4 Seidl. cliäer angehörig geschrieben und gedeutet worden. Freiherr Hammer- Purgstall gibt zuerst Kunde von den drei Werken Herrn Mignard s, lässt das von diesem beschriebene Kästchen ganz zur Seite, gibt aber die Beschreibung des anderen in Toscana gefundenen um so umständ licher, als das Memoire sur les deux coffrets de Ms. le Duc de Blacas nie in den Buchhandel gekommen. Die Sculpturen der Ba- phometischen Denkmale des k. k. Antiken-Cabinetes sind offenbar ophitisch; die des Templerischen Kästchens von Voulaine mani- chäiscb. Ob die Geheimlebre der Templer die der Ophiten oder die der Manichäer gewesen, ist für ihre Schuld vollkommen gleichgültig. Auf der arabischen Inschrift des Kästchens von Toscana ist Baphe Mete zu lesen, zwei Wörter, die auf arabisch eben so wenig anders gelesen werden können oder etwas anderes bedeuten als das lateini sche cantate dasauf dem anderen Kästchen mit arabischen Buchstaben zu lesen ist. Das Distichon eines arabischen Dichters an die Kreuz fahrer gerichtet, redet die Templer, welche wie behannt die Welt verachten und den Trunk liebten, als Schlangenbrüder und Trinker an: „Die Schlangenbrüder sind’s, die zweifeln an der Welt, „Seitdem sie mit der Brust im Staub zum Trank gefallt.“ Über den Dolichenus - Cult. Von dem w. M., Hrn. Custos Seidl. (Mit VI lithographirten Tafeln.) Mit dem Unglauben geht der Aberglaube Hand in Hand. Beide aber sind ünläugbare Kennzeichen der im Organismus eines Staats körpers vorgeschrittenen Zersetzung. Wo die Grundfesten des Rechtes erschüttert sind, wo der moralische Standpunct verrückt worden, wo Be griffsverwirrung in socialer und politischer Beziehung eingetreten ist, da erfährt auch der religiöse Cult Störungen, und umgekehrt lässt sich von solchen mit Zuverlässigkeit ein Rückschluss auf die erwähnten Ursachen tliun. Diese Wechselwirkung hat sich nie verläugnet. Das römische Grossreich gibt hiefür das sprechendste Zeugniss. Das Hei denthum hatte sich überlebt; morsch in seinen Institutionen gewährte es dem Volke keinen sicheren Haltpunct mehr. Zuerst entstand Indif ferentismus, dann förmliche Spottsucht in religiösen Dingen ; endlich machte sich das Bedürfnis nach etwas Höherem im Leben wieder