210 Neu wirtli. In Rücksicht auf die Einstellung des heiligen Benedict und des Erzengels Michael darf man wohl annehmen, dass die Handschrift für das Benedictinerkloster Michaelbeuern gefertigt wurde; es ist nicht unmöglich, dass sie von der Hand jenes Leonhardus stammt, in dem Filz 1 den Schreiber des Codex vermuthet. Jedenfalls war letzterer mit den bei Salzburger Miniatoren üblichen Typen vertraut, was der Aufbau des A auf fol. 2 a , die vor dem Christuskinde knieende Maria auf fol. 11» und die Gestalt des 'Herrn auf fol. 171 b gegenüber fol. 2 a und 58 a des Seitenstetten er Antipkonars, sowie die Anordnung der Bilder der Gewährsmänner des alten Testamentes um die Hauptdarstellung auf fol. 101 b im Vergleiche zur Rahmendecora tion auf fol. 114 b des Missales in St. Peter bekunden. Die Architekturformen auf fol. 115 a und 173 a stehen auf der Stufe des Dedicationsbildes im Nekrologium vom Nonnenberge, während die heilige Katharina auf fol. 128 a an die Gestalt dieser Heiligen auf einer im Münchner Nationalmuseum erhaltenen Tafel Salz burger Herkunft gemahnt. Der dunkelviolette golddurckwirkte Mantel und überhaupt die ganze Kleidung Maximins ist so liebevoll wie der silbergestickte Ornat des ersten Königs auf dem Altärchen aus dem Halleiner Bruderhause behandelt; doch ist im Ganzen die Gewandung nicht mehr einfach und edel, da Faltenhäufungen sich wiederholen. Auch die Köpfe ver lieren manches von dem sonst begegnenden, anziehenden Aus drucke; die Bewegungen sind öfters unnatürlich, Hände und Füsse schmal, aber nicht ohne Ausdruck behandelt. Der Hintergrund hält am farbigen, golddurchwirkten Teppiche fest, der auch im Seitenstettener Antiplionare in Verwendung steht. Die Initialenbehandlung strebt jedoch nur in dem prächtigen J auf fol. 93 a jener der eben genannten Handschrift nach. Der Farbenauftrag ist nicht mehr so zart und zugleich prächtig, bleibt aber frisch und kräftig; die Initialen werden mit Weiss, ausnahmsweise auf fol. 130 b auch mit Gold gehöht, das gleichem Zwecke auch bei der Gewandung Christi auf fol. 9 a des Krems- münsterer Psalteriums Cod.359 dient. Gegen das Seitenstettener, aus St. Peter stammende Antiphonar steht das Michaelbeuerner, welches nur wohlmeinender Localpatriotismus zu einer wahren 1 Filz, Geschichte von Michaelbeuern, II, S. 382.