336 v. Sacken. Gelesen: Über die neuesten Funde zu Carnuntum besonders über die Reste eines Mithraeums und ein Militär-Diplom von Kaiser Trajan. Vom Freiherrn v. Sacken. (Mit IV Tafeln.) Ich habe im verflossenen Jahre über den Reichthum an Denk malen des römischen Alterthums, welche an der Stelle der römischen Stadt Carnuntum, 6 Meilen östlich von Wien an der Donau gele gen, zu Tage kamen, berichtet und versucht, aus der Geschichte der Stadt und den bisher gefundenen Objecten darzuthun, dass hier eine reiche Fundgrube von Denkmalen aus der Römerzeit sei, und dass einigermassen geordnete Ausgrabungen lohnende Resultate lie fern würden. Das heurige Jahr hat diese Ansicht gerechtfertiget, denn die gefundenen Gegenstände sind von hohem Interesse, und ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich sie einen wahren Gewinn für die Wissenschaft nenne. — Ich gebe hier die nähere Beschrei- bung und Erklärung derselben als Nachtrag zu meiner früheren Abhandlung (Sitzungsberichte der phil. hist. CI. IX. Rd. S. 662 ff.). Orte welche auf einmal durch Feinde zerstört wurden und dadurch als römische Colonien untergingen, bieten, wenn auch bei einem solchen Überfalle vieles zertrümmert und verwüstet wurde, doch in der Regel mehr Ausbeute, als solche die sich durch alle Zeiten forterhielten, weil da alles Vorhandene stets mit Sorgsamkeit gebraucht oder zu den, neuen Redürfnissen entsprechenden Zwecken umgearbeitet wurde, z. B. die Gebäude bis auf den Grund abgetragen und neu gebaut, Metallgegenstände eingeschmolzen, Utensilien bis zu ihrer gänzlichen Zerstörung gebraucht, während bei ersteren doch nicht alles zu Grunde gerichtet werden konnte, wenigstens die Fundamente der Bauwerke blieben, eine Masse von Objecten aber im Schutt begraben wurde. — Ohne Zweifel würden Nachgrabungen zu Carnunt eine ungemein reiche Ausbeute geben, die Grundmauern eines guten Theiles der Stadt Hessen sich noch biosiegen, im Cime- terium und Lagerraum müssen noch mancherlei Gegenstände von Belang verborgen sein. Es ist unbegreiflich, dass bei dieser Nähe