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VI. Abhandlung: Siegel.
Der Sachsenspiegel III, 41 konnte daher die beiden Bindemittel
neben einander stellen und sagen §. 2: svat die man sveret oder 1
entruwen lovet. sinen lief mede to verstene oder sin ghesunt
und §. 3: let er in sweren oder in truwen ime geloven. Als
Beispiele für die Wahl des Eides zur Sicherung eines Ver
sprechens aber mögen folgende Fälle dienen.
6. Jahrhundert. Als ein Herr Rauching die Auslieferung
von zwei Eigenleuten verlangte, welche ohne den Willen
ihres Herrn geheiratet und in den Schutz der Kirche sich ge
flüchtet hatten, verweigerte ihm der Priester die Herausgabe:
nisi ut fidem facias de permanente eorum coniunctione, similiter
et, ut de omni poena corporali liberi permaneant, repromittas.
At ille, fährt der Erzähler fort, posuit manus suas super altare
cum juramento dicens, quia nunquam erunt a me separandi,
sed potius ego faciam, ut in liac coniunctione permaneant. 2
587. Nachdem zu Andlau zwischen den Königen Guntram
und Childebert II. ein Vertrag 1 geschlossen und aufgezeichnet
worden war: His omnibus definitis jurant partes . . se omnia,
quae superius scripta sunt, . . inviolabiliter servaturos. 3
805. De conspirationibus vero, sagt das Capitulare aus
dem genannten Jahre c. 10, quicunque facere praesumserit
et sacramento quamcunque conspirationem tirmaverint. 4
Herr wer ez nicht ewer spot,
Ich tet ez Jo sam mer got.
Der Beiname wird zum ersten Male von dem Auctarium Vindobonense
ad a. 1155 aus dem 14. Jahrhundert (M. G. S. IX, 723): dicto Joch so
mir got, dann von der historia fundationis Mellicensis aus der Mitte
des genannten Jahrhunderts (Pez I, 300‘): dictus Jochsamergot, endlich
von Ebendorfer f 1467, Chronicon Austriacum (Pez II, 709' D) mit der
Erklärung seiner Entstehung: ex solito suo proverbio Ja so mir Gott
Henricus Jasomergott appellatur, bezeugt. Diese Nachweise verdanke
ich meinem verehrten Collegen Ritter von Zeissberg.
1 Ilomeyer setzt ,unde‘, was immerhin einen Sinn hätte (vgl. unten S. 39ff.),
aber bei dem Wortlaut des Deutschenspiegels c. 276, ferner bei dem
,oder‘ im §. 3 des Rechtsbuches selbst und endlich bei der zahlreichen
handschriftlichen Ueberlieferung von oder für ,unde‘ (s. Homeyer, S. 332,
Note 14) wohl nicht richtig ist. Auch das Rechtsbuch der Distinctionen
IV, 41 d. 3 hat: oder.
2 Gregor’s von Tours Historia Francorum (ed. Bouquet II) V c. 3.
3 Gregor’s von Tours Historia Francorum IX c. 20.
4 Monumenta Germ. leg. I, S. 133.