166 Gomperz. scheint es, hat den uralten, schon in der Anführung bei Stobäus (Floril. 105, 63) erkennbaren Missverstand verschuldet: die minder gewöhnliche, aber durch eine Fülle von Beispielen auch bei Herodot gesicherte Verwendung von ,oüxoimit Bezug auf Folgendes (vgl. Stein zu I, 137), und die unerwartete Wen dung, mittelst welcher statt der Güter, deren der Glückliche theilhaft wird, die Uebel genannt werden, vor welchen er bewahrt bleibt, woran die zwei positiven Glücksfactoren, die Solon namhaft macht, nicht ohne eine kleine Unregelmässig keit sich anschliessen. Die ganze Stelle ist auch darum so interessant, weil sie wohl die älteste Anwendung der von J. St. Mill so genannten Differenz-Methode auf moralische Gegenstände enthält. Herodot will die damals viel verhandelte Frage über den relativen Werth der Lebensgüter (man vergleiche vor Allem die auffallend ähnliche Erörterung bei Euripides frg. 287) durch ein ideales Experi ment entscheiden. Auf der einen Seite steht der Reichthum, zur höchsten Potenz erhoben und von seinen natürlichen Con- sequenzen begleitet, aber losgelöst von allen sonstigen Glücks gütern ; auf der anderen Seite der Inbegriff der übrigen Glücks gaben: leibliche und geistige Integrität, Gesundheit, Schönheit, Kindersegen (nicht blos der quantitative) — und nun wird aus dieser Gegenüberstellung die Bilanz gezogen. In methodischer Beziehung mag man Platos, freilich ungleich geist- und lebens volleres Experiment mit dem unsichtbar machenden Ring des Gyges in der Republik vergleichen. Die der irrigen Auffassung des Zusammenhanges entstam mende Einschiebung eines oe lässt sich in unserem Texte, falls ich nicht irre, noch mehrmals nachweisen, am sichersten wohl VIII, 137 : I]crav yap x'o ttdXou -/.fiel cd xupavvi'Sec; xüv avOptoTtwv acOs- V££c , o'u p.ouvov 6 c-qp.05 • Y) [Sb] vuvy] xou ßasi\ioq auxr; xd cnxix G<pi Ixecce. Stein hat hier durch eine Umstellung helfen wollen, welche eine der hervorstechendsten Eigenthümlichkeiten des herodoteischen Sprachgebrauchs einfach wegwischt: die Voran stellung des begründenden Nebensatzes, gleichviel ob der Haupt satz mit einem xou', 3s oder dXXd an das frühere angeknüpft wollte, wie seine Andeutung Acta monac. I, 98—99 lehrt, xctux« auf das folgende beziehen •, doch hat er diese Auffassung weder begründet noch in ihre Consequenzen verfolgt.)