Seidl. Das alt-italische Schwergeld im k. k. Münz- und Antiken-Cabinette. 403 Das alt-italische Schicergeld im k. k. Münz- und Antiken - Cabinette. Von dem w. UI., Hrn. Cnstos Seidl. I. Unter die merkwürdigsten Gegenstände der antiken Numis matik gehört das alt-italische Schwergeld (Aes grave). Dasselbe hat daher auch den Forschungsgeist der Gelehrten jederzeit viel fach angeregt und beschäftigt. So sehr man jedoch über die ur sprüngliche Bedeutung und Geltung dieser sonderbaren, das Gepräge hohen Alterthumes unverkennbar an sich tragenden Münzstücke längst schon im Reinen zu sein glaubt, so lvenig war man bisher es noch in Hinsicht auf die verschiedenen Perioden denen sie ange hören mögen, auf ihre örtliche Zutheilung und auf ihr wechselsei tiges Verhältniss zu einander. Die beiden römischen Gelehrten Giuseppe Marchi und Pietro Tessieri, die Verfasser der Monographie: „L’Äes Grave del Museo Kircheriano. Roma, 1839“ waren die Ersten die es versuchten, in das bisherige Chaos von Muthmassungen und Voraussetzungen eine Art von System zu bringen und eine grössere Anzahl von derartigen Denkmälern zusammenzustellen, zu ordnen, zu beschreiben und zu erläutern. Als Grundlage zu ihrem Werke diente ihnen die sogenannte Kircher’sche Sammlung des Collegio Romano zu Rom, die, obwohl dazumal *) nicht mehr als 220 eigent liche Varietäten schweren Kupfergeldes enthaltend, dennoch hin reichende Gelegenheit darbot, um einen Gesichtspunct zu ermitteln, unter dem die hierher gehörigen Münzpartien anderer Cabinette sich auffassen und ausbeuten liessen. Die nähere Würdigung und sorgfältige Prüfung der von den beiden Jesuiten aufgestellten Behauptungen gab mehreren ausge zeichneten Gelehrten, wie Cavedoni, Lepsius, Grotefend u. a. Anlass, ihre zum Theil übereinstimmenden, zum Theil abweichenden Meinungen zu verlautbaren und durch ihre Erörterungen wenigstens so viel Licht auf diese dunkle Materie zu werfen, dass ein halt— *) Über die späteren Erwerbungen bis zum Jahre 1843 siehe die unten ange- führten Werke von Gennarelli, p. 22, 167, und von Mommsen, S. 272.