Die Menandersentenzen in der altkirchenslayisclien Uebersetzung. V. Jagic, wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. Wer die altkirchenslavische Literatur philologisch und nicht blos sprachlich in den Kreis seiner wissenschaftlichen Forschungen zieht, wird hoch erfreut sein, wenn es ihm un erwartet glückt, auf einen Inhalt zu stossen, der ausnahmsweise nicht den üblichen, ausschliesslich kirchlichen Charakter trägt. In der Regel hat man ja nur mit Uebersetzungen von Bibel texten, liturgischen Werken, Homilien und Heiligenlegenden zu thun. Daher auch die am besten entsprechende Benennung dieser Literatur als altkirchenslavisclie. Selbst die von dem eigentlichen kirchlichen Gebrauch weit abstehenden Apokiyphen- texte gehören endlich und letztlich dennoch in das Bereich der Kirchenliteratur. Zu den wenig zahlreichen Ausnahmen histo rischen oder romantischen Inhaltes (z. B. Georgius Hamartolus, Johannes von Antiochien, Manasses; Trojanische Sage, Ale xanderroman) gesellen sich seit neuester Zeit als ein schwacher Ersatz für den gänzlichen Mangel an Werken philosophischen Inhalts (wenn man von der Uebersetzung der v.uyd'AMx ®iXoffo®iy.d des Johannes von Damaskos absieht) einige Uebersetzungen aus der Gnomenliteratur, die uns einerseits die rvüjj.at p.ovösir/oi, anderseits die verschiedenen Bruchstücke der Florilegien und zuletzt die sogenannte Melissa bieten. Ich will hier die Uebersetzung der rvöSpi.o:'. jj.ovörci-/si, d. h. der sogenannten Menandersentenzen, zur Sprache bringen. Die Florilegien bleiben einer zweiten Abhandlung Vorbehalten. Die Abhandlung zerfällt naturgemäss in drei Capitel. Im ersten SiUungsber. d. pMl.-hUt. CI. CXXVI. Bd. 7. Abh. 1