674 Werner. diese Einschränkung dient jedoch als Mittel zur Darstellung des höchsten Schönen, in dessen geistiger Veranschaulichnng selbst das dem natürlichen Idealen widerstreitende und es auf hebende Hässliche und Abschreckende sich auf das Wirksamste verwerthen lässt. Die kunstbildende Thätigkeit erhebt sich hier von der Darstellung des in den particulären Constituenten des Weltganzen verwirklichten Schönen zu einer Veranschau lichung der alles Einzelne zusammenfassenden Ordnung dieses Ganzen, in welcher die den einzelnen Dingen und Existenzen anhaftenden Defecte und Privationen gemäss der durch die göttliche Weisheit festgestellten Legge del minimo mezzo zur Verwirklichung des höchsten Vollkommenheitsgrades des Ganzen beitragen müssen. Das idealiscli Schöne manifestirt sich hier im Gegensätze zum natürlichen Schönen als das Erhabene, in dessen Auffassung Rosmini sich mit seinem Freunde Tom- maseo Eins weiss, wenn dieser 1 in seiner Kritik des von Burke aufgestellten Begriffes vom Erhabenen darlegt, dass nicht die Privationen als solche (z. B. Schweigen, Einsamkeit, Finster niss, Leere, Tod) schon erhaben sind, sondern dass sie durch ihre Wirkung auf das menschliche Gemtith den Gedanken des Erhabenen hervorrufen, dessen eigentliches Object kein geringeres als Gott selbst ist. 2 Auch sonst begegnen sich Rosmini’s und Tommaseo’s Anschauungen über das Schöne; Tommaseo hebt gleich Rosmini die wesentliche innere Be ziehung des Schönen zum Wahren hervor, 3 und bezeichnet als das Grundwesen des Schönen die Einheit in der Mannig faltigkeit, die zuhöchst aus dem Durchgreifen der Macht dos Göttlichen im Endlichen zu erklären sei; 4 wie Rosmini sieht auch Tommaseo die Verisimiglianza als das rationale Ziel des 1 Del bello e del sublime, c. IG. — Diese zuerst in Mailand 1827 er schienene Schrift Tommaseo’s findet sich wiederabgedruckt in Tommaseo’s Pensieri della bellezza educatrice (Venedig, 1838). 5 II passagio del sentimento — bemerkt Tommaseo 1. c. — da una nega- zione a quel Tutto a cui ci trasporta 1’ idea sola dell’ Essore profonda- mente sentita — questo passagio, dico, 6 per se stesso sublime. 3 II bello 6 l’unione di piü veri compresi dall’ anima in un concetto. O. c., e. 2. — La bellezza non 6 solo la veste, mala pelle della verita. Studj filosofici (Venedig, 1840) II, p. 237. 4 La bellezza e un vestigio della forza infinita nel finito, cioe l’uno nel vario. Studj filos. II, p. 237.