76 VIII. Abhandlung: Ott. (sic) episcopus, dessen die Handschrift des Prager Domcapitels erwähnt, ist wohl Bruno von Hildesheim (1153—1161) zu ver- muthen. 1 Schliesslich weisen auch die Handschriften auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Wiener Handschrift, welche nach dem fachkundigen Urtheile Denis’ 2 den Schriftcharakter des 13. Jahrhunderts zeigt, enthält ausser der R. E. insgesammt Bestandtheile, deren Ursprung nicht später als in das 12. Jahr hundert fällt; nämlich zwei Briefe, und zwar des Conrad, Mark grafen von Montferrat, an Bela, König von Ungarn 1188, ferner des Boemund III., Fürsten von Antiochien, 1188; einen Planctus elegiacus de captis ab Saladino Hierosolymis vor 1190; sodann eine Schrift des Anselm von Canterbury (f 1109); weiters Miracula St. Thomae (Becket) trucidati (1170), deren Schluss lautet: ,horum omnium testis sum in hoc, quod vidi', somit von einem Zeitgenossen herrühren muss; endlich eine: Nova editio passionis XI millium virginum, aus deren Vorrede hervor geht, dass sie 1168 verfasst sei. Gewiss gibt die Zusammen setzung der Handschrift aus den gedachten Bestandtheilen der aus dem Appellationsformular abgeleiteten Folgerung eine ver lässliche Stütze. Die übrigen Manuscripte entbehren leider näherer Anhalts punkte zur Bestimmung der Entstehungszeit der R. E. und mag nur bemerkt werden, dass Rockinger 3 die Münchner ins 12. Säculum verweist. Wichtig wäre es wohl, genau constatiren zu können, wann das Prager Domcapitel in den Besitz seines Manuscripts gelangt ist; doch lässt sich leider nur sicherstellen, dass dies bereits im Laufe des 13. Jahrhunderts eingetreten sein dürfte. Dafür spricht die Aufnahme des Einganges der R. E. als Arenga in eine Urkunde unter dem Prager Bischöfe Tobias (f 1290) zeuge des dem genannten Capitel gehörigen Formelbuches mit den Incipit: gloriosum est cuilibet christiano, si affligitur. 4 1 Gams, loc. cit., S. 281. 2 Codices MS. theol. bibl. Palat. I, 2, 32. 3 Formelbilcher, S. 39. 4 Fol. 10; vgl. hierüber des Verfassers Recept. Gesell., S. 107.