2 IV. Abhandlung: Dvorak. beliebt. Nicht so allgemein ist sie jedoch auf ihren höheren Stufen, wo sie in der Poesie entweder untergeordnet als ein Theil oder auch selbständig als Fabel, Parabel, Paramythie, allegorischer Roman, Epos (namentlich Thierepos) und Drama auftritt. Während wir sie im Indischen nicht nur in der Epik vertreten, 1 sondern auch dramatisirt 2 vorfinden und in China, allerdings unter fremdem Einflüsse, das auf dem phantasie reichen Glauben der Tao-ss'i, sowie einzelnen befremdlichen Glaubensartikeln der Buddhisten beruhende Zauberdrama mit seiner Vermenschlichung oder vielmehr Vergöttlichung der Blumen und anderem ihr angehört, 3 begegnen wir derselben bei den Semiten nur noch in den schönen Parabeln des Hebräi schen. Auch dem Araber kann zwar lebhafte Phantasie, diese erste Bedingung der Allegorie, nicht abgesprochen werden, wie die quantitativ wie qualitativ ausgebildete Tropik seiner Sprache beweist. Eine Allegorie in dem erwähnten Sinne des Wortes auf einheimischer Grundlage auszubilden, dazu brachten es die Araber ebenso wenig wie die übrigen Semiten. Einer solchen traten die beiden Grundzüge des semitischen Charakters, Sub- jectivität und Einfachheit, entgegen, welche zusammen den eigentlichen Grund der eigentümlichen Erscheinung bilden, dass die semitische Rasse eigentlich nicht mehr als zwei Arten der Poesie kannte, die parabolische, das hebräische bütlS, mit dem vollkommensten Typus derselben in den sogenannten salomonischen Büchern, und die lyrische, repräsentirt durch Psalmen im Hebräischen, Kaside im Arabischen. 4 Zwar finden wir auch den Araber für Apologe empfänglich, wie z. B. Salomos Gespräch mit der Ameise im Koran, Muhammeds Gespräch mit der Eidechse in der Legende, beweist. Ja nach Hammer begnügt sich der Araber nicht mit den prosaischen Gesprächen der Thiere in den Apologen, sondern glaubt, dass auch das Kameel und die Eidechse mit poetischem und rhetori schem Talente begabt Reden halten und Verse machen, wie solche von einem Kameel sogar in der Literaturgeschichte über- 1 Vgl. z. B. Bhagavadgitä (The sacred books of the east. VIII). 2 Vgl. Sehrödter, Indiens Literatur und Cultur 659—666. 3 R. v. Gottschall: Das Theater und Drama der Chinesen, S. 142 f. 4 Renan, Histoire generale etc. I, 10.