Kant und Corate in ihrem Verhältnis zur Metaphysik. 5 immer für einem Grunde unabhängig von dieser entstandener, ererbter und mitgebrachter Vorstellungsweisen, als ,Trug- und selbstgemachter Götzenbilder (Idole)' durch Bacon, kehrt in der Läugnung angeborner, d. i. vor aller Erfahrung und unabhängig von dieser vorhandener Ideen durch Locke wieder. Folge des ersteren ist, dass im Rationalismus von einer Erfahrungserkennt- niss im empirischen, im Empirismus von einer Erkenntniss durch reine Vernunft im Sinne reiner Vernunftwissenschaft nicht die Rede sein kann. Wie es vom Standpunkte der Vernunft als einziger Er- kenntnissquelle keine andere Wissenschaft als Vernunftwissen schaft, so kann es von dem entgegengesetzten der Erfahrung als einziger Erkenntnissquelle keine andere als Erfahrungs wissenschaft geben. Der geläufige Gegensatz rationaler und empirischer als einander ausschliessender Gattungen von Wissen schaften wird innerhalb des Gesichtskreises des Rationalismus zu einem solchen innerhalb des Gebietes der Vernunftwissen schaft selbst, während er innerhalb des Gesichtskreises des Empirismus zu bestehen überhaupt aufhört. Vernunft- und Er fahrungswissen stellen im Sinne des Rationalismus nicht zweierlei Wissen, sondern ein und dasselbe, das einzig mögliche Wissen, das Vernunftwissen in zwei verschiedenen Entwicklnngsstadien dar, so dass das sogenannte Erfahrungswissen die unvollkom mene, das im engeren Sinne sogenannte Vernunftwissen die vollkommene Form des einzig möglichen, d. i. des Wissens mittelst reiner Vernunft ausmacht. Im Sinne des Empirismus aber verhalten Vernunft- und Erfahrungswissen, von welchen das erste auf vom Denken fingirten, das letztere auf von aussen gegebenen Ideen beruht, sich wie Nichtwissen zu Wissen, Illusion zu Wahrheit, und der Gegensatz der einander aus- schliessensollenden Arten des Wissens hört auf, weil das eine Glied desselben aufgehört hat überhaupt eine Art des Wissens zu sein. Wie man sieht, ist die Aussicht, welche der Rationalismus den Erfahrungswissenschaften, günstiger, als diejenige, welche der Empirismus Wissenschaften mittelst reiner Vernunft eröffnet; jener lässt die empirischen Wissenschaften zwar als solche, deren Form noch unvollkommen, deren Vollendung erst in ihrer Um wandlung in reine Vernunftwissenschaften zu hoffen ist, aber