S Bericht über den zu Wien angenommenen ägyptischen Sarkophag. 107 Überdies war die Vierzahl dem Ägypter besonders heilig; aus dem unendlichen Urquell der Dinge flössen vier höchste Wesen: der Urgeist (Kneph) , die Urmaterie (Neith), die Urzeit (Sev) und der Urraum (Pasiht) — so dass diese so unzählige Male vorkommende Zeichen sowohl das Symbol dieser vier Urwesen, welche Emana tionen aus dem Einen Ersten und zugleich zusammen dasselbe bilden, so wie auch als Zeichen des Nil genommen werden kann; der Nil war nämlich dem Ägyptier so heilig, dass er ihn, nach Cicero, nicht zu nennen wagte. Aber auch bloss als Zeichen der Festigkeit hat es fast den nämlichen Sinn — als blosser Buchstabe, als Lautzeichen schrieb Jehova dasselbe an die Häuser der Juden in Ägypten in denen die Erstgebornen gerettet wurden, wovon, beiläufig gesagt, eine vortreff liche Darstellung auf dem vier und dreissigsten Blatte des Antipen- diums in Klosterneuburg erscheint. Die Lustral-Gefässe (?), die Schlüssel des göttlichen Lebens (?), die hier nur einmal Vorkommen, wiederholen sich auf dem Londoner Sarkophage mit dem Namensringe des Amyrtaeus, aus dem fünften Jahrhundert v. Ch. G., am oberen Rande desselben unzählige Male. Der Ägypter dachte sich, dass die Seele des Verstorbenen diese ernst aber prächtig ausgeschmückte Behausung von pflegenden Gottheiten und Genien beschützt, von denen ich Ihnen eine kleine Beschreibung mit Skizzen und Zeichnungen vorlegte, verlasse, um ihre Wanderung zu beginnen. Diese Idee war nur bei den Ägyptern heimisch und von ihnen sehr ausgebildet. Ich glaube, dass die Auferstehung der Seele durch die Aussen- seiten des ganzen Sarges ausgedrückt wurde. Am Äussern der Kopf seite schwebt über die Mumie, zu deren Füssen auf beiden Seiten eine Uraeus-Schlange, ein Stern herab, rechts und links dieser Vor stellung halten Hände von Gestalten, deren Köpfe allein auf dem Boden des Sarges sichtbar sind, Figuren empor welche Lebenswasser aus giessen, ähnlich den Gestalten welche im Lebensbaume stehend die knieende Creatur mit Trank erquicken. Diese Vorstellung ist auch, künstlerisch genommen, eine ungemein schöne Composition, welche sich, von Reihen Hieroglyphen umgeben , wie in einer Tempel-Halle befindet!). l ) Taf - VI, von Herrn A. Schindler,