Kant und Comte in ihrem Yerliältniss zur Metaphysik. 39 Schöngeist als jenseits der natürlichen Welt gelegenes pneuma tisches Wesen gedacht wurde, hingewiesen, und derselbe folge richtig als unwissenschaftlich aus der positiven Wissenschaft vom Menschen ausgewiesen wird, an dessen Stelle nunmehr jener der Organisation des Gehirns und der Mannigfaltigkeit der Organe des letzteren zu treten und die vormals ,Psychologie* genannte Wissenschaft nunmehr der ,Phrenologie* im Sinn der Schädellehre Gall’s und seiner Schule den Platz zu räumen habe. Statt einer Geschichte des Entwicklungsganges der ein zelnen Wissenschaften durch die normalmässigen Perioden des theologischen, metaphysischen und schliesslich positiven Zu standes hindurch, erhält der Leser eine Encyklopädie der posi tiven Wissenschaften selbst und wird, wie Schreiber dieses a. a. 0. zu bemerken sich veranlasst fand, das beklemmende Gefühl nicht los, dass dem Autor sein Buch unter den Händen zu etwas ganz anderem geworden sei, als er ursprünglich an- gekündigt hat. Schwerlich wird dieser Beweis des metaphysischen als eines blossen Durchgangsstadiums des Wissens für vollständig gelten dürfen. Die Behauptung der positiven Philosophie, dass Metaphysik als Wissenschaft kein positives Zeitalter vor sich, dagegen jede der positiven Wissenschaften ein metaphysisches hinter sich habe, fällt mit der Behauptung zusammen, dass der Rationalismus als solcher die unvermeidliche Vorstufe, da gegen der Empirismus allein die Stufe wirklicher Wissen schaft sei. Dieselbe kommt daher zwar mit dem vulgären Empirismus darin überein, dass ihr der Rationalismus als solcher kein Wissen, unterscheidet sich aber von jenem dadurch, dass ihr derselbe weder gleichgültig, noch verächtlich, sondern als unvermeidliche und unentbehrliche Vorbedingung und Geburts stätte zukünftigen wirklichen Wissens physiologisch und cultur- historisch bedeutungs- und werthvoll ist. Sowohl die Stellung Kant’s, wie diejenige Comte’s zur Metaphysik, jene von Seite des Rationalismus, diese von Seite des Empirismus stellt ein Compromiss zwischen beiden eingangs erwähnten entgegengesetzten Strömungen der Philosophie seit dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts dar. Das des Einen bezieht sich auf die Theilung der Gegenstände der bis dahin sogenannten Wissenschaft vom Seienden aus reiner Vernunft,