit
der Angabe des Gallus, Boleslavs III. Mutter sei am Weihnachtsabend
gestorben, übereinstimmt und überdies vom Krakauer Calendarium Necro-
logium (Mon. Pol. Hist. II, 840) bestätigt wird, so ist klar, dass Gallus
irrthümlicherweise angenommen habe, der heil. Stephan, welchem der
26. December geweiht ist, sei eben der König von Ungarn gewesen, von
welchem er vor Boleslavs III. Pilgerfahrt nach dem Grabe desselben
schwerlich etwas gewusst haben dürfte.
1 ,Inde rediens Boleslaus cum rege Ungarorum Colomanno, super reges
universos suo tempore degentes litterali scientia erudito 1 , L. II, c. 29.
2 L. HI, c. 35. 3 L. I, c. 18.
4 L. I, c. 27: De exilio Bolezlavi Largi in Ungariam. c. 28: De susceptione
Bolezlavi per Vladislavum regem Ungariae.
5 ,Quo de hac vita migrante Petrus Veneticus Ungariae regnuin recepit,
qui ecclesiam sancti Petri de Bazoario inchoavit, quam nullus rex ad
modum inchoacionis usque hodie consumavit 1 , L. I, c. 18. Dabei weist
die Bezeichnung ,Petrus Veneticus 1 auf eine genaue Kenntniss der ungari
schen Geschichte, da Peters Herkunft fast immer falsch angegeben wird
und derselbe meistens für einen burgundischen Königssohn gehalten wird.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
27
zur Folge hatten, sorgfältig verschwiegen werden, beweisen klar,
dass das erste Buch ebenfalls nach der Rückkehr Boleslavs III.
von seiner ungarischen Bussfahrt, also jedenfalls nach Ostern
1113, aber noch vor Kolomans Tode (3. Februar 1114) ver
fasst worden ist. Das erste Buch schliesst sich jedoch so eng
an das zweite an, durch beide zieht sich wie ein rother Faden
stets die Erinnerung daran, dass Boleslavs III. seine Geburt
und sein Dasein nur der Fürsprache der Mönche von St. Gilles
und dem heil. Aegydius zu verdanken habe, 1 womit das erste
Buch eingeleitet und geschlossen wird, und endlich gelangt diese
wundervolle Geburt erst im Anfang des zweiten Buches zum
Abschluss, so dass von einer Unterbrechung der Arbeit zwischen
dem ersten und zweiten Buche nicht die geringste Spur zu ent
decken ist. Die entgegengesetzte Ansicht ist lediglich infolge der
unrichtigen Angaben des Dlugosz entstanden, wonach Bischof
Paul bereits 1110 gestorben sein soll, was natürlich zur Annahme,
Gallus habe das erste Buch seiner Chronik im Jahre 1109/10
geschrieben, führen musste. Ebenso irrig ist die Meinung,
aus den Worten: ,Non est mirum a labore si parum quie-
vimus' 2 am Anfang des zweiten Buches und ,aliquantisper
quiescamus' 3 am Schlüsse desselben Buches sei ersichtlich, dass
Gallus zwischen der Verfassung des zweiten Buches und der
beiden folgenden Bücher seine Arbeit längere Zeit ausgesetzt
hätte. Denn eben die Wiederholung derselben Worte beweist
am besten, dass dies blos gewöhnliche Phrasen sind, wodurch
nur der Abschluss des ersten und zweiten Buches markirt
wird. Allerdings könnte man aus den Worten ,Tempus erat
quiescendi, tot terras transivimus. Neque ceptum iter bene cogni-
tum habuimus. Sed per illos, qui noverant, paulatim inquirimus'
leicht schliessen, dass nach der Verfassung des ersten Buches
1 L. I, Epilogus, c. 30: De uxoratione Wladislaui, patris Boleslaui. c. 31:
De ieiuniis et orationibus pro nativitate tercii Boleslaui. L. II, c. 1: Tercii
Boleslaui primo de nativitate. Ein Vergleich mit der Beschreibung der
Pilgerfahrt Boleslavs III. nach dem St. Aegydiuskloster im Szümegher
Comitat in Ungarn beweist deutlich, dass die ausführliche Beschreibung
der Geburt Boleslavs III. als eines Wunders des heil. Aegydius erst unter
dem Eindruck dieser Pilgerfahrt entstanden, also ebenfalls nach Ostern 1113
niedergeschrieben worden ist.
2 L. II, Epilogus.
3 L. II, c. 50.
28
TX. Abhandlung: G-nmplowicz.
und vor dem Beginn des zweiten Gallus durch eine grössere
Reise, etwa durch seine Theilnahme an der oberwähnten Buss
fahrt Boleslavs III. nach Ungarn, in der Fortsetzung seines
Werkes unterbrochen worden sei. Aber ein genauer Vergleich
der obgenannten Stellen im Epilogus zur Einleitung des zweiten
Buches mit der Einleitung des ersten Buches, worin der Ver
fasser sich mit einem Schiffer vergleicht, 1 zeigt uns deutlich,
dass die betreffenden Stellen in der Einleitung des zweiten
Buches nur eine dichterische Metapher des stets poetisirenden
Abtes von Lubin sind, wobei er mit den Worten ,tot transi-
vimus terras 1 höchstens die von ihm im ersten Buche erwähnten
ruthenischen Länder, welche Boleslav I. Clirobry bekriegte,
ferner Provence und andere anlässlich der Gesandtschaft
Ladislav Hermanns nach St. Gilles genannten Länder ge
meint hat, da er sich überhaupt gerne als Reisenden auf den
ihm unbekannten Pfaden der polnischen Geschichte darstellt,
wobei ihm die polnischen Bischöfe und Kanzler Michael den
rechten Weg zeigen. 2 Man sieht also, dass alle drei Bücher
wie aus einem Guss gearbeitet sind, und in dem reinen Text
findet man nirgends zwei Stellen, wo sich der Verfasser wider
sprechen würde, was doch bei einer längeren Unterbrechung der
Arbeit sonst unvermeidlich wäre. Es ist also ganz zweifellos,
dass Abt Gallus von Lubin alle drei Bücher seiner Chronik
ohne Unterbrechung nach dem Besuche des Grabes des heil.
Adalbert durch Boleslav HI. zu Ostern 1113, aber vor dem
Eintreffen der Nachricht vom Tode König Kolomans nach
1 ,Ni vestra auctoritate suffultus, patres pretitulati vestraque opitulatione
fretus fierem, meis viribus in vanum tanti ponderis onus subirem, et cum
fragili lirnba periculose tantam equoris immensitatem introirem. Sed securus
nauta poterit in navicula residens per undas sevientis freti navigare, qui
nauclerum habet peritum, qui seit eam certam ventoi'um et syderum
moderainine gubernare. Nec maluissem quo quomodo tante Charibdis
naufragium evitare, ni libuisset vestrae caritati meam naviculam vestri
vegimii gubernaculis sublevare 4 , L. I, Epistola. ,Tantorum ergo rectorum
adminiculis insignitus portum subibo securus, ventorum turbinibus ex-
peditus £ ebend.
2 ,Nec de tanta silvarum densitate ignarus vie potuissem exire, ni vestrae
benignitati plaeuisset, certas mihi metas interius operire 4 , L. I., Dedicatio.
,Quorum sapientia, bieipiti philosophiae monte derivata, condensa silvarum
Poloniae sic sagaciter illustrat 1 etc., L. II, Epistola.
Bischof Balduin Gallus von Kruczwica.
29
Grosspolen und vor der Fluclit des Przemysliden Sobeslav
nach Polen im October 1113, also zwischen Ostern und Herbst
des Jahres 1113 geschrieben haben müsse.
Y. Der Name des Verfassers.
Es ist nun höchst auffallend, dass als Nachfolger Bischofs
Paul von Kruszwica ein Balduin Gallus genannt wird. 1
Unwillkürlich steigt der Gedanke auf, oh nicht etwa dieser
Bischof mit dem Abt Gallus von Lubin, dem wallonischen
Verfasser unserer Chronik, eine und dieselbe Person gewesen sei.
Kruszwica war nämlich die frühere Hauptstadt Zbigniews
demselben stets treu ergeben, weshalb sie von Ladislaus
Hermann sogar verbrannt und zerstört wurde. 2 Die Vertrei
bung Zbigniews steigerte natürlich die feindselige Gesinnung
ihrer Bürger gegen Boleslav III. nur noch mehr, so dass
Kruszwica der Mittelpunkt der Opposition gegen Bolesla v III-
wurde, weshalb Boleslav III. dem dortigen Adel durch mehrere
Güterconfiscationen seinen Zorn fühlen liess. 3 Daher musste er
auch stets einen Abfall dieser Stadt zu einem der benachbarten
pommerschen oder preussischen Fürsten besorgen. Es war also
im Interesse Boleslavs III. dringend gelegen, dass zum Nach
folger Bischofs Paul nur ein dem Sieger treu ergebener Geist
licher, einer von seinen zuverlässigsten Parteigängern ernannt
werde, welcher auf die Bevölkerung von Kujavien nur in seinem
Sinne beruhigend und erfolgreich einwirken könnte, selbst aber
allen Einflüsterungen der einheimischen Anhänger Zbigniews
und der benachbarten pommerschen Fürsten ganz und gar un-
1 Catalogus episcoporum Vladislaviensium ed. Ketrzyiiski, Mon. Pol. Hist.
IV, - 25, vgl. Dlugosz, Catalogus episcoporum Vladislaviensium (Opera I, 523)
und Hist. Pol. I, 493.
2 L. II, c. 5: De Castro Crusvicz expugnato et deleto.
3 Darauf weisen die Dörfer Wlostowo und Duninowo bei Kruszwica wohl
deutlich hin. Es sind dies offenbar Schenkungen, welche Graf Peter Vlast
Dunin aus den ihm von Boleslav III. überlassenen confiscirten Gütern der
vertriebenen oder gefallenen Parteigänger Zbigniews an die benachbarten
Klöster machte. Ueberhaupt beweist die Ernennung des verschlagenen
Grafen Peter Vlast Dunin zum Wojwoden von Kruszwica und Kalisz, dass
diesen beiden Gegenden Boleslav III. am meisten misstraute, dort daher, wie
unser Chronist ausdrücklich berichtet, der Widerstand gegen Boleslav III.
am lebhaftesten war.
■1.117-V»
30 IX. Abhandlung: Gumplowicz.
zugänglich wäre. Nun ist es ganz unwahrscheinlich, dass im
Jahre 1113, wo wallonische Geistliche in Polen noch selten
waren, in der entfernten, mitten unter dichten Wäldern, Seen
und Sümpfen an der Grenze der damaligen Christenheit ge
legenen Stadt Kruszwica es gleichzeitig zwei wallonische
Prälaten gegeben haben sollte, welche beide zuverlässige Ver
trauensmänner Boleslavs III. gewesen sein würden. Es ist
daher klar, dass Bischof Balduin Gallus vou Kruszwica,
dessen Name seine flandrische Herkunft deutlich verrätli,
niemand Anderer gewesen ist als Abt Gallus von Lubin,
damals der einzigen Ansiedlung französischer Benedictiner aus
der Flandern benachbarten Lütticher Diöcese, in ganz
Grosspolen. War es ja doch ganz natürlich, dass der Abt
von Lubin als intimer Vertrauensmann Boleslavs III. und
dessen eifriger Parteigänger, der sich eben durch die Ver
fassung einer lateinischen, den Grossherzog verherrlichenden
Chronik ausgezeichnet hatte, worin er den besten Beweis er
brachte, dass er das päpstliche Interesse mit der Sache Boles
lavs III. stets gut zu vereinigen wisse, vor allen einheimischen
Bewerbern den Vorzug hatte. Dass der Abt Gallus von Lubin
thatsächlich weiterausblickende Absichten hatte, wird durch sein
wiederholtes Erinnern an die Belohnung, die ihm für die Ver
fassung seines Werkes gebühre, deutlich bestätigt. 1 So sagt
er gleich in der Einleitung zum ersten Buche, die Namen der
polnischen Bischöfe und nicht der seinige, mögen den Titel seiner
Chronik bilden, damit ihnen der Ruhm und die Ehre seiner
Arbeit zufalle, denen er mit Vertrauen sein Werk und die
Belohnung für seine Mühe überlasse. 2 Noch zudringlicher erinnert
er an die ihm gebührende Belohnung in der Vorrede zum
dritten Buche: ,Dieses Werk habe ich nicht deshalb unter-
1 Dass unser Chronist darnach bestrebt war, durch die Gnade des Landes
fürsten Bischof zu werden, darauf machte bereits St. Smolka (Mieszko
Stary, p. 193) mitRecht aufmerksam: ,Sam Gallus, Francuzezy Burgundczyk
najdawniejszy nasz kronikarz byl takze w kazdym razie niepospolitym
czlowiekiem, dworak i poclilebca, laszacy sie zaröwno wszechwladnemu
ksieciu jak i biskupom, marzyl zapewne tyllco o tem, zeby go kiedy laska
ksiazeca na jakiej stolicy biskupiej osadzila. 1
2 ,Codicellura non nostro decrevimus sed vestris nominibus titulare. Quo
circa landein huius operis et honorem huius patriae principibus ascri-
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
31
nommen, um meine Heimat oder meine Eltern als Verbannter
und Fremdling bei euch zu rühmen, sondern um mit irgend
einer Frucht meines Fleisses an den Ort meines klösterlichen
Gelübdes zurückzukehren. 0 Hierauf setzt er ausführlich die
Wichtigkeit der Geschichtsschreibung auseinander, welcher allein
Griechen, Perser und Römer, Priamus, Alexander der
Grosse und Antiochus die Erhaltung ihres Ruhmes ver
danken. Wer also glaubt, dass die Thaten der polnischen
Fürsten und Könige einer Chronik nicht werth seien, der zählt
die Polen zu den ungebildeten und barbarischen Völkern.
Schliesslich bemerkt Gallus recht eindringlich, wenn man sein
Werk für das Ansehen Polens nützlich und förderlich halte,
so sei es unpassend und unwürdig, ihm die Belohnung seines
Werkes aus Gehässigkeit oder auf Betreiben irgend welcher
Ränkeschmiede noch länger vorzuenthalten. 2 Der grosse Nach
druck, womit Gallus sein Verdienst für Boleslav III., dessen
Andenken er ja verewige, hervorhebt, und der grosse Eifer,
womit er die ihm gebührende Belohnung — was für einen Abt
nur die Erhebung zum Bischof sein konnte — fordert, erinnern
lebhaft an die von dem ,Katalog der Bischöfe vonKujavien'
überlieferte Nachricht: ,Nach dem Tode Bischofs Paul von
Kruszwica gab es Viele, welche sich um das erledigte Bisthum
bewarben, doch erhielt Balduin Gallus vor allen übrigen Mit
bewerbern den Vorzug/ 3 Da aber dieser Katalog der Bischöfe
von Kujavien, wie dies Ketrzynski nachgewiesen hat, 4 auf Grund
bamus, nostrum vero laborem laborisque talionem vestrae discretionis
arbitrio fidueialiter committamus 1 , L. I, Epistola.
1 ,Capellanis ducalibus venerandis etc. Primum omnium vos seire volo,
fratres earissimi! quia tanturn opus non ideo cepi ut patriam vel parentes
exul apud vos et peregrinus exaltarein, sed ut aliquem fructum mei laboi-is
ad locam meae professionis reqportai'em 1 , L. III, Epistola.
2 ,Insuper illud, causa dei, causaque Poloniae provideat, vestrae discretio
probitatis ne mercedem tanti laboris impediat vel odiurn vel occasio meae
c.ujuslibet vanitatis. Nam si bonum et utile meum opus honori patriae
a sapientibus iudicatur indignum est et inconveniens, si consilio quorun-
dam artifici merces operis auferatur 1 , L. III, Epistola.
3 ,Anno 1111 multi erant, qui vacuam tum pastore ecclesiam obtinere
sategerunt,ceteris tum reieetis competitoribus Balduinus Gallus episcopatu
potitur. 1 Catalogus episcoporum Vladislavensimn Mon. Pol. Hist. IV, 25.
4 Mon. Pol Ilist. IV, 25.
32
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
alter Aufzeichnungen im dortigen bischöflichen Archiv verfasst
worden ist und darin die Nachricht von dem Streite mehrerer
Nebenbuhler um den erledigten Bischofsstuhl sonst nur einmal
in einem historisch ganz beglaubigten Falle (1383) sich wieder
holt, so liegt absolut kein Anlass vor, an der Richtigkeit der
oberwähnten Meldung vom Streite mehrerer Nebenbuhler nach
dem Tode Bischofs Paul irgendwie zu zweifeln. Im Gegen-
tlieil, die leidenschaftliche Forderung des Abtes von Lubin der
ihm für die Verfassung seiner Chronik gebührenden Belohnung
lässt klar erkennen, dass er eben einer dieser Mitwerber war, die
sich nach dem Tode Bischofs Paul das erledigte Bisthum streitig
machten. Bischof Paul ist daher offenbar nach dem Abschluss
des zweiten, aber vor dem Beginn des dritten Buches unserer
Chronik, also im Sommer 1113 gestorben. Ueberhaupt scheint
Abt Gallus von Lubin, der ja nur der rascheren Carrihre halber
nach Polen gekommen ist, im Vorgefühl des nahen Todes Bischofs
Paul sein Werk verfasst zu haben, da er dessen eventuellen Tod
als eine gute Gelegenheit zu seiner Erhebung zum Bischöfe an
gesehen haben dürfte. Deshalb bittet er nun alle herzoglichen
Hofcapellane so eindringlich, Boleslav III. an seine Verdienste
wohl zu erinnern, damit derselbe ja nicht den Freunden seines
Nebenbuhlers Gehör schenke. Sein Mitbewerber war offenbar
irgend ein einheimischer Geistlicher adeliger Herkunft, welcher
höchst wahrscheinlich, da die slavische Geistlichkeit in Polen
damals durchwegs verheiratet war, als Anverwandter irgend
eines früheren Bischofs von Kruszwica nähere Ansprüche auf
dieses Bisthum erheben zu dürfen glaubte und den einheimischen
Clerus und den Landesadel für sich hatte. Da aber bis zum Ende
des 12. Jahrhunderts in Polen dem jeweiligen Landesfürsten das
Recht der Besetzung der erledigten Bisthümer ausschliesslich
zustand, 1 wobei Boleslav III. seine Hofcapläne bevorzugte, 2
1 Vgl. Lisiewicz, O obsadzaniu biskupstw w Polsce (Ueber das Besetzungs-
recht der polnischen Bisthümer) und Abraham, Organizacya kosciola
polskiego do pol owy wieku XII (Kirchliche Organisation Polens bis zum
Ausgang des 12. Jahrhunderts, S. 69 und 223). Dies ist übrigens aus
unserem Chronisten klar zu ersehen, welcher selbst ausdrücklich besagt,
Bol es laus I. Chrobry sei ,patronus et advocatus pontificum* gewesen,
und dass derselbe ,episcopus ordinavit*, L. I, c. 11.
2 So war Adalbert, der erste Bischof von Pommern, ebenfalls ein Hof-
capellan Boleslavs III.; vgl. Herbordi Vita Ottonis episcopi Baben-
Bischof Balduiu Gallus von Kruszwica.
33
da dieselben als erprobte Mitglieder seiner Hofkanzlei die
sichersten Werkzeuge seiner Politik abgaben, so liess der
selbe auch dem Verfasser'unserer Chronik die von ihm so heiss
erwünschte ,Belohnung' zu Theil werden. Es war ja im Inter
esse Boleslavs III. selbst dringend gelegen, an die Spitze
der ihm so feindselig gesinnten Diöcese von Kruszwica, wo
der alte slavische Ritus noch sehr grossen Einfluss hatte, 1
einen seiner zuverlässigsten Hofcapeliane zu stellen, welcher, da
er seine Stellung ausschliesslich dem siegreichen Brudermörder
zu verdanken hatte, auch in dessen Geiste auf die Bevölkerung
ein wirken, ihn stets von allen Vorwürfen reinzu waschen und
zu , erherrlichen bestrebt sein würde. Nun hatte Abt Gallus von
Lubin durch die Verfassung seiner Chronik den besten Befähi
gungsnachweis dazu geliefert. Es konnte daher Boleslav IH.
für die Besetzung des erledigten Bisthums von Kruszwica
kaum eine geeignetere Persönlichkeit finden als den ihm treu
ergebenen Verfasser unserer Chronik, welcher sich damals ohne
hin im Gefolge des Kanzlers dieses Bisthums, Michaels Habdank,
gerade in dieser unruhigen Diöcese aufhielt. Die Erhebung-
Balduins Gallus zum Bischof von Kruszwica ist also der beste
Beweis, dass Boleslav III. dem Abt Gallus von Lubin für
die Verfassung seiner Chronik die wohlverdiente Belohnung
nicht vorenthalten hat.
VI. Bischof Balduin von Krakau.
Der Name Balduin erlangte eine grössere Verbreitung
erst im Laufe des 12. Jahrhunderts, als in Jerusalem mehrere
Könige dieses Namens als Vorkämpfer des Christenthums be
rühmt wurden. Vor dem Jahre 1100, in welche Zeit die Geburt
unseres Chronisten fällt, kommt dieser Name ausschliesslich nur
in Flandern und höchstens noch in dem benachbarten Nieder-
Lothringen vor. Wenn daher dieser Name bisweilen auch anders-
bergensis, L. II, c. 42. Ebenso war der gleichzeitige Hermann von Maast
richt vor seiner Ernennung zum Bischof von Prag (1098) Capellan
Königs Yratislav II. und dessen Sohnes Bretislav II.; vgl. Cosmas, Chro-
nicon Boemorum, L. III, c. 7.
1 Luszczkiewicz, Koscioly rzezby Duninowskie (Denkschrift der Krakauer
Akademie, hist.-phil. Classe III), p. 96.
Sitzungsber. d. pliil.-liist. CI. CXXXII. Bd. 9. Abb. 3
34
IX. Abhandlung: Gumplowicz.
wo auftaucht, so weist er ganz unfehlbar auf die flandrische
Herkunft seines Trägers hin. Es genügt also der sonst so seltene
Name Balduin vollständig, um die "Heimat und die früheren
Schicksale unseres Chronisten näher zu bestimmen. Vor Allem
erinnert dessen Name an den Bischof Balduin von Krakau,
welcher ohne Zweifel der Onkel oder sonst ein naher Verwandter
unseres Chronisten sein dürfte. Jedenfalls waren beide Lands
leute, und nur die Carriere des Bischofs von Krakau und die
Hoffnung auf dessen Unterstützung dürfte unsern Chronisten
veranlasst haben, auch sein Glück in Polen zu suchen. Er ge
denkt auch zweimal des Bischofs Balduin von Krakau in seiner
Chronik. Zuerst erwähnt er denselben anlässlich der ersten Heirat
Boleslavs III. mit der Ruthenin Zbyslawa. 1 Dieselbe war
mit Boleslav III. im vierten Grade verwandt, während nach
den canonischen Vorschriften sogar unter den Verwandten
sechsten Grades die Ehe verboten war. Dieses Ehehinderniss
wurde daher erst über Verwendung Bischofs Balduin von
Krakau, welcher den Nutzen dieser Heirat für Boleslav III.
und somit auch für die katholische Kirche der päpstlichen Curie
darlegte, behoben. Papst Paschalis II. ertheilte daher aus
nahmsweise die nöthige Dispens. Sodann beschreibt der Chronist
ausführlich die Freigebigkeit Boleslavs III. anlässlich dessen
mit grossem Prunk gefeierter Hochzeit. Merkwürdiger Weise
aber thut unser Chronist sowohl in diesem Abschnitte wie auch
im ganzen Werk des Namens der ersten Frau Boleslavs III.
keine Erwähnung, ebenso wie er auch ihres Todes und der
zweiten Heirat Boleslavs III. mit der deutschen Grafentochter
Salome von Bergen im Jahre 1110 mit keinem Worte erwähnt.
Dieses Stillschweigen ist sehr beredt, denn es zeigt, dass die aus
schliessliche Veranlassung zu dem ganzen Abschnitt ,De nuptiis
Boieslai' nur das Bestreben war, die Verdienste des Bischofs
Balduin Gallus von Krakau um diese Heirat Boleslavs III.,
sowie den grossen Einfluss seines Verwandten in Rom ins rechte
Licht zu stellen und vielleicht auch die Absicht, Boleslav III.
an seine Dankesschuld gegenüber den Balduinen zu erinnern.
Gewiss auch in diesem Sinne hebt er es hervor, wie Bischof
Balduin von Krakau unter Mitwirkung Jaroslavs, des Sohnes
1 L. II, c. 23.
Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
35
des Grossfürsten Swietopelk Michael von Kiew, den Ausgleich
Boleslavs III. mit Zbigniew (im Jahre 1107) vermittelte, wo
durch Zbigniew zum ersten Male die Oberherrschaft Boles
lavs III. anerkannte. 1 Diese Betonung der Verdienste Bischofs
Balduin Gallus von Krakau macht unbedingt den Eindruck,
dass der Verfasser durch die Betonung der Verdienste seines
gleichnamigen Onkels, des Bischofs von Krakau, Boleslav III.
auch an sich erinnern wollte, während anderseits die Ver-
muthung einer nahen Verwandtschaft dieser beiden Balduine
durch dieses Hervor streifen der Verdienste des einen durch
den andern eine Stütze erhält. Denn ohne Zweifel wird auch
die Aussicht auf die Protection seitens des einflussreichen und
mächtigen Verwandten, des Bischofs von Krakau, auch unsern
Chronisten bewogen haben, in Polen sein Glück zu versuchen.
Da aber bald nach seiner. Ankunft am Hofe Boleslavs III.
Bischof Balduin von Krakau starb (f 1109), 2 so musste unser
Verfasser etwas länger auf die Belohnung seiner Verdienste
warten, und es blieb ihm wohl nichts übrig, als an die Dankbar
keit und Freigebigkeit Boleslavs III. zu appelliren. Daher
ist die Darstellung der damaligen polnischen Verhältnisse durch
den herzoglichen Capellan, Abt Balduin Gallus von Lubin,
jedenfalls nur eine getreue Wiedergabe der Ansichten seines
Krakauer Onkels und beruht hauptsächlich wohl auf dessen
Erzählungen und Schilderungen: es ist also eine genaue Unter
suchung der Wirksamkeit des Letzteren und der Rolle, die
er am polnischen Hofe gespielt hatte, zum genauen Verständ-
niss des Abtes Balduin Gallus von Lubin ganz unerlässlich.
Dieselbe soll den Gegenstand einer besonderen Abhandlung
bilden.
1 L. II, c. 38.
2 Annales Capituli Cracoviensis, Mon. Pol. Hist. II, 797.
3*
36 IX. Abhandlung: Gumplowicz. Bischof Balduin Gallus von Kruszwica.
Inhalt.
Seite
I. Allgemeine Charakteristik 1
n. Die Herkunft des Verfassers 3
IH. Ort der Abfassung der Chronik 8
IV. Zeit der Abfassung 24
V. Der Name des Verfassers 29
VI. Bischof Balduin von Krakau 33
X. Al)h.: Haffnor. Das Kitäb al-chail von al-’Asma'!.
l
X.
Das Kitab al-chail von al-Asmah.
Herausgegeben und mit Anmerkungen versehen
von
Dr. August Haffnor.
Einleitung.
Der gegenwärtigen Abhandlung über das Kitäb al-chail
des al-’Asma'i liegt die Abschrift eines in der Köprülü-Bibliothek
zu Konstantinopel befindlichen Manuscriptes zugrunde, welche
Herr Professor Dr. D. H. Müller im Jahre 1877 von dort mit
gebracht, und in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der
Wissenschaften beschrieben hat; er schenkte sie dann der hie
sigen k. k. Universitätsbibliothek und er war es, der später
meine Aufmerksamkeit auf diese Handschrift lenkte, wie er
mir auch zu meiner Arbeit mannigfache Anregung gegeben
und dankenswerthen Antheil an derselben genommen hat.
In dem erwähnten Berichte (Bd. XC der phil.-hist. Classe,
p. 335) heisst es, dass die Handschrift ,sehr hübsch geschrieben,
vielfach vocalisirt, mit Goldrändern verziert etc/ ist, also an
äusserer Ausstattung es nicht fehlen lässt; der Text selbst steht
hiemit leider in einem grossen Gegensätze, da eine Durchsicht
des Textes das Abgerissene und das Unzusammenhängende der
Darstellung an vielen Stellen leicht erkennen lässt. In der hie
durch von selbst sich aufdrängenden Frage, ob das vorliegende
Manuscript auch wirklich das so betitelte Werk al-'Asma'i’s
überliefert hat, wird sich eine genaue Entscheidung auf Grund
des uns nur in dieser einen Redaction vorhegenden Textes
wohl schwer trefien lassen, wobei das öfter ohne Nothwendig-
keit wiederkehrende JU> 5 und besonders p. 12, 9
gll ciJi Jyu und manche Citate der Lexika und der
Ädab-Literatur zu einem negativen Ergebnisse leiten würden.
Sitzungsber. d. phU.-hiät. CI. QXXX1I. Bd. 10. Abh. 1
2
X. Abhaudlung: Haffner.
Die durch den Text allein gebotenen Schwierigkeiten erhöhen
sich hiebei durch den Umstand, dass von Abhandlungen über
das Pferd dem al-’Asma'i übereinstimmend zwei zugeschrieben
werden, von denen die eine, die vorliegende, J_A.\ i_jU£, die
andere i_>US sich betitelt; in den Citaten findet sich
diese stets nur als was jedoch nur eine ungenaue
Ausdrucksweise statt des gegebenen vollständigeren Titels sein
dürfte, den Hagi Chalfa III, 174, Ibn Challikän I, 364 und
Flügel, Kitäb al-fihrist I, 55 (siehe auch Flügel, Grammatische
Schulen etc., p. 78) übereinstimmend in dieser Form angeben.
Es scheint dieses letztere Werk verloren gegangen zu sein, und
wir können aus den Ueberlieferungen über al-’Asma'i (vgl. Ibn
Challikän 389, Flügel, Grammatische Schulen, p. 46, Daumas,
Die Pferde der Sahara [deutsch von Gräfe] II, 23/24 [woselbst
ohne Namensangabe des ,Dichters']) wohl schliessen, dass es
eine erschöpfende ,Darstellung vom Körperbaue und den Glied
massen des Pferdes' geliefert habe, wobei es sich gewiss in
manchen Kapiteln mit dem uns erhaltenen > >1xS deckte,
oder wenigstens sehr nahe berührte, wie ausserdem auch die
Citate mancher Stellen des J-A-l c_jUi, als im [jjJis.]
stehend, nahelegen. Für die Echtheit, wenigstens des grössten
Theiles dessen, was wir vor uns haben, sprechen die vielen
Citate, welche mit dem Texte genau übereinstimmen: Vers 36,
s. v. 37, s. v. (j^Al i_>US ^i); 39/40. 42—44, s. v.
, >US ^s); Vers 57, s. v. 62—64, s. v.
70/71, s. v. 79—81, s. v. (j_yy.fi ^ä); 88—99,
s. v. Ucö; 95—99, s. v. 103—105, s. v. 108—110,
s. v. 110, s. v. i ; 111—113, s. v. 127—130, s. v.
Vers 140, s. v. 148/149, s. v. 161/162, s. v.
(^oyfi yjUS ^s); 170, s. v. J-ac; 184, s. v. (yyifi <_jUJ
200. 201, s. v. ; 204, s. v. 213, s. v. 220, s. v.
262/63, s. v. 266/67, s. v.^A; 270/71, s.v. Jb (Äi-o^y
Jyifi 0 ^<); jedoch statt ; 279, s. v. ^sr°; 281—283,
s. v. ^5>j; 286/87, s. v. 295/96, s. v. 296/97, s. v.
310/11, s. v. 312—315, s. v. (j_yyJ\ ( (_y);
328/29, s. v. 337/38, s. v. 340/41, s. v. kJ; 342, s. v.
363, s. v. 363, s. v. J.yo; 363/64, s. v. E9 e
i_jUs); 370, s. v. ^ä3 ; 377, s. v. yö; 378/79, s. v. ^jy.;
379/80 s. v. yJ; 416, s. v. > s >.
Das Kitab al-cbail von al-'Asma'i.
3
Wenngleich nun auch bei manchen Stellen des Textes
die Versuchung zu Aenderungen sehr nahe lag, habe ich den
selben doch in seiner mir vorliegenden Gestalt belassen, wenn
dieses nur irgendwie thunlich war, da ich es für ein ziemlich
müssiges Unternehmen erachten würde, einen wahrschein
lichen Text des < iUS zu bieten, wenn auch hiefür einiger-
massen Berechtigung vorhanden ist (vgl. hiezu Nöldeke, Bei
träge zur Kenntniss der Poesie der alten Araber, pp. XIII, XIV).
Das vorliegende Werk ist durchwegs, mit fast aus
schliesslicher Berücksichtigung der sprachlichen Erschei
nungen, lexikograpliisch gehalten. Nach der Anführung der
verschiedenen Ueberlieferungsketten beginnt das erste Kapitel
mit der Bezeichnung eines ,rossigcn‘ Thieres bis zum ,abfohlen';
es folgen dann die Benennungen des Pferdes bis zu seinem
fünften Lebensjahre und die Aufzählung von Körpertheilen des
Pferdes; das zweite Kapitel umfasst die beim Pferde beliebten
und das dritte die unbeliebten Eigenschaften desselben, worauf
dann ein Abschnitt über die ,Bewegung“ des Pferdes und ein
weiterer über die Färben folgt, dem ein besonderer über die
,Abzeichen“ des Pferdes sich anschliesst. Zuletzt kommen, nach
Anführung mehrerer berühmter Pferdenamen und ihrer Besitzer,
noch eine Reihe kleinerer Erzählungen von al-’Asma'i, welche
wohl am besten mit dem Titel ,Sportgeschichten' (vgl. D. H.
Müller’s Bericht 1. c.) versehen werden.
Für die Erläuterungen habe ich mich hauptsächlich der
Werke: Gurlt, Vergleichende Anatomie der Haussäugethiere,
Görgey und Bauer, Leitfaden des Pferdewesens, und Fr. Müller,
Lehre vom Exterieur des Pferdes, bedient und sie zur Grund
lage der deutschen Uebertragungen gemacht, wo sich solche
eben mit ziemlicher Sicherheit lierstellen Hessen. Denn der Aus
druck ist an manchen Stellen nicht gerade von jener wtinschens-
werthen Deutlichkeit, welche jeden Zweifel ausschliesst und es
kommt noch dazu, dass das Deutsche in sehr vielen Fällen
namentlich hei den Fehlern, Gang- und Laufarten, Farben und
,Abzeichen' des Pferdes der hierin so ungemein reichhaltigen
arabischen Sprache nicht die gleiche Anzahl passender Wörter
entgegensetzen kann, die sich in Bezug auf den Umfang des
Begriffes mit dem Arabischen decken würden; ausserdem sind
ja auch die Araber bei der Beurtheilung des Pferdes manchmal
1*
4
X. Abhandlung: Haffner.
von ganz anderen Gesichtspunkten ausgegangen, als wir bei den
Abendländern finden. leb war nun für die Anmerkungen nach
Kräften bestrebt, die arabischen mit den deutschen Special
ausdrücken zu identificiren —- dieselben sind im Index durch
vorgesetztes * kenntlich gemacht —, da ich dies für den sprach
lichen und lexikographischen Theil der Arbeit für das Wertli-
vollste erachtete und habe es unterlassen, für ein arabisches
Wort, einfach die wörtliche Uebertragung der arabischen De
finition zu setzen. Es soll ausserdem das vorliegende Werkchen
in erster Linie philologischen Zwecken dienen, da ja auch der
Text kaum darauf Anspruch erheben kann, allgemeines Interesse
zu erwecken. Die hier gebotene Abhandlung ist nämlich weit
entfernt davon, den im Titel angekündigten Gegenstand auch
nur einigermassen zu erschöpfen, und es wäre weit über den
Rahmen dieser Arbeit hinausgegangen, hätte ich alles erreich
bare Material Zusammentragen wollen, welches auf diesen Gegen
stand Bezug hat, um so ein allgemeines ,Pferdebuch' zu liefern.
Kur zwei Manuscripte, von denen das eine — citirt C. V. —
in der k. k. Hofbibliothek in Wien, N. F. 166 a und b , das
andere — citirt C. M. — in der königl. Hof- und Staatsbibliothek
in München, cod. arab. 88 l b , Mülleri 54 sich befindet, habe ich
einigemale herangezogen, wo es sich um directe Berührungen
mit dem vorliegenden Werke handelte.
Reiches Material über ,das Pferd bei den Arabern' findet
sich an den verschiedensten Orten, und ich bin damit beschäftigt,
dasselbe zusammenzutragen und zu einer eigenen Arbeit zu ver-
werthen, welche diesen, namentlich auch für die Erläuterung alt-
arabischer Poesie, unentbehrlichen Gegenstand ausführlich und
umfassend behandeln soll, da Freiherr von Hammer-Purgstall’s
Abhandlung hierüber — wie er selbst, wenigstens indirect zu
gesteht (p. 233, Zeile 1 v. o.) — oberflächlich und somit nicht
hinreichend verlässlich erscheint.
Die ,sechs Dichter' habe ich nach Ahlwardt, Lebid nach
den Ausgaben von Chälidi und Brockelmann, das öfter heran
gezogene Werk Ahlwardt’s, Chalef el Ahmar’s Qaside und
Josef von Hammer unter ,Ch. A.' citirt.
Indem ich mit dieser Arbeit vor die Oeffentliehkeit trete,
möge es mir noch gestattet sein, meinen hochgeehrten Lehrern,
den Herren Professoren Dr. J. Karabacek und Dr. D. H. Müller
Das Kitab al-cbail von al-'Asma*!.
O
in Wien und Dr. Fr. Hommel in München, sowie meinem lieben
Collegen und Freunde, Herrn Dr. Maximilian Bittner für die
Unterstützung, welche sie der Arbeit zutheil werden Hessen,
den gebührenden Dank an dieser Stelle auszusprechen.
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30
X. Abhandlung: Haffner.
Anmerkungen.
Z. 15: Cod. e U~>.
Z. 16: Cod. nach ^ noch zweimal
Z. 26 sqq.: Zu ^ita. 5 i, J-£-> und cfr.
Hommel, Die Namen der Säugethiere hei den siidsemitischen
Völkern, pp. 49 sqq. 71; Frankel, Die aramäischen Fremdwörter
im Arabischen, pp. 99 sqq., auch" allein Z. 38. wird
im Cod. sowohl als niasc. wie als fern, behandelt.
Z. 31: Des Nachts (Abends) trieb sie an ein starkstim
miger (Hengst), der sich versammelte die jungen (d. h. eben
geworfen habenden) Mutterthiere und die Füllenlosen (die abor-
tirt haben), die langgestreckten.
Lis. s. v. J-oj; Tag s. v. mit der Variante: cUa-l_,, wie
auch im Text zweimal (einmal wohl überflüssiger Weise) über
der Zeile cUa-K ^43^.5 siebt.
Cod. cuTA,, aber oo>LJU\ iA-UAMj; zu cfr.
Hommel, 1. c. 99 und Anm. ibid.
Eine Randbemerkung enthält zu dieser Stelle den Zusatz:
und den Comment.ar: ’dUa.
eC.l\ \ CUÄ-ws^ CU^o Uso -
Cod. und Jta. (st. JL-a.).
Ebenso steht im Text über culUoj die Erklärung ^J\,
und über oXAkl\ ebenso LfJ S'Jij ^
Z. 32: ,rossig sein'; ,rossig'; s. hiezu D. H.
Müller, Kitäb al-fark 12, 17. 13, 1.
Z. 33: JkjE> ,trächtig'; cfr. Kitah al-fark 14, 4. 5. 31.
Z. 34: Zu jjcl cfr. Ch. A. 347. jjyis ,hochträchtig'; cfr.
K. al-fark 14. 4. 5. Hommel, 1. c. 92 (90). Ch. A. 349 mit dem
dort angeführten Verse Div. Iluds. XCII, 28.
Z. 35: ,dickeutrig'; cfr. Ch. A. 350 in einem Verse
des Lebid, Moall. 99. Ausserdem Mufadd. VIII, 9.
Z. 36: .... einer dickeutrigen (Eselin), deren Herz sich
sehnt nach dem Jungen, das man ihr genommen (um es des
Saugens zu entwöhnen) und pfui! über den, der es ihr entzog.
31
Das Kitäb al-cbail von al-’Asma'i.
Lis. Tag 1 , Gant. s. v. Lis. s. v. yi. Kärail 66, 11 mit
der Variante y UUl ^JLi.
Cod. am Rande ÜLir-'~'° \>\ M^ä JUL ÜLxoL*..
Zu ^y ^U> cfr. Grünert, Die Alliteration im Altarabischen,
Nr. 152.
Z. 37: <_ik. cfr. K. al-fark 9, 12. 13. 25.
Z. 38: Jit cfr. K. al-fark 9, 13. 14. 25. Vers im Ch. A. 309.
Mufadd. V, 7. XVI, 34.
Z. 39: ^ ,Fohlen, Füllen'; cfr. K. al-fark 15, 2—4. Bom
mel, 1. c. 52/53.
Z. 41: Bei ihr waren Füllen mit (schon) voll ausgebildeten
Hufen, sie aber gingen los auf die (leeren) Gruben, auf einer
Anhöhe mit hartem Boden.
Lis. s. v. i_s^. mit der Lesart L^HS und
Z. 43. 44: Und wie gar manche Lanzenwunde, von der
das Blut so ungestüm herabrollt, wie herumrennt das heran
gewachsene Füllen, welches die Fessel abgerissen hat mitsammt
dem Pflocke, (eine Wunde,) die zurückdrängt die (darauf
gelegten) Finger, so wie (den reiten Wollenden) von sich fern
hält [durch Ausschlagen] das störrische (Pferd), eine grosse
(breite) Wunde, welche verzweifeln macht (an der Heilung)
(oder: an deren Heilung verzweifeln), die ihn (den Kranken)
wiederholt Besuchenden.
Beide Verse zusammen: Lis. und Tä£ s. v. eJyi-; der
erste allein: Muh. s. v. eJyL und Kamil 309, 6.
In den Lexicis findet sich folgender Commentar:
x' 0 ^^“3 (-5^
✓ \^sü\ J\ i^XäA'*o\
Am Schlüsse der Verse steht die Bemerkung am Rande:
■XXsb k-A.-o-* 3*) JU».
Z. 45: Zu cfr. Hommel, 1. c. 53 (^)i), K- al-fark 15,
5. 6; pl. Aji Lebid XLIV, 5; pl. ^Ji\ Zuhair XVII, 17.
32
X. Abhandlung: Haffner.
Am Rande steht neben der Pluralform ='Ji bemerkt:
Z. 47—52: gAsJ, cfr. K. al-fark 16. 35.
Hommel, 1. c. 57. 58. "98. 127. 154. Cb. A. 345. 350. Ham. 158.
Freytag, Proverbia XXIV, 596. K. al-wuhus, Z. 633.
Div. Huds. XVIII, 26. an-Näbigha XXI, 6. Im-
rulqais XXXI, 3. XXXIV, 25. Mufadd. VI, 8. Lebid XLIX, 5.
Z. 47: ,das Milchgebiss bekommen', nämlich sechs
Zähne vorn, und auf jeder Seite drei Backenzähne; es dauert
dies bis zu 2 J / 2 Jahren.
Z. 47: ÄJwo ,Zangenzähne', deren Ersatzzähne nach 2 1 / 2
Jahren kommen.
Z. 48: iSAij ,Backenzähne', von denen das Pferd mit
3 1 / i Jahren auf jeder Seite vier hat, oben und unten.
Z. 49: Erst, wenn das Pferd das volle Ersatzgebiss
hat, d. h. bei männlichen Thieren der ,Hakenzahn' da ist, und
auch der sechste Backenzahn hervorgebrochen ist, heisst es
£ ; lis, also fünfjährig'; cfr. Imrulqais XLIV, 6. Mutanabbi 281,
V. 23. 576. V. 63.
Z. 51: Zu beachten ist, dass in der Bedeutung ,Alter'
als masc., dagegen in der Bedeutung ,Zahn' als fern, behan
delt wird.
Lis. hat und dann jljsÄ.
Am Rande hat Cod. Ä&jf fjc olf Jlä
£l>' is*3-
Z. 53: Muh. (sic!).
Z. 53: Cod. yzJS.
»
Z. 55: Am Thalende von Mekka und Taif hat er (der
Löwe) seine Familie, (d. h.) seine Jungen und ein dickeutriges,
in mittleren (oder: in den besten) Jahren stehendes, bissiges
Weibchen.
Wie die Randbemerkung Jü> 5
<_>U3Ü\ schon anzeigt, gehört dieser Vers nicht hieher,
wenn auch die Möglichkeit, ihn unterzubringen, mir nicht so ge
ring erscheint, dass er, nach obiger Bemerkung, ganz schwinden
Das Kitäb al-cbail von al-’Asma'i.
33
müsste; nach meinem Dafürhalten würde er sich ganz passend
hinter die Bemerkung (Z. 37) Uxü Jüb, ein-
sclialten lassen: oder die Sache ist, wie D. H. Müller meint,
folgen dermassen: Nach AU ,(Z. 52) hat Jemand die Glosse ge-
. c» ^ c—
lüclCllt! {_£***-LAJtOj
<^äLäX-o cy°> woran siel 1 sehr gut dieser Vers
schliesst.
Z. 57: Schwarzbraun, ein Abkömmling des ’A'wa£, und
hart am Hufe.
Trotz der Randnote > >G^SÜ\ \A* JU> 5 ist es nach dem
Texte klar, dass auch dieser Vers verschoben ist, und er dürfte
wohl ursprünglich hinter Z. 146 (^läj) seine Stelle gehabt haben.
Zu am Rande: ^\ aJ JUö J.=? jJ 5
cfr. Z. 410.
Z. 59: Zu hioj steht am Rande die Bemerkung: J-^Aü
^^sCDls und etwas darunter: ^ <^s U JA JIS
'- *—^ t. "Vq •,b
t *
Z. 60: Und es (das Pferd) wurde angetrieben mit einem
spitzen Stachel (Sporn) in der Mitte (des Leibes), wo ihm der
Gurt angelegt wird, und da sprang es behend auf.
Lis. Tä£. Gauh. Muh. s. v. Lis. s. v. bl mit der Les
art a / i.A und der Angabe JIS; Mutanabbi, p. 308, Z. 4,
mit der Variante: (sic!) JA-iA dJ.*,
Z. 62: äUbU\ , Axthieb oder Kerbe'(?); cfr. an-Näbighal, 14.
Ham. 610; vgl. v. Kremer, Beiträge etc. I, p. 67, s. v. f « y
Z. 62: Mit UaJÜJl können nicht die Griffelbeine [welche
beiden (das laterale und das mediale) mit dem Schienbeine,
<_ä.A>3h, den Vordermittelfuss, metacarpus, bezw. Hintermittel-
fuss, metatarsus, bilden] gemeint sein, da diese nicht gbJJb
sondern sie bezeichnen die ,Ellenbogenbeine', die nicht arti-
culiren mit dem Vorarm, güjJJl (radius), und nur mit dem
selben gemeinschaftlich sich bewegen.
Cfr. 'Alkama I, 27; XIII, 48. Zuheir XV, 11. Maqsura 86.
Z. 65/66: Mit gesunden Ellenbogenbeinen, kräftigen Ex
tremitäten, starker Schrankader, dessen Hüften (seitlich) her
vorragen über die Kruppenmuskeln.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 10. Abh.
3
34
X. Abhandlung: Haffner.
Ein Vers des Imrulqais, LH, 45; cfr. C. V. id.
Zu ^iJ\ cfr. 'Antara XXI, 26. Div. Huds. XCII, 24.
Hommel, 1. c. 84, 90. Ch. A. 211, 212.
und OUs?“ s. w. u.
Am Rande stellt JUJ1 Jli>'
JJU hat liier eine andere Bedeutung wie weiter unten
(Z. 80); eine Arterie kann hier auch gar nicht gemeint sein;
es bezeichnet vielmehr JJü im vorliegenden Falle den äusseren
und den grossen Kruppenmuskel auf jeder Seite des Pferdes,
über welche die Hanken seitlich hervorstehen.
Am Rande findet sich dann noch folgender Commentar:
.v. Ujj Ot*jüL£o \5V ^ )Lä_>
Lvwdl^ j.**.*aä bv^H\ [^] xC-iö \
^Jlh^ UsLwA üüJJl dAjjs \5\ [ ? ] £,5,äJ\ Aäuü\
Cfr. hiezu Z. 88—99, 250, 251.
Z. 67: ,3*1^1)! ,Thränenbeine', ossa lacrimalia.
Statt Lis. nach welcher Lesart ausserdem
auch das ,Jochbein' gemeint sein kann.
Z. 69: Es ist nackt an den Thränenbeinen, ein flinkes,
ein starkes, ein behendes, auch wenn die Sonne brennt, munter,
ohne zu schwitzen an der Nabelgegend.
Cod. nach JUs im Text über der Zeile ä.sr-' 0
und tk~iö ßx*.*, über ^Xi.
Cod.
,3-b', cfr. Hommel, 1. c. 56 (11) jjUa ibid., 110, (119).
i_-OLko s. w. u.
Z. 71 sqq.: das Sitz-, Gesäss- oder Traghein,
ischium, Gesässbeinliöcker.
der mediale Darmbeinwinkel, welche beiden nach
oben die .Kruppe' oder das ,Kreuz' (croupe) bilden.
(jjbksr“- lateraler (äusserer) Darmheinwinkel. Hüfte oder
Hanke (hauche).
Z. 74: Der vollständige Vers findet sich Lis. s. v. und
(wo JJl^sih), Tag. s. v. und Gauh. s. v.
und lautet:
j£®M
o l £
CJ c C-jyu
b ßß s
Das Kitäb al-chail von al-’Asma'i.
35
Und sie (die Lastthiere) brachten näher die mit den hellen
Augen, die schönen, nachdem sie mit dem Schweife kahl
geschlagen ihre Kruppen (wörtlich: nachdem die Kruppe ge
schunden worden ist von dem Schlagen [des Schweifes]).
Laue 2243 (2. Hälfte): The prominences of their haunches
were excoriated from the lashing with the tails.
Z. 76: Zu ol^ cfr. 'Alkama X, 2, 3.
Z. 78: Falbe und schwarzbraune (Stuten), deren Hüften
hervorragen, Töchter eines Hengstes, der bekannt (berühmt)
ist und edle Junge zeugt.
Tag. s. v. .sr“- mit der Variante ,edle'.
Z. 79: JjUi. jSchenkelcanab, lacuna vasorum cruralium,
gebildet durch den m. gracilis, m. sartorius, m. pectineus und
m. adductor longus li. sowie das ligamentum Poupartii.
Z. 80: ,Schenkelarterie', arteria cruralis.
Cfr. Imrulqais, Moall. 9, V. 5. Div. Huds. XVIII, 26. an-
Näbigha XX, 20. Imrulqais LII, 45. Zuliair XV, 27. Ch. A. 351,
Vers 27. Geyer, K. al-wuhüs, Z. 16 und Anm.
Z. 82/83: Manchmal färben wir den Wildesel mit dem In
halte seiner Schenkelarterie und manchmal geht zu Grunde
durch unsere Lanzen der Held (der Starke).
Z. 88: JjLLl die ,Hinterbacken' (fesse) [oder ,Hosen'].
Cfr. Mufadd. XI, 30.
Z. 88: LtJj\ die ,Schrankader' vena saphena magna. Vgl.
hiezu und zu Z. 97—99, 250, 251 die Ausführungen des Herrn
Professor Müller in v. Hammer Purgstall, Das Pferd bei den
Arabern, II. Theil, p. 177, Anm. 13.
Ch. A. 216, 217, 296, 351, Vers 27. K. al-wuhüs, Z. 202,
p. 64, Anm. zu Z. 554. Zuhair IX, 20; XV, 27. Imrulqais XXXI,
12. Moall. 182 (53). Div. Huds. XVIII, 26. Maqsura 34. 79.
Z. 94: (Eine Stute), deren (Schenkel an der Stelle der)
Schrankader so rissig geworden sind, dass das rothe (Fleisch
sichtbar geworden), (und deren Euter, tief und schlaff hcrab-
hängend) wie das Ohrgeschmeide der Frauen, vertrocknet ist;
kein Milchrest befindet sich mehr darin, der gesogen werden
könnte.
Lis. s. v. LA mit folgendem Commentar:
3*
36
X. Abhandlung: Haffner.
^ Ijto^l^ccO \ ^jyX-ß.A.--ö ^Jls L^.3 \<j
v. o LcwX3\ ^*0^-0
* _< w e ,.c c >> S ^
Aajo ^.j ^ ^ \ c^i ^ &\^_q.3\ kyU£^yöJ \ ^>oü '' j****.} Xj
vA*-X^.*^3 v^X3LXjl> ^ <A^\ ^\ ^
Z. 95: Zu £ ^\ cfr. Ham. 432, 539, 629.
Z. 100: Aber es (das Ross) ist leicht und zart (gebaut),
wie die Spitze der Lanze, und fest ist seine Schrankader.
Zu 0 L ^.Ia cfr. Grünert, 1. c. Nr. 157.
Cod. slLiö.
Z. 102: Nicht verschwindet seine Schrankader unter der
Koppel, (es ist) ein starkes am vorderen Theile des Rückens,
dem dicken.
Cod. Jsuj.
ULÜ\ j^' s s. w. u. 250, 251; zu KAs cfr. Fraenkel, Mehr-
lautige Bildungen im Arabischen, p. 22 u.
Z. 103: 0 U'L.s.vH die Waden-, Zwillings- oder Backfersen
heinmuskeln, musculi gastrocnemii.
Cfr. Ch. A. 218. Imrulqais XIX, 27.
Z. 106: Mit von den Schweifspitzen an reichlichem Schweif
haare [d. h. sein Schweifhaar ist auch an den Enden so dicht]
als ob einmal über seine Wadenmuskeln (hinab) Gewänder ge
legt wären.
Cod. zu die Glosse t-AjJl
Cfr. Imrulqais XIX, 29 und Nöldeke, Beiträge zur Kennt-
niss der Poesie der alten Araber, p. 139, Vers 21.
Z. 107: ,Sprunggelenk' (jarret) oder ,Hinterfuss-
wurzel', tarsus.
Cfr. Ham. 561, 661. Mutanabbi 635, Vers 15; 708, Z. 6.
Fraenkel, Mehrläufige Bildungen im Arabischen, p. 17.
Z. 108: i_äA>3 ,Schienbein'oder,Röhrenbein'(canon);
^xA\ = metacarpus; i_äA> 5 = metatarsus; cfr. Anm. zu
Z. 62. al-’Asma'i hier ungenau, da dem ^Uo [Unterschenkel, tibia
(jarnbe)] des Hinterfusses, JAJA, beim Vorderfusse, ^J\,
[Vorarm oder Kegel, radius (avant-bras)] entspricht.
Z. 111: Cod. am Rande XlA ür'-'-A
Das Kitäb al-cliail von al-’Asma'i.
37
Z. 111: jiUJ bezeichnet liier, wie auch später oft, die
ganze ,Zehe' des Pferdes mit den drei Zehengliedern: Fessel
hein, lvronbein und Hufbein, also Alles, was vom Schienbein,
abwärts liegt. Dementsprechend ist äIAlU das ,Fessel
bein', phalanx prima digiti medii.
Z. 111: ,Kronbein', phalanx secunda digiti medii.
Cod. hat hier vocalisirt was schon mit Rücksicht
auf das folgende sich als verlesen statt ergibt.
Cfr. Ihn Doreid, p. 258, 307. Maqsura 82.
Z. 113: ykx.Ji.Jc ,Hufbein', phalanx tertia digiti medii.
C-o ergänzt nach Lis.
Cod. am Rande noch auf der vorangehenden Seite:
Z. 114: ... an einem Fesselgelenk, das nicht Schmerzen
empfindet am Kronbein, das in sich schliesst mitsammt einem
Knochen eine Sehne.
Lis. Tä£. Gauh. s. v. g^o.; Lis. s. v. cfr. Kamil
648, 12.
Cod.
jJj' cfr. Z. 252 ist das ,Fesselgelenk' oder ,Köthengelenk',
,die Köthe' (boulet), articulatio metacarpeo-phalangea; cfr. 'Äl-
qama XIII, 49. Zulieir XV, 28; XVII, 19. Ham. 707. Maqsura 91.
Z. 115 sqq.: Am ,Hufe' (sabot) yUA [zu beachten ist übri
gens die Erscheinung, dass, wenn yliA als ,Huf' und nicht als
,Zehe' (cfr. Anm. Z. 111) gebraucht ist, durchwegs der Plural
im Codex sich findet] werden folgende Theile bei der ,Horu-
wand' unterschieden: ,die Seitenwände', (wel
ches Wort auch an sich für ,Huf' gebraucht wird) ,die Zehen
wand' und ,die Trachtenwände', deren hintere Enden
sich nach vorn umbiegen und dadurch die ,Eckwände' bilden.
(cfr. Mufadd- XVI, 27) und s. w. u. (Gawä-
liki). y)^> cfr. Ham. 264. Moall. 101. Div. Huds. CCXVII, 2.
Zulieir IX, 18, 20; XVII, 15. Kamil 379, 8.
Z. 117: Wenn es (das Ross) herannaht, (so siebt es aus),
als ob die Seitenwände seiner Hufe gefärbt worden wären, ob
gleich sie nicht gefärbt sind.
Hiz. mit der Variante \JjjG ,wenn es sich entfernt'.
38
X. Abhandlung: Haffner.
Z. 118: Zu siehe 'Alqarna XIII, 49. Zuheir XIX,
7, 10. Mutanabbi 433, Vers 25; 563, Vers 20. Kärnil 698, 10.
Ham. 707, und vgl. Gawälild, p. 79 sq. (ed. Sachau):
r c c £ w w w _ r °
l IjJLsü i*XX-^ccJ\
lp*i V^ii ? jyp\ dojA. Jlä <*i\ l-xXXs
jäljN JA* cV v-X^Jf 0 cÄLpJ LJ"'v cd i_r' A ''- Ä " J U J
^-✓ü\ \ ( ta _5 ,Ö5 3
jAJ\ j^J-C l-fJoLLo
g*>
c , ' , j c
lxIIA.
Sie (die Rosse) waren mit dem Propheten bei Honein,
während sie gezeichnet waren und blutig an den Seiten wänden
ihrer Hufe, und heim Gefechte Chalid’s waren sie, als die Zehen
wände ihrer Hufe verletzt waren, mit denen sie über die Länder
al-Harämi’s (dahintrabten).
Die Verse finden sich hei Ihn Ilisäni in folgender Form
(Bd. II, p. 837, 3. 5):
„I ■"/••*’ '** VI I ' ' jC J,
C — 9 ^ £ C J
pj. 5ü\ äJL\> ^*3 UlLL
£~X)\ jJ.aJ C
Z. 119: Ihre Hufe sind (glatt) wie die Hörner der Wild-
kühe, ihre (i. e. der Hufe) Ränder über der Sohle (sind)
schwärzlich.
Cod. £.-£>.
Z. 122: Mögen Lösegeld für euch beide sein, o meine
beiden Füsse! meine Mutter und meine Tante am Morgen von
Kulak, wann eingeschnitten wurden die Trachtenwände der
Hufe!
Z. 123: jJUi ,Hornstrahl £ (fourchette).
^ilAd ^kb bezeichnet im Gegensatz zur ,Hornwand‘ (paroi
ou muraille) die ,Hornsohle' (sole) des Hufes.
Cfr. Ch. A. 264, Vers 1 und Anm. 265. an-Nabigha XX,
21. 'Antara XX, 27. Mufadd. V, 4. Maqsura 82.
Z. 125: Es hat zwischen den Seitenwänden seines Hufes
Hornstrahlen, wie die Kerne einer harten Dattel.
Lis. und Tag. s. v. Kamil 496, 10.
Cod.
Das Kitäb al-chail von al-’Asma'i.
39
Z. 127: (Seine Hornstrahlen gleichen) einem Dattelpalm
dorn, (sie sind so glatt) wie der Stab des Greises (und so hart),
als ob in sie hineingesteckt worden (hineingedrungen) wäre,
ein zurückgekehrter von den Dattelkernen von Qurran, ein
schon einmal gekauter.
Lis. Tag. Gauh. s. v. JJ4 (Gauh. von ji an) Lis. s. v.
*JU. Kamil 496, 1. 'Alkama XIII, 49.
Im Text steht über ih^Uo die Erläuterung ^\. Neben
hat Cod. ji oder ^4.1 ; 1 hinter j .ys. Ä '°
über der Zeile pCt>.
Zu diesem Verse findet sich in den Lexicis folgender
Commentar:
5 <xx<LU A-\ «3 \ a3
a3 t k ^ La,^.w.3 a.i a^o *
a a.^o^9 <xsDJ\ aa.o£ t ^\ c Lm4.^o
Cfr. Alilwardt, Bemerkungen etc., p. 153.
Ich glaube nicht, dass der verglichene Theil des Pferdes
hier, wie Alilwardt meint, das ganze Bein ist, sondern halte
den Commentar <xx alTo hier für allein richtig, wofür
auch der Umstand spricht, dass al-’Asma'i den Vers zum Worte
gesetzt hat. Dass kein besonderes Wort dastelit, welches
mit verglichen wird, ist, wie auch Alilwardt bemerkt, für
die Deutlichkeit im Zusammenhänge der Verse bedeutungslos,
und ich will hier für diese Erscheinung nur den oben ge
gebenen Vers (Z. 94) heranziehen, welcher einen gleichen Mangel
aufzuweisen hat. Der Commentar zu diesem Verse im Kamil,
p. 496, ist allerdings vollständig verfehlt, wie schon nach dem
Zusammenhänge der Verse im Gedichte'Alkama’s klar ist, und
ausserdem werden durch denselben die Schwierigkeiten der Er
klärung dieses Verses eher vermehrt als verringert.
Einen ähnlichen Vers führt Bekri s. v. A an.
9 , ,S.. G.'.C * ? ' *< r ' * « - , ' * \ ' \ ' \
Und ein starker (Esel) spaltete damit (mit den Hufen die
Steine), als ob seine Hornstrahlen Dattelkerne wären, (einer
1 Vorlesung des Herrn Prof. Dr. Karabacek vom 29. April 1891.
40
X. Abhandlung: Haffner.
von denen), auf den ein Kauender (vergebens) gebissen batte,
einer von den Vollreifen (und deswegen mit ganz barten Kernen
versehenen) Datteln von Qurrän.
Z. 128: ÄJ3 ,Haarzotte' oder ,Zottenhaar'.
Z. 130: Es hat Haarzotten am Hufe, gleich den verdeckten
Flügelschwungfedern des Geiers, schwarze, welche den Ort
wechseln, wenn sie sich sträuben.
Lis. Muh. 'As. s. v. JUi) Ihn. Quteiba, Adab
el-Kätib, p. 45, 4. C. V. id. Imrulqais XIX, 85. Cfr. Daumas,
Die Pferde der Sahara (deutsch von Graefe), 2. Theil, p. 28.
Cod. über <0 im Texte QJ . wie auch Imrulqais
1. c. hat.
Am Rande steht neben dem Namen des Dichters:
- C £
\ J.ST* ^ yfc \-\e-
Ihn Quteiba und Lis. haben die Form .^gLj mit der Glosse
Lyl, also: ,welche reichlich sich zeigen'.
Z. 131: pl. j.sUo'sü, die ,Kronenhaarzotten'.
Z. 135: Es hat weder einen zu breiten (grossen) Huf,
noch einen zu schmalen (kleinen) und nicht hat Arbeit mit
seiner Sohle der Hufschmied.
Lis. TfQ. s. v. Kämil 495, 6 mit der Variante J
,nicht braucht zu beschneiden'. al-’Asma'i, Kitab al-ibil, Hand
schrift der Hofbibliothek, N. F. 61, p. 122 a, Z. 11. Ihn Quteiba,
Adab el-Kätib, p. 21 und Anm.
Cod. über \ die Bemerkung
Z. 138: ... einen becherförmigen Huf, dessen Hornstrahlen
wehren der Strahlfäule.
Lis. Tag. s. v. j> 3 , Kämil 495, 15.
Cfr. Ch. A. 221; zu j& 3 cfr. w. u. ‘Qä^, Z. 258.
Z. 140: . . . einen becherförmigen Huf, welcher zerstösst
das Steingeröll am Fusse des Berges.
Lis. Tilg. S. V. Ja-öa..
Z. 143: Sein Huf ist wie der Becher des Knaben, in dem
die Maus sich ein Versteck machen könnte.
IJiz. Kämil 495, 13. C. V. Ibn Quteiba, p. 45.
Cfr. Imrulqais XIX, 26.
Das Kitäb al-chail von al-’A?raa f !.
41
Cocl. und darüber Lf
Ueber den Huf und seine Theile vgl. Kamil 494, 24 sqq.
Z. 145/147: Zu vgl. Mutanabbi 519, Vers. 35. Maq-
sura 87.
Z. 146: Zu j-ISj cfr. Hornmel, 1. c. 108 (116); Div. Huds.1,14.
Z. 146: Zu ^ cfr. Div. Huds. XC, 27; XCIII, 45.
Z. 150: UäUä. ,Zehenweite', aucli ,Tanzmeister' oder fran
zösische Stellung' genannt. Cfr. Lebid XVII, 35.
Z. 153/54: Zur Flucht beeilte sie (die Reitkameelin) sich
mit den Hinterfüssen, und es folgten die Vorderfüsse, indem
sie leicht die Hufe auswärts drehten, ohne dass jedoch die
Sehnen an ihrem Vorderfüsse schlaff waren.
Lis. Tag. und Gauh. s. v. i_iwo jedoch überall
statt steht; Kitab el-ibil, 1. c. 133a, Z. 1.
Cod. nach Ootö'Tj über der Zeile Ifjjo \ J} .
Z. 157: ,Aufsatz'; cfr. Maqsura 81.
Z. 157: Cod.
Z. 159/60: Es erhebt sich der Aufsatz zu seinem (des
Pferdes) langen Halse, auf einer Brust, (glatt und fest), wie
der Reibstein des Aromas, einer farbigen.
Mufadd. XX, 24. Lis. Ta£. und Gauh. s. V. mit der
Variante gJÖ.
Cfr. Alkarna I, 41. qfijA JA* «AJf- u" und hie
zu Ahlwardt, Bemerkungen etc.
Z. 161: fjdS ,Kehlrand'; Cod. f dJo ebenso Lis. Tag. Gauh.
s. v. f j~b; Muh. s. v. f JJo mit der Bemerkung: i3\jS S
J\ Jo q-oLo; den gleichen Zusatz hat Gauh. s. v. f jJq;
Lis. Täf. s. v. ? JJo: ^11 CSjfs-
Z. 162: Cod. AiljA.
Z. 162: ijoi ,Haarschopf' (toupet), coma.
Cfr. Hornmel, 1. c. 72 (45); jjJ- 5 > id. 73 (47). Ch.
A. 210. Imrulqais XIX, 32. Ham. 795. Mut. 670, Vers 22.
Zu sagt eine Randglosse: ^
yloJOl.
Z. 164: ... so wie gehen, mit zerzaustem Haar, Mädchen,
welche die Haarlocken schütteln.
42
X. Abhandlung: Haffner.
Lis. (^LxaJI sic! fälschlich) Tag. s. v. mit Variante
für
Cocl. als Randbemerkung Äs.-^
Z. 165: ,Schweifhaare' und , Mäh ne' (crinihre) juba.
Cfr. Cod. 5, 4. 'Antara XX, 28. Du-r-Rumma 97. Mufadd.
VIII, 21. Mut. 221, Vers 26.
Z. 166: ... sie (die Stuten) schütteln die Schweifhaare
und die Stirnhaarbüschel.
Z. 167/68: JLk-« und linke und rechte ,Unterrippen
gegend' hypochondrium sinistrum et dextrum.
Cfr. Moall. 151. an-Näbigha X, 24. 'Antara XXI, 26. Zu-
hair X, 11; XV, 9; XIX, 6. Mufadd. VIII, 20. Nöldeke, Bei
träge zur Kenntniss der Poesie der alten Araber, p. 139, Vers 20.
Z. 169: . . . mit stark hervortretenden Rippengegenden,
ein schnelles, edles (Ross) mit weiss geflecktem Idinterfusse,
dessen (bunte) Decke leuchtet (weithin sichtbar ist).
Cod. hat für welches nicht pur ,Wildesek, sondern
auch ein ,schnelles, starkes Pferd' bezeichnet.
Z. 170: ,Darmcanal c tractus intestinalis s. intesti-
norum.
Z. 171: ... Das Wasserschlürfen treibt es (das trockene
Putter [?]) in den Darmcanal.
Lis. Tä£. s. v. J-oc.
Ueber steht im Texte, bei der Collation mit Vocalen
versehen, statt dessen aber dort zweifellos die andere Les
art <p> stehen sollte.
Z. 173: Sein Darmcanal ist leer, ausser vom Wasser und
einem Grünfutter, welches es abgeweidet hat auf zerklüftetem
Boden.
Lis. Tä§. s. v. J-os.
Z. 175: ,Becken, Beckenhöhle', cavum pelvis.
Z. 176: Cod. ^ ^jJl.
Z. 177: älhü ,Lenden- oder Nierengegend' (reins), regio
lumbalis s. renalis; cfr. Ch. A. 264, Vers 10; 273. 'Alkama I,
26. Imrulqais IV, 37; XL, 26. Mufadd- VIII, 19. Maqsura 80.
Nöldeke, Beiträge etc. 139, Vers 19.
Das Kitab al-cbail von al-’Asma'i.
43
Z. 179: Sie (die Stute) hat Lenden, als ob die Gelenk
köpfe der Knochen eines Hengstes sich wölbten über den
Schenkeln eines männlichen Strausses.
(D. h. die Stute hat zierliche Extremitäten hei sonst sehr
kräftigem Bau.)
Cod. hat am Rande f lksJ\ 5Ü\ LsP.
Vgl. hiezu Geyer, K. al-wuhuS 67, Anm. zu Z. 554, und
ausser den dort angeführten Stellen Imrulqais XLVIII, 54.
Z. 180: ,Stirntheil, Stirngegend' (front), pars frontalis.
Z. 180: L4-L ,Rücken' (dos); cfr. Maqsura 85. Mut. 32,
Vers 19; 280, Vers 15; 619, Vers 17.
Z. 181: und XJÜL ,Naheigegend', regio umbilicalis.
Cfr. Z. 69, 70.
Z. 183: Cfr. Z. 186.
Z. 184: ,Lederhaut'.
Z. 186 (und Z. 183): Es ist, als oh die Endstellen seiner fal
schen Rippen bis hinauf zum Ende des Schlauches und (dann wei
ter hinauf) zur Nabelgegend bedeckt wären von einem Nussholz
schilde mit festem (Leder)überzug, einem nicht durchlöcherten.
Beide Verse zusammen finden sich Lis. s. v. Uo, Tä£.
s. v. ; der zweite allein Lis. Gauh. und Muh. s. v.
Z. 187: ,Schlauch' (fourreau), ,Vorhaut', praeputium.
Cfr. K. al-fark 9, 17.
Z. 188: ,männliches Glied' oder ,Ruthe', penis s.
membrum virile, s. virga, s. coles, s. priapus, welche Bezeich
nungen auch für J 5 Ai und o'L4- Platz zu greifen haben;
cfr. K. al-fark 10, 1. 2; Jyojl cfr. K. al-fark 9, 16. 17.
Z. 191: eJA-L ,Zehenweite'.
Z. 193: ,Zehenenge'; cfr. GUi, Z. 150 und Anm.
Z. 195: jAL und Z. 198 cfr. Mufadd. XX, 22. Lis.
Tag. Muh. s. v. J-ä-uJ, Lis. s. v. US und J-SU^: ^ J1S]
Nicht ist es ein Pferd mit dünnem Haarschopf, und es
hat keinen Rammskopf und keine zitternden Glieder, (es ist
44
X. Abhandlung: Haffner.
vielmehr) eines, das getränkt wird mit dem Stärkungsmittel
des geehrten Gastes des Lagers, ein (sorgfältig) aufgezogenes.
Lis. s. v. LS mit der Umstellung: und s. v.
JJLo mit der Variante ,J.iL ^3 [statt J.ÄL ,nicht mit fleisch
losen Flanken'. Ihn Quteiba, p. 41.
Z. 195: JjLo s. o. Lis. s. v. jjibo.
Z. 200: jAbi ,Heu- oder Strohbauch'.
Z. 202 sqq.: Vgl. zu diesem Capitel Ch. A. 233—238. Ibn
Quteiba, p. 41 sqq.
Z. 205 sqq.: und abjb ,Brustbein', sternum; ,Brust
kasten', thorax. ,Vorderbrust'. Cfr. K. al-fark 8, 16. Ham. 66,
145. Kämil 443, 6. 8.
Z. 208: . . . und der breite Knochen der Vorarme an der
Brustbeingegend (reicht hinauf) zu einer Brust, einer mit zit
terndem Fleische an der Stelle des Schulterblattes.
Kämil 443, 8 mit der Variante Ukpj. Kitab el-ibil, 1. c.
108 a, Z. 12.
Z. 209: Cfr. K. al-fark 8, 17; 24, wo Cod. >l|j sic!
Z. 211/212: Cod. zweimal Jjjo.
Z. 213: ,Maulspalt' (bouche), Maulwinkel, angu-
lus oris.
Z. 214: Der vollständige Vers lautet:
-JL AJ3J ljJÜ- (jjtS
(Seine, sc. des Pferdes, Mähne ist so lang und flatternd),
als ob über seinen Halsseiten ein wogendes Gewand läge, und
(seine Maulwinkel sind so gross oder sein Maulspalt ist so
gross, dass,) wenn Du einen Hund zwischen seine Kinnbacken
(hinein-)würfest, er darin verschwinden würde.
Der Vers findet sich C. V. mit der Lesart J/bä Jpi ojj
g)\. Ibn Quteiba, p. 42.
Z. 216: . . . und ein schwarzbraunes (Pferd) mit kurzem
Zügelriemen über den Kinnbacken, während seine Nasenhalfter
lang ist.
Tag. Gauh. s. v. und zwar, wie auch C. V. und Ibn
Quteiba, p. 42, in folgender Form:
Das Kitäb al-chail von al-’Asma'i.
45
- % r , ff a . 9 ' '
,Mit breiten Maulwinkeln etc. ... ein langwangiges etc. .. .'
Z. 217: Ein t im Texte über As4 verweist auf das fol
gende, am Rande stehende und durch t gekennzeichnete
I 1 ? = fWil f e5'j es® Hr^-' 03^ cS' ^5'
Z. 218/19: Zu ^s.h cfr. Imrulqais, Appendix IV, 5.
Z. 219: Cod. hat die Randglosse jüö .u4ly> d^yah.
Cod. Jjb.
Z. 220: die (10) falschen Rippen', costae spuriae
s. asternales, im Gegensatz zu jLö, pl. £ ? Ub, die (8) ,wahren
Rippen' (cote), costae verae s. sternales; cfr. Maqsura 34, 79.
'Alqama II, 15.
Cod. sl .^os.
Z. 222: Angeschwollen war sein Bauch an der Stelle der
falschen Rippen (vom übermässigen Weingenuss) und (eben
deswegen) musste man ihn stützen; (er aber wehrte sich hin
gegen nach Art mancher Trunkenen,) und wenn er sich da
gegen zur Wehr setzte, hätte man denken können, er brauche
nicht gestützt zu werden.
(D. h. der Betreffende ist so trunken, dass er einer Stütze
bedarf, weist diese aber zurück und rafft sich dabei soweit
auf, dass es den Anschein hat, er sei nicht trunken, oder er
will eben durch diese Zurückweisung zeigen, dass er nicht
trunken ist.)
Z. 227: Cod. Jj*
Z. 230: Cod.
Z. 231: Zu cfr. Moall. 46.
Z. 231: Cod. hat
Z. 284: cfr. Ham. 158.
Z. 234: Ui ,halber oder ganzer Rammskopf'.
Z. 234: al-’Asma'i zählt hier zu den unbe
liebten Eigenschaften des Pferdes; obschon dies sonst (cfr.
C'h. A. 235) als ein beim Pferde bezeichnet wird, habe ich
1 Vorlesung des Herrn Prof. Dr. J. Karabacelc vom 6. Mai 1891.
46
X. Abhandlung: Haffner.
doch ycä nicht, wie es naheliegend gewesen wäre, durch ein
anderes Substantivum (kli oder J ? L) ersetzt, da al-’Asma'i bei
Aufzählung der beliebten Eigenschaften des Pferdes (Z. 224)
allerdings anführt, mir aber dies immerhin keinen
directen Gegensatz zu yds. zu enthalten scheint, wes
halb yds, hier sehr wohl als Ansicht al-’Asma'i’s bestehen kann.
Z. 235: Cod. ijlZ]h
Z. 238: Cfr. Z. 132—135, Anm.
Z. 242: ,Knieweite'; cfr. Ham. 348.
Z. 243: ,Fassbeinigkeit' (die in den Sprunggelenken
zu weite Stellung).
Gauh. hat statt an dieser Stelle
Z. 246: Der Vers lautet vollständig:
c' u ■" ^ — c. f
t ,4> (4-
Es (das Kameel) ist (gleichsam) ausgemauert an der Brust,
wie ein Brunnen, ein starkes, dessen Hinterflisse nach auswärts
gespreizt sind, so dass die Sprunggelenke sich nicht anein
ander reiben.
Lis. Ta£. Gauh. s. v. Kitäb el-ibil, 1. c. 116 r., Z. 6.
Z. 247: Jji- ,Sterzschweif'; cfr. JjA Moall. 27. Lebid XLII,
16. Mut. 203, Vers 12 und letzte Zeile.
Z. 251: Statt hat Gauh. hier yJh ,straff angespannt
sein'; cfr. Ch. A. 33L
Z. 252: ,Gelenke', articulatio, und zwar = jAJ
,Fessel- oder Köthengelenk, Köthe' (boulct), articulatio meta-
carpco-phalangca; cfr. Z. 114, Anm., und aAs) .Vorderfusswurzel
gelenk, Carpealgelenk', uneigentlich auch ,Vorderknie' (genou)
genannt, d. i. die Verbindung zwischen dem Vorarm (oder Kegel,
avant-bras), radius, jüjJJl und dem Schienbein (canon) des
Vorderfusses, metacarpus, i_Ja-Aj.
Z. 254: Der Vers lautet vollständig:
Und bei gar manchem Reitertreffen, indem sie einander
(mit Lanzenstichen) beschenken und keinen Pardon geben, war
ich mit einem an den Gelenken glatten, schlanken (Rosse).
Das Kitäb al-chail von al-’Asma'i.
47
Lis. Tag. s. v. Jpta.; Lis. s. v. ^ mit der Lesart ^Lb.
Z. 256 (cfr. Z. 234): ^aj ,Speckhals'.
Z. 257: ,Steingalle'; cfr. Div. Huds. XC, 27.
Z. 258: SjS' s ,Strahlfäule'; cfr. Z. 138, Amu.
Z. 258: yA ,Spath oder Spatt', auch ,Stichbein' (eparvin)
genannt.
Z. 259: Cod.
Z. 259: ,Schale'.
Z. 259: gli ,Sprunggelenksgallen' (vessignon).
Z. 261: jJly ,Sporn'; cfr. Imrulqais XL, 11.
Z. 262: JclL ,Geschwulst'.
Z. 264/65: Es war Ka'b nach der Ansicht der Leute ein
Dichter, aber die (beiden) Hände des Ka'b ibn Leila sind
voller Geschwülste und er selbst ein (thörichter) Greis.
Z. 265: Cod.
Z. 268: ,Bewegung, Gang'.
Z. 269: (5-L ,kurzer Schritt'; cfr. Div. Huds. XCII, 21.
Z. 269: ,Sprungschritt'.
Z. 270: cfr. Fraenkel, Mehrläufige Bildungen im Ara
bischen, p. 19.
Z. 270: ,schwerer Schritt'; jiS cfr. Ibn Doreid 254.
Ham. 458, 648; adj. J^y, Hommel, 1. c. 68 (39). Kämil 347, 15.
Z. 272: ,ys)b ,schneller Schritt'.
Z. 272 und Z. 273: Cod. beidemal 0 ^4.
Z. 273: iy-o.
Z. 273: Cod. 0 bbh
Z. 274: Beachte beidemal (sic!).
Z. 274: ,Trab' oder ,Trott' cfr. Ham, 506, 760.
Moall. 50. Div. Huds. XXVIII, 6. Du-r-Rumma 38, 48. Kämil
287, 17.
Z. 275: ,der schnelle, zweischlägige Wettrenngalopp'
oder jCarriferelauf) Kennlauf'; cfr. Moall. 26,27. Imrulqais XLVIII,
54. Du-r-Rumma 48. K. al-wuhus 24.
48
X. Abhandlung: Haffner.
Z. 275: ÜLXAsLi' ,Hunds- oder Wolfstrab'.
Z. 276: jUaij ,stechender Trab 1 , IV. Cfr. 'Antara
XXVI, 9. Imrulqais XIV, 12. Ch. A. 295, Vers 2. Div. Huds.
XXI, 14 (8. Form); XCII, 43. Kämil 471, 15.
Z. 278: IV. Cfr. Mufadd. XXXI, 13.
Z. 278: IV. Cfr. c Alkama I, 35. Tarafa V, 5. Ch.
A. 297.
Z. 279: Cod. verändert nach Lis.
Z. 281: ^ cfr. 'Antara XXV, 2, 7; XXVI, 4. Tarafa V,
24. Ch. A. 265. Moall. 40. Mut. 756, Vers 28. Kämil 175, 13;
283, 8. Maqsura 89.
Z. 284: ,schleppen'.
Z. 288: cfr. an-Nabigha V, 31.
Z. 294: cfr. Ch. A. 291. Ham. 101; Nom. pr.
eines Pferdes des Propheten, nach C. M.
Z. 294: cfr. Ch. A. 291.
Z. 295: cfr. Div. Pluds. XXII, 8. Mufadd. XX, 21.
Z. 296: ,Sprung' oder ,Lancade'; cfr. Ch. A. 295,
Vers 26. K. al-wuhüs 80.
Z. 297: jJ/A höchster Grad des ,Streifens'.
Z. 298/99: (Reiter auf Rennern), die im Lauf mit den
Hufen die Arme • streifen, die hinstreben nach der Mitte des
Zeltdorfes, nachdem sie weggenommen haben den besten Theil
des draussen weidenden Viehes.
Z. 300: c3Ui.,fuchteln, billardiren oder auswerfen'. [eJ>Uk.
hier vom ,Gange', weiter oben von der ,Stellung' des Pferdes
gebraucht; cfr. Z. 150, Anm.]
Z. 302: C. M. hs kAAl (3^^° 0°
Z. 303: Hinter hat Cod. als in den Text gedrungene
Glosse zu nach J3U.
Z. 303: Ich habe hier, gemäss der Randbemerkung
3UA Lfiij)! diesen Zusatz in den Text aufgenommen,
da die Auslassung desselben bei der Folge von Ausdrücken
aus einem späteren Capitol, die bis dahin sonst nicht erwähnt
waren, sinnstörend empfunden wird.
Das Kitäb al-cbail von al-’Asma f i.
49
Z. 306: ,rothbraun*.
Z. 306: , dunkelbraun*.
Z. 309: ,kastanienbraun*.
Z. 309: culbb ,weichselbraun*.
Z. 310: Cod.
Z. 311: jLZ,\ ,isabell*.
Z. 312 sqq.: ,schwarzbraun*.
Z. 312: Cod.
Z. 315: ,fahl, falb*.
Z. 316: Cod. (iSJt.
Z. 316—318: cfr. Freytag-, Proverbia IX, 14.
Z. 317: jrjl.jJl cfr. Yullers, Lexicon persico - latinum I,
952 b, s. v. ajjo [color cinereus ad nigredinem vergens); Dozy,
Supplement etc.: cendre.
Z. 317: ^50 ergänzt nach Lis. und Mul.i.
Z. 319: und cfr. Imrulqais IV, 20. MufackJ.
XXXIV, 15.
Z. 319: nach den Lexicis von Einigen statt J=LA\
gebraucht; ebenso hier von al-’Asma'i.
Z. 321: Cod.
Z. 323: Und ein (Ross), dunkelfarbig (und fest), wie ein
Stein, das sein Haupt schüttelt vor den vordersten (Rossen),
während es mit beiden Vorderfüssen ausgreift.
Lis. Tä*. s. v. jJL(£ mit der Lesart
Cod. y 1 q.
Z. 324: Zu ayALll cfr. Fraenkel, Die aramäischen Fremd
wörter im Arabischen, 7. Anm.
jXJj\ ,fuchsig*; cfr. Freytag, Proverbia XXII, 47, und einen
dort angeführten Vers des ks)^\ jJU-A, Hommel, 1. c. 83 (67).
Z. 324: ,Lehmfuchs*.
Z. 325 (und Z. 308): cfr. Dozy, Supplement: ^451
cheval cap de more; Hommel, 1. c. 69 (41), 169. Kämil 448, 14.
Moall. 150. 'Antara XXI, 25. Mut. 651, Vers 17.
Sitzungsber. d. pbil.-bist. CI. CXXXII. Bd. 10. Abb.
4
50
X. Abhandlung: Haffner.
,Kohlrapp' oder ,Glanzrapp'. Cfr. Lane s. v.
J^L\ ,the kings of liorses are the black thereof'
(cfr. Z. 309, 310).
Z. 326: Cod. ä|»H, welches Wort jedoch schon deswegen
hier nicht wohl gestanden haben kann, weil es oben (Z. 312 sqq.)
bereits ausführlich behandelt wurde.
Z. 327: ,Schimmel'; cfr. 'Antara VIII, 1.
Z. 329: jJyl ,Tiger'; cfr. 'Alkama II, 13.
Z. 330: oG-ih die ,Abzeichen' des Pferdes.
Z. 331: Sj£ ,Blässe' im Allgemeinen; cfr. ~S\ Hommel, 1. c.
93 (93), Kamil 177, 6; 272, 3; 312, 4; 471, 13. Mutanabbi 651,
Vers 18; 661, 21—662, 2. Div. Huds. X, 4. Nöldeke-Müller,
Delectus etc. 87, 5.
Z. 331: ,Blümchen'; cfr. ^jS\ Ch. A. 246 (Vers). Div.
Huds. XCIII, 19. Mufadd. XXV, 63. Ham. 794. Mutanabbi 661,
21—662, 2.
Z. 332: b ,Stern'; cfr. Ham. 653. Hommel, 1. c. 64
(27), 73 (46).
Z. 332: Cod. JAS.
Z. 332/33: aAAA s/i ,Blässe' im Speciellen; oder auch
,langgezogener Stern, Blässenstern'; cfr. Ibn Doreid 106. Mut.
335, Vers 8.
Cod. hiezu die Bandbemerkung:
\ _>\ JS^äM jä uX3 J 3
hoGo 's) ÜG-Gs». i Jjä*o
Das Abzeichen eines heisst,Leuchte' oder ,Laterne'.
Cod. i_ä=As.4.
Z. 334: Es breitet sich die Blässe der Renner unter ihnen
aus auf den Gesichtern mit den rauhen Futtersäcken.
Lis. Tag. s. v. mit der Variante statt g^.
Cod. ? Lil\.
Z. 335: ^UJI cfr. Hommel, 1. c. 103 (108), als terminus
technicus des neunten Pferdes beim Wettrennen.
Das Kitäl) al-chai'l von al-’Asma f i.
51
Z. 336: ,Schnippe* oder ,Schnäuzet; cfr. Moall. 163.
Mut. 604, Vers 33.
Cod. p (statt ^1).
Z. 337 s. w. u. zu Z. 357.
Z. 339: Zu ,einfarbig*; cfr. Freytag, Proverbia XXII,
172. Kämil 177, 6; 312, 4. Delectus carminum arab. 87, 5. Mu-
fadfl. V, 9.
Z. 341: mit einer ,Milchlippe* oder einem ,Milchmaul*.
Z. 342: Liysr" ,hochgestiefelt*.
Z. 344/45: (Ein Vogel) zweifarbig am Schwänze (oder:
an den Flügeldeckfedern), gescheckt am Bauche, und er ist
röthlich mit einer Hose aus Atlas und einem dünnen Leinen
mantel einem abgeschnittenen.
Lis. Tilg. s. v. k„Jo; Lis. s. v.
Cod. kjj.
bezeichnet nicht nur den ,Vogelschwanz*, sondern
auch die ,Schwungfedern zweiter Ordnung* oder die ,Flügel
deckfedern*, im Gegensätze zu (cfr. Z. 130), den ,Schwung
federn erster Ordnung* oder den ,verdeckten Flügelschwung
federn*.
Z. 347: je nachdem das Abzeichen hoch hinauf
reicht: ,halbgefesselt* oder ,gefesselt* oder ,hock gefesselt* oder
,halbgestiefelt*.
Z. 348: jJJlü ,ganz- oder weissgestiefelt*, oder ,hochweiss*.
Z. 351/52: Der Vers lautet mit dem ihm voraufgehenden:
X£>\ a-tc. jJjLij CjI's ,-jhLlT h.li'iO JojliS
Und es erschien dem zur Nachtzeit Reisenden, als er
vollendet hatte seine Nachtreise, in den letzten Theilen der
Nacht ein Morgengrauen, ein weisslich schimmerndes, wie die
Flanke eines an Bauch und Seiten gefleckten Hengstes, wenn
er steht, und die Decke herabzugleiten beginnt, da er von
Farbe röthlich ist.
(D. h. der röthliche Schimmer tritt über der dunkeln Decke
hervor, wie die Morgenröthe aus der Dunkelheit der Nacht.)
4*
52
X. Abhandlung: Haffner.
Lis. Tag-, (Variante Jx*s) Gaul). Muli. (Variante s. y.
kJ; C. V. mit der Lesart As. in folgender Form s. v. kJ:
GA ^kA\ kJ'ifi A-Gj
Ein ähnlicher Vergleich findet sich Div. Huds. XCIX, 29.
9 Z! , 9 f c , ' w ■** Zif C ■** ' *
Jük° ^ LA <*-
^ rs*t csfyH JL_?
* 4 # * f
•M Cksks
Und wie gar manche finstere Nacht, mit einfarbiger
Dunkelheit (d. h. die kein Stern durchbricht), gleichwie schwarz
ist unter der dunkeln (Decke) ein mit der Satteldecke be
deckter Kappen, durclisclinitt ich ....
Z. 354: jpol ,Scheck' oder , Schack'; cfr. Zuhair, Appen
dix X, 2. Imrulqais IV, 20. K. al-fark 31, Anm. zu 14, 6. Geyer,
’Aus ihn Hajar 4, 16. Hommel 56 (10). Ivämil 250, 6; 349, 7;
350, 4, 5; 448, 14. Urwa ihn al-Ward I, 3.
Z. 355: cfr. K. al-wuhus 247, 289. Moall. 33. Mufadd.
XXXIV, 18. Lehid XIX, 19.
Z. 356: J4-‘\ cfr. Hommel, 1. c. 77 (51). Ch. A. 246 (Vers).
Z. 357: jAr~, pl. JlsM, und jAnA* cfr. Ham. 52,
238, 794, 798. Hommel, 1. c. 65 (30). Kämil 16,'2; 272, 3. Mufadd.
V, 9. XXV, 26. Mut. 335, Vers 8.
Z. 363: und cfr. an-Näbigha XVI, 3. id.
X, 24.
Z. 363: Oho und oCAJ 9 c\ an-Näbigha XVI, 3. Ta-
rafa V, 59; XIV, 13. Mut. 604, Vers 40; 712, Vers 12. Ch. A. 198,
308. Kämil 482, 12, 16. Ihn Doreid 58; 103; vgl. Z. 410, Anm.
Z. 366: jjß cfr. Lebid XLIII, 5. Mufadd. IV, 15, VI, 2
(jjyi j-«k) Freytag, Prov. II, 228, Anm. zu 91.
Cod. hier und 16, 2, heidemal vAjji'.
Z. 368: O 'Ärnir! fürwahr, wenn der Qurzul nicht gewesen
wäre hei der Flucht, so wäre der Ruheplatz deiner Wangen
deine Schultern geworden!
(D. h. ich würde dich getödtet haben).
Ihn Doreid 57. Lis. s. v. Jjy>'; Täg. s. v. alle mit der
Variante «ÜJlj; Bekri ^ aIMj.
Das Kitäb al-chail von al-Asma c i.
58
Cfr. Geyer, ’Aus ibn Hajar XXXIX, p. 91.
Z. 869: Zu jU-H cfr. Nöldeke, Beiträge zur Kenntniss
der Poesie der alten Araber, p. 135, 136. Kamil 692, 18.
Z. 369: cfr. LebidXLIII, 5. 'Alkamall, 25.
Z. 369/70: Cod. ob.
Z. 370: 3L.uIl\ cfr. Lebid XLIII, 5.
Z. 370: Cod. und ebenso Lis. (sic!).
Z. 372: Nähert mir die Koppel der an-Na'äme! empfangen
hat die Kriegsfurie des Wä’il, nachdem sie lange unfruchtbar
gewesen.
Tag. s. v. Kamil 371, 6. Ibn Doreid 86. Freytag, Prov.
I, 686. Nöldeke-Müller, Delectus veterum carminum arabicorum
44, 1; vgl. die Uebersetzung von Bückert.
Ganz ähnlich lautet ein Vers im C. M. zu
JG- & fü J^' 4^
Z. 373: Cod. hat ur o_ 5 u.^o und noch auf der vorigen Seite
stehend, die Bemerkung am Bande:
Z. 375: Nicht erwähne meines Bosses und was ich ihm
zum Futter gab, so dass dann werde (sonst wird) deine Farbe
gleich der Farbe des krätzigen.
Vers des 'Antara (V, 1) mit der Aenderung, dass statt
die Lesart und statt beidemal sich dort
findet, wie auch Cod. nach (sic!) im Texte noch
(sic!) hat.
Z. 377: Ibn Doreid 67. Lebid 83, Z. 5.
v. Kremer, Ueber die Gedichte des Labyd, p. 596.
Z. 378: Cod. cjjäjüb
Z. 379, 381: Cod. beidemal f lsrt)l; doch bedingt schon das
Metrum f bsüj\; cfr. Ibn Doreid 85.
Z. 381: Als ob die Nüstern der an-Nahhäm wären ein
Blasebalg, ein ausgeliehener, (so schnauben sie), wenn die
Morgenfrühe herannaht.
54
X. Abhandlung: Haffner.
[Das Beiwort ,ausgeliehen' zur Verstärkung' der Bedeu
tung gebrauch^ entweder, weil mit einem ausgeliehenen Blas
balg rücksichtsloser verfahren und er deswegen stärker in An
spruch genommen wird, oder, weil er wegen der bedingten
Kückgabe in kürzerer Zeit die Arbeit liefern muss, zu welcher
der Besitzer eines eigenen Blasebalges längere Zeit gebrau
chen kann.]
Cod.jA.U4; da jedoch an dieser Stelle eine Länge stehen
muss, ist zu lesen.
Z. 384: Schakik und Harmi haben vergossen unser Blut,
und der Reiter des Haddä£ hat grau gemacht (unsere) Stirn
locken.
Lis. S. V. jrJofc.
Cod.
Der Vers gehörte ursprünglich auch wohl kaum an diese
Stelle, sondern hinter Z. 365, wo der Name des Pferdes an
gegeben ist.
yb eine alte Hiphilbildung, wie im Sabäischen, statt U‘U\
(wie auch Lis. 1. c.); cfr. Moall. p. 4.
Z. 385, 386: JpSj cfr. Frey tag, Proverbia X. Karnil 347, 12;
404, 5.
Z. 388: Cod.
Z. 389: Bekri: t -yo aoA i(,S.
Z. 394, 395: Die angeführten Orte liegen auf dem Wege
von Mekka nach Basra.
Z. 396 sqq.: cfr. C. M.
, .Uj U3 \U,A\ cu.^^3 cujh—o
Z. 399: Cod.
Z. 403: Cod. cJjbi.
Z. 406: Statt jlj. vielleicht zu lesen: jCX- (?).
Z. 407: Cod. Älblw.
Z. 410: vgl. Z. 57 und Z. 363, Anm.
Das Kitäb ul-chail von al-’Asma c i.
55
Z. 416: Zu joljJl hat Cod. am Rande:
Jh ^,^0 (*^q r ^0 iXÜAfl iG-cöIä-
Cod. crf .
Z. 419: Zu ^j^JUo cfr. Hommel, 1. c. 53.
Z. 433: Cod.
Z. 433: Cod. (cfr. Z. 274, Anm.).
Z. 433: Zu cxä^.3 cfr. Ham. 265.
Z. 435, 436: y>J> der ,Kamm'.
Z. 436: Cod. äJkswH; cfr. Lane, s. v. ^i.
Z. 437: Cod. <ü<^.
Z. 436, 438: der ,grosse oder äussere schiefe Bauch
muskeln ,Darmbein-Bauchmuskel' m. obliquus extcrnus abdo
minalis.
Z. 435, 437: )l pl. ,Rillet cfr. Ch. A. 264, Vers 6; 269.
Z. 436, 438: JlSLi = ailJd> (Z. 218) die rechte und linke
,Leistengegend', regio inguinalis dextra et sinistra.
Z. 440 und Z. 445: und trainieren'; cfr. Mu-
fadd- IV, 3; Daumas, 1. c., 2. Theil, p. 36.
Z. 445: Cod. ;5.
Z. 454 sqq. Es kamen die Aerzte aus Emessa (in einem
Zustande) als ob sie deshalb, weil sie mich nicht curiren konnten,
verrückt wären (und) es sprachen die Aerzte zu mir: ,was
(glaubst du, dass dich) heilt?' und ich sagte zu ihnen: ,(nur)
der Rauch der Rimtpflanze, (die) im lehmreichen Boden [so
nach den Lexicis, nach den Geographen ein N. pr. locis] (wächst,)
kann mich heilen, (eine Pflanze) von dem, was schleppt ein
Sammler nach Umrän in der Gegend von al-Gunaina ein Ver
theilen [i. e. und es austheilt] ohne Dankverpflichtung.
Es finden sich nur die beiden letzten Verse, und zwar:
Lis. Tag-, s. v. mit den Lesarten: statt und j~}
am Schlüsse. Jaküt s. v. mit der Lesart: cuis eX-Jkio.
Bekri s. v. mit Variante Jaküt, s. v. a-LUkl mit
der Aenderung: jX't-
Z. 459: Cod. und Jaküt idiisnJ\; Bekri, Lis. Tä£. kEUsnJl;
Bekri *L ' -
56
X. Abhandlung: Haffner.
Z. 455: Cod. was ebenfalls möglich wäre nach dem
Metrum; cfr. Freytag, Arab. Verskunst.
Z. 463: Und er (der Kern?) erwies sich hart die ganze
Nacht hindurch gegen jeden Zahn (?) einer kleinen (und nied
rigen Frau) (?), einer mit schlaftrotzenden Augenlidern, einer
widerstandsfähigen.
Lis. Tag. s. v. j r i.
Z. 467: (Es ist so), als ob das Bewegtwerden seiner beiden
Augenwinkel durch seinen Blick wäre, wie wenn schlägt der
Handwerker auf das Leder, dem er gegenübersteht.
Z. 468: Cod. lp>.
'3j
Das Kitäb al-chail von al-'Asma'i.
57
Index.
410.
*
*-ij' 128, 346, Anm.
5
»LjUj 230, 231.
294, Anm.
OcXj 242, Anm.
S, IV. 47, 52, Anm.
i,
5«^=» 326.
*4*=* H. 347, Anm.
* 4)^j, iSyi 205 sqq., Anm.
123, Anm.
415, 416.
416.
* 161, Anm.
*(J_L 303, 328, 342, 354.
348, 354, Anm.
58, 61.
|*a^j 339, Anm.
üäjo, yöü (i) 162,163, Anm.
" J^sxj'T 200, Anm.
*slL 111, 112, 132, Anm.
* £tU, IV. 46, 47, 52,
Anm.
188, Anm.
* öv=> 259, Anm.
364.
* 71, 241, Anm.
O 9
s^ä=» 58.
230.
342, Anm.
369.
* '&ÄjSa'S 275, Anm.
295, Anm.
58
X. Abhandlung: Haffner.
' : 'öL.3t 71, Anm., 76.
JLsxa»! 337. Jwö.:» II.
304, 337, 357, 358, Anm.
468.
378, 410.
448.
111, 114, Anm.
436, 437, Anm.
IV. 276, Anm.
111, 115 sqq., Anm.
145, 146, Anm.
oiL» 377.
&+.=. 306, Anm.
r ^l 377.
* slU> 103,106,242,248, Anm.
* 115, 117,125, Anm.
* ljUä- 193, Anm.
^ 1 <3 L=a» 88, Anm.
* s^, ja. I. IX. XI. 306,
312—315, Anm.
’ ! ' 274. 433, Anm.
* 79, Anm.
40, 41, 43.
410.
s^lä. 76, 196, 320.
\ 312, 321, 323.
yJliff 377.
* oUi 150—154, 300, Anm.
* 175, Anm.
* jTo, ^3 270, Anm.
115, Anm., 120, 122.
* U.3 (u) 284, Anm.
317, Anm.
***w<3 157, 159, Anm.
ivctXJI, (viol 316—318, Anm.
266.
*54*3, fpö XL 308—325,
Anm.
*jfo, 271, 272, Anm.
^ un< l 1^8 Anm.
Das Kitäb al-cbail von al-'Asma'i.
59
Oj.icVJt 378.
369/70.
; UAl .3 369.
c!
Süj^aJI 410.
tXSl3.il 406, 416, 417, 422, 423,
Anm.
£1) IV., 48, 52,
Anm.
*+3)j 336, Anm.
356.
VIII. 289.
132—135, 238.
1^5^ 281, 282, Anm.
Q*.<oj 152) pl. 114,
Anm., 219.
* >_oj 256, Anm.
!V. 46.
>—v_*^jlj 250.
150, 249, 253, Anm.
" &$yo 168, Anm.
257, Anm.
s'vi^ 58, 61.
" XjIj^ 261, Anm.
;;) 205 -
OXUu 105,106,165,166, Anm.
363.
JoLu 294.
JXw 195, Anm.
iXw, 198—200, Anm.
294, Anm.
viLö^u 115, Anm., 118, Anm.
^Xvu 334. »jjtJI _oLi 332.
x=»J>Li 332/33, Anm.
jiU 213, Anm.
190, 191-
* Uomi, 62—65, Anm.
.ß
yXjMI 131, Anm.
(iAXül, 338, 339.
* üyLi 324, Anm.
yüi! 421, Anm.
60
X. Abhandlung: Haffner.
jj£.\ yäJü\ 422.
* iU/U 436, 438, Anm.
JLCui 359, 361.
332, Anm.
''' 327, Anm.
laLLfl 373.
oA~a 191, Anm.
“fiuZJt 132, 133, 238.
310, 311,
Anm.
365.
* jLu? 184, 186, Anm.
ijJLo 195, 196, Anm. JJüs 196.
180, Anm.
*296, Anm.
* 297, 298, Anm.
^aIo, cUisl 38.
r ik£Li 213, 227.
\ätoc jo 218, 438, Anm.
I*ie, 285.
Jlo 197.
Ajw 167, 169, Anm.
* s^Aä pl. ^Ac 162, 164, Anm.
99, 107, 217, Anm.
'* Jv£ 247, Anm.
j. a 5
^ Aus-c. 180, Anm.
' JLa-cl 170, Anm.
^ ^ ^ 0 &-
|*-AA, |*.OA I 355, 356, Anm.
lAk!\ 378, 382, (IÜ)
* Ja IV. jjäa 34, Anm.
* |vä*x) pl. 252—254,
Anm.
* j-*a 269, Anm.
363, 364, 390, 391, 410,
447.
*~jk pl. 435, 437, Anm.
* SjÄ 331—334, Anm.
* V; Ä IV. i_y£ 319 — 321,
Anm.
* v_>I^a pl. 72—75, Anm.
X *=v
Das Kitäb al-chail von al-’Asma c i.
61
v pJI 363.
188, Anm.
(i) £k* 292.
294.
435, 436, Anm.
pl. (jXkjlj.i 30, 31, Anm.
w 9 ^ ~
yXi pl. «-"Ai 45, Anm.
(jAaj 294.
J3li 66, Anm., 80—87, Anm.
"" v_o^.üj 275, Anm.
^_.vi 49, 50, 52, Anm.
" ääjj 331, Anm.
'jÄiUMC 113, Anm.
Jp 366, 368.
O/*’ ijJT 3 287 -
u&s IV. (jaXo 33, Anm.
" 220, 222, 228, Anm.
* 188,189,224,234, Anm.
*slia; 177, 179, 241, Anm.
w-jül« 136, 141.
:: £ 1*3 I 243, Anm.
* >_»-o 183, 187, Anm.
* LiS 234, Anm.
jJs 377.
* 62 Anm.
• Z' /
f? 191 ■
PlÜI 366.
* säU; c^rix, xi, 306—3io,
Anm.
JooK 376.
3=^ 363 -
I*aLiJ 335, Anm.
iö.4.J! 341, Anm.
* IV. 35—37, Anm.
IV. 278, Anm.
^0 IV. 279.
p 298, Anm.
^*aojo 298.
jL+xJf 376.
* Sjju, 324, 325, Anm.
62
X. Abhandlung: Haffner. Das Kitab al-cbail von al-’Asma'i.
U-Lyo 365.
lalo, ia-öl, ALiaj 349—353.
r LsÜf 379, 381.
t'f* 287 •
jvaAj», |Vao.®I 229,234,302, Anm.
IV. 280.
136, 138, 140.
363.
pl. 123, 125, Anm.
* Lli 65, 88—102, 251, Anm.
l=»5, q 145, 147, 148.
X. 32, Anm.
«jolxljl 370, (äwl*j) 372.
259, Anm.
* (_aJLuo, s, 69, 181, 183, Anm.
* <»jlj 50, Anm.
* yi 67, 69, Anm.
365, 384.
oU 159, 161.
ljA® IV. 278, Anm.
zys* 291 -
0 9 o x»
’isöyji 0'yyi iq 315, 316,
Anm.
* oLdä. 108 sqq., Anm.
^9 57, 145, 146,
Anm.
* Sji j 258, Anm.
* u&ij V. 269, 270, Anm.
öS’ <S*) 7 ^ 8 ’
* n. 329, Anm.
XI. Abh.: Kirste. Epilegomena z. m. Aasg. v. Hcmacbandra’s Unädiganastitra.
XI.
Epilegomena zu meiner Ausgabe von Hemachan-
dra’s Unädiganasütra.
Von
J. Kirste,
Professor an der Universität in Graz.
I. Die Handschriften.
1. Die Handschriften, die ich zn meiner Ausgabe zur Ver
fügung hatte, zeigen die gewöhnlichen Eigentümlichkeiten der
Jaina-Manuscripte, welche Weher in seiner Abhandlung über
die Bhagavatl (Abh. d. preuss. Ak. d. W., Berlin 1865, pp. 382 ff.)
besprochen hat. Das Wiener und das Berliner Commentar-Manu-
script sind mit äusserst kleinen Buchstaben geschrieben. Die
nachconsonantischen e, o, ai, au sind bald mit, bald ohne Hilfe
des verticalen Striches, der vor dem Consonanten steht, dar
gestellt; initiales o und au haben besondere Zeichen J und
H, die häufig mit einander verwechselt werden, was jedoch
wahrscheinlich nicht einer graphischen, sondern einer phone
tischen Nachlässigkeit zuzuschreiben ist (siehe unten). Auch
"Sf, (?) und (?) gleichen einander so sehr, dass es oft
unmöglich ist, auf Grund des handschriftlichen Materials zu
entscheiden, welcher Buchstabe gemeint sei. So steht in der
sehr zierlich geschriebenen Handschrift C ganz deutlich '3Tf^T
statt am Anfang von S. 279, und im Commeutar von
S. 480, in dem der Autor F? etymologisirt, muss es zweifel
haft bleiben, ob wir als Wurzel oder ?TÜ anzusetzen
haben, da das MS. T die zweite Form zu geben scheint, wäh
rend V hat, was wohl für steht, 1 und da ferner im
Pänini’schen Dhätupätha die drei Formen durcheinanderge
worfen werden (siehe Westergaard, Radices, p. 286 ¥W).
1 B lässt die Form ganz aus.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 11. Abh. 1
2
XI. Abhandlung: Kirste.
Nachconsonantische ri, ri und li scheinen gar nicht unter
schieden zu werden, — so steht in C fast immer ff statt ff —
doch weiss ich nicht, oh wir dies auf graphische oder phone
tische Gründe zurückzuführen haben.
W unterscheidet sich von Z nur durch einen kleinen
Haken: 3> tS.
Die Gruppe TfR, die in vorkommt, sieht in B
wie fZ aus.
\
Die von Weber (1. c. p. 386) beschriebene Form des
3-*4, die wie die Folge *1 4i aussieht, findet sich im MS. B,
S. 142; ebenso begegnen wir dem von Weber erwähnten TT,
das für fff steht.
■ff unterscheidet sich von ff (H) nur wenig und ich wage
deshalb nicht zu entscheiden, ob wir in S. 804 und 829 argha
oder artha als Synonym von kshipanyu, resp. sarjü. zu lesen haben.
Andrerseits gleicht ff auch dem U, was die Lesart Uff
oder TR in S. 153 unsicher macht.
S. 209 hat das MS..S dreimal statt ffp*, natürlich
vermittelt durch ffRT; doch ist wohl kein Zweifel, dass cli das
Richtige ist, da als Bedeutung der Wurzel von B «TU«! ge
geben wird, während T f^vTTT»T hat, was zu f['5T gehört, das
im Dhätupätha Hemachandra’s unmittelbar vor steht. 1
Die Gruppe kch sieht wie tlc aus, doch ist leicht zu sehen,
dass die Schleife das cli repräsentirt, während der darüber
stehende Horizontalstrich mit dem rechtsseitigen auf die alte
Form des k, nämlich + zurückgeht.
Ebenso steht das 1> (3") seiner ursprünglichen Form cfc>
noch sehr nahe und ähnelt dadurch dem SS. 491, C., 514 hat
das MS. T TOST: und für und ^TWT. An seiner Stelle
Cs Cn
steht übrigens häufig chchh, gestaltet §" oder mehr cursiv ü.
4ff hat zwei Formen, die gewöhnliche und H- Weber (1. c.,
p. 388) tlieilt der letzteren den Werth yy zu und wir finden
in der That S. 373 das Suffix äyya mit diesem Zeichen ge
schrieben im MS. T- trotzdem habe ich es durchweg mit 5tf
wiedergegeben, da der untere linke Tlieil der Figur unzweifel
haft das alte f. j repräsentirt (siehe Jacobi in der Einleitung
zum Kalpasütra, p. 18, Note). Dieses alte j finden wir ausserdem
1 Vgl. S. 167 unter ramatha, wo wohl besser ckilälanäm gelesen wird.
Epilegomcna zu meiner Ausgabe von Ilemacliandra's Unädiganasütra.
3
in der Gruppe jjh N (Weber, 1. c., p. 389), deren unterer
Theil das oben erwähnte jh darstellt.
Was die Linguale und Dentale betrifft, so ist am Be-
merkenswertliesten, dass du nicht blos durch und son
dern auch durch ? dargestellt wird, welch letzteres Zeichen
ausserdem noch 3, und bezeichnen kann. In Folge dieser
Zweideutigkeit finden wir dann auch nach gewöhnlicher Manier
statt und statt geschrieben, doch glaube
ich nicht, dass, wenigstens in unserem Werke, eine wirkliche
Schwierigkeit daraus entsteht, — in S. 845 muss das Suffix
^fT, im folgenden sein nach der alphabetischen Reihenfolge —
ausser bezüglich des Anubandha der Wurzel die beständig
statt ^4 hl geschrieben ist. Ich habe trotzdem die letz
tere Form aufgenommen, da im Dhätupäräyana uptrima als
auf Grund dieses Anubandha gebildet angesehen wird (siehe
Pän. III, 3, 88). Der Fall erinnert an den oben erwähnten von
der Aehnlichkeit der Buchstaben und 4T, da die Dhätu-
päthas sowohl die Tenuis, als die Media geben (siehe Wcster-
gaard, Rad. p. 360, No. 34), was wohl die Ursache ist, dass
auch die beiden europäischen Herausgeber des Pänini’schen
Dhätupätha,—Westergaard hat hd, Bölitlingk, Pänini 2 , p. 70*,
No. 1052 — nicht miteinander übereinstimmen. Ich erwähne
v»
ferner als hiehergeliürig A und W, welche beide vorstellen, z. B.
in der sehr oft vorkommenden Wurzel F?, und die Orthographien
statt (S. 403) und statt (S. 502).
'S und =f unterscheiden sich in den Handschriften gerade
so von einander, wie W und % d. h. der erste Buchstabe sieht
genau so aus wie der zweite, nur geht der Verticalstrich nicht
unter das Oval hinunter. Ein Zweifel entsteht diesbezüglich
für das Synonym von dhotali, das sowohl TTW als gelesen
werden kann (S. 200).
Im Commentar von S. 387 scheint das MS. T VflfVTTtt:
für der anderen zu lesen und ebenso hat B sehr deutlich
statt in S. 422, Varianten, die sich aus der
älteren, oben noch nicht offenen Form des M erklären.
In der Classe der Labialen ist die Figur H bbh bemerkens-
werth, deren oberer Theil die alte Quadratform des b enthält;
die Gruppe unterscheidet sich von dem oben erwähnten jjh
nur durch das Fehlen des Querstriches, der das b zum j macht.
l*
4
XI. Abhandlung: Kirste.
Die Ligaturen bbh und jjh sind ein hübscher Beleg auf gra
phischem Gebiete für den auch in der Morphologie der Sprachen
geltenden Erfahrungssatz von der Erhaltung alter Formen in
der Composition. Man kann dazu noch 3", tth und iS! sth stellen,
in denen das alte an das griechische Theta erinnernde th noch
deutlich vorliegt; beide Formen finden sich ebenfalls in meinen
Handschriften.
Wenn die ältere oben noch nicht offene Form des bh un
deutlich geschrieben ist, ähnelt sie sehr dem s und sogar dem
ch, und so erklärt sich, wieso die Wiener Handschrift, S. 336,
Comm. ganz deutlich statt bietet. In dem am-
Ende von S. 45 stehenden Gana musste ich es unentschieden
lassen, ob oder zu lesen sei.
Weber (1. c., p. 382) erwähnt, dass in seinen Handschriften
das Zahlzeichen R häufig als Wiederholungszeichen gebraucht
werde. In ähnlicher Verwendung finden wir dasselbe im MS. V ;
wo S. 19 geschrieben ist:
i sfmu tR: ^ sfM ift ^ wsp: etc.
Die zweite und dritte Zahl scheinen Guna und Vriddhi zu
bedeuten.
Nach den vorstehenden Bemerkungen stellt die Graphie
der mir zur Verfügung gestandenen Handschriften eine Mischung
von älteren und moderneren Zeichen, also eine Art Hebergangs
stadium dar.
2. In einigen Fällen ist es sehr schwer zu entscheiden, ob
wir es mit graphischen oder phonetischen Eigentümlichkeiten
zu thun haben. So finden wir statt WTFfV häufig A üfv
und WTVfM geschrieben, doch scheint mir eine undeutliche
Aussprache für diese Varianten eher verantwortlich gemacht
werden zu können (siehe Weber, 1. c., p. 384. Jacobi, 1. c. p. 21).
Dieselbe Erklärung gilt wohl auch für Lesarten wie:
statt HVW s t a tt üVT'sT, statt statt
wrfsnr statt wrtw, f%fs*r statt tfsir (S. 349, ß),
statt (g. 354, V), statt VTfvj-,
statt wVfrrr
statt (S. 634, B\ ^ statt wi
es. 38, T), Wfw statt wfw 1 (S. 41, B T) etc.
1 Vgl. meinen Aufsatz ,Le Gouna inverse“ in den Mim. Soc. Ling. VIII,
p. 100.
Epilogornena zu meiner Ausgabe von Hemacliandra’s Unadiganasütra.
D
Die Unterscheidung des dentalen und palatalen Sibilanten
scheint zu Hemachandra’s Zeit Schwierigkeiten bereitet zu
haben, da er an verschiedenen Stellen ausdrücklich angibt,
welcher von beiden zu verstehen sei; es ist daher nicht zu
verwundern, dass die MSS. darin eine grosse Unsicherheit
zeigen. Alle, und auch der Dhätupätha, geben statt
als die Bedeutung von ich habe aber die richtige Form
geschrieben. S. 17 hat ein MS. f^T, die andern f%*T; da beide
Wurzeln sich sowohl in Hemachandra’s als Pänini’s Dhätu
pätha linden, habe ich sowohl fsrf^f^T als in den
Index aufgenommen. Dasselbe geschah aus demselben Grunde
mit S. 178. S. 554 erklären alle meine MSS. VTlv
durch wofür ich aufnahm. Im Commentar von
S. 607 geben alle Handschriften statt ' E RTVT, was im Sütra
steht und allein die Bedeutung Ttfrf hat; ich habe dement
sprechend corrigirt; dagegen Hess ich TT^iT 1 = f^if\ im Com
mentar von S. 609 stehen, da diese Form auch sonst gut be
zeugt ist. In S. 798 wird von zwei MSS. durch '’VTTM,
von dem dritten durch erklärt; ausserdem scheint
ebenso gewöhnlich gewesen zu sein; vgl. Hem. Anek. III, 433.
Sehr willkürlich springen die Handschriften mit dem Vi-
sarga um und er scheint manchmal nicht als ein Buchstabe,
sondern als ein Interpunctionszeichen betrachtet worden zu
sein. 2 Einen Punkt habe ich trotzdem nach der Majorität der
Fälle, in denen er angewendet, resp. nicht angewendet wird,
entschieden. Im Commentar von S. 2 heisst es JRPift
im nächstfolgenden H^frT und diese letztere
Schreib- resp. Ausdrucksweise wird dann durchgängig beibe
halten, ausgenommen, dass das MS. T } — V hat diese Para
phrase der Sütras überhaupt nicht — manchmal den Visarga
auslässt und *1° schreibt, wie dies auch von Aufrecht
in seiner Ausgabe des Unädisütra geschehen ist, z. B.
Wffi I, 8, etc. Da nun B das sorgfältiger geschriebene MS.
1 Zend hü erweist natürlich als richtig; es steht S. 591.
2 Ueber die Möglichkeit eines solchen Werthes siehe meine Arbeit über
den Visarga, Sitz. Wien. Ale. CXXI (1890) p. 17; z. B. schreiben in
S. 607, Comm. alle Handschriften Uebrigens findet sich, wie mir
Herr Hofrath Bübler mittheilt, ein dem Visarga ähnliches Interpunctions
zeichen in den Inschriften des II.—VIII. Jahrhunderts.
6
XI. Abhandlang: Kirste.
ist, so liabe ich die Schreibung mit Visarga angewendet, indem
ich VWi als Apposition zu dem vorausgehenden Vi, Tb Vi etc.
ansehe, eine Auffassung, die mir durch den Commentar der
SS. 2, 106, 153, 982 bestätigt zu werden scheint. Im Zusammen
hänge damit habe ich auch VW S. 1 ', W° S. 64,
TV“ S. 77 etc. vorgezogen, obgleich Aufrecht VTTTFWi
etc. aufgenommen hat. Während die MSS. nun in dem eben
besprochenen Falle den Visarga in der erdrückenden Majorität
der Fälle an wenden, ist dieses statistische Verhältniss nicht so
günstig, wenu auf das Suffix das Compositum WVTnT folgt,
wie z. B. S. 18 wo B VJIiSrWTnn f^TcSUt, T dagegen V. JT°
liefert. Was mich bestimmte, der ersteren Schreibweise den
Vorzug zu geben, war erstlich der Umstand, dass B fast immer
so hat, zweitens, dass in einer grossen Anzahl von Fällen in 2’
der Visarga wieder ausgestrichen ist, drittens schreibt Aufrecht
ebenfalls so, z. B. ^iHcJlVTvTT f^T° I, 37, und viertens endlich
lässt sich die Form wohl nicht anders als ein Bahuvrihi auf
fassen, dessen erster Theil das Karmadhäraya apratyaya, etc. ist.
3. Viel schwieriger als die Visarga-Frage gestaltete sich
die Entscheidung bezüglich des Viräma. Wenn der Buchstabe n
z. B. von vind ausfallen soll, so heisst es im S. 6 «TW und
der Commentar sagt «TTT WC Dagegen finden wir im S. 731
, nicht 2 , wonach das s von hhrasj verschwindet.
In derselben Weise finden wir z. B. in der Phrase TV Wt TT
(SS. 25, 62, etc.) einen Consonanten bald als consonantischcn,
bald als vocalischen «-Stamm flectirt; wie dies auch bei Pänini
und in Ujjvaladatta’s Commentar des Unädisütra der Fall ist
(z. B. I, 5.). Zu diesen zwei Methoden einen Consonanten in der
Construction zu behandeln, die wir durch V, «f: XJ, Wi im No
minativ darstellen können, gesellt sich noch eine dritte, die z. B.
durch V V SS. 837, 839 repräsentirt wird, d. h. der Consonant
wird mit einem 'euphonischen’ a versehen, das nicht als thematisch
behandelt wird. Man vgl. noch V*rTTfMVft, wofür man XfT«TTT 0
erwartet, S. 1003, Comm. 3
1 Im definitiven Druck leider zusammengerückt.
2 Vgl. S. 899.
3 Diese Form im Gegensätze zu dem gewöhnlichen «ff*rTXI etc. (S. 94) er
innert an den oben besprochenen Gegensatz von 1 TfI und war-
Epilegoniena zu meiner Ausgabe von Ilemachandra’s Unädiganasutra.
7
Wenn zwei Consonanten neben einander stehen, die als
Substitute gelten sollen, z. B. (SS. 477, 790), so muss es
zweifelhaft bleiben, ob das a hier ein euphonisches oder the
matisches ist und ob das Casussuffix an an einen consonanti-
sclien oder vocalischen Stamm angetreten ist. Im Gegensatz
hiezu finden wir ifcsafl, S. 831 und die drei Lesarten
T, TOÜR: B und V im S. 110, wofür ich MWTtT:
geschrieben habe. Dieselbe Unsicherheit herrscht auch bezüg
lich des Auslautes von Suffixen und Substituten, die aus zwei
Aksharas bestehen. So wird S. 940 das Suffix im von drei
MSS. f"TT geschrieben und dam erscheint als dama in
S. 938. Im S. 720 geben zwei MSS. MTMi, die zwei anderen
■Trai, das als Substitut von «T*l, plus Suffix u, gibt, wäh
rend in S. 723 alle übereinstimmend rl3i haben, woraus durch
Anfügung von u TT'fi entstehen soll.
Der Sandhi von zwei oder mehr Substituten, von denen
der zweite mit einem Vocal beginnt, ist ebenfalls unsicher. Auf
der einen Seite finden wir W^tMT, S. 954, d. h. + "3TM,
von denen das erste mit dem Suffix as gibt (doch ist
es nicht ohne Interesse zu sehen, dass der Commentar des MS.
2’ die obige Form in + zerlegt); auf der anderen
Seite haben wir MT^MT, s" 968, d. h. MTT + TIM, und TI%MT,
S. 975, d. h. TI^ + TIM in zwei Manuscripten, während B H?Mt,
d. h. H? -'r TIM oder TIM gibt. Bei dieser Sachlage konnte ich
mich nicht entschliessen S. 968 MT%MT gegen alle MSS., und
S. 975 UlMt gegen die Majorität derselben zn schreiben, trotz
dem, wie wir oben gesehen haben, e und ai mit einander
wechseln.
Ausser den zwei Formen mit und ohne Viräma finden
wir, wie bei den einfachen Consonanten, die Behandlung als
a-Stamm. So hat der Text von S. 55 und WJ, der Com
mentar ?Tj|' M und WJM; im Commentar von S. 396 gibt V
die andern fsp-r^Tf^: d. h. silindhra besteht aus sil
+ indhra. Dasselbe Schwanken finden wir S. 204 f?T4i M und
(f?TH), S. 364 fM^ M und fMdM (fM«8f) etc.
MTMT, insofeme nämlich a/ntas nach nas, und pratyayas nach as als
Appositionen aufzufassen sind. Ueber das euphonische a vgl. Bühtlingk,
Pän 1 . II, p. 7. Regnier, J. As. 1856, I, p. 188,
8
XI. Abhandlung: Kirste.
In der Hälfte der unter diesen Paragraph fallenden Bei
spiele, — es sind ihrer ca. 200 — stimmen die Handschriften
bezüglich der drei Formen: Viräma, euph. a und them. «nicht
miteinander überein; ich glaube jedoch nach genauer Prüfung
jedes einzelnen Falles wenigstens eine Tendenz entdeckt zu
haben, die sich vielleicht durch Untersuchung von Handschriften
ähnlichen Inhalts zu einem Princip gestalten könnte. Die
Handschriften stimmen nämlich in 70 Fällen darin überein,
dass der Viräma gebraucht wird, wenn das Suffix mit einem
Consonanten beginnt, so entstehen nach S. 298 TTd, Tfü
aus dem Substistut '3\di plus dem Suffix und fw enthält
und das Suffix S. 588; andrerseits sind frtfrtfp,
^ffv, nach S. 611 mit Suffix ^ und den Substituten
fufrlT, HJT, W, und gebildet, die also vor dem vo-
calisclien Suffix keinen Viräma zeigen. Dieser Kegel, wenn
dieser Ausdruck überhaupt am Platze ist, widersprechen nun
die Handschriften in ein halb mal so vielen Fällen, d. h. der
Viräma steht vor Vocalen und umgekehrt, z. B. S. 132, wo
als Substitut angegeben wird, trotzdem darauf folgt,
oder S. 568, wo vor dem Suffix V der Substitutionsbuchstabe
rf, nicht <T geschrieben wird. Auf Grund dieser Sachlage hielt
ich mich nicht für berechtigt, alle hiehergehörigen Fälle im
Sinne der ,Begeh zu orthographieren, trotzdem zu ihren Gunsten
die physiologische Beobachtung ins Feld geführt werden könnte,
dass ein Vocal vor einem Vocal häufig ohne weiteres elidirt
wird, 1 und es ist daher jedes Beispiel nach der Handschriften-
Autorität behandelt worden. Einen Fall glaube ich jedoch
speciell besprechen zu müssen. Im S. 947 werden ?T«TrTT
und von den Wurzeln T, und mit Hilfe von
Substituten abgeleitet, die von den MSS. verschieden angegeben
werden. Zwei haben d'ü’FT^rTT'üTV, die zwei andern °*ffV" und
im Commentar wird das letzte Substitut von B von T
geschrieben. Ich habe 0 ȟTV in den Text aufgenommen,
trotzdem B im Sütra das erste Substitut nicht V»T, und T
im Commentar das zweite nicht schreibt; da ich
1 Man vergleiche den von der indischen Grammatik gelehrten Abfall von
ä und l vor dem Feminin-Suffix i (P. VI, 4, 148).
2 Einige kleinere Verschiedenheiten übergehe ich hier, siehe die ,Notes 4 .
Epilegomena zu meiner Ausgabe von Hemacliandra’s Unadiganasutra.
9
mich dadurch einerseits in Uebereinstimmnrung mit der ,Regel'
befinde und andrerseits bei Bevorzugung des Viräma gegen
alle Handschriften M «Hl WrJ*rTW zu schreiben wäre. Ein analoges
Beispiel begegnet in Ujjvaladattä’s Unädisütra I, 19 WüiüfcTVT-
fWWWW, für das man nach unserer ,Regel' °WrTTW erwartet
(oder in anderer Hinsicht consequent °VrfW), da es sich um
die beiden Substitute dh und t vor dem Suffix n handelt.
Ferner citire ich aus P. VI, 4, 157
W : , ein Compositum, das die Substitute pra, stha, spha, var,
bamh, gar, varsh, trap, drägh und vrind enthält, von denen
bamh, varsh und drägh ein ,euphonisches' i 1 zeigen, das sich
zu dem euphonischen, aber als thematisch behandelten a von
vrind verhält, wie das soeben citirte i von nfiki zu dem von
uns oben besprochenen, von zwei Handschriften gelieferten a
von näka, Hem. Un. 720. In Ujjvaladatta’s Sütra finden wir
übrigens ebenfalls W V, 22 (vor Suffix W); VW W: I, 5;
WWW ' 3 C II, 63 (ras und anas sind Genitive), als UW I, 61;
VW W II, 35 und WW I, 6; WVW II, 83, also dieselbe unsichere
Behandlung des Auslautes der Substitute wie in unserem Sütra.
Schliesslich will ich noch erwähnen, dass auch in den
Fällen, in denen wie in SS. 11— 13 das Substitut nicht vor dem
Suffix, sondern vor der Wurzel steht (Reduplication), die Hand
schriften bezüglich der Setzung oder Auslassung des Viräma
nicht übereinstimmen: füR oder füü (fmWYt), WW oder WW
(wf*:).
Ueber dieses euphonische a und i werden wir bei den
Verbalwurzeln weiter zu sprechen haben.
4. Ich schliesse hier die Dicussion über einige Fälle an,
in denen die grammatische Terminologie ebenfalls in Betracht
zu ziehen ist. Im S. 474 wird WWW von WW mit Suffix ala ab
geleitet, während j zu g wird; zwei MSS. haben W W, das
dritte UW. Nach dem Commentar von S. 883 wird das n der
Wurzel zu r, damit daraus WVW werden kann, und dies
mal hat ein MS. V W, das zweite VW, das dritte VW • Man könnte
nun allerdings annehmen, dass W in solchen Fällen ein graphi
scher oder phonetischer Verstoss für W sei, ich halte jedoch
1 Ein solches euphonisches i wird als thematisch behandelt von Ujjv. Un.
III, 5. Vgl. Bülitlingk, Pan. 1 II, p. 301.
10
XI. Abhandlung: Kirste.
eine andere Lösung für wahrscheinlicher. Wenn ein Vocal sub-
stituirt oder zugefügt werden soll, so wird er auf drei Arten
geschrieben: z. B. W W, S. 16, WM, S. 14 = prf W, SS. 394,
689. Derselbe Gebrauch herrscht in Ujjvaladatta’s Unädisütra,
wo wir WT "4 IV, 168; II, 23, Comm. und WH I, 142 finden.
Bekanntlich dient das angehängte t nach einem Vocale dazu,
anzuzeigen, dass bloss dieser Vocal (auch nasalirt und mit den
drei Accenten versehen, also im Ganzen sechs Varietäten) ge
meint ist und ich halte es daher für möglich, dass dieser ,in-
dividualisirende/ Buchstabe auch bei einem Consonanten ver
wendet werden konnte, um anzudeuten, dass es sich um das
Consonantengeräusch allein, nicht in Verbindung mit dem folgen
den Vocale, handle. Bezüglich der Vocale habe ich jeden Fall
auf Grund des Handschriftenmaterials entschieden und z. B.
deshalb S. 534 aufgenommen, obgleich auch ^ und vorliegt.
5. Bevor ich über das Verhältniss der Handschriften, das
ich in der ,Preface‘ zu meiner Ausgabe nur kurz andeuten
konnte, nähere Einzelheiten mittheile, muss ich über die Zäh
lung der Sütras sprechen. C und T haben keine. In V werden
die Regeln fortlaufend gezählt; doch sind zwei Fehler vorhan
den, da die Sütras 370 und 518 dieselbe Zahl haben, wie die
vorhergehenden, infolge dessen die Schlusszahl 1004 (fälsch
lich 104 geschrieben) statt 1006 ist. Ein blosser Schreibfehler
kommt bezüglich des Sütra 634 vor, das im Text die Zahl
636, im Commentar 632 beigeschrieben hat.
Eine sehr merkwürdige Zählung hat das MS. B. Ungefähr
die Hälfte der Sütras werden in der Mitte der Seite geschrieben
und separat nummerirt von 1—599. Ich habe mich jedoch
vergeblich bemüht lierauszufinden, warum gerade bestimmte
Sütras die Ehre dieser Heraushebung und Separatzählung er
fahren, da manchmal nur ein, ein andermal sogar zwanzig
Sütras dabei übersprungen werden. Die einzige Beobachtung
ist die, dass alle Regeln, welche Ganas oder Nipätas geben,
in der Separatzählung enthalten sind mit Ausnahme von 83,
110, 126, 134; vielleicht war aber doch nur ein rein äusser-
licher Umstand, z. B. die Beschaffenheit einer Vorlage die Ur
sache. Dieselbe Zahl wie in der Separatzählung tragen diese
Sütras im Commentar. Hier stehen aber zwischen ihnen die
ausgelassenen Sütras und zwar mit den Nummern versehen,
Epilegomena zu meiner Ausgabe, von Hemacbandra’s Unadiganasutra.
ll
die sie bei durchgehender Zählung aller Sütras haben müssen.
Das letzte bloss im Commentar gegebene Sütra ist 996 und
diese Zahl ist ihm auch beigeschrieben. 1 Um so auffallender
ist es, dass vorher einige Zählungsfehler Vorkommen. S. 371
ist als 374, S. 814 als 813, die Sütras 400—402, 406—766,
858—930 sind als 399—401, 405—765, 859—931 bezeichnet
und erst von S. 956 an stimmt wieder Alles.
Um den Leser in den Stand zu setzen, diese merkwür
dige Nummerirung, infolge deren im Commentar zwei Zählun
gen durcheinander laufen, selbst zu beurtheilen, habe ich die
folgende Concordanz verfasst, welche in der einen Columne
die Nummern, welche die Sütras in meiner Edition tragen, in
der andern die Zahlen der von B separat gezählten ihnen ent
sprechenden Sütras gibt.
Concordanz der Sütras der Edition und der von dem
Manusoripte li separat gezählten.
Ed. — B.
1— 1
2— 2
7— 3
8— 4
9— [5] 2
10— [6] 3
14— 7
15— 8
16— 9
17— 10
18— 11
19— 12
20— 13
21— 14
26— 15
32— 16
33— 17
Ed. — B.
34—18
37—19
45— 20
46— 21
47— 22
49— 23
50— 24
51— 25
52— 26
57— 27
61- 28
81— 29
84—[30] 1
86- 30
87— 31
90— 32
91— 33
Ed. — B.
96—34
105— 35
106— 36
113—37
115— 38
116— 39
123—40
127—41
133—42
141—43
144—44
148—45
152—46
155—47
161— 48
162— 49
166-50
Ed. — B.
168-51
172— 52
176— 53
179— 54
181— 55
182— 56
186— 57
189— 58
190— [58] 5
193- 59
198— 60
199— 61
200— 62
202— 63
204— 64
205— 65
206— 66
Ed. — B.
208— 67
209— 68
214—69
216—70
222— 71
223— 72
224— 73
225— 74
227—75
231—76
236— 77
237— 78
238— 79
244—80
250— 81
251— 82
252— 83
1 Dies beweist wohl, dass meine Zählung (1006) richtig ist.
2 Im Text 4. — 3 Im Text 5. — 4 Dieses Sütra ist unter der letzten
Mittellinie geschrieben. — 6 Im Commentar 59.
12
XI. Abhandlung: Kirste.
Ed. — B.
255— 84
256— 85
258— [86] 1
259— 86
260— 87
261— 88
262— 89
263— 90
264— 91
266— 92
267— 93
268— 94
270— 95
271— 96
273— 97
275— 98 2
276— 98 2
277— 99
278— 100
279— 101
280— 102
281—103
284— 104
285— 105
286— 106
288—107
290— 108
291— 109
292— 110
293— 111
294— 112
295— 113
296— 114
297— 115
Ed. — B.
298— 116
299— 117
300 — 118
302— [118] 3
303— 119 4
307— 120
309— 121
310— 122
314— 123
315— 124
316— 125
317_ 126
318— 127
320— 128
321— 129
323— 130
325— 131
326— 132
327— 133
328— 134
329— 135
330— 136
331— 137
332— 138
335— 139
336— 140
337— 141
338— 142
339— 143
340— 144
341— 145
342— 146
343— 147
344— 148
Ed. — B.
345_1495
346— 150“
347— 1517
348— 152 8
349— 153 9
350— 153
351— 154
352— 155
354— 156
355— 157
357— 158
358— 159
359— 160
360— 161
362— 162
363— 163
364— 164
365— 165
367—166
369— 167
370— 168
372— 169
373— 170
374— 171
377— 172
378— 173
379— 174
380— 175
381— 176
382— 177
384— 178
385— 179
387— 180
388— 181
Ed. — B.
389— 182
390— 183
392— 184
393— 185
394— I86
395— 187
396— 188
397— 189
398— 190
403— 191
404— 192
405— 193
408—194
410— 195
411— 196
412— 197
413— 198
414— 199
415— 200
416— 201
417— 202
418— 203
421— 204
422— 205
423— 206
426— 207
427— 208
430—209
432— 210
433— 211
434— 212
435— 213
436— 214
437— 215
1 Dieses Sütra ist unter der letzten Mittellinie geschrieben. — 2 Ebenso im
Commentar. — 3 Im Commentar 119. — 4 Im Commentar 190. •— 6 Im
Commentar 148. — 6 Im Commentar 149. — 7 Im Commentar 150. —
8 Im Commentar 151. — 9 Im Commentar 152.
Epilegomona zn meiner Ausgabe von Hemachandra’s TJnädiganasütra.
13
Ed. — B.
438— 216
439— 217
440— 218
441— 219
442— 220
443— 221
444— 222
445— 223
446— 224
447— 225
448— 226
449— 227
451— 228
452— 229
453— 230
454— 231
455— 232
456— 233
458— 234
459— 235
460— 236
462— 237
463— 238
464— 239 1
465— 240 2
466— 24[1] 3
468—24[2] 4
472—24[3 j 5
474— 244
475— 245
479— 246
480— 247
481— 248
Ed. — B.
484— 249
485— 250
486— 251
487— 252
488— 253
490— 254
491— 255
493— 256
494— 257
495— 258
496— 259
500—260
502—261
504— 262
505— 263
506— 264
507— 265
512— 266
513— 267
514— 268
515— 269
516— 270
518— 271
519— 272
522— 273
523— 274
525— 275
526— 276
527— 277
530— 278
531— 279
532— 280
533— 281
Ed. — B.
534— 282
535— 283
537— 284
538— 285
539— 286
540— 287
541— 28[8] 6
542— 28[9] 7
543— 2[90] 8
545_29[1] 9
547— 29[2] 10
548— 29[3] 10
549— 294
550— 295
552— 296
553— 297
554— 298
557— 299
558— 300
559— 301
560— 302
561— 303
562— 304
563— 305
564— 306
565— 307
566— 308
567— 309
568— [310] 11
569— 310
571— 311
572— 312
573— 313
Ed. — B.
574—[314] 12
576—314
579—315
583— 316
584— 317
586— 318
587— 319
588— 320
589— 321
591—322
594— 323
595— 324
596— 325
597— 326
598— 327
599— 328
600— 329
601— 330
602— 331
603— 332
604— 333
605— 334
606— 335
607— 336
608— 337
609— 338
610— 339
611— [340] 13
612— 340 14
613— 341
614— 342
615— 343
616— 344
1 Im Commentar 238. — 2 Im Commentar 239. — 3 Im Text und im
Commentar 240. — 4 Im Text 241. — 5 Im Text 241. — 0 Im Text
287. — 7 Im Text 288. — 8 Im Text 289. — 9 Im Text 290. — 10 Im
Text 291. — 11 Bios im Commentar. — 12 Im Commentar 573. —
13 Dieses Siitra ist am Rande geschrieben. — 14 Im Commentar 341.
14
XI. Abhandlung: Kirsto.
Ed. — B.
617— 845
618— 346
619— 347
620— 348
621— 349
622— 350
624— 351
625— 352
626— 353
627— 354
629- 355
630— 356
634—357
636- 358
637- 359
638— 360
639— 361
641— 362
642— 363
643— 364
644— 365
646—366
649— 367
650— 368
651— 369
653— 370
654— 371
659—372
661— 373
662— 374
663— 375
665—376
667—377
Ed. - B.
669— 379
672— 380
673— 381
674— 382
675— 383
677— 384
678— 385
679— 386
680— 387
681— 388
683— 389
684— 390
685— 391
690— 392
692- 393
6<&- 394
695— 395
696— 396
698— 397
699— 398
703— 399
704— 400
705— 401
706— 402
707— 403
708— 404
709— 405
711— 406
713— 407
714— 408
715— 409
716— 410
718— 411
720—[412]
Ed. — B.
724— 413
725— 414
726— 415
727— 416
728— 417
729— 418
730— 419
731— 420
732— 421
733— 422
734— 423
736— 424
737— 425
739— 426
740- 427
743— 428
744— 429
745_ [429] 2
746— 430
747— 431
748— 432
749— 433
750— 434
751— 435
752— 436
753— [436] 3
754_ 437
757— 438
758— 439
759— [439] 4
760— 440
761— 441
763— 442
768— 443
Ed. — B.
769— 444
770— 445
771— 446
772— 447
773— 448
775-449
778— 450
779— 451
781-452
786—453
788— 454
789— 455
792— 456
793— 457
794— 458
796— 459
797— 460
798— 461
799— 462
800— 463
801— 464
803—465
805— 466
806— 467
807— 468
80S—469
809—470
811— 471
812— 472
813— 473
815-474
822—475
824— 476
825- 477
668—378
1 Dieses Sütra fehlt im Text. — 2 Dieses Sütra trägt die Zahl 29, corri-
girt zu 30, im Commentar 744. — 3 Dieses Sütra ist im Commentar
vollständig gegeben. — 4 Dieses im Commentar vollständig gegebene
Sütra hat dort die Zahl 758.
Epilegomcna zu meiner Ausgabe von Hemacliandra’s Unädiganasutra.
Ed. — B.
826-478
829—479
831— 480
832— 481
833— 482
' 835—483
837— 484
838— 485
841— 486
842— 487
843— 488
844— 489
845— 490
846— 491
848— 492
849— 493
850— 494
851— 495
855— 496
856— 487
857— 488
859—489
865— 490
866— 491
867— 492
868— 493
869— 494
870— 495
871— 496
873— 497
874— 498
875— 499
877—500
879—501
Ed. — B.
880— 502
881— 503
882— 504
883— 505
884— 506
886— 507
887— 508
888— 509
889— 510
890— 511
891— 512
894— 513
895— 514
896— 515
897— 516
898— 517
899— 518
900— 519
• 901— 520
902— 521
903— 522
904— 523
905— 524
906— 525
907— 526
908— 527
909— 528
910— 529
911— 530
912— 531
913— 532
914— [533] 2
916— 533
917— 534
Ed. — B.
918—535
923— 536
924— 537
925— 538
926— 539
928— 540
929— 541
931— 542
932— 543
933— 544
934— 545
935— 546
936— 547
937_548
938— 549
939— 550
940— 551
941— 552
942— 553
943— 554
944— 555
945— —556
946— 557
947— 558
948— 559
949— 560
950— 561
951— 562
952— 563
953— 564
954— 565
955— 566
958-567
960—568
Ed. — B.
962— 569
963— 570
964— 571
971— 572
972— 573
974— 574
975— 575
976— 576
978- 577
979— 578
981—579
983— 580
984— 581
985— 582
986— 583
987— 584
989— 585
990— 586
991— 587
994_588
995—589
997— 590
998— 591
999— 592
1000— 593
1001— 594
1002— 595
1003— 596
1004— 597
1005— 598
1006— 599
15
Dieselben Zahlen im Commentar. — 2 Im Commentar vollständig ge
geben mit der Nummer 915.
16
XI. Abhandlung: Kirste.
6. Beim ersten Anblick der vier Manuscripte, die icb zur
Verfügung hatte, würde man meinen, dass alle von einander
gleich unabhängig sind. C gibt blos den Text der Sütras, der
noch dazu mitten in Hemachandra’s Grammatik eingefügt ist,
B hat das soeben besprochene Arrangement, T liefert den voll
ständigsten Text, da es gar keine Abkürzungen, die in B in
der zweiten Hälfte des Werkes sich finden, — die Bedeutungen
der Verbalwurzeln z. B. werden gewöhnlich nicht mehr aus
geschrieben -— anwendet und V gibt blos einen Auszug aus
dem Commentar, der von seinem Autor noch dadurch kürzer
gemacht wird, dass er, wo es nur immer angeht, graphisch
kürzere Synonyma anwendet. So schreibt er »TT für 'ÜRW, Hj
für üfVVt für RV:, tw für HR für HVVH etc.
Sehen wir jedoch näher zu, so scheinen die folgenden Belege
eine Vertheilung der Handschriften in zwei Classen zu recht-
fertigen, deren eine von der Handschrift B allein repräsentirt
wird. Statt ' a T gibt B fast immer Rt wird stets durch :
für RHT^i 0 erklärt, in der Mehrzahl der Fälle durch
für Wir finden ferner: S. 19, C. RHWT-
B, TV- S. 430, C. RfafRS B V>TfüV:
TV- S. 447, G (Ende) VH V B ^TR V TV. Alle variae lec-
tiones von S. 448 und ein grosser Theil von denen in S. 651
werden von B geliefert. Im S. 462, C. werden die Worte
und in einer anderen Ordnung als in TV etymologisirt.
S. 563, C. fügt B TT'ÜM hinzu, ferner finden wir S. 623, C. :
B T?TT<CHt: TV-, S. 664 hM V B VRf V R CTV-, S. 975 RTHt
RT B RTRhY CTV] S. 746 lässt B R«rf aus; S. 767 »RTRRR-
RT B °RTf RRRT CTV] S. 796 °tRj: B °T3f: CTV-, S. 970 vfu
B RÜsT CTV]"S. 975 °1Nt B-, °%RT CTV. 1
Ob weiter ein näherer Zusammenhang zwischen T und V
anzunehmen sei, lässt sich nicht gewiss behaupten, da die folgen
den Belege knapp genügen ihn wahrscheinlich zu machen.
Wir finden nämlich in beiden genannten Handschriften die
selben Schreibfehler: S. 33 «r2RRRnWrä[H: statt °RRRRTS-
(wobei allerdings nicht ausser Acht gelassen werden
darf, dass das überflüssige R in V über sich den Dele-Strich
1 Einige kleinere Differenzen in den hier angeführten Belegen sind der
Deutlichkeit halber nicht berücksichtigt worden.
Epilegomena zu meiner Ausgabe von Hemacliandra’s Unädiganasütra.
17
hat); S. 148 statt 1; S. 150 f%T statt
S. 914 T^rft statt Tpflrfr. 1
Darnach würden sich die vier Handschriften nach folgen
dem Schema anordnen lassen:
Archetypus
II. Die Wurzeln.
7. Iiemachandra gehört zu jener grammatischen Schule,
die alle Nomina von Verben herleitet 2 und wenn es ihm trotz
der gewagtesten Etymologien, — parjanya z. B. soll entweder
von pari und prish oder von garj kommen (S. 380) — nicht
gelingt, eine Verbalwurzel ausfindig zu machen, die einem that-
sächlich in der Sprache vorkommenden Verbum zugrunde
liegt, so nimmt er seine Zuflucht zu einem sogenannten sau-
tradhätu, einer künstlichen Wurzel, die nur im Sütra, aber
nicht in der Bhäshä vorkommt. 3
Wie schon in der Preface zu meiner Ausgabe bemerkt
wurde, stimmt Hemachandra’s Dhätupätha nicht mit dem Pä-
nini’s überein und da ferner auch die Handschriften häufig
ganz verschiedene Lesarten zeigen, so sah ich mich veranlasst,
1 Vgl. noch im Commentar: s. 19; s. 87 ;
etc. S. 292; cfi^; S. 302; S. 884; : S. 890.
2 Yäska, Nir. I, 12 (eil. Roth p. 35).
3 Auf die Frage, warum Hemachandra, ebenso wie Pänini, Wurzeln, die
entschieden das Gepräge eines Sautradhätu tragen, wie
in den Dhätupätha aufgenommen haben und andrerseits 51 sowohl in
dieser Sammlung, als unter den Sautradhätavas auffiihren, kann ich hier
nicht eingehen. Ueber Hemachandra’s Dhätupätha habe ich auf dem
X. Orientalisteneongress einen Vortrag gehalten, der in den Verhandlun
gen desselben erscheinen wird.
Sitzungsber. d. pbil.-bist. CI. CXXX1I. Ed. lt. Abb. 2
18
XI. Abhandlung: KiTste.
einen doppelten Zettelcatalog von Hemächandra’s Dhätupätha
anzulegen, von denen der eine alphabetisch nach Westergaard’s
System, der andere in der Reihenfolge des Originals angeordnet
wurde. Durch Zählung und Nummerirung der Wurzeln wurde
ich dann in den Stand gesetzt, die Lesart jeder Wurzel mit
Hilfe von Hemachandra’s Commentar zu seinem Wurzelver-
zeichniss, dem Dhätupäräyana, zu verificiren.
Hemachandra gebraucht zur Etymologisirung von 4300
Worten 780 Verbalwurzeln aus dem Dhätupätha, der 1980
Nummern zählt. Diese verhältnissmässig geringe Anzahl erklärt
sich daraus, dass Hemachandra gewöhnlich nur eine oder zwei
Formen einer Wurzel, die nach mehreren Classen geht, ver
wendet; so z. B. nimmt der Dhätupätha sechs Wurzeln viel an,
die nach der I. II. IV. VI. VII. und X. Classe conjugirt werden,
von denen Hemachandra zu seinem Gebrauche jedoch nur die
erste, zweite und vierte Form auswählt. 1
Die vollständige theoretische Form einer Wurzel mit den
Anubandlias und der Bedeutung im Locativ, wie sie sich im
Dhätupätha findet, wird von Hemachandra nur im Commentar
des Unädiganasütra gegeben und auch hier begegnen wir häufig
den kürzeren Formen, die im Texte der Sütras Vorkommen.
Diese selbst werden am besten in vier Kategorien getheilt: 3
a) Eine vocalisch endigende Wurzel wird in ihrer nackten
Form verwendet, z. B. KT, fW ÜT; ist der Auslaut ein
Diphthong, so finden wir neben ^i, *1 (S. 761) auch ^iT (S.21),
WT (S. 258), 7TT (S. 182) für vfY. Solche Wurzeln werden
wie Wurzelnomina declinirt und wir finden daher: G. Ab.
von (S. 594), fTO*T von (S. 78), s|TO n von % (S. 745),
aber von ^ (S. 235), HTO von ^ (S. 214), TO von W
(S. 805), TO n von ^ (S. 255), aber fWl von f (S. 62), TO
von V (S. 787), TO%on % (S. 197), aber ^TTO von % (S. 623).
Die letzte Form ist gebildet wie von (S. 444, C.),
also einer consonantisch schliessenden Wurzel. Solche Wurzeln
werden jedoch selten in ihrer nackten Form verwendet, z. B.
(S. 160), TO*; von TO (S. 270), von ^SfTT (S. 964).
1 Andrerseits lässt er manchmal überflüssiger Weise die Wahl zwischen
mehreren Formen, siehe z. B. S. 22 dhü.
2 Vgl. darüber die Auseinandersetzungen von Bühtlingk, Pän. 1 II, p. XLII
und Weber, Ind. St. IV, 91.
Epilegoraena zu meiner Ausgabe von Hemachandra’s Unädiganasütra.
19
b) Da es eine Anzahl gleichlautender Wurzeln gibt, so
kann der Leser eines Sütra, in dem sich hlos die nackte Form
findet, häufig in Zweifel sein, welche Wurzel gemeint sei und
so sagt auch Hemachandra im Commentar zu S. 1, dass IT ein
gemeinsamer Ausdruck sei und sich auf MPCTfft, oder
wtfu beziehen könne. 1 Manchmal scheint jedoch der Autor
des Sütra eine bestimmte Wurzel im Auge gehabt zu haben
und er musste daher dieselbe von den gleichlautenden unter
scheiden. So nimmt er ,gehen', bei dem das angehängte
W nur fM’JI'MWrMM gebraucht ist, um es von T ,lesen' oder
,gedenken' zu unterscheiden, die übrigens, um dies nebenbei
zu bemerken, in Hemachandra’s Sütra nicht verwendet werden.
Am gewöhnlichsten dient dazu ein Anubandha des Dhätupätha,
wie z. B. M in MR, ,machen', oder ÜR, ,reinigen', deren volle
Päthaformen und MMR sind. Solche Formen werden dann
• v» <£ N Cv \ N
wie consonantisch auslautende Wurzeln behandelt und haben
demgemäss die G.-Ab.-Endung MR: z. B. MRR (S. 7). Merk
würdig ist, dass solche ,determinirende' Buchstaben auch ge
braucht werden, wo sie eigentlich überflüssig sind; z. B. in
'SD! und TftT, da es doch nur eine Wurzel MT und eine
Wurzel Wf gibt. Durch die Verwendung solcher ,Marken' tritt
ferner die Möglichkeit ein, eine vocalische Wurzel mit einer
consonantischen zu verwechseln, z. B. kann <JR sowohl diese
Wurzel, als die Wurzel M mit dem Determinativ 'S und fl)"?
ebenso zwei Wurzeln repräsentiren: doch muss ich gestehen,
dass ich wenigstens in unserem Sütra keiner Zweideutigkeit
dieser Art begegnet bin. Consonantisch auslautendc Wurzeln
werden ebenfalls durch Anubandhas individualisirt, z. B. MIT,
,erlangen', ist einige Male MVfl (S. 1) geschrieben, um es von
MIT, ,essen', zu unterscheiden; die erste Wurzel lautet im Dhätu
pätha Mnfrfz, die zweite M7TR. Schliesslich noch die Bemerkung,
dass auch die Anwendung dieser Marken nicht vor Zweideutig
keiten zu schützen im Stande ist, da IR doch ebenso gut TMR
als MR<d vorstellen kann, wenngleich der Usus für die erste
Alternative entschieden zu haben scheint (vgl. SS. 7, 23).
1 Ilemachandra’s Dhatupatlia kennt bloss ,machen*, nach der I. und
jtüdten* nach der Y. Classe, darum heisst es ^iTHT |
ffRTRT MT.
2*
20
XI. Abhandlung: Kirste.
c) Die gewöhnlichste Manier, consonantisch auslautende
Wurzeln im Texte anzuführen, ist, denselben ein i anzuhängen
und sie als i-Stämme zu flectiren, z. B.
Dieses i ist natürlich nicht identisch mit dem Anu-
bandha-i, das in Hemachandra’s Dhätupätha als Zeichen des
Mediums gebraucht wird, da es sich auch nach activen Verba
und in Pänini’s Unädisütra findet, in dessen Dhätupätha das i
einen anderen Werth hat. Es ist also das euphonische i, das
wir schon kennen, und dies wird dadurch noch sicherer, dass
wir, wenn auch seltener, das uns ebenfalls bekannte euphoni
sche a daneben finden. 1 So heisst es im S. 323 ftpsT, dagegen
im darauffolgenden fvfW TW (S. 413), "f "1 und (S. 490).
Das euphonische i wird übrigens auch sonst bei der Bildung
der grammatischen Kunstausdrücke verwendet und Hema-
chandra sagt uns ausdrücklich, dass das i von und
nur sei (SS. S69, 871). Was fMW betrifft, so hat
Ujjvaladatta in seinem Commentar des Unädisütra II, 62, die
selbe Erklärung und wir finden in dem genannten Werke ausser
dem II, 70—72; = ZiZ I, 133 etc., Suffixe,
mit deren Hilfe WftlW und gebildet werden. Auch be
züglich des a im Suffixe mit dem chatur gebildet wird,
gilt hier das Gleiche WTWNf: V, 58).
Meine MSS. schwanken übrigens manchmal bezüglich der
Formen mit oder ohne i, z. B. WäF und Wäf: (S. 664),
und Wtt: (S. 795), VUF und VT%: (S. 975). Erinnern wir uns
an das, was wir oben bei Gelegenheit der Substitute bezüglich
des Viräma und der beiden euphonischen Vocale a und i ge
sagt haben, so kann man sich des Gedankens nicht erwehren,
dass a und i nichts anderes sein sollen, als ein Versuch, den
,unbestimmten 1 Vocal, der sich unwillkürlich bei der Explosion
eines Verschlusslautes einstellt, zu bezeichnen, d. h. jenes Phonem,
welches die indischen Phonetiker sphofana genannt haben. 2 Es
ist hier nicht der Ort, auf diesen Gegenstand näher einzugehen
und ich möchte nur so viel noch bemerken, dass die Metrik,
wie dies das Französische und der sogenannte ,metrische Hilfs-
1 Das von mir in der Prefaee, p. 3 (n. 2) als Anubandha erklärte a ist
besser als rein euphonisch zu fassen.
2 Vgl. meinen Aufsatz in den Mem. Soc. Ling. V, 100.
Epilogomena zu meiner Ausgabe von Hemachandra's Unädiganasütra.
21
vocah im Neupersischen beweisen, der Erhaltung, resp. Ent
stehung solcher irrationaler Yocale besonders Vorschub leistet,
und dass vielleicht auch im Sanskrit bei der Reeitation gram
matischer Sütras solche Vocale sich nach und nach einschlichen,
um das an metrische Schemata gewöhnte Ohr der Inder zu
befriedigen. 1
d) Die vierte Methode, Verbalwurzeln im Text anzuführen,
besteht darin, dieselben in der dritten Person Sing. Parasm.
des Präsensstammes zu geben, z. B. (S. 378), IfDrT (S. 654),
TTfTT (S. 866), Vfd (S. 934), WtfcT (S. 442), WTfTT (S. 520).
Auch im Commcntar ist diese Methode sehr beliebt und wir
finden sogar Genitiv-Ablative wie (S. 434), i (S. 426),
sTrT: (S. 603), (S. 346), also von Medialstämmen, die
eigentlich gar kein ti im Nominativ haben könnten. Dadurch
wird es allerdings sehr zweifelhaft, ob dieses ti ohne Weiteres
mit dem Personalsuffix identisch ist, wie dies Weber annimmt,
zumal wir ausserdem noch in unserem, sowie in Ujjvaladatta’s
Sütra = V finden, das ja nur Vpfrf oder lauten
könnte 2 und zumal Pänini das in Rede stehende Suffix mit
der speciellen VtIT fTrfT bezeichnet. Wir fassen es also wohl
besser als Abstractsuffix.
Die MSS. schwanken manchmal zwischen i und ti, und
so linden wir neben (S. 970), Wf*T neben , 4 v tfrT
(S. 883, C.) neben TsTfö (S. 396, C.).
In allen vier Gestalten erscheint die Wurzel ^JST, nämlich
so, dann als "3TSft, und
Die Wurzel erscheint mit Viräma (S. 139) oder als
(S. 179) im Text und als E'T, ''PH oder im
Commentar.
Wenn zwei Wurzeln neben einander stehen, hat die letzte
entweder die Singular- oder Dualendung: YPFi (S. 146), Wft:
(S. 86). Bei mehr als zwei Wurzeln findet sich gewöhnlich der
Plural, aber auch V (S. 139).
Wie oben bemerkt, werden die vollen Formen des Dhätu-
pätha von Hemachandra nur im Commentar gegeben; bei diesen
1 Ueber verwandte Erscheinungen im Arabischen vgl. Guyard, J. As. 1876
(VII) 463.
2 Hat hier die Analogie von (Taitt. S.) eingewirkt, das aber auch
nicht im Dhätupätha steht?
22
"XI. Abhandlung: Kirste.
Citaten geht er jedoch manchmal so weit, auch Wurzeln zu
citiren, die nicht nothwendig sind, die jedoch im Dhätupätha
liehen der citirten stehen. So hat die Wurzelsammlung WT^
MvlbT, da der Classenconsonant, hier bei Wurzeln, die die
selbe Bedeutung haben, nur einmal, am Ende, gesetzt wird,
und ebenso hat das MS. B fast jedesmal, wo es sich um ad
allein handelt und daher HMW stehen mtissste. Dasselbe
ist auch in den andern MSS. der Fall mit ^ W? MM McTT,
die alle drei citirt werden, wenn es sich auch nur um eines
von ihnen handelt.
Lässt sich diese Erscheinung durch eine Art Gedäclitniss-
bequemlichkeit erklären, da man solche Zusammenstellungen
vom Dhätupätha her sich eingeprägt hatte, so ist dies mit einer
anderen Classe nicht der Fall, bei denen Hemachandra Wurzeln
derselben Bedeutung zusammenstellt, obgleich sie im Dhätu
pätha in anderer Folge sich finden. So haben wir MM MW
(S. 56) und MM WM ^MM Mrft (S. 618), während in der Collec
tion MW die Nummer 270 1 und "MW 259 trägt, und obgleich
in dem anderen Falle die drei Wurzeln als 136, 137, 132 dort
gezählt werden müssen. Hemachandra thut dies natürlich des
halb, weil die Wurzeln in dieser Reihenfolge im Sütra sich
finden. Ich führe noch TIM) MW Wcft (S. 388) an gegenüber
Wlj) WW HIT WcTT im Dhätupätha.
8. Auch bezüglich der Bedeutungen, die den Wurzeln im
Commentar beigelegt werden, muss ich einige Bemerkungen
machen. Im Dhätupätha steht hinter dem Bedeutungsnomen
häufig cha, z. B. MMTWM WTTW % was bedeutet, dass durch
Anuvritti aus dem voi’hergehenden zu ergänzen sei und
der Wurzel MT beide Bedeutungen zukommen. Hemachandra
führt in einem solchen Falle blos die zweite mit nachfolgen
dem cha an und ich hatte anfangs die Absicht, auch die
erste aus dem Dhätupätha zu ergänzen, habe dies aber
unterlassen, da nach dem Dhätüpäräyana unter den Ge
lehrten Streit herrschte, ob manchmal ein cha berechtigt sei
oder nicht 2 und da andrerseits meine Handschriften diesbezüg-
1 Diese Zahlen sind, wie schon oben bemerkt, von mir.
2 Gerade hei 'VTT ist dies auch in Pänini’s Dhätupätha zweifelhaft, s. Westcr-
gaard, Kad. p. 362, § 25, 10.
Epilegomcna zu nieinor Ausgabe von Hemacbandra’s Unädiganasutra.
23
lieh auch nicht immer übereinstimmen; z. B. hat B fast immer
VIT MTFW, T immer VT VTTW V, und nach V gibt die erstere
Handschrift bald FfV% % bald lässt sie das W wieder fort. Um
die variae lectiones nicht zu sehr zu belasten, habe ich in
solchen Fällen durchaus die besser beglaubigte Lesart aufge-
nommen, die sich durch die Controle des Dhätupätha leicht
feststellen liess, ohne die Varianten anzuführen.
Einige Wurzeln haben eine grosse Anzahl von Bedeutun
gen, so die Wurzel VfV deren neunzehn. Hemachandra begnügt
sich in solchen Fällen mit einem abgekürzten Ausdrucke, für
VV z. B. mit LVW oder °f^V.
In einigen Fällen gibt kein MS. die richtige Lesart und
ich musste mich daher entscheiden, ob ich den Dhätupätha
ohne Weiteres als massgebende Autorität betrachten solle. Ich
konnte mich dazu nicht entscldiessen, da wir noch keine kriti
sche Ausgabe der Collection besitzen. 1
Die wichtigsten liiehergehörigen Fälle sind folgende:
ViV hat in vier Fällen nach meinen MSS. die Bedeutung
%V, die auch der Dhatupatha gibt, in vier andern Fällen gibt
B WVW und ich habe dies in S. 337 beibehalten, da hier auch
T übereinstimmt.
VF bedeutet W«^TVTV seil. VrfT, was durch Anuvritti zu
ergänzen ist und in der That in den SS. 388 und 597 dabei
steht, dagegen fehlt es in S. 301.
VW VTU S. 9 änderte ich nicht, obgleich wir in SS. 10
und 153 VW V^t% V linden; eigentlich sollte es VLW VVV V
heissen.
VW hat nach dem Dhätupäräyana die Bedeutung VTW,
nach andern aber dagegen soll VWW blos die letztere
Bedeutung haben. Meine Manuscripte schwanken bezüglich
der Bedeutungen in unvereinbarlicher Weise. Nach längerer
Ucbcrlegung entschloss ich mich, die beiden Wurzelformen auf-
zunehmen, da in der Ligatur gs das blos durch einen Strich
repräsentirte g von einem Abschreiber leicht übersehen werden
konnte, und also VVW VTW von VW WW zu unterscheiden.
1 In V sind die Bedeutungen fast immer ausgelassen und in B ist dies in
der zweiten Hälfte des Manuscriptes der Fall.
24
XI. Abhandlung: Kirste.
Das MS. T gibt der Wurzel immer die Bedeutung
die nach dem Dhätupäräyana allerdings neben
vorkommt. leb folgte jedoch dem MS. B (theilweise auch V),
welches hat.
9. Bevor ich die Liste der Sautradhätavas gebe, muss
ich über zwei Wurzeln sprechen, bezüglich deren Geltung als
wirklicher Verbalwurzeln oder nicht, Heinachandra schwankend
ist. Es sind dies f^fi und Von der ersteren heisst es SS. 140
und 435, dass sie sautra ist, dagegen wird sie S. 439 zu der
Classe adädi gerechnet.
Noch auffallender tritt diese Unsicherheit bei bhas hervor,
von dem es S. 451, C. heisst: wonach es
also eine im Medium zu conjugirende Anudättawurzel der
III. Classe wäre, während wir hingegen SS. 894, 911 die An
gabe finden:
Beide Wurzeln finden sich nicht im Dhäthupätha Hema-
chandra’s, er erwähnt sie jedoch in seinem Dhätupäräyana am
Schlüsse seiner II. Classe und auch in der Pänini’schen Collec
tion finden sie sich unter den , die ein
Anhängsel der III. Classe bilden (Westergaard, Rad. p. 362,
§ 25, 18; 19).
Ich gebe nun die Sautrawurzeln in der alphabetischen
Anordnung, wie sie bei Westergaard (Rad. p. 333) angeführt sind.
sj, S. 140. Ich verstehe nicht recht, warum Hemachandra
nicht auf die Verbalwurzel *T(TT CI. I, No. 595 verwies. Vgl.
jedoch Westergaard, Rad. p. 359, § 22, 50.
Onrr) 2 SS. 142, 813.
S. 423.
S. 245.
(*Trft) S. 142.
(^nsrö:) S. 208.
fqfv S. 176; wird nicht sautra genannt, kommt aber im
Dhätupätha nicht vor. Das schliessende nicht ist in den
besten MSS. sehr deutlich. Auch ist das davon abgeleitete
füVüV ein bekanntes Wort, wenn ihm auch Hemachandra eine
bis jetzt nicht bekannte Bedeutung beilegt.
1 S. 894 lässt T *fnr: aus.
2 Wenn die Bedeutung nicht von allen MSS. und in allen Fällen gegeben
ist, so steht sie zwischen Klammern.
Epilegomena zu meiner Ausgabe von Heinachandra's Unädiganasutra.
25
S. 21.
35% S. 405.
('SfWTfWTT'rä:) S. 397.
('jfTwfWR'rä: oder ’3T^) SS. 397, 418, 487, 488, 560.
UZ S. 589.
TfW (üTfITf) S. 28.
ff* SS. 408, 431, 753.
(^S, w] t’STTH s. 311.
S. 712.'*
*rr (W^%) SS. 329, 515, 535.
■fäurr S. 511.
f tu S. 305.
ufn S. 76.
^rfu S. 76.
^ S. 123.
oder oder fw) SS. 322, 397, 411, 696.
oder SS. 451, 865.
oder ffUT^: TftW^rg) S. 397.
VR VT^ SS. 716, 829, 997.
sfiftl SS. 475, 493.
(-g>?ftaT%) S. 29.
Wfu [?J S. 388.
S. 57; ist bei Westergaard Verbahvurzel,
sollte aber auf p. 207, nicht p. 212, der Radiees stehen.
fYfu S. 388.
Wfal S. 422.
Ä SS. 363, 613.
flfu S. 356.
S. 680.
udf-Jf (UT%) S. 560.
^Icfr S. 531.
^3ft (’lfft) S. 572.
f^T f^UTYTJT s. 64.
SS. 149, 150.
rlf^r S. 711.
UT SS. 326, 609.
^ ^Tf S. 828.
S. 26.
fvff% S. 340.
26
XI. Abhandlung: Kirste.
S. 372.
W S. 27.
TUT ^Trft S. 550.
’tlf^ *TrfT S. 900.
*T<TT VITTT =fT S. 361; wird nicht sautra genannt,
kommt aber im Dhätupätha nicht vor. Westergaard gibt die
Wurzel unter den Sautradhätavas, Whitney und Scerbo (Rad.
sanscr. Firenze 1892) unter den Verbalwurzeln,
tlür S. 427.
(*icfr) s. 731.
oder SS. 131, 874.
(%^T?THT) SS. 887, 899.
*jf*T S. 191.
f^T% S. 360.
*jf% (fwrö:) S. 331.
Die schliessenden a und i sind natürlich euphonische Vocale
(mit Viräma findet sich nur ^3), da sie mit den entsprechen
den Anubandhas nichts zu thun haben können, und bestätigen
daher das früher über diesen Gegenstand Bemerkte. Sie werden
ebenfalls hie und da als thematisch behandelt, z. B. ufufshrrt,
aber rJT Gleich Aufrecht (vgl. Ujjv. Un. I, 49, aber
vfh I, 94) habe ich keine Uniformität durchgeführt, son-
dern mich an die Lesarten gehalten. Mit dem euphonischen u
von w vgl. ujjv. Un. I, 76 VUt: #TTl MUT.. Wenn die Formen
mit schliessendem a und i nicht dieselbe Bedeutung haben
oder die Bedeutung bei der einen fehlt, habe ich sie getrennt
angeführt.
III. Der Commentar.
10. Mit Ausnahme von S. 471, in dem TT sowohl zu 'fScR
als gehörig zu betrachten ist, gibt die Construction der
Sütras keinen Anlass zu Schwierigkeiten. Die Paraphrase der
selben fehlt, wie schon bemerkt, in V mit Ausnahme von ein
oder zwei Fällen und auch B bedient sich gewöhnlich der Ab
kürzung F° = Tn^T^n während T dies auszuschreiben
pflegt. So steht z. B. S. 310 in B F° M° oder
S. 390 F° während T in beiden Fällen zwei
gibt, in SS. 47 und 489 sogar drei. Andrerseits fehlt
aber auch in dieser Handschrift bald das erste, bald das zweite
Epilegoraena zu meiner Ausgabe von Hemacliandra’s Unftdigapasütra.
27
Nach meiner statistischen Uebersiclit wird das Verbum
finitum in dem vierten Theil der Fälle (82), die hier in Be
tracht kommen (321), in der Handschrift T zweimal gesetzt,
und ich habe mich daher entschlossen, es auch in den übrigen
Fällen (239) zwischen Klammern zu restauriren. Ausser
dem, dass die Form in der in B sich findenden Abkürzung
enthalten sein konnte, bewogen mich dazu noch zwei andere
Gründe. Erstlich finden sich eine Anzahl von Stellen, in denen
B wie gewöhnlich zuerst die Abkürzung und dann am Schlüsse
des zweiten Satzes »RfcT bietet, während T umgekehrt das
erste gibt und das zweite auslässt, woraus wenigstens
mit einiger Wahrscheinlichkeit geschlossen werden kann, dass
im Originale beide Formen, vorhanden waren, und zweitens sind
die Fälle in Betracht zu ziehen, in denen zuerst der Singular
und dann der Dual U=TrF oder der Plural steht.
Im Commentar von S. 477 hat B die beiden Verbalformen, im
Commcntar von S. 814 T } und ich habe mich daher für be
rechtigt gehalten, auch in den anderen Fällen dieser Art, in
denen gewöhnlich das zweideutige F° steht, |u^fu] zu suppliren.
Auf diese Weise konnte ich die varietas lectionum von einem
im Grunde genommenen überflüssigen Ballast befreien.
11. In Hemachandra’s Paraphrase des Textes spielt natür
lich, wie in allen grammatischen Werken, die Anuvritti, das
Fortgelten, ihre Rolle und ich habe selbstverständlich an meiner
Vorlage nichts geändert, auch wenn mir die Anuvritti unrichtig
oder wenigstens überflüssig schien. So wiederholt der Commen
tar unter S. 104 aus S. 102, in Folge dessen dasselbe
Suffix sowohl kit, als nit sein, d. h. sowohl die schwächste, als
stärkste Form des vorausgehenden Themas hervorrufen muss,
was natürlich unmöglich ist. Es sollte ftTfcFf: oder heissen.
Ein ähnlicher Fall begegnet unter S. 577, wo wir nach Accep-
tirung der Erklärung f^n^fanST, statt 'i zu der absurden
Consequenz gezwungen werden, entweder die imaginäre Steige
rung eines, in Folge des f%<T, nicht mehr vorhandenen Vocals
oder zuerst die Umwandlung der Wurzel si in säi und dann
das Verschwinden der ganz überflüssigen Steigerung anzu
nehmen. In der Paraphrase von S. 443 wiederholt Hemachandra
aus S. 441, obgleich kein Femininum zu bilden ist, auf
das sich das Z beziehen könnte, und in ganz gleicher Weise
28
XI. Abhandlung: Kirsto.
wird dasselbe it des Suffixes aus S. 446 in den Commen-
taren der SS. 447—449 weitergeschleppt, obgleich es hier gar
keine Anwendung findet. Im S. 773 bezieht sich das n von
U«T nur auf das Thema WfS, nichts desto weniger nimmt He-
machandra die Anuvritti desselben bis S. 778 an. Ein etwas
zweifelhafter Fall begegnet S. 377. Hier glaubt Hemachandra,
dass das n des Suffixes WPffta nur für das nächste Sutra
Geltung habe, da die Vorschrift der Vriddhirung bezüglich der
Wurzel schon aus einem grammatischen Sütra 1 folge und
in Uebereinstimmung hiermit erklärt er die ausdrückliche Vor
schrift des S. 833, dass W5f vor Suffix ü Guna nehme als Prä-
ventivum gegen die Annahme, dass etwa zu bilden sei.
Wenn sich nun auch gegen die letztere Interpretation nichts
Positives einwenden lässt, 2 so möchte ich doch darauf aufmerk
sam machen, dass zwar Ujjvaladatta die Vriddhirung der
Wurzel in (Un. I, 115) ohne Weiteres als selbstver
ständlich ansieht (ebenso Hem. S. 21), dass er jedoch dieselbe
ausdrücklich erwähnt, wenn er die Bildung von TIT^TT be
spricht (Un. III, 137), in Folge dessen eine ähnliche Erklärung
auch für unser S. 377 möglich wäre.
12. Die längste grammatische Auseinandersetzung findet
sich in S. 396, wo Hemachandra sich selbst den Einwand macht,
dass und W doch ebenso gut mit dem Kritsuffixe a, als
mit dem Unädisuffixe ra gebildet sein könnten. Die erste Ant
wort besteht darin, dass eine Verschiedenheit der Bedeutung
zwischen beiden Suffixgattungen obwalte, wie dies ja bekannt
lich auch Pänini lehrt, der den Kritsuffixen die Bedeutmig des
Agens (III, 4, 67), den Unädis andere als Dativ- und Ablativ-
begriffe zuspricht (III, 4, 73—75). Bezüglich der ersten heisst
es in der Laghuvritti zu Hemachandra’s Sabdänusäsana (V, 1):
gmfv vRfri i i^:i n.
In unserem Sütra haben nun alle Handschriften whrrö:, wofür
man erwartet, obgleich die Construction hart genug
ist. Die zweite Antwort ist mir weniger klar und ich verstehe
nicht recht, warum sie hinzugefügt wurde, da die erste Wider
legung des Einwandes ja vollkommen genügend ist: ,khura und
1 Vgl. p. vii, 2, in.
2 Vgl. Ujjv. Un. I, 83.
Epilegomena zu meiner Ausgabe von Hemachandra’s Unädiganasutra.
29
kshura sind nicht mit dem Kritsuffix a gebildet, da sie nicht
die allgemeine Bedeutung ,Spalter, Kratzer' haben, sondern die
individualisirte Bedeutung ,Huf, Scheermesser', in denen der
Verbalbegriff gar nicht mehr zum Bewusstsein kommt. 1 Oder
die beiden Worte haben', so fährt also Hemachandra fort, ,nur
einen begrenzten Begriffsumfang, gerade so wie ghas als Sub
stitut der Wurzel ad im Perfectum', d. h., soferne ich die Ar
gumentation richtig verstehe, ghas ist nur ein beschränktes
Substitut, kein allgemeines der Wurzel ad.
Die Citate aus der Grammatik habe ich mit Hilfe der
mir zu Gebote stehenden Manuscripte verificiren können mit
Ausnahme von zweien, von denen jedoch das erste vielleicht
aus einem andern Werke stammt, während das zweite nicht
gerade ein Citat zu sein braucht. S. .5 beginnt mit und
die zwei vollständigen Handschriften geben im Commentar WM
und f%W, deren Wurzeln also unter fallen sollen, ob
gleich sie nach der IV. Classe gehen und der Terminus tech-
nicus. die Verba der VI. umfasst. Eine Bemerkung, die sich im
MS. B findet, begegnet dieser Schwierigkeit mit der Behauptung,
dass (hier) 3^ kein Wurzclgana sei und statuirt nach (der
Regel) ,gctheilt' für hudh u. s. w. einen Wechsel des Kenn
zeichens. Die Regel fWW habe ich im Sabdänusäsana nicht
gefunden.
Der zweite Fall betrifft den Commentar von S. 9, welches
die Bildung von Femininstämmen auf l vorschreibt. Hema
chandra fügt in seiner Paraphrase ohne Weiteres bahulam ein,
wodurch die Regel facultativ wird und beruft sich dann darauf,
um die Ausnahme zu rechtfertigen. Das MS. V gibt
dieses Wort allein, die beiden andern fügen T* hinzu, ich bin
aber wieder im Zweifel, ob ein Citat aus
der Grammatik sein soll oder nicht vielmehr bedeutet: ,mar-
marä in der Bedeutung dürvä u. s. w., ist ein unregelmässiges
Femininum.' Einmal bietet das MS. V allein eine grammatische
Bemerkung, nämlich im Commentar von S. 511, nach dem WTW
von der Wurzel mit Suffix W abzuleiten ist. Es würde
daraus avva folgen und es war daher auf eine Regel zu ver
weisen, die mit der von Pänini (VI, 1, GO) gegebenen identisch
1 Vgl. Aufrecht’« Vorrede zu Ujjv. Un. p. V.
30
XI. Abhandlung: Kirste.
ist. Dieselbe Regel sollte im Commentar von S. 795 stehen, da
dort das v der Wurzel vor dem Suffix verschwindet;
es heisst aber blos
Ein ähnlicher Fall begegnet uns im Commentar des S. 396
bezüglich der Ableitung des Wortes 9 UV Es heisst dort zuerst,
dass nach dem Yocal der Wurzel UUT ein n eingeschaltet werde,
darauf folge d und das Suffix ra- wir erhielten auf diese Weise
punndra, punndra und man erwartet entweder eine Regel, die
auf die von den Prätisäkhyas gegebene Vorschrift von der Ver
doppelung des ersten Consonanten einer Gruppe (siehe meinen
Aufsatz in den Mem. Soc. Ling. V, 109 ff.) hinweist oder die
Unterdrückung des einen Nasals gestattet. Ein Ausweg wäre,
punndra als die ältere (vcdische) Form zu betrachten, pundra
als die neuere; doch muss ich bemerken, dass meine Hand
schriften an dieser Stelle miteinander nicht übereinstimmen
(siehe die var. lect.).
Ein Nasal wird übrigens als ,quantite negligcable/ behan
delt bei der Etymologisirung des Wortes VTFVtT (S. 418). Im
Text geben die zwei besten Handschriften als Wurzel VTUf,
obgleich im Dhätupätha nur Wh. existirt, wie auch der Com
mentar hat. Ich habe VTUVtT aufnehmen müssen, da alle drei
MSS. so lesen, eine Form, die übrigens nur eine Variante von
ist, das mit Ujj. Un. IV, 30 aufzunehmen wieder der
Umstand verbietet, dass Hemachandra im Dhätupäräyana nur
TTTf anerkennt und TUT als die Lesart ,anderer - ' anführt. Ein
Versuch, den Nasal zu rechtfertigen, dürfte im MS. T vor
liegen, wo als Bedeutung von TTT^ statt UuNcVC gegeben
ist, was zur Wurzel TTTut gehört, wobei dann allerdings wieder
das d, sowie die Vriddhirung des o unerklärt bleibt. Mir scheint
aus alledem hervorzugehen, dass ursprünglich ’jfPstT hier ge
standen habe, — so liest in der That auch Hemachandra im
Dhätupäräyana unter ’SfT^ — und dass wir das n der in den
Volkssprachen Indiens so gewöhnlichen Nasalirung zuzuschreiben
haben. 2
1 SS. 288, 439, 708 fehlen grammatische Referenzen für aj; S. 716 für
Tticisj; S. 779 für guh.
2 Vgl. Kulm, Beitr. z. Päligr. 33 f. Morris, Tr. 9 th Or. Congr. I, 468. Senart,
Inscr. de Piy. I, 16 f. Schulze, K. Z. 33, 366 ff.
Epilegomona zu meiner Ausgabe von Hemacliandra’s Unadiganasutra.
31
13. Eine ganze Anzahl von Etymologien sind nur durch
die Annahme von Consonantensuhstitutionen möglich, die in dem
Sabdänusäsana (II, 3) gelehrt werden. Die betreffenden Sütras
werden zwar von Hemachandra gewöhnlich citirt, doch unter
lässt er dies auch, besonders bei der Annahme der Ersetzung
von (1 und r durch l. So gibt er als Präsens der Wurzel
ohne weitere Bemerkung ^T^frT, wovon abge
leitet werden (S. 19) oder er begnügt sich mit der Note W<3T,
wenn er für f^ren-T, f^sTPsT (S. 476) oder für WfT,
(S. 699) erlaubt. Es sind dies ebenfalls sehr bekannte Erschei
nungen der Präkritspraehen und Hemachandra behandelt die
selben in seiner Präkritgrammatik (ed. Pischel) I, 202. IV, 288.
Für einen Lautwandel jedoch hält Hemachandra jede
Bemerkung für überflüssig und da ausserdem auch die Hand
schriften sich in dieser Beziehung der grössten Inconsequenz
befleissigen, so folgt hier eine Zusammenstellung der betreffen
den Fälle nebst den Gründen, die für die Adoptirung der einen
oder anderen Lesart zu sprechen scheinen. Es handelt sich um
den Wechsel von b und v, dessen wissenschaftliche Behandlung
vom etymologischen Gesichtspunkte aus ein Desideratum nicht
blos der indischen Lexicographie, sondern jedes Herausgebers
eines indischen Textes ist.
a) Wurzeln, (S. 242). Alle meine Handschriften
geben im Text und Commentar . Nichtsdestoweniger schrieb
ich den Verschlusslaut, da derselbe durch die alphabetische
Reihenfolge der Auslaute im Dhätupätha gesichert ist und
andrerseits die davon abgeleiteten Worte jnit dem
selben geschrieben werden.
(SS. 142, 423). Dieselben Gründe gelten für meine
Schreibung dieser Wurzel und ihrer Ableitungen 1 und
^ (S. 397). Text: ^ alle MSS.; Commentar: ^ und
alle MSS.
,binden'; so alle MSS. dos Textes der Sütras 456
und 607. Zwei MSS. des Textes von S. 488 haben b und so
auch ebnere Male im Commentar. Ableitungen: WMyT,
(S. 491).
1 Pet. Wtb.
32
XL Abhandlung: Kirste.
Da diese Wurzel und ihre Ableitungen in der Mehr
zahl der Fälle mit b geschrieben ist, so corrigirte ich VH S. 475,
Text, gegen alle Handschriften.
VV (wohl verwandt mit VV, ,wachsen'). Alle Handschriften
geben v im Text der SS. 486, 990, dagegen finden wir im
Commentar auch b. Ich schrieb das letztere wegen der Ab
leitungen WH und .
fVH, fVH. Nach allgemeinem Usus unterschied ich fVH
von fVH WW. Der Commentar von S. 101 lässt die Wahl
zwischen beiden, um zu erklären; ich schrieb im Text
mit den Handschriften fVH, dagegen adoptirte ich gegen die
Handschriften fVH im S. 81, weil als Bedeutung gegeben ist.
b) Worte. VJITT (S. 514). Die Manuscripte sprechen für
bb, obgleich es von Wurzel av + va abgeleitet ist. Es ist wohl
vei’wandt mit vnVT.
"KV**! (S. 257) wird von Wurzel ku + Suffix andha abge
leitet. Ich habe den Halbvocal geschrieben, da das griech. Kä-
avOoq 1 denselben verbürgt, obgleich die Handschriften b bieten.
HVT I VVT werden von den Wurzeln ku und gu + Suffix
era abgeleitet, aber von den Handschriften mit b geschrieben
(S. 431).
VHtZ (S. 161). Die MSS. schwanken; ich schrieb v, weil
es von vach abgeleitet wird, was immerhin wahrscheinlich ist.
(S. 157) wird von bandli abgeleitet, ist aber ohne
Zweifel mit vadliü verwandt. Die Handschriften des Commen-
tars haben v.
(S. 296) wird von vap abgeleitet. Vielleicht ist VV,
welches eine Handschrift bietet, mehr correct.
I werden von den Wurzeln vri (S. 9) barb
(S. 397) und vri (S. 441) abgeleitet. Ich habe beide Varietäten
gegeben und mich dabei an diese Ableitungen gehalten, ob
gleich sie selbstverständlich nur theilweise richtig sind.
i mw werden von vali (S. 726) abgeleitet, aber mit
b geschrieben, das für das erste infolge seiner Verwandtschaft
mit brih, für das zweite wegen des iranischen bäzu sicher steht.
Vfaf (S. 127) wird von vi abgeleitet und das awest. vaejanh
spricht ebenfalls für den Halbvocal; ich habe aber trotzdem b
1 Kulm, Herabk. d. F. 2 p. 119. Darmesteter, Orin. et Ahr. 64.
Epilegomena zu meiner Ausgabe von Hemachandra’s Unädiganasutra.
33
vorgezogen, da alle Handschriften dieses Wort auch sonst so
schreiben und dies die allgemein recipirte Form zu sein scheint.
wird mit Hilfe des Substituts v gebildet, das ich so
stellen liess (S. 244).
VVT (S. 201) wird von vus abgeleitet.
Wl etc. Es ist wohl allgemein anerkannt, dass die
Wurzeln vrih und vrimh besser mit b geschrieben werden,
nichtsdestoweniger änderte ich die von meinen MSS. gebotene
Schreibweise nicht, sondern begnügte mich, die davon abgelei
teten Worte VfV, VffH, vffV, V^TV (SS. 194, 884, 913, 990)
mit tlieilweiser Zustimmung meiner Handschriften mit b zu
schreiben.
VV (S. 268) wird von bandh abgeleitet und auch mit b
geschrieben von Ujjv. Un. III, 5; ich folgte meinen Handschriften.
VT VT (S. 27) wird von stu + aha abgeleitet.
c) Suffixe. Was die Suffixe V, TV und VT anbelangt,
so ist es unmöglich, aus dem handschriftlichen Material eine
Norm abzuleiten. In S. 317 handelt es sich, wie die alphabe
tische Reihenfolge beweist, um das Suffix ba- die Manuscripte
schreiben aber trotzdem im Commentar Vv^, nicht valba, wie
man consequenter Weise erwarten sollte, da das Wort von val
abgeleitet wird. Mit demselben Suffix ba werden (S. 319) TTT
und gebildet, während das mit dem ersteren offenbar zu
sammenhängende TTRT (S. 190) anders etymologisirt wird.
WV wird von der Wurzel krl mit Hilfe des Suffixes
vara abgeleitet (S. 441), da jedoch zwei MSS. b geben, habe
ich dieses beibehalten, abgesehen von der wahrscheinlichen Ver
wandtschaft des Wortes mit Cerberus. Mit demselben Suffixe
sind TfSVV, TJVV, WV (S. 444) und VR«rrN (S. 555) ge
bildet, deren Orthographie jedoch nach den Handschriften ge
regelt wurde.
Im S. 499 geben drei Handschriften VT, das vierte VT,
während in dem folgenden Sütra wieder alle mit diesem Suffix
gebildeten Worte mit v geschrieben werden. Ich adoptirte ^I?VT,
ViJVT, aber VvVT, etc.
14. Einige Male macht Hemachandra Zusätze in seinem
Commentar. So bezieht sich der in S. 20 gelehrte Verlust des
Causativcharakters nur auf Worte, die das Suffix a enthalten.
Hemachandra dehnt denselben jedoch auch auf Worte, die mit
Sitzungsber. d. phii.-hist. CI. CXXXII. Bd. 11. Abb. 3
34
XI. Abhandlung: Kirste.
dem Suffix kvip gebildet sind und sogar auf Verbalformen aus.
Es ist interessant, zu sehen, dass Ujjvaladatta sieb dasselbe in
seinem Commentar zu Un. II, 22 erlaubt.
Sutra 244 enthält einen Gana von Worten, die mit uda
enden, Hemachandra fügt hinzu. Auf dieselbe Weise fügt
er zu und ISC*! (S. 370), und drei Worte, die nicht
mit Labialen endigen, am Ende des Commentars von S. 932
hinzu, welches sich blos mit solchen Worten beschäftigt.
Im S. 635 wird mit WT fTEfr erklärt.
Man ist versucht WT in 'dWT oder =T^sfT zu ändern und als ein
in den Text gedrungenes Synonym von zu betrachten, da
Hemachandra in seinem Anekärthasaihgralia II, 152 blos die
zwei Bedeutungen und von angibt; zwei Hand
schriften haben jedoch ganz deutlich die recipirte Lesart. Ein
hübsches Beispiel, wie falsche Bedeutungen in den Text ge
langen können, finden wir im Commentar von S. 237, in dem
tTTT^: durch I erklärt wird, das im zweiten MS. : ge
schrieben ist, aus dem dann im dritten : wurde. Es wäre
nicht zu verwundern, wenn schliesslich von einem pedantischen
Abschreiber beide Formen und in seine Copie auf
genommen worden wären.
Hemachandra hat ohne Zweifel, wie auch die oben be
rührte Uebereinstimmung mit Ujjvaladatta dartliut, andere
Werke zur Abfassung seines Commentars benutzt; es findet sich
jedoch keine Referenz, nur im Commentar von S. 33 erwähnt
er die Kaläpakas, deren nahe Beziehung zu Hemachandra schon
von Kielhorn erwiesen wurde.
IV. Der Index.
15. Unter den 4300 Worten finden sich einige zweifel
hafte Formen, die ich hier der Uebersichtlichkeit halber zu
sammenstelle.
oder Der beginnende Vocal ist in eupho
nischer Verbindung mit vorhergehendem a (S. 480, C.).
VW.t) oder fTWD sind Lesarten von zwei MSS., das
dritte hat ■ftDfi(T), das aber schon früher vorkommt. Die Worte
sind unbekannt, ist vielleicht fV^Tj zu corrigiren? (S. '316, C.)
Epilegomena zu meiner Ausgabe von Hemachandra’s Unadiganasfitra.
35
oder öfiHVS'. Beide Wurzeln ^’ST und existiren
in den Dhätupäthas (siehe oben unter §. 2) und es ist bis jetzt
noch nicht gelungen, die zu ihnen gehörigen Worte (ko&a,
Jcosha etc.) sicher zu etymologisiren. 1 (S. 178.)
oder wtmva. Das erste könnte zu gehören,
das zweite zu das im S. 187 erklärt wird (S. 193, C.).
oder Es ist sehr auffällig, dass sich die
selben Varietäten in Pänini’s Dana finden (S. 45, C.).
oder (siehe oben unter §. 1). Da keine
Bedeutung daheisteht, so ist es unmöglich, zu entscheiden,
welches die richtige Lesart ist. (S. 45, C.)
oder fVNe^t (S. 125, C., vgl. S. 190, C. fVüFr).
*T(T) man könnte auch lesen. Ist vielleicht die Ver-
muthung berechtigt, dass Hemacha,ndrä oder in
^T, resp. W + ^7 theilt, da er unmittelbar vorher die drei
Formen *fWT, und besprochen hat? Der Vor
gang ist ja aus dem Verhältniss von Wörtern wie sita, asita;
sura, asura bekannt genug, und die beiden Wörter apvä und
äpvä werden, von Hemachandra (S. 506) angeführt. (S. 514, C.)
fvfsrfw und (S. 17). Hier gilt dasselbe, wie
für und
MM \t vi
Ich gebe ferner ein Verzeichniss der Worte, die zweimal
etymologisirt werden.
ff^T SS. 609, 635.
WVf SS. 804, 746, C.
f^r SS. 949, 20, C.
TO SS. 4, 87, C.
SS. 487, 426, C.
VJE SS. 807, 729, C.
W7W SS. 187, 269, C.
VfTH SS. 688, 270, C.
TTfW SS. 622, 270, C.
S. 709, zweimal.
^pfT I SS. 9, 441 (397).
^Tfxtr SS. 618, 634.
TO SS. 463, 388, C.
1 Johansson, Idg. Forsch. II, 20.
3*
36
XI. Abhandlung: Kirste.
SS. 330, 605.
SS. 5, 388.
16. In der Vorrede zu meiner Ausgabe wurde bemerkt,
dass alle Worte, deren Bildung im Sütra nicht gelehrt wird,
im Index mit einem C. (commentary) versehen sind; da die
Anwendung dieser Marke, die dazu dienen soll, das wahr
scheinlich auf ältere Quellen zurückgehende Sprachgut von den
Zusätzen Hemachandra’s zu sondern, manchmal Zweifel verur
sacht, so halte ich ein paar Worte über das von mir dabei be
folgte Princip für notliwendig. Vor Allem ist klar, dass solche
Zusätze, wie sie unter §. 14 besprochen wurden, das G. erhalten
müssen; desgleichen Worte, bei deren Bildung vom Wortlaute
des Sütra nicht autorisirte Buchstabensubstilutionen vorausge
setzt werden (siehe unter §. 13) und endlich auch Zusammen
setzungen, die sich erst im Commentar finden, wie z. B. ^c 5 ?-
f’SRiT (S. 38), fafspi (S. 85), UTU (S. 201). Das zuletzt ange
führte Beispiel ist deswegen bemerkenswerth, weil Hemachandra
das Simplex VU nicht gibt, so dass also die im Sütra stehende
Wurzel V*! gar kein autorisirtes Beispiel liefert. Nichtsdesto
weniger musste so behandelt werden, da sonst im Sütra
die componirten Wurzeln genau angegeben werden, z. B.
S. 21 f«TfT, S.-266 von und HT oder S. 651 JPjfTT von V
und W
In S. 580 findet sich nur das Suffix fTO und die beiden
Wurzeln dZ und W\, an die dasselbe an tritt, sind durch Anu-
vritti aus dem vorhergehenden herüberzunehmen; da an der
Legitimität dieser ,Nachwirkung' wohl nicht zu zweifeln ist,
habe ich die Worte d£*r und dfT^f ohne Marke gelassen. 1 Was
sollen wir aber thun, wenn, wie in S. 2, keine Anuvritti möglich
ist? Der Commentar sagt, dass das Suffix df an jede Wurzel
antreten könne, eine Erklärung, die nach dem oben über den
Unterschied der Unädiworte und der mit Kritsuffixerf gebildeten
Bemerkten kaum wird gebilligt werden können und es scheint
beinahe, als ob wir kein selbstständiges Sütra, sondern nur
einen Adhikära, eine Titelüberschrift, vor uns hätten. Da uns
aber vorläufig keine Mittel zu Gebote stehen, um an Hema-
chandra’s Interpretation eine so einschneidende Kritik zu üben,
1 Ebenso z. B. udu, S. 738.
Epilegomena zu meiner Ausgabe von Hemacbandra’s Unadiganasütra.
37
so habe ich die von ihm gegebenen Beispiele als durch den
Wortlaut des Sütra autorisirt angesehen. 1
Wenn im Sütra eine Reihe von Worten angeführt ist, die
mit ädi endigen, so sind die vom Commentar hinzugefügten
als nicht genuin betrachtet worden. Ein ganz anderer Fall
scheint mir jedoch vorzuliegen in den SS. 5 und 273. In beiden
finden wir den Ausdruck 3^, der uns schon einmal (unter
§. 12) beschäftigt hat. Hemachandra zählt, mit Ausnahme von
(S. 5), das aber wahrscheinlich nur ein graphisches ,de-
doublement' des vorausgehenden ist, und (S. 273), das
wie ein späterer Zusatz aussieht, da es hinter den Käraka-
wörtern steht, an beiden Stellen dieselben Wurzeln als unter
diesen Gana fallend auf, und ich habe daraus den Schluss ge
zogen, dass wir es mit einer fixirten Reihe zu thun haben,
infolge dessen nur und ^PE!"«T.' die Marke erhalten konnten.
Ebenso habe ich die unter (S. 572) und "TTf^ (S. 367)
von Hemachandra angeführten Wurzeln als einem Gana ange
hörig betrachtet und dasselbe mit den unter *Tnnf^ (s. 708)
fallenden Worten gethan.
Schliesslich • noch einige Bemerkungen über die neuen
Worte, denen ich im Index einen Stern i*) vorgesetzt habe. Ich
habe dies nur gethan, um dem Leser sofort einen orientirenden
Ueberblick über das neue Material, — es sind gegen 900 Worte,
das ist etwas mehr als ein Fünftel der überhaupt von Hema
chandra etymologisirten — zu ermöglichen.
Die Feminina auf n sind speciell angeführt worden, da
es vorkommt, dass entweder dieses oder das Masculinum-Neu-
trum im Petersburger Wörterbuch fehlt. Der Index gibt daher
*p[i, *WT, WfaiT. erhielt das Sternchen, da es
nicht das Femininum zu ist, ‘f^T, weil es ein von dem bis
jetzt bekannten Wort, das übrigens nur in der Composition
vorkommt, ganz verschiedenes Wort ist. blieb ohne Stern,
obgleich es bis jetzt nur in nachgewiesen ist, da keine
Bedeutung dabeisteht und sowie *r?TcT blieben ebenfalls
ohne solchen, obgleich beide von den europäischen Lexico-
graphen, ebenso wie natürlich , als Participia erklärt
werden.
1 Ebenso die mit Suffix man, S. 911 und as, S. 952 gebildeten Worte.
38 XI. Abh.: Kirste. Epilegomena z. m. Ausg. v. Hemacliandra’s UnädigapasStra-
Im Commentar linden sich ebenfalls eine Anzahl unbe
kannter Worte und ich stelle sie der besseren Uebersicht halber
sammt ihren Synonymen hier zusammen.
-55t5TTTEf = S. 518.
findet sich bis jetzt nur in Pänini V, 2,
30, S. 124.
= S. 728.
^3sT«rT = WRPsT, S. 479.
S. 507.
m. Bedeutung der Wurzel •
fWt = S. 403.
^T3T 1 = *=THf, S. 449.
^ = 1^, S. 717.
S. 397.
HWrtif^T = ^fT, S. 606.
^Ti = ^W S. 256.
^Spfif3f*rsfi 2 =^f|f, S. 692.
oder m. = ^TV, s. 844.
fir^T^WTT 3 = fS. 431.
Ueber die in dem Unädiganasütra enthaltenen neuen
Wörter, sowie über das gegenseitige Verhältnis® von Hema-
ehandra’s und Ujjvaladatta’s Werk, gedenke ich eine eigene
Studie zu veröffentlichen.
1 Die Form ist nicht ganz sicher.
2 Eine Handschrift hat übrigens
3 Vielleicht fTOT 0
XII. Abhandlung: Meyer. Albanesische Studien. IV.
l
XII.
Albanesische Studien.
Von
Gustav Meyer,
corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
IV.
Das griechisch- südrumänisch -albanesische Wortverzeichnis des
Kavalliotis, herausgegeben und erklärt.
V orbemerkung.
Die beiden wichtigsten Denkmäler für die Kenntniss und
das Studium des Albanischen und des Südrumänischen aus dem
vorigen Jahrhunderte sind die EtcaycoYiM] StSacitaXi'a von Daniel
und die llpwroirsipta von Kavalliotis. Von der ersten Schrift be
sitzt die kaiserliche Hofbibliothek in Wien ein Exemplar vom
Jahre 1802; eine ältere Ausgabe, deren Jahr und Druckort
unbekannt ist, hat Leake besessen und daraus das Lexikon
in seinen Researches in Greece, London 1814, abgedruckt.
Miklosich gibt in seinen Rumunischen Untersuchungen I,
2. Abtheilung (Wien 1882), S. 43 f. ausführliche Nachricht über
das Buch und hat den rumänischen und griechischen Theil
mit einer lateinischen Interlinear Version mitgetheilt. Ein ge
nauer, vollständiger Abdruck des ganzen, jedenfalls ungemein
seltenen Buches wäre in hohem Grade erwünscht.
Von dem zweiten jener beiden Bücher, der Ilpwroxsipi'a
des Kavalliotis, sagt Miklosich a. a. 0. S. 9, es sei ,verschollen'.
Professor Thunmann in Halle besass ein Exemplar davon und
hat den lexikalischen Theil in seinen ,Untersuchungen über die
Geschichte der östlichen europäischen Völker' I. Leipzig 1774,
S. 181—238, abgedruckt. Aus diesem Thunmann’schen Ab
drucke, der von Fehlern und Missverständnissen nicht frei ist,
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXSII. Bd. 12. Abh. 1
2
XII. Abhandlung: Meyer.
stammt alle Kenntniss der Rumänologen und Albanologen über
dieses Buch. Auch Miklosich konnte sich in seiner Bearbeitung
des südrumänischen Wortmateriales a. a. 0. 10 ff. lediglich darauf
stützen und hat die Irrthümer Thunmann’s mit hinüber nehmen
müssen.
Ein Exemplar, vielleicht das einzige noch vorhandene —
jedenfalls ist mir bei verschiedenen Nachforschungen kein an
deres bekannt geworden — befindet sich in meinem Besitz. Bei
dem durch seine verhältnissmässige Reichhaltigkeit und aner-
kennenswerthe Genauigkeit bedingten hohen Werthe des Buches
für das Studium des Albanischen und des Südrumänischen
(Picot nennt es ,le monument le plus precieux que nous posse-
dions sur le dialecte macedonienO habe ich es für nicht über
flüssig gehalten eine neue Ausgabe des 1170 Nummern ent
haltenden Wörterverzeichnisses in griechischer, vlachischer und
albanischer Sprache vorzulegen, welche zunächst den Text des
Kavalliotis in seiner durchweg griechischen Schreibung sorg
fältig wiedergibt, eine deutsche Uebersetzung und einen mög
lichst knappen Commentar enthält, der die Mittheilungen des
Verfassers an dem seither bekannt gewordenen Materiale prüft,
dessen Deutungen zusammenstellt und sich hie und da selbst
an solchen versucht.
Das Thunmann’sche Exemplar umfasste 104 Seiten in
kleinem Octav. Das meinige zählt nur 96 Seiten, die letzten
8 Seiten sind ausgerissen worden. Sie scheinen, nach Thun
mann’s Angabe, ein lateinisches Abc-Buch enthalten zu haben,
dessen Verlust uns nicht weiter zu betrüben braucht. Was
das Buch ausser dem Wörterverzeichniss enthält, habe ich
nicht wieder abdrucken lassen (mit Ausnahme eines rumänisch-
griechischen Satzes auf S. 92), weil es kein wissenschaftliches
Interesse bietet. Es sind durchaus dieselben Sachen, die sich
in allen ähnlichen Fibelbüchern für die Schuljugend finden,
Gebete, Zahlwörter, Sprüche und Daten aus der biblischen
Geschichte, Kirchenlieder, und das alles in einem gewöhnlichen
Neugriechisch, das ohne jeden mundartlichen Beigeschmack ist.
Albanesisclie Studien. IV.
3
Der Titel des Buches ist folgender:
npQToriEiPiA
IIAPÄ
TOY SOTOAOriOTATOY
Kai Ai3£Gip.wxdxou AiSacxctAou
'[Epox^puxoc,
Ka! nptoxoxaxd Kupfou
0EOAQPOY ’ANASTASIOY
KABAAAIQTOY
TOY MOSXOnOAlTOY
2YNTE0E12A,
Kai vuv TUpwxov Turan«; ixSoQsiaa
Aajcavrj xou ’Evxiixoxaxou, xai Xp7)aip.ioxaxou
Kupiou rstopyiou TpixouTca, xou xat Koa-
(J-rjaxr) ^TCiXeyopivou ix Tiaxpiöo;
Moo^otuoXeco;.
ENETIHI2IN
,a <K 1770.
ITapa ’Avxwvito xw BopxoXi.
SUPERIORUM PERMISSU, AC PRIVILEGIO.
S. 3 wird von einer kurzen Vorrede eingenommen, die
folgendermassen lautet:
Eup.svbcxaxot.
'ATcXäxYjxoi; scsXsTv cga xsXsioxyjxoo, ouxi? xox’ av irsq>öxot Suva-
p.svoc. E! p.sv yap xxi’gewi; opiov sxxb; xb aGuvÖEXOv ew), auxo xb elvat
ov. axpoxyjxwv egx:v äxp6xv)x0(; • si Ss svxb;, pi'£a xai txyjy'U j " / - al oitla,
öxdpXov, oux sXaxxov xoü pw) xpsi’xxovo; • vyjtcioi? y.at xaiSiois xou y.axap-
xtap.oü uixb xrje dXvjÖoü^ xpoov)p.|ji£vou Gocpi'ac. Taüx’ dpa doetSwp syw
xoü; xax’ spt.s /p<i>p,svoi;, ouSsxoxs xb svxsXe? xpoxplva; xou axeXou; äxa-
vat'vojaai.
'O ev TspoStoaGxctXotc Tspoxvjpui; y.ai
npwxoxraxd; ©eobwpo; ’Avaoxaolou
KaßaXXtiüxrjc '0 ex Mog/oxoaeü)?.
S. 4 zeigt ein Bild der heiligen Dreifaltigkeit (Holzschnitt),
S. 5—11 ein griechisches Abc-Buch, S. 12 einen Holzschnitt,
die Jungfrau mit dem Christuskinde darstellend. Das Wörter
buch steht von S. 13—59, in drei Columnen angeordnet nach
der alphabetischen Reihenfolge der griechischen Wörter, denen
1*
4
XII. Abhandlung: Meyer.
jedesmal die südrumänische und albanische Uebersetzung zu
gefügt ist: 'Pojp.at'.V.a. Y>~k&y;w. ’AXßavkota.
Am Schlüsse des Lexikons ist ein Holzschnitt, eine An
zahl Engel darstellend, deren zwei vorderste einen Schild mit
einem Christusbilde halten: r, cwtop.xHöv steht darüber.
Ein weiteres Bild auf S. 60 stellt die Verkündigung (6 eüay-
y£A’c[j.cq) dar. Es folgt S. 61 ein griechisches Gebet an die
Jungfrau, S. 62—67 ein in knappe Sprüche gefasster Auszug
aus der biblischen und der Kirchengeschichte, S. 68—79 kurze
dogmatische und ethische Sprüche und Gehete, S. 80 drei kleine
Holzschnitte, das Abendmahl, die Kreuzigung und die Grab
legung darstellend; ein gleicher S. 81 mit der Auferstehung;
S. 81—92 kirchliche fyjoi, darunter S. 92 jene rumänische Stelle.
S. 98—94 folgen die Zahlwörter von Eins bis Hundert sammt den
Hunderten bis Tausend, Zweitausend, Zehntausend, Zwanzig
tausend, S. 95 die arabischen Zahlzeichen, S. 96 die Monats
namen und die Recheneinheiten von den Einern (p.ova8a) bis
zu Hunderttausend Millionen. Damit bricht mein Exemplar ab.
Die Wiedergabe der von Kavalliotis aufgeführten Worte
ist genau in der von ihm angewendeten griechischen Trans
scription erfolgt; auch die grossen Anfangsbuchstaben, die er
allen Wörtern gibt, habe ich nicht ändern wollen. Die von
mir jedesmal gegebene Umschrift ist natürlich mit Zuhilfenahme
aller anderen mir zugänglichen Hilfsmittel gemacht. Die für
das albanische sind in der meinem Etymologischen Wörter
buche angehängten Bibliographie namhaft gemacht; was seit
dem dazu gekommen ist, werde ich im nächsten Hefte dieser
Studien verzeichnen. Für das Südrumänische findet man die
Quellen in den beiden Arbeiten von Miklosich, ,Rumunische
Untersuchungen' I 1. 2. Wien 1881. 1882, und ,Beiträge zur
Lautlehre der rumunischen Dialekte' I—V. Wien 1881—1883
angegeben. Hinzugekommen sind seitdem folgende wichtigere
Arbeiten:
M. Gaster, Chrestomathie roumaine. I. II. Leipzig. 1891.
M. G. Obedenaku, Texte Macedo-Romane. Basme $i poesii
poporale de la Cru^ova publicate dupa manuscrisele originale
de Prof. J. Bianu. Bucuresci 1891.
CuopiiiiKT, oiu. ui>.arapcKH iiäpo/i,mi yhotbopchuh. Heft VIII
und IX. ÖMrapcuH npmcacKH h KhpoBaHuii, c'BÖpavi’B h aa^aBa
Albanesische Studien. IV.
5
E. A. IIIauKapeBT,. Enthält S. 491 ff. sieben südrumänische Mär
chen in bulgarischer Transscription und mit bulgarischer Ueber-
setzung.
Weigand Gustav, Die Aromunen. Ethnographisch-philo
logisch-historische Untersuchungen über das Volk der soge
nannten Makedo-Romanen oder Zinzaren. II. Volksliteratur der
Aromunen. Leipzig 1894.
Erster Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache
zu Leipzig. Herausgegeben von Gustav Weigand. Leipzig 1894.
Einige Worte mögen hier noch über die Transscription
der albanischen und rumänischen Laute bei Kavalliotis gesagt
werden. Obgleich für eine solche das griechische Alphabet
möglichst wenig geeignet war, ist sie doch im Ganzen ziemlich
klar, wenn auch nicht durchweg sehr gleichmässig, ausgefallen.
I. libanesisch.
Meine Schreibung.
a
e
i
o
u
ü
£
Kavalliotis.
a
£, ai
h V
O, CO
ov
LOV
a.
L
Die Diphthonge werden von ihm mit ai' u. s. w. bezeichnet,
am Wortende schreibt er ay, sy, oy.
r q
r q S
Die beiden r-Laute sind ziemlich richtig unterschieden;
doch kommen einzelne Ungenauigkeiten vor, z. B. Nr. 58
unovqa für bufs, 69 Qiiaxu für rieSts, 79 ociunsy für fembej.
Dagegen sind die Z-Laute mangelhaft unterschieden. Man
findet für:
O /Ul/, /U/V
l X, X'k.
Wahrscheinlich ist, wenn man nach der Analogie von vv
= n und der Häufigkeit der Fälle schliessen darf, XX für l
beabsichtigt gewesen, vgl. z. B. 134 \iaXXi maE, 148 TtXXrjO pEs,
6
XII. Abhandlung: Meyer.
527 gnällxu halte, 546 yyioll gol] 552 hovlle M'e. Dagegen
aber z. B. 121 sollet hole, 548 movll pül. Häuiig werden
beide durch einfaches 1 ansgedrückt.
Meine Schreibung,
m
n
n
Kavalliotis.
f 4
v
VV, VL, WL.
Einfaches n erscheint unrichtig mit vv bezeichnet in 160
cpnivv fkin. Gutturales n ist v, z. B. 292 pavyneq menger. Ti ist
gewöhnlich vv, seltener vi (365 yyy.aqi.iovviovv i garmunun),
oder vvi (181 vnoy iioh)-, einmal finde ich blosses v (8 oaievr
= Senf).
k x
9 y*
k x, xt
g 7*, T M , 7h 77h 77-
Z. B. 85 agyiavr urgent, 733 ßioyw virgir; 119 yyikitqqq
gilpere, 166 yyeoa'/.iva gerakine, 170 yytqrc gerp; 539 (pqqvyyiovCpt
frenguze u. s. w.
t %
d vt, nach v blos t.
Letzteres nach griechischer Aussprache; doch kommen
Abweichungen vor, z. B. 113 ouvveux rendie.
p n
h pjt
h /
j 7» 7 l
s ff
Z £
5 ff ff, ff ff!
Für das letztere einige Male blos ai, z. B. 53 aiovo Sur,
111 ffiahaßor/.y. sal'avrik.
6
Letzteres Nr. 227 qotC'Qiq mreze. Dafür blosses 'C, 234
ßi^yy.if.1 vizgim, 1090 ßify/.öy vizgdj.
■9-
6
d-
ö
Aibanesische Studien. IV.
7
Meine Schreibung. Kavalliotis.
/
V
ts
ts
9
ß
Die gleiche Bezeichnung der beiden letzten Laute führt
manchmal unliebsame Zweideutigkeiten herbei.
Meine Schreibung 1 .
a
e
i
o
u
A A
Cb, CI, l
r
v
i
x
m
n
Xi ■
k
9
t
d
P
b
h
j
V
s
z
§
$
ö
II. Siulrnmänisck.
Kavalliotis.
a
s, ai (114 naidE(.io, aus etymologischem
Grunde)
t
o
ov
a
QQ
l
kl, 11l
P
v (auch atqvyxq 292)
vv, vvl, vi (399 vx'CovvimtLvE)
v.
yx (ng = yx 418 Ttlqyxov)
%
VT
7t
[Mt
X
y, yi, ys (269 ysogtrje, etymologisch)
y (vor dunklen Vocalen)
a
£
aa, aat
■»
S
8
XII. Abhandlung: Meyer.
Meine Schreibung.
Kavalliotis.
/
9
ß
v
ts
ts
dz
dz
Z. B. 493 oqt'Qov ordzu, 520 ixäzCyos madzäre, aber 110
nazEvxQov pätedzu, 144 mrovgnovvLz'ßuoE bumbunidzare, 197
vz'Qavza dzadä, 521 y/.oovuai>zßov grumadzu. dz: 128 az’Covzov
adzutu, 700 z'Covoazov dzuratu, aber 657 avz'Covvov adzunu.
In der Transscription der albanischen Wörter habe ich
die in meinen früheren Arbeiten gebrauchte Schreibung an
gewendet. Auch das Südrumänische schreibe ich phonetisch,
obwohl es hier wahrscheinlich besser wäre, sich an die Schrei
bung des Nordrumänischen anzulehnen; von Weigand habe ich
mich in ä, ä, i für dessen o, u entfernt. Der Name Aromunen,
den Weigand gewählt hat, erscheint mir wenig glücklich. Ich
brauche Südrumänen, als Abkürzung vl., d. i. vlachisch, das
Nordrumänische kürze ich rum., d. i. rumänisch.
A.
1. Aßß&g. Hyoipsvov. Hyxovpsv.
,Abt'. Gr. äßßccg ist aramäisch, früh in die Kirchensprache
aufgenommen. VI. iyümenn, alb. igumen aus gr. fjyoi(.i,evog ,Abt'.
2. Ayakia. Avdqya. rnavraXe.
,langsam - '. Ueber gr. dyalta s. Ngr. Stud. IV. VI. andrya
ist gr. (xvctgya ,tres-tard, lentement'. anarya Adv. ,langsam'
Weigand, cäte cu anarga rjavya allmählich, Boj. 123. Alb.
gadaTe aus asl. ,Entfernung', Wtb. 60.
3. Ayartß. B6rj. Nzova.
,ich liebe'. VI. vöi, Weig. voi ,will, liebe'. Obed. 286 vom-,
rum. voiü (neben voiesc) ,will'. Aus lat. volo. Alb. dua —
lat. debeo, Wtb. 76.
4. 3 AyyeXog. AyysXov. 'EyyeX.
,Engel'. VI. dngelu (Mild, unrichtig dnyelu), bei Obed. 339
anghel aus dem Griechischen, rum. inger aus lat. angelus,
wie auch alb. engel, richtig tosk. Engel, geg. enget Wtb. 95.
Albanesische Studien. IV.
9
5. Ayyslov. Bäoov. 'Eva.
,Gefäss'. VI. vasu = rum. vas aus lat. vasum. Alb. ens
ist auch gr.-alb., sonst ans, Plur. ens. Wtb. 12.
6. 'Ayyiaroi. F^gsitov. I \gsn.
,Angelhaken 4 , dyyiotgi Dem. zu agr. icyv.iaxgov. VI. grepu
aus alb. grep Wtb. 129. grep geht auf ein masc. *grappus
(vgl. it. grappo ,Traubenkamm', friaul. grapp ,strascino', prov.
graps ,hohle Hand') mit pluralischem Umlaut zurück. Hieher
gehört auch gr.-alb. grap ,fange mit der Angel', graps
,kneipe, schäle mit den Nägeln ab'.
7. AysXada. Bävux. yhonq.
,Kuh'. äysXada ist Augmentativ zu äysläthov ,Kuh', Const.
Porph. Caer. 464, ein Deminutiv zu äyehxg ,zu einer Heerde,
äysfoj, gehörig', Schol. Apoll. Rhod. II 89. Vgl. ßovg dye-
Xairj bei Homer. VI. vakä — rum. vacä aus lat. vacca. Alb.
l'ops Alb. Wtb. 248; hieher gehört der in Griechenland
häufig vorkommende Ortsname lopss, Aidnsai ,Kuhtrift',
z. B. in Attika, in Sikyonia (Nouyjr/.v)? Neo; cTaxianxb? mva£,
Athen 1890, S. 56. 146).
8. c 'Ayiog. 2üpröv. 2aihr.
, heilig'. VI. sämtu, bei Obed. samt aus * samptus =
sanctus. stä Marie Weigand II 10, 3. 74, 3 ist Abkürzung
des unbetonten sämtä. Rum. ist sant = sanctus neben sfint
aus asl. ckattv. In dem vl. Märchen in Schapkarevs Samm
lung (I 491) wechselt der Erzähler zwischen säntul, svintul,
sväntul und svetul (aus bulg. cöeni) Mihatl. Alb. seilt, richtig
Ssnt Wtb. 404.
9. Ay/.ädi. 2yivov. Fyisn.
,Dorn'. Gr. dyy.dk i, Dem. von liy.avka für dy.aki, mit
lautlicher Angleichung an andere Wörter mit äyy-, VI. skinn,
Weig. SM; Obed. schin, rum. spin = lat. splnus neben
spina. Alb. Spins ,Rückgrat' aus spina. Alb. gep Wtb. 138.
,Dorn' ist sonst gsmp, gr. gl'imp. Beider Etymologie ist
nicht bekannt.
10. Ayxä'lrj. Mjrcgdt'Qq. Hovaaziu.
,Armvoll'. VI. bratsä ist Pluralform — lat. brachia; Weig.
Nr. 103, 15, Obed. S. 15, 39. Rum. braf, PI. bra\e und
brafä, Gaster Doine Gloss. 25. Thunmanns und Miklosich’s
Uebersetzung von dyy.dhj mit ulna ist falsch. Bei Kav.
10
XII. Abhandlung: Meyer.
Nr. 141 unter ßoce/'uov uncl ungch'Cov steht bratsu. Auch
alb. pustim heisst ; das Fassen, Umarmen 4 , Wtb. 359.
11. lAyxovQi. Kaacoaßh'Cov. Kocarzaßh'C.
,Gurke 4 , äyyovgi (spät byz.) ist Dem. von dem in gleicher
Bedeutung belegten dyyovgov, was die ,unreif 4 (früher dip6g)
gegessene Gurke bezeichnete. äyyovoog = liyovoog aus äiogog
Foy, Bezzenb. Beitr. VI 226. Verf. ebenda XX 118. VI.
kastravetsu = rum. crastavet, alb. krastavets sind slavisch.
12. 'Ayv.(~)vag. Kotov. MmßJJov?..
,Ellbogen 4 . Agr. ay/Mv. VI. Jcötu auch Nr. 768; rum. cot,
aus lat. cubitus: über o aus w vgl. Miklosich, Beiträge III 7.
Alb. kut bedeutet ein Längenmass von zwei Spannen.
bet'iil Wtb. 49.
13. Ayvdvxm. Kuqooi. Kovvtqs.
gegenüber 4 , dtyvdvtia aus evarrici, vgl. vvgayvog, avyvscpo
in Leukas, Syll. VIII 364; zobgayvog in Kephallenia, ’AväX.
II 332; lovgayno in Cerigo, IlavS. XIX 19; yvl = vvv'i in
Kephallenia, ’AvkX. II 191; syvoia für l'vvota in Leukas, Syll.
VIII 371, kann nach dem Verhältniss von agr. liyvoia zu
bcvoia gebildet sein, davon dyvoiaarog, ävsyvoiaorog, äigey-
voiaovog ebenda 368. VI. karsi = alb. karsi, aus türk.
Weigands karsi stammt zunächst aus ngr. y.aool.
Alb. kundre = kuridrej, kundrel'e Wtb. 214 aus con
trarius.
14. ’AyoQcc. Kov(xir.(cQ(xoii. TapnXisp.
,Kauf 4 . VI. kumpärare, Obed. und Weig. acumpärare;
rum. cumpdrd aus lat. comparare. Alb. te Wem, Wtb. 39, aus
ablevare.
15. Ayovolda. AyooUia. i'vMfaaza.
,unreife Traube 4 . Ueber das griechische Wort s. Nr. 11.
Daraus vl. ayoridä, rum. aguridä. Alb. grests = venez.
agresta, Wtb. 129.
16. 'Ayoiog. ’Ayoov. Hey/xco.
,wild 4 . VI. dgru (mit y auch Weig. S. 218, 9) ist äygiog,
alb. i eger = lat. acris, Wtb. 94.
17. Aywyi. Ayüys. Kvgct.
,Mietpreis (eines Pferdes oder Wagens) 1 . VI. ayöje aus
dem Griech., alb. kird aus türk. \^S.
Albanesisclie Studien. IV.
11
18. Aycovag. AyamarjQS. T^ahiaailayiq.
,Kampf'. VI. ayonisire vom Aorist von gr. äyon'l'Qopca.
Alb. tsaiestisje von tsalestis .bemühe mich' aus türk. ,
Wtb. 443.
19. v Adeia. Adeie. Fxe.
,Erlaubniss, Müsse'. VI. däie = gr. Alb. ge, in allen andern
Quellen je, Wtb. 162; was Pedersen, Festschrift für
Thömsen, S. 253 gegen meine Etymologie bemerkt, ist ohne
Belang.
20. ^'Adeiog. f'y.ölov.
.leer'. VI. golu, auch Weig. und Obed., rum. gol = asl.
i'C'A'K ,nackt, blos'. Slavisch ist auch i zbrazet, Wtb. 266.
21. Aöelcpög. 0ödere. Bald.
,Bruder'. VI. frate wie rum., aus lat. frater; das Wort
ist bekanntlich eines der zwei ältesten aus dem Rumä
nischen überlieferten (topva, topva, «ppaxpe bei Theoplianes).
Alb. vslä habe ich Alb. Stud. III 36 mit idg. *bhräter- zu
vermitteln gesucht.
22. Abqdr/.n. (I>ovffov. M/ioot.
,Spinnrocken', ädocr/.n, richtig volksmässig libodyt i, aus
agr. daqcc/.iog.. VI. fusu, Weig. fus ,Stricknadel, Spindel,
Spule', rum. fus ,Spindel, Spule, Achse', aus lat. füsus.
Alb. bost ist ungenau für boU, Wtb. 42.
23. Aeqag. Aßue. Xaßä.
,Luft'. VI. avde und alb. havd sind türk. ,Luft'. An
lautendes türk. * ist im VI. geschwunden wie in avane
,Mörser' Kav. 184 aus in its (mit nu ,gar nicht')
aus , wogegen und erhalten sind: habare ,Nach
richt' haimali ,Amulet' Jl^, hole ,Abtritt' 2.^, hapse
,Gefängniss' hazir ,fertig' yU», härdZujesku ,gebe
aus' jrj.*., hätire ,Liebe, Gefallen' ^RU-, huzmeliär ,Diener'
cu-ojwä-. Unorganisch ist h- zugetreten in himbare ,Speicher'
neben ambare aus jLoI. Der Uebergang türkischer Sub-
stantiva auf Vocale und Consouanten in Feminina auf -e
ist im Vlach. sehr gewöhnlich; vgl. z. B. ambare ,Speicher'
jUÜ, aridzae ,Bitte' l^ ; , aräliie ,Schnaps' fi\y asKere ,Heer'
, bairame ,Bairam' , biriliete , Feldsegen' cuJy
u. s. w.
12
XII. Abhandlung: Meyer.
24. Asrög. E/iTtoavvs. (ka'i/ova.
,Adler'. VI. sJcipoane mit rum. Suffix von alb. sfeipje
,Adler' (Wtb. 226). Auch im Albanischen existirt skipons,
das in vl. skipoha bei Daniel entlehnt erscheint. Das
Suffix, aus lat. -önia, ist dem Rum. und Alb. gemeinsam.
Alb. faikua, bei Blanchus fal'kue, aus it. falcone, Wtb. 98.
25. Arjdövi. MrulpTrrjkXiov. MmXpmX.
,Nachtigall'. Agr. ärjäcbv. VI. bilbil'u, Weig. bilbil, alb.
bil'bir, aus türk. JjJj.
26. Atga. Ecxvi'Qe. I y.irr/..
,Blut'. VI. sändze, Weig. sändze, Obed. sdngi, rum. sänge
aus lat. sanguis, Alb. gak, Alb. Stud. III 43.
27. Aicovag. Aha. Praha.
,Jahrhundert, Ewigkeit'. Agr. alwv. VI. eta, von Miklo-
sich R. U. II 11 unrichtig aitä umschrieben, vgl. Kav.
Nr. 457 unter xöogog: hg; Boj. S. 3 eta ,die Ewigkeit';
Weig. 303 eta ,Welt, Leute'. Das Wort stammt, wie alb.
jets, aus lat. aetas, und zwar aus dem Nominativ, 1 während
die übrigen rom. Formen auf aetdtem zurückgehen.
28. A/.socuog. N'ipsy/ov. Ihrtog.
,ganz, vollständig'. VI. ndregu, Obed. intreg, rum. intreg
aus lat. integrum. Alb. i tsre, geg. tcxns aus lat. totänus,
Wtb. 429.
29. A/öXovdog. NrovTiiavgrjqTÖoov. Nvis/gg.
,nachfolgend'. VI. dupänäsätoru ist dupa ,hinter' (auch
bei Weig., Obed.) = rum. dupa, it. dopo u. s. w. aus lat.
de-post. näsätoru ist unklar, auch von Miklosich R. U. II 30
nicht verstanden. Ich vermuthe, es ist Druckfehler für
päsätoru — lat. *passatorem, von *passare-, vgl. rum. pä-
§esc ,gehe' (Cihac I 196. Jarnik, Dome 217); päsitör ,ge
hend' , päsuesc ,laisser passer': also ,nachgehend'. Alb.
ndiekes von ndiek ,verfolge', Wtb. 300.
30. A/6 ul. Ni/.a. Eds.
,noch'. ä/6ui, richtiger cr/ouij — a/grjv. Krumbaeher, K.
Z. XXVII 498 ff. VI. nika, Weig. nika und ninga, letzteres
1 Danach berichtigt sich die Bemerkung Meyer-Lübkes, Ital. Gr. 122,
A. 1: ,Das Verbleiben des Nominativs bonitas im Vulgärlateiuischen ist
mehr als zweifelhaft'.
Albanesisclie Studien. IV.
13
im Süden und im Centrum verbreitet, bei Obed. nicä und
nica, bei Miklosich R. U. II 27 nincä und ningä; nika auch
bei Daniel, Bojadschi und Roza = rum. incä ,noch', das
sammt it. anche, afrz. anc ,noch, auch' noch nicht befrie
digend gedeutet ist (Körting Nr. 178). Alb. eöe, Wtb. 83.
31. A'/.ovi.iTZiQoj.ira. Mevzomtctaoov. Mozezeu.
,stütze, lehne mich'. Ueber das griechische Wort s. Ngr.
Stud. III 9. VI. wohl me ndo aparu, zu vergleichen mit
rum. a se apärd ,sich schützen, sich vertheidigen', aus lat.
apparare, bei Weig. apar ,schütze'; ndo ist unklar, die
Erklärung von Miklosich R. U. II 29 wenig wahrscheinlich.
Alb. mstetem, Wtb. 277.
32. Anovut. Aßvzov. Nzayyiö'i.
,höre'. VI. dvdu (Weig. 296, Obed. 342) = rum. aud aus
lat. audio. Alb. ist zu lesen vray/.idi, d. i. ndegöj, Wtb. 66,
aus lat. intelligere, das sonst noch im Rum. (in^eleg ^er
stehe') und Ladinischen (Gärtner in Grübers Grundriss
I 470) fortlebt.
33. v Ay.qa. Mägz^eve. Ava.
,Ende'. VI. mdrdzene, Weig. mardzine ,Ende, Grenze',
Obed. margine, ebenso Mostre I 22 (übersetzt mit rum.
hotar) = rum. margine aus lat. marginem. Alb. ans, Wtb. 11.
34. Av.oißoq. 2-/.0Üiu.no u. Haazgerjzgt.
,theuer'. VI. skumpu, auch Weig., Obed., rum. scump =
asl. CK/üirk ,geizig'; auch bulg. ctam, serb. cmjn bedeuten
,theuer'. Ngr. cixoi.ßög = agr. &y.gvßrjg hat dieselbe Ent
wicklung von ,genau, sparsam' zu ,theuer' durchgemacht;
cr/.oi.ßd>s schon im 6. Jahrhundert. Ebenso ist alb. streite,
aus lat. strictus (Wtb. 418), eig. ,beengt'.
35. Aygida. I 'y.ovLovyy.ovaza. Kagy.aXezQ.
,Heuschrecke'. Richtig ävpida. VI. gulugustä enthält das
lat. locusta, das allgemein romanisch ist, auch rum. läcustä.
Die vulgärlateinische Form des Thiernamens, der im La
teinischen schon neben der Heuschrecke eine Art Seekrebs
bezeichnete, war schon lacusta oder wahrscheinlicher la-
gusta, langusta, vgl. afrz. laouste, port. lagosta, sic. lagusta,
neap. tarent. ragosta, prov. span, langost.a, afrz. langoste.
Das vl. lugustä zeigt dieselbe Assimilation des Vocales der
ersten an den der zweiten Silbe, wie das durch die besten
14
XII. Abhandlung: Meyer.
Handschriften bei Plautus, Livins n. a. gewährleistete lu-
custa. Das -7c- von rum. läcustä erweckt den Verdacht,
dass das Wort gelehrt ist, wie it. locusta; volksthümliche
Ausdrücke im Rum. sind z. B. cnlut (,Pferdchen'' von cal),
cosas (,Mäher*, von sl. kosa ,Sichel*), inqelätorie (Frollo,
,Sattelträger*). Das in dem vlachischen Worte Vorgesetzte
gu- weiss ich nicht zu erklären. Alb. karkaldts ist slavisch,
Wtb. 178: bulg. CKanaMit,.
36. AvjtZva. Pär'Qa. PsC,e.
,Strahl*. VI. radzä — rum. raza wie alb. reze aus lat.
*radia für radius, worauf auch it. razza ,Speiche*, prov.
cat. span, raya ,Strahl*, frz. raie ,Streifen* zurückgehen.
Dieses * radia ist der Plural des vulgären radium, das bei
verschiedenen Grammatikern (VII 102, 1. 287, 23. 308, 32
Keil) verworfen wird.
37. ’AXag. 2üns. Kgiovrca.
,Salz*. VI. sare, ebenso rum., lat. salem. Alb. krüps
Wtb. 206.
38. Als-9-a>. Mctr'Cevov. TThovay.
,male*. aXAXoi für aXeu, aus dem Aorist ijksaa gebildet;
spätgr. äkrjxho. VI. mdtsenu = rum. macin, aus lat. machi-
nare von machina; nur noch it. macinare. Alb. pkuaj ist
falsch für bluaj, aus lat. molere entlehnt, Wtb. 40.
39. Alsitpo). Ovy/.ov. Aiovsy.
,bestreiche*. VI. ungu — rum. ung, lat. ungo. Alb. Iuej,
Wtb. 251.
40. Alerot. Msaaiov. IPhovag.
,Pflug*. ä/Jrui aus agr. aQ07.gov; zunächst ist in ülsigov
das tonlose o zu s geworden, L durch Dissimilation. VI.
meSiu scheint sonst nicht bekannt zu sein; die Carte de
alegere von Bagav bieten S. 45 aratru und plugux rum.
sind plug und aratru. Das Wort ist dunkel; hängt es (als
Lehnwort) mit asl. /vrkuJHTH ,mischen, kneten* zusammen?
Man könnte ven. versor ,Pflug* vergleichen. Alb. pl'uar,
Wtb. 346.
41. AXsvgi. Oagivct, MisX.
,Mehl*. Agr. älevgov. VI. färina, auch bei Weig. und
Obed., nun. fainä, lat. farina. Alb. midi, Wtb. 282; an
Albanesische Studien. IV.
15
meiner dort gegebenen Etymologie aus *melva- halte ich
trotz Pedersen, K. Z. XXXIII 544 fest.
42. Alrfteia. AXrjdye. Baoneirta.
,Wahrheit'. Das vlachische Wort aus dem Griechischen;
bei Weig. alidHa und aliKea, bei Obed. alihia. In alid-ye,
ali&h'a ist der nach d- folgende Spirant diesem assimilirt,
in alihia ist !> in % übergegangen. Alb. vertietie ist ungenau
für vertete, lat. a kann nicht zu -ie- werden.
43. AXrjagovö). A. yr.aQ ff ff' eaxov. Xaoöy.
.vergesse'. AlrfigovtD, byz. hqagovew, von dem späten
fanGfuov für älteres emh'yjuMv. VI. agärsesku, auch Weig.
neben agräsesku, Obed. agresire, rum. gresesc ,fehle, täusche
mich', aus asl. rp'fcciiTH ,aberrare, peccare'. Alb. haroj
leitet Bugge, Bezzenb. Beitr. XVIII 177 nicht übel aus
lat. aberrare her.
44. Allda(Uit. AXXa^eay.ov. Nrtwöy.
.kleide mich um 1 . &XX&aam mit Weglassung von arolaq,
luchta u. ä., womit es seit der Septuaginta oft verbunden
wird. Aus dem Griechischen vl. alläksesku, Obed. aläxire,
Weig 1 . aläks'esku ,wechsle, kleide mich um'. Alb. nderdj
aus lat. alterare, Wtb. 300.
45. v AlXoq. Alrov. Tihao.
,ein anderer'. VI. altu, rum. alt, lat. alter. Alb. tieter,
Wtb. 162. In Griechenland auch dtere, was aus heitere für
hetere ,ein anderer' abstrahirt ist.
46. AXoyov. Kalov. Kaie.
,Pferd'. %d liloya sind schon bei Xenophon ,Thiere';
Diodor braucht es für ,Pferde' und in dieser Bedeutung
ist es bei Byzantinern gewöhnlich. Es war Rüsler Vorbe
halten, in diesem rein griechischen Worte das karische ala
,Pferd' mit einem Suffix -ag erweitert zu sehen (Z. f. ö. G.
1873, S. 112); noch wunderlicher ist die Herleitung von
Boltz, c EXXa; I Off. Vgl. Hatzidakis, Einleitung 35. VI. Icalu,
Weig., Obed. kal, rum. cal, lat. caballus. Ebendaher alb.
kale, richtig kaV oder kal'e, Wtb. 170.
47. AXovtcov. Bovine. AeXmuw.
,Fuchs', älovnov oder äXenov, f. (bei Legrand unrichtig
als m.), ist Femininbildung zu äXmctji; oder dem daraus
verkürzten älamöq, nach dem Muster der zahlreichen Fe-
16
XII. Abhandlung: Meyer.
minina auf -ov, die aus den spätgriechischen auf -ovg ent
standen sind, wie ''EXsvovg, 'Podovg; diese hinwiederum sind
aus den ion. Aecusativen auf -ovv von Nominativen auf -w
neu gebildet. W. Schulze, Berl. Phil. Wochenschr. 1B93,
Sp. 226f., der übersehen hat, dass bereits Danielsson,
Graminatiska Anmärkningar II 26 f. (Upsala 1883) diese
Bildungen besprochen hat. VI. vulpe, auch Weig., ebenso
rum., lat. vulpes. Alb. defpsrs ist mir noch ebenso unklar,
wie Wtb. 84. Auch Bugge, Bezzenb. Beitr. XVIII 165 f.
hat das Räthsel nicht gelöst.
48. AkCavi. Aoye. Aapa.
,Tenne/. Gr. richtig uXGjvi, von agr. HXcog, spätgr. 6 oder
/y dXcov, s. Winer-Schmiedel, Grammatik des neutestam.
Sprachidioms I 85, davon das Deminutiv äXcbviov. VI. arje,
rum. ärie, lat. area. Alb. Jems zu asl. üO/MHTH, Wtb. 243.
49. ^Apdgi. Keqa. Kisqqs.
(Wagen/ Agr. dpa^a. VI. kerä, Obed. cherä, ist mit alb.
leere, richtig Hers, identisch; beide gehen auf das allgemein
rom. carrus oder carrum (ngr. y.ccqqov , daraus gr.-alb.
karo) zurück. Das e ist befremdlich; es kann im Albani
schen durch Umlaut im Plural carri entstanden sein, dann
ist das vlachische Wort aus dem Albanischen entlehnt.
Rum. ist car.
50. 'Apuor.ia. 'Apainis. <t>ai.
,Sünde“. VI. amärtie, auch Weig. Alb. fdi ist lat. *fal-
lium, Wtb. 98.
51. Apaayjthj. 2ovprroäoa. EikcovXa.
,Achsel“. Agr. paoydXrj. VI. sumsoarä, auch Nr. 590; bei
Daniel (Mi. R. U. II 56) als Adverbium: tsi au sumsoarä
topä 6xou s^ouv dq ty)v äpaayidXrp moäpav, ebenso Weig.'
S. 194, 109: s ti ved ku mäinli sumsoaqä ,ich will dich
sehen mit den Händen in der Achselhöhle“; S. 256 s dutse
la muläre ku näskunte kärtsi sunsoarä ,er geht zur Frau
mit einigen Büchern unter dem Arm“. Obed. S. 70, 129 Si
luändu-l mosa sumsorä ,indem ihn die Alte unter den
Armen fasste“. Rum. ist subsuodre ,Achselhöhle“ $ain.,
suptioarä ,ascella“ Frollo, subfioarä Polysu, $ain., suptsi-
sioarä, suptüsuara Gaster Chrest.; suarä f. ,Achsel“, supt-
suoarä, suptioarä ,Achselhöhle“ Iszer. Die Deutung des, wie
Albanesische Studien. IV.
17
es scheint, durch Umdeutung mehrfach entstellten Wortes
ist schwierig; auch die von Cihac I 268 aus einem mit lat.
subtus (= rum. supt) zusammengesetzten subalare befrie
digt nicht sehr. Miklosich, Beitr. III 67 sucht sumptus für
subtus darin, suarä bei Iszer ist wohl nur falsch aus subts.
erschlossen. Ueber alb. sietule s. Wtb. 403; ayiexovkq Kav.
Nr. 590.
52. lAprj. Md. Hü.
,aber'. äprj, auch appg geschrieben, scheint dv prj zu
sein. Portius ed. W. Meyer 231. VI. ma ist lat. magis, also
= it. ma; vgl. rum. mal ,mehr', Cihac kennt dafür auch
ma (I 152). Alb. ngr. serb. ma, pd ,aber' stammen aus dem
Italienischen oder dem Vlachischen, übrigens ist möglich,
dass auch vl. ma italienischen Ursprungs ist (auf dem Wege
durch gr. pd). ama ,aber' bei Weig. 292 ist türk. U\, auch
im Alb. Bulg. Serb., ngr. dpa in Epirus Chasiotis 225.
Daraus am Dan., Weig., bulg. am. Alb. po aus lat. porro,
Wtb. 346.
53. 'y/puog. ytoiva. 2lovq.
,Sand'. VI. arinä, auch Weig., ebenso rum., lat. a/rezna
(Miklosich, Beitr. II 13), auch im Albanischen als rqne, rere
vorhanden. Alb. Sur ist lat. saburra, Wtb. 420.
54. ’Apwvi. stpüve. Kovdqoq.
,Ambos', äuojvi, richtig äpovi, ist äv.pöviov von ukulov.
Daraus vl. amone. Rum. gilt das slav. nicovalä. Alb. kiidere
ist it. incudine, Wtb. 209.
55. Idpueli. rivvLE. Bgeaaxq.
,Weinberg', äunehov ,kleiner Weinstock' schon bei Ari-
stophanes. Vl. jine, auch Weig. = rum. vie aus lat. vinea.
Alb. vreMe Wtb. 466.
56. ’Mpvydalov. Mbydccla. Mrtayidpe.
,Mandel'. Vl. miydalä, rum. migdalä sind griechisch, er-
steres aus dem Neugriechischen, letzteres zunächst aus asl.
A\nr\\a/Vk, /vuir v \aaa. Alb. bajame ist türk. f >b, Wtb. 24.
57. Ldvdyy.r]. yfväy/.e. Noßoyia.
,Notk'. Vl. anange ist griechisch, alb. novoje, sonst nevoje
slavisch, asl. hekoah. no- durch Assimilation.
58. "MvÖQag. Muagprcdrov. Muovoq.
,Mann'. Vl. bärbatu — rum. bärbat aus lat. barbätus, in
Sitzungsber. d. pliil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 12. Aldi. 2
18
XII. Abhandlung: Meyer.
dieser Bedeutung sonst nicht romanisch, obwohl sie früh
volksthümlich war (solet hic barbatos sectari senex, Plautus).
ßagßärog Ngr. Stud. III 13, daraus alb. varvdt Wtb. 464.
Alb. bure Wtb. 55.
59. ^Avepog. Blvtov. Eqcc.
,Wind'. VI. vintu = rum. vint, bei Weig. vimtu, vint,
Obed. und Mostre vimtu, aus lat. ventus. Vgl. Miklosich,
Beitr. III 66. Alb. ere ist lat. aria, Wtb. 96; das Wort bat
in Griechenland auch die Bedeutung ,Benehmen, Miene,
Sangweise', also wie it. aria.
60. Aveipiög. Netcotov. Nim.
,Neffe'. VI. nepotu, Weig. nipot ,Neffe, Enkel', Obed.
nepotä ,Nichte', rum. nepdt ,Neffe, Enkel', aus lat. nepötem,
alb. nip dagegen aus dem Nominativ nepos, wie it. nievo
Wtb. 310.
61. 0 'Avd-Qumog. ' Opov. Nvegi.
,Mensch'. VI. omu = rum. om aus homo. Alb. fieri zu
äveg- u. s. w. Wtb. 313.
62. Avzsgov. Mm'Cov. Zdggq.
,Eingeweide', ävisgov aus evzegov nach ziivzega. VI. matsu
— rum. mat = lat. matia. Alb. zove Wtb. 486.
63. ^'Am'Qa. IlovXma. Tlovkmq.
,Wade'. clzaa Ngr. Stud. IV. VI. pulpd, ebenso rumänisch,
alb. pulps sind lat. pulpa.
64. Aigly/L. 2sov. /iLauq.
,Fett'. &igiy/L aus axungia s. Ngr. Stud. III 10. VI. seu
= rum. seit ,Talg' aus lat. sebum. Alb. diams ist nicht
gedeutet, Wtb. 86.
65. ^'A^iog. A^iov. H’Qotl.
,fähig'. VI. dksiu griechisch. Alb. i zoti ,tüchtig, fähig',
als Substantiv ,Herr', Wtb. 486.
66. 'Analog. Modle. Hgmovrq.
,zart'. VI. moale, rum. ebenso, lat. mollis. Alb. i bitte
schlägt Bugge 163 vor zu got. müka-modei ,Sanftmuth' an.
mjükr ,mollis' zu stellen, also für *mukte.
67. Arcidt. F'/.dgr^ov. Nxdgöq.
,Birne', ämidi Deminutiv zu Umiov. VI. gortsu stammt
durch Vermittelung des Albanischen oder Griechischen aus
dem Slavischen: Ngr. Stud. II 65. Alb. daröe war mir
Albanesische Studien. IV.
19
Wtb. 61 noch nicht klar; Bugge 164 hat das Wort hübsch
mit äygäg, dyegöog , wilder Birnbaum' zu vermitteln ge
sucht; wurzelhaft wäre gherd-, ghrd- (ä-ygdö-), gliord- (alb.
darö-, vgl. Alb. Stud. III18). Dann würde freilich Schrader’s
ohnehin nicht sehr wahrscheinliche Combination (B. B. XV
285) fallen, die Prellwitz 42 acceptirt hat.
68. ‘Artkög. Arrlo. MlovtL
, einfach 1 , änkog aus ankovg nach änXov, anXcg, ankdi
u. s. w. Daraus vl. aplö. Alb. müti ist türk. ,gehorsam,
friedlich'.
69. ^Agccda. Aqada. Pdara.
,Reihe'. VI. araSä auch bei Weig. Ueber das aus dem
Griechischen und dort aus dem Romanischen stammende
Wort s. Ngr. Stud. IV 13. Es erscheint auch im Albani
schen als rade, araöe. rieste, genauer rieste Wtb. 374.
70. Agyög. Ayqvqxooov. Hgqvovag.
,träge'. VI. amänätoru ist Ableitung von amm ,zögere,
verspäte mich' Weig., rum. amin ,aufschieben': lat. mane
(== vl. mme Weig. 319): ,auf morgen aufschieben', dann
,zögern'. Cihac I 166 ist auf einem Irrwege. Alb. i menuam
gehört ebenfalls hieher, sammt menön ,zögere, komme zu
spät' u. s. w.; unrichtig Wtb. 274.
71. Ageoow. Ageasaxov. TLaXxiey.
,gefalle', äqeow, ein aus Aor. ijgeaa neu gebildetes Präsens.
Vom Aorist vl. areseslcu, Weig. ariseslcu, ebenso Obed. ari-
sire (i ist nordgriechisch für tonloses e). Alb. pel'lcej aus
lat. placere, woher auch rum. plae. Wtb. 331.
72. Aqid-gog. Novgegov. Novgovg.
,Zahl'. Vl. niimeru und alb. numur aus lat. numerus; rum.
numer.
73. Agx.exög. NegaLo. Haaxöaig.
,genügend'. Vl. nemalo, auch Boj. 123, ist slav. ne malo
,nicht wenig'. Alb. i satosim. ist unrichtig für sadosim
Wtb. 383.
74. 'Aqxovda. Ovgaov. AgoL.
,Bär'. Gr. ägv.ouäa ist Augmentativ zu äqxovdiov, das
von dem seit der Septuaginta und Aelian belegten dgy.og für
ügxxog Deminutivbildung ist. Vgl. laovdia ,Hasen' Syme,
Syll. XIX 222; axovXXovöia ebenda 233; avhdeqovdi ,kleiner
2*
20
XII. Abhandlung: Meyer.
Hof Chios, Pasp. 100; yyovöi von yyovg ebenda 121; £ovdiov
,Thierchen' Serrä, c l‘f/.. III 131; und wie äiy/.Oüöa, so zijv
y.alovda uov Irnbros, Sy 11. VIII 539; ebenso in Ikaria, Stam.
130; TceTalovda , Schmetterling'; irXe^ovöa , Haarflechte';
cplovda , Baumrinde'; nslsxovda ,Holzsplitter'. Dass Hoy.oq
Vulgilrform war, zeigt u. a. das Sprichwort bei Suidas I 740
Bernh. IIqy.ov naoovagg xd t’yvrj ’Qqxelg. Die Entstehung von
cloy.og aus Ikr/.xog ist nicht klar. VI. ursu = rum. urs, lat.
ursus, allgemein romanisch, aber vom Albanischen nicht
aufgenommen, das sein altes ari verwendet; ari des Ka-
valliotis ist auch im Griechisch-Albanischen gebräuchlich.
Das Wort ist wohl Bildung wie neri, von af — arh aus
arlc, wie tjer ,spinne' aus terlc.
75. c 'Aq\mx. Aqua. KovqccIls.
,Waffen'. Ueber ngr. doaa, richtig dqiia, s. Ngr. Stud.
III11. Daraus oder aus lat. arma direkt vl. armä; die gleich
lautende rumänische Form stammt wohl ohne Zweifel aus
dem Latein; bei alb. arme kann man zweifeln. Alb. kural'e
scheint eigentlich ,Lederwerk' zu sein: Wtb. 209.
76. Aqj.ivqaöa. Nahoazovoa. Kq'uiyiu.
,Salzlake', aouvouda für aluvqdda. VI. nsäräturä, von
sare Nr. 37, rum. säräturä, lat. * insalitura. Alb. kripje
von kripe, s. o.
77. Aqvovuca. Aqvgosa/.ov. Aqvlg.
,leugne'. Aus dem Aorist des griechischen Verbums stammt
das vl. arnisesku (vgl. Nr. 71) und das alb. arnis.
78. AqvL. Nviilov. Kieyyte.
,Lamm'. Vl. nein, Weig., Obed. fiel ist die dem rum.
iniel lautgesetzlich entsprechende Form; dies steht für lat.
agnellus (Miklosicli, Beitr. IV 74). Alb. kenge, wohl Menge
und das Fern, zu dem sonst gewöhnlichen Henk (Wtb. 222,
wo aus S. Marzano kengre, Bonaparte 2 14 nachzutragen ist),
ist etymologisch dunkel; indessen ist Bugge’s (B. B. XVIII
178) Deutung aus einem wie avuneulus gebildeten Demi
nutiv * agnunc(u)lus beachtenswerth; nur möchte ich die
Entwicklung * (a)gnunclus, * glunclus, * clunclus Vor
schlägen. Auszugehen ist dann von kenkj kenk, kenge sind
als nordalbanisch aufzufassen.
Albanesisclie Studien. IV.
21
79. Agrca^w. Aocr/.ioi:. Pctfntey.
,raube'. VI. ardlcu (Thunmann hat unrichtig aggämov und
darnach Miklosich, R. U. II 12) ist lat. rapio, Miklosich,
Beitr. IV 15. Rum. räpesc. Alb. rsmbej, ungenau für rsmbej,
ist doch vielleicht ebenfalls das durch Nasaleinschub um
gestaltete rapio; anders hatte ich es Wtb. 374 aufgefasst.
80. AguaßSivag. HadCoi.imit. TcifiuXiovafi.
,Verlobung*. äooaßwv eig. ,Handgeld*, semitisch: Lewy,
Sem. Fremdwörter 120. VI. isözmatä gehört zu laovavtlov
o appaßwviaaiiivos, laovaha r, appaßornaap.evy], oe XXI Lovoovaidav.a
t «s tob? dppaßwvtaaYj’ bei Daniel S. 54 Mikl.; isosesku, isusesku
,verlobe*, isosit ,verlobt*, fete susite ,verlobte Töchter* Weig.;
isusire, fetä isusita Obed. Dies weist auf ein gr. lawvw,
das (nach Mittheilung von Hatzidakis) hei den Griechen
des Pelion und Thessaliens in der Bedeutung ,verloben*
vorkommt; in Mittelgriechenland und Epirus dafür (t)<rd£w;
ffßöTMtd ist in Megara, Epirus und anderwärts ,Verlobung*.
Alb. te mWucim von mbl'on = lat. invelare, Wtb. 267.
81. Agaevixog. Mday.ovoov. Mdcaaxovl.
,männlich*. VI. mdskuru, Weig. mdskurü, Obed. mascur,
rum. mascur nur ,verschnittenes Schwein*, und alb. maskul
(Wtb. 262) aus lat. masculus.
82. Aoyjj. ’Agyioua. Nlayuc.
,Anfang*. VI. dryizmä ist gr. Sg/ioim, vgl. aKursesku,
aKurKesku, arKinsesku bei Weig. aus doyßio), ägyLviCio,
ahurhire bei Obed. Alb. nisje von ms, ,fange an*; Wtb.
310 war ieh noch der unrichtigen Erklärung von Miklosich
aus exm/ff« gefolgt, das Verbum ist vielmehr lat. initiare,
über dessen mundartliche Gestaltungen in norditalienischen
und ladinischen Mundarten Mussafia, Beitr. 69 f. und Flechia,
Arch. glott. II 356 gehandelt haben.
83. Agyißi. Kölhov. Xsods.
,Hode*. ägyldi aus %ägyidux von doyiäi. VI. kolu = rum.
coiü ist lat. coleus, auch it., prov., frz. Alb. her de Wtb. 151.
84. ’Aoyoviag. Apyovvov. Mrcovyiäg.
,Vornehmer*. VI. dryondu ist griech., alb. bujdr slavisch.
85. Aaif.ii. Aaifis. Agyiävt.
,Silber*. Gr. richtig äarjfu, von Uarpiov ,ungeprägtes
Silber*, Türk. Stud. I 36. Daraus vl. asime, auch bei Obed.,
22
XII. Abhandlung: Meyer.
Weig. Rudi, hat das lat. argint, ebendaher alb. argsnt
Wtb. 15, wo ergendre aus San Marzano hinzuzufügen ist.
86. Aaxl. BcnaXayov. Kaz^sx.
,Schlauch'. VI. vcttalayu, Weig. vätälah ,Schlauch von
Ziegenfell' ist slavisch: russ. nompoxä pl.,Eingeweide', poln.
patrach, patroch dass. Alb. katselc (unrichtig Wtb. 182),
auch bei Kristoforidhis, ist in seiner Bildung nicht klar.
87. ^AoTtQog. 'yllpnov. Hwrrdoöa.
,weiss‘. Ueber das griechische Wort s. Ngr. Stud. III12.
VI. dlbu, auch bei Obed. und Weig. ,weiss, glücklich'
(dlbile ,die Feen'); rum. alb aus lat. albus. Alb. i bards,
richtig i barbb, Wtb. 27.
88. Idazayög. Aazayo. 2zayovg.
,Seekrebs', äazaydg für äazaxög auch bei Somavera, Ben-
totis, Deheque. Daraus vl. astayd und alb. stahus. Aus
äazaxög stammen alb. stakö, rum. stacös Cih., stacoj §ain.,
serb. jastog, türk. Der Abfall des a- ist schon
griechisch.
89. lAazQäjzzw. 2ym'/ceüov. 2xoenaziy.
,blitze'. VI. skdperu, vgl. ascapirä ,es blitzt' Weigand,
Olympowalachen 97 und rum. scäpärd ,Feuer schlagen,
blitzen', ^ain. gehört wohl mit alb. skrepstij, richtig Skre-
pstij, zusammen. Wtb. 409.
90. ^Agzqov. 2'Ci.ao. Ovll.
,Stern'. Für dazoov schreibt Kav. äazoov. VI. stiao, Weig.
staao = rum. stea aus lat. stella. Miklosicl*, Beitr. II 35.
III 53. Alb. ul nur bei Kav., sonst ül, ist doch wohl zu
air. suil zu stellen (Wtb. 460), obwohl die flüchtige Gegen
bemerkung von Pedersen K. Z. XXXIII 544 nicht geeignet
ist die erste meiner dort vorgeschlagenen Etymologien zu
widerlegen. Auffallend klingen an das albanische Wort die
Ausdrücke einiger kaukasischer Sprachen für ,Auge' an
(Erckert, Sprachen des kauk. Stammes I 43), die aber,
wie andere zeigen, vorne einen Consonanten verloren haben.
91. ^'Azl^akog. ^'Az’Qakov. Hvziovqa.
,schmutzig'. Gr. Iczaalog, woher vl. atsalu stammt, halte
ich für gebildet von äzaaki ,Stahl', das romanisches Lehn
wort ist (ven. azzale, Ngr. Stud. IV 14, , Stahlfarben,
Albanesische Studien. IV.
23
dunkelgrau, schmutziggrau, schmutzig'); vgl. luridus ,blass-
gelb, fahl', das in den romanischen Sprachen ,schmutzig'
bedeutet. Alb. i tsaTs, das Miklosich R. U. II 12 zum Ver
gleich heranzieht, bedeutet ,lakm' (Wtb. 444). Ueber alb.
ndiire s. Wtb. 302.
92. Aiyrj. Nzuiviat'tq. Mqvyyisayux.
,Morgen' VI. dimniatsä, Weig. dimineatsä, dimneatsä,
dumneatsä, Obed. dimineijä, dimnetd, rum. diminealjä stellt
lat. *demanitia von mane vor. Von mane stammt auch alb.
msngesje, zu mengon aus lat. manicare, Wtb. 273.
93. Avyöv. ’Siov. Be.
,Ei'. avyov ist agr. wov. VI. ou, Obed. oii, Weig. ou —
rum. oü sowie alb. ve aus ue(y)s (Wtb. 465) sind lat. ovum.
94. Avd-evTTjg. Nzouvov. Zon.
,Herr'. avdevnjg war in dem abgeschwächten Sinn von
,Herr' schon zur Zeit des Phrynichos gebräuchlich, der es
verwirft. Daraus das vulgäre äcpevzrjg, das im Türkischen
zu geworden ist, Türk. Stud. I 37. VI. domnu, rum.
domn ist lat. dominus. Alb. zot, Wtb. 486 f.
95. Avhim. To&rcov. To an.
,Graben'. Agr. allaij. VI. trapu, Weig. trap ,Schlucht,
enges Thal', Obed. ,ruisseau' = alb. trap ,Graben' ist asl.
Tpairk ,Grube'. Wtb. 434.
96. Avlrj. Ounooov. Ognoq.
,Hof'. VI. oboru — rum. obör und alb. obdr aus dem
Slavischen; auch ngr. ößoqog, Ngr. Stud. II 48.
97. Ai^avut. Koeov.ov. Pix.
,wachse'. VI. kresku, bei Weig. mit den Bedeutungen
,pflege, ernähre' und , wachse, gedeihe', auch rum. er esc
,erziehe, wachse', ist lat. cresco. Alb. rit, Wtb. 367.
98. AVqiov. Mave. Neaqo.
,morgen'. Gr. richtig aÜQiov. VI. mane, Weig. mine,
Obed. mane, rum. mäine aus lat. mane. Alb. neser Alb.
Stud. IH 13.
99. AirL Ovqevl'ke. Beug.
,Ohr'. abzl aus wr'iov. VI. urekl'e, auch bei Weig., rum.
ureche, aus lat. auricula. Alb. ves = idg. *öus, Alb. Stud.
III 11 f.
24
XII. Abhandlung: Hey er.
100. Avxog. AxCßkov. A'iov.
,er, jener'. VI. atselu = rum. acel. Meyer-Lübke Rom.
Gr. II 118. Alb. aü Wtb. 5. Alb. Stuck III 79.
101. Acp'ivw. A&aov. Als.
,lasse', ä(pivo) aus äcpirjpL, richtiger acppvco, da das Prä
sens von äcprjGo), bccprjoa, &cpr]Kcc gebildet ist. VI. lasu =
rum. las aus lat. laxare, auch alb. leiiön. Alb. l-e, ge
wöhnlich Te, Wtb. 242.
102. AcpQÖg. Sn;ovua. 2a/.ovuu7ca.
,Schaum'. VI. spumä, rum. ebenso, lat. spuma. Dagegen
alb. skumbe aus rom. * scüma = ahd. scüm, Wtb. 409.
Letzteres neugriechisch in Makedonien axov^Tta, Ngr. Stuck
II 72.
103. Ayaixvog. Arvyov. H/Jiv..
,schwach'. aya(ivog ist agr. yavvog ,schlaff', vgl. savoaxog
aus eilvoGTog, i.i(ov)povyog aus evvovyog. VI. dtiyu, Obed.
atih ,infortune' aus gr. axvyog ,malheureux, mechant'. Alb.
i Uh Wtb. 245.
104. Ayvqov. Ualhov. Kaaaxa.
,Stroh'. VI. pdlu, bei Weig. palä f., rum. pale f. ,Stroh"
paiü n. ,Halm', aus lat. palea, allgemein romanisch. Das
Neutrum paleum scheint speciell im Rumänischen zu dem
pluralisch gefassten palea gebildet zu sein. Alb. käste ist
etymologisch unklar (Wtb. 181. 525; pers. »iS ,Stroh', wo
her Lagarde, Abh. 53 f. das arabische Wort stammen lässt).
haste e kümperit ist ,Milchstrasse', vgl. Pott in Kukn’s
Beiträgen VI 314.
105. AipL-9-ict. Aipid-e. Aipid-,
,Absinth'. Agr. äipivS-iov. VI. apsid-e. Alb. apsld-.
B.
106. Bad-og. (Dovvvtov. (Dovvvt.
,Grund, Boden'. VI. fundu, Weig. fund, rum. fund, und
alb. fund aus lat. fundus. Wtb. 114.
107. BcAoaxog. MitQoaGKa. Tfiaunq.
,Frosch'. Vh broaskä; rum. broascä ,Frosch', b. testoasä
,Schildkröte'; broaskä ,Schildkröte' Weigand, Olympo-
walachen 32, daraus ngr. pnodav.a Ngr. Stuck II 77. Aus
Albanesische Studien. IV.
25
lat. *broscus, woher auch alb. breske Wtb. 47. Alb. zabs
ist slavisch, auch bei Leake dzabs , Frosch ', im Slav.
,Kröte*. Wtb. 399. Ngr. Stud. II 27.
108. BbtXaapov. MnäXtragov. WlnaXaau.
,Balsam'. Ueber die Herkunft von ßaXaapov vgl. Türk.
Stud. I 28. Lewy, Semitische Fremdwörter 41. VI. bdlsamu
— rum. balsam und alb. bdisam (so auch in Griechen
land betont, sonst balsam) stammen aus dem Lateinischen
oder Türkischen, wegen des b.
109. Bdvco. MTcdyy.ov. Ba.
,lege'. ßavco aus l'ßaaa zu ßd'Coj = ßtßa'Qca, wie nidvut
neben tcicc^w emaaa; Muster war cp&dva> i'cpOaaa. VI.
bagu, Weig. bag, rum. bag ,stecke hinein'; romanischer
Stamm bag-, Alb. vs Wtb. 469.
110. BartxiC,w. Tlaxsvxtov. Hayy.qC,6y.
,taufe'. VI. pätedzu. Thunmann hat unrichtig naxsv^ov,
was Miklosich, R. U. II 31 mit Recht beanstandet. Obed.
pätizare ,baptiser'; rum. botez. Alb. pagszdj, sonst auch
pakszoj. Die lautliche Erklärung dieser Wörter, die auf
gr. ßartx'ißu) oder lat. baptizo zurückgehen müssen, ist noch
nicht gelungen. Was Bugge, B. B. XVIII 182 bemerkt.
pakszön stehe für *patez6n, beruht auf der unerweislichen
Voraussetzung, dass inlautendes t im Albanischen glicht
selten' in k übergehe; mir ist kein einziges Beispiel be
kannt. Vgl. Wtb. 317.
111. Bccgßaoog. Bäoßaqov. 2iaXiaßqlyy..
,Barbar'. VI. varvaru ist griechisch; rum. vdrvar. Alb.
salavrik ,tölpelhaft' Wtb. 398, slavisch.
112. Bdqya. .Aqvvxovoq. yliovvvxoq.
,Kahn'. ßäqy.a ist lateinisch, Ngr. Stud. III 13. VI. län-
durd ist zunächst türk. lundura, Türk. Stud. I 80;
rum. luntre aus lat. Unter, lunter. Alb. lundrs.
113. Baqog. I'yqsäx^q. Pdvvxiq.
,Schwere'. VI. greatsä; rum. ist greatä, ,Ekel'. Ableitung
von greü ,schwer' aus vulgärlateinischem grevis für gravis,
für * gre(v)itia, prov. greveza. Alb. rendis von rsnde
,schwer'; die Herleitung von lat. grandis (Wtb- 365) ge
nügt den Lauten, aber vielleicht nicht ganz der Bedeutung;
im Romanischen heisst es nur ,gross'.
26
XII. Abhandlung: Meyer.
114. Baoavog. naiSs^iö. Movvvx'ifi.
,Folter*. VI. pedemö ist gr. * ■natdsi.iög für 7i;ai(hvu6g;
vgl. /uaffs/.iög, xkaöefidg, öovlsjxög, Hatzidakis Einleitung 180.
Alb. mundirn, eig. ,Mühe*, dann ,Qual, Marter*, von munt
,kann*, Wtb. 291.
115. Baaiheag. Aprjqa. Mftaosx.
,König*. VI. amirä, Weig. ,Kaiser*, Obed. amirö ,Kaiser*,
aus mgr. ägioäg und dies aus türk. Alb. mberet, ge
wöhnlich mbret, aus lat. Imperator, vom Nominativ gebildet.
Wtb. 266.
116. BaoxaCo). ITootov. Mrtay.
,trage*. VI. portu — rum. port aus lat. porto, allgemein
rom. Ueber alb. baj Wtb. 35.
117. Bacpui. Mmo^GEOKOv. Mnoyiavria.
,färbe*, ßtxcpio für ßamw, aus dem Aorist eßcajjcc neu
gebildet nach yQucpco: syQcapa u. s. w. VI. boisesku (Weig.
boie ,Farbe*) und alb. bojadis aus dem türk, ,Farbe*,
^by ,färben*; das alb. Verbum beruht zunächst auf gr.
piroyiccni^a), das vom türkischen Aorist mit dem Kenn
zeichen des griech. Aorist gebildet ist, ebenso serb. boja
dis ati, bulg. bojadisam. Miklosich, Alb. Forsch. III 8.
VI. boisesku setzt ein gr. *futoyiQu» voraus. Direkt von
boia = türk. b -? j ist rum. boiesc ,färbe* gebildet.
118. Beßaiog. 2%eqe(üg'ltov. HxaßiffGip.
,fest*. VI. stereositu ist Particip eines Verbums *stereo-
sesku aus gr. gtsqeüvo). Alb. i kavisim Wtb. 184.
119. Bskorrj. 'yiy.ov. Tyiknaqa.
,Nadel*. VI. aku, Weig. ak n., rum. ac n. = lat. acus,
nur noch in it. ago erhalten. Ueber alb. gilpere Wtb. 143,
der -Z-Laut ist -i- (trotz des Widerspruches von Pedersen,
K. Z. XXXIII 549); man kann für gil-, güi- vielleicht von
*acucilla ausgehen, das im Ladin. fortlebt und das Ascoli,
Arch. glott. I 76 A. auch für frz. aiguille ansetzt. Von
*acücula aus erklärt sich das ü i schwer, i aus lat. -II-,
Pedersen’s Regel, K. Z. XXXIII 536 ist werthlos.
120. Beoya. Biäoy/.a. Tlovort/.a.
,Gerte, Rute*, ßeoya Ngr. Stud. IV 17. VI. viargä, rum.
vargä (für veargd) aus lat. virga. Alb. purteks ist slavisch,
Wtb. 359.
Albanesisclie Studien. IV.
27
121. Bfjyag. Tovoe. KoXXq.
,Husten'. Agr. ßyß. VI. tuse, rum. ebenso, lat. tussis.
Alb. kole Wtb. 195.
122. Bia. Bis. Ilayioyiq.
,Gewalt'. VI. jie, Weig. yie .Eile', aus gr. ßia. Alb.
pahirje Wtb. 152.
128. Bi6g. Tovzinozq. r-/.ai.
,Vermögen, Reichtlium'. Das alte ßiog, das auch ,Lebens
unterhalt' bedeutete, ist in der Bedeutung ,Vermögen' Neu
trum geworden und hat seinen Ton verschoben. Ersteres
schiebt Hatzidakis, Einleitung 301, dem Einflüsse von
izXrj&og zu; ich möchte eher an zö nqäfxa, zö eyeiv u. a.
denken, die in der Bedeutung doch näher stehen. Aus
zd ßiog ist dann weiter in Thessalien und Makedonien zö
ßio(v) geworden. VI. tutipotä, so auch Obed. 373, bei
Weig. Nr. 121, 10 tutiputä ist ngr. zö zinoza ,das etwas',
das ich allerdings in der vlachischen Bedeutung nicht
nachzuweisen vermag. Alb. ge, sonst ge, Wtb. 139.
124. BhxTtzu. Zvviaeoxov. Nzapoy.
,schade'. VI. znisesku aus ngr. tyfuwvco, vom Aorist e’Qry
picooa, also für zniäsesku-, vgl. znie ,Schaden' aus trjuia
Weig. Ueber vl. ni aus mi s. Miklosich, Beitr. IV 40 ff.
Die Ausbreitung dieses Lautwandels in den nordrumäni
schen Dialekten bedarf noch der Untersuchung; dem
Istrischen ist sie fremd, das Meglen hat mi neben ni, zum
Th eil in denselben Wörtern (Weigand, Vlacho-Meglen 14).
Alb. vzctgoy ist falsch für vzceuöy demoj, Thunmann hat
den Fehler abgeschrieben: zu dam ,Schaden' aus lat.
damnum, Wtb. 60.
125. BXctffcpripog. MnXqazipazÖQOv. Nqpqg.
,Gotteslästerer'. VI. blastimätoru, vgl. blästemdt ,ver
flucht' Weig., blästemare ,verfluchen' blästem m. ,Fluch'
Obed., rum. biestern, mold. bldstäm ,fluche', n. ,Fluch'.
Es stammt nicht aus gr. ßXaaqjypcü, aber auch nicht, wie
Miklosich R. U. II 26 will, aus it. biastemmare, sondern
aus einem schon volkslateinischen * blastemare, das aus dem
Griechischen entlehnt ist; darauf gehen die romanischen
Formen zurück. Aus dem Romanischen zurück entlehnt
sind ngr. ßXaazyfico in Kreta (Jann. 326), Trapezunt
28
XII. Abhandlung: Meyer.
(Joann. £'), ßhkavrpiog in Leukas (Syll. VIII 366), ßld-
axgpa u. s. w. bei Somavera. Vgl. auch Alb. Wtb. 476.
Alb. nemss Wtb. 297.
126. Biincü. Bevxov. 2(nö%.
,sehe'. VI. vedu, Obed. ved, Weig. vedu, rum. ved, aus
lat. video. Alb. soh, Wtb. 411.
127. B68i. Mnoov. Kd.
,Ochs‘. ßööi aus ßoidiov, mit zurückgezogenem Accent
ßoidi. VI. bou, Weig. bou, rum. bou, aus lat. bovem. Alb.
kä Wtb. 164. Dass ceva nicht mit Sicherheit als ein vene-
tisches Wort in Anspruch genommen werden kann, be
tont Pauli, Veneter 397.
128. Borj&u). Mx^ovxov. Nxi%.
,helfe'. VI. adzutu, Obed. agiutare, Weig. adzüt, rum.
ajüt, aus lat. adjutare, allgemein romanisch. Alb. dih, ge
wöhnlich ndih, Wtb. 300.
129. Bootag. Biolov. F/.ootv.
,Nordwind'. VI. viriu ist wohl ngr. ßogeioq = alb. veri
Luk. 13, 29 (Corfu 1827). Alb. goren (oder goren?) nur bei
Kav.; zu slav. gora, vgl. bulg. lopem ,oben befindlich',
lopnjam ,Wind, der von oben kommt' (Duvernois 388),
serb. lopncm ,Nordwind'.
130. Booy.6g. JlEv.ovoäoov. Kovlöxag.
,Hirt'. VI. pekuraru, Obed. Weig. picurdr, ebenso Sbor-
nik 512; rum. päcurär, aus lat. pecorärius, auch it. pe-
corajo, port. pegureiro. Alb. kulotas unrichtig für kuiotes,
Wtb. 212.
131. Boxdvi. Iaopmi. Mn ctg.
,Gras'. ßortcvij seit Homer. VI. iarbä, auch bei Weig.,
rum. iarbä, earbä aus lat. herba, allgemein romanisch.
Alb. bar, Wtb. 26.
132. Bovßög. Movxov. Nsgext,.
,stumm', ßovßoq, mgr. ßioßög, bei Soph. seit dem 8. Jahr
hundert belegt, gehört zu einer weit verzweigten Gruppe
von Wörtern, die aus dem reduplicirenden Lautcomplex
bob- gebildet sind. VI. mutu, Obed. mut, rum. mut, aus
lat. mutus, allgemein romanisch. Alb. nemets ist slavisch,
Wtb. 269.
Albanesisclie Studien. IY.
29
133. BovXa. BovXci. Miovywvq.
,Siegel'. Ueber ngr. ßovXXa s. Ngr. Stud. III17. Damit
identisch ist vl. vulä, auch bei Ohed. und in den Mostre.
Alb. mühür aus türk, Wtb. 295.
134. BovvL. Movvvs. MaXXi.
(Borg'. ßovvi Deminutiv von ßovvög, worüber Hatzidalcis,
Einleitung 157 bandelt. VI. munte, auch Obed. Weig.,
rum. munte, lat. montem. Alb. mal'i, eine Form mit dem
Artikel, Wtb. 256 f. Fick, Wörterbuch II 4 203.
135. Bovz^L. Mtvovts. BoQs.
,Fass'. Ueber ßovzai Ngr. Stud. II 85. VI. hüte, auch
Weig., rum. hüte (jbutoiu), alb. hüte, stammen aus vulgär-
lat. *butis, Wtb. 56. Alb. voze Wtb. 43.
136. BovtI'Qo). <I)ovvto(j£<jy.ov. Oovvrög.
,tauche unter', ßovzi^co aus agr. ßv,9/£co. VI. fundo-
sesku, alb. fundös aus ngr. cpovwdövco, von lat. fundus
(vgl. Nr. 106); indessen ist das griechische Verbum in
dieser Bedeutung nicht nachgewiesen, die vorhandenen
lehnen sich an cpovvza an (vgl. Ngr. Stud. III 71) und
es ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass fundös
im Albanischen gebildet und dann ins Vlachische über
gegangen ist.
137. Bovzvqov. Ovpzov. 1 'v.iö.Xicq.
,Butter'. VI. umtu, auch bei Weig., ist lat. unctum
,Fett, Salbe', rum. unt; sonst nicht romanisch. Alb. galpe,
Wtb. 137. Alb. Stud. III 43.
138. Bqüöl. 2lüqu. MnQapa.
,Abend'. Für ßquöi richtig ßqadv, mit Accentzurück
ziehung von ßqaövg ,spät' im Byzantinischen, ßqadvvu)
,verzögere' schon Sept.; ßqadi Adv. ,spät abends'. VI.
siarä, Weig. searä, Obed. seru (was nach S. IX searä
bedeutet), Boj. 199 seara ,abends', rum. searä, vom lat.
serum, auch it. lad. frz. prov. (dem Spanischen und Portu
giesischen dient tardus ,spät'). Alb. brems oder mbreme,
Wtb. 266; wenig wahrscheinlich ist mir Bugge’s Deutung,
B. B. XVIII 180.
139. BqoCio. Xeourcov. Ziey.
,siede'. VI. yerbu, Weig. Kerbu ,koche', Boj. herbu, rum.
fierb, aus lat. fervo neben ferveo; auch italienisch, spanisch,
30
XII. Abhandlung: Meyer.
portugiesisch. Ueber -e- für -ie- vgl. Miklosich, Beitr. II 4.
Alb. ziej aus t,ew, Wtb. 485.
140. Boav.vl. 2f.uava. M.ttqs'/.u.
,Hose'. ßoav/.i, richtig ßoav.l, Ngr. Stud. III 19. VI.
smianä, bei Daniel apsvXXs, genauer zmianä = rum.
izmene ,Unterhosen', slavisch, asb /ivkint ,Wechsel', serb.
U3MMa ,Wechsel', bulg. uaknua , Wäsche' (Duvernois 830).
Zur Bedeutung vgl. it. mutande ,Unterhosen', rum. schim-
buri ,Wäsche' (schimb , wechsele'), ngr. äXXayrj ,Kleid'.
Alb. breks aus bracae, Wtb. 46.
141. Boaylajv. Mnpchgov. Aqoqq.
,Arm'. VI. bratsu s. Nr. 10. Alb. lere, unrichtig für iers,
s. zu Nr. 28.
142. Bgayvia^ut. Boqyqamy.ov. Aiayqaöy.
,bin heiser'. ßoayvucQiij von agr. ßoäyyog ,Heiserkeit',
ßoayyda), spät auch ßqayyog ,heiser' (Korais, At. IV 63).
ßgcr/v. von * ßoayyvog. Daraus vl. vrähäsesku. Alb. Takesdj
ist dunkel, eine Vermuthung Wtb. 240.
143. Bqsyca. Ovvxov. yhayy.qaoy.
,benetze'. VI. udu = rum. ud, lat. Udo; sonst nicht er
halten. Alb. kagssöj von slav. vlaga ,Feuchtigkeit', Wtb. 235.
144. Bqovcrj. Mjcovpjtovvivv^txQS. Mrtovg/tovXUi.
,Donner'. VI. bumbunidzare, ebenso bei Obed., ist wie
alb. bumbulim lautnachahmend, Wtb. 53; in letzterem
■Suffix lat. -wen.
145. Bqöyog. Aaxßov. Atcty.
,Schlinge'. VI. latsu, Weig. lat sä, rum. lat, aus lat.
laqueus. Darauf geht auch alb. Tak zurück, und nicht,
wie ich Wtb. 235 annahm, auf eine Form * laquus. Tak
ist aus dem Plural Teil = laquei neu gebildet.
146. Bqcopa. MftovvoaQs. KisXfxn.qaiqq.
,Gestank', ßqwpa ist dasselbe Wort wie agr. ßnwpa
,Speise', in der Septuaginta oü-st cs ou Stacd^ov-oa tfco
!ou y.ai ßqtouazwv = ,Fäulniss'; als ,angefaultes Fleisch'
bei Hippokrates. Die Begriffsentwicklung ist,Speise', ,totes
Fleisch' — ,faulendes Fleisch' — ,Gestank'. Vgl. Aas zu
essen. VI. butoare, auch bei Daniel als Uebersetzung von
ßQÜfia, bei Obed. putöre (d. i. putoare) ,puanteur', rum.
putoare. Von lat. piotor, putere (*putöria); urc- bei Kav.
Albanesische Studien. IV.
31
und Dan. ist wohl als (i)mb- aufzufassen, vgl. rum. im-
putesc, tmpuiitör. Alb. kelbssirs, Wtb. 222. Ist statt der
dort erschlossenen Wz. kelb- vielleicht kelbh- anzusetzen
und dies mit gr. y.slecpög ,aussätzig' verwandt?
147. Bv&. TßirCq. Zloq.
,weibliche Brust'. ßvQi aus ßv^avco ,sauge' = agr. uv'Caoi
gebildet. Ueber vl. tsitsä = rum. fitä, alb. sisä vgl. Wtb. 90.
Ngr. Stud. II 89. Corp. G-loss. Lat. III 12, 50 'Qel'Clv dida,
d. i. tiC'iv; dida — sard. catal. dida ,Amme'. Ebendort
auch ßiC,Lv ubera..
148. BMaxag. ZßoAaoov. ItXXrjO.
,Scholle', ßiblaxag von agr. ßS>Xaß. Griechisch ist auch
vl. zvolaru, von ßüXaoog, Augmentativ vom Dem. ßcolagiov
zu ßä>log. Auch das 3- ist bereits griechisch: KßäiXog, da
raus auch alb. dzol, dzvoL Wtb. 79. Alb. plis, Wtb. 345.
r.
149. l'asidaoog. I'ovgaooov. Fy.ouao.
,Esel'. Ueber yaiöaoog habe ich Idg. Forsch. I 320 f. ge
handelt. Vl. gumaru, alb. gomar, Wtb. 127. Idg. Forsch.
I 319. Der Umstand, dass yogagi in der Bedeutung ,Last'
noch heute auf den Inseln Amorgos, Jos, Naxos (und
Chios, Kanellakis 44) vorkommt, kann mich nicht davon
überzeugen, dass Thumb, Idg. Forsch. II 115, A. 1 meine
a. a. O. gegebene Erklärung mit Recht verwirft.
150. räXa. yl&Ttre. Ktovucaurc.
,Milch'. Vl. lapte, auch Obed., rum. ebenso, lat. * lactem,
allgemein romanisch. Alb. Icumsüt Wtb. 229, aus lat. Colo
strum; vgl. auch Ngr. Stud. II 75.
151. I’auog. Noviizq. Nzccouq.
,Hochzeit'. Vl. numtä, auch Weig. (mit den Nebenformen
nuntä, lumtä) und Obed., rum. nuntä: aus *numptiae für
nuptiae, nach Meyer-Lübke, Literaturblatt für germ. und
rom. Phil. 1891, Sp. 242 aus dem Plural gebildet. Alb.
dasms ist unklar, Wtb. 62.
152. [’ccußgög. NrtyvSQS. Jrpizqo.
,Schwiegersohn'. Vl. dzinere, auch Weig., rum. giriere,
lat. gener. Alb. dender Wtb. 85.
82
XII. Abhandlung: Meyer.
153. Faqyaqi'Coj. Fy.qvxilJy.ov. I 'y.ovvvovldq.
/kitzle/. VI. gädiliJcu, rum. gädild, alb. gudulis, Wtb. 133.
154. Fdaxqa. Hovi'Qu. FlovnCq.
,Blumentopf. Thunmann’s Uebersetzung ,modiolus ad
coquendem panem' ist falsch, yuaxqa ist ein altes Wort,
bei Homer yaaxqrj, zu yaaxrjq als ,bauchiges Gefäss'; ins
Latein als gastrum übergegangen. Es kommt auch im
Griechisch-Albanischen als yastrs ,Blumentopf vor. Durch
Umstellung der Liquida daraus sic. grasta ,Blumentopf,
Scherben', neap. ,Scherben', tarent. ,Blumentopf, Wasch
topf', calabr. ,Blumentopf' (Meli, L’ellenismo nei dialetti
della Calabria media, Monteleone 1891, p. 42). Aus
* yqceaxa ist durch Einführung des Suffixes -qa (vgl.
Idg. Forsch. II 444) und gleichzeitige Dissimilation der
beiden Liquidae y'küaioa geworden, das Korais, At. II 403
bespricht. VI.pondzä und alb. ponitse sind slavisch, Wtb. 347.
Ngr. Stud. II 51, das erstere durch Vermittelung von gr.
növvcoa, das in nordgriechischer Form növxaa lauten muss.
155. Faxet. Kuxovooa. M.ax’Qe.
,Katze', yäxu, vgl. Ngr. Stud. IH 29. VI. kätusä, auch bei
Weig. Cihac II 76 führt aus Alexi, Gr. 48 ein rum. cätufä
an. -usä ist slavisch es Suffix -u Sa. Alb. matse, Wtb. 263,
ist slavisch; auch vl. matsä Weig., rum. rnätä, ngr. (.uxxglov
in Epirus, Ngr. Stud. II 39.
156. FavyiCto. Fy.qqvveay.ov. yLey.
,helle'. yavy'i'Qio entspricht agr. ßav^co; ob auch lautlich,
ist die Frage. Aus vXaxxeai, vlaooio ist Xaaaa) geworden,
in Epirus dlvyxü Pio, Contes 2. VI. gärnesku. Miklosich,
R. U. II. 14 umschreibt gärnesku, er hat das vv übersehen.
Die Etymologie ist dunkel; man könnte an asl. rpii/ivkTH
,donnern' denken, das auch von lauten und hallenden
Stimmäusserungen gebraucht wird (z. B. serb. ipOMcm ,stark,
schallend, erschütternd'); man müsste vom Inf. garni aus
gehen, der für garmi stände. Alb. leh, Wtb. 240, wird in
Griechenland auch für ,keuche, schnaufe' gebraucht.
157. Föeqvio. MnüJoy.ou. Pletc.
,schäle ab', ydsqvu) aus iy.dtqüj. VI. bilesku = rum. belesc
,schinde' (bilesc ,bleiche') ist asl. eHjahth ,weiss machen'.
Alh. riep Wtb. 367.
Albanesiscbe Studien. IY.
33
158. rdvvai. Nrv'Cßf.Gv.ov. ZßsGG.
,ziehe aus', ydvvut aus exdvco. VI. dizvesku zu vesku ,be
kleide', nvesku dass. Weig'., rum. nur invesciit ,bekleidet
mit etwas' in figürlichem Sinne. Miklosich, Beitr. IV 84
setzt einen Stamm vesk- an, der ,dem alb. ves, lat. vesti-
gegenüber steht'. Dieser Stamm vesk- hat sonst in nichts
einen Anhalt. Vielmehr ist anzunehmen, dass lat. vestio
* vesto zunächst zu rum. vestu wurde (vgl. avdu = audio,
disfak = disfacio, dormu = dormio, fug = fugio, mor =
morio(i'), mpartu — impartio, mulgu — mulgeo, pat =
patio(r), plak — placeo, sar = salio, scot = excutio, trek
= trajicio, tundu = tondeo, umplu — impleo, vedu =
Video, alles mit Uebergang in die 3. Conjugation); von der
2. Person Sing. veSti aus wurde nach dem Muster von
esku esti este und der andern Verba auf -esku ein vesku
veSti veite geschaffen, diz- ist lat. dis-. Alb. zves, Wtb. 407.
159. reiocpvQi. TIovvte. Ovoq.
,Brücke', yiocpvgi (schon in den Documenten bei Trin-
chera vom J. 1211, Hatzidakis Einl. 105) aus yscpvQiov, o
wohl durch den Labial veranlasst. VI. punte — rum. punte
aus pontevi. Alb. urs ist nicht gedeutet.
160. rdvovag. BntLvov. 0/dvv.
,Nachbar'. VI. vitsinu, Weig. vitsinä ,Nachbarin', rum.
vecin, aus lat. vicinus. Auch alb. fkin stammt daher.
101. FthT). ^4qq(xvtov. Kiegg.
,lache'. VI. arudu, Weig. arid, arideare f., Obed. ari
dere, arisü Mostre 1, 28; rum. rid, lat. rideo. Alb. Uei,
Wtb. 224.
162. rs[.uLü>. OvutcIov. Mttovgg.
,fülle'. VI. umplu, Obed. umplere, Weig. umplu, rum.
umplu, implu, aus lat. impleo; auch sard. umpire, prov.
cat. umplir. Alb. mbus, Wtb. 267; wenn ßvw = gu- ist,
so ist die Vergleichung nicht möglich.
163. rEVEii. OaQce. 26i.
,Geschlecht'. Ueber vl. fara s. Wtb. 100. Ngr. Stud.
IV 94. Alb. soi ist türk, in allen Balkansprachen
vorhanden. Wtb. 389.
164. rsvEiov. Wln<XQ(Mr,ct. Miexaga.
,Bart'. VI. barbä, auch Obed., rum. barbä, lat. barba,
Sitzungsber. d. phil.-liist. CI. CXXXII. Bd. 12. Abh. 3
34
XII. Abhandlung: Meyer.
allgemein romanisch. Alb. mieksrs, Wtb. 282, auch ,Kinn',
wie barbä im Istr.-Rum. ,Kinn' bedeutet, ngr. rayovvi
,Kinn' = agr. nwyiuv ,Bart', mustäs in Muggia ,viso'
(Cavalli 114).
165. rswu). (Dstov. IltsL
, gebäre'. Yl. fetu; rum. fät ,werfe Junge'; aus lat.
fetare ,brüten, hecken', auch friaul. fedä ,Junge werfen'.
Alb. piß, Wtb. 342.
166. rsgÜM. I'g()(r/.Lva. I'yegav.iva.
,Habicht'. ysQam, von agr. legal;. VI. jeräkinä und alb.
yerakins sind davon mit dem individualisirenden slavischen
Suffixe -ina gebildet; vgl. bulg. lepemwii ,Habicht' Duv.
348. Irrtliümlich hält man das wahrscheinlich veraltete
Wort bei den Ylachen jetzt für ,Schwan', Weig. 42 (auch
jiroüinä); es kommt nur in Hochzeitliedern vor und be
zeichnet dort die Braut. Ebenso wird in albanischen Hoch
zeitliedern yerakins als Bild für die Braut verwendet, s.
z. B. meine Alb. Gramm. S. 76, Nr. 11 und 12. Aehnlich
ist sifter (= tbupreoi) ,Habicht' in einem Liede bei Weig.
S. 12, Nr. 10 = ,Taube'.
167. Fsqvw. 2<jovt'Cov. ThioyeL.
,neige, drehe, wende'. Ueber die Bedeutungsentwicklung
von yegva>, das aus agr. syslgco entstanden ist, hat Hatzi-
dakis K. Z. XXVII 81 und Einleitung 408, A. 2. ge
handelt; die alte Bedeutung liegt, ausser in Unteritalien,
auch in einem kretischen Liede bei Jann. Nr., 81 vor:
-(ep'izx b Spotzoc, to Gepio, t’o FusEvvy; fiä va mav) ,der Drache
erhebt sich'. VI. sutsu, bei Kav. Nr. 424 auch = vlad-at,
Weig. suts ,drehe, wende', sutsit ,gedreht', Obed. sufire
,drehen', rum. sucesc ,drehe, verdrehe', aus asl. cyKaTH
,drehen', bulg. cyna. suts- für suts- durch Umstellung. Alb.
psrjel, sonst psrjer, pvier Wtb. 354, r durch Assimilation,
ei- zu il.avvoj, -i- = -ln- trotz des Widerspruches von Pe-
dersen K. Z. XXXIII 543, vgl. 541, wo ein ursprüngliches
prier angesetzt, aber nicht von weitem erklärt wird.
168. rsgovTag. ^4ovaaoy. nhcex.
,Greis'. VI. ciüHu, bei Dan. aüs-l’i ,Greise', Obed. ausu,
au$ire ,alt werden', Weig. aüs ,Greis', ausesku ,werde
Albanesischo Studien. IV.
35
alt'; für avui von avus mit dem slavischen Suffixe -ui.
Alb. pl'ak Wtb. 344. Ngr. Stud. II 65.
169. rsQog. ItivuTÖaov. Hooqvrooaq.
,gesund, stark'. yspög ist agr. vyirjgög. VI. sänätosu, Weig.
sänätös, Obed. sänetös, rum. sänatos. Es führt, zusammen
mit alb. i iendois, auf eine lat. Grundform * sanitosus für
* sanitatosus, Wtb. 404.
170. 1 ’evoqai. Kcupxov. Fysgic.
,koste'. VI. kaftu, Nr. 193 yvoevoj, Nr. 1102 ycdevco
,suche', Obed. cäftare, cävtare, Weig. kaftu ,suche, ver
lange, beabsichtige'; = rum. caut, cäutare ,suche'; lat.
* cautare von caveo. Alb. qerp bedeutet sonst .schlürfe',
Wtb. 139.
171. rfj. yloxov. dal.
,Erde'. yfj ist Versehen für yrj. VI. loku, Obed. loc,
Weig. lok ,Ort, Erde', rum. loc ,Ort, Stätte', lat. locus.
Alb. de, Wtb. 83.
172. FrjQccg. ylovaoarzv.ov. nhsmagi.
,Alter'. VI. ausdteku von aus, Nr. 168, mit Suffix lat.
-äticum, das Meyer-Lübke II 522 aus dem Rumänischen
nicht belegt, das aber auch im Albanischen vorkommt
und im Neugriechischen häufig ist, Ngr. Stud. III 75.
Alb. pleksri von pl'ak, Wtb. 344.
173. rlvoucu. Mecpäy.ov. M/nqyßu.
, wer de'. VI. nie faku, reflexiv zu faku ,mache' Kav.
Nr. 361 (= xdjUi'w), Nr. 673 (faku zefkä IgEcpavTwvio),
Obed. fatere, Weig. fak, rum. fac. = lat. fac/io. Alb. bshem
Passiv zu bsn, Wtb. 23.
174. rXslcpu). ^livy/.ov. y.iqniy.
,lecke'. yXeicpo) ist nicht, wie Korais, At. IV 715 meinte,
ylvtpio ,sculpter', sondern i'/lsr/jo, das in der Septuaginta
vorkommt, cp durch Dissimilation wegen y-? VI. lingu, rum.
ling, lat. lingo, sonst nicht erhalten. Alb. l'spij, Wtb. 237.
175. rhryvg. NtovIt^s. Hciuwirlui.
,süss'. VI. dultse, auch Weig., Obed. dultseame ,Süssig-
keit', rum. dulce, lat. dulcis. Alb. i ambke, Wtb. 10. Zu
dem Bedeutungsübergang von ,sauer' zu ,süss' habe ich
dort bereits einiges verglichen; wie agr. fjdog ,Essig' neben
fjdvg ,süss' steht, so ngr. yXv/Aöi ,Essig' Chios, Syll. VIII
3*
36
XII. Abhandlung: Meyer.
491; Cerigo, HavS. XI 452 (wo auch mv.QÜöi ,Honig' vor
kommt); Peloponnes, Papaz., der auf Athen. II 67 ver
weist, dem ijdog , Essig' aufgefallen war. Die letzteren
Gebrauchsweisen waren ursprünglich wohl euphemistisch
oder (wegen TtMQadi) ironisch.
176. r’AvGToio. s/ooay.toffov.
,gleite aus', yXvaxow, richtig y'/uaroio, d. i. Iv.Xiarqav,
das als Wort der Vulgärsprache bei Eustathios zu P 600
(p. 1119, 59) bezeugt und richtig mit hom. Xlotqov in
Verbindung gebracht wird Es bedeutet zunächst ,glätten',
wie faoTQÖiD bei Nikandros. Nach Korais, At. I 295, der
die richtige Einsicht sich durch Beimischung von allerlei
Ungehörigem verdunkelt hat, bedeutet yh&VQu) auch heute
noch ,glätten' und ,ausgleiten', was ich allerdings sonst
nicht bestätigt finde. VI. aräUisu, Dan. aqq'Moaov yfku-
cTpuvw,’ Mostre I 38 aruchi$(i)are ,ausgleiten'. Das Wort
ist für Miklosich, Beitr. IV 17 dunkel; die Mostre a. a. 0.
vorgeschlagene Verbindung mit dem gleichbedeutenden
rum. alunecare ist unmöglich. Ich möchte -Ui- für aus -pi-
entstanden halten und albanischen Ursprung annehmen:
alb. repite ,steiler, abschüssiger Ort', Wtb. 333. Man müsste
dann etwa von einem * arspitiare ausgehen. Die von Cihac
1149 gegebene, von Körting, Nr. 4896 wenigstens in Klam
mern angenommene Erklärung von rum. luneca, aluneca
,glisser, echapper, faire un faux pas' aus lat. lubricus
halte ich für lautlich unannehmbar; sollte das Verbum
nicht ein lat. *lunicare von luna darstellen (über solche
Bildungen s. Meyer-Lübke, Rom. Gr. II 607), , mond
süchtig sein — schlafwandeln — straucheln'? Alb. alias }
sonst überall sUas, Wtb. 411. Ich bemerke, dass das von
mir Wtb. 374 unter rssaje aufgeführte rsas ,gleite aus'
skutarinisclie Form für rHias = feüUds ist; auch fsSajs
,Viper, Otter' gehört wohl dazu.
177. rivTwviü. 2vmjcov. ÜEortccTÖy.
,entkomme'. ylvTiimo ,befreie, entkomme', aus byz. sblv-
tÖüj ,to deliver, save' Soph., mit yX für vl, vgl. Wtb. 283.
VI. skapu, rum. scap ,rette, befreie, entgehe', lat. *ex-
cappare, it. scappare u. s. w. Alb. Spetdj aus lat. * ex-
peditare, Wtb. 414.
Albanesische Studien. IV.
37
178. Flwoaa. ytigfircq. Fyinvyq.
, Zunge'. VI. limbä (bei Thunmann ist unrichtig dlugnq
gedruckt), Obed. limbä ,langue, nationalite', rum. limbä
,Zunge, Sprache, Volk', aus lat. lingua. Alb. guhe, Wtb. 142.
Alb. Stud. III 9; gr. glühe, Etymologie unbekannt.
179. Fvacpeag. Tovgncc/.ov. Tagnäv..
,Gerber'. Agr. yvacpevg ,Walker, Tuchscherer'. VI. tubaku
und alb. tabak aus türk. <jUb; rumänisch ist täbäcär, bei
Cihac und $ain. El. turc. Nr. 1184 auch tabäc.
180. Fvo'igg. Mlvvts. Mevvt.
,Gedanke'. VI. minde (bei Thunmann und nach ihm bei
Miklosicli steht unrichtig girre, ebenso alb. gsvr), Obed.
Weig. minte, rum. minte, aus lat. mentem; -nd- durch alba
nischen Einfluss. Alb. mend, so nur mit dem Artikel mendi,
sonst ment, to. ment, s. Wtb. 274, ebenfalls aus lat. mentem.
181. FvwqI^w. Küjvibcr/.ov. Nviöy.
,kenne'. VI. konosku, Obed. Weig. cunoscu, rum. cunos.c,
lat. cognosco; allgemein romanisch. Alb. noh, Wtb. 314;
oder ist es aus ngr. voiw&co entlehnt?
182. / ’oyyvto). I ’oyyvaiir/.ov. FlLr'Qq/.oy.
,murmle'. Vom Aorist des griechischen Verbums stammt
vl. gongisesku. Ueber alb. pitselöj Wtb. 338.
183. Fövag. Nr'CevovFlliov. Fmov.
,Knie'. yövag scheint im Neugriechischen nicht vorzu
kommen; die an Stelle von yövv getretenen Nominative
sind yöva n., von yövara aus nach dem Vorbild ovögaia:
ovoga gebildet, und yövarov, wozu rtgoßarcc: nqößarov,
aaßßaru: aaßßarov Muster war. VI. dsenuklu, Obed. ginu-
clliu, Weig. dzenuklu, rum. genuchiü, ist lat. genuculum
(= geniculum.), das allen romanischen Formen zu Grunde
liegt und, mit Anlehnung an yövv, auch im byz. yovv-
Khxqiov ,Knieharnisch' steckt, genunche, das in rumänischen
Dialekten (Moldau und Siebenbürgen, nach §ain.) vor
kommt, ist *genunculum. Alb. gu, sic. gr. glu, in S. Mar-
zano glune, ist = air. glun, Wtb. 142.
184. Fovdi. yjßave. Xaßav.
,Mörser', yovdl ist agr. lyö'iov von l'ydvj, ein unattisches
Wort, das aus dem Jonischen in die v.om) eingedrungen
38
XII. Abhandlung: Meyer.
zu sein scheint. VI. avane und alb. havdn aus türk.
auch bulg.-serb., rum. havdn §ain. El. turc. Nr. 655.
185. Fovgovvi. rioQ-Mv. Nr sog.
, Schwein'. yovgovvv, nach Vyz. 102 auch ygovvi, ein
vom Grunzen des Thieres hergenommenes Wort: -(ptina ■
u<; Aazuvs; und Ypwväoe;; • Gv^Xstai ais?. Hes., vgl. lat.
grunnio. VI. porku, auch Kav. 1127 unter yotgog, Weig.
ebenso, Obed. porc, rum. porc, lat. porcus, allgemein ro
manisch. Alb. der = gr. yotgog, Wtb. 64.
186. Fgalct. Moaaaa. nhiäxci.
,Alte Frau'. VI. moasä, ebenso Obed. Weig., rum. moasä
,Grossmutter, Hebamme', fern, zu mo§ ,Greis, Grossvater'.
Das Wort ist aus alb. motse, mose ,Greis', von mot ,Jahr',
entlehnt, Wtb. 263. Alb. pTake f. zu plak, s. Nr. 168.
187. Foa(pu). 2y.o!ov. lav.oovay.
,schreibe'. VI. skriu, Obed. scriare, Weig. skriu, rum.
scriu, lat. scrlbo. Daraus auch alb. skruaj.
188. [’oo&ia. Saoogsrov. Fy.gov aar.
,Faustschlag', ygod-sa von ygö&og = agr. ygöv&og ,Faust';
über diese Bildungen auf -ea, -ia s. Hatzidakis, Byz.
Zeitschr. II 259 ff. Die Uebersetzung von Thunmann und
Miklosich mit ,pugnus' ist unrichtig. VI. sumpu oder subu?
Daniel (Mikl. R. U. II 49) hat v.ov aoowi'Xov = us n)v
ygothav; Kav. Nr. 640 ryaovnhäyq = pitarKov, Ohrfeige.
Diese beiden gehören, wie ich Wtb. 419 gezeigt habe, zu
alb. supl'aks u. s. w. ,flache Hand, Ohrfeige' und beruhen
auf asl. uioyn/ik ,debilis', kroat. supalj ,kokl' u. s. w. sumpu,
das sonst nirgends zu belegen ist, dürfte ein Versehen
von Kav. sein. Alb. grust ,hohle Hand, Faustschlag' ist
asl. rpTiCTk, Wtb. 133.
189. Fgoixtb. KeiY.qomy.ov. Kovnqroy.
.höre, verstehe'. Für das auch ygiYw, ygvzw geschriebene
griechische Verbum, das man mit mannigfachen Etymo-
logieen heimgesucht hat — sogar auf it. orecchio wollte
man es zurückführen — ist die von Korais, At. II 95
gegebene Erklärung aus äygoiyw immer noch die wahr
scheinlichste. VI. kikäsesku, Weig. akikäsesku ist ngr.
äneiY.atio, vom Aorist. Alb. kupstöj aus lat. computare,
Wtb. 215.
Albanesisclio Studien. IV.
39
190. Fvali. Keine. Kiehue.
,Glas'. yvali von va'kog. VI. Heike (Miklosich 18 hat un
richtig yJlxov, obwohl Thunmann clas Richtige bietet),
ebenso Weig., und alb. kelke aus lat. calicem. Wtb. 221.
Sonst nicht romanisch.
191. Fvpvög. NtlgtcoIIlcctov. Hoßeoaqz.
, nackt'. VI. dispolatu, eig. ,ausgekleidet', Obed. dis-
pulliare ,depouiller', Weig. dispul'dt,ausgeplündert, nackt';
rum. despoiü , plündere aus'; lat. despoliare, allgemein
romanisch. Auch alb. i zveSet ist ,ausgezogen', Wtb. 467.
192. rvvaZna. Movlhays. J’y.oova.
,Frau'. VI. rnvJiare, Obed. mulliere (d. i. mul'eare), Weig.
mufyare, rum. vmiere, lat. mulierem. Alb. grua ist etymo
logisch nicht klar, Wtb. 132; darf man an ai. dgru-, av.
ayru- ,unverheiratet' (= ,ohne Frau') erinnern?
193. rvQSvai. Kacpzov. Kqgnöy.
.suche', yvQevw eig. ,gehe im Kreise, yvgog, herum',
also mit derselben Bedeutungsentwickelung wie das rom.
circare. VI. kaftu, vgl. Nr. 170. Alb. kerköj, von lat. cir-
care; für kerköj durch Assimilation des k- an -k-: ebenso
frz. eher eher für *cercher.
194. rvgog. Baooteyy.ovrKov. Kieo&qllu.
,Kreis'. Richtig yvoog. VI. värägutsu gehört zu rum.
verigä ,Ring, Riegel' aus asl. Etpiira ,catena‘; -uts (= it.
-uccio) ist verkleinerndes Suffix, wie in rum. acut, herbe-
cui;, u. s. w. Alb. kerd-dim, Wtb. 220, ist zunächst Ab
leitung vom Verbum Tierd-eldh.
195. riipog. 'Yipov. Alxti.
,Gips'. VI. ipsu, rum. ipsos aus dem Griech. Alb. altSi
ist türk.
196. rcovia. Kiöaoct. Kiöaoie.
,Winkel'. VI. liosä, alb. kose aus türk. Wtb. 229.
A.
197. AadL NzCavzu. Illooq.
,Fichte, Kien, Kienfakel'. Richtig dndi. VI. dzadä, Weig.
dzadä ,Tanne', bei Dan. ungenau vjäxa (dzata), rum. zadä,
lat. taeda. Alb. piss, Wtb. 340.
40
XII. Abhandlung: Meyer.
198. Aaipovag. Nxodvou. TidX.
,Teufel'. VI. draku, Obed. Weig. drac, rum. drac, ist
lat. draco (*dracus), das auch in alb. drek (aus *draci)
zur Bezeichnung des Teufels geworden ist, wie neuprov.
drac, ahd. traccho. Zu dem Bedeutungsübergange von
,Teufel' zu ,Löwe', der Wtb. 73 in dragöi ,Lüwe' vor
liegt, bemerke ich, dass in lit. liütas ,Löwe' aus wruss.
Ijüta ,Drache' (Ijütyj ,der Böse') dieselbe Entwicklung vor
liegt: Brückner, Lituslav. Studien I 105. Schräder, Sprach
vergleichung 2 126 A. Alb. r.i&X ist ungenau für vuäl, didl,
aus lat. diabolus, Wtb. 69.
199. Aavgvov. Aäygqpa. Aiox.
,Thräne'. VI. ldkrämä, Obed. lacremä, läcremare ,weinen';
Weig. ldkrämä, Plur. läkrän, im Süden läcrimä, Plur.
lakrin; rum. läcrimä; lat. lacrima. Alb. Tot, Wtb. 249.
200. AaxcvXiSi. NsXov. Ovvd'Ca.
,Ring'. Richtiger öayzuXlöt. VI. nein, Weig. nel: rum.
inel] lat. anellus. Man erwartet hei, iniel (neap. aniello).
Alb. unazs, Ursprung nicht bekannt, Wtb. 457.
201. /tagähj. Ndo ßavq. Ege Xiöiui.
Junge Kuh'. VI. nao vakä; über vdkä s. Nr. 7. nao,
Weig. nao, fern, zu nou ,neu', rum. nou noaü, lat. novus.
Alb. e re Topa, re fern, zu ri, Wtb. 366; der Versuch von
Bugge, B. B. XVIII 170, es mit idg. *nevos zu vermitteln,
scheint mir nicht gelungen zu sein.
202. Aaudavtjvov. ITooovvq. KovuqnovXq.
,Pflaume', dapaaxrjvov, älter daj.iaov.qv6v (seit dem 2. Jahr
hunderte n. Chr.), Hehn 369 ff. VI. prunä, rum. prunä, aus
lat. prunum. Alb. kumbuls, Wtb. 213; aus dem Albanischen
stammt voviiXa für ,Pflaumen' in Epirus, Mrqiiv.a I 176.
203. Aavei'Co). MjZQOVjiovzevz^ov. Xovay.
,leite'. VI. mprumutedzu, rum. imprumut aus lat. *im-
promutuare: it. improntare, frz. emprunter. Alb. liuaj,
Wtb. 154.
204. AdavaXog. Ad.av.aXov. AaovdX.
,Lehrer'. Agr. öiöäovaXog. VI. ddskalu, Weig. öaskal, rum.
dascal, und alb- öaskal' aus dem Griech., auch bulg. serb.
205. Adcpvrj. Nzacpqvct. Niacp/jvq.
,Lorber'. VI. dafinä, Obed. dafin msc., Weig. dafne, da-
Albanesische Studien. IV.
41
fineaoä (= daßnella) Lorberbaum*, rum. clafin msc., ddfinä
Cih. Alb. dafinä. Wtb. 58. Duvernois verzeichnet bulg.
dacßuHoeo dpieo und dacßuoez AtbCb.
206. AeiXivöv. Msqlwte. Zccjiqq.
,Nachmittag, Vesperbrot*. VI. merinde, rum. ,Vorrath*
Proviant*, lat. merenda ,Vesperbrot*, allgemein romanisch.
Alb. zsmre ist unklar, Wtb. 483.
207. AsZnvog. TClvq. Nzdov.H.
,Abendessen*. deirtvog m. schon spätgriechisch für dslrtvov
n. Hatzidakis Einleitung 355. VI. tsinä, Weig. Abend
essen* = rum. cinä ,Nachtmahl*, lat. cena. Alb. darks
,Abendessen* = gr. ööqtzov, Wtb. 61. Dazu gehört ls-
kruoms, dekrüme ,Brot* in San Marzano.
208. Asi%va>. 2itovvov. Nzacpröy.
,zeige*, detyyu) ist aus sdei^a von deiv-vviM gebildet. VI.
spunu, Obed. spuneare ,sagen, zeigen*, Weig. spun, aspun,
= rum. spun, lat. expono. Alb. dsftoj aus lat. *indictare,
Wtb. 64.
209. zlsY.a. Nz'Cdz'Cs. Aiezq.
,zehn*. VI. dzatse — rum. zece aus lat. decem. Alb.
diets, Wtb. 86. Alb. Stud. II 51. 69 ff.
210. Js-itcivr/.L. Hovhdvov. 2zÜ7t.
,Stock, Stab*, dexcmxi s. Ngr. Stud. III 20. VI. puldnu
ist asl. iiO/vkHO ,Scheit Holz*. Alb. stap — asl. craii'K,
aus dem Deutschen. Wtb. 392.
211. Ashpivag. Ashpivov. Ashpiv.
,Delphin*. SshpLvag ist Augmentativ von dskcpivi. Aus
dem Griechischen stammen vl. delfinu und alb. cSelfin.
Wtb. 84.
212. Aevw. Aeyxov. Aid.
,binde*, ösvo) aus Ssa>. VI. legu, Obed. leg ligare, Weig.
ligdt ,gebunden*; rum. leg, lat. ligo. Alb. RÖ = lat. ligo,
Wtb. 245.
213. AevSqov. Aquitooe. Aig.
,Baum*. VI. drbore, Obed. Weig. drbnvc, rum. arbor =
lat. arborem. Alb. Es aus asl. n’kck, Wtb. 247.
214. As^id. NvztQiarcxq. TicAzq.
,rechte Hand*. VI. nderiaptä, bei Thunmann und Mi-
klosich ungenau vzEoucrrzq, Fern, zu ndrept ,recht, richtig*
42
XII. Abhandlung: Meyer.
Weig., indreptu Obed., rum. drept, lat. (in-)directus. Das
-e- von nderiaptä entspricht dem i des lateinischen Wortes.
Alb. zidOzu ist ungenau für vztddrq, dia&te = asl. y^tCT'b,
Wtb. 69.
215. Aeqqazi. Kid’Le. Aiv.ovqq.
jllaut, Fell'. Agr. öeoua, öeogdziov. Yl. Haie, Obed.
chielle (d. i. kiealle), Weig. liale (kealef), rum. piele —
lat. pellem, allgemein romanisch. Alb. l’ikure, Wtb. 236.
216. Aeqvw. Mnccrov. Poäy.
,schlage'. Agr. ösqw. VI. batu, Obed. buttere, Weig. bat,
rum. bat = lat. *batto für battuo, allgemein romanisch.
Alb. raj, Wtb. 371.
217. Asyopca. Aaazenzov. Hyqoazöy.
,empfange, nehme auf VI. asteptu übersetzt Kav. Nr. 381
mit y.aozeow , erwarte/. Obed. asteptare ,attendre'; Weig.
asteptu ,erwarte, pflege', die letztere Bedeutung nähert
sich der hier von Kav. angegebenen. Rum. astept,erwarte'
aus lat. aspectare, wie it. aspettare, mit derselben Assi
milation wie tarent. astittare. Alb. ikeratöj ,empfange'
von türk. ,ehrender Empfang', Wtb. 158.
218. Aggiog. Nztehäzov. Itccozctg.
,Henker'. örpiiOQ ist in dieser Bedeutung schon alt
griechisch. VI. dzelatu aus türk. ; rum. geldt, auch in
allen anderen Balkansprachen. Alb. tsartes, offenbar Par
tizipialbildung von tsart, unklar. Wtb. 445.
219. AictßdZw. Ayioßqaeayov. Aiaßdg.
,lese'. öiaßaCw, eig. ,gehe durch'. Daraus vl. djoväsesku,
Weig. javäsesku, und alb. diavds. Die Auffassung des dyio-
als do- bei Miklosich, R. U. II 15 ist unrichtig.
220. AiaßoXog. Nzody.ov. Tost£.
,Teufel'. Ueber vl. draku s. Nr. 198. Alb. zoezt ist un
genau für vzQezt, drets, scut. Form für drek = *draci.
Wtb. 73.
221! Aia&rf/.rj. Aidzit. Aiazq.
,Testament'. Vl. Siatä, alb. diäte aus ngr. didza, das
postverbale Bildung zu äiazd(ai ist. Wtb. 86.
222. Aialeyio. A/Iyy.ov. Zyyeö.
,lese aus'. Vl. alegu, Obed. alegere, Weig. aleg ,wähle
Albanesisclie Studien. IV.
43
aus', rum. aleq, lat. leqo. Bei Boi. 171 ist alequ ,ich lese'.
Alb. zgeö. Wtb. 265.
223. Aiapavri. Atagavxq. Ampccw.
,Diamant'. VI. öiamandä, Weig. jamandä, alb. äiamdnt
aus dem Griech. Rum. diamant.
224. Aiddyvco. Aidq^ea/.ov. Aida!;.
,lehre'. Agr. äiödaya), von sdida^a aus ist das neue
Verbum gebildet. Aus dem Aorist vl. öidäksesku, alb.
öiddks.
225. Aldo). Nraov. An.
,gebe'. öiöco für ötöojui. ist schon byzantinisch. VI. äau,
Weig. daii, rum. daü, lat. dare, 1. Sing, vulgärlat. dao.
Meyer-Lübke, Rom.-Gr. II 258. Alb. ap, Wtb. 13.
226. Ai/.caoq. Nngenrov. HvvgsCzq.
,gerecht'. VI. direptu und alb. i dreits sind lat. directus,
vgl. Nr. 214 und Wtb. 74. Gr. alb. drite ,direct', dritern
,richte mich auf' sind it. dritto.
227. Aiy.rv. B).a/.ov. MgeCCiq.
,Netz'. VI. vlaku aus serb. 6MKj rum. ist voloc eine Art
Netz, aus dem Russischen. Ebenso ist alb. mre£e slavisch,
Wtb. 288, auch im Rum.
228. AmXög. Nxovu/.ov. Huzlovoolu.
,doppelt', dinlög für öinlovq nach öiul.ov u. s. w. VI.
duplu, rum. ebenso, lat. duplus. Alb. mmovaaip ist wahr
scheinlich verschrieben für qv-ciovaaiu i düsim, von dü
,zwei', vgl. düs ,doppelt' Adv. Wtb. 78.
229. AiaaavM. Tzadyya. XtiunL
,Quersack', diodyyi aus lat. bisaccium, vgl. Ngr. Stud.
III 15. Aus dem Griech. vl. tisaga, mit t- auch Weig.
S. 256. 258, sonst disagä Weig., rum. desagä. Alb. heibe
ist türk. aAju.
230. ALoy.oq. Aloy.ov. Ala/..
,metallener Teller'. Vl. disku u. alb. äisk aus dem Griech.
Rum. ist disc.
231. ALipa. 2iare. Aiziq.
,Durst'. Vl. siate, Weig. seate, rum. sete aus lat. sitim.
Alb. etie ist Wtb. 97 zuzufügen.
232. Aicayvco. Ayy.ovveaY.ov. Anoy.
,verfolge'. Agr. ölut/mj, dubyvo) zu Hatzidakis Einleitung
44
XII. Abhandlung: Meyer.
409. VI. agunesku, auch hei Daniel (Mild. R. U. II 59)
aus asl. roNHTH. Alb. dpöj nur bei Kav., sonst dzbon,
zbon, tsbon, debon, tboii, Wtb. 79. Bug'ge, B. B. XVIII 174
denkt an lat. * disbinare, vgl. rum. desbin ,trenne'. Man
darf vielleicht an ngr. t'vywvu) erinnern, das in Kreta ,ver
folge, vertreibe, verjage' bedeutet, schon im Erotokritos
und bei Ducange als 'Crf/ovo) ,expellere' erscheint. Es ist
offenbar agr. ^vyöto, obwohl der Zusammenhang der Be
deutungen nicht klar ist. Korais, At. V 86 denkt an £vydn'u
= vlsiw, fermer la porte au nez de quelqu’un; richtiger
wohl ,sich an Jemand anschliessen, ihm auf den Fersen sein'.
233. JoyAoi. TTorava. Toa.
,Balken'. doYani, Dem. von dov.ög. VI. pötanä, bei Dan.
7torava, ist bisher nicht gedeutet. Es dürfte bulg. nomom
,Fussboden, Stockwerk' sein, das man aus gr. tcaiwpa
herleitet. Duvernois 1804. Miklosich, Etym. Wtb. 260.
nccTwvco, von dem das griechische Wort abgeleitet ist, heisst
,Balken ziehen, dielen'; rcaregov ist ,poutre, solive'. Viel
leicht ist bei Kav. und Dan. potdnu (für potoanä) zu lesen.
Alb. tra aus lat. trabem, Wtb. 433.
234. doy.tur:. Jo/.iute. Bt'Cyyj'u.
,Probe'. VI. doUimie aus dem Griechischen. Alb. vizgim,
richtig vizgim, von lat. vestigare, Wtb. 471.
235. Aolog. dölov. Mao da.
,List'. VI. dolu ist gr. doZog; alb. mar da aus ngr. gagdäg
und dies aus türk.
236. dövTi. Nzivrs. daun.
,Zahn'. ödovzLOv von ödovg. VI. dinte, ebenso Obed. Weig.,
rum. dinte, lat. dentem. Alb. dsmp (Nr. 684 ist da^un =
darnb geschrieben) = asl. 3/YvK’b. u. s. w. Wtb. 83.
237. döiga. doßq. yliußvc.
,Ruhm‘. VI. dolcsä griechisch. Alb. iavd (mit Artikel l'avdi,
sonst) Taft aus laudem, Wtb. 234. Tavds ist in Griechen
land ,Laune'.
238. doidgL. AIqyov. Xc/my.
,Bogen'. do^ccQL von rd^ov (Psichari, Mein. Soc. Ling.
VI 315). VI. arku, Weig. ebenso, Obed. rum. arc, alb.
Karle aus lat. arcus.
AVbanesisclie Studien. IY.
45
239. Aovksvu). Aovyqsvt^ov. ITovvöy.
,arbeite 4 , öovlsia schon in der Septuaginta im Sinne
von sgyaffla. VI. lukredzu, Obed. lucrare, Weig. lukredzu,
lukru ,Arbeit', lukrätör ,Arbeiter', rum. lue.ru ,Arbeit',
lucrez ,arbeite', von lat. luerum\ sonst nicht in dieser Be
deutung. Den Griechen ist die Arbeit Knechtschaft, den
Rumänen Gewinn; doch vgl. rum. castig ,erwerben' aus
castigare. Alb. punöj, zu ausvöio, Wtb. 357; Bugge, B. B.
XVIII 189 will in pune ,Arbeit' Entlehnung aus agr. novog
sehen. Ich kann die Vertretung von gr. o durch alb. u
nicht verstehen, und überhaupt nicht für erwiesen halten,
dass es im Albanischen Lehnwörter aus dem Altgriechischen
gibt (Bugge hält drapsn öosimvov, uös 666g, dukem 6oy.su>
dafür).
240. Agsnavi. 2ia%t,SQS. Nzoanao.
,Sichel'. VI. sidtsere, rum. secere, lat. sicilis (sicllis bei
Georges ist unrichtig). VI. sitserare ,Ernte' Kav. Nr. 317.
Alb. drapsr, Wtb. 73. Alb. Stud. III 26. Das dort voraus
gesetzte * dgonavov liegt schwerlich im ngr. öqott&v im
Pontus, Syll: XVIII 133 vor, o steht durch Einfluss von o
in tonloser Silbe. Daraus lazisch draponi. Was gegen
Bugge’s Auffassung B. B. XVIII 188 f. zu bemerken ist,
habe ich schon Alb. Stud. a. a. 0. vorweg genommen.
241. Aqociog. Pao. Beau.
,Thau'. VI. rao, ebenso Daniel, = rum. rouä f., lat.
rös, das im Sardischen und Provengalischen erhalten ist,
von einer Flexion rövem statt rorern (nach bös, bövem).
rao ist rovem, wie nao ,neun' novem, aus roao, noao (rum.
noue); das Ofner Wörterbuch hat rum. roao. Miklosich,
Beitr. II 39. Alb. vess, Wtb. 467, dort nicht gedeutet. Hier
ein Versuch: bess ,Treue' beruht auf bend-ti-, Wtb. 33,
vess vielleicht auf svoid-ti- ,das Schwitzen'. Bugge’s, B. B.
XVIII 165 Deutung ist nicht im Mindesten glaubwürdig.
242. Avvaj.ug. Bagrovts. Qovyi.
,Kraft'. VI. vartute, Obed. virtute, virtos ,stark', Weig.
värtos ,stark, kräftig, laut', rum. virtute ,Kraft', virtos
,stark' (und als gelehrtes Wort virtute ,Tugend', virtuos
,tugendhaft'), lat. vir tut em. Alb. fula, unklar. Wtb. 114.
243. Avo. Ntöol. Ntlov.
46
XII. Abhandlung: Meyer.
,zwei'. VI. doi, Obed. döl, Weig. doi, f. doauä• rum.
doi, lat. dui für duo- vgl. Meyer-Lübke, Rom. Glr. II 87.
Alb. dü. Da das böot. diov vielleicht als diovo zu fassen
ist und lit. dü für dvu stehen kann (Brugmann, Grund
riss I 162), so wird meine Erklärung Wtb. 78 hinfällig
und dü ist wohl für *dvö zu fassen.
244. doiQov. IIs<T(jY.e(j(ju. Aovq'm.
,Geschenk'. VI. peskesä, Weig. peSkeSe, rum. pescheß, aus
türk. Alb. durim, Wtb. 87, von lat. donare.
E.
245. ' Eßöogada. SsjtTqpqvcc. L'iaßßq.
,Woche'. VI. septämänä, rum. säptämänä, lat. septimana.
Alb. javvs, javs aus lat. hebdomas, Wtb. 162.
246. 1 Eßdoprjvrct. Eoamsz'Qqz'Qi. 2ozazudihu.
,siebzig'. Ueber die verkürzten Formen der Zehner im
Neugriechischen s. Hatzidakis, Einleitung 150. VI. sapte-
dzätsi, rum. saptezeci. Alb. statediets.
247. ’Eyw. 'Eov. Ovvu.
,ich'. VI. eu, Obed. ieü, Weig. iau, iou, eu, im Norden
durch mine ersetzt, rum. eü, lat. ego. Alb. uns, Wtb. 454.
248. fEd«. Aou. Kuzov.
,liier', edw, s. Portius von W. Meyer S. 225. VI. aoä,
Obed. aüa, auatse, Weig. auä, auatse. Unklar. Alb. kstü.
249. "Edvog. rxivwa. MiXisz.
,Volk'. VI. ginde ist, wegen g- und -nd- (vgl. Nr. 180),
alb. gint, ginde aus lat. gentem. Bum. gintä. Alb. milet ist
türk. c^Ju.
250. Elv.öva. Er/.oävq. Kogq.
,Bild'. Die drei Wörter sind identisch. VI. ikoanä. Alb.
kors. Wtb. 158. Schon gr. yovcc z. B. Jann. 341, Kreta.
251. Er/.ooi. Fiyyiz'Qi. Nvi'Cez.
,zwanzig'. Gr. richtig sY'/.oin. VI.jingitsi, Boj. 40 jinjici,
Weig. jingits aus lat. viginti: die Form ist merkwürdig,
man erwartet jidzintsi. Rumänisch ist doä-zeei. Alb. iiizet,
Wtb. 483.
252. Elpai. 'Eoy-ov. I’iau.
,ich bin'. Die Medialform sigca steht (als igs) schon
auf einer phrygischen Inschrift aus dem Jahre 314 n. Chr.
Albanesische Studien. IV.
47
(Ramsay, Bull. Corr. hell. VII 419); häufiger sind die
Imperfectformen Ijunv ?)<to •f\xov (Verf. Gr. Gramm. 433).
Ausgangspunkt war das mediale Futur e'aofiai. VI. eslcu
trifft nur zufällig mit dem altlateinischen inchoativen esc.it,
escunt zusammen, sondern ist von der 3. Pers. Sing, este
(auch easte) = rum. este, lat. est nach Analogie neu ge
bildet, ebenso die 2. Pers. Sing. eHi, estSi, vgl. crescu,
creSti, creste. Vgl. Meyer-Lübke, Rom. Gr. II 249. Alb.
jam, Wtb. 160.
253. 3 Eqrjvrj. EiQrjve. llcc/./.L.
,Frieden', iorjvij Versehen für sioijv'ij, Daraus vl. irine.
Alb. joaki (mit Artikel) = lat. päcem, Wtb. 318.
254. ‘ Ey.aröv. Soma. KLvvt.
,hundert'. VI. sutä-, Weig. ebenso, rum. sutä stimmt auf
fallend mit asl. ckto, kann aber aus den Alb. Stud. II 12 f.
dargelegten Gründen nicht als daraus entlehnt betrachtet
werden, trotzdem sich Miklosich, Etym. Wtb. 335 noch
dafür ausgesprochen hat. Wahrscheinlich sind beide aus
einer dritten Sprache entlehnt, und diese kann kaum etwas
anderes als ein iranischer Dialekt sein. Dem Iranischen
verdanken auch die ural-altaischen Sprachen, sowie das
Krimgotische (sada, Tomaschek, Die Goten in Taurien 66)
ihre Worte für ,hundert'. Alb. fcind, leint, Wtb. 227, aus
lat. centum.
255. ’ExsT. ytv.oXo. Atle.
,dort'. VI. akolö, Obed. acld, aclotse, Weig. aklö, akö,
aklotse, aklötsine, rum. acold-, vgl. Miklosich, R. U. II 10.
Alb. atie, Wtb. 20.
256. ‘Ey.yJ.rjola. Muamaor/.a. Kiooa.
,Kirche'. VI. bäsiärikä = rum. bisericä aus lat. basilica,
das auch in lad. baselgia zur Bezeichnung der Kirche
verwendet worden ist. Alb. Hiss, Wtb. 228 — ecclesia.
257. } 'Ela. rivo. /’taz«.
,komm!'. Mit der Erklärung von ela befand sich Miklo
sich auf einem merkwürdigen Irrweg, als er (Et. Wtb. 62.
Türk. El. II 12) darin den Imperativ gel von türk.
sehen wollte, ela ist Imperativ von ildo> — elavvio. Bei
Hes. steht ela . . . Aav.mveq ßadiC,e und es ist aus Pindar,
Euripides und anderen Dichterstellen belegt, in Prosa nur
48
XII. Abhandlung: Meyer.
äirsla in der Kyrupädie (Veite! i, Greek Verbs 213). Als
Ruf zum Antreiben der Pferde steht ela auf einer Vase
C. J. Gr. 7860 (Kretschmer, Vaseninschriften S. 91); ein ,Ur-
wort* ist nicht mit Prellwitz, Bzzb. Btr. XX 307, darin zu
sehen. Das Wort ist ins Bulgarische und Serbische iiber-
gegangen. VI. jino, auch bei Weig., ist der Imperativ jin
von jin ,komme* = venio, mit der angehängten voka
tivischen Interjektion o. Allo, jake, Wtb. 160; ein Versuch
zur Erklärung bei Bugge, B. B. XVIII 191.
258. ’Elacpi. ILXmovvov. NroL
,Hirsch*. Y\. plätunu ist das asl. nnC'TO\ 1 'H'k, das als Ueber-
setzung verschiedener Thiernamen, u. a. von rgayslacpog,
vorkommt. Mild., Etym. Wtb. 252. In den übrigen slavi
sehen Sprachen ist das Wort nicht nachgewiesen. Alb. dre,
Wtb. 74, unklar.
259. ’Elacpgög. Nviymoöqov. H'hs.
,leicht*. VI. nikSoru = rum. miejör ,ziemlich klein*, von
mic == vl. nikü ,klein, jung*. Alb. i l’e, Wtb. 239. Alb.
Stud. III 10.
260. 'Elevd-egog. Eksvd-egov. Haarqnovap.
,frei*. VI. eleföeru, richtig elefteru ist griechisch. Alb.
i stspuam, Wtb. 414.
261. ’Elscpag. Ovkov. OvXk.
,Elefant*. VI. filu, alb. fil' sind türk. ; auch rum. fil,
Sam. El. turc. 43.
262. 'Ek/ciCut. Oaggaosoycov. ^Tccigey.
,hoffe*. VI. d-ärusesku vom Aorist von 0auot7j. Alb. spsrej
ist unrichtig für Sperej, lat. sperare, Wtb. 414.
263. "Evag. Ovvov. Nvl.
,einer*. VI. unu, rum. un aus unum. Alb. ni, Wtb. 313.
264. ’Evvsa. Nao. Nccvtcc.
,neun*. VI. nao, Weig. nouä neben nao, rum. noue aus
novem, Grundform noaue. Alb. nsnds, Wtb. 304.
265. ’EwsvrjvTcc. NuovctacU. Nqvcqöieva.
,neunzig*. VI. naodzätsi = rum. noäzeci. Alb. nsndsöiete.
266. "Ejg. 2aaas. rxiccoarq.
,sechs*. e^t], in dieser Form schon im Anfang des 11. Jahr-
hundertes (Italograeca I 92, e£t), mit dem t] von ijif/.orra,
elgrjvTce. VI. Hase, ebenso Weig., rum. sase, lat. sex. Das
Albanesiscbo Studien. IV.
49
auslautende e nach der Analogie von Sapte. Alb. gaste,
Wtb. 138.
267. ‘Elgfjvxa. 2oaevx£qz£i. Eviaoaxabiexq.
,sechzig'. VI. saedzätsi, rum. sasezeci und sa'tzeci; s ist
durch Dissimilation geschwunden. Alb. gastediete.
268. ’üjw. Nacpodqq. Tiäaaxq.
,draussen'. VI. nafoarä, Obed. inaförä, naförä, Weig.
nafoarä, nafoarä, rum. afarä- aus lat. *in-ad-for'as. Mikl.,
Beitr. II 69. färä ,ohne' aus unbetontem foras. Alb.jaSts,
Wtb. 161.
269. 'Eoqxg. I ’eoqxys. Ev.QSf.ns.
,Fest'. VI. jortie aus ngr. soqxfj, gesprochen jortv. Alb.
e kremte, Wtb. 205. Bugge, B. B. XVIII 168 hat ahd.
hirmen ,ruhen, rasten' verglichen.
270. ’Emxrjöeiog. 'Emxrfsiov. Huiqovvxiaaiu.
,geschickt'. VI. epitidiu aus dem Griechischen. Alb. i
mirudisim, von mire ,gut' und uidis ,es schickt sich',
Wtb. 279.
271. ‘Erna. Eaair.xs. Eaxdxq.
,sieben'. Volksthümlich ecpzd. VI. Sapte, auch Weig., rum.
sapte, lat. septem. Alb. state, Wtb. 415.
272. ^Eqyov. yLovv.qov. TLovvq.
,Arbeit'. Zu vl. lukru und alb. pune vgl. Nr. 239.
273. ’Egevyouai. Pqyv.qeav.ov. Xqqzfyäg.
,rülpse'. VI. rägäesku, rum. rägäiü aus asl. p'kiraTH. Alb.
hertsids, richtig hertsds, aus slav. hrcati, Wtb. 124.
274. ^'Eorjuog. 'Eofiov. Haavqexq.
,einsam'. VI. ermu, aus nordgr. i'ouog für eqrjpog. Alb.
i Skrete aus lat. secretus, Wtb. 409.
275. ^Eqyofiai. Pivov. Bivv.
,komme'. VI. jinu = rum. vin, und alb. rin, beide aus
lat. venio. Wtb. 473.
276. J 'Eqmxag. Bquiqe. Eaav.
,Liebe'. VI. vriare, Weig. vreare = lat. *volere für veile.
Alb. eSk ist türk. Wtb. 19.
277. 7 Eqwzü). Nxqslltcov. lhoveg.
,frage'. VI. ntrebu, Weig. ntreb und ndreb, Obed. in-
tribare, rum. intreb, stimmt mit prov. entervar, afr. enterver
zusammen, die man auf interrogare zurückführt. Ueber
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 12. Abh. 4
50
XII. Abhandlung: Meyer.
das rumänische Wort s. Meyer-Lübke, Rom. Gr. I 367.
Alb. pües aus lat. peto, Wtb. 360.
278. ’Eov. Tvve. Tv.
, du '. iffv für av nach Plur. iffeZg, dies nach epeZg
(ßaeva: epeva) und dies (statt rjpeZg) nach iyw. fjpeZg ist
im Neugriechischen untergegangen; wenn Russiades in
seiner Grammatik I 211 als vulgäre Form fjpeZg aufführt,
so ist dies Eigentümlichkeit seiner makedonischen (Ngr.
Stud. I 49) Mundart, die tonloses e in i wandelt; eben
dort auch iasZg ,ihr' (von Russ. vpeZg zu Liehe vaeZg ge
schrieben), ijyw , ich ', ijav , du '. Dasselbe gilt von dem,
was Hesseling, Byz. Zeitschr. I 391 A anführt. VI. tine■
Weig. tu, gewöhnlich tine, wie mine auch für iäü gilt.
Auch alb. tine neben ti. Mikl. R. U. II 40 f.
279. ^ExCrj. Aaarj. Aaaxov.
,so'. trat, ist noch nicht befriedigend erklärt, vgl. Portius
ed. Meyer, S. 223. VI. asi, bei Weig. asi, asi, aksi, asü
u. a., Obed. api, a.pite, rum. asa. aSi ist lat. sic mit pro-
thethischem a. Alb. astu, in Griechenland auch mit De-
minutifsuffix astud-, Wtb. 19.
280. ‘Exoipog. Exoipov. JAmt-tj.
,fertig, bereit'. VI. etimu aus dem Griech. Alb. gati, von
gat (Wtb. 121) mit dem individualisirenden Suffix 4 ge
bildet, wie neri, an.
281. EiyaQw. Ekötov. Nt'Qleo.
,ziehe heraus', eßyai^w aus iy.ßaCm. VI. skotu, Weig. skot,
skot, Obed. scdtere, rum. scot ,nehme heraus', aus lat. ex-
cutio, für das durch it. scuotere ein schon vorrumänisches
*ex-cotere erwiesen wird. Alb. dzier oder ndzier, Wtb. 70.
282. Evyalvoj. Eaov. Nt all.
,gehe heraus', eßyai.va) aus iyßaivio. VI. esu, Obed. esire,
Weig. es ,komme heraus, breche auf'; rum. es, ies; lat.
exeo, Mikl. Beitr. IV 67. Alb. dal] Wtb. 60. Pedersens Aus
führungen K. Z. XXXIII 542 haben mich nicht überzeugt.
283. Ei'y.SQog. I'yolov. HQunpaQp.T.
,leer'. eZyaioog ist in dieser Bedeutung schon byzanti
nisch; eig. ,geeignet, passend, bequem, leicht'. Ueber golu
und i zbrazet s. Nr. 20.
Albanesisclie Studien. IV.
öl
284. El'y.olog. Ko/.tä. Kolm.
gleicht'. VI. alb. kolai ans türk, auch bulg. serb.
285. EvqIoxco. Acplov. Fylw.
,finde*. VI. aflu, ebenso Weig., rum. aflu ,erfahre, höre,
finde*; lat. afflo, Körting, Nr. 302. Alb. gen, Wtb. 140.
286. Eizrjvög. Eihrjvov. Ago.
,billig*, ecprrjvög oder eirrjvög, von agr. ev'hjveo) .gedeihe,
bin im Ueberfluss*. Attisch war sv&eveco, das neben jenem
steht, wie -ddegev neben 7rid-rgu. VI. eftinu aus dem Glriech.
Alb. Er aus lat. liier, Wtb. 247.
287. 'EyJJoög. Eyßoov. Aau.
,Feind*. VI. ey&ru, richtig eytru (so Obed. Weig.), denn
auch ngr. ist iytoög, Obed. ehtrescu ,feindlich*. Alb. asm
für hasm, türk,
288. ”Eya>. Auov. Kau.
,habe*. VI. amu, Weig. am, rum. am. Obwohl das Ver
bum sicher auf habeo zurückgeht, ist eine befriedigende
Erklärung von am noch nicht gefunden. Auch die von
Meyer-Lübke, Rom. Gr. II 270 f. aus Einfluss von alb. kam
kann kaum dafür gelten. Eher darf man vielleicht an
alten Einfluss von sum denken, als dies im Rum. noch
nicht durch sint verdrängt war. Auch im Alb. haben sich
kam und jam gegenseitig beeinflusst. Ueber alb. kam, Wtb.
171; Thurneysen im Festgruss an Osthoff, S. 5 ff. möchte
kam lieber auf eine dort von ihm besprochene Wurzel
kagh- zurückführen, was lautlich durchaus möglich ist.
289. 'Expsg. Aouxga. Ilgafia.
,gestern Abend*, bpig, aus agr. öipe, das zunächst mit -g
erweitert wurde, wie tötsq, notsg, rinoteg u. a., so in Kreta
öipeg ,gestern Abend, gestern*, und dann nach anderen Ad
verbien, wie eyd-eg, ixsT, erceira zu hpeg wurde. Auch ipeg
kommt vor. Nach exp eg ist dann oipiuog zu eilJiuog ge
worden. Diese richtige Erklärung steht schon bei Korais,
At. IV 151. VI. asiarä, alb. preme, s. Nr. 138.
Z.
290. Zayagi. Zayaoe. Eas/Jo.
,Zucker*. VI. zdhare, rum. zdhär ist griech., alb. seker
türkisch.
4*
52
XII. Abhandlung: Meyer.
291. Zaoäva). 2ov(poo<Jf:<J-/.ov. Povdivv.
, runzle'. Yl. sufrosesku aus ngr. aovfpoojvoj, vgl. Ngr.
Stud. III 62. Alb. rudin von lat. rudis, Wtb. 370.
292. Zsoßr'). 2'vavym. MocryxEQ.
,linke Hand', ^sgßög ,links' ist etymologisch nicht ge
deutet. Die ältere Form scheint £aqßög, s. Körais, At. II
141. Hatzidakis, Einl. 383, und auf ’Qaßqog weisen die
kyprischen Formen 'Caßoiog, ‘Qaßqog, ’Ceßqog hin. Dies ist
gewiss mit ßaßög ,närrisch, dumm', hei Ducange ,curvus,
aduncus', so auch in Leukas, Syll. VIII 371, zu ver
binden; ,links' und ,ungeschickt' gehen oft zusammen.
VI. stängä, Weig. Olympowal. di nastänga ,links'. Rum.
mäna stängä-, alb. Henk, stengsre ,schielend'; it. mano
stanca ,linke Hand', stanco ,müde'. Alb. menger zu lat.
mancus, Wtb. 273.
293. Zeara. KqlvTovoq. Nyv.qöyox.
,Hitze'. 'Qsirra oder ^eozr], von gsarög, mit Accentzurück
ziehung im Substantiv. VI. käldurä, rum. cäldurä, aus lat.
*calura (= it. span., afr. chalure) nach cald umgestaltet.
Alb. ngrohot nur hier, sonst ngrohets, Wtb. 307.
294. Zrjiiia. ZaqäqE. Zccqcxq.
,Schaden'. VI. zärare, alb. zarär aus türk.
295. Zovui. N-cßdua. _Asvy/..
,Brühe'. 'Covgi von ßwgög. VI. dzamä, Obed. zeamä, rum.
zeamä, zamä (Cih.), aus gr. 'ßspta. dz- bei Kav. hat keine
Berechtigung, obwohl es auch hei Dan. erscheint (r^äga).
Alb. keng, Wtb. 244. Vielleicht zu gr. kegcpog , Schleim,
Rotz', Grundform *lenghos.
296. ZovqXog. Zovqov. Iludqqq.
,närrisch'. 'Qovqkog ist ein unklares Wort. VI. zuru, Kav,
Nr. 560 und 1017 zuru, Weig. zur. Alb. i mafe, Wtb. 261.
297. Ziyi. Zvya. Kavvrdq.
,Wage'. Ueber die Betonung t,vyi{ov) s. Hatzidakis, Ein
leitung 37. VI. ziyä, Obed. zijä, aber jiksire ,wägen', Weig.
ziksesku und zijisesku ,wäge', aus dem Griech. Qvyq bei
Kav. ist wohl verschrieben für ß,vyia, d. i. zijä, aus dem
Plural ’Qvyia. zijijesku beruht auf * Kvytß oj für 'Cvyid'Coj.
Alb. kandär, Wtb. 173.
Albanesische Studien. IV.
53
298. Zw. MitavsvT'Qov. Pqovv.
,lebe'. VI. bänedzu; Obed. bänare, banä f. , Leben'; Weig.
bänedz, banä; andres bei Mikl. R. U. II 25, dei‘ das Wort
auf die ein n enthaltenen Formen des alb. Stammes be-
zurückführt: bsn, ben. Das alb. Verbum bedeutet aber
freilich blos ,thun, machen'. Alb. ron, Wtb. 375; meine
dort gegebene Deutung befriedigt mich wenig; erwägens-
werth ist die von Bugge, B. B. XVIII 183 aus lat. remanere.
299. Zvuwvw. 0QVfj,lxov. rv.axovavv.
,knete'. Agr. tvuow. VI. frimitu unrichtig für frimintu
Weig., = rum. frammt ,knete, reibe', aus lat. fermento.
Alb. gatuan, Wtb. 121, zu galt, Nr. 278.
300. Zwvw. TLivyy.ov. Nyyj.aa.
,umgürte'. Cwvw von stoxra neu gebildet. VI. tsingu, rum.
incing, lat. (in)cingo. Alb. ngis, sonst nges, Wtb. 308;
i stammt aus dem Plural.
H.
301. ’lT/.Loq. Hoocqs. Nritla.
,Sonne'. VI. soare, Weig. ebenso, rum. soare, lat. solem.
Alb. diele, sonst nur msc. diel, Wtb. 69.
302. 'Hjxioa. Nr'Covu. Ntbta.
,Tag'. VI. dzuä, ebenso Weig., Plur. dzile, dzile, Obed.
dzmä, dzi, rum. zi, ziuä. Miklosich, Beitr. II 40. R. U. II 29
erklärt dziuä aus ,diva aus dia für dies'. Die Möglich
keit dieser Entwicklung ist schwer einzusehen. Es ist von
zi = dies auszugehen, vom Plural zile aus ist (nach stelle,
steale zu steao, steaua) ziua neu gebildet worden. Alb.
dite, Wtb. 68. Alb. Stud. III 26.
303. c ’H/.l£qos. Hi.lsqov. HCgnomaiJig.
,zahm'. VI. imeru aus dem Griech. Alb. i zbutsirn, von
buts, Wtb. 57; ein Erklärungsversuch bei Bugge, B. B.
XVIII 163.
304. Tlgrcoow. ITorov. Movrvx.
,kann'. rjujcoow nach den augmentirten Formen von
eg,7ZOQa). VI. potu, Obed. pot, puteare, Weig. pot, rum. pot,
von lat. *poto zu potui. Alb. mund, richtig munt, Wtb. 291.
305. D HtevQoj. 2ortov. Nri.
54
XII. Abhandlung: Meyer.
,weiss*. rßsvooj von l’ßsvqa für i^gdoa. VI. stiu, ebenso
Weig., stire ,Klugheit', rum. qtiu, lat. scio. Alb. di, Wtb. 66.
0.
306. QäXaaaa. yluäos. Nzlc.
,Meer*. VI. amare, Obed. ebenso, Weig-, amare, amare,
rum. mare, lat. mare, a- s. Mikl. Beitr. I 29. Alb. det,
Wtb. 64; zur Etymologie Bugge, B. B. XVIII 165.
307. Occgizdivu). Novßsvzovßqqxoaov. Mqztqosqqerq.
,blende'. -frapTtcoroj von häußog. VI. nu vedu värtosu
,ich sehe nicht gut*, stimmt nicht zu der Bedeutung des
griech. Wortes, värtosu, s. Nr. 242. Alb. ms psrerets ,es
blendet mich*, Wtb. 96.
308. Qavazog. Mott ins. Bvreyyiq.
,Tod*. VI. moarte, Weig. ebenso, rum. moarte, lat. mortem.
Alb. vdekjs, Wtb. 465.
309. Qcwöog. Qccoqov. IcmqQEOq.
,Hoffnung*. VI. d-aru, Nr. 262. Alb. speress, ebenda.
310. Qavfia. TCowris. Mnqsv.ov'kip.
,Wunder*. VI. tsudie, Weig., tüudisesku ,wundere*, Obed.
ciudie, ciudisire, aus asl. MOy,.\o ,Wunder*. Alb. brekuiim
oder mbr., sonst mrekuls, aus lat. miräculum. Wtb. 288.
311. Qunito. Nyyoönov. F/,ooic6y.
,begrabe*. VI. ngropu, Obed. ingrupare, Weig. groapä
,Grube, Grab*, rum. groapä, ingrop, gehört zusammen mit
alb. gropöj, grops, Wtb. 131, und stammt aus diesem.
312. Osiacpi. 2xXXi(povQq. 2y.iov(povo.
,Schwefel*, d-siäcpi, schon byz., von d-eiov, wie IgvQacpi,
ycogacpi. Auch zitxcpi und (mit Anlehnung an (ha) didupi.
VI. skl'ifurä. Alb. sliufur ist unrichtig für slcufur. Beide
aus lat. *s(c)lufurem für sulfurem. VI. i aus u nach l,
wie in ßitv/ru aus alb. fluturs, lilidzä aus alb. luTe, blidu
aus asl. KAHJA’b u. a. Mikl. Beitr. III 8.
313. Qsiög. ylakq. Ovyyi.
,Oheim*. ■3-siög aus agr. 3-sZog. VI. lala, vgl. Wtb. 236.
XaXog ist ,Onkel* in Epirus, Chas. 231; XaXag ,Bruder* in
Leukas, Syll. VIII 392; ,Onkel* in Makedonien, ’Ap-/. I 92.
XaXä ,Mutter* auf den ägäischen Inseln, Papaz. 451; ~.po-
pj-rwp’ in Karpathos, Mv-rp.. I 324: XaXkaa in Thessalien,
Albanesische Studien. IY.
55
Syll. VIII 596; nooXaXa Thera, Pet. 129. Alb. ungi, Form
mit Artikel, von unü aus avunculus, = rum. unchiü.
314. QsXoi. Bfjij. Nrova.
,will'. Ueber voi und dua s. zu Nr. 3.
315. Qe^ieXiov. Qepelliov. Qegell.
,Grundlage'. Alles griechisch. VI. d-emeTu, Weig. ebenso
,Fundament'; alb. d-emel'. Wtb. 89. Die nordrum. Form
stammt aus dem Türk.
316. Qsög. Ntovg-vsT^a. Ileocivri.
,Gott'. VI. dumnedzä [Mikl. R. U. II 30 fügt hinzu ,sine
accentu'; aber Kav. bat den Accent, und blos Thunmann
oder dessen Setzer hat ihn vergessen]; Obed. dumnidzeü,
Weig. dumnidzau, rum. dumnezeü, von lat. dominus und
deus, und zwar vom Vokativ; dumne- neben domn wegen
der Tonlosigkcit des ersten Wortes. Alb. perendi, Wtb. 328.
Pedersens Erklärung, Bzzb. Beitr. XX 229 ff. ist in jeder
Hinsicht verfehlt; die Einwendungen gegen meine Er
klärung sind nichtig, in der zweiten Silbe vor der Ton
silbe wird e nicht regelmässig zu e, ausserdem könnte
das Wort von gegischem Sprachgebiete ausgegangen sein;
p- aus imperare mit Abfall der Präposition wie pengdj
aus im-pedicare, ngr. nedov/.X(bvo) aus impediculare. Eine
Zusammensetzung ,Perun-Tag' ist sinnlos; überhaupt kann
,Gott' nicht die ursprüngliche Bedeutung des Wortes sein,
da sich daraus die anderen nicht ableiten lassen. Die als
neu S. 230 angegebene Erklärung von dite steht in meinen
Alb. Stud. III 26. Auch über ago (S. 231) und hije (S. 232)
behauptet Pedersen falsches; ago ist im Türk, geradezu
Nebenform von U\ aga, Bianchi - Kieffer I 140 a; hijets
,Gespenster' ist aus der Bedeutung ,Gott' herabgesunken
zu der von dämonischen Wesen, wie so oft, aber das um
gekehrte kommt niemals vor und darum hat Pedersen die
Sache auf den Kopf gestellt, und sein ,unrichtig Meyer 150‘
ist ebenso falsch als un — höflich.
317. Oeqoq. iSivZEQdos. Kogyta.
,Ernte, Sommer'. VI. sitserare, vgl. Nr. 240; rum. secer
,ernte'. Alb. korjs, sonst köre, Wtb. 200.
318. Qeq(it). Xueßoa. E&e.
,Fieber'. VI. hiavrä [auch hier wird Kav. von Mikl.
56
XII. Abhandlung: Meyer.
R. U. II 43 mit Unrecht getadelt, er hat richtig yidßoq,
'/jdßoa steht blos bei Thunmann]; Obed. hievrä, was hieavrä
bedeutet, Weig. Heavrä-, lat.febris, rum. nicht vorhanden.
Alb. ed-e, Wtb. 93."
319. QljXlcc. Adi'Qov. yLiäv..
,Schlinge*. Richtig Qrfeid, das Fern, zu d-rjXvg; vgl. cardo
femina ,Pfanne* im Gegensatz zu cardo masculus ,Zapfen*
= alb. maskul, kret. jidov.ovXo ,Zapfen*. ih'jXea * ip.avxwv xa
Tstp^psva, d.q 3. StwOsixa: xa cäjsa • za: xwv ctcovSüXuv xa zotXa.
Hes. Ueber vl. latsu, alb. Vak s. Nr. 145.
320. QrjXvy.dg. Qtjduevov. (De/xocq.
,weiblich*. VI. Sidmenu stammt aus alb. ferner, geg.
femene, in Griechenland bemere, aus lat. femina. Denn
lat. / wird im VI. sonst nicht zu b.
321. QrjdavQÖg. Xa^vcc. Xd'Qvq.
,Schatz*. VI. häznä, alb. hazne aus türk. [Auch
hier fehlt der von Mikl. R. U. II 42 vermisste Accent des
vl. Wortes nur bei Thunmann].
322. QoXog. Kov roov/.in;ouoov. TovojinovX.
,trübe*. Vl. kutrüburu = lat. * conturbulus, alb. turbul
— lat. turbulus. Wtb. 429.
323. QoXog. Kov Linie. Kovjine.
,Kuppel*. Vl. kubee, alb. hübe — türk. Afs.
324. Qqecpio. Xctgreaxov. Ovootuey.
,ernähre*, d-cmpio für rokpio nach l'üoexpa. Vl. härnesku,
ebenso Weig., rum. hränesc aus asl. \*pdHHTH. Alb. uelcej
aus lat. vesco, Wtb. 459.
325. QqovI. X/.djivov. 2<7y.diu,n.
,Stuhl, Thron*. Vl. skamnu, ebenso Obed. Weig. (neben
skamnu ,Bahre*), rum. scaun, und alb. skernp aus lat.
scamnum. Wtb. 408. Aus dem Alb. stammt vl. skämbd
,Felsblock* Weig. II 331.
326. Qvyaieqa. XiXXe. Mniyiq.
,Tochter*. Vl. Eile, Obed. hilliä, Weig. Eile-, rum. fid,
gewöhnlich fica, hicä, lat. filia. Alb. bije, Wtb. 37. Alb.
Stud. III 33 ff.
327. Qv^iapia. Qvjuctjiq. Kiji.
,Weihrauch*. Vl. dimiamä; man erwartet d-iiiiamä, doch
vgl. Mikl. Beitr. IV 43. Alb. Jcem dunkel, Wtb. 222.
Albanesische Studien. IV.
57
328. Qv/ing. NgoqaijQS. Xvdavi’p.
,Zorn'. VI. näräire, Weig. naraeslcu ,werde böse' (mit
den Formen S näräeaskä, s näräi, s näräeaste, Impf, s
niireä, Part, näräit ,erzürnt'); närleatsa ,Zorn'. naraeslcu
für in-räeshu, von in-reus, vgl. rum. räutate ,Schlechtig
keit', inrautätesc ,mache, werde schlecht'. Cih. I 230.
Mild. R. U. II 27. Alb. hidenim, Wtb. 157.
329. Qvoa. Ovaaa. Nteqcx.
,Thür'. VI. usä, Obed. use, Weig. usä, einmal usa, rum.
u$ä; lat. östium, it. uscio u. s. w. Vulgärlateinisch war
schon ustium (aus austium?). Alb. ders, Wtb. 63.
330. Ovcrla. Koi'QiXTtävE. Kovqimdv.
,Opfer'. VI. kurbane (so auch Weig.), alb. kurbän aus
türk. £,bjS.
I.
331. ’ Iaiqog. l'uhoov. Xsy.l/j,.
,Arzt'. VI. jatru, so auch Weig. (jatrie ,Arznei') aus
yiargog. Alb. helcim = türk,
332. " fdoonag. 2ovvroäof:. Niloaa.
,Schweiss'. VI. sudoare, rum. ebenso, lat. sudorem. Alb.
dir ss, Wtb. 70. In Griechenland der st, dersims ,Schweiss'.
333. v Ioiog. NriQsrTTOv. Hviqsixa.
,grade'. Vgl. Nr. 226.
334. Ianiog. ’ ^dovpiroa. Xiai.
,Schatten*. Yamog s. Verf. in Anal. Graec. 9. VI. aurnbrä,
auch Obed. Weig., rum. umbrä, lat. umbra. Alb. hie,
Wtb. 149.
335. 'lotoüicc. Igtoqis. IotoqL
,Geschichte'. VI. istorie, Obed. istoria, alb. istori aus
dem Griech.
K.
336. Kaßadt. Kankapa. Kmixtua.
,Mantel', yaßddc Ngr. Stud. II 30. VI. käplämä, der
Accent, den Mikl. vermisst, fehlt blos bei Thunmann. Alb.
kapama, nur hier bezeugt, dürfte verschrieben sein für
kaplama. Türk. <*V_bU>.
337. KaßalctQrjg. rrak&qov. Kahovaq.
,Reiter', yaßakccqtjg und vl. nkaldru (nicht galaru/) sind
58
XII. Abhandlung: Meyer.
lat. caballärius, letzteres mit Anlehnung an rum. incälecare
,das Pferd besteigen, reiten' (= in-caballicare). Alb. kaluar
ebenfalls von caballus = alb. kaT, mit Suffix lat. -örem.
338. Kccßovgag. Kaßovoov. l'yacpöo.
,Krebs'. VI. kavüru, alb. gaför aus ngr. y.dßovoctg. Dies
ist Umstellung aus ydaaßog ,Meerkrabbe', unter Einfluss
von -rtäyovQog. Aus dem Griech. auch tarent. cauru ,Krebs',
sard. cavuru.
339. KayysXov. Ilao/myou. IJaoudy.
,Gitter', y&yysXov, Ngr. Stud. III 23. VI. parmdku (rum.
jparmäc ,Pfahl') und alb. parm.dk aus türk.
340. Ka&aqog. ’S'/cnatoivov. Hxiaoovau.
,rein'. VI. spästritu, Part, eines Verbums spästri, aus
ngr. TcaoxQEvio, oiraotosvo), Alb. Wtb. 323. Alb. i Keruarn
Part, von Uerön, von Kar == lat. clärus. Wtb. 220.
341. Kadsvag. KaStovvov. Kovoovio.
,jeder'. Aus za9 ’ sva, y.ccd ' ev ist z.a9-svag y.a-9-sv gebildet
worden. Im N. T. z.aH’ sva navxsg I. Kor. 14, 31, z.aH’ ev
EYamov Act. 21, 19, was schon antik war; aber auch sig
ya'Jsig ,einer nach dem andern' Marc. 14, 19. Joh. 8, 9.
6 ya&eig ,ein jeder' Rom. 12, 5; letzteres schon in der
Septuaginta Macc. 3, 5, 34 6 yadeig de züv cplXcov. Aus
yadlv wurde y.ade (Hatzidakis, Einleitung 439), für alle Ge
schlechter gebraucht. Dies ist ins VI. übergegangen: kad-e
,jeder' Weig., und so hier kadeünu nach dem als xdHc
sig gefassten v.ad-eig. Das griech. y.cad in distributivem
Sinne ist auch ins Südslavische (asl. KdTa ,\kiik ,täglich',
bulg. Kama loduua, serb. Kama loduny Jährlich') und ins
Romanische (it. caduno u. s. w. Körting, Nr. 1724) ein
gedrungen. Alb. kusdd = quem vis.
342. Ka-dij/Asotvct. Nrsy.a-dsvx'Cova. I'yctwlr.
,täglich'. yad-rjpsQira (so zu betonen), schon bei Plutarch
und im N. T. VI. de-kad-e-dzüä. Alb. nga.dit, = y.a-3’ fjpsqav.
343. Kadoucu. Sgeviov. PqL
,sitze'. yadopccL aus ydOpuaL mit Uebergang in die o-Con-
jugation, wie schon früh dvvopuxi (Griech. Gr. 446, wo die
Form aus einem Papyrus des brit. Museums aus ptole-
mäischer Zeit, Wessely, Wiener Studien 1886, 2. Heft,
S. 32, und aus den Aeg. Urk. des Berl. Mus. Nr. 159, 5
Albanesische Studien. IV.
59
(216 n. Chi'.) nachzutragen ist). VI. sedu, Weig. sedu =
sed(e)o, aus siedu; rum. $ed. Alb. ri; mein Herleitungs
versuch Wtb. 374 ist sehr unsicher, nicht besser der von
Bugge, B. B. XVIII 170 (zu nldus u. s. w., das doch für
ni-zdo-s steht).
344. Kad-Qenrgg. Accyle. Haoy.Lovn.
,Spiegel'. '/.adosTtTijg schon im Synt. 16, 12.
y.adQi'fnrjQ Lambros, Romans grecs Gloss. p. 342, was in
y.ad-L(pTQa in Trapezunt, Joann. ig , noch lebt, ebenso in
kret. •/.ageplyrgg. Gewöhnlich y.atlgeeptpg. Attisch war x«-
TQomov für xdrotctqov: Griech. Gr. 183 A. 2. VI. läjie
(Mild, schreibt unrichtig lägie), bei Weig. 339 läjid neben
jilie, ist ngr. vall ,Glas, Spiegel'. Alb. paslcür, Wtb. 230.
345. Kcavovgyiog. Naov. Holt).
,neu‘. Schon bei Lukian y.aivovoyog in der Bedeutung
,neu'. VI. näu, Weig. Obed. nou, nun. nou aus lat. novus-,
die Schreibung bei Kav. ist ungenau. Alb. i rid, Demi
nutiv von ri, Wtb. 366; Bugge, B. B. XVIII 170 ver
sucht Anknüpfung an idg. *nevos.
346. Kongo g. Zag ave. Koyg.
,Zeit‘. VI. zämane, Weig. zamane, zämane, rum. zamdn
§ain. 113, = türk. Alb. kohs, Wtb. 194.
347. Kalw. Agvrov. Nzieyx.
,verbrenne, zünde an'. VI. ardu ,brenne', ebenso Weig.,
aus lat. ard{e)o; rum. a/rd. Alb. diele, Wtb. 69. Alb. Stud.
III 9.
348. Kav.üßi. Ke/Lvrage. Koval.
,Kessel'. xaxxa/Jt von agr. xaxxa/?og, das ins Lat. über
gegangen ist; in Calabrien caccavu ,Kochtopf', Meie 11.
Die semitische Etymologie von Lewy 106 ist unglaub
würdig. VI. käldare, bei Weig. ,Waschkessel', rum. cäl-
dare, aus lat. caldaria, = it. caldaja u. s. w. Auch gr.
xagdagi stammt daher, Ngr. Stud. III 27. Alb. kusi ist
romanisch, Wtb. 217.
349. Ka/.dg. Pgqov. Hy.qe/.L.
,schlecht'. VI. rau, Weig. ardu, Obed. areü, rum. reu
(d. i. rau), aus lat. reus, vgl. it. rio ,Sünde'. Ueber d
s. Mild. Beitr. II 28. Alb. i Iceelci; so nur hier geschrieben,
sonst kek oder keile. Wtb. 184.
60
XII. Abhandlung: Meyer.
350. Kalafh. Kq?.ä3q. Hgtz6qt(x.
,Korb'. Agr. xaXad-og. VI. käläDa, auch gr. alb. kalade
,Handkorb'. Alb. Sports ist lat.
351. KaXaficcgi. KaXafiagov. KaXapctg.
,Schreibzeug/ Das Wort ist gr. und bezeichnet eigentlich
das Behältniss zum Aufheben der Rohrfedern. VI. hulä-
rndru, rum. cälimäri. Alb. kaiamdr.
352. KaXdfii. Kovxovzq. KaXqy.
,Rolir'. VI. kukutä = rum. cucutä ,Schierling'; alb. kukuts
,Schierling', in Calabrien kukütezs ,ferula'; serb. nynyma,
xyiyma ,conium maculatum'; bulg. nyiymcu eine Bezeichnung
für türkischen Weizen (Duvernois 429); die Form cucuta
für cicuta, mit Assimilation des Vocales der ersten Silbe,
wohl um den Schein einer Reduplication zu erzeugen, war
also auf der Balkanhalbinsel bereits vulgärlateinisch. Da
neben cicuta: gr. alb. Mkuts ,conium maculatum'; kirkuts
ist Thapsia garganica, und diese Form stimmt überein
mit bosn. kerkotina, das bei Blau, Bosn. Türk. Sprach
denkmäler 203 mit türk. ,Schierling' übersetzt
wird. Alb. kdlsm aus gr. xaXayog, Wtb. 169.
353. KaXög. Mjtovvov. Hfitgq.
,gut'. VI. bunu, Weig. bun, rum. bun = lat. bonus. Alb.
i mire, Wtb. 269.
354. KaXovm. KqXovns. KaXovn.
,Leisten'. VI. kälupe, rum. calüp, alb. kalüp, aus türk.
i_AU>, das gr. xakonovg ist (Türk. Stud. I 48).
355. Ka'lvßi.. KaXvßq. KoXvfins.
,Hütte'. Agr. xaXvßrj. VI. kälivä [bei Mild, nach Thun
mann falsch kalivä\ aus dem Griech., alb. kolibe zunächst
aus dem Türk. (Wtb. 170).
356. Kala). KXXsyov. Ozöy.
,rufe, lade ein'. VI. ktemu, Weig. kl'em, rum. ehern, aus
lat. clämo. Mikl. Beitr. I 26. Alh.ftöj, Wtb. 113.
357. Kafiavi. Kqf.iav.ov. (Dtoovvuio.
,Fischgabel'. VI. kämaku. Wtb. 171. v.afiax ist in Trape-
zunt ein Haken zum Kohlenschüren, Joann. iiß. Aus dem
Gr. russ. Kap.Mam, ,Haken' bei den Wolgafischern. Alb.
fiShdr, Wtb. 106.
Albanesisclie Studien. IY.
61
358. Kapccga. Kcm&qq. Kapags.
,Zimmer*. VI. kämarä, rum. cämarä, alb. kamare aus
dem Griech.
359. KaurjXav/.i. KqpqXavxe. KapgXavy.
,Kapuze'. VI. kämälafke. Alb. kamilafk. Wtb. 172.
360. KaprjXi. I ’y.qprjXq. Nxsßs.
, Kamel'. VI. gumilä, rum. cämiläj aus dem Griech.,
auch bulg. serb. kumuau. Alb. deve aus türk. * 5 >.
361. Kapvw. &ü-/.ov. Mrtccy.
,mache'. KÜpvto in dieser Bedeutung ist schon byz. VI.
faku, Weig. fak, rum. fae — lat. facio. Alb. bsj, Wtb. 23 f.
362. Kapnava. Kupjiüvq. Kovpnöva.
,Glocke'. VI. kämbanä, alb. kumbone. Wtb. 186.
363. Kaprua. OvvvLvxa. Aspyia.
,Raupe'. Agr. ydpm]. VI. unidä = rum. omidä ,Raupe'.
Man führt das Wort auf [uSa? ' 0r)ptSt6v xt Siecöiov xou? xuäp.ou;
Hes. (aus Theophrast) zurück. Alb. demje gehört zu vem
,Raupe' bei Leake (Wtb. 465).
364. Käpnog. ilcrre. Oovffoux.
,Feld, Ebene'. VI. pade, bei Weig. ,Boden', Obed. Cam
pagne'; nicht rum. Für *peade, aus gr. nsdov ■ altes Lehn
wort. Alb. fülle, Wtb. 115.
365. Kapnobgi]g. Ny.ovaovQochov. Hyy.ctouovviovv.
,bucklig'. VI. nkusuratu [Mikl. nach Thunmann falsch
yv.ova.], zu türk, ,Fehler, Verstümmelung', das in
rum. cusur erscheint. Alb. i garmtinun, Wtb. 123.
366. Kaväßi. Kavertq. Kcigrc.
,Hanf'. VI. känepä, rum. cdnepä. Alb. ksrp. Wtb. 174.
367. Kavcrta. Kqvacq. Aiayylv.
,Krug'. VI. känatä = gr. yuvaxa. Wtb. 187.. Alb. laginj
Wtb. 234.
368. Kavsig. T'Qiveßä. Aawiu.
,keiner', xaveig ===== y.cti av ei?, mit zu ergänzender Ne
gation. VI. tsinevd, = ,quem vult', ebenfalls zunächst nur
mit Negation verbunden. Alb. asns ,nicht einer'.
369. Kaviayu. Kuvißyov. TqfpaXcqcxq.
,Geschenk'. Eig. ,Körbchen'. VI. känisku. Alb. te faUte,
ist unrichtig für fdJ'sts, von faT ,schenke', Wtb. 98.
62
XII. Abhandlung: Meyer.
370. KaviaxQi. Kqviarqq. Kaviczoq.
,Korbh Agr. yccviozoov. VI. känisträ auch Weig. Alb.
kanistrs.
371. Kavovag. Kcivövq. Kavöv.
.geistliche Busseh Agr. y.avuiv. VI. kanonä. Alb. kanön.
Wtb. 174.
372. KavzrfXa. KqvvzgXq. KavdgXs.
,Lampe'. Aus lat. candela, Ngr. Stud. III 26. VI. kändilä,
Weig. kandilä ,Oellicht, Nachtlicht'. Alb. kandil'e.
373. KanrjXag. Mnqy.qXq. Mnay.aX.
,Krämer'. Agr. v.exm]Xog. VI. bäkälä, alb. bakdl — türk.
JOü.
374. Kaniazqi. Kqnsazoov. KanurzccX.
,Halfter'. Aus lat. capistrum. VI. käpestru, auch Weig., =
rum. cäjpustru. Alb. kapistal, Wtb. 176; aus *capistrale.
375. Kanvog. Oovpov. Tiovu.
,Bauch'. VI. fumu, Weig. f um, rum. fum = lat. fumus.
Alb. tüm, Wtb. 93.
376. Kanön. Kanövov. Kanon
,Kapaun'. Lat. caponem. VI. käponu, rum. clapön. Alb.
kapon. Wtb. 176.
377. Kaodßi. Kazosyov. r-y.spl.
,Schiff'. VI. kdtregu aus gr. xazeQyov, eig. die Auftakelung
eines Schiffes. Alb. gemi = türk. ^^5.
378. Kccqßovvov. Kqounovvs. (PqyyiX.
,Kohle'. Lat. carbo. VI. kärbune. Alb.fengit] gegen meine
Ableitung aus favilla s. Pedersen, K. Z. XXXIII 538.
379. Kaoöla. 'Hvspq. Zspaoq.
,Herz'. VI. inemä, Weig. inimä, ebenso rum. = lat.
ani.ma; aus inimä. Alb. zemsrs. Wtb. 483.
380. Kaorrög. (Dqovzzov. Oqlovz.
.Frucht'. VI. fruttu aus gr. cpQOvzzov = it. frutto. Alb.
früt direct aus lat. früctus, wie rum. frupt ,Fleischspeise';
rum. fruct ,Fruckt' ist gelehrtes Wort, volksthümlich ist
poame.
381. Kaozsoät. Haacenzov. NzaXiöy.
,erwarte'. VI. asteptu, s. Nr. 217. Alb. dal'dj slavisch,
Wtb. 60.
Albanesische Studien. IV.
63
382. Kagvöi. Ncdrx.cc. ’Aooci.
,Nuss*. VI. nukä, rum. nucä, aus *nuca für nux. Alb.
arg, Wtb. 17.
383. Kagcpt. IJsoova. TTeoova.
,Nagel*. Agr. xccqcpog ,Splitter, dünnes Holzstäbchen*. VI.
peronä dürfte falsch betont sein, statt peronä: gr. rcsqovrj,
rum. piroanä von msc. pirdn. Alb. perua, Wtb. 328.
384. Kaasla. Ecpevvzovxs. ’.Aqy.q.
,Kasten*. Ueber das ngr. Wort s. Ngr. Stud. IV 34. VI.
sfenduke, bei Weig. sinduke, sinduke, sinduke, sfinduke,
die letzten beiden in Krusevo, türk, Alb. arks lat.
385. Kaoidu. Kaaida. Keqcc.
,Kopfgrind*. Richtig y.aaaiöa, von lat. cassis, Ngr. Stud.
III 28, daraus vl. käsidä. Alb. kers, nach Wtb. 223 aus
lat. caries; es kann indessen auch cerium (Plinius) ,bös
artiger Schorf* aus xtjqIov (Galen) ,grindartiger Ausschlag*
sein.
386. Kaazavov. l'y.qazqvvs. Kctaazsvviq.
,Kastanie*. VI. gästäne, alb. ksstens aus lat. castanea.
387. Küotqov. T'QizdzE. Kalis.
,Stadt, befestigter Ort*. Lat. castrum. VI. tsitate, nach
Weig. ,Ruine, Festung*, rum. cef.ate- lat. civitas, alb. Hütet.
Alb. kale aus türk.
388. Kcccayvid. Kqzcr/.vie. Mieyy.ovlu.
,Nebel*, y.azccyyia von agr. ü'/yq ,Schaum, Rauch* Korais,
At. IV 712. Ducange und Korais, At. IV 224 kennen auch
xccrsxvia, y.azi/.via und xavav.via, daraus vl. kätäknie. Alb.
miegule, Wtb. 283.
389. Kazeßairo). Msvzettovvov. Zurcgsg.
,steige herab*, s in v.azsßaivu> vom Augment. Vl. me
depunu, rum. depun ,lege nieder* = lat. depono. Alb. zbres,
vielleicht zu hres , Gürtel*, eig. ,entgürte das Pferd*.
390. Kavlaoog. Nyqqacnluhov. Kipsoffeg.
,kraus*. Hängt xazoagdg mit rum. cret, serb. npeme,kraus*
zusammen, also für yoazaagög? Die Deutung von cretj bei
Cihac H 82 ist unbefriedigend. Vl. nkärsil'atu ist ebenfalls
unklar. Alb. kimeses von kirne ,Haar*, Wtb. 226.
391. Kaz^öyoigog. Aoizgov. 'Eoa.
,Stachelschwein*. Agr. dy.avd-öyoigog. Vl. aritsu (Kav. hat
•s
64 XII. Abhandlung: Meyer.
auch Nr. 877) wäre regelmässig, Bojadschi 2 hat aricsu
(cs = c), lat. ericeus: alb. irili; rum. ariciü ist vom Plural
arid aus gebildet. Alb. es = asl. I6JKK. Wtb. 97.
392. Kcctovqw. Mey.iaOLOv. naggieg.
,pisse'. VI. me Ici&u = rum. pis, allgemein romanisch;
zu Körting, Nr. 6175, vgl. Alb. Wtb. 336 unter pi&. Alb.
permier, Wtb. 333. Bugge will got. smarna ,Mist, Kot'
u. s. w. vergleichen, B. B. XVIII 169. Pedersen’s Wider
spruch gegen meine Ansetzung von alb. r = idg. I (Alb.
Stud. III 78), K. Z. XXXIII 551, schwebt in der Luft.
393. Kutcü. Nyy.iöaov. llöaaiq.
,unten'. VI. ngosu, Weig. gos (im südlichen Zagorien ges),
rum. jos- letzteres, wie die andern rom. Formen, aus jusum,
josum, aus deo(r)sum. gos ist unerklärt, Mikl. Beitr. IV 13.
Alb. posts, Wtb. 349.
394. Kccz&yi. Karfoys. Kthäo.
,Keller'. Gr. y.azwyeiov, vgl. Wtb. 183. VI. katoje. Alb.
Mar, Wtb. 221.
395. Ka't&cpXi. Hoiayy.ov. Iloav..
,Schwelle', yardxphov von hom. cphy ,Thürpfosten'. Alb.
prak aus asl. npar’k; rum. präg. VI. priagu ist falsch,
Weig. hat blos pragü, -ia- wäre unerklärlich.
396. Kav/1. 2y.äcpq. Komzu.
,Becher'. Ueber y.<xvy.l Wtb. 165. VI. skafä, auch Weig.,
ist gr. OKucpg. Alb. kups, Wtb. 215.
397. Kav/ßgui. MeaXaßvzov. Malaoazoysg.
,rühme mich'. VI. me alavdu, rum. laud, lat. laudo; alb.
Taft, mit Artikel lavdi. Alb. malsstoliem, Wtb. 252.
398. Käipa. Kqoodge. Bäna.
,Hitze', yaipa Augmentativ zu y.avcug. VI. käroare =
lat. *calöria. Alb. vape, Wtb. 463.
399. Kedgog. NzgovrimcLve. Byyenq.
,Wachholder'. VI. dzunapine aus lat. juniperus. Alb.
vgens, in Griechenland vjene, Wtb. 463.
400. Kelzogai. Nt^ühov.
,liege'. xeizogcct. ist von yj-ltca, ysirszaz aus gebildet.
VI. dzaku — lat. jaceo; rum. zac = djaceo. yxezT wohl
getS, nur hier. Bugge denkt an Entlehnung aus it. giaccio
r
■
Albanesisclie Studien. IV.
65
(B. B. XVIII 175): wohl richtig, nur dass diaccio zu
Grunde liegen muss.
401. KsXXL Tielge. Knü.'k'i.
,Zelle'. Lat. cella. VI. tselie aus dem Griech. Alh. lieli,
el wohl verschrieben; oder liili aus nordgr. v.iXXi.
402. Kevtu). Klvvtz](js<j-/.ov. KevvtrjO.
,sticke'. VI. kindisesku. Alb. Uendis, beide vom gr. Aorist.
403. KegapLöi. T’C 1 ovQOvvvivTu. Tle'/y.ovXu.
,Ziegel'. VI. tsurunidä aus negaplda; rum. cärämidä.
Das Wort erscheint auch im Türk, und im calabrischen
Italienisch (ceramita in Reggio. Mandalari). Alh. tiegule,
Wtb. 431.
404. Keq&oi. T'QsQLaaaq. Kleqoo'l.
,Kirsche'. VI. tseriasä — rum. cÄreasä, lat. *ceresia. Alb.
kerH, Wtb. 225.
405. Keqazov. Koovov. Mtzql.
,Horn'. /.eqcczov aus dem Plural yjoaza. VI. kornu, Weig.
ebenso, rum. com, lat. cornu. Alb. bri, Wtb. 48.
406. Kegdog. ^d/MvzaoE. Ovcifi.
,Gewinn'. VI. amintare — lat. augmentare. Alb. fitim,
Wtb. 106.
407. Ksql. Tl^euou. Kelq'l.
,Kerze'. Agr. y.rjolov. VI. tsearä, ebenso Weig., rum.
ceard. = lat. cera. Alb. lUri aus dem Griech. Wtb. 228.
408. Keo'/JIi. Kagzelhov. Pe'Qe.
,Ring'. Ueber '/.eqy.sXXi s. Ngr. Stud. III 30. VI. kartelu,
bei Weig. kärtel ,Ring zum Aufhängen', aus alb. kerd'el
(Wtb. 220)? Alb. reze ,Thürangel', aus türk.
409. Keqvcö. Töqqov. K-d-sy.
,schenke ein'. VI. toru mit f für rn, wie im Alb., =
tornu Weig., bei diesem auch ,kehre um'; rum. torn ,giesse'.
Lat. *tornare. Alb. kd-ej, Wtb. 185.
410. KsifaXi. Kurrov. Kqlove.
,Kopf'. VI. kapu, Weig. kap, rum. cap — caput. Alb.
ltrüe, Wtb. 206. Weigand, Vlacho-Meglen 8 führt rum.
crieri ,Gehirn', megl. kriel auf *cCrebellum, *crevellum
zurück; auch alb. krier- kann darauf zurückgehen.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 12. Abh. 5
66
XII. Abhandlung: Meyer.
411. KecpaXog■ KecpaXov. KiscpaX.
,Barbe (Fisch)'. VI. kefalu. Alb. kefsl. Rum. chefdl wie
alb. gr. lief dl.
412. KeyoL MeXXiov. MeXX.
,Hirse'. Agr. -/.sy/oog. VI. mein, ebenso Weig., rum. meiü,
alb. mel' aus lat. milium.
413. KrjßovQL. RrjßovQE. KrfiovQ.
,Grab‘. Die Quelle von vl. kivure, alb. liivür ist ngr.
xLßovQL = spätgr. und byz. -/.ißtboLOv, was eig. das Frucht
gehäuse einer ägyptischen Pflanze bezeichnete und früh
auf eine Art Becher übertragen wurde. Auch nach Hes.
ist x. Afyfeu 07 ovogct’; aber nach Wiedemann, Sammlung
altägyptischer Wörter S. 25 f. ist das Wort im Aeg. nicht
nachweisbar. Mit türk. , dem arab. Plural von
,Grab', hat das Wort jedenfalls nichts zu thun, wie Mild.
Rum. Unt. II 19 will.
414. Krptog. ry.cwvxrjva. Konaarq.
,Garten'. VI. gärdinä, Weig. ebenso, rum. grädinä ist
slav. gradina. Alb. kopsts, Wtb. 198.
415. Klvdvvog. IIeoly.ovX. Kivövv.
,Gefahr'. VI. perikul = rum. pericol. Alb. Icindin gr.
von Hahn hat kindin; ö bei Kav. ist ebenso etymologische
Schreibung wie v, denn auch gr. spricht man kindinos.
416. K'ucoLvog. rv-dXpnsvov. Hßsqda.
,gelb'. VI. gdlbenu — rum. galben, lat. galbinus. Aus
dem Rum. stammt yxäXmvog in Epirus (Syll. XIV 212)
von einem Schafe mit gelben Haaren. Das Vorkommen
des Wortes im Südruin, und Alb. (gel'bere ,grün') beweist,
dass die Ansicht Groebers unrichtig ist, nach welcher das
Wort eigentlich auf das Französische beschränkt war (Arch.
lat. Lex. II 431). Alb. i verds aus lat. viridis. Wtb. 466.
417. KXudi. NtQÜpq. Ntsy/.q.
,Zweig'. VI. dräma, ebenso Weig. Lat. rämus, *rama,
(vgl. it. u. s. w.) wird rum. regelrecht rämä, trotz Mikl.
Beitr. I 27; ärämä vielleicht Anlehnung an das Verbum
*de-ramare, rum. därmä, alb. dermdn (Wtb. 65), also eig.
den abgerissenen Zweig bezeichnend? Alb. degs, Wtb. 62.
418. KXuun. üXctyxov. Kiäy.
Albanesisclie Studien. IV.
67
,weine'. Yl. plängu, Weig. plingu, rum. pläng — lat.
plango. Alb. kaj, Wtb. 220.
419. Kkavto. Mireoov. ITi.sod.
,farze'. /lavio — agr. v.XaQw Korais, At. I 141. Hatzi-
dakis, Einl. 406 f. Yl. besu, rum. bäsesc; lat. visio. Alb.
pierd, richtig pierd, Wtb. 342.
420. KleidL KXXiae. Kiovx'C.
,Schlüssel'. VI. Mae, rum. cheie, lat. clavis. Alb. IcütS
(— Muts): slav. Jcljuc, Wtb. 193.
421. KIetttu). Oovqov. Mßisö.
,steble'. VI. furu, rum. für, lat. furo{r). Alb. mvied,
Wtb. 474; idg. *veghö ,führe', vgl. äfsiv v.al apspstv, cpojü
lat./«?’ zu cpsQio.
422. KXox'Oa. KXrh'Qq. SoyJXXu.
,Fusstritt'. Gr. yXoxaiA, y.Xomöi (mgr. auch y.Xöxoog, Messe
des Spanös, Legrand, Bibi. gr. II 28, 3. Tetr. 1029). VI.
Motsä (oder ldot.su), auch alb. klotHs, Wtb. 192, ist wohl
lautnackahmenden Ursprungs: gr. alb. ist k/atS ,Schlag
mit dem Fusse'. Alb. skekvi, Wtb. 407.
423. KlovßL Kcccpäoa. Kcccpag.
,Käfig'. Agr. zXwßös, semitisch. Lewy 129. VI. Jcäfasä,
rum. cafds, alb. Icafds aus türk.
424. Klib&ü). 2(jomCov. Ntqeö.
,spinne'. VI. sutsu s. Nr. 167. Alb. dred, richtig dred-,
Alb. Stud. III 18.
425. KXamoagia. KldjzCa. 2yi6y.ce.
,Bi’uthenne'. VI. Motsä, Weig. Ol. Val. 33 glotsä. Alb.
slcoks, Wtb. 191.
426. Koilia. Tluvxey.ov. Mnägy.
,Bauch'. VI. pänteku aus lat. *panticum, rum. päntece -—
panticem. Alb. bark, Wtb. 27.
427. Koi.govf.iai. Nroogov. OXs.
,schlafe'. VI. dormu, ebenso Weig., rum. dorm, lat. dormio.
Alb.//e, Wtb. 107; Pedersens Machtspruch K. Z. XXXIII
545 schafft die Etymologie aus lat. flare nicht aus der
Welt, umso weniger, als sein eigener Versuch auch nicht
den einfachsten Ansprüchen an Wahrscheinlichkeit gerecht
wird.
68
XII. Abhandlung: Meyer.
428. Koivög. Koivö. Hy/Alay/lvooLu.
gemeinsam/. VI. Icinö gr. Alb. i gi&aginsim, Wtb. 140.
429. Koizä'Cbj. TVLovxqsoy.ov. Bcmxqoy.
,betrachte*. xvxa£w, nach Hatzidakis, ’AGrjvä V 492 aus
•AVTVvaQu) + s^exaQw. VI. mutresku, auch Weig., aus asl. iHO-
TpHTH. Alb. veströj, ungenau für vsstroj, aus lat. visitare.
Wtb. 471.
430. Kov.v.aXov. ' Ooov. K6oy.cc.
,Knochen*. VI. osu, Weig. os, rum. os, lat. ossum. Alb.
kosks slav., Wtb. 201.
431. Kömuvog. Pqöoolov. Hy.ovy.l.
,roth*. VI. rosu, rum. ro§, lat. roseus. Alb. i kulii =
cocceus, Wtb. 210,
432. K6i.ay.ag. NxtQvviovxaxooov. Aicä-yaxovug.
,Schmeichler*. VI. deznirdätoru, rum. dezmierd,schmeichle*
Cih. II 495 ,liebkose, verzärtele* §ain. Alb. 1'aiket.uar, Wtb.
235.
433. KollG). Ali-y.say.ov. Nyyix.
,klebe an*. VI. alikesku, Weig. ebenso, rum. lipesc, asl.
/vkriHTH. Alb. ngit, Wtb. 309.
434. KoXoxvd-i. Kovgy.ovg,nexa. Kovyy.ovX.
,Kürbiss*. Agr. y.oXov.vvdrj. VI. kurkubetä, Weig. ebenso,
rum. cucurbeta ,Flaschenkürbiss* [die Bemerkung von Mikl.
Rum. Unt. II 20 über die Betonung bei Kav. ist also un
richtig], lat. cucurbita. Alb. kungut, Wtb. 214.
435. KoXovva. 2xovoov. SoziovXa.
,Säule*. It. colonna. VI. sturu, alb. stille aus oxvXog.
436. KoXvpnw. NnovxaovavöxaXXovt]. Mvoxöy.
,schwimme*, vetv v.ocl vv]yEG0äi ’AtkxoI, y.oXup.ßav "EXXyjvsc.
Moiris 204, 4. VI. tiio dau a notalui ,ich ergebe mich
dem Schwimmen*, rum. motd, vulgärlat. notare. nio ist
nicht klar, vgl. Mikl. Rum. Unt. II 15. 22. 28. Alb. mnotöj,
Wtb. 311.
437. Kopjri. Ndoxovoov. 2ovpxcovXX.
,Knopf*. Agr. yopßog ,Schleife, Knoten*. VI. ndsturu,
Weig. nastur, rum. nasture\ it. nastro. Körting, Nr. 5546.
Alb. stimbul', Wtb. 92.
438. Kovevw. Kovvzioeoxov. Konto.
AlLanesisclio Studien. IY.
69
,kehre ein'. Alles aus türk, xoveva) vom Präsens,
vl. kundisesku, alb. kondis vom Aorist.
439. Kovtcc. Angoans. Acpag.
,nahe'. Richtig xovxd, Ntr. Plur. von xovrög ,kurz'. VI.
aproape, rum. aprodpe §ain. = adprope. Alb. afsr, Wtb. 3.
440. Kovxägi. Kovxaoov. JVLqlvzuux.
,Wurfspeer'. VI. kondaru aus dem Griech., alb. msz-
drdk türk.
441. Kovxih. KovxlXhov. KovxiXX.
,Schreibfeder'. Agr. xovövXog. Korais, At. II 253. Daraus
vl. kondttu, alb. kondil.
442. Kovcig. Zffxovgxox. Hoo/.ovoxqg.
,kurz'. xovxog so schon byz., früher blos ein kurzer
Speer; sivat ■/. eig. ,er ist ein kurzer Speer'. Vl. skurtu,
auch Weig., rum. scurt, und alb. i skurtsr von lat. curtus
-f- excurtare.
443. Konüöi. Komp. Pygr/ys.
,Herde'. Vl. kopie = ngr. yoni] (Epirus, Pio 49. Cypern,
Sak. II 603), wovon xonaöi Dem. ist. Alb. grige aus lat.
gr&gem.
444. Konavi^d). Mncczov. Pociy.
,schlage'. S. Nr. 216.
445. KoneXcc. KonsXq. KoniXis.
/Mädchen, Magd'. Vl. kopelä; dazu Ivav. 639 zöv.iXov
köliilu ,Bastard', kokilä ,Kind, Mädchen' Weig., rum. copü
,Kind‘. Vgl. Wtb. 198. Ngr. Stud. II 67.
446. Könog. Könooov. ryovXXz’Qip.
,Arbeit, Anstrengung'. Vl. köposu aus dom Griecli., vom
Nominativ. Alb. guRsim, Wtb. 209.
447. Kongla. Kon,gas. Ilkityci.
,Mist, Dünger'. Vl. koprde griecli. Alb. plehs, Wtb. 345.
448. Konxw. TaXXiov. Ilgso.
,schneide'. Vl. talu, ebenso Weig., rum. taiü, lat. talio.
Alb. pres, Wtb. 352.
449. Kögceyag. Kögunov. Köoun.
,Rabe'. Vl. korbu, auch Weig., rum. corb, alb. korb aus
lat. corvus.
450. Kögöce. Kogvzgäo. KogöccQa.
70
XII. Abhandlung: Meyer.
,Saite 4 . y.dqda ist lat. cor da aus yogäi]-, vl. kordiao =
cordella, rum. cordeä; alb. kdrdsze Dem. von /.öoöa, das
im Gr. Alb. als kords vorkommt.
451. Kooij. <Di (ha. TCovnq.
,Mädchen 4 . Vl.ßatä, Weig. fgatä, rum. fatä — lat. *feta,
Körting, Nr. 3216. Alb. tsups, Wtb. 450. Ngr. Stud. II 73.
452. Kooi.iL Tqovnov. Tqovtc.
,Körper 4 . Agr. y.oouog ,Rumpf 4 . VI. trupu, Weig. und
rum. trup, alb. trup aus asl. Tpoi'ii’K.
453. Kooviayrög. IIovlpnsQs. IDJ.iovo.
,Staub 4 . Agr. •x.ovLOQTog, daraus mit Versetzung des q
y.ooviorög, mit Anlehnung an dyio y.oovicxyiög. Korais, At.
IV 244. VI. piilbere, auch Weig. und rum. = lat. pul-
verem. Daraus auch alb. plur, gewöhnlich sonst pluhur
(mit Hiatus -h ?), zunächst auf pluverem zurückgehend,
das auch sard. piilere, sic. (in Girgenti, Pirandello 20)
pruvuli zu Grunde liegt.
454. KoQvcpfj. Kguioonvzov. Kiy.uh.q.
,Gipfel 4 . VI. kridstidu, richtig kriastitu, Weig. kreastet
,Scheitel 4 , rum. creaqtet, wegen -St- nicht von rum. creastä
— lat. crista, sondern zunächst von alb. krests, das aller
dings nirgends diese Bedeutung hat (Wtb. 205). Mikl.
Beitr. IV 83. Alb. KiJcsls, Wtb. 226.
455. Kdqtfog. 2lvov. I’yi.
,Busen 4 . Agr. y.6Xnog. VI. sinu, Weig. sin, rum. sin =
lat. sinus. Etymologisch entspricht diesem alb. gi.
456. Köoy.ivov. TKijoov. iSoidocnq.
,Sieb 4 . VI. tsiru, Weig. tsir, rum. ciur. Letzteres ist
*cibrum für cribrum. In vl. tsir ist v vor r geschwunden,
also *cirum, vgl. kusurin = consobrini Dan. (vgl. alb.
kuSsri), rum. lunec, wenn es wirklich = lubrico ist. Alb.
SoSs, Alb. Stud. III 41.
457. Kdapog. Eza. Niovvvia.
,Welt 4 . Vl. etä, s. Nr. 27. Alb. dunä = türk. US>.
458. Kox'Quiifia. MoXiiQu. Tsv\v]q.
,Motte 4 . Vl. molitsä slav., Wtb. 285. Ngr. Stud. II 40;
vom Simplex rum. molie. Alb. teils [zwischen v und q ist
in meinem Exemplar ein Buchstabe abgesprungen] = lat.
tinea, Wtb. 427.
Albancsisclie Studien. IV.
71
459. KovßaXw. IIöoiov. Mnäy.
,trage fort'. y.ovßaXSi: yoßaXog war nach Suid. ^veAsiöepoc,
Ttavoupyo?’, y.oßaXtvELv xb p,exa<p£peiv xa aXXoxpia |j,kj0ou xax’
oai'yov’. Korais, At. 1200. VI. portu, alb. baj s. Nr. 116.
460. KovßÜQL. I\XXspov. ytuxfxaa.
,Knäuel', y.ovßaQi Dem. von y.vßog,Würfel, würfelförmiger
Körper'. VI. gl’emu, Weig. Idem, Obed. gl'em, rum. ghem aus
lat. *glemus für glomus (Wtb. 243). Alb. l'ams ebenda.
461. Kovöovvi. KXorcorov. Kufinoga.
,Glocke'. Agr. ymiÖmv. VI. kldpotu, Weig. klopot, rum.
clopot = asl. K/YdiOT'k ,strepitus'. Alb. kembore — cam-
päna, Wtb. 186.
462. Kovvl. Oao. Mnüd-a.
,Bohne'. Dem. von xoxxog. VI. fao — lat. faba. Alb.
bad-E, Wtb. 22.
463. Kovy.y.og. Kovyyov. Kiovms.
,Kukuk'. VI. kukku, rum. cuc, alb. kulce, Wtb. 210.
464. KovYOvßayia. Kov/.ovßido. Kov/.ovßar/.n.
,Eule'. VI. kukuviao, rum. cucuveicä, alb. kukuvdiks. Wtb.
211. Dort sind an gr. Namensformen nachzutragen: xorx-
yovßaSa Syme, Syll. VIII 472. y.ovyovyiäßXa Chios, Pasp.
195. yovyovßaXa Megisto, Syll. XXI 315, 28. xovyovßiäla
Siatisti, ’Ap-/_. I 2, 90. y.ov/.ovcta Nisyros, Mvyjp.. I 384. xorx-
xovpavxci Thera, Pet. 83.
465. Kov/lovXl. Kov/muIe. Kovyovucths.
,Kapuze'. VI. kukule. Alb. kukumal'e. Wtb. 211.
466. KovY.ovvdoL. MuogovXq. Qccotocx.
,Piniennuss'. Ueber das gr. Wort Wtb. 211. VI. märulä:
das türk, marula bei Milch Rum. Unt. II 24 vermag ich
nicht nachzuweisen. Alb. fsstsk aus türk,
467. KovXoüql. KovXäy.ov. KovXiaxt.
,rundes Backwerk'. VI. kulciku, Weig. kulak, rum. colac;
alb. kul'aU, von asl. koac. Wtb. 212. Auch yovXovql, eig.
Dem. von -/.oXXvqci ,Art grobes Brot', ist in seiner Be
deutung dazu in Beziehung gesetzt worden.
468. Kovueqy.l. KovpsQ'/.s. MmxC^vtaqXm.
,Zoll‘. VI. kumerke aus yovpsQXL, dies = lat. commercium.
Alb. bazdarlsk, Wtb. 30.
72
XII. Abhandlung: Moyor.
469. Kovpnovqi. Kovpnovqs. KqXdcp.
,Köcher'. kubure, türk. S. Alb. ksief, türk. lJuJiS.
470. Kovvu). Amyyqvov. Aiqv.ovvr.
,wiege', y.ovvo) von lat. cunae, Ngr. Stuck III 35. VI.
lägänu, Weig. Igagän, rum. ledgän. Alb. Tskunl. Wtb. 273.
471. Kovna. Kovrtq. Kovnq.
,Becher'. VI. rum. alb. kupd, alles aus dem lat. cupa.
472. Kovni. Aovuuzq. Aiovyata.
,Ruder*. Agr. xwtct). VI. lupatä, rum. lopatä aus asl.
AOnara ,Schaufel'. Alb. lugats von luge ,Löffel', Wtb. 250.
473. KovoaCu). Kovouov. Aiöd.
,ermüde'. yovqaQu) eig. ,absclioren, stutzen, verstümmeln'.
Ebenso vl. kurmu = rum. curm ,breche ab' von yogpög,
alb. kurm ,Stumpf', dann ,Körper'. Alb. Tod, richtig Tod-,
Wtb. 242.
474. Kovgdovßdn. Kouodovßave. Kougdovßdv.
,Korduanleder'. VI. kuröuvane, alb. kurduvdn: it. cordo-
vano. Diez I 139.
475. Kovqevu). Tovvvtov. Kied.
,schere'. VI. tundu, auch Weig., rum. tund, lat. tondeo.
Alb. ked, Wtb. 221.
476. Kovqoevw. Kdk/.ov. Tqov.oy.
,plündere', yovgasvu) lat. cursus. VI. kalku, Weig. ,nieder
treten, zerstören', rum. calc, lat. calco. Alb. trokoj, Wtb. 437.
477. Kovgvrj. Kovqzs. Kovot.
,Hof'. Lat. cörtem. VI. kurte, rum. curte. Alb. kurt.
478. Kovqovvcc. T'Qodooq. 2ögoq.
,Krähe'. Agr. yogdnnj. VI. tsoarä, rum. cloarä aus alb.
sors. Wtb. 390.
479. Kovrdh. Alvy/.ovgq. Aiovyyq.
,Löffel'. Ueber v.oeidh Ngr. Stud. II 99. III 61. VI.
lingurä, auch Weig., rum. = lat. lingula (Idg. Fo. II 368).
Alb. Tugs, Wtb. 250.
480. KovrUg. D.'Uonov. Hoa/.isnqg.
,lahm'. y.ovroög, Ngr. Stud. II 97 ff. VI. sl'opu — rum.
sclüop, lat. cloppus. Alb. i Skepsr, Wtb. 410.
481. Kovz'Covgov. Kovz'Covgov. Kqoz'Cov.
,Stumpf'. VI. kutsuvu aus dem Gr., zum vorigen. Alb.
Albanesisclie Studien. IV.
73
kertsu, Wtb. 189 f., wo aber der Schluss des Artikels zu
streichen ist.
482. Kovtpög. Bovgvrov. Hooovgdqg.
,taub9 Agr. y.copög ist ; stumm' und ,taub', eig. ,ver
stümmelt'. Yl. surdu, rum. surd — lat. surdus. Ebendaher
alb. i surder, Wtb. 420.
483. Kovcpiog. I'y.oXov. Hggnga'CcxT.
,leer'. Agr. yovcpog Reicht'. Vgl. Nr. 20.
484. Kocplvi. Ku/.äda. Kocplv.
,Korb'. Agr. y.öepivog. Aus dem Gr. alb. kofin. VI. käla&ä
aus y.ala&a, dem Augmentativ zu y.ala&i von y.älaÖog.
485. KqäC,(x>. Brglyy.ov. Qctggeo.
,i’ufe'. Thunmann hat die falsche Uebersetzung ,teneo'
(er hat zoß^w, das er unter dem Texte richtig druckt,
wohl mit xqcctü) verwechselt), und Miklosich, Rum. Unt.
2, 37 ist ihm darin gefolgt. VI. strigu, Weig. strigü, rum.
strig — lat. *strigare von strix. Alb. der es, Wtb. 90.
486. Koamil. Begvztov. Aiay.gq.
,Kohl'. Agr. y.gapßrj. VI. verdzu, rum. varzä — lat. viri-
dia, vgl. slav. zelije ,olera' zu zelem ,grün'. Alb. ,1'aJcre aus
Xayavov. Wtb. 236.
487. Kgaoi. rivov. Bega.
,Wein'. y.gccoi Dem. von zgccoig ,Mischtrank'. VI. jinu,
Weig. jin, rum. vin = lat. vinum. Alb. vere, Wtb. 465.
488. Kgcczco. TKqvov. Mrccty.
,halte'. Agr. ,in der Gewalt haben'. VI. tsänu, Weig.
tsin, tsin, Obed. tsin, rum. tin aus lat. teuere. Alb. baj
s. Nr. 116.
489. Kgeag. Kagve. Micro.
,Fleisch'. VI. harne, auch Weig., rum. carne = lat.
carnem. Alb. mis, Wtb. 280.
490. Kgeßßcai. Tlärov. Bergend.
,Bett'. Agr. y.gaßßazog, Wort der zotvvj, angeblich make
donisch. Sturz, Dial. mac. et alex. 175 f., in der Septua
ginta, wo Sturz das Wort vermisst, Arnos 3, 12 (Vulg.
grabato)-, als grabätus früh ins Latein übergegangen. VI.
patu, rum. pat, nicht, wie fkiin. meint (nach Ciliac II 723),
magy. pad. ,Bank', sondern ngr. uenog ,Grund, Boden', der
erhöhte Bretterverschlag, in dem man im nordgriechischen
74
XII. Abhandlung: Meyer.
Hause schläft; vgl. pat de puxcä ,Flintenschaft', pat de
porumb , Maisspeicher '. Alb. sratt} dissimiliert oder ver
schrieben für stratß-, Dem. von Strat. Wtb. 417.
491. KoEpvlta). lovQTtov. Pqq'Coy.
,stürze herab'. Agr. y.orjUviQj). VI. surpu, Weig. , werfe
ab', rum. surp ,einstürzen', führt man auf * surrupo von
rupes zurück. Alb. rezöj, Wtb. 365.
492. Kospvü). 2nivz^ovqov. Nßdo.
, hänge auf'. Agr. voluvipu. VI. spindzuru, Weig. spin-
dzurdt ,aufgehängt', rum. spinzur — lat. *pendulo. Alb.
nvar, Wtb. 475.
493. Kql&üqi. ’Oot'Cov. 'Ein.
,Gerste'. Agr. voL&rj. VI. ordzu, rum. orz = lat. hordeum.
Alb. el'p, Wtb. 94.
494. Kolvw. Nz^oiivzl'/.ov. Pyiovv.öy.
,richte'. VI. dzudiku, Weig. ebenso, rum. judec — lat.
judico. Alb. güköj ebendaher, Wtb. 142; ü von giiji, das
in Griechenland noch ,Richter' bedeutet.
495. Kqoppvdi. T'Qiufta. Kilna.
,Zwiebel'. Agr. v.qoupvov. VI. tsiapä, Weig. tsqapa, rum.
ceapa = lat. cepa. Ebendaher alb. liepe.
496. Kqovio. Ayv.ovvTEG-y.ov. Mnie.
,schlage'. VI. agudesku, auch Weig. aus alb. godis =
slav. goditi. Wtb. 126. Alb. bie, Wtb. 35.
497. Kovadu. P/.occos. (Ihoyarq,
,Kälte'. v.Qvada von v.ovog, das ngr. Adjectiv ist. VI.
rkoare, Weig. räkoare, arkoare, rum. recoare] vgl. Wtb.
373. Alb. ftöhete, Wtb. 113.
498. Kqvßat. Aoxovvvrov. Mcpooty.
,verberge'. v.qvßw nach szovipa. VI. askundu, auch Weig.,
rum. ascund = lat. abscondo. Alb. mfseh, Wtb. 445.
499. Kqvazäh. Pv.XXezCov. Av.ovX.
,Eis'. Hom. vovozaXXoq ,Eis'. VI. gletsu, rum. ghiatd —
lat. glacies. Alb. akut, Wtb. 7.
500. Kzevl. Kianzivs. Kqqyqq.
,Kamm'. Agr. xze/g, vulg. yztvi. VI. kidptine, Weig. Udp-
tine, rum. pleptene = lat. pectinem. Alb. kreher, Wtb. 204.
501. Kzrf/.io. ' Oyzrjv.q. 'Oyzryv..
Albanesisclie Studien. IV.
75
,Schwindsucht'. Richtig %Tixid, von rryiiyög. VI. öhtikä =
i'um. öfticä, alb. uhtik von oytiyag, das eben daher stammt.
502. Kvvnog. nXqayqvrjge. Kotaua.
,Geräusch'. VI. pläskänire, Weig. pläskänesku ,platze,
explodiere', aus asl. mucKdTii ,plaudere'. Alb. krisms,
Wtb. 189.
503. Kvßeovff). KvßsgvtjasaY.ov. lacwunmdy.
,verwalte'. VI. Kivernisesku, rum. chivernisesc aus dem
Grriech. Alb. ssrbstoj zu lat. servire, Wtb. 404.
504. Kvdßvi. rv.ovrovvve. (Drovce.
,Quitte'. VI. gutune, Weig. gutun ,Quittenbaum', rum.
gutue und alb. ftua aus cydönium.
505. KvXloj. Aogovy.oxtGY.ov. Aqyqgty.
,wälze'. VI. arukotesku, Weig. arukutesku ,stosse, wälze'.
Mild, nimmt Metathesis an und verweist auf rum. roticä
,Rädchen'. Alb. lekerej, Wtb. 375.
506. Kvua. Ovvvxct. TaXao.
,Welle'. VI. undä, auch rum., lat. unda. Alb. talds ist
türk. aus PdXaaaa.
507. Kvvrjyi. Aßvvdge. I'yidy.
,Jagd'. VI. avinare, auch Weig., rum. vinez ,jage', lat.
venari. Alb. gah, Wtb. 136.
508. KvimoiaoL. KvttpgLvx'Qov. 2sXßi.
,Cypresse'. VI. kipirülzu, rum. chiparos. Alb. selvi =
türk.
509. KßXog. Kovgov. Mauovdq.
,Hintern'. VI. kuru, rum. cur, lat. culus. Alb. bü&s,
Wtb. 57.
510. Kmvovtci. Tccovvviov. Mlogyovviu.
,Mücke'. Agr. xdivanp. VI. tdnnn, Weig. täun, dies ta-
banus, jenes *tabanius. Alb. miskdns, Wtb. 280.
511. Komavov. MaXXiov. Kcorcav.
,Stampfe'. Richtig vönavov. VI. malu, rum. maiü, lat.
malleus. Alb. kopän griech.
A.
512. Aaßgäyi. Aiaungiy.ov. Aiäpngu.
,Seewolf, Fisch'. Agr. Xdßgaß. VI. Tabriku aus alb. Xabrik.
Wtb. 233.
76
XII. Abhandlung: Meyer.
513. Aayyövt. 'Ille, ’lyiu.
,Weichen'. Agr. ’kaymv. VI. iVe, rum. ii, alb. ijs = lat. ilia.
514. Aayfyvi. Aaygvov. Aictyyrjv.
,Krug'. VI. läjinu, alb. Tacjin. Wtb. 234.
515. Aaynadi. Bulle. Klloin.
,Thal'. lay/.adi, Ngr. Stud. II 37. VI. volle, Weig. rum.
vale = lat. vallis. Alb. fflirte unklar.
516. Aayovf.iL. Aqyv.dfie. Aayy.ccfi.
,Mine'. VI. lägäme, rum. lagum, lagäm, alb. lagern; alles
aus türk.
517. Aaydtg. Alenovge. Alsjiovq.
,Hase'. VI. l’epure, Weig. l’epur, rum. iepure, alb. Hepur
aus lat. leporem.
518. Audi. OvuTovleuvov. Bai.
.Oel'. lääi aus elddiov. umtu lemnu, eig. ,Butter vom
Baume'; umtu — unctum, rum. unt, und lemnu = lignum,
rum. lemn. Alb. vai = lat. oleum.
519. Aad-og. Ad&ovaov. Aicätjixiq.
,Irrthum'. VI. Idd-usu aus dem gr. Nom. Alb. l'ai&itie,
Wtb. 234.
520. Aa-9'OVQL. MmCqoe. Pgvlq.
,Erbse'. Agr. laUvoog. VI. mddzäre, rum. mäzäre = alb.
mödule. Wtb. 284. Alb. Stud. III 22. Alb. rite, AVtb. 376.
521. Aauxog. rv.oovudvx'Cov. Olovt.
rv.ovooq. Kidpcc.
,Hals, Schlund'. VI. grumadzu, rum. grumäz, auch alb.
gurmds, grumds, wohl zu frz. gourmer, gourmette ,Kinn
kette', gourmand ,gefrässig', deren Erklärung bei Körting,
Nr. 3719. 3778 nicht befriedigt, guse, rum. gusä. Wtb. 135.
Alb. füt, Wtb. 116. Icafe, Wtb. 219.
522. A&vs/.og. J'y.oodnrf. l'y.oonq.
,Graben'. VI. groapä, auch Weig., rum. alb. grope,
Wtb. 131.
523. Aayxdoa. Aic/tdoe. Tinoo-nct.
,heftiges Verlangen', laynaga von laxTi^co ,mit dem Fusse
ausschlagen'; aus der Vulgärform layxdoa vl. lähtare. Bei
Mild. Rum. Unt. 2, 22 ist ,lactea placenta' übersetzt, was
eine Erfindung Thunmann’s ist. Alb. triStie, AVtb. 437.
Albanosisclio Studien. IV.
77
524. A&umt). Aovu.finqiaeov.ov. Nvxqlxovv.
,glänze'. VI. lurrib’risesku, Weig. limbruseshu, lumbr., aus
*Xa(i7tqit(o. Alb. ndritdh, Wtb. 74.
525. Aaög. Fy.ivvxg. Fv'ivvv.
,Volk'. gindä, gind s. Nr. 249.
526. Aaqvyyag. Fvgqy/.g'lavov. Fvovogda.
,Schlund'. Movy^. VI. gärgälanu, Obed. gärgälan = bulg.
ipiKMH, serb. ipKMH, vgl. rum. gärclant. Alb. gurmds
s. Nr. 521.
527. A&anrj. Adam. Mndllxg.
,Schlamm'. VI. laspe aus dem Griech., unbekannter Her
kunft. Alb. batte, Wtb. 25; vgl. auch Moehl, Mein. Soc.
Ling. VII 276.
528. Aäyavov. Beqvx^ov. Auty.oq.
,Grünzeug'. S. Nr. 486. Hier ist lehre verschrieben für
lahre.
529. Aayalvoj. Meayy.ovvxeoy.ov. Nvxöl).
,treffe zufällig'. VI. me agudesku s. Nr. 496. Alb. ndott,
Wtb. 301.
530. Aeßevxrjg. Aeßevvxov. Nxat.
,tapferer Mann'. VI. levendu aus dem Griech., und dies
= türk. Alb. dat, Wtb. 58.
531. Aeyco. Nx^ixov. Oog.
,sage‘. VI. dzilcu, Weig. dzih, dzäh, dzih, Obed. dzih,
rum. zic = lat. dico. Alb. d-om, Wtb. 91. Alb. Stud. III 13.
532. Aeinco. Aeiipeoxov. 2yyivvxep.
,gehe aus, mangle'. VI. lipsesku, auch Weig.; rum. lip-
sesc, aus eXeiipa. Alb. s gindem, Passiv von geh ,finde
mich nicht'. Wtb. 140.
533. AeixovoyC). Aeizovqyioeav.ov. Meaaaxöy.
,halte Messe'. VI. liturjisesku aus dem gr. Aorist. Alb.
meietdj, Wtb. 270.
534. Aeiyrjva. If.i7texiyy.ee. BoXaxiv.
,Flechte'. VI. impetigä, gelehrte Entlehnung aus lat. Im
petigo. Alb. volatih = it. volatica.
535. Aei.ipög. Aenpixov. Hfieexoaig.
,mangelhaft'. VI. lipsitu, Part, von lipsesku, s. Nr. 532.
Alb. i meetsim, Wtb. 273.
78
XII. Abhandlung: Meyer.
536. Aev.ctv'r]. Aeeve. AieyvAv.
,Schüssel'. VI. leene, alb. legen, Wtb. 234.
537. Asovtüql. Acshxvov. AaX&v.
,Löwe'. VI. aslanu, Weig. aslan = türk. ; arsaldn
bei Weig. II 295 wiederholt byz. Aqaakav, Verf. Gr. Gr. 111.
538. Aeju. Auxaxqa. Ai.aßö'Cty/.ci.
,Schale'. 1 Agr. Xenog. VI. l'asträ. Alb. Tevo&ge, Wtb. 476.
539. Aercqu. Asnqu. Oqavyyiov^a.
,Aussatz'. VI. leprä, auch rum., = Xsnqa, zu Xettw.
Alb. fr enguze ist ,Syphilis', Wtb. 110.
540. Aenxog. 2oun;x^rjqs. HyÖXcc.
,dünn'. VI. suptsire, Weig. auch suptsire, rum. subfire
= lat. subtilis. Alb. i hole, Wtb. 145; dazu Persson, K. Z.
XXXIII 285.
541. AeyCova. Aeyojuvq. Aeywv.
,Wöchnerin'. Agr. Xeyü. VI. lehoanä-, alb. lehön (falsch
für -one) aus dem Griech. Wtb. 240.
542. Aeißadi. Aeißdvxe. Aiovad-,
,Wiese'. Agr. Xißag. VI. livade, auch Weig., rum. livadä.
zunächst aus serb. Aueada. Alb. luad-, gewöhnlich Tuvud-,
gr., Wtb. 251.
543. Ar/vdg. Axvyov. HXiyn.
,mager'. VI. dtihu (Obed. dtih ,unglücklich') — Uxvyog.
Alb. i Tig, Wtb. 245.
544. Aid-äqi,. Kiccxqa. r-y.ovQ.
,Stein'. VI. kiaträ, Weig. Icatru, rum. peaträ, lat. petra.
Alb. gur, Wtb. 135.
545. Aluct. Atpq. Aipcc.
,Feile'. VI. alb. limä aus dem Griech. und dies aus lat.
lima.
546. Alpvrj. MirdXxq. TyiöXX.
,See'. VI. baltä s. Nr. 527. Alb. goT aus türk. J 5 S.
547. Aivciqi. AXivov. AM.
,Lein'. Xiv&qi lat. VI. l’inu, Weig. Tin, rum. in, alb. Ti
aus lat. linum.
548. Aöyyog. JTavxovqe. TLiovX.
1 Bei Thunmann und Miklosich falsch mit ,pinguedo‘ übersetzt.
Albanesische Studien. TV.
79
,Wald*. Xoyyog Ngr. Stud. II 88. VI. pädure, auch Weig.
und rum., lat. paludem, ebendaher alb. püi. Wtb. 360.
549. Aoyoq. Vv.oidrßv. (piäXiq.
,Rede, Wort 1 . VI. gridiu, Weig. grai, grQaiü, zu gresku
spreche'; rum. graiü ,Sprache', graesc ,spreche*; asl. rpafi
,cantus*. Alb. fial'e — lat. fabella. Wtb. 106.
550. Aovot. Aaov. Aidy.
,wasche*. VI. lau, Weig. lau, rum. lau, alb. l'aj aus lat.
lavare. Wtb. 237.
551. Aovv.uvL7.ov. Kovlovy.dvY.ov. Aov/.avi/..
,Wurst*. Lat. lucanicum. VI. kulukanku aus Vermischung
mit alb. hole, serb. Kyjim, slov. kolina ,Wurst* (von y.wXov,
Wtb. 196). Alb. lukanik, Wtb. 250. Das Wort ist bis ins
Arabische gewandert: Frankel, Aram. Lehnw. 38.
552. AovXovöl. AiXrycCßt. AlovXXs.
,Blume*. VI. lilitsä, Weig. lilitüe, lilitsä, Obed. lilitSe.
Alb. Me. Wtb. 250. Ngr. Stud. II 68.
553. Aov^iyvag. lovyY.XXviC.uqE. AisuqCq.
,Schlucken*. Legr. Xö^vyyag, Xvy^iyyag, Som. Xvigiyv.aq, aus
Xvyyid'Qi» -f- Xvyig. VI. suglitsare, rum. sughit, lat. bingultare
-\- gluttire. Alb. lemsze aus gr. alb. lehmeze, Wtb. 240.
554. Aovql. Kovqqcco. Plovtc.
,Riemen*. Lat. lörum. VI. kurao, Weig. kurao, rum. cured-,
aus lat. *cor(i)ella von corium. Alb. rüp, Wtb. 367.
555. Avv.oq. Aovnov. OvXXy..
,Wolf*. VI. lupu, rum. lup, lat. lupus. Alb. ulk, Wtb. 457;
Alb. Stud. III 2. Dazu der Stadtname OvXv.lvlov Ptol. II 16
(p. 308 Müll.) = Olc.inium Plin. III 144 (Olciniatae Liv.
XLV 25), jetzt alb. Ul'kin, it. Dulcigno. Vgl. den Stadt
namen Lupiae, das heutige Lecce (aus Avv.iai).
556. AvTtrj. Nßvovaov. XeXXp.
,Trauer*. VI. nvernare, bei Weig. nverindt, nverndt trau
rig*, Obed. invirindt, Dan. nvirinä ,er betrübt*, lat. in-
venenare, rum. inveninez ,vergifte*. Alb. heim, Wtb. 151.
557. Avga. NT^qvyv.qQqu. Avqq.
,Lyra*. VI. dzängäfä zu rum. zdngänesc ,klirre*, laut-
nachahmend; vgl. türk. zur Bezeichnung eines zittern
den Geräusches. Alb. l'ire griech.
80
XII. Abhandlung: Meyer.
558. Av<Jiat,(o. Toov\inov. Tqounoyeg.
,bin wüthend'. IvaauSc^co zu schreiben. VI. trubu, rum.
turb, lat. turbo. Daher auch alb. tsrbohem, Wtb. 429.
559. Mvyyog. 2oqvvxavov. ytiovyieos.
,Leuchter'. VI. sändanu, türk. 0 \Alb. futtere, un
genau für lüttere, aus lat. lucerna.
560. Mulög. Zovqqov. Magd*.
,einfältig'. VI. zuru s. Nr. 296. Alb. maräk, richtig marak,
Wtb. 261.
M.
561. Maya'Ql. Mqy.aCci. Mayy.qge.
,Vorratshaus'. VI. mäkäzä, rum. magazd, magazie, alb.
magäze. Wtb. 253.
562. Mayaoiga). ITgvyyqreGyov. JlqyyAiy.
,besudle'. VI. pängänesku, rum. pänguresc, alb. pegsij,
von lat. pagänus. Wtb. 331.
563. Müyetgag. yLyzCr^. ^4yxCf.
, Koch '. Augmentativ von gdyemog. VI. alb. alitsi —
türk.
564. Mayog. Mqyiffxoov. Mayiaxoly.
,Zauberer'. VI. majistru, Weig. majisträ ,Zauberin', alb.
majistrik, lat. magister -j- gay ein. 4k, genauer -itt, ist lat.
-icius.
565. Mayovlov. MioovxetpdxCq. Mola cpayeffq.
,Wangeh Ueber päyovlov Ngr. Stud. III 40. VI. meru
de fatsä und alb. moh fattese ist ,Apfel des Gesichts';
vgl. Nr. 163. fatsä, rum. fatä, alb. falle = fades. Wtb. 98.
In S. Marzano fatse = it. facda.
566. Maä<7). M'Cgovlyyov. Nvxovy.
.rupfe'. VI. azmulqu, rum. smulq, lat. ex-mulqeo. Alb.
nduk, Wtb. 301.
567. Maf,v. Nxeavxovvov. Mrtdaayq.
,zusammen'. Richtig ua'Qi, Dem. von udCa. VI. deadunu
— lat. de-ad-unum. Alb. baSke: zu ipäay-utlog, lat. fasds,
fasda, air. base ,Halsband', Wz. bhask- ,zusammen binden'.
568. Ma'C(bvo). Mvxovvov. Mn als!).
,vereinige, versammle'. Von ga'Ca, vgl. Nr. 567. VI. adunu,
rum. adün, lat. adüno. Alb. befeS, Wtb. 265.
Albanesiscbe Studien. IY.
Bl
569. Madaivw. Nßlx'Cov. Maoiy.
,lerne'. VI. nvetsu, Weig. nvets (auch ,lehre'), rum. m-
väf, alb. msoj aus lat. *invitiare. Wtb. 276.
570. Ma’igov. Mqigovvov. Maigovv.
,Affe'. VI. mäimunu. Alb. maimiin. Wtb. 254.
571. Mdy.oog. MLovwcC/rjge. ryidryiq.
,Länge'. Thunmann, der gdypog mit gay.QÖg verwechselt
hat, übersetzt ,longus'. VI. lundzime, rum. lungime, lat.
*longimen. Alb. gatje von gate ,lang', gr. gl’at, wohl =
gla(n)kte-, glong-ts, also zu lat. longus, deutsch lang und
mit gl- für dl-, Bugge, B. B. XVIII 167. Pedersen, K. Z.
XXXIII 545.
572. Malaga. Agälwga. Mo.
,Grold'. Aus gdlayga. Daraus vl. amdlomä, Weig. mdlama.
Alb. ar = rum. aur, lat. aurum.
573. Malll. Mgvq. Aieao.
,Wolle, Haar'. Agr. gallog ,Zotte'. VI. lana, Weig. lind,
rum. Idnä, lat. lana. Alb. /'es, Wtb. 241.
574. Malwvco. Nv/a'Qov. Keorcry.
,streite', galcbvcn von bgalög, Hatzidakis, Einleitung 155
A. VI. nkatsu, vgl. alcdts Weig. ,ergreife', rum. acdt ,hänge
an'; zu bulg. nauja ,hängen', -ce ,steigen', mifOM ,sich
setzen', Mikl. Etym. Wtb. 108, aus ey&raa für i/ddioa. Alb.
Kertöj = lat. certare. Wtb. 220.
575. Mävva. Movgq. Mcegq.
,Mutter'. Lallwörter. VI. mumd, auch Weig., auch rum.
neben mama. Alb. meine. Wtb. 272.
576. Mavv/.i. Mäviv.a. Müvyy.q.
,Aermel'. Lat. manica. VI. mänikä, rum. mänecd, alb.
menge.
577. Maviräoi. Mtvovqsre. Kqn'ovoöq.
,Pilz'. Agr. ägavhijC. VI. burete, auch Weig. (gew.
bureate), rum. burete — lat. boletus. Alb. kepurde slav.
Wtb. 187.
578. Mavzalog. Mävcalov. Kloitdova.
,Siegel'. Agr. gdvdalog. VI. mdndalu. Alb. Mopaske, Wtb.
192, slav.
Sitzungsber. d. pbil.-bist. CI. CXXXII. Bd. 12. Abb.
6
82
XII. Abhandlung: Meyer.
579. Mavxaxov. Mqvxdxq. Miov'Q'QvcL
,Nachricht*. Lat. mandätum. VI. mändatä aus dem gr.
Plural. Alb. müzde türk, a>pc.
580. MavxffU. Nxsaxspiale. P'i'Qu-
,Tuch*. Lat. mantile. VI. destemiale, Weig. distimele, türk.
Alb. rizs = asl. pH3J.
581. Mccvtt]g. Mdvvxov. 2aogxdo.
,Wahrsager*. Richtig pdvxtg. Daraus vl. mandu. Alb.
sortär von lat. sors, Wtb. 412.
582. Mavxgi. Tovggdffßxs. 2xdv.
,Hürde*. Agr. f.idvdgu. VI. turäSte, Dan. xovgeoxe, Weig.
türiStä ,Sennhütte*, aus alb. turnst, Wtb. 452, slavisch.
Alb. stan = asl. ctaii'k, auch vl. stane Weigand, Olympoval.
140, ngr. axavi.
583. Matgeldgi . Kuren iw iov. Fiaardy..
,Kopfkissen*. Von lat. maxilla. Vl. Icäpilivu, auch Weig.,
rum. cäpätäiü = * capitaneum. Alb. jastsk türk,
584. Magadgov. Maodlhov. Mogdxg.
,Fenchel*. Vl. märdl'iu, rum. märdr, alb. mardj, Wtb.
, 259. Alb. morats — asl. /MopdMk, ebenda.
585. MctgyagLxdge. Magyagwags. Maoyagixdo.
,Perle*. Agr. gagyccgixijg. Vl. märgäritare, auch Weig.,
neben märdzeao aus türk. Alb. margaritdr.
586. Magyiölog. Magyiolov. Aimaxag.
,Betrüger*. It. mariuolo. Vl. marjolu aus dem Griech.,
rum. marghiöl. Alb. Isketar, sonst kaikstär. Wtb. 235.
587. Mdgpagov. Magpogs. Msgpsg.
,Marmor*. Vl. märmore, Weig. mdrmäre und mdrmare,
rum. marmurä. Alb. mermer zunächst türk.
588. Magovh. Aumovy.a. Aaxxovyxq.
,Lattich*, pagovli s. Türk. Stud. I 32. Vl. läktukä, rum.
läptueä, lat. lactüca. Alb. lattugs ist ital.
589. Mdgxvgag. Mdgxvgov. 2<Jcxyjx.
,Zeuge*. Vl. mdrtiru, mm. martur; aus dem Griech.
Alb. Zahlt ist türk.
590. MaOKdlrj. 2ovpaodgq. 2yiexovlcc.
,Achsel*. Agr. paoydh]. Vgl. Nr. 51.
591. Mcmxaoäg. Mqaxqgd. Maa-/,agd.
,Possenreisser*. Vl. mäskärä. Alb. maskare. Türk.
Albanesisclie Stadien. IV.
83
592. Maaffco. ^doooaiuyvMv. .TlaoxoLovrr.
,kaue'. Agr. (.laauofiai. VI. arodmigu, bei Dan. arumigu,
mm. rumeg ,käue wieder' = lat. rumigo; die Form bei
Kav. weist auf *romigo. Alb. zu lesen psrtrüp ?.
593. McottI'/l. Maariys. Maaxiy.
,Mastix'. VI. mästihe. Alb. mastih.
594. Mdorooaq. Mdaxooov. Ovaxa. Mi.saaxao.
,Baumeister'. VI. mastoru aus dem Griech., s. Ngr. Stud.
III 43. Alb. mieSter, Wtb. 284. ustd türk.
595. MacxganSg. MaaxQarta. Mctmoaitü.
,Becher'. Türk. VI. mästrapa. Alb. mastrapd.
596. Maxi. ’OAXiov. 2iov.
,Auge'. dpg&xLov. VI. okl’u, auch Weig., rum. ochiu =
oculus. Alb. sü, Wtb. 383.
597. MavQog. ytdrpv. HLrj.
,schwarz', uauqog Ngr. Stud. III 43. VI. laiu, Weig.
lai, rum. laiu, auch alb. Tag, Wtb. 235, Ursprung dunkel.
Alb. i zi• vgl. lit. zilas ,grau', lett. fils ,blau'?
598. Mayaioi. KqvxKovxov. Oly.rc.
,Messer'. VI. kutsutu, rum. cutit, Herkunft unklar. Alb.
■9-iks = lat. sica.
599. MeyäXog. Mage. Huäit.
,gross'. VI. mare, auch Weig. und rum., nach Mikl.
Rum. Unt. 2, 23 aus lat. marem ,männlich'. Vielleicht kann
es, als vorlateinisches Wort, mit air. mar, mör ,gross',
gall. -märos, gr. -pcuqog, got. -mers, slav. -merü verbunden
werden. Alb. i mad-, Wtb. 252.
600. Me dp. MgpnxxaQE. Ta vxeixovv.
,Trunkenheit'. VI. mbetare, Weig. ruhet ,betäube', rum.
imbat ,berausche'. Cihac I 25. Alb. te deitun, Wtb. 62.
601. MniqaCo). Mnäqxov. Nvxay.
,theile'. Richtig uoiqaQo). VI. mpartu, auch Weig., rum.
impart, lat. in-part(i)o. Alb. ndaj, Wtb. 59.
602. MtUvi. MeXave. MeXav.
,Dinte'. VI. melane, alb. meldn.
603. TVLsXl. Nvhxqe. MiaXXxa.
,Honig'. VI. nare, auch Weig., rum. miere, lat. *mellem.
Alb. miaTts, Wtb. 281.
6*
84
XII. Abhandlung: Meyer.
604. Mehooa. Izovnov. Mxrliezq.
.Biene'. VI. stupu = rum. stup ,Bienenkorb*. Das Wort
hat eigentlich ,Baumstamm, Stumpf' bedeutet (in hohlen
Baumstämmen sind Bienenstöcke angelegt), und gehört
zu Wz. stup-. Alb. Mete, Wtb. 39.
605. Meva). Mooqpdvov. Mutcezeu..
,bleibe'. VI. arämänu, Weig. arämi'n, rum. remäiü, lat.
remaneo. Alb. mbetem. Wtb. 163.
606. MegL Kocapa. Korcoou.
,Hüfte'. Agr. \xr\g6g. VI. koapsä, rum. coapsä = lat. coxa,.
Alb. kopss, wenn nicht verschrieben für kofSs, ist zunächst
serb. nonca. Wtb. 193.
607. Meoufj-/-/.i. <t>ogriyy.q. Kaoavx'Cd.
,Ameise'. Agr. pvgpr^. VI. fornigu, Weig. furniga, rum.
furnicä, lat. formlca; n ist vorrumänisch, vgl. in franz.
Mundarten fourniga, fournigo, fornigora Rolland, Faune
populaire III 276. Alb. liarandzd = türk.
608. Megog. Tlccgzs. Ihsaq.
,Theil'. VI. parte, ebenso Weig. und rum., lat. partem.
Alb. piese, Wtb. 342.
609. Meva. Nctovvzgov. Mitgsvvza.
,innen'. VI. näuntru, Weig. ebenso, rum. inäuntru, lat.
in und intra. Alb. brenda, Wtb. 47.
610. Mezallov. Mavzeve. Mavztu.
,Bergwerk'. VI. madene, rum. alb. madem = türk.
611. Mtixcigi. Zvouq. Mavzacpoaq.
,Seide'. VI. sirmä, rum. sirmä ,Gold-, Silberfaden', aus
gr. avgpa ,Metallfäden'. Alb. mendafse, Wtb. 272.
612. Mf.zgov. Mszgov. Mdzq.
,Mass'. VI. metru griech. Alb. mats, Wtb. 262.
613. MrjXov. Megov. Mola.
,Apfel'. VI. meru, auch Weig., rum. mär, und alb. moie
aus lat. meluin, der Vulgärform von mälum.
614. Mrjvag. Meoov. Mova'i.
,Monat'. VI. mesu, Weig. mes aus lat. me(n)sis. Alb. muai,
Wtb. 288.
615. Mijv(xi. N'crpMivvxov. Ilogooiz.
,befehle'. Agr. urjvva>. VI. dimändu, Weig. dirnindu ^er
lange, bestelle', lat. demando. Alb. porosit slav. Wtb. 348.
AVbanesische Studien. IV.
85
616. Mia. Ovvg. Nvi.
,eine'. Ygl. Nr. 263.
617. Miv.oog. Nvv/.ov. Hßöy/.aXX.
,klein'. VI. niku, Weig. niku, rum. mic, zu lat. mica,
micidus, das mit uv/.ong verwandt ist. Alb. i vogel'. Wtb.
477; Bugge, B. B. XVIII 172.
618. Mih7>. Zj.iTtovoaay.ov. Kovßixvvzoy.
,spreche'. Agr. 6imX<7>. VI. zburäsku, auch Weig., slav.
zboriti. Alb. kuvendöj, Wtb. 219.
619. Mlosvix). Nxioeaxov. Nias/i.
,reise ab'. Richtiger [ugoevw, von missa. VI. nkisesku,
Obed. mchisire; schwerlich aus iylvrjoa. Alb. nisem s.
Nr. 82.
620. Mtat7>. EyOotvaf.ay.ov. Xaauoy.
,hasse'. VI. ehdrevsesku, Nr. 287. Alb. hasmöj von türk.
621. MvTjjia. MixoliIvtov. Bdo.
,Grab'. VI. märmintu, auch Weig., rum. mormint, lat.
monumentum -f- morior. Alb. var, richtig vaf, Wtb. 37.
622. MoToa. Tvys. TaXi/.
,Schicksal'. Auch vl. mira ,Geschick, Schicksalsgöttin'
Weig. 317. VI. tihe, Weig. tihi, — vvyjj. Alb. talih aus
türk. jdlb.
623. Moiyög. Kovoßuoov. Kovoßdo.
,Ehebrech er'. VI. kurva.ru, rum. curvdr, alb. kurvdr von
asl. Koyp'KKJ ,Hure'.
624. MoXvßi. MoXvßs. nXiovixuTT..
,Blei'. Agr. göXvßdog, uoXißog. VI. molive. Alb. plumb
lat. plumbum, wie rum.
625. Movaydg. Eivyxovoov. Hßitau.
,allein'. VI. singuru, Weig. singur, ebenso rum., lat.
singulus. Alb. i vetsm, Wtb. 468.
626. Mojßcia. Movsdcc. Moveöa.
,Münze'. VI. alb. moneöä aus dem Griech. und dies aus
ven. moneda.
627. Moffxsvw. MoXXlov. Nyyiovsy.
,tauche ein'. Ueber uoay.evai s. Korais, At. V 216. VI.
molu, auch Weig., rum. moiü, lat. * molliare, frz. mouiller.
Alb. ngiiej, Wtb. 308.
86
XII. Abhandlung: Meyer.
628. Moaydgi. rizOiXov. Bit£.
.Kalb“. Yl. jitsälu, Weig. jitsel, rum. vitel, lat. vitellus.
Alb. vits, Wtb. 476.
629. Movy-/.oi'C(ü. MovyxagLGeGxov. Mncuuoöy.
,brülle“. VI. mungärisesku aus dem Griech. Alb. bariröj,
Wtb. 28.
630. Movdiä^io. .Auovqtov. Mniyy.
,bin erstarrt“, povbiäuo aus (uuto(iidCa>. Korais, At. IV 332.
VI. amurtu, rum. amortesc; lat. *ad-mortare, -ire Körting,
Nr. 216. Alb. bij, Wtb. 265.
631. MouXagz. MovXaoe. MovGGy.q.
,Maulthier“. VI. mulare, auch Weig. (neben mulä), zu
nächst griecli. Alb. muske, Wtb. 293; vl. muskä, Weig. 319.
632. Mov'/mviij. Tccxov. Xiaarp.
,schweige“. Agr. pvXXio ,drucke die Lippen zusammen“.
VI. taku, Weig. tak, rum. tac — lat. taceo. Alb. heütm ist
keine Verbalform; zu Wtb. 151.
633. Movvovyog. Movoyov. Xave dp.
,Verschnittener“. Aus evvovyoq. VI. monohu mit Anlehnung
an povog. Alb. hadern = türk.
634. Movotccxl. MovardcCa. Movazäxe.
, Schnurrbart “. Agr. pvara^. VI. mustatsä, Plural von
mustake Weig., rum. mnsta\ä. Alb. mustake.
635. Movorog. Movgtov. Movogt.
,Most“. Lat. mustum. VI. mustu, rum. must, alb. muH.
636. M'/raira). 'Ivtqov. Xiy.
,gebe hinein“. Agr. epßaivio. VI. intru, auch Weig., rum.:
lat. intro. Alb. hij; mit unorganischem h- aus lat. ineo?
637. Mrcahwru). Mttkxziy.ov. Aqvoy.
,flicke“. Von epßäXXw. VI. mpiätiku zu rum. patä ,Fleck“;
dies, — peatä, ist alb. pete ,Metallplatte, Goldblättchen u. ä“.
Wtb. 330. Alb. arndj, Wtb. 16.
638. Mnagprzegrig. M-rzeXpizegov. Mtzeqptzeq.
,Barbier“. It. barbiere. VI. belberu, alb. berber zunächst
aus türk. p>.
639. Mnaatüodog. KövuXov. N-ioindvC,.
,Bastard“. It. bastardo. VI. kökilu s. Nr. 445. Alb. dobits,
Wtb. 70.
Albanesisclie Studien. IV.
87
640. Mnäx'Qov. 'Saovrclidy.n. XScnovTrliav.a.
,Ohrfeige 1 . pn&xaov s. Wtb. 29. VI. Supl’akä, alb. sup-
l'ake, Wtb. 419.
641. Mrrsocicdvo}. Mg.7teqdoaeay.ov. rv.ax'Cqqoy.
,verwickle 4 . Richtig ft?tegdsvw, aus epTteqidecj. Daraus,
d. h. aus entsprechendem -wva>, vl. mberdosesku. Alb. gat-
seröj, Wtb. 305.
642. Mnrjyu). Xry/v.ov. Nyyov/.X.
,sfecke hinein', egnryywpi. VI. higu, Weig. Kigü,schlüpfe
hinein', rum. infig, lat. figo. Alb. ngul', Wtb. 307.
643. Mnq&xQov. Mirqdx^ov. Kouyn.
, Arm'. It. braccio. VI. bratsu s. Nr. 10. Alb. krähe,
Wtb. 203.
644. MvaXog. Mqvxovq. Tqov.
,Gehirn'. VI. mäduä, rum. mäduvä = lat. medulla. Alb.
tru-, Bugge’s B. B. XVIII 171 Vermuthung über den Ur
sprung ist sehr unsicher.
645. Mvya. Wlovayq. Mv£g.
,Fliege'. Agr. gvla. VI. muskä, auch Weig., rum. musca,
lat. musca. Alb. ratze, Wtb. 281; dazu Bugge, B. B.
XVIII 168.
646. Mvlog. Moccqct. Mov?J.L
,Mühle'. VI. moarä, auch Weig., rum. = lat. mola. Alb.
muU = mollnum.
647. Mv^a. Movxci. Kiovqqe.
,Schleim'. VI. mukä, rum. muc, lat. mücus. Alb. küre,
Wtb. 230; in Griechenland kure.
648. Mvqor. Mvqov. Mvgo.
,Salbe'. Richtig gvqov. VI. miru. Alb. miro.
649. Mvaxqi. Mvaxqie. Mvaxqi.
,Schöpfkelle'. Thunmann und Mikl. übersetzen falsch
,panis excavatus'. Agr. gvoxqov. VI. mistrie. Alb. mistri.
650. Mvxrj. Nctqe. Xovvvxct.
,Nase'. VI. nare, auch Weig., rum. nare ,Nasenloch', lat.
naris. Alb. Kunde, Wtb. 153.
N.
651. Nctihog. NavXov. NavXq.
jSchiffsmiethe'. VI. navlu. Alb. navlä.
88
XII. Abhandlung: Meyer.
652. Negöv. ’vä-rtq. Ovyiqt.
,Wasser'. vegöv aus vrjgöv, veagöv ,frisches Wasser', s.
Soph. Lex. s. v. Krumbacher, Abh. für W. v. Christ S. 362.
Alb. uje, Wtb. 456.
653. Nevgov. Bivq. NreX.
,Sehne'. Yl. vinä, rum. vinä, ,Ader, Sehne', lat. vena,
Alb. del, Wtb. 63.
654. Necpgi. .Aggi/Xkiov. Beaoyiq.
,Niere'. VI. arikl’u aus lat. reniculus (f aus rn), rum.
ränünchiu aus renunculus. Alb. veSje, Wtb. 467.
655. Nrjrtiov. N/yrryiou. Oöaowe.
,kleines Kind'. VI. nipyiu griech. Alb. fosne, Wtb. 100.
656. NfjOL. Nyoie. Nyoi.
,Insel'. VI. nisie. Alb. nisi.
657. Nrjirievo). .AvtCovvov. Ayyeooy.
,faste'. VI. adzunu, rum. ajün, alb. ageröj aus lat. *aju-
nare für jajunare (Skutsch, Arcb. lat. Lex. VII 523), vgl.
span, ayunar.
658. Nißcü. Adov. Aiay.
,wasche', vißco aus eviipa für vimo). Vgl. Nr. 550.
659. Nixy. Ntxyogge. WlovvvTiq.
,Sieg'. VI. nikisire Inf. von nikisesku, vom Aor. ivi%yoa.
Alb. mundie, Wtb. 291.
660. NoIm. Aywye av.aaeU.ey. Kvga mnrmiou.
,Mietbe'. ivoiyuov. VI. ayoje (= äyujyi) a kaselei ,Miethe
des Hauses', ebenso alb. Wird (türk. \jS) itepise.
661. Nöuog. Nöyov. Nöy.
,Gesetz'. VI. noviu. Alb. nom. Griech.
662. Nonog. Ta'Ceov. Ta'Ce.
,frisch', vcortög, aus vewTtög, bei Hes. mit veog erklärt.
VI. tazeu, alb. taze — türk. njS.
663. Noanyog. Nöonpov. Hooiooiy.
,schmackhaft'. VI. nöstimu griech. Alb. i eiSim, Wtb. 405.
664. Nona. Noiie. I’iovKi.
,Feuchtigkeit'. VI. notie griech. Alb. juzi ungenau für
jutsi, Wtb. 251.
665. Novg. Mivve. Mevvt.
,Verstand'. Nr. 180.
Albanesische Studien. IV.
89
666. Nvwca. Noams. Ndra.
,Nacht*. Yl. noapte, auch Weig. rum., lat. noctem. Alb.
nats, Wtb. 298.
667. Nvpcpg. Nßi&orq. Novae.
, Frau *. VI. nviastä, Weig. nveastä, rum. nevastä, ist
slavisch. Alb. nuse, Wtb. 312. Pedersen, B. B. XIX 295.
668. Nvyi. OvvyxXke. Oova.
,Nagel*, dvvyiov. VI. ungTe, rum. ünghie, lat. ungula. Alb.
$ua, Wtb. 92.
H
669. Sav&ög. Povaov. Pova.
,blond*. VI. rusu [Mild, bat unrichtig govaaov], alb. rus,
aus asl. poifCK = lat. russus. Wtb. 371.
670. ,’Bevog. 3evov. Hyova'i.
,fremd*. VI. ksenu, Weig. Jcsen griech. Alb. i huai,
Wtb. 154.
671. SsqvCj. Böpov. Byel.
,speie*. Agr. itgegaw. VI. vomu — lat. vomo. Alb. vjel,
Wtb. 475.
672. SeaxiUi). Aggovrtov. rxgia.
,zerreisse*. und oyj'Qo). VI. afupu, Weig. arüp, rum.
rup und rump, lat. rumpo. Alb. gris, Wtb. 130.
673. Sscparcwvw. (Ihvxov tecp-xa. Tä.Xeg.
,unterhalte mich, schmause*. excpavrog Korais, At. IV 359.
VI. faku zefkä, türk, jjjj ,Genuss*. Alb. taiem unklar.
674. Srjna^oj. T'Cayxvystav.ov. loacruig. Tglgguc.
,erschrecke*. aus e^avanaw. Korais, At. I 166.
VI. tsähtisesku für tsastisesku, türk. daher auch
alb. üastis. tremb, Wtb. 436.
675. 3t]g6g. Ovaxdrov. H&ära.
,trocken*. VI. uskatu, Weig. uskdt, rum. uscät, usiic
,trockne*, lat. ex-sucare. Alb. i S-ate, Wtb. 88.
676. £i(h. ITovcr/.q. Ov-Dovla.
,Essig*. ö^e'iÖLOv von b±og. VI. puskä isoliert und dunkel.
Alb. uSule, Wtb. 455.
677. SopTtki. Iovgvexq. Fiovovex.
,Beispiel*. Lat. exemplum. VI. ürnekä, alb. jürnek =
türk.
90
XII. Abhandlung: Meyer.
678. BvXov. Aiuvov. Nzoov.
,Holz‘. VI. lemnu, auch Weig., rum. lemn, lat. lignum.
Alb. dru, Wtb. 75.
679. Svodcpi. 2ovodq>e. Mnoicfyq.
/Rasiermesser'. VI. surafe griech., vgl. suräfesku,rasiere'
Weig. Alb. brisks, Wtb. 49.
680. Svw. Aqqccvtov. I'yMooovavv.
,schabe'. VI. aradu, rum. rad, lat. rädo. Alb. gefuan,
Wtb. 130.
681. Sva>. 2y.ccQY.Lvov. Koovay.
,kratze'. £vG> = vorigem. VI. skärkinu, rum. scarpin =
lat. * scalpinare. Alb. kruaj, Wtb. 130.
0.
682. ' Oyddvia. OinT.vxX^qzCi. Tszqdiszq.
,achtzig', dydäivza aus dybofprza. VI. obdzätsi, Boj. optu-
zäci, rum. optzeci. Alb. teteöiete.
683. ' Oybiywooq. Kovouovvvxov. Haansirq.
,schnell'. eyQrjyoQOs, von syQrjyooa zu eye um. VI. kurundu
(bei Mikl. ungenau mit r), Weig. kurundu, rum. curmcl
----- lat. currendo. Alb. i speite, Wtb. 413.
684. ’ObövTL. Nzlvts. Juqi.ixx.
,Zahn'. Vgl. Nr. 236.
685. ’Oyvvvm. Nvioliave. Ilqoiöy.
,bin träge'. VI. no l’ane, d. i. mihi est pigrum, asl. A'kn'K.
Alb. pertöj = pigritciri, Wtb. 334.
686. 'O/.zw. ’Otctov. Ttza.
b
,acht‘. VI. optu, rum. opt. Alb. tete. Wtb. 428.
687. ' Olmeoog. Nzoeyy.ov. Ihqoq.
,ganz'. bl-ay.EQaLoq ,ganz unversehrt'. Vgl. Nr. 28.
688. ' 071yoq. Jiovz'Qlvov. Jlnav.cc.
,gering'. VI. putsinu, Weig. putsin, psin, rum. putin:
Stamm put- neben pit- (Wtb. 341), wovon lat. putus ,Knabe'.
Alb. i pake = lat. paucus. Wtb. 318.
689. "OXoq. Tözov. ryid-cc.
,ganz'. VI. totu-, Weig. tut, tot, ,die Formen mit u sind
die gewöhnlichen'; rum. tot — lat. totus. Alb. gide s. Brug-
mann, Die Ausdrücke für den Begriff der Totalität in
den idg. Sprachen (Leipzig 1894), S. 26 ff.
Albanesischö- Studien. IV.
91
690. "Ogoiog. OfioLov. HvyyidaoLp.
,gleich*. VI. örniu griech. Alb. i ngeHm, Wtb. 137.
691. ' Oanoonrä. Nrevqvxe. Ilagncdga..
,vorn*. dmcooaxa aus Mnjtoon Dev. VI. denänte, Weig. dininte
= lat. de-in-ante; rum. inainte. Alb. perpara, Wtb. 321.
692. " Ovetgov. Fiffov. Mvvxggcc.
,Traum*. VI. jisu, Weig. jis, rum. vis, lat. visum. Alb.
richtig ändere, Wtb. 11. Alb. Stud. III 87.
693. 'Ovo[.icc. Nov[iq. Epccg.
,Name*. VI. numä, auch Weig., rum. nume, lat. nömen.
Alb. emer, Wtb. 94. Alb. Stud. III 68 ff.
694. ' Onuuo. Nxevccitöt]. Iloana.
,hinten*. VI. denäpöi (rum. inapoi) lat. de-in-ad-post. Alb.
prapa, Wtb. 351.
695. ’Ogyvtu. Mraxgx'Qdxov. ITäoa.
,Klafter*. VI. bertsatu von brats ,Arm* = brachiätum.
Alb. pas = lat. passas, Wtb. 323.
696. 3 Ogyrj. Ncwoaijoe. Xiäqviit.
,Zorn*. Vgl. Nr. 326.
697. 'Ogdtvla. Ogdtvie. Mearixyuf.
,Befehl, Erlass*. VI. ordinie griech., von lat. ordinäre.
Alb. mestitje.
698. '0(j£yo[iai. Oge^eanov. Ma dvxexa.
,verlange*. VI. oreksesku aus dem griech. Aorist. Alb.
me endete, Wtb. 5.
699. ’Ogd-og. Nxtgemov. Ecnogauq.
,aufrecht*, direptu Nr. 226. Alb. storase unklar.
700. "Ogxog. TCovodxov. Mite.
,Eid*. VI. dzuratu, Weig. dzurdt, lat. juratim-, rum. jurät
ist ,beeidet*. Alb. be, Wtb. 30. Alb. Stud. III 93.
701. "Ogvtda. rxqXliva. Tlovlte.
,Henne*. VI. gäl’inä, rum. gäinä = lat. gallina. Alb. pule,
Wtb. 356.
702. ’OqzIki. Eoy.ovgxLQu. n.oxno’koGdy.u.
,Wachtel*. Agr. öinvyior. VI. Skürtizä aus alb. SJciirteze,
Wtb. 216; auch in der Bedeutung ,Los* kommt das alb.
Wort im VI. vor, skürtitsä Weig. Alb. potpoloske, Wtb. 350.
92
XII. Abhandlung: Meyer.
703. ' Oocpavog. Oäocpqvov. Hßctocpqo.
,verwaist*. VI. oarfänu, Weig. garfan ,arm*, alb. i varfsr
aus lat. orfanus. Wtb. 463.
704. 'Oqx'lÖu. KolXtov. Xiode.
,Hode*. S. Nr. 83.
705. ^Ogtcqlov. Xsqtovqcc. Zieoct.
,Gemüse*. VI. lierturä, rum. fierturä ,warme Speise*,
lat. *fertura von ferveo. Alb. ziese, Wtb. 485.
706. Ovqavog. TKegou. Kv.iel.
,Himmel*. VI. tseru, Weig. tser, rum. cer, lat. caelum;
ebendaher alb. Mel, Wtb. 225.
707. ' Oyevzga. Nq-rtqgxiy.ct. Nemioz'/.q.
,Viper*. oyevTqa aus eyiäva -|- dcpig. VI. näpärtikä, auch
Weig., alb. nepertke, Wtb. 303. näprätkä, Weigand, Vlacho-
Meglen 23.
708. 3 O/i. Nov. 16.
,nein*. VI. nu, auch Weig., rum. nu, lat. non. Alb. jo,
Wtb. 163. Alb. Stud. III 40.
n.
709. TTayida. T^ccgxov. TCcmy.. F/.ocaQ/.q.
,Falle*. VI. tsarktb, alb-, tsark aus türk. ,Scheibe*.
Wtb. 445. gratske, Wtb. 129.
710. llayog. I'vlXtz'Qov. 'Av.ov'k.
,Eis*. S. Nr. 499.
711. TLaycövi. Ilqovvov. TLakova.
,Pfau*. VI. päunu, rum. päun, Weig. Olympoval. 42
pcigo, alb. palua, lat. pavonem. Wtb. 318.
712. ndCagi. Ilq'Cdoe. Ila^ao.
,Markt*. VI. päzare, alb. pazär aus türk, j'jb-
713. na&cch’w. llazov. Tlqoöy.
,leide*. VI. patu, Weig. pat, rum. pal, p diese, lat. patior.
Daher auch alb. pesöj, Wtb. 335.
714. 11 cudem). Tlcudevoea/.ov. Movvvzoy.
,bestrafe*. VI. pedevsesku, rum. pedepsesc aus dem Griech.
Alb. mundöj, Wtb. 291.
715. Ilcadi. ÜhrC.öoov. Ticchq.
,Kind*. VI. fitSoru, Weig. fitsor, rum. feciör, Dem. von lat.
fetus, vgl. Nr. 451. Alb. tia/e ungenau für diale, Wtb. 60.
Albanesische Studien. IV.
93
716. TlaiCu). Nz'Qov.ov. ylxovay.
,spielet VI. dzoku, Weig. adzok, rum. joc, lat. jocari.
Alb. luaj — lat. ludo. Wtb. 248.
717. Halalßw. yiXovrr.xov. yLoxxoy.
,ringe'. VI. aluptu, ruru. lupt, lat. luctari. Alb. l'ottöj =
it. lottare. Wtb. 250; gr. alb. liton.
718. HaXaLog. BsyJ-hov. Ilßyiixqo.
,alt'. VI. veklu, auch Weig., rum. vechiü, lat. vet(u)lus.
Alb. i vjetsr = lat. veterem.
719. HaLaufj. TlaXfia. Hcthij.ii.irra.
,flache Hand'. VI. palmä, auch Weig. und rum., lat.
palma. Alb. peismbs, Wtb. 331.
720. HaXccvi. TlaXccxs. Tlakax.
,Palast'. Lat. palatium. VI. pälate, rum. paldt. Alb. paldt.
721. nahy.aQL. Nx'Cove. To Im.
,tapferer Bursch'. VI. dzone, Weig. ,Bursche, Schatz',
als Adj. ,jung, tapfer', rum. june ,Jüngling', lat. juvenis.
Alb. trim, Wtb. 437.
722. JTdiiv. Nanoi. Ilaoaaol.
,wiederum'. VI. näpoi, auch Weig., rum. mapoi, lat. in-
ad-post. Alb. psrssri, Wtb. 366.
723. llakoüYj. IIccqov. Xov.
,Pfahl'. ira’Lovu von pälus, Ngr. Stud. III 51. VI. paru,
rum. par, lat. pälus. Alb. hu, Wtb. 153.
724. HavryyvoL. ITavrjyvQOv. IlavrjyvQ.
,Kirchweih'. itavrffVQig. VI. pänijiru, alb. panijir.
725. JTavi. ITqvvx'Qq. ühovxovQq.
,Leinwand', rcavri, von lat.pannus. VI.pändzä, Weig. pin-
dzä, rum. pänza. Herkunft dunkel. Alb. pluhure, Wtb. 343.
726. ITavTQSvco. Maolzou. Maoxdy.
,verheirate'. VTcavdqog. VI. maritu, Weig. märtt, 1 rum.
marit, alb. martoj aus lat. maritare.
727. ITatgipadi. JToßi uüöci. lleigip&d-.
,Zwieback'. Türk. Stud. I 58. VI. poksimadä. Alb. pek-
sirndd.
1 Weig. 318 gibt ,heirate' vom Mädchen als Bedeutung an. Das stimmt
nicht z. B. zu Lied 15, 2 nu va s mi märitä dada ,die Mutter will
mich nicht verheiraten' (singt das Mädchen). 113, 7 s vnärtä ,er ver
heiratete sich'.
94
XII. Abhandlung: Meyer.
728. ITccttSg. IToscpzov. Jloifpr.
,Priester*. VI. preftu, auch Weig., rum. preöt, alb. prift
aus lat. prefsjbiter. Wtb. 353. Unterital. previte schon bei
Trinchera, Syll. membr. p. 136 (1129 n. Chr.) als ttqevits.
729. nccrrlufu-a. Iovqynävov. Fiooyav.
,Bettdecke'. Wohl scpanXiopia. VI. iirganu, Weig. jur-
gan(e), alb. jorgdn aus türk.
730. Flcmrcog. llmcnov. Fyiovaa.
,Grossvater*. VI. pappu, Weig. pap, griech. Alb. qüL
Wtb. 143. Bugge, B. B. XVIII 176.
731. JIccTtom^L. HanovtCq. Ki.movxQq.
,Schuh*. VI. pdputsä, alb. ksputsa. Wtb. 188. Rum.
papüc.
732. ITagadsiaog. Haqadsioov. Flaqadsig.
,Paradies'. VI. pardöisu. Alb. paradis.
733. IEagd-svog. Biqyiqov. Biqyiq.
,Jungfrau'. VI. virgiru aus alb. virgir, und dies aus lat.
virginem, woher auch rum. vergurä stammt. Gr. alb. vergsr
,jungfräulich, rein, ungebraucht'.
734. IldoTqa. Sxvaavgq. 2ndaxqq.
,Reinlichkeit*. VI. alb. spasträ. S. Nr. 340.
735. Flaoxuivio. FLqaxwaeay.ov. Jlaaxqqpoy.
,salze ein*. Von agr. naar.og ,bestreut*. VI. pästosesku
vom griech. Aorist. Alb. pastermdj zunächst von türk, pa-
sturma, worüber Türk. Stud. I 57.
736. IIazsqag. Tara. \A%.
,Vater*. VI. tatet, auch Weig. und rum., Wtb. 424. Alb.
at, Wtb. 20.
737. Tlaxog. Oovvvrov. Oovvvr.
,Boden*. VI. fundu, Weig., rum. fund, alb. fund, lat.
fundus.
738. Tlcnd). KuX/.ov. 2axel.
,trete*. VI. kalku Nr. 476. Alb. skel] Wtb. 407.
739. üctyog. rKqeorjpe. Ta ucdp.
,Fett*. VI. gräsime, auch rum., von crassus (it. grasso)
und Suff. -imen. Alb. ts maim, Wtb. 259.
740. Tlayvrj. Mjtqobpux. Mjcqiovgq.
,Reif*. VI. brumä, auch rum., alb. brüme aus lat. brüma.
Albanesisclie Studien. IV.
95
741. JTs'Qög. Hsvts<ti;oov. Kq.uqrcqa.
,Fussgänger'. VI. pedestru, rum. pedestru, lat. pedester.
Alb. ksmbss, Wtb. 172.
742. HsZva. (l)otuurq. Ovoguoi.
,Hunger'. VI .fodmitä, Weig.foame, rum. foame .Hunger',
foamete ,Hungersnoth' §ain., lat. fam.es, auch port. fome.
Alb. urssi ungenau für urssi (-r- ----- geg. Wtb. 455.
743. IIsioaLoi. Kc'Qzeokov. Kavvaz. Fv.äa.
,reize'. VI. kärtesku, Weig. ,necke mit den Händen,
tändle'; rum. cärtesc ,murre'. Zu bulg. iqnmi-i ,kratze'?
Alb. ksnddt von türk. ,tadeln, quälen'? gas ist
wohl ngas ,verfolge', Wtb. 136.
744. HfJ-sxiTj. T^ov7tXsffy.ov. F/.dsvvz.
,behaue'. VI. thiplesku, rum. ciople.se, zu asl. woyiiAk,
kroat. Supalj ,hohl', also ,aushöhlen'. Alb. göend, Wtb. 471.
745. Hsvrjvza. TCLvvz'Qca'Ci. Ileoqdiezq.
,fünfzig'. VI. tsindzätsi, rum. cincizeci. Alb. peseöiete.
746. nsv&SQÖg. 26y.gov. Byisggq.
,Schwiegervater'. VI. sokru, auch Weig, rum. socru, lat.
socerum. Alb. vjers, Wtb. 475.
747. Flevrs. T'Clvz'Cl. Ilsaq.
,fünf'. VI. tsintsi, rum. einet, lat. quinque. Alb. pese. Alb.
Stud. II 47 ff.
748. TIbtcwvi. FlecuTLve. Ule; rag.
,Melone'. Richtig itsnovi. Aus lat. peponem vl. pedpine,
rum. pepene, alb. piepsr.
749. UtgÖLya. llsiovgr/J.iE. <DqXaC,q.
,Rebhuhn'. VI. petwriMe, hei Atlianasescu peturnielje,
rum. päturnicle, aus lat. coturnieula. Alb. fslsze, Wtb. 89.
750. TIsqgv. [ydvov. Byisr.
,voriges Jahr'. Richtig nigai aus negvai. VI. anu, rum.
an, lat. annus. Alb. vjet, Wtb. 475.
751. FIeqlozeqi. nqgovi.iu.7rov. ITovXovixutt..
,Taube'. VI. pärumbu, auch Weig. (fern, pärumba), rum.
porumb, alb. puiumb, lat. palumbus.
752. nsoväi. Tgb.ov. 2av.6y.
,gehe vorbei'. VI. treku, Weig. trek, rum. trec, lat. traicio.
Alb. skdj, Wtb. 408.
96
XII. Abhandlung: Meyer.
753. TIsqvco. ylhttov. Map.
,nehme'. Richtig naiqvw, aus STtaiqco. VI. Tau, auch Weig.,
rum. iaü, lat. levo. Alb. mar, richtig mar, Wtb. 261.
754. JleraXov. TllraXq. Ilozxova.
,Hufeisen'. VI. petalä griech. Alb. potkua slav., Wtb. 349.
755. üsTeivög. Kovxözov. KqvvueQ. FyeX.
,Hahn*. VI. kukotu, Weig. kuköt [rum. cocos] aus asl.
KOKOTTs. Alb. kendez, richtig kendes, eig.,Sänger*, Wtb. 187.
geT aus lat. gallus, Wtb. 138.
756. TIstCj. vlTguogov. (frhovxiovooy.
,fliege*. VI. azboru, Weig. azbör, rum. sbor, lat. ex-volare.
Alb. flutürdj, Wtb. 109.
757. TIez'QI. Kl&Xe. yhqyovqq.
,Haut*. itet'QI Ngr. Stud. IV 70. S. Nr. 215.
758. Ilsiga. Kicctqix. Fy.ovq.
,Fels*. S. Nr. 544.
759. TEsvy.og. Kivov. M/jcoqvy.q.
,Kiefer*. Agr. nevuerj. VI. Tiinu, Weig. Tein, rum. pin, lat.
pinus. Alb. borikä, Wtb. 42; gr. alb. borigä.
760. üecpTco. Kavrov. Mnlyie.
,falle*. TtscpTw von ueooügca eneaov aus gebildet. VI. kadu,
Weig. kad, rum. cad, lat. cado. Alb. bije, Wtb. 35.
761. ürjyäöi. ITom'Qov. Flova.
,Brunnen*. VI. putsu, auch Weig., rum. put, alb. pus
aus lat. puteus.
762. Ihf/aivw. Msvtovy.ov. Bsrs.
,gehe*. Von vmyya aus gebildet. VI. me duku, Weig. me
duk, rum. duc, lat. duco. Alb. vete, Wtb. 468.
763. Jlrjyovvi. Fy.oovvviov. FlovmxXqC,q.
,Kinn*. rctyovvi von TCaryajv, mit Einführung der Präp.
(e)-rti. VI. grunu, bei Dan. yqovvviov , rum. gruiii ,Hügel*
[verschleppt in klruss. xpyn>, cech. grün], Alb. püpeTeze,
Wtb. 358.
764. JlrjSü). 2doov. KcnCsy.
,springe*. VI. saru, rum. sar, lat. salio. Alb. ketsej,
Wtb. 189.
765. JTrfkog. Aohrov. Mjt&XXrq.
,Schlamm*. VI. lutu, rum. lut, lat. lutum. Alb. halte,
s. Nr. 527.
Albanesiscbe Studien. IV.
97
766. nrjlaXü. Nvlovtuov vzeakayy.q. Brandy.
,laufet TtiXalü Korais, At. I 303 f. VI. ho dau de alaga,
vgl. Weig. dats va din alaga ,begebt euch auf die Wan
derung'; dealagä ,Eile'; aldg ,eile, ziehe umher'. Etymol.
unklar, jedenfalls nicht ad largum, wie Miklosich will.
Alb. vrapdj, Wtb. 478.
767. rirjoovvb. OovQy.ovX'iT'C,q.
,Glahel £ . ttslqovvi, Wtb. 338. VI. tsimbide aus gr. zai(i7iida
,Zange'. Wtb. 440. Alb. furkulitse, Wtb. 114.
768. ITtjxvg. Korov. Kovx.
,Elle'. kotu, s. Nr. 12. Alb. kut aus cubitus.
769. TI Lava. ^vm.zQov. Ze.
,fasse'. Agr. niaLm. VI. akatsu, vgl. Nr. 574. Alb. ze,
Wtb. 483.
770. Ih&aurj. Ilctluq. na'käuumc.
,Spanne'. S. Nr. 71.9!
771. m&dQi. Kiovnq. Klovjt.
,Fass'. VI. kupä oder küpäf richtig kupä Nr. 471. Auch
alb. Hup oder küp ist falsch, Wtb. 215.
772. JTtx^og. yf/mgoov. Hyidtw.
,bitter'. VI. amaru, Weig. rum. arndr, lat. amärus. Alb.
i hiöer, Wtb. 157.
773. JIivü). Mrticcov. 127.
,trinke'. VI. biau, Weig. beau, rum. beaü, lat. bibo. Alb.
pi, Wtb. 336.
774. TInriüi. IlLneQov. hr.ixQ.
,Pfeffer'. VI. piperu, rum. piper. Alb. spets, AVtb. 390.
775. Jliaaa. Hiaaci. Zgcpx.
,Pech'. VI. pisä griech, Alb. zift türk. cuäj.
776. nirjzig. TI laxe. Miteoa.
,Treue'. VI. piste griech. Alb. bese, Wtb. 33. Strachan,
Compensatory lenghthening in Irish S. 35 vergleicht noch
ir. bess, gall. bessus ,Sitte, Gewohnheit', vgl. Fick II 4 174.
777. Tlixa. TTizq. yhav.oovao.
,Art Kuchen'. Ueber jtfjxxa, woher vl. pitä, auch Weig.
und rum., s. AVtb. 340. Alb. Takruar von Takrs \AymoT.
Wtb. 236.
778. nXüyiog- Nxsg.nXaxe. Tctobögua.
,schief'. VI. deblate ist unklar. Alb. tar&ores, Wtb. 185.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 12. Abli. 7
98
XII. Abhandlung: Meyer.
779. IlXandivio. n)-ovxa)Geay.ov. Tlhazoa.
,überfalle'. Wtb. 344. VI. plukosesku griech. Alb. pl'akös.
780. nh'ivrj. nl&vov. Pevut.
,Irrthum'. VI.planu aus gr. nXavog. Alb. reite, richtig reite,
Wtb. 373; dass es aus ÜQveo[j,ca stammt, wie Pedersen, K. Z.
XXXIII 542 A. 2 will, ist wegen aller Lautverhältnisse
unmöglich; zudem ist dies im Alb. als arnis vorhanden.
781. ITUaoio. nhf(jG8VT,'Cov. Kgiyioy.
,bilde, schaffe'. VI. pläsedzu griech. Alb. kr.ijoj — lat.
creare. Wtb. 206.
782. TlXaxvq. Aaqy/.ov. Hyyuaqa.
,breit'. VI. largu, rum. larg, lat. largus. Alb. i tjere.
783. M^rlerea/.ov. Qovq.
,flechte'. VI. mpletesku, Weig. mplätesku ,stricke', rum.
impletesc ,flechte, stricke'; slav. pletg. Alb. d-ur, Wtb. 92.
784. nXsio. ^4ßov£eoxov. Noxöy.
,schiffe, schwimme'. VI. avuzesku, aus serb. eo3umu
,rudern'. Alb. notöj, Nr. 436.
785. nieQciivit). niareoxov. Tlayv-ovay.
,bezahle'. VI. plätesku, auch Weig., rum. plätesc, asl.
nmiTHTH. Alb. paguaj = it. pagare. Wtb. 318.
786. nievQÖv. Kodora. Mzrohvia.
,Rippe'. VI. koastä, rum. coastä, lat. costa. Alb. brüte,
Wtb. 48.
787. nirjyrj. Pgara. H/payv.a.
,Wunde'. VI. Tana, rum. ranä = asl. prtNd. Alb. pXage,
Wtb. 343.
788. llXrj&oq. Mov'Aztm'Qn. SaovuLtßa.
,Menge': VI. multiatsä, von mult, -iatsa = -eatsä —
lat. -itia-, rum. mul time. Alb. sumitsä, Wtb. 419.
789. TTltdctoe. llh&üo.
,Ziegel'. Agr. ztXiv-dog. VI. plid-are. Alb. plid-är.
790. JT/.ovuiCoj. Klvvugeomv. Kievvzia.
, sticke'. nXoviuCü), Ngr. Stud. III 54. VI. kindisesku,
Weig. kindisit ,gestickt', alb. kendis, aus v.evxem.
791. üXovzog. Mg.Ttovy/.ovT^gXXe. MjectyrAxicx.
,Reichthum'. VI. nibugutsü'e und alb. begatie von asl.
KOraT'K ,reich'. Wtb. 50.
Albanesische Studien. IY.
99
792. nfauva). 2tceKov. 2anaLiavv.
i
, wasche VI. spelu, rum. spal, lat. ex-per-lavo-, daher
auch alb. Spelan, Wfbl 237.
793. Ilvsbpovag. HcfUiovva. 2ardga.
,Lungeh VI. pälmunä, rum. pläminä, lat. pulmonem. Alb.
spirs, Wtb. 414.
794. IJviyui. Nskov. Mutclovt.
, ertränke h VI. neku, Weig. neh, rum. inec, lat. neco
(frz. noyer). Alb. mbüt, Wtb. 268.
795. TIoödgi. T'Qit'Qoqov. Kdujj,rtq.
,Fussh VI. tsitsoru, Weig. tSitSör, mit Assimilation für
tsitsör, rum. piciör, aus lat. petiolus. Alb. ksmbs, Wtb. 172.
796. lIo/.äuiGov. KauLäoaa. Kaulaaa.
jHemdl v7tov.djj.iaov. VI. kämiasä, Weig. kämaasä, rum.
cämasä, alb. kämise aus lat. camisia.
797. IToxagi,. Mjtdavq. Oviv.&.
/Flies 1 '. Agr. jtov.oq. VI. baskä = alb. basks, Wtb. 28.
Alb. üikß, Wtb. 457.
798. Tlökspog. yhovqizit. yLiovcpza.
,Krieg 1 . VI. luftä (Weig. Tuftu ,kämpfe') aus alb. lüfte
und dies aus lat. lucta. Wtb. 250.
799. TloUq. MovXtov. 2aiovfiq.
,viek. VI. multu, Weig. rum. mult, lat. multus. Alb. Sums,
lat. summus.
800. Tlövoq. NxÖüov. Ta dciypTZOvv.
,Schmerz 1 . VI. doru, Weig. rum. dor, lat. dolor. Alb. te
ösmbun, Wtb. 84.
801. HovtIvi. 2<noagsY.ov. Mv.
,Maush rtovxLv.öq. VI. Soareku, rum. qoarece aus lat. *sori-
eum, soricem. Alb. mi, Wtb. 278.
802. Tlogdrj. Mmootvq. Tlöoä.
,Furzh VI. bitiinä s. Nr. 419. Alb. pord, sonst porös,
Wtb. 342.
803. TIöqvoq. Kovgßccgov. Kovgßag.
,Hurer‘. S. Nr. 623.
804. Tlögra. Ilodgze. TTooru.
,Thür‘. Lat. porta. VI. poarte, Weig. und rum. poartä.
Alb. ports.
7*
100
XII. Abhandlung: Meyer.
805. IEöoog. Karov. 2d.
,wie viel?'. VI. kätu, Weig. Mt, rum. cdt, lat. quantus.
Mikl. Beitr. I, 22. Alb. sa, Wtb. 383.
806. IIozccpL. Pgaov. Aiovga.
,Fluss'. VI. rau, Weig. riu, ariu, rum. riü, lat. rlvus.
Alb. Turne, Wtb. 251.
807. Flöze. Flöze. Kovooa.
,einmal'. VI. pote griecb. Alb. teure, Wtb. 215.
808. Flöze. Kccvvzov. Kovg.
,wann?' VI. kändu, rum. cänd, lat. quando. Alb. kur,
Wtb. 215.
809. FFozrjgi. ITozrjoe. FFozqg.
.Becher'. Gr. uozqgiov. VI. potire, rum. potir. Alb. potir.
810. FIoziQw. Avzctnov. Ovyiöy.
,tränke'. VI. adapu, Weig. addp, rum. addp, lat. adaquo.
Alb. ujöj, Wtb. 456.
811. TEov. lov. Kov.
,wo?‘ VI. ju, Weig. tu, iu, Gaster, Chrest. roum. II 448
sr. tu, nr. io, tuo, istr. tuva: lat. ubi. Alb. Icu, Wtb. 218.
812. IlovyyL. llovvyy.a. Ilovvautr/.a. Keae.
,Beutel'. VI. punga, auch Weig. rum. Alb. punaike. Wtb.
357. Kese ist türk.
813. novUgi. MqvvT^ov. Mat.
,Füllen'. Agr. molog. VI. mändzu, Weig. mindzu, rum.
mänz, alb. mez, s. Wtb. 276.
814. J[ouX(7t. BLvvtov. 2aea.
,verkaufe'. Agr. mülovuaL. VI. vindu, auch Weig., rum.
vind, lat. vendo. Alb. Ses, Wtb. 402; wenig wahrscheinlich
Bugge 184 aus lat. exigo.
815. llovli. Tlovlhov. Zöyy..
,Vogel'. Von n&loq. VI. pul'u, auch Weig., griech. Alb.
zog, Wtb. 486.
816. ITgaaivos■ Bi&gvze. HyyeXLfimxQ.
,grün'. VI. viarde, Weig. vearde, rum. verde, lat. viridis.
Alb. i gelber aus galbinus, s. Nr. 416.
817. IlgSaov. Tlgdoffiov. JIgeaa.
,Knoblauch'. Richtig ngdaov. VI. praSu, Weig. pras
,Fleischzwiebel', griech.; rum. praj, praz aus asl. iipaa'K.
Alb. pres aus dem VI., Wtb. 357.
Albanesisclie Studien. IV.
101
818. Tigerest. ngemnäooxe. Nyxtccv.
,es schickt sich*. VI. prepsiaste aus dem gr. Aorist. Alb.
ngan, Wtb. 137.
819. Tlgicovt. 2aagga. 2oaggq.
,Säge 4 . Richtig rtgiövt. Yl. alb. Sara = lat. serra. Wtb; 400.
820. JTo/ffxw. Ovvcpkov. 'A'ivrep.
,blase auf 4 . Richtig irogav.oi, von ereggoa zu TCignovgiL.
VI. unflu, rum. influ, lat. inflo. Alb. eidem, Wtb. 5.
821. TTgoßaxov. Ode. Nxekks.
,Schaf 4 . VI. oae, Weig. oaie, rum. oae, lat. ovem. Alb.
del'e, Wtb. 63.
822. TTooixa. TlgoixCts. Iläyia.
,Mitgift 4 . VI. pritsie aus id rtgovxtov. Alb. pajs, Wtb. 318.
823. Tlg&xog. Tloorrov. Hrtccga.
,erster. VI. protu gr., Weig. prot. Alb. i pars, Wtb. 321.
824. TTxw/og. Oagtpavov. Hßagcpqg.
,arm 4 . S. Nr. 703.
825. riv/.vög. Ilvy.voaov. Haarcearq.
,dicht 4 . VI. piknosu griech. Alb. i spests, muss spests
heissen, d. i. Speis (Wtb. 413) + Suffix -ts, Alb. Stud. II 77.
826. Tlvgyog. Tovggölov. Kode.
,Thurm 4 . VI. turolu aus lat. *turreolus. Alb. kuie —
türk. AJyi.
827. Hojgr/.öv. Thogov. TTsfia.
,Obst 4 . öntogtv.ov. VI. pomu, Weig. pom ,Obstbaum 4 , rum.
pom, alb. peme aus lat. pömurn.
828. Tlüjg. Kovuov. 2i.
,wie? 4 VI. Jcumu, Weig. rum. kam = quomodo. Alb. si,
Wtb. 383.
P.
829. c PaßöL TLovhavov. 2xan.
,Stab 4 . S. Nr. 110.
830. ' Pad'uxt. TCr/.ögu. Kogge.
,Cichorie 4 . VI. tsilcoru, rum. cicoare, lat. cic(h)orium. Alb.
köre aus cichoreum. Wtb. 201.
831. PaKrj. PqWfjs. Pari.
, Branntwein 4 . Türk. VI. räkie, rum. rachin.
Alb. raki.
102
XII. Abhandlung: Meyer.
B32. ^Pcazitoj. I1qugy.ovtIoy.ov. ’Stuoy.&t.
, besprenge ‘. VI. praskutesku ans slov. serb. npcmmu,
bulg. np-bCKCiM ,spritze - '. Alb. stsrkdt, Wtb. 392.
833. PuifTw. Köaov. Kiett.
,nähe £ . Agr. oämio. VI. Jcosu, Weig. kos, rum. cos, lat.
co(n)suo. Alb. kep, Wtb. 223.
834. Puyj]. Sy.tvaoacov. 2oirivia. Kovggia.
,Rückgrat - '. Agr. QÜyiq. VI. süinaratu — lat. * spinalätum
‘von spinälis, rum. spinare ,Rücken 1 . Alb. Spins = spinea.
kuvis, Wtb. 190.
835. ^Peßlih. TteÜT^iQE. Ki/.soa.
,Erbse'. Agr. sgeßiv&og. VI. tseatsire-, alb. kilcere (v. Hahn
IciJcsre) = lat. cicerem.
836. c PLt,a. PoqwcnCiva. Pccviex.
,Wurzel - '. VI. rädcitsinä, rum. rädäcinä, lat. radicina.
Alb. vEus, Wtb. 365.
837. 'PiCi. Ooit,ov. Ogio.
,Reish Agr. ogv'Ca. VI. orizu, rum. orez, alb. oris aus
oov'Ci. Wtb. 316.
838. € Piyvw. ^4ooovyov. Xeü.
,werfe'. Agr. ginreo: für olcpvio. VI. aruku, Weig. arük
und arunku, rum. arünc, schwerlich = averrunco (Mikl.
Rum. Unt. 2, 12), sondern mit Cibac zu ab-runcare. Alb.
heil, Wtb. 150.
839. Poya. Poovyyq. Pooyy.u.
,Lohn £ . Von lat. rogare. VI. ruga wie asl. poyra: rum.
ruga ist ,Bitte - '. Alb. vogs. Wtb. 367.
840. Poöüy.lvov. IlyioGYq. TliEOGYLct.
,Pfirsich'. VI. pyssks, alb. pieske aus pe(r)sicum. Rum.
piersecä.
841. 'Poiöi. Poiöce. PoEyy.u.
,Granatapfel 4 . gotdiov von ooid. VI. röidä, rum. rodle.
Alb. segs, Wtb. 401.
842. ‘Polos. PqöCov. Kdu.
,Knoten im Baum - '. VI. rozu griech. Alb. Jede, sonst gds,
Wtb. 471.
843. P6y.cc. 0ovgy.ee. (Bovoy.ee.
,Spinnrocken 4 , gdxee Ng - r. Stud. IV 77. VI. fv.rkä, auch
Weig., rum. für ca, alb. furks, lat. für ca.
Albanesische Studien. IV.
103
844. c Povq>&. 2ÖQfi7rov. 2ovQunoy.
,schlürfe'. Agr. oocpä. Yl. sorbu, rum. sorb, alb. surboj
aus lat. sorbere.
845. Pov'fat.'iC. io. Xqo/MG'/.ov. I ’y.uüyaa.
, schnarche'. VI. härkesku, rum. har ca esc , röchle' = slov.
kroat. krkati Alb. gsrhäs ebendahin. Wtb. 123.
846. c Pov%ov. Bsaanov. TCoya.
,Kleid'. Qovyov Ngr. Stud. II 55. VI. ve'itiu, Weig. vestu,
aus lat. *vestum } vgl. it. vesta: veHiu, wenn richtig, vom
Plural vesti. Alb. tsohs aus ngr. xaoya. Wtb. 442.
X
847. Hußovggq. 2qu7C0vggq. Saßöggq.
,Schiffsballast'. Lat. sabv/rra. VI. säbufa, rum. saburä.
Alb. savors zunächst aus it. savorra. Wtb. 420.
848. 2aydn. Odfata. Nckpov/.a.
,Kinnbacken'. Agr. aiayibv. VI. falkä, rum. falcä, lat.
falcem. vgl. alb. felkins, Wtb. 102. Alb. nof uh, Wtb. 310.
849. Id'ixa. 2ovvr^idzq. 2ffiyiq.
,Pfeil'. Lat. sagitta. VI. sudziatä. rum. mgeatd. Alb. sije,
sonst nicht nachzuweisen (Wtb. 403) und unverständlich.
850. 2cc/.zi. 2üy.y.ov. Qeg.
,Sack'. VI. sakku, Weig. sak, rum. sac, lat. saccus. Alb. tte.i.
851. 2aXaza. 2a'Adrcc. 2a).di((.
t t t
,Salat'. VI. sälatä, rum. salata, alb. salate.
852. 2aXidy/.og. Z/telzLov. Kyoui.
,Schnecke'. Gewöhnlich ffakiayxog von aiciLov. VI. smelt-su,
rum. melc(m), vgl. bulg. MeA'ie. Wtb. 182. Alb. kennt
ebenda.
853. 2dhov. Mtt&faf. Aiy/.u.
,Speichel'. Agr. aiaXov Hatzidakis, Einleitung 337. VI.
bald, rum. bale lässt sich mit it. bava u. s. w. vermitteln,
wenn man vom Plural bale zu *bao — *bacä ausgeht.
Aus dem Rum. stammen dann serb. 6aJie f. pl. . Rotz',
oaJtme Speichelfluss'. Alb. Ugs = bulg. Amaj davon gr.
alb. ligavets .Schnecke'.
854. 2ahßttni. Ooccvov.
,Zügel'. Lat. salivarium. VL frätm, Weig./Vf», mm./riff,
alb. fre = lat. frenum. Wtb. 111.
104
XII. Abhandlung: Meyer.
855. 2a/.i<xQi. 2ovgaQov. 2a/.iÜQ.
,Saumsattel'. Von gr. occ/ua. VI. sumaru, rum. samdr,
alb. samdr. Wtb. 378.
856. 2av!di. 2y.qvvxovua. Nxnoäaq.
,Brett'. VI. skändurä, rum. scandura, lat. scandula. Alb.
dsrass, Wtb. 66.
857. 2aniC,(x>. TI.ovxoLvx'Quayov. Kcdun.
,verfaule'. VI. putridzäsku, rum. putreze.se, von putridus.
Alb. kal'b, Wtb. 221.
858. 2anovvL. 2qxrovve. 2anovv.
,Seife.' VI. säpune, rum. säpun, alb. sapun; lat. sapönem.
859. 2aQdvTa. YJ axoovvi:t,<'a'C > i. Nxtov'Qxx.
,vierzig'. VI. patrudzätsi, rum. patruzeci. Alb. duzet.
860. 2aoöe;la. Saode'la. 2ao(iflq.
,Sardelle'. VI. saräelä, alb. sardel's, aus dem Griech. Rum.
sardeä.
861. 2ccqwvco. Aqveg-aov. Oaaiy.
,kehre aus', aaooio. VI. arnesku. Alb. fiij, Wtb. 277;
anders, aber wenig wahrscheinlich, Bugge 181.
862. 2ßvvw. Aaxivyy.ov. 2aovccy.
,lösche aus'. Richtig aßrjvw. VI. astingu, Weig. auch
stingu, rum. sting, lat. extinguo. Alb. Suaj, Wtb. 419.
863. 2suü. Mivov. Tovvvr.
,schüttle'. VI. minu, rum. min ,treibe', lat. mino. Alb.
tund, Wtb. 452.
864. 2ellvov. 2elidvet. 2sklv.
,Eppich'. VI. selianä setzt selinum für sellnum voraus;
rum. telinä. Alb. selin. Wtb. 380.
865. 2eXka. 2aäo. Saidh.q.
,Sattel'. Lat. sella. VI. Sao, rum. sea. Alb. saTs.
866. 2svtowi. 2cpevvrovze. 'AoyqUt.
,Kiste'. Vgl. Nr. 384. Alb. drkeze mit alb. Suffix von drke.
867. 2g/.idäi. 2si.ivov. Ntoaav.
,Zeichen'. VI. semnu, auch Weig., rum. semn, lat. signum.
Alb. niSdn — türk.
868. 2rjgEQov. 'AYpg. 26x.
,heute'. VI. azi, Weig. azä, rum. azi., von zi ,Tag'. Alb.
sot, Wtb. 383.
Albanesische Studien. IV.
105
869. 2'iösqov. Xsqov. Xexovo.
,Eisen'. oidrjgog. VI. heru, rum. fler, lat. ferrum. Alb.
hekur, Wtb. 150.
870. liQyiavL. Flgerjuvcios. Fyeoxioyiq.
,Spaziergang'. Türk. VI. preimnare, Weig. imnu
,gehe', rum.. preumblu, lat. perambulare. Alb. gestisje von
türk.
871. 2iaäf.u. haape. 2ioap.
,Sesam'. arpauov. VI. sisame. Alb. sisdm.
872. 1lt(xql. ['y.onvov. Fy.oovoq.
,Weizen'. VI. gränu, Weig. grm (vgl. auch Vlacho-Meglen
S. 6). Rum. grau, aus lat. gränum; ebendaher alb. grurs.
Wtb. 133.
873. 2iu)nrj. Taz^ege. Xeooziq.
,Schweigen“. VI. tdtsere, Inf. von tak, s. Nr. 632. Alb.
heStie, Wtb. 151.
874. 2xaka. 2y.dqq. 2axaka.
,Treppe'. Lat. scäla. VI. skarä, auch Weig., rum. Alb.
Skale, Wtb. 406.
875. 2-xapi’i. 2yccpvov. Ogöv.
,Stuhl'. Lat. scamnum. VI. skamnu, auch Weig., rum.
scaun. Alb. fron aus &gövog.
876. 2xatw. Kqetcov. FIj/Lhfäa.
,platze'. Agr. oydCu. VI. krepu, Weig. krep, rum. crep,
lat. crepo. Alb. pel'tsds, Wtb. 344.
877. 2xavi;'C6%oiüog. xto'uiQov. ’Eoo.
,Stachelschwein'. S. Nr. 391.
878. 2xaz6v. Kqy.azov. Moire.
,Koth'. Agr. (jro)Q. VI. käkatiu, rum. cäcdt = cacätum.
Alb. mut, Wtb. 294.
879. 2x.acpxw. 2änov. Mouiy.
,grabe'. Agr. oxmi/Ko. VI. sapu, Weig. rum. sap, vgl.
Wtb. 382. Alb. armih ungenau für armij, zu remön,
Wtb. 365.
880. 2yMnr r ylußcf/fge. Murrovliu.
,Schleier'. VI. amvälire, rum. inväluesc ,umhüllen', lat.
in-velare. Alb. mbul'im, Wtb. 267.
106
XII. Abhandlung: Meyor.
881. 2v.stcccql. Nd'/.ortq. 2ysndg.
,Handbeil' (Thunmann übersetzt , locus transitionis'!).
axen&qi auch Pio, Contes 75 (Epirus), sonst oxemxQn.
VI. nökopä, Dan. nokupa unklar. Alb. sKepär griech.
882. 2xeki. 2-/.sie. KuqoI.
, Schenkel'. Agr. a/.slog. VI. skele griech. Alb. ksrsi,
Wtb. 189. Falsch Mild. Rum. Unt. 2, 34.
883. 2xiadi. KartnMXu. 2odnyq.
,Hut'. VI. kappellä ital. Alb. sapke, Wtb. 399.
884. 2xiaC.u>. ^Aottccqov. Tgsupn.
, erschrecke '. VI. asparu, Weig. aspdr, asparedt , er
schrocken', rum. speriu, noch nicht befriedigend gedeutet.
Alb. tremb, Wtb. 436.
885. 2y.lt,io. Nreolxov. T'Cdy.
,spalte'. g/JQm. VI. desiku, unrichtig betont für desiku,
lat. disseco. Alb. tSaj, Wtb. 444.
886. 2x\dßog. 2x).dßov. Pomr.
,Sclave‘. VI. sklavu, Weig. skl’au, griech. Alb. roh slav.
Wtb. 368.
887. 2y.h]o6q. 2xXt]q6. HaacTcqQ.
,hart'. VI. sklird griech. Alb. i aspsr, Wtb. 19.
888. 2xoivl. Oovvs. Avt&q.
,Seil'. g/olvwv. VI. fune, auch Weig., rum. funie, lat.
Junis. Alb. l'itdr, Wtb. 247.
889. 2yo),ao[y.L. Mqvyxiovooiov. Bd-9-q.
, Ohrring'. VI. mängusu aus türk. Alb. veÖs,
Wtb. 463.
890. 2y.6vt]. TlovXpneqs. TD.lov'/ovq.
,Staub'. y.övig. S. Nr. 453.
891. 2yov'iavo>. Msvy.LavTiyov. lTsyy(r/ßi.i.
, strauchle'. oxovraßw (als epirotisch Platzidakis, Einl.
409), gewöhnlich axovTacprco, byz. yovdarcTO), vgl. Hes. tcpoa-
izxalei • Gv.ovdccTCTSL, was M. Schmidt unrichtig in oxavda-
ViQsi geändert hat. Von v.ovTÖg und Skw. VI. me nkadiku
---- rum. impedec, lat. impedico. Alb. pengohem, Wtb. 327.
892. 2xdgdo. ß/Xliov. XovdccQq.
,Knoblauch'. VI. alu, rum. aiü, lat. alium. Alb. hüösrs,
Wtb. 154.
Albanosisclie Studien. IV.
107
893. SxoQJtidi. Exoomövq. Eoxoartiq.
,Skorpion'. Yl. skorpionä, lat. scorpionem; rum. scorpie.
Alb. skrapie, Wtb. 409.
894. EyoqjciQoj. 2-x.OQTCioeoy.ov. Nzapayovtjo.
,zerstreue'. VI. skörpisesku griech. Alb. damahüs, Wtb. 65.
895. 2'xoxaöi. 2xozlös. Eggciolga.
,Finsterniss'. VI. skotide *oyoxldiov. Alb. eresire, Wtb. 96.
896. Sy.ozihvco. Bchquov. Bo&o.
,töte‘. VI. vatämu, Weig. rum. vatäm, erklärt man aus
victimare. Alb. vras, Wtb. 464.
897. Exorkpa. Ho&qyq. Nzöoq.
,Sau'. Lat. scrofa. VI. poarkä, rum. poarcä, lat. porca.
Alb. dose.
898. 2-xov finge. Ey.ovfntgle. 2-x.ovfingi.
,Makrele', oxoftßgoq. VI. skumbrie. Alb. skuvibri.
899. 2-x.ovgia. Zyxovggrje. Zy/.iovgq.
,Schlacke'. Lat. scoria. VI. zguvie. Alb. zgüre. Wtb. 387.
900. Ey.otrcski. KqzQqvov. Mio ovo.
,Schüssel'. Von lat. scutum. VI. kätsänu = lat. catlnus.
Alb. misür, Wtb. 280.
901. 2yov(pia. Kqz’Covkq. Knoovhq.
,Mütze'. It. scuffia. VI. kätsulä (Mild, unrichtig ts), Weig.
kätsulä, kätsuä, Obed. cäciula, rum. cäciulä, alb. kesul’e.
Wtb. 190 f.
902. 2vvkl. Kqve. Kiev.
,Hund'. VI. käne, Weig. kine, rum. cäine, und alb. Jcen,
aus lat. canis.
903. 2xvq>zoj. Msjckexov. Ovvviep.
,bücke mich'. Agr. xvtczm. VI. me pleku, Weig. piek,
rum. plec, lat. plico. Alb. unem, Wtb. 457.
904. 2y.<j)kffy.L. Fsoftov. Koiovf.if.iTt.
,Wurm'. oyibbjj;. VI. jermu, rum. vierme — lat. vermis.
Alb. krümb, Wtb. 206.
905. Eulyw. Miaoziy.ov. FlqoKyiey.
,mische', oplyw ist nicht Umstellung von puoyco, wie
Hatzidakis, Einl. 348 will, sondern = fiiyco von e'futja zu
ulyvviu, o- wie oft vorgesetzt, hier vielleicht == elo-. VI.
midstiku, Weig. (a)meastilc, rum. mestec ,kaue, mische',
lat. masticare. Alb. perzjej, Wtb. 485.
108
XII. Abhandlung: Meyer.
906. 2ovßli. 2ovlq. Xsl.
,Ahle‘. Lat. subula. VI. sulu, Weig. rum. ebenso. Alb.
hei, Wtb. 151.
907. 2o(pög. 2<ttiovtov. HvzLzovq.
,weise'. VI. stiutu, Weig. stiut, Part, von stiu = lat.
scio. Alb. i ditur, Wtb. 66.
908. 2mxd-L. Koägvra. 2anäzq.
,Schwert'. arcaäa. VI. koardä, Weig. kordä, s. Wtb. 199.
Alb. spate, Wtb. 413.
909. 2nava:/.i. 2-reqvciy.ov. 2n:aväyy..
,Spinat'. VI. spänaku, rum. spandc, alb. spandk. Wtb. 390.
910. 2'ir&oyavov. 2-rcdoyv.(tvov. 2<jzi ovzv.q.
,Windel'. VI. spdrgänu griech. Alb. stiitks unklar.
911. 2nämocc. 2ndozoq. 2'jictozoq.
,Reinlichkeit'. S. Nr. 734.
912. 2neqvü). 2eäf.uvov. Munzel.
,säe'. Agr. aneigw. VI. sedminu, rum. semän, lat. semino.
Alb. mbiei, Wtb. 342.
913. 2zrrjlatov. 2nrjl&Le. 2<jjcslq.
,Höhle'. VI. spilee griech. Alb. speie, Wtb. 391.
914. 2-iteiQi. I’y.aolz'Cov. Köxe.
.Samenkorn'. VI. aäritsu, vgl. qrätsu ,Körnchen' Weig.
Alb. koke, Wtb. 194.
915. 2rtfjn. Käaci. 2nz(pzi.
,Haus‘. hospitium. VI. kasä, auch Weig. rum., lat. casa.
Alb. stepi, Wtb. 415.
916. 2rciovvog. 2(Jruovvov. 2/uovv.
,Spion'. It. Spione. VI. spiunu. All), spinn.
917. 2jtlrjva. 2Tclrjvq. 2azcqezyq.
,Milz'. VI. splinä = rum. Alb. spretke, Wtb. 413.
918. 2novörj. 2ztovörje. 2novädv.oiq.
,Eile‘. VI. spudie griech. Alb. spuöaksie von eanovda^a.
919. 27tQ(b%v(o. nivyy.ov. 2aziovvv.
,dränge, stosse'. ähgei/vto =- eia-nqo-eu ßsw Syll. VIII 365.
Portius ed. Meyer p. 187. VI. pingu, auch Weig., rum.
imping, lat. impingo. Alb. Stüh, Wtb. 419.
920. 2zä^u>. Ki/.ov. JTr/.öy.
,tropfe'. VI. Kiku, Weig. Icikutä ,Tropfen', rum. pic, alb.
piköj, Wtb. 337.
Albanesische Studien. IV.
109
921. Szcr/.zrj. T'Qnvovaaa. Xi.
, Asche '. VI. tsänusä, rum. cenuiiä, von lat. cinis mit
Suff. -uSa. Alb. hi, Wtb. 152.
922. Xia/mtw. ^‘tooai.uivov. Peaaz.
,halte mich auf'. Von azdga = maeng. VI. arämänu, Weig.
arämin, rum. remaiü, lat. remanere. Alb. reit, Wtb. 364.
923. Xza/ivi. Xzägvg. Szöuva.
,Krug'. Agr. azauvog. VI. stamnä = azapva. Alb. stemme.
Wtb. 391.
924. Izapna. Xcctgunq. 2zduuxq.
,Presse'. VI. alb. starnbe; rum. stanzpä.
925. 2zavo6g. Koovz'Ce. Koiov/.y..
,Kreuz'. VI. krutse, rum. cruce, alb. kriili aus lat. crucem.
Wtb. 207.
926. 2zacpiöa. 2zacpidq. 2za(pids.
,Rosine'. VI. stäfidä, alb. stafide griech. Rum. stafida.
927. 2zacpvh. ylornt. Povaa.
,Traube'. VI. auä — lat. uva. Alb. rus, Wtb. 371.
928. 2zä%vg. 2/J/.ov. Ka)J.i.
, Aehre'. VI. skiku, rum. spie, lat. spica. Alb. kalt,
Wtb. 168.
929. 2zeyvög. Ovay.dzov. Hd-uzct.
,trocken'. VI. uskatu, Weig. uskdt, rum. usedt, von usüc
,trockne' = ex-sueare. Alb. i d-ate, Wtb. 88.
930. 2ztToog. 2zsqjzov. Ploozegnct.
, unfruchtbar'. VI. sterpu, rum. sterp, alb. i sterpe,
Wtb. 417.
931. 2zezopai. 2zdov. Kevrzgoy.
,stehe'. VI. stau, auch Weig. rum., lat. sto, vgl. dau
Nr. 225. Alb. llendröj, Wtb. 225.
932. Iztlvo). Thzgev.ov. NzctQy/.öy.
,schicke'. VI. pitreku, auch Weig., rum. petrec ,begleite',
lat. pertraicio. Alb. dergöj, Wtb. 65.
933. iEzevog. 2ioiuzov. Hvyv.ovtJGra.
,eng'. VI. strimtu, rum. strimt, lat. * strinctus von stringo.
Alb. i nguste, Wtb. 307.
934. 2zeoEÖg. ^zegewaizov. Hrrnzgy/.ovau.
,fest'. VI. stereositu Part, von * stereosesku aus eazegewaa.
Alb. i Stenguam, Wtb. 418.
110
XII. Abhandlung: Meyor.
935. 2xscpdvi. KovQOvva. Kovqöqcc.
,Kranz'. VI. Jcurunä, Weig. kurunä, rum. coroana, alb.
kurore aus lat. coröna.
936. 2xfjd-og. Kenrov. Fxtdzcr.
,Brust'. keptu, auch Weig., rum .piept, lat. pectus. Alb.
goks, aus türk.
937. 2xtyrjua. 2xiyr l xiq. Mndax.
,Wette'. VI. stihimä griech. Alb. hast aus türk, cus.1.
938. 2xiypg. 2xiyov. 2tiy.
,Vers'. stihu, still griech.
939. 2xoU6i. 2volidq. Nxovaxi.
,Schmuck'. VI. stoliöä (Thunmann und Miklosicli haben
falsch GTolida) griech. Alb. donati von türk.
940. 2xö/.ia. Vv-ovoa. [’y.öyui.
,Mund'. VI. gura, auch Weig. rum., lat. gula. Alb. goje
aus it. gola.
941. 2xo(.iayi. 2xo{.iciyov. 2copdy.
,Magen', stomdhu, stomdh.
942. 2xov^init,(o. Kiosvx’Qov. 2axioinc.
,zerstampfe'. VI. kisedzu, rum. pisez, lat. pinso. Alb. stüp,
Wtb. 416.
943. 2xov[.imbva>. -Aaxovnov. Ila^xXX.
,verstopfe'. VI. astupu, rum- astup, von stuppa ,Werg‘.
Alb. pakset, Wtb. 318.
944. 2xovmd. TXovnov. 2axovjrq.
,Werg'. Lat. stuppa. VI. tsupu aus stupu, rum. stupa,
alb. stupa.
945. 2royd’QopaL. Mevvcovsokov. Mevvxovv.
,denke', menduesku und mendön s. Nr. 180.
946. 2xgaß6g. 2xgqquirov. HaaxotggiTxqg.
,schief'. Wtb. 417. strämbu, Weig. strimbu, rum. strimb.
i Strembsr.
947. 2xqayyiC,at. 2xgiy.6gov. 2oxotovd-.
,drücke aus', strikoru, rum. sträcur, lat. trans-colare.
Strüd-, Wtb. 301.
948. 2xgäxa. Kake. Ovöq.
,Strasse'. Lat. sträta. kale, auch Weig. rum., lat. callis.
uds, Wtb. 455 (nach Bugge 189 aus 666g entlehnt).
Alkiuesische Studien. IV.
m
949. 2rgov(fiyyag. PeQa. Pits-
,Thürangel'. Agr. oiQocpiy£. reza, reze aus türk. sjj.
950. 2'io(!>v(i). Aooreggov. 2aio6y.
,breite aus'. Von eargcoaa. asteru, Weig. asternu, rum.
altern, r — rn ist albanisch. Alb. Stroj, Wtb. 418.
951. Xzxilog. 2zovoov. Nn gsx.
, Säule', sturu s. Nr. 435. dir ule türk.
952. 2rvipi. 2rinps. 2xvip.
,Alaun'. Agr. OTvifng. stipse. stips.
953. 2vyhx. Ovovq. Koßa.
,Eimer'. Richtig or/la — situla. urnä, auch rum., lat.
urna. kovs, Wtb. 203.
954. 2uy.u.imvov. T'CtiOtc'Qq. Mavu.
,Maulbeere' (Tliunmann und Mild, übersetzen ,morbus
oculorum'!). tseritsä, ist tser = rum. cer, lat. cerrus mit
slav. Suffixe: die Bedeutung des Baumnamens hat ge
wechselt. Asl. u. s. w. uep’k. Alb. mans, Wtb. 257.
955. 2i;-/.ov. Xvy.cc. Ob./..
,Feige'. Richtig avxov. MJce, Weig. 'ikä, alb. filc, lat.
ficus.
956. 2vy.6tl. Xvxazov. Mqlz'ti-
,Leber', (nr/.drci bedeutungsgleich mit lat. ficätum. hikatu,
Weig. liikät,Leber, Herz', rum. fiedt. Alb. mslUi, Wtb. 271.
957. 2v7.a>vco. 2vxblov. Ny/.oe.
,hebe'. Richtig orf/Sovw, byz. (j?;xdw, bei Plutarch ,wägen,
ab wägen', skolu, Weig. skol und ikol, rum. scol, ist nach
Cihac I, 146 ex-colloco. Alb. ngre, Wtb. 306.
958. 2vjpuä. AjtQOccTTS. Acpqg.
,nahe'. Richtig muä, von mizög ,gebogen'; ,biegen' =
,die beiden Enden nähern'. S. Nr. 439.
959. 2vv<xm. 2vvüns. 2vv<x7t.
,Senf'. Richtig envam. sinape. sindp.
960. 2vväyi. Tovae. Pgovcpa.
.Schnupfen'. Aus avvccyyj]. tuse, auch rum., = lat. tussis.
rufe, Wtb. 370.
961. 2ugl'tu. laovsgov. Bugaanliy.
,pfeife', sueru, rum. §uer aus sibilo (für Hier). verSslej,
Wtb. 112.
112
XII. Abhandlung: Meyer.
962. 2vqvw. Toccyzov. Zßdo.
,ziehe*, aiqco. tragu, Weig. rum. trag, aus lat. *trago
für traho (nach traxi tr actus). zvar, Wtb. 44.
963. 2vyaLvopai. Nvioyovvoaov. Nvroieg.
,habe Widerwillen'. Agr. aiv.ycdvo). iio gunosu, bulg. mycn
ce ,Ekel empfinden'. Alb. ndotem, Wtb. 302.
964. 2vyvög. Nreovvqovvq. HtrqoyfqrQtg.
,häufig', de und und. Alb. i perhertsim, Wtb. 151.
965. 2(päC,a>. TäXliov. Qeo.
,schlachte', tal'u Nr. 448. 3-er, Wtb. 89.
966. ScpcclXco. 2xapiav.ov. Oyevv. yfoaid-ir.
,fehle', stipsesku von oxvcpw Korais, ”At. IV 562. fyen,
richtig fien, Wtb. 98. l'ai&it, Wtb. 234.
967. 2qxy.Toa. T6na. Tön.
,Kugel'. Urpä und top aus türk.
968. ZZcpaXl'Qui. NyXUvtov. MujuovX.
, verschliesse'. Von äacpaXrjg. nklidu, rum. inchid, lat.
incliido. Alb. mbüi, Wtb. 267.
969. 2(pevdova. Tloodaare. Xopne.
,Schleuder', proaste, rum. prdstic, asl. npauiTa. höbe,
Wtb. 23.
970. 2cprjva. 2(pqvq. Hioviy.ci.
,Keil'. sfinä griecb. püike f Wtb. 360.
971. 2<piyytu. 2xod(vyyov. 2arqqvyy6y.
,drücke zusammen', strängu, Weig. st/nngu, rum. string,
lat. stringo. Daher auch alb. Strengdj. Wtb. 418.
972. 2cpovyyaqi. 2cpovvyyov. 2<pqvyyto.
,Schwamm'. acpoyyog. sfungu daher, sfenger aus acpovyydgi.
973. Sepovyymov. 'Qov rrjyvgairov. Kacravd.
,Eierkuchen'. Auch rum. sfungdtd. ou tiynisitu, von
'crjyavi'Cd). ka'ikand — türk.
974. 2cpvol. T'Coyov. T'Qsy.üv.
,Hammer', tsoku, vgl. rum. clocdn. Alb. tsekan. Ngr.
Stud. II 89 f.
975. 2yoXtTov. 2yoXeZe. 2y,oXL
,Schule', skolie. skoli griech.
976. 2wvw. yJy.ata-y.ov. 2wa.
,vollende'. Aus agr. odt£w. aksesJcu. sos aus eawaa.
Albanesische Studien. IV.
113
977. Iwgög. IrSyxov. MovXag. Kamix'C.a.
,Haufen*. stogu, rum. stog ,Schober*, asl. CTOr'k. Alb.
muidr, Wtb. 289. kapitse, Wtb. 175
T.
978. TayiC,eo. Tqyiaeaxov. Kovay.
,füttere*, täjisesku vom griech. Aorist, kuaj, Wtb. 282.
979. Ta£üh. Ta&de. Tahiti.
,Reise*, taksiöe. taksid.
980. Taneivog. Anovaov. HfXiovXiarjurtiv.
,niedrig*, apusu, rum. apus, Part, von apün ,lege hin*.
Alb. i mül'aimtsin, Wtb. 267.
981. TaoäCco. Ivyyvaeav.ov. Toa^övv. laaparöy.
, verwirre *. Agr. ragctcraco. VI. sinhisesku aus avy/vvoj
für avyyiui. Alb. trazön, Wtb. 435. samatöj türk. Wtb. 398.
982. Tüaaco. Ta^eaxov. Talg.
,verspreche*, täksesku. taks.
983. Tolypg. Movgov. Movg.
,Mauer*. Buchstabenfolge und Bedeutung verlangen reZyog.
VI. muru, alb. rnur aus lat. mürus.
984. TeXog. 1v.6l.oaua. loayia.
,Ende*. skdlosmä von ov.oXaQo) = ayoX. Alb. sosjs, vgl.
Nr. 976.
985. Terra. Tevvra. T^avrqg.
,Zelt*. VI. tendä aus tevra, rum. ist tinda ,Hausflur*.
Wtb. 429. Alb. tsader = türk.
986. TsoiaUß. Ovivntseaxov. Ovivtia.
,ordne*. Von ralgt, zu etaigog. uidisesku und uidis türk.,
Wtb. 456.
987. Teroiog. Aytage. HatiXq.
,ein solcher*, reroiog Portius ed. Meyer S. 177. ahtare,
auch Weig., rum. acätare und atare; tare ist tälis, der
erste Theil ist nicht sicher gedeutet. Alb. i atiie enthält
wohl dasselbe a-, Wtb. 425.
988. Teaaegeg. Ilatgov. Karget.
,vier*. patru, rum. ebenso, katre.
989. Tlyvrj. Zav&re. Zavür.
,Handwerk*, zänate. zanat; türk.
Sitzungsbcr. d. phil.-hist. CI. CXXXII. Bd. 12. Abb.
8
114
XII. Abhandlung: Meyer.
990. T^cc/ICut. 0Qavy/.ov. Qtovsy.
,zerbreche'. Taav.l^u aus türk. frungu, Weig.
fringu, rum. fräng, lat. frango. Alb. düej aus lienio zu
apers. vi-san?
991. T’Qag.TcovvLQu). Ny.otov y/.ofcr/.ov. Saiovodoy.
,schwatze'. Von xnag-rtovva = sampogna. nkotu gresku:
gresku (slav.) spreche'; nkotu ,in van um', aus dem Alb.
Wtb. 202. Surööj, Wtb. 420.
992. Tt,£Y.ovQi. Touoctooq. 2auch q.
,Axt'. Lat. securis. topoarä, rum. topör, asl. TOnop'K.
Alb. säpatä, Wtb. 382.
993. 7%£oy.i. T^eQ'iaov. Pqs-9-. Kiegdql.
,Kreis, Ring', tserku aus tgeoy.l — it. cerchio; rum. cerc
aus circus. Alb. red-, Wtb. 372. Kerdel, Wtb. 220.
994. TtLf.mXa. T'QaKuq. VyIleu.
,Augenbutter', tsalpä, Wtb. 125. Ebendaglep. Vgl. yXluua
,Unreinlichkeit', y'kiumaQo) ,verunreinige' Nisyros, Syll.
XIX 191.
995. TX,ipoxG>. Kiusoov. II.lgy.6vv.
,zwicke', tgluuo), Wtb. 440. kiperu, Weig. liiper ,picke
auf'. Alb. piskdn, Wtb. 339.
996. T'ClvrhjOag. ry.ivy.ala. [’y.iv/.dlq.
,Grille', ginkalä, Wtb. 140.
997. T’Civx'C.LCpov. TUviCicpq. T^cvxgicpe.
,Brustbeere', tsindzifä. tsindzife. Wtb. 441.
998. T^ovyaXi. OciXq. PLot^e.
,Topf'. Türk. oald, auch rum., lat. olla. Alb.
potSe, Wtb. 350.
999. Ttovy.vlda. OuovTLffyq. Xidctd.
,Brennessel'. raovy.viöa aus GY.vlöi] für xviStj. urdzikä,
rum. urzicä, aus lat. *urdlca für urtica, wie neap. abruzz.
ardica, sic. ardicula, tarent. virdicla. Alb. hidsd, Wtb. 152.
1000. Tijydvi. Tryyüvs. Occo-cugs.
,Pfanne', xrjyavov. tiyane griech., rum. tigae. Alb. fsr-
tere, Wtb. 103.
1001. Tijpövi. TrgiövE. Nxlovuev.
,Steuerruder'. Lat. timo. timone. dümen zunächst türk.
Albanesische Studien. IV.
115
1002. Tif.irj. Tivvrjs. Nvtsq.
,Ehre'. tinie aus ztug, auch Weig. nder — honorem,
Wtb. 298.
1003. TlvoQu). 2xovtovqov. 2gy.ovvvt.
,schüttle", skuturu, Weig. skutur, rum. scutur, lat. *ex-
cutulo, vgl. skot Nr. 281. Skund, Wtb. 410.
1004. Tinora. Tußd. Xir^yns.
,nichts'. Tinora neben zinors., mit -a nach der Ana
logie anderer Adverbia. tsiva s. Nr. 368. Alb. hitüge, Wtb.
153. 139.
1005. TopAgi. KsaXs. Aiqyovoa.
,Haut‘. s. Nr. 215. 757.
1006. Tönog. -Aoy.ov. Bsvvt.
,Ort‘. locu Nr. 171. vend, Wtb. 469.
1007. Töffog. Aydrov. Kaue.
,so vielt, ahdtu, Weig. ahät, aMntu, ahi't, bei Boj. und
sonst ahtantu, ahtintu, rum. atät, lat. tantus\ a-, ah- ist
unklar. Vgl. Wtb. 1. Alb. kaks, Wtb. 167.
1008. Törsg. Arovgr^ia. Ayßqs.
, damals', atumtsja, Weig. atumtsea, atuntsea; rum.
atunci; lat. tune (ad-tunc-ce?). Alb. ahere, Wtb. 4.
1009. TovßXov. TovßXq. TovXq.
,Ziegel'. Lat. tubulum. Türk. Stud. I 45. tuvlä. tute.
1010. Tovcpeyu. Tovcpexe. llovoa/.a. Tiovysx.
,Gewehr'. Türk. tufeke. tüfek, Wtb. 76.
1011. Tqdyog. Tßdnov. TCian.
,Bock'. tsapu, Weig. tsap, rum. tap, ist alb. tsiap, Wtb. 387.
1012. Tgayovdi. KqvzEv.ov. Kdvym.
,Lied'. kanteku, Weig. kintik, rum. cäntec, und alb.
ksngs, aus lat. canticum.
1013. Tquvog. Mdqs. Huäd.
,gross'. S. Nr. 599.
1014. Tgdne^a. MiadXs. Tgioveoa.
,Tisch', misale bei Weig. ,Tischtuch', bei Boj. ,Mahl
zeit', = alb. mssals ^Tischtuch', bulg. MncaM ,Tisch'. Wtb.
276. trüese, Wtb. 434.
1015. Todyrfkog. Sßsgy.q. Iy.ovaaq. Zßfoy. Kidcpq.
,Hals'. sverkä, Weig. zverkä, und alb. zverk, s. Wtb. 488.
guSä und Jcafe Nr. 521.
8*
116
XII. Abhandlung: Meyer.
1016. TqeZq. Tqsl. TqL.
.drei', trei, auch Weig. Alb. tri.
1017. Tqelög. Zovqqov. Hpaqqa.
,närrisch'. Nr. 296.
1018. Tgegco. Toiauooov. Toiaaroy.
,zittere'. tridmoru, Weig. treambur, rum. tremur, lat.
*tremulo. tristöj, Wtb. 437.
1019. Tqscput. Xaoviovov. Ovaavdy.
,ernähre'. Nr. 324.
1020. Totyu). Nviovrdov vrsalayva. 2arolvv. Pevvrövv.
,laufe'. VI. s. Nr. 766. Alb. strin, Wtb. 418. rendoh,
Wtb. 363.
1021. Tqlüvtcc. Toeivt'QäxL.rj. Totddra.
,dreissig'. treidzätsi, rum. treizeci. Alb. tridiets.
1022. Tq'iQw. 2ay.uorC.Lv.ov. T'Qv.aoraa.
,knirsche'. Skärtsiku. tskertäs. Wtb. 189.
1023. Tqiya. IIsqov. Kips.
,Haar'. peru, Weig. rum .per, lat. pilus. kirne, Wtb. 226.
1024. TqvyS). Pvlpov. Byiell.
,halte Weinlese 1 , jizmu aus *vi(n)demo für vindemio.
vjet, Wtb. 475.
1025. Tqvyovi. Tovorovoa. Tovqrovl.
,Turteltaube'. türturä und turtul aus turtur. Wtb. 453.
1026. Tqvna. r-y.ovßa. Baoa.
,Loch'. Gr. yovßa, Wtb. 136. vere, Wtb. 37.
1027. Tgwyw. May.ov. Xu.
,esse'. mäku, bei Weig. mink, mingu, mak (bes. in
Monas tir), rum. mändnc, mänc, lat. manducare. Alb. ha,
Wtb. 144.
1028. Tvliaaw. Nßaqreav.ov. Mar dl.
, wickle ein', nvärtesku, auch Weig., rum. inmrtesc
,drehe', asl. Kp’KT’kTH mit rum. in-. Alb. mstiei unrichtig
für mstiei, Wtb. 416.
1029. TvqI. Kaaaov. Nrux&a.
,Käse'. kaSu, Weig. kas, rum. caif, lat. caseus. Alb.
diad-e, Wtb. 69.
1030. Tvcplög. 'Ooprrov. HßeouTtao.
,blind', orbu, auch Weig., rum. orb, lat. orbus. i verbsr,
Wtb. 466.
Albanesische Studien. IY.
117
1031. Tvyrj. Tvye. (Dar.
, Schicksal*. tihe, Weig. tiKi ,Schicksalsgöttin*, griech.
Alb. fat = fätum.
1032. Tcsga. Tcbga. Tavv.
Jetzt*, tora, auch Weig., griech., = zfj üoa. Alb. tarn
= xä vvv. Wtb. 309.
Y.
1033. c Yß Q ^co. Nx'Covoov. Yaidy.
,beschimpfe*. ndZuru, rum. injür, lat. injurio (vgl. vßgl^üj.
iniurio. Corp. Gloss. Lat. II 461). Alb. Saj, Wtb. 399.
1034. c Yyia. Yqvqzärs. Yaqvvzez.
,Gesundheit*. Für vyieia. sanätate, auch rum., Weig.
sinätate und sän., und Sendet aus Sanitätern.
1035. 'Yyoög. Nozioaov. Hß\iay/.m.
,feucht*, notiosu, gr. vöziog, vom Nominativ, i vl'aget,
Wtb. 235.
1036. Ylög. XiUiov. Mnlo.
,Sohn*. hilii, auch Weig., rum■ fiu, lat.filius. Alb. bir,
Alb. Stud. III 33. Anders Solmsen, K. Z. 34, 4.
1037. c 'Yhfj. Kegeazee. Auxvvzq.
,Bauholz*, kerestee, türk. cherestea. lande, Wtb.
236; vielleicht hat Meyer-Lübke recht, lit. lentä ,Brett*
zu vergleichen.
1038. 'Ym. Böfiega. Byieyiq.
, Pflugsterz *. Agr. Vvvig. vömerä, lat. vomerem. vjeje
unklar.
1039. ‘Ymggezr^g. Iovapsyidgov. XLOvaf.iey.uxg.
,Dienst*, üsmelcaru, Weig. huzmekdr, alb. hüzmeUdr,
von türk.
1040. a Yn.vog. Yöpvov. ryiovficc.
,Schlaf*, somnu, auch Weig., rum. somn, lat. somnus.
gume, Wtb. 142.
1041. “Yazega. NzLanörja. TLaazärj. Flaazay.
,später*, diapoia, Weig. apoia ,dann*; rum. apöi, =
de-ad-post. Alb. pastai und pastäj, Wtb. 322.
1042. c Y<pcdvco. T'Caoov. 'E'ivz.
,webe*. tsasv,, richtig tsäsu, Weig. tsäs, rum. tses, lat.
texo. Alb. eint. Alb. Stud. III 24.
118
XII. Abhandlung - : Meyer.
1043. 'YiprjXög. AvccXrov. HväXXrcc.
, hoch'. analtu, auch Weig., rum. malt. Alb. i nal'ts
(auch in Meglen nalt und hie und da rum.), lat. in altum.
0.
1044. 0ayi. /WA«. 1’y.sXa.
, Speise 1 . cpayL = Inf. cpayecv. gelä aus geh, dies aus
serb. jeAO. Wtb. 138.
1045. CDaivo(.iai. Msßevzov. Nzovy.su.
,scheine', me vedu, Weig. vedü ,sehe‘, rum. ved, lat.
Video, dukem, Wtb. 76; daraus sr. dukesku ,nehme wahr'
Weig. 300.
1046. 0ay.rj. Aivzs. ['y.oöaota. 0isgata.
,Linse'. Richtig cpayfj. linte, auch rum., lat. lentem.
gross, Wtb. 132. fierezs, Wtb. 91.
1047. Oalayyt. Msgigdymcx. Msgiuayya.
,Spinne', merimagä, Wtb. 274.
1048. 0aXay.o6g. KccXßov. TovXyy.cc.
•kahl', kalvu, wegen Iv statt Ib it. calvo. tulge ist un
klar und sonst nicht belegt.
1049. OauiXiu. QovgeXXe. 0auvyia.
,Familie'. Lat. familia. fumel'e, Weig. fumeabe (rum. fa-
miliä ist Fremdwort), alb. fsmijs, Wtb. 103. Ngr. Stud.
III 68.
1050. 0av<xgi. 0aivsgs. 0caveg.
,Laterne', fenere, fener zunächst aus türk. ^Lo. Türk.
Stud. I, 76.
1051. 0aodog. AaQvz'Crjge. Zy/.uxoiu.
,Breite', lardzime, rum. lärgime, lat. *largimen. zgsrim,
Wtb. 140; etwa aus *glarlmen für *largimen?
1052. Oaggä-Ai. 0agu.ay.ov. XsXXu.
,Gift'. farmäku = (pagi.tay.ov, Weig. farmdk — cpag-
gav.i. heim, Nr. 556.
1053. CDsyyccgi. Aovvq. Xava.
,Mond'. luna, auch Weig. rum., lat. luna. hsne, Wtb. 151.
1054. Qeyyu). AovvvivsvzKov. Nvzglz.
,erleuchte', luninedzu, rum. luminez, lat. luminare. ndrit,
Wtb. 74.
Albanesische Studien. IY.
119
1055. Osqvcü. Avxovy.ov. 2is:X.
,bringe'. aduku, Weig. aduk, rum. adüc, lat. adduco.
siel, Wtb. 386.
1056. 0£vyd). 0ovy/.ov. ’Hymvv.
,fliege', fugu, Weig. rum. fug, lat. fugio. iksn ist un-
gedeutet: Stamm ist ik-.
1057. (Drp/.dqi. Trfyg. Mil.
,Scheide'. drp/.äot. tiaka, rum. teacä, lat. t(h)eca. mil,
Wtb. 267.
1058. Orjgg. Nage. Nag.
,Ruhm'. name, Weig. auch anarne, alb. nam, aus türk. f U.
1059. 09dva>. Avx'Covvyy.Ob. Aooivv.
,komme an', adzungu, auch Weig., rum. cijung, lat. ad-
j'ungo. Alb. arin, Wtb. 17.
1060. Wd-övog. ZrfÜ.iov. Zf Xi.
,Neid‘. ziüu (Weig. zilipseshu ,beneide') und ziK aus
’Cffoq, und tfjXsia. Rum. zel ,Eifer' ist lat. zelus.
1061. 0iöt. 2a&qite. ryiaoTtgo.
,Schlange', dipidtov. sarge, auch Weig. rum., lat. serpens.
Urverwandt damit ist alb. garpsr, Wtb. 137.
1062. 0iXog. Odam. Mb.
,Freund', oaspe, auch Weig., rum. ,Gast', lat. hospes
(neben rum. oaspete aus hospitem). mik, lat. amicus.
1063. 0’lAgrcovgov. OXagovqg. MnaqyuZ/..
,Fahne'. Vgl. Ngr. Stud. III 69. fldmurä griech. barjdk,
türk.
1064. 0)J.ßa. Biva. NteX.
,Ader‘. S. Nr. 653.
1065. CUleygovi.. TTgXgovvcc. Bartiqg.
,Lunge'. cpXsgovi für TtXsvgövi, -yg- — -vm-. S. Nr. 793.
1066. OXöya. OXia-ya. OXidyg.
.Flamme', fl'akä aus *flaca für facfu)la. Wtb. 107.
Ngr. Stud. III 67.
1067. 0oßog. Oobg. Qqba.
,Furcht', frikci, gr. cpqbrj. Wtb. 171.
1068. Ooivi-yag. Xovqgae. Xovqgd.
,Dattel'. Jmrmde, hurmd, türk. Uyk.
1069. Wovog. Ooviv.6. Bqaayig.
.Mord', fonikö, gr. (povi/.öv. vrasjs, Wtb. 464.
120
XII. Abhandlung: Meyer.
1070. 0ogcc6a. Mncc. üshct.
,Stute 4 . (pogdg eig. prächtig', iapä, rum. eapä, tapä =
lat. equa. pel's, Wtb. 326.
1071. 0oga>. Tlögzov. Munay.
,trage 4 . S. Nr. 116.
1072. 0ogzovva. 0ogzovvq. 0ovgzovvq.
, Sturm 4 . Lat. fortuna.
1073. CDogzcono. Nvdgvov. Nyy.aQY.6y.
,belade 4 , nlcarku, rum. incärc, alb. ngarköj == lat. in-
carricare, Wtb. 305.
1074. 0ovgvog. TQioidnov. 0ovgga.
,Backofen 4 . Lat. furnus, daher auch alb. fürs, tsiriapu
aus asl. Mp'fen'k ,Scherbe 4 .
1075. 0ovaazov. Octazs. Svcpsg.
,Heer 4 . Ngr. Stud. III 72. oaste, auch rum., lat. hostem.
sifer, türk. jjLfco.
1076. Oovav.a. Mnsaaiyq. Hooivyiq.
,Blase 4 . Agr. cpmyrj. besikä, rum. bäsica, alb. psikje
(ungenau für pHks), lat. besica = vesica. Wtb. 277.
1077. Qovzäg. 0ovzq. 0ovza.
,Schürze 4 . Türk. Jößi. futä. futs.
1078. 0gäaau>. yP.azovnov. Ila^sXX.
,schliesse ein 4 . S. Nr. 943.
1079. 0gövtpog. 0g6vtqov. Hovgzq.
,verständig 4 , fronimu griech. i urts, Wtb. 458.
1080. 0giÖL. 2ovq>gqvz'Cuto. BezovXa.
, Augenbraue 4 . sufräntsiao, Weig. sufretseao, Plural
sufräntseale oder sufrindzeale (auch ,Augenhöhle 4 ), rum.
sprinceanä, lat. sub- und frons. Alb. vetuis, Wtb. 469.
1081. 0zaia>. Szupeovov. (J)qysy.
,fehle 4 . Agr. nzaiw. stipsesku, s. Nr. 966. fsjej, Wtb. 98.
1082. 0zagi.uCoi.iat. JazovggovzsvzCov. IlaaEgqziy.
,niese 4 , sturutedzu (f = rn), rum. stränüt, lat. sternuto.
Alb. pseretij, Wtb. 356.
1083. 0zevög. 1ovnzt,fiQE. H'/ßh.t.
,dünn 4 . S. Nr. 540.
1084. 0zegva. Kqkyqvviov. Qej.tungq.
,Ferse 4 , nzegva. kälkänu, rum. cälcdiü, lat. calcaneum.
fkembrs aus femur, Wtb. 89.
Albanesische Studien. IV.
121
1085. Oteqov. Tledva. Hewrct.
,Feder*. peanä, auch Weig., rum. panä, alb. pende, lat.
penna. Wtb. 326.
1086. Ocidvoj. ylvxauov. NvTctQxoy.
,bereite'. Von eb-9-vg, *si-9eiaCui. adaru, Weig. addr.
Miklosich’s Vergleichung mit alb. ndertdj = lat. directare
(Wtb. 66) ist unrichtig.
1087. Otv&ql. Aovndtq. Aionaxq.
,Schaufeh. Agr. jtvuov. lupatä, Nr. 472. Alb. lopatä
dasselbe.
1088. Qxv’ki. OltvIe. Ovtvl.
,Docht*. fitile, rum. fitil. Alb. ßtü. Türk. J-~i.
1089. 0TVOJ. 2y.ovy.lov. Ilaoxiovy.
,spucke*. tttvw. sJcuKu, rum. scuip. Alb. pstüj, Wtb. 336.
1090. Ovl&yat. Eeyy.lhov. Povavv. EfQyy.öy.
,bewache*, vegl'u, Weig. auch avegl'u, rum. veghiez, lat.
vig(i)lare. ruan, Wtb. 369. vi&göj, Wtb. 471.
1091. (frvllov. OgccwT^a. Olerq.
,Blatt*, frändzä, Weig. frindzä, rum. frunzä, lat. fron-
dem. fl'ete, Wtb. 108.
1092. Oixng. 0voe. 2oi.
,Natur*, fise griech. soi ist ,Geschlecht*, türk.
1093. Qvow. 2ovq>lov. (Doiovw.
,blase*, suflu, auch Weig. rum., lat. sufflo. frün zu
friime ,Athem', aus lat. frümen ,Schlund*, s. Bugge 175.
1094. 0VTÖV. nlaviq. Ndffozoq.
,Pflanze*, plantä, auch rum., lat. planta. noStre nur
hier, unklar.
1095. Owlux. Kovrjp7tov. (Dole. Tfegda.
,Nest*. huibu, rum. cuib, lat. *cubium von cubare. fole
griech. tSerde, Wtb. 446.
1096. Ocovfj. MrtociT^e. Zä.
,Stimme*, boatse, auch Weig., rum. boce (Ciliac), bei
Sain. nur bocesc ,jammere*, und das gelehrte voce. Alb.
sä, Wtb. 483.
1097. fl)iJjg. Aovvvivcx. Ntqitci.
,Licht*, luninä, rum. luminä, aus lat. lumen -f- Suffix
-Ina. drite, Wtb. 74.
122
XII. Abhandlung: Meyer.
1098. Oarcux. Ooy.ov. Ziag.
, Feuer 1 , foku, Weig. fok, rum. foc, lat. focus. zidr,
Wtb. 485.
X.
1099. XaiÖEvu). Nxitvvegvxov. IlagY.qöiXX.
,schmeichle', yaiösvm, Wth. 155. dizherdu, s. Nr. 432.
parkeßel'y richtig psrksdeb. Wtb. 84.
1100. Xaigopcu. XqoLOeo/.ov. FY.qßö'/ßq.
,freue mich', härisesku, Weig. ,erfreue', aus iyaggaa
statt EyccqrjV. gszohem, Wtb. 120.
1101. XaXa^L. rxQuvvTivs. Mnosimqo.
,Hagel', grändine, rum. grindinä, lat. grandinem. Alb.
breser, Wtb. 47.
1102. XaXsvco. Kacprov. Kqov.öy.
,suche'. yaXsvu) ist wohl = yaXaw, byz. ,zerstöre', also
,durchwühle den Boden', kaftu, Nr. 170. ksrköj, Nr. 193.
1103. XaXv/.i. XqXh\q. XaXizC,.
,Kiesel'. Agr. yaXi%. Aus halitsä alb. hal'its. Wtb. 155.
1104. XaXivagi. 0oqvov. Oos.
,Zügel'. Nr. 854.
1105. XaXr.iäg. (fraßgov. KoßüxC.
,Schmied'. yaXy.Evg. fävru, rum. faur, lat. faber. kovats
slav. Wtb. 203.
1106. XaXöj. Acsnaoy/.ov. IToiaff.
,zerstöre', aspargu, auch Weig., rum. sparg, lat. spargo.
pris, Wtb. 353.
1107. XuuqXog. Atvovgov. Hovvviqx.
,niedrig', apusu, Nr. 980. i uhet, Wtb. 457.
1108. Xdtvoj. Kegov. Xovuutc.
,verliere'. Ueru, Weig. Her ist ,gehe zu Grunde' = lat.
pereo, rum. pier. Alb. humb, Wtb. 154.
1109. XagaxKi. Xaodz'Qs. Xagmi,.
,Tribut'. Türk. haratse, rum. haraclü, alb. harats.
1110. Xagi^w. XqgLmy.ov. Jovgöy.
,schenke', härzesku, rum. häräzesc aus dem griech.
Präsens. Alb. duröj, Wtb. 87.
Allianesische Studien. IY.
123
1111. XagzL Kagze. Kagzq.
,Papier'. (Thunmann-Miklosich falsch ,Spielkarten').
harte, Weig. .Brief', rum. carte ,Buch, Brief', alb. kartä,
lat. Charta.
1112. XäovM. K&av.ov. Xovxöy.
,gähne', kdshu, rum. casc, aus ydcr/.w mit assimiliertem
Anlaute, hutöj unklar.
1113. Xcnpi. Xcape. Xaxp.
,Glefängniss'. Türk. hapse. haps.
1114. XeCoj. Kav.ov. /hea.
,scheisse'. kaku, rum. cac, lat. caco. dies, Wtb. 86.
1115. Xeth. Mnovvr'Cq. MrcovCq.
,Lippe', hudzä, auch Weig., rum. alb. buzä, Wtb. 57.
1116. Xeiumvag. Idggq. Nziuqg.
,Winter', iarä, Weig. jarnä und iarä, rum. earnä, aus
lat. hibernum. Alb. dimer, Wtb. 67.
1117. Xegt. Mqva. Nzögq.
,Hand'. mänä, Weig. auch minä, rum. mänä, lat. manus.
Alb. dore, Wtb. 72.
1118. Xe/.iov. OyßXl.e. Nyyidhq.
,Aal'. eyyelvg. ohel'e aus yßh (dagegen ist rum. hei
,Aal' = magy. hal ,Fisch'), ngal'e, Wtb. 308.
1119. XehöövL. Aqvvxovgq. Nzol.ovvnovame.
,Schwalbe', ländurä = hirundinem- rum. rinduned =
hirundinella. Alb. dolondüse, Wtb. 59.
1120. Xelwvrj. Kqd-q. Margen(SY.q.
,Schildkröte'. Zu kä&a vgl. Wtb. 182. breske, Wtb. 47.
1121. Xrjva. Tiara. Tiara.
,Glans', patä, Weig. auch ,Ente', Wtb. 324.
1122. Xrjga. Bevxova. Eßeyia.
,Witwe', veduä, auch Weig., rum. väduvä, lat. vidua.
Daraus auch e veje, Wtb. 465.
1123. Xdeg. Aegi. Nxie.
,gestern', aeri, rum. leri, lat. heri. die, Wtb. 69.
1124. Xiovi. Niao. Xpnogq.
,Schnee', niao, rum. nea, lat. nivem. Sbore, Wtb. 42.
1125. X'lojgöc. Btdgvre. Eooile. Hyy.iel'liuzqg.
,grün'. viarde und gelber, s. Nr. 816. eSile = türk.
124
XII. Abhandlung: Meyer.
1126. Xvörog. Xovoma. KiegunqaLgq.
,Gestank', yvözog vom Plural yyoia, der von yyovg aus-
gieng. honoata aus dem Griech. Alb. Kerbssire, Wtb. 221.
1127. Xolgog. Tlögxov. Nzeg. Qv.
,Schwein'. S. Nr. 185, wo richtig vregg steht. $i, Wtb. 90.
1128. Xohfj. Xuxgs. Taggnhq.
,Galle'. Uiare, rum. fiere, lat. fei. tambl's, Wtb. 10.
1129. Xovrgög. rxgöaov. Hroäaaa.
,dick'. Agr. yovdgög (eig. ,grobkörnig'), grosu, Weig.
rum. gros, lat. grossus. i traue, Wtb. 435.
1130. Xogarsvoj. MevY.Xhvveax.ov. IxavT^izeu.
,scherze', me nMinesku ist unklar, gadzitem zu Wtb.
209, kudzön.
1131. Xooög. Kögov. Balle.
,Tanz'. koru, Weig. kor, rum. cor aus lat. c(h)orus.
vale, Wtb. 462.
1132. Xogralvco. Nacpazeaxov. Nyxon.
,sättige', näfätesku von lat. in-affatim abgeleitet, ngop
ist unklar.
1133. Xogzagi. lagpnq. Mn dg.
,Gras'. S. Nr/l31.
1134. Xgsia. Asiipigs. Aebpiq.
,Bedürfniss'. lipsire, lipsie, vgl. Nr. 532.
1135. Xgeog. Mnögvz^a. Mnögr’C,.
,Schuld', bordzä. bordz. Türk, jr^s.
1136. Xgloi. Ovvyxov. Kgeapöy.
,salbe', itngu, Nr. 39. kresmöj, Wtb. 206; doch wohl
direct aus lat. c(h)rismare.
1137. Xgövog. Avov. Mch.
,Jahr'. anu, Nr. 750. mot, Wtb. 263.
1138. Xgvacapi. XgvaoQgq. Ag.
,Gold'. hrisozmä nach Weig. ,Goldfaden', von *hriso-
sesku = ygvawvco gebildet, ar = aurum.
1139. Xgwpa. Mnöe. Oiomiovgq.
,Farbe', boe, türk, Weig. boie, rum. bold. fütüre,
Wtb. 116.
1140. Xvvai. Begoov. Nregi)-.
,giesse aus', versu, auch Weig., rum. vers, lat. versare.
derd-, Wtb. 64.
Albanesisclie Studien. IV.
125
1141. Xäpa. Aov.ov. AL
,Erde*. Nr. 171.
1142. Xojvl. Xcüvls. Xtovi.
,Trichter' (nicht urceus, Thunmann). Agr. yöavog, ’/jovog.
honie. honi.
1143. Xuivw. XLyz.ov. (Dow.
,stecke hinein*, higu, Nr. 642. fut ist unklar (nach
Bugge 187 aus ßowü, was lautlich unmöglich ist).
1144. Xcbga. Xojäoct. Kmovvvr.
,Dorf*. hoara, auch Weig., griech. katünd, Wtb. 183.
1145. Xojgaqu. Ayv.gov. Aga.
,FeId*. agru, auch Weig., lat. ager. ars, Wtb. 14.
1146. Xmgyia. Xutgyia. Bert.
,abgesondert*, horja griech. vetS, Wtb. 468.
1147. XiogiCw. TVLrto.grov. Nvrävv.
,trenne*. S. Nr. 601, wo für ndan ndaj steht.
1148. Xcogcö. Nv.ärtov. NrCL
,fasse* (Thunmann falsch ,eo, proficiscor*). nkapu, rum.
incap, lat. in- capio. dze, Wtb. 483.
¥.
1149. Wdtd’cc. Bayv.6C,iov. Xäoctg.
,Strohdecke*. Agr. ipia&og. rägoziu (Weig. rugozinä
, Schilfmatte *), rum. rogöz ,Riedgras*, aus asl. por03’K.
hassr, türk.
1150. Walidi. (!>oäocpiv.q. / ’vagoffoga.
,Scheere*. foarfikä, rum. foarfece, lat. forficem. gsrSsre,
Wtb. 124.
1151. WdXXoi. WovXXlosokov. Walhövv.
,singe bei der Messe*, psul'isesku, von sxpdXXiaa. psaloii.
1152. l ¥agi. IIsovov. IIsoov.
,Fisch*, dxpägiov. pesku, auch Weig., rum. pe§te, alb.
pesk, aus lat. piscis.
1153. , I J ayvöv. Mäv.ga. HäAara. TovXX.
,mageres Fleisch*. Agr. hat xpadvgog diese Bedeutung,
also für xpad-vog. makrä = lat. (caro)macra; rum. macru.
i ad-sts, Wtb. 2; gr. alb. jdd-sts ,Wade*. tul', Wtb. 451.
126
XII. Abhandlung: Meyer.
1154. t Petpa. TIsvtovyXIiov. Möqq.
,Laus'. pedvMu, rum. päduche, lat. peduc(u)lus. mor,
Wtb. 287.
1155. ‘Pscbog. MtviCovvs. ry.arvisoOTa.
,Lüge'. mintsune, auch Weig., rum. minclunä, nicht
slavisch, wie Miklosich will, sondern lat. *menti(ti)onem.
genests, Wtb. 123.
1156. *Prji.acpit(t). yiv.&zCov. Za.
,betaste'. Nr. 769.
1157. tPrjvco. Koy.ov. The/..
,koche'. Von ijxfJrjOa zu sipco. koJcu, rum. coc, lat. coquo.
piek, Wtb. 341.
1158. Wilög. SovmtfjQE. Hyoi.q.
,dünn'. Nr. 540.
1159. 'Piya. Saggpq. QqQif.is.
.Krume', särmä aus dsrime, Wtb. 90.
1160. Toivi. Kovujcqgäge. Ta prcXegq.
,Einkauf' dipwviov. S. Nr. 14.
1161. Wocpcö. l Povaeay.ov. Nyy.ÖQÖ.
.krepiere', psusesku, Weig. pususesku, für psoffysesku
aus hpöcptjoa, vgl. Wtb. 442. ngorö, Wtb. 306.
1162. Tv/.log. ITovolz^s. W.isaaz.
,Floh'. puritse, rum. pürece = puliceTtr, bei Weig.
purik — *pulicum. pVest, Wtb. 345.
1163. ‘Fvyfj. 2ovcplsrov. lanlcrt.
,Seele*, sufletu, Weig. rum. suflet, lat. *sufflitus von
sufflare. Alb. spirt — lat. Spiritus.
1164. ’Pvyga. ^4 ggatKiua. Qzöyyict.
,Kälte', arätsime und ftohje, vgl. Nr. 497.
1165. Tmlrj. Plovkq. Käoq.
.männliches Glied', pulä, auch Weig. = alb. puls ,Henne'
(Wtb. 356), vgl. it. uccello = cazzo. Alb. kare, Wtb. 176.
1166. Tin ui. Jlctve. Mitowujc.
,Brot‘. päne, Weig. pine, rum. pdine, lat. panis. buks,
Wtb. 51.
1167. Taiga. Pgctvvie. ZyyepitE.
,Krätze', räne, rum. rite zu it. rogna. zgebe, Wtb. 484.
Albanesische Studien. IV.
127
Q.
1168. ^Qpog. NovpsQov. 2ovtc.
,Schulter*, numeru, rum. unter, aus humerus-, n- nach
vw/.tog für ötLiog, oder in hurnero ? sup, Wtb. 396.
1169. ’ Qoa. Laders. 2ayur.
,Stundeb säate, Weig. sahate, sahate, alb. sahdt, aus
türk. cusUo.
1170. ’£2(pslü>. (DeltOEOxov. IlQodöy.
,nützeb felisesku, rum. folosesc, aus oxpehjcsa. proddj,
Wtb. 266.
S. 92.
youiTog ävecvr] ex vsxqcov, davazot duvmov navfjGag, xal
rolg ev zolg pvrjpaai, ^wrjv yagiaausvog.
yoiazdg vzs pÖQZÜr] vaazaarj, xov liöqte poQXEa xqkxavvuov,
aaäpaQpivTazÖQlütQOv, yao'Ci] firrära ydotapa.
hristds de mortsi nästäsi, ku morte mortea kdlkändu,
s 3 amärmintätörloru härzi banä härizmä.
XIII. Abb.: Gomperz. Neue Bemerkungen über den ältesten Entwurf etc.
l
XIII.
Neue Bemerkungen über den ältesten Entwurf
einer griechischen Kurzschrift.
Von
Theodor Gomperz,
wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
I.
Auf diesen Gegenstand, den ich in den Sitzungsberichten'
des Jahres 1884 (Band 107, Heft 1, S. 339 — 395) eingehend be
handelt habe, von Neuem zurückzukommen, veranlasst mich vor
nehmlich Herrn Professor Gitlbauer’s im 44. Bande der ,Denk
schriften' (Wien 1894) veröffentlichte Abhandlung: ,Die drei
Systeme der griechischen Tachygrapliie'. Herr Ulrich Köhler
hatte — so viel muss zur Orientirung des diesem Thema noch
fremden Lesers vorab bemerkt werden — in den ,Mittheilungen
des deutschen archäologischen Institutes in Athen', Band 8
(1883), S. 359 ff. über eine schwer beschädigte Columne eines auf
der Akropolis gefundenen, der Mitte des vierten vorchristlichen
Jahrhunderts angehörigen Inschriftsteines berichtet, in welchem
er die Bruchstücke eines alten Lehrbuchs der Grammatik zu er
kennen glaubte. Ich selbst habe darin die verstümmelten Ueber-
reste der Darlegung eines Schriftsystems erkannt, dieses unter
allem Vorbehalte zu reconstruiren, seine Eigenart zu ermitteln
und--durch zahlreiche Parallelen zu beleuchten gesucht, endlich
die merkwürdige Erfindung eines gewitzten Kopfes, das älteste
Natur- oder Vernunftalphabet, von dem wir irgend eine Kennt-
niss haben, als ein Erzeugniss jener gährenden Aufklärungs
epoche zu würdigen mich bemüht, die auf allen Gebieten das
Historische durch das Rationelle, Herkommen und Ueberlieferung
durch Vernunft und Natur oder was ihr als solche galt, zu er
setzen bestrebt war. Ohne an diesen und manchen anderen all-
Sitznngsber. d. phil.-bist. CI. CXXXII. Bd. 13. Abh.
1
2
XIII. Abhandlung: Gomporz.
gemein anerkannten Ergebnissen jener Untersuchung zu rütteln,
unternimmt es der oben genannte Gelehrte, jenen ersten Re
constructionsversuch einer Ueberprüfung zu unterziehen und die
von mir erzielten Resultate in eingreifendster Weise zu modi-
ficiren. Einige der Grundprincipien des Systems: die Wieder
gabe der Consonanten durch Hilfszeichen, die sich an die
Lautbilder der Vocale anlehnen, die phonetische oder laut
physiologische Gruppirung der Consonanten und der sie aus
drückenden Zeichen, das Princip des Stellenwerthes, das bei
diesen ausschliessliche Geltung hat, werden von dieser Kritik
nicht berührt. Hingegen weicht Herr Gitlbauer, von allen Einzel
heiten zu schweigen, darin von mir ab, dass er die gleichfalls
phonetische Neuordnung der Vocale auf Grund der sogenannten
Vocalscala bestreitet und auch in Betreff der Zeichenbilder
eine Anlehnung an die Schriftzeichen des historischen Alpha
bets behauptet, die mir als mit der streng und schroff ratio
nellen Tendenz jener Erfindung schlechthin unvereinbar gilt.
Zahlreich und schwerwiegend sind die Einwendungen, die
ich gegen den Inhalt der Abhandlung zu erheben mich ge-
nüthigt sehe. Die Ergänzung der auf die Vocalzeichen be
züglichen ersten 12 Zeilen der Inschrift vermag ich kaum in
irgend einem Punkte zu billigen. Schon ihre Voraussetzung,
dass hier von den Bezeichnungen der Diphthonge gehandelt
wird, veranlasst mich zu entschiedenem Einspruch. Müssten
doch, falls diese Annahme richtig wäre, die vocalischen Doppel
laute griechisch oupOoff® heissen können, während in Wahrheit
das substantivirte Neutrum nur das mit einem Diphthong ge
schriebene Wort bezeichnet, der Doppelvocal selbst aber stets
und allezeit r, SupOoffo? geheissen hat. Freilich kommt Herr
Gitlbauer S. 6 Anm. 1 diesem Einwande mit den Worten zuvor:
,Der „Diphthong“ heisst wohl gewöhnlich yj BupOov-yoc, doch findet
sich auch 8(®0o-p(W, sowohl im Singular als auch im Plural von
den Grammatikern und Lexicographen verwendet; vgl. Pape’s
„Handwörterbuch der griechischen Sprache“ und W. Dindorf’s
Bemerkungen im „Thesaurus linguae Graecae“, wo Bast’s dies
bezügliche Ausführungen aus seiner Ausgabe des Gregorius Co-
rinthius S. 34—36 citirt sind. Uebrigens ist gerade unser Stein
dafür ein classischer Zeuge, da es sich in diesem Passus doch
nur um die Diphthonge handeln kann und das Neutrum durch
Neue Bemerkungen über den ältesten Entwurf einer griechischen Kurzschrift.
3
xp]w Z. 5 und 7rptoTo[v Z. 7 feststeht. Warum sollte auch neben
-ra owvrjevTa (Z. 4) und tcc äowva das analoge Ta SiaOoyyoc un
möglich sein? £ Ich erwidere, dass allerdings Pape’s Hand
wörterbuch dem Neutrum die von Herrn Gitlbauer ihm zu
erkannte Bedeutung heimisst, ohne jedoch irgend einen Beleg
dafür anzuführen. Im Thesaurus und hoi Bast ist von jener
Gebrauchsweise des Neutrum mit keiner Silbe die Rede. Der
Cirkelschluss, den der letzte Satz der angeführten Anmerkung
bildet, bedarf sicherlich keines Wortes der Widerlegung. Doch
es thut Noth, jene Ergänzungen dem Leser vor Augen zu
stellen.
* [•/) JJ.SV OUV TplTYj. TüW <pu-]
1 vöv oi'yQofp*] iv[oieIx«t
Tsooapja e/ouo' sv [piövov
•/ipa]; -I- TO os xepwüTOV
TÖV <p(OV>]SVT(OV • T •
5 Tp]ia p.£V, x[pOT8pOV 08 TVJV
o]pO->jv e/[ov zspaiav
t'o] XpüUofv, TÖ Seirspov
xp]ockap.ß[dvov aÜTsi */i-
pa? Ü]oTSpo[v, t'o TptTOV
10 Tat]; zEpatai; dp.ooprs-
patc] Tvj; öpOyj; dx[oy.)a-
vov].
Was diese Restitution besagen soll, dies wäre uns völlig un
erfindlich, wenn nicht ihr Urheber eine Uebersetzung der Zeilen
3—12 beigefügt hätte, die also lautet: ,Der fünfte der Vocale u
(bildet) drei Diphthonge, und zwar, indem er vorne die Verticale
gehörnt hat, den ersten, den zweiten, indem er an derselben hinten
ein Hörnchen an nimmt, den dritten, indem er mit den beiden
genannten Hörnchen von der Verticalen abzweigt/ Brauchen
wir erst zu sagen, dass diese Herstellung als Ganzes geradezu
unmöglich ist? Vergleichsweise wenig bedeutet die hier be
liebte, unseres Wissens jeder Analogie ermangelnde Verwendung
von xoiewQai, desgleichen die Unwahrscheinlichkeit, dass die Vo
cale einmal ipwvat, ein andermal ou'jfgvta heissen sollen, was
durch den Collectivausdruck zurrr, (Z. 12) keineswegs gerecht
fertigt wird. Wie ist es aber möglich, dass das einem p.ev
gegenüberstehende os ,und zwar*' bedeute? Und wie unerhört
1*
4
XIII. Abhandlung: Gomperz.
wäre die asyndetische Anreihung von Ssütspov und tpiTov. y.s-
pat'av soll hier ,rein adjectiviscld gebraucht sein (S. 4 Anm. 2)
und ,mit einem Hörnchen versehen* bedeuten. Nun kennt aber
die griechische Sprache nur ein Substantiv vj xspala, keines
wegs aber ein Adjectiv y.spaioc. Dieses ermangelt jedes Be
leges und wird nur einmal im Etymologicum Magnum angeführt,
nicht etwa als eine thatsächlicli vorhandene Bildung, ja nicht
einmal als ein zum Behufe etymologischer Ableitung ersonnenes
Figment, sondern lediglich als eine Form, welche vorhanden
sein und die Stelle von '/.pto? einnehmen müsste, falls dieses
Wort, ,wie einige fälschlich behaupten*, von v.e.pa<; abzuleiten
wäre (Etym. M. p. 539, 17 Gaisford: tivs? Se ksyouct zapä t'o y.Epac
•pvEaSai xsptos %a\ cuy/.on^ v.piöq-ob y.aXiöj. x,spaio<; yap öfsiksv
sTvat, m: witfixq v.'/sooiioq, ouoac oüoaio?). Und nun gar die Neben
einanderstellung von ‘irpoTspov und TupwTov, von Seötspov und uctspov
je in einem Satze, und zwar in ganz verschiedener Bedeutung!
Minder ungünstig fällt das Urtheil über die freilich an Zahl
sehr geringen neuen Ergänzungen aus, die Herr Gitlhauer in
der ungleich besser erhaltenen, auf die Consonantenzeichen
bezüglichen zweiten Hälfte der Columne vornimmt. Eine der
selben, äp/sl (Z. 20), im Sinne von sv äp^sT oder Eid ff) apyfi gilt
mir allerdings gleichfalls als völlig sprachwidrig und darum un
möglich. Eine zweite, ev pisto (Z. 17, 18) ist vielleicht, wenn
auch nicht an eben dieser Stelle, sinngemäss (worüber später
gehandelt werden soll), kann aber freilich in der ihr hier ge
gebenen Form, nämlich ohne ein iota adscriptum, nicht als
glaubhaft gelten in einem Zeitalter, das derartige Schreibungen
nur ganz vereinzelt zulässt. Findet sich doch in Meisterhans’
reichhaltigem Material (Grammatik der attischen Inschriften 2 53)
nicht ein einziges Mal innerhalb eines halben Tausend von Fällen
(im vierten Jahrhunderte) Q statt QI verwendet. Die dritte und
letzte der Neuerungen, die Ersetzung meiner Ergänzung p.E-
TEÜpa durch izXctyia (Z. 22), hat meinen vollen Beifall; sie er
scheint mir ebenso wohlbegründet als belangreich. Hat doch
diese eine gelungene Ergänzung für die Detailreconstruction
jenes antiken Schriftsystems keineswegs unerhebliche Conse-
quenzen im Gefolge.
Manche mögen freilich der Meinung sein, dass die Fest
stellung des Vorhandenseins eines kurzschriftlichen Systems in
Neue Bemerkungen über den ältesten Entwurf einer griechischen Kurzschrift.
5
der Mitte des vierten Jahrhunderts und seiner leitenden Grund
sätze von einiger Wichtigkeit, die Ermittlung seines Aufbaues
im Einzelnen hingegen von vergleichsweise geringem Belang
sei. Diese Ansicht kann jedoch nicht eine unbedingt und voll
ständig zutreffende heissen. Nicht nur ist es von Interesse, zu
erfahren, mit welchem Maasse von Geschick und Erfolg der
kühne Erfinder seine Aufgabe gelöst hat. Die Art der Aus
führung gestattet uns auch, mit grösserer oder geringerer Sicher
heit die Absichten zu erschliessen, die ihn dabei vornehmlich
geleitet haben, ob es ihm z. B. mehr um Raum- oder um Zeit
ersparnis der Schreibenden zu thun war, oh er nur einen Be
helf der Aufzeichnung zu schaffen wünschte, der gelegentliche
Verwendung finden und neben dem historischen Alphabet ein
bescheidenes Plätzchen einnehmen sollte, oder oh er geradezu
darauf ausging, das letztere durch seine geistreiche Erfindung
zu ersetzen. Diesen Fragen, denen man eine ernste cultur-
historische Bedeutung nicht absprechen kann, gesellt sich noch
eine andere von grossem schriftgeschichtlichem Interesse hinzu,
die Frage nämlich, ob jenes System spurlos verschwunden ist,
oder ob es eine nachhaltige Wirkung geübt hat. Herr Gitlbauer
glaubt die letztere Frage bejahen zu können, indem er von
diesem Gesichtspunkt aus eine Entwicklungsgeschichte der
griechischen Kurzschrift zu liefern unternimmt und einen tief
greifenden Einfluss jenes in der athenischen Steinurkunde dar
gelegten Systems nicht nur auf die hellenische Tachygraphie
jüngerer Epochen, sondern sogar auch auf das römische System
der tironischen Noten behauptet. Ueber diesen, den umfang
reicheren Theil seiner Arbeit ein vollgiltiges Urtheil zu fällen,
dies ist wohl nicht nur für den Schreiber dieser Zeilen eine
ungemein schwierige Aufgabe. Wie weit hier zufällige Coinci-
denzen vorliegen, wie ich selbst solche in nicht geringer Zahl
in Kurzschriftsystemen der Neuzeit und auch in historischen
Alphabeten der verschiedensten Länder und Völker aufzuzeigen
bemüht war, inwieweit hier wirklicher genetischer Zusammen
hang waltet, dies wird sich wenn irgendwann, so jedenfalls
erst in einem vorgerückteren Stadium dieser Untersuchungen
ermitteln lassen. Einem grossen Theile der von Herrn Gitlbauer
hervorgehobenen Uebereinstimmungen ist freilich von vornherein
jegliche Beweiskraft abzusprechen, aus dem einfachen Grunde,
6
XIII. Abhandlung: Gomperz.
weil von allen Unsicherheiten abgesehen, die der Reconstruction
der Consonantenzeichen dos attischen Systems noch immer an
haften, jene der Vocalzeichen nur als freie Erfindung Herrn
Gitlbauer’s bezeichnet werden kann. Sollen doch nach seiner
Ansicht die ersten eilf Zeilen der Inschrift von den Diphthongen
handeln. Wäre nun diese Ansicht auch so richtig, wie sie er
weislicher- und erwiesenermassen falsch ist, so würde aus ihr
sich jedenfalls die Consequenz ergehen, dass die Urkunde uns
zur Reconstruction der Vocalzeichen keine Handhabe bietet.
Oder man könnte — um jeder hier in Frage kommenden
Möglichkeit zu gedenken — doch nur den Versuch wagen,
von den Diphthongzeichen aus Schlüsse auf die Zeichen der
einfachen Vocale zu ziehen. Freilich wäre dieses Unternehmen
unter allen Umständen ein verwegenes, im vorliegenden Falle,
da sein Ausgangspunkt eine von Anfang bis zu Ende falsche
Annahme ist, ein von vornherein mit Unfruchtbarkeit ge
schlagenes. Allein auch diese Kühnheit könnte Vorsicht heissen
im Vergleich mit dem Verfahren, das unser Autor bei der
Reconstruction der Vocalzeichen (S. 14 und 15) in Wirklich
keit einschlägt. Hier soll ,bei der peinlich strengen Conse
quenz des Systems die Analogie des Consonantismus gute
Dienste' leisten. Gleichzeitig wird jedoch diese Analogie so
vollständig ausser Acht gelassen, dass während bei den Con
sonantenzeichen von einer Anlehnung an das historische Alphabet
mit keinem Wort die Rede ist, hier solch eine Anlehnung mit
Zuversicht behauptet wird und in der That die alleinige Grund
lage des Reconstructionsversuches abgibt. Die also begründeten
und mithin auf Flugsand gebauten Annahmen erhalten dann
,eine nicht zu unterschätzende Bestätigung' durch Ueberein-
stimmungen mit ,der späteren griechischen Tachygraphie'. Tliut
es Noth, auf den kaum verhüllten circulus vitiosus hinzuweisen,
in dem sich diese Aufstellungen bewegen? Und trotz alledem
musste Herr Gitlbauer, wenn er den durch die Urkunde gege
benen Voraussetzungen nicht durchweg und völlig untreu werden
wollte, überdies noch zu nicht wenigen und zum Thcil äusserst
gewaltsamen Hilfshypothesen seine Zuflucht nehmen, wie z. B.
zu der Annahme, dass man ,in der cursiven Tachygraphie das
xenophonteische Zeichen für u als Träger aller in der Aussprache
ungefähr gleichlautenden Vocale und Diphthonge gewählt hatte'
Neue Bemerkungen über den ältesten Entwurf einer griechischen Kurzschrift.
7
(S. 27), oder zu jener anderen, dass das Zeichen für y in der
Minuskeltachygraphie ,von der minderen Rolle des y zu der
viel bedeutenderen des er befördert' wurde (S. 42). Ueber die
Riehtig'keit der tachygraphischen Entzifferungen, die hier ver
wendet werden, enthalte ich mich, da ich kein Specialkenner
dieser Dinge bin, jedes Urtheils. Dass aber auch hier die For
schung noch nicht das letzte Wort gesprochen hat, beweist ein
Satz wie der S. 24 vorkommende: 0vj|ji!<7£a aÜTa aiuGava, was
bedeuten soll: ,die Hälfte schon' (nämlich die Hälfte einer in
jener Subscriptio erwähnten Leistung im Schnellschreiben) ,klingt
unglaublich'.
Unsere Leser fragen wohl verwundert, was die Worte
,das xenophonteische Zeichen für in der oben angeführten
Stelle besagen sollen. Die Antwort auf diese Frage ertheilt
uns Herr Gitlbauer auf S. 17 seiner Abhandlung. Er verweist
auf Laertius Diogenes, der ,ganz positiv in seiner vita Xeno-
phontis (II 48) keinen Geringeren als Xenophon den ersten
Stenographen' nennt. Die bekannten Worte xat Trpwxoq ütcooyj-
Ij.Eiuaa[asvos xa Xeyöfj.sva eie, avOpiümug tfyayev sollen nämlich in der
Tliat das enthalten, was einst Justus Lipsius in ihnen zu finden
glaubte, während der völlig glcicliwerthige Ausdruck uTcoo-iyj.etü-
aetg ercushro, den derselbe Laertius Diogenes in demselben Buche
seines Werkes (II 122) von den Aufzeichnungen eines anderen
Sokratikers, des Schusters Simon gebraucht, dieser Bedeutungs-
nüance entbehren soll. Es wird ,cin eigenthümliches Zusammen
treffen' genannt, ,dass ein so gewiegter Inschriftenkenner wie
Köhler den Steintext in die Mitte des vierten vorchristlichen
Jahrhunderts setzt und dass Diogenes Laertius einen griechi
schen Schriftsteller, der bis um die Mitte des vierten Jahr
hunderts lebte, als Erfinder einer Kurzschrift nennt'. Ferner
wird auf die ,Einfachheit' sowohl als auf die ,strenge Consequenz'
des Systems hingewiesen, vermöge deren ,wir uns mit dem Ge
danken , ein philosophischer Schriftsteller könnte ihr Urheber
sein, recht gerne vertraut machen dürften'. Und wäh
rend es im Folgenden ,nicht so iindenkbar' heisst, dass
Xenophon der Urheber des uns jetzt durch die Burginschrift
bekannt gewordenen Schriftsystems sei, wird dasselbe sogleich
S. 18 ,der Kürze halber' das xenophonteische genannt, ein
Vorbehalt, dessen der Leser im weiteren Verlauf der Abhand-
8
XIII. Abhandlung: Gomperz.
hing nur allzu leicht vergessen kann. Hier Kritik zu üben
wäre ebenso peinlich als es überflüssig ist. Oder brauchen wir
Sachkundige daran zu erinnern, dass die intellectuelle Eigen
art des Militärs und Sportsman Xenophon uns solch eine sub
tile Erfindung ganz und gar nicht von ihm erwarten lässt,
dass er bis ins Greisenalter in der Verbannung gelebt 'hat,
dass seine Wiedergabe jener sokratischen Gespräche, deren
Zeuge er in früher Jugend gewesen ist, auf Niemanden —
von den Uebertreibungen neuerer Hyperkritik ganz abgesehen
— den Eindruck stenographischer Treue machen kann, dass
es endlich gänzlich unzulässig ist, ein und dasselbe Wort in
dem Munde eines und desselben Schriftstellers bald dies, bald
jenes bedeuten zu lassen? Es kann als völlig und unwider
ruflich ausgemacht gelten, dass Laertius Diogenes mit jener
Bemerkung, der schwerlich irgend Jemand ausser Herrn G.
einen ,sensationellen Charakter 4 beimessen wird, nichts Anderes
sagen wollte als: Xenophon hat zuerst sokratische Reden auf
gezeichnet und veröffentlicht.
II.
Wir gelangen zu dem weitaus erfreulicheren Theil unserer
Aufgabe. Wie wir schon einmal angedeutet, enthält die vor
liegende Abhandlung inmitten von so Vielem, was wir als völlig
grund- und haltlos bezeichnen mussten, Einiges, worin wir einen
wahrhaften und bleibenden Gewinn erblicken dürfen. Können
wir auch von den drei Ergänzungsvorschlägen, die sich auf die
dem Consonantismus gewidmete Partie der Burginschrift be
ziehen, nur einen ohne Weiteres annehmen, so hat mich doch
diese eine Besserung im Vereine mit einer kritischen Bemerkung,
die mir freilich nicht mehr neu war, zu einer nicht unerheblichen
Modification meines ursprünglichen Entwurfs geführt. Die zu
treffende Kritik gilt meiner Auffassung der Worte ap/r, und t=-
Xsuvfj, die Textbesserung meinem Supplemente [jj.sxeiopja Z. 22,
das durch [xXa-ft]* ersetzt wird. Beides hängt aufs Engste zu
sammen. Ich hatte die Worte ,Anfang 4 und ,Ende 4 (im Sinne
des von der Linken zur Rechten Schreibenden) auf die linke
und rechte Seite des Vocalzeichens bezogen. Dass dies ein
Fehlgriff war, darauf hatte mich alsbald nach der Veröffent-
Keue Bemerkungen über den ältesten Entwurf einer griechischen Kurzschrift.
9
lichung meiner Abhandlung Herr Walter Scott, Fellow des
Merton College in Oxford (seither Professor der classiscben
Philologie an der Universität Sidney in Neu-Süd-Wales) in
einem Briefe vom 21, September 1884 aufmerksam gemacht,
in dem es heisst: 1 ,With regard to the consonant-scheme one
thing that has struck me is that the expressions ezl -rr,v apyijv
and icpbc tt, tsXeutü do not natiu'ally descrihe positions imme-
diately to the left and right of a perpendicular line (as for in-
stance those of tc and p. in your diagram), hut almost necessa-
rily imply that there is some considerahle space hetween the
beginning and end in questiond Aehnlich macht jetzt Herr
Gitlbauer S. 2 auf den Missstand aufmerksam, ,dass von den
drei Bezeichnungen äpyr, (Z. 22 und 26), yisov (Z. 25) und
teXsut7} (Z. 21 und 24) gscov in der vei’ticalen, die beiden anderen
aber in der horizontalen Richtung genommen wurden"'. Was
mich an der irrthtunlichen Auffassung der Worte ctpyr, und zt-
Xsutt; festhalten liess, war vornehmlich die Ueherlegung, dass
nur die Ausnützung beider Seiten des Vocalzeichens genügenden
Raum schaffe für die erforderliche Zahl der Ansatzstellen, an
denen das eine consonantische Hilfszeichen (die ebUtux xai ßpa-
yßa -(p'j.'i.yr,) befestigt werden sollte. Die Namen von fünf Con-
sonanten, nämlich tsm, vu, r.e1, p.5 und ßyjta, sind auf dem Steine
vollkommen erhalten, dazu kam das von mir (Z. 19) zweifellos
und anerkannt richtig hergestellte SiXza, und auf einen siebenten
Consonanten weist das Z. 26 von mir ebenfalls mit bestem Grund
zwischen zzpb; und [vj-^v eingesetzte [uiv], dem im Folgenden
ein ce entsprechen musste, mit Nothwendigkeit hin. Freilich
ist auch mir der Gedanke gekommen, dass der kurze Gerad-
strich vielleicht eine Modifikation dui-ch die schräge Stellung
erfahren hat (S. 4 [240]); doch habe ich, durch unzulängliche
1 Die Leser der Gitl bäuerischen Abhandlung erhalten keine Auskunft dar
über, wo und wann Herr Walter Scott die ihm Tafel I zugeschriebene
Herstellung der Z. 13 veröffentlicht hat. Dieselbe ist eben niemals ver
öffentlicht, sondern mir in dem oben angeführten Privatbrief und von
mir gesprächsweise Herrn Gitlbauer mitgetheilt worden. Genauer ge
sprochen , Herr Walter Scott hat die Lesung xr,v oüv 901 v/jv jriv ypxpEtv
o'jzcd Gef vorgeschlagen, ich daraus rijv oüv tjxovrjv jjlev ozt ypxcpeiv oZzox;
gemacht. Dieser Modification habe ich damals wahrscheinlich gar nicht
gedacht, sondern die evident richtige Besserung einfach als von Herrn
Walter Scott herrührend bezeichnet.
10
XIII. Abhandlung: Go mp er z.
Gründe verführt, diesen Gedanken wieder fallen lassen. Ich
nehme nunmehr das erwünschte Auskunftsmittel bereitwillig an.
Dasselbe gewährt uns den grossen Vortheil, die eine Seite
des Vocalzeichens vollständig entlasten und die consonantischen
Hilfszeichen, je nachdem der Consonant vor oder nach dem
Vocal auftritt, an der vorderen (linken) oder an der rück
wärtigen (rechten) Seite des Vocalzeichens anbringen zu können
(S. 12 der Gitlbauer’schen Abhandlung). Die ganze auf den Gon
sonantismus bezügliche und die erste der beiden Heptaden be
handelnde Stelle schlage ich vor wie folgt zu ergänzen und zu
schreiben:
— t]y)v oüv <pwv[rjv p.sv
ost y]p®? s '- v ou[tw?.
tgjv] 8’ dipuvuv [|j,ev
15 süjOsla y.a! ßp<z[-/eier.
YP a ]w'i
xo]3 (ptovijevioi; [exi xsl ap-
yßi p.sv] xsOsioa 8u[vGcxat
SeXx]a,
20 jj,sov)] 8 s xoäi,
Ttpö? S]s Tel xsXsuxsi vu •
xXa*p]a 8’ erd xr;v äpyrp
p.EV TijpOOYjfp.EVY) fCM,
lipo? Se] Tel TcXsUTSt p.u,
25 ‘/.axd os x]b [p.sjoov irpoc
pisv t]t)V äpyjjv lipo«)-
YfiJvY) ßvjxa, —
Von Z. 28 ist nur mehr ein Buchstabenrest erhalten, der sich
zu E ergänzen lässt und genau unter dem ersten E von xeXsuxsi
(Z. 24) steht und insoweit auch zu der durch den Zusammen
hang gebieterisch geforderten Ergänzung iipi? 3s xsl xsXsuxsi —
(oder was Herr Gitlbauer vielleicht mit Recht vorzieht icpö? Se
xvjv xsXsuxYi'/) — aufs Beste stimmt.
Diese Modilieation meines ursprünglichen ErgänzungsVer
suches (bei der ich tc\arjia [Z. 22] und überdies die Anregung
zu sTit xsT äp/ß [Z. 17/18] uud zu pioyj [Z. 20], wenn auch nicht
die Schreibung und die Verwendung dieser Worte, Herrn Gitl-
bauer’s Arbeit verdanke) genügt, soviel ich sehen kann, den
sachlichen und sprachlichen Anforderungen ebenso vollständig
Neue Bemerkungen über deu ältesten Entwurf einer griechischen Kurzschrift. 1 1
wie der Grösse der Spatien lind den wenigen Zcichenresten
der Urkunde, die ich hier, da das Facsimile nun schon oft genug
veröffentlicht worden ist, nicht mehr besonders namhaft mache.
Auch die Reihenfolge der Anweisungen zur Bildung der con-
sonantischen Hilfszeichen erweist sich jetzt als eine völlig natur-
gemässe. In Betreff der drei Horizontalstrichelchen folgen die
Ansatzstellen einander in der Ordnung: Anfang, Mitte und
Ende. In Betreff der vier schrägen Strichelchen wird diese
natürliche Folgenreihe verändert in Anfang, Ende und Mitte.
Der Grund hiefür ist einleuchtend. Am Anfang und am Ende
wird das Strichelchen nur in einem Sinne — nämlich so, dass
die Schriftlinie nicht überschritten wird — also am Anfang in
der Richtung nach abwärts, am Ende in der Richtung nach
oben verwendet. Die doppelte Verwendung in der Mitte, näm
lich einmal mit der Richtung nach oben, das andere Mal mit
der Richtung nach unten, bedurfte einer besonderen Darlegung
und wurde daher für den Schluss der auf die erste Heptade
bezüglichen Anweisung verspürt. Die sieben Hilfszeichen be-
sassen demnach in Verbindung mit dem einfachsten Vocal-
zeichen, dem senkrechten Striche, der Z. 6 und Z. 11 ge
nannten opGvj, die folgende Gestalt.
1 H J 1 sl H H
3 xv rc |x ß ?
Der Lautwerth des siebenten Zeichens bleibt fraglich. Vielleicht
empfiehlt sich die Annahme, dass es a ausdrücken sollte, da
der dentale Spirant sich einerseits sehr passend an die dentale
Media und Tenuis und an den dentalen Nasal (3 t v) anschloss
und andererseits in ebenso angemessener Weise den mit ihm
zusammengesetzten Doppelbuchstaben (X 5 '!') vorangeschickt
wurde. Nach ihren Anheftungsstellen und ihren Richtungen
von oben nach unten geordnet, haben dann die consonantischen
Hilfszeichen der ersten Heptade die Reihe gebildet: o x ß t er [J. v.
Als sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht als gewiss kann es
gelten, dass die in der zweiten Heptade nicht mehr unter
gebrachten drei Consonanten die drei Aspiraten und, nicht
etwa die drei Doppelbuchstaben waren. Dieselbe Unsicherheit
erstreckt sich auch auf andere die Anordnung der zweiten
12
XIII. Abhandlung: Gomperz.
Heptade betreffende Punkte. Wie §~ und r. ß in der ersten
Heptade vereinigt, und zwar in nachbarlicher Nähe vereinigt
waren, so darf dasselbe mit nahezu voller Gewissheit auch in
Bezug' auf v.y im Kreise der zweiten Heptade erwartet werden,
und dem Liquidenpaar v p. hat höchst wahrscheinlich das an
dere Paar Xp oder pX auch örtlich entsprochen. Die Gestalt,
welche das consonantische Hilfszeichen in der zweiten Heptade
gewann, kann, wie ich zweifelnd vermuthet habe, ein Ringel
eben, die ay.oXiä y.a: ßpa/sla YP a W0 (S. 6 meiner Abhandlung)
gewesen sein, die dann bei ihrer ersten Anheftung in der Mitte,
wo sie dem x der ersten Heptade entsprach, als geschlossener
Ring zu denken wäre. Nicht unmöglich aber ist es, dass der eüOeia
y.ai ßpa/eia Ypowl] die eüOsla zat p.ay.pa Ypapp-v), der Herr Gitlbauer
den Vorzug gibt, gegenüberstand, und dass dann das Ringel
chen etwa„ zur Bezeichnung der Aspiraten, vielleicht in der
Weise verwendet wurde, dass es bei t, % und •/. an die Stelle
des geraden Striches getreten ist. Es genügt, auf diese ver
schiedenen Möglichkeiten und somit darauf hinzuweisen, dass
die von dem Schrifterfinder angedeuteten Hilfsmittel völlig aus
reichend waren, um seinen Reformplan auch in den Theilen,
über die uns ein urkundliches Zeugniss nicht vorliegt, voll
ständig zu verwirklichen. Auf Herrn Gitlbauer’s Enneaden-
Construction, auf die in der erhaltenen Partie der Urkunde
nicht das Mindeste hinweist, und bei der die wesentlichsten
Bestimmungen, nämlich die Angabe der verschiedenen Rich
tungen des oberen und unteren Schrägstrichs unausgesprochen
geblieben wären, näher einzugehen, sehen wir uns nicht ver
anlasst. Dass seine Reconstruction der Vocalzeichen jeder ur
kundlichen Grundlage entbehrt, haben wir bereits zur Genüge
dargelegt. Auf eine kritische Erörterung derselben dürfen wir
verzichten. Unser eigener erster Versuch, den auf dieses Ge
biet bezüglichen, fast hoffnungslos verstümmelten Theil der
Inschrift mit einiger Wahrscheinlichkeit wiederherzustellen, kann
gewiss nicht als ein vollständig gelungener gelten. Insbesondere
thaten wir Unrecht, hierbei den Schrägstrich zu verwenden
und uns hierdurch von vornherein der Möglichkeit zu berauben,
dieses. wichtige Hilfsmittel der Reconstruction der Consonanten-
zeichen dienstbar zu machen. Doch haben wir über das Proble
matische dieser Ergebnisse niemals einen Zweifel bestehen
Neue lieraerkungen über den ältesten Entwurf einer griechischen Kurzschrift. 13
lassen (vgl. S. 22). Weit wichtiger als das Gelingen dieses
Wagnisses war uns die Ermittlung der Grundsätze, die den
Schrifterfinder hier geleitet haben, und in diesem Punkte dürfen
wir auch noch heute an den damals erzielten Ergebnissen fest-
halten. Daraus, dass er T auf 1 folgen lässt, haben wir ge
schlossen und durften wir mit gutem Rechte schliessen, dass
der Schriftreformator auch hier mit dem historischen Alphabet
im Streite lag, dass er ein durchaus rationeller Alphabetiker
war, der nicht nur die Zeichen, sondern auch die Reihenfolge
der Vocale neuzugestalten unternahm. Und da ferner die Folge
t—u den Schluss der sogenannten natürlichen Vocalreihe
bildet, so waren wir auch in unserem guten Rechte, eben die
Vocalreihe als das taktische Princip des Reformators anzu
sehen. Nicht minder berechtigt war endlich der Schluss, dass
die graphische Reform hier im engsten Zusammenhänge mit
der taktischen Neuerung stand; denn wie anders wäre es zu
erklären, dass inmitten der mit lapidarer Kürze gegebenen
Anweisungen zur Bildung der Vocalzeichen die Reihenfolge
derselben durch die Worte t'o Ss Ttep-xtov xm swv^evtwv T aus
drücklich hervorgehoben wird ? Und dazu stimmen gar wohl,
wie wir meinen, die unmittelbar darauffolgenden, sicher her
gestellten Worte rpia [j.sv lipbc tr)v op0r)v 'iysi (mag nun v.epa
oder auch crpeia gefolgt sein) Z. 5/6. Nicht minder glaube ich
daran festhalten zu dürfen, dass der hier und Z. 12 genannte
einfache Verticalstrich, die op0i) sc. ypcx.[i.[i;r h das Grundelement
der Vocalbezeichnung abgab und somit den Ausgangspunkt
der Vocalreihe, nämlich o, bezeichnen sollte. Der gegen diese
Aufstellung von Herrn Gitlbauer erhobene Einwurf, dass da
durch ,das Kurzschriftsystem mit der Mnemonik in ConflicF
gebracht würde (S. 7), entbehrt unseres Erachtens jeder Be
gründung. Haben wir doch keinen Grund, anzunehmen, dass
der radicale Schrifterfinder mnemonische Hilfen für den Er
lernenden anderswo suchte als innerhalb der auf phonetischen
Grundlagen ruhenden Anordnung seines Systems. Den neuen
Wein in die alten Schläuche zu giessen, ein Flickwerk von
historischer und rationeller Alphabetik zu schaffen, dies lag ihm,
soweit die erhaltenen Ueberreste einen Schluss auf das Verlorene
gestatten, vollständig ferne. Ebenso gleichgiltig lässt mich der von
manchen Kurzschriftlern gegen meinen Reconstructionsversuch
14
XIII. Abhandlung: Gompcrz.
vorgebrachte Einwand, es fehle dem Systeme an ,Schreibflüchtig
keit'. Denn einmal kennen wir, wie schon oben bemerkt ward,
in diesem Betracht ganz und gar nicht die Absichten des
Schrifterfinders. Es ist eben nur eine unter mehreren Möglich
keiten, dass seine Erfindung einen Behelf der Schnellschrift
liefern sollte. Und selbst wenn dieser Zweck so unumstösslich
feststünde, wie er zweifelhaft ist, was gäbe uns das Recht,
vorauszusetzen, dass derjenige, der in so früher Zeit und wahr
scheinlich als der Erste solch einen Zweck ins Auge gefasst
hat, nunmehr auch sofort die seiner Erreichung dienlichsten
Mittel ersonnen hat? Nicht ein System von idealer Vollkommen
heit, sondern einen ersten tastenden Versuch auf dem Wege,
der allmälig und stufenweise zu dieser führen kann, hätten
wir auch in diesem Falle aller Wahrscheinlichkeit nach zu er
warten. Jedenfalls liegt es uns aber ob, den in der Urkunde
enthaltenen Weisungen zu folgen, nicht aber diese auf Grund
irgendwelcher vorgefasster Meinungen zu vergewaltigen.
Ich will von dem Gegenstände nicht scheiden, ohne einen
Irrthum zu berichtigen, der ohne mein Verschulden in meiner
früheren Abhandlung Raum gefunden hat. Die zwei schlagend
sten unter den Parallelen, die ich für das athenische Schrift
system anzuführen in der Lage war, bilden die mittelalterliche
Schrifterfindung des Johann von Tilbury und die moderne, die
eine Wiener Dame unter dem Pseudonym Lady Sophie Scott
veröffentlicht hat. Die erstere war mir durch eine Mittheilung
Valentin Rose’s im 8. Bande der Zeitschrift ,Hermes' und durch
Zeibig’s ,Geschichte und Literatur der Geschwindschreibekunst',
Dresden 1878 bekannt geworden. Da nun bei Zeibig Ab
bildungen der von dem englischen Mönche gebrauchten Schrift
zeichen sich vorfinden, Rose’s Aufsatz aber diese nicht enthält,
so nahm ich an, dass bei Zeibig ein ,Reconstructionsversuch'
jener ars notaria vorliege. Ich bin seither durch eine freundliche
Zuschrift des Herrn Dr. G. Michaelis (Berlin, 9. Januar 1885)
darüber belehrt worden, dass meine Folgerung eine irrige war.
,Heute habe ich' — so lautet jene an einen früheren Brief
anknüpfende Mittheilung — ,Herrn Dr. Rose gesprochen; die
Zeichen der Tilbury’schen Schrift sind von ihm aus den Manu-
scripten genommenem ,Hermes'VIIIsind sie nicht veröffentlicht,
weil Dr. Rose eine ausführlichere Publication beabsichtigte, die
Neue Bemerkungen iVbor den ältesten Entwurf einer griechischen Kurzschrift. lö
indess nicht zu Stande gekommen ist; er hat mir die Zeichen
zuerst mitgetlieilt, und erst später sind sie dann den Herren
des sächsischen Institutes (nämlicli des königlichen stenographi
schen Institutes zu Dresden) bekannt geworden. Ich finde auch
nirgends, dass Zeibig sich selbst eine Reconstruction der Zeichen
zugeschrieben hätte.' Somit erwächst auch der Detailausführung
jener hochinteressanten Schrifterfindung die volle urkundliche
Gewähr, die wir ihr bisher zuzusprechen nicht in der Lage
waren.
BIBL ÖAW