Studien zur vergleichenden Culturgeschiclite. 73 verbreitet sind, pflegt man noch immer dieselbe Methode der Deutung der Träume a contrario zur Anwendung zu bringen. So glaubt man, das Abbrennen des Hauses im Traume bedeute Glück, Weinen im Traume zeige auf Freude u. dgl. m. Es wäre ein vergebliches Bemühen, alle diese Wider sprüche aufklären und die Arbeit des menschlichen Geistes in all die venvickelten Irrgänge des Aberglaubens verfolgen zu wollen, um den ursprünglichen Grund dieser Albernheiten zu erforschen. Bei den Arabern können wir nur eines mit Sicherheit nachweisen: nämlich, dass die symbolische Erklärung die ursprüngliche ist und dass jene a contrario die spätere, wahrscheinlich fremdländische ist. Es scheint, dass die Schrift des Artemidoros über die Träume, mit welcher die Araber durch Uebersetzungen bekannt wurden, hiefür die Quelle ist. Auch persische Traumbücher mögen mitgeholfen haben; wenig stens das Buch des Persers Gämäsp über die Traumdeutung scheint fast ebenso grosses Ansehen genossen zu haben wie die Schrift des Artemidoros, 1 von welcher wir arabische Aus züge daraus finden, die mit dem griechischen Texte sehr gut übereinstimmen. 2 All diese verschiedenen Zeichen zu deuten, besonders jene, deren Yerständniss schwieriger war, wie dies bei Träumen oft der Pall sein musste, war Aufgabe erfahrener Männer. Diese mussten wohl zunächst in jener Classe gefunden werden, die für besonders berufen galt, die Zukunft zu erforschen, sei es, dass sie sich durch näheren Verkehr mit den Göttern aus zeichnete, sei es durch grössere Erfahrung in den überirdischen Dingen. Hiezu waren also an erster Stelle die Kähins, die Priester der verschiedenen Götter, berufen. Der arabische Kähin ist das Urbild des späteren hebräischen Koben. 3 In der 1 Vgl. Filirist ed. Flügel S. 25:>. Vgl. Z. d. D. 7ü. Ge«. XVII, S. 227: über die Literatur der Oneirokritik. 2 So bei Damyry (Hajat olhaiwän, Artikel: chöffas): der arabische Text lautet: (Die Fledermaus) .... Artemidoros sagt: sieht man sie im Traume, so bedeutet das Stillstand der Geschäfte u. s. w. Vgl. Artem. III, 45. Ebenso stimmen Artem. III, 11 und Dam. II, 423, Artikel: horr, dann Dam. II, 100, Artikel: täwus, und Artem. IV, 56, dann Artem. II, 20 und Dam. I, 261, Artikel: hida’ah. 3 Die beiden Wörter sind identisch und ursprünglich bedeuteten sie gewiss auch dasselbe: den Fetischmann, Geisterbeschwörer und Wahrsager.