2 VI. Abhandlung: v. Hartei. nehmen. Wir waren aber bemüht, das hinterlassene Werk, so weit dies möglich war, unverändert zum Druck zu bringen, wenn gleich hie und da stärkere Eingriffe nicht ganz zu vermeiden waren. Diese trafen weniger die Stellen des Textes, wo die Entscheidung von der Wahl zwischen den Lesarten des Ago- bardinus (= A), der editio princeps des Gangneius (= B) und ihrer Randbemerkungen (= Bmg) oder etwa des Codex Cle- mentis (= C) abhängt; in den meisten Fällen dieser Art Hessen die von Reifferscheid in den kleinen Oehler’schen Text ein getragenen Lesarten und die Anordnung der adnotatio critica keinen Zweifel über das, was er selbst für richtig gehalten hatte. Aber wo Uber die Ueberlieferung hinauszugehen und nur durch Conjectur zu helfen war, da zeigten oft mehrere mit Fragezeichen vermerkte Versuche, dass er seine Entscliei- düng weiterer Ueberlegung Vorbehalten hatte. Wie das bei einem Autor wie Tertullian und einer Arbeit der Art natürlich ist, hatten zahlreichere Bemerkungen zu schwierigen Ausdrücken oder selteneren Constructionen nur die vorläufige Bedeutung, zu erinnern, dass eine Stelle dunkel sei oder eine Verderbniss vorliegen könne, indem von dem Fortgang der Untersuchung Aufklärung erwartet wurde. Es erwuchs bei der Herausgabe daraus die Pflicht, von solchen Vorschlägen und Bemerkungen nur eine Auswahl mitzutheilen und wohl auch selbst zu ver suchen, Manches ins Reine zu bringen. Indem wir uns aber in Bezug auf den Text die grösste Zurückhaltung auferlegten, setzten wir in die adnotatio critica manche eigene Conjectur, die wir damit weiterer Erwägung empfehlen wollten. In dieser Richtung wird also wohl im Sinne Reifferscheid’s das Meiste geordnet sein. Auf die Vorzüge, welche die Aus gabe gewonnen hätte, wenn es ihm gegönnt gewesen wäre, die letzte Hand an sie zu legen, müssen wir verzichten. Möge die gelehrte Welt das in ihr anerkennen und schätzen, was uns bestimmte, dieses Vermächtniss des um unser Unternehmen so verdienten Forschers ohne weiteren Aufschub zu veröffentlichen, und die Ueberzeugung gewinnen, dass durch die genaue Mit theilung der Lesarten des Agobardinus und seiner Defecte der Kritik dieses schwierigen Textes die lang vermisste sichere Grundlage gegeben ist. Wie wenig man sich auf die Angaben früherer Herausgeber verlassen könne, hat Maximilian Kluss-