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Tupefcz.
Aber so selbstsüchtige Beweggründe waren nur schleck
geeignet, clem Kaiser eine Massregel zu empfehlen, welche
nach dem Urtheile vieler und einsichtiger Männer von grosser
Gefahren begleitet war; die Gegner der Restitutionen hätten
ja antworten können, dass in dieser Frage nicht der Vortheil
der kaiserlichen Räthe, sondern der des Kaisers den Ausschlag
geben müsse. Aber jene beutelustigen Rathgeber wussten sich
zu helfen; sie machten den Kaiser selbst zum Genossen und
gewissermassen zum Mitschuldigen ihrer Habgier, sie stellten
sich, als ob sie in erster Reihe die Bereicherung des Monarchen,
die Erlangung einer passenden Versorgung für den noch minder
jährigen Sohn desselben, Erzherzog Leopold Wilhelm, im Sinne
hätten. Indem sie so die väterlichen Gefühle des Kaisers für
sich gewannen, hatten sie natürlich auch den eigenen Vortheil
aufs Beste bedacht; es konnte nicht fehlen, dass der Kaiser
für so erspriessliche Rathschläge sich dankbar zu erweisen
suchte, und man war bereit, ihn seinerzeit aufmerksam zu
machen, welche Aemter und Pfründen, Güter und Einkünfte, als
geeignete Belohnung anzusehen wären. Man säumte daher
auch nicht, im Namen des kaiserlichen Prinzen tüchtig zuzu
greifen ; alle die grossen norddeutschen Stifter: Bremen, Verden,
Minden, Halberstadt und Magdeburg sollten ihm zu Theil
werden. Zusammengenommen stellten diese Stifter ein Gebiet
dar, grösser als dasjenige, welches irgend einer der drei geist
lichen Kurfürsten sein eigen nannte, und nicht viel kleiner als
dasjenige, über welches der Kurfürst von Sachsen gebot; den
Verlust eines der kleineren österreichischen Kronländer würde
es reichlich ersetzt haben. 1 Dazu kamen noch besondere
Graf Wolf von Mansfeld, scheint hauptsächlich darum die Restitutions
pläne befürwortet zu haben, weil er Statthalter im Erzbisthum Magde
burg werden wollte; Waldstein äussert sich darüber wiederholt in sehr
gehässiger Weise: ,Aus dem Reich, 1 schreibt er an Colalto am 10.
1628 (Chlumecky, Reg., Anhang S. 76), ,hat man geschrieben weg« 1
des von Mansfeld, dass der Wolf ankommen ist, wehre sehr hungengi
griffe mit beiden Händen zu“; und am 26. Januar 1629 (?): ,Ich merke,
dass der Graf den Beichtvater hat eingenommen und ihm von Ketoi
maeion in den Stiftern eingebühlet“ (ebenda, S. 243).
1 Bischof von Passau und Strassbung war Erzherzog Leopold Wilhelm
bereits; auch eine Abtei, das alte und reiche Hersfeld sollte ihm zugewendet
werden.