Julius Ficker. Zur Geschichte des Kurvereines von Rense. 673 
errungen hatten. Diese Ansicht widerlege sich aber leicht aus den 
Werken Smith’s über den Nationalreichthum, wo sehr viele Stellen 
anzeigen, wie sehr der Verfasser die gänzliche Veränderung der 
europäischen Zustände vorhersah, wenn überall der Grundsatz der 
freien Arbeit geltend gemacht werde. 
Vorgelegt: 
Zur Geschichte des Kurvereines zu Rense. 
Vom Hrn. Prof. Julius Ficker. 
Auf die Entwickelung der staatlichen Verhältnisse des deutschen 
Reichs mögen wenige Regierungen in ihren Folgen entscheidender 
eingewirkt haben, als die Ludwigs des Baiern. Dem freilich wird 
sie nur wenig bieten können, der zu geschichtlicher Beschäftigung 
greift, um sich zu erfrischen durch die Erinnerung an die grossen 
Tage der deutschen Nation, an mächtig waltende Könige, an Kaiser 
die die stolze Stellung an der Spitze abendländischer Christenheit, 
die ihnen das Recht zusprach, mit der Schärfe des Schwertes zu 
behaupten wussten; er wird sich abwenden von dem verwickelten, 
schwer zu überschauenden Getriebe einer Zeit in welcher die Regie 
rung des schon seiner Auflösung entgegengehenden Reichs in den 
Händen eines Herrschers lag, der sich überall schwankend und 
haltungslos erwies, nicht nur seiner eigenen Persönlichkeit nach, 
sondern haltungslos auch desshalb, weil er, nicht mehr ein König in 
der alten Bedeutung des Wortes und zu schwach, um auf eigenen 
Füssen stehen zu können, sich vergebens nach einer zuverlässigen 
Stütze umsah, da auch um ihn alles schwankte, alles von augenblick 
lichen Impulsen, von nächstliegenden persönlichen Interessen bestimmt 
bald hierhin, bald dorthin getrieben wurde, kein Fürst dem Könige 
als solchen anhing, fast keiner ihm verbündet war, der ihm nicht 
auch zu anderer Zeit gegenüber gestanden hätte, da ausländischer 
Einfluss sich überall geltend machte, doppelt verwirrend bei solchem 
Treiben der Fürsten und doppelt gefährlich, weil er auch die Macht 
bei der sonst Selbstständigkeit und Stätigkeit der Politik am ent 
schiedensten ausgeprägt erschien, weil er die Kirchengewalt seinen 
Zwecken dienstbar zu machen wusste. Ein erfreuliches Bild bietet 
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